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ELSEVIER ESSENTIALS Heilmittel und

Heilmittelverordnungen: Das Wichtigste


für Ärzte aller Fachrichtungen
Alexander Ranker (Autor)
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In der Reihe ELSEVIER ESSENTIALS
sind bis jetzt folgende Titel erschienen:

Arbeitsmedizin (978-3-437-21571-1)

Demenz (978-3-437-21243-7)

Geriatrie (978-3-437-22841-4)

Kommunikation Ärzte (978-3-437-27406-0)

Onkologie (978-3-437-21431-8)

Parkinson (978-3-437-21023-5)

Rheumatologie (978-3-437-21401-1)

Sexualität (978-3-437-21461-5)

Schlafmedizin (978-3-437-21021-1)

Schlaganfall (978-3-437-21501-8)
Alexander Ranker, Christina Lemhöfer

ELSEVIER ESSENTIALS
Heilmittel und
Heilmittelverordnungen
Das Wichtigste für Ärzte aller Fachrichtungen

Unter Mitarbeit von: Julius Lehmann, Werder (Kap. 2, Kap. 13)


A. Ranker, C. Lemhöfer
ELSEVIER ESSENTIALS
Heilmittel und Heilmittelverordnungen
Vorwort

Im Rahmen unserer Ausbildung zur Fachärztin / zum Fach- sendes Gesetzeswerk zu verfassen oder gar Empfehlungen
arzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin sind wir für Verordnungsmengen pro Quartal im Sinne des Wirt-
des Öfteren von (meist fachfremden) Kolleginnen und Kolle- schaftlichkeitsgebots auszusprechen.
gen mit Schwierigkeiten beim Umgang mit der Verordnung Angesichts der Fülle verschreibungsfähiger Heilmittel er-
von Heilmitteln konfrontiert worden. Dies betrifft vor allem schien uns jedoch ein übersichtliches Werk sinnvoll, das im
niedergelassene Kolleginnen und Kollegen, aber durchaus täglichen Umgang mit Patientinnen und Patienten genutzt
auch den klinischen Alltag und das Entlassmanagement. werden kann. Wann ist welches Heilmittel sinnvoll? Was
Die Gründe hierfür sind vielfältig: Die verordnungsfähigen muss ich vorab ausschließen? Was sollte ich der Patien-
Heilmittel werden im Studium und auch im Rahmen von tin / dem Patienten über die Therapie sagen? Wie sieht die
Facharztausbildungen meist nicht umfassend gelehrt. Hinzu Therapie aus, und was ist ihr Wirkprinzip? Wie kann ich auf-
kommt die Komplexität der bürokratischen Vorgaben, die grund eines Symptomkomplexes entscheiden, ob eine weite-
vielfach zu einer monotonen Verschreibungspraxis (z. B. im- re Heilmittelverordnung als ergänzende Maßnahme in die-
mer 6 × KG) führt. Die Angst vor Budgetüberschreitungen sem Therapiesetting individuell Sinn macht? Wie dokumen-
und damit verbundenen Regressforderungen der Kranken- tiere ich dies? Diese symptomorientierte Herangehensweise,
kassen hat im Ergebnis eine eher ablehnende Haltung der die wir mit dem vorliegenden Buch verfolgt haben, bietet ei-
Ärzteschaft gegenüber Heilmittelverordnungen zur Folge. ne nach unserer Kenntnis bislang einzigartige Erschließung
Auf der anderen Seite sind auch unsachgemäße Heilmit- des Heilmittelkatalogs.
telverordnungen auf Wunsch von Patientinnen und Patien- Nach einem Überblick über die gesetzlichen Vorschriften
ten oder aufgrund mangelnder Kenntnis der korrekten Indi- und Verschreibungsrichtlinien werden die einzelnen Thera-
kationen keine Seltenheit. Mögliche Folge ist eine Überforde- pieverfahren mit ihren Wirkmechanismen, Hauptindikatio-
rung sowohl der Heilmittelerbringer als auch der Patientin- nen und Kontraindikationen beschrieben. Ein eigenes Kapitel
nen und Patienten. beantwortet anhand realistischer Szenarien Fragen zur kor-
Ziel dieses Buchs ist daher ausdrücklich nicht, die Häufig- rekten Verordnung, die in der Praxis häufig auftreten. Das
keit von Heilmittelverordnungen zu erhöhen. Vielmehr geht anschließende Tabellenwerk soll dabei helfen, für die jeweils
es uns darum, die rechtskonforme und medizinisch korrekte avisierte Therapieform sowie mögliche Heilmittelkombinati-
Heilmittelverordnung innerhalb des deutschen Gesundheits- onen schnell und unkompliziert zur korrekten Indikations-
systems systematisch und anschaulich darzustellen. Denn in stellung und rechtskonformen Verordnung zu gelangen.
vielen Konstellationen können Heilmittel im Gesamtkonzept Wir hoffen, dass es uns gelungen ist, allen Kolleginnen
einer interdisziplinären Therapie sehr sinnvoll sein. Voraus- und Kollegen mit diesem Buch eine praxisnahe, zeitsparende
setzung hierfür und obligate ärztliche Aufgabe ist es, vor ei- Hilfestellung für den klinischen Alltag und den sinnvollen
ner Heilmittelverordnung die Indikationen zu prüfen und Einsatz von Heilmittelverordnungen zur Verfügung zu stel-
Kontraindikationen auszuschließen. len. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Freude an der
Die Heilmittelrichtlinie als Regelwerk für die Verordnung Lektüre.
von Heilmitteln ist für alle frei zugänglich und Grundlage im
vertragsärztlichen Arbeiten. Die Kenntnis darüber setzen wir München und Altötting, Februar 2019
daher voraus. Es war auch nicht unsere Intention, ein umfas- Alexander Glogaza und Christina Lemhöfer
Elsevier GmbH, Hackerbrücke 6, 80335 München, Deutschland
Wir freuen uns über Ihr Feedback und Ihre Anregungen an books.cs.muc@elsevier.com

ISBN 978-3-437-21551-3
eISBN 978-3-437-18341-6

Alle Rechte vorbehalten


1. Auflage 2019
© Elsevier GmbH, Deutschland

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Abkürzungen
ABI Knöchel-Arm-Index (Ankle-Brachial-Index) KV Krankenversicherung
AT Störung der Atmung LS Leitsymptom
(p)AVK (periphere) Arterielle Verschlusskrankheit LWS Lendenwirbelsäule
AWMF Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen LY Lymphabflussstörung
Medizinischen Fachgesellschaften MDK Medizinischer Dienst der Krankenversicherung
BCR Biologische Zellregulation MFB Motorisch-funktionelle Behandlung
BGM Bindegewebsmassage MKG Mund-Kiefer-Gesicht
BSG Bundessozialgericht MLD Manuelle Lymphdrainage
BVB Besonderer Verordnungsbedarf MPhG Masseur- und Physiotherapeutengesetz
CF Cystische Fibrose (Mukoviszidose) MT Manuelle Therapie
CHG Chirogymnastik MTT Medizinische Trainingstherapie
CIMT Constrained-Induced Movement Therapy Muko Mukoviszidose
CM Kolonmassage NA Nagelabtragung
CMD Kraniomandibuläre Dysfunktion NOB Neuropsychologisch orientierte Behandlung
COPD Chronic obstructive pulmonary disease NYHA New York Heart Association
CRPS Complex Regional Pain Syndrome PFB Psychisch-funktionelle Behandlung
CS Chronifiziertes Schmerzsyndrom PK Podologische Komplexbehandlung
D1 Diagnosekombination PM Periostmassage
DF Diabetisches Fußsyndrom PN Periphere Nervenläsion
DVE Deutscher Verband für Ergotherapie PNF Propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation
EKG Elektrokardiogramm PodAPrV Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für
EMS Elektrische Muskelstimulation Podologinnen und Podologen
EN Erkrankung des Nervensystems PodG Podologengesetz
ESA Elektrostimulationsakupunktur PRM Physikalische und Rehabilitative Medizin
EST Elektrostimulationstherapie PS Psychische Störungen
ET Elektrotherapie PVS Praxisverwaltungssystem
EX Erkrankung der Extremitäten und des Beckens RE Störungen des Redeflusses
FUT Forced-use-Therapy SAS Seltene angeborene Stoffwechselerkrankung
G-BA Gemeinsamer Bundesausschuss SB Erkrankungen des Stütz-
GE Arterielle Gefäßerkrankung und Bewegungsapparates
GKV Gesetzliche Krankenversicherung SC Störungen des Schluckaktes
GKV-VSG GKV-Versorgungsstärkungsgesetz SF Störungen der Stimm- und Sprechfunktion
GOLD Global Initiative for Chronic Obstructive Lung SGB Sozialgesetzbuch
Disease SM Segmentmassage
HEB Hydroelektrische Bäder SO Sonstige Erkrankungen
HeilM-RL Heilmittel-Richtlinie SP Störungen der Sprache
HM Heilmittel SPB Sensorisch-perzeptive Behandlung
HMK Heilmittelkatalog TCM Traditionelle Chinesische Medizin
HNO Hals-Nasen-Ohrenheilkunde TE Therapieeinheit
HO Hornhautabtragung TENS Transkutane elektrische Nervenstimulation
ICD International Statistical Classification TH Hirnleistungstraining
of Diseases and Related Health Problems TR Traktionstherapie
ICF International Classification of Functioning, UWM Unterwasserdruckstrahlmassage
Disability and Health ÜB Übungsbehandlung
IFOMT International Federation of Manual Therapy VO Verordnung
INH Inhalationstherapie WBH Ganzkörperhyperthermie
ISG Iliosakralgelenk (Whole-Body-Hyperthermia)
KBV Kassenärztliche Bundesvereinigung WHO World Health Organization
KG Krankengymnastik WS Wirbelsäulenerkrankungen
KKL / CCL Kompressionsklasse WT Wärmetherapie
KMT Klassische Massagetherapie ZN ZNS-Erkrankungen einschließlich
KPE Komplexe physikalische Entstauungstherapie des Rückenmarks
KT Kältetherapie ZNS Zentrales Nervensystem
Benutzerhinweise
Kernaussagen
Das Wichtigste zu jedem Kapitel in Stichworten

Leitlinien und Empfehlungen der wissenschaftlich-medizinischen


CAVE
Warnhinweise
Fachgesellschaften

EVIDENZ
Studien zum Thema DEFINITION
Begriffserläuterungen

PATIENTENINFO
Tipps für das Beratungsgespräch mit dem Patienten INTERPROFESSIONELLES TEAM
Tipps für die interprofessionelle Zusammenarbeit

Beispiel
Beispiele aus der Praxis

Abbildungsnachweis
Der Verweis auf die jeweilige Abbildungsquelle befindet sich M122 R. Strößenreuther, München
bei allen Abbildungen im Werk am Ende des Legendentextes O159 Prof. Dr. med. Reinhard Brunkhorst,
in eckigen Klammern. Alle nicht besonders gekennzeichne- Isernhagen
ten Grafiken und Abbildungen © Elsevier GmbH, München. P522 Dr. Alexander Ranker, München
E690 Michael & Ethel Földi: Földi’s Textbook of P525 Jansson Volkmar, München Klinik für Orthopädie,
Lymphology: for Physicians and Lymphedema Physikalische Medizin und Rehabilitation des
Therapists Universitätsklinikums München (LMU)]
J787 Colourbox.com P526 Michael Fleischhauer, Ascheffel
K115 Andreas Walle, Hamburg V828 Naturheilpraxis Barbara Köpke
K334 Wolfgang Ziefer, Düsseldorf V829 rezila metz GmbH, Kümmersruck
K359 Gregor Hübl, Köln W257 Gemeinsamer Bundesausschuss
L127 Jörg Mair, Illustration, München W858 / T857 FH Joanneum Gesellschaft mbH / P. Auner-Gröbl,
L231 Stefan Dangl, München Markt-Hartmannsdorf
L264 Claudia Flüss, München W868 Kassenärztliche Bundesvereinigung
KAPITEL

1 Was sind Heilmittel?


Kernaussagen
• Die Gewährung von Heilmitteln ist nicht mit einem Heilversprechen ver­
bunden.
• Die Reichsversicherungsordnung von 1914 differenziert erstmals zwischen
Arzneimitteln und Heilmitteln. Später erfolgte eine zusätzliche Differenzie­
rung zwischen Heilmitten und Hilfsmitteln.
• Das SGB V legt einen grundsätzlichen Anspruch gesetzlich Versicherter
auf Heilmittelversorgung fest und definiert den Heilmittelbegriff.
• Die Heilmittel-Richtlinie des G-BA legt fest, welche Heilmittel verord­
nungsfähig sind.

