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REFORMEN
LE,
FÜR STÄL
D
ÄCKER UN
NATUR
IMPRESSUM
Der AGRAR-ATLAS 2019 ist ein Kooperationsprojekt von
Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
und Le Monde Diplomatique.
Inhaltliche Leitung:
Christine Chemnitz, Heinrich-Böll-Stiftung (Projektleitung)
Christian Rehmer, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
Die Beiträge geben nicht notwendig die Ansicht aller beteiligten Partnerorganisationen wieder.
ISBN 978-3-86928-188-9
Dieses Werk mit Ausnahme des Coverfotos steht unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung –
4.0 international“ (CC BY 4.0). Der Text der Lizenz ist unter https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode abrufbar.
Eine Zusammenfassung (kein Ersatz) ist unter https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de nachzulesen.
Sie können die einzelnen Infografiken dieses Atlas für eigene Zwecke nutzen, wenn der Urhebernachweis
in der Nähe der Grafik steht (bei Bearbeitungen: .
Cover-Copyright: Collage © Ellen Stockmar unter Verwendung eines Fotos von Alexandr Andreyko/istockphoto.com
2019
INHALT
02 IMPRESSUM 18 HÖFESTERBEN
WACHSEN ODER WEICHEN
06 VORWORT Die Agrarpolitik unterstützt die Kleinbetriebe
zu wenig gegenüber den Großen. Zugleich
ist die Hofnachfolge oft schwierig zu sichern.
20 STRUKTURWANDEL IN DEUTSCHLAND
KLEINE UNTER DRUCK
Das Höfesterben gefällt vielen Menschen in
Deutschland nicht. Um aber dagegen
08 ZWÖLF KURZE LEKTIONEN anzugehen, muss die Gesellschaft gemeinsame
ÜBER DIE EU-LANDWIRTSCHAFT Ziele formulieren, wie die Landwirtschaft
der Zukunft aussehen soll.
10 GESCHICHTE
NEUE ZIELE, ALTES DENKEN 22 ARBEIT
Ihre älteste Aufgabe hat die EU-Agrarpolitik EINKOMMEN UND AUSKOMMEN
gelöst: in der Nachkriegszeit die Ernährung In den landwirtschaftlichen Kleinbetrieben der
zu sichern. Doch trotz vieler Reformen und EU sind viele Millionen Arbeitsplätze nur wenig
neuer Strukturen – die bisherige Förderung profitabel. Wären die Maßstäbe dafür nicht
taugt nicht für das 21. Jahrhundert. nur rein wirtschaftlich, könnte sich das ändern.
12 NETTOZAHLER 24 LANDPREISE
EINE EXTRAWURST KAPITALE FEHLENTWICKLUNG
FÜR 130 MILLIARDEN EURO Der Beginn der EU-Agrarzahlungen in den neuen
Kleiner Brexit: Bis heute ist der „Britenrabatt“ Mitgliedsländern löste dort eine Welle von
ein Verstoß gegen das Solidarprinzip bei Landkäufen aus. Seither steigen die Preise fast
der europäischen Integration. Die Zahlungen ständig. Gegen Agrarunternehmen und
der EU-Agrarpolitik bremsen indes Finanzinvestoren haben die kapitalschwachen
wohl Austrittsdrohungen weiterer Länder. Kleinbetriebe keine Chance.
4 AGRAR-ATLAS 2019
30 PESTIZIDE 40 ÖKOLANDWIRTSCHAFT IN DEUTSCHLAND
NEUE IDEEN MIT WENIGER CHEMIE BIO IM AUFSCHWUNG
Der Gemeinsamen Agrarpolitik fehlen Trotz Bioboom: Die Agrargelder der EU
Instrumente, um den Einsatz von hemmen den Umbau der deutschen
Pestiziden in der Landwirtschaft deutlich Landwirtschaft. Brüssel bezahlt pauschale
zu verringern. Außerdem gibt es zu Flächenprämien direkt, die Ökoprämien
viele Ausnahmen. Die verkauften Mengen hingegen müssen von den Bundesländern
in der EU sind seit Jahren konstant. bezuschusst werden.
38 ÖKOLANDWIRTSCHAFT IN DER EU
ORGANISCH UND DYNAMISCH
Das anhaltende Wachstum der
biologischen Landwirtschaft geht auf die
Nachfrage der Kundinnen und Kunden 48 AUTORINNEN UND AUTOREN,
zurück. Staatliche Fördermaßnahmen QUELLEN VON DATEN, KARTEN
helfen dabei. Aber die EU honoriert die UND GRAFIKEN
Umweltleistungen dieser Wirtschaftsmethode
noch zu wenig. 50 ÜBER UNS
AGRAR-ATLAS 2019 5
VORWORT
E
uropa hat kulinarisch viel zu bieten:
Mozzarella aus Italien, Pilze aus
Polen, Oliven aus Griechenland, Wein
„ Die EU-Agrarpolitik ist
ein bürokratisches
Monstrum. Viele wissen
aus Frankreich, Brot aus Deutschland, nicht einmal, dass es sie gibt.
Bier aus Tschechien, Schinken aus
Österreich. Verschiedenste Spezialitäten
aus unterschiedlichen Landschaften – so Wir müssen uns entscheiden, welche
schmeckt Europa, jeweils geprägt durch Leistungen wir neben der Erzeugung
Umwelt, Klima, soziale Strukturen und von Nahrungsmitteln von den
politische Geschichte. Bäuerinnen und Bauern erwarten und
bezahlen wollen.
Kein Sektor ist so stark mit der Gestaltung
W
von Lebensräumen verwoben wie die enn es gemeinsam ausgehandelte
Landwirtschaft. Ändert sie sich, ändern Ziele gibt, kann der Wandel
sich auch die ökologischen und sozialen in der Landwirtschaft aktiv
Systeme, die darin beheimatet sind. begleitet und gestaltet werden. In der
Schnell wandelt sich überall in Europa Europäischen Union ist das wichtigste
die Art, wie Äcker bewirtschaftet und Mittel dafür die Gemeinsame Agrarpolitik
Tiere gehalten werden. Vielerorts geben (GAP) – mit fast 60 Milliarden Euro im
Betriebe auf. Die verbleibenden Höfe Jahr. Pro EU-Bürgerin und -Bürger sind das
werden größer, und jeder Fleck wird 114 Euro.
möglichst intensiv genutzt.
Die EU-Agrarpolitik ist ein bürokratisches
D
ass sich Wirtschaftszweige Monstrum und für Laien kaum zu
ebenso dynamisch ändern wie verstehen. Viele wissen nicht einmal,
die Gesellschaft, ist weder gut dass es sie gibt. Alle sieben Jahre wird sie
noch schlecht. Die Frage ist, wer den überarbeitet, und trotzdem fördert
Wandel politisch gestaltet – und wie. Die sie ein falsches System. Sie ist nicht
Veränderungen in der Landwirtschaft auf das ausgerichtet, was vielen von uns
sind nicht nur für Bäuerinnen und Bauern wichtig ist: gesunde und leckere
relevant, sondern für uns alle – eben Lebensmittel, artgerechte Haltung von
weil sie so eng mit unserer Ernährung, Tieren, Schutz von Gewässern, Vögeln
dem Klima, der Natur und den ländlichen und Insekten. Das Geld wird pro Hektar
Räumen verbunden sind. Wichtig Fläche vergeben. Die größten Betriebe
ist also, dass wir uns als Gesellschaft bekommen das meiste, während
darauf einigen, in welche Richtung sich Programme für den Erhalt kleiner
die Landwirtschaft entwickeln soll. Bauernhöfe völlig unterfinanziert sind.
6 AGRAR-ATLAS 2019
Darum gibt es diesen Atlas. Er zeigt, wie eng
die EU-Landwirtschaft mit unserem Leben
und unseren Lebensräumen verwoben
„ Das Geld im Agrarhaushalt
der EU muss für
Gemeinwohlleistungen der
ist. Er zeigt auch, wie wenig von dem Geld Landwirtschaft genutzt werden.
der GAP den Zielen zugutekommt, die
sich Europäerinnen und Europäer von der
Landwirtschaft wünschen. sind mitverantwortlich dafür,
dass zentrale, von der EU selbst
D
er Atlas zeigt aber auch, dass gesteckte Ziele nicht erreicht werden –
es sich lohnt, für eine bessere, weder der Schutz des Klimas, der
grundlegend andere Agrarpolitik Böden und Gewässer und der Artenvielfalt
einzutreten. In vielen Ländern der EU noch globale Gerechtigkeit durch
wachsen die Bewegungen für nachhaltige, die nachhaltige Nutzung von Ressourcen
soziale und global gerechte Agrar- und und einen fairen Außenhandel.
Ernährungssysteme. Organisationen
G
von Bäuerinnen und Bauern vernetzen eld für eine andere Agrarpolitik
sich mit Konsumentinnen und ist im Haushalt der EU vorhanden.
Konsumenten, mit Natur-, Umwelt- Es muss so genutzt werden, dass
und Tierschutzorganisationen sowie Gemeinwohlleistungen der Landwirtschaft
entwicklungspolitischen Gruppen. honoriert werden. Daher ist es höchste
Darum wird dieser Atlas auch in weiteren Zeit für eine lebendige gesellschaftliche
fünf europäischen Sprachen und Diskussion über die Gestaltung der
Länderversionen erscheinen. Der Atlas ist Landwirtschaft. Nur wenn die Menschen in
das Ergebnis europäischer Vernetzung, der EU das Gefühl und das Wissen haben,
soll Zivilgesellschaft und Bewegungen dass das Geld für die Landwirtschaft
in vielen EU-Ländern stärken und damit sinnvoll und im Sinne des Gemeinwohls
die ökologische und soziale Agrar- und verwendet wird, werden sie auch in
Ernährungswende voranbringen. Zukunft bereit sein, sie zu unterstützen.
AGRAR-ATLAS 2019 7
12 KURZE LEKTIONEN
4 Die EU-Agrarpolitik besteht aus ZWEI SÄULEN. Mit der ersten werden vor
allem pauschale Flächenprämien gezahlt, mit der zweiten die ländliche
Entwicklung, Ökolandbau und Umweltmaßnahmen unterstützt.
8 AGRAR-ATLAS 2019
AGRAR-ATLAS 2019 / STOCKMAR
7 Die EU hat sich zu internationalen Zielen für den KLIMASCHUTZ und die
BIODIVERSITÄT sowie zur GLOBALEN GERECHTIGKEIT verpflichtet. Ihre
Agrarpolitik hat sie darauf noch nicht ausgerichtet. Ohne weitreichende
Reformen wird die EU die internationalen ZIELE VERFEHLEN.
9 In der EU haben zwischen 2003 und 2013 ein Drittel aller BAUERNHÖFE
aufgegeben. Ihre Flächen übernahmen andere. Heute bewirtschaften
3,1 Prozent aller Betriebe mehr als die HÄLFTE DES AGRARLANDES.
AGRAR-ATLAS 2019 9
GESCHICHTE
L
andwirtschaftlich genutzte Böden bestimmen das tengemeinschaft wollte die Menschen im zerstörten Nach-
Landschaftsbild der EU – es sind 174 Millionen Hektar, kriegseuropa mit genügend Nahrungsmitteln zu angemes-
40 Prozent der gesamten Fläche. Weidende Schafe in senen Preisen versorgen. Daher sollten die Produktivität in
Irland, Weinberge in Frankreich, riesige Getreidefelder in der Landwirtschaft gefördert, die Märkte stabilisiert – also
Ostdeutschland und kleinste Betriebe in Rumänien. Europas starke Preisschwankungen verhindert – und der landwirt-
Landwirtschaft ist vielfältig in jeder Hinsicht. Sie ist von öko- schaftlichen Bevölkerung eine angemessene Lebenshal-
logischen Gegebenheiten, Kultur und Geschichte, Politik tung gesichert werden. Das Ziel der Selbstversorgung hat
und ökonomischen Entwicklungen geprägt und prägt eben die GAP innerhalb kürzester Zeit erreicht. Schon in den
diese im Wechselspiel. 1970er-Jahren produzierten die Bäuerinnen und Bauern in
Bewirtschaftet wird die Fläche von etwas über zehn Mil- der EU mehr Nahrungsmittel, als gebraucht wurden. Die
lionen Betrieben. Ein Drittel davon liegt in Rumänien, etwas Verlockungen sicherer Preise und Einkommen zeigten ihr
über 13 Prozent in Polen, gefolgt von Italien und Spanien. Die negatives Gesicht: Die Zeit der Butterberge, Milchseen und
durchschnittlichen Betriebsgrößen sind sehr unterschied- spektakulären Obstvernichtungen in den südlichen Mit-
lich. Während sie in Rumänien bei etwas über drei Hektar gliedsländern begann. Zugleich sorgten Exportsubventio-
liegen, kommen sie in Tschechien auf 133 Hektar. Auch der nen für eine künstliche Verbilligung, um die Waren auf dem
Beitrag der Landwirtschaft zur gesamten Wirtschaftsleis- Weltmarkt loszuschlagen – ohne Rücksicht darauf, ob dies
tung variiert von Land zu Land. Lag er im EU-Durchschnitt die bäuerlichen Betriebe in den Zielländern ruinierte.
