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Schlaganfall (978-3-437-21501-8)
Alexander Ranker, Christina Lemhöfer
ELSEVIER ESSENTIALS
Heilmittel und
Heilmittelverordnungen
Das Wichtigste für Ärzte aller Fachrichtungen
Im Rahmen unserer Ausbildung zur Fachärztin / zum Fach- sendes Gesetzeswerk zu verfassen oder gar Empfehlungen
arzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin sind wir für Verordnungsmengen pro Quartal im Sinne des Wirt-
des Öfteren von (meist fachfremden) Kolleginnen und Kolle- schaftlichkeitsgebots auszusprechen.
gen mit Schwierigkeiten beim Umgang mit der Verordnung Angesichts der Fülle verschreibungsfähiger Heilmittel er-
von Heilmitteln konfrontiert worden. Dies betrifft vor allem schien uns jedoch ein übersichtliches Werk sinnvoll, das im
niedergelassene Kolleginnen und Kollegen, aber durchaus täglichen Umgang mit Patientinnen und Patienten genutzt
auch den klinischen Alltag und das Entlassmanagement. werden kann. Wann ist welches Heilmittel sinnvoll? Was
Die Gründe hierfür sind vielfältig: Die verordnungsfähigen muss ich vorab ausschließen? Was sollte ich der Patien-
Heilmittel werden im Studium und auch im Rahmen von tin / dem Patienten über die Therapie sagen? Wie sieht die
Facharztausbildungen meist nicht umfassend gelehrt. Hinzu Therapie aus, und was ist ihr Wirkprinzip? Wie kann ich auf-
kommt die Komplexität der bürokratischen Vorgaben, die grund eines Symptomkomplexes entscheiden, ob eine weite-
vielfach zu einer monotonen Verschreibungspraxis (z. B. im- re Heilmittelverordnung als ergänzende Maßnahme in die-
mer 6 × KG) führt. Die Angst vor Budgetüberschreitungen sem Therapiesetting individuell Sinn macht? Wie dokumen-
und damit verbundenen Regressforderungen der Kranken- tiere ich dies? Diese symptomorientierte Herangehensweise,
kassen hat im Ergebnis eine eher ablehnende Haltung der die wir mit dem vorliegenden Buch verfolgt haben, bietet ei-
Ärzteschaft gegenüber Heilmittelverordnungen zur Folge. ne nach unserer Kenntnis bislang einzigartige Erschließung
Auf der anderen Seite sind auch unsachgemäße Heilmit- des Heilmittelkatalogs.
telverordnungen auf Wunsch von Patientinnen und Patien- Nach einem Überblick über die gesetzlichen Vorschriften
ten oder aufgrund mangelnder Kenntnis der korrekten Indi- und Verschreibungsrichtlinien werden die einzelnen Thera-
kationen keine Seltenheit. Mögliche Folge ist eine Überforde- pieverfahren mit ihren Wirkmechanismen, Hauptindikatio-
rung sowohl der Heilmittelerbringer als auch der Patientin- nen und Kontraindikationen beschrieben. Ein eigenes Kapitel
nen und Patienten. beantwortet anhand realistischer Szenarien Fragen zur kor-
Ziel dieses Buchs ist daher ausdrücklich nicht, die Häufig- rekten Verordnung, die in der Praxis häufig auftreten. Das
keit von Heilmittelverordnungen zu erhöhen. Vielmehr geht anschließende Tabellenwerk soll dabei helfen, für die jeweils
es uns darum, die rechtskonforme und medizinisch korrekte avisierte Therapieform sowie mögliche Heilmittelkombinati-
Heilmittelverordnung innerhalb des deutschen Gesundheits- onen schnell und unkompliziert zur korrekten Indikations-
systems systematisch und anschaulich darzustellen. Denn in stellung und rechtskonformen Verordnung zu gelangen.
vielen Konstellationen können Heilmittel im Gesamtkonzept Wir hoffen, dass es uns gelungen ist, allen Kolleginnen
einer interdisziplinären Therapie sehr sinnvoll sein. Voraus- und Kollegen mit diesem Buch eine praxisnahe, zeitsparende
setzung hierfür und obligate ärztliche Aufgabe ist es, vor ei- Hilfestellung für den klinischen Alltag und den sinnvollen
ner Heilmittelverordnung die Indikationen zu prüfen und Einsatz von Heilmittelverordnungen zur Verfügung zu stel-
Kontraindikationen auszuschließen. len. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Freude an der
Die Heilmittelrichtlinie als Regelwerk für die Verordnung Lektüre.
von Heilmitteln ist für alle frei zugänglich und Grundlage im
vertragsärztlichen Arbeiten. Die Kenntnis darüber setzen wir München und Altötting, Februar 2019
daher voraus. Es war auch nicht unsere Intention, ein umfas- Alexander Glogaza und Christina Lemhöfer
Elsevier GmbH, Hackerbrücke 6, 80335 München, Deutschland
Wir freuen uns über Ihr Feedback und Ihre Anregungen an books.cs.muc@elsevier.com
ISBN 978-3-437-21551-3
eISBN 978-3-437-18341-6
Für die Vollständigkeit und Auswahl der aufgeführten Medikamente übernimmt der Verlag keine Gewähr.
Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden in der Regel besonders kenntlich gemacht (®). Aus dem Fehlen eines solchen
Hinweises kann jedoch nicht automatisch geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.
19 20 21 22 23 5 4 3 2 1
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Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Um den Textfluss nicht zu stören, wurde bei Patienten und Berufsbezeichnungen die grammatikalisch maskuline Form
gewählt. Selbstverständlich sind in diesen Fällen immer alle Geschlechter gemeint.
EVIDENZ
Studien zum Thema DEFINITION
Begriffserläuterungen
PATIENTENINFO
Tipps für das Beratungsgespräch mit dem Patienten INTERPROFESSIONELLES TEAM
Tipps für die interprofessionelle Zusammenarbeit
Beispiel
Beispiele aus der Praxis
Abbildungsnachweis
Der Verweis auf die jeweilige Abbildungsquelle befindet sich M122 R. Strößenreuther, München
bei allen Abbildungen im Werk am Ende des Legendentextes O159 Prof. Dr. med. Reinhard Brunkhorst,
in eckigen Klammern. Alle nicht besonders gekennzeichne- Isernhagen
ten Grafiken und Abbildungen © Elsevier GmbH, München. P522 Dr. Alexander Ranker, München
E690 Michael & Ethel Földi: Földi’s Textbook of P525 Jansson Volkmar, München Klinik für Orthopädie,
Lymphology: for Physicians and Lymphedema Physikalische Medizin und Rehabilitation des
Therapists Universitätsklinikums München (LMU)]
J787 Colourbox.com P526 Michael Fleischhauer, Ascheffel
K115 Andreas Walle, Hamburg V828 Naturheilpraxis Barbara Köpke
K334 Wolfgang Ziefer, Düsseldorf V829 rezila metz GmbH, Kümmersruck
K359 Gregor Hübl, Köln W257 Gemeinsamer Bundesausschuss
L127 Jörg Mair, Illustration, München W858 / T857 FH Joanneum Gesellschaft mbH / P. Auner-Gröbl,
L231 Stefan Dangl, München Markt-Hartmannsdorf
L264 Claudia Flüss, München W868 Kassenärztliche Bundesvereinigung
KAPITEL
Der Begriff des Heilmittels Weiter wird in § 32 definiert, dass Versicherte der gesetzli
chen Krankenkassen (GKV) grundsätzlich Anspruch auf
Dass sich das Wort „Heilmittel“ aus den Wörtern Heilen und Versorgung mit Heilmitteln haben. Ein sehr wichtiger Punkt,
Mittel bildet, wird in der Gesetzgebung nicht im Besonderen auch im Hinblick auf die Gesundheitsdefinition der WHO
beleuchtet. Ein Heilversprechen ist mit dem Erhalt von Heil von 1948, wonach es „ein Grundrecht jedes Menschen“ ist,
mitteln laut Gesetzeslage nicht automatisch verbunden, auch sich eines bestmöglichen Gesundheitszustandes zu erfreuen.
wenn die Wortherkunft dies vermuten lassen könnte. Viel Auch die Heilmittelversorgung ist somit rechtlich verankert
mehr handelt es sich um einen Heilversuch. und dient durch einen grundlegenden Rechtsanspruch der
Heilmittel sind schwer zu definieren, wenn man sich auf Förderung von Gesundheit.
die ursprüngliche Wortherkunft beziehen möchte. Demnach
wären alle Substanzen, Gegenstände oder Behandlungsver
fahren, die krankheitsmindernd oder gesundheitsfördernd Die Heilmittel-Richtlinie
sind oder sein könnten, „Heilmittel“. Gerade an den Rändern
einzelner Definitionen würden sich so logischerweise Die Heilmittel-Richtlinie des Gemeinsamen Bundes-
Schnittmengen ergeben, z. B. Nahrungsmittel und Heilmittel. ausschusses (G-BA) definiert durch den Heilmittelkatalog
In der Reichsversicherungsordnung von 1914 wurden erst bestimmte Heilmittel, die vertragsärztlich verordnungsfä
malig die Begriffe „Arzneimittel“ und „Heilmittel“ klar von hig oder eben nicht verordnungsfähig sind (› Tab. 1.1).
