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UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Volkswirtschaftslehre
Skript zur Vorlesung – Teil 1 bis 9
Finale Version

Stand: 17. Januar 2024


WS 2023/24
Martin W. Davies

Rechtlicher Hinweis:
Das Skript enthält Elemente urheberrechtlich
geschützter Quellen.
Es ist daher nur zur Verwendung innerhalb der
vorliegenden Lehrveranstaltung und nicht zur
Weitergabe freigegeben.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


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Allgemeine Infos zur Veranstaltung (1/4):


Literaturverzeichnis (weitere Quellenangaben ggf. im Text)
• Bretzke, Wolf-Rüdiger (1980), Der Problembezug von Entscheidungsmodellen
• Bofinger, Peter (2015), Grundzüge der Volkswirtschaftslehre
• Diekmann, Andreas / Voss, Thomas (2004), Die Theorie rationalen Handelns. Stand und
Perspektiven
• Laux, Helmut / Gillenkirch, Robert M. / Schenk-Mathe, Heike Y. (2012), Entscheidungstheorie
• Laux, Helmut / Gillenkirch, Robert M. / Schenk-Mathe, Heike Y. (2019), Struktur und Bedeutung von
Entscheidungsmodellen
• Mankiw, Nicholas Gregory / Taylor, Mark P. (2018), Grundzüge der Volkswirtschaftslehre
• Riechmann, Thomas (2014), Spieltheorie
• Woll, Artur (2014), Volkswirtschaftslehre
• Statistisches Bundesamt (Destatis) (2019) – www.destatis.de

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23.12.2023 Martin W. Davies 2
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Allgemeine Infos zur Veranstaltung (2/4):


Abkürzungen (weitere Abkürzungen ggf. im Text)
A= Ausgaben für ein Gut P/p = Preis (price) / Preisniveau
ATC = average total cost (= DK) PEN = Preiselastizität der Nachfrage
BIP = Bruttoinlandsprodukt Q/q = Menge (quantity)
C= Konsum, priv. Verbrauch (Consumption) ROI = return on investment
D= Nachfrage (demand) S= Ersparnis (saving)
DK = Durchschnittskosten S= Angebot (supply)
DUE = Durchschnitterlöse U= Umsatz für ein Gut
G= Staatsausgaben (government purchases) UE = Umsatzerlöse
GE Grenzerlös VWL = Volkswirtschaftslehre
GK = Grenzkosten VGR = Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
K= Kosten VWL = Volkswirtschaftslehre
KE = Kreuzpreiselastizität X= Exporte
L= Arbeit (labour) Y= (gesamtwirtschaftliches) Produktionsniveau /
M= Geldmenge (quantity of money) Einkommen
M= Importe YE = Einkommenselastizität
NKA = Nettokreditaufnahme
NX = Nettoexport, Außenbeitrag

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23.12.2023 Martin W. Davies 3
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Allgemeine Infos zur Veranstaltung (3/4)


Ziele gemäß Modulblatt „Volkswirtschaftslehre“ (VWL)
Zur Fachkompetenz:
Die Studierenden können
• allgemein die volkswirtschaftlichen Grundzusammenhänge der Mikro- und Makroökonomie erläutern, und dabei
• Entscheidungsmuster von verschiedenen Marktteilnehmern darstellen und bewerten,
• das Zustandekommen von Marktgleichgewichten erklären,
• die Rolle der Fiskal- und der Geldpolitik in einer Volkswirtschaft beschreiben.
Zur Methodenkompetenz:
Die Studierenden
• lernen die Grundlagen der Volkswirtschaftslehre aus Sicht der Mikro- und Makroökonomie kennen
• und können diese im Rahmen von Übungen beurteilen und anwenden.
Zur Sozialkompetenz:
Die Studierenden können im Rahmen der Übungen
• das Vorgehen zur Lösung des Problems im Team organisieren,
• in der Gruppe kooperativ und effektiv Lösungen für die Problemstellung entwickeln,
• in Diskussionen den eigenen Standpunkt argumentativ und sachlich darstellen.
Zur Selbstkompetenz:
Die Studierenden
• erkennen die Volkswirtschaftslehre als dritten Pfeiler der Sozialwissenschaften neben der
• Politologie und der Soziologie,
• verstehen die Bedeutung der Volkswirtschaftslehre mit ihrer Betrachtung der drei „Player“
• einer Gesellschaft: Staat, Unternehmen und private Haushalte,
• erkennen die Bedeutung der volkswirtschaftlichen Zusammenhänge als eine Grundlage für betriebswirtschaftliche und technologische Ausrichtungen,
• sind in der Lage, ihre erworbenen Kenntnisse der Volkswirtschaftslehre anzuwenden und an
• Dritte weiter zu geben.

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23.12.2023 Martin W. Davies 4
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Allgemeine Infos zur Veranstaltung (4/4)


Inhalte gemäß Modulblatt „Volkswirtschaftslehre“ (VWL)
• Makroökonomie mit: Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht, Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung, Konjunkturzyklus, Öffentliche Haushalte, Fiskal- und Geldpolitik,
Geld und Inflation, Außenhandel
• Mikroökonomie mit: Gütermarkt (Marktformen, Angebots- und Nachfragefunktion,
Elastizitäten, Skalenerträge, Wohlfahrtsökonomik, Erlöse), Faktormärkte (Arbeit, Boden
und Kapital)
• Entscheidungstheorie als Grundlage des wirtschaftlichen Handelns

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23.12.2023 Martin W. Davies 5
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Kennen Sie diese Menschen und ihre „Positionen“ sowie die „Agenda 2030“?

Agenda 2030:
17 Sustainable
Development
Brexit!
Goals (SDGs)

Donald Trump
Quelle: Bundesregierung.de

Boris Johnson

Wirtschafts-
Zinsen und motor Steuern-
Geld im China und
Euroraum Haushalts-
chef

Christine Lagard
Xi Jinping Christian Lindner

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23.12.2023 Martin W. Davies 6
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Alles eine Frage der Volkswirtschaftslehre!

Agenda 2030:
Die 17 globalen Ziele für
nachhaltige Entwicklung

Brexit! Steuern- und


Haushalts-
Unter- chef
nehmen?!
Quelle: Daimler

Zinsen im Wirtschaftsmotor
Euroraum China

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23.12.2023 Martin W. Davies 7
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Schlagworte aus der Corona-Krise – eine kleine Auswahl!


Auch eine Frage der Volkswirtschaftslehre?

Weniger
Produktions- Einkommen
stopps

Schließen von Keine


Ladengeschäften Quelle: hessenschau.de Reisen mehr
möglich

Kurzarbeit

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23.12.2023 Martin W. Davies 8
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Die wirtschaftliche Lösung der Corona-Krise ist eine Frage der


Volkswirtschaftslehre! – Deutsche Maßnahmen von 2020 im Rückblick.

Quelle: hessenschau.de

Quelle: F.A.Z, 09.04.2020

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23.12.2023 Martin W. Davies 9
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Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

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23.12.2023 Martin W. Davies 10
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Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

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Einführung

Wie sieht eine


„Volkswirtschaft“ aus?
Ausland
Staat

Monetäre Ströme
Reale Ströme
Güter

Private Güter
Haushalt
Güter

Güter = Waren und


Dienstleistungen Unternehmen

Quelle Landkarte: Wikimedia Commons

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23.12.2023 Martin W. Davies 12
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Einführung

Was bedeutet „Volkswirtschaftslehre“?

Volkswirtschaftslehre befasst sich mit den:


• Bedingungen,
• Voraussetzungen und
• Umsetzungsmöglichkeiten,
um Waren und Dienstleistungen herzustellen und zu verteilen.

„Volkswirtschaftslehre ist die Wissenschaft von der Bewirtschaftung der knappen


gesellschaftlichen Ressourcen.“ (Mankiw / Taylor)

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Einführung

Volkswirtschaftslehre ist eine Wissenschaft!

Die Volkswirtschaftslehre als Wissenschaft verfolgt die folgende methodische


Vorgehensweise:
1: Beobachten Sammeln und Beschreiben von Tatsachen und Informationen

2: Auswerten Auswerten der gewonnenen Ergebnisse und Erkenntnisse mit


Aufstellen von Prämissen und Hypothesen

3: Erstellen
Ergebnisse der Hypothesen
von Theorien

4: Überprüfen Beobachten und weiterentwickeln der Theorien


der Theorien
Bei dieser Vorgehensweise dienen Annahmen zur Vereinfachung von zu betrachtenden
Prozessen und Modelle zur Abbildung von Zusammenhängen und Ergebnissen (als
Zeichnungen oder Diagramme).
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Einführung

Die Volkswirtschaftslehre ist ein Teilgebiet der Sozialwissenschaften und eng


verbunden mit den Politikwissenschaften und der Soziologie

Lehre von der


Bewirtschaftung in einer
Gesellschaft
Volkswirtschaftslehre

Politik- Sozialwissenschaften Soziologie


wissenschaften
Lehre von Lehre von der
Politikstrukturen einer Verhaltensweise des
Gesellschaft Miteinanders in einer
weitere Gesellschaft

Quelle: Woll (2014)

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Einführung

Volkswirtschaftslehre lässt sich aus Sicht von wirtschaftlichen Grundfragen in drei


Bereiche aufteilen …

Volkswirtschaftslehre

Wirtschaftstheorie

Wirtschaftsgeschichte Wirtschaftspolitik

Quelle: Woll (2014)

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23.12.2023 Martin W. Davies 16
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Einführung

… oder aus Sicht von einzelwirtschaftlichen (= mikroökonomischen) und


gesamtwirtschaftlichen (= makroökonomischen) Sachverhalten in zehn Bereiche!
Mikroökonmie steht für die „Analyse, wie Haushalte und Unternehmen Entscheidungen
treffen und auf den Märkten interagieren“, Makroökonomie steht für die „Untersuchung
gesamtwirtschaftlicher Phänomene“ (Mankiw / Taylor, 2018)

Mikroökonomie Makroökonomie

Haushalte Geld

Unternehmen ( BWL) Finanzen

Preise Beschäftigung

Verteilung Konjunktur

Wachstum

Außenwirtschaft
Quelle: Woll (2014)

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Einführung

Handel und komparativer Vorteil sind wesentliche Elemente einer Volkswirtschaft


(1/2)
Handel ist:
• der Austausch von Waren und Dienstleistungen (Gütern) und damit
• die Versorgung der Handelstreibenden und der Gesellschaft insgesamt.

Antrieb für Handel sind:


• Handelsvorteile der jeweiligen Anbieter und
• Handel steht eine Gegenleistung gegenüber.

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23.12.2023 Martin W. Davies 18
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Einführung

Handel und komparativer Vorteil sind wesentliche Elemente einer Volkswirtschaft


(2/2)
• Absoluter Vorteil = Der bei der Herstellung eines Guts entstehende
Produktionsvorteil beim Hersteller.

• Opportunitätskosten = Der „Ertrag“, auf den ein Hersteller / Anbieter für ein
bestimmtes Gut (Produkt bzw. Ware oder Dienstleistung) verzichtet, wenn die
Herstellung dieses Gutes durch den Hersteller aufgegeben wird.

• Komparativer Vorteil = Der Vorteil, der einem Hersteller bei den


Opportunitätskosten bei der Herstellung eines bestimmten Produktes gegenüber
einem anderen Hersteller entsteht.

 Die Umsetzung komparativer Vorteile führt zu einer Spezialisierung der Hersteller


mit entsprechenden Handelsvorteilen.
Quelle: Mankiw / Taylor (2018)

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Einführung

Mankiw und Taylor formulieren zehn Regeln für eine Volkswirtschaft - als
Gesamtheit aller Produktions- und Handelsentscheidungen und –aktivitäten (1/3)
Regel Nr. 1 bis 4: Wie Menschen Entscheidungen treffen
• R1 = Alle Menschen stehen vor abzuwägenden Alternativen:
Entscheidungsprozesse basieren auf dem Abwägen von Alternativen oder der Lösung
von Zielkonflikten.
• R2 = Die Kosten eines Gutes bestehen in dem, was man dafür aufgibt: Vergleich
von Kosten und Nutzen im Sinne der Opportunitätskosten.
• R3 = Rational entscheidende Menschen denken in Grenzbegriffen: Marginale
Veränderungen im Sinne von Änderungen in kleinen Schritten  Grenznutzen /
Grenzkosten.
• R4 = Menschen reagieren auf Anreize: Verhalten kann sich ändern, wenn sich
Kosten und Nutzen ändern.

Quelle: Mankiw / Taylor (2018)

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Einführung

Mankiw und Taylor formulieren zehn Regeln für eine Volkswirtschaft - als
Gesamtheit aller Produktions- und Handelsentscheidungen und –aktivitäten (2/3)
Regel 5. bis 7.: Wie Menschen zusammenwirken
• R5 = Durch Handel kann es jedem besser gehen: Spezialisierung der nationalen
Volkswirtschaften auf die Tätigkeiten, die sie „am besten“ können.
• R6 = Märkte sind gewöhnlich gut geeignet, um die Wirtschaftstätigkeit zu
organisieren: Die Wirtschaftsordnung ist der Rahmen für die Organisation und
Aufteilung der Ressourcen zum Erfüllen der Bedürfnisse der „Wirtschaftsbürger/innen“
– Was wird produziert? – Wie wird produziert? Wer empfängt die Güter?
• R7 = Regierungen können manchmal die Marktergebnisse verbessern: Stichworte
sind Eingriffe bei Marktversagen (z.B. bei der „Corona-Krise“), Marktmacht oder
externe Effekten (Externalitäten).

Quelle: Mankiw / Taylor (2018)

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23.12.2023 Martin W. Davies 21
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Einführung

Mankiw und Taylor formulieren zehn Regeln für eine Volkswirtschaft - als
Gesamtheit aller Produktions- und Handelsentscheidungen und –aktivitäten (3/3)
Regel 8. bis 10: Wie die Volkswirtschaft insgesamt funktioniert
• R8 = Der Lebensstandard einer Volkswirtschaft hängt von ihrer Fähigkeit ab,
Waren und Dienstleistungen herzustellen: Relevante Themen hier sind das
„Wirtschaftswachstum“ (= prozentuale Veränderung der Gütermenge, die in einem
bestimmten Zeitraum in einer Volkswirtschaft produziert wurde), der „Lebensstandard“
(= Güter, die von der Bevölkerung eines Landes gekauft werden kann) und
„Produktivität“ (= Menge der pro Arbeitsstunde produzierten Güter).
• R9 = Die Preise steigen, wenn die Regierung zu viel Geld in Umlauf bringt:
Stichwort „Inflation“ – der Anstieg sämtlicher Preise der Volkswirtschaft.
• R10 = Die Gesellschaft hat kurzfristig zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit zu
wählen: Konsequenz wäre, dass sich Arbeitslosigkeit und Inflation in entgegengesetzte
Richtungen verändern, was für den „Konjunkturzyklus“ (= Schwankungen im
Wirtschaftswachstum) von Bedeutung wäre.
R9 und R10 kritischer Ansatz, Realität der letzten Jahre ist anders verlaufen! 2020?
Quelle: Mankiw / Taylor (2018)

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23.12.2023 Martin W. Davies 22
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Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 23
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Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

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23.12.2023 Martin W. Davies 24
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Auswirkungen „Corona-Krise“

Die „Corona-Krise“. Eine Ist-Aufnahme aus (volks)wirtschaftlicher Sicht mit einer


Auswahl von Stichpunkten / „Schlagworten“.
• Rettungspakete aus KfW-Krediten,
Soforthilfen, Kurzarbeitergeld, Schutzfonds
• Wirtschaftsstabilisierungsfonds
• Corona-Schutzschirm

Gesamte
Volkswirtschaft:
„Absturz“, Rezession, • Lockdowns
Depression? • Keine Lieferungen
Aufschwung – wann? (Exporte)
• Keine Nachfrage
(Importe)
• Kurzarbeit • Lockdown mit Ladenschließungen und • Insolvenzgefahren
• Verlust der Arbeit Produktionseinstellungen (Kurzarbeit)
• Einkommenseinbußen • Auftragsrückgänge und Umsatzeinbrüche
• Eingeschränkter Konsum • Insolvenzgefahren
• Keine Reisen / kein Urlaub • Kapitalbedarf (Liquidität)
• Einbruch ausländischer Zuliefererprodukte
Quelle Landkarte: Wikimedia Commons

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23.12.2023 Martin W. Davies 25
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Auswirkungen „Corona-Krise“

Konsequenz aus Stichpunkten / „Schlagworten“ zu „Angebot“ (von Anbietern /


Verkäufern von Gütern) und „Nachfrage“ (Nachfrager / Käufer der Güter)
Betrachtung der Angebotsseite Betrachtung der Nachfrageseite:
(Unternehmen):
Unternehmen:
• Lockdown mit Ladenschließungen und • Stornos / Zurückstellen von Aufträgen
Produktionseinstellungen (Kurzarbeit)
• Auftragsrückgänge und Umsatzeinbrüche Private Haushalte
• Insolvenzgefahren • Einkommenseinbußen (aus Kurzarbeit oder
• Kapitalbedarf (Liquidität) Arbeitsplatzverlust)
• Einbruch ausländischer Zuiefererprodukte (= • Eingeschränkter Konsum
fehlende notwenbdige Importe) • Keine Reisen / kein Urlaub
• Rückgang der deutschen Exporte

Angebot: Summe der Nachfrage: Summe der


(Wirtschafts)- Kaufkraft/- bereitschaft
Leistungen geht zurück! geht zurück!

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23.12.2023 Martin W. Davies 26
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Auswirkungen „Corona-Krise“

Das deutsche, staatliche Rettungspaket soll die wirtschaftliche „Talfahrt“


abbremsen und einen zügigen wirtschaftlichen „Wiederaufschwung“ ermöglichen.
 Die staatlichen Rettungsmaßnahmen stehen volkswirtschaftlich für die so genannte
„Fiskalpolitik“.
 Zusätzlich zu den Maßnahmen der „Fiskalpolitik“ werden in dieser „Corona-Krise“ auch
durch die Zentralbanken, im Euro-Raum durch die EZB (Europäische Zentralbank), so
genannte Maßnahmen der „Geldpolitik“ durchgeführt, um den Finanzmarkt und die
Kapitalbedarfe (von Banken und Unternehmen) zu sichern.

Fiskalpolitik Geldpolitik

Unternehmen: Private Haushalte • Zinspolitik (Festlegung von


• KfW-Krediten • Kurzarbeitergeld Finanzierungssätzen)
• Soforthilfen • Steuerliche Maßnahmen • Festlegung von „Mindest-
• Kurzarbeitsregelung (z.B. Stundungen) Reservesätzen“
• Schutzfonds • „Offenmarktpolitik“
• Steuermaßnahmen (z.B.
Stundungen)

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23.12.2023 Martin W. Davies 27
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Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

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Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht

Ausgangspunkt für die weitere theoretische und praxisbezogene Betrachtung der


Situation einer Volkswirtschaft ist das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht 1/3
• Das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht ergibt sich aus der aggregierten,
makroökonomische Betrachtung von Angebot und Nachfrage.
• Auf Basis des so genannten Bruttoinlandsprodukts (BIP), dem Marktwert aller für
den Endverbrauch in einem Land in einem bestimmten Zeitraum hergestellten Waren
und Dienstleistungen, wird der gesamtwirtschaftliche Zusammenhang zwischen
produzierter Gütermenge und dem jeweiligen Preisniveau analysiert.
• Auf makroökonomischer, gesamtwirtschaftlicher Ebene erfolgt die Aggregation
der einzelnen mikroökonomischen, einzelwirtschaftlichen Sektoren (Bereiche)
und der entsprechenden mikroökonomischen Gleichgewichte aus Angebot und
Nachfrage.
• Finden beispielsweise auf mikroökonomische Ebene Substitutionen zwischen Gütern
statt, so werden diese auf makroökonomischer Ebene durch Ausgleich der
Verschiebungssalden integriert.
• Die Betrachtung von kurzfristigen Wirtschaftsschwankungen erfolgt mit dem
Modell der aggregierten Nachfrage und des aggregierten Angebots.
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Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht

Ausgangspunkt für die weitere theoretische und praxisbezogene Betrachtung der


Situation einer Volkswirtschaft ist das gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht 2/3
Die Betrachtung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht erfolgt mit den
Parametern:
 Preisniveau = volkswirtschaftliches Preisniveau, z.B. gemessen mit dem VPI
(Verbraucherpreisindex, für das Ermitteln der Inflationsrate)
 Produktionsniveau = volkswirtschaftliche Gütermenge
 Aggregierte Nachfragekurve = Gütermengen, die Haushalte, Unternehmen und der
Staat zu dem jeweiligen Preisniveau erwerben wollen
 Aggregierte Angebotskurve = Gütermengen, die die Unternehmen bei dem
jeweiligen Preisniveau herstellen und verkaufen wollen
Der „Schnittpunkt“ von aggregierter Angebots- und Nachfragekurve ergibt das
gesamtwirtschaftliche Gleichgewichtsproduktionsniveau und das dazu gehörige
gesamtwirtschaftliche Gleichgewichtspreisniveau.

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Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht

Ausgangspunkt für die weitere theoretische und praxisbezogene Betrachtung der


Situation einer Volkswirtschaft ist das gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht 3/3
Modellhafte Darstellung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts:

Preisniveau

aggr. Angebot
Gleichgewichts-
preisniveau
aggr. Nachfrage

Gleichgewichts- Produktionsniveau
produktionsniveau

Hinweis: Diese Darstellung ist typisch für eine modellhafte, theoretische Aussage. Die Grundannahmen dieses Modells
bilden die „einfache“ Darstellung einer aggregierten Angebots- und Nachfragekurve in Form von linearen Kurven
(Geraden) ab. Auch „komplexere“ Kurvenverläufe (nicht-linear) führen zur gleichen Aussage für die punktuelle
(stichtagsbezogene) Ermittlung / Beschreibung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts.

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Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht

Aggregierte Nachfragekurve (1/5)

 Die aggregierte Nachfragekurve hat eine negative Steigung: je höher das


Preisniveau, umso niedriger das Produktionsniveau, bei sinkendem Preisniveau
steigt die produzierte Gütermenge.
 Die Nachfrage auf BIP-Ebene ergibt sich aus der Verwendungsperspektive als Summe
der Komponenten: privater Konsum, Investitionsausgaben von Unternehmen,
Staatsausgaben und Nettoexporte (= Exporte minus Importe)
 Eine negative Steigung der aggregierten Nachfragekurve impliziert, dass ein
geringeres Preisniveau für die genannten Komponenten jeweils eine Steigung der
Nachfrage bedeutet.

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Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht

Aggregierte Nachfragekurve (2/5)

Hierzu gibt es drei Erklärungsansätze:


1: Preisniveau und Konsum
Ein Preisrückgang bedeutet real eine Steigerung des Geldwertes und damit der Kaufkraft.
Dies führt zu weiteren Ausgaben der Konsumenten und damit zu mehr Nachfrage nach
Gütern.
Preissteigerungen bewirken entsprechend den gegenteiligen Effekt. Dieser Effekt wird
auch Pigout-Effekt bezeichnet (nach Arthur C. Pigout).
2: Preisniveau und Investitionen
Je geringer das Preisniveau ist, umso weniger wird von den Konsumenten als sogenannte
Transaktionskasse zurückgehalten sondern als S (Ersparnis) bei Kreditinstituten als
Einlage vorgenommen.
Da diese ihrerseits damit über mehr Kreditmittel verfügen, wird dies zu niedrigeren Zinsen
führen. Niedrigere Zinsen wiederum führen zu höheren Investitionsausgaben.

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Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht

Aggregierte Nachfragekurve (3/5)

2: Preisniveau und Investitionen (Fortsetzung)


Bei einem höheren Preisniveau steigen die Zinsen und die Investitionsausgaben sinken
entsprechend. Dieser Effekt wird auch Keynes-Effekt bezeichnet (nach John Maynard
Keynes).
3: Preisniveau und Nettoexporte
Ein geringeres Preisniveau führt auch dazu, dass im Ausland Geld-Einlagen
vorgenommen werden.
Dies führt zu einer größeren Menge des inländischen Geldes im Ausland und somit zu
einer Abwertung der inländischen Währung bei den Wechselkursen und anschließend zu
niedrigeren Preisen der Exportgüter und höheren Preisen der Importgüter (siehe auch Teil
5, Wechselkurse).
Ergebnis ist ein Nettoexportüberschuss, bedingt durch mehr Export und weniger Import.
Dieser Effekt wird auch Mundell-Fleming-Wechselkurs-Effekt bezeichnet (nach Robert
Mundell und Marcus Fleming).
Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version
23.12.2023 Martin W. Davies 34
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Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht

Aggregierte Nachfragekurve (4/5)

Zusammenhang Preisniveau und Staatsausgaben


Auch wenn der Preis bei der Vergabe von Staatsaufträgen eine Rolle spielt, so gibt es
dennoch keinen direkten Zusammenhang zwischen Preisniveau und Höhe der
Staatsausgaben, weil die Entscheidungen über Staatsausgaben „politisch“ bedingt sind.

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23.12.2023 Martin W. Davies 35
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Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht

Aggregierte Nachfragekurve (5/5)

Verschiebung der aggregierten Nachfragekurve = Gründe für eine Verschiebung


können sein:
- Änderungen im Konsumverhalten, z.B. wegen der Erhöhung der Ersparnisse für
eine höhere, private Rücklage.
- Änderungen im Investitionsverhalten, z.B. wegen Effekten aus der
technologischen Weiterentwicklung oder wegen geänderter Steuerpolitik bei
Abschreibungsvorgaben.
- Staatsausgaben, z.B. durch Streichungen oder Erhöhung von Ausgabe-Posten.
- Änderungen im Außenhandel, z.B. durch Nachfragerückgänge im Ausland oder
Auf- bzw. Abwertungen ausländischer Währungen.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 36
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Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht

Aggregierte Angebotskurve – Kurzfristige Betrachtung (1/4)

Die Betrachtung der aggregierten Angebotskurve erfolgt aus einem kurzfristigen und
einem langfristigen Blickwinkel – in Anlehnung an die Theorie des „neutralen Geldes“.
Kurzfristig hat das Preisniveau einen Einfluss auf die aggregierte angebotene
Gütermenge.
Höhere Preise bedingen ein höheres Produktionsniveau und niedrige Preise ein
geringeres Produktionsniveau der Gütermenge aus Waren und Dienstleistungen.

