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Elektra
Deutsch von Hubert Ortkemper
SuhrkampTheatertext
© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2008
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Der Fluch der Atriden
Atreus, der Sohn des Pelops, hatte gelobt, das schönste Lamm, das in seiner Herde geboren würde, Ar-
temis zu opfern. Als kurz darauf ein Lamm mit goldenem Fell zur Welt kam, bereute er sein Gelübde. Um
das Fell nicht zu beschädigen, erdrosselte er das Lamm und verbarg das Vlies in einem Kasten. Aerope
gab ihn ihrem Schwager Thyestes, der sie verführt hatte.
Nun hatte den Mykenern ein Orakelspruch befohlen, einen Sohn des Pelops zu ihrem König zu wählen.
Deshalb ließen sie Atreus und Thyestes zu sich kommen. Thyestes machte den Vorschlag, der solle König
sein, der das goldene Vlies besitze. Der ahnungslose Atreus stimmte zu, Thyestes zeigte das Fell und
wurde so König. Zeus aber schickte seinen Boten Hermes zu Atreus. Er solle mit seinem Bruder vereinba-
ren, dass die Herrschaft an Atreus überginge, wenn die Sonne ihren Lauf ändere. Thyestes war einver-
standen. Zeus ließ Helios im Osten untergehen, bezeugte so den Betrug des Thyestes. Atreus verbannte
ihn und übernahm die Herrschaft.
Erst jetzt erfuhr er vom Ehebruch seiner Frau. Da versöhnte er sich zum Schein mit Thyestes und rief ihn
mit seinen Söhnen zurück. Er ließ die Kinder schlachten und bis auf die Köpfe zerstückeln. Das Fleisch
setzte er gekocht dem Thyestes vor. Als der sich satt daran gegessen hatte, zeigte Atreus ihm die Köpfe
seiner Söhne und jagte ihn davon.
Thyestes wollte Rache nehmen. Er fragte ein Orakel, das ihm antwortete, wenn er mit seiner Tochter ei-
nen Sohn zeuge, werde der ihn rächen. Da vergewaltigte er seine Tochter Pelopia, die ihm Ägisth gebar.
Atreus hatte zwei Söhne, Agamemnon und Menelaos. Agamemnon wurde König von Mykene und heirate-
te Klytaimestra, die Tochter des Tyndareos, Schwester der Helena, die sein Bruder Menelaos zur Frau
nahm.
Als die Griechen gegen Troja zogen, um die von Paris entführte Helena zurückzufordern, verhinderte in
Aulis eine Windstille das Auslaufen der Flotte. Der Orakelpriester Kalchas behauptete, Artemis zürne A-
gamemnon, weil er bei der Jagd geprahlt hatte: nicht einmal die Göttin hätte besser treffen können. Auch
habe sie noch nicht vergeben, dass sein Vater ihr seinerzeit das goldene Lamm nicht geopfert hatte. Die
Göttin verlange die schönste von Agamemnons Töchtern als Opfer. Agamemnon ließ Klytaimestra mittei-
len, sie solle Iphigenie nach Aulis schicken, weil er sie mit Achill verheiraten wolle. Ahnungslos übergab
Klytaimestra ihre Tochter den Boten. Als Agamemnon sie auf dem Altar schlachten wollte, entführte Arte-
mis sie nach Tauris. An ihrer Stelle lag eine junge Hirschkuh in ihrem Blut.
Während Agamemnons zehnjähriger Abwesenheit verführte Ägisth Klytaimestra. Als Agamemnon zurück-
kehrte, wurde er von beiden ermordet. Seine Frau reichte ihm, als er aus dem Bad kam, ein Gewand ohne
Öffnung für Arme und Hals. Als Agamemnon sich in ihm verfing, erschlug sie ihn gemeinsam mit Ägisth.
Personen
Schauspielerin Elektra
Greis
Bote
Klytaimestra
Kastor
Polydeukes
Szene: Vor dem Haus des Tagelöhners in den Bergen bei Mykene
Nacht
TAGELÖHNER
Argos, altes Land am Fluss Inachos,
von hier segelte einst unser König Agamemnon
mit tausend Schiffen ins Land von Troja,
eroberte die berühmte Stadt des Dardanos,
erschlug den Herrscher über Ilion, Priamos,
und kam hierher zurück.
Erbeutete Waffen ohne Zahl
hängte er an den Tempeln auf.
In Phrygien schwamm er im Glück,
daheim starb er durch einen Anschlag Klytaimestras.
Seine eigene Frau erschlug ihn
zusammen mit Ägisth, Sohn des Thyestes.
Er verlor die von Tantalos ererbte Herrschaft
kam elend zu Tode.
Seitdem beherrscht Ägisth das Land.
Er heiratete des Toten Frau,
die Tochter des Tyndareos.
Als er nach Troja zog,
hatte Agamemnon seinen Sohn Orest
mit der älteren Schwester Elektra
im Palast zurück gelassen.
Weil Ägisth auch den Jungen ermorden wollte,
brachte ihn der alte Erzieher des Vaters
heimlich nach Phokis,
vertraute ihn Strophios an,
dem Schwager Agamemnons.
Elektra blieb im Elternhaus,
und als sie herangewachsen war,
kamen die vornehmsten jungen Männer
aus ganz Griechenland,
um sie zu werben.
Aus Furcht,
sie könne einem Helden einen Sohn gebären,
der zum Rächer Agamemnons würde,
sperrte Ägisth sie im Palast weg,
gab sie keinem zur Frau.
Auch so noch fürchtete er,
sie könne heimlich
einem Edlen Kinder schenken,
und wollte sie ermorden.
Doch die bislang so skrupellose Mutter
rettete sie aus den Händen von Ägisth.
Für den Mord an ihrem Mann
habe sie einen Grund gehabt.
Töte sie jedoch ihre Kinder,
könne das zu großes Aufsehen erregen.
Ägisth dachte sich also etwas anderes aus.
Er setzte einen Preis aus
auf den Mord am flüchtigen Orest
und gab mir Elektra zur Frau.
Zwar sind meine Eltern Bürger von Mykene,
insoweit kann man mir nichts nachsagen.
Meine Herkunft ist allerdings,
da ich arm bin,
nicht allzu viel wert.
Wenn er sie einem Schwachen gibt,
dachte Ägisth,
schwäche das auch seine Furcht.
Hätte er sie mit einem Mann von Rang verheiratet,
könnten in ihm Agamemnons schlafende
Rachegeister erwachen
und Ägisth für den Mord verantwortlich machen.
Ich habe als ihr Mann
niemals ihr Bett berührt.
Sie ist noch Jungfrau.
Aphrodite kann es bezeugen.
Ich würde mich schämen,
ein Mädchen aus so vornehmem Haus zu entehren.
Schließlich bin ich ihr nicht ebenbürtig.
Ich denke dabei auch an den Armen,
den man meinen Schwager nennt,
wenn er einst nach Argos kommt
und sehen muss,
wie jämmerlich seine Schwester verheiratet ist.
Wer meint, ich sei dumm,
eine junge Frau im Haus zu haben
und sie nicht anzurühren,
weiß nicht, was Anstand ist.
Er wird selbst unanständig handeln.
ELEKTRA
kommt mit einem Wasserkrug aus dem Haus
Dunkle, sternenklare Nacht,
in deinem Schutz kann ich vors Haus gehen
und Wasser aus dem Fluss holen.
Ich leide zwar nicht so große Not,
dass ich das selbst tun muss,
doch ich will den Göttern zeigen,
wie sehr Ägisth mich entehrt.
In deinem Schutz schreie ich auch
die Totenklage um den Vater in das weite Weltall.
Die scham- und sittenlose Tochter des Tyndareos,
meine Mutter,
hat mich aus dem Palast vertrieben,
ihrem Gatten zu Gefallen,
denn sie hat Ägisth
andere Kinder geboren.
Orest und ich, wir sind ihr nichts mehr wert.
TAGELÖHNER
Warum, du Arme, mühst du dich meinetwegen ab,
machst dir das Leben schwer?
Und du hörst nicht auf damit,
obwohl ich dich oft darum gebeten habe.
Du hast ein so viel besseres Leben gehabt!
ELEKTRA
Du bist für mich ein göttergleicher Freund.
In all meinem Elend hast du mich nie beschämt.
Es ist ein großes Glück für einen Menschen,
in schweren Zeiten einen Halt zu finden,
wie du mir einer bist.
Deshalb will ich, so gut ich kann,
dir helfen,
dass das Leben für dich leichter wird.
Du hast genug Arbeit auf dem Feld.
Lass mich erledigen,
was im Haus zu tun ist.
Wer von schwerer Arbeit heimkehrt,
freut sich, alles sauber vorzufinden.
TAGELÖHNER
Wenn du es willst, dann geh.
Es ist ja nicht weit zum Fluss.
Wenn es hell wird,
will ich die Kühe auf die Weide treiben
und mit der Saat beginnen.
Wer faul ist und die Götter nur im Munde führt,
wird nie zusammen bringen, was er zum Leben braucht.
Der Tagelöhner und Elektra gehen ab. Von der anderen Seite kommen Orest und Pylades.
OREST
Pylades, dich halte ich von allen Menschen einzig für treu.
Nur du bist mir, Orest,
als Freund geblieben,
auch nach dem,
was Ägisth mir angetan hat.
Er hat meinen Vater ermordet,
zusammen mit der scham- und sittenlosen Mutter.
Vom Heiligtum Apolls in Delphi
komme ich nach Argos.
Niemand kennt mich hier.
