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Kapitel 1: Volkswirtschaft

Kapitel 1: Volkswirtschaft
Grundlagen der
­Volkswirtschaft
Volkswirtschaftslehre Die Volkswirtschaftslehre (VWL) ist ein Teilbereich der Wirtschaftswissenschaften. Die Volkswirt-
und Volkswirtschaft schaft umfasst alle Menschen und Institutionen (= Wirtschaftssubjekte) eines Staates und deren
wirtschaftliche Beziehungen.

Aufgaben Die VWL versucht, Antworten auf die Grundfragen jeder Volkswirtschaft – was, wie viel, wie
der VWL und für wen produziert werden soll – zu geben. Die VWL beschäftigt sich daher auch sehr inten-
siv mit den Stärken und Schattenseiten von Märkten.

Teilgebiete Die VWL wird in die Teilgebiete Wirtschaftstheorie, -politik und Finanzwissenschaft unterglie-
der VWL dert. In der Literatur werden auch häufig die Begriffe Mikro- und Makroökonomie verwendet,
wobei der Mikroökonomie die mehr einzelwirtschaftlichen und der Makroökonomie die ge-
samtwirtschaftlichen Vorgänge zugeordnet werden.

Theorien Da die wirtschaftlichen Vorgänge häufig sehr eng miteinander verflochten sind, ist es oft schwie-
und Modelle rig, den Überblick zu behalten. Man muss deshalb die Fragestellungen im Bereich der Volkswirt-
schaftslehre vereinfachen und sich nur auf wenige, zentrale Zusammenhänge beschränken, um
überhaupt Lösungen für die anstehenden Fragen finden zu können. Das Arbeiten mit Theorien
und Modellen stellt dabei ein wichtiges „Handwerkszeug“ dar.

Wie alles zusammen-


hängt – Markt und
Wirtschaftskreislauf
Wirtschaftsteilnehmer Die zentralen Wirtschaftsteilnehmer (neben Staat und Ausland) sind Haushalte, die Güter ge-
brauchen und verbrauchen, und Betriebe, die Güter herstellen. Güter, die in Betrieben zur Pro-
duktion verwendet werden, werden als Investitionsgüter bezeichnet.

Arbeitsteilung Wesentliche Merkmale der modernen Wirtschaft sind die Arbeitsteilung und der Austausch von
und Märkte Gütern (Sachgütern und Dienstleistungen) auf Märkten mithilfe des Geldes.

der Wirtschafts- Jede wirtschaftliche Transaktion verursacht einen Güter- und einen Geldfluss, wobei diese Bewe-
kreislauf gungen jeweils gegenläufig sind.

… vereinfacht Im vereinfachten Wirtschaftskreislauf sind nur zwei Akteure zu finden: Unternehmen und pri-
vate Haushalte.

… erweitert Der erweiterte Wirtschaftskreislauf berücksichtigt auch die Aktivitäten des Staates und auslän-
discher Marktteilnehmer. Ein Teil der Einkünfte der privaten Haushalte wird nicht sofort ausge-
geben, sondern gespart und steht in der Folge für Investitionen zur Verfügung.

Wirtschafts­ordnungen In jeder Wirtschaft ist zu entscheiden, was produziert wird, wem die Produktionsmittel gehören,
wie die Güter verteilt werden und wer in welchen Betrieben arbeitet. Die verschiedenen Wirt-
schaftsordnungen unterscheiden sich vor allem darin, wie viel vom Staat und wie viel von den
einzelnen Wirtschaftsteilnehmern entschieden wird.
Folgende Wirtschaftsordnungen sind zu unterscheiden:
●● freie Marktwirtschaft
 reale Ausprägung: soziale und ökosoziale Marktwirtschaft
●● Zentralverwaltungswirtschaft
 reale Ausprägung: Planwirtschaft

Die Volkswirtschaft­liche
Gesamtrechnung
Volkswirtschaftliche Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) ist ein aufeinander abgestimmtes Buchungs­
Gesamt­rechnung (VGR) system der Einnahmen und Ausgaben der wichtigsten Sektoren der Volkswirtschaft, nämlich für
private Haushalte, Unternehmen und den Staat. Gleichzeitig werden auch die Bewegungen die-
ser Sektoren mit dem Ausland und der durch privates und öffentliches Sparen erzielte jährliche
Vermögenszuwachs erfasst.

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Kapitel 1: Volkswirtschaft

Bruttoinlands­ Im Zentrum der Betrachtungen der VGR steht das Sozialprodukt, meist in der Variante des
produkt (BIP) Brutto­inlandsprodukts (BIP). Das BIP ist die in Geld bewertete Summe aller in einem Land inner-
halb eines Jahres produzierten Waren und Dienstleistungen, die dem Endverbrauch dienen.
Das Sozialprodukt kann auf drei Wegen berechnet werden:
● Im Rahmen der Entstehungsrechnung wird danach gefragt, wie viel an Wertschöpfung die
einzelnen volkswirtschaftlichen Sektoren zum Sozialprodukt beigetragen haben (z. B. Anteil
des primären Sektors – Land- und Forstwirtschaft – am BIP).
● Die Verteilungsrechnung des Sozialprodukts untersucht, wo die Einkommen ankommen, die
bei der Güterproduktion entstanden sind (z. B. Einkommen aus unselbständiger Tätigkeit).
● Die Verwendungsrechnung schließlich fragt, für welche Zwecke die in der Volkswirtschaft
erzeugten Güter verwendet worden sind (z. B. für den privaten Verbrauch).

Begriff, Träger, Ziele


und Aufgabenfelder der
­Wirtschaftspolitik
Begriffsklärung und Unter Wirtschaftspolitik versteht man die Gesamtheit aller Maßnahmen, mit denen der Staat
Notwendigkeit der regelnd und gestaltend in die Wirtschaft eingreift. Der Staat und andere Akteure müssen des-
Wirtschaftspolitik halb in den Wirtschaftsprozess eingreifen, weil die Selbststeuerungskräfte der Marktwirtschaft
nicht ausreichen, um Krisen aus eigener Kraft zu bewältigen.

Träger der Entscheidungsträger der Wirtschaftspolitik in Österreich sind nicht nur der Staat (Nationalrat,
Wirtschaftspolitik Landtage, Bundesregierung, Landesregierungen), sondern auch die Europäische Zentralbank
bzw. die Oesterreichische Nationalbank, die Sozialpartner, der EU-Rat bzw. das EU-Parlament
sowie internationale Organisationen (Internationaler Währungsfonds, Welthandelsorganisation).

Einflussnahme auf Wirtschaftspolitische Entscheidungen in Österreich werden sehr wesentlich von den
die Wirtschafts­politik Interessenvertretungen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, von den politischen Parteien und
auch von den Fachexperten der Wirtschaftsforschungsinstitute mitgestaltet.

Ziele der Die Wirtschaftspolitik zielt darauf ab, ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht herbeizuführen,
Wirtschaftspolitik wobei vorrangig folgende Ziele angestrebt werden: Stabilität des Preisniveaus, hoher
Beschäftigungsstand, angemessenes Wirtschaftswachstum, außenwirtschaftliches Gleich­
gewicht, gerechte Einkommens- und Vermögensverteilung und Schutz der Umwelt.
Die einzelnen wirtschaftspolitischen Ziele stehen in unterschiedlicher Beziehung zueinander.
Einige der Zielsetzungen begünstigen sich gegenseitig (= Zielharmonie), andere schließen
­ein­ander eher aus (= Zielkonflikt).

Aufgabenfelder Grundsätzlich wird Wirtschaftspolitik eingeteilt in Ordnungs-, Struktur- und Prozesspolitik:


bzw. Arten der ● Die Ordnungspolitik zielt auf die Gestaltung der Rahmenbedingungen ab, die für alle wirt-
Wirtschaftspolitik schaftlichen Aktivitäten gelten sollen. Zur Ordnungspolitik zählt insbesondere die Wett­
bewerbspolitik.
● Die Strukturpolitik hat die Aufgabe, volkswirtschaftliche Strukturen zu erhalten bzw. zu ver-
ändern. Zur Strukturpolitik gehören vor allem Infrastrukturpolitik, regionale und branchen­
bezogene Strukturpolitik.
● Die Prozesspolitik beeinflusst kurzfristig und zielgerichtet den Wirtschaftsprozess. Zur Prozess­
politik gehören Arbeitsmarkt-, Finanz-, Fiskal-, Geld-, Konjunktur- und Umweltpolitik.

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Budget und
Budgetpolitik
Budget Ein Budget ist eine Aufstellung der geplanten und erwarteten Einnahmen und Auszahlungen
einer Periode (z. B. eines Quartals oder eines Jahres).

der österreichische Der österreichische Staatshaushalt wird jährlich erstellt.


Staatshaushalt –
Die wichtigsten Steuereinnahmen sind:
­Steuereinnahmen
● die Umsatzsteuer
● die Lohnsteuer
● Verbrauchssteuern, wie Mineralöl- und Tabaksteuer
● Verkehrssteuern
● Körperschaftsteuer
● veranlagte Einkommensteuer
● Kapitalertragsteuer

Ausgaben Die bedeutendsten Ausgabenpositionen im österreichischen Staatshaushalt sind:


● die soziale Sicherung
● Unterricht und Bildungswesen
● Finanzierungsausgaben
● Hoheitsverwaltung
● Infrastruktur (Straßenbau, Verkehr etc.)
● Tertiärbereich, Forschung und Wissenschaft

Defizit Durch die jährlichen Defizite im Staatshaushalt in den vergangenen Jahrzehnten wuchsen die
Staatschulden stetig. Ende 2017 betrug die Gesamtverschuldung etwa 292 Mrd. Euro (ca. 80 %
des BIP).

Wirtschaftspolitische Die Verfolgung mehrerer wirtschaftspolitischer Ziele verursacht fast immer Konflikte. Häufig sind
Ziele – Budgetziele mit der Erreichung eines Ziels zusätzliche Ausgaben verbunden. Durch höhere Ausgaben bei
stagnierenden Einnahmen wird das Ziel des ausgeglichenen Staatshaushalts gefährdet.

Finanzausgleich Ein bedeutender Teil der Einnahmen wird an die Länder und Gemeinden sowie die EU weiterge-
leitet, die dadurch wiederum ihre Budgets finanzieren.

Konjunktur,
­Konjunkturpolitik und
Wirtschaftswachstum
Konjunktur­schwankungen Die Entwicklung einer Volkswirtschaft vollzieht sich nicht gleichmäßig, sondern mit erheblichen
Schwankungen, die Konjunkturschwankungen genannt werden.

Konjunktur­indikatoren Konjunkturindikatoren sind Messgrößen, die zur Erfassung des aktuellen Zustands einer Volks-
wirtschaft herangezogen werden (z. B. Auftragseingänge in der Produktion, Investitionen, Be-
schäftigungsniveau, Konsumnachfrage, Preisniveau).

Phasen des Das „Auf und Ab“ der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten spiegelt sich in den Phasen des Kon-
­Konjunkturzyklus junkturzyklus wider. Perioden des Aufschwungs (= Expansion) und des Abschwungs (= Rezes-
sion) lösen einander ab. Unter einem Boom (= Hochkonjunktur) versteht man einen kräftigen
wirtschaftlichen Aufschwung. Von einer Depression (= Talsohle) spricht man, wenn das Brutto-
inlandsprodukt stark unter das zuvor erreichte Niveau absinkt.

Konjunktur­theorien Die zahlreichen Ansätze zur Erklärung der Ursachen von Konjunkturschwankungen lassen sich
in zwei große Gruppen einteilen:
● Erklärungsansätze, die nichtwirtschaftliche Ursachen für die Konjunkturschwankungen ver-
antwortlich machen (z. B. Naturkatastrophen), und
● Ansätze, die die Auslöser für Schwankungen in Störungen des gesamtwirtschaftlichen Gleich-
gewichts (z. B. Nachfrage- oder Angebotsüberhang) sehen.

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Kapitel 1: Volkswirtschaft

Aufgabe der Die Aufgabe der Konjunkturpolitik besteht darin, Konjunkturschwankungen zu dämpfen oder zu
Konjunkturpolitik vermeiden, wobei als wichtige Entscheidungsträger der Konjunkturpolitik der Staat, die Interes-
senverbände und auch die Notenbank infrage kommen. Welche Rolle der Staat im Rahmen der
Konjunkturpolitik spielt, hängt vor allem auch davon ab, welche wirtschaftspolitische Strategie
(nachfrageorientierte oder angebotsorientierte Konjunkturpolitik) vorrangig verfolgt wird.

Wirtschaftliches Unter wirtschaftlichem Wachstum versteht man eine Zunahme der Produktion bzw. eine Ver-
Wachstum größerung des Angebots an Waren und Dienstleistungen. Wachstumspolitik versucht somit, das
Angebotspotenzial einer Volkswirtschaft zu erhöhen.

Wirtschaftswachstum Wirtschaftswachstum wird meist anhand des realen Wachstums des Bruttoinlandsprodukts ge-
messen. Es gibt eine Reihe von unterschiedlichen Wachstumsbegriffen. Stetiges und angemesse-
nes Wachstum der Wirtschaft ist nicht nur ein Kernziel jeder Wirtschaftspolitik an sich, sondern
die Voraussetzung zur Erreichung anderer wichtiger Ziele, wie z. B. des Ziels einer hohen Be-
schäftigung. In den letzten Jahrzehnten wurde die Kritik daran, die Zunahme des Wohlstands
einer Volkswirtschaft weitgehend nur über das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zu mes-
sen, immer lauter. Der rein quantitative Wachstumsansatz mit seinen fatalen Auswirkungen auf
die Umwelt, auf die Erschöpfung der Rohstoffe und einer Reihe weiterer problematischer Folgen
stößt immer stärker an seine Grenzen.

Arbeitsmarkt und
Arbeitslosigkeit
Arbeitsmarkt Nach dem klassischen Arbeitsmarktmodell gleichen sich Angebot von und Nachfrage nach Ar-
beit über den Lohnmechanismus aus. Tatsächlich sind aber auch noch andere Bedingungen, wie
z. B. die Einkommenssituation des Einzelnen, die begrenzte Flexibilität der Arbeitskräfte, gesetz-
liche und kollektivvertragliche Regelungen sowie die Existenz eines Schwarzarbeits­marktes, für
den Arbeitsmarkt von Bedeutung.

