Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Arzneimittel
therapie im Alter
Deutsche Herausgeber:
Prof. Dr. Wilhelm-Bernhard Niebling, Freiburg
Dr. Andy Maun, Freiburg
Unter Mitarbeit von: Klaus Böhme, Freiburg (Kap. 4.13); Joachim Fessler, Flörsheim (Kap. 8.9);
Andrea Fräulin, Bad Krozingen (Kap. 8.1, 8.2); Jürgen Herbers, Pleidelsheim (Kap. 6.1);
Klaus Herlan, Bötzingen (Kap. 2.1, 2.3, 3.3, 7.3, 9.1); Thomas Heyer, Stuttgart (Kap. 4.11,
4.12); Armin Mainz, Korbach (Kap. 2.5–2.8); Andy Maun, Freiburg (Kap. 1); Wilhelm-
Bernhard Niebling, Freiburg (Kap. 1, 2.2, 8.12); Uwe Popert, Kassel (Kap. 5.1, 5.2); Frank
Schröder, Gernsbach (Kap. 7.1, 7.2, 8.13, 8.14); Joachim Seffrin, Weiterstadt (Kap. 8.5,
8.6, 8.10); Irmgard Streitlein-Böhme, Freiburg (Kap. 3.2, 8.3, 8.4); Ewald Unteregger, Frei-
burg (Kap. 4.9, 4.10, 8.7, 8.11); Gert Vetter, Frankfurt (Kap. 3.4–3.6); Hans-Otto Wagner,
Lübeck (Kap. 4.1–4.8); Michael Waschkies, Freiburg (Kap. 8.8)
18 19 20 21 22 5 4 3 2 1
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen
des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Verviel-
fältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Um den Textfluss nicht zu stören, wurde bei Patienten und Berufsbezeichnungen die grammatikalisch maskuline
Form gewählt. Selbstverständlich sind in diesen Fällen immer Frauen und Männer gemeint.
Planung: Uta Lux, München
Projektmanagement: Martina Gärtner, München
Redaktion: Michaela Mohr/Michael Kraft, mimo-booxx|textwerk. – Büro für Verlagsdienstleistungen, Augsburg
Satz: abavo GmbH, Buchloe
Druck und Bindung: Drukarnia Dimograf Sp. z o. o., Bielsko-Biała/Polen
Umschlaggestaltung: SpieszDesign, Neu-Ulm
Titelfotografie: Colourbox.com
Herausgeber
Claes Lundgren, MD: Facharzt für All- zender der Arzneimittelkommission der
gemeinmedizin und Palliativmedizin, deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) seit 2016
Institut für Pharmakologie und Klini-
sche Neurowissenschaften an der Uni- Dr. Andy Maun (Ph.D.): Facharzt für
versitätsklinik Umeå (Schweden) Allgemeinmedizin und Versorgungsfor-
scher; Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Prof. Dr. med. Wilhelm-Bernhard Nieb- im Lehrbereich Allgemeinmedizin und
ling: Facharzt für Allgemeinmedizin, Forschungsbereichsleiter in der Sektion
Leiter des Lehrbereichs Allgemeinmedi- Versorgungsforschung und Rehabilita-
zin an der Albert-Ludwigs-Universität tionsforschung des Instituts für Medi-
Freiburg i. Br. sowie niedergelassener zinische Biometrie und Statistik am
Allgemeinarzt; stellvertretender Vorsit- Universitätsklinikum Freiburg
Deutsche Bearbeitung
Dr. med. Klaus Böhme Prof. Dr. Wilhelm-Bernhard Niebling
Elsässer Str. 2 m Elsässer Str. 2 m
79110 Freiburg 79110 Freiburg
Abkürzungen
A ESA Erythropoiesis Stimulating
ACE Angiotensin Converting Agents
Enzyme evtl.
eventuell/e
ADH antidiuretisches Hormon
ADL Activities of Daily Life F
ALAT Alaninaminotransferase FDA Food and Drug Administra-
aPTT Gerinnungszeit im Plasma tion (USA)
ARB Angiotensin-Rezeptor- FOBT
Fecal Occult Blood Test
Blocker
ASS Azetylsalizylsäure G
AUC Area under the Curve GABA Gamma-Aminobuttersäure
AZCERT Arizona Center for G-BA Gemeinsamer Bundes
Education and Research on ausschuss
Therapeutics GERD gastroösophageale Reflux-
krankheit
B GFR glomeruläre Filtrationsrate
BDI Beck‘s Depression Inventory ggf. gegebenenfalls
BMI Body-Mass-Index GIP glukoseabhängiges insulino-
BNF The British National tropisches Polypeptid
Formulary GKV gesetzliche Kranken
BPH benigne Prostatahyperplasie versicherung
BPSD behaviorale und psychologi- GLP-1
Glucagon-like Polypeptide-1
sche Symptome der Demenz
BSG Blutkörperchensenkungsge- H
schwindigkeit h Stunde/n
bzw. beziehungsweise HADS
Hospital Anxiety and De-
pression Scale
C Hcy Homocystein
CAMCOG
Cambridge Cognitive HIT heparininduzierte Thrombo-
Examination zytopenie
CK Kreatininkinase
Cmax maximale Plasmakonzen I
tration IBS Irritable Bowel Syndrome
CRP C-reaktives Protein (Colon irritabile)
i.d.R.
in der Regel
D IF Intrinsic Factor
d Tag/e i.m. intramuskulär
DESS
Discontinuation Emergent INR International Normalized
Signs and Symptoms Ratio
d.h.
das heißt IPSS International Prostatic
DHT Dihydrotestosteron Symptom Score
dl Deziliter i.v. intravenös
E J
ECL enterochromaffine Zellen J.
Jahr/e
EKT Elektrokrampftherapie
EMA Europäische Arzneimittel- K
Agentur KV kassenärztliche Vereinigung
EPAR
European Public Assessment KVT
kognitive Verhaltenstherapie
Report
EPO Erythropoetin L
Lj.
