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Biografie

Frau B. wurde am 5. Januar 1937 in Wiesau/Oberpfalz geboren.


Ihre Eltern, Josefine und Michael hatten zu diesem Zeitpunkt bereits 5 Kinder.
Frau B. wurde als letztes Kind in eine katholische Familie geboren und ihr folgten auch
keine Geschwister mehr nach. Die Mutter verstarb bei der Geburt.
Frau B. wuchs als behütetes Kind zwischen 4 Brüdern und 1 Schwester auf. Der Vater hat
nach dem Tod der Ehefrau nicht mehr geheiratet, so dass Frau B. durch ihre Geschwister
aufgezogen und erzogen wurde.
Der Vater war Angestellter bei der Post und legte viel Wert auf Anstand und Bildung seiner
Kinder. Der Haushalt wurde durch den Zusammenhalt der Kinder aufrechterhalten. Sie
lebten in einem kleinen Häuschen das über einen ebenso kleinen Gemüsegarten verfügte.
Es wurden keine Tiere gehalten und auch der Anbau von Obst und Gemüse wurde mäßig
gehalten. Es wurde nur soviel angebaut, wie auch tatsächlich benötigt wurde.
Die einzige Schwester von Frau B. hat bzw. musste auf Schulbildung verzichten, um das
Familienleben zu gestalten und die Mutter zu ersetzen. Alle anderen 5 Kinder besuchten
die Schule. Die Familie pflegte ein sehr inniges und liebevolles Verhältniss.
Der Vater der Familie verstarb im Alter von 60 Jahren.
Leider ist über die Zeit des Krieges oder wie der Vater verstarb nichts bekannt.

Frau B. besuchte die Volksschule von der 1. bis zur 8. Klasse. Sie war sehr fleißig und
hatte schon sehr früh den Wunsch beruflich voranzukommen. Was sie aufgrund ihrere
Leistungen während der Schulzeit auch tatsächlich verwirklichen konnte.
Freundschaften pflegte sie wenig bis zu ihrer Ausbildung.
Im Alter von 15 Jahren begann Frau B. eine Ausbildung zur Zahnarzthilfe, welche in dieser
Zeit noch nicht sehr üblich war. Diese schloss sie erfolgreich ab und hatte danach das
Glück bei diesem Dentisten weiterhin beschäftigt bleiben zu können. Natürlich war ihr
dadurch auch die Möglichkeit gegeben, die Geschwister und den Vater finanziell zu
unterstützen, was sie auch tat.
Während dieser Zeit entwickelte sich auch die beste Freunschaft zwischen Frau B. und
Katharina die ebenfalls bei ihrem Dentisten zu arbeiten begann. Die beiden sind noch bis
heute befreundet.
Frau B. hatte sehr viel Freude an ihrem Beruf, welchen sie übrigens bis zu ihrere
Verrentung ausübte.

Im Alter von 22 Jahren lernte Frau B. ihren zukünftigen Mann Fritz kennen, den sie sehr
bald heiratete und mit dem sie eine gemeinsame Tochter gebahr. Diese Tochter wurde auf
den Namen Marion getauft. Die kleine Familie lebte in einer kleinen Mietwohnung in
Wiesau. Die ersten Jahre verlief die Ehe sehr harmonisch, doch der Ehrgeiz und die Liebe
zum Beruf bzw. überhaupt zu arbeiten, sorgte dafür das die Ehe nach 20 Jahren scheiterte
und geschieden wurde.
Frau B. ist nach der Geburt ihrer Tochter beruflich kürzer getreten, aber ganz aufgehört zu
arbeiten um Hausfrau und Mutter zu sein hat sie nie. Den Großteil der Erziehung der
Tochter übernahm der Vater. Nach der Trennung, wo die Tochter bereits im
Erwachsenenalter war, entwickelte sich zwischen den beiden ein sehr inniges Verhältniss.
Frau B. wurde von ihrer Tochter einmalig zur Großmutter gemacht. Sie bekam eine
Enkeltochter, um die sie sich rührend kümmerte.
Während ihrer vielen Berufsjahre hat Frau B. sehr viel Geld gespart und fing damit an
nach ihrere Verrentung die Welt zu bereisen und ein sehr exclusives Leben zu leben. Sie
reiste zweimal im Jahr nach Argentinien und Brasilien, welches ihre Lieblingsreiseziele
waren. Sie ging aus, aß in Restaurants und verbrachte viel Zeit mit kultureller Bildung. Sie
besuchte Museen, Ausstellungen und las viel.
Dieser Lebenswandel spiegelte sich auch in ihrem Auftreten wieder.
Frau B. legte Wert auf schicke Kleidung, Make Up, Gute Manieren, Höflichkeit und
Ordentlichkeit. Ihr ganzes Auftreten spiegelte Eleganz und Selbstbewusstsein wieder.
Doch trotz allem blieb sie nach der Scheidung alleine.

