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Allgemeines zum Sozialrecht – die 3 Systeme

Definition Sozialrecht: Der Rechtsbereich, der die staatlich organisierte Hilfe


zugunsten des Einzelnen bei Eintritt bestimmter Lebensrisiken regelt.
3 Systeme des Sozialrechts:
1. Sozialversicherung
 Unabhängig von der Bedürftigkeit des Einzelnen
 Finanzierung: Beiträge der Versicherten
 Anwendung: Pflichtversicherung (=ex-lege-Versicherung),
meldeunabhängig
2. Versorgung
 Unabhängig von der Bedürftigkeit des Einzelnen
 Finanzierung: allgemeine Steuern
 Anwendung: Kriegsopferversorgung, Verbrechensopferversorgung
3. Fürsorge / Sozialhilfe
 Abhängig von der Bedürftigkeit des Einzelnen – nach dem Grundsatz
der Subsidiarität werden Leistungen der Sozialhilfe nur gewährt, wenn
andere Hilfsmöglichkeiten nicht zur Verfügung stehen und die
lebensnotwendigen Bedürfnisse nicht ausreichend befriedigt werden
können
 Finanzierung: allgemeine Steuern
 Anwendung: bedarfsorientierte Mindestsicherung

Kompetenzverteilung im B-VG
Art 10 B-VG
 Sozialversicherung (+ Familienleistungen)
o Gesetzgebung durch den Bund
o Vollziehung durch den Bund

Art 12 B-VG
 Sozialhilfe
o Grundsatzgesetzgebung durch den Bund (1 Sozialhilfe-
Grundsatzgesetz SH-GG)
o Ausführungsgesetzgebung durch die Länder (jedes Bundesland 1
Sozialhilfegesetz)
o Vollziehung durch die Länder

Organisation der SV
Die SV ist öffentlich-rechtlich organisiert. Die SVTr sind Körperschaften des
öffentlichen Rechts, die Aufgaben der öffentlichen Verwaltung erfüllen. Sie sind
Selbstverwaltungskörper, sie handeln also in ihrem Wirkungsbereich ggü
staatlichen Behörden weisungsfrei. Sie unterliegen aber der staatlichen Aufsicht. Sie
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haben hoheitliche Befugnisse zur einseitigen Rechtsetzung, können also VOs und
Bescheide erlassen.
Seit dem Sozialversicherungs-Organisationsgesetz 2018 (SV-OG) gibt es 5 SVTr,
die unter dem Dachverband der SVTr (DV) zusammengefasst sind:
1. ÖGK – Österreichische Gesundheitskasse
2. BVAEB – Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und
Bergbau
3. SVS – Sozialversicherung der Selbstständigen
4. AUVA – Allgemeine Unfallversicherungsanstalt
5. PVA – Pensionsversicherungsanstalt
Ziele der SV-Reform durch das SV-OG 2018:
 Zentralisierung + Reduktion der Zahl der SVTr
 Vereinheitlichung der bestehenden Regelungen
 Ausdehnung des Einflusses der DG auf die SVTr der DN – durch paritätische
Besetzung von ÖGK, AUVA und PVA (je zur Hälfte DG- und DN-Vertreter)

Exkurs: Selbstverwaltungskörper
Die österreichische SV wird in der Form der Selbstverwaltung geführt. Darunter
versteht man die Besorgung öffentlicher Aufgaben einschließlich hoheitlicher
Aufgaben durch eigene Rechtsträger, die im „eigenen Wirkungsbereich“ ggü
staatlichen Behörden weisungsfrei sind, jedoch der staatlichen Aufsicht
unterstehen.
Davon zu unterscheiden sind Tätigkeiten des DV bzw. der SVTr im „übertragenen
Wirkungsbereich“. Dabei handelt es sich um Bereiche, in denen der SVTr Aufgaben
für andere Institutionen (z.B. den Bund) übernimmt und diesbezüglich auch einem
Weisungsrecht der zuständigen staatlichen Behörde unterliegt.
Die Selbstverwaltungskörper (also die 5 SVTr) werden mit Vertretern der unmittelbar
betroffenen Personengruppen beschickt, wobei für die SV die gesetzlichen
Interessenvertreter nach unterschiedlichen Schlüsseln Vertreter in die jeweiligen
SVTr entsenden.
Verfahren im Sozialversicherungsrecht
Das Verfahren (in Leistungs- und Verwaltungssachen) beginnt vor dem SVTr selbst
und ist dort im Verwaltungsverfahren zu erledigen. Der SVTr hat grds in
Bescheidform zu entscheiden. In der KV sind Bescheide binnen 2 Wochen zu
erlassen, sonst binnen 6 Monaten.
Verfahren in Leistungssachen
Was zu den Leistungssachen gehört, ist in § 354 ASVG taxativ aufgezählt. Dazu
zählt uA

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 die Feststellung des Bestandes, des Umfanges oder des Ruhens eines
Anspruches auf eine Versicherungsleistung
 die Verpflichtung zum Rückersatz von zu Unrecht erhaltenen Leistungen
 die Feststellung der Invalidität bzw. Berufsunfähigkeit
Gegen einen Bescheid des SVTr in Leistungssachen kann der Versicherte bei den
ordentlichen Gerichten auf Leistung klagen. Zuständig sind die LGs als Arbeits-
und Sozialgerichte (außer in Wien: eigenes ASG).
Durch die Klage wird der Bescheid automatisch außer Kraft gesetzt und das Gericht
muss von Grund auf neu entscheiden. Es liegt dann also ein Fall der sukzessiven
Kompetenz vor! Ein solcher Instanzenzug zwischen einer Verwaltungsbehörde (dem
SVTr) und einem Gericht (dem LG bzw. ASG) ist aus verfassungsrechtlicher Sicht
bedenklich: Gem Art 94 B-VG muss die Justiz von der Verwaltung in allen Instanzen
getrennt sein. Der VfGH akzeptiert diese Konstruktion aber, weil die Gerichte nicht
an das verwaltungsbehördliche Verfahren gebunden sind. Die LGs sind also nicht an
die Entscheidung (an den Bescheid) der SVTr gebunden.
Gegen das erstinstanzliche Urteil des LG steht die Berufung an das OLG offen,
anschließend uU die Revision an den OGH.
Verfahren in Verwaltungssachen
Verwaltungssachen sind all jene Angelegenheiten, die der Gesetzgeber nicht zu den
Leistungssachen zählt. Das sind insbesondere die Feststellung der
Versicherungspflicht und Beitragsangelegenheiten.
Gegen einen Bescheid des SVTr in Verwaltungssachen kann der Versicherte
Beschwerde an das BVwG erheben.
Gegen das erstinstanzliche Urteil des BVwG kann Revision an den VwGH
(Rechtsfrage von grundlegender Bedeutung) oder Erkenntnisbeschwerde an den
VfGH (Verletzung eines verfassungsrechtlich gewährleisteten Rechtes) erhoben
werden.

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Definition Sozialversicherungsverhältnis: Die Gesamtheit der zwischen SVTr und
Versicherten bestehenden sozialversicherungsrechtlichen Rechte und Pflichten. Wird
unterteilt in:
1. Versicherungsverhältnis im engeren Sinn: Bestand oder Umfang einer
Versicherung, Beitragspflichten
2. Leistungsverhältnis: Art der Leistungserbringung (Sach- oder Geldleistung?)
Die 3 Arten des Versicherungsverhältnisses:
1. Pflichtversicherung
2. Freiwillige (Weiter-)Versicherung
3. Formalversicherung

Grundsätze der Sozialversicherung:


 Grundsatz der familienbezogenen Erwerbstätigensicherung: Die
Pflichtversicherung umfasst nicht nur alle Erwerbstätigen, sondern auch die
Angehörigen, die vom Erwerbstätigen versorgt werden. Das sind ua Kinder
und Ehegatten.

 Territorialitätsprinzip - § 3 ASVG: Nur in Österreich Erwerbstätige sind in


Österreich sozialversichert. Unselbstständig Erwerbstätige müssen ihren
Beschäftigungsort im Inland haben. Selbstständige Erwerbstätige müssen den
Sitz ihres Betriebes im Inland haben.

Ausnahmen: Als auch im Inland beschäftigt gelten typischerweise


grenzüberschreitend tätige DN z.B. von Luft- oder Schifffahrtsunternehmen.
Bei diesen wird auf den Sitz des Unternehmens und den Wohnsitz des DN
abgestellt. Man spricht vom Ausstrahlungsprinzip.

Im Gegenzug dazu kann es trotz einer Beschäftigung im Inland sein, dass es


zu keiner SV-Pflicht in Ö kommt: Wenn z.B. ausländische DN ohne Wohnsitz
und Firmenniederlassung nur kurzfristig in Ö arbeiten. Man spricht vom
Einstrahlungsprinzip.

 Grundsatz des Ausschlusses der Privatautonomie: Es handelt sich um


eine „ipso-iure“ bzw. „ex-lege“ Versicherung. Die beiden
Versicherungsparteien können also Beginn, Bestand oder Ende des
Versicherungsverhältnisses nicht beeinflussen.

 Grundsatz der Meldeunabhängigkeit: Das Versicherungsverhältnis entsteht


allein dadurch, dass man zu arbeiten anfängt. Wenn der AG die Anmeldung
zur Pflichtversicherung nicht erstattet, dann droht ihm eine Geldstrafe und
höhere Beiträge im Nachhinein.

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 Grundsatz der Selbstfinanzierung: Dieser Grundsatz besteht aber nur mehr
theoretisch. Die PV zb finanziert sich nicht mehr selbst, sondern durch
staatliche Hilfe.

 Grundsatz des sozialen Ausgleichs: Die Versicherungsleistung ist


unabhängig vom individuellen Risiko. Sie ist stattdessen nur
einkommensabhängig. Wer viel verdient, zahlt mehr, auch, wenn er eventuell
ein geringeres Risiko darstellt.

 Grundsatz der Mehrfachversicherung – Prinzip der isolierten


Betrachtungsweise: Übt eine Person mehrere versicherungspflichtige
Tätigkeiten aus, so begründet jede Tätigkeit ein eigenständiges
Versicherungsverhältnis, man spricht von einer Mehrfachversicherung. Man
kriegt dann zweimal die Geldleistungen, aber trotzdem nur einmal die
Sachleistungen.

Werden Leistungen in Anspruch genommen, sieht ua die KV eine Reihenfolge


der Leistungszuständigkeit in § 128 ASVG vor.

Versicherungsarten nach §§ 16 ff ASVG


Man unterscheidet zwischen Pflicht-, Formal- und freiwilligen Versicherungen.
Außerdem unterscheidet man Voll- und Teilversicherungen.
Die Pflichtversicherung tritt bei Ausübung einer bestimmten, im Gesetz
umschriebenen Tätigkeit ex-lege ein. Maßgeblich sind die §§ 4 ASVG und 2 GSVG.
Die freiwillige Versicherung lässt sich in Selbst-, Weiter- und Höherversicherung
unterteilen. So können sich z.B. Studierende mit Wohnsitz im Inland, die über die
Kindeseigenschaft hinausgehen, in der KV selbst versichern. Weiterversicherungen
sollen Lücken im Versicherungsverlauf vermeiden. Höherversicherungen sollen die
späteren Ansprüche erhöhen wie es z.B. die PV vorsieht.
Die Formalversicherung umfasst Fälle von fehlerhaften
Versicherungsverhältnissen. Umfasst sind Personen, die gar keiner Versicherung
unterliegen würden und die vorbehaltslos und nicht vorsätzlich unrichtig zur SV
angemeldet sind sowie für die die SV längere Zeit (im ASVG 3 Monate) hindurch
unbeanstandet Versicherungsbeiträge entgegennimmt. Für diese Personen besteht
ab dem Zeitpunkt, für den erstmals Beiträge entrichtet wurden, eine
Formalversicherung. Diese entfaltet dieselben Rechtswirkungen wie ein „echtes“
Versicherungsverhältnis.
Die Formalversicherung endet mit dem Eintritt einer Pflichtversicherung oder, wenn
der SVTr bemerkt, dass kein versicherungspflichtiges Verhältnis vorliegt. Dann hat
dieser die Formalversicherung durch Bescheid zu beenden.
Eine Teilversicherung liegt vor, wenn eine Versicherung nur in einem oder zwei
Versicherungszweigen besteht. Von Vollversicherung spricht man, wenn man in KV,
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UV und PV versichert ist. Wer in der KV pflichtversichert ist, ist auch in der AlV ex-
lege pflichtversichert, sodass man auch die AlV zur Vollversicherung dazuzählen
kann.

Pflichtversicherung nach §§ 4 ff ASVG – Vollversichert


Dienstnehmer § 4 Abs 2
Der sozialversicherungsrechtliche DN-Begriff entspricht im Wesentlichem dem AN-
Begriff des Arbeitsrechts. Daher muss für die Begründung eines Dienstverhältnisses
im Sinne des ASVG ein Dauerschuldverhältnis in persönlicher Abhängigkeit
vorliegen, wobei die höchstpersönliche Arbeitspflicht die Grundlage und der
Ausgangspunkt der persönlichen Abhängigkeit ist.
Im Gegensatz zum Arbeitsrecht stellt die Entgeltlichkeit jedoch ein notwendiges
Kriterium dar.
Außerdem spricht das Gesetz von der „wirtschaftlichen Abhängigkeit“ des DN.
Darunter ist nicht die Lohnangewiesenheit des DN, sondern dessen Abhängigkeit
von fremden Produktionsmitteln gemeint.
„Dienstnehmerähnliche“ freie Dienstnehmer § 4 Abs 4
Als „dienstnehmerähnliche“ freie DN werden Personen bezeichnet, die sich aufgrund
freier Dienstverträge auf bestimmte oder unbestimmte Zeit zur Erbringung von
Dienstleistungen verpflichten, wenn sie
 aus dieser Tätigkeit ein Entgelt beziehen,
 die Dienstleistungen im Wesentlichen persönlich erbringen und
 über keine wesentlichen Betriebsmittel verfügen.
Die Leistungen müssen überdies im Rahmen
 des Geschäftsbetriebs,
 der Gewerbeberechtigung,
 der beruflichen Befugnis oder
 des statutenmäßigen Wirkungsbereichs (bei einem Verein)
des Beschäftigers stattfinden.
Freie DN, die Tätigkeiten im Zuge persönlicher Unabhängigkeit erbringen + alle
Personen, die Tätigkeiten im Rahmen eines Zielschuldverhältnisses (Werkvertrag)
erbringen, fallen daher nicht unter § 4 Abs 4 ASVG, sondern unter das GSVG.
Ausnahmen § 5 Abs 1 – Geringfügig Beschäftigte!
Das ASVG sieht für geringfügig Beschäftigte (derzeit max. 485,85 € brutto / Monat)
keine Vollversicherung vor. Diese sind ex lege nur in der UV teilversichert. Sie
können aber eine freiwillige Versicherung in KV und PV abschließen, man spricht
vom „opting-in“.

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2017 wurde die tägliche Geringfügigkeitsgrenze aufgehoben. Für die Beurteilung, ob
ein geringfügiges Beschäftigungsverhältnis vorliegt oder nicht, ist nur mehr die
monatliche Geringfügigkeitsgrenze maßgebend.

Pflichtversicherung nach GSVG (BSVG / FSVG) (für selbstständige Erwerbstätige)


Bei den selbstständig Erwerbstätigen gibt es verschiedene Systeme je nach
Erwerbszweig (gewerblich und sonstige Selbstständige  GSVG, Bauern  BSVG,
Freiberufler  FSVG)
Versicherte nach GSVG
Das GSVG sieht vor, dass gewerbliche (und sonstige) Selbstständige in der KV, PV
und UV pflichtversichert sind, wobei sich aber die UV nach dem ASVG richtet.
Bei den gewerblich Selbstständigen kann man zwischen „alten Selbstständigen“ und
„neuen Selbstständigen“ unterscheiden.

Alte Selbstständige lassen sich in 3 Gruppen teilen:


1. Natürliche Personen, die WKO-Mitglieder sind
2. Gesellschafter einer oG und die Komplementäre einer KG, wenn die
Gesellschaft WKO-Mitglied ist
3. Geschäftsführende Gesellschafter einer GmbH, sofern sie nicht schon
nach ASVG pflichtversichert sind, und die GmbH WKO-Mitglied ist
Erfüllen diese Personengruppen bzw. deren Gesellschaft die Voraussetzungen nicht,
dann sind sie nicht versichert!

