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Medizinisches Aufbautraining

Karanikas
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Michael Kunz, Konstantin Karanikas

Medizinisches Aufbautraining
Grundlagen, Indikationen, Klinische Anwendungen
 

Zuschriften an:
Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, Hackerbrücke 6, 80335 München
Prof. Dr. Michael Kunz, michael.kunz@koeln.de
Prof. Dr. Konstantin Karanikas, karanikas@web.de

Wichtiger Hinweis für den Benutzer


Die Erkenntnisse in der Medizin und Sportwissenschaft unterliegen laufendem Wandel durch Forschung und klini-
sche Erfahrungen. Die Autoren dieses Werkes haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die in diesem Werk ge-
machten therapeutischen Angaben (insbesondere hinsichtlich Indikation, Dosierung und unerwünschter Wirkun-
gen) dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Das entbindet den Nutzer dieses Werkes aber nicht von der Ver-
pflichtung, anhand weiterer schriftlicher Informationsquellen zu überprüfen, ob die dort gemachten Angaben von
denen in diesem Werk abweichen und seine Verordnung und Entscheidungen in eigener Verantwortung zu treffen.

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte
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Alle Rechte vorbehalten


1. Auflage 2016
© Elsevier GmbH, München
Der Urban & Fischer Verlag ist ein Imprint der Elsevier GmbH.

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Um den Textfluss nicht zu stören, wurde bei Patienten und Berufsbezeichnungen die grammatikalisch maskuline
Form gewählt. Selbstverständlich sind in diesen Fällen immer Frauen und Männer gemeint.

Planung: Rainer Simader, München


Projektmanagement und Herstellung: Christine Kosel, München
Redaktion: Doris Tiu, Bonn
Abbildungsredaktion: Benedikt Schmitt, München
Satz: abavo GmbH, Buchloe/Deutschland
Druck und Bindung: Drukarnia Dimograf, Bielsko-Biała/Polen
Grafiken: Heike Hübner, Berlin
Umschlaggestaltung: SpieszDesign, Neu-Ulm
Titelabbildungen: Foto: Proxomed Medizintechnik GmbH, Alzenau; Grafiken: Heike Hübner, Berlin

ISBN Print 978-3-437-45052-5


ISBN e-Book 978-3-437-29968-1

Aktuelle Informationen finden Sie im Internet unter www.elsevier.de und www.elsevier.com


 

Vorwort
Körperliche Aktivität hat mittlerweile einen hohen Einen ersten Überblick zum Thema MAT gab es
Stellenwert in der Gesundheitsförderung sowie in 2003 mit dem Buch „Medizinisches Aufbautrai-
der Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten ning“. Seither hat MAT sowohl in der Trainingsthe-
in nahezu allen Indikationsbereichen. Bewegungsar- rapie als auch in der Gesundheitsförderung erheb-
mut bzw. Bewegungsmangel kennzeichnen jedoch lich an Bedeutung gewonnen. Die beiden Autoren
den aktuellen Lebensstil der Mehrheit der Bevölke- und Herausgeber haben diese Entwicklung durch
rung vornehmlich in den Industrieländern und füh- ihre jahrzehntelangen wissenschaftlichen und prak-
ren direkt oder indirekt zu einer Vielzahl von ge- tischen Beiträge wesentlich beeinflusst. Das nun
sundheitlichen Problemen. Richtig durchgeführt vollständig überarbeitete und zu einem Lehrbuch
sind Sport, Training und Bewegung als wissen- erweiterte Werk bildet daher eine Symbiose: Es ist
schaftlich belegte Instrumente anerkannt, um Ge- von Praktikern für die Praxis geschrieben und be-
sundheit zu fördern, Krankheiten und deren Folgen handelt gleichzeitig die theoretischen, wissenschaft-
zu beeinflussen bzw. Funktionsbeeinträchtigungen lichen Grundlagen und Standards. Es handelt sich
zu reduzieren. dabei nicht – wie oft im Training unter Indikations-
Es gibt zu Sport und Bewegung als Interventions- bezug anzutreffen – um ein „Kochbuch“, in dem
instrument für die Gesundheitsförderung und als dargestellt ist, welche Methodik mit welcher Intensi-
Therapeutikum eine Vielzahl an wissenschaftlichen tät an welchem Tag anzuwenden ist. Vielmehr wer-
Studien. Meist widmen sich diese den Grundlagen den im Sinne eines Lehrbuchs theoretische und
und Teilproblemen von Gesundheit und Krankheit, praktische Kompetenzen zur Durchführung von
wie beispielsweise „Sport und/bei Diabetes“, „Sport MAT vermittelt. Trainingsprogramme zur Gesund-
und/bei Bluthochdruck“ u. a. Dabei erfolgt oft ein heitsförderung können auf dieser Basis genauso si-
Rückgriff auf Grundsatzveröffentlichungen, die le- cher und fachlich korrekt angeleitet werden wie
diglich das jeweilige Einzelproblem selektiv betrach- sportspezifisches Training zur Erlangung einer indi-
ten. Zudem fehlt bei diesen spezifischen Darstellun- viduellen Bestleistung oder Training als therapeuti-
gen i. d. R. die Einbindung von Sport- und Bewe- sche Intervention. Ein ausreichendes Grundwissen
gungsmaßnahmen in ein Gesamtkonzept unter den und die vertieften physiologischen und pathophy-
Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems. Für siologischen Bezüge sind umfassend dargestellt.
viele in Gesundheitsberufen Beschäftigte ist es daher Ziel des Buches ist es, allen in der Trainingsthera-
schwierig, sinnvolle Empfehlungen zu Sport und Be- pie und im Gesundheitstraining Tätigen ein umfas-
wegung inhaltlich, methodisch und systemisch in sendes Lehrbuch und Nachschlagewerk zu einem
einen übergeordneten Rahmen einzuordnen. Prob- Medizinischen Aufbautraining (MAT) an die Hand
leme bereitet oft auch das Verständnis, warum be- zu geben, in welchem die Bedeutung von systemati-
stimmte Belastungstests notwendig sind, warum sierten Bewegungsprogrammen unter komplexem
bestimmte Formen von Bewegungsprogrammen Gesundheits- und Krankheitsbezug abgebildet ist.
durchgeführt werden und worin der spezifische Ef- Wir wünschen den Leserinnen und Lesern eine
fekt eines Bewegungsprogramms besteht. In diesem anregende Lektüre und viel Erfolg bei der Umset-
Buch sind daher alle relevanten Themen im Zusam- zung ihrer erworbenen Kompetenzen in die Praxis.
menhang mit dem Medizinischen Aufbautraining
zusammengetragen. Leverkusen im Frühjahr 2016
Michael Kunz und Konstantin Karanikas
Danksagung
Eine Danksagung ist immer schwierig, weil sie ei- Elsevier Verlag für deren stets geduldige Gesamtbe-
gentlich nur unvollständig sein kann. Dennoch treuung und viele hilfreiche Ideen, und besonders
möchten wir einen besonderen Dank aussprechen Doris Tiu für das sehr professionelle und immer
an: freundliche Lektorat und Korrektorat und die umfas-
Sophie Baumann, Denise Leonhardt, Elena We- sende, stets zügige und oft über das normale Maß
ber und Inga Naber (allesamt – mittlerweile ehema- hinaus­gehende redaktionelle Betreuung.
lige – Studierende der FHM Bamberg) und Dr. Ein besonderer Dank gilt unseren Familien für
Christoph Egner (FHM Bamberg) für ihre Recher­ deren Verständnis über mehr als zwei Jahre dafür,
chearbeiten und Formulierungsvorschläge; Alina dass das Projekt „MAT-Buch“ oft Priorität vor ande-
Schneider (Rehaktiv Engelskirchen GmbH) für ihre ren Dingen hatte.
Hilfen zur Erstellung des Abkürzungs- und Insti­
tutions­verzeichnisses; Christine Kosel (Projekt­ Leverkusen im Frühjahr 2016
management) und Rainer Simader (Planung) vom Michael Kunz und Konstantin Karanikas
Autoren

Prof. Dr. Michael Kunz ist Sport-, Bewegungs- und Prof. Dr. Konstantin Karanikas ist Sport-, Präven-
Rehabilitationswissenschaftler und lehrt als Profes- tions- und Rehabilitationswissenschaftler und lehrt
sor für Präventionsmanagement und Gesundheits- als Professor für Trainingstherapie sowie Rehabilita-
förderung an der Fachhochschule des Mittelstandes tions- und Gesundheitsmanagement an der Fach-
(FHM) Bamberg. Von 1994 bis 2000 war er thera- hochschule des Mittelstandes (FHM) Bamberg. Er
peutischer Leiter der Olympiastützpunkte Köln, ist Studiengangsleiter der Studiengänge, Physiothe-
Bonn und Leverkusen. Seit 2011 ist er Referent im rapie sowie Medical Sports & Health Management
Bereich Rehabilitationssport beim Behinderten- und an der FHM und seit 2014 Standortleiter der FHM
Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen Bamberg.
e.V. Darüber hinaus ist er seit langer Zeit Berater Wesentliche Forschungsschwerpunkte sind Anpas-
und geschäftsführender Gesellschafter im Rehabili- sungen und Veränderungen nach Belastungen, Ver-
tations-, Bildungs- und Therapiesektor. letzungen und Erkrankungen des muskuloskeletta-
Seine Forschungsschwerpunkte waren in den ersten len Systems. Seit 1998 ist er Referent bei verschiede-
Jahren Fragen zu physiologischen und adaptiven nen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen sowie
Veränderungen in leistungs- und indikationsbezo- bei Kongressen.
genen Trainings- und Beanspruchungsprozessen. Karanikas veröffentlichte zahlreiche wissenschaftli-
Seit Ende der 1990er Jahre rückte zunehmend Ver- che Artikel und Buchbeiträge. Darüber hinaus ist er
sorgungsforschung in Therapie und Rehabilitation wissenschaftlicher Gutachter für verschiedene Zeit-
in den Vordergrund. In diversen Auftragsfor- schriften.
schungsfragen ging er hier insbesondere Therapie- Er hat über 20 Jahre praktische Erfahrungen als lei-
und Rehabilitationsbedarfsfragen nach. tender Therapeut, in Gesundheits- und Therapieein-
Kunz hat zwei Monographien verfasst, zahlreiche richtungen.
Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht und bis-
lang zwei Kongresse durchgeführt. Seit 1997 ist er
im therapeutischen Beirat der Fachzeitschrift „Phy-
sikalische Therapie“.
  1

Einleitung
Die Ausführungen zum Medizinischen Aufbautrai- übertragen. Zudem erfolgt eine eingehende, spezifi-
ning beginnen mit einer systemischen Übersicht sche Betrachtung der Themen „Gehen“ und „Lau-
über die Integrationsmöglichkeiten von Bewegungs- fen“.
angeboten im Gesundheitswesen. Es folgen wesent- Der dritte Teil trägt die wichtigsten Aspekte zum
liche Elemente der Biomechanik im zweiten Ab- Training der motorischen Hauptbeanspruchungs-
schnitt. Diese sind als Grundlagenwissen notwendig formen auf dem aktuellen Stand zur Trainingswis-
für das Verständnis der allgemeinen trainingswis- senschaft zusammen. Dabei werden bereits wesent-
senschaftlichen Abhandlungen im dritten Abschnitt liche Informationen zur Gesundheitsrelevanz der
und der Ausführungen zu den indikations- bzw. be- Teilgebiete „Kraft“, „Ausdauer“, „Schnelligkeit“,
einträchtigungsspezifischen Vorgehensweisen im „Koordination“ und „Flexibilität“ vermittelt. Es
vierten Abschnitt. handelt sich jedoch nicht um eine Vermittlung von
Dabei geht es im ersten Teil vor allem um die Fra- Grundlagenwissen; Vorkenntnisse sind daher für
ge: Wer bezahlt was, wann und für wen, und welche das Verständnis der Inhalte vorteilhaft. Alle aktuel-
räumliche, technische und personelle Ausstattung len trainingsmethodischen Vorgehensweisen sind
sollte vorgehalten werden? Eingangs erfolgt eine berücksichtigt. Die Grundlagenthemen „Superkom-
Ein- und Zuordnung von Sport, Training und Bewe- pensation“, „Wundheilung“ und „Energiestoffwech-
gung in das Gesundheitssystem der Bundesrepublik sel“ vervollständigen den Gesamtbeitrag zur Trai-
Deutschland. Dabei werden die einzelnen Hand- ningslehre. Es wird hier auch auf die Problematik
lungsfelder „Gesundheitsförderung“, „Prävention“, eingegangen, dass die Übernahme der Erkenntnisse
„Therapie“, „Rehabilitation“ und „Ergänzende Leis- aus der allgemeinen Trainingslehre auf die Belange
tungen zur Rehabilitation“ differenziert betrachtet. und auf die Trainingsdurchführung im Rahmen von
Neben den Rahmenbedingungen und Vorgaben des therapeutischen Interventionen schwierig ist. Die
Gesundheitssystems werden sowohl betriebswirt- meisten Erkenntnisse der Trainingswissenschaften
schaftliche, gesellschaftsrechtliche und steuerliche und der Sportmedizin sind auf der Basis physiologi-
als auch bildungs- bzw. ausbildungsrelevante Inhal- scher – also gesunder – Ausgangslagen entwickelt
te vermittelt. Eine solche Darstellung gibt es nach worden. Eine jeweilige individuelle Modifizierung
unserem Wissen bislang noch gar nicht. Die hier be- der aus der allgemeinen Trainingslehre abgeleiteten
trachteten Kompetenzen sind jedoch aus juristi- Trainingsvorgaben ist jedoch indiziert. Hierfür wer-
schen und wirtschaftlichen Gründen unverzichtbar den phasenspezifische Ziele und Inhalte formuliert.
für alle Beschäftigten – insbesondere auch in Lei- Eine weitere selten berücksichtigte Thematik, die
tungs- und Führungspositionen – in Gesundheits- in diesem Abschnitt abgehandelt wird, ist der Be-
unternehmen, die Sport, Training und Bewegung reich des systematischen, wissenschaftlichen Arbei-
anbieten. tens im Bereich des MAT. Grundlegende Informa­
Der zweite Abschnitt trägt wesentliche biomecha- tionen zur Statistik und die Vorstellung von Doku-
nische Aspekte zum Verständnis von allgemeiner mentations- und Evaluierungsmöglichkeiten im
Trainingslehre und Training unter Indikations- MAT sowie die Darstellung begleitender Maßnah-
bzw. Beeinträchtigungsbezug zusammen. Dabei men zum Training im Allgemeinen runden diesen
steht die angewandte Biomechanik im Fokus der Be- Abschnitt ab.
trachtung. Neben relevanten biomechanischen Im vierten Abschnitt findet der Leser modifizierte
Grundlagen im Allgemeinen werden vornehmlich Trainingsvorgaben unter individuellen Bezügen zu
die biomechanischen Eigenschaften von Knochen, Gesundheit und Krankheit. Am Beginn stehen allge-
Knorpel, Muskel und Sehne dargelegt. Die hieraus meine Ausführungen zum Thema „Evidenzbasierte
resultierenden Erkenntnisse werden auf die Funk­ Praxis“, gefolgt von aktuellen Erkenntnissen zu
tionen und Beanspruchungen der großen Gelenke Training im Kindes- und Jugendalter und Training
2 Einleitung

im Alter. Auch das gesundheitlich relevante Fitness- Wissenschaft stetig im Fluss und verlangt dem jeweils
und Gesundheitstraining wird thematisiert. An- Interessierten kontinuierliche Informationsbeschaf-
schließend folgen Empfehlungen zur Trainingsthe- fung ab. Vor diesen Hintergrund haben wir Autoren
rapie für eine Vielzahl von Erkrankungen und Be- uns entschlossen, für individuelle, vertiefen­de erwei-
einträchtigungen. Dabei werden sowohl körperliche ternde Fragen unter www.fobiakademie.de einen
als auch geistige Beeinträchtigungen abgehandelt. Blog einzurichten, der für die Beantwortung Ihrer An-
Das Gesamtwerk ist – wie die Thematik selbst – fragen genutzt werden kann. Bitte machen Sie davon
sehr komplex und umfangreich. Darüber hinaus ist ausgiebig Gebrauch.
KAPITEL

1 Einführung in das
­Medizinische Aufbautraining
Lernziele therapie oder etwa Medizin sind hier sicherlich eine
Es werden folgende Kenntnisse und Kompeten­ nur unvollständige Aufzählung. Diese Inter­pro­fes­
zen erzielt: sio­na­li­tät führt im Alltag oft zur Verwendung von
• Übergeordnete und gängige Begriffe in Be­ Begrifflichkeiten, die im Dialog zwischen den Pro­
zugnahme auf das Medizinische Aufbautrai­ fessionen sehr unterschiedlich belegt sein können.
ning (MAT) können definiert und differen­ Dies liegt zumeist daran, dass unterschiedliche Be­
ziert werden. Im Einzelnen sind dies Medizin, rufsgruppen mit unterschiedlichen Termini über
Therapie, Training und Medizinisches Auf­ gleiche Sachverhalte sprechen. In diesem Kapitel
bautraining. werden daher häufig verwendete, grundlegende Be­
• Die Historie zur Integration von Training in grifflichkeiten erläutert, beschrieben und im inhalt­
Prävention, Therapie und Rehabilitation ist in lichen Kontext des Buches definiert und spezifiziert.
ihren Grundzügen bekannt. Dabei werden grundlegende gesundheitssystemi­
• Die Wertigkeit der Einbeziehung von MAT sche und inhaltliche Orientierungen für die Integra­
in Therapie und Rehabilitation ist grundle­ tion von Medizinischem Aufbautraining in die Be­
gend bekannt und kann eingeschätzt werden. reiche Prävention, Gesundheitsförderung, Therapie
• Es ist eine erste Orientierung für Indikatio- und Rehabilitation gegeben.
nen und Kontraindikation von MAT in der
Therapie und Rehabilitation vorhanden. CAVE
• Die Integration von MAT in biomedizinische Die Gesetzeshinweise bzw. der Verweis auf einzelne Pa-
und biopsychosoziale Krankheitsmodelle ragrafen können im persönlichen Einzelfall sehr differen-
kann in den Grundzügen nachvollzogen wer­ ziert zu betrachten sein und erfordern unter Umständen
den. eine vertiefte individuelle, sozialrechtliche Betrachtung.
• In den Bereichen Prävention und Gesund- Die Ziele von MAT in den Bereichen Therapie und Reha-
bilitation, sowie Prävention und Gesundheitsförderung
heitsförderung kann die Wertigkeit und die
sind hier zunächst lediglich übergeordnet dargestellt und
Einbeziehung von MAT eingeschätzt und dif­ können im Einzelfall erheblich variieren.
ferenziert werden.
• Die wichtigsten gesetzlichen Grundlagen zur
Inanspruchnahme von Training unter Einbe­
ziehung der Kostenträger sind bekannt. Grundsatz

MAT ist in Deutschland in allen Lebensphasen –


von der Kindheit bis ins hohe Alter – subventionier­
Bedeutung für die Praxis bar. Niemand ist wegen seines sozialen Status oder
seiner Herkunft in der Wahrnehmung von Bewe­
Training unter Gesundheitsbezug wird aktuell von gungsprogrammen, die der Gesundheit dienen, be­
einer Vielzahl an professionellen akademisierten nachteiligt. Alle haben einen gesetzlichen Anspruch
und nichtakademisierten Gesundheitsberufen ange­ auf MAT im Bereich der Gesunderhaltung und der
boten; Fitnesstraining, Gesundheitstraining, Sport­ Gesundheitswiederherstellung, wenn die persönli­
wissenschaften, Gesundheitsmanagement, Physio­ chen Voraussetzungen vorliegen.
6 1 Einführung in das ­Medizinische Aufbautraining

1.1 Begrifflichkeiten und von Training – also motorische, mentale und kogni­


Definitionen tive Beanspruchungen unter Bezug auf individuelle
medizinisch-gesundheitliche Anpassungen oder un­
1 ter Bezug auf persönliche Bestleistungen – sind die
Ein medizinisches Aufbautraining suggeriert kör­ physiologischen und trainingswissenschaftlichen
perliches, geistiges oder seelisches Training mit me­ Grundlagen gleich. Unter Berücksichtigung der je­
dizinischer Zielsetzung. Das Medizinische Aufbau­ weiligen persönlichen Voraussetzungen und Aus­
training (MAT), bzw. die Medizinische Trainings­ gangssituationen ist Training durchzuführen, zu
therapie (MTT) – beide Begrifflichkeiten werden modifizieren und anzupassen. Hierfür sind tiefgrei­
häufig in den medizinisch-therapeutischen Professi­ fende und komplexe physiologische, kognitive,
onen synonym verwendet – dient demnach nicht mentale und psychologische Zusammenwirkmecha­
vordergründig dazu, persönlich herausragende kör­ nismen zu beachten und zu berücksichtigen. Um
perlich-sportliche Leistungen zu entwickeln, son­ grundsätzlich zu klären, was Medizinisches (Auf­
dern vielmehr dazu, gesundheitliche, also medizi- bau-)Training sein kann und welche Ziele und In­
nisch relevante Einflüsse zu erzeugen. Hierbei ist halte sich darin finden lassen sollten, ist es sinnvoll,
bereits problematisch, dass der Begriff der „Gesund­ die Begrifflichkeiten primär zu definieren.
heit“, der in einem medizinischen Training stets im Der Begriff des Medizinischen Aufbautrainings
Vordergrund stehen soll, nicht eindeutig zu bestim­ setzt sich vornehmlich aus „Medizin“ und „Trai­
men ist. Gemäß Definition der Weltgesundheitsor­ ning“ zusammen. Um den Gesamtbegriff zu verste­
ganisation (WHO) ist Gesundheit „ein Zustand des hen, ist es daher notwendig, beide Begriffe einzeln
vollständigen physischen, geistigen und sozialen zu definieren.
Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krank-
heit oder Behinderung“ (WHO 1946). Dieses Ver­
ständnis von Gesundheit wurde durch das Konzept 1.1.1 Begriffsbestimmung Medizin
der Gesundheitsförderung durch die WHO 1986 in
der Ottawa-Charta (WHO 1986) weiterentwickelt. Der Begriff „Medizin“ stammt aus dem Lateinischen
Von diesen Grundgedanken ausgehend muss Ge­ (ars medicinae). Er bedeutet wörtlich übersetzt
sundheit heute als ein individueller und kontinuier­ „ärztliche Kunst“ und kann als die Wissenschaft
licher Prozess (› Abb. 1.1) verstanden werden, der vom gesunden und kranken Menschen beschrieben
ständig in Veränderung ist, der ein Leben lang be­ werden. Medizin befasst sich u. a. mit den Ursachen,
achtet werden und an dem jeder selbst interessiert Wirkungen sowie der Vorbeugung und Heilung von
und beteiligt sein sollte. Krankheiten, sie beschäftigt sich mit der Medika­
In diesem Sinn definiert die WHO Gesundheit so­ tion, Diätetik, Prävention, Rehabilitation, Therapie
gar als einen wesentlichen Bestandteil des alltägli­ u. v. m. Medizin ist also ein sehr umfassender Be­
chen Lebens – und nicht als vorrangiges Lebensziel. griff, der Gesundheit und Krankheit in all ihren
Die physiologischen und trainingswissenschaftli­ Facetten, Begrifflichkeiten und Abstufungen auf­
­
chen Grundlagen für Training mit Gesundheitsbe­ nimmt.
zug (Gesundheitserhaltung oder -wiederherstellung) Allein schon aus der wörtlichen, lateinischen Ab­
sind dabei gleich denen im Leistungs- und Hochleis­ leitung ergibt sich – zumindest in Deutschland – die
tungssport, nur dass diese aus pathophysiologischen hierarchische Verantwortung des Arztes. Bezüg­
Überlegungen heraus modifiziert werden müssen. lich des MATs nimmt Deutschland im internationa­
In den beiden genannten Anwendungsbereichen len Vergleich nach wie vor eine sonderbare Stellung
ein. Das Medizinische Aufbautraining als Heilmittel
gemäß § 124 des Fünften Sozialgesetzbuchs (SGB V)
kerngesund todkrank in Form von „Krankengymnastik am Gerät (KGG)“
muss in der Therapie, aber auch in der Rehabilitati­
on (noch) ärztlich verordnet werden und unterliegt
Abb. 1.1 Gesundheit als Kontinuum [L143] auch formell ärztlicher Verantwortung. Ohne ärztli­
1.1 Begrifflichkeiten und Definitionen 7