Lebensjahr/e
Z IX
LUTS
Lower Urinary Tract S
Symptoms s. siehe
SBU Schwedische Agentur für Ge-
M sundheitsbewertung und Be-
MADRS
Montgomery-Asberg wertung von Sozialleistungen
Depression Rating Scale (schwedisch: Statens bered-
MAO Monoaminoxidase ning för medicinsk och social
max. maximal utvärdering)
min Minute/n SERM selektive/r Östrogenrezeptor-
mind. mindestens Modulator/en
mg Milligramm SH Sulfonylharnstoff/e
ml Milliliter SIADH
Syndrom der inadäquaten
MMA Methylmalonsäure ADH-Sekretion
MMT Mini Mental Test SLE systemischer Lupus
MOH Medication Overuse erythematodes
Headache SNRI Serotonin-Noradrenalin-
Mon. Monat/e Reuptake-Inhibitor/en
sog. sogenannt/e/er
N SSRI selektive Serotonin-
NARI Noradrenalin Reuptake Wiederaufnahmehemmer
Inhibitor STEMI ST-Hebungs-Myokard
NMH niedermolekulare/s infarkt
Heparin/e
NNH Number needed to harm T
NPI Neuropsychiatric Inventory Tbl. Tablette/n
Questionnaire TCA trizyklisches
NRS numerische Ratingskala Antidepressivum
NSAR nichtsteroidale antiinflamm- TG Triglyzerid/e
atorische Substanz/en tgl. täglich
NSTEMI Nicht-ST-Hebungs- TIA transitorische ischämische
Myokardinfarkt Attacke
TL Teelöffel
P tNSAR traditionelle NSAR
PCI Percutaneous Coronary TVT tiefe Venenthrombose
Intervention
(Koronarangioplastie) U
p.o. peroral u.a. unter anderem
PPI Protonenpumpeninhibitor/- u.a.m.
und andere mehr
hemmer (Proton Pump UFH unfraktionierte/s Heparin/e
Inhibitor)
PRCA Erythroblastopenie (Pure V
Red Cell Aplasia) v.a vor allem
PTA perkutane transluminale V.a.
Verdacht auf
Angioplastie VAS visuelle Analogskala
PTBS posttraumatische Belastungs- VTE venöse thromboembolische
störung Erkrankung/en
PTCA perkutane transluminale
koronare Angioplastie W
PTH Parathormon Wo. Woche/n
WPW Wolff-Parkinson-White-
R Syndrom
RAAS
Renin-Aldosteron-
Angiotensin-System Z
RCT randomisierte kontrollierte Z.n.
Zustand nach
Studie (Randomized
Controlled Trial)
1
1.2 Nutzenabwägung
Bei Patienten deren medikamentöse Behandlung nicht umfassend bewertet wurde,
empfiehlt es sich, dem in ▶ Tab. 1.1 aufgeführten Schema zu folgen. Kurative Thera
pien (z. B. gegen Infektionen) sind in diesem Vorschlag nicht berücksichtigt, da hier
die Bewertung und Dokumentation oft klar ist. Um die Bewertung zu vereinfachen,
kann die Indikation der medikamentösen Behandlung eines Patienten in drei Grup-
pen eingeteilt werden:
1. Eindeutiger Nutzen
2. Unsicherer Nutzen
3. Kein Nutzen
Diese Einteilung bietet einen guten Ausgangspunkt für den behandelnden Arzt, um
zusammen mit Patient, Angehörigen und engagiertem Pflegepersonal die weitere
Behandlungsstrategie zu diskutieren.
1.2 Nutzenabwägung 3
1.2.1 Symptomlindernde Indikation
Ein Medikament, mit dem es dem Patienten genau an diesem Tag gut geht (= Sym
ptomlinderung), hat oft eine klare Berechtigung, ist aber nicht immer optimal für
die Situation des Patienten. Es kann zu stark oder zu schwach dosiert sein oder kli
nisch relevante Interaktionen oder unerwünschte Wirkungen mit sich bringen. Die
Dosis kann also geändert, interagierende Medikamente können abgesetzt oder eine
Alternative gewählt werden, um diese Probleme zu vermeiden. Diese Gruppe der
Medikamente ist gut zu bewerten, da sie deutliche Effekte auf Symptome, Beschwer
den und Lebensqualität haben.
1.2.2 Präventive Indikation
Medikamente, die in präventiver Absicht gegeben werden, werden meist unter Zu
hilfenahme von Leitlinien verschrieben. Dies bedeutet oftmals, dass eine mehr oder
weniger große Gruppe von Individuen mit oder ohne Krankheitssymptomen mit
einem bestimmten Medikament behandelt wird, um das Risiko z. B. für Tod, Kom
pressionsfraktur von Wirbelkörpern oder Schlaganfall zu verringern. Die Motiva
tion und damit auch die Adhärenz zu diesem verschriebenen Medikament hängen
davon ab, ob dieser „Aufwand“ individuell als gerechtfertigt erachtet wird. Wird
nun die Lebensqualität durch Nebenwirkungen beeinträchtigt, ist das Medikament
etwa schwer zu schlucken oder ist es schwierig, sich genau an den festgelegten Zeit
punkt der Einnahme zu halten, lässt die Motivation nach. Wenn nun der behandeln
de Arzt keine Alternativbehandlung mit weniger „Aufwand“ vorschlagen kann,
sind viele Patienten dazu bereit, ein höheres Risiko ohne dieses Medikament einzu
gehen, um sich zunächst erst einmal besser zu fühlen. Besonders wichtig wird diese
medikamentenfreie Alternative, wenn der Patient eine andere schwere Erkrankung
hat, die die Lebenserwartung deutlich beeinträchtigt. Leider kommt es vor, dass
Patienten z. B. mit malignen Erkrankungen am Lebensende weiter starke blutdruck
senkende Tabletten oder Statine einnehmen, wenn die Kachexie schon erkennbar
vorliegt. Eine Erklärung – wenn auch keine Entschuldigung – für diese Tatsache
könnte die Angst davor sein, dass man eine solche Behandlung nicht abbrechen will,
wenn der Patient noch keinen klaren Bescheid darüber bekommen hat, dass eine
Heilung der Krebserkrankung voraussichtlich nicht möglich ist.
