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Fallbeispiele aus dem Tätigkeitsbereich von

PflegeassistentInnen
(Wiederholung 1. und 2. Semester)

1. Familiäre Gewalt - Hauskrankenpflege

Erörtern Sie, welche Möglichkeiten Sie haben, wenn Sie als


Mitarbeiterin der Hauskrankenpflege die Vermutung hegen, dass ein
Familienmitglied von einem Pflegenden Angehörigen misshandelt
wird.

Das unmittelbare Miterleben von Misshandlungen oder auch der Verdacht


auf Gewalthandlungen gegenüber Pflegebedürftigen ist besonders für
Fachpersonen sehr belastend und löst oft Wut, Ohnmacht, Angst und
Überforderung aus.

Da man in der Hauskrankenpflege der Situation vor Ort in den meisten


Fällen allein gegenübersteht, ist es besonders empfehlenswert, sich
Unterstützung (je nach Situation) per Telefon zu organisieren.
Beim Verdacht auf Gewalthandlungen durch pflegende Angehörige oder
auch Laienbetreuer/innen ist es ratsam, die Betroffenen nicht sofort mit
dem Verdacht zu konfrontieren, sondern sich erst mit der
Pflegedienstleitung und dem Hausarzt zu besprechen. Der Verdacht
kann sich auch als ungerechtfertigt herausstellen, deshalb ist behutsam
vorzugehen.

Hinweise zur Gesprächsführung (siehe Skriptum Gewaltfreie


Kommunikation).

Pflegediensten, Hausärzten, Nachbarn, aber auch weiteren Angehörigen


können Gewalthandlungen auffallen. Gewalt muss hierbei nicht immer
aktiver Natur sein.

Besonders betroffen sind ältere, multimorbide Menschen (siehe auch:


Gewalt gegen ältere Menschen), die in ihrer Bewegungsmöglichkeit
eingeschränkt sind und bei denen demenzielle Symptome erschwert
hinzukommen. Daher ist speziell bei solchen Personen auf Alarmzeichen
zu achten, welche sich in verschiedenen Symptomen zeigen können
(siehe auch: Indikatoren). Als schwierig zu erkennen erweisen sich z. B.
der Missbrauch von Medikamenten, die Verweigerung der Kommunikation,
die bewusste Isolierung von Freunden, Bekannten oder die Wegnahme
des Telefons.

Pflegende Angehörige sind häufig überlastet mit der oft langjährigen Pflege
einer/eines nahen Angehörigen. Beziehungskonflikte, Rollenumkehr,
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Ängste, soziale Isolation des pflegenden Angehörigen, Unwissenheit über
die Erkrankung, die Pflege und Unterstützungsangebote und andere
Belastungen können sich auch als Symptom einer Überlastung in Form
von Gewalttaten äußern.
Hauskrankenpflege kann hier auch präventiv tätig sein, indem
Fachpersonen Unterstützung anbieten und über Angebote informieren. Es
fällt Angehörigen nicht immer leicht, Hilfe anzunehmen, deshalb ist es
umso wichtiger, diese mehrmals anzubieten und die Angehörigen – soweit
möglich – immer wieder darin zu unterstützen, auch an sich selbst zu
denken und sich Gutes zu tun.

Besonders sei hier noch einmal betont, wie wichtig es ist, Sicherheit zu
erlangen, wenn der Verdacht einer Gewaltanwendung durch
Angehörige vorliegt.

Bei einem solchen Verdacht oder der offensichtlichen Misshandlung durch


Angehörige ist alles genau zu dokumentieren und mit dem
Vorgesetzten, dem Team und dem betreuenden Hausarzt zu
besprechen, damit das weitere Vorgehen geplant werden kann. Im
Vordergrund dieser Planung steht die Sicherheit der Betroffenen.
Patentrezept gibt es hier keines; entscheidend ist, in Verdachtssituationen
hinzuschauen, die Situation anzusprechen und zu handeln. Alles andere
wäre fahrlässig.

Hilfestellungen für Fachpersonen:


 Supervision
 Eine kostenlose und anonyme Beratung durch die IfS-
Gewaltschutzstelle
 Anzeige bei der Polizei und im begründeten Verdachtsfall mit
Beweismitteln

Ultima ratio:
 Bei Gefahr in Verzug, kann der Vorgesetzte eine
Fremdunterbringung - Urlaubsbett in einem Pflegeheim
veranlassen.

