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PDF of Kostenrechnung Grundlagen Teilrechnungen Und Systeme Der Kostenrechnung Birgit Friedl Full Chapter Ebook
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Lehr- und Handbücher der
Betriebswirtschaftslehre
Herausgegeben von
Universitätsprofessor Dr. habil. Hans Corsten
Lieferbare Titel:
Betsch · Groh · Schmidt, Gründungs- Kußmaul, Betriebswirtschaftliche
und Wachstumsfinanzierung Steuerlehre, 5. Auflage
innovativer Unternehmen Kußmaul, Betriebswirtschaftslehre für
Bieg · Kußmaul, Externes Rechnungs- Existenzgründer, 6. Auflage
wesen, 5. Auflage Matschke · Hering, Kommunale
Corsten · Gössinger (Hrsg.), Lexikon der Finanzierung
Betriebswirtschaftslehre, 5. Auflage Matschke · Olbrich, Internationale und
Corsten · Corsten · Gössinger, Außenhandelsfinanzierung
Projektmanagement, 2. Auflage Nebl, Produktionswirtschaft, 6. Auflage
Corsten· Gössinger, Produktions- Nebl, Übungsaufgaben zur
wirtschaft, 12. Auflage Produktionswirtschaft, 2. Auflage
Corsten, Übungsbuch zur Nebl · Prüß, Anlagenwirtschaft
Produktionswirtschaft, 3. Auflage Ossadnik, Controlling, 4. Auflage
Corsten · Gössinger, Einführung in das Ossadnik, Controlling – Aufgaben
Supply Chain Management, 2. Auflage und Lösungshinweise
Corsten · Gössinger, Dienstleistungs- Ringlstetter, Organisation von
management, 5. Auflage Unternehmen und Unternehmens-
Corsten · Reiß (Hrsg.), Betriebswirt- verbindungen
schaftslehre, Band 1, 4. Auflage Schiemenz · Schönert, Entscheidung
Corsten · Reiß (Hrsg.), Betriebswirt- und Produktion, 3. Auflage
schaftslehre, Band 2, 4. Auflage Schneider · Buzacott · Rücker,
Friedl, Kostenrechnung, 2. Auflage Operative Produktionsplanung
Friedl · Göthlich · Himme, Kosten- und -steuerung
rechnung, Übungen und Fallstudien Wehling, Fallstudien zu Personal und
Jokisch · Mayer, Grundlagen finanz- Unternehmensführung
wirtschaftlicher Entscheidungen
Klandt, Gründungsmanagement,
2. Auflage
Kostenrechnung
Grundlagen,Teilrechnungen und Systeme
der Kostenrechnung
von
Dr. Birgit Friedl
o. Universitätsprofessorin für Betriebswirtschaftslehre,
insbesondere Controlling
an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
OldenbourgVerlag München
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig
und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen
und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen.
ISBN 978-3-486-59126-2
Vorwort zur zweiten Auflage
Für die zweite Auflage des Lehrbuchs wurden der Text gründlich durchgesehen, eine
Vielzahl kleinerer Ergänzungen und Änderungen vorgenommen sowie weitere Bei-
spiele eingearbeitet. Eine deutliche Erweiterung hat das Kapitel zur Grenzplankos-
tenrechnung erfahren. In den Teil zu den Auswertungsrechnungen dieses Kosten-
rechnungssystems wurden vier neue Abschnitte zur Break-even-Analyse bei Engpäs-
sen eingefügt.
Bedanken möchte ich mich bei Herrn Dr. Alexander Himme und Frau Dipl.-Kffr.
Rommy Zwilling für viele kritische Hinweise. Danken möchte ich auch Herrn Dr.
Jürgen Schechler vom R. Oldenbourg Verlag für die gute Zusammenarbeit bei der
Erstellung der Neuauflage und der Veröffentlichung des zugehörigen Lehrbuchs.
Das vorliegende Buch ist in drei Teile gegliedert. In den Teilen 1 und 2 werden die
Grundlagen der Kostenrechnung und ihrer Teilrechnungen dargestellt. Sie decken
den Stoff ab, der in den Veranstaltungen des Grundstudiums an deutschen Universi-
täten vermittelt wird. Gegenstand des dritten Teiles sind die verschiedenen Systeme
der Kostenrechnung. Im Mittelpunkt stehen die Plankostenrechnungen auf Voll- und
Teilkostenbasis, die in Unternehmungen des deutschsprachigen Raumes verbreitet
sind. Darüber hinaus werden die prozessorientierten Kostenrechnungen und die Ein-
zelkosten- und Deckungsbeitragsrechnung betrachtet, die zwar nicht diesen Verbrei-
tungsgrad gefunden haben, aber in der betriebswirtschaftlichen Literatur intensiv
diskutiert werden. Zu den prozessorientierten Kostenrechnungen sind zahlreiche Va-
rianten vorgeschlagen worden. Um die Grundidee dieser Systeme der Kostenrech-
nung zu verdeutlichen, wurde auf eine Darstellung von Varianten verzichtet. Be-
trachtet werden nur das Activity-based Costing nach Cooper und Kaplan sowie die
Prozesskostenrechnung, wie sie von Horváth und Mayer vorgeschlagen worden ist.
Da Kenntnisse über die Aussagefähigkeit von Kosteninformationen vermittelt wer-
den sollen, ziehen sich die Rechnungsziele der Kostenrechnung, d.h. die verschiede-
nen Verwendungen von Informationen der Kostenrechnung, als roter Faden durch
das gesamte Buch. Den Ausführungen zu den Teilrechnungen und Systemen der
Kostenrechnung ist eine ausführliche Darstellung der Rechnungsziele der Kosten-
rechnung vorangestellt worden. Jedes Kapitel in Teil 3 beginnt mit einer Darstellung
der dem jeweiligen System der Kostenrechnung zugrunde liegenden Rechnungszie-
len. Vor dem Hintergrund dieser Rechnungsziele wird der Aufbau des Systems erläu-
tert. Abschließend wird diskutiert, in welchem Maße die durch das System der Kos-
tenrechnung bereitgestellten Kosteninformationen diesen Rechnungszielen genügen.
Die Reihenfolge, in der die Kostenrechnungssysteme behandelt werden, wurde so
gewählt, dass ein nachfolgendes System geeignet ist, aufgezeigte Schwächen der zu-
vor behandelten Systeme zu überwinden.
Die Darstellung der Grundlagen und der Systeme der Kostenrechnung wird durch
viele Beispiele ergänzt. Um die Vorgehensweise der verschiedenen Rechnungsver-
fahren zu verdeutlichen, wurden die Beispiele knapp und einfach gehalten. Zahlrei-
che Abbildungen, die in den Text eingefügt worden sind, sollen dem Leser das Ver-
stehen der komplexeren Zusammenhänge erleichtern.
