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BAUDURCHFÜHRUNG & AVA – Fragenkatalog 2019/20

Beschreiben Sie... detaillierte und ausformulierte Erläuterung


Beschreiben Sie kurz... auf das Wesentliche beschränkte, ggfls. stichwortartige Erläuterung
Berechnen Sie... Berechnung mit nachvollziehbaren Rechenschritten
Nennen Sie... Aufzählung (ohne weiterführende Erläuterung der einzelnen Aufzählungspunkte)
Skizzieren Sie... Skizze(n) mit der erforderlichen Beschriftung

kursiv geschriebene Textstellen dienen lediglich dem besseren Verständnis/der genaueren Erläuterung

Skriptum: PRIEBERNIG: BAUDURCHFÜHRUNG + AVA 2019, TU Verlag, Wien 2019


Normen/Gesetze: via TISS/LVA/Unterlagen
WKO: https://www.wko.at/
Buch: Fellner Thomas: Baubetrieb und Baumanagement, Band 1-3, Manz Verlag: Wien 2017

1 - PROJEKTBETEILIGTE ・ PLANUNGSLEISTUNGEN ・ HONORARE ・ PROJEKTPHASEN,


2 - TERMINPLANUNG
3 - KOSTENPLANUNG
4 - AUSSCHREIBUNG ・ BAUVERTRAG ・ LEISTUNGSBESCHREIBUNG ・ LEISTUNGSVERZEICHNIS ・
ANGEBOT/ANGEBOTSPRÜFUNG ・ ZUSCHLAG
5 - ÖRTLICHE BAUAUFSICHT
6 - SICHERHEIT AUF BAUSTELLEN
7 - GRUNDLAGEN der KALKULATION

PROJEKTBETEILIGTE ・ PLANUNGSLEISTUNGEN ・ HONORARE ・ PROJEKTPHASEN

101 - Nennen Sie die Projektbeteiligten eines Bauprojekts.


siehe Skriptum Seite 1.06-1.09
1. Bauherr/Auftraggeber [AG]
2. Architekten + Ingenieure
− Einzelplaner [EP]
− Generalplaner [GP]
3. Bauleistungen/-arbeiten/-firmen
− Einzelunternehmer [EU]
− Teil-Generalunternehmer [GU]
− Generalunternehmer/Main Contractor (GU)
− Totalübernehmer (TÜ)
4. Behörden
5. I- und EVU (Infrastruktur und EnergieVersorgungsUnternehmen)
6. BauKG: Planungs- und Baustellenkoordination
7. Prüfingenieure
8. Anrainer, Bürgerinitiativen

102 - Beschreiben Sie kurz die Vor- und Nachteile für den Auftraggeber bei der Beauftragung der
Planungen für Bauwerke an a) Einzelplaner, b) Generalplaner.
siehe Skriptum Seite 1.06
a) Einzelplaner
= Architekt, Tragwerksplaner, Bodengutachter, Bauphysiker, ET- und HKLS-, Hygiene, Labor- und Medizintechnik-,
Logistik-, Brandschutz-, …-planer, Planungskoordinator, …
- höherer Koordinationsaufwand für den AG
+ i.d.R. eine höhere Bau-/Ausführungsqualität

b) Generalplaner
= alle Planungsleistungen werden vom Generalplaner + Fachplanern erbracht.
+ AG hat nur einen Ansprechpartner
+ geringere Gewährleistungs- und Ausführungsschnittstellen

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103 - Beschreiben Sie die Möglichkeiten der Beauftragung von Bauunternehmen und die Vor- und
Nachteile für den Auftraggeber (Einzelunternehmen, …).
siehe Skriptum Seite 1.07-1.08
a) Einzelunternehmen:
Getrennte Beauftragung der Unternehmen (Zimmerer, Dachdecker, Parkettleger, Maler, Gärtner)
+ Große Flexibilität des d. AG
- umfangreichere Koordinationsaufgabe + höhere Terminrisiken

b) Teil-GU:
HKSL-Teil-GU (Klima, Lüftung, Heizung) , Elektro-Teil-GU (Schwachstrom, Beleuchtung), Fassaden-Teil-GU (Fenster,
Türen, Gläser), Boden-Teil-GU (Estriche, Bodenbeläge),…
+ Minimierung von Gewährleistungsschnittstellen (weniger Teilaufträge)
- weniger Flexibilität

c) Generalunternehmen:
führt alle Bauleistungen aus
+ vollst. Ausführungs- & Detailplanung vor der Vergabe, keine Leistungsänderungen
- ger. Ausführungsqualität, Claim-Potential bei Leistungsänderungen, (Einfluss AG beschränkt)

d) Totalübernehmer:
Gesamtplanung + Errichtung + (Finanzierung)
- Novellierung der Baukultur nach unten

104 - Beschreiben Sie die Aufgaben des Auftraggebers / Bauherrn in einem Bauprojekt.
siehe Skriptum Seite 1.10-1.11
1. Festlegen der Projektaufgaben und Leistungsziele
▪ Leistung = Quantität + Qualität
▪ Betriebsorganisation [BO], Raum- und Funktionsprogramm [R+F]
▪ Terminrahmen (Meilensteine)
▪ Kostenrahmen, Finanzierung, Verwertung

2. Aufbau einer Projektorganisation


▪ Aufgaben/Leistung, Termine/Fristen
▪ Koordination, Kommunikation und Schnittstellen der Leistung der Projektbeteiligten
▪ BH-intern (AG/Projektleitung, Nutzer, Berater, Controlling, FM, …) und extern (Projektmanagement, - leitung und
-steuerung, Planer, ÖBA, und Baufirmen)
▪ Prozess-Design --> Projekt Manual: Daten- und Dokumentenmanagement, Virtueller Projektraum [VPR] mit
Zugriffs- und Nutzerrechten und -pflichten, Kommunikation der Daten und Dokumente, Prüf- und Freigabemodi,
Dokumentation und Archivierung

3. Suche + Beauftragung der "geeigneten" Planer


▪ öffentlicher AG nach den Vergabeverfahren gemäß BVerG
▪ Privat-AG durch Direktvergabe/-beauftragung oder Wettbewerb

4. Pflicht zu entscheiden
▪ Prüfung und Freigabe der Planung und Dokumentation – vom Vorentwurf bis zur Übernahme des Bauwerks

5. Projektleitung
▪ Evaluierung aller Aktivitäten = Prozess- und Qualitätskontrolle: Abweichungsanalyse und (Gegen-)Steuerung bei
Ziel- und Prozessabweichungen, Koordination der nfd. Projektbeteiligten, Risikoanalyse
▪ Umgang mit Projektstörungen und Konflikten (zB Schiedswesen gem. ZPO)
▪ Übernahme der Leistung
▪ Öffentlichkeitsarbeit: Pflicht, Qualität zu schaffen
▪ Betrieb und Wartung des Bauwerks
▪ Planung und Dokumentation der Umbauten
Aufgrund der Koordinations-, Steuerungs- und Entscheidungspflichten der AG muss sich der AG die Frage stellen, ob er
über die personellen und fachlichen Ressourcen verfügt, die AG- Aufgaben für sein Planungs- und Bauprojekt zu erfüllen.
Wenn nicht, muss er die AG-Aufgaben zukaufen.

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105 - Nennen Sie die Planungsphasen und Architektenleistungen von der Beauftragung und Grundlagen-
analyse bis zur Fertigstellung des Bauwerks a) gem. HOA 2002 (2004), b) gem. LM.VM.OA.2014
(Leistungs- und Vergütungsmodell Objektplanung Architektur, Lechner/Heck, TU Graz, 2014).

b) gem. LM.VM.OA.2014
LPH 1 2% Grundlagenanalyse
LPH 2 8% Vorentwurf
LPH 3 12% Entwurfsplanung
LPH 4 5% Einreichplanung
LPH 5 22% Ausführungsplanung
LPH 6 8% Ausschreibung (LVs) und Mitwirkung an der Vergabe
LPH 7 4% Begleitung der Bauausführung
LPH 8 37% Örtliche Bauaufsicht und Dokumentation
LPH 9 2% Objektbetreuung

a) gem. HOA 2002 (2004)


1. Vorentwurf · Vorplanung [VE] 13% bis 19%
2. Entwurf [E] 17% bis 14%
3. Einreich- bzw. Genehmigungsplanung [EP] 10% bis 5%
4. Ausführungs- und Detailplanung [AP] 33% bis 37%
5. Kostenermittlungsgrundlagen [KEG] 12% bis 16%
6. Künstlerische Oberleitung [KOL] 5% bis 3%
7. Technische Oberleitung [TOL] 5%
8. Geschäftliche Oberleitung [GOL] 5%

Σ 1 bis 8 der Architektur-Planung = 100%

9. Örtliche Bauaufsicht [ÖBA] 36% bis 45% der Architektur-Planung

106 - Beschreiben Sie die grundsätzlichen Möglichkeiten der Berechnung des Honorars für
Planungsleistungen und nennen Sie Beispiele für Berechnungsmodelle, -richtlinien u. dgl..

▪ Pauschalpreis
▪ Stundenlohn
▪ Herstellungskosten
▪ Prozentsatz
- nach HOA
- nach LM.VM

Grundsätzlich herrscht Vertragsfreiheit in welcher frei durch Eigenverträge das Honorar gestaltet werden kann.
Die Berechnung kann grundsätzlich auf zwei Möglichkeiten basieren:
1) Basis bilden die Herstellungskosten des Bauens
Honorar = Herstellungskosten des Bauens * Faktor
2) Basis bilden die Stunden
Honorar = Stunden * Stundensatz

Es gibt zwei Berechnungsmodelle:


siehe Skriptum 2019, Seite 1.12-1.20

1) HOA 2002 (2004)

Die Höhe des Honorars für Architekturleistungen ist abhängig vom "Schwierigkeitsgrad" - der Komplexität - der
Planungsaufgabe und von den "Herstellkosten":

Honorar für die Planung HP = K · hP · t K Herstellkosten


hP Honorarsatz für die Planung
hB Honorarsatz für die örtliche Bauaufsicht
Honorar für die ÖBA HB = K · hB t Teilleistungsfaktor von 1 bis 8

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Architekturleistungen und Honorare sind für jede Bauaufgabe festzulegen und zu kalkulieren und anzubieten…
▪ … nach einem detailliert beschriebenen Leistungsverzeichnis für die Planung und ÖBA multipliziert mit den
empirisch ermittelten Prozentsätzen aus abgerechneten Projekten.
▪ … nach dem Leistungsverzeichnis multipliziert mit dem kalkulierten Stunden multipliziert mit den Stundenpreisen
für Ziviltechniker, Diplomingenieure, Techniker, …

Leistungsphasen
1. Vorentwurf · Vorplanung [VE] 13% bis 19%
2. Entwurf [E] 17% bis 14%
3. Einreich- bzw. Genehmigungsplanung [EP] 10% bis 5%
4. Ausführungs- und Detailplanung [AP] 33% bis 37%
5. Kostenermittlungsgrundlagen [KEG] 12% bis 16%
6. Künstlerische Oberleitung [KOL] 5% bis 3%
7. Technische Oberleitung [TOL] 5%
8. Geschäftliche Oberleitung [GOL] 5%
Σ 1 bis 8 der Architektur-Planung = 100%
9. Örtliche Bauaufsicht [ÖBA] 36% bis 45% der Architektur-Planung

Die HOA 2002 wird in der ÖNORM B 1801.1 behandelt.


▪ Die Baukosten sind die Kostengruppen Σ 1-6 (Aufschließung, Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnik, Ausstattung und
Außenanlagen)
▪ Honorarwirksame Herstellungskosten [HK] sind die Kostengruppen 1-4 + 6.
▪ Herstellungskosten [HK] für Ausstattung (Kostengruppe 4 und 5) werden in der HOA 2002 gesondert berechnet.
▪ Laut HOA 2002 reduzieren die Konsulenten-/Fachplanerleistungen (Konstruktions-, Bauphysik-, Gebäudetechnik-,
Labor-, Küchen-, Logistik-, … -planungen) nicht die Architekturhonorare, das heißt die honorarwirksamen
Herstellkosten [HK] beinhalten auch die von Fachplanern bearbeiteten Gewerkekosten.

2) LM.VM.OA 2014
Vergütung für die Objektplanung VOA in den Leistungsphasen [LPH] 1-9:

VOA Vergütung OA
BMGL Bemessungsgrundlage (Herstellkosten) [€]
VOA = BMGL · HOA · fLPH [€] bw Bewertungspunkte
fbw Faktor aus Bewertungspunkten: fbw = 0,0198 · bw + 0,9406
hOA Prozentsatz für die Objektplanung [%]
fLPH Prozentsatz der beauftragten Leistungsphasen
zzgl. ev. Zuschläge für Leistungsphasenteilung, zzgl. Ggf. Umbauzuschlag

Bewertungspunkte für Anforderungsmerkmale:


a) Vielfalt der Besonderheiten, 6-42 Punkte
b) Komplexität der Projektorganisation, 1-5 Punkte
c) Risiko der Projektrealisierung, 1-5 Punkte
d) Termin- und Kostenanforderungen, 1-5 Punkte

Bemessungsgrundlage für anrechenbare Kosten:


- Ermittlung der Projekte nach den Bewertungspunkten
- Ermittlung vorläufig anrechenbare Kosten, Feststellen der tatsächlichen Bemessungsgrundlage [BMGL] mit
angemessener Einbeziehung der Reserven.
- Ermittlung des Prozentsatzes

Leistungsphasen
LPH 1 2% Grundlagenanalyse
LPH 2 8% Vorentwurf
LPH 3 12% Entwurfsplanung
LPH 4 5% Einreichplanung
LPH 5 22% Ausführungsplanung
LPH 6 8% Ausschreibung (LVs) und Mitwirkung an der Vergabe
LPH 7 4% Begleitung der Bauausführung
LPH 8 37% Örtliche Bauaufsicht und Dokumentation
LPH 9 2% Objektbetreuung
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Leistungs- und Vergütungsmodel für Planerleistungen (LM.VM.OA 2014)
für Architektur-, Fachplanungs-, Ingenieursplanungs-, und Flächenplanungsleistungen
▪ Projektleitung PL [PL], Projektentwicklung [PE], Projektsteuerung [PS], Verfahrensbetreuung [VB], Begleitende
Kontrolle [BK], BauKG [BKG]
▪ Generalplaner [GP]
▪ Architektur Konsumentenprojekte [AK], Objektplanung Architektur [OK] und Einrichtung-Design [ED]
▪ Freianlagen [FA]
▪ Tragwerksplanung [TW], Prüfingenieur n. OIB-RL 1 [PI], Geotechnik [GT], Ingenieurbauwerke [IB], Planung
Brücken [BPB]
▪ Bestandsprüfung Tunnel [BPT], Bestandsplanung Brücken [BPB]
▪ Bauphysik und Brandschutz [BP]
▪ Technische Ausrüstung [TA]
▪ Raumplanung [RP], Landschaftsplanung [LA]
▪ Umweltplanung [UW], Wasserwirtschaft [WW]
▪ Vermessung [VM]

Beispiele: Klassen des Schwierigkeitsgrades, Planung Faktor fb, ÖBA Faktor fk,B Honorarsätze für die Planung in % der
Herstellungskosten (Schwierigkeitsgrad, Brandschutz,…)

107 - Nennen Sie die Parameter für die Berechnung des Honorars für Architektenleistungen gem. HOA
2002 a) für die Planung, b) für die ÖBA.
siehe Skriptum 2019, Seite 1.14

Die Höhe des Honorars ist abhängig vom "Schwierigkeitsgrad" - der Komplexität - der Planungsaufgabe und von den
"Herstellkosten":

Honorar für die Planung HP = K · hP · t K Herstellkosten


hP Honorarsatz für die Planung
hB Honorarsatz für die örtliche Bauaufsicht
Honorar für die ÖBA HB = K · hB t Teilleistungsfaktor von 1 bis 8

Architektenleistungen und Honorare sind i.d.R. aufgabenspezifisch zu kalkulieren und anzubieten:


▪ nach einem detailliert beschriebenen Leistungsverzeichnis für die Planung/für die ÖBA · den empirisch
ermittelten %-Sätzen aus abgerechneten Projekten - 10 Schwierigkeitsklassen: Krankenhäuser Stufe 7,
Wohnhäuser Stufe 5
▪ nach dem Leistungsverzeichnis · kalkulierte Stunden · Mittellohnpreis

108 - Beschreiben Sie die Vergütung der Architektenleistungen für die Objektplanung [VOA] gem.
LM.VM.OA.2014.
siehe Skriptum 2019, Seite 1.18

VOA = BMGL · hOA · fLPH [€]

BMGL Bemessungsgrundlage (Herstellkosten) [€]


bw Bewertungspunkte
fbw Faktor aus Bewertungspunkten: fbw = 0,0198 · bw + 0,9406
hOA Prozentsatz für die Objektplanung [%]
fLPH Prozentsatz der beauftragten Leistungsphasen
zzgl. ev. Zuschläge für Leistungsphasenteilung, zzgl. Ggf. Umbauzuschlag

Leistungsphasen

LPH 1 2% Grundlagenanalyse
LPH 2 8% Vorentwurf
LPH 3 12% Entwurfsplanung
LPH 4 5% Einreichplanung
LPH 5 22% Ausführungsplanung
LPH 6 8% Ausschreibung (LVs) und Mitwirkung an der Vergabe
LPH 7 4% Begleitung der Bauausführung
LPH 8 37% Örtliche Bauaufsicht und Dokumentation
LPH 9 2% Objektbetreuung

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109 - Beschreiben u./o. skizzieren Sie den grundsätzlichen Aufbau der Leistungs- und Vergütungsmodelle
für Architekten- und Ingenieurleistungen gem. LM.VM.2014.
siehe Skriptum 2019, Seite 1.20
Die Leistungs- und Vergütungsmodelle für Planerleistungen LM.VM 2014 beschreiben Architektur-, Fachplanungs-,
Ingenieurplanungs- und Flächenplanungsleistungen als iterativ-integrale Projektarbeit:

▪ Projektleitung PL [PL], Projektentwicklung [PE], Projektsteuerung [PS], Verfahrensbetreuung [VB], Begleitende


Kontrolle [BK], BauKG [BKG]
▪ Generalplaner [GP]
▪ Architektur Konsumentenprojekte [AK], Objektplanung Architektur [OK] und Einrichtung-Design [ED]
▪ Freianlagen [FA]
▪ Tragwerksplanung [TW], Prüfingenieur n. OIB-RL 1 [PI], Geotechnik [GT], Ingenieurbauwerke [IB], Planung
Brücken [BPB]
▪ Bestandsprüfung Tunnel [BPT], Bestandsplanung Brücken [BPB]
▪ Bauphysik und Brandschutz [BP]
▪ Technische Ausrüstung [TA]
▪ Raumplanung [RP], Landschaftsplanung [LA]
▪ Umweltplanung [UW], Wasserwirtschaft [WW]
▪ Vermessung [VM]

110 - Nennen Sie die fünf Projektphasen aus der Sicht des Auftraggebers.
siehe Skriptum 2019, Seite 1.25
Phase 1 Zustandsanalyse + Problemdefinition > Projektanstoß > Projektziele des AG: Leistung, Termine, Kosten
und Budgetmittel

Phase 2 Auswahl + Beauftragung der „richtigen“ Planer. Festlegung der Planungsschnittstellen und – inhalte,
Rahmentermine

Phase 3 Planungsentscheidung parallel mit den Planungsschritten: VE, E, EP, AP, KBG (LV)

Phase 4 Ausschreibung, Angebotsprüfung, Vergabe (Bau-Werkverträge), Koordination der Gewerke,


Qualitätskontrolle der Bauausführung, Aufmaß und Rechnungsprüfung, Zahlung, Leistungsänderungen
und –abweichungen, Verzug, Anti-Claim-Management, Probebetrieb, Übernahme, Mängel,
Gewährleistungen, Schadenersatz > Schriftverkehr, Projektverkehr, Projektdaten, Archivierung

Phase 5 Inbetriebnahme, Nutzung, Wartung, Schlussübernahme, Haftrücklass, Abbruch und Recycling

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TERMINPLANUNG
201 - Nennen Sie die Ziele der Terminplanung.
siehe Skriptum 2019, Seite 2.03
= Führungs- & Steuerungsinstrument (der Architekturplanung &- errichtung)
▪ Terminrahmenfestlegung
▪ Terminsteuerung
▪ Koordination der Projektbeteiligten
▪ Prognose der zeitlichen Projektablaufs:
Projektstart, Projektphasen, Aktivitäten (Vorgänge), Ereignisse („Meilensteine“), Projektende
▪ zeitliche Ordnung der Informations- und Entscheidungsprozesse
▪ Koordination der Arbeitsabläufe (der AN) und Schnittstellen der Projektbeteiligten
▪ Prognose der erforderlichen Kapazitäten (Leistungen) und Ressourcen (Personen, Maschinen, Geräte,
Materialien, Finanzmittel, …)
▪ Frühzeitiges Erkennen von Terminabweichungen = Grundlage für Gegenmaßnahmen

202 - Beschreiben und skizzieren Sie die Terminplanarten, unterschieden nach der graphischen
Darstellung.
Terminplanarten werden nach der graphischen Darstellung benannt:
1. Balken-Terminpläne
2. Zeit-Weg-, Zeit-Leistungs-, Zeit-Mengen-Diagramme
3. Netzpläne und Balken-Netzpläne

1. Balken-/Gantt-Diagramm

Der Balkenterminplan – auch als Gantt-Diagramm bezeichnet – ist eine grafische Darstellung eines Projektablaufs. Die
einzelnen Aktivitäten werden in Balkenform entsprechend ihrer terminlichen Lage dargestellt. Die Balkenlänge ist
direkt proportional zur Vorgangsdauer.
Der balkenplan hat bei überschaubaren Projekten genügend Aussagekraft, sofern die Frage nach den Tätigkeiten als
Funktion der Zeit gestellt wird. Er beantwortet die Frage „WAS geschieht WANN?“
(vgl.Fellner Thomas: Baubetrieb und Baumanagement, Band 1, Manz Verlag: Wien 2017)

Planungs-, Arbeitsschritte und Gewerke werden als Vorgänge in einen Kalender eingetragen:
▪ X-Achse (Zeitachse): Lage und Dauer der Vorgänge im Kalender
▪ Y-Achse: Anordnung der Vorgänge (Prozesse, Themen, Funktionen) nach technologischen Bedingungen und
Ressourcen
technologische und ressourcenmäßige Abhängigkeiten der Aktivitäten werden gedanklich mitberücksichtigt.
Die Vorgänge zeigen die terminliche Lage sowie die Dauer im Kalender, sind allerdings nicht miteinander verknüpft.

Vor- & Nachteile:


+ einfache Handhabung
+ gute Lesbarkeit (Balkenlängen zeigen Dauer, Start, Ende und zeitliche Überlappungen der Vorgänge)
- zu ungenau für komplexe und zeitlich gedrängte Projekte
- keine zwingenden, mathematisch beschriebenen Vorgangsverknüpfungen wie beim Netzplan und Zeit-Weg-
Diagramm > schwierige Terminsteuerung
- Vorgangsüberlappungen und -verschiebungen nur eingeschränkt lesbar
- Auswirkungen der Änderungen für nachfolgende Vorgänge sind schwer lesbar
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AOB im Gantt-Diagramm:
▪ Ende / Anfang = Normalfolge
▪ Anfang / Anfang
▪ Ende / Ende
▪ Anfang / Ende = Sprungfolge

Bedingungen im Gantt-Diagramm:
▪ so früh wie möglich, wenn der Terminplan vom Start aus geplant wird.
▪ So spät wie möglich… wenn der Terminplan vom Ende aus geplant wird.
▪ Anfang nicht früher als… Vorgang darf nicht vor einem bestimmten Datum starten.
▪ Anfang nicht später als… Vorgang darf nicht nach einem bestimmten Datum starten.
▪ Ende nicht früher als… Vorgang darf nicht vor einem bestimmten Datum enden.
▪ Ende nicht später als… Vorgang darf nicht nach einem bestimmten Datum enden.
▪ Muss anfangen am… Vorgang muss an einem starren Termin starten.
▪ Muss enden am… Vorgang muss an einem starren Termin enden.

