Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Herausgeber:
Konzept:
Prof. Dr. Harm Peters, MHPE
Dieter Scheffner Fachzentrum
Prodekanat für Studium und Lehre
Titelfoto:
Wiebke Peitz, Zentrale Mediendienstleistungen Charité
Seite 1 von 51 – MSM 2.0/ Stand SoSe 2019
Inhaltsverzeichnis Seite
Einleitung .....................................................................................................................................................3
Allgemeine Informationen zum vertiefenden Untersuchungskurs .................................................................. 4
Hinweise für Dozentinnen und Dozenten ......................................................................................................5
Rahmenbedingungen Modellstudiengang .......................................................................................5
Wichtiges zum Unterrichtskonzept ..................................................................................................5
Patientengeeignetheit (Beschluss Studienausschuss 12.01.2016) ............................................................... 6
Hinweise zu den Lernzielen ..........................................................................................................................6
Übergeordnetes Lernziele des U-Kurses .........................................................................................6
Lernziele .........................................................................................................................................6
Professional Activities: ..................................................................................................................................6
Modulplan Modellstudiengang Medizin..........................................................................................................8
CODE of COUNDUCT ..................................................................................................................................8
4. Semester: Termine und Inhalte.................................................................................................................9
Kurzbeschreibung der Modul-Wochenthemen .................................................................................9
Termin 1 : Patient/in mit Harnabflussbeschwerden: ....................................................................... 10
Termin 2 : Patient/in mit akutem Nierenversagen .......................................................................... 28
Termin 3 : Patient/in mit Volumen- oder Elektrolytstörung ............................................................ 36
Termin 4 : Patient/in mit chronischer Niereninsuffizienz ................................................................. 43
Welche Intention das Untersuchungskurskonzept der Charité – Universitätsmedizin Berlin verfolgt, können
Sie den übergeordneten Lernzielen entnehmen (Hinweise S. 6).
Das gesamt Modul 14 soll Ihnen die verschiedenen Funktionen der Niere verdeutlichen. Sie beschäftigen
sich sowohl mit den Einflüssen der Niere als auch mit Einflussgrößen auf die Niere. Das Modul wird Ihnen
die Nieren als „Spieler“ und wichtige „Mitspieler“ in verschiedenen Körpersystemen verdeutlichen.
Sie lernen die wichtigsten renalen Funktionen kennen: Harnproduktion und –Ableitung, Volumen-Elektrolyt-
und Osmo-Regulation sowie die Niere als endokrin regulierendes und reguliertes Organ.
Zudem wird Ihnen die Niere als „Mitspieler“ bei Systemerkrankungen (wie Vaskulitiden und Diabetes) und
bei der Pharmakotherapie nahegebracht.
Ziel des Untersuchungskurses ist es, zu erlernen, wie Sie durch die Erhebung relevanter anamnestischer
Angaben und Untersuchungsbefunde Störungen der Nierenfunktion und die Nierenfunktion störende
Einflüsse identifizieren und einordnen können.
Dieser vertiefende Untersuchungskurs baut auf den allgemeinen Untersuchungskurs der vorangegangenen
Semester auf. Er soll Ihnen eine zunehmend sichere Abgrenzung pathologischer Befunde von
Normalbefunden ermöglichen und eine kompetente Differenzierung und Zuordnung von Symptomen.
Angesichts der multiple Einflüsse und Einflussgrößen der Nieren werden Sie dabei lernen, dass in die
„renale“ Anamnese und Untersuchung viele schon bekannte und neue Lerninhalte zu integrieren sind.
Bei dem vorliegenden Handbuch handelt es sich um eine überarbeitete Version für das Modul 14. Wir
freuen uns immer, wenn Sie uns bei der weiteren Ausgestaltung aktiv unterstützen, indem Sie Ihr Feedback
und möglichst konkrete Überarbeitungsvorschläge an die dafür Verantwortlichen Frau Anne Franz
(anne.franz@charite.de) senden.
Sie können sich auch gern an der Gestaltung des Titelbildes beteiligen. Senden Sie dazu einfach ein Foto
an Frau Schremmer. Aus allen Einsendungen wird das aussagekräftigste Titelbild gewählt, das dann unter
Nennung Ihres Namens das Handbuch des nächsten Semesters ziert.
und
Evaluation/ Rückmeldungen
Jeweils im Rahmen der Modulevaluationen (mündliche Nachbesprechung der POL-Gruppensprecher und
schriftliche Modulevaluation)
Förderung
Die Erstellung der U-Kurs-Handbücher wurde unterstützt durch
• Stiftung Mercator und Volkswagen-Stiftung, Förderlinie „Exzellenz in der Lehre“
• Bundesministerium für Bildung und Forschung, 3. Säule Hochschulpakt, Förderzeitraum I und II
Lernziele
Die Feinlernziele werden folgenden Kategorien zugeordnet
• Wissen/ Kenntnisse (kognitiv)
Fertigkeiten (psychomotorisch, im Sinne der PO: praktische Fertigkeiten)
♦ Einstellungen (emotional/ reflektiv)
♣ Mini-PA (Professional Activity, im Sinne der PO: praktische Fertigkeiten)
Hinweis. Verbindlich für die Prüfungen sind die in der LLP für das jeweilige Semester
eingetragenen und je Prüfungsformat markierten Lernziele. Die hier im Handbuch zum
Allgemeinen Untersuchungskurs aufgeführten Lernziele sind aus der LLP übertragen
worden. Bei evtl. möglichen Unstimmigkeiten sind für die Prüfungen die Angaben in der LLP
verbindlich.
Professional Activities:
Mit fortschreitendem Studienverlauf sollen sich die medizinischen Lerninhalte immer weiter an das
ärztliche Arbeitsleben annähern. Um das inhaltlich und strukturell im Curriculum des
Modellstudiengangs Medizin abzubilden, wurden "Professional Activities" als neue, eigenständige
Lernzielkategorie eingeführt.
Definition: "Professional Activities sind in sich abgeschlossene klinische Tätigkeiten, die sich
möglichst authentisch im späteren ärztlichen Arbeitsfeld wiederfinden lassen. Sie integrieren die
für diese Tätigkeit relevanten Kenntnisse, Fertigkeiten und Einstellungen und bilden das für den
Die folgende Abbildung gibt eine Übersicht über die Module des Modellstudienganges Medizin
2.0. Jedes Semester umfasst mehrere Module von meist 2-4 Wochen Dauer.
Das akute Nierenversagen ist gekennzeichnet durch die Abnahme der Nierenfunktionsleistung
innerhalb kurzer Zeit. Die Ursachen dafür sind vielfältig und die Patienten präsentieren sich sehr
heterogen. Unter Kenntnis dessen bestehen die Lerninhalte der zweiten Woche in einer
fokussierten Anamnese und körperlichen Untersuchung zur Eingrenzung dieser Ursachen und
genauen Exploration der Präsentationsform des akuten Nierenversagens. Bei den praktischen
Fähigkeiten kommt insbesondere dem Erlernen der Einschätzung des Volumenstatus des
Patienten eine große Bedeutung zu.