Ich müsse den Mord an den Mördern rächen,
ist der geheimnisvolle Spruch des Gottes.
In dieser Nacht war ich am Grab des Vaters,
habe es mit meinen Tränen benetzt,
eine Locke von meinem Haar geschnitten,
ein Schaf geopfert
und das Grab mit seinem Blut getränkt,
unbemerkt von den Tyrannen,
die dies Land beherrschen.
In die Stadt will ich nicht gehen.
Aus zwei Gründen bin ich nah an
der Grenze des Landes geblieben.
Damit ich schnell
ins Nachbarland verschwinden kann,
wenn ein Spitzel mich erkennt.
Und weil ich meine Schwester suche.
Ich habe gehört, sie wohne in dieser Gegend
mit ihrem Mann, sei kein Mädchen mehr.
Ich will versuchen, sie zu treffen.
Vielleicht kann ich sie
für das Blutbad als Helferin gewinnen
und von ihr verlässlich erfahren,
was genau damals geschehen ist.
ELEKTRA
Stunde, eil dich,
geh voran, geh voran mit der Klagenden.
Ach, weh mir,
gezeugt von Agamemnon,
geboren von Klytaimestra,
der schrecklichen Tochter des Tyndareos.
Die arme Elektra
nennen mich die Leute hier.
Ach, elende Not,
trauriges Leben.
Vater, du liegst im Hades,
abgeschlachtet von deiner Frau
und von Ägisth,
du, Agamemnon.
CHOR
Tochter Agamemnons, Elektra,
ich besuche dich in deiner ländlichen Einsamkeit,
weil ein Mann über die Berge kam,
der meldete, dass am dritten Tag von heute
im Heiligtum der Hera
ein Opferfest gefeiert wird,
zu dem alle Frauen wallfahren sollen.
ELEKTRA
Nicht nach fröhlichen Festen, ihr Lieben,
steht mir der Sinn,
noch mag ich mich Elende dazu schmücken,
auch nicht mit den jungen Frauen von Argos tanzen.
In Tränen verbringe ich meine Nächte,
Tränen sind meine Gefährten am Tag.
Schaut mein schmutziges Haar,
seht meine Lumpen,
kann ich, Agamemnons Kind,
mich so dort zeigen,
die Königstochter?
Selbst Troja, das er erobert hat,
würde sich schämen müssen.
CHOR
Die Göttin ist groß.
Wir geben dir ein Festgewand,
wir schmücken dich,
dass du schön bist.
Glaubst du, du könntest
mit Tränen allein,
ohne die Götter zu ehren,
deine Feinde treffen?
Nicht mit Klageliedern,
mit Gebeten zu den heiligen Göttern
wirst du wieder froh, Kind.
ELEKTRA
Kein Gott hört die Stimme
der Unglücklichen,
keiner erinnert sich an die Opfer,
die mein Vater ihm gebracht hat.
Weh über den Ermordeten,
weh über den Lebendigen,
der als Flüchtling irgendwo
in einem fremden Land lebt,
elend umherirrt
sich Brosamen vom Tisch von
Tagelöhnern erbetteln muss.
Und er stammt doch
von einem ruhmreichen Vater ab.
Ich selbst wohne in einer ärmlichen Hütte,
ohne alle Lebenskraft,
seit ich aus dem Vaterhaus
in diese felsige Einöde vertrieben wurde.
Und die Mutter liegt im blutbefleckten Bett,
mit einem Fremden als Mann.
CHOR
Die Schwester deiner Mutter, Helena,
sie hat viel Unheil über Griechenland
und deine Familie gebracht.
OREST
Bleib, Ärmste, du hast
von mir nichts zu fürchten.
ELEKTRA
Bei Apollon! Auf Knien bitte ich dich,
töte mich nicht.
OREST
Töten will ich andere,
die auch dir verhasst sind.
ELEKTRA
Geh! Fass mich nicht an,
du hast kein Recht,
mich zu berühren.
OREST
Es gibt nichts,
was ich mit größerem Recht berühren darf.
ELEKTRA
Warum versteckst du dich
bewaffnet hinter meinem Haus?
OREST
Bleib, hör mir zu,
du wirst dann denken wie ich.
ELEKTRA
Ich bleibe, was kann ich tun.
Du bist der Stärkere.
OREST
Ich bin gekommen,
dir Nachricht über deinen Bruder zu bringen.
ELEKTRA
Der Liebste! Lebt er noch?
Er ist doch nicht gestorben?
OREST
Er lebt. Zuerst sollst du
die gute Nachricht hören.
ELEKTRA
Gottes Segen sei dein Lohn
für diese frohe Botschaft.
OREST
Uns beiden gilt dein Wunsch.
ELEKTRA
Wohin, in welches Land hat den Armen
seine jammervolle Flucht getrieben?
OREST
Er musste vieler Länder Bräuche achten.
Er kämpft sich durch.
ELEKTRA
Muss er hungern?
OREST
Das gerade nicht.
Doch ein Flüchtling muss sich ducken.
ELEKTRA
Welche Nachricht sollst du mir von ihm bringen?
OREST
Er will wissen, ob du lebst,
und wenn du lebst, wie es dir geht.
ELEKTRA
Du siehst, wie abgezehrt ich bin.
OREST
Vom vielen Weinen ganz geschwächt,
du tust mir leid.
ELEKTRA
Die Locken habe ich mir abgeschnitten.
OREST
Aus Trauer um den Bruder und des Vaters Tod.
ELEKTRA
Nichts bedeutet mir mehr als diese Beiden.
OREST
Was, glaubst du, bist du deinem Bruder?
ELEKTRA
Er ist weit weg, ist so fern von mir, der Liebe.
OREST
Warum wohnst du so abseits von der Stadt?
ELEKTRA
Sie haben mich verheiratet, Fremder,
eine Ehe gleich dem Tod.
OREST
Dein armer Bruder! Mit einem aus Mykene?
ELEKTRA
Mein Vater hätte ihn niemals für mich ausgesucht.
OREST
Erzähl, dass ich deinem Bruder berichten kann.
ELEKTRA
In diesem abgelegenen Haus lebe ich mit ihm.
OREST
Ein Tagelöhner oder ein Rinderhirt
mag so wohnen.
ELEKTRA
Mein Mann ist arm, aber ehrlich.
Und er achtet mich.
OREST
Er achtet dich, wie meinst du das?
ELEKTRA
Er hat es nie gewagt, mich anzurühren.
OREST
Hat er Keuschheit gelobt oder mag er dich nicht?
ELEKTRA
Er wollte meine Herkunft nicht beschmutzen.
OREST
Warum hat er sich
über eine solche Heirat nicht gefreut?
ELEKTRA
Er wusste, der mich ihm gab,
hatte kein Recht dazu.
OREST
Ich verstehe. Er hatte Angst,
Orest könnte ihn einst dafür büßen lassen.
ELEKTRA
Das mag er fürchten,
aber er ist auch so sehr gut zu mir.
OREST
Dann hast du einen anständigen Mann,
den du umsorgen musst.
ELEKTRA
Wenn er nach Haus kommt. Er ist jetzt nicht da.
OREST
Die Mutter, die dich gebar,
sie hat sich das bieten lassen?
ELEKTRA
Frauen lieben ihre Männer, Fremder,
nicht ihre Kinder.
OREST
Weshalb erniedrigt Ägisth dich so frech?
ELEKTRA
Er meint, ich könne nur Schwächlinge gebären,
wenn er mich so einem Mann gibt.
OREST
Dass deine Söhne keine Rache nehmen können.
ELEKTRA
Genau das wollte er.
Doch er soll mir dafür büßen!
OREST
Weiß der Mann deiner Mutter,
dass du noch Jungfrau bist?
ELEKTRA
Er weiß es nicht. Wir haben es verschwiegen.
OREST
Die Frauen hier, sind sie auf deiner Seite?
Sie können alles hören.
ELEKTRA
Sie werden nichts verraten,
weder was ich noch was du gesagt.
OREST
Was würde Orest tun, käme er nach Argos?
ELEKTRA
Das fragst du? Wie kannst du daran zweifeln!
Ist es nicht an der Zeit?
OREST
Wenn er kommt,
wie könnte er des Vaters Mörder strafen?
ELEKTRA
Mit dem gleichen Mut,
mit dem sie es am Vater getan.
OREST
Und würdest du wagen,
mit ihm die Mutter zu töten?
ELEKTRA
Mit dem selben Beil, das den Vater traf!
OREST
Soll ich ihm das so sagen,
bist du deiner sicher?
ELEKTRA
Ich mag sterben,
wenn ich nur meiner Mutter Blut vergossen habe.
OREST
Ach wäre doch Orest hier in der Nähe,
dass er das hören könnte!
ELEKTRA
Ich würde ihn, Fremder, nicht erkennen,
wenn ich ihn sehe.
OREST
Ihr wart, kein Wunder, beide kleine Kinder,
als man euch auseinander riss.
ELEKTRA
Nur einer meiner Freunde könnte es.
OREST
Der ihn, wie man erzählt,
aus dem Morden gerettet hat?
ELEKTRA
Der Erzieher meines Vaters,
jetzt ein alter Mann.
OREST
Erhielt dein toter Vater wenigstens ein Grab?
ELEKTRA
Es ist, wo es geschah.
Sie warfen seine Leiche aus dem Palast.
OREST
Weh, was sagst du.
Auch wer von fremdem Leid hört,
lässt sich davon bewegen.
Doch erzähle mir genau, wie es geschehen ist,
damit ich deinem Bruder das Schreckliche,
das er gleichwohl hören muss,
berichten kann.