Arbeitslosigkeit Die meisten westlichen Industriestaaten kämpfen mit hohen Arbeitslosenzahlen, wobei Jugend-
liche, Frauen nach der Karenz, über 50-Jährige, Arbeitnehmer in wirtschaftlich schwachen Re­
gionen und Ausländer besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen sind.
Die Arbeitslosenquote kann entweder nach der Registermethode (AMS) oder nach der Stichpro-
benerhebungsmethode (Eurostat) berechnet werden.
Die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit sind sowohl für den Einzelnen (finanziell, sozial, gesund-
heitlich) als auch für die Gesamtwirtschaft (hohe Kosten) erheblich. Hinsichtlich ihrer Ur­sache
unterscheidet man saisonale, konjunkturelle und strukturelle Arbeitslosigkeit.
Mit Hilfe der aktiven Arbeitsmarktpolitik wird versucht, durch personenbezogene oder betrieb-
liche Förderungen Beschäftigungschancen zu schaffen. Bei der passiven Arbeitsmarktpolitik
geht es um einen finanziellen Lohnausgleich für die vorhandenen Arbeitslosen.

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Kapitel 2: Unternehmen und ihre betriebliche Leistungserstellung

Kapitel 2: Unternehmen und ihre betriebliche


Leistungserstellung
Unternehmen als
­Wirtschaftsteilnehmer
Unternehmen Im § 1 UGB heißt es: „Ein Unternehmen ist jede auf Dauer angelegte Organisation selbständiger
wirtschaftlicher Tätigkeit, mag sie auch nicht auf Gewinn gerichtet sein.“

Betrieb Im Betrieb werden die Sachgüter und Dienstleistungen für den Bedarf anderer (Unternehmen
oder Haushalte) erzeugt bzw. bereitgestellt.

Firma Firma ist ein rechtlicher Begriff. Die Firma ist der in das Firmenbuch eingetragene Name eines
Unternehmens, unter dem es seine Geschäfte betreibt.

Produktions­faktoren In Betrieben wird die Betriebsleistung durch das Zusammenwirken der Produktionsfaktoren
menschliche Arbeit und Betriebsvermögen erstellt.

menschliche Menschen wollen durch Arbeit ihre Existenzbedürfnisse (Nahrung, Kleidung, Sicherheit vor Not,
­Arbeit Krankheit und Armut im Alter) decken. Sie arbeiten aber auch, um darüber hinausgehende Be-
dürfnisse zu befriedigen (sozialer Kontakt, Anerkennung, persönliche Entfaltung).
Der Leistungswille (die Motivation) wird vor allem durch die Befriedigung der Bedürfnisse nach
sozialem Kontakt, nach Anerkennung durch andere und durch die Möglichkeit, sich selbst zu
entfalten und zu verwirklichen, gefördert.
Wie viel ausführende Arbeit und wie viel leitende Arbeit an einem Arbeitsplatz erforderlich ist,
hängt vom Arbeitsbereich ab.

Betriebs­vermögen Das Betriebsvermögen erhöht die Produktivität und erleichtert die menschliche Arbeit, es dient
jedoch auch dazu, menschliche Arbeit durch Maschinen bzw. Computer zu ersetzen. Automa-
tisierung und Roboterisierung ist jedoch derzeit die einzige Chance der Industriestaaten, mit
ihren hohen Löhnen gegen die aufstrebenden Länder in Osteuropa und Asien zu bestehen, da
in diesen Ländern die Lohnkosten unter einem Zehntel der Löhne in den westlichen Industrie-
staaten liegen.

Partner der Unternehmen haben viele Partner, die unterschiedliche Ziele verfolgen:
Unternehmen ●● Mitarbeiter
●● Lieferanten, Kunden, Kreditgeber
●● Staat, Länder, Gemeinden
●● Öffentlichkeit
●● „andere“ wie z. B. die Konkurrenz

Funktionen im Jedes Unternehmen muss verschiedene Aufgaben erfüllen. Die wichtigsten Funktionsbereiche
Unternehmen sind:
●● Management
●● Marketing und Verkauf
●● Beschaffung
●● Produktion
●● Investition und Finanzierung
●● Personal
●● Rechnungswesen

Die Ziele der


Wirtschafts­teilnehmer
Entscheiden Da sich das Umfeld eines Unternehmens laufend verändert, muss sich ein Unternehmen an das
Umfeld anpassen. Es muss viele Entscheidungen treffen.

Rentabilität Mit dem eingesetzten Kapital sollen angemessene Gewinne erzielt werden.

Wirtschaftlichkeit Die Güter und Dienstleistungen sollen so sparsam wie möglich erstellt werden.

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Kapitel 2: Unternehmen und ihre betriebliche Leistungserstellung

Liquidität Ein Unternehmen muss stets über genügend Zahlungsmittel verfügen.

Markt­orientierung Um die Rentabilität, Wirtschaftlichkeit und Liquidität zu sichern, muss sich ein Unternehmen an
den Entwicklungen des Marktes orientieren, d. h. Produkte und Dienstleistungen anbieten, die
vorhandene Bedürfnisse befriedigen und manchmal auch Bedürfnisse wecken.

volkswirtschaft­liche In der ökosozialen Marktwirtschaft sollen


Ziele und Zielkonflikte ●● die Grundbedürfnisse aller Menschen nach Nahrung, Wohnung, sozialer Sicherheit, Bildung
und Gesundheitsvorsorge gedeckt,
●● die übrigen Güter und Dienstleistungen gerecht verteilt und
●● die Umwelt auch langfristig erhalten werden.
Der Staat soll die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Erreichung dieser Ziele schaffen.
Dabei werden die „einzelwirtschaftlichen Ziele“ vieler Wirtschaftsteilnehmer eingeschränkt.
Es gibt daher bei jeder Maßnahme immer Unzufriedene.

weltwirtschaft­liche Wie in der einzelnen Volkswirtschaft gibt es auch in der Weltwirtschaft erhebliche Zielkonflikte
Ziele und Zielkonflikte (z. B. bezüglich Rohstoffpreisen, Umweltschutz, sozialer Sicherheit der Arbeitnehmer).

Die betriebliche
Leistungs­erstellung
Wertschöpfungs­prozess Der Wertschöpfungsprozess in Unternehmen erfolgt durch die Abfolge von Input, Leistungser-
stellung und Output.

Input Der Input besteht aus den Leistungsfaktoren „menschliche Arbeit“, „betriebliches Vermögen“
und „Informationen“.

Leistungserstellung Leistungserstellung ist der Vorgang, durch den aus dem Input ein Output entsteht.

Output Der Output besteht in den angebotenen Gütern und Dienstleistungen eines Unternehmens.

Prozesse Prozesse sind Aktivitäten, die in einem Unternehmen ausgeführt werden.

Geschäfts­prozesse Geschäftsprozesse sind auf die Stiftung von Kundennutzen ausgerichtet und wertschöpfend.

Management­prozesse Durch Planung und Kontrolle, Organisation und Führung ermöglichen es die Managementpro-
zesse, die Ziele des Unternehmens zu erreichen.

Unterstützungs­prozesse Unterstützungsprozesse ermöglichen die Durchführung von Geschäfts- und Managementpro-


zessen.

Funktionen Funktionen sind genau bestimmte Aufgaben- und Verantwortungsbereiche in Unternehmen.

Rationalisierung Rationalisierung bedeutet, dass menschliche Arbeit zunehmend durch Kapital ersetzt wird.

Outsourcing Outsourcing bedeutet, dass bestimmte betriebliche Leistungen nicht mehr in den Unternehmen
selbst erbracht, sondern von anderen Unternehmen zugekauft werden.

Globalisierung Unter Globalisierung versteht man in der Wirtschaft den Prozess der zunehmenden interna­
tionalen Verflechtung.

E-Business Durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien kann die Verrichtung
der Geschäftsprozesse unterstützt werden.

Nachhaltigkeit Handeln Unternehmen nachhaltig, übernehmen sie Verantwortung gegenüber der Ökonomie,
der Ökologie und sozialen Belangen.

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Kapitel 2: Unternehmen und ihre betriebliche Leistungserstellung

Kennzahlen der Der Erfolg der betriebliche Leistungserstellung kann (zumindest) mit vier unterschiedlichen
betrieblichen Kennzahlen gemessen werden:
Leistungs­erstellung ●● Die Produktivität zeigt das Verhältnis zwischen Inputmenge und Outputmenge (z. B. Strom-
verbrauch in kWh pro Tonne Aluminium).
●● Die Wirtschaftlichkeit misst das Verhältnis von wertmäßigem Ertrag zu wertmäßigem Einsatz
(z. B. Verkaufspreis pro Tonne Alumininium zu Kosten pro Tonne Aluminium).
●● Die Rentabilität misst das Verhältnis von Gewinn zum eingesetzten Kapital. Sie kann auf
­mehrere Arten berechnet werden (z. B. bezogen auf das Eigenkapital oder bezogen auf das
Gesamtkapital).
●● Die Wertschöpfung misst die Wertzunahme eines Produkts/einer Leistung im Betrieb. Vom
Ertrag werden die Vorleistungen (z. B. die zugekauften Materialien, die von Zulieferern
erbrachten Leistungen, aber auch die Abschreibungen für die zugekauften Maschinen)
­
­abgezogen.

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Kapitel 3: Verträge

Kapitel 3: Verträge
Wodurch ein Vertrag
gekennzeichnet ist
Vertrag Ein Vertrag ist eine Vereinbarung von (mindestens) zwei Partnern über gegenseitige Rechte und
Pflichten. Der Vertrag kommt durch Angebot (Antrag) und Annahme des Angebots zustande,
wenn sich die Vertragspartner vollkommen einig sind.

übereinstimmende Die Einigkeit der Vertragspartner kommt in der übereinstimmenden Willenserklärung zum Aus-
Willenserklärung druck.

Formen der Die übereinstimmende Willenserklärung kann erfolgen


übereinstimmenden ●● mündlich
Willenserklärung ●● schriftlich (schriftlicher Vertrag, der unterschrieben wird)
●● elektronisch (bei Vertragsabschlüssen im Internet)
●● durch schlüssige Handlung (Aus der Handlung wird eindeutig klar, was die Vertragspartner
wollen.)

Bedingungen für das Ein Vertrag kommt gültig zustande,


Zustandekommen ●● wenn beide Partner dasselbe wollen (übereinstimmende Willenserklärung),
von Verträgen ●● wenn sie den Vertrag freiwillig abschließen,
●● wenn der Vertragsinhalt möglich ist,
●● wenn der Vertragsinhalt erlaubt ist und
●● wenn die beiden Partner ausreichend geschäftsfähig sind.

Geschäfts­fähigkeit Die Geschäftsfähigkeit einer Person ist von ihrem Alter abhängig.
●● Kinder bis zum 7. Geburtstag sind nicht geschäftsfähig, sie dürfen nur geringfügige Ge-
schäfte abschließen, darüber hinaus dürfen sie keine Geschäfte abschließen.
●● Unmündige Minderjährige (7. bis 14. Geburtstag) sind beschränkt geschäftsfähig, sie können
zu ihrem Vorteil gemachte Versprechen annehmen, d. h., sie dürfen berechtigt werden (z. B.
ein Geschenk annehmen), es dürfen sie aber keine Pflichten treffen.
●● Mündige Minderjährige (ab dem 14. bis 18. Geburtstag) sind erweitert geschäfts­fähig. Sie
können über Selbstverdientes und Geschenke verfügen, dürfen aber ihren Lebensunterhalt
nicht gefährden. Sie dürfen sich zu Dienstleistungen verpflichten.
●● Volljährige (ab dem 18. Geburtstag) sind voll geschäftsfähig, wenn sie geistig voll handlungs-
fähig sind.

rechtliche Gesetze stellen die rechtliche Grundlage für Verträge dar. Das Allgemeine Bürgerliche Gesetz-
Grundlagen für buch (ABGB) ist eine wichtige rechtliche Grundlage, denn das ABGB gilt für alle Verträge. Da-
Verträge neben gibt es eine Reihe von Spezialgesetzen, die bei bestimmten Verträgen zur Anwendung
kommen, z. B.
●● das Konsumentenschutzgesetz (KSchG), wenn ein Vertragspartner Unternehmer und der an-
dere ein Konsument ist,
●● das Unternehmensgesetzbuch (UGB), wenn beide Vertragspartner Unternehmer sind,
●● das E-Commerce-Gesetz (ECG), wenn das Geschäft im Internet abgeschlossen worden ist.

zwingende und Zwingende gesetzliche Regelungen gibt es vor allem im KSchG; sie dürfen nicht abgeändert
nachgiebige werden.
Regelungen Nachgiebige Regelungen gibt es vor allem im ABGB und im UGB; sie dürfen abgeändert werden.

Die wichtigsten
Vertragsarten
Kaufvertrag Vereinbaren die Vertragspartner, Sachen (z. B. ein Buch) gegen Geld zu tauschen, handelt es sich
um einen Kaufvertrag.

Werkvertrag Erbringt ein Auftragnehmer für einen Auftraggeber eine Dienstleistung (z. B. eine Reparatur)
und erhält dafür Geld, handelt es sich (in der Regel) um einen Werkvertrag. Der Auftragnehmer
ist Unternehmer und verwendet seine eigenen Betriebsmittel, er schuldet den Erfolg.

Arbeitsverträge Zu den Arbeitsverträgen zählen echte Dienstverträge und freie Dienstverträge.

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Kapitel 3: Verträge

echter Beim echten Dienstvertrag ist der Dienstnehmer seinem Dienstgeber gegenüber weisungsge-
Dienstvertrag bunden. Der Dienstgeber legt den Arbeitsort und die Arbeitszeit fest. Der Dienstnehmer schul-
det nur das Bemühen, nicht den Erfolg. Der Dienstgeber sorgt für die Abrechnung der Sozialver-
sicherungsbeiträge und der Lohnsteuer.

freier Der Dienstnehmer ist weniger stark weisungsgebunden als der echte Dienstnehmer. Er verwen-
Dienstvertrag det überwiegend die Arbeitsmittel des Dienstgebers und schuldet ebenfalls nur das Bemühen.
Der freie Dienstnehmer hat keinen Urlaubsanspruch und erhält kein 13. und 14. Monatsgehalt.
Der Dienstgeber sorgt für die Abrechnung der Sozialversicherungsbeiträge, der Dienstnehmer
sorgt für die Versteuerung seiner Einkünfte. Der freie Dienstnehmer hat Anspruch auf Kranken-
geld von der Krankenkasse.

Werkvertrag/ Bei Werkverträgen verpflichtet sich der Vertragsnehmer, ein bestimmtes „Werk“ für den
Neue Selbständige ­Werkbesteller/Auftraggeber zu erbringen. Der Werknehmer schuldet den Erfolg. Der Werk-
nehmer ist Unternehmer („Neuer Selbständiger“) und verwendet seine eigenen Betriebsmittel.

geringfügige Geringfügig beschäftigt ist, wer bei regelmäßiger Beschäftigung nicht mehr als € 438,05 (2018)
Beschäftigung im Monat verdient.