Im Jahr 2003 wurde bei Frau B. die Diagnose Alzheimer Demenz gestellt. Daraufhin hat
die Tochter gebeten und gedrägt, ihre Mutter zu sich zu nehmen, wozu Frau B. sich dann
auch sehr wiederwillig überreden ließ. Also zog sie im Alter von 66 Jahren mit in das Haus
ihrere Tochter. Anfangs war der Prozess der Verwirrung schleichend. Um den bisher
gewohnten und hart erarbeiteten Lebenswandel der Mutter so lange wie möglich aufrecht
zu erhalten ging die Tochter ab da gemeinsam mit der Mutter auf Reisen und in
Restaurants, sofern es das Familienleben zuließ.
Die Tochter bemühte sich sehr den Prozess der Alzheimer Demenz aufzuhalten bzw. zu
verlangsamen. Was auch lange Zeit gelang.
2005 zog sich Frau B. bei einem Treppensturz eine Radiusfraktur in beiden Händen zu.
Zusätzlich hierzu wurde beim Krankenhaus Aufenthalt eine Koronare Herzkrankheit
diagnostiziert und medikamentös eingestellt. Doch die Einschränkungen durch die
Frakturen sorgten höchstwarscheinlich dafür das der Prozess der Alzheimer Demenz
schneller fortschritt.
Es fing an mit Verwechslungen, Schwierigkeiten bei den alltäglichen Dingen wie Kleiden,
Wesensveränderungen und Stimmungsschwankungen, Schwierigkeiten bei der Ernährung
und Körperpflege. Bis hin zu einer zunehmenden Harninkontinenz.
Da Tochter, Ehemann und Enkeltochter selbst berufstätig waren führte die zunehmende
Überforderung und der zunehmende Pflegebedarf unwiederruflich dazu das Frau B. im
Jahr 2008 in unsere Einrichtung vollstationär aufgenommen wurde.
Diagnosen

Zustand nach Radiusfraktur in beiden Händen


= Bruch beider Handgelenke

Koronare Herzkrankheit KHK


= Erkrankung der Herzkranzgefäße die eine Beeinträchtigung der Durchblutung und somit
eine verminderte Sauerstoffzufuhr des gesamten Herz-Kreislauf-Systems zur Folge hat

Harn-, und Stuhlinkontinenz


= Drang zur Entleerung wird nicht mehr wahrgenommen

Demenz Typ Alzheimer


= neurodegenerative Erkrankung
Im Gehirn des Betroffenen bilden sich Plaques, die aus fehlerhaft gefalteten Beta-Amyloid-
Peptiden bestehen. Diese Plaques zusammen mit Neurofibrillen, die sich in Form von
Knäueln in den Neuronen ablagern sind kennzeichnend für die Erkrankung. Die Zellen des
Gehirns werden durch fehlerhafte Tau-Proteine, die sich aus dem Zellkörper heraus an
Axone anlagern, bis zur Unfähigkeit hin eingeschränkt.

Erste Symptome sind:


– Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit
– Abnahme der täglichen Aktivitäten
– Verhaltensauffälligkeiten
– neuropsychologische Symptome
Betroffene machen sich im Anfangsstadium oft Notizen, da sie dazu neigen Namen,
Personen bzw. das Datum und Termine zu vergessen
im weiteren Verlauf folgen Symptome wie:
– Sprachstörungen
– Auffasungsstörungen
– Störungen komplexer Abläufe wie z.B. kleiden

Alzheimer Demenz wird in 3 Stadien unterteilt, wobei die Übergänge meist fließend
und somit erstmal unauffällig verlaufen

Stadium 1
Frühstadium
= vor allem das Kurzzeitgedächnis leidet. Das vergessen von Namen, Verabredungen,
Datum etc. beginnt. Auch die Ausdrucksweise der Betroffenen wird einfacher, da komplexe
Ausdrücke nicht mehr verstanden werden. Wahrnehmungsstörungen und
Einschränkungen im Urteilsvermögen treten auf.
Folge: Angst, Beschämung, Wut, Frustration, Niedergeschlagenheit
Verhalten der Betroffenen: eigene Schwächen werden überspielt, bagatellisiert

Stadium 2
Mittleres Stadium
= nun beginnt zusätzlich auch das Langzeitgedächnis zu leiden. Der Alltag der Betroffenen
kann meist nur noch mit Unterstützung bewältigt werden. Wiederholungen von Wörtern
und Sätzen kommen vor. Ebenfalls körperliche Unruhe, Hinlauftendenzen,
Stimmungsschwankungen bis hin zu agressivem Verhalten, Isolation und Veränderungen
des Tag-, Nachtrythmuses
Stadium 3
Spätstadium
= vollständige Abhängigkeit von Betreuung und Pflege. Sprache ist auf wenige Worte
reduziert und das Gedächnis ist völlig ressistent gegen neue Informationen.
Verlust der Kontrolle über den Körper wie Einschränkung der Mimik, Inkontinenz,
Schluckstörungen und sogar unter Umständen Krampfanfälle.
Folge daraus ist völlige Teilnahmslosigkeit-Apathie

