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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
baulichen Brandschutz. Die wesentlichen lichen Möglichkeiten zum Erreichen der Sie bieten damit ein Konzept als Stan-dard,
Bestandteile der Brandschutzkonzepte und Ziele genannt. dass für viele höchst unterschiedliche
-maßnahmen werden vorgestellt. Gebäude passen soll – ein Brandschutz-
Nur für den vorbeugenden, baulichen konzept von der Stange zur Erfüllung der
Brandschutz werden in den LBO's zusätz- Anforderungen des § 17 MBO.
lich konkrete Vorgaben zum Erreichen der Es gibt aber in Abweichung zum oben
Ziele des Brandschutzes Schutzziele aufgestellt. Genannten auch Wege, um die Anforde-
rungen zu erfüllen. Dazu – und grundsätz-
• Schutz von Menschen und Tieren
Im Vergleich dazu werden für den Schall- lich bei allen Sonderbauten – ist ein Brand-
• Sachschutz und Objektschutz
schutz oder den Wärmeschutz nur Schutz- schutzkonzept erforderlich. Dieses
• Umweltschutz
ziele vorgegeben. Lösungsmöglichkeiten Konzept wird individuell auf die Anforde-
sind in anderen Regelwerken oder Ver- rungen des Gebäudes abgestimmt und
Um die Schutzziele zu erreichen sind:
ordnungen zu finden, z. B. Schallschutz – muß von der zuständigen Genehmigungs-
• der Entstehung eines Brandes DIN 4109 oder Wärmeschutz – EnEV. behörde zur Durchführung genehmigt
und der Ausbreitung von Feuer werden. Die vorliegende Broschüre soll zu
und Rauch vorzubeugen sowie Ergänzend zu den Forderungen an den maßgeschneiderten Lösungen anregen
• wirksame Maßnahmen zur Brand- baulichen Brandschutz aus der jeweiligen und die Planer in der Entwurfsphase unter-
bekämpfung zu LBO bestehen technische Regeln, welche stützen.
ermöglichen die Umsetzung von brandschutztechni-
schen Aufgabenstellungen standardisieren. Viele der gezeigten Beispiele zeigen Son-
Exemplarisch seien genannt: derlösungen, die von den angebotenen
Lösungsmöglichkeiten der LBO's und ihren
• Muster einer Feuerungsverord- dazugehörigen Vorschriften abweichen
1 Grundsätze des Brandschutzes nung (FeuVO) und dennoch die Forderungen des § 17
• Muster-Richtlinie über brand- MBO erfüllen.
schutztechnische Anforderungen
Der bauliche Brandschutz kann bei der an Leitungsanlagen-Muster Selten ist nur der Feuerwiderstand der Bau-
Vielfalt der gestellten und denkbaren Bau- Leitungsanlagenrichtlinie (MLAR) teile maßgebend. Oft sind andere Maß-
aufgaben ein sehr komplexes Themenge- nahmen für das Erreichen der Schutzziele
biet sein. Die Grundlagen des baulichen Für Bauten besonderer Art und Nutzung wichtiger. Lösungen für folgende Bauauf-
Brandschutzes sind im holzbau handbuch gibt es Ergänzungsvorschriften zu der gaben werden vorgestellt:
Reihe 3 Teil 4 Folge 1 – Grundlagen des jeweiligen LBO. Diese müssen in den ein-
Brandschutzes [3] ausführlich erläutert. zelnen Bundesländern bauaufsichtlich ein- • Doppelhäuser und Reihenhaus-
geführt sein2), z.B. anlagen
Der Brandschutz ist wesentlicher Bestand- • Mehrgeschossiger Wohnungsbau
teil der öffentlichen Sicherheit und Ord- • Muster einer Verordnung über • Holzfassaden
nung. Aus diesem Grund werden vom denBau und Betrieb von Garagen; • Industrie- und Gewerbebauten
Gesetzgeber Regeln für die Beschaffenheit Muster-Garagenverordnung • Messe und Ausstellung
von Bauwerken und Bauprodukten ein- (MGarVO) • Schulen, Kindergärten und öffent-
geführt. Diese Regeln sind in der MBO • Muster-Schulbaurichtlinie liche Bauten
sowie den entsprechenden LBO's nieder- (MSchulbauR)
geschrieben. • Krankenhausbauverordnung
Grundsätzlich fordert § 3 MBO: (KhBauVO)
„Bauliche Anlagen sowie andere Anlagen • Muster für Richtlinien für die bau-
und Einrichtungen im Sinne von § 1 Abs.1 aufsichtliche Behandlung von
Satz 2 sind so anzuordnen, zu errichten, Hochhäusern (MHochhausRL)
zu ändern und instandzuhalten, dass die • Muster-Verkaufsstättenverord-
öffentliche Sicherheit oder Ordnung, ins- nung (MVkVO)
besondere Leben, Gesundheit oder die • Richtlinie über den Bau und
natürlichen Lebensgrundlagen, nicht Betrieb von Versammlungsstätten
gefährdet werden.“ Diese Anforderung (VstättR)
wird in Bezug auf den Brandschutz in § 17
MBO spezifiziert: Die Bauordnungen (LBO’s) und die ergän-
„Bauliche Anlagen müssen so beschaffen zenden Vorschriften beschreiben
sein, daß der Entstehung eines Brandes i.d.R. eine Möglichkeit, den vorbeugen-
und der Ausbreitung von Feuer und Rauch den baulichen Brandschutz zu erfüllen.
vorgebeugt wird und bei einem Brand die
Rettung von Menschen und Tieren sowie
2) Musterverordnungen weisen selbst keinerlei Verbind-
wirksame Löscharbeiten möglich sind.”...
