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PflegeassistentInnen
(Wiederholung 1. und 2. Semester)
Pflegende Angehörige sind häufig überlastet mit der oft langjährigen Pflege
einer/eines nahen Angehörigen. Beziehungskonflikte, Rollenumkehr,
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Ängste, soziale Isolation des pflegenden Angehörigen, Unwissenheit über
die Erkrankung, die Pflege und Unterstützungsangebote und andere
Belastungen können sich auch als Symptom einer Überlastung in Form
von Gewalttaten äußern.
Hauskrankenpflege kann hier auch präventiv tätig sein, indem
Fachpersonen Unterstützung anbieten und über Angebote informieren. Es
fällt Angehörigen nicht immer leicht, Hilfe anzunehmen, deshalb ist es
umso wichtiger, diese mehrmals anzubieten und die Angehörigen – soweit
möglich – immer wieder darin zu unterstützen, auch an sich selbst zu
denken und sich Gutes zu tun.
Besonders sei hier noch einmal betont, wie wichtig es ist, Sicherheit zu
erlangen, wenn der Verdacht einer Gewaltanwendung durch
Angehörige vorliegt.
Ultima ratio:
Bei Gefahr in Verzug, kann der Vorgesetzte eine
Fremdunterbringung - Urlaubsbett in einem Pflegeheim
veranlassen.
Achtung:
Jemanden zu Unrecht zu verdächtigen, dass er eine Straftat (zB
Körperverletzung) begangen hat, führ umgekehrt zu einer Anklage wegen
Verleumdung.
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Für volljährige Personen, die wegen einer psychischen Krankheit oder einer
kognitiven Beeinträchtigung nicht (mehr) alle Entscheidungen – ohne Gefahr
eines erheblichen Nachteils - selbst treffen können, gibt es die Möglichkeit der
Erwachsenenvertretung.
Erst wenn keine der anderen Vertretungsformen möglich ist – zum Beispiel, weil
keine Angehörigen für eine Vertretung zur Verfügung stehen oder weil die zu
besorgenden Angelegenheiten zu komplex sind – soll die gerichtliche
Erwachsenenvertretung in Betracht kommen.
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Welche Aufgaben die/der Vorsorgebevollmächtigte oder die
Erwachsenenvertreterin/der Erwachsenenvertreter zu besorgen hat, ergibt sich vor
allem aus ihrem/seinem Wirkungsbereich. Das sind die einzelnen oder Arten von
Angelegenheiten, für die sie/er vertretungsbefugt ist. Der Wirkungsbereich ergibt sich
je nach Vertretungsform aus
• der individuellen Vollmacht (Vorsorgevollmacht) oder schriftlichen
Vereinbarung (gewählte Erwachsenenvertretung)
• den ausgewählten gesetzlich vordefinierten Bereichen (gesetzliche
Erwachsenenvertretung
• dem gerichtlichen Bestellungsbeschluss (gerichtliche
Erwachsenenvertretung).
Nach Rücksprache mit der vertretenen Person ist die Vertretungsperson im Rahmen
ihres Wirkungsbereichs berechtigt, Entscheidungen zu treffen. Die
Vertretungsperson darf jedoch nicht über die vertretene Person hinweg, sondern soll
nach ihren Wünschen und Vorstellungen entscheiden. Sie hat eine
Wunschermittlungspflicht.
Ausnahme: Nur, wenn das Wohl der vertretenen Person sonst ernstlich und
erheblich gefährdet ist, darf eine Entscheidung auch gegen ihren Willen
erfolgen. In wichtigen persönlichen Angelegenheiten muss die
Vertretungsperson eine Entscheidung des Gerichts einholen!
Dies umfasst zB
A) Vermögenssorge:
B) Personensorge
Ad Medizinische Heilbehandlung:
c) Sie begleiten einen Bewohner vor der geplanten Operation zum ärztlichen
Aufklärungsgespräch. Erklären Sie die Vorgangsweise, wenn sie bemerken, dass
der Bewohner kognitiv nicht mehr in der Lage ist die Notwendigkeit der Operation
und die damit verbundenen Risiken und Auswirkungen zu verstehen.