Die grundsätzliche Lebenserwartung bei Alzheimer Demenz liegt bei 7-10 Jahren.
Allerdings sind das nur Richtlinien. Es gibt Erkrakte die früher sterben, aber auch welche
die länger leben. Die meisten Todesfälle sind nicht der Alzheimer Krankheit zuzuordnen,
sondern Begleiterkrankungen wie z.B. Lungenentzündungen

Aktuelle Medikation
Dauermedikation

ASS 100
Tagesdosis: 0-1-0
= Acetylsalicylsäure
hemmt das Zusammenhaften und Verklumpen der Blutplättchen
(Throbozytenaggregationshemmer)
wird zur Behandlung der bestehenden KHK eingesetzt um das Risiko von
Folgeerkrankungen zu minimieren und die Durchblutung des Herzens zu fördern

Bisoprolol 5mg
Tagesdosis: 0,5-0-0
= Betablocker
wird ebenfalls zur Behandlung der KHK eingesetzt

Haloperidol 5mg
Tagesdosis: 0,5-0,25-0
= hochpotentes Neuroleptikum
blockiert Dopamin-Rezeptoren, Akutwirkung dämpfend und sedierend, Langzeitwirkung
eher vorbeugend gegenüber Unruhezuständen
zur Behandlung der durch die fortschreitende Demenz entstehenden Erregungs-,bzw.
Unruhezuständen

Bedarfsmedikation

Movicol Beutel
= Stuhlweichmacher, regt Darmperistaltik schonend an
wird verabreicht, falls Frau B. aufgrund ihrer zunehmenden Immobilität an 3 aufeinander
folgenden Tagen selbständig keinen Stuhlgang hatte
Kurze Einleitung

Frau B. bezog im Jahre 2009 ein Einzelzimmer in unserer Einrichtung. Ich begann
ebenfalls im Jahr 2009 im Rosengarten zu arbeiten, so dass ich Frau B. schon lange Zeit
betreue.
Zu Beginn meiner Tätigkeit befand sich Frau B. gerade im Übergang zur zweiten Stufe der
Demenz, Verwirrtheit also mittleres Stadium.
In den letzten Jahren war es bei Frau B. deutlich zu beobachten wie dieser Prozess weiter
fortschritt.
Derzeit befindet Frau B. sich noch im mittleren Stadium, aber es ist deutlich zu erkennen
das sie sich bereits der letzten Stufe nähert.
Mittlerweile wurde Frau B. in Pflegestufe 3 eingestuft.
Frau B. gehört deutlich zu den Erkrankten, die die durchschnittliche Lebenserwartung
nach Diagnose-Stellung überschreiten.

Aktivitäten und existentielle Erfahrungen des täglichen Lebens

1. Mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen können


Der einschneidensde Punkt ist die Diagnose Alzheimer Demenz.
Frau B. hat zum Zeitpunkt der Diagnose gerade das Leben für sich entdeckt, was
dann unverständlicherweise so nicht mehr stattfinden konnte.
Im Rahmen der Pflege ist deutlich zu erkennen das Frau B. entweder vernarrt in
ihre Enkeltochter war oder nicht verarbeiten kann, das sie die Erziehung der
Tochter dem Ehemann überließ und viel mit Arbeit beschäftigt war.
Eines unserer wichtigsten Hilfsmittel in Unruhezuständen von Frau B. ist eine
Puppe bzw. ein Teddybär. Diese trägt sie dann spazieren, kuschelt mit ihnen und
weint sogar gelegentlich wenn sie diese im Arm hält. Nach einer gewissen
Rückzugsphase beruhigt sich Frau B. dann und wird wieder zugänglich.
Laut Tochter sind ihr keine Vorlieben ihrer Mutter diesbezüglich bekannt

