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E-BOOK

Wege aus der


Angst
VON SARA HERZ

Waldkraft. | Alveda GmbH | Am Stener Berg 41k | 13125 Berlin


SARA HERZ

Inhalt

Wege aus der Angst 1-2

Angst ist unser Freund 3

Wenn die Angst überhand nimmt 4

Warum helfen konventionelle Therapien oft nicht? 5-7

Der Weg aus der Angst 8

Was ist nun dieser erste Schritt, der so einfach und schwierig ist 9-11
zugleich?

Das Ende der Selbstverurteilung 12-13

Übung: Laden wir unsere Angst ein 14-15

Strategie: Ändern wir die Sprache 16

Strategie: Stehen wir zu unserer Angst 17

Übung: Atemübung 18

Übung: 5-4-3-2-1 19

Was tun im Notfall? 20-21

Der Weg aus der Angst Übersicht 22

Waldkraft. | Alveda GmbH | Am Stener Berg 41k | 13125 Berlin


Wege aus der Angst
Angst hindert uns, zu leben. Wirklich zu leben und
nicht nur zu existieren.

Angst erzeugt Enge, Angst verhindert, dass wir all das


Wundervolle sehen, das uns jeden Tag begegnet. Angst
hindert uns, unser Potential zu entfalten. Angst nimmt uns das
Gefühl, glücklich zu sein.
Angst nimmt uns die Freiheit, weil sie uns hält mit eisernem
Griff und uns die Lebensenergie raubt.

Es gibt einen Weg aus der Angst, ganz sicher.


Und dafür brauchst du keine Pillen, keinen Psychologen – du
kannst jetzt und hier beginnen, dich auf den Weg zu machen.
Und natürlich ist es gut und richtig, Hilfe anzunehmen, aber
den Schlüssel zur Freiheit hältst du in Händen, niemand sonst.
Warten wir nicht, bis wir nach einem Jahr Wartezeit einen
Termin zur Therapie bekommen.
Nutzen wir die Selbstheilungskräfte, die wir alle haben.
Beginnen wir heute. Jetzt!!

-1-
Wir sind viele.
Viele Menschen leben mit kleinen Ängsten, viele mit
schlimmen Ängsten, mit Ängsten, die das Leben
lahmlegen. Ich gehöre auch dazu. Gehörte dazu. Dreißig
Jahre meines Lebens.

Ich weiß genau, dass wir vor allem eines wollen:


die Angst überwinden, sie loswerden und nicht mehr
spüren. Ich habe 30 Jahre gebraucht, um zu verstehen,
dass genau diese Haltung das Problem ist.

-2-
KAPITEL 1:

Angst ist unser Freund


„Wie bitte?", höre ich so manchen jetzt denken. Wie
kann Angst unser Freund sein, wenn sie uns am
Leben hindert?

Doch, sie ist unser Freund, unser


Schutzengel - nicht das bedrohliche
Monster, für die sie alle halten, die unter ihr
leiden.

Ohne Angst wäre die Menschheit schon


längst ausgestorben.
Völlig von Angst befreit, würden wir lauter
Dinge tun, die uns nicht bekommen: uns in
der Badewanne die Haare föhnen, eine
vierspurige, viel befahrene Straße
überqueren, ohne auf die Autos zu achten,
im Zoo das Löwengehege betreten, im
Afrika-Urlaub ein Nashorn provozieren, mit
Giftschlangen spielen, verschimmelte
Lebensmittel essen oder nachts in New York
einen bewaffneten Gangster beleidigen..
Ja, es gibt Menschen, die solch verrückte
Dinge tun, aber zum Glück sind es wenige.

Angst ist ein wunderbarer Ratgeber, der uns


beschützt. Das Leben ist per se
lebensgefährlich und unsere Ängste sorgen
dafür, dass wir trotz aller Gefahren am Leben
bleiben. Angst ist unser „eingebauter“
Schutzengel. Ein Grund, einmal zu sagen:
Danke, Angst!

