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VORSORGE UND

PATIENTENRECHTE

Betreuungsrecht
Mit ausführlichen Informationen zur Vorsorgevollmacht
Betreuungsrecht
Mit ausführlichen Informationen zur Vorsorgevollmacht
Vorwort
 5

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

es kann uns allen passieren: Ein Unfall, eine Ich möchte Sie ausdrücklich ermuntern, für den
Krankheit oder schlicht das Alter führen auf Fall der eigenen Hilfsbedürftigkeit rechtzeitig
einmal dazu, dass wir unsere Angelegenheiten vorzusorgen und zu bestimmen, wer Ihre Inter-
nicht mehr selbst regeln können und auf die essen – sei es als Betreuer, sei es als bevollmäch-
Hilfe anderer angewiesen sind. Vor diesem Frei- tigte Person – vertreten soll. Die Broschüre, die
heitsverlust können wir uns nicht vollkommen auch weiterführende Beratungs- und Hilfsange-
schützen. Aber wir können vorsorgen und im bote aufzeigt, möge Ihnen dabei eine Hilfe sein.
Voraus selbst darüber bestimmen, was in solchen
Situationen geschehen soll. Dazu dient das An dieser Stelle sei auch auf die vom Bundes­
­Betreuungsrecht. ministerium der Justiz erstellte Broschüre zur
­Patientenverfügung hingewiesen. Mit einer
Was bedeutet eine Betreuung für mich? Wo kann Patientenverfügung können Sie festlegen, welche
ich die wesentlichen Informationen dazu erhal- ärztlichen Maßnahmen in einem Fall, in dem Sie
ten? Wann benötige ich einen Betreuer, wann sich nicht mehr verständlich machen können,
reicht eine bevollmächtigte Person? Diese und getroffen werden dürfen und welche nicht.
weitere Fragen beantwortet die vorliegende
Broschüre. Wer für den Fall der eigenen Hilfsbe- Dass Sie selbstbestimmt entscheiden, wer für Sie
dürftigkeit planen oder sich als Betreuer insbe- entscheidet und was für Sie entschieden werden
sondere ehrenamtlich engagieren will, hat hier- soll, wenn Sie es nicht mehr können – dafür gibt
mit einen übersichtlichen Ratgeber bei der Hand. es das Betreuungsrecht. Nutzen Sie es!

Neben Informationen zum Betreuungsrecht


finden Sie in dieser Broschüre auch ein Muster
für die Erstellung einer Vorsorgevollmacht. Das
Formular ist eine Empfehlung und kann selbst-
verständlich durch individuelle Formulierungen
ergänzt oder geändert werden. Mit Unterzeich-
nung des ausgefüllten Formulars können Sie eine
rechtswirksame Vollmacht erteilen. Eine Betreu-
erbestellung ist dann in aller Regel nicht mehr Dr. Marco Buschmann MdB
erforderlich. Bundesminister der Justiz
Inhalt

1. Worum geht es beim Betreuungsrecht?........................................................................ 8

1.1 Unter welchen Voraussetzungen wird ein Betreuer bestellt?................................ 8


Grundsatz der Erforderlichkeit bei der Betreuerbestellung
Andere Hilfen, Vorsorgevollmacht
Umfang der Betreuung

1.2 Auswirkungen der Betreuung...................................................................................... 11


Einwilligungsvorbehalt
Eheschließung und Errichtung von Testamenten, Wahlrecht
Dauer der Betreuung

1.3 Auswahl des Betreuers.................................................................................................. 12


Wechsel des Betreuers

1.4 Welche Aufgaben hat der Betreuer?.......................................................................... 16


Persönliche Betreuung
Wohl und Wünsche der betreuten Person

1.5 Schutz in persönlichen Angelegenheiten.................................................................. 19


Untersuchung des Gesundheitszustandes, Heilbehandlung, ärztlicher Eingriff
Sterilisation
Unterbringung und ärztliche Zwangsmaßnahmen
Freiheitsentziehende Maßnahmen
Wohnungsauflösung

1.6 Tätigkeit des Betreuers in vermögensrechtlichen Angelegenheiten................... 28


Allgemeine Pflichten
Anlegung eines Vermögensverzeichnisses
Rechnungslegung
Geldanlage und Geldgeschäfte
Handlungen, die der Genehmigung durch das Betreuungsgericht bedürfen

1.7 Welche Rechte kann der Betreuer geltend machen?............................................. 31


Ersatz von Aufwendungen
Haftpflichtversicherung
Vergütung
Hilfe durch Behörden und Vereine
 7

1.8 Gerichtliches Verfahren................................................................................................. 33


Verfahren der Betreuerbestellung
Verfahren in Unterbringungssachen
Kosten des Verfahrens

2. Die Vorsorgevollmacht.................................................................................................... 38

2.1 Fragen und Antworten.................................................................................................. 38

2.2 Registrierung der Vollmacht im Zentralen Vorsorgeregister


der Bundesnotarkammer.............................................................................................. 54

2.3 Ausfüllhinweise............................................................................................................... 55

Zum Heraustrennen am Schluss der Broschüre............................................................. 57


Formular einer Vorsorgevollmacht
Formular einer Konto-/Depotvollmacht – Vorsorgevollmacht
Formular einer Betreuungsverfügung

Datenformular für Privatpersonen................................................................................... 65


Antrag auf Eintragung einer Vorsorgevollmacht
Informationen zum Eintragungsverfahren für Privatpersonen

Zusatzblatt Bevollmächtigte/Betreuer............................................................................ 69
Antrag auf Eintragung weiterer Bevollmächtigter
Informationen zum Zusatzblatt Bevollmächtigte/Betreuer

Hinweis
Die vorgenannten Formulare können Sie sich auch aus dem Internetangebot des
Bundesministeriums der Justiz unter
www.bmj.de → Service → Formulare, Muster und Vordrucke ausdrucken.
1. Worum geht es beim
Betreuungsrecht?

Das Gesetz zur Reform des Rechts der Vormund- Regelungen werden für sie zunehmend von
schaft und Pflegschaft für Volljährige (Betreu- Bedeutung sein. Der Anteil älterer Mitbürgerin-
ungsgesetz – BtG) vom 12. September 1990 (Bun- nen und Mitbürger an der Gesamtbevölkerung
desgesetzblatt Teil I S. 2002) ist am 1. Januar 1992 wird sich in den kommenden Jahren wesentlich
in Kraft getreten. Es hat erhebliche Verbesserun- erhöhen. So ist heute bereits ein Viertel der
gen für erwachsene Mitbürgerinnen und Mitbür- deutschen Bevölkerung älter als 60 Jahre und
ger, die früher unter Vormundschaft oder Ge- schon im Jahre 2030 wird es ein Drittel sein.
brechlichkeitspflegschaft standen, gebracht. Für viele kann dies bedeuten, dass sie im letzten
Betreuung als Rechtsfürsorge zum Wohl der Abschnitt ihres Lebens auf die Hilfe anderer
betroffenen Person ist an die Stelle von Entmün- angewiesen sind.
digung, Vormundschaft für Erwachsene und
Gebrechlichkeitspflegschaft getreten. Das Wesen 1.1 Unter welchen Voraussetzungen wird
der Betreuung besteht darin, dass eine hilfsbe- ein Betreuer bestellt?
dürftige Person Unterstützung durch einen
Betreuer erhält, der ihre Angelegenheiten in Ein Betreuer kann nur bestellt werden, wenn bei
einem gerichtlich genau festgelegten Aufgaben- der betroffenen Person eine Hilfsbedürftigkeit
kreis rechtlich besorgt, wobei deren Selbstbe- vorliegt, die auf einer der folgenden im Gesetz
stimmungsrecht gewahrt bleiben soll. Die Wün- (§ 1896 Absatz 1 BGB) genannten Krankheiten
sche der Betroffenen haben grundsätzlich oder Behinderungen beruht:
Vorrang gegenüber ihren objektiven Interessen,
wenn sie ihrem Wohl nicht zuwiderlaufen. ↗ Psychische Krankheiten
Hierzu gehören alle körperlich nicht begründba-
Von Betreuung betroffen sind Erwachsene, die ren seelischen Erkrankungen; ferner seelische
aufgrund einer psychischen Krankheit oder einer Störungen, die körperliche Ursachen haben,
körperlichen, geistigen oder seelischen Behinde- beispielsweise als Folge von Krankheiten (z. B.
rung ihre Angelegen­heiten ganz oder teilweise einer Hirnhautentzündung) oder von Verletzun-
nicht besorgen können. Viele der Betroffenen gen des Gehirns. Auch Abhängigkeitserkrankun-
sind Personen im fortgeschrittenem Alter. Die gen (Sucht) können bei entsprechendem
 9

§ 1896 BGB Voraussetzungen


(1) Kann ein Volljähriger aufgrund einer psychischen Krankheit oder einer körperlichen, geistigen
oder seelischen Behinderung seine Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht besorgen, so bestellt
das Betreuungsgericht auf seinen Antrag oder von Amts wegen für ihn einen Betreuer. Den Antrag
kann auch ein Geschäftsunfähiger stellen. Soweit der Volljährige aufgrund einer körperlichen Behin-
derung seine Angelegenheiten nicht besorgen kann, darf der Betreuer nur auf Antrag des Volljährigen
bestellt werden, es sei denn, dass dieser seinen Willen nicht kundtun kann.

(1a) Gegen den freien Willen des Volljährigen darf ein Betreuer nicht bestellt werden.

Schweregrad psychische Krankheiten sein. Das- Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht zu
selbe gilt schließlich für Neurosen oder Persön- besorgen vermag“. Es kann sich dabei etwa um
lichkeitsstörungen („Psychopathien“). Vermögens-, Renten- oder Wohnungsprobleme,
aber auch um Fragen der Gesundheitsfürsorge
↗ Geistige Behinderungen oder des Aufenthalts handeln.
Hierunter fallen die angeborenen sowie die
während der Geburt oder durch frühkindliche Grundsatz der Erforderlichkeit bei der
Hirnschädigungen erlittenen Intelligenzdefekte Betreuerbestellung
verschiedener Schweregrade. Die Betreuung stellt eine wichtige Hilfe für
die Betroffenen dar. Sie kann von ihnen aber
↗ Seelische Behinderungen auch als Eingriff empfunden werden, zumal
Dies sind bleibende psychische Beeinträchtigun- wenn sie mit der Bestellung nicht einverstan-
gen, die als Folge von psychischen Erkrankungen den sind. Gegen den Willen der betroffenen
entstanden sind. Auch die geistigen Auswirkun- Personen, wenn sie diesen frei bilden können,
gen des Altersabbaus werden hierzu gerechnet. darf ein Betreuer nicht bestellt werden. Für
alle Bereiche des Betreuungsrechts gilt außer-
↗ Körperliche Behinderungen dem der Grundsatz der Erforderlichkeit. Dieser
Auch körperliche Behinderungen können Anlass bezieht sich auf
für die Bestellung eines Betreuers sein, allerdings
nur, soweit sie die Fähigkeit zur Besorgung der ↗ das „Ob“ einer Betreuerbestellung,
eigenen Angelegen­heiten wenigstens teilweise ↗ den Umfang des Aufgabenkreises des Betreuers,
aufheben oder wesentlich behindern. Dies kann ↗ die Auswirkungen der gerichtlichen
etwa bei dauernder Bewegungsunfähigkeit der Maßnahme und
Fall sein. Zum Antragserfordernis in diesen Fällen ↗ die Dauer der Betreuung.
vgl. Ziffer 1.8 „Verfahren der Betreuerbestellung“.
Andere Hilfen, Vorsorgevollmacht
Zu der Krankheit oder Behinderung muss ein Ein Betreuer wird nur bestellt, wenn dies
Fürsorgebedürfnis hinzutreten: Ein Betreuer darf notwendig ist, weil eine Person ihre
nur bestellt werden, „wenn der Betroffene auf- Angelegen­heiten ganz oder teilweise nicht
grund dieser Krankheit oder Behinderung seine mehr besorgen kann.
10 

Dabei muss zunächst festgestellt werden, ob Wahrnehmung einzelner oder aller Angelegen-
nicht Hilfen tatsächlicher Art vorhanden und heiten zu übertragen. Die so bevollmächtigte
ausreichend sind. So können Familienangehöri- Person kann dann, wenn dieser Fall eintritt,
ge, Bekannte oder soziale Dienste die betroffene handeln, ohne dass es weiterer Maßnahmen
Person bei praktischen Angelegenheiten des bedarf. Das Gericht wird nicht eingeschaltet. Nur
Alltags unterstützen. Sie können beim Ausfüllen dann, wenn sich eine Kontrolle der bevollmäch-
von Anträgen (Rente, Sozialleistungen) oder der tigten Person, zu der der Vollmachtgeber nicht
Steuerer­klärung helfen. Schuldnerberatungs­ mehr in der Lage ist, als notwendig erweist, wird
stellen können Vermögensfragen klären. Solche das Gericht befasst. Meist wird es dabei ausrei-
Hilfen sind vorrangig, reichen aber nicht aus, chen, eine Person zu bestimmen, die anstelle des
wenn auch eine rechts­geschäftliche Vertretung Vollmachtgebers handelt und so die Rechte des
der betroffenen Person erforderlich ist. Die Be- Vollmachtgebers gegenüber seiner bevollmäch-
stellung eines Betreuers kann allerdings dann tigten Person wahrnimmt, den sogenannten
vermieden werden, wenn bereits eine andere Kontrollbetreuer (§ 1896 Absatz 3 BGB). Will die
Person bevollmächtigt wurde (zur Bevollmächti- bevollmächtigte Person in die Untersuchungen
gung siehe Ziffer 2.1.3) oder noch bevollmächtigt des Gesund­heitszustandes, in eine Heilbehand-
werden kann. Dies gilt nicht nur in Vermögens- lung oder in einen ärztlichen Eingriff bei dem
angelegenheiten, sondern auch für alle anderen Vollmachtgeber einwilligen, so bedarf sie der
Bereiche, etwa die Gesundheitsangelegenheiten Genehmigung des Betreuungsgerichts, wenn die
oder Fragen des Aufenthalts. begründete Gefahr besteht, dass die betroffene
Person aufgrund der Maßnahme stirbt oder
einen schweren und länger dauernden gesund-
heitlichen Schaden erleidet und wenn zwischen
bevollmächtigter Person und behandelnder
Ärztin oder behandelndem Arzt über den Willen
Wichtig der betroffenen Person kein Einvernehmen
Wenn es nur darum geht, dass jemand rein besteht. Die Genehmigung des Betreuungsge-
tatsächliche Angelegenheiten nicht mehr richts ist auch erforderlich, wenn die bevoll-
selbständig besorgen kann (etwa den eigenen mächtigte Person die betroffene Person in einer
Haushalt nicht mehr führen, die Wohnung freiheitsentziehenden Weise unterbringen
nicht mehr verlassen kann usw.), so rechtfer- möchte; in diesen Fällen muss die Vollmacht
tigt dies in der Regel nicht die Bestellung zudem schriftlich erteilt sein und die genannten
eines Betreuers. Hier wird es normalerweise Maßnahmen ausdrücklich umfassen. Einzelhei-
auf ganz praktische Hilfen ankommen (z. B. ten zur Vorsorgevollmacht werden unter Ziffer
Sauberhalten der Wohnung, Versorgung mit 2.1 erläutert.
Essen), für die man keine gesetzliche Vertre-
tung braucht. Umfang der Betreuung
Betreuer dürfen nur für die Aufgabenkreise
bestellt werden, in denen eine Betreuung
Es kann sinnvoll sein, in gesunden Tagen voraus- tatsächlich erforderlich ist (§ 1896 Absatz 2 BGB).
schauend für den Fall der eventuell später ein­ Bereiche, welche die betroffenen Personen eigen-
tretenden Betreuungsbedürftigkeit einer Ver- ständig erledigen können, dürfen den Betreuern
trauensperson mit einer Vorsorgevollmacht die nicht übertragen werden. Was die betroffenen
 11

§ 1896 BGB Voraussetzungen


(2) Ein Betreuer darf nur für Aufgabenkreise bestellt werden, in denen die Betreuung erforderlich ist.
Die Betreuung ist nicht erforderlich, soweit die Angelegenheiten des Volljährigen durch einen Bevoll-
mächtigten, der nicht zu den in § 1897 Absatz 3 bezeichneten Personen gehört, oder durch andere
Hilfen, bei denen kein gesetzlicher Vertreter bestellt wird, ebenso gut wie durch einen Betreuer besorgt
werden können.

(3) Als Aufgabenkreis kann auch die Geltendmachung von Rechten des Betreuten gegenüber seinem
Bevollmächtigten bestimmt werden.

§ 104 BGB Geschäftsunfähigkeit Geschäftsunfähig ist …


2. wer sich in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der
Geistestätigkeit befindet, sofern nicht der Zustand seiner Natur nach ein vorübergehender ist.

Personen noch selbst tun können und wofür sie fähigkeit der Betroffenen hat, gibt es eine wich-
einen gesetzlichen Vertreter benötigen, wird im tige Ausnahme: Wenn das Gericht für einzelne
gerichtlichen Verfahren festgestellt. Aufgabenkreise einen Einwilligungsvorbehalt
angeordnet hat, tritt hierdurch eine Beschrän-
1.2 Auswirkungen der Betreuung kung der Teilnahme am Rechtsverkehr ein. Die
betreute Person braucht dann (von gewissen
Die Bestellung eines Betreuers ist keine Entrech- Ausnahmen, wie etwa bei geringfügigen Ge-
tung. Sie hat nicht zur Folge, dass die betreute schäften des täglichen Lebens, abgesehen) die
Person geschäftsunfähig wird. Die Wirksamkeit Einwilligung des Betreuers. Einen Einwilli-
der von ihr abgegebenen Erklärungen beurteilt gungsvorbehalt ordnet das Gericht an, wenn
sich wie bei allen anderen Personen allein die erhebliche Gefahr besteht, dass die betreute
danach, ob sie deren Wesen, Bedeutung und Person sich selbst oder ihr Vermögen schädigt.
Tragweite einsehen und ihr Handeln danach Die Maßnahme dient damit in erster Linie dem
ausrichten kann. In vielen Fällen wird eine Schutz vor uneinsichtiger Selbstschädigung.
solche Einsicht allerdings nicht mehr vorhan- Die drohende Selbstschädigung muss gewich-
den sein, sodass Geschäftsunfähigkeit vorliegt tig sein und sich als wesentliche Beeinträchti-
(§ 104 Nummer 2 BGB). gung des Wohls der betreuten Person in ihrer
konkreten Lebenssituation darstellen. Auch
Einwilligungsvorbehalt hier gilt der Grundsatz der Erforderlichkeit mit
Von dem Grundsatz, dass das Betreuungsrecht der Folge, dass der Einwilligungsvorbehalt je
keinen Einfluss auf die rechtliche Handlungs- nach den Umständen auf ein einzelnes Objekt
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oder eine bestimmte Art von Geschäften be- Stirbt die betreute Person, endet die Betreuung
schränkt werden kann. Ein Einwilligungsvor- automatisch (siehe auch Ziffer 1.4). Der bisherige
behalt kann z. B. auch angeordnet werden, um Betreuer ist nicht mehr befugt, Verfügungen zu
zu verhindern, dass die betreute Person an treffen. Diese Befugnis geht auf die Erben über.
nachteiligen Geschäften festhalten muss, weil
im Einzelfall der ihr obliegende Nachweis der 1.3 Auswahl des Betreuers
Geschäftsunfähigkeit nicht gelingt.
Der Betreuer wird vom Betreuungsgericht
Eheschließung und Errichtung von bestellt. Dabei muss nach Möglichkeit eine
Testamenten, Wahlrecht einzelne Person ausgewählt werden (§ 1897
Betreute Personen können, wenn sie geschäfts- Absatz 1 BGB). Dies kann ein nahestehender
fähig sind, ihre höchstpersönlichen Rechte Mensch, ein Mitglied eines Betreuungsvereins,
weiter wahrnehmen, z. B. heiraten. Ebenso ein selbständiger Berufsbetreuer, aber auch
können sie ein Testament errichten, wenn sie eine bei einem Betreuungsverein angestellte
testierfähig sind, d. h., wenn sie in der Lage oder bei der zuständigen Behörde beschäftigte
sind, die Bedeutung ihrer Erklärung einzusehen Person sein. Bei der Auswahl sind die von der
und nach dieser Einsicht zu handeln. Die betroffenen Person geäußerten Wünsche, wer
Betreuerbestellung hat darauf keinen Einfluss. die Betreuung übernehmen soll, zu berück-
Einen Einwilligungsvorbehalt hierfür gibt es sichtigen. Abgesehen davon haben die Personen
nicht. Der Zustimmung des Betreuers für Vorrang, die geeignet und zur ehrenamtlichen
diese Handlungen bedarf es deshalb nie. Auch Übernahme der Betreuung bereit sind.
das Wahlrecht behalten betreute Personen.
Bei der Auswahl des Betreuers kommt den
Dauer der Betreuung Wünschen der betroffenen Person große Bedeu-
Die Betreuerbestellung und die Anordnung tung zu. Schlägt sie jemanden vor, der bereit
eines Einwilligungsvorbehaltes dürfen nicht und geeignet ist, diese Aufgabe zu übernehmen,
länger als notwendig dauern. § 1908d Absatz 1 so ist das Gericht an diesen Vorschlag gebunden.
BGB schreibt deshalb ausdrücklich vor, dass Eine Ausnahme gilt nur dort, wo deren Bestel-
die Betreuung aufzuheben ist, wenn ihre Vor- lung dem Wohl der betroffenen Person zuwi-
aussetzungen wegfallen. Die beteiligten derlaufen würde (§ 1897 Absatz 4 Satz 1 BGB).
Personen, insbesondere die betreute Person Dies ist nur dann anzunehmen, wenn Gründe
und der Betreuer, haben daher jederzeit die von erheblichem Gewicht die konkrete Gefahr
Möglichkeit, dem Betreuungsgericht den begründen, dass die Betreuung nicht zum Wohl
Wegfall der die Betreuungsbedürftigkeit be- der betroffenen Person geführt werden würde,
gründenden Voraussetzungen mitzuteilen etwa bei erheblichen Interessenkonflikten. Wird
und so auf eine Aufhebung der Betreuung eine bestimmte Person abgelehnt, so soll hierauf
hinzuwirken. Ferner wird bereits in die gericht- Rücksicht genommen werden (§ 1897 Absatz 4
liche Entscheidung über die Bestellung des Satz 2 BGB). Diese darf dann nur bei Vorliegen
Betreuers das Datum des Tages aufgenommen, besonderer Gründe mit der Betreuung beauf-
an dem das Gericht die getroffene Maßnahme tragt werden.
überprüft haben muss. Spätestens nach sieben
Jahren muss über die Aufhebung oder Verlän- Schlägt die betroffene Person niemanden vor,
gerung entschieden werden. so ist bei der Auswahl des Betreuers auf die ver-
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wandtschaftlichen und sonstigen persönlichen heiten nötig ist (§ 1899 Absatz 1 BGB). Aller-
Beziehungen, insbesondere auf die Bindungen dings darf dann in der Regel nur ein Betreuer
zu Eltern, Kindern oder Ehegatten sowie auf die Betreuung berufsmäßig führen und eine
die Gefahr von Interessen­konflikten Rücksicht Vergütung erhalten. Nur in bestimmten Fällen
zu nehmen (§ 1897 Absatz 5 BGB). Ausführun- kann ein Verein- oder die Betreuungsbehörde
gen zu Ehegatten gelten hier und im Folgenden selbst mit der Aufgabe betraut werden und
auch für Lebenspartnerschaften, die nicht in dies auch nur so lange, bis die Betreu­ung
eine Ehe umgewandelt wurden (§ 21 Lebens- durch eine Einzelperson möglich ist (§ 1900
partnerschaftsgesetz). BGB). Durch diesen Vorrang der Einzelbetreu-
ung soll erreicht werden, dass sich zwischen
Das Gericht kann mehrere Betreuer bestellen, betreuter Person und Betreuer ein Vertrau-
wenn dies zur Besorgung der Angelegen- ensverhältnis entwickeln kann.

§ 1897 BGB Bestellung einer natürlichen Person


(1) Zum Betreuer bestellt das Betreuungsgericht eine natürliche Person, die geeignet ist, in dem ge-
richtlich bestimmten Aufgabenkreis die Angelegenheiten des Betreuten rechtlich zu besorgen und
ihn in dem hierfür erforderlichen Umfang persönlich zu betreuen.

(2) Der Mitarbeiter eines nach § 1908f anerkannten Betreuungsvereins, der dort ausschließlich oder
teilweise als Betreuer tätig ist (Vereinsbetreuer), darf nur mit Einwilligung des Vereins bestellt werden.
Entsprechendes gilt für den Mitarbeiter einer in Betreuungsangelegenheiten zuständigen Behörde,
der dort ausschließlich oder teilweise als Betreuer tätig ist (Behördenbetreuer)

(3) Wer zu einer Anstalt, einem Heim oder einer sonstigen Einrichtung, in welcher der Volljährige
untergebracht ist oder wohnt, in einem Abhängigkeitsverhältnis oder in einer anderen engen
Beziehung steht, darf nicht zum Betreuer bestellt werden.

(4) Schlägt der Volljährige eine Person vor, die zum Betreuer bestellt werden kann, so ist diesem Vor-
schlag zu entsprechen, wenn es dem Wohl des Volljährigen nicht zuwiderläuft. Schlägt er vor, eine
bestimmte Person nicht zu bestellen, so soll hierauf Rücksicht genommen werden. Die Sätze 1 und 2
gelten auch für Vorschläge, die der Volljährige vor dem Betreuungsverfahren gemacht hat, es sei denn,
dass er an diesen Vorschlägen erkennbar nicht festhalten will.

(5) Schlägt der Volljährige niemanden vor, der zum Betreuer bestellt werden kann, so ist bei der Aus-
wahl des Betreuers auf die verwandtschaftlichen und sonstigen persönlichen Bindungen des Volljäh-
rigen, insbesondere auf die Bindungen zu Eltern, zu Kindern, zum Ehegatten und zum Lebenspartner
sowie auf die Gefahr von Interessenkonflikten Rücksicht zu nehmen.
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(6) Wer Betreuungen im Rahmen seiner Berufsausübung führt, soll nur dann zum Betreuer bestellt
werden, wenn keine andere geeignete Person zur Verfügung steht, die zur ehrenamtlichen Führung
der Betreuung bereit ist. Werden dem Betreuer Umstände bekannt, aus denen sich ergibt, dass der
Volljährige durch eine oder mehrere andere geeignete Personen außerhalb einer Berufsausübung
betreut werden kann, so hat er dies dem Gericht mitzuteilen.

(7) Wird eine Person unter den Voraussetzungen des Absatzes 6 Satz 1 erstmals in dem Bezirk des Betreu-
ungsgerichts zum Betreuer bestellt, soll das Gericht zuvor die zuständige Behörde zur Eignung des aus
gewählten Betreuers und zu den nach § 1 Absatz 1 Satz 1 zweite Alternative des Vormünder- und Betreu-
ervergütungsgesetzes zu treffenden Feststellungen anhören. Die zuständige Behörde soll die Person
auffordern, ein Führungszeugnis und eine Auskunft aus dem Schuldnerverzeichnis vorzulegen.

(8) Wird eine Person unter den Voraussetzungen des Absatzes 6 Satz 1 bestellt, hat sie sich über Zahl
und Umfang der von ihr berufsmäßig geführten Betreuungen zu erklären.

