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Beschreibung

Lehrstuhl für Bauprozessmanagement Prof. Dr.-Ing. Konrad Nübel, Technische Universität München

• Skript: Em. Prof. Dr.-Ing. Josef Zimmermann


• angepasst (2021) für: Prof. Dr.-Ing Konrad Nübel
Inhaltsverzeichnis

1. Definition und Bezeichnungen


1.1. Definitionen
1.2. Bezeichnungen

2. Vetragliche Regelungen
2.1. Bauumständesoll
2.2. Sphären von Auftraggeber und Auftragnehmer

3. Detaillierung der Terminplanung


3.1. Terminplanung - Termincontrolling
3.2. Terminrahmen
3.3. Projektterminplan
3.4. Detailterminplan
3.5. Termincontrolling

4. Detaillierung der Ablaufplanung


4.1. Ablaufplanung - Ablaufcontrolling
4.2. Produktionsplanung - Detailablaufplanung

5. Ablaufcontrolling
5.1. Regelkreis des Termin- und Ablaufcontrollings
5.2. Bauzeitverzehr
5.3. Bauzeitprognose

6. Beispiel
6.1. Projektstruktur
6.2. Projektstrukturplan
6.3. Produktionsplanung
6.4. Vertragsablaufplan
6.5. Prognoseablaufplan
6.6. Abnahmeablaufplan

7. Praktische Umsetzung
7.1. Steigende Anforderungen an das Projektmanagement
7.2. Bauen im Bestand, Umbau unter Betrieb

8. Prognoseablaufplanung – Beispiel
8.1. Beispielfall A
8.2. Beispielsfall B
8.3. Beispielsfall C
1. Definition und Bezeichnungen
1.1. Definitionen

Definition Baubeginn [BI,t0]:

Beginn der Leistungserbringung auf dem Baufeld.

Definition Bauzeit [DI,t0 bzw. DI,St bzw. DSR bzw. DPE,prog.]:

Die Bauzeit wird zum Stichtag im Ist festgestellt und auf das Projektende jeweils zum Stichtag prognostiziert. Dabei werden die Einflüsse auf die
Vertragsfristen aus der Sphäre des Auftraggebers und aus möglichen Verzügen aus der Sphäre des Auftragnehmers getrennt betrachtet.

Definition Bauzeitprognose [BP]:

Die Bauzeitprognose [BP] ist der Quotient aus der bereits verbrauchten Bauzeit per Stichtag [DSt], d.h. der Ist-Bauzeit DIst, und der
prognostizierten Bauzeit bis zum prognostizierten Projektende [Dt0,prog. bzw. DPE,prog. bzw. DSR,prog.] in Prozent.

Definition Bauzeitverzehr [BV]:

Der Bauzeitverzehr [BV] ist der Quotient aus der bereits verbrauchten Bauzeit per Stichtag [DSt], d. h. der Ist-Bauzeit DIst, und der Vertragsfrist bis
zum Projektende [DI,t0 bzw. DI,St bzw. DSR] in Prozent.

Definition Berichtsstichtag:

Der Berichtsstichtag ist ein bestimmter Betrachtungszeitpunkt des Projektes. Zum Berichtsstichtag wird sowohl die Vergangenheit in Form der
Ermittlung des physischen Bautenstandes und der einschlägigen Kosten als auch die zum Berichtsstichtag geltende Prognose der zukünftigen
Entwicklung des Projektes hinsichtlich von Terminen, Qualitäten und Kosten in Berichten dargestellt.

Definition Betrachtungszeitpunkte – Betrachtungszeiträume:

per Stichtag: Zeitraum von Projektbeginn bis zum jeweiligen Berichtsstichtag

per Projektende: Zeitraum vom Stichtag bis zum aktuell prognostizierten Projektende

Definition Fertigstellungstermin [FTI,t0 bzw. FTI,St bzw. FTSR bzw. FTPE,prog.]:

Der Fertigstellungstermin [FTI,t0] ist der mit Vertragsabschluss vereinbarte Zeitpunkt der Vertragserfüllung [FTI,t0] (Vertragsfrist) gemäß VOB/B, §5
bzw. durch den Auftraggeber neu festgelegte Fertigstellungstermin [FTI,St bzw. FTSR] gemäß VOB/B, §6.2.

Definition Ist:

Das Ist (Bauist) beschreibt den tatsächlich eingetretenen Grad (Zustand) der physischen Erstellung des Bauwerkes hinsichtlich der zugehörigen
Kosten, Termine, Dauern und Qualitäten im Rahmen der Projektabwicklung.

Definition Produktionsgeschwindigkeit [VPSt]:

Die Produktionsgeschwindigkeit [VPSt] ist der Quotient aus den Herstellkosten zum Stichtag zum gewählten Stichtag [HKSt] und der bereits
verbrauchten Bauzeit per Stichtag [DSt], d. h. der Ist-Bauzeit DIst.

Definition Projektende:
Zeitpunkt der letzten Aktivität der Bauausführung im Rahmen des betrachteten Projektes. Wir synonym zu Fertigstellungstermin verwendet.
Danach kommt der Unternehmensprozess Gewährleistung.

Definition Verlängerung aus der Sphäre des AG [VDAG]:

Verlängerung infolge Behinderung gemäß VOB/B, §6.2.

Definition Verlängerung aus der Sphäre des AN [VDAN]:

Verlängerung infolge Verzug gemäß VOB/B, §5.

Definition Verlängerung der Bauzeit [VD]:

Differenz zwischen der ursprünglichen vertraglichen Ausführungsfrist und der tatsächlichen Fertigstellung.

Definition Verlängerung infolge der vom AN geforderten Ausführungsfrist [VDII]:

Bewertete und geforderte, aber noch nicht genehmigte Verlängerung der Ausführungsfrist. Nach der Genehmigung wird sie zur Verlängerung der
Vertragsfrist.

Definition Verlängerung der Vertragsfrist [VDI,t0 bzw. VDI,St bzw. VDSR]:

Ausführungsfristen werden verlängert, soweit sie durch eine Behinderung verursacht werden, d. h. durch einen Umstand aus dem Risikobereich
des Auftraggebers.

Definition Vertragsende:

Zeitpunkt der letzten Aktivität im Rahmen des betrachteten Projektes einschließlich der Vertragsfrist für Mängelhaftung.

Definition Vertragsfrist [DI,t0 bzw. DI,St bzw. DSR]:

Die Vertragsfrist [DI,t0 bzw. DI,St bzw. DSR] ist die mit Vertragsabschluss vereinbarte Dauer der Vertragserfüllung bis zum vereinbarten
Fertigstellungstermin [DI,t0] VOB/B, §5 bzw. durch den Auftraggeber verlängerte Vertragsfristen [DI,St bzw. DSR] gemäß VOB/B, §6.2.

Definition Zwischentermin [ZTI,t0 bzw. ZTI,St]:

Ein Zwischentermin [ZTI,t0] ist der mit Vertragsabschluss vereinbarte Zeitpunkt der Vertragserfüllung [ZTI,t0] für einen vertraglich bestimmten Teil
der Gesamtleistung gemäß VOB/B, §5 bzw. durch den Auftraggeber neu festgelegte Zwischentermine [ZTI,St] gemäß VOB/B, §6.2.
1.2. Bezeichnungen

DI,t0 Vertragsfrist

DPE,prog. Prognostizierte, unbeschleunigte Gesamtbauzeit zum Stichtag

DPE,prog.,beschl. Prognostizierte, beschleunigte Gesamtbauzeit zum Stichtag

VD Verlängerung der Bauzeit

EKTSt,t0 vertragliche EKT zum Stichtag

EKTbeschl. Kosten der Beschleunigungsmaßnahme

EKTSt EKT zum Stichtag

PGKSt PGK zum Stichtag

HKSt HK zum Stichtag


EKT = Einzelkosten Teilleistungen
HKSt,beschl. HK zum Stichtag unter Berücksichtigung der Kosten der Beschleunigung
HK = Herstellkosten
EKTPE,t0 vertragliche EKT zum Projektende PGK = Projektgesamtkosten?
HK=PGK?
EKTPE,prog. Prognostizierte, unbeschleunigte EKT zum Projektende
BGK = Baustellengemeinkosten
EKTPE,prog.,beschl. Prognostizierte, beschleunigte EKT zum Projektende

