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Transzendentale Theologie
Gott als Möglichkeitsgrund der Erfahrung
https://doi.org/10.5771/9783495999592
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Richard Schaeffler
Transzendentale Theologie
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Richard Schaeffler
Transzendentale
Theologie
Gott als
Möglichkeitsgrund
der Erfahrung
Herausgegeben und
mit einem Nachwort zur
»Transzendentalen Theologie« und
einem Nachruf auf das
wissenschaftliche Lebenswerk
Richard Schaefflers (1926–2019) versehen
von Markus Enders unter Mitarbeit
von Frank Schlesinger
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Richard Schaeffler
Transcendental Theology
God as Precondition of the Possibility of Experience
The Author:
Richard Schaeffler, Dr. phil., Dr. theol. h. c., Dr. phil. h. c., born 1926 in
Munich, 1968–1989 Professor for Philosophical-Theological Border
Issues at the University of Bochum. Main research interests: Philoso-
phy of religion, philosophy of history, philosophy of science of theol-
ogy. Book publications include: Philosophy of Religion (1983, 4th ed.
2010), Experience as Dialogue with Reality (1995), Philosophical Ex-
ercise in Theology (3 vol., 2004, study edition 2008), Speaking of God
Philosophically (2006), Ontology in the Post-Metaphysical Age
(2008), Recognition as Responding Design (2014), Phenomenology
of Religion (2017), The Good, the Beautiful and the Sacred (2019).
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Richard Schaeffler
Transzendentale Theologie
Gott als Möglichkeitsgrund der Erfahrung
Der Autor:
Richard Schaeffler, Dr. phil., Dr. theol. h. c., Dr. phil. h. c., 1926 in
München geboren, 1968–1989 o. Professor für Philosophisch-Theo-
logische Grenzfragen an der Universität Bochum. Forschungsschwer-
punkte: Religionsphilosophie, Geschichtsphilosophie, Wissenschafts-
theorie der Theologie. Buchpublikationen u. a.: Religionsphilosophie
(1983, 4. Aufl. 2010), Erfahrung als Dialog mit der Wirklichkeit
(1995), Philosophische Einübung in die Theologie (3 Bde., 2004, Stu-
dienausgabe 2008), Philosophisch von Gott reden (2006), Ontologie
im nachmetaphysischen Zeitalter (2008), Erkennen als antwortendes
Gestalten (2014), Phänomenologie der Religion (2017), Das Gute, das
Schöne und das Heilige (2019).
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Originalausgabe
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Inhalt
B. Die Gegengründe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
1. Philosophische Gegengründe . . . . . . . . . . . . . . 25
2. Theologische Gegengründe . . . . . . . . . . . . . . . 29
3. Der erreichte Problemstand . . . . . . . . . . . . . . . 32
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Inhalt
8
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Inhalt
Anhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
Markus Enders
Ein Nachwort zur »Transzendentalen Theologie« und
ein Nachruf auf das wissenschaftliche Lebenswerk
Richard Schaefflers (1926–2019) . . . . . . . . . . . . . . . 123
Bernd Irlenborn
Bibliographie Richard Schaefflers.
Zeitraum: 1952 bis 2022 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
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Erster Teil:
Transzendentale Reflexion und
Theologie –
Zukunftsmöglichkeiten
ihrer Begegnung 1
1 Die folgenden Ausführungen stellen die erweiterte Fassung eines Gastvortrages dar,
den ich am 13. Januar 1997 in Tübingen gehalten habe.
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Vorbemerkungen zum Thema
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
wenn von Gott gesprochen wird. Damit aber war die philosophische
Aufgabe verbunden, die Transzendentalphilosophie so weiterzuent-
wickeln, daß von hier aus ein geschichtliches Verständnis der mensch-
lichen Vernunft möglich würde. Oder, um es in Anlehnung an Kants
eigene Worte zu sagen: Es ging darum, jene »Geschichte der reinen
Vernunft« zu schreiben, für die Kant »eine Stelle im System« offen-
halten wollte, »die künftiger Ausfüllung bedarf«. 3
3
Kritik der reinen Vernunft A 852.
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A. Zur philosophiegeschichtlichen und
theologiegeschichtlichen Ausgangslage
Kant galt schon seinen Zeitgenossen als der »Zertrümmerer der Me-
taphysik« – unerachtet der Tatsache, daß er die Ergebnisse seiner Ver-
nunftkritik als Vorbereitung einer neuen Metaphysik verstanden
hat. 4 Dieser Eindruck wurde dadurch hervorgerufen, daß er einerseits
die bisherigen Traktate der »speziellen Metaphysik«, die philosophi-
sche Lehre von Gott, der Welt und der Seele, einer grundsätzlichen
Kritik unterzog, andererseits und vor allem die bisherige »allgemeine
Metaphysik«, die Lehre vom Seienden als einem solchen und im Gan-
zen, als die Behandlung einer falsch gestellten Frage beurteilte. Die
Frage, die er mit der Tradition für die Grundfrage der Metaphysik
hielt, wie nämlich Aussagen möglich seien, die von allen wirklichen
und möglichen Gegenständen gelten, wird seiner Überzeugung nach
mißverstanden, wenn sie als Frage nach den »passiones generales en-
tis«, also nach den Prädikaten, die von jedem Seienden als einem sol-
chen gelten, gestellt wird. Sie muß neu gestellt werden als die Frage
nach den Konstitutionsbedingungen der Gegenstände, die uns als
Maßstäbe unserer wahren und falschen Urteile, also mit »objektiver
Geltung«, gegenübertreten. Diese Konstitutionsbedingungen aber
müssen in den Formen unseres Anschauens und Denkens gesucht
werden, durch die es uns gelingt, Inhalte subjektiven Erlebens in Ob-
jekte möglicher Erfahrung zu verwandeln. Folglich muß in der ge-
suchten kommenden Metaphysik »der stolze Name einer Ontologie
[…] dem bescheidenen einer bloßen Analytik des reinen Verstandes
Platz machen«. 5
4
Vgl. den Titel seines Buches Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die
als Wissenschaft wird auftreten können.
5
Kritik der reinen Vernunft A 247.
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
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A. Zur philosophiegeschichtlichen und theologiegeschichtlichen Ausgangslage
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L’évangile et l’église, Paris 1902, 137; 139 (Das Evangelium und die Kirche).
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
7 Pius X., Enzyklika Pascendi Dominici gregis, in: Acta Sanctae Sedis 40 (1907), 593–
650, hier 636.
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A. Zur philosophiegeschichtlichen und theologiegeschichtlichen Ausgangslage
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
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Vgl. seine Études sur la psychologie des mystiques, Bd. I, Brügge und Paris 1924,
Bd. II, Brüssel 1937 (Studien zur Psychologie der Mystiker).
11
Vgl. J. B. Lotz, Kurze Anleitung zum Meditieren, Frankfurt am Main 1973.
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A. Zur philosophiegeschichtlichen und theologiegeschichtlichen Ausgangslage
Nun hat sich die Theologie erst vergleichsweise spät auf die Ausein-
andersetzung mit dieser Art von sprachanalytischer Religionskritik
eingelassen. 12 Wohl aber hat Karl Rahner den dieser Art von Reli-
gionskritik zugrundeliegenden »Sinnlosigkeitsverdacht« mit einem
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
13Vgl. K. Rahner, Grundkurs des Glaubens. Einführung in den Begriff des Christen-
tums, Freiburg 1976, 135; 173 f.
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A. Zur philosophiegeschichtlichen und theologiegeschichtlichen Ausgangslage
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Vgl. Grundkurs des Glaubens, 223.
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B. Die Gegengründe
1. Philosophische Gegengründe
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
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In Aristotelis librum de anima, lectio X.
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B. Die Gegengründe
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So vor allem, in immer neuen Anläufen, Emmanuel Levinas.
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
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B. Die Gegengründe
2. Theologische Gegengründe
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
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Grundkurs des Glaubens, 173.
21 Grundkurs des Glaubens, 174.
22
Grundkurs des Glaubens, 169.
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B. Die Gegengründe
Heil und Unheil deutlich macht. »Siehe, ich lege vor dich Tod und
Leben, damit du das Leben wählest« (Dtn 30,19). Die transzendentale
Reflexion aber, so wird nun eingewendet, bezieht eine Position jen-
seits aller Alternativen der Praxis, weil sie die Bedingungen benennt,
von denen jeder Bezug zur Erfahrungswirklichkeit und damit jegliche
Praxis abhängt, die heilvolle wie die unheilvolle in gleicher Weise.
Wenn aber die Gottesbeziehung des Menschen diese Bedingung sei-
ner Freiheit ist, dann wird sie in jedem Akt dieser Freiheit vollzogen
und bleibt von den Alternativen der Heils- und Unheilspraxis unbe-
troffen. Es ist vor allem diese Praxis-Neutralität, die Johann Baptist
Metz der Transzendentalen Theologie Rahners vorgeworfen hat und
zu deren Kennzeichnung er sich der Fabel vom Hasen und vom Igel
bediente: Während der »Hase« sich in den Ackerfurchen der Welt
tätig abmüht, um zuletzt zu Gott zu finden, trifft er am Ziel seiner
Mühen jeweils den transzendentalen »Igel« an, der ihm zuruft »Ich
bin allhie«, weil er immer schon in einer Gottesbeziehung zu stehen
meint, die von der Entscheidung praktischer Alternativen gar nicht
berührt wird. 23
Nun kann man gegen diesen Einwand geltend machen, erst im
Lichte eines Gottesbezugs, der mit dem Wesen des Menschen mit-
gegeben ist, könne die Gottwidrigkeit einer verfehlten Praxis als sol-
che erkannt und beurteilt werden. Die vermeintlich fehlende Praxis-
relevanz der Transzendentalen Theologie besteht gerade darin, daß
sie den Maßstab an die Hand gibt, an dem Heilspraxis und Unheil-
spraxis voneinander unterschieden werden können. 24 Aber auch dann
bleibt erhalten, daß dieses unterscheidende Urteil, so verstanden, nur
möglich wird, weil der Mensch durch sein Tun und Lassen die mit
seinem Wesen mitgesetzte Gottesbeziehung zwar pervertieren, aber
nicht verlieren kann. Und es bleibt zu fragen, ob damit die Radikalität
der »Aversio a Deo« und ihrer Folgen angemessen bestimmt werden
kann.
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
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B. Die Gegengründe
logie kann neue Wege finden, ihrer eigenen Aufgabe gerecht zu wer-
den, wenn sie sich der Herausforderung der Transzendentalphiloso-
phie, auch und gerade hinsichtlich der in ihr enthaltenen Vernunft-
kritik, ungeschützt und vorbehaltlos stellt, sich freilich auch auf einen
kritischen Dialog mit ihr einläßt. Und sie wird dann sogar jenen Ein-
wendungen Rechnung tragen können, die die Gegner der Transzen-
dentalphilosophie gegen diese und deshalb auch gegen ihre theologi-
sche Anwendung vorgetragen haben. Um diese These zur Diskussion
zu stellen, ist es jedoch zunächst nötig, deutlicher anzugeben, worin
die erwähnte Herausforderung der transzendentalen Kritik besteht.
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C. Die transzendentale Kritik als
Herausforderung an die Theologie
Jedes dieser fünf Momente der transzendentalen Reflexion ist für die
Theologie bedeutsam. Dabei drängen einige dieser Implikate der tran-
szendentalen Reflexion über diejenige Darstellung hinaus, die Kant
ihnen gegeben hat.
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
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Phänomenologie des Geistes, Ausgabe Glockner II, 2.
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
er ist, und der Weise, wie wir ihn anschauen und begreifen, zur Gel-
tung bringt; aber einen »sich selbst vollbringenden« Skeptizismus,
weil dieser Widerstand des Gegenstands gegenüber unserem subjek-
tiven Meinen uns nicht »von außen« widerfährt, sondern in unserem
Anschauen und Denken selbst, als ein inneres Moment unserer
Selbsttätigkeit, immer neu wirksam wird. Oder in einer späteren Ter-
minologie gesprochen: Wir sehen, daß es am Gegenstand mehr zu
sehen gibt, als wir sehen; wir begreifen, daß es am Gegenstand mehr
zu begreifen gibt, als wir begreifen. Aber dieses »mehr« bliebe uns
ganz unbekannt, wenn wir die Akte des Sehens und Begreifens nicht
vollzögen, durch die uns der Gegenstand erst gegenübertritt, und
zwar so, daß er dieses Sehen und Begreifen beständig weitertreibt
und schließlich an seine Grenze führt.
Für die Theologie ist diese transzendentalphilosophische Grund-
Einsicht auf eine Weise bedeutsam, die von den Theologen nicht
immer wahrgenommen wird. Auch Propheten und Apostel haben
das Wort Gottes, das sie uns in ihren Schriften weitergeben, nicht in
einem rein passiven Hinnehmen zu Gehör bekommen. Auch sie ha-
ben dieses Wort Gottes nur in der Weise vernommen, wie sie es durch
die Akte ihres Anschauens, Vorstellens und Begreifens schon beant-
wortet haben; und für uns kommt es nur in der »Knechtsgestalt«
dieser ihrer Antwort zur Sprache. Theologisch gesprochen: Die
Schriften des Alten und Neuen Testaments enthalten das Wort Got-
tes nicht als »verbal inspiriertes« Wort, sondern nur als »Gotteswort
im Menschenwort«. Andererseits sehen die Glaubenden in den bibli-
schen Texten nicht nur die subjektiven Glaubensüberzeugungen der
menschlichen Verfasser bezeugt, sondern das Wort Gottes selbst, das
sie in der Gestalt des Menschenworts erreicht und unter seinen An-
spruch und seine Zusage stellt. Und so entsteht das theologische Pro-
blem, wie das in der Bibel dokumentierte Wort Gotteswort bleiben
kann, obgleich es nur in der Gestalt des Menschenworts vernehmbar
wird. Um diese Frage zu beantworten, bedarf die Theologie einer
Theorie, die begreiflich macht, wie das menschliche Wort einen An-
spruch und eine Zusage vernehmbar macht, die sich nicht darin er-
schöpft, Menschenwort zu sein.
Es ist leicht zu sehen, daß sich auf diese Weise innerhalb der
Theologie diejenige Frage stellt, die zugleich ein Zentralproblem der
Transzendentalphilosophie darstellt: Die speziell theologische Frage
nach dem »Gotteswort in der Gestalt des Menschenworts« erweist
sich als eine spezielle Form der allgemeinen transzendentalphiloso-
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
2. Die Welt und das eigene Ich sind uns nicht gegeben,
sondern aufgegeben
Dieser zweite Satz ist eine Folgerung aus dem ersten. 29 Denn wenn
die einzelnen Gegenstände aus der Tätigkeit unseres Anschauens und
Denkens erst hervorgehen, kann auch das Ganze aller möglichen und
wirklichen Gegenstände, die Welt, dieser unserer Tätigkeit nicht vor-
gegeben, sondern nur ihr aufgegeben sein. Aber dies gilt noch aus
einem spezielleren Grund. Jenes Ganze, das wir »Welt« nennen, kann
auch deshalb kein gegebener Gegenstand sein, weil wir niemals alle
Elemente kennen, die wir zu diesem Ganzen vereint denken. Wenn
wir dennoch behaupten, alle wirklichen und möglichen Gegenstände
gehörten zu einem derartigen Ganzen, dann können wir diese Be-
hauptung nicht durch Kenntnis dieser Elemente begründen, sondern
nur dadurch, daß wir jeweils nur dasjenige als einen Gegenstand an-
erkennen und vom bloßen Zug subjektiver Vorstellungen unterschei-
den, dem wir einen unverwechselbaren Ort in einem geordneten Zu-
sammenhang zuweisen, also beispielsweise eine Raum-Zeit-Stelle
und eine Stelle in der Kette der Bedingungen und Folgen. Wir bauen
aus den Elementen unserer subjektiven Vorstellungen die Gegen-
stände dadurch auf, daß wir sie nach Ort und Zeit und nach ihrer
kausalen Funktion bestimmen. Mit diesem Bestimmen kommen wir
zwar an kein Ende, sondern entdecken, für jeden einzelnen Gegen-
stand, immer neue raumzeitliche und kausale Beziehungen. Aber
wir wissen, daß wir diese Aufgabe des Bestimmens erst dann zu Ende
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Siehe oben S. 35.
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
getan hätten, wenn wir alle diese Beziehungen angeben könnten. Die
Vorstellung von dem Ganzen dieser Beziehungen ist also ein Ziel-
begriff von der Erfüllung einer Aufgabe, den wir antizipierend bilden,
um diese Aufgabe Schritt für Schritt in Angriff nehmen zu können.
»Welt« ist, wie Kant in einer frühen Schrift gesagt hat, ein »terminus,
quem mens sibi exposcit atque praesumit«, ein »Grenzbegriff, dessen
Erreichung das Bewußtsein sich selber abverlangt und vorwegneh-
mend vor Augen stellt«. Solche Begriffe nannte Kant später »Ideen«.
Sie sagen uns nicht, was uns gegeben, sondern was uns aufgegeben
ist.
Gleiches gilt von dem Begriff »Ich« – oder, wie Kant in vorsich-
tigerer Ausdrucksweise sagt, von der Einheit des Aktes »Ich denke«.
Wir können die einzelnen Gegenstände nur dann in den geordneten
Zusammenhang einer »Welt« einordnen, wenn wir die ganze Fülle
unserer Vorstellungen in die Einheit dieses Aktes aufnehmen. Auch
das ist eine Aufgabe, die nie zu Ende getan ist, an der wir uns aber
orientieren müssen, wenn wir Schritt für Schritt die unüberschau-
bare Mannigfaltigkeit unserer Vorstellungen miteinander verknüp-
fen sollen. Auch der Begriff »Einheit des Aktes ›Ich denke‹« ist die
Antizipation der Erfüllung einer Vernunftaufgabe, also eine Idee.
Daraus ist zunächst eine negative Folgerung zu ziehen, die den
Theologen stets sehr ärgerlich erschienen ist: Wenn weder »Welt«
noch »Ich« etwas Gegebenes bezeichnen, dann ist die Frage gegen-
standslos, auf welche Ursache diese Gegebenheit zurückzuführen sei.
Die Einsicht, daß Welt und Ich keine Gegenstände, sondern Ideen
sind, entzieht damit dem traditionellen »kosmologischen Gottes-
beweis« seine Grundlage. Sodann aber ist zu fragen, auf welche Weise
wir die Aufgaben, die mit diesen Begriffen bezeichnet werden, positiv
bestimmen können. Wie können wir wissen, was wir tun müssen,
wenn wir uns der Erfüllung dieser Aufgaben wenigstens schrittweise
annähern sollen, auch wenn wir mit dieser Bemühung niemals an ein
Ende gelangen?
Kant meinte, darauf eine Antwort geben zu können: Wir wissen,
was diese Aufgaben uns abverlangen, weil wir zwar nicht die unüber-
sehbare Fülle der Inhalte, wohl aber jene Form der Verknüpfung ken-
nen, durch die wir das jeweils Einzelne dem gesuchten Ganzen einer
»Welt« einfügen; wir kennen die Struktur des Raumes und der Zeit,
innerhalb derer wir alle Orts- und Zeitbestimmungen zu geben ver-
suchen, also jede einzelne Erscheinung lozieren und datieren; und wir
kennen die Struktur des Kausalnexus, der es uns gestattet, zu jeder
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
30Dies ist das Thema meines Buches Erfahrung als Dialog mit der Wirklichkeit,
Freiburg und München 1995.