im Jahr 2017 bei etwa 1,4 Prozent, liegt er in vielen neuen
östlichen Mitgliedsstaaten bei über drei Prozent, in den al-
ten westlichen hingegen zwischen 0,5 und 1 Prozent. Die Landwirtschaft ist nicht mehr das dominante
Trotz dieser Vielfalt wird Agrarpolitik nicht in den Thema der europäischen Integration,
Hauptstädten wie Dublin, Paris oder Bukarest gestaltet, son- doch sie bleibt der dominante Haushaltsposten
FI
40 GR
MT
30 CY
AT: Österreich, BE: Belgien, BG: Bulgarien, CY: Zypern, CZ: Tschechien, DE: Deutschland, DK: Dänemark, EE: Estland, ES: Spanien, FI: Finnland, FR: Frankreich, GR: Griechenland, HR: Kroatien, HU: Ungarn,
IE: Irland, IT: Italien, LT: Litauen, LU: Luxemburg, LV: Lettland, MT: Malta, NL: Niederlande, PL: Polen, PT: Portugal, RO: Rumänien, SE: Schweden, SI: Slowenien, SK: Slowakei, UK: Großbritannien
10 AGRAR-ATLAS 2019
AGRAR-ATLAS 2019 / EC
174 MILLIONEN HEKTAR FELDER, WIESEN UND WEIDEN
Landwirtschaftliche Nutzfläche in der EU
nach Mitgliedsländern und Betriebsgrößen,
Agrarstrukturanalyse 2013 Schweden
17,1
3,0 2,3
Finnland
durchschnittliche Betriebsgrößen
5,0
in Hektar Großbritannien 2,6 Dänemark
über 10 Litauen Estland
Irland
über 25 Niederlande 1,8 1,0
2,9 1,9
über 50
über 75
über 75
Belgien 1,3
Luxemburg 0,1
16,7 14,4 Lettland
Polen
Deutschland
Tschechien
3,6 1,9 Slowakei
3,5
27,7
2,7
23,3
Portugal Österreich Rumänien
Italien 4,7
Nutzfläche
in Millionen Hektar 12,1
0,5
Ungarn 13,1
Spanien Frankreich 1,6 Kroatien
20
0,01
Bulgarien
10 Malta Slowenien 4,9 4,7
5 Griechenland 0,1
Zypern
AGRAR-ATLAS 2019 11
NETTOZAHLER
F
ür die Geschichte der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) jetzt nur noch eine Milliarde zu bezahlen. Die anderen zwei
ist ein Ausruf der britischen Premierministerin Marga- Milliarden wurden – und werden bis heute – von allen ande-
ret Thatcher legendär. „I want my money back!“, „Ich ren Mitgliedsländern übernommen. So wurde die Landwirt-
will mein Geld zurück!“, soll sie 1984 auf einem Gipfeltref- schaft zum Auslöser für den ersten großen Verstoß gegen
fen der damaligen Europäischen Gemeinschaft (EG) gefor- das Solidarprinzip bei der europäischen Einigung.
dert haben. Denn der britische Agrarsektor war zu klein, um In Brüssel stieß eine solche Rethorik des „juste retour“,
von den Subventionen aus Brüssel ebenso zu profitieren wie des „gerechten Rücklaufs“ oder von Leistung und Gegen-
der französische oder der deutsche. Weil aber Anfang der leistung, auf grundsätzliche Kritik. Sie verstieß gegen den
1980er-Jahre mehr als 70 Prozent des EG-Budgets auf die Gemeinschaftsgedanken, und worauf liefe das hinaus: ge-
GAP entfielen, gab es keine Möglichkeit, diese Benachteili- nau so viel einzuzahlen wie zurückzubekommen? Zudem
gung des britischen Mitglieds anderswo zu kompensieren. gab und gibt es keine Methode, um die unterschiedlichen
Auch die vergleichsweise hohen Zoll- und Mehrwert- wirtschaftlichen Vor- und Nachteile unter den beteiligten
steuereinnahmen, die den EG-Mitgliedsbeitrag beeinfluss- Ländern – von Investitionen über Arbeitsplätze bis zum
ten, benachteiligten Großbritannien. Außerdem lag das Handel – zu verrechnen. Dies gilt umso mehr, wenn aus-
britische Pro-Kopf-Einkommen wegen der scharfen Kon- gerechnet die Landwirtschaft mit ihren Produktions- und
junkturkrise deutlich unter demjenigen Deutschlands und
Frankreichs. Schon seit ihrem Amtsantritt 1979 hatte sich
Thatcher daher über die Höhe des EG-Beitrags beschwert Die teure Ausnahme für Großbritannien endet mit dem
und für eine regelrechte Politikblockade in Brüssel gesorgt. Brexit. Billiger wird es für die anderen Länder trotzdem
Und sie bekam ihren „Britenrabatt“, wie er schnell hieß. nicht, denn London scheidet auch als Nettozahler aus
5 100 13,2
20,0
13,3
4 80
3,6
Frankreich
3 60
Italien
Spanien
2 aufgelaufener Rabatt 40 13 EU-Länder ab 2004
4 EU-Länder mit Reduktion*
1 20
7 restliche EU-Länder
12 AGRAR-ATLAS 2019
AGRAR-ATLAS 2019 / BPB
WIE ES EUCH GEFÄLLT
Drei Berechnungsmethoden für Nettozahler und -empfänger in der Europäischen Union
und Beitragssalden der jeweils ersten fünf Länder, 2016
Nettozahler Nettoempfänger
in Euro
- 11,0 Mrd. € Deutschland + 7,0 Mrd. € Polen
- 9,2 Mrd. € Frankreich + 6,0 Mrd. € Rumänien
- 6,3 Mrd. € Großbritannien + 4,3 Mrd. € Griechenland
Italien - 3,2 Mrd. € + 3,6 Mrd. € Ungarn
Belgien - 1,5 Mrd. € + 3,2 Mrd. € Tschechien
AGRAR-ATLAS 2019 13
DIREKTZAHLUNGEN
D
irektzahlungen sind das wichtigste Instrument, um Erträge erfolgen, denn sie hat keinen Einfluss auf die Höhe
das Einkommen der Landwirtinnen und Landwirte der Zahlungen.
im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Um Direktzahlungen zu erhalten, müssen die Landwir-
EU zu unterstützen. Sie wurden 1992 eingeführt. Im derzei- tinnen und Landwirte einige Grundregeln beachten, die
tigen Förderzeitraum 2014 bis 2020 machen die Direktzah- als „Cross-Compliance-Regeln“ bezeichnet werden. Es han-
lungen 72 Prozent des gesamten GAP-Budgets aus. delt sich dabei im Wesentlichen um Vorschriften für den
Direktzahlungen können grundsätzlich an die Produk- Umweltschutz, die Lebensmittelsicherheit, die Tier- und
tion gekoppelt oder von ihr entkoppelt werden. Gekop- Pflanzengesundheit sowie den Tierschutz. Wer gegen sie
pelte Direktzahlungen richten sich nach der erzeugten verstößt, dem können die Gelder gekürzt werden.
Im Zuge der GAP-Reform 2013 wurden die Direktzah-
lungen neu strukturiert. 30 Prozent der Mittel sind seither
für sogenannte Umweltzahlungen vorgesehen. Wer sie
AGRAR-ATLAS 2019 / EC
KONZENTRIERTES KASSIEREN
bekommen will, muss Verpflichtungen eingehen, die Um-
Anteil der EU-Direktzahlungen, der auf ein Fünftel der Empfänger
im Land entfällt, in Prozent, 2015 welt- und Klimaschutz verbessern sollen. Umweltgruppen,
aber auch der Europäische Rechnungshof kritisieren, dass
EU-Beitritt bis 1995 EU-Beitritt ab 2004 diese Zahlungen ihre Ziele verfehlen. Bauernverbände kla-
gen hingegen, die Regeln gingen an den Bedürfnissen der
Portugal 87 Betriebe vorbei. Die Kommission will diese Umweltzahlun-
Italien 80 gen ab 2021 einstellen. Stattdessen sollen die EU-Mitglieds-
Spanien 78 staaten größere Spielräume für eigene Agrar-Umweltpro-
Dänemark 75 gramme erhalten, die von der EU mitfinanziert werden.
Schweden 73 Sofern diese Programme mit ehrgeizigen Zielsetzungen
Deutschland 69 verbunden sind, könnten sie tatsächlich einen größeren
Griechenland 68 ökologischen Nutzen bringen.
Großbritannien 64 Wie deutlich sich die Direktzahlungen auf das Einkom-
Österreich 58
men der Landwirtinnen und Landwirte auswirken, hängt
von der Größe und Art des Betriebs ab. Wo die Anbaufläche
Belgien 56
kaum eine Rolle spielt, etwa in der Schweine- und Geflügel-
Irland 56
produktion, ist die Bedeutung gering, auch bei sehr hoher
Finnland 55
Produktivität pro Hektar wie im Wein- und Gartenbau. Im
Frankreich 54
Ackerbau und in der Weidewirtschaft hingegen können
Niederlande 54
die Direktzahlungen durchaus die Einkünfte aus der ei-
Luxemburg 48 gentlichen landwirtschaftlichen Arbeit übersteigen.
Slowakei 94 Da die Betriebe in der EU sehr unterschiedlich groß
Tschechien 89 sind, hat sich eine Schieflage ergeben. 80 Prozent der Di-
Estland 86 rektzahlungen gehen an nur 20 Prozent der Berechtigten.
Ungarn 85 Mehr als 30 Prozent der Gesamtsumme entfallen auf nur
Bulgarien 84 131.000 der insgesamt 6,7 Millionen Betriebe. Diese um-
Rumänien 84 fangreichen Beihilfen für Betriebe, deren Einkommen oh-
Lettland 80 nehin deutlich über dem EU-Durchschnitt liegt, sind kaum
Kroatien 77 zu rechtfertigen. Zwar hat die Kommission mehrfach eine
Zypern 77 Obergrenze für die Zahlungen gefordert, aber die Vor-
Litauen 77 schläge wurden jedesmal verwässert.
Polen 74
Malta 72
Slowenien 64
In vielen Ländern kassiert ein Fünftel der Betriebe über
vier Fünftel der Direktzahlungen. In den neueren
EU-Ländern ist das Problem noch größer als in den älteren
14 AGRAR-ATLAS 2019
AGRAR-ATLAS 2019 / EC
ZWISCHEN STILLHALTEPRÄMIE UND ÜBERLEBENSMITTEL
Jährliche Verteilung des Budgets der Gemeinsamen Agrarpolitik
auf die Mitgliedsländer, Vorschlag der EU-Kommission für 2021 bis 2027,
in Milliarden Euro Finnland 5,6 Estland 1,9
Schweden 6,2
Litauen 5,1
Rumänien 20,5
Slowenien 1,7
Kroatien 4,5
Bulgarien 7,7
Portugal 8,8 Frankreich 62,3
Spanien 43,8
Italien 36,4
AGRAR-ATLAS 2019 15
LÄNDLICHE RÄUME
B
ei der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) geht es nicht che Entwicklung sind, hängt von den konkreten Program-
nur um klassische Agrarsubventionen. Es geht viel- men ab, die die nationalen und regionalen Regierungen
mehr um zwei ganz unterschiedliche Fördermo- damit umsetzen. Da die Mitgliedsländer einen Spielraum
delle, die nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch den von 15 Prozent haben, um den sie die zweite Säule auf- oder
ländlichen Raum betreffen und „Säulen“ genannt wer- abstocken können, hängt die Wirksamkeit auch davon ab,
den. Die erste, stark in die Kritik geratene Säule besteht wie viel Geld die Länder für die zweite Säule bereitstellen.
im Wesentlichen aus Direktzahlungen an Landwirtinnen So lässt Österreich 44 Prozent seiner EU-Agrarmittel in die
und Landwirte. Mit der zweiten Säule soll – wie es im offi- zweite Säule fließen, Frankreich nur 17 Prozent.
ziellen Text heißt – „good practice“ gefördert werden, also Die offiziellen Ziele der zweiten Säule sind, Wettbe-
die Anwendung „guter Verfahren“. Diese können ganz werbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Klimaschutz sowie eine
unterschiedlich sein, zum Beispiel die Zusammenarbeit regional ausgewogene Entwicklung zu fördern. Diese über-
von Erzeugerinnen und Erzeugern oder umweltfreund- geordneten Ziele sind in sechs Themengebiete unterteilt:
liche, an den Klimawandel angepasste Anbaumethoden.
Diese zweite Säule unterscheidet sich meistens von der
ersten durch das Prinzip „öffentliches Geld für öffentliche Den dünn besiedelten Regionen der EU
Güter“. Sie gilt deshalb als der ökologische und soziale Teil sollen die Mittel für die Entwicklung des
der EU-Agrarpolitik. ländlichen Raums besonders nützen
AGRAR-ATLAS 2019 / EC
GRÜNE UNION
Ländliche im Vergleich zu gemischten und urbanen Regionen der EU, SE FI
nach Städten und Landkreisen, 2015
ländlich EE
gemischt
städtisch LV
UK
DK LT
Verteilung der Bevölkerung, Prozent
IE
NL PL
28
40 DE
BE
LU CZ
SK
32
AT
HU RO
FR SI
Verteilung der Fläche, Prozent HR
4 BG
13
IT
PT ES
GR
83
CY
MT
AT: Österreich, BE: Belgien, BG: Bulgarien, CY: Zypern, CZ: Tschechien, DE: Deutschland, DK: Dänemark, EE: Estland, ES: Spanien, FI: Finnland, FR: Frankreich, GR: Griechenland, HR: Kroatien, HU: Ungarn,
IE: Irland, IT: Italien, LT: Litauen, LU: Luxemburg, LV: Lettland, MT: Malta, NL: Niederlande, PL: Polen, PT: Portugal, RO: Rumänien, SE: Schweden, SI: Slowenien, SK: Slowakei, UK: Großbritannien
16 AGRAR-ATLAS 2019
AUFSTOCKER UND ABZWEIGER
Leistungen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER, „zweite Säule“) in der Haushaltsperiode
2014–2020 sowie Erhöhung der Mittel aus (+) oder Umwidmung in (-) Direktzahlungen durch die nationalen Regierungen, in Milliarden Euro
Basisleistungen Erhöhung durch Umwidmung aus Direktzahlungen Senkung durch Umwidmung in Direktzahlungen
Frankreich
9,9 + 1,5
Deutschland
8,2 + 1,2
Polen
10,9 - 2,2
Spanien
8,3
Großbritannien Kroatien
2,6 + 2,6 2,3 - 0,3
Griechenland Slowakei
4,2 + 0,5 1,9 - 0,3
Ungarn Niederlande
3,5 - 0,1 0,6 +0,2
AGRAR-ATLAS 2019 17
HÖFESTERBEN
D
as Gesicht der europäischen Landwirtschaft und der rund 80 Prozent aller Agrarbetriebe in der EU aus. Doch sie
ländlichen Räume hat sich seit dem Beginn der Ge- nehmen nur zehn Prozent des verfügbaren Landes in An-
meinsamen Agrarpolitik (GAP) stark verändert. Heute spruch. Ihre Zahl sinkt rasant: 96 Prozent der Betriebe, die
ernähren weniger und größere Betriebe die Menschen in zwischen 2003 und 2013 verschwunden sind, verfügten
der EU. Von 2003 bis 2013, so die jüngsten Zahlen, ging ein über weniger als zehn Hektar. Die Kleinbetriebe leiden meist
Viertel aller landwirtschaftlichen Betriebe in der Union ein. an denselben Problemen: Die niedrigen Lebensmittelpreise
Diese Entwicklung betraf alle EU-Länder. decken kaum die Produktionskosten. Die Gewinne machen
Betrachtet man das Flächenwachstum der Betriebe, ist nicht die Produzentinnen und Produzenten, sondern vor al-
Tschechien Spitzenreiter. Dort stieg die Durchschnittsgrö- lem die Verarbeitungs- und Handelsunternehmen.