einander getrennt. In weiterer Folge wurden innerhalb der Diese Bestimmungen sind historisch gewachsen und un
Heilmittel noch „Hilfsmittel“ als klare Definition abgespal terliegen auch fortlaufend Änderungen. In diesem Buch
ten. 1989 trat das Fünfte Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) in werden die aktuell verordnungsfähigen Heilmittel mit ih
Kraft, das alle Bestimmungen der gesetzlichen Krankenversi ren Wirkprinzipien, Indikationen und Kontraindikatio
cherungen zusammenfasst. Darin findet sich eine nähere Be nen beschrieben.
schreibung des Heilmittelbegriffs: Selbstverständlich ist dies nur ein geringer Teil der großen
Fülle an Heilmitteln. Die Heilmittelkunde umfasst ebenso die
DEFINITION Bereiche Phytopharmakologie, Naturheilkunde, Traditionel
Heilmittel sind persönlich zu erbringende, ärztlich verordnete me- le chinesische Medizin (TCM) und Vieles mehr. Wir verwei
dizinische Dienstleistungen, die nur von Angehörigen entsprechen- sen an dieser Stelle auf andere Fachbücher, die sich umfas
der Gesundheitsfachberufe geleistet werden dürfen (§ 124 SGB V).
send mit diesen Gebieten beschäftigen.
2 1 Was sind Heilmittel?
2.1 Die Heilmittel-Richtlinie des von einer Kenntnis der Richtlinie ausgegangen. Im Folgenden
werden auf dieser Basis die aus unserer Sicht wichtigsten In-
Gemeinsamen Bundesausschusses halte noch einmal kurz skizziert. Für den korrekten Wortlaut
wird auf entsprechende Paragrafen der HeilM-RL verwiesen.
Die Heilmittel-Richtlinie umfasst alle Regelungen und Vor-
gaben für Ärzte, die bei der Verordnung von Heilmitteln zu
beachten sind, und definiert gleichzeitig den Leistungsan-
spruch für Versicherte auf Heilmittel zu Lasten der gesetzli- 2.1.1 Historie
chen Krankenkassen. Sie wird vom Gemeinsamen Bundes-
ausschuss beschlossen und regelmäßig aktualisiert. Vor dem Hintergrund eines immer stärkeren Anstiegs der
Aktuell wird die Heilmittel-Richtlinie im G-BA erneut Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung hat der
überarbeitet. Ziel der Überarbeitung ist es, den hohen büro- Vorgänger des heutigen Gemeinsamen Bundesausschusses
kratischen Aufwand zu reduzieren, der mit der Verordnung (G-BA), der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen,
von Heilmitteln verbunden ist. Die neue Richtlinie soll vor- erstmals im Jahr 1982 die „Richtlinien über die Verordnung
aussichtlich Ende 2019 in Kraft treten. Bis dahin wird die ak- von Heilmitteln und Hilfsmitteln in der kassenärztlichen
tuelle Heilmittel-Richtlinie gelten (› Abb. 2.1). Versorgung“ beschlossen. Vorrangiges Ziel der Richtlinien
war es, den verordnenden Ärzten die Grundsätze des Wirt-
Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses: Richtlinie über schaftlichkeitsprinzips für die Verordnung von Heil- und
die Verordnung von Heilmitteln in der vertragsärztlichen Versor- Hilfsmitteln näherzubringen. 1998 wurden die Vorgaben für
gung (Heilmittel-Richtlinie / HeilM-RL) in der Fassung vom 19. Mai Heilmittel einerseits und für Hilfsmittel andererseits in ge-
2011. www.g-ba.de/informationen/richtlinien/12/ sonderten Richtlinien verankert.
Die neu geschaffene Heilmittel-Richtlinie wurde von den
Eine vollständige Darstellung der umfassenden Rechtsvorga- Heilmittelerbringern jahrelang nicht akzeptiert. Deren Spit-
ben der Richtlinie würde den Rahmen dieses Buches sprengen. zenorganisationen kritisierten insbesondere die dort geregel-
Da sie ohnehin Grundlage vertragsärztlicher Arbeit ist, wird ten Verordnungsmengen für Erst-und Folgeverordnungen
4 2 Die Heilmittelverordnungen in der GKV
• Physikalischen Therapie
• Podologischen Therapie
• Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie
• Ergotherapie
• Ernährungstherapie.
Die Notwendigkeit einer Heilmittelverordnung (§ 3) ist dann
erfüllt, wenn damit eine Krankheit geheilt, die Verschlimme-
rung verhütet oder Beschwerden gelindert werden oder eine
Schwächung des Gesundheitszustands, die in weiterer Folge
voraussichtlich in absehbarer Zeit zu einer Krankheit führen
würde, beseitigt wird. Weitere Indikationen sind das Ver-
meiden oder das Mindern von Pflegebedürftigkeit oder das
Entgegenwirken einer die Gesundheit gefährdenden Ent-
wicklung bei Kindern. Des Weiteren regelt die Richtlinie
Abb. 2.1 Die aktuelle Heilmittel-Richtlinie. [W257] auch Versorgungsausschlüsse:
• Heilmittelversorgung bei geringfügigen Gesundheitsstö-
rungen (z. B. Erkältung)
sowie der Kategorisierung in vorrangige, optionale und er- • Heilmittelversorgung mit dem primären Ziel einer ver-
gänzende Heilmittel. Sie haben daher die Richtlinie gericht-
besserten Lebensqualität
lich beanstandet. • „Nichtverordnungsfähige Heilmittel im Sinne dieser
Das Bundessozialgericht (BSG) äußerte sich abschließend
Richtlinie“ (§ 6; Anlage 1 der Richtlinie)
und umfassend und wies die Klage ab. In der Urteilsbegründung
Der Heilmittelkatalog (§ 4 und Zweiter Teil der HeilM-RL)
bezog sich das Gericht deutlich auf die Wichtigkeit klarer Defini-
regelt bei verordnungsfähigen Heilmitteln (nach § 92 Abs. 6
tionen und Empfehlungen hinsichtlich Verschreibungshäufig-
SGB V) im Besonderen die Indikationen, die Art der Heilmit-
keit in Anbetracht wirtschaftlichen Handelns. Dort heißt es:
tel bei bestimmten Indikationen sowie die Menge der Heil-
mittel je nach Diagnosegruppe (inklusive Wiederholungsver-
„Gerade bei der Verordnung von Heilmitteln […] kann die
ordnungen). Der Heilmittelkatalog ist Grundlage jeder recht-
Wirtschaftlichkeit der Versorgung nicht ohne klare unterge-
mäßigen Verordnung (› Kap. 2.5). Gleichzeitig definiert er
setzliche Maßgaben allein über die auf den einzelnen Arzt
damit den Leistungsanspruch von GKV-Patienten.
ausgerichtete Wirtschaftlichkeitsprüfung nach § 106 SGB V
realisiert werden. Als Folge der geringen Zahl betroffener Be-
handlungsfälle sind statistische Vergleichsprüfungen hier viel-
2.1.3 Verordnungsprozess
fach nur schwer durchführbar. Umso wichtiger sind eindeuti-
ge Vorgaben der im Regelfall als wirtschaftlich angesehenen
Die Grundlagen für die eigentliche Heilmittelverordnung
Verordnungsmengen für die Erstverordnung und für eventuel-
werden in den §§ 7–13 HeilM-RL beschrieben. Bei der Heil-
le Wiederholungsverordnungen. Derartige Vorgaben schüt-
mittelverordnung ist zwischen eine Verordnung im Regelfall
zen – wenn sie beachtet werden – den Vertragsarzt davor, in
(§ 7) und einer Verordnung außerhalb des Regelfalles (§ 8) zu
großem und möglicherweise existenzbedrohenden Umfang für
unterscheiden. Bei der Verordnung eines Heilmittels im Re-
Verordnungen in Regress genommen zu werden, die sich im
gelfall wird davon ausgegangen, dass das Therapieziel mit ei-
Nachhinein als unwirtschaftlich erweisen. Ohne verbindliche
ner bestimmten Menge an Behandlungseinheiten erreicht
Konkretisierungen des Wirtschaftlichkeitsgebotes gerade im
werden kann.