2. Zeit-Weg-, Zeit-Leistungs-, Zeit-Mengen-Diagramme

Der Linienplan wird auch als Weg-Zeit-Diagramm bezeichnet. Er hat neben einer Zeitachse eine weitere Achse, aus der
Weg bzw. Bauraum abzulesen ist. Die Linien-Terminpläne erweitern die Aussage des Balkenplans (WAS geschieht
WANN) um die örtliche Komponente: das WO. Besonders geeignet ist diese Darstellungsart für die Planung und
Kontrolle kontinuierlicher und an eine Strecke gebundener Arbeitsvorgänge, also von Vorgängen, deren
Arbeitsfortschritt in einer Geschwindigkeit (Weg pro Zeiteinheit) ausgedrückt werden kann. Die einzelnen Vorgänge
werden als Strecken bzw. Flächen eingetragen. Aus dem Zusammenhang Ort/Menge und Zeit ergibt die Neigung der
Linie bzw. Fläche die Leistung bzw. Geschwindigkeit.
(vgl.Fellner Thomas: Baubetrieb und Baumanagement, Band 1, Manz Verlag: Wien 2017)

Das Geschwindigkeits-Linien- bzw. Zeit-Weg-Diagramm eignet sich für die Planung und Kontrolle linearer Aktionen,
d. s. Vorgänge, deren Arbeitsfortschritt in Länge pro Zeiteinheit oder Kubikmeter pro Zeiteinheit, … (zB Tunnel,
Straßen, Pipelines, Künetten, …) ausgedrückt wird:
▪ X-Achse: Vorgangsachse (Abwicklung des Projektes)
▪ Y-Achse: Zeitachse

Vor & Nachteile:


+ Übersichtlichkeit bzgl. der Fortschrittgeschwindigkeit („kritische Annäherung“)
+ leichte Verständlichkeit und Lesbarkeit
+ kritische Annäherungen werden gut ersichtlich und man kann darauf reagieren
- aufwändiger in der Erstellung
- Abhängigkeiten zwischen den Vorgängen sind nicht erkennbar

3. Netzpläne und Balken-Netzpläne

Vorgangspfeilnetzplan Vorgangsknotennetzplan Balken-Netzplan-Darstellung

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Die Netzplantechnik ist ein Instrument für die Terminplanung, - koordination und -kontrolle komplizierter Prozesse, bei
denen besonderes Augenmerk auf der Abhängigkeit der Vorgänge untereinander liegt. Diese Planungsmethodik zwingt
in der Phase der Entscheidungsvorbereitung zu einer detaillierten Auffächerung des Projektablaufs und des Weiteren
dazu, ein Projekt von Anfang bis Ende durchzudenken und Abhängigkeiten darzustellen.
(vgl.Fellner Thomas: Baubetrieb und Baumanagement, Band 1, Manz Verlag: Wien 2017)

Netzplanarten
1.) VorgangsPfeilNetzplan
Bei der CPM-(Tätigkeits-Pfeil)-Darstellung wird jeder Vorgang graphisch durch einen
„Pfeil“ und die Verknüpfung dieser Vorgänge als Knoten dargestellt.

2.) VorgangsKnotenNetzplan
Bei der MPM-(Metra-Potential)-Methode wird jeder Vorgang als Knoten (Rechteck, Kästchen) dargestellt und mit den
wichtigsten Kenndaten des Vorgangs (frühester/spätester Start, frühestes/spätestes Ende, freier Puffer,
Gesamtpuffer, Dauer, Name) ausgefüllt. Die AOB werden mit Pfeilen dargestellt.
Vorteil dieser Methode ist die direkte Darstellbarkeit der verschiedenen Anordnungsbeziehungen zwischen den
Vorgängen. Diese Methode hat sich aufgrund der Darstellung und Berücksichtigung der unterschiedlichen
Anordnungsbeziehungen in der Bauindustrie durchgesetzt.

3.) Balken-Netzplan-Darstellung
Die Berechnung eines VorgangsKnotenNetzplans erfolgt i.d.R. nach der Metra-Potential-
Methode [MPM]. Die graphische Darstellung erfolgt als Tätigkeitsknotennetz oder als
Vorgangs-knotennetz. Die logischen Abhängigkeiten zw. den Vorgängen zeigen die Pfeile.

Die Netzplantechnik (NPT) ist ein Hilfsmittel der Unternehmensforschung und des Projektmanagements zur Planung,
Koordination, Kontrolle und Steuerung komplexer Projekte mit einander beeinflussenden Aktivitäten und Wirkungen:
▪ zwei oder mehrere Aktionen haben technologische u./o. zeitlich organisatorische u./o. kapazitative Abhängigkeiten
▪ bei der NPT sind alle Aktionen vom Projektstart bis zum Projektende miteinander verflochten und voneinander
abhängig

Ein Netzplan entspricht einem gerichteten, kreisfreien, endlichen Graphen. Nach der Graphentheorie werden die
Eigenschaften von Graphen (Menge von Objekten) und deren Beziehung zueinander untersucht. Netzpläne simulieren
Vorgangsabläufe (Vorgänge und Ereignisse) eines Projektes. Mit ihnen werden Aktionen und Ressourcen geplant,
optimiert, überwacht, gesteuert und dokumentiert

Im Netzplan werden die finalen Verknüpfungen der Vorgänge und Meilensteine (Ereignisse ohne Zeitdauer) in
logischer Reihenfolge mit Anordnungsbeziehungen vom Projektstart bis zum Projektende beschrieben. Die
beabsichtigte Wirkung der NPT ist das geplante und kontrollierte Vorwärtsschreiten eines Projektes. Jeder Vorgang
und jeder Meilenstein ist in das Netz gegenseitiger Erfolgsabhängigkeiten zweier oder mehrerer
Vorgänge/Meilensteine eingeflochten.

▪ SOLL-Termine (vertraglich geschuldeten Fristen und Termine)


▪ IST-Termine (im Projektablauf anfallenden Termine)
▪ SOLL-IST-Terminpläne (Überlagerung der SOLL- mit den IST-Terminen und Fristen, um Abweichungen zu
erkennen und erforderliche Gegensteuerungsmaßnahmen einleiten zu können)

Vor & Nachteile:


+ Erkennen des kritischen Wegs (durch Vorwärts- und Rückwärtsrechnung)
+ logische Abhängigkeiten werden ersichtlich
+ Konsequenzen einer Verschiebung/Ausdehnung eines bestimmten Vorganges werden auf den weiteren
Projektverlauf (bzw. Projektende) erkennbar
+ Zeitreserven, -defizite und -engpässe sind ablesbar
+ Einfügen oder Löschen einzelner Vorgänge oder Abhängigkeiten ist einfach
- anspruchsvolle Darstellung
- für Laien schwerer lesbar als Balkenpläne
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203 - Nennen Sie die Terminplanarten, unterschieden nach dem Detaillierungsgrad und gereiht nach dem
(zunehmenden) Projektfortschritt.

Nach den Unschärfen der Projektphasen unterscheiden wir


den Rahmenterminplan
den Generalterminplan
Phasenterminpläne: z.B. Planungs- und Bauphasen
Detailterminpläne: z.B. Planungs- und Bauphasen je Gewerk
To-do-Listen: Arbeitsanweisungen mit Terminen
die von Projektphase zu -phase fortgeschrieben unterteilt und verfeinert werden.

204 - Nennen Sie die Terminplanarten, unterschieden nach dem Inhalt / Zielsetzung und zugeordnet zu
Projekt-"Ebenen" und -beteiligten (s. LM.VM).

Rahmenterminplan [RTP]
strategische Ebene
Steuerungsterminplan [STP]
taktische Ebene
Steuerung der Projektbeteiligten
Planungsterminplan [PTP]
operative Ebene
ab diesem Zeitpunkt kommen Architekten ins Spiel
Vertragsterminplan [VTP]
vertragliche Ebene
Vertragseinhaltung des Bauherren
Ausführungsterminplan [ATP]
operative Ebene

205 - Skizzieren Sie ein Weg-Zeit-Diagramm und beschreiben Sie a) die „kritische Annäherung“ und b) die
„Vorgangsunterbrechung“.

a) kritische Annäherung
Man kann den Vorgang, der nachfolgt, nur bis zu einer bestimmten Distanz an den Vorgänger heranführen.
Beispiel - Hochhausgebäude: die Fassade, die schneller als der Rohbau hergestellt werden kann, kann den Rohbau nicht
überholen

b) Vorgangsunterbrechung
Ist die Fortschrittsgeschwindigkeit eines Folgevorgangs höher als die des Vorgängers, kann auf die kritische Annäherung
durch Unterbrechungen des Folgevorgangs oder Verlangsamung der Fortschrittsgeschwindigkeit (mit geringeren
Ressourcen) reagiert werden.

206 - Beschreiben Sie die Grundsätze der Netzplantechnik und ihre Bedeutung für die
(Bau-)Projektplanung.

alles was man über die Netzplantechnik weiß – siehe Frage 202

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207 - Beschreiben Sie die Inhalte eines Vorgangsknotens im Netzplan.

gem. DIN 69 900 – 3. Begriffe


frühester Anfang = unter Berücksichtigung der im Netzplan enthaltenen Bedingungen nicht weiter nach vorn
verschiebbarer Anfang eines Vorgangs
frühestes Ende = unter Berücksichtigung der im Netzplan enthaltenen Bedingungen nicht weiter nach vorn
verschiebbares Ende eines Vorgangs
Dauer des Vorgangs = Zeitspanne vom Anfang bis zum Ende eines Vorgangs bzw. vom Start bis zum Ziel eines
Projekts
spätester Anfang = unter Berücksichtigung der im Netzplan enthaltenen Bedingungen nicht weiter nach hinten
verschiebbarer
Anfang eines Vorgangs
spätestes Ende = unter Berücksichtigung der im Netzplan enthaltenen Bedingungen nicht weiter nach hinten
verschiebbares
Ende eines Vorgangs
Gesamte Pufferzeit = Zeitspanne zwischen frühester und spätester Lage eines Ereignisses bzw. Vorgangs

208 - Beschreiben und skizzieren Sie Anordnungsbeziehungen in der Netzplantechnik.


Anordnungsbeziehungen [AOB] sind quantifizierte Abhängigkeiten (Voraussetzungen) der Ereignisse und Vorgänge zur
Beschreibung der Ablaufstruktur eines Netzplans.

AOB beschreiben die logisch quantifizierten Abhängigkeiten zweier aufeinanderfolgender Vorgänge oder Ereignisse

Anordnungsbeziehungen bringen zum Ausdruck, dass die Vorgänge und die Ereignisse nicht willkürlich
aufeinanderfolgen. Es bestehen technisch und/oder inhaltlich bedingte Abhängigkeiten, nach denen eine Tätigkeit (ein
Arbeitspaket) „Vorgänger“ oder „Nachfolger“ einer anderen ist. Die AOB können in die folgenden vier Arten
unterscheiden werden, wobei auch Mindest- oder Höchstabstände zwischen den Vorgängen und Ereignissen vorliegen
können. (vgl.Fellner Thomas: Baubetrieb und Baumanagement, Band 1, Manz Verlag: Wien 2017)

1. Normalfolge (NF)
Ende-Anfang-Beziehung
eine der gängigsten Beziehungen
- AOB zwischen Ende Vorgang 1 und Anfang Vorgang 2
- Nach Abschluss des Vorgangs 1 kann/muss der Vorgang 2 (Nachfolger) beginnen
- Vorgang 1 ist die Voraussetzung für Vorgang 2
- eine Überschneidung Ende Vorgang 1 / Anfang Vorgang 2 ist zulässig

Bei der Normalfolge stehen das Ende des Vorgängers und der Anfang des Nachfolgers zueinander in Beziehung. Wenn
der zugeordnete Zeitwert 0 ist, beginnt der Nachfolger unmittelbar nach Fertigstellung des Vorgängers. Das heißt,
Vorgang 2 kann erst nach dem Ende von Vorgang 1 starten.
Beispiel: Nach Fertigstellung der Baugrube (Vorgang 1) kann die Sauberkeitsschicht (Vorgang 2) betoniert werden.
Es ist auch möglich, dass nach dem Ende von Vorgang 1 eine bestimmte Zeitspanne vergehen muss, bevor Vorgang 2
starten kann.
Beispiel: Der Bodenbelag (Vorgang 2) kann erst verlegt werden, wenn zuvor der Estrich (Vorgang 1) 30 tage
ausgehärtet und getrocknet ist.
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Beispiele:
▪ Das Deckenfeld muss bewehrt sein (Vorgang 1), bevor das Deckenfeld betoniert werden kann (Vorgang 2).
▪ Die Elektro- und HKLS-Installation in Wänden müssen abgeschlossen/eingestimmt sein (Vorgang 1),
bevor die Wände verputzt werden können (Vorgang 2)

2. Anfangsfolge (AF)
Anfang-Anfang-Beziehung
- 2 Vorgänge können oder müssen gleichzeitig starten
- die Arbeiten werden gleichzeitig/parallel ausgeführt
- (Vorgang 2 kann aber auch später starten)
- je mehr Vorgänge sich überlappen, desto kürzer ist die gesamte Bauzeit/-dauer

Die Anfangsfolge stellt eine Verknüpfung der Anfänge zweier Vorgänge dar. Diese Folge wird gewählt, wenn ein
Vorgang einen entsprechenden Vorlauf benötigt. Vorgang2 kann zum Beispiel erst fünf Zeiteinheiten nach dem beginn
von Vorgang 1 starten.
Beispiel: Während in Teilen eines Geschoßes die Decken noch eingeschalt werden (Vorgang 1), beginnen auf den
bereits fertig geschalten Flächen die Bewährungsarbeiten (Vorgang 2)

Beispiel:
▪ Die Verfuhr des Aushubmaterials (Vorgang 1) beginnt gleichzeitig mit dem Baugrubenaushub (Vorgang 2),
um Zwischenlagerungen zu vermeiden.

3. Endfolge (EF)
Ende-Ende-Beziehung
- 2 Vorgänge müssen gleichzeitig enden
- als Voraussetzung für nachfolgende Vorgänge
- Verknüpfung zweier Vorgangsenden (können parallel ablaufen)

Die Endfolge ist eine Verknüpfung der Fertigstellungstermine zweier Vorgänge. Dabei wird sichergestellt, dass das
Ende des Nachfolgers unter keinen Umständen vor Beendigung des Vorgängers liegen kann.
Das heißt, Vorgang 2 kann zum Beispiel erst fünf Zeiteinheiten nach dem Ende von Vorgang 1 enden.
Beispiel: Die Montage der Außenfensterbänke kann erst fünf Werktage nach der Fertigmontage der Fenster
abgeschlossen werden.

Beispiele:
▪ Ende Verfuhr Aushubmaterial (Vorgang 1) = Ende Baugrubenaushub (Vorgang 2)
▪ Vorhangfassaden (Vorgang 1) und Attika-Abdichtung/Dichtbleche (Vorgang 2) enden gleichzeitig
Dach + Fassade dicht = Voraussetzung für die Errichtung der Trockenbauwände im obersten Stockwerk

4. Sprungfolge (SF)
Anfang-Ende-Beziehung
- Sonderform, eher selten
- Der Vorgang 2 soll/muss enden, wenn der Vorgang 1 beginnt

Die Sprungfolge stellt eine Beziehung zwischen dem Anfang des Vorgängers und dem Ende des Nachfolgers her. Der
Anfang des Vorgängers ist die Voraussetzung für das Ende des Nachfolgers.
Vorgang 2 kann beispielsweise erst fünf Zeiteinheiten nach dem Start von Vorgang 1 enden.

Beispiel:
▪ Das Einbringen der großen Kühlgeräte (Vorgang 2) muss vor dem Schließen der Decke (Vorgang 1) erfolgen;
nach dem Einbau der Kühlgeräte wird die Decke innerhalb von 5 Tagen geschlossen.
Die SF wird (hier) angewandt, da der Anfang des Kühlgeräte-Einbringens Voraussetzung für das Schließen der
Decke ist. Eine gegenseitige AF und EF der Vorgänge „A“ und „B“ kann dieses Problem auch lösen.

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209 - Beschreiben Sie die Fragen, die wir für jeden Vorgang in einem Netzplan beantworten müssen.
siehe Skriptum 2019, Seite 02.21
▪ Welche Vorgänge müssen unmittelbar vor dem betrachteten Vorgang enden? d.s. die physischen Voraussetzungen
▪ Welche Vorgänge können erst nach Abschluss des betrachteten Vorganges beginnen?
▪ Welche Vorgänge können parallel mit dem betrachteten Vorgang ausgeführt werden?
▪ Wie lange dauert der betrachtete Vorgang?

210 - Beschreiben Sie kurz die Arbeitsschritte der Erstellung eines Vorgangsknotennetzplans ("VKN Schritt
für Schritt").
siehe Skriptum 2019, Seite 2.22
1. Erstellen des Netzplan-Grundgerüstes
nach technologischen Bedingungen erstellte Vorgänge und Meilensteine
2. Darstellen der kapazitätsbezogenen (von „Fähigkeit“) Abhängigkeiten und Vorgangsdauer im Netzplan-
Grundgerüst
3. Herausarbeiten der AOB
4. Berechnung der frühesten u. spätesten Anfangs-u. Endtermine der Vorgänge/Meilensteine mittels Vorwärts-
/Rückwärtsrechnung
5. Ermitteln der Pufferzeiten eines Vorgangs durch zeitliche Lage seines Vorgängers und Nachfolgers > durch
Überlagern/Parallellaufen verkürzt dich die Projektdauer (Pufferzeit = SA-FA)

211 - Beschreiben Sie den Begriff "Kritischer Weg" in einem Netzplan.


Alle Vorgänge deren früheste und späteste zeitliche Lage ident sind, liegen am kritischen Weg. Vorgänge, die auf dem
kritischen Weg liegen, können nicht verschoben werden, ohne dass sich die Gesamtzeit verändert.
Der kritische Weg umfasst ausschließlich Ereignisse bzw. Vorgänge, deren gesamte Pufferzeit ein Minimum beträgt.
(vgl.Fellner Thomas: Baubetrieb und Baumanagement, Band 1, Manz Verlag: Wien 2017)

Vorgänge, deren früheste UND späteste zeitliche Lage ident sind, liegen am Kritischen Weg.
Sie haben keine freie Pufferzeit [FP]: frühster Anfang = spätester Anfang, frühestes Ende = spätestes Ende,
Gesamtpufferzeit = 0

Alle Vorgänge deren früheste und späteste zeitliche Lage gleich ist, dürfen nicht verschoben werden. Sie bilden den
kritischen Weg, der vom Projektanfang bis zum Projektende verläuft und Verzweigungen aufweisen kann. Alle, nicht auf
dem kritischen Weg befindlichen Vorgänge haben eine Pufferzeit.

212 - Beschreiben Sie die Begriffe "Gesamtpufferzeit" und "Freie Pufferzeit" in der Netzplantechnik.
Die Gesamtpufferzeit [GP] ist die Differenz aus frühesten und spätesten Zeiten eines Vorgangs; d. i. die Zeitreserve im
Projekt. Sie gibt die Zeitspannen, um die ein Vorgang verschoben oder verlängert werden kann, ohne dass der
Endzeitpunkt des Projekts verschoben wird:
Gesamtpufferzeit = spätester Anfang – frühester Anfang = spätestes Ende – frühestes Ende

= zeitliches Verschieben des Vorgangs ohne, dass der Endtermin verzögert wird.
▪ Zeitspanne zwischen frühester und spätester Lage eines Ereignisses bzw. Vorgangs
▪ Zeitspanne, um die ein Vorgang gegenüber seiner frühesten Lage verschoben werden kann, ohne den Endzeitpunkt
zu beeinflussen.

Gesamtpufferzeit = Zeitspanne zwischen frühester und spätester Lage eines Ergebnisses bzw. Vorgangs

Die freie Pufferzeit ist die Zeitspanne, in der ein Vorgang in seiner frühesten Lage verschoben werden kann, damit er
keinen weiteren Vorgang verzögert.

freie Pufferzeit = min.- frühester Anfang – frühestes Ende

Vorgänge, deren früheste UND späteste zeitliche Lage ident sind, liegen am Kritischen Weg. Sie haben keine freie
Pufferzeit [FP]: frühster Anfang = spätester Anfang, frühestes Ende = spätestes Ende, Gesamtpufferzeit = 0

freie Pufferzeit = Zeitspanne, um die das Ereignis bzw. Vorgang gegenüber seiner spätesten Lage verschoben werden
kann, ohne die späteste Lage anderer Ereignisse bzw. Vorgänge zu beeinflussen.
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213 - Beschreiben Sie die Begriffe "Vorgang" und "Ereignis" und welche Eigenschaften sie aufweisen.
a) Vorgang
= Ablaufelement zur Beschreibung eines bestimmten Geschehens mit definiertem Anfang und Ende (gem. DIN 69900)
= zeitforderndes Geschehen mit definiertem Anfang und Ende
- beschreibt Geschehen (Decke über EG betonieren)
- definierte Arbeitspakete (abgegrenzte Arbeitseinheiten) mit definierten Start- und Endterminen und festgelegter
Dauer (vgl. Skript 2019, Seite 02.16)

Eigenschaften:
Beschreibung
Vor-/Nachgänger
Anordnungsbeziehung
Bedingungen/Einschränkungen

b) Ereignis
= Ablaufelement, das das Eintreten eines bestimmten Zustands beschreibt (gem. DIN 69900)
= Eintreten eines definierten Zustands im Ablauf
- beschreibt Zustand (Decke über EG fertig)
- „Meilensteine“

vgl. Skript 2019, Seite 02.4


Eigenschaften von Vorgängen und Ereignissen:
(nach diesen logischen Projektzusammenhängen werden sie vom Start-Ereignis bis zum Projekt-Ende geordnet)

• Die Interdependenzen der Arbeitspakete und Aktionen


• Die Reihenfolge, Parallelvorgänge und Vorgangsüberlappungen
• Die Vorgangsdauer

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KOSTENPLANUNG
301 - Nennen Sie die Ziele der Kostenplanung.
siehe Skriptum 2019, Seite 03.3
▪ Kostenvorgabe der Errichtungskosten als SOLL- bzw. ZIEL-KOSTEN
▪ Kostenkontrolle
= laufende Evaluierung der IST-Kosten, Vergleich mit den SOLL-Kosten unter Berücksichtigung von
Leistungsabweichungen (gem. ÖN B2110)
▪ Kostensteuerung
ist das aktive Eingreifen in die Kostenentwicklung: Weichen die IST-Kosten von den SOLL-Kosten ab, muss der AG
gegensteuern
▪ Kostenfeststellung
ist die Zusammenstellung der entstandenen Kosten

302 - Nennen Sie die Gliederungssysteme gem. ÖN B 1801.1 und beschreiben u./o. skizzieren Sie die
(Gliederungs-)Ebenen.

Anlagegliederung:
Die Anlagegliederung dient der systematischen Zuordnung von Grundstücken und Objekten. Sie ist der
Baugliederung und Leistungsgliederung übergeordnet und beinhaltet Grundstücke und Objekte.
– Grundstück: z. B. Katastralgemeinde und Einlagezahl,
– Objekt: z. B. Objekt für Wohnen, Beherbergung, Gesundheitswesen, Schulung, Bildung, Forschung,
Sport, Freizeit, Kultur, Versammlung, Ausstellung, Gastronomie, Handel, Verwaltung, Dienstleistung, Öffentliche
Sicherheit, Verkehr, Infrastruktur, Außenanlage, Industrie, Werkstatt, Lager, Landwirtschaft, Ver- und Entsorgung.

Objekte sind nach ihrer überwiegenden Zweckbestimmung gemäß ÖNORM B 1801-3 zu bezeichnen. Bei
Objekten unterschiedlicher Nutzung darf eine weitere Unterteilung erfolgen.
Die Anlagen dürfen aber auch entsprechend den objektspezifischen Erfordernissen ergänzt oder weiter untergliedert
werden (z. B. Teilobjekt, Geschoß, Nutzungseinheit, Raum).

Baugliederung:
Die Baugliederung dient der systematischen Gliederung, Bezeichnung und Zuordnung von Informationen und Daten
der Handlungsbereiche Qualität, Kosten und Termine.
Die Baugliederung darf entsprechend den technischen Merkmalen oder den herstellungsmäßigen Gesichtspunkten
oder der Lage des Bauwerks im Umfeld weiter untergliedert oder ergänzt werden.
Die Gliederung über alle 3 Ebenen stellt den gesamten Aufbau und Inhalt dar. Bei der Anwendung müssen nur die
mit Daten oder Informationen versehenen Teile angeführt werden.
Die Zuordnung von Informationen und Daten zu Qualität, Kosten und Terminen sowie Informationen und Daten
jeglicher Art sind auf jeder Ebene der Baugliederung möglich.