che Anordnung und Verantwortung darf MAT als erlaubnis“ geht dies im Bereich der Physiotherapie
therapeutisches oder rehabilitatives Mittel am Pa­ seit einigen Jahren auch schon in Deutschland, je­
tien­ten weder angewandt noch abgerechnet werden. doch ausschließlich bei privat Versicherten.
Im Heilmittelbereich ist das Aufbautraining mit 1
der Aufnahme der Krankengymnastik am Gerät
(KGG) seit dem 1.7.2001 abrechnungsfähig. Hierfür 1.1.2 Begriffsbestimmung Training
ist eine ärztliche Verordnung gemäß § 124 SGB V,
explizit § 125 SGB V, notwendig (GKV 2010). Darü­ Die Definition von Training kann aus unterschiedli­
ber hinaus ist eine ärztliche Verordnung für Rehabi­ chen professionellen Gesichtspunkten heraus vorge­
litationssport und/oder Funktionstraining in An­ nommen werden und somit recht unterschiedlich
schluss an Rehabilitationsmaßnahmen bzw. als „er­ sein. Hier bezieht sich die Definition auf eine eher
gänzende Leistung zur Rehabilitation“ möglich (§ 44 biologisch-medizinische bzw. trainingswissen­
SGB IX; §§ 40, 43 SGB V); auch diese Verordnung schaftliche Betrachtung von Training. Als biolo-
muss ärztlich erfolgen. gisch ansetzende Definition ist Training die syste­
Ob eine solche, insbesondere in Deutschland tra­ matische Wiederholung gezielter, überschwelliger
ditionell arztorientierte Vorgehensweise generell (hier oft neuromuskulärer) Reize zum Zwecke der
sinnvoll ist, sei dahingestellt und soll hier nicht dis­ Leistungssteigerung mit morphologischen und
kutiert werden. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, funktionellen Anpassungserscheinungen (Holl­
dass weder die Sportmedizin zur Medizinerausbil­ mann, Hettinger 2000). Die Leistungssteigerungen
dung gehören muss, noch ein Arzt, der diese Ver­ gilt es hierbei zu benennen und zu messen. Diese
ordnungen letztlich ausstellt, irgend einen Nachweis leistungsbezogene Betrachtung als Prozess von
zu erbringen hat, welches Wissen er im Bereich des Training im allgemeinen Sinn gilt es hierbei zu diffe­
indikationsbezogenen und/oder gesundheitsspezifi­ renzieren. Oft wird Leistung in einem allgemeinen
schen Trainings hat. Trainingswissenschaftliche Kontext als Ergebnis von Handlungen, Vollzügen
Zielsetzungen und Trainingsmodifikationen, die ei­ oder Prozessen gemessen und bewertet. Dies ist –
gentlich formal auch vom Arzt vorzunehmen bzw. gerade unter Bezugnahme auf Menschen, die von
zu beeinflussen wären, können jedenfalls aufgrund Funktionsbeeinträchtigungen betroffen sind – nicht
fehlender Kenntnisse in dieser Weise in allen Berei­ sinnvoll, sodass es sich hier anbietet, den Leistungs­
chen, in denen Training als „Medikament“ einge­ begriff einer normativen Betrachtung zu unterzie­
setzt wird, systemisch ad absurdum geführt werden. hen. Hierbei wird dann eine individuell erfolgreiche
Mit der Akademisierung der therapeutischen Be­ oder bestmögliche Bewältigung einer Aufgabe in
rufe in Deutschland könnten sich zukünftig hier den Vordergrund gestellt. Diese prozess- oder er­
Vorgehensweisen entwickeln, wie sie international gebnisorientierte Sichtweise hat sich in der Sport­
erprobt, üblich und funktionierend etabliert sind. medizin weitgehend durchgesetzt. So kann der Be­
Diese Voraussetzungen sind in der Sportwissen­ griff der Leistung als das individuelle, bestmögliche
schaft sogar bereits seit Jahrzehnten gegeben, ohne Resultat einer Aufgabenstellung definiert werden; er
dass die Kompetenzen dieser Professionen hinrei­ kann aber durchaus auch als Prozess, Vorgang oder
chend oft in Therapie und Rehabilitation einfließen Handlung in Bezug auf die bestmögliche Bewälti­
können. So wären grundsätzlich Überlegungen gung einer Aufgabe gesehen werden.
denkbar, ob die Anwendung von „Bewegung“ einem Die Begrifflichkeit der Leistung ist demnach nur
„First-Contact-Practioner“ überlassen werden kön­ schwierig in einen einzigen Kontext zu fassen. Bei­
nte, der auf diesem Gebiet spezialisiert ist. Internati­ spielsweise kann Leistung unter kulturphilosophi-
onal ist eine solche Vorgehensweise durchaus üb­ scher Sicht betrachtet werden; hier würde dann si­
lich. So können sich z. B. in Skandinavien oder in cherlich das Erreichen gesellschaftlich akzeptierter
Belgien, aber auch in einer ganzen Reihe anderer Ziele als Leistung gewertet. Aus pädagogischer
Länder, Betroffene ohne Umwege über Mediziner/ Sicht wird die objektiv erbrachte Leistung auf die
Ärzte direkt beim Therapeuten vorstellen. Mit Ein­ subjektiv wirkenden Faktoren des Lehr- und Lern­
führung der sogenannten „sektoralen Heilpraktiker­ systems relativiert werden müssen. In der diesem
8 1 Einführung in das ­Medizinische Aufbautraining

Buch zugrundeliegenden medizinischen Betrach- Historisch hat sich der Begriff MTT berufspoli­
tung von Leistung hingegen wird in der Folge die tisch etwa Mitte der 1990er Jahre entwickelt. In
jeweilige individuelle Leistung physikalisch-natur­ Deutschland ist der Begriff der Therapie berufspoli­
1 wissenschaftlich gemessen bzw. bewertet und in ei­ tisch belegt, das bedeutet, dass Therapie als selbst-
ne Relation zu individuellen und allgemeinen Para­ ständige, abrechnungsfähige Leistung mit den ge­
metern gebracht, aus der sich Trainingswirkungen setzlichen Kostenträgern – hier insbesondere den
und -ziele erkennen und erklären lassen. gesetzlichen Krankenkassen – zwingend an Profes­
In einer eher trainingswissenschaftlichen Defini- sionen und nicht an Kompetenzen gebunden ist. Die
tion beschreibt Hohmann (2005) Training als „plan­ Berufe sind im Sozialgesetzbuch genannt.
mäßige und systematische Realisierung (Inhalte und Eine Trainingstherapie ist demnach immer zwin­
Methoden) zur nachhaltigen Erreichung von Zielen gend an eine therapeutische Profession gebunden. So
(Leistung, Trainingsziele)“. Der Vollständigkeit hal­ kann z. B. die therapeutische Maßnahme „Kranken­
ber sei an dieser Stelle darauf verwiesen, dass „Üben“ gymnastik am Gerät“ (KGG) ausschließlich im Rah­
durch den gleichen Zweck definiert ist, aber (noch) men der Physiotherapie erbracht werden, weil nur die
nicht zu nachweisbaren morphologischen Adaptio­ Physiotherapie den therapeutischen Berufen zuge­
nen führt. Dabei werden die morphologischen Anpas­ ordnet ist. Eventuell genauso kompetente oder kom­
sungen vielleicht auch nur nicht gemessen bzw. ana­ petentere Sport- und/oder Gesundheitsberufe haben
lysiert und dargestellt, weil diese zu einem überwie­ hier keine Möglichkeit, ihre Kompetenzen umsatzre­
genden Teil neuronale Vorgänge betreffen, die nur levant einzubringen. Es war also eine berufsspezifi­
schwer bzw. aufwendig morphologisch nachgewiesen sche Ab- bzw. Ausgrenzung insbesondere im Heilmit­
werden können. Gerade therapeutische Berufsgrup­ telsektor der Grund, der zu der Begrifflichkeit „Medi­
pen unterscheiden zwischen diesen Begriffen noch zinische Trainingstherapie“ führte. Allein aus dem
nicht ausreichend, obwohl aus sportmedizinischer MTT-Begriff leitet sich ein gewisses Verständnispro­
Sicht die Differenzierung wichtig ist. Beispielsweise ist blem ab, weil aus den oben genannten sachlichen
für die Einteilung von Rehabilitanden nach Herz- Ausführungen und Definitionen ein Training in allen
Kreislauf-Erkrankungen die Zuweisung zu Übungs- Bereichen (für Gesunde und Kranke) dann konse­
oder Trainingsgruppen in Abhängigkeit von der je­ quent als „Medizinisches Training“ (MT) und ein
weiligen Belastbarkeit nach dem Kölner oder Ham­ Training ausschließlich in der Therapie (für Kranke)
burger Modell bis heute Standard (Brusis et al. 2002). als „Trainingstherapie“ oder „Therapeutisches Trai­
ning“ (TT) hinlänglich beschrieben wäre.
Wir belassen es daher im Folgenden bei dem Be­
1.1.3 Begriffsbestimmung Therapie griff des Medizinischen Aufbautrainings, da hier ei­
ne ausschließlich inhaltliche Belegung festgelegt
Therapie ist die Behandlung von Krankheiten. Es wird, und verweisen zur Differenzierung auf
werden kausale, symptomatische oder palliative › Tab. 1.1.
Maßnahmen unterschieden. Der Begriff „Medizini­
sche Trainingstherapie (MTT)“ würde demnach im­
mer zwingend eine Krankheitsbehandlung erfor­ 1.1.4 Begriffsbestimmung
dern, wodurch große inhaltliche Teile eines Trai­ ­Medizinisches Aufbautraining
nings unter gesundheitlichen Aspekten nicht
berücksichtig wären. Primärpräventives, sekundär- Medizinisches Aufbautraining ist ein indikations-
oder tertiärpräventives Training ist durch eine sol­ oder funktionsspezifisches und allgemeines Trai­
che Begriffsformulierung nicht zu erfassen; Gleiches ning, bei dem die Gesundheitsspezifikation im
gilt für Training unter völlig individuellen Gesichts­ Vordergrund steht. Dies impliziert seitens der Trai­
punkten und Zielsetzungen. Training im Rahmen ningsziele, -methodik und -planung sowie der Trai­
einer Gesundheitsförderung ist ebenfalls dabei nicht ningsinhalte eine patientengezielte bzw. klienten­
erfassbar. spezifische, individuelle Gesundheitsförderung, Prä­
vention, Therapie und Rehabilitation unter exakten
1.2 Historie des MAT in Deutschland 9

Tab. 1.1 Begriffliche Differenzierung MAT/MTT


Medizinisches Training/Medizinisches Aufbautraining (MAT)
(Medizinische) Trainingstherapie (MTT) Gesundheits- und Fitnesstraining
(pathogenetischer Ansatz) (salutogenetischer Ansatz) 1
Krankheitsbezug/Einschränkungsbezug/ Gesundheitsbezug/Aktivitätsbezug/
Behinderungsbezug Teilhabebezug
Therapie (medizinische) Gesundheitsförderung Prävention/
Rehabilitation Rehabilitation

indikations- und funktionsspezifischen bzw. indivi­ 1.2.1 Rehabilitation


dualspezifischen Zielsetzungen.
Neben den räumlichen, apparativen und perso­ In Deutschland sind erste Ansätze zur systemati­
nellen Voraussetzungen sind hierfür spezifische schen Integration von individualisiertem Training
trainingswissenschaftliche, sportmedizinische, ge­ in Therapie- und Rehabilitationsverläufe seit ca. En­
sundheitswissenschaftliche und rehabilitationsme­ de der 1960er Jahre beschrieben. Vornehmlich Phy­
thodische Kenntnisse unabdingbar, damit die opti­ siotherapeuten, die ihre manuelle Therapie in Skan­
male Gestaltung und Durchführung eines Aufbau­ dinavien nach der Vorgehensweise von Holden, Gus-
trainings gewährleistet ist. Diese Forderungen wer­ tavsen und Evjenth erlernten, brachten Trainings­
den bei der praktischen Durchführung des MAT therapie als Ergänzung zu manualtherapeutischen,
oftmals wie folgt umgesetzt: krankengymnastischen und physiotherapeutischen
• Lokales und allgemeines Ausdauertraining als Ba­ Techniken mit. Insbesondere unter Leistungs- und
sis eines jeden Rehabilitations- und Präventions­ Spitzensportlern sprach es sich sehr schnell herum,
trainings; auch zur Beeinflussung von Herz-Kreis­ dass es einige wenige hochspezialisierte Therapie­
lauf-Erkrankungen, des Immunsystems, kogniti­ einrichtungen in der BRD gab, die erstmals physika­
ver und mentaler Eigenschaften und Prozesse des lische Therapie und Krankengymnastik um ein indi­
Behaltens und Erinnerns sowie der Wahrnehmung kationsbezogenes Training erweiterten und ergänz­
• Koordinations-, Kraft-, Flexibilitäts- und Schnel­ ten. Die genannte Patientengruppe hatte in der
ligkeitsverbesserung zur Begegnung von beein­ Regel den Wunsch, nach Verletzungen oder Erkran­
flussbaren degenerativen, alterungs- oder verlet­ kungen möglichst schnell wieder möglichst leis­
zungsbedingten Leistungseinbußen tungsfähig zu werden. So werden auch heute noch
z. B. die Namen Klaus Eder mit dem Bereich des
Fußballsports oder Bernd Herbeck mit der Leicht­
athletik sofort in Verbindung gebracht, da diese nun
1.2 Historie des MAT in schon seit Jahrzehnten physiotherapeutische Pro­
Deutschland gramme und Training bei Sportlern kombinieren.
Die wenigen spezialisierten Therapieeinrichtungen
hatten sich innerhalb kurzer Zeit den Ruf erworben,
MAT bzw. körperliches Training als Bestandteil von durch die Integration von Training in Rehabilitati­
Rehabilitation und Therapie hat sich in den letzten onsprozesse hervorragende Ergebnisse zu erzielen.
fünf Jahrzehnten fest etabliert. Allerdings waren Der hierfür zuständigen Kostenträger, die Ver-
hierfür große Anstrengungen notwendig, die teil­ waltungsberufsgenossenschaft (VBG), forcierte
weise lange Zeit beanspruchten, um der traditionel­ daher für diese umschriebene Patientengruppe die
len Bevorzugung von passiven Maßnahmen in der Vorgehensweise, Rehabilitationsprogramme durch
Therapie und Rehabilitation entgegenzutreten. Auch Training zu ergänzen und zu erweitern. Dieses war
erfolgten der Vollzug und die Integration von Bewe­ schon etwas Revolutionäres: Während andere Reha­
gung in den verschiedenen Indikationsfeldern sehr bilitations- und Therapiekonzepte überwiegend Ru­
unterschiedlich schnell. he und Schonung unter stationären Bedingungen
10 1 Einführung in das ­Medizinische Aufbautraining

propagierten, sollten hier aktive Trainingsformen – tion wie die Berufsgenossenschaften zur EAP ab. Die
häufig auch noch ambulant – absolviert werden. Bezeichnung für diese Art der Rehabilitation wurde
Seit etwa Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jah­ übernommen. Die anderen großen Krankenkassen­
1 re machte die VBG erstmals Verträge mit den Spe­ verbände, der Verband der Arbeiterersatzkassen
zialeinrichtungen, die sich auf die Therapie bzw. (AEV) und der Verband der deutschen Angestellten­
Wiederherstellung von Leistungs- und Spitzensport­ krankenkassen (VDAK), lehnten die generelle Über­
lern spezialisiert hatten. Interessanterweise wurden nahme der EAP-Kriterien für ambulante Rehabilita­
die Angebote dieser Einrichtungen schon von An­ tionsmaßnahmen aus mehreren inhaltlichen und
fang an fast ausschließlich als ambulante Maßnah­ qualitativen Bedenken heraus ab. Sie erarbeiteten
men durchgeführt. einen eigenen Vertragsentwurf, zu dessen Bedin­
Die Leistung, die hier erstmals vertraglich regu­ gungen Leistungserbringer ab dem 1.4.1994 Ver­
liert war, nannte sich „Besonders indizierte Thera- tragspartner werden konnten. Wie in der EAP und
pie“ (BiTh). Die anderen Berufsgenossenschaften, der BiTh wurde das Medizinische Aufbautraining als
die traditionell stationär rehabilitierten, warteten eigenständige Konzeptionssäule zwingend festge­
zunächst die Erfahrungen der VBG ab, die sich mit schrieben. Neben einigen wesentlichen inhaltlichen
den Verträgen zur BiTh für alle ihre Versicherten Unterschieden wurden diese Maßnahmen auch mit
der ambulanten Rehabilitation mit den drei Säulen einem anderen Namen versehen: Man bezeichnete
physikalische Therapie, Krankengymnastik und sie als AOTR, ambulante orthopädisch-traumato-
Training öffnete. Der trainingstherapeutische Bau­ logische Rehabilitation.
stein machte im Übrigen erstmals den Sportlehrer Weitere Kostenträger für Rehabilitation zogen
als verbindliches Mitglied im Rehabilitationsteam nun nach und genehmigten Leistungen zu AOTR-/
der BiTh erforderlich, ohne jedoch klar zu definie­ EAP-Bedingungen zur ambulanten Rehabilitation
ren, welche Qualität vorliegen sollte. immer mit dem Baustein des Medizinischen Auf­
Die aus diesen Vorgehensweisen evaluierten Re­ bautrainings. Zu nennen sind an dieser Stelle die
habilitationsergebnisse der ambulanten Rehabilita­ ­Arbeits- und Sozialämter, die Beihilfeversicherun­
tion in Form der BiTh gegenüber den stationären gen, die privaten Krankenversicherer, die Knapp­
Vorgehensweisen der anderen Berufsgenossen­ schaften und vereinzelt auch schon Rentenversiche­
schaften waren derart überzeugend, dass sich Ende rungen.
der 1980er Jahre alle Berufsgenossenschaften der Die Letztgenannten taten sich mit der Umsetzung
ambulanten Rehabilitation, allerdings unter einer der ambulanten Rehabilitation und der damit ver­
anderen Bezeichnung, als EAP, der Erweiterten bundenen Einbeziehung von Medizinischem Auf­
ambulanten Physiotherapie, öffneten. bautraining in standardisierte Rehabilitationspro­
Andere Kostenträger, allen voran die Kranken- gramme schwer. Erst mit dem Entwurf der Rah-
und Rentenversicherungen, hielten vorwiegend an menempfehlungen zur ambulanten medizini-
den rein stationären Rehabilitationsverfahren fest. schen Rehabilitation vom 20.10.2000 gelang es auf
Mit Zunahme des Kostendrucks und der immer Spitzenverbandsebene, Einigkeit zu drei medizini­
knapper werden Ressourcen im Gesundheitswesen schen Rehabilitationsbereichen hinsichtlich der we­
wurde allerdings seit Anfang der 1990er Jahre nach sentlichen personellen, apparativen und inhaltlichen
weiteren Einsparmöglichkeiten gesucht. Die Politik Bestandteile zu erzielen. Erstmals liegen seither für
schreibt im hier genannten Zusammenhang bereits ambulant durchzuführende muskuloskeletale, kar­
seit 1994 im SGB V vor: „ambulant vor stationär“. diologische und neurologische Rehabilitationspro­
Vor diesem Hintergrund wurde auch die Rehabilita­ zesse Richtlinien vor, die eine verbindliche Mindest­
tion geprüft, mit dem Ergebnis, dass zunächst die struktur vorschreiben. Das Medizinische Aufbau­
Krankenversicherungen sich einer ambulanten Vor­ training mit den entsprechenden apparativen, per­
gehensweise nach dem Vorbild der Berufsgenossen­ sonellen und räumlichen Bedingungen ist in allen
schaften anschlossen. Seit 1993 schlossen daher vor­ drei Bereichen als verbindlicher Bestandteil von Re­
nehmlich die Primärkassen (AOK, BKK, IKK) in­ habilitationsprozessen definiert worden.
haltlich gleiche Verträge zur ambulanten Rehabilita­
1.2 Historie des MAT in Deutschland 11