Volumen und Elektrolytstörungen sind meist renal vermittelt und müssen nach ihrer korrekten
Diagnose in der Regel zügig behandelt werden. Lerninhalt der dritten Woche ist, eine auf den
Volumen-und Elektrolythaushalt mit Schwerpunkt Kalium fokussierte Anamnese und
Untersuchung durchführen zu können. Das Erlernen der Einschätzung des Volumenstatus
wird vertieft. Zudem wird der diagnostische Einsatz von EKG und der Blutgasanalyse
wiederholt und geübt.
Allgemeines
In diesem Untersuchungskurs steht die allgemeine und spezielle Anamnese und klinische
Untersuchung bei einem Patienten/einer Patientin mit Harnabflussbeschwerden im Vordergrund.
Bei den praktischen Fertigkeiten soll der Urinstix mit Schwerpunkt des Nachweises von
Leukozyten, Erythrozyten und Nitrit geübt werden. Der Erwerb der praktischen Fertigkeit, wie
Urinstix und Harntauchkultur einzusetzen sind, wird in Abstimmung mit dem Fachpraktikum der
Woche zur mikrobiologischen Urindiagnostik vermittelt.
Inhalte
• Anamneseerhebung (Differenzierung der Beschwerden nach Dauer, Stärke, Art und Ort
und ihrer Beziehung zu den Körperfunktionen; Erheben von komplizierenden Faktoren)
• Klinische Untersuchung von Niere, ableitenden Harnwegen und Harnblase und Erhebung
eines Normalbefundes
• Abgrenzung eines unkomplizierten Harnwegsinfektes von einer komplizierten Infektion der
ableitenden Harnwege
• Einführen von Hauptbegriffen (z.B. Dysurie, Pollakisurie, Bakteriurie, Pyurie)
• Erlernen einer standardisierten Beschreibung und Dokumentation erhobener Befunde
• Gewinnung einer Urinprobe
• Durchführung einer Urinanalyse
• Bildgebende Diagnostik
• Verständnis der Pathogenese
• Wichtige mikrobiologische Befunde
• Kalkulierte orale antibiotische Therapie eines unkomplizierten Harnwegsinfektes
• Symptome und klinische Zeichen der Harnwegsinfektion
Vorausgesetztes Wissen
• Grundlagen der klinischen Untersuchung von Abdomen und Urogenitalsystem
(Oberflächenprojektion, Orientierungslinien, Inspektion, Palpation, Perkussion und
Auskultation) aus dem Untersuchungskurs 1./2. Semester. Grundlagen der ärztlichen
Anamnese.
Fein-Lernziele
Die Studierenden sollen
♣ bei einer gegebenen Patientin, einem gegebenen Patienten einen Normalbefund
in der Anamnese für die Urinausscheidung und für Klopfschmerzhaftigkeit der
Nierenlager und der Blasengröße (Palpation) in der körperlichen Untersuchung
erheben, dokumentieren und gegenüber einem Nicht-Normalbefund abgrenzen
können.
Normalbefund „Niere“
Bei der Anamnese und körperlichen Untersuchung zur Rolle der Niere und Elektrolyte sind folgende
Prinzipien zu bedenken:
• Die Niere gehört zu den am stärksten differenzierten Organen des menschlichen Körpers.
Ca. 20% des Herzzeitvoumens wird vom Organismus für die Durchblutung der Nieren
bereitgestellt. Aufgrund ihrer inkretorischen und exkretorischen Funktionen hat die Niere
einen großen Einfluss auf den menschlichen Stoffwechsel
• Störungen des Harnabflusses sind in der Regel begleitet von charakteristischen klinischen
Symptomen und Beschwerden
• Die Niere ist ein wichtiges Entgiftungsorgan. So erfolgt über die Niere und die ableitenden
Harnwege, einschließlich der Harnblase, die Ausscheidung von Endprodukten des
Stoffwechsels, den sogenannten harnpflichtigen Substanzen (z.B. Kreatinin, Harnsäure,
Ammoniak, Medikamente), sowie von Giftstoffen, den „urämischen Toxinen“ (z.B.
Harnstoff, Phosphat, Homozystein, β2-Mikroglobulin).
• Die Niere spielt eine bedeutende Rolle in der Bilanzierung des Wasserhaushaltes und der
Blutdruckregulation. Mit Hilfe der Niere ist der menschliche Körper in der Lage, Wasser
(„Volumen“) aus dem Körper zu entfernen. Auf der anderen Seite besitzt die Niere die
Fähigkeit bei einem Mangel an Flüssigkeit im Organismus den Wasserverlust über die
Der Normalbefund bzgl. Der „Niere“ in der Anamnese ist gekennzeichnet durch:
• Konstantes Körpergewicht (keine signifikanten Zu- bzw. Abnahme des Körpergewichts in
den letzten Tagen / Wochen)
• Durst, Trinken und Urinausscheidung werden normalerweise nicht oder nicht als
unangenehm wahrgenommen (u.a. kein verstärkter Durst, keine Beschwerden beim
"Wasserlassen", kein häufigeres „Wasserlassen“, kein verstärktes Bedürfnis zum
„Wasserlassen“)
• Normale Trinkmenge (ca. 1,5 - 2 Liter/Tag, abhängig von individuellen Gewohnheiten und
äußeren Faktoren, z.B. starkes Schwitzen, körperliche Anstrengung)
• Normale Ausscheidungsmenge (ca. 1ml/kgKG/h, abhängig von zugeführter
Flüssigkeitsmenge sowie äußeren Faktoren, wie z.B. starkes Schwitzen)
• Klarer, gelber bis wasserheller Urin
• Fehlen von Schäumen des Urins (als Hinweis für Proteinurie oder Phosphaturie)
• Fehlen von Rotfärbung des Urins (als Hinweis für Makrohämaturie)
• Fehlen von Schmerzen im Bauch- und/oder lumbosakralen („Flanken“-)Bereich
• Fehlen von Fieber und Schüttelfrost
• Normale körperliche Belastungsfähigkeit, z.B. 4 Etagen steigen in einem Zug, ohne Luftnot,
ohne Schmerzen in der Brust, ohne Schwindelgefühl
• Patient/in ist wach und zu Zeit, Raum und zur Person orientiert
• Keine Einnahme von Medikamenten bzw. keine Einnahme von „Nieren“-relevanten
Medikamenten (Überprüfen jedes einzelnen Medikamentes der Medikationsliste)
• Keine Vorgeschichte für Erkrankungen der Nieren (i.e. keine Kinderkrankheiten, kein
Bluthochdruck, kein Diabetes mellitus, keine Operationen, keine längere Zeit mit Einnahme
von Medikamenten, keine vorausgegangenen Infekte der oberen Luftwege, keine häufigen
Harnwegsinfekte; bei Eltern, Geschwistern und Großeltern kein Hinweis auf Erkrankungen
der Nieren und Elektrolyte)
a) Dysurie
Erschwertes Wasserlassen, Behinderung des Wasserlassens
b) Algurie
Schmerzhaftes Wasserlassen
c) Pollakisurie
Abnorm häufiges Wasserlassen (häufig hierbei Ausscheidung kleiner Harnmengen)
d) Imperativer Harndrang
Harndrang bei unphysiologisch niedriger Harnblasenfüllung
e) Harninkontinenz
Das Wasser kann auch ohne Harndrang nicht gehalten werden, es fehlt die vollständige
willkürliche Kontrolle des Wasserlassens
f) Harnverhalt
Unvermögen, die gefüllte Harnblase zu entleeren
h) Oligurie
Urinmenge < 500 ml / Tag
i) Anurie
Urinmenge < 100 ml / Tag
j) Nykturie
Mehrmaliges Wasserlassen in der Nacht (Cave: kann auch Zeichen einer Herzinsuffizienz
sein)
k) Pyurie
Trüber, flockiger, z.T. auch übelriechender Urin
l) Makrohämaturie
Rotfärbung des Urins durch Vorhandensein von Blut im Urin
m) Nephro-/Urolithiasis
Ablagerungen (Harnsteine) in der Niere oder den ableitenden Harnwegen
n) Urämie
Harnvergiftung durch Urämietoxine, klinische Symptome sind u.a. Übelkeit, Erbrechen,
Schwäche, Dyspnoe, Pruritus, Verlangsamung bis hin zum Koma
o) Obstruktion
p) Mittelstrahlurin
Der zweite = mittlere Urinstrahl wird aufgefangen und analysiert (der erste Strahl wird
verworfen – er dient dem „Reinigen“ der Harnröhre, auch der dritte/letzte Strahl wird
verworfen)
q) Zylinder
Zylindrische Gebilde im Urinsediment, die Ausgüsse aus den Tubuli der Niere darstellen. In
der Matrix aus Tamm-Horsfall-Glykoprotein können verschiedene Partikel eingeschlossen sein
(z.B. Bakterien, Leukozyten)
Die symptomatische Anwesenheit von infektiösen Erregern (z.B. Bakterien, Pilzen) in den
Harnwegen wird als Harnwegsinfektion bezeichnet. Dabei muss eine Harnwegsinfektion von einer
von einer asymptomatischen Bakterie-Urie abgegrenzt werden.