Wer nicht weiß, kann auch kein Mitgefühl haben.
Freilich ist es auch nicht gut,
zu viel zu wissen.
CHOR
Auch mich verlangt danach.
Ich lebe außerhalb der Stadt,
weiß nichts von dem Bösen,
das im Staat geschieht.
Ich würde gern mehr davon wissen.
ELEKTRA
Wenn es denn sein muss,
und da ihr Freunde seid,
will ich es erzählen,
mein schweres Schicksal und das meines Vaters.
Du drängst mich zum Reden,
und ich flehe dich an, Fremder,
berichte Orest von meinen Leiden,
die auch die seinen sind.
Zuerst, in was für Kleidern ich herumlaufen,
in welchem Schmutz ich leben,
in was für einer Hütte ich wohnen muss,
statt im Palast.
Mühsam muss ich mir
am Webstuhl meine Kleider machen,
wenn ich nicht nackt herum laufen will.
Ich hole selbst das Wasser vom Fluss,
vermisse Götterfeste und Tänze.
Ich vermeide die Gesellschaft von Frauen,
da ich Jungfrau bin.
Ich meide Kastor, meinen Verwandten,
mit dem ich verlobt war,
bevor er zu den Göttern ging.
Meine Mutter sitzt auf dem Thron,
inmitten der Beute aus Troja,
um sie wimmeln asiatische Sklavinnen,
die Kriegsgefangenen meines Vaters,
heften mit goldenen Spangen
die Gewänder aus Troja zusammen.
Das Blut des Vaters klebt noch an den Wänden.
Durch Verwesung ist es schwarz geworden.
Der ihn erschlug,
besteigt denselben Wagen, den der Vater fuhr,
und fährt damit herum.
Das Zepter, mit dem der Vater einst die Griechen
in den Feldzug führte,
hält er in seinen blutbefleckten Händen
und brüstet sich stolz damit.
Agamemnons Grab blieb ungeehrt,
erhielt noch keine Totenspende,
keine Myrtenzweige.
Sein Scheiterhaufen blieb ohne jeden Schmuck.
Wenn er sich beim Gelage
einen Rausch angetrunken hat,
springt meiner Mutter Gatte,
der Ruhmreiche, wie er sich nennen lässt,
auf dem Grab herum,
wirft mit Steinen nach dem Grabstein
meines Vaters
und ist kühn genug, uns zu verspotten:
Wo treibst du dich herum, kleiner Orest?
Warum ist dein Sohn nicht da,
dein Grab zu schützen?
So lästert er den Verschollenen.
CHOR
Ich sehe deinen Gatten kommen.
Nach getaner Arbeit kommt er nach Hause.
TAGELÖHNER
Was ist hier los? Ich sehe vor der Tür zwei Fremde.
Weshalb kamen sie hierher aufs Land?
Wollen sie zu mir?
Eine Frau kann ihren guten Ruf verlieren,
wenn sie mit jungen Männern zusammen steht.
ELEKTRA
Mein Liebster, sieh mich nicht so vorwurfsvoll an.
Hör, was geschehen ist.
Die beiden Fremden kamen als Boten von Orest
mit Neuigkeiten.
Zu Orest und Pylades
Ich bitte euch, verzeiht ihm seine Worte.
TAGELÖHNER
Was sagen sie? Lebt er, ist er noch am Leben?
ELEKTRA
Das melden sie,
und was sie sagen klingt glaubwürdig.
TAGELÖHNER
Denkt er noch an seinen Vater
und dein böses Schicksal?
ELEKTRA
Ich hoffe es. Machtlos ist ein Flüchtling.
TAGELÖHNER
Was will Orest?
ELEKTRA
Sie sollen erkunden, was aus mir geworden ist.
TAGELÖHNER
Sie sehen es.
Was nicht, kannst du ihnen erzählen.
ELEKTRA
Sie wissen schon alles.
Ich habe ihnen nichts verheimlicht.
TAGELÖHNER
Warum hast du sie dann
nicht längst hineingebeten?
Kommt ins Haus! Für eure Botschaft
sollt ihr bewirtet werden, so gut wir es können.
Bringt ihr Gepäck ins Haus.
Kein Widerspruch!
Ihr kommt von einem guten Freund,
also seid ihr Freunde.
Ich mag arm sein,
doch ich weiß, was sich gehört.
OREST
Bei den Göttern, ist das der Mann,
der die Ehe mit dir nur vortäuscht,
um Orest vor Schande zu bewahren?
ELEKTRA
Ihn nennt man meinen, der Betrübten, Gatten.
OREST
Ach!
Es gibt kein sicheres Merkmal echten Edelmuts.
Das Wesen eines Menschen ist,
was dies angeht, nicht bestimmbar.
Mir sind Söhne edler Väter begegnet,
die ein Nichts waren,
und gute Kinder von Bösewichtern.
Im Denken und Handeln reicher Männer
fand ich Bosheit,
ein großes Herz bei armen Menschen.
Wie soll man also richtig folgern?
Nach Reichtum?
Das wäre ein schlechter Ansatzpunkt.
Sollen wir die vorziehen, die nichts haben?
Zu leicht verführt Mangel
die Menschen zum Bösen.
Oder sollen wir nach Waffen Ausschau halten?
Wie könnte, wer den Speer sieht,
wissen, ob ein Mensch ehrlich ist?
Am besten scheint es mir,
nicht aus Äußerlichem zu schließen.
Dieser Mann
wird weder von den Argivern geachtet,
noch hält er sich für etwas Besseres.
Er ist ein einfacher Bürger
und erwies sich als der Edelste.
Die ihr auf leeren Schein seht,
begreift ihr nie,
dass man Menschen nach ihren Taten
beurteilen muss?
Solche wie er würden den Staat
eben so gut wie ihr Haus verwalten.
Die ihren Körper trainieren,
nur aus Fleisch bestehen
und leer an Geist sind,
deren Bilder mag man auf den Marktplatz stellen.
Selbst für den Speerwurf
ist ein starker Arm nicht besser
als einer mit weniger Kraft.
Viel wichtiger sind Technik und Mut.
CHOR
Ich habe ein gutes Gefühl, Elektra,
mein Herz wird warm vor Freude.
Vielleicht wandelt sich dein Schicksal,
wenn auch langsam,
zum besseren.
ELEKTRA
Du weißt doch, dass wir nichts im Haus haben.
Wie konntest du diese beiden Fremden,
die Besseres gewohnt sind, zu uns einladen?
TAGELÖHNER
Was hast du?
Wenn sie wirklich so anständig sind,
wie sie aussehen, werden sie mit dem Wenigen,
das wir ihnen bieten können,
zufrieden sein.
ELEKTRA
Ich denke, es war nicht richtig.
Wir sind zu arm.
Geh zu dem alten Mann,
dem Erzieher meines Vaters,
den sie in die Berge am Fluss Tanaon,
an der Grenze von Argos nach Sparta verbannt haben.
Er lebt jetzt dort als Schafhirte.
Bitte ihn zu kommen
und, da wir Gäste haben,
für sie etwas zu essen mit zu bringen.
Er wird sich freuen und den Göttern danken,
wenn er hört, das Kind, das er einst gerettet,
sei noch am Leben.
Aus dem Palast meines Vaters können wir
der Mutter wegen nichts erwarten.
Der Elenden würde es bitter aufstoßen,
wenn wir ihr melden, dass Orest lebt.
TAGELÖHNER
Ich werde, wie du es möchtest,
dem Alten deine Botschaft überbringen.
Bereite du inzwischen einen Imbiss vor.
Eine Frau findet, wenn sie will,
genug um aufzutischen.
Wir haben sicher noch so viel im Haus,
dass sie heute satt werden.
Elektra geht ins Haus
Bei solchen Gelegenheiten spürt man,
wie wichtig Geld ist,
will man Gäste bewirten
oder Krankheiten heilen.
Zum täglichen Brot braucht es nicht viel.
Sind sie beide satt,
geht es dem reichen Mann
nicht besser als dem Armen.
Geht von der Bühne
CHOR
Prächtige Schiffe fuhren einst
mit unzähligen Rudern nach Troja,
begleitet vom Chor der Nereiden.
Delphine, die Flötenklang lieben,
sprangen in Wirbeln
den Steuermännern um die dunkelblauen Schiffschnäbel,
geleiteten Achill, den Sohn der Thetis,
den schnellen Läufer,
mit Agamemnon an die Ufer des Simoeis
nach Troja.
GREIS
Wo ist meine junge Herrin, meine Gebieterin,
Agamemnons Kind, das ich einst aufgezogen habe?
Wie steil der Weg zu diesem Haus ist!
Für einen runzligen alten Mann ist er
schwer zu erklimmen.
Doch ich muss meinen krummen Rücken
und das gichtige Knie zu den Freunden schleppen.
(Elektra kommt aus dem Haus)
Meine Tochter, wie schön, dass du
gerade aus dem Haus kommst.
Ich bin da, dir ein Milchlamm
von meiner Herde zu bringen.
Ich habe Kränze gewunden, bringe auch Käse,
und diesen alten, lange gelagerten Wein.
Er duftet wunderbar.
Es ist nur wenig,
aber er ist so voll, dass er,
gemischt mit weniger starkem,
gut verträglich ist.
Lass das alles zu den Fremden ins Haus bringen.
Ich muss mir erst mit meinem Ärmel
die Tränen aus den Augen wischen.
ELEKTRA
Warum weinst du, alter Mann?