Bei der Arbeit an diesem Buch wurde ich durch zwei sehr engagierte Mitarbeiterin-
nen unterstützt, bei denen ich mich bedanken möchte. Frau Valeria Hristova, wissen-
schaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl, hat alle Zeichnungen erstellt, die Beispiele nach-
gerechnet und die Literatur besorgt. Frau Regina Schulz-Giese hat den Text Korrek-
tur gelesen und den Umbruch gemacht. Darüber hinaus hat sie durch ihre Begeiste-
rung für diese Arbeit die Entstehung dieses Buches positiv beeinflusst.
Glossar................................................................................................................. 481
Stichwortverzeichnis............................................................................................ 502
Teil 1: Gegenstand der Kostenrechnung
(1) Informationsteilsystem
Durch das Rechnungswesen wird nur ein Teil der in einer Unternehmung erforderli-
chen Informationen bereitgestellt. Neben dem Rechnungswesen gibt es weitere In-
formationssysteme, die Informationen über Mitarbeiter, Produkte, Kunden, Lieferan-
ten usw. bereitstellen.
(2) Formalisierung
Formale Informationssysteme zeichnen sich dadurch aus, dass ihr Gegenstand, ihre
Aufbau- und Ablauforganisation und die einzusetzenden Instrumente zweckorientiert
sowie personenunabhängig gestaltet und in Richtlinien dokumentiert sind. Die re-
gelmäßig benötigten Informationen werden durch das Informationssystem stets nach
diesen Richtlinien bereitgestellt. Die Formalisierung ist die Voraussetzung für die
personen- und stellenunabhängige Nutzung des Informationssystems (vgl. Lackes
(1989), S. 34).
(3) Rechnungsziele
Die Rechnungsziele präzisieren die beabsichtigte Verwendung der Informationen aus
dem Rechnungswesen (in Anlehnung an Kosiol (1960), S. 54). Rechnungsziele des
Rechnungswesens können die Dokumentation und Publikation, die Planung und
Steuerung oder die Wirtschaftlichkeitskontrolle sein (vgl. Coenenberg (2007), S. 6).
2 1 Kostenrechnung als Informationssystem der Unternehmungsführung
Realgüter
Nominalgüter
Materiell Immateriell
− Gebäude − Rechte (z. B. Lizenzen) − Geld
− Maschinen − Dienstleistungen − Darlehen
− Stoffe bzw. Materialien − Arbeitsleistungen − Beteiligungen
− Informationen
Einen Überblick über die wirtschaftlich relevanten Aktivitäten gibt Abb. 1.2.
Zahlungsmittel- Unternehmung Zahlungsmittel-
verwendung freisetzung
Transformation
Realgüterstrom Nominalgüterstrom
Die Ziele der Unternehmung stimmen in der Regel nicht mit denen der externen In-
formationsempfänger überein, und die Möglichkeiten externer Interessierter, die
Richtigkeit der Informationen zu überprüfen, sind begrenzt. Eine Unternehmung ist
deshalb zur Erreichung der von ihr verfolgten Ziele u. U. motiviert, Informationen
unvollständig, verzerrt, verfremdet oder sogar manipuliert an die externen Informa-
tionsempfänger zu übermitteln. Um dem entgegenzuwirken, sind gesetzliche Vor-
schriften zur Gestaltung, Prüfung und Offenlegung des externen Rechnungswesens
geschaffen worden.
Informations-
empfänger Externe Interne
Informationsempfänger Informationsempfänger
Unternehmungsziel
Liquiditätsziel Finanzrechnung
− Bilanz
Erfolgsziel − Gewinn- und Verlust- Kosten- und Erlösrechnung
rechnung
Die Finanzrechnung stellt Informationen für die Sicherung der kurz-, mittel- und
langfristigen Zahlungsfähigkeit unter Berücksichtigung von Rentabilitäts- und Risi-
koaspekten bereit. Sie informiert über die Bestände an Nominalgütern zu jedem
Zeitpunkt, ihre Quellen und Einflussgrößen (vgl. Coenenberg (2007), S. 11 f.). Zur
Ermittlung der aktuellen Nominalgüterbestände werden zunächst die Nominalgüter-
bewegungen vergangener Perioden erfasst und anschließend aus dem Unterneh-
mungsplan (Absatz-, Beschaffungs-, Personalplan usw.) die Nominalgüterbewegun-
1.1 Stellung der Kostenrechnung im betrieblichen Rechnungswesen 5
gen während der Bezugsperiode dieser Pläne vollständig und termingenau hergeleitet
(vgl. Chmielewicz (1993), Sp. 604; Drukarczyk (2008), S. 91 ff.). Werden die No-
minalgüterbewegungen nicht unmittelbar erfasst, können die Veränderungen des
Geldvermögens auch aus der Bilanz sowie der Gewinn- und Verlustrechnung herge-
leitet werden. In diesem Zusammenhang wird auch von der Finanzierungsrechnung
gesprochen (vgl. Chmielewicz (1993), S. 608; zu einer anderen Abgrenzung von Fi-
nanzrechnung und Finanzierungsrechnung vgl. Coenenberg (2007), S. 15). Die Fi-
nanzrechnung wird unternehmungsintern für die Gestaltung der Nominalgüterbewe-
gungen im Rahmen der Liquiditätsplanung und unternehmungsextern von potentiel-
len Kapitalgebern ausgewertet. Sie kann deshalb sowohl dem internen als auch dem
externen Rechnungswesen zugeordnet werden (vgl. Troßmann (2008), S. 103).
Die Bilanz sowie die Gewinn- und Verlustrechnung, die zum externen Rechnungs-
wesen zählen, dienen dem Erfolgsziel. Die Gewinn- und Verlustrechnung ist eine
zeitraumbezogene Stromgrößenrechnung zur Ermittlung des Periodenerfolgs. Sie
bildet Realgüterbewegungen innerhalb der Unternehmung sowie zwischen der
Unternehmung und ihrer Umwelt ab, d. h., sie erfasst den Verbrauch von Produk-
tionsfaktoren innerhalb der Unternehmung sowie die Erstellung von Gütern und ihre
Verwertung am Markt während einer Abrechnungsperiode. Nominalgüterbewegun-
gen spiegeln sich nur in den Wertansätzen der abgebildeten Realgüterbewegungen
wider. In der Bilanz werden zum Zwecke der Erfolgsermittlung das Vermögen und
die Schulden einer Unternehmung zu einem bestimmten Zeitpunkt gegenübergestellt.