4 1 Multimedikation – bewerten, abwägen, ausschleichen
Merke
Bleibt der gewünschte Arzneimitteleffekt aus, sollte die Behandlung abgebrochen und
das Ergebnis dieser Maßnahme beurteilt werden. Treten die Beschwerden oder Sym
ptome erneut auf, entscheidet man von Neuem, ob diese Behandlung wieder aufge
nommen werden kann oder ob es eine bessere Alternative gibt.
1.3 Infrage stellen
Ein sehr wichtiger medizinethischer Standpunkt ist, dass eine medikamentöse Be
handlung ohne klare Indikation nicht weiter fortgeführt werden darf. Nachstehend
einige wichtige Situationen, in denen es von Bedeutung ist, eine laufende Behand
lung infrage zu stellen:
■ Wenn eine zugelassene oder dokumentierte Behandlungsursache fehlt
■ Wenn der Effekt nach einer gewissen Behandlungsdauer nicht untersucht oder
nachgewiesen wurde
■ Wenn belastende oder ernste Nebenwirkungen auftreten
■ Wenn eine schädliche Arzneimittelinteraktion vorliegt
■ Bei ungenügender Beachtung der Nieren- oder Leberfunktion
■ Wenn das Medikament dem Patienten keinen Nutzen mehr bringt
■ Wenn der Patient nicht motiviert ist, die Behandlung fortzusetzen
Oftmals ist es von Nachteil, wenn mit 10–12 Medikamenten gleichzeitig behandelt
wird. Aber es gibt auch Situationen, in denen dies berechtigt ist, z. B. wenn der Pa
tient an Diabetes, Herzinsuffizienz und COPD leidet. Für einen anderen Patienten
mit 3–4 Medikamenten hingegen sind diese jedoch möglicherweise bereits zu viele
und die falsche Wahl.
Aus Sicht des Behandlers und des Patienten kann es hilfreich sein, die Behandlung mit
Medikamenten als ein Produkt mit begrenzter Haltbarkeit anzusehen bzw. diese als
eine Angelegenheit mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum zu betrachten. Dies kann
sowohl vor Behandlungsbeginn als auch bei einer späteren Bewertung hilfreich sein.
obwohl die beste klinische Entscheidung der Abbruch gewesen wäre. Das Wissen,
eine Arzneimittelbehandlung richtig und schonend zu beenden, wird in der Fach
literatur, in Leitlinien oder von Pharmafirmen nicht besonders häufig vermittelt,
1
was sicher auch daran liegt, dass von ärztlicher Seite selten danach gefragt wird.
Mit steigendem Alter verändern sich die Rezeptorsysteme, was wiederum das Risiko
für Nebenwirkungen und andere unerwünschte Effekte erhöht. Je mehr Medikamen
te eingenommen werden, desto höher wird das Risiko der Nebenwirkungsproblema
tik und schädlicher Interaktionen. Außerdem sinkt der Anteil des Körperwassers mit
steigendem Alter, während sich der Anteil des Körperfetts erhöht. Fettlösliche
Pharmaka bekommen so ein größeres Volumen, in dem sie sich verteilen können,
was wiederum dazu führt, dass sie länger im Körper verbleiben als bei Jüngeren.
Psychopharmaka sind eine wichtige Gruppe der fettlöslichen Medikamente. Schlaf
mittel und Benzodiazepine erhalten so eine längere Wirkdauer. Die Funktion der
Leber und der Blutfluss verringern sich mit zunehmendem Alter und einige der En
zyme, die Arzneimittel verstoffwechseln, werden weniger aktiv. Dies verlangsamt
die Eliminierung von fettlöslichen Medikamenten, die erst zu wasserlöslichen Me
dikamenten umgewandelt werden müssen, bevor sie über die Niere ausgeschieden
werden können. Physiologisch gealterte Nieren, die z. B. durch Gefäßerkrankungen
in ihrer Funktion weiter verschlechtert werden können, führen zu einer immer ge
ringeren Kapazität, wasserlösliche Medikamente oder Metaboliten von fettlösli
chen Medikamenten auszuscheiden.
Die Wirkung von Neuroleptika, Benzodiazepinen, Opioiden und Schlafmitteln auf
das zentrale Nervensystem nimmt mit höherem Alter zu. Dadurch erhöht sich das
Risiko für Nebenwirkungen wie Müdigkeit, kognitive Störungen und Stürze. Das
Gehirn bei Älteren ist außerdem empfindlicher für Medikamente mit anticholiner-
gen Eigenschaften, die die Wirkung der Transmittersubstanz Acetylcholin blockie
ren. Kognitive Prozesse werden u. a. durch cholinerge Nervenbahnen im Gehirn
beeinflusst. Medikamente mit anticholinerger Wirkung können also kognitive Stö
rungen von leichteren Gedächtnisstörungen bis hin zur Verwirrung verursachen.
Das Risiko ist besonders hoch bei Älteren mit Demenzerkrankung, da hier die Kog
nition bereits durch Degeneration in den cholinergen Nervenbahnen vermindert ist.
Substanzen mit anticholinergem Effekt sind z. B. Medikamente gegen Inkontinenz,
trizyklische Antidepressiva und bestimmte Neuroleptika.