PGKPE,t0 vertragliche PGK zum Projektende


PGK = EKT + BGK

PGKPE,prog. Prognostizierte, unbeschleunigte PGK zum Projektende

PGKPE,prog.,beschl. Prognostizierte, beschleunigte PGK zum Projektende

HKPE,t0 vertragliche HK zum Projektende

HKPE,prog. Prognostizierte, unbeschleunigte HK zum Projektende

HKPE,prog.,beschl. Prognostizierte, beschleunigte HK zum Projektende

FG Fertigstellungsgrad

FGbeschl. Fertigstellungsgrad unter Berücksichtigung der Beschleunigung

L Leistung

Lbeschl. Leistung unter Berücksichtigung der Beschleunigung

BV Bauzeitverzehr

BP Bauzeitprognose

BPbeschl. Bauzeitprognose unter Berücksichtigung der Beschleunigung


VD = Verlängerung der Vertragsfrist durch
Arbeitgeber AG oder Arbeitnehmer AN

D i,t0 = Vertragsfrist

Abbildung 2-1: Bezeichnungen im Projektverlauf


2. Vetragliche Regelungen
Bausoll = Bauinhalt (was?) + Bauumstände(wie?-> Terminplan)

2.1. Bauumständesoll

Mit Vertragsabschluss wird das „Bausoll“ von Auftraggeber und Auftragnehmer festgelegt. Dabei handelt es sich einerseits um den „Bauinhalt“,
also dem „Was“ gebaut wird, der u. a. durch das Leistungsverzeichnis und die dem Vertrag als Anlage beigefügte Planung bestimmt ist, anderer-
seits um die „Bauumstände“, also dem „Wie“ gebaut wird, die durch den Auftraggeber u. a. in Terminplänen durch die Beschreibung des Baufeldes
mit Zugangsmöglichkeiten sowie auch den durch den Auftraggeber gesetzten Rahmenbedingungen definiert sind.

Der Auftragnehmer (AN) hat seinen Produktionsprozess innerhalb der vertraglich vorgesehenen Rahmendaten zu planen und durchzuführen.
Sofern sich die Bauumstände gegenüber den Vertragsfestlegungen ändern, spricht man von Störungen. Störungen sind also unplanmäßige
Einwirkungen auf den vertragsgemäß vom AN geplanten Produktionsprozess.

Mit dem Werkvertrag werden Vertragsfristen vereinbart. Dem Auftragnehmer kommt im Zuge seiner Angebotsbearbeitung eine Prüfpflicht auch
hinsichtlich der Vertragsfristen zu. Gibt der Auftraggeber Ausführungsfristen vor, muss der Bieter, d. h. der zukünftige Auftragnehmer, bei der
Bearbeitung seines Angebotes darauf achten, dass er seine Verfahrenstechnik und seine Kapazitätsdispositionen hinsichtlich Bauausführung und
Planung bzw. Planungskoordination sowie Aus-schreibung der an Nachunternehmer zu vergebende Gewerke einschließlich der Vergabe so
einrichtet und kostenmäßig bewertet, dass er die Leistung in der vertraglich vorgesehenen Zeit (Vertragsfrist) auch erbringen kann.

Im Rahmen der Projektrealisierung wird die gesamte erforderliche Bauleistung in einem Projekt-strukturplan zur effektiveren Abwicklung und
Steuerung in einzelne Teilaufgaben und Arbeitspakete unterteilt. Die Aufteilung kann objektorientiert, z.B. nach Bauabschnitten und Geschossen,
funktionsorientiert, nach Tätigkeiten, oder auch gemischtorientiert, nach Funktionen und Objekt erfolgen. Arbeitspakete bündeln verschiedene
Tätigkeiten, die sachlich zusammenhängen, wie das Arbeitspaket „Hülle“, wozu die Fassaden-, Dach- und Fensterarbeiten gehören.

Die Arbeitspakete aus dem Projektstrukturplan werden dann weiter je nach Gewerken und darin erforderlichen Leistungen in Prozesse und
Vorgänge aufgeteilt. Ein Prozess lässt sich anhand verschiedener Merkmale definieren. Jeder Prozess hat eine bestimmte Dauer und einen
Prozessverantwortlichen, der für den Ablauf, die Prozesskosten und den Erfolg verantwortlich ist. Ein Prozess benötigt Inputfaktoren, um das
gewünschte Prozessergebnis, die geforderte Leistung oder das Objekt erzeugen zu können. Inputs können unterschiedliche Ressourcen, z.B.
Personal, Maschinen, Stoffe oder Informationen sein. Für einen Prozess werden i.d.R. auch bestimmte Ziel- und Messgrößen definiert, so dass mit
Hilfe eines Soll-Ist-Vergleichs die Prozessqualität und die Zielerreichung überprüft werden kann.

Abbildung 2-2: Gliederungsebenen im Projektstrukturplan

Abbildung 2-3: Arbeitspakete, Prozesse und Vorgänge im Arbeitspaket

Durch eine verbesserte Koordination der Bau- und Baubegleitprozesse ist es möglich, die vorhan-denen Kapazitäten optimal zu nutzen und so
wirtschaftlicher zu bauen. Als Resultat der Produktionsprozessplanung werden alle relevanten Vorgänge der Projektabwicklung zeitlich
dokumentiert. Auf dieser Grundlage lassen sich unter anderem Mehrkosten infolge Behinderung oder Termin-verzug nachweisen und so
Nachträge beim AG transparenter durchsetzen. Ebenso ist eine Untersuchung von Fehlern nach Projektabschluss möglich. Die so gewonnenen
Erfahrungen über Probleme und Fehler lassen sich in zukünftigen Projekten besser einbringen und so die Qualität der Planung stetig verbessern.

Die umfassendere Ablaufplanung ermöglicht eine Reduktion der freien und ungenutzten Pufferzeiten. In gleicher Weise, wie sich die Bauzeit
verringert, reduzieren sich auch die Kosten für Baustelleneinrichtung und Bauleitung. Durch verkürzte und optimierte Ausführungszeiten werden
die Vorhaltezeiten von Produktionsmitteln reduziert.

Eine dokumentierte Terminsicherheit schafft Transparenz und Vertrauen zwischen den Vertrags-parteien und ist damit die Basis einer guten
Geschäftsbeziehung. Das Vertrauen in die Fähigkeit des Auftragnehmers, wesentliche Zusammenhänge bereits in der Planung zu erkennen und
somit eine hohe Terminsicherheit (Solltermin = Isttermin) zu gewährleisten, ist ein schlagkräftiges Argument in dem schwierigen Marktumfeld der
Bauwirtschaft.

„Produktionsprozessplanung“ wird definiert als Oberbegriff von Terminplanung und Ablaufplanung.


2.2. Sphären von Auftraggeber und Auftragnehmer

Die Begriffe ‚Terminplanung‘ und ‚Ablaufplanung‘ werden in der Praxis nicht selten synonym verwendet. Daher werden an dieser Stelle eindeutige
Definitionen vorgenommen.

Die Terminplanung wird ausschließlich der „Sphäre des Auftraggebers“ zugeordnet und damit als auftraggeberseitige bauzeitliche Vorgabe
definiert. Die Ablaufplanung gehört damit zur „Sphäre des Auftragnehmers“ und stellt die auftragnehmerseitige Umsetzung der
auftraggeberseitigen Terminplanung (Vertragsfristen) dar.

Definition Terminplanung:

Die Terminplanung stellt die auftraggeberseitige vertragliche Festschreibung der Meilensteine in einem Projekt dar.

Die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen - Teil B, § 5 Ausführungsfristen legt fest:

(1) Die Ausführung ist nach den verbindlichen Fristen (Vertragsfristen) zu beginnen, ange-messen zu fördern und zu vollenden. In einem
Bauzeitenplan enthaltene Einzelfristen gelten nur dann als Vertragsfristen, wenn dies im Vertrag ausdrücklich vereinbart ist.

Die Meilensteine der Terminplanung wie Beginn-, Zwischen- oder Fertigstellungstermine stellen eine vertraglich verbindliche Vorgabe dar, die der
Auftragnehmer in seiner zu erbringenden Ablaufplanung berücksichtigen muss und durch Anordnungsbeziehungen und Vorgänge seiner
Produktionsplanung zu Grunde legt. Dem Auftragnehmer steht in den vorgegebenen Fristen der vertraglichen Termine eine Dispositionsfreiheit
zu. Die Ablaufplanung verknüpft Ereignisse, Meilen-steine und Vorgänge mittels Anordnungsbeziehungen.

Definition Ablaufplanung:

Die Ablaufplanung stellt die auftragnehmerseitige zeitliche Planung des Projektablaufs im Rahmen der Terminplanung dar. Auf Basis der
Projektstruktur werden Vorgänge und Meilen-steine angelegt.