-3-
KAPITEL 2:

Wenn die Angst überhand


nimmt
Angst ist also zutiefst gesund. Kannst du
diesen Gedanken annehmen? Das wäre
schon ein erster Schritt auf deinem Weg
der Heilung. Nimmt die Angst überhand,
geht nicht nur die Schutzwirkung verloren,
sondern die Angst wirkt zerstörerisch.
Angst wird dann zum „seelischen
Krebsgeschwür" – sie frisst alles auf, was
hell und gut in uns ist.

Die Folgen einer eskalierten Angst


sind drastisch:
Die einen nehmen Drogen, um sich
zu betäuben
Andere nehmen jahrelang oder
sogar lebenslang Medikamente -
starke Nebenwirkungen sind der
Preis, den sie dafür zahlen
Rückzug von anderen Menschen,
das Haus nicht mehr verlassen, sich
selbst ausgrenzen - auch eine Folge
von entgleister Angst
Übermäßiges Essen, Sex, Alkohol,
zwanghaftes Shoppen oder
exzessive Nutzung „sozialer“ Medien
- es gibt so viele Wege, sich zu
betäuben
Beziehungen zerbrechen, Träume
werden nicht gelebt, Talente nicht
entfaltet.

-4-
KAPITEL 3:

Warum helfen
konventionelle Therapien
oft nicht?
Wege, das Thema Angst in Angriff zu nehmen, gibt es viele:
Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie, Psychoanalyse,
Medikamente - inzwischen gibt es schon Apps gegen
Angststörungen. Angebote von Lebensberatern und Coaches
schießen wie Pilze aus dem Boden.

Aber wie viele Menschen kennen wir, die sagen können: Ich bin
geheilt? Ich kenne nicht einen einzigen.

Das soll nicht heißen, dass diese Angebote keinen Sinn machen.
Psychologen können helfen (wenn sie gut sind und man nach 6
Monaten einen Termin bekommt). Auch Medikamente können
manchmal sinnvoll sein, zum Beispiel dann, wenn jemand
gefährdet ist, seinem Leben ein Ende zu setzen.

-5-
Aber: Wenn all das wirklich Später widmete das
nachhaltig helfen würden, medizinische Kompendium
müssen wir uns folgende Fragen Zhubing Yuanhou Lun (Eine
stellen: Diskussion der Symptome und
Ursprünge von Krankheiten) aus
Warum gibt es immer mehr dem 7. Jahrhundert ein ganzes
Menschen, die an einer Unterkapitel der Pathogenese
Angststörung leiden, obwohl und Behandlung des
es andererseits immer mehr "verknoteten Qi" und erklärte,
Hilfsangebote gibt? (Vor 10 dass "die Krankheit des
Jahren sah das noch ganz verknoteten Qi durch Kummer
anders aus!) und Sorgen verursacht wird".
Warum kommen so viele (Vergleiche Heiner Frühauf,
Angst-Patienten nicht mehr Classical Chinese Medicine)
ohne Antidepressiva durch
den Alltag? Dementsprechend ist ein Ansatz
·Warum helfen der Tradition der Chinesen - die
Antidepressiva auch nicht Stagnationen zu beseitigen und
jedem? den Fluss des Lebens / des Qis
mittels Akupunktur, Kräutern
oder Qigong wieder herzustellen.
Hüte dich vor Krücken
Es ist so verlockend: Ein Mittel Dieses Erlebnis hat etwas ganz
befreit mich von meiner Angst. Hilfreiches in mir bewirkt. Mir
Alles gut. Keine Panikattacken wurde klar, dass ich immer noch
mehr, keine überschäumende abhängig war. Obwohl ich das
Angst. Endlich frei. Wirklich frei? Medikament nicht mehr nahm.
Mein Leben hing von einer
kleinen Pille in meiner Tasche ab.
Noch an diesem Abend warf ich
das Beruhigungsmittel weg.
Ja, die Angst war oftmals wieder
spürbar, aber das Gefühl, endlich
frei zu sein, war das wert.