Sie ist eine zeitpunktbezogene Bestandsgrößenrechnung. Die Veränderungen der Be-
stände von Vermögen und Schulden zwischen zwei Bilanzstichtagen ergeben sich
aus den Real- und Nominalgüterbewegungen, die innerhalb dieser Abrechnungspe-
riode zwischen der Unternehmung und ihrer Umwelt stattgefunden haben (vgl. Eisele
(2002), S. 8 f.; Kußmaul (2008), S. 231 ff.).
Die Kosten- und Erlösrechnung ist wie die Gewinn- und Verlustrechnung eine
zeitraumbezogene Rechnung, die einem Erfolgsziel dient. Sie richtet sich jedoch an
interne Informationsempfänger und unterliegt damit keinen gesetzlichen Regelungen.
Sie kann deshalb an den Zielen ausgerichtet werden, die der interne Informations-
empfänger mit den bereitzustellenden Informationen verfolgt. Sie bildet nicht wie die
Gewinn- und Verlustrechnung die Gesamtheit der Real- und Nominalgüterbewegun-
gen ab, sondern lediglich die Teile, die mit der Erstellung und Verwertung des Pro-
duktions- und Absatzprogramms der Unternehmung sowie der Aufrechterhaltung der
Leistungsbereitschaft im Zusammenhang stehen. Damit wird auch nicht der Gesamt-
erfolg der Unternehmung ausgewiesen, sondern nur der Teil, der aus der Erstellung
und Verwertung des Produktions- und Absatzprogramms der Unternehmung resul-
tiert (vgl. Eisele (2002), S. 10).
6 1 Kostenrechnung als Informationssystem der Unternehmungsführung
Aus- und Einzahlungen verändern den Bestand an liquiden Mitteln, zu denen Kas-
senbestände (Bargeld), jederzeit verfügbare Bankguthaben sowie Bestände an
Schecks und fälligen Wechseln zählen. Mit Aus- und Einzahlungen kann damit nur
der Zahlungsverkehr der Unternehmung abgebildet werden. Ausgaben und Ein-
nahmen knüpfen an die Veränderungen des Geldvermögens an. Definiert ist es wie
folgt:
Neben dem Zahlungsverkehr können mit Ausgaben und Einnahmen auch Kreditvor-
gänge erfasst werden. Beispiel 1.1 verdeutlicht die Unterschiede zwischen Auszah-
lung und Ausgabe einerseits sowie zwischen Einzahlung und Einnahme andererseits.
(3) Löhne und Gehälter Auszahlung: Der Bestand an liquiden Mitteln nimmt ab.
werden ausbezahlt; Ausgabe: Der Bestand an liquiden Mitteln nimmt ab; die Be-
Kauf einer Maschi- stände an Forderungen und Schulden bleiben unverändert. Der
ne gegen bar Bestand an Geldvermögen nimmt damit ab.
Einzahlung: Der Bestand an liquiden Mitteln nimmt zu.
(4) Gutschrift eines Keine Einnahme: Der Zunahme des Bestandes an liquiden Mit-
gewährten Kredites teln steht die Zunahme des Bestandes an Schulden gegenüber.
Der Bestand an Geldvermögen verändert sich damit nicht.
Auszahlung: Der Bestand an liquiden Mitteln nimmt ab.
(5) Rückzahlung des Keine Ausgabe: Der Abnahme des Bestandes an liquiden Mitteln
Kredites aus (4) steht die Abnahme des Bestandes an Schulden gegenüber. Der
Bestand an Geldvermögen verändert sich damit nicht.
Keine Einzahlung: Der Bestand an liquiden Mitteln verändert
(6) Verkauf von Pro- sich nicht.
dukten auf Ziel Einnahme: Der Bestand an Forderungen nimmt zu. Der Bestand
an Geldvermögen nimmt damit zu.
Einzahlung: Der Bestand an liquiden Mitteln nimmt zu.
(7) Der Kunde aus (6)
begleicht die Rech- Keine Einnahme: Der Zunahme des Bestandes an liquiden Mit-
nung teln steht eine Abnahme des Bestandes an Forderungen gegen-
über. Der Bestand an Geldvermögen verändert sich damit nicht.
(8) Verkauf eines Fahr- Einzahlung: Der Bestand an liquiden Mitteln nimmt zu.
zeugs gegen bar an Einnahme: Der Bestand an liquiden Mitteln nimmt zu; die Be-
einen Schrotthänd- stände an Forderungen und Schulden verändern sich nicht. Der
ler Bestand an Geldvermögen nimmt damit zu.
8 1 Kostenrechnung als Informationssystem der Unternehmungsführung
Die Begriffspaare Aufwand und Ertrag sowie Kosten und Erlös bringen eine Ab-
nahme bzw. Zunahme des Gesamtvermögens zum Ausdruck, das wie folgt definiert
ist:
Geldvermögen
+ Sachvermögen
= Gesamtvermögen
Eine Ausgabe führt nicht zwangsläufig zu Aufwand oder zu Kosten. Sie ist zunächst
nur mit einer Abnahme des Geldvermögens verbunden. Steht dieser Abnahme des
Geldvermögens, wie z. B. beim Kauf einer Maschine gegen bar, eine entsprechende
Zunahme des Sachvermögens gegenüber, verändert sich das Gesamtvermögen nicht,
d. h., es treten keine Aufwendungen und keine Kosten auf. Die Entstehung von Kos-
ten und Aufwand ist weniger an Nominalgüterbewegungen geknüpft, sondern viel-
mehr an den Verbrauch bzw. die Nutzung von Produktionsfaktoren. Die Abgrenzung
zwischen Aufwand und Kosten ist Gegenstand des Abschnitts 1.3.2.1. Beispiel 1.2
veranschaulicht die Unterschiede zwischen Ausgaben und Aufwand/Kosten bzw.
Einnahmen und Ertrag/Erlös.
(1) Kauf einer Ma- Kein Aufwand/keine Kosten: Der Abnahme des Bestandes an
schine gegen bar Geldvermögen steht eine Zunahme des Bestandes an Sachvermögen
gegenüber. Der Bestand an Gesamtvermögen verändert sich damit
nicht.
Ausgabe: Der Bestand an Geldvermögen nimmt ab.
(2) Überweisung der
Lohn- und Ge- Aufwand/Kosten: Der Bestand an Geldvermögen nimmt ab, der Be-
haltskosten stand an Sachvermögen verändert sich nicht. Der Bestand an Ge-
samtvermögen nimmt damit ab.
Ausgabe: Der Bestand an Geldvermögen nimmt ab (Schulden neh-
(3) Kauf von Mate- men zu).
rial auf Ziel zum
Aufbau des La- Kein Aufwand/Kosten: Der Abnahme des Bestandes an Geldver-
gerbestandes mögen steht eine Zunahme des Bestandes an Sachvermögen gegen-
über. Der Bestand an Gesamtvermögen verändert sich damit nicht.
