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Arbeitslosengeld II
Michael Baczko
9. Auflage
2
Inhalt
Stichwortverzeichnis 141
4
Vorwort
Zum 1. Januar 2005 wurde die Arbeitslosenhilfe abgeschafft
und für alle in der BRD Lebenden zwischen 15 und 65 Jahren
eine neue Grundsicherung, das SGB II (Grundsicherung für
Arbeitsuchende), eingeführt. Jeder, ob er nun arbeitslos, als
Arbeitnehmer beschäftigt oder selbstständig ist, erhält, wenn
er hilfebedürftig ist, Leistungen des Staates, damit das Exis
tenzminimum gesichert ist.
In diesem TaschenGuide, der nun in einer neu überarbeiteten
Auflage vorliegt, wurde der Gesetzesstand zum 1. April 2011
auf Basis des Vorabtextes des Gesetzesentwurfes (23. Februar
2011) und dem Beschluss des Bundestages vom 25. Februar
2011 verarbeitet. (Das neu verabschiedete Gesetz lag bei
Redaktionsschluss noch nicht im Wortlaut vor.) Weiterhin
wurden die bisherigen Erkenntnisse aus der Rechtsprechung
und Praxis eingearbeitet, insbesondere die neuesten Urteile
des Bundessozialgerichts (zuletzt Februar 2011). Im Unter
schied zu den Informationen auf den Merkblättern der Bun
desagentur für Arbeit erhalten Sie konkretere Erläuterungen
und Hinweise.
Sie erfahren, wann und in welcher Form Sie den Antrag auf
Leistungen nach dem SGB II stellen müssen, mit welchen
Leistungen Sie rechnen dürfen und welche Bedingungen Sie
für diese Leistungen erfüllen müssen. Sie bekommen ausführ
liche Hinweise, wie und warum Sie ab sofort gegen jeden
ALGIIBescheid Widerspruch einlegen sollten.
Erlangen, im März 2011 Michael Baczko
5
Grundsätzliche Fragen
zum ALG II
Schon bevor Sie den Antrag auf ALG II ausfüllen, stellen sich
Ihnen jede Menge Fragen, auf die Sie auf den folgenden
Seiten Antworten finden:
Andere nicht erwerbsfähige Personen, die nicht auf Dauer voll erwerbsge
mindert sind, haben Anspruch auf Sozialhilfe, wenn sie bedürftig sind.
Beispiel
Ein unverheiratetes Kind, das zusammen mit seinen erwerbs
fähigen Eltern in einer Bedarfsgemeinschaft lebt, vollendet das
25. Lebensjahr. Dies hat zur Folge, dass das Kind nun eine eige
ne Bedarfsgemeinschaft bildet. Es gehört jedoch weiterhin zur
Haushaltsgemeinschaft der Eltern.
In einem Haushalt leben Vater, Mutter, Großvater und ein 17
Jahre altes Kind. Der Großvater erhält Rente und ist nicht
bedürftig. Die Kosten der Unterkunft betragen 400 Euro.
Der Großvater gehört der Haushaltsgemeinschaft, nicht aber der
Bedarfsgemeinschaft an. Der auf ihn entfallende Mietanteil von
100,00 Euro kann nicht im Rahmen der Grundsicherung für
Arbeitsuchende (ALG II) übernommen werden. Dieser Betrag ist
vom kommunalen Träger im Rahmen der Grundsicherung im
Alter zu zahlen.
Auf keinen Fall sollten Sie sich weigern, Arbeit anzunehmen bzw. Bewer
bungen zu schreiben, solange nicht amtlicherseits festgestellt worden ist,
dass Erwerbsunfähigkeit vorliegt. Verweigern Sie trotzdem die Arbeit,
kann das ALG II gekürzt oder vollkommen gestrichen werden (s. S. 37).
Haben Sie das 58. Lebensjahr vollendet, so kann eine Zustimmung zur
Ortsabwesenheit bis zu 17 Wochen im Kalenderjahr erteilt werden.
Kinder von Erwerbsfähigen oder Kinder des Partners ab dem 15. Lebens
jahr, die keine Schule besuchen oder keine Berufsausbildung machen oder
an berufsvorbereitenden Maßnahmen teilnehmen, haben keinen An
spruch auf Sozialgeld, sondern auf ALG II.
Teilnahme an Trainingsmaßnahmen;
Mobilitätshilfen;
Förderung Ihrer beruflichen Weiterbildung;
Förderung Ihrer Teilhabe am Arbeitsleben, wenn Sie behin
dert sind;
Eingliederungszuschüsse;
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen;
Arbeitsgelegenheiten;
Beschäftigung schaffende Infrastrukturmaßnahmen;
Vermittlungsgutscheine.
Darüber hinaus können Sie weitere Leistungen, auf die kein
Rechtsanspruch besteht, erhalten, wenn sie zu Ihrer Einglie
derung in das Erwerbsleben erforderlich sind. Dazu gehören
insbesondere die Betreuung minderjähriger oder behinderter
Kinder, die häusliche Pflege von Angehörigen, die Schuldner
und Suchtberatung, die psychosoziale Betreuung, das Ein
stiegsgeld und Leistungen nach dem Altersteilzeitgesetz.
Einstiegsgeld und sonstige Leistungen zur Eingliederung
können auch dann noch als Darlehen gefördert werden, wenn
die Hilfebedürftigkeit durch oder nach Aufnahme einer Be
schäftigung entfällt, dies wirtschaftlich erscheint und der Er
werbsfähige die Maßnahme voraussichtlich erfolgreich ab
schließen wird.
Lassen Sie nicht zu, dass die Mitarbeiter der Arbeitsagentur Sie abmelden,
wehren Sie sich dagegen! Das „Abmelden“ bei der Arbeitsagentur kann zu
schweren versicherungsrechtlichen Nachteilen in der Rentenversicherung
führen.
Eingliederungsvereinbarung abschließen
Ziel und Zweck der Eingliederungsvereinbarung soll zunächst
sein, dass ein persönlicher Ansprechpartner – der sog. Fall
manager – mit Ihnen Ihre Situation bespricht und nach einer
gründlichen Analyse in einer Eingliederungsvereinbarung
festlegt, was Sie unternehmen müssen, um Probleme zu
überwinden und eine neue Chance auf eine Beschäftigung zu
bekommen. Hier wird festgelegt, dass und wie Sie alle Mög
lichkeiten zur Beendigung und Verringerung Ihrer Hilfe
bedürftigkeit nutzen und aktiv an allen von der ARGE für
notwendig gehaltenen Maßnahmen mitwirken müssen.