Erinnerst du dich an mein Unglück,
das schon so lange dauert?
Beklagst du die abscheuliche Verbannung Orests
und meinen Vater, den du einst in Armen hieltest
und aufgezogen hast,
und hast doch nichts davon, du und deine Freunde.
GREIS
Ja, gar nichts.
Doch das hat mich nicht zum Weinen gebracht.
Ich habe einen Umweg gemacht,
an Agamemnons Grab vorbei.
Ich kniete nieder und weinte,
da niemand in der Nähe war.
Von dem Wein, den ich für die Gäste bringe,
goss ich eine Spende aus
und legte Myrtenzweige auf das Grab.
Da sah ich auf der Asche,
die vom Scheiterhaufen übrig war,
Wolle von einer schwarzen Ziege,
Blut, das erst vor kurzer Zeit
dort ausgegossen wurde,
und eine abgeschnittene Locke von blondem Haar.
Ich wunderte mich, mein Kind,
wer es gewagt haben mag,
zu seinem Grab zu gehen.
Sicher kein Argiver.
Vielleicht ist dein Bruder heimlich
zurück gekommen
und hat des Vaters armseliges Grab geehrt.
Schau dir diese Haare an,
leg sie an dein Haar,
ob sie die selbe Farbe haben.
Denn Blutsverwandte sind in vielem gleich.
ELEKTRA
Was du denkst, Alter, ist nicht sehr gescheit.
Du glaubst doch nicht,
mein mutiger Bruder
sei aus Furcht vor Ägisth heimlich hergekommen.
Und dann sein Haar –
wie soll das eines jungen Mannes,
der täglich im Freien auf dem Ringplatz war,
meinem ähnlich sein,
das nur den Kamm gesehen hat?
Das ist unmöglich.
Außerdem wirst du oft
auch bei nicht Blutsverwandten
Haar von gleicher Art finden,
mein Lieber.
GREIS
Dann geh und schau dir die Abdrücke seiner Schuhe an,
ob sie deine Größe haben.
ELEKTRA
Wie soll es auf dem felsigen Grund beim Grab
Abdrücke von Füßen geben?
Und wenn es welche gibt,
die Füße von Geschwistern sind nicht gleich,
schon gar nicht bei Mann und Frau.
Der männliche ist größer.
GREIS
Gibt es denn nichts,
woran du deinen Bruder erkennen könntest,
wenn er heimkehrt?
Du hast doch das Kleid gewebt, das er trug,
als ich ihn gerettet habe!
ELEKTRA
Hast du vergessen, dass wir Kinder waren,
als du Orest aus dem Land gebracht hast?
Auch wenn ich sein Kleid gewebt habe,
wie könnte er, damals ein Knabe,
es noch heute tragen!
Die Kleider wachsen doch nicht
zusammen mit dem Körper.
Also: entweder ist ein Fremder zum Grab gekommen,
und hat die Locken aus Mitleid abgeschnitten,
oder Orest hat Späher hergeschickt.
GREIS
Wo sind die Fremden?
Ich würde sie gern sehen
und selbst nach deinem Bruder fragen.
ELEKTRA
Sie kommen gerade aus dem Haus.
GREIS
Sie sehen vornehm aus.
Doch das kann auch täuschen.
Viele, die edel geboren sind, taugen nichts.
Gleichviel.
Seid willkommen, Fremde, seid gegrüßt!
OREST
Auch ich grüße dich, Alter.
Elektra, wer ist dieses Wrack von einem Menschen?
ELEKTRA
Er hat meinen Vater aufgezogen, Fremder.
OREST
Was sagst du? Der deinen Bruder versteckt hat?
ELEKTRA
Ja, sein Retter, wenn er denn noch lebt.
OREST
Warum sieht er mich an,
wie man ein Geldstück prüft?
Vergleicht er mich mit ihm?
ELEKTRA
Er freut sich, einen Freund Orests zu sehen.
OREST
Unseres lieben gemeinsamen Freundes.
Was springt er so um mich herum?
ELEKTRA
Ich wundere mich auch, Fremder.
GREIS
O Herrin, preise, Elektra,
preise, meine Tochter,
alle Götter.
ELEKTRA
Für etwas, das ich wünsche,
oder etwas, das sie mir gegeben?
GREIS
Für ein liebes Geschenk,
das ein Gott erscheinen lässt.
ELEKTRA
Also gut. Ich bete zu den Göttern.
Und was nun, Alter?
GREIS
Schau ihn an, Kind,
ihn, den über alles Geliebten.
ELEKTRA
Schon lange frag ich mich,
ob du noch bei Sinnen bist!
GREIS
Ich nicht bei Sinnen, weil ich deinen Bruder sehe?
ELEKTRA
Was sagst du, Alter, ich kann dir nicht glauben.
GREIS
Du siehst hier Orest, Agamemnons Sohn.
ELEKTRA
Woran willst du ihn erkennen?
GREIS
Die Narbe an seiner Braue.
Als er noch zu Hause war,
jagte er mit dir ein Hirschkalb,
stürzte und verletzte sich.
ELEKTRA
Was sagst du? Ja, jetzt sehe ich sie auch.
GREIS
Und du zögerst noch, ihm um den Hals zu fallen?
ELEKTRA
Nicht länger, Greis, jetzt glaub ich dir.
Endlich, nach so langer Zeit,
bist du da.
Ich hatte schon keine Hoffnung mehr.
OREST
Auch ich konnte es kaum erwarten.
ELEKTRA
Ich habe nicht mehr daran geglaubt.
OREST
Ich es nicht mehr zu hoffen gewagt.
ELEKTRA
Du bist es wirklich?!
OREST
Dein einziger Beschützer.
Wenn der Anschlag, den ich plane, gelingt.
Ich hoffe es.
Oder man darf die Götter nicht mehr verehren,
wenn Unrecht über Recht siegt.
CHOR
Gekommen bist du, gekommen, Tag,
nach langem Warten.
Du gibst dem Volk
ein weithin sichtbares Zeichen.
Der vor langer Zeit
aus dem Vaterhaus Vertriebene,
der als Flüchtling jämmerlich umherirrte,
er kam zurück.
Ein Gott, ja, ein Gott bringt uns den Sieg,
Freundin.
Hebe die Hände, hebe die Stimme,
schicke Gebete zu den Göttern,
dass mit Glück, ja mit Glück
der Bruder die Stadt in Besitz nimmt.
OREST
Genug. Wir haben uns umarmt,
lange musste ich darauf warten.
Zu gegebener Zeit wollen wir es wiederholen.
Du, alter Freund,
du bist im rechten Augenblick gekommen.
Sag mir, wie kann ich
den Mord an meinem Vater rächen
und zugleich die Mutter
für ihren infamen Ehebruch bestrafen?
Gibt es in Argos noch Leute,
die zu mir stehen?
Oder verließen mich alle
wie mein Glück?
Mit wem kann ich mich beraten,
nachts oder bei Tag,
Wie komme ich an meine Feinde heran?
GREIS
Mein Kind,
im Unglück hast du keine Freunde mehr.
Es ist so unwahrscheinlich wie das große Los,
dass einer mit dir das Gute wie das Böse teilt.
Du bist von Grund auf für deine Freunde erledigt,
von ihnen kannst du nichts erwarten,
wenn du mich fragst.
Alles liegt nur noch in deiner Hand.
Dein Glück, dein Vaterhaus, deine Stadt,
du musst sie dir allein gewinnen.
OREST
Was soll ich tun?
GREIS
Du musst den Sohn des Thyestes
und deine Mutter töten.
OREST
Dazu bin ich gekommen.
Aber wie?
GREIS
Du hast keine Chance,
wenn du in die Stadt gehst.
OREST
Ist er von schwerbewaffneten Wachen umringt?
GREIS
Genau. Er fürchtet sich vor dir,
fühlt sich nicht sicher.
OREST
Nun, was schlägst du vor, Alter?
GREIS
Warte, gerade fällt mir etwas ein.
OREST
So sag schon, ich höre.
GREIS
Ich sah Ägisth, als ich hierher kam.
OREST
Das ist gut. Wo war es?
GREIS
Nicht weit von hier, da wo die Pferde weiden.
OREST
Was tut er dort? Ich sehe Hoffnung.
GREIS
Ich glaube, er bereitet
ein Opfer für die Nymphen vor.
OREST
Für schon Geborene, oder betet er um Nachwuchs?
GREIS
Mehr weiß ich nicht.
Es sah nach einem Rinderopfer aus.
OREST
Wer war bei ihm? Waren es nur Sklaven?
GREIS
Ich habe keinen Argiver gesehen.
OREST
Ist sicher niemand bei ihm,
der mich erkennen könnte, Alter?
GREIS
Es sind Sklaven, die dich nie gesehen haben.
OREST
Würden sie, wenn wir ihn überwältigen,
zu uns überlaufen?
GREIS
Das ist so Sklavensitte, vorteilhaft für dich.
OREST
Wie komme ich in seine Nähe?
GREIS
Stell dich so, dass er dich beim Opfer sehen muss.
OREST
Liegt sein Landgut so nah am Weg?
GREIS
Ja. Wenn er dich sieht,
muss er dich zum Opfermahl einladen.
OREST
Einen grausamen Tischgenossen,
wenn der Gott es will.
GREIS
Was zu tun ist, wenn er gefallen,
entscheide dann.
OREST
Ein guter Rat.
Und meine Mutter, wo ist sie?
GREIS
In Argos.
Sie wird später zum Opfermahl dazu kommen.