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23.12.2023 Martin W. Davies 37
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Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht

Aggregierte Angebotskurve – Kurzfristige Betrachtung (2/4)

Für die positive Steigung der aggregierten Angebotskurve gibt es drei Erläuterungen:
1: Starre Lohnsätze
Bei einem zurückgehenden Preisniveau sorgen die starren, festgelegten Lohnsätze dafür,
dass der Kostenanteil der realen Löhne relativ größer wird. Das führt dazu, dass die
Produktion zurückgefahren wird und Arbeitnehmer entlassen werden, um die Kosten zu
reduzieren.
Entsprechend sorgt ein höheres Preisniveau bei dann, relativ niedrigeren Reallöhnen zu
einem höheren Output mit Beschäftigung zusätzlicher Arbeitnehmer.
2: Starre Preise
Bei Änderungen des Preisniveaus bleiben zunächst die ursprünglichen Preise bestehen,
was bei einem Preisniveaurückgang zu einem Nachfrageausfall führt und damit mit einem
Produktionsrückgang verbunden ist, bzw. entsprechend bei Preisniveauanstieg ein
Nachfrageanstieg mit Produktionsausweitung.

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23.12.2023 Martin W. Davies 38
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Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht

Aggregierte Angebotskurve – Kurzfristige Betrachtung (3/4)

3: Wahrnehmungsstörungen
Unternehmen reagieren auf Wahrnehmung eines geänderten Preisniveaus mit der
Annahme, dass die relativen Preise gefallen bzw. gestiegen sind und veranlassen
entsprechend einen Produktionsrückgang bzw. –anstieg.

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23.12.2023 Martin W. Davies 39
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Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht

Aggregierte Angebotskurve – Kurzfristige Betrachtung (4/4)

Eine Verschiebung der aggregierten Angebotskurve erfolgt aus folgenden Gründen:


- Änderungen im Arbeitskräftepotenzial, z.B. mit Verschiebung nach rechts
wegen eines Anstiegs der verfügbaren Arbeitskräfte.
- Änderungen im Real- und Humankapitalbestand, bei natürlichen
Ressourcen oder der eingesetzten Technologie, mit einer entsprechenden
Steigerung / Senkung der Produktivität
- Änderungen des Preisniveaus bei Inputfaktoren, wie z.B. Lohnkosten, die
durch eine Veränderung der gesamten Kostenstruktur zu einer Verschiebung der
Angebotsfunktion führen.
- In Zeiten eines Lockdown: Rücknahme der Angebotsleistung

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23.12.2023 Martin W. Davies 40
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Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht

Die Auswirkungen der Lockdowns in der „Corona-Krise“ führten zu einem


Rückgang des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtsproduktionsniveau
Wie im „Corona-Kapitel“ dargestellt, gibt es gesamtwirtschaftlich kurzfristig durch die „Corona-
Krise“ bzw. die Lockdowns, sowohl einen Rückgang des „Angebots“ (der Wirtschaftsleistung, des
BIP) als auch der „Nachfrage“ (der Kaufkraft/-bereitschaft).
Damit verschieben sich beide Kurven, aggregiertes Angebot und aggregierte Nachfrage nach links,
und es entsteht erstmal ein neues Gleichgewichtsproduktionsniveau.
Preisniveau

aggr. Angebot
Gleichgewichts-
preisniveau
aggr. Nachfrage

Gleichgewichts- Gleichgewichts- Produktionsniveau


produktionsniveau produktionsniveau
Tendenz 2020 „Vor-Corona“

Die großen, aktuellen Fragen lauten: Wird unsere Volkswirtschaft, werden die Volkswirtschaften wieder
das „Vor-Corona-Gleichgewichtsproduktionsniveau“ erreichen , und wird das Preisniveau stabil bleiben?

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 41
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Gesamtwirtschaftliche Betrachtung

Aggregierte Angebotskurve – langfristige Betrachtung (1/4)

Langfristige Betrachtung
Das Angebot an Gütermengen ist abhängig von zur Herstellung der Güter erforderlichen
Produktionsfaktoren.

 Unter der Annahme einer gegebenen


Ausstattung (mit Arbeit, Human- und Realkapital,
natürlichen Ressourcen bei vorhandener
Technologie) und einer – wie in der „klassischen
Dichotomie“ beschriebenen – neutralen
Geldfunktion verläuft die Angebotskurve
langfristig entsprechend senkrecht.

 Grundannahme dieser klassischen Sichtweise


ist, dass langfristig die nominale Variable
Preisniveau keinen Einfluss haben wird auf das
reale Produktionsniveau:
Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version
23.12.2023 Martin W. Davies 42
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Gesamtwirtschaftliche Betrachtung

Aggregierte Angebotskurve – langfristige Betrachtung (2/4)

 Die Angebotskurve ist somit beim natürlichen Produktionsniveau, das sich aus der
Faktorausstattung (Arbeit + Boden + Kapital) einer Volkswirtschaft ableitet.
 Dies impliziert die optimale Nutzung aller Ressourcen und damit auch einer natürlichen
Arbeitslosenquote (im Sinne von Vollbeschäftigung), weil davon alle in der
Volkswirtschaft einsetzbaren Produktionsfaktoren, inkl. Arbeit, zum Einsatz kommen.
 Ein Blick in die wirtschaftliche Realität erlaubt die Fragen:
- Was bedeutet langfristig?
- Wann startet langfristig, wenn es permanent zu Geldmengenänderungen kommt?
- Welche Aktivitäten müssen unternommen werden, um die ungenutzten
Ressourcen zu aktivieren?
- Welcher Faktoreinsatz in % ist real tatsächlich möglich, entspricht damit z.B.
Vollbeschäftigung bereits einer Arbeitslosenquote von 5%?

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 43
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Gesamtwirtschaftliche Betrachtung

Aggregierte Angebotskurve – langfristige Betrachtung (3/4)

 Die Bewertung der Situation einer Volkswirtschaft zur Ableitung von


wirtschaftspolitischen Maßnahmen sollte sich daher nicht ausschließlich auf diese
Langfrist-Darstellung beschränken, da keine kurzfristigen Verbesserungen erzielbar
wären.
 Damit würden auch Konjunkturprogramme ausgeschlossen, da der Markt sich –
langfristig – wie dargestellt selbst regelt.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 44
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Gesamtwirtschaftliche Betrachtung

Aggregierte Angebotskurve – langfristige Betrachtung (4/4)

Eine Verschiebung der langfristigen aggregierten Angebotskurve erfolgt aus


folgenden Gründen:
- Änderung Arbeitskräftepotenzial, z.B. durch Zunahme bzw. Rückgang an
Arbeitskräften oder durch Verschiebung der natürlichen Arbeitslosenquote.
- Änderungen Kapitalbestand, z.B. durch Vergrößerung von Human- und / oder
Realkapital mit Verschiebung nach rechts
- Änderungen bei natürlichen Ressourcen, z.B. durch Änderungen bei
verfügbarem Boden, bedingt durch negative Klimawandel-Folgen (= z.B. nach
links) oder durch Erschließung neuer Rohstoffe (= nach rechts)
- Änderungen der Technologie, z.B. durch Produktivitätssteigerungen,
resultierend aus technischem Fortschritt

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 45
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Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 46
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Einführung zum Verständnis, zitiert aus dem Statistischen Jahrbuch (1/4)
Die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) haben die Aufgabe:
 für einen bestimmten Zeitraum
 ein möglichst umfassendes, übersichtliches, hinreichend gegliedertes, quantitatives
 Gesamtbild des wirtschaftlichen Geschehens in einer Volkswirtschaft zu geben.
 Dabei wird die wirtschaftliche Betätigung aller Wirtschaftseinheiten erfasst, die
ihren ständigen Sitz beziehungsweise Wohnsitz im Wirtschaftsgebiet haben
(Inlandskonzept).
Eine zentrale Größe der VGR ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP), welches alle im
Inland produzierten Güter und Dienstleistungen abzüglich der Vorleistungen misst.
Dabei drückt die Veränderungsrate des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts die
wirtschaftliche Entwicklung aus und wird auch als Wirtschaftswachstum bezeichnet.

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2019.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 47
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Einführung zum Verständnis, zitiert aus dem Statistischen Jahrbuch (2/4)
Ein Wirtschaftsgebiet kann die gesamte Volkswirtschaft (zum Beispiel Deutschland)
oder ein Teil davon (zum Beispiel ein Bundesland) sein. Die Region außerhalb des
jeweiligen Wirtschaftsgebiets wird nicht als Ausland, sondern als „Übrige Welt“
bezeichnet.
Für die Abgrenzung ist im Allgemeinen die Staatsangehörigkeit ohne Bedeutung;
ebenso ist es unerheblich, welche Rechtsform die Wirtschaftseinheiten haben.
Ständig im Inland befindliche Produktionsstätten, Verwaltungseinrichtungen und so
weiter zählen deshalb zu den inländischen Wirtschaftseinheiten, unabhängig von den
Eigentumsverhältnissen;
umgekehrt gehören ständig im Ausland gelegene Produktionsstätten,
Verwaltungseinrichtungen und so weiter im Eigentum von Inländern nicht zu den
inländischen Wirtschaftseinheiten. A
Ausnahmen von dieser Regel bilden unter anderem diplomatische und konsularische
Vertretungen sowie Streitkräfte.
Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2019.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 48
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Einführung zum Verständnis, zitiert aus dem Statistischen Jahrbuch (3/4)
Wirtschaftseinheiten sind alle Personen und Institutionen mit ihren für die
Beschreibung des Wirtschaftsablaufs wichtigen wirtschaftlichen Tätigkeiten und damit
verbundenen Vorgängen (produzieren, verteilen, konsumieren, investieren,
finanzieren).
Sie werden zusammengefasst zu großen Gruppen (Wirtschaftsbereiche, Sektoren).
Als kleinste Darstellungseinheiten dienen Institutionen, die entweder selbst bilanzieren
oder bei denen es aus rechtlicher und wirtschaftlicher Sicht möglich wäre, eine
vollständige Rechnungsführung zu erstellen. Diese Einheiten werden zu folgenden
Sektoren zusammengefasst:
 Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften (zum Beispiel AGs, GmbHs, OHGs, KGs
sowie rechtlich unselbstständige Eigenbetriebe des Staates und der privaten
Organisationen ohne Erwerbszweck wie Krankenhäuser und Pflegeheime)

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2019.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 49
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Einführung zum Verständnis, zitiert aus dem Statistischen Jahrbuch (4/4)

(Fortsetzung Sektoren der Wirtschaftseinheiten):


 Finanzielle Kapitalgesellschaften (zum Beispiel Banken, Versicherungen)
 Staat (Bund, Länder, Gemeinden, Sozialversicherungen) –
 Private Haushalte (als Konsumenten, aber auch als Produzenten, zum Beispiel
selbstständige Landwirte oder Versicherungsvertreter, Einzelunternehmer, Händler,
Gastwirte, „Freiberufler“)
 Private Organisationen ohne Erwerbszweck (zum Beispiel politische Parteien,
Gewerkschaften, Kirchen, Vereine)

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2019.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 50
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Wesentliche Zusammenhänge / Ergebnisse (1/14)
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist der:
 Marktwert
 aller
 für den Endverbrauch
 in einem Land
 in einem bestimmten Zeitraum
 hergestellten Waren und Dienstleistungen.
 Das BIP entspricht damit einer Inlandsbetrachtung!

Die Herleitung des BIP erfolgt aus Sicht der:


 Entstehung,
 Verteilung und
 Verwendung.
Quelle: Mankiw / Taylor (2018)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 51
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Wesentliche Zusammenhänge / Ergebnisse (2/14)
Berechnung des BIP aus Sicht der Entstehung:
Verkäufe von Waren und Dienstleistungen (eigene Produktion + Handelswaren)
+ Wert der Bestandsveränderung Halb-/Fertigwaren
+ Wert selbst erstellte Anlagen
= Produktionswert
- Vorleistungen (= Zukäufe von anderen Unternehmen zum Einsatz in der eigenen
Leistungserstellung)
= Bruttowertschöpfung ( Bruttowertschöpfung umfasst nur den im Produktionsprozess
geschaffenen Mehrwert)
+ Gütersteuern (= Unternehmens-Einnahmen)
- Gütersubventionen
= Bruttoinlandsprodukt
Quelle: Bofinger (2015)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 52
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Wesentliche Zusammenhänge / Ergebnisse (3/14)
Betrachtung BIP aus Sicht der Verteilung (Aufteilung nach Einkommen aus Kapital und aus Arbeit):
Bruttoinlandsprodukt
- Saldo Primäreinkommen (= Primäreinkommen aus der übrigen Welt Y für Inländer im Ausland
minus Y für Ausländer im Inland, dabei Definition Inländer / Ausländer abhängig vom Wohnsitz,
nicht Nationalität!  Inländer-Prinzip = Einkommen, was im Inland zur Verfügung steht)
= Bruttonationaleinkommen (BNE)
- Abschreibungen (= Verschleiß im Anlagenbestand)
= Nettonationaleinkommen (NNE)  zu Marktpreisen
- Produktions- + Importabgaben an den Staat
+ Subventionen vom Staat
= Volkseinkommen  zu Faktorkosten
- Arbeitnehmerentgelt
= Unternehmens- und Vermögenseinkommen
Quelle: Bofinger (2015)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 53
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Wesentliche Zusammenhänge / Ergebnisse (4/14)
(Fortsetzung Betrachtung BIP aus Sicht der Verteilung)

Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte (aus Kapital und aus Arbeit) berechnet sich wie
folgt:
Volkseinkommen
- direkte Steuern
- SV-Beiträge
+ Transfereinkommen (= öffentliche Unterstützungsleistungen)
= Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 54
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Wesentliche Zusammenhänge / Ergebnisse (5/14)
Berechnung des BIP aus Sicht der Verwendung:
BIP = Y = C + Ib + G + NX

C= private Konsumausgaben (= C private Haushalte + C private Organisationen ohne


Erwerbszweck)
Ib = Bruttoinvestitionen (= inkl. Abschreibung)
G= Konsumausgaben Staat
NX = Außenbeitrag (= X-M)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 55
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Wesentliche Zusammenhänge / Ergebnisse (6/14)

Quelle: Mankiw / Taylor (2018)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 56
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Wesentliche Zusammenhänge / Ergebnisse (7/14) – BIP 2022 Deutschland
Entstehung, Verwendung und Verteilung
des Bruttoinlandsprodukts 2022 in
Milliarden Euro
Bruttoinlandsprodukt: 3 601,8 Mrd. Euro

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) (2022)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 57
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Wesentliche Zusammenhänge / Ergebnisse (8/14) – BIP Deutschland Ausblick 2020

BIP 2019 = 3,436 Mrd. € /


BIP 2021 = 3,570,6 Mrd €

Quelle: BMWI.de (2020)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 58
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Wesentliche Zusammenhänge / Ergebnisse (9/14)
• Bei der Bewertung und Betrachtung des Bruttoinlandsproduktes wird unterschieden
zwischen: nominales und reales BIP.

• Die Bewertung der laufenden Produktion (z.B. in 2019) mit einem früheren Preisniveau
(z.B. Vorjahr 2018) = reales BIP zur Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Produktion
von Waren und Dienstleistungen.

• Nominales BIP ist der IST-Wert der laufenden Produktion von Waren und
Dienstleistungen mit tatsächlichen Preisen.

• Bewertung des realen BIP mit konstanten Preisen ermöglicht die Betrachtung der
Mengen-Entwicklung durch jeweilige jahresspezifische reale BIPe.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 59
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Wesentliche Zusammenhänge / Ergebnisse (10/14)
• Zur Bewertung der durchschnittlichen Preisentwicklung des BIP kann der BIP-Deflator
eingesetzt werden.

• Der BIP-Deflator berechnet den Anstieg im nominalen BIP in einem bestimmten


Zeitabschnitt, der auf einen Anstieg der Preise zurückzuführen ist durch Vergleich mit
dem für den selben Zeitabschnitt ermittelten realen BIP.
BIP-Deflator = nominales BIP / reales BIP x 100

• Da für das nominale und reale BIP der selbe Zeitabschnitt betrachtet wird mit der
selben Outputmenge, entspricht ein BIP-Deflator von größer 100 einem Preisanstieg
und von kleiner 100 einem Preisrückgang.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 60
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Wesentliche Zusammenhänge / Ergebnisse (11/14)

Quelle: Mankiw / Taylor (2018)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 61
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Wesentliche Zusammenhänge / Ergebnisse (12/14)
• Zum Vergleich Inflationsrate aus VPI (Verbraucherpreisindex) / Warenkorb und BIP-
Deflator:
 Volkswirte betrachten beide Parameter
 BIP-Deflator bezieht sich auf im Inland hergestellte Produkte, VPI betrachtet im
Inland von privaten Haushalten gekaufte Produkte
 BIP-Deflator wird jährlich ausgewiesen, der VPI in der Regel alle fünf Jahre
angepasst.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 62
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Wesentliche Zusammenhänge / Ergebnisse (13/14)
Kapitalströme in offenen Volkswirtschaften:
 Bei der Betrachtung von internationalen Aktivitäten sind auch Kapitalströme für
Investitionen im Ausland zu betrachten, die als Kapitalabfluss bezeichnet werden.
 Der Nettokapitalabfluss ergibt sich aus dem Erwerb ausländischer Aktiva durch
Inländer minus des Erwerbs inländischer Aktiva durch Ausländer.
 Die Höhe des Nettokapitalabfluss (NCO) entspricht der Höhe des Nettoexports: NCO =
NX
 Begründung:
• Der jeweilige Export von Gütern steht für einen entsprechenden Kapitalfluss zum
Exporteur in Form der ausländischen Währung (= der Erwerb der ausländischen
Aktiva).
• Importe bedeuten einen Kapitalabfluss zum ausländischen Exporteur.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 63
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Ziel und Zweck der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) –


Wesentliche Zusammenhänge / Ergebnisse (14/14)
 Bezogen auf die Komponenten des BIP bedeutet dies, dass, wenn NCO = NX 
Y = C + I + G + NCO
 Daraus abgeleitet ergibt sich für die Ersparnis S mit
S = d SV + d GV  S = I + NCO (bei d GV = 0)

 In einer offenen Volkswirtschaft setzt sich somit die Ersparnis zusammen aus
Investitionen im Inland und dem Nettokapitalabfluss.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 64
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Wirtschaftswachstum (1/3)

• Wirtschaftswachstum bedeutet das Wachstum einer Volkswirtschaft im Rahmen einer


periodischen Betrachtung über bestimmte Zeitabschnitte (Jahre).
• Das Wirtschaftswachstum wird gemessen auf Basis des realen BIP, um die reale
Produktionsentwicklung (von Waren und Dienstleistungen) zu betrachten.
• Zur besseren Vergleichbarkeit der wirtschaftlichen Entwicklung von Regionen (= Staaten,
Wirtschaftsräume wie z.B. die EU, Bundesländer, etc.) wird das Wachstum auf Basis des realen BIP
pro Kopf zugrunde gelegt.

Deutschland

Quelle: Statistisches Bundesamt, Statista (2022)

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23.12.2023 Martin W. Davies 65
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Wirtschaftswachstum (2/3)

Die treibende Kraft für ein Wirtschaftswachstum ist die Produktivität, die Menge an
Waren und Dienstleistungen, die pro Arbeitsstunde produziert wird.

Die Bestimmungsfaktoren für Produktivität sind (vgl. Mankiw/Taylor):


- Arbeit = Arbeitskräftepotenzial
- Realkapital = Bestand an produzierten Produktionsmitteln (Maschinen, Werkzeuge,
etc.) für die Produktion von Waren und Dienstleistungen
- Humankapital = Wissen und Fähigkeiten (Kompetenz), die die Arbeitskräfte durch
Ausbildung und Berufserfahrung erwerben
- Natürliche Ressourcen = Input bei Produktion von Waren und Dienstleistungen, der
von der Natur bereit gestellt wird (Rohstoffe, Böden, Flüsse, etc.)
- Technologisches Wissen = Wissen der Gesellschaft um die besten Wege zur
Herstellung von Waren und Dienstleistungen („Methodenkompetenz“)

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23.12.2023 Martin W. Davies 66
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Wirtschaftswachstum (3/3)

Unter dem Blickwinkel der Entstehung des BIP ist das BIP durch Y darstellbar als
Produktionsfunktion gemäß der Bestimmungsfaktoren für Produktivität mit:
Y = f (L = Arbeit, K = Realkapital, H = Humankapital, N = Menge an natürlichen
Ressourcen) x T (= Stand des technologischen Wissens)

 Dies bedeutet, dass z.B. die Wachstumsfähigkeit von Deutschland mit geringeren
natürlichen Ressourcen „N“ durch die anderen Bestimmungsfaktoren, besonders durch
Humankapital „H“ und technologisches Wissen „T“ ausgeglichen werden muss.
Stichwort: Fachkräfte-Bedarf und „Produktionsfaktor Bildung“

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 67
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Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 68
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Konjunkturzyklus

Der Konjunkturzyklus beschreibt die wirtschaftliche Entwicklung von


Volkswirtschaften gemessen an deren BIP
• Die Abfolge von Aufschwung- und Abschwungjahren bezeichnet man als
Konjunkturzyklus.
• Die Entwicklung von Volkswirtschaften zeigt, dass es bei den gesamtwirtschaftlichen
Aktivitäten zu Schwankungen kommen kann und nicht eine konstante Entwicklung
gegeben ist, gemessen am BIP und anderer Variablen, wie z.B. der
Arbeitslosenquote, Preisniveau oder Zinssätze.
• Als Aufschwung bezeichnet man die Zunahme von Wachstumsraten des realen BIP,
verbunden mit i.d.R. einem Rückgang der der Arbeitslosen.
• Hierbei bezeichnet Expansion die Phase des Aufschwungs und Boom eine kräftige,
dauerhafte Hochphase.
• Abschwung bedeutet die Abnahme der positiven bis hin zu negativen Wachstumsraten
(= Rückgang der Wirtschaftsleistung auf Basis des realen BIP) mit Anstieg der
Arbeitslosenzahlen.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 69
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Konjunkturzyklus

Der Abschwung einer Volkswirtschaft kann über eine Rezession zu einer


Depression führen
• Von Rezession wird gesprochen, wenn – so die gängigste Definition – in zwei
aufeinanderfolgenden Quartalen die Wachstumsrate kleiner oder gleich Null ist.
• Die Rezession wird zur Depression, wenn eine kräftige, dauerhafte Tiefphase mit
entsprechenden negativen Wachstumsraten gegeben ist.
• Entgegen viel geäußerter Befürchtungen führten weder die Finanzkrise von 2008 noch
„Corona“ von 2020 zu einer Depression sondern „lediglich“ zu einer „kurzen“
Rezession.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 70
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Konjunkturzyklus

Der Konjunkturzyklus von Volkswirtschaften unterliegt keiner grundsätzlichen und


berechenbaren Logik
Eine Analyse von Wirtschaftsschwankungen zeigt:

1: Wirtschaftliche Schwankungen sind unregelmäßig und nicht prognostizierbar.

2: Die meisten makroökonomischen Variablen schwanken gemeinsam (BIP,


Volkseinkommen).

3: Der Rückgang des Produktionswachstums ist mit einem Anstieg der


Arbeitslosigkeit verbunden.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 71
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Konjunkturzyklus

Darstellung eines Konjunkturzyklus am Beispiel von Deutschland für die Jahre


1970 bis 2015 und anhand eines stilisierten Verlaufs

Beispieldarstellungen übernommen aus Mankiw/Taylor – BIP und Bofinger - Verlauf

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 72
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Konjunkturzyklus

Für die Entwicklung des Konjunkturzyklus am Beispiel der „Corona-Krise“ gab und
gibt es drei mögliche Szenarien
• Bedingt durch die weltweiten Lockdowns – bzw.
Shutdowns – im Rahmen der „Corona-Krise“
kam es zu einem deutlichen Rückgang des BIP
im – zumindest - zweiten und dritten Quartal
2020 und damit zu einer Rezession. Quelle: BMWI

• Zur Gegensteuerung wurden z.B. durch den


Staat (Deutschland) und die EU Maßnahmen
ergriffen, um das Wachstum des BIP wieder
anzustoßen, und um den weiteren „Absturz“ zu
verhindern. (Maßnahmen werden im Kapitel
„Fiskalpolitik“ vorgestellt).
• Für das – erwartete – wieder einsetzende
Wirtschaftswachstum gibt es das V-, U- und L-
Szenario, so benannt nach der Form der Quelle: BMWI

Buchstaben. (W wäre Kombination aus zwei V).


Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version
23.12.2023 Martin W. Davies 73
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Konjunkturzyklus

Das V-Szenario steht gleichermaßen für einen ebenso „rasanten“ Rückgang wie
einen anschließenden ebenso „rasanten“ Anstieg der Wirtschaftsleistung
• Das V-Szenario steht für den ”klassischen
Wirtschaftsschock”, auf den eine zeitnahe
Wiederherstellung der ursprünglichen
Wirtschaftsleistung erfolgt.
• In diesem Szenario kann der im Jahr des
„Wirtschaftsschocks“ entstandene BIP-
Rückgang innerhalb einer Periode wieder
aufgeholt werden.
• Entsprechend hoch ist die Wachstumsrate –
hier in 2021 – für das BIP.
• Perspektive: Optimistisch, aber möglich.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 74
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Konjunkturzyklus

Das U-Szenario geht zwar von einer Erholung der Wirtschaftsleistung auf das
Vorniveau aus, aber weniger schnell als das V-Szenario
• Das U-Szenario hat auf den ersten Blick
einen ähnlichen Verlauf wie das V-
Szenario, entwickelt aber eine geringere
Wachstumsdynamik.
• Der „Wirtschaftsschock“ bleibt länger
„haften“ und die Wachstumsraten
steigen aber in geringerem Maße.
• Es wird ein geringeres BIP entstehen.
• Es kann deutlich länger dauern, bis das
„Vor-Corona-Krise“-BIP-Niveau wieder
erreicht wird.
• Perspektive: Möglich, abhängig vom
tatsächlich entstandenen „Schaden“.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 75
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Konjunkturzyklus

Das L-Szenario ist das für den weiteren wirtschaftlichen Verlauf das schlechteste
und „hässlichste“ Szenario durch einen anhaltenden Verlust der Wirtschaftsleistung
• „L“ ist der „arme Verwandte“ von V und U!
• Das L-Szenario tritt ein, wenn die „Corona-
Krise“ massiven Einfluss auf die
Wirtschaftsstruktur nimmt – nicht nur auf
Rückgang von Angebot und Nachfrage.
• Strukturprobleme entstehen aus z.B.
„Zerstörungen“ der Lieferketten durch
wegbrechende – weil insolvente – Zulieferer,
Kapital- und Arbeitsmarktprobleme oder
dauerhafte Produktivitätsrückgänge.
• Perspektive: Unwahrscheinlich, weil
„Corona-Krise“ keinen langfristigen Einfluss
haben wird.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 76
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Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 77
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Fiskalpolitik

Die Fiskalpolitik gehört neben der Geldpolitik zu den wirtschaftspolitischen


Maßnahmen
• Die staatliche Einflussnahme auf eine Volkswirtschaft erfolgt:
• im Rahmen der Fiskalpolitik durch staatliche Institutionen über die
Veränderung der Staatsausgaben und das Niveau der Besteuerung und
• im Rahmen der Geldpolitik durch Zentralbanken als geldpolitische
Entscheidungsinstanz einer Volkswirtschaft zur Erreichung und Sicherung der
Geldwertstabilität durch die Steuerung der Bankenliquidität und der
Geldschöpfung.
• Die wirtschaftspolitische Zielrichtung für den Einsatz von Instrumenten der Geld-
und Fiskalpolitik ist das Erreichen und Aufrechterhalten eines
gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts.
• Für die Zielerreichung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts wurde im Jahre
1967 wurde in Deutschland das Gesetz zur Förderung der Stabilität und des
Wachstums in der Wirtschaft (= Stabilitätsgesetz) verabschiedet.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 78
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Fiskalpolitik

Das „Stabilitätsgesetz“ für ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht wird auch als


„magisches Viereck“ bezeichnet
• Das „Stabilitätsgesetz“ definiert vier Zielsetzungen:
- Vollbeschäftigung
- Angemessenes und stetiges Wirtschaftswachstum
- Preisstabilität
- Außenwirtschaftliches Gleichgewicht
• Die vier Zielsetzungen werden auch als „magisches Viereck“ bezeichnet, da eine
gemeinsame Zielerreichung nahezu ausgeschlossen ist.
• Der Einsatz der Instrumente der Geld- und Fiskalpolitik für die Erreichung dieser
wirtschaftspolitischen Zielrichtung soll antizyklisch zum Wirtschaftsverlauf
(Konjunkturzyklus) erfolgen, um Wirtschaftsschwankungen entgegen zu wirken.
• In der Realität lässt sich dieses „antizyklische“ Vorgehen nicht genau auf die
Wirtschaftsentwicklung abstimmen. Ausnahme: „dramatisches“ Entgegenwirken der
volkswirtschaftlichen Auswirkungen von einer Krise, wie z.B. der „Corona-Krise“.
Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version
23.12.2023 Martin W. Davies 79
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Fiskalpolitik

Das staatliche Ziel beim Einsatz der Fiskalpolitik ist eine gesamtwirtschaftliche
Steigerung der Nachfrage und Entlastung des Angebots
 Die staatliche Einflussnahme auf die Volkswirtschaft erfolgt im Rahmen der
Fiskalpolitik über die Veränderung der Staatsausgaben und das Niveau der
Besteuerung.
 Durch die Erhöhung der Staatsausgaben (= expansive Fiskalpolitik) kommt es zu
einer Erhöhung der Einkommen und damit der Konsumausgaben, was eine
Verschiebung der aggregierten Nachfragekurve nach rechts bedeutet.
 Diese Ausweitung der Nachfrage führt zu einem Multiplikatoreffekt, weil durch den
Einkommenseffekt und den zusätzlichen Konsum weitere Nachfrage geschaffen
wird, die einen Einkommenseffekt nach sich zieht, usw. (Beispiel Solarförderung: Dies
führte zu einem verstärkten Umsatzwachstum, damit einem höheren Materialbedarf
und höherer Beschäftigung, was den Konsum steigerte.)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 80
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Fiskalpolitik

Dem Multiplikatoreffekt kann ein Verdrängungseffekt entgegenwirken

 Der Multiplikatoreffekt ist abhängig von Arten der Konsumausgaben aus dem
Einkommen – über den das zusätzliche Einkommen weiter gegeben wird:
Multiplikator = 1 / (1 – c) mit c = anteilige Konsumneigung
 Der Multiplikatoreffekt kann aber zum Teil durch den Verdrängungseffekt aufgehoben
werden.
 Der Verdrängungseffekt beschreibt den Nachfrageausfall, der dadurch entsteht, dass
ein möglicher höherer Zinssatz zu einem Investitionsrückgang führt.
 Der erhöhte Zinssatz wiederum kann das Ergebnis der durch den
Einkommenszuwachs hervorgerufenen gestiegenen Geldnachfrage für eine höhere
Kassenhaltung verringern.
 Im Einzelnen ist somit durch die Politik zu prüfen, ob der Verdrängungseffekt den
Multiplikatoreffekt aufhebt – oder ob bei der Zentralbank eine „flankierende Erhöhung
der Geldmenge“ angeregt werden soll, um den Zinssatz niedriger zu halten.
.
Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version
23.12.2023 Martin W. Davies 81
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Fiskalpolitik

Neben Staatsausgaben können auch Steuersenkungen einen Anstieg der


aggregierten gesamtwirtschaftlichen Nachfrage bewirken
 Wenn die Fiskalpolitik das Ziel einer Erhöhung der Einkommen verfolgt, so kann dies
auch über entsprechende Steuersenkungen erfolgen, z.B. bei der Einkommensteuer.
 Eine Steuererhöhung riskiert somit auf der anderen Seite einen Rückgang der
Wirtschaftsleistung.

 Im Sinne des Stabilitätsgesetzes würde:


• eine expansive Fiskalpolitik Wachstum und Beschäftigung fördern –
• aber durch die Verschiebung der aggregierten Nachfragekurve die
Preisstabilität gefährden, es sei denn durch entsprechende Maßnahmen wie
z.B. Steuersenkungen für Unternehmen – auch die aggregierte Angebotskurve
nach rechts verschieben.

 In Zeiten einer „Wirtschaftskrise“ sind fiskalpolitische Instrumente einzusetzen, die


sowohl die Nachfrage- als auch die Angebotsseite unterstützen.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 82
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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Die Bundesregierung arbeitete mit einem Vier-Stufen-Plan zur Überwindung der


„Corona-Krise“ im Sinne des V-Szenarios

Quelle: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/wirtschaftliche-entwicklung.html (2020)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 83
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Fiskalpolitik

„Deutschland hat [mit dem Corona-Schutzschild] das größte Hilfspaket in der


Geschichte der Bundesrepublik auf den Weg gebracht“. (BMF)
„Mit dem Corona-Schutzschild stabilisieren wir die Wirtschaft, mobilisieren massive
Finanzmittel für Beschäftigte, Selbstständige und Unternehmen und stärken das
Gesundheitssystem.“ (BUNDESFINANZMINISTERIUM.DE/CORONA).
Die Maßnahmen der Bundesregierung im Einzelnen (Stand 15.04.2020):
 Schutzschild für Selbstständige, Freiberufler und kleine Betriebe
 Schutzschild für Unternehmen: Wirtschaftsstabilisierungsfonds
 Steuerliche Hilfen für Unternehmen, Selbständige, Freiberufler und Beschäftigte
 Schutzschild für Arbeitsplätze: Kurzarbeitergeld
 Schutzschild bei Verdienstausfall: Grundsicherung

Quelle: BUNDESFINANZMINISTERIUM.DE/CORONA (2020)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 84
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Fiskalpolitik

Der Schutzschild für Selbstständige, Freiberufler und kleine Betriebe

Dieses Soforthilfeprogramm bietet Zuschüsse für z.B. Miet- und Pachtkosten.

Quelle: BUNDESFINANZMINISTERIUM.DE/CORONA (2020)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 85
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Fiskalpolitik

Der Schutzschild für Unternehmen: Wirtschaftsstabilisierungsfonds

Die Bundesregierung schafft


einen Wirtschaftsstabilisierungs-
fonds für großvolumige
staatliche Stützungsmaßnahmen
wie Kreditgarantien und
Stärkungen des Eigenkapitals.
Damit kann sich der Staat, wenn
es nötig ist, direkt an
Unternehmen beteiligen.
Der Wirtschaftsstabilisierungs-
fonds ergänzt die etablierten
Strukturen des in der
Finanzkrise geschaffenen
Finanzmarktstabilisierungsfonds.
Quelle: BUNDESFINANZMINISTERIUM.DE/CORONA (2020)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 86
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Fiskalpolitik

Der Schutzschild für Unternehmen: Wirtschaftsstabilisierungsfonds –


KfW-Kreditprogramme
Der Corona-Schutzschild stellt über die
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
spezielle Hilfskredite zur Abfederung
der Corona-Krise zur Verfügung.
Alle privatwirtschaftlichen
Unternehmen können das unabhängig
von ihrer Größe und ihrem Alter
nutzen.

Quelle: BUNDESFINANZMINISTERIUM.DE/CORONA (2020)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 87
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Fiskalpolitik

Steuerliche Hilfen für Unternehmen, Selbständige und Freiberufler

Das Bundesfinanz-
ministerium hat
Erleichterungen bei der
Zahlung von Steuern auf
den Weg gebracht:
So können z.B.
Einkommen- und
Körperschaftsteuer sowie
die Umsatzsteuer zinsfrei
gestundet werden, oder
die Betroffenen können
die Höhe ihrer
Vorauszahlungen auf die
Einkommen- und
Körperschaftsteuer
Quelle: BUNDESFINANZMINISTERIUM.DE/CORONA (2020)
anpassen lassen.
Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version
23.12.2023 Martin W. Davies 88
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Fiskalpolitik

Steuerliche Hilfen für Beschäftigte

Arbeitgeberinnen
und Arbeitgeber
können ihren
Beschäftigten
Beihilfen und
Unterstützungen bis
zu einem Betrag von
1.500 Euro im Jahr
2020 steuerfrei
auszahlen oder als
Sachlohn gewähren.

Quelle: BUNDESFINANZMINISTERIUM.DE/CORONA (2020)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 89
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Fiskalpolitik

Der Schutzschild für Arbeitsplätze: Kurzarbeitergeld

Kurzarbeitergeld vermeidet Kündigungen, denn die Zahlungen übernimmt die


Bundesagentur für Arbeit. Die Kurzarbeitenden erhalten 60 Prozent des ausgefallenen
pauschalierten Nettoentgelts.

Quelle: BUNDESFINANZMINISTERIUM.DE/CORONA (2020)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 90
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Fiskalpolitik

Der Schutzschild bei Verdienstausfall: Grundsicherung

Die Bundesregierung sorgt mit zusätzlichen 3 Mrd. Euro dafür, dass Selbstständige
leichter Zugang zur Grundsicherung erhalten.
Außerdem sieht das Infektionsschutzgesetz den Ausgleich von Verdienstausfällen vor, die
durch den Wegfall der Kinderbetreuung entstehen.

Quelle: BUNDESFINANZMINISTERIUM.DE/CORONA (2020)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 91
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Fiskalpolitik

Der Corona-Schutzschild im Überblick

Quelle: BUNDESFINANZMINISTERIUM.DE/CORONA (2020)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 92
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Fiskalpolitik

Der Einsatz der fiskalischen Maßnahmen im Jahr 2020 umfasste in Deutschland


1.149,4 Milliarden Euro (Stand 2021)
 „Der Umfang der haushaltswirksamen Maßnahmen beträgt insgesamt 316,1 Milliarden
Euro und der Umfang der Garantien insgesamt 833,3 Milliarden Euro“. (BMF)
 „Beim Schutzschild für Beschäftigte, Selbstständige und Unternehmen handelt es sich
um das größte Hilfspaket in der Geschichte der Bundesrepublik“. (BMF)
 „Zur Finanzierung wird der Bund neue Kredite in Höhe von rund 130,5 Milliarden Euro
aufnehmen. Dies ist ein historischer Höchststand, wenngleich 87,3 Milliarden Euro
mehr erwartet wurden. (BMF, 2022)
 Der Einsatz dieser Gelder hat entsprechende finanzielle Konsequenzen für die
öffentlichen Haushalte, die im folgenden Vorlesungs-Kapitel näher betrachtet werden.
 Auf eine nähere Betrachtung der entsprechenden EU-Maßnahmen wird im Rahmen
dieser Vorlesung verzichtet.
FAZIT: Der „Corona-Schutzschild“ ist die perfekte „Blaupause“ für Möglichkeiten und
Instrumente der Fiskalpolitik!
Quelle: BUNDESFINANZMINISTERIUM.DE (2021)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 93
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Fiskalpolitik

Der Einsatz der fiskalischen Maßnahmen im Rahmen der „Energiekosten-


Unterstützung“

Deutsche Haushaltsplanung 2023 –Stand


17.10.2022, Seite 6 Quelle: BUNDESFINANZMINISTERIUM.DE (2022)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 94
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Fiskalpolitik

Der Einsatz der fiskalischen Maßnahmen im Rahmen der Minderungen der


Auswirkungen des Anstiegs der Inflation und damit Rückgang der Kaufkraft
 Auf Grundlage der Berichte sind folgende Änderungen am Inflationsausgleichsgesetz
notwendig geworden:
 Der Einkommensteuertarif für die Jahre 2023 und 2024 wird angepasst und die
Effekte der kalten Progression werden im Verlauf des Einkommensteuertarifs
ausgeglichen.
 Der Grundfreibetrag soll ab 2023 um 561 Euro erhöht werden auf 10.908 Euro
und ab 2024 um weitere 696 Euro auf 11.604 Euro.
 Der Kinderfreibetrag (einschließlich des Freibetrages für den Betreuung-,
Erziehungs- und Ausbildungsbedarf) soll ab 2023 um 404 Euro auf 8.952 Euro
erhöht werden und ab 2024 um weitere 360 Euro auf 9.312 Euro.
 Der Spitzensteuersatz soll 2023 von derzeit 58.597 Euro auf 62.827 Euro
angehoben werden, für 2024 soll er ab einem Jahreseinkommen von 66.779 Euro
erhoben werden.

Quelle: BUNDESFINANZMINISTERIUM.DE (2022)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 95
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Fiskalpolitik

Der Einsatz der fiskalischen Maßnahmen im Rahmen der Minderungen der


Auswirkungen des Anstiegs der Inflation und damit Rückgang der Kaufkraft

Quelle: BUNDESFINANZMINISTERIUM.DE (2022)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 96
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Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 97
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Öffentliche Haushalte

Öffentliche Einnahmen und Ausgaben - Definition „Staat“

 Bei der Betrachtung der Einnahmen und Ausgaben des Staates ist jeweils aufzuteilen
in
• Bund,
• Länder,
• Gemeinden (= Kommunen, Städte oder Landkreise) und
• Parafisci (= „halbstaatliche“ Einrichtungen wie z.B. die Sozialversicherungsträger
oder die Kirchen).

 Wie aus den nach folgenden Tabellen ersichtlich erfolgt die Erfassung der Einnahmen
und Ausgaben für Bund / Land / Gemeinde nach der gleichen Struktur. (Die Position
„Verteidigung“ fällt nur auf Bundesebene an.)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 98
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Öffentliche Haushalte

Die Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben kann zu einer


Nettokreditaufnahme führen
• Die stärkste Einnahmequelle bilden die Steuern. Eine weitere Betrachtung der
Steuern erfolgt nach folgend im Unterpunkt Steuern.
• Bei öffentlichen Haushalten wird ein Saldo aus Einnahmen und Ausgaben ermittelt,
ausgeglichen bedeutet entsprechend: Einnahmen = Ausgaben.
• Wenn der Saldo negativ ist, also Einnahmen kleiner Ausgaben – wie im
Nachtragshaushalt 2020, dann wird der Saldo durch eine Nettoneuverschuldung für
den entsprechend davon betroffenen Haushalt (Bund, Länder und / oder Kommunen)
gedeckt.
• Für eine Nettoneuverschuldung erfolgt eine entsprechende Nettokreditaufnahme
(NKA).

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 99
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Öffentliche Haushalte

Deutschland beschloss die Schuldenbremse, um ab 2020 auf Kreditaufnahmen


zu verzichten
• Um die permanente Zunahme der Verschuldung zu begrenzen, wurde in Deutschland
2009 die „Schuldenbremse“ beschlossen und damit im Grundgesetz verankert, dass
ab 2020 keine Kreditaufnahme mehr erfolgen darf.
• Außerdem darf seit 2016 die NKA maximal 0,35% des Bruttoinlandsprodukts (BIP)
betragen, was bei einem BIP von 3,571 Billionen (in 2021) Euro etwa 12 Mrd. Euro
entspräche.
• Im Jahr 2013 betrug die Nettokreditaufnahme (NKA) des Bundes rund 22,1
Milliarden Euro. In den Jahren von 2014 bis 2019 gab es im Bundeshaushalt keine
Neuverschuldung.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 100
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Öffentliche Haushalte

Vier Jahre früher als geplant konnte die Obergrenze der strukturellen
Nettokreditaufnahme (NKA) eingehalten werden
Seit 2012, und damit vier Jahre früher als grundgesetzlich vorgeschrieben, konnte die
dauerhaft geltende Obergrenze einer strukturellen NKA von 0,35 % des BIP im
Haushaltsvollzug eingehalten werden.

Quelle: Bundesfinanzministerium

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23.12.2023 Martin W. Davies 101
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Öffentliche Haushalte

Nettokreditaufnahme des Bundes von 2000 bis 2019 (in Milliarden Euro)

2014 war das erste Jahr seit 1969, in dem der Haushalt die "schwarze Null" schrieb.

Quelle: Statista 2019

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 102
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Öffentliche Haushalte

Nach 80% in 2010 sank die Staatsschuldenquote bis 2021 auf 66,7%

• Die gesamte Staatsverschuldung (= Summe aus Bund, Länder und Kommunen) lag Ende 2021
knapp unter 2,3 Billionen Euro (= ca. 28.312 Euro pro Kopf); bei einem Bruttoinlandsprodukt (BIP)
von 3,57 Billionen Euro.
• In 2021 betrug gemäß Maastricht-Kriterien für 2021 die Staatsschuldenquote (= Anteil
Staatsverschuldung am BIP) von Deutschland 66,7%. Die Maastricht-Vorgabe liegt bei lediglich
max. 60%.
• In Deutschland erreichte die Staatsschuldenquote ihren Höchststand mit über 80 % im Jahr 2010.

Quelle: Statistisches Bundesamt (2021)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 103
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Öffentliche Haushalte

Staatsverschuldung für den EURO-Raum im 1. Quartal 2022 in Relation zum


Bruttoinlandsprodukt

Quelle: Statista (2022)

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23.12.2023 Martin W. Davies 104
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Öffentliche Haushalte

Wie im Kapitel „Fiskalpolitik“ erläutert erforderten die gesamtwirtschaftlichen


„Corona-Schutzschilde“-Maßnahmen vom Bund einen Nachtragshaushalt für 2020
„Um die Gesundheit der Bevölkerung sowie
Beschäftigte und Unternehmen vor den
Auswirkungen der Corona-Pandemie zu
schützen, ist am 27. März 2020 ein
Nachtragshaushalt verkündet worden.
Dieser enthält zusätzliche Ausgaben in
Höhe von rd. 122,5 Milliarden Euro und
Steuermindereinnahmen von 33,5
Milliarden Euro.
Diese Belastungen müssen durch die
Aufnahme von Krediten finanziert
werden. Dass dadurch die nach der
Schuldenregel zulässige Obergrenze der
Verschuldung um fast 100 Milliarden Euro
überschritten wird, ist in dieser
außergewöhnlichen Notsituation zulässig.
Quelle: https://www.bundesfinanzministerium.de

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23.12.2023 Martin W. Davies 105
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Öffentliche Haushalte

Planung Bundeshaushalt vom 23. Juni 2021 und Eckwerte vom 17. März 2020

Quelle: Bundesfinanzministerium (2022)


Stand: 23. Juni 2021

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 106
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Öffentliche Haushalte

Beispiel Bund für Haushaltsplanung 2023 –


Einnahmen / Haushaltsübersicht (1/2)

Quelle: Bundesfinanzministerium (2022)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 107
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Öffentliche Haushalte

Beispiel Bund für Haushaltsplanung 2023 –


Einnahmen / Haushaltsübersicht (2/2)

Quelle: Bundesfinanzministerium (2022)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 108
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Öffentliche Haushalte

Beispiel Bund für Haushaltsplanung 2023 –


Ausgaben / Haushaltsübersicht: (1/2)

Quelle: Bundesfinanzministerium (2022)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 109
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Öffentliche Haushalte

Beispiel Bund für Haushaltsplanung 2023 –


Ausgaben / Haushaltsübersicht: (2/2)

Quelle: Bundesfinanzministerium (2022)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 110
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Öffentliche Haushalte

Finanzierungsübersicht Länder am Beispiel Haushalt Hessen für 2022 (vom


September 2021)

Quelle: Hessisches Ministerium der Finanzen (2021)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 111
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Öffentliche Haushalte

Nettokreditaufnahme von Hessen von 2015 bis 2025 (Plan) in Milliarden Euro 1/2

Nach der in Art. 141 der


Hessischen Verfassung
(HV) verankerten
Schuldenbremse gilt für das
Land ab dem Jahr 2020
grundsätzlich ein striktes
Neuverschuldungsverbot.

Für den Übergangszeitraum


bis zum Jahr 2020 bestimmt
Art. 161 HV, dass mit dem
Abbau der bestehenden
Ausgangsverschuldung
im Jahr 2021 begonnen
werden muss.

Quelle: Hessisches Ministerium der Finanzen

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 112
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Öffentliche Haushalte

Auch Hessen hat für seine gesamtwirtschaftlichen „Corona“-


Unterstützungsmaßnahmen einen Nachtragshaushalt für 2020 verabschiedet

Quelle: Hessisches Ministerium der Finanzen

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 113
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Öffentliche Haushalte

Steuern

Bei der Erhebung von Steuern wird zwischen dem Steuerschuldner (= führt die Steuer
ab) und dem Steuerträger (= wird mit der Steuer wirtschaftlich belastet) unterschieden.
Dabei gibt es zwei Konstellationen:
• Direkte Steuern: Steuerschuldner = Steuerträger, wie z.B. bei Einkommen- oder
KfZ-Steuer
• Indirekte Steuern: Steuerschuldner ist nicht gleich Steuerträger, wie z.B. bei
Umsatz- oder Mineralölsteuer
Steuern werden auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene erhoben.
Die nach folgende genauere Betrachtung der Steuern erfolgt aus drei Blickwinkeln:

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 114
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Öffentliche Haushalte

Steuern: Aufteilung von gemeinschaftlichen Steuern

Quelle: Bundesfinanzministerium

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 115
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Öffentliche Haushalte

Arten von Steuern nach Bund, Länder und Gemeinden (Auswahl)

Quelle: Bundesfinanzministerium

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 116
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Öffentliche Haushalte

Steuern – Blickwinkel der Effizienz (1/3)

Kriterium 1: System mit geringem Nettowohlfahrtsverlust


 Die Erhebung von Steuern bedeutet, dass Produkte zu einem höheren Preis
angeboten werden als dem aus den Kosten abgeleiteten Preis.
 Gemäß der Nachfragekurve wird eine geringere Menge abgesetzt. Dies bedingt,
gemäß dem „normalen“ Marktgleichgewicht bei GK = N, dass sowohl Konsumenten-
als auch Produzentenrente zurückgehen und damit ein Nettowohlfahrtsverlust
entsteht.
 Dem stehen aber durch die Steuereinnahmen ermöglichte Staatsausgaben
gegenüber, die die Gesamtwohlfahrt der Volkswirtschaft wiederum vergrößern.
 Aus „politischer“ Sicht kann „diskutiert“ werden, ob der „individuelle“
Nettowohlfahrtsverlust durch den staatsbedingten Wohlfahrtsgewinn kompensiert wird,
z.B. durch Vorhaltung staatlicher Bildungs- oder Sicherheitsleistungen.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 117
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Öffentliche Haushalte

Steuern – Blickwinkel der Effizienz (2/3)

Kriterium 2: Geringer Erhebungsaufwand


 Hier sind die Parameter zu berücksichtigen, die steuerbedingt beeinflusst werden wie
zeitlicher und finanzieller Aufwand (z.B. für Steuererklärungen)
 Bei der Erhebung von Steuern spielt die Art des Steuersatzes eine wichtige Rolle. Die
Entscheidung darüber wird „politisch“ getroffen. Hierbei spielt auch die Bewertung aus
Sicht der Steuergerechtigkeit eine Rolle.
 Arten von Steuersatz:
• Durchschnittssteuersatz = Verhältnis Steuerbetrag zum Einkommen
• Grenzsteuersatz = Verhältnis bei Veränderung des Einkommens in Bezug auf
Steueraufkommen

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 118
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Öffentliche Haushalte

Steuern – Blickwinkel der Effizienz (3/3)

Kriterium 2: Geringer Erhebungsaufwand – Beispiel für Grenzsteuersätze


Bis zu einem Einkommen von 10.000 = 0%, Steuersatz, bei > 10.000 bis 30.000
= 20%, bei > 30.000 bis 50.000 = 30%
 Für ein Einkommen von 40.000 = ergeben sich 0% bis 10., 20% auf 20. (=
30. minus 10.) + 30% auf 10. (= 40. minus 30.)  ergibt Steuern von 7.
 durchschnittliche Steuern = 7/40.000 = 17,5% und
 Grenzsteuern bei 40. = 30%

• Pauschalsteuersatz = alle Bürger zahlen den gleichen absoluten Steuerbetrag,


z.B.  Tabak- oder Mineralölsteuer.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 119
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Öffentliche Haushalte

Steuern – Blickwinkel der Gerechtigkeit (1/3)

„Gerechtigkeit“ wird unterschieden nach dem Äquivalenz- und dem


Leistungsfähigkeitsprinzip:

• Äquivalenzprinzip = Steuerleistungen entsprechend den aus den staatlichen


Leistungen beanspruchten Vorteilen:
 eindeutig = z.B. Mineralölsteuer = abhängig vom Konsum, z.B. für das „Nutzen der
Infrastruktur“
 zweideutig = z.B. Sicherheit / Polizei (wenn z.B. Polizeieinsatz bei Fußballspielen)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 120
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Öffentliche Haushalte