Auch die Blutdruckregulierung verschlechtert sich mit zunehmenden Alter. Der
Baroreflex, der den Blutdruck bei Änderung der Körperlage aufrechterhält, wird
zunehmend unempfindlicher, was zu Orthostaseproblemen führen kann. Dies äu
ßert sich in Schwindel, Gleichgewichtsproblemen, kognitiven Störungen und Syn
kopen. Diese Alterungserscheinung bewirkt eine erhöhte Empfindlichkeit für Prä
parate mit blutdrucksenkenden Eigenschaften. Dies gilt besonders für Präparate,
die die Blutgefäße erweitern und die bei Herzinsuffizienz, Angina pectoris und
hohem Blutdruck verwendet werden. Das Gleiche gilt für Diuretika oder Arzneimit
tel gegen Parkinson, für Neuroleptika und trizyklische Antidepressiva. Der Schleim
hautschutz des Magens lässt mit dem Alter nach, was das Risiko erhöht, dass Medi
kamente wie NSAID die Schleimhaut reizen und Ulzera und Blutungen verursachen
können. Besonders, wenn NSAID oder Azetylsalizylsäure mit Glukokortikoiden
kombiniert werden, erhöht sich dieses Risiko.
Die Publikation der schwedischen Gesundheitsbehörde zu Qualitätsindikatoren
(aus der ein Teil der oben angeführten Information stammt) beleuchtet mehrere
Aspekte, die bei der Arzneimittelbehandlung bei Älteren wichtig sind. Zusätzlich
6 1 Multimedikation – bewerten, abwägen, ausschleichen
werden Medikamente genannt, die für eine Weiterbehandlung ungeeignet sein kön
1 nen und bei denen sich ein Absetzen lohnt.
Ein gründliches Überprüfen und Optimieren der Arzneimittelbehandlung, inklusive
des Absetzens von ungeeigneten Arzneimitteln, kann folgende Vorteile mit sich
bringen:
■ Eine bessere Lebensqualität für den Patienten, wenn Nebenwirkungen, mögli
che Interaktionen und praktische Probleme bei der Medikamenteneinnahme be
seitigt werden
■ Eine Verringerung aller Kosten, die sich aus der medikamentösen Behandlung
für Gesellschaft und Patient ergeben, d. h. durch arzneimittelbedingte Kranken
hausaufenthalte oder Arztbesuche
■ Verringerung aller Pflegekosten, die sich aus der Arzneimittelbehandlung für
Gesellschaft und Patient ergeben
■ Verringerung der Arzneimittelkosten
1.5.1 Reboundphänomene
Hierbei handelt es sich um eine vorübergehende Verstärkung der Symptome, die
Tage bis Monate dauern kann. Bei abruptem Absetzen von Betablockern lässt sich
z. B. eine Verschlechterung der Beschwerden verglichen mit der Situation vor Anset
zen des Betablockers beobachten. Ein anderes Beispiel ist das Absetzen von Proto
nenpumpenhemmern (PPI) nach einigen Monaten der kontinuierlichen Einnahme.
Hier kann die Salzsäureproduktion im Magen einige Wochen deutlich erhöht sein
und dem Patienten säurebedingte Probleme bescheren. Dies lässt sich dadurch
erklären, dass während der Einnahme von PPI die Gastrinproduktion kompensato
risch erhöht ist und die Magensäureproduktion einige Wochen nach Absetzen wie
der zu stark stimuliert wird. Die beste Methode, ein Reboundphänomen zu vermei
den, ist, das aktuelle Medikament vorsichtig auszuschleichen und dem Patienten
gleichzeitig zu erklären, welche Probleme auftreten können. PPI müssen manchmal
1.5 Medikamente schonend absetzen 7
1.5.3 Kombinierte Reaktionen
Es kommen auch kombinierte Reaktionen vor, d. h. sowohl Reboundphänomene
als auch Entzugssymptome, beispielsweise wenn ein starkes Opioid wie Morphin
im Rahmen der Schmerzbehandlung nicht zum richtigen Zeitpunkt oder in der rich
tigen Dosis gegeben wird. Dann können 1–2 Stunden nach der übersprungenen Do
sis starke Schmerzen auftreten. Wird ein Benzodiazepin nach mehreren Wochen
abrupt abgesetzt, kommt es neben Entzugserscheinungen erneut zum vermehrten
Auftreten von Ängsten im Sinne eines Reboundphänomens.
1.5.4 Beendeter Interaktionseffekt
Der Metabolismus für Phenprocoumon wird von einigen Substanzen verstärkt, wie
z. B. Carbamazepin, aber auch von pflanzlichen Substanzen wie Johanniskraut.
Wird nun die Behandlung einer dieser sogenannten Induktoren beendet, ohne die
Dosis von Phenprocoumon kompensatorisch zu senken, erhöht sich das Risiko für
Blutungskomplikationen!
Umgekehrt kann das Absetzen eines Inhibitors der Metabolisierung von Phenpro
coumon (z. B. Paracetamol) eine verminderte Wirkung von Phenprocoumon zur Fol
ge haben. Einige Neuroleptika werden in ihrem Metabolismus sehr ähnlich beein
flusst. Interaktionen mit anderen Substanzen, die durch Dosisanpassungen ausgegli
chen wurden, können nun beim Absetzen einer dieser interagierenden Substanzen
wieder problematisch werden. Vor dem Absetzen eines Medikaments sollten also
Informationen über klinisch relevante Interaktionen vorliegen oder leicht zugänglich
sein. So kann eine veränderte oder beendete Wechselwirkung vorhergesehen und
ausgeglichen werden, ohne dass der Patient unnötige Risiken eingehen muss.
erhöhen. Bei der Blutdruckbehandlung liegen jedoch Daten vor, die dafür sprechen,
1 dass ein Abbruch der medikamentösen Behandlung erfolgen kann, ohne dass sich die
Sterblichkeit oder das Risiko eines vaskulären Ereignisses erhöht. Der Einsatz von
Betablockern, ACE-Hemmern und Spironolacton bei schwerer Herzinsuffizienz soll
te auch hinterfragt werden, falls sie die Lebensqualität beeinträchtigen. Die Patienten
ziehen es in einer solchen Situation möglicherweise vor, weniger Medikamente oder
geringere Dosen einzunehmen, auch wenn sich dadurch das Risiko erhöht.