Der Begriff des Heilmittels Weiter wird in § 32 definiert, dass Versicherte der gesetzli­
chen Krankenkassen (GKV) grundsätzlich Anspruch auf
Dass sich das Wort „Heilmittel“ aus den Wörtern Heilen und Versorgung mit Heilmitteln haben. Ein sehr wichtiger Punkt,
Mittel bildet, wird in der Gesetzgebung nicht im Besonderen auch im Hinblick auf die Gesundheitsdefinition der WHO
beleuchtet. Ein Heilversprechen ist mit dem Erhalt von Heil­ von 1948, wonach es „ein Grundrecht jedes Menschen“ ist,
mitteln laut Gesetzeslage nicht automatisch verbunden, auch sich eines bestmöglichen Gesundheitszustandes zu erfreuen.
wenn die Wortherkunft dies vermuten lassen könnte. Viel­ Auch die Heilmittelversorgung ist somit rechtlich verankert
mehr handelt es sich um einen Heilversuch. und dient durch einen grundlegenden Rechtsanspruch der
Heilmittel sind schwer zu definieren, wenn man sich auf Förderung von Gesundheit.
die ursprüngliche Wortherkunft beziehen möchte. Demnach
wären alle Substanzen, Gegenstände oder Behandlungsver­
fahren, die krankheitsmindernd oder gesundheitsfördernd Die Heilmittel-Richtlinie
sind oder sein könnten, „Heilmittel“. Gerade an den Rändern
einzelner Definitionen würden sich so logischerweise Die Heilmittel-Richtlinie des Gemeinsamen Bundes-
Schnittmengen ergeben, z. B. Nahrungsmittel und Heilmittel. ausschusses (G-BA) definiert durch den Heilmittelkatalog
In der Reichsversicherungsordnung von 1914 wurden erst­ bestimmte Heilmittel, die vertragsärztlich verordnungsfä­
malig die Begriffe „Arzneimittel“ und „Heilmittel“ klar von­ hig oder eben nicht verordnungsfähig sind (› Tab. 1.1).
einander getrennt. In weiterer Folge wurden innerhalb der Diese Bestimmungen sind historisch gewachsen und un­
Heilmittel noch „Hilfsmittel“ als klare Definition abgespal­ terliegen auch fortlaufend Änderungen. In diesem Buch
ten. 1989 trat das Fünfte Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) in werden die aktuell verordnungsfähigen Heilmittel mit ih­
Kraft, das alle Bestimmungen der gesetzlichen Krankenversi­ ren Wirkprinzipien, Indikationen und Kontraindikatio­
cherungen zusammenfasst. Darin findet sich eine nähere Be­ nen beschrieben.
schreibung des Heilmittelbegriffs: Selbstverständlich ist dies nur ein geringer Teil der großen
Fülle an Heilmitteln. Die Heilmittelkunde umfasst ebenso die
DEFINITION Bereiche Phytopharmakologie, Naturheilkunde, Traditionel­
Heilmittel sind persönlich zu erbringende, ärztlich verordnete me- le chinesische Medizin (TCM) und Vieles mehr. Wir verwei­
dizinische Dienstleistungen, die nur von Angehörigen entsprechen- sen an dieser Stelle auf andere Fachbücher, die sich umfas­
der Gesundheitsfachberufe geleistet werden dürfen (§ 124 SGB V).
send mit diesen Gebieten beschäftigen.
2 1 Was sind Heilmittel?

Tab. 1.1 Verordnungsfähige und nicht verordnungsfähige Heilmittel nach Heilmittel-Richtlinie.


Verordnungsfähige Heilmittel im Sinne der Heilmittel-Richtlinie
• KG / KG-Atemtherapie
• KG-Gerät
• KG-Muko
• KG-ZNS
• KG-ZNS-Kinder
• Übungsbehandlung
• Chirogymnastik
• Traktionsbehandlung
• Manuelle Therapie
• Übungsbehandlung im Bewegungsbad
• Krankengymnastik im Bewegungsbad
• Elektrotherapie
• Elektrostimulation
• Hydroelektrische Bäder (Vollbad oder Teilbäder)
• CO2-Bad
• Unterwasserdruckstrahlmassage
• Klassische Massagetherapie
• Bindegewebsmassage
• Segmentmassage
• Periostmassage
• Colonmassage
• Manuelle Lymphdrainage
• Kältetherapie
• Wärmetherapie mittels Heißluft
• Wärmetherapie mittels Ultraschall
• Wärmetherapie mittels Warmpackungen / Moor / Fango
• Wärmetherapie mittels heißer Rolle
• Ergotherapie – motorisch-funktionelle Behandlung
• Ergotherapie – sensomotorisch-perzeptive Behandlung
• Ergotherapie – psychisch Funktionelle Behandlung
• Ergotherapie – neuropsychologisch orientierte Behandlung
• Ergotherapie – ergänzende Thermotherapieverfahren
• Stimm-, Sprech-, und Sprachtherapien
• Inhalationstherapie
• Ernährungstherapie
• Podologische Therapie bei diabetischem Fußsyndrom

Nichtverordnungsfähige Heilmittel im Sinne der Heilmittel-Richtlinie


• Hippotherapie
• Isokinetische Muskelrehabilitation
• Höhlentherapie
• Musik- und Tanztherapie
• Magnetfeldtherapie ohne Verwendung implantierter Spulen
• Fußreflexzonenmassage
• Akupunktmassage
• Atlas-Therapie nach Arlen
KAPITEL

2 Die Heilmittelverordnungen in der


GKV
Kernaussagen
• Die Heilmittel-Richtlinie (HeilM-RL) ist in der vertragsärztlichen Versor-
gung mit Heilmitteln die Rechtsgrundlage für die korrekte Verordnung
von Heilmitteln.
• Die HeilM-RL ist frei zugänglich (z. B. online über G-BA) und sollte ge-
kannt werden.
• Die HeilM-RL regelt je nach Leitsymptom die Art der Heilmittel, die An-
zahl der Anwendungen, die Frequenz der Anwendungen und die Ge-
samtanzahl für einen Regelfall.
• Die Rahmenempfehlungen (§ 125 SGB V) zwischen den Spitzenorganisati-
onen der Heilmittelerbringer und dem GKV-Spitzenverband stellen eine
wirksame, einheitliche und wirtschaftliche ambulante Versorgung mit
Heilmitteln sicher.
• Heilmittelerbringer dürfen nur auf Basis ärztlicher Verordnung therapieren.
• Für die jeweiligen Heilmittel gibt es klare Vorgaben und Musterverord-
nungsformulare der Formularkommission.

2.1 Die Heilmittel-Richtlinie des von einer Kenntnis der Richtlinie ausgegangen. Im Folgenden
werden auf dieser Basis die aus unserer Sicht wichtigsten In-
Gemeinsamen Bundesausschusses halte noch einmal kurz skizziert. Für den korrekten Wortlaut
wird auf entsprechende Paragrafen der HeilM-RL verwiesen.
Die Heilmittel-Richtlinie umfasst alle Regelungen und Vor-
gaben für Ärzte, die bei der Verordnung von Heilmitteln zu
beachten sind, und definiert gleichzeitig den Leistungsan-
spruch für Versicherte auf Heilmittel zu Lasten der gesetzli- 2.1.1 Historie
chen Krankenkassen. Sie wird vom Gemeinsamen Bundes-
ausschuss beschlossen und regelmäßig aktualisiert. Vor dem Hintergrund eines immer stärkeren Anstiegs der
Aktuell wird die Heilmittel-Richtlinie im G-BA erneut Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung hat der
überarbeitet. Ziel der Überarbeitung ist es, den hohen büro- Vorgänger des heutigen Gemeinsamen Bundesausschusses
kratischen Aufwand zu reduzieren, der mit der Verordnung (G-BA), der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen,
von Heilmitteln verbunden ist. Die neue Richtlinie soll vor- erstmals im Jahr 1982 die „Richtlinien über die Verordnung
aussichtlich Ende 2019 in Kraft treten. Bis dahin wird die ak- von Heilmitteln und Hilfsmitteln in der kassenärztlichen
tuelle Heilmittel-Richtlinie gelten (› Abb. 2.1). Versorgung“ beschlossen. Vorrangiges Ziel der Richtlinien
war es, den verordnenden Ärzten die Grundsätze des Wirt-
Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses: Richtlinie über schaftlichkeitsprinzips für die Verordnung von Heil- und
die Verordnung von Heilmitteln in der vertragsärztlichen Versor- Hilfsmitteln näherzubringen. 1998 wurden die Vorgaben für
gung (Heilmittel-Richtlinie / HeilM-RL) in der Fassung vom 19. Mai Heilmittel einerseits und für Hilfsmittel andererseits in ge-
2011. www.g-ba.de/informationen/richtlinien/12/ sonderten Richtlinien verankert.
Die neu geschaffene Heilmittel-Richtlinie wurde von den
Eine vollständige Darstellung der umfassenden Rechtsvorga- Heilmittelerbringern jahrelang nicht akzeptiert. Deren Spit-
ben der Richtlinie würde den Rahmen dieses Buches sprengen. zenorganisationen kritisierten insbesondere die dort geregel-
Da sie ohnehin Grundlage vertragsärztlicher Arbeit ist, wird ten Verordnungsmengen für Erst-und Folgeverordnungen
4 2 Die Heilmittelverordnungen in der GKV

• Physikalischen Therapie
• Podologischen Therapie
• Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie
• Ergotherapie
• Ernährungstherapie.
Die Notwendigkeit einer Heilmittelverordnung (§ 3) ist dann
erfüllt, wenn damit eine Krankheit geheilt, die Verschlimme-
rung verhütet oder Beschwerden gelindert werden oder eine
Schwächung des Gesundheitszustands, die in weiterer Folge
voraussichtlich in absehbarer Zeit zu einer Krankheit führen
würde, beseitigt wird. Weitere Indikationen sind das Ver-
meiden oder das Mindern von Pflegebedürftigkeit oder das
Entgegenwirken einer die Gesundheit gefährdenden Ent-
wicklung bei Kindern. Des Weiteren regelt die Richtlinie
Abb. 2.1 Die aktuelle Heilmittel-Richtlinie. [W257] auch Versorgungsausschlüsse:
• Heilmittelversorgung bei geringfügigen Gesundheitsstö-
rungen (z. B. Erkältung)
sowie der Kategorisierung in vorrangige, optionale und er- • Heilmittelversorgung mit dem primären Ziel einer ver-
gänzende Heilmittel. Sie haben daher die Richtlinie gericht-
besserten Lebensqualität
lich beanstandet. • „Nichtverordnungsfähige Heilmittel im Sinne dieser
Das Bundessozialgericht (BSG) äußerte sich abschließend
Richtlinie“ (§ 6; Anlage 1 der Richtlinie)
und umfassend und wies die Klage ab. In der Urteilsbegründung
Der Heilmittelkatalog (§ 4 und Zweiter Teil der HeilM-RL)
bezog sich das Gericht deutlich auf die Wichtigkeit klarer Defini-
regelt bei verordnungsfähigen Heilmitteln (nach § 92 Abs. 6
tionen und Empfehlungen hinsichtlich Verschreibungshäufig-
SGB V) im Besonderen die Indikationen, die Art der Heilmit-
keit in Anbetracht wirtschaftlichen Handelns. Dort heißt es:
tel bei bestimmten Indikationen sowie die Menge der Heil-
mittel je nach Diagnosegruppe (inklusive Wiederholungsver-
„Gerade bei der Verordnung von Heilmitteln […] kann die
ordnungen). Der Heilmittelkatalog ist Grundlage jeder recht-
Wirtschaftlichkeit der Versorgung nicht ohne klare unterge-
mäßigen Verordnung (› Kap. 2.5). Gleichzeitig definiert er
setzliche Maßgaben allein über die auf den einzelnen Arzt
damit den Leistungsanspruch von GKV-Patienten.
ausgerichtete Wirtschaftlichkeitsprüfung nach § 106 SGB V
realisiert werden. Als Folge der geringen Zahl betroffener Be-
handlungsfälle sind statistische Vergleichsprüfungen hier viel-
2.1.3 Verordnungsprozess
fach nur schwer durchführbar. Umso wichtiger sind eindeuti-
ge Vorgaben der im Regelfall als wirtschaftlich angesehenen
Die Grundlagen für die eigentliche Heilmittelverordnung
Verordnungsmengen für die Erstverordnung und für eventuel-
werden in den §§ 7–13 HeilM-RL beschrieben. Bei der Heil-
le Wiederholungsverordnungen. Derartige Vorgaben schüt-
mittelverordnung ist zwischen eine Verordnung im Regelfall
zen – wenn sie beachtet werden – den Vertragsarzt davor, in
(§ 7) und einer Verordnung außerhalb des Regelfalles (§ 8) zu
großem und möglicherweise existenzbedrohenden Umfang für
unterscheiden. Bei der Verordnung eines Heilmittels im Re-
Verordnungen in Regress genommen zu werden, die sich im
gelfall wird davon ausgegangen, dass das Therapieziel mit ei-
Nachhinein als unwirtschaftlich erweisen. Ohne verbindliche
ner bestimmten Menge an Behandlungseinheiten erreicht
Konkretisierungen des Wirtschaftlichkeitsgebotes gerade im
werden kann.
Bereich der Verordnung von Heilmitteln fällt es dem Vertrags-
Wenn bei einem Patienten ein Funktionsdefizit besteht
arzt erfahrungsgemäß schwer, gegenüber dem Versicherten
und dieses ärztlich festgestellt und dokumentiert wurde,
eine wirtschaftliche Verordnungsweise durchzusetzen.“
BSG Urteil vom 29.11.2006 – B 6 KA 7 / 06 R, Ziffer 22
kann bei entsprechenden Indikationen eine Heilmittelver-
ordnung ausgestellt und damit ein sog. Regelfall eröffnet
Im Folgenden gehen wir auf die derzeit geltenden Vorgaben werden. Hierzu sind im Heilmittelkatalog indikationsbezo-
der Heilmittel-Richtlinie ein (Stand: Dezember 2018). gene Gesamtverordnungsmengen definiert (z. B. Wirbel-
säulenerkrankungen – bis zu 18 Einheiten). Reichen diese
Gesamtverordnungsmengen nicht aus, um das Therapieziel
2.1.2 Regelungen und Grundsätze zu erreichen, sind weitere Behandlungseinheiten außerhalb
des Regelfalls verordnungsfähig.
Für die Verordnung von Heilmitteln gilt das Wirtschaftlichkeits- Für eine Heilmittelverordnung im Regelfall definiert
gebot (wirtschaftlich, ausreichend, zweckmäßig – § 1 HeilM- der Heilmittelkatalog zudem Höchstverordnungsmen-
RL). Heilmittel lassen sich unterteilen in Maßnahmen der gen je Verordnung, also wie viele Einheiten maximal pro
2.1 Die Heilmittel-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses 5

