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Dr.

Michael Aulbach Historisch-Sozialkundliches Basismodul

Wirtschaftssysteme – Definition
Als Wirtschaftssystem wird die Gesamtheit des Wirtschaftslebens in einem Land
(Volkswirtschaft) bezeichnet. Es geht also um die vorherrschende Art der Ordnung in einer
Volkswirtschaft.

Das Funktionieren von Wirtschaftssystemen ist vor allem vor dem Hintergrund der
Knappheit von Gütern besonders wichtig. Nur so können gesellschaftliche Bedürfnisse
befriedigt werden. Aufgrund der knappen Ressourcen müssen in einem Wirtschaftssystem
einige Entscheidungen getroffen werden:

1. Welche Waren sind zu produzieren?


2. Wie viel ist von den jeweiligen Waren zu produzieren?
3. Wie stellt man diese Waren her?
4. Für wen wird produziert?

Um diese grundlegenden wirtschaftlichen Fragen zu beantworten, schafft jede Gesellschaft


Mittel. Diese Einheit bezeichnet man als Wirtschaftssystem. Das Wirtschaftssystem einer
Gesellschaft bestimmt also, wie die Gesellschaft ihre wirtschaftlichen Fragen beantwortet.

Es existieren drei verschiedene Wirtschaftssysteme:

• Freie Marktwirtschaft
• Soziale Marktwirtschaft
• Zentrale Planwirtschaft

Die Unterschiede der Wirtschaftssysteme liegen darin, ob die Wirtschaft vom Staat gesteuert
wird und ob Produktionsgüter privat- oder öffentliches Besitztum sind.

Das Wirtschaftssystem wird durch viele Faktoren beeinflusst und die Wahl des
Wirtschaftssystems bzw. das in einer Volkswirtschaft vorherrschende Wirtschaftssystem ist
abhängig von der jeweiligen Wirtschaftspolitik. Eine Planwirtschaft zum Beispiel ist in
Ländern, in denen eine Demokratie die politische Ordnung ist, eher unwahrscheinlich.
Umgekehrt ist eine Marktwirtschaft in Ländern sehr unwahrscheinlich, in denen die
Volkswirtschaft zentral verwaltet wird.

Warum das so ist, verstehst du, wenn du dir die einzelnen Wirtschaftssysteme genauer
angeschaut hast.

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Wirtschaftssysteme im Vergleich
Freie Marktwirtschaft

Dieses Wirtschaftssystem findest du vor allem in vielen westlichen Länder.

Die freie Marktwirtschaft basiert auf dem Liberalismus. Hier wird der Markt von Angebot
und Nachfrage reguliert und es existieren keine staatlichen Eingriffe. Bei einer freien
Marktwirtschaft haben die Marktteilnehmer das Recht, sich frei entfalten zu können.

Bei diesem Wirtschaftssystem sind zwei Aspekte besonders relevant:

• Individuelle Freiheit
• Recht auf Privateigentum

Dabei stellt das Privateigentum die Basis dar, um die Freiheit einzelner Individuen zu
gewährleisten. Damit geht einher, das Maximum aus dem wirtschaftlichen Handel
herauszuholen.

Bei einer freien Marktwirtschaft geht man davon aus, dass der Markt sich selbst steuert.
Angebot und Nachfrage sorgen für eine effiziente Preisbildung und es sind keine Eingriffe
vom Staat notwendig. Die Verteilung und Bepreisung von Gütern regeln sich also von ganz
allein.

Ein weiteres Merkmal einer freien Marktwirtschaft ist ein freier Wettbewerb. Subventionen
werden daher sehr kritisch gesehen, denn diese führen zu Verzerrungen von Angebot oder
Nachfrage. Dadurch würde verhindert werden, dass der Markt sich selbst regeln kann. Daher
sollte sich der Staat in einer freien Marktwirtschaft eher im Hintergrund halten, da es hier
nicht im Aufgabenbereich des Staates liegt, wirtschaftlich zu handeln.

Als Subventionen werden Gelder bezeichnet, mit denen der Staat Betriebe oder
Wirtschaftszweige unterstützt.

Die freie Marktwirtschaft findest du z. B. in Ländern wie Singapur, Neuseeland, Australien,


der Schweiz oder Irland.