Bereich der Verordnung von Heilmitteln fällt es dem Vertrags-
Wenn bei einem Patienten ein Funktionsdefizit besteht
arzt erfahrungsgemäß schwer, gegenüber dem Versicherten
und dieses ärztlich festgestellt und dokumentiert wurde,
eine wirtschaftliche Verordnungsweise durchzusetzen.“
BSG Urteil vom 29.11.2006 – B 6 KA 7 / 06 R, Ziffer 22
kann bei entsprechenden Indikationen eine Heilmittelver-
ordnung ausgestellt und damit ein sog. Regelfall eröffnet
Im Folgenden gehen wir auf die derzeit geltenden Vorgaben werden. Hierzu sind im Heilmittelkatalog indikationsbezo-
der Heilmittel-Richtlinie ein (Stand: Dezember 2018). gene Gesamtverordnungsmengen definiert (z. B. Wirbel-
säulenerkrankungen – bis zu 18 Einheiten). Reichen diese
Gesamtverordnungsmengen nicht aus, um das Therapieziel
2.1.2 Regelungen und Grundsätze zu erreichen, sind weitere Behandlungseinheiten außerhalb
des Regelfalls verordnungsfähig.
Für die Verordnung von Heilmitteln gilt das Wirtschaftlichkeits- Für eine Heilmittelverordnung im Regelfall definiert
gebot (wirtschaftlich, ausreichend, zweckmäßig – § 1 HeilM- der Heilmittelkatalog zudem Höchstverordnungsmen-
RL). Heilmittel lassen sich unterteilen in Maßnahmen der gen je Verordnung, also wie viele Einheiten maximal pro
2.1 Die Heilmittel-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses 5
Heilmittelverordnung verordnet werden dürfen. Sobald keine Richtlinie, die eine Verordnung D1 an definierte Diag-
eine Verordnung außerhalb des Regelfalles ausgestellt nosenkombinationen knüpft. Jede Art von komplexer Schä-
wird, kann die Verordnungsmenge je Verordnung frei ge- digung ist per se kurzfristig über eine standardisierte Heil-
wählt werden. mittelkombination therapiebar.
Bis auf eine „standardisierte Heilmittelkombination D“
CAVE sind pro Verordnung maximal zwei Heilmittel verordnungs-
Es darf nur ein Bedarf für 12 Wochen je Verordnung ausgestellt fähig. Der Heilmittelkatalog gibt hierbei je nach Indikations-
werden. Wenn also eine Behandlungsfrequenz von 2 Einheiten je schlüssel verschiedene Heilmittelkombinationsmöglichkei-
Woche gewählt wird, können höchstens 24 Einheiten verordnet
ten vor. Dabei gilt grundsätzlich:
werden. Darüber hinaus müssen Verordnungen außerhalb des Re-
gelfalls medizinisch begründet werden (› Kap. 2.1.4). 1. Alle Heilmittel (vorrangige, optionale oder ergänzende
Heilmittel) können auch alleine verordnet werden.
2. Eine Kombination von optionalem Heilmittel und vor-
Behandlungsfreies Intervall rangigem Heilmittel auf einer Verordnung ist nicht zuläs-
sig. Ebenso nicht zulässig sind zwei vorrangige Heilmittel
Die Richtlinie regelt zudem, dass der verordnende Arzt ab oder zwei optionale Heilmittel.
einer Therapiepause von 12 Wochen seit der letzten Be-
handlung beim Heilmitteltherapeuten trotz gleicher Diagno-
se und Indikation von einem neuen Regelfall ausgehen Langfristiger Heilmittelbedarf
kann. Es zählt also die letzte Behandlung beim Therapeuten.
Wenn diese zum Zeitpunkt der Vorstellung in der Praxis und Seit 2012 sind in der Heilmittel-Richtlinie Vorgaben zum
der individuellen Indikation zu einer Heilmittelverordnung langfristigen Heilmittelbedarf verankert. Mittlerweile sind
länger als 12 Wochen her ist, dann wird eine Erstverordnung diese in § 8a zusammengefasst und umfassen darüber hinaus
ausgestellt. eine Diagnoseliste, die in Anlage 2 der Richtlinie vereinbart
Ist dies nicht der Fall, dann handelt es sich bei den glei- ist.
chen Beschwerden / Diagnosen um den gleichen Regelfall. Die gesetzliche Grundlage dazu findet sich in § 32 Abs. 1a
Sofern dieser dann nicht ausgeschöpft ist, kann also eine Fol- SGB V und hat zum Ziel, Ärzte für die Verordnung von Heil-
geverordnung ausgestellt werden. Dies gilt auch dann, wenn mitteln für Patienten, die besonders behandlungsintensiv
die Erstverordnung von einer Kollegin / einem Kollegen aus- sind, bei der Wirtschaftlichkeitsprüfung zu entlasten. Das
gestellt wurde. Dazu müssen jedoch der Indikationsschlüs- bedeutet, dass Verordnungen für Patienten aufgrund der
sel, die Diagnose und das Heilmittel bekannt sein, die auf der dort aufgeführten Diagnosen in Verbindung mit den eben-
Erstverordnung stehen. falls gelisteten Diagnosegruppen der Heilmittel-Richtlinie
nicht in die Wirtschaftlichkeitsprüfung nach § 106b SGB V
einbezogen werden.
Gruppenbehandlung
PATIENTENINFO
Patienten können für Erkrankungen, die nicht in der Diagnoselis-
Heilmittel können als Einzel- oder Gruppenbehandlung ver-
te aufgeführt sind, auch selbst Anträge auf langfristigen Heilmit-
ordnet werden, wobei die Gruppenbehandlung aus wirt- telbedarf bei ihrer Krankenkasse stellen. Der G-BA stellt dazu
schaftlichen Aspekten Vorrang haben soll (§ 10). Heilmittel online eine Patienteninformation zur Verfügung:
können auch als Hausbesuch verordnet werden, wenn der www.g-ba.de/downloads/17-98-3382/2017-04-02_G-BA_
Patient die Praxis des Therapeuten aus medizinischen Patienteninformation_langfristiger%20Heilmittelbedarf_bf.pdf
Gründen nicht aufsuchen kann (§ 11).
Besondere Verordnungsbedarfe
Heilmittelkategorien
Mit der Neuordnung der Wirtschaftlichkeitsprüfung im
Bei der Auswahl der Heilmittel ist zwischen „vorrangigen“, Jahr 2017 wurde in § 106b SGB V verankert, dass im Heil-
„optionalen“ und „ergänzenden“ Heilmitteln bzw. einer mittelbereich bundeseinheitlich geltende Praxisbesonder-
„standardisierten Heilmittelkombination“ zu unterscheiden heiten vereinbart werden sollen. Diese werden seither als
(§ 12). Die standardisierte Heilmittelkombination ist aller- „Besondere Verordnungsbedarfe“ bezeichnet, oft auch
dings nur bei komplexen Schädigungsbildern verordnungs- kurz „BVB-Liste“. Grundsätzlich unterliegen diese den
fähig, die einer intensiveren Heilmittelbehandlung bedürfen gleichen Rahmenbedingungen wie der „Langfristige Heil-
(z. B. bei komplexen Frakturen). Jedoch ist die Annahme mittelbedarf“.
falsch, nur gewisse Diagnosenkombinationen würden eine Die Vertragspartner auf der Bundesebene, Kassenärztli-
standardisierte Heilmittelkombination indizieren. Es gibt che Bundesvereinigung (KBV) und GKV-Spitzenverband,
6 2 Die Heilmittelverordnungen in der GKV
haben eine Diagnoseliste vereinbart und den dort gelisteten der Heilmittel-Richtlinie getroffenen Regelungen gelten auch
ICD-10-Diagnosen Diagnosegruppen nach Heilmittel- für Ärzte in Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation
Richtlinie zugeordnet. Verordnungen, die sich auf die dort bei Leistungen nach §§ 40 Abs. 2 und 41 SGB V.
aufgeführten Diagnosen und Diagnosegruppen beziehen, Bis dato sind die Verordnungsmengen von Heilmitteln,
sind bei Wirtschaftlichkeitsprüfungen als „Praxisbesonder- die im Rahmen des Entlassmanagements veranlasst wur-
heit / Besonderer Verordnungsbedarf“ anzuerkennen und den, verschwindend gering. Das wird vor allem daran lie-
entlasten das Budget der Arztpraxis. Im Unterschied zur gen, dass die Vorgaben der Heilmittel-Richtlinie sehr kom-
Diagnoseliste des „Langfristigen Heilmittelbedarfs“ unter- plex sind. Die Befürchtung, für Fehler zur Verantwortung
liegen die „Besonderen Verordnungsbedarfe“ mitunter be- gezogen zu werden, ist groß, und nicht zuletzt gibt es beim
sonderen Bedingungen (Altersbeschränkung, Schwere- Übergang in die vertragsärztliche Versorgung keinen aku-
grad) oder gelten nur für einen begrenzten Zeitraum (meist ten Bedarf einer Heilmittelversorgung (anders als bei Arz-
6 Monate bis längstens 1 Jahr nach Akutereignis). Zudem neimitteln, bei denen Verordnungen im Rahmen das Ent-
können die Kassenärztlichen Vereinigungen und Landes- lassmanagements die Mitgaben aus den Stationen ersetzen
verbände der Krankenkassen regionale Besonderheiten sollen).
vereinbaren. In §§ 17–45 HeilM-RL sind Leistungsbeschreibungen zu
den einzelnen Heilmittelleistungen verankert, auf die hier
Die KBV hat beide bundesweit geltenden Diagnoselisten in einer nicht näher eingegangen wird.