Grundsätzlich soll in der Eingliederungsvereinbarung be
stimmt werden (§ 15 Abs. 1 SGB II),
welche Leistungen die oder der Erwerbsfähige zur Einglie
derung in Arbeit erhält,
welche Bemühungen erwerbsfähige Leistungsberechtigte
in welcher Häufigkeit zur Eingliederung in Arbeit mindes
tens unternehmen müssen und in welcher Form diese Be
mühungen nachzuweisen sind,
welche Leistungen Dritter, insbesondere Träger anderer
Sozialleistungen, erwerbsfähige Leistungsberechtigte zu
beantragen haben.
Welche Pflichten habe ich als Leistungsempfänger? 33
Soziale Betreuungsarbeiten in der Altenpflege und bei der Kin
derbetreuung sind gemeinnützig, da sie der Gesellschaft zugute
kommen. Sie sind zusätzlich, wenn sie nicht zu den Aufgaben
zählen, die die normalen Altenpflegekräfte und Erzieherinnen
leisten können.
zum dritten Mal Ihre Pflichten, wird Ihnen das ALG II ganz
gestrichen.
Bei Hilfebedürftigen unter 25 Jahren werden schon bei der
ersten Pflichtverletzung die Regelleistungen für mindestens
sechs Wochen völlig gestrichen und durch Sachleistungen
ersetzt.
Wird Ihnen das ALG II ganz gestrichen, kann der Träger unter
Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls die Minde
rung auf 60 % der Regelleistung begrenzen, wenn Sie sich
nachträglich bereit erklären, Ihren Pflichten nachzukommen.
Wird Ihnen das ALG II um mehr als 30 % gekürzt, kann der
zuständige Träger in angemessenem Umfang ergänzende
Sach oder geldwerte Leistungen – etwa in Form von Lebens
mittelgutscheinen – erbringen. Er soll dies tun, wenn Sie mit
minderjährigen Kindern in einer Bedarfsgemeinschaft leben.
Eine Kürzung erfolgt nicht, wenn Sie einen wichtigen Grund für Ihr Ver
halten nachweisen können. Sie müssen genaue Tatsachen vortragen und
nachweisen, die Sie berechtigen, Ihren Pflichten nicht nachzukommen.
Eine Kürzung darf jedoch nur erfolgen, wenn Sie vorher über
die Rechtsfolgen belehrt worden sind. Diese Belehrung muss
nicht schriftlich erfolgen. Ihnen soll jedoch in verständlicher
Form erläutert werden, welche unmittelbaren konkreten Aus
wirkungen eine Pflichtverletzung auf Ihren Leistungsan
spruch haben wird. Ob eine ordnungsgemäße Aufklärung
erfolgte, wird im Streitfall ggf. durch Anhörung des Sachbe
arbeiters entschieden.
Die oben genannten Sanktionen gelten entsprechend, wenn
Sie nach Vollendung Ihres 18. Lebensjahres bewusst Ihr
Einkommen oder Vermögen vermindert haben, um Leis
tungen nach dem SGB II zu erhalten,
Sie trotz Belehrung über die Kürzung Ihr unwirtschaftli
ches Verhalten fortsetzen (z. B. unverhältnismäßig hohe
Telefon oder Stromkosten, dadurch Gefährdung des Le
bensunterhalts, Schulden etc.),
Ihr Anspruch auf ALG I zu erlöschen droht oder erloschen
ist, weil die Agentur für Arbeit den Eintritt einer Sperrzeit
oder das Erlöschen des Anspruchs festgestellt hat,
Sie die Voraussetzungen für den Eintritt einer Sperrzeit
(etwa durch Kündigung des Arbeitsplatzes Ihrerseits oder
Nichtantritt einer vermittelten Stelle) erfüllt haben, die
das Ruhen oder Erlöschen des Anspruchs auf ALG I be
gründen.
40 Grundsätzliche Fragen zum ALG II
Regelbedarf je Partner
(90 % des Regelbedarfes von 364 Euro) = 2 × 328 Euro = 656 Euro
Sozialgeld Kind + 251 Euro
insgesamt 907 Euro
abzüglich Kindergeld – 164 Euro
Bedarf 743 Euro
Schritt 2:
Beziehen Sie oder Mitglieder Ihrer Bedarfsgemeinschaft Geld,
haben Sie also Einnahmen, so sind diese vermindert um Frei
beträge von Ihrem Bedarf abzuziehen. Ausgezahlt wird dann
der Unterschiedsbetrag.
Nicht alle Einnahmen, die Sie als Arbeitsuchender bzw. die
Personen, die mit Ihnen zusammenleben, erzielen, werden als
Einnahmen berücksichtigt. Außerdem werden von den Ein
nahmen, soweit diese aus Arbeitseinkommen oder einer
selbstständigen Tätigkeit erzielt werden, noch Freibeträge
abgezogen.
Soweit anderes Einkommen (z. B. Rente) bezogen wird,
können zumindest Freibeträge, z. B. für notwendige Versiche
rungen, berücksichtigt werden. Bei Renteneinkünften muss
zumindest ein Pauschalbetrag in Höhe von 30 Euro abgezo
gen werden.
Wegen der Nichtberücksichtigung gewisser Einnahmen und
aufgrund der Gewährung von Freibeträgen ist es durchaus
Wie errechnet sich mein Bedarf? 43
möglich, dass Sie unter dem Strich mehr Geld zur Verfügung
haben, als Ihrem Bedarf entspricht (s. S. 74 ff.).
Mehrbedarf
Zusätzlich erhalten Sie in bestimmten Fällen einen soge
nannten Mehrbedarf. Näheres können Sie nachfolgender
Tabelle entnehmen:
Sonstige Leistungen
Kommunale Eingliederungsleistungen (§ 16a SGB II)
Zur Verwirklichung einer ganzheitlichen und umfassenden
Betreuung und Unterstützung bei der Eingliederung in Arbeit
können die folgenden Leistungen, die für die Eingliederung
der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in das Erwerbsle
ben erforderlich sind, erbracht werden:
die Betreuung minderjähriger oder behinderter Kinder oder
die häusliche Pflege von Angehörigen,
die Schuldnerberatung,
die psychosoziale Betreuung,
die Suchtberatung.