(4) Entnahme von Keine Ausgabe: Der Bestand an Geldvermögen verändert sich
Material aus dem nicht.
Lager zum Zwe- Aufwand/Kosten: Der Bestand an Geldvermögen verändert sich
cke der Produk- nicht; der Bestand an Sachvermögen nimmt ab. Der Bestand an Ge-
tion samtvermögen nimmt damit ab.
1.1 Stellung der Kostenrechnung im betrieblichen Rechnungswesen 9
Nach dem Inhalt können zwei Arten von Rechnungszielen der Kostenrechnung
unterschieden werden (vgl. Brink (1992), S. 172 ff.; ähnlich bei Wielenberg (2002),
Sp. 1669 f.):
− die Sachziele und
− die Formalziele.
Die Sachziele grenzen die Verwendung der Informationen ab, die durch die Kosten-
rechnung bereitgestellt werden. In der Literatur wird eine Vielzahl verschiedener
Verwendungen dieser Informationen genannt.
Die Formalziele geben die Unternehmungsziele an, die (1) mit der Dokumentation
und Publikation von Kosteninformationen angestrebt werden, (2) die mit der Wirt-
schaftlichkeitskontrolle erreicht werden sollen, (3) die bei der operativen Planung
und Steuerung verfolgt werden bzw. (4) in deren Richtung das Verhalten von Mit-
arbeitern beeinflusst werden soll. Es sind vor allem zwei Arten von Unternehmungs-
10 1 Kostenrechnung als Informationssystem der Unternehmungsführung
zielen, die der Kostenrechnung als Formalziel zugrunde liegen (vgl. Kosiol (1956),
S. 55 f., 70 ff.):
− die einperiodigen Erfolgsziele sowie
− die Wirtschaftlichkeitsziele.
Einperiodige Erfolgsziele der Kostenrechnung können u. a. die Optimierung der
Kosten oder des Gewinns als Differenz zwischen Erlös und Kosten (G = E - K) sein.
Als Wirtschaftlichkeitsziel liegt der Kostenrechnung in der Regel die Sicherung der
mengenmäßigen Wirtschaftlichkeit (Technizität) zugrunde. Dieses Ziel verlangt,
dass der Mengenverbrauch an Einsatzgütern für die unter den gegebenen Produk-
tionsbedingungen im Leistungserstellungsprozess zu erbringende Leistung minimiert
wird (vgl. Kosiol (1956), S. 55 f.). Gemessen wird die mengenmäßige Wirtschaft-
lichkeit als Quotient aus der mit Festpreisen bewerteten Menge der erzeugten und
der eingesetzten Güter. Mit Festpreisen werden die Gütermengen bewertet, um sie
gleichnamig und damit addierbar zu machen. Festpreise beziehen sich auf eine defi-
nierte Zeitbasis und werden im Zeitablauf konstant gehalten (vgl. Dellmann/Pedell
(1994), S. 16 ff.).
Neben den kurzfristigen Erfolgszielen und den Wirtschaftlichkeitszielen werden als
Formalziele der Kostenrechnung u. a. auch der Kapitalwert, d. h. ein mehrperiodi-
ges Erfolgsziel (vgl. Küpper (1985), S. 28), und ökologische Ziele (vgl. Roth
(1992), S. 97) genannt.
Die Sach- und die Formalziele sind nicht unabhängig voneinander. Erfolgsziele bil-
den den Inhalt von Formalzielen der Kostenrechnung, wenn Kosteninformationen für
die operative Planung und Steuerung bereitgestellt werden sollen. Bildet die Kontrol-
le der Wirtschaftlichkeit das Sachziel der Kostenrechnung, hat das Formalziel die
Sicherung der mengenmäßigen Wirtschaftlichkeit (Technizität) zum Inhalt. Einen
Überblick über die verschiedenen Rechnungsziele gibt Abb. 1.5.
Wird das Dokumentations- und Publikationsziel verfolgt, sind durch die Kosten-
rechnung differenzierte Informationen über die realisierten Kosten bereitzustel-
len.
Wirtschaftlichkeitskontrolle
Mehrperiodige Erfolgsziele
Verhaltensbeeinflussung
Ist für das Objekt eines öffentlichen Auftrags der Preis nicht feststellbar, liegt bei
diesem Objekt eine Mangellage vor oder ist der Wettbewerb auf der Anbieterseite
beschränkt, darf der Preis dieses Auftrags nach § 5 Abs. 1 der Verordnung PR
Nr. 30/53 über die Preise bei öffentlichen Aufträgen (VO PR Nr. 30/53 oder VPöA)
aus den Selbstkosten des Auftragnehmers hergeleitet werden. Der Selbstkostenpreis
eines öffentlichen Auftrags ist der Abrechnungsbetrag, der unter Beachtung der ge-
setzlichen Richtlinien und vertraglicher Vereinbarungen aus den Selbstkosten einer
Unternehmung zuzüglich eines Gewinnzuschlags für eine Leistung berechnet wird,
die gegenüber einem öffentlichen Auftraggeber erbracht wird (vgl. Scherrer (1999),
S. 399 f.). Die VPöA sind durch Leitsätze für die Preisermittlung auf Grund von
Selbstkosten (LSP) ergänzt worden. Zweck dieser Leitsätze ist es, die Einrechnung
zu hoher Kosten in den Selbstkostenpreis zu vermeiden und die Einheitlichkeit der
Abrechnung der Aufträge zu gewährleisten. Sie enthalten u. a. Grundsätze zur Ge-
staltung des Rechnungswesens, zu den Bestandteilen des Selbstkostenpreises, den
kalkulatorischen Kosten und dem kalkulatorischen Gewinn. Bestandteile der Selbst-
kostenpreise sind nach diesen Leitsätzen die folgenden Kostenkategorien (vgl.
Berndt (1993), Sp. 1033):
1.2 Rechnungsziele der Kostenrechnung 13
ten gegenübergestellt. Die Kostenvorgaben können aus den Zielen der Unterneh-
mung oder technischen Analysen des Verbrauchs im Leistungserstellungs- und -ver-
wertungsprozess hergeleitet werden (vgl. Abschnitte 6.2 und 6.3).
Es werden drei Arten der Nutzung von Informationen der Kostenrechnung für
die Planung unterschieden (vgl. Homburg u. a. (1998), S. 36 f.):
− die instrumentelle,
− die konzeptionelle und
− die symbolische Nutzung.
Bei der instrumentellen Nutzung werden die Informationen zur Fundierung von
Entscheidungen verwendet. Hierzu stellt die Kostenrechnung Informationen über die
16 1 Kostenrechnung als Informationssystem der Unternehmungsführung
Für die operative Planung hat die Kostenrechnung Informationen über die Kos-
tenwirkungen der Alternativen bereitzustellen, so dass die kosten- bzw. er-
folgsoptimale Alternative bestimmt werden kann.