lichkeiten auf und werden erst durch die bauaufsicht-
liche Einführung in den Ländern zur eingeführten tech-
In § 17 MBO werden damit die grund- nischen Baubestimmung, die ergänzend zur LBO
legenden Schutzziele sowie die wesent- jeweils zu beachten sind. Bild 1.1 Innenaufnahme Feuerwehrstützpunkt
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
Bundesvorschriften
Grundgesetz (GG) z.B. § 2 regelt das Recht des Einzelnen auf körperliche Unversehrtheit, welche durch einen Brand eingeschränkt werden kann
Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
Strafgesetzbuch (StGB)
Industriebaurichtlinie
Muster-Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an Hohlraumestriche und Doppelböden
Muster-Richtlinie zur Bemessung von Löschwasser-Rückhalteanlagen beim Lagern wassergefährdender Stoffe
Landesbauordnungen
Allgemein gelten die Landesbauordnungen der Bundesländer
Alle LBO's besitzen i.d.R. einen ähnlichen Aufbau. Sie basieren weitgehend auf der MBO. Die LBO's werden individuell ergänzt durch die mit den LBO’s jeweils in
Zusammenhang geltenden Durchführungs- bzw. Verwaltungsvorschriften u.ä. (Achtung: Der Aufbau der LBO's ist ähnlich, der Inhalt kann erheblich abweichen)
Wesentliche brandschutztechnisch relevanten Passagen der Bauordnungen sind: (hier am Beispiel der MBO vorgestellt)
§ 1- Anwendungsbereich (Definition des Geltungsbereiches des Gesetzes)
§ 2- Begriffe (Begriffsdefinition, Klassifizierung von Gebäuden)
§ 3- Allgemeine Anforderungen (Definition des Schutzsziels)
§ 17- Brandschutz (Konkretisierung der diesbezüglichen Brandschutzgrundsätze, vgl. auch vorhergehende Seite)
Weitergehend werden in der MBO Einzelanforderungen an bauliche Anlagen erläutert. Zusammenfassend seien hier genannt:
Lage des Gebäudes auf dem Grundstück, Zugänglichkeit für die Feuerwehr, Schutz des Nachbarn, Ausdehnung und Lage der Brandabschnitte
MBO Teil 2- Das Grundstück und seine Bebauung (§ 4–11)
Anforderungen an Räume
MBO Teil 3- Abschnitt 7- Aufenthaltsräume und Wohnungen (§ 44-47)
MBO Teil 3- Abschnitt 8- Besondere Anlagen (§ 48–52)
Ergänzend zu den LBO's werden von den Ländern technische Regeln eingeführt, die bei der Brandschutzplanung zu beachten sind. Diese Regeln werden in der Liste der
technischen Baubestimmungen (LTB) aufgeführt (z. B. DIN 4102, DIN 18230,...). Die LTB ist Länderspezifisch und besitzt daher meist geringfügige Abweeichungen.
Für Bauten besonderer Art und Nutzung werden gem. § 51 MBO Sondervorschriften erlassen z.B. Garagenverordnung (GarVO), Richtlinie über den Bau und Betrieb
von Versammlungsstätten (VStättR) ...
DIN-Normen
DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen
DIN 14489 Sprinkleranlagen; allgemeine Grundlagen (Anm.: Weitere Vorgaben zur Bemessung von Sprinkleranlagen enthält die VdS-Richtlinie
VdS 2092)
DIN 18230 Teil 1–2 Baulicher Brandschutz im Industriebau; Rechnerisch erforderliche Feuerwiderstandsdauer
DIN 18232 Teil 1–6 Baulicher Brandschutz; Rauch und Wärmeabzugsanlagen
VDI-Richtlinien
(Verein Deutscher Ingenieure) Sind nicht bauaufsichtlich eingeführt, gelten aber oft als anerkannte Regel der Technik.
Empfehlenswerte Literatur
Mayr, J., Brandschutzatlas, Feuer TRUTZ GmbH Verlag für Brandschutzpublikationen, Wolfratshausen
Meyer-Ottens, C., Kordina, K., Holz-Brandschutz-Handbuch, Deutsche Gesellschaft für Holzforschung e.V., München 1994
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
Legende:
1 GKF Platte d = 12 5 mm
2 Installationsebene, vollgedämmt
3 OSB Platte d = 15 mm
4 Ständerkonstruktion, vollgedämmt
5 Holzwolleleichtbauplatte mit 15 mm mineralischem Putz
6 Trennfuge 50 mm; im Randbereich auf Breite 1,00 m mit raum- und feuchtebeständiger mineralischer Däm-
mung verschlossen. Dadurch wird das Eindringen eines Brandes in die Fuge verhindert.
Es wird empfohlen den Dämmstoff im Bereich der gesamten Gebäudefuge anzuordnen, um Schwelbrände in
diesem Bereich zu verhindern.
3 Aufstockungen und mehr- Aufstockung die Gebäudekategorie ver- ten sind zwei unabhängige, baulich fest
geschossige Holzbauten ändert wird. installierte Rettungs- (d.h. Flucht-) wege
Selbstverständlich steht auch bei Auf- vorzusehen. Weiterhin ist der Feuerwehr
stockungen und mehrgeschossigen Holz- durch entsprechende Feuerwiderstands-
Aufstockungen und mehrgeschossige Bau- bauten die Sicherheit der Menschen an dauern der tragenden Bauteile und durch
ten werden aus Sicht des Brandschutzes oberster Stelle. Deshalb werden generell die Sicherung des Zugangs eine sichere
ähnlich oder gleichwertig behandelt. mindestens zwei unabhängige Rettungs- Brandbekämpfung zu ermöglichen.
Vom Wesen her unterscheiden sich die wege gefordert. Der erste Rettungsweg ist Die Gewährleistung hoher Feuerwider-
Anforderungen an Aufstockungen und an in der Regel ein sicheres Treppenhaus. Die standsdauern der hölzernen Bauteile ist
mehrgeschossige Bauten nicht, weil die Oberflächen der Bauteile dieses ersten Ret- durch Überdimensionierung unbekleideter
LBO's lediglich nach Gebäudekategorie1 tungsweges müssen aus nichtbrennbaren Bauteile oder durch Bekleidungen leicht
differenzieren. Baustoffen bestehen. Einer Verrauchung erreichbar. Im Holzbau sind Feuerwider-
Bei Aufstockungen sind jedoch häufig der Rettungswege soll durch entsprechen- stände bis 120 Minuten möglich. Darüber
Sonderlösungen erforderlich, da der vor- de bauliche und anlagentechnische Maß- hinaus ist die Brandausbreitung wirksam
handene Gebäudebestand meist nicht mit nahmen (Rauchabzug) vorgebeugt werden. zu verhindern. Besonderes Augenmerk ist
vertretbarem Aufwand an die Standard- Der sogenannte zweite Rettungsweg (kein auf die Kapselung von Hohlräumen zu
lösungen der LBO's angepasst werden Fluchtweg) ist sicherzustellen, falls der erste legen. Dazu werden „brandschutztech-
kann, insbesondere dann, wenn durch die Rettungsweg durch Brand oder Rauch ver- nisch wirksame“, nichtbrennbare Beklei-
sperrt ist. Er kann eine mit Rettungsgeräten dungen (meist auf Gipsplattenbasis) ver-
der Feuerwehr erreichbare Stelle sein – oder wendet, vgl. [6]. Diese Bekleidungen
1) Maßgebend ist die Höhenlage der Fußbodenober-
im Einzelfall auch eine Feuerleiter (oder verhindern außerdem die Brandlaster-
fläche des höchstgelegenen Geschosses, in dem ein
Aufenthaltsraum möglich ist über der Geländeober- -treppe) (bei Gebäuden geringer Höhe ist höhung durch Beteiligung der hölzernen
fläche (im Mittel). Anleitern der „Regelfall“). Bei Sonderbau- Konstruktion.