1 Ebene: Gesamtkosten in 9 Kostengruppen gegliedert (z.b. Rohbau)


2 Ebene: Kostengruppen werden zerschnitten in Grobelemente (z.b. Baugrube, Gründung, hor. Baukonstruktion)
3 Ebene: Grobelemente werden sortiert in Elemente (z.b. hor. Baukonstr. = Deckenkonstr, Dachkonstr.)
Elementtypen: planerisch als Ganzes (z.b. Fußboden mit Holzaufbau)

Leistungsgliederung:
Die Leistungsgliederung ist eine Gliederung nach Leistungsgruppen, Unterleistungsgruppen und Leistungspositionen.
Sie stellt neben der Baugliederung vor allem für die Ausführungs- und Abschlussphase eine geeignete
Gliederung dar.
Die 1. Ebene der Leistungsgliederung ist identisch mit der 1. Ebene der Baugliederung. (siehe Abbildung)
1. Ebene Leistungsgliederung = 1. Ebene Baugliederung
2. Ebene Leistungsgliederung = Leistungsgruppe (LG)
3. Ebene Leistungsgliederung = Unterleistungsgruppe (ULG)
Leistungspositionen sind der 3. Ebene zugeordnet.
Leistungsgruppen können in Anlehnung an vorhandene standardisierte Unterlagen zu Leistungsbereichen
zusammengefasst werden.

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Beispiel für Leistungsbereiche:
A - Allgemeine Leistungen (nicht standardisiert),
H - Leistungen zu Hochbau (standardisiert, siehe Anhang A, 2 Bauwerk-Rohbau),
T - Leistungen zu Haus- und Elektrotechnik (standardisiert, siehe Anhang A, 3 Bauwerk-Technik),
X - Nicht standardisierte Leistungsbereiche.

siehe Skriptum 2019, Seite 03.16

303 - Beschreiben und skizzieren Sie anhand eines beliebigen Bauteils, bspw. einer Trenndecke
(Fußbodenaufbau, STB-Decke, Abhangdecke), die (Bau- und Leistung-) Gliederung gem. ÖN B 1801.1.

siehe auch Skriptum Seite 03.16


siehe ÖNORM B 1801 – Anhang B, Seite 33
Bildung eines Elementtyps für eine Betondecke mit 30 cm Dicke und 120 kg/m³ Bewehrung

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304 - Nennen Sie die 10 Kostengruppen gem. ON B 1801.1und fassen Sie sie zu a) Bauwerkskosten, b)
Baukosten, c) Errichtungskosten und d) Gesamtkosten zusammen.

305 - Nennen Sie die Kostenermittlungen in den Projektphasen gem. ON B 1801.1.

306 - Nennen Sie die Genauigkeit von Kostenermittlungen in den Projektphasen gem. ON B 1801.1.

Projektphase lt. ÖN B 1801.1 Kostenermittlung Genauigkeit d. KE Zielwert d. KE


Grundlagenermittlung Kostenrahmen ± 20 bis 30 % 1± 20 %
Vorentwurf Kostenschätzung ± 15 bis 15 % ± 10 %
Entwurf Kostenberechnung ± 5 bis 10 % ±5%
Vergabe Kostenanschlag ±5% ±3%
Ausführung Kostenfeststellung + strittige Kosten ±0%
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307 - Berechnen Sie die Bauwerkskosten (Kostengruppen 2, 3, 4 gem. ON 1801.1) nach Kennwerten für ein
Büro-Wohnhaus am Stadtrand von Wien, geschlossene Bauweise, Gebäudehöhe 21 m, ca. 5.000 m2
BGF im EG bis 4. Stock, HLZ-Mwk. + WDVS (MW), Silikatputz, ca. 27 % Fenster (Uges. ≤ 0,9 W/(m2 ・ K),
Gründach; ca. 1.800 m2 BGF i. Keller (Garage, Haustechnik, Einlagerungsraume). •
gem. Skriptum 2019, Seite 03.9
Bauteil / KGR (ÖN B 1801.1) GH Menge EH EHP [€/EH] EP [€] BT-Preis %-Anteil
[€]
U1 3,6m 1.800,00 m² 950,00 1.710.000,00
EG 4,5m 900,00 m² 2.700,00 2.430.000,00
O1-O3 3,2m 2.700,00 m² 2.250,00 6.075.000,00
O4 3,6m 900,00 m² 2.250,00 2.025.000,00
Dach- und Fassadenbegrünung 1,00 Pa. 270.000,00 270.000,00
2 - 4 Bauwerkskosten [BWK] netto 12.510.000,00 12.510.000 100,00

308 - Berechnen Sie die Kosten des Elementtyps "Fusbodenaufbau B09": 5 cm CT-Estrich E300 F5 C30 3,2
N/mm2, PE-Folie Sd ≥ 200 m, MW-TDB 30, PE-Folie Sd ≥ 200 m, 4 cm EPS-Beschüttung zem. geb..
(Anmerkung: Legen Sie Augenmerk auf den methodischen/formblattartigen Aufbau Ihrer Berechnung!) •

Fußbodenaufbau B09
Leistungsposition Menge/EH EH EHP EH EHP/E EH
5 cm CT-Estrich E300 F5 C 30 3,2 N/mm2 1,00 m²/m² 21,60 €/m² 21,60 €/m²
PE-Folie Sd > 200 m 1,10 m²/m² 2,25 €/m² 2,48 €/m²
MW-TDB 30 1,00 m²/m² 16,20 €/m² 16,20 €/m²
PE-Folie Sd > 200 m 1,15 m²/m² 2,25€/m² 2,59 €/m²
4 cm EPS-Beschüttung zem.geb. 0,04 m³/m² 144,00 €/m² 5,76 €/m²
ZW. Summe 48,00€/m²
Zzgl. 5% f. Kleinpositionen 2,40€/m²
Rdg. -0,40€/m²
Element/E-Preis 4D.01-B09 50€/m²

309 – Berechnen Sie die Kosten des Elementtyps „TB-Standerwand W13“: 22,5 cm, 4 x 15 mm TB-Platten, H
3,2 m, 18 % Glas-OL, EI 30, R‘w 45 dB, beschichtet. (Anmerkung: Legen Sie Augenmerk auf den
methodischen/formblattartigen Aufbau Ihrer Berechnung!) •

TB-Standerwand W13
Leistungsposition Menge/EH EH EHP EH EHP/E EH
22,5 cm TB-Ständerwand „hohl für voll“ 1,00 m²/m² 90,00 €/m² 90,00 €/m²
Az. (Aufzahlung) für 18 % Glas-OL 0,18 m²/m² 550-100= 450,00 €/m² 81,00 €/m²
Beschichtung („Malerei“) 2,00 m²/m² 14,00 €/m² 28,00 €/m²
ZW. Summe 199,00 €/m²
Zzgl. 10% f. Kleinpositionen 19,90 €/m²
Rdg. 0,10 €/m²
Kosten E-Typ 4D.05-W13 219,00 €/m²

310 - Nennen Sie die Grundzüge der Mengenermittlung (Mindestanforderungen, Herkunft der Mengen, ...).
Mindestanforderungen:
jede Menge = soll verortet sein - Bearbeitbarkeit der Mengen = wichtig - Nachvollziehbarkeit der Mengen &
Nachweisbarkeit

Herkunft:
CAD-Planung & Datenbanken - Fachplaner-ME (so detailreich ≠ in Plänen drinnen) - sonstigen Dokumenten = den LV.
Positionen zuzuordnen

Kleinpositionen schätzen = Positionen zuzuordnen

Einmalige & zeitgebundenen Kosten = Gemeinkosten der Baustelle (einrichten, räumen, Baustelleinrichtung,…), SiGe-
Maßnahmen,…
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AUSSCHREIBUNG ・ BAUVERTRAG LEISTUNGSBESCHREIBUNG ・ LEISTUNGSVERZEICHNIS ・
ANGEBOT / ANGEBOTSPRÜFUNG ・ ZUSCHLAG
401 - Nennen Sie die drei Phasen des Vergabeverfahrens und beschreiben Sie die wesentlichen Inhalte kurz.
siehe Skriptum 2019, Seite 04.3
Das Vergabeverfahren besteht aus:
1. der Ausschreibung
2. der Angebotslegung
3. dem Zuschlagsverfahren

Ausschreibung:
= ein Baustein des Konstruierens von Architektur
= Feinplanung, erweitert um rechtliche, wirtschaftliche und organisatorische Aspekte zur Umsetzung des Bauwerks in
das 1:1 Modell.
Unter dem Begriff Ausschreibung subsumieren wir Verfahren und Vertragsbestimmungen, techn. Spezifikationen,
Leistungsverzeichnis/Leistungsbeschreibung, Beilagen, … mit der wir die Entwurfsidee auf die Baustelle transportieren
und die Baustelle leiten.

Angebot/Kostenvoranschlag:
= Erklärung eines Bieters, eine bestimmte Leistung gegen Entgelt unter Einhaltung festgelegter Bedingungen
einbringen zu wollen
§ 112 BVergG: Der Bieter ist bis zum Ablauf der Zuschlagsfrist – max. 5 Monate, in Ausnahmefällen 7 Monate – an sein
Angebot gebunden. Ist in der Ausschreibung keine Bindefrist angegeben, beträgt diese 1 Monat.
§ 111 BVergG: das Erstellen eines Angebots ist in der Regel eine unentgeltliche Leistung der Unternehmer. Nur im
Falle, dass die Angebotslegung mit hohen Aufwendungen (umfangreiche Untersuchungen, Messungen,
Berechnungen, etc.) und Kosten verbunden ist, kann der Bieter eine Entscheidung empfangen.

Zuschlag:
= Erklärung an den „Best- bzw. Billigstbieter“ sein Angebot anzunehmen
a) Billigstbieter-Prinzip: einziges Zuschlagskriterium ist der Preis
b) Bestbieter-Prinzip: Zuschlagskriterien und deren Gewichtung sind vom AG/Auslober in der Ausschreibung bekannt
zu geben.

Erst mit Abschluss der 3. Stufe ist ein Bauvertrag/Werkvertrag geschlossen.

402 - Nennen Sie die Grundlagen eines/r Vergabeverfahrens/Ausschreibung für Bauleistungen /


Bauarbeiten.
siehe Skriptum 2019, Seite 04.6
1. Präzise Festlegung der bedungenen Leistungen:
Das Leistungsziel und die Umstände der Leistungserbringung müssen vollständig und widerspruchsfrei geplant und
beschrieben sein.
Auftraggeber (AG) und Bieter/Auftragnehmer (AN) müssen die Ausschreibungsunterlagen für ein konkretes
(individuelles, einmaliges) Bauvorhaben gleichlautend verstehen und interpretieren.
2. Kompetenz des Vergabeteams:
bautechnisches, baulogistisches, bauökonomisches Know-how und umfassende Kenntnis der Regeln zur Vergabe
von Bau- und Lieferaufträgen.
3. Vorbereitung der Vergabe:
▪ Wahl des „richtigen“ Vergabeverfahrens
▪ Festlegung der „Eignungs-, Auswahl- und Zuschlagkriterien“

403 - Nennen Sie die Auftragsarten gem. BVergG.

Bauaufträge (= entgeltliche Aufträge zur Ausführung/Errichtung oder Planung und Ausführung von Bauwerken)
Lieferaufträge (= entgeltliche Aufträge für den Kauf, die Miete, die Pacht, das leasingvund den Ratenkauf von Waren)
Dienstleistungsaufträge
Baukonzessionsaufträge
Dienstleistungskonzessionsaufträge

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404 - Beschreiben Sie die Begriffe "Gesamtvergabe" und "Losvergabe" und unter welchen Bedingungen eine
Losvergabe zulässig ist.
Die Leistungen eines Vorhabens können gemeinsam oder getrennt vergeben werden (Gesamt- oder Losvergabe). (gem.
BVergG 2018 §28)
Das wird im Verfahren vor der Ausschreibung festgelegt.
Gesamtvergabe: Leistungen eines Vorhabens werden zusammen vergeben (ein Auftragnehmer)
Losvergabe: Leistungen eines Vorhabens werden getrennt vergeben (mehrere Auftragnehmer)
Kann in örtlicher oder zeitlicher Hinsicht, nach Menge und Art der Leistung oder im Hinblick auf
verschiedene Gewerbe oder Fachrichtungen erfolgen

Bedingungen für die Losvergabe:


▪ Zuschlag in Teilen einer ausgeschriebenen Gesamtleistung ist unzulässig
▪ bloßer Vorbehalt einer allfälligen Losvergabe ist unzulässig
▪ öffentliche Auftraggeber muss…
…Ausschreibung so zu gestalten, dass der Bieter Lospreise bilden kann (Lose in Obergruppen zusammenfassen)
…in Bekanntmachung angeben, ob Angebote nur für ein Los, mehrere Lose oder für alle Lose abgegeben werden
können (sowie eine etwaige Höchstzahl der Lose, für die ein einzelner Bieter den Zuschlag erhalten kann)
…in den Ausschreibungsunterlagen objektive und nicht diskriminierende Kriterien oder Regeln für die Losvergabe
festlegen (für den Fall, dass einzelner Bieter den Zuschlag für eine größere Zahl als festgelegte Höchstzahl erhalten
würde.)
▪ Erfolgt keine Unterteilung des Auftrages in Lose, so hat der öffentliche Auftraggeber bei Vergabeverfahren im
Oberschwellenbereich dies in der Ausschreibung oder im Vergabevermerk zu begründen.

405 - Beschreiben Sie die Begriffe "Große Losregel" und "Kleine Losregel".

Bei der Aufteilung in Lose ist der geschätzte Auftragswert aller Lose zusammen ausschlaggebend, ob es sich um einen
Ober- oder einen Unterschwellenauftrag handelt.
Unterschwellenauftrag = kleine Losregel = 1 Unternehmen kann ausgesucht werden = Direktvergabe
Oberschwellenauftrag = große Losregel = öffentlicher Markt muss beachtet werden

406 - Nennen Sie die Arten der Verfahren zur Vergabe von Aufträgen gem. BVergG 2018 und beschreiben
Sie sie kurz.

gem. BVergG 2018 §31:


offenes Verfahren
▪ unbeschränkte Anzahl von Unternehmern wird öffentlich zur Abgabe von Angeboten aufgefordert.

nicht offenes Verfahren mit vorheriger Bekanntmachung


▪ 2-stufiges Verfahren
▪ nachdem eine unbeschränkte Anzahl von Unternehmern öffentlich zur Abgabe von Teilnahmeanträgen
aufgefordert wurde, werden ausgewählte geeignete Bewerber zur Abgabe von Angeboten aufgefordert.

nicht offenes Verfahren ohne vorheriger Bekanntmachung


▪ 1-stufiges Verfahren
▪ beschränkte Anzahl von geeigneten Unternehmern wird zur Abgabe von Angeboten aufgefordert.

Verhandlungsverfahren mit vorheriger Bekanntmachung


▪ unbeschränkte Anzahl von Unternehmern wird öffentlich zur Abgabe von Teilnahmeanträgen aufgefordert
▪ danach werden ausgewählte geeignete Bewerber zur Abgabe von Angeboten aufgefordert
▪ anschließend kann über den Auftragsinhalt (und Preis) verhandelt werden.

Verhandlungsverfahren ohne vorheriger Bekanntmachung


▪ eine beschränkte Anzahl von geeigneten Unternehmern wird zur Abgabe von Angeboten aufgefordert.
▪ anschließend kann über den Auftragsinhalt (und Preis) verhandelt werden.

Rahmenvereinbarung
▪ Vereinbarung ohne Abnahmeverpflichtung (zwischen einem oder mehreren öffentlichen Auftraggebern und
einem oder mehreren Unternehmern)

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▪ Ziel: Bedingungen für die Aufträge, die während eines bestimmten Zeitraumes vergeben werden sollen,
festzulegen insbesondere in Bezug auf den in Aussicht genommenen Preis und gegebenenfalls die in Aussicht
genommene Menge.
▪ Nach Abgabe von Angeboten wird eine Leistung von einer Partei der Rahmenvereinbarung mit oder ohne
erneuten Aufruf zum Wettbewerb bezogen.

dynamisches Beschaffungssystems
▪ ist ein vollelektronisches Verfahren für die Beschaffung von Leistungen, bei denen die allgemein auf dem Markt
verfügbaren Merkmale den Anforderungen des öffentlichen Auftraggebers genügen.
▪ unbeschränkte Anzahl von Unternehmern wird öffentlich zur Abgabe von Teilnahmeanträgen aufgefordert und
alle geeigneten Unternehmer sind während seiner Gültigkeitsdauer zur Teilnahme am System zuzulassen.
▪ Leistung wird nach einer gesonderten Aufforderung zur Angebotsabgabe von einem Teilnehmer am
dynamischen Beschaffungssystem bezogen.
▪ kann in Kategorien von Waren, Bauleistungen oder Dienstleistungen untergliedert werden, die anhand von
Merkmalen der vorgesehenen Beschaffung in der betreffenden Kategorie sachlich definiert werden.

wettbewerblicher Dialog
▪ unbeschränkte Anzahl von Unternehmern wird öffentlich zur Abgabe von Teilnahmeanträgen aufgefordert
▪ danach führt der öffentliche Auftraggeber mit ausgewählten geeigneten Bewerbern einen Dialog über alle
Aspekte des Auftrages.
▪ Ziel des Dialoges ist es, eine oder mehrere der Ausschreibung entsprechende Lösung oder Lösungen zu
ermitteln, auf deren Grundlage die jeweiligen Teilnehmer zur Angebotsabgabe aufgefordert werden.

Innovationspartnerschaft
▪ unbeschränkte Anzahl von Unternehmern wird öffentlich zur Abgabe von Teilnahmeanträgen aufgefordert.
▪ ausgewählte geeignete Bewerber werden zur Abgabe von Angeboten zur Entwicklung einer innovativen Ware,
Bau- oder Dienstleistung aufgefordert.
▪ Danach wird über den Auftragsinhalt (Entwicklung und anschließender Erwerb der daraus hervorgehenden
Leistung) verhandelt.

Direktvergabe
▪ eine Leistung wird formfrei von einem ausgewählten geeigneten Unternehmer gegen Entgelt bezogen.
▪ erfolgt gegebenenfalls nach Einholung von Angeboten oder unverbindlichen Preisauskünften von einem oder
mehreren Unternehmern

Direktvergabe mit vorheriger Bekanntmachung


▪ einer unbeschränkten Anzahl von Unternehmern wird die beabsichtigte Vergabe eines Auftrages bekannt
gemacht
▪ danach erfolgt die Einholung von einem oder mehreren Angeboten,
▪ anschließend wird eine Leistung formfrei von einem ausgewählten geeigneten Unternehmer gegen Entgelt
bezogen.

gem. BVergG 2018 § 32:


Ideenwettbewerbe
▪ sind Verfahren, die dazu dienen, dem öffentlichen Auftraggeber einen Plan oder eine Planung zu verschaffen,
dessen oder deren Auswahl durch ein Preisgericht aufgrund vergleichender Beurteilung erfolgt.
▪ insbesondere auf den Gebieten der Raumplanung, der Stadtplanung, der Architektur und des Bauwesens, der
Werbung oder der Datenverarbeitung

Realisierungswettbewerbe
▪ sind Verfahren, bei denen im Anschluss an die Durchführung eines Ideenwettbewerbes ein
Verhandlungsverfahren zur Vergabe eines Dienstleistungsauftrages durchgeführt wird.

gem. BVergG 2018 § 156:


elektronische Auktion
▪ ist ein iteratives, ausschließlich elektronisches Verfahren zur Ermittlung des Angebotes, dem der Zuschlag
erteilt werden soll.
▪ Hierbei werden nach einer ersten vollständigen Bewertung der Angebote jeweils neue, nach unten korrigierte
Preise bzw. neue, auf bestimmte Komponenten der Angebote abstellende Werte vorgelegt, sodass aufgrund
einer automatischen Klassifikation dieser neuen Angebote die Zuweisung einer Rangfolge ermöglicht wird.

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Bei der elektronischen Auktion handelt es sich um kein eigenständiges Vergabeverfahren. In einem schrittweisen
Prozess wird jenes Angebot ermittelt, das den Zuschlag erhalten soll. Dabei können die Bieter die angebotenen
preise stets nach unten korrigieren.
Nachdem es sich bei der elektronischen Auktion um kein eigenständiges Verfahren handelt, kann es nur in
Verbindung mit bestimmten Vergabeverfahren durchgeführt werden (offenes Verfahren, nicht offenes Verfahren
mit vorheriger Bekanntmachung, …)
(vgl.Fellner Thomas: Baubetrieb und Baumanagement, Band 1, Manz Verlag: Wien 2017)

407 - Beschreiben Sie die Arten der Verfahren gem. BVergG 2018, die üblicherweise zur Vergabe von
Bauauftragen im Oberschwellenbereich zur Anwendung kommen. Beziehen Sie auch die Verfahren in
Ihre Antwort mit ein, die nur bei Vorliegen von Ausnahmetatbestanden gewählt werden können.

gem. BVergG § 35-42


▪ offenes Verfahren
▪ nicht offenes Verfahren mit vorheriger Bekanntmachung
▪ Verhandlungsverfahren mit vorheriger Bekanntmachung
▪ Verhandlungsverfahren ohne vorheriger Bekanntmachung
▪ Rahmenvereinbarung
▪ dynamisches Beschaffungssystems
▪ wettbewerblicher Dialog
▪ Innovationspartnerschaft

▪ Ideenwettbewerbe
▪ Realisierungswettbewerbe

▪ elektronische Auktion

408 - Beschreiben Sie die Arten der Verfahren, die gem. BVergG "nur im Unterschwellenbereich " zur
Vergabe von Bauauftragen zugelassen sind.

gem. BVergG § 43-47


▪ nicht offenes Verfahren ohne vorheriger Bekanntmachung
▪ Verhandlungsverfahren mit vorheriger Bekanntmachung
▪ Verhandlungsverfahren ohne vorheriger Bekanntmachung
▪ geladener Wettbewerb
▪ Direktvergabe
▪ Direktvergabe mit vorheriger Bekanntmachung

409 - Beschreiben Sie den Begriff "Geschätzter Auftragswert".

gem. WKO
= Gesamtwert eines Auftrages ohne Umsatzsteuer, der vom öffentlichen Auftraggeber voraussichtlich zu zahlen ist.

Gemäß § 13 BVergG 2018 ist die Grundlage für die Berechnung des geschätzten Auftragswertes eines Auftrages der
Gesamtwert ohne Umsatzsteuer, der vom öffentlichen Auftraggeber voraussichtlich zu zahlen ist. Bei dieser Berechnung
ist der geschätzte Gesamtwert aller der zum Vorhaben gehörigen Leistungen einschließlich aller Optionen und etwaiger
Vertragsverlängerungen, die in der Ausschreibung ausdrücklich vorgesehen werden sollen, zu berücksichtigen.

Sieht der öffentliche Auftraggeber Prämien oder Zahlungen an Bewerber oder Bieter vor, so hat er diese bei der
Berechnung des geschätzten Auftragswertes zu berücksichtigen.

Der geschätzte Auftragswert der auszuschreibenden Leistung ohne Umsatzsteuer ist vom öffentlichen Auftraggeber vor
der Durchführung des Vergabeverfahrens sachkundig zu ermitteln (Kostenanschlag der Investitionseinheit).
Maßgeblicher Zeitpunkt für die Ermittlung ist der Zeitpunkt der Einleitung des Vergabeverfahrens durch den
öffentlichen Auftraggeber. Bei Vergabeverfahren mit vorheriger Bekanntmachung ist dies der Zeitpunkt der Absendung
der Bekanntmachung, bei Vergabeverfahren ohne vorherige Bekanntmachung die erste nach außen in Erscheinung
tretende Entscheidung.

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410 - Nennen Sie die Vergabegrundsatze der EU für die Vergabe von (Bau-)Leistungen.

siehe Skriptum 2019, Seite 04.4


EU-Grundsätze für ö. Vergabeverfahren
▪ Gleichbehandlung aller Bewerber und Bieter
▪ Diskriminierungsverbot
▪ Verhältnismäßigkeit
▪ Transparenz
▪ Wirtschaftlichkeit im Lebenszyklus von Bauwerken
▪ Vergabe an befugte, leistungsfähige und zuverlässige (geeignete) Unternehmen zu angemessenen Preisen.
▪ Umweltgerechtigkeit
▪ Förderung von Langzeitarbeitslosen, Lehrlingsausbildung, …
▪ Förderung von Innovation
▪ Verbot der bloßen Markterkundung
▪ Verbot, den Wettbewerb künstlich einzuschränken – bestimmte Unternehmen zu bevorzugen oder zu
benachteiligen.
▪ Gestaltung der Ausschreibung so, dass klein- und mittelständige Unternehmen [KMU] am Vergabeverfahren
teilnehmen können.