GREIS
Warum begleitete meine Mutter ihren Gatten nicht?
GREIS
Sie fürchtet böse Worte von den Leuten,
deshalb blieb sie.
OREST
Ich verstehe. Argwöhnisch wie sie ist,
kennt sie die Stimmung in der Stadt.
GREIS
Genau. Sie wird gehasst, die gottlose Frau.
OREST
Wie kann ich sie und ihn zugleich töten?
ELEKTRA
Ich werde den Mord an der Mutter einfädeln.
OREST
Das Glück wird auf unserer Seite sein.
ELEKTRA
Und er soll uns bei beidem helfen.
GREIS
So soll es sein.
Hast du schon einen Plan
zum Mord an der Mutter?
ELEKTRA
Geh zu ihr, Alter, melde Klytaimestra,
ich hätte einen Knaben geboren.
GREIS
Schon vor längerer Zeit,
oder gerade erst?
ELEKTRA
Vor zehn Tagen. Heute sei die Reinigung.
GREIS
Aber wie soll das zum Tod der Mutter führen?
ELEKTRA
Sie wird kommen, wenn sie hört,
dass ich geboren habe.
GREIS
Wie das? Glaubst du,
sie sorgt sich noch um dich, Kind?
ELEKTRA
Ganz sicher. Und sie wird Tränen vergießen,
dass mein Kind so niederen Standes ist.
GREIS
Hoffen wir’s.
Aber wie soll es dann weiter geh’n?
ELEKTRA
Wenn sie kommt,
ist sie schon so gut wie tot.
GREIS
Sie muss dazu das Haus betreten.
ELEKTRA
Und kehrt dabei gleichsam in den Hades ein.
GREIS
Würde ich das vor meinem Tod doch noch erleben!
ELEKTRA
Als allererstes führe du nun diesen, Alter.
GREIS
Dahin, wo Ägisth jetzt den Göttern opfert.
ELEKTRA
Dann geh zur Mutter, melde ihr, was ich gesagt.
GREIS
Sie wird glauben, sie höre es aus deinem Mund.
OREST
Wir wollen gehen, zeige einer mir den Weg.
GREIS
Ich tue das nicht ungern.
OREST
Zeus meiner Väter,
lass mich siegen über meine Feinde...
ELEKTRA
Erbarm dich unser!
Abscheuliches haben wir ertragen...
GREIS
Erbarme dich deiner Kinder...
ELEKTRA
Hera, Herrscherin über die mykenischen Altäre...
OREST
Gib uns den Sieg, sofern wir um Gerechtes bitten...
GREIS
Verschaffe ihnen die gerechte Rache für den Vater...
OREST
Du, der du so schmählich
unter der Erde bist, Vater...
ELEKTRA
Und Herrin Erde, auf die ich meine Hände lege...
GREIS
Hilf diesen liebsten Kindern, hilf...
OREST
Komm mit all den toten Helden uns zu helfen...
ELEKTRA
Die mit dir einst Troja vernichtet haben...
GREIS
Und mit allen, die ehrlose Schurken hassen.
ELEKTRA
Hast du gehört?
Meine Mutter hat dir Abscheuliches angetan!
GREIS
All das, ich weiß es, hört dein Vater.
Es ist Zeit zu gehen.
ELEKTRA
Dann rufe ich dir zu: Tod dem Ägisth!
Wenn er dich niederringt
und du als Toter fällst,
dann bin auch ich gestorben,
gehöre nicht mehr zu den Lebenden.
Ich werde mir ein scharfes Eisen
ins Herz stoßen.
Ich gehe jetzt ins Haus und lege es bereit.
Wenn Nachricht kommt,
dass du erfolgreich warst,
dann wird das ganze Haus
im Jubel aufschreien.
Stirbst du aber,
wird das andere geschehen.
Das wollte ich dir noch sagen.
OREST
Ich weiß jetzt alles.
ELEKTRA
Zeig dich als Mann!
(Orest, Pylades und der Greis ab)
Ihr, Frauen,
zeigt mir durch euer Rufen,
wie der Kampf steht.
Ich werde drinnen horchen,
das Schwert bereit,
mich ins Jenseits zu bringen.
Niemals sollen meine Feinde,
wenn sie siegen,
meinen Leib der Folter übergeben.
CHOR
Von seiner jungen Mutter,
so erzählen die Sagen,
hat einst in den Bergen von Argos
Pan, der Beschützer des Landes,
der so süß auf der Flöte stille Weisen spielt,
ein Lamm mit goldenem Fell weggeführt.
Da trat der Herold
auf die aus dem Fels gehauenen Stufen
und rief laut:
Zum Markt, Mykener, kommt zum Markt,
seht das furchterregende Wunder
unserer glückseligen Herrscher.
Und Chöre besangen das Haus der Atriden.
CHOR
Oh, ha, Freundinnen,
hört ihr auch den Lärm
oder bilde ich ihn mir nur ein?
Es klang wie das unterirdische Donnern des Zeus.
Horch, man hört es jetzt ganz deutlich.
Herrin, aus dem Haus, Elektra, komm heraus!
ELEKTRA
Was ist, ihr Lieben, wie ist es ausgegangen?
CHOR
Ich weiß nur eins:
ich hörte einen mörderischen Schrei.
ELEKTRA
Ich hab es auch gehört, wie aus weiter Ferne.
CHOR
Es kam von weit, aber es war deutlich zu hören.
ELEKTRA
Geheul der Argiver oder meiner Freunde?
CHOR
Ich weiß nicht. Es klang unbestimmt.
ELEKTRA
Es ruft mich zum Selbstmord. Was zögere ich?
CHOR
Halt ein, bis du sicher sein kannst!
ELEKTRA
Wozu, wir sind besiegt. Es kommen keine Boten.
CHOR
Sie werden kommen.
Einen König töten, ist nicht so leicht.
BOTE
Ihr sieggekrönten Frauen von Mykene,
ich melde euch den Sieg Orests.
Agamemnons Mörder liegt erschlagen,
Ägisth. Es ist an der Zeit,
den Göttern zu danken.
ELEKTRA
Wer bist du? Wie kann ich dir glauben?
BOTE
Erkennst du mich nicht?
Ich bin der Diener deines Bruders.
ELEKTRA
Mein Lieber, vor lauter Schrecken habe ich
dich nicht richtig angesehen.
Jetzt erkenne ich dich.
Was sagst du?
Der verhasste Mörder meines Vaters ist tot?
BOTE
Er starb. Ich sag es gern zweimal,
wenn du es möchtest.
ELEKTRA
Ihr Götter, Dike, die du alles siehst,
endlich kamst du.
Auf welche Art, zu welcher Zeit
wurde Thyests Sohn geschlachtet?
Ich will es wissen.
BOTE
Nachdem wir von hier weggegangen sind,
nahmen wir den Weg,
auf dem zwei Wagen fahren können,
zum stolzen Herrscher von Mykene.
Er ging gerade durch seinen bewässerten Garten,
pflückte Myrtenzweige, um einen Kranz zu winden.
Als er uns sah, rief er:
Seid gegrüßt, Fremde, wer seid ihr, woher kommt ihr?
Orest sagte: Thessalier, wir gehen zum Alpheios,
dem Zeus von Olympia zu opfern.
Als er das hörte, rief Ägisth:
Ich bringe gerade den Nymphen ein Rinderopfer.
Ihr müsst als meine Gäste zum Mahl bleiben.
Wenn ihr früh aufsteht,
seid ihr genau so zeitig am Ziel.
Also kommt herein.
Er nahm uns bei der Hand
und führte uns mit den Worten,
ihr dürft es mir nicht abschlagen,
ins Haus.
Befahl, bereite einer schnellstens
den Fremden ein Bad,
dass sie beim Opfer
am Altar stehen können.
Darauf erwiderte Orest:
Wir haben uns gerade
im sauberen Wasser des Flusses gereinigt.
Wenn Fremden bei euch erlaubt ist,
mit den Bürgern zu opfern, Ägisth,
sind wir bereit und lehnen nicht ab.
Bote ab
CHOR
Zum Tanz, ihr Lieben, hebt die Füße
wie das himmlische Hirschkalb
leicht und mit Anmut springt.
Denn einen wertvolleren Kranz
bringt dein Bruder,
als man ihn am Ufer des Alpheios gewinnen kann.
Also singe das Lied vom großen Sieg
zu meinem Tanz.
ELEKTRA
Strahlende Sonne, glänzendes Viergespann des Helios,
Erde und du Nacht, die bisher ich nur sah,
endlich kann ich meine Augen offen und frei erheben.
Ägisth, der Mörder meines Vaters ist tot.
Ich will bringen, was im Haus ist,
meinen siegreichen Bruder zu schmücken.
CHOR
Bekränze du sein Haupt.
Wir wollen tanzen,
den Musen zur Freude.
Bald herrscht wieder im Land wie früher
ein rechtmäßiger König.
Zu Recht hast du den erschlagen,
der das Recht verhöhnte.
Laut erklinge mein Jubellied!
Orest und Pylades mit dem abgeschlagenen Kopf des Ägisth. Elektra kommt aus dem Haus.
ELEKTRA
Glorreich hast du gesiegt, Orest,
Sohn eines siegreichen Vaters,
der den Kampf um Troja gewann.
Dieser Kranz soll deine Locken schmücken.
Du kommst
nicht als Erster auf der Rennbahn nach Hause,
du hast deinen Feind getötet,
Ägisth, der deinen und meinen Vater
abgeschlachtet hat.