Unterkunftskosten
Zu den Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts (Re
gelbedarf) und ggf. Zuschlag und Mehrbedarf kommen noch
die angemessenen Kosten für Unterkunft und Heizung sowie
die Kosten für die Warmwasserversorgung. Beim Einzug in
eine Wohnung kann neben den Unterkunftskosten Anspruch
auf Erstausstattung gegeben sein.
Zu den Kosten der Unterkunft gehören bei Hilfesuchenden
und den Mitgliedern der Bedarfsgemeinschaft, die zur Miete
wohnen, die tatsächlichen Miet und Nebenkosten, jedoch
ggf. nach einer Übergangszeit nur, soweit sie angemessen
sind. Auch laufende Leistungen für Heizung und Warmwasser
sind zu übernehmen.
Wohnen Sie in Ihrem eigenen Haus oder Ihrer eigenen Eigen
tumswohnung, gehören zu den Kosten der Unterkunft die
damit verbundenen Belastungen (z. B. Schuldzinsen für Hy
potheken, Grundsteuer und sonstige öffentliche Abgaben,
Wohngebäudeversicherung, Erbbauzins sowie Nebenkosten
wie bei Mietwohnungen, nicht berücksichtigt werden Til
gungsleistungen). Leistungen des SGB II dienen nicht der
Wie errechnet sich mein Bedarf? 49
Ist eine Wohnung von ihren Mietkosten her nach der sogenannten Pro
dukttheorie angemessen, so sind die angemessenen Heizkosten grund
sätzlich zu erstatten.
Umzugskosten
Werden Sie aufgefordert umzuziehen, können auf vorherigen
Antrag Wohnbeschaffungskosten, Mietkaution und Umzugs
hilfe übernommen werden.
56 Grundsätzliche Fragen zum ALG II
Erstausstattung
Ein Erstausstattungsbedarf kann auch beim Umzug von einer
Mietwohnung in eine andere entstehen, wenn ein Einrich
tungsgegenstand (hier: Küchenschränke) in der alten Woh
nung mitvermietet und deshalb bislang nicht angeschafft
worden war (Sozialgericht Hamburg, 24. Juni 2005, Az: S 62
AS 406/05 ER).
Geht bei einem Gericht eine Klage auf Räumung von Wohn
raum im Falle der Kündigung des Mietverhältnisses gegen Sie
als ALGIIEmpfänger ein, so erhält die ARGE vom Gericht
eine entsprechende Mitteilung. Dies ist damit begründet,
dass eine Kündigung wegen Zahlungsverzugs beim ersten
Mal unwirksam wird, wenn die Mietschulden spätestens im
Lauf des Gerichtsverfahrens gezahlt werden. Die ARGE kann in
solchen Fällen die Mietschulden übernehmen (als Darlehen).
Die Mitteilung unterbleibt, wenn die Nichtzahlung der Miete
nach dem Inhalt der Klageschrift offensichtlich nicht auf
Ihrer Zahlungsunfähigkeit beruht.
Schüler und Auszubildende, die nicht bei ihren Eltern woh
nen, können einen angemessenen Zuschuss zur ihren unge
deckten Kosten für Unterkunft und Heizung bekommen,
wenn sie einer der folgenden Personengruppen angehören:
SGB II § 22 b
(1) In der Satzung ist zu bestimmen
1. welche Wohnfläche entsprechend der Struktur des örtlichen Woh
nungsmarktes als angemessen anerkannt wird und
2. in welcher Höhe Aufwendungen für die Unterkunft als angemessen
anerkannt werden.
In der Satzung kann auch die Höhe des als angemessen anerkannten
Verbrauchswertes oder der als angemessen anerkannten Aufwendungen
für die Heizung bestimmt werden. Bei einer Bestimmung nach Satz 2 kann
sowohl eine Quadratmeterhöchstmiete als auch eine Gesamtangemessen
heitsgrenze unter Berücksichtigung der in den Sätzen 1 und 2 genannten
Werte gebildet werden. Um die Verhältnisse des einfachen Standards auf
dem örtlichen Wohnungsmarkt realitätsgerecht abzubilden, können die
Kreise und kreisfreien Städte ihr Gebiet in mehrere Vergleichsräume unter
teilen, für die sie jeweils eigene Angemessenheitswerte bestimmen.
Wie errechnet sich mein Bedarf? 61
(2) Der Satzung ist eine Begründung beizufügen. Darin ist darzulegen, wie
die Angemessenheit der Aufwendungen für Unterkunft und Heizung ermit
telt wird. Die Satzung ist mit ihrer Begründung ortsüblich bekannt zu
machen.
(3) In der Satzung soll für Personen mit einem besonderen Bedarf für
Unterkunft und Heizung eine Sonderregelung getroffen werden. Dies gilt
insbesondere für Personen, die einen erhöhten Raumbedarf haben wegen
1. einer Behinderung oder
2. der Ausübung ihres Umgangsrechts.
Sonstige Einkünfte
Beziehen Sie für minderjährige Kinder Kindergeld, so wird
dieses dem Kind als Einkommen zugeordnet, soweit es für die
Sicherung von dessen Lebensunterhalt benötigt wird. Ein
eventuell den Bedarf des Kindes übersteigender Betrag wird
hingegen Ihnen als Einkommen zugeordnet. Dies trifft jedoch
nur für das Kindergeld zu. Ist der Bedarf des Kindes durch
Unterhaltszahlungen, eigenes Einkommen des Kindes (Ausbil
dungsvergütung etc.) und Kindergeld gedeckt, so wird Ihnen
nur der Teil des Kindergeldes angerechnet, der den Bedarf des
Kindes überschreitet. Der Unterhalt und das eigene Einkom
men des Kindes verbleibt bei diesem.
Das Kindergeld für volljährige Kinder wird den Eltern bzw.
dem Elternteil als Einkommen zugeordnet. Wird jedoch
das Kindergeld direkt an das Kind ausgezahlt, so erfolgt
68 Grundsätzliche Fragen zum ALG II
– Hausgeld (§ 47 a. a. O.),
– Überbrückungsgeld (§ 51 a. a. O.),
– Haftkostenbeitrag (§ 50 a. a. O.) oder ggf. auch als
– Unterhaltsbeitrag (zur Erfüllung titulierter Unterhalts
ansprüche, § 49 a. a. O.)
verwendet bzw. in Anspruch genommen. Die Geldbeträge
bzw. die Bezüge stellen in diesen Fällen kein berücksichti
gungsfähiges Einkommen dar.