Lehrvertrag Ein Lehrverhältnis ist eine besondere Form des Arbeitsvertrags, in der der Ausbildungszweck im
Vordergrund steht. Lehrberechtigter und Lehrling haben daher besondere Pflichten.

Miet- und Bei einem Mietvertrag hat der Mieter das Recht, gegen Entgelt das gemietete Gut (z. B. Woh-
­Pachtverträge nung) zu nutzen.
Bei einem Pachtvertrag hat der Pächter das Recht, gegen Entgelt das gepachtete Gut (z. B. Heu-
rigenlokal) zu nutzen und damit Erträge zu erzielen.

Kreditvertrag Bei einem Kreditvertrag erhält der Kreditnehmer Geld vom Kreditgeber und zahlt es bis zum
Ende der Vertragslaufzeit samt Zinsen wieder zurück.

Versicherungs­vertrag Gegen das Risiko, einen Schaden und/oder Verlust zu erleiden, kann man einen Versicherungs-
vertrag mit einer Versicherung abschließen. Die Versicherung erhält Prämienzahlungen vom Ver-
sicherungsnehmer, übernimmt aber dafür das Risiko, für einen bestimmten Schaden aufzukom-
men, falls er eintritt.

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Kapitel 4: Der Kaufvertrag

Kapitel 4: Der Kaufvertrag


Was im Kaufvertrag
immer geregelt wird
rechtliche Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (ABGB): gilt für alle Kaufverträge
­Grundlagen des E-Commerce-Gesetz (ECG): gilt für Kaufverträge im Internet
Kaufvertrags
Konsumentenschutzgesetz (KSchG): gilt für Kaufverträge zwischen Unternehmen und Privaten
(Konsumenten)
Unternehmensgesetzbuch (UGB): gilt für Kaufverträge zwischen Unternehmen

zwingende und Zwingende gesetzliche Regelungen gibt es vor allem im KSchG; sie dürfen nicht abgeändert
nachgiebige werden.
­Regelungen Nachgiebige Regelungen gibt es vor allem im ABGB und im UGB; sie dürfen abgeändert werden.

gesetzliche ●● Käufer
Bestandteile des ●● Verkäufer
Kaufvertrags ●● Warenart
●● Menge
●● Preis

Qualitätsangabe Bei nicht vertretbaren Waren sind für die Qualitätsangabe Besichtigung oder Beschreibung und
Abbildung erforderlich.
Bei vertretbaren Waren erfolgt die Qualitätsangabe durch: Muster, Proben, Marken, Typen, Nor-
men, Handelsklassen. Besichtigung und Beschreibung sind nicht unbedingt erforderlich. Bei ver-
tretbaren Waren haben alle Ausführungen und Teilmengen die gleichen Eigenschaften.

Mengenangabe Die Mengenangabe erfolgt in der Regel genau. Eine ungefähre Angabe ist möglich („circa“),
keine Mengenangabe in Sonderfällen („Kauf in Bausch und Bogen“).
Berücksichtigung der Verpackung:
●● Brutto für Netto
●● durch Abwiegen von Stichproben

Preisangabe In der Regel werden feste Preise angegeben. Schwankungen können durch eine Indexklausel
oder eine Kostenschwankungsklausel berücksichtigt werden.
Preisabzüge:
●● Skonto: für rasche Zahlung innerhalb einer kurzen Frist
●● Rabatte: aus sonstigen Gründen (Mengenrabatt, Mängelrabatt usw.)
Umsatzsteuer:
Es sollte angegeben werden, ob die Preise die Umsatzsteuer enthalten oder nicht.
Preisangaben für Konsumenten müssen die USt enthalten.

Was im Kaufvertrag noch


­geregelt werden kann
Liefer­bedingungen Lieferbedingungen betreffen die Erfüllungszeit und den Erfüllungsort der Lieferung.
Erfüllungszeit:
●● mögliche Vereinbarungen:
cc prompt
cc gewöhnliches Termingeschäft
cc Fixgeschäft
cc Kauf auf Abruf
●● keine Vereinbarung: sofortige Zahlung (Promptgeschäft)
Erfüllungsort:
●● Vereinbarungen für den Erfüllungsort regeln den Eigentumsübergang (Risikoübergang) und,
wenn keine gesonderte Vereinbarung vorliegt, auch den Kostenübergang und den Gerichts-
stand
●● keine Vereinbarung: Erfüllungsort ist die Niederlassung des Verkäufers.

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Kapitel 4: Der Kaufvertrag

Kaufvertragsklauseln regeln Eigentums-(Risiko-)Übergang und Kostenübergang in Kurzform:


●● „ab“ genanntem Ort (meist in der Nähe des Verkäufers)
●● „frei“ genannter Ort (meist näher beim Käufer)
Eigentum und Kosten gehen an diesem Ort vom Verkäufer auf den Käufer über.
●● „frachtfrei“ genannter Ort
Eigentum geht bei der Übergabe an den ersten Frachtführer über, Kosten erst beim genann-
ten Ort.

Verpackung Die Verpackung muss auch ohne gesonderte Vereinbarung ausreichenden Schutz bieten.
Keine gesonderte Vereinbarung (bzw. keine Usance): Der Käufer muss die Verpackung zusätz-
lich bezahlen. Meist ist jedoch die Verpackung im Preis enthalten.

Zahlungs­bedingungen Zahlungsbedingungen betreffen Erfüllungszeit und Erfüllungsort für die Zahlung.


Erfüllungszeit:
●● mögliche Vereinbarungen:
ccVorauszahlung
ccAnzahlung
ccprompte Zahlung
ccZahlung auf Ziel
ccTeilzahlung
●● keine Vereinbarung: prompte Zahlung
Für Ratengeschäfte mit Konsumenten gelten laut Verbraucherkreditgesetz zahlreiche zwingende
gesetzliche Bestimmungen, wie vor allem die Angabe des Soll- und Effektivzinssatzes und die
Rücktrittsmöglichkeit des Konsumenten innerhalb der Frist von 14 Tagen ab der schriftlichen
Ratenvereinbarung.
Erfüllungsort:
Der Erfüllungsort der Zahlung ist der Ort, an dem der Käufer Zahlung zu leisten hat. Dieser Zah-
lungsort ist der Wohnort bzw. der Geschäftssitz des Verkäufers.
Geldschulden sind Bringschulden. Der Käufer (Schuldner) muss daher dafür sorgen, dass der
Geldbetrag am Fälligkeitstag beim Verkäufer (Gläubiger) eingelangt ist.
Regelung für Unternehmer und Regelung für Konsumenten:
●● Diese Regelung gilt, wenn der Käufer (Schuldner) Unternehmer ist. In diesem Fall sollte die
Überweisung schon ein paar Tage vor dem Fälligkeitstag veranlasst werden.
●● Eine Ausnahme besteht bei Verbrauchergeschäften. Ist der Käufer (Schuldner) Konsument,
reicht es, wenn er am Fälligkeitstag eine Überweisung tätigt, auch wenn die Gutschrift auf
dem Konto des Zahlungsempfängers (Verkäufers) erst ein paar Tage später e­ rfolgt.

sonstige Allgemeine Geschäftsbedingungen:


­Vertragsbestandteile Müssen ausdrücklich vereinbart werden. Dürfen nicht gegen die „guten Sitten“ verstoßen oder
„unüblich“ sein.
Eigentumsvorbehalt:
Ware bleibt bis zur vollständigen Bezahlung Eigentum des Verkäufers.
Umtauschrecht:
Nur, wenn es vereinbart wird. In der Praxis sind „Kulanzregelungen“ üblich.
Pönale (vereinbarter, pauschalierter Schadenersatz):
Wird meist für Überschreitungen der Lieferfrist vereinbart.
Auch wenn Pönale bezahlt werden muss, ist der Vertrag zu erfüllen.

Reuegeld Gegen Zahlung des Reuegelds kann ein Vertragspartner vom Vertrag zurücktreten.
(Stornogebühr)

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Kapitel 4: Der Kaufvertrag

Die Kommunikation
des Unternehmens
vor dem 4 Fragen sind zu klären:
Schreiben eines ●● Ziel des Schreibens
Geschäftsbriefs ●● Argumente
●● mögliche Gegenargumente durch den Empfänger
●● Bedeutung des Empfängers für das Unternehmen

Bestandteile ●● Briefkopf
eines Briefes ●● Anschrift des Empfängers mit postdienstlichem Vermerk,
Behandlungs- und Bearbeitungsvermerk
●● Bezugszeichen
●● Betreff
●● Anrede
●● Brieftext
●● Grußformel
●● Unterschrift
●● Beilagen
●● Firmenzusatzdaten

Aufbauschema Das Aufbauschema hilft bei der Formulierung aller Geschäftsbriefe:


●● Betreff
●● Anlass
●● Anliegen/Entscheidung
●● Begründung
●● Erwartung
●● Konsequenzen
●● Schluss

6 „Ks“ des klar, komplett, konkret, kurz, korrekt, konstruktiv


guten Briefstils

E-Mails E-Mails sind eine schnelle und kostengünstige Alternative zu individuellen Geschäftsbriefen.

Kaufverträge anbahnen
Anbahnung des Der Kaufvertrag kann durch eine Anfrage des Käufers oder durch ein Angebot des Verkäufers
Kaufvertrags angebahnt werden.

Anfrage ●● Inhalt der Anfrage:


Mit einer Anfrage sucht der Käufer geeignete Lieferanten.
●● Kommunikation bei der Anfrage:
Der Käufer muss klar machen, welche Informationen er benötigt.

Angebot Ein Angebot liegt vor, wenn es an eine bestimmte Person gerichtet ist und Menge, Qualität und
Preis eindeutig bestimmt sind. Im Angebot sollte immer angegeben werden, wie lange es gilt
bzw. ob es nur „freibleibend“ gestellt wurde.

verlangtes bzw. ●● Inhalt des Angebots:


unverlangtes Reagiert der Verkäufer auf eine Anfrage, dann handelt es sich um ein verlangtes Angebot.
Angebot Ein Angebot ohne vorherige Anfrage ist ein unverlangtes Angebot.
●● Kommunikation beim Angebot:
Bei verlangten Angeboten sollen alle Anliegen des Käufers bearbeitet werden. Ein unver-
langtes Angebot braucht eine Begründung.

bindendes Mit einem bindenden Angebot verpflichtet sich der Verkäufer, zu den genannten Bedingungen
Angebot zu liefern.

Bindungsfrist Die Bindungsfrist ist entweder genannt oder es gilt die gesetzliche Bindungsdauer.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 12


Kapitel 4: Der Kaufvertrag

freibleibendes Enthält das Angebot eine Freizeichnungsklausel, dann ist der Verkäufer nicht an sein Angebot
Angebot gebunden.

angebotsähn­liche Fehlt ein gesetzlicher Bestandteil eines Angebots, so handelt es sich um eine angebotsähnliche
Formen Form.

Kaufverträge
­abschließen
Wege zum Kaufverträge gelten u. a. als abgeschlossen, wenn
Abschluss von ●● der Verkäufer ein verbindliches Angebot legt und der Käufer innerhalb der Bindungsfrist bestellt,
Kaufverträgen ●● der Käufer ohne vorheriges Angebot bestellt und der Verkäufer die Bestellung mit einer Auf-
tragsbestätigung bestätigt oder wenn er sofort liefert.
Kommunikation beim Abschluss von Kaufverträgen:
Die einzelnen Schritte können mündlich (telefonisch), schriftlich per Brief, E-Mail oder elektro-
nisch über ein Webformular erfolgen.

Bestätigung Auftragsbestätigungen werden bei freibleibenden Angeboten, wenn die Bestellung vom Ange-
der Bestellung bot wesentlich abweicht, wenn die Bestellung mündlich (telefonisch) erfolgt ist oder im Online-
shopping erteilt.
Kommunikation bei der Auftragsbestätigung:
Die Auftragsbestätigung erfolgt in der Regel durch eine (automatisierte) E-Mail.

Schlussbrief Schlussbriefe sind eine Kombination von Bestellung und Auftragsbestätigung. Sie werden aus-
gestellt, wenn der Kaufvertrag erst nach längeren Verhandlungen zustande gekommen ist oder
wenn es sich um ein umfangreiches Geschäft mit komplizierten Lieferbedingungen handelt.

Ablehnung einer Die Ablehnung der Bestellung und auch der Widerruf der Auftragsbestätigung muss eine Be-
Bestellung durch gründung enthalten, ein Gegenangebot ist sinnvoll. Widerruft der Verkäufer seine bereits er-
den Verkäufer teilte Auftragsbestätigung, muss der Widerruf spätestens gleichzeitig mit der Auftragsbestäti-
gung beim Käufer eintreffen.

Widerruf oder Der Widerruf oder die Änderung der Bestellung sollte eine Begründung enthalten. Rechtlich
Änderung der müssen beide (ebenso wie der Widerruf der Auftragsbestätigung durch den Verkäufer) noch vor
­Bestellung durch bzw. spätestens gleichzeitig mit der Bestellung beim Verkäufer eintreffen. In der Praxis werden
den Käufer auftretende Rechtsprobleme meist im Kulanzweg gelöst.

Onlineshopping Das Onlineshopping hat derzeit vor allem im B2B Bedeutung, da eine weitgehend elektronische
Bearbeitung der Bestellung möglich ist.
Das Onlineshopping bietet sowohl dem Käufer als auch dem Verkäufer Vorteile:
●● Der Käufer kann die Preise weltweit bequem vergleichen und rund um die Uhr bestellen.
●● Der Verkäufer kann durch die elektronische Weiterbearbeitung der Bestellungen und durch
●● den Entfall des Druckens der Kataloge Kosten sparen und sein Angebot jederzeit aktualisieren.
Trotz der Vorteile nutzen viele Käufer die Onlineshops nur zur Informationsbeschaffung, bestellt
und bezahlt wird aber auf traditionellem Weg. Die Gründe dafür sind die langsame und teure
Warenzustellung im Mailorder-Vertrieb, die mangelnde Zahlungssicherheit sowie die Betrugsge-
fahr aufgrund einer mangelnden Bekanntheit des Internetanbieters.