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
Einen, ist ein Grundmotiv jüdischer Moraltheologie, auf das vor al-
lem Hermann Cohen hingewiesen hat. 31
Mit diesem Hinweis auf die jüdische Moralauffassung und ihre
Darstellung durch Hermann Cohen sollte angedeutet sein: Eine Tran-
szendentalphilosophie, die die geordnete Ganzheit der Welt und die
Einheit des Ich nicht als gegeben, sondern als aufgegeben begreift,
kann auch für die Theologie weiterführende Hinweise geben; und
Theologen, die es bedauern, daß diese Art von Philosophie dem kos-
mologischen Gottesbeweis seine Grundlage entzieht, mögen prüfen,
ob sie durch diese Hinweise nicht mehr als »entschädigt« werden.
Denn wenn Gott nicht in der Rückfrage nach der Erstursache alles
Gegebenen gesucht, sondern in der Zielperspektive alles Aufgegebe-
nen gefunden wird, können dadurch einige Charakteristika der bibli-
schen Verkündigung verständlich gemacht werden, darunter vor al-
lem die Sprachform hymnischer Gottesprädikationen, die nicht selten
in der Form des »Participium Causativi« (hebräisch: des »Hiphil«)
ausgesprochen werden: Gott ist derjenige, der »macht, daß wir aus
Ägypten gehen konnten und können« (gewöhnlich übersetzt: der
uns aus Ägypten geführt hat) oder, in der gleichen grammatischen
Form des gleichen Verbums gesprochen: »der macht, daß Brot aus
der Erde hervorgehen kann« (so im jüdischen Tischgebet), oder: »der
macht, daß wir sterben, und macht, daß wir leben« (1 Sam 2,6; ge-
wöhnlich übersetzt: der tötet und lebendig macht). Nicht das Factum,
das unabhängig von allem Wirken des Menschen, ja der gesamten
Kreatur schon gegeben ist, sondern das Faciendum, das dem Men-
schen und allem Geschaffenen aufgegeben ist, wird zur primären Ge-
stalt für die Selbstkundgabe Gottes. (Am Rande sei vermerkt: Es mag
den Theologen überlassen bleiben, zu prüfen, ob in dieser Perspektive
nicht manche Aporien der Verhältnisbestimmung von göttlicher
Gnade und menschlicher Freiheit aufgelöst werden könnten.)
Es liegt ganz im Sinne einer solchen transzendentalphilosophi-
schen Gotteslehre, wenn Kant die Religion als »die Erkenntnis un-
serer Pflichten als göttlicher Gebote« 32 definiert hat. Auch wenn die
Begründung dieses Religionsverständnisses erst an späterer Stelle im
hier vorgetragenen Gedankengang referiert werden kann, so kann
doch schon jetzt festgehalten werden: Hier ist mit besonderer Deut-
31
Vgl. H. Cohen, Die Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums, post-
hum veröffentlicht, Leipzig 1919.
32
Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft B 229.
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
lichkeit zum Ausdruck gebracht, daß nicht das gegebene Factum, son-
dern das aufgegebene Faciendum als die primäre Gestalt für die
Selbstkundgabe Gottes verstanden werden muß. Nimmt man nun
hinzu, daß Kant die sittlichen Pflichten als die je konkreten Gestalten
der Selbstgesetzgebung der Vernunft verstanden hat, dann wird man
hinzufügen dürfen: Nicht abseits von der Selbstgesetzgebung der
Vernunft, sondern inmitten ihrer selbst und als deren Ermög-
lichungsgrund erweist Gott sich als der Gesetzgeber, der uns das Sit-
tengesetz (und nach Kants Auffassung das nicht weniger aus der
Autonomie der Vernunft entspringende Naturgesetz) gegeben hat.
So darf und muß die Autonomie der Vernunft selber als die Erschei-
nungsgestalt der göttlichen Gesetzgebung begriffen werden. In der
sittlichen Erfahrung – und sogar in der wissenschaftlichen Empirie –,
die wir nur machen können, weil unsere Vernunft den geordneten
Kontext vorzeichnet, innerhalb dessen das Wirkliche uns begegnen
und in seinen Anspruch nehmen kann, begegnen wir zugleich einer
göttlichen Gesetzgebung, die uns in ihren Anspruch nimmt.
Gewiß liegt hier der Einwand nahe, auf solche Weise werde die
Rede von Gott als dem Gesetzgeber zur bloßen Metapher; und was in
dieser Metapher ausgesagt wird, sei nur die unbedingte Verpflich-
tungskraft, mit der die Inhalte unserer Erfahrung der Vernunft in
ihrem praktischen wie ihrem theoretischen Gebrauch gegenübertre-
ten. Und weil diese Maßgeblichkeit der Objekte durch die Eigentätig-
keit unseres Anschauens und Denkens erst möglich gemacht wird,
kann der Verdacht entstehen, die zur bloßen Metapher gewordene
Rede von Gott bezeichne nichts anderes als die Gesetzgebungskraft
der Vernunft, der das Individuum sich zu unterwerfen hat: Was die
Vernunft als theoretisch wahr und moralisch gut erweist, muß vom
Individuum unter Ausschluß aller Beliebigkeit als maßgeblich aner-
kannt werden. Was in religiöser Metaphorik als Herrschaft des ge-
setzgebenden Gottes über Welt und Mensch beschrieben wird, sei in
Wahrheit die gesetzgebende Herrschaft der Vernunft über das Indivi-
duum. Diese Konsequenz hat Ludwig Feuerbach gezogen. 33 Aber
auch mancher Theologe und Prediger, der sich keineswegs als Reli-
gionskritiker versteht, spricht heute von der »Einheit von Gottes-
und Menschenliebe« auf solche Weise, daß der Hörer den Eindruck
empfängt, die Menschenliebe werde als verpflichtend herausgestellt
und die Rede von der Gottesliebe füge dieser Pflicht nichts hinzu als
33
Vgl. Das Wesen des Christentums, Einleitung, 1. Kapitel.
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
eine Metapher, die der Verpflichtung auf die Nächstenliebe etwas von
religiösem Pathos verleiht.
Es ist daher begreiflich, daß viele Theologen und Männer der
Kirchenleitung dem Begriff der »Vernunftautonomie« mit äußerster
Skepsis gegenüberstehen und die soeben formulierte These, nicht die
Facta, sondern die Facienda seien die Primärgestalt der göttlichen
Selbstkundgabe, als einen Ausdruck der sich selbst vergottenden
menschlichen Vernunft beurteilen, da es ja die menschliche Vernunft
ist, die uns diese Facienda vor Augen stellt. Desto wichtiger ist es, zu
klären, was der Begriff der Vernunft-Autonomie im transzendental-
philosophischen Zusammenhang bedeutet und in welchem Zusam-
menhang er zu einer möglichen Transzendentalen Theologie stehen
kann.
Dieser Satz ergibt sich aus der Reflexion auf den vorigen: Die Ver-
lagerung des Akzents von allem Gegebenen auf das Aufgegebene, die
von der Transzendentalphilosophie vollzogen wird, signalisiert ein
erkenntnisleitendes Interesse an Freiheit. Denn wer erkennen will,
was menschliche Freiheit vermag, muß sich weniger an abgeschlossen
vorliegenden Gegebenheiten orientieren als vielmehr an den Auf-
gaben, deren Erfüllung die freie Entscheidung verlangt. Doch handelt
es sich, nach Überzeugung der Transzendentalphilosophen, hier nicht
nur um ein erkenntnisleitendes Interesse der Philosophie, sondern
um ein »Vernunftinteresse« (der Ausdruck stammt von Kant), von
dem wir bei der Verarbeitung subjektiver Erlebnisse in Inhalte objek-
tiv gültiger Erfahrung immer schon geleitet sind. Nicht nur die phi-
losophische Reflexion, sondern ihr Gegenstand, die Tätigkeit der Ver-
nunft, aus der die Gegenstände unserer Erfahrung hervorgehen,
beruht auf einem solchen Interesse an Freiheit. Denn die menschliche
Freiheit betätigt sich nicht, wie die göttliche, dadurch, daß sie die Welt
aus dem Nichts erschafft, sondern dadurch, daß sie dem Gegebenen
Möglichkeiten abgewinnt, deren Verwirklichung sie sich selbst zur
Aufgabe setzt. Diese Verwandlung von Gegebenem in Aufgegebenes
aber geschieht auf besonders radikale Weise dort, wo wir in unserem
Anschauen und Denken aus den Eindrücken, die wir hinnehmen, die
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
Gegenstände, die wir erfahren, nach den Gesetzen, die die Vernunft
uns gibt, selber aufbauen.
Diese Freiheit wird freilich nicht als Willkür des Individuums
verstanden, sondern als Selbstgesetzgebung der Vernunft, deren Auf-
gabe nicht darin besteht, Erfahrung durch vermeintlich apriorisches
Wissen überflüssig, sondern sie möglich zu machen. In diesem Sinne
sagt Kant: »Alle Erkenntnis von Dingen aus bloßem, reinem Verstan-
de ist nichts als lauter Schein, und nur in der Erfahrung ist Wahr-
heit.« 34 Die Vernunft ist also nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer
Aufgabe, die Gegenstände unserer Erfahrung erst hervorzubringen,
die Sachwalterin dieser Gegenstände und ihres Anspruchs gegenüber
allen Bedürfnissen und Neigungen des Individuums. Das ausgezeich-
nete Beispiel dafür ist die Freiheit der Wissenschaft, die sich ihre Ge-
setze selber gibt, aber eben dadurch das beliebige Meinen und nei-
gungsbestimmte Wunschdenken der Individuen gerade ausschließt.
Kantisch gesprochen: Der »transzendentale Idealismus« macht »em-
pirischen Realismus« erst möglich und muß sich an ihm bewähren. 35
Oder in einer anderen Terminologie ausgedrückt: Erst in einem Kon-
text, den die Vernunft nach ihrer eigenen Gesetzgebung entwirft und
dem der Verstand durch seine Kategorien die Strukturgesetze vor-
schreibt, können die Gegenstände uns so begegnen, daß sie uns mit
einer alle Willkür ausschließenden Maßgeblichkeit gegenübertreten.
Daraus entsteht für den Transzendentalphilosophen die Frage:
Wie muß die Vernunft ihr Interesse an Freiheit wahrnehmen, wenn
die Gegenstände ihre Maßgeblichkeit gegenüber dem Subjekt geltend
machen sollen? Für Kant schien die Antwort klar: Sie muß, um ob-
jektive Geltung ihrer theoretischen und praktischen Erkenntnisse zu
erreichen, die Differenz der individuellen Subjekte gleichgültig ma-
chen. Dies ist in der Tat für die (im neuzeitlichen Sinne) verstandene
Wissenschaft das Ideal der Vernunfttätigkeit. Solange man auf eine
Behauptung noch mit der Gegenfrage antworten kann: »Wer sagt
denn das?«, gibt man zu erkennen, daß man diese Aussage nicht für
objektiv gültig und also auch nicht für wissenschaftlich erwiesen hält.
Der wissenschaftliche Beweis macht die Differenz der Individualsub-
jekte gleichgültig, sodaß z. B. der »Lehrsatz des Pythagoras«, wenn er
einmal bewiesen ist, auch dann wahr bliebe, wenn jemand nachwei-
sen sollte, daß Pythagoras nie gelebt hat. Nach diesem Paradigma hat
34 Prolegomena A 205.
35
Kritik der reinen Vernunft A 351.
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
Kant auch das sittliche Wollen gedeutet. Während für die Wissen-
schaft gilt: »Behaupte nur, was du durch Argumente als allgemein-
gültig ausweisen kannst, sodaß der Geltungsanspruch des Gesagten
von der Individualität des Sprechers unabhängig ist«, oder kurz: »Be-
haupte nur, was du im Namen aller Vernunftsubjekte behaupten
kannst«, gilt für die Moral: »Wolle nur, was du im Namen aller wollen
kannst«, oder kantisch gesprochen: »Handle so, daß die Maxime dei-
nes Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetz-
gebung gelten könne«. 36
Nun mag man wiederum bezweifeln, ob diese kantische Lösung
der Frage zureichend sei, wie aus der Selbstgesetzgebung der Ver-
nunft die objektive Geltung des theoretisch bzw. praktisch Erkannten
hervorgehe. Man kann fragen, ob die neuzeitlich-wissenschaftliche
Erkenntnis nicht ein zu spezielles Paradigma sei und ob mit der Idee
(d. h. der Zielvorstellung), die Differenz der Individuen zu vergleich-
gültigen, die Bedingungen anderer Erfahrungsarten noch angemes-
sen beschrieben werden können. So hat man darauf hingewiesen,
daß die kantische Moralphilosophie für die sittliche Erfahrung einer
individuellen, aber verpflichtenden Berufung keinen Raum lasse, am
allerwenigsten dann, wenn diese Berufung eine nicht-universalisier-
bare Existenzform zum Inhalt hat wie ein Leben nach den »Evangeli-
schen Räten«. Aber auch abgesehen von solchen Fällen von sittlicher
Erfahrung, die man für Grenzfälle halten könnte, erscheint es frag-
lich, ob die Gewissenserfahrung auf solche Weise angemessen be-
schrieben wird. Denn in dieser Erfahrung kann der, der sie macht, sich
unter einen Anspruch gestellt wissen, den er gegenüber keinem An-
deren erheben würde (z. B. unter die Pflicht zum Martyrium), oder
sich zur Strenge einer Selbstbeurteilung verpflichtet erfahren, zu der
er sich Anderen gegenüber nicht berechtigt weiß. Und entsprechende
Fragen lassen sich mit Bezug auf die religiöse, aber auch auf die
ästhetische Erfahrung mit ihrem je spezifischen Maßgeblichkeits-
anspruch stellen. Kurz: Der an der wissenschaftlichen Empirie ab-
gelesene Erfahrungsbegriff erscheint zu speziell, als daß er als Para-
digma für den Anspruchsgehalt aller Erfahrungsarten gelten könnte.
Aber auch in diesem Falle gilt: Wer die kantische Lösung als un-
zulänglich beurteilt, gewinnt daraus noch keinen guten Grund, die
Aufgabe zu vergessen, die dadurch gelöst werden sollte. Es bleibt zu
fragen: Wie muß die Vernunft ihre Selbstgesetzgebung begreifen,
36
Kritik der praktischen Vernunft § 7.
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
sie sich, ohne dazu Erfahrung nötig zu haben, immer schon selber
gesagt hat. So entstehen Vernunftsysteme, die überraschungsresi-
stent, erschütterungsresistent und zur Selbstkorrektur unfähig sind.
Das jüngste Beispiel dafür scheint der Dialektische Materialismus zu
sein, dessen Vertreter alles, was sich in der Erfahrung zeigte, in ihrer
apriori festliegenden Deutung »unterbrachten«, bis sie jeden Kontakt
zur Realität verloren und zuletzt vom Zusammenbruch ihres Sy-
stems völlig überrascht wurden. (Es ist kein Zufall, daß das für die
Vertreter der »Postmoderne« charakteristische Mißtrauen gegen alle
Vernunftsysteme aus der Enttäuschung am Marxismus entstanden
ist.) Aber auch die klassische Physik, an der Kant sich orientierte,
war nicht frei von der Gefahr, durch ihre Verfahrensweisen und die
ihnen zugrundeliegenden Leitbegriffe vorweg zu definieren, was als
objektiv gültiger Inhalt einer Erfahrung zu gelten habe, was dagegen
als bloß subjektive, wenn nicht gar irreführende Vorstellung zu wer-
ten sei. Der Experimentator, wie Kant ihn beschreibt, befragt zwar die
Natur, »aber nicht in der Qualität eines Schülers, der sich alles vor-
sagen läßt, […] sondern eines bestallten Richters, der die Zeugen
nötigt, auf die Fragen zu antworten, die er ihnen vorlegt«. 37 Man
kann zweifeln, ob auf solche Weise eine Erfahrung zustande kommen
kann, in welcher die Wirklichkeit einen Anspruch geltend machen
kann, der die Vernunft über die bisher erreichte Gestalt ihres Begrei-
fens hinauszugehen nötigt, weil er sich gegenüber der Antwort, die
wir auf diesen Anspruch geben, als »je größer« erweist.
Paul Ricœur hat darauf hingewiesen, daß dasjenige Begriffspaar,
das ein angemessenes Verhältnis der Vernunft zur Wirklichkeit be-
schreibt, nicht das Begriffspaar »question et réponse« lauten muß,
sondern vielmehr »appel et réponse«, wobei die Initiative des »appel«
auf der Seite der Wirklichkeit liegt und unser Begreifen den Charak-
ter der »réponse« hat, während nach traditioneller Auffassung die
Initiative der »question« auf seiten des Subjekts liegt und die Wirk-
lichkeit nur »réponses« geben kann, die diesen von der Vernunft
apriori formulierten Fragen entsprechen. 38 Oder in der hier bevor-
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
39Kants Warnung vor den »Kraftgenies«, die voreilig meinen, des »Leitbandes« nicht
zu bedürfen, das der »Kirchenglaube« ihnen gewähren kann, gewinnt in diesem Zu-
sammenhang neue Aktualität (vgl. I. Kant, »Der Streit der Fakultäten«, Akademie-
ausgabe VII, 65; vgl. dazu auch meinen Vortrag »Kritik und Neubegründung der
Religion bei Kant«, gehalten auf dem Symposium der Internationalen Schelling-
Gesellschaft in Breslau 1996).
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
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Vgl. den Abschnitt »Von dem Interesse der Vernunft bei diesem ihrem Widerstrei-
te«, Kritik der reinen Vernunft A 462 ff.
43
»[…] weil alle praktische Verknüpfung der Ursachen mit den Wirkungen in der
Welt, als Erfolg der Willensbestimmung, sich nicht nach moralischen Gesinnungen
des Willens, sondern der Kenntnis der Naturgesetze und dem physischen Vermögen,
sie zu seinen Absichten zu gebrauchen, richtet« (Kritik der praktischen Vernunft
A 204 f.)
44 »Die Revolution eines geistreichen Volkes, die wir in unseren Tagen haben vor sich
gehen sehen«, war »mit Elend und Greueltaten dermaßen angefüllt […], daß ein
wohldenkender Mensch sie, wenn er sie zum zweitenmale unternehmend glücklich
auszuführen hoffen könnte, doch das Experiment auf solche Kosten zu machen nie
beschließen würde« (»Der Streit der Fakultäten«, Akademieausgabe VII, 85).
52
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
45 Auf solche Weise gewinnt die Aussage des Apostels Paulus neue philosophische
Aktualität: »Ich bewirke nicht, was ich will, sondern setze ins Werk, was ich hasse«
(Röm 7,15). Von hier aus wird das philosophische Interesse Kants an der paulinischen
Rechtfertigungslehre verständlich, von dem an späterer Stelle, bei der Darstellung
seiner Postulatenlehre, noch zu handeln sein wird.
46
Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft B 93 f.
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
deutet und wie sich die Divergenz der Vernunftinteressen und die
daraus resultierende Dialektik unter den philosophiehistorischen Be-
dingungen von heute darstellt.