übersichtlichen Liste zusammengefügt: „Diagnosenliste Langfristi-
ger Heilmittelbedarf / Besonderer Versorgungsbedarf“, zuletzt ak-
tualisiert am 01.01.2018.
www.kbv.de/media/sp/Diagnoseliste_Heilmittelbedarf_2018.pdf
2.1.4 Verordnungen außerhalb des
Regelfalls
des MDK) als auch durch die Tatsache, dass die übergreifende mit vergleichbaren Indikationen nicht erreicht wurde). Er
Prüfung der Wirtschaftlichkeit durch Auffälligkeitsprüfungen muss dies auf der Rückseite der Verordnung selbstständig
wie die „Richtgrößenprüfung“ oder die „Durchschnittswerte- dokumentieren und den verordnenden Arzt informieren.
prüfung“ erfolgt (› 2.4). Danach kann die Verordnung als Einzeltherapie erbracht
werden (§ 16).
PATIENTENINFO Alle anderen Änderungen der Heilmittelverordnung müs-
Der Patient kann bei seiner Krankenkasse nachfragen und klären, sen vom Arzt mit Unterschrift und Datumsangabe auf dem
ob er ein Genehmigungsverfahren benötigt. Im Online-Angebot des Verordnungsvordruck bestätigt werden.
GKV-Spitzenverbands gibt es eine Liste, der zu entnehmen ist,
welche Krankenkassen auf ein Genehmigungsverfahren verzichten:
www.gkv-spitzenverband.de/krankenversicherung/ambulante_
leistungen/heilmittel/genehmigung_ausserhalb_des_regelfalls/ 2.2 Die Dreiecksbeziehung der
genehmigung_ausserhalb_des_regelfalls.jsp (Stand 01/2017)
Heilmittelversorgung
2.1.5 Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Neben der Heilmittel-Richtlinie bilden die Rahmenempfeh-
Therapeuten lungen und Verträge nach § 125 SGB V, die zwischen den
Krankenkassen und Heilmittelerbringer-Verbänden ge-
INTERPROFESSIONELLES TEAM schlossen werden, die Grundlage für eine bundesweit ein-
Die Regelungen in den §§ 14–16a HeilM-RL sind Grundlage für heitliche Versorgung mit Heilmitteln. Ziel ist die Sicherstel-
die Zusammenarbeit zwischen verordnendem Arzt und Heilmittel lung einer wirksamen und wirtschaftlichen ambulanten Ver-
erbringer. Nur wenn Ärzte und Therapeuten eng zusammenwirken sorgung mit Heilmitteln. Darunter regeln diese Rahmen-
und eine Kooperation gewährleisten, ist eine effiziente Behandlung empfehlungen unter anderem:
möglich (§ 14). • Inhalt der einzelnen Heilmittel und Behandlungszeit
• Art und Anzahl der Behandlungen
Die Behandlung durch den Therapeuten muss für Leistungen • Qualitätsanforderungen an die Behandlung, die Versor-
der Physiotherapie, der Ergotherapie und der Stimm-, gungsabläufe und Ergebnisse
Sprech- und Sprachtherapie spätestens 14 Tage nach Verord- • Vergütung
nungsdatum, für Leistungen der Podologie und Ernährungs- • Vorgaben zur Wirtschaftlichkeit und Wirtschaftlichkeits-
therapie spätestens 28 Tage nach Verordnungsdatum begon- prüfung
nen werden. Allerdings kann der Arzt auf der Verordnung Zusätzlich gibt es auch Verträge zwischen den gesetzlichen
den spätesten Behandlungsbeginn auch darüber hinaus fest- Krankenkassen und den Leistungserbringern (› Abb. 2.2).
legen (§ 15 HeilM-RL). Diese sind meist auf Landesebene organisiert und regeln
Wird die laufende Behandlung, unabhängig von der Be- Vergütungsstrukturen, Abrechnungsverfahren und Ähnli-
gründung, länger als 14 Tage unterbrochen (Ausnahme po- ches. Dabei ist zu beachten, dass eine Krankenkasse je nach
dologische Behandlung), wird die Verordnung mit den The- Bundesland unterschiedliche Verträge abschließen kann,
rapiesitzungen bis zu diesem Zeitpunkt abgerechnet, und der was zu einer manchmal undurchsichtigen Situation führen
Rest verfällt. kann. Insgesamt beziehen sich die einzelnen Verträge je-
Damit der Therapeut die Behandlung durchführen und doch grundsätzlich auf die oben genannten Rahmenemp-
später auch abrechnen kann, muss das Verordnungsformu- fehlungen.
lar vollständig ausgefüllt sein. Die Rechtsprechung hierzu Obwohl zwischen den verordnenden Ärzten und den The-
hatte im Jahr 2009 die Therapeuten verpflichtet, dass sie die rapeuten keine expliziten Rechtsbeziehungen bestehen, ist
Vollständigkeit der Verordnung prüfen müssen, um sicher eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zur Errei-
zu gehen, dass die Krankenkassen die Kosten für die Behand- chung des Behandlungsziels wie auch unter Wirtschaftlich-
lung auch erstatten. Es ist also im Sinne der Patientenversor- keitsgesichtspunkten unerlässlich! So muss aus der Verord-
gung und der gegenseitigen Wertschätzung darauf zu achten, nung zweifelsfrei hervorgehen, welche Indikation vorliegt
dass die Verordnungen vollständig und korrekt ausgefüllt und was das Behandlungsziel ist. Ebenso ist es von Seiten
sind. der Heilmittelerbringer wichtig, Beobachtungen während
Der Therapeut darf nur von den Angaben des Arztes zu der Therapie und Fortschritte der Therapie zu dokumentie-
Therapiefrequenz und Gruppentherapie abweichen. Dabei ist ren und diese an den verordnenden Arzt als Therapiebericht
jedoch bei der Therapiefrequenz eine einvernehmliche Ab- zu übersenden, um diese in den Entscheidungsprozess einer
stimmung nötig, die auf der Verordnung vom Therapeuten eventuellen Folgeverordnung mit einzubinden. Der Arzt hat
zu vermerken ist. Der Therapeut kann die verordnete Grup- sich immer persönlich vom Zustand der Patientin oder des
pentherapie als Einzeltherapie erbringen, wenn keine Gruppe Patienten zu überzeugen, bevor er eine Folgeverordnung
zustande kommt (z. B. weil die erforderliche Gruppenstärke ausstellt.
8 2 Die Heilmittelverordnungen in der GKV
INTERPROFESSIONELLES TEAM Therapie (MT) und einer Osteopathie, mit dem Unterschied,
Eine respektvolle interdisziplinäre Zusammenarbeit auf Augenhö- dass Erstere über gesetzliche Krankenversicherungen immer
he zwischen Heilmittelerbringern und Vertragsärzten dient auch kostenerstattend verordnungsfähig ist (sofern der Indikati-
einer sachgerechten zweckgebundenen und wirtschaftlichen Ver- onsschlüssel die MT als vorrangiges / optionales Heilmittel
sorgung, wenn dadurch Folgekosten durch die Vermeidung von
Doppeluntersuchungen oder nicht indizierten Folgeverordnungen
vorsieht).
gespart werden können.
Leider wird der eigentlich erforderliche hohe Aufwand für 2.3.1 Ärztliche und zahnärztliche
die Kommunikation zwischen den Professionen nicht ausrei- Handlungsfelder in der
chend vergütet. So werden Heilmittelerbringern für das
Heilmittelverordnung
Erstellen und Übersenden eines Therapieberichtes lediglich
die Portokosten in Höhe von 0,70 € erstattet.