Heilmittelverordnung verordnet werden dürfen. Sobald keine Richtlinie, die eine Verordnung D1 an definierte Diag-
eine Verordnung außerhalb des Regelfalles ausgestellt nosenkombinationen knüpft. Jede Art von komplexer Schä-
wird, kann die Verordnungsmenge je Verordnung frei ge- digung ist per se kurzfristig über eine standardisierte Heil-
wählt werden. mittelkombination therapiebar.
Bis auf eine „standardisierte Heilmittelkombination D“
CAVE sind pro Verordnung maximal zwei Heilmittel verordnungs-
Es darf nur ein Bedarf für 12 Wochen je Verordnung ausgestellt fähig. Der Heilmittelkatalog gibt hierbei je nach Indikations-
werden. Wenn also eine Behandlungsfrequenz von 2 Einheiten je schlüssel verschiedene Heilmittelkombinationsmöglichkei-
Woche gewählt wird, können höchstens 24 Einheiten verordnet
ten vor. Dabei gilt grundsätzlich:
werden. Darüber hinaus müssen Verordnungen außerhalb des Re-
gelfalls medizinisch begründet werden (› Kap. 2.1.4). 1. Alle Heilmittel (vorrangige, optionale oder ergänzende
Heilmittel) können auch alleine verordnet werden.
2. Eine Kombination von optionalem Heilmittel und vor-
Behandlungsfreies Intervall rangigem Heilmittel auf einer Verordnung ist nicht zuläs-
sig. Ebenso nicht zulässig sind zwei vorrangige Heilmittel
Die Richtlinie regelt zudem, dass der verordnende Arzt ab oder zwei optionale Heilmittel.
einer Therapiepause von 12 Wochen seit der letzten Be-
handlung beim Heilmitteltherapeuten trotz gleicher Diagno-
se und Indikation von einem neuen Regelfall ausgehen Langfristiger Heilmittelbedarf
kann. Es zählt also die letzte Behandlung beim Therapeuten.
Wenn diese zum Zeitpunkt der Vorstellung in der Praxis und Seit 2012 sind in der Heilmittel-Richtlinie Vorgaben zum
der individuellen Indikation zu einer Heilmittelverordnung langfristigen Heilmittelbedarf verankert. Mittlerweile sind
länger als 12 Wochen her ist, dann wird eine Erstverordnung diese in § 8a zusammengefasst und umfassen darüber hinaus
ausgestellt. eine Diagnoseliste, die in Anlage 2 der Richtlinie vereinbart
Ist dies nicht der Fall, dann handelt es sich bei den glei- ist.
chen Beschwerden / Diagnosen um den gleichen Regelfall. Die gesetzliche Grundlage dazu findet sich in § 32 Abs. 1a
Sofern dieser dann nicht ausgeschöpft ist, kann also eine Fol- SGB V und hat zum Ziel, Ärzte für die Verordnung von Heil-
geverordnung ausgestellt werden. Dies gilt auch dann, wenn mitteln für Patienten, die besonders behandlungsintensiv
die Erstverordnung von einer Kollegin / einem Kollegen aus- sind, bei der Wirtschaftlichkeitsprüfung zu entlasten. Das
gestellt wurde. Dazu müssen jedoch der Indikationsschlüs- bedeutet, dass Verordnungen für Patienten aufgrund der
sel, die Diagnose und das Heilmittel bekannt sein, die auf der dort aufgeführten Diagnosen in Verbindung mit den eben-
Erstverordnung stehen. falls gelisteten Diagnosegruppen der Heilmittel-Richtlinie
nicht in die Wirtschaftlichkeitsprüfung nach § 106b SGB V
einbezogen werden.
Gruppenbehandlung
PATIENTENINFO
Patienten können für Erkrankungen, die nicht in der Diagnoselis-
Heilmittel können als Einzel- oder Gruppenbehandlung ver-
te aufgeführt sind, auch selbst Anträge auf langfristigen Heilmit-
ordnet werden, wobei die Gruppenbehandlung aus wirt- telbedarf bei ihrer Krankenkasse stellen. Der G-BA stellt dazu
schaftlichen Aspekten Vorrang haben soll (§ 10). Heilmittel online eine Patienteninformation zur Verfügung:
können auch als Hausbesuch verordnet werden, wenn der www.g-ba.de/downloads/17-98-3382/2017-04-02_G-BA_
Patient die Praxis des Therapeuten aus medizinischen Patienteninformation_langfristiger%20Heilmittelbedarf_bf.pdf
Gründen nicht aufsuchen kann (§ 11).

Besondere Verordnungsbedarfe
Heilmittelkategorien
Mit der Neuordnung der Wirtschaftlichkeitsprüfung im
Bei der Auswahl der Heilmittel ist zwischen „vorrangigen“, Jahr 2017 wurde in § 106b SGB V verankert, dass im Heil-
„optionalen“ und „ergänzenden“ Heilmitteln bzw. einer mittelbereich bundeseinheitlich geltende Praxisbesonder-
„standardisierten Heilmittelkombination“ zu unterscheiden heiten vereinbart werden sollen. Diese werden seither als
(§ 12). Die standardisierte Heilmittelkombination ist aller- „Besondere Verordnungsbedarfe“ bezeichnet, oft auch
dings nur bei komplexen Schädigungsbildern verordnungs- kurz „BVB-Liste“. Grundsätzlich unterliegen diese den
fähig, die einer intensiveren Heilmittelbehandlung bedürfen gleichen Rahmenbedingungen wie der „Langfristige Heil-
(z. B. bei komplexen Frakturen). Jedoch ist die Annahme mittelbedarf“.
falsch, nur gewisse Diagnosenkombinationen würden eine Die Vertragspartner auf der Bundesebene, Kassenärztli-
standardisierte Heilmittelkombination indizieren. Es gibt che Bundesvereinigung (KBV) und GKV-Spitzenverband,
6 2 Die Heilmittelverordnungen in der GKV

haben eine Diagnoseliste vereinbart und den dort gelisteten der Heilmittel-Richtlinie getroffenen Regelungen gelten auch
ICD-10-Diagnosen Diagnosegruppen nach Heilmittel- für Ärzte in Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation
Richtlinie zugeordnet. Verordnungen, die sich auf die dort bei Leistungen nach §§ 40 Abs. 2 und 41 SGB V.
aufgeführten Diagnosen und Diagnosegruppen beziehen, Bis dato sind die Verordnungsmengen von Heilmitteln,
sind bei Wirtschaftlichkeitsprüfungen als „Praxisbesonder- die im Rahmen des Entlassmanagements veranlasst wur-
heit / Besonderer Verordnungsbedarf“ anzuerkennen und den, verschwindend gering. Das wird vor allem daran lie-
entlasten das Budget der Arztpraxis. Im Unterschied zur gen, dass die Vorgaben der Heilmittel-Richtlinie sehr kom-
Diagnoseliste des „Langfristigen Heilmittelbedarfs“ unter- plex sind. Die Befürchtung, für Fehler zur Verantwortung
liegen die „Besonderen Verordnungsbedarfe“ mitunter be- gezogen zu werden, ist groß, und nicht zuletzt gibt es beim
sonderen Bedingungen (Altersbeschränkung, Schwere- Übergang in die vertragsärztliche Versorgung keinen aku-
grad) oder gelten nur für einen begrenzten Zeitraum (meist ten Bedarf einer Heilmittelversorgung (anders als bei Arz-
6 Monate bis längstens 1 Jahr nach Akutereignis). Zudem neimitteln, bei denen Verordnungen im Rahmen das Ent-
können die Kassenärztlichen Vereinigungen und Landes- lassmanagements die Mitgaben aus den Stationen ersetzen
verbände der Krankenkassen regionale Besonderheiten sollen).
vereinbaren. In §§ 17–45 HeilM-RL sind Leistungsbeschreibungen zu
den einzelnen Heilmittelleistungen verankert, auf die hier
Die KBV hat beide bundesweit geltenden Diagnoselisten in einer nicht näher eingegangen wird.
übersichtlichen Liste zusammengefügt: „Diagnosenliste Langfristi-
ger Heilmittelbedarf / Besonderer Versorgungsbedarf“, zuletzt ak-
tualisiert am 01.01.2018.
www.kbv.de/media/sp/Diagnoseliste_Heilmittelbedarf_2018.pdf
2.1.4 Verordnungen außerhalb des
Regelfalls

Sofern sich eine Behandlung mit der im Heilmittelkatalog


Entlassmanagement
vorgegebenen Verordnungsmenge des Regelfalls nicht ab-
schließen lässt, sind weitere Verordnungen außerhalb des
Seit 2016 können auch Krankenhausärzte im Rahmen des
Regelfalls möglich. Dabei sollte die Einschätzung allein
Entlassmanagements Heilmittel nach den Vorgaben der
aus medizinischen Erwägungen getroffen werden. Oft-
Heilmittel-Richtlinie verordnen. Ziel soll es sein, die Lücke
mals besteht der Irrglaube, dass nur eine bestimmte An-
der Versorgung nach einem stationären Krankenhausaufent-
zahl an Verordnungen außerhalb des Regelfalles verord-
halt bzw. nach einer medizinischen Rehabilitation beim
net werden darf. Dem ist nicht so. Wirtschaftlichkeitsprü-
Übergang in die ambulante Versorgung zu schließen. Die Be-
fungen erfolgen entweder auf Basis von Summenwerten,
handlungsmenge ist dabei hinsichtlich der Behandlungsfre-
wobei die einzelnen Verordnungen gar nicht betrachtet
quenz auf 7 Tage zu bemessen.
werden, oder auf Basis von Einzelfallprüfungen, in denen
die medizinische Indikation des einzelnen Patienten hin-
CAVE
Die Behandlung muss spätestens 7 Tage nach Entlassung aufge- terfragt oder die Einhaltung der Heilmittel-Richtlinie ge-
nommen werden. Behandlungseinheiten, die nicht spätestens prüft wird.
12 Tage nach Entlassung in Anspruch genommen wurden und ab- Verordnungen außerhalb des Regelfalls müssen vom Pati-
geschlossen sind, verfallen. enten oder den Therapeuten eigentlich zur Genehmigung bei
der Krankenkasse vorgelegt werden. Daher müssen verord-
Die Behandlungsmengen, die im Entlassmanagement ver- nende Ärzte jede Verordnung außerhalb des Regelfalls medi-
ordnet wurden, haben keine Auswirkungen auf die Regel- zinisch begründen. Dies gilt nach wie vor, obwohl mittler-
fallbemessung durch Vertragsärzte. Wenn also ein Patient weile rund 95 % der Krankenkassen auf die Vorlage zur Ge-
nach einer im Krankenhaus verordneten Heilmitteltherapie nehmigung verzichten. Bei Verordnungen für Patienten die-
in der Praxis vorstellig ist und eine neue Verordnung aus- ser Krankenkassen kann die medizinische Begründung daher
gestellt wird, handelt es sich nicht um eine Folgeverord- pauschal erfolgen (z. B. „zur Vermeidung eines Kranken-
nung, sondern immer um eine Erstverordnung (einen neu- hausaufenthalts“), da diese Begründungen ohnehin keine
en Regelfall). Relevanz haben. Sofern eine Genehmigung einzuholen ist,
Ebenso haben zuvor getätigte Verordnungen durch den darf die Therapie unmittelbar begonnen werden, mindestens
Vertragsarzt keine Auswirkungen auf eine Verordnung im bis eine Ablehnung der Krankenkasse vorliegt, was aber so
Krankenhaus-Entlassmanagement. Auf der Verordnung gut wie nie vorkommt.
muss das Entlassungsdatum vermerkt werden. Zusätzlich Das geringe Interesse der Krankenkassen an Genehmi-
gibt es eine Regelung zur Kennzeichnung dieser Verordnun- gungsverfahren begründet sich einerseits durch den hohen
gen: Hier ist „Entlassmanagement“ als semitransparenter bürokratischen Aufwand (einschließlich der damit verbunde-
Schriftzug diagonal im Personalienfeld einzufügen. Die in nen Widerspruchsverfahren bei Ablehnung unter Einbezug
2.2 Die Dreiecksbeziehung der Heilmittelversorgung 7