-6-
Medikamente können Sinn Nutzen wir sie aber: Stellen wir
machen, wenn man sie dafür uns ab und zu die Frage: Kann
einsetzt, sich in der Lage zu ich ohne? Ist die Antwort „nein“,
versetzen, Hilfe anzunehmen dann haben wir einfach nur die
und etwas für sich selbst zu tun. Angst gegen eine Abhängigkeit
Aber jahrelange Einnahme ist getauscht. Auch das hat mit
eine Illusion und hilft uns nicht. Freiheit nicht viel zu tun.

Alles, was wir zwingend Wichtig!


brauchen, um ohne Angst zu Es kann richtig sein,
sein, ist eine Abhängigkeit, die Psychopharmaka einzunehmen,
uns nicht guttut. und/oder Hilfe aus der Natur zu
Dabei ist es vollkommen nutzen, wenn es uns ein Stück
gleichgültig, ob es um ein hoch weit aus der Dunkelheit
dosiertes Beruhigungsmittel geht herausbringt.
oder um natürliche Helfer: Aber nichts davon sollte uns
Muskatellersalbeiöl, CDB-Öl abhängig machen.
usw.
Die Natur stellt uns wundervolle
Stoffe zur Verfügung, die Ängste
lindern oder auch zum
Verschwinden bringen.

Nutzen wir sie aber: Stellen wir


uns ab und zu die Frage: Kann ich
ohne? Ist die Antwort „nein“,
dann haben wir einfach nur die
Angst gegen eine Abhängigkeit
getauscht. Auch das hat mit
Freiheit nicht viel zu tun.

-7-
KAPITEL 4:

Der Weg aus der Angst


Hast du schon mal ein Der erste Schritt, der so wichtig
Computerspiel gespielt? Dann ist. Der darüber entscheidet, ob
weißt du, dass du nicht ins wir frei von (ungesunden)
zweite Level kommst, ohne das Ängsten werden können oder ob
erste geschafft zu haben. sie uns ein Leben lang im Griff
Und wir können nicht das dritte behalten und wir lebenslange
Lehrjahr abschließen, ohne das Therapie brauchen. Wer will das
erste absolviert zu haben. Wir schon?
können kein Haus bauen ohne
ein Fundament. Warum wird dieser erste Schritt
nicht thematisiert, wenn es um
Immer im Leben gibt es einen Ängste geht?
ersten Schritt, den wir nicht Weil es keiner will. Die Patienten
überspringen können. nicht, weil sie oftmals schnelle
Genau hier liegt das Problem der Lösungen wollen. Die Behandler
meisten Angebote für Menschen wollen es nicht, weil ihre
mit Ängsten: Es wird therapiert Behandlung dann ganz schnell
und „geholfen“, ohne dass der überflüssig wird. Die
erste Schritt erfolgte. Pharmaindustrie will es nicht,
weil sie dann viel weniger Geld

Step by Step mit Psychopharmaka verdient.

Jetzt denken viele : „Ah, es geht darum, die Ursachen für die Ängste
herauszufinden“. Genau darum geht es nicht. Oftmals liegen die
Ursachen in der frühen Kindheit, daran können wir uns nicht erinnern.
Und was hilft es uns, in der Vergangenheit zu stochern - wir können sie
nicht mehr ändern.
Alles Festhängende in der Vergangenheit, Groll gegen Eltern,
Mitschüler oder Lehrer bringt uns nicht weiter, ganz im Gegenteil - die
Angst wird stärker und bleibt länger.
Nein, es geht um etwas, das auf den ersten Blick viel schwieriger ist, als
in den Tiefen unserer Seele nach den Ursachen zu forschen.