Während die Theologen die Lehre von der Autonomie der Ver-
nunft oft als Ausdruck menschlicher Anmaßung bewerten, erscheint
ihnen die Lehre von der Vernunftdialektik zumeist als Ausdruck
skeptischer Verzweiflung: Eine Vernunft, die in unvermeidliche Wi-
dersprüche mit sich selber gerät, erscheint nicht nur als unfähig zur
Gotteserkenntnis, sondern auch als unfähig, die Wahrheit der inner-
weltlichen Dinge zu erfassen. Eine Grundthese der »materialen Lo-
gik« besagt: Eine Aussage, die formal mit sich selbst nicht überein-
stimmt, kann auch inhaltlich mit keinem möglichen Gegenstand
übereinstimmen. Und daraus scheint zu folgen: Wenn die Vernunft
sich selbst widerspricht, kann sie der Wahrheit der Dinge nicht ent-
sprechen. Für die Theologie aber scheint sich daraus zu ergeben: Eine
solche Vernunft wäre nicht nur zur »natürlichen Gotteserkenntnis«
unfähig, sondern zur Erfassung jeglicher Art von Wahrheit ungeeig-
net, auch zum Verständnis des wahren Gehalts der Glaubensbot-
schaft. Das Programm einer »fides quaerens intellectum« wäre unter
dieser Voraussetzung gegenstandslos. Und in der Tat ist Kants Kritik
an der Theologie in ihrem Kern eine Kritik an dem, was er die »Wis-
sens-Anmaßung« der Theologen nennt, die den Anspruch erheben,
aufgrund übernatürlicher Offenbarung nicht nur über Gott, sondern
auch über den Menschen und die Welt Kenntnisse gewonnen zu ha-
ben und weitergeben zu können. Auch die kantische Theologiekritik
ist deshalb Vernunftkritik; und die Theologen können meinen, sich
selbst gegen die kantische Kritik nur verteidigen zu können, indem
sie die Vernunft gegen ihn und speziell gegen seine Lehre von der
unvermeidlichen Vernunftdialektik in Schutz nehmen.
Von hier aus wird verständlich, daß auch die Transzendentale
Theologie, wie eingangs erwähnt wurde, Kants Lehre von der Dialek-
tik des Vernunftgebrauchs nicht rezipiert, sondern all ihre Bemühung
darauf konzentriert hat, den »Scepticismus Kantianus« von seinen
eigenen Voraussetzungen aus zu widerlegen. Und doch hat sie sich
dadurch selber die Chance entzogen, die Herausforderung der Tran-
szendentalphilosophie anzunehmen und für ihre eigene Bemühung
fruchtbar zu machen. Diese Herausforderung, deren mögliche Frucht-
barkeit für die Theologie zu prüfen wäre, besteht in dem Angebot,
Gott nicht als einen Gegenstand unserer Erkenntnis zu begreifen,
sondern als deren Ermöglichungsgrund, weil nur die Beziehung auf
54
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Vgl. dazu mein Buch Erfahrung als Dialog mit der Wirklichkeit, 355–481.
56
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
49
Vgl. dazu mein Buch Erfahrung als Dialog mit der Wirklichkeit, 482–555.
61
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
50
Vgl. dazu mein Buch Fähigkeit zur Erfahrung. Zur transzendentalen Hermeneutik
des Sprechens von Gott, Freiburg 1982. Ich habe dort versucht, diese Auffassung von
der Eigenart der Glaubenszeugnisse und von der Aufgabe ihrer Auslegung an bibli-
62
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
schen Texten zu bewähren. Einen ähnlichen Versuch enthält, bezogen auf das »Ma-
gnificat« aus dem Lukas-Evangelium, mein Buch Das Gebet und das Argument. Zwei
Weisen des Sprechens von Gott, Düsseldorf 1989.
51 »Diese Postulate sind nicht theoretische Dogmata, sondern Voraussetzungen in
und Neubegründung der Religion bei Kant« verweisen (s. o. Anm. 39 und 41).
63
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
Was innerhalb dieser Entwicklung konstant bleibt, ist jener Satz, der
den Zusammenhang von Moral und postulatorischem Vernunftglau-
ben beschreibt: »Religion ist die Erkenntnis unserer Pflichten als
göttlicher Gebote.« 54 Die Existenz Gottes wird deshalb postuliert,
weil das Sittengesetz, das uns unsere Pflichten vorschreibt, nur dann
nicht als widersprüchlich erscheint, wenn es als göttliches Gebot ver-
standen wird.
Die Leitfrage aller Auslegung der kantischen Postulatenlehre
wird daher lauten müssen: Was trägt diese interpretatorische An-
nahme zur Auflösung der Vernunftdialektik bei?
In der Kritik der praktischen Vernunft sieht Kant die Quelle der
Vernunftdialektik darin, daß in der Welt, wie wir sie theoretisch er-
kennen, Unschuldige leiden (bei Kant: daß solche Menschen, die sich
»der Glückseligkeit nicht unwürdig« gemacht haben, ihrer gleich-
wohl »nicht teilhaftig« sind), und daß die aus guten Gesinnungen
entsprungenen Taten an dieser »Disproportion« nichts ändern, weil
gute Gesinnungen den Erfolg der Handlung nicht garantieren. Unter
dieser Voraussetzung kann eine Lösung darin gesucht werden, das
Sittengesetz dem gleichen Gesetzgeber zuzuschreiben, der auch das
Naturgesetz gegeben hat. Dann kann man hoffen, daß ein »mora-
lischer Urheber der Natur« deren Kausalreihen so geordnet habe,
daß wenigstens am Ende aller Kausalreihen diejenigen glücklich sein
werden, die es verdient haben. 55 Da diese Übereinstimmung von
»Glückwürdigkeit« und Glückseligkeit in diesem Leben bis zu seinem
Ende offensichtlich nicht eintritt, setzt die soeben erwähnte Hoff-
nung zugleich die Annahme eines künftigen Lebens nach dem Tode,
also die Unsterblichkeit der Seele, voraus.
Zu dem gleichen Ergebnis kommt Kant, ebenfalls in der Kritik
der praktischen Vernunft, noch auf einem anderen Wege: Sieht man
nämlich den Grund der Vernunftdialektik weniger in dem Zweck, den
das Sittengesetz uns vorschreibt (dem Dienst an der »Beförderung«
der moralischen Weltordnung), sondern vielmehr in der Gesinnung,
die es uns abverlangt, dann stellt diese Dialektik sich in folgender
Weise dar: Schon die Tatsache, daß wir das Sittengesetz, obgleich es
von der Vernunft gegeben wird, als ein Gebot erfahren, das Gehorsam
54 Vgl. Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft B 229; Kritik der
praktischen Vernunft A 233.
55 So die Auflösung der Freiheits-Antinomie in der Kritik der reinen Vernunft
A 541 ff.
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
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Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft B 94 ff.
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
57
Die Verwandtschaft dieser kantischen Auffassung zu der reformatorischen Lehre
vom »secundus usus legis« ist offenkundig.
58
Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft B 101.
59 Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft B 83 f. Kant hat also nicht
nur die Lehre vom »secundus usus legis«, sondern auch die von der Zurechnung einer
»fremden Gerechtigkeit« zu den Bedingungen gerechnet, unter denen allein die Dia-
lektik der sittlichen Subjektivität aufgehoben werden kann.
60 Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft B 101.
61 Vgl. dazu meinen Beitrag »Die Dialektik des praktischen Vernunftgebrauchs und
die Ansätze zu einer philosophischen Pneumatologie bei Kant«, in: F. Marty/F. Ricken
(Hg.), Kant über Religion, Stuttgart 1992, 124–142, sowie mein Buch Erfahrung als
Dialog mit der Wirklichkeit, 139–162.
66
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
62 Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft B 221 Anm. (Klammer-
zusatz von Kant).
63
Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft B 93.
64 Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft B 49 f.
65
Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft B 93.
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
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Kritik der praktischen Vernunft A 204 f.
67»Der Streit der Fakultäten«, Akademieausgabe VII, 84 (Klammerzusätze von
Kant).
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
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Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft B 101.
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
durch diese Formen bestimmte ist, muß ein dialogisches Modell der
Erfahrung treten, nach welchem durch die Formen unseres Anschau-
ens und Denkens ein Anspruch des Wirklichen zur Sprache kommt,
der »größer« ist, als daß er innerhalb dieser Formen angemessen zur
Sprache gebracht werden könnte, und der dadurch eine Umgestaltung
dieser Formen erzwingt. Unser Anschauen und Denken ist Antwort,
durch die wir einen Anspruch zur Sprache bringen, der diese unsere
Antwort zugleich als überbietungsbedürftig erweist. Auf neue Weise
beantwortet, kommt auch dieser Anspruch auf wiederum neue Weise
zur Sprache. Diesem dialogischen Charakter der Erfahrung entspricht
es, daß auch unser Anschauen und Denken eine Geschichte hat. Erst
eine Theorie der Erfahrung, die diese als Ergebnis eines solchen Dia-
logs mit der Wirklichkeit begreift, ist daher in der Lage, jene Aufgabe
zu erfüllen, für die Kant »eine Stelle im System offenhalten« wollte:
die Aufgabe, die »Geschichte der reinen Vernunft« zu erzählen. 69
Aber dieses dialogische Zur-Sprache-Bringen des je größeren
Anspruchs hat für jede Erfahrungsweise und die ihr korrespondieren-
de Erfahrungswelt eine eigene Gestalt. Die Weise, wie der Inhalt der
wissenschaftlichen Empirie eine Veränderung der Weisen wissen-
schaftlichen Anschauens und Begreifens erzwingt, ist von anderer
Art als die »Exorbitanz«, mit der der Inhalt der ästhetischen Erfah-
rung alles bisherige Anschauen und Begreifen aus dem Geleise wirft,
oder die unbedingte Verpflichtungskraft, mit der der Inhalt der sitt-
lichen Erfahrung alles Kalkül von Zwecken und Mitteln zunichte-
macht. Und von nochmals anderer Art ist die Weise, wie der Inhalt
der religiösen Erfahrung dem, der diese Erfahrung macht, deutlich
werden läßt, daß die »Herrlichkeit«, mit der das Heilige ihm begeg-
net, zugleich der »Mantel« ist, in den es sich vor seinen Augen ver-
hüllt. Der Dialog mit dem Wirklichen wird, um im Bilde zu bleiben,
auf jedem Felde der Erfahrung in einer eigenen Sprache geführt, d. h.,
er erfordert die Ausgestaltung je spezifischer Anschauungs- und
Denkformen. Und die Differenz der »Sachgebietssprachen«, die von
den Sprachforschern empirisch beschrieben werden kann, ist nur der
Ausdruck dieser »Vielsprachigkeit« jenes transzendentalen Dialogs,
auf der die Vielfalt der Erfahrungsweisen und Erfahrungswelten be-
ruht.
Dabei gibt es kein übergeordnetes Sprachsystem, als dessen Teil-
gebiete diese unterschiedlichen Sprachen begriffen werden könnten,
69
Kritik der reinen Vernunft A 852.
71
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
70 Wie die Idee des »höchsten Gutes«, wenn sie nicht durch Postulate von diesem
ihrem inneren Widerspruch befreit werden kann; vgl. Kritik der praktischen Vernunft
A 205.
71
Kritik der praktischen Vernunft A 205.
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
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C. Die transzendentale Kritik als Herausforderung an die Theologie
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Erfahrung als Dialog mit der Wirklichkeit, 685.
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
als Dialog, der mit der Weltwirklichkeit nur deshalb geführt werden
kann, weil er den Anspruch des Wirklichen als Gegenwartsgestalt
einer freien göttlichen Anrede entziffert.
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D. Aufgaben und erreichte Ergebnisse
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
oder unter dem Anspruch des Wirklichen, der alle bisher bewährten
Formen des Anschauens und Denkens aufbricht, zu verstummen.
Und wenn ihr dann, in verwandelter Weise, der Aufbau neuer Er-
fahrungskontexte gelingt, so erfährt sie dies als ein kontingentes,
nicht herbeizuzwingendes Ereignis. Auf solche Weise entsteht eine
Geschichte der sich im Dialog mit dem Wirklichen herausbildenden,
immer wieder bedrohten und gefährdeten, auf überraschende Weise
wiederhergestellten menschlichen Erfahrungsfähigkeit, die nicht auf
die Entscheidung einer einzigen Alternative beschränkt ist und
deswegen auch nicht zu einem einzigen Augenblick »zusammen-
schrumpft«.
Eine Transzendentalphilosophie solcher Art könnte dazu dienen,
auch die Geschichte Gottes mit den Menschen transzendental zu deu-
ten, also etwa Ereignisse wie die Zerstörung des Tempels oder auch
die Kreuzigung Jesu nicht nur als unverständliche Stupenda zu be-
greifen, die den religiösen Menschen nur überwältigen, weil sie im
Kontext der religiösen Erfahrung keine Stelle finden, sondern zu zei-
gen, wie an derartigen Ereignissen eine ganze Erfahrungswelt zum
Einsturz kommt und wie die Entstehung eines neuen Kontextes, in-
nerhalb dessen diese Ereignisse eine neue Antwort des Menschen
hervorrufen können, als unerzwingbares Faktum (theologisch ge-
sprochen: als Folge einer freien göttlichen Gnaden-Zuwendung) er-
fahren wird.
Auf den zweiten theologischen Einwand, den Vorwurf der Ent-
fremdung gegenüber der gesellschaftlichen Praxis, konnte in den hier
vorgetragenen Überlegungen nicht eingegangen werden. Hier muß
ein Hinweis genügen: Die Geschichte des menschlichen Anschauens
und Denkens, die sich aus dem Wechselverhältnis zwischen dem An-
spruch des Wirklichen und der von uns gegebenen Antwort ergibt,
schließt die Verknüpfung unseres je gegenwärtigen Erlebens mit er-
innerter Vergangenheit ein. Denn der Kontext einer Erfahrung wird
niemals im isolierten Augenblick, sondern stets nur in der Kontinui-
tät (oder auch erfahrenen Diskontinuität) erinnerter Geschichte auf-
gebaut. Diese Erinnerung aber greift über die Lebenszeit des Indivi-
duums zurück und ist mit einer Erwartung verknüpft, die über seine
individuelle Lebenserwartung hinausgreift. Deshalb ist die Geschich-
te, auf die transzendentalphilosophisch zu reflektieren ist, stets in die
Geschichte einer Überlieferungs- und Kommunikationsgemeinschaft
verwoben. Diese Gemeinschaft aber kommt nicht im rein theoreti-
schen Austausch von Meinungen und Argumenten zustande, son-
78
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D. Aufgaben und erreichte Ergebnisse
74Vgl. in meinem Buch Erfahrung als Dialog mit der Wirklichkeit den Abschnitt
»Intersubjektivität als Möglichkeitsbedingung der Erfahrung« (501–517) und die
Ausführungen zum Verhältnis von gruppen-immanentem und gruppen-übergreifen-
dem Dialog, insbesondere in der Begegnung von Kulturen (518–555).
79
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Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
druck einer Fähigkeit begriffen, die stets bedroht ist, sich dadurch als
kontingent erweist und nach ihrer »realen«, aller Tätigkeit des Sub-
jekts ermöglichend vorausgehenden Bedingung befragt werden kann,
auch wenn diese Bedingung nicht abseits von dieser unserer Tätig-
keit, sondern nur in ihr selbst wirksam wird. Es bleibt abzuwarten,
ob diese Antwort die Anhänger einer »realistischen« und deshalb der
Transzendentalphilosophie gegenüber skeptischen Philosophie be-
friedigt. 75
75 Ich habe in meinem Buche zu zeigen versucht, daß angesichts einer weiterentwik-
kelten Transzendentalphilosophie die ganze Debatte zwischen »Realisten« und »Idea-
listen« an eine Grenze stößt, jenseits derer sie gegenstandslos wird (»Idealismus und
Realismus – Sinn und Grenzen einer Diskussion«, Erfahrung als Dialog mit der
Wirklichkeit, 248–297).
80
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D. Aufgaben und erreichte Ergebnisse
könnte für die Theologen umso fruchtbarer sein, wenn diese philoso-
phische Theorie zugleich aufzeigen kann, daß der von uns beantwor-
tete Anspruch sich inmitten der Antwort, die wir geben, stets als der
»je größere« erweist und sich so von unseren bloß subjektiven Mei-
nungen unterscheidet.
Ein zweites Themenfeld kann durch die Frage nach der »Einheit
von Gottes- und Nächstenliebe« charakterisiert werden, also durch
die Frage, ob und wie die Rede von einer Liebe zu Gott, die nur in
der Liebe zum Nächsten (oder zu aller Kreatur) betätigt werden kann,
noch etwas anderes ist als eine Metapher, die der Nächstenliebe etwas
von religiöser Würde zu verschaffen versucht. Eine philosophische
Theorie, die die Möglichkeit, den Anspruch des Wirklichen zu ver-
nehmen, als kontingent und bedroht begreift und auf die postula-
torische Hoffnung gründet, die vielfältigen Weisen, wie uns das
Wirkliche in Anspruch nimmt, werden sich als Fülle von Gegen-
wartsgestalten einer göttlichen Zuwendung verstehen lassen, könnte
in dieser Hinsicht ein Gesprächsangebot an die Theologen sein. Und
dieses Gesprächsangebot könnte für die Theologen umso fruchtbarer
sein, wenn diese philosophische Theorie zugleich aufzeigen kann, daß
jene göttliche Zuwendung, die uns aus unserer Selbstverfangenheit
befreit, ein ungeschuldeter Ausdruck einer göttlichen Freiheit ist;
denn die Kontingenz unserer Erfahrungsfähigkeit kann nicht auf eine
ihrerseits notwendig wirkende, sondern nur auf eine frei handelnde
Bedingung zurückgeführt werden. (In diesem Sinne kann die hier
skizzierte Theorie sich die These Franz Rosenzweigs zu eigen ma-
chen, der Glaube an den einen Gott sei die »Schule des Zutrauens
auf die Erfahrung«, 76 weil wir sicher sein dürfen, in der verwirrenden
Vielfalt dessen, was uns in der Erfahrung begegnet und in Anspruch
nimmt, der einen Zuwendung des einen Gottes zu begegnen.)
Ein drittes Themenfeld kann durch die Frage »Glaube und Welt-
verantwortung« charakterisiert werden, also durch die Frage, ob und
wie die Glaubensbotschaft ihre Unverwechselbarkeit wahren und
gleichzeitig zeigen könne, daß sie über den engeren Rahmen »religiö-
ser« Fragen hinaus auch in »weltlichen« Zusammenhängen bedeut-
sam ist. Hier gilt es eine Alternative zu vermeiden, die heute vielfache
Diskussionen auslöst. Fragt man nämlich, was der Glaube »für das
Leben« bedeute, dann entsteht der Eindruck, er werde »funktionali-
stisch« auf diejenigen Impulse reduziert, die er anderen Gebieten des
76
F. Rosenzweig, »Das neue Denken«, in: Kleinere Schriften, Berlin 1937, 373–398.
81
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.
Erster Teil: Transzendentale Reflexion und Theologie
77 An dieser Stelle sei die Anmerkung gestattet, daß diese Debatte für solche Men-
schen, deren Leben durch religiöse Erfahrungen geprägt ist, wunderlich erscheinen
muß. Wenn wohlmeinende Prediger und Religionspädagogen meinen, die Frage be-
antworten zu müssen, was der Glaube »mit dem Leben zu tun habe«, dann klingt das
ebenso, als wenn man Liebende davon überzeugen müßte, daß ihre Liebe »etwas mit
dem Leben zu tun« habe. Der Glaube wie die Liebe gehören zur »Mitte des Lebens«,
sodaß man gar nicht angeben kann, was »Leben« bedeutet, wenn man den Glauben
oder die Liebe zunächst vom »Leben« unterscheidet, um dann nachträglich eine Be-
ziehung zwischen beiden nachzuweisen. Und wenn andererseits die Sorge geäußert
wird, durch die Aussage, der Glaube bzw. die Liebe bestimme alle übrigen Bereiche des
»Lebens«, werde der Glaube oder die Liebe »funktionalisiert«, dann erscheint diese
Sorge dem Glaubenden wie dem Liebenden ebenso verwunderlich. Ein Glaube bzw.
eine Liebe, deren Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit nur um den Preis ihrer
Funktionslosigkeit zu wahren wäre, hätte ihre unverwechselbare Eigenart offensicht-
lich schon verloren.
82
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.