Als Auffangtatbestand sieht das GSVG vor, dass auch alle anderen (neben „alten
Selbstständigen“) selbstständig Erwerbstätigen, die Einkünfte aus betrieblicher
Tätigkeit über der Geringfügigkeitsgrenze des GSVG (rund 5.800 € im Jahr – das 12-
fache der monatlichen Geringfügigkeitsgrenze des ASVG) beziehen, pflichtversichert
sind.
Zusammenfassend bedarf es für das Vorliegen einer Versicherung als neuer
Selbstständiger also folgende Tatbestandsmerkmale:
1. Sonstige selbstständige Erwerbstätige, die
2. Einkünfte aus betrieblicher Tätigkeit erzielen und aufgrund deren Tätigkeit
noch
3. Keine Pflichtversicherung nach einer anderen gesetzlichen Regelung (z.B. als
DN oder freier DN) vorliegt und
4. Deren 12-fache monatliche Einkünfte jeweils die Geringfügigkeitsgrenze des
ASVG übersteigen.
Das führt dazu, dass alle selbstständigen Werkvertragsnehmer sowie bestimmte
Gruppen von freiberuflich Tätigen und Personen, die eine gewerbliche Tätigkeit ohne
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Gewerbeberechtigung ausüben, unter die Versicherungspflicht fallen und als „neue
Selbstständige“ bezeichnet werden.

Versicherte nach BSVG


Selbstständige in der Land- und Forstwirtschaft sind im Rahmen des BSVG voll- und
pflichtversichert.
Versicherte nach FSVG
Freiberuflich Tätige sind je nach Tätigkeit meist nur teilversichert. Freiberuflich tätige
Ärzte z.B. in UV und PV.

Beginn und Ende des Versicherungsverhältnisses im ASVG - § 10 ASVG


Beginn: Die Pflichtversicherung beginnt grundsätzlich mit dem Beginn der
versicherten Tätigkeit, sprich mit der Arbeitsaufnahme und nicht mit dem
vereinbarten Zeitpunkt.
Findet aber keine Arbeitsaufnahme aus Gründen, die nicht dem DN zurechenbar
sind, statt, so beginnt die Pflichtversicherung dennoch zum vereinbarten Termin.
Findet keine Arbeitsaufnahme aus Gründen, die dem DN zurechenbar sind, statt, so
beginnt die Pflichtversicherung erst mit der tatsächlichen Arbeitsaufnahme.
Bei dienstnehmerähnlichen freien DN beginnt die Pflichtversicherung schon mit dem
Beginn der Wirksamkeit des freien Dienstvertrages.

Ende: Grundsätzlich endet die Pflichtversicherung mit dem Ende des


Beschäftigungsverhältnisses. Fallen aber das Ende der Beschäftigung und das
Ende des Entgeltanspruchs auseinander (z.B. Kündigungsentschädigung), so endet
die Pflichtversicherung erst mit dem Ende des Entgeltanspruchs.

Beginn und Ende des Versicherungsverhältnisses im GSVG - §§ 6, 7 GSVG


Alte Selbstständige: Die Pflichtversicherung der Alten Selbstständigen beginnt mit
dem Tag der Erlangung der die Versicherung begründenden
Gewerbeberechtigung und endet mit dem Letzten des Kalendermonates, in
welchem die die Pflichtversicherung begründende Gewerbeberechtigung erloschen
ist.
Neue Selbstständige: Die Pflichtversicherung der Neuen Selbständigen beginnt mit
dem Tag der Aufnahme der betrieblichen Tätigkeit und endet mit dem Letzten des
Kalendermonates, in welchem die betriebliche Tätigkeit dauernd eingestellt wird.

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Findet in beiden Fällen keine zeitgerechte Meldung statt, so beginnt bzw. endet die
Versicherung mit dem jeweiligen Kalenderjahr, außer der Versicherte kann glaubhaft
machen, die Tätigkeit früher begonnen bzw. später beendet zu haben.

Der sozialversicherungsrechtliche DG - § 35 ASVG


Grundsätzlich ist der sozialversicherungsrechtliche DG-Begriff dem arbeitsrechtlichen
AN-Begriff gleichzustellen. Der DG ist in der Regel derjenige, mit dem der DN den
Arbeitsvertrag abgeschlossen hat.
Das ASVG hat den DN-Begriff in § 35 aber näher definiert: Als DG gilt derjenige, für
dessen Rechnung der Betrieb geführt wird, in dem der DN arbeitet, auch wenn
der DG den DN
 durch Mittelsperson in den Dienst genommen hat oder
 ihn ganz oder teilweise auf Leistungen Dritter anstelle des Entgelts verweist.
Das ASVG erweitert den DN-Begriff also auf den mittelbaren DG: Werden
Arbeitsverhältnisse über einen Mittelsmann abgeschlossen, so bleibt der
Dahinterstehende, auf dessen Rechnung und Gefahr der Betrieb geführt wird,
sozialversicherungsrechtlicher DG. Die sozialversicherungsrechtlichen Pflichten
(Beitragszahlung) sollen dadurch nicht auf einen finanziell schwächeren „Strohmann“
abgeschoben werden können.

Haftungsbestimmungen §§ 67 f ASVG
Grds ist Beitragsschuldner der DG. In gewissen Fällen wird der Personenkreis aber
erweitert.
Solidarhaftung mehrerer DG
Wird ein DN von mehreren DG im Einvernehmen, wenn auch gegen gesondertes
Entgelt, in einer Pflichtversicherung begründenden Weise beschäftigt, haften sie zur
ungeteilten Hand (=solidarisch) für die Beiträge, denen das Gesamtentgelt zugrunde
zu legen ist.
Gleiches gilt für
 DG, die auf gemeinsame Rechnung einen Betrieb führen.
 Personen, die zwar selbst nicht als DG qualifiziert werden können, denen aber
dennoch die wirtschaftliche Gefahr des Betriebes oder der erzielte
Gewinn vorwiegend zufällt.

Betriebsnachfolgerhaftung
Wird ein Betrieb übereignet, haftet der Erwerber für Beiträge, die sein Vorgänger zu
zahlen gehabt hätte, unbeschadet der fortdauernden Haftung des Vorgängers für die
Zeit von höchstens 12 Monaten vom Tag des Erwerbs zurückgerechnet.

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Wenn der Betriebsnachfolger aber eine Anfrage beim VTr stellt, dann haftet der
Erwerber nur mit dem Betrag, der ihm als Rückstand ausgewiesen wurde.

Auftraggeberhaftung
Aufgrund der Auftraggeberhaftung (in der Baubranche) haftet ein auftraggebendes
Unternehmen für Beitragsrückstände des Subunternehmens bis zur Höhe von 20 %
des Werklohnes.
Befindet sich das Subunternehmen aber in der Gesamtliste der
haftungsfreistellenden Unternehmen, dann gilt es als vertrauenswürdiger
Unternehmer und die Haftung entfällt.
Ziel der Auftraggeberhaftung ist es, die Beitragsausfälle in der Baubranche wegen
Schwarzarbeit zu mindern.

Haftung mit Wirtschaftsgütern und Geschäftsführerhaftung


Betriebsübergang  Personen, die am Betrieb des Vorgängers einen wesentlichen
Einfluss hatten, haften mit ihren Wirtschaftsgütern, wenn diese dem Betrieb dienen.
Nicht jedoch dann, wenn sie nachweisen können, dass sie die Schulden weder
kannten noch kennen konnten.
Auch die gesetzlichen Vertreter von Beitragsschuldnern haften für deren nicht
eingebrachte Beiträge, aber nur subsidiär. Also z.B. der Geschäftsführer einer
GmbH.

Meldepflichten - § 33 ASVG
DG müssen pflichtversicherte Personen in der KV vor Arbeitsantritt beim
zuständigen KVTr anmelden und binnen 7 Tagen nach dem Ende der
Pflichtversicherung abmelden. Die Anmeldung wirkt dann auch für die UV und PV,
sofern eine Pflichtversicherung für diese Bereiche besteht.
Die Anmeldung erfolgt in 2 Schritten:
1. Vor Arbeitsantritt reicht eine sog. Mindestangaben-Meldung, wo lediglich
wenige Infos, wie z.B. Name und Versicherungsnummer des Beschäftigten
sowie Ort und Tag der Beschäftigungsaufnahme und das Vorliegen einer Vol-
oder Teilversicherung, zu melden sind.
2. Die weiteren Daten, die für den Versicherungsverlauf notwendig sind, sind
dann mit der monatlichen Beitragsgrundlagenmeldung zu melden.
Meldepflichtig ist grds der DG, wobei dieser einen Bevollmächtigten mit der Erfüllung
dieser Aufgaben betrauen kann.
Heute haben grds alle Meldungen durch elektronische Datenfernübertragung (ELDA)
zu erfolgen.

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Auskunftspflichten
Meldepflichtige Personen (der DG bzw. der Bevollmächtigte) müssen den VTr über
alle für die Versicherung relevanten Infos binnen 14 Tagen Auskunft erteilen
Anders als Meldungen sind Auskünfte aber nur auf Anfrage des VTr zu erteilen.

Die Beitragspflicht
Die Beitragsgrundlage dient für die Bemessung der Höhe der
Sozialversicherungsbeiträge.

Die Beitragsgrundlage nach ASVG


Als allgemeine Beitragsgrundlage wird der Arbeitsverdienst im Beitragszeitraum
ohne die Sonderzahlungen herangezogen.
Unter Arbeitsverdienst ist das Entgelt iSd § 49 ASVG zu verstehen.
Beitragszeitraum ist der Kalendermonat, der einheitlich mit 30 Tagen anzunehmen
ist. Das gilt mittlerweile auch für geringfügig Beschäftigte, für die der
Beitragszeitraum bis 2018 noch das Kalenderjahr war. Besonderheit für freie DN:
Umfasst der Tätigkeitszeitraum längere Zeiträume als einen Kalendermonat, so ist
der gesamte Arbeitsverdienst durch die Kalendermonate der Tätigkeit zu teilen.

Der Entgeltbegriff des ASVG gem § 49 ASVG


Unter Entgelt sind die Geld- und Sachbezüge zu verstehen, auf die der DN
Anspruch hat oder die er aufgrund des Dienstverhältnisses vom DG oder von einem
Dritten (z.B. Trinkgelder) erhält. Es wird dabei vom Anspruchslohn ausgegangen,
nicht vom tatsächlich bezahlten Lohn.
Sonderzahlungen, also Bezüge, die in größeren Zeiträumen gewährt werden (z.B.
13. Und 14. Gehalt), fallen nicht unter den Entgeltbegriff. Trotzdem sind von
Sonderzahlungen Sonderbeiträge zu leisten, wobei Sonderzahlungen nur bis zum
60-fachen der täglichen Höchstbeitragsgrundlage zu berücksichtigen sind.
Das Gesetz sieht aber auch Ausnahmen vom Entgeltberiff vor: Dies sind ua
Aufwandsentschädigungen, Schmutzzulagen oder Essensgutscheine bis zu einem
Wert von 8 € pro Arbeitstag.
Die Kündigungsentschädigung fällt nicht unter die beitragsfreien Vergütungen,
ebensowenig die Urlaubsersatzleistung.

Die Beitragsgrundlage nach GSVG

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Als Beitragsgrundlage für selbstständig Erwerbstätige nach GSVG wird die Summe
der Einkünfte auf der Grundlage des Einkommenssteuerbescheides
herangezogen. Dabei ist eine Mindestbeitragsgrundlage vorgesehen, die der
Geringfügigkeitsgrenze (485,85 €) entspricht.
Da der Einkommensteuerbescheid erst nach Ablauf des Jahres erstellt wird, ist bis zu
diesem Zeitpunkt eine vorläufige Berechnung der Beiträge erforderlich. Die
vorläufige Beitragsgrundlage ergibt sich aus den versicherungspflichtigen
Einkünften des drittvorangegangenen Jahres (z.B. 2019 für 2022) und den damals
vorgeschriebenen Sozialversicherungsbeiträgen.

Die Beitragsgrundlage nach BSVG


Als Beitragsgrundlage für selbstständig Erwerbstätige in der Land- und
Forstwirtschaft nach BSVG wird der Einheitswert des Betriebes herangezogen.
Für die Pflichtversicherung in der KV und PV beträgt der Mindest-Einheitswert 1.500
€ sowie in der UV 150 €.
Statt des Einheitswertes hat der BI die Möglichkeit, die tatsächlichen Einkünfte auf
Grundlage des Einkommenssteuerbescheides als Beitragsgrundlage heranzuziehen.

Die Höchstbeitragsgrundlage - §§ 45, 108 ASVG


Vom Einkommen sind nur bis zu einem bestimmten Höchstbetrag
Versicherungsbeiträge zu zahlen.
Die tägliche Höchstbeitragsgrundlage im ASVG beträgt 189 € und monatlich
5.670 €.
Für dienstnehmerähnliche freie DN nach dem ASVG stellt das 30-Fache der
täglichen Höchstbeitragsgrundlage die monatliche Höchstbeitragsgrundlage
dar. Wurden aber Sonderzahlungen bezogen, so erhöht sich die
Höchstbeitragsgrundlage auf das 35-Fache der täglichen
Höchstbeitragsgrundlage.
Die monatliche Höchstbeitragsgrundlage für GSVG-Versicherte beträgt 6.615 €
(das 35-Fache der täglichen Höchstbeitragsgrundlage im ASVG).

Bei mehreren Versicherungsverhältnissen sind für alle Versicherungsverhältnisse


Beiträge bis zur Höchstbeitragsgrundlage zu bezahlen (isolierte Betrachtungsweise).
Der Gesetzgeber sieht Möglichkeiten vor, Einkünfte, die die HBG überschreiten,
zurückerstattet zu erhalten (Beitragserstattung) oder eine „Differenzvorschreibung“
zu beantragen.

Die Beitragssätze

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Nach ASVG
KV: 7,65 % (ca. Hälfte DG und DN)
UV: 1,2 % (nur DG)
PV: 22,8% (ca. Hälfte DG und DN)
AlV: 6% (Hälfte DG und DN)

Geringfügig Beschäftigte: Sind zwar nur in der UV versichert, können sich aber mit
einem Pauschalbeitrag von 14,12 % der Beitragsgrundlage vollversichern lassen.
Angehörige: Können sich in der KV bei der versicherten Person für einen
Zusatzbeitrag von 3,4 % der Beitragsgrundlage mitversichern lassen, wobei der
Zusatz entfallen kann (z.B. bei Kindern).

Nach GSVG
KV: 6,8 %
UV: Pauschal 10,64 €
PV: 22,8 % - wobei der Versicherte nur 18,5 % erbringen muss, die restlichen 4,3 %
übernimmt der Bund.
AlV: 6 %

Achtung: Höchstbelastungsgrenze
Der die versicherte Person belastende Teil der Beiträge (KV + PV + AlV) darf
zusammen 20 % ihres Geldbezuges nicht übersteigen! Den Unterschiedsbetrag im
Falle der Überschreitung muss der DG tragen.

Verletzungen von Pflichten aus dem Versicherungsverhältnis


Verwaltungsstrafen
Verwaltungsstrafen können verhängt werden, wenn der DG dem SVTr ua die richtige
oder rechtzeitige Anmeldung oder Auskünfte verweigert. Die BVB kann dann eine
Geldstrafe bis zu 5.000 € verhängen.
Beitragszuschläge
Beitragszuschläge können den DG vorgeschrieben werden, wenn die Anmeldung zur
Pflichtversicherung nicht vor Arbeitsantritt erstattet wurde. Dabei handelt es sich um
einen Pauschalbeitrag für den Ersatz der Mehraufwendungen des SVTr.
Säumniszuschläge

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In allen anderen Fällen von Meldeverstößen sind Säumniszuschläge vorgesehen.
Z.B. eine verspätete monatliche Beitragsgrundlagenmeldung. Auch sie sind
Pauschalzuschläge (bis zu 56 €), die die Mehraufwendungen des SVTr abgelten
sollen.
Verzugszinsen
Sofern nicht ein Beitragszuschlag oder ein Säumniszuschlag vorgeschrieben wird,
kann für Beiträge, die nicht binnen 15 Tagen nach Fälligkeit (+3 Tage Toleranz)
entrichtet werden, Verzugszinsen für die rückständigen Beiträge verlangt werden.
Der Verzugszinsensatz beträgt grds 3,38 %, wurde aber bis Oktober 2022 auf 1,38
% herabgesetzt.
Strafrechtliche Verantwortung
Das Vorenthalten von DN-Beiträgen ist gem § 153 StGB gerichtlich strafbar. Der DG
riskiert dann eine Freiheitsstrafe von bis zu 2 Jahren. Mit „Vorenthalten“ ist gemeint,
dass der DG die Beiträge zwar vom an den DN ausgezahlten Gehalt abzieht, diese
sich dann aber „in die eigene Tasche steckt“ statt sie an den SVTr zu zahlen.

Verjährung
Das Recht auf Feststellung der Verpflichtung zur Zahlung von Beiträgen verjährt
binnen 3 Jahren ab Fälligkeit der Beiträge.
Das Recht auf Einforderung festgestellter Beitragsschulden verjährt binnen 2
Jahren ab Verständigung von der Feststellung.

Rückforderung ungebührlich entrichteter Beiträge


Grds können ungebührlich entrichtete SV-Beiträge zurückgefordert werden. Dafür ist
es irrelevant, ob dem DG oder dem SVTr ein Irrtum unterlaufen ist. Das
Rückforderungsrecht verjährt binnen 5 Jahren ab Zahlung.
Ausgeschlossen ist eine Rückforderung, wenn:
 die irrtümlich eingezahlten Beiträge dem DN bereits versicherungsrechtliche
Vorteile gebracht haben, also z.B. wenn durch die Beitragszahlung eine
Formalversicherung entstanden ist.
 innerhalb des fraglichen Zeitraums eine Leistung der Versicherung erbracht
wurde.

