Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Kapitel 1: Volkswirtschaft
Grundlagen der
Volkswirtschaft
Volkswirtschaftslehre Die Volkswirtschaftslehre (VWL) ist ein Teilbereich der Wirtschaftswissenschaften. Die Volkswirt-
und Volkswirtschaft schaft umfasst alle Menschen und Institutionen (= Wirtschaftssubjekte) eines Staates und deren
wirtschaftliche Beziehungen.
Aufgaben Die VWL versucht, Antworten auf die Grundfragen jeder Volkswirtschaft – was, wie viel, wie
der VWL und für wen produziert werden soll – zu geben. Die VWL beschäftigt sich daher auch sehr inten-
siv mit den Stärken und Schattenseiten von Märkten.
Teilgebiete Die VWL wird in die Teilgebiete Wirtschaftstheorie, -politik und Finanzwissenschaft unterglie-
der VWL dert. In der Literatur werden auch häufig die Begriffe Mikro- und Makroökonomie verwendet,
wobei der Mikroökonomie die mehr einzelwirtschaftlichen und der Makroökonomie die ge-
samtwirtschaftlichen Vorgänge zugeordnet werden.
Theorien Da die wirtschaftlichen Vorgänge häufig sehr eng miteinander verflochten sind, ist es oft schwie-
und Modelle rig, den Überblick zu behalten. Man muss deshalb die Fragestellungen im Bereich der Volkswirt-
schaftslehre vereinfachen und sich nur auf wenige, zentrale Zusammenhänge beschränken, um
überhaupt Lösungen für die anstehenden Fragen finden zu können. Das Arbeiten mit Theorien
und Modellen stellt dabei ein wichtiges „Handwerkszeug“ dar.
Arbeitsteilung Wesentliche Merkmale der modernen Wirtschaft sind die Arbeitsteilung und der Austausch von
und Märkte Gütern (Sachgütern und Dienstleistungen) auf Märkten mithilfe des Geldes.
der Wirtschafts- Jede wirtschaftliche Transaktion verursacht einen Güter- und einen Geldfluss, wobei diese Bewe-
kreislauf gungen jeweils gegenläufig sind.
… vereinfacht Im vereinfachten Wirtschaftskreislauf sind nur zwei Akteure zu finden: Unternehmen und pri-
vate Haushalte.
… erweitert Der erweiterte Wirtschaftskreislauf berücksichtigt auch die Aktivitäten des Staates und auslän-
discher Marktteilnehmer. Ein Teil der Einkünfte der privaten Haushalte wird nicht sofort ausge-
geben, sondern gespart und steht in der Folge für Investitionen zur Verfügung.
Wirtschaftsordnungen In jeder Wirtschaft ist zu entscheiden, was produziert wird, wem die Produktionsmittel gehören,
wie die Güter verteilt werden und wer in welchen Betrieben arbeitet. Die verschiedenen Wirt-
schaftsordnungen unterscheiden sich vor allem darin, wie viel vom Staat und wie viel von den
einzelnen Wirtschaftsteilnehmern entschieden wird.
Folgende Wirtschaftsordnungen sind zu unterscheiden:
●● freie Marktwirtschaft
reale Ausprägung: soziale und ökosoziale Marktwirtschaft
●● Zentralverwaltungswirtschaft
reale Ausprägung: Planwirtschaft
Die Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung
Volkswirtschaftliche Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) ist ein aufeinander abgestimmtes Buchungs
Gesamtrechnung (VGR) system der Einnahmen und Ausgaben der wichtigsten Sektoren der Volkswirtschaft, nämlich für
private Haushalte, Unternehmen und den Staat. Gleichzeitig werden auch die Bewegungen die-
ser Sektoren mit dem Ausland und der durch privates und öffentliches Sparen erzielte jährliche
Vermögenszuwachs erfasst.
Bruttoinlands Im Zentrum der Betrachtungen der VGR steht das Sozialprodukt, meist in der Variante des
produkt (BIP) Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das BIP ist die in Geld bewertete Summe aller in einem Land inner-
halb eines Jahres produzierten Waren und Dienstleistungen, die dem Endverbrauch dienen.
Das Sozialprodukt kann auf drei Wegen berechnet werden:
● Im Rahmen der Entstehungsrechnung wird danach gefragt, wie viel an Wertschöpfung die
einzelnen volkswirtschaftlichen Sektoren zum Sozialprodukt beigetragen haben (z. B. Anteil
des primären Sektors – Land- und Forstwirtschaft – am BIP).
● Die Verteilungsrechnung des Sozialprodukts untersucht, wo die Einkommen ankommen, die
bei der Güterproduktion entstanden sind (z. B. Einkommen aus unselbständiger Tätigkeit).
● Die Verwendungsrechnung schließlich fragt, für welche Zwecke die in der Volkswirtschaft
erzeugten Güter verwendet worden sind (z. B. für den privaten Verbrauch).
Träger der Entscheidungsträger der Wirtschaftspolitik in Österreich sind nicht nur der Staat (Nationalrat,
Wirtschaftspolitik Landtage, Bundesregierung, Landesregierungen), sondern auch die Europäische Zentralbank
bzw. die Oesterreichische Nationalbank, die Sozialpartner, der EU-Rat bzw. das EU-Parlament
sowie internationale Organisationen (Internationaler Währungsfonds, Welthandelsorganisation).
Einflussnahme auf Wirtschaftspolitische Entscheidungen in Österreich werden sehr wesentlich von den
die Wirtschaftspolitik Interessenvertretungen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, von den politischen Parteien und
auch von den Fachexperten der Wirtschaftsforschungsinstitute mitgestaltet.
Ziele der Die Wirtschaftspolitik zielt darauf ab, ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht herbeizuführen,
Wirtschaftspolitik wobei vorrangig folgende Ziele angestrebt werden: Stabilität des Preisniveaus, hoher
Beschäftigungsstand, angemessenes Wirtschaftswachstum, außenwirtschaftliches Gleich
gewicht, gerechte Einkommens- und Vermögensverteilung und Schutz der Umwelt.
Die einzelnen wirtschaftspolitischen Ziele stehen in unterschiedlicher Beziehung zueinander.
Einige der Zielsetzungen begünstigen sich gegenseitig (= Zielharmonie), andere schließen
einander eher aus (= Zielkonflikt).
Budget und
Budgetpolitik
Budget Ein Budget ist eine Aufstellung der geplanten und erwarteten Einnahmen und Auszahlungen
einer Periode (z. B. eines Quartals oder eines Jahres).
Defizit Durch die jährlichen Defizite im Staatshaushalt in den vergangenen Jahrzehnten wuchsen die
Staatschulden stetig. Ende 2017 betrug die Gesamtverschuldung etwa 292 Mrd. Euro (ca. 80 %
des BIP).
Wirtschaftspolitische Die Verfolgung mehrerer wirtschaftspolitischer Ziele verursacht fast immer Konflikte. Häufig sind
Ziele – Budgetziele mit der Erreichung eines Ziels zusätzliche Ausgaben verbunden. Durch höhere Ausgaben bei
stagnierenden Einnahmen wird das Ziel des ausgeglichenen Staatshaushalts gefährdet.
Finanzausgleich Ein bedeutender Teil der Einnahmen wird an die Länder und Gemeinden sowie die EU weiterge-
leitet, die dadurch wiederum ihre Budgets finanzieren.
Konjunktur,
Konjunkturpolitik und
Wirtschaftswachstum
Konjunkturschwankungen Die Entwicklung einer Volkswirtschaft vollzieht sich nicht gleichmäßig, sondern mit erheblichen
Schwankungen, die Konjunkturschwankungen genannt werden.
Konjunkturindikatoren Konjunkturindikatoren sind Messgrößen, die zur Erfassung des aktuellen Zustands einer Volks-
wirtschaft herangezogen werden (z. B. Auftragseingänge in der Produktion, Investitionen, Be-
schäftigungsniveau, Konsumnachfrage, Preisniveau).
Phasen des Das „Auf und Ab“ der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten spiegelt sich in den Phasen des Kon-
Konjunkturzyklus junkturzyklus wider. Perioden des Aufschwungs (= Expansion) und des Abschwungs (= Rezes-
sion) lösen einander ab. Unter einem Boom (= Hochkonjunktur) versteht man einen kräftigen
wirtschaftlichen Aufschwung. Von einer Depression (= Talsohle) spricht man, wenn das Brutto-
inlandsprodukt stark unter das zuvor erreichte Niveau absinkt.
Konjunkturtheorien Die zahlreichen Ansätze zur Erklärung der Ursachen von Konjunkturschwankungen lassen sich
in zwei große Gruppen einteilen:
● Erklärungsansätze, die nichtwirtschaftliche Ursachen für die Konjunkturschwankungen ver-
antwortlich machen (z. B. Naturkatastrophen), und
● Ansätze, die die Auslöser für Schwankungen in Störungen des gesamtwirtschaftlichen Gleich-
gewichts (z. B. Nachfrage- oder Angebotsüberhang) sehen.
Aufgabe der Die Aufgabe der Konjunkturpolitik besteht darin, Konjunkturschwankungen zu dämpfen oder zu
Konjunkturpolitik vermeiden, wobei als wichtige Entscheidungsträger der Konjunkturpolitik der Staat, die Interes-
senverbände und auch die Notenbank infrage kommen. Welche Rolle der Staat im Rahmen der
Konjunkturpolitik spielt, hängt vor allem auch davon ab, welche wirtschaftspolitische Strategie
(nachfrageorientierte oder angebotsorientierte Konjunkturpolitik) vorrangig verfolgt wird.
Wirtschaftliches Unter wirtschaftlichem Wachstum versteht man eine Zunahme der Produktion bzw. eine Ver-
Wachstum größerung des Angebots an Waren und Dienstleistungen. Wachstumspolitik versucht somit, das
Angebotspotenzial einer Volkswirtschaft zu erhöhen.
Wirtschaftswachstum Wirtschaftswachstum wird meist anhand des realen Wachstums des Bruttoinlandsprodukts ge-
messen. Es gibt eine Reihe von unterschiedlichen Wachstumsbegriffen. Stetiges und angemesse-
nes Wachstum der Wirtschaft ist nicht nur ein Kernziel jeder Wirtschaftspolitik an sich, sondern
die Voraussetzung zur Erreichung anderer wichtiger Ziele, wie z. B. des Ziels einer hohen Be-
schäftigung. In den letzten Jahrzehnten wurde die Kritik daran, die Zunahme des Wohlstands
einer Volkswirtschaft weitgehend nur über das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zu mes-
sen, immer lauter. Der rein quantitative Wachstumsansatz mit seinen fatalen Auswirkungen auf
die Umwelt, auf die Erschöpfung der Rohstoffe und einer Reihe weiterer problematischer Folgen
stößt immer stärker an seine Grenzen.