Bei der Unterstützung der operativen Planung durch die Kostenrechnung sind zwei
Situationen zu unterscheiden:
− die Einzelentscheidung während der Planperiode und
− die Erstellung des Masterbudgets zu Beginn der Planungsperiode.
Bei der Einzelentscheidung steht ein Entscheidungsträger zu einem Zeitpunkt meh-
reren, mindestens jedoch zwei Alternativen zur Lösung eines Entscheidungspro-
blems gegenüber. Beispielsweise kann er einen Auftrag annehmen oder ablehnen,
zwischen zwei oder mehreren Verfahren zur Herstellung eines Produktes auswählen
oder die Materialmischung bei einem Produkt verändern. Um die kosten- bzw. er-
folgsoptimale Alternative auswählen zu können, werden durch die Kostenrechnung
Informationen über die Kostenwirkungen aller Alternativen bereitgestellt.
Unter einem Budget ist eine schriftlich festgelegte monetäre Plangröße zu verste-
hen, die einem Verantwortungsbereich zur Umsetzung übergeordneter Pläne für
eine Periode vorgegeben wird (ähnlich bei Wild (1974), S. 325). Das Master-
budget ist die geordnete Gesamtheit der sich gegenseitig ergänzenden abgestimm-
ten Einzelbudgets einer Planungsperiode, welche die Erfolgs- und Finanzwirkun-
gen aller operativen Periodenpläne der verschiedenen Funktionsbereiche abbilden
und zusammenfassen (vgl. Drury (2001), S. 353).
Das Master-Budget umfasst drei Arten von Budgets (vgl. Atkinson u. a. (2007),
S. 448; Horngren u. a. (2009), S. 213):
− die Betriebsbudgets,
− das Investitionsbudget sowie
− die Ergebnisbudgets.
Mit den Betriebsbudgets werden den Funktionsbereichen die Erfolgswirkungen der
Leistungserstellung und -verwertung vorgegeben. Zu den Betriebsbudgets zählen das
Absatzbudget, das Beschaffungsbudget, das Fertigungsbudget usw. Diese Budgets
werden in einer Planerfolgsrechnung zusammengefasst, die ebenfalls zu den Be-
triebsbudgets zählt. Mit den Investitionsbudgets werden die Investitionsmittel der
1.2 Rechnungsziele der Kostenrechnung 17
(3) Budgetverhandlungen
Die in den Funktionsbereichen erstellten Budgetentwürfe werden auf der Ebene der
Unternehmungsführung zu einer Planerfolgsrechnung für die Unternehmung zu-
sammengefasst. In Verhandlungen zwischen den Budgetverantwortlichen und den
übergeordneten Instanzen sollen Budgetreserven eliminiert werden, die in den Bud-
getentwürfen enthalten sein können.
Für die Steuerungsaufgabe hat die Kostenrechnung Informationen über die Ist-
Kosten der realisierten Entscheidungen bereitzustellen, d. h. die für die reali-
sierten Entscheidungen tatsächlich angefallenen Kosten.
Betriebsergebniskonto
Soll Haben
Selbstkosten der abgesetzten Erlöse der abgesetzten Produkt-
Produktmengen mengen
− Produkt 1 − Produkt 1
− Produkt 2 − Produkt 2
⋮ ⋮
− Produkt I − Produkt I
Betriebserfolg (bzw. Betriebsverlust)
Summe Summe
ser Form nicht gewünscht wird und zudem hohe Kosten verursacht, liegt zwischen
dem Unternehmungsziel (Gewinnziel) und den Zielen des Entscheidungsträgers ein
Zielkonflikt vor, der aus subjektiven Präferenzen des Konstrukteurs resultiert. Or-
ganisationsbedingt ist ein Zielkonflikt, wenn er zwischen den von der Unterneh-
mungsführung vorgegebenen Bereichszielen und dem Unternehmungsziel besteht.
Beispiel 1.3 veranschaulicht diese Form des Zielkonfliktes.
Aus Kapazitätsgründen kann nur einer der beiden Aufträge angenommen werden.
Ist der Absatzleiter umsatzverantwortlich, wird er sich für Auftrag A entscheiden
(UA = 50.000 € > UB = 40.000 €), obwohl mit Auftrag B ein höherer Gewinn erzielt
werden könnte (GA = 8.000 € < GB = 24.000 €).
Die für die Entscheidungsfindung erforderlichen Informationen fallen überwiegend
nicht bei der Unternehmungsführung, sondern in den Verantwortungsbereichen an
(z. B. Informationen über Marktchancen, Möglichkeiten und Restriktionen in der
Produktion, Qualifikation und Engagement der Mitarbeiter, Fähigkeiten und Zuver-
lässigkeit der Lieferanten). Die Übermittlung dieser Informationen ist nur unvoll-
ständig möglich, da sie zeit- und kostenintensiv ist, Erfahrungen nicht mit hinrei-
chender Genauigkeit artikuliert werden können und die Fähigkeit der Unterneh-
mungsführung zur Aufnahme, Speicherung, Verarbeitung und Übermittlung von In-
formationen begrenzt ist. Aus diesem Grunde sind die Informationen zwischen den
dezentralen Entscheidungsträgern und der Unternehmungsführung asymmetrisch ver-
teilt, d. h. die dezentralen Entscheidungsträger besitzen gegenüber der Unterneh-
mungsführung einen Informationsvorteil.
Durch die Informationsasymmetrien verfügen die dezentralen Entscheidungsträger
über Freiräume für die Realisation ihrer individuellen Ziele, die im Konflikt zu
den Unternehmungszielen stehen können. Diese Freiräume können durch die dezen-
tralen Entscheidungsträger für
(1) Entscheidungen, die zwar seine individuellen Ziele, nicht jedoch die Unterneh-
mungsziele optimieren, oder die
(2) unvollständige oder nicht wahrheitsgemäße Berichterstattung gegenüber der
Unternehmungsführung
genutzt werden. Die dezentralen Entscheidungsträger können suboptimale Entschei-
dungen treffen, da die Unternehmungsführung die Entscheidungen nicht beurteilen
1.2 Rechnungsziele der Kostenrechnung 21
Wie Beispiel 1.4 zeigt, bringen diese Informationen nicht zwingend die tatsächlichen
Kostenwirkungen der Entscheidungsalternative zum Ausdruck, wie sie unter dem
Planungs- und Steuerungsziel bereitgestellt werden (vgl. Weber (1994), S. 103).