§ 1899 BGB Mehrere Betreuer


(1) Das Betreuungsgericht kann mehrere Betreuer bestellen, wenn die Angelegenheiten des Betreuten
hierdurch besser besorgt werden können. In diesem Fall bestimmt es, welcher Betreuer mit welchem
Aufgabenkreis betraut wird. (…)

(3) Soweit mehrere Betreuer mit demselben Aufgabenkreis betraut werden, können sie die Angelegen-
heiten des Betreuten nur gemeinsam besorgen, es sei denn, dass das Gericht etwas anderes bestimmt
hat oder mit dem Aufschub Gefahr verbunden ist.

(4) Das Gericht kann mehrere Betreuer auch in der Weise bestellen, dass der eine die Angelegenheiten
des Betreuten nur zu besorgen hat, soweit der andere verhindert ist.

§ 1901c BGB Schriftliche Betreuungswünsche, Vorsorgevollmacht


Wer ein Schriftstück besitzt, in dem jemand für den Fall seiner Betreuung Vorschläge zur Auswahl des
Betreuers oder Wünsche zur Wahrnehmung der Betreuung geäußert hat, hat es unverzüglich an das
Betreuungsgericht abzuliefern, nachdem er von der Einleitung eines Verfahrens über die Bestellung
eines Betreuers Kenntnis erlangt hat. Ebenso hat der Besitzer das Betreuungsgericht über Schriftstü-
cke, in denen der Betroffene eine andere Person mit der Wahrnehmung seiner Angelegenheiten be-
vollmächtigt hat, zu unterrichten. Das Betreuungsgericht kann die Vorlage einer Abschrift verlangen.
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§ 1900 BGB Betreuung durch Verein oder Behörde


(1) Kann der Volljährige durch eine oder mehrere natürliche Personen nicht hinreichend betreut
werden, so bestellt das Betreuungsgericht einen anerkannten Betreuungsverein zum Betreuer.
Die Bestellung bedarf der Einwilligung des Vereins.

(2) Der Verein überträgt die Wahrnehmung der Betreuung einzelnen Personen. Vorschlägen des Voll-
jährigen hat er hierbei zu entsprechen, soweit nicht wichtige Gründe entgegenstehen. Der Verein teilt
dem Gericht alsbald mit, wem er die Wahrnehmung der Betreuung übertragen hat.

(3) Werden dem Verein Umstände bekannt, aus denen sich ergibt, dass der Volljährige durch eine oder
mehrere natürliche Personen hinreichend betreut werden kann, so hat er dies dem Gericht mitzuteilen.

(4) Kann der Volljährige durch eine oder mehrere natürliche Personen oder durch einen Verein nicht
hinreichend betreut werden, so bestellt das Gericht die zuständige Behörde zum Betreuer. Die Absätze
2 und 3 gelten entsprechend.

(5) Vereinen oder Behörden darf die Entscheidung über die Einwilligung in eine Sterilisation des
Betreuten nicht übertragen werden

Als Betreuer ist eine Person nur dann geeignet, seiner erstmaligen Bestellung ein Führungszeug-
wenn sie in der Lage ist, die betroffene Person nis und eine Auskunft aus dem Schuldnerver-
in dem erforder­lichen Umfang persönlich zu zeichnis vorlegen (§ 1897 Absatz 7 Satz 2 BGB).
betreuen (vgl. Ziffer 1.4 „Persönliche Betreuung“).
Dies kann im Einzelfall schwierig zu beurteilen Die Betreuerbestellung ist erst möglich, wenn die
sein. Der Gesetzgeber hat bislang davon abgese- ausgewählte Person sich zur Übernahme bereit
hen, allgemein­gültige Kriterien für die Geeignet- erklärt. Wird jemand vom Betreuungsgericht
heit eines Betreuers gesetzlich festzulegen, da die ausgewählt, ist er verpflichtet, eine Betreuung zu
Fälle in der Praxis sehr verschieden gelagert sind. übernehmen, wenn er hierfür geeignet und die
Das Gericht wird aber etwa darauf achten, einem Übernahme auch zumutbar ist (§ 1898 Absatz 1
Berufs­betreuer nicht unbegrenzt Betreuungen zu BGB). Allerdings kann das Gericht niemanden
übertragen, weil dann die persönliche Betreuung dazu zwingen. Wer die Übernahme einer
nicht mehr gewährleistet ist. Diejenigen, die zu Betreuung ohne Grund ablehnt, ist aber für den
der Einrichtung, in der die betroffene Person Schaden verantwortlich, welcher der betroffenen
untergebracht ist, in einem Abhängigkeitsver- Person durch die eingetretene Verzögerung ent-
hältnis oder einer anderen engen Beziehung steht (§ 1908 Absatz 1, § 1787 Absatz 1 BGB).
stehen (z. B. das Personal des Heimes, in dem
eine betroffene Person lebt), scheiden wegen der Wechsel des Betreuers
Gefahr von Interessenkonflikten von vornherein Für die betreute Person kann es nachteilig sein,
für die Aufgabe der Betreuung aus (§ 1897 Absatz wenn ihr Betreuer ausgetauscht wird und sie sich
3 BGB). Außerdem soll der Berufsbetreuer bei an eine neue Person gewöhnen muss. Deshalb
16 

§ 1898 BGB Übernahmepflicht


(1) Der vom Betreuungsgericht Ausgewählte ist verpflichtet, die Betreuung zu übernehmen, wenn
er zur Betreuung geeignet ist und ihm die Übernahme unter Berücksichtigung seiner familiären,
beruflichen und sonstigen Verhältnisse zugemutet werden kann.

(2) Der Ausgewählte darf erst dann zum Betreuer bestellt werden, wenn er sich zur Übernahme der
Betreuung bereit erklärt hat.

§ 1902 BGB Vertretung des Betreuten


In seinem Aufgabenkreis vertritt der Betreuer den Betreuten gerichtlich und außergerichtlich.zur
Übernahme der Betreuung bereit erklärt hat.

§ 1896 BGB Voraussetzungen


(4) Die Entscheidung über den Fernmeldeverkehr des Betreuten und über die Entgegennahme, das
Öffnen und das Anhalten seiner Post werden vom Aufgabenkreis des Betreuers nur dann erfasst,
wenn das Gericht dies ausdrücklich angeordnet hat.

soll ein Wechsel in der Betreuung nach Möglich- 1.4 Welche Aufgaben hat der Betreuer?
keit vermieden werden. Allerdings kann ein
Betreuer, wenn ihm die Betreuung aufgrund neu Je nachdem, welche Unterstützung für die be-
eingetretener Umstände nicht mehr zugemutet troffene Person im Einzelfall erforderlich ist,
werden kann, seine Entlassung verlangen. Genau- können dem Betreuer einzelne oder mehrere
so ist auch ein Betreuer, der seine Aufgabe nicht Aufgabenkreise, die im Gerichtsbeschluss aus-
mehr sachgerecht erfüllt, vom Gericht zu entlas- drücklich festzulegen sind, übertragen werden.
sen. Schlägt die betreute Person im Laufe der Zeit Mögliche Aufgabenkreise sind beispielsweise die
jemand anderen mit gleich guter Eignung und Aufenthaltsbestimmung, Vermögensverwaltung
Bereitschaft zur Übernahme der Betreuung vor, oder Gesundheitsfürsorge. Das Gesetz lässt
so wird das Gericht dem folgen, wenn es ihrem zudem auch die Anordnung einer Betreuung in
Wohl dient. Ein Berufsbetreuer soll abgelöst allen Angelegenheiten zu; diese kommt aber nur
werden, wenn die Aufgabe künftig von einer in Ausnahmefällen in Betracht, nämlich nur
geeigneten ehrenamtlich tätigen Person über- dann, wenn die betroffene Person auf Grund
nommen werden kann. ihrer Krankheit oder Behinderung keine ihrer in
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der konkreten Lebenssituation anfallenden Angehörigen. Die betroffene Person kann zu


Angelegenheiten (mehr) selbst besorgen kann. Lebzeiten Wünsche und Vorstellungen mit Blick
Für die ihm übertragenen Aufgabenkreise (und auf ihre Bestattung äußern, die von ihren Ange-
nur für diese) hat der Betreuer die Stellung eines hörigen zu beachten sind. Sie kann zu Lebzeiten
gesetzlichen Vertreters; dies gilt auch, wenn er auch eine andere Person bestimmen, die für die
im Namen der betreuten Person Prozesse führt Totensorge zuständig sein soll. Vorsorgevoll-
(§ 1902 BGB). Diese kann grundsätzlich weiter- macht, Bestattungsverfügungen, Bestattungs­
hin neben dem Betreuer rechtsgeschäftlich vorsorgeverträge und sonstige Vorsorge­verträge
handeln (vgl. Ziffer 1.2 „Auswirkungen der Be- stellen verschiedene Möglichkeiten dar, die
treuung“ und „Einwilligungsvorbehalt“). Von der Bestattung und damit zusammenhängende
Vertretungsbefugnis des Betreuers erfasst wer- Vermögensangelegenheiten zu regeln (siehe hier-
den nur die Handlungen innerhalb des ihm zu auch Ziffer 1.2 und 2.1.12).
zugewiesenen Aufgabenkreises. Wenn er fest-
stellt, dass die betreute Person auch in anderen Falls Angehörige nicht zur Verfügung stehen,
Bereichen Unterstützung durch einen gesetzli- empfiehlt es sich, die örtliche Ordnungsbehörde
chen Vertreter braucht, darf er hier nicht einfach zu unterrichten, der regelmäßig eine Hilfszu-
tätig werden. Er muss vielmehr das Betreuungs- ständigkeit für die Durchführung der Bestattung
gericht unterrichten und dessen Entscheidung zukommt.
abwarten. Nur in besonders eiligen Fällen kann
er als Geschäftsführer ohne Auftrag handeln. Persönliche Betreuung
Auch alle anderen Umstände, die im Hinblick Der Betreuer muss die betreute Person in seinem
auf den Erforderlichkeitsgrundsatz eine Ein- Aufgabenbereich persön­lich betreuen. Er darf
schränkung oder Aufhebung der gerichtlichen sich nicht auf die Erledigung des anfallenden
Entscheidung ergeben könnten, hat er dem Schriftverkehrs beschränken. Ein wichtiger Teil
Betreuungsgericht mitzuteilen (§ 1901 Absatz 5 seiner Aufgabe ist vielmehr der persönliche
BGB). Ist sich der Betreuer nicht sicher, ob eine Kontakt.
bestimmte Handlung in seinen Aufgabenbereich
fällt, empfiehlt sich eine Rückfrage beim Betreu- Ist es der betreuten Person aufgrund einer erheb-
ungsgericht. lichen Behinderung nicht möglich, Gespräche zu
führen, so muss der Betreuer sie gleichwohl
Der Betreuer darf die Post sowie den Fernmel- aufsuchen, um sich einen Eindruck von ihrem
deverkehr der betreuten Person nur dann Befinden zu verschaffen. Innerhalb seines Aufga-
kontrollieren, wenn das Gericht ihm diesen bengebietes hat er grundsätzlich dafür Sorge zu
Aufgabenkreis ausdrücklich zugewiesen hat tragen, dass die erforderliche Hilfe organisiert
(§ 1896 Absatz 4 BGB). und die verbliebenen Fähigkeiten gefördert und
Rehabilitationschancen genutzt werden. Führt
Stirbt die betreute Person, so hat der Betreuer der Betreuer die Betreuung berufsmäßig, hat er
dies dem Betreuungsgericht mitzuteilen. Die nach Ermessen des Gerichts zu Beginn der Be-
Bestattung gehört nicht mehr zu den Aufgaben treuung einen Betreuungsplan zu erstellen, in
des Betreuers, denn dessen Amt endet mit dem dem die Ziele der Betreuung und die zu ihrer
Tod der betreuten Person. Grundsätzlich obliegt Erreichung zu ergreifenden Maßnahmen darge-
die Totensorge gewohnheitsrechtlich oder nach stellt werden (§ 1901 Absatz 4 BGB). Mindestens
landesrechtlichen Vorschriften den nächsten einmal jährlich muss der Betreuer dem
18 

Betreuungsgericht über die Entwicklung der werden. Es dient ihrem Wohl, wenn ihr nicht
persönlichen Verhältnisse der betreuten Person etwas aufgezwungen wird, sondern sie im Rah-
berichten. Dies kann schriftlich oder mündlich men der noch vorhandenen Fähigkeiten und der
geschehen. objektiv gegebenen Möglichkeiten nach eigenen
Wünschen und Vorstellungen leben kann. Der
Wohl und Wünsche der betreuten Person Betreuer muss sich durch regelmäßige persönli-
Der Betreuer hat die ihm übertragenen Aufgaben che Kontakte und Besprechung wichtiger anste-
so zu erledigen, wie es dem Wohl der betreuten hender Entscheidungen ein Bild davon machen,
Person entspricht (§ 1901 Absatz 2 BGB). Dazu welche Vorstellungen die betreute Person hat,
gehört auch, dass er nicht über ihren Kopf hin- was sie gerne möchte und was sie nicht will.
weg entscheidet. Vielmehr muss die betreute Danach muss er sich auch richten, es sei denn,
Person mit ihren Vorstellungen ernst genommen dies liefe eindeutig ihrem Wohl zuwider oder

§ 1901 BGB Umfang der Betreuung, Pflichten des Betreuers


(1) Die Betreuung umfasst alle Tätigkeiten, die erforderlich sind, um die Angelegenheiten des Betreu-
ten nach Maßgabe der folgenden Vorschriften rechtlich zu besorgen.

(2) Der Betreuer hat die Angelegenheiten des Betreuten so zu besorgen, wie es dessen Wohl entspricht.
Zum Wohl des Betreuten gehört auch die Möglichkeit, im Rahmen seiner Fähigkeiten sein Leben nach
seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen zu gestalten.

(3) Der Betreuer hat Wünschen des Betreuten zu entsprechen, soweit dies dessen Wohl nicht zuwider-
läuft und dem Betreuer zuzumuten ist. Dies gilt auch für Wünsche, die der Betreute vor der Bestellung
des Betreuers geäußert hat, es sei denn, dass er an diesen Wünschen erkennbar nicht festhalten will.
Ehe der Betreuer wichtige Angelegenheiten erledigt, bespricht er sie mit dem Betreuten, sofern dies
dessen Wohl nicht zuwiderläuft.

(4) Innerhalb seines Aufgabenkreises hat der Betreuer dazu beizutragen, dass Möglichkeiten genutzt
werden, die Krankheit oder Behinderung des Betreuten zu beseitigen, zu bessern, ihre Verschlimme-
rung zu verhüten oder ihre Folgen zu mildern. Wird die Betreuung berufsmäßig geführt, hat der
Betreuer in geeigneten Fällen auf Anordnung des Gerichts zu Beginn der Betreuung einen Betreu-
ungsplan zu erstellen. In dem Betreuungsplan sind die Ziele der Betreuung und die zu ihrer Errei-
chung zu ergreifenden Maßnahmen darzustellen.

(5) Werden dem Betreuer Umstände bekannt, die eine Aufhebung der Betreuung ermöglichen, so hat
er dies dem Betreuungsgericht mitzuteilen. Gleiches gilt für Umstände, die eine Einschränkung des
Aufgabenkreises ermöglichen oder dessen Erweiterung, die Bestellung eines weiteren Betreuers oder
die Anordnung eines Einwilligungsvorbehalts (§ 1903) erfordern.
 19

wäre für den Betreuer selbst unzumutbar. Der Krankenversicherungsschutz besteht. Für be-
Betreuer darf seine eigenen Vorstellungen nicht sonders wichtige Angelegenheiten in diesem
ohne zwingenden Grund an die Stelle derjenigen Bereich (Untersuchung des Gesundheitszustan-
der betreuten Person setzen. So darf er ihr bei- des, Heilbehandlung, ärztlicher Eingriff – auch
spielsweise nicht gegen ihren Willen eine knau- Sterilisation –, Unterbringung oder freiheitsent-
serige Lebensführung aufzwingen, wenn ausrei- ziehende Maßnahmen wie etwa das Festbinden
chende Geldmittel vorhanden sind. am Bett) enthält das Gesetz besondere Vorschrif-
ten, die das Handeln des Betreuers an bestimmte
Auch Wünsche, welche die betroffene Person vor Voraussetzungen binden und ihn gegebenen-
Eintritt der Betreuungsbedürftigkeit in Bezug auf falls verpflichten, eine gerichtliche Genehmi-
die Person des Betreuers oder die Lebensführung gung einzuholen. In diesem Zusammenhang gilt
zum Ausdruck gebracht hat, sind beachtlich, es ein besonderer Schutz für den Fall der Woh-
sei denn, dass sie zwischenzeitlich ihre Meinung nungsauflösung, die über den rein wirtschaftli-
geändert hat. Einzelheiten hierzu finden Sie in chen Aspekt hinaus schwerwiegende Folgen für
den Erläuterungen zur Betreuungsverfügung die persönlichen Lebensverhältnisse der betreu-
unter Ziff. 2.1 Fragen und Antworten zur Vorsor- ten Person haben kann.
gevollmacht.
Untersuchung des Gesundheitszustandes,
Lassen sich die Wünsche der betreuten Person Heilbehandlung, ärztlicher Eingriff
nicht feststellen, so sollte der Betreuer versuchen, Schon lange ist in der Rechtsprechung anerkannt,
ihren mutmaßlichen Willen herauszufinden. dass ärztliche Maßnahmen nur zulässig sind,
Hierfür sind Auskünfte nahestehender Personen wenn der Patient oder die Patientin in ihre
nützlich. Anhaltspunkte dürften sich auch aus Vornahme wirksam einwilligt, und zuvor hin-
der bisherigen Lebensführung ergeben. reichend über die Maßnahme und die mit ihr
verbundenen Risiken aufgeklärt worden ist.
1.5 Schutz in persönlichen Angelegenheiten Werden Behandlungen ohne wirksame Einwilli-
gung vorgenom­men, so stellen sie u. U. einen
Ein besonderes Kennzeichen des Betreuungs- rechtswidrigen und strafbaren Eingriff in die
rechts ist darin zu sehen, dass es die persönlichen körperliche Unversehrtheit dar. Auch wenn ein
Angelegenheiten der betroffenen Person gegen- Betreuer vorhanden ist, kann nur der Patient
über den Vermögensangelegenheiten in den oder die Patientin selbst die Einwilligung erteilen,
Vordergrund gerückt hat. Das persönliche Wohl- sofern Einwilligungsfähigkeit besteht, d. h.,
ergehen der ihm anvertrauten Person darf dem jemand Art, Bedeutung und Tragweite der beab-
Betreuer – unabhängig von seinem Aufgaben- sichtigten Maßnahme erfassen und den eigenen
kreis – nie gleichgültig sein. Willen hiernach bestimmen kann. Eine Einwilli-
gung des Betreuers kommt dann nicht in Be-
Werden einem Betreuer Aufgaben im Bereich tracht. Aus diesem Grund muss sich der Betreu-
der Personensorge übertragen, so wird es er, auch wenn sein Aufgabenkreis die betref-
sich in den meisten Fällen um Angelegenheiten fende ärztliche Maßnahme umfasst, vergewis-
der Gesundheitsfürsorge oder der Aufenthalts- sern, ob die betreute Person in der konkreten
bestimmung handeln. Ist dem Betreuer die Situation einwilligungsfähig ist und selbst ent-
Gesundheitssorge übertragen, sollte er sich scheiden kann, ob sie einwilligt. Zu beachten ist,
unbedingt auch darüber informieren, welcher dass die Einwilligungsfähigkeit unterschiedlich
20 

zu beurteilen sein kann, je nachdem, ob es Patientenverfügung nicht auf die aktuelle Lebens-
sich um komplizierte Maßnahmen handelt und Behandlungssituation zu, hat der Betreuer
oder nicht. die Behandlungswünsche oder den mutmaßli-
chen Willen festzustellen und auf dieser Grund-
Wenn die betreute Person nicht einwilligungsfä- lage zu entscheiden (§ 1901a Absatz 2 BGB).
hig ist, hat der Betreuer nach hinreichender Ausführliche Informationen zur Patientenverfü-
ärztlicher Aufklärung über die Einwilligung in gung finden sich in der Broschüre „Patienten-
die medizinische Maßnahme zu entscheiden. verfügung“, die Sie unter www.bmj.de > Publikati-
Einer schriftlich niedergelegten, den konkreten onen abrufen können.
Fall treffenden Patientenverfügung hat der Be-
treuer Ausdruck und Geltung zu verschaffen Es gelten auch hier die allgemeinen Regeln:
(§ 1901a Absatz 1 BGB). Liegt keine Patientenver- Wichtige Angelegenheiten sind vorher mit der
fügung vor oder treffen die Festlegungen einer betreuten Person zu besprechen, sofern dies

§ 1901a BGB Patientenverfügung


(1) Hat ein einwilligungsfähiger Volljähriger für den Fall seiner Einwilligungsunfähigkeit schriftlich
festgelegt, ob er in bestimmte, zum Zeitpunkt der Festlegung noch nicht unmittelbar bevorstehende
Untersuchungen seines Gesundheitszustands, Heilbehandlungen oder ärztliche Eingriffe einwilligt
oder sie untersagt (Patientenverfügung), prüft der Betreuer, ob diese Festlegungen auf die aktuelle
Lebens- und Behandlungssituation zutreffen. Ist dies der Fall, hat der Betreuer dem Willen des
Betreuten Ausdruck und Geltung zu verschaffen. Eine Patientenverfügung kann jederzeit formlos
widerrufen werden.

(2) Liegt keine Patientenverfügung vor oder treffen die Festlegungen einer Patientenverfügung nicht
auf die aktuelle Lebens- und Behandlungssituation zu, hat der Betreuer die Behandlungswünsche
oder den mutmaßlichen Willen des Betreuten festzustellen und auf dieser Grundlage zu entscheiden,
ob er in eine ärztliche Maßnahme nach Absatz 1 einwilligt oder sie untersagt. Der mutmaßliche Wille
ist aufgrund konkreter Anhaltspunkte zu ermitteln. Zu berücksichtigen sind insbesondere frühere
mündliche oder schriftliche Äußerungen, ethische oder religiöse Überzeugungen und sonstige persön-
liche Wertvorstellungen des Betreuten.

(3) Die Absätze 1 und 2 gelten unabhängig von Art und Stadium einer Erkrankung des Betreuten.

(4) Der Betreuer soll den Betreuten in geeigneten Fällen auf die Möglichkeit einer Patientenverfügung
hinweisen und ihn auf dessen Wunsch bei der Errichtung der Patientenverfügung unterstützen.

(5) Niemand kann zur Errichtung einer Patientenverfügung verpflichtet werden. Die Errichtung oder
Vorlage einer Patientenverfügung darf nicht zur Bedingung eines Vertragsschlusses gemacht werden.

(6) Die Absätze 1 bis 3 gelten für Bevollmächtigte entsprechend.


 21

§ 1904 BGB Genehmigung des Betreuungsgerichts bei ärztlichen Maßnahmen


(1) Die Einwilligung des Betreuers in eine Untersuchung des Gesundheitszustands, eine Heilbehand-
lung oder einen ärztlichen Eingriff bedarf der Genehmigung des Betreuungsgerichts, wenn die be-
gründete Gefahr besteht, dass der Betreute auf Grund der Maßnahme stirbt oder einen schweren und
länger dauernden gesundheitlichen Schaden erleidet. Ohne die Genehmigung darf die Maßnahme
nur durchgeführt werden, wenn mit dem Aufschub Gefahr verbunden ist.

(2) Die Nichteinwilligung oder der Widerruf der Einwilligung des Betreuers in eine Untersuchung des
Gesundheits­zustands, eine Heilbehandlung oder einen ärztlichen Eingriff bedarf der Genehmigung
des Betreuungsgerichts, wenn die Maßnahme medizinisch angezeigt ist und die begründete Gefahr
besteht, dass der Betreute auf Grund des Unterbleibens oder des Abbruchs der Maßnahme stirbt oder
einen schweren und länger dauernden gesundheitlichen Schaden erleidet.

(3) Die Genehmigung nach den Absätzen 1 und 2 ist zu erteilen, wenn die Einwilli­gung, die Nichtein-
willigung oder der Widerruf der Einwilligung dem Willen des Betreuten entspricht.

(4) Eine Genehmigung nach den Absätzen 1 und 2 ist nicht erforderlich, wenn zwischen Betreuer und
behandelndem Arzt Einvernehmen darüber besteht, dass die Erteilung, die Nichterteilung oder der
Widerruf der Einwilligung dem nach § 1901a festgestellten Willen des Betreuten entspricht.

(5) Die Absätze 1 bis 4 gelten auch für einen Bevollmächtigten. Er kann in eine der in Absatz 1 Satz 1
oder Absatz 2 genannten Maßnahmen nur einwilligen, nicht einwilligen oder die Einwilligung wider-
rufen, wenn die Vollmacht diese Maßnahmen ausdrücklich umfasst und schriftlich erteilt ist.

ihrem Wohl nicht zuwiderläuft. Etwaige Wünsche nicht alleine zu lassen. Eine begründete Todes-
(auch solche, die in einer „Betreuungsverfügung“ gefahr im Sinne der Vorschrift besteht z. B.
festgelegt sind – vgl. hierzu die Erläuterungen bei einer Operation, wenn das damit verbunde-
unter Ziff. 2.1 Fragen und Antworten zur Vorsor- ne Risiko allgemeine Gefahren, wie sie etwa
gevollmacht) sind zu beachten. mit jeder Narkose verbunden sind, übersteigt.
Ein schwerer und länger dauernder gesundheit-
In bestimmten Fällen bedarf die Einwilligung licher Schaden ist z. B. im Falle des Verlusts
des Betreuers der Genehmigung des Betreu- der Sehkraft, bei der Amputation eines Beines
ungsgerichts. Dies ist dann der Fall, wenn die oder bei drohenden nachhaltigen Persönlich-
begrün­dete Gefahr besteht, dass die betreute keits­verände­rungen anzunehmen. Die Gefahr
Person aufgrund der Maßnahme stirbt oder eines solchen Schadenseintritts muss konkret
einen schweren und länger dauernden gesund- und naheliegend sein; nur hypothetische
heitlichen Schaden erleidet (§ 1904 Absatz 1 oder unwahrscheinliche Gefahren lösen keine
Satz 1 BGB). Das Genehmigungsverfahren be- Genehmigungspflicht aus. Bei Zweifeln
zweckt in solchen schwerwiegenden Fällen sollten sich die Betreuer an das Betreuungsge-
auch, den Betreuer mit seiner Verantwortung richt wenden.
22 

§ 1905 BGB Sterilisation


(1) Besteht der ärztliche Eingriff in einer Sterilisation des Betreuten, in die dieser nicht einwilligen
kann, so kann der Betreuer nur einwilligen, wenn

1. die Sterilisation dem Willen des Betreuten nicht widerspricht,

2. der Betreute auf Dauer einwilligungsunfähig bleiben wird,

3. anzunehmen ist, dass es ohne die Sterilisation zu einer Schwangerschaft kommen würde,

4. infolge dieser Schwangerschaft eine Gefahr für das Leben oder die Gefahr einer schwerwiegenden
Beeinträchtigung des körperlichen oder seelischen Gesundheitszustandes der Schwangeren zu
erwarten wäre, die nicht auf zumut­bare Weise abgewendet werden könnte, und

5. die Schwangerschaft nicht durch andere zumutbare Mittel verhindert werden kann.

Als schwerwiegende Gefahr für den seelischen Gesundheitszustand der Schwangeren gilt auch die
Gefahr eines schweren und nachhaltigen Leidens, das ihr drohen würde, weil betreuungsgerichtliche
Maßnahmen, die mit ihrer Trennung vom Kind verbunden wären (§§ 1666, 1666a), gegen sie ergriffen
werden müssten.