des MDK) als auch durch die Tatsache, dass die übergreifende mit vergleichbaren Indikationen nicht erreicht wurde). Er
Prüfung der Wirtschaftlichkeit durch Auffälligkeitsprüfungen muss dies auf der Rückseite der Verordnung selbstständig
wie die „Richtgrößenprüfung“ oder die „Durchschnittswerte- dokumentieren und den verordnenden Arzt informieren.
prüfung“ erfolgt (› 2.4). Danach kann die Verordnung als Einzeltherapie erbracht
werden (§ 16).
PATIENTENINFO Alle anderen Änderungen der Heilmittelverordnung müs-
Der Patient kann bei seiner Krankenkasse nachfragen und klären, sen vom Arzt mit Unterschrift und Datumsangabe auf dem
ob er ein Genehmigungsverfahren benötigt. Im Online-Angebot des Verordnungsvordruck bestätigt werden.
GKV-Spitzenverbands gibt es eine Liste, der zu entnehmen ist,
welche Krankenkassen auf ein Genehmigungsverfahren verzichten:
www.gkv-spitzenverband.de/krankenversicherung/ambulante_
leistungen/heilmittel/genehmigung_ausserhalb_des_regelfalls/ 2.2 Die Dreiecksbeziehung der
genehmigung_ausserhalb_des_regelfalls.jsp (Stand 01/2017)
Heilmittelversorgung

2.1.5 Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Neben der Heilmittel-Richtlinie bilden die Rahmenempfeh-
Therapeuten lungen und Verträge nach § 125 SGB V, die zwischen den
Krankenkassen und Heilmittelerbringer-Verbänden ge-
INTERPROFESSIONELLES TEAM schlossen werden, die Grundlage für eine bundesweit ein-
Die Regelungen in den §§ 14–16a HeilM-RL sind Grundlage für heitliche Versorgung mit Heilmitteln. Ziel ist die Sicherstel-
die Zusammenarbeit zwischen verordnendem Arzt und Heilmittel­ lung einer wirksamen und wirtschaftlichen ambulanten Ver-
erbringer. Nur wenn Ärzte und Therapeuten eng zusammenwirken sorgung mit Heilmitteln. Darunter regeln diese Rahmen-
und eine Kooperation gewährleisten, ist eine effiziente Behandlung empfehlungen unter anderem:
möglich (§ 14). • Inhalt der einzelnen Heilmittel und Behandlungszeit
• Art und Anzahl der Behandlungen
Die Behandlung durch den Therapeuten muss für Leistungen • Qualitätsanforderungen an die Behandlung, die Versor-
der Physiotherapie, der Ergotherapie und der Stimm-, gungsabläufe und Ergebnisse
Sprech- und Sprachtherapie spätestens 14 Tage nach Verord- • Vergütung
nungsdatum, für Leistungen der Podologie und Ernährungs- • Vorgaben zur Wirtschaftlichkeit und Wirtschaftlichkeits-
therapie spätestens 28 Tage nach Verordnungsdatum begon- prüfung
nen werden. Allerdings kann der Arzt auf der Verordnung Zusätzlich gibt es auch Verträge zwischen den gesetzlichen
den spätesten Behandlungsbeginn auch darüber hinaus fest- Krankenkassen und den Leistungserbringern (› Abb. 2.2).
legen (§ 15 HeilM-RL). Diese sind meist auf Landesebene organisiert und regeln
Wird die laufende Behandlung, unabhängig von der Be- Vergütungsstrukturen, Abrechnungsverfahren und Ähnli-
gründung, länger als 14 Tage unterbrochen (Ausnahme po- ches. Dabei ist zu beachten, dass eine Krankenkasse je nach
dologische Behandlung), wird die Verordnung mit den The- Bundesland unterschiedliche Verträge abschließen kann,
rapiesitzungen bis zu diesem Zeitpunkt abgerechnet, und der was zu einer manchmal undurchsichtigen Situation führen
Rest verfällt. kann. Insgesamt beziehen sich die einzelnen Verträge je-
Damit der Therapeut die Behandlung durchführen und doch grundsätzlich auf die oben genannten Rahmenemp-
später auch abrechnen kann, muss das Verordnungsformu- fehlungen.
lar vollständig ausgefüllt sein. Die Rechtsprechung hierzu Obwohl zwischen den verordnenden Ärzten und den The-
hatte im Jahr 2009 die Therapeuten verpflichtet, dass sie die rapeuten keine expliziten Rechtsbeziehungen bestehen, ist
Vollständigkeit der Verordnung prüfen müssen, um sicher eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zur Errei-
zu gehen, dass die Krankenkassen die Kosten für die Behand- chung des Behandlungsziels wie auch unter Wirtschaftlich-
lung auch erstatten. Es ist also im Sinne der Patientenversor- keitsgesichtspunkten unerlässlich! So muss aus der Verord-
gung und der gegenseitigen Wertschätzung darauf zu achten, nung zweifelsfrei hervorgehen, welche Indikation vorliegt
dass die Verordnungen vollständig und korrekt ausgefüllt und was das Behandlungsziel ist. Ebenso ist es von Seiten
sind. der Heilmittelerbringer wichtig, Beobachtungen während
Der Therapeut darf nur von den Angaben des Arztes zu der Therapie und Fortschritte der Therapie zu dokumentie-
Therapiefrequenz und Gruppentherapie abweichen. Dabei ist ren und diese an den verordnenden Arzt als Therapiebericht
jedoch bei der Therapiefrequenz eine einvernehmliche Ab- zu übersenden, um diese in den Entscheidungsprozess einer
stimmung nötig, die auf der Verordnung vom Therapeuten eventuellen Folgeverordnung mit einzubinden. Der Arzt hat
zu vermerken ist. Der Therapeut kann die verordnete Grup- sich immer persönlich vom Zustand der Patientin oder des
pentherapie als Einzeltherapie erbringen, wenn keine Gruppe Patienten zu überzeugen, bevor er eine Folgeverordnung
zustande kommt (z. B. weil die erforderliche Gruppenstärke ausstellt.
8 2 Die Heilmittelverordnungen in der GKV

Abb. 2.2 Dreiecksbeziehung der Heilmittelverordnung. [L231]

INTERPROFESSIONELLES TEAM Therapie (MT) und einer Osteopathie, mit dem Unterschied,
Eine respektvolle interdisziplinäre Zusammenarbeit auf Augenhö- dass Erstere über gesetzliche Krankenversicherungen immer
he zwischen Heilmittelerbringern und Vertragsärzten dient auch kostenerstattend verordnungsfähig ist (sofern der Indikati-
einer sachgerechten zweckgebundenen und wirtschaftlichen Ver- onsschlüssel die MT als vorrangiges / optionales Heilmittel
sorgung, wenn dadurch Folgekosten durch die Vermeidung von
Doppeluntersuchungen oder nicht indizierten Folgeverordnungen
vorsieht).
gespart werden können.

Leider wird der eigentlich erforderliche hohe Aufwand für 2.3.1 Ärztliche und zahnärztliche
die Kommunikation zwischen den Professionen nicht ausrei- Handlungsfelder in der
chend vergütet. So werden Heilmittelerbringern für das
Heilmittelverordnung
Erstellen und Übersenden eines Therapieberichtes lediglich
die Portokosten in Höhe von 0,70 € erstattet.
Die Verordnung von Heilmitteln zu Lasten der Gesetzlichen
Krankenversicherung nach der Heilmittel-Richtlinie des G-
BA obliegt ausschließlich Vertragsärzten bzw. Krankenhaus-
2.3 Wer darf verordnen? Wer darf ärzten im Rahmen des Entlassmanagements (› Kap. 2.1.3)
Daneben können seit Mitte 2017 auch Vertragszahnärz-
therapieren? tinnen und Vertragszahnärzte Heilmittel zu Lasten der GKV
verordnen. Seither gilt hierfür eine eigene Heilmittel-Richtli-
Die Verordnungsbefugnis ist in Deutschland genauso streng nie, die in Analogie zur vertragsärztlichen Richtlinie ein-
geregelt wie die Befugnis zur Heilmittelerbringung. Nur defi- schließlich Heilmittelkatalog aufgebaut ist. Der Heilmittelka-
nierte Berufe dürfen klar definierte Heilmittel therapeutisch talog für Vertragszahnärzte umfasst vornehmlich die Be-
erbringen (› Abb. 2.3). Es ist also falsch zu glauben, dass handlung folgender Erkrankungen:
jegliche Therapieverfahren kurzfristig auch über eine Heil- • Kraniomandibuläre Störungen
mittelverordnung verordnungsfähig sind (z. B. eurythmi- • Fehlfunktionen nach kranio-oder orofazialen Fehlbildun-
sches Tanzen, Atlas-Therapie, Hippotherapie, etc.). In gen
› Kap. 1 wurde bereits dazu Stellung genommen und die • Fehlfunktionen des ZNS mit Störungen des oralen
verordnungsfähigen Heilmittel aufgelistet. Schluckakts und des Sprechens
Ebenso verhält es sich mit den Berufsständen. Nur definier- • Orofaziale chronifizierte Schmerzsyndrome und Funkti-
te Berufe dürfen Heilmittelverordnungen auf Kassenkosten onsstörungen
abrechnen. Einen Sonderstand hat hier die Osteopathie. Eini- • Lymphabflussstörungen.
ge Kassen sind bereits dazu übergegangen, hierfür ein gewis- Eine Schnittmenge gibt es bei der Fachgruppe der Mund-
ses Kontingent an Verordnungen zu übernehmen oder teilzu- Kiefer-Gesichts-Chirurgen. Diese können unter Umständen
erstatten. Dies muss individuell erfragt werden. Insgesamt je nach Zulassung und Tätigkeit von beiden Richtlinien be-
bestehen große Überschneidungen zwischen einer Manuellen troffen sein.
2.3 Wer darf verordnen? 9

Abb. 2.3 Verordnung nach HeilM-RL. [L231]