2. Kommunizieren
Die immer weiter fortschreitende Demenz sorgt dafür das Frau B`s Wortschatz nur
noch auf wenige Worte bzw. Laute begrenzt ist. Auch die non-verbale
Kommunikation durch Mimik, Gestik oder Körperhaltung ist nur noch schwer zu
deuten. Mimik ist bereits überwiegend erstarrt, Bewegungen eingeschränkt.
Gelegentlich wenn Frau B. klare Momente hat, ist es ihr möglich auf Ja/Nein Fragen
zu antworten. Auf Ansprache reagiert sie nur wenn man leise und frontal spricht. Auf
ihren Nachnamen reagiert sie nicht mehr. Daher wird Frau B. nach Absprache mit
PDL und Tochter nur mit Vornamen angesprochen.
Körpersprache und Mimik von Personal, Besuchern und Angehörigen führen jedoch
noch zu Reaktionen bei Frau B.
Hektik und Lautstärke führen zu Abwehrverhalten. Dies äußert sich durch wildes
Gestikulieren und stammeln von Wortfetzen. Der gesamte Gesichtsausdruck
verzerrt sich und die Körperhaltung ist stark angespannt.
3. Vitale Funktionen aufrechterhalten
Frau B. hat bereits einsetzende Schluckbeschwerden, was die Gefahr einer
Aspirations-Pneumonie birgt. Alle Getränke werden dahen angedickt. Speisen
werden nur noch in Form von weicher Kost gereicht.
Das Wärme-, und Kälteempfinden von Frau B. ist gestört. Gefahr der
Temperaturregulationsstörungen und Pneumonien.
Blutdruckwerte sind im Normbereich, was heisst 110-60, mit nur geringen
Abweichungen.
Atmung ist stabil. Bisher keine Auffäligkeiten in diesem Bereich. Auf Atemgeräusche
muss geachtet werden, da Frau B. zu Pneumonien neigt.
Frau B. ist kachektisch, BMI 17,1. Tendenz fallend. Allerdings ist aus der Biografie
bekannt das Frau B. schon immer sehr schlank ist.
Problem: ausreichend Nahrungszufuhr nicht möglich. Nahrungsergänzungsmittel
werden von Tochter nicht gewünscht. Trotz vermindertem Bewegungsdrang,
erhöhter Energiebedarf aufgrund von ständig wiederkehrenden Unruhezuständen.
Ausgleich nicht möglich. Hausarzt ist über die Situation unterrichtet, ergreift aber
keine Maßnahmen.
Frau B. hat eine sehr detaillierte Patientenverfügung, die Maßnahmen ausschließt.

4. Sich bewegen
Der erhöhte Bewegungsdrang von Frau B. hat sich bereits eingestellt. Derzeit ist es
vom gesamten Allgemeinzustand abhängig. Der komplette Bewegungsapparat von
Frau B. hat schonkl begonnen sich zu versteifen. Frau B. wird zweimal wöchentlich
durch Physiotherapeuten betreut, die sowohl Gehübungen als auch Massagen bei
ihr anwenden.
Gehen ist nur noch mit Begleitung und bei kurzen Entfernungen möglich, da Frau B.
ein sehr unsicheres Gangbild aufweist und der dadurch erhöhte Energiebedarf nicht
mehr kompensiert werden kann. Selbstständigs stehen ist ebenfalls nur kurze Zeit
möglich, da einfach die Kraft von Frau B. sehr schnell nachlässt. Mobilisation wird
2mal täglich für 3-4 Stunden durchgeführt. Frau B. wird dann in einen Pflegestuhl
mobilisiert. Die Mobilisation toleriert Frau B. sehr gut. Gleichzeitig dient diese auch
zur Aufrechterhaltung vitaler Funktionen-Prophylaxen. Lagerungen jedoch werden
nur selten toleriert. Um Rötungen oder gar Geschwüren entgegenzuwirken, verfügt
Frau B. als Hilfsmittel über eine Wechseldruckmatratze und ein
Weichlagerungskissen im Pflegestuhl-Dekubitusprophylaxe.
Um Kontrakturen vorzubeugen werden durch die Betreuung passive und aktive
Bewegungsübungen durchgeführt-Kontrakturenprohylaxe.