▪ EU Grundfreiheiten (freier Warenverkehr, freier Personenverkehr, freier Dienstleistungsverkehr, freier Kapital-


und Zahlungsverkehr)

411 - Beschreiben Sie die Gliederung und Inhalte einer Ausschreibung für Bauleistungen.

siehe Skriptum 2019, Seite 04.14


1. Bietererklärung: AG; Präambel (Beschaffungsziel und Auftragswert), Eignungskriterien, Angebot, Preisbildung,
Geheimhaltung, Einhaltung arbeits- und sozialrechtlicher Bestimmungen, Vergabekontrollbehörde, …
2. Verfahrens- bzw. Vergabebestimmungen und Vertragsbestimmungen
3. Technische Spezifikationen + Beilagen: Ausschreibungspläne, Berechnungen, Fotos, termin-, SiGe-,
Baustelleneinrichtungspläne
4. Leistungsverzeichnis [LV]: „konstruktive LB“ oder „funktionale LB“
5. Angebotsformblatt: Gesamtpreis NETTO, Mehrwertsteuer, zivilrechtlicher Preis

412 - Nennen Sie die Quellen für Verfahrens- und Vertragsbestimmungen für die Ausschreibung von
Bauleistungen.

ÖN A 2050 Vergabe von Aufträgen über Leistungen - Ausschreibung, Angebot, Zuschlag


ÖN A 2060 Allgemeine Vertragsbestimmungen für Leistungen
ÖN A 2063 Austausch von Leistungsbeschreibungs-, Elementkatalogs-, Ausschreibungs-, Angebots-, Auftrags- und
Abrechnungsdaten in elektronischer Form
ÖN B 2061 Preisermittlung für Bauleistungen – Verfahrensnorm
ÖN B 2111 Umrechnung veränderlicher Preise von Bauleistungen, …
ÖN B 2110 Allgemeine Vertragsbestimmungen für Bauleistungen
ÖN B 2117 Allgemeine Vertragsbestimmungen für den Straßen- und Landschaftsbau
ÖN B 2118 Allgemeine Vertragsbestimmungen für Bauleistungen unter Anwendung des Partnerschaftsmodells
(insb. Bei Groß-/Infrastrukturprojekten)

413 - Nennen Sie Quellen für Technische Spezifikationen für die Ausschreibung von Bauleistungen.

siehe Skriptum 2019, Seite 04.21


▪ ÖN EN: nationale Normen, mit denen europäische Normen umgesetzt werden
▪ europäische technische Bewertungen, zB Zulassung d.d. CE-Kennzeichen
▪ gemeinsame technische Bewertungen
▪ internationale Normen und technische Bezugssysteme europäischer Normungsgremien
▪ nationale Normen (ÖN)
▪ nationale technische Zulassungen, Richtlinien, Mindestkriterien ohne/mit Angabe eines Produktes + oder
Gleichwertiges

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414 - Nennen Sie im Bauvertrag zu regelnden Inhalte (Vertragsbestimmungen).
siehe Skript 2019, ab Seite 04.25
1. ÖN-Nr., Bezeichnung, Ausgabe, Inhalt, Vorwort, Begriffe
2. Anwendungsbereich
3. Normative Verweisungen
4. Verfahrensbestimmungen
5. Vertrag
6. Baudurchführung
7. Leistungsabweichungen
8. Rechnungslegung, Zahlung, Sicherstellungen
9. Benutzung von Teilen der Leistung vor der Übernahme
10. Übernahme: Förmliche/Formlose Übernahme, Einbehalt wegen Mängeln, Verweigerung der Übernahme
11. Schlussfeststellung vor dem Ablauf der Gewährleistungsfrist
12. Haftungsbestimmungen

415 - Nennen Sie die im BVergG und der ÖNORM B 2110 vorgesehenen Sicherstellungen und beschreiben
Sie kurz deren Inhalte und Höhe.
gem. BVergG § 2 – Begriffsbestimmungen
32. Sicherstellungen
a) Vadium ist eine Sicherstellung für den Fall, dass der Bieter während der Zuschlagsfrist von seinem Angebot
zurücktritt oder der Bieter nach Ablauf der Angebotsfrist behebbare wesentliche Mängel trotz Aufforderung des
Auftraggebers schuldhaft nicht behebt.

b) Kaution ist eine Sicherstellung für den Fall, dass ein Vertragspartner bestimmte, im Vertrag festgelegte besondere
Pflichten verletzt.

c) Deckungsrücklass ist eine Sicherstellung gegen Überzahlungen (Abschlagsrechnungen oder Zahlung nach Plan),
denen nur annähernd ermittelte Leistungen zugrunde liegen. Ferner ist der Deckungsrücklass eine Sicherstellung für
die Vertragserfüllung durch den Auftragnehmer, sofern diese nicht durch eine Kaution abgesichert ist.

d) Haftungsrücklass ist eine Sicherstellung für den Fall, dass der Auftragnehmer die ihm aus der Gewährleistung oder
aus dem Titel des Schadenersatzes obliegenden Pflichten nicht erfüllt.

gem. ÖNORM B 2110 - 8.7 Sicherstellungen


a) Kaution
Sicherstellung für den Fall, dass ein Vertragspartner bestimmte, im Vertrag festgelegte, besondere Pflichten verletzt.
Der AG kann während der vertraglichen Leistungsfrist vom AN eine Sicherstellung für die zu erbringenden Leistungen
bis zur Höhe von 20% der Auftragssumme verlangen.
Diese Sicherstellung ist binnen 14 Tagen nach Aufforderung zu übergeben und darf nur dann in Anspruch genommen
werden, wenn…
▪ über das Vermögen des AN ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde
▪ ein rechtskräftiges Urteil über die besicherte Leistung zu Gunsten des AG ergangen ist.
Die Kosten der Sicherstellungsleistung hat der AG, Zug um Zug mit dem Empfang der Sicherstellung, jedoch in der
Höhe von nicht mehr als 2% p.a. der Höhe der Sicherstellung, zu tragen.

Die Rechte des AN auf Sicherstellung gemäß § 1170b ABGB bleiben davon unbenommen.

b) Deckungsrücklass
Sicherstellung gegen Überzahlungen, denen nur annähernd ermittelte Leistungen zugrunde liegen; ferner eine
Sicherstellung für die Vertragserfüllung durch den Auftragnehmer. (gem. ÖNORM A 2050)

Von Abschlagsrechnungen ist ein Deckungsrücklass in der Höhe von 5% des Rechnungsbetrages einzubehalten, soweit
der nicht vom AN durch ein Sicherstellungsmittel abgelöst ist.
Der Deckungsrücklass ist mit Fälligkeit der Schluss- bzw. Teilschlussrechnung durch den Haftungsrücklass zu ersetzen.

c) Haftungsrücklass
Sicherstellung für den Fall, dass der AN die ihm aus der Gewährleistung oder aus dem Titel des Schadenersatzes
obliegenden Pflichten nicht erfüllt. (gem. ÖNORM A 2050)

Von der Schlussrechnung (Gesamtpreis zzgl. UmSt.) ist ein Haftungsrücklass in der Höhe von 2% des
Rechnungsbetrages einzubehalten, soweit er nicht vom AN durch ein Sicherstellungsmittel abgelöst ist.
Seite 24/54
Bei Verträgen ohne Gewährleistungsansprüche ist kein Haftungsrücklass einzubehalten.
Der Haftungsrücklass ist, soweit er nicht in Anspruch wurde, spätestens 30 Tage nach Ablauf der Gewährleistungsfrist
freizugeben.

d) Vadium
Sicherstellung für den Fall, dass der Bieter während der Zuschlagsfrist von seinem Angebot zurücktritt oder der Bieter
nach Ablauf der Angebotsfrist behebbare wesentliche Mängel trotz Aufforderung durch den AG schuldhaft nicht
behebt. (gem. ÖNORM A 2050 - 3.20.2)
Es darf in der Regel 5 % des geschätzten Auftragswertes nicht überschreiten. (gem. § 86 BvergG)
Dabei handelt es sich nicht um eine Sicherstellung für Bauauftrag, sondern um eine Sicherstellung im
Ausschreibungsverfahren. Der Bieter ist dabei mittels einer Geldstrafe an sein Angebot gebunden.

Eine Pönale gilt laut ÖNORM als Vertragsstrafe, nicht als Sicherstellung.

416 - Beschreiben Sie kurz die Begriffe "Einheitspreis", "Pauschalpreis", "Regiepreis" und "Gesamtpreis"
(BVergG, ÖNORM B 2110).

a) Einheitspreis ist der Preis für die Einheit einer Leistung, die in Stück, Zeit-, Masse- oder anderen Maßeinheiten
erfassbar ist.

b) Pauschalpreis ist der für eine Gesamtleistung oder Teilleistung in einem Betrag angegebene Preis.

c) Regiepreis ist der Preis für eine Einheit (z.B. Leistungsstunde oder Materialeinheit), welche nach tatsächlichem
Aufwand abgerechnet wird.

d) Gesamtpreis ist die Summe der Positionspreise (Menge mal Einheitspreis oder Pauschalpreis) unter Berücksichtigung
allfälliger Nachlässe und Aufschläge. Der Gesamtpreis ist das „Entgelt“ im Sinne des Umsatzsteuergesetzes 1994 und
bildet die Bemessungsgrundlage für die Umsatzsteuer.

417 - Beschreiben Sie kurz die Begriffe "Festpreis" und "veränderlicher Preis" (BVergG, ONORM B 2110).

a) Der Festpreis ist der Preis, der auch beim Eintreten von Änderungen der Preisgrundlagen (wie insbesondere
Kollektivvertragslöhne, Materialpreise, soziale Aufwendungen) für den vereinbarten Zeitraum unveränderlich bleibt.

b) Der Veränderliche Preis ist der Preis, der bei Änderung vereinbarter Grundlagen geändert werden kann.

418 - Beschreiben Sie die Begriffe "Abänderungsangebot" und "Alternativangebot" (BVergG). •

a) Abänderungsangebot ist ein Angebot eines Bieters, das im Hinblick auf die ausgeschriebene Leistung eine lediglich
geringfügige technische, jedoch gleichwertige Änderung, etwa bei der Materialwahl, in der Regel auf Positionsebene,
beinhaltet, das von der ausgeschriebenen Leistung aber nicht in einem so weitgehenden Ausmaß wie ein
Alternativangebot abweicht.

b) Alternativangebot ist ein Angebot über einen alternativen Leistungsvorschlag des Bieters.

419 - Beschreiben Sie kurz die Begriffe "Eignungskriterien", "Auswahlkriterien" und "Zuschlagskriterien"
und nennen Sie jeweils Beispiele.

a) Eignungskriterien sind die vom Auftraggeber festgelegten, nichtdiskriminierenden, auf den Leistungsinhalt
abgestimmten Mindestanforderungen an den Bewerber oder Bieter, die gemäß den Bestimmungen dieses
Bundesgesetzes nachzuweisen sind.

Beispiele: Befugnis: Gewerbeberechtigung, finanzielle und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, technische


Leistungsfähigkeit, berufliche Zuverlässigkeit

b) Auswahlkriterien sind die vom Auftraggeber in der Reihenfolge ihrer Bedeutung festgelegten, nicht
diskriminierenden, auf den Leistungsinhalt abgestimmten, unternehmerbezogenen Kriterien, nach welchen die Qualität
der Bewerber beurteilt wird und die Auswahl im nicht offenen Verfahren mit vorheriger Bekanntmachung bzw. nach
vorherigem Aufruf zum Wettbewerb, im Verhandlungsverfahren mit vorheriger Bekanntmachung bzw. nach vorherigem
Aufruf zum Wettbewerb, bei nicht offenen Wettbewerben oder im wettbewerblichen Dialog erfolgt.
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Beispiele: Referenzen, Qualifikation des Schlüsselpersonals, personelle und technische Ressourcen

c) Zuschlagskriterien bzw. Zuschlagskriterium


aa) sind bei der Wahl des technisch und wirtschaftlich günstigsten Angebotes die vom Auftraggeber im Verhältnis
oder ausnahmsweise in der Reihenfolge ihrer Bedeutung festgelegten, nicht diskriminierenden und mit dem
Auftragsgegenstand zusammenhängenden Kriterien, nach welchen das technisch und wirtschaftlich günstigste
Angebot ermittelt wird, wie z.B. Qualität, Preis, technischer Wert, Ästhetik, Zweckmäßigkeit, Umwelteigenschaften,
Betriebskosten, Rentabilität, Kundendienst und technische Hilfe, Lieferzeitpunkt und Lieferungs- bzw.
Ausführungsfrist, oder

bb) ist bei der Wahl des Angebotes mit dem niedrigsten Preis der Preis.

Beispiele: Qualität, Preis, Technischer Wert, Ästhetik, Zweckmäßigkeit, Umwelteigenschaften


Betriebskosten, Rentabilität, Kundendienst und technische Hilfe, Lieferzeitpunkt und Lieferungs- bzw. Ausführungsfrist,
Reaktionszeit, Lehrlingsausbildung

420 - Beschreiben Sie den Leistungsumfang (das Bau-Soll) gem. ÖNORM B 2110.

gem. ÖNORM B 2110 - 3.8


Leistungsumfang; Bau-Soll
alle Leistungen des Auftragnehmers (AN), die durch den Vertrag, z. B. bestehend aus Leistungsverzeichnis, Plänen,
Baubeschreibung, technischen und rechtlichen Vertragsbestimmungen, unter den daraus abzuleitenden, objektiv zu
erwartenden Umständen der Leistungserbringung, festgelegt werden.

421 - Beschreiben Sie den Begriff „Regieleistungen“ gem. ÖNORM B 2110. Unter welchen Bedingungen
dürfen Regieleistungen ausgeführt und abgerechnet werden.

3.12 Regieleistungen
= Leistungen, die nach tatsächlichem Aufwand abgerechnet werden.
Beispiele: Leistungsstunde, Materialeinheit.
Regieleistungen werden eingeteilt in angehängte Regieleistungen und selbständige Regieleistungen:

3.12.1 Angehängte Regieleistungen


= Leistungen, die im Rahmen eines mit Einheits- oder Pauschalpreisen abgeschlossenen Bauvertrags anfallen
und daher nicht gesondert vergeben werden.

3.12.2 Selbstständige Regieleistungen


= Leistungen, die nicht im Rahmen eines mit Einheits- oder Pauschalpreisen abgeschlossenen Bauvertrages anfallen
und daher gesondert vergeben werden.

Bedingungen:
6.4.1 Regieleistungen sind nur dann anzuordnen, wenn für erforderliche Leistungen keine zutreffenden
Leistungspositionen vorhanden sind.
Leistungen werden nur dann zu Regiepreisen vergütet, wenn vom AG ihre Durchführung in Regie angeordnet oder
ihrer Durchführung in Regie vom AG zugestimmt wurde.

6.4.2 Vor Inangriffnahme der Regieleistungen sind


1) Art und Umfang der Regieleistungen sowie
2) Anzahl und Beschäftigungsgruppen der für die Durchführung der Leistungen erforderlichen Arbeitskräfte und
3) Umstände, die zu Aufzahlungen für Überstunden, Nacht-, Sonn- und Feiertagsstunden, Schichtarbeit und
Erschwernisse sowie Aufwendungen für Ersatzruhezeiten führen können, einvernehmlich festzulegen.

6.4.3 Der AN hat über alle Regieleistungen täglich Aufzeichnungen zu führen und diese innerhalb einer zu
vereinbarenden Frist – bei Fehlen einer solchen binnen 7 Tagen – dem AG zur Bestätigung und Anerkennung der Art
und des Ausmaßes zu übergeben.

6.4.4 Werden zur Erbringung von Regieleistungen Geräte erforderlich, sind vornehmlich solche Geräte zu
vereinbaren, die auf der Baustelle vorgehalten werden.

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422 - Beschreiben Sie den Begriff "Nebenleistungen" gem. ÖNORM B 2110 und nennen Sie Beispiele.

gem. ÖNORM B 2110 - 3.15


Nebenleistungen
verhältnismäßig geringfügige Leistungen, die der Usance entsprechend auch dann auszuführen sind, wenn sie in den
Vertragsbestandteilen nicht angeführt sind, jedoch nur insoweit, als sie zur vollständigen sach- und fachgemäßen
Ausführung der vertraglichen Leistung unerlässlich sind und mit dieser in unmittelbarem Zusammenhang stehen.

zum Beispiel: Prüfen von vorhandenen Waagrissen; Zubringen von Wasser, Strom und Gas; Bereitstellen und
Instandhaltern von erforderlichen Geräten und Werkzeugen; übliche Sicherung der eigenen Arbeiten; …

gem. ÖNORM B 2110 - 6.2.3


Mit den vereinbarten Preisen ist die Erbringung von Nebenleistungen gemäß 3.15 abgegolten. Dies betrifft
einerseits die in den einzelnen ÖNORMEN mit vornormierten Vertragsinhalten angeführten sowie andererseits
unter anderem folgende Nebenleistungen:
1) Erwirken der erforderlichen Bewilligungen und behördlichen Genehmigungen gemäß 5.4.2
2) Beistellung und Erhaltung der Absteckzeichen u. dgl. während der Ausführung der eigenen Leistungen;
3) Messungen für die Ausführung und Abrechnung der eigenen Leistungen, einschließlich der Beistellung aller
erforderlichen Messgeräte und Hilfsmittel sowie der erforderlichen Arbeitskräfte; dies gilt auch für
automationsunterstützte Abrechnung;
4) Maßnahmen im Rahmen der öffentlich-rechtlichen Bauführer-Funktion, wenn dem AN auch die
Bauführertätigkeit übertragen wurde, und zwar auf die Dauer der vertraglichen Leistungsfrist;
5) Übernehmen oder Herstellen gewerkspezifisch erforderlicher Waagrisse auf Basis der vorhandenen Höhenpunkte
gemäß 6.2.8.6 bzw. Erhalten jener, die auch für die Arbeiten anderer AN Verwendung finden können;
6) Prüfen von vorhandenen Waagrissen;
7) Beistellen und Instandhalten der Schutz- und Sicherheitsvorkehrungen üblicher Art für Personen und Sachen im
Baustellenbereich, z. B. Abschrankungen und Warnzeichen;
8) sonstige Vorsorgen zum Schutze des Lebens und der Gesundheit der eigenen Arbeitnehmer und sonstiger
Personen auf Grund gesetzlicher Vorschriften;
9) Zubringen von Wasser, Strom und Gas von den vom AG im Baustellenbereich zur Verfügung gestellten
Anschlussstellen zu den Verwendungsstellen, soweit dies für die Durchführung der Leistungen des AN erforderlich
ist. Errichtung des Zählers sowie Entrichtung allfälliger Gebühren oder Mieten hierfür. Die Kosten für Wasser-,
Strom- und Gasverbrauch für die Erbringung seiner Leistung hat der AN zu tragen.
10) Beistellen und Instandhalten sämtlicher nach Art und Umfang der Arbeiten üblichen und erforderlichen
Kleingeräte, Kleingerüste und Werkzeuge;
11) Abladen, Transport zur Lagerstelle und gesichertes einmaliges Lagern der für die eigenen Arbeiten angelieferten
Materialien, Werkstücke und Bauteile aller Art im Baustellenbereich, das Befördern derselben zur
Verwendungsstelle und etwaiges Rückbefördern. Dies gilt auch für die vom AG beigestellten Materialien,
Werkstücke und Bauteile, einschließlich der ordnungsgemäßen Übergabe und Abrechnung, ausgenommen das
Abladen und der Transport zur Lagerstelle;
12) übliche Sicherungen der eigenen Arbeiten, z. B. gegen schädliche Witterungs- und Temperatureinflüsse,
Beseitigung von Tagwasser;
13) Zulassen der Mitbenutzung der Gerüste durch andere AN des AG;
14) Beseitigen aller von den eigenen Arbeiten herrührenden Verunreinigungen, Abfälle und Materialrückstände
sowie der Rückstände jener Materialien, die bei der Erbringung der vereinbarten Leistung benötigt werden; Nicht
unter Nebenleistungen fällt die Entsorgung von Verunreinigungen, Materialien und Abfällen, welche als gefährlicher
oder kontaminierter Abfall zu klassifizieren sind und aufgrund des vorhandenen Baubestandes bei der Erbringung
der vereinbarten Leistung anfallen.
15) sonstige durch die technische Ausführung bedingte Leistungen, z. B. Herstellen erforderlicher Proben, Liefern
und Verarbeiten von Neben- und Hilfsmaterial;
16) Schlussarbeiten: der vom AG beigestellte Baustellenbereich ist vom AN nach Benutzung, wenn nichts anderes
vereinbart wurde, soweit technisch möglich und wirtschaftlich zumutbar, in den früheren Zustand zu versetzen;
Bauprovisorien sind jedenfalls zu entfernen.

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423 - Beschreiben Sie die Begriffe / Technikklauseln "Regeln der Technik", "Stand der Technik" und "Stand
der Wissenschaft und Technik".

a) Regeln der Technik sind das in der praktischen Anwendung ausgereifte und anerkannte Gedankengut der auf dem
betreffenden Fachgebiet tätigen Personen: d. i. die herrschende Auffassung unter den technischen Praktikern.

b) Der Stand der Technik ist die Spitze wissenschaftlich-technischer Verfahren, auch wenn die Produkte oder Verfahren
sich in der Praxis noch nicht durchgesetzt haben, deren Eignung, z.B. im Vergleich mit ähnlichen Verfahren,
Einrichtungen und Abläufen bereits mit Erfolg im Dauerbetrieb festgestellt wurde. Der Stand der Technik (= beste
verfügbare Technik) wird als Generalklausel in Bauverträgen empfohlen.

c) Der Stand der Wissenschaft und Technik betrifft technische Innovationen, die nach wissenschaftlich gesicherten
Methoden und Prüfverfahren geprüft sind.

424 - Beschreiben Sie den Begriff "Standardisierte Leistungsbeschreibung", die Bedeutung / Anwendung in
der Praxis und nennen Sie Beispiele.

Das BMDW (Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort) publiziert standardisierte


Leistungsbeschreibungen. Hierbei handelt es sich um Sammlungen von Texten, die gemäß BVergG vorrangig für die
Erstellung von konstruktiven Leistungsverzeichnissen heranzuziehen sind. darin werden Leistungen eindeutig, vollständig
und neutral beschrieben.
(vgl. Fellner Thomas: Baubetrieb und Baumanagement, Band 2, Manz Verlag: Wien 2017)

Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Texten zur Beschreibung standardisierter Leistungen, u. zw. für rechtliche
und technische Bestimmungen (Vertragsbestimmungen) und für Positionen eines künftigen Leistungsverzeichnisses.
Diese Sammlung umfasst die Leistungen für ein bestimmtes Sachgebiet in seiner Gesamtheit oder in Bezug auf
Teilgebiete.

+ erleichtert auf Bieterseite die Kalkulation, das Auspreisen von Leistungen (weil ganz genau klar ist, was gemeint ist)
+ man kann dadurch Preise besser miteinander vergleichen
+ es sind bereits alle Werksvertragsnormen berücksichtigt (deswegen funktioniert das in DE auch nicht so gut)
+ berücksichtigt Toleranzgrenzen (Maßtoleranzen)
- es gibt Dinge, die man mit einer LBH nicht gut beschreiben kann (zB Fahrradständer – Fertigteile zwar als
Leistungsgruppe, endet jedoch bei Blumentöpfen)

In der standardisierten Leistungsbeschreibung werden Leistungen, die es standardmäßig gibt (so und so viele Häuser
werden so gebaut, das kommt in so und so vielen Häusern vor) beschrieben, damit alle (Ausschreiber und Bieter) wissen,
wovon sie sprechen.

Beispiele:
Standardleistungsbeschreibung Hochbau Standardleistungsbeschreibung Haustechnik
LG 08 Mauerarbeiten LG 08 Kabel und Leitungen
LG 10 Putz LG 09 Rohr- und Tragsysteme
LG 11 Estricharbeiten LG 46 Heizkörper
UGL 1121 Vorbereiten des Untergrunds
UGL 1122 Trenn- und Dämmschichten
UGL1123 Nutzestriche

425 - Beschreiben Sie die Gliederung eines Leistungsverzeichnisses gem. ÖNORM A 2063 anhand einer
beispielhaften Positionsnummer.

LB-Position: 03.02.01.A

1. + 2. Stelle Leistungsgruppe 03 Roden, Baugrube, Sicherungen und Tiefgründung 03


3. + 4. Stelle Unterleistungsgruppe 02 Aushub Baugrube (Grube) 03.02
5. + 6. Stelle wählbare VB o. Position 01 Aushub von Gruben 3.02.01
7. Stelle Folgetext der WVB o. Position A Aushub von Gruben - 1,25m 03.02.01.A

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siehe Skriptum 2019, Seite 04.32
LV-Gliederung gem. ÖNORM A 2063:
2 Stellen für Hauptgruppe [HG] Straßenbau Simmering
2 Stellen für Obergruppe [OG] Tunnel 1 oder Brücke 1
2 Stellen für den Text oder Grundtext der wählbaren Vorbemerkung oder roter Asphalt
Position
1 Stelle für den Folgetext bei der wählbaren Vorbemerkung oder Position mit roter Asphalt auf
geteiltem Text Felsuntergrund
1 weitere Stelle für die Mehrfachverwendung roter Asphalt, 15cm Dick

LB-Positionsnummer:
2 Stellen für Leistungsgruppe
2 Stellen für die Unterleistungsgruppe
2 Stellen für die wählbare Vorbemerkung oder Position
1 Stelle für den Folgetext der wählbaren Vorbemerkung oder Position mit geteiltem Text

gem. ÖNORM A 2063 - 6.3


Ein LV kann folgende Gliederung haben:
– Hauptgruppe (HG)
– Obergruppe (OG)
– Leistungsgruppe (LG)
– Unterleistungsgruppe (ULG)
– Wählbare Vorbemerkung bzw. Position (geteilt/ungeteilt)

gem. ÖNORM A 2063 - 6.5


6.5 LV-Positionsnummer
6.5.1 LV mit Gliederung
Die aus der LB übernommene Positionsnummer kann bei Bedarf aufsteigend um OG oder um HG und OG
erweitert werden.
Die Nummern der HG, OG, LG, ULG, Wählbare Vorbemerkungen und Positionen sowie die Mehrfachverwendung
werden zu einer eindeutigen LV-Positionsnummer.

