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JUGEND,
D
KLIMA UN
NG
ERNÄHRU
IMPRESSUM
Der FLEISCHATLAS 2021 ist ein Kooperationsprojekt von
Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
und Le Monde Diplomatique.
Inhaltliche Leitung:
Christine Chemnitz, Heinrich-Böll-Stiftung (Projektleitung)
Katrin Wenz, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V.
Mit Originalbeiträgen von Reinhild Benning, Matthias Brümmer, Christine Chemnitz, Inka Dewitz, Astrid Häger,
Carla Hoinkes, Heike Holdinghausen, Kristin Jürkenbeck, Ilse Köhler-Rollefson, Silvie Lang, Jonas Luckmann,
Bettina Müller, Lia Polotzek, Christian Rehmer, Julia Schmid, Maureen Schulze, Shefali Sharma, Achim Spiller,
Lisa Tostado, Katrin Wenz, Sabine Wichmann, Stephanie Wunder, Anke Zühlsdorf
Die Beiträge geben nicht notwendig die Ansicht aller beteiligten Partnerorganisationen wieder. Die Flächenfarben der
Landkarten zeigen die Erhebungsgebiete der Statistik an und treffen keine Aussage über eine politische Zugehörigkeit.
ISBN 978-3-86928-224-4
Dieses Werk mit Ausnahme des Coverfotos steht unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung –
4.0 international“ (CC BY 4.0). Der Text der Lizenz ist unter https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode abrufbar.
Eine Zusammenfassung (kein Ersatz) ist unter https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de nachzulesen.
Sie können die einzelnen Infografiken dieses Atlas für eigene Zwecke nutzen, wenn der Urhebernachweis
Bartz/Stockmar, CC BY 4.0 in der Nähe der Grafik steht (bei Bearbeitungen: Bartz/Stockmar (M), CC BY 4.0.)
Der Fleischatlas kann auch im Klassensatz für den Unterricht bestellt werden.
Die Bestellbedingungen finden Sie auf unserer Website unter www.boell.de/publikationen.
FLEISCHATLAS
Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel
2021
INHALT
02 IMPRESSUM 18 KONZERNE
DAS ZIEL IST MARKTMACHT –
06 VORWORT VOM STALL BIS ZUM KÜHLREGAL
Globale Fleischkonzerne spielen eine wichtige
08 ZWÖLF KURZE LEKTIONEN Rolle bei der Frage, wie Fleisch und Futter-
ÜBER FLEISCH UND DIE WELT mittel produziert, transportiert und gehandelt
werden. Ernährung ist lukrativ: Unter den 100
10 KONSUM größten Lebensmittel- und Getränkemultis der
ALLTAGSESSEN UND LUXUSGUT Welt finden sich auch die zehn umsatzstärksten
Die globale Nachfrage nach Fleisch Schlacht- und Weiterverarbeitungsbetriebe.
steigt durch Wirtschafts- und
Bevölkerungswachstum weiter an, 20 PASTORALISMUS
allerdings langsamer als noch KARGES LAND UND REICHER NUTZEN
vor zehn Jahren. Geflügel macht dabei Mobile Hirtenvölker ziehen mit ihren
einen immer größeren Anteil aus. Nutztieren noch über die abgelegensten
Die großen Unterschiede beim Weiden. Diese Wirtschaftsform, der
Pro-Kopf-Konsum zwischen Ländern und Pastoralismus, ist ökonomisch bedeutend und
Bevölkerungsgruppen bestehen fort. klimafreundlich, aber auch stark bedroht.
12 HANDEL 22 KLIMA
IN DIE FALSCHE RICHTUNG DER FUSSABDRUCK DER TIERE
Beim Assoziierungsabkommen Der Anteil der Viehzucht an den globalen
zwischen der EU und vier Mercosur-Staaten Treibhausgasemissionen wird oft unterschätzt,
geht es um viel Fleisch und Futtermittel, doch in der Klimarechnung hinterlassen
den Regenwald und das Klima. Aber die die Nutztiere und ihr Futter deutliche
EU hat Angst vor billigen Importen, und Spuren. Es gibt Vorschläge, das zu ändern.
der Widerstand wächst. Ob das Abkommen
in Kraft tritt, ist deshalb fraglich. 24 PESTIZIDE
IN DER EU VERBOTEN,
14 PRODUKTION IN SÜDAMERIKA ERLAUBT
EINE PROBLEMATISCHE NAHRUNG Weltweit steigt die Verwendung von Pestiziden
UND IHRE GROSSEN ERZEUGER in der Landwirtschaft. Einige der gefährlichsten
Globalisierung und Reformen in vielen Stoffe wurden in der EU bereits verboten,
Ländern Asiens und Osteuropas haben kommen in anderen Teilen der Welt aber im
die Produktion tierischer Erzeugnisse in großen Stil zum Einsatz. Viele sind für den
den letzten Jahrzehnten erhöht. Anbau von Soja und Mais bestimmt, die meist
Tierseuchen tragen dazu bei, dass im Futtertrog von Nutztieren landen.
die kleinbäuerlichen Betriebe verlieren.
26 WASSER
16 FUTTER DER UNSICHTBARE DURST DER
ERNTEN, BIS DER VIEHTROG VOLL IST TIERE – UND IHRES FUTTERS
Über ein Drittel aller Feldfrüchte In allen tierischen Produkten steckt auch ein
weltweit landet in den Mägen von Wasserfußabdruck. Dabei ist nicht die
Nutztieren – allein eine Milliarde Tonnen Gesamtmenge zu betrachten, sondern nach
Soja und Mais jährlich. Die Futtermittel- Wasserkategorien zu unterscheiden. Grünes
industrie und die Tierhalter wollen Wasser gibt es genug – auf möglichst wenig
das noch steigern. blaues und graues Wasser kommt es an.
4 FLEISCHATLAS 2021
28 MOORE 38 SCHLACHTHÖFE IN DEUTSCHLAND
WIEDERVERNÄSSUNG ALS CHANCE KLIMA DER ANGST
In vielen Teilen Europas werden Die Corona-Infektionen haben ein grelles
Rinder auf entwässerten Moorböden Licht auf die schlechten Arbeitsverhältnisse
gehalten. Seit ihrer Trockenlegung emittieren in deutschen Schlachthöfen geworfen.
die Torfböden enorme Mengen an Es müsste, gegen den Trend, mehr staatliche
Treibhausgasen. Die klimaverträgliche Kontrollen geben.
Nutzung dieser Flächen zu organisieren,
wäre Aufgabe der Agrarpolitik. 40 VERSCHWENDUNG IN DEUTSCHLAND
VIEL ZU WENIG WIRD VERMIEDEN
30 ANTIBIOTIKA Entlang der gesamten Wertschöpfungs-
ZU VIEL DAVON IM TIERSTALL – UND kette verenden Tiere und werden
EINE GEFAHR FÜR DIE MENSCHEN Hunderttausende Tonnen Fleisch vergeudet.
Antibiotika helfen bei vielen Die Verschwendung von Ressourcen
Erkrankungen. Das große Problem: für deren Produktion ist enorm.
Erreger in Menschen und Tieren können
gegen Antibiotika resistent werden, 42 KULTURWANDEL
eine tödliche Gefahr. Doch in der VERHÄNGNISVOLLE SYMBOLIK
Nutztierhaltung werden sie noch Kritik am Fleischverbrauch muss es mit
immer nicht sparsam genug eingesetzt. vielem aufnehmen: mit geschicktem
Marketing, gesellschaftlichen Werten
32 PANDEMIEN und Traditionen. Für einen reduzierten
GEFÄHRLICHE KONTAKTE Fleischkonsum müssen sich langfristig
Viehzucht und Fleischverzehr sind die sozialen Normen ändern.
Ursachen für den Ausbruch von Krankheiten,
die von Wildtieren auf Menschen 44 ERSATZPRODUKTE
übergehen. Solche Zoonosen können ÜBERALL WIRD EXPERIMENTIERT
katastrophal sein – wie im Fall von Covid-19. Veganer und vegetarischer Ersatz für Fleisch
und Wurst wird schnell beliebter – und
34 JUGENDUMFRAGE für Großkonzerne attraktiv. Als Nächstes
WENIGER FLEISCH, entbrennt wohl die Konkurrenz mit
MEHR FUTURE In-vitro-Fleisch. Start-ups mit Produkten
Im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung aus dem Labor sprießen aus dem Boden.
ernähren sich doppelt so viele 15- bis
29-Jährige vegetarisch oder vegan. Für 46 POLITIK
viele junge Erwachsene ist der Verzicht auf NÄCHSTE SCHRITTE
Fleisch ein politisches Statement. Längst haben zivilgesellschaftliche
Organisationen Vorschläge für eine klima-
36 PRODUKTION IN DEUTSCHLAND und umweltfreundliche Tierhaltung
RABIATER STRUKTURWANDEL ausgearbeitet. Doch Fortschritte zeichnen
Die Zahl der Tierhaltungen in sich nur bei den Haltungssystemen ab.
Deutschland sinkt seit Jahrzehnten –
und zwar schnell. Finanzkräftige 48 AUTORINNEN UND AUTOREN,
Betriebe vergrößern dagegen ihre QUELLEN VON DATEN, KARTEN
Bestände noch. Bei der Verteilung der UND GRAFIKEN
Tiere und beim Ökoanteil unterscheiden
sich die Regionen stark. 50 ÜBER UNS
FLEISCHATLAS 2021 5
VORWORT
E
s schien wie ein Weckruf, als im
Sommer 2020 Covid-19 in Deutschlands
größtem Schlachthof ausbrach: Die
„ Trotz Skandalen und
Corona – die Bundesregierung
will von einer „Fleischwende“
erste Welle der Pandemie verklang gerade, nichts mehr wissen.
da meldeten die Gesundheitsämter mehr
als 1.500 infizierte Arbeiterinnen und
Arbeiter in dem Mega-Schlachtbetrieb von gegeben, in der Meinungsbilder von Men-
Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. Dort, wo schen zwischen 15 und 29 erhoben wurden.
am Tag knapp 30.000 Schweine geschlachtet
werden, musste aufgrund der Pandemie Die Ergebnisse zeigen, dass mehr als zwei
alles stillgelegt werden. Infiziert waren vor Drittel der jüngeren Generation die heutige
allem Arbeiterinnen und Arbeiter aus dem Fleischindustrie ablehnen. Sie sehen in der
Ausland, die in der Fabrik für wenig Geld Fleischproduktion eine Bedrohung für das
arbeiten und unter prekären Bedingungen Klima und ernähren sich doppelt so oft
wohnen. Agrarministerin Klöckner vegetarisch und vegan wie der Durchschnitt
verkündete einen grundlegenden Wandel der gesamten Bevölkerung. Und sie sehen
in der Fleischindustrie, sogar ein „Fleisch- Handlungsbedarf beim Staat: Er soll Konsu-
Gipfel“ wurde organisiert. mentinnen und Konsumenten darin unter-
stützen, sich klimafreundlich zu ernähren.
Endlich der Moment für einen grundlegen- Das sind interessante Ergebnisse, denn im
den Wandel? Leider nein. Durch den Gegensatz dazu proklamieren viele
Kampf der Gewerkschaften endet nun die Politikerinnen und Politiker, dass Ernährung
Zeit der Leiharbeit und der Werkverträge eine persönliche Entscheidung sei – und
in den Schlachthöfen. Ein erster wichtiger der Staat nichts gegen den Konsum von
Schritt. Doch weiter geht der Umbau billigem Fleisch unternehmen könne.
der Fleischindustrie nicht. Die Corona-
D
Aufregung erinnert an die vielen anderen och das ist falsch. So wie die Produk-
Skandale, die in den letzten Jahrzehnten tionsbedingungen kann der Staat auch
ohne wirkliche Konsequenzen an der den Konsum beeinflussen. Ernährung
Branche vorbeigezogen sind. Für uns ist ist zwar individuell. Doch Gesetze und Regeln
es kaum nachvollziehbar, wie wenig sich können unsere Konsumentscheidungen zu-
ändert – trotz der seit nun fast zehn Jahren gunsten von Nachhaltigkeit und Gesundheit
anhaltenden öffentlichen Kritik und steuern. Instrumente dafür gibt es zahlreiche:
der vielen Skandale. fiskalische, informatorische und rechtliche.
Uns hat in diesem Zusammenhang Vor allem aber bedarf es eines entschiedenen
interessiert, wie die jüngere Generation politischen Willens zur Veränderung. Doch
mit ihrem beeindruckenden Engagement die Bundesregierung will von einer „Fleisch-
gegen die Klimakrise diese Beharrungskräfte wende“ offenbar nichts mehr wissen. Das
der Fleischindustrie erlebt. Daher haben ist auch im globalen Zusammenhang ein
wir eine repräsentative Umfrage in Auftrag dramatischer Irrweg, weil die ökologischen,
6 FLEISCHATLAS 2021
sozialen und gesundheitlichen Folgen der
industriellen Fleischproduktion ignoriert
werden: Ohne Kurswechsel wächst die
„ Ernährung ist zwar
individuell. Doch Gesetze
und Regeln können unsere
Fleischproduktion bis zum Jahr 2029 noch Konsumentscheidungen steuern.
einmal um 40 Millionen Tonnen auf dann
mehr als 360 Millionen Tonnen Fleisch
pro Jahr. Die Folgen kann man sich kaum Konsumentinnen greifen immer häufiger
vorstellen, weil bereits jetzt die ökologischen zu vegetarischen Produkten oder zu
Grenzen unseres Planeten überschritten Fleisch aus besserer Haltung. Die deutsche
werden und die Klima- und Biodiversitäts- Agrarpolitik hingegen pflegt ihre Ver-
krise für viele Menschen weltweit dramati- weigerungshaltung. Neue Konzepte gibt
sche Auswirkungen hat. es, doch leider wird die Umsetzung im
Landwirtschaftsministerium verschleppt.
I
m Jahr 2015 haben sich die Staats-und
D
Regierungschefs der Welt auf die aher soll dieser Atlas all diejenigen
globalen Entwicklungsziele (SDGs) in ihrer Arbeit und ihrem Enga-
geeinigt. Der Schutz des Klimas, der gement unterstützen, die sich für
Biodiversität, der Meere und allem voran Klimagerechtigkeit einsetzen. Er beleuchtet
das Ende von Hunger und absoluter Armut die Probleme, die aus der industriellen
stehen auf der Liste der 17 Ziele. Die Land- Fleischproduktion entstehen und liefert
wirtschaft ist eng mit dem Erfolg der Ziele neue Daten und Fakten zu Themen, die
verknüpft, doch steht gerade die indust- wir auch zuvor schon aufgegriffen haben.
rielle Fleischproduktion dem im Weg. Sie Zwar mangelt es noch an positiven Trends,
befeuert die Klimakrise, Waldrodungen, doch es wird deutlich, dass viele, gerade
Pestizideinsätze und Biodiversitätsverluste, auch junge Menschen die Machen-
vertreibt Menschen von ihrem Land. schaften der Fleischindustrie nicht mehr
hinnehmen wollen und sich zunehmend
Die globalen Nachhaltigkeitsziele müssen für Klima, Nachhaltigkeit, Tierwohl und
wir in neun Jahren erreichen. Und das Ernährung interessieren und einsetzen.
bedeutet, dass die Industrieländer ihren Das ist großartig. Darum möchten wir mit
hohen Fleischverbrauch auf Kosten des diesem Atlas vor allem ihr Engagement
Klimas, der Biodiversität, globaler Gerech- mit Informationen stärken.
tigkeit und des Tierwohls um mindestens
fünfzig Prozent reduzieren müssen.
Barbara Unmüßig
Vor acht Jahren haben wir den ersten Heinrich-Böll-Stiftung
Fleischatlas veröffentlicht. Seitdem hat
Olaf Bandt
sich in Deutschland einiges verändert. In
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Gesellschaft, Medien und Wissenschaft
ist Fleisch inzwischen als kritisches Dorothee D’Aprile
Thema etabliert. Konsumenten und Le Monde diplomatique, deutsche Ausgabe
FLEISCHATLAS 2021 7
12 KURZE LEKTIONEN
2 Je mehr Wälder für FUTTERMITTEL gerodet werden, desto mehr schrumpfen die
LEBENSRÄUME der Wildtiere. Der Kontakt zwischen Menschen und Tieren wird enger –
das begünstigt die Übertragung von Viren und die Entstehung neuer PANDEMIEN.
8 FLEISCHATLAS 2021
FLEISCHATLAS 2021 / STOCKMAR
7 Moorflächen werden häufig für die Tierhaltung genutzt. Würde die EU drei Prozent
ihrer agrarisch genutzten MOORFLÄCHEN WIEDERVERNÄSSEN, könnte sie
ein Viertel der klimaschädlichen EMISSIONEN AUS DER LANDWIRTSCHAFT EINSPAREN.
|||||| SCHWEIN?
|||||| FREITAGS
GEHABT! |||||| |||||| STOP!