(2) Die Einwilligung bedarf der Genehmigung des Betreuungsgerichts. Die Sterilisation darf erst zwei
Wochen nach Wirksamkeit der Genehmigung durchgeführt werden. Bei der Sterilisation ist stets der
Methode der Vorzug zu geben, die eine Refertilisierung zulässt.

§ 1899 BGB Mehrere Betreuer


(2) Für die Entscheidung über die Einwilligung in eine Sterilisation des Betreuten ist stets ein
besonderer Betreuer zu bestellen.

Keine Genehmigungspflicht besteht in Eilfällen, bedarf der Genehmigung des Betreuungs­


wenn mit dem Aufschub der Maßnahme Gefahr gerichts, wenn die Maßnahme medizinisch
verbunden wäre (§ 1904 Absatz 1 Satz 2 BGB). angezeigt ist und die begründete Gefahr
besteht, dass die betreute Person aufgrund
Auch die Nichteinwilligung oder der Widerruf des Unterbleibens oder des Abbruchs der
der Einwilligung des Betreuers in eine Unter­ Maß­nahme stirbt oder einen schweren und
suchung des Gesundheitszustands, eine Heil­ länger dauernden gesundheitlichen Schaden
behandlung oder einen ärztlichen Eingriff, erleidet.
 23

Einer solchen Genehmigung bedarf es in all Unterbringung und ärztliche


diesen Fällen nicht, wenn zwischen Betreuer Zwangsmaßnahmen
und behandelndem Arzt Einvernehmen darüber Der Betreuer kann die betreute Person unter
besteht, dass die Erteilung, die Nichterteilung bestimmten Voraussetzungen mit gerichtli-
oder der Widerruf der Einwilligung dem nach cher Genehmigung in einer geschlossenen
§ 1901a BGB festgestellten Willen der betreuten Einrichtung (z. B. in einem psychia­trischen
Person entspricht (§ 1904 Absatz 4 BGB). Krankenhaus) oder in einer geschlossenen
Abteilung z. B. eines Krankenhauses oder eines
Sterilisation Alten­heimes unterbringen.
Die Sterilisation stellt einen schweren Eingriff in
die körperliche Unversehrtheit dar. Der dadurch Die Unterbringung ist allerdings nur unter den
herbeigeführte Verlust der Fortpflanzungsfähig- in § 1906 Absatz 1 BGB genannten Voraussetzun-
keit kann oft nicht mehr rückgängig gemacht gen zulässig, wenn bei der betreuten Person die
werden. Besonders problematisch ist dieser Gefahr einer erheblichen gesundheitlichen
Eingriff, wenn über ihn nicht die betroffene Selbstschädigung oder gar Selbsttötung besteht
Person selbst, sondern ein anderer als Vertreter oder wenn ohne die Unterbringung eine not-
entscheidet. wendige ärztliche Maßnahme nicht durchge-
führt werden kann, mit der ein drohender erheb-
Früher haben Sterilisationen bei einwilli- licher gesundheitlicher Schaden abgewendet
gungsunfähigen Personen in einer rechtlichen werden soll. Auch in diesem Zusammenhang gilt:
Grauzone stattgefunden, weil es eine gesetzli- Ebenso wie gegen den freien Willen einer voll-
che Regelung nicht gab und die Rechtspre- jährigen Person ein Betreuer grundsätzlich nicht
chung uneinheitlich war. Das Gesetz enthält bestellt werden darf, umfasst das Recht zur
ein völliges Verbot der Sterilisation von Min- Selbstbestimmung auch die Freiheit zur Krank-
derjährigen. Bei einwilligungsunfähigen Voll- heit. Ein Betreuer darf in einem solchen Fall
jährigen bedarf der Betreuer, wenn er den nicht bestellt werden, um für die Person eine von
Eingriff durchführen lassen will, hierfür der ihrem Umfeld für erforderlich gehaltene Unter-
Genehmigung des Betreuungsgerichts, die nur suchung oder Behandlung herbeizuführen.
unter ganz engen Voraussetzungen in einem
sehr strengen Verfahren erteilt werden kann Die Unterbringung einer volljährigen Person aus
(§ 1905 BGB). Um Interessenkollisionen auszu- lediglich „erzieherischen Gründen“ ist nicht
schließen, ist für diese Entscheidung stets ein zulässig. Der Betreuer kann eine Unterbringung
besonderer Betreuer zu bestellen (§ 1899 Absatz auch nicht deshalb veranlassen, weil Dritte ge-
2 BGB). Zwangssterilisationen darf es nicht fährdet werden. Solche Unterbringungen sind
geben. Außerdem haben alle anderen Metho- nicht Aufgabe des Betreuers, sondern der nach
den der Empfängnisverhütung Vorrang. den Unterbringungsgesetzen der einzelnen Län-
Die Sterilisation ist nur noch zur Abwendung der zuständigen Behörden und Gerichte.
schwerwiegender Notlagen, die mit einer
Schwangerschaft verbunden wären, zulässig. Ohne vorherige Genehmigung sind Unterbrin-
Eine solche Notlage kann z. B. dann gegeben gungen durch den Betreuer nur ausnahmsweise
sein, wenn die Mutter von ihrem Kind getrennt zulässig, wenn mit dem Aufschub Gefahr verbun-
werden müsste und dies für sie ein schwerwie- den ist – die Genehmigung muss dann aber unver-
gendes seelisches Leid zur Folge hätte. züglich nachgeholt werden (§ 1906 Absatz 2 BGB).
24 

Der Betreuer hat die Unterbringung zu beenden, Eine Untersuchung und Behandlung gegen den
wenn ihre Voraussetzungen weggefallen sind, Willen der erwachsenen Person sind nur
z. B. die früher vorhandene Selbsttötungsgefahr unter den in § 1906a Absatz 1 BGB genannten
nicht mehr besteht. Er bedarf zur Beendigung Voraussetzungen zulässig. Danach muss ein er-
der Unterbringung nicht der Genehmigung des heblicher gesundheitlicher Schaden drohen, falls
Betreuungsgerichts. Bei Zweifeln kann er sich die Untersuchung oder Behandlung unterbleibt.
allerdings vom Betreuungsgericht beraten lassen. Weitere Voraussetzung ist, dass die betreute Per-
Beendet er die Unterbringung, so hat er dies son den eigenen Willen krankheitsbedingt nicht
dem Betreuungsgericht unverzüglich anzuzeigen (mehr) frei bilden kann – dass sie also wegen der
(§ 1906 Absatz 3 BGB). Krankheit die Notwendigkeit einer Untersuchung

§ 1906 BGB Genehmigung des Betreuungsgerichts bei freiheitsentziehender Unterbringung


und bei freiheitsentziehenden Maßnahmen
(1) Eine Unterbringung des Betreuten durch den Betreuer, die mit Freiheitsent­ziehung verbunden ist,
ist nur zulässig, solange sie zum Wohl des Betreuten erforderlich ist, weil

1. auf Grund einer psychischen Krankheit oder geistigen oder seelischen Behinderung des Betreuten
die Gefahr besteht, dass er sich selbst tötet oder erheblichen gesundheitlichen Schaden zufügt, oder

2. zur Abwendung eines drohenden erheblichen gesundheitlichen Schadens eine Untersuchung des
Gesundheitszustands, eine Heilbehandlung oder ein ärztlicher Eingriff notwendig ist, die Maß-
nahme ohne die Unterbringung des Betreuten nicht durchgeführt werden kann und der Betreute
auf Grund einer psychischen Krankheit oder geistigen oder seelischen Behinderung die Notwen-
digkeit der Unterbringung nicht erkennen oder nicht nach dieser Einsicht handeln kann.

(2) Die Unterbringung ist nur mit Genehmigung des Betreuungsgerichts zulässig. Ohne die Geneh-
migung ist die Unterbringung nur zulässig, wenn mit dem Aufschub Gefahr verbunden ist; die
Genehmigung ist unverzüglich nachzuholen.

(3) Der Betreuer hat die Unterbringung zu beenden, wenn ihre Voraussetzungen weggefallen sind.
Er hat die Beendigung der Unterbringung dem Betreuungsgericht unverzüglich anzuzeigen.

(4) Die Absätze 1 bis 3 gelten entsprechend, wenn dem Betreuten, der sich in einem Krankenhaus, einem
Heim oder einer sonstigen Einrichtung aufhält, durch mechanische Vorrichtungen, Medikamente oder
auf andere Weise über einen längeren Zeitraum oder regelmäßig die Freiheit entzogen werden soll.

(5) Die Unterbringung durch einen Bevollmächtigten und die Einwilligung eines Bevollmäch-
tigten in Maßnahmen nach Absatz 4 setzen voraus, dass die Vollmacht schriftlich erteilt ist
und die in den Absätzen 1 und 4 genannten Maßnahmen ausdrücklich umfasst. Im Übrigen
gelten die Absätze 1 bis 4 entsprechend.
 25

§ 1906a BGB Genehmigung des Betreuungsgerichts bei ärztlichen Zwangsmaßnahmen


(1) Widerspricht eine Untersuchung des Gesundheitszustands, eine Heilbehandlung oder ein ärztlicher
Eingriff dem natürlchen Willen des Betreuten (ärztliche Zwangsmaßnahme), so kann der Betreuer in
die ärztliche Zwangsmaßnahme nur einwilligen, wenn

1. d
 ie ärztliche Zwangsmaßnahme zum Wohl des Betreuten notwendig ist, um einen drohenden
erheblichen gesundheitlichen Schaden abzuwenden,

2. d
 er Betreute auf Grund einer psychischen Krankheit oder einer geistigen oder seelischen
Behinderung die Notwendigkeit der ärztlichen Maßnahme nicht erkennen oder nicht nach
dieser Einsicht handeln kann,

3. d
 ie ärztliche Zwangsmaßnahme dem nach § 1901a zu beachtenden Willen des Betreuten entspricht,

4. z uvor ernsthaft, mit dem nötigen Zeitaufwand und ohne Ausübung unzulässigen Drucks versucht
wurde, den Betreuten von der Notwendigkeit der ärztlichen Maßnahme zu überzeugen,

5. d
 er drohende erhebliche gesundheitliche Schaden durch keine andere den Betreuten weniger
belastende Maßnahme abgewendet werden kann,

6. d
 er zu erwartende Nutzen der ärztlichen Zwangsmaßnahme die zu erwartenden Beeinträchtigungen
deutlich überwiegt und

7. d
 ie ärztliche Zwangsmaßnahme im Rahmen eines stationären Aufenthalts in einem Krankenhaus,
in dem die gebotene medizinische Versorgung des Betreuten einschließlich einer erforderlichen
Nachbehandlung sichergestellt ist, durchgeführt wird.

§ 1846 ist nur anwendbar, wenn der Betreuer an der Erfüllung seiner Pflichten verhindert ist.

(2) Die Einwilligung in die ärztliche Zwangsmaßnahme bedarf der Genehmigung des Betreuungsgerichts.

(3) Der Betreuer hat die Einwilligung in die ärztliche Zwangsmaßnahme zu widerrufen, wenn ihre
Voraussetzungen weggefallen sind. Er hat den Widerruf dem Betreuungsgericht unverzüglich
anzuzeigen.

(4) Kommt eine ärztliche Zwangsmaßnahme in Betracht, so gilt für die Verbringung des Betreuten gegen
seinen natürlichen Willen zu einem stationären Aufenthalt in ein Krankenhaus § 1906 Absatz 1 Nummer
2, Absatz 2 und 3 Satz 1 entsprechend.

(5) Die Einwilligung eines Bevollmächtigten in eine ärztliche Zwangsmaßnahme und die Einwilligung
in eine Maßnahme nach Absatz 4 setzen voraus, dass die Vollmacht schriftlich erteilt ist und die Einwilli-
gung in diese Maßnahmen ausdrücklich umfasst. Im Übrigen gelten die Absätze 1 bis 3 entsprechend.
26 

oder Behandlung nicht erkennen oder nicht nach Maßnahmen, § 1906 Absatz 4 BGB). Das gilt
dieser Einsicht handeln kann. Außerdem muss auch dann, wenn die betreute Person bereits
die ärztliche Zwangsmaßnahme dem in einer mit gerichtlicher Genehmigung in einer ge-
Patientenverfügung niedergelegten Willen der schlossenen Abteilung oder Einrichtung unter-
betreuten Person, ihren früher geäußerten Be- gebracht ist.
handlungswünschen bzw. ihrem mutmaßlichen
Willen gemäß § 1901a BGB entsprechen. Eine Freiheitsentziehung ist nicht anzuneh-
men, wenn die betreute Person auch ohne die
Eine ärztliche Zwangsmaßnahme ist stets das Maßnahme gar nicht in der Lage wäre, sich
„allerletzte Mittel“. Zuvor muss mit dem nötigen fortzubewegen oder wenn die Maßnahme sie
Zeitaufwand und ohne Ausübung unzulässigen nicht an der willentlichen Fortbewegung hin-
Drucks der ernsthafte Versuch unternommen dert (Beispiel: Zum Schutz vor dem Herausfal-
werden, die betreute Person von der Notwendig- len aus dem Bett wird ein Gurt angebracht, den
keit der Maßnahme zu überzeugen und sie zur die betreute Person aber – falls erwünscht –
Aufgabe seiner Ablehnung zu bewegen. Die öffnen kann). Eine rechtswidrige Freiheitsent-
zwangsweise Behandlung ist des Weiteren nur ziehung liegt auch nicht vor, wenn sie mit der
zulässig, wenn der drohende Schaden durch Maßnahme einverstanden ist und die entspre-
keine wartenden Beeinträchtigungen deutlich chende Einwilligungsfähigkeit besitzt. Nur bei
überwiegt. nicht einwilligungsfähigen betreuten Personen
entscheidet deren Betreuer (mit dem entspre-
Die ärztliche Zwangsmaßnahme darf außerdem chenden Aufgabenkreis, insbesondere „Aufent-
nur im Rahmen eines stationären Aufenthalts haltsbestimmung“) über die Einwilligung in die
in einem Krankenhaus durchgeführt werden. In freiheitsentziehende Maßnahme.
diesem Krankenhaus muss die gebotene medizini-
sche Versorgung der betreuten Person einschließ- Als freiheitsentziehende Maßnahmen kommen
lich einer erforderlichen betreuten Nachbehand- u. a. in Betracht: Bettgitter; Leibgurt im Bett
lung sichergestellt sein. Eine ambulante Zwangs- oder am Stuhl; Festbinden der Arme und Beine;
behandlung ist unzulässig. Schließlich bedarf Abschließen des Zimmers oder der Station,
die Einwilligung des Betreuers in eine ärztliche wenn die Öffnung auf Wunsch der betreuten
Zwangsmaßnahme stets der Genehmigung des Person nicht jederzeit gewährleistet ist; Medika-
Betreuungsgerichts (§ 1906a Absatz 2 BGB). mente, die in erster Linie die Ruhigstellung
bezwecken (Gegenbeispiel: die Ruhigstellung
Freiheitsentziehende Maßnahmen ist Nebenwirkung eines zu Heilzwecken verab-
Wenn betreute Personen außerhalb geschlos- reichten Medikaments). Bei Zweifeln über die
sener Abteilungen in Heimen oder sonstigen Genehmigungsbedürftigkeit sollte das Betreu-
Einrichtungen leben, so ist dies an sich nicht ungsgericht befragt werden.
genehmigungsbedürftig. Eine Genehmigung
des Betreuungsgerichts ist jedoch dann erfor- Der Betreuer hat zu prüfen, ob nicht statt eines
derlich, wenn einer betreuten Person durch Bettgitters oder Ähnlichem andere Maßnah-
mechanische Vorrichtungen, Medikamente men zur Abwehr von Gesundheitsgefahren
oder auf andere Weise über einen längeren möglich sind, die nicht mit Eingriffen in die
Zeitraum oder regelmäßig die Freiheit entzo- persönliche Freiheit verbunden sind. Kommt es
gen werden soll (sog. freiheitsentziehende z. B. darauf an, die betroffene Person vor einem
 27

Sturz aus dem Bett zu schützen, ist als Alterna- rungen, die auf die Aufhebung eines solchen
tive zu einem Bettgitter beispielsweise zu über- Mietverhältnisses gerichtet sind (z. B. Aufhe-
legen, ob ein so genanntes „Bettnest“ verwendet bungsvertrag zwischen Betreuer und Vermieter).
oder das Bett abgesenkt werden kann, um Treten andere Umstände ein, aufgrund derer die
damit eine Verletzungsgefahr zu verhindern. Beendigung des Mietverhältnisses in Betracht
kommt (z. B. Kündigung durch den Vermieter),
In Eilfällen, in denen zum Schutz der betreuten so hat der Betreuer dies dem Betreuungsgericht
Person ohne vorherige Genehmigung gehan- unverzüglich mitzuteilen, wenn sein Aufgaben-
delt werden muss, ist diese unverzüglich nach- kreis das Mietverhältnis oder die Aufenthalts­
zuholen. bestimmung umfasst. Will der Betreuer Wohn-
raum der betreuten Person auf andere Weise als
Wohnungsauflösung durch Kündigung oder Aufhebung eines Miet-
Mit der Auflösung der Wohnung verliert die verhältnisses aufgeben (etwa durch Verkauf der
betreute Person den eigenen Lebensmittelpunkt, Möbel, während die betreute Person im Kran-
die vertraute Umgebung und vielfach auch den kenhaus ist), so hat er auch dies dem Betreuungs-
Bekanntenkreis. Sie soll daher insoweit vor über- gericht unverzüglich mitzuteilen. Will der
eilten Maßnahmen geschützt werden (§ 1907 BGB). Betreuer Wohnraum der betreuten Person ver-
Zur Kündigung eines Mietverhältnisses über mieten, so bedarf er hierfür ebenfalls der Geneh-
Wohnraum, den die betreute Person (oder migung des Betreuungsgerichts. Dies gilt etwa,
für sie ihr Betreuer) gemietet hat, bedarf der wenn der Betreuer während eines Krankenhaus-
Betreuer der vorherigen Genehmigung des Be- aufenthalts der betreuten Person deren Eigen-
treuungsgerichts. Gleiches gilt für andere Erklä- heim weitervermieten will.

§ 1907 BGB Genehmigung des Betreuungsgerichts bei der Aufgabe der Mietwohnung
(1) Zur Kündigung eines Mietverhältnisses über Wohnraum, den der Betreute gemietet hat, bedarf der
Betreuer der Genehmigung des Betreuungsgerichts. Gleiches gilt für eine Willenserklärung, die auf die
Aufhebung eines solchen Mietverhältnisses gerichtet ist.

(2) Treten andere Umstände ein, aufgrund derer die Beendigung des Mietverhältnisses in Betracht
kommt, so hat der Betreuer dies dem Betreuungsgericht unverzüglich mitzuteilen, wenn sein Aufga-
benkreis das Mietverhältnis oder die Aufenthaltsbestimmung umfasst. Will der Betreuer Wohnraum
des Betreuten auf andere Weise als durch Kündigung oder Aufhebung eines Mietverhältnisses aufge-
ben, so hat er dies gleichfalls unverzüglich mitzuteilen.

(3) Zu einem Miet- oder Pachtvertrag oder zu einem anderen Vertrag, durch den der Betreute zu
wiederkehrenden Leistungen verpflichtet wird, bedarf der Betreuer der Genehmigung des Betreuungs-
gerichts, wenn das Vertragsverhältnis länger als vier Jahre dauern oder vom Betreuer Wohnraum
vermietet werden soll.
28 

1.6 Tätigkeit des Betreuers in


vermögensrechtlichen Angelegenheiten Beim Ausfüllen des Verzeichnisses ist zu
beachten
Allgemeine Pflichten Auch solche Ansprüche gehören zum Betreu-
Sind dem Betreuer Angelegenheiten aus dem tenvermögen, die vor der Betreuerbestellung
Bereich der Vermögenssorge übertragen, so entstanden sind. Darauf sollte geachtet
hat er bei allen Handlungen zu beachten, dass werden, vor allem im Hinblick auf die Zeit
er das Vermögen nicht im eigenen, sondern ab einer akuten Verschlechterung des Krank-
allein im Interesse der betreuten Person heitsbildes.
verwaltet und dabei vor unberechtigten Ver-
mögensabflüssen zu schützen hat. Für ihn gilt Grundstücke sind mit ihrer Grundbuchbe-
insbesondere die Pflicht, Geld der betreuten zeichnung anzugeben. Sie müssen zum
Person nicht für sich zu verwenden. Er hat Zwecke der Wertangabe nicht amtlich
daher darauf zu achten, dass sein eigenes und geschätzt werden. Der Betreuer kann den
das Geld der betreuten Person auf getrennten seiner Auffassung nach zutreffenden
Konten verwaltet werden. Außerdem darf der Verkehrswert angeben.
Betreuer im Namen der betreuten Person nur
Gelegenheitsgeschenke machen, wenn dies Zu verzeichnen sind Giro- und Sparkonten.
ihrem Wunsch entspricht und nach ihren Nachweise sind beim Gericht mit einzureichen.
Lebensverhältnissen üblich ist. Im Übrigen
sind Geschenke aus dem Vermögen der be- Im Falle von Wertpapierangaben ist der
treuten Person unzulässig, es sei denn, es Depotauszug zum Stichtag in Ablichtung
handelt sich um ein Geschenk, das der An- beizufügen.
stand gebietet.

Anlegung eines Vermögensverzeichnisses Rechnungslegung


Bei der Übernahme von Angelegenheiten der Nach Einreichung des Vermögensverzeich-
Vermögenssorge ist zunächst ein Verzeichnis nisses wird vom Gericht der Abrechnungs-
des Betreutenvermögens zu erstellen. Der zeitraum für den Betreuer festgelegt. Für
Stichtag (beim Gericht erfragen!) ist auf dem die Abrechnung sollte der vom Gericht
Verzeichnis anzugeben. Auch das Aktenzei- übersandte Abrechnungsvordruck verwen-
chen der Sache ist einzutragen. Wenn das det werden. Der Anfangsbestand der
Gericht für die Erstellung ein Formular ausge- Abrechnung berechnet sich aus dem Be-
händigt hat, so sollte dieses verwendet wer- stand des Vermögensverzeichnisses. Zwi-
den, wobei unzutreffende Spalten mit Nega- schenzeitliche Einnahmen und Ausgaben
tivzeichen zu versehen sind. sind in die dafür vorgesehenen Spalten
einzutragen, wobei wiederkehrende Beträge
zusammengefasst werden können. Belege
sind beizufügen; sie werden vom Gericht
zurückgesandt. Für Sparbücher und Depot­
auszüge reichen Ablichtungen, die sich auf
den Abrechnungszeitraum erstrecken, aus.
 29

Wichtig Wichtig
Gleich zu Beginn der Betreuung sollte der Be- Der Abrechnung ist ein Bericht über die
treuer die Heimleitung oder sonstige Helfer, persönlichen Verhältnisse der betreuten
falls möglich auch die betreute Person selbst Person beizufügen: Wo ist der Aufenthalts-
fragen, ob Konten vorhanden sind. Bei den ort? Wie häufig sind die Kontakte zu ihr?
Banken sollte sich der Betreuer – unter Vor­ Wie ist der Gesundheitszustand? Wird die
lage seines Betreuerausweises – vorstellen. Betreuung weiter für notwendig gehalten?
Auch mit der Arbeitsstelle der betreuten Sollte der Wirkungskreis der Betreuung
Person sowie mit den in Betracht kommen- erweitert oder eingeschränkt werden?
den Sozialbehörden (Agentur für Arbeit,
Kranken-, Pflege-, Rentenversicherung, Falls der Betreuer Elternteil, Ehegatte oder
Wohngeldstelle, Sozialamt, Integrationsamt) Abkömmling der betreuten Person ist, be-
sollte erforderlichenfalls Verbindung auf­ steht eine Pflicht zur laufenden Rechnungsle-
genommen werden, desgleichen mit Gläubi- gung nur dann, wenn das Gericht dies aus-
gern und Schuldnern. drücklich angeordnet hat. Der von der
Rechnungslegung befreite Betreuer muss
Bei Angaben zu Hausrat und Gegenständen aber grundsätzlich alle zwei Jahre eine Be-
des persönlichen Gebrauchs ist nur dann standsaufstellung des Vermögens beim
eine Einzelaufstellung erforderlich, wenn Gericht einreichen. Im Übrigen sollte beach-
die Gegenstände noch einen wirklichen Wert tet werden, dass nach dem Ende der Betreu-
haben. ung auch für befreite Betreuer eine Pflicht
zur Schlussrechnungslegung besteht, auf
Ist das nicht der Fall, genügt eine Gesamt- welche die betreute Person selbst sowie – im
wertangabe, bei allgemeiner Wertlosigkeit Todesfall – die Erben einen Anspruch
ein Hinweis darauf. haben. Deshalb empfiehlt es sich, über die
Verwaltungsvorgänge Buch zu führen und
Einkünfte können durch Kontoauszüge, Belege und Kontoauszüge aufzuheben.
Verdienst- oder Rentenbescheide nachge­
wiesen werden.

Geldanlage und Geldgeschäfte


Vor Einreichung ist die Abrechnung auf ihre Das Betreutenvermögen ist wirtschaft­lich zu
rechnerische Richtigkeit zu überprüfen. verwalten. Geld, das nicht zur Bestreitung
Die Belege sind entsprechend den laufenden laufender Ausgaben benötigt wird, ist
Nummern des Abrechnungsvordruckes zu verzinslich und mündelsicher anzulegen.
kennzeichnen. Um Rückfragen zu vermeiden, Mündelsicher sind alle Banken mit ausreichen-
sollten notwendige Hinweise schriftlich der Sicherungseinrichtung (dazu zählen
beigefügt werden. Falls Probleme mit der alle Großbanken, Volksbanken und Raiffeisen-
Rechnungslegung entstehen, kann Rat bei banken) und Kommunalbanken (Stadt- und
der Betreuungsbehörde oder beim Betreu- Kreissparkassen). Das Geld soll mit der
ungsgericht eingeholt werden. Bestimmung angelegt werden, dass es nur
mit Genehmigung des Betreuungsgerichts
30 

abgehoben werden kann (sog. Sperr­abrede). Kontokorrentkonto den für die laufenden
Auch die Geldanlage selbst muss vom Gericht Ausgaben benötigten Geldbetrag, hat der Be-
genehmigt werden. treuer den Überschuss aber ebenfalls verzins-
lich und mündelsicher anzulegen.
Als Anlageform kommen auch Wert­papiere in
Betracht, wenn diese mündelsicher sind (z. B. Handlungen, die der Genehmigung durch das
Bundes- oder Kommunalobligationen, Bundes- Betreuungsgericht bedürfen
schatzbriefe, Pfandbriefe deutscher Hypothe-
kenbanken oder Sparbriefe von Banken). Der Grundstücksgeschäfte
Anlagewunsch sollte dem Gericht vorher mitge- Hier bestehen umfangreiche Genehmigungser-
teilt werden. Dabei ist auch zu klären, ob und in fordernisse, nicht nur beim Kauf und Verkauf
welcher Weise eine Hinterlegung oder Verwah- eines Grundstücks der betreuten Person, sondern
rung der Wertpapiere und gegebenenfalls die ebenso z. B. bei der Bestellung von Grundschul-
erwähnte Sperrabrede erforderlich sind. den und Hypotheken

Geld kann vom Betreuer auch in Sach­werten Weitere genehmigungspflichtige Rechtsgeschäfte


angelegt werden, etwa in Gold. Der Wirtschaft- sind z. B.
lichkeitsgrundsatz ist hier aber besonders zu ↗ Erbauseinandersetzungen
beachten. Kostbarkeiten sollten bei Banken ↗ Erbausschlagungen
deponiert werden; das Gericht kann im Einzel- ↗ Kreditaufnahme (dazu gehört auch die
fall die Hinterlegung anordnen. In jedem Überziehung eines Girokontos!)
Fall ist eine Rücksprache mit dem Betreuungs- ↗ Arbeitsverträge
gericht empfehlenswert. ↗ Mietverträge, wenn sie für längere Dauer
als vier Jahre abgeschlossen werden
Anlagegenehmigungen sind nicht notwendig, ↗ Lebensversicherungsverträge
wenn der Betreuer Elternteil, Ehegatte oder
Abkömmling der betreuten Person ist, soweit
das Betreuungsgericht nichts anderes anordnet.