Freie Marktwirtschaft – Vor- und Nachteile

Vorteile Nachteile
Gewinnanreiz Entstehung von Monopolen
Produktinnovationen Starke Konjunkturschwankungen
Individuelle Entfaltung Wenig öffentliche Güter
Freie Entscheidung über Arbeitsplatz Unterschiede im Einkommen
Breites Angebot von Gütern Höhere Arbeitslosenquote
Fehlende soziale und arbeitsrechtliche Regelungen

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Planwirtschaft
Bei der Planwirtschaft handelt es sich um ein Wirtschaftssystem mit hierarchischem
Aufbau. Hier geschieht die Koordination der Wirtschaft zentral durch den Staat. Er
steuert alle ökonomischen Prozesse über Gesamtpläne. Diesen Gesamtplänen, die in der
Regel jedes oder alle fünf bis sieben Jahre erlassen werden, haben sich alle Unternehmen und
Haushalte zu unterstellen. Das Ziel hierbei ist es, durch Ressourcenallokation für eine
gerechte Verteilung von Arbeit, Kapital und Boden zu sorgen. Dafür erstellt die staatliche
Planungskommission eine Bedarfsprognose der gesamten Volkswirtschaft. In ihr werden
gesellschaftliche Bedürfnisse ermittelt, Produktionsfaktoren zugewiesen, sowie Löhne und
Preise festgelegt. Da jeder Betrieb strikte Anweisungen zur Art und Menge seiner Güter und
Dienstleistungen hat, gibt es bei der Planwirtschaft keinen Wettbewerb und somit kein
Modell von Angebot und Nachfrage . Sie bildet also das Gegenstück zur freien
Marktwirtschaft .

Planwirtschaft Merkmale
Das wichtigste Merkmal der Zentralverwaltungswirtschaft ist die alleinige Kontrolle des
Staates über den Markt mittels Jahresplänen. In diesen wird der gesamte Bedarf der
Volkswirtschaft durch zentrale Instanzen festgelegt. Um die Durchsetzung der Pläne zu
ermöglichen, muss eine Verstaatlichung der Produktionsmittel stattfinden, so geht nämlich
das Bestimmungsrecht über Maschinen, Rohstoffe etc. vom Unternehmer an den Staat über.
Man spricht in dem Sinne auch vom sogenannten Kollektiveigentum. Ein weiteres Merkmal
ist die eingeschränkte Berufswahl, denn auch der Arbeitsmarkt wird bei der Planwirtschaft
zentral geregelt. Verallgemeinert kann man sagen, dass im planwirtschaftlichen Modell der
Regierung die Koordination durch staatliche Verwaltung extrem erleichtert wird. Dafür wird
der Freiheit des Individuums im Gegenzug eine untergeordnete Bedeutung zugewiesen.

Planwirtschaft Auswirkung
Auswirkungen auf Unternehmen

Durch die Verstaatlichung von Produktionsmitteln verlieren Unternehmer jegliches


Entscheidungsrecht über die Produktion. Zudem gibt es keine Konkurrenz, schließlich wird
durch die zentral festgelegten Preise und Mengen der Wettbewerb komplett blockiert. Auch
die Bestimmung fester Löhne ist Bestandteil von Gesamtplänen. Unternehmer und
Angestellte werden also unabhängig von ihrer Leistung bezahlt. Folglich gibt es keine
Gewinnanreize, was zur Senkung der Produktqualität und zur Stagnation des
Fortschritts führt.

Auswirkung auf Haushalte

Das beschränkte Angebot in einer Planwirtschaft wirkt sich vor allem auf den Konsumenten
aus. Dieser darf zwar entscheiden, wofür er sein Geld ausgibt, muss aber damit rechnen, dass
er das Produkt zu seinem gewünschten Zeitpunkt oder in seiner gewünschten Menge nicht

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erwerben kann. Wenn sich der Staat beispielsweise entscheidet Einnahmen, die ursprünglich
für die Landwirtschaft vorgesehen waren, nun doch in die Industrie zu investieren, bedeutet

das für den einfachen Bürger, dass er mit einem Rückgang des Angebots an Brot, Fleisch,
Obst, Bier usw. rechnen muss. Eine weitere Einschränkung gibt es bei der Berufswahl. Um
die Arbeitslosenquote gegen Null laufen zu lassen, bedarf es auch auf dem Arbeitsmarkt
Vorgaben zur Anzahl der Arbeitsstellen in einem Bereich. Für das Individuum hat das
insofern Folgen, dass man zwar relativ sicher eine Beschäftigung findet, man diese aber nicht
frei wählen kann.

