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Dein Hamburger zerstört den Planeten

Flugreisen, Autofahren, Plastiktüten - viele Dinge schaden unserer Umwelt. Doch eins wird
gerne übersehen: Fleisch. Hier ein paar Zahlen und Fakten.

Fleisch im Essen ist in vielen Kulturen tief verwurzelt und selbst die Andeutung, man sollte es sein
lassen, sorgt oft für wütende Reaktionen. Leuten zu sagen, sie sollten ihren Schinken oder ihr
Hühnchen gegen Tofu oder Seitan eintauschen, ist in etwa vergleichbar damit, Amerikanern ihre
Sturmgewehre abzunehmen, oder auf deutschen Autobahnen ein generelles Tempolimit
einzuführen. Als Politiker verliert man mit solchen Forderungen fast automatisch die nächste Wahl.
Aber von der Politik mal abgesehen herrscht Einigkeit darüber, dass Fleischproduktion und -
konsum in den gigantischen Mengen, die inzwischen in der westlichen Welt, und auch zunehmend
dem Rest der Welt, verbreitet sind, eine entscheidende Rolle bei der Zerstörung unseres Planeten
spielen. Hier einige Zahlen und Fakten:

Mehr als alle Autos, Schiffe und Flugzeuge zusammen


Ein Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) von
2013 kam zu dem Ergebnis, dass 14,5 Prozent aller vom Menschen verursachten
Treibhausgasemissionen aus der Viehzucht stammten. Andere Schätzungen liegen zum Teil noch
weit höher. Aber selbst dieser konservative Wert liegt über dem, was alle Autos, Schiffe,
Flugzeuge und anderen motorisierten Transportmittel der Welt zusammen verursachen. So viel
zum Thema: "Ich bin aber mit dem Fahrrad zum Restaurant gefahren, um die Umwelt zu schonen."
Von diesen Emissionen stammen 41 Prozent aus der Rindfleischproduktion, die Milchproduktion
steuert 19 Prozent bei, fast der ganze Rest kommt von Schweinen, Hühnern und Eiern.
Die Fleischproduktion verbraucht riesige Mengen natürlicher Ressourcen. Für die Herstellung
eines Kilos Rindfleisch braucht man atemberaubende 15.415 Liter Wasser. Und der
Durchschnittskonsument in einer Industrienation isst 75,9 Kilo Fleisch pro Jahr!

Da das meiste Vieh heutzutage nicht auf endlosen Prärien grasen darf, fressen die Kühe, die über
Kurz oder Lang zu Ihrem Hamburger werden, Soya, Mais oder andere Nutzpflanzen. Lebensmittel
also, die wir einfach direkt selbst essen könnten, um damit viel Energie und Emissionen zu sparen.
Und um all das Futter anzubauen, mit dem wir dann unser Futter füttern, braucht man Platz. Viel
Platz. Das wird im Amazonas-Regenwald besonders deutlich. Dort gehen etwa 80 Prozent der
Abholzung auf das Konto der Rinderzucht.

Siegel drauf: Lebensmittelindustrie wird "Vegan"

1,3 Millionen Menschen ernähren sich in Deutschland vegan. Aus Marketingsicht ist das,
gemessen an der deutschen Gesamtbevölkerung von 83 Millionen, eine irrelevante Gruppe.
Interessanter ist da der Blick auf die Hobby-Veganer und Flexitarier, sprich auf diejenigen, die
gelegentlich vegane oder vegetarische Lebensmittel kaufen.

Ein bisschen Verzicht ist in: So wollen 63 Prozent der Deutschen ihren Fleischkonsum laut einer
Umfrage des Meinungsforschungsinstitut "YouGov" reduzieren. Die Aufschrift "vegan", die bis vor
kurzem eher für ein paar verirrte Ökos galt, steht heute synonym für "gesund" und
"klimafreundlich". Welcher Lebensmittelhersteller würde damit nicht extra werben wollen? Doch
gerade bei Fleischersatz lohnt ein Blick ins Kleingedruckte. "Bei vielen Produkten ist die Liste der
Zusatzstoffe so lang, dass selbst der Nachhause-Weg nicht ausreicht, um sie durchzulesen", so
Olschewski.

Wie nun das Klima schützen?

Es ist also kompliziert. Klimaforscher mahnen Konsumenten weiterhin eindringlich zu kritischem


Einkaufen und drängen auf Fleischverzicht. So ist in einer Studie der britischen Oxford Universität
zu lesen: Ein Viertel der globalen Treibhausgas-Emissionen wird von der Lebensmittelproduktion
verursacht, davon gehen 80 Prozent auf das Konto der Tierhaltung.

Eine vegane Ernährung ist der wahrscheinlich größte Hebel, um den eigenen ökologischen
Fußabdruck zu verringern", sagte Oxford-Wissenschaftler Joseph Poore im Nachrichtenmagazin
"Spiegel". "Es bringt viel mehr, als ein Elektroauto zu kaufen oder weniger zu fliegen."

Die Nutzung der Erde zur Ernährung der Weltbevölkerung ist aus den Fugen geraten. Die
Forscher des IPCC-Berichtes raten dringend zu einer nachhaltigeren und schonenden Nutzung der
immer knapper werdenden Flächen - dazu zählen nicht nur Tierhaltung, sondern auch
beispielsweise Avocado-Monokulturen.

Die Entscheidung, was gut für Magen UND Klima ist, kann nicht von der Lebensmittelindustrie,
einem veganen Siegel oder dem Lifestyle-Trend entschieden werden. Dreifach plastikverpackte
Veggie-Burger, die nur mit der Raffinesse der Lebensmittelchemie irgendwie zusammengehalten
werden, könnten unter Umständen eine schlechtere Klimabilanz haben, als das Wildfleisch vom
Wochenmarkt.

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