Medizinische Behandlungen
Wenn die Patientin/der Patient auch mit Unterstützung nicht entscheidungsfähig ist,
entscheidet die Vertretungsperson nach dem prognostizierbaren Willen der
Patientin/des Patienten. Voraussetzung dafür ist, dass die Vertretungsperson eine
Vertretungsbefugnis für medizinische Behandlungen hat.
Wenn die Patientin/der Patient zu erkennen gibt, dass sie/er die Behandlung
ablehnt oder die Vertretungsperson die Behandlung ablehnt und damit nicht dem
Willen des Patienten/der Patienten entspricht, muss das Gericht angerufen
werden.
Auch Personen die nicht entscheidungsfähig sind müssen über die Grundzüge der
medizinischen Behandlung informiert werden.
Die Grundsätze zur medizinischen Behandlung gelten auch für pflegerische und
therapeutische Maßnahmen von Angehörigen anderer gesetzlich geregelter
Gesundheitsberufe (z.B. Gesundheits- und Krankenpflegerinnen/Gesundheits- und
Krankenpfleger, Psychologinnen/Psychologen, Psychotherapeutinnen/Psycho-
therapeuten etc.), wenn sie in deren Kernkompetenz fallen.
Die Eltern erkundigen sich bei Ihnen, ob sie – wenn ihre Tochter volljährig wird
- im Rahmen der Angehörigenvertretung auch weiterhin allen erforderlichen
medizinischen Heilbehandlungen zustimmen können?
Achtung:
Änderung seit 1.7.2018 – auch für Eltern und Angehörige gilt c) medizinische
Heilbehandlung!
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Es wird nicht mehr zwischen leichter und schwerer medizinischer Heilbehandlung
unterschieden. Eltern und Angehörige dürfen keine Entscheidungen gegen den
Willen der/s Betroffenen treffen.
Achtung:
Vor 1.7.2018 durften Angehörige ihre Zustimmung zu leichten medizinischen
Heilbehandlungen (Blutabnahme, Zahnbehandlungen,…) auch gegen den Willen der
Betroffenen erteilen.
Seit 1.7.2018 ist keine Zustimmung der Angehörigen erforderlich bzw möglich. Sie
können nur bei der Entscheidung unterstützen, die der Patient aber auch ablehnen
kann.
- Vorsorgevollmacht
Erklären Sie den Inhalt einer Vorsorgevollmacht und in welchen Bereichen/wann
Sie rechtswirksam wird.
Der Inhalt ist vergleichbar mit den Befugnissen, die ein gerichtlicher
Erwachsenenvertreter hat.
A) Vermögenssorge:
B) Personensorge
• Medizinische Heilbehandlung
• Soziale Betreuung (Organisation von Mohi, Hauskrankenpflege, Essen auf
Rädern, 24 h Betreuung…)
• Veränderung des Wohnortes (Übersiedelung in ein Pflegeheim)
Eine Vorsorgevollmacht kann insbesondere dann sinnvoll sein, wenn eine Person
an einer Krankheit leidet, die mit fortschreitender Entwicklung das
Entscheidungsvermögen beeinträchtigen kann. Dies betrifft etwa Menschen,
die an Alzheimer oder Altersdemenz leiden. Mit der Vorsorgevollmacht kann aber
auch für mögliche Einschränkungen nach einem Unfall vorgesorgt werden.
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Die Vorsorgevollmacht wird dann wirksam, wenn die Person die
Entscheidungsfähigkeit in jenen Angelegenheiten verliert, für die sie vorgesorgt
hat. Dann können die zu vertretende Person und die/der Vorsorgebevollmächtigte
die Errichtungsstelle aufsuchen und den Eintritt des Vorsorgefalls eintragen
lassen.
- Patientenverfügung
Dabei handelt es sich um eine schriftliche Willenserklärung, mit der die künftige
Patientin/der künftige Patient eine medizinische Behandlung (beispielsweise
lebensverlängernde Maßnahmen) ablehnt und die dann wirksam werden soll, wenn
sie/er im Zeitpunkt der Behandlung nicht entscheidungsfähig ist (beispielsweise weil
sie/er bewusstlos ist).