Sie setzt sich zusammen aus


– zwei Stellen für die Hauptgruppe (HG)
– zwei Stellen für die Obergruppe (OG)
– zwei Stellen für die Leistungsgruppe (LG)
– zwei Stellen für die Unterleistungsgruppe (ULG)
– zwei Stellen für den Text oder Grundtext der Wählbaren Vorbemerkung oder Position;
– allenfalls einer weiteren Stelle für den Folgetext bei Wählbaren Vorbemerkungen oder Positionen mit
geteiltem Text;
– allenfalls einer weiteren Stelle für die Mehrfachverwendung.

Es kann sein, dass die gleiche Position bei jeder Ober- und Untergruppe nochmal vorkommt, um Bauabschnitte
abzugrenzen.
Muss keine Haupt- oder Obergruppe haben.
Hauptsächlich bei Gesamtvorhaben (macht nur bei größeren Bauvorhaben Sinn, bei Einfamilienhaus nur Haupt-, keine
Obergruppe)

+ für Ausschreiber besser, weil Auswahl an Bietern und mehrere Bieter möglich (getrennte Vergabe)
+ für Bieter besser, weil Teilschlussrechnungen, Gewährleistungen

426 - Beschreiben Sie die Positionsarten Normalposition, Wahlposition, Eventualposition und wie sie
gekennzeichnet werden (gem. ÖNORM A 2063).

gem. ÖNORM 2063 - 6.9 Positionsarten


Normalposition
Eine Normalposition beschreibt eine Leistung, die zur Ausführung vorgesehen ist.
Sie kann auch die Normalposition einer Variante sein. (Kennzeichen: 0)
Kennzeichnung: nicht vorhanden (alphanumerisch, standardmäßig aus LBH)

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Wahlposition
Eine Wahlposition beschreibt eine Leistung, die als Teil einer Variante vorgesehen ist. Wahlpositionen werden
nicht in die Normalangebotssumme aufgenommen.
Kennzeichnung: W (alphanumerisch, 1-9)

Eventualposition
Eine Eventualposition beschreibt eine Leistung, die nur auf besondere Anordnung des Auftraggebers zur
Ausführung kommt. Eventualpositionen werden im Gesamtpreis nicht berücksichtigt.
Kennzeichnung: E

6.10 Zuordnungskennzeichen
Positionen im Preisangebotsverfahren können mit Hilfe des Zuordnungskennzeichens (ZZ) unabhängig von der
Gliederung des LV zu beliebigen Zusammengehörigkeitsgruppen gemäß Tabelle 1 zusammengefasst werden.
Falls Teilangebotsgruppen definiert sind, dürfen gleiche Zuordnungskennzeichen nicht über Teilangebotsgruppen hinweg
zugeordnet werden.
Die Zuordnungskennzeichen können eine Bezeichnung erhalten.

427 - Beschreiben Sie die Begriffe "Stichwortlücke", "Ausschreiberlücke", "echte Bieterlücke" und "unechte
Bieterlücke" gem. ÖNORM A 2063.

gem. ÖNORM A 2063 - 4.8 Lücken und Rechenwerte


Stichwortlücke:
Lücke, die beim Erstellen des LV durch eine Angabe zu ersetzen ist. Je Stichwort ist nur
eine Lücke nach dem vorgegebenen Stichwort zulässig.
Ausschreiberlücke:
Lücke, die beim Erstellen des LV durch eine Angabe zu ersetzen ist.
echte Bieterlücke:
Lücke, die im Angebots-LV durch eine Angabe zu ersetzen ist.
unechte Bieterlücke:
Lücke, die im Angebots-LV durch eine Angabe ersetzt werden kann.

siehe Skriptum 2019, Seite 04.41


unechte Bieterlücke
= mit Leitprodukt/en … ausnahmsweise
Positionstext + Mindestkriterien + Zusatz „angeboten“
Bieterangaben: Fabrikat, Type, Datenblätter, … zum von ihm gewählten gleichwertigen Produkt

echte Bieterlücke
= ohne Leitprodukt/e
Positionstext + Mindestkriterien + Zusatz „angeboten“
In dieser „echten Bieterlücke“ müssen die Bieter ein Produkt angeben und mit Datenblättern die maßgeblichen
Kriterien für die Beurteilung der Gleichwertigkeit nachweisen.
Fehlt im Angebot die Nennung eines gleichwertigen Produkts, ist das Angebot unvollständig: unbehebbarer Mangel.

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428 - Beschreiben Sie den Begriff "Frei formulierte Texte" und wie sie gekennzeichnet werden.

gem. ÖNORM 2063 - 6.6 - Frei formulierte Texte


Wird mit den Wählbaren Vorbemerkungen und Positionen der LB und allenfalls einer Ergänzungs-LB nicht das
Auslangen gefunden, können weitere Texte frei formuliert werden.
Frei formulierte Texte sind nach den Grundsätzen des Abschnitts 4 zu erstellen und entsprechend der Form
des LV zu gliedern.
Bei einem LV mit Gliederung gelten zusätzlich folgende Festlegungen:
▪ Die frei formulierten Vorbemerkungen und Positionen sind entsprechend einzureihen. Es können auch LG und
ULG, bei Bedarf jeweils mit Ständigen Vorbemerkungen, eingefügt werden. LB-Positionsnummern der zugrunde
liegenden LB dürfen für LV-Positionsnummern von frei formulierten Positionen nicht verwendet werden.
▪ Alle frei formulierten Texte in einem LV mit Bezug zu einer LB sind mit dem Herkunftskennzeichen „Z“ zu
kennzeichnen.
▪ Für die frei formulierten Vorbemerkungen und Positionen gelten die Vorbemerkungen jener LG und ULG, in die sie
eingereiht sind.

Beim frei formulierten Text handelt es sich um frei formulierte Vorbemerkungen & Positionen vom AG
um Bieter erkenntlich zu machen, dass es sich um etwas Besonderes handelt und nicht auf eine Standartleistung
zurückgegriffen werden kann (aus Katalog)
Positionskennzeichnung = Z

429 - Beschreiben Sie den Begriff "Eignungskriterien" und nennen Sie die Kategorien und Beispiele.

gem. BVergG § 2 – 22.


Eignungskriterien sind die vom Auftraggeber festgelegten, nicht diskriminierenden, mit dem Auftragsgegenstand in
Verbindung stehenden und zu diesem verhältnismäßigen Mindestanforderungen betreffend die Befugnis,
Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit (Eignung) an den Bewerber oder Bieter, die gemäß den Bestimmungen dieses
Bundesgesetzes nachzuweisen sind.

siehe Skriptum 2019, Seite 04.52


sind vom AG festzulegen und bekanntzugeben
= nicht diskriminierende Mindestanforderungen: K.O.-Kriterien, die nur mit „erfüllt = geeignet“ oder „nicht erfüllt =
nicht geeignet“ beantwortet werden können.

Zum Beispiel:
Berufliche Befugnis: Gewerbeberechtigung
Finanzielle und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit: Umsatz, …
Technische Leistungsfähigkeit: Referenzen, Qualifikation, Ausstattung, …
Berufliche Zuverlässigkeit: keine strafrechtlichen Verurteilungen des/der Geschäftsführer

lt. WKO
Eignungskriterien sind jene Kriterien, welche die Befugnis, Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit des Unternehmers
beschreiben. Sie sind im Gegensatz zu Auswahlkriterien k.o.-Kriterien, d.h. es handelt sich um Mindestanforderungen
an den Bewerber oder Bieter, deren Nichterfüllung einen Ausschluss vom Wettbewerb bedeutet. Im Gegensatz dazu
werden Auswahl- und Zuschlagskriterien gewertet und gewichtet.

Eignungskriterien
▪ sind nicht diskriminierende Mindestanforderungen an den Bewerber oder Bieter
▪ müssen streng unternehmensbezogen sein
▪ können nur erfüllt oder nicht erfüllt werden (ja oder nein)
Als Eignungskriterien „verbrauchte“ Kriterien können nicht mehr als Auswahl- oder Zuschlagskriterien verwendet
werden.

430 - Beschreiben Sie den Begriff "Zuschlagskriterien" und nennen Sie die Kategorien und Beispiele.

Zuschlagskriterien sind die vom Auftraggeber im Verhältnis oder ausnahmsweise in der Reihenfolge ihrer Bedeutung
festgelegten, nicht diskriminierenden und mit dem Auftragsgegenstand zusammenhängenden Kriterien, nach welchen
das technisch und wirtschaftlich günstigste Angebot (Bestbieterprinzip) ermittelt wird.

Seite 31/54
Nur dann, wenn die Ausnahmeregelung für das Billigstbieterprinzip zur Anwendung kommt, ist als einziges
Zuschlagskriterium der Preis zulässig.

lt.WKO
Anhand von Zuschlagskriterien ermittelt der Auftraggeber das technisch und wirtschaftlich günstigste Angebot. Sie sind
die Grundlage für die Entscheidung des Auftraggebers und sind bereits in der Ausschreibung anzugeben. Dadurch kann
sich der Bieter darauf einstellen, welche Besonderheiten seiner Leistung (Preis, Qualität, Folge- und Betriebskosten etc.)
wie gewertet werden.

Zuschlagskriterien dürfen nicht diskriminierend und müssen auftragsbezogen sein und damit ermöglichen, das technisch
und wirtschaftlich günstigste Angebot zu ermitteln.
Sie müssen im relativen Verhältnis zueinander gewichtet bzw. in der Reihenfolge ihrer Bedeutung festgelegt werden.
Mögliche Zuschlagskriterien sind:

Beispiele:
Qualität Preis
Technischer Wert Rentabilität
Ästhetik Kundendienst und technische Hilfe
Zweckmäßigkeit Lieferzeitpunkt und Lieferungs- bzw. Ausführungsfrist
Umwelteigenschaften: Arbeitsbedingungen, Art der Reaktionszeit
Anfahrt (Zug) Lehrlingsausbildung
Betriebskosten

erfolgt nach Punktesystem, für jede Kategorie werden Punkte vergeben.

431 - Beschreiben Sie die Begriffe "Funktionale Leistungsbeschreibung" und "Konstruktive


Leistungsbeschreibung" gem. BvergG.

gem. BVergG § 103.


(1) Die Beschreibung der Leistung kann wahlweise konstruktiv oder funktional erfolgen.
(2) Bei einer konstruktiven Leistungsbeschreibung ist die Leistung eindeutig und vollständig zu beschreiben.
(3) Bei einer funktionalen Leistungsbeschreibung ist die Leistung als Aufgabenstellung durch Festlegung von Leistungs-
oder Funktionsanforderungen zu beschreiben.

gem. Skript 2019, Seite 04.33-04.35


a) Konstruktive Leistungsbeschreibung [k LB]
Die konstruktive Leistungsbeschreibung basiert auf der exakten Ausführungs- und Detailplanung aller Gewerke durch
den AG und ist die präzise portionsweise Beschreibung der fertigen Leistung:
▪ Form, Material, Textur, Favre, bauphysikalische und chemische Kennwerte, …
▪ Beanspruchung: Nutzungsdauer und -intensität
▪ Verweis auf technische Spezifikationen, Normen, Regelwerke und Abweichungen, Pläne, Beschreibungen,
Berechnungen, Muster, …
▪ Konstruktive, räumliche, zeitliche Schnittstellen zu den angrenzenden Gewerken: Umstände der
Leistungserbringung
▪ Abrechnungsmodi
▪ Echte Bieterlücke: Angeboten
▪ unechte Bieterlücke: Angabe eines oder mehrerer Leitproduktes/e oder gleichwertige
▪ Menge, EH, Preisanteile LO u SO, EHP, Positionspreis

b) funktionale Leistungsbeschreibung [f LB]


Bei einer funktionalen Leistungsbeschreibung ist die Leistung als Aufgabenstellung durch Festlegung von Leistungs-
oder Funktionsanforderungen zu beschreiben, inklusive:
▪ Leistungs- oder Funktionsanforderungen an die fertige Leistung, techn. Und bauphysikalische Kennwerte, …
▪ Beanspruchung: Nutzungsdauer und -intensität
▪ Verweis auf technische Spezifikationen, Normen, Regelwerke und Abweichungen, Pläne, Beschreibungen,
Muster, …
▪ Konstruktive, räumliche, zeitliche Schnittstellen zu den angrenzenden Gewerken: Umstände der
Leistungserbringung
▪ Abrechnungsmodi
▪ Produkt/Fabrikat (Echte Bieterlücke)
Ohne Leistungsverzeichnis, Mengen, EH, Preisanteile Lo. U So., EHP, Positionspreise
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Bei der funktionalen Leistungsbeschreibung müssen die Bieter die Angebote so erstellen, dass Art und Umfang der
Leistung eindeutig bestimmt sind.

Die Bieter müssen dem Angebot ein/e


▪ Leistungsverzeichnis [LV] mit Mengen und Preisen oder als Pauschale
▪ ausführliche Beschreibung/Erläuterung des LV, erforderliche Pläne, …
▪ Erklärung über die Vollständigkeit seiner Angaben – ohne Einschränkung […]
beifügen.

Bei der funktionalen Leistungsbeschreibung muss der Ag das „Bestbieterverfahren – für das beste Preis-
Leistungsangebot“ anwenden.

432 - Beschreiben Sie den Begriff "Bekanntmachung" gem. BvergG, welche Arten es gibt und wie sie
durchzufuhren sind.

gem. BVergG
Bei einer Bekanntmachung handelt es sich um eine Veröffentlichung der Informationen zu einer Ausschreibung, damit
potentielle Bieter Kenntnis erlangen können.
Eine Bekanntmachung in den Bekanntmachungsmedien dient der Publizität und somit der Transparenz und
Gleichbehandlung des Bieterkreises.
Man unterscheidet zwischen verschiedenen Arten der Bekanntmachung: Bekanntmachung einer Vorinformation,
Bekanntmachung einer Ausschreibung, Bekanntmachung über einen vergebenen Auftrag und die freiwillige
Bekanntmachung in einem Verfahren ohne vorherige Bekanntmachung.
Daneben ist auch noch zwischen Oberschwellenauftrag, welcher europaweit im Supplement zum Amtsblatt der EU und
österreichweit zu veröffentlichen ist, und einem Unterschwellenauftrag, welcher nur national zu bekanntzumachen ist,
zu unterscheiden.

Arten:
▪ Bekanntmachung im OSB (als elektronische Mittelung)
▪ Bekanntmachung im USB (in einem elektronischen Publikationsmedium)

Ein öffentlicher Auftraggeber ist verpflichtet Ausschreibungen öffentlich bekannt zu machen.


Im OSB hat dies als elektronische Mitteilung an die Kommission unter Verwendung des einschlägigen Standartformulars
(3 Arten) zu erfolgen.
Die 3 Arten sind:
▪ Bekanntmachung vergebener Aufträge: Bau-, Liefer-, oder Dienstleistungsauftrages (Kommission)
▪ Vorinformation, zur Verkürzung der Angebotsfrist (Veröffentlichung: Kommission, in Beschafferprofil)
▪ Ausschreibungsbekanntmachung
Im USB hat die Bekanntmachung in einem elektronischen Publikationsmedium zu erfolgen.

433 - Beschreiben Sie den elektronischen Datenaustausch gem. ÖNORM A 2063 zwischen AG und Bieter /
AN?

gem. Skript 2019, Seite 04.46


1. Der AG erstellt die onlv-Datei des LV und pdf-Dateien aller Ausschreibungsunterlagen und legt diese auf die e-
Plattform.
2. Interessenten registrieren sich und laden die Ausschreibung von der e-Plattform herunter.
Rückfragen der Bieter zur Ausschreibung werden schriftlich über die e-Plattform kommuniziert.
3. Die Bieter übermitteln ihr Angebot samt allen Beilagen in Papierform und eine onpr-Angebotsdatei.
4. AG/Architekt/Fachplaner lesen die onpr-Dateien der Bieter gem. ON A 2063 ein und prüfen die Angebote:
Preisspiegel, Vollständigkeit, Eignung vertiefte Angebotsprüfung, Angebotsaufklärung, Bestbieterermittlung.
5. AG: Zuschlagsentscheidung, Dokumentation des VG-Verfahrens, Stillhaltefrist, Auftrag mit dem Vergabe-LV.

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434 - Beschreiben Sie den grundsätzlichen Verfahrensablauf eines 1-stufigen und eines 2-stufigen
Vergabeverfahrens und nennen Sie die Beteiligten in den Phasen.

gem. Skript 2019, Seite 04.51


Offenes Verfahren = 1-stufig
▪ Zuschlag an den Best-/Billigstbieter
▪ Stillhaltefrist: 10 Tage
▪ Zuschlagsentscheidung
▪ Vertiefte Angebotsprüfung, verbindliche schriftliche/kommissionelle
Aufklärung
▪ Eignungsprüfung
▪ Angebotsprüfung auf Vollständigkeit, „behebbare“ und „unbehebbare“
Mängel
▪ Angebotsabgabe (nicht steuerbare Anzahl an Bieter, Aufforderung
spätestens 35 Tage im OSB, frühestens 12 Monate)

▪ Bieter: Kalkulation, Angebotserstellung, Einreichung der Angebote

▪ ev. erf. Berichtigung der Ausschreibung


▪ Übermittlung der Ausschreibung
▪ Bekanntmachung
▪ Vergabestrategie: Wahl des VG-Verfahrens, Eignungs- & Zuschlagsk.
▪ Geschätzter Auftragswert:
▪ Ausführungs- & Detailplanung, Baustellenlogistik, SIGE-Plan, …

Beteiligte: Bieter, Interessenten

Nicht offenes Verfahren = 2-stufig


▪ Zuschlag an den Best-/Billigstbieter
▪ Stillhaltefrist
▪ Zuschlagsentscheidung
▪ Vertiefte Angebotsprüfung, Angebotsaufklärung
▪ Sachliche + rechnerische Angebotsprüfung
▪ Angebotsabgabe
▪ Ausschreibung „2. Stufe“
▪ Auswahlverfahren: Reihung der Bewerber nach den Auswahlkriterien
▪ Eignungsprüfung
▪ Abgabe der Teilnahmeanträge
▪ Bewerbung
▪ Ausschreibung 1. Stufe
▪ …

Beteiligte: Bieter, Bewerber, Interessenten

435 - Beschreiben Sie die Ermittlung des technisch und wirtschaftlich günstigsten Angebotes gem. BVergG.

lt. Skript 2019, Seite 04. 55


= Ermittlung nach den Zuschlags-/Z-Kriterien/Z-Kriterium
▪ müssen auf den Auftragsgegenstand abgestimmt und im Verhältnis zueinander gewichtet (%-Anteil von 100%) sein
▪ zur Ermittlung des besten Preis-Leistungs-Verhältnisses

Der AG muss die Z-Kriterien in der Ausschreibung angeben:


1. Das anzuwendende Kostenmodell bzw.
2. Alle Zuschlagskriterien im Verhältnis der ihnen zuerkannten Bedeutung wie Qualität, techn. Wert, Ästhetik,
Zweckmäßigkeit, Life-Cycle-Costs (Energieverbrauch, CO2-Emissionen, …), Betriebskosten, Kundendienst, Lieder-
/Ausführungsfrist, Gesamtpreis, …

Die Vergabe erfolgt nach dem Billigst- vs. Bestbieterprinzip.

Seite 34/54
436 - Beschreiben Sie kurz die Bewertungsmethode für funktionale und ästhetische (Qualitäts-)Kriterien.

gem. Skript 2019, Seite 04.56


Ästhetische und funktionale (Qualitäts-) Kriterien sind vom AG in der Ausschreibung
▪ als Kategorien von Tatbeständen zu beschreiben und
▪ in der Bewertungsfolge in Maßeinheiten (z.B. Punkte für Noten) festzulegen

Die Bewertung von Q-Kriterien jedes Fachjurymitgliedes ist eine subjektive, fachkundige Einzelmeinung.
▪ Es gibt kein richtig, jedoch nachvollziehbar.
▪ Die Bestbieterbestimmung muss objektiv und nachvollziehbar sein.
▪ freie/autonome Beurteilung jedes Qualitäts-/Funktionszuschlagskriteriums durch die Jurymitglieder
▪ Einstimmigkeit der Jury ist nicht erforderlich.
▪ auch die Vergabe von 0 Punkten ist zulässig
▪ Jedes Kommissionsmitglied entscheidet nach eigenem Empfinden (subjektiv) ohne Bindung an Vorschläge
(autonom).

Durch ein strukturiertes Prognosesystem muss der AG ein mathematisch nachvollziehbares Ergebnis sicherstellen –
durch Zuordnung numerischer Werte (Noten) zu Qualitäts-/Funktion- und Preis/Messwertkriterien

Bewertung + Gewichtung der ästhetischen/funktionalen Kriterien nach Noten/Punkten

437 - Beschreiben Sie ein Beispiel für Zuschlagskriterien und deren Gewichtung zur Ermittlung des technisch
und wirtschaftlich günstigsten Angebots für 1.000 Kindersessel und 1.000 Tische für eine Schule.

gem. Skriptum 2019, Seite 04.60


Z1 Angebotspreis * mit 50% Gewichtung
Z2 Funktions- und Qualitätskriterien** mit 50% Gewichtung
Die Mitglieder der Fachjury (5 Personen: Bauherr, Nutzer, Fachmann, Orthopäde und Architekt) bewerten autonom
die bemusterten Möbel der Positionen … nach den Unterkriterien im umgekehrten Notensystem von „1 = sehr gut
erfüllt (10 Punkte“ bis „5 = nicht erfüllt (0Punkte)“:
Z2.1 Ergonomie (Sitzergonomie, Körperform, …) mit 30% Gewichtung
Z2.2 Robustheit (Sitz, lehne, Beschläge, …) mit 10% Gewichtung
Z2.3 Ästhetik (Form, Proportion, Farbharmonie, …) mit 10% Gewichtung

* Das preisgünstigste Zuschlagfähigste Angebot erhält 50 Punkte. Das theoretische Angebot x0 mit dem 40%-ig
höheren Gesamtpreis (a = 1,4 * x0) über dem Bestpreis erhält 0 Punkte. Die Punkte der anderen zuschlagsfähigen
Angebote werden linear interpoliert. Die Formel dafür muss in der Ausschreibung nicht angeführt sein.

** Der AG muss die Funktions- und Qualitäts-, sowie Preis- und Messwertkriterien, die Gewichtung und die
Zuschlagsmodi präzise beschreiben (und in seiner Dokumentation begründen)
Bei Ermittlung des technisch und wirtschaftlich günstigsten Angebotes sind ausschließlich die in der Ausschreibung
formulierten Zuschlagskriterien anzusetzen.

438 - Beschreiben Sie die Schritte der Angebotsprüfung.

siehe Skriptum 2019, Seite 04.19


1. Prüfung der Vollständigkeit der Angebote und der Preise in technischer und Wirtschaftlicher Hinsicht
(Einheitspreise/EPH, Preisanteile „Lohn“ und „Sonstiges“: Preisspiegel, LG-Summe, ULG-Summe, Gesamtpreis)
2. Eignungsprüfung
Befugnis, wirtschaftliche und finanzielle Leistungsfähigkeit, berufliche Zuverlässigkeit, Referenzen, …
3. Angebotsaufklärung
Aufforderung an die Bieter zur verbindlichen schriftlichen Aufklärung und Nachreichung „behebbarer Mängel“,
evtl. komissionelle Bieter-/Angebots-Aufklärungsgespräche (Protokollierung) – mit angemessener Fristsetzung
4. vertiefte Angebotsprüfung
Prüfung der Angemessenheit der Preise und der Kalkulationsblätter (ob sie betriebswirtschaftlich erklärbar sind)
5. Billigst-/Bestbieterermittlung
Begründung und Protokollierung der Vergabeentscheidung

Dokumentation/Protokollierung der gesamten Angebotsüberprüfung.