FÜRS KLIMA |||
||||| INLANDSFLÜGE NUR FÜR INSEKTEN ||||| ||| GRÜNKOHL STATT BRAUNKOHLE
FLEISCHATLAS 2021 9
KONSUM
D
er weltweite Fleischkonsum hat sich in den vergange- afrikanischen Kontinent wird das besonders deutlich. Dort
nen 20 Jahren mehr als verdoppelt und erreichte 2018 wächst die Nachfrage insgesamt zwar besonders schnell,
320 Millionen Tonnen. Die Bevölkerung ist gewach- aber pro Person steigt der Fleischkonsum in den nächsten
sen, die Einkommen sind gestiegen – beide Faktoren haben zehn Jahren kaum – von 17 auf 17,5 Kilogramm.
die Zunahme zu ungefähr gleichen Teilen verursacht. Die Auf die bevölkerungsreichste Nation der Welt, China,
Prognosen für die Fleischindustrie waren ohnehin schon entfällt fast ein Drittel des gesamten heutigen Fleischkon-
gut – bis 2028 wird der Fleischkonsum möglicherweise noch sums und ein Drittel des Wachstums der vergangenen 20
einmal um 13 Prozent wachsen. Jahre, auch wenn der Pro-Kopf-Verbrauch immer noch bei
Doch noch immer ist Fleisch für viele Menschen auf der weniger als der Hälfte des Verbrauchs in den USA liegt. Die
Welt ein Luxusgut, dessen Konsum stark vom Einkommen Nachfrage nach Fleisch wird wohl auch in China weiter stei-
abhängt. Durch die weltweite Wirtschaftskrise im Zusam- gen, das Wachstum jedoch deutlich geringer werden. Denn
menhang mit Covid-19 sind die Einkommen vieler Men- die Sorge um Übergewicht wächst, und ab 2030 wird die Be-
schen eingebrochen. Die Weltbank geht davon aus, dass bei völkerungszahl wieder zurückgehen.
anhaltender Krise rund 150 Millionen Menschen unter die In Afrika und Asien wird der Fleischkonsum die Produk-
Armutsgrenze rutschen werden und viele weitere Millionen tion überholen. Daher werden auch die Importe zunehmen,
gravierende Ausfälle bei ihren Einkommen haben werden. besonders schnell in Subsahara-Afrika. Der Anstieg der
Das gilt auch für China, den Staat mit dem größten Fleischimporte wird aber vom nichtchinesischen Asien an-
Fleischkonsum weltweit. Zusammen mit dem Ausbruch getrieben. Auf die Region insgesamt werden bis 2029 rund
eines anderen Virus, der Afrikanischen Schweinepest, ist 56 Prozent des Welthandels entfallen.
Covid-19 der maßgebliche Grund für den schwächeren Kon- Die globalen Großtrends treffen nicht auf alle Fleisch-
sum von Schweinefleisch im Jahr 2020. Die Bekämpfung sorten in gleichem Maße zu. Während der Anteil von Rind
von Covid-19 ließ die Wirtschaft in China im ersten Halbjahr
2020 um über drei Prozent schrumpfen.
In den meisten Industrienationen liegt der Fleischkon- Trotz einer mehr als fünfmal größeren
sum seit Jahrzehnten relativ konstant auf hohem Niveau. Bevölkerung verbrauchen die ärmeren Länder nicht
Während in Deutschland 2019 fast 60 Kilogramm pro Per- einmal doppelt so viel Fleisch wie die reicheren
FLEISCHATLAS 2021 / OECD, FAO
68,6
Schwein Schaf (Einzelhandelsgewicht),
Kilogramm pro Jahr
*
nach der bis heute üblichen Einteilung der FAO, entwickelt: Kanada, USA, Europa, GUS, Japan, Israel, Südafrika, Australien, Neuseeland; sich entwickelnd: alle anderen
10 FLEISCHATLAS 2021
FLEISCHATLAS 2021 / OWID
LANDSCHAFT, WIRTSCHAFT, TRADITIONEN
Fleischverbrauch nach Ländern und Wirtschaftsleistung, pro Kopf, 2017
Kilogramm pro Jahr
140 bis unter 20
kg 20 bis unter 40
40 bis unter 60 USA
60 bis unter 80
120 80 bis unter 100
über 100
100
Brasilien
Deutschland
Italien
Frankreich
80
Großbritannien
Länder mit über 50 Millionen Einwohnerinnen und Russland
Einwohnern nach Wirtschaftsleistung in US-Dollar Südkorea
Vietnam
und Fleischverbrauch in Kilogramm pro Jahr, 2017 Mexiko
60
Südafrika China
Myanmar
Japan
Philippinen
40 Iran
Türkei
Ägypten
Pakistan Thailand
20 Kenia
GEFLÜGEL DOMINIERT
Die Daten zur Gesamtnachfrage und dem durchschnitt-
Zunahme des Weltverbrauchs nach Fleischarten,
lichen Konsum in einzelnen Ländern geben nur ein unvoll- mit Knochen, in Millionen Tonnen
ständiges Bild ab, denn auch innerhalb der Länder ist die 10,5
350 15,8
Nachfrage mit Blick auf die sozioökonomischen Strukturen
71,6
sehr unterschiedlich. In den industrialisierten Regionen 300 Schafe und Ziegen
nimmt der Fleischkonsum pro Kopf tendenziell mit höhe- Rinder und Büffel
250 120,9
Schwein
rer Bildung und höherem Einkommen ab. Auch Frauen und
200 Geflügel
Jugendliche essen weniger Fleisch als Männer. In Deutsch- andere
land zum Beispiel verzehren Männer im Durchschnitt etwa 150
doppelt so viel Fleisch und Wurst pro Tag wie Frauen. In den 127,3
100
50
FLEISCHATLAS 2021 11
HANDEL
Ü
ber 20 Jahre hat es gedauert, bis die EU und die Merco- Entwaldung. Sie führt zu einer Zerstörung der Lebens-
sur-Länder Argentinien, Brasilien, Uruguay und Para- grundlage indigener und kleinbäuerlicher Gemeinden. Im
guay ein Assoziierungsabkommen für ihre beiden Amazonas grasen auf 63 Prozent aller entwaldeten Flächen
Wirtschaftsräume ausgehandelt haben. Es sieht vor, bei 92 Rinder. Zwischen 70 und 80 Prozent aller Rindfleischimpor-
Prozent der Importe aus dem Mercosur in die EU und bei 91 te in die EU kommen aus den Mercosur-Ländern. 50 Prozent
Prozent in Gegenrichtung die Zölle nach einer Übergangs- der aus Brasilien in die EU gelieferten landwirtschaftlichen
frist abzuschaffen. Dadurch wird der Export von Agrarpro- Produkte sind auf Abholzung zurückzuführen, vor allem
dukten wie Ethanol, Soja und Rindfleisch aus Südamerika Soja, Rindfleisch und Kaffee.
und im Gegenzug der Export europäischer Produkte wie Auch die Exporte von Geflügel- und Schweinefleisch
Autos, Maschinen oder Chemieprodukte in die Mercosur- würden mit dem Abkommen steigen. 180.000 Tonnen Ge-
Staaten enorm erleichtert. Wenn das Abkommen im EU- flügelfleisch sollen zollfrei importiert werden dürfen, zu-
Ministerrat angenommen wird, müssen anschließend das sätzlich zu den bereits eingeführten 392.000 Tonnen. Bei
EU-Parlament und die Parlamente der EU-Mitgliedsstaaten Schweinefleisch kämen 25.000 Tonnen zu einem geringen
sowie die Parlamente und Regierungen der Mercosur-Län- Zollsatz hinzu. Dies entspräche fast einer Verdoppelung der
der zustimmen. Schweinefleischimporte aus dem Mercosur in die EU, die
Das Abkommen würde die Fleischexporte aus dem Mer- derzeit bei 33.000 Tonnen liegen.
cosur ausweiten. Zu den 200.000 Tonnen Rindfleisch, die Ähnlich sehen die Prognosen für Soja aus, das zu einem
bereits von dort in die EU gelangen, könnten weitere 99.000 großen Teil als Tierfutter für die europäische Fleischindus-
Tonnen ohne oder mit geringen Zöllen importiert werden. trie dient. Brasilien ist der größte Exporteur von Sojapro-
Die im Juli 2020 von der EU publizierte Nachhaltigkeitsfol- dukten weltweit. Das SIA-Dokument der EU geht davon aus,
genabschätzung (Sustainability Impact Assessment, SIA) dass der Import von Ölsaaten aus dem Mercosur um bis zu
erwartet nach den Einzelbestimmungen einen Anstieg der 5,9 Prozent ansteigen könnte und gravierende ökologische
Rindfleischimporte um 30 bis 64 Prozent. Die französische Folgen hätte. Einer Studie von 2019 zufolge werden fast
zwei Drittel aller verkauften Pestizide in Brasilien im Anbau
von Soja und Zuckerrohr eingesetzt. Mit dem Abkommen
würden die Einfuhrzölle auf Pestizide in den Mercosur abge-
FLEISCHATLAS 2021 / BLOOMBERG
Als 2018 die USA Strafzölle gegen China verhängten, kaufte China
weniger in den USA und mehr in Südamerika. Die starken Zwischen den drei weltgrößten Sojahändlern – den USA,
Schwankungen seither lassen derzeit keine Aussagen über Trends zu.
Brasilien und, als Kunde, China – ist die EU eher unbedeutend.
Scheitert das Handelsabkommen, bleibt es dabei
12 FLEISCHATLAS 2021
FLEISCHATLAS 2021 / OECD, FAO
ZENTREN DES FLEISCHHANDELS 3,1
Staaten mit mehr als fünf Millionen Tonnen Fleischkonsum und/oder mehr als einer Million Tonnen 3,9
Im- oder Exporte, Jahresdurchschnitt 2017–19, in Millionen Tonnen
0,8
2,0 1,8
0,7 1,6
Russland
Großbritannien 0,3
Kanada
Japan
USA 2,0 0,0
EU-28
0,0 China 1,4
2,0 0,8
0,6
0,0 Korea
Mexiko Indien 0,0
1,5
0,4 0,0
1,6 Thailand Vietnam
0,0
1,2
Brasilien
0,3
0,1 Australien
Argentinien 0,1
Importe Neuseeland
6,7 Exporte
0,7 6,1
1,1
7,5 2,2
nach Ländern
31,7 8,4 1,7 0,7 33,6 9,3 1,4 0,6
nach Warengruppen
14,6 12,2 15,7 19,0 11,7 14,3
FLEISCHATLAS 2021 13
PRODUKTION
D
ie globale Fleischproduktion ist im Jahr 2019 das ers- Importländer wie China, Südkorea und Japan die Einfuhren
te Mal seit 1961 nicht gewachsen, sondern um zwei aus Deutschland. Daraufhin revidierte die EU-Kommission
Prozent auf 325 Millionen Tonnen gesunken. Hierfür ihre positive Exportschätzung für das Jahr 2020 und sagte
ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) und nicht ein rück- für 2021 ein Minus von 10 Prozent voraus. Ein Zeichen für
gängiger Konsum der Hauptgrund. So hat die ASP in China Verwerfungen auf dem Weltmarkt ist das aber nicht: Insge-
dazu geführt, dass die Produktion von Fleisch insgesamt um samt werden noch immer nur etwa 11 Prozent des weltweit
10 Prozent, von Schweinefleisch sogar um mehr als 20 Pro- produzierten Fleisches international gehandelt.
zent eingebrochen ist. Mitte 2019 waren mit 150 bis 200 Mil- Rückblickend betrachtet ist die globale Fleischproduk-
lionen Schweinen mindestens 30 Prozent der chinesischen tion in den vergangenen Jahrzehnten rasant gewachsen. In
Schweinepopulation infiziert und die Produktion auf dem den 1970er-Jahren betrug sie gerade mal ein Drittel der heu-
niedrigsten Niveau seit 2003. Vor der ASP-Epidemie war die tigen Menge. Die OECD geht davon aus, dass sie – etwas ver-
Schweinefleischproduktion des Landes doppelt so groß wie langsamt bis 2029, also fast bis zum Referenzjahr 2030 der
die der EU und betrug mehr als das Fünffache der US-Menge. globalen Entwicklungsziele – um weitere 40 Millionen Ton-
Trotz der jüngsten Einbrüche bleibt China aber mit 80 Mil- nen steigen wird. Dann wäre, wenn vorher nicht politisch
lionen Tonnen Fleischproduktion neben den USA, Brasilien, umgesteuert wird, eine Produktion von etwa 366 Millionen
Russland und Deutschland eines der wichtigsten fleischpro- Tonnen pro Jahr erreicht.
duzierenden Länder der Welt.
Auch der globale Handel mit Fleisch war und ist deut-
lich vom Ausbruch der Schweinepest beeinflusst. Insgesamt In vielen Gegenden der Welt nimmt die
wurden etwa 6,8 Prozent mehr Fleisch gehandelt. Allein Fleischproduktion weitherin zu. In der EU ist dieser
China hat im Jahr 2019 zwei Millionen Tonnen – also 37 Pro- Trend seit etwa 20 Jahren abgeschwächt
BOOM-BUSINESS
Entwicklung der Fleischproduktion in wichtigen Erzeugerländern und in der EU sowie in deren Mitgliedsstaaten, Auswahl*,
in Millionen Tonnen
90 9
80 China 8 Deutschland
Spanien
70 7
60 6
50 5 Frankreich Polen
40 EU-28 4 Italien
30 3
20 Brasilien 2
Niederlande
USA Russland
FLEISCHATLAS 2021 / OWID
10 1
Indien
Großbritannien
0 Argentinien 0
1961 1970 1980 1990 2000 2010 2018 1961 1970 1980 1990 2000 2010 2018
*
zum Erhebungszeitpunkt noch mit Großbritannien. Deutschland vor 1990: mit DDR. Rückgang der ostdeutschen Fleischproduktion nach dem Beitritt der DDR zur BRD
14 FLEISCHATLAS 2021
FLEISCHATLAS 2021 / OECD, FAO
OSTEN IM ZENTRUM
Größte Produzentenländer für die wichtigsten tierischen Produkte, Jahresdurchschnitt 2017–19, 50.500
in 1.000 Tonnen
23.100
21.800 5.000
3.700
1.600
230
13.200 Russland
11.900
11.800
7.300
China
13.800 650
70
USA EU-27
9.100 3.700
2.500
300 740 20.400
4.000 Indien
120
Brasilien
2.900
2.100
600 50
Argentinien 6.500
4.800
Rind Schwein Geflügel Schaf
EU-27 ohne Großbritannien
FLEISCHATLAS 2021 15
FUTTER
D
er seit Jahren weltweit steigende Fleischkonsum China ist der mit Abstand größte Produzent und Konsu-
treibt auch den Bedarf an Futtermitteln in die Höhe. ment von Fleisch weltweit. Entsprechend groß ist der Bedarf
In der intensiven Tierhaltung ist Soja eines der wich- an Futtermitteln, der China zum größten Sojaimporteur
tigsten Protein liefernden Bestandteile des Futters. Seit 2001 weltweit macht. Im Jahr 2019 kaufte das Land mit 74 Mil-
hat sich sein Anteil im internationalen Handel mehr als ver- lionen Tonnen knapp zwei Drittel aller Exporte, gefolgt von
fünffacht. Soja wird als Lebensmittel, Treibstoff oder Indus- der EU mit 13 Millionen Tonnen. Entsprechend groß können
triematerial genutzt – fast 90 Prozent allerdings landen in Veränderungen in den weltweiten Handelsströmen sein:
den Trögen. Zwischen Januar und Mai 2020 importierte China fast 37
Die größten Anbauländer sind Brasilien mit 133 Mil- Prozent mehr Soja aus Brasilien, weil das Land als Folge der
lionen Tonnen, die USA mit 117 und Argentinien mit 53 handelspolitischen Spannungen mit den USA weniger von
Millionen Tonnen. Fast 90 Prozent der weltweiten Sojaex- dort importierte.
Zu Futtermitteln verarbeitet und gehandelt wird Soja
von Agrarhandelskonzernen, die weltweit in Häfen, Flotten
und Logistik investieren. Die größten Agrarhändler sind die
STATUS UND TREND
sogenannten ABCD-Konzerne, die vier Firmen Archer Da-
Mischfutterherstellung nach Ländern und Ländergruppen,
in Millionen Tonnen niels Midland, Bunge, Cargill und Louis Dreyfus Company.