Abhebungen von gesperrten Konten müssen


vorher genehmigt werden. Dies gilt auch für Wichtig
fälliges Festgeld oder fälliges Wertpapiergeld Soll ein Vertrag zwischen dem Betreuer und
(falls der Betreuer nicht Elternteil, Ehegatte der betreuten Person abgeschlossen werden,
oder Abkömmling der betreuten Person ist), so ist deren Vertretung durch den Betreuer
weshalb das Betreuungsgericht benachrichtigt ausgeschlossen, z. B. wenn die betreute Person
werden sollte, sobald die Geldfälligkeit von der beim Betreuer wohnt und diesem Miete zah-
Bank angekündigt wird. len soll. In diesen Fällen muss sich der Betreu-
er an das Gericht wenden, damit dieses für
Für eine Abhebung oder Überweisung von den Abschluss des Vertrages einen weiteren
einem (nicht gesperrten) Giro- oder Konto- Betreuer bestellt. Der Betreuer sollte sich in
korrentkonto braucht der Betreuer dagegen diesen Fällen stets rechtzeitig an das Betreu-
keine gerichtliche Genehmigung. Übersteigt ungsgericht wenden, damit Zweifel oder
das Guthaben auf dem Giro- oder Hindernisse ausgeräumt werden können.
 31

Zweifelsfragen sollte sich der Betreuer an die


Zur Genehmigungspflicht bei der Kündigung zuständige Rechtspflegerin oder den Rechts-
oder Aufgabe von Wohnraum der betreuten pfleger beim Betreuungsgericht wenden.
Person siehe Abschnitt „Wohnungsauflö-
sung“, vgl. Ziffer 1.5. Entscheidet sich der Betreuer für die Einzel-
abrechnung, so gilt Folgendes: Für Fahrt­-
kosten sieht das Gesetz ein Kilometergeld von
1.7 Welche Rechte kann der Betreuer geltend 0,30 EUR/km vor. Bei größeren Strecken werden
machen? unter Umständen nur die Kosten eines öffentli-
chen Verkehrsmittels erstattet. Einzelheiten
Ersatz von Aufwendungen sollten deshalb in solchen Fällen mit dem Be-
Der Betreuer braucht die mit der Betreuung treuungsgericht geklärt werden. Der Anspruch
verbundenen notwendigen Auslagen nicht aus auf Erstattung der einzelnen Auslagen erlischt,
eigener Tasche zu bezahlen, vielmehr steht ihm wenn er nicht binnen 15 Monaten ab Entstehung
insoweit Kostenvorschuss bzw. -ersatz zu. Den der Aufwendungen geltend gemacht wird.
entsprechenden Geldbetrag kann er unmittel-
bar dem Vermögen der betreuten Person ent- Erhält der Betreuer die jährliche pauschale
nehmen, wenn diese nicht mittellos ist und Aufwandsentschädigung, zählt sie zum
dem Betreuer die Vermögenssorge übertragen
ist. Die Frage der Mittellosigkeit beurteilt sich
dabei nach den differenzierenden Bestimmun-
gen des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch,
über deren Einzelheiten die Rechtspflegerin
oder der Rechtspfleger am Betreuungsgericht Achtung
Auskunft geben kann. Anrechnungsfrei bleiben Auch für den Anspruch auf Geltendmachung
beispielsweise kleine Vermögensbarbeträge; die der pauschalen Aufwandsentschädigung
Grenze hierfür liegt grundsätzlich bei 5.000,– gibt es eine Ausschlussfrist! Sie beginnt mit
EUR. In Einzelfällen können sich die Freibeträ- dem auf die Bestellung des Betreuers folgen-
ge noch erhöhen. Weitere anrechnungsfreie den Jahrestag; der Anspruch muss bis zum
Vermögenswerte sind u. a. ein selbst genutztes 31. März des folgenden Kalenderjahres geltend
angemessenes Hausgrundstück oder Kapital, gemacht werden (§ 1835a BGB).
das der zusätzlichen Altersvorsorge dient und
dessen Ansammlung staatlich gefördert wurde. Beispiel
In diesen Fällen richtet sich der Anspruch auf Ist die Bestellung etwa am 15.01.2011 erfolgt,
Ersatz von Aufwendungen gegen die Staatskas- ist der Anspruch am 15.01.2012 entstanden;
se. Der Betreuer hat dabei jeweils die Wahl, ob er muss bis spätestens 31.03.2013 geltend
er jede einzelne Aufwendung abrechnen und gemacht werden. Bei einer Bestellung
entsprechend belegen will oder ob er von der am 20.12.2011 entsteht der Anspruch am
Möglichkeit Gebrauch machen will, zur Abgel- 20.12.2012, folglich erlischt er ebenfalls am
tung seines Anspruchs auf Aufwendungsersatz 31.03.2013.
eine pauschale Aufwandsentschädigung von
jährlich 400,– EUR zu beanspruchen. Für beide Das Datum 31. März ist deshalb für den An-
Ansprüche gelten kurze Erlöschensfristen. In spruch auf Aufwandsentschädigung wichtig.
32 

steuerpflichtigen Einkommen. Es kann sich Vergütung


deshalb empfehlen, alle Belege aufzubewah- Betreuungen werden grundsätzlich ehrenamt-
ren, auch wenn man nicht die Einzelabrech- lich und damit unentgeltlich geführt. Sie werden
nung wählt, um ggf. gegenüber dem Finanz- jedoch dann entgeltlich geführt, wenn das Ge-
amt die Höhe der Aufwendungen belegen zu richt bei der Bestellung des Betreuers festgestellt
können. hat, dass er die Betreuung berufsmäßig führt. In
diesem Fall bestimmt sich die Höhe der Vergü-
Ab dem Veranlagungszeitraum 2013 sind die tung nach den Vorschriften des Vormünder- und
pauschalen Aufwandsentschädigungen bis Betreuervergütungsgesetzes (VBVG). Der Betreu-
zu einem Jahresbetrag von 2.400,– EUR er erhält für die Führung der Betreuung eine mo-
steuerfrei. Der Freibetrag honoriert das Enga- natliche Fallpauschale, die sich nach der berufli-
gement von ehrenamtlichen Betreuern und chen Qualifikation des Betreuers, der Dauer der
vereinfacht deren Arbeit. Ein ehrenamtlicher geführten Betreuung, dem gewöhnlichen Auf-
Betreuer kann mehrere Betreuungen führen, enthalt der betreuten Person und deren Vermö-
ohne hierfür – bis zur Obergrenze des Freibe- gensstatus richtet (§§ 4, 5 VBVG). Die Fallpau-
trags – steuerpflichtig zu werden. Zu beachten schalen gelten auch Ansprüche auf Aufwen-
ist zudem, dass in den Freibetrag auch die dungsersatz mit ab (§ 5 Absatz 5 VBVG). Darüber
Einnahmen für sonstige ehrenamtliche Tätig- hinaus werden in besonderen Fällen zusätzliche
keiten (wie etwa für Übungsleiter oder Pflege- Pauschalen vergütet, wenn die betreute Person
kräfte) einfließen (§ 3 Nummer 26b EStG). nicht mittellos ist und der Betreuer größere
Diese Tätigkeiten sind also gegebenenfalls Geldvermögen, Erwerbsgeschäfte oder nicht
bei der Kalkulation des Freibetrags mit zu selbst genutzten Wohnraum der betreuten Per-
berücksichtigen. Weiterhin kann im Einzelfall son verwaltet oder auch wenn ein Wechsel von
die steuerliche Freigrenze von 256,– EUR einem ehrenamtlichen zu einem beruflichen
(§ 22 Nummer 3 Satz 2 EStG) eingreifen. In Betreuer oder umgekehrt stattfindet (§ 5a VBVG).
vielen Fällen führen darüber hinaus die weite- Bei Mittellosigkeit der betreuten Person ist die
ren im Einkommensteuergesetz geregelten Vergütung aus der Staatskasse zu zahlen. Wird
Freibeträge zu einer Minderung der Einkom- die Betreuung nicht von einem Berufsbetreuer
mensteuerbelastung. geführt, so kann das Betreuungsgericht dem
Betreuer ausnahmsweise gleichwohl eine ange-
Haftpflichtversicherung messene Vergütung bewilligen, soweit der Um-
Der Betreuer hat der betreuten Person gegen- fang oder die Schwierigkeit der vom Betreuer zu
über für schuldhafte (vorsätzliche oder fahr- erledigenden Geschäfte dies rechtfertigen und
lässige) Pflichtverletzungen einzustehen. Auch die betreute Person nicht mittellos ist (§ 1836
das Unterlassen einer Handlung kann eine Absatz 2 BGB).
Schadensersatzpflicht auslösen. Aus diesem
Grund ist für den Betreuer der Abschluss einer Soweit die Staatskasse Zahlungen an den Betreu-
Haftpflichtversicherung ratsam. Der ehrenamt- er erbringt, kann diese unter bestimmten Vor-
liche Betreuer kann die Kosten einer solchen aussetzungen Ersatz von der betreuten Person
Haftpflichtversicherung (außer Kfz-Haftpflicht) oder den Erben verlangen. Dies kommt insbe-
ersetzt verlangen. In der Regel wird er kostenlos sondere in Betracht, wenn die zunächst mittello-
in eine Gruppenversicherung einbezogen. Nähe- se betreute Person später Vermögen (etwa aus
res ist beim Betreuungsgericht zu erfahren. Anlass einer Erbschaft) erwirbt oder einsetzbare
 33

Unterhaltsansprüche hat. Einzelheiten hierzu Daher ist es wichtig, dass er in seine Aufgaben
können von der zuständigen Rechtspflegerin eingeführt wird, wobei die zuständige Behörde
oder dem Rechtspfleger beim Betreuungsgericht für ein ausreichendes Einführungs- und Fortbil-
erfragt werden. dungsangebot zu sorgen hat. Im Rahmen ent-
sprechender Veranstaltungen können nicht nur
Hilfe durch Behörden und Vereine Rechtsfragen der Betreuung und die verschiede-
In der praktischen Arbeit kommt es vor allem nen Hilfsangebote, sondern auch Regeln für den
darauf an, möglichst viele geeignete Personen Umgang mit den betroffenen Personen bespro-
für die Übernahme einer Betreuung zu gewin- chen werden.
nen. Es wird sich dabei vielfach um Angehörige,
Freundinnen und Freunde, Nachbarinnen und Eine wichtige Rolle kommt nach dem Betreu-
Nachbarn oder Berufskolleginnen und -kollegen ungsgesetz den Betreuungsvereinen zu. Haupt-
handeln, teilweise aber auch um Mitbürger und amtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Mitbürgerinnen, die diesen menschlich überaus der Vereine sollen – in Ergänzung des Angebots
wertvollen Dienst für Personen übernehmen, zu von Gerichten und Behörden – die Betreuer
denen sie zuvor keine Kontakte hatten. beraten und sie bei der Wahrnehmung ihrer
Aufgaben unterstützen. Außerdem ist es wün-
Es ist ein wichtiges Ziel des Betreuungsrechts, schenswert, dass den Betreuern die Möglichkeit
dass die ehrenamtlichen Betreuer bei der Erfül- gegeben wird, an einem regelmäßigen Erfah-
lung ihrer anspruchsvollen Tätigkeit nicht allein rungsaustausch mit anderen Betreuern teilzu-
gelassen werden, sondern dass für sie ein zuver­ nehmen. Auskünfte über Betreuungsvereine
lässiges System der Begleitung, Beratung und wird die zuständige Behörde erteilen können.
Hilfe vorhanden ist.
Die Beratungsmöglichkeiten bei Betreuungsver-
Möglichkeiten zur Beratung bestehen sowohl einen und Betreuungsbehörden stehen auch den
beim Betreuungsgericht als auch bei der zustän- Vorsorgebevollmächtigten offen.
digen Behörde sowie beim Betreuungsverein.
1.8 Gerichtliches Verfahren
Der Betreuer wird sich mit Fragen etwa aus dem
Bereich des Zivilrechts, z. B. im Zusammenhang Verfahren der Betreuerbestellung
mit Genehmigungsvorbehalten oder mit der
jährlichen Rechnungslegung, eher an das Gericht Einleitung des Verfahrens
wenden. Dagegen ist die zuständige Behörde der Der Betreuer wird vom Betreuungsgericht be-
Hauptansprechpartner, soweit es um eher prakti- stellt. Die betroffene Person kann dies selbst
sche Fragen geht. Die Behörde wird dabei Hin- beantragen. Wer die eigenen Angelegenheiten
weise auf mögliche Hilfsangebote (z. B. allgemei- aufgrund einer körperlichen Behinderung nicht
ner Sozialdienst, Einsatz von Haushaltshilfen, besorgen kann, kann nur auf eigenen Antrag hin
fahrbarer Mittagstisch, ambulante Pflegedienste einen Betreuer erhalten. In allen anderen Fällen
oder Sozialstationen, ) geben, vielleicht solche entscheidet das Gericht auch ohne Antrag von
Hilfen auch vermitteln können. Amts wegen. Dritte (etwa Familienangehörige,
Nachbarinnen und Nachbarn oder auch Behör-
Gerade am Anfang seiner Tätigkeit wird der den) können dem Gericht eine entsprechende
Betreuer auf Beratung besonderen Wert legen. Anregung geben.
34 

Zuständiges Gericht wenigen Ausnahmefällen abgesehen – persön-


Für die Betreuerbestellung ist in erster Linie das lich anhören und sich einen persönlichen
Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirk die Eindruck von ihr verschaffen. Dadurch soll
betroffene Person zur Zeit der Antragstellung sichergestellt werden, dass sich das Gericht
ihren gewöhnlichen Aufenthalt hat, wo sie sich hinreichend über ihre Persönlichkeit informiert.
also hauptsächlich aufhält. Den persönlichen Eindruck soll sich das Gericht
in der üblichen Umgebung der betroffenen
Stellung der betroffenen Person Person verschaffen, wenn sie es verlangt oder
Die betroffene Person ist in jedem Fall verfah- wenn es der Sachaufklärung dient. Gegen den
rensfähig, d. h. sie kann selbst Anträge stellen eigenen Willen soll sie jedoch nicht in ihrer
und Rechtsmittel gegen gerichtliche Entschei- Privatsphäre gestört werden. Widerspricht sie
dungen einlegen. Sie soll deshalb vom Betreu- daher einem Besuch der Richterin oder des
ungsgericht über den möglichen Verlauf des Richters, so findet die Anhörung im Gericht
Verfahrens unterrichtet werden. statt. In geeigneten Fällen weist das Gericht die
betroffene Person auf die Möglichkeit der Vor-
Bestellung eines Verfahrenspflegers sorgevollmacht hin (vgl. Ziffer 1.1 und 2.1) und
Soweit dies zur Wahrnehmung der Interessen erörtert mit ihr den Umfang des Aufgabenkrei-
der betroffenen Person erforderlich ist, bestellt ses und die Frage, welche Person oder Stelle als
das Gericht ihr einen Pfleger für das Verfahren. Betreuer in Betracht kommt.
Er soll die betroffene Person im Verfahren unter-
stützen, z. B. die einzelnen Verfahrensschritte, Zur Anhörung ist, sofern ein Verfahrenspfle-
den Inhalt der Mitteilungen des Gerichts und die ger bestellt ist, dieser hinzuzuziehen. Das
Bedeutung der Angelegenheit erläutern. Erkenn- Gericht kann auch bereits in dieser Phase des
bare Anliegen der betroffenen Person hat er – Verfahrens einen Sachverständigen anhören.
soweit sie mit deren Interessen vereinbar sind –
dem Gericht zu unterbreiten, damit diese Das Gericht hat die zuständige Betreuungsbehör-
Wünsche in die Entscheidung des Gerichts mit de vor der Bestellung eines Betreuers insbeson-
einfließen können. dere zu der persönlichen, gesundheitlichen und
sozialen Situation sowie zur Betreuerauswahl
Als Verfahrenspfleger sollen vorrangig ehren- und der diesbezüglichen Sicht der betroffenen
amtlich tätige Personen bestellt werden, z. B. Person anzuhören. Wurden im Interesse der
Vertrauenspersonen aus dem Familien-, Freun- betroffenen Person deren Ehegatte, Eltern, Pflege-
des- und Bekanntenkreis. Soweit keine geeignete eltern, Großeltern, Abkömmlinge, Geschwister
ehrenamtliche Person zur Verfügung steht, kann oder eine Person ihres Vertrauens am Verfahren
zum Verfahrenspfleger auch bestellt werden, wer beteiligt, so sind diese ebenfalls anzuhören.
Verfahrenspflegschaften berufsmäßig führt, Auf Verlangen der betroffenen Person ist darüber
insbesondere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinaus eine nicht am Verfahren beteiligte
von Betreuungsvereinen, Bedienstete der Behör- Person ihres Vertrauens anzuhören, wenn dies
den oder Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte. ohne erhebliche Verzögerung möglich ist.

Persönliche Anhörung der betroffenen Person Sachverständigengutachten


Das Gericht muss vor einer Entscheidung in Ein Betreuer darf – von Ausnahmefällen abge-
Betreuungssachen die betroffene Person – von sehen – nur bestellt und ein Einwilligungsvor-
 35

behalt darf nur dann angeordnet werden, wenn beglaubigte Ablichtungen reichen dafür in der
das Gericht ein Sachverständigengutachten über Regel aus. Nach Beendigung der Betreuung ist
die Notwendigkeit und den Umfang der Betreu- die Urkunde an das Gericht zurückzugeben.
ung sowie die voraussichtliche Dauer der Maß-
nahme eingeholt hat. Der Sachverständige ist Einstweilige Anordnung
verpflichtet, vor der Erstattung seines Gutachtens Das beschriebene Verfahren, das eine umfassen-
die betroffene Person persönlich zu untersuchen de Ermittlungstätigkeit des Gerichts erfordert,
oder zu befragen. Ein ärztliches Zeugnis kann u. a. nimmt gewisse Zeit in Anspruch. Häufig muss
im Verfahren zur Bestellung eines Betreuers jedoch rasch gehandelt werden. Dann kann das
genügen, wenn die betroffene Person die Bestel- Gericht in einem vereinfachten Verfahren durch
lung eines Betreuers beantragt und auf die Begut- einstweilige Anordnung einen vorläufigen Be-
achtung verzichtet hat und die Einholung des treuer bestellen, einen vorläufigen Einwilli-
Gutachtens insbesondere im Hinblick auf den gungsvorbehalt anordnen, einen Betreuer ent-
Umfang des Aufgabenkreises des Betreuers un- lassen oder den Aufgabenkreis des bestellten
verhältnismäßig wäre. Ebenso ist im Verfahren Betreuers vorläufig erweitern. Eilmaßnahmen
zur Betreuerbestellung die Verwendung eines sind allerdings nur unter bestimmten Vorausset-
bestehenden ärztlichen Gutachtens des Medizini- zungen zulässig und treten nach sechs Monaten
schen Dienstes der Krankenversicherung mög- außer Kraft. Nach Anhörung eines Sachverstän-
lich, wenn dadurch festgestellt werden kann, digen kann eine weitere einstweilige Anordnung
inwieweit bei der betroffenen Person infolge erlassen werden, eine Gesamtdauer von einem
einer psychischen Krankheit oder einer geistigen Jahr darf jedoch nicht überschritten werden.
oder seelischen Behinderung die Voraussetzun-
gen für die Bestellung eines Betreuers vorliegen. In besonders eiligen Fällen kann das Gericht
Ein solches Gutachten darf nur mit Einwilligung anstelle eines Betreuers, solange dieser noch
der betroffenen Person bzw. des Verfahrenspfle- nicht bestellt ist oder wenn er seine Pflichten
gers verwertet werden. nicht erfüllen kann, selbst die notwendigen
Maßnahmen treffen.
Bekanntmachung, Wirksamkeit, Betreuerurkunde
Die Entscheidung ist der betroffenen Person, Rechtsmittel
dem Betreuer, dem Verfahrenspfleger und der Als Rechtsmittel kommt die Beschwerde in
Betreuungsbehörde bekannt zu geben. Wirk- Betracht, die binnen einer Frist von einem
samkeit erlangt die Entscheidung in der Regel Monat oder in bestimmten Fällen auch inner-
mit der Bekanntgabe an den Betreuer. halb einer Frist von zwei Wochen eingelegt
werden muss.
Der Betreuer wird vom Gericht (Rechtspflegerin
oder Rechtspfleger) mündlich verpflichtet; er Gegen die Entscheidung des Beschwerdegerichts
erhält eine Urkunde über seine Bestellung. Diese ist in Betreuungssachen zur Bestellung eines
Urkunde dient auch als Ausweis für die Vertre- Betreuers, zur Aufhebung einer Betreuung, zur
tungsmöglichkeit. Sie ist sorgfältig aufzubewah- Anordnung oder Aufhebung eines Einwilligungs-
ren. Im Zweifel ist sie zusammen mit dem Perso- vorbehaltes und in Unterbringungssachen mit
nalausweis zu verwenden, da sie kein Lichtbild freiheitsentziehenden Maßnahmen die Rechts-
enthält. Die Urkunde sollte nicht im Original an beschwerde zum Bundesgerichtshof möglich.
Dritte übersandt werden; Ablichtungen oder Gegen andere Entscheidungen des Beschwerde-
36 

gerichts ist die Rechtsbeschwerde nur nach Für Unterbringungsmaßnahmen sieht das Ge-
Zulassung durch das Beschwerdegericht statthaft. setz grundsätzlich die Befristung vor. Die Dauer
der Maßnahme richtet sich danach, ob eine
Welches Rechtsmittel im Einzelfall in Betracht Maßnahme im Wege der einstweiligen Anord-
kommt, wo und auf welche Weise es einzulegen nung oder im Hauptsacheverfahren ergeht,
ist, ergibt sich aus der Rechtsmittelbelehrung, die sowie im Einzelfall nach der Art der Maßnahme.
das Gericht seiner Entscheidung beizufügen hat. Eine Verlängerung der Genehmigung oder der
Anordnung einer Maßnahme ist unter bestimm-
Verfahren in Unterbringungssachen ten Voraussetzungen möglich.
Unterbringungssachen sind Verfahren, die die
gerichtliche Genehmigung einer Unterbringung, Kosten des Verfahrens
einer freiheitsentziehenden Maßnahme (z. B. Für die Führung der Betreuung werden Kosten
durch eine Fixierung) oder einer ärztlichen des Gerichts (Gebühren und Auslagen, insbeson-
Zwangsmaßnahme zum Gegenstand haben. dere die Dokumentenpauschale und Sachverstän-
Es gelten ähnliche Schutzvorkehrungen für die digenauslagen) nur erhoben, wenn das Vermögen
betroffene Person wie im Verfahren der Betreu- der betreuten Person nach Abzug der Verbindlich-
erbestellung; zum Teil sind diese in Unterbrin- keiten mehr als 25.000,– EUR beträgt. Nicht be-
gungssachen noch stärker ausgestaltet. Vor der rücksichtigt wird dabei ein angemessenes Haus-
Genehmigung einer Unterbringungsmaßnahme grundstück, wenn das Haus der betreuten Person
ist ein Sachverständigengutachten über die Not- von ihr selbst oder ihrem nicht getrennt lebenden
wendigkeit der Maßnahme einzuholen. Der Ehegatten allein oder zusammen mit Angehöri-
Sachver­ständige hat die betroffene Person per- gen ganz oder teilweise bewohnt wird und nach
sönlich zu untersuchen oder zu befragen. Der ihrem Tod weiter bewohnt werden soll. Als Jahres-
Sachverständige soll Ärztin oder Arzt für Psychi- gebühr für eine auf Dauer angelegte Betreuung
atrie sein oder muss mindestens Erfahrungen auf werden vom 25.000,– EUR übersteigenden Vermö-
dem Gebiet der Psychiatrie haben. Bei der Ge- gen 10,– EUR für jede angefangenen 5.000,– EUR,
nehmigung einer Einwilligung in eine ärztliche mindestens aber 200,– EUR erhoben.
Zwangsmaßnahme soll der Sachverständige nicht
die zwangsbehandelnde Ärztin oder Arzt sein.

Wenn es zur Wahrnehmung der Interessen der


betroffenen Person erforderlich ist, bestellt das
Gericht für sie einen Verfahrenspfleger. Bei der Beispiel
Genehmigung einer Einwilligung in eine ärztli- Die betreute Person verfügt über Vermögen in
che Zwangsmaßnahme ist die Bestellung eines Höhe von 63.000,– EUR. 25.000,– EUR bleiben
Verfahrenspflegers stets erforderlich. für die Berechnung unberücksichtigt. Für den
darüber hinaus gehenden Betrag ergibt sich
Soweit die Landesgesetze über die Unterbrin- rein rechnerisch eine Jahresgebühr von 80,– EUR,
gung psychisch Kranker dies vorsehen, sind auch weil 5.000,– EUR achtmal angefangen werden.
auf das gerichtliche Verfahren zur Anordnung Da dies weniger als die Mindestgebühr ist,
einer Unterbringung oder ärztlichen Zwangs- werden 200,– EUR erhoben. Bei Vermögen
maßnahme die Bestimmungen des Bundesrechts von 200.000,– EUR beträgt die Jahres­gebühr
anzuwenden. 350,– EUR.
 37

Ist Gegenstand der Betreuung nur ein Teil des In Unterbringungssachen fallen keine Gerichts-
Vermögens, ist höchstens dieser Teil des Vermö- gebühren an, Auslagen werden von der betroffe-
gens bei der Berechnung der Gebühr zu berück- nen Person nur in In Unterbringungssachen
sichtigen. Ist vom Aufgabenkreis nicht unmittel- fallen keine Gerichtsgebühren an, Auslagen
bar das Vermögen erfasst, beschränkt sich also werden von der betroffenen Person nur in
der Wirkungskreis des Betreuers z. B. auf das sehr eingeschränktem Umfang und bei entspre-
Aufenthaltsbestimmungsrecht, beträgt die Ge- chender Leistungsfähigkeit erhoben. Wenn eine
bühr 300,– EUR, jedoch nicht mehr als die Ge- Betreuungs- oder Unterbringungsmaßnahme
bühr, die für eine Betreuung (auch) hinsichtlich abgelehnt, als ungerechtfertigt aufgehoben,
des gesamten Vermögens zu erheben wäre. eingeschränkt oder das Verfahren ohne Entschei-
dung über eine Maßnahme beendet wird, kann
Zusätzlich zu den Gebühren werden Auslagen das Gericht die außergerichtlichen Auslagen der
erhoben, insbesondere Dokumentenpauschale, betroffenen Person (insbesondere die Anwalts-
Reisekosten für Auswärtsgeschäfte und Sachver- kosten) der Staatskasse auferlegen. Die Kosten
ständigenauslagen. Deren genaue Bezifferung des Verfahrens können in diesen Fällen auch
hängt von den im Einzelfall anfallenden Kosten einem nicht am Verfahren beteiligten Dritten
ab. Auch die an den Verfahrenspfleger gezahlten auferlegt werden, soweit er die Tätigkeit des
Beträge sind Auslagen des Gerichts. Anders als Gerichts veranlasst hat und ihn ein grobes Ver-
die sonstigen Auslagen, für die die oben genannte schulden trifft.
Vermögensobergrenze von 25.000,– EUR
maßgeblich ist, werden die Auslagen für Verfah-
renspfleger der betreuten Person in Rechnung
gestellt, wenn sie nicht mittellos ist, also über
Vermögen, das über den sozialhilferechtlichen
Schongrenzen (in der Regel 5.000 EUR) liegt, oder
über entsprechendes Einkommen verfügt.
2. Die
Vorsorgevollmacht

2.1 Fragen und Antworten und überhaupt:

2.1.1 Wofür sollte ich Vorsorge treffen? ↗ Wer kümmert sich um meine persönlichen
Was kann schon passieren? Wünsche und Bedürfnisse?