Grundzüge des Leistungsrechts


Leistungsvoraussetzungen

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Die SV bzw. der konkrete SVTr erbringt ihre / seine Leistung nur bei Eintritt
bestimmter Lebensrisiken, welche als Versicherungsfälle bezeichnet werden – z.B.
Krankheit, Arbeitsunfall, Alter, Tod.
Der Eintritt des Versicherungsfalls wird auch primäre Leistungsvoraussetzung
genannt.
Zusätzlich zum Vorliegen des Versicherungsfalles müssen oft weitere, sog
sekundäre Leistungsvoraussetzungen erfüllt sein – z.B. die Wartezeit bei einer
Pension.

Die SVTr erbringen ihre Leistungen nicht von Amts wegen, sondern nur auf
entsprechenden Antrag des Versicherten. Ausnahme ist hier die UV, die von Amts
wegen tätig wird.

Die meisten Leistungen der SV sind Pflichtleistungen, auf die der Versicherte bei
Erfüllung aller Voraussetzungen einen gerichtlich durchsetzbaren Anspruch hat.
Daneben gibt es auch freiwillige Leistungen. Deren Gewährung liegt im Ermessen
des SVTr, auf sie besteht kein Rechtsanspruch. Zu guter Letzt gibt es noch
satzungsmäßige Mehrleistungen. Hier entscheidet zwar der SVTr, ob und wie er
sie in die Satzung aufnehmen will. Hat er sie einmal in der Satzung vorgesehen,
besteht jedoch ein Rechtsanspruch darauf.

Der SVTr kann sowohl Sach- als auch Geldleistungen erbringen. Sachleistungen
werden vom Versicherten in natura und auf Rechnung des SVTr konsumiert, ein
Selbstbehalt des Versicherten ist aber möglich. Geldleistungen werden vom SVTr
direkt an den Versicherten einmalig oder auch als wiederkehrender Bezug
ausbezahlt. Sachleistungen können nur einmal in Anspruch genommen werden,
Geldleistungen im Fall einer Mehrfachversicherung auch mehrfach.

Verwirkungsregel gem § 88 ASVG


Zur Verwirkung des Leistungsanspruches kommt es bei folgenden Personen:
 Personen, die sich vorsätzlich selbst geschädigt haben.
 Personen, die den Versicherungsfall durch eine vorsätzlich begangene
Straftat veranlasst haben, für die sie zu einer mehr als 1-jährigen
Freiheitsstrafe verurteilt worden sind.
Für sie entfällt in allen Versicherungszweigen der Anspruch auf Geldleistungen.
Unter Umständen bekommen dann bedürftige Angehörige des betroffenen
Versicherten diese Leistungen an dessen Stelle.

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In gewissem Umfang ist auch eine Rückforderung von zu Unrecht erhaltenen
Leistungen gem § 107 ASVG möglich:
 Wenn sich der Empfänger die Leistung durch bewusst falsche Angaben oder
Verschweigung relevanter Infos gewissermaßen „erschlichen“ hat.
 Wenn der Empfänger erkannte oder erkennen hätte müssen, dass ihm die
konkrete Leistung gar nicht oder nicht in dieser Höhe zusteht.
Die Rückforderung ist also im Sozialversicherungsverhältnis in beide Richtungen
möglich (Rückforderung ungebührlich entrichteter Beiträge).

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DIE KV
1.Aufgaben der KV
 Versicherungsfälle:
o Krankheit
o Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit
o Mutterschaft
 Leistungen für Zahnbehandlungen & Zahnersatz
 Hilfe bei körperlichen Gebrechen
 Gesundheitsvorsorge (Früherkennung, Impfungen)
 Medizinische Maßnahmen der Rehabilitation

Hauptproblem: Hohe Kosten der Leistungen  Frage der Finanzierbarkeit


Planung und Finanzierung: Bundesgesundheitsagentur (BGA)
Informations- und Kommunikationstechnologie im Gesundheitsbereich: elektronische
Gesundheitsakte (ELGA)

2.Finalität der KV
Finalität der KV = Die Ursache für den Eintritt des Versicherungsfalles für die
Leistungspflicht der KV ist irrelevant! Die versicherte Person erhält Leistungen aus
der KV auch dann, wenn sie den Versicherungsfall selbst verursacht oder
verschuldet hat.
Ausnahme: Verwirkung gem § 88 ASVG
Nicht bei vorsätzlicher Selbstschädigung oder best. gerichtlich strafbaren
Handlungen

3.Leistungsarten
 Sachleistungen
 Geldleistungen

Sachleistungen: nicht „in natura“, SVTr hat nur Organisationspflicht, muss nur mit
den Leistungserbringern (Ärzte, Apotheker) Verträge abschließen

17
 Anstaltspflege
 Ärztliche Hilfe
 Zahnbehandlung- und ersatz
 Hebammenbeistand
 Medizinische Hauskrankenpflege
 Vorsorgeuntersuchungen etc.

Geldleistungen
 Krankengeld
 Wochengeld
 Wiedereingliederungsgeld

Daneben noch freiwillige (zb kosmetische Behandlungen) + satzungsmäßige


Leistungen = Mehrleistungen (zb Fahrtkostenersatz für Begleitpersonen)

4.Leistungsempfänger
 Zunächst die nach den Sozialversicherungsgesetzen versicherte Person
 Bezieher einer Leistung nach dem AlVG (Arbeitslosengeld, Notstandshilfe,
etc.)
 Pensionsbezieher
 Bezieher von Kinderbetreuungsgeld
 Personen, die keiner Pflichtversicherung unterliegen und sich freiwillig
versichern (Selbstversicherung)
 Angehörige von versicherten Personen (sofern sie nicht selbst
krankenversichert sind)
o Ehegatte (nicht der Geschiedene) + eingetragener Partner
o Kinder – auch Wahlkinder, Stiefkinder, Enkel (wenn im selben
Haushalt) - bis 18
 Verlängert sich, wenn sie studieren gehen oder eine
Berufsausbildung machen bis max. 27
o Haushaltsführende Angehörige (seit min. 10 Monaten im selben
Haushalt und führen diesen unentgeltlich)
Für Ehegatte + eingetragene Partner + haushaltsführende Angehörige
ist vom (Haput)versicherten ein Zusatzbeitrag (3,4 %) zu leisten, der entfällt, wenn
sich der Angehörige um die Erziehung von Kindern kümmert, die im gemeinsamen
Haushalt wohnen.

5.Dauer des Leistungsanspruches


18
Leistungen aus der KV werden gewährt, wenn der Versicherungsfall
 Während des Versicherungsverhältnisses eintritt
 Vor dem auf das Ende der Versicherung nächstfolgenden Arbeitstag eintritt
(also zb Ende d. Versicherung am FR weil letzter Arbeitstag  KV besteht
übers WE weiter, wenn Montag der nächste Arbeitstag wäre)
Leistungen werden dann solange gewährt, wie der Versicherungsfall vorliegt. Auch,
wenn z.B. die Krankheit über das Ende der Pflichtversicherung hinausdauert. Es
muss nur der Versicherungsfall während des aufrechten Versicherungsverhältnisses
bzw. während dieser „Schutzfrist“ danach eintreten!
Fortleistungsfälle = In bestimmten Fällen bekommt man Leistungen aus der KV
auch, wenn der Versicherungsfall erst nach dem Ende der Versicherung eintritt (zb
Mutterschaft, wenn die Mutter noch vor Ende der Pflichtversicherung schwanger
geworden ist).

6.Versicherungsfall der Krankheit


6.1.Der Krankheitsbegriff
Definition v. Krankheit in § 120 ASVG:
„Ein (1) regelwidriger Körper- oder Geisteszustand, der (2) Krankenbehandlung
notwendig macht.“
(1) Der Krankheitsbegriff ist in der Lehre umstritten.
Nach Schrammel liegt Regelwidrigkeit vor, wenn entweder aus Sicht des Patienten
oder aus Sicht des Arztes ärztliches Tätigwerden erforderlich ist und nach
allgemeiner Auffassung auf Kosten der Versichertengemeinschaft behandelt werden
soll.
Nach Mazal kommt es primär auf den sozialen Konsens über die Inanspruchnahme
von Krankenbehandlung an. Krankheit liegt dann vor, wenn das KV-Recht eine
Maßnahme zur Behandlung des fraglichen Zustandes vorsieht. Der Krankheitsbegriff
hängt also von den konkreten medizinischen Möglichkeiten und damit vom
medizinischen Fortschritt ab.

(2) Krankenbehandlung ist notwendig, wenn sie dazu geeignet ist, die Gesundheit,
Arbeitsfähigkeit oder Selbsthilfefähigkeit wiederherzustellen oder zumindest zu
verbessern. Nach der Judikatur fällt auch bloße Schmerzlinderung ohne
Verbesserung der Schmerzursache unter die zu gewährende Krankenbehandlung.

Einige Spezialfragen

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 Unfruchtbarkeit / Zeugungsunfähigkeit zählt als Krankheit
 Organspenden zählt als Krankheit
 Kosmetische Behandlungen gelten als Krankenbehandlungen, wenn sie
anatomische oder funktionelle Krankheitszustände beseitigen sollen. Rein
optische Verbesserungen sind nicht von der KV umfasst!
 Schwangerschaft zählt nicht als Krankheit (ist ja nicht regelwidrig)

Wenn der Gesundheitszustand nicht mehr verbessert werden kann (zb dauerhafte
Verunstaltung), liegt keine Krankheit, sondern ein Gebrechen vor. Hierfür gibt es
grds keine Leistungen aus der KV – eventuell aber Hilfsmittel, Kuraufenthalte etc.

6.2.Zuzahlungen und Selbstbehalte der Versicherten


Für einige Leistungen der KV sind Zuzahlungen bzw. Selbstbehalte der Versicherten
oder ihrer Angehöriger vorgesehen.
Ärztliche Hilfe
 GSVG + BSVG-Versicherte (Bauern + Gewerblich Selbstständige): 20%
Selbstbehalt
 ASVG-Versicherte müssen keinen Selbstbehalt zahlen
Anstaltspflege: Angehörige von ASVG-Versicherten haben 10% Selbstbehalt der
Pflegegebührenersätze für die ersten 4 Wochen
Daneben weitere Zuzahlungen für die Gewährung von Hilfsmitteln und Heilbehelfen,
Kuraufenthalte und die Rezeptgebühr. Zudem müssen Versicherte bei der
Inanspruchnahme eines Wahlarztes etwas aufzahlen.

6.3.Leistungen aus dem Versicherungsfall der Krankheit


A - Krankenbehandlung
Allgemeines
Die Krankenbehandlung muss ausreichend und zweckmäßig sein und darf das
Maß des Notwendigen nicht überschreiten. Zweckmäßig ist eine Behandlung,
wenn sie entweder erfolgreich oder erfolgsversprechend war. Bei
schulmedizinischen Behandlungen, die von einem Arzt verordnet werden, ist dies
grds anzunehmen.
Bei alternativmedizinischen Behandlungen („Außenseitermethoden“) ist die
Zweckmäßigkeit hingegen im Einzelfall zu prüfen. Um einen Anspruch auf Ersatz der
Kosten für eine alternativmedizinische Behandlung zu haben, muss zuerst die
schulmedizinische Behandlung versucht werden, wenn diese zumutbar und billiger
ist. Außerdem muss die Behandlung ausreichend erfolgsversprechend sein oder
erfolgreich gewesen sein.

20
21
Stehen mehrere Behandlungsmethoden zur Verfügung (Methodenvielfalt), ist jene
Behandlung vom KVTr zu gewähren, bei der die Kosten-Nutzen-Relation am
günstigsten ist. Ist der Nutzen (die Wirkung) der Behandlungsmethoden gleich, ist
also die billigere Behandlungsmethode zu wählen. Man spricht vom
Ökonomiegebot.

(1)Ärztliche Hilfe
Ärztliche Hilfe wird durch Vertragsärzte, Wahlärzte oder eigene Einrichtungen des
SVTr (Ambulatorien) erbracht.
Der ärztlichen Hilfe gleichgestellt sind unter gewissen Umständen auch Leistungen
von „Nicht-Ärzten“ wie Physiotherapeuten, Psychotherapeuten, Ergotherapeuten und
Heilmasseure.

(2)Heilmittel
Die Heilmittel umfassen notwendige Arzneien und sonstige Mittel, die zur
Beseitigung oder Linderung der Krankheit oder zur Sicherung des Heilungserfolges
dienen.
Kernstück der Heilmittel sind die (notwendigen) Arzneien. Das sind Mittel, die auf den
inneren Organismus wirken, indem sie diesem zugeführt werden (z.B. durch
Einnahme ober Aufnahme über die Haut).

Der Erstattungskodex wird vom DV der SVTr herausgegeben und listet jene für
Österreich zugelassenen, erstattungsfähigen und gesichert lieferbaren Arzneien
auf, die eine therapeutische Wirkung und einen Nutzen im Sinne der Ziele der
Krankenbehandlung haben.
Es dürfen nur solche Heilmittel auf Kosten des KVTr verschrieben werden, die im
EKO enthalten sind. Der EKO ist in 3 Abschnitte gegliedert:
Der rote Bereich beinhaltet Arzneien, die erstmalig am österreichischen Markt
lieferbar sind, sie unterliegen der Bewilligung des Chefarztes.
Im gelben Bereich finden sich jene Arzneien, die einen wesentlichen zusätzlichen
therapeutischen Nutzen für Patienten aufweisen, aber dennoch aus medizinischen
oder gesundheitsökonomischen Gründen nicht in den grünen Bereich aufgenommen
werden können. Diese unterliegen grds auch der Bewilligung des Chefarztes.
Der grüne Bereich beinhaltet Arzneien, deren Abgabe ohne Bewilligung des
Chefarztes aufgrund ärztlicher Verschreibung medizinisch und
gesundheitsökonomisch sinnvol und vertretbar ist.

(3)Heilbehelfe

22
Heilbehelfe ersetzen fehlende Körperfunktionen (z.B. Brillen oder Schuheinlagen).
Diese sind nur dann auf Kosten des KVTr zu leisten, wenn sie der Heilung,
Linderung oder Verhütung der Verschlimmerung einer Krankheit dienen.
Systemwidrig, aber gesetzlich ausdrücklich vorgesehen, ist, dass Brillen als
Heilbehelfe behandelt werden.
Ist der Heilungsprozess bereits abgeschlossen, liegt also ein Gebrechen vor,
können solche Mittel nur mehr als Hilf smittel bezeichnet werden.
Die Kosten werden vom KVTr dann nur beschränkt übernommen, es sind
Selbstbehalte vorgesehen.

B - Zahnbehandlung- und Ersatz


Bei dieser Leistungskategorie sind Präventionsleistungen, Leistungen der
Krankenbehandlung (Zahnbehandlung) und Leistungen der Hilfe bei körperlichen
Gebrechen (Zahnersatz) dabei.
Die zwei wichtigsten Leistungen sind also die Zahnbehandlung und der
unentbehrliche Zahnersatz.

C - Medizinische Hauskrankenpflege
Dabei handelt es sich um eine Leistung für Personen, deren gesundheitlicher
Zustand Arztwege nicht mehr zulässt, die aber zu Hause versorgt werden können.
Diese wird auf ärztliche Anordnung durch diplomiertes Pflegepersonal durchgeführt.
Das sind Leistungen wie Injektionen, Verbandswechsel etc.
Der Anspruch gebührt grds nur für 4 Wochen und hat Vorrang ggü der
Anstaltspflege.

D - Anstaltspflege
Anstaltspflege ist ausgeschlossen, wenn auch ärztliche Hilfe oder medizinische
Hauskrankenpflege ausreichen würden. Andererseits auch, wenn keine ärztliche
Behandlung in der Krankenanstalt mehr nötig ist, sondern nur noch Pflege. Dann
spricht man von einem „Asylierungsfall“.
Anstaltspflege gebührt grundsätzlich in einer öffentlichen KA. Anstaltspflege umfasst
daher auch gewisse Pflegeleistungen (Verköstigung, Körperpflege).
Anstaltspflege in privaten KA kann dem Versicherten nur in 2 Fällen vom KVTr
geleistet werden.
 KA mit Vertragsverhältnis zum KVTr (Vertragskrankenanstalt)
 Eigene KA des KVTr

23
E - Reise- und Transportkosten
Grundsätzlich hat der KVTr bei Unfällen und plötzlichen Erkrankungen nach § 131
ASVG auch den Transport zu bezahlen, wenn dieser notwendig ist.
Bergungskosten und die Kosten der Beförderung bis ins Tal werden bei Unfällen
in Ausübung von Sport und Touristik aber nicht ersetzt. Problematisch ist in diesen
Fällen die Aufteilung der Kosten, wenn der Helikopter direkt vom Berg in die Klinik
fliegt.