ße in zehn Jahren von 80 auf 130 Hektar. In der Tierhaltung Diese Trends gehen auch auf die Liberalisierung der Ag-
zeigt sich ein ähnlicher Trend: Im Jahr 2013 wurden in der rarmärkte und die EU-Agrarpolitik mit ihren Subventionen
EU drei Viertel der Tiere in größeren Betrieben gehalten. und Marktregeln zurück. Produkt- und branchenspezifische
Die Zahl der Tiere in kleinen und sehr kleinen Haltungen Zahlungen haben in der Vergangenheit die Spezialisierung
hat sich seit 2005 um mehr als die Hälfte verringert. In der der Betriebe gefördert. Seit 2003 erhalten sie von der EU Di-
Hälfte aller EU-Staaten werden mehr als drei Viertel aller rektzahlungen pro Hektar, das heißt, Landwirtinnen und
Großvieheinheiten (die einem Rind, zwei Schweinen oder Landwirte bekommen umso mehr Geld, desto mehr Land sie
zehn Schafen entsprechen) in größeren Betrieben gehalten. besitzen. Wenn diese Beihilfen einen wesentlichen Teil des
In den Benelux-Staaten und Dänemark sind es über 90 Pro- Einkommens ausmachen, schafft dies einen Anreiz, mehr
zent. In Rumänien hingegen befand sich mehr als ein Drittel Land zu erwerben. Etablierte Großbetriebe, die bereits viel
aller Tiere in kleinen Betrieben. Land bewirtschaften, verfügen entsprechend über mehr Ka-
Die EU-Statistik teilt die Agrarbetriebe in fünf Katego- pital und haben damit die Möglichkeit, Kredite aufzuneh-
rien ein, die sich nach Flächen und Betriebseinkommen men und weiter Land hinzuzukaufen. Neueinsteiger und
richten: sehr kleine, kleine, mittlere, große und sehr große. Neueinsteigerinnen, die erst noch auf der Suche danach
Noch sind sehr kleine und kleine Familienbetriebe nach An- sind, haben solche Vorteile nicht.
zahl der Höfe und Arbeitskräfte in der Mehrheit. Aber ihre Zwar ermöglichen es die Direktzahlungen vielen Men-
Zahl ist stark rückläufig. Große sowie sehr große Betriebe schen, trotz schlechterer wirtschaftlicher Bedingungen wei-
gewinnen an wirtschaftlicher Bedeutung. Unternehmen ter in der Landwirtschaft zu arbeiten. Aber allzu oft haben
mit über 100 Hektar Fläche machen nur drei Prozent aller
EU-Agrarbetriebe aus. Ihre Zahl aber ist in zehn Jahren um
16 Prozent gestiegen, und sie nutzen nun 52 Prozent der Ein Agrarbetrieb, der hohe EU-Zahlungen
gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Wo sich Groß- erhält, kann leichter wachsen
betriebe ausbreiten, geht dies Hand in Hand mit dem Ver- als ein kapitalschwacher Kleinbetrieb
AGRAR-ATLAS 2019 / EC
305.820
Bewirtschaftung
325.860
von über 100 Hektar
336.740
2007
2010
67.340 2013 29.120
Produktionswert über Tierbestand
80.610 32.310
500.000 Euro jährlich über 500 GVE*
95.950 33.120
* Großvieheinheit: 1 Rind, 2 Schweine oder 10 Schafe
18 AGRAR-ATLAS 2019
VON DER HAND IN DEN MUND
Anteil Agrarbetriebe, die mehr als die Hälfte ihrer Produktion selbst
verbrauchen, nach wirtschaftlicher Betriebsgröße, 2013, in Prozent sehr klein, jährliche Erlöse bis 2.000 Euro
klein, jährliche Erlöse 2.000 bis unter 8.000 Euro
mittel, jährliche Erlöse 8.000 bis unter 25.000 Euro
Frankreich
groß, jährliche Erlöse 25.000 bis 100.000 Euro
Italien sehr groß, jährliche Erlöse über 100.000 Euro
Portugal
Tschechien
Estland
Malta
Bulgarien
Griechenland
Polen
Litauen
Slowakei
Kroatien
Zypern
Ungarn
Lettland
AGRAR-ATLAS 2019 19
STRUKTURWANDEL IN DEUTSCHLAND
I
n Deutschland gab es im Jahr 2017 rund 270.000 Agrar- chen und Viehbestände mit deutlich höherem Kapitalein-
betriebe, die auf durchschnittlich rund 60 Hektar und satz, weniger festen Arbeitskräften und mehr Lohnarbei-
mit insgesamt 940.000 Beschäftigten wirtschafteten. tern und Lohnarbeiterinnen. Seit Mitte der 1990er-Jahre ist
Rund jeder zweite Bauernhof wird im Nebenerwerb geführt, die Zahl der Betriebe in Deutschland um die Hälfte zurück-
der Großteil des Haushaltseinkommens also außerhalb der gegangen. Die Zahl der Arbeitskräfte sank um ein Drittel.
Landwirtschaft erzielt. Die Agrarstrukturen unterscheiden Und die Landwirtschaft liegt mit einem Kapitaleinsatz von
sich stark. Das liegt an der jeweiligen Ausprägung der Land- 536.000 Euro pro Erwerbstätigem deutlich über dem Durch-
schaft und Natur, aber auch an den historischen, wirtschafts- schnitt der deutschen Wirtschaft mit 408.000 Euro pro Er-
politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen. werbstätigem, worin sich die große Investitionsbereitschaft
Beispiel Ostdeutschland: Dort wirtschaftet nur rund zur Senkung von Arbeitskosten zeigt. Während in den ost-
ein Zehntel der bundesdeutschen Betriebe. Sie sind im deutschen Bundesländern große Betriebe die Regel sind,
Durchschnitt sehr viel größer als in Westdeutschland: 224 gab es 2016 in Westdeutschland bereits 47 Betriebe mit
im Vergleich zu 47 Hektar. Sie werden deutlich häufiger als mehr als 1.000 Hektar, die meisten davon in Schleswig-Hol-
GmbH, Genossenschaft oder Aktiengesellschaft geführt stein und Niedersachsen.
– 15 Prozent im Vergleich zu 0,7 Prozent in Westdeutsch- Die Auslöser und Triebkräfte für die Entwicklung zu
land. Besonders in Mecklenburg-Vorpommern und Sach- mehr Wachstum, Spezialisierung und Intensivierung sind
sen-Anhalt gibt es große Ackerbaubetriebe. Sie haben eher vielfältig. Vielen Betrieben fehlt die gesicherte Nachfolge
weniger Arbeitskräfte, nur 1,2 beziehungsweise 1,4 Be- für den Hof. Technischer Fortschritt ermöglicht und erfor-
schäftigte pro 100 Hektar. In Süddeutschland finden sich dert Rationalisierung. Und es herrscht ein intensiver Preis-
hingegen kleinteiligere Strukturen, hier werden weniger wettbewerb, bei dem die Verlierer am Ende aufgeben. Zwar
Tiere pro Betrieb gehalten und häufiger Sonderkulturen wird diese Entwicklung von vielen Menschen als Problem
wie Obst und Wein angebaut. Entsprechend der Produk- erkannt. Doch eine Politik, die diese Trends stoppt oder be-
tionsausrichtung arbeiten dort auch mehr Menschen. Im grenzt, gibt es bisher nicht. Der Grund: Die Gemeinsame
Agrarpolitik (GAP) der EU hält noch immer an einem Förder-
modell fest, das vorrangig Prämien auf Flächen gewährt, die
an wenige Bedingungen geknüpft sind.
VERLORENE HÖFE
In der gegenwärtigen Förderperiode (2014–2020) ste-
Rückgang landwirtschaftlicher Betriebe nach Bundesländern,
absolut und in Prozent, 2018 zu 2010 hen Deutschland jährlich rund 6,1 Milliarden Euro aus dem
GAP-Budget zur Verfügung. Ein kleiner Teil davon, 1,3 Mil-
Schließungen - 1.640 liarden, fließt neben der Landwirtschaft auch anderen Ak-
5 bis unter 10 Prozent Schleswig- + 200 teuren zu, um Wirtschaft und Umwelt im ländlichen Raum
10 bis unter 15 Prozent Holstein
Mecklenburg- zu fördern. Der Großteil aber, rund 4,8 Milliarden Euro, wird
15 Prozent und darüber Vorpommern
direkt an landwirtschaftliche Betriebe und weitgehend pro-
Neugründungen - 4.720 - 280 portional zur bewirtschafteten Fläche ausgezahlt. Die Beträ-
bis 5 Prozent Niedersachsen
+ 210 ge liegen bei rund 280 Euro pro Hektar und Jahr.
Brandenburg
Sachsen-
Aufgrund ihrer großen Agrarflächen fließen mit Ab-
- 4.640 Anhalt stand die meisten Gelder in die Bundesländer Bayern und
Nordrhein- Sachsen Niedersachsen – 976 beziehungsweise 775 Millionen Euro
- 200
Westfalen - 1.890 Thüringen + 180 jährlich. Die fünf ostdeutschen Bundesländer hingegen er-
Hessen
halten zusammen rund 1,5 Milliarden Euro. Bei der Zahlung
Rheinland-
- 3.840 Pfalz an einzelne Betriebe entscheidet vor allem ihre Größe: Im
Jahr 2016 erhielten daher rund 1 Prozent aller Betriebe rund
AGRAR-ATLAS 2019 / DESTATIS
Saarland
- 160 - 13.860 20 Prozent der Direktzahlungen.
- 4.700
Bayern
Baden-
Württemberg
In Westdeutschland sinkt die Zahl der Bauernhöfe
ohne Stadtstaaten nach wie vor. In Ostdeutschland teilen
sich große Agrarbetriebe in kleinere Firmen auf
20 AGRAR-ATLAS 2019
GROSSE MEHRHEIT GEGEN DEN TREND ZUM GROSSBETRIEB
Meinungsumfrage zur Lage und Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe in Deutschland, alle Befragten, nach Geschlecht und Alter, in Prozent
Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für die Heinrich-Böll-Stiftung, Erhebung im November 2018, 1.010 Befragte, Toleranz plus/minus 3 Prozentpunkte; Differenzen durch Rundung
AGRAR-ATLAS 2019 21
ARBEIT
I
n der EU arbeiten mehr als 22 Millionen Menschen in der der Beschäftigung aus. Heute sind es nur 3 Prozent.
Landwirtschaft. Das aber bedeutet nicht, dass ebenso vie- Die meiste Arbeit in den landwirtschaftlichen Betrieben
le Menschen von ihr leben können. Viele Landarbeiter wird von den Hofbesitzern und -besitzerinnen inklusive Fa-
und Landarbeiterinnen sind nur Teilzeit- oder Saisonbe- milienangehörigen geleistet. Diese Arbeitskräfte machen
schäftigte, besonders während der Erntezeit. In Ländern mit etwa drei Viertel der Gesamtzahl aus. Mit 35,1 Prozent sind
vielen kleinen Betrieben ist ihr Anteil besonders hoch. In Ru- in der Landwirtschaft weniger Frauen tätig als in der Ge-
mänien zum Beispiel arbeiten nur 1,5 Prozent der Menschen samtwirtschaft, wo sie 45,9 Prozent der Erwerbsbevölke-
Vollzeit in der Landwirtschaft. rung ausmachen. Die beiden Länder mit dem geringsten
Inklusive Teilzeit- und Saisonarbeit entsprach die Be- Frauenanteil in der Landwirtschaft sind Dänemark mit 19,9
schäftigung in der Landwirtschaft im Jahr 2016 rund 9,5 und Irland mit 11,6 Prozent.
Millionen Vollzeitstellen oder 4,4 Prozent aller Arbeits- Ein beträchtlicher Teil der landwirtschaftlichen Arbeit
plätze in der EU. Die Bedeutung des Agrarsektors für den wurde inzwischen durch den Einsatz von Kapital abgelöst –
Arbeitsmarkt unterscheidet sich stark von Land zu Land. Ihr so durch Investitionen in die Mechanisierung. Diese Entwick-
lung wird sich in naher Zukunft fortsetzen. Chemikalien, Ma-
schinen und Digitalisierung werden die Produktivität weiter
erhöhen und immer mehr Arbeitnehmer und Arbeitnehme-
GROSSE AGRARBETRIEBE ALS ARBEITGEBER
rinnen ersetzen. Dieser Wandel ist ein großes Problem vor
Verteilung der Arbeitskräfte (Vollzeitäquivalente) in der
Landwirtschaft nach wirtschaftlicher Stärke der Betriebe allem für die ost- und südeuropäischen Länder, in denen die
in den EU-Ländern, Auswahl, jährliche Erlöse in Euro, 2013 Arbeitslosigkeit hoch ist und andere Jobs rar sind.