D. Aufgaben und erreichte Ergebnisse
seits unter den Anspruch und die Zusage jener unverfügbar freien
Willensmacht stellt, deren Wirklichkeit in einer allgemeinen Theorie
der Erfahrung nur postuliert werden kann. 78 Die angemessene Ant-
wort, in der diese Begegnung vollzogen wird, ist freilich nicht der
Begriff, sondern der Name. Dessen Anrufung ist stets (im religiösen
wie im außerreligiösen Zusammenhang) diejenige Sprachhandlung,
durch die der Eintritt in eine Korrelation mit dem Angerufenen voll-
zogen wird. 79 Da es sich aber in diesem speziellen Fall um den Eintritt
in jene Korrelation handelt, die die menschliche Erfahrungsfähigkeit
im Ganzen vor ihrer sonst drohenden Selbstauflösung bewahrt, ist
damit die universelle Bedeutung dieser speziellen Sprachhandlung
erwiesen. Und wenn die Offenbarung primär als »Revelatio nominis«
verstanden werden kann (vgl. Joh 17,6.26), die dem Menschen den
Eintritt in die Gottesbeziehung möglich macht, dann hat auch das
Zeugnis von dieser Offenbarung, wie es in Schrift und Predigt ge-
geben wird, gerade um seiner unverwechselbaren Eigenart willen
universale Bedeutung für alle Bereiche menschlichen Erfahrens.
Die Beispiele mögen genügen, um deutlich zu machen: Der The-
menfelder für ein Gespräch zwischen einer weiterentwickelten Tran-
szendentalphilosophie und der Theologie gibt es genug. Das Gespräch
zwischen beiden ist daher noch nicht zu Ende. Ja, es steht zu hoffen,
daß es, in neuer Gestalt, erst noch bevorsteht.
das Wort. Zum Religionsverständnis bei Hermann Cohen und Franz Rosenzweig«, in:
Zeitschr. f. Theologie und Kirche 78 (1981), 57–89, und »Adiutorium nostrum in
nomine Domini«, in: Lebendiges Zeugnis 43 (1988), 26–40.
83
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.
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.
Zweiter Teil:
Transzendentalphilosophie und
Theologie 80
80Überarbeitete Fassung eines am 26. Februar 2016 im Rahmen der Tagung »Welche
Philosophie braucht die Theologie?« in Niederaltaich gehaltenen Vortrags.
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.
A. Christliche Philosophie und neuzeitliche
Subjektivität – oder: Die späte Trauer um
einen »überwundenen Feind«?
81
Vgl. zu diesem Abschnitt und zu den beiden folgenden mein Buch Die Wechsel-
beziehungen zwischen Philosophie und katholischer Theologie, Darmstadt 1980.
82
Prolegomena A 3.
87
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.
Zweiter Teil: Transzendentalphilosophie und Theologie
den ist, so findet man ihn darin, daß die neuzeitliche Philosophie vom
Subjekt ausgeht; dieses wird in der Erfahrung seiner häufigen Irr-
tümer und in dem daraus resultierenden Entschluß zum metho-
dischen Zweifel auf sich selbst zurückgeworfen und erklärt in einem
zweiten Schritt das Selbstbewußtsein zum »fundamentum inconcus-
sum« allen Erkennens. Deshalb überträgt sie dem je einzelnen Phi-
losophierenden die Verantwortung für die Unterscheidung des Wah-
ren und Falschen. Freilich kann das Individuum diese Verantwortung
nur wahrnehmen, wenn es sich »auf den Standpunkt der allgemeinen
Menschenvernunft erhebt«. Diese Vernunft wirkt in jedem Indivi-
duum und unterwirft es zugleich seiner absoluten Gesetzgebung.
Traditionen dagegen unterliegen dem Verdacht, daß sie das Indivi-
duum dazu verleiten, sich freiwillig fremden Autoritäten zu unter-
werfen und so in »selbstverschuldete Unmündigkeit« zu geraten.
Aus der Sicht der »christlichen Philosophen« ergab sich dann
folgende Gegenübersetzung: Neuzeitliche Philosophie ist »Philoso-
phie der Subjektivität«, während die »Philosophia perennis« es auf
das objektiv Gültige abgesehen hat, das von der Differenz der Sub-
jekte unabhängig bleibt und sich daher als das Beständige im Wechsel
der geschichtlichen Epochen bewährt. Das ausgezeichnete Beispiel
einer solchen »Philosophia perennis« aber schien die in einer leben-
digen Tradition weiterentwickelte aristotelische Metaphysik zu sein.
Christliche Philosophie, die in formaler Hinsicht »scholastisch« sein
und dadurch zur »Philosophie perennis« werden wolle, müsse des-
wegen, inhaltlich gesehen, Fortbildung der Tradition aristotelischen
Philosophierens sein. Diese galt als die normative Gestalt »christ-
lichen Philosophierens«. Denn der Wille zur Objektivität, so argu-
mentierte man weiterhin, sei notwendig, wenn die Philosophie »Vor-
hof des Glaubens« (Praeambula Fidei) sein soll. Der Glaube nämlich
ist freie Zustimmung zur objektiven Wahrheit der Verkündigung, zu
einer Wahrheit, die nicht durch die Akte des Subjekts »konstituiert«
wird, sondern von all dieser Tätigkeit unabhängig, ihr vorgegeben
und für sie maßgebend ist.
Es ist hier nicht der Ort, um die Frage zu erörtern, ob diese Ge-
genüberstellung geeignet ist, der Eigenart neuzeitlichen Philosophie-
rens Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Ebensowenig kann an die-
ser Stelle die Frage erörtert werden, ob es andere Weisen gibt, eine
»christliche Philosophie« zustande zu bringen als die Weiterführung
der aristotelischen Tradition. Was es hier festzuhalten gilt, ist nur: Es
gab und gibt bis heute ein weit verbreitetes Verständnis, wonach
88
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A. Christliche Philosophie und neuzeitliche Subjektivität
83
Enzyklika Pascendi Dominici gregis, 636 f.
89
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.
Zweiter Teil: Transzendentalphilosophie und Theologie
84
Vgl. H. Fries, Die katholische Religionsphilosophie der Gegenwart. Der Einfluß
Max Schelers auf ihre Formen und Gestalten. Eine problemgeschichtliche Studie,
Heidelberg 1949.
90
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A. Christliche Philosophie und neuzeitliche Subjektivität
91
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Zweiter Teil: Transzendentalphilosophie und Theologie
85 Vgl. den »Brief über den Humanismus« und vor allem die aus dem Nachlaß edier-
ten Vorlesungen »Metaphysik und Nihilismus«, in: Gesamtausgabe, Bd. 67.
92
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A. Christliche Philosophie und neuzeitliche Subjektivität
86
Vgl. dazu den Sammelband Kant und die Scholastik heute, mit dem die Philo-
sophische Fakultät der Jesuiten in Pullach bei München im Jahre 1955 die Reihe
Pullacher philosophische Forschungen eröffnet hat.
93
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Zweiter Teil: Transzendentalphilosophie und Theologie
87
Vgl. La svolta antropologica di Karl Rahner.
94
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A. Christliche Philosophie und neuzeitliche Subjektivität
nun der Anschein, sie habe ihren Gegner verloren. Dieser Gegner sei
zwar nicht durch die Argumente der christlichen Philosophen zum
Verschwinden gebracht worden; aber die christliche Philosophie habe
sich gegen diesen Gegner wenigstens so lange zur Wehr gesetzt, bis
dieser aus ganz anderen Gründen vom Schlachtfeld verschwand.
Denn wenn das Subjekt »tot« ist, ist auch die »Philosophie der Sub-
jektivität« ohne Gegenstand.
Doch konnte über diesen »Tod des Gegners« keine Freude auf-
kommen. Denn wenn sich wirklich der »Tod des Subjekts« feststellen
ließe, wären auch die Begriffe der Freiheit und der sittlichen Verant-
wortung gegenstandslos geworden. Dann aber wäre auch die theo-
logische Rede von einer »freien Glaubensentscheidung« und von der
»Freiheit eines Christenmenschen« ein bloßer Nachklang einer ver-
gangenen Zeit. Und so wurde unversehens, in einer Art von »verspä-
teter Trauer«, die Rehabilitierung des Subjekts und damit auch die
Wiederbegründung einer Philosophie, die dieses Subjekt zum Thema
hat, zu einer vordringlichen Aufgabe der christlichen Philosophie.
Damit wurde ein Vorgang eingeleitet, den man (um einen Ter-
minus aus der politischen Geschichte des 18. Jahrhunderts auf eine
philosophische Situation des 21. Jahrhunderts anzuwenden) als
»Changement des alliances« bezeichnen könnte: Man suchte seine
Verbündeten nun nicht mehr unter den Kritikern der neuzeitlichen
Subjektivitätsphilosophie, sondern unter ihren Vertretern. 88
Dabei entstand die Frage, wie eine christliche Philosophie in dem
neuen Streit um die Subjektivität ihre Position finden könne. Kann
man die »Rettung des Subjekts« mit der traditionellen Kritik an aller
Subjektivitätsphilosophie vereinbaren? Es ist nun diese Frage, die die
Auseinandersetzung mit den jüngeren Richtungen des »Post-Struk-
turalismus« als lohnende Aufgabe erscheinen ließ.
95
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Zweiter Teil: Transzendentalphilosophie und Theologie
5. »Strukturalismus«, »Post-Strukturalismus«,
»Post-Moderne«
a) »Strukturalismus«
96
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A. Christliche Philosophie und neuzeitliche Subjektivität
b) »Post-Strukturalismus«
97
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Zweiter Teil: Transzendentalphilosophie und Theologie
98
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A. Christliche Philosophie und neuzeitliche Subjektivität
gegen die »Dichte und Fremdartigkeit der Welt« durch unsere selbst-
hervorgebrachten Bilder und Gestalten abzuschirmen, oder schließ-
lich in einer Intentionalität, die alles, auch das Antlitz des Anderen,
zu ihren »Gegenständen« macht: In jedem Falle kann dieser Herr-
schaftswille nur gebrochen werden durch Aufsprengung der Struktu-
ren, in die das Subjekt die Wirklichkeit, die sich ihm zeigt, hinein-
zuzwingen versucht. Und insofern haben die genannten Formen der
Subjektivitäts-Kritik einen »Post-Strukturalismus« vorbereitet, des-
sen wichtigste Methode mit dem Terminus »Dekomposition« be-
zeichnet werden kann.
c) »Post-Moderne«
99
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Zweiter Teil: Transzendentalphilosophie und Theologie
des Subjekts« und damit das Ende aller sittlichen Verantwortung und
aller Freiheit des Glaubens verbunden? Oder gibt es Möglichkeiten
eines »post-modernen« Verständnisses von Subjektivität, Verantwor-
tung und Freiheit? Kündigt sich hier eine Möglichkeit an, die neu-
zeitliche »Philosophie der Subjektivität« zu überwinden, ohne dem
Subjekt als solchem endgültig den Abschied zu geben? Ergeben sich
daraus neue Möglichkeiten einer christlichen Philosophie? Und las-
sen sich solche Möglichkeiten gerade bei denjenigen Denkern finden,
die als die Protagonisten eines »post-strukturalistischen« und in die-
sem Sinne »postmodernen« Denkens aufgetreten sind?
Es ist also die hier geschilderte philosophiehistorische Situation,
aus der heraus die Fragestellung: »Tod des Subjekts? Poststrukturali-
stisches Denken und christliche Philosophie« zu begreifen ist. Aus
dieser Fragestellung ergeben sich Einzelthemen wie »Foucault – Sub-
jektivität – Theologie« oder die entsprechende Fragestellung mit Be-
zug auf Derrida oder Foucault. Davon handeln die in diesem Bande
vereinigten Beiträge kompetenter Autoren.
b) Das gilt zunächst für die »Philosophie der Subjektivität«, die für
das Denken der Neuzeit bestimmend ist bzw., falls man das Ende der
Neuzeit für gekommen hält, bestimmend gewesen ist. Es gilt aber
100
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A. Christliche Philosophie und neuzeitliche Subjektivität
101
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Zweiter Teil: Transzendentalphilosophie und Theologie
102
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A. Christliche Philosophie und neuzeitliche Subjektivität
h) Wiederum ist hier nicht der Ort, um auszuführen, was ich an an-
derer Stelle ausgeführt habe, was aber hier wenigstens angedeutet
werden soll: Es ist eine solche weiterentwickelte Transzendentalphi-
losophie, von der aus auch eine neue Weise der »christlichen Philoso-
phie« entwickelt werden kann. Es wird eine Philosophie sein, die den
Mut des Subjekts rechtfertigt, sich dem Anspruch des Seienden auch
dann auszusetzen, wenn dieser Anspruch immer neu die Formen sei-
nes Anschauens und Denkens zerbricht. Es wird, knapper gesagt, eine
Philosophie sein, die den Mut zur Erfahrung auf eine Hoffnung
gründet, die sich, wie das stets die Eigenart der Hoffnung ist, von aller
Anmaßung des Subjekts ebenso unterscheidet wie von seiner Ver-
zweiflung. Und es wird eine Philosophie sein, die den Rechtferti-
gungsgrund einer solchen »transzendentalen«, d. h. Erfahrung er-
möglichenden Hoffnung darin findet, daß sie in dem »je größeren«
Anspruch der Dinge, der allen Herrschaftswillen der Vernunft als
illusorisch erweist, die Gegenwarts- und Erscheinungsgestalt des
»Deus semper maior« erkennt – eines Gottes, der, mit einem Wort
aus dem Hymnus der alttestamentlichen Channah gesprochen, nicht
nur »tötet«, sondern eben dadurch »lebendig macht« (1 Sam 2,6).
103
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B. Braucht die Theologie irgendeine Art von
Transzendentalphilosophie – und welche
(die kantische oder eine über Kant hinaus
entwickelte Transzendentalphilosophie)?
105
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Zweiter Teil: Transzendentalphilosophie und Theologie
106
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B. Braucht die Theologie irgendeine Art von Transzendentalphilosophie?
107
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C. Die transzendentalphilosophische Frage
und die Vielfalt der Wege zu ihrer
Beantwortung
93
Kritik der reinen Vernunft B 113 ff.
109
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Zweiter Teil: Transzendentalphilosophie und Theologie
künder des Glaubens von Gott spricht, hat immer schon, meist, ohne
es zu beachten, von der Bedingung gesprochen, die alle unsere Aus-
sagen über unsere Erfahrungswelt möglich macht.
110
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C. Die transzendentalphilosophische Frage
Es gibt vor allem zwei Bedenken gegen den Versuch, gerade der kan-
tischen Philosophie Kriterien entnehmen zu wollen, an denen die ob-
jektive Geltung von Glaubensaussagen erkannt werden kann. Denn
erstens hat Kant von der Philosophie gefordert, »den stolzen Namen
einer Ontologie abzulegen und den bescheidenen einer Analytik des
Verstandes anzunehmen«. 94 Vertreter der klassischen Onto-Theo-
logie kommen daher zu dem Urteil, Kant habe »dem Menschen den
Weg zu Gott von seiten des Verstandes verschlossen«. 95 Zweitens
aber scheint weder für die klassische Ontologie noch für die kantisch
verstandene Transzendentalphilosophie die Geschichte eine wesent-
liche Rolle zu spielen. Dann aber scheint eine solche Philosophie nicht
111
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Zweiter Teil: Transzendentalphilosophie und Theologie
96
Opus postumum, 7. Konvolut, Blatt 5.
112
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C. Die transzendentalphilosophische Frage
Als eine solche über Kant hinaus weiterentwickelte Form der Tran-
szendentalphilosophie muß Husserls Phänomenologie verstanden
werden. An dieser Stelle kommt es nur darauf an, in Erinnerung zu
behalten, daß Husserl seine Phänomenologie als eine Frucht transzen-
dentalen Denkens versteht. »Ohne die Eigenart transzendentaler Ein-
stellung aufgefaßt […] zu haben, mag man zwar das Wort Phäno-
menologie gebrauchen, die Sache hat man nicht«. 98
Für das »Grundgesetz« seiner Phänomenologie hat Husserl
mehrere Formulierungen angeboten. Eine davon lautet: »Jeder Re-
gion und Kategorie prätendierter Gegenstände entspricht phäno-
menologisch […] eine Grundart von originär gebendem Bewußt-
sein«. 99 Die transzendentale Frage »Wie muß ich anschauen und
denken, wenn mir Gegenstände gegenübertreten sollen?« nimmt in
der Phänomenologie folgende Form an: Auf welche spezifische Art
muß ich anschauen und denken, wenn ich hoffen will, daß mir da-
durch ein originärer Zugang zu einer bestimmten Art von Gegen-
ständen aufgeschlossen wird?
»Braucht« die Theologie eine so verstandene Transzendentalphi-
losophie? Das scheint immer dann der Fall zu sein, wenn die Glau-
benden einem »Monopol-Anspruch« der empirischen Wissenschaft
97
Kritik der reinen Vernunft A 852.
98 E. Husserl, Ideen I, 200.
99
Ideen I, 321.
113
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Zweiter Teil: Transzendentalphilosophie und Theologie
114
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C. Die transzendentalphilosophische Frage
115
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D. Vorschlag einer neuen Gestalt der
Transzendentalphilosophie als Angebot an
die Theologie – Bausteine zu einem
Programm
1) Es führt kein Weg an Kant vorbei. Denn seine Einsicht, daß alles
Anschauen und Begreifen ein aktives Gestalten der Gegenstände ein-
schließt, kann nicht rückgängig gemacht werden.
4) Das setzt voraus, daß das Verhältnis des Subjekts zu seinen Gegen-
ständen nicht einseitig als Gesetzgebung, sondern wechselseitig als
Dialog gedacht wird. Unser Anschauen und Denken antwortet auf
einen Anspruch des Wirklichen, indem es ihm Kontexte bereitstellt,
innerhalb derer der zunächst unbestimmte Impuls dieses Anspruchs
inhaltlich näher bestimmt werden kann. Der Gegenstand seinerseits
antwortet auf diesen unseren Versuch, seinen Anspruch zur Sprache
zu bringen, indem er sich immer wieder aus den von uns vorgezeich-
neten Kontexten befreit und so unserem Anschauen und Denken in
widerständigem Eigenstand gegenübertritt. So zeigt er an, daß er
zwar von uns angeschaut und gedacht sein »will«, aber sich nicht
darin erschöpft, der von uns angeschaute und gedachte zu sein. Aus
dem geordneten Gefüge dessen, was wir anschauen und denken,
taucht der Gegenstand immer wieder in jener »Dichte und Fremd-
117
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Zweiter Teil: Transzendentalphilosophie und Theologie
artigkeit« auf, durch die er anzeigt: Sein Anspruch ist »immer grö-
ßer« als unsere Antwort, obgleich er immer nur in dieser unserer
Antwort zur Sprache kommen kann: als das in unserer Antwort wirk-
same geschichtlich vorantreibende Moment.
5) Der so verstandene Dialog des Subjekts mit seinen Objekten ist die
Bedingung dafür, daß verschiedene Subjekte untereinander einen
Dialog über die gleiche Sache führen können. Über eine Sache spre-
chen heißt: den Anspruch der Sache an neue Hörer weitergeben,
damit diese ihn auf neue Weise beantworten können. Was wir am
Dialog unter Menschen als geschichtlich vorantreibendes Wechsel-
verhältnis von Sprache und Rede (langue et parole) beobachten, ist
der empirisch erfaßbare Niederschlag des transzendentalen Verhält-
nisses zwischen dem Anspruch der Sache und der Sprache, zu der wir
ihn bringen, damit er in dieser Sprache vernehmbar gemacht werden
kann. Unter dem je größeren Anspruch der Sache wird aber die
Sprache, in der wir diesen Anspruch beantworten, immer wieder zur
Umgestaltung genötigt.