Arbeitsmarkt und
Arbeitslosigkeit
Arbeitsmarkt Nach dem klassischen Arbeitsmarktmodell gleichen sich Angebot von und Nachfrage nach Ar-
beit über den Lohnmechanismus aus. Tatsächlich sind aber auch noch andere Bedingungen, wie
z. B. die Einkommenssituation des Einzelnen, die begrenzte Flexibilität der Arbeitskräfte, gesetz-
liche und kollektivvertragliche Regelungen sowie die Existenz eines Schwarzarbeitsmarktes, für
den Arbeitsmarkt von Bedeutung.
Arbeitslosigkeit Die meisten westlichen Industriestaaten kämpfen mit hohen Arbeitslosenzahlen, wobei Jugend-
liche, Frauen nach der Karenz, über 50-Jährige, Arbeitnehmer in wirtschaftlich schwachen Re
gionen und Ausländer besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen sind.
Die Arbeitslosenquote kann entweder nach der Registermethode (AMS) oder nach der Stichpro-
benerhebungsmethode (Eurostat) berechnet werden.
Die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit sind sowohl für den Einzelnen (finanziell, sozial, gesund-
heitlich) als auch für die Gesamtwirtschaft (hohe Kosten) erheblich. Hinsichtlich ihrer Ursache
unterscheidet man saisonale, konjunkturelle und strukturelle Arbeitslosigkeit.
Mit Hilfe der aktiven Arbeitsmarktpolitik wird versucht, durch personenbezogene oder betrieb-
liche Förderungen Beschäftigungschancen zu schaffen. Bei der passiven Arbeitsmarktpolitik
geht es um einen finanziellen Lohnausgleich für die vorhandenen Arbeitslosen.
Betrieb Im Betrieb werden die Sachgüter und Dienstleistungen für den Bedarf anderer (Unternehmen
oder Haushalte) erzeugt bzw. bereitgestellt.
Firma Firma ist ein rechtlicher Begriff. Die Firma ist der in das Firmenbuch eingetragene Name eines
Unternehmens, unter dem es seine Geschäfte betreibt.
Produktionsfaktoren In Betrieben wird die Betriebsleistung durch das Zusammenwirken der Produktionsfaktoren
menschliche Arbeit und Betriebsvermögen erstellt.
menschliche Menschen wollen durch Arbeit ihre Existenzbedürfnisse (Nahrung, Kleidung, Sicherheit vor Not,
Arbeit Krankheit und Armut im Alter) decken. Sie arbeiten aber auch, um darüber hinausgehende Be-
dürfnisse zu befriedigen (sozialer Kontakt, Anerkennung, persönliche Entfaltung).
Der Leistungswille (die Motivation) wird vor allem durch die Befriedigung der Bedürfnisse nach
sozialem Kontakt, nach Anerkennung durch andere und durch die Möglichkeit, sich selbst zu
entfalten und zu verwirklichen, gefördert.
Wie viel ausführende Arbeit und wie viel leitende Arbeit an einem Arbeitsplatz erforderlich ist,
hängt vom Arbeitsbereich ab.
Betriebsvermögen Das Betriebsvermögen erhöht die Produktivität und erleichtert die menschliche Arbeit, es dient
jedoch auch dazu, menschliche Arbeit durch Maschinen bzw. Computer zu ersetzen. Automa-
tisierung und Roboterisierung ist jedoch derzeit die einzige Chance der Industriestaaten, mit
ihren hohen Löhnen gegen die aufstrebenden Länder in Osteuropa und Asien zu bestehen, da
in diesen Ländern die Lohnkosten unter einem Zehntel der Löhne in den westlichen Industrie-
staaten liegen.
Partner der Unternehmen haben viele Partner, die unterschiedliche Ziele verfolgen:
Unternehmen ●● Mitarbeiter
●● Lieferanten, Kunden, Kreditgeber
●● Staat, Länder, Gemeinden
●● Öffentlichkeit
●● „andere“ wie z. B. die Konkurrenz
Funktionen im Jedes Unternehmen muss verschiedene Aufgaben erfüllen. Die wichtigsten Funktionsbereiche
Unternehmen sind:
●● Management
●● Marketing und Verkauf
●● Beschaffung
●● Produktion
●● Investition und Finanzierung
●● Personal
●● Rechnungswesen
Rentabilität Mit dem eingesetzten Kapital sollen angemessene Gewinne erzielt werden.
Wirtschaftlichkeit Die Güter und Dienstleistungen sollen so sparsam wie möglich erstellt werden.
Marktorientierung Um die Rentabilität, Wirtschaftlichkeit und Liquidität zu sichern, muss sich ein Unternehmen an
den Entwicklungen des Marktes orientieren, d. h. Produkte und Dienstleistungen anbieten, die
vorhandene Bedürfnisse befriedigen und manchmal auch Bedürfnisse wecken.
weltwirtschaftliche Wie in der einzelnen Volkswirtschaft gibt es auch in der Weltwirtschaft erhebliche Zielkonflikte
Ziele und Zielkonflikte (z. B. bezüglich Rohstoffpreisen, Umweltschutz, sozialer Sicherheit der Arbeitnehmer).
Die betriebliche
Leistungserstellung
Wertschöpfungsprozess Der Wertschöpfungsprozess in Unternehmen erfolgt durch die Abfolge von Input, Leistungser-
stellung und Output.
Input Der Input besteht aus den Leistungsfaktoren „menschliche Arbeit“, „betriebliches Vermögen“
und „Informationen“.
Leistungserstellung Leistungserstellung ist der Vorgang, durch den aus dem Input ein Output entsteht.
Output Der Output besteht in den angebotenen Gütern und Dienstleistungen eines Unternehmens.
Geschäftsprozesse Geschäftsprozesse sind auf die Stiftung von Kundennutzen ausgerichtet und wertschöpfend.
Managementprozesse Durch Planung und Kontrolle, Organisation und Führung ermöglichen es die Managementpro-
zesse, die Ziele des Unternehmens zu erreichen.
Rationalisierung Rationalisierung bedeutet, dass menschliche Arbeit zunehmend durch Kapital ersetzt wird.
Outsourcing Outsourcing bedeutet, dass bestimmte betriebliche Leistungen nicht mehr in den Unternehmen
selbst erbracht, sondern von anderen Unternehmen zugekauft werden.
Globalisierung Unter Globalisierung versteht man in der Wirtschaft den Prozess der zunehmenden interna
tionalen Verflechtung.
E-Business Durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien kann die Verrichtung
der Geschäftsprozesse unterstützt werden.
Nachhaltigkeit Handeln Unternehmen nachhaltig, übernehmen sie Verantwortung gegenüber der Ökonomie,
der Ökologie und sozialen Belangen.
Kennzahlen der Der Erfolg der betriebliche Leistungserstellung kann (zumindest) mit vier unterschiedlichen
betrieblichen Kennzahlen gemessen werden:
Leistungserstellung ●● Die Produktivität zeigt das Verhältnis zwischen Inputmenge und Outputmenge (z. B. Strom-
verbrauch in kWh pro Tonne Aluminium).
●● Die Wirtschaftlichkeit misst das Verhältnis von wertmäßigem Ertrag zu wertmäßigem Einsatz
(z. B. Verkaufspreis pro Tonne Alumininium zu Kosten pro Tonne Aluminium).
●● Die Rentabilität misst das Verhältnis von Gewinn zum eingesetzten Kapital. Sie kann auf
mehrere Arten berechnet werden (z. B. bezogen auf das Eigenkapital oder bezogen auf das
Gesamtkapital).
●● Die Wertschöpfung misst die Wertzunahme eines Produkts/einer Leistung im Betrieb. Vom
Ertrag werden die Vorleistungen (z. B. die zugekauften Materialien, die von Zulieferern
erbrachten Leistungen, aber auch die Abschreibungen für die zugekauften Maschinen)
abgezogen.
Kapitel 3: Verträge
Wodurch ein Vertrag
gekennzeichnet ist
Vertrag Ein Vertrag ist eine Vereinbarung von (mindestens) zwei Partnern über gegenseitige Rechte und
Pflichten. Der Vertrag kommt durch Angebot (Antrag) und Annahme des Angebots zustande,
wenn sich die Vertragspartner vollkommen einig sind.
übereinstimmende Die Einigkeit der Vertragspartner kommt in der übereinstimmenden Willenserklärung zum Aus-
Willenserklärung druck.
Geschäftsfähigkeit Die Geschäftsfähigkeit einer Person ist von ihrem Alter abhängig.
●● Kinder bis zum 7. Geburtstag sind nicht geschäftsfähig, sie dürfen nur geringfügige Ge-
schäfte abschließen, darüber hinaus dürfen sie keine Geschäfte abschließen.
●● Unmündige Minderjährige (7. bis 14. Geburtstag) sind beschränkt geschäftsfähig, sie können
zu ihrem Vorteil gemachte Versprechen annehmen, d. h., sie dürfen berechtigt werden (z. B.
ein Geschenk annehmen), es dürfen sie aber keine Pflichten treffen.
●● Mündige Minderjährige (ab dem 14. bis 18. Geburtstag) sind erweitert geschäftsfähig. Sie
können über Selbstverdientes und Geschenke verfügen, dürfen aber ihren Lebensunterhalt
nicht gefährden. Sie dürfen sich zu Dienstleistungen verpflichten.
●● Volljährige (ab dem 18. Geburtstag) sind voll geschäftsfähig, wenn sie geistig voll handlungs-
fähig sind.
rechtliche Gesetze stellen die rechtliche Grundlage für Verträge dar. Das Allgemeine Bürgerliche Gesetz-
Grundlagen für buch (ABGB) ist eine wichtige rechtliche Grundlage, denn das ABGB gilt für alle Verträge. Da-
Verträge neben gibt es eine Reihe von Spezialgesetzen, die bei bestimmten Verträgen zur Anwendung
kommen, z. B.
