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Pflegerische Schulen am

Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus
Speyer (Hrsg.)

Curriculum für eine


gemeinsame Ausbildung
in der Gesundheits- und Kinder-
krankenpflege, in der Gesundheits-
und Krankenpflege und in der
Altenpflege
Vorwort und Danksagung

Die Evang. Diakonissenanstalt Speyer wurde 1859 gegründet um „Schwestern für die
Pfalz auszubilden“. In der Mitte des 19. Jahrhundert geschah dies entsprechend der
Vorbilder anderer evangelischer Einrichtungen nach dem Modell Theodor Fliedners in
der Form der Diakonissenschwesternschaft.
Eine Ausbildung in einer staatlich anerkannten Krankenpflegeschule erfolgte in Speyer
nachweislich ab 1913. Seit 1928 wurden auch Kinderkrankenschwestern ausgebildet.
Da die Diakonissenanstalt Trägerin einer ganzen Reihe von Altenhilfeeinrichtungen ist,
entstand ein Bedarf an ausgebildeten Altenpflegerinnen und –pflegern, so dass 1973 in
Landau/Pfalz eine Altenpflegeschule gegründet wurde.

In dieser vielfältigen Ausbildungsträgerschaft war die Diakonissenanstalt Speyer im-


mer bestrebt, Ausbildung an die Bedürfnisse der Zeit anzupassen und innovativ zu ges-
talten.

Durch die sog. Experimentierklauseln in beiden Ausbildungsgesetzen sahen sich die


Ausbildungsstätten der Evang. Diakonissenanstalt Speyer ermutigt, die Schranken bis-
heriger berufsständischer Grenzen zu durchbrechen und eine Ausbildungskonzeption
über die drei Pflegeberufe hinweg zu entwickeln. Das Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend initiierte die Entwicklung und Erprobung gemeinsamer
Pflegeausbildungen mit der Ausschreibung eines bundesweiten Modellvorhabens,
woran Lehrkräfte und Leitung der Evang. Diakonissenanstalt großes Interesse zeigten
und sich dafür bewarben.

Das Land Rheinland-Pfalz mit den zuständigen Ministerien für Bildung, Wissenschaft,
Jugend und Kultur (MBWJK) sowie für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frau-
en (MASGFF) unterstützte die Bewerbung der Pflegerischen Schulen in Speyer für das
Modellvorhaben einer gemeinsamen Pflegeausbildung.

Das vorliegende Curriculum ist das Ergebnis der Bemühungen und Überlegungen, wie
und in wie weit drei bundesdeutsche Pflegeausbildungen zusammengeführt werden
können.

An dieser Stelle möchten wir all denen danken, die zur Realisierung des Modellprojek-
tes beigetragen haben:

Dies ist zunächst einmal und im besonderen Maße das Lehrerteam der Pflegerischen
Schulen, das mit viel Mut und einem hohen Einsatz den Paradigmenwechsel in der
Pflegeausbildung auf den Weg gebracht und durch ihre vielfältigen Beiträge erst mög-
lich gemacht haben. Dazu gehören auch das Sekretariat als auch die freigestellten Praxi-
sanleiter/-innen und die Pflegedirektoren/-innen der drei Kooperationskrankhäuser
Speyer, Bad Dürkheim und Grünstadt.

Wir danken dem Vorstand der Evang. Diakonissenanstalt Speyer-Mannheim, insbe-


sondere Herrn Pfarrer Dr. Werner Schwartz, und dem Krankenhausdirektorium des
Diakonissen-Stiftungs-Krankenhauses Speyer, hier besonders den Geschäftsführern

2
Herrn Werner Krämer und Herrn Werner Vogelsang, für die Initiative hinsichtlich der
Beteiligung am Bundesmodellvorhaben und für die Unterstützung während der gesam-
ten Projektzeit.

Ein herzliches Dankeschön an die Pflegeschülerinnen und –schüler in den beiden Mo-
dellkursen, die mit großer Geduld und Experimentierbereitschaft zahlreiche Erpro-
bungsphasen aushielten und durch ihr konstruktives Feedback Einfluss nahmen auf die
Ausbildung.

Besonderen Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den kooperierenden


Krankenhäusern, in den beteiligen Einrichtungen der Altenpflege und der ambulanten
Pflege sowie in den zahlreichen anderen externen Praxiseinsatzorten. Eine reichhaltige
Zahl von Pflegepersonen war, ob als Praxisanleiter/-innen, als Mentoren/-innen, als
Stationsleitungen oder als Kollegen/-innen in den Abteilungen in die Ausbildung ein-
bezogen.

Wir danken dem Beirat, der die Entwicklung und Durchführung des Modellprojekts
kritisch und konstruktiv begleitet hat. Besonders danken wir Herrn Roland Krick,
MASGFF Mainz, sowie Frau Sabine Nugel, MBWJK Mainz, für die freundliche Mitges-
taltung und die kreativen Impulse.

Danken möchten wir auch Frau Christiane Viere und Frau Marianne Arnold, BMFSFJ
sowie Herrn Meinolf Sprink vom Bundesverwaltungsamt und der PR-Agentur Thomas
für alle Unterstützung.

Ein besonderes Dankeschön gebührt Frau Ruth Rottländer und Frau Sandra Schwager
vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung (dip) für den Beistand und
alle Ermutigung sowie Herrn Ralf Reiche und Herrn Gerhard Schüler vom Wissen-
schaftlichen Institut der Ärzte Deutschlands (WIAD), beide Einrichtungen in der wis-
senschaftlichen Begleitung des Modellvorhabens.

Zuletzt danken wir Frau Ina Wegner für ihre Beratung und ihren Beitrag in der
Schlussphase der Curriculumentwicklung.

Speyer, im Januar 2008

Hartwig Humbert
Gabi Müller-Seng
Tanja Schaller

3
In der Projektleitung beteiligte Personen:

Humbert Hartwig Schulleiter


Müller-Seng Gabi Dipl. Pflegepädagogin (FH)
Schaller Tanja Dipl. Pflegepädagogin (FH)
Flörchinger Rosi Dipl. Pflegepädagogin (FH)
Gottschalk Judith Lehrerin für Pflegeberufe

Projektberatung:

Wegner Ina Dipl. Pflegepädagogin (FH)

Weitere an der Entwicklung und Implementierung des Curriculums


beteiligte Personen:

Biehn Katriina Lehrerin für Pflegeberufe


Daum Melitta Dipl. Pflegepädagogin (FH)
Fieser Andrea Lehrerin für Pflegeberufe / Praxisanleiterin
Häbel Michael Praxisanleiter
Hebecker Heike Dipl. Medizinpädagogin
Koch Doris Dipl. Pflegepädagogin (FH)
Koch Gitta Praxisanleiterin
Lehmann Petra Praxisanleiterin
Link Anne-Marie Lehrerin für Pflegeberufe
Marthaler-Zech Karin Lehrerin für Pflegeberufe
Pietsch Christa Dipl. Pflegepädagogin (FH)
Schaub-Ahrens Helga Praxisanleiterin / Lehrerin für Hebammenwesen
Scheffler Christa Lehrerin für Pflegeberufe
Stadler-Eßwein Heike Lehrerin für Pflegeberufe
Zobel Melanie Dipl. Pflegepädagogin (FH)

4
Inhaltsverzeichnis

Teil A Modellvorhaben zur gemeinsamen Pflegeausbildung ................. 10

1 Entstehungshintergrund / Einleitung................................................ 10
2 Projektziele und pädagogisches Konzept im Überblick............... 11
3 Begleitung des Modellprojektes ........................................................ 12
3.1 Wissenschaftliche Begleitung .................................................................................................................. 12
3.2 Projektbeirat .......................................................................................................................................... 12
4 Grundsatzentscheidungen für die Modellprojektarbeit............... 13
4.1 Grundlegende Richtlinien und Dokumente.............................................................................................. 13
4.2 Geltungsbereich des Curriculums in der Pflegeausbildung...................................................................... 13
4.3 Adressaten des Curriculums..................................................................................................................... 13
4.4 Beteiligte Personen .................................................................................................................................. 14
4.5 Ausrichtung der Ausbildung .................................................................................................................... 14
5 Gesetzliche Vorgaben........................................................................... 14
5. 1 Gesetz über die Berufe in der Krankenpflege vom 16. Juli 2003 / Ausbildungs- und
Prüfungsverordnung für die Berufe in der Krankenpflege (KrPflAPrV) vom 10. November 2003....... 14
5.2 Gesetz über die Berufe in der Altenpflege (Altenpflegegesetz - AltPflG) vom 01. August 2003 /
Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für den Beruf der Altenpflegerin und des Altenpflegers
(Altenpflege- Ausbildungs- und Prüfungsverordnung - AltPflAPrV) vom 26. November 2002. ........... 15
5. 3 Abweichungen von den aktuellen Ausbildungsgesetzen und Ausbildungs- und
Prüfungsverordnungen in der Pflege ....................................................................................................... 15

Teil B Curricularer Begründungsrahmen..................................................... 15

1 Notwendigkeit der Reform der Pflegeausbildungen ................... 15


1.1 Gesellschaftliche Veränderungen............................................................................................................. 15
1.2 Veränderte Strukturen im Gesundheits-, Pflege- und Sozialwesen......................................................... 16
1.3 Wandel des beruflichen Selbstverständnisses .......................................................................................... 16
1.4 Etablierung der Pflege- und Gesundheitswissenschaften......................................................................... 17
1.5 Berufspädagogische Entwicklungen ........................................................................................................ 17
1.6 Entwicklungen in der Pflegedidaktik ....................................................................................................... 18
1.7 Berufspolitische Entwicklungen .............................................................................................................. 18
1.8 Aktuelle Entwicklungen in Rheinland-Pfalz............................................................................................ 20
1.9 Strategien der Weltgesundheitsorganisation, die auf die Pflegeausbildung Einfluss nehmen ................. 22
2 Kompetenzen des Curriculums, die für die Pflege von Menschen
aller Altersgruppen in verschiedenen Versorgungskontexten
zentral und notwendig sind................................................................ 22
2.1 Kompetenzdefinitionen der Kultusministerkonferenz ............................................................................. 23
2.2 Institutionen und deren für das Curriculum relevante Aussagen zu Kompetenzen für die pflegerische
Erstausbildung......................................................................................................................................... 23
2.3 Das Kompetenzmodell an den Pflegerischen Schulen in Speyer ............................................................. 24
3 Curriclumentwicklung, -konstruktion, -evaluation
und -revision .......................................................................................... 27
3.1 Die Curriculumkonstruktion .................................................................................................................... 27
3.2 Die Curriculumentwicklung..................................................................................................................... 28
3.3 Curriculumevaluation und -revision ........................................................................................................ 30
4 Das dem Curriculum zugrunde liegende Bildungsverständnis
und die pädagogischen Leitlinien ..................................................... 31
5 Das dem Curriculum zugrunde liegende Pflegeverständnis ....... 32

5
6 Festlegungsgrad des Curriculums...................................................... 33
7 Ordnungsprinzipien des Curriculums.............................................. 33
7.1 Handlungsfelder ....................................................................................................................................... 34
7.2 Lernfelder 34
7.2.1 Begriffliche Klärung....................................................................................................................... 34
7.3 Berufliche Handlungssituationen ............................................................................................................. 37
7.4 Lernsituationen ........................................................................................................................................ 37
7.4.1 Begriffliche Klärung....................................................................................................................... 37
7.4.2 Auswahl und Entwicklung von Lernsituationen............................................................................. 38
7.4.3 Strukturmerkmale der Lernsituationen ........................................................................................... 39
8 Konzeptionierungsprinzipien des Curriculums............................ 40
8.1 Das Wissenschaftsprinzip ........................................................................................................................ 40
8.2 Das Persönlichkeitsprinzip....................................................................................................................... 40
8.3 Das Situationsprinzip ............................................................................................................................... 40
9 Das Curriculum in der Modifikation zum Curriculum von
Oelke/Menke (2002).............................................................................. 41
10 Theorie-Praxis-Verknüpfung .............................................................. 42
10.1 Die Ausbildungsbegleitmappe als Instrument der Theorie-Praxis-Verknüpfung..................................... 43
10.2 Lernaufgaben als Instrument der Theorie-Praxis-Verknüpfung............................................................... 43
10.3 Pflegesituationsbeschreibungen als Instrument der Theorie-Praxis-Verknüpfung .................................. 44
10.4 Weitere lernortübergreifende Instrumente und Konzepte ........................................................................ 44
11 Der Lehr-Lernprozess ........................................................................... 47
11.1 Der Begriff „Lernen“ ............................................................................................................................... 47
11.2 Anforderungen an Lehr-Lernprozesse in der beruflichen Bildung .......................................................... 47
11.2.1 Selbstgesteuertes Lernens ........................................................................................................................ 47
11.2.2 Handlungsorientiertes Lernen .................................................................................................................. 47
11.2.3 Problemorientiertes Lernen ...................................................................................................................... 48
11.3 Die Rolle der Lehrenden .......................................................................................................................... 48
11.4 Begleitung des Lernens an den Pflegerischen Schulen ............................................................................ 49
12 Kompetenzabbildung........................................................................... 50
12.1 Leistungskontrollen an den Pflegerischen Schulen in Speyer.................................................................. 50
12.2 Lernstandsbestimmungen......................................................................................................................... 51
12.3 Prüfungen im Rahmen des 1. Berufsabschlusses ..................................................................................... 52
13 Organisation der Ausbildung ............................................................. 52
13.1 Organisatorische Rahmenbedingungen der Ausbildung .......................................................................... 52
13.2 Organisation der Ausbildung gemäß AltPflAPrV und KrPflAPrV.......................................................... 53
13.3 Umsetzung der Differenzierungsanteile im Modellprojekt Rheinland-Pfalz ........................................ 53
13.4 Organisation der praktischen Ausbildung ................................................................................................ 54
13.5 Organisation einer generalistischen praktischen Ausbildung................................................................... 55
14 Zweiter Berufsabschluss im Modellprojekt zur gemeinsamen
Ausbildung in den drei Kernpflegeberufen ................................... 56
14.1 Gestaltung des Lernprozesses .................................................................................................................. 56
14.2 Die theoretische Ausbildung .................................................................................................................... 57
14.3 Praktische Ausbildung ............................................................................................................................. 58
14.4 Prüfungsmodalitäten ................................................................................................................................ 58

Teil C Evaluation und Ausblick ..................................................................... 59


1 Erfahrungen und erste Ergebnisse............................................................................................................ 59
2 Implementierung des Curriculums in anderen Pflegeschulen .................................................................. 61
3 Praktische Ausbildung ............................................................................................................................. 62
4 Evaluation des Curriculums und Ausblick auf die Weiterentwicklung der Pflegeausbildung................. 63

6
Teil D Curriculum Hauptdokument .............................................................. 66

Übersicht zu den curricularen Lernfeldern und Lernsituationen............. 66

1 Lernprozesse gestalten ........................................................................ 66


Lernsituation 1.1 Sich in der Ausbildung orientieren .................................................................................. 71
Lernsituation 1.2 Lernen methodisch gestalten............................................................................................ 74
Lernsituation 1.3 In Gruppen und Teams lernen und arbeiten..................................................................... 76
2 Den Pflegeprozess theoriegeleitet anwenden ................................ 79
Lernsituation 2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen................................................................. 82
Lernsituation 2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln .................................................................................... 86
Lernsituation 2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und bei der
integrierten Versorgung unterstützen ............................................................................... 89
Lernsituation 2.4 Pflege dokumentieren ...................................................................................................... 93
Lernsituation 2.5 Pflege nach einem System organisieren........................................................................... 97
Lernsituation 2.6 Pflegequalität sichern..................................................................................................... 100
3 Menschen in ihrem Lebenskontext wahrnehmen und
begleiten................................................................................................ 103
Lernsituation 3.1 Menschen im Krankenhaus wahrnehmen und begleiten................................................ 107
Lernsituation 3.2 Menschen im Altenheim wahrnehmen und begleiten .................................................... 110
Lernsituation 3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und begleiten ................................. 114
Lernsituation 3.4 Sozial schwach gestellte Menschen wahrnehmen und aus ihrem Lebensbezug heraus
verstehen ........................................................................................................................ 119
Lernsituation 3.5 Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen verstehen
und begleiten.................................................................................................................. 123
Lernsituation 3.6 Alte Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen verstehen und
begleiten......................................................................................................................... 127
4 Menschen bei der Lebensgestaltung unterstützen....................... 136
Lernsituation 4.1 Lebens- und Wohnraum von Menschen mit Pflegebedarf gestalten.............................. 140
Lernsituation 4.2 Menschen biografieorientiert pflegen ............................................................................ 143
Lernsituation 4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren...................................................... 148
Lernsituation 4.4 Bildungs-, Kunst-, Kultur- und Spielangebote in die Tagesgestaltung integrieren........ 154
Lernsituation 4.5 Musik und Bewegung in die Tagesgestaltung integrieren ............................................. 157
Lernsituation 4.6 Feste und Feiern gestalten.............................................................................................. 160
5 Kommunikation und Edukation gestalten..................................... 162
Lernsituation 5.1 Kommunikation als Prozess gestalten............................................................................ 164
Lernsituation 5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen................................................................. 168
Lernsituation 5.3 Intra- und interdisziplinär kommunizieren..................................................................... 172
Lernsituation 5.4 Themenbezogen beraten und anleiten............................................................................ 175
6 Menschen in der Selbstpflege unterstützen .................................. 177
Lernsituation 6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstützen.................. 180
Lernsituation 6.2 Menschen beim Sehen und Hören unterstützen ............................................................. 184
Lernsituation 6.3 Menschen in verschiedenen Bewusstseinslagen und beim Schlafen unterstützen ......... 187
Lernsituation 6.4 Menschen beim Atmen unterstützen und beraten .......................................................... 191
Lernsituation 6.5 Menschen bei der Temperaturregulation unterstützen und beraten ............................... 194
Lernsituation 6.7 Menschen vor Dekubitus, Thrombose und Kontrakturen schützen .......................... 200
Lernsituation 6.8 Menschen bei der Körperpflege unterstützen ................................................................ 204
Lernsituation 6.9 Eltern bei der Körperpflege ihres Säuglings unterstützen und beraten .......................... 211
Lernsituation 6.10 Menschen bei der Mundpflege unterstützen und beraten............................................... 214
Lernsituation 6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen und beraten ................................................. 219
Lernsituation 6.12 Eltern bei der Ernährung ihres Säuglings unterstützen und beraten .............................. 225
Lernsituation 6.13 Menschen bei der enteralen Ernährung unterstützen und beraten............................. 228
Lernsituation 6.14 Menschen bei der Urinausscheidung unterstützen ......................................................... 232
Lernsituation 6.15 Menschen bei der Stuhlausscheidung unterstützen und beraten .................................... 238

7
7 Pflege als Wissenschaft verstehen und weiterentwickeln.......... 241
Lernsituation 7.1 Pflege unter historischen Aspekten reflektieren ............................................................ 244
Lernsituation 7.2 Pflegeforschung auswerten ............................................................................................ 248
Lernsituation 7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten...................................................................... 250
Lernsituation 7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren ..................................................... 253
Lernsituation 7.5 Im Pflegeberuf Perspektiven entwickeln ....................................................................... 257
8 Rahmenbedingungen von Pflege kennen und in ihnen
handeln.................................................................................................. 261
Lernsituation 8.1 Gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen berücksichtigen..................... 264
Lernsituation 8.2 Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen ......................................................... 266
Lernsituation 8.3 Ökologische Rahmenbedingungen berücksichtigen ...................................................... 275
Lernsituation 8.4 Ökonomische Rahmenbedingungen berücksichtigen .................................................... 278
9 Gesundheit fördern und präventiv handeln.................................. 280
Lernsituation 9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln ....................... 283
Lernsituation 9.2 Den menschlichen Körper verstehen ............................................................................. 286
Lernsituation 9.3 Konzepte zur Gesundheitsförderung umsetzen.............................................................. 288
Lernsituation 9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen....................... 291
Lernsituation 9.5 Die persönliche Gesundheit erhalten ............................................................................. 296
Lernsituation 9.6 Mit belastenden Situationen im Pflegealltag umgehen .................................................. 300
Lernsituation 9.7 Arbeitssicherheitsregeln anwenden................................................................................ 306
10 Menschen in besonderen Lebenssituationen begleiten.............. 309
Lernsituation 10.1 Schwangere, Wöchnerinnen und gesunde Neugeborene begleiten................................. 312
Lernsituation 10.2 Menschen mit Schmerzen begleiten .............................................................................. 319
Lernsituation 10.3 Psychisch veränderte Menschen begleiten..................................................................... 323
Lernsituation 10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten........................................................ 327
Lernsituation 10.5 Sterbende und trauernde Menschen unterstützen und begleiten .................................... 337
11 Bei Diagnostik und Therapie mitwirken....................................... 342
Lernsituation 11.1 Menschen bei der Kreislaufregulation unterstützen....................................................... 345
Lernsituation 11.2 Physikalische Therapien auswählen und anwenden....................................................... 348
Lernsituation 11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen...................................... 351
Lernsituation 11.4 Subcutane und intramuskuläre Injektionen durchführen ............................................... 354
Lernsituation 11.5 Bei der Infusionstherapie assistieren.............................................................................. 358
Lernsituation 11.6 Wundmanagement durchführen..................................................................................... 363
Lernsituation 11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstützen....................................... 370
Lernsituation 11.8 Labordiagnostik verstehen ............................................................................................. 374
Lernsituation 11.9 Notfälle erkennen und bewältigen ................................................................................. 377
12 Menschen in speziellen Gesundheitssituationen pflegen ......... 382
Lernsituation 12.1 Frühgeborene und kranke Neugeborene pflegen ........................................................... 386
Lernsituation 12.2 Infektionskranke Menschen pflegen .............................................................................. 390
Lernsituation 12.3 Menschen mit multiresistenten Keimen pflegen............................................................ 394
Lernsituation 12.4 Menschen mit chronischen Erkrankungen pflegen ........................................................ 397
Lernsituation 12.5 Menschen mit onkologischen Erkrankungen pflegen .................................................... 403
Lernsituation 12.6 Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen pflegen .................................. 411
Lernsituation 12.7 Erwachsene mit psychischen Erkrankungen pflegen ..................................................... 416
Lernsituation 12.8 Menschen mit psychischen Erkrankungen pflegen........................................................ 419
Lernsituation 12.9 Menschen mit Erkrankungen des Herzens pflegen ........................................................ 423
Lernsituation 12.10 Menschen mit Erkrankungen des Atemsystems pflegen................................................ 427
Lernsituation 12.11 Menschen mit Erkrankungen des Harnsystems pflegen ................................................ 430
Lernsituation 12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und des Darmes pflegen .... 433
Lernsituation 12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des Pankreas pflegen............... 437
Lernsituation 12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen............................................... 441
Lernsituation 12.15 Menschen mit Erkrankungen des Blutsystems pflegen.................................................. 445
Lernsituation 12.16 Menschen mit Erkrankungen des Geschlechtssystems pflegen ..................................... 448
Lernsituation 12.17 Menschen mit Erkrankungen der Haut pflegen ............................................................. 455
Lernsituation 12.18 Menschen mit Verbrennungen pflegen .......................................................................... 458
Lernsituation 12.19 Menschen mit Störungen und Erkrankungen des Bewegungssystems pflegen.............. 463
Lernsituation 12.20 Menschen mit neurologischen Erkrankungen pflegen ................................................... 467

8
13 Menschen rehabilitativ pflegen ...................................................... 470
Lernsituation 13.1 Menschen mit Behinderung pflegen .............................................................................. 473
Lernsituation 13.2 Traumatisch verunfallte Menschen pflegen ................................................................... 476
Lernsituation 13.3 Menschen mit Schlaganfall pflegen ............................................................................... 479

Literaturverzeichnis.......................................................................................... 485

Anhang ................................................................................................................ 491

9
Curriculum zur gemeinsamen Ausbildung
in den drei pflegerischen Kernberufen

Teil A Modellvorhaben zur gemeinsamen Pflegeausbildung


1 Entstehungshintergrund / Einleitung
Dieses Curriculum entstand im Rahmen eines Modellprojekts zur Pflegeausbildung an
den Pflegerischen Schulen am Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer in einem
breit angelegten Modellversuch des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend mit dem Titel „Weiterentwicklung der Pflegeberufe – Erprobung neuer
Ausbildungsmodelle in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege. Die Bundesre-
gierung strebt langfristig eine Reform der Pflegeberufe an. Das Altenpflegegesetz des
Bundes, das am 01.08.2003 rechtskräftig wurde, und das Krankenpflegegesetz vom 16.
Juli 2003 enthalten Experimentierklauseln (§ 4 Abs. 6 AltPflG, § 4 Abs.6 KrPflG). Danach
können zur zeitlich befristeten Erprobung von Ausbildungsangeboten, die der Weiter-
entwicklung der Pflegeberufe dienen sollen, die Länder von bestimmten Regelungsbe-
reichen der Gesetze und Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen abweichen, sofern
das Ausbildungsziel nicht gefährdet wird. Das Bundesministerium förderte entspre-
chende Modellvorhaben unter besonderer Berücksichtigung berufsfeldspezifischer An-
forderungen der Altenpflege.
Am Anfang dieses Modellvorhabens standen folgende Fragestellungen:
• Wie müssen Pflegefachkräfte ausgebildet werden, um die Herausforderungen der
Zukunft zu meistern?
• Sollen die Ausbildungsgänge zu den Pflegeberufen in der Altenpflege, Gesundheits-
und Kranken- sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflege teilweise oder voll-
ständig zusammengeführt werden?
• Wie müssen Ausbildungsinhalte und -strukturen dafür aussehen?
In unterschiedlichen Modellprojekten wurde erprobt und systematisch evaluiert, wie
die Ausbildung in der Altenpflege auf der einen Seite und die Ausbildung in der Ge-
sundheits- und Krankenpflege sowie in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege auf
der anderen Seite zusammengeführt werden könnten. Dieses Modellvorhaben war das
erste, das auf der Grundlage des Altenpflegegesetzes des Bundes und des novellierten
Krankenpflegegesetzes durchgeführt wurde, mit dem Ziel, praxisnahe Erkenntnisse
und Empfehlungen für eine zukünftige Konzeption der Pflegeausbildungen zu liefern.
Die Modelle waren in unterschiedlichen Bundesländern angesiedelt, um die landes-
rechtlichen Besonderheiten einfließen zu lassen. Auch die Vielfalt der Ausbildungsträ-
ger spiegelte sich in den Projekten wider.
Es wurde besonders der Frage nachgegangen, wie die Weiterentwicklung der Pflegebe-
rufe aus dem Blickwinkel der Altenpflege erfolgen sollte. Denn angesichts der gesell-
schaftlichen Veränderungen wird die Pflege und Betreuung älterer Menschen zu den
Schwerpunktaufgaben aller Pflegefachkräfte gehören, ob im Krankenhaus, in der stati-
onären Altenhilfe oder in der häuslichen Umgebung.
An dem Modellvorhaben nahmen Modellprojekte aus insgesamt acht Bundesländern

10
und 15 Schulen der Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Gesundheits-
und Kinderkrankenpflege teil. Rund 300 Auszubildende und eine Vielzahl von Pflege-
einrichtungen und Krankenhäusern waren an der Erprobung einer gemeinsamen Pfle-
geausbildung beteiligt. Die Modelllaufzeit betrug vier Jahre, von 2004 –2008. Die Initiati-
ve des BMFSFJ wurde unterstützt durch den Europäischen Sozialfond der Europäischen
Union. Die Landesregierung in Rheinland-Pfalz startete Ende 2002 in enger Zusammen-
arbeit mit der Landespflegekonferenz eine Bildungs- und Fachkräfteinitiative. In dem
Bewusstsein, dass eine qualitativ hochwertige Pflege gut ausgebildete und motivierte
Pflegekräfte voraussetzt, orientierte sie sich dabei an den Leitsätzen des Landespflege-
ausschusses „Wir setzen uns für eine Verbesserung der Aus-, Fort- und Weiterbildung
ein“ und „Wir schaffen gute Arbeitsbedingungen für die berufstätig Pflegenden.“ Im
Rahmen dieser Initiative unterstützte und begleitete das Land Rheinland-Pfalz mit So-
zialministerium und Bildungsministerium das Modellprojekt.