118
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D. Vorschlag einer neuen Gestalt der Transzendentalphilosophie
119
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Anhänge
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Markus Enders
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Anhänge
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Ein Nachwort und ein Nachruf
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Anhänge
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Ein Nachwort und ein Nachruf
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Anhänge
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Ein Nachwort und ein Nachruf
Die erste These lautet: »Es gibt kein rein passives Hinnehmen,
sondern stets nur ›verarbeitete Information‹« (S. 35). Dies bedeute,
dass die Gegenstände unseres Anschauens, Begreifens und Wahrneh-
mens »schon das Produkt unserer gestaltenden Tätigkeit« (S. 36) sei-
en; zu ergänzen wäre hier allerdings, dass die Gegenstände unseres
Anschauens, Begreifens und Wahrnehmens das Produkt unserer ge-
staltenden Tätigkeit und der Einwirkung dieser Gegenstände auf un-
sere Anschauung und unser Begreifen seien. Unter dieser Vorausset-
zung aber stellt sich die Frage: Wie können aus der Eigentätigkeit
unseres Anschauens und Denkens nicht nur subjektive Vorstellungen
von Gegenständen, sondern auch die Gegenstände selbst hervor-
gehen, »die uns mit Maßgeblichkeit gegenübertreten und den Maß-
stab bilden, an dem wahre von falschen Urteilen unterschieden wer-
den können« (ebd.)? Schaeffler konzediert, dass Kant für diese Frage
keine befriedigende Antwort bereithält, wenn er sagt, dass »die voll-
endete Synthesis, die das Mannigfaltige unserer Anschauungs-Inhal-
te zur Einheit bringt, das hinlängliche Kriterium dafür sei, daß wir es
nun mit Gegenständen (Objekten) und ihrer Objektivität (Maßgeb-
lichkeit für unser Urteil) und nicht bloß mit unseren subjektiven
Meinungen über sie zu tun haben« (ebd.). Vielmehr müsse für eine
Begründung dieser Maßgeblichkeit unserer Erkenntnisgegenstände
für unsere Urteile über diese eine Widerständigkeit derselben gegen-
über unserem subjektiven Meinen angenommen werden (vgl. S. 37).
Diese Widerständigkeit aber widerfahre unserem subjektiven Meinen
»nicht ›von außen‹, sondern in unserem Anschauen und Denken
selbst, als ein inneres Moment unserer Selbsttätigkeit« (ebd.). Auf
diese (subjektivistische) Annahme dürfte jedoch entgegnet werden
können, dass die Widerständigkeit des Gegenstandes sich nicht nur
aus unserem eigenen Anschauen und Denken ergeben kann, sondern
ebenso und ursprünglich aus der Einwirkung des Wahrnehmungs-
bzw. Erkenntnisgegenstandes auf unsere Wahrnehmung und Er-
kenntnis resultieren muss. Denn für eine solche Widerständigkeit
muss deshalb eine Einwirkung des Gegenstandes auf unsere Wahr-
nehmung angenommen und vorausgesetzt werden, weil es sonst kei-
nen zureichenden Grund für diese Widerständigkeit geben könnte.
Denn wir können, um mit Schaefflers eigenen Worten zu sprechen,
nur dann »sehen, daß es am Gegenstand mehr zu sehen gibt, als wir
sehen« (ebd.), und wir können nur dann »begreifen, daß es am Ge-
genstand mehr zu begreifen gibt, als wir begreifen« (ebd.), wenn uns
der Gegenstand in seiner Objektivität zumindest etwas von sich zeigt
129
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.
Anhänge
bzw. enthüllt, wenn also auch eine Einwirkung des Gegenstandes auf
unser Wahrnehmungs- und Erkenntnisvermögen stattfindet bzw.
wenn dieses eine Rezeptivität für seine Wahrnehmungs- und Er-
kenntnisgegenstände besitzt. Leider können wir der »transzendental-
philosophischen Grundeinsicht« (S. 36) nach Schaeffler die Attestie-
rung dieser Einseitigkeit nicht ersparen. Dass diese »Grundeinsicht«
eine erhebliche Relevanz auch für die christliche Theologie besitzt,
zeigt Schaeffler im Folgenden: Denn die beiden Testamente der
christlichen Bibel enthalten nach christlichem Verständnis das Got-
teswort nicht als ein verbal inspiriertes (wie etwa der Koran im isla-
mischen Glauben), sondern nur als ein »Gotteswort im Menschen-
wort« (vgl. S. 37), mit anderen Worten: Die (christliche) Theologie
bedürfe »einer Theorie, die begreiflich macht, wie das menschliche
Wort einen Anspruch und eine Zusage vernehmbar macht, die sich
nicht darin erschöpft, Menschenwort zu sein« (ebd.). Die christliche
Theologie könne daher ohne die transzendentale Methode kein an-
gemessenes Verständnis davon gewinnen, wie das Wort Gottes sich
in Menschenwort ausdrücken und mitteilen kann; sie dürfe aber auch
nicht Kants Lösung des Problems, wie wir wahre Erkenntnisse von
objektiven Sachverhalten gewinnen können, sich zu eigen machen,
nach der die vollendete Synthesis, die das Mannigfaltige unserer An-
schauungs-Inhalte zur Einheit bringt, das hinlängliche Kriterium da-
für sei, dass wir es mit Gegenständen (Objekten) und ihrer Objekti-
vität (Maßgeblichkeit für unser Urteil) und nicht bloß mit unseren
subjektiven Meinungen über sie zu tun haben (vgl. S. 36). Aus dieser
Problemkonstellation leitet Schaeffler die Schlussfolgerung ab, dass
die (christliche) Theologie an der Weiterentwicklung der transzen-
dentalen Methode zu einer Theorie der Erfahrung als Dialog mit der
Wirklichkeit aktiv teilnehmen müsse (vgl. S. 38 f.).
Die zweite These Schaefflers zur Herausforderung der transzen-
dentalen Kritik an die (christliche) Theologie lautet: »Die Welt und
das eigene Ich sind uns nicht gegeben, sondern aufgegeben« (S. 39).
In seiner näheren Erläuterung dieser These behauptet Schaeffler, dass
sowohl die einzelnen (Erkenntnis-)Gegenstände erst aus der Tätigkeit
unseres Anschauens und Denkens hervorgehen, als auch das Ganze
aller möglichen und wirklichen Gegenstände, die Welt, unserer Er-
kenntnistätigkeit nicht vorgegeben, sondern nur ihr aufgegeben sei
(vgl. S. 39 f.). Hierzu können wir wie folgt Stellung nehmen: Es ist
zwar richtig, dass die Welt als die Vorstellung des Ganzen raum-zeit-
licher und kausaler Beziehungen einen Grenz- bzw. einen Zielbegriff
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Ein Nachwort und ein Nachruf
von der Erfüllung einer Aufgabe darstellt, den wir antizipierend bil-
den, um diese Aufgabe Schritt für Schritt in Angriff nehmen zu kön-
nen; und damit besitzt der Weltbegriff in der Tat den Charakter einer
Idee im Sinne eines postulatorischen Vernunftbegriffs und ist uns
Menschen insofern aufgegeben; das ändert aber nichts daran, dass
unserer Erkenntnis Innerweltliches immer auch gegeben sein muss,
um in seiner Objektivität überhaupt erkannt werden zu können. Da-
mit Innerweltliches überhaupt gegeben sein kann, muss »Welt« aber
immer schon zumindest als Idee vorausgesetzt werden, ohne von uns
gegenständlich adäquat erfasst werden zu können. Schaeffler meint
nun, auch das »Ich denke« habe denselben Charakter eines postulato-
rischen Vernunftbegriffs wie die Welt (vgl. S. 40). Das dürfte aller-
dings sowohl im Sinne Kants als auch sachlich unzutreffend sein.
Denn nach Kant ist die Einheit des Selbstbewusstseins eine notwen-
dige Bedingung dafür, dass vom Erkenntnissubjekt dessen Vorstel-
lungen als eigene überhaupt gewusst werden können; deshalb muss
diese transzendentale Apperzeption des Bewusstseins qua Selbst-
bewusstsein auch real gegeben und nicht bloß aufgegeben sein. Weil
aber Schaeffler davon ausgeht, dass weder die Welt noch das Ich etwas
Gegebenes seien, hält er die positive Bestimmung beider Begriffe für
eine noch zu bewältigende Aufgabe (vgl. ebd.). Dann fährt Schaeffler
mit der Behauptung fort, dass unser Anschauen und Denken den An-
spruch des Wirklichen erst vernehmbar mache, der zu einer Umge-
staltung unserer Anschauung und unseres Denkens nötige, und leitet
daraus den dialogischen Charakter der Erfahrung ab (vgl. S. 41). Die-
se Überzeugung verdient m. E. ungeteilte Zustimmung, steht aber in
einem sachlichen Widerspruch zu seiner vorherigen Annahme vom
rein produktiven Charakter unserer Anschauung und Erkenntnis.
Und aus dieser seiner Überzeugung vom dialogischen Charakter der
menschlichen Erfahrung leitet Schaeffler schließlich die Notwendig-
keit einer Weiterentwicklung der Transzendentalphilosophie zu einer
Theorie der Erfahrung als Dialog mit der Wirklichkeit ab (vgl.
S. 41 f.). In einem nächsten Argumentationsschritt setzt Schaeffler
die »Einheit des Ich« (der transzendentalen Apperzeption des Be-
wusstseins als Selbstbewusstsein) mit der im biblischen Gebot der
Gottesliebe (vgl. Dtn 6,5) gemeinten Ganzheit der Person und ihren
Kräften gleich (vgl. S. 42). Diese Einheit sei nicht vorgegeben, son-
dern aufgegeben und werde nur in der ungeteilten liebenden Hingabe
an Gott als den Einen und Einzigen erreicht (vgl. ebd.) Diese Gleich-
setzung trifft sachlich jedoch nicht zu, weshalb in der Selbstfindung
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durch Selbsthingabe auch nicht die Einheit des Ich gefunden wird, wie
Schaeffler insinuiert, sondern das persönliche Ideal bzw. die Ideal-
gestalt des eigenen Seins. Gleichwohl votiert Schaeffler im Anschluss
an Kants Lehre von den postulatorischen Vernunftbegriffen für eine
Transzendentalphilosophie, welche »die geordnete Ganzheit der Welt
und die Einheit des Ich nicht als gegeben, sondern als aufgegeben
begreift« (S. 43). Eine solche Transzendentalphilosophie entziehe
dem kosmologischen Gottesbeweis seine Grundlage (vgl. ebd.). Wäh-
rend dieser nämlich Gott als Erstursache alles Gegebenen bestimme,
verstehe die weiterentwickelte Transzendentalphilosophie und in de-
ren Gefolge Schaefflers eigene Transzendentaltheologie Gott aus-
schließlich als Zielperspektive alles Aufgegebenen (vgl. ebd.). Deshalb
wird nach Schaeffler nicht das Factum, sondern das Faciendum »zur
primären Gestalt für die Selbstkundgabe Gottes« (ebd.). In Wahrheit
ist Gott jedoch beides zugleich, d. h. sowohl Erstursache alles Gege-
benen als auch und zugleich Zielperspektive alles Aufgegebenen, so-
dass zwischen diesen beiden Bestimmungen Gottes nicht der von
Schaefflers Transzendentaltheologie konstruierte Gegensatz besteht.
Und wenn Schaeffler die kausative Bedeutung des hebräischen Hiphil
in seiner Anwendung auf Gott in biblischen Sätzen wie »Gott ist der-
jenige, der ›macht, daß wir aus Ägypten gehen konnten und können‹«
(S. 43), als einen Beleg für seine These anführt, dass das biblische
Verständnis von Gott diesen nicht in der Rückfrage nach der Erst-
ursache alles Gegebenen suche, sondern in der Zielperspektive alles
Aufgegebenen finde, dann müssen dieser These erstens jene bib-
lischen Sätze entgegengehalten werden, die Gott z. B. als Schöpfer
des Himmels und der Erde, beginnend mit Gen 1,1, zum Ausdruck
bringen, und es muss zweitens eingewandt werden, dass solche Sätze
als biblische Belege für die genannte These Schaefflers ungeeignet
sind. Denn sie erweisen nicht das Faciendum als die primäre Gestalt
der biblischen Selbstkundgabe Gottes. Mit dieser transzendental-
philosophischen Gotteslehre stimme Kants Verständnis von Religion
als die »Erkenntnis unserer [sittlichen] Pflichten als göttlicher Gebo-
te« (I. Kant, Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft
B 229) überein. Und weil Kant die sittlichen Pflichten als die »je kon-
kreten Gestalten der Selbstgesetzgebung der Vernunft verstanden«
(S. 44) habe, sei diese Selbstgesetzgebung der menschlichen Vernunft
die Erscheinungsgestalt der göttlichen Gesetzgebung, die unserer
Vernunft das Sittengesetz und das Naturgesetz gegeben habe (vgl.
ebd.). Daher begegneten wir sowohl in der sittlichen Erfahrung als
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machen sollen? Für Kant schien die Antwort klar: Sie muß, um ob-
jektive Geltung ihrer theoretischen und praktischen Erkenntnisse zu
erreichen, die Differenz der individuellen Subjekte gleichgültig ma-
chen. Dies ist in der Tat für die (im neuzeitlichen Sinne) verstandene
Wissenschaft das Ideal der Vernunfttätigkeit« (ebd.). Dieser wichti-
gen Frage verleiht unser Autor auch die folgende Fassung: »Wie muß
die Vernunft ihre Selbstgesetzgebung begreifen, wenn sie dadurch
Erfahrungen möglich machen soll, in denen die Gegenstände ihren
Maßgeblichkeitsanspruch gegenüber allen subjektiven Wünschen
und Neigungen der Individuen geltend machen können?« (S. 47 f.).
Diese Frage wendet Schaeffler sogleich auch auf die religiöse Erfah-
rung von Menschen an: »Auf welche Weise muß die Vernunft tätig
werden, wenn sie die Subjektivität religiöser Erlebnisse und Vorstel-
lungen in Inhalte objektiv gültiger religiöser Erfahrungen transfor-
mieren soll, d. h. in Erscheinungsgestalten für den Anspruch, den
das Heilige gegenüber dem erfahrenden Subjekt geltend macht?«
(S. 48). Doch wie kann dem Eigenvermögen der menschlichen Ver-
nunft eine solche Transformation gelingen? Ist diese damit nicht
überfordert? Diese transzendentalphilosophische Forderung gelte da-
her auch für die Rede des Menschen von Gott. Auch diese müsse sich
»dadurch ausweisen, daß sie dem Interesse der Vernunft an Freiheit
entspricht« (ebd.), weil Freiheit zur Natur des Menschen gehöre und
weil Gottes Gebot und Zusage nur den freien Menschen in Anspruch
nehme. Erst die Freiheit der Vernunft mache daher die religiöse Er-
fahrung und Begegnung mit dem Maßgeblichkeitsanspruch des Hei-
ligen möglich (vgl. ebd.). Schaeffler sieht allerdings durchaus die rea-
le Gefahr einer Erfahrungsresistenz des transzendentalen Denkens,
für die er den Dialektischen Materialismus als ein geschichtliches Bei-
spiel anführt (vgl. S. 49). Um genau dieser Gefahr zu entkommen
bzw. um dem Anspruchs- und Maßgeblichkeitscharakter der objek-
tiven Wirklichkeit für das menschliche Erkennen gerecht werden zu
können, formuliert er daher: »Nur eine Theorie, die die Erfahrung als
Dialog zwischen dem Anspruch des Wirklichen und der Antwort
begreift, die wir in unserem Anschauen und Denken auf diesen
Anspruch geben, wird dem immer wieder überraschenden, vorantrei-
benden Charakter der Erfahrung gerecht, die nicht nur unsere bis
dahin bewährten Überzeugungen, sondern schon unsere Frage-
stellungen immer wieder als korrekturbedürftig erweist« (S. 50).
Diesem Erfordernis für eine angemessene Theorie der menschlichen
Erfahrung kann man vernünftigerweise nur zustimmen. Es steht
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ben, der auch das Naturgesetz gegeben hat. Dann kann man hoffen,
daß ein ›moralischer Urheber der Natur‹ deren Kausalreihen so ge-
ordnet habe, daß wenigstens am Ende aller Kausalreihen diejenigen
glücklich sein werden, die es verdient haben. Da diese Übereinstim-
mung von ›Glückwürdigkeit‹ und Glückseligkeit in diesem Leben bis
zu seinem Ende offensichtlich nicht eintritt, setzt die soeben erwähn-
te Hoffnung zugleich die Annahme eines künftigen Lebens nach dem
Tode, also die Unsterblichkeit der Seele, voraus« (ebd.). In seinen spä-
teren Schriften, insbesondere in seiner Religionsschrift, habe Kant
eine andere Auflösung der Vernunftdialektik gesucht, nachdem er
diese insofern verschärft hatte, als der Zweck des Sittengesetzes durch
unsere moralische Anstrengung nicht erreicht werden könne (vgl.