●● das Konsumentenschutzgesetz (KSchG), wenn ein Vertragspartner Unternehmer und der an-
dere ein Konsument ist,
●● das Unternehmensgesetzbuch (UGB), wenn beide Vertragspartner Unternehmer sind,
●● das E-Commerce-Gesetz (ECG), wenn das Geschäft im Internet abgeschlossen worden ist.
zwingende und Zwingende gesetzliche Regelungen gibt es vor allem im KSchG; sie dürfen nicht abgeändert
nachgiebige werden.
Regelungen Nachgiebige Regelungen gibt es vor allem im ABGB und im UGB; sie dürfen abgeändert werden.
Die wichtigsten
Vertragsarten
Kaufvertrag Vereinbaren die Vertragspartner, Sachen (z. B. ein Buch) gegen Geld zu tauschen, handelt es sich
um einen Kaufvertrag.
Werkvertrag Erbringt ein Auftragnehmer für einen Auftraggeber eine Dienstleistung (z. B. eine Reparatur)
und erhält dafür Geld, handelt es sich (in der Regel) um einen Werkvertrag. Der Auftragnehmer
ist Unternehmer und verwendet seine eigenen Betriebsmittel, er schuldet den Erfolg.
echter Beim echten Dienstvertrag ist der Dienstnehmer seinem Dienstgeber gegenüber weisungsge-
Dienstvertrag bunden. Der Dienstgeber legt den Arbeitsort und die Arbeitszeit fest. Der Dienstnehmer schul-
det nur das Bemühen, nicht den Erfolg. Der Dienstgeber sorgt für die Abrechnung der Sozialver-
sicherungsbeiträge und der Lohnsteuer.
freier Der Dienstnehmer ist weniger stark weisungsgebunden als der echte Dienstnehmer. Er verwen-
Dienstvertrag det überwiegend die Arbeitsmittel des Dienstgebers und schuldet ebenfalls nur das Bemühen.
Der freie Dienstnehmer hat keinen Urlaubsanspruch und erhält kein 13. und 14. Monatsgehalt.
Der Dienstgeber sorgt für die Abrechnung der Sozialversicherungsbeiträge, der Dienstnehmer
sorgt für die Versteuerung seiner Einkünfte. Der freie Dienstnehmer hat Anspruch auf Kranken-
geld von der Krankenkasse.
Werkvertrag/ Bei Werkverträgen verpflichtet sich der Vertragsnehmer, ein bestimmtes „Werk“ für den
Neue Selbständige Werkbesteller/Auftraggeber zu erbringen. Der Werknehmer schuldet den Erfolg. Der Werk-
nehmer ist Unternehmer („Neuer Selbständiger“) und verwendet seine eigenen Betriebsmittel.
geringfügige Geringfügig beschäftigt ist, wer bei regelmäßiger Beschäftigung nicht mehr als € 438,05 (2018)
Beschäftigung im Monat verdient.
Lehrvertrag Ein Lehrverhältnis ist eine besondere Form des Arbeitsvertrags, in der der Ausbildungszweck im
Vordergrund steht. Lehrberechtigter und Lehrling haben daher besondere Pflichten.
Miet- und Bei einem Mietvertrag hat der Mieter das Recht, gegen Entgelt das gemietete Gut (z. B. Woh-
Pachtverträge nung) zu nutzen.
Bei einem Pachtvertrag hat der Pächter das Recht, gegen Entgelt das gepachtete Gut (z. B. Heu-
rigenlokal) zu nutzen und damit Erträge zu erzielen.
Kreditvertrag Bei einem Kreditvertrag erhält der Kreditnehmer Geld vom Kreditgeber und zahlt es bis zum
Ende der Vertragslaufzeit samt Zinsen wieder zurück.
Versicherungsvertrag Gegen das Risiko, einen Schaden und/oder Verlust zu erleiden, kann man einen Versicherungs-
vertrag mit einer Versicherung abschließen. Die Versicherung erhält Prämienzahlungen vom Ver-
sicherungsnehmer, übernimmt aber dafür das Risiko, für einen bestimmten Schaden aufzukom-
men, falls er eintritt.
zwingende und Zwingende gesetzliche Regelungen gibt es vor allem im KSchG; sie dürfen nicht abgeändert
nachgiebige werden.
Regelungen Nachgiebige Regelungen gibt es vor allem im ABGB und im UGB; sie dürfen abgeändert werden.
gesetzliche ●● Käufer
Bestandteile des ●● Verkäufer
Kaufvertrags ●● Warenart
●● Menge
●● Preis
Qualitätsangabe Bei nicht vertretbaren Waren sind für die Qualitätsangabe Besichtigung oder Beschreibung und
Abbildung erforderlich.
Bei vertretbaren Waren erfolgt die Qualitätsangabe durch: Muster, Proben, Marken, Typen, Nor-
men, Handelsklassen. Besichtigung und Beschreibung sind nicht unbedingt erforderlich. Bei ver-
tretbaren Waren haben alle Ausführungen und Teilmengen die gleichen Eigenschaften.
Mengenangabe Die Mengenangabe erfolgt in der Regel genau. Eine ungefähre Angabe ist möglich („circa“),
keine Mengenangabe in Sonderfällen („Kauf in Bausch und Bogen“).
Berücksichtigung der Verpackung:
●● Brutto für Netto
●● durch Abwiegen von Stichproben
Preisangabe In der Regel werden feste Preise angegeben. Schwankungen können durch eine Indexklausel
oder eine Kostenschwankungsklausel berücksichtigt werden.
Preisabzüge:
●● Skonto: für rasche Zahlung innerhalb einer kurzen Frist
●● Rabatte: aus sonstigen Gründen (Mengenrabatt, Mängelrabatt usw.)
Umsatzsteuer:
Es sollte angegeben werden, ob die Preise die Umsatzsteuer enthalten oder nicht.
Preisangaben für Konsumenten müssen die USt enthalten.
Verpackung Die Verpackung muss auch ohne gesonderte Vereinbarung ausreichenden Schutz bieten.
Keine gesonderte Vereinbarung (bzw. keine Usance): Der Käufer muss die Verpackung zusätz-
lich bezahlen. Meist ist jedoch die Verpackung im Preis enthalten.
Reuegeld Gegen Zahlung des Reuegelds kann ein Vertragspartner vom Vertrag zurücktreten.
(Stornogebühr)
Die Kommunikation
des Unternehmens
vor dem 4 Fragen sind zu klären:
Schreiben eines ●● Ziel des Schreibens
Geschäftsbriefs ●● Argumente
●● mögliche Gegenargumente durch den Empfänger
●● Bedeutung des Empfängers für das Unternehmen
Bestandteile ●● Briefkopf
eines Briefes ●● Anschrift des Empfängers mit postdienstlichem Vermerk,
Behandlungs- und Bearbeitungsvermerk
●● Bezugszeichen
●● Betreff
●● Anrede
●● Brieftext
●● Grußformel
●● Unterschrift
●● Beilagen
●● Firmenzusatzdaten
E-Mails E-Mails sind eine schnelle und kostengünstige Alternative zu individuellen Geschäftsbriefen.
Kaufverträge anbahnen
Anbahnung des Der Kaufvertrag kann durch eine Anfrage des Käufers oder durch ein Angebot des Verkäufers
Kaufvertrags angebahnt werden.
Angebot Ein Angebot liegt vor, wenn es an eine bestimmte Person gerichtet ist und Menge, Qualität und
Preis eindeutig bestimmt sind. Im Angebot sollte immer angegeben werden, wie lange es gilt
bzw. ob es nur „freibleibend“ gestellt wurde.
bindendes Mit einem bindenden Angebot verpflichtet sich der Verkäufer, zu den genannten Bedingungen
Angebot zu liefern.
Bindungsfrist Die Bindungsfrist ist entweder genannt oder es gilt die gesetzliche Bindungsdauer.
freibleibendes Enthält das Angebot eine Freizeichnungsklausel, dann ist der Verkäufer nicht an sein Angebot
Angebot gebunden.
angebotsähnliche Fehlt ein gesetzlicher Bestandteil eines Angebots, so handelt es sich um eine angebotsähnliche
Formen Form.
Kaufverträge
abschließen
Wege zum Kaufverträge gelten u. a. als abgeschlossen, wenn
Abschluss von ●● der Verkäufer ein verbindliches Angebot legt und der Käufer innerhalb der Bindungsfrist bestellt,
Kaufverträgen ●● der Käufer ohne vorheriges Angebot bestellt und der Verkäufer die Bestellung mit einer Auf-
tragsbestätigung bestätigt oder wenn er sofort liefert.
Kommunikation beim Abschluss von Kaufverträgen:
Die einzelnen Schritte können mündlich (telefonisch), schriftlich per Brief, E-Mail oder elektro-
nisch über ein Webformular erfolgen.
Bestätigung Auftragsbestätigungen werden bei freibleibenden Angeboten, wenn die Bestellung vom Ange-
der Bestellung bot wesentlich abweicht, wenn die Bestellung mündlich (telefonisch) erfolgt ist oder im Online-
shopping erteilt.
Kommunikation bei der Auftragsbestätigung:
Die Auftragsbestätigung erfolgt in der Regel durch eine (automatisierte) E-Mail.
Schlussbrief Schlussbriefe sind eine Kombination von Bestellung und Auftragsbestätigung. Sie werden aus-
gestellt, wenn der Kaufvertrag erst nach längeren Verhandlungen zustande gekommen ist oder
wenn es sich um ein umfangreiches Geschäft mit komplizierten Lieferbedingungen handelt.
Ablehnung einer Die Ablehnung der Bestellung und auch der Widerruf der Auftragsbestätigung muss eine Be-
Bestellung durch gründung enthalten, ein Gegenangebot ist sinnvoll. Widerruft der Verkäufer seine bereits er-
den Verkäufer teilte Auftragsbestätigung, muss der Widerruf spätestens gleichzeitig mit der Auftragsbestäti-
gung beim Käufer eintreffen.
Widerruf oder Der Widerruf oder die Änderung der Bestellung sollte eine Begründung enthalten. Rechtlich
Änderung der müssen beide (ebenso wie der Widerruf der Auftragsbestätigung durch den Verkäufer) noch vor
Bestellung durch bzw. spätestens gleichzeitig mit der Bestellung beim Verkäufer eintreffen. In der Praxis werden
den Käufer auftretende Rechtsprobleme meist im Kulanzweg gelöst.
Onlineshopping Das Onlineshopping hat derzeit vor allem im B2B Bedeutung, da eine weitgehend elektronische
Bearbeitung der Bestellung möglich ist.