2 Projektziele und pädagogisches Konzept im Überblick

In diesem Modell wurden die Möglichkeiten einer Zusammenführung der Gesundheits-


und Krankenpflegeausbildung, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegeausbildung und
Altenpflegeausbildung erprobt. Die Ausbildung umfasste – unabhängig vom angestreb-
ten Abschluss – inhaltlich die Pflege von Menschen aller Altersgruppen.
Ziele dieser Ausbildungskonzeption waren:
• Eine Anpassung der Ausbildung an die zukünftigen beruflichen Herausforderun-
gen und Handlungsfelder durch eine curriculare und pädagogisch-didaktische
Neugestaltung .
• Ein Kompetenzgewinn der Auszubildenden in der Pflege durch eine Erweiterung
der praktischen Einsatzgebiete.
• Eine größere Flexibilität der Absolventinnen und Absolventen bei der Arbeits-
platzwahl durch ein verändertes Qualifikationsprofil.
Damit erhielten theoretische und praktische Ausbildungsinhalte im ambulanten, prä-
ventiven, rehabilitativen und palliativen Bereich einen deutlich höheren Stellenwert als
bisher. Die Neugestaltung erfolgte auf der Basis der gesetzlich aktuell vorgegebenen
Lernfeldorientierung mit dem Ziel des Erwerbs von fachlichen, personalen, sozial-
kommunikativen und methodischen Kompetenzen.
Leitgedanke war die Verknüpfung der Ausbildung in den drei pflegerischen Kernberu-
fen in einem weitgehend generalistischen Konzept. Im Modellprojekt wurden die Aus-
zubildenden der drei Berufsgruppen zu 90% gemeinsam unterrichtet, in der Praxis er-
folgte eine Zusammenführung von über 50 %. Die Schülerinnen und Schüler sammelten
Erfahrungen in den Arbeitsfeldern Altenpflege, Pädiatrie, Innere Medizin, Chirurgie,
Gynäkologie, Wochen- und Neugeborenenpflege, Neurologie/Rehabilitation, Sozialsta-
tion und anderer ambulanter Versorgungsbereiche. Zu den Differenzierungsbereichen
gehörten die Neonatologie, Kinderchirurgie/HNO, Neuropädiatrie, Kinder und Ju-
gendpsychiatrie, Psychiatrie, Gerontopsychiatrie, Gerontologische Tagesklinik, Pallia-
tivpflege, Intensivmedizin und Operationsabteilung.

11
Eine Optimierung der Vernetzung zwischen theoretischer und praktischer Ausbildung
wurde angestrebt durch
• eine Weiterbildung von insgesamt 51 Praxisanleiterinnen und Praxisanleitern mit
220 Ausbildungsstunden für die Praxisfelder in den Krankenhäusern, in den am-
bulanten Pflegediensten und in den Altenheimen
• deren kontinuierliche Einbeziehung in die Weiterentwicklung der Ausbildungs-
konzeption
• Optimierung der Lernbegleitung
• Förderung des selbstorganisierten Lernens beispielsweise durch Lernaufgaben
• das „Projekt im Projekt“ zum Thema Beraten
Die curriculare und pädagogisch-didaktische Konzeption orientierte sich an den neuen
gesetzlichen Vorgaben einer lernfeldorientierten Ausbildung in der Altenpflege und der
Kompetenzorientierung in der Gesundheits- und Krankenpflege bzw. der Gesundheits-
und Kinderkrankenpflege.
Ausgangspunkt für die Curriculumskonstruktion war das Curriculum von Oel-
ke/Menke (2002), das in der Weiterentwicklung stark modifiziert und erweitert wurde.

3 Begleitung des Modellprojektes

3.1 Wissenschaftliche Begleitung


Das Modellvorhaben wurde wissenschaftlich begleitet vom Deutschen Institut für an-
gewandte Pflegeforschung e.V. (dip) und dem Wissenschaftlichen Institut der Ärzte
Deutschlands (WIAD) gem. e.V.. Die Beratung in curricularen Fragen erfolgte insbeson-
dere durch Ruth Rottländer und Sandra Schwager. Die Begleitung durch externe Evalu-
ation und die Beratung zur internen Evaluation übernahmen Dr. Uwe Ravens, Dr. Ger-
hard Schüler und Dr. Ralf Reiche. In Workshops, Besuchen vor Ort und durch schriftli-
che und fernmündliche Kommunikation erfolgte ein kontinuierlicher fachlicher Diskurs
zwischen dem Modellprojekt und der wissenschaftlichen Begleitung.

3.2 Projektbeirat
Das Modellprojekt wurde begleitet durch den Projektbeirat, dem folgende Mitglieder
angehörten:
• Der Referatsleiter „Gesundheitsfachberufe“ im Ministerium für Arbeit, Soziales,
Gesundheit , Familie und Frauen in Mainz, Diplom-Pädagoge
• Die Schulaufsichtsbeamtin des Referats „Berufsbildende Schulen“ der Aufsichts-
und Dienstleitsungsdirektion in Neustadt/Weinstr., qualifiziert für das Lehramt
an Berufsbildenden Schulen
• Die Pflegedirektorin des Diakonissen- und Stiftungskrankenhauses in Speyer
• Die Pflegedirektorin des Evangelisches Krankenhauses Bad Dürkheim
• Die Leitung der Altenpflegeschule Bethesda, Landau
• Die Pflegedienstleitung des Altenheims am Germansberg, Speyer
• Die Pflegedienstleitung des Evangelischen Seniorenzentrums Römerberg
• Die Pflegedienstleitung der Ökumensichen Sozialstation Germersheim
• Der Vorsitzende der Lehrerinnen und Lehrer für Pflegeberufe Rheinland-Pfalz
e.V.

12
• Der Schulleiter und die Projektleiterinnen der Pflegerischen Schulen am Diako-
nissen-Stiftungs-Krankenhaus.

In einem durchschnittlichen Abstand von 6 bis 7 Monaten erfolgten bis Redaktions-


schluss insgesamt 5 Treffen zwischen dem Projektbeirat und Vertretern des Modellpro-
jektes, bei denen ein gegenseitiger Austausch stattfand mit den Zielen der
• Information über Entwicklungen im Modellprojekt
• Beratung durch die Vertreter der Ministerien und der Praxisorte
• Theorie-Praxis-Verknüpfung
• inhaltlichen und strukturellen Gestaltung
• Zwischenevaluationen.

4 Grundsatzentscheidungen für die Modellprojektarbeit

4.1 Grundlegende Richtlinien und Dokumente


• Oelke, U. und Menke, M. (2002) : Gemeinsame Pflegeausbildung. Modellversuch
und Curriculum für die theoretische Ausbildung in der Alten-, Kranken- und
Kinderkrankenpflege. Bern/Göttingen: Hans Huber Verlag.
• KDA (Kuratorium Deutsche Altershilfe (Hrsg.) (2002): Bundeseinheitliche Alten-
pflegeausbildung. Materialien für die Umsetzung der Stundentafel. Erstellt
von Sowinski, Christine /Behr, Renate im Auftrag des Bundesministeriums
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
• Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bun-
desrepublik Deutschland (2000): Handreichungen für die Erarbeitung von
Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz (KMK) für den berufsbezoge-
nen Unterricht in der Berufsschule und ihre Abstimmung mit Ausbildungs-
ordnungen des Bundes für anerkannte Ausbildungsberufe. Stand: 15.09.2000
• Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen Rheinland-
Pfalz: Rahmenlehrplan und Ausbildungsrahmenplan für die Ausbildung in
der Gesundheits- und Krankenpflege und Gesundheits- und Kinderkranken
pflege des Landes Rheinland-Pfalz. Berichte aus der Pflege Nr.1, Mai 2005
• Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend Rheinland-Pfalz: Lehrplan und
Rahmenplan für die Fachschule Altenpflege Fachrichtung Altenpflege des Landes
Rheinland-Pfalz. Herausgegeben am 10.11.2005

4.2 Geltungsbereich des Curriculums in der Pflegeausbildung


Das im Modellprojekt entwickelte Curriculum gilt für die theoretische und praktische
Ausbildung der Schülerinnen und Schüler der Pflegerischen Schulen am Diakonissen-
Stiftungs-Krankenhaus Speyer.

4.3 Adressaten des Curriculums


Adressaten des Curriculums sind:
• Lehrerinnen und Lehrer
• Dozentinnen und Dozenten

13
und als Adressaten der Kurzausgabe:
• Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter
• Mentorinnen und Mentoren
• Schülerinnen und Schüler.

4.4 Beteiligte Personen


An der Curriculumentwicklung war das gesamte Team der Lehrenden im Modellprojekt
beteiligt. Eine Kerngruppe erstellte den Begründungsrahmen, modifizierte das fächerin-
tegrative Curriculum von Oelke/Menke in ein lernfeldorientiertes Curriculum und
nahm Aufgaben der Koordination, Beratung und Evaluation wahr. Eine zweiten Ar-
beitsgruppe befasste sich mit der Kompetenzabbildung und –bewertung und in einer
dritten Gruppe wurden Fragen der Theorie-Praxis-Verknüpfung bearbeitet.
Die freigestellten Praxisanleiter und –innen des Diakonissen- Stiftungs-Krankenhauses
in Speyer, des Evangelischen Krankenhauses in Bad Dürkheim sowie des Kreiskran-
kenhauses in Grünstadt wurden in den Prozess der Curriculumskonstruktion einge-
bunden, um die Verknüpfung von Theorie und Praxis zu optimieren. Sie waren ständi-
ge Mitglieder der letztgenannten Arbeitsgruppe.

4.5 Ausrichtung der Ausbildung


Im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde mo-
dellhaft erprobt, wie die bisher verschieden gestalteten Ausbildungsgänge in der Alten-
pflege, der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheits- und Kinderkranken-
pflege zusammengeführt werden können.
Die Ausbildung ist in den ersten drei Jahren in der Theorie zu 90% und in der Praxis zu
50% generalistisch ausgerichtet. Die Auszubildenden erwerben nach drei Jahren einen
ersten und optional nach einem zusätzlichen halben Jahr einen zweiten Abschluss in
einem der Kernberufe. Weiterhin wird ein Zertifikat ausgestellt, das die generalistische
Ausrichtung der Ausbildung belegt. Ein Wechsel des zunächst angestrebten Berufsab-
schlusses war zur Mitte des zweiten Ausbildungsjahres quotiert oder mit Tauschpartner
möglich.

5 Gesetzliche Vorgaben
Außerhalb der Regelungen der Modellprojektinitiative durch das Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finden die aktuellen Gesetze für die Pflege-
ausbildung mit ihren Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen sowie die EU-
Richtlinien und Strategiepapiere der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei der
Curriculumkonstruktion Anwendung.

5. 1 Gesetz über die Berufe in der Krankenpflege vom 16. Juli 2003 /
Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Berufe in der Krankenpflege
(KrPflAPrV) vom 10. November 2003
Die Durchführung des Modellprojektes wird möglich aufgrund des § 4 Absatz 6 des
KrPflG vom 16. Juli 2003.

14
5.2 Gesetz über die Berufe in der Altenpflege (Altenpflegegesetz - AltPflG)
vom 01. August 2003 / Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für den Beruf der Al-
tenpflegerin und des Altenpflegers (Altenpflege- Ausbildungs- und Prüfungsver-
ordnung - AltPflAPrV) vom 26. November 2002.
Mit dem Altenpflegegesetz von 2003 ist die Ausbildung in der Altenpflege erstmals bundes-
einheitlich geregelt. Im Aufbau und vielen Regelungen bestehen Parallelen zum Kranken-
pflegegesetz von 2003. Durch die Modellklausel §4 Absatz 6 wird die Durchführung des
Modellprojektes zur Ausbildung in den drei Kernberufen ermöglicht.

5. 3 Abweichungen von den aktuellen Ausbildungsgesetzen und Ausbildungs-


und Prüfungsverordnungen in der Pflege
Im Modellprojekt fand eine gemeinsame Ausbildung der drei pflegerischen Kernberufe
statt. Wesentliche Unterschiede zu den aktuellen gesetzlichen und behördlichen Vorga-
ben für die Pflegeausbildungen sind:
• Die Zahl der im Krankenpflegegesetz vorgeschriebenen Differenzierungsstun-
den im theoretischen Unterricht reduziert sich von 500 auf 160 Stunden.
• Altenpflege-, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege- sowie Gesundheits- und
Krankenpflegeeinsätze erfolgen mit jeweils 560 Mindeststunden. Die Differenz
zu den in beiden Gesetzen geforderten 2500 Mindeststunden wurden im jeweili-
gen Differenzierungsbereich abgeleistet.
• Im Bereich der ambulanten Versorgung ist ein Wahleinsatz vorgesehen.
• Wie im Altenpflegegesetz vorgesehen werden auch in den beiden anderen Aus-
bildungsgängen Vornoten in die Prüfungsergebnisse einberechnet. Die Anrech-
nung erfolgt in einer Höhe von 30%.
• In zweien der drei schriftlichen Prüfungsteilen werden zwei Prüfungsarbeiten
zur Auswahl angeboten.
• In einer der drei mündlichen Prüfungen findet ein berufsbezogenes Colloquium
statt, das sich auf eine berufsspezifische Facharbeit bezieht.
• Optional ist ein zweiter Berufsabschluss in einem weiteren Kernpflegeberuf mög-
lich. Dazu verlängert sich die Gesamtausbildungszeit auf 3,5 Jahre.

Teil B Curricularer Begründungsrahmen

1 Notwendigkeit der Reform der Pflegeausbildungen

Verschiedene aktuelle Entwicklungen und Veränderungen in der Pflegelandschaft be-


dingen neue Herausforderungen an die Pflegeberufe und ziehen Konsequenzen für eine
Modifikation der bisherigen Pflegeausbildung nach sich.

1.1 Gesellschaftliche Veränderungen


Der demographische Wandel zeigt sich in einer steigenden Zahl alter und sehr alter Men-
schen mit einer zunehmend höheren Lebenserwartung. Gleichzeitig kommt es zu einem
Wandel in den Generationenbeziehungen: Immer mehr Menschen leben in Single-
Haushalten und das familiäre Versorgungsgefüge ist aufgrund einer Individualisierung der
Lebensstile oft nicht mehr vorhanden. Parallel dazu verändert sich das Krankheitspanorama.

15
Es ist eine Zunahme von chronischen Erkrankungen sowie ein Anstieg der Zahl älterer mul-
timorbider Menschen und geronto - psychiatrisch Erkrankter zu verzeichnen.
Weiterentwicklungen im Bereich der Medizintechnologie und Gentechnologie ermöglichen
eine umfassendere Versorgung von z.B. Frühgeborenen, multimorbiden und polytraumati-
sierten Patientinnen und Patienten, bedingen aber gleichzeitig einen sich verändernden Ver-
sorgungsbedarf und führen insgesamt zu einer Zunahme der Pflegebedürftigkeit. Die An-
sprüche an die Kompetenzen der Pflegenden steigen (vgl. Robert Bosch-Stiftung 2000, S. 9).

1.2 Veränderte Strukturen im Gesundheits-, Pflege- und Sozialwesen


Zu verzeichnen ist ein verstärkter Ausbau der ambulanten Versorgung zu verzeichnen
mit anderen Organisations-, Interaktions- und Versorgungsstrukturen im Vergleich zur
stationären Versorgung. Die ambulante medizinische und pflegerische Betreuung hat
nach dem Willen des Gesetzgebers Vorrang vor der stationären Betreuung. In den
Krankenhäusern ist die Versorgung der Patientinnen und Patienten geprägt von einer
zunehmenden Technisierung und einer immer kürzeren Verweildauer aufgrund eines
neuen Entgeltsystems (DRG). Eine Folge dieser Entwicklung ist, dass die Beratung und
Anleitung von Menschen mit Pflegebedarf und deren Angehörigen stetig an Bedeutung
gewinnt. Von den Pflegenden werden umfassende soziale Kompetenzen erwartet. Die
Differenzierung der Pflege nach Lebensphasen wird zunehmend kritisch hinterfragt.
Zur Anwendung kommen vermehrt übergreifende pflegerische Konzepte, bei denen die
Orientierung am Pflegebedarf im Vordergrund steht. Die Gleichwertigkeit von medizi-
nisch-pflegerischen Kompetenzen und sozial-pflegerischen Kompetenzen löst die bis-
lang bestehende Dichotomie zwischen beiden ab.
Geringe finanzielle Ressourcen im Gesundheitswesen führen zu einer stärkeren Selbst-
beteiligung der Patientinnen und Patienten und zu einer zunehmenden Bedeutung öko-
nomischer Überlegungen bei den Leistungsträgern. Pflegeleistungen müssen effektiv
und schnell erbracht werden. Konzepte wie das Primary Nursing oder das Casemana-
gement, eine ressourcensparende Arbeitsorganisation und eine umsichtige Entlas-
sungsplanung sind gefragt.

1.3 Wandel des beruflichen Selbstverständnisses


Das Pflegeverständnis und das berufliche Selbstverständnis haben sich verändert. Der Pfle-
gebedarf resultiert nicht mehr zum Großteil aus ärztlichen Assistenzaufgaben, sondern aus
komplexen Pflegesituationen. Die umfassende Pflegesituation ist charakterisiert durch einen
objektiven Anlass für den Pflegebedarf und ein subjektives Krankheitserleben, welches wei-
tere subjektive Pflegebedürfnisse bedingt. Die Begleitung des Erlebens von Kranksein und
Gesundsein bzw. die Begleitung und Auseinandersetzung mit Krankheit und Leiden stellen
wesentliche Pflegeaufgaben dar. Die Handlungsprofile Begleitung, Beratung, Anleitung und
Unterstützung nehmen an Bedeutung zu und werden zunehmend auch von der Pflege ge-
fordert. In einem ersten Paradigmenwechsel wurde auch gesetzlich ein umfassenderer Pfle-
gebegriff geprägt. Pflege orientiert sich nicht mehr ausschließlich an der Kuration , sondern
auch an der Prävention und Palliation und hat zugleich eine sozial-pflegerische Ausrich-
tung.
Ein zweiter Paradigmenwechsel findet im Krankenpflegegesetz und im Besonderen in ver-
schiedenen Ausbildungsprojekten statt. Das pflegerische Selbstverständnis ist geprägt von
dem Ziel der Integration der Pflegeberufe. Die drei bisher nach Altersphasen getrennten
Kernpflegeberufe werden gemeinsam ausgebildet. Eine Spezialisierung in der Pflegeaus-

16
bildung nach Altersklientelen oder Versorgungsstrukturen ist nicht mehr zeitgemäß. Die
innere Differenzierung erfolgt durch den Kompetenzerwerb in pflegespezifischen Arbeits-
bereichen wie z. B. Beratung und Anleitung. Ein neues pflegerisches Selbstverständnis
wächst aus den spezifischen Anforderungen der Pflegesituation (vgl. Robert-Bosch- Stif-
tung 2000, S. 20)

1.4 Etablierung der Pflege- und Gesundheitswissenschaften


Durch die Einrichtung pflegewissenschaftlicher Studiengänge in der deutschen Hochschul-
landschaft erfolgte eine Etablierung der Pflege- und Gesundheitswissenschaften. Die ersten
Studiengänge bezogen sich im Besonderen auf Pädagogik und Management in der Pflege.
Im Dezember 2001 wurde die Akkreditierungsagentur für Studiengänge im Bereich Heilpä-
dagogik, Pflege, Gesundheit und Soziale Arbeit offiziell anerkannt. Diese Agentur über-
nimmt unter anderem die Akkreditierung von Bachelor- und Masterstudiengängen für
Pflege- und Heilberufe. Sie ist verantwortlich für die Erstellung von Standards zur Quali-
tätssicherung in Lehre und Studium. Darüber hinaus wird es zukünftig möglich sein, den
Sonderstatus der deutschen Pflegeausbildung außerhalb der Akademisierung aufzuheben
und eine Angleichung an eine internationale pflegerische Hochschulqualifikation zu errei-
chen. Gleichzeitig wird einem steigenden Pflegebedarf Rechnung getragen. Pflegende be-
gründen ihr Pflegehandeln zunehmend durch eigene pflegewissenschaftliche Erklärungs-
ansätze. Das Verständnis für die Notwendigkeit des Evidence based nursing (EBN) soll zu-
künftig in der Pflegeausbildung stärker entwickelt und die berufliche Handlungskompetenz
auf der Grundlage pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse gefördert werden.

1.5 Berufspädagogische Entwicklungen


Die Anforderungen an Berufstätige verändern sich ständig und werden immer vielfältiger.
Ökonomische Veränderungen und Globalisierungsprozesse erfordern eine hohe Flexibili-
tät und eine umfassende berufliche Handlungskompetenz. Bedingt durch Rationalisierung
und Spezialisierung wechseln berufstätige Menschen den Arbeitsplatz häufiger und üben
im Laufe ihres Lebens mehrere Berufe aus. Gleichzeitig wird ein Verlust der Identifikation
der Menschen mit ihrem Arbeitsplatz beklagt, der auf reduzierte Verantwortung, geringe
Handlungsspielräume und zerstückelte Arbeitsprozesse zurückzuführen ist. Schneider
führt dieses Phänomen in der Pflege auf die insbesondere im stationären Bereich noch häu-
fig praktizierte Arbeitsorganisation der Funktionspflege zurück. Diese Arbeitsorganisation
entspricht nicht den Anforderungen an ein modernes Dienstleistungsunternehmen (vgl.
Schneider 2003, S. 81). Die Gesellschaft entwickelt sich aktuell immer stärker zu einer
Dienstleistungsgesellschaft, die auch den Pflege- und Gesundheitssektor mit einschließt.
Pflege wird in diesem Zusammenhang zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Es entste-
hen neue Aufgabenfelder mit zukünftig auch eventuell neuen Zuständigkeitsbereichen.
All diese Entwicklungen fordern vom Einzelnen und der Gesellschaft die Bereitschaft und
Fähigkeit zu Mobilität, Flexibilität und zu teamorientierten Arbeitsformen. Der berufstätige
Mensch muss in der Lage sein, vorhandenes Wissen auch im Kontext unterschiedlichster
Handlungssituationen anzuwenden und einzusetzen. Faktenwissen ist hierfür ungeeignet,
da es sehr schnell veraltet und nicht dazu befähigt, Zusammenhänge zu erkennen und sich
ändernde Anforderungen zu bewältigen (vgl. Schneider 2003, S. 82f). Wichtig ist daher,
dass schon in der Erstausbildung die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen gefördert und
Selbsterschließungskompetenzen erworben werden. Ziel der beruflichen Ausbildung ist es,
nicht nur Wissen zu erwerben, sondern im Beruf handlungsfähig zu werden.