Weitere Infos: www.gewaltimalter.eu

Achtung:
Jemanden zu Unrecht zu verdächtigen, dass er eine Straftat (zB
Körperverletzung) begangen hat, führ umgekehrt zu einer Anklage wegen
Verleumdung.

2. Gerichtliche Erwachsenenvertretung und Alternativen

a) Ein Familienmitglied erkundigt sich bei Ihnen unter welchen


Voraussetzungen eine „Sachwalterschaft“ beantragt werden kann/soll und
welche Alternativen es gibt.

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Für volljährige Personen, die wegen einer psychischen Krankheit oder einer
kognitiven Beeinträchtigung nicht (mehr) alle Entscheidungen – ohne Gefahr
eines erheblichen Nachteils - selbst treffen können, gibt es die Möglichkeit der
Erwachsenenvertretung.

Es gibt, je nach Vertretungsbedarf, unterschiedliche Formen der


Erwachsenenvertretung. So soll sichergestellt werden, dass die Vertretung nur in
jenen Bereichen erfolgt, in denen sie auch tatsächlich unbedingt erforderlich ist.
Eine Erwachsenenvertretung soll immer die Ausnahme sein.
Grundsätzlich sind alle Personen ab 18 Jahren allein entscheidungsberechtigt. Im
Falle einer psychischen Erkrankung oder einer kognitiven Beeinträchtigung sollen
alle Unterstützungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden, so dass die Person ihre
Angelegenheiten so selbstbestimmt wie möglich regeln kann.

Ausreichende Unterstützung kann eine Vertretung ersetzen: Unterstützung kann


durch die Familie, durch andere nahestehende Personen, durch
Pflegeeinrichtungen, durch Einrichtungen der Behindertenhilfe, durch soziale
Dienste, durch Beratungsstellen oder im Rahmen eines betreuten Kontos erfolgen.

Nur wenn die Unterstützungsmöglichkeiten nicht ausreichen bzw. die Gefahr


besteht, dass die Person Nachteile erleidet, soll es zu einer
Erwachsenenvertretung kommen.
Ab 1. Juli 2018 gibt es vier verschiedene Formen der Vertretung für Erwachsene:

• Die "gewählte Erwachsenenvertretung" ist eine ab 1. Juli 2018


gänzlich neu eingeführte Vertretungsform. Sie ist für jene Fälle gedacht, in
denen nicht rechtzeitig vorgesorgt wurde. Denn: Im Unterschied zur
Vorsorgevollmacht kann hier unter bestimmten Voraussetzungen auch eine
nicht mehr voll handlungsfähige Person noch eine gewählte
Erwachsenenvertreterin/einen gewählten Erwachsenenvertreter für sich
bestimmen.

• Die "gesetzliche Erwachsenenvertretung" löst ab 1. Juli 2018 die


"Vertretungsbefugnis nächster Angehöriger" ab. Sie kommt dann in Betracht,
wenn keine Vorsorgevollmacht oder gewählte Erwachsenenvertretung mehr
möglich ist.
• Die bisherige Sachwalterschaft wird durch die sogenannte
"gerichtliche Erwachsenenvertretung" abgelöst.

Erst wenn keine der anderen Vertretungsformen möglich ist – zum Beispiel, weil
keine Angehörigen für eine Vertretung zur Verfügung stehen oder weil die zu
besorgenden Angelegenheiten zu komplex sind – soll die gerichtliche
Erwachsenenvertretung in Betracht kommen.

b) Für welche Aufgabenbereiche kann ein/e Erwachsenenvertretung bestellt


werden und welche Konsequenzen sind damit verbunden?