Steuern – Blickwinkel der Gerechtigkeit (2/3)

Leistungsfähigkeitsprinzip = Beteiligung am Steueraufkommen gemäß der persönlichen


Leistungsfähigkeit (Einkommen) mit Unterscheidung nach:
(1) Vertikale Gerechtigkeit = Steuerzahler mit größerer steuerlicher Leistungsfähigkeit
sollen größere Steuerbeträge zahlen.
• Aus Sicht der Betrachtung absoluter Beträge sind daher drei Arten von
Besteuerung möglich:
• proportional = gleicher Satz für alle Einkommen, egal ob 10.000 oder 100.000
• regressiv = Steuersatz sinkt, z.B. bei 10.000 = 30% und bei 100.000 = 10%
• progressiv = Steuersatz steigt, z.B. bei 10.000 = 10% und bei 100.000 = 20%
• Auch hier wird „politisch“ entschieden, in welchem Umfang die höhere Steuerbelastung
ausfällt, da z.B,. bei einer progressiven Besteuerung leistungsstarke Zahler
überproportional veranlagt werden, also relativ betrachtet „schlechter“ gestellt werden.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 121
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Öffentliche Haushalte

Steuern – Blickwinkel der Gerechtigkeit (3/3)

(2) Horizontale Gerechtigkeit = Steuerzahler mit größerer steuerlicher


Leistungsfähigkeit sollen größere Steuerbeträge zahlen.
 Steuerzahler mit gleicher Leistungsfähigkeit zahlen den gleichen Betrag:
Single = Familie = Ehepaar = 50.000  Steuersatz gleich

ABER: Auch hier kann aus „politischen“ Gründen differenziert werden, wie z.B. durch
unterschiedliche Umsatzsteuersätze oder auch Ehegatten-Splitting und Kinderfreibeträge
bei der Einkommensteuer durch vertikale Anpassungen.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 122
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Öffentliche Haushalte

Steuern – Blickwinkel der Inzidenz

Steuerinzidenz ist der Fachausdruck für Entscheidungen darüber, wie die Steuerlast
aufgeteilt wird und wer die Belastung zu tragen hat (= Festlegung von Steuerträger
und Steuerschuldner).
Die Entscheidung zu Träger / Belastung ist „politisch“ aus Aspekten der
Steuergerechtigkeit zu treffen.
Beispiel: Polizeieinsatz bei Spielen der Fußball-Bundesliga  Verursacher und damit
Steuerträger wäre der gastgebende Verein, aber Steuerschuldner und Steuerträger sind
die „Gesellschaft“.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 123
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 124
Rückblick

UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Fiskalpolitik

Die Fiskalpolitik gehört neben der Geldpolitik zu den wirtschaftspolitischen


Maßnahmen
• Die staatliche Einflussnahme auf eine Volkswirtschaft erfolgt:
• im Rahmen der Fiskalpolitik durch staatliche Institutionen über die
Veränderung der Staatsausgaben und das Niveau der Besteuerung und
• im Rahmen der Geldpolitik durch Zentralbanken als geldpolitische
Entscheidungsinstanz einer Volkswirtschaft zur Erreichung und Sicherung der
Geldwertstabilität durch die Steuerung der Bankenliquidität und der
Geldschöpfung.
• Die wirtschaftspolitische Zielrichtung für den Einsatz von Instrumenten der Geld-
und Fiskalpolitik ist das Erreichen und Aufrechterhalten eines
gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts.
• Für die Zielerreichung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts wurde im Jahre
1967 wurde in Deutschland das Gesetz zur Förderung der Stabilität und des
Wachstums in der Wirtschaft (= Stabilitätsgesetz) verabschiedet.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 125
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Geldpolitik

Im Zuge der Geldpolitik müssen drei Geld-Komponenten betrachtet werden

Die drei Geld-Komponenten der Geldpolitik sind:


- Geldangebot
- Geldnachfrage
- Zinssatz der Volkswirtschaft
Gemäß der Liquiditätspräferenz-Theorie von Keynes sorgt der Zinssatz für ein
Gleichgewicht von Geldangebot und Geldnachfrage. Aus dem Verlauf der aggregierten
Nachfragekurve ist bekannt, dass ein niedriger Zinssatz die Ausgaben für Investitionen
anregt und somit für mehr Produktion und höhere Beschäftigung sorgt.
(Hinweis: Die Philips-Kurve, eine statistische Untersuchung zwischen Preisniveau und Arbeitslosigkeit
hat ergeben, dass die Arbeitslosenquote mit steigender Inflation kurzfristig zurückgeht! Erst auf lange
Sicht wird dieser Zusammenhang aufgelöst, in dem die Arbeitslosenquote unabhängig vom Preisniveau
ist – analog zur senkrechten langfristigen aggregierten Angebotskurve. Die wirtschaftliche Entwicklung
der letzten zehn Jahre sorgte trotz einer geringen, nicht steigenden Inflation für einen Rückgang der
Arbeitslosigkeit. Ein Phänomen, das die „Geldpolitiker“ nicht erklären können).
Quelle: : www.bundesbank.de (Deutsche Bundesbank)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 126
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Geldpolitik

Die Zentralbanken nehmen über die Geldmengensteuerung, das Geldangebot,


Einfluss auf die Entwicklung des Zinssatzes im Geldmarkt
• Die Zentralbanken übernehmen die Aufgabe, über die Geldmengensteuerung
(Geldangebot) den Zinssatz – bei gleichbleibender Inflationsrate –
• zu erhöhen, um die aggregierte Nachfrage zu reduzieren (Verschiebung nach
links), durch eine Verringerung der Geldmenge
• zu senken, um die Nachfrage anzuregen, durch eine Vergrößerung der
Geldmenge.
• Anders als vor der Euro-Einführung die Deutsche Bundesbank für die deutsche
Geldmenge durch den Diskontsatz, nimmt die Europäische Zentralbank (EZB) i.d.R.
keine gezielte Steuerung durch permanente Änderungen der Zinssätze vor.
Allerdings ist die Einflussnahme durch die EZB während der „Euro-Krise“ deutlich
gestiegen. Es ist zu erwarten, dass die Rollen / Aufgaben der nationalen Zentralbanken
und der EZB mittelfristig neu definiert werden.

Quelle: www.bundesbank.de (Deutsche Bundesbank)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 127
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Geldpolitik

Eine Zentralbank ist die geldpolitische Entscheidungsinstanz einer Volkswirtschaft

Die aktuelle Aufgabenbeschreibung der Zentralbanken ist:


„Eine Zentralbank ist die geldpolitische Entscheidungsinstanz einer Volkswirtschaft. Als
Bestandteil des Bankensystems ist die Zentralbank allein zur Ausgabe gesetzlicher
Zahlungsmittel berechtigt.
Über den Einsatz ihrer geldpolitischen Instrumente kann die Zentralbank die
Bankenliquidität und die Geldschöpfung der Banken so steuern, dass die Ziele der
Geldpolitik erreicht werden.
Zu den geldpolitischen Zielen zählt vorrangig die Erreichung und Sicherung der
Geldwertstabilität.
Neben Geldwertstabilität zählt auch die Aufrechterhaltung eines geordneten
Geldwesens zu den Aufgaben einer Zentralbank. Hierzu hat sie den Zahlungsverkehr in
der Wirtschaft zu fördern und das Vertrauen in die Stabilität des Finanzsystems zu
stärken.
Quelle: www.bundesbank.de (Deutsche Bundesbank)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 128
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Geldpolitik

Die Zentralbanken – z.B. die EZB - handeln i.d.R. unabhängig von den politischen
Entscheidungsträgern zur Sicherung der gesamtwirtschaftlichen Stabilität
Um die geldpolitische Zielerreichung institutionell abzusichern, wird den Zentralbanken in
vielen Ländern formale Unabhängigkeit eingeräumt (= Unabhängigkeit der Zentralbank).
Die Deutsche Bundesbank ist die nationale Zentralbank der Bundesrepublik
Deutschland.
In der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion bilden die nationalen
Zentralbanken und die Europäische Zentralbank zusammen das Eurosystem, das die
Geldpolitik für alle Teilnehmerländer einheitlich festlegt.“

Quelle: www.bundesbank.de (Deutsche Bundesbank)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 129
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Geldpolitik

Zentralbanken können auf verschiedene geldpolitische Instrumente zurückgreifen

Die geldpolitischen Instrumente der Zentralbanken sind:


• Offenmarktpolitik = Ankauf von Wertpapieren vom Bankensektor ( M* steigt) und
der Verkauf von Wertpapieren an den Bankensektor ( M sinkt) durch die Zentralbank.
Solche Geschäfte sind entweder definitiv (= endgültig) oder als befristete Transaktion
auf Zeit ausgelegt.
• Refinanzierungssatz = Zinssatz, zu dem die Zentralbank dem Bankensektor einen
Kredit zur Verfügung stellt, z.B. im Rahmen der zeitlich geregelten nicht-definitiven
Offenmarktgeschäfte. Kauf und Verkauf von Wertpapieren mit Rückkauf-
Vereinbarungen heißen (Wertpapier-)Pensionsgeschäft. Der Refinanzierungssatz ist
die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis.
• Die EZB unterscheidet zwischen einem Spitzenrefinanzierungssatz für die über
Nacht-Bereitstellung von Liquidität und dem Hauptrefinanzierungssatz für die
Bereitstellung über einen Zeitraum von einer Woche.
* M = Geldmenge
Quelle: www.bundesbank.de (Deutsche Bundesbank)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 130
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Geldpolitik

Die Mindestreserveanforderungen bilden neben der Offenmarktpolitik und den


Refinanzierungssätzen die dritte Gruppe der geldpolitischen Instrumente
Mindestreserveanforderungen = Festlegung der Mindesthöhe von Reserven, die die
Banken auf ihre Einlagen halten müssen. Der Mindestreservesatz des Eurosystems
entspricht dem Zinssatz für die Einlagefazilität.
 Das Mindestreserve-Soll ist nicht täglich sondern im kalendertäglichen Durchschnitt als
Guthaben bei der Zentralbank zu halten, kann somit von den Banken für den laufenden
Zahlungsverkehr als Arbeitsguthaben genutzt werden.
 Die Höhe des Mindestreservesatzes bestimmt das Volumen der Geldschöpfung durch
Banken.
EZB-Leitzinssätze (Stand: 23. Oktober 2023) für: Hauptrefinanzierung,
Spitzenrefinanzierung und Einlagefazilität = 4,5 %, 4,75 % bzw. 4,0 %. (Quelle:
www.ecb.europa.eu)
Geldmarkt ist der Markt, in dem sich Geschäftsbanken untereinander auf kurzfristiger
Basis Geld leihen (- demgegenüber steht der Finanz- / Kapitalmarkt für die Beleihung
für Finanz- / Produktionsmittel von Organisationen / Unternehmen oder Haushalten).
Quelle: www.bundesbank.de (Deutsche Bundesbank)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 131
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Geldpolitik

Eine Bespielrechnung zur Geldschöpfung durch Banken 1/2

Annahme Ausgangslage: Bank 1 hat Geld-Einlagen von 100, die als Reserve gehalten
werden  Aktiva (A) = Passiva (P) = 100.
Für eine Kreditvergabe an eine andere Bank (= Bank 2) müssen Reserven der Einlagen
gemäß Reservesatz (= im Beispiel 20%) zurückgehalten werden. Die Kreditvergabe von
Bank 1 ist bei Bank 2 eine Einlage auf Passivseite. Gemäß dieser Einlage kann jetzt auch
Bank 2 einen Kredit vergeben (= Bank):

Aktiva Bank 1 Passiva A Bank 2 P A Bank 3 P


Reserve = 20 100 Einlagen 16 R 80 E 12,8 R 64 E
Kredit = 80 64 K. (von B1) 51,5 K. (von B2)
an Bank 2 an B3 an B4
usw.
Der Gelschöpfungsmultiplikators berechnet die Summe der Geldschöpfung.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 132
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Geldpolitik

Eine Bespielrechnung zur Geldschöpfung durch Banken 2/2

Geldschöpfungsmultiplikator
= Kehrwert des Reservesatzes (R)
= 1/R
= im Beispiel 1/20% * 100% = 5
 im Beispiel 5 * 100 (für erste Einlage) = 500
 In dem Beispiel entsteht eine Geldschöpfung von 500, der Reserven von 100
gegenüberstehen.
Übertragen auf z.B. 2% Euro-Mindestreservesatz bei erster Einlage von 100:
Geldschöpfung = 50 (=1/2% * 100%) * 100 = 5.000, bei 3% = 33,3 * 100 = 3.333
(Mindestreservesatz von 2% = Dez. 2022 bis März 2023, 2,5% = April, seit Mai 2023 = 3%, seit Oktober
4,5%).
Übertragen auf 4,5% Euro-Mindestreservesatz bei erster Einlage von 100:
Geldschöpfung = 22,2 (=1/4,5% * 100%) * 100 = 2.222, bei 3% = 33,3 * 100 = 3.333
Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version
23.12.2023 Martin W. Davies 133
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Geldpolitik

Die Aufgaben der EZB (Europäische Zentralbank)

• „Sie legt die Leitzinsen fest, zu denen sie an Geschäftsbanken im Euroraum Geld
ausgibt, und kontrolliert dergestalt die Geldmenge und die Inflation.
• Sie verwaltet die Währungsreserven des Euroraums und kauft oder verkauft
Währungen, um die Wechselkurse im Gleichgewicht zu halten.
• Sie sorgt dafür, dass die nationalen Behörden die Finanzmärkte und -institute
angemessen beaufsichtigen und dass Zahlungssysteme reibungslos funktionieren.
• Sie gewährleistet Sicherheit und Stabilität im europäischen Bankensystem.
• Sie genehmigt die Ausgabe von Banknoten in den Ländern des Euroraums.
• Sie beobachtet die Preisentwicklung und beurteilt das daraus entstehende Risiko für
die Preisstabilität“.

Quelle: https://europa.eu/european-union/about-eu/institutions-bodies/european-central-bank_de#

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 134
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Geldpolitik

Die Rolle der EZB (Europäische Zentralbank) nach der Wirtschaftskrise von
2009/2010
• Nachdem die Maßnahmen der EZB nach der Krise – wie z.B. Senkung des Leitzinses
auf nahezu Null Prozent keine nennenswerte Verbesserung der Konjunktur erbrachten
(durch Steigerung der Nachfrage) begann sie 2015 mit den „Anleihenankäufen“.
• Im Rahmen des Programms QE (Quantitative Easing“ begann die EZB mit dem Ankauf
von Staatsanleihen von Banken und Großinvestoren im Umfang von etwa 1,1 Billionen
Euro zur Steigerung der Geldmenge.
• Kritiker bemängeln seitdem, dass diese „Anleihenkäufe“ nicht zu den Aufgaben der
EZB zählen, da Sie nicht als „geldpolitische Maßnahmen“ definiert sind, und die EZB
damit „in Konkurrenz“ zur Politik tritt.
• Gesamtwirtschaftliche Betrachtung: Das Preisniveau ist konstant geblieben, die
Volkswirtschaften sind weiter gewachsen. (Die „Sparzinsen“ sind gesunken).

Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ezb-anleihen-105.html

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 135
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Geldpolitik

Die Rolle der EZB (Europäische Zentralbank) in Zeiten der „Corona-Krise“ 1/2

Maßnahmen:
• „Das Pandemie-Notfallankaufprogramm (Pandemic Emergency Purchase Programme
– PEPP) hatte einen Gesamtumfang von 755,9 Mrd € (Stand 2022).
• Die Ankäufe wurden bis Ende 2020 durchgeführt und umfassten alle Kategorien von
Vermögenswerten, die im Rahmen des bereits bestehenden Programms zum Ankauf
von Vermögenswerten (APP) zugelassen sind.
• Bei den Ankäufen von Wertpapieren des öffentlichen Sektors richtet sich die Verteilung
auf die einzelnen Länder weiterhin nach dem jeweiligen Kapitalschlüssel der nationalen
Zentralbanken.
• Gleichzeitig werden die Käufe im Rahmen des neuen PEPP flexibel durchgeführt.
Dadurch sind Schwankungen bei der Verteilung der Ankäufe im Zeitverlauf hinsichtlich
der Anlageklassen und der Länder möglich“.

Quellen: https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/themen/coronakrise-ezb-kuendigt-neues-anleihekaufprogramm-an-828836; Statista (2022)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 136
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Geldpolitik

Die Rolle der EZB (Europäische Zentralbank) in Zeiten der „Corona-Krise“ 2/2

Begründung und Ziel:


• „Der EZB-Rat ist entschlossen, seine Rolle bei der Unterstützung aller Bürgerinnen und
Bürger des Euroraums in dieser äußerst schwierigen Zeit wahrzunehmen.
• Zu diesem Zweck wird die EZB sicherstellen, dass alle Sektoren der Volkswirtschaft
von den günstigen Finanzierungsbedingungen profitieren können, die es ihnen
ermöglichen, diesen Schock aufzufangen.
• Dies gilt für Familien, Unternehmen, Banken und Regierungen gleichermaßen“.

Quelle: https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/themen/coronakrise-ezb-kuendigt-neues-anleihekaufprogramm-an-828836

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 137
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Rückblick auf Umsetzung fiskal- und geldpolitischer Corona-Maßnahmen in 2020


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 138
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Fiskalpolitik

04. Juni 2020: Die Bundesregierung verkündet ein Konjunkturprogramm unter


dem Titel „Koalitionsausschuss beschließt Marshallplan 2.0“
Die Maßnahmen des Konjunkturpaketes gliedern sich in vier Bereiche:
• Eckpunkte mit
 Überbrückungshilfen für den Mittelstand,
 Absenkung der Mehrwertsteuer,
 Stabilisierung der Sozialversicherungsbeiträge für 2020 und 2021,
 Deckelung und Senkung der EEG-Umlage,
 Kinderbonus für Familien
• Entlastung der Wirtschaft, z.B. mit Modernisierung der Körperschaftssteuer oder
Änderungen bei Vorgaben für Abschreibungen
• Mobilität und Energie
• Digitalisierung

Quelle: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Wirtschaft/konjunkturpaket.html (2020)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 139
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Fiskalpolitik

04. Juni 2020: Die Bundesregierung verkündet ein Konjunkturprogramm unter


dem Titel „Koalitionsausschuss beschließt Marshallplan 2.0“
Entlastungen der Wirtschaft – im Detail:
 Modernisierung der Körperschaftssteuer: Es wird unter anderem ein Optionsmodell
für Personengesellschaften eingeführt
 Ausweitung des steuerlichen Verlustrücktrags: dieser wird für 2020 und 2021 auf
maximal fünf Millionen beziehungsweise bei Zusammenveranlagung zehn Millionen
Euro erweitert und schon in der Steuererklärung für 2019 nutzbar gemacht
 Einführung einer degressiven Abschreibung für Abnutzung (AfA), um
Investitionsanreize zu setzen und Unternehmen steuerlich zu entlasten
 Es soll eine erweiterte Abschreibung für digitale Wirtschaftsgüter geben
 Zusätzliche Mittel für steuerliche Forschungszulage in Höhe von 1 Milliarde Euro
 Vorübergehende Entbürokratisierung im Vergabeverfahren, damit Investitionen
schnell angeschoben werden können

Quelle: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Wirtschaft/konjunkturpaket.html (2020)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 140
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Fiskalpolitik

04. Juni 2020: Die Bundesregierung verkündet ein Konjunkturprogramm unter


dem Titel „Koalitionsausschuss beschließt Marshallplan 2.0“
Mobilität und Energie – im Detail (1/2):
 Der Umweltbonus wird mit der Innovationsprämie verdoppelt
 Die Kfz-Steuer wird stärker an CO2-Emissionen ausgerichtet
 Bus- und LKW-Flotten-Modernisierungsprogramm
 Flottenerneuerungsprogramm 2020/21 für schwere Nutzfahrzeuge
 Bonus-Programm Zukunftsinvestitionen der Fahrzeughersteller und der
Zulieferindustrie für nachhaltige Mobilität
 Förderung von Forschung und Entwicklung im Bereich Elektromobilität und
Batteriezellfertigung und für den Ausbau der Ladesäulen-Infrastruktur

Quelle: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Wirtschaft/konjunkturpaket.html (2020)

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23.12.2023 Martin W. Davies 141
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Fiskalpolitik

04. Juni 2020: Die Bundesregierung verkündet ein Konjunkturprogramm unter


dem Titel „Koalitionsausschuss beschließt Marshallplan 2.0“
Mobilität und Energie – im Detail (2/2):
 Flottenaustauschprogramm für Handwerker und Soziale Dienste
 Modernisierung der Schifffahrt
 Programm zur beschleunigten Umstellung der Flugzeugflotten auf effizientere
Flugzeuge
 Nationale Wasserstoffstrategie: Insgesamt 7 Milliarden Euro für Umsetzung
 Aufstockung CO2-Gebäudesanierungsprogramm für 2020 und 2021 um 1 Milliarde auf
2,5 Milliarden Euro

Quelle: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Wirtschaft/konjunkturpaket.html (2020)

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Fiskalpolitik

04. Juni 2020: Die Bundesregierung verkündet ein Konjunkturprogramm unter


dem Titel „Koalitionsausschuss beschließt Marshallplan 2.0“
Digitalisierung:
 Künstliche Intelligenz: Aufstockung der Mittel von 3 auf 5 Milliarden Euro bis 2025
 Schnellerer 5G-Ausbau: 5 Milliarden für 5G für Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft des
Bundes und Förderung zukünftiger Kommunikationstechnologien
 Förderung Entwicklung und Produktion von Quantentechnologie
 Programm zur Förderung der flexiblen und skalierbaren inländischen Produktion
wichtiger Arzneimittel und Medizinprodukte: 1 Milliarde Euro

Quelle: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Wirtschaft/konjunkturpaket.html (2020)

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Fiskalpolitik

09.06.2020: Das hessische Kabinett beschließt das Sondervermögen „Hessens


gute Zukunft sichern“ zur Bündelung aller Corona-bedingten Maßnahmen
„Hessens gute Zukunft sichern“:
• begleicht die Rechnungen aus der Krise: Von Krankenhäusern bis zu Schutzmasken,
• stabilisiert die Wirtschaft und hilft bestehenden Unternehmen, die auch in Zukunft
Menschen Arbeit und Einkommen bieten müssen,
• unterstützt Maßnahmen zur Sicherung der sozialen und kulturellen Infrastruktur,
• baut die staatliche Infrastruktur aus und fördert die Kommunen,
• investiert in die Zukunft, um Hessen weiter ökologisch zu modernisieren, noch digitaler
zu machen und die Gesellschaft zusammenzuhalten.

Quelle: https://www.hessen.de/presse/pressemitteilung/mit-12-milliarden-euro-aus-dem-gute-zukunft-sicherungsgesetz-fuehren-wir-unser-land-sicher-und

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23.12.2023 Martin W. Davies 144
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Fiskalpolitik

09.06.2020: Das hessische Kabinett beschließt das Sondervermögen „Hessens


gute Zukunft sichern“ zur Bündelung aller Corona-bedingten Maßnahmen
„Folgende Schwerpunkte sollen durch das Gute-Zukunft-Sicherungsgesetz
finanziert werden“ (1/2):
• Erhalt der hessischen Wirtschaftskraft: bis zu 1,5 Milliarden Euro
• Erhöhung der Liquiditätsbeteiligungen für Start-Ups sowie kleine und mittlere
Unternehmen (KMU): 50 Millionen Euro
• Unterstützung von Gaststätten bei Anschaffungen: 6 Millionen Euro
• Digitale Transformation: bis zu 150 Millionen Euro
• Nachhaltiges Wachstum und Klimaschutz: bis zu 150 Millionen Euro
• Jugend und Zukunft: bis zu 65 Millionen Euro

Quelle: https://www.hessen.de/presse/pressemitteilung/mit-12-milliarden-euro-aus-dem-gute-zukunft-sicherungsgesetz-fuehren-wir-unser-land-sicher-und

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Fiskalpolitik

09.06.2020: Das hessische Kabinett beschließt das Sondervermögen „Hessens


gute Zukunft sichern“ zur Bündelung aller Corona-bedingten Maßnahmen
„Folgende Schwerpunkte sollen durch das Gute-Zukunft-Sicherungsgesetz
finanziert werden“ (2/2):
• Maßnahmen zum Gesundheitsschutz und zur Sicherung der sozialen und kulturellen
Infrastruktur: bis zu 960 Millionen Euro
• Schutz vor Gewalt gegen Kinder und Frauen in Krisensituationen unterstützen: 3
Millionen Euro
• Partnerschaft mit den hessischen Kommunen: bis zu 2,5 Milliarden Euro
• Maßnahmen zum Erhalt der staatlichen Infrastruktur: bis zu 525 Millionen Euro

Quelle: https://www.hessen.de/presse/pressemitteilung/mit-12-milliarden-euro-aus-dem-gute-zukunft-sicherungsgesetz-fuehren-wir-unser-land-sicher-und

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23.12.2023 Martin W. Davies 146
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Fiskalpolitik

09.06.2020: Das hessische Kabinett beschließt das Sondervermögen „Hessens


gute Zukunft sichern“ zur Bündelung aller Corona-bedingten Maßnahmen

Quelle: Hessisches Ministerium der Finanzen

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23.12.2023 Martin W. Davies 147
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Fiskalpolitik

09.06.2020: Das hessische Kabinett beschließt das Sondervermögen „Hessens


gute Zukunft sichern“ zur Bündelung aller Corona-bedingten Maßnahmen

Quelle: Hessisches Ministerium der Finanzen

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23.12.2023 Martin W. Davies 148
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Geldpolitik

04.06.2020: Die EZB (Europäische Zentralbank) verkündet weitere geldpolitische


Beschlüsse 1/4
(1) Der Umfang des Pandemie-Notfallankaufprogramms (Pandemic Emergency
Purchase Programme – PEPP) wird um 600 Mrd € auf insgesamt 1 350 Mrd €
erweitert. Als Reaktion auf die pandemiebedingte Abwärtskorrektur der Inflation über
den Projektionszeitraum hinweg wird die Ausweitung des PEPP für eine weitere
Lockerung des allgemeinen geldpolitischen Kurses sorgen und so die
Finanzierungsbedingungen in der Realwirtschaft, insbesondere für Unternehmen und
private Haushalte unterstützen. Die Ankäufe werden auch weiterhin flexibel über den
Zeitverlauf, die Anlageklassen und die Länder hinweg durchgeführt. Dies ermöglicht es
dem EZB-Rat, Risiken für die reibungslose Transmission der Geldpolitik wirksam
abzuwehren.
(2) Der Zeithorizont für die Nettoankäufe im Rahmen des PEPP wird bis mindestens
Ende Juni 2021 verlängert. Der EZB-Rat wird die Nettoankäufe im Rahmen des
PEPP in jedem Fall durchführen, bis die Phase der Coronavirus-Krise seiner
Einschätzung nach überstanden ist.