S. 66). Daher sei Kant zu einer »›Deduktion der Idee einer Rechtfer-
tigung‹, d. h. zu einer philosophischen Aneignung der paulinischen
Lehre von der Rechtfertigung des Sünders und ihrer reformatori-
schen Auslegung« (ebd.), aber auch zu der Frage gekommen, »wie
die ›Zueignung‹ dieser ›fremden Gerechtigkeit‹ zu denken sei, ohne
daß dadurch die Autonomie der Vernunft in ihrem praktischen Ge-
brauche aufgehoben wird« (ebd.). Eine Antwort auf diese Frage habe
Kant allerdings nur in verstreuten Äußerungen über die Wirksamkeit
des Heiligen Geistes vorgetragen. Deren Grundgedanken fasst Scha-
effler wie folgt zusammen: »Daß wir, trotz der Unreinheit unserer
Gesinnung und der daraus resultierenden ›Tücke des Herzens‹ zum
Gewissensurteil fähig sind, erweist die Einwohnung des richtenden
Geistes Gottes in unserm Herzen. Er ist ›der eigentliche Richter der
Menschen (vor ihrem Gewissen)‹. Und ebendiesem uns einwohnen-
den Geist können wir uns zugleich als dem ›Parakleten‹ anvertrauen,
›wenn uns unsere Fehltritte wegen ihrer Beharrlichkeit besorgt ma-
chen‹« (S. 66 f.). Der richtende Gott befähige uns Menschen nicht nur
zu unserer Selbstverurteilung im Gewissen, sondern auch zu einer
Umkehr, die uns aus eigener Kraft nicht möglich wäre: »Indem wir
die ›Erkenntnis unserer Pflichten‹ auf den Urteilsspruch des uns ein-
wohnenden Gottesgeistes in seiner Eigenschaft als Richter zurück-
führen, dürfen wir unsere Kraft, dem Gewissensruf zu folgen, von
der Einwohnung des gleichen Gottesgeistes als unseres Trösters (›Pa-
rakleten‹) erhoffen« (S. 67). Und noch einmal Schaeffler über Kant:
»Dabei nimmt der solchermaßen uns einwohnende Geist uns weder
das Gewissensurteil noch die Fähigkeit zur Umkehr ab und schränkt
insofern die Selbstgesetzgebung der Vernunft nicht ein; aber er macht
uns trotz der Unreinheit unserer Gesinnung, deren das Sittengesetz
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uns überführt, zum Gewissensurteil und zur Umkehr fähig und stellt
insofern die Selbstgesetzgebung der Vernunft wieder her, nachdem
diese durch unsere eigene Schuld in der Dialektik des praktischen
Vernunftgebrauchs verlorenzugehen drohte« (ebd.). Daher ermög-
liche »die ›Erkenntnis unserer Pflichten als göttlicher Gebote‹ […]
das Verständnis unserer Taten als solcher Zeichen, die uns rememo-
rativ an unseren Auftrag erinnern, demonstrativ Gottes gegenwärti-
ges Wirken zu bezeugen und prognostisch auf das kommende Gottes-
reich (für Kant identisch mit der moralischen Weltordnung)
vorauszuweisen. Und das gleiche Verständnis unserer selbstgegebe-
nen Pflicht macht es möglich, das Gewissensurteil, das wir selber über
uns sprechen, als die Erscheinungsgestalt eines Urteils zu begreifen,
das der in uns einwohnende Richter-Geist über uns spricht, und so
auch die Fähigkeit zur Umkehr, die das selbstgegebene Sittengesetz
uns abverlangt, als Gabe des gleichen uns einwohnenden Geistes, nun
in seiner Eigenschaft als Tröstergeist, zu erhoffen. Die Selbstgesetz-
gebung der Vernunft in ihrem praktischen Gebrauche und die dieser
Gesetzgebung entsprechende Gesinnung und Tat verlieren ihre sonst
unaufhebbare Widersprüchlichkeit, wenn sie als die Gegenwarts-
gestalten eines göttlichen Gebietens, Urteilens und ›Tröstens‹ und in
alledem als Folgen eines ›Urteilsspruchs aus Gnade‹ verstanden wer-
den« (S. 69). Diese Deutung der entsprechenden religionsphilosophi-
schen Aussagen des späten Kant mutet zwar wie eine pia interpreta-
tio Kants an, sie dürfte dessen Selbstverständnis aber durchaus
gerecht werden. Doch ist sie auch in der Sache richtig? Daran beste-
hen allerdings berechtigte Zweifel, denn unsere sich aus dem Sitten-
gesetz ergebenden sittlichen Pflichten sind mit den göttlichen Gebo-
ten qua revelatione nicht kongruent und deswegen auch als Zeichen
für das Gottesreich nicht suffizient. Unser Gewissensurteil ist nicht
schon per se Erscheinungsgestalt eines göttlichen Urteils, das der in
uns wohnende Richter-Gott über uns spricht, denn unser eigenes Ge-
wissensurteil ist irrtumsfähig, das Gottesurteil aber nicht. Deshalb
dürfte hier eine Funktionalisierung und Instrumentalisierung der
Gnade für die Aufhebung der Dialektik bzw. Widersprüchlichkeit
der Selbstgesetzgebung der Vernunft in ihrem praktischen Gebrauch
vorliegen. Dieser Einwand wird durch Schaefflers Annahme be-
stätigt, dass die so verstandene Autonomie der Vernunft »selber zur
Erscheinungsgestalt eines göttlichen Gnadenwirkens« (S. 70) werde.
Denn damit wird das natürliche Erkenntnisvermögen der mensch-
lichen Vernunft zu einer Gnadengabe Gottes gemacht. Das aber wi-
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verstanden werden (vgl. ebd.). Da der späte Kant sogar auch noch
»das Gewissensurteil, das wir selbst über uns sprechen, aber auch die
Umkehr, die wir selber vollziehen müssen, zugleich als Erscheinungs-
gestalten des uns einwohnenden göttlichen Geistes verstanden«
(ebd.) habe, plädiert Schaeffler dafür, alle unsere auf den je größeren
Anspruch bzw. den Maßgeblichkeitscharakter des Wirklichen antwor-
tenden Erfahrungsweisen »als die Erscheinungsgestalt eines An-
spruchs zu begreifen, der in absoluter Weise größer ist als unser An-
schauen und Denken, obgleich wir ihn nur in dieser unserer Antwort
für uns und andere vernehmbar machen« (S. 74). Deshalb möchte
Schaeffler die Postulatenlehre Kants wie folgt weiterentwickeln: »Die
wichtigsten der Vernunftpostulate, die auf solche Weise zustande-
kommen, lassen sich auf folgende Weise formulieren: Die Vielfalt
der Weisen, wie das Wirkliche uns in Anspruch nimmt und zum Auf-
bau je unterschiedlicher Erfahrungswelten herausfordert, darf als
eine Vielfalt von Abbild- und Gegenwartsgestalten der einen Weise
verstanden werden, wie wir ›in omnitudine realitatis‹, d. h. in allem,
was ist und geschieht, von einer göttlichen Wirklichkeit in Anspruch
genommen und zur Antwort herausgefordert werden. Und die Viel-
falt der Subjektivitätsweisen, mit denen wir uns als Forschersubjekte,
als Subjekte der ästhetischen, der sittlichen oder der religiösen Erfah-
rung verstehen und verhalten, darf als eine Vielfalt der Abbild- und
Gegenwartsgestalten der einen Weise verstanden werden, wie Gott
den Menschen weiß und ihn in allem, was ist und geschieht, unter
seine Anrede stellt« (S. 74 f.). An dieser »Weiterentwicklung« ist be-
merkenswert, dass sie im Unterschied zu Kants Verständnis von Er-
fahrung von einem Anspruchs- und Maßgeblichkeitscharakter der
Wirklichkeit für das menschliche Anschauen und Denken ausgeht
und dass sie die Vielfalt menschlicher Erfahrungsweisen als eine Er-
scheinungsgestalt der göttlichen Anrede an den Menschen versteht;
Letzteres ist allerdings zugleich höchst ambivalent, da menschliche
Erfahrungsweisen von Wirklichem diese (mögliche) Anrede und die-
sen (möglichen) Anspruch Gottes auch verdrängen bzw. ignorieren
können. Grundsätzlich verdient Schaefflers Resümee zu seiner
Weiterentwicklung der Transzendentalphilosophie bzw. genauer der
Postulatenlehre Kants allerdings uneingeschränkte Zustimmung:
»[J]eder Gegenstand der Erfahrung und sein Anspruch an unser An-
schauen und Denken kann zur Gestalt werden, in der Gott dem Men-
schen begegnet. Denn die in der Vernunftdialektik bedrohte und als
kontingent erwiesene Fähigkeit zur Erfahrung wird dadurch wieder-
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rungswelt zum Einsturz kommt und wie die Entstehung eines neuen
Kontextes, innerhalb dessen diese Ereignisse eine neue Antwort des
Menschen hervorrufen können, als unerzwingbares Faktum (theo-
logisch gesprochen: als Folge einer freien göttlichen Gnaden-Zuwen-
dung) erfahren wird« (S. 78). Auf den zweiten theologischen Ein-
wand gegen die transzendentale Theologie, nämlich den Vorwurf
ihrer Entfremdung gegenüber der gesellschaftlichen Praxis, kann
Schaeffler in diesem Zusammenhang zugegebenermaßen nicht hin-
reichend eingehen. Er verleiht jedoch seiner festen Überzeugung
Ausdruck, dass »die Reflexion auf die Formen und Inhalte gesell-
schaftlicher Praxis mit zum Themenfeld der transzendentalen Refle-
xion« (S. 79) gehöre. Dem philosophischen Einwand gegen die Trans-
zendentalphilosophie, diese schließe »mit ihrer Lehre von der
Konstituierung der Gegenstände durch unser Anschauen und Den-
ken […] den Menschen in die Welt der bloßen Erscheinungen ein
und setze ihn, innerhalb dieser Welt, an die Stelle des Schöpfers«
(ebd.), hält Schaeffler zwei Argumente entgegen: »Einerseits ist jene
Eigentätigkeit der Vernunft, die nach transzendentalphilosophischer
Überzeugung in der Tat die Gegenstände unserer Erfahrung konsti-
tuiert, dazu bestimmt, uns aus der bloßen Subjektivität unserer Er-
lebnisse zu befreien und den Gegenständen den Ort einzuräumen, an
dem sie ihren Maßgeblichkeitsanspruch geltend machen können. An-
dererseits wird in jener weiterentwickelten Form der Transzendental-
philosophie, die hier vorgeschlagen wurde, diese Gegenstandskonsti-
tution als Antwort verstanden, die zwar nötig ist, wenn der Anspruch
des Wirklichen zur Sprache kommen soll, die aber diesen Anspruch
als den ›je größeren‹, unserem Anschauen und Begreifen überlegenen
zur Geltung bringt. Darüber hinaus aber wurde diejenige Tätigkeit
der Vernunft, aus der die Welt unserer Gegenstände hervorgeht, als
Ausdruck einer Fähigkeit begriffen, die stets bedroht ist, sich dadurch
als kontingent erweist und nach ihrer ›realen‹, aller Tätigkeit des Sub-
jekts ermöglichend vorausgehenden Bedingung befragt werden kann,
auch wenn diese Bedingung nicht abseits von dieser unserer Tätigkeit,
sondern nur in ihr selbst wirksam wird« (S. 79 f.). Mit anderen Wor-
ten: Durch seine »Weiterentwicklung« des transzendentalphilosophi-
schen Erfahrungsbegriffs zu einer Theorie der Erfahrung als Dialog
mit dem je größeren Anspruch der Wirklichkeit entgeht Schaeffler in
der Tat dem philosophischen Vorwurf eines reinen Subjektivismus
gegenüber der früheren, von Maréchal, Rahner und Lotz repräsen-
tierten Gestalt einer transzendentalen Theologie. Sie entgeht jedoch
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machen. Dem cartesischen ›Cogito‹, das der Welt als einer ganzen als
›archimedischer Punkt‹ gegenübertrat und das Seiende nur als dessen
›Gegenstand‹ zuließ, stellt Heidegger das ›Dasein‹ gegenüber, das sei-
nem Wesen nach endlich ist und dessen Sein immer schon ein ›In-der-
Welt-Sein‹ ist« (S. 91). »Damit schien die ›Philosophie der Subjekti-
vität‹ als Ausdruck eines ›Herrschaftswillens‹ entlarvt, der ›das Seien-
de zu einem Bestand macht, der dazu bestellt ist, auf der Stelle zur
Stelle zu stehen‹ (so in dem Vortrag ›Die Frage nach der Technik‹).
[…] Und wenn Heidegger im weiteren Verlauf seines Denkweges das
Denken als menschliche Antwort auf ein ›Geheiß‹ verstand, das ›uns
zu denken heißt‹, und dieses Denken als ›dankendes An-Denken‹ deu-
tete, dann schien eine christliche Philosophie in ihrer zentralen Ab-
sicht gerechtfertigt zu werden, die Herrschaft des Subjekts zu über-
winden und in allem, was ist, die ›Spur des Heiligen‹ zu entdecken.
Wiederum war die Enttäuschung groß, als Heidegger seine Kritik an
der Philosophie der Subjektivität immer weiter radikalisierte und de-
ren Wurzeln schon in den Anfängen der europäischen Philosophie zu
entdecken meinte, bis er zunächst ›Platons Lehre von der Wahrheit‹,
schließlich Sokrates für diese Subjektivitätsphilosophie verantwort-
lich machte« (S. 91 f.). Daher habe »der Versuch der ›christlichen Phi-
losophen‹, sich mit zeitgenössischen Kritikern der ›Philosophie der
Subjektivität‹ zu verbünden und auf diese Weise die ›Scholastik‹ als
lebendig fortwirkende Tradition mit der zeitgenössischen Philosophie
ins Gespräch zu bringen, […] die Erwartungen nicht erfüllt, die man
mit diesem Versuch verbunden hatte« (S. 92). Als einen »mutigen
Alleingang« (ebd.) bezeichnet Schaeffler deshalb den Weg, den der
belgische Jesuit Joseph Maréchal auf diesem Hintergrund eingeschla-
gen habe, indem er die kantische Transzendentalphilosophie auf sol-
che Weise weiterzuentwickeln versucht habe, »daß sie einen neuen
›Ausgangspunkt der Metaphysik‹ bilden konnte (so der Titel seines
Hauptwerkes, dessen erste Entwürfe schon aus dem Jahr 1914 stam-
men). Er wollte zeigen, daß jene ›künftige Metaphysik‹, zu der Kant
die Prolegomena hatte schreiben wollen und die ihren Ausgang von
einer kritischen Selbstreflexion des Subjekts genommen hat, ihr Ziel
nur erreicht, wenn sie auf neuem Wege die ›Transzendentalphiloso-
phie der Alten‹ wiedergewinnt. Es ging, nach einem Programmwort
von Maréchal, darum, ›den Agnosticismus Kantianus‹, vor allem also
die These, unser Erkennen sei auf Erscheinungen beschränkt, die wir
selber durch unser Anschauen und Denken erst aufbauen, ›von seinen
eigenen Prämissen her zu widerlegen‹. Dies sollte durch den Nach-
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tivität‹ ohne Gegenstand. Doch konnte über diesen ›Tod des Gegners‹
keine Freude aufkommen. Denn wenn sich wirklich der ›Tod des Sub-
jekts‹ feststellen ließe, wären auch die Begriffe der Freiheit und der
sittlichen Verantwortung gegenstandslos geworden. Dann aber wäre
auch die theologische Rede von einer ›freien Glaubensentscheidung‹
und von der ›Freiheit eines Christenmenschen‹ ein bloßer Nachklang
einer vergangenen Zeit. Und so wurde unversehens, in einer Art von
›verspäteter Trauer‹, die Rehabilitierung des Subjekts und damit auch
die Wiederbegründung einer Philosophie, die dieses Subjekt zum
Thema hat, zu einer vordringlichen Aufgabe der christlichen Philoso-
phie. […] Dabei entstand die Frage, wie eine christliche Philosophie in
dem neuen Streit um die Subjektivität ihre Position finden könne.
Kann man die ›Rettung des Subjekts‹ mit der traditionellen Kritik an
aller Subjektivitätsphilosophie vereinbaren? Es ist nun diese Frage, die
die Auseinandersetzung mit den jüngeren Richtungen des ›Post-
Strukturalismus‹ als lohnende Aufgabe erscheinen ließ« (S. 95).
Dabei konnte »die Transzendentalphilosophie sich durch die Er-
gebnisse der strukturalistischen Psychologie, Soziologie und Linguis-
tik in ihrer grundlegenden Einsicht bestätigt sehen: Die Möglichkeit,
subjektive Erlebnisse in Inhalte objektiv gültiger Erfahrung zu ver-
wandeln, hängt davon ab, ob es dem Subjekt gelingt, einen Kontext
aufzubauen; nur innerhalb eines solchen Kontextes gewinnen die In-
halte den Charakter von Antworten auf Fragen, die das erkennende
Subjekt an sie stellt. […] Was die strukturalistische Psychologie, So-
ziologie und Linguistik beschreibt, die Herrschaft der Strukturen
über die Inhalte, kann der Transzendentalphilosoph aus seinen Grün-
den erklären: Die Herrschaft der Strukturen über die Inhalte ist eine
Folge der transzendentalen, d. h. Erfahrung ermöglichenden, Gesetz-
gebung des von der Vernunft geleiteten Verstandes über die Erschei-
nungswelt« (S. 96). Im sog. Post-Strukturalismus erschien »die Herr-
schaft der Strukturen über die Inhalte […] nun in der Rückschau,
ganz im Sinne der Transzendentalphilosophie, als Ausdruck der Ge-
setzgebung des Subjekts über die Gegenstandswelt. Aber diese Ein-
sicht wird nun gegen die Transzendentalphilosophie selber gewendet.
Das Subjekt nämlich übt diese Herrschaft auch dann noch aus, wenn
es, auf selbstzerstörerische Art, zuletzt seine eigene Selbst-Auflösung
betreibt. […] ›Dekomposition‹, Auflösung der Strukturen zugunsten
der Inhalte, wird in dieser Spätphase der Herrschaft des Subjekts zum
einzigen Weg, um das alte Programm der Philosophie einzulösen: ›die
Phänomene zu retten‹« (S. 97 f.). Vorbereitet worden sei der Post-
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wenn es zugleich auch den Akt des Glaubens (die fides qua creditur)
korrumpiert. Dann ›braucht‹ der Glaube eine Theologie, die die In-
halte des Glaubens so auslegt, daß derartige Mißverständnisse ver-
mieden werden« (ebd.). Unter Voraussetzung dieser von Schaeffler
zutreffend beschriebenen geschichtlichen Entstehungsbedingung
einer wissenschaftlichen Theologie definiert Schaeffler diese wie
folgt: »Theologie ist die durch Argumente vollzogene Abwehr der-
artiger Gefahren, die bewirken könnten, daß der Glaube sich selbst
auf eine zerstörerische Weise mißversteht. Eine solche Theologie
›braucht‹ der Glaube« (S. 106). In Anwendung auf die katholische
Theologie der Sakramente bedeute dies: »Der Glaube ›braucht‹ eine
Theologie, die es möglich macht, die reale Wirksamkeit der Sakra-
mente zu deuten und sie zugleich von der vermeintlichen Macht ma-
gischer Worte und Riten zu unterscheiden« (ebd.). Für diese Anwen-
dung auf die unterschiedlichen Themenbereiche der Theologie
formuliert Schaeffler eine »allgemeine Regel« (S. 107): »Der Theo-
loge legt auf den unterschiedlichsten Themenfeldern, nicht nur auf
dem der Sakramententheologie, die Glaubensbotschaft insofern kri-
tisch aus, als er deren mögliche Missverständnisse korrigiert. Aber er
tut dies nicht dadurch, daß er diese Botschaft anhand irgendwelcher
an sie herangetragener Kriterien ›richtigstellt‹, sondern dadurch, daß
er das selbstkritische Potential freilegt und zur Geltung bringt, das in
der überlieferten Glaubensbotschaft impliziert ist. Eine in diesem
Sinne kritisch-hermeneutische Theologie ›braucht‹ der Glaube«
(ebd.). Unter Berücksichtigung dieser Regel gelangt Schaeffler daher
zu der folgenden Neuformulierung seiner Ausgangfrage: »Die Frage:
›Welche Philosophie braucht die Theologie?‹ ist daher die Frage: Wel-
che Philosophie ist geeignet, der Theologie Wege zur Erfüllung ihrer
hermeneutisch-kritischen Aufgabe zu weisen? In diesem Zusammen-
hang kann auch gefragt werden: Gehört zu den Philosophien, die zu
einem solchen Dienst an der Theologie geeignet sind, die Transzen-
dentalphilosophie?« (ebd.). Und schließlich fragt er konkreter: »Gibt
es Formen der Transzendentalphilosophie, die den Theologen nicht
nötigen, bestimmte Inhalte der Glaubensbotschaft preiszugeben, son-
dern ihn befähigen, diese Inhalte so auszulegen, daß das in ihnen
implizierte selbstkritische Moment zur Geltung kommt?« (ebd.).