F - Medizinische Rehabilitation
Medizinische Maßnahmen der Rehabilitation im Anschluss an die
Krankenbehandlung
Kuranstalten, ambulante Rehabilitation, Heilmittel und Heilbehelfe etc.
Bei Unterbeingung in Kuranstalten: Zuzahlungen des Versicherten
Medizin. Rehabilitation der KV ≠ medizin. Rehabilitation der PV (Rehabilitation vor
Pension)

7.Vertragspartnerrecht
Die KVTr können Sachleistungen entweder selbst erbringen (z.B. durch eigene
Ambulatorien) oder sie können diese durch Abschluss von privatrechtlichen
Verträgen von anderen erbringen lassen.

7.1.Beziehungen zu Ärzten
Gesamt- und Einzelverträge regeln die Sachleistungserbringung durch
Vertragspartner der KVTr.
Gesamtverträge
Gesamtverträge werden zwischen den KVTr und der Österreichischen
Ärztekammer abgeschlossen. Sie regeln die Zahl und örtliche Verteilung von
Vertragsärzten, das Auswahlverfahren, die Rechte und Pflichten und das Honorar
der Vertragsärzte.
Einzelverträge
Durch Einzelverträge zwischen dem betreffenden Arzt und dem KVTr wird der
einzelne Arzt verpflichtet, für die KVTr als Vertragsarzt tätig zu werden. Die
Einzelverträge müssen inhaltlich den Gesamtverträgen entsprechen, wobei
zusätzlich ua die genaue Ordinationszeit festgelegt wird.

Vertragsloser Zustand
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Voraussetzung dafür, dass Versicherte auf Kosten des KVTr ärztliche Hilfe bei einem
Vertragsarzt beanspruchen können, ist, dass dieser einen aufrechten Einzelvertrag
mit dem KVTr hat. Die hM geht davon aus, dass die Einzelverträge der Ärzte mit den
KVTr enden, wenn der Gesamtvertrag gekündigt wird. Passiert dies, tritt ein
vertragsloser Zustand ein.
In diesem Fall wandelt sich der Sachleistungs- in einen Geldleistungsanspruch und
der KVTr ersetzt dem Versicherten 80 % des bisherigen Vertragsarzthonorars.
Liegt ein vertragsloser Zustand vor, weil es noch nie zu einem
Gesamtvertragsabschluss mit der betreffenden Gruppe von Leistungserbringern
gekommen ist, hat die Satzung einen Kostenzuschuss festzulegen.

Streitigkeiten aus den Verträgen


Streitigkeiten aus Einzelverträgen werden vor paritätischen Schiedskommissionen
geschlichtet und entschieden. Sie besteht aus 2 Vertretern der Ärztekammer und 2
Vertretern des KVTr, sowie einem Richter.

Kostenerstattung bei Inanspruchnahme eines Wahlarztes


Ein Wahlarzt ist ein Arzt, der keinen Kassenvertrag hat und daher die Kosten seiner
Behandlung selbst festlegt und nicht direkt mit den KvTr verrechnen kann.
Der Versicherte ist nicht verpflichtet, sich von einem Vertragsarzt behandeln zu
lassen, es herrscht freie Arztwahl. Nimmt er einen Wahlarzt in Anspruch, muss er die
Kosten zunächst in voller Höhe selbst bezahlen. Er kann jedoch vom KVTr
Kostenerstattung in der Höhe von 80 % des Betrages, den der KVTr einem
Vertragsarzt bezahlen hätte müssen, verlangen. Nicht aber 80 % der tatsächlichen
Kosten, die idR viel höher sind!
Eine Einschränkung des Grundsatzes der freien Arztwahl gibt es jedoch bei teuren
Untersuchungen mit Großgeräten (Großgeräteplan).

Private Behandlung bei einem Vertragsarzt und kassenfreier Raum


Ein Vertragsarzt kann grundsätzlich gemäß den Gesamtverträgen auch als Wahlarzt
tätig werden, also dem Patienten ein privates Honorar in Rechnung stellen.
Dann kommt es aber zum Entfall von Ansprüchen ggü dem KVTr (also keine 80%
Kostenerstattung)!
Ausnahme: Wenn es sich um Leistungen, für die im Gesamtvertrag kein Tarif
vorgesehen ist handelt, ist sehr wohl Kostenerstattung vorgesehen. Man spricht dann
vom kassenfreien Raum. Die Kostenerstattung gebührt nach der Judikatur des
OGH wiederum nicht in voller Höhe, sondern muss sich an den für vergleichbare
Pflichtleistungen festgelegten Tarifen orientieren. Nur ausnahmsweise richtet sich
die Erstattung nach Marktpreisen, wenn es keine vergleichbaren Tarife gibt.
25
7.2.Beziehungen zu Trägern von Krankenanstalten (KA = KH)
 Öffentliche KA
Die KVTr zahlen einen Pauschalbeitrag zur Finanzierung öffentlicher KH an die
Landesgesundheitsfonds.
Die Landesgesundheitsfonds zahlen diese Pauschalbeiträge dann (nach den
Grundsätzen der leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung LKF) an die
Träger der KH aus.
Dieser Pauschalbeitrag soll alle Leistungen der KH an die Versicherten abgelten.
 Private KA
Der Dachverband der SVTr (DV) und die Interessenvertretung der priv. KA schließen
einen Gesamtvertrag ab. Dieser begründet noch kein Vertragsverhältnis zw. den
einzelnen priv. KA und den KVTr. Die Träger der priv. KA müssen dazu noch
Einzelverträge mit den KVTr abschließen.
Ähnlich wie beim Pauschalbeitrag an die Landesgesundheitsfonds zahlen die KVTr
einen Pauschalbeitrag an den PRIKRAF.
Besteht ein Einzelvertrag  PRIKRAF zahlt LKF-Gebühren für Behandlung
eines Versicherten direkt an den Träger der priv. KA
Kein Einzelvertrag  PRIKRAF zahlt als Pflegekostenzuschuss an den
Versicherten

7.3.Beziehungen zu Apothekern
Gesamtvertrag zwischen der Österreichischen Apothekerkammer und dem DV
Achtung – Unterschied zu Ärzten und KA: wird ohne nachfolgenden Abschluss
von Einzelverträgen für den einzelnen Apotheker wirksam!

7.4.Beziehungen zu anderen Vertragspartnern


Auch die Beziehungen anderer Vertragspartner der KVTr werden durch
Gesamtvertrag geregelt (zb Hebammen, Dentisten, klinische Psychologen etc)

8.Der Versicherungsfall der Arbeitsunfähigkeit infolge


Krankheit
8.1.Eintritt des Versicherungsfalls

26
Der Versicherungsfall der Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit tritt ein, wenn der
Versicherte wegen einer Krankheit im Sinne der KV nicht oder nur unter der
Gefahr der Verschlimmerung seines Zustandes in der Lage ist, seiner bisher
ausgeübten Erwerbstätigkeit nachzugehen. Dafür kommt es auf die konkret
ausgeübte Erwerbstätigkeit an, eine Prüfung, ob andere (zumutbare)
Erwerbstätigkeiten möglich wären, findet nicht statt.
Ist der Versicherte in der Lage, Teile seiner vertraglich geschuldeten Leistung zu
erbringen und bietet der DG solche an, so ist der Versicherte nicht arbeitsunfähig.
Beginn und Ende der Arbeitsunfähigkeit wird grds durch einen Vertragsarzt
festgestellt. Krankschreibungen von Wahlärzten sind auch möglich, müssen aber
vom Versicherten selbst an den KVTr gesendet werden und von diesem bestätigt
werden.

8.2.Anspruch auf Krankengeld


KG steht bei Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit ab dem 4. Tag zu. Der Anspruch
besteht grds für 26 Wochen, erhöht sich aber auf 52 Wochen (= 1 Jahr), wenn der
Versicherte in den letzten 12 Monaten vor Eintritt des Versicherungsfalles min. 6
Monate in der KV versichert war. Die Satzung kann den Anspruch auf 78 Wochen
ausdehnen.
Das Krankengeld beträgt 50% der Bemessungsgrundlage (letztes
Bruttomonatsgehalt bis zur Höchstbeitragsgrundlage), ab dem 43. Tag 60 %, wobei
die Satzung das KG auf 75 % erhöhen kann.
Das KG ruht, wenn der Versicherte mehr als 50 % EFZ vom DG bekommt, es ruht
zur Hälfte, wenn er 50 % EFZ bekommt und steht zur Gänze zu, wenn er weniger als
50 % EFZ bekommt.
Die Höhe des Krankengeldes hängt also zusammengefasst vom (Brutto)Einkommen
im letzten Monat vor der Erkrankung und von der Höhe der geleisteten
Entgeltfortzahlung ab.
Verwirkung von Krankengeld – zusätzlich zu § 88 ASVG (allg. Verwirkung)
Das KG gebührt nicht, wenn sich der Versicherte die Krankheit durch schuldhafte
Beteiligung an einem Raufhandel (Schlägerei) zugezogen hat, oder die Krankheit
sich als unmittelbare Folge von Trunkenheit oder Missbrauch von Suchtgiften
erweist.
In diesen Fällen gebührt den im Inland wohnenden bedürftigen Angehörigen, wenn
ihr Unterhalt mangels anderweitiger Versorgung vorwiegend vom Versicherten
bestritten wurde und sie an der Ursache der Verwirkung nicht schuldhaft beteiligt
waren, die Hälfte des KG, das dem Versicherten gebührt hätte.

8.3.Anspruch auf Rehabilitationsgeld

27
Personen, die ab 1964 geboren sind, bekommen im Fall der vorübergehenden,
min. 6 Monate dauernden Invalidität oder Berufsunfähigkeit Rehabilitationsgeld,
sofern nicht ein Anspruch auf berufliche Rehabilitation und damit verbunden auf
Umschulungsgeld besteht. Die Berufsunfähigkeit / Invalifität muss also
vorübergehend sein, aber doch min. 6 Monate dauern, sie wird vom PVTr
festgestellt. (Bei dauerhafter Invalidität / Berufsunfähigkeit bekommt man ja die IP /
BUP aus der PV).
Das Rehabilitationsgeld ist dem KG nachgebildet und beträgt 50 % der
Bemessungsgrundlage, 60 % ab dem 43. Tag, min. jedoch die Höhe des
Ausgleichszulagen-Richtsatzes für Alleinstehende (ca. 1000 €). D
Das Rehabilitationsgeld wird vom KVTr bemessen und bezahlt, dem die Kosten dann
vom PVTr ersetzt werden. Letzterer trägt also mittelbar die Kosten.
Für das Ruhen des Rehabilitationsgeld-Anspruchs gelten die Regeln des
Krankengeldes.

8.4.Wiedereingliederungsgeld
Die Wiedereingliederungsteilzeit soll der Wiedereingliederung nach langer
Krankheit (ununterbrochen min. 6 Wochen) dienen.
Dabei können AG und AN die bisherige Normalarbeitszeit für bis zu 6 Monate um 25-
50 % verringern. Sie wurde eingeführt, weil es in Österreich keine
Teilkrankschreibung gibt, diese aber für bestimmte Fälle (z.B. Rückkehr nach
Burnout) unter bestimmten Umständen für sinnvoll erachtet wurde.
Der AG muss das Entgelt nur aliquot zur tatsächlichen Arbeitszeit leisten und hat
daher keine Mehrkosten zu tragen. Der AN erhält sein aliquotiertes Entgelt und
zusätzlich Wiedereingliederungsgeld (idHv 60% der Bemessungsgrundlage – also
das nach 43 Tagen erhöhte Krankengeld).
Mehr- und Überstunden müssen nicht geleistet werden.

9.Versicherungsfall der Mutterschaft


Als Sachleistungen stehen ärztlicher Beistand, Hebammenhilfe und Anstaltspflege
für 10 Tage zu.
Mütter, die selbst erwerbstätig waren (und nicht nur als Angehörige mitversichert
sind) bekommen Wochengeld für die ersten 8 Wochen vor und nach der
Entbindung (= absolutes Beschäftigungsverbot aus dem MSchG). Bei
Frühgeburten, Mehrlingsgeburten und Kaiserschnitten gebührt das Wochengeld
(nach der Entbindung) für 12 Wochen. Ist das Beschäftigungsverbot länger
(individuelles Beschäftigungsverbot), gebührt auch das Wochengeld länger.
Die 8-Wochen-Frist vor der Entbindung, die aufgrund eines ärztlichen Zeugnisses
berechnet wird, kann natürlich falsch sein. Hat sich sich verkürzt, verlängert sich der
28
Anspruch nach der Entbindung genau um die Verkürzung. Zb Kind kommt 1 Woche
früher als berechnet  9 Wochen Wochengeld nach Entbindung (statt 8).

Auch wenn Beschäftigung beendet wurde während der Schwangerschaft kann eine
werdende Mutter Anspruch auf Wochengeld haben, wenn sie grob gesagt während
der aufrechten Beschäftigung und damit aufrechten Versicherung schwanger wurde.

Das Wochengeld beträgt 100% des durchschn. Entgelts der letzten 13 Wochen vor
Eintritt des Versicherungsfalls. Es ist nicht durch die Höchstbeitragsgrundlage
gedeckelt! Grund dafür sind familienpolitische Überlegungen.
70 % des Wochengeldes werden vom FLAF getragen. Für den Fall des
Zusammentreffens mit EFZ durch den DG gibt es Ruhensbestimmungen.
Gem § 14 Abs 3 MSchG besteht für Zeiten, während derer Wochengeld (oder
Krankengeld) bezogen werden kann, kein Anspruch auf EFZ durch den DG. Würde
KG und WG gleichzeitig gebühren, steht das WG zu.

10.Hilfe bei körperlichen Gebrechen


Gebrechen = wenn der Gesundheitszustand nicht mehr positiv beeinflussbar ist 
KV grds nicht leistungspflichtig
Aber: KVTr kann in seiner Satzung Zuschüsse vorsehen für Hilfsmittel, subsidiär zu
Ansprüchen aus anderen Gründen

11.Maßnahmen zur Festigung der Gesundheit und


Prävention
KV erbringt vereinzelt auch Leistungen im präventiven bzw. gesundheitsfördernden
Bereich und nicht nur ausschließlich beim bereits eingetretenen Krankheitsfall
 Versicherte Personen haben Anspruch auf eine jährliche
Vorsorgeuntersuchung.
 Sonstige Maßnahmen zur Erhaltung der Volksgesundheit (nach Betrauung
durch den Gesundheitsminister) zb Pränataldiagnostik, Zeckenimpfung
 Kuraufenthale (mit Zuzahlung der Versicherten), Verhütung von Krankheiten

29
DIE UV
1.Allgemeines
Aufgaben der UV: Vorsorge für die
 Verhütung von Arbeitsunfällen + Berufskrankheiten
 Erste-Hilfe-Leistung bei Arbeitsunfällen
 Unfallheilbehandlung + Rehabilitation von Versehrten
 Entschädigung nach Arbeitsunfällen + Berufskrankheiten

Beiträge zur gesetzlichen UV werden komplett vom DG bezahlt. Als Ausgleich dafür
haftet er nicht bei Personenschäden aus Arbeitsunfall / Berufskrankheit = DG-
Haftungsprivileg
Ausnahme: vorsätzliche Herbeiführung

2.Versicherungsträger
1. AUVA für DN und Freiberufler
2. SVS für selbstständig Erwerbstätige der gewerblichen Wirtschaft + Land- und
Forstwirte
3. BVAEB für Beamte + Bedienstete der Eisenbahn und Bergbau

3.Kreis der versicherten Personen


In der UV versichert sind
 Alle DN nach § 4 Abs 2 ASVG + die nach § 4 Abs 4 ASVG gleichgestellten
Personen (dienstnehmerähnliche, freie DN)
 Alle selbstständig Erwerbstätigen, sofern WKO-Mitglied (alte Selbstständige)
 Bestimmte Gesellschafter
 Die neuen Selbstständigen

Im Rahmen einer Teilversicherung:


 Heimarbeiter, geringfügig Beschäftigte
 Schüler + Studenten
 Zivildiener
 Bestimmte Freiberufler (zb Tierärzte)

30
„Beitragsloser“ Versicherungsschutz: nicht versicherte Personen sind wegen
faktischer Ausübung best. gesellschaftlich gewünschter Tätigkeiten aus der UV
anspruchsberechtigt:
 Rettung eines Menschen aus Lebensgefahr
 Herbeiholung der Rettung
 Unterstützung der Amtshandlung eines Sicherheitsorgans
 Hilfeleistung in sonstigen Unglücksfällen (Feuerwehreinsatz, Berg-oder
Wasserrettung, Tätigkeiten in den Organen der ÖH etc.)
Der Unglücksfall darf vom Retter selbst natürlich nicht vorsätzlich herbeigeführt
worden sein.

4.Das Leistungsrecht der UV


4.1.Versicherungsfälle:
 Arbeitsunfall

Die Versicherte Person hat also bei jedem Unfall Anspruch auf
Heilbehandlung aus der KV (Finalität der KV), nicht aber auf Leistungen der
UV. Darauf eben nur, wenn der Unfall ein Arbeitsunfall war.