Zugleich ändert sich auch die Art der Arbeitsplätze ra-
unter 2.000 Euro 25.000 bis
pide. Selbstständigkeit und Familienarbeit nehmen ab, der
2.000 bis unter 8.000 Euro 100.000 Euro
8.000 bis unter 25.000 Euro über 100.000 Euro Anteil der Lohnempfänger und -empfängerinnen steigt.
Aber auch diese Arbeitsplätze sind oftmals prekär. Kurz-
Prozent
zeitverträge und Wanderarbeit sind weit verbreitet. Ebenso
Rumänien Schwarzarbeit – laut einer Studie des europäischen Agrar-
gewerkschaftsverbandes EFFAT von 2010 macht sie etwa 25
Polen Prozent der landwirtschaftlichen Aktivitäten in Europa aus.
Portugal
Eines der ursprünglichen Ziele der Gemeinsamen Agrar-
politik (GAP) der EU war die Stabilisierung der Einkommen
Bulgarien der landwirtschaftlich Beschäftigten. In den Zielkatalog
wurde allerdings nicht aufgenommen, dass Arbeitsplätze
Ungarn
erhalten oder gute Arbeitsbedingungen gewährleistet wer-
Österreich den müssen. Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft ist die Pro-
duktivität in der Landwirtschaft gering, das heißt, die Wert-
Italien
schöpfung pro Arbeitsstunde ist weit unterdurchschnittlich.
Spanien Dies war ein zentrales Argument für die Fortsetzung der Di-
rektzahlungen im Rahmen der GAP. Aber die Einkommen
Frankreich
aus der Landwirtschaft sagen wenig darüber aus, wie viel
Deutschland die Landwirtinnen und Landwirte tatsächlich verdienen,
denn für viele ist die Landwirtschaft keineswegs die einzige
Slowakei
Einkommensquelle.
Dänemark Die Direktzahlungen können dabei einen erheblichen
AGRAR-ATLAS 2019 / EUROSTAT
Niederlande
In Ländern wie Rumänien, Polen oder Portugal sind die
0 20 40 60 80 100 erlösstarken Agrarbetriebe als Arbeitgeber unbedeutend,
in Tschechien oder den Niederlanden dominieren sie
22 AGRAR-ATLAS 2019
AGRAR-ATLAS 2019 / EC
GELDSÄCKE UND HUNGERKÜNSTLER Finnland
Durchschnittliches Einkommen
pro in der Landwirtschaft in Vollzeit Großbritannien Dänemark
23
60 40
11
beschäftigter Person*, Estland
1.000 Euro pro Jahr, 2016
35 Niederlande Schweden 10 Lettland
Irland
25
55 8
Litauen
45 40
6
Polen
Belgien
31 Deutschland 21
20
Luxemburg
Tschechien 22
EU-28 Slowakei
29 21 Österreich Ungarn
Frankreich
5 22 6
Slowenien
Rumänien
9
12 Kroatien 8
Portugal 28 32 Bulgarien
Spanien Italien
13
11 Griechenland 8
* Selbstständige und Beschäftigte; das landwirtschaftliche Betriebseinkommen
entspricht der Nettowertschöpfung; ohne Einkünfte aus anderen Quellen Malta Zypern
2 20
AGRAR-ATLAS 2019 23
LANDPREISE
KAPITALE FEHLENTWICKLUNG
Der Beginn der EU-Agrarzahlungen in mögen. Das Europäische Parlament sieht die Existenz von
den neuen Mitgliedsländern löste Klein- und Familienbetrieben bedroht und betrachtet sie als
dort eine Welle von Landkäufen aus. Pfeiler eines multifunktionalen landwirtschaftlichen Sek-
tors. Dennoch gehen mehr als 80 Prozent der Direktzahlun-
Seither steigen die Preise fast ständig.
gen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) an die
Gegen Agrarunternehmen und größten 20 Prozent der Betriebe.
Finanzinvestoren haben die kapital- Ausgedehnte Ländereien im Besitz weniger Eigentüme-
schwachen Kleinbetriebe keine Chance. rinnen und Eigentümer sind vor allem in den osteuropäi-
schen EU-Staaten verbreitet, in der Slowakei, Tschechien,
D
ie zunehmende Konzentration des Grundbesitzes Ungarn, Bulgarien und in Rumänien. In diesen Mitglieds-
hat erhebliche Auswirkungen auf die europäische staaten, die der EU erst 2004 beziehungsweise 2007 beige-
Landwirtschaft. Sie betrifft ihre wichtigste Ressour- treten sind, lebten zunächst noch große Teile der Bevölke-
ce: den fruchtbaren Boden. Das Land wird von immer we- rung auf dem Land, und die Flächen dort waren billig. Mit
niger Menschen bewirtschaftet, und die industrielle Land- Beginn der EU-Direktzahlungen schossen die Bodenpreise
wirtschaft übernimmt die Flächen mittlerer und kleiner wie auch die Pachtzinsen in die Höhe. In Bulgarien etwa
Betriebe. So wurden im Jahr 2013 mehr als die Hälfte der stiegen die Preise für Grundstücke zwischen 2006 und 2012
landwirtschaftlichen Flächen in der Europäischen Union um 175 Prozent. Die durchschnittlichen Flächen der Groß-
von nur 3,1 Prozent der Betriebe genutzt, während drei betriebe liegen bei den Neumitgliedern weit über dem
Viertel von ihnen mit nur 11 Prozent der Fläche auskom- EU-Durchschnitt von rund 300 Hektar – in Bulgarien sind es
men musste. Zwischen 1990 und 2013 hat sich die Zahl der 671 Hektar, in Tschechien 698 Hektar und in der Slowakei
größeren Betriebe (über 100 Hektar) in einigen westeuro- gar 781 Hektar.
päischen Ländern verdoppelt, in anderen sogar verfünf-
facht. Entsprechendes gilt für die Nutzflächen, die diese
Betriebe bewirtschaften. Tschechien ist das Land mit besonders ausgeprägten
Die Verteilung von Land ist heute in der EU noch mehr agroindustriellen Strukturen. Deutschland liegt
aus dem Gleichgewicht geraten als die Verteilung von Ver- mit seinen Agrarbetriebsgrößen im EU-Mittelfeld
51,2
der Fläche
20,2
34,6 17,4
24 AGRAR-ATLAS 2019
Kleine Höfe verschwinden besonders schnell in den Län-
AGRAR-ATLAS 2019 25
BIODIVERSITÄT IN DER EU
D
ie Tierwelt in der Europäischen Union steht unter Fledermauspopulation nach der Umstellung von Betrieben
starkem Druck. Der Status von 60 Prozent der Arten auf Ökolandbau schnell, weil wieder genügend Insekten als
und 77 Prozent der Lebensräume wird als „ungüns- Nahrung vorhanden waren.
tig“ eingestuft. Die Zahl der Feldvögel ist seit 1980 um 56 Die intensive Nutzung von Agrarland lässt auch Wild-
Prozent zurückgegangen, und es gibt fast 35 Prozent weni- vögeln weniger Raum zum Brüten. Hecken werden gerodet,
ger Grünland-Schmetterlinge als 1990. Selbst einst häufige kleine Feuchtgebiete trockengelegt, Wiesen zu Ackerland
Vogelarten verschwinden, wie verschiedene Zählungen umgepflügt oder intensiv genutzt. In Teilen Frankreichs
zeigen. So ist die Europäische Turteltaube unmittelbar vom ging beispielsweise der Bestand an Zwergtrappen zwischen
Aussterben bedroht. Ihre Zahl ging in Europa zwischen 1980 1978 und 2008 um 96 Prozent zurück, weil Gras- in Acker-
und 2013 um 77 Prozent zurück. land umgewandelt wurde.
In Deutschland ist die Biomasse der Insekten seit 1990 Intensive Landwirtschaft wirkt sich auch indirekt auf die
um über 75 Prozent gesunken. In Frankreich sind die Be- Tierwelt aus und ist die größte Bedrohung für die Feuchtge-
stände an Feldvögeln in den vergangenen 15 Jahren um ein biete Europas. Sie übernutzt Wasser als wichtigen Produk-
Drittel geschrumpft. Dabei erging es den Allerweltsarten, tionsrohstoff, pumpt ihn ab oder verschmutzt ihn mit Dün-
die unterschiedliche Lebensräume besiedeln, auf Ackerland gemitteln und Pestiziden. Überschüssiger Stickstoff gelangt
schlechter als in städtischen Gebieten. In Mittel- und Ost- in die Böden und reduziert die Pflanzenvielfalt auf den Fel-
europa sank die Zahl der Feldvögel von 1982 bis 2015 um dern. Der Abfluss von Stickstoff ins Wasser kann Algenblü-
41 Prozent. Bei Waldvögeln waren es nur sechs Prozent. ten auslösen, die Sauerstoff verbrauchen und so Wassertiere
sterben lassen.
Die EU gibt 39 Prozent ihres Gesamtbudgets für den
Haushaltstitel „Nachhaltiges Wachstum, natürliche Res-
AGRAR-ATLAS 2019 / EEA
26 AGRAR-ATLAS 2019
WENIGER GEZWITSCHER
Rückgang der Tierzahlen bei 39 Feldvogelarten in zehn meldenden EU-Ländern,
in Prozent, 1990 = 100, letzte Meldejahre 2013 bis 2015
- 38,9
Feldvögel: zum Beispiel
Finnland
Rebhuhn, Feldlerche,
Feldsperling und Kiebitz - 45,2
Schweden
- 33,8 - 34,9
Großbritannien Estland
Status von 447 Vogelarten
in der EU, alle Lebensräume, - 29,7
2013, in Prozent
Dänemark
17
Niederlande - 38,0
52 15
- 20,2
16 - 43,4 Deutschland
Belgien - 30,9
bedroht
Frankreich
AGRAR-ATLAS 2019 27
BIODIVERSITÄT IN DEUTSCHLAND
V
iele wild lebende Pflanzen- und Tierarten in Deutsch- Pflanzenarten angewiesen.
land teilen ein Schicksal: Sie werden weniger. Der Negativ auf die Biodiversität wirken sich auch die über-
Feldhamster etwa, früher so häufig, dass er teilweise all anzutreffenden Kulturpflanzen Mais, Raps oder Weizen
noch bis 1990 gejagt werden durfte, ist heute vom Ausster- aus, die schnelle Abfolge bei der Bewirtschaftung der Flä-
ben bedroht. Ähnlich ergeht es dem Kiebitz, der 80 Prozent chen sowie ein deswegen hoher Eintrag von Dünger und
seiner Artgenossen zwischen 1990 und 2013 verloren hat. Pestiziden. Auf diese Weise werden die konkurrenzstarken
41 Prozent der Wildbienenarten, eine der wichtigsten Be- Arten begünstigt, die schwächeren verdrängt. Jede Art, ob
stäubergruppen Deutschlands, sind in ihrem Bestand ge- Tier oder Pflanze, stellt besondere Ansprüche an ihren Le-
fährdet. bensraum, um zu wachsen und sich fortzupflanzen. Doch
Seit 1980 geht auch der Bestand von etwa der Hälfte der knapp 13 Prozent der für die Biodiversität wichtigen soge-
Vogelarten deutlich zurück, die auf landwirtschaftlich ge- nannten „Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert“
nutzten Wiesen, Weiden und Äckern leben. Bei den Vögeln sind in nur sechs Jahren, zwischen 2009 und 2015, verloren
des Grünlands sind sogar fünf von sieben Arten betroffen. gegangen.
Gefährdet ist auch mehr als ein Drittel aller Ackerwild- Obwohl die GAP seit 2005 Maßnahmen zum Schutz des
krautarten, die ihren Lebensraum zwischen Kulturpflan- Grünlands erlassen hat, schrumpfen besonders die wich-
zen wie Getreide und Gemüse haben. Diese Beispiele ste- tigen struktur- und blütenreichen Grünlandflächen. Vier
hen stellvertretend für viele weitere Arten, die meist still von fünf deutschen Grünlandbiotop-Typen sind gefährdet.
und unbemerkt verschwinden. 31 Prozent davon sind akut von vollständiger Vernichtung
Zurückzuführen sind diese Entwicklungen zu großen bedroht.