5. Essen und Trinken


Durch das Fortschreiten der Demenz wird Frau B. das Essen durch das
Pflegepersonal eingegeben. Dies muss allerdings in ruhiger Athmosphäre, und für
Frau B. gut sichtbar (nicht von der Seite sondern frontal, Blickkontakt) geschehen.
Manchmal kommt es vor das Frau B. selbstständig zum Löffel greift und isst. Doch
dies sollte auch nur unter Bebachtung geschehen, da Frau B. bereits zeitweise zu
Schluckstörungen neigt.
Sämtliche Getränke werden angedickt, so das die Gefahr einer Aspiration minimiert
wird. Nahrung wird in Form von passierter Kost bzw. weicher Kost bereitgestellt.
Frau B. bevorzugt Süßspeisen und süße Getränke.
Der Zeitaufwand der Nahrungsaufnahme ist sehr hoch, da sich Frau B. durch jede
kleinste Abweichung bzw. Störung aus dem Konzept bringen lässt. In diesen
Momenten ist es erst einmal sinnvoll abzubrechen, bis Frau B. sich wieder beruhigt
hat.
Frau B. ist biografieorientiert untergewichtig. Durch die lange Dauer der
Nahrungsaufnahme und den erhöhten Energiebedarf durch Unruhezustände, ist
eine stetige Reduktion des Körpergewichtes gegeben. Generell ist das
Sättigungsempfinden gestört. Das Ziel wäre ihr Gewicht stabil zu halten. Sowohl
Tochter als auch Hausarzt sind darüber unterrichtet und wollen keine weiteren
Maßnahmen ergreifen. Aktueller BMI liegt bei 17,1.
Die täglich zu erreichende Mindesttrinkmenge liegt bei 900ml. Das Erreichen ist
Tagesform abhängig. Bei nicht Erreichen wird nach ärztl. AO 500ml Ringer-Lösung
subcutan verabreicht. Diese Entscheidung wird aber nur in Absprache mit Tochter
umgesetzt. Durch die Kachexie ist es schwer, und meiner Meinung nach fast
unzumutbar, Frau B. dem auszusetzen. Die Lösung wird nur schwer von ihrem
Körper resorbiert.
Sonstige Maßnahmen seitens des Pflegepersonals:
Enge Zusammenarbeit mit Tochter, Hausarzt und Unterstützung bei der Einfuhr
auch durch das Betreuungspersonal, Einfuhrprotokoll, 5-7 kleine Mahlzeiten pro
Tag, Nachtmahlzeiten, wenn Frau B. wach ist: Getränke, in angedickter Form zum
löffeln, immer bereitgestellt halten (da Frau B. doch manchmal noch selbstständig
Getränke und Nahrung zu sich nimmt)

6. Ausscheiden
Frau B. ist Urin- und Stuhlinkontinent. Gelegentlich rühren Frau B´s
Unruhezustände daher das sie den Drang verspürt sich zu entleeren. Trotz
zunehmender Immobilität leidet Frau B. nicht an Obstipation. Die Stuhlentleerung
findet regelmäßig statt. Toilettentraining wird mehrmals täglich vor und nach den
Mahlzeiten gemacht. Gelegentlich entleert Frau B. sich dann auf der Toilette. Bei
der Reinigung ist Hilfe einer einfühlsamen Pflegekraft nötig. Jeder Schritt soll ruhig
und in kurzen Sätzen erklärt werden. Auf Abwehrverhalten muss geachtet werden
und gegebenenfalls reagiert werden (siehe AEDL Essen und Trinken).
Frau B. wird mit einem offenen Inkontinenzsystem versorgt. (Einlage+Netzhose).
Inkowechsel findet durch Pflegepersonal statt. Sollte es bei Frau B. zu Obstipation
kommen ist eine Bedarfsmedikation angeordnet. Zudem sollte trotz passierter Kost
auf ausgewogene Ernährung geachtet werden-Obstipationsprophylaxe. Hautpflege
und Reinigung des Intimbereichs spielt eine bedeutende Rolle, da der Hautzustand
von Frau B. bereits durch die vorhandene Kachexie in Mitleidenschaft gezogen ist.

7. Sich pflegen
Frau B. hat ein Selbsversorgungsdefizit im Bereich sich pflegen. Die
Unterkörperpflege findet im Bett durch das Pflegepersonal statt. Danach wird Frau
B. in den Rollstuhl mobilisiert. Gesicht und Oberkörperversorgung findet am
Waschbecken statt. Je nach Allgemeinzustand ist Frau B. in der Lage sich das
Gesicht selbstständig zu waschen. Kinesthäthische Waschungen sind nur mehr
selten möglich. Das Vormachen der Pflegehandlungen bzw. das gemeinsame
Durchführen kann von Frau B. nur noch in einzelnen Situationen umgesetzt
werden. Mundpflege kann nur bei besonderem Einfühlungsvermögen durchgeführt
werden.
Auch im Bereich sich pflegen ist es sehr wichtig ruhig und frei von Hektik mit Frau
B. umzugehen.
Eine tägliche Hautinspektion ist durchzuführen, da Frau B. aufgrund ihrer Kachexie
hochgradig Dekubitus gefährdet ist-Dekubitusprophylaxe, Intertrigoprophylaxe.
Ebenfalls nimmt Hautpflege eine bedeutende Rolle ein (Inkontinenz, Immobilität).
Frau B. hat eine besondere Vorliebe für gut duftende Pflegeprodukte und
Schönheitscremes auf deren vorhanden sein die Tochter achtet.
Die Verwendung dieser Produkte kann manchmal helfen, Zugang zu Frau B. zu
bekommen. Der Geruch entlockt Frau B. auch schon mal das ein oder andere
lächeln.
Fingernagelpflege wird durch das Pflegepersonal, Fußnagelpflege wird durch eine
Fußpflegerin im Beisein einer Pflegekraft oder der Tochter durchgeführt.
Frau B. wird einmal wöchentlich geduscht und einmal im Monat kommt der Friseur
zu ihr.
Durch die fortschreitende Demenz gibt es hierbei keine festen Strukturen und alles
geschieht völlig individuell und je nach derzeitigem Allgemeinzustand. Denn alle
Tätigkeiten sind nur möglich, wenn es möglich ist Zugang zu Frau B. zu bekommen.