2.3.2 Heilmittelerbringer Physiotherapeuten

Heilmittelerbringer sind in der Regel staatlich geprüfte Physiotherapie ist weit mehr als die passive manuelle Tätig-
Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Medizinische Bade- keit am liegenden Patienten. Sie orientiert sich an den Funk-
meister und Masseure, Sprach- / Sprechtherapeuten mit aka- tionseinschränkungen und den Bewegungsdefiziten, die
demischer Ausbildung und Logopäden sowie Podologen. Der konsekutiv zu Aktivitätseinschränkungen im Alltag führen.
Bereich der Massagen ist je nach Weiterbildungszertifikat Dabei wird durch ständiges Feedback die Behandlung an
auch Handlungsfeld der Physiotherapie. Hier ist im Einzelfall physiologische, anatomische, aber auch kognitive und moti-
zu erfragen, welche Weiterbildungen / Fortbildungen bei den vationale Gegebenheiten des Patienten angepasst. Auch die
einzelnen Heilmittelerbringern bestehen und was angebo- Sensibilisierung des Patienten auf einen eigenverantwortli-
ten / abgerechnet werden kann. Gleiches gilt auch für den chen Umgang mit dem Körper sowie die Förderung der Akti-
weiten Bereich der Stimm-Sprech-und Sprachtherapie sowie vität und der Compliance der Patienten sind Aufgaben der
für die Ernährungstherapie. Physiotherapie. Der deutsche Verband für Physiotherapie
Um die einzelnen Gesundheitsfachberufe der genannten e. V. (ZVK) bezeichnet Arbeitsgebiete der Physiotherapie
Heilmittelerbringer zu definieren, werden diese im Folgen- auch in Prävention, Kuration, Rehabilitation und palliativer
den nach Handlungsfeldern sowie Therapiezielen skizziert. Versorgung. Die ergänzenden Heilmittel aus den Bereichen
10 2 Die Heilmittelverordnungen in der GKV

der Elektrotherapie (ET), Thermotherapie, Hydro- und Bal- Orthopädie-System Schroth). Es gibt jedoch auch noch zahl-
neotherapie gehören ebenso zu den Aufgabengebieten der reiche weitere Skoliosetherapieverfahren. Allen gemein ist,
Physiotherapie. dass es keine gesonderten Heilmittel-Positionen gibt. Sie
werden also alle über KG oder MT verordnet und ggf. im
CAVE Kästchen „Spezifikationen“ spezifiziert.
Selbst wenn die Krankengymnastik (KG) und Bewegungstherapie Ebenso zusätzlich qualifizieren und zertifizieren muss
laut § 1 der Berufsordnung des ZVK als Schwerpunkt physiothera- man sich in Deutschland für Manuelle Lymphdrainage
peutischer Arbeit bezeichnet wird, ist die Bezeichnung Kranken-
(MLD 30, 45 oder 60) sowie für Mobilisationen des temporo-
gymnast / Krankengymnastin obsolet und nicht mehr üblich, da sie
bei weitem nicht die gesamten Handlungsfelder der Physiotherapie mandibulären Gelenks (kraniomandibuläre Dysfunktion,
abdeckt. Der Begriff der Physiotherapeutin / des Physiothe- CMD). Dies gilt auch für gerätegestütze Krankengymnastik
rapeuten ist besser geeignet. (KG-Gerät). Hierbei müssen zur Abrechnung der Position
„gerätegestützes Training“ neben dem persönlichen Zertifi-
Nach dem Masseur- und Physiotherapeutengesetz (MPhG) kat auch eine vorgeschriebene Fläche und einer Mindestan-
ist die dreijährige Ausbildung geregelt. Auch ein (meist be- zahl an spezifischen Geräten nachgewiesen werden.
rufsbegleitendes) Studium der Physiotherapie ist möglich.
Anschließend ist es üblich, durch weitere Fortbildun-
gen / Kurse Qualifikationen zu erwerben, denn viele ver- Wohnortnahe Versorgung
schreibungsfähige Heilmittel sind nicht automatisch nach Es ist also im niedergelassenen ärztlichen Sektor durchaus
der dreijährigen Ausbildung abrechenbar. Dies gilt insbeson- hilfreich, sich zu informieren, welche Qualifikationen bei
dere für die nachfolgend aufgeführten Therapien. umliegenden Therapeuten existieren, um im gegenseitigen
Austausch die optimale Therapie wohnortnah für die Patien-
ten verschreiben zu können.
Neurophysiologische Techniken (KG-ZNS,
KG-Neuro)
PATIENTENINFO
Als verbreitete Methode ist hier die Propriozeptive Neuro- Es ist wichtig, Patienten darauf hinzuweisen, dass die hier genann-
muskuläre Fazilitation (PNF) zu nennen, deren Behandlungs- ten Heilmittel nur von zertifizierten Physiotherapeuten durchge-
führt werden können.
ziel es ist, Muskelspannungen zu normalisieren (z. B. Spastiken
zu reduzieren oder paretische Muskulatur zu aktivieren = fazi-
litieren), sensomotorische Kontrolle zu fördern, Bewegungs-
verhalten zu optimieren und Koordination zu üben. Ergotherapeuten
Eine weitere neurophysiologische Technik ist das Konzept
nach Berta und Karel Bobath, deren Grundlage die Neuro- Laut dem Deutschen Verband der Ergotherapeuten (DVE)
plastizität des Gehirns ist, also die Fähigkeit gesunder Hirn- unterstützt und begleitet Ergotherapie Menschen jedes Alters,
regionen, neue Aufgaben zu erlernen oder von erkrankten die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Ein-
Regionen zu übernehmen. Neben dem Bobath-Konzept, das schränkung bedroht sind. Ziel ist, sie bei der Durchführung
ursprünglich nur im pädiatrischen Sektor angesiedelt war, für sie bedeutungsvoller Betätigungen in den Bereichen
später aber auch auf den adulten Bereich ausgedehnt wurde, Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönli-
ist hier auch die Vojta-Therapie zu nennen. Diese Therapie- chen Umwelt zu stärken. Hierbei dienen spezifische Aktivitä-
form ist für Säuglinge und Kleinkinder geeignet, sowohl bei ten, Umweltanpassung und Beratung dazu, dem Menschen
neuropathologischen Grunderkrankungen und Störungen Handlungsfähigkeit im Alltag, gesellschaftliche Teilhabe und
als auch bei Myopathien. eine Verbesserung seiner Lebensqualität zu ermöglichen. Die
Selbstversorgung (z. B. sich anziehen, Essen zubereiten und
Ähnliches) und die Produktivität (Bereiche aus dem Arbeitsle-
Manuelle Therapie, Skoliosetherapie
ben oder Haushalt) werden dabei sowohl hinsichtlich ergono-
und Lymphdrainage
mischer Bewegungsabläufe optimiert als auch durch Beratung
Die Manuelle Therapie (MT) ist trotz des großen Anteils in und Erklärung von Hilfsmitteln vereinfacht und unterstützt.
der Physiotherapie nicht nach der dreijährigen Ausbildung Geschichtlich geht die Ergotherapie bereits vor dem Zwei-
abrechenbar. Eine Verordnung mit Manueller Therapie (MT) ten Weltkrieg aus der Zusammenlegung von Beschäftigungs-
ist nur von zertifizierten Manualtherapeuten abrechenbar. therapie und Arbeitstherapie hervor. Der Name Beschäfti-
Dabei existieren diverse Konzepte und Schulen, wie etwa gungs-und Arbeitstherapeut wurde 1999 in Ergotherapeut
nach Maitland, Mulligan, McKenzie, Kaltenborn / Evjenth geändert und hat bis heute Bestand (im engl. „occupational
oder Cyriax, um nur einige zu nennen. therapist“ blieb der Name erhalten). Die Ausbildung kann an
Hinsichtlich Skoliosetherapie ist besonders auf die The- einer staatlich anerkannten Berufsfachschule oder als (duales
rapieform nach Katharina Schroth hinzuweisen (Atmungs- oder grundständiges) Studium absolviert werden.
2.3 Wer darf verordnen? 11

Die Einsatzgebiete der Ergotherapie gehen von Pädiatrie Verfahren kann, kurzfristig eingesetzt, durchaus indiziert
über Neurologie, Orthopädie, Traumatologie, Rheumatolo- sein und deutlich bessere Erfolge erzielen.
gie, Geriatrie bis hin zur Psychiatrie. Dabei sind besonders
vier Methoden von Bedeutung:
• Bei der funktionsorientierten Arbeitsmethode geht es be- Logopäden, Stimm-, Sprech- und
sonders um die Wiederherstellung, Steigerung oder Erhal- Sprachtherapeuten
tung von motorischen Funktionen. Hier werden sowohl
Übungen als auch Bindegewebsbehandlungen (z. B. Nar- Die medizinische Sprachheilkunde war bereits Anfang des 20. Jh.
benbehandlung) eingesetzt und teilweise mit Thermothera- etabliert. Die medizinische Fachdisziplin ist heterogen mit vielen
pieverfahren (z. B. Paraffinbad) kombiniert. Indikationen Spezialisierungen. Darunter reine Logopäden, klinische Sprech-
sind besonders orthopädische, traumatologische und rheu- wissenschaftler, Atem-, Sprech- und Stimmlehrer, klinische Lin-
matologische, aber auch neurodegenerative Erkrankungen. guisten und Diplom-Sprachheilpädagogen sowie examinierte
• Bei der kompetenzzentrierten Methode steht die indivi- Sprachheilpädagogen. Fachärztlich existiert mit dem Facharzt für
duelle Lebenssituation des Patienten im Vordergrund. Es Sprach-, Stimm-und kindliche Hörstörungen ein diagnostischer
werden wichtige Alltagsaufgaben trainiert und handwerk- und therapeutischer Spezialist für Phoniatrie und Pädaudiologie.
liche Techniken eingesetzt, um Geschicklichkeit zu üben. Dabei sind therapeutisch viele Überschneidungen erkennbar.
• Die ausdruckszentrierte Methode ist geeignet, die psy- Die nichtärztlichen Heilberufe in diesem Bereich beschäf-
chische Verfassung zu verbessern. Kreative und gestalte- tigen sich überwiegend mit der Diagnostik, Therapie und Be-
rische Techniken werden hierbei verwendet, teilweise in ratung bei Stimm-, Sprech-, Sprach-, Hör- und Schluckstö-
Kombination mit künstlerischen Materialien (Farbe, Ton, rungen bei Patienten aller Altersgruppen und unterschiedli-
etc.) oder in Kombination mit Musik. chen Ursachen. Die Ausbildung zur / zum Logopädin / Logo-
• Die interaktionelle Methode verwendet besonders grup- päden dauert 3 Jahre an einer staatlich anerkannten Schule.
pendynamische Effekte. Oft sind viele Methoden ineinan- Zudem gibt es in Deutschland entsprechende Hochschulaus-
der verwoben und ergänzen sich gegenseitig. bildungen (Bachelor, teilweise Master).
Dies ist insofern vorteilhaft, da aus vertragsärztlicher Sicht Nach dem Heilmittelkatalog werden die Indikationen ein-
eine ähnliche Unterteilung (teilweise jeweils in Kombination geteilt in
mit ergänzender Thermotherapie) sinnvoll ist: • Störungen der Stimme,
• Motorisch-funktionelle Behandlung • Störungen der Sprache,
• Psychisch-funktionelle Behandlung • Störungen des Redeflusses,
• Sensomotorisch-perzeptive Behandlung • Störungen der Stimm- und Sprechfunktion sowie
• Neuropsychologisch-orientierte Behandlung / Hirnleis- • Störungen des Schluckaktes.
tungstraining. Dabei ist bei gewissen Indikationen eine fachärztliche Exper-
Obwohl Ergotherapie und Physiotherapie in gewissen Berei- tise (Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und / oder
chen Überschneidungen aufweisen, sind sie eher ergänzend Facharzt für Sprach-, Stimm-und kindliche Hörstörungen)
und synergistisch zu sehen. Eine Verordnung von physiothe- notwendig. › Tab. 2.1 gibt einen Überblick über die einzel-
rapeutischen Verfahren und zusätzlich ergotherapeutischen nen Therapieformen.

Tab. 2.1 Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie.