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Welche Aufgaben die/der Vorsorgebevollmächtigte oder die
Erwachsenenvertreterin/der Erwachsenenvertreter zu besorgen hat, ergibt sich vor
allem aus ihrem/seinem Wirkungsbereich. Das sind die einzelnen oder Arten von
Angelegenheiten, für die sie/er vertretungsbefugt ist. Der Wirkungsbereich ergibt sich
je nach Vertretungsform aus
• der individuellen Vollmacht (Vorsorgevollmacht) oder schriftlichen
Vereinbarung (gewählte Erwachsenenvertretung)
• den ausgewählten gesetzlich vordefinierten Bereichen (gesetzliche
Erwachsenenvertretung
• dem gerichtlichen Bestellungsbeschluss (gerichtliche
Erwachsenenvertretung).
Nach Rücksprache mit der vertretenen Person ist die Vertretungsperson im Rahmen
ihres Wirkungsbereichs berechtigt, Entscheidungen zu treffen. Die
Vertretungsperson darf jedoch nicht über die vertretene Person hinweg, sondern soll
nach ihren Wünschen und Vorstellungen entscheiden. Sie hat eine
Wunschermittlungspflicht.
Ausnahme: Nur, wenn das Wohl der vertretenen Person sonst ernstlich und
erheblich gefährdet ist, darf eine Entscheidung auch gegen ihren Willen
erfolgen. In wichtigen persönlichen Angelegenheiten muss die
Vertretungsperson eine Entscheidung des Gerichts einholen!

Bereits bei der Errichtung der Vorsorgevollmacht oder Erwachsenenvertretung soll


geklärt werden, welche Tätigkeiten von der Vertretungsperson übernommen werden
und welche Bedürfnisse/besonderen Anliegen die vertretene Person in diesen
Angelegenheiten hat.

Bei der gerichtlichen Erwachsenenvertretung (früher Sachwalterschaft) steht im


Gerichtsbeschluss ausdrücklich, für welche Bereiche die betroffene Person eine
Vertretung benötigt.

Dies umfasst zB

A) Vermögenssorge:

 Abschluss von Rechtsgeschäften


 Vermögensverwaltung
 Kontoführung
 Vertretung vor Ämtern, Behörden und Gerichten (Antrag auf
Pflegegeld, Wohnbeihilfe,…)

Abschluss von Geschäften/Verträgen


Auch eine Person, die eine Vertretungsperson hat, kann, wenn sie
entscheidungsfähig ist, auch ohne Zustimmung der Vertretungsperson,
Verträge abschließen. Eine nicht entscheidungsfähige Person benötigt die
Zustimmung der Vertretungsperson mit dem jeweiligen Wirkungsbereich.

Alltagsgeschäfte des täglichen Lebens kann die vertretene Person


immer selbst abschließen, auch wenn sie nicht entscheidungsfähig ist.
Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sämtliche Pflichten aus dem Geschäft
erfüllt sind (z.B. der Kaufpreis vollständig bezahlt wurde) und das Geschäft die
Lebensverhältnisse der Person nicht übersteigt.
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Ausnahme:
Bei der gerichtlichen Erwachsenenvertretung (das ist die bisherige
Sachwalterschaft) kann das Gericht unter bestimmten Voraussetzungen einen
Genehmigungsvorbehalt aussprechen. Dann ist ein Rechtsgeschäft der
vertretenen Person nur mit Zustimmung der Vertretungsperson oder in
bestimmten Fällen nur mit der Genehmigung des Gerichts gültig. Dies ist
jedoch nur dann möglich, wenn sich die vertretene Person sonst ernstlich und
erheblich gefährden würde.

B) Personensorge

 Medizinische Heilbehandlung – siehe c


 Soziale Betreuung (Organisation von Mohi, Hauskrankenpflege, Essen
auf Rädern, 24 h Betreuung…)
 Veränderung des Wohnortes (Übersiedelung in ein Pflegeheim)

Jede entscheidungsfähige erwachsene Person kann nur selbst entscheiden,


wo sie wohnen möchte. Auch eine Vorsorgevollmacht oder eine
Erwachsenenvertretung ändert daran nichts.
Wenn ein Umzug für eine nicht entscheidungsfähige Person notwendig wird
(z.B. um eine bessere Betreuung zu ermöglichen), kann eine
Vertretungsperson, wenn sie für diesen Wirkungsbereich zuständig ist, diese
Entscheidung treffen.
Ist der Umzug nicht nur vorübergehend, muss dies Entscheidung im Fall der
Erwachsenenvertretung auch gerichtlich genehmigt werden. Bei einer
Vorsorgevollmacht ist die gerichtlichen Genehmigung nur bei einem Umzug
ins Ausland notwendig. Lehnt die vertretene Person den Umzug ab, so muss
der Erwachsenenschutzverein eingebunden werden. Dieser klärt dann ab, ob
der Umzug im Wohle der Person liegt. Die Meinung der vertretenen Person
muss jedenfalls immer gehört werden.