Das Überbrückungsgeld soll den Lebensunterhalt der ers
ten vier Wochen nach Haftende sichern. Es wird dem In
haftierten erst bei Haftende in einem Betrag ausgezahlt.
Es ist entweder als einmaliges Einkommen (wenn es im Be
darfszeitraum ausgezahlt wird) oder als Vermögen (wenn es
vor Antragstellung ausgezahlt wird) anzurechnen.
Während der Zeit des Grundwehrdienstes/Zivildienstes
werden dem Grundwehr/Zivildienstleistenden und dessen
Angehörigen Leistungen nach dem Wehrsold (WSG), dem
Zivildienst (ZDG) und dem Unterhaltssicherungsgesetz
(USG) gewährt, mit denen er seinen Lebensunterhalt und
den seiner Angehörigen bestreiten kann. Stellen der
Grundwehr/Zivildienstleistende oder Angehörige dennoch
einen Antrag auf Leistungen nach dem SGB II, werden die
Leistungen nach dem USG angerechnet.
Das sogenannte MeisterBAföG wird nach den Vorschrif
ten des Aufstiegsfortbildungsgesetzes (AFBG) gezahlt. Es
setzt sich aus einem Maßnahme und einem Unter
haltsbeitrag zusammen. Der Maßnahmebeitrag (Lehr
gangs und Prüfungsgebühren) wird in voller Höhe, der
70 Grundsätzliche Fragen zum ALG II
(3) Für Bewilligungszeiträume, die vor dem 1. Januar 2009 begonnen ha
ben, ist Kindergeld nicht als Einkommen zu berücksichtigen, soweit es die
bis zum 31. Dezember 2008 geltenden Beträge nach § 66 Absatz 1 des
Einkommensteuergesetzes und § 6 Absatz 1 und 2 des Bundeskindergeld
gesetzes übersteigt. Satz 1 gilt bis zum Ende des Bewilligungszeitraums,
längstens jedoch bis zum 31. Mai 2009.
(4) Nicht als Einkommen zu berücksichtigen sind Einnahmen von Schüle
rinnen und Schülern allgemein oder berufsbildender Schulen, die das
25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, aus Erwerbstätigkeiten, die in
den Schulferien für höchstens vier Wochen je Kalenderjahr ausgeübt wer
den, soweit diese einen Betrag in Höhe von 1.200 Euro kalenderjährlich
nicht überschreiten. Für die Bemessung des Zeitraums nach Satz 1 bleiben
in den Schulferien ausgeübte Erwerbstätigkeiten mit einem Einkommen,
das monatlich den in § 11 Absatz 2 Satz 2 des Zweiten Buches Sozialge
setzbuch oder in Absatz 1 Nummer 9 genannten monatlichen Betrag nicht
übersteigt, außer Betracht. Satz 1 gilt nicht für Schülerinnen und Schüler,
die einen Anspruch auf Ausbildungsvergütung haben. Die Bestimmungen
des Jugendarbeitsschutzgesetzes bleiben unberührt.
(5) Nicht als Einkommen zu berücksichtigen ist Elterngeld in Höhe von 150
Euro je Lebensmonat eines Kindes, der vor dem 1. Januar 2011 begonnen
hat, soweit es auf Grund einer vor dem 1. Januar 2011 widerrufenen Ver
längerungsmöglichkeit (§ 6 Satz 2 des Bundeselterngeld und Elternzeitge
setzes) nachgezahlt wird.
Steuern
Lohn/Einkommensteuer
Solidaritätszuschlag
Kirchensteuer
Gewerbesteuer
Kapitalertragsteuer
Pflichtbeiträge
Die Beiträge zu Pflichtversicherungen können Sie in der ge
setzlich vorgeschriebenen Höhe von Ihrem Einkommen abzie
hen. Hierzu gehören
a) die Pflichtbeiträge zur gesetzlichen Sozialversicherung:
– Krankenversicherung,
– Pflegeversicherung,
– Rentenversicherung,
– Beiträge zur Arbeitsförderung,
b) die von versicherungspflichtigen Selbstständigen im Rahmen
der Sozialversicherung gezahlten Pflichtbeiträge für die
– Altershilfe für Landwirte,
– Handwerkerversicherung,
– Unfallversicherung,
c) die Pflichtbeiträge zur Pflegeversicherung von freiwillig
Krankenversicherten.
76 Grundsätzliche Fragen zum ALG II
Unterhaltszahlungen
Aufwendungen zur Erfüllung gesetzlicher Unterhaltsver
pflichtungen bis zu dem in einem Unterhaltstitel oder in
einer notariell beurkundeten Unterhaltsvereinbarung festge
legten Betrag können Sie von Ihrem Einkommen abziehen.
Ein Unterhaltstitel ist entweder ein gerichtliches Urteil, ein
gerichtlicher Vergleich oder eine Jugendamtsurkunde.
Werbungskosten – Versicherungen
Werbungskosten können Sie nur dann abziehen, wenn Sie Er
werbseinkommen erzielen.
Der Bezugspunkt für den Freibetrag ist das Bruttoeinkom
men, bei Selbstständigen der Überschuss der Einnahmen über
die Ausgaben. Für Werbungskosten, Beiträge zu privaten Ver
sicherungen, Beiträge zur RiesterRente (§ 11 SGB II) wird
ein Grundfreibetrag in Höhe von 100 Euro gewährt. Beziehen
Sie Erwerbseinkommen, sind in diesem Freibetrag auch Wer
bungskosten enthalten. Weist man nach, dass die Kosten
höher sind, müssen die tatsächlichen Kosten berücksichtigt
werden. Dies gilt jedoch nur, wenn das (Netto)Erwerbsein
kommen höher als 400 Euro im Monat ist. Hat jemand meh
rere Jobs, gibt es den Grundfreibetrag von 100 Euro nur ein
mal.