Die in den von dem Auftragnehmer erstellten und vorgelegten Ablaufplänen enthaltenen Vorgänge stellen grundsätzlich (mit Ausnahmen) keine
Vertragsfristen dar, sind jedoch die Grundlage zur Erreichung der vertraglich explizit vereinbarten Vertragsfristen. Ein realistischer Ablaufplan ist
für den Auftragnehmer von wesentlicher Bedeutung, da er planen muss, wann, wie und in welchem Umfang er eigenes Personal, Subunternehmer
und Lieferanten für das Bauvorhaben einsetzen kann. Die im Ablaufplan dargestellten Vorgänge sind Aktivitäten des physischen Bauens auf der
Baustelle. Um diese Bauprozesse ausführen zu können, müssen die einschlägigen Planungsprozesse, Prüffristen des Auftraggebers,
Bemusterungen und Vergaben an Nachunternehmer erfolgt sein.

Grundsätzlich besteht ein Ablaufplan aus

• Ereignissen,

• Vorgängen und

• Anordnungsbeziehungen von Ereignissen und Vorgängen untereinander.

Ein Ereignis ist ein Ablaufelement, das das Eintreten eines bestimmten Zustandes beschreibt. Ein Ereignis hat die Dauer D = 0. Der Ablaufplan
wird auf der Basis des Projektstrukturplanes erstellt. Folgende Ereignisse werden beispielsweise in ihrem zeitlichen Zusammenhang mit dem
Produktionsprozess betrachtet:

• Vertragsabschluss

• Erteilung der Teilbaugenehmigung

• Erteilung der Baugenehmigung


• Bereitstellung der Schalpläne

• Bereitstellung der Bewehrungspläne

• Entscheidungen und Anordnungen des AG

• Eingang einer Behinderungsanzeige

• Eingang der Anmeldung von Bedenken

• Eingang von M+W-Plänen

• Vergabe von NU-Leistungen

• Änderungen zum Werkvertrag (Nachträge, Anordnungen des AG)

• Fertigstellungstermin

Ein Vorgang ist dagegen ein Ablaufelement, das ein bestimmtes Geschehen beschreibt und bei dem Anfang und Ende definiert sind. Vorgänge
haben eine Dauer D > 0. Beispiele für Vorgänge sind die Herstellung der Schalung, Verlegen der Bewehrung oder Betonieren der geschalten bzw.
bewehrten Bauteile sowie auch Erstellung der M+W-Planung, Prüfung der M+W-Planung oder Lieferzeiten für Fassadenprofile. Die Dauer der
Vorgänge ergibt sich in Abhängigkeit der gewähl-ten Bauverfahren, den örtlichen Randbedingungen sowie den zur Verfügung stehenden
Ressour-cen.

Die Anordnungsbeziehungen stellen quantifizierbare Abhängigkeiten zwischen Ereignissen oder Vorgängen dar. Die Plausibilität wird hinsichtlich
der technischen Kausalitäten geprüft. Diese Kausalitäten in der Ablaufplanung sind für den Nachweis von Behinderungsfolgen von besonderer
Bedeutung. So sind beispielsweise die oft auftretende Fragestellung nach dem rechtzeitigen Vor-liegen von Ausführungsplänen und dessen
Auswirkungen auf den Bauablauf nur aus dieser kausalen Anordnung zu klären.

Termin- und Ablaufplanung sind zum Zwecke der Steuerung und Leitung eines Bauprojektes auf der Basis des Projektstrukturplanes zu
detaillieren:

Die Zusammenhänge zwischen Termin- und Ablaufplanung in Abhängigkeit der Projektphase zeigt Abbildung 2-5.

Abbildung 2-4: Auftraggeber- und auftragnehmerseitige Termin- und Ablaufplanung


Abbildung 2-5: Projektphasenabhängige Termin- und Ablaufplanung
3. Detaillierung der Terminplanung
3.1. Terminplanung - Termincontrolling

Die Definition der unterschiedlichen Sphären des Auftraggebers und des Auftragnehmers führt konsequent auch zu einer Unterscheidung
zwischen einem Termincontrolling und einem Ablaufcontrolling. Zur wirksamen Steuerung eines Projektes sind Terminpläne entsprechend des
jeweiligen Kenntnisstandes, d. h. der jeweiligen Projektphase, zu detaillieren.

Abbildung 2-6 zeigt die Phasen der Immobilienentwicklung mit den zugehörigen Festlegungen von

• Terminrahmen

• Projektterminplan und

• Detailterminplan

zu den zugehörigen Meilensteinen der Immobilienentwicklung. Der Terminrahmen wird bereits zu Beginn eines Projektes bei Projektanstoß
erarbeitet und iterativ fortgeschrieben. Erst mit der Realisierungsentscheidung wird ein Projektterminplan aufgestellt, der über den Terminrahmen
hinaus wesentliche Meilensteine des Projektes enthält. Auf Grundlage der Meilensteine des Projektterminplanes werden Detailterminpläne für
jede Vergabeeinheit in Abhängigkeit der Arbeitsteilung im Projekt erstellt.

Abbildung 2-6: Zuordnung der Unternehmensprozesse zu den Phasen der Immobilienentwicklung

Die auftraggeberseitige Detaillierung der Terminplanstufen ist in Abbildung 2-7 dargestellt.


Abbildung 2-7: Projektphase – Terminplanungsstufe

In Abbildung 2-5 sind die unterschiedlichen Ebenen der Termin- und Ablaufplanung über den Projektverlauf dargestellt. Bereits in dem
Vertragsablaufplan, der auf den vertraglichen Terminvorga-ben des AG beruht, wird eine Ablaufplanung der Leistungserbringung vorgenommen.
Bauablauf bestimmend ist hier die technische Umsetzung des vom Bauherrn gewünschten Leistungssolls. So haben z.B. die Art der Gründung, die
tragende Struktur (Stahlbau ↔ Beton, Fertigteil ↔ Ort-beton) und Komplexität der TechnischenGebäude-Ausstattung (TGA) einen entscheidenden
Einfluss auf die Bauprozesse. Ein Stahltragwerk erfordert gegenüber einer Stahlbetonskelettbauweise eine wesentlich längere Vorlaufphase für die
Planung und Vorfertigung im Werk. Gleichzeitig ist die Endmontage schneller als bei klassischem Ortbetonbau möglich.

Mit den Vertrags- und Aufklärungsgesprächen und letztlich der Vertragsunterzeichnung wird das Leistungssoll definiert. Der darin enthaltene
Vertragsterminplan enthält neben Baubeginn und Fertigstellung des Gebäudes wichtige Meilensteine für bautechnische Abläufe und
Zusammenhänge, ebenso weitere Meilensteine, die zu bestimmten Zeitpunkten erreicht sein müssen. Da der Vertragsterminplan Gegenstand des
Bauvertrages ist, kann er nicht einseitig verändert werden. Alle weiteren Bestrebungen dienen der Einhaltung dieses Terminplanes.

Aufbauend auf dem Vertragsterminplan wird der bestehende Projektterminplan zu einem Detailterminplan fortgeschrieben und den geänderten
Randbedingungen angepasst. Der Detailterminplan vernetzt die einzelnen Funktionen mit den Gewerken unter Berücksichtigung der funktionalen
Abhängigkeiten. Es wird zeitlich festgelegt, wann welche Arbeiten zu erfolgen haben.
3.2. Terminrahmen

Der Terminrahmen liefert einen Überblick über alle Projektphasen eines Bauvorhabens, angefangen vom Projektanstoß über die Planungs- und
Bauausführungsphase bis zur Abnahme. Die Gewährleistungsphase (Vertragsfrist für Mängelhaftung) zählt ebenfalls zur Projektlaufzeit, wobei sich
hier unterschiedliche Dauern der Vertragsfrist für Mängelhaftung und der Nutzungsphase (Funktions-/Objektbetrieb) ergeben. Der Terminrahmen
wird bereits in einer sehr frühen Phase des Projektes auf Basis der Anforderungen des Bauherren und der späteren Nutzung sowie dem
definierten Bausoll erstellt und setzt Rahmentermine, die Grundlage für Planung, Bauausführung aber auch die Finanzierung sind. Der Endtermin
des Terminrahmens ergibt sich aus den Anforderungen der Nutzung.
3.3. Projektterminplan

Wesentliche Meilensteine und erforderliche Start-, Zwischen- und Endtermine werden im Projektterminplan auf der Grundlage von bereits
vorliegenden Mengen und Standards der Objektkonzeption festgeschrieben. Hierzu zählen insbesondere:

• Vergabetermine der Gestaltungsplanung und Bauausführung,

• End- und Abnahmetermine für die Fertigstellung jeder Leistungsphase der Gestaltungsplanung,

• Bauantragstellung und Baugenehmigung, Baubeginn, erforderliche vertragliche Zwischen-termine.

