Für Ältere und oder Kranke aus Metzingen, Riederich und Grafenberg bot sich
dank einer Kooperation der Diakonie-Sozialstation Metzingen mit der eigens
gegründeten Stiftung „Fundatia Sozialstation“ mit Sitz im rumänischen Sibiu die Möglichkeit einer Rundumbetreuung im eigenen Zuhause. Die Zusammenarbeit war ein Gewinn für alle Beteiligten: Den Kunden aus dem Ermstal wurde dadurch erspart, in ein Pflegeheim ziehen zu müssen. Die Haushaltshilfen aus Rumänien wiederum konnten in Deutschland für sich und ihre Familien gut verdienen. Es gab strenge Regeln, sodass die Belastung für die Frauen aus Rumänien nach Kräften gering gehalten wurde. So durften sich auf diese Jobs beispielsweise keine Mütter von Kindern melden, die im erziehungspflichtigen Alter sind. „Ein Kind braucht seine Mutter, nicht deren Geld“, sagte beispielsweise der Geschäftsführer der Diakonie-Sozialstation, Jens Mews, im Jahr 2016, als er das Projekt fünf Jahre nach dessen Gründung einem Zwischenfazit unterzog. Zudem durften die Frauen aus Rumänien maximal 90 Tage am Stück und 180 Tage pro Jahr nach Deutschland kommen, und sie kommen auch nicht als Pfleger, sondern als Haushaltshilfen. Damit ist jetzt Schluss. Einem einstimmigen Beschluss des Vorstandes sowie des Beirats der Diakonie-Sozialstation zufolge wird die Sibiu-Stiftung aufgelöst und deren Tätigkeit eingestellt. „Coronabedingt geht es nicht mehr“, erläutert Jens Mews diese Entscheidung. Ausschlaggebend waren unter anderem die Quarantänebestimmungen beider Länder. Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen: Wenn eine Haushaltskraft in Deutschland an Corona erkrankt, aber nur schwache Symptome zeigt, muss die Diakonie- Sozialstation für diese Frau eine Unterkunft besorgen, was, wie Jens Mews betont, wenn überhaupt nur unter großem Aufwand möglich ist. Die Flugverbindung mit Stuttgart als start- und Zielflughafen gibt es auch nicht mehr, die Haushaltskräfte reisen über Memmingen ein oder zurück, den Transport dorthin muss die Diakonie-Sozialstation organisieren und bezahlen. Als ebenfalls problematisch hat sich die Einhaltung von Fristen erwiesen. Wenn etwa eine rumänische Haushaltshilfe vor dem Abflug nach Deutschland keinen negativen Coronatest vorweisen konnte, der maximal 48 Stunden alt sein durfte, musste sie zu Hause bleiben. Die Stiftung in Sibiu, mithin die Diakonie-Sozialstation, musste dann schnellstens Ersatz finden, denn der Flug war ja schon gebucht und bezahlt. Und schließlich musste die Frau wieder in ihren Heimartort gebracht werden. Immer unter Einhaltung der coronabedingten Hygienestandards: „Es geht einfach nicht mehr“, sagt Jens Mews, der bereits während des ersten Lockdowns im März Grenzschließungen kompensieren musste, diesen organisatorischen Aufwand seinen Mitarbeitern aber kein zweites Mal aufbürden möchte. Hinzu, so Mews, kommt die Angst der Haushaltshilfen, in Deutschland festzustecken, was insbesondere dann zum Problem wird, wenn in Rumänien eigene Familienangehörige Hilfe benötigten, weil sie beispielsweise selbst an Corona erkrankt sind. „Wir sind an einem Punkt angelangt, da wir unsererseits die Verträge nicht mehr erfüllen können“, bedauert Mews diese Entwicklung, die aus seiner Sicht unausweichlich ist. Es ist kein vorübergehendes Ende, sondern ein endgültiges. Fast allen Klienten habe Mews die Situation bereits persönlich geschildert. Diese haben jetzt noch etwa zwei Monate Zeit, um sich umzuorientieren. Es muss nicht zwangsläufig mit einem Umzug ins Pflegeheim enden. Einige Klienten stellen nun Haushaltskräfte selbst ein. Das geht über die Agentur für Arbeit und die Berufsgenossenschaft, andere suchen sich Hilfe über privatwirtschaftlich organisierte Agenturen. Das als Osteuropahilfe deklarierte Projekt war vor zehn Jahren landesweit einmalig und hat es sogar in die Landesschau des SWR gebracht. Jetzt endet es. Ob es jemals wiederbelebt werden kann, bezweifelt Jens Mews.
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