OREST
Zuerst musst du den Göttern danken, Elektra,
sie haben uns Erfolg gebracht,
dann magst du mich beglückwünschen,
der den Göttern und dem Glück nur ein Gehilfe war.
Ich habe nicht mit Worten nur,
ich habe in der Tat Ägisth getötet.
Damit es alle sehen,
bring ich dir den Toten selbst.
Du kannst ihn wilden Tieren zur Beute hinwerfen
oder auf einem hohen Pfahl aufspießen,
zum Raub den Vögeln, die am Himmel kreisen.
Er gehört jetzt dir.
ELEKTRA
Ich trau mich kaum, aber ich möchte etwas sagen.
OREST
Was ist es, sprich, du musst keine Angst mehr haben.
ELEKTRA
Einen Toten schänden,
wird man mir das nicht übel nehmen?
OREST
Niemand wird dir etwas vorwerfen.
ELEKTRA
Die Leute hier sind unzufrieden
und schimpfen gern.
OREST
So sag dem Toten wenigstens,
was du von ihm hältst.
Nur abgrundtiefer Hass verbindet uns mit ihm.
ELEKTRA
Es sei. Womit beginne ich,
wenn ich deine Schandtaten aufzähle,
wo soll ich enden?
Was kann die Mitte meiner Rede sein?
Dabei habe ich jeden Morgen
beim Aufstehen darüber nachgedacht,
was ich dir ins Gesicht sagen wollte,
wenn ich frei sein würde
von aller Furcht vor dir.
Jetzt bin ich es.
Heimzahlen will ich dir das Böse.
Ich hätte es dir sagen wollen, als du lebtest.
Du hast mein Leben zerstört,
mir meinen Vater genommen,
und diesen hier, und wir hatten dir nichts getan.
Meine Mutter hast du schamlos verführt,
ihren Mann erschlagen,
der die Griechen nach Troja geführt hat.
Du selbst bist nicht nach Phrygien gezogen.
Und dann warst du so dumm zu glauben,
meine Mutter würde dir nicht untreu sein,
nachdem du meines Vaters Bett geschändet hast.
Dabei müsste jeder wissen:
wer die Gattin eines anderen verführt,
heimlich mit ihr schläft,
und sie dann gezwungen nimmt,
ist zu bedauern, wenn er glaubt,
sie werde ihm die Treue halten,
die sie vorher nicht gewahrt hat.
Armselig lebtest du,
wolltest es nur nicht wahrhaben.
Denn du hast gewusst,
dass du eine gottlose Ehe eingegangen bist,
und meiner Mutter war klar,
was für einen gewissenlosen Mann sie genommen hat.
Ihr wart beide nichts wert,
bautet euer Glück auf ein Verbrechen,
sie auf deines und du auf ihres.
In ganz Argos konntest du hören,
er gehört der Frau und nicht die Frau dem Mann.
Es ist eine Schande,
wenn die Frau im Haus regiert und nicht der Mann.
Und ich verachte Kinder, die man in der Stadt
nicht nach dem Vater nennt sondern nach der Mutter.
Ist die Herkunft der Frau höher
als die des Mannes,
spricht von ihm niemand,
alle reden nur von ihr.
CHOR
Er hat Schreckliches getan,
und schrecklich büßte er es
dir und deinem Bruder.
Die Gerechtigkeit ist eine große Macht.
ELEKTRA
Gut denn. Schafft die Leiche hinein
und legt sie in eine dunkle Ecke.
Wenn die Mutter kommt,
soll sie vor ihrer Ermordung den Toten nicht sehen.
OREST
Genug. Wir müssen jetzt an anderes denken.
ELEKTRA
Kommen dort Leute aus Mykene,
die das Geschrei aufgeschreckt hat?
OREST
Nein, meine Erzeugerin,
die mich geboren hat, sie kommt.
ELEKTRA
Gut, dann geht sie mitten in das Netz.
Sie kommt auf einem Wagen, mit Gefolge,
prunkt mit ihren Kleidern.
OREST
Was machen wir jetzt mit der Mutter?
Sollen wir sie wirklich töten?
ELEKTRA
Du wirst doch jetzt nicht etwa Mitleid mit ihr haben,
wo du die Mutter siehst?!
OREST
Wie kann ich die töten,
die mich geboren hat und aufzog?
ELEKTRA
So wie sie deinen und meinen Vater getötet hat.
OREST
Apollon, Wahnsinn ist, was du verlangst.
ELEKTRA
Wenn Apoll wahnsinnig ist, wer ist dann weise?
OREST
Aber er verlangt, die Mutter,
was man nicht darf, zu töten.
ELEKTRA
Kann es falsch sein, wenn du deinen Vater rächst?
OREST
Zum Muttermörder soll ich werden,
ohne Schuld bis heute.
ELEKTRA
Und rächst du nicht den Vater,
wirst du ehrlos sein.
OREST
Ich soll die Mutter – wem büße ich den Mord?
ELEKTRA
Wem büßt du, wenn du dem Vater
seine Ehre nicht verschaffst?
OREST
Wenn aber nun ein böser Rachegeist
zu mir gesprochen hat,
in der Gestalt des Gottes?
ELEKTRA
Auf dem heiligen Dreifuß in Delphi?
Das kann nicht sein.
OREST
Ich glaube nicht, dass das Orakel Recht hat.
ELEKTRA
Werde mir jetzt nicht feige, sei ein Mann!
OREST
Soll ich sie auch mit List ins Netz locken?
ELEKTRA
So wie du ihren Mann, Ägisth, getötet hast.
OREST
Also gehe ich, bereit zur fürchterlichen Tat.
Ich werde das Furchtbare tun,
wenn es die Götter wollen.
Widerlich und willkommen zugleich ist mir der Kampf.
CHOR
Sei gegrüßt, Königin über das Land der Argiver,
Tochter des Tyndareos,
Schwester der mächtigen Dioskuren,
die am funkelnden Himmel im Kreis der Sterne leben.
Die Menschen rufen sie als Retter
aus den Fluten des tosenden Meeres.
Wir verehren dich gleich den Seligen,
denn du hast großen Reichtum und großes Glück.
Dir ob deines Glücks zu huldigen,
ist jetzt der richtige Augenblick.
Drum sei gegrüßt, Königin.
KLYTAIMESTRA
Steigt vom Wagen, Troerinnen,
reicht mir die Hand zum Aussteigen.
Mit Beute aus Phrygien
sind die Tempel der Götter geschmückt.
Ich habe mir diese Troerinnen ausgesucht,
anstatt der Tochter, die ich verloren habe,
ein kläglicher Ersatz, aber es ist bequem,
sie im Haus zu haben.
ELEKTRA
Darf ich, wie eine Sklavin lebe ich ja
kläglich in dieser Hütte,
aus dem väterlichen Palast verstoßen,
darf ich, Mutter, deine hochbeglückte Hand nehmen?
KLYTAIMESTRA
Ich habe Sklavinnen dabei,
du musst dich nicht um mich bemühen.
ELEKTRA
Nun, wie eine Kriegsgefangene
hast du mich aus dem Haus entfernt,
erbeutet wurde ich, wie der Palast erbeutet wurde.
Ich bin wie diese
des Vaters beraubt, verwaist.
KLYTAIMESTRA
Dein Vater hat Anschläge gegen die ersonnen,
gegen die er es am wenigsten durfte,
gegen seine Familie.
Ich will es dir noch einmal sagen.
Steht eine Frau in schlechtem Ruf,
mag Erbitterung mitklingen, wenn sie redet.
So ist es auch bei mir.
Das mag nicht schön sein.
Doch wenn du die Tatsachen betrachtest
und sie abscheulich findest,
hast du das Recht zu hassen,
wenn nicht, wozu der Hass?
ELEKTRA
Erinnere dich, Mutter,
du hast zum Schluss gesagt,
dass du mir Redefreiheit gibst!
KLYTAIMESTRA
Ich wiederhole es,
streite es nicht ab, mein Kind.
ELEKTRA
Und wenn du mich gehört hast, Mutter,
wirst du mir nichts antun?
KLYTAIMESTRA
Ganz sicher nicht.
Ich möchte mich mit dir vertragen.
ELEKTRA
Dann will ich reden
und mit einem Lobgesang beginnen.
Hättest du, Mutter, doch mehr Herz!
Helena und du, ihr seid zu Recht
eurer Schönheit wegen gepriesen worden.
Ihr seid zusammen aufgewachsen
und ihr ward gleich eitel, ward beide nicht wert,
Kastor zum Bruder zu haben.
Sie folgte freiwillig ihrem Entführer,
du hast den besten Mann von Griechenland ermordet
und behauptest jetzt,
du hättest deiner Tochter wegen
deinen Gemahl erschlagen.
Niemand kennt die Wahrheit so genau wie ich.
KLYTAIMESTRA
Mein Kind,
du hast immer an deinem Vater gehangen.
Es ist eben so,
die einen fühlen sich mehr zum Vater hingezogen,
andere lieben die Mutter mehr.
Ich will es dir nicht nachtragen.
Schließlich habe ich das, was ich getan habe,
nicht gern getan.
ELEKTRA
Es ist zu spät zum Jammern.
Du kannst jetzt nichts mehr retten.
Der Vater ist nun einmal tot.
Aber warum rufst du nicht deinen Sohn zurück,
der in der Welt umherirrt?
KLYTAIMESTRA
Ich habe Angst vor ihm.
Ich muss zuerst an mich denken, nicht an ihn.
Es heißt, er sei noch immer voll Zorn
wegen des Vaters Tod.
ELEKTRA
Und warum ist dein Mann so grausam gegen mich?