Im Jahr 2018 exportierten sie zusammen mit dem brasilia-
sonstige nischen Händler Amaggi 56 Prozent des Sojas aus Brasilien.
restliches Amerika EU-28 Weil die Nachfrage zunimmt und eine Steigerung der
68
Kanada 61 165 Produktivität auf den bestehenden Flächen schwierig wäre,
22 wird für den Sojaanbau immer mehr Platz benötigt. In den
20 Jahren bis 2019 sind die Anbauflächen von 77 auf 125
restliches Europa
91 Millionen Hektar gewachsen. Mittlerweile steht der Soja-
USA 177
2018 anbau nach der Viehwirtschaft an zweiter Stelle der Verur-
sacher von Abholzung weltweit. Besonders in Brasilien und
35 188 Argentinien werden Wald und Grasland in Sojafelder um-
Mexiko China
69 gewandelt.
Brasilien 24
185 Zwischen 2006 und 2017 wurden im Amazonas-Regen-
Japan wald und der brasilianischen Savanne Cerrado, eines wegen
restliches Asien
seiner Biodiversität sehr wertvollen Trockenwaldes, 220.000
Quadratkilometer Wald abgeholzt. Das entspricht mehr als
Mengenwachstum, Auswahl, Index 1999=100 60 Prozent der Fläche Deutschlands. Zumeist entstanden
300
Viehweiden, doch zehn Prozent der gerodeten Fläche wur-
de einer Untersuchung der Initiative Trase zufolge direkt für
Brasilien den Sojaanbau verwendet. Die massive Abholzung im Cerra-
250 do hat einen einfachen Grund: Das Amazonas-Moratorium,
eigentlich ein großer Erfolg, verbietet den Handel mit Soja,
das von Regenwaldflächen stammt, die nach 2008 gerodet
200
China wurden – aber eben nur im Amazonas. Die Sojaproduktion
ist deshalb auf den Cerrado ausgewichen.
150 Keiner der großen Agrarhändler unterstützt die Forde-
USA rung, das Handelsmoratorium auch auf den Cerrado aus-
zuweiten. Cargill spricht sich sogar öffentlich dagegen aus.
FLEISCHATLAS 2021 / IFIF
100
EU-28
Nicht-EU-Europa
50 Während die industrielle Tierfutterproduktion
1999 2003 2006 2009 2012 2015 2018 in Amerika stagniert, ist Osteuropa – vor allem
die Ukraine – zur neuen Boomregion geworden
16 FLEISCHATLAS 2021
FLEISCHATLAS 2021 / OECD, FAO
FELDFRÜCHTE MIT VIELEN INTERESSENTEN
Wichtigste landwirtschaftliche Produkte nach Erträgen und Verwendungszwecken, Auswahl, Durchschnitt 2017–19,
in Millionen Tonnen und Anteile in Prozent
77
18 9 149
143 80 10,3 %
3,5 % 1,2 %
15,6 % 20,0 %
12,5 %
512 746
181 15,9 %
1.141 Mais 414 80,9 %
511 68,5 %
5 China
Allein für Sojabohnen haben sich die Anbau- 0
flächen seit 1990 mehr als verdoppelt. Inzwischen 1990 1994 1998 2002 2006 2010 2014 2018
FLEISCHATLAS 2021 17
KONZERNE
O
bwohl die zehn wichtigsten Unternehmen der den größten Produzenten von Rind- und Schweinefleisch.
Fleischbranche ihren Hauptsitz in nur wenigen Län- Dawn Meats (Irland) ist europäischer Marktführer bei Rind-
dern – in Brasilien, den USA, China, Japan und Län- und Lammfleisch, während LDC (Frankreich), Plukon Food
dern der EU – haben, dominieren sie die Märkte weltweit Group (Niederlande), Gruppo Veronesi (Italien) und die
und sind in allen wichtigen fleischerzeugenden Regionen PHW-Gruppe (Deutschland) führend in der Geflügelver-
präsent. Diese Unternehmen sind für die industrielle Pro- arbeitung sind.
duktion und Schlachtung einer riesigen Zahl von Tieren ver- Durch Fusionen und Übernahmen kaufen sie immer
antwortlich. mehr kleinere Unternehmen auf und festigen ihre Markt-
Das größte von ihnen, JBS aus Brasilien, stellt dabei alle macht. So hat beispielsweise Tyson seine Präsenz in Europa
anderen in den Schatten. Das Unternehmen ist in 15 Län- durch den Aufkauf der europäischen Betriebe von BRF ver-
dern mit über 400 Niederlassungen vertreten und lässt täg- stärkt und beliefert den Markt nun mit tiefgefrorenem Hüh-
lich bis zu 75.000 Rinder, 115.000 Schweine, 14 Millionen nerfleisch aus seinen europäischen und globalen Lieferket-
Geflügeltiere und 16.000 Lämmer schlachten. Zusammen
ergibt dies mehr als 210.000 Tonnen Fleisch pro Monat. Im
Vergleich dazu bringt es der zweitgrößte Schlachter, der Auf nur fünf Großunternehmen
US-Gigant Tyson Foods, pro Tag „nur“ auf knapp 22.000 Rin- entfallen zwei Drittel der deutschen
der, 70.000 Schweine und 7,8 Millionen Hühner. Schweinefleischproduktion
Tönnies-Gruppe
7.300
Vion Food German Top 5 der Schweineschlachter nach
2.800
Zahl der Tiere und Marktanteil, 2019
Westfleisch
2.790
PHW-Gruppe
2.680
16,7 Mio.
andere
Heristo
1.328 32,1 30,3
Rothkötter Tönnies-Gruppe
1.185 %
Zur-Mühlen-Gruppe 2,1 Mio.
1.000
7,7 Mio.
FLEISCHATLAS 2021 / AFZ, AGRARHEUTE
3,8 14,0
Müller-Gruppe Müller-Gruppe
950 6,0 Westfleisch
Danish Crown 13,8
Kaufland *
849 Vion Food German
3,3 Mio.
Sprehe-Gruppe 7,6 Mio.
753
*
geschätzt
18 FLEISCHATLAS 2021
MULTIS DER ERNÄHRUNG
Umsätze der größten Fleisch- und Molkereikonzerne 2019/20, Itoham Yonekyu
in Milliarden US-Dollar
7,8
5,6 11,8
11,3 8,5
Smithfield/ Vion Arla 6,5 10,9
WH Group*
Saputo 12,6 Danish Crown 8,6 DMK
NH Foods
23,3 6,3
FrieslandCampina Tönnies-Gruppe
11,9
13,4 5,9
OSI Group
9,5 Yili
Meiji
Dairy Farmers
of America
31,7 Lactalis
18,2 Nestlé
17,2
Cargill
5,8
5,5
42,4
Danone
Sodiaal
GCMMF CP Foods
FLEISCHATLAS 2021 19
PASTORALISMUS
D
ie Anfänge des Pastoralismus lassen sich über mehr schen als Pastoralistinnen und Pastoralisten. Die UN-Organi-
als zehn Jahrtausende zurückverfolgen. Er entstand sation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) geht davon
am Rande der frühesten festen Siedlungen im Nahen aus, dass etwa eine Milliarde Tiere in pastoralen Gesellschaf-
Osten. Vermutlich waren es Frauen, die zuerst Ziegen und ten leben. In den ganzjährig trockenen und den von jährli-
Schafe domestizierten, indem sie mutterlose Jungtiere auf- chen Trockenzeiten geprägten Gebieten Afrikas und Asiens,
zogen. Später begannen Teile der Bevölkerung, den Herden aber auch in den Anden Südamerikas und der Arktis sind sie
zu saisonalen Weidegebieten in der Wüste zu folgen. Sie für die Ernährung und das Einkommen vieler Menschen von
bildeten den Ursprung zahlreicher Hirtenkulturen, die seit- großer Bedeutung. Beides, Ernährung und Einkommen, ist
her mit ihren Nutztieren Produkte wie Fleisch, Milch, Wolle, bei den pastoralistisch Wirtschaftenden im nördlichen Sa-
Häute, Dünger und Brennstoff erzeugen. hel sicherer als bei den sesshaften Bäuerinnen und Bauern
Der Begriff Pastoralismus beschreibt eine ökonomische derselben Region.
Tätigkeit und eine kulturelle Identität. Gemeint ist die häu- Viele Pastoralistinnen und Pastoralisten nehmen für
fig mobile und extensive Haltung von lokal angepassten das Wohlergehen der Herden große Mühen und eine
Tieren auf natürlich gewachsenem Busch- und Grasland. mobile Lebensweise mit wenigen materiellen Besitz-
Auf jedem Kontinent der Welt – vor allem in den trockens- tümern auf sich. Entscheidungen über die Weideflä-
ten, steilsten, kältesten und heißesten Gebieten – gibt es chen und Wege basieren auf traditionellem Wissen und
Hirtenvölker, die mit Herden von Alpakas, Kamelen, Rentie- Erfahrungen mit Tierverhalten, Wetterverhältnissen und
ren, Rindern, Schafen, Wasserbüffeln, Yaks und Ziegen die dem Nährwert der Vegetation. Wichtig sind auch soziale
Gebiete der Erde bewirtschaften, die kaum anders genutzt Netzwerke, die über viele Generationen aufgebaut wur-
werden können. Es handelt sich um mehr als 26 Millionen
Quadratkilometer, das ist mehr als die gemeinsame Fläche
der USA, Chinas und der EU. Ziegen und Rinder machen den Hirtenfamilien
Trotz der häufig marginalen Produktionsflächen spielt in der Mongolei etwa gleich viel Arbeit –
Pastoralismus in vielen Ländern auch ökonomisch eine aber wer Rinder hat, verdient mehr an ihnen
18,4
Rind
27,3
20 FLEISCHATLAS 2021
FLEISCHATLAS 2021 / PRAPS
NAHRUNG FÜR DIE STÄDTE
Pastoralistisch gehaltene und gehandelte Viehbestände in Westafrika und dem Sahel,
Auswahl, Tiere in Millionen
gehandelte Rinder pro Jahr gehandelte Ziegen und Schafe pro Jahr
über 300.000 über 2 Millionen
über 100.000 bis 300.000 über 300.000 bis 2 Millionen
20.000 bis 100.000 über 100.000 bis 300.000
unter 20.000 20.000 bis 100.000
18 10
Mauretanien
11
Mali
33 26 8
11 3
Niger
10
Senegal Burkina Faso Tschad
Gambia
23
9
Guinea- 5
Bissau 6
2
Guinea 3 Nigeria
2 2 Benin Zentralafrikanische
Liberia 3
Côte d’Ivoire 10 5
20 Kamerun
Republik
Ghana Togo
Sierra Leone
FLEISCHATLAS 2021 21
KLIMA
D
er UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation derkäuer selbst große Mengen an Treibhausgasen aussto-
(FAO) zufolge trug die Viehzucht im Jahr 2013 mit ßen, stellen die Futtermittel das Hauptproblem der indus-
14,5 Prozent zu den globalen Treibhausgasemissio- triellen Geflügel- und Schweineproduktion dar. Parallel zu
nen bei. Nach ihren Schätzungen stammen 45 Prozent die- deren rasantem Wachstum steigen die Treibhausgasemis-
ser Emissionen aus der Produktion und Verarbeitung von sionen, weil mehr Futterpflanzen angebaut und dafür mehr
Futtermitteln und 39 Prozent aus der enterischen Fermen- Düngemittel eingesetzt werden.
tation, also Emissionen, die aus dem Verdauungstrakt von Im Jahr 2018 berechneten die Nichtregierungsorgani-
Wiederkäuern wie Rindern, Ziegen und Schafen freigesetzt sation GRAIN und das Institute for Agriculture and Trade
werden. Weitere 10 Prozent lassen sich auf die Lagerung Policy die Emissionen von 35 der weltgrößten Fleisch- und
und Verarbeitung von Dung zurückführen. Zusammen ma- Milchproduzenten. Dazu benutzten sie GLEAM, ein Modell,
chen diese Emissionen 56 bis 58 Prozent der gesamten Treib- das auch die FAO einsetzt und das die Auswirkungen der
hausgasemissionen des Nahrungsmittelsektors aus – und weltweiten Viehwirtschaft auf die Umwelt berechnet. Die
das, obwohl die Viehwirtschaft nur 37 Prozent des Proteins Ergebnisse waren erschreckend: Die fünf großen Fleisch-
und 18 Prozent der Kalorienversorgung der Weltbevölke- und Milchkonzerne JBS, Tyson, Cargill, Dairy Farmers of
rung bereitstellt. Dem Weltklimarat IPCC zufolge beträgt America und Fonterra zusammen verursachen im Jahr
der Anteil des Ernährungssektors am globalen Treibhaus- mehr Emissionen als ein großer Ölkonzern wie Exxon, Shell
gasausstoß zwischen 21 und 37 Prozent. oder BP. 20 dieser Unternehmen sind zusammen für mehr
Treibhausgasemissionen verantwortlich als Deutschland,
Großbritannien oder Frankreich. Von diesen 20 Unterneh-
men haben (übrigens) sechs ihren Hauptsitz in der EU.
KLIMABILANZEN IM VERGLEICH
Rund 90 Prozent der Emissionen von Fleischproduzen-
Treibhausgasemissionen bei der Produktion des Fleisches von
drei Tierarten, Bestandteile in CO2-Äquivalente umgerechnet, ten stammen aus der Lieferkette oder von den Tieren selbst.
weltweite Durchschnitte, in Prozent Nur wenige Unternehmen geben diese Emissionen an, von
Reduktionszielen ganz zu schweigen. Nur drei Fleischunter-
Rind Schwein Huhn nehmen haben einen Teil ihrer Emissionen aus der Liefer-
100 kette gemeldet (JBS, Marfrig und NH Foods), wobei nur eines
Futter: Reis, CH4
(NH Foods) glaubwürdige Zahlen vorweisen konnte, die
90
Lebensmittel-
verarbeitung, CO2 mit den Berechnungen der Forscher übereinstimmten. Die
von JBS gemeldeten Emissionen hingegen beliefen sich auf
80 direkter und indirekter
Energieaufwand, CO2
nur drei Prozent und die von Marfrig auf 37 Prozent der von
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geschätzten
70 Güllemanagement (u. a.
Menge. Keiner der Fleischkonzerne mit Hauptsitz in der EU
Lagerung, Aufbereitung)
CH4 hat bislang die gesamten Emissionen seiner Lieferkette ge-
60
N 2O meldet. Weltweit verlangt bis heute auch keine einzige Re-
50 Gasbildung der
gierung von ihren Fleischunternehmen, ihre Emissionen zu
Wiederkäuer, CH4 dokumentieren oder Emissionsreduktionsziele zu standar-
40 disieren, um einen brancheninternen Vergleich zu ermög-
Änderung der Landnutzung:
für Weiden, CO2 lichen.
Lösungsvorschläge für das Klimaproblem der Vieh-
FLEISCHATLAS 2021 / ROJAS-DOWNING ET AL.
22 FLEISCHATLAS 2021
SCHWERGEWICHTE ERHITZEN DIE WELT
Treibhausgasemissionen 20 führender Unternehmen der Fleisch- und Milchwirtschaft*
im Vergleich mit Emissionen von Staaten und Ölkonzernen, in Megatonnen, Emissionen in Megatonnen im Vergleich
Daten von 2015 (Staaten) und 2016 (Firmen)
Top 20 der Fleisch-
17 und Milchindustrie
22
Dean Foods Danish Crown 932
19 15
Arla
Saputo Deutschland
118
902
24 18
Tyson 15
Lactalis Yili Top 5 der Fleisch-
20 Vion 578
52 und Milchindustrie
86 Dairy Farmers of America
22
Nestlé
FrieslandCampina
Exxon
Fleisch- und 577
Cargill
Milchkonzerne
41 National Beef Staaten Shell
Ölkonzerne 508
30
39
280
15 Smithfield/WH Group** Frankreich
Marfrig
507
California Dairies
27 %
schen abgegrenzten Weideflächen wechselt. Es verhindert
Überweidung, fördert das Wachstum von Futtermitteln 2016 31 Gt 13 Gt
81 %
zwischen den Weidezyklen und ahmt die Bewegung von
FLEISCHATLAS 2021 / IATP, GRAIN
FLEISCHATLAS 2021 23
PESTIZIDE
IN DER EU VERBOTEN,
IN SÜDAMERIKA ERLAUBT
Weltweit steigt die Verwendung von an proteinhaltigen Futtermitteln aus Soja, dessen wichtigs-
Pestiziden in der Landwirtschaft. Einige der te Anbauländer USA, Brasilien und Argentinien sind. Diese
gefährlichsten Stoffe wurden in der drei Länder gehören zu den größten Pestizidverbrauchern
überhaupt. An Herbiziden, den Unkrautvernichtungsmit-
EU bereits verboten, kommen in anderen
teln, wurden in den USA mehr als 250.000 Tonnen verwen-
Teilen der Welt aber im großen Stil zum det, in Brasilien knapp 230.000 und in Argentinien 161.000
Einsatz. Viele sind für den Anbau Tonnen, zusammen knapp 70 Prozent des Weltverbrauchs.
von Soja und Mais bestimmt, die meist Dort kommen die Agrarchemikalien in der Produktion
im Futtertrog von Nutztieren landen. zahlreicher Nutzpflanzen zum Einsatz. Das meistens zu
Futtermittel weiterverarbeitete Soja spielt eine besondere
Rolle. So sind etwa in Brasilien 52 Prozent der gesamten Pes-
S
eit 1990 hat sich der Einsatz von Pestiziden weltweit tizidverkäufe für die Anwendung im Sojaanbau bestimmt.
verdoppelt. Heute beläuft er sich auf mehr als vier Mil- Parallel zur Sojaproduktion, die sich seit 1990 fast versechs-
lionen Tonnen jährlich. Es ist purer Pestizid-Wirkstoff, fachte, werden heute in Brasilien neun Mal mehr Pestizide
umfasst also die Substanzen, die Unkräuter, Insekten oder gespritzt als vor 30 Jahren.