• Fertigstellung und Abnahme, Inbetriebnahme.

Der Projektterminplan basiert auf der „Realisierungsplanung“. Er wird durch Auflagen und Änderungen aus der Baugenehmigung gegebenenfalls
entsprechend ergänzt und erweitert.
3.4. Detailterminplan

Ein Detailterminplan wird aufbauend auf dem Projektterminplan für jede Vergabeeinheit, d.h. jede Vertragsbeziehung, die sich in Abhängigkeit der
Arbeitsteilung im Projekt ergibt, erstellt. Er enthält alle relevanten Termine, Ereignisse und Meilensteine für ein jedes am Bauprojekt beteiligtes Ge-
werk und dient somit als Instrument zur Steuerung und Koordinierung des Planungsprozesses sowie des physischen Ausführungsprozesses für
den Auftraggeber.
3.5. Termincontrolling

Das Termincontrolling begleitet also einen Prozess, in welchem die zur Erstellung eines Gewerkes notwendigen Ressourcen, z.B. Personal, Stoffe
oder Geräte, zeitlich so koordiniert werden, dass sich eine ideale Fertigungsabfolge ergibt. Der zeitliche Baufortschritt ist auf der Grundlage des
Soll-Ablaufplanes zu verfolgen. Er bietet dem Auftraggeber ein Instrument zur Kontrolle des von ihm definierten Bausolls in zeitlicher Hinsicht und
erlaubt die Überprüfung der Ist-Termine mit den vertraglich vereinbarten Meilensteinen.

Definition Termincontrolling:

Termincontrolling ist die auftraggeberseitige kontinuierlich durchgeführte Analyse des Bauablaufes in Soll (Vertragsablaufplan) und Ist sowie die auf
dieser Analyse basierende systematische Informationsaufbereitung für Entscheidungen und Herbeiführung der Entscheidungen selbst.
4. Detaillierung der Ablaufplanung
4.1. Ablaufplanung - Ablaufcontrolling

Dem Angebot des Auftragnehmers liegt ein Angebotsablaufplan zu Grunde. Der Auftragnehmer entwickelt mit Auftragserteilung aus den
Vorgaben des Detailterminplanes des Auftraggebers den Vertragsablaufplan. Der Vertragsablaufplan muss die Einhaltung der vertraglich
vereinbarten Vertragsfristen sicherstellen. Hieraus geht der kontinuierlich, d.h. mindestens stichtäglich zu erbringende Prognoseablaufplan hervor,
der die Entwicklung des ‚Prognoseablaufes‘ unter Berücksichtigung des tatsächlichen Ist-Bauablaufes bis hin zum Projektende aufzeigt. Der
Detailablaufplan dient dem Auftragnehmer zur Planung seiner internen Leistungserbringungsprozesse. Die jeder Projektphase zugeordnete
„Ablaufplanstufe“ mit ihrem jeweiligen Zweck ist in Abbildung 2-8 dargestellt.

Abbildung 2-8: Projektphase – Ablaufplanungsstufe


4.2. Produktionsplanung - Detailablaufplanung

4.2.1 Produktionsplanung

Die Grundlage für jede Ablaufplanung stellt die „Produktionsplanung“ dar. Produktionsplanung ist Voraussetzung für einen wirtschaftlichen
Bauablauf. Sie umfasst die Planung der einzelnen Abläu-fe, die zur Erstellung jedes einzelnen Bauteiles oder Bauelementes eines Bauwerks
erforderlich sind sowie deren Abstimmung aufeinander für das Produkt insgesamt. Ziel ist es, einen möglichst wirtschaftlichen und effektiven
Bauablauf unter Berücksichtigung des vertraglich festgelegten Terminrahmens zu gewährleisten. Die Produktionsplanung beinhaltet:

• Festlegung des Produktionsverfahrens

• Personaleinsatzplanung

• Geräteeinsatzplanung (Krane, Bagger, usw.).

• Materialbedarfsplanung (Stoffe)

• Auswahl und Dimensionierung von Schalung und Rüstung

Eine wesentliche Voraussetzung für die Produktionsplanung ist eine detaillierte Mengenermittlung, die auf Grundlage der einzelnen
festzulegenden Produktionsschritte erfolgt. Das Ergebnis der Produktionsplanung ist ein Produktionsplan, der Vorgabe für die Ausführung auf der
Baustelle wird. Sie ist eine wesentliche Voraussetzung für Ablaufplanung und Produktionsprozessplanung sowie für die Produktivitätsansätze in
der Kalkulation.

Der Produktionsplan enthält alle Aktivitäten sowie deren Verknüpfungen untereinander. Schalungssysteme, Geräte und Materialien werden unter
Berücksichtigung einer möglichst kontinuierlichen Beschäftigung des Personals ausgelegt und optimiert. Die Anzahl der Mitarbeiter und deren
Einsatz werden festgelegt (vgl. Skript 4. Semester).

Ein Ablaufplan ergibt sich aus der Produktionsplanung durch die Zusammenführung der einzelnen Produktionspläne sowie deren kausalen und
kapazitativen Anordnungnungsbeziehungen unter Beachtung der durch den Vertrag festgelegten Termine.

4.2.2 Detailablaufplanung

Die Detailablaufplanung wird durch den Auftragnehmer des jeweils bauausführenden Unterneh-mens eines jeden Gewerkes erstellt. Hier werden
über den Projektablaufplan hinaus Abläufe von gewerkespezifischen Arbeitsprozessen dargestellt und zeitliche Veränderungen und Optimierun-
gen iterativ angepasst. Der Detailablaufplan dient der internen Verwendung und Steuerung der notwendigen Vorgänge und Abläufe und hat
somit keine vertraglich bindende Wirkung.
5. Ablaufcontrolling
5.1. Regelkreis des Termin- und Ablaufcontrollings

Praktisch alle Bauprojekte sind bei der Ausführung, also der eigentlichen baulichen Tätigkeit, hochdynamischen Randbedingungen unterworfen.
Das Bausoll kann daher grundsätzlich nur durch integrierte Steuerungsmaßnahmen erreicht werden. Der Regelungszyklus, der zur Aktualisierung
ständig durchlaufen wird, ist in Abbildung 2-10 beschrieben. Ausgehend von der Produktionsprozessplanung, bei welcher die Umsetzung des im
Vertag definierten Leistungssolls geplant wird, wird mit der eigentlichen Bautätigkeit, der Projektabwicklung, begonnen. Dabei wird die
Gestaltungsplanung des Bausolls in ein Bauist (physische Gebäudemasse) umgesetzt. Dieses geschaffene Bauist lässt sich in einem Soll-Ist-
Vergleich dem Bausoll gegenüberstellen.

Abbildung 2-10: Regelkreis des Termin- und Ablaufcontrollings

Im Idealfall treten dabei keinerlei Abweichungen auf, die Baustelle befindet sich genau im geplan-ten Ablauf. Regulierende Gegenmaßnahmen
sind nicht notwendig, es kann mit der Projektabwicklung wie geplant fortgefahren werden. Dies ist der Optimalfall und beim Bauen eher eine
Ausnahme, häufiger treten Abweichungen vom Bausoll auf. Ursächlich dafür können falsche Annahmen bei der Erstellung der
Produktionsprozessplanung sein, ebenso wie Änderungen des vom Kunden gewünschten Bausolls. In beiden Fällen muss die
Produktionsprozessplanung an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. Dieses muss bei jeder auftretenden Störung geschehen. Folglich
muss bei jeder Abweichung der Ablaufplan überarbeitet werden.

Definition Ablaufcontrolling:

Ablaufcontrolling ist die auftragnehmerseitige kontinuierlich durchgeführte Analyse der Ablaufplanung in Soll und Ist sowie die auf dieser Analyse
basierende systematische Informations-aufbereitung für Entscheidungen und Herbeiführung der Entscheidung selbst.

Das Ablaufcontrolling begleitet einen Prozess des Auftragnehmers, in dem die zeitliche sowie ka-pazitive und kausale Abfolge von Abläufen so zu
koordinieren ist, dass die zur Erstellung eines Gewerkes notwendigen Ressourcen ideal angeordnet werden. Der zeitliche Baufortschritt wird auf
Basis des Soll-Ablaufplanes verfolg und in einem Soll-Ist-Vergleich kontinuierlich analysiert, um so bei Abweichungen eine Entscheidung für
Gegensteuermaßnahmen herbeizuführen.