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Damit will Schaeffler Folgendes sagen: Zwar ist der christliche Glaube
nicht zu objektiv gültigen – im Sinne von verifizierbaren – Aussagen
über die Wirklichkeit fähig, wohl aber zu Aussagen, die einen An-
spruch auf objektive Gültigkeit erheben. Deren objektive Geltungs-
bedingungen werden von der Transzendentalphilosophie im Sinne
Kants zumindest dem Anspruch nach bestimmt. Ferner brauche der
christliche Glaube »eine Theologie, die ihm zeigt, wie er ein zweifa-
ches Selbstmißverständnis vermeiden kann: die Meinung, der Glaube
sei eine Art von ›höherem Wissen‹, das ›himmlische Dinge‹ so er-
kennt, wie die ›natürliche Vernunft‹ die irdischen Dinge erfaßt, und
die entgegengesetzte Meinung, er sei eine bloß subjektive Überzeu-
gung, die gegenüber den Anhängern anderer Überzeugungen keine
objektive Geltung beanspruchen kann. Eine Theologie aber, die den
Glauben dazu anleiten will, diese Doppelgefahr zu vermeiden,
›braucht‹ eine Philosophie, die gerade an den Grenzen des Wissens
eine neue Weise objektiver Gültigkeit entdeckt und so die spezifische
Art von objektiver Geltung beschreibt, die gerade religiösen Aus-
sagen zukommt« (S. 110 f.). Genau dies aber gelte »von Kants Postu-
latenlehre in ausgezeichnetem Maße. Die Postulate der Vernunft ver-
mehren nicht unser Wissen von Gegenständen, aber sie benennen
den Grund einer in transzendentaler Hinsicht notwendigen Hoff-
nung: der Hoffnung, daß wir auch angesichts unvermeidlicher Wi-
dersprüche, in die die Vernunft sich verwickelt, an der objektiven
Geltung unserer Erfahrungen festhalten können. Insofern ist die kan-
tische Postulatenlehre diejenige Philosophie, die die Theologie
›braucht‹, wenn sie auf die objektive Geltung von Glaubens-Aussagen
nicht verzichten will, die an den Grenzen des Wissens ausgesprochen
werden und doch alles bloß subjektive Meinen hinter sich lassen«
(S. 111).
In einem dritten Kapitel geht Schaeffler auf Zweifel ein, »daß die
Theologie die kantische Gestalt der Transzendentalphilosophie
›braucht‹« (ebd.): Es gebe »vor allem zwei Bedenken gegen den Ver-
such, gerade der kantischen Philosophie Kriterien entnehmen zu wol-
len, an denen die objektive Geltung von Glaubensaussagen erkannt
werden kann. Denn erstens hat Kant von der Philosophie gefordert,
›den stolzen Namen einer Ontologie abzulegen und den bescheidenen
einer Analytik des Verstandes anzunehmen‹. Vertreter der klassi-
schen Onto-Theologie kommen daher zu dem Urteil, Kant habe ›dem
Menschen den Weg zu Gott von seiten des Verstandes verschlossen‹.
Zweitens aber scheint weder für die klassische Ontologie noch für die
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einüben. Das aber bedeutet: Ohne Analyse der religiösen Sprache ist
das Programm einer Phänomenologie der Religion nicht einlösbar.
Wenn also die Theologie zur Erfüllung ihrer Aufgabe eine transzen-
dentale Phänomenologie ›braucht‹, dann ›braucht‹ sie auch deren ›lin-
guistische Wendung‹. Und sie braucht dabei näherhin eine linguisti-
sche Wendung solcher Art, daß dabei der transzendentale Charakter
der Phänomenologie nicht verlorengeht. Denn wenn die Phänomeno-
logie diesen transzendentalen Charakter verlöre, würde sie zugleich
aufhören, für die Theologie ›brauchbar‹ zu sein. Ein Beispiel einer
linguistischen Wendung, die den Boden der Transzendentalphilo-
sophie nicht verläßt, bietet, schon 100 Jahre vor Husserl, Herders
Metakritik der Kritik der reinen Vernunft und die sich an Herder an-
schließende Sprachphilosophie in Deutschland, zu deren wichtigsten
Repräsentanten Wilhelm von Humboldt und Ernst Cassirer gehören«
(S. 114 f.). Schaeffler erkennt demnach die transzendentale Phänome-
nologie Husserls als Gestalt einer Weiterentwicklung der Transzen-
dentalphilosophie Kants an, die von der christlichen Theologie ge-
braucht werde, um der beschriebenen zweifachen Gefahr ihrer
Selbstzerstörung zu entgehen, indem sie ihr die Eigengesetzlichkeit
der religiösen Noese und die Eigenart der ihr zugeordneten spezifisch
religiösen Noemata aufzeige. Zu diesem Zweck müsse die transzen-
dentale Phänomenologie auf die Eigenart der religiösen Sprache ein-
gehen, ohne deren Analyse die spezifisch religiöse Noese nicht be-
stimmt werden könne. Deshalb brauche die christliche Theologie
eine transzendentale Phänomenologie einschließlich ihrer »linguisti-
schen Wendung«. Doch damit gibt sich Schaeffler nicht zufrieden;
vielmehr entwirft er im vierten und letzten Abschnitt (D) dieses
zweiten Teils seines Buches das Programm »einer neuen Gestalt der
Transzendentalphilosophie als Angebot an die Theologie« (S. 117) in
insgesamt neun Punkten. Wir werden sehen, inwiefern dieses Pro-
gramm über die transzendentale Phänomenologie und deren »lin-
guistische Wendung« hinausführt.
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Dieses letzte Charakteristikum fasst das Votum bzw. die Option Ri-
chard Schaefflers für die von ihm umrisshaft konzipierte neue Gestalt
einer Transzendentalphilosophie als Gesprächsangebot an die christ-
liche Theologie abschließend zusammen. Deren hier eigens auf-
genommene, insgesamt neun inhaltliche Aspekte können gleichsam
als das geistige Vermächtnis der von Richard Schaeffler entwickelten
neuen Gestalt einer Transzendentalphilosophie verstanden werden,
die er bescheiden als ein »Angebot an die Theologie« (S. 117) bezeich-
net. Die christliche Theologie täte gut daran, dieses Gesprächsangebot
mit dankbarem Interesse anzunehmen.
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1
Eine sehr schöne Würdigung der außerordentlich beeindruckenden wissenschaft-
lichen Lebensleistung Richard Schaefflers hat vorgenommen C. Böhr, »Perspektiven
der Transzendentalphilosophie. Zum Tod von Richard Schaeffler. Ein Nachruf«, in:
Jahrbuch für Religionsphilosophie/Philosophy of Religion Annual, Bd. 17 (2018),
214–222. Neben dem höchst bedeutsamen publizierten Werk Richard Schaefflers gibt
es noch ein umfangreiches Nachlasswerk von Schaeffler, das von zwei seiner korea-
nischen Schüler in digitalisierter Form publiziert werden soll.
2
Vgl. R. Schaeffler, Religionsphilosophie (Handbuch Philosophie, Bd. 4), 2. Aufl. der
Studienausg. (4. Aufl., unveränd. Nachdr. der 2. Aufl. von 1997), Freiburg/München
2010.
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Ein Nachwort und ein Nachruf
nun vor allem sein Verdienst, diese drei Typen genuin philosophi-
scher Methoden für religionsphilosophische Analysen religiöser
Sprach- und Bewusstseinsphänomene erschlossen zu haben. Die da-
bei aufgewiesenen Strukturformen religiösen Bewusstseins und reli-
giöser Sprache haben auch und vor allem zahlreichen christlichen
Theologen beider Konfessionen neue Einsichten in Wesen und Funk-
tion genuin religiöser Vollzüge, insbesondere der religiösen Sprache
und des religiösen Kultes (einschließlich des religiösen Gebetes), ver-
mittelt und dadurch einen wichtigen Beitrag zu einem angemessenen
Verständnis der Eigenart religiöser Praxis geleistet. Es hat wohl kaum
einen zweiten Religionsphilosophen von Rang gegeben, dessen For-
schungen einen derart intensiven Bezug zur religiösen Praxis auf-
weisen wie diejenigen Richard Schaefflers. Davon zeugen neben sei-
nen beiden Monographien zur Analyse religiöser Sprache Kleine
Sprachlehre des Gebets (Einsiedeln/Trier 1988, mit Übersetzung ins
Französische: Le langage de la prière, Paris 2003) und Das Gebet und
das Argument. Zwei Weisen des Sprechens von Gott. Eine Einfüh-
rung in die Theorie der religiösen Sprache (Düsseldorf 1989) auch
seine zahlreichen Aufsätze und kleineren wissenschaftlichen Ab-
handlungen, die grundlegenden Aspekten religiöser Praxis gewidmet
sind. Deren theoretischer Grundlegung ist daher ein nicht unerheb-
licher Teil des wissenschaftlichen Oeuvres Richard Schaefflers gewid-
met, wobei Schaeffler stets auch die kirchliche Praxis des christlichen,
in Sonderheit katholischen Glaubens im Blick gehabt hat.
Auf dem Hintergrund unserer Ausführungen können wir
zumindest ein vorläufiges Fazit in Bezug auf die herausragende wis-
senschaftliche Bedeutung Richard Schaefflers ziehen: Diese liegt ins-
besondere auf dem Gebiet der religions- und geschichtsphilosophi-
schen sowie der erkenntnistheoretischen Kant-Rezeption; in einer
genaueren Annäherung besteht sie in seiner Nobilitierung und Wei-
terentwicklung der transzendentalphilosophischen Methode Kants
sowohl für die Philosophie als auch für die christliche Theologie. Da
jedoch eine repräsentative Gesamtwürdigung des wissenschaftlichen
Ansatzes Richard Schaefflers im Rahmen dieses Nachrufs unmöglich
ist, soll dieser Ansatz zumindest exemplarisch an seiner für die christ-
liche Theologie besonders bedeutsam gewordenen Monographie Das
Gebet und das Argument aufgezeigt werden. Anhand einiger inhalt-
licher Grundzüge dieses Werkes soll gezeigt werden, wie Schaeffler
die sprachanalytische und die transzendentalphilosophische For-
schungsmethode miteinander verbindet und für seinen Entwurf einer
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5
R. Schaeffler, Das Gebet und das Argument. Zwei Weisen des Sprechens von Gott.
Eine Einführung in die Theorie der religiösen Sprache, Düsseldorf 1989, 18 (einfache
Seitenangaben beziehen sich in diesem Abschnitt auf diese Schrift).
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lung und folglich der menschliche Sprecher als ein Werkzeug gött-
licher Parusie verstanden. Mit dieser Kombination beider Sprach-
handlungen aber sei eine religiöse Zeitanschauung verbunden, wel-
che die den Wechsel der Ereignisse und ganzer Weltalter übergreifen-
de Einheit der Zeit als Stiftung eines identisch bleibenden Gottes
begreift. Und noch eine dritte sprachpragmatische und grammatische
Eigentümlichkeit erkennt Schaeffler an religiösen Namensnennun-
gen, und zwar die Verwendung possessiver Selbstbezeichnungen wie
etwa »mein Retter«, »mein Heilbringer«, an denen er ebenfalls die
transzendentale Bedeutung religiöser Sprachhandlungen ablesen zu
können glaubt. Denn die Rolle, welche der Sprecher durch die Sprach-
handlung der öffentlichen Namensanrufung übernimmt, sei die des
Bekenners einer ihm zugeeigneten Kraft und die eines Vermittlers
dieser Kraft auch an die Hörer seiner Namensanrufung. So konstitu-
iere sich in dieser Sprachhandlung allererst das religiöse Subjekt, des-
sen Existenz von ihm als ebenso zugeeignet, d. h. ihm gegeben, ver-
standen werde wie die Handlung der Namensanrufung, die es voll-
zieht. Mit der Weitergabe der ihm verliehenen Kraft und des ihm
gegebenen Wortes an die Hörer seiner Sprachhandlung aber trete
das religiöse Subjekt ein in eine Sprachgemeinschaft der Sprecher
des göttlichen Wortes, werde also religiöse Intersubjektivität allererst
(transzendental) begründet. Aber nicht nur das religiöse Subjekt und
die religiöse Intersubjektivität, sondern auch die religiöse Welt als der
umfassende und einheitliche Zusammenhang jener kausal bestimm-
ten Erscheinungen und Ereignisse, die vom religiösen Subjekt als die
Manifestation eines identisch bleibenden Gottes aufgefasst werden,
auch die so verstandene religiöse Welt also werde durch die von der
religiösen Sprachhandlung der Namensanrufung meist in Form von
Partizipialnomina zum Ausdruck gebrachte Substantialität und Iden-
tität des angerufenen Gottes konstituiert. Und nur was als eine ob-
jektiv gültige Manifestation einer numinosen Wirklichkeit verstan-
den werden könne, gelte innerhalb des religiösen Weltverständnisses
als »wirklich und wahr, d. h. als maßgeblich für alles menschliche Ur-
teilen und Handeln« (S. 147).
Doch könnte sich hier nicht die Frage stellen, ob damit dem zwar
biblisch und in manch anderen Religionen breit, in wieder anderen
Religionen jedoch seltener und in wenigen Religionen, etwa dem
atheistischen Theravada- und Zen-Buddhismus, überhaupt nicht be-
zeugten religiösen Akt der invocatio nominis Dei (Anrufung des
göttlichen Namens) nicht zu viel an transzendentaler Begründungs-
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Bernd Irlenborn
Vorbemerkung
1
Für hilfreiche Hinweise bei der Erstellung der Bibliographie danke ich den Kollegen
Christoph Böhr (Heiligenkreuz/Trier), Benjamin Dahlke (Eichstätt), Markus Enders
(Freiburg i. Br.), Michael Kim (Seoul) und Christian Tapp (Bochum).
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Anhänge
I. Monographien
1 Die Frage nach dem Glauben im Werke von Karl Jaspers [Diss. phil.
masch.] Tübingen 1952 [hinterlegt in den Universitätsbibliotheken Bo-
chum, Erlangen/Nürnberg und Tübingen].
2 Die Struktur der Geschichtszeit [Habilitationsschrift Tübingen 1961],
Frankfurt a. M. 1963.
3 Wege zu einer Ersten Philosophie. Vom rechten Ansatz des philosophi-
schen Fragens, Frankfurt a. M. 1964.
4 Religion und kritisches Bewußtsein, Freiburg i. Br./München 1973.
5 Einführung in die Geschichtsphilosophie, Darmstadt 1973 (erw. Auflage
2
1980, unv. 31990, unv. 41991).
5a Übersetzung ins Koreanische: Yŏksa ch’ŏrhak, Ulsan 1997.
6 Die Religionskritik sucht ihren Partner. Thesen zu einer erneuerten
Apologetik, Freiburg i. Br. 1974.
7 Fähigkeit zum Glück, Zürich 1977.
8 Frömmigkeit des Denkens? Martin Heidegger und die katholische Theo-
logie, Darmstadt 1978.
9 Was dürfen wir hoffen? Die katholische Theologie der Hoffnung zwi-
schen Blochs utopischem Denken und der reformatorischen Rechtfer-
tigungslehre, Darmstadt 1979.
10 Die Wechselbeziehungen zwischen Philosophie und katholischer Theo-
logie, Darmstadt 1980.
11 Glaubensreflexion und Wissenschaftslehre. Thesen zur Wissenschafts-
geschichte und Wissenschaftstheorie der Theologie (Quaestiones dis-
putatae 82), Freiburg i. Br. 1980.
12 Fähigkeit zur Erfahrung. Zur transzendentalen Hermeneutik des Spre-
chens von Gott (Quaestiones disputatae 94), Freiburg i. Br. 1982.
13 Religionsphilosophie (Handbuch Philosophie 4), Freiburg i. Br. 1983
(erw. Auflage 21997; unv. Studienausgabe 2002, unv. 22010).
13a Übersetzung ins Polnische: Filozofia religii, Tschenstochau 1989.
13b Übersetzung ins Portugiesische: Filosofia da religião, Lissabon 1992.
13c Übersetzung ins Koreanische: Chongkyo ch’ŏlhak, Gwangju 1995.
13d Übersetzung ins Englische: Reason and the Question of God: An Intro-
duction to the Philosophy of Religion, New York 1999.
13e Übersetzung ins Spanische: Filosofía de la religión, Salamanca 2003.
2
In einem besonderen Fall gilt das auch für die frühe chronologische Anordnung des
Titels III.4, der erst 2019 veröffentlicht wurde, den Schaeffler aber bereits 1961 (als
Habilitationsvortrag) verfasst hat.
182
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Bibliographie Richard Schaefflers
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II. Herausgeberschaften
1 Martin Heidegger und die Frage nach der Technik, in: Zeitschrift für
philosophische Forschung 9 (1955) 116–127.
2 Zur Struktur der Geschichtszeit. Versuch einer ontologischen Analyse,
in: Wissenschaft und Weisheit. Zeitschrift für augustinisch-franziska-
nische Theologie und Philosophie in der Gegenwart 18 (1955) 24–32.
2a Anzeige von 2: Zur Struktur der Geschichtszeit. Versuch einer ontologi-
schen Analyse, in: Zeitschrift für philosophische Forschung 9 (1955)
313–314.
3 Philosophische Überlieferung und politische Gegenwart in der Sicht von
Karl Jaspers (Teil 1), in: Philosophische Rundschau 7 (1959) 81–109;
Philosophische Überlieferung und politische Gegenwart in der Sicht
von Karl Jaspers (Teil 2), in: Philosophische Rundschau 7 (1959) 260–
293.
4 Die Kontroverse zwischen Anselm von Canterbury und Gaunilo von
Marmoutiers: Zur Frage nach der Vertretbarkeit des Daseins Gottes im
Denken [Habilitationsvortrag von 1961], in: Christoph Böhr/Hanna-
Barbara Gerl-Falkovitz (Hg.), Gott denken. Zur Philosophie von Reli-
gion, Heidelberg 2019, 1–17.
5 Das Gute als Gegenstand des philosophischen Fragens, in: Zeitschrift für
philosophische Forschung 15 (1961) 519–540.
6 Wahrheit und Geschichte, in: Klaus Oehler/Richard Schaeffler (Hg.),
Einsichten. Gerhard Krüger zum 60. Geburtstag, Frankfurt a. M. 1962,
297–315.
6a Übersetzung ins Koreanische, Seoul 1995*.
7 Das Verhältnis von Erfahrung und Denken bei Platon und Kant, in: Das
Verhältnis von Denken und Erfahrung im wissenschaftlichen Erkennen:
I. Historische Modelle (Veröffentlichungen des Studium Generale
Mainz), Mainz 1962, 25–32.
184
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Bibliographie Richard Schaefflers
185
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Bibliographie Richard Schaefflers
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Bibliographie Richard Schaefflers
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67 Wahrheit, Dialog und Entscheidung, in: Andreas Bsteh (Hg.), Dialog aus
der Mitte christlicher Theologie (Beiträge zur Religionstheologie 5),
Mödling 1987, 13–42 (Diskussion hierzu in: Andreas Bsteh [Hg.], Glau-
be, der Begegnung sucht. Ein theologisches Programm [Beiträge zur Re-
ligionstheologie 6], Mödling 1992, 96–100, 125–129).
68 Innovation und Selbstkritik der Religion als innere Momente ihrer
Überlieferung, in: Wolfgang Kluxen (Hg.), Tradition und Innovation –
XIII. Deutscher Kongreß für Philosophie (Bonn 1984), Hamburg 1987,
471–487.
69 Sprache und Kultur, in: Gebhard Fürst (Hg.), Was hast du, das du nicht
empfangen hättest? Zum 80. Geburtstag von Prälat Bernhard Hanssler,
Stuttgart 1987, 12–27.
70 Auditorium nostrum in nomine Domini – Sprachphilosophische Über-
legungen zur Anrufung Gottes im Gebet, in: Lebendiges Zeugnis 43
(1988) 26–40.
71 Wahrheitssuche und Reinigung des Herzens. Zur Frage nach dem Zu-
sammenhang von Erkenntnisfortschritt und Moralität, in: Internatio-
nale katholische Zeitschrift Communio 17 (1988) 412–422.
72 Die Konstituierung des religiösen Subjekts in der Sprachhandlung des
Gebets, in: Gerhard Larcher (Hg.), Symbol – Mythos – Sprache, Ann-
weiler 1988, 59–83.
73 Heidegger und die Theologie, in: Annemarie Gethmann-Siefert/Otto
Pöggeler (Hg.), Heidegger und die praktische Philosophie, Frankfurt
a. M. 1988, 286–309.
73a Übersetzung ins Ungarische: Heidegger és teológia, in: Tibor Schwendt-
ner (Hg.), Metszéspontok a fenomenológia és a hermeneutika határvidé-
kén (Grenzpunkte der phänomenologischen und der hermeneutischen
Methode), Budapest 2001, 179–200.