Mobile Shopping Beim Mobile Shopping kann z. B. mit einem Smartphone im Onlineshop eingekauft werden.

besondere Rechte Der Konsument wird beim Abschluss von Kaufverträgen mit Unternehmen u. a. bei Haustürge-
des Konsumenten schäften sowie im Fernabsatz v. a. durch das KSchG besonders geschützt.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 13


Kapitel 4: Der Kaufvertrag

Haustürgeschäft Haustürgeschäfte sind Geschäfte außerhalb der Geschäftsräumlichkeiten des Verkäufers, wobei
(Auswärtsgeschäft) der Verkäufer Unternehmer und der Käufer Konsument ist (z. B. Werbefahrten, Ansprechen auf
der Straße vor dem Geschäftslokal).
Der Käufer kann vom Kaufvertrag zurücktreten:
●● innerhalb von 14 Tagen, wenn er bei Erhalt der Ware oder beim Abschluss des Vertrags (bei
Dienstleistungen) über sein Rücktrittsrecht informiert wurde
●● innerhalb von 14 Tagen, wenn die Belehrung innerhalb von einem Jahr nachgeholt wird
●● ansonsten innerhalb von einem Jahr und 14 Tagen
Der Verkäufer muss bereits geleistete Zahlungen zurückerstatten. Der Käufer muss die bereits
übergebenen Waren auf eigene Kosten zurücksenden, wenn er vom Verkäufer vor Bestellung
darauf hingewiesen wurde.

Fernabsatz Der Fernabsatz umfasst Bestellungen beim Onlineshopping und im Versandhandel.


Der Käufer kann innerhalb von 14 Tagen ab Erhalt der Ware vom Kaufvertrag zurücktreten. Bei
verspäteter Belehrung innerhalb eines Jahres endet die Frist 14 Tage nach Erhalt dieser Informa-
tion.
Informiert ihn der Verkäufer nicht über sein Rücktrittsrecht, beträgt die Frist ein Jahr und 14  Tage.
Es bestehen jedoch einige Ausnahmen von diesem Rücktrittsrecht (z. B. Hauslieferungen von
Lebensmitteln, Freizeitdienstleistungen).
Der Verkäufer muss bereits geleistete Zahlungen zurückerstatten, der Käufer muss die Ware auf
eigene Kosten zurücksenden, wenn er bereits vor der Bestellung darauf hingewiesen wurde.
Viele Onlineshops übernehmen diese Kosten jedoch freiwillig.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 14


Kapitel 5: Erfüllung des Kaufvertrags

Kapitel 5: Erfüllung des Kaufvertrags


Wie Verkäufer und
Käufer den
Vertrag erfüllen
ordnungsgemäße Der Verkäufer muss laut Vertrag liefern und alle vereinbarten Nebenleistungen erbringen. Der
Erfüllung des Käufer muss die Ware laut Vertrag abnehmen und bezahlen.
Kaufvertrags

Ankündigung Der Verkäufer kann dem Käufer ankündigen


der Lieferung ●● den Versand der Ware mit einer Versandanzeige (vor allem bei größeren Sendungen üblich)
oder
●● die Bereitstellung der Ware zur Abholung mit einer Bereitstellungsanzeige (zur Information
des Käufers notwendig)
Schriftverkehr:
Versand- und Bereitstellungsanzeigen werden entweder auf Formularen direkt bei der Auftrags-
bearbeitung ausgedruckt und per Post versendet oder gefaxt, als E-Mail versendet oder sie er-
folgen telefonisch.

Versandweg Der Versandweg ist entweder im Kaufvertrag festgelegt oder der Verkäufer muss „mit der Sorg-
falt eines ordentlichen Unternehmers“ den günstigsten Weg wählen. Entscheidungskriterien
für die Wahl des günstigsten Versandwegs sind die Kosten, die Schnelligkeit und die Sicherheit.
Die Waren können entweder mit dem Fahrzeug des Verkäufers zugestellt, mit dem Fahrzeug des
Käufers abgeholt oder durch Dritte transportiert werden.

Frachtführer Der Frachtführer führt den Transport durch. Der Spediteur vermittelt die Transportleistung zwi-
und Spediteur schen dem Verkäufer und dem Frachtführer und erbringt verschiedene Nebenleistungen. Beim
Selbsteintritt ist der Spediteur zugleich auch Frachtführer.

Begleitpapiere Begleitpapiere sind Papiere, die die Ware auf dem Transport begleiten.

Liefer- und Wenn der Verkäufer selbst zustellt, dann bleibt der Lieferschein beim Käufer und der Gegen-
­Gegenschein schein beim Verkäufer (auf ihm bestätigt der Käufer die Übernahme der Ware). Angegeben
werden die Art und die Menge der Ware, zumeist auch das Bestelldatum und/oder die Auftrags-
nummer, nicht aber das Entgelt!

Frachtpapiere Erfolgt die Lieferung durch einen Frachtführer, werden Frachtpapiere verwendet (z. B. beim
Transport mit der Bahn ein Eisenbahnfrachtbrief).
Schriftverkehr:
Die Lieferscheine werden von Fakturierungsprogrammen als EDV-Ausdrucke erstellt. Die Fracht-
papiere sind Formularsätze mit Durchschlägen.

Rechnung Die Rechnungslegung bildet die Grundlage für die Abrechnung. Die Rechnung muss dem Kauf-
(„Faktura“) vertrag entsprechen.
Schriftverkehr:
Rechnungen werden entweder vom Computer ausgedruckt und per Post versendet, elektro-
nisch erstellt und versendet („elektronische Rechnung“) oder direkt beim Einkauf ausgestellt.

Bestandteile der Laut UStG muss die Rechnung enthalten: Verkäufer, UID des Verkäufers, Käufer (ab € 10.000,–
Rechnung inkl. USt auch die UID des Käufers), Rechnungsnummer, Ausstellungsdatum, Tag der Lieferung,
(laut Umsatz­ Menge und genauere Bezeichnung der Ware oder Leistung, Entgelt, Umsatzsteuersatz (bzw.
steuergesetz) Hinweis auf Steuerbefreiung) und Steuerbetrag.

Kleinbetrags­rechnung Kleinbetragsrechnungen sind Rechnungen mit einem Betrag bis € 400,– (inkl. USt). Für sie gel-
ten einige Vereinfachungen:
●● Entfallen können die UID des Verkäufers, der Käufer und die Rechnungsnummer.
●● Die Angabe des Rechnungsbetrags inkl. USt und der Umsatzsteuersatz genügt.

Preisabzüge Die vereinbarten Rabatte werden auf der Rechnung ausgewiesen und abgezogen, der Skonto
in der Regel nicht.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 15


Kapitel 5: Erfüllung des Kaufvertrags

Annahme der Ware Der Käufer muss die Ware am vereinbarten Ort und zur vereinbarten Zeit annehmen.

Prüfung der Ware Der Käufer prüft die Ware


●● formell sofort bei der Übernahme durch Abzählen der Packstücke und Kontrolle der Ver­
packung auf Schäden,
●● materiell durch Besichtigung, Probelauf, chemische Analyse oder Prüfung physikalischer
­Eigenschaften.

Rechnungs­kontrolle Bei der Rechnungskontrolle wird überprüft, ob die Rechnung dem Kaufvertrag entspricht.

Empfangsanzeige In Ausnahmefällen (z. B. bei empfindlichen Waren) oder wenn es der Lieferant wünscht, über-
sendet ihm der Käufer eine Empfangsanzeige.

Zahlung Der Käufer verpflichtet sich durch Stillschweigen nach dem Erhalt der Lieferung zur Zahlung des
Rechnungsbetrags.

Wie der Käufer


zahlen kann
Barzahlung Die Barzahlung hat aufgrund der Vielfalt moderner elektronischer Zahlungsmethoden nur in
bestimmten Bereichen Bedeutung, vor allem zwischen Privaten (C2C) oder zwischen Unterneh-
men und Privaten (B2C), wenn es sich um Beträge bis zu einigen hundert Euro handelt, z. B. bei
Einkäufen des täglichen Lebens.

Belegerteilungspflicht Unternehmen sind verpflichtet einen Registrierkassenbeleg für jede erhaltene Zahlung auszu-
stellen und dem Käufer auszuhändigen.

Bestandteile eines ●● Bezeichnung des liefernden oder leistenden Unternehmens


Registrierkassenbeleges ●● Fortlaufende Nummer (zur Identifizierung des Geschäftsfalls einmalig vergeben)
●● Datum und Uhrzeit der Belegausstellung
●● Menge und handelsübliche Bezeichnung der Ware oder Dienstleistung
●● Betrag der Zahlung nach Steuersätzen getrennt
●● Maschinenlesbarer Code (z. B. QR-Code)

Rechnungslegung Damit Unternehmer den Vorsteuerabzug geltend machen können, muss die Rechnung den An-
forderungen des Umsatzsteuergesetzes (UStG) entsprechen.

Postnachnahme Wird eine Postsendung per Postnachnahme versendet, dann erhält sie der Empfänger nur gegen
sofortige Bezahlung ausgefolgt. Die Postnachnahme hat vor allem im Fernabsatz große Bedeu-
tung.

Giroverkehr Der Giroverkehr umfasst alle Zahlungsmethoden, bei denen nur Buchgeld (daher kein Bargeld)
verwendet wird. Er wird über die Girokonten der Beteiligten abgewickelt.

Kontoauszug Der Kontoauszug informiert den Kontoinhaber laufend über die Zahlungsvorgänge (Ein- und
Auszahlungen) und über den aktuellen Kontostand.

Einzel­überweisung Eine Einzelüberweisung kann mit der Zahlungsanweisung durchgeführt werden. Die Angaben
müssen vollständig sein und es müssen bestimmte Ausfüllregeln beachtet werden.

Auftrags­bestätigung Als Beleg für die Überweisung erhält der Zahlungsempfänger die Zahlungsanweisung, der Zah-
ler erhält die Auftragsbestätigung.

Dauerauftrag Mit einem Dauerauftrag beauftragt der Zahler sein Kreditinstitut, gleich hohe Zahlungen zu
gleichbleibenden Terminen an immer denselben Empfänger zu überweisen.
Der Zahler erspart sich dadurch die regelmäßigen Überweisungen und die Evidenzhaltung der
Zahlungen. Der Empfänger kann sich auf den pünktlichen Eingang der Zahlungen verlassen.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 16


Kapitel 5: Erfüllung des Kaufvertrags

Lastschriftverkehr Mit einer Einzugsermächtigung (das ist die einmalige Zustimmung im Vornhinein) darf der
Empfänger wiederkehrende, aber ungleich hohe Zahlungen vom Konto des Zahlers abbuchen.
­Voraussetzung ist dabei ein bestimmtes Vertrauensverhältnis zwischen den Geschäftspartnern.
Der Empfänger kann sich auf einen pünktlichen Eingang der Zahlungen verlassen und er erspart
sich die Fälligkeitskontrollen und eventuelle Mahnungen. Der Zahler erspart sich die Termin-
kontrolle und die Durchführung der einzelnen Überweisungen. Allerdings muss er die Abbu-
chungen regelmäßig auf den Kontoauszügen kontrollieren.
Der Auftraggeber kann die Höhe der Abbuchungen beschränken.

elektronischer Der elektronische Zahlungsverkehr umfasst die Online-Zahlung, die Bezahlung mit Zahlungskar-
Zahlungsverkehr ten und Billing-Systeme.

Electronic Beim Electronic Banking werden die Zahlungen online über das Internet abgewickelt. Anstelle
Banking der ausgefüllten Formulare werden dabei nur die Daten über die Zahlungsvorgänge übermittelt.
Voraussetzung zur Teilnahme ist die Freischaltung des Girokontos.

PIN/TAN- Das PIN/TAN-Verfahren erhöht die Sicherheit im E-Banking:


Verfahren ●● Für den Zugang zum Konto muss sich der Benutzer durch eine Benutzerkennung und durch
die Eingabe der PIN legitimieren.
●● Jede Überweisung wird mit einer TAN elektronisch unterschrieben.

Mobile Banking Beim Mobile Banking werden die Bankgeschäfte über das Telekommunikationsnetz abge-
wickelt: mit Smartphones über die Websites der Banken genau wie beim E-Banking oder über
Mobile-Banking-Apps.

Bankomatkarte Mit der Bankomatkarte kann sowohl Bargeld vom Konto abgehoben als auch direkt an den
Bankomatkassen bezahlt werden.

Kreditkarte Mit der Kreditkarte kann bezahlt werden:


●● am Point of Sale mit Unterschrift am Kreditkartenleistungsbeleg
●● im Onlineshopping mit dem unterschriftlosen Verfahren, d. h. nur durch Angabe der Kredit-
kartendaten. Die Kreditkartenzahlung ist derzeit die dominierende Zahlungsform im Online-
shopping.

Wertkarten Derzeit gängige Wertkarten sind Telefonwertkarten sowie Wertkarten-Gutscheine.

Billing-Systeme Billing-Systeme ermöglichen die Bezahlung direkt mit dem Mobiltelefon. „Paybox“ ist ein der-
zeit gängiges System zur Bezahlung im Internet sowie im Einzelhandel, Taxi, Kino usw.

Wenn der Verkäufer seine


Pflichten nicht richtig erfüllt

Fehler des Verkäufers Bei der Erfüllung von Kaufverträgen können zahlreiche Fehler passieren. Die durch den Verkäu-
bei der Erfüllung fer verursachten Probleme betreffen die Lieferung mangelhafter Ware, fehlerhafte Rechnungen
von Kaufverträgen und den Lieferverzug.

mangelhafte Ware Bei der Lieferung mangelhafter Ware sind folgende Arten der Mängel zu unterscheiden:
Arten der Mängel ●● offene und verdeckte (eventuell arglistig verschwiegene) Mängel
●● wesentliche und geringfügige Mängel
●● behebbare und unbehebbare Mängel
Wesentlich ist ein Mangel, wenn man die Ware nicht verwenden kann (z. B. Handy läutet nicht)
oder eine verlangte Eigenschaft fehlt (z. B. falsche Farbe, falsches Muster bei Stoffen).
Ob ein Mangel wesentlich ist oder nicht, hängt vom Verwendungszweck ab (z. B. darf eine als
Geschenk gedachte CD keinen Kratzer in der Hülle aufweisen).

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 17


Kapitel 5: Erfüllung des Kaufvertrags

Feststellung Ist der Käufer Unternehmer, muss er dem Verkäufer Mängel, die er bei ordnungsgemäßem Ge-
der Mängel schäftsgang festgestellt hat, in angemessener Frist melden. In der Praxis erfolgt die Prüfung oft
erst beim Letztverbraucher, da viele Waren in der Originalverpackung weiterverkauft werden.
Ist der Käufer Konsument, sollte der Mangel innerhalb der Gewährleistungsfrist, am besten so-
fort nach Entdecken des Mangels, gemeldet werden.