Beachtliche Patientenverfügung
Verbindliche Patientenverfügung
Die Ärztin/der Arzt muss sich in der Regel an diese Patientenverfügung halten.
Errichtung einer Patientenverfügung
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Voraussetzung für die Errichtung einer verbindlichen Patientenverfügung ist eine
umfassende ärztliche Aufklärung einschließlich einer Information über Wesen und
Folgen der Patientenverfügung für die medizinische Behandlung.
Eine verbindliche Patientenverfügung muss schriftlich mit Angabe des Datums vor
einer Rechtsanwältin/einem Rechtsanwalt, einer Notarin/einem Notar, vor einer
rechtskundigen Mitarbeiterin/einem rechtskundigen Mitarbeiter der
Patientenvertretung oder vor einem rechtskundigen Mitarbeiter/einer rechtskundigen
Mitarbeiterin eines Erwachsenenschutzvereins errichtet werden.
Sie bleibt für acht Jahre verbindlich (außer die Patientin/der Patient hat eine
kürzere Frist bestimmt) und muss dann wieder bestätigt werden, wofür erneut
eine ärztliche Aufklärung erfolgen muss. Danach beginnt die Frist von acht Jahren
wieder zu laufen (außer die Patientin/der Patient hat eine kürzere Frist bestimmt, die
Patientenverfügung geändert oder ergänzt).
Eine Änderung oder eine Ergänzung entspricht einer Erneuerung, das heißt, dass
auch in diesen Fällen die Frist von acht Jahren neu zu laufen beginnt.
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Seit Juli 2005 regelt das Heimaufenthaltsgesetz den Umgang mit
freiheitsbeschränkenden Maßnahmen.
Eine Freiheitsbeschränkung im Sinn des HeimAufG liegt immer dann vor, wenn es
einer Person unmöglich gemacht wird, ihren Aufenthalt nach ihrem freien Willen zu
verändern. Dabei ist die Beschränkung der Bewegungsfreiheit auf einen bestimmten
räumlich abgegrenzten Bereich wesentlich (Allseitigkeit der Bewegungsbeschränk-
ung). Weiters ist eine Freiheitsbeschränkung nur dann gegeben, wenn dem
Betroffenen gegen oder ohne seinen Willen die Bewegungsfreiheit entzogen wird.
Auf die Bildung eines (vernünftigen) Fortbewegungswillens und darauf, ob sich der
betroffene Patient der Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit bewusst ist, kommt
es nicht an.
Maßgeblich ist, dass die Beschränkung nicht vom freiwilligen und im Zustand der
Einsichts- und Urteilsfähigkeit geäußerten Willen getragen ist.
Der Schutz des HeimAufG entfällt auch nicht deshalb, weil ein Patient seine ihm
verbliebene Bewegungsfreiheit aufgrund seines schlechten gesundheitlichen
Zustandes nicht in Anspruch nehmen kann oder aufgrund seiner psychischen
Situation nicht bewusst erlebt.
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Sanftere Alternativen sind in der Pflege statt Bettgittern – geteilte Bettgitter,
Niederflurbetten, Sturz- bzw. Bewegungsmatten usw.
Sedierende Medikamente werden viel zu oft verabreicht, obwohl keine ernste und
erhebliche Eigen- oder Fremdgefährdung besteht. Ein „gestörter Tag-Nacht-
Rhythmus“ oder Pflegekräftemangel im Nachtdienst!
Der Oberste Gerichtshof hält fest, dass für das Vorliegen einer medikamentösen
Freiheitsbeschränkung die folgenden Fragen entscheidungserheblich sind:
3. Welche konkrete Wirkung war und ist für den Bewohner mit dem Einsatz
der Medikamente verbunden?
Weiters führt der OGH aus: „Selbst die therapeutisch indizierte medikamentöse
Behandlung ist als Freiheitsbeschränkung zu beurteilen, wenn sie primär der
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Unterbindung von Unruhezuständen und der Beruhigung, also zur „Ruhigstellung"
des Patienten dient“
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