In Abbildung 2-11 lassen sich die Auswirkungen eines Termin- bzw. Ablaufcontrollings bzw. fehlenden Termin- oder Ablaufcontrollings ablesen.
Durch eine Störung zu Baubeginn hat sich die Ausführung des Erdbaus gegenüber der ursprünglichen Planung um ca. 3 Wochen verzögert.
Weiterhin dauern die Erdarbeiten doppelt so lange wie geplant. Die Rohbauarbeiten beginnen bereits 2 Monate später und dauern einen Monat
länger. Im Ablaufcontrollingprozess sollten alle Ist-Vorgangsdauern im Rahmen des Soll-Ist-Vergleiches in festgeschriebenen Intervallen von
Projektbeginn an dem Soll-Ablauf gegenübergestellt werden. Die Abbildung zeigt den Status des Projektes bei Fertigstellung. Offenbar wurde bei
diesem Projekt kein effektives Controlling durchgeführt, da Auswirkungen von Steuerungsmaßnahmen nicht erkennbar sind. Der vereinbarte Soll-
Termin konnte nicht eingehalten werden.
Abbildung 2-11: Beispiel für einen Soll-Ist-Vergleich (Balkenplan)

Abbildung 2-12: Beispiel für ein Weg-Zeit-Diagramm als Grundlage für den Soll-Ist-Vergleich
5.2. Bauzeitverzehr

Der Bauzeitverzehr drückt die bisher verbrauchte Bauzeit bezogen auf die prognostizierte Gesamtbauzeit aus. Bei einem Ablauf gemäß
Vertragsablaufplan verschiebt sich der Fertigstellungszeitpunkt nicht, so dass der Quotient aus bereits verbrauchter Bauzeit und der vertraglich
festgelegten Gesamtbauzeit bestimmt wird.

Abbildung 2-13: Darstellung Bauzeitverzehr ohne Bauzeitverschiebungen

Formel 2-1 in Verbindung mit Abbildung 2-13 zeigt diese Situation des Bauzeitverzehrs ohne Bauzeitverschiebungen aus der Sphäre des
Auftragnehmers (Verzug) und stellt damit auf die vertraglichen Ansprüche des Auftragnehmers ab. Der Bauzeitverzehr BV für das vertraglich
erwartete Ende der Bauausführung beinhaltet ausschließlich die Verzögerungen aus „Behinderungen“ und nicht die Verzögerungen aus „Verzug“
und ergibt die Bauzeit DI,St . Sie errechnet sich in diesem Fall aus dem Quotienten aus bereits verbrauchter Bauzeit DSt,Ist und der zum Stichtag
vertraglich vereinbarten Gesamtbauzeit DI,St , d. h. der Vertragsfrist bis zum Ende der Bauausführung.

Formel 2-1: Bauzeitverzehr ohne Bauzeitverschiebungen bis zum Stichtag


Abbildung 2-14: Rest-Soll-Ablauf bei Eintreten einer Behinderung
5.3. Bauzeitprognose

5.3.1 Definition

Treten jedoch im Laufe des Bauablaufes Verschiebungen oder Verzögerungen auf, so wirken sich diese u.U. auch auf den Fertigstellungszeitpunkt
aus. Dieses Szenario ist beispielhaft in Abbildung 2-15 aufgezeigt. Die Verzögerungen können aus der Sphäre des Bauherrn resultieren, d. h. aus
Behinderungen, oder aus der Sphäre des Auftragnehmers, d. h. aus Verzug.

Abbildung 2-15: Rest-Soll-Ablauf bei Eintreten einer Behinderung / eines Verzuges

Die Bauzeitprognose BP für das tatsächlich erwartete Ende der Bauausführung beinhaltet sowohl die Verzögerungen aus „Behinderungen“ als
auch die Verzögerungen aus „Verzug“ und ergibt die Bauzeit DPE,prog. . Sie errechnet sich in diesem Fall aus dem Quotienten aus bereits
verbrauchter Bauzeit DSt,ist und der zum Stichtag prognostizierten Gesamtbauzeit DPE,prog. bis zum Ende der Bauausführung.

Formel 2-2 beschreibt die Berechnung der Bauzeitprognose bei einer eingetretenen Bauzeitverschiebung.

Formel 2-2: Bauzeitprognose

Der Bauzeitverzehr wie auch die Bauzeitprognose sind eine über die Zeit lineare Größe, wohingegen der Fertigstellungsgrad eine
kostenabhängige und damit nicht zwangsweise lineare Größe über der Zeit darstellen muss.
Abbildung 2-16: Darstellung Bauzeitprognose

Ausgehend vom Vertragsablaufplan (siehe Abbildung 2-9) wird der Prognoseablaufplan erstellt und kontinuierlich fortgeschrieben. Der
Prognoseablaufplan dient dem ständigen, stichtäglichen, d.h. mindestens monatlichen, Soll-Ist-Vergleich und bietet in Anlehnung an die
Prognosekalkulation eine Ermittlung des ‚Prognoseablaufes‘ bis hin zum Ende der Bauausführung. Zum monatlichen Stichtag wird der
Prognoseablaufplan auf Grundlage des bauzeitlichen Ist-Zustandes und dem letzten (vorhergehenden) Prognoseablaufplan erstellt.

Abbildung 2-17 (oben) stellt schematisch einen Soll-Ablaufplan dar. Er besteht aus zehn Vorgängen, die durch Anordnungsbeziehungen kausal
miteinander verknüpft sind. Abbildung 2-17 (unten) stellt den zugehörigen Ist-Zustand zu einem bestimmten Stichtag dar. Man erkennt, dass sich
der Vorgang „NU-Vergabe“ um einen Monat im Ist verlängert hat. Die davon kausal abhängige M+W Planung kann demzufolge erst einen Monat
später beginnen. Sie wird in der dafür vorgesehenen Dauer von drei Monaten fertiggestellt. Trotzdem beginnt das Gewerk 1 nicht wie vorgesehen
direkt im Anschluss an die Fertigstellung der M+W Planung, sondern einen Monat verspätet. Zum betrachteten Stichtag wird bereits einen Monat
im Gewerk 1 gearbeitet, die anderen Gewerke wurden noch nicht begonnen. Betrachtet man die Verzögerung der verlängerten M+W Planung
durch die verspätete Vergabe der NU-Leistungen sowie den verspäteten Beginn des Gewerkes 1 als Störung, so stellt der „Rest-Soll-Ablauf“ ein
„Prognostiziertes Soll“ dar.
Abbildung 2-17: Vertragsablaufplan und Prognoseablaufplan Monat 10

5.3.2 Kennzahlen der Bauzeitprognose

Die Bauzeitprognose ist durch eine Vielzahl zu bestimmender Kennzahlen festgelegt. Das Angebotsendblatt in Abbildung 2-18 dient der
Veranschaulichung der nachfolgenden Prognoseablaufplanungen zu den verschiedenen Stichtagen.

Abbildung 2-18: Angebotsendblatt


Abbildung 2-19: Prognoseablaufplanung zum Zeitpunkt t = 0 (Bausoll)

Die Abbildung 2-20 zeigt den Prognoseablaufplan zum Zeitpunkt t = 1. Durch eine Verzögerung in Vorgang A ist dieser zum Zeitpunkt t = 1 noch
nicht fertiggestellt, daraus resultiert eine Verschie-bung um die Dauer der Verzögerung, die sich auf alle weiteren Vorgänge auswirkt, sofern keine
weiteren Maßnahmen ergriffen werden.

Abbildung 2-20: Prognoseablaufplanung zum Zeitpunkt t = 1

Die Verzögerung aus Vorgang A wurde rechtzeitig durch den Soll-Ist-Vergleich erkannt und in Vorgang B eine Beschleunigungsmaßnahme
eingeleitet, die die Prognose zum nächsten Stichtag sowie zum Projektende wieder auf den Soll-Wert kompensieren kann (vgl. Abbildung 2-21).
Diese Beschleunigungsmaßnahme ist mit zusätzlichen Kosten verbunden, die sich in den Einzelkosten der Teilleistungen niederschreiben.
Abbildung 2-21: Prognoseablaufplanung zum Zeitpunkt t = 2

Durch weitere Beschleunigungsmaßnahmen in den Vorgängen E und F kann einem prognostizier-ten Verzug in Vorgang H entgegengewirkt
werden (vgl. Abbildung 2-22).

Abbildung 2-22: Prognoseablaufplanung zum Zeitpunkt t = 4

Der Prognoseablaufplan fügt stichtägliche Änderungen des prognostizierten Bauablaufes, seien es veränderte Aufwandswerte und die daraus
resultierenden unterschiedlichen Dauern oder schon absehbare Verzögerungen oder Unterbrechungen iterativ hinzu.