17
In der Berufs- und Erwachsenenpädagogik werden folgende Defizite festgestellt (vgl. Pät-
zold 1998 in Schneider 2005):
• Zum Großteil Vermittlung von additivem Faktenwissen in einem disziplinorientierten,
lehrerzentrierten Unterricht
• Mangelnde Anwendung des Fachwissens zur Problemlösung in der Berufspraxis (trä-
ges Wissen)
• Starke Orientierung an den Strukturen und Fragestellungen der jeweiligen Fachwissen-
schaft
• Geringe Berücksichtigung von Schlüsselfragen der Berufs- und Arbeitswelt im Unter-
richt
• Geringe Vermittlung von Arbeitssystemwissen.
Um diesen festgestellten Defiziten entgegenzuwirken, steht im Mittelpunkt aktueller be-
rufspädagogischer Überlegungen die Frage, wie Handlungswissen vermittelt wird, wel-
ches sich über Begründungs-, Kontext- und Transferwissen definiert (vgl. Schelten 1998)
und gebunden an Situationen erworben wird. Dieses so erworbene Wissen ist die Grund-
lage für berufliche Handlungsfähigkeit und in verschiedenen Handlungssituationen im
beruflichen Tätigkeitsfeld anwendbar.

1.6 Entwicklungen in der Pflegedidaktik


Forschungsergebnisse der Kognitionspsychologie, Transferforschung, Neurobiologie,
Linguistik und Informatik brachten ein neues Verständnis vom Prozess des Lernens. Es
basiert auf der Erkenntnistheorie des Konstruktivismus. Erkenntnis führt zu Hand-
lungsfähigkeit, wenn sie mit dem vorhandenen Wissen, den eigenen Erfahrungen und
subjektiven Theorien verknüpft wird. Orientiert sich Lernen an konkreten Problemen
bzw. Berufssituationen anstatt an Unterrichtsfächern, wird es im Alltag handlungswirk-
sam. Diese lernstrategischen Überlegungen stellen Grundlagen für aktuelle pflegedi-
daktische Modelle dar. Karin Wittneben z.B. verfolgt einen narrativen Ansatz in ihrer
kritisch-konstruktiven Didaktik zum Modell der multidimensionalen Patientenorientie-
rung. (vgl. Wittneben 2003). Ingrid Darmann entwickelte ein Reflexions- und Analyse-
instrument zur Ermittlung bildungshaltiger Inhalte. Mit Hilfe ihrer pflegedidaktischen
Heuristik können z.B. Schülernarrative aus verschiedenen Perspektiven reflektiert wer-
den (vgl. Darmann 2004 und 2005)
Holoch entwickelte Modelle situierten Lernens in der Pflegeausbildung (vgl. Holoch
2002).
Ertl-Schmuck (2000) befasste sich mit einer Pflegedidaktik unter subjekttheoretischer
Perspektive. Renate Schwarz- Govaers setzte sich in großem Umfang mit dem problem-
basierten Lernen auseinander und entwickelte am Weiterbildungsinstitut Aarau das
situationsorientierte Fachdidaktikmodell Pflege (vgl. Schwarz-Govaers u. Mühlherr
2001).

1.7 Berufspolitische Entwicklungen


In den Pflegeverbänden wird zunehmend für eine integrierte oder generalistische Aus-
bildung plädiert, wobei folgende Argumente angeführt werden:
• Die Differenzierung der Pflegeerstausbildungen in Alten-, Kranken- und Kinder-
krankenpflege ist in anderen europäischen Ländern nur noch vereinzelt und ab-

18
nehmend zu finden. Dies führt in einigen Fällen zu Anerkennungsschwierigkeiten
und behindert die Mobilität deutscher Pflegekräfte.
• Ein generalistisches Pflegeberufsbild ist auch in den reformierten bzw. neu geschaf-
fenen Sozialgesetzen erkennbar bzw. die Erfordernis dazu offensichtlich.
• Die Spezialisierung nach Altersklientelen in der Grundausbildung entspricht nicht
den gegenwärtigen Anforderungen an die Pflege, etwa in Bezug auf Begleitung, Be-
ratung, Anleitung und Überleitung.
• Auf der theoretischen Ebene von Pflegewissenschaft und -forschung wird nicht nach
Altersklientelen bzw. Versorgungsstrukturen unterschieden.
• Die jetzigen Schülerinnen und Schüler werden in einer Ausbildungsstruktur soziali-
siert, die nicht mehr den Anforderungen an professionelle Pflege entspricht (vgl.
Stöcker 2000, S. 24).

Der Bundesausschuss (BA) der Lehrerinnen und Lehrer für Pflegeberufe erkennt in sei-
nem Bildungsplan „Pflege mit System“ die Notwendigkeit einer gemeinsamen einheitli-
chen Pflegeausbildung mit anschließender Spezialisierung. Erklärtes Ziel ist es, über
einen gemeinsamen Sozialisationsprozess ein Berufsbild zu entwickeln. Die Reformbe-
strebungen des Bundesausschusses sehen eine inhaltliche „Entrümpelung“ und eine
Förderung von für alle Kernpflegeberufe bedeutsamen Kompetenzen vor. Damit folgt
er der Orientierung der EU am Konzept der „General Nurse“ gemäß der WHO. Ziel der
EU ist eine breitere Pflegeerstausbildung mit allen Anteilen der Gesundheitsversorgung
(Vorbeugung, Behandlung und Wiederherstellung) und allen Strukturen der Gesund-
heitsversorgung (ambulant, stationär/teilstationär und nachstationär).

Eckdaten des BA-Bildungsplanes „Pflege mit System“ sind:


• Bundeseinheitliche Regelung eines Pflegeausbildungsgesetzes
nach Art. 74 Nr. 1 (19) GG
• Generalistisch ausgerichtete pflegeberufliche Qualifizierung
• Ausbildung nach EU-Norm mit mindestens 4600 Stunden
• Zugangsvoraussetzung: Qualifizierter Abschluss der Sekundarstufe I
• Integration in das Regelbildungssystem des beruflichen Schulwesens nach Landes-
recht
• Schulträger: Öffentlich – rechtliche und private
• Schultyp: „Höhere Berufsfachschule Pflege“ als öffentliche Schule oder als private
Ersatzschule
• Eigenständige Rechtsform der Schulen in freier Trägerschaft , wie z.B. GmbH oder
e.V.
• Gesamtverantwortung der Ausbildung bei der Schule
• Landeseinheitliches Curriculum für Theorie und Praxis als Grundlage für die Aus-
bildungskonzeption
• Erwerb der Fachhochschulreife oder der fachgebundenen Hochschulreife ausbil-
dungsintegrativ, ausbildungsbegleitend oder berufsbegleitend
• Fort- und Weiterbildung zur Sicherung berufsspezifischer und arbeitsfeldbezogener
Handlungskompetenz
• Weiterentwicklung pflegespezifischer Studiengänge an Fachhochschulen und Uni-
versitäten, Ausbau der Pflegeforschung (vgl. Stöcker 2002, S. 167ff).

19
Der Bundesausschuss der Lehrerinnen und Lehrer für Pflegeberufe fordert - wie in an-
deren europäischen und außereuropäischen Ländern üblich - die Hochschulausbildung
von Pflegeexpertinnen und -experten mit Bachelor- und Masterabschlüssen, ergänzend
zu der beruflichen Erstausbildung.

1.8 Aktuelle Entwicklungen in Rheinland-Pfalz


Die Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit Malu Dreyer rief 2002 die
Initiative „Menschen pflegen“ ins Leben, in der sich an der Pflege beteiligte Institutionen,
Professionen und Organisationen von Rheinland-Pfalz zusammenschlossen, um Leitlinien
und konkrete Konzepte zur Sicherstellung der Pflegequalität zu erarbeiten. Reagierend auf
eine veränderte Pflegelandschaft befasste sich die Initiative mit verschiedensten Aspekten
der Pflege, mit Qualitätssicherung, den Fachkräften, den Hilfen für Menschen mit De-
menzerkrankungen, der Unterstützung für pflegende Familien und auch mit Fragen der
Finanzierbarkeit und Wirtschaftlichkeit.
In ihrer Regierungserklärung von 2005 mit dem Titel „Für mehr Lebensqualität im Alter –
Innovative Modelle der Pflege in Rheinland-Pfalz“ hat Malu Dreyer zwei zentrale Auf-
gaben für die Zukunft beschrieben. Erstens soll die häusliche Pflege noch stärker als
bisher unterstützt, zweitens der Arbeitsmarkt Pflege in Rheinland-Pfalz aktiv voran ge-
bracht werden. „Um die häusliche Pflege zu stärken, werden wir die Pflegestrukturen
so weiterentwickeln, dass die Menschen, die zu Hause gepflegt werden wollen, dies
auch können. Weil sich die Pflege künftig als Hilfe-Mix aus familiärer, ehrenamtlicher
und professioneller Hilfe darstellen wird, unterstützen wir den Aufbau von Pflege-
Netzwerken auf kommunaler Ebene. Darüber hinaus werden wir die Chancen, die der
Arbeitsmarkt Pflege für die Menschen in unserem Land eröffnet, nutzen. Wer sich für
einen Pflegeberuf entscheiden will, soll flexible Ausbildungsmöglichkeiten und vielfäl-
tige Berufsfelder vorfinden und sich auf stabile berufliche Rahmenbedingungen verlas-
sen können. Die Pflege ist ein Arbeitsmarkt der Zukunft. Wir wollen auch dafür sorgen,
dass die professionelle oder ehrenamtliche Arbeit in der Pflege die ihr zustehende hohe
Wertschätzung erfährt.“
2005 wurden über 70% der pflegebedürftigen Menschen in Rheinland-Pfalz zu Hause in ih-
ren Familien betreut. Die Pflege steht zukünftig vor neuen Herausforderungen durch den
demografischen Wandel und die veränderten Familienstrukturen. Im Hinblick auf diese
Veränderungen kann die pflegerische Versorgung dieser Menschen zukünftig nur gesichert
werden, wenn die häusliche Pflege noch stärker ausgebaut wird und auch ehrenamtlich
tätige Menschen für die Versorgung und Betreuung gewonnen werden. Dreyer unter-
streicht die Bedeutung der Solidarität in der Pflege.
Der Landespflegeausschuss konkretisiert den Grundsatz „ambulant vor stationär“ in
den Leitsätzen „Wir streben eine wohnortnahe Versorgung an“ und „Wir setzen uns für
die Vernetzung aller an der Pflege Beteiligten ein.“

Das vom Landtag verabschiedete Landesgesetz zur Sicherstellung und Weiterentwick-


lung der pflegerischen Angebotsstruktur, das zum 1. Januar 2006 in Kraft trat, greift
diese Zielsetzungen auf.

20
Intentionen dieses Gesetzes sind:
• Die Schaffung lokaler Netzwerke für die Pflege
• Die Implementierung weiterer Beratungs- und Koordinierungsstellen
• Die Förderung des ehrenamtlichen Engagements.
Ein wichtiges gesundheitspolitisches Ziel in Rheinland-Pfalz ist die Optimierung der
Versorgung von Menschen mit Demenzerkrankung. Dies erfolgt durch die Unterstüt-
zung der Familien, die in Rheinland-Pfalz ihre dementen Angehörigen zu Hause pfle-
gen, in Form von z.B. Aufklärungskampagnen, Fortbildungen, Schulungen und einer
Telefon-Hotline. Da die Demenzerkrankung der häufigste Grund für die Aufnahme in
eine stationäre Pflegeeinrichtung ist, müssen zukünftig die stationären Angebote ver-
bessert werden. Dazu läuft derzeit ein Projekt mit dem medizinischen Dienst der Kran-
kenversicherungen. Das Land fördert zusammen mit den Kommunen und Pflegekassen
niedrigschwellige Betreuungsangebote mit dem Ziel, zukünftig einen nachhaltigen
Pflegemix aus familiären, ehrenamtlichen und hauptamtlichen Versorgungsstrukturen
zu schaffen.
In ihrer Regierungserklärung betont Malu Dreyer des Weiteren die Bedeutung von Un-
terstützungsleistungen für an Demenz erkrankte Menschen, deren Familienstrukturen
sich verändern oder auflösen. Handlungsbedarf in Rheinland-Pfalz sieht sie insbeson-
dere bezüglich des Ausbaus ambulant betreuter Wohngemeinschaften.
Malu Dreyer spricht von der Pflege als einem Arbeitsmarkt der Zukunft. 2003 waren in
Rheinland-Pfalz 62 000 Pflegefachkräfte beschäftigt. In der Regierungserklärung des
Sozialministeriums wurde ein sich vergrößernder Bedarf an Pflegeleistungen dargelegt,
der zukünftig die Besetzung neuer Stellen erfordert. Der demographische und soziale
Wandel wird eine steigende Nachfrage nach professionellen Hilfs- und Pflegeangeboten
sowie nach gerontomedizinischen Leistungen nach sich ziehen. Pflegekräfte werden
verstärkt Beratungsaufgaben übernehmen. Dazu zählt Dreyer auch die Prävention, die
ihrer Bewertung nach momentan noch zu wenig Beachtung findet. Die gewünschte
Weiterentwicklung einer stärkeren Vernetzung von Altenhilfe, Pflege und Gesund-
heitswesen und ein Pflegemix aus familiären, ehrenamtlichen und hauptamtlichen Ver-
sorgungsstrukturen weist den Pflegenden auch in einem zukünftig steigenden Umfang
Koordinationsaufgaben zu.
Die Sozialministerin beschreibt neben dem steigenden Bedarf an Pflegefachkräften
komplexe Anforderungen an die professionell Pflegenden, die sich einerseits aus einer
veränderten Alters- und Bedürfnisstruktur und andererseits aus wachsenden Aufgaben
der Beratung und Prävention ergeben. Sie erklärt, dass die Landesregierung frühzeitig
auf diese Entwicklungen reagiert hat. Die Landesregierung startete Ende 2002 in enger
Zusammenarbeit mit der Landespflegekonferenz eine Bildungs- und Fachkräfteinitiati-
ve. In dem Bewusstsein, dass eine qualitativ hochwertige Pflege sehr gut ausgebildete
und motivierte Pflegekräfte voraussetzt, orientierte sie sich an den Leitsätzen des Lan-
despflegeausschusses „Wir setzen uns für eine Verbesserung der Aus-, Fort- und Wei-
terbildung ein“ und „Wir schaffen gute Arbeitsbedingungen für die berufstätig Pfle-
genden.“ Im Rahmen dieser Initiative erproben die Pflegerischen Schulen des Diakonis-
sen-Stiftungs-Krankenhauses in Speyer seit dem Schuljahr 2004/05 die gemeinsame
Weiterentwicklung der Altenpflegeausbildung, der Gesundheits- und Krankenpflege-
ausbildung und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflegeausbildung.

21
Malu Dreyer sieht die Sicherung der Ausbildungsqualität durch die Novellierung des
Krankenpflegegesetzes auf der Basis neuester berufspädagogischer Konzepte. Das Sozi-
alministerium verfolgt zusammen mit dem Bildungsministerium das Ziel, die novellier-
te Pflegeausbildung zu begleiten und zu evaluieren. Dreyer bewertet es als überlegens-
werten Weg, mittelfristig die Ausbildungen in der Altenpflege und in der Gesundheits-
und Krankenpflege beziehungsweise in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu
einer gemeinsamen Ausbildung zusammenzufassen. Sie erwartet wesentliche Erkennt-
nisse für oder gegen eine Entscheidung zu einer gemeinsamen Pflegeausbildung aus
den in den verschiedenen Bundesländern durchgeführten Modellprojekten.

1.9 Strategien der Weltgesundheitsorganisation, die auf die Pflegeausbildung Ein-


fluss nehmen
In der WHO-Ministerkonferenz „Pflege und Hebammenwesen in Europa“ wurde der
Berufsgruppe der Pflegenden und Hebammen eine wichtige Schlüsselfunktion in den
gesundheitlichen Leistungen in den Bereichen Publik Health, Gesundheitsförderung
und gemeindenaher Entwicklungsarbeit zugesprochen. Es erging die eindringliche Bitte
an die einschlägigen Behörden in der Europäischen Region der WHO ihre Maßnahmen
zur Stärkung des Pflege- und Hebammenwesens zu beschleunigen. Unter anderem soll
nach Möglichkeiten gesucht werden, um in der Gemeinde familienorientierte Pflege-
und Hebammenprogramme und -dienste anzubieten. Auf dieser Konferenz wurde auch
das Konzept der Familiengesundheitspflege, eines der grundlegenden Konzepte von
Gesundheit 21, und seine geplante europäische Umsetzung vorgestellt. Im Rahmen der
Strategieüberlegungen „Gesundheit 21 – Gesundheit für alle“ soll die „Family Health
Nurse“ als Angehörige der Pflegeberufe eine zentrale Rolle in der primären Gesund-
heitsversorgung übernehmen (vgl. WHO/Europa Erklärung von München 2000).

2 Kompetenzen des Curriculums, die für die Pflege von Menschen


aller Altersgruppen in verschiedenen Versorgungskontexten zentral und
notwendig sind

Die übergreifende Zielsetzung in der gemeinsamen Pflegeausbildung (Gesundheits-


und Krankenpflege-, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und Altenpflege) liegt in
der Förderung fachlicher, sozial-kommunikativer, methodischer und personaler Kom-
petenzen. Das Kompetenzmodell der Pflegerischen Schulen in Speyer orientiert sich an den
Kompetenzdefinitionen der Kultusministerkonferenz (KMK), den Kompetenzbeschreibungen
der Ausbildungsgesetze und Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen und den Kompetenzer-
läuterungen des Curriculums nach Oelke /Menke.
Die Handlungskompetenz gilt als das Leitziel der Berufsschule. Aus- und Weiterbil-
dungskonzepte in den Betrieben orientieren sich an der beruflichen Handlungskompe-
tenz.

22
2.1 Kompetenzdefinitionen der Kultusministerkonferenz

Handlungskompetenz
„Diese wird hier verstanden als die Bereitschaft und Fähigkeit des Einzelnen, sich
in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen sachgerecht durchdacht
sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten. Handlungskompetenz
entfaltet sich in den Dimensionen von Fachkompetenz, Personalkompetenz und
Sozialkompetenz“ (vgl. KMK 2000, S. 9).

Fachkompetenz
„Fachkompetenz bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, auf der Grundlage
fachlichen Wissens und Könnens Aufgaben und Probleme zielorientiert, sachge-
recht, methodengeleitet und selbständig zu lösen und das Ergebnis zu beurteilen“
(vgl. ebd., S. 9).

Personalkompetenz
„Personalkompetenz bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, als individuelle
Persönlichkeit die Entwicklungschancen, Anforderungen und Einschränkungen in
Familie, Beruf und öffentlichem Leben zu klären, zu durchdenken und zu beurtei-
len, eigene Begabungen zu entfalten sowie Lebenspläne zu fassen und fortzuent-
wickeln. Sie umfasst personale Eigenschaften wie Selbständigkeit, Kritikfähigkeit,
Selbstvertrauen, Zuverlässigkeit, Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein. Zu ihr
gehören insbesondere auch die Entwicklung durchdachter Wertvorstellungen und
die selbstbestimmte Bindung an Werte“ (vgl. ebd., S. 9).

Sozialkompetenz
„Sozialkompetenz bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, soziale Beziehungen
zu leben und zu gestalten, Zuwendungen und Spannungen zu erfassen, zu verste-
hen sowie sich mit anderen rational und verantwortungsbewusst auseinanderzu-
setzen und zu verständigen. Hierzu gehört insbesondere auch die Entwicklung so-
zialer Verantwortung und Solidarität“ (vgl. ebd., S. 9).

Nach den Ausführungen der KMK ist eine ausgewogene Fach-, Personal- und So-
zialkompetenz die Voraussetzung für den Erwerb von Methoden- und Lernkom-
petenz (vgl. ebd., S. 9).
Wir sehen einen parallelen, sich gegenseitig bedingenden Kompetenzerwerb in den
Bereichen Fach-, Sozial-, Personal- und Methodenkompetenz. Methodenkompetenz
und Lernkompetenz verstehen wir gleichzeitig als integrale Bestandteile aller oben
angeführten Kompetenzen.

2.2 Institutionen und deren für das Curriculum relevante Aussagen zu Kompeten-
zen für die pflegerische Erstausbildung
Der Bundesausschuss der Lehrerinnen und Lehrer für Pflegeberufe benennt in seinem Re-
formkonzept „Pflege mit System“ Kompetenzen einer generalistischen Ausbildung, die
für unser Curriculum bedeutsam sind:
• Pflegewissenschaftlich begründetes Wissen und Können in die Pflegepraxis zu
übertragen

23
• Die Arbeitsmethoden der Pflege in unterschiedlichen Handlungssituationen zu
nutzen
• Die individuelle Problemsicht des Menschen als wesentlichen Faktor in der Bezie-
hung zu werten, um bedürfnis- und bedarfsangemessen handeln zu können
• Die pflegerischen Ziele in ein arbeitsteilig organisiertes System der Institution ein-
zubringen sowie zum Diskurs zwischen den Berufen und zur Vernetzung zwischen
den Versorgungsstrukturen beizutragen (vgl. Stöcker 2000, S. 159).

Die Expertengruppe der Robert-Bosch-Stiftung konkretisiert pflegerische Handlungskom-


petenz in ihren Vorschlägen zur Reform der Pflegeausbildung folgendermaßen:
• Den Pflegebedarf ermitteln
• Nach pflegefachlichen Gesichtspunkten handeln und dabei pflegerische Methoden
einsetzen
• Angehörige beraten
• Begründete Pflegehinweise geben
• Die Qualität von Pflegemaßnahmen bzw. ihre Auswirkungen beurteilen
• Überforderung pflegender Angehöriger sowie eine Vernachlässigung der zu Pfle-
genden erkennen
• Grenzen der eigenen Kompetenz und Zuständigkeit feststellen und
• Verantwortung für das eigene Tun bewusst übernehmen (vgl. Robert-Bosch- Stif-
tung 2000, S. 31).

Die WHO betont in ihrem Strategiekonzept Gesundheit 21 die Schlüsselrolle der


Pflegenden und Hebammen in der primären Gesundheitsversorgung. Diesem Auf-
trag folgend möchten die Pflegerischen Schulen des Diakonissen-Stiftungs-
Krankenhauses in den Lernfeldern des vorliegenden Curriculums Kompetenzen
zu fördern, die zukünftig für Aufgaben in den Bereichen Public Health, Gesund-
heitsförderung und gemeindenaher Versorgung erforderlich sind. Neben der
Kompetenzförderung für die pflegerische Versorgung und Betreuung von Men-
schen in den traditionellen Institutionen ist langfristig intendiert, die berufliche
Handlungsfähigkeit in der Begleitung und Betreuung von Individuen und Grup-
pen im Bereich der primären Gesundheitsversorgung zu entwickeln.

2.3 Das Kompetenzmodell an den Pflegerischen Schulen in Speyer


Unserem Curriculum liegt ein modifiziertes Systematisierungsraster in Anlehnung an
das im Curriculum nach Oelke/Menke (2002) verwendete Kompetenzmodell zugrunde.
Erpenbeck und Heyse folgend verstehen wir unter dem Kompetenzbegriff Dispositio-
nen (Anlagen, Fähigkeiten und Bereitschaften), die die Selbstorganisation von Hand-
lungen eines Individuums bestimmen (vgl. Erpenbeck und Heyse 1999). Individuelle
Handlungskompetenz setzt sich zusammen aus Handlungsfähigkeit und Handlungsbe-
reitschaft. Wir erweitern den Qualifikationsbegriff im Sinne des Lernerfolgs in Bezug
auf die Verwertbarkeit (vgl. KMK 2000, S. 9) um die Dimensionen des Kompetenzbeg-
riffes als Anlagen, Fähigkeiten und Bereitschaften.
Das folgende Kompetenzraster dient als Grundlage für unser Modellprojekt für
eine gemeinsame Pflegeausbildung in Speyer.