Seite 35/54
siehe Skriptum 2019, Seite 04.63-04.64
▪ Vertraulichkeit über Anzahl, Identität, Angaben, Kalkulation, Preise
sichere Verwahrung der Angebote und des Prüfprotokolls
Sorgfaltspflicht: A-Prüfung von qualifizierten/sachkundigen Personen, erforderlichenfalls mit Sachverständigen

▪ Prüfung der Angebote in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht nach den in der Ausschreibung festgelegten
Kriterien:
- ob das Angebot vollständig und formrichtig ist
- den Bestimmungen der Ausschreibung entspricht
- Einhaltung des Diskriminierungsverbots
- freier und lauterer Wettbewerb, Gleichbehandlung der Bieter
- Vergabe an zuverlässige, befugte und leistungsfähige Unternehmen zu angemessenen Preisen
- die Befugnis
- Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des/r Bieters/Bietergemeinschaft und de SU
- Gleichwertigkeit der Bieterlücken-Produkte
- rechnerische Richtigkeit
- Preise (Einheitspreise/EPH, Preisanteile „Lohn“ und „Sonstiges“: Preisspiegel, LG-Summe, ULG-Summe,
Gesamtpreis)

▪ Vollständigkeit und Formrichtigkeit der Angebote: rechtsgültige Fertigung, alle geforderten Unterlagen, behebbare
oder unbehebbare Mängel, Preisspiegel.

▪ … bei Angebotsmängeln: schriftliche Aufforderung an den Bieter zur verbindlichen schriftlichen Nachreichung der
Unterlagen - mit Fristsetzung

▪ Eignungsprüfung: Befugnis, finanzielle, wirtschaftliche und technische Leistungsfähigkeit, berufliche Zuverlässigkeit,


Referenzen, …

▪ Prüfung der Angemessenheit der Preise in Bezug auf die ausgeschriebenen oder alternativ angebotenen Leistungen
und unter Berücksichtigung aller Umstände, unter denen sie zu erbringen sein werden. Prüfung der Kalkulation (K-
Blätter) der wesentlichen Positionen.

▪ … bei Zweifeln an den Preisen: Aufforderung an den Bieter zur verbindlichen schriftlichen Aufklärung der
Preise/Preisanteile der Positionen und des Gesamtpreises – mit Fristsetzung oder kommissionelles
Aufklärungsgespräch, in dem der Bieter die ihm vorab übermittelten Fragen aufklärt.

▪ Vertiefte Angebotsprüfung:
Angemessenheit der Preise: Preisanteile „Lohn“ und „Sonstiges“, Einheits- und Pauschalpreise, Gesamtpreis/e, … ob
die betriebswirtschaftlich erklärbar sind.
Aufklärung unplausibler Preise

▪ Ermittlung des Billigst-/Bestbieters laut den Zuschlagskriterien.

▪ Zuschlagsentscheidung:
Mitteilungspflicht des AG – unverzüglich und nachweislich elektronische Mitteilung mit Begründung der
Zuschlagsentscheidung an alle im Verfahren verbliebenen Bieter,
- welchem Bieter der Zuschlag erteilt werden soll,
- die Vergabesumme, die Merkmale und Vorteile des erfolgreichen Angebots,
- die Gründe für das Ablehnen der Angebote der nicht erfolgreichen Bieter
- das jeweilige Ende der Stillhaltefrist.

▪ Zuschlag: nach Ablauf der Stillhaltefrist

▪ Vergabevermerk.

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439 - Beschreiben Sie kurz die Schritte des Zuschlagsverfahrens.

siehe Skriptum 2019, Seite 4.20


1. Bekanntgabe/Mitteilung der Zuschlagsentscheidung
= die Wissens-/Absichtserklärung des AG an den Bieter, den Auftrag an den Billigst. bzw. Bestbieter vergeben zu
wollen
2. Stillhaltefrist (Einspruchsfrist)
10 Tage OSB und im USB, bei elektronischer Übermittlung der Zuschlagsentscheidung an die Bieter
Während der Stillhaltefrist darf der AG den Zuschlag – bei sonstiger Nichtigkeit – nicht erteilen!
3. Zuschlag
= die schriftliche Verständigung des AG an den Billigst-/Bestbieter, dass er sein Angebot annimmt:
Auftragsschreiben, Bestellschein, Schlussbrief
Damit kommt der beidseitige verbindliche Vertrag zustande.

Gegenschlussbrief = die Auftragsbestätigung des AN

440 - Beschreiben Sie das Vorgehen des AG bei Zweifeln an der Angemessenheit von Preisen.

gem. BVergG § 137. (1)


Die Angemessenheit der Preise ist in Bezug auf die ausgeschriebene oder alternativ angebotene Leistung und unter
Berücksichtigung aller Umstände, unter denen sie zu erbringen sein wird, zu prüfen. Dabei ist von vergleichbaren
Erfahrungswerten, von sonst vorliegenden Unterlagen und von den jeweils relevanten Marktverhältnissen auszugehen.

Im Zuge der vertieften Angebotsprüfung muss der AG bei Zweifeln der Preise vom Bieter eine verbindliche schriftliche
Aufklärung verlangen; die anschließende Prüfung hat unter der eingegangenen Erläuterung zu erfolgen;

Vertiefte Angebotsprüfung, wenn: der Gesamtpreis ungewöhnlich niedrig (oder auch hoch) ist, ein oder mehrere
Einheitspreise zu hoch oder zu niedrig erscheinen oder wenn generell begründete Zweifel an der Angemessenheit der
Preise besteht;

AG muss die Angemessenheit der Preise prüfen (ausgehend von vergleichbaren Erfahrungswerten oder sonst
vorliegenden Unterlagen, von jeweils relevanten Marktverhältnissen)
AG muss eine verbindliche schriftliche Aufklärung des Bieters verlangen (oder zu kommissionellen Aufklärungsgespräch
einladen); die anschließende Prüfung hat unter Berücksichtigung der eingegangenen Erläuterungen/vorgelegten
Nachweise zu erfolgen.

441 - Beschreiben Sie das Vorgehen des AG bei mangelhaften Angeboten und unterscheiden Sie das
Vorliegen von nicht behebbaren und behebbaren Mangeln.

Angebotsmängel
schriftliche Aufforderung an den Bieter zur verbindlichen schriftlichen Nachreichung der Unterlagen – mit Fristsetzung

nicht behebbare Mängel


weist ein Angebot solche Mängel auf, dass dem AG eine Bearbeitung nicht zugemutet werden kann, ist es
auszuscheiden;
rechnerisch fehlerhafte Angebote sind dann nicht weiter zu berücksichtigen, wenn die Summe aller Absolutbeträge
aller Berichtigungen 2% mehr oder weniger des ursprünglichen Gesamtpreises beträgt;
nicht behebbare Mängel sind z.B.: fehlerhafte Kostenangaben oder nicht plausible Zusammensetzungen der Preise,
gar keine Angabe der Preise, verspätet eingelangte Angebote, usw.
der AG muss Angebote mit unbehebbaren Mängel genauso archivieren und dokumentieren;
= Verbesserung unzulässig

behebbare Mängel
schriftliche Aufforderung an den Bieter zur verbindlichen schriftlichen Nachreichung der Unterlagen, mit Fristsetzung
– an jene Bieter, die für eine Zuschlagsentscheidung in Betracht kommen;
bei Unklarheiten, sofern diese für die Beurteilung der Angebote von Bedeutung sind, ist vom Bieter eine verbindliche
schriftliche Erklärung zu verlangen → ist der Niederschrift über die Angebotsprüfung beizulegen;
auch kommissionelle Aufklärungsgespräche sind möglich, zum Einholen von Auskünften über finanzielle,
wirtschaftliche oder technische Leistungsfähigkeiten, Prüfung von Preisangemessenheit, usw.
→ unvollständige & fehlerhafte Mängel
= Verbesserung zulässig
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442 - Beschreiben Sie die Gründe für eine vertiefte Angebotsprüfung.

gem. BVergG § 137 (2)


Der öffentliche Auftraggeber muss Aufklärung über die Positionen des Angebotes verlangen und gemäß Abs. 3 vertieft
prüfen, wenn
1. Angebote einen im Verhältnis zur Leistung ungewöhnlich niedrigen Gesamtpreis aufweisen, oder
2. Angebote zu hohe oder zu niedrige Einheitspreise in wesentlichen Positionen aufweisen, oder
3. nach der Prüfung gemäß Abs. 1 begründete Zweifel an der Angemessenheit von Preisen bestehen.

443 - Beschreiben Sie die rechnerische Angebotsprüfung und prüfen Sie die nachstehenden Positionen.
Tragen Sie das Prüfergebnis direkt in die Frage ein.

Bei Angeboten gilt:


▪ Das Prinzip der „Obergültigkeit der Einheitspreise“: Stimmt der EHP mit der Summe aus Lohn (L) und Sonstiges (S)
nicht überein, so gilt der EHP, die Preisanteile Lohn und Sonstiges werden im Verhältnis der Preisanteile korrigiert
▪ Einheitspreise und Preisanteile dürfen nicht korrigiert werden

Pos. 1 ... Lo. 36,00 € / m2 34,11 €/m²


So. 21,00 € / m2 19,89 €/m²
900,00 m2 EHP 54,00 € / m2 PP 40.500,00 € 48.600€

Pos. 2 ... Lo. 10,00 € / m2


So. 8,00 € / m2
1.170,00 m2 EHP 18,00 € / m2 PP 21.600,00 € 21.060€

Pos. 3 ... Lo. 24,00 € / m3


So. 60,50 € / m3
100,00 m3 EHP 84,50 € / m3 PP 8.450,00 €

Pos. 4 ... Lo. 36,00 € / m3 39,33€/m³


So. 72,00 € / m3 78,67 €/m³
500,00 m3 EHP 118,00 € / m3 PP 59.000,00 €

rechnerische Angebotsprüfung
gem. BVergG § 137 (1)
Die Angemessenheit der Preise ist in Bezug auf die ausgeschriebene oder alternativ angebotene Leistung und unter
Berücksichtigung aller Umstände, unter denen sie zu erbringen sein wird, zu prüfen. Dabei ist von vergleichbaren
Erfahrungswerten, von sonst vorliegenden Unterlagen und von den jeweils relevanten Marktverhältnissen auszugehen.

444 - Beschreiben Sie die Prüfschritte und -inhalte der vertieften Angebotsprüfung für die Position/Leistung
Beton C30/37 für Decken und Kragplatten, über 3,2 m bis 7,2 m [Einbauhohe]:

siehe Skriptum 2019, Seite 04.67


Bieter 3 Lo. 31,50 € / m3
So. 41,00 € / m3
1.350,00 m3 EHP 72,50 € / m3 PP 97.875,00 €
Die EHP der Mitbieter [B] betragen: B1 € 108,00; B2 € 99,00; B4 € 104,40; B5 € 100,80.

Die EHP der Mitbieter [B] betragen: B1 € 108,00 (149%)


B2 € 99,00 (137%)
B4 € 104,40 (144%)
B5 € 100,80 (139%)

Aufforderung des AG an den Bieter zur Aufklärung des EHP und der Preisanteile Lo. Und So. und Vorlage einer
Detailkalkulation – K7-Blatt gem. ÖN B 2061

Dokumentation der Angebotsprüfung

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Prüfschritte und -inhalte der vertieften Angebotsprüfung
gem. BVergG § 137 (3)
Bei einer vertieften Angebotsprüfung ist zu prüfen, ob die Preise betriebswirtschaftlich erklär- und nachvollziehbar sind.
Geprüft werden kann insbesondere, ob
1. im Preis von Positionen alle direkt zuordenbaren Personal-, Material-, Geräte-, Fremdleistungs- und Kapitalkosten
enthalten sind und ob die Aufwands- und Verbrauchsansätze sowie die Personalkosten, diese insbesondere im
Hinblick auf die dem Angebot zugrunde gelegten Kollektivverträge, nachvollziehbar sind,
2. der Einheitspreis (Pauschalpreis, Regiepreis) für höherwertige Leistungen grundsätzlich höher angeboten wurde als
für geringerwertige Leistungen, und
3. die gemäß § 105 Abs. 2 geforderte oder vom Bieter gemäß § 128 Abs. 2 vorgenommene Aufgliederung der Preise
oder des Gesamtpreises (insbesondere der Lohnanteile) aus der Erfahrung erklärbar ist.

445 - Beschreiben Sie die vertiefte Angebotsprüfung und nennen sie die zur Verfügung stehenden
Hilfsmittel.

gem. BVergG § 137(3)


Bei einer vertieften Angebotsprüfung ist zu prüfen, ob die Preise betriebswirtschaftlich erklär- und
nachvollziehbar sind. Geprüft werden kann insbesondere, ob
1. im Preis von Positionen alle direkt zuordenbaren Personal-, Material-, Geräte-, Fremdleistungs- und Kapitalkosten
enthalten sind und ob die Aufwands- und Verbrauchsansätze sowie die Personalkosten, diese insbesondere im
Hinblick auf die dem Angebot zugrunde gelegten Kollektivverträge, nachvollziehbar sind,
2. der Einheitspreis (Pauschalpreis, Regiepreis) für höherwertige Leistungen grundsätzlich höher angeboten wurde als
für geringerwertige Leistungen, und
3. die geforderte oder vom Bieter vorgenommene Aufgliederung der Preise oder des Gesamtpreises (insbesondere
der Lohnanteile) aus der Erfahrung erklärbar ist.

siehe Skriptum 2019, Seit 04.65


▪ Angemessenheit der Preise: Preisanteile „Lohn“ und „Sonstiges“, Einheits- und Pauschalpreise, Gesamtpreis/e … ob
sie betriebswirtschaftlich erklärbar sind
▪ Aufklärung unplausibler Preise

Hilfsmittel der vertiefte Angebotsprüfung:


▪ K7-Blätter zu den „wesentlichen Positionen“
▪ K3-Blatt – Mittellohnpreis
▪ Preisspiegel: Vergleich der EHP, Preisanteile und Gesamtpreise aller Angebote
▪ statistische Auswertung
„Fieberthermometer“
Preisanteil-/EHP-Abweichungen ca. ab > +/-20%
▪ Kalkulation der EHP vergleichbarer Bauvorhaben
was ist der angemessene – ortsübliche – Preis unter Berücksichtigung der Markt- und Konjunkturmechanismen?
▪ Preisspeicher des Prüfers
unter Beachtung der Projektcharakteristika: Quantität, Qualität der Leistung, räumliche und zeitliche Umstände
der Leistungserbringung
▪ Kompetenz/Erfahrung des Prüfers, evtl. Sachverständigen-GA
▪ Verbindliche schriftliche und/oder kommissionelle Aufklärung der Preise

Bei zweifelhaften Preisen muss der AG den Bieter zur verbindlichen schriftlichen Aufklärung (und Vorlage der
Detailkalkulation gem. ÖN B 2061) auffordern oder zu einem kommissionellen Aufklärungsgespräch einladen.
Über die Prüfung der Angebote muss der AG eine Niederschrift verfassen.

446 - Beschreiben Sie die Möglichkeiten der Wahl des Angebotes für den Zuschlag (Zuschlagsmodelle).

gem. BVergG § 142


(1) Von den Angeboten, die nach dem Ausscheiden übrig bleiben, ist der Zuschlag gemäß den Angaben in der
Ausschreibung dem technisch und wirtschaftlich günstigsten Angebot oder dem Angebot mit dem niedrigsten Preis zu
erteilen.
(2) Die Gründe für die Zuschlagsentscheidung sind zu dokumentieren.

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1. Billigstbieterprinzip
= Preis
Beim Billigstbieterprinzip wird der Zuschlag an das Angebot mit dem niedrigsten Preis erteilt. Folglich ist der Preis
beim Billigstbieterprinzip das einzige Zuschlagskriterium und damit entfällt auch die Notwendigkeit einer Reihung oder
Gewichtung von Kriterien. Beim Billigstbieterprinzip müssen die Standards für die Qualität einer Leistung (in Bezug auf
die technische, wirtschaftliche oder rechtliche Erfüllung) eindeutig und klar festgelegt sein (z. B. standardisierte
Leistungen im Straßenbau, standardisierte Dienstleistungen, bestimmte Arten von Bauarbeiten, Lieferungen von
Waren mit hohem Standardisierungsgrad etc.), sodass eine Vergleichbarkeit der Angebote bei einer Ausschreibung
sichergestellt werden kann.

2. Bestbieterprinzip
= Dienstleistungen, Qualität, Preis, Betriebskosten, …
Beim Bestbieterprinzip werden mehrere Zuschlagskriterien in Relation zueinander gereiht und gewichtet. Der Grad
der Erfüllung der Zuschlagskriterien bildet die Basis für die Zuschlagsentscheidung

447 - Beschreiben Sie kurz unter welchen Bedingungen die Vergabe nach dem "Bestbieterprinzip“ zu
erfolgen hat (gem. BVergG).

Der AG hat zu Beginn des Vergabeverfahrens festzulegen, nach welchem Prinzip er nach Abschluss des
Vergabeverfahrens den Zuschlag erteilen möchte.
Wahl = grundsätzlich frei = Gesetz = Präferenz Bestbieterprinzip
Nur unter best. Voraussetzungen = Billigstbieterprinzip

siehe Skriptum 2019, Seite 04.57


Das Bestbieterprinzip ist verpflichtend anzuwenden,
1. bei Dienstleistungen die im Verhandlungsverfahren vergeben werden
2. wenn die Beschreibung der Leistung wesentlich funktional erfolgt (funktionale LB)
3. bei einem Bauauftrag mit einem Auftragswert ab 1 Mio. € netto
4. bei einem wettbewerblichen Dialog
5. im Wege einer Innovationspartnerschaft

448 - Beschreiben Sie die Inhalte der Bekanntgabe der Zuschlagsentscheidung.

siehe Skript 2019, Seite 04.65


Mitteilungspflicht des AGs: unverzüglich und nachweislich elektronisch Mitteilung mit Begründung der
Zuschlagsentscheidung an alle im Verfahren verbliebenen Bieter,
- welchem Bieter der Zuschlag erteilt werden soll,
- die Vergabesumme, die Merkmale und Vorteile des erfolgreichen Angebots,
- die Gründe für das Ablehnen der Angebote der nicht erfolgreichen Bieter
- das jeweilige Ende der Stillhaltefrist. (gem. BVergG § 145)

gem. BVergG § 143.


(1) Der öffentliche Auftraggeber hat den im Vergabeverfahren verbliebenen Bietern mitzuteilen, welchem Bieter der
Zuschlag erteilt werden soll. In dieser Mitteilung sind den verbliebenen Bietern das jeweilige Ende der Stillhaltefrist, die
Gründe für die Ablehnung ihres Angebotes, der Gesamtpreis sowie die Merkmale und Vorteile des erfolgreichen
Angebotes bekannt zu geben, sofern nicht die Bekanntgabe dieser Informationen öffentlichen Interessen oder den
berechtigten Bundesrecht konsolidiert Geschäftsinteressen eines Unternehmers widersprechen oder dem freien und
lauteren Wettbewerb schaden würde.

449 - Beschreiben Sie den Begriff "Stillhaltefrist" gem. BVergG.

= die Frist zwischen Zuschlagsentscheidung und tatsächlichem Zuschlag


▪ beginnt mit der Bekanntgabe der Zuschlagsentscheidung an die Bieter
▪ dauert im Oberschwellenbereich 10 Tage
▪ im Unterschwellenbereich (oder bei verkürzten Verfahren) 7 Tage
▪ In dieser Frist können Einsprüche von Bietern beim BVA eingereicht werden.
▪ Während dieser Frist darf der Zuschlag nicht erfolgen – dieser ist ansonsten nichtig.

Seite 40/54
gem. BVergG, § 144.
Der öffentliche Auftraggeber darf den Zuschlag bei sonstiger absoluter Nichtigkeit nicht vor Ablauf der Stillhaltefrist
erteilen. Die Stillhaltefrist beginnt mit der Übermittlung bzw. Bereitstellung der Mitteilung der Zuschlagsentscheidung.
Sie beträgt bei einer Übermittlung bzw. Bereitstellung auf elektronischem Weg 10 Tage, bei einer Übermittlung über den
Postweg oder einen anderen geeigneten Weg 15 Tage.

450 - Nennen Sie die Möglichkeiten der Beendigung eines Vergabeverfahrens gem. BVergG und die
jeweiligen Voraussetzungen.

gem. BVergG
§ 146 (1) Das Vergabeverfahren endet mit dem Zustandekommen des Leistungsvertrages (Regelfall) oder mit dem
Widerruf der Vergabeverfahren (Ausnahmefall).

Gründe für den Widerruf eines Vergabeverfahrens vor Ablauf der Angebotsfrist:
§ 148. (1) Vor Ablauf der Angebotsfrist ist ein Vergabeverfahren zu widerrufen, wenn Umstände bekannt werden, die,
wären sie schon vor Einleitung des Vergabeverfahrens bekannt gewesen, eine Ausschreibung ausgeschlossen oder zu
einer inhaltlich wesentlich anderen Ausschreibung geführt hätten.
(2) Der öffentliche Auftraggeber kann ein Vergabeverfahren widerrufen, wenn dafür sachliche Gründe bestehen.

Gründe für den Widerruf eines Vergabeverfahrens nach Ablauf der Angebotsfrist:
§ 149. (1) Nach Ablauf der Angebotsfrist ist ein Vergabeverfahren zu widerrufen, wenn
1. Umstände bekannt werden, die, wären sie schon vor Einleitung des Vergabeverfahrens bekannt gewesen, eine
Ausschreibung ausgeschlossen hätten, oder
2. Umstände bekannt werden, die, wären sie schon vor Einleitung des Vergabeverfahrens bekannt gewesen, zu
einer inhaltlich wesentlich anderen Ausschreibung geführt hätten, oder
3. kein Angebot eingelangt ist, oder
4. nach dem Ausscheiden von Angeboten kein Angebot im Vergabeverfahren verbleibt.

(2) Ein Vergabeverfahren kann widerrufen werden, wenn


1. nur ein Angebot eingelangt ist, oder
2. nach dem Ausscheiden von Angeboten nur ein Angebot verbleibt, oder
3. dafür sachliche Gründe bestehen.

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ÖRTLICHE BAUAUFSICHT

501 - Beschreiben Sie die Grundleistungen der OBA in Anlehnung an HOA 2002 / 2004 und LM.VM.OA 2014. •

▪ Örtliche Vertretung der Interessend es Bauherrn, Ausübung des Hausrechtes auf der Baustelle, Ansprechpartner für
Dritte
▪ Plan-/Dokumentationsmanagement: Dokumentenein- und -ausgang
▪ Prüfung aller Ausführungspläne, Leistungsverzeichnisse, Beschreibungen, und Berechnungen auf Baubarkeit und
Mängel -> Warnpflicht
▪ Koordination der Naturmaßnahme, Werkplanung und Bemusterung, Prüfung der Werkpläne auf Übereinstimmung
mit den Verträgen und auf Baubarkeit
▪ Bau-Terminplanung und Terminsteuerung: zeitliche Koordination der Leistungen
▪ Einweisung der Bau-/Montageleiter, räumliche Koordination der Leistungen
▪ Baustellenorganisation für alle AN: Baustelleneinrichtung, SiGe-Maßnahmen
▪ Örtliche Überwachung der Herstellung des Bauwerks – leitend für den Gesamtablauf, koordinierend die Tätigkeiten
der an der Bauüberwachung fachlich beteiligten Ingenieure (HKLS-, Elektro- Medizin-Labortechnik,…)
▪ Überwachung der Bauausführung auf Übereinstimmung mit den Verträgen, LB/LV, techn. Spezifikationen, BVB, AVB,
Plänen, Mustern, Bescheiden,…
▪ Aufmaß- und Rechnungsprüfung, Zahlungsfreigabe
▪ Überprüfung auf Sicherungsmaßnahmen: Baugruben- und Absturzsicherungen, Schutzgerüste, Baustromverteiler,
Kräne, Bauaufzüge, Baustellenbeleuchtung, Fluchtwege, auskragende Bewehrungsstäbe,…
▪ Verzugs-, mängel- und Bauschadensbearbeitung: Verzugs- und Mängelrügen, Koordination und Überwachung der
Verzugs- und Mängelbehebung
▪ Koordination der Prüfingenieure: Abnahmeprüfungen und Beschauten
▪ Bearbeiten von Nachträgen: Nachtragsprüfung, Claim-Abwehr
▪ Evaluierung der Baukosten und Termine: periodische Kosten- und Terminberichte, Termin-, Kapazitäts- und
Kostenkontrolle und -steuerung
▪ Dokumentation der Bauführung: Baubuch der ÖBA, Bautagesberichte der Firmen
▪ Kontrolle und systematische Zusammenstellung der Dokumentation: Bestandspläne, Prüf- und Wartungsbücher,
Probebetrieb: Güte- und Funktionsprüfungen
▪ Koordination der behördlichen Abnahmen: Sanitätsrecht, Hygiene,…
▪ Förmliche Übernahme, Mängelrüge, Überwachung der Mängelbehebung zur Übernahme
▪ Prüfung und Freigabe der Schlussrechnungen und der Haftrücklässe
▪ Kostenkontrolle während der Bauführung, Kostenfeststellung gem. ÖN B 1801.1
▪ Übergabe an den Bauherrn

502 - Beschreiben Sie, wie ein AN die Leistungen gem. ÖNORM B 2110 6.2.1 auszuführen hat.

gem. ÖN B 2110
6.2.1.1 Der AN hat die Leistung vertragsgemäß auszuführen; dabei hat er außer den gesetzlichen Bestimmungen und
den behördlichen Anordnungen die allgemein anerkannten Regeln der Technik einzuhalten. Der AN hat bei der
Ausführung der Leistung so vorzugehen, dass, unabhängig von gesetzlichen Vorschriften und behördlichen Auflagen, an
Landschaft und Gewässern im Baustellenbereich keine über das für die Erbringung der Bauleistung notwendige Ausmaß
hinausgehenden Schäden verursacht werden.