Quelle: https://www.ecb.europa.eu/press/pr/date/2020/html/ecb.mp200604~a307d3429c.de.html

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23.12.2023 Martin W. Davies 149
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Geldpolitik

04.06.2020: Die EZB (Europäische Zentralbank) verkündet weitere geldpolitische


Beschlüsse 2/4
(3) Die Tilgungsbeträge der im Rahmen des PEPP erworbenen Wertpapiere werden
mindestens bis Ende 2022 bei Fälligkeit wieder angelegt. Das zukünftige
Auslaufen des PEPP-Portfolios wird in jedem Fall so gesteuert, dass eine
Beeinträchtigung des angemessenen geldpolitischen Kurses vermieden wird.
(4) Die Nettoankäufe im Rahmen des Programms zum Ankauf von
Vermögenswerten (Asset Purchase Programme – APP) im Umfang von
monatlich 20 Mrd € zusammen mit den Ankäufen im Zuge des zusätzlichen
vorübergehenden Rahmens in Höhe von 120 Mrd € werden bis zum Ende des
Jahres fortgesetzt. Der EZB-Rat geht weiterhin davon aus, dass die monatlichen
Nettoankäufe von Vermögenswerten im Rahmen des APP so lange fortgesetzt
werden, wie dies für die Verstärkung der akkommodierenden Wirkung seiner
Leitzinsen erforderlich ist, und dass sie beendet werden, kurz bevor er mit der
Erhöhung der EZB-Leitzinsen beginnt.

Quelle: https://www.ecb.europa.eu/press/pr/date/2020/html/ecb.mp200604~a307d3429c.de.html

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 150
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Geldpolitik

04.06.2020: Die EZB (Europäische Zentralbank) verkündet weitere geldpolitische


Beschlüsse 3/4
(5) Die Tilgungsbeträge der im Rahmen des APP erworbenen Wertpapiere werden
weiterhin bei Fälligkeit für längere Zeit über den Zeitpunkt hinaus, zu dem der
EZB-Rat mit der Erhöhung der Leitzinsen beginnt, vollumfänglich wieder angelegt
und in jedem Fall so lange wie erforderlich, um günstige Liquiditätsbedingungen und
eine umfangreiche geldpolitische Akkommodierung aufrechtzuerhalten.
(6) Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die
Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität werden unverändert bei
0,00 %, 0,25 % bzw. -0,50 % belassen. Der EZB-Rat geht davon aus, dass die EZB-
Leitzinsen so lange auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben
werden, bis er feststellt, dass sich die Inflationsaussichten in seinem
Projektionszeitraum deutlich einem Niveau annähern, das hinreichend nahe, aber
unter 2 % liegt, und dass sich diese Annäherung in der Dynamik der zugrunde
liegenden Inflation durchgängig widerspiegelt.

Quelle: https://www.ecb.europa.eu/press/pr/date/2020/html/ecb.mp200604~a307d3429c.de.html

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 151
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Geldpolitik

04.06.2020: Die EZB (Europäische Zentralbank) verkündet weitere geldpolitische


Beschlüsse 4/4
Allgemeiner Hinweis seitens der EZB zu den Beschlüssen:
 „Der EZB-Rat ist nach wie vor bereit, alle seine Instrumente gegebenenfalls
anzupassen, um sicherzustellen, dass sich die Teuerungsrate – im Einklang mit
seiner Verpflichtung auf Symmetrie – auf nachhaltige Weise seinem Ziel annähert“.

Quelle: https://www.ecb.europa.eu/press/pr/date/2020/html/ecb.mp200604~a307d3429c.de.html

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 152
Rückblick

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Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht

Die Auswirkungen der Lockdowns in der „Corona-Krise“ führen zu einem


Rückgang des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtsproduktionsniveau
Wie im vorhergehenden Kapitel dargestellt, gibt es gesamtwirtschaftlich durch die „Corona-Krise“
bzw. die Lockdowns, sowohl einen Rückgang des „Angebots“ (der Wirtschaftsleistung, des BIP) als
auch der „Nachfrage“ (der Kaufkraft/-bereitschaft).
Damit verschieben sich beide Kurven, aggregiertes Angebot und aggregierte Nachfrage nach links,
und es entsteht erstmal ein neues Gleichgewichtsproduktionsniveau.
Preisniveau
„Corona“-Maßnahmen
aggr. Angebot
Gleichgewichts-
preisniveau
aggr. Nachfrage

Gleichgewichts- Gleichgewichts- Produktionsniveau


produktionsniveau produktionsniveau
Tendenz 2020 „Vor-Corona“

Die großen, aktuellen Fragen lauten: Wird unsere Volkswirtschaft, werden die Volkswirtschaften wieder
das „Vor-Corona-Gleichgewichtsproduktionsniveau“ erreichen , und wird das Preisniveau stabil bleiben?

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 153
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 154
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Geld und Inflation

Inflation (1/4)

Inflation bedeutet Anstieg des allgemeinen Preisniveaus einer Volkswirtschaft (= >0).


Deflation bedeutet Rückgang des allgemeinen Preisniveaus (= <0).
 Die Veränderung dieses Preisniveaus wird entsprechend mit Hilfe der Inflationsrate
gemessen, als prozentuale Veränderung des Preisniveaus gegenüber einer
Vorperiode.
 Die Inflationsrate wird mit Hilfe des Verbraucherpreisindex (VPI) ermittelt und
gemessen.
 Dieser VPI ist das Maß für die Preisentwicklung der von einem „durchschnittlichen
Konsumenten“ gekauften Waren und Dienstleistungen. (Mankiw/Taylor, 2018)
 Der VPI dient damit zur Messung der Lebenshaltungskosten und rechnet Geldbeträge
in sinnvolle Kaufkraftmaße um.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 155
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Geld und Inflation

Inflation (2/4)

 Der VPI wird monatlich vom statistischen Bundesamt auf Basis des so genannten
„Warenkorbs“ berechnet.
 Dieser Warenkorb umfasst zur Zeit ca. 650 Waren und Dienstleistungen mit
anteilmäßiger Erfassung des „täglichen Lebensbedarfs“ an Ausgaben für:
- Miete,
- Energie,
- Mobilität,
- Kommunikation,
- Nahrungs- und Genussmittel,
- Bildung,
- Freizeitaktivitäten,
- etc.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 156
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Geld und Inflation

Inflation (3/4)

Die Arbeitsschritte für die Ermittlung der Inflationsrate sind:


1: Festlegung Warenkorb (Produkte / Anzahl Produkte = qi)
2: Feststellung der Preise der Produkte im Warenkorb (= pi)
3: Berechnung der Preise im Warenkorb und somit des gesamten
Warenkorbs (= Summe von: pi x qi)
4: Auswahl des Basisjahres (z.Zt. 2015) mit Berechnung des jeweiligen Preisindex:
Warenkorb-Preis
x 100
Basisjahr-Preis

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 157
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Geld und Inflation

Inflation (4/4)

5: Berechnung der Inflationsrate als prozentuale Veränderung des Preisindex


gegenüber der Vorperiode:
Preisindex-Betrachtungsjahr – Preisindex Vorjahr
x 100%
Preisindex-Vorjahr

 Aus volkswirtschaftlicher Sicht gilt eine Inflationsrate von kleiner 2% als preisstabil,
wobei „nahe an 2%“ eher angestrebt wird.
 Eine „Deflation“ von kleiner 0% ist zu verhindern.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 158
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Geld und Inflation

Ergänzende Information zum Verbraucherpreisindex (VPI) (1/9)

Was beschreibt der Verbraucherpreisindex?


Der Verbraucherpreisindex für Deutschland misst die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren
und Dienstleistungen, die private Haushalte für Konsumzwecke kaufen. Darunter fallen zum Beispiel
Nahrungsmittel, Bekleidung und Kraftfahrzeuge ebenso wie Mieten, Reinigungsdienstleistungen oder
Reparaturen. Nach dem Inlandskonzept werden alle Ausgaben berücksichtigt, die in Deutschland
getätigt werden, das heißt neben den Ausgaben von beispielsweise Single-Haushalten, Ehepaaren,
Familien oder Rentnerehepaaren auch die Ausgaben ausländischer Touristinnen und Touristen. Die
Veränderung des Verbraucherpreisindex zum Vorjahresmonat beziehungsweise zum Vorjahr wird
umgangssprachlich auch als Inflationsrate bezeichnet.
Der Verbraucherpreisindex ist der zentrale Indikator zur Beurteilung der Geldwertentwicklung in
Deutschland und wird als Orientierungsmaßstab etwa bei Lohnverhandlungen oder in vertraglichen
Vereinbarungen über die Höhe von wiederkehrenden Zahlungen (sogenannte Wertsicherungsklauseln)
verwendet. Er dient weiterhin zur Deflationierung in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen,
beispielsweise bei der Berechnung des realen Wirtschaftswachstums. Aufbauend auf dem VPI wird
durch methodische Anpassungen ein international vergleichbarer Harmonisierter Verbraucherpreisindex
berechnet. Er dient insbesondere der Europäischen Zentralbank zur Beurteilung der Inflation.
Quelle: www.destatis.de

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 159
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Geld und Inflation

Ergänzende Information zum Verbraucherpreisindex (VPI) (2/9)

Wie wird der Verbraucherpreisindex berechnet?


Warenkorb
Bei der Berechnung des Verbraucherpreisindex geht man von einem "Warenkorb" aus, der sämtliche
von privaten Haushalten in Deutschland gekaufte Waren und Dienstleistungen repräsentiert. Der
Warenkorb lässt sich auf zwei Ebenen betrachten.
Die obere Ebene umfasst rund 650 Güterarten wie beispielsweise Speisesalz, Kinderhose, Taxifahrt
oder Zeitschrift. Diesen Güterarten sind Wägungsanteile (Gewichte) zugeordnet, mit denen die
jeweiligen Preisentwicklungen in den Gesamtindex einfließen. Auf dieser Ebene bleibt der Warenkorb
einschließlich der Gewichte über fünf Jahre konstant.
Für die Güterarten der oberen Ebene des Warenkorbes werden anschließend in jedem ausgewählten
Geschäft konkrete Einzelprodukte, zum Beispiel eine Packung mit 500 g Jodsalz, für die Preismessung
ausgewählt. Diese konkreten Einzelprodukte stellen die untere Ebene des Warenkorbes dar. Auf dieser
Ebene der einzelnen Preisrepräsentanten wird der Warenkorb ständig angepasst, da wegfallende oder
an Marktbedeutung verlierende Güter ersetzt oder neue Gütervarianten aufgenommen werden.

Quelle: www.destatis.de

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 160
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Geld und Inflation

Ergänzende Information zum Verbraucherpreisindex (VPI) (3/9)

Wie wird der Verbraucherpreisindex berechnet?


Warenkorb (Fortsetzung)
Die Auswahl von Produkten erfolgt in Form von repräsentativen Stichproben. Hierfür wird zunächst das
gesamte Bundesgebiet in 94 Regionen aufgeteilt. Im Anschluss werden in jeder dieser Regionen in der
Regel repräsentative Städte und Gemeinden, dort dann repräsentative Geschäfte und darin die am
häufigsten verkauften Produkte ausgewählt. Die Zahl der ausgewählten Produkte orientiert sich
tendenziell am Anteil der Ausgaben für eine Güterart an den gesamten Ausgaben für den privaten
Konsum. Auch für weniger bedeutende Bereiche müssen Produkte aufgenommen werden, um die
gesamte Bandbreite des privaten Konsums abzudecken.
Preiserfassung
Für die Messung der Preisentwicklung der einzelnen Güter des Warenkorbes werden monatlich mehr
als 300.000 Einzelpreise in Handels- und Dienstleistungsunternehmen manuell erhoben. Diese bisher
übliche Preiserhebung umfasst einerseits die dezentrale Preiserhebung durch Preiserheberinnen und
Preiserheber in Geschäften in ganz Deutschland und andererseits die zentrale Preiserhebung, welche
hauptsächlich als Erhebung im Internet erfolgt.
Quelle: www.destatis.de

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 161
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Geld und Inflation

Ergänzende Information zum Verbraucherpreisindex (VPI) (4/9)

Wie wird der Verbraucherpreisindex berechnet?


Preiserfassung (Fortsetzung)
Die ergänzende Nutzung digitaler Datenquellen ermöglicht es den Statistischen Ämtern, die Zahl der
monatlichen Preisbeobachtungen deutlich zu erhöhen. So werden zum Beispiel für Güterbereiche mit
besonders komplexer Preisgestaltung – wie Pauschalreisen oder Beiträge zu Kfz-Versicherungen –
zusätzliche Datenquellen mit hoher Beobachtungszahl genutzt. Darüber hinaus kommen moderne
Erhebungsmethoden wie Web Scraping zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um ein automatisiertes
Auslesen von Internetdaten. Für den Onlinehandel und für ausgewählte Dienstleistungen – wie zum
Beispiel für Mietwagennutzung oder Reisen per Fernbus – wird die Zahl der monatlichen
Preisbeobachtungen angesichts dynamischer Preisänderungen mit Hilfe derartiger Verfahren deutlich
ausgeweitet.
Für die Preismessung werden die Anschaffungspreise einschließlich Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer)
und Verbrauchssteuern beobachtet. Ein einmal für die Preisbeobachtung ausgewählter Artikel wird
dann gegen einen anderen ausgetauscht, wenn er nicht mehr oder nur noch wenig verkauft wird.

Quelle: www.destatis.de

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23.12.2023 Martin W. Davies 162
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Geld und Inflation

Ergänzende Information zum Verbraucherpreisindex (VPI) (5/9)

Wie wird der Verbraucherpreisindex berechnet?


Mengen- und Qualitätsänderungen
Beim Preisvergleich werden auch Mengenänderungen eingerechnet. Verringert zum Beispiel ein
Anbieter die Verpackungsgröße eines Produktes bei gleich bleibendem Preis, wird dies in der
Preisstatistik wie eine Preiserhöhung behandelt.
Weiterhin werden Qualitätsänderungen berücksichtigt – zum Beispiel bei Gütern mit technischem
Fortschritt. Qualitätsbereinigungen sind bei der Berechnung von Preisindizes zwingend notwendig.
Modellwechsel können ebenso wie Änderungen von Vertragskonditionen mit Qualitätsänderungen
einhergehen, die sich zwar im Preis niederschlagen können, aber nicht vollständig den
Preisunterschied zwischen altem und neuem Produkt bedingen müssen. In diesen Fällen wird der
durch die Qualitätsunterschiede hervorgerufene Preisunterschied quantifiziert und bei der
Indexermittlung herausgerechnet. Ohne eine solche Qualitätsbereinigung würden sich Verbesserungen
oder Verschlechterungen der Güterqualität in den Preisindizes voll niederschlagen. Damit wäre eine
sinnvolle Interpretation der gemessenen Preisentwicklung erschwert.

Quelle: www.destatis.de

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 163
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Geld und Inflation

Ergänzende Information zum Verbraucherpreisindex (VPI) (6/9)

Wie wird der Verbraucherpreisindex berechnet?


Wägungsschema
Zur Berechnung des Verbraucherpreisindex für Deutschland werden die Güter des Warenkorbs
zunächst in rund 650 Güterarten eingeteilt (obere Warenkorbebene). Die durchschnittliche
Preisentwicklung gegenüber dem Basisjahr für eine Güterart wird dann jeweils mit dem Ausgabenanteil
gewichtet, welchen die privaten Haushalte in Deutschland für diese Güterart ausgeben. Das
Gesamtergebnis ist ein gewichteter Mittelwert für die Preisentwicklung in Deutschland. Die
Ausgabenanteile beziehungsweise die Gewichtungsinformationen sind im sogenannten
Wägungsschema enthalten. Dieses wird in der Regel nur alle fünf Jahre aktualisiert, um innerhalb des
Fünfjahreszeitraums die reine Preisentwicklung darstellen zu können, unbeeinflusst von Änderungen in
der Zusammensetzung der Grundgesamtheit.

Quelle: www.destatis.de

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23.12.2023 Martin W. Davies 164
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Geld und Inflation

Ergänzende Information zum Verbraucherpreisindex (VPI) (7/9)

Wie wird der Verbraucherpreisindex berechnet?


Wägungsschema (Fortsetzung)
Die wesentliche Basis für die Berechnung des Wägungsschemas ist die Einkommens- und
Verbrauchsstichprobe. Die rund 60 000 Teilnehmer dieser Haushaltsbudgeterhebung zeichnen alle fünf
Jahre freiwillig einige Monate lang ihre Einnahmen und Ausgaben auf und übermitteln diese
Informationen an die Statistischen Landesämter. Die so gewonnenen Basisinformationen werden durch
Daten aus den Laufenden Wirtschaftsrechnungen, welche Informationen über die genaue Aufteilung der
Haushaltsausgaben auf einzelne Güterarten liefern, ergänzt und aktualisiert. Diese Ergebnisse werden
anschließend anhand zusätzlicher Informationen überprüft und gegebenenfalls angepasst. Die
Ausgabenanteile für die einzelnen Güterarten basieren auf den Ausgaben aller Haushalte im Basisjahr.
Wenn zum Beispiel ein Haushalt im Basisjahr keine langlebigen Gebrauchsgüter gekauft hat, werden
seine Ausgaben dennoch mitgezählt. Auf diese Weise wird berücksichtigt, dass man in der Regel nicht
jedes Jahr eine Waschmaschine, einen Fernseher, Pkw oder ähnliches kauft.

Quelle: www.destatis.de

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23.12.2023 Martin W. Davies 165
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Geld und Inflation

Ergänzende Information zum Verbraucherpreisindex (VPI) (8/9)

Wie wird der


Verbraucherpreisindex
berechnet?
Ausschnitt
Wägungsschema

Quelle: www.destatis.de

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 166
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Geld und Inflation

Ergänzende Information zum Verbraucherpreisindex (VPI) (9/9)

Preis-Kaleidoskop

VPI

Quelle: https://service.destatis.de/Voronoi/PreisKaleidoskop.svg

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23.12.2023 Martin W. Davies 167
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Geld und Inflation

Die Entwicklung der Inflationsrate im Laufe der Jahre – der „Euro ist kein Teuro“!?

Quelle: Statista 2022

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23.12.2023 Martin W. Davies 168
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Geld und Inflation

Geld

• Wir leben in einem „monetären System“ und es ist völlig selbstverständlich für uns,
Waren und Dienstleistungen mit Hilfe von Geld – in einer bestimmten Währung – zu
erwerben.
• Definition Geld von Mankiw/Taylor (2018): „Ein Bündel von Aktiva, die die Menschen
in einer Volkswirtschaft regelmäßig dazu verwenden, Waren und Dienstleistungen von
anderen Menschen zu erwerben.“

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23.12.2023 Martin W. Davies 169
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Geld und Inflation

Funktionen des Geldes

• Tausch- / Zahlungsmittel = geht beim Erwerb von Waren / Dienstleistungen vom


Käufer an den Verkäufer
• Alternative: Tauschhandel = Güter  Güter
• Recheneinheit = Maßstab / Bewertung für die Preissetzung bzw. Schuldenangabe
• Wertaufbewahrungsmittel = Geld kann verwandt werden, um Kaufkraft von der
Gegenwart in die Zukunft zu transferieren  muss nicht „Geld sofort ausgeben“
Vermögen wird in der Form höchster Liquidität über die Zeit hinweg aufbewahrt.

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23.12.2023 Martin W. Davies 170
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Geld und Inflation

Geldarten / Geldformen

• Waren- bzw. Stoffgeld = Form einer Ware mit „innerem“ (= intrinsischem) Wert 
Gegenstand ist auch von Wert, wenn nicht als Geld verwendet  z.B. Gold (- oder
Zigaretten im Krieg).

• Rechengeld = Geld ohne inneren Wert, das vom Staat zu Geld erklärt wird  „unser“
Papiergeld oder Münzen
Einsatz von Rechengeld bedeutete Übergang vom Stoffgeld zum stoffwertarmen bzw.
stoffwertlosen Geld.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 171
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Geld und Inflation

Geld in der Volkswirtschaft

• Bargeld: Scheine und Münzen in den Händen der privaten Wirtschaftseinheiten

• Giroeinlagen (Buchgeld): Einlagen auf Bankkonten, die sofort liquidierbar sind, z.B.
per EC-Karte

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 172
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Geld und Inflation

Geldmenge (1/2)

Bestand an Geld in Händen inländischer Nichtbanken.


Nichtbanken sind:
- private Haushalte,
- private Organisationen ohne Erwerbscharakter (z.B. Vereine , Kirchen),
- Unternehmen (außer Banken) und
- öffentliche Haushalte.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 173
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Geld und Inflation

Geldmenge (2/2)

• Wegen der Unschärfe des Geldbegriffs gibt es verschiedene statistische Abgrenzungen


der Geldmenge. Das Eurosystem unterscheidet die folgenden Geldmengenbegriffe:
 M 1 = Bargeldumlauf (ohne Kassenbestände der Monetären Finanzinstitute (MFIs)
plus täglich fällige Einlagen der im Währungsgebiet ansässigen Nicht-MFIs.

 M 2 = M 1 plus Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu zwei Jahren und Einlagen
mit vereinbarter Kündigungsfrist bis zu drei Monaten.
 M 3 = M 2 plus Anteile an Geldmarktfonds, Repoverbindlichkeiten („Repo“ =
repurchase operation; Rückkaufvereinbarung), Geldmarktpapieren und
Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren. Dieses
Aggregat steht bei der Geldpolitik des Eurosystems im Vordergrund.

Quelle: www.bundesbank.de (Deutsche Bundesbank)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 174
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Geld und Inflation

Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und Quantitätsgleichung

• Die Quantitätstheorie des Geldes besagt, dass die verfügbare Geldmenge das
Preisniveau und ein Wachsen der Geldmenge die Inflationsrate bestimmt.
• Umlaufgeschwindigkeit des Geldes = V = Tempo, mit dem sich Geld in einer
Wirtschaft dreht, d.h. wie oft z.B. das Bargeld eingesetzt wird bzw. eine Euro-Münze
von einem „Geldbeutel zum nächsten wandert“.
• Quantitätsgleichung  M x V = P x Y, wobei M = Geldmenge, P = Geldwert des
Outputs / Preisniveau und Y = Output / reales BIP (= Produktionsniveau)
• Diese Gleichung stellt der Geldmenge die Produktionsmenge gegenüber und besagt,
dass die Erhöhung der Geldmenge bei konstantem V und gleichem Y zu einem
Preisanstieg führen wird. Umgekehrt bedeutet der Rückgang von M ein Sinken von P.
• Diese Quantitätstheorie ist – wie im Rahmen der Geldpolitik dargestellt – bis Ende
2021 nicht „bestätigt“ worden, auch wenn „ständig“ von Kritikern an der Geldpolitik der
EZB darauf hingewiesen wurde, dass die Erhöhung der Geldmenge – durch z.B. die
Anleihenkäufe – zu höheren Preisen führen „würde“.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 175
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Geld und Inflation

Klassische Dichotomie (1/2)

• Dichotomie kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie entzweit oder
zweigeteilt.
• Übertragen auf die Makroökonomie bedeutet dies eine Unterteilung in nominale und
reale Variablen. Eingeführt wurde diese Unterscheidung bereits von den klassischen
Ökonomen bzw. Philosophen aus dem frühen 19. und dem 18. Jahrhundert.
• Nominale Variablen werden in Geldeinheiten ausgedrückt, also in Preisen wie z.B.
„Getreide im Wert von 100.000 Euro“.
• Reale Variablen benennen die Mengeneinheiten wie z.B. „x Tonnen Getreide“.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 176
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Geld und Inflation

Klassische Dichotomie (2/2)

Die klassische Dichotomie geht davon aus, dass Änderungen des Geldangebotes zwar
die nominalen aber nicht die realen Variablen beeinflussen würden:
 Dies würde als Neutralität des Geldes bezeichnet werden.
 Ausnahme ist eine Anpassung aller in Geldeinheiten ausgedrückte Variablen von
Produktpreisen bis Löhnen.