24
Fachliche Kompetenz

• Einsichten, Fertigkeiten und Fähigkeiten zur Anwendung von Profes-


sionellen Handlungskonzepten und – verfahren, die der Situation des
Menschen mit Pflegebedarf entsprechen
• Einsichten, Fertigkeiten und Fähigkeiten zur Umsetzung von Evidence
based nursing
• Fähigkeit und Bereitschaft das pflegerische Handeln am Salutogene-
seansatz auszurichten
• Fähigkeit und Bereitschaft traditionell asymmetrische Strukturen in
der helfenden Beziehung kritisch zu hinterfragen
• Fähigkeit und Bereitschaft Menschen mit Pflegebedarf in ihren sozia-
len Lebensbezügen zu sehen
• Fähigkeit und Bereitschaft (Selbstpflege-) Ressourcen der Menschen
mit Pflegebedarf zu suchen und zu stärken
• Einsicht, Fähigkeit und Bereitschaft, die individuelle Problemsicht des
Menschen mit Pflegebedarf als wesentlichen Faktor in der Beziehung
zu werten, um bedürfnis- und bedarfsangemessen handeln zu können
• Fähigkeit und Bereitschaft bei pflegenden Angehörigen Überforde-
rung einzuschätzen
• Fähigkeit und Bereitschaft zur Beratung und Anleitung
• Fähigkeit und Bereitschaft zur krankheits- oder altersspezifischen Kri-
senintervention bzw. –prophylaxe

Sozial-kommunikative Kompetenz
• Fähigkeit und Bereitschaft zum Aufbau, Erhalt und zur Beendigung
von Beziehungen (interaktive Kompetenz)
• Fähigkeit und Bereitschaft zum Perspektivenwechsel und zur Empathie
• Konfliktfähigkeit
• Fähigkeit und Bereitschaft zur Kooperation innerhalb der eigenen Be-
rufsgruppe und mit anderen Professionen
• (Selbst-) Kritikfähigkeit
• Frustrationstoleranz
• Fähigkeit und Bereitschaft zur Artikulation und zum argumentativen
Vertreten eines eigenen Standpunktes
• Fähigkeit und Bereitschaft zur schriftlichen und mündlichen Berichter-
stattung
• Fähigkeit und Bereitschaft zur Initiierung, Leitung und Beendigung
von Gesprächen
• Fähigkeit und Bereitschaft, die eigene und die Kultur anderer Menschen zu
verstehen

25
Methodische Kompetenz
• Fähigkeit und Bereitschaft, Assessmentmethoden anzuwenden
• Fähigkeit und Bereitschaft zur Pflegediagnostik und Pflegebegutachtung
• Fähigkeit und Bereitschaft zur Planung, Durchführung u. Evaluation pro-
zessbezogener Pflege
• Fähigkeit und Bereitschaft zur Sicherung von Pflegequalität
• Fähigkeit und Bereitschaft zu klientenorientierter Pflegeorganisation
• Fähigkeit und Bereitschaft zur einrichtungs- und berufsgruppenübergrei-
fender Koordination und Kooperation
• Fähigkeit zur Leistungserfassung und Leistungsbemessung
• Fähigkeit und Bereitschaft zur Informationsbeschaffung und -
verarbeitung
• Fähigkeit und Bereitschaft zum Treffen von Entscheidungen, zum Set-
zen von Prioritäten und zur gezielten und systematischen Bearbeitung
von Problemen
• Fähigkeit und Bereitschaft zum analytischen, vorausschauenden und abs-
trahierenden Denken
• Problemlösungs- und Beurteilungsfähigkeit
• Fähigkeit und Bereitschaft zu ökonomischem Handeln
• Einsichten und Strategien zum lebenslangen Lernen

Personale Kompetenz
• Fähigkeit zur Ausgewogenheit von Nähe und Distanz
• Reflexionsfähigkeit bezüglich der eigenen Haltung zu existenziellen
und ethischen Fragen
• Fähigkeit, die Wirkung der eigenen Person einzuschätzen
• Fähigkeit und Bereitschaft Verantwortung für das eigene Handeln zu
übernehmen
• Fähigkeit und Bereitschaft, Belastungen in Pflegesituationen aushalten
zu können
• Fähigkeit und Bereitschaft Grenzen der eigenen Kompetenz und Zu-
ständigkeit festzustellen
• Einsichten und Fähigkeiten zur Mitverantwortung und Mitbestim-
mung bei der Gestaltung der beruflichen und gesellschaftlichen Gegen-
wart und Zukunft
• Selbstvertrauen.

Die Konkretisierung der Kompetenzen in den Lernfeldern und Lernsituationen erfolgt


im oben beschriebenen Verständnis der Kompetenzen als Dispositionen.
Die Schülerinnen und Schüler erhalten das Kompetenzmodell in schriftlicher Form mit der
Ausbildungsbegleitmappe und werden an das Kompetenzmodell herangeführt, indem die
zu fördernden Kompetenzen im Lehr-Lern-Prozess transparent gemacht werden bezie-
hungsweise sie das Angebot bekommen, erstrebenswerte eigene Kompetenzen zu benen-
nen und zu entwickeln.
Wir verstehen unser Kompetenzmodell nicht als ein statisches Gebilde, sondern als ein
in der Entwicklung befindliches Konstrukt.

26
3 Curriclumentwicklung, -konstruktion, -evaluation und -revision

Im Folgenden werden die Curriculumkonstruktion und die -entwicklung dargestellt


und beschrieben. Nach Oelke bezeichnet die Curriculumkonstruktion „die inhaltlich-
strukturelle Gestaltung, die Curriculumentwicklung (…) den Entwicklungsprozess.“
(vgl. Oelke 1999, S. 70)
Die bereits während der Entwicklung des Curriculums durchgeführten Schritte zur
Curriculumevaluation werden erläutert. Curriculumevaluation wird in diesem Kontext
von den Verfassern verstanden als inhaltliche und / oder strukturelle Überprüfung und
Anpassung.

Im Anschluss daran erfolgt die Darstellung der bisher geplanten Revisionsschritte. Cur-
riculumrevision wird verstanden als Überprüfung eines Gesamtwerkes mit nachvoll-
ziehbaren und akzeptablen Kriterien. Diese Überprüfung soll in Anlehnung an Robin-
sohn systematisch-rational geplant und durchgeführt werden. Dabei spielen die Ermitt-
lung von Kriterien, die Konstruktion geeigneter methodischer Verfahrensweisen und
die Bestimmung von Instanzen, auf die sich diese Verfahren beziehen eine Rolle
(vgl. Robinsohn 1967, S. 44 ff)

3.1 Die Curriculumkonstruktion


Bei der Bewerbung der Pflegerischen Schulen am Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus
in Speyer um die Teilnahme an dem Modellvorhaben des Bundes war zunächst eine
generalistische Ausbildung für alle drei Pflegeberufe beabsichtigt. In Absprache mit
dem Bundesministerium als Projektträger wurde für die schulische Ausbildung ein Dif-
ferenzierungsanteil von 160 h Stunden vereinbart. Die praktische Ausbildung erfolgte
durch den geforderten differenzierten Abschluss schließlich nur noch mit einem Anteil
von knapp über 50 % generalistisch. Dadurch wurde eine klare Zuordnung von Oelke-
Lerneinheiten auf die generalistischen und auf die differenzierten Anteile der jeweili-
gen Pflegeausbildungen notwendig. Weiterhin bedurfte es der umfänglichen und in-
haltlichen Reduktion der bei Oelke/Menke wesentlich höheren Differenzierungsanteile.
Durch die Basierung auf die frühere Ausbildungsgesetzgebung bei Oelke/Menke wa-
ren für die Kranken- als auch für die Kinderkrankenpflegeausbildung Inhalte für je-
weils 1600 Stunden (Differenzierungsanteil: 320 Stunden) verplant. Für die Altenpfle-
geausbildung bot Oelke/Menke die damals bereits in vielen Bundesländern geforder-
ten 2100 Stunden (Differenzierungsanteil 530 Stunden). Eine Fächerorientierung und
eine inhaltliche Ausrichtung auf Fach-, Medizin- oder Wissenschaftsdisziplinen wurden
im Modellprojekt Rheinland-Pfalz komplett verlassen und bei der Erstellung der Lern-
einheiten grundlegend aufgelöst.

Die Curriculumstruktur von Oelke/Menke, d.h. 4 Lernbereiche, 14 Themenfelder sowie


ca. 100 Lerneinheiten wurden zunächst übernommen und letztere in verantwortliche
Zuständigkeiten auf das gesamte Lehrerteam verteilt. In einem weiteren Schritt wurde
entsprechend den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz der Länder eine Struk-
turierung des Curriculums nach Lernfeldern und Lernsituationen gewählt (vgl. hierzu
ausfühlich Kap. 9).

27
3.2 Die Curriculumentwicklung
Im Hinblick auf die gesetzlich vorgegebene Neugestaltung der Pflegeausbildung und
im Rahmen der Bewerbung um das Modellvorhaben des Bundesministeriums für Fami-
lie, Senioren, Frauen und Jugend entschied sich die Arbeitsgruppe Curriculum zu-
nächst für das Curriculum nach Oelke/Menke (2002). Neben der inhaltlichen Ausrich-
tung auf alle drei Pflegekernberufe begründet sich die Entscheidung zusätzlich durch
die bereits erfolgte Implementierung in integrativer Form mit bereits verwertbarer Eva-
luation und entsprechender Überarbeitung des Curriculums.
Die Arbeitsgruppe Curriculum entwarf ein Raster zur einheitlichen Überarbeitung und
Gestaltung der Lerneinheiten. Die Zuordnung der Lerneinheiten erfolgte soweit wie
möglich und sinnvoll je nach Themenspezialisierungen der LehrerInnen. Dies sollte
nicht zwangsweise dazu führen, dass Lehrpersonen dann zwangsweise den erarbeite-
ten Pflegeunterricht selbst übernehmen sollen, sondern berücksichtigte insbesondere
die didaktisch-methodische als auch inhaltliche Koordination des Unterrichts aller in
der jeweiligen Einheit beteiligten Lehrpersonen und Gastdozenten. Auf Grund der zeit-
lichen und strukturellen Bedingungen wurde auf eine differenzierte Berufsfeldanalyse
verzichtet. Ein kritischer Abgleich erfolgte zwischen den evaluierten Ausbildungsinhal-
ten des Curriculums von Oelke / Menke und den aktuellen Vorgaben der neuen Aus-
bildungsgesetzgebung für die Pflegeberufe. In der weiteren Curriculumentwicklung
resultierten zudem Anpassungen an aktuelle Entwicklungen des Berufsfeldes. Auf der
Ebene der 14 Themenfelder wurden zu Beginn des Modellvorhabens die Lernziele und
didaktischen Kommentare des Curriculums von Oelke/Menke übernommen und bei
der weiteren Ausarbeitung der zugehörigen Lerneinheiten berücksichtigt. Zur Be-
schreibung des intendierten Kompetenzerwerbs wurden in jeder Lerneinheit den vier
Kompetenzbereichen (vgl. KMK 2000, S. 16) strukturierte allgemeine Lehr-Lern-Ziele in
Form von Schlüsselqualifikationen zugeordnet. In den Lerneinheiten erfolgten diffe-
renzierte methodische Festlegungen zum Erreichen dieser Kompetenzen und Schlüs-
selqualifikationen. Des Weiteren erfolgte eine konkrete namentliche Zuweisung der
Teilthemen an die entsprechenden Dozenten und Experten, die für den Unterricht ge-
plant wurden. Überlegungen zu Verknüpfungen mit anderen Lerneinheiten, einer zeit-
lichen Einordnung, Verknüpfungen mit den praktischen Ausbildungsorten z.B. in Form
von Praxisaufgaben und zu künftig kompetenzorientierten Lernerfolgskontrollen er-
gänzten die Rastersystematik.

In strukturierten Zwischenevaluationen der komplett oder weitgehend unterrichteten


Themenfelder unter Beteiligung aller jeweils für die integrierten Lerneinheiten verant-
wortlichen Lehrkräfte erfolgten in schriftlicher Form und ab Mitte des Modellprojekts
in Arbeitsgruppen weitere konzeptionelle Überlegungen und Abstimmungen. Sowohl
durch die angestrebte kompetenzorientierte Ausbildung als auch durch den höheren
generalistischen Anteil im Modellprojekt wurde es notwendig, die „Inhaltslastigkeit“
der Lerneinheiten von Oelke/Menke zu korrigieren und Überlegungen zu einer stärker
exemplarischen Auswahl und Gestaltung anzustellen. Weitere Veränderungen erfolg-
ten in der handlungsorientierten Lehr-Lern-Methodik und in der Weiterentwicklung
des selbstorganisierten Lernens der Auszubildenden.
Durch eine Vielzahl von Team- und Einzelfortbildung der Lehrkräfte wurde die didak-
tische Kompetenz weiterentwickelt und der Teamentwicklungsprozess breit gefördert.

28
Das Problem-Based Learning, das in der Pflegeausbildung bundesweit in zunehmen-
dem Maße Berücksichtigung fand und auch auf einen den beruflichen Handlungsfel-
dern adaptierten Fallbezug in den Prüfungen zielte, wurde ebenfalls in zunehmendem
Maße in den Lehr-Lern-Prozess der Pflegerischen Schulen integriert. Sowohl für den
Unterricht als auch für Lernzielkontrollen und für die Examina wurden Pflegesituati-
onsbeschreibungen entwickelt oder flossen (in Abbildung der beruflichen Realität)
durch mündliche und schriftliche Beiträge der Pflegeschülerinnen und –schüler als
Narrativa in den Unterricht und in das weitere Ausbildungsgeschehen ein.

In der externen curricularen Beratung und durch die wissenschaftliche Begleitung der
curricularen Prozesse wurde zunehmend deutlich, dass sowohl das Strukturierungsras-
ter der Lerneinheiten als auch die von Oelke/Menke abgeleitete Strukturierung des Ge-
samtcurriculums aufgebrochen und verlassen werden müssen.
In mehreren Entscheidungsschritten wurde die nun vorliegende Strukturierung in 13
Lernfelder und entsprechend zugehörigen Lernsituationen entwickelt. Weitere Lernsi-
tuationen mit häufig exemplarischem Charakter wurden vereinzelt ergänzend zuge-
ordnet.
Es wurde entschieden, für die Lernorte Schule und Praxis keine getrennten Curricula,
sondern eine übergreifende Konzeption zu erstellen.

Weiterhin angelehnt an die KMK-Gliederung wurden die systematisierten Schlüssel-


qualifikationen verlassen und die Lernziele in Form von konkretisierten Zielsetzungen
in jeder Lernsituation für die Lernorte Schule und Praxis festgelegt.
Zu jeder Lernsituation wurden die inhaltlichen Festlegungen neu überdacht und über-
arbeitet. Dazu erfolgten differenzierte didaktische Kommentare und die Reduktion des
nunmehr halboffenen Curriculums auf Methodenvorschläge (mit Schwerpunkt auf ko-
operative Lehr-Lern-Arrangements) aus den Erfahrungen der curricularen Umsetzung.

Die Konzeption der Praxisaufgaben wurde auf Lernaufgaben umgestellt, die sowohl in
den Praxisfeldern als auch in der Schule entstehen konnten und weiterhin können.
Ergänzt wurde die Umgestaltung durch die Erstellung weiterer Pflegesituationsbe-
schreibungen zu den einzelnen Lernsituationen. Zudem wurde die Konzeption der
Praxisaufgaben auf Lernaufgaben umgestellt, die sowohl in den Praxisfeldern als auch
in der Schule entstehen konnten und weiterhin können. Sie sollen das eigenständige
Weiterlernen der Auszubildenden und das lernortübergreifende Lernen fördern. Dies
war mit Grund dafür, die Bezeichnung lernortbezogen zu verallgemeinern.
Die meisten Lernaufgaben wurden bisher von den Lehrkräften erstellt. Einzelne Lern-
aufgaben basieren jedoch inzwischen auf den Überlegungen von stationsintegrierten
bzw. freigestellten Praxisanleiterinnen und Praxisanleitern. Die von den Praxisorten
ausgehenden Lernaufgaben gilt es weiter zu fördern und zu entwickeln. Zudem wird
angestrebt, weitere Lernaufgaben auf der Grundlage der subjektiven Theorien zu ent-
wickeln, um individuelle Lernstrategien zu unterstützen. Die bereits entwickelten
Lernaufgaben sind unter der Prämisse vollständiger Handlungszyklen zu überprüfen
und zu überarbeiten.

29
Die krankheitsbezogenen Lerneinheiten bei Oelke/Menke, die ursprünglich orientiert
am Lebensalter der Menschen mit Pflegebedarf ausschließlich der Differenzierungspha-
se zugeordnet waren, wurden in eine weitgehend generalistisch ausgerichtete Ausbil-
dung integriert.
Die bei Oelke/Menke altenpflegespezifisch ausgerichteten Themenfelder wurden im
vorliegenden Curriculum häufig in Lern- und Handlungsfelder für die Versorgung von
Menschen aller Altersgruppen überführt.
Zudem erfuhr das Curriculum eine inhaltliche Erweiterung in den Bereichen Qualitäts-
sicherung, Gesundheitsförderung und Rehabilitation sowie in der ambulanten Pflege,
die Oelke/Menke auf den früheren gesetzlichen Grundlagen nicht in diesem Umfang
berücksichtigte.

In der Arbeitsgruppe Kompetenzabbildung wurden die Grundlagen für die Hand-


lungs- und Kompetenzorientierung von Leistungskontrollen entwickelt und ins Lehrer-
team weitergegeben. Eine zentrale Aufgabe stellte sich in der Erstellung der Prüfungs-
richtlinie (in Absprache mit den zuständigen Landesbehörden) und schließlich in den
Prüfungsaufgaben selbst. Nach den Erfahrungen im ersten Durchgang werden diese
sowohl für künftige schriftliche als auch mündliche Examina weitere Überarbeitungen
erfahren.
Die Arbeitsgruppe Praktische Ausbildung widmete sich den Konzepten der Praxisan-
leitung, der Praxisbegleitung und der Lernortkooperation.. Hier wird auch an einer
kontinuierlichen Kooperation zwischen Lehrkräften (schulische Ausbildung) sowie
freigestellten und stationsintegrierten Praxisanleiterinnen / Praxisanleitern und den
Praxiseinsatzorten gearbeitet.
Eine zentrale Aufgabe bestand auch in der Entwicklung eines kompetenzorientierten
Beurteilungsbogens, der um weitere Instrumente mit stark schülerzentrierten Vorberei-
tungs- und Reflexionsaufträgen erweitert wurde und jeden Praxiseinsatz aus Sicht der
Auszubildenden und der Mitarbeitenden in der Praxis evaluieren soll. Zudem wurde
eine Kurzfassung des Curriculums für Auszubildende und für Praxisanleiterinnen er-
stellt, um eine Transparenz von Ausbildungsinhalten in der Zusammenarbeit zwischen
Schule und Praxis herzustellen.

Rückblickend ist festzustellen, dass der Prozess der Curriculumkonstruktion und


-entwicklung deutlich geprägt war von den strukturellen und personellen Rahmenbe-
dingungen, insbesondere dem zweimaligen Wechsel der Projektleitung. Dadurch, dass
jede Projektleitung ihre eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen mitbrachte, erscheint
der Prozess im Nachhinein nicht durchgehend stringent. Scheinbare Unstimmigkeiten
müssten zu einem späteren Zeitpunkt noch genauer evaluiert werden.

3.3 Curriculumevaluation und -revision


Die Evaluation der einzelnen Entwicklungsschritte des Curriculums erfolgte in einer
engen Abstimmung zwischen der Projektleitung und den Verantwortlichen der einzel-
nen Lernsituationen und deren Erfahrungen in der Umsetzung des lernfeldorientierten
Curriculums. Weitere Impulse flossen durch das Feedback aus den Praxisorten und im
Rahmen der Praxisanleitung ein. Nicht unwesentlich waren die Rückmeldungen der

30
Schülerinnen und Schüler, die in jedem Unterrichtsblock jeweils in Form von Praxis-
und Blockreflexionen in mündlicher und/oder schriftlicher Form erfolgten.

In einem aktuellen Schritt zur Evaluation des Curriculums wird in den nachfolgenden
Kursen das o. g. „Kurzcurriculum“ für Auszubildende und Praxisanleitung implemen-
tiert. Kurzcurriculum bedeutet, dass Inhalte leser- und anwenderorientiert in gekürzter
Fassung zur Verfügung gestellt werden. Ziel ist es, die Transparenz und Kooperation
auf allen Ebenen zu erweitern.
Aus den Erfahrungen und Rückmeldungen dieser Anwender werden sich möglicher-
weise weitere curriculare Änderungsbedarfe ergeben.

Die Pflegerischen Schulen stehen momentan in einem Entscheidungsfindungsprozess,


ob das Curriculum in weiteren Revisionsschritten eine Modularisierung erfahren soll.
Die verantwortlichen Behörden haben ihre Zustimmung dazu erteilt, die Ausbildung
nach diesem Curriculum weiter fortzuführen. Weitere Modellvorhaben in generalisti-
scher oder integrierter Form sind angedacht. Weitere Revisionsschritte wären hinsicht-
lich der für das Jahr 2008 intendierten Änderungen des Krankenpflegegesetzes und des
Altenpflegegesetzes in Bezug auf die Übernahme heilkundlicher Aufgaben durch An-
gehörige des Pflegeberufes zu planen.

4 Das dem Curriculum zugrunde liegende Bildungsverständnis und


die pädagogischen Leitlinien

Das dem Curriculum zugrunde liegende Bildungsverständnis orientiert sich an der kri-
tisch-konstruktiven Didaktik nach Klafki und an Grundsätzen moderner Berufspädago-
gik.
Klafki versteht Bildung als die Befähigung zur Selbstbestimmung, Mitbestimmung und
zur Solidarität (vgl. Klafki 1996, S. 52). Sie vollzieht sich seiner Ansicht nach in der Aus-
einandersetzung mit übergeordneten, fächerübergreifenden Problemstellungen der
Gegenwart und absehbaren Zukunft auf der Grundlage sogenannter epochaltypischer
Schlüsselprobleme vor (vgl. ebd., S. 53). Diese sind: Die Friedensfrage, die Umweltfra-
ge, die gesellschaftlich produzierte Ungleichheit, die Gefahren und Möglichkeiten der
neuen Kommunikationsmedien sowie das Phänomen der Ich-Du-Beziehung.
Klafkis Aussagen können auf die berufliche Bildung und auch die Pflege(aus)bildung
übertragen werden. Durch die Identifizierung berufsspezifischer Schlüsselprobleme
können typische Problem- und Konfliktsituationen des jeweiligen Berufsfeldes aufge-
deckt werden (vgl. Vorbrink 2004, S. 26f). Pflegeberufliche Schlüsselprobleme umfassen
nach Darmann interdisziplinäre und multidimensionale Problemstellungen, die typi-
sche Konflikt- oder Dilemmasituationen beinhalten (vgl. Darmann 2005, S. 333). Bei-
spielhaft lassen sich Handlungssituationen anführen, die von den Pflegenden eine Re-
flexion der eigenen Werte und Normen sowie eine ethische Entscheidung abverlangen.
Ziele und Inhalte haben einen Bildungsgehalt und werden legitimiert, wenn sie zum
Verständnis und zur Lösung von Schlüsselproblemen verhelfen und so zum Erwerb
beruflicher Handlungsfähigkeit beitragen (vgl. Darmann 2000, S. 224).

31
Oberstes Ziel der Berufsausbildung ist die berufliche Handlungskompetenz. Bildungs-
prozesse fördern neben der beruflichen Qualifikation die Persönlichkeitsentwicklung
im Sinne kritischer Reflexionsfähigkeit sowie die Fähigkeit und die Bereitschaft zur
Verantwortungsübernahme. Diesem Bildungsverständnis liegt ein Bild vom Menschen
zugrunde, der bereit und fähig ist sein Handeln zu reflektieren und sich gegenüber ge-
sellschaftlichen Herausforderungen zu positionieren bzw. diesen durch professionelles
Handeln zu begegnen. Auszug aus dem Leitbild der Pflegerischen Schulen:
„Wir verstehen jeden Menschen als eigenständiges, auf Entfaltung und Entwicklung
angelegtes Wesen mit einer ihm eigenen Würde. Die Lehrenden und Lernenden achten
und wahren diese in ihren Beziehungen zueinander sowie zu Menschen mit Pflegebe-
darf und Kollegen/-innen…
…Die Schülerinnen und Schüler achten und wahren die Würde des Menschen in allen
Beziehungen der Pflegeausbildung. Sie entwickeln Empathiefähigkeit und die Fähigkeit
zur Solidarität. “ (siehe Anlage 1: Leitbild der Pflegerischen Schulen mit Ausbildungs-
zielen)

5 Das dem Curriculum zugrunde liegende Pflegeverständnis

Pflege hat sich von der arztorientierten Verrichtung in der Kranken- und Kinderkran-
kenpflege und einer stark sozial-pflegerischen Orientierung in der Altenpflege hin zu
einer umfassenden Tätigkeit entwickelt. Pflegende handeln in komplexen Pflegesituati-
onen, die durch einen objektiven Anlass für einen Pflegebedarf bestimmt sind, aber
auch durch aus dem subjektiven Krankheitserleben resultierenden Bedürfnissen. Pfle-
gebedarf kann bei gesunden und kranken Menschen vorliegen. Eine wesentliche Hand-
lungskompetenz in der Pflege ist die Ermittlung des Pflegebedarfs von Menschen in
vielschichtigen Pflegesituationen. Deshalb muss sich der Unterricht an der Komplexität
von Pflegesituationen ausrichten und nicht an einer Fächersystematik. Pflegeausbildun-
gen orientieren sich am Ausmaß des Pflegebedarfes und nicht mehr an den Lebenspha-
sen der Menschen (vgl. Robert-Bosch-Stiftung 2000, S. 20). Die Empfehlungen der Ex-
pertengruppe der Robert-Bosch-Stiftung zur Zukunft der Pflegeausbildung ergänzen
unser Verständnis von Pflege:

„Pflege als menschliche Begegnung und gesellschaftlichen Auftrag begreifen


- Die Würde des Menschen achten
- Zur Interaktion und Kommunikation befähigen
- Den Prozess des Werdens begleiten
- Verständnis für Fremdes gewinnen oder Fremdes vorurteilsfrei akzeptieren
- Sich der Wechselwirkung zwischen Kulturen bewusst werden
- Pflegen als gesellschaftlichen Auftrag begreifen“ (vgl. ebd., S. 26).