Ad Medizinische Heilbehandlung:

c) Sie begleiten einen Bewohner vor der geplanten Operation zum ärztlichen
Aufklärungsgespräch. Erklären Sie die Vorgangsweise, wenn sie bemerken, dass
der Bewohner kognitiv nicht mehr in der Lage ist die Notwendigkeit der Operation
und die damit verbundenen Risiken und Auswirkungen zu verstehen.

Medizinische Behandlungen

Entscheidungsfähige Patientinnen/entscheidungsfähige Patienten können immer


nur selbst entscheiden, ob eine medizinische Behandlung durchgeführt werden soll
oder nicht. Das gilt auch für Personen mit einer Vertretungsperson.

Ob die Patientin/der Patient entscheidungsfähig ist, beurteilt die Ärztin/der Arzt im


Rahmen des Aufklärungsgesprächs.

Ist die Patientin/der Patient nicht entscheidungsfähig, so soll sie/er durch


Angehörige, nahestehende Personen, Vertrauenspersonen oder besonders geübte
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Fachleute bei der Entscheidung unterstützt werden. Dies kann die Patientin/der
Patient allerdings auch ablehnen.

Wenn die Patientin/der Patient auch mit Unterstützung nicht entscheidungsfähig ist,
entscheidet die Vertretungsperson nach dem prognostizierbaren Willen der
Patientin/des Patienten. Voraussetzung dafür ist, dass die Vertretungsperson eine
Vertretungsbefugnis für medizinische Behandlungen hat.

Im Zweifel ist davon auszugehen, dass eine Person eine medizinisch


erforderliche Behandlung wünscht.

Wenn die Patientin/der Patient zu erkennen gibt, dass sie/er die Behandlung
ablehnt oder die Vertretungsperson die Behandlung ablehnt und damit nicht dem
Willen des Patienten/der Patienten entspricht, muss das Gericht angerufen
werden.

Ausnahme: Wenn eine Behandlung nicht entscheidungsfähiger Personen sofort


erfolgen muss, weil sonst schwere gesundheitliche Folgen oder starke
Schmerzen eintreten würden, müssen die Ärzte diese auf jeden Fall einleiten,
auch wenn noch keine Unterstützung oder Zustimmung eingeholt werden
konnte! = medizinische Notfallentscheidung
HINWEIS
Um von vornherein auszuschließen, dass gewisse Behandlungen durchgeführt
werden, sollte eine Patientenverfügung errichtet werden.

Auch Personen die nicht entscheidungsfähig sind müssen über die Grundzüge der
medizinischen Behandlung informiert werden.

Die Grundsätze zur medizinischen Behandlung gelten auch für pflegerische und
therapeutische Maßnahmen von Angehörigen anderer gesetzlich geregelter
Gesundheitsberufe (z.B. Gesundheits- und Krankenpflegerinnen/Gesundheits- und
Krankenpfleger, Psychologinnen/Psychologen, Psychotherapeutinnen/Psycho-
therapeuten etc.), wenn sie in deren Kernkompetenz fallen.

Welche Alternativen zur Erwachsenenvertretung gibt es?


- Gesetzliche Erwachsenenvertretung

 Die Eltern erkundigen sich bei Ihnen, ob sie – wenn ihre Tochter volljährig wird
- im Rahmen der Angehörigenvertretung auch weiterhin allen erforderlichen
medizinischen Heilbehandlungen zustimmen können?

Achtung:
Änderung seit 1.7.2018 – auch für Eltern und Angehörige gilt c) medizinische
Heilbehandlung!

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Es wird nicht mehr zwischen leichter und schwerer medizinischer Heilbehandlung
unterschieden. Eltern und Angehörige dürfen keine Entscheidungen gegen den
Willen der/s Betroffenen treffen.

 Heilbehandlungen können mit Zustimmung eines Angehörigen durchgeführt


werden und was ist darüber hinaus zu beachten.

Achtung:
Vor 1.7.2018 durften Angehörige ihre Zustimmung zu leichten medizinischen
Heilbehandlungen (Blutabnahme, Zahnbehandlungen,…) auch gegen den Willen der
Betroffenen erteilen.
Seit 1.7.2018 ist keine Zustimmung der Angehörigen erforderlich bzw möglich. Sie
können nur bei der Entscheidung unterstützen, die der Patient aber auch ablehnen
kann.