Pilzkrankheiten bekämpfen. Die Handelsmengen sind viel Die Zunahme des Pestizidverbrauchs in Brasilien und
größer: Um die Anwendung zu vereinfachen und die Wirk- Argentinien hängt mit der Einführung von gentechnisch
samkeit zu verbessern, werden die Pestizide mit weiteren modifizierten (GM) Sojapflanzen Ende der 1990er-Jahre zu-
Chemikalien und Wasser gemischt. Während der Einsatz sammen. Sie sind resistent gegen Glyphosat. So kann das
in vielen Ländern der Europäischen Union (EU) in den ver- Totalherbizid auch während der Wachstumsphase der Soja-
gangenen 30 Jahren stagnierte, hat er in anderen Teilen der pflanze gespritzt werden, um konkurrierende Pflanzen zu
Welt stark zugenommen. vernichten. Doch je mehr Glyphosat zum Einsatz kommt,
Dieser Anstieg beruht auch auf der weltweit wachsen- umso wahrscheinlicher wird es, dass die Unkräuter gegen
den Nachfrage nach Fleisch. Denn sie fördert den Bedarf das Herbizid resistent werden – weshalb die Landwirtinnen
und Landwirte wiederum auf größere Mengen und andere
Unkrautvernichter zurückgreifen. So ist ein Teufelskreis ent-
standen.
FLEISCHATLAS 2021 / FAOSTAT
CHEMISCHE KEULEN
Davon profitieren die Hersteller der Pestizide. Allen
Einsatz von Pestiziden, in 1.000 Tonnen
voran sind es die Unternehmen Syngenta mit Sitz in der
8.000 Schweiz, Bayer und BASF aus Deutschland sowie Corteva
4.122 und FMC aus den USA. Die fünf Konzerne kontrollieren
mehr als 70 Prozent des globalen Pestizidmarktes, dessen
7.000
Wert 2019 auf 60 Milliarden US-Dollar geschätzt wurde.
Welt
Syngenta ist Weltmarktführer und erzielt allein ein Viertel
6.000 des Branchenumsatzes.
Die Pestizide, die die fünf Konzerne verkaufen, unter-
scheiden sich in ihrer Wirkungsweise ebenso wie in ihrer
5.000
Gefährlichkeit. Zivilgesellschaftliche Organisationen schät-
zen, dass die Unternehmen 2018 zusammen 35 Prozent
4.000 ihrer weltweiten Pestizidumsätze mit den Substanzen er-
zielten, die als besonders schädlich für Menschen oder die
368
Umwelt gelten. Die Nichtregierungsorganisation Pesticide
3.000
Action Network (PAN) stuft sie als „hochgefährlich“ ein und
EU-28 408
USA stützt sich dabei auf nationale und internationale Bewer-
2.000 1.704 tungen verschiedener Behörden.
Das Geschäft dieser „CropLife-Konzerne“ mit hochge-
China
fährlichen Pestiziden läuft beim Anbau von Futtermittel-
1.000
Brasilien 377
Argentinien
173
0 Global steigt der Pestizidverbrauch nicht mehr.
1990 1995 2000 2005 2010 2015 2018 Für Hersteller bedeutet das Verdrängungs-
wettbewerb und Suche nach neuen Märkten
24 FLEISCHATLAS 2021
FLEISCHATLAS 2021 / PUBLIC EYE
DIE TOP 5 DER PESTIZID-PRODUZENTEN UND -ABNEHMER
Kombinierte Umsätze der fünf größten internationalen Pestizid-Produzenten auf ihren fünf wichtigsten Märkten,
in Millionen US-Dollar, 2018, und Anteil verkaufter bzw. gekaufter hochgefährlicher Pestizide, in Prozent
11,0 %
36,7 %
36,0 % 24,9 %
Corteva 1.850
Brasilien 3.330 Syngenta (ChemChina) 3.410
32,0 %
49,0 % Verkäufer
Anteil hochgefährlicher
FMC 971
39,2 % Pestizide
51,5 % Käufer
Anteil hochgefährlicher
*
identifizierbare Produkte der Hersteller Bayer, BASF, Syngenta (Europa) sowie Corteva und FMC (USA);
Pestizide
auf dem weltgrößten Markt China haben inländische Hersteller einen Marktanteil von 90 Prozent
kannter Risiken verboten sind. So verkauft die deutsche Bay- Glyphosat Atrazin
Soja Paraquat Acetochlor
er AG in Südamerika Insektizide, die innerhalb der EU verbo-
Glufosinat andere
ten wurden, weil sie für Bienen höchst giftig sind. Mancozeb
Viele dieser Pestizide werden in der EU produziert und
3,5
49,7 % 27,7 %
anschließend exportiert. Mit dem EU-Mercosur-Abkommen
FLEISCHATLAS 2021 / PUBLIC EYE
davon 0,43
könnte dieser Handel weiter zunehmen, weil die Zölle für
Mais
Bei Soja und Mais sind rund die Hälfte aller *
identifizierbare Produkte der Hersteller Bayer, BASF, Syngenta (Europa)
eingesetzten Pestizide hochgefährlich. Atrazin sowie Corteva und FMC (USA)
FLEISCHATLAS 2021 25
WASSER
I
m Allgemeinen muss für die Produktion von Fleisch mehr blaues oder graues Wasser erzeugt wird, um beurteilen zu
Wasser eingesetzt werden als für Nahrungsmittel auf können, ob die begrenzten Wasserressourcen übernutzt
pflanzlicher Basis, also etwa Getreide oder Hülsenfrüchte. wurden. Zwar sind zwei Drittel der Erde mit Wasser bedeckt,
So ist der durchschnittliche Wasserfußabdruck pro Kalorie aber das meiste davon ist Salzwasser in den Meeren. Nur ein
bei Rindfleisch zwanzigmal größer als bei Getreide. Doch winziger Anteil von 0,4 Prozent ist Trinkwasser. Diese 0,4
Fleisch ist nicht gleich Fleisch, je nach Tierart und Haltung Prozent zirkulieren in lokalen, regionalen und globalen
unterscheidet sich der Wasserbedarf erheblich. Wasserkreisläufen und versorgen Pflanzen, Tiere und Men-
So verbraucht die Produktion eines Kilogramms Rind- schen.
fleisch im Schnitt 15.415 Liter Wasser, die des gleichen Ge- Weil Rinder in industrieller Haltung ihr Kraftfutter ef-
wichtes an Schaf- oder Ziegenfleisch fast 9.000, bei Schwei- fizienter verwerten, ist ihr Wasserfußabdruck in der Regel
nefleisch sind es 6.000 und bei Huhn 4.300 Liter Wasser. kleiner als der der Rinder aus den anderen Haltungsformen,
Insgesamt entfallen 92 Prozent des globalen Wasserfuß- etwa aus einer ökologischen Produktion, in der die Tiere viel
abdrucks auf die Landwirtschaft, 29 Prozent davon gehen Zeit auf der Weide verbringen. Allerdings stammt ihr Futter
in die Tierproduktion. Nach anderen Berechnungen nutzt häufig aus Ackerkulturen, die gewässert, gedüngt und mit
die Landwirtschaft 70 Prozent des verfügbaren Süßwassers, Ackergiften behandelt werden. Das heißt, der Fußabdruck
dreimal mehr als vor 50 Jahren. der Futterproduktion für die industrielle Tierhaltung ent-
Allerdings ist auch ein Stück Rindfleisch nicht unbedingt hält große Anteile blauen und grauen Wassers. Der Fuß-
mit einem anderen zu vergleichen. Der genaue Wasserfuß- abdruck des blauen Wassers ist beim Kraftfutter 43-mal so
abdruck hängt von dem Produktionssystem ab, aus dem groß wie beim Raufutter, beim grauen Wasser gar 61-mal so
das Fleisch stammt. Stand das Tier auf der Weide, in einem hoch. Daher ist Fleisch aus Weidehaltung dem aus industri-
gemischten System mit Pflanzenanbau, oder befand es sich eller Haltung auch deswegen in der Regel vorzuziehen, weil
in einem industriellen System mit hohen Tierzahlen pro es die Wasserressourcen schont.
Hektar, in denen über 90 Prozent des Futters zugekauft wur- Problematisch für die Ökosysteme und die Böden wird
den? Ebenso wichtig sind die Zusammensetzung und die es, wenn in trockenen Regionen blaues Wasser für den An-
Herkunft des Futters. bau von Futtermitteln genutzt und den regionalen Kreisläu-
Ein Beispiel: Bei der Berechnung für das Kilogramm fen entzogen wird. Wiederkäuer, deren Futter aus Bewässe-
Steak, das 15.455 Liter Wasser benötigt, wird davon aus- rungsanbau stammt, werden vor allem in den USA, China
gegangen, dass ein Rind etwa drei Jahre alt ist, wenn es ge- und Indien aufgezogen. Schweine aus industrieller – und
schlachtet wird. In dieser Zeit hat es 1.300 Kilogramm Kraft- damit bewässerungsintensiver – Tierhaltung stammen vor
futter aus verschiedenen Getreiden und Soja gefressen, dazu allem aus dem Nordosten der USA, Europa und China.
7.200 Kilogramm Raufutter (Gras, Heu, Silage), und 24.000 Die Folgen für Flüsse, Feuchtgebiete und den Grund-
Liter Wasser getrunken. Sein Stall musste gesäubert und wasserspiegel in diesen Regionen sind verheerend. Der
ausgespritzt werden. Das allermeiste Wasser aber, 94 Pro- UN-Welternährungsorganisation zufolge leiden beispiels-
zent, ist der Futterproduktion zuzurechnen. Bei dieser Be- weise die Mitte der USA und der Westen Chinas wegen des
rechnung muss allerdings bedacht werden: Ein Fleischrind, Bewässerungsanbaus mit Grundwasser unter versalzenden
das sein Leben in einer feuchten Region auf einer Weide Böden. Und wenn auch noch Wasserspeicher wie Brasiliens
verbracht hat, wird einen vergleichsweise großen Wasser- Wälder oder Moore rund um die Welt in Ackerland umge-
fußabdruck hinterlassen, denn die häufigen Niederschläge wandelt werden, ist die Übernutzung der Wasserressourcen
auf seiner Weide werden dem Tier angerechnet. Zudem besonders schwerwiegend.
verwendet es sein Weidefutter wenig effizient und benötigt
eine lange Zeit bis zur Schlachtreife. Daher muss der Blick
auf den Wasserfußabdruck präzisiert werden. Schweine- und Rindfleisch hinterlassen den größten
Fachleute unterscheiden zwischen grünem, blauem und blauen und grauen Wasserfußabdruck. Bei den
grauem Wasser. Grünes Wasser bezeichnet Regenwasser, Futterpflanzen sind es die eiweißreichen Hülsenfrüchte
26 FLEISCHATLAS 2021
FLEISCHATLAS 2021 / FAO, MEKONNEN ET AL.
PROBLEME IN BLAU UND GRAU
Wassereinsatz bei der Herstellung landwirtschaftlicher Produkte, globale Durchschnittswerte, nach Kategorien der Nutzung,
in Litern pro Kilogramm tierisches bzw. pflanzliches Produkt
Butter 5.553
Schwein 5.988
Milch 1.020
Huhn 4.325
Rind 15.415
Wurzeln 387
Zuckerfrüchte 197
Gemüse 322
Hülsenfrüchte 4.055
FLEISCHATLAS 2021 27
MOORE
M
oore haben infolge eines hohen Wasserstandes über 0,6 bis 1,5 Kilogramm. Auch für andere Milchprodukte ist
Jahrtausende Pflanzenreste zu Torf umgewandelt der CO2-Fußabdruck entsprechend höher, wenn das Futter
und speichern nun große Mengen Kohlenstoff. Doch auf entwässerten Moorböden gewachsen ist: Je Kilogramm
seit dem 17., vor allem seit dem 18. Jahrhundert wurden in Käse liegt er bei 45 statt 9 Kilogramm CO2 und je Kilogramm
Deutschland Moore für Torfabbau, Landwirtschaft und als Butter bei 97 statt 25 Kilogramm.
Siedlungsgebiete trockengelegt. Bis heute werden Moor- Der Anteil der Moorböden an der Ackerfläche ist mit
böden und andere kohlenstoffreiche organische Böden in 1 bis 2 Prozent selbst in den moorreichen Bundesländern
Deutschland zu etwa 72 Prozent landwirtschaftlich genutzt. sehr gering, aber aus klimapolitischer Sicht überpropor-
Hierfür werden die Wasserstände dauerhaft abgesenkt, Luft tional bedeutsam. Ihr Anteil an der Grünlandfläche liegt in
dringt in den Torfboden ein, Kohlenstoff oxidiert und trägt einigen Bundesländern bei bis zu 50 Prozent. Wie groß die
als CO2 zum Klimawandel bei. Abneigung der Landwirtinnen und Landwirte gegen eine
Obwohl der Anteil solcher organischen Böden an der Wiedervernässung ist, geht aus einer Befragung nordwest-
landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland nur 7 Prozent deutscher Betriebsleitungen im Jahr 2018 hervor. Die Höhe
beträgt, ist ihre Entwässerung für 37 Prozent der Treibhaus- der Zahlungen, die notwendig wären, damit sie einer An-
gasemissionen in den Sektoren Landwirtschaft und agrari- hebung des Wasserstands auf ihren Flächen zustimmen
sche Landnutzung verantwortlich. Eine ähnliche Situation und ein Düngungsverbot akzeptieren, liegt deutlich über
findet sich in vielen anderen EU-Ländern. Die Wiederver- dem Betrag, den die Betriebe mit der jeweiligen Fläche er-
nässung von durchschnittlich nur 3 Prozent der landwirt-
schaftlichen Flächen der EU-Mitgliedsstaaten würde bis zu
25 Prozent dieser Emissionen reduzieren. Auf trockengelegten Moorflächen stehen häufig
Überwiegend produzieren auf den landwirtschaftlich Milchrinder. Deren „Moor-Milch“ ist mehrfach
genutzten Moorböden Betriebe, die Futter anbauen. Milch- CO2-intensiver als die Milch der Kühe auf anderen Weiden
Milchproduktion Verbreitung
in Kilogramm je Hektar von Moorböden
landwirtschaftlicher
Nutzfläche, 2018
bis 500
über 500 bis 1.500
über 1.500 bis 3.000 Fußabdruck von 1 Kilogramm Milch
über 3.000 bis 4.500 in Kilogramm CO2-Äquivalent
über 4.500
keine Angaben
4
0,6–1,5
FLEISCHATLAS 2021 / MILCHTRENDS.DE, GMC
ca.
von Mineralböden
von Moorstandorten
28 FLEISCHATLAS 2021
UNSICHTBAR KLIMASCHÄDLICH
Treibhausgasemissionen landwirtschaftlich genutzter Moorböden je EU-Land, 12 %
in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, 2019, und Anteile dieser Emissionen
an den gesamten landwirtschaftlichen Emissionen 62 %
4%
Deutschland 1%
Rumänien
Ungarn
FLEISCHATLAS 2021 29
ANTIBIOTIKA
D
ie weltweite Krise infolge der Covid-19-Pandemie sistenzgene, die sie auch artübergreifend an andere Bakte-
zeigt, wie gefährlich es wird, wenn wirksame Medika- rien weitergeben können. Besonders problematisch ist das
mente für kranke Menschen fehlen. Eine ähnlich glo- bei Zoonosen – also Erregern, die sowohl Tiere wie Men-
bale Gesundheitskrise, an deren Folgen schon heute jedes schen besiedeln und daher Resistenzen aus dem Tierreich
Jahr 700.000 Menschen sterben, haben Resistenzen gegen auf den menschlichen Körper übertragen können.
