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ihm die Wahl, Christ zu werden und den Götzen aufzugeben, oder
Calpurnius und die Muränen.
Syphax wählte den Tod. Ich erfuhr es und kaufte dem Zornigen seine
Rache ab und das Leben dieses schlanken Burschen, des schönsten
Sklaven in Rom.«
»Kein schlechtes Geschäft«, meinte Marcus, »der Maure ist dir treu.«
»Ich glaube«, sagte Cethegus, »tritt zurück, Syphax. Da bringt der
Koch sein Meisterstück, so scheint’s.«
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ZEHNTES KAPITEL
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»Ein Göttertrank!« rief Balbus absetzend. — »Aber stark wie
flüssiges Feuer«, sagte Kallistratos.
»Nein, den kenn’ ich nicht!« sprach Lucius Licinius.
»Ich auch nicht«, beteuerte Marcus Licinius. — »Aber ich freue
mich, ihn kennen zu lernen«, rief Piso und hielt Syphax die leere Schale
hin.
»Nun«, fragte der Wirt, zu dem letzten, bisher fast ganz stummen
Gast zu seiner Rechten gewendet, »nun, Furius, großer Seefahrer,
Abenteurer, Indiensucher, Weltumsegler, wird deine Weisheit auch
zuschanden?«
Der Gefragte erhob sich leicht von den Kissen, ein schöner
athletischer Mann von einigen dreißig Jahren, von bronzener,
wettergebräunter Gesichtsfarbe, kohlschwarzen, tiefliegenden Augen,
blendend weißen Zähnen und vollem Rundbart nach orientalischem
Schnitt.
Aber ehe er noch sprechen konnte, fiel Kallistratos rasch ein: »Doch,
beim Zeus Xenius, ich glaube, ihr kennt euch gar nicht?« Cethegus maß
die fesselnde Erscheinung mit scharfem Blick. »Ich kenne den Präfekten
von Rom«, sagte der Schweigsame. — »Nun, Cethegus, und dies ist
mein vulkanischer Freund, Furius Ahalla, aus Korsika, der reichste
Schiffsherr des Abendlands, tief wie die Nacht und heiß wie das Feuer.
Er hat fünfzig Häuser, Villen und Paläste an allen Küsten von Europa,
Asien und Afrika, zwanzig Galeeren, ein paar tausend Sklaven und
Matrosen und —«
»Und einen sehr geschwätzigen Freund«, schloß der Korse. »Präfekt,
mir ist es leid um dich, aber die Amphora ist mein. Ich kenne den Wein.«
— Und er nahm ein Kibitzei und zerschlug es mit goldenem Löffel.
»Schwerlich«, lächelte Cethegus spöttisch.
»Doch. Es ist Isiswein. Aus Ägypten. Aus Memphis.« Und ruhig
schlürfte er das goldrötliche Ei.
Erstaunt sah ihn Cethegus an. »Erraten«, sagte er dann. »Wo hast du
ihn gekostet?« — »Notwendig da, wo du. Er fließt ja nur aus einer
Quelle«, lächelte der Korse. — »Genug mit euren Geheimnissen! Keine
Rätsel unter den Rosen!« rief Piso. — »Wo habt ihr beiden Marder
dasselbe Nest gefunden?« fragte Kallistratos.
»Nun«, rief Cethegus, »wisset es immerhin. Im alten Ägypten, im
heil’gen Memphis voraus, haben sich immer noch, dicht neben den
christlichen Einsiedlern und Mönchen in der Wüste, glaubenszähe
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Männer und namentlich Frauen erhalten, die nicht lassen wollen von
Apis und Osiris und besonders treu den süßen Dienst der Isis pflegen.
Sie flüchten von der Oberfläche, wo die Kirche das Kreuz der Askese
siegreich aufgepflanzt, in die Tiefen, in den geheimen Schoß der großen
Mutter Erde mit ihrem heiligen teuren Wahn. In einem Labyrinth unter
den Pyramiden des Cheops haben sie noch einige hundert Krüge
geborgen des mächtigen Weines, welcher dereinst die Eingeweihten zu
den Orgien der Freude, der Liebe berauschte. Die Kunde geht
geheimgehalten von Geschlecht zu Geschlecht, immer nur eine Priesterin
kennt den Keller und bewahrt den Schlüssel.
Ich küßte die Priesterin, und sie führte mich ein: — sie war eine
wilde Katze, aber ihr Wein war gut: — und sie gab mir zum Abschied
fünf Krüge mit aufs Schiff. ‘
»So weit hab’ ich es mit Smerda nicht gebracht«, sagte der Korse;
»sie ließ mich trinken im Keller, aber als Andenken gab sie mir nur das
mit« — und er entblößte den braunen Hals. — »Einen Dolchstich der
Eifersucht«, lachte Cethegus. »Nun, mich freut, daß die Tochter nicht aus
der Art schlägt. Zu meiner Zeit, das heißt, als mich die Mutter trinken
ließ, lief die kleine Smerda noch im Kinderröckchen. Wohlan, es lebe der
heil’ge Nil und die süße Isis.« Und die beiden tranken sich zu.
Aber es verdroß sie, ein Geheimnis teilen zu sollen, das jeder allein
zu besitzen geglaubt.
Doch die andern waren bezaubert von der Laune des eisigen
Präfekten, der jugendlich wie ein Jüngling mit ihnen plauderte und jetzt,
da das beliebteste Thema für junge Herren unter den Bechern angeregt
war — Liebesabenteuer und Mädchengeschichten —, unerschöpflich
übersprudelte von Streichen und Schwänken, die er meistens selbst
erlebt. Alle hingen mit Fragen an seinen Lippen. Nur der Korse blieb
stumm und kalt.
»Sage«, rief der Wirt und winkte dem Schenken, als gerade das
Gelächter über eine solche Geschichte verhallt war, »sag’ an, du Mann
buntscheckiger Erfahrung: ägyptische Isismädchen, gallische
Druidinnen, nachtlockige Töchter Syriens und meine plastischen
Schwestern von Hellas —, alle kennst du und weißt du zu schätzen, aber
sprich, hast du je ein germanisch Weib geliebt?«
»Nein«, sagte Cethegus, seinen Isiswein schlürfend, »sie waren mir
immer zu langweilig.«
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