Dieses Verständnis von Pflege prägt nicht nur unsere Fürsorge für Einzelpersonen und
deren Bezugssystem, sondern ganz besonders auch die Fürsorge für benachteiligte
Menschengruppen, deren Gesundheit durch vielfältige Faktoren besonders bedroht ist
(vgl. WHO Gesundheit 21). Im Leitbild der Pflegerischen Schulen drückt sich das um-
fassende Verständnis von Pflege wie folgt aus:

32
„Pflege ist professionelle Dienstleistung.
Pflegeangebote richten sich an Menschen in allen Lebenssituationen unabhängig von
deren Alter, Geschlecht, Kultur, Religion, Nationalität, ökonomischen Ressourcen und
sozialem Status.
Professionelle Pflege äußert sich in gesundheitsförderlichen, präventiven, kurativen,
rehabilitativen und palliativen Interventionen.
Pflege vollzieht sich als Prozess, in dessen Zentrum die Subjekt- und die Situationsori-
entierung stehen. Die Selbstbestimmungsfähigkeit des pflegebedürftigen Menschen ist
in allen Lebenssituationen zu achten, zu erhalten und nach Möglichkeit zu fördern.
Wir verstehen Pflege als eigenständige Profession neben anderen Professionen im Ge-
sundheitswesen, die zum Wohl des Patienten/Klienten/Bewohners miteinander ko-
operieren.“
(siehe Anlage 1: Leitbild der Pflegerischen Schulen mit Ausbildungszielen)

6 Festlegungsgrad des Curriculums

Im Sinne der kritisch-konstruktiven Didaktik nach Klafki verfolgt die Pflegeausbildung


die Bildungsziele Selbstbestimmungs-, Mitbestimmungs- und Solidaritätsfähigkeit. In
geschlossenen Curricula werden geplante Lehr-Lernprozesse bis in die kleinste Unter-
richtssequenz detailliert festgelegt, was zur Folge hat, dass den Schülerinnen und Schü-
lern bei methodischen und inhaltlichen Entscheidungen kaum Mitbestimmungsmög-
lichkeiten eingeräumt werden können. Die detaillierte Festlegung geplanter Lehr-
Lernprozesse bis in die kleinste Unterrichtssequenz widerspricht daher den oben ge-
nannten Bildungszielen. Wir entschieden uns aus diesem Grund gegen ein geschlosse-
nes Curriculum.
Sollen die Auszubildenden im Sinne Klafkis intensiv in den Prozess der Curriculum-
entwicklung eingebunden werden, ist ein völlig offenes Curriculum erforderlich. Dieses
wiederum hat den Nachteil, dass es eine Vergleichbarkeit der Pflegeausbildungen mit
dem Ziel der Qualitätssicherung nicht zulässt (vgl. Knigge-Demal 2001, S. 43).
Wir haben uns daher für eine halboffene Curriculumstruktur entschieden.

7 Ordnungsprinzipien des Curriculums

In unserem curricularen Konstruktionsprozess nehmen wir das in den Handreichungen


der KMK von 1996 und 1999 dargestellte Lernfeldkonzept auf und strukturieren das
Curriculum nach Lernfeldern und Lernsituationen. An die Stelle der Strukturierung
nach Fächern tritt eine Strukturierung auf der Basis von Handlungssituationen, die im
beruflichen Alltag der Auszubildenden relevant sind (vgl. Vorbrink 2004, S.18).
In diesem Kapitel soll zum Einen unser Verständnis von Lernfeldern und Lernsituatio-
nen verdeutlicht werden und zum Anderen deren Zusammenhänge mit Handlungsfel-
dern und Handlungssituationen dargestellt werden.

33
7.1 Handlungsfelder
Ziel der beruflichen Bildung ist die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz.
Eine Voraussetzung für die nähere Bestimmung der Handlungskompetenz ist die Iden-
tifikation und Konkretisierung der dem jeweiligen Beruf zu Grunde liegenden Hand-
lungsfelder. Hierzu werden berufliche Tätigkeiten und Aufgaben erfasst, analysiert und
systematisiert. Tätigkeiten, Handlungsabläufe oder Aufgaben, die in einem inhaltlichen
oder prozesshaften Zusammenhang stehen, bilden ein Handlungsfeld. Handlungsfelder
können daher als komplexe Tätigkeits- und Aufgabenbereiche bezeichnet werden, die –
im Unterschied zu reinen Arbeitsprozessen – nicht nur gegenwärtige, sondern auch zu-
künftige Aspekte eines Berufes berücksichtigen (vgl. Schneider 2003, S. 84).
Weist ein Handlungsfeld einen gewissen Bildungsgehalt auf, indem es Problem- und
Aufgabenstellungen aus dem beruflichen, gesellschaftlichen oder privaten Bereich auf-
greift, so lässt sich aus diesem Handlungsfeld ein didaktisch begründbares Lernfeld
ableiten (vgl. Bader und Schäfer 1998, S.230).

7.2 Lernfelder
7.2.1 Begriffliche Klärung
Die KMK definiert Lernfelder als thematische Einheiten, die durch Zielformulierungen,
Inhalte und Zeitrichtwerte beschrieben werden und sich an beruflichen Aufgabenstel-
lungen sowie Handlungsabläufen orientieren (vgl. KMK 2000, S. 14). Als curriculare
Einheiten leiten sie sich von didaktisch begründeten Handlungsfeldern ab.
Um jederzeit aktuelle gesellschaftliche und berufliche Entwicklungen und Veränderun-
gen berücksichtigen zu können, sind Lernfelder offen und allgemein formuliert. So
kann auch eine Orientierung an lerngruppenspezifischen und regionalen Merkmalen
stattfinden (in Schneider 2003, S. 85).
Aus der Gesamtheit aller Lernfelder ergibt sich nach der KMK der Beitrag der schuli-
schen Ausbildung zur Berufsqualifikation (vgl. KMK 2000, S. 14).

7.2.2 Lernfelder dieses Curriculums


Das vorliegende Curriculum setzt sich aus folgenden 13 Lernfeldern zusammen:
1. Lernprozesse gestalten
2. Den Pflegeprozess theoriegeleitet anwenden
3. Menschen in ihrem Lebenskontext wahrnehmen und begleiten
4. Menschen bei der Lebensgestaltung unterstützen
5. Kommunikation und Edukation gestalten
6. Menschen in der Selbstpflege unterstützen
7. Pflege als Wissenschaft verstehen und weiterentwickeln
8. Rahmenbedingungen im Pflegehandeln berücksichtigen
9. Gesundheit fördern und präventiv handeln
10. Menschen in besonderen Lebenssituationen begleiten
11. Bei Diagnostik und Therapie mitwirken
12. Menschen in speziellen Gesundheitssituationen pflegen
13. Menschen rehabilitativ pflegen

Entsprechend der Vorgaben der KMK wurden die Bezeichnungen der Lernfelder kurz
und aussagekräftig formuliert. Sie bringen die berufliche Handlungskompetenz zum
Ausdruck, die in der Ausbildung erwartet wird.

34
Inhaltlich ausgefüllt werden die Lernfelder durch eine didaktisch begründete Auswahl
an Lernsituationen, die zur Erfüllung der Ziele des jeweiligen Lernfeldes notwendig
sind (vgl. KMK 2000, S. 16f).

Jedem Lernfeld ist ein didaktischer Kommentar mit Stundenvorgabe vorangestellt, der
wie folgt strukturiert ist:
- Zunächst wir der Bezug zu den Ausbildungsgesetzen ausgewiesen. Allerdings
werden nur die Lernfelder und Themenbereiche der AltPflAPrV bzw. KrPflAPrV
benannt, die die meisten Bezugspunkte in den Lernsituationen des jeweiligen
Lernfeldes aufweisen.
- Unter dem Gliederungspunkt „Im Mittelpunkt des Lernfeldes steht …“ wird ver-
deutlicht, welche Schnittmenge alle Lernsituationen dieses Lernfeldes gemein-
sam haben
- Die „Zielsetzung“ weist aus, welche übergeordneten Ziele im Sinne von gesell-
schaftlicher, beruflicher, persönlicher und fachlicher Dimension berücksichtigt
werden (sollen) (vgl. KMK 2000, S. 16)
- Der eigentliche „didaktische Kommentar und die methodischen Empfehlungen“
soll die Zielgruppen des Curriculums darin unterstützen, den gedachten Weg
der einzelnen Lernfelder und –situationen professionell und kreativ mitzugestal-
ten. Deshalb enthält dieser Gliederungspunkt häufig auch Begründungen zur
Schwerpunktsetzung oder Angaben zu Abstimmungen zwischen den Lernsitua-
tionen oder zu Verknüpfungen.

In Abweichung zu den Empfehlungen der KMK werden die Inhalte des jeweiligen
Lernfeldes nicht konkret aufgelistet, sondern – unter dem Gliederungspunkt „Lern-
situationen dieses Lernfeldes“- die Lernsituationen im Überblick aufgezeigt. Konkre-
tisiert werden die Inhalte lediglich auf der Ebene der Lernsituationen, um Doppe-
lungen zu vermeiden.

7.2.3 Übergeordnete Gesichtspunkte für die Ausgestaltung der Lernfelder


Übergeordnete Gesichtspunkte für die Ausgestaltung aller Lernfelder stellen folgende
Überlegungen dar:
• Orientierung an den Pflegetheorien
• Beachtung der kultursensiblen Ausrichtung
• Beachtung der geschlechtssensiblen Ausrichtung
• Aspekte der Prävention und Gesundheitsförderung
• Bedeutung der pflegerischen Beratungskompetenz
• Beachtung qualitätssichernder Aspekte

Orientierung an den Pflegetheorien


In der Annahme, dass eine einzelne Pflegetheorie nicht das gesamte Spektrum pflege-
spezifischer Erklärungsansätze abbilden kann, orientieren wir uns nicht an einer einzi-
gen Pflegetheorie, sondern verfolgen einen pluralistischen Theorieansatz. Das bedeutet,
dass in den verschiedenen Lernfeldern unterschiedliche Pflegetheorien Berücksichti-
gung finden, z.B. die Pflegetheorien von Orem, Peplau, Leininger sowie Ro-
per/Logan/Tierney.

35
Beachtung der kultursensiblen Ausrichtung
In der Pflegeausbildung möchten wir bei den Auszubildenden ein Verständnis von
Pflege entwickeln, welches dazu führt, dass ethnisch-kulturelle Bedürfnisse bei Men-
schen mit Pflegebedarf wahrgenommen und angemessen berücksichtigt werden. Die
Beachtung kultursensibler Aspekte ist wichtig beim Lernen in multikulturellen Grup-
pen und Teams sowohl in der theoretischen als auch in der praktischen Ausbildung.
Eine grundlegende Auseinandersetzung mit ethnisch-kulturellen Aspekten erfolgt in
der Lernsituation Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren, findet in konkretisier-
ter Form aber auch in vielen anderen Lernsituationen statt. Die eigene und die Kultur
anderer Menschen verstehen ist eine Basiskompetenz in der Pflegeausbildung und in
allen Lernsituationen bedeutsam (vgl. BMFSFJ 2005: Handbuch für eine kultursensible
Ausbildung).

Beachtung der geschlechtssensiblen Ausrichtung


In engem Zusammenhang zur kultursensiblen steht die geschlechtssensible Ausrich-
tung in unserem Curriculum. Wir beachten die Grundideen des Gender Mainstreaming.
Unsere Ziele sind der Abbau von Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und die
Steigerung von Ausbildungsqualität (vgl. Bremer Institut für Präventionsforschung und
Sozialmedizin 2004). Wir bemühen uns um eine geschlechtergerechte Didaktik (vgl.
Baur u. Marti 2000) und integrieren geschlechtsspezifische Forschungsergebnisse zu
Bildung, Gesundheit und Pflege in unseren curricularen Prozess und in den Unterricht.

Aspekte der Prävention und Gesundheitsförderung


Pflegende haben hier eine Doppelfunktion. Sie sind auf der einen Seite zuständig für die
Prävention und Gesundheitsförderung bei den Menschen und Menschengruppen, de-
ren Pflege sie verantworten und andererseits haben sie die Aufgabe, für ihre eigene Ge-
sundheit zu sorgen. Gesundheit bei Pflegenden ist durch vielfältige berufliche Belas-
tungen und insbesondere durch eine ständig zunehmende Leistungsverdichtung ge-
fährdet. Nur gesunde Pflegekräfte pflegen auf Dauer effektiv. Die Motivation zur Um-
setzung und Initiierung gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen bei sich selbst, aber
auch in der Pflege von Menschen, stellt für uns ein übergeordnetes Ziel dar, welches auf
vielfältige Art im Ausbildungsprozess berücksichtigt wird.
Um dem steigenden Bedarf an Pflegeleistungen in den Bereichen Prävention und Ge-
sundheitsförderung in der curricularen Gestaltung Rechnung zu tragen, entstand das
Lernfeld mit dem Titel „Gesundheit fördern und präventiv handeln“.

Bedeutung der pflegerischen Beratungskompetenz


Zum Thema Beraten und Anleiten erfolgte unser Projekt im Projekt. Um das Empo-
werment-Konzept verstehen zu lernen und es in Beratungssituationen professionell
umzusetzen, kann jedoch eine Lernsituation nicht ausreichen. In der einführenden Lern-
situation 5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen werden die Grundlagen gelegt,
die im Projekt in der Lernsituation 5.4 vertieft werden. Zusätzlich ergeben sich vielfäl-
tige Übungssituationen für die Beratung in unterschiedlichen komplexen Pflegesituati-
onen bezogen auf viele Lernsituationen in allen Lernfeldern.

36
Beachtung qualitätssichernder Aspekte
Qualitativ hochwertige Pflegeleistungen werden in der Zusammenarbeit mit anderen Be-
rufsgruppen im therapeutischen, interdisziplinären Team, in der integrierten Versorgung
im Gesundheitswesen erfasst. Die Qualität der Versorgungsleistungen, die Menschen mit
Pflegebedarf erhalten, hängt davon ab, wie die einzelnen Rädchen des Gesundheitssys-
tems ineinander greifen. Ein wissenschaftlich fundiertes und funktionierendes Qualitäts-
management in der Gesundheitsversorgung über Institutionsgrenzen hinaus führt zu Zu-
friedenheit bei Leistungsanbietern und Leistungsempfängern und bedingt gleichzeitig
langfristig eine Schonung immer knapper werdender Ressourcen.

Über die Berücksichtigung der oben genannten sechs Aspekte in vielfältigen Lernsituatio-
nen erhoffen wir uns die Anbahnung und während der Ausbildung die Festigung eines
neuen beruflichen Selbstverständnisses.

7.3 Berufliche Handlungssituationen


Berufliches Handeln ist immer an konkrete berufliche Handlungssituationen gebunden
und wird durch die aktuellen Bedingungen dieser Handlungssituationen geprägt (vgl.
Knigge-Demal 2001, S. 51). Da Handlungssituationen in der Pflege im Kontext von
Handlungen, Beziehungen sowie der Bedingungen des Umfeldes stattfinden, sind sie
immer sehr komplex und müssen von der handelnden Person stets neu gedeutet und
verstanden werden (vgl. Schwarz-Govaers 2005, S. 214f).
Handlungssituationen in der Pflege werden durch folgende Struktur- und Prozess-
merkmale bestimmt:
• Durch die beteiligten Personen und die Interaktionsstrukturen
• Durch den Pflegeanlass oder die Zielsetzungen, die mit der Pflegesituation ver-
bunden sind, z.B. die Notwendigkeit der Erhebung des Pflegebedarfs
• Durch die organisatorischen Rahmenbedingungen, in die die Pflegesituation ein-
gebettet ist
• Durch gesellschaftliche und historische Einflussfaktoren
• Durch den das pflegerische Handeln strukturierenden Pflegeprozess (vgl. Hun-
denborn und Knigge-Demal 1999 in Sieger 2001).
Je nachdem, wie stark die jeweiligen Merkmale ausgeprägt sind, werden unterschiedli-
che Anforderungen an die handelnde Person gestellt.

7.4 Lernsituationen
7.4.1 Begriffliche Klärung
Lernsituationen sind nach dem Verständnis der KMK „exemplarische curriculare Bau-
steine, die fachtheoretische Inhalte in einen Anwendungszusammenhang bringen“ und
„die Vorgaben der Lernfelder in Lehr-Lernarrangements präzisieren“ sollen. „Der Un-
terricht… soll handlungsorientiert und möglichst nach Lernsituationen gestaltet wer-
den“ (vgl. KMK 2000, S.15). Schneider bezeichnet Lernsituationen als die konkretisier-
ten kleinsten didaktisch aufbereiteten Einheiten von Lernfeldern (vgl. Schneider 2003,
S. 86). Sie ermöglichen das Verstehen und Reflektieren von Prozessen und Zusammen-
hängen der zugrunde liegenden Handlungssituationen. Berufliche Handlungsabläufe
werden von den Lernenden nicht alle »real durchlaufen«, sondern können auch simula-
tiv oder kognitiv erschlossen werden. Dabei wird das Fachwissen in den jeweiligen

37
Lernsituationen reorganisiert. In den Lehr- und Lernarrangements der Lernsituationen
findet eine Verknüpfung zwischen fach- und handlungssystematischen Strukturen statt
(vgl. KMK 2000, S. 10).
In ihrer Gesamtheit sollen Lernsituationen das Erreichen der Ziele des Lernfeldes er-
möglichen (vgl. ebd., S. 15).

7.4.2 Auswahl und Entwicklung von Lernsituationen


Im Rekurs auf Klafki und Darmann erfolgt die didaktische Aufbereitung der den Lern-
situationen zu Grunde liegenden Handlungssituationen durch die Bestimmung
• der Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung: Welche Gegenwarts- und Zukunfts-
bedeutung hat die Lernsituation für die Lernenden?
• der exemplarischen Bedeutung: Aus welcher Lernsituation lassen sich allgemeine
Zusammenhänge, Gesetzmäßigkeiten, Strukturen und Handlungsmöglichkeiten
ableiten? (vgl. Klafki 1996, S. 144)
• pflegeberuflicher Schlüsselprobleme: Welche Situationen sind typisch und ent-
halten „zentrale Strukturen, Konflikte und Widersprüche“? (vgl. Darmann 2005,
S. 333)
Auf diese Weise können bildungshaltige Lernsituationen gewonnen und innerhalb der
Lernfelder begründet Schwerpunkte gesetzt werden.
Hilfreich hierbei ist der Leitfaden zur mehrperspektivischen Betrachtung, der Hinweise
zur Ermittlung von Kompetenzschwerpunkten aus unterschiedlichen Perspektiven gibt.
Empfohlen wird die Orientierung an
• der Zukunft
• der Berufswissenschaft (Pflege, Gesundheit)
• den Bezugswissenschaften
• den Lernenden und
• dem Menschen mit Pflegebedarf (vgl. Muster-Wäbs et al. 2005, S. 65).
Über das Instrument „Handlungsprozessanalyse“ findet eine Orientierung an der ge-
genwärtigen und zukünftigen beruflichen Praxis statt.
Lernsituationen können handlungssystematisch, lernsubjektsystematisch und fachsys-
tematisch ausgerichtet sein (vgl. ebd.).
Handlungssystematische Lernsituationen spiegeln den Handlungszyklus wider. Der
Handlungszyklus geht davon aus, dass jede Bewältigung von Aufgaben zielgerichtet
und geplant erfolgt. Im letzten Schritt des Handlungszyklus erfolgt die Evaluation. Die-
se vollständige Handlung, als bewusst gemachte Lernstruktur, deckt Handlungszu-
sammenhänge auf und fördert vernetztes Denken (vgl. ebd., S. 59). Zur vollständigen
Handlung (vgl. KMK 1996) gehören die sechs klassischen Schritte:
1. Informieren/ Analysieren
2. Planen
3. Entscheiden
4. Durchführen
5. Kontrollieren
6. Bewerten.

38
Im handlungsorientierten Unterricht stellt der Handlungszyklus ein bedeutsames Pla-
nungsinstrument für die Lehrenden dar. Gleichzeitig können die Lernenden den Hand-
lungszyklus zur Strukturierung ihres eigenen Lernens nützen. Es bietet sich für den Be-
reich Gesundheit an, den Wahrnehmungszyklus zusätzlich der vollständigen Handlung
zuzuordnen, mit den Phasen: Wahrnehmen/Beobachten- Verstehen – Entscheiden –
Handeln – Evaluieren (vgl. Muster-Wäbs et al. 2005, S. 59).

In lernsubjektsystematischen Lernsituationen bestimmen die Lernenden den individuel-


len Lernweg, auf dem sie berufliche Handlungskompetenz erwerben. Dies erfolgt ins-
besondere im problembasierten Lernen und beim Lernen nach der Projektmethode. Die
Aneignung der Kompetenzen orientiert sich an den subjektiven Aneignungsstrukturen
der Lernenden (vgl. ebd.). Wir achten bei der Gestaltung der Lehr-Lernarrangements
auf die Individualisierung der Lernprozesse. Dabei knüpfen wir an den gemäßigten
Konstruktivismus und dem an den subjektiven Theorien orientierten Lernen an.

7.4.3 Strukturmerkmale der Lernsituationen


Neben der Benennung des übergeordneten Lernfeldes und des Titels enthalten die ein-
zelnen Lernsituationen die folgenden konstanten Strukturmerkmale:
• Semester- und Stundenvorgabe
• „Im Mittelpunkt der Lernsituation steht…“
• Lernvoraussetzungen
• Verknüpfung mit anderen Lernsituationen
• Zielsetzung für Lernort Schule und Lernort Praxis
• Inhalte
• Methodenempfehlungen
• Pflegesituationsbeschreibung
• Literatur
• und ggf. Lernaufgabe.

Die „Semester- und Stundenvorgaben“ sind notwendig für die Sequenzierung der Lern-
situationen (vgl. Anlage 3). Unter dem Merkmal „Im Mittelpunkt der Lernsituation
steht…“ erfolgt eine kurze Darstellung des inhaltlichen Schwerpunktes.
Die beiden nächsten Strukturmerkmale sollen die Bezüge zu anderen Lernsituationen
verdeutlichen: Bei den „Lernvoraussetzungen“ werden die Lernsituationen aufgeführt,
die zum besseren Verständnis zeitlich vor der jeweiligen Lernsituation geplant werden
sollten. „Verknüpfungen mit anderen Lernsituationen“ bedeutet, dass auf Grund mög-
licher inhaltlicher Überschneidungen oder im Hinblick auf methodische Überlegungen
Absprachen mit den Verantwortlichen der jeweils anderen Lernsituation empfohlen
werden.
Die „Zielsetzung“ für die Lernorte Schule und Praxis beschreibt die in der Lernsituation
intendierten Fähigkeiten und Kompetenzen und stellt ein Instrument zur Auswahl und
Begründung der Inhalte dar. Es folgen eine Übersicht über die zu erarbeitenden Inhalte
sowie methodische Empfehlungen. Die Inhaltsangaben sind fächerintegrativ und all-
gemein gehalten. Soweit in den Lernsituationen die Bearbeitung von Pflegesituations-
beschreibungen vorgesehen ist, werden diese nachfolgend aufgeführt.

39
Abschließend wird die zur Unterrichtsvorbereitung oder –durchführung empfohlene
Literatur benannt. Vielen Lernsituationen liegt eine Lernaufgabe als Anlage bei (vgl.
hierzu ausführlich Kap. 9.1). Zirkulierende Lernaufgaben aus der Theorie und aus der
Praxis verknüpfen den Lernprozess in Theorie und Praxis.

8 Konzeptionierungsprinzipien des Curriculums

Die Entscheidung über Ziele, Inhalte und deren thematische Struktur wird im Wesent-
lichen durch drei Prinzipien bestimmt: Dem Wissenschaftsprinzip, dem Situationsprin-
zip und dem Persönlichkeitsprinzip. Vorbrink hält fest, dass sich diese drei Prinzipien
komplementär zueinander verhalten und in angemessener Weise Berücksichtigung fin-
den sollen (vgl. Vorbrink 2004, S. 21).

8.1 Das Wissenschaftsprinzip


Beim Wissenschaftsprinzip werden Ziele, Inhalte und thematische Struktur durch die
Logik und die Systematik der Bezugswissenschaften bestimmt.
Die Orientierung an den Wissenschaften ist nach wie vor ein wesentliches Prinzip für
ein berufliches Curriculum. Die Wissenschaft behält ihren aufklärerischen Gehalt und
ihre qualifizierende Funktion (in Vorbrink 2004, S. 16; vgl. Oelke/Menke 2002, S. 105).
Wir befürworten keine einseitige Wissenschaftsorientierung, die durch Frontalunter-
richt, Inhaltszerstückelung, Lernzielkleinarbeitung und reproduzierendem Lernen ge-
kennzeichnet ist, sondern stellen die Wissenschaftsorientierung in einen bildungstheo-
retischen Zusammenhang. Wissenschaftliche Erklärungszusammenhänge und Ergeb-
nisse wissenschaftlicher Studien sichern die Qualität der Inhaltsauswahl und Lernziel-
bestimmung für den Pflegeunterricht.

8.2 Das Persönlichkeitsprinzip


Das Persönlichkeitsprinzip zeigt sich in der Orientierung an den Bildungsbedürfnissen
und Kompetenzen des Einzelnen im Hinblick auf seine Lernfähigkeit und Persönlich-
keitsentwicklung (in Vorbrink 2004, S. 19). Im Rekurs auf Reetz konstatiert Vorbrink,
dass „die Verbindung von Handlung, Situation und Persönlichkeit notwendig“ ist, „da
eine einseitige Konzentration auf das Persönlichkeitsprinzip ohne Handlung nicht zur
Ausbildung von Handlungskompetenz führen kann. Persönlichkeitsentwicklung ist
immer an die aktive Auseinandersetzung mit Berufs- und Lebenssituationen gebun-
den“ (Vorbrink 2004, S.19). Diese Sichtweise spiegelt unser Verständnis wider und wird
sowohl in der Konzeption der Lernsituationen wie auch in der Lernbegleitung der
Schülerinnen und Schüler zum Ausdruck gebracht (vgl. hierzu auch Kap. 12.4).