Antibiotika ausgelöst. Immer öfter ist die Wirkung dieser Resistenzen in Tierhaltungen nehmen in vielen Ländern
Medikamente gegen Bakterien eingeschränkt, weil sie über- seit der Jahrtausendwende deutlich zu. An erster Stelle ste-
mäßig und falsch angewendet wurden und die Krankheits- hen derzeit Nordostchina und Nordostindien, aber auch
erreger widerstandsfähig geworden sind. Die Weltgesund- die Zahlen in Brasilien und Kenia steigen schnell. Die WHO
heitsorganisation (WHO) weist seit Jahren darauf hin, dass warnt, dass eine übermäßige und missbräuchliche Verwen-
diese Resistenzen sich immer weiter ausbreiten. dung von Antibiotika bei Nutztieren die Handlungsfähig-
Umso schwerer wiegt, dass 73 Prozent aller weltweit ver- keit der Humanmedizin zunehmend bedroht. Denn in der
kauften Antibiotika für Tiere genutzt werden und nicht für Tierhaltung werden die Bakterien gegen die Antibiotika
kranke Menschen. Weltweit wächst der Anteil der industri- resistent, die bei Menschen regelmäßig zur Behandlung von
Infektionskrankheiten eingesetzt werden.
Besonders problematisch ist der Einsatz von sogenann-
ten Reserveantibiotika. Der WHO zufolge sollen diese Not-
KEIMZEIT IM FLEISCHREGAL
fall-Antibiotika dem Menschen vorbehalten sein, wenn an-
Gegen Antibiotika und Reserveantibiotika resistente Erreger
auf Hähnchenfleisch dreier marktführender EU-Fleischkonzerne, dere Antibiotika nicht mehr wirken. Laut EU-Behörden aber
Zahl der Proben und Ergebnisse in Prozent, 2020 steigt ihr Einsatz in der Tierhaltung in einigen EU-Ländern
weiter. Fachleute weltweit, auch in der EU, drängen darauf,
Anzahl der Proben diese Mittel bei Lebensmittel-Tieren zu verbieten.
ohne Keime, die gegen Antibiotika resistent sind Einer Studie der Organisation Germanwatch zufolge
mit Keimen, die gegen Antibiotika und Reserve-
fanden sich auf 51 Prozent der Hähnchenfleischproben
antibiotika aus der Gruppe der Chinolone resistent sind
führender europäischer Geflügelkonzerne aus fünf EU-Län-
dern Krankheitserreger mit Antibiotikaresistenzen. Auf 35
54 56 55 165 Prozent der Laborproben waren es sogar Erreger, die gegen
Reserveantibiotika resistent sind. Die Krankheitserreger
können also auch diese letzten Mittel unwirksam machen.
Das Fleisch der Geflügelkonzerne schleppt die resistenten
41 %
43 % Krankheitserreger in die Lebensmittelkette ein – bis in die
PHW-Gruppe, 49 %
64 % Küchen der Verbraucherinnen und Verbraucher. Menschen
Deutschland,
u. a. „Wiesenhof“ zusammen können multiresistente Erreger bei der Zubereitung und
beim Verzehr des rohen Fleisches aufnehmen. Die resisten-
Plukon-Gruppe,
12 % Niederlande,
ten Keime können schwere Infektionen auslösen, gegen die
26 % u. a. „Friki” kaum noch ein Antibiotikum wirkt. Oder die Resistenzgene
16 %
45 % bleiben im Darm und können bei einer Antibiotikabehand-
FLEISCHATLAS 2021 / GERMANWATCH
LDC-Gruppe, 11 % lung des Menschen wegen einer anderen Infektion die ein-
Frankreich, u. a. gesetzten Mittel wirkungslos machen.
33 % „Le Gaulois“ 35 %
25 %
30 FLEISCHATLAS 2021
VERHÄNGNISVOLLE MILLIGRAMM
Antibiotikaverbrauch für 1 Kilogramm Fleisch in elf großen Erzeugerstaaten
in Milligramm pro Kilogramm Nutztier, 2017/18
33
Großbritannien 39
Dänemark 89
141 Deutschland
Kanada
56
165
Niederlande
Polen
172
230 90
USA
69
274 Rumänien
Spanien
Frankreich Italien China: keine Angaben
nicht medizinisch
begründet* 40,7 %
16,0 %
1,7 % 1,5 % medizinisch
4,5 % begründet
Fast die Hälfte der Antibiotika, die Tiere in den
USA erhalten, dienen nicht der Behandlung, sondern *
z. B. Prophylaxe für ganze Herden, Einsatz in der Tiermast
FLEISCHATLAS 2021 31
PANDEMIEN
GEFÄHRLICHE KONTAKTE
Viehzucht und Fleischverzehr sind eine zentrale Rolle. Untersuchungen haben ergeben, dass
Ursachen für den Ausbruch von Krankheiten, fast 75 Prozent der verschiedenen bekannten Zoonosen von
die von Wildtieren auf Menschen Wildtieren stammen, beispielsweise durch den Konsum
ihres Fleisches. Da immer mehr Flächen für die landwirt-
übergehen. Solche Zoonosen können
schaftliche Produktion genutzt und so die Lebensräume von
katastrophal sein – wie im Fall von Covid-19. Wildtieren zerstört werden, überschneiden sich die Lebens-
räume von Wildtieren und Menschen zunehmend. So steigt
D
ie internationale Organisation für Tiergesundheit die Gefahr, sich bei infizierten Tieren anzustecken. Auch
(OIE) schätzt, dass 60 Prozent aller beim Menschen Zwischenwirte wie Zecken oder Mücken spielen eine Rol-
existierenden Infektionskrankheiten Zoonosen sind, le. Der Anteil von Zoonosen an menschlichen Krankheiten
also Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen wird sich mit steigender Weltbevölkerung und veränderten
werden und umgekehrt. Sie verursachen etwa 2,5 Milliar- Konsummustern hin zu mehr Fleisch noch erhöhen, wenn
den Krankheitsfälle bei Menschen – von der Malaria- bis zur nicht politisch umgesteuert wird.
Covid-19-Infektion – und 2,7 Millionen Todesfälle jedes Jahr. Ein Beispiel für den Zusammenhang zwischen Umwelt-
Eine der wohl bekanntesten zoonotischen Infektions- zerstörung und Zoonosen ist der gut untersuchte Ausbruch
krankheiten ist die Tollwut. In Deutschland kommt sie seit des Nipah-Virus in Malaysia. Brandrodung und eine starke
einigen Jahren nicht mehr vor, in vielen anderen Ländern Dürre in Indonesien vernichteten von August bis Oktober
der Welt hingegen schon. Viele solcher Krankheiten sind 1997 etwa fünf Millionen Hektar Wald. Die riesigen Rauch-
aber erst vor Kurzem aufgetreten, wie die Vogelgrippe, das schwaden verhinderten, dass in Malaysias Wäldern ausrei-
Schwere Akute Respiratorische Syndrom (SARS, auch Atem- chend Blüten und Früchte gedeihen konnten. Flughunde,
wegssyndrom), das West-Nil-Virus, der „Rinderwahn“ (BSE) die das Nipah-Virus in sich trugen, suchten jetzt in Mango-
oder eben Covid-19. Der Ursprung dieser Infektion wird auf farmen nach Nahrung. Das Virus wurde dort entweder
dem Wildtiermarkt der chinesischen Stadt Wuhan vermu- durch ihren Speichel oder ihren Urin auf die Hausschwei-
tet, wo das Virus durch den Konsum von Wildfleisch auf den ne übertragen, die ebenfalls Mangos fraßen. Die Schweine
Menschen übergesprungen sein soll. wiederum infizierten Bauern und Bäuerinnen, die an einer
Bei der Übertragung von Zoonosen auf den Menschen Enzephalitis erkrankten. Diese Gehirnentzündung verur-
spielen die Umstände von Fleischproduktion und -konsum sachte Hunderte von Todesfällen, die Sterblichkeitsrate lag
bei etwa 40 Prozent.
Stärkere Präsenz der Menschen, Verkleinerung der
Lebensräume von Wildtieren und eine größere Zahl an
CHRONOLOGIE DER TIER-ZU-MENSCH-SEUCHEN
Nutztieren: Diese drei Faktoren machen die Übertragung
Entdeckung oder erster großer Ausbruch von bekannt
gewordenen Zoonosen, Ausgangstiere und Überträger von Infektionskrankheiten von Tieren auf Menschen wahr-
scheinlicher. Einer im Wissenschaftsmagazin Nature ver-
1878 Geflügelpest (HPAI) Vögel öffentlichten Recherche zufolge können Rodungen oder
Affen
1920er-Jahre Acquired Immune Deficiency Syndrome (AIDS) Trockenlegungen von Flächen für die Landwirtschaft sowie
die landwirtschaftliche Produktion mit mehr als 25 Prozent
1931 Infektiöse Bronchitis Geflügel
aller Infektionskrankheiten und mehr als 50 Prozent aller
1937 West-Nil-Fieber Vögel, Pferde zoonotischen Infektionskrankheiten beim Menschen in Ver-
1947 Zikafieber Affen, dann Mücken bindung gebracht werden.
Auch die industrielle Nutztierhaltung erhöht das Risiko
1976 Ebolafieber Fledertiere, Affen
Rinder, Schafe der Übertragung. Während sich die Weltbevölkerung in
1986 Rinderwahn (Bovine spongiforme Enzephalopathie, BSE) den vergangenen 50 Jahren verdoppelt hat, nahm die glo-
1994 Hendravirus-Infektion Flughunde, Pferde bale Fleischproduktion um mehr als das Dreifache zu. In
Flughunde, Haustiere Tierzahlen heißt das, dass im Jahr 2017 weltweit etwa 1,5
1997 Vogelgrippe (H5N1), eine Form der Geflügelpest Milliarden Rinder, eine Milliarde Schweine, fast 23 Milliar-
1998 Nipahvirus-Infektion Flughunde, Haustiere den Geflügeltiere sowie mehr als 2 Milliarden Schafe und
Fledertiere, dann Schleichkatzen
Ziegen gehalten wurden, vielfach in Gruppen von vielen
Zehntausend Tieren auf engem Raum.
FLEISCHATLAS 2021 / UNEP, WIKIPEDIA
32 FLEISCHATLAS 2021
WO DIE ZOONOSEN DROHEN
Risiko der Entstehung von für Menschen gefährliche Krankheiten, die von Wildtieren ausgehen, geografische Verteilung der Hotspots
hohes
Risiko
FLEISCHATLAS 2021 33
JUGENDUMFRAGE
D
as Ziel, den Konsum tierischer Produkte um bis zu 50 ganerinnen sehen sich 75 Prozent als Teil der Klimaschutz-
Prozent zu verringern, ist entscheidend für eine nach- bewegung, bei den Vegetariern und Vegetarierinnen fast
haltige Ernährung. Auf dem Weg dorthin ist der Blick 50 Prozent; bei den Omnivoren und Omnivorinnen sind es
auf die Ernährung der jungen Generation besonders wich- nur 15 Prozent. 42 Prozent der Menschen, die sich vegeta-
tig. Exklusiv für den Fleischatlas wurden daher 1.227 junge risch ernähren und sogar 63 Prozent derjenigen, die vegane
Deutsche im Alter von 15 bis 29 Jahren im Oktober 2020 zu Ernährung bevorzugen, engagieren sich gegen Lebensmit-
diesem Thema interviewt. Die Onlineumfrage ist hinsicht- telverschwendung; bei denen, die nicht verzichten, nur 29
lich des Geschlechts, der Region und Bildung repräsentativ. Prozent. Bei den Vegetariern und Vegetarierinnen lehnen
Die Ergebnisse zeigen: Fleischverzicht liegt bei den Ju- 92 Prozent die Arbeitsbedingungen in der Fleischwirtschaft
gendlichen und jungen Erwachsenen im Trend. 10,4 Pro- ab, 96 Prozent sind es bei denen, die sich vegan ernähren, 64
zent ernähren sich vegetarisch, 2,3 Prozent vegan. Zusam- Prozent bei denen, die alles essen.
men verzichten damit knapp 13 Prozent auf Fleisch – rund Ganz offensichtlich ist der Fleisch- oder Nicht-Fleisch-
doppelt so viele wie in der Gesamtbevölkerung. Insgesamt konsum heute ein stark politisches Thema, keine private
steigt ihre Zahl an: Vor zehn Jahren lag sie bei 4,3 Prozent, „Geschmacksfrage“. Anhängerinnen und Anhänger der
heute nach verschiedenen Studien bei etwa 6 Prozent. Die vegetarischen und veganen Ernährung sind deutlich nach-
Bewegung „Fridays for Future“ und ihr Umfeld sind damit haltigkeitsorientierter und sehen sich auch selbst als Pio-
zu einem wichtigen Treiber für pflanzlich dominierte Er- niergruppe eines zukunftsfähigen Ernährungsstils. Die
nährungsstile geworden. Rund ein Drittel derjenigen, die Vertreter und Vertreterinnen der veganen Ernährung sind
sich vegetarisch oder vegan ernähren, haben erst im ver- darüber hinaus besonders stark an Ernährung interessiert,
gangenen Jahr auf fleischfrei umgestellt. diejenigen der Gruppe, die alles essen, deutlich weniger.
Zur Verringerung des Fleischkonsums trägt auch der Große Unterschiede gibt es bei der Frage nach der Zu-
Anteil der Flexitarier und Flexitarierinnen bei, der bei den kunft der Tierhaltung insgesamt: 96 Prozent aller Anhänger
jungen Menschen rund 25 Prozent beträgt. Sie essen nur der veganen und 49 Prozent der vegetarischen Ernährung
manchmal Fleisch, vor allem in Gemeinschaft, und dann sol- würden die Nutztierhaltung am liebsten abschaffen. Bei de-
ches, von dem sie wissen, wo es herkommt. Von denen, die nen, die sich flexibel ernähren, sind dies nur 15 Prozent und
Fleisch essen, wollen 44 Prozent künftig den Konsum redu- bei denen, die auf nichts verzichten, 4 Prozent.
zieren. Bei rund der Hälfte dieser Generation ist die Reduk- Was diese Generation eint, ist die Ablehnung der heuti-
tionsbotschaft also angekommen, auch wenn es ihr nicht gen Form der Tierhaltung. Fast niemand findet sie in Ord-
leichtfällt: Selbst von denen, die sich vegetarisch ernähren, nung. Und die in der Landwirtschaft zum Teil geäußerte Po-
gibt rund die Hälfte an, dass ihnen Fleisch gut schmeckt. sition, man solle die Tierhaltung noch effizienter machen,
Umgekehrt sind Geschmack, Grill-Leidenschaft und das Ge- also Kühe sollten noch mehr Milch geben, Schweine und
fühl, dass Fleisch besonders satt macht und gesund sei, Trei- Hühner noch schneller gemästet werden, um das Klima zu
ber eines hohen Fleischkonsums. schützen, wird fast durchgängig abgelehnt.