Auch die Unterscheidung von einer akuten und einer wiederholt auftretenden (rezidivierenden)
Harnwegsinfektion (≥2 symptomatischen Episoden innerhalb von 6 Monaten oder ≥3
symptomatische Episoden innerhalb von 12 Monaten) ist relevant.
Unkomplizierte Harnwegsinfektionen:
• keine anatomischen Besonderheiten und/ oder
• keine funktionellen Anomalien im ableitenden Harnsystem
• keine relevante Einschränkung der Nierenfunktion
• keine relevanten Vor-Begleiterkrankungen die eine Harnwegsinfektion bzw. eine
gravierende Komplikation begünstigen
Komplizierte Harnwegsinfektion:
Zusatz Schwangerschaft:
Eine asymptomatische Bakteriurie bei Schwangeren erhöht das Risiko für die Entstehung einer
Harnwegsinfektion. Hinweise für eine Schädigung des Kindes liegen nicht vor. Bei Schwangeren mit
einer Niedrig-Risiko-Schwangerschaft sollte die asymptomatische Bakteriurie daher nicht behandelt
werden. Bei Risikopatienten (Zustand nach Frühgeburt oder später Fehlgeburt) kann ein Screening
auf eine asymptomatische Bakteriurie und deren Behandlung sinnvoll sein.
Die Harnwegsinfektion ist die häufigste bakterielle Infektion in der ambulanten medizinischen
Versorgung. Im jungen Erwachsenenalter war die Hälfte aller Frauen mindestens einmal an einer
unteren Harnwegsinfektion erkrankt. Die Inzidenz einer akuten Pyelonephritis ist dagegen viel
seltener.
Die Obstruktion ruft über eine Drucksteigerung in den ableitenden Harnwegen eine Tubulus-
Schädigung hervor. Da in der Medulla schon per se eine grenzwertige Sauerstoffversorgung
vorliegt, reagieren die Gefäße auf die Minderperfusion und der damit assoziierten Hypoxie –
induziert durch die Kompression – sehr empfindlich. Es kommt zu einem Untergang von
funktionsfähigem Nierengewebe und somit zu einer Abnahme der glomerulären Filtrationsrate,
einem sogenannten Nierenversagen.
Eine komplette Obstruktion kann im Gegensatz zu einer partiellen Obstruktion bereits nach kurzer
Zeit irreversible Nierenschäden verursachen.
Eine fokussierte Anamnese bei einem Patienten mit Harnwegsinfektion umfasst in der Regel:
1) Spezifische Anamnese:
a) Kernfragen
2) Allgemeine Anamnese
Allergien
3) Gynäkologische Anamnese
5) Familienanamnese
Sind weitere Erkrankungen bekannt, die gehäuft familiär auftreten (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall,
Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Tumorerkrankungen)
6) Sozialanamnese
Familienstand, Kinder
Beruf, Hobbys
Herkunft
7) Reiseanamnese
Eine fokussierte klinische Untersuchung bei einem Patienten mit Harnwegsinfektion umfasst in der
Regel:
2) Inspektion
Haut Abdomen
Wie ist die Hautfarbe (z.B. Blässe)? Findet sich eine Vorwölbung im Ober- oder Mittelbauch
Gibt es Kratz-Effloreszenzen (Pruritus)?
Finden sich Hauteffloreszenzen?
Wenn ja, wo (z.B. Extremitäten)?
3) Palpation
4) Perkussion
Rücken Abdomen
Klopfschmerz über den Nieren? Klopfschalldämpfung über der Symphyse
als Hinweis für eine gefüllte Harnblase?
5) Auskultation
Stenosegeräusch paraumbilikal?
Urindiagnostik:
1. Uringewinnung (S3-Leitlinie 2017)
- Idealerweise Gewinnung von Morgenurin (mindestens 4 Stunden zwischen letzter Miktion und
Gewinnung des Urins l); besteht die Notwendigkeit des sofortigen Beginns einer
Antibiotikatherapie, muss die Uringewinnung unabhängig von der Tageszeit erfolgen (d.h.
Morgenurin ist dann nicht zwingend erforderlich)
- Gewinnung des Urins unbedingt vor Beginn einer antibiotischen Therapie
- Auffangen des Urins in einem sauberen Gefäß
- Untersuchung des frisch gewonnenen Urins mittels Teststreifen und Mikroskop innerhalb von 30
– 45 min (maximal 1,5 Stunden)
- Urinproben für die kulturelle mikrobiologische Diagnostik sind unverzüglich zu verarbeiten. Kann
dies nicht gewährleistet werden (z.B. Uringewinnung am Nachmittag, fehlende
Transportmöglichkeit) ist der Urin gekühlt bei Temperaturen von 2 – 8 °C zu lagern und muss am
darauffolgenden Tag verarbeitet werden
- Aufgrund der Gefahr eines falsch positiven Befundes durch genitale / urethrale Kontamination
werden folgende Empfehlungen zur Uringewinnung gegeben:
Spreizen der Labien
Sorgfältige Reinigung des Meatus urethrae der Frau bzw. der Glans penis des Mannes mit
2. Urin-Teststreifen
Der Teststreifen ist eine einfache, schnelle und kostengünstige Methode um den Urin auf das
Vorhandensein von Erythrozyten, Leukozyten, Protein und anderer Urinbestandteile zu
untersuchen. Zu beachten ist, dass der Test sowohl falsch positive (z.B. Test auf Leukozyten falsch
positiv durch Kontamination mit Vaginalflüssigkeit) als auch falsch negative Ergebnisse (z.B. Test
auf Leukozyten falsch negativ durch Vitamin C) präsentieren kann.