6.2.1.2 Erfüllungsort ist der Baustellenbereich.

503 - Beschreiben Sie die Prüf- und Warnpflichten des AN gem. ÖNORM B 2110 6.2.4.

gem. ÖN B 2110 6.2.4 - Prüf- und Warnpflicht


Der AN hat die Pflicht, die ihm vom AG
1) zur Verfügung gestellten Ausführungsunterlagen,
2) erteilten Anweisungen,
3) beigestellten Materialien und
4) beigestellten Vorleistungen
so bald wie möglich zu prüfen und die auf Grund der ihm zumutbaren Fachkenntnis bei Anwendung pflichtgemäßer
Sorgfalt erkennbaren Mängel und begründeten Bedenken gegen die vorgesehene Art der Ausführung dem AG
unverzüglich schriftlich mitzuteilen.

Seite 42/54
6.2.4.2 Der AN hat sich vor Leistungserbringung vom ordnungsgemäßen Zustand etwa bereits fertig gestellter
Leistungen unter Anwendung pflichtgemäßer Sorgfalt zu überzeugen. Erkennbare Mängel, die seiner Meinung nach
geforderten Eigenschaften der von ihm auszuführenden Leistungen ungünstig beeinflussen könnten, sind unverzüglich
dem AG schriftlich bekannt zu geben.

6.2.4.3 Mängel, zu deren Feststellung umfangreiche, technisch schwierige oder kostenintensive Untersuchungen oder
die Beiziehung von Sonderfachleuten erforderlich sind, gelten nicht als erkennbar im Sinne von 6.2.4.1 und 6.2.4.2. Falls
der AN annehmen muss, dass dem AG die Umstände, die zum Entfall dieser Untersuchungen führen, nicht bekannt sein
müssen, hat er hiervon den AG unverzüglich schriftlich zu verständigen.

6.2.4.4 Innerhalb einer zumutbaren Frist hat der AN im Rahmen seiner fachlichen Möglichkeiten Hinweise
oder Vorschläge zur Behebung oder Verbesserung zu machen. Der AG hat seine Entscheidung rechtzeitig bekannt zu
geben.

6.2.4.5 Unterlässt der AN die Mitteilung oder trifft der AG keine Entscheidung, haftet jeder für die Folgen seiner
Unterlassung. Trägt der AG den begründeten Bedenken nicht Rechnung und treten Schäden auf, die auf die
aufgezeigten Mängel zurückzuführen sind, ist der AN für diese Schäden von seiner Haftung und Gewährleistung befreit.

504 - Beschreiben Sie die Prüf- und Warnpflichten der ÖBA.

siehe Skriptum 2019, Seite 05.12


1. Prüfen Sie Pläne, Berechnungen, … und Vorleistungen exakt.
2. Beschreiben Sie die Ausführung zur geschuldeten Leistung: Mängel sind alle Abweichungen zur vertraglich
geschuldeten Leistung
3. Einschreiben bzw. E-Mail mit Empfangsbestätigung an (Planer, Firma) mit Beschreibung der Mängel und
Verbesserungsvorschlägen – binnen einer Woche bei großer Dringlichkeit, längstens binnen eines Monats.
4. Eintragung ins Bautagebuch – bei besonderer Dringlichkeit im Bauablauf (wenn vertraglich vereinbart: ÖN
B2110) – und Einschreibbrief o. E-Mail o. über VPR (virtuellen Projektraum) an den AN.
5. Fordern Sie die Stellungnahme des Adressaten bis zu einem gewissen Datum ein.

505 - Beschreiben Sie das Zusammenwirken im Baustellenbereich gem. ÖNORM B 2110 6.2.5, die Pflichten
des AG und AN.

gem. ÖNORM B 2110 - 6.2.5 Zusammenwirken im Baustellenbereich


6.2.5.1 Der AG ist verpflichtet, für das ordnungsgemäße Zusammenwirken seiner AN zu sorgen und insbesondere
ihren Einsatz zu koordinieren.

Sind mehrere AN im Baustellenbereich beschäftigt, haben diese eine gegenseitige Behinderung möglichst zu
vermeiden und um eine Abstimmung ihrer Tätigkeiten bemüht zu sein. Ist die Abstimmung unzureichend oder
kommt ein Einvernehmen zwischen den AN nicht zustande, ist der AG rechtzeitig darauf hinzuweisen.

6.2.5.2 Der AN hat für das ordnungsgemäße Zusammenwirken seiner Lieferanten und Subunternehmer zu
sorgen.

6.2.5.3 Der AN hat den vom AG gemäß BauKG bestellten Planungs- und Baustellenkoordinatoren Zutritt zur Baustelle
zu ermöglichen. Ferner hat der AN den Koordinatoren alle für die Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlichen
Informationen zur Verfügung zu stellen.

506 - Beschreiben Sie kurz die Überwachung der Bauausführung gem. ÖNORM B 2110 6.2.6.

gem. ÖNORM B 2110 - 6.2.6 Überwachung


6.2.6.1 Der AG ist berechtigt, die vertragsgemäße Ausführung der Leistung am Erfüllungsort zu überprüfen.
Der AN hat dafür zu sorgen, dass dies auch hinsichtlich seiner Subunternehmer ermöglicht wird.

6.2.6.2 Der AN hat die Ausführungsunterlagen auf Verlangen dem AG zur Einsicht vorzulegen, insoweit dadurch keine
Produktions- oder Geschäftsgeheimnisse preisgegeben werden. Dem AG dennoch bekannt gewordene Produktions-
oder Geschäftsgeheimnisse sind vertraulich zu behandeln.

6.2.6.3 Der AG hat Bedenken gegen die vorgelegten Ausführungsunterlagen und bei der Überprüfung
wahrgenommene Mängel dem AN unverzüglich schriftlich mitzuteilen.

Seite 43/54
6.2.6.4 Der AN wird durch die Überwachungstätigkeit des AG nicht der Verantwortung für die vertragsgemäße
Ausführung der Leistung sowie seiner Warnpflicht enthoben.

6.2.6.5 Ist eine Überprüfung von Leistungen im Betrieb des AN oder seiner Subunternehmer vereinbart, ist sie vorher
anzumelden, es sei denn, dass die Art der Leistung eine unvermutete Überprüfung erforderlich macht.

507 - Beschreiben Sie kurz die Begriffe "Baubuch" und "Bautagesbericht" gem. ÖNORM B 2110 6.2.7.

Vorkommnisse (Tatsachen, Anordnungen und getroffene Maßnahmen), welche die Ausführung der Leistung oder deren
Abrechnung wesentlich beeinflussen sowie Feststellungen, die zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr getroffen
werden können, sind nachweislich festzuhalten.
Die Vertragspartner sind verpflichtet, an einer gemeinsamen Dokumentation mitzuwirken. Die Dokumentation allein
stellt kein Anerkenntnis einer Forderung dar.
Diese Dokumentation kann in einem Baubuch oder einem Bautagesbericht erfolgen.
Bei vom AG geführten Baubüchern ist dem AN in der Regel einmal täglich, zumindest aber einmal wöchentlich, Einblick
in die Dokumentation zu gewähren. Der AN ist berechtigt, ebenfalls Eintragungen vorzunehmen.
Vom AN geführte Bautagesberichte sind dem AG ehestens, zumindest jedoch innerhalb von zwei Wochen zu übergeben.
Der AG ist berechtigt, ebenfalls Eintragungen vorzunehmen.

508 - Beschreiben Sie kurz das Vorgehen des AN bei Funden gem. ÖNORM B 2110 6.2.8.8.

gem. ÖNORM B 2110 - 6.2.8.8 Funde


Werden bei Arbeiten Gegenstände von Altertums-, Kunst-, wissenschaftlichem oder sonst wesentlichem Wert oder
Kriegsrelikte gefunden, hat der AN die Fundstelle möglichst unverändert zu belassen, zu sichern und den AG sofort zu
verständigen.

HINWEIS DMSG
Gemäß DMSG ist festgelegt, dass bei Funden (Gegenstände von altertums- bzw. kunstwissenschaftlichem Wert u. dgl.)
am Zustand der Fundstelle und der aufgedeckten Gegenstände vor der Untersuchung durch Organe des
Bundesdenkmalamtes, höchstens aber durch 5 Werktage nach Erstattung der Anzeige, nichts geändert werden darf, es
sei denn, dass Gefahr im Verzug besteht oder ein schwerer wirtschaftlicher Nachteil aus der Unterbrechung der
Arbeiten zu befürchten ist.

509 - Beschreiben Sie den Begriff "Verzug" gem. ÖNORM B 2110 6.5.1 und die den Vertragspartnern
zustehenden Möglichkeiten.

gem. ÖNORM B 2110 - 6.5 Verzug


6.5.1 Allgemeines
Verzug liegt vor, wenn eine Leistung nicht zur gehörigen Zeit, am gehörigen Ort oder auf die bedungene Weise erbracht
wird.

Gerät ein Vertragspartner in Verzug, kann der andere entweder auf vertragsgemäßer Erfüllung des Vertrages bestehen
oder unter schriftlicher Festsetzung einer angemessenen Nachfrist den Rücktritt vom Vertrag für den Fall erklären, dass
die vertragsgemäße Leistung nicht innerhalb der Nachfrist erbracht wird.

Ist aus Gründen, die der AN zu vertreten hat, z. B. im Falle von unzureichender Beistellung von Arbeitskräften,
Materialien oder Geräten durch den AN, die Einhaltung der Leistungsfrist gefährdet, kann der AG vom AN die Vorlage
eines diesbezüglichen Leistungsplanes zur Einhaltung angemessener Zwischentermine auch dann verlangen, wenn dies
vorher nicht ausdrücklich vereinbart worden ist.

510 - Beschreiben Sie den Begriff "Mangel" und grenzen Sie ihn vom Begriff "Verzug" ab (ÖNORM B 2110).

Eine Leistung/Sache ist mangelhaft, wenn sie nicht dem Vertrag entspricht, d. h., wenn sie nicht die bedungenen oder
gewöhnlichen Eigenschaften besitzt. Die Gewährleistung bezieht sich nur auf die Mangelhaftigkeit der Leistung bzw.
Sache. Der AG muss einen Mangel am ehesten nach Bekanntwerden beim AN rügen, um eine Ausweitung des Mangels
und Mangelfolgeschäden zu vermeiden. Kommt der AG seiner Pflicht zu ehester Bekanntgabe eines Mangels nicht nach,
wird die Schadenersatzpflicht des AN gegenüber dem AG eingeschränkt oder verliert der AG seine
Gewährleistungsansprüche gegenüber dem AN.
Es kann allerdings niemand der Vertragspartner den Rücktritt vom Vertrag erklären, wenn ein Mangel nicht
ehestmöglich bekanntgegeben wurde, oder einen Leistungsplan einfordern (wie dies beim Verzug der Fall ist).

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gem. ÖNORM B 2110 – 6.5 Verzug
Verzug liegt vor, wenn eine Leistung nicht zur gehörigen Zeit, am gehörigen Ort oder auf die bedungene Weise erbracht
wird.

Gerät ein Vertragspartner in Verzug, kann der andere entweder auf vertragsmäßiger Erfüllung des Vertrages bestehen
oder (muss er) unter schriftlicher Festsetzung einer angemessenen Nachfrist den Rücktritt vom Vertrag für den Fall
erklären, dass die vertragsgemäße Leistung nicht innerhalb der Nachfrist erbracht wird.“

Vertragsstrafe / Pönale bei Verzug


Der Anspruch des AG auf Leistung einer vereinbarten Vertragsstrafe durch den AN entsteht, sobald der AN in Verzug
gerät und nicht nachweisen kann, dass er (…) den Verzug nicht verschuldet hat; der Nachweis eines Schadens ist nicht
erforderlich. (…) Die Vertragsstrafe (ist) mit höchstens 5% der ursprünglichen Auftragssumme (des zivilrechtlichen
Preises) (…) begrenzt.

511 - Beschreiben Sie die Regelungen der ÖNORM B 2110 bezüglich Vertragsstrafen.

gem. ÖNORM B 2110 - 6.5.3 Vertragsstrafe


6.5.3.1 Anspruch
Der Anspruch des AG auf Leistung einer vereinbarten Vertragsstrafe durch den AN entsteht, sobald der AN in Verzug
gerät und nicht nachweisen kann, dass er oder seine Erfüllungsgehilfen den Verzug nicht verschuldet haben; der
Nachweis eines Schadens ist nicht erforderlich.
Soweit nicht anders festgelegt, ist die Vertragsstrafe mit höchstens 5 % der ursprünglichen Auftragssumme (des
zivilrechtlichen Preises) insgesamt begrenzt.
Die Bestimmungen des § 1336 ABGB über das richterliche Mäßigungsrecht sind anzuwenden.
Bei einvernehmlicher Verlängerung der Leistungsfrist bleiben die Vertragsstrafen für die an Stelle der alten Termine
tretenden vereinbarten neuen Termine aufrecht. Die neuen pönalisierten Termine sind ausdrücklich als solche
festzuhalten.

6.5.3.2 Berechnung
Vertragsstrafen sind im Regelfall nach Kalendertagen zu berechnen.
Ist die Vertragsstrafe nach Tagen festgesetzt, zählt jeder begonnene Kalendertag; ist sie nach Wochen oder Monaten
festgesetzt, gilt bei der Berechnung von Bruchteilen ein Kalendertag als ein Siebentel (1/7) einer Woche oder als ein
Dreißigstel (1/30) eines Monates.
Die Vertragsstrafe vermindert den Gesamtpreis (das Entgelt).

6.5.3.3 Teilverzug
Bei Erfüllung einer Gesamtleistung in Teilleistungen ist die Vertragsstrafe nur für jene Teilleistungen zu berechnen, mit
denen der AN in Verzug ist.

512 - Beschreiben Sie die Mengenberechnung für die Abrechnung gem. ÖNORM B 2110 8.2.1 bis 8.2.3.

gem. ÖNORM B 2110 - 8.2 Mengenberechnung


8.2.1 Allgemeines
Die Mengen werden nach den diesbezüglichen Vereinbarungen oder nach den einschlägigen ÖNORMEN berechnet. Im
Zweifel gilt eine Abrechnung nach Planmaß als vereinbart.
Bei automationsunterstützter Abrechnung sind die Daten gemäß ÖNORM A 2063 zu übergeben.
Die Prüfung der Mengen und Rechnungsbeträge muss auch auf manuelle Weise möglich sein, d. h. es müssen vom AN
alle für die Nachvollziehbarkeit der Mengenermittlung erforderlichen Informationen aufgelistet werden.

8.2.2 - Mengenermittlung nach Planmaß:


Die Mengenermittlung nach Planmaß hat auf Basis des für die Ausführung der jeweiligen Leistung gültigen Planstandes
zu erfolgen.

8.2.3 - Mengenermittlung nach Aufmaß:


Sind für Abrechnungen Aufmaßfeststellungen notwendig, sind diese dem Fortgang der Leistung entsprechend
gemeinsam vorzunehmen.

Für Leistungen, deren genaues Aufmaß nach Weiterführung der Arbeiten nicht mehr oder nur schwer feststellbar ist,
hat der AN rechtzeitig die gemeinsame Feststellung zu beantragen. Hat er dies versäumt, ist er verpflichtet, auf seine
Kosten jene Maßnahmen zu treffen, die eine nachträgliche Feststellung der Aufmaße ermöglichen.

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Aufmaße, die aus triftigen Gründen nur von einem der beiden Vertragspartner festgestellt wurden,
sind dem anderen ehestens schriftlich mitzuteilen. Sie gelten als von diesem anerkannt, wenn er nicht innerhalb on 2
Wochen ab Erhalt der Mitteilung schriftlich dagegen Einspruch erhoben hat. Dies gilt auch für Regiebestätigungen
gemäß 6.4.3.

Verweigert ein Vertragspartner die Anerkennung von einseitig festgestellten Aufmaßen, ist eine neuerliche
Aufmaßfeststellung gemeinsam vorzunehmen. Die Kosten einer neuerlichen Feststellung trägt der unterliegende Teil.

513 - Beschreiben Sie kurz das Vorgehen des AG bei mangelhafter Rechnungslegung des AN gem. ÖNORM B
2110 8.3.7.

gem. ÖNORM B 2110 - 8.3.7. Mangelhafte Rechnungslegung


Ist eine Schluss- oder Teilschlussrechnung so mangelhaft, dass der AG sie weder prüfen noch berichtigen kann, ist sie
dem AN binnen 30 Tagen zur Verbesserung zurückzustellen und von diesem binnen 30 Tagen neu vorzulegen.

Fehlen nur einzelne Unterlagen, ist die Rechnung innerhalb der Zahlungsfrist so weit wie möglich zu prüfen. Der AN ist
sofort nach Feststellung der Unvollständigkeit der Unterlagen aufzufordern, die fehlenden Unterlagen innerhalb
angemessener Frist nachzubringen. Die Nachforderung aller fehlenden Unterlagen muss innerhalb der jeweiligen Frist
nach 8.4.1 erfolgen.

gem. ÖNORM B 2110 - 8.4 Zahlung


8.4.1 Fälligkeiten
8.4.1.1 Abschlagsrechnungen und Regierechnungen sind 30 Tage nach Eingang der Rechnung fällig.

8.4.1.2 Die Zahlungsfrist für Schluss- oder Teilschlussrechnungen beträgt 60 Tage nach Eingang der Rechnung. Bei einer
Auftragssumme bis 100.000,00 Euro beträgt die Zahlungsfrist 30 Tage.

Langt eine Schluss- oder Teilschlussrechnung vor einer Übernahme gemäß 10.2 ein, beginnt die Zahlungsfrist erst mit
erfolgter Übernahme.

514 - Beschreiben Sie die zu protokollierenden Inhalte einer förmlichen Übernahme gem. ÖNORM B 2110
10.2. •

gem. ÖNORM B 2110 - 10.2 Förmliche Übernahme


10.2.1 Bei einer förmlichen Übernahme hat der AN dem AG die Fertigstellung der Leistung ehestens schriftlich
mitzuteilen und ihn zur Übernahme aufzufordern. Der AG hat, wenn im Vertrag nichts anderes vereinbart ist, die
Leistung nach Erhalt der Aufforderung binnen einer Frist von 30 Tagen zu übernehmen.

10.2.2 Die Übernahme gilt mit Fristablauf als erfolgt, wenn der AG ohne Angabe von Gründen nach Aufforderung zur
Übernahme die Leistung nicht förmlich übernommen hat.

HINWEIS KSCHG:
Bei Verbrauchergeschäften hat der AN den AG auf die Rechtsfolgen der Unterlassung einer Stellungnahme nachweislich
aufmerksam zu machen und darauf hinzuweisen, dass eine ausdrückliche Erklärung innerhalb von 30 Tagen nach Erhalt
dieser Mitteilung abzugeben ist.

10.2.3 Der AG hat die Übernahme der Leistung in einer Niederschrift zu erklären. In diese Niederschrift sind ferner
aufzunehmen:
1) gerügte, jedenfalls aber auffällige Mängel an der erbrachten Leistung und Fristsetzung für ihre Behebung;
2) Einhaltung oder Überschreitung vertraglich vereinbarter Leistungsfristen;
3) Feststellung von Vertragsstrafen.
Die Niederschrift ist von beiden Vertragspartnern zu unterfertigen.

übernommene Leistung (Bauvorhaben, Bauteil, Gewerke), Anwesende (AG, AN, ÖBA, …), Datum und Unterschrift (AG, AN)

10.2.4 Die Abfassung der Niederschrift über die Übernahme darf auch in Abwesenheit des AN erfolgen, wenn dieser den
vereinbarten Termin versäumt. In diesem Falle ist dem AN eine Ausfertigung der Niederschrift unverzüglich
nachweislich zuzustellen. Zu den in der Niederschrift getroffenen Feststellungen kann der AN innerhalb von 14 Tagen
Stellung nehmen. Unterlässt er eine Stellungnahme, gelten die getroffenen Feststellungen als von ihm anerkannt.

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515 - Beschreiben Sie die Rechtsfolgen der Übernahme gem. ÖNORM B 2110, insb. 8.4.1, 10.6 und 12.1.

8.4 Zahlung
8.4.1 Fälligkeiten
8.4.1.1 Abschlagsrechnungen und Regierechnungen sind 30 Tage nach Eingang der Rechnung fällig.

8.4.1.2 Die Zahlungsfrist für Schluss- oder Teilschlussrechnungen beträgt 60 Tage nach Eingang der Rechnung. Bei einer
Auftragssumme bis 100.000,00 Euro beträgt die Zahlungsfrist 30 Tage.

Langt eine Schluss- oder Teilschlussrechnung vor einer Übernahme gemäß 10.2 ein, beginnt die Zahlungsfrist erst mit
erfolgter Übernahme.

10.6 Rechtsfolgen der Übernahme


10.6.1 Mit der Übernahme durch den AG gilt die Leistung als erbracht, geht die Gefahr über und beginnt die
Gewährleistungsfrist.

10.6.2 Übernimmt der AG die Leistung trotz Mängel, bedeutet dies keinen Verzicht auf seine
Gewährleistungsansprüche; dies gilt aber nicht für nicht gerügte offensichtliche Mängel.

12.1 Gefahrtragung und Kostentragung


12.1.1 Gefahrtragung
Hinsichtlich der Gefahrtragung für die vertraglichen Leistungen gelten, unbeschadet der in 12.4 getroffenen
Sonderregelungen, nachstehende Bestimmungen:
1) Bis zur Übernahme trägt der AN in der Regel die Gefahr für seine Leistungen. Hierunter fallen insbesondere
Zerstörung (Untergang), Beschädigung oder Diebstahl. Dies gilt auch für beigestellte Materialien,
Bauteile oder sonstige Gegenstände, die der AN vertragsgemäß vom AG oder von anderen AN übernommen hat.

2) Werden jedoch die Bauleistungen oder Teile hiervon oder vom AG dem AN übergebene Materialien, Bauteile oder
sonstige für das Bauwerk bestimmte Gegenstände durch ein unabwendbares Ereignis beschädigt oder zerstört und hat
der AN alle zur Abwehr der Folgen solcher Ereignisse notwendigen und zumutbaren Maßnahmen getroffen, trägt der
AG die Gefahr.

HINWEIS KSCHG:
Gilt nicht für Verbrauchergeschäfte.
Unter diesen Voraussetzungen hat daher der AN im Falle der Beschädigung oder Zerstörung Anspruch auf das
vereinbarte Entgelt für die bisher erbrachten Leistungen, auf Vergütung der zur allfälligen Wiederherstellung
erforderlichen Leistungen und Verlängerung der Leistungsfrist.

10.4 Einbehalt wegen Mängel


Wird die Leistung mit Mängeln übernommen, hat der AG das Recht, neben dem Haftungsrücklass das Entgelt
bis zur Höhe des Dreifachen der voraussichtlichen Kosten einer Ersatzvornahme der Mängelbehebung zurückzuhalten.
Der AN ist berechtigt, den Einbehalt durch ein unbares Sicherstellungsmittel abzulösen.

HINWEIS KSCHG:
Bei Verbrauchergeschäften gilt die Beschränkung auf das Dreifache nicht.

516 - Beschreiben Sie den Umfang (inkl. Einschränkungen) und die Dauer der Gewährleistung gem. ÖNORM
B 2110 12.2. •

gem. ÖNORM B 2110 – 12.2 Gewährleistung


12.2.1 Umfang
Der AN leistet Gewähr, dass seine Leistungen die im Vertrag bedungenen oder gewöhnlich vorausgesetzten
Eigenschaften haben, dass sie seiner Beschreibung, einer Probe oder einem Muster entsprechen und dass die der Natur
des Geschäftes oder der getroffenen Vereinbarung gemäß verwendet werden können.