22 1 Kostenrechnung als Informationssystem der Unternehmungsführung
tisch umsetzbaren Systems der Kostenrechnung für dieses Rechnungsziel, wie es sie
für die operative Planung und Steuerung sowie die Wirtschaftlichkeitskontrolle gibt,
nicht zu erwarten (vgl. Wagenhofer (1997), S. 77).
Bezugsobjekt der Kosten kann eine Kostenstelle, ein Prozess, ein Produkt, eine
Menge von Produkten (Auftrag, Losgröße, Produktgruppe) usw. sein (vgl. Kosiol
(1964), S. 28). Der wertmäßige Kostenbegriff lässt sich darüber hinaus durch die
folgenden drei Merkmale beschreiben:
− mengenmäßiger Güterverbrauch,
− Sachzielbezogenheit des Güterverbrauchs sowie
− Bewertung des Güterverbrauchs.
Ein Güterverbrauch liegt vor, wenn ein Wirtschaftsgut seine Eignung erfolgs-
wirksam verliert, zur Erstellung und Verwertung von Leistungen beizutragen (vgl.
Kosiol (1964), S. 23 f.).
24 1 Kostenrechnung als Informationssystem der Unternehmungsführung
Unter einem Wirtschaftsgut wird ein Gut verstanden, das relativ knapp ist. Zu den
Wirtschaftsgütern zählen materielle und immaterielle Realgüter ebenso wie Nomi-
nalgüter. Güterbewegungen zwischen Unternehmungen (z. B. Verkauf einer ge-
brauchten Maschine) haben zur Folge, dass Wirtschaftsgüter nicht mehr zum Ein-
flussbereich der Unternehmung gehören, d. h. nicht mehr für die Leistungserstellung
und -verwertung verwendet werden können. Stehen den Güterabflüssen Güterzuflüs-
se von gleichem Wert gegenüber (z. B. Bezahlung der verkauften Maschine), gehen
von ihnen keine Erfolgswirkungen aus. Diese Güterbewegungen begründen damit
keinen Güterverbrauch und damit auch keine Kosten, sondern nur Auszahlungen
bzw. Ausgaben (vgl. Kloock/Conrads (1973), S. 405). Güter werden vorwiegend
durch innerbetriebliche Aktivitäten des Einsatzes von Produktionsfaktoren zur Her-
vorbringung von Produkten verbraucht, d. h. im Transformationsprozess der Unter-
nehmung (vgl. Abschnitt 1.1).
Durch den Zusatz „mengenmäßig“ wird zum Ausdruck gebracht, dass der Güter-
verbrauch getrennt von Auszahlungen und Ausgaben betrachtet wird. Damit führt
nicht nur der Verbrauch entgeltlich erworbener, sondern auch der unentgeltlich über-
lassener Güter zu Kosten. Repetiergüter (z. B. Werkstoffe) werden bereits durch den
einmaligen Einsatz in der Produktion verbraucht (Sofortverbrauch). Dagegen können
Potentialgüter (z. B. Maschine) mehrfach für die Produktion von Ausbringungsgü-
tern verwendet werden (Gebrauch). Die bei der Nutzung von Potentialgütern abge-
gebenen Leistungen werden als Güterverbrauch interpretiert. Dieser Güterverbrauch
ist in der Regel nicht quantifizierbar, da eine physisch messbare Mengenkomponente
fehlt, die dem Potentialgut entnehmbar ist (vgl. Freidank (2008), S. 8). In der Kos-
tenrechnung wird er deshalb über Abschreibungen erfasst, d. h. durch die Verteilung
der Anschaffungs-, Wiederbeschaffungs- oder Herstellungskosten dieses Potential-
gutes auf die einzelnen Perioden seiner Nutzungsdauer (vgl. Abschnitt 3.3.1).
Nach den Ursachen werden drei Arten des Güterverbrauchs unterschieden (vgl.
Kosiol (1964), S. 24 ff.):
− der willentliche Güterverbrauch,
− der erzwungene Güterverbrauch sowie
− der kontinuierliche zeitliche Vorrätigkeitsverbrauch.
Der willentliche Güterverbrauch wird durch Entscheidungen über die Leistungser-
stellung und -verwertung und die Aufrechterhaltung der hierfür erforderlichen Be-
triebsbereitschaft ausgelöst (vgl. Schweitzer/Küpper (2003), S. 13 f.). Der erzwun-
gene Güterverbrauch geht auf ungewollte Einflüsse zurück, die nicht gestaltbar
sind. Zu ihm zählen zum einen der technisch-ökonomische Zwangsverbrauch, der
u. a. auf den Ausfall von Kundenforderungen oder den Wertverlust bei Anlagen und
Beständen an Einsatzgütern, unfertigen und fertigen Produkten durch Veränderung
der Kundenwünsche, Verderb oder Diebstahl zurückgehen kann. Weiterhin gehört
zum erzwungenen Güterverbrauch der staatlich-politische Zwangsverbrauch. Er um-
1.3 Grundbegriffe der Kostenrechnung 25
fasst den Verbrauch von Nominalgütern in der Form von Gebühren und Beiträgen
(Zwangsmitgliedschaften), aber auch den Güterverbrauch für Dienstleistungen, die
für die öffentliche Verwaltung (Steuerbehörde, statistische Landesämter) erbracht
werden müssen. Zinsen auf Kapital haben nur dann den Charakter von Kosten, wenn
sie auf einen Güterverbrauch zurückgeführt werden können. Wird unter Kapital der
Vorrat an Real- und Nominalgütern (z. B. Gebäude, Maschinen, Forderungen) und
unter seinem Wert die in diesen Gütern vorrätigen Nutzungsmöglichkeiten verstan-
den, kann die Vorrätigkeit dieser Güter selbst als Gut verstanden werden (vgl.
Schmalenbach (1961), S. 1 f., 7). Die in den Gütern enthaltenen Nutzungsmöglich-
keiten sind stets nur zeitlich verfügbar und verzehren sich im kontinuierlichen Zeit-
ablauf unwiederbringlich. „Die in jedem Augenblick gegebene Verfügbarkeit ist mit
dem Schwinden der Zeit unwiederbringlich dahin und nicht mehr nutzbar“ (Kosiol
(1958), S. 22). Dieser Verzehr von Nutzungsmöglichkeiten wird als kontinuierli-
cher zeitlicher Vorrätigkeitsverbrauch bezeichnet (vgl. Kosiol (1958), S. 21 f.).
Da die Nutzungsmöglichkeiten der Real- und Nominalgüter sowie ihr Verzehr von
der Herkunft der Mittel für ihre Finanzierung unabhängig sind, umfasst der Kosten-
begriff bei wertmäßiger Interpretation auch Zinsen für das Eigenkapital (vgl. Heinen
(1983), S. 67).