Das Onlineshopping bietet sowohl dem Käufer als auch dem Verkäufer Vorteile:
●● Der Käufer kann die Preise weltweit bequem vergleichen und rund um die Uhr bestellen.
●● Der Verkäufer kann durch die elektronische Weiterbearbeitung der Bestellungen und durch
●● den Entfall des Druckens der Kataloge Kosten sparen und sein Angebot jederzeit aktualisieren.
Trotz der Vorteile nutzen viele Käufer die Onlineshops nur zur Informationsbeschaffung, bestellt
und bezahlt wird aber auf traditionellem Weg. Die Gründe dafür sind die langsame und teure
Warenzustellung im Mailorder-Vertrieb, die mangelnde Zahlungssicherheit sowie die Betrugsge-
fahr aufgrund einer mangelnden Bekanntheit des Internetanbieters.
Mobile Shopping Beim Mobile Shopping kann z. B. mit einem Smartphone im Onlineshop eingekauft werden.
besondere Rechte Der Konsument wird beim Abschluss von Kaufverträgen mit Unternehmen u. a. bei Haustürge-
des Konsumenten schäften sowie im Fernabsatz v. a. durch das KSchG besonders geschützt.
Haustürgeschäft Haustürgeschäfte sind Geschäfte außerhalb der Geschäftsräumlichkeiten des Verkäufers, wobei
(Auswärtsgeschäft) der Verkäufer Unternehmer und der Käufer Konsument ist (z. B. Werbefahrten, Ansprechen auf
der Straße vor dem Geschäftslokal).
Der Käufer kann vom Kaufvertrag zurücktreten:
●● innerhalb von 14 Tagen, wenn er bei Erhalt der Ware oder beim Abschluss des Vertrags (bei
Dienstleistungen) über sein Rücktrittsrecht informiert wurde
●● innerhalb von 14 Tagen, wenn die Belehrung innerhalb von einem Jahr nachgeholt wird
●● ansonsten innerhalb von einem Jahr und 14 Tagen
Der Verkäufer muss bereits geleistete Zahlungen zurückerstatten. Der Käufer muss die bereits
übergebenen Waren auf eigene Kosten zurücksenden, wenn er vom Verkäufer vor Bestellung
darauf hingewiesen wurde.
Versandweg Der Versandweg ist entweder im Kaufvertrag festgelegt oder der Verkäufer muss „mit der Sorg-
falt eines ordentlichen Unternehmers“ den günstigsten Weg wählen. Entscheidungskriterien
für die Wahl des günstigsten Versandwegs sind die Kosten, die Schnelligkeit und die Sicherheit.
Die Waren können entweder mit dem Fahrzeug des Verkäufers zugestellt, mit dem Fahrzeug des
Käufers abgeholt oder durch Dritte transportiert werden.
Frachtführer Der Frachtführer führt den Transport durch. Der Spediteur vermittelt die Transportleistung zwi-
und Spediteur schen dem Verkäufer und dem Frachtführer und erbringt verschiedene Nebenleistungen. Beim
Selbsteintritt ist der Spediteur zugleich auch Frachtführer.
Begleitpapiere Begleitpapiere sind Papiere, die die Ware auf dem Transport begleiten.
Liefer- und Wenn der Verkäufer selbst zustellt, dann bleibt der Lieferschein beim Käufer und der Gegen-
Gegenschein schein beim Verkäufer (auf ihm bestätigt der Käufer die Übernahme der Ware). Angegeben
werden die Art und die Menge der Ware, zumeist auch das Bestelldatum und/oder die Auftrags-
nummer, nicht aber das Entgelt!
Frachtpapiere Erfolgt die Lieferung durch einen Frachtführer, werden Frachtpapiere verwendet (z. B. beim
Transport mit der Bahn ein Eisenbahnfrachtbrief).
Schriftverkehr:
Die Lieferscheine werden von Fakturierungsprogrammen als EDV-Ausdrucke erstellt. Die Fracht-
papiere sind Formularsätze mit Durchschlägen.
Rechnung Die Rechnungslegung bildet die Grundlage für die Abrechnung. Die Rechnung muss dem Kauf-
(„Faktura“) vertrag entsprechen.
Schriftverkehr:
Rechnungen werden entweder vom Computer ausgedruckt und per Post versendet, elektro-
nisch erstellt und versendet („elektronische Rechnung“) oder direkt beim Einkauf ausgestellt.
Bestandteile der Laut UStG muss die Rechnung enthalten: Verkäufer, UID des Verkäufers, Käufer (ab € 10.000,–
Rechnung inkl. USt auch die UID des Käufers), Rechnungsnummer, Ausstellungsdatum, Tag der Lieferung,
(laut Umsatz Menge und genauere Bezeichnung der Ware oder Leistung, Entgelt, Umsatzsteuersatz (bzw.
steuergesetz) Hinweis auf Steuerbefreiung) und Steuerbetrag.
Kleinbetragsrechnung Kleinbetragsrechnungen sind Rechnungen mit einem Betrag bis € 400,– (inkl. USt). Für sie gel-
ten einige Vereinfachungen:
●● Entfallen können die UID des Verkäufers, der Käufer und die Rechnungsnummer.
●● Die Angabe des Rechnungsbetrags inkl. USt und der Umsatzsteuersatz genügt.
Preisabzüge Die vereinbarten Rabatte werden auf der Rechnung ausgewiesen und abgezogen, der Skonto
in der Regel nicht.
Annahme der Ware Der Käufer muss die Ware am vereinbarten Ort und zur vereinbarten Zeit annehmen.
Rechnungskontrolle Bei der Rechnungskontrolle wird überprüft, ob die Rechnung dem Kaufvertrag entspricht.
Empfangsanzeige In Ausnahmefällen (z. B. bei empfindlichen Waren) oder wenn es der Lieferant wünscht, über-
sendet ihm der Käufer eine Empfangsanzeige.
Zahlung Der Käufer verpflichtet sich durch Stillschweigen nach dem Erhalt der Lieferung zur Zahlung des
Rechnungsbetrags.
Belegerteilungspflicht Unternehmen sind verpflichtet einen Registrierkassenbeleg für jede erhaltene Zahlung auszu-
stellen und dem Käufer auszuhändigen.
Rechnungslegung Damit Unternehmer den Vorsteuerabzug geltend machen können, muss die Rechnung den An-
forderungen des Umsatzsteuergesetzes (UStG) entsprechen.
Postnachnahme Wird eine Postsendung per Postnachnahme versendet, dann erhält sie der Empfänger nur gegen
sofortige Bezahlung ausgefolgt. Die Postnachnahme hat vor allem im Fernabsatz große Bedeu-
tung.
Giroverkehr Der Giroverkehr umfasst alle Zahlungsmethoden, bei denen nur Buchgeld (daher kein Bargeld)
verwendet wird. Er wird über die Girokonten der Beteiligten abgewickelt.
Kontoauszug Der Kontoauszug informiert den Kontoinhaber laufend über die Zahlungsvorgänge (Ein- und
Auszahlungen) und über den aktuellen Kontostand.
Einzelüberweisung Eine Einzelüberweisung kann mit der Zahlungsanweisung durchgeführt werden. Die Angaben
müssen vollständig sein und es müssen bestimmte Ausfüllregeln beachtet werden.
Auftragsbestätigung Als Beleg für die Überweisung erhält der Zahlungsempfänger die Zahlungsanweisung, der Zah-
ler erhält die Auftragsbestätigung.
Dauerauftrag Mit einem Dauerauftrag beauftragt der Zahler sein Kreditinstitut, gleich hohe Zahlungen zu
gleichbleibenden Terminen an immer denselben Empfänger zu überweisen.
Der Zahler erspart sich dadurch die regelmäßigen Überweisungen und die Evidenzhaltung der
Zahlungen. Der Empfänger kann sich auf den pünktlichen Eingang der Zahlungen verlassen.
Lastschriftverkehr Mit einer Einzugsermächtigung (das ist die einmalige Zustimmung im Vornhinein) darf der
Empfänger wiederkehrende, aber ungleich hohe Zahlungen vom Konto des Zahlers abbuchen.
Voraussetzung ist dabei ein bestimmtes Vertrauensverhältnis zwischen den Geschäftspartnern.
Der Empfänger kann sich auf einen pünktlichen Eingang der Zahlungen verlassen und er erspart
sich die Fälligkeitskontrollen und eventuelle Mahnungen. Der Zahler erspart sich die Termin-
kontrolle und die Durchführung der einzelnen Überweisungen. Allerdings muss er die Abbu-
chungen regelmäßig auf den Kontoauszügen kontrollieren.
Der Auftraggeber kann die Höhe der Abbuchungen beschränken.
elektronischer Der elektronische Zahlungsverkehr umfasst die Online-Zahlung, die Bezahlung mit Zahlungskar-
Zahlungsverkehr ten und Billing-Systeme.
Electronic Beim Electronic Banking werden die Zahlungen online über das Internet abgewickelt. Anstelle
Banking der ausgefüllten Formulare werden dabei nur die Daten über die Zahlungsvorgänge übermittelt.
Voraussetzung zur Teilnahme ist die Freischaltung des Girokontos.
Mobile Banking Beim Mobile Banking werden die Bankgeschäfte über das Telekommunikationsnetz abge-
wickelt: mit Smartphones über die Websites der Banken genau wie beim E-Banking oder über
Mobile-Banking-Apps.
Bankomatkarte Mit der Bankomatkarte kann sowohl Bargeld vom Konto abgehoben als auch direkt an den
Bankomatkassen bezahlt werden.
Billing-Systeme Billing-Systeme ermöglichen die Bezahlung direkt mit dem Mobiltelefon. „Paybox“ ist ein der-
zeit gängiges System zur Bezahlung im Internet sowie im Einzelhandel, Taxi, Kino usw.
Fehler des Verkäufers Bei der Erfüllung von Kaufverträgen können zahlreiche Fehler passieren. Die durch den Verkäu-
bei der Erfüllung fer verursachten Probleme betreffen die Lieferung mangelhafter Ware, fehlerhafte Rechnungen
von Kaufverträgen und den Lieferverzug.
mangelhafte Ware Bei der Lieferung mangelhafter Ware sind folgende Arten der Mängel zu unterscheiden:
Arten der Mängel ●● offene und verdeckte (eventuell arglistig verschwiegene) Mängel
●● wesentliche und geringfügige Mängel
●● behebbare und unbehebbare Mängel
Wesentlich ist ein Mangel, wenn man die Ware nicht verwenden kann (z. B. Handy läutet nicht)
oder eine verlangte Eigenschaft fehlt (z. B. falsche Farbe, falsches Muster bei Stoffen).