8. Sich kleiden
Auch in diesem Versorgungsbereich hat Frau B. ein Selbsversorgungsdefizit. Die
Auswahl der Kleidung und Unterstützung bzw. Übernahme des Ankleidens wird
durch das Pflegepersonal übernommen. Wichtig hierbei: Bewegungsfreiheit muss
durch die Unruhezustände beim Sitz der Kleidung geährleistet sein (nicht zu enge
Kleidung), Kleidung darf nicht zu weit sein und Schuhe müssen geschlossen sein-
Sturzprophylaxe (gelegentlicher Bewegungsdrang), aber auch die persönlichen
Vorlieben von Frau B. (stimmige Farbkombinationen, Schals) müssen bei der
Auswahl der Kleidung berücksichtigt werden.
Dies schafft auch gelegentlich Zugang zu Frau B.
Unbedingt muss auf witterungsgerechte Kleidung geachtet werden, da Frau B.
aufgrund ihres Untergewichtes ihre Temperaturregulationsstörungen nicht
selbstständig ausgleichen kann.
Frau B. kann sich durchaus noch beim Ankleiden durch z.B. durch heben der Arme
beteiligen.

9. Ruhen und Schlafen


Frau B. hat keinerlei Durchschlafstörungen. Sie wird gegen 19.30Uhr nach Gabe
einer erneuten kleinen Mahlzeit und etwas zu trinken, vom Pflegepersonal zu Bett
gebracht. Sie benötigt keine Nachtmedikation um einzuschlafen oder
Durchzuschlafen.
Zur Dekubitusprophylaxe (Kachexie) verfügt Frau B. über eine
Weichlagerungsmatratze. Zusätzlich wird sie vom Pflegepersonal, sowohl tagsüber
als auch nachts alle 2-3 Std. gelagert. Sofern sie dies toleriert. Nachts ist es
besonders schwer Zugang zu Frau B. zu bekommen, da im Nachtdienst das
Personal ständig wechselt. Frau B. entzieht sich oftmals, durch bewegen, den
Lagerungen. Dementsprechend führt sie selbstständige Positionswechsel durch.
Zur Kontrolle wird ein Bewegungsplan geführt.
Frau B. wird auch nachts mit Inkontinenz-Vorlagen (offenes System,
Netzhose+Einlage) versorgt. Bei den nächtlichen Kontrollgängen wird dies
gegebenenfalls gewechselt.
Frau B. soll nach ärztl. AO ihre morgen-Medikation bereits um 6Uhr erhalten, um so
bei der Grundpflege Unruhezuständen vorzubeugen. Dies geschieht durch den
Nachtdienst mit zusätzlicher Gabe einer kleinen Mahlzeit (meist Joghurt).
Sollte Frau B. nachts mal wach sein, wird immer versucht ihr eine kleine Mahlzeit
und etwas zu trinken zuzuführen. Getränke und Zwischenmahlzeiten stehen im
Zimmer bereit.
Frau B. verlässt aufgrund der eingeschränkten Mobilität nicht mehr selbstständig
das Bett.
Biografieorientiert wird bei Frau B. immer ein Nachtlicht angelassen.
10. Für eine sichere und fördernde Umgebung sorgen
Wichtig: Sicherheit und Vertrauen vermitteln. Frau B. reagiert aufgrund ihrer
Demenz äußerst sensibel auf Veränderungen jeglicher Art. Deshalb ist es wichtig
Abläufe und Pflegehandlungen genauestens im Team zu besprechen und
abzustimmen. Enge Zusammenarbeit aller mit Frau B. in Berührung kommenden
Berufsgruppen ist gefragt. Aus diesem Grund finden in regelmäßigen Abständen
Fallbesprechungen statt. Auch Physiotherapeuten und Betreuung halten erst
Rücksprache mit dem Pflegepersonal, um die aktuelle Tagesform und eventuelle
Veränderungen zu erfragen.
Sturzgefahr ist eigentlich nicht mehr gegeben, da Frau B. bereits so weit in der
Mobilität eingeschränkt ist, das sie auch in Phasen der Unruhe nicht mehr alleine
aufsteht. Trotzdem wird auf geschlossenes Schuhwerk, gut sitzende Kleidung und
barrierefreiheit geachtet.
Die regelmäßigen Besuche der Tochter vermitteln Frau B. ebenfalls Sicherheit.
Ausserdem sorgen die Biografieorientierten Maßnahmen (Nachtlicht, Puppe)
zusätzlich für Sicherheit.