-8-
KAPITEL 5:

Was ist nun dieser erste


Schritt, der so einfach
und schwierig ist
zugleich?
Nach jahrelangen Angstattacken und einem Leben, das immer enger
wurde, hörte ich einen Vortrag von Robert Betz. Der Psychologe sagte
einen Satz, der mich empörte, wütend machte, ja fassungslos.

Er sagte: “Alles, was da ist, darf da sein.”


Noch mal:
“Alles, was da ist, darf da sein.”
-Die Angst darf da sein.-

Was? Wie bitte?


Das heißt doch aufgeben, kapitulieren, für immer in Angst leben.
Wenn ich nicht mehr alles tue, dass die Angst verschwindet, dann bin
ich ihr doch für ewig ausgeliefert. All die Jahre hatte ich alles
unternommen, um meine Angst loszuwerden, es wurde zu meiner
Lebensaufgabe: Klinikaufenthalte, Gesprächstherapie,
Psychopharmaka und und und.
Und nach all den Jahren musste ich erkennen: Ich war keinen Schritt
weitergekommen. Meine Angst hatte mich im Griff. Mein Kampf gegen
die Angst bestimmte mein Leben.

-9-
Ich begann, mich mehr mit diesem Gedanken zu beschäftigen: Die
Angst darf da sein. Und Robert Betz liefert auch eine gute Erklärung,
warum diese Haltung die einzige ist, die heraus aus der Angst führt.

Alles, was wir bekämpfen, wird größer!


Du kennst sie auch: die Menschen, die ein Leben lang gegen ihr
Übergewicht kämpfen. Sie nehmen 10 Kilo ab und 15 Kilo zu.
Wer gegen seine Sucht (wonach auch immer) kämpft, kommt
garantiert nicht davon los oder ist immer gefährdet, einen Rückfall zu
erleiden.
Wer gegen schlechte Angewohnheiten kämpft, wird sie garantiert
nicht los.

Warum ist das so?


Kampf bedeutet negative Energie. Wenn wir etwas bekämpfen,
können wir nicht gleichzeitig friedlich und glücklich sein.
Wir stehen ständig unter Strom, ein Druck lastet auf uns. Diese Energie,
die wir für den Kampf gegen etwas verschwenden, können wir nicht für
etwas Positives einsetzen.

Die asiatische Philosophie erklärt das so: Die Energie geht dahin, wo
die Aufmerksamkeit hinfließt.

Lenke ich meine Aufmerksamkeit darauf, meine Angst loszuwerden,


beschäftigt sich meine Seele nur noch mit der Angst. Es bleibt kein
Raum mehr für angstfreie, glückliche Momente.
Wie viel Energie kostet es, angstbesetzte Dinge zu vermeiden und
seine Angst vor anderen zu vertuschen? Wie viel Zeit verbringen wir
mit Kopfkino: „Wenn ich zum Konzert gehe, werde ich wieder eine
Panikattacke haben.“. Die Beschäftigung mit der Angst, der Kampf
gegen sie wird lebensbestimmend.
-10-
Die Frage ist: Sind wir so erschöpft, weil wir uns auf diese nicht
nützliche Art und Weise mit der Angst beschäftigen?

„Aber das ist doch absurd?“, wird mancher denken. Wir sollen unserer
Angst erlauben, da zu sein? Dann wird sie uns doch überwältigen, von
uns komplett Besitz ergreifen. Die Wahrheit ist: Genau das Gegenteil
passiert.

Loswerden wollen ist NEIN sagen. Bekämpfen ist NEIN sagen. Etwas
verurteilen, über etwas klagen ist NEIN sagen. Nein zu uns selbst und
zum Leben überhaupt.

Denn Fakt ist doch: die Angst ist da. Und wie verrückt ist es, zu etwas
NEIN zu sagen, das da ist?

Der erste Schritt zur Veränderung ist das Annehmen dessen, was man
verändern will.