Durch eingeleitete Beschleunigungsmaßnahmen in den Monaten 1-4 kann die vertraglich vereinbarte Bauzeit eingehalten werden.

Wären keine Beschleunigungsmaßnahmen eingeleitet worden, hätte sich die Bauzeit um einen Monat verschoben (vgl. Abbildung 2-24).
Abbildung 2-23. Prognoseablaufplanung zum Zeitpunkt t = 5

In Abbildung 2-24 werden die Kennzahlen zur Ermittlung des Bauzeitverzehrs sowie der Bauzeitprognose über die Stichtage aufgetragen. Durch
Verzögerungen verschiebt sich der Fertigstellungstermin um einen Monat. Durch diese Verschiebungen entstehen zusätzliche Kosten bei den
Projektgemeinkosten, die das Rohergebnis reduzieren. In dieser Betrachtung werden Vertragsstrafen nicht betrachtet.

Abbildung 2-24: Kennzahlen der Bauzeitprognose

Werden nun im Laufe des Bauablaufes Beschleunigungsmaßnahmen eingeleitet, die entsprechend der Zeile EKTbeschl. der Abbildung 2-25 als
zusätzliche Kosten zu verbuchen sind, so kann zum vertraglich vorgesehenen Fertigstellungstermin die Baumaßnahme –trotz Verzuges- pünktlich
fertiggestellt werden. Zu diesem Zeitpunkt liegen sowohl Bauzeitverzehr als auch Bauzeitprognose bei 100 %.
Abbildung 2-25: Kennzahlen der Bauzeitprognose unter Berücksichtigung von Beschleunigungsmaßnahmen
6. Beispiel
6.1. Projektstruktur

Das Beispielobjekt ist ein Bürogebäude mit zwei Untergeschossen, Erdgeschoss und fünf Obergeschossen. Die Untergeschosse werden als „Weiße
Wanne“, d. h. wasserdichten Stahlbeton-wänden ausgebildet. Erschlossen werden die UG durch Treppen- und Fahrstuhlschächte.

Die Obergeschosse und das Erdgeschoss bestehen aus Wänden für Treppen- und Fahrstuhlschächten, Stützen sowie aus Flachdecken.

Abbildung 2-26: Längsschnitt Beispielgebäude mit Baugrube


Abbildung 2-27: Grundriss Obergeschoss Beispielgebäude

Abbildung 2-28: Grundriss Untergeschosse


6.2. Projektstrukturplan

Der Projektstrukturplan zur Gliederung von Kalkulation und Ablaufplanung ist in Abbildung 2-29 dargestellt. Die Gliederung beginnt mit den
Hauptgewerken, setzt sich fort mit allen Gewerken, die schließlich entsprechend der geometrischen Struktur gegliedert sind.

Die Arbeitspakete ergeben sich aus der Produktionsplanung und den Anforderungen an das Ter-min- bzw. Ablaufcontrolling. Jedes Arbeitspaket
wird in die zur Steuerung notwendige Anzahl von Vorgängen unterteilt.

Abbildung 2-29: Projektstrukturplan Beispielgebäude


6.3. Produktionsplanung

6.3.1 Untergeschosse

Zur Herstellung der Untergeschosse werden Arbeitsabschnitte entsprechend Abbildung 2-28 festgelegt. Die Arbeitsfugen definieren
Betonierabschnitte und sind mit Fugenblechen zu versehen. Die Anschlüsse der Innenwände an die wasserdichten Außenwände erfolgen durch
Bewehrungsanschlüsse.

Die Reihenfolge der Arbeitsanschnitte für die Ablaufplanung ist in Abbildung 2-30 bis Abbildung 2-34 dargestellt. Die Produktionsplanung ergibt
sich aus Abbildung 2-35, Abbildung 2-36 und Abbildung 2-37.

Abbildung 2-30: Untergeschoss - Takt 1 und 5

Abbildung 2-31: Untergeschoss – Takt 2 und 6


Abbildung 2-32: Untergeschoss – Takt 3 und 7

Abbildung 2-33: Untergeschoss – Takt 4 und 8

Abbildung 2-34: Untergeschoss – Takt 9 und 10

Abbildung 2-35: Beispiel: Produktionsplanung Bodenplatte (AOB nicht dargestellt)


Abbildung 2-36: Produktionsplanung Wände und Decke Untergeschoss

Abbildung 2-37: Beispiel: Produktionsplanung Untergeschoss

6.3.2 Erd- und Obergeschosse


Abbildung 2-38: Produktionsplanung Decke, Podeste, Treppe - Schnitt

Abbildung 2-39: Bezeichnung der Wände und Stützen – Grundriss Obergeschoss


Abbildung 2-40: Detailablaufplan für die Stahlbetonarbeiten Stützen und Wände

Abbildung 2-41: Detailablaufplan für Stahlbetonarbeiten Stützen und Wände Erdgeschoss


Abbildung 2-42: Detailablaufplan für die Stahlbetonarbeiten Decke

Abbildung 2-43: Detailablaufplan für Stahlbetonarbeiten Decke über Erdgeschoss


6.4. Vertragsablaufplan

Abbildung 2-44: Vertragsablaufplan für die Erd- und Rohbauarbeiten


Abbildung 2-45: Vertragsablaufplan mit Ressourcen
6.5. Prognoseablaufplan

Abbildung 2-46: Prognoseablaufplanung zum Zeitpunkt t = 1

Unter der Voraussetzung, dass die Verzögerungen im Bauablauf ausschließlich aus der Sphäre des Auftragnehmers resultieren, d. h. „Verzug“ und
keine „Behinderung“, ergeben sich folgende Kennzahlen:

Formel 2-3: Bauzeitverzehr

Formel 2-4: Bauzeitprognose


Abbildung 2-47: Prognoseablaufplanung zum Zeitpunkt t = 3

Unter der Voraussetzung, dass die Verzögerungen im Bauablauf ausschließlich aus der Sphäre des Auftragnehmers resultieren, d. h. „Verzug“ und
keine „Behinderung“, ergeben sich folgende Kennzahlen:

Formel 2-5: Bauzeitverzehr

Formel 2-6: Bauzeitprognose


6.6. Abnahmeablaufplan

Die letzte Version des Prognoseablaufplanes enthält keine Unsicherheitselemente mehr und ist mit dem letzten IST-Ablaufplan identisch. Sie wird
als Abnahme-Ablaufplan bezeichnet und geht in die Projektdokumentation ein.

Abbildung 2-48: Abnahmeablaufplan Rohbauarbeiten


7. Praktische Umsetzung

Das Termin- und Ablaufcontrolling trifft keine Entscheidungen, sondern beschreibt einen Prozess, der das Projektmanagement unterstützt. Dieses
trifft letztlich die Entscheidung über durchzusetzende Maßnahmen, wie Beschleunigung oder Anpassungen der Produktionsprozessplanung.
Dabei ist zu beachten, dass Termine im Vertrag mit dem AG festgelegt sind. Führen Anpassungen der Ablaufplanung unumgänglich zu
Terminänderungen, ist eine vertragliche Regelung mit dem AG zu finden. Die jeweiligen Konsequenzen in kosten- bzw. vergütungsrelevanten
Fragen sind nach dem Verursachungsprinzip zu regeln.

Je nach Größe des Projektes kann die mit dem Termin- bzw. Ablaufcontrolling betraute Person selbst in der Projektleitung oder Mitglied einer
separaten Controllingabteilung sein. Letzteres wird häufig bei kleinen Projekten mit entsprechend kleiner Projektleitung der Fall sein. Aus
wirtschaftlichen Gründen betreut ein Termin- oder Ablaufcontroller dann mehrere Projekte gleichzeitig.

Informationsbasis für Entscheidungen ist dabei die schon erwähnte Ist-Daten-Erhebung. Darüber hinaus liefert die Abstimmung von
Produktionsmitteln, Arbeitskräften und Stoffströmen Information über die Leistungsfähigkeit des eigenen Betriebes und mögliche Probleme.
Gleiches gilt auch für die Nachunternehmer. In der Baustellenbesprechung werden deren Produktionskapazitäten sowie Behinderungen und
deren kausale Abhängigkeiten ermittelt. Bei der Projektbesprechung erfolgt die Abstimmung auf die Wünsche des Bauherrn und Festlegung
möglicher Bausolländerungen.