 Berufskrankheit

4.1.1. Arbeitsunfall § 175 ASVG


Ein Arbeitsunfall ist ein Schaden, der
a) durch einen Unfall,
b) der sich im geschützten Lebensbereich ereignet hat
c) und der UV zurechenbar ist
entstanden ist.
Es gilt hier das „Alles-oder-Nichts“ Prinzip: Entweder leistet die UV voll oder gar
nicht!

a)Unfall
Ein Unfall allgemein ist ein zeitlich begrenztes (plötzliches) Ereignis – eine
Einwirkung von außen, ein abweichendes Verhalten, eine außergewöhnliche
Belastung - welches zu einer Körperschädigung führt.
Die Körperschädigung, besser gesagt die gesundheitlichen Auswirkungen, muss
nicht direkt mit dem Unfall eintreten

31
b)Geschützter Lebensbereich
Der geschützte Lebensbereich ist grob gesagt die versicherte Erwerbstätigkeit. §
Dabei wird sowohl ein objektiver Maßstab als auch ein subjektiver Maßstab
angelegt.
Objektiv: Die Handlung muss objektiv betrachtet als Ausübung der Erwerbstätigkeit
angesehen werden können.
Subjektiv: Die Intention des Handelnden muss auch auf die Erwerbstätigkeit gerichtet
sein.

Der Gesetzgeber hat den geschützten Lebensbereich darüber hinausgehend aber


vielfältig erweitert, sodass auch Tätigkeiten, die nur mehr bedingt mit der Arbeit
zusammenhängen, von der UV erfasst werden:
 Wegunfälle

Wegunfälle sind Unfälle, die sich auf einem (mit der Beschäftigung
zusammenhängenden) Weg zwischen ständigem Aufenthaltsort und
Arbeitsplatz ereignen.

Ständiger Aufenthaltsort ist jedenfalls die ständige Wohnung des


Versicherten. Aber auch andere Wohnstätten kommen in Frage, wenn dort
eine sogenannte „Wohnfunktion“ erfüllt wird. Der Arbeitsweg ist also durch
eine doppelte Finalität gekennzeichnet: Das Erreichen eines bestimmten
Endpunktes und dort das Entfalten einer bestimmten Tätigkeit, der
Wohnfunktion.

Gewisse Umwege auf dem Arbeitsweg sind auch geschützt, eine


enstprechende Aufzählung findet sich in § 175 Abs 2 ASVG.

 Arztbesuche
 Betriebsverfassungsrechtliche Aktivitäten
 Ein monatlicher Bankweg zur Abhebung des überwiesenen Entgelts
 Etc.

Bei selbstständig Erwerbstätigen umfasst der geschützte Lebensbereich alle


Tätigkeiten, die unmittelbar der Aufrechterhaltung, Förderung und Abwicklung der
selbstständigen Existenz dienen (Beurteilung anhand der Gewerbeberechtigung
möglich).

Neben freien DN und Selbstständigen sind auch Schüler und Studenten


unfallversichert. Für den geschützten Lebensbereich gilt dasselbe. Also Unterricht

32
selbst + An- und Abfahrt zur und von der Schule / Uni, Arztwege, Tätigkeiten bei der
ÖH etc.

Exkurs: Versicherungsschutz im HO
Neuregelung des § 175 ASVG
Unfälle im HO wurden explizit in die Arbeitsunfälle miteinbezogen  waren aber
davor eh schon dabei
Unfälle, die sich im „Betrieb“ aufgrund der allgemeinen und besonderen
Betriebsgefahr ereignen, sind auch im HO geschützt
Die allgemeinen Gefahren des Haushalts nicht!
Es muss zur privaten Gefahr auch eine Gefahr aus der versicherten Sphäre, also der
Erwerbstätigkeit, hinzutreten

c)Zurechnung
Kausalität der Erwerbstätigkeit (oder gleichgestellter Tätigkeiten, siehe oben) wird
verlangt, nicht aber Rechtswidrigkeit oder Verschulden  verbotswidriges Handeln
(nicht einmal vorsätzliche Selbstschädigung) schließt einen Arbeitsunfall nicht aus!
Trotzdem Ausnahmen (Gefahrenerhöhung) siehe unten
Arbeitsunfälle = Unfälle, die sich im
 örtlichen,
 zeitlichen und
 ursächlichen
Zusammenhang mit der die Versicherung begründenen Beschäftigung ereignen.
Nach der Rsp müssen diese 3 Voraussetzungen nicht kumulativ vorliegen. Der
ursächliche Zusammenhang kann schon ausreichen, ein enger zeitlicher und
örtlicher Zusammenhang hat aber Indizwirkung. Der ursächliche Zusammenhang =
Kausalzusammenhang ist also das entscheidende Zurechnungskriterium!

Die Kausalität ist im Sinne eines inneren Sinnzusammenhanges zwischen


geschützter Tätigkeit und Unfall zu verstehen. Es handelt sich hier also um einen
engeren Kausalitätsbegriff als jenem der zivilrechtlichen Kausalität nach der csqn-
Formel, weil eben die Prüfung der Rechtswidrigkeit und des Verschuldens
unterbleibt.
Nach der Theorie der wesentlichen Bedingung muss die UV dann leisten, wenn
die aus der Risikosphäre der UV stammende Ursache für den Unfall die wesentliche
Bedingung war und ein innerer Sinnzusammenhang zwischen Unfall und Tätigkeit
besteht.

33
Gefahrenerhöhung
Setzt der Versicherte ein gefahrenerhöhendes Verhalten, geht der
Versicherungsschutz der UV für die Dauer der Gefahrenerhöhung verloren.
Das heißt: typische, allgemeine Weggefahren sind geschützt. Setzt der Versicherte
aber ein völlig deppertes, unvernünftiges Verhalten, entfällt der Schutz der UV.
Es kommt hier wieder nach der Theorie der wesentlichen Bedingunf darauf an, ob
trotz der Gefahrenerhöhung die versicherte Tätigkeit eine wesentliche Bedingung
des Unfalls war oder ob die Gefahrenerhöhung so dumm und unvernünftig war, dass
die versicherte Tätigkeit nicht mehr wesentliche Bedingung war.
Ein völlig angsoffener Versicherter, der zur Erbringung der Arbeitsleistung (und zur
Bewältigung des Heimweges) unfähig ist, wäre also wegen Gefahrenerhöhung nicht
mehr von der UV geschützt. Kommt es durch die Alkoholiserung „nur“ zu einem
Leistungsabfall (also kann noch arbeiten aber ist beeinträchtigt) ist die Zurechnung
im Einzelfall wieder nach der Theorie der wesentlichen Bedingung zu prüfen.

Betriebliche Gemeinschaftsveranstaltungen
Betriebsfeiern, Betriebsausflüge und Ahnliches.
Hier „strahlt“ die Erwerbstätigkeit aus
. Auch solche Veranstaltungen sind von der UV unter Voraussetzungen umfasst:
 vom DG organisiert und finanziert
 alle (oder zumindest der Großteil) der DN können teilnehmen
 geeignet, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken
Wettkampf- und Leistungssport fallen aber nicht darunter.

Anlageschäden
Von Anlageschäden spricht man, wenn der eingetretene Schaden auch ohne die
geschützte Erwerbstätigkeit eingetreten wäre (mangelnde Kausalität), wenn auch
vielleicht etwas später (überholende Kausalität – z.B. ein Herzinfarkt bei einem
Versicherten mit Vorerkrankung oder ein riss einer bereits geschwächten Sehne).
Wenn die Kausalität der geschützten Tätigkeit verneint werden kann, sie also eine
bloße Gelegenheitsursache darstellt, dann besteht kein UV-Schutz. Ist die Tätigkeit
kausal gewesen, weil sie den Schadenseintritt zumindest verfrüht hat, ist wieder eine
Zurechnungsprüfung anhand der Theorie der wesentlichen Bedingung
durchzuführen.

34
4.1.2.Berufskrankheit § 177 ASVG
Die UV leistet auch im Falle der Krankheit, wenn es sich dabei um eine
Berufskrankheit handelt.
Eine Berufskrankheit kommt in Betracht, wenn der Schaden nicht auf einem Unfall
beruht, die Krankheit in der Anlage 1 des ASVG enthalten ist und durch die
Ausübung der versicherten Tätigkeit verursacht wurde.
In dieser Anlage werden bestimmte Krankheiten aufgezählt und für welche
Tätigkeiten diese als Berufskrankheiten gelten. Man spricht von abstrakten
Berufskrankheiten.
Daneben gibt es die Möglichkeit der Anerkennung von konkreten
Berufskrankheiten durch den SVTr, wenn die Krankheit zumindest überwiegend
von schädigenden Stoffen oder Strahlen bei der versicherten Beschäftigung
verursacht wurde.

4.1.3.Eintritt des Versicherungsfalls


Arbeitsunfall: mit dem Unfall selbst
Berufskrankheit: mit dem Beginn der Krankheit (=Behandlungsbedürftigkeit) oder
wenn für Versicherten günstiger mit dem Beginn der MdE

4.2.Leistungen der UV
4.2.1.Sachleistungen
 Unfallheilbehandlung
o Beseitigung oder Milderung der unfallbedingten Gesundheitsstörung
o Umfasst ärztliche Hilfe, Heilmittel, Pflege in KA, Kuraufenthalte)
 Rehabilitationsmaßnahmen
o Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit des Versicherten
o Berufliche Reha (+Übergangsgeld) + medizinische Reha + soziale
Reha
 Hilfsmittel
o Zb Prothesen oder orthopädische Behelfe

Besteht auch ein Leistungsanspruch gegen die KV, so ist primär diese
leistungspflichtig, man spricht von der Vorleistungspflicht der KV.
4.2.2.Geldleistungen

35
Als Bemessungsgrundlage gilt in der Regel die Summe der Arbeitsverdienste
(=Summe der Beitragsgrundlagen) im Kalenderjahr vor dem Eintritt des
Versicherungsfalles bis zur Höchstbeitragsgrundlage.
a)Kurzfristige Geldleistungen
 Übergangsgeld im Fall der beruflichen Rehabilitation (60% der
Bemessungsgrundlage)
 Versehrtengeld (subsidiär wenn kein Anspruch auf Krankengeld aus der KV
besteht)

b)Versehrtenrente
Sie soll die beim Versicherten eingetretene Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE),
die trotz Unfallheilbehandlung oder sonstiger Maßnahmen geblieben ist, ausgleichen.
Anspruch auf Versehrtenrente besteht, wenn die MdE des Versehrten durch die
Folgen eines Arbeitsunfalls oder einer Berufskrankheit über min. 3 Monate um min
20% verringert wurde. Sie gebührt zeitlich unbegrenzt, solange die Voraussetzungen
gegeben sind. Ändert sich der Grad der Versehrtheit für mehr als 3 Monate um min
10%, kann der VTr eine Neubeurteilung vornehmen.

Die Berechnung der MdE erfolgt objektiv-abstrakt. Das heißt, es kommt auf die
Erwerbsmöglichkeiten des Versehrten am allgemeinen Arbeitsmarkt an. Die
Ausbildung und der tatsächlich ausgeübte Beruf bleiben unberücksichtigt.
Auf Ausbildung und tatsächlich absolvierten Beruf ist nur in Härtefällen
Rücksicht zu nehmen.
In der Praxis entscheidet der medizinische Sachverständige anhand von Knochen-
und Gliedertaxen. Der Verlust eines Auges wird z.B. mit 25 % MdE gewertet.
Bei 100% MdE bekommt man 2/3 bzw. 66,6% der Bemessungsgrundlage. Bei 30%
MdE bekommt man z.B. 30% der Vollrente (also 30% von den 66,6%). Die
Versehrtenrente wird 14x jährlich ausbezahlt.
Zusatzrenten für Schwerversehrte
 50-70% MdE  Zusatzrente iHv 20%
 Über 70% MdE  Zusatzrente iHv 50%
 Kinderzuschuss (10% pro Kind)

c)Integritätsabgeltung
Die IA soll ideelle Schäden abgelten – sie ist vergleichbar mit dem zivilrechtlichen
Schmerzengeld bzw der Verunstaltungsentschädigung.
Sie gebührt, wenn

36
 ein Arbeitsunfall / eine Berufskrankheit
 durch grob fahrlässige Außerachtlassung von AN-Schutzvorschriften (zb
AZG, MSchG, ASchG) verursacht worden ist
 und der Versicherte dadurch eine erhebliche und dauernde Beeinträchtigung
der körperlichen oder geistigen Integrität erlitten hat.
 Außerdem muss dadurch ein Anspruch auf Versehrtenrente entstanden
sein.
Die fahrlässige Außerachtlassung von AN-Schutzvorschriften darf nicht vom DN
selbst zu vertreten sein!
Die Integritätsabgeltung ist entsprechend der Schwere des Integritätsschadens
abzustufen, sie ist eine einmalige Leistung. Maximal gebührt die doppelte jährliche
Höchstbeitragsgrundlage.

d)Leistungen im Todesfall
Wurde durch einen Arbeitsunfall oder eine Berufskrankheit der Tod des Versicherten
verursacht, gebührt zum einen Teilersatz der Bestatttungskosten, zum anderen
kennt die UV eine Witwen- bzw. Witwerrente.
Der hinterbliebene Ehegatte hat Anspruch auf 20 % der Bemessungsgrundlage bis
zu seinem Tod oder einer etwaigen Wiederverheiratung. 40 %, falls er selbst einer
MdE von min. 50 % unterliegt oder das Pensionsantrittsalter erreicht hat.
Kinder erhalten eine Waisenrente iHv 20 % der Bemessungsgrundlage, 30 % bei
Vollwaisen.

5.Besonderheiten der Haftung: Rückgriff und


Legalzession
Im ASVG gibt es Sonderregeln für die zivilrechtliche Haftung des schädigenden DG.
Stichwort: „DG-Haftungsprivileg“. Das liegt daran, dass der DG alleiniger
Beitragsschuldner in der UV ist.
5.1.Haftungsausschluss
Durchbrechung des zivilrechtlichen Zurechnungsprinzips mit dem DG-
Haftungsprivileg gem § 333 ASVG.
Der DG haftet dem DN für Personenschäden aus einem Arbeitsunfall oder einer
Berufskrankheit nur dann, wenn er dies vorsätzlich herbeigeführt hat.
Daher in der Praxis sehr selten Ersatzansprüche gg den DG, weil vorsätzliche
Schädigung extrem selten ist.
Der geschädigte DN ist also auf die Leistungen der UV angewiesen. Diese decken
aber nicht immer den gesamten Schaden:

37
 Der tatsächliche Verdienstentgang kann höher sein als die objektiv abstrakt
ermittelte Versehrtenrente.
 Schmerzengeld erhält der DN auch höchstens in Form der
Integritätsabgeltung, die nur unter bestimmten Voraussetzungen (siehe oben)
gebührt.

Bei Arbeitsunfällen durch ein Verkehrsmittel, für dessen Betrieb aufgrund


gesetzlicher Vorschrift eine erhöhte Haftpflicht besteht (zb Autounfall), besteht kein
Haftungsausschluss. Die Haftung ist aber mit der aus der Haftpflichtversicherung zu
Verfügung stehenden Versicherungssumme beschränkt.

Das DG-Haftungsprivileg kommt nicht nur bei der Verursachung durch den DG
selbst, sondern auch durch Aufseher im Betrieb zur Anwendung. Das sind
Personen, die zum Zeitpunkt des Unfalls „für ein Zusammenspiel persönl. oder
techn. Kräfte, wenn auch in untergeordneter Stellung, verantwortlich waren.“ Es
handelt sich also um Personen die für bestimmte Zeit DG-Aufgaben wahrgenommen
haben. Auch schädigende DN können also in den Genuss des DG-Haftungsprivilegs
kommen.
Arbeitskollegen, die keine Aufseher sind, haften ganz „normal“, wenn sie ihre
Arbeitskollegen schädigen!

5.2.Rückgriffanspruch
Trotz DG-Haftungsprivileg bleibt die Ersatzpflicht des DG ggü einem zur Leistung
verpflichteten SVTr bestehen.
Der UVTr (und jeder andere leistende SVTr) kann sich beim DG regressieren, wenn
dieser den Schaden / die Berufskrankheit vorsätzlich oder grob fahrlässig
herbeigeführt hat. Die Ersatzpflicht wird also nur bei leichter Fahrlässigkeit
ausgeschlossen.
Daurch den Rückgriffanspruch soll der DG trotz Haftungsprivileg angehalten werden,
ein „sorgfältiger DG“ zu sein.

5.3.Legalzession
Arbeitsunfall / Berufskrankheit des Versicherten wird durch Dritten oder
Arbeitskollegen herbeigeführt (Arbeitskollege der kein Aufseher ist)  haftet dem
Geschädigten voll und nach allg. zivilrechtl. Regeln
Aber: Ansprüche des geschädigten DN gehen auf jenen SVTr über, der Leistungen
zu erbringen hatte. Der Schädiger muss dann also nicht an den Geschädigten selbst,
sondern an den SVTr zahlen. Ausgenommen von dieser Legalzession ist das
Schmerzengeld!

