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Paradigmen-Wechsel– Veränderung der

Weltsicht?
31. Januar 2020

Veränderung der Weltsicht?


PARADIGMEN-WECHSEL
Das Wort Paradigma (griechisch: parádeigma, aus parà „neben“ und deiknymi „zeigen“,
„begreiflich machen“, bedeutet Beispiel, Muster. Seit dem späten 18. Jahrhundert
bezeichnet Paradigma eine bestimmte wissenschaftliche Lehrmeinung, Denkweise oder Art
der Weltanschauung. Zunächst einmal ist das Wort „Welt“ genauer zu betrachten.
Das angelsächsische „werold“ bezeichnete den Wohnsitz der Menschen auf der Erde; hieraus
entstanden die englischen Worte „world“ und „old“, wobei man unter „old“ mehr das gelebte
Zeitalter verstand. Im Lateinischen und Französischen kennen wir die völlig anders
klingenden Worte „mundus“ und „le monde“.
Die Welt, in der wir leben, ist eine äußerst zwiespältige, um nicht zu sagen
vielspältige:
Grenzen teilen Kontinente und Länder, Generationskonflikte trennen Jung und Alt,
egoistische Bedürfnisse ziehen Trennungsgräben um jeden einzelnen. Vieles weist darauf hin,
dass die Klüfte immer größer werden. Der augenblickliche Globalisierungsprozess der
mächtigen Weltkonzerne wird die Trennung von Armen und Reichen vergrößern und für
neuen sozialen Sprengstoff sorgen. Wir haben uns seit Jahrhunderten einer urteilenden
Weltanschauung verschrieben — am auffälligsten wird dies an der Kernspaltung deutlich —
und viele Menschen spüren, wie sich ein Umbruch anbahnt.

Ob es allerdings die erwartete äußere Weltkatastrophe etwa in Form diverser


Vernichtungskriege sein muss, bleibt dahingestellt. Die Möglichkeit eines inneren Umbruchs,
einer Transformation, einer metanoia, wobei unser Weltbild von Grund auf erschüttert wird,
ist viel wahrscheinlicher. „Metanoia“ bedeutet weder Umkehr noch Reue, sondern die
Überschreitung des Intellektes (griechisch: nous = Intellekt; lat.: intellectus)
Die alte Weltsicht erscheint immer mehr Menschen überlebt,
und daraus entsteht jene Atmosphäre von Erwartung und Spannung, die sich einerseits in
Schreckensvisionen vom Weltuntergang entlädt und andererseits vom alles versöhnenden
Wassermannzeitalter träumt. Tatsächlich haben sich schon viele Generationen vor uns danach
gesehnt, die eine, besondere, zu sein, und immer wieder haben Menschen sich in
Prophezeiungen über Neue Zeitalter und Jüngste Gerichte ergangen — und doch gibt es
einige ernstzunehmende Hinweise, die gerade für unsere Zeit eine entscheidende
Weichenstellung erwarten lassen: mit dem Alten oder mit dem Neuen aufzuerstehen.
Das überkommene, mechanistische Weltbild, das unseren Globus als berechenbaren
Lebensraum für maschinenähnlich funktionierende Menschen sieht, verwickelt sich
zunehmend in Widersprüche und wird immer schwerer haltbar. Ob wir nun einer inneren
Wende zutreiben oder einem äußeren Umbruch, ist heute kaum genau vorherzusagen und
wird auf lange Sicht gleichgültig bleiben.

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Sicher scheint nur, dass einem tieferen Rhythmus, einem inneren Gesetz folgend,
eine neue Phase im Wellenmuster heranrollt.
Tatsächlich wäre auch die große äußere Katastrophe ein Umkehrpunkt (die eskalierende Zahl
und das gewaltige Ausmaß der Naturkatastrophen sollte zeichenhaft und bewusst
wahrgenommen werden!), nichts anderes bedeutet das griechische Wort katastrophé. Wie
aus dem äußeren Zusammenbruch eine neue Welt mit einem neuen Denken entstünde, ließe
ein innerer Umschwung in den Menschen ein neues Weltbild erwachsen, auf dem sich eine
neue Welt aufbauen würde.
Alles wird seinen richtigen Lauf nehmen.
Wir wären aber keine Menschen, würden wir nicht an unserer Welt hängen, genau wie wir an
unserem Körper hängen. In dieser Hinsicht wird uns die Parallelität von Körper
(Mikrokosmos) und Welt (Makrokosmos) sehr drastisch vor Augen geführt: Der Untergang
der Welt bedeutet auch den Untergang unseres individuellen Körpers, und umgekehrt
bedeutet auch unser körperlicher Tod das Ende unserer gewohnten Welt.
Tatsächlich ist die Erde unser kollektiver Körper, unser gemeinsamer Himmelskörper, den wir
uns, wie den individuellen, möglichst lange erhalten wollen; auch wenn unser individuelles
und kollektives Verhalten in letzter Zeit eher auf beider Zerstörung hinausläuft. Das ist eines
der Paradoxa unserer Zeit. Es liegt an einem nicht nur veralteten, sondern auch gefährlich
unangemessenen Weltbild, das von einem ebenso unangemessenen Denken beherrscht wird.

Gerade aber im Denken deutet sich jetzt ein Umbruch an,


nähert sich doch die Naturwissenschaft, vor allem die moderne Quantenphysik, dem geistigen
Weltbild, dem eine allumfassende statt der bisherigen trennenden und sezierenden Weltsicht
zugrunde liegt.

Man kann jetzt erleben, wie sich die Vorhut der Wissenschaft mit dem zeitlosen Wissen
vereinigt. Es ist der Punkt, wo sich die Schlange in den Schwanz beißt, wo sich älteste und
neuestes Wissen vereinigen. Vereinigung führt zur Ganzheit.

Es geht vor allem um Ganzheit, um das Erkennen der Einheit von Mikrokosmos und Makrokosmos.
Unser Ziel ist es nicht, etwas zu beweisen, der Wissenschaft ihre Arbeit abzunehmen, sondern
vielmehr, auf den Grundsätzen der Weisheitslehren fußend, mit dem modernen Wissen zu spielen und
dabei ein Gefühl für uns selbst zu bekommen und für unseren Platz im Kosmos.

Von der uralten Basis der Weisheit aus wollen wir die Welt in unserer Zeit betrachten und
dabei sehen lernen, Gefühl für die verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit entwickeln,
Analogien erkennen, die Spielregeln von Lila, dem kosmischen Spiel, entdecken, um dadurch
mehr Spaß am Spiel zu finden.
Denn natürlich macht ein Spiel mehr Freude, wenn wir seine Regeln kennen und aktiver
Mitspieler statt frustrierter Außenseiter sind. Die Kenntnis des Spielfeldes und des Musters
aber, das dem Verlauf des großen Spiels zugrunde liegt und ihn bestimmt, macht erst das
Erreichen unseres eigentlichen Ziels möglich: Die Einheit von Mikro- und Makrokosmos zu
entschlüsseln.

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Bei Lao Tse lesen wir im 48. Kapitel des „Tao Te King“:
„Wer nach Wissen sucht, weiß mit jedem Tag mehr.
Wer den Weg sucht, tut mit jedem Tag weniger.
Weniger, immer weniger ist zu tun,
bis man beim Nicht-Tun ankommt.
Ist man beim Nicht-Tun angekommen,
bleibt nichts ungetan.
Wer die Welt gewinnen will, mischt sich nicht in die Dinge ein.
Wer sich in die Dinge einmischt,
ist der Aufgabe, die Welt zu gewinnen, nicht gewachsen.“

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