• Erythrozyten
o Pseudoperoxidaseaktivität von Hämoglobin und Myoglobin wird zum Nachweis von
Erythrozyten genutzt
• Leukozyten
o ein Indoxylester wird durch die Leukozytenesterase zu einem Indoxyl gespalten,
das durch Luftsauerstoff zu Indigoblau oxidiert
• Nitrit
o Reduktion von Nitrat zu Nitrit durch die Nitratreduktase, Cave: diese ist nicht bei
allen Erregern vorhanden – hierzu gehören grampositive Erreger (Enterokokken,
Staphylokokken) und einige Pseudomonasspezies, zudem ist für eine positive
Reaktion eine bestimmte Bakterienkonzentration notwendig
Voraussetzung:
Zentrifuge, Lichtmikroskop, (ggf. Phasenkontrastmikroskop)
Durchführung:
Ein Urinvolumen von ca. 10 ml wird in einer Zentrifuge bei einer Umdrehungszahl von 1500 – 3000
U/min über etwa 3-5 min zentrifugiert. Anschließend erfolgt die Abtrennung und Verwerfung des
Überstandes. Der Bodensatz wird mittels Pipette vorsichtig aufgerührt und nachfolgend ein
Tropfen dieser Suspension auf einen Objektträger gebracht und mit einem Deckgläschen bedeckt.
Um sich einen Überblick zu verschaffen, beginnt man die Beurteilung des Urinsediments mit der
schwächsten Vergrößerung (ca. 50-100fach) des Mikroskops. In der Folge wird zur weiteren
Differenzierung der Urinbestandteile eine stärkere Vergrößerung gewählt. Bei ca. 300-400facher
Vergrößerung können die Anzahl von Erythrozyten und Leukozyten pro Gesichtsfeld angegeben
werden.
Das Vorhandensein von vielen Epithelzellen im Sediment, insbesondere Plattenepithelien, weist auf
eine unsachgemäße Urinentnahme hin. Der fehlende Nachweis von Leukozyten im Urinsediment ist
zum Ausschluss einer Harnwegsinfektion geeignet. Dagegen sollte eine Leukozyturie ohne
Bakteriennachweis differentialdiagnostisch an z.B. eine Infektion mit Chlamydien, Herpes simplex,
Trichomonaden, an Mykosen oder Tuberkulose sowie an einen Missbrauch von Analgetika denken
lassen.
Die Bedeutung der Urinkultur hat in den letzten Jahren infolge der steigenden Prävalenz
(hoch)resistenter Erreger zugenommen.
Urintauchkulturen werden wegen der minderen Sensitivität und fehlenden Resistenz-Analyse nicht
mehr empfohlen. Allerdings ist der Ausschluss einer Bakteriurie mit höheren Erregerzahlen (≥103/ml)
mit Eintauchnährböden möglich.
Spezielle Indikationen:
• vor und nach interventionellen Eingriffen an den Harnwegen
• Unklare Abdominal- oder Flankenschmerzen
Der Nachweis einer Erregerzahl von > 105KBE/ml (koloniebildende Einheiten/ml) von typischen
infektiösen Erregern in der Urinkultur ist das übliche mikrobiologische Kriterium für die Diagnose
einer Harnwegsinfektion. Hier liegt eine gesicherte Harnwegsinfektion vor. Bei symptomatischen
Patienten kann bereits eine Erregerzahl von 103 KBE/ml klinisch relevant sein (Voraussetzung:
Nachweis nur eines typischen Uropathogens in der Urinkultur).
Für Urinkulturen aus einer suprapubischen Blasenpunktion gilt jede Erregerzahl mit Uropathogenen
als signifikante Harnwegsinfektion.
Ergibt sich aufgrund einer sorgfältig erhobenen Anamnese der Verdacht auf Vorliegen
komplizierender Faktoren, so ist die Sonographie der Nieren und ableitenden Harnwege die primäre
bildgebende Diagnostik (S3-Leitlinie 2017).
Mit der Sonographie werden folgende Fragestellungen beantwortet:
5. Mikrobiologie:
Der häufigste Erreger einer unkomplizierten Harnwegsinfektion ist Escherichia coli (75 – 90 %).
Seltener verursachen Proteus mirabilis oder Klebsiella pneumoniae oder grampositive Erreger wie
z.B. Staphylococcus saprophyticus oder Enterococcus faecalis eine unkomplizierte Infektion des
Harntrakts.
Die Resistenz von Escherichia coli gegenüber den herkömmlichen antibiotischen Substanzen ist
weltweit gestiegen, so dass die Auswahl wirksamer Antibiotikatherapien zunehmend komplizierter
wird. Eine 2015 publizierte deutsche Studie (LORE-Studie) offenbarte eine Resistenzrate von
Escherichia coli bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen gegenüber Aminopenicillinen (Ampicillin
auch mit Calvulansäure , Piperacillin) von 30-60 %. Für Cotrimoxazol (Trimethoprim-Sulfamethoxazol)
lag die Resistenzrate für Escherichia coli bei 15-30 %. Für Fluorchinolone und orale Cephalosporine
finden sich im allgemeinen Resistenzraten < 10%, wobei die Resistenzrate von Escherichia coli für
Fluorchinolone zunehmend ansteigt und Cephalosporine der 2. Generation wegen mangelnder Urin-
Konzentrationen nicht empfohlen werden. Die höchste Empfindlichkeit von Escherichia coli wurde für
Nitrofurantoin, Fosfomycin und Mecillinam erhoben.
Aufgrund einer vermehrten Resistenzraten und dem Risiko-Nutzen –Profil bzgl Nebenwirkungen
sollten Fluorchinolone und/oder Cephalosporine nicht als Antibiotika der ersten Wahl bei der
Therapie der unkomplizierten Harnwegsinfektion eingesetzt werden.
Antibiotika der ersten Wahl bei der antibiotischen Behandlung einer unkomplizierten
Harnwegsinfektion (S3-Leitlinie 2017):
Eine Kontrolle des Therapieerfolgs ist bei einer unkomplizierten Harnwegsinfektion nicht
erforderlich. Bei Therapieversagen (innerhalb von 2 Wochen) sollten neben einer mangelnden
Compliance auch resistente Erreger und bisher nicht erkannte komplizierende Faktoren abgeklärt
werden. In diesen Fällen sind vor dem nächsten Therapieversuch eine umfangreichere
Untersuchung, eine Urinkultur und ggf. ein Wechsel des Antibiotikums angezeigt. Ein Rezidiv der
Harnwegsinfektion kann durch die gleichen Erreger verursacht sein. Da häufig eine Änderung der
Resistenzlage zu beobachten ist, wird die Durchführung einer Urinkultur empfohlen.
Zusatzinformation Pyelonephritis:
Allgemeines
• Das akute Nierenversagen ist ein häufiges Krankheitsbild, das ca. jeden 5. Patienten im
Krankenhaus betrifft. Es ist definiert als ein plötzlicher Abfall der GFR mit konsekutivem
Anstieg des Serumkreatinins und/oder einer Abnahme der Urinproduktion. Die Ursachen
für ein akutes Nierenversagen sind vielfältig und klinisch präsentieren sich die Patienten
sehr unterschiedlich. Die genaue Anamnese und körperliche Untersuchung sind daher
essentiell, um die durchaus unterschiedlichen Behandlungsstrategien für die Erkrankung
richtig anwenden zu können.