Ja, ich fühle Angst.


Ja, die Angst darf da sein.
Ja, ich nehme es an.

Wer an diesen Punkt kommt (und der Weg erfordert Mut), der ist schon
in diesem Moment frei, weil die Angst keine Macht mehr über ihn hat.
Wer das wirklich schafft, wird in diesem Moment, in dem er aus vollem
Herzen sagen kann: „Angst, du darfst da sein“ wird spüren, dass eine
Veränderung geschieht. Es ist mit Worten nicht zu beschreiben, das
wird auch jeder anders erleben.

Bei mir war es, als würde ein


schwerer Stein entfernt, der
jahrelang auf meiner Brust lag und
mir die Luft zum Atmen nahm.
Etwas ganz Entscheidendes ist
passiert:
Die Angst vor der Angst war weg!

-11-
KAPITEL 6:

Das Ende der Selbstverurteilung


Welcher Mensch mit Ängsten ist wirklich
selbstbewusst?

Die meisten, die mit dem Thema


Angst „kämpfen“,
denken über sich, dass mit
ihnen etwas nicht stimmt
vermuten, dass sie psychisch
nicht in Ordnung sind
denken über sich, dass sie
feige sind
denken über sich, dass sie
Waschlappen sind
(besonders Männer)
schämen sich
fühlen sich minderwertig

Wenn wir wirklich fühlen,


Angst, du darfst da sein.
Dann endet jegliche Selbstverurteilung, jegliche Scham, jedes Gefühl
von Minderwertigkeit.
Angst ist etwas Hilfreiches – du hast nur ein wenig mehr davon als
andere
Jeder Mensch hat Angst, die meisten geben es nur nicht zu
Trotz Angst bist du ein wunderbarer, wertvoller Mensch

“Angst, du darfst da sein.


Und ich bin okay.”

-12-
Eine Anmerkung am Rande. Sie ist wie ein ungebetener
Wer fühlt die stärkste Angst? Gast, der an deine Tür hämmert.
Es sind die fantasievollen Öffnen wir sie nicht, wird er
Menschen, die, die viel lauter hämmern, vielleicht die
nachdenken, die sensiblen, die Tür irgendwann aufbrechen.
tiefgründigen Seelen. Also kein Wer Angst fühlt, der erwartet
Grund, sich irgendwie hinter der Tür ein furchtbares
minderwertig zu fühlen. Monster, das ihm nach dem
Leben trachtet.
Die Angst hämmert so lange an
unsere Tür, bis wir sie öffnen. Je
stärker wir versuchen, die Angst
loszuwerden, desto
hartnäckiger wird sie werden.
Sie wird an deine Tür hämmern,
dich überfallen, wenn du am
wenigsten damit rechnest.
Vielleicht war am Anfang nur die
Angst vor
Menschenansammlungen da.
Dann kommt die Angst vor dem
Auto fahren dazu, vielleicht gibt
es plötzlich eine Angst, mit
fremden Menschen zu sprechen.
Eine Angst, die wir ignorieren,
wird immer massiver auf sich
aufmerksam machen.

-13-
KAPITEL 7:

Übung: Laden wir unsere


Angst ein

Aber: Wenn wir die Tür öffnen, dann wird


dort jemand anderes auf uns warten.
Weil die Angst nicht unser Feind ist.

Bei mir war es ein kleines Mädchen,


das in seinem weißen Kleidchen
aussah wie eine Fee. Ein zauberhaftes
Wesen mit einem Stab in der Hand, an
dessen Ende sich ein leuchtender
Stern befand.

Dieses Bild kam, als ich das erste Mal


die Übung „Lade deine Angst ein“
machte. Ich musste laut lachen, weil
ich etwas ganz anderes erwartet
hatte. Und wenn wir die Tür erst
einmal geöffnet haben, dann können
wir unsere Angst fragen, was sie uns
sagen will.