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
Bauteile mit entsprechender Bekleidung und/oder ein Hohlraumbrand ebenfalls vant. Lediglich die Anforderungen sind
werden nachfolgend als F xx-BA Bauteile während 60 Minuten Feuerbeanspruchung i.d.R. bei mehrgeschossigen Gebäuden
bezeichnet, obwohl dies (bisher) keine offi- vermieden wird. höher. Die oft gestellte Frage, wie viele
zielle Normbezeichnung ist. Im Diagramm 3.1 wird die Vorgehensweise Geschosse letztendlich in Holz gebaut wer-
Im Entwurf der neuen MBO (Stand 11-2000) bei der brandschutztechnischen Planung den können, kann also nicht pauschal
werden diese Bauteile als G-Bauteile von Gebäuden in Holzbauweise schema- beantwortet werden. Aus brandschutz-
(Gemischte-Bauteile) bezeichnet. Die hoch- tisch dargestellt. Ob es sich bei dem technischer Sicht ist dies immer abhängig
feuerhemmenden Bauteile (60 Minuten Gebäude um ein eingeschossiges von der Gebäudeart und von den im Holz-
Feuerwiderstand) werden so beplankt, oder ein mehrgeschossiges Gebäude han- bau realisierbaren Möglichkeiten, die
dass das Entzünden der Holzkonstruktion delt, ist bei der Vorgehensweise nicht rele- gestellten Anforderungen einzuhalten.
Gebäudestandort
zugehörige Bauordnung
Höhe < 7,00 m 7,00 m < Höhe < 22,00 m Höhe < 22,00 m
Gebäude geringer Höhe „Gebäude mittlerer Höhe“ Hochhaus
[§ 2 (M)BO] [§ 2 (M)BO] [§ 2 (M)BO]
Ja Nein
Sonderbauvorschriften beachten
z. B. Muster Schulbaurichtlinie
Gebäudeanforderungen
Ja Nein
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
Schwerpunkt
Penthouse in Holzbauweise auf bestehen-
dem
5-geschossigen Gebäude
Objektbeschreibung
Aufstockung eines 5-geschossigen Massiv-
baus durch einen 1-geschossigen Holzbau
mit Galerieebene. Einstufung in die Ge-
bäudeklasse G1 gem. HBO.
Planer
Landes & Partner
Hanauer Landstraße 137
60314 Frankfurt am Main Bild 3.2 Ansicht von unten
Bauherr
Ardi Goldman
oben und unten ausgeführt. 4 HBO § 31 Decken über ausgebauten Dachgeschossen F90-B F90-B
• Die Bodenelemente der Aufstockung 5 HBO § 31 Decken, allgemein und Decken zwischen F90-A
werden nur für eine Brandbeanspru- Nutzungseinheiten F90-A
chung von oben bemessen (F90-B), da
die darunterliegende massive Dach-
decke des Bestandes mindestens in die Feuerwiderstandsklasse F90-A einge- Mineralfaserdämmstoffen vorgebeugt.
stuft ist (s.o.). Eine Brandausbreitung • Die von innen teilweise sichtbaren
kann somit ausgeschlossen werden. Außenwandstützen werden unter
1) Gebäude, die nicht unter die Gebäudeklassen A bis F • Die Bodenelemente werden als ge- Zugrundelegung eines Abbrandes
fallen und bei denen der Fußboden keines Geschosses, schlossenen Elemente hergestellt. Einem („warm“) bemessen, da eine Brandbe-
in dem Aufenthaltsräume vorhanden oder möglich
Brand im Hohlraum unterhalb der anspruchung möglich ist.
sind, mehr als 22 m über der Geländeoberfläche liegt.
2) bauart Konstruktions GmbH Bodenelemente wird durch geeignete • Die Bedachung wird als harte Beda-
Spessartstraße 13; 36341 Lauterbach Brandschotte aus raumbeständigen chung gem. DIN 4102 ausgeführt.
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
Legende:
1 Rettungsweg durch notwendiges Treppenhaus
2 Rettungsweg des „Aufstockungsgeschosses“ über die rückseitigen Stahlbalkone
auf ein „anleiterbares Niveau“ (Balkonebene 2. OG).
Bild 3.9 Grundriss / Objektübersicht 3 Stahlbalkone im 1. und 2. OG sind durch Schiebeleitern der Feuerwehr anleiterbar.
4 RWA (Rauch-Wärme-Abzugsanlage) zum Entrauchen des Treppenhauses
5 Dichtschließende Wohnungseingangstüren in allen Geschossen
3)Brandschutzgutachten durch: 4) Die Forderung F30-B wurde im Rahmen des Befreiungsantrages festgelegt. Die Geschossdecke besitzt hierdurch
Prof. Dipl.-Ing. Claus Scheer, ebenfalls nur eine Feuerwiderstandsdauer von 30 min. Dennoch wurde die Decke mit einer Bekleidung wie eine
Mattersburger Weg 13, 13465 Berlin F90-B Decke ausgeführt um dieses, bei einem Brand wohl am meisten beanspruchte Bauteil, besser zu schützen.
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
3.3 Lignopark, Nordrhein-Westfalen Tabelle 3.3 Baurechtliche Anforderungen und realisierte Abweichungen
Lfd.-Nr. Baurechtliche Anforderung Bauausführung
Schwerpunkt
Neubau einer 4-geschossigen Wohnanlage 1 BauO NRW § 29 tragende Wände, Pfeiler F60-BA6
und Stützen feuerbeständig (F90-AB)
für betreutes Wohnen in Lignotrend 5 Bau-
weise in Anlehnung an die „neue“ Muster- 2 BauO NRW § 29 nichttragende Außenwände und nichtragende Bauteile B Baustoff oder F30
tragender Außenwände A-Baustoff oder F30
bauordnung (MBO).