Mittlerweile gibt es durch die Rahmenempfeh- ren Kostenträgern für Therapie als Heilmittel er­
lungen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Reha- langt. Damit ist Training als Heilmittel erstmals –
bilitation (BAR) sieben formulierte Konzepte; in wie ein Medikament – verschreibungsfähig, gewor­
jedem ist die Vorhaltung von „Training“ als rehabi­ den, also quasi „auf Rezept“ erhältlich. 1
litativem Baustein zwingend hinsichtlich personel­
ler, räumlicher und apparativer Voraussetzungen
vorgeschrieben. Die sieben Konzepte betreffen fol­ 1.2.3 Prävention
gende Bereiche:
• Muskuloskeletale Rehabilitation Bereits 1989 wurden die Prävention und die betrieb­
• Neurologische Rehabilitation liche Gesundheitsförderung gesetzlich im SGB V
• Pneumologische Rehabilitation verankert. Der allgemeine (individuelle) Präventi­
• Onkologische Rehabilitation onsauftrag wurde 1996 wieder aus dem SGB V ge­
• Kardiologische Rehabilitation strichen, wohingegen die betriebliche Gesundheits­
• Psychosomatische und psychische Rehabilitation förderung beibehalten wurde. Mit Neufassung des
• Dermatologische Rehabilitation. (BAR 2005) § 20 SGB V im Jahr 2000 erhielten die gesetzlichen
Alle ambulanten Rehabilitationsanbieter müssen Krankenversicherungen erneut einen erweiterten
sich nunmehr der Umsetzung dieser Kriterien stel­ Handlungsspielraum in der Prävention, der sich bis
len und die notwendigen Standards routinemäßig heute erhalten hat. Grundsätzlich gibt es vier Hand­
einhalten. Das Medizinische Aufbautraining ist fes­ lungsfelder, in denen präventive Maßnahmen geför­
ter Bestandteil aller genannten Rehabilitationsberei­ dert werden können. Dies betrifft folgende Sektoren:
che. Die Umsetzung mit den entsprechenden Ände­ • Bewegung
rungskündigungen der bisherigen Kostenträger und • Ernährung
neuen Verträgen mit den Rentenversicherungen er­ • Stress
folgte bereits seit dem 1.1.2001 und hat teilweise bis • Sucht
heute für Rehabilitationszentren Bestand. Die Um­ Medizinische Trainingsprozesse und deren Inhalte
setzung der Richtlinien zum 1.1.2001 bedeutete, können demzufolge im Sektor Bewegung integriert
dass jede ambulante Rehabilitationseinrichtung angeboten und finanziert werden. Der Sektor Bewe­
standardmäßig Medizinisches Aufbautraining an­ gung rückt dabei sehr in den Vordergrund, weil sich
bieten können musste. Die Richtlinien zur soge­ bereits seit geraumer Zeit abzeichnet, dass hinsicht­
nannten AMR (Ambulante Muskuloskeletale Reha­ lich der Risikofaktoren und der Prävalenz von Er­
bilitation) haben heute hinsichtlich der trainings­ krankungen Bewegungsmangel ein bedeutendes
therapeutischen Ausrichtungen Bestand für die volkswirtschaftliches und gesundheitspolitisches
oben genannten, durch die BAR beschriebenen Re­ Problem ist, dem es entgegenzutreten gilt (vgl. RKI
habilitationsbereiche. 2012). Der Gesetzgeber hat hierauf sehr eindeutig
reagiert und sich mit der erneuten Öffnung des
SGB V für die Prävention positioniert. Im Übrigen
1.2.2 Therapie sind diese Überlegungen auch in die Entstehung des
SGB IX (Rehabilitation) eingeflossen, da die Berei­
Aus den Erkenntnissen, die mit dem Medizinischen che Rehabilitation und Prävention viele und große
Aufbautraining aus der EAP und der AOTR gewon­ Schnittmengen haben können.
nen wurden, ist darüber hinaus eine weitreichende Zur Durchführung von präventiven Bewegungs­
Veränderung im Heilmittelkatalog im Bereich der angeboten mit Kostenübernahme durch die gesetzli­
Physiotherapie zum 1.7.2001 entstanden. Mit der chen Krankenkassen müssen die Präventionsange­
Aufnahme der Krankengymnastik am Gerät (KGG) bote anerkannt und zugelassen sein. Die Anerken­
als Leistung nach § 124 SGB V in den Heilmittelkata­ nung bzw. die Beantragung erfolgt seit Januar 2014
log hat das Medizinische Aufbautraining erstmals online über www.zentrale-pruefstelle-praevention.
einen eigenen Stellenwert mit Abrechnungsmög­ de (BKK-Dachverband 2014). Im Antrag zu benen­
lichkeit mit den Krankenversicherungen und ande­ nen und nachzuweisen sind die persönlichen Quali­
12 1 Einführung in das ­Medizinische Aufbautraining

fikationen der durchführenden Person, die methodi­ „Hilfe zur Selbsthilfe hat zum Ziel, Selbsthilfepotenti-
sche Vorgehensweise und die räumlichen und appa­ ale zu aktivieren, die eigene Verantwortlichkeit des
rativen Ausstattungen (› Kap. 2.4). Hinsichtlich behinderten oder von Behinderung bedrohten Men-
1 der Honorierung erstatten die gesetzlichen Kran­ schen für seine Gesundheit zu stärken sowie ihn zu
kenkassen in der Regel 80 % der Kurskosten, höchs­ motivieren und in die Lage zu versetzen, langfristig
ten jedoch 75 Euro (Stand: 6/2015). selbstständig und eigenverantwortlich Bewegungs-
training durchzuführen, z. B. durch weiteres Sport-
treiben in der bisherigen Gruppe bzw. im Verein auf
1.2.4 Ergänzende Leistung zur eigene Kosten.“ (BAR 2011)
Rehabilitation – Rehabilitationssport
und Funktionstraining Dies bedeutet, dass in den durchgeführten Maßnah­
men auch pädagogische, edukative und gruppendy­
Seit Mitte der 1980er Jahre wurde am SGB IX inhalt­ namische Inhalte große Bedeutung erlangen.
lich gearbeitet. Hierin sollten zum einen das Rehabi­ Unter Punkt 2 und 3 der Rahmenvereinbarung
litationsrecht und das Schwerbehindertenrecht auf­ für den Rehabilitationssport und das Funktionstrai­
einander abgestimmt werden, da es hier bislang er­ ning sind die Ziele und Mittel wie folgt beschrieben:
hebliche Schnittstellenprobleme gab; zum anderen
wurden auch zeitgemäße inhaltliche Änderungen in
der Rehabilitation integriert. Ein Hauptanliegen der Rehabilitationssport
inhaltlichen Gestaltung war die Idee, einerseits die
Integration von Nachhaltigkeitsgedanken für Re­ „Ziel des Rehabilitationssports ist, Ausdauer und
habilitationsangebote zu sichern; andererseits sollte Kraft zu stärken, Koordination und Flexibilität zu
die sich ändernde Wertigkeit von Risikofaktoren verbessern, das Selbstbewusstsein insbesondere auch
inhaltlich ins SGB IX einfließen. Bewegungsmangel von behinderten oder von Behinderung bedrohten
wurde hierbei bereits damals als so bedeutsam ein­ Frauen und Mädchen zu stärken und Hilfe zur Selbst-
gestuft, dass Maßnahmen zu seiner Bekämpfung in hilfe zu bieten. […]
den Leistungskatalog des Sozialgesetzbuchs einge­
flossen sind. Rehabilitationssport wirkt mit den Mitteln des Sports
So sind Rehabilitationssport und Funktionstrai­ und sportlich ausgerichteter Spiele ganzheitlich auf
ning als ergänzende Leistungen zur Rehabilitation die behinderten und von Behinderung bedrohten
im SGB IX, § 44 seit dessen Inkrafttreten 2001 ver­ Menschen, die über die notwendige Mobilität sowie
ankert. Explizit im gesetzlichen Krankenversiche­ physische und psychische Belastbarkeit für Übungen
rungsbereich ist diese Leistung im § 43 SGB V fest­ in der Gruppe verfügen, ein.“ (BAR 2011)
gehalten. Insbesondere der Rehabilitationssport
wirkt hierbei mit den Mitteln des Sports auf Betrof­ Hierbei stehen pädagogisch, psychologische Effekte
fene ein, um motorische Fähigkeiten zu fördern um und Adaptionen durch Sport mit im Vordergrund,
somit den Erfolg eventuell vorangegangener oder die von Anfang an auch einen salutogenetischen, al­
begleitender anderer Maßnahmen (z. B. Physiothe­ so gesundheitsfördernden Ansatz haben.
rapie) zu sichern oder zu steigern. Einerseits soll so
durch Verbesserung der körperlichen Leistungsfä­
higkeit ein Krankheitsverlauf günstig beeinflusst Funktionstraining
werden. Andererseits ist der Rehabilitationssport als
Hilfe zur Selbsthilfe angelegt. Dieses Ziel wird in „Ziel des Funktionstrainings ist der Erhalt und die
der Rahmenvereinbarung für den Rehabilitations­ Verbesserung von Funktionen sowie das Hinauszö-
sport und das Funktionstraining wie folgt beschrie­ gern von Funktionsverlusten einzelner Organsysteme/
ben: Körperteile, die Schmerzlinderung, die Bewegungs-
verbesserung, die Unterstützung bei der Krankheits-
bewältigung und die Hilfe zur Selbsthilfe. […]
1.3 Indikationen und ­Kontraindikationen 13

Funktionstraining wirkt besonders mit den Mitteln ches Training zur Vorbeugung oder Behandlung von
der Krankengymnastik und/oder der Ergotherapie ge- nahezu allen Erkrankungen mit positiven Wirkun­
zielt auf spezielle körperliche Strukturen (Muskeln, gen eingesetzt werden. Hierbei sind die Effekte de­
Gelenke usw.) der behinderten oder von Behinderung nen von Medikamenten mindestens ebenbürtig 1
bedrohten Menschen, die über die notwendige Mobi- (Löllgen 2013). Allerdings, wie bei Medikamenten
lität sowie physische und psychische Belastbarkeit für auch, gibt es für richtig durchgeführte körperliche
bewegungstherapeutische Übungen in der Gruppe Aktivitäten jeweils eine Indikation, also Erkrankun­
verfügen, ein. Funktionstraining ist im Wesentlichen gen oder Funktionsbeeinträchtigungen, mit jeweils
organorientiert. entsprechenden, individuellen Empfehlungen zur
Dosis und zur Dosis-Wirkung. Sport und Bewe­
Funktionstraining umfasst bewegungstherapeutische gung kann darüber hinaus – wie ein Medikament
Übungen, die in der Gruppe unter fachkundiger Lei- auch – Nebenwirkungen haben.
tung vor allem durch Physiotherapeuten/-innen/ Des Weiteren können Bewegung und Training
Krankengymnasten/-innen/Ergotherapeuten im Rah- auch gänzlich kontraindiziert sein, z. B. bei akuten,
men regelmäßig abgehaltener Übungsveranstaltun- schweren Erkrankungen oder Infektionen. Um eine
gen durchgeführt werden. Das gemeinsame Üben in exakte Empfehlung zum Umgang mit dem „Medika­
festen Gruppen ist Voraussetzung, um gruppendyna- ment“ Bewegung bzw. Training zu erhalten, sollte
mische Effekte zu fördern, den Erfahrungsaustausch vor dem Start jeweils eine individuelle Beratung er­
zwischen den Betroffenen zu unterstützen und damit folgen über z. B. Art, Intensität, Dauer und Frequenz
den Selbsthilfecharakter der Leistung zu stärken. Ne- des Trainings. Demnach wäre mit der Verabrei­
ben den bewegungstherapeutischen Übungen können chung von MAT zu verfahren wie bei der Ausgabe
Gelenkschutzmaßnahmen und die Einübung im Ge- eines Rezepts. Daher wird auf eine Indikationsliste
brauch technischer Hilfen und von Gebrauchsgegen- an dieser Stelle verzichtet, und es werden nachfol­
ständen des täglichen Lebens Bestandteil des Funk­ gend nur die wenigen Ausschlussindikationen for­
tions­trainings sein“ (BAR 2011). muliert, weil eine Indikation für ein individuelles,
richtig durchgeführtes Training in Therapie und Re­
Hierbei stehen funktionelle und indikationsbezoge­ habilitation, aber auch im Sinne der Gesundheitsför­
ne Vorgehensweisen im Vordergrund, die unter pa­ derung und Prävention immer besteht.
thogenetischen Gesichtspunkten positive Auswir­
kungen auf die Krankheit bzw. den Erkrankungsver­ CAVE
lauf nehmen sollen. Für das Medizinische Aufbautraining bestehen grund-
sätzlich folgende Kontraindikationen:
Allgemeine, absolute Kontraindikationen für ein
körperliches Training:
• Nicht ausreichend verheilte Weichteilverletzungen
1.3 Indikationen und bzw. Heilungsstörungen
­Kontraindikationen • Starke Schmerzen
• Schwere akute Verletzungen und Erkrankungen
• Infektionen
In der einschlägigen Literatur finden sich häufig so­ Allgemeine, relative Kontraindikationen für eine
genannte Indikationslisten für Training unter kurzzeitige, vorübergehende Unterbrechung eines kör-
perlichen Trainings:
Krankheitsbezug. Unter aktuellen Gesichtspunkten
• Schmerzen
zum MAT bzw. Training unter Indikationsbezug ist • Subjektive Missempfindungen (z. B. Ermüdung, Un-
dies nicht mehr üblich, weil es nahezu keine Indika­ wohlsein)
tion gibt, die nicht durch individuelle, geeignete
Trainingsprogramme positiv beeinflusst werden
könnte (vgl. › Kap. 1.4).
Unter Berücksichtigung der richtigen Dosierung
und einer individuellen Anpassung kann körperli­
14 1 Einführung in das ­Medizinische Aufbautraining

1.4 MAT in Therapie und Das Medizinische Aufbautraining bildete im Rah­


Rehabilitation men der AOTR und EAP die Basis eines optimalen
muskulären und koordinativen Aufbaus und damit
1 die Voraussetzung für die schnellste und bestmögli­
Im Rahmen der AOTR und der EAP stellte das Me­ che Wiedereingliederung in Arbeit, Beruf und Ge­
dizinische Aufbautraining erstmals neben der kran­ sellschaft.
kengymnastischen und der physikalischen Therapie Heute ist das Medizinische Aufbautraining gene­
ein weiteres wesentliches Bauelement in Rehabilita­ rell Bestandteil moderner Rehabilitationskonzepte.
tion und Therapie dar (› Abb. 1.2). Die EAP war › Tab. 1.2 greift wichtige muskuloskeletale Indika­
eine komplexe Therapieform, die in ambulanter tionsbereiche auf, wie sie mit Einführung der EAP/
Form, d. h. täglich mehrstündig, durchgeführt wur­ AOTR bzw. der Ambulanten Muskuloskeletalen Re­
de. Sie war über diverse Kostenträger abrechenbar, habilitation (AMR) bestanden hatten.
z. B. über die Berufsgenossenschaften und Kranken­ Neben den in › Tab. 1.2 genannten muskulo­
kassen. skeletalen Rehabilitationsbereichen, bei denen sich

Abb. 1.2 Krankengymnastik, Phy-


EAP
sikalische Therapie und Medizini-
sches Aufbautraining als die drei
„Bauelemente“ der EAP/AOTR
Krankengymnastik physikalische Therapie MAT
[L143]

Tab. 1.2 Anwendungskatalog/Indikationsliste MAT Orthopädie/Traumatologie in der AMR


Betroffene Körperregion Diagnose/Indikation
Kniegelenk, nach operativ oder konservativ ver- • Kreuzbandruptur nach OP
sorgten Verletzungen und/oder degenerativen Verän- • Kreuzbandläsion oder -ruptur (konservativ)
derungen im Bereich der Knochen, Knorpel, Sehnen • Seitenbandruptur nach OP
und Bandstrukturen • Seitenbandläsion oder -ruptur (konservativ)
• Transarthroskopischer Meniskuseingriff ohne bzw. mit nur ge-
ringem Knorpelschaden
• Transarthroskopische Gelenktoilette
• Postoperative oder posttraumatische Spätfolgen
• Chondropathia patellae
Sprunggelenk, nach operativ oder konservativ ver- • Achillessehnenruptur nach OP
sorgten Verletzungen und/oder degenerativen Verän- • Achillessehnenteilruptur (konservativ)
derungen im Bereich der Knochen, Knorpel, Sehnen • Bandrupturen
und Bandstrukturen • Postoperative oder posttraumatische Spätfolgen
Schultergelenk, nach operativ oder konservativ • Rotatorenmanschettenrupturen nach OP
versorgten Verletzungen und/oder degenerativen • Rotatorenmanschettenrupturen (konservativ)
Veränderungen im Bereich der Knochen, Knorpel, • Schulterluxation (habituelle S. ausgeschlossen)
Sehnen und Bandstrukturen • Impingementsyndrom nach OP
Wirbelsäule, nach operativ oder konservativ ver- • Bandscheibenvorfall nach OP
sorgten Verletzungen und/oder degenerativen Verän- • Bandscheibenleiden: Protrusion, Prolaps (konservativ)
derungen im Bereich der Knochen, Knorpel und • Spondylolyse oder Spondylolisthesis mit deutlicher Symptoma-
Bandstrukturen tik
• Skoliosen mit entsprechender Symptomatik
• Rezidivierende Lumbalgien und Ischialgien
Sonstige • Versorgung nach Endoprothesen
• Versorgung nach komplizierten Frakturen der oberen und unte-
ren Extremitäten
• Versorgung nach Polytraumen
1.4 MAT in Therapie und Rehabilitation 15

Tab. 1.3 Anwendungskatalog/Indikationsliste Innere Medizin in der AMR


Klinisches Fachgebiet Diagnose/Erkrankung
Innere Medizin • Adipositas (Übergewicht)
• Bluthochdruck 1
• Herzinfarkt (zur Sekundärprävention)
• Versorgung nach Operation am Herzkreislaufsystem (zur Sekundär- und Tertiär-
prävention)
Rheumatologie • Rheumatische und rheumatoide Erkrankungen oder Veränderungen des Stütz-
und Bewegungsapparates
Stoffwechselerkrankungen • Diabetes mellitus
• Gicht
• Schilddrüsenerkrankungen
Onkologie • Mamma-Karzinom
• Andere Tumorerkrankungen

Training als Rehabilitations- und Therapiebestand­ gelungen im SGB IX zum Thema Bewegung als er­
teil etabliert hat, wird das MAT heute in nahezu al­ gänzende Leistungen zur Rehabilitation integriert
len Indikationsgebieten bzw. bei nahezu allen Funk­ worden, so z. B. der Bereich „Rehabilitationssport
tionsbeeinträchtigungen eingesetzt. Zu nennen sind und Funktionstraining“ (vgl. › Kap. 1.2 – Ab­
hier auch die durch die BAR näher beschriebenen schnitt Ergänzende Leistungen zur Rehabilitation).
Bereiche weiterer AMR-Verfahren wie z. B. in der
der Geriatrie (› Kap. 31), der Neurologie
(› Kap. 34), der Onkologie (› Kap. 37) oder der Biomedizinisches Krankheitsmodell
Psychosomatik. › Tab. 1.3 gibt eine Übersicht über
Indikationen im Bereich der Inneren Medizin. Auch aufgrund dieses Strukturwandels ist es notwen­
dig, das klassische biomedizinische Krankheitsmodell
der Medizin – auch oder erst recht unter Einbezie­
1.4.1 Krankheitsmodelle hung von Überlegungen zum MAT – zu aktualisieren
bzw. zu überdenken und in großen Teilen für die Be­
Das MAT wird zukünftig weiterhin einen hohen reiche Prävention und Rehabilitation abzulösen. Die­
Stellenwert innerhalb des Bereichs Gesundheit ein­ ses bislang angewendete Modell entspricht der zurzeit
nehmen. In den Industriestaaten hat sich bereits noch praktizierten ICD (International Classification
jetzt weitgehend ein demografischer Wandel vollzo­ of Diseases). Es erklärt Krankheit aus der Perspektive
gen. In diesem Zusammenhang hat sich auch eine von Krankheitsursache (Ätiologie) und Krankheits­
grundlegende Veränderung des Mortalitäts- und entstehung (Pathogenese) und ist eher kausal orien­
Morbiditätsspektrums mit einer Akzentuierung tiert. › Abb. 1.3 zeigt diesen Zusammenhang auf.
chronischer Krankheiten eingestellt. Damit einher Ausgehend von diesem Modell werden als eigent­
geht die zunehmende Bedeutung von Prävention liche Krankheitsbehandlung nach § 27 SGB V alle dia­
und Rehabilitation. Die Bedeutung des Risikofaktors gnostischen und therapeutischen Maßnahmen im
Bewegungsmangel (› Kap. 1.2) hat in den Indust­ Rahmen von ambulanten ärztlichen bzw. zahnärztli­
riestaaten in den vergangenen Jahren ganz erheblich chen und Krankenhausbehandlungen verstanden,
an Gewichtung gewonnen und ist auch durch die einschließlich der Versorgung mit Arznei-, Verband-,
Gesundheitspolitik mittlerweile sehr stark in den Heil- und Hilfsmitteln. Zum Beispiel ist die Physio­
Fokus von Interventionsmaßnahmen und -strategi­ therapie als Heilmittel eindeutig der Krankenbehand­
en gerückt. Richtig dosiertes körperliches Training lung, also der Therapie zugeordnet. Medizinisches
ist hierbei ein wichtiger Faktor, um das Ziel, bis ins Training bzw. Medizinisches Aufbautraining hat je­
Alter möglichst gesund und aktiv zu bleiben, zu er­ doch einen breiteren Ansatz, und der Einsatz lediglich
reichen. Nicht zuletzt sind eine ganze Menge an Re­ als Therapeutikum würde hier zu kurz greifen.
16 1 Einführung in das ­Medizinische Aufbautraining

ersetzt worden: Aus Schaden (Impairment) ist


Krankheitsursache
Ätiologie Struktur, aus Einschränkung (Disability) ist Aktivi­
tät und aus Behinderung (Handicap) ist Teilhabe
1 Krankheitsentstehung geworden (› Abb. 1.4).
Pathogenese Diesem Krankheitsmodell zufolge sind die Aufga­
ben der Rehabilitation deutlich weiter zu fassen, als
Krankheitserscheinung es die Formulierungen zur Krankheitsbehandlung
Manifestation (§ 27 SGB V) darstellen. Darüber hinaus kommt in
der Rehabilitation und Therapie sehr frühzeitig auch
Krankheitsbehandlung ein salutogenetischer Denkansatz zum Tragen, der
Therapie
weit über den klassischen therapeutischen, pathoge­
netischen Ansatz hinaus geht (Schuntermann 2005).
Abb. 1.3 ICD – International Classification of Diseases – bio-
medizinisches Krankheitsmodell [L143]

1.4.2 Soziales Recht zur


Biopsychosoziales Krankheitsmodell ­Rehabilitation

Das aktuelle und favorisierte biopsychosoziale Das soziale Recht zur Rehabilitation ist als grund­
Krankheitsmodell der WHO ist hingegen ein multi­ legende Aussage in § 10 SGB I enthalten. § 1 Rehabi­
disziplinäres Modell, welches den Gesundheitszu­ litationsangleichungsgesetz beschrieb die Aufgaben
stand hinsichtlich seiner ursprünglichen Dimensio­ der Rehabilitation und ist weitestgehend in das heu­
nen Schäden (Impairment), Einschränkung oder te gültige SGB IX aufgenommen:
Aktivitätsverlust (Disability) bzw. Behinderung oder
„Die medizinischen, berufsfördernden und ergänzen-
Partizipationsverlust (Handicap) beschreibt (ICIDH
den Maßnahmen und Leistungen zur Rehabilitation
– International Classification of Impairments, Disa­
im Sinne dieses Gesetzes sind darauf auszurichten, kör-
bilities and Handicaps). Die negativ behafteten Be­
perlich, geistig und seelisch Behinderte möglichst auf
grifflichkeiten sind im aktuellen Nachfolgekonzept,
Dauer in Arbeit, Beruf und Gesellschaft einzugliedern.
der International Classification of Functioning,
Disability and Health (ICF) (DIMDI 2005), positiv

Struktur

Impairment = Schaden

Rehabilitation Krankenbehandlung

Aktivität/Funktion

Disability = Einschränkung

Rehabilitation Krankenbehandlung

Teilhabe

Handicaps = Behinderung

Abb. 1.4 ICIDH und ICF – Biopsy-


Rehabilitation chosoziales Krankheitsmodell
[L143]
1.4 MAT in Therapie und Rehabilitation 17