Gewährleistung Gewährleistung: Der Verkäufer haftet laut ABGB bei beweglichen Sachen 2 Jahre und bei un-
und Garantie beweglichen Sachen 3 Jahre ab Übergabe für Mängel, die bei der Übergabe bestanden haben.
Unternehmer haften laut KSchG auch für Montagemängel, Mängel bei Eigenschaften, die in
der Werbung besonders betont wurden, und Mängel, die durch falsche Montageanleitungen
entstanden sind.
Bei Geschäften zwischen Unternehmern können die gesetzlichen Gewährleistungsfristen ver-
kürzt werden, bei Geschäften mit Privaten ist eine Verkürzung nur bei Gebrauchtwaren möglich.
Zwischen Privaten kann die Gewährleistung ausgeschlossen werden.
Bei der Garantie verpflichtet sich der Verkäufer, auch Mängel zu beheben, die bei ordentlichem
Gebrauch erst nach der Übergabe entstehen.

Mängelbehebung Der Verkäufer ist zunächst berechtigt, Mängel durch Reparatur oder Austausch zu beheben. Nur
wenn dies nicht möglich ist, kann der Käufer Preisminderung verlangen oder bei wesentlichen
Mängeln vom Vertrag zurücktreten.
Bei geringfügigen und unbehebbaren Mängeln kann der Käufer nicht zurücktreten, sondern nur
eine Preisminderung fordern.
Ist durch den Mangel ein weiterer Schaden entstanden, haftet der Verkäufer auch für diesen
(z. B. Verletzungen, Wasserverseuchung).
In der Praxis werden meist einvernehmliche Regelungen angestrebt (Lösung auf dem Kulanzweg).

Mängelrüge Die Mängelrüge soll


●● sofort erfolgen, wenn man den Mangel festgestellt hat,
●● den Mangel genau beschreiben und
●● eindeutige Erwartungen oder Forderungen enthalten.

Antwort auf die Ist die Mängelrüge berechtigt, wird der Verkäufer in seiner Antwort um Verständnis ersuchen
Mängelrüge und erklären, wie es zum Mangel kam. Ist die Mängelrüge unberechtigt, wird der Verkäufer höf-
lich und mit eindeutigen Beweisen ablehnen. In beiden Fällen sollte er versuchen, den Kunden
zu erhalten.

fehlerhafte Fehler in Rechnungen können sein:


Rechnungen ●● schlechtere Bedingungen als vereinbart wurden, z. B. beim Preis, bei Preisnachlässen und Zah-
lungsbedingungen
Daher sind Rechnungen genau mit den Vertragsbedingungen bzw. der Bestellung zu verglei-
chen.
●● fehlende Bestandteile bezüglich des Umsatzsteuergesetzes
●● Rechenfehler
Das entsprechende Schreiben soll
●● den Mangel genau beschreiben (und eventuell auf die Vertragsbedingungen hinweisen – Bei-
lagen!) und
●● eindeutige Erwartungen formulieren oder Forderungen stellen.

Lieferverzug Beim Lieferverzug ist zwischen gewöhnlichem Zeitgeschäft und Fixgeschäft zu unterscheiden.
Rechtsfolgen ergeben sich erst nach Eintritt des Lieferverzugs.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 18


Kapitel 5: Erfüllung des Kaufvertrags

Eintritt des Beim gewöhnlichen Zeitgeschäft (übliche Form), bei dem kein Fixtermin feststeht, muss der Ver-
­Lieferverzuges und käufer erst in Verzug gesetzt werden, indem man eine angemessene Nachfrist setzt und die
der Rechtsfolgen Rechtsfolgen androht. Diese Rechtsfolgen treten erst nach Ablauf der Nachfrist ein.
Bei Fixgeschäften ist der Verkäufer sofort bei Überschreiten der Lieferfrist in Verzug und die
Rechtsfolgen treten sofort ein.
Ein Fixgeschäft liegt nur vor, wenn
●● der Liefertermin ausdrücklich fix vereinbart wurde oder
●● der fixe Liefertermin aus der Art des Geschäfts hervorgeht (z. B. Ausstattung für Messekoje).

Rechtsfolgen des Ist der Fixtermin verstrichen oder die Nachfrist abgelaufen, kann der Käufer
Lieferverzuges ●● sofort vom Vertrag zurücktreten oder
●● auf der Lieferung bestehen
und in beiden Fällen
●● den Ersatz eines nachweisbaren Schadens verlangen, wenn der Lieferverzug vom Verkäufer
verschuldet wurde.
Diese Rechtsfolgen sind dem Verkäufer in eindeutiger Form mitzuteilen (am besten mit einge-
schriebenem Brief).
Ob der Käufer zurücktritt oder auf der Lieferung besteht, hängt von wirtschaftlichen Überle-
gungen ab. (Benötigt er die Ware noch? Kann er sie billiger beschaffen?)
Der Verkäufer wird versuchen,
●● den Kunden zu erhalten,
●● rechtzeitig die Lieferfrist zu verlängern und
●● Schadenersatzforderungen durch die Angabe geeigneter Gründe für die Verzögerung her-
abzumindern oder zu vermeiden.

Wenn der Käufer


seine Pflichten nicht
richtig erfüllt
Fehler des Käufers Fehler des Käufers bei der Erfüllung von Kaufverträgen sind Annahmeverzug und Zahlungsverzug.
bei der Erfüllung
von Kaufverträgen

Annahmeverzug Annahmeverzug im engeren Sinn liegt vor, wenn der Käufer die Ware nicht annimmt (nicht abholt),
im engeren Sinn obwohl sie der Verkäufer vertragsgerecht geliefert (bereitgestellt) hat. Dieser Fall ist eher selten.

Annahmeverzug Annahmeverzug im weiteren Sinn liegt vor, wenn der Käufer die Ware nicht annimmt, weil er
im weiteren Sinn der Meinung ist, dass sie nicht vertragsgerecht geliefert wurde.

Rechtsfolgen bei Ist der Verkäufer überzeugt, dass der Käufer die Annahme der Ware zu Unrecht verweigert hat,
Annahmeverzug kann er
●● die Ware auf Kosten und Gefahr des Käufers hinterlegen.
●● die Ware nach Androhung öffentlich versteigern (bei verderblichen Waren auch ohne Andro-
hung). Der erzielte Mehrerlös gehört dann dem Käufer. Ist der Erlös geringer als der verein-
barte Kaufpreis, kann der Verkäufer Schadenersatz vom Käufer fordern.
●● vom Vertrag zurücktreten.

Schriftverkehr bei Der Verkäufer muss die Rechtsfolgen eindeutig androhen.


Annahmeverzug Der Käufer wird bestrebt sein, die Rechtsfolgen und damit Kosten zu vermeiden, und versuchen,
zu beweisen, dass er im Recht ist.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 19


Kapitel 5: Erfüllung des Kaufvertrags

Zahlungsverzug Gibt es eindeutige Vereinbarungen zur Fälligkeit der Rechnung, ist der Käufer mit der Zahlung in
Verzug, sobald der Fälligkeitstermin überschritten ist.
Gibt es keine oder nur ungenaue Vereinbarungen zur Fälligkeit, muss man den säumigen Käufer
mahnen und eine Nachfrist für die Bezahlung setzen. Die Rechnung wird dadurch fällig gestellt.
Je nach vertraglicher Vereinbarung bzw. AGB kann der Verkäufer Verzugszinsen und Mahnspe-
sen verrechnen.
Berechnung der Verzugszinsen:
●● meist lt. AGB
Wurde nichts vereinbart (selten):
●● bei Verkäufen zwischen Unternehmern: Basiszinssatz der OeNB zuzüglich 8 %-Punkte
●● bei Verkäufen an Private (Konsumenten): 4 % (lt. ABGB)

Mahn­organisation Eine genaue Mahnorganisation ist notwendig, um für Pünktlichkeit im Mahnwesen zu sorgen
und dadurch die Schuldner zu pünktlichen Zahlungen zu „erziehen“.

Mahnplan Der Mahnplan umfasst meist:


●● Erinnerungsschreiben (1. Mahnung; ohne Fristsetzung)
●● 2. Mahnung (mit Fristsetzung)
●● letzte Mahnung (Fristsetzung, Angaben der Folgen, Androhung gerichtlicher Schritte)
●● Einleitung gerichtlicher Schritte
●● eventuell vorher Einschaltung eines Inkassobüros
Der Mahnplan muss auf jeden Fall umfassen:
●● Mahnung mit Fristsetzung und Angabe der Folgen

gerichtliches Führen die Mahnungen nicht zum Ziel, ist für den Gläubiger noch ein gerichtliches Vorgehen
Vorgehen durch eine Mahnklage oder einen Zivilprozess möglich.
Bei der Mahnklage erlässt das Gericht über Antrag des Gläubigers, ohne den Schuldner anzuhö-
ren, einen bedingten Zahlungsbefehl.
Der Schuldner muss
●● zahlen (Verfahren ist beendet) oder
●● innerhalb von 4 Wochen Einspruch erheben (es kommt zum Zivilprozess).
●● Schweigt der Schuldner, ohne zu zahlen, erhält der Gläubiger das Recht, den Schuldner zu
pfänden.
Höchstgrenze: € 75.000,– ohne Nebenkosten
Ein Zivilprozess ist notwendig, wenn der Betrag € 75.000,– überschreitet oder wenn der Schuld-
ner Einspruch gegen den Zahlungsbefehl bei der Mahnklage erhebt.

Schriftverkehr mit Mahnungen werden überwiegend mit Formularen und Kopien gestaltet. Bei einer EDV-gestütz-
Zahlungsverzug ten Kundendatenverwaltung werden meistens auch Mahnungen mithilfe der EDV automatisch
erstellt. Wenn der Schuldner vor Fälligkeit weiß, dass er nicht pünktlich zahlen kann, sollte er
rechtzeitig um „Prolongation“, d. h. um Verlängerung des Zahlungsziels, ansuchen. Dabei sollte
eine „sinnvolle“ (glaubwürdige) Begründung angeführt und zugesagt werden, den neuen Zah-
lungstermin einzuhalten.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 20


Kapitel 6: Die Unternehmensgründung

Kapitel 6: Die Unternehmensgründung


Von der Idee zum
fertigen Konzept
Leitfragen für ●● Was gibt es noch nicht – sollte es aber geben?
Geschäftsideen ●● Was gibt es schon und könnte besser gemacht werden?
●● Was gibt es schon und könnte kombiniert werden?

Geschäftsideen Bei der Entwicklung von Geschäftsideen müssen Entrepreneure sich selbst und ihr Umfeld kennen.
systematisch suchen

Geschäftsideen Aus möglichst vielen Ideen zu einer Problemlösung wird eine Geschäftsidee entwickelt.
kreativ entwickeln

Entscheidungen bei der Wenn Sie sich überlegen, ein Unternehmen zu gründen, müssen Sie vor allem prüfen,
Unternehmensgründung ●● warum Sie
●● mit wem
●● mit welcher Finanzierung und
●● in welcher Form
●● welches Produkt bzw. welche Dienstleistung
●● welchen Kunden
●● zu welchem Preis
●● auf welchen Absatzwegen
●● wie
anbieten wollen.

Businessplan Mit dem Businessplan wird die Geschäftsidee konkretisiert.

Phasen der ●● Geschäftsidee


Unternehmensgründung ●● Informationsphase
●● Konzeptionsphase
●● Realisationsphase
●● Geschäftseröffnung

rechtliche Bei der Unternehmensgründung sind in jedem Fall das Gewerberecht, das Sozialversicherungs-
Grundlagen recht und das Steuerrecht zu beachten.

Der Businessplan
erfolgreiche Um bei einer Unternehmensgründung erfolgreich zu sein, sind persönliche Voraussetzungen
­Unternehmensgründung abzuklären und ein genauer Businessplan zu erstellen.

Businessplan Der Businessplan soll enthalten:


Unternehmensidee, genaue Beschreibung des Produkts bzw. der Dienstleistung, Standort und
Absatzgebiet, Kunden und Kundennutzen, Konkurrenzanalyse, Absatzplan (Menge und Wert),
Werbeplanung, Finanzplanung einschließlich Planung der Finanzierung (Finanzbedarf für die
Gründung, laufender Finanzbedarf für die ersten Jahre), Planung der Rechtsform (Einzelunter-
nehmen – eingetragen oder nicht eingetragen).

Alternativen zur Alternativen zur Gründung eines Unternehmens sind:


Unternehmensgründung ● Erwerb von Unternehmen (Folgen oft besser abschätzbar)
● Franchising: Nutzung des Know-hows des Franchisegebers gegen eine Franchisegebühr (meist
zeit- und umsatzabhängig); enge Bindung an Sortiment und Konditionen des Franchisegebers

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 21


Kapitel 6: Die Unternehmensgründung

Die Standortentscheidung
Standort­entscheidung Eine wichtige Entscheidung bei der Unternehmensgründung ist die Standortwahl, da sie nur mit
großen Kosten rückgängig gemacht werden kann und ein geeigneter Standort daher langfristig
für den Unternehmenserfolg wichtig ist.

Standortfaktoren Folgende Faktoren sind bei der Standortwahl ausschlaggebend:


Rohstoffe, Energiepreise, Arbeitskräfte (Kosten und Qualifikationen), Grundstücke (Preise, Auf-
schließung, Erweiterungsmöglichkeiten), Umweltschutzbestimmungen, Absatznähe (heute meist
nur mehr beim konventionellen Einzelhandel von Bedeutung), Verkehrslage und Transportkosten,
Steuerbelastung und Subventionen, politische Sicherheit.

Standortwahl Bei der Standortwahl müssen die verschiedenen Faktoren bewertet und einander gegen­
übergestellt werden. Eine Rolle spielen dabei sowohl in Geld bewertbare Faktoren (wie Grund-
stücke, Energie- und Arbeitskosten) als auch nicht unmittelbar in Geld bewertbare Faktoren, wie
politische Sicherheit, Zuverlässigkeit der Arbeitskräfte, arbeitsrechtliche Vorschriften. Wichtig ist
auch, die langfristige Entwicklung dieser Standortfaktoren zu beachten.
Die Standortwahl wird von Raumplanungsinstituten unterstützt.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 22


Kapitel 7: Rechtsgrundlagen der Unternehmen

Kapitel 7: Rechtsgrundlagen der Unternehmen


Firma, Firmenbuch,
Rechtsformen,
Buchführungspflicht
Unternehmen Ein Unternehmen ist jede auf Dauer angelegte Organisation zur selbständigen wirtschaftlichen
Tätigkeit, auch wenn sie nicht auf Gewinn ausgerichtet ist.

Firma Die Firma ist der Name, unter dem ein Unternehmer in das Firmenbuch eingetragen ist.