38
Kongruenzprinzip: Die Legalzession umfasst nur Ansprüche des Geschädigten,
denen eine Leistung des SVTr ggü steht. Ansprüche auf den Ersatz von
Sachschäden gehen also nicht auf den SVTr über, weil dem Sachschaden keine
Leistung des SVTr ggu steht.

„Richtige“ Dritte können von dem SVTr immer in Anspruch genommen werden.
Arbeitskollegen nur, wenn sie grob fahrlässig oder vorsätzlich gehandet haben
oder den Unfall durch ein Verkehrsmittel verursacht haben.

Quotenvorrecht des SVTr


In zwei Fällen stellt sich das Problem, wer das Risiko trägt, dass weder die zur
Verfügung stehenden SE-Ansprüche noch die Leistungen der SV den Schaden
komplett decken:
1. In Fällen von Mitverschulden des geschädigten DN.
2. In Fällen, in denen die Haftung des Schädigers betragsmäßig begrenzt ist.
Nach der herrschenden Ansicht kommt es auch in diesen Fällen zu einer
Legalzession der unzureichenden SE-Ansprüche an den SVTr, sofern Kongruenz
besteht.
Der Geschädigte hat in solchen Fällen den ungedeckten Restschaden selbst zu
tragen!

39
DIE PV
1.Allgemeines
1.1.Zur Entwicklung
Aufgabe der PV: Einkommensausfälle ausgleichen, die sich aus folgenden Gründen
ergeben:
 Erreichen eines best. Alters
 Dauerhafte MdE
 Tod der Familienerhalter

In der PV stehen regelmäßige, oft lang andauernde Geldleistungen im Vordergrund.

Zwei Modelle zur Finanzierung der PV:


1. Kapitaldeckungsverfahren

Die Beiträge des Versicherten werden am Kapitalmarkt angelegt, sodass sich


die Versicherten ihre Pensionen „ansparen“ können. Die Höhe der Pensionen
ist dann aber von der Entwicklung des Kapitalmarktes abhängig. Dieses
Modell wird durch Einflüsse wie hoher Inflation oder Kriege gefährdet.

2. Umlageverfahren

Die österr. PV folgt daher dem Umlageverfahren. Dabei finanzieren die


laufenden Beiträge der Versicherten jene laufenden Ausgaben, die für
Leistungen an Pensionisten anfallen. Jede Generation finanziert also durch
ihre Beiträge die Pension der vorherigen Generation im Vertrauen darauf,
dass die nächste Generation das auch tun wird (Generationenvertrag).
Aber auch dieses Modell hat Schwachpunkte: nämlich demographische
Entwicklungen wie steigende Lebenserwartung und abnehmende
Kinderzahlen. Stichwort: Wer zahlt in 40 / 50 Jahren unsere Pensionen?

In Ö derzeit 2 voneinander getrennte Systeme der PV:


1. Pension nach dem ASVG (bzw. GSVG / FSVG / BSVG) (altes System)
2. Allgemeines Pensionsgesetz (APG) (neues System)

Pensionssicherungsreform 2003

40
Mit der Pensionssicherungsreform 2003 + dem Pensionsharmonisierungegesetz
2004 kam es zu einer großen Reform der PV:
 Bevölkerung lang im Erwerbsleben halten  Pension gehen erst ab
Regelpensionsalter von 65
 Vorzeitige Alterspension (Frühpension) wurde eingeschränkt
 Beitragswahrheit: Pensionen sollen den geleisteten Beiträgen entsprechen um
die hohe Staatsfinanzierung zu senken
 Schaffung des APG  Mit dem APG wurde ein einheitliches Pensionsrecht für
alle Erwerbstätigen geschaffen  Für mehr Transparenz wurde ein
individuelles Pensionskonto für jeden Versicherten eingerichtet

Das APG
Das APG regelt Anspruch und Ausmaß der Alterspension, Ausmaß der Pension wg
MdE und Ausmaß der Hinterbliebenenpension für alle in der PV nach dem ASVG /
GSVG / FSVG oder BSVG versicherten Personen.
Es gilt für alle Personen, die ab dem 1.1.1955 geboren wurden und nur
Versicherungszeiten ab dem 1.1.2005 erworben haben, die also erst nach der
Reform ins Erwerbsleben eingestiegen sind.
Für Personen, die ab dem 1.1.1955 geboren wurden aber schon
Versicherungszeiten vor dem 1.1.2005 erworben haben, galt zunächst eine
komplizierte Parallelrechnung (nach altem System und neuem System). Seit 2014
gibt es für diese Personen das System der Kontoerstgutschrift. Haben diese bis
zum 31.12.2013 min. 1 Versicherungsmonat nach dem alten System (ASVG / GSVG
etc.) erworben, ist eine Kontoerstgutschrift zu erstellen. Sie wird nach § 15 APG
berechnet.
Für ältere Personen (vor dem 1.1.1955) bleiben die alten Bestimmungen relevant
(ASVG / GSVG etc).

1.2.Finanzierung der Pensionen


Durch Beiträge der Versicherten (22,8% der Beitragsgrundlage), des Bundes (über
10 Mrd. pro Jahr), des AMS und von Fonds.

2.Leistungsvoraussetzungen und Versicherungszeiten


2.1.Primäre Leistungsvoraussetzungen für eine Pension
Eintritt des Versicherungsfalls, also:
 Alterspension: Mit Erreichen des Anfallsalters. Männer: 65, Frauen 60 (wird
aber ab 2024 pro Jahr um 6 Monate erhöht, bis es auch 65 beträgt).

41
 Pension wegen dauerhaft geminderter Erwerbsfähigkeit: Mit Eintritt der
Arbeitsunfähigkeit des Versicherten
 Hinterbliebenenpension: Mit dem Tod des Versicherten

2.2.Sekundäre Leistungsvoraussetzungen
Der Eintritt des Versicherungsfalles allein reicht in der PV für den Anspruch auf eine
Pensionsleistung nicht aus. Der Versicherte muss auch eine gewisse
Mindestversicherungszeit bis zum Stichtag aufweisen (=Wartezeit).
Die Person muss also vor dem Stichtag eine gewisse Anzahl an
Versicherungsmonaten erworben haben. Die Dauer ist je nach Art der Pension
unterschiedlich.
In besonderen Fällen entfällt sie ausnahmsweise (fast) komplett:
 Für Leistungen der PV aus MdE und Tod, wenn durch Arbeitsunfall oder
Berufskrankheit erfolgt.
 Für Leistungen der PV aus MdE und Tod, wenn der Versicherte bei Eintritt des
Versicherungsfalles noch unter 27 war und dieser min. 6
Versicherungsmonate erworben hat.

Stichtag: Für Leistungen der PV aus Alter und MdE der dem Tag der Antragstellung
folgende Monatserste. Bei Tod der dem Todestag folgende Monatserste.
Achtung: Der Stichtag muss nicht mit dem Tag ident sein, an dem die
Leistungsansprüche tatsächlich anfallen.

2.3.Versicherungszeiten
Vorliegen einer best. Versicherungszeit ist für die Frage, ob die
Mindestversicherungszeit erfüllt ist und für die Höhe der Pension relevant.
Zur Berechnung werden Versicherungszeiten zu Versicherungsmonaten
zusammengefasst. Versicherungsmonat = 1 Monat mit min. 15 Tagen
Versicherungszeit. Liegen in einem Kalendermonat weniger als 15 versicherte Tage
vor, nimmt der Versicherte diese Tage in Monate mit ebenfalls zu wenig versicherten
Tagen mit, bis diese Monate auch Versicherungsmonate sind.

Versicherungszeiten nach Altrecht


Für jene Versicherten, für die das APG nicht gilt, ist der Unterschied zwischen
Beitragszeiten und Ersatzzeiten relevant, weil diese unterschiedlich behandelt
werden.
Beitragszeiten: Zeiten, für welche Beiträge für den Versicherten eingezahlt wurden
(wegen eigener Erwerbstätigkeit (Pflichtversicherung) oder freiwillger Versicherung)
42
Ersatzzeiten: Zeiten, in denen die versicherte Person aus besonderen
berücksichtigungswürdigen Gründen an der Ausübung der Erwerbstätigkeit gehindert
war und nur teilversichert war. Zu einer Teilversicherung führen bspw Wochen- und
Krankengeldbezug, Präsenz- und Zivildienst und Zeiten der Kindererziehung.
Achtung Rahmenfrist: Versicherungszeiten müssen bei vielen Leistungend der PV
zusätzlich innerhalb eines best. Zeitraums vor Stellung des Pensionsantrages liegen.

Versicherungszeiten nach Neurecht (APG)


Im Neurecht nach APG gibt es keine Ersatzzeiten mehr, sondern nur mehr
Versicherungszeiten. Versicherungszeiten können erworben werden:
 Durch eigene Erwerbstätigkeit
 Durch eine freiw. Versicherung in der PV
 Durch Teilversicherung in der PV in Zeiten der Nichterwerbstätigkeit
o Zu einer Teilversicherung führen zb Wochen- und Krankengeldbezug,
Präsenz- und Zivieldienst, Zeiten der Kindererziehung (max. 4 Jahre
pro Kind)

Versicherungszeiten bei verspäteter, unterlassener oder unrichtiger Meldung


 Verspätete / unterlassene Meldung = Nichtmeldung

Beiträge verjähren in 5 Jahren.  nicht angemeldete DN können die


Feststellung der Pflichtversicherung beim VTr beantragen  wirkt rückwirkend

SE-Anspruch des DN gg DG, wenn dieser schuldhaft den Verlust von


Beitragszeiten des DN verursacht hat, aber natürlich erst nach Ablauf der 5-
jährigen Verjährungsfrist

 Vorhandene Meldung inhaltlich falsch = Falschmeldung

Zb zu niedrige Beitragsgrundlage  Beitragszeiten sind erworben worden, die


nach dem in der SV geltenden Anspruchslohnprinzip zu bewerten sind.

3.Ausmaß der Pensionsleistungen


2 Modelle zur Berechnung der Höhe:
1. Individuelle Lebensstandardsicherung – Lebensstandard des Versicherten
vor Antritt der Pension sichern  Modell des ASVG (alt)
2. Beitragsgerechtigkeit – alle Beiträge im Leben des Versicherten berechnen
und Durchschnitt ermitteln  Modell des APG (neu)

43
3.1.Pensionsberechnung nach ASVG
Schritt 1 – Gesamtbemessungsgrundlage
Allgemeine Bemessungsgrundlage gem § 238 = Sume der höchsten
monatlichen Beitraggrundlagen geteilt durch einen Divisor
Die Zahl der höchsten Beitragsmonate betrug ursprünglich 180 Monate und
wird bis 2028 auf die 480 höchsten Beitragsmonate angehoben, jeweils um 12
pro Jahr. Im Ergebnis erreicht man damit ab 2028 fast eine Durchrechnung
des gesamten Lebensverdienstes.
Aktuell (2022) beträgt die Zahl der höchsten Beitragsmonate 408. Es werden
also die 34 besten Jahre berücksichtigt.
Der Divisor ist die Anzahl der höchsten Beitragsmonate + 1/6 (jährliche
Sonderzahlungen). Aktuell (2022) beträgt der Divisor also 476.
Für Versicherte, die Kindererziehungszeiten haben ist noch eine separate
Bemessungsgrundlage gem § 239 zu bilden.
Anschließend wird die Summe der beiden Bemessungsgrundlagen durch die Zahl an
Versicherungsmonaten insgesamt dividiert. Man bekommt die
Gesamtbemessungsgrundlage.
Allg . Bemessungsgrundlage ( §238 )+ evt . Spearate Bemessungsgrundlage (§ 239)
=Gesamtbemessungsgrundla
Zahl der Versicherungsmonateinsgesamt

Schritt 2 – Steigerungsbetrag
Die so gebildete Gesamtbemessungsgrundlage wird mit dem Steigerungsbetrag
multipliziert. Der Steigerungsbetrag beträgt 1,78% für jedes Versicherungsjahr,
höchstens aber 80%. Die Höchstpension ist also 80% der
Gesamtbemessungsgrundlage und wird nach 45 Versicherungsjahren erreicht (45 x
1,78 = 80). Ausnahme: Zuschläge bei späterem Pensionsantritt, siehe unten.
Gesamtbesmessungsgrundlage∗( 0,0178∗Versicherungsjahre )=( vorläufige ) Höhe der Pension

Schritt 3 - Abschläge und Zuschläge


Wird die Pension vor Erreichen des Regelpensionsalters (65 M, 60 F) in Anspruch
genommen, wird die Leistung durch Abschläge verringert. Jedes Jahr vor
Regelpensionsalter veringert die Pension um 4,2%, Höchstgrenze aber 15%
Abschlag.
Jedes Jahr nach Regelpensionsalter erhöht hingegen die Pension um 4,2%, auf bis
zu rund 92 % der Gesamtbemessungsgrundlage.
Das ist dann die endgültige Pensionshöhe. Sie wird 14x jährlich ausbezahlt.
3.2.Pensionsberechnung nach APG

44
Der PVTr führt für jeden Versicherten ein Pensionskonto. Die Gesamtgutschrift auf
diesem Konto geteilt durch 14 ergibt die monatliche (14x auszubezahlende) Pension.
Schritt 1 – Jährliche Teilgutschriften
Die Teilgutschriften ergeben sich durch Multiplikation der Beitragsgrundlagen eines
Jahres (Summe der 12 monatlichen Beitragsgrundlagen) mit dem
Kontoprozentsatz (1,78%). Das Ergebnis ist die Teilgutschrift dieses Jahres.
Summe der Beitragsgundlagendes Jahres∗0 , 0 178=Jährliche Teilgutschrift

Schritt 2 – Jährliche Gesamtgutschrift


Die Gesamtgutschrift eines Jahres ergibt sich also aus der Teilgutschrift des Jahres
+ der mit der Aufwertungszahl multiplizierten Gesamtgutschrift des Vorjahres.
Die Gesamtgutschriften des vorigens Jahres sind jährlich aufzuwerten, weil weit
zurückliegende Beitragsgrundlagen durch die Inflation an Wert verlieren würden.
Aktuell beträgt die Aufwertungszahl rund 1,02.
Jährliche Teilgutschrift + ( Jährliche Gesamtgutschrift des Vorjahres∗1 , 02 )=Jährliche Gesamtgutschrift

Schritt 3 – Gesamtgutschrift, Abschläge und Zuschläge


Die Summe aller jährlichen Gesamtgutschriften bildet die Gesamtgutschrift auf dem
Konto. Teilt man diese durch 14, erhält man die vorläufige Höhe der monatlichen
Pension.
Auch im neuen System nach dem APG gibt es Abschläge und Zuschläge. Jedes
Jahr vor Regelpensionsalter veringert die Pension um 4,2%, Höchstgrenze aber
wieder 15% Abschlag. Jedes Jahr nach Regelpensionsalter erhöht die Pension um
4,2%.
Das ist dann die endgültige Pensionshöhe. Sie wird 14x jährlich ausbezahlt.

45
4.Alterspension
4.1.Alterspension nach ASVG - § 253
Primäre Leistungsvoraussetzung: Erfüllung des Pensionsantrittsalters

Pensionsantrittsalter
M 65 - F 60

Sekundäre Leistungsvoraussetzung: Erfüllung der Wartezeit


Es sind 180 Versicherungsmonate in den letzten 360 Monaten notwendig. Das ist der
Rahmenzeitraum.

Rahmenzeitraum
180 Versicherungsmonate in den letzten 360 Monaten = 15 Versicherungsjahre in
den letzten 30 Jahren

Wurden 180 Beitragsmonate oder 300 Versicherungsmonate (also Beitrags- und


Ersatzmonate) erreicht, kommt es auf den Rahmenzeitraum nicht mehr an. Man hat
dann eine sog „ewige Anwartschaft“.

Ewige Anwartschaft
180 Beitragsmonate / 300 Versicherungsmonate

Exkurs: Hacklerpension
Die Frühpension wurde 2003 ja aufgehoben. Eine Form davon – die
Langzeitversicherungspension bzw. „Hacklerpension“ besteht aber übergangsweise
nach wie vor.

4.2.Alterspension nach APG - § 4


Primäre Leistungsvoraussetzung: Erfüllung des Pensionsantrittsalters

Pensionsantrittsalter
M 65 - F 60

Sekundäre Leistungsvoraussetzung: Erfüllung der Wartezeit


46
Es sind 180 Versicherungsmonate (15 Jahre) notwendig. Es gibt keinen
Rahmenzeitraum, nur eine ewige Anwartschaft. 84 Monate davon (7 Jahre) müssen
aber durch eigene Erwerbstätigkeit (und nicht durch Kindererzeihung oder
Präsenzidenst etc) erworben worden sein.