Wie errechnet sich mein Bedarf? 79
nutzt werden kann. Sind Sie vor dem 1. Januar 1958 ge
boren beträgt der Grundfreibetrag höchstens 48.750 Euro,
sind Sie nach dem 31. Dezember 1957 und vor dem 1. Ja
nuar 1964 geboren, höchstens 49.500 Euro, für nach dem
31. Dezember 1963 Geborene, höchstens 50.250 Euro.
Bei der „RiesterRente“ ist zu beachten, dass nur der ge
förderte Betrag geschützt ist, nicht darüber hinausgehen
de freiwillige Zahlungen.
Der Freibetrag für einmalige Bedarfe (Kleidung, Möbel,
Hausrat, Haushaltsgeräte) beträgt 750 Euro für jede Per
son der Bedarfsgemeinschaft.
Leben Sie in einer Bedarfsgemeinschaft, sind auch das Ein
kommen und Vermögen des Partners zu berücksichtigen. Bei
unverheirateten Kindern, die mit ihren Eltern oder einem
Elternteil in einer Bedarfsgemeinschaft leben und die ihren
Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen oder Vermö
gen sichern können, sind auch das Einkommen und Vermögen
der Eltern oder des Elternteils und dessen in Bedarfsgemein
schaft lebender Partnerin oder lebenden Partners zu berück
sichtigen.
Wollen Sie die Freibeträge voll ausschöpfen, beachten Sie
Folgendes:
Bei bestehenden Lebens oder eine Unfallversicherung
verträgen mit Beitragsrückgewähr, müssen Sie vor Antrag
stellung auf Leistungen nach dem SGB II mit dem Versi
cherer schriftlich einen Ausschluss der Verwertung vor
dem Rentenbeginn vereinbaren. Dies ist nur notwendig,
Muss ich mein Vermögen verwerten? 85
Beispiel
Bei einer 1950 geborenen schwerbehinderten Klägerin, die über
wiegend selbstständig tätig war, ohne Beiträge zur gesetzlichen
Rentenversicherung entrichtet zu haben, hat das BSG entschie
den, dass bei langjährig Selbstständigen eine Pflicht zur Verwer
tung von Lebensversicherungen wegen Vorliegens eines Härte
falls ausscheiden kann, wenn eine Kumulation von Umständen
vorliegt (BSG, Urteil vom 7. Mai 2009, Az: B 14 AS 35/08 R).
Hausrat
Was zum Hausrat gehört, bemisst sich nach den Lebenser
fahrungen unter Berücksichtigung der besonderen Lage des
Einzelfalls. Es muss sich um Gegenstände handeln, die zur
Haushaltsführung und zum Wohnen notwendig oder zumin
dest üblich sind.
Immobilien
Eine selbst genutzte Eigentumswohnung ist geschütztes Ver
mögen, wenn bei bis zu zwei Bewohnern eine Wohnungs
größe von 80 qm nicht überschritten wird, für jede weitere
Person kommen 20 qm hinzu (BSG, Urteil vom 7. November
2006, Az: B 7b AS 2/05 R). Entsprechendes gilt für ein selbst
genutztes Haus. Hier gilt für vier Personen eine Wohnfläche
von maximal 130 qm als angemessen (BSG, Urteil vom
16. Mai 2004, Az: B 11b AS 37/06R).
Bei der Grundstücksgröße wurde bei frei stehenden Häusern
eine Fläche von bis zu 500 qm im städtischen und 800 qm im
ländlichen Bereich als angemessen angesehen, bei einem
Reihenhaus bis zu 250 qm, bei einer Doppelhaushälfte bzw.
einem Reihenendhaus bis zu 350 qm, soweit nicht der maß
gebliche Bebauungsplan höhere Werte festlegt.
Ist die Größe einer selbst genutzten Immobilie nicht ange
messen, besteht grundsätzlich kein Anspruch auf ALG II. Es
wird zunächst die Verwertung von eigentumsrechtlich ab
trennbaren Gebäude oder Grundstücksbestandteilen vorrangig
durch Verkauf oder Beleihung verlangt, z. B. durch Bildung in
sich abgeschlossener Eigentumswohnungen oder Teilung des
Grundstücks. Ist die Wohnfläche nicht in abgeschlossene
Wohneinheiten aufgeteilt, muss der Hilfebedürftige eine sons
tige Verwertung nutzen (z. B. zimmerweise Vermietung).
Sind Verkauf oder Beleihung nicht oder nicht sofort möglich
bzw. sind sofortiger Verbrauch oder Verwertung zu berück
sichtigenden Vermögens nicht möglich oder stellt dies eine
besondere Härte dar, sind Leistungen als Darlehen zu erbrin
Muss ich mein Vermögen verwerten? 89
cherung selbst zahlen, ist also nicht über die ARGE pflicht
versichert.
Sofern Sie ein Wochenendhaus (eine Datscha) besitzen, ge
pachtet oder gemietet haben, kann dies als Vermögen nur
unter Wertung aller Umstände im Einzelfall erfolgen (für den
in den neuen Ländern aufgrund des Schuldrechtsanpassungs
gesetzes geltenden Sonderfall, nach dem das Grundstück und
die Datscha verschiedene Eigentümer haben können, muss im
Einzelfall geprüft werden, ob eine Kündigung des Nut
zungsvertrags überhaupt zu möglichen Vermögenszuwächsen
führen kann).
Auch für Kleingartenanlagen ist eine Einzelfallprüfung erfor
derlich.
Unwirtschaftlichkeit/besondere Härte
Die Verwertung von Sachen und Rechten ist nicht offensicht
lich unwirtschaftlich, wenn im Ergebnis unter Berück
sichtigung der Verwertungskosten der Verkehrswert nur ge
ringfügig (bis 10 %) unter dem Substanzwert (Summe der
Muss ich mein Vermögen verwerten? 93
Berufsausbildung/Erwerbstätigkeit
Geschützt sind auch Vermögensgegenstände, die nicht schon
im Rahmen der o. g. Freibeträge und sonst als geschütztes
Vermögen gelten und die für die Aufnahme oder Fortsetzung
einer Berufsausbildung oder der Erwerbstätigkeit unentbehr
lich sind.
Der Verkehrswert
Das Vermögen ist ohne Rücksicht auf steuerrechtliche Vor
schriften mit seinem Verkehrswert zu berücksichtigen. Unter
dem Verkehrswert ist der Geldbetrag zu verstehen, der durch
eine Verwertung des Vermögensgegenstands im freien Ge
schäftsverkehr zu erzielen ist.