Auswirkung auf den Staat

Der Staat hält alle Fäden in der Hand. Er bestimmt über Produktion, da alle
Produktionsmittel ihm gehören, über Konsum, via Preisänderungen und über die
Verwendung der Arbeitskräfte. Dieser kontrollartige Einfluss bietet dem Staat
Planungssicherheit, um beispielsweise für ein stabiles Preisniveau und für einen nahezu
perfekten Beschäftigungsgrad zu sorgen, entmündigt aber die Gesellschaft.

Planwirtschaft Vor- und Nachteile


Heutzutage ist die Planwirtschaft nahezu ausgestorben, sie existiert nur noch in sozialistischen
Ländern wie Nordkorea und Kuba. Warum hat sich aber die marktwirtschaftliche
Wirtschaftsordnung gelegentlich durchgesetzt? Dazu betrachten wir am besten die Vor- und
Nachteile einer Zentralverwaltungswirtschaft!

Vorteile

• Die Vermeidung von Konjunkturschwankungen


• Das Ziel der Gleichbehandlung
• Eine gerechte Verteilung von Ressourcen
• Die Abschaffung von Klassenkonflikten
• Nahezu keine Arbeitslosigkeit
• Eine leichtere Vorhersehbarkeit von Ergebnissen

Nachteile

• dem stagnierenden Fortschritt. Ohne Wettbewerb gibt es nämlich keinen Grund für
Innovationen
• den mangelnden Leistungsanreizen
• der Inflexibilität des Systems und den gravierenden Problemen bei Planungsfehlern
• den Einschränkungen der Unternehmen und Haushalte in Konsum, Produktion und
Arbeitsplatzwahl
• der unrechtmäßigen Bereicherung des Staates
• der vielen Bürokratie, Korruption und Vetternwirtschaft

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Wirtschaftssysteme – Funktion
Nun hast du schon einige Wirtschaftssysteme kennengelernt. Aber was sind eigentlich die
Funktionen von Wirtschaftssystemen?

Wirtschaftssysteme befassen sich hauptsächlich mit der Knappheit der Güter in


Zusammenhang mit der Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse. Diese beiden
Faktoren fordern eine Problemlösung. Der hauptsächliche Zweck von Wirtschaftssystemen ist
also die Regulierung von Güterverteilung, -erstellung und -verbrauch. Dabei sind die
Befriedigung von privatem und öffentlichem Bedarf die Orientierungsgrundlage.

Wirtschaftssysteme - Das Wichtigste


• Wirtschaftssysteme bezeichnen die Gesamtheit des Wirtschaftslebens einer
Volkswirtschaft.
• Wirtschaftssysteme sind wichtig, damit gesellschaftliche Bedürfnisse trotz knapper
Ressourcen befriedigt werden.
• Die freie Marktwirtschaft zielt auf die Freiheit des Einzelnen und das Recht auf
Privateigentum ab.
• Bei der freien Marktwirtschaft gilt die Annahme, dass sich der Markt von allein
reguliert.
• Die Grundlage der Sozialen Marktwirtschaft ist die Freie Marktwirtschaft, mit dem
Unterschied, dass es hier auch Eingriffe des Staates in die Wirtschaft gibt.
• Bei der Planwirtschaft werden Güter und knappe Produktionsfaktoren zentral
verwaltet und eingeteilt (Entscheidungen werden von übergeordneten Instanzen,
meistens dem Staat, getroffen)

Häufig gestellte Fragen zum Thema Wirtschaftssysteme


Es gibt viele verschiedene Wirtschaftssysteme, die sich hinsichtlich der Eigentumsrechte und
der Eingriffe durch den Staat unterscheiden. Die wichtigsten Wirtschaftssysteme sind die freie
Marktwirtschaft, die soziale Marktwirtschaft und die Planwirtschaft (auch Zentralwirtschaft
genannt).

Unter Wirtschaftssystemen versteht man die Gesamtheit des Wirtschaftslebens eines Landes
bzw. einer Volkswirtschaft.

Deutschland verfolgt eine soziale Marktwirtschaft. Diese baut auf den Grundsätzen der freien
Marktwirtschaft auf, Eingriffe durch den Staat sind jedoch zulässig.

Wirtschaftssysteme sind dazu gemacht, um die Knappheit der Güter im Zusammenhang mit
der Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse zu regeln. Dabei funktionieren verschiedene
Wirtschaftssysteme auch unterschiedlich. In manchen Volkswirtschaften geht man davon aus,
dass sich aufgrund von Angebot und Nachfrage ein Gleichgewicht einpendelt, in manchen
Volkswirtschaften sind Eingriffe des Staats zulässig und in anderen Volkswirtschaften werden
Güter und knappe Produktionsfaktoren komplett von übergeordneten Instanzen verwaltet.

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