- Vorsorgevollmacht
Erklären Sie den Inhalt einer Vorsorgevollmacht und in welchen Bereichen/wann
Sie rechtswirksam wird.

Mit einer Vorsorgevollmacht kann eine Person bestimmen, wer als


Bevollmächtigte/Bevollmächtigter künftig für sie entscheiden und sie vertreten
kann, falls sie ihre Entscheidungsfähigkeit verliert.

Der Inhalt ist vergleichbar mit den Befugnissen, die ein gerichtlicher
Erwachsenenvertreter hat.

A) Vermögenssorge:

• Abschluss von Rechtsgeschäften


• Vermögensverwaltung
• Kontoführung
• Vertretung vor Ämtern, Behörden und Gerichten (Antrag auf Pflegegeld,
Wohnbeihilfe,…)

B) Personensorge

• Medizinische Heilbehandlung
• Soziale Betreuung (Organisation von Mohi, Hauskrankenpflege, Essen auf
Rädern, 24 h Betreuung…)
• Veränderung des Wohnortes (Übersiedelung in ein Pflegeheim)

Eine Vorsorgevollmacht kann insbesondere dann sinnvoll sein, wenn eine Person
an einer Krankheit leidet, die mit fortschreitender Entwicklung das
Entscheidungsvermögen beeinträchtigen kann. Dies betrifft etwa Menschen,
die an Alzheimer oder Altersdemenz leiden. Mit der Vorsorgevollmacht kann aber
auch für mögliche Einschränkungen nach einem Unfall vorgesorgt werden.
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Die Vorsorgevollmacht wird dann wirksam, wenn die Person die
Entscheidungsfähigkeit in jenen Angelegenheiten verliert, für die sie vorgesorgt
hat. Dann können die zu vertretende Person und die/der Vorsorgebevollmächtigte
die Errichtungsstelle aufsuchen und den Eintritt des Vorsorgefalls eintragen
lassen.

Um den Verlust der Entscheidungsfähigkeit zu bescheinigen ist die Vorlage


eines ärztlichen Zeugnisses notwendig.

- Patientenverfügung

 Erklären Sie einer Bewohnerin im Pflegeheim den Inhalt einer


Patientenverfügung.

Dabei handelt es sich um eine schriftliche Willenserklärung, mit der die künftige
Patientin/der künftige Patient eine medizinische Behandlung (beispielsweise
lebensverlängernde Maßnahmen) ablehnt und die dann wirksam werden soll, wenn
sie/er im Zeitpunkt der Behandlung nicht entscheidungsfähig ist (beispielsweise weil
sie/er bewusstlos ist).

 Erklären Sie den Unterschied zwischen einer verbindlichen und einer


beachtlichen Patientenverfügung.

Beachtliche Patientenverfügung

Im Patientenverfügungs-Gesetz (PatVG) wird zwischen verbindlichen


Patientenverfügungen und solchen, die zwar nicht verbindlich sind, aber trotzdem
der Ermittlung des Willens der Patientin/des Patienten zugrunde zu legen sind,
unterschieden.

Bei der beachtlichen Patientenverfügung sind keine Formvorschriften (Errichtung


durch einen Notar, Anwalt und Aufklärungsgespräch durch einen Arzt)
erforderlich.

Verbindliche Patientenverfügung

In einer verbindlichen Patientenverfügung müssen die medizinischen


Behandlungen, die abgelehnt werden, konkret beschrieben sein oder eindeutig
aus dem Gesamtzusammenhang der Verfügung hervorgehen. Außerdem muss aus
der Patientenverfügung hervorgehen, dass die Patientin/der Patient die Folgen der
Patientenverfügung richtig einschätzt.

Die Ärztin/der Arzt muss sich in der Regel an diese Patientenverfügung halten.
Errichtung einer Patientenverfügung

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Voraussetzung für die Errichtung einer verbindlichen Patientenverfügung ist eine
umfassende ärztliche Aufklärung einschließlich einer Information über Wesen und
Folgen der Patientenverfügung für die medizinische Behandlung.

Eine verbindliche Patientenverfügung muss schriftlich mit Angabe des Datums vor
einer Rechtsanwältin/einem Rechtsanwalt, einer Notarin/einem Notar, vor einer
rechtskundigen Mitarbeiterin/einem rechtskundigen Mitarbeiter der
Patientenvertretung oder vor einem rechtskundigen Mitarbeiter/einer rechtskundigen
Mitarbeiterin eines Erwachsenenschutzvereins errichtet werden.