Die Verordnung von Heilmitteln zu Lasten der Gesetzlichen
Krankenversicherung nach der Heilmittel-Richtlinie des G-
BA obliegt ausschließlich Vertragsärzten bzw. Krankenhaus-
2.3 Wer darf verordnen? Wer darf ärzten im Rahmen des Entlassmanagements (› Kap. 2.1.3)
Daneben können seit Mitte 2017 auch Vertragszahnärz-
therapieren? tinnen und Vertragszahnärzte Heilmittel zu Lasten der GKV
verordnen. Seither gilt hierfür eine eigene Heilmittel-Richtli-
Die Verordnungsbefugnis ist in Deutschland genauso streng nie, die in Analogie zur vertragsärztlichen Richtlinie ein-
geregelt wie die Befugnis zur Heilmittelerbringung. Nur defi- schließlich Heilmittelkatalog aufgebaut ist. Der Heilmittelka-
nierte Berufe dürfen klar definierte Heilmittel therapeutisch talog für Vertragszahnärzte umfasst vornehmlich die Be-
erbringen (› Abb. 2.3). Es ist also falsch zu glauben, dass handlung folgender Erkrankungen:
jegliche Therapieverfahren kurzfristig auch über eine Heil- • Kraniomandibuläre Störungen
mittelverordnung verordnungsfähig sind (z. B. eurythmi- • Fehlfunktionen nach kranio-oder orofazialen Fehlbildun-
sches Tanzen, Atlas-Therapie, Hippotherapie, etc.). In gen
› Kap. 1 wurde bereits dazu Stellung genommen und die • Fehlfunktionen des ZNS mit Störungen des oralen
verordnungsfähigen Heilmittel aufgelistet. Schluckakts und des Sprechens
Ebenso verhält es sich mit den Berufsständen. Nur definier- • Orofaziale chronifizierte Schmerzsyndrome und Funkti-
te Berufe dürfen Heilmittelverordnungen auf Kassenkosten onsstörungen
abrechnen. Einen Sonderstand hat hier die Osteopathie. Eini- • Lymphabflussstörungen.
ge Kassen sind bereits dazu übergegangen, hierfür ein gewis- Eine Schnittmenge gibt es bei der Fachgruppe der Mund-
ses Kontingent an Verordnungen zu übernehmen oder teilzu- Kiefer-Gesichts-Chirurgen. Diese können unter Umständen
erstatten. Dies muss individuell erfragt werden. Insgesamt je nach Zulassung und Tätigkeit von beiden Richtlinien be-
bestehen große Überschneidungen zwischen einer Manuellen troffen sein.
2.3 Wer darf verordnen? 9
Heilmittelerbringer sind in der Regel staatlich geprüfte Physiotherapie ist weit mehr als die passive manuelle Tätig-
Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Medizinische Bade- keit am liegenden Patienten. Sie orientiert sich an den Funk-
meister und Masseure, Sprach- / Sprechtherapeuten mit aka- tionseinschränkungen und den Bewegungsdefiziten, die
demischer Ausbildung und Logopäden sowie Podologen. Der konsekutiv zu Aktivitätseinschränkungen im Alltag führen.
Bereich der Massagen ist je nach Weiterbildungszertifikat Dabei wird durch ständiges Feedback die Behandlung an
auch Handlungsfeld der Physiotherapie. Hier ist im Einzelfall physiologische, anatomische, aber auch kognitive und moti-
zu erfragen, welche Weiterbildungen / Fortbildungen bei den vationale Gegebenheiten des Patienten angepasst. Auch die
einzelnen Heilmittelerbringern bestehen und was angebo- Sensibilisierung des Patienten auf einen eigenverantwortli-
ten / abgerechnet werden kann. Gleiches gilt auch für den chen Umgang mit dem Körper sowie die Förderung der Akti-
weiten Bereich der Stimm-Sprech-und Sprachtherapie sowie vität und der Compliance der Patienten sind Aufgaben der
für die Ernährungstherapie. Physiotherapie. Der deutsche Verband für Physiotherapie
Um die einzelnen Gesundheitsfachberufe der genannten e. V. (ZVK) bezeichnet Arbeitsgebiete der Physiotherapie
Heilmittelerbringer zu definieren, werden diese im Folgen- auch in Prävention, Kuration, Rehabilitation und palliativer
den nach Handlungsfeldern sowie Therapiezielen skizziert. Versorgung. Die ergänzenden Heilmittel aus den Bereichen
10 2 Die Heilmittelverordnungen in der GKV
der Elektrotherapie (ET), Thermotherapie, Hydro- und Bal- Orthopädie-System Schroth). Es gibt jedoch auch noch zahl-
neotherapie gehören ebenso zu den Aufgabengebieten der reiche weitere Skoliosetherapieverfahren. Allen gemein ist,
Physiotherapie. dass es keine gesonderten Heilmittel-Positionen gibt. Sie
werden also alle über KG oder MT verordnet und ggf. im
CAVE Kästchen „Spezifikationen“ spezifiziert.
Selbst wenn die Krankengymnastik (KG) und Bewegungstherapie Ebenso zusätzlich qualifizieren und zertifizieren muss
laut § 1 der Berufsordnung des ZVK als Schwerpunkt physiothera- man sich in Deutschland für Manuelle Lymphdrainage
peutischer Arbeit bezeichnet wird, ist die Bezeichnung Kranken-
(MLD 30, 45 oder 60) sowie für Mobilisationen des temporo-
gymnast / Krankengymnastin obsolet und nicht mehr üblich, da sie
bei weitem nicht die gesamten Handlungsfelder der Physiotherapie mandibulären Gelenks (kraniomandibuläre Dysfunktion,
abdeckt. Der Begriff der Physiotherapeutin / des Physiothe- CMD). Dies gilt auch für gerätegestütze Krankengymnastik
rapeuten ist besser geeignet. (KG-Gerät). Hierbei müssen zur Abrechnung der Position
„gerätegestützes Training“ neben dem persönlichen Zertifi-
Nach dem Masseur- und Physiotherapeutengesetz (MPhG) kat auch eine vorgeschriebene Fläche und einer Mindestan-
ist die dreijährige Ausbildung geregelt. Auch ein (meist be- zahl an spezifischen Geräten nachgewiesen werden.
rufsbegleitendes) Studium der Physiotherapie ist möglich.
Anschließend ist es üblich, durch weitere Fortbildun-
gen / Kurse Qualifikationen zu erwerben, denn viele ver- Wohnortnahe Versorgung
schreibungsfähige Heilmittel sind nicht automatisch nach Es ist also im niedergelassenen ärztlichen Sektor durchaus
der dreijährigen Ausbildung abrechenbar. Dies gilt insbeson- hilfreich, sich zu informieren, welche Qualifikationen bei
dere für die nachfolgend aufgeführten Therapien. umliegenden Therapeuten existieren, um im gegenseitigen
Austausch die optimale Therapie wohnortnah für die Patien-
ten verschreiben zu können.
Neurophysiologische Techniken (KG-ZNS,
KG-Neuro)
PATIENTENINFO
Als verbreitete Methode ist hier die Propriozeptive Neuro- Es ist wichtig, Patienten darauf hinzuweisen, dass die hier genann-
muskuläre Fazilitation (PNF) zu nennen, deren Behandlungs- ten Heilmittel nur von zertifizierten Physiotherapeuten durchge-
führt werden können.
ziel es ist, Muskelspannungen zu normalisieren (z. B. Spastiken
zu reduzieren oder paretische Muskulatur zu aktivieren = fazi-
litieren), sensomotorische Kontrolle zu fördern, Bewegungs-
verhalten zu optimieren und Koordination zu üben. Ergotherapeuten
Eine weitere neurophysiologische Technik ist das Konzept
nach Berta und Karel Bobath, deren Grundlage die Neuro- Laut dem Deutschen Verband der Ergotherapeuten (DVE)
plastizität des Gehirns ist, also die Fähigkeit gesunder Hirn- unterstützt und begleitet Ergotherapie Menschen jedes Alters,
regionen, neue Aufgaben zu erlernen oder von erkrankten die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Ein-
Regionen zu übernehmen. Neben dem Bobath-Konzept, das schränkung bedroht sind. Ziel ist, sie bei der Durchführung
ursprünglich nur im pädiatrischen Sektor angesiedelt war, für sie bedeutungsvoller Betätigungen in den Bereichen
später aber auch auf den adulten Bereich ausgedehnt wurde, Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönli-
ist hier auch die Vojta-Therapie zu nennen. Diese Therapie- chen Umwelt zu stärken. Hierbei dienen spezifische Aktivitä-
form ist für Säuglinge und Kleinkinder geeignet, sowohl bei ten, Umweltanpassung und Beratung dazu, dem Menschen
neuropathologischen Grunderkrankungen und Störungen Handlungsfähigkeit im Alltag, gesellschaftliche Teilhabe und
als auch bei Myopathien. eine Verbesserung seiner Lebensqualität zu ermöglichen. Die
Selbstversorgung (z. B. sich anziehen, Essen zubereiten und
Ähnliches) und die Produktivität (Bereiche aus dem Arbeitsle-
Manuelle Therapie, Skoliosetherapie
ben oder Haushalt) werden dabei sowohl hinsichtlich ergono-
und Lymphdrainage
mischer Bewegungsabläufe optimiert als auch durch Beratung
Die Manuelle Therapie (MT) ist trotz des großen Anteils in und Erklärung von Hilfsmitteln vereinfacht und unterstützt.
der Physiotherapie nicht nach der dreijährigen Ausbildung Geschichtlich geht die Ergotherapie bereits vor dem Zwei-
abrechenbar. Eine Verordnung mit Manueller Therapie (MT) ten Weltkrieg aus der Zusammenlegung von Beschäftigungs-
ist nur von zertifizierten Manualtherapeuten abrechenbar. therapie und Arbeitstherapie hervor. Der Name Beschäfti-
Dabei existieren diverse Konzepte und Schulen, wie etwa gungs-und Arbeitstherapeut wurde 1999 in Ergotherapeut
nach Maitland, Mulligan, McKenzie, Kaltenborn / Evjenth geändert und hat bis heute Bestand (im engl. „occupational
oder Cyriax, um nur einige zu nennen. therapist“ blieb der Name erhalten). Die Ausbildung kann an
Hinsichtlich Skoliosetherapie ist besonders auf die The- einer staatlich anerkannten Berufsfachschule oder als (duales
rapieform nach Katharina Schroth hinzuweisen (Atmungs- oder grundständiges) Studium absolviert werden.