Muss ich mein Vermögen verwerten? 95
Die sofortige Verwertbarkeit einer Lebensversicherung, bei deren
Auflösung man einen Verlust von mehr als zehn Prozent er
leiden würde, ist nicht zumutbar. Entsprechendes gilt für einen
Bausparvertrag, der noch nicht aufgelöst werden kann.
Das Vermögen der Eltern oder des Elternteils ist nicht zu berücksichtigen,
wenn das Kind schwanger ist oder sein Kind (das Enkelkind) bis zum
sechsten Lebensjahr betreut.
Hauptantrag Arbeitslosengeld II
Im Folgenden erfahren Sie, was Sie beim Ausfüllen des
Hauptantrags alles beachten müssen. Beachten Sie auch die
Ausfüllhinweise im Internet unter http://arbeitslosengeld2.
arbeitsagentur.de sowie die Arbeitshinweise der Bundesagen
tur für Arbeit. Nach der Rechtsprechung des Bundessozialge
richts (BSG) sind diese Hinweise jedoch nicht verbindlich und
binden die Gerichte nicht. Das BSG ist zugunsten und zulas
ten von ALGIIEmpfängern von den Hinweisen der Bundes
agentur abgewichen.
Je nach Beantwortung der Fragen sind ggf. entsprechende
Zusatzformulare auszufüllen. Dies sind:
Hauptantrag Arbeitslosengeld II
Anlage WEP – Weitere Personen der Bedarfsgemeinschaft
Anlage KI – Kinder
Weiterbewilligungsantrag Arbeitslosengeld II
Anlage KDU – Kosten der Unterkunft und Heizung
Anlage EK – Einkommenserklärung
Einkommensbescheinigung
Arbeitsbescheinigung
Anlage EKS – Erklärung zum Einkommen Selbstständiger
Abschließende Angaben zum Einkommen Selbstständiger
Anlage VM – Vermögen
Anlage VE – Verantwortungs und Einstehensgemeinschaft
Anlage SV – Sozialversicherung Bezieher Arbeitslosengeld II
Anlage HG – Hilfebedürftigkeit bei Haushaltsgemeinschaft
Hauptantrag und Zusatzblätter 105
Anlage MEB – Ärztl. Bescheinigung wegen Mehrbedarf für
Ernährung
Anlage UH1 – Unterhaltsansprüche getrennt lebende Ehe
gatten/Lebenspartner bzw. Geschiedene
Anlage UH2 – Unterhaltsansprüche Schwangerschaft/
Betreuung eines nichtehelichen Kindes
Anlage UH3 – Unterhaltsansprüche Elternteile außerhalb der
Bedarfsgemeinschaft
Anlage UF – Unfallfragebogen
Anlage BEBE
Schweigepflichtentbindung
Mitteilung über Veränderungen Arbeitslosengeld II
1. Persönliche Daten
106 So füllen Sie Ihren Antrag aus
Staatsangehörigkeit
Die Angabe der Staatsangehörigkeit ist notwendig, da Aus
länder nur unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf
ALG II haben (s. S. 19)
Name des Kontoinhabers
Achtung: Geben Sie hier einen anderen Namen als Ihren ei
genen als Kontoinhaber an, riskieren Sie ebenfalls Fragen
nach einem Partner/einer Partnerin bzw. Haushaltsgemein
schaft. Richten Sie ein eigenes Konto ein, ggf. bei einer ande
ren Bank, sollte das bisherige Konto überzogen sein.
Familienstand
Hinsichtlich der Angabe „dauernd getrennt lebend“ ist auf die
Ausführungen auf Seite 11 hinzuweisen. Die Angaben zum
Familienstand sollen dazu dienen zu überprüfen, ob Unter
haltsansprüche des Hilfeempfängers gegeben sind (auch
Witwer/Witwenrente).
Achtung: Erhalten Sie Unterhalt, müssen Sie diese Zahlungen
in der Anlage EK (Zusatzblatt) angeben. Das Amt fragt auto
matisch nach Zahlungen bzw. Ansprüchen, wenn Sie Anga
ben zum Familienstand machen, die einen Unterhaltsan
spruch vermuten lassen
3. Mehrbedarfe
Hinsichtlich eines eventuellen Mehrbedarfs, siehe S. 44 ff.
110 So füllen Sie Ihren Antrag aus
Hier ist das Formular EK für Sie und jede Person der Bedarfs
gemeinschaft auszufüllen, für Selbstständige das Formular
EKS. Diese Fragen beziehen sich nur auf Personen, die in
einer Bedarfsgemeinschaft mit Ihnen als ALGIIEmpfänger
leben (s. S. 11). Näheres zum Einkommen siehe S. 61 ff.
Achtung: Erhalten Sie oder Ihre Kinder Unterhalt, müssen Sie die entspre
chenden Formulare, wie in Ziff. 9 des Hauptantrages angeführt, ausfüllen.
Krankenversicherung
Seit 1. April 2007 ist jeder, der nicht krankenversichert ist
und zuletzt gesetzlich krankenversichert war, bei der Kran
kenkasse, bei der er zuletzt versichert war, gesetzlich kran
kenversichert.
Seit 1. Januar 2009 besteht für alle, auch die, die nicht ge
setzlich krankenversichert waren und nicht krankenversichert
sind, die Pflicht, sich (privat) krankenzuversichern. Die priva
ten Krankenkassen müssen diese Personen versichern. Waren
Sie nicht gesetzlich krankenversichert (auch nicht familien
versichert) und sind Sie auch nicht privat krankenversichert,
so sind Sie gesetzlich krankenversichert, wenn Sie ALG II be
114 So füllen Sie Ihren Antrag aus
Ist es mit dem Antrag auf Leistungen nach dem SGB II getan
oder werden von Ihnen noch weitere Schritte erwartet?
Neben zahlreichen Musterbriefen finden Sie Antworten auf
die folgenden Fragen:
Müssen Sie vielleicht noch andere Leistungen beantragen
(S. 120)?
Und was ist, wenn Ihr Antrag abgelehnt wird? Was können
Sie dann tun (S. 127)?
120 Weitere Anträge und Rechtsmittel
Da die Bearbeitung einige Zeit in Anspruch nehmen kann, sollten Sie von
der Möglichkeit Gebrauch machen, im Rahmen der Sozialhilfe einen An
trag auf Darlehen wegen einer vorübergehenden Notlage zu stellen.