Ewige Anwartschaft
180 Versicherungsmonate (min. 84 durch eigene Erwerbstätigkeit) = 15
Versicherungsjahre (min. 7 durch eigene Erwerbstätigkeit)

Exkurs: Korridor- und Schwerarbeitspension


 Korridorpension: Pension mit 62, wenn der Versicherte min. 40
Versicherungsjahre erworben hat, egal ob durch Erwerbstätigkeit oder nicht.
Am Stichtag darf kein Erwerbseinkommen mehr bezogen werden.
 Schwerarbeitspension: Pension mit 60, wenn min. 45 Versicherungsjahre,
davon min. 10 Schwerarbeitsjahre. Am Stichtag darf kein Erwerbseinkommen
mehr bezogen werden.

5. Versicherungsfall der dauerhaft geminderten


Arbeitsfähigkeit – Invaliditäts- und
Berufsunfähigkeitspension
5.1.Grundsätzliches
Unabhängig vom Erreichen einer bestimmten Altersgrenze gewährt die PV
Leistungen, wenn der Versicherte wegen einer dauerhaft geminderten
Arbeitsfähigkeit (dgA) nicht mehr ausreichend erwerbstätig sein kann.
Die dgA wird nicht wie bei der Versehrtenrente objektiv-abstrakt berechnet, sondern
bezieht sich immer auf eine bestimmte Gruppe von zumutbaren Berufen
(Verweisungsfeld).
Es ist also zunächst zu prüfen, welche Berufe der versicherten Person mit dgA noch
zuzumuten sind. Findet sich ein zumutbarer Beruf, ist das erzielbare Einkommen in
diesem Beruf zu prüfen. Findet sich im Verweisungsfeld kein Beruf, den der
Versicherte noch ausüben kann, ist der Versicherungsfall jedenfalls eingetreten.

5.2.Rehabilitation vor Pension


Grundsätzlich gilt:
 Besserung des Gesundheitszustandes und Wiedererlangung der
Arbeitsfähigkeit erwartbar  Rehabilitation

47
 Dauernd invalid / berufsunfähig  Invaliditätspension /
Berufsunfähigkeitspension
Es gilt also ein Vorrang der Rehabilitation vor der (Invaliditäs – bzw.
Berufsunfähigkeits)Pension!
Personen, die am 1.1.2014 unter 50 Jahre alt waren und nicht dauernd
invalid/berufsunfähig, sondern rehabilitierbar sind, wurden aus der PV
herausgenommen und in die KV und AlV eingegliedert. Anstelle der bisherigen
(und für ältere Versicherte weiterhin existenten) befristeten IP / BP erhalten diese
Personen Rehabilitationsgeld aus der KV bzw. Umschulungsgeld aus der AlV.
Während die medizinische Rehabilitation zum Ziel hat, nach Unfall oder Krankheit
die körperliche oder psychische Leistungsfähigkeit wiederherzustellen, steht bei der
beruflichen Rehabilitation die Förderung der Wiedereingliederung in den
Arbeitsmarkt im Vordergrund.

Medizinische Rehabilitation
Ansprich: Wenn min. 6 Monate vorübergehende Invalidität bescheidmäßig
festgestellt wurde.
Maßnahmen der medizinischen Rehabilitation müssen für den Versicherten
zweckmäßig und zumutbar sein.
Medizinische Maßnahmen der Reha umfassen z.B.:
 Unterbringung in Rehabilitationsanstalten
 Gewährung ärtzlicher Hilfe
 Gewährung von Hilfsmitteln (Prothesen, orthopädische Behelfe)
Während dieser Zeit: Rehabilitationsgeld aus der KV für den Versicherten (anstelle
der bisher befristeten IP). Das Rehabilitationsgeld ist aber nur „subsidiär“ zum
Umschulungsgeld. Maßnahmen der medizinischen Rehabilitation als Sachleistung
(die oben genannten) können hingegen auch während der Absolvierung einer
beruflichen Rehabilitationsmaßnahme gewährt werden.

Pensionsvermeidende Berufliche Rehabilitation


Anspruch: Wenn man aufgrund des Gesundheitszustandes die Voraussetzungen für
die IP erfüllt oder in absehbarer Zeit erfüllen wird.
Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation müssen für den Versicherten ebenfalls
zweckmäßig und zumutbar sein.
Die Zumutbarkeit richtet sich nicht nur nach Dauer und Kosten der Ausbildung
bzw. Umschulung, sondern auch nach den persönlichen Verhältnissen des
Versicherten. Es wird also ein gewisser Qualifikationsschutz geschaffen. Eine
berufliche Reha, bei der das bisherige Qualifikationsniveau des Versicherten
wesentlich unterschritten wird, bedarf dessen Zustimmung.
48
Während dieser Zeit: Umschulungsgeld aus der AlV für Versicherten (anstelle der
bisher befristeten IP).

Achtung:
Das Rehabilitationsgeld ist subsidiär zum Umschulungsgeld!
Sachleistungen aus der medizinischen Reha können aber auch während der
Absolvierung einer beruflichen Reha gewährt werden.

5.3. Invaliditätspension / Berufsunfähigkeitspension


Primäre Leistungsvoraussetzung: Vorliegen einer dauerhaften Invalidität /
Berufsunfähigkeit + Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation nicht zweckmäßig
oder zumutbar

Sekundäre Leistungsvoraussetzung: Erfüllung der Wartezeit

Bis 50 Jahre: 60 Versicherungsmonate in den letzten 120 Monaten = 5


Versicherungsjahre in den letzten 10 Jahren
Ab 50 Jahren: Wartezeit erhöht sich monatlich um 1 Monat auf bis zu 180
Versicherungsmonaten in den letzten 360 Monaten

Gar keine Wartezeit gibt es wie oben erwähnt, wenn die Invalidität /
Berufsunfähigkeit Folge eines Arbeitsunfalls / einer Berufskrankheit war!

Invalidität der Arbeiter - § 255 ASVG


Ob Arbeiter Berufsschutz genießen, hängt von der Art ihrer Tätigkeit ab, wobei 3
Varianten unterschieden werden:
1. Gelernte Arbeiter
2. Angelernte Arbeiter
3. Ungelernte Arbeiter
1. Ein Arbeiter ist gelernt, wenn er eine vorgeschriebene Ausbildung abgeschlossen
hat, also insbesondere eine Lehre. Gelernte Arbeiter genießen Berufsschutz
hinsichtlich ihres Verweisungsfeldes. Das heißt sie können nur auf ihren Beruf oder
einen Beruf, der diesem gleichkommt, verwiesen werden.
Können sie diesen Beruf gar nicht mehr ausüben, oder ist ihre Arbeitsfähigkeit auf
weniger als die Hälfte derjenigen einer gesunden Person mit ähnlicher
Ausbildung und Kenntnissen in diesem Beruf gesunken, dann gelten gelernte
Arbeiter als invalid.
„Auf die Hälfte“ ist die Arbeitsfähigkeit dann gesunken, wenn der gelernte Arbeiter im
Verweisungsberuf nicht mehr die Hälfte des Durchschnittsentgelts eines
49
gesunden Arbeiters im Verweisungsberuf verdienen kann. Es wird also auf das
noch erzielbare Einkommen angestellt. Dieses Erfordernis muss auch erfüllt sein,
wenn der Arbeiter auf eine TZ-Beschäftigung verwiesen wird.

2. Ein Arbeiter ist angelernt, wenn er sich durch praktische Arbeit Kenntnisse und
Fähigkeiten angeeignet hat, die jenen eines erlernten Arbeiters gleichzuhalten sind.
Angelernte Arbeiter sind den gelernten Arbeitern gleichgestellt.

3. Ein ungelernter Arbeiter genießt keinen Berufsschutz. Für sie ist das
Verweisungsfeld der gesamte Arbeitsmarkt. Solche Personen können also de facto
keine IP bekommen, weil man für sie immer noch irgendeinen Job findet und sie
damit nicht als dauerhaft invalid gelten.

4. Spezialfall: Die Person hat gelernte (angelernte) und ungelernte Berufe ausgeübt.
Dann gilt der Berufsschutz des (an)gelernten Berufes, wenn dieser überwiegend
ausgeübt wurde.
Beurteilung nach der „Hälfteregelung“: „überwiegende Tätigkeit“ liegt vor,
wenn der Versicherte in den letzten 15 Jahren in min. 7,5 Jahren (an)gelernter
Arbeiter oder Angestellter war

Der Verweisungsberuf muss aber uneingeschränkt ausgeübt werden können (dh


wie eine gesunde Person), sonst ist der Arbeiter nicht auf diesen Beruf verweisbar.
Damit ein Verweisungsfeld überhaupt gegeben ist, muss es eine bestimmte Anzahl
an Arbeitsplätzen im gesamten Bundesgebiet geben: min. 100 Stellen dieses
Berufs. Wie gut die Chancen des Versicherten sind, eine dieser Stellen tatsächlich zu
bekommen, ist dann das „Problem“ der AlV!

Es gibt eine Erleichterung für ältere ungelernte Arbeiter: Die sog Härtefallregelung.
Ein ungelernter Arbeiter ab 50 Jahren gilt auch dann als invalid, wenn er:
 min 12 Monate vor Stichtag beim AMS arbeitslos gemeldet war
 min. 360 Versicherungsmonate erworben hat
 nur mehr Tätigkeiten mit geringstem Anforderungsprofil ausüben kann
 und ein entsprechender Arbeitsplatz in angemesser Entfernung zum Wohnort
nicht in Aussicht ist.

Berufsunfähigkeit der Angestellten - § 273 ASVG

50
Angestellte gelten als berufsunfähig, wenn die Arbeitsfähigkeit in ihrem Beruf auf
weniger als die Hälfte derjenigen eines körperlich und geistig gesunden
Angestellten mit ähnlicher Ausbildung und Kenntnissen vorraussichtlich dauerhaft
herabgesunken ist. Dabei stellt man wieder auf das erzielbare Einkommen ab.
Angestellte genießen Berufsschutz und können nur auf ihre oder vergleichbare
Berufe verwiesen werden. Entscheiden ist grds die zuletzt ausgeübte Tätigkeit.
Verweisungen, die zu einem „sozialen Abstieg“ führen würden, sind unzulässig.

Auch für Angestellte gilt für den Erwerb von Berufsschutz die „Hälfteregelung“. Sie
erwerben also Berufsschutz, wenn innerhalb der letzten 15 Jahre vor dem Stichtag
zumindest 7,5 Jahre eine Tätigkeit als Angestellter oder (an)gelernter Arbeiter
ausgeübt wurde.

5.4. Erwerbsunfähigkeit anderer Berufsgruppen


Bei gewerblich Selbstständigen und Bauern spricht man nicht von Invalidität oder
Berufsunfähigkeit, sondern von „Erwerbsunfähigkeit“. Diese tritt ein, wenn sie
gänzlich unfähig sind, einem regelmäßigen Erwerb nachzugehen.
Bauern und Gewerblich Selbstständige genießen keinen Berufsschutz. Die
Landwirtschaft bzw. das Unternehmen kann durch Hilfskräfte weitergeführt werden
und bringt dann weiterhin Einkommen.

6.Versicherungsfall des Todes = Hinterbliebenenpension


Primäre Leistungsvoraussetzung: Tod des Versicherten

Sekundäre Leistungsvoraussetzung: Erfüllung der Wartezeit – wie beim


Versicherungfall der dgA!

Bis 50 Jahre: 60 Versicherungsmonate in den letzten 120 Monaten = 5


Versicherungsjahre in den letzten 10 Jahren
Ab 50 Jahren: Wartezeit erhöht sich monatlich um 1 Monat auf bis zu 180
Versicherungsmonaten in den letzten 360 Monaten

6.1.Witwen- und Witwerpension


Anspruchsberechtigt sind Ehepartner und eingetragene Partner, uU auch
geschiedene Ehepartner. Nicht anspruchsberechtigt sind jedoch Lebensgefährten.

51
Die Höhe beträgt zw 0% und 60% der Pension, die der Verstorbene bezogen hat
oder hätte, und hängt vom Verhältnis der Einkommen von Verstorbenem und
Hinterbliebenem in den letzten 2 Kalenderjahren ab.
 Einkommen gleich hoch  40%
 Witwe / Witwer hat besser verdient  Reduktion auf bis zu 0%
 Witwe / Witwer hat schlechter verdient  Anhebung auf bis zu 60%
Erreichen Einkommen des Hinterbliebenen und die errechnete Pension nicht ca.
2.100 € (Schutzbetrag), dann wird die Pension bis zu diesem Betrag, höchstens
aber auf 60 %, angehoben.
Der Anspruch erlischt bei Wiederverheiratung.

6.2.Waisenpension
Eheliche und legitimierte Kinder, Wahl- und Stiefkinder und uneheliche Kinder des
Versicherten erhalten nach dessen Tod eine Waisenpension. Die Kindeseigenschaft
besteht nach dem 18. Lebensjahr nur fort, solange das Kind einer Schul- oder
Berufsausbildung nachgeht, die seine Arbeitskraft überwiegend beansprucht
(längstens bis 27 Jahre).
Ein einfach verwaistes Kind bekommt 40 % der Witwen- oder Witwerpension
(immer berechnet mit 60 %, unabhängig von der tatsächlichen
Einkommensverteilung).
Ein doppelt verwaistes Kind bekommt 60 %.

6.3.Abfindung
Hinterbliebene Ehegatten / eingetragene Partner und Kinder, die keinen
Hinterbliebenenpensionsanspruch haben, weil die Wartezeit noch nicht erfüllt ist,
bekommen einmalige Geldleistung idHv dem max. 6-fachen der
Bemessungsgrundlage (ASVG-Pension).
Allgemeine Bemessungsgrundlage gem § 238 = Sume der höchsten
monatlichen Beitraggrundlagen geteilt durch einen Divisor
1 Beitragsmonat muss aber vorliegen.

7.Zulage und Zuschüsse zu den Pensionen


7.1.Kinderzuschuss
Hat der Pensionsbezieher Kinder, bekommt er für jedes Kind eine Kinderzuschuss
idHv rund 30 € monatlich.

52
7.2.Ausgleichszulage
Da sich die Pensionshöhe an den geleisteten Beiträgen orientiert, ist es bei niedrigen
Einkommen (z.B. Teilzeit) und unterbrochenen Erwerbskarrieren möglich und
durchaus üblich, dass nur eine sehr niedrige Pension zusteht.
Die Ausgleichszulage sorgt dafür, dass Pensionen, die den Richtsatz nicht erreichen,
auf diesen erhöht werden.
Aktueller Richtsatz:
 Für Alleinstehende ca. 1.000 €
 Für Ehepaare ca 1.600€ (für jeden von Beiden)
o pro Kind zusätzlich ca 150€

Für Ehepaare ist er höher, weil hier das Nettoeinkommen des Partners
angerechnet wird.
Bei Ehepartnern, die im gemeinsamen Haushalt leben, sind die Pensionen und
Einkommen zusammenzurechnen. Einkommen zusätzlich zur Pension wird mindernd
berücksichtigt, Vermögen jedoch nicht. Das ist der wesentliche Unterschied zur
Mindestsicherung!
Voraussetzung für den Bezug der Ausgleichszulage ist der Aufenthalt im Inland.

8.Wechsel zwischen verschiedenen PV-Systemen


Fälle der Wanderversicherung (Wechsel zw. PV-System (zb von ASVG in GSVG))
oder der Mehrfachversicherung (gleichzeitig in mehreren PV-Systemen) möglich
 Versicherter bekommt nur 1 Pension von 1 VTr!  Welcher VTr?
 Jenes PV-System, in dem der Versicherte in den letzten 15 Jahren vor Stichtag
mehr Versicherungsmonate erworben hat!
Bei Mehrfachversicherung gilt Rangordnung: ASVG vor GSVG vor BSVG (also
jedes Monat kann nur einfach gezählt werden und nicht für mehr Systeme)

9.Aufwertung und Anpassung in der Sozialversicherung


Pensionen sind mit dem Anpassungsfaktor zu multiplizieren. Orientiert sich am VPI.
Beitragsgrundlagen der vergangenen Jahre werden (zum Zweck der
Pensionsberechnung) mit der Aufwertungszahl multipliziert. Diese beträgt 2022 rund
1,02 und ergibt sich wie folgt:

Ø Beitragsgrundlage vor 2 Jahren( aller Versicherter∈ allen Systemen)


Ø Beitragsgrundlage vor 3 Jahren(aller Versicherter ∈allen Systemen)

53
10.Auswirkungen einer Erwerbstätigkeit
Alterspension: Kann man weiterbeziehen, wenn man erwerbstätig ist, keine
Anrechnung oder Verlust. Sogar Erhöhung d Pension, wenn ü
Geringsfügigkeitsgrenze
Korridor, Schwerarbeits und Hacklerpension: Alles-oder-Nichts  fallen komplett
weg, wenn erwerbstätig
Invaliditätspension / Berufsunfähigkeitspension: Versicherte darf einem anderen
Beruf nachgehen  bekommt Teilpension
Witwen / Witwerpension: keine Anrechnung von Einkommen
Waisenpension: Einkommen neben Schul- oder Berufsausbildung berühren
Pension nicht

54
Die AlV
Versicherungsträger
Besonderheiten in der AlV
Die AlV wird im AlVG geregelt. Im Gegensatz zu anderen Zweigen der SV gibt es in
der AlV keinen Selbstverwaltungskörper als VTr. Stattdessen ist das
Arbeitsmarktservice (AMS) sachlich zuständig.
Hinsichtlich des Verfahrens ist die Besonderheit, dass in der AlV auch in
Leistungssachen keine Zuständigkeit der ASGs besteht. Das Verfahren bleibt im
Instanzenzug der Verwaltung, als wäre es ein Verfahren in Verwaltungssachen. Als
letzte Instanz sind der VwGH und der VfGH zuständig.