Wer gehört zu denen, die sich vegetarisch oder vegan Die jungen Menschen sehen den Staat in der (Mit-)Ver-
ernähren? Rund 70 Prozent in beiden Gruppen sind Frau- antwortung für eine nachhaltige Ernährung. Entsprechend
en, zudem sind die Jüngeren etwas stärker vertreten. Unter findet sich eine deutliche Zustimmung zu vielen, allerdings
den Studierenden gibt es etwas mehr Veganer und Vega- nicht zu allen abgefragten Politikinstrumenten, die einen
nerinnen, unter denjenigen mit Berufsausbildung etwas nachhaltigen Konsum unterstützen könnten. Sie befür-
häufiger Omnivoren und Omnivorinnen, also Menschen, worten eine Klimakennzeichnung von Lebensmitteln und
die nicht auf Fleisch und tierische Produkte verzichten und strengere Tierschutzgesetze – ebenso, Containern zu zulas-
grundsätzlich alles essen. Wer sich für Technik und Hand- sen und ein Tierschutzlabel zur Pflicht zu machen. Ein obli-
werk interessiert, isst tendenziell mehr Fleisch. Insgesamt gatorischer „Veggie Day“ wird kritischer gesehen.
gibt es aber nur erstaunlich geringe Unterschiede bei den Weitere Grafiken zur Jugendumfrage auf den folgenden Doppelseiten.
soziodemografischen Merkmalen. Auch eine Spaltung zwi-
schen Stadt und Land hat die Umfrage nicht ergeben. Kleine
Unterschiede zeigen sich nur für die Gruppe derjenigen, die Der Schulstreik hat Millionen junger Menschen geprägt.
sich flexibel ernähren, also nur manchmal Fleisch essen – sie Neue Präferenzen zeigen sich beim Wunsch
sind in den Metropolen etwas stärker vertreten. Bei vegetari- nach klimabewusster Ernährung und engagiertem Staat
34 FLEISCHATLAS 2021
FLEISCHATLAS 2021 / ZÜHLSDORF
JUNG UND KRITISCH
Umfrage unter 15- bis 29-Jährigen über Klimaproteste, Ernährung und Tierhaltung
3,9 %
„Ich ernähre mich so ...“ Omnivor/innen 6,6 % 89,3 %
3,3
„Es sollte staatliche
6,1 Werbekampagnen Flexitarier/innen
geben, um den Fleisch-
„Der Staat soll die 27,1 % 49,0 %
32,9 konsum zu reduzieren.“
Menschen unterstützen, 19,3
sich klimafreundlicher %
zu ernähren.“
1,1 Omnivor/innen
38,5 3,4
15,3 69,7 % 46,2 %
stimme voll und ganz zu
stimme eher zu 39,6 Vegetarier/innen
teils, teils „Die Politik sollte dafür %
lehne eher ab sorgen, dass Lebens- Veganer/innen
mittel umweltgerecht 40,5
lehne ganz und gar ab
erzeugt werden.“
stimme voll und ganz zu, stimme eher zu
Differenzen durch Rundung
FLEISCHATLAS 2021 35
PRODUKTION IN DEUTSCHLAND
RABIATER STRUKTURWANDEL
Die Zahl der Tierhaltungen in Deutschland In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen werden
sinkt seit Jahrzehnten – und zwar schnell. rund 60 Prozent aller Schweine und Hühner, in Bayern und
Finanzkräftige Betriebe vergrößern Niedersachsen fast 50 Prozent aller Rinder und Milchkühe
gehalten. Die Bestände pro Betrieb sind sehr unterschied-
dagegen ihre Bestände noch. Bei der
lich. Ein Beispiel: In Niedersachsen hält ein durchschnitt-
Verteilung der Tiere und beim Ökoanteil licher Betrieb etwa 95 Kühe, in Bayern sind es nur 42. Mehr
unterscheiden sich die Regionen stark. als 40 Prozent der bayrischen Milchkühe leben dabei in An-
bindehaltung, die aus Sicht des Tierschutzes nicht zu akzep-
D
ie Nutztierhaltung ist ein wichtiges Standbein der tieren ist.
deutschen Landwirtschaft. Ihr Anteil an den erzeug- In Ostdeutschland hat die Nutztierhaltung eine gerin-
ten Waren und Dienstleistungen des Agrarsektors lag gere Bedeutung als im Westen. Es gibt mit 64 GVE je 100
in den vergangenen zehn Jahren konstant zwischen 45 und Hektar weniger Tiere pro Fläche als in den westdeutschen
50 Prozent. In der EU nimmt Deutschland die Spitzenposition Bundesländern mit ihren 128 GVE. Im Durchschnitt werden
bei der Erzeugung von Schweinefleisch und Milch ein und jedoch in den neuen Ländern pro Betrieb von allen Arten
erreicht Marktanteile von 21 beziehungsweise 20 Prozent. deutlich mehr Tiere gehalten. So leben dort über 90 Prozent
Bei Rindfleisch und Eiern liegt es mit 15 beziehungsweise 12 der Schweine in Beständen von mindestens 200 GVE, also
Prozent nach Frankreich auf Platz zwei, bei Geflügelfleisch beispielsweise 1.400 Mastschweinen oder 660 Sauen. Solche
mit 12 Prozent nach Polen und Frankreich auf Platz drei. hohen Zahlen pro Betrieb werden in den alten Bundeslän-
Zudem ist Deutschland ein Exportland für Fleisch. Es pro- dern bei Weitem nicht erreicht.
duziert 16 Prozent mehr, als im Inland konsumiert wird. Bei Die gesamte deutsche Nutztierhaltung durchläuft seit
Schweinefleisch liegt der Wert sogar bei 19 Prozent. Jahren einen enormen Strukturwandel. Während die Tier-
Je nach Region werden die Tierbestände unterschiedlich bestände abnehmen, hält eine immer geringere Anzahl an
konzentriert gehalten. Gemessen wird in Großvieheinhei- Betrieben zunehmend größere Viehbestände. Beispiel Rin-
ten (GVE) pro 100 Hektar; eine GVE entspricht einer Lebend- der und Milchkühe: Von 2010 bis 2020 sank die Zahl der Rin-
masse von 500 Kilogramm, so viel wie ein ausgewachsenes der um knapp 11 Prozent, die der Milchkühe um 5 Prozent.
Rind, etwa sechs ausgewachsene Mastschweine oder 320 Im gleichen Zeitraum gaben rund 35.000 Betriebe die Hal-
Legehennen. Bei der Tierdichte liegt Deutschland im EU- tung von Milchkühen auf, während die durchschnittliche
Vergleich im oberen Drittel. Mit 109 GVE je 100 Hektar ist Herdengröße von 45 auf 68 Kühe stieg.
Deutschland jedoch weit von der Spitzenposition der Nie- Bei der Schweinehaltung ist der Strukturwandel noch
derlande mit 380 GVE entfernt. Die Tierbestände sind zu- deutlicher. Zwar gingen die Schweinebestände in Deutsch-
dem in Deutschland sehr unterschiedlich verteilt: Regionen land um knapp 4 Prozent zurück, die der Zuchtschweine
in Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen erreichen Wer- allerdings um etwa 21 Prozent. Die Zahl der Mastschweine
te wie in den Niederlanden, in anderen wie der Uckermark blieb jedoch konstant. Die zur Mast benötigten Ferkel wer-
in Brandenburg gibt es nur sehr wenig Vieh. den also zunehmend nicht mehr in Deutschland produziert.
Bereits 2018 stammten 20 Prozent der in Deutschland ge-
mästeten Ferkel aus Importen. Immer mehr Betriebe haben
diesen Produktionszweig aufgegeben. Die Folge ist ein star-
DIE MENGE IST DAS ZIEL
ker Konzentrationsprozess mit immer größeren Beständen.
Zahl der Betriebe mit Masthühnern und Anzahl Masthühner,
Index 1999 = 100 So stieg die Tierzahl pro Betrieb bei Zuchtschweinen von
142 auf 256, bei Mastschweinen ab 50 Kilogramm von 398
200 190 auf 653. Bedenklich ist, dass die Zahlen bei Schweinen gera-
de in Nordrhein-Westfalen und Niedersachen so gestiegen
sind, wo die Konzentration bei der Tierhaltung ohnehin
150 schon sehr hohe Werte erreicht.
Auch die Geflügelhaltung spielt in Deutschland eine grö-
Masthühner ßere Rolle, vor allem die von Legehennen für Eier und Hähn-
100
chen zur Geflügelfleischerzeugung. Die Haltung von Scha-
fen lässt hingegen deutlich nach. Seit 2010 sank ihre Zahl um
25 Prozent. Insbesondere ihre Haltung als Weidetiere gestal-
FLEISCHATLAS 2021 / THÜNEN
50
28 tet sich aus vielen Gründen zunehmend problematisch.
Betriebe
0
1999 2003 2007 2010 2013 2016 In nur 17 Jahren hat sich der Mast-
keine jüngeren Daten verfügbar hühnerbestand nahezu verdoppelt, während
fast drei Viertel der Betriebe aufgaben
36 FLEISCHATLAS 2021
FLEISCHATLAS 2021 / DESTATIS, LUCKMANN
DIE KLEINEN VERSCHWINDEN
Rückgang von Tierhaltungen in landwirtschaftlichen Betrieben, 2020 gegenüber 2010
-5.000
-1.400
-2.200 -540
-2.700
Rinderhaltungen
-900 -1.600
Schweinehaltungen
-190 -17.000
ÜBERWIEGEND UNZUFRIEDEN
Ergebnisse der Jugendumfrage 0,8
„Tiere zukünftig
4,4 artgerechter halten, Flexitarier/innen
auch wenn das Fleisch
„Die heutige Tierhaltung 22,4 80,8 % 88,2 %
etwas teurer wird.“
ist im Grundsatz in 36,1
Ordnung, so wie sie ist.“ %
1,2 Omnivor/innen
36,3
4,5
17,7 94,4 % 89,3 %
stimme voll und ganz zu
FLEISCHATLAS 2021 / ZÜHLSDORF
FLEISCHATLAS 2021 37
SCHLACHTHÖFE IN DEUTSCHLAND
I
m Jahr 2019 wurden in Deutschland mehr als zwei Mil- der zuständigen Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststät-
lionen Tiere pro Tag geschlachtet, darunter 1,7 Millionen ten (NGG) wird meist der gesetzliche Mindestlohn gezahlt.
Hühner, 151.000 Schweine und 94.000 Puten. Getötet, Die NGG und andere zivilgesellschaftliche Organisatio-
zerlegt und verarbeitet werden die Tiere meist in einem der nen kritisieren die prekäre Situation, in der die Beschäftig-
großen Fleischunternehmen. Durch Übernahmen und Fu- ten durch Leiharbeit und Werkverträge stecken. Zum einen
sionen wachsen die Schlachtkonzerne stetig und bauen ihre werden häufig weder Urlaub noch Feier- oder Krankheits-
Marktmacht aus. Allein auf die drei größten Unternehmen tage gezahlt, zum anderen offenbar häufiger die Überstun-
– Tönnies, Westfleisch und Vion – entfällt ein Marktanteil den nicht richtig abgerechnet. Oft werden die Kosten für
von 57,1 Prozent. Die zehn größten Schweineschlachtbe- die Unterkunft vom Lohn abgezogen. Der Regelmietsatz
triebe haben 2018 zusammen einen Marktanteil von 78,9 für eine Matratze in einem Mehrbettzimmer beträgt 230 bis
Prozent erreicht. 300 Euro im Monat. Außerdem können Kosten für die per-
Ein wichtiger Faktor für den Erfolg der deutschen sönliche Arbeitsschutzausrüstung anfallen, das An- und
Schlachtindustrie sind die niedrigen Arbeitskosten. In der Auskleiden wird häufig nicht als Arbeitszeit gerechnet.
Branche sind fast 90.000 Menschen beschäftigt. Beinahe Auch werden Nutzungsgebühren für Arbeitswerkzeuge wie
zwei Drittel dieser Beschäftigten sind von Subunternehmen etwa Fleischermesser fällig. Bereits 2004 wurde im Rahmen
über Werkverträge oder durch Arbeitnehmerüberlassung eines Gerichtsverfahrens zwei Schlachthofbetreibern und
angestellt und kommen aus Mittel- und Osteuropa. Bei der einem Subunternehmer nachgewiesen, dass sie die Beschäf-
Arbeitnehmerüberlassung stellt ein Arbeitgeber, der Ver- tigten mit Werkverträgen für einen Euro pro Stunde ent-
leiher, seine Beschäftigten zur Erbringung einer Arbeitsleis- lohnt hatten.
Für diese Kritik gibt es teilweise Belege. Das gesamte
System der Arbeitnehmerüberlassung und Werkverträge
in Deutschland ist bisher wissenschaftlich und lebenswelt-
FLEISCHATLAS 2021 / BMAS
38 FLEISCHATLAS 2021
MASSENHAFTES TÖTEN ZUM DUMPINGPREIS
Geschlachtete Tiere in Deutschland, 2019, in Millionen pro Symbol
15.876.000 Enten
34.226.000 Puten
652.700.000 Hühner
Ohne Hausschlachtungen. Schafe einschl. Lämmer; ohne Pferde
22,2 37,3
stimme voll und ganz zu Vegetarier/innen
%
stimme eher zu
Veganer/innen
teils, teils
lehne eher ab 34,2
* nur Vegetarier/innen und Veganer/innen
lehne ganz und gar ab stimme voll und ganz zu, stimme eher zu
Differenzen durch Rundung
FLEISCHATLAS 2021 39
VERSCHWENDUNG IN DEUTSCHLAND
Z
u Beginn der 1990er-Jahre schockierten Bilder von Und auch nach der Schlachtung entsteht viel Abfall,
hunderttausenden getöteten Rindern und Kühen die denn bei Weitem werden nicht alle Teile des Tieres verzehrt.
Menschen in Europa. Doch BSE, der „Rinderwahn“, Weil Fleisch vergleichsweise günstig geworden ist, essen die
war nicht die letzte Tierseuche, die dazu führte, dass große Menschen in vielen Industrieländern nur noch ausgewähl-
Bestände getötet wurden, ohne für den menschlichen Kon- te Stücke. Während im Jahr 2019 pro Kopf in Deutschland
sum genutzt werden zu können. Nach BSE kam die Vogel- 7 Prozent weniger Fleisch verzehrt wurde als 1991, sank der
grippe und dann die Afrikanische Schweinepest. Fachleute Verzehr von Innereien von 1,4 Kilogramm auf 160 Gramm,
gehen davon aus, dass aufgrund dieser für Schweine hoch also um fast 90 Prozent. Geflügel hingegen wird immer
ansteckenden Krankheit im Jahr 2019 in China bis zu 200 beliebter. Hier lag der Pro-Kopf-Verzehr 2019 bei 13,8 Kilo-
Millionen Schweine verendeten oder vorsorglich getötet gramm. Das sind 90 Prozent mehr als 1991. Beliebt ist vor
und beseitigt wurden. allem die Brust. Andere Teile, zum Beispiel Flügel und Füße,
Auch ohne pandemische Ereignisse sterben allein in werden tiefgefroren und dann nach Asien und Afrika ex-
Deutschland Jahr für Jahr fast 100 Millionen Tiere, ohne portiert. Auch nur etwa 60 Prozent eines geschlachteten
dass ihr Fleisch verzehrt wird. Dies sind zum einen Tiere, Schweines landet in Deutschland schließlich als Fleisch und
die während der Mast verenden oder aus wirtschaftlichen Wurst auf dem Teller.
Gründen getötet und beseitigt werden. Jährlich müssen bis Was von den Knochen über einige Organe bis hin zu
zu 200.000 männliche Milchrasse-Kälber und 45 Millionen Klauen und Krallen nicht für den menschlichen Verzehr ge-
männliche Küken sterben, weil sich ihre Mast aufgrund des eignet ist, wird zu Haustier- und Fischfutter verarbeitet, in
geringen Fleischansatzes nicht lohnen würde. der Chemie- und Düngemittelindustrie verwendet oder als
Zum anderen führen schlechte Haltungsbedingungen Biokraftstoff in den Tank gefüllt. Im Jahr 2019 wurden bei 8,6
und auf Hochleistung gezüchtete Rassen dazu, dass Tiere Millionen Tonnen Schlachtgewicht rund 2,6 Millionen Ton-
während der Aufzucht sterben. So liegt der Verlust von Fer- nen dieser „tierischen Nebenprodukte“ weiterverwertet.
keln bei etwa 16 Prozent; das sind rund 8,6 Millionen tote Im Handel und im Endverbrauch entstehen weitere
Tiere pro Jahr. Der Effizienz wegen wurden Sauen gezüch- Verluste, weil Haltbarkeitsdaten überschritten oder ver-
brauchsfertige, aber nicht verzehrte Nahrungsmittel weg-
geworfen werden. Weltweit gingen im Jahr 2016 – das
ist die aktuelle Zahl – 11,9 Prozent der Fleischproduktion
SCHICKSALE IM SCHWEINESTALL
zwischen Schlachtung und Einzelhandel verloren, 39 Mil-
Verendete Tiere in der Mast
lionen Tonnen oder, legt man dieselbe Verlustrate für alle
tot geboren Tierarten zugrunde, 8,7 Milliarden Tiere. Diese Menge lie-
Eine Zuchtsau
bekommt in ihrem Tod in der Säugephase ße sich auch in 115 Millionen Rinder oder 413 Millionen
Leben 101 Ferkel Tod in der Ferkelmast
Tod in der Schweinemast
Schweine umrechnen.