Fragen wir sie, warum wir nicht vor fremden Menschen sprechen können.
Dann wird sie uns vielleicht sagen, dass sie uns bewahren will vor einer
Blamage, davor, ausgelacht zu werden. Und vielleicht erkennen wir dann,
dass wir immer schon das Gefühl hatten, nicht gut genug zu sein.
-14-
Vielleicht verstehen wir dann, Viele Menschen haben Angst vor
dass uns immer eingeredet Krankheiten. Fragen wir unsere
wurde, dass Fehler machen Freundin, die Angst, nach dem
etwas ganz Schlimmes ist. (Ist es Warum! Vielleicht wird sie sagen:
nicht- ohne Fehler kein Lernen!) „Du treibst ganz schön Raubbau
Dann ist das etwas, was wir mit deinem Körper. Das geht
verändern dürfen. nicht mehr lange gut. Achte
besser auf dich!“ Und wir
Denken wir jeden Tag den Satz: beginnen, besser auf uns zu
Ich suche jeden Tag nach achten und siehe da, die Angst
Belegen dafür, dass ich genug muss nicht mehr an unsere Tür
bin, auch wenn ich Fehler hämmern.
mache.
Diese Formulierung „Ich suche Wenn wir unsere Angst einladen,
nach Beweisen dafür..“ ist werden wir immer Antworten
wesentlich nützlicher als ständig bekommen.
das Mantra „Ich bin genug“ Und je mehr wir der Angst
aufzusagen. Wir glauben das ja zuhören, desto weniger wird sie
sowieso nicht. uns „behelligen“.
Also suchen wir nach Beweisen
und wir werden finden.
Ja, die Angst
darf da sein.
(Nur zur Erinnerung)

-15-
KAPITEL 8:

Strategie: Ändern wir die


Sprache
„Ich habe Angst.“. „Ich habe eine
Angststörung.“. „Ich bin Angst-
Patientin.“.
Diese Sätze sind schrecklich, denn
etwas, das ich „habe“ gehört zu mir
wie „Ich habe zwei Hände“. „Ich
habe“ macht die Angst manifest. Es
fühlt sich an, als wäre das etwas
Unabänderbares. Sagen wir
stattdessen „Ich fühle die Angst
vor...“ entsteht gleich eine ganz
andere Energie.
Was ich fühle, ist nicht manifest.
Das kann in einer Minute auch
wieder ganz anders sein. Was ich
„habe“, ist ein Teil von mir. Probiere
es einmal aus und schaue, wie es
sich anfühlt.

-16-
KAPITEL 9:

Strategie: Stehen wir zu


unserer Angst

Es kostet so viel Energie, seine Ich konnte diesen Arzttermin


Angst zu verbergen, so zu tun, ohne Angst absolvieren und bis
als wäre alles ok. Ich zum Beispiel heute halte ich das so, wenn ich
habe Angst vor Ärzten, vor ein mulmiges Gefühl habe.
Untersuchungen etc. Je öfter wir zu unserer Angst
Früher habe ich getan, als wäre stehen, desto mehr positive
das alles kein Problem für mich. Erfahrungen werden wir
Das Resultat: Mehr als einmal machen, denn: Alle Menschen
habe ich fluchtartig eine empfinden Angst und
Arztpraxis verlassen. Ich habe deswegen haben die meisten
mich geschämt und die Angst auch Verständnis.
vor dem nächsten Termin wuchs Eine Ärztin sagte mir einmal,
und wuchs. dass sie es bewundernswert
Dann bin ich einen anderen fände, dass ich so offen damit
Weg gegangen: Ich wandte mich umgehe. Das hat mir Mut
an eine Arzthelferin und sagte ihr, gemacht, genau so weiter zu
dass mir diese Situation Angst machen.
macht. Das Wundervolle ist: Der Druck
Das war eine sehr berührende ist sofort weg und wir können die
Erfahrung, die ich machen durfte. Situation meistern. Und es ist
Man hatte Verständnis und auch okay zu kommunizieren,
kümmerte sich gut um mich, dass wir etwas nicht können, weil
erklärte mir alles und fragte wir Angst empfinden. All das
immer mal wieder, ob alles so in gehört dazu, wenn wir den Weg
Ordnung ist. gehen: Angst, du darfst da sein.