Wir alle können durch Unfall, Krankheit oder Dies sind nur einige von vielen Gesichtspunkten,
Alter in die Lage kommen, dass wir wichtige die Sie beschäftigen sollten. Dabei sollten Sie
Angelegenheiten unseres Lebens nicht mehr bedenken, dass die Situation, in der Sie auf Hilfe
selbstverantwortlich regeln können. Sie sollten angewiesen sind, jederzeit eintreten kann. Vor-
sich für diesen Fall einmal gedanklich mit fol- sorge ist also nicht nur eine Frage des Alters.
genden Fragen befassen:
2.1.2 Aber ich habe doch Angehörige! Mein Partner,
↗ Was wird, wenn ich auf die Hilfe anderer an- meine Partnerin oder meine Kinder werden
gewiesen bin? sich doch um mich und meine Angelegenheiten
↗ Wer handelt und entscheidet für mich? kümmern?
↗ Wird dann mein Wille auch beachtet werden?
Natürlich werden Ihre Angehörigen Ihnen –
oder noch konkreter gefragt: hoffentlich – beistehen, wenn Sie selbst wegen
Unfalls, Krankheit, Behinderung oder eines
↗ Wer erledigt meine Bankgeschäfte? Nachlassens der geistigen Kräfte im Alter Ihre
↗ Wer kümmert sich um meine Behörden- und Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln kön-
Versicherungsangelegenheiten? nen. Wenn aber rechtsverbindliche Erklärungen
↗ Wer kümmert sich um mein E-Mail-Postfach oder Entscheidungen gefordert sind, können
und meine sonstigen Online-Aktivitäten? weder die Ehepartnerin oder der Ehepartner
↗ Wer organisiert für mich nötige ambulante noch die Kinder Sie gesetzlich vertreten.
Hilfen?
↗ Wer sucht für mich einen Platz in einem Seni- Hinweis: Ab dem 1. Januar 2023 wird es ein auf
oren- oder Pflegeheim? maximal sechs Monate befristetes gesetzliches
↗ Wer kündigt meine Wohnung oder meinen Notvertretungsrecht für Ehegatten in gesund-
Telefonanschluss? heitlichen Angelegenheiten geben, § 1358 BGB-
↗ Wie werde ich ärztlich versorgt? neu. Die Vorsorgevollmacht können Sie jedoch
↗ Wer entscheidet bei Operationen und medizi- individuell gestalten. Sie ist daher in der Regel
nischen Maßnahmen? vorzuziehen.
 39

In unserem Recht haben nur Eltern gegenüber


ihren minderjährigen Kindern ein umfassendes Auftragsverhältnis kann ausdrücklich, aber
Sorgerecht und damit die Befugnis zur Entschei- auch stillschweigend mit Erteilung der Voll-
dung und Vertretung in allen Angelegenheiten. macht begründet werden. Aufgrund des
Für eine volljährige Person können hingegen bestehenden Auftrags zwischen dem Voll-
die Angehörigen nur in zwei Fällen entscheiden machtgeber und der bevollmächtigten
oder Erklärungen abgeben: entweder aufgrund Person kann der Vollmachtgeber der bevoll-
einer rechtsgeschäftlichen Vollmacht oder wenn mächtigten Person z. B. auch Weisungen
sie gerichtlich bestellte Betreuer sind. zum Gebrauch der Vollmacht geben. Auch
der Auftrag sollte zweckmäßigerweise
schriftlich mit der bevollmächtigten Person
vereinbart werden, vor allem, wenn es um
Vermögensangelegenheiten geht. Auf diese
Weise kann der Vollmachtgeber die Rahmen-
bedingungen für den Gebrauch der Voll-
Eine Vollmacht ist die durch Rechtsgeschäft macht festlegen.
einer anderen Person erteilte Vertretungs-
macht. Sie wird im Regelfall durch Erklä- Eine ausdrückliche vertragliche Vereinba-
rung des Vollmachtgebers (Sie) gegenüber rung vermeidet auch Streit über die Rechte
der zu bevollmächtigenden Person (Vertrau- der bevollmächtigten Person; sie dient damit
ensperson) erteilt. Wie jedes Rechtsgeschäft sowohl dem Schutz des Vollmachtgebers
setzt diese Erklärung die Geschäftsfähigkeit (oder dessen Erben) als auch dem Schutz der
des Vollmachtgebers voraus. bevollmächtigten Person. So lässt sich z. B.
die – häufig streitige – Frage eindeutig re-
Die Vollmacht umschreibt das rechtliche geln, unter welchen Voraussetzungen die
Können der bevollmächtigten Person im Vollmacht nur zur Verwaltung oder auch
Außenverhältnis, also ihre „Rechtsmacht“/ zur Veräußerung von Grundbesitz genutzt
Befugnis, Rechtsgeschäfte im Namen des werden darf.
Vollmachtgebers vorzunehmen. Bitte beach-
ten Sie, dass es im Außenverhältnis für die Von der Vollmacht zu unterscheiden ist eine
Frage, ob eine bevollmächtigte Person einen Betreuungsverfügung. Diese berechtigt nicht
Vollmachtgeber wirksam vertreten kann, zur Vertretung bei Rechtsgeschäften. In ihr
grundsätzlich nur auf den Inhalt der Voll- werden vielmehr Wünsche festgelegt für den
macht ankommt, nicht aber z. B. auf Abspra- Fall, dass ein Betreuer bestellt werden muss,
chen zwischen dem Vollmachtgeber und der z. B. weil keine Vorsorgevollmacht erteilt
bevollmächtigten Person zum Gebrauch der wurde. Der Betreuer erlangt die erforderliche
Vollmacht. Solche Absprachen betreffen nur Vertretungsmacht durch die gerichtliche
das (Innen-)Verhältnis zwischen Vollmacht- Bestellung.
geber und der bevollmächtigten Person.
Unter den Fragen 2.1.16 und 2.1.17 finden
Dieses Innenverhältnis ist rechtlich in der Sie weitere Erläuterungen zur Betreuungs-
Regel ein Auftrag. Ein solches verfügung.
40 

2.1.3 Was spricht für eine Vollmacht zur Vorsorge? des Missbrauchs einer Vollmacht zur Vorsorge
reduzieren können.
Die Vollmacht zur Vorsorge ermöglicht Ihnen ein
hohes Maß an Selbstbestimmung. Sie benennen 2.1.5 G
 enügt eine Vollmacht „zur Vertretung in allen
eine oder mehrere Personen Ihres Vertrauens, die Angelegenheiten“ zur Vorsorge?
bereit sind, für Sie im Bedarfsfall zu handeln.
Hierbei können Sie sich von Ihren persönlichen Mit einer Vollmacht können Sie eine Person Ihres
Wünschen und Bedürfnissen leiten lassen sowie Vertrauens „zur Vertretung in allen Angelegen-
zusätzlich Anweisungen geben, wie Ihre Angele- heiten“ (sog. Generalvollmacht) ermächtigen. Eine
genheiten geregelt werden sollen. Es ist zweckmä- solche allgemeine Formulierung deckt aber meh-
ßig, die gewünschte/n bevollmächtigte/n Person/ rere wichtige Fälle nicht ab:
en z. B. Angehörige oder Freundinnen oder Freun-
de) nach Möglichkeit bereits bei der Abfassung der ↗ Die bevollmächtigte Person kann an Ihrer
Vollmacht mit einzubeziehen. Stelle einer ärztlichen Untersuchung, einer
Heilbehandlung oder einem medizinischen
2.1.4 Was sollten Sie unbedingt vor der Erteilung einer Eingriff nicht zustimmen, wenn hierbei
Vollmacht zur Vorsorge bedenken? Lebensgefahr besteht (etwa bei einer Herz-
operation) oder ein schwerer, länger andau-
Eine Vollmacht zur Vorsorge gibt – je nach ihrem ernder Gesundheitsschaden zu erwarten
Umfang – der bevollmächtigten Person gegebe- ist (z. B. bei einer Amputation).
nenfalls weitreichende Befugnisse. Deshalb ist die
wichtigste Voraussetzung hierfür Ihr uneinge- ↗ Die bevollmächtigte Person kann an Ihrer
schränktes Vertrauen zu der Person, die Sie auf- Stelle nicht die Ablehnung oder den Widerruf
grund dieser Vollmacht vertreten soll. Sie müssen der Einwilligung in eine ärztliche Unter-
bedenken, dass die Vorsorgevollmacht gerade suchung, eine Heilbehandlung oder einen
dann eingesetzt werden wird, wenn Sie selbst medizinischen Eingriff erklären, wenn hierbei
nicht mehr in der Lage sind zu überwachen, was Lebensgefahr besteht oder ein schwerer, länger
die bevollmächtigte Person in Ihrem Namen tut. andauernder Gesundheitsschaden zu erwarten
Die bevollmächtigte Person wird auch – mit weni- ist. Die bevollmächtigte Person kann also
gen Ausnahmen in Form von Genehmigungs- insbesondere nicht die Fortsetzung lebens-
pflichten in der Personensorge – nicht vom Ge- erhaltender oder lebensverlängernder Maß-
richt beaufsichtigt oder kontrolliert und ist dem nahmen ablehnen und damit den Abbruch
Gericht daher nicht rechenschaftspflichtig. Wenn dieser Maßnahmen herbeiführen.
Sie sich unsicher sind, ob Sie der Person, die Sie
bevollmächtigen möchten, wirklich vertrauen ↗ Die bevollmächtigte Person kann an Ihrer Stel-
können, sollten Sie keine Vollmacht erteilen. In le nicht in eine zu Ihrem Schutz notwendige
diesem Fall ist es besser, mit einer Betreuungsver- geschlossene Unterbringung, in eine ärztliche
fügung (siehe Fragen 2.1.16 und 2.1.17) die Person Zwangsmaßnahme oder in eine andere frei-
zu bestimmen, von der Sie als rechtlicher Betreuer heitseschränkende Maßnahme (etwa ein Bett-
vertreten werden möchten. Das Betreuungsgericht gitter) einwilligen.
wird dies berücksichtigen, falls für Sie ein Betreuer
bestellt werden muss. Unter der Frage 2.1.10 ↗ Die bevollmächtigte Person kann an Ihrer
finden Sie Hinweise dazu, wie Sie die Gefahr Stelle nicht in eine Organspende einwilligen.
 41

In diesen Fällen verlangt das Gesetz, dass die eine schriftliche Abfassung empfehlenswert.
schriftliche Vollmacht diese Befugnisse aus- Dabei muss die Vollmacht zur Vorsorge nicht
drücklich bezeichnet. In den ersten beiden Fall- handschriftlich verfasst sein (in diesem Fall wäre
gruppen wird auch verlangt, dass aus der Voll- allerdings die Gefahr der Fälschung geringer;
macht selbst deutlich wird, dass die jeweilige außerdem lässt sich späteren Zweifeln an der
Ent­scheidung mit der begründeten Gefahr des Geschäftsfähigkeit des Vollmachtausstellers eher
Todes oder eines schweren und länger dauern- begegnen, wenn der Text vollständig eigenhän-
den gesundheitlichen Schadens verbunden sein dig geschrieben worden ist). Sie können eine
kann. Eine allgemein erteilte Vollmacht genügt Vollmacht auch am Computer oder sonst mittels
also nicht. Außerdem braucht die bevollmäch- Textverarbeitung schreiben oder aber von einer
tigte Person in den ersten drei Fallgruppen für anderen Person schreiben lassen. Schließlich
ihre Entscheidung die Genehmigung des Be- können Sie sich auch eines geeigneten Vordruck-
treuungsgerichts. In den ersten beiden Fallgrup- musters bedienen. Die eigenhändige Namensun-
pen ist diese Genehmigung nicht erforderlich, terschrift darf nicht fehlen. Es sollten auch im-
wenn zwischen bevollmächtigter Person und mer Ort und Datum angegeben werden
behandelnder Ärztin oder behandelndem Arzt (beachten Sie bitte auch die Ausfüllhinweise unter
Einvernehmen über den Willen des Vollmacht- Ziffer 2.3).
gebers besteht.
Gegebenenfalls haben Sie sich die Frage gestellt,
Es empfiehlt sich, in der Vollmacht genau zu ob Sie Ihre Vorsorgevollmacht notariell beurkun-
bezeichnen, wozu diese im Einzelnen ermächti- den oder öffentlich beglaubigen lassen sollten.
gen soll. Zur Beantwortung dieser Frage ist es zunächst
wichtig zu wissen, worum es sich hierbei jeweils
Grundsätzlich ist es möglich, die Vollmacht nur genau handelt:
auf bestimmte Aufgabengebiete zu beschränken
(z. B. nur für den Gesundheitsbereich). Dies be- Mit der öffentlichen Beglaubigung Ihrer Vorsor-
deutet aber, dass für die anderen Aufgaben mög- gevollmacht wird bestätigt, dass die Unterschrift
licherweise eine Betreuerbestellung erforderlich auf der Vorsorgevollmacht von Ihnen stammt.
wird (vgl. unten zu Frage 2.1.15). Selbst wenn die Damit können sich künftige Vertragspartner
bevollmächtigte Person vom Gericht auch für die darauf verlassen, dass Sie die Vollmacht erteilt
ergänzenden Aufgaben der Betreuung ausge- haben. Sie können Ihre Unterschrift unter der
wählt werden kann: Ein Nebeneinander von Vollmacht kostengünstig durch die Betreuungs-
Vollmacht und Betreuung sollte besser vermie- behörde beglaubigen lassen. Selbstverständlich
den werden. Sind bevollmächtigte Person und kann auch jede Notarin und jeder Notar Ihre
Betreuer nicht dieselbe Person, kann dies auch zu Unterschrift öffentlich beglaubigen. In einigen
Konflikten führen. Bundesländern kann eine Unterschrift auch
durch andere Behörden beglaubigt werden (in
2.1.6 Muss eine solche Vollmacht eine bestimmte Baden-Württemberg auch durch den Ratsschrei-
Form haben? ber in Gemeinden, die einen solchen bestellt
haben, in Hessen durch die Ortsgerichte und in
Grundsätzlich gibt es für Vorsorgevollmachten Rheinland-Pfalz von Gemeinde- und Stadtver-
keine Formvorschriften. Schon aus Gründen der waltungen). Die notarielle Beurkundung erfüllt
Klarheit und Beweiskraft ist jedoch zumindest den Zweck des Identitätsnachweises ebenfalls,
42 

geht aber noch darüber hinaus. Denn bei der unwiderrufliche Vollmacht, die auch zum Ab-
notariellen Beurkundung bestätigt die Notarin schluss von Verträgen erteilt wird, die den Voll-
oder der Notar nicht nur, dass die geleistete machtgeber zum Erwerb oder zur Veräußerung
Unterschrift wirklich von Ihnen stammt, son- von Eigentum oder Erbbaurechten an Grundstü-
dern befasst sich auch mit dem Inhalt der Voll- cken oder von Eigentum an Wohnungen ver-
machtsurkunde. Die Notarin oder der Notar pflichten. Solche Verträge sind insbesondere
berät den Vollmachtgeber und sorgt für rechtssi- Kaufverträge über Grundstücke oder Eigentums-
chere Formulierungen. Hierdurch können in- wohnungen. Für diese Verträge ist die Notwen-
haltlich fehlerhafte oder zu unbestimmt formu- digkeit der notariellen Beurkundung gesetzlich
lierte Vollmachten vermieden werden. Zudem ist vorgeschrieben. Entsprechend ist eine unwider-
die Notarin oder der Notar verpflichtet, bei Zwei- rufliche Vollmacht zum Abschluss von Immobi-
feln an der Geschäftsfähigkeit des Vollmachtge- liengeschäften notariell zu beurkunden.
bers Nachforschungen anzustellen und eine
Beurkundung gegebenenfalls abzulehnen. Daher Vorsorgevollmachten können als Generalvoll-
kann eine notarielle Beurkundung auch als machten regelmäßig nicht unwiderruflich erteilt
Nachweis der Geschäftsfähigkeit zum Zeitpunkt werden. Wenn der Vollmachtgeber jedoch nach
der Bevollmächtigung dienen. Durch eine nota- Erteilung der Vollmacht geschäftsunfähig wird,
rielle Beurkundung können darüber hinaus kann er die Vollmacht nicht mehr selbst widerru-
spätere Zweifel an der Wirksamkeit der Voll- fen. Die Rechtsprechung hat die Frage, ob diese
macht vermieden werden, weil die notarielle Konstellation ebenso zu beurteilen ist wie eine
Urkunde schon für sich allein beweist, dass Sie von Anfang an unwiderrufliche Vollmacht, bis-
und niemand anderes die Erklärungen in der lang nicht entschieden. Es gibt aber in der Litera-
Vollmacht abgegeben haben und nichts geändert tur Meinungen, die annehmen, dass dieser Fall
oder hinzugefügt wurde (§ 415 der Zivilprozess- einer von Anfang an unwiderruflich erteilten Voll-
ordnung). Hinweise zu den Kosten der notariel- macht gleichzustellen ist und die Erteilung von
len Beurkundung oder der öffentlichen Beglau- Vorsorgevollmachten, mit denen der Erwerb oder
bigung finden Sie unter 2.1.7. Besonders häufig die Veräußerung von Grundstücken oder Eigen-
stellt sich die Frage der notariellen Beurkundung tumswohnungen möglich sein soll, daher der
oder öffentlichen Beglaubigung im Zusammen- notariellen Beurkundung bedarf. In diesen Fällen
hang mit Immobiliengeschäften. Damit die be- ist es empfehlenswert, sich vor Erteilung der
vollmächtigte Person Grundstücksgeschäfte Vorsorgevollmacht rechtlich beraten zu lassen.
gegenüber dem Grundbuchamt vollziehen kann,
ist jedenfalls die öffentliche Beglaubigung der Unabhängig von Vorsorgevollmachten, die im Zu­-
Vorsorgevollmacht erforderlich, um die Voll- sammenhang mit Immobiliengeschäften stehen,
macht gegenüber dem Grundbuchamt nachwei- muss eine Vorsorgevollmacht auch in folgenden
sen zu können (§ 29 der Grundbuchordnung). Situationen eine bestimmte Form haben:
Eine notarielle Beurkundung ist grundsätzlich
nicht erforderlich. Denn grundsätzlich bedarf die Eine öffentlich beglaubigte Vollmacht ist erfor-
Vollmacht nicht derselben Form, die für einen derlich, wenn die bevollmächtigte Person Erklä-
Vertrag oder ein anderes Rechtsgeschäft vorgese- rungen gegenüber dem Handelsregister abgeben
hen ist, zu dem die Vollmacht die bevollmächtig- soll. Auch zur Erklärung einer Erbausschlagung
te Person ermächtigt. Davon gibt es aber Aus- durch eine bevollmächtigte Person (z. B. wegen
nahmen. Die wohl wichtigste Ausnahme ist eine Überschuldung des Nachlasses) ist eine öffent-
 43

lich beglaubigte Vollmacht erforderlich. Mit einer 2.1.7 Welche Gebühren entstehen bei der notariellen
öffentlich beglaubigten Vollmacht, die auch zur Beurkundung oder öffentlichen Beglaubigung?
Vertretung bei Behörden ermächtigt, kann die
bevollmächtigte Person in den gesetzlich geregel- Die Gebühren für die Tätigkeit der Notarin oder
ten Fällen auch einen Reisepass oder einen Perso- des Notars sind gesetzlich festgelegt und richten
nalausweis für den Vollmachtgeber beantragen. sich nach dem Geschäftswert der Vollmacht. Bei
der Bestimmung des Geschäftswertes sind der
Eine notarielle Beurkundung ist erforderlich, Umfang der Vollmacht und das Vermögen des
wenn die Vorsorgevollmacht zur Aufnahme von Vollmachtgebers zu berücksichtigen. Der Ge-
Verbraucherdarlehen berechtigen soll. Eine Voll- schäftswert darf die Hälfte des Vermögens jedoch
macht zur Aufnahme eines Verbraucherdarle- nicht überschreiten. Die Mindestgebühr beträgt
hens kann zwar auch schriftlich erteilt werden, 60,– EUR, die Höchstgebühr 1.735,– EUR.
sie muss dann aber nach § 492 Absatz 4 Satz 1 Die Höchstgebühr fällt an, wenn das Vermögen
BGB bestimmte Informationen zu dem jeweili- mehr als 2.000.000,– EUR (Geschäftswert
gen Verbraucherdarlehensvertrag erhalten, die 1.000.000,– EUR) beträgt. Bei einem Vermögen
erst gegeben werden können, wenn schon über von z. B. 50.000,– EUR beträgt der Geschäftswert
den Vertragsinhalt verhandelt wurde. Eine Vor- maximal 25.000,– EUR. Die Gebühr für die Beur-
sorgevollmacht, die nur allgemein zu einer erst kundung einer umfassenden Vorsorgevollmacht
späteren Aufnahme von Verbraucherdarlehen beträgt in diesem Fall 115,– EUR. Die Gebühren
ermächtigen soll, kann solche Informationen schließen die Beratung, den Entwurf und die
nicht enthalten. Ferner ist eine notarielle Beur- Beurkundung ein. Für die Beglaubigung der
kundung dann sinnvoll, wenn Sie ein Handelsge- Unterschrift fallen wertabhängige Gebühren
werbe betreiben oder Gesellschafter einer Perso- zwischen 20,– EUR und 70,– EUR an (alle Anga-
nenhandelsgesellschaft oder einer GmbH sind. ben zuzüglich Umsatzsteuer). Die Betreuungsbe-
hörde erhält für eine Beglaubigung eine Gebühr
Bei der Abfassung einer Vollmacht können Sie von 10,– EUR.
selbstverständlich anwaltlichen oder notariellen
Rat einholen. Dies ist besonders dann zu emp- 2.1.8 Was ist bei einer Vollmacht zur Vertretung in
fehlen, wenn Sie z. B. umfangreiches Vermögen Bankangelegenheiten zu beachten?
besitzen, zur Vornahme von Grundstücksrechts-
geschäften bevollmächtigen wollen, mehrere Wollen Sie die Person Ihres Vertrauens mit der
bevollmächtigte Personen einsetzen oder der Wahrnehmung Ihrer Bankangelegenheiten
bevollmächtigten Person zusätzlich zur Voll- bevollmächtigen, ist es ratsam, ergänzend
macht Handlungsanweisungen für deren Nut- eine Vollmacht auch gesondert auf dem von
zung geben wollen. Hilfe bei der Formulieung den Banken und Sparkassen angebotenen
einer Vollmacht können Sie auch bei Betreu- Vordruck „Konto-/Depotvollmacht– Vorsorge-
ungsvereinen und Betreuungsbehörden erhalten. vollmacht“ (vgl. Muster B des Anhangs) zu ertei-
Über deren konkrete Angebote informieren Sie len. In dieser Vollmacht sind die im Zusammen-
sich bitte vor Ort. hang mit Ihrem Konto oder Depot wichtigen
Bankgeschäfte im Einzelnen erfasst. Zu Ihrer
eigenen Sicherheit sollten Sie die Vollmacht in
Ihrer Bank in Anwesenheit eines Bankmitarbei-
tenden erteilen.
44 

Dieser Vordruck wurde mit den im Zentralen tungsmöglichkeiten und setzen diese ggf. ent-
Kreditausschuss zusammenarbeitenden Spitzen- sprechend um.
verbänden der Kreditwirtschaft, jetzt: Deutsche
Kreditwirtschaft, abgestimmt. ↗ In den meisten Fällen wird die bevollmäch-
tigte Person, um Zugang zu Ihren Daten zu
Ihre Bank/Sparkasse ist gesetzlich verpflichtet, erhalten, Ihre Passwörter benötigen. Es emp-
die bevollmächtigte Person anhand eines gülti- fiehlt sich daher, Ihre Zugangsdaten und
gen Personalausweises oder Reisepasses zu iden- Passwörter zu dokumentieren und sowohl
tifizieren. Zur Erteilung der Konto-/Depotvoll- Passwörter als auch die Dokumentation in
macht suchen Sie daher bitte in Begleitung der regelmäßigen Abständen zu aktualisieren
von Ihnen bevollmächtigten Person Ihre Bank/ und so aufzubewahren, dass sie im Notfall
Sparkasse auf. durch Ihre bevollmächtigte Person aufgefun-
den werden.
Ihr Kreditinstitut wird Sie sicherlich gerne – auch
telefonisch – beraten. Wenn Sie zum Abschluss 2.1.10 Wie kann ich die Gefahr des Missbrauchs der
eines Verbraucherdarlehensvertrages bevoll- Vollmacht reduzieren?
mächtigen wollen, müssen Sie die Vollmacht
notariell beurkundet erteilen (vgl. Frage 2.1.6). Die wichtigste Voraussetzung für die Erteilung
einer Voll­macht zur Vorsorge ist Ihr Vertrauen
2.1.9 Wie kann ich für meine Online-Aktivitäten zu der Person, die Sie aufgrund dieser Vollmacht
Vorsorge treffen? vertreten soll, da eine solche Vollmacht der
bevollmächtigten Person gegebenenfalls
Wenn Sie ein E-Mail-Postfach haben, in sozialen weitreichende Befugnisse gibt. Insbesondere
Netzwerken unterwegs sind oder viele Geschäfte wenn Sie die Vollmacht in jüngeren Jahren
ausschließlich online abwickeln, sollten Sie auch erteilen, kann es zudem sein, dass die Ausübung
für diesen Bereich Vorsorge treffen. dieser Befugnisse erst in fernerer Zukunft, vor
allem am Lebensende, stattfinden wird. Sie
↗ Verschaffen Sie sich zunächst einen Überblick geben in diesem Fall der bevollmächtigten
über Ihre Online-Aktivitäten und überlegen Person eine Art „Vertrauensvorschuss“ für die
Sie, was damit im Vorsorgefall passieren soll. Zukunft, der wohl überlegt sein sollte. Sie sollten
Wer soll beispielsweise Zugang zu Ihrem deshalb in regelmäßigen Abständen Ihre Ent-
E-Mail-Postfach oder zu Ihren Profilen in scheidung überprüfen.
sozialen Netzwerken erhalten?
Die Person Ihres Vertrauens wird in der Regel
↗ Dokumentieren Sie Ihre Entscheidung. Be- eine Angehörige oder ein Angehöriger oder eine
vollmächtigen Sie ggf. eine Person Ihres Ver- Ihnen sonst sehr nahestehende Person sein.
trauens mit der Fortführung oder Abwicklung Sollten Sie erwägen, eine Person zu bevollmäch-
Ihrer Online-Aktivitäten. tigen, die eine solche Tätigkeit nicht unentgelt-
lich anbietet, muss sichergestellt sein, dass es
↗ Bei einigen Online-Diensteanbietern besteht dieser Person nach dem Rechtsdienstleistungs-
die Möglichkeit, Vorsorgemaßnahmen zu tref- gesetz gestattet ist, solche Geschäfte wahrzuneh-
fen. Informieren Sie sich bei den entsprechen- men. Dies ist z. B. bei einer Rechtsanwältin oder
den Anbietern über Bedingungen und Gestal- einem Rechtsanwalt der Fall.
 45