Für die Beurteilung der thrombosevorbeugenden Medikamente gibt es in den Leitli
nien gute Vorgaben zur notwendigen Behandlungsdauer. Im Hinblick auf die mög
lichen ernsten Nebenwirkungen dieser Medikamente sollte diese Behandlungsdauer
nicht überschritten werden.
Merke
Mit der zunehmenden Reduktion der Nierenfunktion steigt die Empfindlichkeit der Nie
ren gegenüber Medikamenten.
Die Gruppe der NSAID kann die Nierenperfusion verändern, was zu Flüssigkeitsre
tention führen oder eine Niereninsuffizienz verursachen kann. Die Fähigkeit des
Körpers, Arzneimittel zu eliminieren, wird mit dem Begriff der Clearance als ein
Maß für den Durchfluss (ml/min) beschrieben und zeigt an, welches Volumen an
Blut z. B. von einem Medikament pro Zeiteinheit gereinigt wird. Clearance ist die
Summe der metabolen Kapazität der Leber, ein Medikament zu verstoffwechseln
(Leber-Clearance), und der Nierenkapazität, ein Medikament auszuscheiden (Nie
ren-Clearance). Ein Teil der Medikamente kann in manchen Fällen in der Blutbahn
enzymatisch abgebaut werden. Fettlösliche Medikamente werden meist zunächst in
wasserlösliche Metaboliten umgewandelt, um danach über die Niere ausgeschieden
zu werden. Wasserlösliche Medikamente werden zum großen Teil in unveränderter
Form direkt über die Niere ausgeschieden.
1.7 Interaktionen, Schwangerschaft, Stillzeit 9
Der Blutfluss der Niere beträgt ca. 1,2 l/min, der der Leber ca. 1,5 l/min. Diese Per
fusionen steuern die Kapazität der Körpers, Medikamente auszuscheiden. Bei Me
dikamenten mit großem Distributionsvolumen (großer Anteil des Medikaments
1
wird in die peripheren Gewebe verteilt) und/oder bei geringer Clearance ist die
Halbwertszeit hoch. Ein Medikament muss i. d. R. nicht häufiger gegeben werden,
als seine Halbwertszeit lang ist. Mit zunehmendem Alter sinkt die Clearance und
damit ändert sich auch die faktische Halbwertszeit. Um bei Älteren das Risiko der
Akkumulierung einer Substanz zu verhindern, lässt sich das Dosierungsintervall
vergrößern oder die Tagesdosis verringern. Medikamente, die zu relativ gleichen
Anteilen sowohl in der Leber metabolisiert als auch unverändert über die Niere
ausgeschieden werden, sollten bevorzugt verwendet werden, da sich hier der Effekt
einer verringerten Nierenfunktion weniger stark auswirkt.
Das Serumkreatinin wird häufig als ein Maß für die Nierenfunktion verwendet,
auch wenn der Wert nicht linear mit der nachlassenden Nierenfunktion steigt. Dies
erklärt sich dadurch, dass beim normalen Alterungsprozess durch einen langsame
ren Abbau der Muskulatur weniger Kreatinin anfällt und parallel dazu die Nieren
funktion abnimmt, wodurch im Endeffekt das Serumkreatinin über die Lebens
dauer relativ konstant bleibt.
Das Maß, welches die mit dem Alter nachlassende Nierenfunktion besser abbildet,
ist die Kreatinin-Clearance. Sie besitzt eine deutlich höhere Zuverlässigkeit als das
Serumkreatinin, ist aber in den Fällen, in denen die Nierenfunktion sehr gering ist,
auch nicht sicher aussagekräftig. In den allermeisten Fällen ist die Berechnung der
Kreatinin-Clearance mittels Alter, Geschlecht, Gewicht und S-Kreatinin die wich-
tigste Aussage zur Nierenfunktion. Diese Berechnung kann bei der Wahl eines Me
dikaments und der richtigen Dosierung v. a. bei Älteren eine wichtige Unterstützung
darstellen. Medikamente, die zu 70 % und mehr über die Niere ausgeschieden wer
den, sollten bei nachlassender Nierenfunktion in ihrer Dosis angepasst werden.
Die Kreatinin-Clearance kann leicht über das S-Kreatinin mittels Cockroft-Gault-
Formel errechnet werden:
■ Männer ≥ 20 J.:
Kreatinin-Clearance = (1,23 × [140−Alter] × Gewicht)/S-Kreatinin
■ Frauen ≥ 20 J.:
Kreatinin-Clearance = (1,04 × [140−Alter] × Gewicht)/S-Kreatinin
Literatur
Alvan G., Danielsson B. R., Kihlström I., Lundborg P., Sannerstedt R., Prame B., Ridley
E. Classification of medicinal products for use during pregnancy and lactation. The
Swedish systems. Stockholm 1993.
Alvan G., Danielsson B. R., Kihlström I., Lundborg P., Sannerstedt R., Prame B., Ridley
E. Classification of drugs for teratogenic risk. Eur J Clin Pharmacol 48: 177–178,
1995.
Berglund F., Flodh H., Lundborg P., Prame B., Sannerstedt R. Drug use during preg
nancy and breast-feeding. Acta Obstet. Gynecol. Scand. Suppl. 126, 1984.
Briggs G. G., Freeman R. K., Yaffe S. J. Drugs in Pregnancy and Lactation: a reference
guide to fetal and neonatal risk. 9:e utgåvan. Philadelphia: Wolters Kluwer/Williams
& Wilkins, 2011.
Sannerstedt R., Lundborg P., Danielsson B. R., Kihlström I., Alvan G., Prame B., Ridley
E. Drugs during pregnancy. An issue of risk classification and information to pre
scribers. Drug Safety 14(2): 69–77, 1996.