Wenn Ihr Bescheid Fehler enthält, Sie Zweifel an der Richtigkeit haben
oder Ihnen Informationen verweigert werden, legen Sie Widerspruch ein
– insbesondere, wenn in Ihrem Bescheid keine nachvollziehbare Berech
nung enthalten ist, wie Ihr Einkommen oder Vermögen angerechnet wird.
Die Widerspruchsfrist von einem Monat beginnt mit Erhalt des Bescheids.
An die [Absender]
ARGE
Musterstadt
Hiermit stelle ich Antrag auf Grundsicherung für Arbeitsuchende. Ich bin
alleinstehend/in meinem Haushalt wohnen folgende Personen:
(Vorname, Name, Geburtsdatum, Verwandtschaftsverhältnis)
Ich habe derzeit folgendes Einkommen: …
Die in meinem Haushalt lebenden Personen haben kein bzw. folgendes
Einkommen: …
Ich/wir verfüge/n über folgendes Vermögen: …
Ich/wir zahle/n folgende Miete und Heizkosten: …
Entsprechende Belege sind beigefügt bzw. werden nachgereicht.
Datum, Unterschrift
An die [Absender]
ARGE
Musterstadt
Begründung:
Bei der Neufestlegung des diesem Bescheides zugrunde liegenden Regel
bedarfs hat der Gesetzgeber willkürlich eine neue Statistik zugrunde
gelegt, die er entsprechend dem gewünschten Ergebnis angepasst hat.
Dies ist auch offenbar durch die Erklärung des Bundesfinanzministers
einen Tag nach Verkündung des Urteils des Bundesverfassungsgerichts
vom 9. Februar 2010. So hat der Bundesfinanzminister in einem Fernseh
interview erklärt, dass das Bundesverfassungsgericht nicht ausgesagt
habe, dass ein höherer Regelsatz gewährt werden muss. Wertet man
jedoch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 9. Februar 2010
aus (1 BvL 1/09 1 BvL 3/09 1 BvL 4/09), so gelangt man zu dem Er
gebnis, dass unter Beachtung dieses Urteils und der Anwendung der da
maligen statistischen Erhebungen sich ein Regelbedarf bei 100 % von
mindestens 420,00 Euro errechnet. Dies wird durch zahlreiche renom
mierte Gutachten/Gutachter bestätigt.
Wie im o. g. Urteil des Bundesverfassungsgerichts ausgeführt, hat „der
Verordnungsgeber einen Anteil angeblich nicht der Sicherung des Exis
tenzminimums dienender Ausgaben ohne hinreichende Tatsachengrund
lage „ins Blaue hinein“ geschätzt und abgezogen, so dass von einer
schlüssigen Ermittlung des regelbedarfsrelevanten Verbrauchs insoweit
keine Rede sein kann ...“
Dadurch, dass in einem neuen Statistikmodell gewisse Ausgaben, wie
z. B. für Alkohol oder Rauchen, nicht berücksichtigt worden sind, hat der
Verordnungsgeber bzw. Gesetzgeber von einer „Verschleierungstaktik“
Gebrauch gemacht. Er hat, um auf das gewünschte Ergebnis zu kommen,
nunmehr Postionen herausgenommen, die zum gewünschten rechneri
schen Ergebnis führten, so dass sich kaum eine Erhöhung des Regelbe
darfes ergibt. Es verstößt jedoch gegen Art. 1 GG und gegen Art. 2 GG,
wenn der Gesetzgeber seinen Bürgern vorschreibt, wie diese ihre Lebens
So wehren Sie sich, wenn Ihr Antrag abgelehnt wird 131
Datum, Unterschrift
An die [Absender]
ARGE
Musterstadt
Betr.: Bescheid zum SGB II vom …
Nummer
BG: …
Begründung:
Für mich ist die Berechnung (bitte nur jeweils Zutreffendes ausführen)
– der Kosten der Unterkunft sowie
nicht nachvollziehbar.
Es wurden nur Kosten der Unterkunft und Heizung in Höhe von … aner
kannt. Tatsächlich betragen meine Kosten für Unterkunft (Kaltmiete,
Nebenkosten), Heizung und Warmwasser insgesamt …
Bei mir bzw. der Bedarfsgemeinschaft liegen besondere Gründe vor, die
einen größeren Wohnbedarf erfordern. (Dies näher ausführen, z. B. ich
bin schwerbehindert und schwer gehbehindert. Oder: Meine minderjähri
ge Tochter wohnt bei der von mir geschiedenen Ehefrau. In Ausübung des
Umgangsrechtes besucht mich meine Tochter jedes zweite Wochenende.
Ich benötige deshalb ein zusätzliches Zimmer für sie.)
Datum, Unterschrift
134 Weitere Anträge und Rechtsmittel
An die [Absender]
ARGE
Musterstadt
Begründung:
Die von Ihnen vorgenommene Einkommensanrechnung/berechnung und
bereinigung ist für mich nicht nachvollziehbar. Bitte erläutern Sie mir
diese. Sobald eine entsprechende nachvollziehbare Berechnung vorliegt,
werde ich meinen Widerspruch weiter begründen.
Datum, Unterschrift
So wehren Sie sich, wenn Ihr Antrag abgelehnt wird 135
An die [Absender]
ARGE
Musterstadt
Begründung:
Soweit Einkommen meines Mitbewohners/meiner Mitbewohnerin ange
rechnet wird, da wir als Partner betrachtet werden, ist die Anrechnung
willkürlich. Es wird die Vermutung aufgestellt, dass ich von meinem
Mitbewohner/meiner Mitbewohnerin als Partner/in unterstützt werde
und umgekehrt. Ich werde von meinem Mitbewohner/meiner Mitbewoh
nerin nicht unterstützt bzw. umgekehrt. Wir haben getrennte Konten,
getrennte Haushaltsführung, jeder sorgt für sich selbst.
Im Übrigen ist für mich nicht nachvollziehbar, wie Sie die Anrechnung
vorgenommen haben.
Bitte teilen Sie mir mit, aufgrund welcher Annahmen Sie davon ausge
hen, dass wir Partner im Sinne einer Bedarfsgemeinschaft sind. Außer
dem bitte ich Sie, Ihre Berechnung zu erläutern.
Nach Eingang Ihrer entsprechenden Erklärung werde ich meinen Wider
spruch weiter begründen.