Beim Sachziel der Unternehmung handelt es sich um die Art, die Menge und den
Zeitpunkt der am Markt abzusetzenden Produkte (vgl. Kosiol (1972), S. 223).
Der Zusammenhang zwischen dem Güterverbrauch und dem Sachziel der Unterneh-
mung wird über das Kosteneinwirkungsprinzip hergestellt. Nach diesem Prinzip ist
ein Güterverbrauch immer dann sachzielbezogen, wenn er derart auf das Sachziel der
Unternehmung einwirkt, dass es ohne ihn nicht hätte realisiert werden können. Da-
nach führt ein Güterverbrauch zu Kosten, wenn er zur Leistungserstellung und -ver-
wertung oder zur Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft beiträgt (vgl. Kosiol
(1964), S. 29 f.).
Mit der Bewertung wird stets eine Verrechnungsfunktion erfüllt, da durch sie der
mengenmäßige Güterverbrauch in Wertgrößen transformiert und auf eine einheitli-
che Dimension gebracht wird (vgl. Heinen (1983), S. 396). Dadurch wird der Güter-
26 1 Kostenrechnung als Informationssystem der Unternehmungsführung
verbrauch vergleichbar und rechenbar gemacht. Darüber hinaus kann die Bewertung
alternativ auch
− einer Abbildungsfunktion oder
− einer Lenkungsfunktion
dienen. Die Bewertung erfüllt die Abbildungsfunktion, wenn dem Güterverbrauch
in der Vergangenheit empirisch beobachtete oder in der Zukunft empirisch beobacht-
bare Preise zugeordnet werden (vgl. Küpper (1993b), Sp. 1179 f.). Wird mit Preisen
bewertet, die Güter in die zieloptimale Verwendung lenken, erfüllt die Bewertung
eine Lenkungsfunktion (vgl. Heinen (1983), S. 397).
Der wertmäßige Kostenbegriff zeichnet sich durch eine vollkommene Offenheit
der Bewertung aus, d. h., für die Bewertung können generell alle Wertkategorien he-
rangezogen werden (vgl. Kosiol (1964), S. 34). Maßgebend für die Wahl des Preis-
ansatzes ist das mit der Kostenrechnung verfolgte Rechnungsziel (vgl. Schmalenbach
(1963), S. 6; Koch (1958), S. 360). Einen Überblick über die verschiedenen Preisan-
sätze zeigt Abb. 1.9 (vgl. Küpper (1993b), Sp. 1180 f.).
Preisansätze
Nicht aus Zahlungsvorgängen hergeleitete Preise werden als nicht pagatorisch be-
zeichnet. Zu ihnen zählen Festpreise, Schätzpreise und Lenkungspreise. Festpreise
werden während eines längeren Zeitraums unverändert beibehalten und nicht an
Preisschwankungen des Marktes angepasst. Sie werden verwendet, wenn die men-
genmäßige Wirtschaftlichkeit in den Kostenstellen kontrolliert und die Entwicklung
des mengenmäßigen Güterverbrauchs während eines Zeitraums sichtbar gemacht
werden sollen. Festpreise erfüllen ausschließlich eine Verrechnungsfunktion. Exis-
tiert für die verbrauchten Güter kein Marktpreis, werden zur Bewertung Schätzprei-
se herangezogen. Ein Anwendungsbeispiel für die Verwendung von Schätzpreisen ist
1.3 Grundbegriffe der Kostenrechnung 27
die Ermittlung von Zusatzkosten, wie z. B. der kalkulatorischen Wagnisse und des
kalkulatorischen Unternehmerlohns (vgl. hierzu Abschnitt 3.3.3 und 3.3.4). Sie die-
nen der Abbildungsfunktion.
Reicht die Kapazität eines Einsatzgutes nicht aus, alle seine Verwendungen (z. B. al-
le vorliegenden Aufträge) mit positivem Zielbeitrag zur realisieren, kommt der Be-
wertung eine Lenkungsfunktion zu. Der Güterverbrauch ist mit Preisen zu bewerten,
welche das knappe Einsatzgut in die optimale Verwendung lenken. Dieser Lenkungs-
funktion dienen Lenkungspreise. Berechnet werden Lenkungspreise als Summe aus
dem Beschaffungspreis einer Einheit des Einsatzgutes sowie seinen Opportunitäts-
kosten (vgl. Adam (1970), S. 35 f.). Die Opportunitätskosten eines Einsatzgutes
werden als inputorientierte Opportunitätskosten bezeichnet.
Reicht die Kapazität des Einsatzgutes für alle seine Verwendungen mit positivem
Zielbeitrag aus, führt ihre Erhöhung zu Leerkapazitäten, nicht aber zu einer Verbes-
serung der Zielerreichung. Die inputorientierten Opportunitätskosten weisen in die-
sem Fall den Wert Null auf (vgl. Ewert/Wagenhofer (2008), S. 116). Ist das Einsatz-
gut knapp, d. h., reicht seine Kapazität zunächst nicht für alle seine Verwendungen
mit positivem Zielbeitrag aus, können nach der Kapazitätserhöhung weitere Verwen-
dungsmöglichkeiten mit positivem Zielbeitrag realisiert werden. Einen positiven
Wert nehmen die inputorientierten Opportunitätskosten damit nur bei knappen Ein-
satzgütern an (vgl. Abschnitt 8.5).
Mit Lenkungspreisen wird der Verbrauch knapper Einsatzgüter bewertet, wenn In-
formationen über die relevanten Kosten für sukzessive Entscheidungen über die Ver-
teilung dieser Einsatzgüter auf verschiedene Verwendungen gewonnen werden sol-
len. Wird simultan über die Verteilung des knappen Einsatzgutes entschieden, ist
sein Verbrauch mit pagatorischen Preisen zu bewerten (vgl. Hax (1967), S. 754).
Bei simultaner Entscheidung werden die Gewinnbeiträge der beiden Aufträge er-
mittelt und anschließend gegenübergestellt. Unter Berücksichtigung der Kosten für
das Einsatzgut ergeben sich die folgenden Gewinnbeiträge:
G1 = 1.000 St. ⋅ 48 €/St. = 48.000 €
G2 = 500 St. ⋅ 66 €/St. = 33.000 €
Auftrag A1 wird danach angenommen und Auftrag A2 wird abgelehnt.
Bei sukzessiver Vorgehensweise wird isoliert über die beiden Aufträge entschieden.
