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Mysterium Indien
„Das einzig lebenswerte Abenteuer kann für den modernen Menschen nur noch innen
zu finden sein!“
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Meditierender Buddha
Sanchi – Nord-Indien
Erinnerungen von C.G. Jung
„Unvergesslich sind für mich die Stupas von Sanchi. Sie ergriffen mich mit unerwarteter
Gewalt und versetzten mich in eine Emotion, die dann bei mir einzutreten pflegt, wenn ich
einer Sache oder Person oder eines Gedankens ansichtig werde, deren Bedeutung mir noch
unbewusst ist. Die Stupas liegen auf einem Felshügel, zu dessen Anhöhe ein angenehmer Weg
über große Steinplatten in grüner Wiese führt.
Es sind Grabmäler, bzw. Reliquienbehälter von halbkugeliger Form, eigentlich zwei
übereinandergestülpte Reisschalen (konkav auf konkav), entsprechend der Vorschrift des
Buddha im Mahâ-Parinibbâna-Sûtra. Sie sind von den Engländern in pietätvoller Weise
wieder hergestellt worden. Das größte dieser Gebäude ist von einer Mauer mit vier
kunstvollen Toren umgeben.
Wenn man eintritt, führt der Weg nach links zu einer Circumambulation im Sinne des
Uhrzeigers. An den vier Kardinalpunkten stehen Statuen des Buddha. Hat man die eine
Circumambulation vollendet, so betritt man einen zweiten höher liegenden Rundweg, der im
selben Sinne verläuft. Der weite Blick über die Ebene, die Stupas selber, die Tempelruinen
und die einsame Stille des heiligen Ortes bilden ein unbeschreibliches Ganzes, das mich
ergriff und festhielt. Nie zuvor war ich von einem Ort dermaßen verzaubert worden. Ich
trennte mich von meinen Gefährten und versank in die überwältigende Stimmung…
Es war der Buddhismus, der mir dort in einer neuen Wirklichkeit erschien.
Da hörte ich aus der Ferne näher kommend rhythmische Gongtöne. Es war eine Gruppe
japanischer Pilger, die, einer hinter dem ändern marschierend, einen kleinen Gong schlugen.
Sie skandierten damit das uralte Gebet: Om mani padme hum – wobei der Gongschlag auf
das «hum» fiel. Sie verneigten sich tief vor den Stupas und traten dann durch das Tor ein.
Dort verneigten sie sich wieder vor der Buddhastatue und intonierten einen choralartigen
Gesang. Dann vollzogen sie die doppelte Circumambu-lation, wobei sie vor jeder
Buddhastatue einen Hymnus sangen. Indem meine Augen sie beobachteten, gingen Geist und
Gemüt mit ihnen, und etwas in mir bedankte sich schweigend bei ihnen dafür, dass sie meiner
Unartikuliertheit in so trefflicher Weise zu Hilfe gekommen waren.“
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Ich kam Ende Juni 2011 gerade aus Wien zurück,
wo ich mit unserem Sohn Benedikt einige schöne Sommertage verbracht hatte. Auf dem
Rückweg besuchte ich am 27. Juni 2011 ein letztes Mal Hanna Ludwig (1918 – 2014), die
„ZEN-Meisterin des Gesangskunst“ und u.a. Lehrerin von Diana Damrau, am Krankenbett
in einer Salzburger Klinik.
Aus New Delhi erreichte mich die Nachricht, dass Sri Alfred Würfel – inzwischen 99 Jahre
alt – schwer pflegebedürftig auf seinen Tod wartet. Er starb 13 Tage vor seinem 100.
Geburtstag am 13. November 2011.
Am 29. Juni 2011 starb im Aurobindo Ashram der Parse K.D. Sethna, der engste Schüler
von Sri Aurobindo (1872 – 1950) im Alter von fast 107 Jahren.
Karan Singh
Karan Singh widmete mir sein Buch Vedanta: „To my good friend Roland Ropers, a fellow
pilgrim on the quest for the divine, which is within us – with warm greetings.“
Karan Singh wurde am 9. März 1931 als einziger Sohn und Kronprinz des Maharajas von
Jammu & Kashmir Hari Singh und der Maharani Tara Devi in Cannes/ Frankreich geboren.
Er studierte an der Jammu and Kashmir University sowie an der Delhi University. An
letzterer erhielt er 1957 seinen M.A. in Politikwissenschaft. Dort promovierte er 1961 über
„Sri Aurobindo: Prophet of Nationalism“.
Karan Singhs politische Karriere begann 1949 im Alter von 18 Jahren, als er von seinem
Vater zum Regenten von Jammu und Kashmir ernannt wurde. Diese Ernennung erfolgte auf
Druck des indischen Premierministers Jawaharlal Nehru. 1952 wurde er zum Sadr-e-
Riyasat (Präsident der Provinz) gewählt und blieb dies bis 1964, als das Amt durch das Amt
des Gouverneurs von Jammu und Kashmir ersetzt wurde. Singh wurde danach von 1964 bis
1967 zum ersten Gouverneur von Jammu und Kashmir.
1967 wurde er Kabinettsminister in der Regierung von Premierministerin Indira
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Gandhi (geb. 19. November 1917 in Allahbad – ermordet am 31. Oktober 1984 in New
Delhi).
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Seit dem 5. März 1950 war Karan Singh mit Prinzessin Yasho Rajya Lakshmi,
der Enkelin von Mohan Shamsher Jang Bahadur Rana, dem letzten nepalesischen
Premierminister der Rana-Dynastie, verheiratet. Die beiden haben drei Kinder. Am 24. Mai
2009 starb seine Frau nach langer schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren.
Ich erinnere mich noch sehr gut an ein Gespräch im Hause der Familie Singh in New Delhi, wo ich zu
Karan sagte:
„Ich verstehe gar nicht, dass Du als Vedanta-Experte die Traumdeutung einer deutschen
Psychologin benötigst.“
Darauf antwortete er mir: „Einmal im Jahr muss ich in mein geliebtes Europa!“
Karan ist nach diversen Hüftoperationen stark gehbehindert. Wir sind nach wie vor in Verbindung.