Beobachtungen haben gezeigt, dass diese Neutralität des Geldes kurzfristig nicht
gegeben ist, sich aber langfristig Geldmengenänderungen zwar erheblich auf das
Preisniveau (= nominal) aber nur unerheblich auf das reale BIP (= real) auswirken.
Auch an dieser Stelle ist die „Zeit gekommen“, diesen Zusammenhang statistisch neu zu
untersuchen.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 177
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 178
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Außenhandel

Internationale Güterströme (1/2)

Bei der Betrachtung der internationalen Güterströme sind die folgenden Begrifflichkeiten
zu berücksichtigen:
• Export = Waren und Dienstleistungen, die im Ausland verkauft werden und im Inland
hergestellt oder vertrieben wurden.
• Import = Waren und Dienstleistungen, die im Inland verkauft werden und im Ausland
hergestellt oder vertrieben wurden.
• Nettoexporte (Außenbeitrag) = Der Wert der Exporte eines Landes minus der
Importe des Landes, d.h., die Ausgaben der Ausländer für inländische Güter minus
inländische Ausgaben für im Ausland hergestellte Güter.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 179
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Außenhandel

Internationale Güterströme (2/2)

 Wenn die Nettoexporte positiv sind, spricht man von einem positiven
Außenhandelsbeitrag bzw. Leistungsbilanzüberschuss.
 Sind die Nettoexporte negativ entsprechend von einem negativen
Außenhandelsbeitrag bzw. einem Leistungsbilanzdefizit.
 Ausgeglichene Leistungsbilanz (= außenwirtschaftliches Gleichgewicht)
bedeutet, dass Exporte gleich Importe sind.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 180
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Außenhandel

Außenhandel (1/2)

• Der Außenhandel, bzw. zwischenstaatliche Handel, basiert auf dem Prinzip des
komparativen Vorteils.
• So kommt es zu einem Handel der Güter zwischen Volkswirtschaften unter
Berücksichtigung des jeweiligen günstigeren Güterpreises in einem Land:
Ausländische „günstigere“ Produkte werden importiert,
inländische „günstigere“ Produkte werden exportiert.
• Günstig ist aus Sicht der Anwender zu betrachten und kann z.B. im Zusammenhang
mit dem Einsatz innerhalb eines Produktionsprozesses gesehen werden.
• Durch den Import und Export kann der Wohlstand eines Landes als Summe von
Produzenten- und Konsumentenrente vergrößert werden. 
• Weil importierte Produkte zu einem günstigeren Weltmarkpreis konsumiert oder zu
einem höheren Weltmarktpreis exportiert, also verkauft werden.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 181
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Außenhandel

Außenhandel (2/2)

• Zur Einschränkung von Importen zum „Schutz der inländischen Unternehmen“ werden
i.d.R. je Land unterschiedlich hohe Importzölle erhoben, eine Steuer auf die im
Ausland hergestellten und im Inland verkauften Waren, um den Verkaufspreis
anzuheben.
• Gegen solche Handelsbeschränkungen spricht, dass aus ökonomischer Sicht die
komparativen Vorteile nicht genutzt werden, um damit in Summe einen für alle
höheren Wohlstand zu erzielen.
• Ziel der von Importen abhängigen Länder ohne Export ist daher, eine
Wirtschaftsstruktur zu schaffen, die nur solcher Importe bedarf, bei denen ein
komparativer Nachteil besteht, bzw. die Identifikation von Leistungen mit eigenem
komparativen Vorteil für den Export.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 182
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Außenwirtschaft

Außenhandelsbeitrag Deutschland (1/5)

Quelle:
http://www.bpb.de
(Bundeszentrale für
politische Bildung)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 183
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Außenwirtschaft

Außenhandelsbeitrag Deutschland (2/5)

2021 Quelle: https://www.destatis.de

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 184
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Außenwirtschaft

Außenhandelsbeitrag Deutschland (3/5)

Quelle: https://www.destatis.de

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 185
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Außenwirtschaft

Außenhandelsbeitrag Deutschland (4/5)

Quelle: https://www.destatis.de

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 186
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Außenwirtschaft

Außenhandelsbeitrag Deutschland (5/5)

Quelle: https://www.destatis.de

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 187
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Außenhandel

Wechselkurse (1/5)

• Für die Berechnung der tatsächlichen Preise für die Abwicklung von internationalen
Geschäften / Transaktionen dienen die Wechselkurse.

• Der nominale Wechselkurs definiert das Verhältnis, zu dem Währungen zweier Länder
gegeneinander getauscht werden können.

Beispiel: 1 Euro kostete am 30.05.2019 1,11 US-Dollar  1 US-Dollar kostete 0,90 Euro.

• Bei einer Aufwertung steigt der Wert der ausländischen Währung bezogen auf die
inländische Währung.

Beispiel: 1 Euro kostet neu mehr als 1,11 Dollar – z.B. 1,13 Dollar am 12.06.2019 ( 1 US-
Dollar kostete 0,88 Euro)

• Abwertung bedeutet entsprechend den Rückgang des Wertes der ausländischen Währung.
Beispiel: 1 Euro kostet neu weniger als 1,11 Dollar – z.B. 1,05 Dollar am 30. Dezember 2016
( 1 US-Dollar kostete 0,95 Euro)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 188
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Außenhandel

Wechselkurse (2/5)

• Bei einer Aufwertung verteuern sich die Produktpreise im Importland, so dass die
Exporte zurückgehen. Abwertungen fördern den Export.
• Der reale Wechselkurs beschreibt im Sinne eines Tauschhandels das Verhältnis, zu
dem Güter eines Landes getauscht werden könnten.
• Der reale Wechselkurs ist abhängig vom nominalen Wechselkurs sowie den Preisen
des entsprechenden Gutes in den jeweiligen Ländern, gemessen in jeweils nationaler
Währung.
Beispiel (Mankiew 2018, S. 871 ff.): „Nehmen wir an, ein Kilogramm deutsches Mehl kostet 4 Euro und ein
Kilogramm Schweizer Mehl kostet 1 Schweizer Franken.
Was ist der reale Wechselkurs zwischen deutschem und Schweizer Mehl? Um diese Frage zu beantworten, müssen
wir zuerst einmal den nominalen Wechselkurs dazu verwenden, die Preise in eine gemeinsame Währung
umzurechnen.
Beträgt der nominale Wechselkurs 0,50 Schweizer Franken je Euro, so ist ein Preis von 4 Euro pro
Kilogramm deutsches Mehl äquivalent zu einem Preis von 2 Schweizer Franken pro Kilogramm. Schweizer
Mehl kostet aber nur 1 Schweizer Franken pro Kilogramm, sodass deutsches Mehl doppelt so teuer ist wie
Schweizer Mehl.
Der reale Wechselkurs beträgt also 2 Kilogramm Schweizer Mehl pro Kilogramm deutsches Mehl“.
Quelle: Mankiw / Taylor (2018)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 189
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Außenhandel

Wechselkurse (3/5)

• Unter Berücksichtigung des nominalen Wechselkurses, dass das ausländische Gut


importiert wurde, ergibt sich, bei Preisen in „Landeswährung“:

nominaler Wechselkurs x inländischer Preis


Realer Wechselkurs =
ausländischer Preis

Quelle: Mankiw / Taylor (2018)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 190
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Außenhandel

Wechselkurse (4/5)

• Bezogen auf eine Volkswirtschaft unter Berücksichtigung eines Preisindex für Inland,
z.B. die Eurozone, (= P) und Ausland (= P*) und einem nominalen Wechselkurs von e
(für den Euro) ergibt sich:
exP
realer Wechselkurs =
P*
• Dieser reale Wechselkurs misst das inländische Güterbündel im Verhältnis zum
ausländischen Güterbündel.
• Ein Sinken bedeutet eine Verbilligung der inländischen Güter, was die Exporte
steigen lässt, ein Steigen führt zu vermehrten Importen.
• Die Preise der Güter bleiben dabei im Inland aber unverändert.

Quelle: Mankiw / Taylor (2018)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 191
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Außenhandel

Wechselkurse (5/5)

• Die Kaufkraftparitätentheorie besagt, dass mit einer Einheit der jeweiligen Landeswährung im
jeweiligen Land die selbe Menge an Gütern erworben werden kann.
• Parität steht dabei für „Gleichheit“ und Kaufkraft bezieht sich auf den Wert des Geldes.
„Kaufkraftparität besagt also, dass eine Einheit einer Währung denselben realen Wert in jedem Land
haben muss. … Für einen Euro muss man sich also dieselbe Gütermenge in Deutschland und in
den USA kaufen können“.
• Daraus abgeleitet ergibt sich, dass der nominale Wechselkurs der Währungen zweier Länder die
jeweiligen länderspezifischen Preisniveaus widerspiegeln sollte / müsste. Damit steht die
Veränderung der nominalen Wechselkurse in engem Zusammenhang zu den in den jeweiligen
Ländern anzutreffenden Inflationsraten, der Preisentwicklung.
• Es ist offensichtlich, dass bei einem nominalen Wechselkurs für den Euro und damit die Eurozone je
Euro-Land unterschiedliche Kaufkraftparitäten bei unterschiedlichen Preisentwicklungen
anzutreffen sind.
• „Weicht der reale Wechselkurs von dem Niveau ab, das die Kaufkraftparitätentheorie errechnet,
liegen stärkere Anreize vor, Güter über nationale Grenzen zu bewegen“.
Quelle: Mankiw / Taylor (2018)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 192
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Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 193
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Gesamtwirtschaftliche Betrachtung

Arbeitslosigkeit

• Die klassische Theorie geht bei der Betrachtung des gesamtwirtschaftlichen


Gleichgewichts davon aus, dass langfristig das natürliche Produktionsniveau den
optimalen Einsatz der Produktionsfaktoren darstellt und für dieses Niveau sich
entsprechend die natürliche Arbeitslosenquote einstellt.
• Natürliche Arbeitslosenquote bezeichnet das „normale“ Niveau an langfristiger
Arbeitslosigkeit in einer Volkswirtschaft. Problem: Was ist „normal“?
Der natürlichen ist die zyklische, mit kurzfristigen Auf- und Abschwüngen verbundene
Arbeitslosigkeit verbunden.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 194
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gesamtwirtschaftliche Betrachtung

Zahlen zur Arbeitslosigkeit in Deutschland (1/5)

Arbeitslosenquote in Deutschland im Jahresdurchschnitt von 2005 bis 2022

Quelle: https://de.statista.com

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 195
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gesamtwirtschaftliche Betrachtung

Zahlen zur Arbeitslosigkeit in Deutschland (2/5)

Quelle:
http://www.bpb.de
(Bundeszentrale für
politische Bildung)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 196
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gesamtwirtschaftliche Betrachtung

Zahlen zur Arbeitslosigkeit in Deutschland (3/5)

Quelle: https://www.destatis.de

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 197
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gesamtwirtschaftliche Betrachtung

Zahlen zur Arbeitslosigkeit in Deutschland (4/5)

Quelle: https://www.destatis.de

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 198
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gesamtwirtschaftliche Betrachtung

Zahlen zur Arbeitslosigkeit in Deutschland (5/5)

Quelle: https://www.destatis.de

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 199
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Gesamtwirtschaftliche Betrachtung

Erfassen der Arbeitslosigkeit (1/5)

Das Messen der Arbeitslosigkeit übernimmt in Deutschland die Bundesagentur für Arbeit
mit monatlichen Statistiken zu:

- Beschäftigung (Arbeitnehmerstruktur nach Beruf, Geschlecht, Nationalität, Sektoren)


- Arbeitsmarkt (Arbeitssuchende, offene Stellen, Vermittlungen)
- Ausbildungsmarkt (Vermittlungen, Stellen)
- Berufliche Förderungen (Maßnahmen zur Fortbildung und Umschulung, Beihilfen,
Rehabilitationsmaßnahmen)
- Leistungen zum Erhalt und Schaffen von Arbeitsplätzen und gegen
Arbeitslosigkeit (Kurzarbeit, Arbeitslosengeld, etc.)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 200
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Gesamtwirtschaftliche Betrachtung

Erfassen der Arbeitslosigkeit (2/5)

Bei der Darstellung der Arbeitslosenzahlen, der „Statistik zur Erwerbstätigkeit und
-losigkeit“ wird nach folgenden Gruppen aufgeteilt:

- Arbeitskräftepotenzial (Erwerbspersonenpotenzial) = die Summe aller Personen, die


in einer Volkswirtschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt beschäftigt oder erwerbslos sind
- Erwerbsquote = der prozentuale Anteil des Arbeitskräftepotenzials an der gesamten
Bevölkerung des Landes zu einem bestimmten Zeitpunkt
- Erwerbslosenquote (= Arbeitslosenquote) = Der prozentuale Anteil der Erwerbslosen
am Arbeitskräftepotenzial

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 201
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gesamtwirtschaftliche Betrachtung

Erfassen der Arbeitslosigkeit (3/5)

Bei Arbeitslosigkeit ist auch zwischen „verdeckter“ Arbeitslosigkeit und „ökonomischer“


Arbeitslosigkeit zu unterscheiden.

• Verdeckte Arbeitslosigkeit existiert, wenn diese statistisch nicht ausgewiesen wird,


wie z.B. bei Beschäftigten in subventionierten Beschäftigungsverhältnissen oder bei
Personen im vorzeitigen Ruhestand.

• Ökonomische Arbeitslosigkeit beschreibt die Differenz zwischen einer


Arbeitskräftenachfrage und dem Arbeitskräfteangebot bei einem vorherrschenden
Lohnsatz. Hier gibt es Arbeitssuchende, für die es für ihre Qualifikation / Ausbildung
keine Arbeit gibt.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 202
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gesamtwirtschaftliche Betrachtung

Erfassen der Arbeitslosigkeit (4/5)

Neben der nicht vorhandenen Arbeitsnachfrage durch Unternehmen kann es folgende


weitere Gründe für Arbeitslosigkeit geben:

Sucharbeitslosigkeit = Der Zeitraum, der von einem Arbeitssuchenden überbrückt


werden muss, bevor eine neue, angemessene Beschäftigung angetreten wird.

Entlohnungsniveau über Gleichgewichtsniveau = Wenn das vom Arbeitssuchenden


angestrebte Entlohnungsniveau aufgrund seiner Qualifikation oder bestehender
Lohnvereinbarungen aus Sicht des Arbeitgebers „zu hoch“ für eine Einstellung ist, wird der
Arbeitgeber auf diese Einstellung verzichten.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 203
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gesamtwirtschaftliche Betrachtung

Erfassen der Arbeitslosigkeit (5/5)

Diese Argumentation gilt seitens der Arbeitgeber oft im Zusammenhang mit


Mindestlöhnen, weil dadurch „geringwertige“ Tätigkeiten aus Sicht der Arbeitgeber „zu
teuer“ bezahlt werden müssen.

Von Mindestlöhnen profitieren würden vor allem „ungelernte“ Arbeitskräfte und solche
ohne Berufserfahrung. Gleichzeitig würde das Einkommen und damit die potenzielle
Nachfrage dieser Beschäftigten steigen.

Effizienzlöhne = Dies sind Löhne, die über dem Gleichgewichtsniveau liegen und die
damit zu einer deutlichen Steigerung der Arbeitsproduktivität beitragen,. Weniger
Arbeitnehmer als „eigentlich erforderlich“ erarbeiten somit einen höheren Output.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 204
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 205
Rückblick

UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Einführung

… oder aus Sicht von einzelwirtschaftlichen (= mikroökonomischen) und


gesamtwirtschaftlichen (= makroökonomischen) Sachverhalten in zehn Bereiche!
Mikroökonmie steht für die „Analyse, wie Haushalte und Unternehmen Entscheidungen
treffen und auf den Märkten interagieren“, Makroökonomie steht für die „Untersuchung
gesamtwirtschaftlicher Phänomene“ (Mankiw / Taylor, 2018)

Mikroökonomie Makroökonomie

Haushalte Geld

Unternehmen ( BWL) Finanzen

Preise Beschäftigung

Verteilung Konjunktur

Wachstum

Außenwirtschaft
Quelle: Woll (2014)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 206
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gütermärkte

Für die Analyse der Gütermärkte als Marktplatz von Waren und Dienstleistungen
kommen verschiedene Betrachtungsweisen und Methoden zum Einsatz
• Marktformen
• Nachfrage und Angebot mit volkswirtschaftlichen Kosten
• Marktgleichgewicht
• Skalenerträge
• Elastizitäten
• Wohlfahrtsökonomik
• Erlöse
• Monopol, Oligopol und monopolistische Konkurrenz

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 207
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 208
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Gütermärkte

Die Marktformen der Gütermärkte unterscheiden sich nach vollkommen und


unvollkommen sowie vollständiger und unvollständiger Konkurrenz (1/2)
Markt ist der „Ort“, an dem Gruppen von Käufern und Verkäufern aufeinandertreffen,
um Waren und Dienstleistungen zu kaufen und zu verkaufen.
Käufer bilden die Nachfrager, Verkäufer die Anbieter.

Ein „vollkommener Markt“ ist gegeben, wenn die folgenden Annahmen erfüllt sind:
(1) Homogenität der Güter: Güter sind identisch
(2) Es gibt keine Präferenzen zwischen den Gütern
(3) Es gibt Transparenz: Käufer verfügen über vollkommene Informationen
(4) Es gibt freie Nachfragemöglichkeiten: freier Markteintritt und freier Marktaustritt
(5) Käufer und Verkäufer handeln unabhängig voneinander

„Unvollkommen“ steht für Heterogenität im Markt und bedeutet, dass kein


vollkommener Markt gegeben ist.

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23.12.2023 Martin W. Davies 209
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Gütermärkte

Die Marktformen der Gütermärkte unterscheiden sich nach vollkommen und


unvollkommen sowie vollständiger und unvollständiger Konkurrenz (2/2)
Auf einem vollkommenen Markt mit vielen Nachfragern können

 hinsichtlich der Konkurrenzsituation zwischen den Anbietern

 drei Marktformen unterschieden werden:

 Polypol: viele Anbieter und damit vollständige Konkurrenz

 Oligopol: wenige Anbieter (3-5) und damit unvollständige Konkurrenz (Ein


Oligopol mit zwei Anbietern ist ein Duopol).

 Monopol: ein Anbieter und damit unvollständige Konkurrenz

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23.12.2023 Martin W. Davies 210
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Inhalte der Vorlesung

Einführung
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“)
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum
• Konjunkturzyklus
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen)
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung)
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen)
• Geld und Inflation
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse)
• Erfassen der Arbeitslosigkeit
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten)
• Arbeits- und Kapitalmarkt
Exkurs: Entscheidungstheorie

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 211
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gütermärkte

Die nachfolgende Betrachtung von „Nachfrage und „Angebot“ basiert auf dem
„neoklassischen“ Ansatz
Die Neoklassik löste mit einem „Nutzenansatz“ Ende des 19. Jahrhunderts den
„Preisbildungsansatz der Wertermittlung“ der Klassik ab.
Grundlage ist das „Ertragsgesetz“ mit sinkenden Profitraten bei der Produktionsfunktion
und damit steigenden Kosten bei höherem „Output“ (= höhere Stückzahlen) der
Produktion bei der aus der Produktionsfunktion abgeleiteten Kostenfunktion.
Diese „neoklassische Grundlage“ ist die Basis für die Annahmen, die zum
nachfolgenden „Modell“ des Angebotsverhaltens führen.
Die methodischen Annahmen für die Gestaltung des Nachfrageverhaltens basieren auf der
„Haushalts-/Budgetkurve“ und den Nutzen-Indifferenzkurven.
Eine Veränderung der Annahmen würde entsprechend auch eine Veränderung des
„Modells“ bedeuten, was z.B. in der wissenschaftlichen Analyse von Angebots- und
Nachfrageverhalten in bestimmten Bereichen der Fall ist.

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23.12.2023 Martin W. Davies 212
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Gütermärkte

Nachfrage steht für die potenziellen und tatsächlichen Käufer von Waren und
Dienstleistungen in einem Markt, die somit als „Nachfrager“ bezeichnet werden
Die Nachfrage wird über folgende Parameter näher beschrieben:
• Nachfragemenge = Die Menge aus Gütern, die die Käufer erwerben wollen und
können; Kürzel = q (vom Englischen „quantity“)
• Nachfragepreis = Dies ist der Preis, zu dem ein Käufer bereit ist, die Güter zu kaufen;
Güterpreise können unterschiedlich sein; Kürzel = p ( von Englischen „price“)
• Nachfragegesetz = Bei sinkendem Preis steigt die Nachfragemenge, bei steigendem
Preis sinkt die Nachfragemenge
• Marktnachfrage = Summe der individuellen Nachfragen, also z.B. die Nachfrage einer
Branche oder aller Haushalte

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 213
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Gütermärkte

Aus dem beschriebenen Nachfragegesetz lässt sich eine entsprechende


Nachfragekurve ableiten
Die Nachfragekurve ist die graphische, modellhafte Abbildung des Nachfragegesetzes
in einem Koordinatensystem mit den Achsen „q“ (= X-Achse) und „p“ (= Y-Achse).

Die Ausgaben für ein Gut berechnen sich als Produkt p*q = A = Nachfragepreis x
entsprechende Nachfragemenge  (potenzieller) Umsatz des Anbieters

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23.12.2023 Martin W. Davies 214
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Gütermärkte

Die Lage der Nachfragekurve richtet sich nach den zur Verfügung stehenden
finanziellen Ausgabemitteln
Änderungen bei den zur Verfügung p
stehenden Ausgabenmitteln („Budget“)
(1)
führen zu einer Verschiebung der
Nachfragekurve.
p1
Bei einem Anstieg der Ausgabenmittel,
z.B. wegen Gehaltserhöhungen, werden die (2)
Nachfrager zum bestehenden Preis mit q2
mehr nachfragen und nicht auf q
Preissenkungen warten. (= 1) q3 q1 q2

Bei Ausgabenkürzungen, z.B. wegen


geringerem verfügbaren Einkommen
aufgrund höherer Krankenkassenbeiträge
und Steuern, würde die Nachfragemenge
entsprechend auf q3 zurückgehen. (= 2)

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23.12.2023 Martin W. Davies 215
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gütermärkte

Angebot steht für die potenziellen und tatsächlichen Verkäufer von Waren und
Dienstleistungen in einem Markt, die somit als „Anbieter“ bezeichnet werden
Das Angebot wird über folgende Parameter näher beschrieben:
• Angebot = Die Menge aus Gütern, die die Verkäufer anbieten wollen und können;
Kürzel = q (vom Englischen „quantity“)
• Angebotspreis = Dies ist der Preis, zu dem ein Anbieter bereit ist, die Güter zu
verkaufen; Güterpreise können unterschiedlich sein; Kürzel = p (vom Englischen
„price“)
• Angebotsgesetz = Bei sinkendem Preis sinkt die Angebotsmenge, bei steigendem
Preis steigt die Angebotsmenge; diese Gesetzmäßigkeit beruht auf einer
entsprechenden spezifischen Betrachtung der beim Anbieter entstehenden Kosten (-
siehe nachfolgende Folien „Kosten“)
• Marktangebot = Summe der individuellen Angebote, also z.B. die Angebote einer
Branche oder aller Unternehmen

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23.12.2023 Martin W. Davies 216
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Gütermärkte

Aus dem beschriebenen Angebotsgesetz lässt sich eine entsprechende


Angebotskurve ableiten
Angebotskurve ist die graphische, modellhafte Abbildung des Angebotsgesetzes in
einem Koordinatensystem mit den Achsen „q“ (= X-Achse) und „p“ (= Y-Achse)

Der Umsatz für ein Gut berechnet sich als Produkt p*q = U = Angebotspreis x
entsprechende Angebotsmenge.

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23.12.2023 Martin W. Davies 217
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Gütermärkte

Kosten (1/6)

• Kosten werden im ökonomischen Sinne, also aus der Sicht eines Volkswirtschaftlers,
als Opportunitätskosten betrachtet.
• Die Opportunitätskosten bestehen aus den expliziten und den impliziten Kosten.
 Explizit sind Kosten im buchhalterischen Sinne, dass diese Kosten im
Unternehmen mit einer Geldzahlung verbunden sind.
 Nicht mit Geldzahlungen verbunden sind implizite Kosten, die den Ertrag
erfassen, auf den ein Unternehmen verzichtet, weil diese Leistung an einer
anderen Stelle aufgegeben wird, wie z.B. bei einem Existenzgründer das
Gehalt aus der Festanstellung oder die Gewinnerwartung.
• Buchhalterische kalkulatorische Kosten wären somit im ökonomischen Sinne den
impliziten Kosten zuzurechnen und würden damit bei der Erfassung des ökonomischen
Gewinns mitberücksichtigt, wie z.B. das kalkulatorische Geschäftsführergehalt.

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23.12.2023 Martin W. Davies 218
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Gütermärkte

Kosten (2/6)

• Der ökonomische Gewinn berechnet sich aus Umsatz minus (explizite + implizite)
Kosten,
• der buchhalterische Gewinn aus Umsatz minus explizite Kosten.

• Die weitere Betrachtung von Kosten und Kostenverläufen erfolgt im


ökonomischen Sinne mit Opportunitätskosten.

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23.12.2023 Martin W. Davies 219
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Gütermärkte

Kosten (3/6)

 Die Produktionsfunktion beschreibt das Verhältnis von Einsatz = Input und Erträge
(q) = Output. Der Input für die Produktion sind die Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital
und Boden. Für die weitere Betrachtung der Kosten im vollkommenen Markt gilt im
Sinne der Neoklassik die Annahme einer degressiven Produktionsfunktion, dass der
Output mit steigendem Input in geringerem Maße zunimmt.

Output

Input

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23.12.2023 Martin W. Davies 220
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Gütermärkte

Kosten (4/6)

 Daraus ergibt sich für die Kostenfunktion ein exponentielles Wachstum für die
Funktion: Kosten = f(q).

K
• Der Achsenabschnitt F steht für die fixen
Kosten, die grundsätzlich und unabhängig
von der produzierten Menge anfallen.
• Der Kurvenverlauf ergibt sich aus den
variablen Kosten, die in Abhängigkeit von
der jeweils produzierten Menge entstehen,
bei q = 0  variable Kosten = 0. F

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23.12.2023 Martin W. Davies 221
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Gütermärkte

Kosten (5/6)

 Für die weitere Kostenanalyse erforderlich sind die Durchschnittskosten und


Grenzkosten.
• Durchschnittskosten = Kosten pro produzierter Menge = Kosten geteilt durch q
=
• Grenzkosten = Grenzwert der Kostenfunktion, der für eine bestimmte Menge die
Veränderung der Kosten beschreibt = mathematisch die erste Ableitung der
Kostenfunktion = K ‘ = GK.

 Die GK-Kurve wird somit zur Angebotskurve und bestimmt die Preise, für die
eine Menge angeboten werden muss.

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23.12.2023 Martin W. Davies 222
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Gütermärkte

Kosten (6/6)

 Die effiziente Produktmenge ist im Schnittpunkt


von DK = GK; dieser Schnittpunkt ist gleichzeitig
der Minimalwert der DK-Kurve.
DK, GK
 Wenn q < qs von S, dann DK > GK GK
DK
 Wenn q > qs von S, dann GK > DK S

DVK
 DK = GK ist optimal, da für diesen Punkt S
die Menge qS die Kostensteigung (GK) die
dazu gehörigen realen Kosten (DK) abdeckt.
DFK
 Bei steigenden Mengen entsteht ein
q
zusätzlicher Produktionsgewinn, da GK > DK
qs
und GK als Angebotskurve dient.