Therapieform Ziele Maßnahmen
Stimmtherapie Wiederherstellung, Besserung und Erhaltung Übungen zur Regulation der Atmung, Phonation, Artikulation sowie der
der Stimmfunktion, der stimmlichen Kommu- Schluckvorgänge, Bildung einer Ersatzstimme, Üben des Gebrauchs elek-
nikationsfähigkeit und des Schluckaktes sowie tronischer Sprechhilfen
Vermittlung von Kompensationsmechanismen
Sprechtherapie Wiederherstellung, Besserung und Erhalt der Förderung der Artikulation, Sprechgeschwindigkeit und koordinative
koordinierten motorischen und sensorischen Leistung beim Sprechen, Verbindung motorischer und sensorischer
Sprechleistung sowie des Schluckvorgangs Sprachregionen, ggf. auch unter Einbeziehung des sozialen Umfelds
Sprachtherapie Wiederherstellung, Besserung und Erhalt der Anbahnung sprachlicher Äußerungen, Aufbau des Sprachverständnisses,
sprachlichen und kommunikativen Fähigkei- Ausbildung und Erhalt der Lautsprache zur sprachlichen Kommunikation,
ten sowie des Schluckvorgangs Artikulationsverbesserung bzw. Schaffung nonverbaler Kommunikations-
Bei auditiven Wahrnehmungsstörungen mit möglichkeiten, Normalisierung bzw. Verbesserung der Laut- und Laut-
Krankheitswert ist eine neuropsychologische verbindungsbildung, Verbesserung / Normalisierung der auditiven Wahr-
Untersuchung und zentrale Hördiagnostik mit nehmungsfähigkeit, Aufbau von Kommunikationsstrategien, Normalisie-
entsprechender Dokumentation Pflicht, um rung des Sprachklangs, Beseitigung der Dysfunktionen der Kehlkopf-
eine Verordnung ausstellen zu können! und Zungenmuskulatur, Besserung und Erhalt des Schluckvorgangs
12 2 Die Heilmittelverordnungen in der GKV

Masseur und medizinischer Bademeister eine Verordnung einer podologischen Behandlung. Ebenso
ist zu dokumentieren und zu bestätigen, dass ohne die podo-
Das Masseur- und Physiotherapeutengesetz (MPhG) regelt logische Behandlung unumkehrbare Folgeschäden der Füße
seit 1994 die zweijährige Ausbildung. Lerninhalte sind ver- wahrscheinlich sind.
schiedene Formen von Massage, darunter auch Unterwasser-
druckstrahlmassagen. Zudem enthalten sind Grundlagen der
Thermo- und Phototherapie, Elektrotherapie sowie Hydro- Ernährungstherapeuten
therapie (inkl. Kneipp-Verfahren). Somit sind alle Verord-
nungen mit Massagetherapie (klassische Massage, Bindege- Seit 1.1.2018 sind bei seltenen angeborenen Stoffwechseler-
websmassage, usw.) sowie Thermotherapien und Elektrothe- krankungen und Mukoviszidose auch Ernährungstherapien
rapieverfahren prinzipiell abrechenbar. Daneben sind noch verordnungsfähig. Ausführende Heilmittelerbringer können
spezielle Verfahren wie Güsse und Bäder (z. B. Stanger- Ökotropholgen oder Diätassistenten sein. Therapieinhalt soll
bad = Hydroelektrisches Bad, HEB) durchführbar. Die Befä- bei seltenen Stoffwechselerkrankungen wie Harnstoffzyklus-
higung zur komplexen Entstauungstherapie (inkl. Manuelle defekten, Phenylketonurie, Mukoviszidose und Ähnlichem
Lymphdrainage) muss jedoch noch zusätzlich durch ein Zer- eine Beratung zur Auswahl und Zubereitung geeigneter Le-
tifikat belegt werden, um diese Therapieform abrechnen zu bensmittel als Teil des ärztlichen Behandlungsplans sein. Als
können. Therapieziele werden konsekutiv eine verbesserte Lebenser-
Hauptindikationen sind die Detonisierung der Muskula- wartung, eine altersgemäße körperliche und geistige Ent-
tur und das Lösen von Bindegewebsverquellungen und -ver- wicklung sowie die Verhütung von Krankheitsfolgen und
härtungen, Narbenbehandlung (z. B. bei Keloid-Bildung) deren Komplikationen genannt.
und Lymphdrainagen. Letztere benötigt jedoch teilweise ein Die Verordnung sollte grundsätzlich durch einen auf
zusätzliches Zertifikat (Komplexe Physikalische Entstau- Stoffwechselerkrankungen spezialisierten Vertragsarzt ge-
ungstherapie, KPE). schehen, eine konkrete Fachgruppe wird nicht namentlich
genannt. Nach Absprache mit dem behandelnden speziali-
sierten Vertragsarzt kann auch eine Folgeverordnung durch
Podologe, Medizinischer Fußpfleger nicht-spezialisierte Vertragsärzte ausgestellt werden, sofern
nach interdisziplinärem Gespräch eine Indikation hierfür in
Die nichtärztliche Heilkunde am Fuß ist das Hauptfeld dieser diesem Falle als bestehend gilt. Eine gute Dokumentation ist
Berufsgruppe. Ziel der podologischen Therapie ist die Wie- in jedem Fall anzuraten.
derherstellung, Verbesserung und Erhaltung der physiologi-
schen Funktion von Haut und Zehennägeln an den Füßen
sowie Hornhautabtragung und Nagelbearbeitung.
In Deutschland regeln das Podologengesetz (PodG) und 2.4 Die Wirtschaftlichkeitsprüfung
die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Podologinnen
und Podologen (PodAPrV) das Berufsbild und die Ausbil-
von Heilmittelverordnungen
dung zum Podologen. Der Begriff und die Berufsbezeich-
nung sind geschützt. Die Wirtschaftlichkeitsprüfung veranlasster Leistungen
Die Verordnung einer podologischen Therapie ist nur un- wird von einer unabhängigen Prüfungsstelle durchgeführt.
ter bestimmten Voraussetzungen möglich. Es muss ein dia- Sofern man von einer Prüfung betroffen ist, sollte man sich
betisches Fußsyndrom mit neuropathischen oder angiopa- vertrauensvoll an seine Kassenärztliche Vereinigung wen-
thischen Symptomen vorliegen. den, die dabei hilft, die Prüfung möglichst schadlos zu
• Neuropathische Symptome sind z. B. Auffälligkeiten bei überstehen.
Testung mit Semmes-Weinstein-Monofilament 5.07 und Wirtschaftlichkeitsprüfungen im Bereich der Heilmittel-
128 Hz-Stimmgabel, pathologische Muskeleigenreflexe verordnungen fokussieren sich in erster Linie auf Auffällig-
(besonders Achilles- und Patellarsehnenreflexe) sowie keitsprüfungen, wie bei der „Richtgrößenprüfung“ oder der
trockene Füße als vegetatives Zeichen. „Durchschnittsprüfung“, oder werden auf Antrag einer ein-
• Angiopathisch auffällig ist z. B. ein Knöchel-Arm-Index zelnen Krankenkasse als Einzelfallprüfung durchgeführt.
(Ankle-Brachial-Index, ABI) von < 0,9. Die Angiopathie Bis 2017 war die Richtgrößenprüfung die gesetzlich vor-
darf dabei jedoch keine Ulzerationen aufweisen und das gesehene Regelprüfmethode. Nachdem die Rechtsvorschrif-
Wagner-Stadium 0 nicht verlassen. Ab Wagner 1 ist die ten zur Wirtschaftlichkeitsprüfung rund um § 106 SGB V
Wundversorgung ärztliche Aufgabe. durch das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG)
Das Behandeln eingewachsener Zehennägel (Unguis incar- überarbeitet wurden, können die regionalen Vertragspart-
natus) mit eventueller Paronychie und / oder einem Panariti- ner (Kassenärztliche Vereinigungen und Landesverbände
um ist eine reine ärztliche Aufgabe und Kontraindikation für der Krankenkassen) andere Prüfmethoden wählen. Aktuell
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Nelson and Ruth came down to the car and watched till every one
was safely in.
“Good-by!” they called, as Mr. Horton started. “Good-by, Sunny!
Have a good time! Good-by!”
Sunny Boy waved to them as long as he could see them, and
even after all he could make out was the blur of pink that he knew
was Ruth’s dress. Then he was ready to talk.
“Where are we going first?” he demanded.
“Why, to get Aunt Bessie and Miss Martinson and Harriet, of
course,” answered Mrs. Horton.
Mr. Horton turned.
“Look here, Sunny Boy,” he said. “I figure out that I’m going to feel
lonesome with four ladies in the car—you’ll have to come up here
with me, and then we’ll be two to four at least. Here we are. I see
Joseph out on the sidewalk with the bags. I’ll go up and help with
whatever else they have.”
The automobile stopped before the apartment house, and Joseph,
the colored elevator boy, grinned delightedly at Sunny Boy.
“You’s going, ain’t you?” he chuckled. “You-all shorely have a fine
day. Yes, Sir, Miss Andrew and Miss Ma’tinson is both ready. Guess
they’s looking out the window. Miss Andrew said to come right up
when you-all came.”
Mr. Horton went in to tell Aunt Bessie they were waiting for her,
and Sunny stayed in the car with Mother.
In a very few minutes Aunt Bessie came out, tying a long green
veil over her pretty gray hat.
“Hello, lambie, kiss your old auntie,” she said to Sunny Boy. Aunt
Bessie wasn’t old at all, though sometimes she pretended to be.
“Olive, I left the canary bird with Mrs. Richards. They’re going to be
in town all summer, and a birdcage and a live bird are not the easiest
things to carry in a car. Was that all right?”
Aunt Bessie, you see, had been keeping the canary for Mother
and Sunny Boy while they were visiting Grandpa Horton.
“I’m glad you didn’t try to bring him,” said Mrs. Horton frankly. “He
would likely be frightened, and, anyway, I don’t believe in trying to
move pets. Sunny Boy left his collie puppy up on the farm. Here
come Betty and Harriet.”
While Mr. Horton helped them into the car, Sunny got out and
scrambled into the front seat.
“Why, Sunny Boy! I thought of course you’d stay with us,” cried
Miss Martinson.
“Daddy was lonesome with four ladies and only himself up here,”
explained Sunny seriously. “Now we’re two to four.”
Every one laughed, and then Daddy took his place and started the
engine.
“Now we’re off,” sighed Aunt Bessie. “It did seem to me that if I
had to do one thing more I should scream.”
“You’re like Sunny,” answered Mrs. Horton. “When he is going
anywhere he is very impatient of preliminaries.”
“What’s that?” he asked Daddy.
“Preliminaries?” said Daddy. “Oh, things that come first—like
eating breakfast and locking the doors and packing boxes and so
on.”
“An’ killing flies,” added Sunny Boy. He turned so that he could talk
to his mother more easily.
“You said you’d tell me,” he urged her. “Why did you laugh when
Daddy said the fly would starve?”
Mrs. Horton smiled.
“Oh, because he likes to tell about the first summer we were
married, and I wasn’t a very experienced housekeeper,” she
explained. “We were closing the apartment the day before we were
to go to the country for a month, and I found a little live mouse in a
trap I had set. I opened the trap and let him go and when your father
asked me why I did that, I answered that I couldn’t bear to think of
the poor creature starving to death.”
Aunt Bessie and Miss Martinson laughed, but Sunny was puzzled.
“It would be mean to let him starve,” he declared. “Wouldn’t it,
Daddy?”
“Well, yes,” admitted Mr. Horton. “But you see, Sunny Boy, we
catch mice to prevent them from eating up our good clean food. And
Mother let the mouse go, and he probably lived on our pantry
shelves that summer. What we should have done was to drown him.”
“Oh,” said Sunny Boy.
While he thought this over the car purred through the city streets
into the suburbs and finally out into the open country. The road was
dry and white, but not too dusty, for a recent rain had laid the dust.
“I’m getting hungry,” announced Mrs. Horton. “We had such an
early breakfast that an eleven o’clock lunch wouldn’t be out of the
way at all. Let’s keep on the look-out for a cool shady spot, and
when we find it, stop and have a picnic.”
They found the cool, shady spot sooner than they expected. A turn
in the road brought them to a white farmhouse with an apple orchard
that grew almost up to the front door.
“Ask if we can eat our lunch under the trees, Harry,” said Mrs.
Horton. “And if we can get some milk for Sunny, that will be fine.”
Mr. Horton went up to the door and knocked. A young woman
opened it. The folk in the car couldn’t hear what he said, but he
came back in a few moments, smiling.
“She says we may take down the bars and drive right in,” he
reported. “And she’ll bring us out a pitcher of cold milk and will be
glad to make a cup of hot tea if any one wants it.”
No one wanted hot tea, and when Lucy, that was her name she
told them, brought out the ice-cold milk, they assured her it was far
more delicious than any tea could be. Lucy couldn’t stay, for the
dinner was on the stove and she expected the farmer men home to
dinner at twelve. Mr. Horton paid her for the milk, and she said that
the money would go into her school fund. She was saving to have
enough to go away to school in the fall.
“I’m hungry, too,” declared Sunny Boy, watching Mother place the
goodies on a white cloth as Harriet opened the boxes and handed
them to her.
“I’m glad you have an appetite,” said Mother. “Things will taste
good to you then. Come, girls and boys, we’re ready for you.”
Aunt Bessie and Miss Martinson passed their box of sandwiches
and every one took one. Those were the egg ones Sunny Boy had
remembered to tell his mother about. Then Mrs. Horton passed her
box, and after all were served and Harriet was putting down the box,
meaning to take up the fruit box, she saw something in it.
“What’s this?” she asked, putting in her hand and drawing out a
round, rather flat box. “Is it something you put in for the sandwiches,
Mrs. Horton? Pepper and salt, maybe? It was down under the paper,
and I most missed it.”
“That’s my s’prise!” cried Sunny Boy, who had forgotten about the
box he had taken from the closet shelf. “I put it in, Mother. I like to
pack boxes.”
“I knew it was nothing I had packed,” said Mrs. Horton
wonderingly.
But Mr. Horton, who had been leaning over her shoulder to see the
box, now rolled over on his back in the grass, shouting with laughter.
“It’s the stove polish!” he half-choked. “What won’t that child do
next!”
CHAPTER VI
ON THE WAY

“I T’S a s’prise,” Sunny Boy insisted, his lower lip trembling.