Den Behinderten stehen bei der Anwendung dieses Für die Maßnahmen der Rehabilitation sind fol­
Gesetzes diejenigen gleich, denen eine Behinderung gende Grundsätze charakteristisch:
droht.“ • Individualität
• Komplexität 1
§ 1 des SGB IX zur Selbstbestimmung und Teilhabe • Interdisziplinarität
am Leben in der Gesellschaft lautet aktuell: • Finalität (Endgültigkeit)
Das bedeutet, dass jede Rehabilitationsmaßnahme
„Behinderte oder von Behinderung bedrohte Men-
auf den jeweils betroffenen Menschen (individuell)
schen erhalten Leistungen nach diesem Buch und den
zugeschnitten ist. Die Maßnahme selbst greift daher
für die Rehabilitationsträger geltenden Leistungsge-
immer alle drei Säulen des biopsychosozialen
setzen, um ihre Selbstbestimmung und gleichberech-
Krankheitsmodells des ICF auf und umfasst struktu­
tigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu för-
relle, funktionelle, psychosoziale und psychosomati­
dern, Benachteiligungen zu vermeiden oder ihnen
sche Inhalte. Dieser Ansatz erfordert automatisch
entgegenzuwirken. Dabei wird den besonderen Be-
für die Rehabilitation Interdisziplinarität und Kom-
dürfnissen behinderter und von Behinderung bedroh-
plexität. Der individuelle Rehabilitationsplan orien­
ter Frauen und Kinder Rechnung getragen.“
tiert sich von Anfang an einem anzustrebenden,
In diesem Sinn soll auch das Medizinische Aufbautrai­ während der Maßnahme selbst zu modifizierenden,
ning dem Zweck der Rehabilitation dienen, d. h. durch finalen Rehabilitationsziel (Finalität).
dessen Inhalte soll möglichst kurzfristig das Ausmaß Zu berücksichtigen sind hierbei der individuelle
von Fähigkeitsstörungen oder Beeinträchtigungen als Rehabilitationsbedarf, die Rehabilitationsfähigkeit,
Auswirkung von Krankheit beseitigt bzw. verringert die Rehabilitationsprognose, die Rehabilitationszu­
werden. Es gehört demzufolge z. B. als Krankengym­ mutbarkeit und das Rehabilitationsziel. Rehabilita­
nastik am Gerät (KGG) zur Krankheitsbehandlung tion ist demzufolge viel weiter zu fassen als die reine
und ist seit 1.7.2001 als Heilmittel zugelassen. Krankheitsbehandlung, denn entsprechend dem

§ 111 SGB V § 124, § 140 § 43 SGB V; ICF (ICIDH)


Therapie SGB V, § 20 SGB V
defizitorientiert § 44 SGB IX § 40 ressourcenorientiert
SGB V;
Therapie defizit-/
ressourcenorientiert

Akutklinik Struktur
(Impairment/
Schaden)

M
ed
izi
Stationäre oder ni Aktivität/Funktion
sc
he
ambulante Reha sA (Disability/
bzw. Therapie uf Beeinträchtigung)
ba
ut
ra
in
in
g
Praxen: Teilhabe
Funktionstraining, Participation
Rehabilitationssport, (Handicap)
Fitnesstraining Funktion und
Kompensation

Zeit

Abb. 1.5 MAT-Prozess in Therapie und Rehabilitation [L143]


18 1 Einführung in das ­Medizinische Aufbautraining

biomedizinischen Krankheitsmodell endet die 1.4.3 Ziele des MAT in Therapie und


Krankheitsbehandlung allenfalls mit der Therapie. Rehabilitation
Das MAT kann demzufolge auch nur ein Baustein
1 einer Rehabilitation sein. Neben diesen hier oft In der Therapie und Rehabilitation verfolgt das Be­
funktionellen Gesichtspunkten sind selbstverständ­ handlungskonzept des Medizinischen Aufbautrai­
lich auch die psychosozialen und psychosomati­ nings nach Gustavsen und Evjenth (1991) folgende
schen Komponenten und Strukturen Bestandteil ei­ Grundsätze:
ner Rehabilitation. Das bedeutet, dass diejenigen, 1. Eigene, aktive Bewegungsprogramme erfolgen
die MAT als Bestandteil einer Rehabilitation durch­ ohne oder weitestgehend ohne manuelle Mitwir­
führen sollen oder wollen, über ein hohes Maß an kung von therapeutischem Personal.
interdisziplinärem Verständnis und Wissen verfü­ 2. Zum Erreichen eines Zieloptimums ist eine effek­
gen sollten, um diese ganzheitlichen Aspekte be­ tive, individuell angepasste Trainingsplanung un­
rücksichtigen zu können. umgänglich.
Grundsätzlich ist MAT in Deutschland unter vol­ 3. Diese Trainingsplanung beinhaltet die Berück­
ler Kostenübernahme oder unter Inanspruchnahme sichtigung des Ausmaßes der Bewegungsbahn,
von Subventionen durch die gesetzlichen Kostenträ­ der Belastbarkeit und die jeweilige patienten-
ger im Rahmen von Therapie und Rehabilitation als bzw. klientenspezifischen Zielsetzung und Aus­
Therapiemittel in akuten und chronischen Krank­ gangssituation.
heitsprozessen jederzeit abrufbar und verordnungs­ 4. Auf dieser Grundlage bauen ein gezieltes, lokales
fähig (› Abb. 1.5). und allgemeines Training und eine positive Be­
Die gesetzlichen Grundlagen sind in › Tab. 1.4 einflussung der motorischen Grundeigenschaften
zusammengefasst. Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination
In der Tabelle sind vor allem die gesetzlichen und Schnelligkeit auf.
Grundlagen dargestellt, die sich auf den Kostenträ­ 5. Das MAT ist ein objektives (Behandlungs-)Ver­
ger Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) bezie­ fahren, basierend auf der Analyse bzw. Diagnose,
hen; daher werden überwiegend Hinweise zum der Funktionsuntersuchung sowie der möglichst
SGB V gegeben. Die Zuständigkeit der anderen rele­ objektiven funktionellen Messung der motori­
vanten Kostenträger ist in anderen Sozialgesetzbü­ schen Hauptbeanspruchungsformen, also von
chern geregelt: Übergeordnete Informationen zu Kraft, Ausdauer, Flexibilität, Koordination und
Rehabilitation und Therapie sind grundsätzlich im Schnelligkeit.
SGB IX dargestellt. Für die beiden weiteren, für Re­ 6. Wesentliche Bestandteile des MAT sind neben
habilitation und Therapie wichtigsten, Kostenträger der Funktionswiederherstellung die Verbesse­
sind die Regelungen im SGB VI (Gesetzliche Renten­ rung bzw. Reduktion von Funktionsverlusten,
versicherung) und im SGB VII (Gesetzliche Unfall­ der Prophylaxe und dem Einüben von Alltagsbe­
versicherung) relevant. wegungen, das Erreichen von Schmerzfreiheit,
die Funktionsverbesserung und -erhaltung und
die Verbesserung der Belastbarkeit und Leis­
tungsfähigkeit.

Tab. 1.4 Gesetzliche Grundlagen für das Medizinische Aufbautraining


MAT in Therapie und Rehabilitation
Stationäre oder ambu- Integrierte Versor- Therapie Rehabilitationssport Prävention in Sekun-
lante Rehabilitation gung där- und Tertiärpräven-
IV-Verträge tion
§§ 1–4 SGB V, § 111 § 140 SGB V § 124 SGB V § 43 SGB V bzw. § 44 § 20 SGB V
SGB V; § 43 SGB V SGB IX
bzw. § 44 SGB IX
1.5 MAT in Prävention und Gesundheitsförderung 19

1.5 MAT in Prävention und In Bezug zum MAT steht hinter den Überlegun­
Gesundheitsförderung gen zum Einsatz von Trainingsmaßnahmen und
-mitteln demnach bei der Prävention eher der pa-
thogenetische Ansatz von Krankheitsvermeidung, 1
Um die beiden Bereiche Prävention und Gesund­ während bei der Gesundheitsförderung ein saluto-
heitsförderung in ihren verschiedenen Merkmalen gentischer Ansatz zum Tragen kommt. Sicherlich
zu verstehen und entsprechende Zuordnungen von kann es hierbei oftmals große Überscheidungen ge­
medizinischen Aufbautrainingsinhalten vornehmen ben, die Ausrichtung kann jedoch auch sehr weit
zu können, müssen sie differenziert werden. Grund­ differieren.
sätzlich liegen den beiden Begriffen sehr unter­ In beiden Tätigkeitsfeldern sind medizinische
schiedliche Vorgehensweisen und Denkansätze zu­ Aufbautrainingsprozesse sinnvolle und wichtige Be­
grunde, obwohl sie oft fälschlicherweise synonym standteile.
verwendet werden.
Der Begriff Prävention leitet sich historisch aus
dem älteren Begriff „Krankheitsprävention“ ab und 1.5.1 MAT in der Prävention
beschäftigt sich inhaltlich vornehmlich mit der Ver­
meidung von Krankheit. Die wichtigste Überlegung Im Bereich der Prävention werden Bewegungspro­
dabei war es und ist es bis heute geblieben, Auslö­ gramme gefördert, um im Hinblick auf Bewegungs­
sungsfaktoren von Krankheiten zu reduzieren, oder mangel als Risikofaktor für Krankheitsentstehung
– wenn möglich – zu vermeiden. die individuellen und gesellschaftlichen Grundvor­
Gesundheitsförderung ist vom Begriff her we­ aussetzungen positiv beeinflussen zu können. Es
sentlich jünger. Er entwickelte sich bei der WHO im werden dabei Primär-, Sekundär- und Tertiärprä-
Anschluss an die WHO-Gesundheitsdefinition 1946. vention unterschieden: Durch Bewegungsmangel
Im Vordergrund der Gesundheitsförderung steht bedingte Erkrankungen sollen durch diese präventi­
dabei eine Vorgehensstrategie, bei der durch eine ven Bewegungsprogramme vermieden werden (Pri­
Verbesserung von Lebensbedingungen eine Stär­ märprävention). Bereits vorhandene Risikofaktoren
kung der gesundheitlichen Entfaltungsmöglichkei­ sollen durch solche Programme günstig beeinflusst
ten entstehen soll (Hurrlemann, Klotz, Haisch 2010). und so eine Erkrankung vermieden werden (Sekun­
Die WHO-Definition für Gesundheitsförderung därprävention). Nach abgeschlossenen Krankheits­
gemäß Ottawa-Charta lautet: „Health promotion is prozessen soll einer erneuten Erkrankung vorge­
the process of enabling people to increase control over, beugt werden (Tertiärprävention). Bewegung in der
and to improve their health.“ (WHO 1986) (Deutsch: Prävention verfolgt somit zwei Hauptziele:
„Gesundheitsförderung ist der Prozess, der Men­ • Reduktion von Bewegungsmangel durch gesund­
schen befähigt, Kontrolle über ihre Gesundheit zu heitssportliche Aktivität
erhöhen sowie diese zu verbessern“.) • Vorbeugung und Reduktion spezieller gesund­
Während also bei der Prävention explizit die heitlicher Risiken durch geeignete verhaltens-
Krankheitsprävention, also eine Vermeidungsstra- und gesundheitsorientierte Bewegungsprogram­
tegie im Mittelpunkt der Betrachtungen steht, wen­ me
det sich die Gesundheitsförderung strategisch der Hauptsächlich spielen sich diese Angebote im Be­
Förderung (Förderungsstrategie) von gesundheit­ reich der sogenannten Verhaltensprävention durch
erhaltenden Maßnahmen und Inhalten zu. Der prä­ Korrektur bzw. Formung des individuellen Gesund­
ventive Ansatz stellt kurz gesagt die Entstehung von heitsverhaltens ab. Der Vollständigkeit halber sei
Krankheit in den Vordergrund und zielt dabei auf darauf verwiesen, dass im Gegensatz zu diesem indi­
Vermeidung ab; der gesundheitsfördernde Ansatz viduellen Präventionsansatz der Bereich der soge­
stellt die Entstehung und den Erhalt von Gesundheit nannten Verhältnisprävention Maßnahmen des
in ihren Vordergrund (und stellt dabei auf Förde­ Gesundheitsschutzes im Allgemeinen abbildet (z. B.
rung und Stärkung ab). Verkehrssicherheit, Infektionsschutz, Arbeitsschutz
u. a.).
20 1 Einführung in das ­Medizinische Aufbautraining

1.5.2 MAT in der Gesundheits­ Neben den allgemeinen gesundheitsfördernden


förderung Ansätzen also, die gleich denen der Verhältnisprä­
vention sein können, werden auf der vornehmlichen
1 Im Bereich der Gesundheitsförderung werden Bün­ Gesundheitsförderung drei Ebenen von Ressourcen
del an Programmen, Strategien, Maßnahmen und (› Tab. 1.5) unterschieden:
Methoden auf unterschiedlichen gesellschaftlichen • Personale Ressourcen
Ebenen gefördert, mit denen • Soziale Ressourcen
1. die Gesundheitsressourcen und -potenziale von • Materielle Ressourcen
Menschen gestärkt werden können, sodass Ver­ Das MAT kann mit seinen Maßnahmen und Inhal­
änderungen und Förderungen des individuellen ten hauptsächlich im Bereich der personalen und
Gesundheitsverhaltens entstehen können (als sozialen Ressourcen Einfluss nehmen; aber auch in
Beispiele dienen Bewegungsprogramme im Sinne materieller Hinsicht gibt es Einflussnahmen, wie
eines MAT), und › Tab. 1.5 verdeutlicht.
2. die Schaffung von gesundheitsförderlichen Le­ Gesundheitsförderungsprogramme zielen daher
bensbedingungen (z. B. der Bau von allgemein auf die Steigerung der geschilderten personellen, so­
zugänglichen Sportstätten) gewährleistet werden zialen und materiellen Ressourcen ab, während der
kann. präventive Ansatz eher darauf abzielt, krankma­
Die diversen Handlungsfelder der Gesundheitsför­ chende Belastungen und/oder Expositionen zu redu­
derung können dabei unterschiedliche Ressourcen zieren. Die Gesundheitsförderung betrachtet daher
umfassen und sowohl Ansätze aus der Verhält­ perspektivisch Ressourcen zur Vermeidung bzw.
nisprävention als auch Aspekte individueller Hand­ Bewältigung von gesundheitsrelevanten Belastun­
lungsspielräume und -ressourcen beinhalten. Teil­ gen bzw. gesundheitsgefährdenden Verhältnissen
weise gibt es bei den Maßnahmen der Prävention und Verhalten durch z. B. die Schaffung von umfas­
und der Gesundheitsförderung daher inhaltliche sender Bildung, sozialen Netzwerken und/oder ge­
Überschneidungen, weil mit der gleichen Maßnah­ nerellen Chancen zur Einkommenserzielung.
me einerseits Krankheit verhindert oder deren Aus­ Aus › Abb. 1.6 sind die Gewichtung und zeitli­
breitung verzögert werden kann, andererseits Ge­ che Einstufung von Gesundheitsförderung und Prä­
sundheit im Allgemeinen gefördert werden kann. vention zu entnehmen.
Ein Beispiel wäre hier etwa die Kräftigung im Rah­
men einer präventiven Rückenschule, die sowohl bei
ehemals Betroffenen als auch bei komplett Rücken­
gesunden gesundheitsfördernd und/oder präventiv
(Vermeidung einer erneuten Erkrankung) wirken
kann.

Tab. 1.5 Ressourcen in der Gesundheitsförderung


Personale Ressourcen Soziale Ressourcen Materielle Ressourcen
• Physische Konstitution • Struktur und Qualität sozialer Netz- • Staatliche Unterstützungen z. B. im
• Generelle Lebenskompetenz (Life werke und Gruppen Sport
Skills) • Soziale Unterstützung • Erwerbseinkommen
• Bildung • Psychosoziale Unterstützungen • Planungssicherheit
• Emotionale Ressourcen durch Partnerschaft • u. a.
• Wertvorstellungen • u. a.
• u. a.
1.5 MAT in Prävention und Gesundheitsförderung 21

MAT in der Rehabilitation


1
MAT in Gesundheitsförderung MAT in Kuration
und Prävention und Therapie

MAT in der Pflege

Abb. 1.6 Überschneidungsmodell der Versorgungssegmente im Gesundheitssystem [L143]

1.5.3 Ziele des MAT in Gesundheits­ • Wissen und Bildung zum Thema Krankheitsver­
förderung und Prävention meidung
Die Ausführungen in › Kap. 1.4 und › Kap. 1.5
Im Bereich der Gesundheitsförderung sind im zeigen, dass es in allen Zielsetzungen in den Berei­
MAT folgende übergeordneten Ziele relevant: chen Therapie und Rehabilitation sowie Gesund­
• Stärkung der Physis durch Bewegung und Sport heitsförderung und Prävention erhebliche Über­
• Persönliche Erfolgserlebnisse und positive Ver­ schneidungen geben kann und dass daher die diffe­
stärkungen renzierte, individuelle Auswahl von Bewegungs- und
• Verständnis und Akzeptanz von Werten und Re­ Sportprogrammen über Erfolg oder Misserfolg der
geln Zielführung entscheidet.
• Taktik- und Strategieverständnis
• Emotionales und emphatisches Erleben und Auf­ VERWENDETE LITERATUR
treten BAR – Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation (Hrsg.):
Rahmenempfehlungen zur ambulanten Rehabilitation.
• Gruppen-, sport- und sozialspezifisches Verhalten Frankfurt a. M. 2005
• Psychosoziale Integration BAR – Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation (Hrsg.):
• Partnerschaft Rahmenvereinbarung über den Rehabilitationssport und
• Wissen und Bildung zum Thema Gesundheit das Funktionstraining. Frankfurt a. M., 2011
• Subventionsmöglichkeiten im Sport- und Bewe­ BKK Dachverband e. V.: Zentrale Prüfstelle Prävention,
www.zentrale-pruefstelle-praevention.de (letzter Zugriff:
gungsbereich 19.6.2015)
• Stärkung des Selbstwertgefühls und des Selbstbe­ Brusis OA, Matlik M, Unverdorben M: Handbuch der Herz-
wusstseins gruppenbetreuung, 6. Aufl., Spitta, Balingen 2002
Diese Aufstellung erhebt nicht den Anspruch auf DIMDI – Deutsches Institut für Medizinische Dokumenta­
Vollständigkeit, gibt jedoch einen Überblick über tion und Information (Hrsg.): Internationale Klassifikation
der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit
die relevantesten Ziele von MAT in der Gesund­ (ICF). WHO, Genf 2005
heitsförderung. GKV-Spitzenverband: Empfehlungen des GKV-Spitzenver-
Die Prävention zielt hinsichtlich ihrer Zielsetzun­ bands gemäß § 124 Abs. 4 SGB V zur einheitlichen An-
gen durch MAT auf folgende Punkte ab: wendung der Zulassungsbedingungen nach § 124 Abs. 2
• Reduktion und Vermeidung von Bewegungs­ SGB V für Leistungserbringer von Heilmitteln, die als
Dienstleistung an Versicherte abgegeben werden. GKV,
mangel 2010
• Reduktion und Vermeidung von Risikofaktoren Gustavsen R, Evjenth H: Trainingstherapie im Rahmen der
durch geeignete Bewegungsprogramme, die entwe­ manuellen Medizin. Thieme, Stuttgart, 1991
der ursächlich oder begleitend wirksam sein kön­ Hohmann A: Steuerung sportlicher Spitzenleistungen aus
nen (z. B. bei der Regulation des Körpergewichts) trainingswissenschaftlicher Sicht. Leistungssport 2005;
35(6): 56–62
• Körperwahrnehmung und Körperspannung Hollmann W, Hettinger T: Sportmedizin – Grundlagen für Ar-
• Reduktion von Krankheitsrisiken und Rückfall­ beit, Training und Präventivmedizin. 4. Aufl., Schattauer,
vermeidung bei überstandenen Erkrankungen Stuttgart 2000
22 1 Einführung in das ­Medizinische Aufbautraining

Hurrlemann K, Klotz Th, Haisch J (Hrsg.): Prävention und


Gesundheitsförderung. Hans Huber, Bern 2010
Löllgen H: Bewegung wirkt wie ein Medikament. 37. Inter-
disziplinäres Forum der Bundesärztekammer. Deutsches
1 Ärzteblatt 2013; 110(7): A-271/B-252/C-252
Schuntermann MF: Einführung in den ICF. Grundkurs,
Übungen, offene Fragen. ecomed, Landsberg 2005
Thelen J, Kirsch N, Hoebel, J: Gesundheit in Europa. Daten
des Gesundheitsmonitorings in der EU. GBE Kompakt
3(6). Berlin: RKI 2012
WHO: Constitution of the World Health Organization. Genf
1946. www.who.int/governance/eb/who_constitution_
en.pdf (letzter Zugriff: 16. Juni 2015)
WHO: Ottawa Charta. Genf, 1986. www.euro.who.int/__
data/assets/pdf_file/0006/129534/Ottawa_Charter_G.pdf
(letzter Zugriff: 16. Juni 2015)

WEITERFÜHRENDE LITERATUR
Kickbusch I: Gesundheitsförderung. In: Schwartz FW et al.
(Hrsg.): Public Health. Gesundheit und Gesundheitswe-
sen. 3. A. Elsevier, Urban & Fischer, München, 2012,
187–195
Schwartz F W, Walter U: Prävention. In: Schwartz FW et al.
(Hrsg.): Public Health. Gesundheit und Gesundheitswe-
sen. 3. A. Elsevier, Urban & Fischer, München, 2012,
196–229
KAPITEL

2 Voraussetzungen und
Leistungserbringer
Lernziele (Krankenkassen, Rentenversicherung, Berufsgenos­
Es werden folgende Kenntnisse und Kompeten­ senschaft o. a.) anerkannt und subventioniert oder
zen erzielt: vollständig bezahlt werden. Hierfür gilt es dann je­
• Personelle, räumliche und apparative Vor­ doch die Vorgaben der Kostenträger zu erfüllen, da­
aussetzungen zur Durchführung von MAT in mit durch eine vertragliche Regelung zwischen den
den Bereichen Rehabilitation, Rehabilitations­ Kostenträgern und dem Leistungsanbieter die
sport/Funktionstraining, Therapie (Gerätege­ Durchführung und Vergütung geregelt sind. Die
stützte Krankengymnastik – KGG), Präven­ umzusetzenden Bedingungen betreffen vor allem
tion/Gesundheitsförderung und Fitness sind persönliche Qualifikationen des Personals, das Trai­
detailliert bekannt und können differenziert nings- und Bewegungsprozesse plant, beaufsichtigt
werden. und modifiziert; des Weiteren sind ggf. räumliche,
• Inhaltliche, zeitliche und qualitative Anfor­ apparative und formale Beantragungsvorgaben zu
derungen von MAT in den genannten Berei­ beachten. Die Zuständigkeit der subventionierenden
chen sind bekannt und können hinsichtlich Kostenträger ergibt sich aus den einschlägigen Be­
der Anforderungsprofile differenziert werden. stimmungen in den Sozialgesetzbüchern, die bereits
• Das Verständnis und die Kenntnisse von Fi­ in › Kap. 1 (› Tab. 1.4) dargestellt wurden.
nanzierungsgrundlagen, der Kostenträger Eine Kostenträgerförderung von MAT ist daher in
und deren Anforderungen und die wesentli­ allen Bereichen, also Prävention, Gesundheitsförde­
chen Gesetzesgrundlagen in den genannten rung, Therapie und Rehabilitation, gegeben.
Bereichen für die Durchführung von MAT
sind vertieft entwickelt und können grund­
sätzlich eigenständig und detailliert zugeord­
net werden. 2.1 MAT in der Rehabilitation
Medizinisches Aufbautraining (MAT) in seinen un­
terschiedlichen Facetten kann – wie in › Kap. 1 MAT in der Rehabilitation ist heute in allen Rehabi­
dargelegt – im Rahmen der Gesunderhaltung und litationsbereichen gängige Praxis. Hinsichtlich der
der persönlichen Fitness oder der Krankenbehand­ Zulassungen zur Durchführung gilt es die Vorgaben
lung inhaltlich zugeordnet und eingesetzt werden. Je der jeweiligen Kostenträger für Rehabilitationsmaß­
nachdem, welche Angebote vorgehalten werden sol­ nahmen umzusetzen. Diese können – je nach Ver­
len, orientiert sich die Durchführung der entspre­ tragspartner – jeweils unterschiedlich sein. Aktuell
chenden Trainingsmaßnahmen an Vorgaben, die es gelten in der Regel jedoch die Rahmenempfeh­
zu erfüllen gilt, damit erbrachte Leistungen im Rah­ lungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Reha­bili­
men des MAT auch adäquat vergütet werden. Insbe­ ta­tion (BAR 2005). Dies sind die umfangreichsten
sondere in Therapie, Rehabilitation, Prävention und Empfehlungen, sodass damit eine Anerkennung al­
Gesundheitsförderung sollen die angebotenen und ler Kostenträger – falls ein Vertragsabschluss zu­
durchgeführten Maßnahmen in der Regel in Kosten­ stande kommen soll – gewährleistet ist.
trägerschaft öffentlich-rechtlicher Institutionen
24 2 Voraussetzungen und Leistungserbringer