Schlachtung Durch die hohen Verlustraten werden enorme Ressour-
cen verschwendet, denn diese Tiere werden aufgezogen
9 und gefüttert, obwohl sie nicht für den menschlichen Kon-
sum genutzt werden. Während in den Ländern des Südens
meist die unzureichend organisierten Kühlketten für die
Fleischverluste verantwortlich sind, ist es in den Industrie-
ländern vor allem das Wegwerfen. Studien schätzen die-
sen Anteil in Europa auf 4 bis 11 Prozent der konsumierten
Menge. Dies liegt auch daran, dass Fleisch als Lebensmittel
14 infolge der vergleichsweise günstigen Preise eine immer ge-
FLEISCHATLAS 2021 / LUCKMANN
40 FLEISCHATLAS 2021
FLEISCHATLAS 2021 / LUCKMANN, THÜNEN
PRODUZIERT FÜR DEN MÜLL
Fleisch- und Wurstabfälle in Deutschland
640.000 Schweine
360.000
Enten
8.900.000
32.200 Verarbeitung**
53.300 Einzelhandel
* ohne Knochen alle Abfälle; vermeidbarer Abfall in der Lebensmitttelbranche insgesamt: 55 Prozent
**
FLEISCHATLAS 2021 41
KULTURWANDEL
VERHÄNGNISVOLLE SYMBOLIK
Kritik am Fleischverbrauch muss es mit vielem den. Sie müssten lediglich informiert werden, ihre Ernäh-
aufnehmen: mit geschicktem Marketing, rungsentscheidungen träfen sie dann „frei“.
gesellschaftlichen Werten und Traditionen. Das Konzept des „souveränen Konsumierenden“ igno-
riert jedoch, dass Konsum- und Ernährungsentscheidun-
Für einen reduzierten Fleischkonsum müssen
gen maßgeblich vom persönlichen Umfeld beeinflusst wer-
sich langfristig die sozialen Normen ändern. den. Hierzu gehören gesellschaftliche Normen und Werte,
aber auch die sozialen und materiellen Bedingungen, in
U
m die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen und die denen das Ernährungsverhalten erlernt und praktiziert
Ökosysteme der Welt zu schützen, muss der Konsum wird.
von Fleisch, Milch und Käse reduziert werden. Dies Derzeit werden viele dieser Umweltfaktoren stark von
gilt vor allen Dingen in den Industrieländern – dort, wo die der Privatwirtschaft beeinflusst. Das Ergebnis ist wenig
Menschen besonders viel konsumieren. Die Transforma- nachhaltig und in weiten Teilen auf das Essen von Fleisch
tion hin zu einer stärker pflanzenbetonten Ernährung ist ausgerichtet. Das verfügbare Angebot, die Preise, die Bil-
eine gewaltige Herausforderung. In keinem Industrieland dersprache und das gesamte Einkaufssetting beeinflussen
der Welt ist bisher ein größerer Rückgang des Konsums zu Kaufentscheidungen mehr als das grundsätzliche Wissen
beobachten. So hat sich in Deutschland zwar der Fleischver- über Umwelt, Tierwohl und Gesundheit.
zehr seit 1991 um sieben Prozent reduziert. Den klimawis- Hinzu kommt, dass Fleisch rund um den Globus eine
senschaftlichen Empfehlungen zufolge sollten im Durch- hohe soziokulturelle Symbolik hat. Untersuchungen aus
schnitt nur bis zu 15 Kilogramm pro Kopf und Jahr gegessen Industrienationen zeigen beispielsweise, dass sich die As-
werden. Und nicht knapp 60, wie derzeit. soziation von Fleisch und Männlichkeit weiter fortschreibt.
Fachgremien wie der Weltklima- und der Weltbiodiver- Als kulturell tradierte und frühkindlich geprägte Alltags-
sitätsrat empfehlen deutlich stärkere Interventionen von- praktik erfährt das Essen von Fleisch damit seine tägliche
seiten der Politik, weil sie davon ausgehen, dass andernfalls Renaissance – am Familientisch, in der Werbung, in Kita
derart weitreichende Umstellungen bei der Ernährung in und Schule und in öffentlichen Kantinen. Sowohl die akute
der Breite der Bevölkerung nicht gelingen könnten. Bisher Einkaufs- und Esssituation als auch gesellschaftliche Nor-
gibt es jedoch weltweit kein Land, das Reduktionsziele für men und privatwirtschaftliches Marketing setzen starke
den Fleischkonsum festgelegt hat und diese mit einer um- Anreize.
fassenden Strategie verfolgt. Im Gegenteil, politische Inter- Informationskampagnen, die Wissen über die Gesund-
ventionen werden von vielen Politikern und Politikerinnen heits- und Klimaeffekte eines zu hohen Fleischkonsums
mit der Begründung abgelehnt, Konsumentscheidungen vermitteln wollen, reichen daher bei Weitem nicht aus, um
der Bürgerinnen und Bürger sollten nicht beeinflusst wer- Konsumverhalten dauerhaft zu verändern. Problematisch
ist zudem, dass sich Informationskampagnen häufig stark
am Leitbild der bürgerlichen Mittelschicht orientieren. So-
zioökonomisch benachteiligte Gruppen werden zumeist als
FLEISCH UND GENDER
„aufklärungsresistent“ eingeschätzt. Zu bedenken ist dabei,
Einschätzung von Fleischspeisen unter Einsatz von Bildern,
australische Studie mit 123 Erwachsenen, 2018 dass die derzeitige Kommunikation über Ernährung weit-
gehend an ihren materiellen und sozialen Realitäten vor-
Intensität: 1,0 = maximal Einordnung: 8 = maximal beigeht. Sozial benachteiligte Gruppen werden selten ge-
1,0 8
hört und unterstützt. Die derzeitigen Hartz-IV-Sätze reichen
0,9
7
nicht aus für eine qualitativ hochwertige und nachhaltige
Ernährung.
0,8 Männer
Frauen 6 Um den Fleischkonsum weitgehend und dauerhaft zu
0,7 verringern, muss sich die „gesellschaftliche Infrastruktur“
0,6
5 des Fleischessens verändern. Dazu gehört, dass staatliche
Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Verhält-
0,5 4 nisse ändern, in denen Konsumenten und Konsumentinnen
0,4
ihre Entscheidung treffen. Preise für Fleisch könnten die
FLEISCHATLAS 2021 / LOVE, SULIKOWSKI
3
ökologischen und sozialen Kosten widerspiegeln, Werbung
0,3 und Bebilderung sich an realistischen Produktionsbedin-
2
0,2 gungen orientieren und Sonderangebote im Supermarkt so
bewusste Entscheidung
spontane Entscheidung 1
0,1
42 FLEISCHATLAS 2021
ZWISCHEN GIER, SOCIAL MEDIA UND REKLAME
Einflüsse und Verhaltensweisen von Fleischkonsument/innen, Beispiele
Fleisch- und Gemüseverzehr nach Fleisch, Fisch 277 Anzahl der Follower von Lebensmittel-
Restaurantformen, in Gramm pro Mahlzeit Gemüse anbietern (Aldi Nord, Aldi Süd,
Edeka, real, Rewe, Lidl,
vier Online- und
146 159
Lieferdienste)
109
75
60
Twitter 63.500
À-la-carte-Restaurant Selbstbedienungsrestaurant Buffetrestaurant
Facebook 6,9 Millionen
612 625
490 483
438 415
374 387 369 348
329 329 319 341
302 284 266
KW 1 KW 2 KW 3 KW 4 KW 5 KW 6 KW 7 KW 8 KW 9 KW 10 KW 11 KW 12 KW 13 KW 14 KW 15 KW 16 KW 17
FLEISCHATLAS 2021 43
ERSATZPRODUKTE
D
er Markt für Fleischersatzprodukte entwickelt sich rischen Stammzellen zu gewinnen. 20 von ihnen sind Neu-
so dynamisch wie nie zuvor. Fachleute sehen in den gründungen aus dem Jahr 2019.
kommenden Jahren bei den pflanzenbasierten Alter- Welche Rolle Fleischersatzprodukte in Deutschland
nativen weltweit eine jährliche Wachstumsrate von 20 bis spielen werden, hängt stark davon ab, wie sich die Nach-
30 Prozent. 2017 betrug der weltweite Absatzmarkt bereits frage entwickelt. Umfragen zeigen, dass vor allem pflanzli-
4,6 Milliarden US-Dollar. Dies ist im Vergleich zu der rund che Produkte akzeptiert werden. 15 Prozent sehen in ihnen
eine Billion Dollar des globalen Fleischmarktes noch immer einen guten Ersatz, und 26 Prozent würden sie probieren.
gering, auch wenn dieser weitaus weniger wächst und in ei- In-vitro-Fleisch oder Insekten halten nur 6 beziehungswei-
nigen Ländern stagniert. se 5 Prozent der Befragten für eine Alternative, aber 27 be-
Ersatzprodukte werden also immer beliebter, aus ver- ziehungsweise 25 Prozent würden sie einmal probieren. Es
schiedenen Gründen. Die Fleischindustrie steht wegen der hat sich gezeigt: Je höher der individuelle Fleischkonsum,
Arbeitsbedingungen, der ihr zugrundeliegenden Tierhal- desto stärker sind Skepsis und Ablehnung. Aufgeschlossen
tung sowie der Klima- und Umweltauswirkungen in der Kri- sind am ehesten junge Bevölkerungsgruppen mit höherer
tik. Deutlich mehr Menschen können sich mit Alternativen Bildung.
anfreunden, die sich technisch wie geschmacklich und in Im Vergleich zu herkömmlichem Fleisch sind Fleisch-
ihrer Textur auch spürbar weiterentwickelt haben. Inzwi- ersatzprodukte in der Regel deutlich umweltfreundlicher.
schen gibt es eine große Auswahl unterschiedlicher Produk- Rein pflanzlicher Fleischersatz, also Produkte, die auch auf
te im Angebot. Ei und Milch verzichten, schneiden am besten ab. Im Ver-
Neben den seit vielen Jahren verfügbaren Fleischer- gleich zu Rindfleisch entstehen bei der Herstellung über
satzprodukten – zum Beispiel aus Seitan (Weizenprotein), 90 Prozent weniger Treibhausgase, und der Verbrauch von
Quorn (fermentiertem Pilzmyzel) und Soja – sind neue auf Wasser und Flächen ist viel geringer. Oft sind diese Produkte
den Markt gekommen, die tierischem Fleisch sehr ähnlich jedoch stark verarbeitet und mit zahlreichen Zusatzstoffen
sind. Proteine werden so verändert, dass sie an Muskel- versehen. Etwas schlechter als pflanzliche Ersatzprodukte
wird in Studien der Fleischersatz auf Insektenbasis bewer-
tet. Die Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit von In-
vitro-Fleisch sind bislang noch schwer abzuschätzen, da die
FLEISCHATLAS 2021 / KEARNEY
BOOM ERWARTET
Forschung ganz am Anfang steht.
Globale Markttrends für Fleisch und Fleischersatz,
in Billionen US-Dollar und Prozent, sowie durchschnittliches Ob Fleischersatzprodukte das Ernährungssystem der Zu-
jährliches Wachstum bis 2040, Prognose kunft bestimmen werden, hängt davon ab, welche Unter-
nehmen die Märkte prägen werden. Die Finanzkraft und
gezüchtetes (Labor-)Fleisch Wachstum Marktpräsenz großer und etablierter Akteure können dazu
vegane Ersatzprodukte im langjährigen führen, dass sich ihre Produkte schneller durchsetzen. Grö-
herkömmliches Fleisch Durchschnitt
ße und Zahl der Unternehmen haben auch Einfluss auf die
Diversität oder Monopolisierung der Märkte – mit allen ih-
+3 % 1,8
ren Folgewirkungen. Derzeit drängt eine große Zahl neuer
1,6
Akteure und Start-ups auf den Markt. Großkonzerne aus der
1,4 35 % Tech- und der Fleischindustrie wie Google, Nestlé oder Car-
1,2 22 %
10 % gill investieren. Auch Pharmaunternehmen werden aktiv
18 % und entwickeln Nährmedien für die Herstellung von In-vi-
10 % 23 %
25 % tro-Fleisch.
So ist die PHW-Gruppe, der größte deutsche Geflügel-
90 %
zucht- und Verarbeitungskonzern, Partnerschaften mit Be-
72 %
55 % 40 %
44 FLEISCHATLAS 2021
FLEISCHATLAS 2021 / DESTATIS, AMI
GLEICHE FORM, ANDERER INHALT
Entwicklung des Marktes für Fleischersatzprodukte in Deutschland
20.000 Tonnen
1. Quartal 2020
Differenzen durch Rundung 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
14,6 % 30,6 % 29,8 % 13,2 % 11,8 % Fleisch 14,4 % 18,1 % 28,7 % 20,8 % 18,0 %
FLEISCHATLAS 2021 / ZÜHLSDORF
12,1 % 25,6 % 31,8 % 17,3 % 13,2 % Wurst 14,3 % 21,9 % 26,6 % 18,2 % 19,0 %
19,3 % 29,7 % 27,6 % 19,4 % Milch 7,9 % 20,4 % 31,8 % 23,4 % 16,4 %
4,1 %
Differenzen durch Rundung
FLEISCHATLAS 2021 45
POLITIK
NÄCHSTE SCHRITTE
Längst haben zivilgesellschaftliche werden wie fast alle Lebensmittel mit einem reduzier-
Organisationen Vorschläge für eine klima- ten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent belegt. Doch eine
und umweltfreundliche Tierhaltung Vergünstigung von Fleisch und Wurst ist sinnlos, wenn
ohnehin zu viel davon konsumiert wird. Eine Anhebung
ausgearbeitet. Doch Fortschritte zeichnen
der Mehrwertsteuer würde einen leichten Rückgang des
sich nur bei den Haltungssystemen ab. Konsums bewirken. Der Gewinn für die Umwelt wäre aller-
dings sehr begrenzt, weil diese Maßnahme die Qualität der
D
er gesellschaftliche Wunsch nach einer klima- und Produktion nicht beeinflusst. Im Gegenteil: Der Preisunter-
umweltfreundlichen sowie artgerechten Tierhal- schied zwischen konventionell und ökologisch produzier-
tung erfordert eine weitreichende politische Neuaus- tem Fleisch würde sich weiter vergrößern und die billigere
richtung der Agrarpolitik. Die derzeitigen niedrigen Preise – aber weniger nachhaltige – Variante attraktiver machen.
machen es den Bäuerinnen und Bauern schwer, auf die ge- Anstatt tierische Produkte mit einer reduzierten Mehr-
stiegenen nationalen Anforderungen nach mehr Umwelt- wertsteuer zu belegen, könnte sie für pflanzliche Produkte
schutz und mehr Tierwohl zu reagieren. Der Umbau muss wie Hafermilch reduziert werden und so einen Anreiz für
sowohl beim Konsum als auch bei der Produktion ansetzen eine pflanzenbasierte Ernährung schaffen.
und bedarf einer umfassenden politischen Strategie. Um die Tierhaltung ökologischer zu gestalten, fordern
Als wichtigste Maßnahme schlagen Nichtregierungs- Nichtregierungsorganisationen als eines der wichtigsten
organisationen und Wissenschaft vor, den Konsum tieri- Instrumente, die Tierhaltung an die Fläche zu binden. Ein
scher Produkte bis 2050 zu halbieren. Würde der Fleischver- landwirtschaftlicher Betrieb müsste also genug Flächen
brauch von etwa 1,1 Kilogramm auf 600 Gramm pro Woche nachweisen, auf denen er seine Tiere ernähren und den
reduziert, könnten die Schweine- und Mastgeflügelbestän- Dung ausbringen kann. Nicht mehr als zwei Großviehein-
de um mehr als 40 Prozent verringert werden. Zwar geht heiten (GVE) sollten pro Hektar erlaubt sein, auf besonders
der Konsum seit Jahren leicht zurück, doch derart massive mageren Standorten noch weniger. Eine Großvieheinheit
Verhaltensänderungen in der Bevölkerung müssten wohl entspricht einem Rind, etwa sechs Schweinen oder zehn
gezielt gesteuert werden. Schafen.
Die Bundesregierung hätte verschiedene politische Die Flächenbindung wurde erst 2006 aufgehoben. Das
Instrumente zur Verfügung. Sie könnte zielgruppenspe- hat in einigen Regionen Deutschlands dazu geführt, dass
zifische Informationskampagnen entwickeln, die Mehr- die Tierzahlen massiv angestiegen sind. Neben der schritt-
wertsteuer erhöhen und pflanzliche Ernährung in Kitas, weisen Wiedereinführung dieser Flächenbindung sollten
Schulen und Krankenhäusern fördern. Die derzeitige landwirtschaftliche Betriebe auch dabei unterstützt wer-
Strategie bewirkt das Gegenteil: Tierische Lebensmittel den, ihre Tierhaltung zu ändern – mit weniger Tieren und
einer Ausrichtung auf besseres Tierwohl. Obwohl auch viele
Agrarfachleute verschiedener Parteien die Flächenbindung
als einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Umwelt- und Kli-
BESTEUERN UND VERTEUERN?
makrise sehen, hat die Politik dafür bisher noch keine kon-
Preisnachteile für höherwertige Produkte, wenn die
Mehrwertsteuer auf Fleisch von 7 auf 19 Prozent kreten Pläne vorgelegt.
erhöht würde; Beispiel: Preise für 700 Gramm + 0,94 € Der Ökolandbau sieht derzeit 1,5 GVE pro Hektar vor. In
Schweinekotelett in vier Gütestufen den Landkreisen mit zu hohen Tierzahlen würde eine der-
artige Reduktion zu 13 Prozent weniger Schweinen und
Bruttopreis mit 19 % MwSt. 9,34 € 9 Prozent weniger Rindern führen. Produktion und Ver-
Bruttopreis mit 7 % MwSt.
Nettopreis + 0,70 € 8,40 € brauch im Land würden sich annähern, und das Ziel, sich
zu 100 Prozent selbst zu versorgen, geriete in Sichtweite.
Verteuerung 7,85 € Gegenwärtig werden für Fleisch 114 Prozent gemeldet, für
+ 0,54 € 6,90 €
Schweinefleisch sogar 119 Prozent.