2.3 Wer darf verordnen? 11
Die Einsatzgebiete der Ergotherapie gehen von Pädiatrie Verfahren kann, kurzfristig eingesetzt, durchaus indiziert
über Neurologie, Orthopädie, Traumatologie, Rheumatolo- sein und deutlich bessere Erfolge erzielen.
gie, Geriatrie bis hin zur Psychiatrie. Dabei sind besonders
vier Methoden von Bedeutung:
• Bei der funktionsorientierten Arbeitsmethode geht es be- Logopäden, Stimm-, Sprech- und
sonders um die Wiederherstellung, Steigerung oder Erhal- Sprachtherapeuten
tung von motorischen Funktionen. Hier werden sowohl
Übungen als auch Bindegewebsbehandlungen (z. B. Nar- Die medizinische Sprachheilkunde war bereits Anfang des 20. Jh.
benbehandlung) eingesetzt und teilweise mit Thermothera- etabliert. Die medizinische Fachdisziplin ist heterogen mit vielen
pieverfahren (z. B. Paraffinbad) kombiniert. Indikationen Spezialisierungen. Darunter reine Logopäden, klinische Sprech-
sind besonders orthopädische, traumatologische und rheu- wissenschaftler, Atem-, Sprech- und Stimmlehrer, klinische Lin-
matologische, aber auch neurodegenerative Erkrankungen. guisten und Diplom-Sprachheilpädagogen sowie examinierte
• Bei der kompetenzzentrierten Methode steht die indivi- Sprachheilpädagogen. Fachärztlich existiert mit dem Facharzt für
duelle Lebenssituation des Patienten im Vordergrund. Es Sprach-, Stimm-und kindliche Hörstörungen ein diagnostischer
werden wichtige Alltagsaufgaben trainiert und handwerk- und therapeutischer Spezialist für Phoniatrie und Pädaudiologie.
liche Techniken eingesetzt, um Geschicklichkeit zu üben. Dabei sind therapeutisch viele Überschneidungen erkennbar.
• Die ausdruckszentrierte Methode ist geeignet, die psy- Die nichtärztlichen Heilberufe in diesem Bereich beschäf-
chische Verfassung zu verbessern. Kreative und gestalte- tigen sich überwiegend mit der Diagnostik, Therapie und Be-
rische Techniken werden hierbei verwendet, teilweise in ratung bei Stimm-, Sprech-, Sprach-, Hör- und Schluckstö-
Kombination mit künstlerischen Materialien (Farbe, Ton, rungen bei Patienten aller Altersgruppen und unterschiedli-
etc.) oder in Kombination mit Musik. chen Ursachen. Die Ausbildung zur / zum Logopädin / Logo-
• Die interaktionelle Methode verwendet besonders grup- päden dauert 3 Jahre an einer staatlich anerkannten Schule.
pendynamische Effekte. Oft sind viele Methoden ineinan- Zudem gibt es in Deutschland entsprechende Hochschulaus-
der verwoben und ergänzen sich gegenseitig. bildungen (Bachelor, teilweise Master).
Dies ist insofern vorteilhaft, da aus vertragsärztlicher Sicht Nach dem Heilmittelkatalog werden die Indikationen ein-
eine ähnliche Unterteilung (teilweise jeweils in Kombination geteilt in
mit ergänzender Thermotherapie) sinnvoll ist: • Störungen der Stimme,
• Motorisch-funktionelle Behandlung • Störungen der Sprache,
• Psychisch-funktionelle Behandlung • Störungen des Redeflusses,
• Sensomotorisch-perzeptive Behandlung • Störungen der Stimm- und Sprechfunktion sowie
• Neuropsychologisch-orientierte Behandlung / Hirnleis- • Störungen des Schluckaktes.
tungstraining. Dabei ist bei gewissen Indikationen eine fachärztliche Exper-
Obwohl Ergotherapie und Physiotherapie in gewissen Berei- tise (Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und / oder
chen Überschneidungen aufweisen, sind sie eher ergänzend Facharzt für Sprach-, Stimm-und kindliche Hörstörungen)
und synergistisch zu sehen. Eine Verordnung von physiothe- notwendig. › Tab. 2.1 gibt einen Überblick über die einzel-
rapeutischen Verfahren und zusätzlich ergotherapeutischen nen Therapieformen.
Masseur und medizinischer Bademeister eine Verordnung einer podologischen Behandlung. Ebenso
ist zu dokumentieren und zu bestätigen, dass ohne die podo-
Das Masseur- und Physiotherapeutengesetz (MPhG) regelt logische Behandlung unumkehrbare Folgeschäden der Füße
seit 1994 die zweijährige Ausbildung. Lerninhalte sind ver- wahrscheinlich sind.
schiedene Formen von Massage, darunter auch Unterwasser-
druckstrahlmassagen. Zudem enthalten sind Grundlagen der
Thermo- und Phototherapie, Elektrotherapie sowie Hydro- Ernährungstherapeuten
therapie (inkl. Kneipp-Verfahren). Somit sind alle Verord-
nungen mit Massagetherapie (klassische Massage, Bindege- Seit 1.1.2018 sind bei seltenen angeborenen Stoffwechseler-
websmassage, usw.) sowie Thermotherapien und Elektrothe- krankungen und Mukoviszidose auch Ernährungstherapien
rapieverfahren prinzipiell abrechenbar. Daneben sind noch verordnungsfähig. Ausführende Heilmittelerbringer können
spezielle Verfahren wie Güsse und Bäder (z. B. Stanger- Ökotropholgen oder Diätassistenten sein. Therapieinhalt soll
bad = Hydroelektrisches Bad, HEB) durchführbar. Die Befä- bei seltenen Stoffwechselerkrankungen wie Harnstoffzyklus-
higung zur komplexen Entstauungstherapie (inkl. Manuelle defekten, Phenylketonurie, Mukoviszidose und Ähnlichem
Lymphdrainage) muss jedoch noch zusätzlich durch ein Zer- eine Beratung zur Auswahl und Zubereitung geeigneter Le-
tifikat belegt werden, um diese Therapieform abrechnen zu bensmittel als Teil des ärztlichen Behandlungsplans sein. Als
können. Therapieziele werden konsekutiv eine verbesserte Lebenser-
Hauptindikationen sind die Detonisierung der Muskula- wartung, eine altersgemäße körperliche und geistige Ent-
tur und das Lösen von Bindegewebsverquellungen und -ver- wicklung sowie die Verhütung von Krankheitsfolgen und
härtungen, Narbenbehandlung (z. B. bei Keloid-Bildung) deren Komplikationen genannt.
und Lymphdrainagen. Letztere benötigt jedoch teilweise ein Die Verordnung sollte grundsätzlich durch einen auf
zusätzliches Zertifikat (Komplexe Physikalische Entstau- Stoffwechselerkrankungen spezialisierten Vertragsarzt ge-
ungstherapie, KPE). schehen, eine konkrete Fachgruppe wird nicht namentlich
genannt. Nach Absprache mit dem behandelnden speziali-
sierten Vertragsarzt kann auch eine Folgeverordnung durch
Podologe, Medizinischer Fußpfleger nicht-spezialisierte Vertragsärzte ausgestellt werden, sofern
nach interdisziplinärem Gespräch eine Indikation hierfür in
Die nichtärztliche Heilkunde am Fuß ist das Hauptfeld dieser diesem Falle als bestehend gilt. Eine gute Dokumentation ist
Berufsgruppe. Ziel der podologischen Therapie ist die Wie- in jedem Fall anzuraten.
derherstellung, Verbesserung und Erhaltung der physiologi-
schen Funktion von Haut und Zehennägeln an den Füßen
sowie Hornhautabtragung und Nagelbearbeitung.
In Deutschland regeln das Podologengesetz (PodG) und 2.4 Die Wirtschaftlichkeitsprüfung
die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Podologinnen
und Podologen (PodAPrV) das Berufsbild und die Ausbil-
von Heilmittelverordnungen
dung zum Podologen. Der Begriff und die Berufsbezeich-
nung sind geschützt. Die Wirtschaftlichkeitsprüfung veranlasster Leistungen
Die Verordnung einer podologischen Therapie ist nur un- wird von einer unabhängigen Prüfungsstelle durchgeführt.
ter bestimmten Voraussetzungen möglich. Es muss ein dia- Sofern man von einer Prüfung betroffen ist, sollte man sich
betisches Fußsyndrom mit neuropathischen oder angiopa- vertrauensvoll an seine Kassenärztliche Vereinigung wen-
thischen Symptomen vorliegen. den, die dabei hilft, die Prüfung möglichst schadlos zu
• Neuropathische Symptome sind z. B. Auffälligkeiten bei überstehen.