Ob ein Mangel wesentlich ist oder nicht, hängt vom Verwendungszweck ab (z. B. darf eine als
Geschenk gedachte CD keinen Kratzer in der Hülle aufweisen).
Feststellung Ist der Käufer Unternehmer, muss er dem Verkäufer Mängel, die er bei ordnungsgemäßem Ge-
der Mängel schäftsgang festgestellt hat, in angemessener Frist melden. In der Praxis erfolgt die Prüfung oft
erst beim Letztverbraucher, da viele Waren in der Originalverpackung weiterverkauft werden.
Ist der Käufer Konsument, sollte der Mangel innerhalb der Gewährleistungsfrist, am besten so-
fort nach Entdecken des Mangels, gemeldet werden.
Gewährleistung Gewährleistung: Der Verkäufer haftet laut ABGB bei beweglichen Sachen 2 Jahre und bei un-
und Garantie beweglichen Sachen 3 Jahre ab Übergabe für Mängel, die bei der Übergabe bestanden haben.
Unternehmer haften laut KSchG auch für Montagemängel, Mängel bei Eigenschaften, die in
der Werbung besonders betont wurden, und Mängel, die durch falsche Montageanleitungen
entstanden sind.
Bei Geschäften zwischen Unternehmern können die gesetzlichen Gewährleistungsfristen ver-
kürzt werden, bei Geschäften mit Privaten ist eine Verkürzung nur bei Gebrauchtwaren möglich.
Zwischen Privaten kann die Gewährleistung ausgeschlossen werden.
Bei der Garantie verpflichtet sich der Verkäufer, auch Mängel zu beheben, die bei ordentlichem
Gebrauch erst nach der Übergabe entstehen.
Mängelbehebung Der Verkäufer ist zunächst berechtigt, Mängel durch Reparatur oder Austausch zu beheben. Nur
wenn dies nicht möglich ist, kann der Käufer Preisminderung verlangen oder bei wesentlichen
Mängeln vom Vertrag zurücktreten.
Bei geringfügigen und unbehebbaren Mängeln kann der Käufer nicht zurücktreten, sondern nur
eine Preisminderung fordern.
Ist durch den Mangel ein weiterer Schaden entstanden, haftet der Verkäufer auch für diesen
(z. B. Verletzungen, Wasserverseuchung).
In der Praxis werden meist einvernehmliche Regelungen angestrebt (Lösung auf dem Kulanzweg).
Antwort auf die Ist die Mängelrüge berechtigt, wird der Verkäufer in seiner Antwort um Verständnis ersuchen
Mängelrüge und erklären, wie es zum Mangel kam. Ist die Mängelrüge unberechtigt, wird der Verkäufer höf-
lich und mit eindeutigen Beweisen ablehnen. In beiden Fällen sollte er versuchen, den Kunden
zu erhalten.
Lieferverzug Beim Lieferverzug ist zwischen gewöhnlichem Zeitgeschäft und Fixgeschäft zu unterscheiden.
Rechtsfolgen ergeben sich erst nach Eintritt des Lieferverzugs.
Eintritt des Beim gewöhnlichen Zeitgeschäft (übliche Form), bei dem kein Fixtermin feststeht, muss der Ver-
Lieferverzuges und käufer erst in Verzug gesetzt werden, indem man eine angemessene Nachfrist setzt und die
der Rechtsfolgen Rechtsfolgen androht. Diese Rechtsfolgen treten erst nach Ablauf der Nachfrist ein.
Bei Fixgeschäften ist der Verkäufer sofort bei Überschreiten der Lieferfrist in Verzug und die
Rechtsfolgen treten sofort ein.
Ein Fixgeschäft liegt nur vor, wenn
●● der Liefertermin ausdrücklich fix vereinbart wurde oder
●● der fixe Liefertermin aus der Art des Geschäfts hervorgeht (z. B. Ausstattung für Messekoje).
Rechtsfolgen des Ist der Fixtermin verstrichen oder die Nachfrist abgelaufen, kann der Käufer
Lieferverzuges ●● sofort vom Vertrag zurücktreten oder
●● auf der Lieferung bestehen
und in beiden Fällen
●● den Ersatz eines nachweisbaren Schadens verlangen, wenn der Lieferverzug vom Verkäufer
verschuldet wurde.
Diese Rechtsfolgen sind dem Verkäufer in eindeutiger Form mitzuteilen (am besten mit einge-
schriebenem Brief).
Ob der Käufer zurücktritt oder auf der Lieferung besteht, hängt von wirtschaftlichen Überle-
gungen ab. (Benötigt er die Ware noch? Kann er sie billiger beschaffen?)
Der Verkäufer wird versuchen,
●● den Kunden zu erhalten,
●● rechtzeitig die Lieferfrist zu verlängern und
●● Schadenersatzforderungen durch die Angabe geeigneter Gründe für die Verzögerung her-
abzumindern oder zu vermeiden.
Annahmeverzug Annahmeverzug im engeren Sinn liegt vor, wenn der Käufer die Ware nicht annimmt (nicht abholt),
im engeren Sinn obwohl sie der Verkäufer vertragsgerecht geliefert (bereitgestellt) hat. Dieser Fall ist eher selten.
Annahmeverzug Annahmeverzug im weiteren Sinn liegt vor, wenn der Käufer die Ware nicht annimmt, weil er
im weiteren Sinn der Meinung ist, dass sie nicht vertragsgerecht geliefert wurde.
Rechtsfolgen bei Ist der Verkäufer überzeugt, dass der Käufer die Annahme der Ware zu Unrecht verweigert hat,
Annahmeverzug kann er
●● die Ware auf Kosten und Gefahr des Käufers hinterlegen.
●● die Ware nach Androhung öffentlich versteigern (bei verderblichen Waren auch ohne Andro-
hung). Der erzielte Mehrerlös gehört dann dem Käufer. Ist der Erlös geringer als der verein-
barte Kaufpreis, kann der Verkäufer Schadenersatz vom Käufer fordern.
●● vom Vertrag zurücktreten.
Zahlungsverzug Gibt es eindeutige Vereinbarungen zur Fälligkeit der Rechnung, ist der Käufer mit der Zahlung in
Verzug, sobald der Fälligkeitstermin überschritten ist.
Gibt es keine oder nur ungenaue Vereinbarungen zur Fälligkeit, muss man den säumigen Käufer
mahnen und eine Nachfrist für die Bezahlung setzen. Die Rechnung wird dadurch fällig gestellt.
Je nach vertraglicher Vereinbarung bzw. AGB kann der Verkäufer Verzugszinsen und Mahnspe-
sen verrechnen.
Berechnung der Verzugszinsen:
●● meist lt. AGB
Wurde nichts vereinbart (selten):
●● bei Verkäufen zwischen Unternehmern: Basiszinssatz der OeNB zuzüglich 8 %-Punkte
●● bei Verkäufen an Private (Konsumenten): 4 % (lt. ABGB)
Mahnorganisation Eine genaue Mahnorganisation ist notwendig, um für Pünktlichkeit im Mahnwesen zu sorgen
und dadurch die Schuldner zu pünktlichen Zahlungen zu „erziehen“.
gerichtliches Führen die Mahnungen nicht zum Ziel, ist für den Gläubiger noch ein gerichtliches Vorgehen
Vorgehen durch eine Mahnklage oder einen Zivilprozess möglich.
Bei der Mahnklage erlässt das Gericht über Antrag des Gläubigers, ohne den Schuldner anzuhö-
ren, einen bedingten Zahlungsbefehl.
Der Schuldner muss
●● zahlen (Verfahren ist beendet) oder
●● innerhalb von 4 Wochen Einspruch erheben (es kommt zum Zivilprozess).
●● Schweigt der Schuldner, ohne zu zahlen, erhält der Gläubiger das Recht, den Schuldner zu
pfänden.
Höchstgrenze: € 75.000,– ohne Nebenkosten
Ein Zivilprozess ist notwendig, wenn der Betrag € 75.000,– überschreitet oder wenn der Schuld-
ner Einspruch gegen den Zahlungsbefehl bei der Mahnklage erhebt.
Schriftverkehr mit Mahnungen werden überwiegend mit Formularen und Kopien gestaltet. Bei einer EDV-gestütz-
Zahlungsverzug ten Kundendatenverwaltung werden meistens auch Mahnungen mithilfe der EDV automatisch
erstellt. Wenn der Schuldner vor Fälligkeit weiß, dass er nicht pünktlich zahlen kann, sollte er
rechtzeitig um „Prolongation“, d. h. um Verlängerung des Zahlungsziels, ansuchen. Dabei sollte
eine „sinnvolle“ (glaubwürdige) Begründung angeführt und zugesagt werden, den neuen Zah-
lungstermin einzuhalten.
Geschäftsideen Bei der Entwicklung von Geschäftsideen müssen Entrepreneure sich selbst und ihr Umfeld kennen.
systematisch suchen
Geschäftsideen Aus möglichst vielen Ideen zu einer Problemlösung wird eine Geschäftsidee entwickelt.
kreativ entwickeln
Entscheidungen bei der Wenn Sie sich überlegen, ein Unternehmen zu gründen, müssen Sie vor allem prüfen,
Unternehmensgründung ●● warum Sie
●● mit wem
●● mit welcher Finanzierung und
●● in welcher Form
●● welches Produkt bzw. welche Dienstleistung
●● welchen Kunden
●● zu welchem Preis
●● auf welchen Absatzwegen
●● wie
anbieten wollen.
rechtliche Bei der Unternehmensgründung sind in jedem Fall das Gewerberecht, das Sozialversicherungs-
Grundlagen recht und das Steuerrecht zu beachten.
Der Businessplan
erfolgreiche Um bei einer Unternehmensgründung erfolgreich zu sein, sind persönliche Voraussetzungen
Unternehmensgründung abzuklären und ein genauer Businessplan zu erstellen.
Die Standortentscheidung
Standortentscheidung Eine wichtige Entscheidung bei der Unternehmensgründung ist die Standortwahl, da sie nur mit
großen Kosten rückgängig gemacht werden kann und ein geeigneter Standort daher langfristig
für den Unternehmenserfolg wichtig ist.