12.2.2 Einschränkung
12.2.2.1 Ist ein Mangel auf vom AG
A) zur Verfügung gestellte Ausführungsunterlagen,
2) erteilte Anweisungen,
3) beigestellte Materialien oder
4) beigestellte Vorleistungen anderer AN des AG

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zurückzuführen, ist der AN von der Gewährleistung hinsichtlich dieses Mangels dann frei, wenn
a) er im Sinne von 6.2.4 die vorgesehene schriftliche Mitteilung erstattet hat und der AG den vorgebrachten Bedenken
nicht Rechnung getragen hat, oder
b) er diese Mängel auch bei Beachtung der pflichtgemäßen Sorgfalt nicht hätte erkennen können.

12.2.2.2 Die Gewährleistung des AN wird durch das Bestehen einer Überwachung seitens des AG gemäß 6.2.6 nicht
eingeschränkt.

12.2.3 Geltendmachung von Mängeln


12.2.3.1 Der AG hat dem AN Mängel, die nicht bereits bei der Übernahme gerügt wurden, ehestens nach
Bekanntwerden, jedoch innerhalb der vereinbarten Gewährleistungsfrist schriftlich bekannt zu geben (Mängelrüge).
HINWEIS KSCHG:
Bei Verbrauchergeschäften ist die ehest mögliche Bekanntgabe von Mängeln (Mängelrüge) keine Voraussetzung
für Gewährleistungsansprüche.

12.2.3.2 Falls im Vertrag oder in den einschlägigen Fachnormen keine andere Gewährleistungsfrist festgelegt
ist, beträgt sie 3 Jahre; für technische Ausrüstungen, sofern diese bewegliche Sachen bleiben, 2 Jahre.
HINWEIS KSCHG:
Bei Verbrauchergeschäften gelten mindestens die gesetzlichen Gewährleistungsfristen.

12.2.3.3 Treten Mängel innerhalb von 6 Monaten ab der Übernahme auf, wird vermutet, dass diese Mängel
zum Zeitpunkt der Übernahme vorhanden waren. Die Vermutung tritt nicht ein, wenn sie mit der Art der Sache
oder des Mangels unvereinbar ist.

12.2.3.4 Zur Besichtigung oder Behebung der Mängel hat der AG dem AN zu den vereinbarten Terminen
den Zutritt zum Gewährleistungsobjekt zu ermöglichen.

517 - Beschreiben Sie kurz die Rechte aus der Gewährleistung gem. ÖNORM B 2110 12.2.4.

gem. ÖNORM B 2110 – 12.2.4 Rechte aus der Gewährleistung


12.2.4.1 Der AG darf wegen eines Mangels die Verbesserung (Nachbesserung oder Nachtrag des Fehlenden),
den Austausch der Sache, eine angemessene Minderung des Entgelts (Preisminderung) oder die Aufhebung
des Vertrages (Wandlung) fordern.

12.2.4.2 Zunächst kann der AG nur die Verbesserung oder den Austausch der Sache verlangen, es sei
denn, dass die Verbesserung oder der Austausch unmöglich ist oder für den AN, verglichen mit der anderen
Abhilfe, mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden wäre. Ob dies der Fall ist, richtet sich nach
dem Wert der mangelfreien Leistung, der Schwere des Mangels oder den mit der anderen Abhilfe für den AG
verbundenen Unannehmlichkeiten.

12.2.4.3 Die Verbesserung oder der Austausch ist in angemessener Frist und mit möglichst geringen
Unannehmlichkeiten
für den AG zu bewirken, wobei die Art der Sache und der mit ihr verfolgte Zweck zu berücksichtigen
sind.

12.2.4.4 Sind sowohl die Verbesserung als auch der Austausch unmöglich oder für den AN mit einem unverhältnismäßig
hohen Aufwand verbunden, hat der AG das Recht auf Preisminderung oder, sofern es sich
nicht um einen geringfügigen Mangel handelt, das Recht auf Wandlung. Dasselbe gilt, wenn der AN die Verbesserung
oder den Austausch verweigert oder nicht in angemessener Frist vornimmt, wenn diese Abhilfen
für den AG mit erheblichen Unannehmlichkeiten verbunden wären oder wenn sie ihm aus triftigen, in der Person
des AN liegenden Gründen unzumutbar sind.

12.2.4.5 Wenn zum Zeitpunkt der Feststellung des Mangels eine endgültige Behebung nicht möglich oder
für den AG nicht zumutbar ist, kann der AG eine behelfsmäßige Behebung verlangen, der zum geeigneten
Zeitpunkt die endgültige folgen muss. In diesem Fall trägt der AN auch die Kosten der vorläufigen Behebung.
Durch die behelfsmäßige Behebung tritt eine Hemmung der Gewährleistungsfrist im Sinne von 12.2.5.2 ein.

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518 - Beschreiben Sie die besondere Haftung mehrerer Auftragnehmer gem. ÖNORM B 2110 12.4.

gem. ÖNORM B 2110 – 12.4 Besondere Haftung mehrerer Auftragnehmer


Sind mehrere AN im Baustellenbereich beschäftigt, haften sie für die in der Zeit ihrer Tätigkeit entstandenen
Beschädigungen an übernommenen und nicht übernommenen Leistungen sowie am vorhandenen Baubestand
(z. B. Schäden an Stiegenstufen, an Verglasungen, durch Ablaufverstopfungen, durch Verunreinigungen),
sofern die Urheber dieser Beschädigungen nicht feststellbar sind, anteilsmäßig im Verhältnis ihrer ursprünglichen
Auftragssummen je AN bis zu einem Betrag von 0,5 % der jeweiligen ursprünglichen Auftragssumme.

Von den AN festgestellte Beschädigungen sind dem AG unverzüglich mitzuteilen. Der AG hat die gemeldeten
Beschädigungen sowie die von ihm selbst festgestellten Beschädigungen hinsichtlich Art, Umfang und Zeitpunkt
ihres Bekanntwerdens in geeigneter Weise festzuhalten und die in Betracht kommenden haftpflichtigen
AN hiervon ehestens nachweislich in Kenntnis zu setzen.

Jedem haftpflichtigen AN steht die Möglichkeit offen, zu beweisen, dass die Beschädigung weder durch ihn
noch durch seine Erfüllungsgehilfen verursacht worden sein konnte.

519 - Beschreiben Sie das Vorgehen des AG bzw. der ÖBA bei drohender oder eingetretener Störung der
Leistungserbringung gem. ÖNORM B 2110 7.1.

3.7 Leistungsabweichung
Veränderung des Leistungsumfangs entweder durch eine Leistungsänderung oder durch eine Störung der
Leistungserbringung
3.7.2 Störung der Leistungserbringung
Leistungsabweichung, deren Ursache nicht aus der Sphäre des Auftragnehmers (AN) stammt und die keine
Leistungsänderung ist.
Beispiele sind vom Leistungsumfang abweichende Baugrundverhältnisse sowie Vorleistungen oder Ereignisse,
wie Behinderungen, die der Sphäre des Auftraggebers (AG) zugeordnet werden.

7 Leistungsabweichung und ihre Folgen


7.1 Allgemeines
Der AG ist berechtigt den Leistungsumfang zu ändern, sofern dies zur Erreichung des Leistungsziels notwendig und dem
AN zumutbar ist.

Mit dem vereinbarten Entgelt ist der Leistungsumfang, nicht jedoch das Erreichen des Leistungszieles abgegolten.

Droht eine Störung der Leistungserbringung (z. B. Behinderung) oder ist eine solche eingetreten, hat jeder
Vertragspartner alles Zumutbare aufzuwenden, um eine solche zu vermeiden oder deren Folgen so weit als
möglich abzuwehren, sofern daraus keine Mehrkosten entstehen.

Die in Folge einer Leistungsabweichung erforderlichen Anpassungen (z. B. der Leistungsfrist, des Entgelts)
sind in Fortschreibung des bestehenden Vertrages ehestens durchzuführen.

520 - Beschreiben Sie die Mitteilungspflichten der Vertragspartner gem. ÖNORM B 2110 7.3.

gem. ÖNORM B 2110 – 7.3 Mitteilungspflichten


7.3.1 Ordnet der AG eine Leistungsänderung an, ist der Anspruch auf Anpassung der Leistungsfrist
und/oder des Entgeltes vor Ausführung der Leistung dem Grunde nach nachweislich anzumelden, wenn der
Anspruch nicht offensichtlich ist.

7.3.2 Erkennt ein Vertragspartner, dass eine Störung der Leistungserbringung (z. B. Behinderung) droht,
hat er dies dem Vertragspartner ehestens mitzuteilen sowie die bei zumutbarer Sorgfalt erkennbaren Auswirkungen
auf den Leistungsumfang darzustellen. Sobald ein Vertragspartner erkennt, dass die Störung der
Leistungserbringung weggefallen ist, hat er dies dem Vertragspartner ehestens mitzuteilen. Von der Wiederaufnahme
der ungestörten Leistungserbringung hat der AN den AG ehestens zu verständigen. Liegt eine
Störung der Leistungserbringung vor, ist ein Anspruch auf Anpassung der Leistungsfrist und/oder des Entgeltes
dem Grunde nach ehestens nachweislich anzumelden.

7.3.3 Forderungen auf Grund von Leistungsabweichungen sind in prüffähiger Form der Höhe nach ehestens
zur Prüfung vorzulegen; fehlende Unterlagen sind im Zuge dieser Prüfung ehestens anzufordern und
vorzulegen; das nachvollziehbare Ergebnis der Prüfung ist dem Vertragspartner ehestens bekannt zu geben.
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521 - Beschreiben Sie die Voraussetzungen für die Anpassung der Leistungsfrist und/oder des Entgelts gem.
ÖNORM B 2110 7.4.

gem. ÖNORM B 2110 – Anpassung der Leistungsfrist und/oder des Entgelts


7.4.1 Voraussetzungen
Bei Leistungsabweichungen besteht ein Anspruch des AN auf Anpassung der Leistungsfrist und/oder des Entgelts, wenn
nachstehende Voraussetzungen erfüllt sind:

1) Der AN hat die Forderung auf Vertragsanpassung angemeldet.

2) Der AN hat eine MKF (Zusatzangebot) in prüffähiger Form vorgelegt. Dabei ist zu beachten:

Der AN hat die Leistungsabweichung zu beschreiben und darzulegen, dass die Abweichung aus der Sphäre des AG
stammt. Die erforderliche Dokumentation ist beizulegen. Eine Chronologie ist anzustreben. Ist die Ursache der
Leistungsabweichung eine Leistungsänderung, reicht ein Hinweis auf die Leistungsanordnung und die Darlegung der
Änderung aus. Eine darüberhinausgehende Nachweisführung dem Grunde nach ist in diesem Fall nicht erforderlich.
Erforderlich ist eine nachvollziehbare Darlegung der Auswirkungen auf die Leistungserbringung.

Die gleiche Vorgangsweise für die Vertragsanpassung gilt sinngemäß, wenn der AG Forderungen aus einer
Leistungsabweichung stellt.

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SICHERHEIT AUF BAUSTELLEN

601 - Nennen Sie die allgemeinen Grundsätze der Gefahrenverhütung gem. § 7 ASchG. •

▪ Vermeidung von Risiken


▪ Abschätzung nicht vermeidbarer Risiken
▪ Gefahrenbekämpfung an der Quelle
▪ Berücksichtigung des Faktors „Menschen bei der Arbeit“
▪ Berücksichtigung der Gestaltung der Arbeitsaufgaben und Art der Tätigkeiten, der Arbeitsumgebung, der
Arbeitsabläufe und Arbeitsorganisation
▪ Berücksichtigung des Standes der Technik
▪ Ausschaltung oder Verringerung von Gefahrenmomenten
▪ Planung der Gefahrenverhütung
▪ Vorrang des allgemeinen Gefahrenschutzes vor dem Gefahrenschutz des Einzelnen
▪ Erteilung genauer Anweisungen an die AN

602 - Nennen Sie Regelwerke mit Bestimmungen zum Arbeitnehmerschutz.

▪ Arbeitnehmerschutzgesetz (AschG)
▪ Bauarbeiterschutzverordnung (BauV)
▪ Grenzwerteverordnung (GKV)
▪ Arbeitsmittelverordnung (AM-VO)
▪ Verordnung persönl. Schutzausrüstung (PSA-V)
▪ Verordnung biolog. Arbeitsstoffe (VbA)
▪ Verordnung explosionsf. Atmosphären (VEXAT)
▪ Verordnung Lärm u. Vibrationen (VOLV)
▪ Verordnung optische Strahlung (VOPST)
▪ Flüssiggas-Verordnung (FGV)
▪ Bohrarbeitenverordnung
▪ Tagbauarbeitenverordnung (TAV)
▪ Mutterschutzgesetz (MSchG)
▪ ÖNORM B 2107 T1 u. T2

603 - Nennen Sie die Mindestinhalte eines SiGe-Plans gem. § 7 BauKG.

siehe Skript 2019, Seite 05.43


1. Die zur Festsetzung von Schutzmaßnahmen für die jeweilige Baustelle erforderlichen Angaben über das Baugelände
und das Umfeld der Bauarbeiten, insbesondere auch über mögliche Gefahren im Bereich des Baugrundes
2. Eine Auflistung aller für die Baustelle in Aussicht genommenen Arbeiten gemäß § 2 Abs. 3 zweiter Satz (wie z.B.
Erdarbeiten, Abbrucharbeiten, Bauarbeiten im engeren Sinn, Malerarbeiten) unter Berücksichtigung ihres zeitlichen
Ablaufs
3. Die entsprechend dem zeitlichen Ablauf dieser Arbeiten und dem Baufortschritt jeweils festgelegten
Schutzmaßnahmen sowie baustellenspezifische Regelungen unter Hinweis auf die jeweils anzuwendenden
Arbeitnehmerschutzbestimmungen
4. Die erforderlichen Koordinierungsmaßnahmen, Schutzmaßnahmen und Einrichtungen zur Beseitigung bzw.
Minimierung der gegenseitigen Gefährdungen, die durch das Miteinander- oder Nacheinanderarbeiten entstehen
oder entstehen können
5. Die Schutzeinrichtungen und sonstigen Einrichtungen, die für gemeinsame Nutzung auf der Baustellegeplant sind
bzw. zur Verfügung gestellt werden
6. Maßnahmen bezüglich der Arbeiten, die mit besonderen Gefahren für Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer
verbunden sind
7. Die Festlegung, wer für die Durchführung der in Z 3 bis 6 genannten Maßnahmen auf der Baustelle jeweils zuständig
ist

604 - Beschreiben Sie kurz die Unterlage für spätere Arbeiten gem. § 8 BauKG.

siehe Skript 2019, Seite 05.47


Die Unterlage für spätere Arbeiten beschreibt jene Bauwerksinformationen, die für den sicheren Betrieb (Wartung,
Instandhaltung), Umbau und Abbruch des Bauwerks notwendig sind - unter Beachtung der allgemeinen Grundsätze der
Gefahrenverhütung.
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gem. § 8 BauKG
(1) Der Bauherr hat dafür zu sorgen, dass eine Unterlage für spätere Arbeiten am Bauwerk erstellt wird.
(2) Die Unterlage muss die zum Schutz von Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer bei späteren Arbeiten wie
Nutzung, Wartung, Instandhaltung, Umbauarbeiten oder Abbruch erforderlichen Angaben über die Merkmale des
Bauwerks (wie Zugänge, Anschlagpunkte, Gerüstverankerungspunkte, Gas-, Wasser- und Stromleitungen) enthalten, die
bei späteren Arbeiten zu berücksichtigen sind.
(3) Die Unterlage ist in der Vorbereitungsphase zu erstellen.
(4) Die Unterlage ist bei Fortschritt der Arbeiten oder bei eingetretenen Änderungen anzupassen.
(5) Die Unterlage ist in der Vorbereitungs- und in der Ausführungsphase zu berücksichtigen.
(6) Der Bauherr hat dafür zu sorgen, dass die Unterlage für die Dauer des Bestandes des Bauwerks in geeigneter Weise
aufbewahrt wird. Wird das Bauwerk während der Ausführung oder nach Fertigstellung vom Bauherrn an eine andere
natürliche oder juristische Person oder sonstige Gesellschaft mit Rechtspersönlichkeit übergeben, hat diese für die
Aufbewahrung der Unterlage zu sorgen.

605 - Nennen Sie die Aufgaben des Baustellenkoordinators. •

siehe Skript 2019, Seite 05.49-50


▪ die Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften, Arbeitsschutzbestimmungen, arbeitsmedizinischen und
sicherheitstechnischen Maßnahmen
▪ den vorschriftsmäßigen Zustand der Baumaschinen, E-Verteiler, Gerüste, Absturzsicherungen, Verbauten,
Böschungen, …
▪ die Flucht- und Verkehrswege einschließlich Treppen, Leitern, Tritte, Absperrungen, Geländer usw., die Fluchtweg-
und Arbeitsplatzbeleuchtung
▪ die Sicherheitsmaßnahmen bei gefährlichen Arbeitsverfahren: beim Schweißen, Schneiden, Schleifen, Flämmen,
Beizen, Beschichten
▪ die persönlichen Schutzausrüstungen (PSA) der Arbeiter
▪ Brand-, Explosions-, Strahlen-, Kontaminierungsschutzeinrichtungen laufend prüfen und Gefahren sofortabstellen
lassen. Die vom BSK festgestellten Mängel sind von den Baufirmen unverzüglich zu beheben
Der BSK muss die Baufirmen (Polier, Bauleiter, Arbeiter, Selbstständigen, Subunternehmer, Lieferanten), AG, ÖBA, …
▪ in die Umsetzung der allgemeinen Grundsätze der Gefahrenverhütung gem. § 7 ASchG bei der technischen und
organisatorischen Planung und Ausführung der Arbeiten, die gleichzeitig oder nacheinander durchgeführt werden,
und in den SiGe-Plan einweisen (unterweisen)
▪ die Umsetzung der für die Baustelle geltenden Bestimmungen über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der
Arbeit (SiGe-Plan) koordinieren und
▪ die ordnungsgemäße Anwendung der Arbeitsverfahren überwachen,
▪ darauf achten, dass die Baufirmen (Arbeiter, Selbstständigen) den SiGe-Plan und die allgemeinen Grundsätze der
Gefahrenverhütung gemäß § 7 ASchG anwenden,
▪ die Tätigkeiten – zum Schutz der Arbeiter und zur Verhütung von Unfällen und Gesundheitsgefährdungen –
zwischen den Baufirmen koordinieren und gegenseitig informieren,
▪ den SiGe-Plan parallel mit den Bauarbeiten anpassen (fortschreiben)
▪ Maßnahmen setzen, sodass nur Befugte die Baustelle betreten können, sofern Arbeiter von zumindest zwei AN
gleichzeitig auf der Baustelle tätig sind.

Prüfpflichten des BSK


gem. § 17 ASchG müssen insbesondere elektrische Anlagen, Arbeitsmittel, die PSS, Einrichtungen zur Brandmeldung
und -bekämpfung und zur Rettung aus Gefahren in

606 - Nennen Sie die Unterweisungspflichten des Baustellenkoordinators. •

siehe Skript 2019, Seite 05.52


mit Bestätigung der/s Unterwiesenen
▪ zu den Bauarbeiten, Arbeitsstätten, Arbeitsverfahren: Zusammenarbeit, Schnittstellen der Baufirmen
▪ in die SiGe-, Fluchtweg, Brandschutz-, Alarmpläne, Erste-Hilfe-Einrichtungen
▪ zu Arbeitsmitteln und Stoffen: s.d. Sicherheitsdatenblätter Art. 31 1907/2006/EG
▪ zur Handhabung von Lasten
▪ zu explosionsfähigen Atmosphären, MAK- und TRK-Grenzwerten, Lärm-, Vibrationen-, Sprengarbeiten
▪ zu allen Gefahrenbereichen
▪ zur erforderlichen persönlichen Schutzausrüstung [PSA]
▪ zur Sicherheits- und Gesundheitsschutzkennzeichnung
▪ zu/r Sicherheitsvertrauensperson/en, zu Präventivdiensten und zur Gesundheitsüberwachung
▪ bei der Änderung von Arbeitsgefahren und neuen Arbeitsmitteln
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GRUNDLAGEN DER KALKULATION

701 - Beschreiben Sie die Zusammensetzung des Angebotspreises einer Bauleistung gem. ÖNORM B 2061
12.

gem. ÖNORM B 2061 - 12 Gesamtpreis, Umsatzsteuer, Angebotspreis


12.1 Die Kalkulation nach den vorstehenden Abschnitten ergibt die Einheits- und Pauschalpreise; sie dürfen keine
abzugsfähigen Umsatzsteueranteile enthalten.

12.2 Die Summe der Produkte aus Mengen mal Einheitspreisen und der Pauschalpreise ergibt den Gesamtpreis; dieser
ist das Entgelt im Sinne des Umsatzsteuergesetzes 1994 und bildet die Bemessungsgrundlage für die Umsatzsteuer.

12.3 Aufgrund des Gesamtpreises ist die Umsatzsteuer zu errechnen und gesondert auszuweisen. Der Gesamtpreis
zuzüglich der Umsatzsteuer ist der Angebotspreis (der zivilrechtliche Preis).

Der Angebotspreis setzt sich aus dem Gesamtpreis + Umsatzsteuer zusammen.


Der Gesamtpreis ist die Summe aus den Selbstkosten und Gewinn und Wagnis.
Die Selbstkosten setzen sich wiederum zusammen aus den Baustellengemeinkosten (einmalige, zeitgebundene, Geräte-
und sonstige Kosten) und den Einzelkosten der Leistung (Einzellohnkosten, Einzelmaterialkosten, Einzelgerätekosten)
(=Herstellerkosten) und den Bauzinsen, Sonstigen Gemeinkosten und Geschäftsgemeinkosten. Gewinn, Wagnis,
Bauzinsen, Sonstige Gemeinkosten und Geschäftsgemeinkosten bilden den Gesamtzuschlag.

702 - Nennen Sie die Zusammensetzung des Gesamtpreises einer Bauleistung gem. ÖNORM B 2061 5 bis 6.

▪ Einzelkosten
- Einzellohnkosten
- Einzelmaterialkosten
- Einzelgerätekosten
▪ Baustellengemeinkosten
- Allgemeines
- Einmalige Kosten der Baustelle
- Zeitgebundene Kosten der Baustelle
- Gerätekosten der Baustelle
- Sonstige Kosten der Baustelle
▪ Geschäftsgemeinkosten
▪ Sonstige Gemeinkosten
▪ Bauzinsen
▪ Wagnis
▪ Gewinn

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703 - Nennen Sie die Kostenarten der Baukalkulation gem. ÖNORM B 2061 4.

▪ Personalkosten
- Lohnkosten
- Gehaltskosten
▪ Materialkosten
▪ Gerätekosten
▪ Kosten für Fremdleistungen
▪ Zinskosten
▪ Andere Kosten

704 - Beschreiben Sie kurz die Inhalte der K-Blätter K3, K4, K6 und K7 gem. ÖNORM B 2061.

gem. ÖNORM B 2061 - 13.2 Kalkulationsformblätter


13.2.1 Für die Durchführung einer Preisermittlung sind zweckmäßigerweise Kalkulationsformblätter gemäß den
Mustern im Anhang A zu verwenden. Hierfür sind folgende Formblätter vorgesehen:

– Formblatt K 3 Mittellohnpreis, Regielohnpreis, Gehaltspreis


– Formblatt K 4 Materialpreise
– Formblatt K 5 Preise für Produkte, Leistungen
– Formblatt K 6 Gerätepreise
– Formblatt K 6 A Gerätepreise (Ergänzung)
– Formblatt K 7 Preisermittlung.

13.2.2 Die Kalkulationsformblätter werden wie folgt verwendet:


Zur Ermittlung
(1) der Mittellohnkosten, Regielohnkosten, Gehaltskosten bzw. der Mittellohnpreise, Regielohnpreise, Gehaltspreise
das Formblatt K 3 (je Kollektivvertrag ein eigenes Formblatt);
(2) der Gesamtzuschläge das Formblatt K 3;
(3) der Materialkosten bzw. der Materialpreise das Formblatt K 4;
(4) der Kosten bzw. der Preise für Produkte und Leistungen das Formblatt K 5;
(5) der Gerätekosten bzw. der Gerätepreise der beigestellten Baugeräte (Vorhaltegeräte) die Formblätter K 6 und K 6 A;
(6) der Kosten bzw. der Preise von Einzelleistungen (einschließlich Leistungsgeräte) das Formblatt K 7.

13.2.3 Wird vom Auftraggeber die Vorlage der Preisermittlung oder von Teilen derselben bedungen, sind die
Kalkulationsformblätter gemäß 13.2.1 zu verwenden

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