Testung mit Semmes-Weinstein-Monofilament 5.07 und Wirtschaftlichkeitsprüfungen im Bereich der Heilmittel-
128 Hz-Stimmgabel, pathologische Muskeleigenreflexe verordnungen fokussieren sich in erster Linie auf Auffällig-
(besonders Achilles- und Patellarsehnenreflexe) sowie keitsprüfungen, wie bei der „Richtgrößenprüfung“ oder der
trockene Füße als vegetatives Zeichen. „Durchschnittsprüfung“, oder werden auf Antrag einer ein-
• Angiopathisch auffällig ist z. B. ein Knöchel-Arm-Index zelnen Krankenkasse als Einzelfallprüfung durchgeführt.
(Ankle-Brachial-Index, ABI) von < 0,9. Die Angiopathie Bis 2017 war die Richtgrößenprüfung die gesetzlich vor-
darf dabei jedoch keine Ulzerationen aufweisen und das gesehene Regelprüfmethode. Nachdem die Rechtsvorschrif-
Wagner-Stadium 0 nicht verlassen. Ab Wagner 1 ist die ten zur Wirtschaftlichkeitsprüfung rund um § 106 SGB V
Wundversorgung ärztliche Aufgabe. durch das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG)
Das Behandeln eingewachsener Zehennägel (Unguis incar- überarbeitet wurden, können die regionalen Vertragspart-
natus) mit eventueller Paronychie und / oder einem Panariti- ner (Kassenärztliche Vereinigungen und Landesverbände
um ist eine reine ärztliche Aufgabe und Kontraindikation für der Krankenkassen) andere Prüfmethoden wählen. Aktuell
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Nelson and Ruth came down to the car and watched till every one
was safely in.
“Good-by!” they called, as Mr. Horton started. “Good-by, Sunny!
Have a good time! Good-by!”
Sunny Boy waved to them as long as he could see them, and
even after all he could make out was the blur of pink that he knew
was Ruth’s dress. Then he was ready to talk.
“Where are we going first?” he demanded.
“Why, to get Aunt Bessie and Miss Martinson and Harriet, of
course,” answered Mrs. Horton.
Mr. Horton turned.
“Look here, Sunny Boy,” he said. “I figure out that I’m going to feel
lonesome with four ladies in the car—you’ll have to come up here
with me, and then we’ll be two to four at least. Here we are. I see
Joseph out on the sidewalk with the bags. I’ll go up and help with
whatever else they have.”
The automobile stopped before the apartment house, and Joseph,
the colored elevator boy, grinned delightedly at Sunny Boy.
“You’s going, ain’t you?” he chuckled. “You-all shorely have a fine
day. Yes, Sir, Miss Andrew and Miss Ma’tinson is both ready. Guess
they’s looking out the window. Miss Andrew said to come right up
when you-all came.”
Mr. Horton went in to tell Aunt Bessie they were waiting for her,
and Sunny stayed in the car with Mother.
In a very few minutes Aunt Bessie came out, tying a long green
veil over her pretty gray hat.
“Hello, lambie, kiss your old auntie,” she said to Sunny Boy. Aunt
Bessie wasn’t old at all, though sometimes she pretended to be.
“Olive, I left the canary bird with Mrs. Richards. They’re going to be
in town all summer, and a birdcage and a live bird are not the easiest
things to carry in a car. Was that all right?”
Aunt Bessie, you see, had been keeping the canary for Mother
and Sunny Boy while they were visiting Grandpa Horton.
“I’m glad you didn’t try to bring him,” said Mrs. Horton frankly. “He
would likely be frightened, and, anyway, I don’t believe in trying to
move pets. Sunny Boy left his collie puppy up on the farm. Here
come Betty and Harriet.”
While Mr. Horton helped them into the car, Sunny got out and
scrambled into the front seat.
“Why, Sunny Boy! I thought of course you’d stay with us,” cried
Miss Martinson.
“Daddy was lonesome with four ladies and only himself up here,”
explained Sunny seriously. “Now we’re two to four.”
Every one laughed, and then Daddy took his place and started the
engine.
“Now we’re off,” sighed Aunt Bessie. “It did seem to me that if I
had to do one thing more I should scream.”
“You’re like Sunny,” answered Mrs. Horton. “When he is going
anywhere he is very impatient of preliminaries.”
“What’s that?” he asked Daddy.
“Preliminaries?” said Daddy. “Oh, things that come first—like
eating breakfast and locking the doors and packing boxes and so
on.”
“An’ killing flies,” added Sunny Boy. He turned so that he could talk
to his mother more easily.
“You said you’d tell me,” he urged her. “Why did you laugh when
Daddy said the fly would starve?”
Mrs. Horton smiled.
“Oh, because he likes to tell about the first summer we were
married, and I wasn’t a very experienced housekeeper,” she
explained. “We were closing the apartment the day before we were
to go to the country for a month, and I found a little live mouse in a
trap I had set. I opened the trap and let him go and when your father
asked me why I did that, I answered that I couldn’t bear to think of
the poor creature starving to death.”
Aunt Bessie and Miss Martinson laughed, but Sunny was puzzled.
“It would be mean to let him starve,” he declared. “Wouldn’t it,
Daddy?”
“Well, yes,” admitted Mr. Horton. “But you see, Sunny Boy, we
catch mice to prevent them from eating up our good clean food. And
Mother let the mouse go, and he probably lived on our pantry
shelves that summer. What we should have done was to drown him.”
“Oh,” said Sunny Boy.
While he thought this over the car purred through the city streets
into the suburbs and finally out into the open country. The road was
dry and white, but not too dusty, for a recent rain had laid the dust.
“I’m getting hungry,” announced Mrs. Horton. “We had such an
early breakfast that an eleven o’clock lunch wouldn’t be out of the
way at all. Let’s keep on the look-out for a cool shady spot, and
when we find it, stop and have a picnic.”
They found the cool, shady spot sooner than they expected. A turn
in the road brought them to a white farmhouse with an apple orchard
that grew almost up to the front door.
“Ask if we can eat our lunch under the trees, Harry,” said Mrs.
Horton. “And if we can get some milk for Sunny, that will be fine.”
Mr. Horton went up to the door and knocked. A young woman
opened it. The folk in the car couldn’t hear what he said, but he
came back in a few moments, smiling.
“She says we may take down the bars and drive right in,” he
reported. “And she’ll bring us out a pitcher of cold milk and will be
glad to make a cup of hot tea if any one wants it.”
No one wanted hot tea, and when Lucy, that was her name she
told them, brought out the ice-cold milk, they assured her it was far
more delicious than any tea could be. Lucy couldn’t stay, for the
dinner was on the stove and she expected the farmer men home to
dinner at twelve. Mr. Horton paid her for the milk, and she said that
the money would go into her school fund. She was saving to have
enough to go away to school in the fall.
“I’m hungry, too,” declared Sunny Boy, watching Mother place the
goodies on a white cloth as Harriet opened the boxes and handed
them to her.
“I’m glad you have an appetite,” said Mother. “Things will taste
good to you then. Come, girls and boys, we’re ready for you.”
Aunt Bessie and Miss Martinson passed their box of sandwiches
and every one took one. Those were the egg ones Sunny Boy had
remembered to tell his mother about. Then Mrs. Horton passed her
box, and after all were served and Harriet was putting down the box,
meaning to take up the fruit box, she saw something in it.
“What’s this?” she asked, putting in her hand and drawing out a
round, rather flat box. “Is it something you put in for the sandwiches,
Mrs. Horton? Pepper and salt, maybe? It was down under the paper,
and I most missed it.”
“That’s my s’prise!” cried Sunny Boy, who had forgotten about the
box he had taken from the closet shelf. “I put it in, Mother. I like to
pack boxes.”
“I knew it was nothing I had packed,” said Mrs. Horton
wonderingly.
But Mr. Horton, who had been leaning over her shoulder to see the
box, now rolled over on his back in the grass, shouting with laughter.
“It’s the stove polish!” he half-choked. “What won’t that child do
next!”
CHAPTER VI
ON THE WAY
A FTER supper that night, Sunny Boy had a dim idea that he
would like to go down and look at the ocean “in the dark” as he
said. But Mr. Horton announced that he was going to bed and get up
early in the morning, so Sunny decided that perhaps after all that
was the wiser plan.
As usual, he went to sleep at once and woke up a minute later—or
so it seemed to him. The sunlight was very bright and there was a
great deal of it in the room. Daddy was nearly dressed, but Mother
was still asleep.
“Don’t make a noise,” whispered Mr. Horton. “I thought we’d have
a little swim, but I guess the bathing suits are in the trunks. They’re
in the hall and not unlocked yet. We’ll go down to the beach and
have a little walk before breakfast.”