Inhalte
• Allgemeine Definition und Risiken des akuten Nierenversagen
• Einteilung und Ursachen
• Symptomatik des akuten Nierenversagens
• Fokussierte Anamnese und Untersuchung
Vorausgesetztes Wissen
• Dieser Kurs setzt die Kenntnisse des allgemeinen Untersuchungskurses voraus.
Insbesondere die Untersuchungsmethoden aus Modul 11 „Herz- und Kreislaufsystem“ sind
Voraussetzung für Anamnese und Untersuchung bei Patienten mit akutem
Nierenversagen.
Übergeordnetes Lernziel
Am Ende des U-Kurses sollen die Studierenden:
♣ Die Studierenden sollen bei Patienten/Patientinnen mit akutem Nierenversagen eine
fokussierte Anamnese und körperliche Untersuchung durchführen und dokumentieren
können und gegenüber einem Nicht-Normalbefund abgrenzen können.
Fein-Lernziele
Die Studierenden sollen
♣ bei einer gegebenen Patientin, einem gegebenen Patienten mit akutem Nieren-
versagen eine allgemeine und eine auf akutes Nierenversagen-fokussierte Anamnese
und körperliche Untersuchung durchführen, den Befund dokumentieren und
gegenüber einem Normalbefund abgrenzen können
Risiken
Die bedeutendsten Risiken für das Auftreten ein akutes Nierenversagen sind schwere akute und
chronische Erkrankungen, Medizinische Eingriffe und Komplikationen von Medikation. Ältere
Patienten und Patienten mit vorbestehender Nierenschädigung sind besonders gefährdet.
Risikofaktoren
• Höheres Alter
• Volumenmangel
• Chronische Nierenerkrankungen
• Andere chronische Erkrankungen (Herz, Lunge, Leber)
• Diabetes mellitus
• Krebs
• Anämie
• Afrikanische Ethnie
Risikosituationen
• Intensiv-stations-pflichtige Erkrankungen
• Kreislaufschock
• Sepsis
• Verbrennungen
• Trauma
• (kardio-)chirurgische Eingriffe
• nephro-toxische Medikamente/Drogen
• Radiologische Eingriffe mit Exposition gegenüber iodhaltigen Kontrastmitteln
• Exposition bzgl. giftiger Pflanzen und Tiere
1 nach Bellomo et al.: Acute renal failure – definition, outcome measures, animal models, fluid therapy
and information technology needs: the Second International Consensus Conference of the Acute
Dialysis Quality Initiative (ADQI) Group. In: Critical Care. Nr. 8, 2004
2 nach Kellum J et al : Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) Acute Kidney Injury Work
Group. KDIGO clinical practice guideline for acute kidney injury.Kidney International Supplement 1s,
2012
Zudem kann eine Einteilung nach dem Ort der Ursache des akuten Nierenversagens
vorgenommen werden.
• Prärenal
• Intrarenal
o Parenchymschaden
o Akute Tubulus-Zell-Nekrose (ATN)
• Postrenal
• Akute Glomerulonephritis
• Akute tubulointerstitielle Nephritis
o allergisch/toxisch durch z.B Protonenpumpenhemmer, Antibiotika wie Carbapeneme)
o Infiltration (Leukämie, Lymphom, Sarkoidose)
• Vaskulitis
• Thrombotische Mikroangiopathie
• Intratubuläre Obstruktion
o Endogen: z.B Myelom-Protein, Harnsäure
o Exogen: Medikamentös toxisch z. B. Ganciclovir , Aciclovir )
• (infektiöse) Pyelonephritis
• Niereninfarkt
• Atheroembolische Thromben
• Vergrößerte Prostata
• Tumore des kleinen Beckens
Der Rückgang oder komplette Ausfall der Urinausscheidung verursacht eine Retention von
extrazellulärem Volumen. Ein Rückgang der Diurese auf < 300 ml pro Tag wird als Oligurie und
weniger als 100 ml pro Tag als Anurie bezeichnet. Als Folge können auftreten:
-Volumenüberladung mit
-peripheren Ödeme / Anasarka
-Lungenstauung und Lungenödem
Bei der Fehlregulation im Elektrolythaushalt ist das Kalium von besonderer Bedeutung. Bereits
moderate Erhöhungen des Serum-Kaliums können lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen
verursachen (EKG). Außerdem verursacht eine Hyperkaliämie muskuläre Schwäche.
Die Fehlregulation im Säure-Basen Haushalt ist verursacht durch die Retention von Säuren.
Die Folge ist eine Übersäuerung des Blutes, die metabolische Azidose. Als
Kompensationsmechanismus kann es zu einer vertieften Atmung bei normaler Atemfrequenz mit
dem Ziel einer vermehrten Abatmung von CO2 kommen, um damit der Azidose entgegenzuwirken
(Kußmaulsche Atmung).
Typischerweise wird das ANV im asymptomatischen oder wenig symptomatischen Stadium durch
den Anstieg des Retentionsparameters Serum-Kreatinin bei einer Routineblutentnahme bemerkt.
Hierbei ist wichtig, dass das Serum-Kreatinin erst über den Normbereich ansteigt, wenn bereits
mehr als ungefähr 50% der normalen Nierenfunktion verloren wurde
Nicht selten liegen keine früheren Werte für das Serum-Kreatinin vor. Auch die chronische
Niereninsuffizienz geht mit einem Anstieg des Serum-Kreatinins einher, dies geschieht jedoch
langsam über Monate und Jahre. Aus einer einzelnen Messung des Serum-Kreatinins lässt sich
also nicht ableiten, ob es sich um einen raschen Anstieg (Stunden bis Tage) bei akutem
Eine fokussierte Anamnese bei einem Patienten mit akutem Nierenversagen umfasst in der
Regel:
4) Medikamentenanamnese:
- Schmerzmittel, wenn ja was, seit wann und wieviel?
- Diuretika
- andere neue Medikamente in der näheren Vergangenheit
6) Miktion:
- Hat der Patient eine Abnahme der Urinmenge bemerkt?
- Hat das Körpergewicht innerhalb von Tagen zu- oder abgenommen?
- Hat sich die Farbe des Urins verändert? Ein dunkler und konzentrierter Urin kann auf
einen Volumenmangel hindeuten. Ein rötlicher und/oder stark schäumender Urin kann bei
einer Erkrankung des Nierenparenchyms vorliegen.
8) Hautjucken
Eine fokussierte klinische Untersuchung bei einem Patienten mit akutem Nierenversagen
umfasst in der Regel:
- Ist der Patient wach oder schläft der Patient während der Untersuchung ein Sind die
Antworten adäquat. Ggf. einfache Rechenaufgaben zur Beurteilung der
Konzentrationsfähigkeit.