Durchführendes Personal Für alle in diesem Sektor Tätigen wird bei den
größten Kostenträgern (Rentenversicherung und
Das Medizinische Aufbautraining kann in der Reha­ Krankenversicherung) heute die Erfüllung der Vor­
bilitation unter medizinischer (ärztlicher), physio- gaben aus den „Rahmenempfehlungen zur ambu­
oder sporttherapeutischer Aufsicht durchgeführt lanten Rehabilitation“ der Bundesarbeitsgemein­
oder durch andere für Gesundheitstraining qualifi­ schaft Rehabilitation (BAR 2005) erwartet und als
zierte Personen angeleitet und beaufsichtigt werden. Voraussetzung zu erfüllen sein. Die aktuellen perso­
2 Zu nennen wären etwa folgende Professionen: nellen Qualifikationsmerkmale der BAR sind in
• Ärzte › Tab. 2.1 zusammengestellt. In Einzelfällen kann
• Physiotherapeuten hiervon abgewichen werden.
• Sportlehrer
• Sporttherapeuten
• Sport- und Fitnesstrainer Räumliche Voraussetzungen
• Gymnastiklehrer
• Bachelor- und Masterabsolventen mit entspre­ Als räumliche Voraussetzung zur Durchführung von
chenden Studieninhalten (i. d. R. belegt durch Ur­ MAT sehen die Vorgaben der Kostenträger gemäß
kunde, „diploma supplement“ und „transcript of BAR-Konzept für gerätetechnisch gestützte Diag­
records“) nostik und Durchführung, inkl. einer Fläche für Re­
Die Tätigkeit hängt hierbei nicht mehr zwingend generation, mindestens 110 m2 vor. Die Erfahrun­
von der Profession ab, sondern vielmehr von den gen der Autoren zeigen, dass erst eine Fläche ab etwa
nachgewiesenen persönlichen Kompetenzen und 200 m2 die Grundfläche für ein sinnvolles, adäquates
Qualifikationen sowie der entsprechenden Erfah­ Training in der Rehabilitation bilden kann, zumal
rung im Tätigkeitsfeld. In der Regel sind die physio- wenn Trainingsgruppen in der Rehabilitation gebil­
und sporttherapeutischen Professionen mit den det werden sollen.
entsprechenden Zusatzqualifikationen das durch­
­
führende Personal. Damit die einzelnen Berufs­
gruppen ein solches Medizinisches Aufbautraining Apparative Mindestanforderungen
durchführen lassen können, fordern die verschiede­
nen Kos­ten­trä­ger für die jeweiligen Therapieberufe Die nachfolgend aufgelisteten Trainingsmittel sind
erweiterte Voraussetzungen und Qualifikations­ durch die Kostenträger vorgeschrieben und finden je
nachweise:

Tab. 2.1 Voraussetzungen unterschiedlicher Berufsgruppen für die Ausübung von MAT in der Rehabilitation
Berufsgruppe Anforderung
Physiotherapeut/ • Staatliche Anerkennung als Physiotherapeut/Krankengymnast ggf. mit indikationsspezifischer
Krankengymnast ­Zusatzqualifikation oder Weiterbildung
• mindestens 2 Jahre vollzeitige Berufserfahrung als Physiotherapeut/Krankengymnast in einer
­Rehabilitationseinrichtung
Masseur und • Staatliche Anerkennung als Masseur und Medizinischer Bademeister ggf. mit indikationsspezi­
Med. Bademeister fischer Zusatzqualifikation oder Weiterbildung
• Grundlagenkenntnisse in Bewegungslehre und medizinischer Aufbautherapie
• mindestens 2 Jahre vollzeitige Berufserfahrung als Masseur und Medizinischer Bademeister in
­einer Rehabilitationseinrichtung
Sportlehrer/ • Wissenschaftliche Ausbildung/Studium der Sportwissenschaft mit medizinischer Ausrichtung
Sporttherapeut (Fachrichtung Rehabilitation, oder Zusatzqualifikation Bewegungstherapie/Sporttherapie)
• Spezifische Weiterbildung und Kenntnisnachweis im MAT
• mindestens zweijährige vollzeitige Berufspraxis in einer anerkannten Reha-Einrichtung nach
­Abschluss des Studiums in der Sporttherapie
2.2 MAT als ergänzende Leistung in der Rehabilitation 25

nach Trainingsphase Anwendung im Medizinischen Leistungsträger


Aufbautraining:
• Isokinetische Analyse- bzw. Trainingsgeräte (für Als Leistungs- und damit Kostenträger für MAT in
Zulassungen bei den Berufsgenossenschaften zur der Rehabilitation kommen alle bekannten Sozial­
erweiterten ambulanten Physiotherapie – EAP) versicherungsträger für Rehabilitation Betracht; fol­
• Rehabilitationstrainingsgeräte mit der Möglich­ gende Leistungsträger können die Kosten für ein
keit genauer Bewegungskontrolle für die unteren Medizinisches Aufbautraining übernehmen:
und oberen Extremitäten und den Rumpf • Gesetzliche Unfallversicherungen 2
• Freie Hanteln und Kurzhanteln • Gesetzliche und private Krankenversicherungen
• Trainingsgeräte, an denen komplexe Übungsfor­ • Gesetzliche Rentenversicherungen
men möglich sind, z. B. Zugapparate • Träger für soziale Entschädigung bei Gesund­
• Dynamisches Fahrradergometer heitsschäden
• Ober- und Unterkörperergometer • Sozialhilfe/Sozialamt
• Laufband • Bundesanstalt für Arbeit/Agentur für Arbeit
• Sprossenwand
• Kleintrampolin
• Weichbodenanlage (1,5 × 2 m und 30 cm Min­
destaufpolsterung) 2.2 MAT als ergänzende
Leistung in der Rehabilitation–
Rehabilitationssport und
Behandlungseinheit Funktionstraining
Die Behandlungseinheit eines rehabilitativen Trai­
nings ist in eine Gesamtbehandlungszeit eines Reha­ Mit zunehmender Bedeutung des Risikofaktors Be­
bilitationstages von täglich 4 bis 6 Stunden integ­ wegungsmangel wurde Sport bzw. explizit Training
riert. Hinsichtlich der Integration von MAT sind als Nachhaltigkeit sicherndes Instrument in der Re­
insbesondere bei der Rehabilitation für die Renten­ habilitation in das SGB IX verbindlich aufgenom­
versicherung und für die Krankenversicherung die men. Somit sind Sport als Rehabilitationssport und
abrechnungsrelevanten Vorgaben im Rahmen der Training als Funktionstraining von allen Kostenträ­
Klassifikationen therapeutischer Leitlinien – so­ gern in Deutschland als zu finanzierende Leistung
genannte KTLs – (Deutsche Rentenversicherung akzeptiert und können – wie ein Medikament oder
Bund 2007) und die evidenzbasierten Therapiemo­ ein Heilmittel – als „ergänzende Leistung zur Reha­
dule – ETMs – (Brüggemann et al. 2008, Klosterhuis bilitation“ auf einem Musterrezept (Muster 56) ärzt­
2005) zu beachten und unbedingt einzuhalten, da­ lich verschrieben werden. › Abb. 2.1 zeigt eine sol­
mit es keine abrechnungsreduzierenden Berechnun­ che Verordnung exemplarisch.
gen durch die Kostenträger gibt. In der Regel ist eine Das MAT hat inhaltlich als ergänzende Leistung
Unterschreitung der Trainingszeit von 30 Minuten in der Rehabilitation in Form von Rehabilitations­
pro Rehabilitationstag nicht vorgesehen. Im Übri­ sport und Funktionstraining seit geraumer Zeit mit
gen können in der Behandlungseinheit des MAT gutem Erfolg Einzug gehalten (› Kap. 1.2). Es kann
mehrere Patienten in einer Gruppe zusammenge­ ein Therapieergebnis sichern oder als eigenständiges
fasst betreut werden. Demgegenüber muss für das Instrument Beeinträchtigungen und/oder Ein­
MAT im Rahmen der EAP, also der Durchführung schränkungen entgegenwirken bzw. zur Förderung
von Training für Berufsgenossenschaftspatienten, von Aktivitäten eingesetzt werden (vgl. Internatio­
gewährleistet sein, dass nicht mehr als drei Patien­ nale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinde­
ten gleichzeitig in einer MAT-Einheit betreut wer­ rung und Gesundheit – ICF). Damit eine Rückvergü­
den. tung für die Maßnahmen durch die Kostenträger des
Gesundheitssystems erfolgen kann, muss das Reha­
bilitationsportangebot bzw. das Funktionstrai­
26 2 Voraussetzungen und Leistungserbringer

Abb. 2.1 Rezeptmuster 56 – Rehabilitationssport und Funktionstraining (Vorder- und Rückseite) [W868]

ningsangebot zugelassen sein. Hierbei gibt es in Be­ entnehmen Sie bitte den Ausführungen in
zug auf Rehabilitationssport und Funktionstraining › Kap. 3.1.6.
eine Besonderheit. Zuständig für die Zulassung sind
nämlich nicht nur die Kostenträger im Gesundheits­
wesen selbst, sondern vielmehr für den Rehabilitati­ Durchführendes Personal
onssport die Rehabilitationssportverbände der
einzelnen Bundesländer bzw. für das Funktionstrai­ Unter Punkt 13 der Rahmenvereinbarung über den
ning die Rheumaliga. Die exakten Vorgehensweisen Rehabilitationssport und das Funktionstraining ist
und Prozesse zur Anerkennung solcher Maßnah­ die Leitung für Rehabilitationssport wie folgt festge­
mengruppen sind in den „Rahmenvereinbarungen legt:
über den Rehabilitationssport und das Funktions­
training“ durch die BAR festgelegt (BAR 2011). Die „Beim Rehabilitationssport müssen die Übungen von
Zulassungsaussprache durch die Rheuma-Liga zeigt Übungsleitern/-innen geleitet werden, die aufgrund
die erhebliche Stärkung und Einbindung von Selbst­ eines besonderen Qualifikationsnachweises – z. B.
hilfeverbänden in Deutschland bei der Umsetzung Übungsleiter/-in „Rehabilitationssport“ nach den
von gesundheitsspezifischen Maßnahmen. Ausbildungsrichtlinien des DBS [Deutscher Behinder-
Die Anbindung an Sportverbände für die Maß­ tensportverband, Anm. d. Red.] bzw. nach den Rah-
nahmen im Rehabilitationssport hat eine weitere, men-Richtlinien für die Ausbildung im Bereich des
nicht unerhebliche Hürde für die Durchführung sol­ Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), für die
cher Angebote zur Folge. So ist in der Regel (es gibt Leitung von Herzgruppen der zwischen DBS, DOSB
nahezu keine Ausnahmen) das Angebot über einen und der DGPR [Deutsche Gesellschaft für Prävention
gemeinnützigen Verein vorzuhalten. Näheres dazu und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen,
2.2 MAT als ergänzende Leistung in der Rehabilitation 27

Anm. d. Red.] abgestimmte Qualifikationsnachweis Im Funktionstraining kommen demnach aus­


– die Gewähr für eine fachkundige Anleitung und schließlich ausgewiesene Fachprofessionen mit spe­
Überwachung der Gruppen bieten. Die Inhalte der ziellen Fortbildungen zur Leitung und Durchfüh­
Qualifikationsnachweise sind mit den Rehabilita­ rung zum Einsatz. Im Rehabilitationssport hingegen
tions­trägern auf Ebene der BAR abzustimmen. wird im Sinn einer Hilfe zur Selbsthilfe auch der
gesundheitsberufliche Laie, der die notwendigen
Die für den Rehabilitationssport mit Kindern und Ju- Qualifikationen im Sinn des DBS nachweisen kann,
gendlichen eingesetzten Übungsleiter/-innen müssen zur Leitung und Durchführung eingesetzt. 2
darüber hinaus die dafür erforderlichen psycholo-
gisch-pädagogischen Fähigkeiten besitzen“ (BAR
2011). Räumliche Voraussetzungen

Für die Durchführung und Leitung von Funktions­ Die Durchführungsbestimmungen für Rehabilita­
training ist Folgendes in der Rahmenvereinbarung tionssport und Funktionstraining sehen hinsichtlich
unter Punkt 14 festgelegt: der räumlichen Voraussetzungen eine Mindestflä­
che von 5 m2 pro Teilnehmenden vor (BSNW 2012).
„Beim Funktionstraining kommen für die Leitung der
Bei einer maximalen Gruppenstärke von 15 Perso­
Trainingsgruppen vor allem Physiotherapeuten/-in-
nen würde demnach eine Fläche von 75 m2 benötigt.
nen/Krankengymnasten/-innen und/oder Ergo­thera­
Der Raum selbst muss über natürliches Tageslicht
peuten/-innen mit speziellen Erfahrungen und spe­
und eine Deckenhöhe von mindestens 2,50 m verfü­
zieller Fortbildung für den Bereich der rheumatischen
gen.
Erkrankungen/Osteoporose einschließlich Wasser-
gymnastik und Atemgymnastik und mit Kenntnissen
und Erfahrungen in der psychischen und pädagogi-
Apparative Mindestanforderungen
schen Führung in Betracht. Sie müssen in der Lage
sein, die Leistungsfähigkeit und die darauf abzustim-
Der Einsatz von „großen“ Trainingsgeräten ist
menden Übungen für den einzelnen Patienten einzu-
grundsätzlich verboten. Die einzige Ausnahme hier­
schätzen.
von gilt für die Durchführung im sogenannten Herz­
sport (Rehabilitationssport für Herzerkrankte), in
Die Leitung der Funktionstrainingsgruppen kann
dem Ergometer eingesetzt werden dürfen. Alle an­
auch von anderen qualifizierten Therapeuten wahr-
deren Angebote sehen lediglich die Zuhilfenahme
genommen werden, die über eine nach 14.1 vergleich-
von Kleingeräten und Gymnastikutensilien für die
bare therapeutische Ausbildung verfügen und an ei-
Durchführung vor.
ner von den Rehabilitationsträgern anerkannten
Fort-/Zusatzausbildung für das Funktionstraining
teilgenommen haben.
Behandlungseinheit
Die erforderliche ergotherapeutische Betreuung soll,
In der Rahmenvereinbarung (BAR 2011) ist der zeit­
insbesondere auch im Hinblick auf die Beratung über
liche Rahmen der Behandlungseinheiten festgelegt:
Ausstattung und Einübung im Gebrauch von Ge-
Die Dauer einer Rehabilitationssporteinheit muss
brauchsgegenständen des täglichen Lebens, gewähr-
mindestens 45 Minuten betragen; in Herzgruppen
leistet sein. Zu beachten ist Ziffer 3.4.
mindestens 60 Minuten. Eine Funktionstrainings­
einheit beträgt mindestens 30 Minuten bei Trocken­
Die für Funktionstraining mit Kindern und Jugendli-
gymnastik und mindestens 15 Minuten bei Wasser­
chen eingesetzten Therapeuten müssen darüber hin-
gymnastik. Die Anzahl der Übungseinheiten in bei­
aus die dafür erforderlichen psychologisch-pädagogi-
den Bereichen pro Woche liegt bei bis zu zwei, mit
schen Fähigkeiten besitzen“ (BAR 2011).
besonderer Begründung höchstens drei Übungsein­
heiten. Nähere und vertiefende Hinweise zu den
28 2 Voraussetzungen und Leistungserbringer

grundsätzlichen Empfehlungen sind den Durchfüh­ 2.3 MAT in der Therapie –


rungsbestimmungen der Landessportbünde (LSB) Gerätegestützte Kranken­
bzw. der Behindertensportvereine (BSV) zu entneh­ gymnastik (KGG)
men.
In der Regel werden 50 Einheiten Rehabilitations­
sport oder Funktionstraining verordnet, die in ei­ Seit 1997 gibt es die Möglichkeit, Training in Form von
nem Zeitraum von 18 Monaten in Anspruch genom­ Gerätegestützter Krankengymnastik (KGG) als Heil­
2 men werden können. In Ausnahmefällen sind bis zu mittel in Deutschland verschrieben zu bekommen.
120 Einheiten verordnungsfähig, die in einem Zeit­ Damit ist dieses Therapeutikum eindeutig der Kran­
raum von 36 Monaten abzuleisten sind. kenbehandlung zugeschrieben. Als Grundvorausset­
zung zur Inanspruchnahme dieses Therapeutikums ist
eine ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung, also ein
Leistungsträger Rezept, nötig. Das Rezeptmuster 13, welches für die
Verordnung notwendig ist, ist in › Abb. 2.2 darge­
In der Regel sind die Leistungsträger gleichzeitig stellt. Die exakten Rahmenbedingungen, die für die
auch die Rehabilitationsträger: Abrechnungsfähigkeit bzw. Zulassung bei den Kosten­
• Die gesetzlichen Krankenkassen trägern nachgewiesen werden müssen, sind in den
• Die gesetzlichen Unfallversicherungsträger Rahmenempfehlungen nach § 125 Abs. 1 SGB V
• Die Träger der gesetzlichen Rentenversicherung vom 1. August 2001 in der Fassung vom 1. Juni 2006
und der Alterssicherung der Landwirte dargestellt. Im Rahmen der KGG dürfen bis zu drei
• Die Träger der Kriegsopferversorgung Personen von einer therapeutischen Aufsichtskraft be­
treut eine Stunde Trainingstherapie durchführen.

Abb. 2.2 Rezeptmuster 13 – Physikalische/Podologische Therapie für die Verordnung von KGG (Vorder- und Rückseite) [W868]
2.4 MAT in der Prävention und Gesundheitsförderung 29

Durchführendes Personal Berufsgenossenschaften und anderen gesetzlichen


Kostenträgern getragen.
Im Tätigkeitsfeld der Therapie darf KGG ausschließ­
lich von speziell hierfür weitergebildeten Physiothe­ PRAXISRELEVANZ
rapeuten durchgeführt bzw. angeleitet werden. Zur Dadurch, dass die Zulässigkeit der Durchführung von
Erlangung der Qualifikation zur Durchführung von MAT hier nicht von Kompetenzen, sondern in erster Linie
KGG – und damit zur Abrechnungsfähigkeit mit den von der Professionszugehörigkeit abhängig ist, sind sehr
fähige und kompetente Leistungserbringer ausgeschlos­ 2
gesetzlichen Krankenkassen – müssen mindestens
sen. Dieses Dilemma gibt es nur in der Therapie (Heilmit­
40 Unterrichtseinheiten in durch die entsprechen­ tel); in der Rehabilitation hingegen wird i. d. R. auf Kom­
den Kostenträger anerkannten Fortbildungen ge­ petenzen abgestellt.
mäß den Rahmenempfehlungen der gesetzlichen
Krankenkassen absolviert werden (GKV 2014).

Räumliche Voraussetzungen 2.4 MAT in der Prävention und


Gesundheitsförderung
Die Vorgabe der Leistungsträger für die räumliche
Mindestgröße beträgt 30 m2. Diese Trainingsthera­
piefläche muss direkt in die Praxis integriert sein. Im Rahmen der Prävention können inhaltliche Tei­
le des MAT auf der gesetzlichen Grundlage des § 20
SGB V mit den Kostenträgern im Krankenversiche­
Apparative Mindestanforderungen rungssektor, den Berufsgenossenschaften und dem
Rentenversicherungsträger abgerechnet werden.
Für die Durchführung von KGG sind folgende Gerä­ Hier ist das MAT im Rahmen der Förderung bzw.
te gemäß den Rahmenempfehlungen (GKV 2006) zur Vorbeugung von Erkrankungen des Stütz- und
von den Leistungsträgern vorgeschrieben: Bewegungsapparates relevant, sodass Bewegungsan­
• 2 horizontale Zugapparate gebote für die Wirbelsäule und chronische Gelenk­
• 1 vertikaler Zugapparat erkrankungen häufig im Vordergrund stehen. Hin­
• 1 Funktionsstemme sichtlich der Konzeptionen sind insgesamt Angebote
• 1 Multifunktionstrainingsbank im Sektor Bewegungsgewohnheiten, Stress, Er­
• 1 Ergometer nährung und Sucht anerkennungswürdig durch die
Kostenträger. Im Bereich der Betriebskrankenkas­
sen können in der Datenbank www.zentrale-pruef­
Behandlungseinheit stelle-praevention.de (BKK Dachverband 2014), wie
in › Kap. 1 (Prävention) bereits beschrieben, ent­
Die Behandlungszeit pro Einheit beträgt pro Patient sprechende Konzeptionen hinterlegt und die Zulas­
60 Minuten, wobei in dieser Zeit bis zu drei Patien­ sung für alle gesetzlichen Krankenversicherungen
ten gleichzeitig behandelt werden dürfen. Die Häu­ beantragt werden.
figkeit und Dichte wird für gesetzlich Krankenversi­ Im für das MAT relevanten Sektor soll dabei ins­
cherte vom verordnungsausstellenden Arzt festge­ besondere auf die Bewegungsgewohnheiten Einfluss
legt und hat sich zwingend am Heilmittelkatalog zu erzielt werden. Dies wiederum zielt schwerpunkt­
orientieren. mäßig auf zwei Teilbereiche ab:
• Reduktion von Bewegungsmangel durch gesund­
heitssportliche Aktivierung bzw. Aktivitäten
Leistungsträger • Vorbeugung und Reduzierung spezieller gesund­
heitlicher Risiken durch geeignete verhaltens-
Die Kosten für KGG werden sowohl von den gesetz­ und gesundheitsorientierte Bewegungsprogram­
lichen und privaten Krankenkassen als auch von den me
30 2 Voraussetzungen und Leistungserbringer

Im Tätigkeitsfeld der Gesundheitsförderung sind Behandlungseinheit/Umfang und


die einzelnen durchzuführenden Maßnahmen je­ Frequenz der Maßnahmen
weils mit den infrage kommenden Kostenträgern
abzustimmen. Eine Gesetzeslage wie im Bereich der Es sind keine einheitlichen Regularien beschrieben.
Prävention, nach der Maßnahmen grundsätzlich Für die Konzeptionsanerkennung muss/soll ein
subventionswürdig sein können, gibt es für die Ge­ Kurs in sich thematisch abgeschlossen sein. Jedoch
sundheitsförderung (noch?) nicht. Hier ist im Ein­ können auch „offene“ Angebote, wenn sie klar in
2 zelfall mit den Kostenträgern zu verhandeln. sich abgegrenzte Thementeile beinhalten, aner­
kannt werden. In der Regel werden die Bewegungs­
maßnahmen in der Prävention und Gesundheitsför­
Durchführendes Personal derung ein- bis zweimal wöchentlich durchgeführt,
wobei die jeweilige zeitliche Dauer bei 45–60 Minu­
Zur Durchführung kommen Fachkräfte mit einem ten liegt.
staatlich anerkannten Berufs- und/oder Studienab­
schluss im Bereich Bewegung in Betracht. Im Einzel­
nen obliegt den Kostenträgern die persönliche Aner­ Leistungsträger
kennung der Durchführenden.
In der Regel erlangen folgende Berufsgruppen die Kostenübernahmen sind im Bereich der Gesund­
Anerkennung zur Durchführung von Präventions­ heitsförderung und Prävention keine Muss-Leistung
angeboten im Sektor Bewegung: der Leistungs- bzw. Kostenträger und müssen daher
• Sportwissenschaftler (Diplom, Staatsexamen, für jeden Einzelfall beantragt und konzeptionell be­
Magister, Master, Bachelor) legt werden. Erst wenn eine Bewilligung der Maß­
• Physiotherapeuten nahme durch einen Leistungsträger vorgenommen
• Sport- und Gymnastiklehrer worden ist, erfolgt die Kostenübernahme bzw. ist die
• Ärzte Refinanzierung gewährleistet. Wichtig ist daher im
• Lizensierte Übungsleiter der Turn- und Sportver­ Allgemeinen, die Maßnahme erst dann zu starten,
bände mit der Fortbildung „Sport in der Präven­ wenn die Kostenübernahme erklärt wurde. Als mög­
tion“ (Lizenzstufe II) liche Leistungsträger und damit Finanzierende der
• Absolventen von Studiengängen im Fitness- und Maßnahmen kommen infrage:
Bewegungssektor, deren Studiengänge entspre­ • Berufsgenossenschaften
chende Inhalte belegen • Gesetzliche Krankenversicherungen
• Private Krankenversicherungen
• Rentenversicherungen
Räumliche Voraussetzungen • Sozialhilfe
• Bundanstalt für Arbeit
Hinsichtlich der räumlichen Gestaltung sind keine • Knappschaften
exakten Vorgaben benannt; der Raum muss dem
Angebot standhalten.