Teilen auf die Landwirtschaft, die sich im Laufe der ver- Seit der Jahrtausendwende ist die GAP bemüht, nicht
gangenen hundert Jahre stark verändert hat. Viele Arten nur die landwirtschaftliche Produktion zu regulieren,
und ihre Lebensräume konnten sich nur durch die unter- sondern auch Ziele des Natur- und Umweltschutzes zu be-
schiedlichen landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsme- rücksichtigen. Im Zuge diverser Reformen wurden so zum
thoden etablieren, zum Beispiel Ackerwildkräuter wie
Kornblume und Feldrittersporn oder die artenreichen
Mähwiesen des Flach- und Berglands. Mit dem Tempo Recht genau ist das Ausmaß des Schadens
aber, in dem sich die Landwirtschaft weiterentwickelt abzusehen, der bei verschiedenen Früchten durch
hat, konnte die biologische Vielfalt nicht mithalten. Die den Rückgang der Bienenpopulation droht
Rotklee 96 Pflaume 79
Ackerbohne 37 Kirsche 59
Raps 28 Erdbeere 26
28 AGRAR-ATLAS 2019
GEFÄHRDETE LANDSCHAFTEN
Verteilung der 863 Typen von
13 3
Lebensräumen in Deutschland 32 6 7 6
auf sechs Hauptgruppen und 22
3 7
ihre bundesweite Gefährdung nach
der Stufeneinteilung der Roten Liste, 28
4 15
Anzahl und Prozentanteil, 2016 80 Meere 278 Küste 58 5
24
17
74 1
Gewässer 123 31 13
vollständig vernichtet 20
von vollständiger 20
Vernichtung bedroht
stark gefährdet bis 4
24
von vollständiger 10 13 7
36
Vernichtung bedroht 22
stark gefährdet
51 32
gefährdet bis 1 3 1 5
stark gefährdet Offenland 202 Wälder 151
gefährdet 7
2 48 1
Vorwarnliste
aktuell kein Verlustrisiko 15 19 28 43
Daten defizitär/ 38 2 Alpen 51 4
Einstufung nicht sinnvoll
Ohne Teilindex Alpen. Werte 1970 und 1975 rekonstruiert. Vergleichsmaßstab ist der
Die Artenvielfalt des Agrarlandes zu verbessern ist erwünschte Status wild lebender Pflanzen und Tiere in verschiedenen Landschaftstypen
die wichtigste und zugleich schwierigste Aufgabe im Jahr 2030. Er orientiert sich an der biologischen Vielfalt der 1970er-Jahre.
AGRAR-ATLAS 2019 29
PESTIZIDE
I
n der Landwirtschaft der Europäischen Union werden heit: Rückstände in Lebensmitteln müssen überwacht,
jährlich große Mengen an Chemikalien eingesetzt. Ge- Grundwasser muss gereinigt werden, um es trinkbar zu
naue Daten über die Menge hat die EU nicht erfasst. Sie machen. In Gewässern mit hohen Pestizidkonzentratio-
berichtet zwar von rund 391.000 Tonnen Wirkstoffen für nen verschwinden sensible Arten. Der flächendeckende
das Jahr 2015. Doch diese Zahlen enthalten auch Kohlendi- Einsatz von Herbiziden lässt nach und nach das „Unkraut“
oxid – das für den Schutz von Vorräten eingesetzt wird – so- verschwinden und zerstört so die Lebensräume und Nah-
wie Verkäufe außerhalb des Agrarsektors, zum Beispiel für rungsquellen für Insekten und Vögel. Die biologische
die Forstwirtschaft. Kontrolle von Schädlingen durch Nützlinge gerät damit in
Den größten Anteil an den Verkäufen haben die Fun- Gefahr. Kürzlich schränkte die EU die Verwendung von drei
gizide, also Pflanzenschutzmittel gegen Pilze, gefolgt von Insektiziden stark ein. Sie stehen im Verdacht, besonders
den Herbiziden, die gegen Beikräuter eingesetzt werden, den Bienen zu schaden und verantwortlich dafür zu sein,
von vielen immer noch „Unkräuter“ genannt. Auf diese bei- dass Insektenpopulationen zusammengebrochen sind.
den Gruppen zusammen entfallen in den meisten EU-Län- Außerdem ermöglichen Pestizide eine Landwirtschaft,
dern über 80 Prozent der verkauften Menge. Insektizide die ökologische Schäden mit sich bringt: Auf großen Flä-
schließlich sollen Tiere in ihren verschiedenen Entwick- chen können Monokulturen angebaut werden, während
lungsstadien abtöten. vielfältige Fruchtfolgen entfallen. Seit 2015 verlangt die
In vielen Ländern der EU ist der Pestizidabsatz in den EU daher, dass Betriebe mit einer Ackerfläche von mehr
vergangenen 15 Jahren recht konstant. Ausreißer nach als zehn Hektar mindestens zwei, ab 30 Hektar mindestens
oben und unten sind Polen und Dänemark. In Polen stieg drei Fruchtarten anbauen müssen. Das deutsche Umwelt-
die verkaufte Menge seit dem Beitritt zur EU um das Drei- bundesamt hält diese Vorschrift für wirkungslos. Denn
fache. In Dänemark haben sich die Verkäufe zwischen die EU hat ein Schlupfloch eingebaut: Auf 75 Prozent der
2013 und 2015 nach einer Anpassung der Pestizidsteuer Flächen eines Betriebs gilt diese Regel nicht. Dort werden
halbiert. Allerdings ist die Aussagekraft von Mengenan- Monokulturen geduldet. Wünschenswert wäre, diese Quo-
gaben begrenzt. So hat auch in Großbritannien im Laufe te auf 50 Prozent zu senken.
der vergangenen Jahrzehnte der Verbrauch um fast 50 Pro-
zent abgenommen. Doch bei gleich gebliebener landwirt-
schaftlicher Nutzfläche hat sich die behandelte Fläche ver- Die schnell wachsenden menschlichen Haare dienen
doppelt – und die Anwendung sehr giftiger Pestizide seit häufig dem aktuellen Nachweis von Chemikalien. Die hohen
2007 vervielfacht. Trefferquoten zeigen die Allgegenwärtigkeit der Pestizide
Die Anreicherungen im Haar erlauben keine Rückschlüsse auf unmittelbar gesundheitsgefährdende Kontaminationen.
30 AGRAR-ATLAS 2019
FI
2.589 SE 1.725
18.850 - 51,0 % LV
IE DK + 60,5 %
3.135
- 22,8 % 9.999 LT
- 15,6 %
UK - 8,7 % 24.487
6.826 NL
Unterschied 2016 zu 2011
in Prozent
Zunahme
+ 10,9 %
BE
32.380 + 12,5 %
PL 2.093
Abnahme LU
CZ 5.943
- 26,2 %
72.036 DE
4.361
AT
- 13,0 %
SK
+ 15,9 %
+ 17,4 % FR + 26,5 %
HU 9.764
1.156 SI 10.813
IT HR + 14,2 %
RO
+ 3,1 % 1.861
9.775 - 5,4 %
- 30,3 % - 7,2 %
76.941 60.219
BG
PT
ES
+ 5,2 % - 14,3 %
4.707
+ 2,5 %
Fehlende Einzelangaben mit zeitlich nächstliegenden ergänzt.
Bei zu großen statistischen Lücken keine Länderangaben möglich. GR
MT
AT: Österreich, BE: Belgien, BG: Bulgarien, CY: Zypern, CZ: Tschechien, DE: Deutschland, DK: Dänemark, EE: Estland, ES: Spanien, FI: Finnland, FR: Frankreich, GR: Griechenland, HR: Kroatien, HU: Ungarn,
IE: Irland, IT: Italien, LT: Litauen, LU: Luxemburg, LV: Lettland, MT: Malta, NL: Niederlande, PL: Polen, PT: Portugal, RO: Rumänien, SE: Schweden, SI: Slowenien, SK: Slowakei, UK: Großbritannien
CY
werden. 200.000
Eine Bedingung für die Förderung könnte sein, in Mo-
150.000
nokulturen ab einer bestimmten Größe Streifen festzule-
AGRAR-ATLAS 2019 / EEA
100.000
50.000
AGRAR-ATLAS 2019 31
TIERHALTUNG IN DER EU
D
ie Nutztierhaltung hat mit etwa 40 Prozent einen er- sind Schritte und Pläne auf nationalstaatlicher Ebene er-
heblichen Anteil am landwirtschaftlichen Produk- forderlich. Für sie sollte die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP)
tionswert der EU. Dabei ist dieser Anteil zwischen den einen angemessenen Rahmen bieten.
Mitgliedsstaaten sehr unterschiedlich und liegt zwischen Tatsächlich aber ist die GAP mit ihren pauschalen Direkt-
21 Prozent in Rumänien und 75 Prozent in Irland. Ebenfalls zahlungen vor allem auf die Flächen ausgerichtet und kaum
sind der Viehbesatz pro Flächeneinheit und die damit ver- an den Leistungen der Landwirtschaft orientiert. Zwar gäbe
bundenen Probleme sehr unterschiedlich. Starke regionale es schon heute im Rahmen der zweiten Säule der GAP die
Konzentrationen gibt es in den Niederlanden, dem Nord- Möglichkeit, jährliche Prämien für besonders tiergerechte
westen Deutschlands und Frankreichs sowie dem Norden Haltungen zu gewähren. Das ist beispielsweise für Weide-
Italiens. Neben den daraus folgenden Problemen für die haltung, für mehr Bewegungsraum oder für die Bereitstel-
Umwelt gibt es erhebliche Defizite im Tierwohl. Zwar wur- lung von Beschäftigungsmaterialien denkbar. Doch diese
den sie bisher in der EU noch nicht systematisch erfasst. Aber Option wird kaum genutzt.
Einzelstudien belegen beispielsweise, dass Mastschweine In der gesamten EU werden von 2014 bis 2020 aus der
häufig an Gelenkerkrankungen leiden, Rinder lahmen und zweiten Säule nur etwa 1,5 Prozent der Mittel für Tierwohl-
sich die Fußballen bei Mastgeflügel verändern. prämien ausgegeben. Auch in Deutschland liegt ihr Anteil
Umfragen zeigen, dass 82 Prozent der EU-Bürgerinnen bei unter zwei Prozent. Die EU zahlt jährlich etwa 205 Millio-
und -Bürger der Auffassung sind, dass mehr für den Tier- nen Euro aus, in Deutschland sind es etwa 35 Millionen. Zum
schutz in der Nutztierhaltung getan werden sollte. Diese
Auffassung ist in der gesamten EU weit verbreitet, von 58
Prozent in Luxemburg bis hin zu 94 Prozent in Portugal. Die Auch in den EU-Ländern mit bedeutender
Kosten für Deutschland hat der Wissenschaftliche Beirat Fleischproduktion verlangt eine Mehrheit der
für Agrarpolitik geschätzt, der dem deutschen Ernährungs- Bevölkerung, das Tierwohl zu beachten
32 AGRAR-ATLAS 2019
AGRAR-ATLAS 2019 / EUROSTAT
EIN LEBEN FÜR DIE PRODUKTION
875
Nutztierbestände in der EU und ihre Verteilung auf die Mitgliedsländer,
Auswahl, 2017, in 1.000 1.449 1.382 1.108
FI
9.787 SE 606
Rinder 1.558 EE
Schweine 12.832
23.310
Schafe 6.674
Ziegen 546 LV
3.875 DK
1.616 4.030
1.015 612
IE 677
4.713
12.296 LT
UK
27.578 6.036
6.108 NL
11.908
2.386 PL 1.411.155 Hühner
BE 12.281 gesamte EU
LU 1.366
1.532
13.097 CZ 614
1.580 DE
AT SK
1.943 1.146
6.877 18.580 2.011
HU
2.820 2.870
IT SI 870 9.982
FR 1.213
6.350 HR RO 4.406
1.670 1.121
1.503
2.165 29.971
7.215 637 BG 1.317
2.225 6.466 553
8.571
593
PT 3.061 15.963 992
ES
8.593
744
556 3.768
GR
Bestände über 500.000 Tiere. Bestandsangaben zum Jahresende; die Zahl der jährlichen MT
Schlachtungen liegt bei Tierarten mit kurzen Aufwuchszeiten um ein Mehrfaches höher.
CY
AT: Österreich, BE: Belgien, BG: Bulgarien, CY: Zypern, CZ: Tschechien, DE: Deutschland, DK: Dänemark, EE: Estland, ES: Spanien, FI: Finnland, FR: Frankreich, GR: Griechenland, HR: Kroatien, HU: Ungarn,
IE: Irland, IT: Italien, LT: Litauen, LU: Luxemburg, LV: Lettland, MT: Malta, NL: Niederlande, PL: Polen, PT: Portugal, RO: Rumänien, SE: Schweden, SI: Slowenien, SK: Slowakei, UK: Großbritannien
AGRAR-ATLAS 2019 33
TIERHALTUNG IN DEUTSCHLAND
N
irgendwo in Europa wird mehr Milch und Schweine- ersten Säule – die mit ihren Direktzahlungen an die Ag-
fleisch produziert als in Deutschland. Die Nutztier- rarbetriebe eher die konventionellen Formen der Tierhal-
haltung ist auf Exportsteigerung und Wettbewerb tung fördert – stark unterfinanziert, und ihre Mittel sollen
ausgerichtet. Das führt zunehmend dazu, dass ein Großteil weiter zurückgefahren werden. Zudem nutzt Deutschland
der deutschen Landwirtinnen und Landwirte dem Preis- als einziges EU-Land nicht die Möglichkeit, Direktzahlun-
druck des Weltmarkts nur dann standhalten kann, wenn gen an die Produktion zu koppeln. Damit aber könnte die
sie unter Bedingungen produzieren, die dem Tierschutz wünschenswerte Weidetierprämie für Schafe und Ziegen
zuwider laufen. Oft fehlt es an Platz und Auslauf, die Tiere finanziert werden.
können sich kaum bewegen oder beschäftigen. Amputatio- Innerhalb der zweiten Säule sind die Agrarinvestitions-
nen an Tieren sind weit verbreitet, etwa das Kupieren der förderprogramme (AFP) das wichtigste Förderinstrument;
Ringelschwänze bei Schweinen oder das Kürzen von Schnä- in Deutschland gibt es davon derzeit 13 verschiedene. Sie
beln bei Puten. haben in den Bundesländern je nach Geografie eigene
Seit einigen Jahren aber steigen die Ansprüche der Ver- Schwerpunkte und unterschiedliche Fördersätze, um den
braucherinnen und Verbraucher. So fragen sie beim Kauf Bedürfnissen der jeweiligen Region gerecht zu werden.
zunehmend nach artgerechter Tierhaltung, denken an Sie müssen zwingend zur nachhaltigen und tiergerechten
den Schutz der Umwelt und des Klimas und diskutieren Landwirtschaft beitragen und höhere Standards erfüllen,
ethische Aspekte. 90 Prozent sagen, sie würden mehr für als es das europäische Recht vorsieht. Seit 2002 dürfen
Lebensmittel ausgeben, wenn dafür die Tiere besser ge- daher tierschädliche Haltungsverfahren wie die Käfighal-
halten würden. Für 39 Prozent ist ein höherer Standard
in der Haltung der Nutztiere das wichtigste Ziel der Land-
wirtschaft. Um ihre Preise niedrig zu halten, setzt die
Die Bundesregierung hat sich laut Koalitionsvertrag Fleischindustrie den Fortbestand auch offensichtlicher
das Ziel gesetzt, eine „Spitzenposition“ im Tierschutz ein- Mängel bei Haltung und Transport durch
0,75 qm
Transport bis zu Ein 110 Kilogramm
acht Stunden, schweres Masttier hat nur
Verlängerungen möglich; 0,75 Quadratmeter Platz.
mangelnde Kontrollen von Eine artgerechte Haltung von
Tiertransporten innerhalb Schweinen ist mit den erlaubten
und außerhalb der EU. Maßen nicht möglich.
