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Warum Veggie

umweltschädlicher
sein kann
Mandeln aus Kalifornien,
Erdbeeren aus Spanien: Wer
Obst, Gemüse oder
Schalenfrüchte aus
wasserarmen Anbauregionen
kauft, schadet der Umwelt
womöglich mehr als ein
Fleischesser. Zu diesem
Ergebnis kommt eine WWF-
Studie.
Noch vor wenigen Jahren war die
Rügenwalder Mühle vor allem für ihre Tee-
und Leberwurst bekannt. Bis es 2020 zur
kleinen Revolution kam: Erstmals machte der
niedersächsische Wursthersteller mehr Umsatz
mit fleischlosen Produkten als mit
klassischem Aufschnitt. Heute verkauft das
Unternehmen 29 vegetarische und vegane
Lebensmittel. Das Fleischsortiment umfasst
23 Artikel.

Veggie-Wurst und vegane Burger sind längst


keine Nischenprodukte mehr. Bei anderen
Branchengrößen ist es ähnlich. Die Hersteller
machen gute Geschäfte damit. Gut fürs Klima
ist der gesteigerte Appetit auf fleischloses
Essen allemal. Fleisch gilt als Klimakiller.
Den größten CO2-Fußabdruck hat
Rindfleisch.
Das Institut für Energie- und
Umweltforschung Heidelberg (Ifeu) hat
errechnet: Für jedes Kilogramm Rindfleisch,
dass in Deutschland verkauft wird, entstehen
im Schnitt 13,6 Kilo CO2. Linsen, die als
wichtige pflanzliche Proteinquelle gelten,
verursachen pro Kilo etwa 1,5 Kilo CO2. Bei
einem Kilo Karotten sind es nur 0,1 Kilo des
schädlichen Klimagases.
Wir werfen ein Drittel aller weltweiten
Lebensmittel weg

Problematische
Bewässerung
Ist fleischlose Ernährung also grundsätzlich
umweltfreundlicher? Oft schon. Aber nicht
immer. Denn klimafreundlich bedeutet nicht
unbedingt umweltfreundlich. Wer sich
vegetarisch oder vegan ernährt, kann der
Umwelt mehr schaden als Menschen, die
Fleisch essen. Zu diesem Schluss kommt eine
aktuelle Studie des WWF.

Der Grund: Obst, Gemüse oder


Schalenfrüchte, die in Deutschland auf den
Tisch kommen, stammen oft aus
Anbaugebieten, in denen Wasser knapp ist.
Dort müssen sie künstlich bewässert werden,
was die Trockenheit in den Regionen
zusätzlich verschärft.

Die Viehwirtschaft verbrauche zwar


grundsätzlich mehr Wasser als der Obst- und
Gemüseanbau. Sie finde aber meist in
Regionen statt, in denen genug Niederschlag
fällt. Den größten kritischen Wasserverbrauch
verursachen deshalb laut WWF nicht
Fleischesser, sondern Veganer.

In Zahlen: Wer bei der Ernährung komplett


auf tierische Produkte verzichtet, verbraucht
jährlich 45 Kubikmeter Wasser. Vegetarier
kommen auf 39 Kubikmeter pro Person und
Jahr, Fleischesser auf 29 Kubikmeter. „Nur 18
Produzent des für unsere Ernährung nötigen
Wasserverbrauchs gehen auf das Konto
tierischer Lebensmittel“, erklärt der
Umweltverband.

Galerie: Dürre und


Waldbrände in Kalifornien
Galerie ansehen
Gefährlicher Mandel-Boom
Die WWF-Analyse zeigt: Aktuell werden nur
37 Prozent des hier verzehrten Gemüses auch
in Deutschland angebaut – bei Tomaten sind
es sogar nur vier Prozent. Obst aus
Deutschland kommt auf knapp 20 Prozent.
Heimische Nüsse finden sich so gut wie gar
nicht in den Supermarktregalen. 98 Prozent
der Haselnüsse stammen aus dem Ausland,
meist aus der Türkei oder aus Italien.

Den größten Durst auf zusätzliche


Bewässerung haben Zitrusfrüchte und
Mandeln. Und die kommen in der Regel aus
wasserarmen Gebieten wie Kalifornien und
Spanien. Gerade die Mandel wird immer
beliebter. Die Kernfrucht gilt als Superfood,
Mandelmilch als klimabewusste Alternative
zur Kuhmilch. Auch in der Kosmetik spielt die
Mandel eine große Rolle. Nach Angaben des
WWF wurden im Jahr 2019 insgesamt
102.500 Tonnen nach Deutschland importiert,
37 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren.

Rund 80 Prozent der weltweit angebauten


Mandeln stammen aus Kalifornien. Und die
Produktion ist in den letzten Jahren enorm
gestiegen. Mandeln sind dort das wichtigste
landwirtschaftliche Exportprodukt. Doch der
Anbau verschlingt riesige Mengen Wasser. Für
ein Kilo Mandeln braucht man in Kalifornien
durchschnittlich weit mehr als 2.000 Liter an
zusätzlicher Bewässerung.

Immer wieder wurden tiefe Brunnen gebohrt,


um an das wertvolle Nass zu kommen – mit
teils verheerenden Auswirkungen auf die
Wasserversorgung im ohnehin von Dürren
geplagten US-Staat. Weil aus vielen
Wasserhähnen nichts mehr sprudelte, mussten
Haushalte sogar über Wassertanks versorgt
werden.

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