Sunny Boy struggled into his brown linen sailor suit, Daddy helping
him with the most stubborn buttons, and together they stole out of
the house. Not even Harriet was awake.
“Is it dreadful early?” asked Sunny curiously, and whispering,
because he felt so strange.
Mr. Horton laughed.
“It’s six o’clock,” he answered. “The sun has been up a long time.
Some morning you and I must struggle up to see a sunrise, Sunny
Boy. Ah, there’s the sea. Doesn’t it sparkle this morning?”
The little waves were running up and down, just as Sunny Boy had
seen them yesterday. He wondered if they had done that all night,
and then he knew they had. The last thing he had heard the night
before was the dull roar of the waves as they broke on the sand, and
he had heard it that morning, too. The sea, he thought, never rested.
“There’s a little girl, Daddy.” Sunny’s quick eyes had spied a small
figure farther down the beach. “What’s she got in her box?”
“You ask her,” suggested Mr. Horton. “She probably lives in one of
the cottages, and you’ll want to be friends. Ask her what she is
doing.”
They walked down toward the little girl, and when she heard their
feet in the sand she turned. She was a pretty child, with big brown
eyes and short, curly, brown hair. She smiled at Sunny Boy and her
smile showed that several front teeth were missing. This made her
lisp when she talked.
“’Lo!” she said pleasantly. “Are you hunting thells?”
“Is that what you’ve got in your box?” asked Sunny Boy. “Let me
see?”
The little girl held up her box; it was half full of odd shells.
“Ellen! Ellen! Breakfast!” called some one clearly.
“I have to go,” announced Ellen hastily. “I’ll be out after breakfast.
’Bye.”
She ran up the beach as fast as her short legs could carry her, and
Sunny Boy and Daddy saw her scramble up the sand and disappear
over the road.
“Now she’s gone,” said Sunny Boy wistfully, “and I wanted to play
with her. She’s a nice little girl, and I liked her, and I wanted to see
the shells she had in that box.”
“You’ll see her again,” said Mr. Horton. “I hope you’ll soon know
plenty of children to play with. Now we’ll take a short walk down this
way, and then we must go back and have our own breakfast.”
When they went back to the bungalow, they found the others on
the porch looking for them.
“Harriet sounded the gong five minutes ago,” announced Mrs.
Horton. “Where were you? Aren’t you hungry? Why didn’t you wake
me up?”
“We’ve brought real seashore appetites to breakfast,” answered
Mr. Horton. “Sunny Boy and I just went on a scouting trip. We’ve
found the bathing beach, and made the acquaintance of Ellen.
Sunny, have you said good morning to Miss Martinson?”
“Do you know,” said that little lady, smiling warmly at Sunny Boy, “I
think it would be ever so nice if Sunny Boy would call me Aunt Betty.
I haven’t a single nephew in this wide world—just two nieces. ‘Miss
Martinson’ is such a long name to remember.”
So it was settled that Sunny Boy should have another auntie.
After breakfast Mrs. Horton went to unpack the trunks and find the
bathing suits. Aunt Bessie and Aunt Betty volunteered to make the
beds. Harriet and a big basket took the jitney for town to buy things
to eat, and Sunny Boy and Daddy were told to go and amuse
themselves till lunch time.
“We’ll surprise them,” declared Mr. Horton, leading the way to the
garage. “I have a package they don’t know about and you and I will
take it down to the beach and then we’ll see what Mother and the
aunties say.”
This mysterious bundle Mr. Horton had spoken of was long and
thin and rather heavy. They found it on the floor of the automobile
where it had not been noticed because of the many other bundles
and luggage they had carried with them.
“What is it, Daddy?” asked Sunny Boy as he took one end and Mr.
Horton the other, and they headed for the beach.
“It’s a secret,” was all Daddy would say.
Down on the beach, he laid it in the sand, and, taking out his
strong pocket knife, cut the heavy string.
“Why, it’s only umbrellas!” Sunny’s voice sounded disappointed.
Mr. Horton chuckled.
“Yes, but you wait,” he advised. “I open the umbrella so, and I
stand it up this way; then I open the other, and I stand it up so, in the
sand. And now when Mother and Aunt Bessie and Aunt Betty come
down with their fancy-work, they have a fine, shady place to sit and
sew.”
“Oh,” said Sunny Boy.
Secretly, he didn’t think those large white canvas umbrellas were
very much fun, but when, a little later, his mother and aunts came
down to the beach, they were delighted. And before the summer was
over Sunny himself had spent many a hot afternoon under their
comfortable shade while his mother or Harriet read aloud to him.
After the umbrellas were in position, he and Daddy strolled up the
beach. Sunny Boy soon took off his shoes and stockings and then
he could walk along the edge of the water and let the waves come
up over his feet.
“There’s Ellen,” he cried presently. “I know, ’cause she has on a
yellow dress. And there’s a little boy with her. Look, Daddy.”
Ellen saw them, and waved her hand.
“’Lo!” she called, running up to them. “This is my brother, Ralph.
Are you going bathing?”
“When Mother finds the bathing suits,” Sunny assured her. “Come
on wading. That’s heaps of fun.”
Ellen shook her head.
“Can’t to-day,” she responded briefly. “Yesterday Ralph an’ I took
our shoes and stockings off after Mother said we shouldn’t, and we
went in too far and got our best clothes wet. We can’t go wading
again for two days.”
“Then why not build a sand fort?” suggested Mr. Horton
sympathetically. “Three of you can build a fine one. I’ll sit right here
and keep a look-out for Mother so she won’t miss us.”
“Yes, that would be fun,” agreed Ellen. “Come on, Sunny.”
“All right,” responded Sunny Boy briefly. “Are you going to play,
Ralph?”
“Course. I like to build in the sand.”
The three children set to work to build a fort, and as Sunny Boy
could go down and scoop up water in Ellen’s pail, they had plenty of
damp sand to make the walls shape well. They made an elaborate
fort with five gates and a high wall, and they were molding soldiers
for it when Mrs. Horton and Aunt Bessie came and found them.
“Betty’s getting into her bathing suit,” Aunt Bessie announced.
“Hello, chicks, you seem to be having a fine time. And Sunny Boy
has seven freckles on his nose already.”
Aunt Bessie’s small nephew tried to look down at his nose to see
the seven freckles, of which he was prepared to be rather proud, but,
as the nose was very little and, as all noses are, very close to his
eyes, he could scarcely see the nose, much less the freckles that
might be on it.
Sunny Boy introduced his new friends politely, though they had to
tell him their last names.
“Ellen and Ralph Gray,” repeated Mrs. Horton. “Then I think you
must be the little folk who live in the white house on the street next
but one to ours. I met your mother in the embroidery store this
morning when I was matching some wool. It is nice you live so near
Sunny Boy.”
“Is the water cold? Aren’t you lazy people going in?” asked Aunt
Betty, dancing before them in her pretty black and white bathing suit.
She held her rubber cap in her hand.
“Sunny and I are going,” declared Mr. Horton scrambling to his
feet. “Come on, Son, we must get dressed. ’Scuse us, friends.”
Mrs. Horton and Aunt Bessie decided to stay under the umbrellas
and knit, and Ellen and Ralph had an errand to do in the town for
their mother. So Sunny Boy and Daddy raced each other up to the
bungalow and found their bathing suits neatly spread out for them in
the built-in bathing houses next to the side porch.
“Can you swim, Daddy?” Sunny Boy asked, struggling with his
jersey.
“Yes, indeed,” was the cheerful answer. “You’ll learn this summer,
too. I want to teach Mother to drive the car, so I can leave it down
here sometimes; and I want to teach you to swim.”
Sunny Boy looked ready for a good time when he finally stood up
in his trim little suit. It was dark blue with a red stripe at the neck and
wrists. Daddy’s was just like it. They took hold of hands and raced
down the beach.
“In we go,” said Mr. Horton, lifting Sunny Boy high.
Sunny Boy held on tightly and tried not to be afraid. The waves
looked very big and fierce when he got out among them, but all
about him were people laughing and ducking and having the
merriest time.
“You’re all right, Son,” Daddy’s kind voice assured him. “I won’t
duck you, but I want you to get wet all over, as then the water won’t
feel cold. Stand up, now, and hold my hand.”
He put Sunny Boy down and a great wave broke over them both.
“O-oh!” gasped Sunny Boy, and laughed.
He began to splash and paddle around, though he was careful to
keep tight hold of Daddy.
“And now we come out,” declared Mr. Horton after ten or fifteen
minutes.
“Not yet,” teased Sunny. “I like it. And I can’t swim, Daddy.”
“We’re going out now,” repeated Mr. Horton firmly. “Mustn’t stay in
too long the first time. You couldn’t learn to swim in one morning,
anyway. Run over and speak to Mother a moment if you want to, and
then we’ll get dressed.”
CHAPTER VIII
MAKING NEW FRIENDS