2.5 MAT im freien Training und


Apparative Mindestanforderungen Fitnessbereich
Es gibt keine apparativen Mindestausstattungsan­
forderungen. MAT im gewerblichen Sektor des freien Trainings
und des Fitnessbereichs ist nicht durch Durchfüh­
rungsbestimmungen reguliert. Es müssen die Aufla­
gen der Gewerbeordnungen für Trainings- bzw. Fit­
nesseinrichtungen eingehalten werden. Anders als
2.5 MAT im freien Training und Fitnessbereich 31

in den durch Kostenträger subventionierten Berei­ eine nicht unerhebliche Anzahl von Trainingsein­
chen der Therapie, Rehabilitation und Prävention richtungen aktuell ihre Angebote schwerpunktmä­
richtet sich hier die personelle, räumliche und appa­ ßig auf Gesundheitssport und Krankheitsprävention
rative Ausstattung nach dem jeweiligen Marktseg­ aus. Denn mit zunehmendem Alter der Einrich­
ment, das besetzt bzw. bedient werden soll. Neben tungskundschaft verändern sich deren Anforderun­
den Geräten steht für die Qualität eines Fitness-und gen und die mit dem Training angestrebten Ziele.
Gesundheitsstudios das qualifizierte Fachpersonal. Neben den oben erwähnten „normalen, klassischen“
Es sollte fachlich fundiert in den jeweiligen Schwer­ Gerätetrainingsangeboten und Kursen ist das Trai­ 2
punkten des Studios ausgebildet sein. Neben den ningsspektrum daher vielfach um gesundheitsspezi­
fachlichen Kompetenzen des Personals führt vor fische Themenfelder erweitert. Zu nennen sind hier
allem auch eine entsprechende soziale Kompetenz z. B. Angebote in den Sektoren Rückenschule, Herz-
zu einer positiven Bewertung der Betreuungsquali­ Kreislauf-Training oder Wirbelsäulengymnastik.
tät durch die Studionutzer. Grundsätzlich lassen Diese Angebote können dann auch durch Kostenträ­
sich im freien Training und im Fitnessbereich in der ger subventioniert werden, wenn die persönlichen,
Regel drei Ausrichtungsschwerpunkte differenzie­ inhaltlichen und räumlich-apparativen Vorausset­
ren: zungen hierfür erfüllt werden. (› Kap. 2.4).
• Fitness- und Breitensportorientierung
• Gesundheits- und Präventionssportorientierung Rehabilitations- und Therapieorientierung
• Rehabilitations- und Therapieorientierung.
Im Anbietersektor finden sich mittlerweile alle gän­ Grundsätzlich sind hier vorgehaltene Maßnahmen
gigen Unternehmensformen bis hin zu klassischen in der Regel an therapeutisch-medizinische Kom­
Sportvereinen, sodass heute das klassische unter­ petenzen gebunden, die es zu belegen gilt (Berufs­
nehmergeführte Studio nur eine von vielen mögli­ urkunden, Fach- und Hochschulzeugnisse u. a.).
chen Varianten ist. Vertiefende Hinweise hierzu fin­ ­Darüber hinaus ist die Verbindung kommerzieller,
den sich in › Kap. 3 und › Kap. 4. gewerblicher Angebote mit therapeutisch-medizini­
schen Angeboten als unternehmerische Misch­
angebote im Alltag schwierig umzusetzen, weil un­
Fitness- und Breitensport
terschiedliche Vorgaben und Rahmenstandards der
Die diesem Bereich zuzuordnenden Studios zielen Kostenträger sich häufig gegenseitig ausschließen.
auf das „normale“, fitnessorientierte Publikum ab. Für vertiefte Ausführungen wird hier auf die Aus­
Im Vordergrund der Angebote stehen in der Regel führungen in › Kap. 2.2 und › Kap. 2.3 sowie
im gerätespezifischen Bereich das Kraft- und Aus­ › Kap. 3 verwiesen.
dauertraining. Durch das Geräteangebot sollte ge­ Insgesamt bestehen also für die Durchführung be­
währleistet sein, dass möglichst alle Hauptmuskel­ sondere Richtlinien, auf die in diesem Kapitel bereits
gruppen trainiert werden können. Durch das um­ inhaltlich hingewiesen wurde. Darüber hinaus müs­
fangreiche Angebot wird ein ganzheitlicher, allge­ sen bei den eingesetzten Geräten entsprechende
meiner Effekt angestrebt, der in erster Linie auf die Standards erfüllt werden; so müssen diese den An­
Fitness und das Aussehen der Nutzer abgestellt ist. forderungen nach dem Medizinproduktgesetz
Neben dem Gerätetraining liegt bei diesen Anbie­ (MPG) entsprechen.
tern häufig ein weiterer Schwerpunkt bei den klassi­
schen Fitnessangeboten für Gruppen, wie z. B. Aero­
bic oder „Bauch–Beine–Po“. Durchführendes Personal

Die Anforderungen an die Kompetenzen des Fach­


Gesundheits- und Präventionssport­
personals richten sich nach der Angebotsstruktur.
orientierung
Im erstgenannten Tätigkeitsfeld, dem Fitness- und
Mit Blick auf die gesamtdemografische Entwicklung Breitensport, gibt es keine festgelegten Kompeten­
und den damit verbundenen Wertewandel richtet zen, die erfüllt und belegt werden müssen. Nahezu
32 2 Voraussetzungen und Leistungserbringer

jeder, der sich berufen fühlt, kann ein Fitnessstudio Für Gruppenangebote wird eine Gymnastikraum­
eröffnen und Trainingskunden betreuen und beauf­ größe von 4 m2 Quadratmeter pro Teilnehmenden
sichtigen. kalkuliert.
In den beiden anderen Tätigkeitsfeldern – Ge­
sundheit und Prävention sowie Rehabilitation und
Therapie – müssen von den Durchführenden neben Apparative Mindestanforderungen
den Grundprofessionen entsprechende vertiefte
2 Kenntnisse in denjenigen Bereichen nachgewiesen Es gibt keine Vorschriften über die Anzahl und Art
werden, für die Subventionen von öffentlichen Kost­ vorzuhaltender Geräte. Die Qualität und die Anzahl
enträgern generiert werden sollen. Dies bedeutet, der Geräte sind von vielen Faktoren abhängig, wie
dass es hier nicht ausreichend ist, eine Ausbildung z. B. den Beiträgen, dem Studioumfeld, dem Klientel
im Sport- und/oder Fitnessbereich absolviert zu ha­ u. a. Gängige Empfehlungen liegen bei einer Kraftge­
ben. Vielmehr müssen für die einzelnen Angebote räteanzahl von 3–6 % der Mitgliederzahl (= für 200
jeweils vertiefte Kenntnisse und Fähigkeiten durch Mitglieder etwa 5 % Geräte = 10 Krafttrainingsgerä­
entsprechende Zertifikate belegt werden, damit eine te) und zwischen 2 und 4 % der Mitgliederzahl im
Abrechnung mit Kostenträgern möglich ist. Leider Kardiogerätebereich (= für 200 Mitglieder ca. 6 Ge­
gibt es hierbei einen „Wildwuchs“ an Fort- und Wei­ räte bei 3 % Prozent).
terbildungen, die keinem einheitlichen Standard un­
terliegen. So müssen die Bildungsanbieter, die ent­
sprechende Qualifikationsnachweise ausstellen, Behandlungs- bzw. Trainingseinheit
nicht zwangsläufig hinsichtlich ihrer Bildungsange­
bote zertifiziert sein. Es empfiehlt sich daher, sich Im Fitnesstraining gibt es keine festgelegten Min­
grundsätzlich über die Inhalte, die Qualität der Leh­ destzeiten für die jeweiligen Einheiten. Die Einheit
renden und der Lehre, der Lehr- und Lernmateriali­ richtet sich nach der jeweiligen individuellen Aus­
en sowie der räumlichen und apparativen Ausstat­ gangssituation und den anzustrebenden Trainings­
tungen der Bildungsanbieter zu informieren. zielen.

Räumliche Voraussetzungen Leistungsträger

Grundsätzliche Empfehlungen lassen sich nur Die Kosten für ein freies Training und im Fitnessbe­
schwer aussprechen. Ein Indiz für den Raumbedarf reich trägt der Trainierende selbst. In gewissen Teil­
kann aus der Anzahl an Trainingsgeräten abgeleitet bereichen des sogenannten betrieblichen Gesund­
werden. Häufig wird die „Daumenregel“ angewen­ heitsmanagements sind Kostenbeteiligungen durch
det, die besagt, dass pro Trainingsgerät ein Platzbe­ den Arbeitgeber möglich. Der Staat fördert unter
darf von ca. 5 m2 geplant werden sollte. Modere gewissen Umständen solche Beteiligungen mit bis
Trainingskonzepte (Zirkelkonzepte), die auf hohe zu 500 € jährlich bzw. 44 € monatlich (vertiefend
Frequenzen und damit große Trainingskundenzah­ hierzu › Kap. 4 und › Kap. 5).
len abstellen, kalkulieren in der Spitze Kapazitäten
mit bis zu 8 Kunden pro Quadratmeter Gerätetrai­ VERWENDETE LITERATUR
ningsfläche. Als Mittelwert gilt aktuell in der Fit­ BAR – Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation (Hrsg.):
Rahmenempfehlungen zur ambulanten Rehabilitation bei
nessbranche für das klassische Fitness- und Breiten­ muskuloskeletalen Erkrankungen. Frankfurt a. M., 2005
sportzentrum im Gerätebereich eine Kapazitätspla­ BAR – Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation (Hrsg.):
nung von ca. 4 Trainierenden pro Quadratmeter Rahmenvereinbarungen für den Rehabilitationssport und
Gerätetrainingsfläche. Hinsichtlich der Raumpla­ das Funktionstraining. Frankfurt a. M. 2011
nung sind neben den kalkulatorisch wichtigen Trai­ BKK Dachverband e. V.: Zentrale Prüfstelle Prävention.
www.zentrale-prüfstelle-praevention.de, (letzter Zugriff:
ningskundenzahlen auch statische Bedingungen zu 23.6.2015)
beachten (Deckentraglasten u. a.).
Literatur 33

Brüggemann S, Haaf HG, Sewöster D: Evidenzbasierte Re- men Rahmenempfehlungen gemäß § 125 Abs. 1 SGB V).
habilitation: Zwischen Standardisierung und Individuali- Berlin 2014. Download unter www.aok-gesundheits­
sierung. Physiotherapie med 2008;4:(9–16) partner.de/bund/heilberufe/empfehlung/ (letzter Zugriff:
BSNW – Behinderten-Sportverband Nordrhein-Westfalen 23.6.2015)
e. V. (Hrsg.): Durchführung des Rehabilitationssports in Klosterhuis H.: Rehabilitations-Leitlinien als Instrument der
Nordrhein-Westfalen. Duisburg, 2012 Qualitätssicherung der Rehabilitation. Zeitschrift für ärzt-
Deutsche Rentenversicherung Bund: Geschäftsbereich Pres- liche Fortbildung und Qualitätssicherung im Gesundheits-
se- und Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation: KTL – wesen 2005; 99(1):41–46
Klassifikation therapeutischer Leitlinien in der medizini-
schen Rehabilitation. Berlin, 2007 2
WEITERFÜHRENDE LITERATUR
GKV-Spitzenverband: Gemeinsame Rahmenempfehlungen Riedle H, Rauh C, Bechauf E: Erfolgreiche Existenzgründung
gemäß § 125 Abs. 1 SGB V. GKV, Berlin 2006 in der Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie,
GKV-Spitzenverband: Leitfaden Prävention. GKV, Berlin 2010 3. Aufl. TiVan-Verlag, Würzburg 2014
GKV-Spitzenverband: Liste der Fortbildungseinrichtungen Sparkasse (Hrsg.): Acht Schritte zum perfekten Business-
KG-Gerät (Anlagen 8 und 9 der Anlage 3 der Gemeinsa- plan. Deutscher Sparkassen Verlag, Stuttgart, 2010
KAPITEL

3 Rechtliche und gesellschafts-


rechtliche Aspekte
Lernziele dürfen, so ist in der Physiotherapie die Maßnahme
Es werden folgende Kenntnisse und Kompeten- KGG (Krankengymnastik am Gerät) der Therapie
zen erzielt: bzw. eindeutig nur den Physiotherapeuten vorbehal-
• Die grundlegenden Begründungen für unter- ten. Damit werden z. B. sehr gute Sporttherapeuten
schiedliche rechtliche, standesrechtliche und oder Gymnastiklehrer von der Therapie ausge-
gesellschaftsrechtliche Aspekte für die schlossen. Nahezu absurd wird diese Einschrän-
Durchführung von MAT in den Bereichen kung, wenn ein Rehabilitand während seiner ambu-
Therapie und Rehabilitation einerseits und lanten oder stationären Rehabilitationsmaßnahme
Fitness, Prävention und Gesundheitsförde- im MAT professionell einwandfrei z. B. von einem
rung andererseits sind bekannt und können Gymnastiklehrer oder einem Sporttherapeuten be-
differenziert werden. treut wird: Im Anschluss müsste im Rahmen einer
• Die wesentlichen Personengesellschaften ambulanten Weiterbehandlung mit einer Heilmit-
und Kapitalgesellschaften für die diversen telverordnung (Physiotherapie – KGG) in der glei-
MAT-Bereiche sind hinsichtlich ihrer Struktu- chen Einrichtung mit gleicher Indikation die Be-
ren sowie ihrer Vor- und Nachteile bekannt. handlung zwingend durch einen Physiotherapeuten
• Es wird verstanden, warum für die Durchfüh- durchgeführt werden.
rung von Rehabilitationssport als Sonderform An dieser Stelle wird daher bereits darauf verwie-
des MAT ein Verein benötigt wird. sen, dass es notwendig ist, unter juristischen Ge-
• Die unterschiedlichen Haftungsrisiken zwi­ sichtspunkten in die Bereiche Therapie und Rehabi-
schen Personengesellschaften und Kapital­ litation einerseits sowie Fitnesstraining, Prävention
gesellschaften sind bekannt und können für und Gesundheitsförderung andererseits zu untertei-
individuelle Entscheidungsprozesse grundle- len.
gend beurteilt werden.

Die Durchführung des MAT in Therapie oder Reha-


bilitation, in dem es zu einer Zusammenarbeit von 3.1 Rechtliche und gesell-
Ärzten, Physio- und Sporttherapeuten und einer schaftsrechtliche Aspekte in
Vielzahl anderer Gesundheitsprofessionen kommen Therapie und Rehabilitation
soll, wirft zahlreiche juristische Probleme auf. Neben
den genannten drei Professionen wird auf die in
› Kap. 2.1.1 und › Kap. 2.2.1 genannten Berufs- Bei der Gründung, Inbetriebnahme oder Übernah-
gruppen verwiesen, die sich ebenfalls im Rehabilita- me einer Rehabilitationseinrichtung – egal ob statio-
tionsteam, jedoch nicht im Therapeutenteam (!) när oder ambulant – bzw. einer Physiotherapiepra-
wiederfinden können. Insbesondere die Forderung xis, die das MAT für entsprechende Kostenträger
der Kostenträger nach einer ärztlichen Leitung mit durchführen will, stellt sich zunächst die Frage, in
der permanenten Präsenz des Arztes während der welcher juristischen Gesellschaftsform die Tätig-
Rehabilitationszeiten gemäß BAR-Richtlinien zur keiten, in die das MAT eingebunden ist, durchge-
Rehabilitation ist juristisch schwierig einzuordnen führt werden sollen. › Abb. 3.1 gibt einen ersten
und umzusetzen. Während in der Rehabilitation Überblick über die möglichen gesellschaftsrechtli-
auch sogenannte Nicht-Heilberufe MAT betreuen chen Konstruktionen.
36 3 Rechtliche und gesellschaftsrechtliche Aspekte

Unternehmensformen

Einzelunternehmen Gesellschaften

Personen-Ges. Kapital-Ges. Sonstige Ges.

GbR/BGB-Ges. GmbH/ Britische Limited


Ein-Personen-GmbH

Offene Handels-Ges. EWIV


3 AG/Kleine AG
Kommandit-Ges. (KG) Genossenschaft (eG)
Verein
GmbH & Co. KG

KG auf Aktien (KG a.A.)

Partnerschafts-Ges.

Abb. 3.1 Mögliche Rechtsformen von Unternehmen [L143]

Hinsichtlich der Überlegungen, welche Rechts- Diese zunächst recht plausibel erscheinende Lö-
form im Einzelnen für die individuelle Umsetzung sung scheitert jedoch schon daran, dass es dem Arzt
einer Unternehmensidee im Bereich von MAT in gemäß Berufsordnung (Bundesärztekammer 2011)
der Therapie und Rehabilitation sinnvoll ist, wird ei- in den allermeisten Fällen nicht gestattet ist, Unter-
ne ausgiebige rechtliche und steuerliche Einzelbera- suchungen und Behandlungen zusammen mit ande-
tung angeraten (Riedle u. a. 2006, Appuhn 2006, Lip- ren Personen durchzuführen, die weder Ärzte sind
pert 2006). Die folgenden Ausführungen bieten eine noch zu den berufsmäßigen Gehilfen des Arztes ge-
erste Orientierung. Je nach Einzelfall werden darü- hören. Die Zusammenarbeit zwischen Krankengym-
ber hinaus umfangreiche weitere Überlegungen an- nast, Masseur und Arzt gilt als gestattet, weil diese
zustellen sein. Fachkräfte zu den Gehilfen des Arztes zählen und es
sich bei ihren Leistungen um Heil-/Hilfstätigkeiten
handelt. In einer solchen Konstellation wäre dem-
3.1.1 Gesellschaft bürgerlichen nach eine Physiotherapiepraxis juristisch unbedenk-
Rechts (GbR bzw. GdbR)/BGB-Gesell- lich, die MAT in Form von KGG (Krankengymnastik
schaft am Gerät) anbietet.
Ein besonderes Problem stellt dagegen die Tätig-
Es bietet sich zunächst vielleicht der Gedanke an, ei- keit von z. B. Sportlehrern oder Fitnesstrainern dar,
ne Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) zu bil- weil Angehörige dieser Berufe nicht als Heilmitteler-
den, in der alle Beteiligten der unterschiedlichen bringer, also als ärztliches Hilfspersonal, gelten. Ein
Professionen gleichberechtigte Partner sind. Dann solcher Zusammenschluss zur Durchführung von
wäre auch die Haftung gegenüber Dritten gleichmä- Rehabilitation oder Therapie ist z. Z. nicht umsetz-
ßig verteilt, wobei allerdings jeder Gesellschafter in bar. Insgesamt ist zu beachten, dass es im MAT re-
vollem Umfang einzeln mit seinem gesamten Ver- gelmäßig zu Überschneidungen der Verantwor­
mögen für etwaige Forderungen gegen die Gesell- tungsbereiche von Arzt und Nichtarzt kommen
schaft aufkommen müsste. kann, sodass eine strikte Trennung der Einzelberei-
3.1 Rechtliche und gesellschaftsrechtliche Aspekte in Therapie und Rehabilitation 37

che nicht mehr sichtbar ist. Damit kann ein Verstoß so leichter zu bejahen sein, wenn der Arzt Mitgesell-
gegen die Zusammenarbeit mit Nichtärzten vorlie- schafter der MAT durchführenden GbR ist.
gen. In der Praxis bedeuten die vorgenannten Ausfüh-
Nicht zuletzt schließt sich in der Praxis häufig die rungen, dass entweder ein Arzt ohne Kassenzulas-
Gründung einer GbR schon deshalb aus, weil – vor- sung als Gesellschafter der GbR gefunden werden
ausgesetzt, dass es sich bei dem beteiligten Arzt um müsste, oder aber der tätige Kassenarzt innerhalb
einen Kassenarzt handelt – dem Arzt auch durch die der GbR müsste die o. g. Interessenkollision vermei-
Zulassungsordnung Schranken gesetzt werden. den. Beides ist eine nahezu undenkbare Basis.
Zwar ist nach § 33 der Zulassungsordnung für Ver- In der Praxis ist dies in der Regel auch deshalb
tragsärzte (BMJV 2013) die gemeinsame Nutzung nicht durchführbar, weil entsprechend der Forde-
von Praxisräumen und -einrichtungen sowie die ge- rung der Kostenträger der Arzt ein Facharzt sein
meinsame Beschäftigung von Hilfspersonal durch muss. Ein solcher Arzt wird in der Regel im Rahmen 3
mehrere Ärzte – also Kassenärzte und Nichtkassen- der Kassenzulassung tätig und ist für eine freie Tä-
ärzte – möglich, aber die Zulassungsordnung spricht tigkeit nur selten zu gewinnen bzw. betriebswirt-
ausdrücklich von Ärzten. schaftlich häufig zu teuer. Zusammenfassend ist
Dementsprechend dürfte ein Zusammengehen folglich aus den hier dargelegten Gründen der
von einem Kassenarzt mit Nichtkassenärzten vom Schluss zu ziehen, dass die Gründung einer GbR sel-
Kassenarztrecht nicht gebilligt werden, wenn es sich ten die geeignete Gesellschaftsform für die Durch-
um eine gemeinsame Tätigkeit handelt, die als Aus- führung des MAT im Rahmen der Rehabilitation
übung der Heilkunde im Sinne der Bundesärzteord- darstellt. Im Übrigen lassen sich die Vor- und Nach-
nung zu definieren ist. Zusätzlich bestimmt der § 20 teile der GBR bzw. BGB-Gesellschaft aus › Tab. 3.1
Zulassungsordnung Ärzte in Abs. 2, dass für die ablesen.
Ausübung kassenärztlicher Tätigkeit der Arzt nicht
geeignet ist, der eine ärztliche Tätigkeit ausübt, die
ihrem Wesen nach mit der Tätigkeit des Kassenarz- 3.1.2 Partnerschaftsgesellschaft
tes am Kassenarztsitz nicht zu vereinbaren ist. Bei
der Frage der wesensfremden Tätigkeit ist allein Insbesondere im Bereich der Gesundheitsberufe
maßgeblich, ob die Gefahr einer Interessenkolli­ wird immer auch die sogenannte Partnerschaftsge-
sion besteht, ob also der Kassenarzt unter Umge- sellschaft (BMJV 2013) nach dem PartGG (Partner-
hung des Prinzips der beschränkt freien Arztwahl schaftsgesellschaftsgesetz) ins Gespräch gebracht.
Patienten in seine Praxis ziehen kann, oder ob er Jedoch greifen alle unter der GbR genannten Krite­
sich durch diese Tätigkeit Vorteile gegenüber ande- rien und Argumente auch hier, sodass sich i. d. R.
ren Kassenärzten verschaffen kann. Dies dürfte um- keinerlei Vorteile aus der Partnerschaftsgesellschaft