Sannerstedt R., Lundborg P., Danielsson B. R., Kihlström I., Alvan G., Prame B., Ridley
E. Drugs in Pregnancy. Classification Systems. J Paediatr. Obstet. Gynaecol nov/dec
(Suppl) 31–36, 1996.
Stephansson O., Granath F., Svensson T., Haglund B., Ekblom A., Kieler H. Drug use
in pregnancy in Sweden – assessed by the Prescribed Drug Register and the Medical
Birth Register. Clinical Epidemiology 3: 43–50, 2011.
13
2.1 Histamin-H2-Rezeptorantagonisten A02BA
Ranitidin, Famotidin
2.1.1 Indikationen 2
Duodenalulkus, benigne Magenulzera, Refluxösophagitis und Zollinger-Ellison-Syn-
drom. Prophylaktische Behandlung bei chronisch-rezidivierendem Duodenalulkus.
Symptomatische Kurzzeittherapie bei Sodbrennen und saurem Aufstoßen bei gastro-
ösophagealer Refluxkrankheit. Langzeitbehandlung bei Patienten mit Refluxösophagi-
tis. Prophylaxe gegen Blutung aus Ulzera oder Erosionen in Magen oder Duodenum,
die im Zusammenhang mit größeren Verbrennungen, Neurotraumata, neurochirurgi-
schen Eingriffen, respiratorischer Insuffizienz oder Polytrauma entstehen können.
2.1.2 Wirkmechanismus
Kompetitive Hemmung des Histamineffekts an den H2-Rezeptoren. Die basale und
die stimulierte Magensaftsekretion verringern sich sowohl an Volumen als auch an
Gehalt an Salzsäure. Auch die totale Pepsinogensekretion verringert sich. Laut den
Produktmonografien vermindern sich jedoch nicht der Gastrinspiegel im Plasma
und die Sekretion von Intrinsic Factor. Studien über den Gastrinspiegel vor und
nach Behandlung mit Ranitidin und Famotidin zeigten nach mehrwöchiger Gabe
und direkt nach abgeschlossener Behandlung signifikant erhöhte Spiegel.
2.1.4 Nebenwirkungen
Häufige Nebenwirkungen
Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel, Durchfall und unspezifische Hautreaktio-
nen. Zudem wurden vorübergehend erhöhte Serum-Kreatininwerte und reversible
Leberfunktionsbeeinträchtigungen beobachtet.
Bei älteren Menschen (v. a. > 70 Jahre) und bei Personen mit reduzierter Nierenfunk
tion, Demenz, Z. n. Stroke oder anderer zerebraler Schädigung besteht ein erhöhtes Ri-
siko für Verwirrtheit und Depression sowie für eine ambulant erworbene Pneumonie.
16 2 Alimentäres System und Stoffwechsel
Ernsthafte Nebenwirkungen
Agranulozytose, Anaphylaxie und Hepatitis können in sehr seltenen Fällen vor-
kommen.
2 2.1.5 Wichtige Interaktionen
Antazida
Die Resorption aus dem Magen verschlechtert sich bei gleichzeitiger Einnahme von
Antazida oder hohen Dosen von Sucralfat (≥ 2 g). Ranitidin/Famotidin sollten da-
her mind. 2 Stunden vor solchen Substanzen eingenommen werden.
Merke
Ranitidin kann die Plasmakonzentration von Glipizid, Midazolam und Triazolam erhö-
hen. Auch die Plasmakonzentrationen von Theophyllin und Phenytoin scheinen sich
möglicherweise zu erhöhen, weshalb eine gute Überwachung und eine eventuelle Do-
sisanpassung notwendig werden können.
Antibiotika
Bei gleichzeitiger Gabe von Antazida, H2-Rezeptorantagonisten oder
Cefpodoxim
Protonenpumpenhemmern verringert sich die Absorption von Cefpodoxim. Diese
Kombination sollte vermieden und ein anderes Cephalosporin gewählt werden.
Die Bioverfügbarkeit von p. o. verabreichtem Enoxazin und damit auch
Enoxazin
dessen klinischer Effekt verringern sich deutlich. Die Pharmakokinetik von i. v. ver-
abreichtem Enoxazin wird nicht von Ranitidin beeinträchtigt. H2-Rezeptorantago-
nisten und Protonenpumpenhemmer sollten nicht mit peroralem Enoxazin kombi-
niert werden.
Antimyotika
H2-Rezeptorantagonisten erhöhen den pH-Wert im Magen,
Itraconazol, Ketoconazol
was die Absorption von Itraconazol und Ketoconazol stark verringern und damit
einen unzureichenden Effekt dieser Präparate bewirken kann. Diese Kombination
sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Bei gleichzeitiger Gabe sollte zwischen
der Einnahme beider Präparate ein möglichst langes Intervall liegen. Itraconazol
oder Ketoconazol sollten zusammen mit sauren Getränken gegeben werden, um die
Resorption zu verbessern.
Antineoplastische Mittel
Melphalan H2-Rezeptorhemmung und erhöhter pH im Magen verringern die Re-
sorption von Melphalan, wodurch sich dessen Effekt abschwächt. Diese Kombina-
tion sollte vermieden werden; ist die Behandlung mit Melphalan dennoch notwen-
dig, sollte mit der Behandlung mit H2-Rezeptorantagonisten pausiert werden.
Gichtmittel
Probenecid Hemmt die tubuläre Sekretion von Famotidin in den Nieren und kann
die Plasmakonzentration von Famotidin um 50 % erhöhen.
2.1 Histamin-H2-Rezeptorantagonisten A02BA 17
Prokinetika
2
Metoclopramid Ranitidin kann die Plasmakonzentration von Metoclopramid und
damit das Risiko für extrapyramidale Nebenwirkungen erhöhen. Hier empfiehlt
sich ein Wechsel zu Protonenpumpenhemmern.
