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Weltsicht?
31. Januar 2020
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Sicher scheint nur, dass einem tieferen Rhythmus, einem inneren Gesetz folgend,
eine neue Phase im Wellenmuster heranrollt.
Tatsächlich wäre auch die große äußere Katastrophe ein Umkehrpunkt (die eskalierende Zahl
und das gewaltige Ausmaß der Naturkatastrophen sollte zeichenhaft und bewusst
wahrgenommen werden!), nichts anderes bedeutet das griechische Wort katastrophé. Wie
aus dem äußeren Zusammenbruch eine neue Welt mit einem neuen Denken entstünde, ließe
ein innerer Umschwung in den Menschen ein neues Weltbild erwachsen, auf dem sich eine
neue Welt aufbauen würde.
Alles wird seinen richtigen Lauf nehmen.
Wir wären aber keine Menschen, würden wir nicht an unserer Welt hängen, genau wie wir an
unserem Körper hängen. In dieser Hinsicht wird uns die Parallelität von Körper
(Mikrokosmos) und Welt (Makrokosmos) sehr drastisch vor Augen geführt: Der Untergang
der Welt bedeutet auch den Untergang unseres individuellen Körpers, und umgekehrt
bedeutet auch unser körperlicher Tod das Ende unserer gewohnten Welt.
Tatsächlich ist die Erde unser kollektiver Körper, unser gemeinsamer Himmelskörper, den wir
uns, wie den individuellen, möglichst lange erhalten wollen; auch wenn unser individuelles
und kollektives Verhalten in letzter Zeit eher auf beider Zerstörung hinausläuft. Das ist eines
der Paradoxa unserer Zeit. Es liegt an einem nicht nur veralteten, sondern auch gefährlich
unangemessenen Weltbild, das von einem ebenso unangemessenen Denken beherrscht wird.
Man kann jetzt erleben, wie sich die Vorhut der Wissenschaft mit dem zeitlosen Wissen
vereinigt. Es ist der Punkt, wo sich die Schlange in den Schwanz beißt, wo sich älteste und
neuestes Wissen vereinigen. Vereinigung führt zur Ganzheit.
Es geht vor allem um Ganzheit, um das Erkennen der Einheit von Mikrokosmos und Makrokosmos.
Unser Ziel ist es nicht, etwas zu beweisen, der Wissenschaft ihre Arbeit abzunehmen, sondern
vielmehr, auf den Grundsätzen der Weisheitslehren fußend, mit dem modernen Wissen zu spielen und
dabei ein Gefühl für uns selbst zu bekommen und für unseren Platz im Kosmos.
Von der uralten Basis der Weisheit aus wollen wir die Welt in unserer Zeit betrachten und
dabei sehen lernen, Gefühl für die verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit entwickeln,
Analogien erkennen, die Spielregeln von Lila, dem kosmischen Spiel, entdecken, um dadurch
mehr Spaß am Spiel zu finden.
Denn natürlich macht ein Spiel mehr Freude, wenn wir seine Regeln kennen und aktiver
Mitspieler statt frustrierter Außenseiter sind. Die Kenntnis des Spielfeldes und des Musters
aber, das dem Verlauf des großen Spiels zugrunde liegt und ihn bestimmt, macht erst das
Erreichen unseres eigentlichen Ziels möglich: Die Einheit von Mikro- und Makrokosmos zu
entschlüsseln.
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Bei Lao Tse lesen wir im 48. Kapitel des „Tao Te King“:
„Wer nach Wissen sucht, weiß mit jedem Tag mehr.
Wer den Weg sucht, tut mit jedem Tag weniger.
Weniger, immer weniger ist zu tun,
bis man beim Nicht-Tun ankommt.
Ist man beim Nicht-Tun angekommen,
bleibt nichts ungetan.
Wer die Welt gewinnen will, mischt sich nicht in die Dinge ein.
Wer sich in die Dinge einmischt,
ist der Aufgabe, die Welt zu gewinnen, nicht gewachsen.“