Wenn Sie überlegen, einer Person Ihres Vertrau- zu einem bestimmten Höchstbetrag auszu-
ens eine Vollmacht zur Vorsorge zu erteilen, führen, Konten oder Depots nicht aufzulösen
sollten Sie sich hierfür Zeit nehmen. Lassen Sie oder bestimmte Wertpapiergeschäfte nicht
sich nicht dazu drängen, einer anderen Person auszuführen.
eine Vollmacht zu erteilen – insbesondere, wenn
Sie die betreffende Person nicht bereits gut ken- ↗ Vollmachtgeber können bevollmächtigten
nen. Die Erteilung einer Vollmacht zur Vorsorge Personen auch auferlegen, regelmäßig
ist normalerweise nicht eilbedürftig. Besprechen Rechenschaft über die Nutzung der Vollmacht
Sie sich vorher möglichst mit einer vertrauens- abzugeben, sei es Ihnen selbst gegenüber, sei
würdigen Person aus dem Verwandten- oder es – insbesondere, wenn Sie die Angelegenheit
Freundeskreis. Hilfe und Informationen finden nicht mehr selbst überblicken können –
Sie auch bei der Betreuungsbehörde/Betreu- gegenüber einer anderen Vertrauensperson.
ungsstelle oder bei Betreuungsvereinen.
Bitte beachten Sie auch, dass eine erhöhte Miss-
Auch wenn Sie eine Vertrauensperson bevoll- brauchsgefahr dann bestehen kann, wenn Sie
mächtigen, sollten Sie möglichst Vorkehrungen die bevollmächtigte Person von den Beschrän-
gegen Missbrauch der Vollmacht treffen. Hierzu kungen des § 181 BGB befreien. In diesem Fall
gibt es folgende Möglichkeiten: kann sie mit sich selbst einen Vertrag zu Ihren
Lasten schließen, sog. Insichgeschäft. Sollte eine
↗ Die Vertretungsmacht kann begrenzt solche Regelung im Einzelfall gewollt sein, kann
werden, und mehrere bevollmächtigte sie in das anliegende Formular handschriftlich
Personen können entsprechend ihren eingefügt werden. Es wird allerdings dringend
Fähigkeiten für unterschiedliche Aufgaben davon abgeraten, eine solche Regelung ohne
eingesetzt werden. Beratung durch eine Rechtsanwältin oder einen
Rechtsanwalt oder eine Notarin oder einen Notar
↗ Der Vollmachtgeber kann bestimmen, dass be- zu treffen.
stimmte Rechtsgeschäfte, z. B. die Verfügung
über eine Immobilie, Schmuck oder ein Wert- Weitere nützliche Hinweise zu Vorkehrungen
papierdepot, nur durch zwei bevollmächtigte gegen Missbrauch finden Sie auch in der Bro-
Personen gemeinsam abgeschlossen werden schüre „Vollmacht - aber sicher!“ der Deutschen
dürfen. Der Vollmachtgeber kann auch be- Hochschule der Polizei (abrufbar unter folgen-
stimmte Rechtsgeschäfte ganz untersagen. dem Link: www.dhpol.de/Kugelmann_2015_Voll-
macht-aber-sicher.pdf).
↗ Wenn feststeht, wem gegenüber die Vollmacht
im Rechtsverkehr eingesetzt werden soll, kann 2.1.11 Was kann ich tun, wenn ich den Verdacht des
der Vollmachtgeber auch diesem Dritten ge- Missbrauchs einer Vollmacht habe?
genüber Weisungen erteilen, wie genau mit
der Vollmacht zu verfahren ist. Auf diese Wei- Auch wenn Sie sich als Vollmachtgeber sorgfältig
se erhöht sich die Sicherheit auch dann, wenn überlegt haben, wem Sie eine Vollmacht zur
das Handeln der bevollmächtigten Person Vorsorge erteilen, kann es sein, dass Sie später
nicht mehr durch den Vollmachtgeber selbst den Eindruck haben, dass die bevollmächtigte
überwacht werden kann. So kann z. B. eine Person die Vollmacht nicht in Ihrem Interesse
Bank angewiesen werden, nur Geschäfte bis verwendet. Auch eine angehörige oder andere
46 

Ihnen nahestehende Person kann den Verdacht ungsgericht wird prüfen, ob trotz der vorlie-
haben, dass die einer dritten Person erteilte genden Vollmacht die Bestellung eines Betreu-
Vollmacht missbräuchlich verwendet wird. ers erforderlich ist. Dies kann dann der Fall
sein, wenn Anhaltspunkte dafür bestehen, dass
Bei Ungereimtheiten in Geldangelegenheiten die bevollmächtigte Person missbräuchlich
oder Zweifeln an der bestimmungsgemäßen Um- oder unredlich handeln könnte oder nicht in
setzung der Vollmacht können Sie Folgendes tun: der Lage ist, die Vollmacht zum Wohl des Voll-
machtgebers einzusetzen. Ein vom Betreuungs-
↗ Als Vollmachtgeber können Sie die Vollmacht gericht bestellter Betreuer kann sodann die
widerrufen, solange Sie geschäftsfähig sind. Vollmacht widerrufen, wenn Sie dies als Voll-
Sie sollten sich in diesem Fall unbedingt die machtgeber nicht mehr selbst tun können.
Vollmachtsurkunde zurückgeben lassen.
↗ Sie können bei der Polizei Strafanzeige erstat-
↗ Als Vollmachtgeber können Sie, solange Sie ten und den bereits durch das missbräuch-
geschäftsfähig sind, einer weiteren Person liche Handeln der bevollmächtigten Person
eine Vollmacht erteilen, in der Sie diese zur entstandenen finanziellen Schaden gerichtlich
Kontrolle des Hauptbevollmächtigten bevoll- dieser gegenüber geltend machen.
mächtigen.
2.1.12 Kann ich auch mehrere Personen
↗ Wer Zweifel an der bestimmungsgemäßen bevollmächtigen?
Umsetzung der Vollmacht hat, kann beim Be-
treuungsgericht formlos die Bestellung eines Es steht dem Vollmachtgeber frei, eine oder
Kontrollbetreuers anregen. Dessen Aufgabe mehrere Personen zu bevollmächtigen. Einige
ist es, die Rechte des Vollmachtgebers gegen- Punkte sollten dabei beachtet werden:
über der bevollmächtigten Person geltend zu
machen. Ein Kontrollbetreuer kann alle Ge- Sie müssen festlegen, ob jede bevollmächtigte
schäfte im Rahmen der Vollmacht kontrol- Person allein handeln kann (Einzelvertretung)
lieren und bei Missbrauch eingreifen. Zudem oder aber nur sämtliche bevollmächtigte Perso-
überwacht das Betreuungsgericht die Tätig- nen gemeinsam (Gesamtvertretung). Wenn Sie
keit des Kontrollbetreuers. Ein Kontrollbetreu- möchten, dass jede bevollmächtigte Person für
er wird vom Gericht aber nur dann bestellt, sich allein handeln kann, sollten Sie jeder eine
wenn der konkrete Verdacht besteht, dass mit gesonderte Vollmacht ausstellen. Dies gilt ins-
der Vollmacht dem Betreuungsbedarf nicht besondere dann, wenn Sie für verschiedene
Genüge getan wird, es also beispielsweise In- Aufgabengebiete (z. B. Gesundheitsfürsorge
teressenonflikte gibt oder Bedenken gegen die und Vermögensangelegenheiten) jeweils eine
ordnungsgemäße Umsetzung der Vollmacht eigene bevollmächtigte Person einsetzen. Dafür
durch die bevollmächtigte Person bestehen. können Sie das am Ende dieser Broschüre abge-
druckte Muster zur Vorsorgevollmacht mehr-
↗ Als Vollmachtgeber oder als dritte Person kön- fach verwenden.
nen Sie beim Betreuungsgericht formlos auch
die Bestellung eines regulären Betreuers für Wenn Sie mehrere bevollmächtigte Personen
sich bzw. die Ihnen nahestehende Person, die mit demselben Aufgabengebiet betrauen, ist zu
die Vollmacht erteilt hat, anregen. Das Betreu- bedenken, dass unterschiedliche Personen auch
 47

verschiedener Meinung sein können, was Sie können in der Vollmacht auch vorsehen, dass
die Wahrnehmung Ihrer Interessen gefähr- die bevollmächtigte Person weiteren Personen
den kann. Unter­vollmacht erteilen darf, die Sie dann im
Bedarfsfall vertreten können. Damit legen Sie
Sie können eine Vollmacht auch so erteilen, die Entscheidung über die Untervollmacht aber
dass Sie nur für einige Angelegenheiten bestim- in die Hände Ihrer Vertrauensperson.
men, dass Sie bei diesen nur durch mehrere
bevollmächtigte Personen gemeinsam vertreten 2.1.13 Wo bewahre ich die Vollmachtsurkunde
werden können. Dies können Sie etwa bei auf und muss ich die Vollmacht registrieren
Angelegenheiten vorsehen, die Ihnen besonders lassen?
wichtig sind (Beispiel: Für die bei einer Haus-
haltsauflösung notwendigen Rechtsgeschäfte Die Vollmacht sollte zu Ihrer Sicherheit so
dürfen Ihre beiden Kinder nur gemeinsam erteilt werden, dass die bevollmächtigte Per-
handeln). Die bevollmächtigten Personen kön- son die Vollmachtsurkunde bei Vornahme
nen Sie allerdings nur dann wirksam vertreten, eines Rechtsgeschäfts im Original vorzulegen
wenn sie sich einigen können. hat. Dazu ist ein entsprechender Hinweis in
der Vollmachtsurkunde erforderlich. Für die
Für den Fall, dass die von Ihnen bevollmäch- Vermögenssorge in Bankangelegenheiten
tigte Person „im Ernstfall“ verhindert ist, sollte sollten Sie auf die von Ihrer Bank/Sparkasse
möglichst eine weitere Vertrauensperson als angebotene Konto-/Depotvollmacht zurück-
Ersatzbevollmächtigter zur Verfügung stehen. greifen (Muster im Anhang B, vgl. Hinweise
Dass diese Person nur bei Verhinderung der unter 2.1.8).
eigentlichen bevollmächtigten Person für Sie
handeln darf, sollte intern abgesprochen Vertretungsmacht hat die von Ihnen bevoll-
werden. Im Text der Vollmacht wäre eine mächtigte Person dann nur, wenn sie die Voll-
solche Einschränkung fehl am Platz. Denn legt machtsurkunde im Original vorweisen kann.
der Ersatzbevollmächtigte eine ausdrücklich Sorgen Sie deshalb stets dafür, dass die Voll-
bedingte Vollmacht vor, so ist für den Dritten machtsurkunde der bevollmächtigten Person
nicht erkennbar, ob die genannte Bedingung zur Verfügung steht, wenn sie benötigt wird.
(Verhinderung der eigentlich bevollmächtigen
Person) tatsächlich eingetreten ist (vgl. auch Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
die Hinweise unter Ziffer 2.1.2, 2.1.12 und 2.3).
Am besten gehen Sie also folgendermaßen ↗ Sie verwahren die Vollmachtsurkunde an
vor: Sie erteilen Ihrer Vertrauensperson und einem im Ernstfall leicht zugänglichen
derjenigen Person, die diese im Notfall vertre- Ort, den die bevollmächtigte Person kennt
ten soll (Ihrem Ersatzbevollmächtigten) je- (z. B. in Ihrem häuslichen Schreibtisch).
weils eine uneingeschränkte Vollmacht, z. B.
indem Sie das Musterformular mehrfach ↗ Sie übergeben die Vollmachtsurkunde von
verwenden. Intern sprechen Sie mit Ihrer vornherein der bevollmächtigten Person mit
bevollmächtigten Person und dem Ersatzbe- der Maßgabe, von dieser nur in dem bespro-
vollmächtigten ab, dass der Ersatzbevollmäch- chenen Fall Gebrauch zu machen. Wie schon
tigte nur handelt, wenn die erste bevollmäch- gesagt, sollten Sie ohnehin nur jemanden
tigte Person verhindert ist. bevollmächtigen, dem Sie vorbehaltlos ver-
48 

trauen können. Sollte diese Person abspra- ↗ Darüber hinaus können im Rahmen der si-
chewidrig vorzeitig von der Vollmacht Ge- cheren Informations- und Kommunikations-
brauch machen, können Sie die Vollmacht infrastruktur im Gesundheitswesen (Telema-
widerrufen, die Vollmachtsurkunde heraus- tikinfrastruktur) elektronische Hinweise der
verlangen und Schadenersatz fordern. Versicherten auf das Vorhandensein und den
Aufbewahrungsort von Vorsorgevollmachten
↗ Sie übergeben die Vollmachtsurkunde einer auch auf der elektronischen Gesundheitskar-
anderen Vertrauensperson zur treuhände- te (eGK) gespeichert werden; dies kann bei der
rischen Verwahrung mit der Auflage, sie der behandelnden Ärztin oder dem behandeln-
bevollmächtigten Person im Bedarfsfall aus- den Arzt erfolgen. Die eigentliche Vorsorge-
zuhändigen. vollmacht selbst wird aber nicht auf der eGK
gespeichert, sondern ausschließlich Hinweise
↗ Bei einer notariellen Vollmacht können zum Vorhandensein und ggf. zum Aufbewah-
Sie auch an folgende Möglichkeit denken: rungsort des Originals. Sie können sich zu den
Sie können die Notarin oder den Notar an- Funktionen der eGK auch an Ihre Kranken-
weisen, an die bevollmächtigte Person nur kasse wenden. Insbesondere bei Mitgliedern
dann eine Ausfertigung der Vollmachts- der privaten Kranken­versicherung kann es zu
urkunde herauszugeben, wenn diese ein Unterschieden kommen, da diese die Anwen-
ärztliches Attest vorlegt, wonach Sie die in dungen der Telematikinfrastruktur noch nicht
der Vollmacht bezeichneten Angelegen- unmittelbar nutzen können und teilweise be-
heiten nicht mehr besorgen können. Sie sondere Umsetzungsschritte der privaten An-
können mit der Notarin oder dem No- bieter notwendig sind.
tar absprechen, wie alt das Attest sein darf
und dass dessen Richtigkeit nicht über- 2.1.14 Ab wann und wie lange gilt die Vollmacht?
prüft werden muss.
Die Vollmacht gilt im „Außenverhältnis“ ab ihrer
↗ Sie können bei dem Zentralen Vorsorgere- Ausstellung, d. h., sie ist sofort wirksam. Die
gister der Bundesnotarkammer Ihre Vor- bevollmächtigte Person darf von der Vollmacht
sorgevollmacht und den Namen der bevoll- aber keinen Gebrauch machen, wenn Sie mit
mächtigten Person/en registrieren lassen. dem Vollmachtgeber im sogenannten Innenver-
Wird ein Betreuungsgericht um eine Be- hältnis vereinbart haben, sie erst später zu nut-
treuerbestellung gebeten, kann es dort zen (zu den Begriffen „Innen- bzw. Außenver-
nachfragen und erhält so die Auskunft, dass hältnis“ vgl. Ziffer 2.1.2). Diese Vereinbarung
Sie eine bevollmächtigte Person haben. Ein wird wörtlich oder stillschweigend dahingehend
Betreuungsverfahren muss nicht durchge- lauten, dass von der Vollmacht erst Gebrauch
führt werden, wenn die Vollmacht die An- gemacht werden darf, wenn Sie selbst nicht
gelegenheiten umfasst, die geregelt werden mehr handlungsfähig sind.
müssen und die bevollmächtigte Person
bereit ist, die Vertretung zu übernehmen. Sie können die Vollmacht jederzeit widerrufen.
Die Vollmachtsurkunde selbst wird nicht Hierzu müssen Sie alle ausgehändigten Voll-
beim Vorsorgeregister eingereicht. (Nähere machtsurkunden zurückverlangen. Haben Sie
Hinweise zur Registrierung beim Zentralen eine „Konto-/ Depot-Vollmacht – Vorsorge-
Vorsorgeregister finden Sie unter Ziffer 2.2). vollmacht“ erteilt, die Sie widerrufen möchten,
 49

sollten Sie dies in jedem Fall auch Ihrer Bank Angelegenheiten im Zusammenhang mit der
oder Sparkasse unverzüglich schriftlich mit­ Beerdigung oder einer Wohnungsauflösung etc.
teilen. Können Sie selbst die Vollmacht krank- regeln zu können, bevor die Erben das Erbe
heitsbedingt nicht mehr widerrufen, kann das angenommen und seine Verwaltung übernom-
Gericht einen Betreuer bestellen mit der Aufga- men haben.
be, die bevollmächtigte Person zu kontrollieren
und die Vollmacht zu widerrufen, wenn die Gilt die Vollmacht über den Tod hinaus, kann
bevollmächtigte Person hierzu durch Pflicht- der Vollmachtgeber dort zudem Wünsche mit
widrigkeiten einen wichtigen Anlass gegeben Blick auf seine Bestattung äußern. Die bevoll-
hat. Widerruft der Betreuer die Vollmacht, mächtigte Person achtet dann auf deren Einhal-
wird das Gericht anstelle der bevollmächtigten tung durch die Totensorgeberechtigten (siehe
Person eine geeignete Person zum Betreuer hierzu Ziffer 1.4). Alternativ kann der Voll-
bestellen, die sich dann um Ihre Angelegenhei- machtgeber der bevollmächtigten Person die
ten kümmert. Totensorge insgesamt übertragen.

2.1.15 Erlischt die Vollmacht mit meinem Tod? Unabhängig davon kann der Vollmachtgeber
Details zu seiner Bestattung noch zu Lebzeiten
Ob der Tod des Vollmachtgebers zum Erlöschen selbst regeln, indem er beispielsweise einen
der Vollmacht führt, ist durch Auslegung zu Bestattungsvorsorgevertrag mit einem Bestat-
ermitteln. Um Zweifel nach dem Tod des Voll- tungsunternehmen abschließt.
machtgebers zu vermeiden, wird empfohlen, in
der Vollmacht ausdrücklich zu regeln, dass die 2.1.16 Wie kann ich der von mir bevollmächtigten
Vollmacht über den Tod hinaus gelten soll. Person meine Wünsche und Vorstellungen
Dann hat die bevollmächtigte Person auch nach verdeutlichen?
dem Tod des Vollmachtgebers noch Vertre-
tungsmacht. Ihre Erklärungen berechtigen und Zunächst sollte beachtet werden, dass die Voll-
verpflichten die Erben hinsichtlich des Nachlas- macht eine für Dritte bestimmte Erklärung ist.
ses. Die Erben können Rechenschaft von der Sie bezeichnet die Person des rechtsgeschäftli-
bevollmächtigten Person verlangen und die chen Vertreters bzw. der rechtsgeschäftlichen
Vollmacht widerrufen. Erlischt dagegen die Vertreterin und beschreibt, was dieser/diese
Vollmacht mit dem Tod des Vollmachtgebers, „im Außenverhältnis“ mit Rechtswirkung für
kann es sein, dass bei Verwendung der Voll- Sie tun kann.
macht zur Vornahme von Rechtsgeschäften
eine „Lebensbescheinigung“ verlangt wird. Deshalb sollten Anweisungen an die bevoll-
Weiterhin ist die bevollmächtigte Person daran mächtigte Person zum inhaltlichen Gebrauch
gehindert, nach dem Tod des Vollmachtgebers der Vollmacht nicht in diese selbst aufgenom-
Geschäfte zu besorgen, die nicht ohne Nachteile men werden.
aufgeschoben werden können, bis der Erbe
anderweitig Fürsorge treffen kann. Möglicher- Dasselbe gilt z. B. für die Aufforderung, be-
weise ist dann auch eine Nachlasspflegschaft stimmte Angehörige an Geburtstagen, Weih-
erforderlich. Empfehlenswert ist es daher, die nachten usw. zu beschenken oder die bisherigen
Vollmacht über den Tod hinaus zu erteilen, Spendengewohnheiten fortzuführen. All dies
damit die bevollmächtigte Person in der Lage ist, sollte nicht in die Vollmacht, sondern in den
50 

Auftrag an die bevollmächtigte Person aufge- müssen Sie in jedem Fall vom Gericht persön-
nommen werden. lich angehört werden. Außerdem ist regelmäßig
ein ärztliches Sachverständigengutachten ein-
Welchen Inhalt der Auftrag im Einzelnen haben zuholen. Zudem wird auch die Betreuungsstelle
kann, hängt wesentlich von Ihren individuellen Ihrer Stadt oder Ihres Landkreises um Äuße-
Wünschen und Bedürfnissen ab. rung gebeten. Wenn Sie Ihre Rechte nicht mehr
selbst wahrnehmen können, kann das Gericht
einen Verfahrenspfleger z. B. eine Ihnen nahe-
stehende Person, aber ausnahmsweise auch
einen Rechtsanwalt oder eine Rechtsanwältin
damit beauftragen.
Beispiel
Eine Vollmacht kann zum Abschluss eines Bestellt das Gericht einen Betreuer, wird dieser
Vertrages nach dem Wohn- und Betreuungs- Ihr gesetzlicher Vertreter in dem vom Gericht
vertragsgesetz (ehemals: Heimvertrag) er- festgelegten Aufgabenkreis.
mächtigen. Etwaige Wünsche, welche Ein-
richtung vorrangig in Betracht kommt oder 2.1.18 Was ist eine Betreuungsverfügung?
umgekehrt keinesfalls ausgewählt werden
sollte, gehören nicht in diese Erklärung mit Das Gericht hört Sie auch zur Frage an, wen Sie
Außenwirkung. Dies kann vorweg mit der gegebenenfalls als Betreuer wünschen. Falls
bevollmächtigten Person als „Auftrag“ ver- Sie sich nicht mehr äußern können, hat das
einbart oder auch in einer schriftlichen Gericht Wünsche, die Sie zuvor festgelegt haben,
Handlungsanweisung, etwa einem Brief, zu berücksichtigen. Dies geschieht zweckmäßig
niedergelegt werden. in einer schriftlichen vorsorgenden Verfügung
für den Betreuungsfall, auch „Betreuungsverfü-
gung“ genannt (siehe auch Muster Anhang C).
Sie können darin bestimmen, wer mit Ihrer
2.1.17 Was kann geschehen, wenn ich keine Betreuung beauftragt werden soll. Sie können
Vollmacht erteilt habe? aber auch festlegen, wer keinesfalls für diese
Aufgaben in Betracht gezogen werden soll. In
Wenn Sie infolge eines Unfalls oder einer Er- der Betreuungsverfügung kann beispielsweise
krankung oder auch aufgrund nachlassender zudem festgehalten werden, welche Wünsche
geistiger Kräfte im Alter Ihre Angelegenheiten und Gewohnheiten von Ihrem Betreuer/Ihrer
ganz oder teilweise nicht mehr regeln können Betreuerin respektiert werden sollen, ob Sie im
und Sie keine Vollmacht erteilt haben, kann die Pflegefall zu Hause oder in einem Pflegeheim
Bestellung eines gesetzlichen Vertreters („Be- versorgt werden wollen oder welches Alten-
treuers“) für Sie notwendig werden. Hierfür ist oder Pflegeheim Sie bevorzugen. Diese Wünsche
das Betreuungsgericht zuständig. Wird diesem sind für das Gericht und den Betreuer und die
z. B. durch Mitteilung von Angehörigen, Ärzten Betreuerin grundsätzlich verbindlich, außer sie
und Ärztinnen oder auch Behörden ein ent- würden Ihrem Wohl zuwiderlaufen oder Sie
sprechender Anlass bekannt, prüft es, ob ein haben einen Wunsch erkennbar aufgegeben
Betreuer für Sie zu bestellen ist und welchen oder die Erfüllung eines Wunsches kann dem
Aufgabenkreis dieser dann haben soll. Hierzu Betreuer nicht zugemutet werden.
 51

Eine Betreuungsverfügung kann mit einer in eine ärztliche Zwangsmaßnahme oder in


Vorsorgevollmacht verbunden werden. Dies ist freiheitsentziehende Maßnahmen. Die von
z. B. für den Fall empfehlenswert, dass die Ihnen bevollmächtigte Person steht – an-
Vollmacht eine bestimmte Geschäftsbesor- ders als der Betreuer – nicht unter der Kon-
gung nicht abdecken sollte oder Zweifel an der trolle des Betreuungsgerichts. Allerdings
Wirksamkeit der Vollmacht bestehen sollten. kann das Betreuungsgericht, wenn ihm ein
Im beigefügten Vollmachtsformular können entsprechender Anlass bekannt wird, für
Sie deshalb auch verfügen, dass die von Ihnen eine bevollmächtigte Person eine Kontroll-
bevollmächtigte Person für Ihre Betreuung person bestellen. Dieser Kontrollbetreuer
ausgewählt werden soll, wenn trotz der Voll- hat nur die Aufgabe, die bevollmächtigte
macht eine Betreuerbestellung notwendig Person zu überwachen, Ihre Rechte gegen-
werden sollte. über der bevollmächtigten Person wahrzu-
nehmen und die Vollmacht notfalls auch
Auch Betreuungsverfügungen können im zu widerrufen. Wird das nötig, müsste das
Zentralen Vorsorgeregister registriert werden. Gericht dann einen Betreuer für den Auf-
(Nähere Hinweise zum Zentralen Vorsorgere- gabenkreis bestellen, der zuvor der „unge-
gister siehe Ziffer 2.2) treuen“ bevollmächtigten Person übertra-
gen war.
2.1.19 Soll ich statt einer Vollmacht eine
Betreuungsverfügung errichten? ↗ Wenn Sie hingegen niemanden haben, dem
Sie eine Vollmacht anvertrauen wollen,
Das lässt sich nicht allgemein beantworten: empfiehlt sich die Festlegung einer Betreu-
ungsverfügung. Damit nehmen Sie Einfluss,
↗ Ist eine Person, der Sie vollständig vertrau- wer im Bedarfsfall für Sie zum Betreuer be-
en können, bereit, sich im Bedarfsfall um stellt wird und wie er handeln soll.
Ihre Angelegenheiten zu kümmern, dürfte
eine Vorsorgevollmacht vorzuziehen sein. Die Betreuungsverfügung ist nicht an eine
Denn durch die Erteilung einer Vollmacht bestimmte Form gebunden. Es empfiehlt sich
vermeiden Sie das mit der Betreuerbestel- aber, sie aufzuschreiben und zu unterschrei-
lung verbundene gerichtliche Verfahren. ben, damit möglichst keine Zweifel an der
Auch eine bevollmächtigte Person bedarf Echtheit Ihrer Verfügung entstehen. Wenn Sie
jedoch bei bestimmten höchstpersönli- also lediglich eine Betreuungsverfügung
chen Eingriffen einer Genehmigung durch errichten wollen, können Sie das gesonderte
das Betreuungsgericht – so liegt es bei der Muster Betreuungsverfügung verwenden.
Einwilligung in eine risikoreiche Heilbe-
handlung sowie das Unterbleiben oder der 2.1.20 Wer entscheidet über meine ärztliche
Abbruch medizinischer lebenserhaltender Behandlung und was ist eine
Maßnahmen, wenn sich der behandelnde Patientenverfügung?
Arzt und die bevollmächtigte Person über
den Willen des Vollmachtgebers nicht eini- Solange Sie als Patient einwilligungsfähig sind,
gen können. Einer gerichtlichen Genehmi- entscheiden Sie selbst nach ärztlicher Aufklä-
gung bedarf es auch bei der Einwilligung in rung und Beratung über alle Sie betreffenden
eine freiheitsentziehende Unterbringung, medizinischen Maßnahmen. Dies gilt auch,
52 

wenn für Sie ein Betreuer mit dem Aufgaben- bedarf der Schriftform und ist jederzeit formlos
kreis der Gesundheitsfürsorge bestellt wurde. widerrufbar.