2018 beschlossen:
Die Kastration von
Kastenstandhaltung Ferkeln ohne
von Sauen: Weiterhin Betäubung bleibt bis
sind neun Wochen pro Ende 2020 erlaubt.
Ferkel-Wurf erlaubt. 2018 wurden über 90 Prozent
Damit sind die Sauen der Ferkel die Schwänze
fast die Hälfte des gekürzt. Eigentlich seit 1994
Jahres auf diese Weise EU-weit verboten, aber immer
eingesperrt. noch gängige Praxis.
34 AGRAR-ATLAS 2019
AGRAR-ATLAS 2019 / BMEL
MEIST IM STALL, SELTEN DRAUSSEN: UNSICHTBARE TIERHALTUNG IN DEUTSCHLAND
Zentren der Nutztierhaltung, 2014 (Rinder, Schweine), 2016 (Hühner)
Ab 1 Rind oder 2 Schweinen pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche, ab 1 Million Hühner je Landkreis. Die tatsächliche Tierdichte kann sehr viel höher sein.
62 %
Produktqualität
Das Tierwohl-Bewusstsein der 59 %
Verbraucherinnen und Verbraucher ist faire Bezahlung der Beschäftigten
deutlich höher als das der Politik
AGRAR-ATLAS 2019 35
DÜNGER
D
ie Nitratrichtlinie von 1991 zielt darauf ab, Grund- kann ins Wasser gelangen und dazu führen, dass Bäche und
und Oberflächengewässer in der EU vor Stick- Seen überdüngt werden. Als Nitrat belastet er das Grund-
stoff-Verunreinigungen aus der Landwirtschaft zu wasser. Die Überdüngung der küstennahen Gewässer ge-
schützen. Die Richtlinie hatte anfangs eine gute Bilanz. hört zu den großen Herausforderungen im Meeresschutz.
Von 2004 bis 2007 blieben die Nitratkonzentrationen in Betroffen sind fast die gesamte Ostsee sowie das Watten-
70 Prozent der Messstationen für Oberflächengewässer meer der Nordsee. Aber auch das natürlicherweise nähr-
stabil oder verringerten sich. Die Qualität des Grundwas- stoffarme Mittelmeer wird an vielen Stellen durch Nähr-
sers blieb in zwei Dritteln der Messstationen auf demsel- stoffeinträge belastet. Stark betroffen sind insbesondere die
ben Niveau oder verbesserte sich sogar. Doch trotz dieser Küstengebiete im nördlichen Mittelmeer.
guten Anfangsbilanz ist in vielen Regionen Europas das Die aus Düngemitteln stammenden Nährstoffe werden
Grundwasser stark mit Nitrat belastet. Zwischen 2012 über die Flüsse eingespült. Auch Futterreste und Kot aus
und 2015 überschritten 13,2 Prozent der Messstationen marinen Aquakulturen tragen zur Überlastung mit Nähr-
den Trinkwasser-Grenzwert von 50 Milligramm pro Li- stoffen bei. Im überdüngten Meer wachsen dann mehr Al-
ter. In den großen EU-Ländern Deutschland und Spanien, gen, was zu Algenblüten und Sauerstoffmangel führt. Der
aber auch im kleinen Inselstaat Malta sind die Nitratwerte Lebensraum Meer verändert sich. Viele Arten können unter
besonders hoch. Ist der Grenzwert überschritten, kommt es diesen Bedingungen nicht mehr existieren, während weni-
zu ökologischen, ökonomischen und gesundheitlichen ge, unempfindlichere Arten nun dazu neigen, sich stark zu
Schäden. vermehren.
Die Gründe für die hohen Werte sind vielfältig. In der Um die Überdüngung einzudämmen, steht in der EU
intensiven Tierhaltung beispielsweise wird zu viel Vieh ge- eine Reihe Instrumente bereit, die jedoch nicht ausrei-
halten, sodass die entstehende Gülle nicht von den Pflanzen chend eingesetzt werden. Mit der finanziell gut ausgestat-
oder vom Boden aufgenommen werden kann. Auch der
intensive Ackerbau trägt zum Problem bei. Einige Pflan-
zen werden kurz vor der Ernte noch gedüngt, obwohl sie Es wird weniger Phosphat gedüngt.
den Stickstoff nicht mehr vollständig verwerten können. In Doch beim Stickstoff steigt der Verbrauch, die
Bulgarien, das erst seit 2007 zur EU gehört, hat sich inner- einen streuen mehr, als die anderen sparen
größte Senkung und größte Steigerung, in Prozent größte Senkung und größte Steigerung, in Tonnen
36 AGRAR-ATLAS 2019
AGRAR-ATLAS 2019 / EC
NOCH IMMER ZU VIEL STICKSTOFF
FI
Nitratkonzentration im Grundwasser EE
in Milligramm pro Liter, Anteile in Prozent SE
der Wasserqualitäts-Messstellen in der EU,
Monitoring-Periode 2011 bis 2015 DK
LV
IE
UK
mg/l NL
bis 25 LT
über 25 bis 40 PL
über 40 bis 50 DE
BE
über 50
CZ
SK
LU AT
FR HU
EU-28 RO
PT HR
SI BG
ES
IT
EU-Trinkwassergrenzwert: 50 mg/l GR
AT: Österreich, BE: Belgien, BG: Bulgarien, CY: Zypern, CZ: Tschechien, DE: Deutschland, DK: Dänemark, EE: Estland, ES: Spanien,
FI: Finnland, FR: Frankreich, GR: Griechenland, HR: Kroatien, HU: Ungarn, IE: Irland, IT: Italien, LT: Litauen, LU: Luxemburg, LV: Lettland, MT CY
MT: Malta, NL: Niederlande, PL: Polen, PT: Portugal, RO: Rumänien, SE: Schweden, SI: Slowenien, SK: Slowakei, UK: Großbritannien
AGRAR-ATLAS 2019 37
ÖKOLANDWIRTSCHAFT IN DER EU
I
m Unterschied zur konventionellen Landwirtschaft der EU beinahe vervierfacht und lag dann bei 60,50 Euro.
verwendet die biologische Landwirtschaft keine che- Der Markt für biologische Lebensmittel ist in diesem Zeit-
misch-synthetischen Pestizide, keine leicht löslichen Mi- raum im EU-Durchschnitt um 5 bis 19 Prozent pro Jahr ge-
neraldünger und keine gentechnisch veränderten Organis- wachsen. In Deutschland, dem zweitgrößten Biomarkt
men. In der Tierhaltung gelten strenge Vorschriften zum weltweit, wurden 2017 bereits zehn Milliarden Euro mit Bio-
Auslauf und zum Einsatz von Futtermitteln. Der landwirt- produkten umgesetzt. Das entspricht einem bundesweiten
schaftliche Betrieb wird als Ökosystem betrachtet, in dem Marktanteil von über fünf Prozent. Den höchsten Marktan-
die selbstregulierenden Kräfte aufeinander abgestimmt teil weltweit hat Dänemark mit über zehn Prozent.
sein müssen. Innerhalb der EU werden biologische Produkte Biobetriebe werden durch die Gemeinsame Agrarpoli-
nach den unionsweiten Rechtsvorschriften produziert. Auf tik (GAP) der EU und von den Mitgliedsländern mit Prämien
nationaler Ebene setzen Ökolandbau-Verbände zusätzliche gezielt gefördert. Durch ihre Art der Bewirtschaftung erfül-
Standards, die im Vergleich zur EU-Gesetzgebung oft noch len sie automatisch die Umweltauflagen für die EU-Direkt-
strenger sind. zahlungen der ersten Säule. 6,4 Prozent ihres Haushalts für
Weil sie die begrenzten Ressourcen schont und die Um- Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen zahlt die EU an den
welt weniger belastet, leistet die biologische Landwirtschaft Biolandbau aus, wobei die Anteile zwischen 0,2 Prozent in
Bedeutendes für Natur und Gesellschaft. In Europa liegt der Malta und 13,2 Prozent in Dänemark variieren. Die Nieder-
Anteil an biologisch bewirtschafteter Fläche, gemessen an lande sind das einzige Land, das aus diesem Budget gar kei-
der landwirtschaftlichen Fläche insgesamt, bei 2,7 Prozent ne flächenbezogenen Beiträge für Biobetriebe vergibt. Sie
und in der EU bei 6,7 Prozent. Die höchsten Anteile inner-
halb der EU weisen Österreich, Estland und Schweden auf.
Die Länder mit den absolut größten biologisch bewirtschaf- Innerhalb von zehn Jahren haben sich die
teten Flächen sind Spanien, Italien und Frankreich. In eini- Ausgaben ernährungs- und umweltbewusster
gen Ländern nahm die biologisch bewirtschaftete Fläche Kundinnen und Kunden verdoppelt
65 EU
60,50 €
60
Nicht-EU
197 €
55 54,20 € 227 € Schweden
50
Dänemark
45 42,70 €
40 188 € 69 €
35 31,90 € Niederlande
Luxemburg
30
116 €
25 Deutschland
20
177 €
20,70 €
AGRAR-ATLAS 2019 / FIBL, IFOAM
15
101 € Schweiz
Österreich
10 13,40 €
5
Frankreich
274 €
0
2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016
38 AGRAR-ATLAS 2019
AGRAR-ATLAS 2019 / EUROSTAT
VORREITER, HAUPTFELD, NACHLÄUFER
Größe und Bedeutung der Ökolandbau- und Umstellungsflächen, Schweden
nach EU-Mitgliedsländern, 2016 Finnland
Großbritannien
553 238
in Prozent der gesamten Landbaufläche
bis 5 Irland 490 201 Dänemark
über 5 bis 10 77 Litauen Estland
über 10 bis 15 Polen
Niederlande 52
über 15 bis 20 222 259 181
über 20 Belgien78 537
Spanien 5 1.136 Lettland
Luxemburg Slowakei
245 Deutschland
187 Tschechien
489
1.537
Portugal
250
500
1.796 Griechenland
343
6
Zypern
Malta 24
AGRAR-ATLAS 2019 39
ÖKOLANDWIRTSCHAFT IN DEUTSCHLAND
BIO IM AUFSCHWUNG
Trotz Bioboom: Die Agrargelder der EU haben viele Gründe. In Gegenden mit intensiver Tierhaltung
hemmen den Umbau der deutschen ist es schwieriger, auf Bio umzustellen als in Mittelgebirgsla-
Landwirtschaft. Brüssel bezahlt pauschale gen mit einer ohnehin extensiveren Bewirtschaftung. Dort,
wo sich Politik kontinuierlich über viele Jahre klar und etwa
Flächenprämien direkt, die Ökoprämien
mit Aktionsplänen für Bio engagiert hat, wurde mehr er-
hingegen müssen von den Bundesländern reicht als anderswo.
bezuschusst werden. Wie gut die Chancen in der Uckermark, dem Bergischen
Land oder im Allgäu für Bio sind, hängt auch damit zusam-
Ü
ber 29.000 Biobauernhöfe gibt es in Deutschland. men, welche Weichen die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) in
Mit den Ökohöfen wächst die Ökofläche: Von bun- Brüssel stellt. Denn dort wird der Rahmen festgelegt, in dem
desweit 17 Millionen Hektar Agrarland wurden 2017 die Bundesländer dann mehr oder weniger die Ökolandwirt-
knapp 1,4 Millionen Hektar und damit über acht Prozent schaft fördern können. Derzeit aber macht vielen Ländern
ökologisch bewirtschaftet, doppelt so viel wie vor 15 Jahren. ein Fairnessproblem zu schaffen: Ökoprämien müssen vom
Und kaum jemand geht den Schritt zurück. Wenn Bäuerin- Bodensee bis an die Ostsee von den Ländern mitfinanziert
nen und Bauern auf Bio umstellen, bedeutet das fast immer werden, im Gegensatz zu den pauschalen Flächenprämien
eine Entscheidung fürs Leben, denn Investitionen in artge- der GAP, die Brüssel vollständig bezahlt.
rechte Ställe, mehr Land für hofeigene Futterproduktion und Auch wenn die Biofläche vielerorts wächst, kann sie das
mehr Vielfalt auf dem Acker rentieren sich nur langfristig. Kaufinteresse der Deutschen an Biolebensmitteln längst
Einige Betriebsarten sind leichter auf Bio umzustellen nicht zufriedenstellen. Denn die Nachfrage wuchs über
als andere. Deshalb werden von den deutschen Obstflächen viele Jahre stärker als das hiesige Angebot. So legten die hei-
fast 20 Prozent ökologisch bewirtschaftet, beim Grünland mischen Ökoflächen durchschnittlich um vier Prozent pro
für Weiden sind es fast 15 Prozent. Bioschweine, -ölsaaten, Jahr, der Umsatz mit Biolebensmitteln um knapp neun Pro-
-geflügelfleisch oder -getreide sind hingegen noch deutlich zent zu.
seltener.