Abbildung 2-49: Struktur der Informationserzeugung und Informationsverarbeitung

Die so gesammelten Informationen werden im Projektmanagement zu einer neuen Produktionsprozessplanung verarbeitet. Ergebnis kann eine
neue oder optimierte Termin- und Ablaufplanung der Detailvorgänge, ebenso auch eine kritische Punkteliste sein. Hierauf sind alle Vorgänge und
Details zur besonderen Beachtung vermerkt, die bereits Verzug und Probleme haben oder von denen dies noch erwartet wird. Diese Ergebnisse
werden abschließend den zuständigen Projekt-beteiligten mitgeteilt.
7.1. Steigende Anforderungen an das Projektmanagement

Der wirtschaftliche Druck auf die Investoren wird sich auch in Zukunft eher noch verstärken. Gleichermaßen erhöhen sich die Anforderungen an
die Bauwirtschaft. Qualität und die Terminsicherheit, mit der ein Auftragnehmer das Projekt erstellen kann, wird ein entscheidendes Kriterium für
die Auftragserteilung sein.
7.2. Bauen im Bestand, Umbau unter Betrieb

Wie der wachsende Termindruck ändert sich auch die Art der Bauprojekte. Mit zunehmender Baudichte und rückläufiger Erschließung neuer
Bauflächen wird Bauen im Bestand zwangsläufig häufiger, ebenso der Umbau bestehender Bausubstanz, möglicherweise sogar ein Umbau unter
Betrieb. Diese geänderte Art des Bauens hat gravierende Folgen. Äußere Einflussfaktoren, wie räumliche Enge, Verkehr und
Anwohnerschutzvorschriften haben gleichermaßen wie die Produktionsprozesse des Betriebes, der umgebaut werden soll, starken Einfluss auf
Produktionsprozesse der Baustelle. Bei einem Krankenhausumbau müssen neben bloßen bautechnischen Vorschriften, z.B. Statik, auch Hygiene,
Brand- und Lärmschutzanforderungen erfüllt werden. Dies schränkt den Einsatz von Geräten, die Arbeitszeiten und -methoden stark ein. Werden
diese Einschränkungen nicht bereits bei der Planung umfassend berücksichtigt, kommt es bei der Ausführung zwangsläufig zu Störungen. All
diese Bauumstände müssen im Rahmen der Produktionsprozessplanung in Einklang gebracht werden. Werden Reserven und Pufferzeiten bereits
bei Vertragsschluss minimiert und an den Kunden weitergegeben, um die Bauzeit so kurz wie möglich zu halten, so erhöht sich in der Regel das
Risiko einer möglichen Verzögerung mit Auswirkungen auf die Gesamtbauzeit sowie das Ende der Bauausführung.
8. Prognoseablaufplanung – Beispiel

Sie sind als Bauleiter eines Generalunternehmers für die Durchführung des Termin- und Ablaufcontrollings eines Neubauprojektes zuständig. Im
Rahmen der Projektrealisierung ist ein Auto-haus (eingeschossig) schlüsselfertig zu errichten.

Ein Auszug aus den Vertragsfristen ist nachfolgend dargestellt:

Baubeginn: Montag, 01.06.2015, KW 22 (08:00 Uhr)

Fertigstellung der Bodenplatte: Dienstag, 07.07.2015, KW 27 (08:00 Uhr)

Beginn Holzbauarbeiten (Konstruktion, Rohbau): Montag, 06.07.2015, KW 27 (08:00 Uhr)

Fertigstellung Holzbauarbeiten: Mittwoch, 22.07.2015, KW 29 (17:00 Uhr)

(inkl. Dachabdichtung)

Beginn Fassadenarbeiten: Donnerstag, 16.07.2015, KW 28 (08:00 Uhr)

Fertigstellung der Fassadenarbeiten: Mittwoch, 29.07.2015, KW 30 (17:00 Uhr)

Fertigstellung Gesamtprojekt: Montag, 07.09.2015, KW 36 (17:00 Uhr)

Berücksichtigen Sie bei allen Berechnungen folgende Annahmen:

- Ein Arbeitstag hat 8 Arbeitsstunden.

- Die tägliche Arbeitszeit liegt zwischen 08:00 und 17:00 Uhr

- Die Kalenderwoche hat 5 Arbeitstage (Montag – Freitag), Feiertage werden nicht berück-sichtigt.

- Aushärtezeiten können als einzige Vorgänge am Wochenende stattfinden

Die folgenden Fälle sind unabhängig voneinander und können getrennt bearbeitet werden.
8.1. Beispielfall A

Zum Stichtag am Mittwoch, den 24.06.2015 wird Ihnen nach 17.00 Uhr mitgeteilt, dass durch Lieferprobleme eines Lieferanten die für den
Donnerstag, den 25.06.2015 bestellte Schalung für die Bodenplatte erst zum Freitag, 26.06.2015 um 8.00 Uhr zur Baustelle geliefert wird. Die
Schalungsarbeiten können folglich erst am Freitag, den 26.06.2015 um 8.00 Uhr beginnen. Beziehen Sie Ihre Berechnungen auf Abbildung 2-50.

Abbildung 2-50: Ausschnitt Vertragsablaufplan - Rohbau

Bestimmen Sie die bisher verbrauchte Ist-Bauzeit DSt,Ist in Arbeitstagen (At) zum Stichtag.

Am Stichtag, rückblickend betrachtet, kam es bisher zu keiner Änderung im Bauablauf. Erst nach dem Stichtag treten Störungen auf.
Dementsprechend entspricht die verbrauchte Ist-Bauzeit zum Stichtag der Anzahl an Tagen, die bis zum Stichtag verstrichen sind bzw. der
vertraglich verein-barten Tage. Das sind alle Tage ab Baubeginn, Montag, 01.06.2015, KW 22, bis einschließlich Stichtag (da nach 17:00 Uhr). Das
entspricht den KW 22, 23 und 24 sowie den ersten drei Tagen der KW 25. Somit beträgt die bisher verbrauchte Ist-Bauzeit DSt,Ist 18 Arbeitstage.

Bestimmen Sie das Datum der Fertigstellung (Ende) des Vorgangs „Schalung Bodenplatte“.

Laut geschildertem Sachverhalt verschiebt sich der Beginn der Schalungsarbeiten der Bodenplatte um einen Arbeitstag nach hinten. Die Dauer
des Vorgangs beträgt 16 h bzw. zwei Arbeitstage. Da die Arbeiten nicht am Wochenende stattfinden können werden sie, wenn sie am Freitag
beginnen, am Montag, 29.06.2015 (KW 26) enden.

Bestimmen Sie das Datum der Fertigstellung (Ende) des Vorgangs „Aushärtezeit Bodenplatte“.

Dadurch, dass die Schalung der Bodenplatte einen Tag später als ursprünglich geplant beginnt, verschiebt sich auch der Beginn der
Bewehrungsarbeiten an der Bodenplatte um einen Tag, ebenso wie die Betonage. Die Betonage war ursprünglich so geplant, dass die gesamte
Vorgangsdauer „Aushärtezeit“ am Wochenende stattfindet. Durch die Verschiebung muss nun die Aushärtezeit unter der Woche abgewartet
werden, wodurch sich die Nacharbeiten um zwei zusätzliche Tage verschieben werden. Demzufolge endet der Vorgang „Aushärtezeit Beton“ statt
Sonntag 05.07.2015 (KW 27) erst insgesamt drei Tage später am Mittwoch 08.07.2015 (KW 28).

Bestimmen Sie die vertraglich vereinbarte Bauzeit DI,St in Arbeitstagen (At) zum Stichtag. Beziehen Sie Ihre Berechnungen auf den
Vertragstermin „Fertigstellung der Bodenplatte (Stahlbetonarbeiten)“.

Die vertraglich vereinbarte Bauzeit DI,St bleibt von den Vorfällen unberührt. Der Vertrag zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer berücksichtigt
keine Bauzeitverlängerung aus der Sphäre des AN, wenn diese aus Lieferproblemen hervorgehen.

Demzufolge entspricht die vertraglich vereinbarte Bauzeit der Dauer ab Baubeginn, Montag, 01.06.2015, KW 22 bis zum Vertragstermin
„Fertigstellung der Bodenplatte (Stahlbetonarbeiten)“ am Dienstag, 07.07.2015, KW 27 (08:00 Uhr). Das entspricht den KW 22 bis 26 sowie dem
ersten Tag der KW 27. Somit beträgt die bisher verbrauchte Ist-Bauzeit DI,St 26 Arbeitstage.

Wie wird die beschriebene Bauzeitveränderung im Rahmen der Prognoseablaufplanung bezeichnet.