Firmenbuch Das Firmenbuch ist ein öffentliches Buch, in das jedermann Einsicht nehmen darf.
Für Einzelunternehmer mit einem Jahresumsatz von über € 700.000,– besteht die Pflicht zur
Eintragung (eingetragener Einzelunternehmer/eingetragene Einzelunternehmerin – e. U.).
Einzelunternehmer mit einem geringeren Jahresumsatz können sich freiwillig eintragen lassen.
Einzelunternehmer, die Land- und Forstwirtschaft betreiben oder einen freien Beruf ausüben
(z. B. Arzt, Hebamme, Rechtsanwalt, Wirtschaftstreuhänder), müssen sich nicht eintragen las-
sen, auch wenn sie einen größeren Umsatz erzielen.
Eintragungspflicht besteht auch für alle Personen- und Kapitalgesellschaften sowie für Genos-
senschaften ohne Rücksicht auf den Umsatz.

Firmen­bezeichnungen Firmenbezeichnungen können frei gewählt werden. Die Firmenbezeichnung muss einen Hin-
weis auf die Rechtsform enthalten und muss die Firma von anderen Firmen eindeutig unter-
scheiden.
Unzulässig sind Firmennamen, die „irreführend“ sind.
Es dürfen nur Namen von Personen im Firmennamen verwendet werden, die für die Schulden
voll haften. Namen von Vorbesitzern, die bereits im Firmennamen enthalten sind, dürfen nur mit
Zustimmung der Vorbesitzer weiterverwendet werden.

Rechtsformen der Durch die Rechtsform der Unternehmen werden vor allem die Pflicht und das Recht zur Mitar-
Unternehmen beit sowie die Haftung für die Schulden der Gesellschaft geregelt.

Einzelunter­nehmen Merkmale von Einzelunternehmen und Personengesellschaften sind:


und Personen­ ●● intensive Mitarbeit und Kontrolle durch die Gesellschafter
gesellschaften ●● großes Haftungsausmaß
●● geringe Kapitelbeteiligung

Kapital­gesellschaften Merkmale von Kapitalgesellschaften sind:


●● geringe Mitsprache und Kontrolle durch die Gesellschafter
●● geringes Haftungsausmaß
●● große Kapitalbeträge, die sich auf viele Gesellschafter verteilen können

Buchführungspflicht Die Pflicht, eine doppelte Buchhaltung zu führen, besteht


●● für alle Kapitalgesellschaften und Genossenschaften,
●● für Einzelunternehmen und Personengesellschaften nur dann, wenn ihr Umsatz in zwei auf-
einanderfolgenden Jahren € 700.000,– oder in einem Jahr € 1 Million überschreitet.
Land- und Forstwirte und freiberuflich Tätige müssen auch bei höheren Umsätzen nur dann eine
doppelte Buchhaltung führen, wenn sie ihr Unternehmen in der Form einer Kapitalgesellschaft
betreiben.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 23


Kapitel 7: Rechtsgrundlagen der Unternehmen

Das Einzelunternehmen
– die beliebteste
Rechtsform in Österreich
das Einzelunternehmen – Annähernd 70 % der österreichischen Unternehmen sind Einzelunternehmen – EUs. Von den
Bedeutung für Österreich neu gegründeten Unternehmen werden ca. 87 % als Einzelunternehmen gegründet.

Merkmale von ●● Das gesamte benötigte Eigenkapital kommt vom Unternehmer selbst.
Einzelunter­nehmen ●● Unternehmer haftet für die Unternehmensschulden unbeschränkt.
●● Unternehmer ist für getroffene Unternehmensentscheidungen alleine verantwortlich.
●● Protokolliertes Unternehmen: Namen-, Sach- oder Fantasiebezeichnung und Hinweis auf die
Rechtsform Einzelunternehmen
●● Nicht protokolliertes Unternehmen: Familiennamen und mindestens ein ausgeschriebener
Vornamen

Vorteile von ●● Entscheidungsfreiheit des Unternehmers


Einzelunternehmen ●● rasche, kostengünstige und einfache Gründung
●● Unternehmer kann über erwirtschafteten Gewinn alleine verfügen.

Nachteile von ●● Eigenkapital muss zur Gänze vom Unternehmer aufgebracht werden.
Einzelunter­nehmen ●● Finanzierung über Fremdkapital ist meist nur beschränkt möglich, da nur der Einzelunterneh-
mer selbst dafür haftet.
●● Gesamtes Unternehmerrisiko wird von einer Person getragen (unbeschränkte Haftung).
●● Enge Bindung des Unternehmens an eine Person.

Personengesellschaften –
Rechte und Pflichten werden
zwischen mehreren Personen
(Gesellschaftern) geteilt
Offene In einer „Offenen Gesellschaft“ beteiligen sich mehrere Gesellschafter an einem Unternehmen.
­Gesellschaft Alle sind zur Geschäftsführung berechtigt und verpflichtet. Sie haften unbeschränkt und solida-
risch für die gesamten Verbindlichkeiten der Gesellschaft.
Für die Gesellschafter gilt Wettbewerbsverbot, d. h., sie dürfen ohne Zustimmung der anderen
Gesellschafter nicht im gleichen Geschäftszweig tätig werden.
Die „Offene Gesellschaft“ muss ins Firmenbuch eingetragen werden. Der Rechtsformzusatz in
der Firmenbezeichnung lautet „OG“.
Die „Offene Gesellschaft“ muss eine doppelte Buchhaltung führen, wenn sie die Umsatzgrenze
von € 700.000,– in zwei aufeinanderfolgenden Jahren (bzw. € 1 Million in einem Jahr) über-
schreitet. Dies gilt nicht für Unternehmen der Landwirtschaft und für „freie Berufe“, die in die-
ser Rechtsform geführt werden.

Kommandit­gesellschaft Bei Kommanditgesellschaften gibt es zwei Arten von Gesellschaftern:


Komplementäre: Ihre Rechte und Pflichten entsprechen denen der Gesellschafter einer Offe­nen
Gesellschaft.
Kommanditisten: Sie haften nur mit ihrer Einlage und haben nur bestimmte Kontrollrechte.
Die Kommanditgesellschaft muss ins Firmenbuch eingetragen werden. Der Firmenzusatz lautet
„KG“. Die Kommanditisten scheinen nur im Firmenbuch als Gesellschafter auf. Im Firmennamen
scheinen sie nicht auf.
Bezüglich der Buchführungspflicht gelten die Regelungen für die „OG“.

Stille Der Stille Gesellschafter beteiligt sich am Vermögen eines Unternehmens durch eine Einlage.
Gesellschaft Er haftet nur mit seiner Einlage und ist am Gewinn (in der Regel auch am Verlust) der Gesell-
schaft beteiligt. Er hat nur beschränkte Kontrollrechte.
Scheidet der Stille Gesellschafter aus, erhält er nur seine Einlage. Er ist an einer Wertsteigerung
des gesamten Unternehmens nicht beteiligt (Ausnahme:„atypische Stille Gesellschafter”).
Die Stille Gesellschaft wird nicht ins Firmenbuch eingetragen und ist auch im Firmennamen nicht
erkennbar.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 24


Kapitel 7: Rechtsgrundlagen der Unternehmen

Kapitalgesellschaften –
hier steht die Kapitalauf-
bringung im Vordergrund

Gesellschaft mit Das Stammkapital der GmbH (mindestens € 35.000,–) wird in Stammeinlagen zerlegt. Jede Stam-
beschränkter meinlage verbrieft einen Geschäftsanteil. Geschäftsanteile können ungleich groß sein.
­Haftung (GmbH) Die Gesellschafter haften mit ihrer Einlage.

Rechte der ­Gesell- Die Gesellschafter haben Stimmrecht in der Generalversammlung und das Recht auf Gewinnan-
schafter der GmbH teil.

Organe der Die für die Organisation und Geschäftsführung zuständigen Organe der GmbH sind Generalver-
GmbH sammlung, Geschäftsführer und eventuell Aufsichtsrat.
●● Die Generalversammlung bestellt die Geschäftsführer und wählt bei größeren GmbHs den
Aufsichtsrat.
●● Die Geschäftsführer führen das Unternehmen (berichten dem Aufsichtsrat) und berufen die
Generalversammlung ein.
●● Ein Aufsichtsrat ist nur erforderlich, wenn das Stammkapital € 70.000,– übersteigt und mehr
als 50 Gesellschafter beteiligt sind bzw. in den letzten 12 Monaten mehr als 300 Arbeitneh-
mer beschäftigt waren.
Der Aufsichtsrat kontrolliert die Geschäftsführer.

Vorteile der GmbH Die GmbH hat folgende Vorteile:


●● nicht so strenge Publizitäts- und Prüfungspflicht wie bei der AG
●● Haftung auf Geschäftsanteil beschränkt (eventuell Nachschusspflicht)
●● reduzierte Interessenskonflikte, da oft Gesellschafter in der Geschäftsführung vertreten sind

Nachteile der GmbH Nachteile sind:


●● geringere Kreditfähigkeit als bei der AG
●● Übertragung der Geschäftsanteile nur mittels Notariatsakt
●● kostenintensive Gründung

Aktiengesellschaft Das Grundkapital der Aktiengesellschaft ist in Aktien zerlegt. Das Mindestgrundkapital beträgt
(AG) € 70.000,–. Die Gesellschafter („Aktionäre“) sind Eigentümer einer unterschiedlichen Anzahl an
Aktien. Die Haftung ist auf die Einlage beschränkt.

Rechte Die Aktionäre haben das Stimmrecht in der Hauptversammlung und das Recht auf einen Gewin-
der Aktionäre nanteil im Verhältnis ihres Aktienbesitzes (Recht auf Liquidationserlös bei Auflösung der AG,
Recht auf den Bezug „junger Aktien” bei Kapitalerhöhungen).

Organe der AG Die für die Organisation und Geschäftsführung notwendigen Organe der AG sind Hauptver-
sammlung, Aufsichtsrat und Vorstand.
●● Die Hauptversammlung der Aktionäre wählt
●● den Aufsichtsrat, dieser bestellt und kontrolliert
●● den Vorstand, dieser besorgt die Geschäftsführung der AG, berichtet regelmäßig dem Auf-
sichtsrat, schlägt Gewinnverteilungen vor und beruft mindestens einmal jährlich die Haupt-
versammlung ein.

Vorteile der AG Die Aktiengesellschaft hat folgende Vorteile:


●● Die Haftung der Gesellschafter ist begrenzt.
●● Es können große Eigenkapitalsummen aufgebracht werden.
●● Die Aktien sind leicht übertragbar.

Nachteile der AG Nachteile sind:


●● die geringen Kontrollrechte der Aktionäre (vor allem der Kleinaktionäre),
●● die gegensätzlichen Interessen von Vorstand und Aktionären (vor allem bei der Gewinnaus-
schüttung),
●● kostenintensive Gründung,
●● kostenintensive Publizitäts- und Prüfungspflicht.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 25


Kapitel 7: Rechtsgrundlagen der Unternehmen

Prüfungs- und Zwischenmitteilungen bzw. Quartalsberichte müssen veröffentlicht werden; die Jahresab-
Publizitätspflicht schlüsse müssen von Wirtschaftsprüfern geprüft und im Firmenbuch zur öffentlichen Einsicht
der AG aufgelegt werden.
Große Aktiengesellschaften müssen ihre Jahresabschlüsse im „Amtsblatt der Wiener Zeitung“
veröffentlichen.

Europäische Die Europäische Aktiengesellschaft kann überall in der EU tätig werden, ohne eine Tochterge-
Aktiengesellschaft sellschaft gründen zu müssen, die dem nationalen Recht entspricht.
(SE) Das Mindestkapital beträgt € 120.000,–.
Ein Verwaltungsrat („Board”) kann an die Stelle von Vorstand und Aufsichtsrat treten.

Sonstige Gesellschafts-
formen
Erwerbs- und Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften (Gen.mbH) dienen der Förderung des Erwerbs oder
Wirtschafts­ der Wirtschaft ihrer Mitglieder.
genossenschaften Die Mitgliederzahl ist veränderlich. Die Mitglieder haften mit ihrer Einlage und zusätzlich mit
(Gen.mbH) einem Betrag, der in der Satzung bestimmt wird.

Organe der Die Organe der Gen.mbH sind:


Gen.mbH ●● Generalversammlung
●● Aufsichtsrat
●● Vorstand, der aus Mitgliedern der Genossenschaft bestehen muss

Beispiele für Beispiele sind Einkaufsgenossenschaften, Absatzgenossenschaften, Kreditgenossenschaften,


Gen.mbH Bau- und Siedlungsgenossenschaften.

Gesellschaft Bei der Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GesbR) haften alle Gesellschafter unbeschränkt und
­ ürgerlichen
b solidarisch.
Rechts (GesbR) Die Gesellschaft wird nicht ins Firmenbuch eingetragen. Die Gesellschafter haben ein Kündi-
gungsrecht. Mitbestimmungs- und Kontrollrechte, die über die Einsicht in die Bücher hinaus­
gehen, werden im Gesellschaftsvertrag geregelt.
Überschreitet der Umsatz € 700.000,– in zwei Geschäftsjahren hintereinander bzw. € 1 Million
in einem Geschäftsjahr, muss die Gesellschaft als OG oder KG in das Firmenbuch eingetragen
werden.

Privatstiftung Eine Privatstiftung wird dadurch gegründet, dass ein oder mehrere Stifter Teile ihres Vermögens
einer Stiftung übertragen. Sie hat keinen Eigentümer und ist eine eigene juristische Person. Sie
wird vom Stiftungsvorstand verwaltet und von den Stiftungsprüfern geprüft.

Zweck von Stiftungen können gemeinnützigen Zwecken dienen (z. B. Förderung der Krebsforschung). Sie
­Stiftungen können aber auch zur Versorgung des Stifters und seiner Angehörigen gegründet werden.
Stiftungen verhindern, dass große Vermögen im Rahmen der Erbfolge zerschlagen werden oder
dass Unternehmen von den Erben verkauft oder aufgelöst werden.

GmbH & Co KG Die GmbH & Co KG und AG & Co KG sind Kommanditgesellschaften, bei denen der unbe-
und AG & Co KG schränkt haftende Gesellschafter eine GmbH oder eine AG ist.
Diese Konstruktion ermöglicht es, auch bei einer Personengesellschaft die Haftung zu beschränken.
Derartige Gesellschaften sind auf jeden Fall buchführungspflichtig.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 26


Kapitel 7: Rechtsgrundlagen der Unternehmen

Der Unternehmer
braucht Hilfe
Vollmachten Unternehmer sind berechtigt, Mitarbeiter oder Dritte (z. B. Familienangehörige) zur Durchführung be-
stimmter Geschäfte zu bevollmächtigten. Die Vollmachten können unterschiedlichen Umfang haben.