Aunt Bessie and Miss Martinson were trying not to laugh.
Harriet looked completely mystified. Mr. Horton was wiping his eyes.
Sunny Boy looked at his mother. She wasn’t even smiling. Her
clear, direct gaze met his squarely.
“What’s it for, precious?” she asked quietly. “Tell us why you put it
in the lunch. You didn’t know it was stove polish, did you?”
“No, ’course not,” returned Sunny eagerly, glad to find some one
sensible enough to understand. “I thought it was lic’rish ’cause it
smelled so good when I opened the box. An’ it was on the shelf,
Mother.”
“I did that closet in kind of a hurry,” admitted Harriet. “I guess
plenty of things are not in the right place. And so you thought it was
something good to eat, and we could maybe spread it on our bread,
did you, Sunny?” Harriet began to laugh. It usually took Harriet a
long time to see a joke, and when she did begin to laugh she never
stopped very quickly.
The more Harriet laughed, the funnier it seemed. Presently every
one, even Sunny Boy, was laughing with her. And by the time they
had their laugh out, and had eaten the rest of that picnic lunch, it was
time, Mr. Horton said, to think about starting again.
Lucy was at the gate as the car backed out, and she and Mr.
Horton and Sunny Boy put the bars up. She waved them good-by as
they rolled down the road.
“She’s never seen the ocean,” remarked Mrs. Horton. “I’ve her
name and address; she asked me if any one ever wanted somebody
to help out down at the Cove this summer to write her.”
“If she’s saving money for school, she might make some this
summer,” agreed Aunt Bessie thoughtfully. “We’ll remember that.”
“Has Sunny Boy ever seen the ocean?” asked Miss Martinson.
“Yes,” that small person assured her. “Twice when I don’t
remember, and twice last year. Mrs. Hadley took us down in the
automobile. I went in wading.”
Mr. Horton, whose eyes were on the road ahead, suddenly put on
his brakes and stopped the automobile.
“Can we help?” he asked.
Sunny Boy had turned in his seat to speak to Miss Martinson and
so had not seen the car ahead of them. Two men were working over
the engine, and a lady and a little girl sat in the back.
“We’re stumped,” said one of the men with a smile. “Been here
half an hour.”
Mr. Horton jumped out and went over to them.
Sunny Boy, curled up in the seat, smiled vaguely at the little girl,
who smiled back. Somewhere, hidden in the trees along the roads,
insects were humming. A faint wind rustled the dry, dusty grass. The
engine of the other car started chugging with a gay, determined
sound. Mr. Horton shook hands with the men and came back to the
car.
“Mother,” he said carelessly, putting his tools away in the box, “I
think some one is going to sleep.”
Sunny wondered who was going to sleep, and who was lifting him
over the back of the seat, and whose lap was so soft—and why—
and what—and then—
“Well, precious, you’ve had a nice little nap. We’re almost at Nestle
Cove. Sit up, and smell the salt in the air,” said Mrs. Horton.
Sunny Boy rubbed his eyes. He had been asleep.
“Harry,” Mrs. Horton leaned forward, and touched her husband’s
arm. “There’s a little inn; couldn’t we stop there a minute? We’d like
to look half-way presentable when we go through the town. Every
one will be out on the porches, you know.”
“And my hair’s a sight,” declared Aunt Bessie positively.
“I would like to wash my face,” announced Miss Martinson.
“Old man, what do you want to do?” asked Mr. Horton, turning the
car into the pretty white driveway bordered on either side with
dazzling white clam shells.
“I could eat,” ventured Sunny Boy cautiously.
“My sentiments exactly,” agreed his father.
“But we’ll have an early supper,” protested Mrs. Horton. “I’d rather
you waited, Sunny Boy. The time won’t seem long.”
“Well, but, Mother, couldn’t I have an ice-cream cone?” asked
Sunny Boy. “Time is quicker when you have a cone.”
“Yes, Mother,” teased Mr. Horton. “Time is ever so much quicker
when we have a cone. Please, Mother?”
Mrs. Horton laughed.
“We’ll all have cones,” she decided. “First we’ll get tidied up, and
then we ladies will sit down a minute on this charming front porch
and rest, and you and Sunny Boy may bring us the cones.”
So they all went upstairs and a lovely little old lady with red cheeks
and white, white hair, brought them clean towels and warm water,
and showed them into a tiny bedroom with pretty chintz curtains and
furniture to match.
Sunny was ready first and he came downstairs to find Daddy
awaiting him.
“And now we can buy the cones,” they both said happily.
“How did you know the kind we liked?” asked Aunt Bessie, when
they came up the steps a few minutes later. She and Miss Martinson
and Mother were rocking in a nice little row.
“They only had vanilla,” answered Sunny Boy, matter-of-factly.
“Where’s Harriet?”
“She’s telephoning for an ice-man,” said Mrs. Horton. “Isn’t she
good, Harry? She wanted us to have ice to-night, and the proprietor
of the inn gave her the name of the man in town who sells ice. We’d
better hurry, or we’ll find it melting on our front doorstep.”
Harriet came out in time to get her ice-cream cone, and then they
went back to the automobile again and got in.
“Smell the ocean now?” said Mr. Horton, as he turned the car
around. “We’re going through the town now, Sunny Boy. You look
about and decide what you want to do when I come down again and
we come over for a little fun.”
Sunny watched with interest. First they went through very clean,
straight streets, with small square lawns before the houses—“like
little green pocket-handkerchiefs”—Aunt Bessie declared. Nearly
every house had a porch, and on every porch were groups of ladies,
dressed in white, knitting or sewing or just talking. Children played
croquet on the lawns, or sat in swings.
“He has a pail,” said Sunny, pointing to a little bare-footed boy
coming up the street swinging a spade and shovel.
“Mercy, isn’t he sunburned!” cried Aunt Bessie. “Sunny Boy, I hope
you’ll be more respectful to your nose!”
From the straight, clean streets, the automobile turned into a wider
thoroughfare, with nothing but stores on either side.
“I see the ocean!” Sunny Boy stood up in the car and shouted.
Sure enough, if one looked down the street straight ahead there
was dark blue water, tossing in the sun.
“There’s where you can buy your pail and shovel,” said Harriet,
pointing out a one-story shop with tin pails and shovels hanging up in
its doorway.
“See all the children,” said Sunny Boy suddenly. “Are they going to
the movies? And oh, look, Daddy!”
“Well, what do you know about that!” and Mr. Horton slowed down
the car in surprise.
“That” was a merry-go-round on a vacant lot next to a brown frame
building marked “Post-office.” The organ was playing merrily and the
children on the prancing animals waved gayly to Sunny Boy as they
spun round. A crowd of youngsters, tickets in hand, stood awaiting
their turn.
“Let’s go on it,” suggested Sunny.
“Not this afternoon,” replied his father. “You see, I think we really
should get to where we are going first, don’t you? I understand the
ice is likely to melt and drown the whole house if we don’t hurry.”
“And it’s five now,” said Mrs. Horton, glancing at the pretty watch
on her wrist. “You’ll have plenty of chances to ride this summer,
Sunny.”
And when Sunny Boy saw the sea on the other side of the road he
quickly forgot the merry-go-round.
Nestle Cove was really divided into three parts. There was the
town, through which they had just passed; there was a beautiful
stretch of shore road, with the ocean on one side and sand dunes,
with dark pines back of them, on the other; and then the road led into
the bungalow colony where the cottage Aunt Bessie and Miss
Martinson had rented stood.
“We’re some distance from the town,” Aunt Bessie remarked, as
they saw the roofs of the bungalows and cottages beginning to
appear; “but this is one reason Betty and I liked it. There’s a jitney
that runs every half hour anyway.”
Sunny was watching the waves that ran up the beach almost to
the edge of the road, but never quite; always they seemed to think
better of it and go rushing back into the sea again.
“I see shells,” he remarked, standing up to see better. “An’ pebbles
and fringe—”
“Seaweed,” corrected Mrs. Horton. “Oh, you’ll have the best of
times, dear. And you’ll have Daddy to play with all day to-morrow.
Think of that!”
Mr. Horton looked back at Aunt Bessie.
“How does one know one’s new house?” he inquired seriously.
Aunt Bessie stared, then laughed.
“I haven’t the slightest idea how it looks,” she confessed. “I’ve
seen it only once, and Betty never has. I think it was shingled and
painted green.”
“There’s the ice-man,” said Sunny placidly. “He’s going in our
house.”
And so it proved. Harriet had given the ice-man the address, and
he had found the house without a bit of trouble. Aunt Bessie’s key
fitted the front door, and that was another sign they had found the
right house. And before they had taken off their hats, the wife of the
owner came in to explain that she had had the windows up all day so
that the place would be cool and airy for them; and then they knew
they had the right bungalow.
“Why is it a bungalow?” asked Sunny, out in the small garage at
the back of the house, where he had gone to help his father put up
the car.
“That’s the name of it,” said Mr. Horton, busy with folding and
putting away the robes and curtains.
“Is a bungalow a house?” persisted Sunny.
“Yes,” answered Mr. Horton. “When all the rooms are on one floor,
it is called a bungalow. You’ll like sleeping on the first floor, Sunny
Boy; we can fall out of the window for an early swim and no one will
miss us. And now let’s go in and offer to set the table for supper.
Perhaps we can hurry things up.”
CHAPTER VII
A DAY WITH DADDY

