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Ernährung der Zukunft : Was werden wir in

20 Jahren essen?

Wir essen ungesund: viel Zucker, Salz und Fett – zu wenig Vitamine und Ballaststoffe. Wie
entwickelt sich unsere Ernährung weiter und welche Rolle kann Fleisch noch spielen? Drei
Experten nehmen Stellung.

Milliarden Menschen auf der Welt leiden Hunger. Kriege und Klimawandel verändern
Landwirtschaften weltweit und die Ernährung in den Industrienationen ist ungesund und zu sehr
auf Stoffe wie Zucker, Salz und Fett gestützt. Fleisch aus dem Labor gilt als große Hoffnung,
aber ist es das wirklich? Unser Essen und unsere Essgewohnheiten werden sich ändern und
ändern müssen.

In unserer Serie „3 auf 1“ erklären drei Expert:innen, was sich im Punkte Ernährung entwickeln
könnte. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.

Die Landwirtschaft wird sich verändern müssen

Matin Qaim ist Professor für Agrarökonomie und leitet das Zentrum für Entwicklungsforschung
(ZEF) der Universität Bonn. Er meint, dass wir mehr Offenheit für smarte
Agrartechnologien brauchen.

Was wir heute essen, ist im Schnitt nicht gesund – weder für uns noch für die Umwelt. Zu viel
Zucker, Salz und Fett und zu wenig Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe tragen mit zu
Übergewicht und ernährungsbedingten Krankheiten bei. Außerdem essen wir zu viel Fleisch und
andere tierische Produkte, die einen viel größeren Umwelt- und Klimafußabdruck haben als
pflanzliche Lebensmittel. Wir müssen unsere Ernährung umstellen, vor allem vielseitiger und
stärker pflanzenbasiert essen.

Neue Formen von Lebensmitteln – wie Fleisch aus dem Labor oder Milchproteine aus dem
Fermenter – können zukünftig eine gewisse Rolle spielen, aber die Verfahren sind noch nicht
ausgereift, einige Fragen zur Akzeptanz und Nachhaltigkeit sind noch offen. Die Landwirtschaft
wird ihre Rolle als Hauptlieferant von Lebensmitteln auf absehbare Zeit behalten, wird sich aber
verändern müssen. Um die weltweit steigende Nachfrage umweltfreundlich befriedigen zu
können, brauchen wir mehr Offenheit für smarte Agrartechnologien.

https://www.youtube.com/watch?v=WrPtYpqPkWA до 2:18
Kapitalismus schafft Ungleichheiten und damit Hunger

Tilman Brück ist Professor für Wirtschaftliche Entwicklung und Ernährungssicherheit an der
Humboldt-Universität zu Berlin und Arbeitsgruppenleiter am Leibniz-Institut für Gemüse- und
Zierpflanzenbau. Er meint, dass es starke Institutionen und klare Regeln für Märkte
braucht.

Aktuell haben 2,4 Milliarden Menschen keine sichere Ernährung, von denen leiden 735
Millionen an Hunger und von denen sind 260 Millionen vom Hungertod bedroht. Dieses Leiden
wird von den 5 Ks verursacht: Klimawandel, Krisen, Krieg, Kapitalismus und Kultur.

Der Klimawandel führt zu Dürre, die die Existenzgrundlage von armen Kleinbauern bedroht.
Wirtschaftliche und politische Krisen können zum drastischen Anstieg von
Nahrungsmittelpreisen führen. Kriege wie in der Ukraine oder im Sudan verhindern Agrarhandel
und zwingen Menschen zur Flucht. Der Kapitalismus schafft zwar Wohlstand, aber auch
Ungleichheiten und damit Hunger. Kulturelle Faktoren schließlich führen zur Unterernährung
von Frauen in vielen Ländern, aber auch zu Fehl- und Überernährung in Deutschland.

Für eine gesunde, sichere und nachhaltige Ernährung für Alle muss die Politik die 5 Ks lösen.
Mit starken Institutionen, klaren Regeln für Märkte und Unterstützung der ärmsten Menschen
kann der Hunger in der Welt abgeschafft werden.
Die pflanzenbetonte Ernährung wird weiter zunehmen

Monika Schreiner ist Professorin an der Leibniz Universität Hannover, leitet die Abteilung
Pflanzenqualität & Ernährungssicherheit am Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau
und ist Koordinatorin des BMBF-Verbundprojekts „food4future“.
Sie mahnt, dass Nachhaltigkeit mit Geschmack kombiniert werden muss.

Viele Verbraucher*innen haben bereits erkannt, dass der Kampf für eine lebenswerte Zukunft
schon heute auf unseren Tellern entschieden wird. Und dabei geht es auch nicht nur um die
Gesundheit unseres Planeten, sondern auch um die persönliche Gesundheit.

So ist nachhaltige Ernährung derzeit der Food Trend Nr. 1. Das ist eng verbunden mit einer
pflanzenbetonten Ernährung, die weiter zunehmen wird. So boomen pflanzliche Ersatzprodukte
für Fleisch, Milch, Ei und auch Fisch. Und die Einbeziehung von weiteren alternativen
Nahrungsquellen wie Insekten, Algen und auch anderen marinen Organismen wie Quallen,
Seegurken und Seegras wird wachsen. Sie alle werden zukünftig ganz wesentlich Proteine,
Vitamine und Mineralstoffe liefern. Die kulinarische Zukunft wird also in der Vielfalt liegen.

Food-Innovationen werden aber nur dann Akzeptanz durch Verbraucher*innen und


somit Eingang in unserer täglichen Ernährung finden, wenn sie schmecken. Sie
müssen unserer Genusskultur entsprechen. Es muss also Nachhaltigkeit mit
Geschmack kombiniert werden – das ist der Schlüssel. Und diese Entwicklung werden
neue Technologien wie die Präzisionsfermentation vorantreiben.

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