3 BauO NRW § 30 Trennwände zwischen Wohnungen /Nutzungseinheiten F60-BA
Objektbeschreibung sind mindestens feuerbeständig auszuführen (F90-A)
4-geschossige Wohnanlage mit drei Voll- 4 BauO NRW § 34 Decken sind feuerbeständig auszuführen (F90-A) F60-BA
geschossen und einem Staffelgeschoss mit 5 BauO NRW § 36 Treppen sind feuerbeständig und in tragenden Teilen F60-BA
Teilunterkellerung. aus nichtbrennbaren Baustoffen herzustellen
Einstufung als „anderes Gebäude“ gem.
6 BauO NRW § 37 Treppenraumwände sind in der Art von Brandwänden F90-BA
BauO NRW. herzustellen (F90-A)
Tragwerksplanung
Lignotrend Klimaholzhaus AG
Landstrasse 25, 79809 Weilheim-Bannholz
Bauherr
Manfred Arlt
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
• 1. Rettungsweg ist der Treppenraum. Ferner werden folgende Zusatzmaßnah- • Anbringen eines Feuerwehreinsatzpla-
Der 2. Rettungsweg wird im ersten und men bzw. Kompensationsmaßnahmen vor- nes zur Information der Feuerwehr
zweiten OG durch Anleiterbarkeit des gesehen: während eines Einsatzes.
Erkers und im 3. OG durch die begeh- • Benennung eines Brandschutzbeauf-
bare und allseitig umwehrte Dachfläche • Ausrüstung des Gebäudes mit einer tragten aus der Gruppe der Bewohner
sichergestellt. Diese Fläche kann allseitig Brandmeldeanlage mit Aufschaltung zur (Dieser kann z.B. einem „Zustellen“ der
mit Kraftfahrdrehleitern der Feuerwehr Feuerwehrleitstelle. Alarmierungsein- Rettungswege vorbeugen, er koordiniert
erreicht werden. richtungen in allen Gebäuden um die die Evakuierung des Gebäudes bis zum
• Weil die Fassaden der Außenwände des Bewohner im Brandfall zu warnen. Eintreffen der Feuerwehr, etc.)
3. OG gegenüber dem 2. OG um 1,60 m • Flucht- und Rettungswegeplan für das
zurückspringen, ist ein Brandüberschlag Gebäude mit Beschilderung der Ret-
von unten nach oben sehr unwahr- tungswege und Rettungswegbeleuch-
scheinlich. Die Fassadenoberfläche wird tung.
daher in Ihrer Gesamtheit wie bei • Vorhalten von 6 Fluchthauben je Gebäu-
Gebäuden geringer Höhe beurteilt. de und 2 Feuerlöschern je Geschoss.
• Entrauchung des Treppenhauses über • Installation einer trockenen Steigleitung
eine RWA (Rauch-Wärme-Abzugsan- mit Schlauchanschlusseinrichtung im
lage) im Dach. Gebäude.
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
3.4 4-geschossige Wohnanlage, Tabelle 3.4 Baurechtliche Anforderungen und realisierte Abweichungen
Nordrhein-Westfalen
Lfd.-Nr. Baurechtliche Anforderung Bauausführung
Bauherr
LEG NRW
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
wände des Treppenhauskerns werden in • Ausführung des Daches mit Metall- • Sicherstellen der Löschwasserversorgung
der Art von Brandwänden ausgeführt. deckung (harte Bedachung). mit mind. 1600 l / min. für eine Dauer
Der Treppenhauskern wird mit selbst- • Die Fassade wird als hinterlüftete Fassa- von mind. zwei Stunden.
schließenden und rauchdichten Türen de mit B1-Fassadenplatten und Metall- • Freie Zugänglichkeit von allen Gebäude-
von den Laubengängen abgetrennt. Die unterkonstruktion ausgeführt. seiten, so dass ein abwehrender Lösch-
im Treppenhauskern befindlichen • Installationsschächte die Geschosse angriff möglich ist.
Abstellräume werden mit T30 Türen überbrücken sind in der Feuerwider-
abgeschottet. standsklasse F90 ausgeführt.
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
4 Holzfassaden der Bekleidung zu verhindern. Dadurch 4.3). Flammschutzmittel für die nach-
werden wirksame Maßnahmen zur trägliche Behandlung von Holz und
Brandbekämpfung von aussen ermög- Holzwerkstoffen sind nicht erhältlich.
Fassaden haben vielfältige Funktionen und licht.
müssen neben gestalterischen verschiede- • Verwendung von Holzarten, die eine
nen technischen Anforderungen genügen. hohe Entzündungstemperatur haben. Die wesentlichen Maßnahmen zur
In Abhängigkeit von der Tiefe der Ab- • Flammenableitung durch horizontal aus- brandschutzgerechten Konstruktion
standsfläche werden in den LBO's Brand- kragende Bauteile, wie Balkone, Son- einer Holzfassade sind:
schutzanforderungen an Fassaden gestellt. nenschutz etc.
In Tabelle 4.1 sind die Anforderungen an • Schutz der Rettungswege vor herabfal- • Entflammbarkeit des Materials auf die
Fassaden am Beispiel der MBO dargestellt. lenden Fassadenteilen z.B. durch Ein- Anforderungen abstimmen (Einsatz
In den LBO's gelten ähnliche Anforderun- gangsüberdachungen. brennbarer B1-/ B2- und nichtbrenn-
gen. Diese sind im Einzelfall zu prüfen. • Partieller Einsatz von nichtbrennbaren barer A-Baustoffe).