Es liegt eine Verlängerung aus der Sphäre des AN (VDAN) vor bzw. eine Verlängerung infolge Verzug gemäß VOB/B §5.

Die folgende Abbildung zeigt den Ablaufplan der Rohbauarbeiten unter Berücksichtigung des geschilderten Sachverhaltes.
Abbildung 2-51: Ausschnitt Ablaufplan - Rohbau (bearbeitet)
8.2. Beispielsfall B

Der von Ihnen ausgewählte Nachunternehmer für den Holzbau benötigt für die Errichtung der Dachkonstruktion aufgrund einer optimierten
Produktionsplanung (erhöhter Vorfertigungsgrad) 8h weniger als von ihnen geplant. Ihr Nachunternehmer für die Dachabdichtungsarbeiten
kündigt die Lieferung der Dämmung und damit den Beginn der Ausführung der Dämmungsarbeiten bedingt durch Lieferverzögerungen für den
Montag, den 20.07.2015 um 08:00 Uhr an. Sie erkennen die Abweichung zum Stichtag am Donnerstag den 09.07.2015 (KW 27) nach 17:00 Uhr.
Beziehen Sie Ihre Berechnungen auf Abbildung 2-52.

Abbildung 2-52: Ausschnitt Vertragsablaufplan Gebäudehülle

Bestimmen Sie die bisher verbrauchte Ist-Bauzeit DSt,Ist in Arbeitstagen (At) zum Stichtag bezogen auf ihr Gesamtprojekt (ab Baubeginn,
Montag KW 22, siehe Beispielfall A).

Am Stichtag, rückblickend betrachtet, kam es bisher zu keiner Änderung im Bauablauf. Erst nach dem Stichtag treten Beeinflussungen auf.
Dementsprechend entspricht die verbrauchte Ist-Bauzeit zum Stichtag der Anzahl an Tagen die bis zum Stichtag verstrichen sind bzw. der
vertraglich vereinbarten Tage. Das sind alle Tage ab Baubeginn, Montag, 01.06.2015, KW 22 bis ein-schließlich Stichtag (da nach 17:00 Uhr). Das
entspricht den KW 22 - 26 sowie den ersten vier Tagen der KW 27. Somit beträgt die bisher verbrauchte Ist-Bauzeit DSt,Ist 29 Arbeitstage.

Bestimmen Sie das Datum der Fertigstellung (Ende) des Vorgangs „Dachabdichtung – Einbau Dachabdichtung“.

Durch die Lieferverzögerungen der Dämmung kann der Vorgang „Dämmung“ erst einen Tag später begonnen werden. Da dieser Vorgang ein
Vorgänger zu „Dachabdichtung – Einbau Dachabdichtung“ ist, verzögert sich auch dieser um einen Tag. Er endet entsprechend erst am Freitag,
24.07.2015 (KW 29).

Bestimmen Sie das Datum der Fertigstellung (Ende) des Vorgangs „Fassadenarbeiten – Einsetzen der Fenster“.

Durch das verfrühte Ende des Vorgangs im Holzbau können die folgenden Prozesse theoretisch einen Tag früher beginnen. Einzig die
Dachabdichtungen ab dem Vorgang „Dämmung“ haben zusätzliche Störungen zu berücksichtigen. Diese sind jedoch keine Vorgänger der
Fassadenarbeiten. Dementsprechend beginnt der Vorgang „Dachabdichtung – Einbau Dampfsperre“ einen Tag früher und endet auch einen Tag
früher. Dasselbe gilt für „Fassadenarbeiten – Einbau Pfosten und Riegel“ sowie „Fassadenarbeiten – Einsetzen der Fenster“. Der genannte Vorgang
endet somit einen Tag früher am Mittwoch, 29.07.2015 (KW 30).

Bestimmen Sie die vertraglich vereinbarte Bauzeit DI,St in Arbeitstagen (At) zum Stichtag für Ihr Gesamtprojekt. Beziehen Sie Ihre
Berechnungen auf den Vertragstermin „Fertigstellung der Fassadenarbeiten“.

Die vertraglich vereinbarte Bauzeit DI,St bleibt von den Vorfällen unberührt. Der Vertrag zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer berücksichtigt
keine Bauzeitverlängerung aus der Sphäre des AN wenn diese aus Lieferproblemen hervorgehen.

Demzufolge entspricht die vertraglich vereinbarte Bauzeit der Dauer ab Baubeginn, Montag, 01.06.2015, KW 22 bis zum Vertragstermin
„Fertigstellung der Fassadenarbeiten“ am Donnerstag, 30.07.2015, KW 30 (17:00 Uhr). Das entspricht den KW 22 bis 29, sowie den ersten vier
Tagen der KW 30. Somit beträgt die bisher verbrauchte Ist-Bauzeit DI,St 44 Arbeitstage.

Die folgende Abbildung zeigt den Ablaufplan der Gebäudehülle unter Berücksichtigung des geschilderten Sachverhaltes.
Abbildung 2-53: Ausschnitt Ablaufplan Gebäudehülle – (bearbeitet)
8.3. Beispielsfall C

Sie erstellen am Dienstag den 27.07.2015 (KW 30) um 18:00 Uhr die Prognoseablaufplanung für das Gesamtprojekt. Berücksichtigen Sie hierbei
folgende Änderungen, die einen direkten Einfluss auf die Fertigstellung des Gesamtprojektes haben:

1) Durch Temperaturen oberhalb der zu erwartenden und im Rahmen der Produktionsplanung zu berücksichtigenden Grenzen, mit denen
gemäß § 6 Nr. 2 VOB/B normalerweise nicht gerechnet werden konnte, hat sich der Einbau der Dampfsperre um 1 Arbeitstag zeit-lich verlängert.

2) Die Oberfläche der Bodenplatte hat nicht die benötigte Ebenheit und muss nachbehandelt werden. Die Beschichtungsarbeiten verlängern
sich um 4 Arbeitstage.

3) Aufgrund einer optimierten Produktionsplanung im Bereich der Technischen Gebäudeausrüstung verkürzen sich die Arbeiten „TGA“ um 1
Arbeitstag.

4) Aufgrund einer durch den Bauherrn beauftragten Änderung wird sich die Fertigstellung der Arbeiten der sonstigen Ausbauarbeiten um
weitere 3 Arbeitstage verlängern.

Bestimmen Sie den Bauzeitverzehr (BV) zum Zeitpunkt Dienstag, den 27.07.2015 um 18:00 Uhr (KW 30).

Entscheidend bei der Berechnung des Bauzeitverzehrs ist die Frage, ob eine Störung der Sphäre des AN zugeordnet werden kann oder nicht. Im
geschilderten Sachverhalt ist 1) sowie 4) dem AN nicht zuzuschreiben, sehr wohl aber 2) und 3).

Der Bauzeitverzehr ist der Quotient aus der bereits verbrauchten Bauzeit per Stichtag d. h. der Ist-Bauzeit, und der Vertragsfrist bis zum
Projektende in Prozent.

Die verbrauchte Bauzeit DSt,Ist beträgt die Tage der KW 22 – 29 sowie die zwei Tage der KW 30, also insgesamt 42 Arbeitstage. Die Vertragsfrist bis
zum Projektende beträgt die Tage der KW 22 – 35 sowie den Montag der KW 36, sowie zusätzlich die Tage aus 1) und 4). Das entspricht 14
Wochen a 5 Tage sowie der Montag und insgesamt vier weitere Tage. Die Vertragsfrist beträgt 75 Tage. Dann ergibt sich der Quotient und somit
der Bauzeitverzehr zu 56 %.

Bestimmen Sie die Bauzeitprognose (BP) zum Zeitpunkt Dienstag, den 27.07.2015 um 18:00 Uhr (KW 30).

Die Bauzeitprognose ist der Quotient aus der bereits verbrauchten Bauzeit per Stichtag, d.h. der Ist-Bauzeit, und der prognostizierten Bauzeit bis
zum prognostizierten Projektende in Prozent. Hier werden folglich alle Auswirkungen auf die Bauzeit berücksichtigt. Die verbrauchte Bauzeit zum
Stichtag beträgt weiterhin die bereits ermittelten 42 Arbeitstage. Die prognostizierte Bauzeit entspricht der vertraglichen (die Tage der KW 22 – 35
sowie der Montag der KW 36) sowie den Änderungen aus 1) – 4), welche insgesamt 7 Tage betragen. Die prognostizierte Bauzeit beträgt somit 14
Wochen á 5 Tage sowie der Montag und insgesamt sieben weitere Tage, was 78 Tage ergibt. Dann ergibt sich der Quotient und somit die
Bauzeitprognose zu 53,85 %.

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