Standortwahl Bei der Standortwahl müssen die verschiedenen Faktoren bewertet und einander gegen
übergestellt werden. Eine Rolle spielen dabei sowohl in Geld bewertbare Faktoren (wie Grund-
stücke, Energie- und Arbeitskosten) als auch nicht unmittelbar in Geld bewertbare Faktoren, wie
politische Sicherheit, Zuverlässigkeit der Arbeitskräfte, arbeitsrechtliche Vorschriften. Wichtig ist
auch, die langfristige Entwicklung dieser Standortfaktoren zu beachten.
Die Standortwahl wird von Raumplanungsinstituten unterstützt.
Firma Die Firma ist der Name, unter dem ein Unternehmer in das Firmenbuch eingetragen ist.
Firmenbuch Das Firmenbuch ist ein öffentliches Buch, in das jedermann Einsicht nehmen darf.
Für Einzelunternehmer mit einem Jahresumsatz von über € 700.000,– besteht die Pflicht zur
Eintragung (eingetragener Einzelunternehmer/eingetragene Einzelunternehmerin – e. U.).
Einzelunternehmer mit einem geringeren Jahresumsatz können sich freiwillig eintragen lassen.
Einzelunternehmer, die Land- und Forstwirtschaft betreiben oder einen freien Beruf ausüben
(z. B. Arzt, Hebamme, Rechtsanwalt, Wirtschaftstreuhänder), müssen sich nicht eintragen las-
sen, auch wenn sie einen größeren Umsatz erzielen.
Eintragungspflicht besteht auch für alle Personen- und Kapitalgesellschaften sowie für Genos-
senschaften ohne Rücksicht auf den Umsatz.
Firmenbezeichnungen Firmenbezeichnungen können frei gewählt werden. Die Firmenbezeichnung muss einen Hin-
weis auf die Rechtsform enthalten und muss die Firma von anderen Firmen eindeutig unter-
scheiden.
Unzulässig sind Firmennamen, die „irreführend“ sind.
Es dürfen nur Namen von Personen im Firmennamen verwendet werden, die für die Schulden
voll haften. Namen von Vorbesitzern, die bereits im Firmennamen enthalten sind, dürfen nur mit
Zustimmung der Vorbesitzer weiterverwendet werden.
Rechtsformen der Durch die Rechtsform der Unternehmen werden vor allem die Pflicht und das Recht zur Mitar-
Unternehmen beit sowie die Haftung für die Schulden der Gesellschaft geregelt.
Das Einzelunternehmen
– die beliebteste
Rechtsform in Österreich
das Einzelunternehmen – Annähernd 70 % der österreichischen Unternehmen sind Einzelunternehmen – EUs. Von den
Bedeutung für Österreich neu gegründeten Unternehmen werden ca. 87 % als Einzelunternehmen gegründet.
Merkmale von ●● Das gesamte benötigte Eigenkapital kommt vom Unternehmer selbst.
Einzelunternehmen ●● Unternehmer haftet für die Unternehmensschulden unbeschränkt.
●● Unternehmer ist für getroffene Unternehmensentscheidungen alleine verantwortlich.
●● Protokolliertes Unternehmen: Namen-, Sach- oder Fantasiebezeichnung und Hinweis auf die
Rechtsform Einzelunternehmen
●● Nicht protokolliertes Unternehmen: Familiennamen und mindestens ein ausgeschriebener
Vornamen
Nachteile von ●● Eigenkapital muss zur Gänze vom Unternehmer aufgebracht werden.
Einzelunternehmen ●● Finanzierung über Fremdkapital ist meist nur beschränkt möglich, da nur der Einzelunterneh-
mer selbst dafür haftet.
●● Gesamtes Unternehmerrisiko wird von einer Person getragen (unbeschränkte Haftung).
●● Enge Bindung des Unternehmens an eine Person.
Personengesellschaften –
Rechte und Pflichten werden
zwischen mehreren Personen
(Gesellschaftern) geteilt
Offene In einer „Offenen Gesellschaft“ beteiligen sich mehrere Gesellschafter an einem Unternehmen.
Gesellschaft Alle sind zur Geschäftsführung berechtigt und verpflichtet. Sie haften unbeschränkt und solida-
risch für die gesamten Verbindlichkeiten der Gesellschaft.
Für die Gesellschafter gilt Wettbewerbsverbot, d. h., sie dürfen ohne Zustimmung der anderen
Gesellschafter nicht im gleichen Geschäftszweig tätig werden.
Die „Offene Gesellschaft“ muss ins Firmenbuch eingetragen werden. Der Rechtsformzusatz in
der Firmenbezeichnung lautet „OG“.
Die „Offene Gesellschaft“ muss eine doppelte Buchhaltung führen, wenn sie die Umsatzgrenze
von € 700.000,– in zwei aufeinanderfolgenden Jahren (bzw. € 1 Million in einem Jahr) über-
schreitet. Dies gilt nicht für Unternehmen der Landwirtschaft und für „freie Berufe“, die in die-
ser Rechtsform geführt werden.
Stille Der Stille Gesellschafter beteiligt sich am Vermögen eines Unternehmens durch eine Einlage.
Gesellschaft Er haftet nur mit seiner Einlage und ist am Gewinn (in der Regel auch am Verlust) der Gesell-
schaft beteiligt. Er hat nur beschränkte Kontrollrechte.
Scheidet der Stille Gesellschafter aus, erhält er nur seine Einlage. Er ist an einer Wertsteigerung
des gesamten Unternehmens nicht beteiligt (Ausnahme:„atypische Stille Gesellschafter”).
Die Stille Gesellschaft wird nicht ins Firmenbuch eingetragen und ist auch im Firmennamen nicht
erkennbar.
Kapitalgesellschaften –
hier steht die Kapitalauf-
bringung im Vordergrund
Gesellschaft mit Das Stammkapital der GmbH (mindestens € 35.000,–) wird in Stammeinlagen zerlegt. Jede Stam-
beschränkter meinlage verbrieft einen Geschäftsanteil. Geschäftsanteile können ungleich groß sein.
Haftung (GmbH) Die Gesellschafter haften mit ihrer Einlage.
Rechte der Gesell- Die Gesellschafter haben Stimmrecht in der Generalversammlung und das Recht auf Gewinnan-
schafter der GmbH teil.
Organe der Die für die Organisation und Geschäftsführung zuständigen Organe der GmbH sind Generalver-
GmbH sammlung, Geschäftsführer und eventuell Aufsichtsrat.
●● Die Generalversammlung bestellt die Geschäftsführer und wählt bei größeren GmbHs den
Aufsichtsrat.
●● Die Geschäftsführer führen das Unternehmen (berichten dem Aufsichtsrat) und berufen die
Generalversammlung ein.
●● Ein Aufsichtsrat ist nur erforderlich, wenn das Stammkapital € 70.000,– übersteigt und mehr
als 50 Gesellschafter beteiligt sind bzw. in den letzten 12 Monaten mehr als 300 Arbeitneh-
mer beschäftigt waren.
Der Aufsichtsrat kontrolliert die Geschäftsführer.
Aktiengesellschaft Das Grundkapital der Aktiengesellschaft ist in Aktien zerlegt. Das Mindestgrundkapital beträgt
(AG) € 70.000,–. Die Gesellschafter („Aktionäre“) sind Eigentümer einer unterschiedlichen Anzahl an
Aktien. Die Haftung ist auf die Einlage beschränkt.
Rechte Die Aktionäre haben das Stimmrecht in der Hauptversammlung und das Recht auf einen Gewin-
der Aktionäre nanteil im Verhältnis ihres Aktienbesitzes (Recht auf Liquidationserlös bei Auflösung der AG,
Recht auf den Bezug „junger Aktien” bei Kapitalerhöhungen).
Organe der AG Die für die Organisation und Geschäftsführung notwendigen Organe der AG sind Hauptver-
sammlung, Aufsichtsrat und Vorstand.
●● Die Hauptversammlung der Aktionäre wählt
●● den Aufsichtsrat, dieser bestellt und kontrolliert
●● den Vorstand, dieser besorgt die Geschäftsführung der AG, berichtet regelmäßig dem Auf-
sichtsrat, schlägt Gewinnverteilungen vor und beruft mindestens einmal jährlich die Haupt-
versammlung ein.
Prüfungs- und Zwischenmitteilungen bzw. Quartalsberichte müssen veröffentlicht werden; die Jahresab-
Publizitätspflicht schlüsse müssen von Wirtschaftsprüfern geprüft und im Firmenbuch zur öffentlichen Einsicht
der AG aufgelegt werden.
Große Aktiengesellschaften müssen ihre Jahresabschlüsse im „Amtsblatt der Wiener Zeitung“
veröffentlichen.
Europäische Die Europäische Aktiengesellschaft kann überall in der EU tätig werden, ohne eine Tochterge-
Aktiengesellschaft sellschaft gründen zu müssen, die dem nationalen Recht entspricht.
(SE) Das Mindestkapital beträgt € 120.000,–.
Ein Verwaltungsrat („Board”) kann an die Stelle von Vorstand und Aufsichtsrat treten.
Sonstige Gesellschafts-
formen
Erwerbs- und Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften (Gen.mbH) dienen der Förderung des Erwerbs oder
Wirtschafts der Wirtschaft ihrer Mitglieder.
genossenschaften Die Mitgliederzahl ist veränderlich. Die Mitglieder haften mit ihrer Einlage und zusätzlich mit
(Gen.mbH) einem Betrag, der in der Satzung bestimmt wird.
Gesellschaft Bei der Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GesbR) haften alle Gesellschafter unbeschränkt und
ürgerlichen
b solidarisch.
Rechts (GesbR) Die Gesellschaft wird nicht ins Firmenbuch eingetragen. Die Gesellschafter haben ein Kündi-
gungsrecht. Mitbestimmungs- und Kontrollrechte, die über die Einsicht in die Bücher hinaus
gehen, werden im Gesellschaftsvertrag geregelt.
Überschreitet der Umsatz € 700.000,– in zwei Geschäftsjahren hintereinander bzw. € 1 Million
in einem Geschäftsjahr, muss die Gesellschaft als OG oder KG in das Firmenbuch eingetragen
werden.
Privatstiftung Eine Privatstiftung wird dadurch gegründet, dass ein oder mehrere Stifter Teile ihres Vermögens
einer Stiftung übertragen. Sie hat keinen Eigentümer und ist eine eigene juristische Person. Sie
wird vom Stiftungsvorstand verwaltet und von den Stiftungsprüfern geprüft.