2.1.6 Kontraindikationen
Bekannte Überempfindlichkeit gegen H2-Rezeptorantagonisten.
2.1.7 Warnhinweise
■ Schwere Leberfunktionsstörung, herabgesetzte Nierenfunktion.
■ Brausetabletten sollten bei Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz und Hypertonie
wegen ihres Natriumgehalts vermieden werden.
■ Bei älteren Menschen > 70 Jahren sollten H2-Rezeptorantagonisten wegen des
großen Risikos der kognitiven Beeinträchtigung wie z. B. Verwirrtheit nicht ge-
geben werden.
Tritt nach kurzer Behandlung mit H2-Rezeptorantagonisten die Symptomatik wie-
der auf, besonders bei Personen > 50 Jahren, sollte eine weitere Diagnostik veran-
lasst werden, um eine eventuell ursächliche maligne Erkrankung des oberen Gastro-
intestinaltrakts auszuschließen. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass
bei normaler Dosierung eine herabgesetzte Nierenfunktion das Risiko für Neben-
wirkungen um das 2- bis 4-Fache erhöht. Die Dosis sollte bei herabgesetzter Nieren-
funktion entsprechend der Empfehlung in ▶ Tab. 2.2 angepasst werden.
2.1.8 Pharmakologische Angaben
In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass bei normaler Dosierung eine her-
abgesetzte Nierenfunktion das Risiko für Nebenwirkungen um das 2- bis 4-Fache
erhöht. Die Dosis sollte bei herabgesetzter Nierenfunktion lt. ▶ Tab. 2.2 angepasst
werden.
Another random document with
no related content on Scribd:
Harpsichord composers. From top left to bottom right:
D. Scarlatti, Couperin, C. P. E. Bach, Clementi.
When a man like Alberti at last endeavored to write purely melodic
music on the harpsichord alone, which by the way was wholly
unfitted to sing, three methods of accompaniment were open to him.
One of these was to give to the left hand, as accompanist, a counter-
melody or counter-melodies, which, interweaving with the upper
melody, would create harmonic progressions. Allowing him to have
had the skill to do this, as Couperin or Bach had been able to do, it
would not have recommended itself to him as the best way to set off
the chief melody. Such a procedure inevitably tangled melody with
accompaniment. Secondly, he could give to the left hand a series of
chords. But owing to the nature of the harpsichord, these would
sound dry and detached, with cold harmonic vacancies between;
unless he chose to repeat the chords rapidly, which process was
decidedly clumsy. Finally he could break up the chords into their
separate notes, combine these in groups easily within the grasp of
the hand, and by playing these groups rapidly over and over again,
produce a constantly moving harmonic current on which his melody
might float along. This is in fact what Alberti did, and this is the
legitimate function of the Alberti bass, one which can no more be
dispensed with from pianoforte music than the tremolo from the
orchestra.
From the almost universal acceptance of the formula in the last half
of the eighteenth century one may deduce two facts: one, that a
good many composers were too lazy or too lacking in natural
endowment to bother with acquiring a skill in counterpoint; second,
that the whole trend of music was away from the contrapuntal style
towards the purely melodic. Both facts are true; but one should no
more deplore the former than be thankful for the latter, to which is
owing many an imperishable page of Mozart and of Beethoven.
and the perhaps even more monotonous ones which one finds even
in such a sublime masterpiece as the sonata in A-flat major (op. 110)
of Beethoven.
After the claim to attention had been thereby established the second
theme was allowed to sing. The general tendency was to give to this
second theme a gentler and more truly melodious character than the
first. Here was the great domain of the Alberti bass, for instance. And
following the second theme came another busy little passage,
service music again, of which the duty was to bring the first section
of the movement to an orderly close in the key of the dominant.
The last section differed little from the first except that the second
theme now appeared in the tonic key. The transitional passage was
taken, along with the themes themselves, from the first section; but,
relieved of one half its duty—that of bringing to pass a modulation
from tonic to dominant—was likely to be considerably shortened.
The closing measures, however, were usually an exact reduplication
in the tonic key of those which had closed the first section in the
dominant. The first section was always repeated, and so were the
second and third, en bloc.
III
The pianoforte sonata was a sufficiently clearly defined product of
musical craftsmanship, if not art, before Haydn and Mozart began
seriously to express themselves in it. It is right then to summarize
briefly the musical value of the chief sonatas before their day.
Christian Bach, on the other hand, is full of the new idea. His life
itself may well claim attention. It is sufficiently remarkable that he
almost alone of the great Bach family which had for generations
played a part in the development of music in Germany, and was to
play such a part there for many years to come, broke the traditions of
his fathers, went to Italy for eight years, even became a Catholic,
and finally decided to pass the last twenty years of his life in London.
Though the many stories of his extravagances and dissipations have
been most unrighteously exaggerated, he was none the less of a
gay, light-hearted and pleasure-loving nature which is in sharp
contrast to the graver and more pious dispositions of his ancestors.
His father died when he was but fifteen years old. He had already
shown marked ability as a player of the harpsichord, and his brother
Emanuel took him to Berlin after the father’s death and trained him
further in the art for four years. Then followed the eight years in Italy
where he was beloved and admired by all with whom he came in
contact, not the least by the great Padre Martini in Bologna, with
whom he studied for many years. In 1762 he went to London, chiefly
to write operas. He was enormously popular and successful. He was
court clavecinist to Queen Anne and in 1780 a Bath paper spoke of
him as the greatest player of his time.