Sind die Anforderungen der LBO's nicht Baustoffen als flächige Unterbrechung • Hinterlüftung auf ein bauphysikalisch
mit den gewünschten Werkstoffen zu der normalentflammbaren Fassaden- vertretbares Maß reduzieren
erfüllen, können abweichend Befreiungen materialien. (ggf. Dämmschichtbildner einsetzen,
beantragt werden. • Ist ein Abweichen von der jeweiligen die im Brandfall die Hinterlüftung ver-
Diese sind durch spezielle, auf den jeweili- LBO nicht gewünscht oder nicht mög- schließen.
gen Einzelfall abgestimmte Brandschutz- lich, kann auch bei einem Werkstoff- • Brandüberschläge durch bereichswei-
konzepte abgesichert [vgl. hierzu im Fol- wechsel die gleiche Optik erzielt wer- se nichtbrennbare Materialien oder
genden vorgestellte Beispiele]. den. Holzwerkstoffplatten (B1) können durch andere konstruktive Maßnah-
Mögliche Maßnahmen zum Erzielen einer zu Plattenstreifen geschnitten in „Brett- men verhindern.
ausreichenden Brandsicherheit einer Holz- optik“ eingesetzt werden. • Verhinderung der Brandausbreitung
fassade können z.B. sein: • Sprinklerschutz innerhalb des Gebäudes im Hohlraum durch Volldämmung mit
• Brandausbreitung im Belüftungshohl- beeinflußt meist auch den aktiven mineralischer, feuchte- und raumbe-
raum (auch horizontal, s. Bild 4.1) durch Brandschutz der Fassade. ständiger Dämmung so dass wirksame
geeignete Maßnahmen im Brandfall • Einsatz speziell kesseldruckimprägnierter Löscharbeiten von außen möglich
unterbrechen, um durch einen „Kamin- Holzwerkstoffe (B1) mit allgemeiner sind.
effekt“ eine zweiseitige Beflammung bauaufsichtlicher Zulassung (vgl. Beispiel
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
Tabelle 4.1 Anforderungen der MBO*) an Fassaden in Abhängigkeit von der Tiefe der Abstandsfläche
Gebäudetyp Tiefe der Abstandsfläche Oberfläche der Fassade Unterkonstruktion sowie Baustoff/Feuerwiderstand
Dämmstoff in der Fassade der zugehörigen Wandkonstruktion
Bemerkungen
*) Die Anforderungen in den jeweiligen LBO’s können von den Regelungen der MBO abweichen.
**) Wenn Bedenken wegen des Brandschutzes nicht bestehen.
#) Wenn durch geeignete Maßnahmen eine Brandausbreitung auf angrenzende Gebäude verhindert wird.
Legende:
1 Schalung im Normalbereich z. B. B2-Baustoff
2 Schalung im Brandüberschlagsbereich B1- oder A-Baustoff, je nach
Anforderung. Hinweis: Zum Erzielen der gleichen Fassadenoptik
kann z. B. eine B1-Holzwerkstoffplatte in Brettformat geschnitten,
und wie eine Brettfassade montiert werden.
3 Hinterlüftungshohlraum wird mit raumbeständigem, nichtbrenn-
barem und wasserabweisenden Dämmstoff geschlossen. Unter-
konstruktion für die Fassade aus Holz oder Metall, je nach Brand-
schutzanforderung.
4 Schließen der Fuge zwischen den Gebäudetrennwänden mit raum-
beständigem, nichtbrennbarem und wasserabweisenden Dämm-
stoff
5 Äußere Bekleidung des Wandelementes ggf. aus B1- oder A-Bau-
stoff z.B. Gipsfaserplatte, zementgebundene Spanplatte oder
Calcium-Silikat-Platte
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
Schwerpunkt
5-geschossige Brettfassade aus Lärche
Stülpschalung
Objektbeschreibung
5-geschossiges Wohn- und Geschäftshaus
in Stahlbeton Skelettbauweise. Einstufung
in die Gebäudeklasse F gem. HBO. Außen-
wandelemente aus Holz
Planer
Architekt
Alexander Reichel
Hühnerbergweg 3D, 34128 Kassel
Bauherr
Hochtief AG
Bild 4.5 Fassadenansicht mit Eintragung der brandschutztechnisch wirksamen Einbauten
Erläuterungen zur Ausführung und Tabelle 4.2 Baurechtliche Anforderungen und realisierte Abweichungen
zum Brandschutzkonzept1
Lfd.-Nr. Baurechtliche Anforderung Bauausführung
• Ausführung einer Fassadenbekleidung
gem. DIN 4102-4:1994-03, Abs. 2.3.2 1 HBO § 29 Außenwandverkleidung aus B1 Baustoff B2 Baustoff
(schwerentflammbar)
Baustoffklasse ‚normalentflammbar B2’.
• Die Fassadenelemente weisen gem. DIN 2 HBO § 29 Nichttragende Außenwände B1 Baustoff ≈ F30-B
4102-4:1994-03, Tab. 52, Zeile 23 nähe-
rungsweise einen Feuerwiderstand
F30-B auf. (Die gegenüber den Forde- • Der Lufthohlraum hinter der Brettfassa-
rungen geringere Rohdichte der Mine- de wird nicht hinterlüftet.
ralfaserdämmstoffe wird durch die • Eindringen eines Brandes hinter die Fas-
dickeren Beplankungsstärken kompen- sade und Weiterleitung über mehrere
siert). Die äußere Bekleidung des Wand- Geschosse hinter der Fassade ist da-
elementes ist eine nichtbrennbare Fas- durch nicht möglich.
erzementplatte. • Die vorhandene untere Dichtung der
• Geschossweise Trennung der Holzfas- „Holzfassadengefache“ wird durch ein
sade durch Glasfaserbeton-Fertigteile im Brandfall aufschäumendes und dich-
(A-Baustoff). tendes Brandschutzband ersetzt.
• Der ungehinderte Löschangriff durch die
Berufsfeuerwehr ist möglich. Die Lösch-
wasserversorgung ist sichergestellt.
• Einbau von Rauchmeldern zur frühen
Branderkennung. Durch frühe Brander-
kennung ist die Sicherheit für die
Bewohner höher. Die Löscharbeiten
können früher beginnen. Eine Brandwei-
terleitung über die Fassade kann
dadurch frühzeitig bekämpft werden.