6,20 €
Die Möglichkeiten der Flächenbindung können aber
+ 0,43 € 5,79 € nur dann ausgeschöpft werden, wenn sich auch die Kon-
5,34 €
4,80 € sumgewohnheiten ändern. Denn ein signifikanter Anteil
4,23 € 4,49 € der exportierten Erzeugnisse sind sogenannte Kuppelpro-
3,80 € aus dukte von Gütern, die für den Inlandsmarkt erzeugt wer-
3,55 € ökologischem
FLEISCHATLAS 2021 / ARCHIV
46 FLEISCHATLAS 2021
FLEISCHATLAS 2021 / ÖKO-INSTITUT
WAS WENIGER FLEISCHVERBRAUCH BEWIRKT
Folgen einer Reduktion des Fleischverzehrs auf durchschnittlich 600 Gramm pro Person und Woche gemäß Empfehlung
der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und daher Senkung um 48 Prozent, für 2017 berechnet, Auswahl
2,6
Schwein
Geflügel
2,9
20,9
14,6 sonstiges
1,5
87,8
49,7
- 48 %
12,3 22,8 9,1
0,14
0,07
1,3
10,9 7,6 6,4 106,2
45,7
25,9 8,2
52,2
4,3
*
Verbrauch: Gewicht vor Schlachtung **
von Schlachtungszahlen abweichend, weil Produktionszyklen kürzer (Schweine, Hühner) oder länger (Rinder) als ein Jahr sind
15,4
stimme eher zu Vegetarier/innen
teils, teils %
„Es soll ein Werbeverbot 26,0 Veganer/innen
lehne eher ab
lehne ganz und gar ab für klimaschädliche Pro- 30,7
dukte wie Fleisch geben.“
stimme voll und ganz zu, stimme eher zu
Differenzen durch Rundung
FLEISCHATLAS 2021 47
AUTORINNEN UND AUTOREN,
QUELLEN VON DATEN, KARTEN
UND GRAFIKEN
Alle Internetquellen wurden zuletzt im 18–19 KONZERNE
Dezember 2020 abgerufen. Der Fleischatlas ist DAS ZIEL IST MARKTMACHT – VOM
im PDF-Format unter den Download-Adressen STALL BIS ZUM KÜHLREGAL
herunterzuladen, die im Impressum aufgeführt von Shefali Sharma
sind. Im PDF sind alle Links anklickbar. S. 18: AFZ/agrarheute, https://bit.ly/3gi9KlX.
S. 19: foodengineeringmag.com,
https://bit.ly/3go1h0D. Rabobank,
https://bit.ly/2L4bsf8.
20–21 PASTORALISMUS
KARGES LAND UND REICHER NUTZEN
von Ilse Köhler-Rollefson
S. 20: Ganzorig Gonchigsumlaa,
Competitiveness of pastoral livestock,
https://bit.ly/39UhB7Y, S. 8 f., 16, 55.
10–11 KONSUM S. 21: PRAPS/Inter-réseaux,
ALLTAGSESSEN UND LUXUSGUT https://bit.ly/39PS7J0, S. 3, 12.
von Lisa Tostado
S. 10: OECD-FAO Agricultural Outlook 2020–29, 22–23 KLIMA
https://bit.ly/3owfvzc, S.16, Annex C, S. 10. DER FUSSABDRUCK DER TIERE
S. 11 o., u.: OWID, https://bit.ly/2IjaQkR. von Shefali Sharma
S. 22: M. Rojas-Downing et al., Climate
12–13 HANDEL change and livestock, https://bit.ly/3mPTon0,
IN DIE FALSCHE RICHTUNG https://bit.ly/36NpTgf. S. 23 o., u.: IATP,
von Bettina Müller und Lia Polotzek GRAIN, https://bit.ly/3qsfq1z.
S. 12: Bloomberg, Soybean Destinations,
https://bit.ly/3ghUDJt. S. 13 o.: OECD-FAO 24–25 PESTIZIDE
Agricultural Outlook 2020–29, https://bit.ly/3owfvzc, IN DER EU VERBOTEN,
S. 50 f. S. 13 u.: AFP, nach EDNH, https://bit.ly/3qwBic7. IN SÜDAMERIKA ERLAUBT
von Carla Hoinkes
14–15 PRODUKTION S. 24: Faostat, https://bit.ly/2VIXamf.
EINE PROBLEMATISCHE NAHRUNG S. 25 o., u.: Public Eye, https://bit.ly/3giFyaq.
UND IHRE GROSSEN ERZEUGER
von Christine Chemnitz 26–27 WASSER
S. 14: OWID, https://bit.ly/2IjaQkR. S. 15: DER UNSICHTBARE DURST DER
OECD-FAO Agricultural Outlook 2020–29, TIERE – UND IHRES FUTTERS
https://bit.ly/3owfvzc, S. 52–58. von Heike Holdinghausen
S. 27: FAO, SOFA 2020, Mekonnen et al.,
16–17 FUTTER https://bit.ly/3lOB8ZO, S. 11.
ERNTEN, BIS DER VIEHTROG VOLL IST
von Silvie Lang 28–29 MOORE
S. 16: IFIF, https://bit.ly/2LedLfR. S. 17 o.: WIEDERVERNÄSSUNG ALS CHANCE
OECD-FAO Agricultural Outlook 2020–29, von Sabine Wichmann
https://bit.ly/3owfvzc, S. 28. S. 17 u.: TNI, S. 28: milchtrends.de, https://bit.ly/3gfIvbE.
https://bit.ly/345vgFV S. 10. ussoy.org, Tegetmeyer et al., Aggregierte Karte der
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48 FLEISCHATLAS 2021
S. 29 o.: GMC, https://bit.ly/2JRCcz9. 38–39 SCHLACHTHÖFE
S. 29 u.: GEC, WI, Assessment on Peatlands, IN DEUTSCHLAND
https://bit.ly/3mPqZxA. KLIMA DER ANGST
von Matthias Brümmer
30–31 ANTIBIOTIKA S. 38: BMAS, Antwort auf eine Kleine Anfrage
ZU VIEL DAVON IM TIERSTALL – der Linksfraktion, https://bit.ly/3oqRuK4.
UND EINE GEFAHR FÜR DIE MENSCHEN S. 39 o.: https://bit.ly/2VOTEa0 (Vieh),
von Reinhild Benning https://bit.ly/36O7sYC (Geflügel). S. 39 u.: s. S. 35.
S. 30: Germanwatch, https://bit.ly/3mS0veE.
S. 31 o.: NRDC, David Wallinga et al., Very High 40–41 VERSCHWENDUNG
Livestock Antibiotic Use Undercuts Effective IN DEUTSCHLAND
Drugs, https://on.nrdc.org/3lPOAN4. Giorgia VIEL ZU WENIG WIRD VERMIEDEN
Guglielmi, Are antibiotics turning livestock von Jonas Luckmann
into superbug factories?, https://bit.ly/2JYvNlt. S. 40: J. Luckmann, eigene Berechnungen.
S. 31 u.: NRDC, https://on.nrdc.org/37Gfq5f. S. 41 o.: ebd.; Thünen Report 71,
https://bit.ly/2VLD1MA, Tab. 22, 24 f.
32–33 PANDEMIEN S. 41 u.: s. S. 35.
GEFÄHRLICHE KONTAKTE
von Christine Chemnitz 42–43 KULTURWANDEL
und Inka Dewitz VERHÄNGNISVOLLE SYMBOLIK
S. 32: UNEP, Preventing the next pandemic, von Julia Schmid
https://bit.ly/37Fau0D, S. 22 f. S. 33 o.: ebd., S. 42: Hamish J. Love, Danielle Sulikowski,
S. 14. S. 33 u.: UNEP Frontiers 2016 Report, Of Meat and Men, https://bit.ly/3gpatly.
https://bit.ly/36MQnya, S. 22, von: H. Loh S. 43 o.: AMI, Aktionspreise Fleisch
et al., Targeting Transmission Pathways for im LEH, https://bit.ly/33RURll.
Emerging Zoonotic Disease Surveillance Rentenbank, Die künftige Rolle des LEHs,
and Control, https://bit.ly/36KIqtx, S. 432. https://bit.ly/2Ihq1uO, S. 139.
Machiel J. Reinders, Portioning meat
34–35 JUGENDUMFRAGE and vegetables in four different out
WENIGER FLEISCH, MEHR FUTURE of home settings, https://bit.ly/33L7Y7J.
von Achim Spiller, Anke Zühlsdorf, S. 43 u.: s. S. 35.
Kristin Jürkenbeck und Maureen Schulze
S. 35: Universität Göttingen und Zühlsdorf + Partner, 44–45 ERSATZPRODUKTE
Ergebnisse der Umfrage „Fleischkonsum ÜBERALL WIRD EXPERIMENTIERT
in der Generation Fridays for Future“ für die von Stephanie Wunder
Heinrich-Böll-Stiftung, 2020, unveröff. S. 44: Kearney, https://bit.ly/37Cq516.
S. 45 o.: Destatis, https://bit.ly/37HnO4y.
36–37 PRODUKTION IN DEUTSCHLAND AMI, nach oekolandbau.de,
RABIATER STRUKTURWANDEL https://bit.ly/3qySNbS. S. 45 u.: s. S. 35.
von Astrid Häger und Julia Schmid
S. 36: Thünen, Steckbriefe zur Tierhaltung 46–47 POLITIK
in Deutschland: Mastgeflügel, 2020, NÄCHSTE SCHRITTE
https://bit.ly/3lNSB4P, S. 8. S. 37 o.: Destatis, von Katrin Wenz und Christian Rehmer
2010, https://bit.ly/3gkOUTc, 2020, S. 46: Fleischatlas 2018,
https://bit.ly/3lPeiBB, J. Luckmann, eigene https://bit.ly/3ou6ZRC. S. 47 o.: Öko-Institut,
Berechnungen. S. 37 u.: s. S. 35. https://bit.ly/3ggFO9T, S. 11. S. 47 u.: s. S. 35.
FLEISCHATLAS 2021 49
HEINRICH-BÖLL-STIFTUNG
Demokratie und Menschenrechte durchsetzen, land und erleichtert die soziale und politische Teilhabe
gegen die Zerstörung unseres globalen Ökosystems von Immigrantinnen und Immigranten.
angehen, patriarchale Herrschaftsstrukturen über-
winden, die Freiheit des Individuums gegen staatliche Ein besonderes Anliegen ist ihr die Verwirklichung einer
und wirtschaftliche Übermacht verteidigen – demokratischen Einwanderungsgesellschaft sowie einer
diese Ziele bestimmen das Handeln der grünnahen Geschlechterdemokratie als eines von Abhängigkeit
Heinrich-Böll-Stiftung. und Dominanz freien Verhältnisses der Geschlechter.
Darüber hinaus fördert die Stiftung Kunst und Kultur
Mit derzeit 32 Auslandsbüros verfügt sie über ein als Element ihrer politischen Bildungsarbeit und als
weltweites Netz für ihr Engagement. Sie arbeitet mit Ausdrucksform gesellschaftlicher Selbstverständigung.
ihren Landesstiftungen in allen deutschen Bundes-
ländern zusammen, fördert gesellschaftspolitisch Heinrich-Böll-Stiftung
engagierte Studierende und Graduierte im In- und Aus- Schumannstr. 8, 10117 Berlin, www.boell.de
LE MONDE DIPLOMATIQUE
Le Monde diplomatique (LMd) ist eine internationale Zeitung wie LMd unverzichtbar. Sie erklärt die Ursachen
Monatszeitung, deren deutsche Ausgabe unter aktueller Konflikte und erkennt entscheidende
dem Dach der taz produziert wird. LMd berichtet aus künftige Entwicklungen. So hat LMd früher als andere
aller Welt, wird von Leuten in aller Welt gemacht und die neokoloniale Ausbeutung des Globalen Südens
auch in aller Welt gelesen. beschrieben, vor der Kettenreaktion der Finanzkrise
gewarnt und über das zerstörerische Fracking oder die
Von ihren weltweit 1,5 Millionen Leser/innen haben fatale Biospritlüge berichtet. Le Monde diplomatique
viele die Zeitung auf Arabisch vor Augen, andere lesen veröffentlicht außer der Monatszeitung seit 2003
sie auf Japanisch, Polnisch, Portugiesisch oder Farsi. auch den Atlas der Globalisierung und die thematische
Denn LMd ist längst zu einem internationalen Netzwerk Heftreihe Edition LMd.
geworden, mit 26 Print- und 7 Onlineausgaben in
Le Monde diplomatique, deutsche Ausgabe
22 Sprachen. In einer Zeit, in der die Nachrichten- Friedrichstr. 21, 10969 Berlin, www.monde-diplomatique.de,
vermittlung immer oberflächlicher wird, ist eine www.atlas-der-globalisierung.de
50 FLEISCHATLAS 2021
BISHER ERSCHIENEN
INSEKTENATLAS
Daten und Fakten über Nütz- und Schädlinge
in der Landwirtschaft
2020
INSEKTENATLAS
Daten und Fakten über Nütz- und Schädlinge
in der Landwirtschaft
2020
INSECT ATLAS
Facts and figures about friends and foes in farming 2020
MOBILITÄTSATLAS
Daten und Fakten für die Verkehrswende 2019
ÖSTERREICHISCHE AUSGABE
AGRAR-ATLAS
Daten und Fakten zur EU-Landwirtschaft 2019
AGRAR-ATLAS
Daten und Fakten zur EU-Landwirtschaft 2019
ATLAS DE LA PAC
Chiffres et enjeux de la Politique Agricole Commune 2019
ATLANTE DELLA PAC
Dati e fatti della Politica Agricola Comune UE 2019
ATLAS DE LA PAC
Hechos y cifras sobre la Política Agrícola Común 2019
AGRICULTURE ATLAS
Facts and figures on EU farming policy 2019 ATLAS ROLNY
Dokąd zmierza europejska wspólna polityka rolna 2019
ÖSTERREICHISCHE AUSGABE
FLEISCHATLAS MEAT ATLAS ET ATLASI ATLAS CARNE ATLAS CARNE ATLAS MASA
DE DA
LA
Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel 2013 La réalité et les chiffres sur les animaux Hechos y cifras sobre los animales que comemos Fatos e números sobre os animais que comemos
Facts and figures about the animals we eat que nous consommons Příběhy a fakta o zvířatech, která jíme
Yediğimiz hayvanlar hakkında gerçekler ve rakamlar
FLEISCHATLAS
Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel 2014
FLEISCHATLAS
Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel 2016
FLEISCHATLAS
Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel 2018
MEERESATLAS
Daten und Fakten über unseren Umgang mit dem Ozean 2017
OCEAN ATLAS
Facts and Figures on the Threats to Our Marine Ecosystems 2017
°
BODENATLAS
Daten und Fakten über Acker, Land und Erde 2015
BODENATLAS
Daten und Fakten über Acker, Land und Erde 2015
SOIL ATLAS
Facts and figures about earth, land and fields 2015
L’ATLAS DU SOL
Faits et chiffres sur la terre, les sols et les champs 2016
ATLAS PUDY
Fakta a čísla o zemi, půdě a životě 2018
EUROPA-ATLAS
Daten und Fakten über den Kontinent
ÖSTERREICHISCHE AUSGABE
KOHLEATLAS COAL ATLAS COAL ATLAS ATLAS UHLÍ ATLAS WEGLA KOHLEATLAS
SACHSEN
Daten und Fakten über einen globalen Brennstoff 2015 Dane i fakty o globalnym paliwie 2015 Činjenice i podaci o fosilnom gorivu 2016
Facts and figures on a fossil fuel 2015 Facts and figures on a fossil fuel 2015 Příběhy a fakta o palivu, které změnilo svět i klima 2015
KAKO
O
ŽRTVUJEM
KLIMU
WIE WIR HOW WE ARE HOW WE ARE JAK SI JAK KLIMA
A OHŘÍVÁME FT
MY
DAS KLIM COOKING COOKING PRZEGRZEWA WIRTSCHA
VERHEIZEN THE CLIMA
TE
THE CLIMA
TE
PLANETU KLIMAT ARBEIT
8.000
4.122
7.000
5.000
Um den Fleischkonsum weitreichend zu reduzieren,
müssen sich langfristig die sozialen Normen verändern.
4.000
aus: VERHÄNGNISVOLLE SYMBOLIK, Seite 42
3.000
368
2.000
408
1.704
2,9
14,6 %
30,6 % 29,8 % 13,2 % 11,8 % 14,4 % 1,5
18,1 % 28,7 % 20,8 % 18
1.000
377
12,1 % 25,6 % 31,8 % 17,3 % 13,2 % 14,3 % 21,9 % 26,6 % 18,2 % 19
0
19,32010
% 29,72015
%
173
27,6 %
22,8
19,4 % 7,9 % 20,4 % 9,1
31,8 % 23,4 % 16
1990 1995 2000 2005 2018
4,1 %