-17-
KAPITEL 10:

Übung: Atemübung
Diese Atemübung hat es in sich, sie aktiviert den Parasympathikus, der
uns ruhig macht. Wenn wir Angst fühlen, ist der Sympathikus am Werk,
der Gegenspieler. Um ihn zu beruhigen, atmen wir so: 2-mal kurz
einatmen, dann viel länger ausatmen.
Das länger Ausatmen ist wichtig, wenn wir tief einatmen, aktivieren
den Sympathikus, das heißt, wir werden noch unruhiger.
Diesen Tipp bekam ich sogar in einer Klinik für psychosomatische
Krankheiten; „Bei Angst tief einatmen“ – grundlegend falsch..
Wir sollten immer selbst denken und überprüfen, ob uns etwas gut
tun, das Ärzte und Psychologen uns raten.

-18-
Übung: 5-4-3-2-1
Nichts ist lähmender als Angst. Was macht jemand, der vom 10-
Wir kennen die Szenen aus Filmen Meter Brett springen will, aber
oder wir haben es selbst schon sich nicht traut. Er zählt: 3,2, 1, los.
erlebt: Unsere Angst ist so groß, Das ist eine sehr wirksame
dass wir nichts tun können, weil Methode, um sich selbst aus einer
unsere Angst uns im Würgegriff Starre herauszubringen. Bei 1 geht
hat. es los, das Gehirn kann gar nicht
Im Film ist das dann der Darsteller, anders.
der auf den Gleisen steht und den Bei Mel ist es halt 5-4-3-2-1 –
Zug auf sich zurasen sieht und aber es ist im Prinzip gleichgültig.
trotzdem nicht wegrennt. Mir geht es manchmal so, dass ich
In unserem Alltag ist das selten so länger im Auto sitze, weil ich mich
dramatisch. Aber die Angst kann nicht traue auszusteigen, wenn es
sich auch als Aufschieberitis dunkel ist und stürmisch – alles
tarnen. Wir sollten eigentlich eine sieht dann irgendwie bedrohlich
Aufgabe erledigen, aber wir aus.
können es einfach nicht, weil die Angst, du darfst da sein! Also
Angst uns lähmt. Akzeptanz. Und dann 5-4-3-2-1,
ich öffne die Autotür, nehme
Wenn du dieses Gefühl der meine Tasche und steige aus. Und
Lähmung kennst, dann habe ich schon habe ich die Lähmung
eine hilfreiche Übung für dich. Die überwunden. Es lohnt sich, diese
5-4-3-2-1 Formel gegen die Technik mal ein paar Tage
Angst. auszuprobieren- sie kann
Die Amerikanerin Mel Robbins, wirklich Wunder bewirken.
Autorin, Unternehmerin und
Kommentatorin bei CNN,
verbreitet eine wissenschaftlich
fundierte Methode, um aus der
Lähmung herauszukommen.

-19-
KAPITEL 11:

Was tun im Notfall?


Wer Panikattacken hat, der weiß,
sie kommen aus dem Hinterhalt.
Eine Panikattacke ist nichts
anderes als eine ungehörte Angst,
die extrem laut an unsere Tür
hämmert.
In einem solchen Moment der
totalen Anspannung ist es kaum
möglich, die Angst zu befragen,
was sie will - das tun wir, wenn sie
nur leise anklopft, also nicht so
schlimm ist

Was du jedoch tun kannst in


diesem extrem Fall:
Nicht dagegen ankämpfen -
das erzeugt noch mehr
Spannung, noch mehr Druck -
die Panikattacke wird viel
schlimmer, wenn du kämpfst.
Ich weiß aus eigener
Erfahrung, dass eine
Panikattacke Todesangst
auslösen kann. Nimm dir eine
Karteikarte, auf der du einige
Dinge notierst, die im Notfall
für dich nützlich sind.