11. Sich beschäftigen


Frau B. ist nicht mehr in der Lage ihren Tagesablauf selbst zu strukturieren.
Betreuung findet bei Frau B. in Form von Einzelbetreuung und Gruppenangeboten
statt. Sie beteiligt sich trotz fortschreitender Demenz an beidem sowohl aktiv als
auch passiv.
Angebote an denen Frau B. teilnimmt sind:
Gruppenangebote wie Bewegung und Basteln, wobei sie hier meist nur passiv
teilnimmt. Das heisst sie beobachtet die anderen Bewohner. Wenn man ihr beim
Basteln z.B. ein Stück von etwas in die Hand gibt, beschäftigt sie sich sehr intensiv
mit der Betrachtung. Gibt man ihr mehrere Gegenstände bzw. Utensilien nestelt sie
damit herum. Dies kann schnell zu Überforderung bzw. einer Reizüberflutung
führen.
Beim Ballspielen jedoch, egal ob mit Hand oder Fuß, beteiligt sich Frau B. aktiv-
Kontrakturenprophylaxe. Sie bemüht sich dem Ball zu folgen und ihn auch
weiterzugeben. Dies strengt sie sehr an und kann daher auch nur in einem
Zeitrahmen von etwa 10 Minuten stattfinden. Danach ist Frau B. immer sehr
erschöpft, aber macht einen zufriedenen Eindruck.
In der Einzelbetreuung wird Frau B. im Rollstuhl spazieren gefahren, ihr wird
vorgelesen (Geschichten), orale Stimulation (Geschmacksproben), taktile
Stimulation (Tasten) und gelegentlich wird Frau B. basal stimuliert (Einreibungen,
Massagen).
Die Möglichkeiten bei Frau B. sind sehr weit gefächert, da sie sich in einem
Stadium befindet, in dem sie mit allem etwas für sich anfangen kann. Am liebsten
betrachtet sie Bilder aus Zeitschriften oder Fotos.
Alle Angebote durch die Betreuung sollten nur ca. 10 Minuten lang sein, da dies
sonst bei Frau B. zu Überforderung führen kann.
12. Sich als Frau fühlen
Wie bereits in der Biofrafie beschrieben ist Frau B. eine echte Dame. Auch jetzt sind
es Kleinigkeiten, die Frau B. Freude bereiten.
Schminkutensilien, wie Rouge, Lippenstift oder Kajal
Körper- und Gesichtcremes, Parfüm
Schmuck, gepflegter Haarschnitt...
Auch die Kleidung von Frau B. spiegelt Weiblichkeit wieder. Alles is figurbetont und
aus guten Stoffen.
Das Pflegepersonal bemüht sich sehr darum, Frau B. durch diese Kleinigkeiten das
Gefühl zu geben weiterhin weiblich zu sein.
Auch die Tochter bemüht sich sehr, indem sie immer dafür sorgt das nichts ausgeht.
Besonders die Verwendung von Schmink-Utensilien zaubert ein lächeln auf Frau
B`s Gesicht.
Frau B. bewohnt ein Einzelzimmer. Somit ist es auch leichter die Intimsphäre zu
wahren. Auf Verhalten das Frau B. unangenehm ist, reagiert sie mit Abwehrhaltung.
Deshalb ist es wichtig es garnicht erst soweit kommen zu lassen.
Pflegehandlungen kurz, ruhig und auf Augenhöhe erklären. Keine hektischen
Bewegungen. Gegebenenfalls durch vormachen verständlich machen und bei
Abwehrverhalten abbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt nochmals versuchen.

13. Soziale Bereiche des Lebens sichern


Trotz der fortschreitenden Demenz von Frau B. ist ihr persönliches Netzwerk
weiterhin vorhanden. Tochter, Schwiegersohn und Enkeltochter kümmern sich
rührend. Fast täglich ist jemand zu Besuch und geht mit Frau B. spazieren oder ist
einfach nur zugegen. Leider erkennt Frau B. niemanden mehr namentlich, aber sie
scheint sich in Gegenwart aller sehr wohl zu fühlen.
Auch Pflegepersonal und Betreuung sind bemüht um Frau B.
Die Zimmergestaltung ist Biografieorientiert.