KLYTAIMESTRA
Er ist nun einmal so.
Und du warst unverschämt zu ihm.
ELEKTRA
Weil ich wütend war.
Aber ich will meinen Zorn aufgeben.
KLYTAIMESTRA
Dann wird er dich auch nicht mehr
so streng behandeln.
ELEKTRA
Er hat es schon eingesehen.
Er wohnt jetzt bei mir im Haus.
KLYTAIMESTRA
Was soll das jetzt?
Willst du doch wieder wie früher streiten?
ELEKTRA
Ich schweige schon.
Denn ich fürchte ihn, wie ich ihn fürchte.
KLYTAIMESTRA
Hör auf, so zu reden.
Wozu hast du mich überhaupt gerufen, Kind?
ELEKTRA
Du hast, glaub ich, gehört,
dass ich geboren habe.
Hilf mir beim Opfer.
Ich kenne mich nicht aus,
was man am zehnten Abend nach der Geburt tun muss.
Ich weiß die Riten nicht, da ich nie geboren habe.
KLYTAIMESTRA
Dabei muss dir helfen, die dich entbunden hat.
ELEKTRA
Ich habe das Kind allein zur Welt gebracht.
KLYTAIMESTRA
Hast du hier keine Nachbarn, keine Freunde?
ELEKTRA
Niemand will des Armen Freund sein.
KLYTAIMESTRA
Also gut, da das Kind zehn Tage alt ist,
will ich den Göttern opfern.
Wenn ich dir diesen Liebesdienst erwiesen habe,
gehe ich zum Landgut,
wo mein Mann den Nymphen Opfer bringt.
Diener, führt meine Pferde auf eine Weide.
Wenn ihr meint, das Opfer müsste beendet sein,
kommt wieder. Ich muss mich auch
um meinen Gatten kümmern.
ELEKTRA
Komm also in meine arme Hütte,
aber nimm dich in acht,
dass du dir deine Kleider nicht schmutzig machst.
Es ist viel Rauch an den Wänden.
Du bringst das Opfer,
wie die Götter es von dir erwarten.
(Klytaimestra geht ins Haus)
Der Korb steht bereit,
das Opfermesser ist geschärft,
das eben schon den Stier geschlachtet hat,
dem du ganz nahe, getroffen fallen sollst,
auch im Hades sein Gefährte,
wie du auf Erden mit ihm zusammen schliefst.
So gebe ich dir deinen Lohn,
die Vergeltung für meinen Vater.
CHOR
Vergeltung für das Böse.
Die Winde, die um das Haus wehen, drehen.
Im Bad endete mein, mein Fürst.
Das Dach und die steinernen Zinnen des Palastes
Hallten wider von seinem Geschrei:
Grausame, warum, Frau,
willst du mich morden,
der ich ins Vaterland gekommen bin,
nachdem zehnmal die Saat ausgebracht wurde?
CHOR
Hörst du das Geschrei da drinnen?
KLYTAIMESTRA
Ach, weh mir, weh!
CHOR
Auch ich bedaure,
dass sie von der Hand der Kinder stirbt.
Die Strafe kommt von Gott, wenn die Zeit da ist.
Schreckliches hast du erlitten,
aber ruchlos war auch, was du, Elende,
am Gatten getan.
Seht, blutüberströmt
vom frischen Mord an der Mutter
kommen sie aus dem Haus,
sie stellen ihren Sieg zur Schau,
den man nur mit Klagen feiern kann.
Es gibt auf der Welt keine Familie,
bejammernswerter als die der Tantaliden.
OREST
Weh Erde und Zeus,
die ihr alles seht, was die Menschen tun,
seht auf diese abscheuliche Tat.
Die Leichen der beiden am Boden,
erschlagen von meiner Hand,
Vergeltung für das, was ich erlitt.
ELEKTRA
Du klagst zu Recht, mein Bruder.
Doch ich trage die Schuld.
Wie ein Feuersturm ging ich auf die Mutter los,
auf die arme, die mich geboren hat.
CHOR
Weh dem Schicksal, deinem Schicksal, Mutter,
du hast dir Abscheu geboren,
und Abscheuliches, Entsetzliches und darüber hinaus
erlittest du von deinen Kindern.
Und doch büßtest du den Mord am Vater zu Recht.
OREST
Weh Apollon, der Richterspruch,
den du laut verkündet hast, ist undurchsichtig,
klar ist nur das Leid, das du mir aufgebürdet hast,
als du den Mord befahlst,
der mich nun aus Griechenland verbannt.
In welche Stadt kann ich jetzt noch fliehen?
Wer, wenn er gottesfürchtig ist,
wird mich gastlich aufnehmen,
wird mich noch ansehen wollen,
mich, einen Muttermörder?
ELEKTRA
Weh mir, weh! Wohin soll ich, zu welchem Fest,
zu welcher Hochzeit? Wer wird mich als Gatte
auf dem bräutlichen Lager empfangen?
CHOR
Dein Denken hat sich verändert,
gewandelt wie der Wind.
Du denkst jetzt fromm,
wie du vorher nicht gedacht hast,
hast deinen Bruder entsetzlich gedrängt,
als er nicht wollte.
OREST
Hast du gesehen, wie die Arme
aus ihrem Kleid sinken ließ,
sehen ließ ihre Brust,
sich zu Boden warf,
als ich dabei war, sie zu töten,
wie ich sie an den Haaren...
CHOR
Ich weiß genau,
dass es dich schmerzlich traf,
als du die klagende Beschwörung der Mutter hörtest,
die dich geboren hat.
OREST
Laut schrie sie,
griff mit der Hand nach meinem Kinn.
Ich beschwöre dich, mein Kind!
Sie krallte sich an meine Wangen,
dass meine Hände den Dolch fallen ließen.
CHOR
Die Arme!
Wie konntest du es über dich bringen,
mit deinen Augen anzusehen,
wie die Mutter im Blut ihre Seele aushaucht?
OREST
Ich warf meinen Mantel über mein Gesicht,
nahm den Dolch auf
und stieß ihn der Mutter in den Leib.
ELEKTRA
Ich feuerte dich an und griff
zugleich mit dir nach dem Messer.
CHOR
Die schrecklichste Untat hast du mit verübt.
OREST
Nimm, verhülle mit meinem Mantel
den Leichnam der unglücklichen Mutter,
deck das Blutbad zu.
So hast du dir selbst deine Mörder geboren!
ELEKTRA
Sieh, die du uns lieb und nicht lieb zugleich,
wir hüllen dich in dein Totenkleid.
CHOR
Als Ende des großen Unheils eurer Familie.
CHOR
Auf dem Dach des Hauses sehe ich ein Wahnbild,
sind es Dämonen oder himmlische Götter?
So bewegen sich keine Sterblichen.
Warum treten sie vor unser aller Augen?
Soweit zu dir.
Den Leichnam des Ägisth
sollen die Bürger von Argos bergen und begraben.
Deine Mutter aber wird Menelaos,
der gerade auf dem Weg von Troja
in Nauplia gelandet ist, mit Helena begraben.
Er hat sie aus dem Haus des Proteus
in Ägypten geholt. Sie war nie in Troja.
Zeus hat ein Trugbild Helenas nach Ilion geschickt,
damit Zwietracht und Morden werde unter den Menschen.
CHOR
Kinder des Zeus,
dürfen wir euch etwas fragen?
DIOSKUREN
Ihr dürft,
denn ihr seid nicht befleckt vom Mord.
ELEKTRA
Und erlaubt ihr auch mir ein Wort,
ihr Söhne des Tyndareos?
DIOSKUREN
Auch dir, denn ich mache für diese blutige Tat
Apollon verantwortlich.
CHOR
Ihr seid Götter, und die Brüder der Frau,
die erschlagen wurde.
Warum habt ihr dies Verhängnis
nicht von eurer Familie abgewehrt?
DIOSKUREN
Es war so vom Schicksal bestimmt,
deshalb musste es geschehen.
Und dann war da noch Apollons unweiser Spruch.
ELEKTRA
Welcher Apollon hat mir geboten,
was für Orakelsprüche haben von mir verlangt,
dass ich die Mutter morde?
DIOSKUREN
Gemeinsame Tat, gemeinsames Schicksal.
Ein Frevel der Vorfahren hat euch beide vernichtet.
OREST
O meine Schwester,
nach langer Zeit habe ich dich endlich gefunden,
und schon muss ich deine liebe Gegenwart
wieder verlieren, dich lassen,
wie du mich verlässt.
DIOSKUREN
Sie hat einen Mann und ein Haus.
Sie erleidet nichts Schlimmes,
nur dass sie die Stadt der Argiver verlassen muss.
ELEKTRA
Welch größeren Schmerz gibt es,
als die Heimat verlassen zu müssen?
OREST
Auch ich verlasse das Haus meines Vaters,
um mich in einer fremden Stadt dem Gericht
über den Mord an der Mutter zu stellen.
DIOSKUREN
Mach dir keine Sorgen.
Du kommst in die heilige Stadt der Pallas.
Hab Geduld.
ELEKTRA
Umarme mich, liebster Bruder,
lass mich den Schlag deines Herzens spüren.
Uns trennt vom Vaterhaus eine Verwünschung,
der Mord an der Mutter.
OREST
Komm, umarme mich,
und klage um mich wie um einen Toten am Grab.
DIOSKUREN
Ach, selbst für Götter ist es bitter,
das anzuhören.
Auch Himmlische empfinden
die Last der Menschen, wenn sie leiden müssen.