Dr.-Ing. S. Winter, 36341 Lauterbach Bild 4.6 Fassadenansicht mit Eintragung der brand-
2) Durch Untersuchungen des Fraunhofer- Institutes für schutztechnisch wirksamen Einbauten
Bauphysik, Stuttgart, Außenstelle Holzkirchen, wurde
festgestellt, dass bei Brettfassaden mit ausreichendem Legende:
Luftraum hinter der Fassade eine Pumpwirkung eintritt A Geschossweise Trennung der brennbaren Fassa-
und auf eine Hinterlüftung in Einzelfällen verzichtet denbekleidung
werden kann. B Fassade nicht hinterlüftet; unterer Abschluss durch
3) Kotthoff [4] berichtet, dass auf Grundlage von Brand- im Brandfall aufschäumendes Brandschutzband
versuchen an der MFPA Leipzig Brände mit Vollholz C Löschangriff von außen durch die Feuerwehr
bekleideter Fassaden dann unkritisch sind, wenn eine möglich
beidseitige Beflammung vermieden wird und die D Rettung von Menschenleben durch sichere
Bild 4.4 Rückansicht des Gebäudes Beflammung nur von außen erfolgt. Rettungswege im Gebäude möglich
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
4.2 Fassade des House of Sports, Tabelle 4.3 Baurechtliche Anforderungen und realisierte Abweichungen
Nordrhein-Westfalen
Lfd.-Nr. Baurechtliche Anforderung Bauausführung
Objektbeschreibung
Order-Zentrum für die Sportindustrie, Erläuterungen zur Ausführung und de Widerstandsfähigkeit bis zum Beginn
Gebäude mittlerer Höhe gem. BO NRW§ 2. zum Brandschutzkonzept 4 des Brandes im Hinterlüftungshohlraum
Außenbekleidung mit B2 Fassade • Ausführung einer Fassadenbekleidung der Fassade bei Beflammung von außen
gem. DIN 4102-4:1994-03, Abs. 2.3.2 erzielt.
Planer Baustoffklasse‚ „normalentflammbar B2“ • Unterbinden der horizontalen Brand-
Carpus & Partner GmbH entgegen den Forderungen der BauO weiterleitung im Bereich der Fensterlei-
Weststraße 54, 52074 Aachen NRW. bungen durch Einsatz von A-Baustoffen
• Außenfassade als hinterlüftete mit in der Fensterleibung. (Blechbekleidung
Kempen Ingenieurgesellschaft Mineralfaserdämmstoff gedämmte Kon- und Mineralfasserdämmstoff)
Beratende Ingenieure VBI/BDB struktion. • Vorhandensein einer Sprinkleranlage im
Ritterstraße 20, 52072 Aachen • Geschossweiser Einbau eines im Brand- Gebäudeinneren. Dadurch wird der ver-
fall aufschäumenden Brandschutz- tikale Brandüberschlag über die Fassade
Bauherr Bandes im Hinterlüftungsspalt. Dieses stark behindert. (vgl. Bild 4.3)
B. Vosswinkel GmbH & Co. Schott soll die Brandweiterleitung hinter
der Brettfassade verhindern.
4) Verfasser des Brandschutzkonzeptes: Kempen Ingeni-
• Geschlossene Brettfassade mit einer
eurgesellschaft, Aachen
Dicke der Bretter von 25 mm (vgl. Detail, Beratung bezüglich der Holzfassade durch Arbeitsge-
Bild 4.9). Dadurch wird eine ausreichen- meinschaft Holz, Beratungsbüro Hessen
Legende:
1 Aluminiumfenster
2 Holzunterkonstruktion 160 x 75 mm
3 Konterlattung 35 x 80 mm zur Hinterlüftung
4 Holzschalung Douglasie 25 mm
5 Zementgebundene Spanplatte d = 20 mm
6 Konnterlattung 15 x 60 mm, a = 0,70 m
7 Raffstore Sonnenschutz seilgeführt b = 120 mm
8 Promaseal-Streifen h = 150 mm
9 Mineralfaser-Dämmung 80 mm, WLG 0,35
10 Zarge 70 mm
11 Leibungsblech
12 Alu-Lochblech als Insektenschutzgitter
13 Edelstahlverbindung
14 Diffusionsoffene Schutzbahn
A Im Bereich des Sonnenschutzes Kapselung durch
Horizontalriegel und gekantetes Blech
B Hinterlüftungsspalt wird durch schaumschichtbil-
dendes Brandschutzband im Brandfall geschlossen
19
Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
4.3 Fassade eines Wohn- und Tabelle 4.4 Baurechtliche Anforderungen und realisierte Abweichungen
Geschäftshauses, Hamburg
Lfd.-Nr. Baurechtliche Anforderung Bauausführung
Planer
Jan Störmer
Architekten
Michaelisbrücke 1
20459 Hamburg
Bauherr
DEFO
Deutscher Fonds für Immobilienvermögen
GmbH
20
Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
5 Industrie- und Gewerbebauten/ bau handbuch „Industrie- und Gewerbe- seiner guten Eigenschaften und wegen
Messe- und Ausstellungsbauten/ bauten“ gemacht [8]. seines abschätzbaren Brandverhaltens
Feuerwehr positiv gegenüber. Sie würden daher bei
Bei Messe- und Ausstellungsbauten gelten ihren Bestrebungen, dem Holz weitere Ver-
ebenso die Landesbauordnungen ergänzt wendungsmöglichkeiten zu erschließen,
Bei Industriebauten gelten die Landesbau- durch Sonderbauvorschriften. Da es sich in bei der Feuerwehr sozusagen offene Türen
ordnungen ergänzt durch Sonderbauvor- der Regel um Gebäude besonderer Art einrennen. (…)
schriften wie z.B. die Industriebaurichtlinie. oder Nutzung handelt, wird häufig ein
Im Gegensatz zum Wohnungsbau variieren individuelles Brandschutzkonzept erforder- Dass mittlerweile Feuerwehrgebäude in
die Nutzungen sehr stark. Da die Landes- lich. Es wird festgelegt durch welche Maß- Holz erbaut wurden, kann am Beispiel der
bauordnungen im Wesentlichen auf die nahmen die in den LBO’s verankerten Feuerwehrstützpunkte in Füssen und Riet-
Belange von Wohngebäuden und Bauwer- Schutzziele erreicht werden. heim-Weilheim (siehe Umschlagseite) in
ken mit ähnlicher Nutzung ausgelegt sind, Deutschland und den europäischen Nach-
reicht deren Regelungsumfang oftmals Besondere Beachtung verdienen Bauten barländern belegt werden.
nicht aus. Ein vorgegebenes „Maß des aus Holz für die Feuerwehr. Sie werden
Brandschutzes“ kann durch unterschiedli- gemäß den gültigen Landesbauordnungen Da Sonderbauten durch Brandschutzkon-
che Brandschutzkonzepte erreicht werden. in die entsprechende Gebäudekategorie zepte abgesichert werden, sollen die erfor-
Das individuelle Brandschutzkonzept und eingestuft. derlichen Hauptinhalte solcher Brand-
die ingenieurmäßige Ermittlung von Dass selbst die Feuerwehren auf den Bau- schutzkonzepte vorgestellt werden1.