Zweck von Stiftungen können gemeinnützigen Zwecken dienen (z. B. Förderung der Krebsforschung). Sie
Stiftungen können aber auch zur Versorgung des Stifters und seiner Angehörigen gegründet werden.
Stiftungen verhindern, dass große Vermögen im Rahmen der Erbfolge zerschlagen werden oder
dass Unternehmen von den Erben verkauft oder aufgelöst werden.
GmbH & Co KG Die GmbH & Co KG und AG & Co KG sind Kommanditgesellschaften, bei denen der unbe-
und AG & Co KG schränkt haftende Gesellschafter eine GmbH oder eine AG ist.
Diese Konstruktion ermöglicht es, auch bei einer Personengesellschaft die Haftung zu beschränken.
Derartige Gesellschaften sind auf jeden Fall buchführungspflichtig.
Der Unternehmer
braucht Hilfe
Vollmachten Unternehmer sind berechtigt, Mitarbeiter oder Dritte (z. B. Familienangehörige) zur Durchführung be-
stimmter Geschäfte zu bevollmächtigten. Die Vollmachten können unterschiedlichen Umfang haben.
Prokura Die Prokura darf nur von ins Firmenbuch eingetragenen Unternehmern erteilt werden. Die Pro-
kura wird ebenfalls ins Firmenbuch eingetragen.
Der Prokurist darf im Rahmen des Unternehmens alle Geschäfte mit folgenden Ausnahmen tätigen:
●● Grundstücke belasten oder veräußern
●● Unternehmen auflösen oder veräußern
●● Prokuristen bestellen
●● Anmeldung zum Firmenbuch zeichnen
●● Inventar und Bilanz unterschreiben
Die Prokura kann eingeschränkt und uneingeschränkt erteilt werden, woraus sich verschiedene
Arten der Prokura ergeben.
Einzelprokura Bei der Einzelprokura darf der Prokurist (uneingeschränkt) alleine zeichnen.
Gesamtprokura Die Gesamtprokura berechtigt nur dazu, gemeinsam mit einem anderen Prokuristen zu zeichnen.
Gemischte Bei der gemischten Prokura ist der Prokurist nur zusammen mit einem geschäftsführenden Ge-
Prokura sellschafter oder mit einem Vorstandsmitglied zeichnungsberechtigt.
Filialprokura Die Filialprokura berechtigt nur zur Zeichnung für eine oder mehrere Niederlassungen.
Handlungsvollmacht Von der Prokura zu unterscheiden ist die Handlungsvollmacht. Sie berechtigt zu bestimmten
Geschäften und Handlungen, die ein bestimmtes Unternehmen gewöhnlich mit sich bringt.
Handlungsvollmachten können in jedem Unternehmen vom Unternehmer bzw. einem Proku-
risten erteilt werden. Eine Eintragung ins Firmenbuch erfolgt nicht.
Auch die Handlungsvollmacht kann in vollem Umfang oder eingeschränkt erteilt werden.
Generalvollmacht Die Generalvollmacht berechtigt zu allen Geschäften, die ein bestimmtes Unternehmen ge-
wöhnlich mit sich bringt.
Dem Generalbevollmächtigten sind alle Geschäfte untersagt, die auch dem Prokuristen unter-
sagt sind. Ferner darf er nicht:
●● Wechselverbindlichkeiten eingehen
●● Darlehen aufnehmen
●● für das Unternehmen Prozesse führen
Artvollmacht Die Artvollmacht gilt nur für Geschäfte einer bestimmten Art (Beispiele: Einkäufer, Verkäufer,
Kassier).
Ladenvollmacht Die Ladenvollmacht gilt für in einem Laden oder Warenlager Tätige. Diese dürfen Waren entge-
gennehmen, verkaufen und auch kassieren, außer es ist deutlich angeschrieben, dass nur an der
Kassa bezahlt werden darf.
Spezialvollmacht Zusätzlich oder neben der Prokura und Handlungsvollmacht kann auch eine Spezialvollmacht
für ganz bestimmte Geschäfte erteilt werden (z. B. Wechselvollmacht für den Generalbevoll-
mächtigten oder Vollmacht für den Prokuristen, ein Grundstück zu belasten).
Kapitel 8: Marketing
Marktorientierung
entscheidet über den
Unternehmenserfolg
Marketing Marketing ist die systematische Orientierung aller betrieblichen Bereiche an den Bedürfnissen
und Wünschen der Kunden.
absatzpolitische Die vier wichtigsten absatzpolitischen Instrumente sind die Produktpolitik („product“), die Preis-
Instrumente politik („price“), die Distributionspolitik („place“) und die Kommunikationspolitik („promo-
tion“).
Marketing-Mix Marketing-Mix ist der abgestimmte Einsatz der absatzpolitischen Instrumente (auf der Basis der
Ergebnisse der Marktforschung).
Formen bzw. Folgende Formen bzw. Phasen der Marktbearbeitung sind zu unterscheiden.
Phasen der
Marktsegmentierung: Zerlegung des Gesamtmarkts in homogene Teilmärkte (z. B. nach geo
Marktbearbeitung
grafischen, demografischen, psychografischen oder Verhaltensmerkmalen)
Zielmarktfestlegung: Entscheidung über die Zielmärkte und wie diese bearbeitet werden sollen.
Es gibt folgende Möglichkeiten:
●● Alle Zielmärkte werden gleich bearbeitet („undifferenziertes Marketing“),
●● verschiedene Zielmärkte werden unterschiedlich angesprochen („differenziertes Marketing“),
●● nur ein Zielmarkt oder ein paar ausgewählte Zielmärkte werden mittels „konzentriertem Mar-
keting“ bearbeitet.
Marktpositionierung Positionierung des Produkts: Es wird überlegt, wie das Produkt (die Dienstleistung) durch Pro-
– USP dukteigenschaften, Nutzen, Preis etc. in der Meinung der Zielgruppe verankert werden soll. Ziel
ist eine Unique Selling Proposition (USP), eine Alleinstellung in einem Marktsegment.
Marktanalyse Bei der Marktanalyse werden Daten zu einem bestimmten Zeitpunkt erhoben.
Marktbeobachtung Bei der Marktbeobachtung werden Daten (über einen längeren Zeitraum) laufend erhoben.
Marktprognose Durch Marktprognose wird versucht, die Entwicklung des Markts vorherzusagen.
Daten über Um planen zu können, ist es wichtig, möglichst genaue Daten über die Marktgröße (das Markt-
Marktgröße und potenzial) und den eigenen Marktanteil zu erheben:
Marktanteil Marktpotenzial: ist die Maximalmenge, die der Markt aufnehmen kann. Sie ist abhängig von der
Zahl der potenziellen Bedarfsträger und von der Marktsättigung.
Absatzpotenzial: ist die Absatzmenge, die ein Unternehmen noch erreichen kann
Marktvolumen: ist der von allen Unternehmen in einem Marktsegment erreichte Gesamtabsatz
Absatzvolumen: ist der Absatz eines Unternehmens für ein bestimmtes Marktsegment
Marktanteil: absolut (in % vom Marktvolumen), relativ (in % vom größten Mitbewerber)
Modelle des Anhand von Modellen für das Konsumentenverhalten kann untersucht werden,
Konsumentenverhaltens ●● welche Marketinganreize und welche anderen Anreize der Kaufüberlegung vorausgehen,
●● welche Persönlichkeitseigenschaften die einzelnen Konsumentengruppen haben und
●● wie die Kaufentscheidung abläuft (Problemerkennung, Informationssuche und Bewertung
der Alternativen, Kauf, Verhalten nach dem Kauf).
Untersucht wird dabei auch, wie sich der Käufer bei der Einführung neuer Produkte verhält: Wer
ist Innovator, früher Abnehmer, gehört zur frühen Mehrheit, gehört zur späten Mehrheit, wer ist
Nachzügler?
Produktnutzen Entscheidend für den Käufer und für die Bewerbung ist der Produktnutzen. Es ist zwischen
Grundnutzen und Zusatznutzen (Geltungsnutzen und Erlebnisnutzen) zu unterscheiden.
Marktpositionierung Alle Nutzenaspekte gemeinsam dienen dazu, das Produkt am Markt zu positionieren und ihm eine
möglichst unverwechselbare Marktstellung (USP – „Unique Selling Proposition”) zu verschaffen.
Lebenszyklus Nach einer Einführungsphase kommt es zu Wachstum und Reife und schließlich zur Degenera-
von Produkten tion. Dauer und Verlauf von Lebenszyklen sind bei verschiedenen Produkten sehr unterschied-
lich.
Relaunch Geht der Lebenszyklus eines Produkts dem Ende zu, ist ein Neustart (Relaunch) durch Produkt-
variation möglich.
Produktionsprogramm Das Produktionsprogramm kann unterschiedlich breit und unterschiedlich tief sein.
●● Breite: Anzahl der erzeugten bzw. angebotenen Produktgruppen
●● Tiefe: Anzahl der erzeugten bzw. angebotenen Ausführungen eines einzelnen Produkts
Informationsstand der Der Markt ist bei vielen Produkten nicht „transparent“. Das heißt, Anbieter und Nachfrager ver
Marktteilnehmer fügen nicht über alle Informationen bezüglich der Preise, der Qualität und der Zuverlässigkeit
der Partner. Dies gilt vor allem für Dienstleistungen.
Präferenzen Käufer und Verkäufer haben oft eine Vorliebe (Präferenz) für einen bestimmten Partner. Käufer
bevorzugen bestimmte Lieferanten, bestimmte Marken (z. B. bei Autos) oder bestimmte Arten
der Bedürfnisbefriedigung (z. B. Inlandsurlaub statt Auslandsurlaub).
Preiselastizität Die Nachfrage kann elastisch oder unelastisch auf Preisänderungen reagieren:
●● elastische Nachfrage: Eine bestimmte prozentuelle Preisänderung bewirkt eine stärkere pro-
zentuelle Änderung der mengenmäßigen Nachfrage.
●● unelastische Nachfrage: Eine bestimmte prozentuelle Preisänderung bewirkt eine schwächere
prozentuelle Änderung der mengenmäßigen Nachfrage.
Bei einer unelastischen Nachfrage ist der Preisspielraum der Unternehmer höher (z. B. Medika-
mente, Benzin). Bei einer elastischen Nachfrage ist er geringer (z. B. Flugreisen).