Tab. 3.1 Gesellschaft des bürgerlichen Rechts: Vor- und Nachteile


Vorteile Nachteile
• Einfache Gründung • Unbeschränkte gesamtschuldnerische Haftung der Ge-
• Flexible Gestaltungsmöglichkeiten sellschafter (unter gewissen Voraussetzungen kann wirk-
• Keine Mindesteinlage sam Haftungsbeschränkung gegenüber Dritten begrün-
det werden)
• In der Praxis z. T. recht unkomfortabel zu handhaben
(z. B. Vertretung gemeinschaftlich, soweit im Gesell-
schaftsvertrag nicht anders geregelt)
Fazit
• Geeignet für partnerschaftliche Unternehmungen von Kleingewerbetreibenden, Praxisgemeinschaften, Freien Berufen,
Arbeitsgemeinschaften etc., insbesondere zum Einstieg oder wenn Zusammenarbeit zeitlich befristet oder nur auf ei-
nen bestimmten Zweck hin ausgerichtet ist
• Bei größerem Geschäftsumfang aufgrund der geringen Normierung oft hinderlich
38 3 Rechtliche und gesellschaftsrechtliche Aspekte

ziehen lassen. In › Tab. 3.2 und › Tab. 3.3 sind 3.1.3 Das Einzelunternehmen
grundlegende Überlegungen und Möglichkeiten so-
wie mögliche Vor- und Nachteile der Partnerschafts- Selbstverständlich könnte ein Unternehmen, das
gesellschaft herausgestellt. MAT in Therapie und Rehabilitation anbieten möch-
te, auch in Form des Einzelunternehmers geführt
Tab. 3.2 Partnerschaftsgesellschaft (PartG): Allgemei- werden. Auch hier greifen die unter der GbR formu-
ne Merkmale lierten gesellschafts- und haftungsrechtlichen Über-
• Einführung 1995 legungen. › Tab. 3.4 und › Tab. 3.5 zeigen zu-
• Quasijuristische Person angelehnt an OHG (Offene sammenfassend die wesentlichen Aspekte hierzu
Handelsgesellschaft) (Partnerschaft kann unter ihrem auf.
Namen klagen und verklagt werden)
3 • Prinzip der Einzelgeschäftsführung und Einzelvertre- MERKE
tung Der Zusammenschluss von Ärzten und nichtärztlichen
• Geschäftsführung sachlich beschränkbar, Vertretung Professionen in einer sogenannten Personengesellschaft
nicht (allerdings Gesamtvertretung möglich) ist in der Praxis nach wie vor mit erheblichen Behinde-
• Erteilung Prokura ausgeschlossen rungen und Einschränkungen verbunden und wird in der
• Möglichkeit der Haftungsbeschränkung „wegen fehler- Alltagspraxis zur Durchführung von MAT in Therapie und
hafter Berufsausübung“ Rehabilitation eigentlich nicht angetroffen.
• Ansonsten unbeschränkte gesamtschuldnerische Haf-
tung der Gesellschafter
• Eintrag in das Partnerschaftsregister

Tab. 3.3 Partnerschaftsgesellschaft nach PartGG: Vor- und Nachteile


Vorteile Nachteile
• Durch Gesetz normierte Rechtsform exklusiv für freie Berufe • Unbeschränkte gesamtschuldnerische
• Flexible Gestaltungsmöglichkeiten (z. B. hinsichtlich der Anteile, Ent- Haftung der Gesellschafter
scheidungsbefugnisse, Aufnahme/Ausscheiden von Partnern etc.)
• Keine Mindesteinlage
• Freiberuflerstatus bleibt erhalten (z. B. Gewerbesteuerfreiheit)
• Interprofessionelle Zusammenschlüsse möglich (es sei denn, standes-
rechtliche Barrieren)
Fazit
Attraktive Alternative zur Sozietät (GdbR) für Berufsgruppen, denen die Rechtsform der GmbH verwehrt oder zu aufwen-
dig ist

Tab. 3.4 Einzelunternehmen/Einzelfirma: Allgemeine Merkmale


• Risiko und Haftung → Einzelunternehmer (haftet mit Betriebs- und Privatvermögen)
• Gewinn und Verluste → Einzelunternehmer
• Rechtliche Entscheidungsbefugnis → Einzelunternehmer
• Eigenkapital-/Fremdkapitalquote, Privatvermögen dient oft als Sicherheit
• Steuerbelastung
• Gewerbesteuer (Betriebssteuer)
• Einkommensteuer (Einkünfte aus dem Gewerbebetrieb, Unternehmer als Besitzer)
• Rechnungslegungsvorschriften
• §§ 1 ff. Handelsgesetzbuch (HGB) Prüfung der Kaufmannseigenschaft
• §§ 238 ff. HGB Buchführungsvorschriften für Kaufleute
• Rechnungslegung erfolgt für das Unternehmen, die Gläubiger und das Finanzamt
• Keine Publizitätspflicht
• Flexibilität (hoch bei Entscheidungen und niedrig bezüglich Kapitalbeschaffung)
• Kontinuität gering
3.1 Rechtliche und gesellschaftsrechtliche Aspekte in Therapie und Rehabilitation 39

Tab. 3.5 Einzelunternehmen/Einzelfirma: Vor- und Nachteile


Vorteile Nachteile
• Einfache Gründung • Unbeschränkte Haftung
• Kein Mindestkapital erforderlich • Nicht geeignet bei partnerschaftlicher Gründung
Fazit
• Kleingewerbetreibende, Handwerker, Dienstleister, freie Berufe
• Oft die Einstiegsrechtsform

Personengesellschaft versus Kapitalgesell- 3.1.4 Gesellschaft mit beschränkter


schaft Haftung (GmbH) bzw. Unternehmer- 3
gesellschaft (UG), sog. „kleine
Bei allen bislang vorgestellten Gesellschaftsformen GmbH“
(mit Ausnahme des Einzelunternehmens) sprechen
wir von sogenannten Personengesellschaften. Das Den bislang geschilderten Schwierigkeiten der Un-
Einzelunternehmen bildet eine Sonderform unter ternehmensführung im Rahmen von Personengesell-
den Unternehmensformen. Alle sind – wie in den schaften kann grundsätzlich aus dem Wege gegangen
Tabellen und im Text beschrieben – mit einem ho- werden, indem eine Kapitalgesellschaft, z. B. eine
hen persönlichen Risiko verbunden. Um ein persön- GmbH, gegründet wird und damit der Arzt, insbe-
liches Risiko zu reduzieren oder auch um weitere sondere der Kassenarzt, aus der Schusslinie der Be-
gesellschaftsrechtliche, allgemeine, juristische und rufsordnung und der Zulassungsordnung herausge-
haftungsrechtliche so wie steuerliche Überlegungen nommen ist. An der Gründung der GmbH können
und Möglichkeiten aufzugreifen, wird daher sehr selbstverständlich auch die Personen beteiligt sein,
häufig eine Kapitalgesellschaft empfohlen, die als die erst später der GmbH beitreten. Jedoch ist dieser
Unternehmen MAT anbietet und durchführt. Tätigkeit dann eine eigenständige juristische Person
› Tab. 3.6 fasst wesentliche Entscheidungsmerk- vorgeschaltet. Allerdings darf der Arzt, insbesondere
male für die zu wählende Unternehmensform zu- der Kassenarzt, nicht Geschäftsführer der GmbH
sammen; dabei wird kein Anspruch auf Vollständig- sein. Eindeutig von der Rechtsordnung gebilligt wird
keit erhoben. Im Einzelfall sind – wie bereits er- jedoch, dass sich selbstverständlich auch ein Kassen­
wähnt – umfangreiche Beratungen notwendig. arzt als Gesellschafter an einer GmbH beteiligen
Aus sehr vielen haftungsrechtlichen und steuerli- kann. Ein Verstoß gegen das Verbot der Zusammen-
chen Überlegungen heraus wird daher sehr häufig arbeit mit Nichtärzten liegt dann nicht vor, wenn der
für Therapie und Rehabilitation die Gründung einer Arzt mit dieser GmbH einen Kooperationsvertrag
Kapitalgesellschaft gewählt. Die bekanntesten und vereinbart oder sich sozusagen als „Werksarzt“ an-
am häufigsten anzutreffenden Kapitalgesellschaften stellen lässt, also einen Arbeitsvertrag mit der Ein-
sind die Gesellschaft mit beschränkter Haftung richtung abschließt. Hierbei muss seine ärztliche Tä-
(GmbH) und die Aktiengesellschaft (› Abb. 3.1). tigkeit entsprechend den konsiliarärztlichen Bestim-

Tab. 3.6 Wovon hängt die Wahl der Rechtsform ab?


• Anzahl der an der Gründung beteiligten Personen
• Verteilung der Anteile und Verantwortlichkeiten
• Haftung
• Eigenkapitalausstattung und -beschaffung (sofort bzw. nachträglich)
• Marketing/Ansehen im Geschäftsleben
• Formalitäten bei Gründung und während des Geschäftsbetriebs (Notar, Handelsregister, Buchführungspflichten, Of-
fenlegungspflichten, Insolvenzantragspflicht)
• Steuerliche Aspekte?
40 3 Rechtliche und gesellschaftsrechtliche Aspekte

Tab. 3.7 GmbH/UG: Vor- und Nachteile


Vorteile Nachteile
• Haftung beschränkt auf das Firmenvermögen • Aber: Kreditinstitute verlangen in der Regel Bürgschaft
• Anteilmäßige Beteiligung von Partnern möglich • Mindestkapital erforderlich (1 €–25 000 €)
• Übertragung der Kapitalanteile bzw. Aufnahme weiterer • Formalitäten
Gesellschafter möglich • Insolvenzantragspflicht bei Überschuldung (Gefahr: An-
• Geschäftsführung kann unabhängig von der Kapitalauf- laufkosten)
bringung vereinbart werden
• Steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten (Geschäftsführer-
vergütung, Pensionszusage u. Ä.)
Fazit
3 • Für Unternehmen mit geringer Kapitalausstattung und stark schwankendem Geschäftsverlauf problematisch

mungen definiert sein. Eine werksärztliche Tätigkeit viel formalistischer aufgestellt und zu führen sind
darf nur nebenberuflich ausgeübt werden, damit ge- als – oft kleinere – Personengesellschaften wie z. B.
währleistet ist, dass der Arzt weiterhin persönlich für die GbR oder PartG. Alle Änderungen einer Kapital-
die Versorgung der Versicherten im erforderlichen gesellschaft, egal ob GmbH, UG oder etwa AG (Ak­
Maße zur Verfügung steht. Hierzu sind bereits meh- tien­gesellschaft) sind notariell zu begleiten.
rere Grundsatzurteile ergangen.
Bei entsprechender Vertragsgestaltung zwischen PRAXISRELEVANZ
der GmbH und dem Arzt sind auch die unter den Wegen der zwar immer noch erheblichen Aufwendung
Ausführungen zur GbR dargelegten Bedenken be- mit jedoch gleichzeitig erheblich reduziertem individuel-
züglich der Tangierung der Zulassungsordnung aus- lem Risiko ist die GmbH die beliebteste Gesellschaftsform
für Unternehmen, die MAT anbieten und durchführen.
geräumt. Dementsprechend wäre aus juristischer
Meist sprechen auch steuerliche Vorteile für die GmbH.
Sicht die Gründung einer GmbH oder einer anderen Mit Einführung der UG (Unternehmergesellschaft) mit nur
juristischen Person (z. B. einer AG oder einer geringer Eigenkapitalausstattungsmöglichkeit ist auch die
GmbH & Co) – vor allem unter der Berücksichti- oft als große Hürde empfundene Eigenkaptalausstattung
gung des mitarbeitenden Arztes – für Unternehmen der GmbH (25 000 €) individuell gestaltbar.
in der Rehabilitation und Therapie anzuraten.
Insgesamt sind gesellschaftsbedingte Vor- und
Nachteile der GmbH in › Tab. 3.7 übersichtlich Tab. 3.8 GmbH/UG: Struktur und Allgemeine Merk-
und zusammenfassend dargestellt. Die Bezeichnung male
UG steht für Unternehmergesellschaft und bildet • Mind. 1 Gesellschafter
in Deutschland die sogenannte „kleine“ GmbH, die • Gründungsvertrag notariell beglaubigt
• Stammkapital mindestens 1 € bei UG – mindestens
als Vorstufe eines Unternehmens gilt, das sich zu ei-
25 000 € bei GmbH
ner GmbH entwickeln soll. Hierbei ist eine deutlich • Gesellschafter haften nicht pers. für Verbindlichkeiten
reduzierte Eigenkapitalausstattung bei Gesell- der GmbH/UG
schaftsstart erforderlich. Anders als bei einer GmbH, • Organe:
die ein Eigenkapital von 25 000 € erfordert, kann ei- – Geschäftsführer
ne Unternehmergesellschaft ab einem Eigenkapital – Gesellschafterversammlung
von 1 € starten. Die Abwägung der Vor- und Nach- – Evtl. Beirat bzw. Aufsichtsrat (keine Verpflichtung)
• Rechnungslegungsvorschriften für Kapitalgesellschaften
teile der GmbH bzw. UG bedarf wiederum für jeden
– „verschärfte Pflicht“ über §§ 264 ff. HGB
Einzelfall einer vertieften Einzelbetrachtung und – Anhang notwendig
kann nicht pauschal beantwortet werden. – Lagebericht ist anzufertigen
Der Vollständigkeit halber sind die Grundstruk- – In der Regel herrscht Publizitätspflicht
turen einer GmbH und ihrer unterschiedlichen Gre- • Steuerliche Behandlung
mien in › Tab. 3.8 dargestellt. Hierbei wird bereits – KSt – Körperschaftssteuer (Gewinnausschüttung
ersichtlich, das Kapitalgesellschaften in der Regel oder Thesaurierung)
3.1 Rechtliche und gesellschaftsrechtliche Aspekte in Therapie und Rehabilitation 41

Tab. 3.9 Aktiengesellschaft (AG) – Vor- und Nachteile


Vorteile Nachteile
• Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung • Sehr hohe Formalitäten
• Beschränkte Haftung • Mindestkapital 50 000 €
• Übertragung der Kapitalanteile bzw. Aufnahme weiterer • Mind. 5 Gründer
Gesellschafter möglich
• Geschäftsführung (Vorstand) kann unabhängig von der
Kapitalaufbringung vereinbart werden
• Steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten (Geschäftsführer-
vergütung, Pensionszusage u. ä.)
• Marketing
Fazit
3
• Für große Vorhaben oder generell mit dem Ziel des Börsenganges

3.1.5 Aktiengesellschaft (AG) die Kapitalgesellschaft – oft eine GmbH – die am


weitesten verbreitete Rechtsform in Deutschland.
Aus den bisher genannten haftungs- und standes- Die Betrachtung sonstiger möglicher Gesellschafts-
rechtlichen Gründen und unter Marketing-Gesichts- formen (› Abb. 3.1) unterbleibt an dieser Stelle,
punkten wird in der Therapie und Rehabilitation bei weil dies den Rahmen dieses Werks sprengen wür-
größeren Unternehmen fast immer eine Kapitalge- de. Hier müssten dann auch internationale Kapital-
sellschaft zu gründen sein. Am häufigsten und be- gesellschaften (z. B. britische Ltd. oder spanische
kanntesten ist hierbei sicherlich die GmbH. Es gibt SIA) mit ins Kalkül gezogen werden. Zur Vertiefung
jedoch auch durchaus große oder größere unterneh- gesellschaftsrechtlicher Aspekte wird auf die weiter-
merische Vorhaben in der Therapie und Rehabilita- führende Literatur verwiesen, die am Ende dieses
tion, die von vornherein eine Aktiengesellschaft ins Kapitels aufgelistet ist.
Kalkül ziehen. In › Tab. 3.9 sind Vor- und Nachtei-
le einer AG zusammengefasst.
Dem Grunde nach ist eine Aktiengesellschaft 3.1.6 Verein
noch weitaus formalistischer und daher aufwendi-
ger von der Unternehmensführung her zu handha- Gerade im Sport ist es eigentlich eine Selbstver-
ben als z. B. die beschriebene GmbH. › Tab. 3.10 ständlichkeit, als Verein zu agieren. Dies liegt zu ei-
gibt eine grobe Übersicht über die Struktur einer nem großen Teil daran, dass der Deutsche Olympi-
AG. sche Sportbund (DOSB) als Dachorganisation histo-
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich für risch vornehmlich durch Vereine strukturiert und
Unternehmen mit MAT-Angeboten in Therapie und organisiert ist. Dem Grunde nach ist der Verein
Rehabilitation in jedem Einzelfall eine geeignete ge- nichts anderes als eine juristische Person, wie etwa
sellschaftsrechtliche Lösung finden lässt. Hierbei ist die zuvor abgehandelte GmbH oder AG, die im
Markt wie jedes andere gewerbliche oder freiberufli-
che Unternehmen agieren kann. Der Verein ist hin-
Tab. 3.10 Die Aktiengesellschaft (AG) – Strukturen
sichtlich seiner Strukturen, Prozesse und Ziele durch
• AG = Gesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit
seine Satzung bestimmt. In › Tab. 3.11 sind die
(jur. Person)
• Nur das Gesellschaftsvermögen haftet Vor- und Nachteile des Vereins skizziert; in
• Grundkapital ist in Aktien zerteilt › Tab. 3.12 die Strukturen des Vereins.
• Organe einer AG Der Verein ist für das Thema MAT bedeutsam,
– Vorstand weil z. B. der Rehabilitationssport (› Kap. 5.5.2)
– Aufsichtsrat dem DOSB als durchführender und zulassungsaus-
– Hauptversammlung sprechender Institution unterstellt ist. Da – wie
42 3 Rechtliche und gesellschaftsrechtliche Aspekte

Tab. 3.11 Der Verein – Vor- und Nachteile


Vorteile Nachteile
• Beschränkte Haftung auf das Vereinsvermögen • Hohe Formalitäten
• Aufnahme weiterer Vereinsmitglieder möglich • Mind. 7 Gründungsmitglieder
• Geschäftsführung (Vorstand) kann unabhängig von der
Kapitalaufbringung vereinbart werden
• Steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten (Vorstandsvergü-
tung, Pensionszusage u. Ä.)

Tab. 3.12 Der Verein – Strukturen Verein) mit den Vorteilen der Gemeinnützigkeit ge-
koppelt sind. Von Nachteil ist, dass das Überschul-
• Verein ist eine Gesellschaft mit eigener Rechtspersön-
3 dungsrisiko durch die Gemeinnützigkeit verschärft
lichkeit (juristische Person)
• Nur das Vereinsvermögen haftet wird, da in der Regel ein Konflikt zwischen Gemein-
• Organe eines Vereins nützigkeit und der Anforderung, ausreichend Ge-
– Vorstand winn zu erzielen, besteht.
– Mitgliederversammlung
– Evtl. Abteilungen mit eigenen Vertretungsrechten
MERKE
Nur der gemeinnützige Verein wird zur Leistungserbrin-
oben bereits erwähnt – der DOSB i. d. R. in Vereinen gung „Rehabilitationssport“ zugelassen.
organisiert ist, wird diese Vereinsstruktur auch für
den Rehabilitationssport erwartet. Dies heißt, dass
aktuell zur Leistungsabgabe Rehabilitationssport
nur ein Verein zugelassen wird. Dieser Verein muss 3.2 Rechtliche und gesell-
neben der in › Tab. 3.12 dargestellten Unterneh- schaftsrechtliche Aspekte in
mensorganisation über eine Satzung verfügen, die Fitness, Prävention und
den Verein darüber hinaus auch als gemeinnützig Gesundheitsförderung
agieren lässt.