OREST
Nie soll ich dich je wieder sehen.
ELEKTRA
Ich werde dir nie mehr in die Augen blicken.
OREST
Dies ist mein letzter Gruß für dich.
ELEKTRA
Ade Stadt, lebt vielmals wohl ihr Bürgerinnen.
OREST
O Treuste, verlässt du mich schon?
ELEKTRA
Ich scheide, die Augen voll Tränen.
OREST
Pylades sei glücklich als Bräutigam Elektras.
DIOSKUREN
Um ihre Hochzeit musst du dir keine Sorgen machen.
Du aber flieh vor den Hündinnen und geh nach Athen.
Schon verfolgen dich die Schrecklichen
mit ihren dunklen schlangenarmigen Körpern
erregen sie schreckliche Ängste.
CHOR
Lebt wohl! Und wohl leben kann jeder,
und Unglück soll keiner der Sterblichen leiden,
ein glückliches Leben führen.
Orest und Elektra oder der Ehrenmord
Die gemeinschaftliche Rache der Geschwister Orest und Elektra für den Mord an ihrem Vater Agamemnon
ist als einziger antiker Mythos in theatralischen Bearbeitungen aller drei großen attischen Tragiker überlie-
fert.
Aischylos erzählt davon in den CHOEPHOREN, dem Mittelstück seiner ORESTIE aus dem Jahr 458 v. Chr. Bei
ihm ist die Tat gerecht und furchtbar zugleich. Der Chor verkündet die geltende Norm: „Für blutigen Mord,
sei blutiger Mord. Wer tat muss leiden. So heißt das Gesetz in den heiligen Sprüchen der Väter.“ Und an
anderer Stelle: „Es ist ein Gesetz, dass sterbend der Strom des vergossenen Bluts Blut wieder verlangt.“
Aischylos zieht das nicht in Zweifel. Den Muttermord sieht er als schicksalhafte Notwendigkeit, gleichwohl
ist er ein Verbrechen: eine tragische Antinomie. Durch das Eingreifen der Götter im abschließenden Stück
der Trilogie wird bei ihm mit der Einsetzung des Areopags als Blutgericht das Recht zur Bestrafung auf
den Staat übertragen.
Als die ORESTIE des Aischylos gespielt wurde, war Euripides kaum 20 Jahre alt. Athen war zur Blüte Grie-
chenlands geworden, aber mit Pracht und Glanz der Perikleischen Zeit drang auch die tiefe Skepsis der
jonischen Philosophie in das Denken der attischen Jugend ein. Dieses neue Bewusstsein ging nicht spur-
los an Euripides vorüber. Er konnte die alten Mythen nicht mehr erzählen, ohne sie kritisch zu überprüfen.
In seiner ELEKTRA nimmt der jüngste der drei Tragiker Motive des Aischylos in einer Weise auf, die vermu-
ten lässt, dass er die Tragödie des Älteren noch einmal gelesen hat. Die Texte der beim Dionysosfest
aufgeführten Tragödien wurden ja im Staatsarchiv von Athen aufbewahrt. Bei Euripides findet der Greis
auf dem Grab Agamemnons eine abgeschnittene Locke und bittet Elektra, ihr Haar damit zu vergleichen,
ihren Fuß in die frische Spur zu setzen. Beides finden wir bei Aischylos, der Elektra selbst zum Grab ge-
hen lässt. In etwa 40 Versen bespricht sie dort mit dem Chor, dass die gefundene Locke ihrem Haar
gleicht, stellt fest, dass ihr Fuß genau in den Abdruck passt, den sie am Grab findet, schließt daraus, dass
ihr Bruder heimgekehrt ist. Euripides lässt seine Elektra diese Erkennungszeichen als unsinnig entlarven.
Geschwister haben weder die selben Haare noch die gleiche Schuhgröße. Als Orest sich bei Aischylos
seiner Schwester zu erkennen gibt und sie seine Identität anzweifelt, deutet er auf sein von ihr selbst ge-
webtes Gewand. Die Elektra des Euripides kann da nur den Kopf schütteln: „Die Kleider wachsen doch
nicht mit dem Körper!“ Das ist nicht so sehr kleinliche Desavouierung des älteren Tragikers als vielmehr
Hinweis auf das andere Bewusstsein, dass die Personen im Stück des Euripides haben.
Bei Aischylos fragt der kommentierende Chor, ob Orest als Retter der Stadt oder als Mörder nach Mykene
gekommen ist. Euripides lässt Orest selbst die Frage stellen, ob der (ebenfalls von Aischylos übernomme-
ne) ausdrückliche Befehl Apolls zum Muttermord nicht unsittlich ist. Die Zweifel kommen ihm, als er Kly-
taimestra sieht, die Tat konkret bevorsteht. Elektra fährt ihn an: „Du wirst doch jetzt nicht feige werden!“
Die Dioskuren bestätigen am Schluss, dass seine Zweifel berechtigt waren: „Apoll mag weise sein, aber er
verkündete nichts Weises!“ Mit einem Mord kann die Ehre der Familie nicht wiederhergestellt werden. Es
geht ja nicht in erster Linie um Rache. Um das deutlich zu machen, erfindet Euripides die von Ägisth ar-
rangierte Ehe Elektras mit einem einfachen Tagelöhner. Der Sohn eines solchen Mannes ist nicht satisfak-
tionsfähig, kann die Ehre der Familie nicht wieder herstellen.
Die Blutrache, so die Botschaft des Euripides, ist zutiefst unehrenhaft, der Mord nur noch grauenvoll. Der
Gott, der ihn befohlen hat, lässt die Täter mit ihrer Tat allein. Wo Aischylos Fragen stellt, gibt Euripides die
Antwort, durch den Mund der Halbgötter, die den älteren und „weiseren“ Gott zurechtweisen. Sie verbieten
Orest, das heimatliche Mykene zu betreten. Auch Elektra wird wegen des Mordes aus ihrer Heimat ver-
bannt.
Ganz anders in der ELEKTRA des Sophokles. Bei ihm bleibt die Überlieferung heiliges Recht, die Problema-
tik des Muttermordes ist fast völlig ausgeblendet. Der Schlusschor verkündet die Befreiung Mykenes. Nur
Elektras Schwester Chrysothemis stellt den Mord in Frage, und sie ist eine eher negative, jedenfalls eine
unheldische Figur (Euripides und Aischylos erwähnen die dritte Tochter Agamemnons nicht, sie ist aber
keine Erfindung des Sophokles, schon Homer kennt sie).
Die Tragödie des Sophokles wird aus stilistischen Gründen als Spätwerk des Dichters angesehen. Wir
wissen nicht, ob sie vor oder nach dem Stück des Euripides aufgeführt wurde. Die Bemerkung der Diosku-
ren, sie wollten nach Sizilien, die Flotte zu schützen, könnte auf eine Aufführung der ELEKTRA des Euripi-
des um 414 deuten, der Zeit der „Sizilischen Expedition“ Athens im Peloponnesischen Krieg. Beide Tragö-
dien werden also in nahem zeitlichen Zusammenhang stehen, und ganz gleich, welches Stück zuerst
gespielt wurde, das eine wird auch eine Replik auf das andere sein. Wenn Sophokles als Erster den Elekt-
ra-Mythos aufgegriffen hat, korrigiert Euripides in seiner Tragödie dessen Sicht, ohne direkt gegen ihn zu
polemisieren (es gibt Hinweise darauf, dass sich die beiden konkurrierenden Tragiker gegenseitig sehr
geschätzt haben). Euripides nimmt vielmehr das ältere Stück des toten Aischylos als Projektionsfläche für
seine Mythenkritik. Hat Sophokles seine ELEKTRA nach der des Euripides geschrieben, wäre sein Stück als
Tadel an der „aufgeklärten“ Sicht des Euripides anzusehen, ohne dass die Kritik je ausgesprochen wird.
Der über 80-jährige Dichter schildert vielmehr das Geschehen subjektiv aus der Sicht Elektras, gleichsam
als psychologische Tour de force.
In der attischen Tragödie wurden die Rollen eines Stücks auf drei Schauspieler verteilt, deshalb konnten in
keiner Szene mehr als drei (sprechende) Personen auf der Bühne sein. In der ELEKTRA des Euripides sind
Orest und Elektra fast ständig präsent, alle anderen Rollen wurden vom dritten Schauspieler gespielt. Für
Pylades, den Jugendfreund und Begleiter Orests, bleibt nur ein Statist übrig. Er ist in allen Orest-Szenen
auf der Bühne, wird mehrfach angesprochen, sagt aber selbst kein Wort. Ähnliches gilt für die beiden
Dioskuren, auch Polydeukes bleibt stumm. Das mag einer der Gründe dafür sein, dass die Tragödie des
Euripides im modernen Theater im Gegensatz zu den Stücken des Aischylos und Sophokles so gut wie
nie aufgeführt worden ist. Denn diese nur aus den Theaterkonventionen der Antike begründbare Notlö-
sung (man fragt sich, warum Euripides sie gewählt hat, wir könnten uns das Stück auch ohne Pylades
denken), würde auf unserer Bühne befremdlich wirken. Deshalb wird neben der wortgetreuen Übersetzung
eine Bearbeitung der Tragödie angeboten, die auch das durch die Schauspielerzahl bedingte Verschwin-
den anderer Personen aufhebt. Außerdem sind Stellen, die nur als Polemik gegen Aischylos verständlich
sind, gestrichen sowie einige Details aus der Vorgeschichte eingefügt, die in der Antike jedem Zuschauer
vertraut waren.