Prokura Die Prokura darf nur von ins Firmenbuch eingetragenen Unternehmern erteilt werden. Die Pro-
kura wird ebenfalls ins Firmenbuch eingetragen.
Der Prokurist darf im Rahmen des Unternehmens alle Geschäfte mit folgenden Ausnahmen tätigen:
●● Grundstücke belasten oder veräußern
●● Unternehmen auflösen oder veräußern
●● Prokuristen bestellen
●● Anmeldung zum Firmenbuch zeichnen
●● Inventar und Bilanz unterschreiben
Die Prokura kann eingeschränkt und uneingeschränkt erteilt werden, woraus sich verschiedene
Arten der Prokura ergeben.

Einzelprokura Bei der Einzelprokura darf der Prokurist (uneingeschränkt) alleine zeichnen.

Gesamtprokura Die Gesamtprokura berechtigt nur dazu, gemeinsam mit einem anderen Prokuristen zu zeichnen.

Gemischte Bei der gemischten Prokura ist der Prokurist nur zusammen mit einem geschäftsführenden Ge-
­Prokura sellschafter oder mit einem Vorstandsmitglied zeichnungsberechtigt.

Filialprokura Die Filialprokura berechtigt nur zur Zeichnung für eine oder mehrere Niederlassungen.

Handlungs­vollmacht Von der Prokura zu unterscheiden ist die Handlungsvollmacht. Sie berechtigt zu bestimmten
Geschäften und Handlungen, die ein bestimmtes Unternehmen gewöhnlich mit sich bringt.
Handlungsvollmachten können in jedem Unternehmen vom Unternehmer bzw. einem Proku-
risten erteilt werden. Eine Eintragung ins Firmenbuch erfolgt nicht.
Auch die Handlungsvollmacht kann in vollem Umfang oder eingeschränkt erteilt werden.

General­vollmacht Die Generalvollmacht berechtigt zu allen Geschäften, die ein bestimmtes Unternehmen ge-
wöhnlich mit sich bringt.
Dem Generalbevollmächtigten sind alle Geschäfte untersagt, die auch dem Prokuristen unter-
sagt sind. Ferner darf er nicht:
●● Wechselverbindlichkeiten eingehen
●● Darlehen aufnehmen
●● für das Unternehmen Prozesse führen

Artvollmacht Die Artvollmacht gilt nur für Geschäfte einer bestimmten Art (Beispiele: Einkäufer, Verkäufer,
Kassier).

Ladenvollmacht Die Ladenvollmacht gilt für in einem Laden oder Warenlager Tätige. Diese dürfen Waren entge-
gennehmen, verkaufen und auch kassieren, außer es ist deutlich angeschrieben, dass nur an der
Kassa bezahlt werden darf.

Spezialvollmacht Zusätzlich oder neben der Prokura und Handlungsvollmacht kann auch eine Spezialvollmacht
für ganz bestimmte Geschäfte erteilt werden (z. B. Wechselvollmacht für den Generalbevoll-
mächtigten oder Vollmacht für den Prokuristen, ein Grundstück zu belasten).

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 27


Kapitel 8: Marketing

Kapitel 8: Marketing
Marktorientierung
­entscheidet über den
Unternehmenserfolg
Marketing Marketing ist die systematische Orientierung aller betrieblichen Bereiche an den Bedürfnissen
und Wünschen der Kunden.

absatzpolitische Die vier wichtigsten absatzpolitischen Instrumente sind die Produktpolitik („product“), die Preis-
Instrumente politik („price“), die Distributionspolitik („place“) und die Kommunikationspolitik („promo-
tion“).

Marketing-Mix Marketing-Mix ist der abgestimmte Einsatz der absatzpolitischen Instrumente (auf der Basis der
Ergebnisse der Marktforschung).

Formen bzw.­ Folgende Formen bzw. Phasen der Marktbearbeitung sind zu unterscheiden.
Phasen der
Marktsegmentierung: Zerlegung des Gesamtmarkts in homogene Teilmärkte (z. B. nach geo­
Marktbear­beitung
grafischen, demografischen, psychografischen oder Verhaltensmerkmalen)
Zielmarktfestlegung: Entscheidung über die Zielmärkte und wie diese bearbeitet werden ­sollen.
Es gibt folgende Möglichkeiten:
●● Alle Zielmärkte werden gleich bearbeitet („undifferenziertes Marketing“),
●● verschiedene Zielmärkte werden unterschiedlich angesprochen („differenziertes Marketing“),
●● nur ein Zielmarkt oder ein paar ausgewählte Zielmärkte werden mittels „konzentriertem Mar-
keting“ bearbeitet.

Marktpositio­nierung Positionierung des Produkts: Es wird überlegt, wie das Produkt (die Dienstleistung) durch Pro-
– USP dukteigenschaften, Nutzen, Preis etc. in der Meinung der Zielgruppe verankert werden soll. Ziel
ist eine Unique Selling Proposition (USP), eine Alleinstellung in einem Marktsegment.

Herausfinden, was der


Markt ­verlangt
(Marktforschung)
Marktforschung Die Marktforschung analysiert und beobachtet den Markt und versucht, die Entwicklung vorher-
zusagen. Untersucht werden vor allem die Merkmale und Wünsche der aktuellen und der mög-
lichen zukünftigen Kunden.

Marktanalyse Bei der Marktanalyse werden Daten zu einem bestimmten Zeitpunkt erhoben.

Markt­beobachtung Bei der Marktbeobachtung werden Daten (über einen längeren Zeitraum) laufend erhoben.

Marktprognose Durch Marktprognose wird versucht, die Entwicklung des Markts vorherzusagen.

Was wird Die Marktforschung untersucht und erhebt:


­erhoben? Merkmale der Abnehmer (z. B. Geschlecht, Beruf, Alter, Einkommen)
Kaufmotive (praktischer Nutzen, Design, Kauf von Geschenken etc.)
Reaktionen der Abnehmer (z. B. auf Werbung, auf Änderung des Designs)
Marktanteil (absolut, z. B. 40 %, relativ – im Verhältnis zum stärksten Konkurrenten)
Art und Ausmaß der Konkurrenz (Zahl der Konkurrenten, Preispolitik, Sortiment, Produktent-
wicklung bei der Konkurrenz)

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 28


Kapitel 8: Marketing

Wie wird Die Methoden der Marktforschung sind:


­erhoben? Primärforschung: Daten werden eigens für die Marktforschung erhoben.
Einmalige Erhebungen:
●● Befragung (mündlich, telefonisch, schriftlich per Post, via Internet)
●● Beobachtung, Experiment (Labor- bzw. Feldexperiment)
Laufende Erhebungen (Panels):
●● Haushaltspanels
●● Einzelhandelspanels
Sekundärforschung: Vorhandene Daten werden für die Marktforschung ausgewertet (z. B. Be-
völkerungsentwicklung, Einkommensentwicklung).
Konkurrenzerkundung: Fremde Produkte werden gekauft und analysiert, Händler werden be-
fragt, Mitarbeiter der Konkurrenz werden abgeworben. Selbst Industriespionage (illegal) wird
betrieben.

Daten über Um planen zu können, ist es wichtig, möglichst genaue Daten über die Marktgröße (das Markt-
Marktgröße und potenzial) und den eigenen Marktanteil zu erheben:
Marktanteil Marktpotenzial: ist die Maximalmenge, die der Markt aufnehmen kann. Sie ist abhängig von der
Zahl der potenziellen Bedarfsträger und von der Marktsättigung.
Absatzpotenzial: ist die Absatzmenge, die ein Unternehmen noch erreichen kann
Marktvolumen: ist der von allen Unternehmen in einem Marktsegment erreichte Gesamt­absatz
Absatzvolumen: ist der Absatz eines Unternehmens für ein bestimmtes Marktsegment
Marktanteil: absolut (in % vom Marktvolumen), relativ (in % vom größten Mitbewerber)

Modelle des­ Anhand von Modellen für das Konsumentenverhalten kann untersucht werden,
Konsumentenverhaltens ●● welche Marketinganreize und welche anderen Anreize der Kaufüberlegung voraus­gehen,
●● welche Persönlichkeitseigenschaften die einzelnen Konsumentengruppen haben und
●● wie die Kaufentscheidung abläuft (Problemerkennung, Informationssuche und Bewertung
der Alternativen, Kauf, Verhalten nach dem Kauf).
Untersucht wird dabei auch, wie sich der Käufer bei der Einführung neuer Produkte verhält: Wer
ist Innovator, früher Abnehmer, gehört zur frühen Mehrheit, gehört zur späten Mehrheit, wer ist
Nachzügler?

Verhalten in In Unternehmer- und Behördenmärkten werden Komplettlösungen bevorzugt (auch einschließ-


­Unternehmer- und lich Finanzierung).
Behördenmärkten Zu beachten ist, wer an der Entscheidung mitwirkt (z. B. Betriebsrat, einzelne Verwender).

Wie entschieden wird,


was produziert werden soll
(Produkt- und
­Sortimentspolitik)
Produkt Jedes am Markt angebotene Gut bzw. jede Dienstleistung gilt im Marketing als ein Produkt.

Produktnutzen Entscheidend für den Käufer und für die Bewerbung ist der Produktnutzen. Es ist zwischen
Grundnutzen und Zusatznutzen (Geltungsnutzen und Erlebnisnutzen) zu unterscheiden.

Markt­positionierung Alle Nutzenaspekte gemeinsam dienen dazu, das Produkt am Markt zu positionieren und ihm eine
möglichst unverwechselbare Marktstellung (USP – „Unique Selling Proposition”) zu verschaffen.

Lebenszyklus Nach einer Einführungsphase kommt es zu Wachstum und Reife und schließlich zur Degenera-
von Produkten tion. Dauer und Verlauf von Lebenszyklen sind bei verschiedenen Produkten sehr unterschied-
lich.

Relaunch Geht der Lebenszyklus eines Produkts dem Ende zu, ist ein Neustart (Relaunch) durch Produkt-
variation möglich.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 29


Kapitel 8: Marketing

Produktions­programm Das Produktionsprogramm kann unterschiedlich breit und unterschiedlich tief sein.
●● Breite: Anzahl der erzeugten bzw. angebotenen Produktgruppen
●● Tiefe: Anzahl der erzeugten bzw. angebotenen Ausführungen eines einzelnen Produkts

Produktpolitik Im Rahmen der Produktpolitik sind folgende Maßnahmen zu unterscheiden:


Produktinnovation: Entwicklung neuer Produkte durch „Produktdifferenzierung“ oder „Produkt­
diversifikation“
●● Produktdifferenzierung: Das Sortiment wird durch Erhöhung der Programmtiefe erweitert
(z. B. mehr Motorvarianten, mehr Farben bei Pkw).
●● Produktdiversifikation: Die Programmbreite wird erhöht (z. B. werden neben Fernsehern und
DVD-Spielen in Zukunft auch Mobiltelefone produziert bzw. angeboten).
Produktvariation: Produkte werden im Zeitablauf verändert (Dieselmotor mit Partikelfilter statt
Dieselmotor ohne Partikelfilter).
Produktelimination: Ausscheiden von Produkten (auch im Rahmen einer Spezialisierung)
Zusatzleistungen, wie Beratung, Montage, Service, verlängerte Garantie, sind ebenfalls Teile der
Produktpolitik.

Preise und Konditionen


sind oft entscheidend
(Kontrahierungspolitik)
Einflussgrößen Es gibt verschiedene Einflussgrößen für die Preispolitik:
der Preispolitik
Der Spielraum für die Preisfestsetzung wird für die Unternehmer durch mehrere Faktoren be-
stimmt.
Angebot und Nachfrage werden oft als die wesentlichen Einflussfaktoren auf den Preis bezeich-
net. In der Praxis gibt es jedoch viele weitere Einflussgrößen.

Marktformen und Es gibt unterschiedliche Marktformen:


­Marktverhalten ●● viele Anbieter bzw. Nachfrager (Angebots- bzw. Nachfragepolypol)
●● einige Anbieter bzw. Nachfrager (Angebots- bzw. Nachfrageoligopol)
●● ein Anbieter bzw. Nachfrager (Angebots- bzw. Nachfragemonopol)
Und es gibt unterschiedliches Marktverhalten:
Nicht alle Monopolisten nützen ihre Marktstellung zur Gewinnmaximierung (d. h., das Marktver-
halten muss nicht nur durch die Marktform veranlasst sein). Die nationalen und internationalen
Kartellbestimmungen versuchen, Marktbeherrschung durch ein oder wenige Unternehmen zu
verhindern.

­Informationsstand der Der Markt ist bei vielen Produkten nicht „transparent“. Das heißt, Anbieter und Nachfrager ver­
­Marktteilnehmer fügen nicht über alle Informationen bezüglich der Preise, der Qualität und der Zuverlässigkeit
der Partner. Dies gilt vor allem für Dienstleistungen.

Präferenzen Käufer und Verkäufer haben oft eine Vorliebe (Präferenz) für einen bestimmten Partner. Käufer
bevorzugen bestimmte Lieferanten, bestimmte Marken (z. B. bei Autos) oder bestimmte Arten
der Bedürfnisbefriedigung (z. B. Inlandsurlaub statt Auslandsurlaub).

Preiselastizität Die Nachfrage kann elastisch oder unelastisch auf Preisänderungen reagieren:
●● elastische Nachfrage: Eine bestimmte prozentuelle Preisänderung bewirkt eine stärkere pro-
zentuelle Änderung der mengenmäßigen Nachfrage.
●● unelastische Nachfrage: Eine bestimmte prozentuelle Preisänderung bewirkt eine schwächere
prozentuelle Änderung der mengenmäßigen Nachfrage.
Bei einer unelastischen Nachfrage ist der Preisspielraum der Unternehmer höher (z. B. Medika-
mente, Benzin). Bei einer elastischen Nachfrage ist er geringer (z. B. Flugreisen).
Snob-Effekt, Mitläufer-Effekt und die Deutung eines hohen Preises als Qualitätsmaßstab führen
manchmal zu einer Absatzerhöhung bei hohen Preisen (z. B. Parfum, Designer­mode).

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 30


Kapitel 8: Marketing

die Preispolitik Die Preispolitik in der Praxis orientiert sich an verschiedenen Kriterien:
in der Praxis

kosten­orientiert Vor allem bei schwer vergleichbaren Gütern (z. B. Einzelanfertigungen) und Dienstleistungen
(Reparaturen etc.) ist die Preispolitik kostenorientiert.

konkurrenz­orientiert Bei Kleinbetrieben, die in Bereichen von Großbetrieben anbieten (z. B. kleine Bäcker, kleine Le-
bensmittelhändler), ist sie konkurrenzorientiert.
Konkurrenzorientierte Preispolitik gibt es auch bei Angebotsoligopolen (Lebensmittelketten,
Auto­erzeuger, Mobilfunkbetreiber).

nachfrage­orientiert Bei hoher Nachfrage werden die Preise erhöht, bei geringerer Nachfrage vermindert.

präferenz­orientiert Durch Preisaktionen wird versucht, Vorlieben für ein Produkt zu erzeugen.