PRAXISRELEVANZ In den Bereichen Fitness, Prävention und Gesund-


Rehabilitationssport kann nur von einem Verein bzw. von heitsförderung hängt die Unternehmensform von
Einrichtungen, die einem Verein angeschlossen sind, an- anderen Gesichtspunkten ab. Anders als bisher in
geboten und abgerechnet werden. diesem Kapitel dargestellt, ist der Unternehmens­
erfolg nicht überwiegend und unmittelbar von der
Abrechnungsfähigkeit mit den Kostenträgern des
3.1.7 Gemeinnützigkeit Gesundheitswesens abhängig. Die in › Kap. 3.1
­abgehandelten Gesichtspunkte betreffen die Verein-
Die Gemeinnützigkeit einer Gesellschaft wird auf barungen zwischen Kostenträgern und durchfüh-
Antrag beim zuständigen Finanzamt festgestellt. Als renden Unternehmen hinsichtlich personeller, ap-
wichtigstes Zuweisungskriterium dienen hierbei die parativer und räumlicher Strukturen, die hierfür
Satzungsformulierungen. Diese sollten daher juris- klare Linien vorschreiben. Zudem müssen Unter-
tisch vorab daraufhin geprüft werden, ob sie die An- nehmen in Therapie und Rehabilitation standes-
forderungen der Gemeinnützigkeit auch tatsächlich rechtliche, berufs- und professionspolitische Vorga-
erfüllen. Die Gemeinnützigkeit hat oft steuerliche, ben beachten und das MAT unter diesen Rahmenbe-
organisatorische und verwaltungstechnische Vortei- dingungen durchführbar sein. Grundsätzlich gelten
le gegenüber gewinnorientierten, gewerblichen Un- im Bereich Fitness, Prävention und Gesundheitsför-
ternehmen. Generell von Vorteil ist es daher im All- derung jedoch die gleichen Vor- und Nachteile der
tag, dass die positiven Effekte einer juristischen Per- verschiedenen Unternehmensformen. Anders als in
son (z. B. Haftungsbeschränkungen bei GmbH oder der Therapie und Rehabilitation gibt es zwischen
3.2 Rechtliche u. gesellschaftsrechtliche Aspekte in Fitness, Prävention, Gesundheitsförderung 43

Trainierenden und MAT-Durchführenden keine Im gewerblichen Bereich, also in Gesundheitsför-


Subventionsinstitution, die wegen ihrer Finanzie- derung, Prävention und Fitness, ist es ratsam, nicht
rung die Rahmenbedingungen (mit)bestimmt und nur die Studionutzer, sondern ebenso die Betreiber
als Kostenträger darüber befindet, wer solche Trai- und ihre Trainer und Kursleiter gegen eventuelle
ningsmaßnahmen durchführen darf und wer nicht. Schadensfälle und Ansprüche abzusichern.
Dies führt andererseits in den hier behandelten Be-
reichen dazu, dass die Durchführung des MAT
GEMA und GEZ
i. d. R. an keine Profession, also Berufsurkunde,
Handlungskompetenz oder professionelle Kompe- GEMA: Wenn Sie während der Kurse oder während
tenz, unmittelbar gebunden ist. Daher kommen die des Betriebs auf der Geräte- und Trainingsfläche
in › Kap. 3.1 abgehandelten Gesichtspunkte hier Musik einspielen, sollten Sie sich im Vorfeld absi-
nicht zum Tragen. chern, inwieweit dabei GEMA-Gebühren anfallen 3
Vielmehr werden zur Entscheidungsfindung über oder ob diese schon anderweitig abgedeckt sind. In
die Gesellschaftsstruktur eher privatrechtliche und der Therapie bzw. Rehabilitation kann es durchaus
haftungsrechtliche Entscheidungsmerkmale im sein, dass eine Befreiung dieser Gebühren ansteht.
Vordergrund stehen. Im Alltag finden sich oft fol- GEZ: Fernsehgeräte und Großbildschirme sind in
gende Umstände: Je größer die vorzunehmenden Fitness- und Gesundheitsstudios sehr beliebt. Auch
Investitionen sein werden, umso eher wird norma- hier sollten Sie sich über eventuell anfallende Ge-
lerweise direkt mit einer Kapitalgesellschaft gestar- bühren informieren.
tet. Ist das Risiko insgesamt überschaubar, kann
auch häufig mit einer schnell, leicht und kosten- VERWENDETE LITERATUR
günstig zu gründenden Personengesellschaft gestar- Appuhn P, Bothner F: Die eigene Praxis. Handbuch für
selbstständige Physiotherapeuten, Logopäden, Ergothe-
tet werden, die bei entsprechendem Wachstum rapeuten, physio.de, Berlin 2006
dann in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt wer- BMJV – Bundesministerium der Justiz und des Verbraucher-
den kann. schutzes: Zulassungsverordnung für Vertragsärzte (Ärzte-
Zusammenfassend lässt sich postulieren, dass alle ZÄ) (zuletzt geändert: 20.2.2013). www.kbv.de/media/sp/
in › Kap. 3.1 abgehandelten Unternehmensformen Aerzte_ZV.pdf. Zugegriffen: 27.6.2015
BMJV – Bundesministerium der Justiz und des Verbraucher-
auch in den Bereichen Fitness, Prävention und Ge- schutzes: Gesetz über Partnerschaftsgesellschaften Ange-
sundheitsförderung angetroffen werden können. Die höriger Freier Berufe (zuletzt geändert: 15.7.2013). www.
Entscheidung für eine Struktur hängt dabei oft vom gesetze-im-internet.de/partgg/ Zugegriffen: 27.6.2015
monetären Engagement und nicht – wie oft in der Bundesärztekammer: (Muster-)Berufsordnung für die in
Therapie und Rehabilitation – von anderen in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte 2011. www.
bundesaerztekammer.de/recht/berufsrecht/muster-berufs-
› Kap. 3.1 genannten Faktoren, ab. Hierbei sind ordnung-aerzte/muster-berufsordnung. Zugegriffen:
viele Punkte mitentscheidend, z. B. Gerätekosten, 27.6.2015
Mietkosten, Personalkosten, Ausstattungskosten u. a. Lippert W: Praxis der Existenzgründung – Erfolgsfaktoren
Nachfolgend sollen noch zwei Aspekte erörtert wer- für den Start. Von der Geschäftsidee zur beruflichen
den, in diesem Zusammenhang zu beachten sind. Selbstständigkeit, Businessvillage, Göttingen 2006
Riedle H, Rauh C, Bechauf E: Erfolgreiche Existenzgründung
in der Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie.
Versicherung TiVan-Verlag, Würzburg 2006

In Therapie und Rehabilitation erhalten Einrichtun- WEITERFÜHRENDE LITERATUR


gen durch die gesetzlichen Sozialversicherungen erst EUROPA-LEHRMITTEL, Haan, 2014
gar keine Zulassung, wenn sie nicht eine vorge- Müller J: Kaufmännische Betriebslehre. Hauptausgabe mit
CD-ROM. 37. Auflage
schriebene Haftpflichtversicherung, die hinsichtlich Pelzer R, Gräber S: Leitfaden zur Einrichtung eines Fitness-
ihrer Minimalprämien festgelegt ist, vorhalten. Dies und Gesundheitsstudios. Sport-Thieme, Niedersächsischer
ist in diesen Umsatzfeldern des MAT verbindlich Turnerbund, Grasleben, Hannover, o. J. www.sport-thie-
vorgeschrieben: Keine Versicherung = keine Zulas- me.de/s/pdf/de/studio.pdf. Zugegriffen: 27.6.2015
sung. Voss R. BWL kompakt. Grundwissen Betriebswirtschaftsleh-
re. 7. Auflage. Merkur, Rinteln, 2014
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Fig. 1
Fig. 2
Fig. 3
Fig. 4 Fig. 5

A Light-Weight, Two-Horsepower Motor Installed in a Stanch 18-Foot


Canoe will Increase the Range and Utility of Such a Craft; the
Construction Shown Is Simple and within the Capabilities of a Careful
Novice of Fair Mechanical Skill. A View of the Stern from Above is Shown
in Fig. 1. The Engine is Shown Mounted on the Engine Bed, and near the
Stern the Shaft Block is Shown. A Partial Sectional View is Shown in Fig.
2. The Relation of the Engine and Bed, Shaft and Fittings, Shaft Block,
Shaft Log, and Rudder are Shown. The Construction Diagram, Fig. 3, is
Described in Detail in the Text. A Larger-Scale View and a Section of the
Shaft Block are Indicated in Fig. 4, and Fig. 5 Illustrates the Engine Bed
with Dimensions and Fastening Holes

A detail of the shaft bearing R is shown in Fig. 4. The hole to


receive the shaft must be bored accurately, and the use of the
template, as with the boring of the shaft log, is advisable. Flanged
metal bearings are provided to take up the wear in the bearing block.
The method of fastening the block, as shown in the detail view,
insures a rigid bearing with a minimum of holes through the bottom
of the canoe. A U-bolt, T, binds the double angle brace U and the
block firmly to the keel. The angles of the brace are fixed into the
sides of the canoe with bolts, and a bolt at the stern end of the block
supports it further. The block should be placed so that it will bear on
three ribs and must be fitted to the curve of the canoe.
The rudder is made of sheet metal supported on a rod or pipe. Its
general dimensions are shown in Fig. 2. The fan of the rudder is
riveted to its supports and rests in a bearing strip of ¹⁄₄ by 1-in. strap
iron, which is shaped as a guard for the propeller. The upper bearing
of the rudder post is formed from a strip of iron, bolted to the stern,
and the upper guide bar, to which the ropes are attached, is cut from
an iron strip.
The propeller is 8 in. in diameter, but may be installed of a size
suitable to the power, speed, and type of the motor used. The
stuffing box V, Fig. 2, the bearings for the bearing block R, the intake
strainer W, the exhaust outlet X, Fig. 1, and the shaft coupling Y are
all of manufactured types that may be purchased of marine-supply
houses.
The intake strainer W is placed in the bottom directly below the
pump Z. The exhaust outlet X is placed above the water line, and a
muffler should be installed to avoid noise from the exhaust
explosions. The exhaust may be conducted under water or to a point
near the stern. No indication is given for the placing of the gasoline
tank, the supply pipes, electrical-energy source, and wiring. The tank
may be placed in the stern of the canoe high enough to provide a
good flow. A magneto may be used to give current for the sparking
circuit, or batteries may be provided. They may be placed at any
point convenient, and should be incased in a waterproof container.
In assembling the parts care must be taken not to wrench the shaft
or other pieces out of line, and in general, it is well to fix
nonadjustable parts solidly when they are fitted into place. This
applies particularly to the engine bed and the shaft log. The bearing
block may be adjusted vertically by adding packing, or by reducing
the lower surface. The rudder and its fittings may be made in regular
course, but should not be fitted until the power unit and driving
mechanism is in place finally. The propeller may be protected from
possible injury by laying it aside until needed. All the openings in the
hull through which bolts or other fastenings are placed should be
packed with red lead or other waterproof packing. The working parts
and finished metal surfaces should be oiled or greased thoroughly as
the parts are assembled, and the unfinished metal parts painted with
red lead. This will protect them from moisture and aid in the smooth
operation of the mechanism.
How to Make a Fluorescent Screen
Many experimenters have occasion to use a fluorescent screen,
particularly those interested in X-ray work. Such a device is quite
expensive if purchased, and may be made as follows:
Mix 1 oz. each of common salt, sodium tungstate, and calcium
chloride. Place the mixture in a crucible and heat it dull red in a coal
fire, for several hours. It will melt into a clear liquid, and should then
be removed and permitted to cool. The liquid will crystallize into a
hard glasslike mass. Break this out of the crucible and crush it into
small pieces. Put them into a jar of clear water. The sodium chloride
resulting from the chemical change by heating, will gradually
dissolve and the calcium tungstate will fall to the bottom in fine
crystals. Wash this precipitate until all trace of the salt disappears;
then pour the crystals upon a sheet of filter or blotting paper to dry.
After drying, place them in a mortar and grind them to a fine powder,
when they will be ready for use.
To make the screen proper, procure a piece of thin white
cardboard of the size desired. The calendered board known as
three-ply is satisfactory. Paint the cardboard on one side with a thick
solution of gum arabic in water, or better still, with celluloid dissolved
in amyl acetate. Permit the gum to become “tacky” before dusting
with the chemical. The latter process requires care, to produce an
even layer on the cardboard, and it is advisable to practice with
ordinary salt before attempting it on the cardboard for the screen.
The calcium tungstate should be placed in a dry jar, and a piece of
fine muslin fixed over the mouth of it. The chemical may be dusted
over the surface with this sieve jar.
Shake off the superfluous crystals and permit the screen to dry
thoroughly. Fasten a piece of mica, or sheet celluloid, over the
sensitized surface to prevent damage to it. Mount the sensitized
cardboard in a wooden frame of suitable size and arrange a hood
around its edges to cut out unnecessary light. The sensitive side of
the screen is, of course, held toward the observer when the
apparatus is used.—Contributed by Chester Keene, Hoboken, N. J.
Preventing Wire Mesh from Rising between
Fence Posts
Fences which inclose pastures for hogs, or other smaller animals,
are usually stretched to give rigidity and strength. Often the
adjustment of the wire, after being put into place, causes it to rise
from the ground between the fence posts, permitting the animals to
escape. An effective method of holding the wire close to the ground
is shown in the sketch. A peg, notched near its upper end, is driven
into the ground so that the lower edge of the wire mesh is held fast in
the notch.—Contributed by O. B. Laurent, New Roads, La.
The Notched Stake Holds the
Wire Mesh Down between the
Posts Where It Has a Tendency
to Rise from the Ground
Jig-Saw Table for Vise
Those who have occasional work to be done with a jig saw will find
the simple device shown in the sketch convenient. It provides a table
for sawing light work. By holding it in a vise, as shown, a rigid
support may be had. The table is made of a rectangular piece of ³⁄₄-
in. wood, 8 in. wide and 10 in. long. At one end, a strip, 1 in. square,
is attached for clamping in the vise. The other end is notched to
provide a place for the saw while in use.—Contributed by Victor A.
Rettich, New York, N. Y.

The Jig-Saw Table Provides a Rigid Support for Light Fretwork


An Emergency Dark-Room Light

The traveling man who “lives in a suitcase” and at the same time
wishes to enjoy the pleasures of amateur photography sometimes
experiences difficulty in developing films in a hotel room. Soup plates
borrowed from the steward, or even the bowl pitcher and the ice-
water pitcher in the room, can be used for development, but it is very
hard to improvise a ruby lamp. My emergency lamp is a small vest-
pocket flash lamp over which two yellow envelopes, one inside of the
other, are slipped, as shown. The lower edges are cut perfectly
square and rest on the table, or shelf, in the closet, and all white light
is excluded. At night, the shades may be drawn, and a yellow-paper
sack may be tied around the electric light.—Contributed by J. L.
Pinkston, Granite Hill, Ga.
An Ice Creeper

The illustration shows a one-piece ice creeper for the heel of a


boot or shoe. It is made from sheet steel with the arms bent up to
receive a strap for buckling it in place on the boot heel. The zigzag
cuts in the bottom part are turned down for engaging the ice.—
Contributed by Chas. S. Snell, Lewiston, Me.
¶In machine work a way must be provided for removing dowel pins
before they are driven in place.
Waterproofing for Fish Lines

Dissolve ¹⁄₂ oz. of orange shellac in ¹⁄₂ pt. of alcohol, and add 1
teaspoonful of Venice turpentine, the same quantity of raw linseed
oil, and 2 oz. tincture of benzoin. Shake well, and set in a varnish
can in hot water.
Soak the coiled line in the varnish for two hours, then hang it up to
dry. Thin the varnish with alcohol, and repeat the dipping. When the
line is dry, rub it down well with a wool rag greased with tallow. Silk
lines treated in this manner are pliable, and the fibers of the silk are
so united by the varnish that the strength of the line is almost
doubled.
Making Chest Lock More Secure

As a rule, ordinary chest locks cannot be relied upon, since almost


any kind of a similar key will unlock them. I found a good remedy by
taking out the pin on which the key fits, and making a new one twice
as long as the one removed, then drilling a hole in the key deep
enough to fit over the new pin. In case the pin extends too far, a
piece of wood block, with a hole in it to admit the key, can be
fastened over it to prevent bending the pin. No ordinary key will pass
on the pin far enough to turn the lock.—Contributed by Chas. G.
England, Washington, Pa.
Driving Screws in Hard Wood
Keep the supply of screws in a box containing a small amount of
powdered soapstone. Shake the box occasionally, and the screws
will be dusted with the powder, which acts as a lubricant. This is a
much cleaner and more convenient method than the ordinary one of
rubbing each screw on a bar of soap before driving it in hard wood.
Paddling Your Own Canoe
by
Stillman Taylor
PART I—
Kinds of Canoes

Theprose,
charm of the birchen canoe has long been sung in verse and
and while the bark that the Indian used has been
supplanted by a more perfect type of modern manufacture, the
popularity of this, the most graceful of water craft, has increased with
years, until today we find the canoe the choice of thousands of
recreation seekers who paddle about in park lakes and quiet
streams, or spend their vacations in cruising down rivers and other
attractive waterways—sometimes within the environs of towns and
villages, and again dipping paddles in the wilderness streams of the
far north. True, the modern canoe is a distinct product of the
twentieth century, and while it is so largely used at summer resorts, it
nevertheless retains all the good points of the old, while embodying
numerous improvements which fit it even better for wilderness travel
than the Indian model after which it was patterned. The noteworthy
increase in the number of canoeists in the past dozen years is good
evidence that this natty craft is fast coming into its own, and as more
and more outdoor men and women understand its possibilities and
limitations and become proficient in handling it, the long-rooted fear
and distrust with which the uninformed public regard the canoe, will
pass away. As a matter of fact, accidents ever follow in the wake of
ignorance and carelessness, and while there are very few expert
gunners injured by firearms, and still fewer experienced canoeists
drowned, there are numerous sad accidents constantly occurring to
the reckless and foolhardy, who do not know how to handle a
weapon, nor understand the first thing about paddling a canoe. Let
us consider then, the practical side of the subject, the choice of a
suitable canoe and the knack of handling it in a safe and efficient
manner.
If one would experience in full measure the many-sided charm of
paddling, he should get a good canoe. Unlike other and heavier
water craft, the canoe is a lightly balanced and responsive
conveyance, which may be cranky and dangerous, or safe and
stable, according to the model, the skill of the builder, and the
dexterity of the paddler. There are canoes and canoes, of varying
models and sizes, and constructed of many materials, and while all
may serve as a means of getting about in the water, the paddling
qualities include numerous little idiosyncrasies which serve to
differentiate canoes as well as men. In fact, this light and graceful
craft may be properly viewed as the highest type of boat building,
since it must be fashioned strong but light; it must be steady when
going light; capable of carrying comparatively heavy loads; draw little
water, and it must be honestly constructed of good material to stand
up under the hard usage which every canoe is subjected to, whether
used for summer paddling, or upon long hunting and shooting trips.
Three types of canoes are in common use by experienced
canoeists, the birch-bark, the all-wood, and the canvas-covered
cedar canoe. The birch-bark, by reason of its rougher workmanship,
is slow under the paddle, is easily injured, and it grows heavier and
more difficult to handle every time it is used. The all-wood canoe is
most expensive to buy, and though swift under the paddle, is too
easily injured and too difficult to repair for rough and ready use. The
cedar-planked canoe which is covered with filled and painted canvas
is for many reasons the best all-around craft-attractive enough for
park use, and stout enough for use in rapid water and for cruising in
northern lakes and rivers.

How to Select a Birch-Bark Canoe

The Indian-made birch-bark canoe costs about $1 a foot and is


fashioned of birch bark over an ash, or spruce, frame. The bark is
not nailed to the frame, but is sewed together with boiled spruce, or
tamarack, roots, split to a suitable size. To give the proper shape to
the canoe a double row of stakes are firmly planted in the ground
and the spruce frame is sprung between them. The bark is put on
inside out, and the work of sewing together is done while the bark is
fresh, or immediately after it is stripped from the tree. The seams are
afterward made water-tight by smearing well with spruce gum, which
hardens quickly and makes a fairly good joint. The Indian model is a
good one so far as the freeboard, width of beam, and flaring stems
are concerned, but the curved bottom makes it extremely cranky and
dangerous for the novice to handle. Be sure to see that the birch-
bark canoe is fashioned with a flat, straight bottom, which makes the
craft steadier and less inclined to veer about under the stroke of the
paddle. In an expert’s hands the round bottom will be found a
decided advantage, making it faster to paddle and more easily
turned and steered in swift and rough water. Many prefer the three-
piece bottom, but the bottom made of a single piece of bark is
stronger and less likely to open up and leak. All birch canoes will
warp and twist somewhat, and it is practically impossible to find one
that is straight and true. The birch-bark canoe has many limitations
and not a few weaknesses, but if one has the good luck to find a
good one, and treats it fairly, it will prove a safe and dry craft for
many hundreds of miles’ travel. Of course, one must carry a kettle of
pitch for making repairs, and be content to travel somewhat slower
than with modern canoes, but this may not be a disadvantage. Birch
canoes have no seats, as the Indian kneels when paddling, but a low
thwart, or seat, is easy to put in at the bow and stern, if one prefers
the white man’s paddling position.

All-Wood or Peterborough Canoe

This type of craft is much used in Canada along the St. Lawrence
River, and to a much less extent by American sportsmen, owing to
its higher cost, and its tendency to break and cause a leak. Of
course, the all-wood canoe is a good craft, but everything
considered, there can be no question in the minds of canoeists who
are acquainted with all types of canoes, that the all-cedar or
basswood craft is less dependable than the canvas-covered cedar
canoe. The Peterborough type—so called from a Canadian city of
this name where many wood canoes are made—with its relatively
low ends and straight sides with but little sheer and tumble home, is
the model commonly used by practically all manufacturers of the all-
wood canoe. While a boat of this kind can be, and often is, used in
rough-water lake paddling as well as in wilderness travel, the all-
wood canoe is better suited for club use, and in the wider and more
quiet-flowing streams and lakes.

The Best All-Around Craft, for Two Men and a Reasonable Amount of Camp
Duffle, Is a Canvas-Covered Cedar Canoe, 16 Feet Long, 32-Inch Beam, and
12 Inches Amidships, Weighing About 60 Pounds
The Canvas-Covered Cedar Canoe

The canvas-covered cedar canoe, when rightly made of the best


material, is by all odds the best paddling craft afloat, being strong
and light, with a hull so smooth that it is swift to paddle, while the
mode of construction makes a very stiff craft, which will not warp or
twist out of shape. Moreover, it will stand a vast amount of hard
usage and abuse, while repairs are quickly and neatly done by the
stream side. In the making of a first-class canoe of this type, the ribs
are first steamed and then bent and fitted over a solid form; cedar
being used for the ribs and planking; spruce for the gunwales, and
white ash, or oak, for the stems and thwarts. In a canoe built
according to my instructions, each plank runs to the full length of the
craft and all are beveled and lapped together, thus making a
perfectly smooth and almost water-tight canoe, before the canvas is
cemented on its surface. The canvas is thoroughly waterproofed
before it is put on, then it is drawn tightly over the planking, and
several coats of filler and the final finish of paint are applied, after
which it is rubbed down.
The well-made canvas-covered canoe is, if properly designed, a
pretty good facsimile of the representative Indian model in that it
possesses all the good points of the birch-bark canoe, but is more
substantially constructed, of better and more durable material, and
more finely finished. In making the selection, it is necessary to pay a
fair price to obtain a good craft, and while various manufacturers
supply canoes of similar types at different prices, some of them are
so inferior that they will scarcely stand a season’s use. Of course,
the use to which a canoe is put will influence the selection. If the
craft is wanted for long service on hunting and fishing trips, a high-
grade canoe of plain finish is the logical choice. If the canoe is for
club use, a highly finished craft with mahogany trimmings may be
preferred. A canoe for occasional use on some quiet lake or small
stream may be selected from the cheaper kinds, which will, no
doubt, answer every purpose. However, most manufacturers list
what they call an “A” and a “B” grade. The “A” grade provides
selected-cedar ribs and planking; oak for gunwales, stems, thwarts
and seats selected from the finest material, and the finish the best
that can be procured, while the “B” grade is identical in model,
canvas and paint, but the material not quite so clear or free from
minor defects, though for all practical purposes it will render as much
service and give fully as much satisfaction as the first, or “A,” grade.
A little saving may be made by selecting the second-grade canoe,
having most of the money invested in the canoe and not so much in
the finer finishings. The ordinary construction provides for the
ordinary solid topwale, but the open gunwale is sometimes preferred,
because the openings make washing easy, all sand and dirt running
out freely between the wales. This construction detail is supplied by
most manufacturers, when specified, at a slight additional cost.

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