Der Ökoflächenanteil variiert auch von Bundesland zu
Bundesland. Während Niedersachsen mit unter vier Pro- Wo der traditionelle Ackerbau dominiert, ist Öko
zent Ökoflächen die rote Laterne trägt, belegt das Saarland noch schwach. Wo mehr Weiden, Wiesen, Obst- und
mit über 15 Prozent Bio den Spitzenplatz. Die Unterschiede Gemüseanbau vorkommen, ist der Bioanteil höher
139
Schleswig-Holstein
Niedersachsen
in Prozent der gesamten Landbaufläche
100
155
bis 5
82
über 5 bis 10
über 10 bis 15 Sachsen-Anhalt
über 15 bis 20 Nordrhein-Westfalen
73 Brandenburg
Rheinland-Pfalz
69 105 57
12 Hessen 40 Sachsen
Thüringen
Saarland
AGRAR-ATLAS 2019 / ÖKOLANDBAU.DE, BLE
166
in 1.000 Hektar
314
100
50
Baden-Württemberg
25
Bayern
40 AGRAR-ATLAS 2019
Frische Bioeier erreichen einen knapp
ZUKUNFT IM EINKAUFSKORB
zweistelligen Marktanteil. Die langjährige Aufklärung
Anteil ausgewählter Ökonahrungsmittel an den Einkaufsmengen
von Privathaushalten, frische Ware, 2017, in Prozent über die Hühnerhaltung beginnt zu wirken
8,0 % 12,4 %
Milch zwischen knapp 38 und unter 27 Cent.
Bund und Länder haben erkannt, dass sie ihre Verpflich-
tungen für Klima oder Nachhaltigkeit nur mit Bio errei-
Milch chen können. Die Politik hat daher die Ökolandwirtschaft
4,2 % Eier in zentralen Projekten wie dem Klimaschutzplan oder der
Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie verankert. Im Koali-
5,3 % Brot tionsvertrag der Bundesregierung steht, dass 20 Prozent der
2,6 % deutschen Agrarflächen bis 2030 ökologisch bewirtschaftet
Kartoffeln werden sollen.
Käse
Gelingen werden die Agrar- und die Ernährungswende
7,1 % 2,0 %
nur, wenn die für die GAP politisch Verantwortlichen einen
Paradigmenwechsel einleiten. Denn die GAP bestimmt mit
Fleisch Milliarden Euro Steuergeld, welche Landwirtschaft sich
3,2 %
600 5,0 % 150
2,1 % 4,1 %
400
3,3 % landwirtschaftliche Ökobetriebe 100
2,2 %
200 50
1,3 %
0 0
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
AGRAR-ATLAS 2019 41
GESUNDHEIT
IN DER VERANTWORTUNG
Was hat die Landwirtschaft der EU mit die Umwelt und befördern gesundheitsschädliche Partikel
sicheren Nahrungsmitteln zu tun? in die Atemluft. Zumeist stammen die Emissionen aus Gülle
Was mit gesunder Ernährung? Was mit und Kunstdüngern. Obwohl die Ammoniakemissionen in
der EU zwischen 1990 und 2016 um 23 Prozent gesunken
sozialer Gerechtigkeit? Nicht alle solche
sind, stellen sie nach wie vor eine schwere Belastung dar.
Fragen lassen sich einfach beantworten. Auch der Zusammenhang von Landwirtschaft und si-
cheren Nahrungsmitteln wird heiß diskutiert. Normen und
D
en meisten Europäerinnen und Europäern ist Ge- Grenzwerte sollen Pestizidrückstände, Bakterien oder Pilze
sundheit sehr wichtig. In einer aktuellen Euro- in Lebensmitteln beschränken. Regelmäßige Tests der Euro-
barometer-Umfrage nannten sie körperliches Wohl- päischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zeigen zwar,
befinden und soziale Sicherheit als die zweitwichtigsten dass die Pestizidrückstände die Gesundheit der Verbrauche-
Themenfelder für die Politik – nur Arbeitslosigkeit erschien rinnen und Verbraucher nur in geringem Maße unmittelbar
ihnen noch wichtiger. In einer weiteren Umfrage erklärten gefährden. Doch zugleich nimmt die Besorgnis zu, dass sich
die Befragten, dass sichere, gesunde und qualitativ hoch- eine Dauerbelastung selbst bei geringen Mengen negativ
wertige Lebensmittel oberste Priorität in der Gemeinsamen auf den Hormonhaushalt auswirkt. Gesundheitliche Belan-
Agrarpolitik (GAP) der EU haben sollten. ge, auch in Hinblick auf Pestizide, gehören zu den wichtigs-
Landwirtschaft und Gesundheit stehen in einem engen ten Gründen, warum sich die Verbraucherinnen und Ver-
Zusammenhang. Der Agrarsektor produziert Lebensmittel braucher für den Kauf von Biolebensmitteln entscheiden.
und stillt damit ein Grundbedürfnis des Menschen, hat aber Viele Fachleute vermeiden noch, sich öffentlich über
auch viele negative Auswirkungen. Dazu gehört der über- den Zusammenhang von Landwirtschaft und gesunder Er-
mäßige Einsatz von Antibiotika. Jedes Jahr werden in der EU nährung zu äußern. Einige Erkrankungen lassen sich auf
mehr als 7.700 Tonnen dieser Wirkstoffe zur Behandlung den Verzehr von Lebensmitteln zurückführen. Nach Anga-
von Tieren eingesetzt, die am Ende auf unseren Tellern lan- ben der Weltgesundheitsorganisation sind über die Hälfte
den. Der anhaltend hohe Verbrauch dieser Medikamente in aller Europäerinnen und Europäer übergewichtig und fast
der Tierproduktion und auch die unsachgemäße Verwen- ein Viertel fettleibig. Der Fachverband World Obesity Fe-
dung in der Humanmedizin sind die Hauptursachen für deration warnt, dass ohne eine wirksame Gesundheitspoli-
Antibiotika-Resistenzen. Bis 2050 könnten in der EU schät- tik Übergewicht und Fettleibigkeit von Kindern in vielen
zungsweise 390.000 Menschen pro Jahr sterben, weil Anti- EU-Ländern weiter zunehmen werden. Daraus resultiert
biotika bei ihnen nicht mehr wirken. nicht zuletzt eine erhebliche finanzielle Belastung.
Außerdem ist die Landwirtschaft wesentlich für die Ver- Obwohl fast alle unsere Lebensmittel aus der Landwirt-
schmutzung der Luft verantwortlich. Der Europäischen schaft stammen, herrscht in der wissenschaftlichen Lite-
Umweltagentur zufolge stammen über 90 Prozent der Am- ratur erstaunlich wenig Einigkeit darüber, wie sich die Ag-
moniakemissionen in Europa aus dem Sektor. Sie gefährden rarpolitik auf den Konsum auswirkt. Bekannt ist hingegen,
welche wirtschaftlichen, politischen und soziokulturellen
Faktoren beeinflussen, was wir essen und trinken. Von den
kurzen Lieferketten abgesehen sind diese Warenströme
ALKO-PROMOTION
stark von multinationalen Konzernen geprägt. Eine Studie
Zahlungen der EU für den Weinbau, 2014 bis 2018, Millionen Euro
aus dem Jahr 2018 in 19 europäischen Ländern zeigte, dass
in Haushalten mit erhöhtem Verbrauch von hochverarbei-
481 Destillation von
Nebenprodukten 735 Direktzahlungen teten Lebensmitteln auch Fettleibigkeit häufiger vorkam.
(Betriebsprämien) Solche Produkte sind typischerweise energie-, zucker- und
7,7 % 11,8 % fettreich sowie ballaststoffarm.
1.154 Investitionen Die neue Gemeinsame Agrarpolitik, die 2021 in Kraft
18,6 % tritt, könnte erstmals auch Gesundheit als Ziel beinhalten –
18,7 %
eine gewaltige Herausforderung 25 Jahre, nachdem die Mit-
1.161 Werbung
3,2 % gliedsländer sich verpflichteten, Gesundheit in allen EU-Po-
200 Erntehilfen litikbereichen als Querschnittsthema zu verankern und
damit das Gesundheitsniveau der Bürgerinnen und Bürger
40,0 %
deutlich zu verbessern. Damit EU-Programme das Wohlbe-
finden der Bevölkerung aber tatsächlich verbessern, müss-
AGRAR-ATLAS 2019 / EPHA
42 AGRAR-ATLAS 2019
GESUNDHEIT IN DER AGRARPOLITIK
Auswahl von Faktoren und Dynamiken in einem auf Ökologie, Landwirtschaft und Ernährung ausgerichteten System
Kunstdünger
Gewinne
und Pestizide
Wasserqualität
Mechanisierung
Modell der Initiative „The Economics of Ecosystems and Biodiversity“ (TEEB), die beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen angesiedelt ist und als „TEEB for Agriculture & Food“ weltweit
Landwirtschafts- und Ernährungssysteme untersucht. 2018 stellte TEEBAgriFood dieses Wechselwirkungsdiagramm vor, das die Vernetzung von Gesundheits- und Agrarpolitik mit anderen
Politikbereichen aufzeigt; vereinfachte, auf die EU ausgerichtete Darstellung
Griechenland
Malta
Besonders in den Anrainerländern des Mittelmeeres * Eurobarometer mit 28.000 Befragten, Frühjahr 2018. Auch wählbar u. a. Zypern
tritt der Wunsch nach Gesundheit weit „Arbeitslosigkeit“, „Einwanderung“, „Lebenshaltungskosten“, „Renten“, „Wohnungen“.
AGRAR-ATLAS 2019 43
KLIMA
D
er Klimawandel wirkt sich in vielfältiger Weise auf die pflichtet, ihre Emissionen bis 2030 um 40 Prozent zu senken
Landwirtschaft aus. Während das wärmere Wetter und die Landwirtschaft an den Klimawandel anzupassen,
in Nordeuropa durchaus förderlich für die Agrarpro- ohne die Produktion einzuschränken.
duktion sein mag, überwiegen in Mittel- und Südeuropa die Bei den Reformen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)
negativen Folgen. Dürren, Überschwemmungen und höhe- der EU gewann der Klimawandel zunehmend an Bedeu-
re Temperaturen begünstigen Schädlingsbefall und Pflan- tung. Durch die Reform von 2013 wurde der Schutz des
zenkrankheiten und führen zu Ertragseinbußen bis hin zu Klimas sogar zu einem der Kernziele erhoben und in der
Ernteausfällen. zweiten Säule der GAP verankert. Dennoch gibt es bei der
Allerdings trägt die Landwirtschaft auch selbst zum Förderung von Klimaschutzmaßnahmen große Unterschie-
Klimawandel bei. Bei der Düngung werden große Mengen de zwischen den EU-Staaten, und in vielen Ländern ist das
Lachgas freigesetzt, bei der Rinderhaltung entsteht Methan. Engagement eher marginal.
Weltweit ist die Landwirtschaft für ein Viertel aller Emissio- Für alle Mitgliedsstaaten verbindlich sind nur die Agrar-
nen von Treibhausgas verantwortlich. In Europa ist der Ag- umwelt- und Klimamaßnahmen. Durch sie werden ein inte-
rarsektor nach der Energieerzeugung und dem Verkehr die griertes Düngemittelmanagement, diversifizierte Frucht-
drittgrößte Quelle und trägt etwa zehn Prozent zu den Ge- folgen und andere klimabezogene Maßnahmen gefördert.
samtemissionen bei. Diese Emissionen kommen zu 38 Pro- Es wurde aber nie ein konkretes Ziel formuliert, wie weit die
zent aus den Böden und dem Einsatz von Düngemitteln und Emissionen der EU-Landwirtschaft reduziert werden sollen.
Bei den Verhandlungen über Reformen hat die Produktion
von Nahrungsmitteln absoluten Vorrang.
Sicherheit der Ernährung und Klimaziele können in
AGRAR-ATLAS 2019 / EC
UNGLEICHE LASTENTEILUNG
Einklang gebracht werden, wenn in den Böden mehr
Erwartete Folgen des Klimawandels für die EU-Landwirtschaft
Kohlenstoff gebunden würde. Dies ist das Ziel der 2015 in
Frankreich gestarteten „Vier-Promille-Initiative“, durch
steigender Meeres- und Seenspiegel, mehr Stürme
und Überschwemmungen, heißere und trockene die der Gehalt organisch gebundenen Kohlenstoffs im Bo-
Sommer, längere Anbauperiode, mehr verschiedene den um 0,4 Prozent pro Jahr erhöht werden soll. Die Spei-
Feldfrüchte, mehr Infektionen cherung organischer Stoffe aus Pflanzen im Boden über
Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg könnte den Anstieg
mehr Winterregen und
des CO2-Gehalts in der Atmosphäre zumindest teilweise
Überschwemmungen,
steigender Meeres- ausgleichen.
spiegel, heißere und mehr Winterregen Erreicht werden könnte dies zum Beispiel, wenn der
trockenere Sommer, und Über- Boden ständig mit Kulturen bedeckt wäre, tief wurzelnde
höhere Ernteerträge, schwemmungen, Pflanzen angebaut und Mist, Mulch und Kompost einge-
längere Anbauperiode weniger Sommer-
regen, höhere
setzt würden. Theoretisch hält die GAP Landwirtinnen und
Dürregefahr, Landwirte schon jetzt dazu an, den Kohlenstoffgehalt des
stärker drohende Bodens zu erhalten und möglichst zu erhöhen. Es werden je-
Bodenerosion, doch weder Bilanzen oder Berichte verlangt noch konkrete
längere Maßnahmen, um die Verluste von Kohlenstoff im Boden zu
Anbauperiode
minimieren.