Finanzierung
Die Beitragslast ist zwischen DN und DG geteilt (jeweils 3%, kann zugunsten des DN
auf bis zu 0% gesenkt werden).
Zusätzlich wird die AlV durch den Bund finanziert.

Kreis der Versicherten


Pflichtversicherung ex lege
Erfasst sind DN (§ 4 Abs 2 ASVG) + Dienstnehmerähnliche (Abs 4)
Keine geringfügig Beschäftigte (nur UV)
Freiwilliges Opting-In für Selbstständige nach GSVG

Das Leistungsrecht der AlV


Die wichtigsten Sachleistungen der AlV sind die Vermittlung von Arbeitssuchenden,
Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen
Als Geldleistungen gibt es in erster Linie das Arbeitslosengeld und die
Notstandshilfe. Daneben gibt es noch Weiterbildungsgeld, Bildungsteilzeitgeld,
Altersteilzeitgeld und Umschulungsgeld.

1.Arbeitslosengeld

55
Anspruch auf Arbeitslosengeld hat, wer (1) der Arbeitsvermittlung zur Verfügung
steht und (2) die Anwartschaft erfüllt.

Zu (1) „der Arbeitsvermittlung zur Verfügung steht“


Der Arbeitsvermittlung zur Verfügung steht, wer
 eine Beschäftigung aufnehmen kann und darf,
 arbeitsfähig,
 arbeitswillig und
 arbeitslos ist.

Beschäftigung aufnehmen können und dürfen


Eine Beschäftigung kann und darf aufnehmen, wer in Ö arbeiten darf (AuslBG) und
sich bereithält, eine auf dem Arbeitsmarkt üblicherweise angebotene Beschäftigung
aufzunehmen. Grundsätzlich wird das Zur-Verfügung stehen des Versicherten im
Ausmaß von 20 Stunden pro Woche gefordert, bei Kinderbetreuungspflichten reichen
16.

Arbeitsfähig
Arbeitsfähig ist, wer nicht invalid oder berufsunfähig ist.

Arbeitswillig
Arbeitswilligkeit setzt voraus, dass der Versicherte bereit ist, jede zumutbare
Beschäftigung anzunehmen (auch Schulungsteilnahme) und von sich aus (!) alle
gebotenen, zumutbaren Anstrengungen zur Erlangung einer Beschäftigung zu
unternehmen.
Welche Beschäftigungen sind einem Versicherten in der AlV zumutbar?
Eine Beschäftigung ist zumutbar, wenn sie den körperlichen Fähigkeiten der
arbeitslosen Person angemessen ist, Gesundheit und Sittlichkeit nicht gefährdet,
angemessen entlohnt ist (min KV-Lohn) und in angemessener Zeit (ca 1,5 - 2 Std pro
Tag) erreichbar ist.
In den ersten 100 Tagen des Arbeitslosengeldbezuges ist eine Beschäftigung in
einem anderen Beruf ist nicht zumutbar, wenn dadurch eine künftige Beschäftigung
im bisherigen Beruf wesentlich erschwert wird (vergleichbar mit Berufsschutz bei
Invalidität)

56
In den ersten 120 Tagen des Arbeitslosengeldes ist eine Beschäftigung in einem
anderen Beruf oder eine Teilzeitbeschäftigung zusätzlich nur zumutbar, wenn das
Entgelt min 80% des zuletzt verdienten Entgelts beträgt (Entgeltschutz)
Dieser Prozentsatz sinkt nach den 120 Tagen für die restliche Zeit des Bezuges von
Arbeitslosengeld auf 75 %.

Arbeitslos
Als arbeitslos gilt, wer keine neue Erwerbstätigkeit nach Beendigung einer solchen
gefunden hat (Man muss also min einmal wo gehackelt haben). Als arbeitslos gelten
auch geringfügig Beschäftigte.
Ausdrücklich nach AlVG nicht als arbeitslos gelten Schüler und Studenten.

Welche Rolle spielt die Art der Beendigung beim AlG-Anspruch?


Versicherte, die die Beendigung verschuldet haben, haben in den ersten 4 Wochen
nach der Beendigung keinen Anspruch auf AlG (=Sperrfrist). Das ist bei
Selbstkündigung, verschuldeter Entlassung (begründete Entlassung reicht nicht) und
unbegründetem Austritt der Fall. Bei einvernehmlicher Auflösung gibt es keine
Sperrfrist.

Zu (2) „die Anwartschaft erfüllt“


Das AlG unterscheidet zwischen kurzer und langer Anwartschaft.
 Lange Anwartschaft – Bei erstmaliger Inanspruchnahme des AlG: 52
versicherungspflichtige Wochen in den letzten 2 Jahren.

 Kurze Anwartschaft – Bei jeder weiteren Inanspruchnahme des AlG: 28


versicherungspflichtige Wochen im letzten Jahr.

Anspruch
Die Höhe des AlG ergibt sich aus einem Grundbetrag und Familienzuschlägen
sowie einem etwaigen Ergänzungsbetrag. Der Grundbetrag beträgt grds 55% des
täglichen Nettoeinkommens. Dafür nimmt man das monatliche
Durchschnittsentgelt des letzten Kalenderjahres. Für Familienangehörige bekommt
man Zuschläge.
Das AlG muss täglich jdenfalls 1/30 des Ausgleichszulagen-Richtsatzes für
Alleinstehende erreichen (ca 1000/30 = ca 33€ täglich).

57
Nach oben hin ist das AlG (Grundbetrag inkl. Familienzuschläge) mit 80% des tägl.
Nettoeinkommens begrenzt. Wenn keine Familienzuschläge gebühren (Grundbetrag
inkl. Ergänzungsbetrag) mit 60%.

Der Anspruch dauert grds 20 Wochen. Er verlängert sich auf 30 Wochen, wenn min
3 versicherungspflichtige Jahre in den letzten 5 Jahren nachgewiesen werden. Für
ältere Versicherte gibt es günstigere Sonderbestimmungen.
Der Anspruch ruht, wenn der Versicherte andere (Sozial)Leistungen bezieht. Zb
Krankengeld, Wochengeld, Kündigungsentschädigung etc.

2.Notstandshilfe
Ist der Anspruch auf AlG ausgeschöpft, kann der Versicherte uU Notstandshilfe
beziehen. Voraussetzung ist, dass er sich in einer Notlage befindet und wiederum
der Vermittlung zur Verfügung steht.
Eine Notlage liegt vor, wenn er nicht in der Lage ist, seine notwendigen
Lebensbedürfnisse zu befriedigen. Bei Bezug der NSH entfällt jeder Berufsschutz.
Dem Arbeitslosen ist also jede Beschäftigung zumutbar.
Die NSH wird zwar nur befristet gewährt, kann aber im Ergebnis zeitlich
unbeschränkt bezogen werden. Die NSH beträgt grds 92 oder 95% des AlG, je
nachdem ob der Ausgleichszulagen-Richtsatz (ca 1.000 €) durch das AlG
überschritten wird oder nicht.
Wird dieser das AlG überschritten, gebühren 92 % des AlG.
Wird dieser durch den Grundbetrag des AlG nicht überschritten (sondern nur
durch Aufzahlung des Ergänzungsbeitrages erreicht), gebühren 95% des
Grundbetrags + 95 % des Ergänzungsbetrags.
Zusätzlich gebühren wieder Familienzuschläge.

Wesentliche Unterschiede zwischen Notstandshilfe und Mindestsicherung:


 Die Notstandshilfe kann betragsmäßig über der Mindestsicherung liegen
 Bei der Notstandshilfe ist Vermögen nicht „schädlich“ (bezüglich der Höhe)

Weitere Leistungen:
 Weiterbildungsgeld: Höhe = AlG
 Bildungsteilzeitgeld: Höhe = Fixbetrag für jede Arbeitsstunde weniger
 Altersteilzeitgeld
 Umschulungsgeld

58
Sonstige
Sozialleistungen
1.Sozialhilfe Neu – Bedarfsorientierte Mindestsicherung
Die BMS fällt grds in die Kompetenz der Länder, der Bund hat „nur“
Grundsatzgesetzgebungs-Kompetenz. Es wurde 2019 das Sozialhilfe-Grundgesetz
(SH-GG) erlassen. Da es zu keiner Vereinbarung zwischen Bund und Ländern
gekommen ist, gibt es 9 unterschiedliche Landesgesetze, die die BMS auf Basis
dieses SH-GG regeln.
Die BMS gehört mangels zu entrichtender Beiträge nicht zur Sozialversicherung,
sondern zur Sozialhilfe bzw. Fürsorge.
Die BMS ist das letzte soziale Netz des österreichischen Sozialrechts. Die BMS
gebührt immer nur subsidiär. Anspruch hat der Bedürftige, wenn eigene Ressourcen
(Einkommen und Vermögen) und Leistungen Dritter (Unterhalt und SV-Leistungen)
nicht ausreichen, um die Führung eines menschenwürdigen Lebens zu ermöglichen,
wenn er sich also in einer sozialen Notlage befindet.
Die Sozialhilfe ist also individuell ausgestaltet. Es wird bei der Gewährung auf
die konkrete, individuelle Situation und Bedürftigkeit des Betroffenen
geschaut.
Bevor BMS in Anspruch genommen werden kann, muss vorhandenes
Vermögen verwertet werden. Das SH-GG normiert, dass bestimmte
Vermögenswerte allerdings von einer Verwertung auszunehmen sind, soweit
dadurch eine Notlage erst ausgelöst bzw. verstärkt wird.
Geldleistungen stehen im Vordergrund, Sachleistungen sind aber ebenso möglich.
Max. mögliche Höhe der BMS (Geld + Sachleistungen): 100% des
Ausgleichszulagen-Richtsatzes (rund 1.000 € bzw. 1.600 €). Zusätzlich gebühren
Zuschläge für Kinder. Die BMS umfasst auch eine Versicherung in der KV.
Kann die Person nur einen Teil ihres Lebensbedarfs selbst sichern (sei es durch eine
TZ-Beschäftigung, sei es durch eine niedrige Leistung aus der SV), kann sie auf die
Höhe der Mindestsicherung aufstocken.

2.Familienlastenausgleichsfonds
Beim Familienlastenausgelichsfonds (FLAF) handelt es sich um einen Fonds ohne
Rechtspersönlichkeit nach dem FLAG, der durch Mittel des Bundes und der
Länder sowie DG-Beiträge finanziert wird.

59
Wichtigste Leistungen ist die Familienbeihilfe.

2.1.Familienbeihilfe
Die FB gebührt für jedes in Österreich wohnhafte Kind bis 18. Wenn das Kind in
Ausbildung ist, dann bis 24. Bei Studenten nur, wenn sie nicht zu langsam studieren
(1 Toleranzsemester pro Studienabschnitt). Ab 20 gilt für das Kind eine
Einkommensobergrenze von 15.000€ im Jahr. Die FB verringert sich um den darüber
hinausgehenden Betrag.
Die FB beträgt monatlich ab Geburt 114€ und erhöht sich mit zunehmendem Alter bis
auf 165€ monatlich.

2.2.Kinderbetreuungsgeld

Einkommensabhängiges
Kinderbetreuungsgeld
Anspruch auf einkommensabhängiges KBG hat ein Elternteil für sein Kind unter
folgenden Voraussetzungen:
 Für dieses Kind besteht Anspruch auf Familienbeihilfe
 Der Elternteil lebt mit dem Kind im gemeinsamen Haushalt
 Der Elternteil verdient im Jahr nicht mehr als 7.600 €
 Personen gewährt, die in den 182 Kalendertagen vor der Geburt des
Kindes eine kv- und pv-pflichtige Erwerbstätigkeit ausgeübt haben
 Es darf in diesem Zeitraum auch neben der Erwerbstätigkeit keine
Leistung aus der AlV (AlG, NSH etc.) bezogen werden

Bezugsdauer
Bei Inanspruchnahme durch ein Elternteil max. bis 1 Jahr nach Geburt. Bei
Inanspruchnahme durch beide Elternteile max. bis etwa 14 Monate nach der
Geburt.

Bezugshöhe
Das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld beträgt 80 Prozent der
Letzteinkünfte, max. EUR 66,00 täglich (rund EUR 2.000,00 monatlich).

60
Kinderbetreuungsgeld-Konto
(Pauschalsystem)
Das pauschale Kinderbetreuungsgeld (KBG) erhalten Eltern unabhängig von
einer vor der Geburt des Kindes ausgeübten Erwerbstätigkeit.

Bezugsdauer
Die Bezugsdauer des Kinderbetreuungsgeldes als Konto kann innerhalb eines
vorgegebenen Rahmens bis 28 Monate für einen Elternteil beziehungsweise bis
35 Monate bei Inanspruchnahme durch beide Elternteile flexibel gewählt
werden.

Bezugshöhe
In der kürzesten "Variante" beträgt das Kinderbetreuungsgeld 33,88 Euro
täglich und in der längsten "Variante" 14,53 Euro täglich, je länger man bezieht,
desto geringer ist der Tagesbetrag, die Höhe der Leistung ergibt sich also aus der
individuell gewählten Leistungsdauer.

Der Tagesbetrag von 33,88 Euro täglich stellt den Höchstbetrag dar, der lukriert
werden kann. Er kann daher nie überschritten werden.

Beginnt der Bezug später, endet der Bezug vorher oder entstehen
Bezugsunterbrechungen, so verfallen nicht in Anspruch genommene Tage ohne
Ausnahme.

Solange man pauschales KBG bezieht, bekommt man unter gewissen


Voraussetzungen zusätzlich eine Beihilfe idHv ca 6€ täglich.
Während des Bezugs von pauschalem Kinderbetreuungsgeld (KBG) gilt eine
individuelle Zuverdienstgrenze von 60 Prozent der
Letzteinkünfte (individuelle Zuverdienstgrenze), mindestens aber eine Grenze in
Höhe von 16.200 Euro jährlich.

3.Pflegevorsorge
Die Pflegevorsorge wird in Österreich nicht durch Sachleistungen, sondern durch
pauschalierte Geldleistungen (Pflegegeld) durchgeführt. Dem Pflegegeld liegt also
kein Versicherungs-, sondern ein Versorgungssystem zugrunde.

61
Pflegegeld gebührt, wenn aufgrund einer körperlichen, geistigen oder psychischen
Behinderung der ständige Betreuungsbedarf (Plegebedarf) voraussichtlich min. 6
Monate andauern wird.
Abhängig vom Ausmaß des Pflegebedarfs (berechnet in Std/Monat) wird der zu
Pflegende in eine von 7 Pflegestufen eingereiht. Diese Einstufung ist für die Höhe
des Pflegeggeldes entscheidend. In Stufe 1 beträgt es ca 170 €, in Stufe 7 ca. 1.800
€.
Geregelt ist die Pflegevorsorge im Bundespflegegeldgesetz BPGG.

4.Andere Versorgungssysteme
Daneben gibt es noch ein paar weitere unwichtige Versorgungsysteme:
 Kriegsopferversorgung
 Heeresopferentschädigung
 Verbrechensopferversorgung

Seite 215 – 222 fehlt

62
Überblick - Wichtige Zahlen (gerundet)
Höchstbeitragsgrundlage: 5.500 €
Geringfügigkeitsgrenze: 475 €
Ausgleichszulagenrichtsatz (Alleinstehende): 1.000 € / Ausgleichszulagenrichtsatz
(Ehepaare): 1.600 €

Überblick - Wichtige Geldleistungen


Krankengeld
Für: 26 - 52 Wochen
Höhe: 50% der BG (60% ab Tag 43)
Rehabilitationsgeld
Für: Dauer der Invailidität / Berufsunfähigkeit
Höhe: wie bei Krankengeld
Wiedereingliederungsgeld
Für: Dauer der Wiedereingliederungsteilzeit
Höhe: 60% der BG (zusätzlich zum Entgelt)
Wochengeld
Für: 8 Wochen vor und nach der Geburt
Höhe: 100% des durchschn. Entgelts der letzten 13 Wochen
Versehrtenrente
Für: Unbegrenzt, wenn MdE des Versehrten durch Arbeitsunfall / Berufskrankheit
über min. 3 Monate min. 20%
Höhe: abhängig vom Grad der MdE – bei 100%: 66,6% der BG
Integritätsabgeltung
Für: Einmalig für Integritätsschäden (immaterielle Schäden)
Höhe: max. das Doppelte der Höchstbeitragsgrundlage (max. 2x 5.500)
Arbeitslosengeld
Für: 20 – 30 Wochen
Höhe: 55% des tägl. Nettoeinkommens + evt. Familienzuschläge
Nostandshilfe
Für: Unbeschränkt bei Notlage
Höhe: 92 oder 95% des AlG

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