Weitere Betreuungsangebote, die möglich wären:


Ich musste feststellen, das in meiner Einrichtung bereits sehr viel an Möglichkeiten
ausgeschöpft wird.
Möglich wäre noch der zusätzliche Ausbau der basalen Stimulation. Da Frau B. nicht mehr
in der Lage ist sich zu äußern aber ihre Sinne noch intakt sind, sollte diese Möglichleit
auch genutzt werden, um Zugang zu bekommen.
Möglichkeiten der basalen Stimmulation:
olfaktorische Stimulation – Aktivierung über Gerüche
gustatorische Stimmulation – Aktivierung über den Geschmackssinn
vibratorische Stimulation – wird bisher von Frau B. nicht angenommen
somatische Stimulation – über Berührung bzw. Empfindungen aktivieren
hart, weich, heiß, kalt
taktil- haptische Stimulation – Über den Tastsinn durch Schlüsselreize Zugang bekommen
auditive Stimulation – Aktivierung durch Musik
visuelle Stimulation – Aktivieren durch Bilder

Zusätzlich sollte mit Initialberührungen begonnen werden

All diese Angebote sollten allerdings nur von jemandem durchgeführt werden, der sich der
Möglichkeiten und deren Umsetzung bewusst ist. Reaktionen seitens Frau B. sollten gut
dokumentiert werden, um so an Erfolge anknüpfen zu können. Oder eben auch um
Abneigungen transparent zu machen.
Umgang mit dementen Bewohnern innerhalb meiner Einrichtung

Reflexion

Meine Einrichtung wurde nicht auf dementiell Erkrankte Bewohner ausgerichtet. Wir
verfügen über keine speziellen Wohnbereiche und auch nicht über eine dementengerechte
Bauweise.
Unsere Wohnbereiche sind gemischt. Das heisst das demente Bewohner zusammen mit
Bewohnern aller Pflegestufen zusammen leben. Auch bei Mahlzeiten werden die
Bewohner nicht unterteilt in dement oder nicht dement.
Ich habe die Erfahrung gemacht das dies manchmal schwer, aber auch manchmal hilfreich
(aktivierend) wirken kann. Verständniss untereinander ist das größte Problem.
Den Umgang kann man klar unterteilen in Ursachfaktoren.
Struktur:
Zeitmangel und immer größer werdende Aufgabenbereiche sorgen dafür, das oftmals die
Zeit fehlt, um Zugang zu bekommen. So werden wir gezwungen oftmals Verhaltensweisen
dementer zu ignorieren.
Auch die Bauweise macht es besonders bei Hinlauftendenzen schwierig. All unsere
Bewohner mit Hinlauftendenzen bekommen zwar eine sogenannte VIP Card (Visitenkarte
des Hauses mit Namen des Bewohners gut sichtbar angelegt), doch es geschieht immer
wieder das Bewohner diese ablegen und „verloren“ gehen.
Personal:
Unser Haus verfügt über zwei Gerontofachkräfte, wovon eine auch in anderen Bereichen
sehr eingespannt ist. Die zweite kann sich auf die Fülle von dementen Bewohnern garnicht
um jeden einzelnen kümmern. Das Pflegepersonal ist leider zu wenig geschult auf den
Umgang mit Demenz oder wird durch den Zeitmangel oftmals dazu gezwungen nicht
gleich auf Anhieb die richtige Vorgehensweise zu wählen. Auch nicht selten findet man
Desinteresse bei Mitarbeitern.
Betreuung:
Das Betreuungspersonal hingegen ist in meiner Einrichtung, speziell auf meinem
Wohnbereich, der absolute Wahnsinn. Die Betreuungsangebote werden durch zwei
verschiedene Betreuungskräfte durchgeführt.
Eine hiervon ist speziell für die Bewohner mit dem Zusatzparagraphen 87b zuständig. Es
gibt eine Fülle an Angeboten, die auch völlig individuell und wenn nötig in Einzelbetreuung
stattfinden. Auch kleine Demenzgruppen wurden gebildet. Es wurde speziell darauf
geachtet das die Teilnehmer auch untereinander harmonieren.
Das Angebot ist breit gefächert und es wird immer wieder neues ausprobiert, wobei auch
nicht auf das Geld für die Beschaffung von Hilfsmitteln geachtet wird. Also...
Von der Betreuung in unserer Einrichtung bin ich begeistert!
Leider ist unsere „Perle“ nur in Teilzeit beschäftigt und es gibt auch keinen Ersatz im
Krankheits-, oder Urlaubsfall, so dass in dieser Zeit die Betreuung unserer dementen
Bewohner eingeschränkt ist.
Dies macht sich auch im Pflegealltag bemerkbar, dar viele Bewohner deutlich „unruhiger“
sind.

Mein Fazit:
Die Strukturen müssten uns Pflegepersonal mehr Zeit verschaffen, das Personal müsste
interessierter sein und besser geschult werden, Aufgabenbereiche müssten deutlich klarer
strukturiert werden und es müsste mehr Betreuungsperlen geben.
Aber trotz Schwierigkeiten finde ich das demente Bewohner bei uns gut aufgehoben sind.
Zukunftsorientiert jedoch müssen auch wir uns Gedanken machen, wie wir unseren Alltag
besser auf Demenz einstellen, da die Erkrankten-Zahl stetig weiter steigt.

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