Preisdifferen­zierung Durch Preisdifferenzierung werden unterschiedliche Preise in verschiedenen Märkten festgelegt


(z. B. räumlich: Inland, Ausland; zeitlich: Vor- und Hauptsaison; nach Abnehmern: privat und
gewerblich).

kalkulatori­scher Verschiedene Teile des S­ ortiments werden mit unterschiedlichen Aufschlägen auf die Kosten
Ausgleich belastet (z. B. Designermode und Konfektionsmode; Grundnahrungsmittel und Spitzenweine).

Konditionen­politik Skonto-, Rabatt- und Kreditpolitik (Verkauf auf Ziel) sowie die Auswahl der Lieferbedingungen
ergänzen die Preispolitik.

Wie das Produkt zum


Kunden kommt
(Distributionspolitik)
Distributions­politik Im Rahmen der Distributionspolitik sind zwei Fragen zu klären:
●● Wie soll der Absatzweg organisiert werden? Wo wird das Produkt angeboten?
●● Welcher Transportweg soll gewählt werden?

Absatzwege Im Hinblick auf die Absatzwege ist zu entscheiden, ob direkt oder indirekt abgesetzt wird.
(„akquisitorische Der direkte Absatz kann zentralisiert oder dezentralisiert organisiert werden.
Distribution“) Der indirekte Absatz erfolgt über Handelsvertreter, Kommissionäre, Groß- oder Einzelhändler.
Häufig werden verschiedene Absatzwege kombiniert.

Franchising Beim Franchising wird über selbständige Händler abgesetzt.

Transportwege Mit der Entscheidung über die Transportwege hängt auch die Entscheidung über die Lager­
(„Marketing-­Logistik“) haltung und die Servicebereitschaft zusammen.
Schnelle Transportwege (z. B. Flugzeug) und hohe Servicebereitschaft (z. B. ein umfangreiches
Ersatzteillager) sind wichtige Verkaufsargumente, verursachen jedoch zusätzliche Kosten.

Wie der Kunde


von ­unserem
­Angebot erfährt
(Kommunikationspolitik)
geworben wird Geworben wird nicht nur für den Absatz von Produkten und Dienstleistungen, sondern auch für
für alles ganze Unternehmen („Public Relations“), für gesellschaftliche Ziele (Gesundenuntersuchung,
Impfungen), politische Ziele (Wahlwerbung) und für die öffentliche Wohltätigkeit (Spenden­
aufrufe).

Werbeziele Werbeziele können ökonomisch (im Hinblick auf Marktanteil bzw. Umsatzhöhe) oder außer­
ökonomisch (im Hinblick auf Werbeberührung, -beeindruckung, -erinnerung bzw. auf die Be-
kanntheit von Marken und Produkten) formuliert und kontrolliert werden.

Werbeobjekte Werbeobjekte sind Einzelprodukte, Produktgruppen, ganze Unternehmen, branchengleiche Un-


ternehmen (Sammelwerbung), Unternehmen verschiedener Branchen (Verbundwerbung).

Werbesubjekte Werbesubjekte sind die Personen der Zielgruppe.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 31


Kapitel 8: Marketing

Werbebotschaft Die Werbebotschaft kann den Grundnutzen oder den Zusatznutzen bewerben. Sie soll die USP
(Unique Selling Proposition) stärken.

Werbemittel Werbemittel (Werbeträger) sind:


(Werbeträger) ●● Anzeigen (Zeitungen, Telefonbücher, Veranstaltungsprogramme)
●● TV- und Radiospots (Fernsehen, Hörfunk)
●● Plakate (Plakatwände, Plakatsäulen)
●● Werbebriefe, Flugblätter, Kataloge (Post, gewerbsmäßige Verteiler, Zeitungsbeilage)
●● Internetwerbung
●● Social-Media-Marketing in sozialen Netzwerken wie z. B. Facebook

Kriterien der Kriterien der Medienauswahl sind die räumliche und die qualitative Reichweite sowie der Nut-
­Medienauswahl zungspreis (z. B. der Tausenderpreis).

zeitliche Der Werbeeinsatz kann zeitlich unterschiedlich verteilt werden:


­ erteilung des
V ●● zyklisch (knapp vor der Saison, in der Saison, bei steigenden Umsätzen) – das ist die häufigste
­Werbeeinsatzes Form
●● antizyklisch (außerhalb der Saison, bei sinkenden Umsätzen) – meist nur zur Verlängerung
einer Absatzperiode

Werbebudget Das Werbebudget kann nach folgenden Methoden festgelegt werden:


●● als Prozentsatz vom Umsatz oder Gewinn abhängig
●● nach der Konkurrenz-Paritätsmethode (Man wirbt, wenn auch die Konkurrenz wirbt.)
●● werbezielabhängig (selten)

Werbeerfolgskontrolle Der Werbeerfolg wird an ökonomischen oder außerökonomischen Zielen kontrolliert. Außer­
ökonomische Ziele können nur durch Befragungen kontrolliert werden (vgl. dazu den Abschnitt
über die Marktforschung).

Sales Promotion Weitere Maßnahmen der Absatzförderung (außer der Werbung) sind:
Verkaufsförderung durch:
●● Verkäuferschulung und Verkaufswettbewerbe
●● Förderung der Handelsbetriebe durch Warenpräsentationen, Händlerschulungen, Displays

Public Relations Steigerung des Bekanntheitsgrads des Unternehmens z. B. durch Pressekonferenzen, unbezahlte
und bezahlte Presseberichte, Tage der „offenen Tür“, Events und Sponsoring

persönlicher Psychologisch richtig geführte Verkaufsgespräche zählen ebenfalls zur Kommunikationspolitik


­Verkauf eines Unternehmens.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 32


Kapitel 9: Material- und Warenwirtschaft

Kapitel 9: Material- und Warenwirtschaft


Was macht die
Materialwirtschaft?
Aufgaben der Die Materialwirtschaft versorgt das Unternehmen mit allen nötigen Gütern und Leistungen.
Material­wirtschaft Dabei fallen folgende Tätigkeiten an:
●● Beschaffen
●● Lagern
●● Verteilen
●● Entsorgen

Zielsetzungen der Die nötigen Güter und Leistungen sollen


Material­wirtschaft ●● in der richtigen Qualität,
●● in der richtigen Menge,
●● zum richtigen Zeitpunkt,
●● am richtigen Ort,
●● unter Minimierung der Kosten sowie
●● unter Berücksichtigung ethischer Überlegungen
zur Verfügung stehen.

Zielkonflikte in der Entscheidungen in der Materialwirtschaft gleichen die widersprüchlichen Ziele der
Materialwirtschaft ●● Versorgungswirtschaftlichkeit und der
●● Versorgungssicherheit
aus.

Bedeutung der Im aktuellen Wettbewerb ist es leichter, Gewinne über Kostensenkungen in der Materialwirt-
Material­wirtschaft schaft zu erzielen als über Umsatzsteigerungen.

Beschaffung planen,
durchführen,
­kontrollieren
Aufgaben der Die Aufgaben der Beschaffung gliedern sich in verschiedene Bereiche:
­Beschaffung ●● Beschaffungsplanung
●● Beschaffungsdurchführung
●● Beschaffungskontrolle

Beschaffungs­politik WAS wird eingekauft?


Abgestimmt auf das Produktionsprogramm bzw. das Sortiment muss entschieden werden, wel-
che Güter und Dienstleistungen in welcher Menge gekauft werden.
WER kauft ein?
Dabei wird entschieden, ob auf betriebseigene oder betriebsfremde Einkäufer zurückgegriffen
wird.
WO wird eingekauft?
Dabei wird entschieden, ob die Güter direkt vom Produzenten oder indirekt über den Handel
eingekauft werden.
WIE ist der Einkauf organisiert?
Dabei wird entschieden, ob die Güter zentral oder dezentral beschafft werden.

Beschaffungs- Die Beschaffungsmarktforschung liefert die nötigen Informationen, um die Fragen der Beschaf-
marktforschung fungspolitik zu beantworten.

Beschaffungs­prinzipien Beschaffungsprinzipien: Vorratsbeschaffung, Einzelbeschaffung (Beschaffung bei Bedarf) oder


absatz- bzw. fertigungssynchrone Beschaffung

Vorratsbeschaffung Die Vorratsbeschaffung verursacht hohe Lagerkosten, andererseits wird die Liefer- und Produkti-
onsbereitschaft gesichert.

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 33


Kapitel 9: Material- und Warenwirtschaft

Einzelbeschaffung Die Einzelbeschaffung (Beschaffung bei Bedarf) verursacht geringe Lagerkosten. Sie ist vor allem
(Beschaffung bei Bedarf) bei der Auftragsfertigung, aber auch bei manchen Konsumgütern (z. B. Möbel, Autos mit Spezial-
ausstattung) üblich.

absatz- bzw. Die absatz- bzw. fertigungssynchrone Beschaffung („just in time“) ist kostenoptimal. Bei schwan-
­fertigungssynchrone kendem Bedarf ist sie schwer zu realisieren. Zulieferer von Großbetrieben werden meist vertraglich
Beschaffung zu „just in time“-Lieferungen verpflichtet.
(„just in time”)

Beschaffungsmenge Werden kleine Mengen öfter bestellt, sinken die Lagerhaltungs- und Beschaffungskosten. Die
Kosten für die gesamte Bestellung sind geringer, die Kosten pro Artikel sind jedoch höher als bei
der Bestellung großer Mengen.
Werden größere Mengen seltener bestellt, steigen die Lagerhaltungs- und Bestellkosten, jedoch
werden die Preise pro Artikel günstiger.

Beschaffungs­termine Zur Bestimmung des Bestellzeitpunktes stehen das Bestellpunktsystem, das Bestellrhythmussy-
stem und das Optionalsystem zur Wahl.
●● Beim Bestellpunktsystem wird bestellt, wenn eine bestimmte Mindestmenge (Meldebestand)
erreicht ist.
●● Beim Bestellrhythmussystem wird in bestimmten Zeitabständen bestellt, die Menge ergibt
sich aus dem Verbrauch – das Lager wird aufgefüllt.
●● Beim Optionalsystem wird in bestimmten Zeitabständen bestellt. Wird der Mindestbestand
(Meldebestand) vorher erreicht, wird früher bestellt.

Beschaffungsdurchführung Bei der Lieferantenauswahl sind verschiedene Kriterien zu berücksichtigen: Qualität, Preis, Lie-
(Liefe­rantenauswahl) ferzuverlässigkeit, Nebenleistungen etc.

aktive und passive Durch aktive und passive Preis- und Konditionenpolitik können beschaffende Unternehmen Ein-
Preis- und fluss auf Beschaffungspreis, Rabatte, Liefer- und Zahlungsbedingungen und eventuell auf Kre-
­Kondi­tionenpolitik ditgewährung nehmen bzw. diesbezüglich geeignete Lieferanten auswählen.

Beschaffungs­kontrolle Im Rahmen der Beschaffungskontrolle wird bei der Waren- und Materialannahme kontrolliert,
ob die Lieferung mit der Bestellung (Menge, Preis, Qualität und Termin) übereinstimmt.

Lagern, Verteilen,
Entsorgen
Lagerfunktion Lager können grundsätzlich vier Funktionen erfüllen:
●● Ausgleichsfunktion: um Schwankungen in der Nachfrage auszugleichen
●● Sicherungsfunktion: um sich vor Lieferschwankungen beim Bezug von Gütern abzusichern
●● Spekulationsfunktion: Das Lager wird vor erwarteten Preissteigerungen oder Qualitätsverän-
derungen aufgefüllt.
●● Umformungsfunktion: Durch die Lagerung erfolgt die Fertigstellung bzw. eine Qualitätsstei-
gerung des Produktes.

Lagerarten Die Unterteilung der Lagerarten erfolgt nach den betrieblichen Leistungsbereichen, in denen
sich die zu lagernde Ware befindet. Dabei unterscheidet man: Beschaffungslager, Fertigungsla-
ger, Absatzlager.

Lager­organisation Eine gute Lagerorganisation gewährleistet


●● das schnelle Auffinden der gelagerten Güter,
●● die gute Ausnützung der Lagerflächen und
●● das Vermeiden von Schwund und Verderb (z. B. Melden des Ablaufdatums).
Weitere Anforderungen:
●● Erhaltung von Transport- und Stapeleinheiten
●● Kontrolle unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 34


Kapitel 9: Material- und Warenwirtschaft

Lagerordnung Für die Lagerordnung gibt es folgende Systeme:


●● Festplatzsystem oder
●● Freiplatzsystem (chaotische Lagerhaltung)

zentrales oder Lager können zentral oder dezentral angelegt sein. Zentrale Lager
dezentrales Lager ●● ermöglichen geringere Lagerbestände, bessere Raumausnützung, wirtschaftlicheren Perso-
naleinsatz,
●● verursachen jedoch höhere Verteilungskosten, vor allem durch den körperlichen Transport
der Güter, und vermindern die Lieferbereitschaft in den Teilbetrieben oder Filialen.
Die Vor- und Nachteile sind bei der dezentralen Lagerung genau umgekehrt.

Entsorgung Die Entsorgung soll die umweltschonende und kostengünstige Beseitigung des Abfalls sicher­
stellen.

Die Materialwirtschaft
optimieren
ABC-Analyse Bei der ABC-Analyse erfolgt die Einteilung der Lagergüter nach Lagerwert und Lagermenge,
wobei unter A-Gütern jene Güter mit dem höchsten Lagerwert zu verstehen sind. Auf diese soll
das Hauptaugenmerk der Beschaffungs-, Lagerhaltungs- und Kontrolltätigkeit gerichtet werden.

Kosten der Die Kosten der Materialwirtschaft setzen sich aus folgenden Kostenarten zusammen:
Materialwirtschaft ●● Beschaffungskosten (Einstandspreis zuzüglich Bestellkosten)
●● Lagerhaltungskosten (Kapitalbindungskosten, Lagerraumkosten, Lagerpersonalkosten,
Schwund etc.)
●● Fehlmengenkosten (Gewinnentgang, Goodwillverlust, Konventionalstrafen etc.)

Kennzahlen der Zur Steuerung der Materialwirtschaft werden Kennzahlen eingesetzt. Die wichtigsten sind:
Materialwirtschaft ●● Kennzahlen der Beschaffung
Materialintensität
cc
Kosten pro Bestellung
cc
●● Kennzahlen der Lagerhaltung
Lagerumschlagshäufigkeit
cc
Lagerdauer
cc
Lieferbereitschaft (Servicegrad)
cc

Maturawissen Betriebswirtschaft Band 1 – Sammelmappe 35

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