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23.12.2023 Martin W. Davies 223
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Gütermärkte

Die Lage der Angebotskurve richtet sich nach Veränderungen in der


Gütererstellung seitens der Anbieter
Wenn sich zu einem bestehenden Preis p (2)
mehr Güter anbieten lassen, z.B. aufgrund
von Produktivitätssteigerungen, dann führt (1)
dies zu einer Verschiebung der
Angebotskurve nach rechts, weil die p1
Anbieter zum bestehenden Preis mit q2
mehr anbieten und dies nicht mit
Preiserhöhungen verbinden. (= 1)
q
Wenn das Angebot für einen bestimmten
q3 q1 q2
Preis zurückgeht, z.B. aufgrund
gestiegener Rohstoffpreise bei der
Fertigung, würde die Angebotsmenge
entsprechend auf q3 zurückgehen und die
Angebotskurve nach links verschieben.
(= 2)

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23.12.2023 Martin W. Davies 224
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Gütermärkte

Im Schnittpunkt von Angebots- und Nachfragekurve sind Angebot und Nachfrage


im Gleichgewicht
Der „Schnittpunkt“ von Angebot und p
Nachfrage ist der Punkt, bei dem für einen Angebotsüberschuss
bestimmten Preis die Angebotsmenge der
Nachfragemenge entspricht und somit ein S
Gleichgewicht von Angebot und Gleichgewichtspreis

Nachfrage entsteht. Dieser Preis ist der


Gleichgewichtspreis. Nachfrageüberschuss
Wenn zu einem bestimmten Preis das q
Angebot höher ist als die Nachfrage, spricht
man von einem Angebotsüberschuss,
wenn Nachfrage höher als Angebot dann
von einem Nachfrageüberschuss.
In einem vollkommenen Markt mit
vollständiger Konkurrenz wird der
Marktpreis der Gleichgewichtspreis sein.
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23.12.2023 Martin W. Davies 225
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Gütermärkte

Skalenerträge (1/2)

• Skalenerträge (economies of scale) dienen zur Betrachtung des langfristigen


Verlaufs von Durchschnittskosten bezogen auf die Veränderung des Outputs:
• Zunehmende Skalenerträge = sinkende Durchschnittskosten
• Konstante Skalenerträge = DK bleiben gleich
• Sinkende Skalenerträge = steigende DK

 Zunehmende Skalenerträge
DK
bedeuten somit eine höhere
Effizienz / Produktivität beim
DK1 DK5
Einsatz des Inputs. DK2 DK3 DK4
 Somit ist eine Ausweitung der
Produktionskapazitäten unter langfristige DK
Betrachtung der Entwicklung der
q
Skalenerträge vorzunehmen.
zunehmende Sk.-Erträge konstante Sk.-Erträge sinkende Sk.-Erträge

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23.12.2023 Martin W. Davies 226
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Gütermärkte

Skalenerträge (2/2)

 Die Berechnung der Skalenerträge und somit die Mengenbereiche (Output) der
zunehmenden, konstanten und sinkenden Skalenerträge erfolgt durch die
Grenzwerte (1. Ableitung) der langfristigen DK-Kurve:

 Skalenertrag =

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23.12.2023 Martin W. Davies 227
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Inhalte der Vorlesung

Einführung
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“)
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum
• Konjunkturzyklus
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen)
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung)
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen)
• Geld und Inflation
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse)
• Erfassen der Arbeitslosigkeit
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten)
• Arbeits- und Kapitalmarkt
Exkurs: Entscheidungstheorie

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23.12.2023 Martin W. Davies 228
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Gütermärkte

Mit Hilfe von „Elastizitäten“ werden Auswirkungen von Änderungen beim


Ausganswert einer Größe A auf eine Größe B dargestellt und berechnet
• Elastizitäten beschreiben das Verhältnis, den Quotienten, von relativen
Änderungen zweier Größen.
• Dabei wird die relative Veränderung der einen Größe A, z.B. einer Menge „q“, von A1
zu A2 in Abhängigkeit von der Veränderung der zweiten Größe B, z.B. einem Preis
„p“ betrachtet von B1 zu B2:
 Wie wird sich eine Veränderung von B auf A auswirken, funktional ausgedrückt: A
= f (B) und A1 = f (B1), A2 = f (B2)
• Änderungen sind somit für A = dA = A2 - A1 und für B = dB = B2 – B1, relative
Änderungen bei A1 bzw. B1 als Startpunkt für A = dA/A und für B = dB/B

dA
• Die Berechnung der Elastizität ist demnach: A
dB
B

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 229
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Gütermärkte

Übertragen auf die Aussagefähigkeit einer Nachfragekurve können die Preis-, die
Kreuzpreis- und die Einkommenselastizität ermittelt werden (1/8)
Preiselastizität der Nachfrage (1/2):
• Die Preiselastizität der Nachfrage (PEN) berechnet die relative Auswirkung einer
Preiserhöhung auf die nachgefragte Menge.
• A ist entsprechend die Menge „q“, B der Preis „p“  A = F (B)  q = f(p)
• Da die Veränderungen von „q“ und „p“ gemäß Nachfragegesetz gegensätzlich
sind (plus  minus) und die Elastizitäten mit einem Wertebereich von > oder = 0
definiert sind, wird ein positiver Wert berechnet mit einem (-) vor der Gleichung.

• Preiselastizität der Nachfrage (PEN) ist demnach:

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 230
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Gütermärkte

Übertragen auf die Aussagefähigkeit einer Nachfragekurve können die Preis-, die
Kreuzpreis- und die Einkommenselastizität ermittelt werden (2/8)
Preiselastizität der Nachfrage (2/2):
• Es gibt fünf Formen bei der Preiselastizität der Nachfrage NE für q = f (p):
 1: Wenn PEN = O, dann vollkommen unelastisch  Änderung von p ohne
Auswirkung auf q  dq = O
 2: Wenn PEN < 1 dann unelastisch  Änderung von p ist relativ größer als
Auswirkung durch Änderung bei q  Nenner > Zähler  dp/p > dq/q
 3: Wenn PEN = 1 dann Einheitselastizität  relative Änderungen von q 
Nenner = Zähler  dp/p = dq/q
 4: Wenn PEN > 1 dann elastisch  Änderung von p bewirkt größere relative
Veränderung von q  Nenner < Zähler  dp/p < dq/q
 5: Wenn PEN  (unendlich), dann vollkommen elastisch  Änderung p nicht
möglich, dp = 0  relative Änderung von q völlig unabhängig von Änderung p
• Beispiel: „elastisch“ bedeutet, dass bei einer Preissenkung relativ mehr Menge
nachgefragt wird.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 231
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gütermärkte

Übertragen auf die Aussagefähigkeit einer Nachfragekurve können die Preis-, die
Kreuzpreis- und die Einkommenselastizität ermittelt werden (3/8)
Darstellung der Preiselastizität der Nachfrage:

Quelle: Mankiw / Taylor (2018)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 232
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gütermärkte

Übertragen auf die Aussagefähigkeit einer Nachfragekurve können die Preis-, die
Kreuzpreis- und die Einkommenselastizität ermittelt werden (4/8)
Kreuzpreiselastizität (1/3):
• Bei der Kreuzpreiselastizität (KE) wird die relative Nachfragemenge-Änderung für
ein Produkt B betrachtet bei einer relativen Preisänderung von Produkt A
• Welche Auswirkungen hat eine Preisänderung bei Produkt A auf die
Nachfrage nach Produkt B?
• Bei der Betrachtung wird von einer bestehenden Abgabemenge für alle Güter
seitens der Nachfrager ausgegangen, so dass
• Änderungen der Nachfragemenge durch z.B. höhere oder niedrigere Einnahmen mit
entsprechender Verschiebung der Nachfragekurve ausgeschlossen sind.

• Die Gleichung für die Kreuzpreiselastizität (KE) lautet:

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 233
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gütermärkte

Übertragen auf die Aussagefähigkeit einer Nachfragekurve können die Preis-, die
Kreuzpreis- und die Einkommenselastizität ermittelt werden (5/8)
Kreuzpreiselastizität (2/3):
 Die Kreuzpreiselastizität bestimmt damit, wie die Güter A und B zueinander in
Relation stehen. Dabei sind drei Fälle denkbar:
• 1: substituierbare Güter = Der Nachfrager trifft eine Auswahl zwischen für ihn
vergleichbaren Gütern und ersetzt bei Preiserhöhungen von Produkt A (z.B. Apfelsaft)
seine Nachfrage durch Produkt B (z.B. Orangensaft).
• 2: komplementäre Güter = Zwei Güter ergänzen sich, so dass die Preiserhöhung von
Produkt A nicht zu einem Austausch durch Produkt B führen kann sondern die
Mengenanpassung analog zu Produkt A erfolgt
• 3: Unabhängige Güter = Die Nachfrage nach Produkt A ist unabhängig von der
Nachfrage nach Produkt B.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 234
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gütermärkte

Übertragen auf die Aussagefähigkeit einer Nachfragekurve können die Preis-, die
Kreuzpreis- und die Einkommenselastizität ermittelt werden (6/8)
Kreuzpreiselastizität (3/3):
 Bei der Kreuzpreiselastizität gibt es keine Beschränkung des Wertebereiches.
 Unter Berücksichtigung des Nachfragegesetzes zum Verhältnis von Preis- und
Mengenänderungen ergeben sich folgende drei Fälle:
• 1: KE < 0  komplementäre Güter, da wenn Preiserhöhung bei A, dann – auch –
Nachfragerückgang bei B.
• 2: KE = 0  unabhängig; Güter stehen in keinem direkten Zusammenhang.
• 3: KE > 0  substituierbare Güter, da bei Preiserhöhung von A die Nachfragemenge
von B ansteigt, Produkt A durch B ersetzt wird.
 Bei einem entsprechend transparenten, vollkommenen Markt ist vor einer
Preiserhöhung die Kreuzpreiselastizität zu Wettbewerbsprodukten zu
bestimmen.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 235
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Gütermärkte

Übertragen auf die Aussagefähigkeit einer Nachfragekurve können die Preis-, die
Kreuzpreis- und die Einkommenselastizität ermittelt werden (7/8)
Einkommenselastizität (1/2):
• Die Einkommenselastizität YE (Y = Einkommen) beschreibt die Auswirkungen einer
Einkommensänderung auf die Nachfragemenge von Gütern 
• Welche Auswirkungen hat eine Einkommensänderung auf die
Nachfragemenge q eines Produktes?

• Die Gleichung für die Einkommenselastizität (YE) lautet:

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 236
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gütermärkte

Übertragen auf die Aussagefähigkeit einer Nachfragekurve können die Preis-, die
Kreuzpreis- und die Einkommenselastizität ermittelt werden (8/8)
Einkommenselastizität (2/2):
Mit Hilfe der Einkommenselastizität lassen sich die Güter in drei Gruppen aufteilen:
• 1: Inferiore Güter = Güter, die vom Nachfrager als „geringwertiger“ angesehen werden
und bei steigendem Einkommen weniger nachgefragt werden  dq < 0 und YE < 0
• 2: Sättigungsgüter = Güter, die bis zu einer bestimmten Nachfragemenge mit
steigendem Einkommen stärker nachgefragt werden, aber dann auf diesem
Mengenniveau bleiben  dq = 0 und YE = 0 (= einkommensstarre Nachfrage)
• 3: Nichtsättigungsgüter (superiore Güter) = Güter, deren Nachfragemenge mit
steigendem Einkommen weiter wächst  dq > 0 und YE > 0; wenn YE > 1, dann
Luxusgüter, sonst normale Güter.
 Wenn die Einkommenselastizität gleich oder größer als Null ist, können zwei
oder alle drei Gütergruppen betroffen sein, wenn das Einkommen auf einem
niedrigen Niveau liegt. Eine Klassifizierung der Güter ergibt sich im Laufe eines
steigenden Einkommens durch Betrachtung der höheren Einkommen.
Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version
23.12.2023 Martin W. Davies 237
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gütermärkte

Übertragen auf die Aussagefähigkeit einer Angebotskurve kann die Preiselastizität


ermittelt werden (1/3)
Preiselastizität des Angebots (1/2):
• Die Preiselastizität des Angebots(PEA) berechnet die relative Auswirkung einer
Preiserhöhung auf die angebotene Menge.
• A ist entsprechend die Menge „q“, B der Preis „p“  A = F (B)  q = f(p)
• Da die Veränderungen von „q“ und „p“ gemäß Angebotsgesetz betragsmäßig
gleich sind (plus  minus) und die Elastizitäten mit einem Wertebereich von > oder
= 0 definiert sind, gilt die Gleichung:

• Preiselastizität des Angebots (PEA) ist demnach:

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 238
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Gütermärkte

Übertragen auf die Aussagefähigkeit einer Angebotskurve kann die Preiselastizität


ermittelt werden (2/3)
Preiselastizität des Angebots (2/2):
• Es gibt analog zur Preiselastizität der Nachfrage fünf Formen bei der Preiselastizität des
Angebots für q = f (p):
 1: Wenn PEA = O, dann vollkommen unelastisch  Änderung von p ohne
Auswirkung auf q  dq = O
 2: Wenn PEA < 1 dann unelastisch  Änderung von p ist relativ größer als
Auswirkung durch Änderung bei q  Nenner > Zähler  dp/p > dq/q
 3: Wenn PEA = 1 dann Einheitselastizität  relative Änderungen von q 
Nenner = Zähler  dp/p = dq/q
 4: Wenn PEA > 1 dann elastisch  Änderung von p bewirkt größere relative
Veränderung von q  Nenner < Zähler  dp/p < dq/q
 5: Wenn PEA  (unendlich), dann vollkommen elastisch  Änderung p nicht
möglich, dp = 0  relative Änderung von q völlig unabhängig von Änderung p
• Beispiel: „elastisch“ bedeutet, dass bei einer Preiserhöhung relativ mehr Menge
angeboten wird.
Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version
23.12.2023 Martin W. Davies 239
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Gütermärkte

Übertragen auf die Aussagefähigkeit einer Angebotskurve kann die Preiselastizität


ermittelt werden (3/3)
Darstellung der Preiselastizität des Angebots:

Quelle: Mankiw / Taylor (2018)

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23.12.2023 Martin W. Davies 240
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Inhalte der Vorlesung

Einführung
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“)
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum
• Konjunkturzyklus
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen)
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung)
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen)
• Geld und Inflation
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse)
• Erfassen der Arbeitslosigkeit
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) - Wohlfahrtsökonomik
• Arbeits- und Kapitalmarkt
Exkurs: Entscheidungstheorie

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 241
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gütermärkte

Wohlfahrtsökonomik (1/4)

• Wohlfahrtsökonomik ist die Lehre davon, wie die Allokation (= Verteilung) der
Ressourcen (= alle Mittel, die für die Produktion von Gütern und Dienstleistungen
eingesetzt werden können = Produktionsfaktoren) die wirtschaftliche Wohlfahrt
beeinflusst.
• Wohlfahrtsökonomik wird entsprechend auch als Allokationstheorie oder welfare
economics bezeichnet.
• Wohlfahrt steht für den wirtschaftlichen Wohlstand, den eine Volkswirtschaft
realisiert, auch im Sinne von Wohlergehen oder Versorgungsniveau.
• Im ökonomischen Sinne kann die Wohlfahrt durch Marktrente als Summe von
Konsumenten- und Produzentenrente ermittelt werden.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 242
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gütermärkte

Wohlfahrtsökonomik (2/4)

• Konsumentenrente ist der Höchstbetrag, den ein Käufer für ein Gut bezahlen würde,
also die Zahlungsbereitschaft, abzüglich dem tatsächlichen Betrag / Preis.
• Bei der Betrachtung der entsprechenden Nachfragekurve sinkt die Zahl der Nachfrager
bei steigenden Preisen: Zu jedem Preis gibt es Grenznachfrager, die bei einer
Preiserhöhung den Markt verlassen würden, so dass die Nachfrage (q) sinkt.
• Die Konsumentenrente berechnet sich aus der Zahlungsbereitschaft der noch
vorhandenen Nachfrager.
Beispiel: Wenn bei einem Preis von 10 € noch die Nachfrager A, B, C verbleiben, von
denen A bereit ist, max. 12 € zu bezahlen, B max. 11 € und C max. 10 €, so entsteht für
A eine Konsumentenrente von 2 €, für B von 1 € und C von 0 €, in Summe 3 €.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 243
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Gütermärkte

Wohlfahrtsökonomik (3/4)

• Produzentenrente bemisst den Differenzbetrag zwischen dem tatsächlichen


Verkaufspreis und dem Mindestbetrag im Sinne eines akzeptablen Preises.
• Bei der Betrachtung der entsprechenden Angebotskurve steigt die Zahl der Anbieter bei
steigenden Preisen, bzw. geht die Zahl der Anbieter bei sinkenden Preisen zurück: Zu
jedem Preis gibt es Grenzanbieter, die bei einer Preissenkung den Markt verlassen
würden, so dass das Angebot (q) sinkt.
• Die Produzentenrente berechnet sich aus dem Mindestbetrag der noch vorhandenen
Anbieter.
Beispiel: Wenn es bei einem Preis von 8 € die Anbieter E, F, G gibt, von denen E bereit
ist, min. 6 € zu akzeptieren, F min. 7 € und G min. 8 €. so entsteht für E eine
Produzentenrente von 2 €, für F von 1 € und C von 0 €, in Summe 3 €.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 244
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Gütermärkte

Wohlfahrtsökonomik (4/4)

Marktrente ist die Summe aus p


Konsumenten- und Produzentenrente Konsumentenrente
und misst die Wohlfahrt.
Die größte Wohlfahrt ist im Gleichgewichtspreis
Gleichgewichtspreis für Angebot =
Nachfrage erreicht. Produzentenrente

Die Markteffizienz richtet sich nach dem


Grad der Marktrente, die erzielt wird
und damit nach der Allokation der q

Ressourcen.
 Eine optimale Allokation der Ressourcen ist im Gleichgewicht von Angebot und
Nachfrage. Von Gerechtigkeit ist zu sprechen, wenn die Fairness der
Wohlfahrtsverteilung unter den Mitgliedern der Gesellschaft beibehalten wird.
 Unvollkommene Märkte und unvollständige Konkurrenz können diese Gerechtigkeit
einschränken.
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23.12.2023 Martin W. Davies 245
Rückblick

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Öffentliche Haushalte

Steuern – Blickwinkel der Effizienz (1/3)

Kriterium 1: System mit geringem Nettowohlfahrtsverlust


 Die Erhebung von Steuern bedeutet, dass Produkte zu einem höheren Preis
angeboten werden als dem aus den Kosten abgeleiteten Preis.
 Gemäß der Nachfragekurve wird eine geringere Menge abgesetzt. Dies bedingt,
gemäß dem „normalen“ Marktgleichgewicht bei GK = N, dass sowohl Konsumenten-
als auch Produzentenrente zurückgehen und damit ein Nettowohlfahrtsverlust
entsteht.
 Dem stehen aber durch die Steuereinnahmen ermöglichte Staatsausgaben
gegenüber, die die Gesamtwohlfahrt der Volkswirtschaft wiederum vergrößern.
 Aus „politischer“ Sicht kann „diskutiert“ werden, ob der „individuelle“
Nettowohlfahrtsverlust durch den staatsbedingten Wohlfahrtsgewinn kompensiert wird,
z.B. durch Vorhaltung staatlicher Bildungs- oder Sicherheitsleistungen.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 246
Rückblick

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Gütermärkte

Wohlfahrtsökonomik (4/4)

Marktrente ist die Summe aus p


Konsumenten- und Produzentenrente Konsumentenrente
und misst die Wohlfahrt.
Die größte Wohlfahrt ist im Gleichgewichtspreis
Gleichgewichtspreis für Angebot =
Nachfrage erreicht. Produzentenrente

Die Markteffizienz richtet sich nach dem


Grad der Marktrente, die erzielt wird
und damit nach der Allokation der q

Ressourcen.
 Eine optimale Allokation der Ressourcen ist im Gleichgewicht von Angebot und
Nachfrage. Von Gerechtigkeit ist zu sprechen, wenn die Fairness der
Wohlfahrtsverteilung unter den Mitgliedern der Gesellschaft beibehalten wird.
 Unvollkommene Märkte und unvollständige Konkurrenz können diese Gerechtigkeit
einschränken.
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23.12.2023 Martin W. Davies 247
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Inhalte der Vorlesung

Einführung
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“)
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum
• Konjunkturzyklus
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen)
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung)
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen)
• Geld und Inflation
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse)
• Erfassen der Arbeitslosigkeit
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) - Erlöse
• Arbeits- und Kapitalmarkt
Exkurs: Entscheidungstheorie

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23.12.2023 Martin W. Davies 248
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Gütermärkte

Erlöse (1/6)

• Der Absatz, Verkauf, zu einem bestimmten Preis der angebotenen und potenziellen
Menge führt zu den (Umsatz-) Erlösen.
• Die Erlöse (UE) berechnen sich somit als Menge qi multipliziert mit dem Preis pi:
UE = Summe von pi*qi
• Analog zu den Kosten gilt auch hier:
Durchschnitterlöse je Mengeneinheit (DUE) = Erlöse dividiert durch Absatzmenge =

UE
DUE =
q

und Grenzerlöse bei UE = p*q  bei p = f(q)  UE‘ = GE = p

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23.12.2023 Martin W. Davies 249
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Gütermärkte

Erlöse (2/6) - Gewinnmaximierung

• Der Gewinn (G) ergibt sich aus Umsatzerlösen minus Kosten (- hier im
ökonomischen Sinne als Opportunitätskosten mit Summe aus expliziten und impliziten
Kosten -).
•  G = UE – K
• Unter der Annahme der Gewinnmaximierung ergibt sich somit:
dG Max = GE – GK = 0  GE = GK  GK = p
(da Grenzerlöse = p!)

 Da GK = p und die Angebotskurve: p = f(q), ergibt sich, dass die Angebotskurve =


Grenzkostenkurve!

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 250
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Gütermärkte

Erlöse (3/6) - Marktangebot

Mit Hilfe der Kosten und UE-Funktion ermittelt der Anbieter seine optimale
Produktionsmenge.
Diesem Angebot steht die Nachfrage gegenüber, die zu einem bestimmten Preis eine
bestimmte Menge nachfragt.
Dabei kann es drei Szenarien geben (- Abbildung siehe folgende Folie):
1: Der Marktpreis P1 ist höher als der vom Angebot ermittelte Preis für die
Gewinnmaximierung bei GE = GK  S1
2: Der Marktpreis P2 ist gleich.  S2
3: Der Marktpreis P3 ist niedriger.  S3

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23.12.2023 Martin W. Davies 251
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Gütermärkte

Erlöse (4/6) - Marktangebotskurve

Das ergibt die folgende Marktangebotskurve (als Preisnehmer bzw. Mengenanpasser):

P GK (= Angebotskurve)
S1
P1
(1) DK
S2
P2 (1) = Zusatzgewinn
(2) DVK
(3) (2) = Gleichgewicht
(3) = Verlust
P3 S3
DFK
q
q3 q2 q1

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23.12.2023 Martin W. Davies 252
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Gütermärkte

Erlöse (5/6) – Verschiebung der Nachfragekurve nach rechts

• Bedingt durch die Verschiebung der


Nachfragekurve von N1 zu N2 entsteht ein
höherer Marktpreis P1. Zu dem höheren Preis
wird mehr Menge nachgefragt. P (1) (2)
N1 N2 A1 A2
• Für die Anbieter entstehen Zusatzgewinne
und der Markt wird attraktiver für weitere P1
Marktteilnehmer oder Mengenausweitungen
 Durch den Markeintritt neuer Anbieter P0
(3)
kommt es zu einer Verschiebung der
Angebotskurve A1 auf Angebotskurve A2.
• Unter der Annahme der vollständigen q
Konkurrenz bei gleichen Produktionsstrukturen q0 q1 q2
q0  P0
und -funktionen der Anbieter stellt sich für die P1  q1
höhere nachgefragte Menge q2 der „alte“ q2  P0
Gleichgewichtspreis P0 wieder ein (3).
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23.12.2023 Martin W. Davies 253
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Gütermärkte

Erlöse (6/6) – Verschiebung der Nachfragekurve nach links

Wenn der Marktpreis unter dem Gleichgewichtspreis liegt, führt dies:


 kurzfristig zu Produktionseinstellungen bei den bestehenden Anbietern, wenn
zumindest die fixen Kosten abgedeckt werden können (Preis kleiner P2 bis P3).
 zum Marktaustritt von bestehenden Anbietern, wenn die fixen Kosten nicht mehr
abgedeckt werden können oder auch langfristig lediglich die fixen Kosten bedient
werden können (Preis kleiner P3).

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23.12.2023 Martin W. Davies 254
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Inhalte der Vorlesung

Einführung
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“)
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum
• Konjunkturzyklus
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen)
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung)
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen)
• Geld und Inflation
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse)
• Erfassen der Arbeitslosigkeit
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) - Monopol
• Arbeits- und Kapitalmarkt
Exkurs: Entscheidungstheorie

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23.12.2023 Martin W. Davies 255
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Gütermärkte

Monopol (1/6) – unvollständige Konkurrenz mit einem Anbieter in einem


vollkommenen Markt
Monopol bedeutet, dass es nur einen Anbieter, den Monopolisten gibt, dem viele
Nachfrager gegenüber stehen. Es ist eine unvollständige Konkurrenz in einem i.d.R.
vollkommenen Markt. Monopolist bedeutet:
• dass die für die Produktion erforderlichen Produktionsfaktoren nur bei einem
Hersteller gegeben sind
• dass der Investitionsaufwand zum Markteintritt weiterer Unternehmen zu hoch
wäre und damit die DK deutlich höher wären
• dass er weder Preisnehmer noch Mengenanpasser ist, sondern Preis und Menge
selbst steuern kann.
• dass das Monopol durch ein ausschließliches Produktions- oder Verkaufsrecht
gegeben ist. z.B. aufgrund staatlicher Vorgaben oder Patente.
Ein natürliches Monopol durch einen Anbieter ist gegenüber anderen Wettbewerbern
gegeben, wenn dieser mit permanent sinkenden Durchschnittskosten produzieren
kann.
Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version
23.12.2023 Martin W. Davies 256
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Gütermärkte

Monopol (2/6) – Mengenanpassung auf Basis der Nachfragekurve

• Da der Monopolist keine Wettbewerber hat, orientiert er sich bei der Entscheidung
zur produzierenden Menge an der im Markt gegebenen Nachfrage(kurve), da der
Monopolist frei entscheiden kann, welche Menge er anbietet.
• Aus der Nachfragekurve, p =f(q) = a – bq, ergibt sich somit eine Erlöskurve
UE = p*q = (a – bq)*q = aq – bq2
• Abgeleitet daraus sind die Grenzerlöse = GE = a – 2bq  Die Grenzwertkurve hat die
doppelte Steigung der Nachfragekurve.
• Für die optimale Produktionsmenge gilt auch beim Monopol:
Grenzerlöse = Grenzkosten (= Punkt A, siehe folgende Folie).
• Die Grenzkosten (- entsprechen der Angebotsfunktion -) und Durchschnittskosten sind
aus der Kostenfunktion abzuleiten. Der Marktpreis zu dieser Produktionsmenge ergibt
sich aus der Nachfragekurve (= für Punkt B, siehe folgende Folie).