At some time not long after his arrival in England he published a set
of six sonatas for the harpsichord, dedicated to the amusement of
‘His Serene Highness, Monseigneur le duc Ernst, duc de
Mecklenburg.’ Of these the second, in D major, offers a particularly
excellent example of clear, lucid writing in the sonata form. The first
movement is admirable. The first theme is composed of vigorous
chords. It is given twice, then followed by a transitional passage full
of fire; the right hand keeping a continuous flow of broken chord
figures, over the rising and falling powerful motives in the left. The
preparation for the announcement of the second theme is in
remarkably mature classical manner, and the lovely melodious
second theme, with its gentle Albertian accompaniment, is clearly a
promise of Mozart to come. There is a fine free closing passage. The
development section is long and varied, astonishingly modern; and
the return to the first theme, prepared by a long pedal point and a
crescendo, is not a little fiery and dramatic. The second movement,
an andante in G major, and the quick final movement in D again,
round off a work which for clearness of form, for balance in
proportions, and for a certain fine and healthy charm, is wholly
admirable. Above all there is about all his work a real grace which,
superficial as it may be, is a precious and perhaps a rare quality in
pianoforte music, a quality both of elegance and amiability. It is a
reflection of his own amiable nature, so conspicuous in all his
dealings with the little Mozart during the spring of 1765.
Muzio Clementi was born in Rome in 1752, but when hardly more
than a lad of fourteen was brought to London by an English
gentleman, and London was henceforth his home until he died in
1832. He was a brilliant virtuoso, though he travelled but little to
exhibit his powers; an excellent pedagogue; a very shrewd business
man. Among his many compositions of all kinds, about sixty are
sonatas for pianoforte. The first series of three was published in
1770 and is usually taken to determine the date at which the
pianoforte began really to supplant the harpsichord.
And this in spite of many beauties in his sonatas. Even among the
early ones there are some distinguished by a fineness of feeling and
a true if not great gift of musical expression. Take, for example, the
sonata in G minor, number three of the seventh opus. The first
movement, allegro con spirito, has more to recommend it than
unusual formal compactness and perfection. The opening theme has
a color not in the power of the mere music-maker. It is true that there
is the almost ever-present scale passage in the transition to the
second theme; but the second theme itself has a grace of movement
and even a certain sinuousness of harmony that cannot but suggest
Mozart. There are sudden accents and rough chords that
foreshadow a mannerism of Beethoven; and the full measure of
silence before the restatement begins is a true romantic touch.
Of the later sonatas that in B minor, op. 40, No. 2, and that in G
minor, op. 50, No. 3, have been justly admired. Yet excellent as they
are, one can hardly pretend to do more than lay a tribute on their
graves. Only some unforeseen trump can rouse them from what
seems to be their eternal sleep. One feature of the former may be
noted: the return of a part of the slow movement in the midst of the
rapid last movement. Such a process unites at least the last two
movements very firmly together, tends to make of the sonata as a
whole something more than a series of independent movements put
in line according to the rule of convention.
IV
Both Schobert in Paris and Wagenseil in Vienna are more than
straws which show the way the wind blew through the classical
sonata. They are streaks in the wind itself. On the one came the
seeds of the new works in Mannheim to the clavecins in Paris; and
on the other such seeds were blown to harpsichords in Vienna. Both
men wrote great quantities of music for the harpsichord, but oftenest
with a part for violin added. This part was, however, usually ad
libitum.
The works by which he is best known are the six sets of sonatas,
with rondos and fantasies too, which he published between 1779
and 1787 in Leipzig under the title of Sonaten für Kenner und
Liebhaber (‘Sonatas for Connoisseurs and Amateurs’). Many of the
sonatas, however, had been composed before 1779.
A sonata in A major, on the other hand, written not long after, and
published in 1779, is charming throughout. The first theme in the first
movement is conventional enough, but it has sparkle; and though the
second theme is not very distinctly different from the first, the
movement is full of variety and life. Particularly charming are the
measures constituting an unusually long epilogue to the first section.
The harmonies are richly colored, if not striking; and the use of the
epilogue in the development section is most effective. So is the full
measure pause before the cascade of sound which flows into the
restatement. The andante is over-ornamented, but the harmonic
groundwork is solid and interesting. The last movement suggests
Scarlatti, and has the animated and varied flow which characterizes
the first.
A sonata in A minor, written about 1780 and published in the second
series for Kenner und Liebhaber, is in many ways typical of Emanuel
Bach at his best. There is still in the first movement that vagueness
of structure which may usually be attributed to the lack of
distinctness of his second theme. But the first theme has a fine
declamatory vigor, in the spirit of the theme out of which his father
built the fifth fugue in the first book of the ‘Well-tempered Clavichord’;
and the movement as a whole has the broad sweep of a brilliant
fantasy.
His excellent book on how to play the clavier counsels clearness and
exactness, but it is a heartfelt appeal for beauty and expressiveness
as well. What is the long, detailed analysis of agrémens but the
explanation of practically the only means of subtle expression which
the cembalist could acquire? His love for the clavichord, which, for all
the frailty of its tone, was capable of fine shadings of sound, never
waned. He commended it to all as the best instrument upon which to
practise, for the clumsy hand had no power to call forth the charm
which was its only quality. Indeed, he received the pianoforte coldly.
His keyboard music was probably conceived, the brilliant for the
harpsichord, the more intimate for the clavichord. And towards the
end of his life he gave utterance to his belief that the only function of
music was to stir the emotions and that the player who could not do
that might as well not play.
[22] Antonio Vivaldi, b. Venice, ca. 1680; d. 1743; completed Torelli’s and
Albinoni’s work in the creation of the violin concerto.
[23] Jean Benjamin de Laborde: Essai sur la musique ancienne et moderne, 1780.
[24] It seems hardly worth while to add that there are well-known sonatas in which
no movement is in the triplex form. Cf. the Mozart sonata in A major (K. 331) and
the Beethoven sonata in A-flat major, op. 26.
[25] It is worthy of note that a sonata in G minor for violin by Tartini was at one
time known by the name Didone abbandonata. Cf. Wasielewski: Die Violine und
ihre Meister.
[29] The sonatas of Rust as printed by his grandson showed many extraordinary
modern features which have since been proved forgeries. The fiery discussions to
which they gave rise have been summarized by M. D. Calvocoressi in two articles
in the Musical Times (London) for January and February, 1914.