Die GAP sollte nicht nur dazu anreizen, ausreichend Le-
bensmittel zu produzieren, sondern auch dazu, die Frucht-
barkeit der Böden zu verbessern und dort für einen hohen
Anteil organischer Substanz zu sorgen. In vielen EU-Regio-
44 AGRAR-ATLAS 2019
AGRAR-ATLAS 2019 / EEA, EUROSTAT
AUS DEN STÄLLEN, VON DEN ÄCKERN 2,9
Emissionen der Landwirtschaft in den Mitgliedsländern der EU,
3,4
Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, 2016 3,6
Finnland
Tierhaltung: Emissionen 6,3 3,2
aus Verdauung,
Mist und Gülle
29,1 4,0
Schweden 0,7
agrarisch Großbritannien 0,6 Estland
Dänemark
bewirtschaftete
Böden: Verlust
11,3 1,0
1,6 Lettland
organischer
Substanz, Dünger
Irland 13,5
Niederlande
34,4 2,0
2,4 Litauen
5,6
5,6
13,2 26,4 13,1
6,5
Belgien
3,2
Deutschland
Polen
15,9
0,2 0,5 3,6 4,5
41,8
Frankreich Luxemburg Tschechien
1,3 Slowakei
1,3
5,0 2,1
Österreich 3,2 3,5 12,6
32,7 Slowenien
0,4 1,3
1,8
Ungarn 5,0
Rumänien
4,5
1,1 Kroatien
2,1 Spanien 2,1
Portugal
19,3 Italien Bulgarien
4,2
23,1 4,6
10,3 8,9 3,0 0,4
Griechenland 0,1
ohne Malta Zypern
2.741 Energieerzeugung
Weil andere Wirtschaftsbereiche ihre Emissionen Ohne Änderungen der Landnutzung. Sie
schneller senken als die EU-Landwirtschaft, erhöhen die Klimawirksamkeit der Landwirtschaft um bis zu einem Drittel.
AGRAR-ATLAS 2019 45
WELTHANDEL
S
eit den 1980er-Jahren wurde die Gemeinsame Agrar- Für viele Erzeugnisse ist der afrikanische Kontinent ein
politik (GAP) der Europäischen Union dafür kritisiert, wichtiger Absatzmarkt. Allein Nordafrika, das nur begrenzt
dass sie den Export landwirtschaftlicher Produkte in selber produzieren kann, soll 2018/19 rund 40 Prozent der
alle Welt gezielt subventionierte. Dieser Einsatz von Steuer- EU-Weizenausfuhren abnehmen, die Länder südlich der Sa-
geldern trug zum Verfall der Weltmarktpreise bei und ver- hara mehr als ein Viertel. Zwar kann südlich der Sahara nur
drängte Bauern und Bäuerinnen von ihren lokalen Märkten. in wenigen Regionen Weizen angebaut werden. Die Impor-
In den 1990er-Jahren wurden Flächenprämien, also Pro-Hek- te konkurrieren allerdings mit an die Standorte angepass-
tar-Zahlungen, unabhängig davon, was und wie produziert ten Nahrungspflanzen wie Hirse, Cassava und Yams und be-
wird, zum wichtigsten Instrument der GAP. Die Exportsub- einflussen die dortigen Ernährungsgewohnheiten.
ventionen sanken und wurden 2015 durch einen Beschluss Bei Geflügelfleisch gingen 2017 rund 43 Prozent der ge-
der Welthandelsorganisation WTO weltweit verboten. samten EU-Exporte nach Afrika südlich der Sahara, vorwie-
Ob die Flächenprämien eine entwicklungspolitisch ne- gend nach Westafrika. Würden sich durch das Wegfallen
gative Wirkung haben, ist umstritten. Die große Mehrheit der pauschalen Flächenprämien in der EU die Exporte – wie
der Agrarökonominnen und Agrarökonomen geht davon im Modell vorhergesagt – verringern, sänke der Angebots-
aus, dass die Prämien die Produktion kaum beeinflussen druck in diesem Sektor, und die Preise auf vielen afrikani-
und damit auch die internationale Wirkung minimal ist. schen Märkten könnten steigen. Dies wiederum wäre ein
Dennoch gibt es Modellrechnungen, denen zufolge sich Anreiz für lokale Investitionen, denn noch ist dort die Pro-
Produktion und Export in einigen Sektoren deutlich verän- duktivität sehr niedrig.
dern würden, wenn es keine Flächenprämien gäbe. Die Export-„Erfolge“ der EU gehen nicht nur auf Sub-
So kommt eine Studie des Norwegian Agricultural Eco- ventionen zurück. Seit Jahren verfolgt die EU ausdrücklich
nomics Research Institute und der Universität Bonn von das Ziel, die Produktivität ihrer Landwirtschaft zu steigern.
2012 zu dem Ergebnis, dass der EU-Nettoexport von Wei- Und da der Absatz in der EU stagniert, ist ein Wachstum der
zen um 20 Prozent, der von Schweinefleisch um 16 Prozent Erzeugung nur mit zunehmenden Exporten zu erreichen.
und der von Geflügelfleisch sogar um 75 Prozent sinken Zuschüsse für den Bau immer größerer Ställe auf der einen
würde. Denn ohne Flächenprämien wären die Getreide- Seite, fehlendes Ordnungsrecht im Umwelt- und Tierschutz
und damit auch die Futterpreise höher. Die Autorinnen
und Autoren der Studie halten diese Veränderungen für ge-
ringfügig. Zivilgesellschaftlichen Organisationen wäre es Billige Rohstoffe rein, teure Lebensmittel
hingegen wichtig, wenn die EU ihr Angebot auf dem Welt- raus – die Wertschöpfung im Produktionsprozess
markt so deutlich verringern würde. findet vor allem in der EU statt
1,5
1,2
0,9
0,6
AGRAR-ATLAS 2019 / EUROSTAT
0,3
0
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
46 AGRAR-ATLAS 2019
PROBLEME, AUFGABEN, POTENZIALE
UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, EU-Agrarpolitik mit negativen Auswirkungen sowie Konzepte, um beide in Überstimmung zu bringen
destruktive EU-Trends minimieren UN-Ziele der „Agenda 2030“ einhalten EU-Potenziale entwickeln
30
AGRAR-ATLAS 2019 47
AUTORINNEN UND AUTOREN,
QUELLEN VON DATEN, KARTEN
UND GRAFIKEN
Alle Internetquellen wurden zuletzt im in the EU, February 2017, https://bit.ly/2PvwIqZ. –
Dezember 2018 abgerufen. Der Agrar-Atlas ist S. 17: European Commission, The CAP towards 2020,
im PDF-Format unter den Download-Adressen 2018, https://bit.ly/2BZtc4D. IEG Policy, Reform
herunterzuladen, die im Impressum aufgeführt of the Common Agricultural Policy, 2018,
sind. Im PDF sind alle Links anklickbar. https://bit.ly/2SANmXR. European Parliamentary
Research Service Blog, Breakdown ByMember
10–11 GESCHICHTE State of EU Support For Rural Development
NEUE ZIELE, ALTES DENKEN 2014–2020 (...) 2016, https://bit.ly/2E9490k.
von Christine Chemnitz
und Christian Rehmer 18–19 HÖFESTERBEN
S. 10: European Commission, Overview of CAP WACHSEN ODER WEICHEN
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EINE EXTRAWURST May 2018, S. 21, https://bit.ly/2ioSLRL.
FÜR 130 MILLIARDEN EURO
von Dietmar Bartz 20–21 STRUKTURWANDEL
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the EU budget. Briefing, February 2016, KLEINE UNTER DRUCK
https://bit.ly/2PteWVg. Alan Matthews, Impact of von Julia Christiane Schmid
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für politische Bildung, Zahlen und Fakten Europa, S. 21: Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin.
Nettozahler und Nettoempfänger in der EU,
https://bit.ly/2Uoyz4i. 22–23 ARBEIT
EINKOMMEN UND AUSKOMMEN
14–15 DIREKTZAHLUNGEN von Aurélie Trouvé
VIEL GELD FÜR WENIG LEISTUNG S. 22: Eurostat, Small and large farms in the
von Alan Matthews EU – statistics from the farm structure survey, 2017,
S. 14: European Commission, Direct payments, figure 5, https://bit.ly/2C0hzKM. – S. 23 o.: European
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von Brîndușa Bîrhală
16–17 LÄNDLICHE RÄUME S. 24: Destatis, Betriebsgrößenstruktur
SPAREN AM FALSCHEN ENDE landwirtschaftlicher Betriebe nach Bundesländern,
von Helene Schulze, Oliver Moore https://bit.ly/2gohq8N. ČSÚ, Statistická ročenka
und Hans Martin Lorenzen České republiky 2017, Zemědělství, Nr. 13–32,
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48 AGRAR-ATLAS 2019
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28–29 BIODIVERSITÄT IN DEUTSCHLAND IFOAM, ebd. S. 233, https://bit.ly/2NDcvj4.
ARTENVIELFALT GEHT VERLOREN
von Henrike von der Decken 40–41 ÖKOLANDWIRTSCHAFT
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von Harald Grethe S. 43 o.: TEEB for Agriculture & Food, 2018, S. 43,
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von Cornelia Rumpel und Abad Chabbi
34–35 TIERHALTUNG IN DEUTSCHLAND S. 44: Comisión Europea, Comunicación sobre el
WUNSCH UND WIRKLICHKEIT futuro de la PAC, Bild 15, https://bit.ly/2EpWxaG. –
von Martina Eichner und Jenny Schlosser S. 45 o., u.: Eurostat, European Environment
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von Christian Rehmer und Katrin Wenz Goals, https://bit.ly/2MiKTxL. Eigene Darstellung. –
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AGRAR-ATLAS 2019 49
HEINRICH-BÖLL-STIFTUNG
Demokratie und Menschenrechte durchsetzen, gegen die Zerstörung
unseres globalen Ökosystems angehen, patriarchale Herrschafts-
strukturen überwinden, die Freiheit des Individuums gegen
staatliche und wirtschaftliche Übermacht verteidigen – diese Ziele
bestimmen das Handeln der Heinrich-Böll-Stiftung. Sie steht zwar
den Grünen nahe, ist aber unabhängig und geistiger Offenheit
verpflichtet.
Mit derzeit 32 Auslandsbüros verfügt sie über ein weltweites Netz für
ihr Engagement. Sie arbeitet mit ihren Landesstiftungen in allen
deutschen Bundesländern zusammen, fördert gesellschaftspolitisch
engagierte Studierende und Graduierte im In- und Ausland und
erleichtert die soziale und politische Teilhabe von Immigrantinnen und
Immigranten. Ein besonderes Anliegen ist ihr die Verwirklichung
einer demokratischen Einwanderungsgesellschaft sowie einer
Geschlechterdemokratie als eines von Abhängigkeit und Dominanz
freien Verhältnisses der Geschlechter. Darüber hinaus fördert die
Stiftung Kunst und Kultur als Element ihrer politischen Bildungsarbeit Heinrich-Böll-Stiftung
und als Ausdrucksform gesellschaftlicher Selbstverständigung. Schumannstr. 8, 10117 Berlin, www.boell.de
LE MONDE DIPLOMATIQUE
Hinter dem Atlas der Globalisierung steht die große internationale
Monatszeitung Le Monde diplomatique (LMd), deren deutsche
Ausgabe in Berlin unter dem Dach der taz produziert wird. LMd
berichtet aus aller Welt, wird von Leuten in aller Welt gemacht
und auch – einzigartig – in aller Welt gelesen. Von ihren weltweit
1,5 Millionen Leserinnen und Lesern haben viele die Zeitung
auf Arabisch vor Augen, andere lesen sie auf Japanisch, Polnisch,
Portugiesisch oder Farsi. Denn LMd ist längst zu einem
internationalen Netzwerk geworden, mit über 40 Print- und
Onlineausgaben in mehr als 20 Sprachen.
50 AGRAR-ATLAS 2019
BISHER ERSCHIENEN
AGRAR-ATLAS
Daten und Fakten zur EU-Landwirtschaft 2019
FLEISCHATLAS
Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel 2013
MEAT ATLAS
Facts and figures about the animals we eat
La réalité et les chiffres sur les animaux
que nous consommons
ET ATLASI
Yediğimiz hayvanlar hakkında gerçekler ve rakamlar
REFORMEN
LE,
FÜR STÄL
ÄCKER UND
NATUR
ÖSTERREICHISCHE AUSGABE
ATLAS CARNE DE
LA
Hechos y cifras sobre los animales que comemos
ATLAS CARNE DA
Fatos e números sobre os animais que comemos
ATLAS MASA
Příběhy a fakta o zvířatech, která jíme
FLEISCHATLAS
Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel 2014
FLEISCHATLAS
Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel 2016
BODENATLAS
Daten und Fakten über Acker, Land und Erde 2015
SOIL ATLAS
Facts and figures about earth, land and fields 2015
L’ATLAS DU SOL
Faits et chiffres sur la terre, les sols et les champs 2016
MEERESATLAS
Daten und Fakten über unseren Umgang mit dem Ozean 2017
OCEAN ATLAS
Facts and Figures on the Threats to Our Marine Ecosystems 2017
ENERGIEATLAS
Daten und Fakten über die Erneuerbaren in Europa 2018
ENERGY ATLAS
Facts and figures about renewables in Europe 2018
ATLAS DE L’ÉNERGIE
Faits et chiffres sur les énergies renouvelables en Europe 2018 KOHLEATLAS
Daten und Fakten über einen globalen Brennstoff 2015
COAL ATLAS
Facts and figures on a fossil fuel 2015
COAL ATLAS
Facts and figures on a fossil fuel 2015
NIGERIA
KAKO
23.310
6.674
546
3.875
1.616
IE 1.015
4.713
1
UK
6.108
0,8 0,5
2.386 B
3,5
65–88 11,9 8,8 3,2
19,0
11,2
15,9 13.097
79
17,3 9,3
6.877 18.580
58–69 19,3