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23.12.2023 Martin W. Davies 257
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Gütermärkte

Monopol (3/6)

Dem Monopolist entsteht somit ein Zusatzgewinn von q * (p – DK).


Wenn ein Verlust entsteht, müsste der Monopolist einen Marktaustritt prüfen oder durch
entsprechende Maßnahmen eine Senkung der Kosten erreichen.

GK
B
P DK
C (1) = Zusatzgewinn
DK(q) (1)
A

N
GE

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23.12.2023 Martin W. Davies 258
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Gütermärkte

Monopol (4/6)

• Bei vollständiger Konkurrenz in einem vollkommenen Markt ergäbe der Schnittpunkt


C aus GK- und Nachfragekurve die gesellschaftlich effiziente Produktionsmenge mit
entsprechendem Marktpreis.
• Der höhere Monopolpreis B bedeutet für die Nachfrager eine geringere
Konsumentenrente und für die Anbieter eine höhere Produzentenrente.
• Nicht realisiert wird die Rente aus dem Dreieck ABC, was für die Gesellschaft einen
Nettowohlfahrtsverlust bedeutet.

B GK
P DK
C (1) = Zusatzgewinn
(2)
DK(q) (1)
(2) = Nettowohlfahrtsverlust
A

N
GE

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 259
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Gütermärkte

Monopol (5/6)

Bei einem linearen Verlauf der Kostenkurve (K = a + bq) ergäbe die gesellschaftlich
effiziente Produktionsmenge von GK = Nachfrage i.d.R. einen Verlust für den
Monopolisten, da:
a
GK < DK, da b < b +
b
Bei einem Staatsmonopol würde der Verlust z.B. anbieterseitig subventioniert oder die
Preise auf GK angehoben, was aber den unternehmensinternen Druck auf
Produktivitätssteigerungen verringern würde.

P (1) = Verlust bei gesellschaftlich


effizienter Produktionsmenge
DK
(1)
GK

q GE N

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 260
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Gütermärkte

Monopol (6/6) – Preisdifferenzierung

• Der Monopolist hat die Möglichkeit, die Produkte mit unterschiedlichen Preisen
anzubieten (= Differenzierung).
Wenn gleiche Güter an verschiedene Kunden zu unterschiedlichen Preisen verkauft
werden, so ist dies Preisdiskriminierung.
Voraussetzung ist, den Markt nach der individuellen Zahlungsbereitschaft der
Nachfrager zu erfassen und zu bedienen, ohne dass es zu einem Austausch zwischen
den Nachfragern kommt (= unvollkommener Markt ohne Transparenz).
• Der Monopolist würde die Grenznachfrager der jeweiligen Preis- / Mengen-
Konstellation abholen und damit die komplette Konsumentenrente als
Produzentenrente generieren.
Beispiel: Wenn Nachfragekurve für p = 10  q = 1 und p = 9  q = 2 und p = 8  q =
3, dann wäre Umsatz bei drei Nachfragern: 10 + 9 + 8 = 27. Die Konsumentenrente
würde von 3 auf 0 sinken, wenn normalerweise Umsatz bei q=3 für p=8  24.)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 261
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Inhalte der Vorlesung

Einführung
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“)
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum
• Konjunkturzyklus
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen)
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung)
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen)
• Geld und Inflation
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse)
• Erfassen der Arbeitslosigkeit
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) – Oligopol +
monopolistische Konkurrenz
• Arbeits- und Kapitalmarkt
Exkurs: Entscheidungstheorie
Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version
23.12.2023 Martin W. Davies 262
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Gütermärkte

Oligopol (1/5)

Oligopol ist ein Markt mit wenigen Wettbewerbern. Die kleinste Form ist das Duopol mit
zwei Wettbewerbern. Merkmale des Oligopols sind:
• unvollständige Konkurrenz und damit kein ausgeprägter Wettbewerb
• vollkommener Markt mit gleichen Gütern und Transparenz,
• Maßnahmen eines Anbieters haben deutliche Auswirkungen auf das übrige
Anbieterverhalten,
• Zusammenschluss von Oligopolisten, um einheitlich am Markt aufzutreten, führt zu
Monopol.
Ein Kartell bezeichnet eine Gruppe von Oligopolisten, die einheitlich handeln, Absprachen
zwischen den Oligopolisten über Preise und Produktionsmengen nennt man Kollusion.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 263
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Gütermärkte

Oligopol (2/5)

Analog zum Monopol orientieren sich die Oligopolisten bei der Ermittlung der optimalen
Produktionsmenge an der Nachfragekurve, also GE = GK,
 dieses Gleichgewicht entspricht nicht dem polypolistischen, am Marktpreis von GK =
Nachfrage, orientierten Marktgleichgewicht.
 Der monopolistische Ansatz führt damit auch beim Oligopol zu einem
Nettowohlfahrtsverlust.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 264
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Gütermärkte

Oligopol (3/5)

• Gewinnmaximum aller Oligopolisten, wenn sie sich


diese Produktionsmenge bei GE = GK teilen.
• Preissenkungen eines Anbieters A würde gemäß N-Kurve
Verlauf der Nachfragekurve für eine Steigerung der P
Nachfragemenge und damit der Produktionsmenge
sorgen. Diese neue Menge geht so lange an A, bis die GK,
übrigen Wettbewerber den neuen Marktpreis DK
akzeptieren.
• Eine weitere Preissenkung würde die Gewinnsumme q q
für alle Anbieter weiter verringern. Aus Nachfragesicht GE
wären Preissenkungen bei GK = Nachfrage die
optimale Gleichgewichtskombination.

 Durch die Markttransparenz ist von einem höheren Gleichgewichtspreis auszugehen, da dann
bei Preissenkungen nicht mehr mit Gewinneffekten durch die Steigung der Nachfragemenge
kalkuliert wird.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 265
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Gütermärkte

Oligopol (4/5)

• Das Marktergebnis bei dem sich die Anbieter die optimale Menge teilen, heißt auch
NASH-Gleichgewicht. Dies ist eine „Situation, in der miteinander verbundene Akteure
ihre bestmögliche Strategie mit Blick auf die Strategie der anderen gewählt haben“.
(Mankiw 2008)
• Das Verhalten der Anbieter im Oligopol ist somit von persönlichen
Einschätzungen und Erwartungen in Bezug auf die übrigen Wettbewerber geprägt.
• Eine Erklärung für die individuelle Vorgehensweise eines Oligopolisten bietet die
Spieltheorie (siehe „Gefangenendilemma“). Die Spieltheorie analysiert das Verhalten
von Menschen in Situationen, in denen – z.T. weit reichende – Entscheidungen zu
treffen sind.
Dabei gilt i.d.R. die dominante Strategie, die für einen Spieler (Marktteilnehmer)
aus seiner persönlichen Sicht beste Strategie. Die Entscheidung zu dieser Strategie
fällt unabhängig vom Entscheidungsverhalten der übrigen Spieler.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 266
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Gütermärkte

Oligopol (5/5) – Beispiel „Gefangenendilemma“ für dominante Stratgie

Auf Grund von Erfahrungswerten


können sich die Entscheidungen
im Wiederholungsfall ändern –
aber auch gemäß der
dominanten Strategie.
So ist beispielsweise beim
„Gefangenendilemma“ nicht
davon auszugehen, dass im
Wiederholungsfall beide
gestehen – oder vielleicht gerade
deswegen...

Quelle: Mankiw / Taylor (2018)

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 267
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Gütermärkte

Monopolistische Konkurrenz

• Wenn auf einem polypolistischen Markt, einem


Markt mit vielen Anbietern, die Merkmale eines
vollkommenen Marktes nicht erfüllt sind, also: GK

Homogenität der Güter, keine Präferenzen P


DK
zwischen gleichen Gütern, Transparenz oder Gewinn
freie Nachfragemöglichkeit, dann spricht man
von einem unvollkommenen Markt und von N
unvollständiger, monopolistischer
Konkurrenz, da die Produkte nicht vergleichbar q GE
sind.
• Der jeweilige monopolistische Anbieter in einem polypolen Markt von vielen
Anbietern ähnlicher Produkte im „gleichen Segment“ ist daher weder Preisnehmer
noch Mengenanpasser ( beim Schnittpunkt GK = Nachfrage) sondern orientiert
sich wie ein Monopolist bei der Preis- und Mengenfestlegung an „seiner“
individuellen Nachfragekurve mit GK = GE.
Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version
23.12.2023 Martin W. Davies 268
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Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 269
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Faktormärkte

Faktormärkte sind die Märkte für die Faktoren, die für die Produktion /
Leistungserbringung von Gütern erforderlich sind.
Diese Faktoren werden daher als Produktionsfaktoren bezeichnet und bestehen aus:
 Arbeit
 Kapital und
 Boden.
Analog zu Gütermärkten existiert auch in diesen Märkten eine Angebots- und
Nachfrageseite.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 270
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Faktormärkte

Produktionsfaktor Arbeit – Arbeitsnachfrage (1/2)

Relevante Abkürzungen sind W für Lohnsatz und L für Arbeit (Menge an Arbeit).
Der Arbeitsmarkt besteht aus:
1: Arbeitsnachfrage (N-A)= Nachfrage der Unternehmen für den Einsatz von Arbeit als
Inputfaktor.
Der Verlauf der Arbeitsnachfragekurve richtet sich nach dem Wertgrenzprodukt der Arbeit
und ist eine Funktion von W = f(L).
Das Wertgrenzprodukt betrachtet die Grenzerträge aus der bekannten
Produktionsfunktion in Bezug auf den Inputfaktor Arbeit.
Unter der Annahme, dass die Ertragszuwächse bei steigendem Arbeitseinsatz kleiner
werden, ist die Kurve für das Wertgrenzprodukt der Arbeit fallend: bei W = f(L)
 je höher die Nachfrage nach Arbeit bei steigendem Output, desto geringer der Lohnsatz
für die eingesetzte Arbeit (unter der Annahme, dass Boden und Kapital konstant bleiben).

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 271
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Faktormärkte

Produktionsfaktor Arbeit – Arbeitsnachfrage (2/2)

Unter der Annahme der vollständigen Konkurrenz wird zum Marktlohnsatz gemäß der
Wertgrenzprodukte durch die Anbieter / Produzenten die gewinnmaximierende Zahl an
Beschäftigten nachgefragt.

Wertgrenzprodukt / W

WMarkt
N-A = Wertgrenzproduktkurve

L
LGewinnmaximun

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 272
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Faktormärkte

Produktionsfaktor Arbeit – Arbeitsangebot

2: Arbeitsangebot (A-A) = Angebot an Arbeitsleistung L durch (potenzielle) Arbeitnehmer


zu einem bestimmten Lohnsatz W.
Hier besteht die Annahme, dass die Zahl der Arbeitskräfte mit steigendem Lohnsatz
zunimmt, weil diese bei höheren Lohnsätzen bereit sind, mehr zu arbeiten – und damit auf
Freizeit zu verzichten.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 273
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Faktormärkte

Produktionsfaktor Arbeit – Gleichgewicht im Arbeitsmarkt (1/3)

Das Gleichgewicht im Arbeitsmarkt ist somit im Schnittpunkt von:


Arbeitsnachfrage = Arbeitsangebot

W
A-A

WGgw
N-A

L
LGgw

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23.12.2023 Martin W. Davies 274
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Faktormärkte

Produktionsfaktor Arbeit – Gleichgewicht im Arbeitsmarkt (2/3)

• Der Nachfrager von Arbeit, die Unternehmen, können somit sowohl durch die
Lohnpolitik die Arbeitsangebotskurve gestalten (mit entsprechender Festlegung der
Lohnsätze) als auch den Verlauf der Nachfragekurve beeinflussen und gestalten.

• Mindestlohn bedeutet, dass durch den Gesetzgeber oder sonstige Vereinbarungen,


wie z.B. Tarifverträge, Untergrenzen für den Lohnsatz verbindlich festgelegt werden.
Wenn dieser Lohnsatz oberhalb des bisher ermittelten „optimalen
unternehmensbedingten Lohnsatz“ liegt, so würden für das Unternehmen höhere
Aufwendungen entstehen, die über eine Steigerung der Arbeitsproduktivität
aufgefangen werden müssten, also ein höheres Wertgrenzprodukt der Arbeit.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 275
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Faktormärkte

Produktionsfaktor Arbeit – Gleichgewicht im Arbeitsmarkt (3/3)

• Anmerkung zur Arbeitsangebotskurve: Unter der Annahme, dass Arbeitszeit in


Konkurrenz zu Freizeit steht, ist auch denkbar, dass ein Arbeitnehmer aufgrund von
persönlichen Präferenzen (Indifferenzkurven) bei steigendem Lohnsatz weniger
arbeitet und mehr Freizeit haben möchte.

• Eine detaillierte Betrachtung der Arbeitsmärkte erfordert daher die Herleitung der
jeweiligen Arbeitsangebotskurven als Grundlage für die Entscheidungen der
Arbeitsnachfrager.

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 276
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Faktormärkte

Produktionsfaktoren Boden und Kapital (1/2)

Kapital = Produktionsmittel = Ausrüstungen und Anlagen zur Herstellung von Gütern

Boden = Grundstücke (inkl. Äcker und Wiesen)

 Wenn nicht zwischen Kapital und Boden unterschieden wird, ist Boden als
Produktionsmittel dem Faktor Kapital zugeschlagen!
 Vorgehensweise für die optimale Einsatzmenge ist analog zum Arbeitsmarkt.
 Der Unternehmer wird zum Nachfrager nach Kapital bzw. Boden. Die individuelle
Bewertung erfolgt über die jeweiligen Wertgrenzprodukte.
 Hierbei geht es um die Ertragswerte in Bezug auf die Anschaffungswerte, wie z.B. die
Kapitalrendite als ROI (return on investment).

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23.12.2023 Martin W. Davies 277
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Faktormärkte

Produktionsfaktoren Boden und Kapital (2/2)

Kapital

Boden

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23.12.2023 Martin W. Davies 278
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Inhalte der Vorlesung


Einführung Seite 11
Teil 1: Makroökonomie (am Fallbeispiel „Corona-Krise“) Seite 23
• Auswirkungen der „Corona-Krise“ auf eine Volkswirtschaft Seite 24
• Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Seite 28
• Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Wirtschaftswachstum Seite 46
• Konjunkturzyklus Seite 68
• Fiskalpolitik (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 77
• Öffentliche Haushalte (Einnahmen, Ausgaben, Verschuldung) Seite 97
• Geldpolitik und Rolle der Zentralbanken (Theorie und Umsetzungsmaßnahmen) Seite 124
• Geld und Inflation Seite 154
• Außenhandel (Außenhandelsbeitrag und Wechselkurse) Seite 178
• Erfassen der Arbeitslosigkeit Seite 193
Teil 2: Theoretische Grundlagen der Mikroökonomie Seite 205
• Gütermarkt (Marktformen, Angebots-/Nachfragefunktion, Elastizitäten) Seite 208
• Arbeits- und Kapitalmarkt Seite 269
Exkurs: Entscheidungstheorie Seite 279

Vorlesung Volkswirtschaftslehre im WS 2023/24 – Skript – Teil 1 bis 9 – Finale Version


23.12.2023 Martin W. Davies 279
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Entscheidungstheorie

Entscheidungstheorie – Definition und Aufgabe der Entscheidungstheorie

• Unter „Entscheidung“ wird ganz allgemein die (mehr oder weniger bewusste)
Auswahl einer von mehreren möglichen Handlungsalternativen verstanden.
• Eine Entscheidung im Sinne der Entscheidungstheorie ist demnach beispielsweise
nicht nur die Festlegung eines Investitionsprogramms durch die Unternehmensleitung,
sondern auch der Entschluss eines Haushaltes, in einem bestimmten Geschäft und
nicht in einem anderen einzukaufen.
• Entscheidungstheoretische Untersuchungen werden in der Absicht vorgenommen,
beschreibende (deskriptive) oder vorschreibende (präskriptive) Aussagen zu
gewinnen.
• Aufgabe der Entscheidungstheorie:
Gewinnung von Erkenntnissen über das menschliche Wahlverhalten und Einsatz
dieser Informationen zur Lösung konkreter Entscheidungsprobleme.

Quelle: Laux, Helmut, Gillenkirch, Robert M., Schenk-Mathes, Heike, 2018

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Entscheidungstheorie

Entscheidungstheorie – Die verschiedenen Typen der Entscheidungstheorie (1/2)

Forschungsschwerpunkte der
Entscheidungstheorie

Deskriptive Theorie Präskriptive Theorie

Regeln für die Strukturempfehlungen


Entscheidungs-
Explikation individueller für die
modelle
Zielsysteme Modellkonstruktion

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Entscheidungstheorie

Entscheidungstheorie – Die verschiedenen Typen der Entscheidungstheorie (2/2)

• Die deskriptive Entscheidungstheorie will beschreiben, wie in der Realität


Entscheidungen getroffen werden, und erklären, warum sie gerade so und nicht anders
zustande kommen.
Ihr Ziel ist es, empirisch gehaltvolle Hypothesen über das Verhalten von Individuen
und Gruppen im Entscheidungsprozess zu finden, mit deren Hilfe bei Kenntnis der
jeweiligen konkreten Entscheidungssituation Entscheidungen prognostiziert bzw.
gesteuert werden können.
• Die präskriptive (oder normative) Entscheidungstheorie will nicht die tatsächlichen
Entscheidungsprozesse beschreiben und erklären, sondern zeigen, wie
Entscheidungen „rational“ getroffen werden können.
Sie will Ratschläge für die Lösung von Entscheidungsproblemen erteilen, also Antwort
geben auf die Frage, was ein Entscheider in unterschiedlichen
Entscheidungssituationen tun soll

Quelle: Laux, Helmut, Gillenkirch, Robert M., Schenk-Mathes, Heike, 2018

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Entscheidungstheorie

Entscheidungstheorie – Entscheidungsmodell (1/6)

• Zu den wichtigsten Entscheidungshilfen, die im Rahmen der deduktiven Forschung


erarbeitet werden, zählen die Entscheidungsmodelle.
• „Als ,Entscheidungsmodell‘ bezeichnen wir im Folgenden ganz allgemein das
Ergebnis eines Versuches, die für wesentlich gehaltenen Elemente und Beziehungen
einer als ,Problem‘ empfundenen Handlungssituation in einer formalisierten Sprache so
zu definieren, dass aus dem resultierenden Strukturkomplex die Problemlösung als
logische Implikation abgeleitet werden kann“ (BRETZKE 1980, S. 8).

Quelle: Bretzke, 1980

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Entscheidungstheorie

Entscheidungstheorie – Entscheidungsmodell (2/6)

Basiselemente eines
Entscheidungsmodells

Entscheidungsregel Entscheidungsfeld

Handlungsalternativen Ergebnisse Umweltzustände

Quelle: Laux, Gillenkirch, Schenk-Mathes, 2012

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Entscheidungstheorie

Entscheidungstheorie – Entscheidungsmodell (3/6)

 Entscheidungsregel:
Eine rationale Entscheidung besteht in der Auswahl derjenigen Alternative, welche ein
größtmögliches Ausmaß an Bedürfnisbefriedigung des Entscheiders verspricht. Eine
Entscheidungsregel legt fest, wie im Rahmen eines Entscheidungsmodells aus einer
Alternativenmenge ausgewählt wird, um dieses Ziel zu erreichen.

 Entscheidungsfeld:
Das Entscheidungsfeld erfasst modellmäßig die Handlungsalternativen einer
Entscheidung, die für die Entscheidung relevanten Umweltzustände und die
Ergebnisse von Entscheidungen. Das Entscheidungsfeld besteht aus drei Teilen, den
Handlungsalternativen, den Umweltzuständen und den Handlungsergebnissen.

Quelle: Laux, Gillenkirch, Schenk-Mathes, 2012

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Entscheidungstheorie

Entscheidungstheorie – Entscheidungsmodell (4/6)

 Entscheidungsfeld- Alternativen:
Ein Entscheidungsproblem liegt nur dann vor, wenn mindestens zwei Alternativen
gegeben sind; dementsprechend muss ein Entscheidungsmodell mindestens zwei
Alternativen erfassen.

Die Alternativen lassen sich grundsätzlich durch die Werte solcher Größen
beschreiben, die der Entscheider (innerhalb bestimmter Grenzen) eigenständig
variieren kann. Diese Größen werden als Entscheidungsvariablen oder auch
als Aktionsvariablen bzw. Aktionsparameter bezeichnet.

Quelle: Laux, Gillenkirch, Schenk-Mathes, 2012

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Entscheidungstheorie

Entscheidungstheorie – Entscheidungsmodell (5/6)

 Entscheidungsfeld - Ergebnisse:
Damit die Alternativen beurteilt werden können, müssen die damit verbundenen
Konsequenzen im Modell abgebildet werden. Eine Alternative hat jedoch im
Allgemeinen mehrere sehr verschiedenartige Konsequenzen, die nicht alle
„originalgetreu“ erfasst werden können.

Dies ist aber auch gar nicht notwendig. Für den Vergleich der zur Wahl stehenden
Alternativen sind nur solche Größen als Konsequenzen relevant, deren Ausprägungen
für die „Bewertung“ durch den Entscheider von Bedeutung sind. Diese werden
als Zielgrößen (oder auch als Zielvariablen) bezeichnet

Quelle: Laux, Gillenkirch, Schenk-Mathes, 2012

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Entscheidungstheorie

Entscheidungstheorie – Entscheidungsmodell (6/6)

 Entscheidungsfeld - Umweltzustände:
Welches Ergebnis bei der Wahl einer Alternative erzielt wird, hängt auch von Größen
ab, die der Entscheider nicht beeinflussen kann oder will (z. B. Zahl der Regentage,
Angebotspreise der Lieferanten, Verkaufspreise der Konkurrenten, Nachfragemengen
der Kunden).

Die Größen, die die Ergebnisse der Alternativen beeinflussen, aber keine
Entscheidungsvariablen des Entscheiders darstellen, werden als
(entscheidungsrelevante) Daten bezeichnet.

Ob bestimmte Parameter Daten oder Entscheidungsvariablen sind, hängt (auch) von


der jeweiligen Entscheidungssituation ab.

Quelle: Laux, Gillenkirch, Schenk-Mathes, 2012

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Entscheidungstheorie

Entscheidungstheorie – Zweige der Entscheidungstheorie (1/5)

Zweige der Entscheidungstheorie

Mehrere Aktoren Ein Aktor

Rational-Choice-
Spieltheorie Sicherheit Ungewissheit Risiko
Theorie

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Entscheidungstheorie

Entscheidungstheorie – Zweige der Entscheidungstheorie (2/5)


Mehrere Aktoren (1/3)
Rational-Choice-Theorie:
Eine Voraussetzung der Rational-Choice-Theorie ist, dass Akteure über Ressourcen
verfügen, die sie für ihre Ziele einsetzen können.
Verfügbarkeit über Ressourcen heißt, dass Personen zwischen mindestens zwei
Alternativen wählen können.
Personen werden nun ihre Ressourcen so einsetzen, dass sie ihre Ziele „möglichst gut“
erreichen.
Wir sprechen wohlgemerkt noch nicht von Optimierung oder Maximierung und lassen
damit Raum für Theorien „begrenzter Rationalität“

Quelle: Andreas ,Voss

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Entscheidungstheorie

Entscheidungstheorie – Zweige der Entscheidungstheorie (3/5)


Mehrere Aktoren (2/3)
Spieltheorie:
Viele Entscheidungen sind so gestaltet, dass ihr Ergebnis, die Auszahlung an einen
Entscheider, nicht nur von dessen eigener Entscheidung abhängt, sondern auch von den
Entscheidungen anderer Individuen. In der klassischen Entscheidungstheorie werden nur
solche Entscheidungssituationen betrachtet, bei denen der Zustandsraum (und
insbesondere die Eintrittswahrscheinlichkeiten der Zustände) unabhängig davon ist, was
andere Individuen tun.
Dies ist in der Spieltheorie anders. Hier werden solche Entscheidungssituationen
betrachtet, in denen Entscheidungen von anderen Individuen (Gegnern, Konkurrenten,
Partnern) mit in Betracht gezogen werden müssen. Die Individuen, deren Entscheidungen
berücksichtigt werden.

Quelle: Riechmann , 2014

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Entscheidungstheorie

Entscheidungstheorie – Zweige der Entscheidungstheorie (4/5)


Mehrere Aktoren (3/3)
(Fortsetzung Spieltheorie)
Die Ausgangssituation der Spieltheorie ist eine Situation strategischer Interdependenz,
d.h. die Konsequenzen der Handlungen einer Person hängen von den Handlungen
anderer Personen ab.
Ein Spiel besteht in diesem Sinne aus einem Tripel S = (Akteure, Handlungsmöglichkeiten,
Konsequenzen dargestellt als Nutzenfunktion).
Ein bekanntes Beispiel eines solchen Spiels ist das Gefangenendilemma (vgl. Kapitel
Oligopol).
Mit Hilfe des Gefangenendilemmas kann gezeigt werden, dass eine individuell rationale
Entscheidung (= dominante Strategie: beide gestehen) zu einem schlechteren
Gesamtergebnis führt (ein besseres würde erreicht werden, wenn beide schweigen).

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Entscheidungstheorie

Entscheidungstheorie – Zweige der Entscheidungstheorie (5/5)


Ein Aktor
Die drei Typen von Entscheidungssituationen:
- Entscheiden unter Sicherheit: ideales Informationsniveau = sicheres Wissen über
die Zukunft
- Entscheiden unter Risiko: nur probabilistisches Wissen über die Zukunft
- Entscheiden unter Ungewissheit: nicht einmal probabilistisches Wissen über die
Zukunft; z.B. weil sie vom freien Handeln anderer abhängen  strategische
Entscheidungen  Spieltheorie

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