-20-
Dazu gehört auch der Satz: “Ich überlebe das, ich werde nicht
sterben. Mein Körper reguliert das automatisch.”

Dann schreibst du vielleicht noch auf die Karte:


Nutze Ammoniak-Stäbchen. Die kannst du in der Apotheke kaufen,
wenn du daran riechst, macht dein Gehirn einen Neustart (weil das so
schlimm stinkt) und du kommst aus der Panikattacke heraus.
Du kannst aufschreiben: ABC-Übung. Im Kopf gehst du das ABC durch
und spielst folgendes Spiel: Finde Frauennamen. A wie Anne, B wie
Berta, C wie Carmen, D wie Dido usw...
Du lenkst dein Gehirn damit ab - man könnte jetzt sogar messen, wie
deine Herzfrequenz ruhiger wird – ich habe das selbst ausprobiert.
Du kannst auch rückwärts zählen, wichtig ist, dass die Aufgabe nicht
zu einfach ist, mit der du dein Gehirn beschäftigst.

Fortgeschrittene können agieren wie ein Detektiv. Wenn du die


Angst spürst, dann sagst du: „Aha, da bist du ja wieder, liebe Angst.
Na, dann zeig dich mal“.
So manche Panikattacke ließ sich schon verhindern durch diesen
Gedanken, denn: Die Haltung „Komm doch her“ beendet den
Kampf, dein Gehirn kommt aus der Erstarrung und oft löst sich die
Angst dann einfach auf. Der Widerstand gegen eine Panikattacke
befeuert diese noch!
Es gibt noch viele andere Tools, im Internet wirst du fündig.
Probiere aus, was für dich passt.

-21-
Wir sind viele!
Du bist nicht allein mit deiner Angst,
deinen Panikattacken, deinen Sorgen.
Wir sind viele!
Jeder hat Angst.

Der Weg aus der Angst Übersicht:


1. Psychopharmaka nur nehmen, wenn gar nichts mehr geht
2. Einen Termin bei einem Psychologen machen. Bis man einen
bekommt, vergehen mindestens 6 Monate- und die
Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass du ihn dann nicht mehr
brauchst. Aber du wirst damit aktiv und etwas zu tun FÜR dich ist
immer gut.
3. Psychopharmaka ausschleichen, sobald es geht und natürliche
Mittel nutzen
4. Schreibe dir auf einen Zettel: „Angst ist ein wichtiger
Überlebensmechanismus, der mich beschützen will. Die Angst ist mein
Schutzengel, der mich vor Schaden bewahren will.“ Lies diesen Zettel
jeden Morgen und schaue, ob du Dankbarkeit fühlen kannst für den
Schutz, den du bekommst.
5. Übe jeden Tag den Gedanken zu denken: Angst, du darfst da sein.
Es wird dir nicht auf Anhieb gelingen, das alte Nein-Programm wird
sofort wieder aktiv werden. Aber jedes Mal, wenn du denkst „Angst, du
darfst da sein“ machst du einen Schritt in Richtung Heilung. Versuche
das immer zu denken und zu fühlen, wenn du deine Angst spürst.
6. Wenn du einen ganz guten Tag hast, dann mache die Übung: „Ich
lade meine Angst ein“
7. Nutze die Atemübung so oft es geht.
8. Achte auf deine Sprache „Ich fühle Angst" anstatt „Ich habe Angst".
9. Nutze die 5-3-2-1 Formel, wenn sie dir hilft.

Auf dem Weg zur Heilung von Mensch und Tier. Waldkraft ist an deiner Seite.
-22-

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