Snob-Effekt, Mitläufer-Effekt und die Deutung eines hohen Preises als Qualitätsmaßstab führen
manchmal zu einer Absatzerhöhung bei hohen Preisen (z. B. Parfum, Designermode).
die Preispolitik Die Preispolitik in der Praxis orientiert sich an verschiedenen Kriterien:
in der Praxis
kostenorientiert Vor allem bei schwer vergleichbaren Gütern (z. B. Einzelanfertigungen) und Dienstleistungen
(Reparaturen etc.) ist die Preispolitik kostenorientiert.
konkurrenzorientiert Bei Kleinbetrieben, die in Bereichen von Großbetrieben anbieten (z. B. kleine Bäcker, kleine Le-
bensmittelhändler), ist sie konkurrenzorientiert.
Konkurrenzorientierte Preispolitik gibt es auch bei Angebotsoligopolen (Lebensmittelketten,
Autoerzeuger, Mobilfunkbetreiber).
nachfrageorientiert Bei hoher Nachfrage werden die Preise erhöht, bei geringerer Nachfrage vermindert.
präferenzorientiert Durch Preisaktionen wird versucht, Vorlieben für ein Produkt zu erzeugen.
kalkulatorischer Verschiedene Teile des S ortiments werden mit unterschiedlichen Aufschlägen auf die Kosten
Ausgleich belastet (z. B. Designermode und Konfektionsmode; Grundnahrungsmittel und Spitzenweine).
Konditionenpolitik Skonto-, Rabatt- und Kreditpolitik (Verkauf auf Ziel) sowie die Auswahl der Lieferbedingungen
ergänzen die Preispolitik.
Absatzwege Im Hinblick auf die Absatzwege ist zu entscheiden, ob direkt oder indirekt abgesetzt wird.
(„akquisitorische Der direkte Absatz kann zentralisiert oder dezentralisiert organisiert werden.
Distribution“) Der indirekte Absatz erfolgt über Handelsvertreter, Kommissionäre, Groß- oder Einzelhändler.
Häufig werden verschiedene Absatzwege kombiniert.
Transportwege Mit der Entscheidung über die Transportwege hängt auch die Entscheidung über die Lager
(„Marketing-Logistik“) haltung und die Servicebereitschaft zusammen.
Schnelle Transportwege (z. B. Flugzeug) und hohe Servicebereitschaft (z. B. ein umfangreiches
Ersatzteillager) sind wichtige Verkaufsargumente, verursachen jedoch zusätzliche Kosten.
Werbeziele Werbeziele können ökonomisch (im Hinblick auf Marktanteil bzw. Umsatzhöhe) oder außer
ökonomisch (im Hinblick auf Werbeberührung, -beeindruckung, -erinnerung bzw. auf die Be-
kanntheit von Marken und Produkten) formuliert und kontrolliert werden.
Werbebotschaft Die Werbebotschaft kann den Grundnutzen oder den Zusatznutzen bewerben. Sie soll die USP
(Unique Selling Proposition) stärken.
Kriterien der Kriterien der Medienauswahl sind die räumliche und die qualitative Reichweite sowie der Nut-
Medienauswahl zungspreis (z. B. der Tausenderpreis).
Werbeerfolgskontrolle Der Werbeerfolg wird an ökonomischen oder außerökonomischen Zielen kontrolliert. Außer
ökonomische Ziele können nur durch Befragungen kontrolliert werden (vgl. dazu den Abschnitt
über die Marktforschung).
Sales Promotion Weitere Maßnahmen der Absatzförderung (außer der Werbung) sind:
Verkaufsförderung durch:
●● Verkäuferschulung und Verkaufswettbewerbe
●● Förderung der Handelsbetriebe durch Warenpräsentationen, Händlerschulungen, Displays
Public Relations Steigerung des Bekanntheitsgrads des Unternehmens z. B. durch Pressekonferenzen, unbezahlte
und bezahlte Presseberichte, Tage der „offenen Tür“, Events und Sponsoring
Zielkonflikte in der Entscheidungen in der Materialwirtschaft gleichen die widersprüchlichen Ziele der
Materialwirtschaft ●● Versorgungswirtschaftlichkeit und der
●● Versorgungssicherheit
aus.
Bedeutung der Im aktuellen Wettbewerb ist es leichter, Gewinne über Kostensenkungen in der Materialwirt-
Materialwirtschaft schaft zu erzielen als über Umsatzsteigerungen.
Beschaffung planen,
durchführen,
kontrollieren
Aufgaben der Die Aufgaben der Beschaffung gliedern sich in verschiedene Bereiche:
Beschaffung ●● Beschaffungsplanung
●● Beschaffungsdurchführung
●● Beschaffungskontrolle
Beschaffungs- Die Beschaffungsmarktforschung liefert die nötigen Informationen, um die Fragen der Beschaf-
marktforschung fungspolitik zu beantworten.
Vorratsbeschaffung Die Vorratsbeschaffung verursacht hohe Lagerkosten, andererseits wird die Liefer- und Produkti-
onsbereitschaft gesichert.
Einzelbeschaffung Die Einzelbeschaffung (Beschaffung bei Bedarf) verursacht geringe Lagerkosten. Sie ist vor allem
(Beschaffung bei Bedarf) bei der Auftragsfertigung, aber auch bei manchen Konsumgütern (z. B. Möbel, Autos mit Spezial-
ausstattung) üblich.
absatz- bzw. Die absatz- bzw. fertigungssynchrone Beschaffung („just in time“) ist kostenoptimal. Bei schwan-
fertigungssynchrone kendem Bedarf ist sie schwer zu realisieren. Zulieferer von Großbetrieben werden meist vertraglich
Beschaffung zu „just in time“-Lieferungen verpflichtet.
(„just in time”)
Beschaffungsmenge Werden kleine Mengen öfter bestellt, sinken die Lagerhaltungs- und Beschaffungskosten. Die
Kosten für die gesamte Bestellung sind geringer, die Kosten pro Artikel sind jedoch höher als bei
der Bestellung großer Mengen.
Werden größere Mengen seltener bestellt, steigen die Lagerhaltungs- und Bestellkosten, jedoch
werden die Preise pro Artikel günstiger.
Beschaffungstermine Zur Bestimmung des Bestellzeitpunktes stehen das Bestellpunktsystem, das Bestellrhythmussy-
stem und das Optionalsystem zur Wahl.
●● Beim Bestellpunktsystem wird bestellt, wenn eine bestimmte Mindestmenge (Meldebestand)
erreicht ist.
●● Beim Bestellrhythmussystem wird in bestimmten Zeitabständen bestellt, die Menge ergibt
sich aus dem Verbrauch – das Lager wird aufgefüllt.
●● Beim Optionalsystem wird in bestimmten Zeitabständen bestellt. Wird der Mindestbestand
(Meldebestand) vorher erreicht, wird früher bestellt.
Beschaffungsdurchführung Bei der Lieferantenauswahl sind verschiedene Kriterien zu berücksichtigen: Qualität, Preis, Lie-
(Lieferantenauswahl) ferzuverlässigkeit, Nebenleistungen etc.
aktive und passive Durch aktive und passive Preis- und Konditionenpolitik können beschaffende Unternehmen Ein-
Preis- und fluss auf Beschaffungspreis, Rabatte, Liefer- und Zahlungsbedingungen und eventuell auf Kre-
Konditionenpolitik ditgewährung nehmen bzw. diesbezüglich geeignete Lieferanten auswählen.
Beschaffungskontrolle Im Rahmen der Beschaffungskontrolle wird bei der Waren- und Materialannahme kontrolliert,
ob die Lieferung mit der Bestellung (Menge, Preis, Qualität und Termin) übereinstimmt.
Lagern, Verteilen,
Entsorgen
Lagerfunktion Lager können grundsätzlich vier Funktionen erfüllen:
●● Ausgleichsfunktion: um Schwankungen in der Nachfrage auszugleichen
●● Sicherungsfunktion: um sich vor Lieferschwankungen beim Bezug von Gütern abzusichern
●● Spekulationsfunktion: Das Lager wird vor erwarteten Preissteigerungen oder Qualitätsverän-
derungen aufgefüllt.
●● Umformungsfunktion: Durch die Lagerung erfolgt die Fertigstellung bzw. eine Qualitätsstei-
gerung des Produktes.
Lagerarten Die Unterteilung der Lagerarten erfolgt nach den betrieblichen Leistungsbereichen, in denen
sich die zu lagernde Ware befindet. Dabei unterscheidet man: Beschaffungslager, Fertigungsla-
ger, Absatzlager.
zentrales oder Lager können zentral oder dezentral angelegt sein. Zentrale Lager
dezentrales Lager ●● ermöglichen geringere Lagerbestände, bessere Raumausnützung, wirtschaftlicheren Perso-
naleinsatz,
●● verursachen jedoch höhere Verteilungskosten, vor allem durch den körperlichen Transport
der Güter, und vermindern die Lieferbereitschaft in den Teilbetrieben oder Filialen.
Die Vor- und Nachteile sind bei der dezentralen Lagerung genau umgekehrt.
Entsorgung Die Entsorgung soll die umweltschonende und kostengünstige Beseitigung des Abfalls sicher
stellen.
Die Materialwirtschaft
optimieren
ABC-Analyse Bei der ABC-Analyse erfolgt die Einteilung der Lagergüter nach Lagerwert und Lagermenge,
wobei unter A-Gütern jene Güter mit dem höchsten Lagerwert zu verstehen sind. Auf diese soll
das Hauptaugenmerk der Beschaffungs-, Lagerhaltungs- und Kontrolltätigkeit gerichtet werden.
Kosten der Die Kosten der Materialwirtschaft setzen sich aus folgenden Kostenarten zusammen:
Materialwirtschaft ●● Beschaffungskosten (Einstandspreis zuzüglich Bestellkosten)
●● Lagerhaltungskosten (Kapitalbindungskosten, Lagerraumkosten, Lagerpersonalkosten,
Schwund etc.)
●● Fehlmengenkosten (Gewinnentgang, Goodwillverlust, Konventionalstrafen etc.)
Kennzahlen der Zur Steuerung der Materialwirtschaft werden Kennzahlen eingesetzt. Die wichtigsten sind:
Materialwirtschaft ●● Kennzahlen der Beschaffung
Materialintensität
cc
Kosten pro Bestellung
cc
●● Kennzahlen der Lagerhaltung
Lagerumschlagshäufigkeit
cc
Lagerdauer
cc
Lieferbereitschaft (Servicegrad)
cc