3) Haut:
- Ein blasses Hautkolorit kann auf das Vorliegen einer Anämie hindeuten, Kratzspuren
6) Herzauskulation:
8) Zu jeder Untersuchung bei Patienten mit Akutem Nierenversagen gehört auch eine
Bildgebung der Nieren (zumeist Ultraschall):
Beurteilt werden:
-Nierengröße mittels Polabstand (normal 9-12 cm)
-akuter Schaden >>eher vergrößert, Chronischer Schaden >>eher verkleinert
-Parenchymausdehnung (normal 1,5-2,5 cm)
-Verdickt>>eher akuter Schaden, verschmälert >>eher chronischer Schaden
-Parenchym-Echogenität
-echoarm>>eher akuter Schaden, echoreich >>eher chronischer Schaden
-Nierenperfusion mit Darstellung arterieller und venöser Flussprofile (in jedem Falle
intrarenal, mglst auch extrarenal)
-Erweiterung von Nierenbecken oder ableitenden Harnwegen (Harnstau)
-Blase (gefüllt/ leer)
Allgemeines
• In diesem Untersuchungskurs soll die allgemeine und spezielle Anamnese und klinische
Untersuchung bei einer Patientin/ einem Patienten mit renal-vermittelter Störung des
Volumenhaushaltes oder Hyperkaliämie vertieft und geübt werden. Sie werden Patienten
mit Elektrolyt- und Volumenhaushaltstörungen kennen lernen. Obwohl die Niere regelhaft
in deren Pathogenese involviert ist, werden Sie diese Patienten in allen medizinischen
Fachrichtungen antreffen. Die genaue Anamnese bzgl. den aktuellen Hauptbeschwerden,
das Aufdecken von Veränderungen der körperlichen Leistung - abrupt oder schleichend -,
Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten oder der Medikamentenverordnung können
wichtige Schlüsselinformationen liefern. Die körperliche Untersuchung muss gewissenhaft
nach klinischen Manifestationen von Elektrolyt- und Volumenstörungen fahnden.
Am Ende von Anamnese und körperlichem Status sollten Sie immer eine Arbeitsdiagnose
und gegebenenfalls Differenzialdiagnosen formulieren. Diese können Sie dann durch
zusätzliche „Apparatemedizin“ aufarbeiten. Sie sollen lernen, eine strukturierte
Vorgehensweise anzuwenden und patientenbezogene Informationen mit
pathophysiologischen Mechanismen abzugleichen. Es ist äußerst wichtig, dass Sie sich
darüber im Klaren sind, dass Kalium-, Volumen- und Säure-Basenhaushalt-Störungen
ursächlich miteinander verknüpft sind. Dabei treten verschieden Kombinationen auf, die
Sie durch Anamnese und körperliche Untersuchung aufdecken müssen. Wir werden Sie
dabei im Untersuchungskurs unterstützen.
Inhalte
• Kaliumhaushalt
• Fokussierte Anamnese und Untersuchung von Patienten mit Hyperkaliämie
• Osmo- und Volumenregulation
• Fokussierte Anamnese und Untersuchung von Patienten mit renal vermittelter Störung des
Volumenhaushaltes
Vorausgesetztes Wissen
• Dieser Kurs setzt die Kenntnisse des allgemeinen Untersuchungskurses voraus ebenso
Kenntnisse aus Modul 13 bzgl. der Grundlagen des Säure-Basen-Haushaltes und des
Gastransportes.
Übergeordnetes Lernziel
Nach dem Vertiefenden U-Kurs sollen die Studierenden eine Anamnese und klinische
Untersuchung bei einer gegebenen Patientin, einem gegebenen Patienten mit Störung
des Hydratationszustandes oder Hyperkaliämie durchführen können, die vorliegenden
bzw. zu erwartenden Befunde erheben, beschreiben und gegenüber einem Nicht-
Normalbefund abgrenzen können.
Fein-Lernziele
Die Studierenden sollen
♣ bei einer gegebenen Patientin, einem gegebenen Patienten mit renal-vermittelter
Störung des Hydratationszustandes eine allgemeine und auf den
Hydratationszustand fokussierte Anamnese und körperliche Untersuchung
durchführen, den Befund dokumentieren und gegenüber einem Normalbefund
abgrenzen können.
♣ bei einer gegebenen Patientin, einem gegebenen Patienten mit Hyperkaliämie eine
allgemeine und auf den Kaliumhaushalt-fokussierte Anamnese und körperliche
Kaliumhaushalt
Kalium wird durch die orale Aufnahme reguliert (im Krankenhaus auch parenteral!), die Verteilung
zwischen Extra- und Intrazellulärraum und die renale Elimination. Gehen Sie von dieser
Überlegung aus und versuchen Sie, Informationen aus der Anamnese und körperlichen
Untersuchung zu erfragen, die auf pathologische Veränderungen hinweisen. Mehr als 95% des
Kaliums befindet sich intrazellulär. Das bedeutet, etwa 60 mmol extrazelluläres Kalium stehen der
riesigen Menge von etwa 4000 mmol intrazellulärem Kalium gegenüber. Die Kaliumausscheidung
erfolgt über die Nieren. Es wird Ihnen helfen, sich die Mechanismen in Abbildung 1 und 2 zu
vergegenwärtigen und diese bei der Anamnese und körperlichen Untersuchung ihres Patienten
gezielt zu explorieren.
.
Abbildung 1. Mechanismen, die die Kaliumverteilung zwischen Intra- und Extrazellulärraum kontrollieren und wichtige
Therapiemaßnahmen bei Kaliumstörungen begründen.
Grundsätzlich haben Patienten mit akutem oder chronischem Nierenversagen ein hohes
Hyperkaliämierisiko. Deutlich verstärkt wird die Hyperkaliämiegefahr bei gleichzeitigem Vorliegen
von Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz und Einnahme bestimmter Medikamente. Neben
nichtsteroidalen Antirheumatika, die den renalen Blutfluss stören, sind Inhibitoren des Renin-
Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) entscheidend, so etwa Angiotensin-converting-
enzyme(ACE)-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptor-Typ-1(AT1)-Blocker und
Aldosteronantagonisten (siehe Abbildung 2) .
Eine fokussierte Anamnese bei einem Patienten mit Hyperkaliämie umfasst in der Regel
gezielte Fragen nach Muskelfunktionen und den typischen Krankheitszuständen, die eine
Kaliumstörung verursachen können. Bedenken Sie dabei, dass Kaliumstörungen fast immer
ursächlich mit Störungen des Säure-Basen-Haushaltes und mit Volumenhaushalt-Störungen
vergesellschaftet sind. Hilfreich ist es, folgende Fragenkomplexe zu adressieren:
Eine fokussierte klinische Untersuchung bei einem Patienten mit Hyperkaliämie umfasst in
der Regel:
3) Anfertigung eines EKGs und einer arteriellen BGA, um die elektrischen Störungen und die
begleitende SBH Störung zu erkennen.