8.3 Das Situationsprinzip


Das Situationsprinzip ist das bestimmende Prinzip dieses Curriculums. In der Pflege-
ausbildung sollen nicht die Qualifikationsanforderungen von Seiten des Arbeitsmarktes
im Vordergrund stehen, sondern neben der Berufssituation auch die Orientierung an
der Lebenssituation der Auszubildenden mit Berücksichtigung der Sozial- und Lernin-
teressen dieser Adressatengruppe. Im Rekurs auf Zimmer konstatieren Oelke/Menke:
„Bei der Ausgestaltung der curricularen Bausteine ist besonders zu berücksichtigen,

40
dass sie erstens die Fragen der BildungsadressatInnen einbeziehen, zweitens der Aus-
bildungs- und Berufsrealität und nicht einer idealtypischen Vorstellung von ihr ent-
sprechen, und drittens so angelegt sind, dass sie nicht als unveränderbar betrachtet
werden“ (Oelke/Menke 2002, S. 106).

9 Das Curriculum in der Modifikation zum Curriculum von


Oelke/Menke (2002)

In der Modifikation des Curriculums von Oelke/Menke (2002) wurde die Strukturie-
rung nach Lernbereichen, Themenfeldern und Lerneinheiten verlassen und sich - den
Empfehlungen der KMK folgend (vgl. KMK 2000, S. 4) – für eine Strukturierung nach
Lernfeldern und Lernsituationen entschieden, weil diese den Bezug zu den zu Grunde
liegenden beruflichen Handlungsfeldern stärker verdeutlicht. Die Zusammenfassung
beruflicher Handlungsfelder in vier Lernbereiche erscheint künstlich und zementiert
den Sonderstatus der Pflegeausbildung in der Berufspädagogik. Es fällt auf, dass die
vier Lernbereiche auch bei Oelke/Menke nicht didaktisch begründet sind.
Ein weiterer Vorteil der Strukturierung in Lernfelder und Lernsituationen liegt in der
größeren Übersichtlichkeit, denn diese Struktur umfasst nur zwei anstatt wie bei Oel-
ke/Menke drei Ebenen.
Die Konzeption der Lernfelder und Lernsituationen erfolgte nach den didaktischen Kri-
terien der Bestimmung des Bildungsgehaltes auf der Grundlage der Gegenwarts- und
Zukunftsbedeutung, der Befähigung zur Selbst- und Mitbestimmung und zur Solidari-
tät sowie pflegespezifischer Schlüsselprobleme. Das Prinzip der Exemplarität fand stär-
kere Berücksichtigung als bei Oelke/Menke, was sich in einer deutlichen Inhaltsreduk-
tion ausdrückt. Als Beispiel kann die Lerneinheit II.2.3K des Curriculums von Oel-
ke/Menke angeführt werden, in der folgende Krankheitsbilder als relevante Inhalte
aufgelistet werden: Herzinsuffizienz, Arteriosklerose, koronare Herzkrankheit, Herzin-
farkt, entzündliche Herzerkrankungen, arterielle Hypertonie und Herzrhythmusstö-
rungen. In der Lernsituation 12.9 Menschen mit Erkrankungen des Herzens pflegen des vor-
liegenden Curriculums sind bei den Inhalten nur die Herzinsuffizienz, die koronare
Herzkrankheit und der Herzinfarkt angeführt, weil sich am Beispiel dieser Erkrankun-
gen die wesentlichen Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten für die präventive, kurative
und rehabilitative Pflege von Menschen mit Herzerkrankungen ableiten lassen.

Auf der Ebene der Lernsituationen enthält das Curriculum der Pflegerischen Schulen in
Speyer konkretisierte Zielsetzungen für die Lernorte Schule und Praxis, vielfach auch
konkrete Vorschläge für Pflegesituationsbeschreibungen und immer auch separat aus-
gewiesene Methodenvorschläge. Methodenvorschläge sind auch im Curriculum von
Oelke/Menke zu finden, allerdings immer verknüpft mit konkreten Inhalten.

In der Formulierung der Lernfelder und Lernsituationen sollte Handlungsorientierung


zum Ausdruck gebracht werden. Es wird den Empfehlungen der KMK entsprochen,
dass Lernfelder kurz und aussagekräftig formuliert sein sollen und gleichzeitig die be-
rufliche Handlungsfähigkeit zum Ausdruck bringen sollen, die in der Ausbildung er-
wartet wird (vgl. KMK 2000, S. 16). Bei Oelke/Menke sind die Lernbereiche und auch

41
die Lerneinheiten nicht konsequent handlungsorientiert formuliert. Beispielhaft lassen
sich auf der Ebene der Lernbereiche der Lernbereich III „Klientel und Rahmenbedin-
gungen von Pflege“ sowie auf der Ebene der Lerneinheiten alle Lerneinheiten dieses
Lernbereichs anführen: „PatientInnen im Krankenhaus“, „Ökologische Rahmenbedin-
gungen“, „Familienbeziehungen und soziale Netzwerke alter Menschen“ und andere
(vgl. Oelke/Menke 2002, S. 215-220).

Um der wachsenden Bedeutung der Gesundheitsförderung und Rehabilitation im pfle-


gerischen Aufgabenspektrum gerecht zu werden, wurden eigene Lernfelder zur Ge-
sundheitsförderung und Rehabilitation entwickelt. Auch darin unterscheidet sich das
vorliegende Curriculum von dem von Oelke/Menke.

Der jedoch wesentlichste Unterschied zum Curriculum von Oelke/Menke besteht darin,
dass das vorliegende Curriculum nicht zwischen Altenpflege, Gesundheits- und Kran-
kenpflege und Gesundheits- und Kinderkrankenpflege differenziert. Alle drei Berufs-
gruppen können komplett gemeinsam ausgebildet werden. Die vorliegende Konzeption
eines generalistischen Curriculums ist das Ergebnis der internen Evaluation des im
Rahmen des Modellprojektes erprobten Curriculums, dort noch mit einem Differenzie-
rungsanteil von 160 Stunden.
Durch die Erhöhung der schulischen Ausbildung um insgesamt 500 Stunden in der Ge-
sundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege nach
dem 2003 verabschiedeten Krankenpflegegesetz sehen wir diese Möglichkeit als gege-
ben und realisierbar. Dazu gehören aus unserer Sicht das Verlassen einer inhaltslastigen
Vermittlung von trägem Faktenwissen und eine mutige Hinwendung zu einer exempla-
risch ausgerichteten beruflichen Kompetenzanbahnung.
In der Altenpflege hat diese Stundenerweiterung (je nach zuvor gültiger Ländergesetz-
gebung) durch die neuen Ausbildungsvorgaben nicht überall stattgefunden, teilweise
kam es sogar zu einer Stundenreduktion. Hier muss und soll es nach dem vorliegenden
Curriculum darum gehen, stark schulisch-theoretische Ausbildungsanteile aufzugeben,
die sich im Berufsfeld nicht in diesem Umfang darstellen. Allerdings wollen wir damit
keine Aussage treffen, in wie weit eine generalistische Ausbildung möglich ist. Dazu
sind die Aspekte der praktischen Ausbildung in die Überlegungen einzubeziehen. Un-
sere Ergebnisse sind im Kapitel „Evaluation und Ausblick“ fixiert und müssen weiter
ausgewertet werden.

10 Theorie-Praxis-Verknüpfung

Das Curriculum ist lernortübergreifend, es bezieht sich auf die schulische und die prak-
tische Ausbildung. Sowohl die Lehrenden der theoretischen Ausbildung als auch die
Praxisanleiterinnen und –anleiter orientieren sich daran. Die intendierten Kompetenzen
werden sowohl auf den Lernort Schule als auch den Lernort Praxis bezogen ausgewie-
sen.

42
10.1 Die Ausbildungsbegleitmappe als Instrument der Theorie-Praxis-
Verknüpfung
und kontinuierlich von Lehrenden und Lernenden in Gebrauch sein. Sie ist auch von
den Praxisanleitern und Praxisanleiterinnen zu nutzen.

10.2 Lernaufgaben als Instrument der Theorie-Praxis-Verknüpfung


Auf curricularer Ebene erfolgt die Theorie-Praxis-Verknüpfung insbesondere durch
Lernaufgaben, die entweder am Lernort „Schule“ oder am Lernort „Praxis“ erstellt
werden (siehe Anlage 4: Übersicht der Lernaufgaben). Vielfach handelt es sich dabei
um zirkulierende Lernaufgaben, die aus dem Theorieunterricht resultieren, in der Pra-
xis umfassend oder teilweise bearbeitet werden und zum Teil im folgenden Theorie-
block ausgewertet, erweitert und eventuell um eine Aufgabe für den nächsten Praxis-
einsatz ergänzt werden. Eine aus dem theoretischen Unterricht resultierende zirkulie-
rende Lernaufgabe ist z.B. die Aufgabe zur Gestaltung von Edukationsprozessen in der
Pflege.
Ebenso werden Lernaufgaben aus der Praxis erstellt, die sich auf typische Handlungen
oder Phänomene des jeweiligen Praxisfeldes beziehen, z.B. das Phänomen der Angst in
der Palliativpflege. Diese meist durch Praxisanleiter /-innen erstellten Lernaufgaben
sollen in der Zukunft weiter entwickelt und ausgebaut werden.
Je nach Zielsetzung erfolgt die Konstruktion der Lernaufgaben auf unterschiedliche
Weise. Eine Herangehensweise besteht in der Vertiefung einer nach dem Handlungs-
zyklus (modifiziert für die Pflege: Wahrnehmen/Beobachten, Verstehen, Entscheiden,
Handeln, Evaluieren) strukturierten Lernsituation (vgl. Muster- Wäbs et al. 2005). Die
Lernenden üben z. B. eine im Theorieunterricht erlernte Pflegehandlung in der Praxis.
Eine Aufgabenstellung zur Lernsituation Menschen mit Schlaganfall pflegen ist z. B. die
Unterstützung des Menschen bei der Essenseinnahme am Tisch. Die Schülerinnen und
Schüler planen die Pflegehandlung nach dem Pflegeprozess, erstellen eine Handlungs-
kette zur Durchführung der Lagerung am Tisch, führen die Pflegehandlung durch und
evaluieren diese.
Weiterhin erhalten die Lernenden kriterienorientierte Beobachtungsaufgaben, wie z. B.
die Beobachtung von Gesprächen oder die Beobachtung einer Körperpflege. Umfassen-
dere Lernaufgaben greifen die sich in den subjektiven Theorien ausdrückenden indivi-
duellen Erfahrungen und Strategien der Lernenden auf, fordern zur Reflexion dieser
Erfahrungen und Strategien im Kontext einer konkreten Situation auf und ermöglichen
so die Festigung neuer Handlungsstrategien. Durch die neuronale Verknüpfung von
neuem Wissen bzw. neuer Strategie und Handlung können die neu angeeigneten
Handlungsstrategien in vergleichbaren Situationen abgerufen werden. Sie stehen dem
Lernenden künftig in vergleichbaren Situationen als Handlungskompetenz zur Verfü-
gung (vgl. Müller 2005, S. 685).
Die an den subjektiven Theorien orientierten Lernaufgaben werden in der Struktur
„Kommentar, Ziele, Annäherung, Durchführung und Erörterung“ erstellt
(vgl. ebd. S. 686ff). Beispielhaft für diese Art von Lernaufgaben sind
• die Lernaufgabe „Selbstständigkeit und Abhängigkeit“ am Beispiel der Körper-
pflege
• die Lernaufgabe „Distanz und Nähe“ am Beispiel der Genitalspülung sowie
• die Lernaufgabe zum Stillen.

43
10.3 Pflegesituationsbeschreibungen als Instrument der Theorie-Praxis-Verknüpfung
Im vorliegenden Curriculum haben die Lernsituationen sehr häufig eine casuistische
Ausrichtung. Diese ergibt sich durch im Unterricht oder in Lernerfolgskontrollen zu
bearbeitende Pflegesituationsbeschreibungen sowie durch die Auseinandersetzung mit
Narrativen von Schülerinnen und Schülern, d.h. von Schülerinnen und Schülern erleb-
ten und beschriebenen Handlungssituationen aus der Praxis, welche von den Lehren-
den gezielt in den Unterricht integriert werden. Pflegesituationsbeschreibungen be-
schreiben eine authentische oder realitätsnah konstruierte Pflegesituation aus der Praxis
und weisen folgende konstituierende Merkmale auf:
• Objektiver Pflegeanlass, der den Pflegebedarf eines Menschen begründet
• Subjektives Krankheitserleben und -verarbeiten der beteiligten Personen
• Interaktionsstrukturen und Interaktionsgefüge
• Institutionelle Rahmenbedingungen/Setting (vgl. Knigge-Demal B. und Eyl-
mann, C., S. 26).
Je mehr konstituierende Merkmale in die beschriebene Berufssituation aufgenommen
werden, desto höher ist der Grad an Komplexität (vgl. ebd., S. 27)
Konkretisiert werden die Pflegesituationsbeschreibungen durch persönliche und objek-
tive Daten (z.B. Alter, Diagnose, Medikation), Angaben zum Gesundheitszustand und
-verhalten, der Persönlichkeit, der Kultur, der familiären Situation, dem sozialen Um-
feld und evtl. vorhandenen Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem (vgl. Anlage 11 :
Checkliste zur Erstellung einer Pflegesituationsbeschreibung).
Auf der Grundlage von Pflegesituationsbeschreibungen werden Verhaltensweisen und
Handlungsstrategien reflektiert und versprachlicht. Diese Versprachlichung ist für den
Erwerb von Handlungskompetenz von großer Bedeutung, da die dafür erforderliche
Abstraktion und Klärung dazu beiträgt, dass neue Handlungsstrategien entwickelt und
vorhandene Konzepte modifiziert werden (vgl. Müller 2005, S. 685f).

10.4 Weitere lernortübergreifende Instrumente und Konzepte


Folgende weitere lernortübergreifende Instrumente und Konzepte tragen zur Theorie-
Praxis-Verknüpfung bei:
• Konzept „Hospitationswoche“
• Theorie- und Praxisreflexion
• Durchführung von lernortübergreifenden Projekten
• Praxisanleitung
• Praxisbegleitung
• Lernortkooperation

Das Konzept „Hospitationswoche“:


Die Hospitationswoche ist der theoretischen Ausbildung zugeordnet und findet gegen
Ende des Einführungsblockes statt. Sie ermöglicht eine Vorbereitung der Schülerinnen
und Schüler auf ihren ersten Praxiseinsatz, indem diese die Räumlichkeiten der jeweili-
gen Einrichtung erkunden und Einblick in die Arbeitsorganisation und den Tagesablauf
von Pflegenden erhalten. Mit Unterstützung der Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter
bearbeiten die Auszubildenden Lernaufgaben zur Ablauforganisation, zur Mund- und
Körperpflege sowie zu hygienischen Aspekten und Prinzipien des rückenschonenden
Arbeitens. Unmittelbar im Anschluss an die Hospitationswoche werden Eindrücke und

44
Erlebnisse der Auszubildenden reflektiert und offen gebliebene Fragen gemeinsam mit
den Lehrenden geklärt. Durch die Hospitationswoche werden Basiskompetenzen im
Bereich der Beobachtung und Kommunikation angebahnt und die berufliche Sozialisa-
tion und Identifikation mit dem Beruf gefördert.

Theorie- und Praxisreflexion:


Insgesamt entfallen auf jeden Unterrichtsblock jeweils 2 Unterrichtsstunden Theorie-
und 2 Unterrichtsstunden Praxisreflexion. Jeder Unterrichtsblock und jeder Praxisein-
satz wird gemeinsam mit den Kursleitungen unter unterschiedlichen Fragestellungen in
schriftlicher und/oder mündlicher Form reflektiert (siehe Anlage 6: Bewertung des Un-
terrichtsblocks und Anlage 9: Bewertung des praktischen Ausbildungsabschnittes).
Hierbei geht es um eine Evaluation der Ausbildung mit dem Ziel, die Ausbildungsqua-
lität weiter zu verbessern. Berücksichtigt werden dabei zum Einen der eingeschätzte
Kompetenzzuwachs sowie Aspekte der Begleitung und Betreuung an den unterschied-
lichen Lernorten, zum Anderen die Ausbildungsorganisation sowie die inhaltliche und
methodisch-didaktische Gestaltung des Lernprozesses. Rückmeldungen der Schülerin-
nen und Schüler in schriftlicher und mündlicher Form werden ausgewertet und fließen
in die weitere Ausbildungsplanung ein: Die Implementierung der Lernsituation 9.2 Den
menschlichen Körper verstehen beispielsweise ist ein Ergebnis einer Theoriereflexion.

Die Durchführung von lernortübergreifenden Projekten:


Im Rahmen der Lernsituation 5.4 Themenbezogen beraten und anleiten wählen die Schüle-
rinnen und Schüler ein für die Patientenedukation geeignetes Thema aus, erarbeiten ein
themenbezogenes Edukationskonzept, z.B. zur Durchführung einer Beratungsveranstal-
tung, und setzen dieses am Lernort Praxis um.

Praxisanleitung:
Die Verknüpfung von theoretischer und praktischer Ausbildung in der Altenpflege, der
Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege
durch Praxisanleitung und Praxisbegleitung ist seit 2003 ausdrücklich vorgeschrieben
(vgl. Deutscher Bildungsrat für Pflegeberufe 2004, S. 5).
Die Praxisanleitung erfolgt sowohl durch stationseingebundene Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter mit Zusatzqualifikation als auch durch freigestellte Praxisanleiterinnen und
–anleiter. Ziel der Praxisanleitung ist die situationsorientierte Anbahnung und Ent-
wicklung von fachlichen, methodischen und sozial-kommunikativen Kompetenzen. Sie
findet als Einzel- oder als Gruppenanleitung statt und bietet Übungsmöglichkeiten im
Erstellen einer Pflegeplanung, einer Handlungskette, einer zeitlichen Ablaufplanung, in
der Erhebung des Beratungsbedarfes, in der Anwendung von Regeln und Prinzipien
usw. Abgeschlossen wird die Praxisanleitung mit einer Reflexion der Anleitesituation
aus Sicht der/des Auszubildenden und der Praxisanleiterin bzw. des Praxisanleiters
sowie einer Evaluation der Pflege. Jede Schülerin / jeder Schüler erhält pro Praxisein-
satz im Krankenhaus oder Altenhilfeeinrichtung eine Praxisanleitung durch eine freige-
stellte Praxisanleiterin oder einen freigestellten Praxisanleiter.

45
Praxisbegleitung:
Nach §4 Abs.5 Satz 2 des Krankenpflegegesetzes (2003) stellen die Schulen die Praxisbe-
gleitung der Schülerinnen und Schüler in den Einrichtungen der praktischen Ausbil-
dung sicher.
Die Praxisbegleitung umfasst:
• Die Kontaktpflege zwischen Schule und Praxis
Auf der Grundlage geregelter Zuständigkeiten der Lehrerinnen und Lehrer für
bestimmte Einsatzorte finden regelmäßig strukturierte Gespräche statt (je nach-
dem, ob der Einsatzort prüfungsrelevant ist oder nicht, im Abstand von mindes-
tens 8 Wochen bzw. 6 Monaten). Einmal jährlich erfolgt zwischen dem/der Pra-
xisortverantwortlichen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fachbe-
reichen Altenpflege, Innere Medizin, Chirurgie und Pädiatrie ein Austausch
über aktuelle ausbildungsrelevante Themen, wie z.B. die Prüfungsvorbereitung.
• Die Begleitung und Beratung der Schülerinnen und Schüler
Sie umfasst die gemeinsame Evaluation des Lernprozesses auf der Grundlage
eines einmal jährlich stattfindenden Reflexionsgespräches (siehe Anlage 13:
Standortbestimmung und Zielvereinbarung innerhalb der Lernbegleitung), die
Beratung der Schülerinnen und Schüler in exemplarischen Pflegesituationen so-
wie deren Unterstützung in der Vorbereitung auf die praktische Prüfung durch
eine prüfungsähnliche Praxisbegleitung im letzten Ausbildungsjahr.
• Die Begleitung und Beratung der Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter
Alle 3 Monate werden im Rahmen von sog. Praxisanleitertreffen exemplarische
Pflegethemen und deren curriculare Umsetzung sowie z.B. Lernaufgaben be-
sprochen. Außerdem werden Informationen ausgetauscht und methodische Ges-
taltungsmöglichkeiten von Lernsituationen diskutiert.

Die Lernortkooperation:
Die Kooperation der beiden Lernorte „Schule“ und „Praxis“ mit dem Ziel einer verbes-
serten Ausbildungsqualität erfolgt durch die Schaffung folgender Kooperationsstruktu-
ren:
• Gemeinsame Bewerberauswahl durch Lehrkräfte und Vertreterinnen und
Vertreter der Kooperationskrankenhäuser
• Regelmäßiger, mindestens einmal monatlich stattfindender Austausch zwi-
schen Schulleiter und Pflegedirektorinnen und –direktoren über z.B. die Schü-
lereinsatzplanung und die praktische Anleitung der Schülerinnen und Schü-
ler
• Halbjährliche Treffen zwischen freigestellten und nicht freigestellten Praxi-
sanleiterinnen und –anleitern sowie Vertreterinnen der Lehrkräfte
• Arbeitsgruppe, bestehend aus Lehrerinnen sowie freigestellten Praxisanleite-
rinnen und Praxisanleitern des Ev. Krankenhauses Bad Dürkheim, des Kreis-
krankenhauses in Grünstadt sowie des Diakonissen-Stiftungs-Krankenhauses
in Speyer mit dem Ziel der Entwicklung lernortübergreifender Konzepte wie
z.B. das der Hospitationswoche.

46
11 Der Lehr-Lernprozess

11.1 Der Begriff „Lernen“


„ Lernen muss als ein Prozess verstanden und erlebt werden, in dem bisheriges Wissen,
praktische Erfahrungen und neues Wissen und Können sowie problemorientiertes und
problemlösendes Denken miteinander verknüpft werden. Das erfordert ein zielgerichtetes
Lehren, das den Kenntnisstand der Lernenden einbezieht, Denkanstöße gibt und Zeit lässt,
die Impulse aufzunehmen und konstruktiv-kreativ zu verarbeiten.“ (vgl. Robert- Bosch-
Stiftung 2000, S. 35).
Ein solches Lehr-Lernverständnis bedingt die kontinuierliche Evaluation des Lehr-
Lernprozesses mit der Feststellung seiner Effizienz.

11.2 Anforderungen an Lehr-Lernprozesse in der beruflichen Bildung


Effektive Lehr-Lernprozesse in der beruflichen Bildung sind durch folgende Merkmale
gekennzeichnet:
• Sie fordern und fördern eigenverantwortliches, selbstgesteuertes Lernen
• Sie fokussieren Handlungen der beruflichen Wirklichkeit
• Sie befähigen zur Anwendung von Problemlösungsstrategien.

11.2.1 Selbstgesteuertes Lernens


Nach Weinert ist das selbstgesteuerte Lernen eine Form des Lernens, bei welcher der Ler-
nende „die wesentlichen Entscheidungen ob, wann, wie und worauf er lernt, gravierend
und folgenreich beeinflussen kann“ (Weinert 1982, S. 102). Das selbstgesteuerte Lernen
wird als organisatorische und didaktische Grundlage für fächerübergreifende Lernarran-
gements und für das Lernen in Lernfeldern angesehen (vgl. Ministerium für Kultus, Ju-
gend und Sport 2003, S. 6)
In der beruflichen Bildung gewann es in den letzten Jahren stark an Bedeutung, da die
berufliche Wirklichkeit von dem beruflich Handelnden ein hohes Maß an Selbstbestim-
mung, Selbstorganisation, Reflexivität und Eigenverantwortung fordert. Gleichzeitig ver-
alten Wissensbestände in immer kürzerer Zeit, so dass eine Bereitschaft zu lebenslangem
Lernen erforderlich ist und von dem berufstätigen Mensch heute auch erwartet wird. Dies
muss berufliche Ausbildung intendieren und die Absolventinnen und Absolventen dazu
auch befähigen.

11.2.2 Handlungsorientiertes Lernen


In der Berufspädagogik gelten Lernarrangements, die sich an komplexen Aufgaben aus
der Lebens- und Arbeitswelt orientieren, als besonders geeignet, berufliche Handlungs-
kompetenz zu fördern (vgl. Schneider 2003, S. 114). Handlungsorientierung bedeutet,
dass ganzheitlich - mit Kopf, Herz und Hand – gelernt wird (vgl. Schneider 1996, S. 29).
Das Lernen erfolgt hierbei auf der Grundlage selbst ausgeführter oder aber gedanklich
nachvollzogener Handlungen (vgl. KMK 2000, S. 10).
Handlungen weisen dabei folgende Merkmale auf:
• Sie „müssen von den Lernenden möglichst selbstständig geplant, durchgeführt,
überprüft, gegebenenfalls korrigiert und schließlich bewertet werden“.