Sie bleibt für acht Jahre verbindlich (außer die Patientin/der Patient hat eine
kürzere Frist bestimmt) und muss dann wieder bestätigt werden, wofür erneut
eine ärztliche Aufklärung erfolgen muss. Danach beginnt die Frist von acht Jahren
wieder zu laufen (außer die Patientin/der Patient hat eine kürzere Frist bestimmt, die
Patientenverfügung geändert oder ergänzt).

Eine Änderung oder eine Ergänzung entspricht einer Erneuerung, das heißt, dass
auch in diesen Fällen die Frist von acht Jahren neu zu laufen beginnt.

Wurde die Patientenverfügung in einem Register erfasst, ist eine Rechtsanwältin/ein


Rechtsanwalt bzw. eine Notarin/ein Notar verpflichtet, auch eine ihr/ihm zur Kenntnis
gebrachte Erneuerung, Ergänzung oder Änderung nach Maßgabe der technischen
Möglichkeiten im jeweiligen Register zu vermerken.

Kann eine Patientin/ein Patient eine Patientenverfügung nicht erneuern, weil


sie/er nicht entscheidungsfähig ist, so behält sie trotz des Ablaufs von acht
Jahren, bzw. der von der Patientin/vom Patienten bestimmten kürzeren Frist,
ihre Verbindlichkeit.

Jedenfalls kann die Patientenverfügung jederzeit von der Patientin/dem Patienten


selbst höchstpersönlich widerrufen werden.
Patientenverfügungsregister

Jede Patientenverfügung kann auf Wunsch im Patientenverfügungsregister des


österreichischen Notariats sowie im Patientenverfügungsregister der
österreichischen Rechtsanwälte registriert werden. In Kooperation mit dem
österreichischen Roten Kreuz besteht eine österreichweit verfügbare
Einsichtmöglichkeit für Krankenanstalten in das Patientenverfügungsregister des
österreichischen Notariats und in das Patientenverfügungsregister der
österreichischen Rechtsanwälte.

3. (Un-)Zulässigkeit von Freiheitsbeschränkende Massnahmen

 Unter dem Pflegepersonal entsteht eine heftige Diskussion, ob ein Bettgitter


zur Sturzprävention angebracht werden soll, oder ob es sich auch bei den
Schlafmedikamenten auch um eine freiheitsbeschränkende Maßnahme
handelt. Erklären Sie ihren Standpunkt.

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Seit Juli 2005 regelt das Heimaufenthaltsgesetz den Umgang mit
freiheitsbeschränkenden Maßnahmen.

Hierzu zählen alle Maßnahmen, die einen Menschen in seiner


Bewegungsfreiheit einschränken.
Das können zum Beispiel
• Medikamentöse Freiheitsbeschränkungen
beruhigende (= sedierende) Medikamente – Anordnung nur durch den Arzt
• Pflegerische Freiheitsbeschränkungen
(Bettgitter, Gurte zum Anbinden) - Anordung nur durch die Pflegeleitung
• Pädagogische Freiheitsbeschränkungen
(versperrte Türen oder körperliches Festhalten) – Anordung nur durch die
Pägagogische Leitung oder Gerichtsbeschluss
sein.

Anordnung freiheitsbeschränkender Maßnahmen

Die Befugnis zur Anordnung freiheitsbeschränkender Maßnahmen wird der jeweils


kompetenten Berufsgruppe (Ärzte, Pflege, Pädagogik) zugeordnet. Diese müssen
der IfS-Bewohnervertretung gemeldet und dokumentiert werden.

Eine Freiheitsbeschränkung im Sinn des HeimAufG liegt immer dann vor, wenn es
einer Person unmöglich gemacht wird, ihren Aufenthalt nach ihrem freien Willen zu
verändern. Dabei ist die Beschränkung der Bewegungsfreiheit auf einen bestimmten
räumlich abgegrenzten Bereich wesentlich (Allseitigkeit der Bewegungsbeschränk-
ung). Weiters ist eine Freiheitsbeschränkung nur dann gegeben, wenn dem
Betroffenen gegen oder ohne seinen Willen die Bewegungsfreiheit entzogen wird.
Auf die Bildung eines (vernünftigen) Fortbewegungswillens und darauf, ob sich der
betroffene Patient der Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit bewusst ist, kommt
es nicht an.
Maßgeblich ist, dass die Beschränkung nicht vom freiwilligen und im Zustand der
Einsichts- und Urteilsfähigkeit geäußerten Willen getragen ist.