- Auszählen der Atemfrequenz (Atemzüge pro Minute zählen – nicht abschätzen!) und
Atemmuster zur Einschätzung der alveolären Ventilation
Osmo-und Volumenregulation
Es bietet sich auch an, die Untersuchungsbefunde bzgl Somo-und Volumenstatus zu abstrahieren
und die nachfolgenden Kastendiagramme entsprechend der konkreten Patienten aus dem
Untersuchungskurs anzupassen. Wir nehmen Natrium hauptsächlich als NaCl zu uns. Die Na/K-
ATPase sorgt dafür, dass sich das Natrium zu 95% im Extrazellulärraum (besteht aus
Intravasalraum und Interstitium) befindet. Nehmen wir Wasser auf, verteilt es sich im
Gesamtkörperwasser (etwa 60% des Körpergewichtes). 1/3 des Wassers akkumulieren im
Extrazellulärraum (EZR) und 2/3 im Intrazellulärraum (IZR). Bei normaler Osmoregulation wird mit
jeden 140 mmol Na+, die im EZR akkumulieren oder verloren gehen, auch ein Liter Wasser
retiniert oder verloren. Solange diese Verhältnismäßigkeit aufrechterhalten wird, bedeutet das,
dass ein Zugewinn an Na+ im Körper den EZR expandiert und ein Verlust an Na+ den EZR
kontrahiert - ohne die Na+-Konzentration (140 mmol/l) zu verändern. Diese Tatsache ist in
Abbildung 3 veranschaulicht. Wir müssen den EZR konstant halten, damit unser Blutkreislauf
funktioniert und die Extreme von Volumenkontraktion oder -expansion, nämlich Schock und
Ödeme vermieden werden. Die Nieren spielen eine zentrale Rolle bei der Ausscheidung oder
Konservierung von Salz (Na+) und Wasser.
Das Extrazellulärvolumen wird primär durch den Salzgehalt reguliert. Die Na/K ATPase erhält die
hohe Na+-Konzentration von 140 mmol/l im EZR. Der rote Pfeil zeigt die Expansion (nach links)
und Depletion (nach rechts) des EZR an. Beachten Sie, dass sich die Osmolarität nicht ändert,
solange es sich um eine isolierte Volumenstörung handelt (ohne begleitende Osmolaritätsstörung)
und somit die Verhältnismäßigkeit zwischen 140 mmol Na+ und 1 Liter Wasser erhalten bleibt.
Wir nehmen Wasser gewöhnlich über den Mund auf, und dieses Wasser verteilt sich entsprechend
der Größenverhältnisse von EZR und IZR zu 1/3 im EZR und zu 2/3 im IZR. Da bei Zugewinn oder
Verlust von reinem Wasser (H2O) die Menge der im Wasser gelösten Teilchen konstant bleibt,
ändert sich deren Konzentration (Abbildung 4). Die Konzentration von Teilchen (Osmolen) wird
auch Osmolarität genannt. Da Konzentrations-/Osmolaritätsunterschiede zwischen EZR und IZR
zu Wasserbewegung führen würde – und damit zum Schwellen oder Schrumpfen von Zellen –
muss die Osmolarität eng reguliert werden. Dies geschieht durch Wasserzufuhr oder –
ausscheidung. Die Osmolarität ergibt sich aus der Summe von (2xNa) + Blutzucker + Harnstoff
(alle in mmol/l). Ein Zugewinn von H2O (Überwässerung) würde man also an der Hyponatriämie
und ein Defizit (Exsikkose) an der Hypernatriämie erkennen.
Abbildung 4
Volumenstörungen und Osmolaritätsstörungen kommen in der Praxis auch kombiniert vor. Ein
gutes Beispiel ist der herzinsuffiziente Patient mit zu viel Salz und zu viel Wasser, wobei der
Wasserzugewinn den Salzzugewinn übersteigen kann (Abbildung 5). Versuchen Sie, Anamnese
und körperliche Untersuchung zu nutzen und individuelle „Kästen“ zu erstellen. Diese
Vorgehensweise schult eine pathophysiologisch orientierte Denkweise und hilft, die richtigen
Therapieentscheidungen zu treffen.
Abbildung 5
Manche Krankheiten gehen mit Volumen- und Osmolaritätsstörungen einher. Dabei kann auch
mehr Wasser als Salz retiniert werden. Ein Beispiel sind Patienten mit Herzinsuffizienz, die eine
Hyponatriämie aufweisen. Der Wasserüberschuss durch die gestörte Osmoregulation verteilt sich
1/3 EZR und 2/3 IZR. Die Salz- (und Wasserretention) durch die gestörte Volumenregulation
expandiert zusätzlich den EZR.
Eine fokussierte Anamnese bei einem Patienten mit renal-vermittelter Störung des
Hydratationszustandes muss sowohl Störungen des Volumenhaushaltes als auch Störungen der
Osmolarität erfassen. Anamnestische Fragen sind für beide Störungen auf die klinischen
Symptome sowie auf Krankheiten und Medikamente, die den Salz- und Wasserhaushalt
beeinflussen gerichtet. Folgende Komplexe sind zu erfragen:
3) Symptome, die auf eine Osmolaritätsstörung (zu viel oder zu wenig osmolen-freies Wasser)
hinweisen können.
- Konzentrationsstörung, Adynamie, Desorientiertheit
- Gangunsicherheit, Sturzneigung
Allgemeines
• Die chronische Niereninsuffizienz ist ein häufiges Krankheitsbild, ca 2 Millionen Menschen
sind in Deutschland betroffen und ca 10% der Menschen weltweit. Sie ist häufig Folge von
langjährigen Systemerkrankungen wie Diabetes und/oder Bluthochdruck. Meist schreitet
die chronische Niereninsuffizienz voran und muss im Verlauf mit Nierenersatzverfahren
behandelt werden. In Abhängigkeit des Ausmaßes der Nierenfunktionsstörung zeigt sich
eine massive Zunahme der Morbidität und Mortalität. Vor allem kardiovaskulären
Ereignisse stehen im Vordergrund. Der frühzeitigen Diagnostik und stadien-gerechten
Behandlung der chronischen Niereninsuffizienz kommt daher eine besondere Bedeutung
zu. In diesem Untersuchungskurs soll die allgemeine und spezielle Anamnese und
klinische Untersuchung bei einer Patientin/ einem Patienten mit chronischer
Niereninsuffizienz vertieft und geübt werden.
Inhalte
• Definition und Stadieneinteilung
o Bestimmung Nierenfunktionsleistung
• Symptome und Grundprinzipien der Therapie
• Ursachen der chronischen Niereninsuffizienz
• Anamnese
• Fokussierte klinische Untersuchung bei chronischer Niereninsuffizienz
Vorausgesetztes Wissen
• Dieser Kurs setzt die Kenntnisse des allgemeinen Untersuchungskurses voraus.
Übergeordnetes Lernziel
Nach dem Vertiefenden U-Kurs sollen die Studierenden eine Anamnese und klinische
Untersuchung bei einer gegebenen Patientin, einem gegebenen Patienten mit
chronischer Niereninsuffizienz durchführen können, die vorliegenden bzw. zu
erwartenden Befunde erheben, beschreiben und gegenüber einem Nicht-Normalbefund
abgrenzen können.
Fein-Lernziele
Die Studierenden sollen
♣ bei einer gegebenen Patientin, einem gegebenen Patienten mit chronischer
Niereninsuffizienz eine allgemeine und eine auf chronische Niereninsuffizienz-
fokussierte Anamnese und körperliche Untersuchung durchführen, den Befund
dokumentieren und gegenüber einem Normalbefund abgrenzen können.
1 Levey et al., A new equation to estimate glomerular filtration rate., Ann Intern Med (2009)
2 Schaeffner E et al , Two Novel Equations to Estimate Kidney Function in Persons Aged 70 Years or Older. Ann
Intern Med. 2012
a G1 und G2 zählen nur zur chronischen Niereninsuffizienz bei einer Albuminurie oder bei
Nierenstrukturveränderungen bzw. wenn eine eigenständige Nierenerkrankung vorliegt.