Brandschutzanforderungen unter Zugrun- stoff Holz vertrauen ist wohl auf die gut-
delegung der DIN 18230 – Baulicher mütigen Eigenschaften dieses Baustoffes (...) (3) 1 Zum Nachweis des vorbeugenden bauli-
chen Brandschutzes ist im Lageplan, den Bauzeich-
Brandschutz im Industriebau, rechnerisch im Brandfall zurückzuführen. Dazu seien nungen und, soweit erforderlich, in der Baube-
erforderliche Feuerwiderstandsdauer mit an dieser Stelle zwei Zitate [5] des früheren schreibung das Brandschutzkonzept darzulegen,
der Festlegung einer individuellen Feuerwi- leitenden Brandschutzinspektor, Herrn insbesondere sind anzugeben
derstandsdauer der Konstruktionen führen K. Klingsohr, der städtischen Branddirek- 1. die Art der Nutzung, insbesondere auch die
Anzahl und Art der die bauliche Anlage nut-
oftmals zu wirtschaftlicheren Konstruk- tion in München genannt: zenden Personen, die Brandlasten und die
tionen. Brandgefahren,
DIN 18230 wird zwischenzeitlich als ge- (…) Die simple Erkentnis, dass Holz brenn- 2. der erste Rettungsweg (Treppenräume not-
wendiger Treppen und Ausgänge ins Freie,
eignetes Mittel zur Abschätzung eines bar ist, ist eben nicht alleine ausschlagge- notwendige Flure),
Brandrisikos bei Industriebauten und zur bend für die Bewertung eines Baustoffes 3. der zweite Rettungsweg (weitere Treppen oder
Festlegung geeigneter Maßnahmen zur im Brandfall. mit den bei der örtlichen Feuerwehr verfüg-
Brandverhinderung akzeptiert und ist in Vollständige Nichtbrennbarkeit der Bau- barenRettungsgeräten erreichbare Stellen),
4. das Brandverhalten der Bauprodukte (Baustoff-
einigen Bundesländern in der Liste der stoffe ist fallweise auch nicht besser, was klasse) und der Bauteile (Feuerwiderstands-
technischen Baubestimmungen enthalten. man spätestens seit dem Brande des Mün- klasse),
Die oft großen Industriebauten müssen in chner Glaspalastes weiss. Betrachtet man 5. die Bauteile und Einrichtungen, die dem Brand-
schutz dienen, wie Brandwände, Trennwände,
Brandabschnitte unterteilt werden, um die die Schäden an Leben, Gesundheit und
Unterdecken, Feuerschutzabschlüsse, Rauch-
schnelle Ausbreitung von Feuer und Rauch Sachgütern durch Brand, so kann man schutztüren, Entrauchungsanlagen,
zu vermeiden. heute sogar mit einiger Berechtigung zu 6. die Zugänge, die Zufahrten und die Bewe-
In der Regel werden dazu Brandwände im der Aussage kommen, dass der Grad der gungsflächen für die Feuerwehr sowie die Auf-
stellfächen für Hubrettungsfahrzeuge,
Abstand von 40 m gefordert. In begründe- Verwendung von Holz dabei völlig uner- 7. die Löschwasserversorgung,
ten Ausnahmefällen sind in Absprache mit heblich ist. Ich sage wohlgemerkt 'Holz' 8. die Abstandsflächen (brandschutztechnische
der Bauaufsicht Abweichungen möglich. nicht 'brennbare' Baustoffe. (…) Gebäudeabstände).
Rettungswege in ausreichendem Umfang Die Angaben sind mit zusätzlichen Bauzeichnungen
und Beschreibungen zu erläutern, wenn die Vorkeh-
sind zur Verfügung zu stellen. (…) Im Hinblick auf seine Brandparallel- rungen des vorbeugenden baulichen Brandschutzes
Es ist äußerst wichtig die Verrauchung von erscheinungen ist Holz relativ harmlos. andernfalls nicht hinreichend deutlich erkennbar sind.
Industriebauten z. B. durch Rauch-Wärme- Da gerade die Brandparallelerscheinungen
Für bauliche Anlagen besonderer Art oder Nutzung
Abzugsanlagen wirksam zu verhindern, Rauchdichte und Toxizität den Brandver- und bei Ausnahmen und Befreiungen sind, soweit
um eine Flucht aus dem Gefahrenbereich lauf im Hinblick auf Personenschäden ent- für die Beurteilung erforderlich, zusätzlich anzuge-
zu ermöglichen und die Konstruktion zu scheidend beeinflussen, zeigt aus der Sicht ben
schützen. der Feuerwehr, dass Holz im Vergleich zu 1. brandschutzrelevante Einzelheiten
der Nutzung,
Um eine wirksame und schnelle Brand- den anderen brennbaren Baustoffen ein 2. Berechnung der Rettungswegbreiten und
bekämpfung vornehmen zu können, sollte günstiges Verhalten aufweist. Es wird vom -längen,
eine automatische Brandmeldeanlage vor- Prüfverfahren meines Erachtens nicht 3. Sicherheitsbeleuchtung und Kennzeichnung
der Rettungswege,
gesehen werden. Eine durch Brandhitze risikogerecht beurteilt und dadurch be-
4. Berechnung der Brandlasten,
selbstauslösende, selektiv wirkende Brand- nachteiligt. (…) 5. technische Anlagen und Einrichtungen zur
bekämpfung z.B. im Bereich eines Entste- Branderkennung, Brandmeldung, Alarmierung,
hungsbrandes durch eine Sprinkleranlage (…) Zur Herstellung von Bauteilen, an die Personenrettung, Brandbekämpfung, Rauch-
und Wärmeabführung,
vermeidet größere Schäden. nur die Forderung nach einer Feuerwider- 6. Löschwasserrückhaltung,
standsdauer gestellt wird, können Holz und 7. betriebliche und organisatorische Vorkehrungen
Anregungen und Hinweise zur Planung Holzwerkstoffe verwendet werden. Bestes zum Brandschutz.