74 Was tun wir, wenn wir »Gott« sagen? Jüngere sprachphilosophische An-
sätze zur Kritik der Religion, in: Gisbert Kaufmann (Hg.), Gott – das
Thema der Theologie [Manuskriptdruck durch das Bistum Essen], Bo-
chum 1988, 34–44.
75 Schulderfahrung und sittliche Identität. Philosophische Überlegungen
zu einer Theorie des sittlichen Subjekts, in: Günter Eifler/Otto Saame
(Hg.), Die Frage nach der Schuld, Mainz 1988, 137–156.
76 Synthese von Glaube und Kultur. Zur spannungsreichen Leitidee christ-
licher Erziehung, in: Engagement – Zeitschrift für Erziehung und Schule
(1989) 4–20.
77 Die Neubegründung der Metaphysik angesichts ihrer Kritik – eine phi-
losophische Aufgabe im Dienst der katholischen Theologie, in: Otto
Muck (Hg.), Sinngestalten: Metaphysik in der Vielfalt menschlichen
Fragens. Festschrift für Emerich Coreth, Innsbruck/Wien 1989, 13–28.
78 Das Christentum im Verhältnis zu den Weltreligionen, in: Nicolaus Kli-
mek (Hg.), Universalität und Toleranz. Der Anspruch des christlichen
Glaubens. Festschrift für Georg Bernhard Langemeyer zur Vollendung
des 60. Lebensjahres, Essen 1989, 183–200.
190
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Bibliographie Richard Schaefflers
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Anhänge
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Bibliographie Richard Schaefflers
193
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Bibliographie Richard Schaefflers
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Anhänge
glaubt habe ich, deshalb habe ich geredet«: Festschrift für Andreas Bsteh
zum 65. Geburtstag, Würzburg/Altenberge 1998, 420–459.
138 Geschichtsphilosophie, in: Annemarie Pieper (Hg.), Philosophische Dis-
ziplinen. Ein Handbuch, Leipzig 1998, 139–164.
138a Übersetzung ins Koreanische: Cheolhagjeog bungwa hagmun, Seoul
2005.
139 Die religiöse Sprache zwischen Partikularität und Universalität. Ein
transzendentalpragmatisches Modell, in: Barbara Schoppelreich/Sieg-
fried Wiedenhofer (Hg.), Zur Logik religiöser Traditionen, Frankfurt
a. M. 1998, 119–186.
140 Immanuel Kant: Kritik und Neubegründung der Religion, in: Thomas
Brose (Hg.), Religionsphilosophie. Europäische Denker zwischen phi-
losophischer Theologie und Religionskritik, Würzburg 1998 (22001),
159–176.
141 Christlicher Glaube und neuzeitliche Subjektivität – Karl Rahner, in:
Günter Lange (Hg.), Glauben denken: theologische Profile in histori-
schen Stichproben (Vorlesungen des Kontaktstudiums der Katholisch-
Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum im Wintersemes-
ter 1997/98), Hagen 1998, 9–27.
142 Die Bedeutung der Religion für die Kultur. Die Bedeutung der Kultur für
die Religion, in: Religion and Culture [Kwangju/Korea] (1/1999) 1–35*.
143 Die christliche Botschaft im Wettbewerb der Endzeiterwartungen, in:
Stimmen der Zeit 217 (1999) 363–376.
143a Wiederabdruck: Die christliche Botschaft im Wettbewerb der Endzeit-
erwartungen, in: Markwart Herzog (Hg.), Der Streit um die Zeit: Zeit-
messung – Kalenderreform – Gegenzeit – Endzeit, Stuttgart 2002, 193–
207.
144 Consortium Divinitatis. Religionsphilosophische Prolegomena zu einer
Theologie der Unsterblichkeit, in: Friedrich Niewöhner/Richard
Schaeffler, Unsterblichkeit (Wolfenbütteler Forschungen 86), Wiesba-
den 1999, 45–59.
144a Wiederabdruck: Consortium Divinitatis – Religionsphilosophische Pro-
legomena zu einer Theologie der Unsterblichkeit, in: Richard Schaeffler,
Philosophische Anthropologie, hg. von Christoph Böhr, Berlin 2019, 93–
106.
145 Die sittliche Erfahrung: Ihr Verhältnis zum Verstande, zur Vernunft und
zur Geschichte, in: Konrad Feiereis (Hg.), Wahrheit und Sittlichkeit (Er-
furter theologische Schriften 27), Leipzig 1999, 133–148.
146 Δοξολογία καὶ Οἰκοδομή. Der Lobpreis Gottes und der Aufbau der
Glaubensgemeinschaft, in: David S. Cunningham/Ralph Del Colle/Lu-
cas Lamadrid (Hg.), Ecumenical Theology in Worship, Doctrine, and Li-
fe. Essays Presented to Geoffrey Wainwright on his Sixtieth Birthday,
Oxford 1999, 55–68.
147 Religiöse Erfahrung: Ausdruck reiner Subjektivität oder Fundstelle ob-
jektiv gültiger Wahrheit?, in: Philosophisches Jahrbuch 197 (2000) 61–
73.
196
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Bibliographie Richard Schaefflers
197
https://doi.org/10.5771/9783495999592
.
Anhänge
198
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Bibliographie Richard Schaefflers
199
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.
Anhänge
186a Wiederabdruck: Der Beter, sein Gott und seine Welt: Ein Zugang zur
Phänomenologie der Religion, in: Revista Portuguesa de Filosofia 64
(2008) 1301–1313.
187 La religion et l’histoire de la raison pure ou: la lacune dans le système de
Kant peut-elle etre comblée?, in: Philippe Soual/Miklos Vetö (Hg.)
L’Idéalisme allemand et la religion, Paris 2008, 11–24.
188 Philosophisch-Theologische Grenzfragen: Ein Beitrag zur Theorie des
interdisziplinären Dialogs, in: Lehrstuhl für Philosophisch-Theologische
Grenzfragen der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Univer-
sität Bochum (Hg.), Universitätsreden: Philosophisch-Theologische
Grenzfragen: Ein Beitrag zur Theorie des interdisziplinären Dialogs. Ab-
schiedsvorlesung von Prof. Dr. Richard Schaeffler, Bochum 2008, 17–31.
189 Lernfähige Religion – Verantwortete Säkularität. Der Dienst der Chris-
ten an unserer Gesellschaft, in: Jahrbuch für Religionsphilosophie 8
(2009) 7–25.
190 Pluralistische Theologie und interreligiöser Dialog – eine Antwort auf
Schmidt-Leukels Replik, in: Münchener Theologische Zeitschrift 60
(2009) 346–355.
191 Auf welche Weise denkt der Glaube? Von der eigenen Rationalität des
Glaubens, in: Theologie und Glaube 99 (2009) 2–26.
192 Philosophische Grundlagen des Gesprächs der Religionen, in: Tobias
Müller/Karsten Schmidt/Sebastian Schüler (Hg.), Religion im Dialog.
Interdisziplinäre Perspektiven – Probleme – Lösungsansätze, Göttingen
2009, 19–48.
193 Gebet im Judentum. Eine Interpretation aus christlicher Sicht, in: Frei-
burger Rundbrief: Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung. Neue
Folge 17 (2010) 82–97.
194 Bezeugte religiöse Erfahrung, philosophische Theorie und ihre Vermitt-
lung durch die Postulate der Vernunft, in: Guttorm Fløistad (Hg.), Con-
temporary Philosophy 10: Philosophy of Religion, Dordrecht u. a. 2010,
89–106.
195 »Die Transzendentale Theologie ist der höchste Standpunkt der Trans-
zendentalphilosophie« (Kant, opus postumum), in: Thomas M.
Schmidt/Siegfried Wiedenhofer (Hg.), Religiöse Erfahrung. Richard
Schaefflers Beitrag zu Religionsphilosophie und Theologie, Freiburg
i. Br./München 2010, 11–24.
196 Danksagung und Versuche, das Gespräch fortzusetzen, in: Thomas M.
Schmidt/Siegfried Wiedenhofer (Hg.), Religiöse Erfahrung. Richard
Schaefflers Beitrag zu Religionsphilosophie und Theologie, Freiburg
i. Br./München 2010, 259–284.
197 Beitrag zu einem »Philosophischen Wegweiser«, in: Lukas Trabert (Hg.),
Philosophischer Wegweiser, Freiburg i. Br. 2010, 166–167.
198 Der christliche Glaube und Perspektiven einer künftigen Religionsphi-
losophie, in: Florian Uhl (Hg.), Die Tradition einer Zukunft: Perspekti-
ven der Religionsphilosophie (Schriften der Österreichischen Gesell-
schaft für Religionsphilosophie 10), Graal-Müritz 2011, 113–126.
200
https://doi.org/10.5771/9783495999592
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Bibliographie Richard Schaefflers
199 Die »kopernikanische Wendung« – mehr als eine bloße Metapher, in:
Paul Gilbert (Hg.), L’uomo moderno e la chiesa, Rom 2012, 365–388.
199a Wiederabdruck: Die »Kopernikanische Wendung« in der Wissenschaft
und die neuzeitliche Subjektivität als Problem der Philosophie, in: Ri-
chard Schaeffler, Unbedingte Wahrheit und endliche Vernunft. Möglich-
keiten und Grenzen menschlicher Erkenntnis, hg. von Christoph Böhr,
Wiesbaden 2017, 1–24.
200 Religionsphilosophie und Philosophische Theologie von transzendenta-
lem Ansatz, in: Bernd Irlenborn/Christian Tapp (Hg.), Gott und Ver-
nunft. Neue Perspektiven zur Transzendentalphilosophie Richard
Schaefflers (Scientia & Religio 11), Freiburg i. Br. 2013, 26–35.
201 »Freiheit, die frei macht« – zur Weiterentwicklung eines transzendenta-
len Gottesbegriffs, in: Bernd Irlenborn/Christian Tapp (Hg.), Gott und
Vernunft. Neue Perspektiven zur Transzendentalphilosophie Richard
Schaefflers (Scientia & Religio 11), Freiburg i. Br. 2013, 68–93.
202 »Gotteswort und Menschenwort«: Sprachphilosophische Thesen zu
einem theologischen Thema, in: Josef Rist/Christof Breitsameter (Hg.),
Wort Gottes. Die Offenbarungsreligionen und ihr Schriftverständnis,
Münster 2013, 9–24.
203 Offenbarung und Erfahrung, in: Theologie der Gegenwart 59 (2016)
218–227.
204 Endliche und unendliche Freiheit, in: Jeremiah Alberg/Daniela Köder
(Hg.), Habitus fidei – Die Überwindung der eigenen Gottlosigkeit. Fest-
schrift für Richard Schenk OP zum 65. Geburtstag, Paderborn 2016,
341–364.
205 Gott und seine »Eigenschaften«. Ein altes philosophisches Thema, neu
entdeckt, in: Felix Resch (Hg.), Die Frage nach dem Unbedingten. Gott
als genuines Thema der Philosophie, Dresden 2016, 215–246.
206 »Die Wahrheit ist immer größer« – oder: Vom Zutrauen in die Wahrheit
und von der Selbstkritik der Vernunft, in: Richard Schaeffler, Unbe-
dingte Wahrheit und endliche Vernunft. Möglichkeiten und Grenzen
menschlicher Erkenntnis, hg. von Christoph Böhr, Wiesbaden 2017,
99–115.
207 Die Endlichkeit der Vernunft und ihr »Interesse«: Zur Weiterentwick-
lung von Kants vier Leitfragen der Philosophie, in: Richard Schaeffler,
Unbedingte Wahrheit und endliche Vernunft. Möglichkeiten und Gren-
zen menschlicher Erkenntnis, hg. von Christoph Böhr, Wiesbaden 2017,
139–180.
208 Zum Ethos des Erkennens, in: Richard Schaeffler, Unbedingte Wahrheit
und endliche Vernunft. Möglichkeiten und Grenzen menschlicher Er-
kenntnis, hg. von Christoph Böhr, Wiesbaden 2017, 181–204.
209 Lesen im Buche der Welt – oder: Eine neue Gestalt der transzendentalen
Theologie, in: Christoph Böhr (Hg.), Zum Grund des Seins. Metaphysik
und Anthropologie nach dem Ende der Postmoderne – Rémi Brague zu
Ehren, Wiesbaden 2017, 15–30.
201
https://doi.org/10.5771/9783495999592
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Anhänge
210 Die Theodizee – Gedanken zum Problem, in: Jahrbuch für Religionsphi-
losophie 17 (2018) 210–213.
211 Begriffe vom Unbegreiflichen. Zu den Bedingungen menschlichen Spre-
chens von Gott, in: Christoph Böhr/Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz
(Hg.), Gott denken. Zur Philosophie von Religion, Heidelberg 2019,
105–122.
212 Dialogische Existenz: Wege zu einem menschlichen Leben, in: Richard
Schaeffler, Philosophische Anthropologie, hg. von Christoph Böhr, Ber-
lin 2019, 107–114.
213 Transzendentalphilosophie und Theologie, in: Martin Blay u. a. (Hg.),
»Stets zu Diensten?« Welche Philosophie braucht die Theologie heute?,
Münster 2019, 75–85.
214 Die Lehre von den Transzendentalien: ihre philosophiehistorische Krise
und ihre bleibende Aktualität, in: Christoph Böhr (Hg.), Metaphysik.
Von einem unabweislichen Bedürfnis der menschlichen Vernunft. Rémi
Brague zu Ehren, Wiesbaden 2020, 391–400.
214a Wiederabdruck: Die Lehre von den Transzendentalien: ihre philosophie-
historische Krise und ihre bleibende Aktualität, in: Christoph Böhr/
Wolfgang Buchmüller (Hg.), Ambo 2020: Das Gute, Wahre und Schöne.
Zur Aktualität der Lehre von den Transzendentalien (Jahrbuch der
Hochschule Heiligenkreuz), Heiligenkreuz 2020, 302–312.
215 Was mir wichtig bleibt [unveröffentlichtes Manuskript; hinterlegt bei
Christoph Böhr]
IV. Lexikonartikel
1 Zeit, philosophisch, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Band 10, Frei-
burg i. Br. 21965, 1326–1329.
2 Karl Jaspers, in: Enciclopedia Iberoamericana*.
3 Philosophie, in: Sacramentum Mundi, Band III, Freiburg i. Br. 1969,
1164–1194.
3a Wiederabdruck: Herders Theologisches Taschenlexikon, Band 6, Frei-
burg i. Br. 1973, 12–26.
4 Philosophiegeschichte, in: Sacramentum Mundi, Band III, Freiburg i. Br.
1969, 1194–1204.
5 Sinn, in: Handbuch philosophischer Grundbegriffe, Band 3, München
1974, 1325–1341.
6 Verstehen, in: Handbuch pädagogischer Grundbegriffe, Band II, Mün-
chen 1970, 301–306.
6a Wiederabdruck: Handbuch philosophischer Grundbegriffe, Band 5,
München 1974, 1628–1641.
7 Modernismus, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Band 6,
Basel 1984, 62–66.
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V. Rezensionen
1 Hans Wagner, Existenz, Analogie und Dialektik. Religio pura seu trans-
cendentalis. 1. Halbband, München 1953, in: Philosophische Rund-
schau 2 (1954) 70–82.
2 Thomas Räber, Das Dasein in der »Philosophie« von Karl Jaspers. Eine
Untersuchung im Hinblick auf die Einheit und Realität der Welt im
existentiellen Denken, Bern 1955, in: Philosophische Rundschau 4
(1956) 126–127.
3 Arthur Schilpp (Hg.), Karl Jaspers, Stuttgart 1957, in: Philosophische
Rundschau 7 (1959) 302.
4 Johannes G. Deninger, »Wahres Sein« in der Philosophie des Aristoteles,
Meisenheim 1961, in: Philosophische Rundschau 9 (1961) 235–236.
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Anhänge
5 Balduin Noll, Philosophia rationalis sine fide, Bonn 1959, in: Philosophi-
sche Rundschau 11 (1963) 152–154.
6 Rudolph Berlinger, Augustins Dialogische Metaphysik, Frankfurt a. M.
1962, in: Philosophische Rundschau 12 (1965) 174–178.
6a Übersetzung ins Spanische: Rudolph Berlinger, Augustins Dialogische
Metaphysik / La metafísica dialógica de San Agustín, in: Documentación
crítica iberoamericana de filosofía y ciencias afines II (1965) 473–480.
7 Leo Gabriel, Integrale Logik. Die Wahrheit des Ganzen, Wien 1965, in:
Philosophische Rundschau 15 (1968) 227–228.
8 Viktor Kraft, Die Grundlagen der Erkenntnis und der Moral, Berlin
1968, in: Philosophy and History 3 (1970) 161–170.
9 Egil A. Wyller, Der späte Platon. Tübinger Vorlesungen 1965, Hamburg
1970, in: Philosophische Rundschau 20 (1974) 205–210.
10 Walter Schulz, Philosophie in der veränderten Welt, Pfullingen 1972, in:
Philosophische Rundschau 20 (1974) 178–195.
11 Reinhard Leuze, Die außerchristlichen Religionen bei Hegel (Studien
zur Theologie und Geistesgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts 14),
Göttingen 1975, in: Theologische Revue 72 (1976) 327–334.
12 Karl-Heinz Weger (Hg.), Religionskritik. Beiträge zur atheistischen Re-
ligionskritik der Gegenwart, München 1976, in: Theologische Revue 73
(1977) 330–331.
13 Walter Strolz (Hg.), Religiöse Grunderfahrungen. Quellen und Gestal-
ten, Freiburg i. Br. 1977, in: Theologisch-praktische Quartalschrift 126
(1978) 398–399.
14 Günter Bader, Mitteilung göttlichen Geistes als Aporie der Religions-
lehre Johann Gottlieb Fichtes, Tübingen 1975, in: Philosophy and His-
tory 12 (1979) 6–10.
15 Werner Stegmaier, Substanz: Grundbegriff der Metaphysik. Stuttgart
1977, in: Philosophy and History 12 (1979) 40–43.
16 Bernhard Welte, Religionsphilosophie, Freiburg i. Br. 1978, in: Philo-
sophisches Jahrbuch 86 (1979) 201–209.
17 Walter Strolz (Hg.), Kosmische Dimensionen religiöser Erfahrung, Frei-
burg i. Br. 1978, in: Theologisch-praktische Quartalschrift 127 (1979)
287–288.
18 Joseph Möller, Die Chance des Menschen, Gott genannt. Was Vernunft
und Erfahrung heute von Gott sagen können, Zürich/Einsiedeln/Köln
1975, in: Philosophisches Jahrbuch 87 (1980) 210–213.
19 Sergio Sorrentino, Schleiermacher e la filosofia della religione, Brescia
1978, in: Theologische Revue 76 (1980) 68–69.
20 Vittorio Agosti, Filosofia e Religione nell’attualismo gentiliano, Brescia
1977, in: Theologische Revue 76 (1980) 157–159.
21 Analytische Religionsphilosophie. Zum Stand der Versuche, sprachana-
lytische Methoden auf Probleme der Religionsphilosophie anzuwenden
[Rezension der Werke: Anton Grabner-Haider, Kritische Religionsphi-
losophie. Europäische und außereuropäische Kulturen, Graz/Wien/Köln
1993; Hermann Schrödter, Analytische Religionsphilosophie. Haupt-
204
https://doi.org/10.5771/9783495999592
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Bibliographie Richard Schaefflers
205
https://doi.org/10.5771/9783495999592
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Anhänge
206
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Bibliographie Richard Schaefflers
207
https://doi.org/10.5771/9783495999592