Abbildung nach Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) CKD Work Group (2013) KDIGO 2012 clinical practice
guideline for the evaluation and management of chronic kidney disease. Kidney Int 3(1):150
• 28 % Diabetes mellitus
• 20 % Vaskuläre Nephropathie (Hypertonus, Atherosklerose)
• 18,5 % Glomerulonephritiden (ohne Diabetische Nephropathie)
• 7,4 % Interstitielle Nephropathie
• 6,4 % Zystennieren
• 2,9 % Systemerkrankungen (andere als Diabetes und Hypertonus)
Nach Jahresbericht Datenanalyse Dialyse für den Gemeinsamen Bundesausschuss, Berichtsjahr: 2010
Tabelle 2
Pathologischer Befund Systemische Krankheiten Primäre Nierenerkrankungen (Beispiele )
mit Nierenbeteiligung (Beispiele)
Die untenstehende Grafik verdeutlicht die je nach Stadium auftretenden und zu erwartenden
Symptome.
Da die klinische Urämie eine Indikation zur Einleitung einer Nierenersatztherapie darstellt, sollten
die diesbezüglichen Symptome besonders sicher exploriert werden.
Memorandum Urämie:
• Allgemeine Leistungsschwäche (Fatigue)
• Amenorrhoe, sexuelle Dysfunktion
• Müdigkeit/Konzentrationsschwäche
• Koma
• Blutdruckeinstellung
o Zielwerte < 140/90mmHg, bei Albuminurie < 130/80 mmHg
ggf. auch niedriger je nach Grund-und Begleiterkrankungen
• Blockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) und Proteinuriesenkung
• Dyslipidämie-Therapie
• Blutzuckereinstellung
• Salz-Zufuhr
• Hyperuricämie
• Metabolische Acidose
• Protein-reiche Kost, insbesondere tierische Proteine
• Rauchen
1. Hyperkaliämie
Durch die fehlende Nierenfunktion kommt es im Verlauf zu einer verminderten Kalium-
Exkretion, die für den Patienten unter anderem lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen
auslösen kann. Die Hyperkaliämieneigung wird häufig durch Medikamente (ACE-Hemmer und
Einsatz von Sartanen) verstärkt. Auch nehmen viele Patienten über die Nahrung zuviel Kalium
auf. Hier muss entsprechend eine Kalium-arme Diät eingehalten werden. In der Regel sollte
die Einnahme von 1.5 – 2.7 mg Kalium/die nicht überschritten werden. Ggf. wird die Kalium-
resorption im Darm durch den Einsatz von Kalium-bindenden Substanzen reduziert.
2. Hypervolämie
Spätestens bei Abfall der Funktion unter 15 ml/min/1.73 m2 kommt es bei den Patienten zu
einer nachlassenden Ausscheidung von Wasser. Dies kann durch die Gabe von
Schleifendiuretika oder high-ceiling-Thiaziden in hoher Dosierung kompensiert werden.
Höhere Dosen sind notwendig, da die Substanzen z.T glomerulär filtriert und proximal tubulär
sezerniert werden müssen.
3. Metabolische Acidose
Durch progrediente Nierenfunktionsverschlechterung kommt es zu einer reduzierten Exkretion
von Säuren. Die Bikarbonat-Konzentration fällt und die metabolische acidose muss pulmonal
Anamnese
Eine fokussierte Anamnese bei einem Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz umfasst in
der Regel:
1. Der Patient wird über das Vorliegen von bereits bekannten Erkrankungen befragt,
insbesondere zeitlichen Zusammenhänge sind zu erheben. Wie lange besteht die Krankheit
und wie wurde diese bisher behandelt. Besteht ein Diabetes? Besteht ein Bluthochdruck?
2. Wann hat der Patient erstmalig über eine Nierenfunktionsstörung Bescheid gewusst?
3. Es erfolgt in der Anamnese eine sehr gezielte Befragung zu Medikamenten, da diese die
Nierenfunktion zum Teil erheblich beeinflussen können. (NSAR)
4. Eine Fremdanamnese (z.B. behandelnder Hausarzt) sollte nach Möglichkeit immer mit
erfolgen, um Erkenntnisse über eine bereits länger bestehende Nierenfunktionsstörung zu
bekommen, Patienten sind sich einer Nierenkrankheit nicht immer bewusst und zur
Beurteilung einer Nierenkrankheit ist auch immer die Einschätzung der aktuellen Dynamik
wichtig.
5. Frage nach einer veränderten Ausscheidung, Flankenschmerzen, neue aufgetretenen
Ödemen in den Beinen ggf. auch Augenlider bzw. veränderte Urinfarbe mit/ohne
Schaumbildung
6. Veränderungen des allgemeinen Befindens: allgemeine Schwäche, Lustlosigkeit, schnelle
Ermüdbarkeit, unklare Gewichtsabnahme (Malnutrition), veränderter Mentalstatus, Juckreiz,
Übelkeit (vor allem früh-morgendlich) und auch Erbrechen, unklare Krampfanfälle
(Memorandum Urämie)
7. Im Rahmen von systemischen Erkrankungen kann es auch zu systemischen Veränderungen
können: Fieberattacken, Lungenveränderungen (Bluthusten), Gelenkbeschwerden,
Hautveränderungen
8 Lebensstilabfrage: Nikotingenuss/Drogenkonsum (Patienten die reg. Nikotin/Drogen
konsumieren, haben ein höheres Risiko für Nierenfunktionsstörungen)
Untersuchung
Die Befunde der klinischen Untersuchung sind z.T unspezifisch, da konkrete Veränderungen
häufig erst bei höheren Stadien zu beobachten sind (GFR < 30 ml/min/1.72m2)
Eine fokussierte klinische Untersuchung bei einem Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz
umfasst in der Regel:
1) Neurologische Untersuchung mit Erfassung von Vigilanz und Orientierung, Testung der
Hirnnerven, Reflexe und peripherer Sensibilität und Motorik zur Diagnostik von Mono-
/Polyneuropathien (Diabetes, Vaskulitidien, andere Systemerkrankungen).
2) Inspektion der Haut mit Zeichen für Juckreiz (Kratzspuren, v.a. gerne im US-Bereich), Haut-
Ulcera (bei Vaskulitidien, Diabetes, PAVK) , Einschätzung des Hautkolorits (gelblich und
auch grau veränderte Haut). Die Hautveränderung ist Folge einer Anämie aber gleichzeitig
auch der kutanen Akkumulation von nicht-ausreichend ausgeschiedenen harnpflichtigen
Substanzen (Urämietoxine).
3) Blutdruckmessung (bds.)
4) Untersuchung der Gelenke: Gelenkbeschwerden (z.B. als Zeichen einer
autoimmunologischen Ursache für eine Nierenfunktionsstörung)
5) Erfassung des Gefäßstatus (Pulsstatus) - hiermit können Hinweise für vaskuläre Ursachen
für eine chronische Nierenfunktionsstörung erhoben werden.
6) Auskultation und Perkussion der Lunge: potenzielle Identifikation von Lungenödem bzw.