47
• Sie sollten ein ganzheitliches Erfassen der beruflichen Realität ermöglichen, in-
dem sie z. B. ökonomische, rechtliche, ökologische und soziale Aspekte einbezie-
hen.
• Sie sind in die Erfahrungen der Lernenden zu integrieren und in Bezug auf ihre
gesellschaftlichen Auswirkungen zu reflektieren.
• Sie „sollen auch soziale Prozesse, z. B. der Interessenerklärung oder der Kon-
fliktbewältigung, einbeziehen“ (vgl. ebd., S. 10).
Handlungsorientierung zielt darauf ab, die Schülerinnen und Schüler dazu zu befähi-
gen, selbstständig die Schritte einer vollständigen beruflichen Handlung zu vollziehen:
Zu erkennen welche Informationen für die Durchführung der Handlung benötigt wer-
den, das weitere Vorgehen zu planen, sich für eine konkrete Vorgehensweise zu ent-
scheiden, die Handlung auszuführen, deren sachgerechte Ausführung zu kontrollieren
sowie zu bewerten, inwieweit das Ziel erreicht wurde (vgl. Schneider 2006, S.29). Vor-
handenes Wissen wird dadurch mit konkreten Handlungssituationen verknüpft und
kann auch zukünftig im Handeln abgerufen werden.

11.2.3 Problemorientiertes Lernen


Ausgangspunkt des problemorientierten Lernens ist eine authentische und komplexe
Problemstellung aus dem beruflichen Alltag, die bei den Lernenden das Bedürfnis
weckt, sie zu lösen bzw. zu klären (vgl. Schwarz-Govaers 2002, S.30). Beim problemori-
entierten Lernen wird nicht isoliert Fachwissen erarbeitet, sondern es werden an kom-
plexe berufliche Situationen Fragen gestellt, die zur Lösung und zur Klärung genügend
motivieren, d.h. einen kognitiven Anreiz bieten, weil man zur Lösung der Aufgaben-
stellung nicht genügend Wissen besitzt oder anderer Meinung ist (vgl. Mutter 2002,
S. 95). Der /Die Lernende analysiert das Thema oder die Fragestellung, recherchiert die
Literatur, wertet diese aus, entwickelt Lösungsmöglichkeiten und wendet diese auf die
konkrete Problemstellung bezogen an. Auf diese Weise eignen sich die Lernenden Prob-
lemlösungsstrategien an, die sie auch für die Bewältigung realer Berufssituationen be-
fähigen. Rüller konstatiert, dass die Fähigkeit zur Problemlösung in der Pflege beson-
ders zum Tragen kommt, da prozessorientierte Pflege ein fortwährender Problemlö-
sungsprozess ist (vgl. Rüller 1996, S. 2). Problemorientiertes Lernen ist daher geeignet,
die berufliche Handlungskompetenz zu fördern.

11.3 Die Rolle der Lehrenden


Veränderte Anforderungen an Lehr-Lernprozesse bedingen eine veränderte Rolle der
Lehrerinnen und Lehrer. Lehrende sind nicht mehr nur Wissensvermittler und Bewer-
ter, sondern auch:
• Moderator, indem sie in kooperativen Lernphasen die Selbststeuerung und Kon-
fliktlösung der Lernenden unterstützen
• Lernprozessgestalter, indem sie die Lernsituationen so gestalten, dass ein förder-
liches Klima zur Kompetenzerweiterung entsteht
• Lernprozessbegleiter, indem sie während der selbstständigen Arbeitsphasen als
Ansprechpartner und Berater zur Verfügung stehen und die Lernenden zur Re-
flexion der Lernprozesse anleiten (vgl. Schneider 2006, S. 10).

48
11.4 Begleitung des Lernens an den Pflegerischen Schulen
Zu Beginn der Pflegeausbildung wird die im allgemeinen Schulbildungssystem und an
weiteren Orten der Berufsausbildung bzw. Hochschulbildung erworbene Lernkompetenz
der Auszubildenden als Gruppe und als Einzelpersonen erfasst. Dabei wird insbesondere
auch die Sprachkompetenz der Auszubildenden eingeschätzt. Werden hier Defizite festge-
stellt, erhält die Schülerin/der Schüler ein Beratungsgespräch mit Vorschlägen zur Ver-
besserung der Kommunikationskompetenz. Dies betrifft zum Beispiel Auszubildende aus
Familien, in denen überwiegend nicht deutsch gesprochen wird.
Im Einführungsblock werden in der Lernsituation 1.2 grundlegende methodische Kompe-
tenzen für das (selbstorganisierte) Lernen angebahnt. In dieser Lernsituation wird auch die
Verknüpfung mit anderen Lernsituationen festgelegt, in denen geplante Lernmethoden
umgesetzt werden. Die Ersteinführung der jeweiligen Lernmethode übernimmt die Ver-
antwortliche für die entsprechende Lernsituation.
Es ist festzustellen, dass die Lernenden zu Ausbildungsbeginn zunehmend auf eine Me-
thodenkompetenz bezüglich gruppenorientierten und selbstorganisierten Lernformen aus
den allgemeinbildenden Schulen zurückgreifen können.
Für das selbstorganisierte Lernen stehen den Auszubildenden in jedem Unterrichtsblock
wöchentlich mindestens 90 Minuten zur Verfügung. Diese wird im Stundenplan als „the-
menunabhängige Studienzeit“ ausgewiesen und ermöglicht z.B. die Bearbeitung von
Lernaufgaben.
Eine Einführung in die Methode des problemorientierten Lernens erfolgt in der Lernsi-
tuation 6.7 Menschen vor Dekubitus, Thrombose und Kontrakturen schützen auf der Grund-
lage einer dem Ausbildungsstand entsprechenden, wenig komplexen Pflegesituations-
beschreibung (siehe Anlage 10: Die Schritte im Problemorientierten Lernen). Im weite-
ren Verlauf der Pflegeausbildung bearbeiten die Auszubildenden zunehmend komple-
xere Problem- und Aufgabenstellungen mit der Methode des problemorientierten Ler-
nens. Sie lernen die Merkmale einer komplexen Pflegesituation kennen, um selbst krite-
rienorientiert Pflegesituationsbeschreibungen aus ihrer Pflegepraxis erstellen zu können,
die anschließend im Unterricht in den entsprechenden Lernsituationen bearbeitet werden.
Handlungsorientierte und/oder kooperative Lernformen werden auf methodisch-
didaktischer Ebene in vielfältiger Weise in das Unterrichtsgeschehen integriert. Beispie-
le hierfür sind:
• Das Rollenspiel in den Lernsituationen 3.4 und 12.3
• Das Lerntempoduett in den Lernsituationen 10.1 und 12.4
• Die Pro- und Contradiskussion in der Lernsituation 4.1
• Das Gruppenpuzzle in der Lernsituation 10.1 und 12.2
• Die Strukturlegetechnik in der Lernsituation 10.1
• Das Brainwalking in der Lernsituation 12.4
• Die Erstellung von Handlungsketten in den Lernsituationen 6.15, 11.6 und 12.2
• Die Anwendung des Wahrnehmungszyklus in der Lernsituation 6.4 und 13.3
und andere.
Das Lerntempoduett und das Gruppenpuzzle sind Methoden des wechselseitigen Leh-
rens und Lernens („WELL-Methoden“), die einen sozialen Kontext bieten, „der zahlrei-
che kommunikative Elemente, den Einsatz von Lernstrategien, sowie die Übernahme von
Verantwortung für den eigenen Lernprozess und den des Lernpartners beinhaltet“
(Bernhart 2005, S. 238). Es werden ihnen unter anderem positive Auswirkungen auf den

49
Lernerfolg, die Lernmotivation und die sozialen Beziehungen zugeschrieben (vgl. ebd.,
S.238).

Eine Standortbestimmung zur Lernmethodik der Schülerinnen und Schüler erfolgt zu


Beginn des dritten Ausbildungsjahres. Grundlage dafür ist zum Einen eine Unterrichts-
sequenz zur Überprüfung der Lernkompetenz in der Großgruppe, zum Anderen eine
Evaluation des Lernverhaltens in Kleingruppen. Auszubildende, die eine besondere
Lernförderung benötigen, erhalten eine Einzelberatung. Gegenstand der Einzelberatung
kann die Nachbereitung einer Lernkontrolle mit der verantwortlichen Lehrperson sein.

12 Kompetenzabbildung

Die Kompetenzabbildung umfasst verschiedene Formen von Leistungskontrollen und


Lernstandsbestimmungen.

12.1 Leistungskontrollen an den Pflegerischen Schulen in Speyer


Bei der Erstellung schriftlicher Leistungskontrollen im Lernort Schule ist intendiert, die
situative, casuistische Ausrichtung der Lernsituationen und den im Mittelpunkt der Lern-
situation stehenden Handlungszyklus abzubilden. Die meisten schriftlichen Leistungs-
kontrollen in Form von Klausuren beinhalten daher eine Pflegesituationsbeschreibung
mit darauf bezogenen offenen Aufgabenstellungen. Den Schwerpunkt bildet dabei häufig
die Erstellung einer Pflegeplanung auf der Grundlage der in der Pflegesituationsbe-
schreibung enthaltenen Informationen. In Anlehnung an Kaiser kann die Erstellung der
Pflegeplanung auf unterschiedlicher Weise erfolgen:
• Beim „Problemlösungsfall“ sind zuerst die Pflegeprobleme aus der Pflegesituati-
onsbeschreibung heraus zu ermitteln und dann die Pflegeplanung zu erstellen.
(Vgl. Anlage 15: Prüfungsrichtlinie für das Modellprojekt, S. 10)
• Beim „Beurteilungsfall“ erfolgt die Pflegeplanung auf der Grundlage vorgegebe-
ner Pflegeprobleme (vgl. Kaiser 1976 in: Mutter 2002, S. 93).
(Vgl. Anlage 15: Prüfungsrichtlinie für das Modellprojekt, S. 12)
Neben der Erstellung einer Pflegeplanung sollen die Aufgabenstellungen die folgenden
weiteren Aspekte berücksichtigen:
• Bewertung eines oder mehrerer Pflegeprobleme durch Prioritätensetzung (Zuord-
nung hoher, mittlerer oder niedriger Priorität)
• Erhebung und Darstellung des Pflegebedarfs
• Erstellung einer Handlungskette.
Parallel dazu ist es möglich, Klausuren in traditioneller Konzeption durchzuführen, z. B.
durch Kurzaufsatzformen, Kurzantwortaufgaben, Ergänzungsaufgaben oder Zuord-
nungsaufgaben, z. B. in Multiple-Choice-Tests.
Die Aufgaben- und Fragestellungen der Klausuren berücksichtigen die Taxonomiestufen
nach Bloom (vgl. Schewior-Popp 2005, S. 57f). Da die Anwendung von Regeln und Prin-
zipien ein wesentliches Lernziel in der beruflichen Erstausbildung ist, soll ca. die Hälfte
der Gesamtpunktzahl durch Fragen auf dem Anspruchsniveau der Taxonomiestufen 3
und 4 erreicht werden können. Zur Herstellung von Transparenz bezüglich des An-

50
spruchsniveaus der Fragen sollen diese die entsprechend kennzeichnenden Verben ent-
halten.
Im ersten Unterrichtsblock erhalten die Schülerinnen und Schüler eine Einführung in die
kognitiven Taxonomien nach Bloom, wobei auch die das Anspruchsniveau kennzeich-
nenden Verben erläutert werden. Die Nachbereitung von Klassenarbeiten erfolgt im
Selbststudium durch die einzelnen Lernenden oder durch Lerngruppen. Bei Bedarf kann
ein Beratungsgespräch mit der zuständigen Lehrkraft in Anspruch genommen werden.

Schriftliche Leistungskontrollen finden außerdem statt bei der Bewertung von Lernauf-
gaben, Haus- oder Facharbeiten, die während der praktischen Einsatzphasen erstellt
werden. Die Lernaufgaben können Übungscharakter haben, als Pflichtaufgabe ausgewie-
sen oder fakultativ zu bearbeiten sein. Einzelne Lernaufgaben werden benotet. Die Ler-
nenden erhalten Rückmeldungen zu Übungsaufgaben.
Zu jedem Blockende erfolgt die Information der Auszubildenden, welche Leistungskon-
trollen in welchen Lernsituationen des Folgeblocks geplant sind. Dadurch können sich die
Lernenden ihre individuellen Lernzeiten und Lernmethoden während der Praxisphasen
planen. Bei Bedarf kann auch hier ein Lernberatungsgespräch in Anspruch genommen
werden.

Mündliche Leistungskontrollen erfolgen durch die Bewertung von Präsentationen, Refe-


raten oder Unterrichtsbeteiligung. Auswertungen können im Rahmen von Gruppen- und
Einzelgesprächen erfolgen. Die Methode der Projektarbeit wurde in Form von Selbstrefle-
xionen ausgewertet (siehe Anlage 14: Bogen zur Selbstbewertung in der Projektarbeit)
Praktische Leistungskontrollen finden ihren Niederschlag in kompetenzorientierten Beur-
teilungsbögen, die von den Einsatzorten ausgefüllt werden (Anlage 8: Auswertung Prak-
tischer Einsatz). In Praxisanleitung und Praxisbegleitung findet die Lernbegleitung auch
in Form von Standortbestimmung und Zielvereinbarung (siehe Anlage 13). Teilweise
verwenden die freigestellten Praqxisanleiterinnen und Praxisanleiter zur differenzierten
Auswertung auch die Prüfungsprotokolle, vor allem auch in gezielten Vorbereitungen
zum praktischen Examen (siehe Anlagen 17 und 18: Protokoll und Bewertung der prakti-
schen Prüfung).

12.2 Lernstandsbestimmungen
Mindestens drei Lernstandsbestimmungen in dokumentierter Form mit Selbst- und
Fremdbewertung erfolgen für jeden Schüler /jede Schülerin pro Ausbildungsgang, und
zwar während der Probezeit, am Ende des ersten Ausbildungsjahres und am Ende des
zweiten Ausbildungsjahres. Zuständig dafür ist die jeweilige Kursleitung. Für die Doku-
mentation der ersten Standortbestimmung kann der Bogen zur Selbst- und Fremdbewer-
tung in der Sozial- und Personalkompetenz (siehe Anlage 12: Bogen zur Selbst- und
Fremdbewertung in der Sozial- und Personalkompetenz) genutzt werden. Die beiden
anderen Standortbestimmungen werden mittels des Formulars „Standortbestimmung
und Zielvereinbarung innerhalb der Lernbegleitung“ (siehe Anlage 13: Standortbestim-
mung und Zielvereinbarung innerhalb der Lernbegleitung) dokumentiert.
Weitere geplante und ungeplante mündliche Standortbestimmungen sind möglich. Bei
den Rückmeldungen kann Bezug genommen werden auf im Lernort Schule und im Ler-

51
nort Praxis erworbene Kompetenzen. Grundlage am Lernort Schule sind die Bewertung
von
• Klausuren
• Lernaufgaben
• Unterrichtsaktivität
• Selbstorganisiertem Lernen in z.B. Gruppenarbeiten, Präsentationen, Projekten
und die Bewertung des Verhaltens als Mitglied der Lerngruppe.
Lernstandbestimmungen finden auch am Lernort Praxis statt, indem situations- und kri-
terienorientiert die berufliche Handlungsfähigkeit der Lernenden in der Fremd- und
Selbstbewertung reflektiert wird. Es ist möglich, in diese Evaluationsgespräche Praxisan-
leiterinnen und –anleiter sowie ausbildungsbegleitende Pflegekräfte einzubinden und die
vorhandene Dokumentation zu Praxisbegleitung und Praxisanleitung sowie die von den
Verantwortlichen der Praxiseinsatzorte ausgefüllten Beurteilungsbögen zu nutzen (siehe
Anlage 8: Auswertung Praktischer Einsatz).

12.3 Prüfungen im Rahmen des 1. Berufsabschlusses


Im Modellprojekt weichen die Prüfungen von den in Rheinland-Pfalz geltenden Prü-
fungsrichtlinien für die Ausbildungen in den drei pflegerischen Kernberufen haupt-
sächlich in folgenden Punkten ab (siehe Anlage 15: Prüfungsrichtlinie für das Modell-
projekt „Gemeinsame Pflegeausbildung“ an den Pflegerischen Schulen des Diakonis-
sen-Stiftungs-Krankenhauses Speyer):
• Für zwei der drei schriftlichen Prüfungen (erster und zweiter Prüfungsteil)
werden zwei Prüfungsarbeiten zur Auswahl angeboten. Zusätzlich zur Bearbei-
tungszeit von 120 Minuten erhält der Prüfling 20 Minuten Lesezeit.
• Einer von drei mündlichen Prüfungsteilen findet in Form eines Colloquiums
statt. Das Prüfungsgespräch erfolgt für die Altenpflege, Gesundheits- und Kran-
kenpflege und Gesundheits- und Kinderkrankenpflege differenziert. Basis für
dieses Colloquium ist eine berufsspezifische Facharbeit, die der Prüfling vor der
Prüfung erstellt. Es werden Bezüge zu der in der Facharbeit beschriebenen Pfle-
gesituation hergestellt. In der Reflexion der Pflegesituation unter pflegewissen-
schaftlichen und bezugswissenschaftlichen Gesichtspunkten wird die berufliche
Handlungskompetenz abgebildet. Vor jedem Prüfungsgespräch erhält der Prüf-
ling 10 Minuten Vorbereitungszeit.
• In die Bewertung der praktischen, schriftlichen und mündlichen Prüfungen flie-
ßen vorab ermittelte Vornoten zu jeweils 30% ein (vgl. Anlage 16: Synopse Prü-
fungsrichtlinien).

13 Organisation der Ausbildung

13.1 Organisatorische Rahmenbedingungen der Ausbildung


Die Modellausbildung erfolgte in zwei gemischten Kursen an den Pflegerischen Schulen
mit anfänglich 59 Kursteilnehmern/-teilnehmerinnen, von denen am Ende 40 Personen
die staatlichen Prüfungen absolvierten.

52
Die Altenpflegeschule der Evangelischen Diakonissenanstalt ist in beratender Funktion
und durch einzelne Lehrpersonen in das Modellprojekt eingebunden. Als Träger für die
praktische Ausbildung der Altenpflegeschüler/-innen fungierten fünf Altenhilfeein-
richtungen (am Ende des Projektes durch Ausscheiden bzw. Arbeitgeberwechsel nur
noch zwei Institutionen) sowie ein ambulanter Pflegedienst.

Die Schülerinnen aus der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege werden vorwiegend


in der pädiatrischen Abteilung des Diakonissen-Stiftungs-Krankenhauses in Speyer ein-
gesetzt, die Schülerinnen und Schüler aus der Gesundheits- und Krankenpflege sind
sowohl in der Ausbildungsträgerschaft als auch in den Kernbereichen der praktischen
Ausbildung auf drei kooperierende Krankenhäuser verteilt.

13.2 Organisation der Ausbildung gemäß AltPflAPrV und KrPflAPrV


Der theoretische Unterricht im Modellprojekt erfolgte im Blocksystem und orientiert
sich an den durch die Ausbildungsgesetzgebung vorgegebenen 2100 Mindeststunden.
Im ersten Ausbildungsjahr sind einschließlich eines umfassenden Einführungsblocks
etwa 900 h, das zweite Ausbildungsjahr ca. 700 h, das dritte Jahr etwa 500 h konzipiert
(siehe Anlage 3: Verteilung der Lernsituationen auf drei Ausbildungsjahre). In der
Blockgestaltung steht es frei, die Stundenverteilung nach Bedarf zu verschieben.

13.3 Umsetzung der Differenzierungsanteile im Modellprojekt


Rheinland-Pfalz
Der vorgegebene Differenzierungsanteil in der schulischen Ausbildung betrug 160
Stunden und erfolgte in folgenden Lernsituationen:

Altenpflege:
4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren
4.4 Bildungs-, Kunst-, Kultur- und Spielangebote in die
Tagesgestaltung integrieren
4.5 Musik und Bewegung in die Tagesgestaltung integrieren
7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren
10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten
12.8 Alte Menschen mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und
des Darmes pflegen
12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des
Pankreas pflegen
12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen

Gesundheits- und Krankenpflege


4.5 Musik und Bewegung in die Tagesgestaltung integrieren
5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten
11.8 Labordiagnostik verstehen
12.7 Erwachsene mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und
des Darmes pflegen

53
12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des
Pankreas pflegen
12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen

Gesundheits- und Kinderkrankenpflege


4.4 Bildungs-, Kunst-, Kultur- und Spielangebote in die
Tagesgestaltung integrieren
4.5 Musik und Bewegung in die Tagesgestaltung integrieren
10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten
12.1 Frühgeborene und kranke Neugeborene pflegen
12.6 Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.10 Menschen mit Erkrankungen des Atemsystems pflegen
12.11 Menschen mit Erkrankungen des Harnsystems pflegen
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und
des Darmes pflegen
12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des
Pankreas pflegen

In der Lernsituation 10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten wurde in der
Kinderkrankenpflege auf Wunsch der Auszubildenden eine vertiefende Einheit zum
Thema Validation nach Naomi Feil angeboten. Sinnvoll wäre für diese Berufsgruppe
auch die Lernsituation 11.8 „Labordiagnostik verstehen“, was aus zeitlichen Gründen
nicht realisiert werden konnte.
Da im abschließend vorliegenden Curriculum innerhalb der Lernsituationen Verände-
rungen in Umfang und Inhalt vorgenommen wurden, sind in dieser Aufstellung keine
Stundenangaben enthalten, um Irritationen zu vermeiden.

13.4 Organisation der praktischen Ausbildung


In der praktischen Ausbildung innerhalb des Modellprojekts wurden in generalistischer
Annäherung außer den gesetzlich vorgegebenen 2500 Mindeststunden die Vorgaben
hinsichtlich der Praxisorte verlassen, wenn diese auch, mit Rücksicht auf die Ausbil-
dungsträger, nicht frei disponibel waren. Die Einsatzzeiten verteilten sich wie folgt:

Altenpflege:
Ambulante Pflege 590 - 610 h 15 - 16 Wo.
Altenpflege 1200 - 1300 h 31 - 34 Wo.*
Gerontopsychiatrie 135 - 155 h 4 Wo.
Chirurgie 110 - 155 h 3 - 4 Wo.
Innere Medizin 265 - 310 h 7 - 8 Wo.
Gynäkologie/Wochenpflege 145 - 155 h 4 Wo.
Pädiatrie 115 - 310 h 3 - 8 Wo.
Neurologie/Rehabilitation 115 - 155 h 3 - 4 Wo.

* Beinhaltet für die Teilnehmerin, die eine ambulante Pflegeeinrichtung als Ausbil-
dungsträger hatte, auch einen Großteil der Einsätze in der eigenen Institution.

54
Gesundheits- und Krankenpflege:
Ambulante Pflege 510 - 540 h 13 - 14 Wo.
Altenpflege 240 - 340 h 6 - 9 Wo.
Psychiatrie 130 - 170 h 4 Wo.
Chirurgie 460 - 700 h 12 - 18Wo.
Innere Medizin 660 - 850 h 17 - 22Wo.
Gynäkologie/Wochenpflege 115 - 155 h 3 - 4 Wo.
Pädiatrie 270 - 310 h 7 - 8 Wo.
Neurologie/Rehabilitation 115 - 150 h 3 - 4 Wo.
Palliativ 130 - 155 h 4 Wo.
Intensiv 130 - 185 h 3 - 5 Wo.

Gesundheits- und Kinderkrankenpflege:


Ambulante Pflege 485 - 500 h 13 Wo.
Altenpflege 220 - 310 h 6 - 8 Wo.
Kinder- und Jugendpsychiatrie 155 h 4 Wo.
Chirurgie 135 155 h 4 Wo.
Innere Medizin 115 - 140 h 3 - 4 Wo.
Gynäkologie/Wochenpflege 155 - 180 h 4 - 5 Wo.
Pädiatrie 920 - 1055 h 24 - 27 Wo.
Neonatologie 285 - 375 h 7 - 10 Wo.
Kinderchirurgie 115 - 130 h 3 Wo.
Neurologie/Rehabilitation 130 - 155 h 4 Wo.
Neuropädiatrie 155 h 4 Wo.

13.5 Organisation einer generalistischen praktischen Ausbildung


In der praktischen Ausbildung innerhalb des Modellprojekts waren etwas mehr als
50 % der Praxiseinsätze generalistisch angelegt.
Wäre eine komplett generalistische Ausbildung anzulegen, wären bei einer Ausbil-
dungsdauer von 3 Jahren und 2500 Mindeststunden folgende Einsätze zu planen:

Pädiatrie 450 h 12 Wo.


Stat. Altenpflege 450 h 12 Wo.
Innere Medizin 400 h 10 Wo.
Chirurgie 300 h 8 Wo.
Ambulante Pflege 300 h 8 Wo.
Gynäkologie/Geburtshilfe 150 h 4 Wo.
Psychiatrie 150 h 4 Wo.
Rehabilitation 150 h 4 Wo.
Palliativ 150 h 4 Wo.
2500 h

Da in der praktischen Umsetzung (abzgl. evtl. Fehlzeiten) über 3000 Praxisstunden zur
Verfügung stehen, wären zusätzlich Einsatzzeiten disponibel.
Trotzdem wird deutlich, dass die Auszubildenden in vielen Bereichen keine vertiefte
Kompetenz erwerben können.

55
Durch eine Erweiterung der Ausbildung auf insgesamt 3,5 Jahre könnte dieser Mangel
ausgeglichen werden.

14 Zweiter Berufsabschluss im Modellprojekt zur gemeinsamen Aus-


bildung in den drei Kernpflegeberufen
Ein zweiter Berufsabschluss wird angeboten mit der übergeordneten Zielsetzung in
einem zweiten der drei Kernpflegeberufe spezifische Handlungskompetenz zu erwer-
ben.