von Industrie- und Gewerbebauten wer- Beispiel dafür ist die Feuerschutztür. (…)
den im INFORMATIONSDIENST HOLZ, holz- (…) Die Feuerwehr steht dem Holz wegen 1) Auszug aus DVO § 12 [9]
21
Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
5.1 Flugzeughangar, Nordrhein- Tabelle 5.1 Baurechtliche Anforderungen und realisierte Abweichungen
Westfalen
Lfd.-Nr. Baurechtliche Anforderung Bauausführung
Entwurf
Baugruppe Köln, Architekten und
Ingenieure
Bauherr
Flughafen Köln-Bonn
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
Planer
Künstlerischer Entwurf
Johannes Peter Staub, Zürich
Generalplanung
encoplan GmbH & Co. KG,
ACM Architektencontor, Magdeburg
Bauherr
Bundesgartenschau Magdeburg 1999
GmbH, Magdeburg
Entwurfsplanung Tragwerk
Ingenieurbüro für Holzbau
N. Nebgen & A. Müller, Reutlingen
Tragwerksplanung
Ingenieurbüro kgs, Hildesheim Bild 5.4 Jahrtausendturm
23
Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
gibt es keine weiteren verbindlichen Rege- 4 Brandmeldeanlage mit automatischen Brandmeldern Einbau einer automatischen
lungen. Kindergärten sollten jedoch im bei der vorgesehenen Nutzung nicht vorgeschrieben und einer manuellen
Brandmeldeanlage (Haus-
Zweifelsfall wie Schulbauten behandelt
alarm) sowie Aufschaltung
werden, weil die Nutzung sehr ähnlich ist. auf die vorhanhandene
Bei Bauten dieser Art ist es besonders Brandmeldezentrale (BMZ)
wichtig, Rettungswege sowie Brand- und
Rauchabschnitte sorgfältig zu planen.
Es sind mindestens zwei unabhängige bau- Erläuterungen zur Ausführung und zum Brandschutzkonzept 2
liche Rettungswege vorzusehen. Rauch- Tabelle 6.2 Wesentliche Bauteile, Baustoffe und Randbedingungen
schutz- oder Brandschutztüren sollten mit
Bauteil erforderlich vorhanden
über Rauchmelder gesteuerten Feststellan-
Tragende Bauteile im UG F90-AB F90-A
lagen versehen sein, die im Falle einer
Brand- oder Rauchdetektion oder im Falle Tragende und aussteifende Außenwände EG/OG F90-AB von innen F60-BA
z.T. F90-A
einer manuellen Alarmauslösung selbst-
ständig schließen. Erfahrungen haben Stützen EG/OG F90-AB > F30-B
gezeigt, dass die Türen mit Schließein- Unterzüge, Träger EG F90-AB F60-A
richtung zu schwer zu bedienen sind und Tragende und aussteifende Innenwände F90-AB F60-BA
nach einer gewissen Nutzungszeit durch z.T. F90-BA
Keile o.ä. offengehalten werden – solche Brüstungen h ≥ 1 m W30 von innen F60-BA
Türen sind im Brandfall nutzlos. Decke über EG F30-AB F60-B
Innenliegende Toiletten oder ähnlich Räu- Dachtragwerk über den Unterrichtsräumen F30-B F30-BA
me sind zu vermeiden, weil Kinder oftmals z.T. F30-B
in diese vermeintlich sicheren Räume flüch- z.T. F90-A
Planer
Alfred Lerg, Freier Architekt Der Übersicht in Tabelle 6.2 kann entnommen werden, dass alle Bauteile die gestellten
Am Bornacker 12 Anforderungen an die Feuerwiderstandsdauer mindestens erfüllen.
36367 Wartenberg-Landenhausen
1) Planung und Ausführung entsprechend der Schulhaus-Richtlinien (SHR) vom 20. Dez.1994.
Bauherr
Derzeit ist in Hessen die Muster-Schulbau-Richtlinie Stand 10. Juli 1998 bauaufsichtlich eingeführt.
Magistrat der Stadt Fulda 2) bauart Konstruktions GmbH, Spessartstraße 13, 36341 Lauterbach/Hessen
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
Bild 6.1 Ansicht des Erweiterungsbaus Bild 6.2 Ansicht des massiven Fluchttreppenhauses
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
Legende:
1 Fluchttreppenhaus (F90-A)
2 Rettungsweg (Länge bis in sicheres Treppenhaus maximal 35 m);
3 Rauchabschnittstrennung
Legende:
1 Fluchttreppenhaus (F90-A)
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
6.2 Rathaus, Baden-Württemberg Tabelle 6.3 Baurechtliche Anforderungen und realisierte Abweichungen
9 § 27 LBO- Dachhaut beständig gegen Flugfeuer und strahlende Ausführung wie Anforderung
Wärme. Dämmschichten aus nichtbrennbaren Baustoffen
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
Schwerpunkt
Parkdeck in Holzbauweise
Bild 7.1 Gesamtansicht
Objektbeschreibung
Parkdeck in Holzbauweise mit 3 Ebenen.
Die unteren beiden Ebenen dienen als
Parkdeck, die oberste Ebene als Geschäfts-
ebene.
Planer
Dipl.-Ing. Reinhold Hellinger
Kalvarienbergstrasse 58/1/5
A-8020 Graz
Bauherr
Herbert Bacher, Murau
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
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Brandschutz im Holzbau – gebaute Beispiele holzbau handbuch Reihe 3, Teil 4, Folge 3
Schwerpunkt
Mehrgeschossiger Schulbau
Objektbeschreibung
4-geschossiger Schulbau mit angeglieder-
tem 4-zügigem Internatstrakt.
Tiefgeschoss und Sockelgeschoss des
Schulbaus in Stahlbeton-Massivbauweise;
Erdgeschoss und Obergeschosse in Holz-
bauweise
Planer
Itten und Brechbühl AG
CH-3013 Bern
31
8 Verzeichnisse 8.2 Bildverzeichnis
EGH
Entwicklungsgemeinschaft Holzbau
[9]
Arbeitsgemeinschaft Holz e.V.,
Düsseldorf, 1993–12.
Durchführungsverordnung zur säch-
F30, F60 etc. Feuerwiderstandsklasse für Bauteile nach
RWA
DIN 4102
Rauch-Wärme-Abzugsanlage
T30, T90 etc. Feuerwiderstandsklasse von Feuerschutz-
in der abschlüssen (Türen) nach DIN 4102
sischen Bauordnung vom 15. Sep- W30, W90 Feuerwiderstandsklasse von nichttragen-
Deutschen Gesellschaft für Holzforschung
tember 1999 den Außenwänden nach DIN 4102