Der Schutz des HeimAufG entfällt auch nicht deshalb, weil ein Patient seine ihm
verbliebene Bewegungsfreiheit aufgrund seines schlechten gesundheitlichen
Zustandes nicht in Anspruch nehmen kann oder aufgrund seiner psychischen
Situation nicht bewusst erlebt.

Wann ist eine Freiheitsbeschränkung zulässig?

• Die betroffene Person ist in ihrer geistigen Verfassung schwer


beeinträchtigt (psychische Erkrankung, kognitive Beeinträchtigung)
• Ihr Leben oder ihre Gesundheit bzw. das Leben oder die Gesundheit
anderer ist ernstlich bedroht.
• Diese Gefahr kann durch keine sanfte Alternative abgewendet werden.

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Sanftere Alternativen sind in der Pflege statt Bettgittern – geteilte Bettgitter,
Niederflurbetten, Sturz- bzw. Bewegungsmatten usw.

Sedierende Medikamente werden viel zu oft verabreicht, obwohl keine ernste und
erhebliche Eigen- oder Fremdgefährdung besteht. Ein „gestörter Tag-Nacht-
Rhythmus“ oder Pflegekräftemangel im Nachtdienst!

Eine Freiheitsbeschränkung kann auch durch medikamentöse Mittel erfolgen


In Betracht kommt hier insbesondere die Verabreichung beruhigender und
dämpfender Medikamente (Tranquilizer, Sedativa) für die rein symptomatische
Behandlung von Unruhezuständen oder Verhaltensstörungen,
etwa um zu verhindern, dass andere Personen gefährdet werden. Davon kann
allerdings nur dann gesprochen werden, wenn die Behandlung unmittelbar die
Unterbindung des Bewegungsdrangs bezweckt.

Von einer Freiheitsbeschränkung kann hingegen nicht bei unvermeidlichen


bewegungsdämpfenden Nebenwirkungen gesprochen werden, die sich bei
der Verfolgung anderer therapeutischer Ziele mitunter ergeben.

Medikamente als pharmakologische Beeinflussungen (z. B. sedierende niedrig- oder


hochpotente Neuroleptika, Benzodiazepine) sind nur dann als physische Mittel zur
Freiheitsbeschränkung zu werten, wenn der Zweck ihrer Verabreichung auch in der
Dämpfung des Bewegungsdranges – beispielsweise bei schweren
Unruhezuständen – besteht, nicht aber dann, wenn die Unterbindung des

Bewegungsbedürfnis ses lediglich eine unvermeidliche Nebenwirkung eines anderen


therapeutischen Zweckes darstellt.

Nach der Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofs ist eine Freiheitsbeschränkung


durch medikamentöse Mittel nur dann von vornherein ausgeschlossen, wenn die
Sedierung des Bewohners eine unvermeidliche Nebenwirkung des betreffenden
Medikaments darstellt. Ist das Medikament hingegen ein (reines) Sedativum, mit dem
also unmittelbar die Unterbindung des Bewegungsdranges erreicht werden soll, kann
von einer Nebenwirkung im Sinn der Erläuterungen des Gesetzes keine Rede sein.

Der Oberste Gerichtshof hält fest, dass für das Vorliegen einer medikamentösen
Freiheitsbeschränkung die folgenden Fragen entscheidungserheblich sind:

1. Welchen therapeutischen Zweck verfolgt die Anwendung jedes einzelnen


der zu überprüfenden Medikamente?

2. Wurden bzw. werden die Medikamente – insbesondere in der dem


Bewohner verabreichten Dosierung und Kombination („bunter Mix") – dieser
Zweckbestimmung entsprechend eingesetzt?

3. Welche konkrete Wirkung war und ist für den Bewohner mit dem Einsatz
der Medikamente verbunden?

Weiters führt der OGH aus: „Selbst die therapeutisch indizierte medikamentöse
Behandlung ist als Freiheitsbeschränkung zu beurteilen, wenn sie primär der

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Unterbindung von Unruhezuständen und der Beruhigung, also zur „Ruhigstellung"
des Patienten dient“

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