Falls Sie aber nicht mehr entscheidungsfähig Wenn keine Patientenverfügung verfasst wur-
sind, vor allem Ihren Willen nicht mehr äußern de oder die in der Patientenverfügung be-
können, muss eine bevollmächtigte Person oder schriebene Situation nicht der konkreten
ein Betreuer für Sie entscheiden. Ist weder eine Lebens- und Behandlungssituation entspricht,
bevollmächtigte Person noch ein Betreuer hat der Betreuer oder die bevollmächtigte
bestellt, muss bei eilbedürftigen Maßnahmen Person die Behandlungswünsche oder den mut-
der Arzt/die Ärztin nach Ihrem „mutmaßlichen maßlichen Willen des Betroffenen festzustellen
Willen“ handeln. Bei nicht eilbedürftigen ärztli- und auf dieser Grundlage zu entscheiden.
chen Behandlungen muss gegebenenfalls ein
vorläufiger Betreuer bestellt werden. Ihr mut- Über die Möglichkeiten, eine Patientenverfü-
maßlicher Wille ist maßgebend für jede ärztli- gung zu ver­­fassen, können Sie sich ausführlich
che Behandlung, zu der Sie sich selbst nicht in der ebenfalls von uns herausgegebenen
mehr äußern können. Es muss – gegebenenfalls Broschüre „Patientenverfügung“ informieren,
von Ihrer bevollmächtigten Person oder dem abrufbar unter www.bmj.de → Publikationen
Betreuer – ermittelt werden, wie Sie sich in der
gegebenen Situation entscheiden würden, 2.1.21 Ist meine Vorsorgevollmacht auch im
wenn Sie Ihren Willen noch kundtun könnten. Ausland wirksam?
Dies kann sehr schwierig sein, wenn Sie in der
Vergangenheit niemals schriftlich oder auch Grundsätzlich regelt jeder Staat selbst, unter
nur mündlich, z. B. gegenüber Angehörigen, welchen Vor­aussetzungen er eine Vorsorgevoll-
Ihre Vorstellungen für eine medizinische Be- macht bei Auslands­berührung als wirksam an-
handlung, insbesondere in der letzten Lebens- sieht und inwieweit er sie berücksichtigt.
phase, geäußert haben. Wenn Sie sich mit der
Erteilung einer Vollmacht beschäftigen, sollten In Fällen mit grenzüberschreitendem Bezug sieht
Sie sich auch Gedanken darüber machen, wer das Haager Übereinkommen vom 13. Januar 2000
im Falle Ihrer Entscheidungsunfähigkeit für Sie über den internationalen Schutz von Erwachse-
in eine ärztliche Behandlung einwilligen oder nen (ErwSÜ) einheitliche Bestimmungen für
Ihren zuvor niedergelegten Patientenwillen Erwachsenenschutz­angelegenheiten vor. Eine
durchsetzen soll. Dies kann in Form einer ge- Übersicht zum aktuellen Status der Vertragsstaa-
sonderten Patientenverfügung geschehen. Die ten finden Sie unter der Adresse:
Patientenverfügung ist gesetzlich geregelt in
§ 1901a Absatz 1 BGB (vgl. die Hinweise unter http://www.hcch.net/index_
Ziffer 1.5). Mit einer Patientenverfügung kön- de.php?act=conventions.status&cid=71
nen Sie für den Fall Ihrer späteren Entschei-
dungsunfähigkeit im Voraus festlegen, ob Sie in Das ErwSÜ regelt – soweit Behörden oder Ge-
bestimmte, zum Zeitpunkt der Festlegung noch richte von Vertragsstaaten angerufen werden –
nicht unmittelbar bevorstehende Untersuchun- die Bereiche der Zuständigkeit, des anwendbaren
gen Ihres Gesundheitszustandes, Heilbehand- Rechts sowie der gegenseitigen Anerkennung
lungen oder ärztliche Eingriffe einwilligen oder und Vollstreckung von Maßnahmen zum Schutz
diese untersagen. Eine Patientenverfügung betreuungsbedürftiger Erwachsener.
 53

Artikel 15 ErwSÜ bestimmt das anwendbare ↗ Kann man in dem Mitgliedstaat mittels einer Be-
Recht für die Vertretungsmacht, „die ausgeübt treuungsverfügung Einfluss auf die Person eines
werden soll, wenn dieser Erwachsene nicht in potentiell zu bestellenden Betreuers nehmen?
der Lage ist, seine Interessen zu schützen“.
Diese Bestimmung erfasst somit Vorsorgevoll- ↗ Welche Stelle ist für die Bestellung eines Be-
machten, welche den Schutz des Betroffenen bei treuers zuständig?
einer Beeinträchtigung oder Unzulänglichkeit
seiner persönlichen Fähigkeiten bezwecken. ↗ Gibt es gesonderte Betreuer für die Lebens­
Maßgeblich ist danach für deren Bestand, Um- bereiche „Vermögensangelegenheiten“ und
fang, Änderung und Beendigung das Recht am „Personensorge“?
gewöhnlichen Aufenthalt des Erwachsenen zur
Zeit der Bevollmächtigung, wenn nicht der ↗ Welche Beschränkungen und Kontrollmecha-
Vollmacht­geber eines der in Artikel 15 Absatz 2 nismen gibt es in dem Mitgliedstaat?
ErwSÜ genannten Rechte gewählt hat.
↗ Welches Recht gilt in einem Mitgliedstaat bei
Für Nichtvertragsstaaten des ErwSÜ gibt es grenzüberschreitenden Fällen?
keine einheit­liche Regelung zur Wirksamkeit
von Vorsorgevollmachten in Fällen mit Aus- 2.1.22 Wo kann die bevollmächtigte Person
landsbezug. Im konkreten Einzelfall empfiehlt Unterstützung bekommen?
es sich daher, rechtsanwaltliche Hilfe in An-
spruch zu nehmen. Die von Ihnen bevollmächtigte Person soll Ihre
Angelegenheiten so erledigen, wie Sie das mit ihr
Informationen zur Rechtslage in anderen abgesprochen haben. Dennoch kann es im Ver-
europäischen Staaten zum Thema Vorsorge tretungsfall Situationen geben, in denen die
können zudem im Internet über das „Euro- bevollmächtigte Person auf Unterstützung ange-
päische Vorsorgeportal“ (www.vulnerable- wiesen ist. Um zu vermeiden, dass die von Ihnen
adults-europe.eu) abgerufen werden. Diese – ausgewählte Vertreterin oder Ihr Vertreter auf-
von europäischen Notaren mit Unterstützung grund von Überforderung in einem solchen Fall
der Europäischen Kommission erstellte – nicht für Sie tätig werden kann, sieht es das
Internetseite informiert über das in 22 Mit- Betreuungsrecht vor, dass auch bevollmächtigte
gliedstaaten geltende Recht und liefert in vier Personen sich von den Betreuungsvereinen
Sprachen (DE, FR, EN, ES) Antworten auf Fra- beraten lassen können. Wie ehrenamtliche Be-
gen, die sich Rechtssuchende in Europa zum treuer können bevollmächtigte Personen deren
Themenbereich Vorsorge stellen. Dank des Hilfe in Anspruch nehmen. Ebenso können sich
nutzerfreundlichen Aufbaus der Datenbank bevollmächtigte Personen an die örtliche Betreu-
finden sich schnell und einfach die gewünsch- ungsbehörde wenden.
ten Informationen zu folgenden Fragen:
2.1.23 Wo kann ich Unterstützung bei der Errichtung
↗ Gibt es in dem betreffenden Mitgliedstaat das einer Vorsorgevollmacht bekommen?
Instrument der Vorsorgevollmacht?
Bei Zweifeln oder Unsicherheiten sollten Sie
↗ Gibt es in dem betreffenden Mitgliedstaat das unbedingt anwaltlichen oder notariellen Rat
Instrument der Patientenverfügung? suchen oder die Hilfe der Betreuungsbehörde
54 

oder eines Betreuungsvereins in Anspruch neh- lassen. Es empfiehlt sich, die Einzelheiten zuvor
men. Die vorliegende Broschüre soll lediglich mit der bevollmächtigten Person zu besprechen,
einen Überblick vermitteln. insbesondere zu klären, ob sie mit der Registrie-
rung einverstanden ist.
2.2 Registrierung der Vollmacht im Zentralen
Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer Die Registereintragung kann unmittelbar von
dem Vollmachtgeber selbst beantragt werden.
Die Bundesnotarkammer führt das Zentrale Der Antrag kann aber auch über den Notar
Vorsorgeregister. In diesem Register können oder Rechtsanwalt gestellt werden, der bei der
Angaben zu notariellen wie sonstigen Vollmach- Erstellung der Vollmacht mitgewirkt hat.
ten zur Vorsorge eingetragen werden. Dort Zum Teil sind auch die Betreuungsvereine und
können Sie im Zusammenhang mit der Regist- Betreuungsbehörden bei der Antragstellung
rierung Ihrer Vollmacht auch eintragen lassen, behilflich.
ob Sie besondere Anordnungen und Wünsche zu
Art und Umfang medizinischer Versorgung Wollen Sie die Eintragung selbst veranlassen,
haben. Auch Betreuungsverfügungen können im können Sie dies online über das Internet unter
Zentralen Vorsorgeregister registriert werden. www.vorsorgeregister.de tun. Das hat den Vorteil,
Kommt es zu einem Betreuungsverfahren, kann dass die von Ihnen eingegebenen Daten automa-
das Betreuungsgericht durch Abfrage bei dem tisiert und somit wesentlich schneller weiterver-
Register Kenntnis vom Vorhandensein einer arbeitet werden können. Der Antrag über das
Vollmacht oder einer Betreuungsverfügung Internet ist zudem kostengünstiger als ein posta-
erlangen. Damit wird vermieden, dass ein Be- lischer Antrag. Außerdem entfällt eine nicht
treuer nur deshalb bestellt wird, weil das Betreu- immer auszuschließende Fehlerquelle bei der
ungsgericht von einer Vollmacht nichts wusste. Erfassung schriftlicher Anträge.
Das Gericht kann aufgrund der registrierten
Daten beurteilen, ob eine für das Betreuungsver- Für die postalische Antragstellung können
fahren relevante Vollmacht und/oder eine Be- die dieser Broschüre beigefügten Formulare
treuungsverfügung vorhanden ist und es des- (Datenformular für Privatpersonen „P“ und
halb mit der bevollmächtigten Person oder der Zusatzblatt Bevollmächtigte/Betreuer „PZ“)
von Ihnen als Betreuer gewünschten Person in verwendet werden.
Kontakt treten muss.
Die ausgefüllten Formulare senden Sie bitte
Mit der Eintragung ist keine eigenständige Voll- an die:
machtserteilung verbunden. Die Angaben zur
Vollmacht werden nicht inhaltlich überprüft. Bundesnotarkammer
Vor allem wird nicht überprüft, ob eine wirksa- Zentrales Vorsorgeregister
me Vollmacht erteilt wurde. Die Vollmachtsur- Postfach 08 01 51
kunde wird auch nicht bei dem Zentralen Vor- 10001 Berlin
sorgeregister hinterlegt.
Für die Registrierung Ihrer Vollmacht fallen
Um dem Betreuungsgericht den Kontakt mit der einmalig aufwandsbezogene Gebühren an, wobei
bevollmächtigten Person zu ermöglichen, sollten in der Grundgebühr die Eintragung der ersten
Sie auf jeden Fall auch deren Daten registrieren bevollmächtigten Person enthalten ist.
 55

Weitere Hinweise, einschließlich der Informatio- Bitte verwenden Sie Sorgfalt auf das Ausfüllen!
nen zu den anfallenden Kosten, entnehmen Sie
bitte den unter E und G am Ende der Broschüre 2. Eine Vollmacht, die zur Vertretung in Vermö-
abgedruckten Anleitungen zu diesen Formula- gensangelegenheiten befugt, sollte in kei-
ren. Bei Fragen zum Zentralen Vorsorgeregister, nem Fall Zweifel am Eintritt ihrer Wirksam-
zum Registerverfahren und zu Vorsorgeurkun- keit zulassen. Sie sollten daher einleitend
den allgemein können Sie sich auch an die kos- nicht etwa schreiben: „Für den Fall, dass ich
tenfreie Service-Hotline der Bundesnotarkam- selbst einmal nicht mehr handeln kann, soll
mer unter der Telefonnummer 0800 / 35 50 500 an meiner Stelle …“ o. Ä.. Damit bliebe näm-
(montags bis donnerstags von 7–17 Uhr und lich für den Rechtsverkehr ungeklärt, ob die-
freitags bis 13 Uhr) wenden. se Voraussetzung wirklich eingetreten ist.
Es wäre auch unzweckmäßig, die Gültigkeit
2.3 Ausfüllhinweise der Vollmacht etwa von ärztlichen Zeugnis-
sen über Ihren Gesundheitszustand abhän-
1. Sie sollten das Vollmachtsformular doppel- gig zu machen. Dies würde wiederum Fragen
seitig verwenden, also entweder den in dieser aufwerfen, z. B. wie aktuell diese Bescheini-
Broschüre enthaltenden Vordruck benutzen gungen jeweils sein müssen. Eine Vollmacht
oder die im Internet (www.bmj.de) abrufbare zur Vorsorge ist nur dann uneingeschränkt
Download-Vorlage wenn möglich doppelsei- brauchbar, wenn sie an keine Bedingungen
tig ausdrucken. In jedem Fall sollten die Seiten geknüpft ist.
fest miteinander verbunden werden.
3. Möchten Sie mehrere Personen bevollmächti-
Die in den Musterformularen vorgesehenen gen, beachten Sie bitte die Hinweise zu Frage
Ankreuzmöglichkeiten und die Leerzeilen sollen 2.1.10 dieser Broschüre.
Ihnen eine individuelle Gestaltung der Voll-
macht nach Ihren Bedürfnissen ermöglichen. 4. Die Unterschrift der bevollmächtigten Person
Dies bedingt aber auch, dass Sie sich jeweils für ist keine Wirksamkeitsvoraussetzung der Voll-
„Ja“ oder „Nein“ entscheiden. Lassen Sie etwa eine macht. Die vorgesehene Zeile hierfür soll Sie
Zeile unangekreuzt oder füllen versehentlich nur daran erinnern, dass die frühzeitige Ein-
beide Kästchen aus, ist die Vollmacht in diesem bindung Ihrer Vertrauensperson höchst sinn-
Punkt unvollständig bzw. widersprüchlich und voll ist.
ungültig. Wollen Sie in die vorgesehenen Leerzei-
len nichts eintragen, so sollten Sie die Zeilen 5. Bei Zweifeln oder Unsicherheiten sollten Sie
durchstreichen. Unangekreuzte Zeilen oder unbedingt anwaltlichen oder notariellen Rat
Leerzeilen bergen die Gefahr einer unbefugten suchen oder die Hilfe eines Betreuungsvereins
nachträglichen Veränderung. Sicherheitshalber in Anspruch nehmen.
können Sie zudem jeden Absatz bzw. jede Seite
mit Ihrer Unterschrift versehen.

Sofern Sie weitere Textseiten einfügen wollen,


sollten Sie diese ebenfalls nummerieren und
kenntlich machen, dass diese Bestandteil Ihrer
Vollmacht sind.
56 

Auf den folgenden Seiten finden Sie

Formular einer Vorsorgevollmacht .............................................................................................................................................................................. A

Formular einer Konto-/Depotvollmacht – Vorsorgevollmacht ................................................................................................ B

Formular einer Betreuungsverfügung ...................................................................................................................................................................... C

Datenformular für Privatpersonen – Antrag auf Eintragung einer Vorsorgevollmacht......................... D

Informationen zum Eintragungsverfahren für Privatpersonen .......................................................................................... E

Zusatzblatt Bevollmächtigte/Betreuer – Antrag auf Eintragung weiterer Bevollmächtigter .................. F

Informationen zum Zusatzblatt Bevollmächtigte/Betreuer...................................................................................................... G

Hinweis: Die vorgenannten Formulare können Sie sich auch aus dem Internetangebot des
­Bundesministeriums der Justiz unter www.bmj.de → Service → Formulare, Muster und Vordrucke
ausdrucken.
VOLLMACHT A

Vollmacht Seite 1

Vollmacht

Ich,(Vollmachtgeber/in)
Name, Vorname

Geburtsdatum

Geburtsort

Adresse

Telefon, Telefax, E-Mail

erteile hiermit Vollmacht an

 (bevollmächtigte Person)
Name, Vorname

Geburtsdatum

Geburtsort

Adresse

Telefon, Telefax, E-Mail

Diese Vertrauensperson wird hiermit bevollmächtigt, mich in allen Angelegenheiten zu vertreten, die ich im
Folgenden angekreuzt oder angegeben habe. Durch diese Vollmachtserteilung soll eine vom Gericht angeordnete
Betreuung vermieden werden. Die Vollmacht bleibt daher in Kraft, wenn ich nach ihrer Errichtung
geschäftsunfähig geworden sein sollte.

Die Vollmacht ist nur wirksam, solange die bevollmächtigte Person die Vollmachtsurkunde besitzt und bei Vor-
nahme eines Rechtsgeschäfts die Urkunde im Original vorlegen kann.

Fortsetzung Seite 2
Formular Vollmacht – Bundesministerium der Justiz, Stand: Mai 2022
A VOLLMACHT Vollmacht Seite 2

1. Gesundheitssorge/Pflegebedürftigkeit

ƒ Sie darf in allen Angelegenheiten der Gesundheitssorge entscheiden, ebenso über alle
Einzelheiten einer ambulanten oder (teil-)stationären Pflege. Sie ist befugt, m
­ einen in
einer Patientenverfügung festgelegten Willen durchzusetzen. ja nein

ƒ Sie darf insbesondere in eine Untersuchung des Gesundheitszustands, eine Heilbehand-


lung oder einen ärztlichen Eingriff einwilligen, diese ablehnen oder die Einwilligung
in diese Maßnahmen widerrufen, auch wenn mit der Vornahme, dem Unterlassen oder
dem Abbruch dieser Maßnahmen die Gefahr besteht, dass ich s­ terbe oder einen schweren
und länger dauernden gesundheitlichen Schaden erleide (§ 1904 Absatz 1 und 2 BGB).
 ja nein

ƒ Sie darf Krankenunterlagen einsehen und deren Herausgabe an Dritte bewilligen. Ich
entbinde alle mich behandelnden Ärzte und nichtärztliches Personal gegenüber meiner
bevollmächtigten Vertrauensperson von der Schweigepflicht. Diese darf ihrerseits
alle mich behandelnden Ärzte und nichtärztliches Personal von der Schweigepflicht
gegenüber Dritten entbinden. ja nein

ƒ Solange es zu meinem Wohl erforderlich ist, darf sie


über meine freiheitsentziehende Unterbringung (§ 1906 Absatz 1 BGB) ja nein

über freiheitsentziehende Maßnahmen (z.B. Bettgitter, Medikamente u. ä.) in ­einem


Heim oder in einer sonstigen Einrichtung (§ 1906 Absatz 4 BGB) ja nein

über ärztliche Zwangsmaßnahmen (§ 1906a Absatz 1 BGB) ja nein

über meine Verbringung zu einem stationären Aufenthalt in einem Krankenhaus,


wenn eine ärztliche Zwangsmaßnahme in Betracht kommt (§ 1906a Absatz 4 BGB) ja nein

entscheiden.

2. Aufenthalt und Wohnungsangelegenheiten

ƒ Sie darf meinen Aufenthalt bestimmen. ja nein

ƒ Sie darf Rechte und Pflichten aus dem Mietvertrag über meine Wohnung e­ inschließlich
einer Kündigung wahrnehmen sowie meinen Haushalt auflösen. ja nein

ƒ Sie darf einen neuen Wohnungsmietvertrag abschließen und kündigen. ja nein

ƒ Sie darf einen Vertrag nach dem Wohn- und ­Betreuungsvertragsgesetz ­(Vertrag über
die Überlassung von Wohnraum mit Pflege- und ­Betreuungsleistungen; ehemals:
Heimvertrag) abschließen und kündigen. ja nein

Fortsetzung Seite 3
Formular Vollmacht – Bundesministerium der Justiz, Stand: Mai 2022
Vollmacht Seite 3 VOLLMACHT A

3. Behörden

ƒ Sie darf mich bei Behörden, Versicherungen, Renten- und Sozialleistungsträgern


­vertreten. Dies umfasst auch die datenschutzrechtliche Einwilligung. ja nein

4. Vermögenssorge

ƒ Sie darf mein Vermögen verwalten und hierbei alle Rechtshandlungen und
Rechtsgeschäfte im In- und Ausland vornehmen, Erklärungen aller Art abgeben
und entgegennehmen sowie Anträge stellen, abändern, zurücknehmen,  ja nein
namentlich

ƒ über Vermögensgegenstände jeder Art verfügen (bitte beachten Sie hierzu auch den
nachfolgenden Hinweis 1) ja nein

ƒ Zahlungen und Wertgegenstände annehmen ja nein

ƒ Verbindlichkeiten eingehen (bitte beachten Sie hierzu auch den nachfolgenden


Hinweis 1) ja nein

ƒ Willenserklärungen bezüglich meiner Konten, Depots und Safes abgeben. Sie darf mich
im Geschäftsverkehr mit Kreditinstituten vertreten (bitte beachten Sie hierzu auch den
nachfolgenden Hinweis 2) ja nein

ƒ Schenkungen in dem Rahmen vornehmen, der einem Betreuer rechtlich gestattet ist. ja nein

ƒ Folgende Geschäfte soll sie nicht wahrnehmen können:

Hinweis:
1. Denken Sie an die erforderliche Form der Vollmacht bei Immobiliengeschäften, für Handelsgewerbe oder die
Aufnahme eines Verbraucherdarlehens (vgl. Ziffer 2.1.5 der Broschüre „Betreuungsrecht“).
2. Für die Vermögenssorge in Bankangelegenheiten sollten Sie auf die von Ihrer Bank/Sparkasse angebotene
Konto-/Depotvollmacht zurückgreifen. Diese Vollmacht berechtigt den Bevollmächtigten zur Vornahme aller
Geschäfte, die mit der Konto- und Depotführung in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Es werden ihm
keine Befugnisse eingeräumt, die für den normalen Geschäftsverkehr unnötig sind, wie z. B. der Abschluss von
Finanztermingeschäften. Die Konto-/Depotvollmacht sollten Sie grundsätzlich in Ihrer Bank oder Sparkasse
unterzeichnen; etwaige spätere Zweifel an der Wirksamkeit der Vollmachtserteilung können hierdurch
ausgeräumt werden. Können Sie Ihre Bank/Sparkasse nicht aufsuchen, wird sich im Gespräch mit Ihrer Bank/
Sparkasse sicher eine Lösung finden.

Fortsetzung Seite 4
Formular Vollmacht – Bundesministerium der Justiz, Stand: Mai 2022
A VOLLMACHT Vollmacht Seite 4

5. Post und Fernmeldeverkehr


ƒ Sie darf im Rahmen der Ausübung dieser Vollmacht die für mich bestimmte Post
entgegennehmen, öffnen und lesen. Dies gilt auch für den elektronischen Postverkehr.
Zudem darf sie über den Fernmeldeverkehr einschließlich aller elektronischen Kommu-
nikationsformen entscheiden. Sie darf alle hiermit zusammenhängenden Willenserklä-
rungen (z. B. Vertragsabschlüsse, Kündigungen) abgeben. ja nein

6. Vertretung vor Gericht


ƒ Sie darf mich gegenüber Gerichten vertreten sowie Prozesshandlungen aller Art
vornehmen. ja nein

7. Untervollmacht
ƒ Sie darf Untervollmacht erteilen. ja nein

8. Betreuungsverfügung
ƒ Falls trotz dieser Vollmacht eine gesetzliche Vertretung („rechtliche Betreuung“) erforderlich
sein sollte, bitte ich, die oben bezeichnete Vertrauensperson als Betreuer zu bestellen. ja nein

9. Geltung über den Tod hinaus


ƒ Die Vollmacht gilt über den Tod hinaus. ja nein

10. Weitere Regelungen


ƒ

Ort, Datum Unterschrift der Vollmachtnehmerin/des Vollmachtnehmers

Ort, Datum Unterschrift der Vollmachtgeberin/des Vollmachtgebers

Letzte Seite
Formular Vollmacht – Bundesministerium der Justiz, Stand: Mai 2022
KONTO-/DEPOTVOLLMACHT B

Konto-/ Depot-/ Schrankfachvollmacht – Vorsorgevollmacht


(Abgestimmt mit den in der Deutschen Kreditwirtschaft zusammenarbeitenden Spitzenverbänden)
Konto-/Depot-/Schrankfachinhaber/Vollmachtgeber Stand: November 2016
Name und Anschrift

Name und Anschrift


der Bank/Sparkasse

Ich (nachstehend der „Vollmachtgeber“ genannt) bevollmächtige den nachstehend genannten Bevollmächtigten
Name, Vorname Geburtsdatum
(auch Geburtsname)
Anschrift Telefon-Nummer

den Vollmachtgeber im Geschäftsverkehr mit der Bank/Sparkasse zu vertreten. Die Vollmacht gilt für alle bestehenden und künftigen
Konten und Depots des Vollmachtgebers bei der vorgenannten Bank/Sparkasse und für von dem Vollmachtgeber von der Bank/
Sparkasse gemietete Schrankfächer.
Im Einzelnen gelten folgende Regelungen:

1. Die Vollmacht berechtigt gegenüber der Bank/Sparkasse 3. Zur Erteilung von Untervollmachten ist der Bevollmächtigte
dazu nicht berechtigt.
• über das jeweilige Guthaben (zum Beispiel durch Über- 4. Die Vollmacht kann vom Vollmachtgeber jederzeit gegen-
weisungen, Barabhebungen, Schecks) zu verfügen, über der Bank/Sparkasse widerrufen werden. Widerruft
• Zahlungsaufträge und Einzugsaufträge zu erteilen, zu der Vollmachtgeber die Vollmacht gegenüber dem Be-
ändern und zu widerrufen vollmächtigten, so hat der Vollmachtgeber die Bank/Spar-
• Festgeldkonten und sonstige Einlagenkonten sowie Gi- kasse hierüber unverzüglich zu unterrichten. Der Widerruf
rokonten auf Guthabenbasis einzurichten, gegenüber der Bank/Sparkasse und deren Unterrichtung
• eingeräumte Kredite in Anspruch zu nehmen, sollten aus Beweisgründen möglichst schriftlich erfolgen.
• von der Möglichkeit vorübergehender Kontoüberziehun- 5. Die Vollmacht erlischt nicht mit dem Tod des Vollmachtge-
gen im banküblichen Rahmen Gebrauch zu machen, bers; sie bleibt für die Erben des verstorbenen Vollmacht-
• An- und Verkäufe von Wertpapieren (mit Ausnahme gebers in Kraft. Widerruft einer von mehreren Miterben die
von Finanztermingeschäften) und Devisen zu tätigen Vollmacht, so kann der Bevollmächtigte nur noch diejeni-
und die Auslieferung an sich zu verlangen, gen Miterben vertreten, die seine Vollmacht nicht widerru-
• Abrechnungen, Kontoauszüge, Wertpapier-, Depot- und fen haben. In diesem Fall kann der Bevollmächtigte von
Erträgnisaufstellungen sowie sonstige die Konten/De- der Vollmacht nur noch gemeinsam mit dem Widerrufen-
pots und Schrankfächer betreffenden Mitteilungen und den Gebrauch machen. Die Bank/Sparkasse kann verlan-
Erklärungen entgegenzunehmen und anzuerkennen, gen, dass der Widerrufende sich als Erbe ausweist.
• Freistellungsaufträge zu erteilen oder zu ändern, 6. Zur Auflösung der Konten und Depots und zur Kündigung
• für sich Debitkarten* und Zugang zum Online-Banking des Schrankfachmietvertrages ist der Bevollmächtigte erst
oder Telefonbanking zu beantragen sowie die ent- nach dem Tode des Vollmachtgebers berechtigt; bei meh-
sprechende Online-Banking- oder Telefonbanking- reren Konto-/Depot-/Schrankfachinhabern besteht diese
Vereinbarung zu ändern. Berechtigung für den von allen Konto-/Depot-/Schrankfachin-
2. Die Vollmacht umfasst auch den Zugang zu den von dem habern entsprechend bevollmächtigten Vertretern erst nach
Vollmachtgeber von der Bank/Sparkasse gemieteten dem Tode aller Konto-/Depot-/Schrankfachinhaber.
Schrankfächern.