So entscheidet beispielsweise Absatzmanager AM1 über Auftrag A1 und Absatzma-
nager AM2 über Auftrag A2. Damit sich Absatzmanager AM1 für seinen Auftrag,
Absatzmanager AM2 gegen seinen Auftrag entscheidet, muss das Einsatzgut mit dem
Lenkungspreis bewertet werden. Der Beschaffungspreis pro Einheit des Einsatzgutes
E beträgt 12 €/kg. Die Ausführungen zur simultanen Entscheidung haben gezeigt,
dass Auftrag 1 die optimale Verwendung des Einsatzgutes E und die beste nicht rea-
lisierte Verwendung Auftrag 2 ist. Da für eine Einheit des Produktes aus Auftrag 2
zwei Einheiten des knappen Einsatzgutes benötigt werden, betragen die Opportuni-
tätskosten des Einsatzgutes E 33 €/kg. Damit ergibt sich der folgende Lenkungs-
preis:
LPE = 12 €/kg + 33 €/kg = 45 €/kg.
Mit dem so bewerteten Einsatzgut ermitteln die beiden Absatzmanager die folgenden
Gewinne für ihre Aufträge:
AM1: G1 = 1.000 St. ⋅ (60 €/St. - 45 €/St.) = 15.000 €
AM2: G2 = 500 St. ⋅ (90 €/St. - 2 ⋅ 45 €/St.) = 0 €
Absatzmanager AM1 wird den Auftrag 1 annehmen. Absatzmanager AM2 ist zwi-
schen der Annahme und der Ablehnung des Auftrags indifferent.
Wie Beispiel 1.5 zeigt, setzt die Ermittlung der Opportunitätskosten die Kenntnis der
optimalen Lösung des Entscheidungsproblems voraus, d. h. das Ergebnis, das mit
den Informationen über die Opportunitätskosten erst ermittelt werden soll. Informa-
1.3 Grundbegriffe der Kostenrechnung 29
tionen über die Opportunitätskosten liegen danach erst dann vor, wenn sie nicht mehr
benötigt werden. Dieser Sachverhalt wird in der Literatur als Dilemma der wert-
mäßigen Kosten bezeichnet (vgl. Adam (1970), S. 53).
Die Opportunitätskosten hängen von den jeweiligen Engpassfaktoren und ihren mög-
lichen Verwendungen ab und können damit nicht unabhängig von konkreten Ent-
scheidungsproblemen berechnet werden. Aus diesem Grund werden Opportunitäts-
kosten nicht in die Kostenbewertung der Kostenrechnung einbezogen. Sie werden
stattdessen erst bei der Lösung eines konkreten Entscheidungsproblems explizit
berücksichtigt (vgl. Berens (2000), S. 75).
Einen Überblick über die Preisansätze, ihre Funktionen und die Rechnungsziele, die
durch sie unterstützt werden, zeigt Abb. 1.10.
Preisansatz Funktion der Bewertung Rechnungsziel
Realisierte pagatorische Preise
Gegenwärtige Tagesbeschaf- Publikation und
fungspreise Dokumentation
Abbildungsfunktion
Schätzpreise
Zukünftige Tagesbeschaf-
fungspreise Planung und Steuerung
Lenkungspreise Lenkungsfunktion
Festpreise Verrechnungsfunktion Wirtschaftlichkeitskontrolle
(1959), S. 10 f.; Riebel (1992), S. 260). Nach der traditionellen pagatorischen Inter-
pretation wird zur Ermittlung der Kosten der Güterverbrauch deshalb ausschließlich
mit dem historischen Anschaffungspreis bewertet (vgl. Heinen (1983), S. 90). Ent-
sprechend führt der Verbrauch unentgeltlich überlassener Güter bei pagatorischer
Interpretation (zunächst) nicht zu Kosten. Definiert wird der traditionelle pagatori-
sche Kostenbegriff als spezifische Ausgabenkategorie.
Kosten sind nach der traditionellen pagatorischen Interpretation die mit der Her-
stellung und dem Absatz eines Produktes bzw. des Produktionsprogramms der Pe-
riode verbundenen nicht kompensierten Ausgaben (vgl. Koch (1958), S. 361 f.).
„Nicht kompensiert“ sind Ausgaben, wenn sie nicht durch Einnahmen wieder aus-
geglichen werden, wie z. B. eine Tilgungsausgabe, der eine entsprechende Kreditin-
anspruchnahme gegenübersteht.
Am traditionellen pagatorischen Kostenbegriff wird kritisiert, dass er auf den histori-
schen Anschaffungspreis festgelegt sei. Er würde damit den Anforderungen der Kos-
tenrechnung nicht gerecht, da durch die verschiedenen Rechnungsziele (z. B. die
Unterstützung der operativen Planung und Steuerung) und die spezifischen empiri-
schen Bedingungen auch von den historischen Anschaffungspreisen abweichende
Wertansätze zu verwenden sind (vgl. Koch (1958), S. 364 f.). Nach Koch ist diese
Vorgehensweise mit dem traditionellen pagatorischen Kostenbegriff jedoch durchaus
vereinbar. Die Verwendung anderer als der historischen Anschaffungspreise wird
durch die Einführung von Annahmen erreicht, unter denen die historischen An-
schaffungspreise mit den anzusetzenden Preisen übereinstimmen würden. Die Einbe-
ziehung unentgeltlich überlassener Einsatzgüter in die Kostenrechnung kann durch
die Annahme erreicht werden, dass alle in den Leistungserstellungs- und -verwer-
tungsprozessen eingesetzten Güter käuflich erworben werden (vgl. Koch (1958),
S. 371). Um für die Zwecke der Wirtschaftlichkeitskontrolle mit Festpreisen bewer-
ten zu können, wird unterstellt, dass die Anschaffungspreise im Zeitablauf konstant
sind (vgl. Koch (1958), S. 370 f.).
denzuschläge). Bei solchen mengenabhängigen Preisen ist offen, welcher Preis einer
verbrauchten Einheit des Einsatzgutes zuzuordnen ist. Es könnte z. B. ein Durch-
schnittspreis oder der Preis der zuletzt eingesetzten Einheit angesetzt werden. (3)
Schließlich wird kritisiert, dass beim wertmäßigen und beim traditionellen pagatori-
schen Kostenbegriff die Zuordnung des Güterverbrauchs zu den Bezugsobjekten un-
geklärt bleibt. Nach Riebel können Kosten einem Bezugsobjekt nur dann zugerech-
net werden können, wenn sie durch identische Entscheidungen ausgelöst werden
(vgl. Riebel (1978), S. 131 ff.). Um dieser Kritik zu begegnen, definiert Riebel Kos-
ten nicht als Produkt aus Mengen- und Preiskomponente, sondern als Folge einer
Entscheidung auf die Ausgaben einer Unternehmung.
Nach der entscheidungsorientierten Interpretation sind Kosten die durch die Ent-
scheidung über das Bezugsobjekt zusätzlich ausgelösten und nicht kompensierten
Ausgaben (vgl. Riebel (1978), S. 142 f.).