A FTER supper that night, Sunny Boy had a dim idea that he
would like to go down and look at the ocean “in the dark” as he
said. But Mr. Horton announced that he was going to bed and get up
early in the morning, so Sunny decided that perhaps after all that
was the wiser plan.
As usual, he went to sleep at once and woke up a minute later—or
so it seemed to him. The sunlight was very bright and there was a
great deal of it in the room. Daddy was nearly dressed, but Mother
was still asleep.
“Don’t make a noise,” whispered Mr. Horton. “I thought we’d have
a little swim, but I guess the bathing suits are in the trunks. They’re
in the hall and not unlocked yet. We’ll go down to the beach and
have a little walk before breakfast.”
Sunny Boy struggled into his brown linen sailor suit, Daddy helping
him with the most stubborn buttons, and together they stole out of
the house. Not even Harriet was awake.
“Is it dreadful early?” asked Sunny curiously, and whispering,
because he felt so strange.
Mr. Horton laughed.
“It’s six o’clock,” he answered. “The sun has been up a long time.
Some morning you and I must struggle up to see a sunrise, Sunny
Boy. Ah, there’s the sea. Doesn’t it sparkle this morning?”
The little waves were running up and down, just as Sunny Boy had
seen them yesterday. He wondered if they had done that all night,
and then he knew they had. The last thing he had heard the night
before was the dull roar of the waves as they broke on the sand, and
he had heard it that morning, too. The sea, he thought, never rested.
“There’s a little girl, Daddy.” Sunny’s quick eyes had spied a small
figure farther down the beach. “What’s she got in her box?”
“You ask her,” suggested Mr. Horton. “She probably lives in one of
the cottages, and you’ll want to be friends. Ask her what she is
doing.”
They walked down toward the little girl, and when she heard their
feet in the sand she turned. She was a pretty child, with big brown
eyes and short, curly, brown hair. She smiled at Sunny Boy and her
smile showed that several front teeth were missing. This made her
lisp when she talked.
“’Lo!” she said pleasantly. “Are you hunting thells?”
“Is that what you’ve got in your box?” asked Sunny Boy. “Let me
see?”
The little girl held up her box; it was half full of odd shells.
“Ellen! Ellen! Breakfast!” called some one clearly.
“I have to go,” announced Ellen hastily. “I’ll be out after breakfast.
’Bye.”
She ran up the beach as fast as her short legs could carry her, and
Sunny Boy and Daddy saw her scramble up the sand and disappear
over the road.
“Now she’s gone,” said Sunny Boy wistfully, “and I wanted to play
with her. She’s a nice little girl, and I liked her, and I wanted to see
the shells she had in that box.”
“You’ll see her again,” said Mr. Horton. “I hope you’ll soon know
plenty of children to play with. Now we’ll take a short walk down this
way, and then we must go back and have our own breakfast.”
When they went back to the bungalow, they found the others on
the porch looking for them.
“Harriet sounded the gong five minutes ago,” announced Mrs.
Horton. “Where were you? Aren’t you hungry? Why didn’t you wake
me up?”
“We’ve brought real seashore appetites to breakfast,” answered
Mr. Horton. “Sunny Boy and I just went on a scouting trip. We’ve
found the bathing beach, and made the acquaintance of Ellen.
Sunny, have you said good morning to Miss Martinson?”
“Do you know,” said that little lady, smiling warmly at Sunny Boy, “I
think it would be ever so nice if Sunny Boy would call me Aunt Betty.
I haven’t a single nephew in this wide world—just two nieces. ‘Miss
Martinson’ is such a long name to remember.”
So it was settled that Sunny Boy should have another auntie.
After breakfast Mrs. Horton went to unpack the trunks and find the
bathing suits. Aunt Bessie and Aunt Betty volunteered to make the
beds. Harriet and a big basket took the jitney for town to buy things
to eat, and Sunny Boy and Daddy were told to go and amuse
themselves till lunch time.
“We’ll surprise them,” declared Mr. Horton, leading the way to the
garage. “I have a package they don’t know about and you and I will
take it down to the beach and then we’ll see what Mother and the
aunties say.”
This mysterious bundle Mr. Horton had spoken of was long and
thin and rather heavy. They found it on the floor of the automobile
where it had not been noticed because of the many other bundles
and luggage they had carried with them.
“What is it, Daddy?” asked Sunny Boy as he took one end and Mr.
Horton the other, and they headed for the beach.
“It’s a secret,” was all Daddy would say.
Down on the beach, he laid it in the sand, and, taking out his
strong pocket knife, cut the heavy string.
“Why, it’s only umbrellas!” Sunny’s voice sounded disappointed.
Mr. Horton chuckled.
“Yes, but you wait,” he advised. “I open the umbrella so, and I
stand it up this way; then I open the other, and I stand it up so, in the
sand. And now when Mother and Aunt Bessie and Aunt Betty come
down with their fancy-work, they have a fine, shady place to sit and
sew.”
“Oh,” said Sunny Boy.
Secretly, he didn’t think those large white canvas umbrellas were
very much fun, but when, a little later, his mother and aunts came
down to the beach, they were delighted. And before the summer was
over Sunny himself had spent many a hot afternoon under their
comfortable shade while his mother or Harriet read aloud to him.
After the umbrellas were in position, he and Daddy strolled up the
beach. Sunny Boy soon took off his shoes and stockings and then
he could walk along the edge of the water and let the waves come
up over his feet.
“There’s Ellen,” he cried presently. “I know, ’cause she has on a
yellow dress. And there’s a little boy with her. Look, Daddy.”
Ellen saw them, and waved her hand.
“’Lo!” she called, running up to them. “This is my brother, Ralph.
Are you going bathing?”
“When Mother finds the bathing suits,” Sunny assured her. “Come
on wading. That’s heaps of fun.”
Ellen shook her head.
“Can’t to-day,” she responded briefly. “Yesterday Ralph an’ I took
our shoes and stockings off after Mother said we shouldn’t, and we
went in too far and got our best clothes wet. We can’t go wading
again for two days.”
“Then why not build a sand fort?” suggested Mr. Horton
sympathetically. “Three of you can build a fine one. I’ll sit right here
and keep a look-out for Mother so she won’t miss us.”
“Yes, that would be fun,” agreed Ellen. “Come on, Sunny.”
“All right,” responded Sunny Boy briefly. “Are you going to play,
Ralph?”
“Course. I like to build in the sand.”
The three children set to work to build a fort, and as Sunny Boy
could go down and scoop up water in Ellen’s pail, they had plenty of
damp sand to make the walls shape well. They made an elaborate
fort with five gates and a high wall, and they were molding soldiers
for it when Mrs. Horton and Aunt Bessie came and found them.
“Betty’s getting into her bathing suit,” Aunt Bessie announced.
“Hello, chicks, you seem to be having a fine time. And Sunny Boy
has seven freckles on his nose already.”
Aunt Bessie’s small nephew tried to look down at his nose to see
the seven freckles, of which he was prepared to be rather proud, but,
as the nose was very little and, as all noses are, very close to his
eyes, he could scarcely see the nose, much less the freckles that
might be on it.
Sunny Boy introduced his new friends politely, though they had to
tell him their last names.
“Ellen and Ralph Gray,” repeated Mrs. Horton. “Then I think you
must be the little folk who live in the white house on the street next
but one to ours. I met your mother in the embroidery store this
morning when I was matching some wool. It is nice you live so near
Sunny Boy.”
“Is the water cold? Aren’t you lazy people going in?” asked Aunt
Betty, dancing before them in her pretty black and white bathing suit.
She held her rubber cap in her hand.
“Sunny and I are going,” declared Mr. Horton scrambling to his
feet. “Come on, Son, we must get dressed. ’Scuse us, friends.”
Mrs. Horton and Aunt Bessie decided to stay under the umbrellas
and knit, and Ellen and Ralph had an errand to do in the town for
their mother. So Sunny Boy and Daddy raced each other up to the
bungalow and found their bathing suits neatly spread out for them in
the built-in bathing houses next to the side porch.
“Can you swim, Daddy?” Sunny Boy asked, struggling with his
jersey.
“Yes, indeed,” was the cheerful answer. “You’ll learn this summer,
too. I want to teach Mother to drive the car, so I can leave it down
here sometimes; and I want to teach you to swim.”
Sunny Boy looked ready for a good time when he finally stood up
in his trim little suit. It was dark blue with a red stripe at the neck and
wrists. Daddy’s was just like it. They took hold of hands and raced
down the beach.
“In we go,” said Mr. Horton, lifting Sunny Boy high.
Sunny Boy held on tightly and tried not to be afraid. The waves
looked very big and fierce when he got out among them, but all
about him were people laughing and ducking and having the
merriest time.
“You’re all right, Son,” Daddy’s kind voice assured him. “I won’t
duck you, but I want you to get wet all over, as then the water won’t
feel cold. Stand up, now, and hold my hand.”
He put Sunny Boy down and a great wave broke over them both.
“O-oh!” gasped Sunny Boy, and laughed.
He began to splash and paddle around, though he was careful to
keep tight hold of Daddy.
“And now we come out,” declared Mr. Horton after ten or fifteen
minutes.
“Not yet,” teased Sunny. “I like it. And I can’t swim, Daddy.”
“We’re going out now,” repeated Mr. Horton firmly. “Mustn’t stay in
too long the first time. You couldn’t learn to swim in one morning,
anyway. Run over and speak to Mother a moment if you want to, and
then we’ll get dressed.”
CHAPTER VIII
MAKING NEW FRIENDS

“S EE how wet I am, Mother?” Sunny Boy danced up and down


before the big umbrella.
“You certainly are!” Mrs. Horton agreed with him. “And it seems to
me you’d better run along and get dressed. There comes Aunt Betty
—she’s looking for us. Wave your hand, Sunny Boy. And now we’ll
all go up to the house; it must be getting near lunch-time.”
Sunny and Daddy were both dressed and “starving to death” they
told each other, fifteen minutes before Harriet rang the gong.
“Wasn’t the water fine this morning?” asked Miss Martinson, at the
lunch table. “I was hoping for a chance to duck Sunny Boy, but he
never came within reach.”
“Daddy was there, Aunt Betty. I don’t p’sume he’d let you duck
me,” replied Sunny Boy.
“Didn’t Daddy duck you?” asked Aunt Betty.
“I don’t know. Did you, Daddy?”
“No, not exactly. Instead of putting you under the water—ducking
you—we let the water cover us, heads and all. You see, it would not
be very bad to be ducked.”
“What do you say to a drive this afternoon?” said Mr. Horton. “I
have to go on the first train in the morning, you know, and until Olive
learns to drive the car you’re going to be dependent on the jitneys
and trolleys. All in favor of driving down the shore road after lunch,
say ‘Aye.’”
“Aye!” cried all the grown-ups to Sunny’s astonishment.
“What do you say, Laddie?” his father smiled at him.
“I say ‘me,’” declared Sunny Boy firmly.
And then those grown-ups had to laugh.
“That settles it,” announced Mr. Horton. “We’ll keep as close to the
beach as we can; and we’ll take the field glasses, and perhaps we
can sight a coast steamer.”
As soon as they were through lunch Mr. Horton brought the car
around, and Mrs. Horton, Aunt Bessie and Aunt Betty and Sunny
Boy got in, only this time Sunny rode in the back. Mrs. Horton
wanted to learn to drive herself, and she meant to watch her
husband and see what he did.
Sunny Boy was secretly hoping for another glimpse of the merry-
go-round, but they drove in the opposite direction and did not go
through the town at all.
“Now you take the wheel,” said Mr. Horton, stopping the car on a
smooth straight stretch of road.
So Mrs. Horton exchanged seats with him and drove, very slowly
and carefully.
“Just as well as Daddy,” Sunny Boy encouraged her. And indeed,
before the month was half gone, his mother was able to drive the
automobile as well as his father.
She soon tired of the excitement this afternoon, though, and was
glad to give it up and come back into the tonneau with Aunt Bessie
and Miss Martinson. Sunny Boy then slipped into the front seat.
“I see a ship!” he shouted a moment later.
Sure enough, there against the sky they saw the outline of a ship
with three funnels, or smokestacks, as Sunny called them.
“The meadow glasses, Mother!” he cried. “Daddy’s meadow
glasses to see the ship through!”
“Field glasses,” laughed Aunt Betty.
“Sunny Boy is thinking of the meadows he played in at Brookside
farm,” explained Mr. Horton.
Sunny Boy, screwing his eyes to look through the glasses,
nodded. Daddy always understood what he meant to say.
“I see men on it,” he announced.
Then every one looked and saw the sailors walking about the
decks of the vessel.
Sunny Boy was much interested, and as Daddy drove on he asked
a great many questions about the sea and ships. He rather thought
he should like to be a sailor when he grew up. Either that, or an
aviator.
Hm’m, hm’m—buz-zz. A great droning sounded back of them.
“Mother, Mother, Mother!” Sunny Boy shouted at the top of his
lungs. “It’s an airplane!”
It was, too; a beautiful, graceful, swift airplane that came out of the
sky and sped over them and was gone almost before they knew it.
“You’ll see ever so many of them this summer,” Mr. Horton said,
when his family were sitting down properly in their places again. You
know how every one stands up and tilts his head backward to watch
an airplane.
That was the end of adventures for that afternoon, though they
drove several miles further along the road that followed the line of
the beach closely. They got back to the bungalow just in time to
freshen up a little before Harriet announced that dinner was ready.
“What are we going to do to-night?” Sunny Boy asked pleasantly,
playing that a piece of bread was a fish and his spoon a net.
Daddy laughed.
“Why, I think you’re going to bed,” he answered, gazing intently at
the bowl before Sunny Boy and the spoon which threatened to
spatter milk presently. “I may take Mother down to the beach to see
the moon a little later, but we are all going to bed early. I have to go
back to the city early, you know.”
“I wish—” said Sunny Boy earnestly. “I wish you would stay and
play with me all the time, Daddy—Oh, my!”
For the spoon had slipped and a great splash of milk went on
Harriet’s spandy tablecloth.
“That’s a two-cent spot, isn’t it, Mother?” asked Sunny Boy sadly.
But Mother shook her head.
“We’ll not begin to count till to-morrow,” she said kindly. “Only, do
remember what I’ve told you about playing with your food, Sunny
Boy.”
You see, Mother and Sunny Boy had decided that when a boy was
five years old and came to the table just like other folks, he shouldn’t
make any more crumbs about his chair, or spill any food on the
tablecloth. If he went a whole week without getting a spot on the
cloth, Mother put ten cents in his Christmas bank; and for every spot
he had to pay a little fine. That is, he had to give up a part of the ten
cents he would otherwise have earned.
“Great big splashy spots are two cents,” Sunny Boy explained to
Aunt Betty, who had not heard of the plan. “Little spicky spots are
only half a cent. And things that you can’t help spilling—like
huckleberries and blackberries and cranberry sauce—don’t count at
all.”
After supper Sunny Boy was so tired and sleepy that, although he
said he wanted to go down on the beach and see the moon, he knew
in his own mind he’d go to sleep walking there; and he stumbled
down the hall and into his pretty bedroom and went to sleep on the
bed without even taking off his shoes.
Daddy undressed him, only waking him as he kissed him good-
night.
“I may be gone before you’re awake, Laddie,” he whispered. “But
you know I’m coming down next Saturday, and we’ll have great
times. You’re the man of the house while I’m away, remember.”
“All right,” sighed Sunny Boy drowsily.
In the morning he remembered and jumped out of bed to find
Daddy and love him a little more before he should hurry away to
catch his train.

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