*Begriff institutsabhängig, zum Beispiel ec- bzw. Maestro-Karte oder Kundenkarte.

Wichtige Hinweise für den Vollmachtgeber


Ab wann und unter welchen Voraussetzungen der Bevollmächtigte von dieser Vollmacht Gebrauch machen darf, richtet sich
nach den gesondert zu treffenden Vereinbarungen zwischen dem Vollmachtgeber und dem Bevollmächtigten. Unabhängig
von solchen Vereinbarungen kann der Bevollmächtigte gegenüber der Bank/Sparkasse ab dem Zeitpunkt der Ausstellung
dieser Vollmacht von ihr Gebrauch machen.
Die Bank/Sparkasse prüft nicht, ob der „Vorsorgefall“ beim Vollmachtgeber eingetreten ist.

Ort, Datum
Unterschrift des
Vollmachtgebers

Der Bevollmächtigte zeichnet:

Ort, Datum
Unterschrift des
Bevollmächtigten
= Unterschriftsprobe

Ihre Bank/Sparkasse ist gesetzlich verpflichtet, den Bevollmächtigten anhand eines gültigen Personalausweises oder Reisepasses zu identifizieren. Zur Ertei-
lung der Konto-/Depot-/Schrankfachvollmacht suchen Sie daher bitte in Begleitung Ihres Bevollmächtigten Ihre Bank/Sparkasse auf.
B KONTO-/DEPOTVOLLMACHT
BETREUUNGSVERFÜGUNG C

Betreuungsverfügung

Ich,
Name, Vorname

GeburtsdatumGeburtsort

Adresse

Telefon, Telefax, E-Mail

lege hiermit für den Fall, dass ich infolge Krankheit oder Behinderung meine Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht
mehr selbst besorgen kann und deshalb ein Betreuer für mich bestellt werden muss, Folgendes fest:

ƒ Zu meinem Betreuer/meiner Betreuerin soll bestellt werden:

Name, Vorname

GeburtsdatumGeburtsort

Adresse

Telefon, Telefax, E-Mail

ƒ Falls die vorstehende Person nicht zum Betreuer oder zur Betreuerin bestellt werden kann,
soll folgende Person bestellt werden:

Name, Vorname

GeburtsdatumGeburtsort

Adresse

Telefon, Telefax, E-Mail

ƒ Auf keinen Fall soll zum Betreuer/zur Betreuerin bestellt werden:

Name, Vorname

GeburtsdatumGeburtsort

Adresse

Telefon, Telefax, E-Mail

ƒ Zur Wahrnehmung meiner Angelegenheiten durch den Betreuer/die Betreuerin habe ich folgende Wünsche:

1. 2.

3. 4.

Ort, Datum Unterschrift

Formular Betreuungsverfügung – Bundesministerium der Justiz, Stand: Mai 2022


C BETREUUNGSVERFÜGUNG
DATENFORMULAR FÜR PRIVATPERSONEN D
Antrag auf Eintragung einer bestehenden Vorsorgeurkunde

P
Bitte senden Sie das ausgefüllte und unterschriebene Formular per Post an die
folgende Adresse zurück: Zentrales Vorsorgeregister, Postfach 08 01 51, 10001 Berlin.
Bitte senden Sie uns nicht die Vorsorgeurkunde selbst!

Bitte Hinweise beachten. Pflichtangaben sind mit * gekennzeichnet.


Seite
1 von 2

1. * Datum der Vorsorgeurkunde

2. Vollmacht zur Erledigung von Vermögensangelegenheiten


Angelegenheiten der Gesundheitssorge
Maßnahmen nach § 1904 Absatz 1 Satz 1 und Absatz 2 BGB ausdrücklich umfasst
Maßnahmen nach § 1906a Absatz 1 und 4 BGB ausdrücklich umfasst
Angelegenheiten der Aufenthaltsbestimmung
Maßnahmen nach § 1906 Absatz 1 und 4 BGB ausdrücklich umfasst
sonstigen persönlichen Angelegenheiten

3. Vorsorgeurkunde enthält Anordnungen oder Wünsche für den Fall, dass das Betreuungsgericht einen Betreuer bestellt (Betreuungsverfügung)
hinsichtlich Art und Umfang medizinischer Versorgung (Patientenverfügung)

4. Aufbewahrungsort der Vorsorgeurkunde


bei dem Verfügenden / Vollmachtgeber bei dem Bevollmächtigten / vorgeschlagenen Betreuer bei einer sonstigen Person
bei einer Einrichtung (z.B. Vereine oder Gesellschaften): Bezeichung / Firma, Straße und Hausnummer, Postleitzahl, Ort

Daten des Verfügenden / Vollmachtgebers

5. * Anrede 6. Titel
Frau Herr keine Professor Doktor

7. * Vorname(n)

8. * Nachname

9. Geburtsname

10. * Geburtsort 11. * Geburtsdatum

12. Land

13. * Straße 14. * Hausnummer

15. Adresszusatz

16. * Postleitzahl 17. * Ort

18. E-Mail-Adresse
D DATENFORMULAR FÜR PRIVATPERSONEN

Nachname des Verfügenden / Vollmachtgebers*

P Geburtsdatum

Seite
2 von 2

19. Zahlungsweise Lastschrift Überweisung

20. IBAN 21. BIC

22. Kontoinhaber*in

Hiermit ermächtige ich die Bundesnotarkammer, Gläubiger-Identifikationsnummer DE19REG00000101186, einmalig eine Zahlung von meinem oben genannten
Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der Bundesnotarkammer auf mein Konto gezogene Lastschrift einzulösen.
Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen.
Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Der Einzug erfolgt unter einer individuellen Mandatsreferenz, die mir mit Rechnungs-
erstellung mitgeteilt werden wird.


Ort, Datum * Unterschrift des Kontoinhabers

23. Daten des Bevollmächtigten mit


Einzelvertretungsmacht
Gesamtvertretungsmacht
vorgeschlagenen Betreuers

24. * Anrede 25. Titel


Frau Herr keine Professor*in Doktor*in

26. * Vorname(n)

27. * Nachname

28. * Geburtsname 29. Geburtsdatum

30. Land

31. * Straße 32. * Hausnummer

33. Adresszusatz

34. * Postleitzahl 35. * Ort

36. Telefonnummer

Ich - der Verfügende / Vollmachtgeber - beantrage die Eintragung der vorstehenden Daten.


Ort, Datum * Unterschrift des Verfügenden / Vollmachtgebers
INFORMATIONEN ZUM EINTRAGUNGSVERFAHREN FÜR PRIVATPERSONEN E

Formular P

Hinweise
Die Bundesnotarkammer führt gemäß § 78 Abs. 2 Nr. 1, erhafte Registrierung und Beauskunftung der Gerichte ab.
§ 78a der Bundesnotarordnung das Zentrale Vorsorge- Sie beträgt für postalische Anmeldungen 23,50 €. Wenn Sie
register. Es dient der schnellen und zuverlässigen Informa- nicht am Lastschriftverfahren teilnehmen, beträgt die Re-
tion der Betreuungsgerichte über vorhandene Vorsorge- gistrierungsgebühr 26,00 €.
urkunden (Vorsorgevollmachten und Betreuungsverfü-
gungen, auch in Verbindung mit einer Patientenverfügung). Wird mehr als ein Bevollmächtigter bzw. vorgeschlagener
Dadurch werden unnötige Betreuungen im Interesse der Betreuer registriert, fallen für jeden weiteren Bevoll-
Bürgerinnen und Bürger vermieden, deren Wünsche opti- mächtigten bzw. vorgeschlagenen Betreuer zusätzlich
mal berücksichtigt und Justizressourcen geschont. 4,00 € an. Bei Online-Meldungen ermäßigt sich die
Grundgebühr übrigens um 3,00 € und der Zuschlag für
Eintragungsverfahren jeden weiteren Bevollmächtigten um 0,50 €.

Mit der Eintragung im Zentralen Vorsorgeregister ist keine Daten der Vorsorgeurkunde (Ziffern 1 bis 4)
eigenständige Vollmachtserteilung bzw. Betreuungs- oder
Patientenverfügung verbunden. Alle rechtlichen Fragen Ziffer 1: Die Angabe des Datums der Vorsorgeurkunde ist
klären Sie bitte mit Ihrem Notar oder Rechtsanwalt. zwingend. 1

Wenn Sie eine wirksame Vorsorgeurkunde errichtet haben, Ziffer 2: Die Angaben zum Umfang Ihrer Vorsorgevollmacht
können Sie den Antrag auf Eintragung in das Zentrale Vor- erleichtern dem Betreuungsgericht, den Inhalt der Voll-
sorgeregister gebührenermäßigt online stellen. Unter macht frühzeitig zu beurteilen.
www.vorsorgeregister.de finden Sie nähere Informationen
hierzu. Alternativ können Sie für den Antrag auf Eintragung • Vermögensangelegenheiten sind insbesondere die Ver-
Ihrer Vorsorgeurkunden das Formular P verwenden. waltung und die Verfügung über das Vermögen, das
Eingehen von Verbindlichkeiten, der Abschluss von Verträ-
Für jeden Vorsorgenden ist ein eigenes Formular auszufül- gen sowie die Vor- und Entgegennahme von Kündigungen,
len. Füllen Sie den Antrag bitte deutlich und vollständig aus die Beantragung und Entgegennahme von Sozialleistun-
und beachten Sie Groß- und Kleinschreibung. Alle Pflicht- gen, die außergerichtliche und gerichtliche Vertretung
angaben sind mit * gekennzeichnet. Senden Sie den unter- gegenüber Personen, Behörden und Gerichten, ein-
schriebenen Antrag per Post an: Zentrales Vorsorgeregis- schließlich Banken und Kreditinstituten, und die Vertre-
ter, Postfach 08 01 51, 10001 Berlin. Bitte schicken Sie uns tung in erbrechtlichen Angelegenheiten. Sofern die Vor-
keinesfalls Ihre Vorsorgeurkunde selbst! sorgevollmacht dem Grundbuchamt vorzulegen ist, muss
sie zumindest in öffentlich beglaubigter Form erteilt
Nach Eingang Ihres Antrages erhalten Sie eine Rechnung zu worden sein. Gleiches gilt, wenn die Vollmacht dem Han-
Ihrer Registrierung. Sobald Sie die Registrierungsgebühr delsregister einzureichen ist. Die Aufnahme von Ver-
beglichen haben, erfolgt die endgültige Speicherung der braucherdarlehen erfordert eine notariell beurkundete
Kenndaten Ihrer Vorsorgeurkunde, so dass diese für die Vollmacht.
zuständigen Betreuungsgerichte einsehbar wird. Nach Ab-
schluss des Verfahrens erhalten Sie eine Bestätigung über • Angelegenheiten der Gesundheitssorge umfassen
die Eintragung Ihrer Vorsorgeurkunde. beispielsweise die Einsicht in Krankenunterlagen und das
Besuchsrecht. Die Befugnis des Bevollmächtigten zur Ein-
Kosten der Eintragung willigung, Nichteinwilligung oder zum Widerruf der Einwil-
ligung in eine Untersuchung des Gesundheitszustandes,
Für die Registrierung wird eine aufwandsbezogene Gebühr eine Heilbehandlung oder einen ärztlichen Eingriff bedarf
erhoben. Die Gebühr fällt nur einmal an und deckt die dau- nach § 1904 Abs. 1, 2 und 5 des Bürgerlichen Gesetzbuchs

Bundesnotarkammer, K.d.ö.R. Postfach 08 01 51 Telefon 0800 - 3550500 www.vorsorgeregister.de


Zentrales Vorsorgeregister 10001 Berlin Telefax 030 - 38386677 info@vorsorgeregister.de
E INFORMATIONEN ZUM EINTRAGUNGSVERFAHREN FÜR PRIVATPERSONEN

(BGB) bei bestimmten Gefahrenlagen der ausdrücklichen Angaben zur Zahlungsweise (Ziffern 19 bis 22)
Erwähnung in der Vollmacht. Nach § 1906a Abs. 1 und 5
Satz 1 BGB kann der Bevollmächtigte in eine ärztliche Wenn Sie die anfallenden Gebühren im Lastschriftver-
Maßnahme gegen den natürlichen Willen des Vollmacht- fahren begleichen möchten, machen Sie bitte die erforder-
gebers nur unter sehr strengen Voraussetzungen einwil- lichen Angaben und erteilen der Bundesnotarkammer ein
ligen. Die Einwilligung setzt voraus, dass sie erforderlich Lastschriftmandat. Sie können auch gegen Rechnung be-
ist, um einen drohenden erheblichen gesundheitlichen zahlen. Hierfür fällt eine um 2,50 € erhöhte Registrierungs-
Schaden vom Vollmachtgeber abzuwenden und dass gebühr an.
diese Befugnis von der Vollmacht ausdrücklich umfasst
ist. Dies gilt nach § 1906a Abs. 4 und 5 Satz 1 BGB auch für Daten des Bevollmächtigten / vorgeschlagenen Be-
die Verbringung zu einem stationären Aufenthalt gegen treuers (Ziffern 23 bis 36)
den Willen des Vollmachtgebers, wenn eine ärztliche
Zwangsmaßnahme in Betracht kommt. Zudem bedarf die Auf Seite 2 des Formulars P ist die Angabe eines Bevoll-
Einwilligung in die vorgenannten Maßnahmen grundsätz- mächtigten bzw. vorgeschlagenen Betreuers möglich. Falls
lich der Genehmigung des Betreuungsgerichts. Sie die Eintragung weiterer Bevollmächtigter bzw. vor-
geschlagener Betreuer beantragen möchten, verwenden Sie
• Angelegenheiten der Aufenthaltsbestimmung können hierfür bitte je Bevollmächtigten bzw. vorgeschlagenen Be-
auch freiheitsbeschränkende oder freiheitsentziehende treuer das Formular PZ.
Maßnahmen umfassen (z. B. freiheitsentziehende Unter-
bringung oder Freiheitsentziehung in einer Anstalt, einem Die Eintragung des oder der in der Vorsorgeurkunde be-
Heim oder einer sonstigen Einrichtung durch mecha- nannten Bevollmächtigten bzw. vorgeschlagenen Betreuer
nische Vorrichtungen, Medikamente oder auf andere ist dringend zu empfehlen, um dem Betreuungsgericht
Weise). Die Befugnisse des Bevollmächtigten, anstelle des eine möglichst breite Informationsgrundlage zu bieten, an-
Vollmachtgebers in eine freiheitsentziehende oder -be- hand derer es entscheiden kann, ob die Vorsorgeurkunde
schränkende Maßnahme einzuwilligen (§ 1906 Abs. 1 und für das Betreuungsverfahren relevant ist. Durch Eintragung
4 BGB), müssen allerdings ausdrücklich in der Vollmacht des oder der Bevollmächtigten bzw. vorgeschlagenen Be-
erwähnt werden. Zusätzlich ist die Genehmigung durch treuer ist zudem sichergestellt, dass dieser im Ernstfall zü-
das Betreuungsgericht notwendig. gig ermittelt werden und das Betreuungsgericht zu ihm
Kontakt aufnehmen kann. Bei mehreren Bevollmächtigten 2
Ziffer 3: Eine Betreuungsverfügung dient – anders als die sollten Sie zu jedem Bevollmächtigten angeben, ob dieser
Vorsorgevollmacht – nicht der Betreuungsvermeidung, Einzelvertretungsmacht hat, also einzeln handeln darf, oder
sondern möchte eine vom Gericht anzuordnende Betreu- ob dieser nur mit einem oder mehreren Bevollmächtigten
ung näher ausgestalten. Die Betreuungsverfügung kann zusammen handeln darf, ihm also Gesamtvertretungs-
Wünsche zur Auswahl des Betreuers und zur Durchführung macht erteilt wurde. Zum Schutze des Rechts auf informa-
der Betreuung enthalten. Sie entfaltet grundsätzlich Bin- tionelle Selbstbestimmung werden alle Bevollmächtigten
dungswirkung gegenüber dem Gericht bzw. dem Betreuer, bzw. vorgeschlagenen Betreuer über Ihre Eintragung im
sofern die schriftlich niedergelegten Wünsche nicht dem Zentralen Vorsorgeregister informiert und auf ihr Recht
Wohl des Betreuten zuwiderlaufen. Eine Patientenverfü- hingewiesen, die Löschung der Daten jederzeit verlangen
gung enthält Wünsche zur medizinischen Behandlung für zu können.
den Fall, dass ein Zustand der Entscheidungsunfähigkeit,
etwa aufgrund von Bewusstlosigkeit, vorliegt. Spätere Änderungen

Ziffer 4: Damit Ihre Vorsorgeverfügung im Ernstfall ge- Wenn Sie später Ihre Kontaktdaten oder diejenigen eines
funden wird, geben Sie bitte an, wo sie aufbewahrt wird. Bevollmächtigten oder vorgeschlagenen Betreuers ändern
Eine Mehrfachauswahl ist zulässig. oder Ihre Registrierung widerrufen möchten, können Sie
das im Internet unter www.vorsorgeregister.de tun. Nutzen
Daten des Verfügenden / Vollmachtgebers Sie dafür den in Ihrer Eintragungsbestätigung enthaltenen
(Ziffern 5 bis 18) Freischaltcode und richten sich Ihr eigenes Benutzerkonto
ein. Bewahren Sie vor diesem Hintergrund die Eintragungs-
Geben Sie die Daten zu Ihrer Person bitte besonders sorg- bestätigung und den darin enthaltenen Freischaltcode gut
fältig an. Sie sind für die spätere Suche nach der Vorsor- auf. Alternativ können Sie unsere Formulare verwenden.
geurkunde unentbehrlich. Diese finden Sie unter www.vorsorgeregister.de.

Bundesnotarkammer, K.d.ö.R. Postfach 08 01 51 Telefon 0800 - 3550500 www.vorsorgeregister.de


Zentrales Vorsorgeregister 10001 Berlin Telefax 030 - 38386677 info@vorsorgeregister.de
Zusatzblatt Bevollmächtigte/Betreuer – Antrag auf Eintragung weiterer Bevollmächtigter F
ZUSATZBLATT BEVOLLMÄCHTIGTE/BETREUER – ANTRAG AUF EINTRAGUNG WEITERER BEVOLLMÄCHTIGTER F

PZ
Antrag auf Eintragung weiterer Bevollmächtigter / Betreuer
zu einer bestehenden Vorsorgeurkunde
Bitte senden Sie das ausgefüllte und unterschriebene Formular per Post an die folgende Adresse zurück:
Zentrales Vorsorgeregister, Postfach 08 01 51, 10001 Berlin

Bitte Hinweise beachten. Pflichtangaben sind mit * gekennzeichnet.

1* Nachname des Verfügenden / Vollmachtgebers

2* Geburtsdatum

. .
Daten des Bevollmächtigten mit Einzelvertretungsmacht Gesamtvertretungsmacht

vorgeschlagenen Betreuers

3* Anrede 4 Titel
Frau Herr keine Professor Doktor

5* Vorname(n)

6* Nachname

7 Geburtsname 8 Geburtsdatum

. .
9 Land

10* Straße *Hausnummer

11 Adresszusatz

12* Postleitzahl *Ort

13 Telefonnummer

Ich – der Verfügende / Vollmachtgeber – beantrage die Eintragung der vorstehenden Daten.


Ort, Datum *Unterschrift des Verfügenden / Vollmachtgebers
F ZUSATZBLATT BEVOLLMÄCHTIGTE/BETREUER – ANTRAG AUF EINTRAGUNG WEITERER BEVOLLMÄCHTIGTER
Informationen zum Zusatzblatt Bevollmächtigte/Betreuer für Privatpersonen G
INFORMATIONEN ZUM ZUSATZBLATT BEVOLLMÄCHTIGTE/BETREUER FÜR PRIVATPERSONEN G

Formular PZ

Hinweise
Die Bundesnotarkammer führt gemäß § 78 Abs. 2 Nr. 1, dem weiteren Bevollmächtigten bzw. vorgeschlagenen Be-
§ 78a der Bundesnotarordnung das Zentrale Vorsorge- treuers ist dann je ein Formular PZ zu verwenden.
register. Es dient der schnellen und zuverlässigen Informa-
tion der Betreuungsgerichte über vorhandene Vorsorge- Das Formular P kann mit mehreren Zusatzformularen PZ
urkunden (Vorsorgevollmachten und Betreuungsverfü- kombiniert werden. Es ist jedoch nicht möglich, ein Zusatz-
gungen, auch in Verbindung mit einer Patientenverfügung). formular PZ mit mehreren Formularen P zu kombinieren.
Dadurch werden unnötige Betreuungen im Interesse der
Bürgerinnen und Bürger vermieden, deren Wünsche opti- Formular PZ
mal berücksichtigt und Justizressourcen geschont.
Füllen Sie den Antrag bitte deutlich und vollständig aus und
Eintragung von Bevollmächtigten oder vorgeschlage- beachten Sie Groß- und Kleinschreibung. Pflichtangaben
nen Betreuer sinnvoll sind mit * gekennzeichnet. Senden Sie den unterschriebe-
nen Antrag zusammen mit dem Formular P per Post an:
Die Eintragung des oder der in der Vorsorgeurkunde be- Zentrales Vorsorgeregister, Postfach 08 01 51, 10001 Berlin.
nannten Bevollmächtigten bzw. vorgeschlagenen Betreuer
ist dringend zu empfehlen, um dem Betreuungsgericht Der Antrag muss vom Vollmachtgeber unterschrieben wer-
eine möglichst breite Informationsgrundlage zu bieten, an- den. In jedem Fall empfiehlt es sich, beim Bevollmächtigten
hand der es entscheiden kann, ob die Vorsorgeurkunde für bzw. vorgeschlagenen Betreuer nachzufragen, ob er bereit
das Betreuungsverfahren relevant ist. Durch Eintragung ist, für Sie im Ernstfall tätig zu werden. Zum Schutz des
des oder der Bevollmächtigten bzw. vorgeschlagenen Be- Rechts auf informationelle Selbstbestimmung werden alle
treuer ist zudem sichergestellt, dass dieser im Ernstfall zü- Bevollmächtigten bzw. vorgeschlagenen Betreuer über Ihre
gig ermittelt werden und das Betreuungsgericht Kontakt zu Eintragung im Zentralen Vorsorgeregister informiert und
ihm aufnehmen kann. auf ihr Recht hingewiesen, die Löschung der Daten jeder-
zeit verlangen zu können.
Wenn Sie eine wirksame Vorsorgeurkunde errichtet haben,
können Sie den Antrag auf Eintragung in das Zentrale Vor- Ziffern 1 und 2: Das Formular PZ muss sich stets auf ein
sorgeregister gebührenermäßigt online stellen. Unter Formular P, somit auf einen Verfügenden bzw. Vollmacht-
www.vorsorgeregister.de finden Sie nähere Informationen geber beziehen. Deshalb sind unter Ziffern 1 und 2 die ent-
hierzu. Alternativ können Sie für den Antrag auf Eintragung sprechenden Angaben vom Formular P zu übernehmen.
Ihrer Vorsorgeurkunden das Formular P verwenden Diese dienen der eindeutigen Zuordnung des Bevollmäch-
tigten bzw. vorgeschlagenen Betreuers zu einem Verfügen-
Formular PZ nur bei mehr als einer Vertrauensperson den / Vollmachtgeber. Bei mehreren Bevollmächtigten soll-
erforderlich ten Sie zu jedem Bevollmächtigten angeben, ob dieser Ein-
zelvertretungsmacht hat, also einzeln handeln darf, oder
Beachten Sie bitte, dass das Formular PZ lediglich einen ob dieser nur mit einem oder mehreren Bevollmächtigten
Zusatz zum Formular P darstellt. Die Verwendung des For- zusammen handeln darf, ihm also Gesamtvertretungs-
mulars PZ ist nur erforderlich, wenn Sie die Eintragung von macht erteilt wurde.
mehr als einem Bevollmächtigten bzw. vorgeschlagenen
Betreuer beantragen möchten. Denn auf dem Formular P Übersenden Sie bitte das Formular PZ stets mit dem dazu-
selbst ist bereits die Angabe eines Bevollmächtigten bzw. gehörigen Formular P. Anstelle des schriftlichen Antrags
vorgeschlagenen Betreuers möglich. Für Angaben zu je- ist die Online-Registrierung jederzeit im Internet unter
www.vorsorgeregister.de gebührenermäßigt möglich.

Bundesnotarkammer, K.d.ö.R. Postfach 08 01 51 Telefon 0800 - 3550500 www.vorsorgeregister.de


Zentrales Vorsorgeregister 10001 Berlin Telefax 030 - 38386677 info@vorsorgeregister.de
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74 

Impressum

Diese Druckschrift wird vom Bundesministerium der Justiz und für


Verbraucherschutz im Rahmen seiner Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben.
Sie ist kostenlos erhältlich und nicht zum Verkauf bestimmt.

Herausgeber:
Bundesministerium der Justiz
Referat Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerdialog
11015 Berlin
www.bmj.de

Gestaltung:
neues handeln AG

Bildnachweis:
BPA/Steffen Kugler (Seite 4)

Druck:
Bonifatius GmbH, Karl-Schurz-Str. 26, 33100 Paderborn

Stand:
Mai 2022

Publikationsbestellung:
www.bmj.de

Publikationsversand der Bundesregierung:


Postfach 481009
18132 Rostock
Telefon: (030) 18 272 272 1
Fax: (030) 18 10 272 272 1
Informationskarte Vorsorgevollmacht/Patientenverfügung Zugang zu den Originalen meiner Vorsorgevollmacht/Patientenverfügung hat:

Bitte schneiden Sie diese Karte aus und kreuzen Sie an, ob Sie über eine Vorsorgevollmacht, Name, Vorname oder Institution: Telefonnummer:
über eine Patientenverfügung oder über beides verfügen. Tragen Sie bitte alle nötigen
Angaben ein. Straße: Faxnummer:

Je konkreter Sie vermerken, wer zu den Originalen dieser Dokumente Zugang hat, Ort: E-Mail:
desto schneller kann im Ernstfall Ihr Wille berücksichtigt werden.

Tragen Sie die Karte möglichst immer bei sich! Die benannte Person ist meine bevollmächtigte Person – falls zutreffend bitte ankreuzen –
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Informationskarte Vorsorgevollmacht/Patientenverfügung Informationskarte Vorsorgevollmacht/Patientenverfügung
Name, Vorname: Ort: Bitte schneiden Sie diese Karte aus und kreuzen Sie an, ob Sie über eine Vorsorgevollmacht,
über eine Patientenverfügung oder über beides verfügen. Tragen Sie bitte alle nötigen
Geburtsdatum und -ort: Telefonnummer: Angaben ein.
Straße: Je konkreter Sie vermerken, wer zu den Originalen dieser Dokumente Zugang hat,
Herausgeber: desto schneller kann im Ernstfall Ihr Wille berücksichtigt werden.
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