Datum, Unterschrift
136 Weitere Anträge und Rechtsmittel
An die [Absender]
ARGE
Musterstadt
Betr.: Bescheid zum SGB II vom …
Nummer
BG: …
Gegen o. g. Bescheid lege ich hiermit
Widerspruch
ein.
Begründung:
Soweit Einkommen von Mitgliedern der Haushaltsgemeinschaft ange
rechnet wird, widerspreche ich dieser Anrechnung, da ich von dem
Mitglied/den Mitgliedern der Haushaltsgemeinschaft keine Leistungen
erhalte. Soweit das Gesetz eine Vermutung aufstellt, wird diese durch
meinen Vortrag widerlegt, dass ich keine Leistungen erhalte. Insofern ob
liegt der ARGE die Beweislast, dass ich Leistungen erhalte. Zur Glaub
haftmachung, dass ich keine Leistungen erhalte, lege ich die Erklärung
des Mitglieds/der Mitglieder der Haushaltsgemeinschaft vor.
Im Übrigen ist für mich nicht nachvollziehbar, wie Sie die Anrechnung
vorgenommen haben.
Nach Übersendung der Berechnung werde ich meinen Widerspruch
weiter begründen.
Datum, Unterschrift
So wehren Sie sich, wenn Ihr Antrag abgelehnt wird 137
An das [Absender]
Sozialgericht …
(Welches Sozialgericht zuständig ist, steht im Widerspruchsbescheid. Sie
können die Klage bei Ihrer Stadt bzw. Gemeindeverwaltung abgeben.)
Datum, Unterschrift
An das [Absender]
Sozialgericht …
Zur Begründung beziehe ich mich auf den in der Anlage beigefügten
Widerspruch sowie die Kopie des ALGIIBescheides. Sollte das Gericht
weitere Darlegungen und Beweismittel für erforderlich halten, wird um
einen umgehenden Hinweis gebeten.
Datum, Unterschrift
An das [Absender]
Sozialgericht XY
Klage
Begründung:
Ich bin im Sinne des Gesetzes bedürftig und habe am …., also vor mehr
als einem Monat bei der ARGE Musterstadt meinen vollständigen Antrag
auf Leistungen der Grundsicherung nach dem SGB II abgegeben. Trotz
mehrfacher Bitten hat man bis heute noch keinen Bescheid erlassen. Ich
weiß nicht, wovon ich leben soll, ich bin dringend auf die Leistungen der
Grundsicherung nach dem SGB II angewiesen.
Datum, Unterschrift
So wehren Sie sich, wenn Ihr Antrag abgelehnt wird 139
Stichwortverzeichnis
Ablehnung des Antrags 127 Pflegeversicherung 29
Abzüge vom Einkommen 74 Pflichtbeiträge 75
Altersvorsorge 77, 87 Pflichten des Arbeitsuchenden
BAföG 69 f. 31
Bedarfsgemeinschaft 11 Räumungsklage 58
Behinderte 91 Rechtsanwalt 139
Bescheid 124 Rente 121
Bildung, zusätzlicher Bedarf 27 Rentenversicherung 114
Eigentumswohnung 86 Schüler 27, 73
EinEuroJobs 35 Selbstständige 47, 63, 74, 78,
Eingliederungsvereinbarung 32 80
Einkommen 61, 111 Sozialgeld 22
Einstiegsgeld 24, 46 f. Steuern 75
Elterngeld 73 Teilhabe am sozialen und
Erwerbsfähigkeit 16 kulturellen Leben,
Fallmanager 23 zusätzlicher Bedarf 27
Freibeträge bei Vermögen 83 Umzugskosten 55, 57
Geldleistungen 25 Unterhaltsverpflichtung 68
Geschütztes Vermögen 85 Unterkunftskosten 48
Grundsicherung für Unterkunftskosten,
Arbeitsuchende 6 f. Angemessenheit 49 f.
Hausgrundstück 86 Unwirtschaftlichkeit 92
Haushaltsgemeinschaft 13 Verkehrswert 94
Hausrat 87 Vermögen 81
Immobilien 88 Versicherungen 76
Klage 127 Werbungskosten 78
Muster 137 f. Widerspruch
Kommunale Eingliederungs Muster 129, 132, 134 ff.
leistungen 46 Widerspruch gegen Ablehnung
Krankenversicherung 29 127
Leistungen nach dem SGB II 23 Wohngeld 68
Leistungskürzung 37 Wohngemeinschaft 13
Mietkosten 48 Zumutbare Arbeit 34
Mittagsverpflegung 28 Zurückerstattung von Zahlungen
Musterschreiben 129 99
Nebenkosten 48 Zusätzliche Bedarfe 27
142
ISBN 9783648004906
BestellNr. 085370009
© 2011, HaufeLexware GmbH & Co. KG, Munzinger Straße 9, 79111 Freiburg
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Lektorat: Text+Design Jutta Cram
Redaktion: Jürgen Fischer
Redaktionsassistenz: Christine Rüber
Der Autor
Michael Baczko,
ist seit vielen Jahren Fachanwalt für Sozialrecht mit eigener,
traditionsreicher Kanzlei in Erlangen. 2010 erfolgte der Zu
sammenschluss mit der Anwalts und Steuerkanzlei richter &
partner in Erlangen. Rechtsanwalt Michael Baczko ist Vor
standsmitglied zahlreicher sozialer Institutionen und Vereine
sowie Vertrauensanwalt der Stiftung Gesundheit. Beim An
waltsRanking 2002 der Zeitschrift „Focus“ war er als einer
der besten deutschen Anwälte für Sozialrecht gelistet. Er
wirkt seit Jahren in TVSendungen als Experte mit und ist
Verfasser zahlreicher Ratgeber im Bereich des Senioren und
Sozialrechts.
Weitere Literatur
„Sozialleistungen von AZ“ von Michael Baczko, 128 Seiten,
€ 6,90.
ISBN 9783448087352, BestellNr. 00973
„Gekündigt – was nun?“ von Thomas Muschiol und Friederike
DeCoite, 128 Seiten, € 6,90.
ISBN 9783448099706, BestellNr. 00335
„Gründungszuschuss erfolgreich in die Selbstständigkeit“
von Mandy Zeh und Reinhard Schnell, 128 Seiten, € 6,90.
ISBN 9783448093940, BestellNr. 00827