Zielsetzung der Zweitqualifikation:


 Erwerb spezifische Handlungskompetenz in den nach der jeweiligen Altersklientel
differenzierten Lernsituationen
 Kompetenzerwerb in der Vertiefung von bisher generalistisch unterrichteten Lernsi-
tuationen

In der dem zweiten Abschluss vorausgegangenen dreijährigen, nahezu generalistischen


Ausbildung in den drei Kernpflegeberufen erfolgte eine starke Reduktion der vor der
Integration traditionell unterrichteten Inhalte in den einzelnen Pflegeberufen zugunsten
der Entwicklung breiter Basiskompetenzen. Im zweiten Berufsabschluss findet eine
Vertiefung der beruflichen Handlungskompetenz in einem zweiten der Kernpflegebe-
rufe statt. Es erfolgt einerseits eine Orientierung an der Altersklientel des entsprechen-
den Kernpflegeberufs, wie z. B. an spezifischen Pflegesituationen Neugeborener in der
Gesundheits- und Kinderkrankenpflege oder der Situation von Bewohnerinnen und
Bewohner im Pflegeheim in der Altenpflege. Andererseits kennzeichnen die Ausbil-
dung im zweiten Berufsabschluss Schwerpunkte in der Qualitätssicherung, Gesund-
heitsförderung und Primärversorgung.
Die Lernenden planen Maßnahmen der Qualitätssicherung, führen diese durch und
evaluieren Prozesse im Qualitätsmanagement. Sie organisieren und evaluieren Auf-
nahme, Verlegungs-, Entlass- und Überleitungssituationen. Sie vertiefen ihre Kompe-
tenzen in der Gesundheitsförderung und Prävention in den traditionellen Einsatzgebie-
ten der Pflege und in neuen Feldern. Dabei erwerben sie neben spezifischer beruflicher
Handlungskompetenz im differenzierten zweiten Berufsabschluss Basiskompetenzen in
neuen pflegerischen Aufgabenfeldern wie Beratung und Qualitätsmanagement. Diese
Basiskompetenzen können die Lernenden zukünftig in allen Bereichen der Pflege um-
setzen. Sie erwerben eine Zusatzqualifikation in Ergänzung zur dreijährigen Pflegeaus-
bildung.
Von den 200 h Stunden der theoretischen Ausbildung werden 40 gemeinsam für alle
drei Kernpflegeberufe unterrichtet.

14.1 Gestaltung des Lernprozesses


Zu Beginn der Ausbildung im zweiten Berufsabschluss erhalten die Lernenden einen
Arbeitsauftrag zur Erstellung einer Facharbeit. Die Aufgabenstellung bezieht sich auf
die Begleitung eines Klienten / einer Klientin im jeweiligen differenzierten Berufsfeld
des Schülers/der Schülerin unter qualitätssichernden Fragestellungen. Die Lernenden

56
setzen Instrumente der Qualitätssicherung im Gesundheitswesen um und evaluieren
Prozesse der Pflege von der Aufnahme bis zur Überleitung. Die Erstellung der Fachar-
beit ist die zentrale Handlung im Lernprozess der Auszubildenden im zweiten Berufs-
abschluss. Dabei erfolgt am Lernort Schule eine Begleitung des Lernprozesses durch die
Lehrenden und am Lernort Praxis durch die Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter so-
wie durch Lehrende als Lernberater.

14.2 Die theoretische Ausbildung


Die theoretische Ausbildung erfolgt in drei Blockwochen und während 10 Studienta-
gen.

Übersicht zu den Lernsituationen des zweiten Berufsabschlusses:


Gesundheits- und Krankenpflege:
2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung,
Überleitung und bei der integrierten Versorgung unterstützen
2.6 Pflegequalität sichern
(inkl. Auswertung und Präsentation Wahleinsatz)
5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
6.7 Menschen vor Dekubitus, Thrombose und Kontrakturen schützen
9.3 Konzepte zur Gesundheitsförderung und Prävention umsetzen
10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten
11.5 Bei der Infusionstherapie assistieren
11.6 Wundmanagement durchführen
11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstützen
12.2 Infektionskranke Menschen pflegen
12.7 Erwachsene mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens
und des Darmes pflegen
12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen
12.20 Menschen mit neurologischen Erkrankungen pflegen

Puffereinheiten für Schülerwünsche

Block- und Praxisreflexion, Organisation, Förderung der eigenen


Gesundheit, Evaluation

Gesundheits- und Kinderkrankenpflege:


2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung,
Überleitung und bei der integrierten Versorgung unterstützen
2.6 Pflegequalität in der Gesundheitsversorgung sichern
5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
9.3 Konzepte zur Gesundheitsförderung und Prävention umsetzen
10.5 Sterbende und trauernde Menschen unterstützen und begleiten
11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstützen
12.1 Frühgeborene und kranke Neugeborene pflegen
12.2 Menschen mit Infektionskrankheiten pflegen
12.4 Menschen mit chronischen Erkrankungen pflegen

57
12.6 Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.11 Menschen mit Erkrankungen des Harnsystems pflegen
12.20 Menschen mit neurologischen Erkrankungen pflegen

Puffereinheiten für Schülerwünsche

Block- und Praxisreflexion, Organisation, Förderung der eigenen


Gesundheit, Evaluation

Altenpflege:
2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung,
Überleitung und bei der integrierten Versorgung unterstützen
2.6 Pflegequalität in der Gesundheitsversorgung sichern
4.1 Lebens- und Wohnraum von Menschen mit Pflegebedarf gestalten
4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren
4.4 Bildungs-, Kunst-, Kultur- und Spielangebote
in die Tagesgestaltung integrieren
5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
9.3 Konzepte zur Gesundheitsförderung und Prävention umsetzen
12.2 Menschen mit Infektionskrankheiten pflegen
12.8 Alte Menschen mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens
und des Darmes pflegen
12.20 Menschen mit neurologischen Erkrankungen pflegen

Puffereinheiten für Schülerwünsche

Block- und Praxisreflexion, Organisation, Förderung der eigenen


Gesundheit, Evaluation

14.3 Praktische Ausbildung


Die praktische Ausbildung erfolgt in zwei traditionellen Einsatzgebieten des jeweiligen
Kernpflegeberufes und einem Wahleinsatz in der ambulanten Versorgung. Dieser
Wahleinsatz eröffnet den Lernenden Zugang zu neu entstandenen und noch entstehen-
den Arbeitsfeldern in der Pflege, wie z. B. Beratungsstellen der Krankenkassen, Kinder-
gärten, Schulen, Firmen usw. Es besteht die Möglichkeit, begrenzt in Projekten wie z. B.
in der Zusammenarbeit mit Hebammen in der Versorgung von Familien mitzuarbeiten.
Insgesamt umfasst die praktische Ausbildung 800 Stunden.

14.4 Prüfungsmodalitäten
Der Prüfling erstellt eine Facharbeit als Teil der schriftlichen Prüfung. Die mündliche
Prüfung findet in Form eines Colloquiums über die erstellte Facharbeit statt. Analog der
Prüfungen in der Basisausbildung finden die praktischen Prüfungen statt. Alle Prü-
fungsteile erfolgen differenziert nach dem angestrebten Abschluss im entsprechenden
Kernpflegeberuf.

58
Teil C Evaluation und Ausblick

1 Erfahrungen und erste Ergebnisse

Die Änderungen in der Gesetzgebung für die Ausbildung in den Pflegeberufen führte
sowohl in der Kranken- bzw. Kinderkrankenpflegeschule als auch in der Altenpflege-
schule der Evang. Diakonissenanstalt Speyer frühzeitig zu Überlegungen, wie die eige-
nen Ausbildungsgänge den gesetzlichen Vorgaben als auch den berufspädagogischen
und den berufspolitischen Entwicklungen anzupassen sei. Es bildeten sich Arbeits-
gruppen, in denen Lernfeldkonzeption und Kompetenzorientierung reflektiert und für
die Umsetzung entwickelt wurden. Zugleich stand die Maxime der Lernbegleitung
durch die Lehrenden und die Förderung des selbstorganisierten Lernens im Zentrum
des Bemühens um eine Veränderung der Ausbildungskonzeption.

Die berufspolitischen Interessen der Pflegerischen Schulen am Diakonissen-Stiftungs-


Krankenhaus lagen in einer komplett generalistisch ausgerichteten Pflegeausbildung
aller drei Berufsgruppen in einem zeitlichen Umfang von 3,5 Jahren. Dass 70 - 80 % der
schulischen Ausbildung der drei Pflegeberufe gleiche Inhalte umfassen, hatten voraus-
gehende Untersuchungen und Modelle bereits nachgewiesen (vgl. Diözesan Caritas-
verband Münster 2002; Herbst 2003).

Die Spezifizierung der Pflege für die Zielgruppen Kinder und alte Menschen in
Deutschland wird im internationalen Vergleich in Frage gestellt, soweit sie nicht als
Zusatzqualifikation erst nach einer grundständigen Pflegeausbildung angeboten und
erworben wird. Der Paradigmenwechsel weg von einer stationär-klinisch-kurativ und
medizinisch orientierten Krankenpflege wurde schon im Krankenpflegegesetz von 2003
mit neuen Schwerpunkten in ambulanten, präventiven, rehabilitativen und palliativen
Berufsfeldern berücksichtigt, ohne die seitdem eine Kranken- bzw. Kinderkrankenpfle-
geausbildung nicht mehr stattfinden kann. In der Erhöhung der schulischen Ausbil-
dungszeiten und in einer Fokussierung auf exemplarischem Kompetenzerwerb für die
berufliche Praxis gegenüber dem bisherigen Ansammeln von fächer- und prüfungsori-
entiertem Faktenwissen sahen die Pflegerischen Schulen in Speyer Möglichkeiten, eine
Ausbildung in der Pflege aller Altersgruppen zu entwickeln.

Das Land Rheinland-Pfalz mit den zuständigen Ministerien für Bildung, Wissenschaft
Jugend und Kultur sowie für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen unter-
stützte die Bewerbung der Pflegerischen Schulen in Speyer für das Modellvorhaben
einer gemeinsamen Pflegeausbildung. Allerdings wurde die Umsetzung einer komplett
generalistischen Pflegeausbildung mit einem generalistischen Abschluss durch das
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nicht akzeptiert, sondern
in eine weitgehend generalistische schulische Ausbildung und eine etwa zur Hälfte dif-
ferenzierte praktische Ausbildung mit drei differenzierten Berufsabschlüssen abgeän-
dert. Zudem wurde jedoch die Möglichkeit eingeräumt, dass die Absolventinnen und
Absolventen in einer sechsmonatigen Zusatzqualifikation einen zweiten Pflegeberuf
erwerben konnten.

59
Das vorliegende Curriculum ist das Ergebnis der Bemühungen und Überlegungen, wie
und in wie weit drei bundesdeutsche Pflegeausbildungen zusammengeführt werden
können. Grundlegende Aufgabe war es, in allen Phasen der Entwicklung und Imple-
mentierung die Integration der Ausbildungsinhalte der drei Berufsgruppen zu realisie-
ren. Gleichzeitig galt es sich von Tradiertem zu verabschieden und Neues zu gestalten.

Ein weiterer Paradigmenwechsel war (und ist es noch in manchen Teilbereichen) in der
Auflösung der Fächerorientierung hin zur Lernfeldkonzeption zu vollziehen. Durch die
Verantwortung der Pflegelehrer/-innen für Inhalte und Ausgestaltung der ihnen zuge-
ordneten Lernsituationen, durch erste Zwischenevaluationen bereits in der Planungs-
phase und jeweils nach Abschluss der einzelnen „Lerneinheiten“ und durch eine über-
arbeitete Umsetzung in den Folgekursen konnte die Fächerorientierung aufgebrochen,
die Lernfeldorientierung weiter fortentwickelt werden.

In unserer Schule hat sich als Vorgehensweise bewährt, nachdem die Curriculumkon-
zeption dem Gesamtteam vorgestellt worden war, die Zuständigkeiten für die einzel-
nen Lernsituationen im Kollegium zu verteilen. Nach der Ausarbeitung der Lernsitua-
tionen wurden diese dem Gesamtteam vorgestellt und dort diskutiert. Durch die ge-
meinsame Auswertung konnten Anregungen mitgegeben und Absprachen den Unter-
richt betreffend, z.B. die Wahl der Methoden, getroffen werden.

Gute Erfahrungen haben wir mit der Einladung von Experten aus der Praxis in den
theoretischen Unterricht gemacht. Dadurch kann die Realität, der Pflegealltag besser im
theoretischen Unterricht abgebildet werden. Diese Expertenbesuche möchten wir zu-
künftig noch verstärkt in den Unterricht integrieren. Themen, die wir hierfür für be-
sonders geeignet halten sind z.B. das Wundmanagement, die Stillberatung, die ambu-
lante Pflege, pflegerische Aufgaben in der Endoskopie, die Hospizhilfe u.v.m.

Die Absolventinnen und Absolventen der Modellkurse haben die generalistische Aus-
richtung der Ausbildung so verinnerlicht, dass sie den Lehrenden, die an manchen Stel-
len noch in ihren ursprünglichen Berufsgruppen verhaftet sind, altersspezifische Inhalte
für alle Kursteilnehmer übergreifend abverlangten. Diese durch die Auszubildenden
erzwungene, aber begrüßenswerte Erweiterung der Generalistik erschwerte anderer-
seits die Herausarbeitung differenzierter Inhalte für den vorgegebenen Differenzie-
rungsanteil in der schulischen Ausbildung und für die Zweitqualifikation.

Trotz des an vielen Stellen vollzogenen Paradigmenwechsels bleibt aus den Erfahrun-
gen des Modellprojekts eine Weiterentwicklung des pflegerischen Selbstverständnisses
und des gesellschaftlichen Verständnisses von Pflege und ihrer Aufgaben überhaupt zu
leisten.

Es ist in dem vorliegenden Curriculum gelungen, alte Strukturen der Pflegeausbildung


aufzulösen. Es gibt jedoch Brüche zwischen der Setzung der Mittelpunkte und der Ziele
von Lernsituationen einerseits und den Inhalten und der methodischen Gestaltung des
Unterrichts andererseits.

60
Schwer tut sich die Pflege noch immer in ihrer Medizinorientiertheit. Sie bleibt durch
das Geschehen im Krankenhaus oder durch ärztliche Anordnungskompetenz in der
Altenpflege und ambulanten Pflege stark bezogen auf die Krankheitsdiagnose und das
ärztliche Handeln.

Lernsituationen sollen sich auf berufliche Handlungssituationen beziehen, wodurch


sich die Fächerorientierung auflöst. Was sich beispielsweise besonders in Lernfeld 12
Menschen in speziellen Gesundheitssituationen pflegen widerspiegelt ist, dass sich pflegeri-
sches Handeln immer noch sehr stark auf diagnostizierte Krankheiten ausrichtet. Die
kurze Verweildauer im Krankenhaus sowie die diagnose- und prozedurenbezogenen
Abrechnungsmodi zwingen die Pflege in den Krankheitsbezug. Wenn auch innerhalb
der Lernsituationen nicht mehr die Fächer Innere Medizin, Chirurgie, Pädiatrie, Geriat-
rie usw. dominieren, prägen sie trotzdem inhaltlich viele Lernsituationen der vorlie-
genden Ausbildungskonzeption, wenn auch häufig nur durch exemplarische Krank-
heitsbilder und durch themenbezogene Beteiligung von Experten,.

Die Pflegen müssen sich künftig der Frage stellen, welche Perspektive sie einnehmen
will. Hier geht es um die eigenständige Erfassung von Pflegephänomenen und der pro-
fessionellen Erstellung der Pflegediagnosen zuzüglich der daraus resultierenden Pflege-
interventionen.

Hier sind wir in der Pflegeausbildung und im vorliegenden Curriculum noch in den
Anfängen. Vielleicht bietet gerade der Blickwinkel der Altenpflege auf die Erkrankun-
gen ihrer Klientel und daraus reflektierte pflegerischen Konsequenzen auch für die
Kranken- und Kinderkrankenpflege eine Weiterentwicklung des Pflegeverständnisses.
Der Blick in das berufliche Handeln von Pflegenden in anderen Ländern könnte auch in
der Analyse und Neugestaltung des eigenen Tuns und der Ausbildung dahin helfen.

2 Implementierung des Curriculums in anderen Pflegeschulen

Aufgrund der offenen Struktur unseres Curriculums ist es jeder Einrichtung möglich,
die Umsetzung des Curriculums den individuellen Rahmenbedingungen und den Be-
dürfnissen der Lehrenden und der Lernenden anzupassen. Schwerpunkte können indi-
viduell gesetzt und altersspezifische Inhalte nach Bedarf ergänzt oder reduziert wer-
den.
Die Verantwortung für die Implementierung eines neuen Curriculums sollte je nach
personellen und zeitlichen Ressourcen einem Curriculumexperten/ einer Curriculum-
expertin oder einer Curriculumsarbeitsgruppe, bestehend aus Experten aller vertrete-
nen Berufsgruppen, also aus den Bereichen Gesundheits- und Krankenpflege, Gesund-
heits- und Kinderkrankenpflege und der Altenpflege, übertragen werden.
Aufgabe des/der Verantwortlichen ist es, eine Sequenzierung der Inhalte vorzuneh-
men. Die Organisation und die Struktur der laufenden Kurse muss dabei besonders
beachtet werden. Je mehr Personen an der Implementierung des Curriculums beteiligt
sind, desto größer ist dessen Akzeptanz.

61
Die Verteilung der Verantwortlichkeiten für die einzelnen Lernsituationen sowie die
Vorstellung und Diskussion im Lehrerkollegium fördert zum Einen die Beteiligung al-
ler an der Curriculumentwicklung und andererseits die Adaption und Koordination
von Struktur, Inhalten und Methodik im Gesamtkonzept. Diese Vorgehensweise unter-
stützt und fördert zudem und in besonderem Maße den Teamentwicklungsprozess ei-
ner Einrichtung. Empfehlenswert ist es auch Kollegen, die an der Vorstellung der Lern-
situation anwesend waren, im entsprechenden Unterricht hospitieren zu lassen. Ge-
meinsam ist es anschließend effektiver, den gehaltenen Unterricht zu reflektieren und
zu evaluieren. Eine regelmäßige Rückmeldung der Schüler nach Abschluss einer Lern-
situation einzuholen hat sich ebenfalls bewährt.

Wichtig ist, dass alle an der Ausbildung Beteiligten, also Praxisanleiter/-innen, Mento-
ren/Mentorinnen, Stationsleitungen, Pflegedienstleitungen, Schüler/-innen etc. über
aktuelle Planungen und Veränderungen hinsichtlich der Ausbildungsstruktur in re-
gelmäßigen Abständen von der Schule informiert werden. Ein hohes Maß an Transpa-
renz für alle Beteiligten zu schaffen, ist eine grundlegende Voraussetzung für die er-
folgreiche Einführung eines lernortübergreifenden Curriculum.

3 Praktische Ausbildung

Die enge Verknüpfung der Lernorte Schule und der praktischen Einsatzorte war ein
zentrales Ziel bei der Entwicklung unseres lernortübergreifenden Curriculums.
Von Anfang an wurden unsere freigestellten Praxisanleiter/-innen in die Arbeitsgruppe
Praktische Ausbildung integriert. Durch die regelmäßig stattfindenden Arbeitstreffen
war ein intensiver Austausch zwischen den beiden Lernorten möglich und die Bedürf-
nisse/Wünsche aus der Praxis konnten, z.B. bei der Neugestaltung des Beurteilungsbo-
gens, berücksichtigt werden. Des Weiteren hatten die freigestellten Praxisanleiter/-
innen die Funktion als Multiplikatoren und Koordinatoren zwischen den Lernorten.
Durch regelmäßig stattfindende klinikbezogene Treffen in Kleingruppen waren die
Praxisanleiter/-innen von Station immer über den aktuellen Stand der schulischen
Entwicklungen informiert und konnten auch Anregung aus der Praxis in die Schule
mitgeben. Zusätzlich zu den klinikbezogenen Treffen fanden auch in regelmäßigen Ab-
ständen Praxisanleitertreffen statt, die durch eine verantwortliche Lehrkraft der Schule
geplant und organisiert wurden. Diese Vorgehensweisen schafften ein hohes Maß an
Transparenz.

In der Umsetzung des Modellprojektes wurden Lernaufgaben entwickelt, um die Ler-


norte Schule und praktisches Berufsfeld deutlicher zu verknüpfen. Diese Lernaufgaben
bedürfen der Evaluation und Weiterentwicklung, vor allem durch mehr Lernaufgaben,
die von den Praxislernorten entwickelt und gestellt werden.

In der Beschreibung der Zielsetzung der einzelnen Lernfelder und Lernsituationen wird
deutlich, dass berufliche Kompetenz nur entwickelt wird, wenn beide Praxisorte dies
ermöglichen. Bestimmte Erfahrungen können sogar nur am praktischen Lernort ge-
macht werden, sodass nur dort diese Kompetenzen erworben werden können, teilweise
natürlich schon noch auf der Grundlage von schulisch erworbenem Faktenwissen. Dies

62
wird in den einzelnen Lernsituationen ausgewiesen und muss in die Überlegungen der
Lehrenden einfließen.

Seit mehreren Jahren arbeiten die Pflegerischen Schulen mit einem Ausbildungsordner
für die Schülerinnen und Schüler. Diese Ausbildungsbegleitmappe, welche die Schüle-
rinnen und Schüler in der praktischen als auch in der theoretischen Ausbildung immer
vor Ort haben sollten, wurde durch eine Kurzfassung des von uns entwickelten Curri-
culums ergänzt. Durch diese Kurzfassung ist es den Schülerinnen und Schüler wie auch
den Praxisanleiterinnen und –anleitern möglich, die Zielsetzungen der jeweiligen Lern-
felder/Lernsituationen in einem kurzen Überblick zu erfassen. In Kombination mit der
Zusammenfassung der Blockinhalte, die ebenfalls in der Ausbildungsbegleitmappe ab-
geheftet werden, können die Praxisanleiterinnen und –anleitern die Lernangebote von
Station mit den Zielsetzungen des Curriculum und dem schulisch erworbenen Wissen
abstimmen.

Praktische Pflegeausbildung leidet, wie schon fast immer in ihrer historischen Entwick-
lung, unter den arbeitsintensiven Belastungen des Berufsalltags, bei denen wenig Zeit
bleibt für die Anleitung des pflegerischen Nachwuchses. Diese Entwicklung nimmt of-
fensichtlich derzeit noch zu. Zwar bemühen sich Gesetzgeber und Landesbehörden
durch entsprechende Vorgaben zur Verbesserung der Ausbildungsqualität z.B. in der
Praxisanleitung und Praxisbegleitung, doch laufen diese unter dem ökonomischen
Druck im Gesundheitswesen und der damit erzwungenen Beschränkung und Redukti-
on von Pflegestellen vielerorts ins Leere.

Diese Misere kann auch ein kompetenzorientiertes Curriculum mit dem hehren Ziel
einer Verknüpfung der Lernorte nicht kompensieren oder aufheben.

4 Evaluation des Curriculums und Ausblick auf die Weiterentwicklung der


Pflegeausbildung

Das Land Rheinland-Pfalz möchte mit den Pflegerischen Schulen und den Erfahrungen
und Ergebnissen des Modellprojekts und dem vorliegenden Curriculum einen Ausbil-
dungsgang von 2008 bis 2011 mit den drei differenzierten Berufsabschlüssen durchfüh-
ren. Ab 2009 ist an eine Erprobung einer dreijährigen komplett generalistischen Pflege-
ausbildung gedacht.

In der weiteren Anwendung des Curriculums in den Folgekursen ist eine kontinuierli-
che Evaluation notwendig. Auf allen Ebenen wie Struktur der Lernfelder und Lernsitu-
ationen, in der Zielsetzung sowie in Inhalten und Methodik bedarf es der Überarbei-
tung, Klärung und Abstimmung. Weitere Lernaufgaben aus beiden Praxisorten und
weitere Pflegesituationsbeschreibungen als Lerngrundlage sind zu erstellen. Weiter zu
entwickeln sind kompetenzorientierte Lernerfolgskontrollen für Theorie und Praxis
und die Konzepte für die Abschlussprüfungen. Ein schwieriges Arbeitsfeld bleibt die
praktische Ausbildung und im Besonderen die Gestaltung von Praxisanleitung und
Praxisbegleitung.

63
Die Betreuung der Praxisanleiter/-innen auf Station muss intensiviert werden, die Pra-
xisanleiter/-innen sind in ihrer Funktion in unterschiedlicher Form zu unterstützen und
zu fördern. Wünschenswert wäre, wenn in Absprache mit dem Pflegedirektorium, ein
gewisses Zeitbudget für die Aufgaben der Schüleranleitung ermöglicht werden könnte.
Die Praxisanleiter/-innen könnten durch die zuständigen Lehrkräfte gecoacht werden,
z.B. durch die Vorbereitung, Begleitung und anschließend gemeinsame Reflexion von
Schülergesprächen, insbesondere von Problemgesprächen. Ein weiterer Aspekt wäre
auch die gemeinsame Erarbeitung von Konzepten, wie z.B. einem Stationshandbuch
oder die Erstellung von Lernaufgaben, welche auf die Besonderheiten der Station abge-
stimmt sind.

Zur Curriculumevaluation ist die Zusammenarbeit mit einer Curriculumexpertin / ei-


nem Curriculumexperten notwendig, die / der im Austausch mit den Lehrenden die
Koordinierung weiterführender Abstimmung übernimmt. Dazu braucht es auch im
Lehrerteam zeitliche Freiräume, um diese Leistungen erbringen zu können. Für die
Evaluation ist nach entsprechenden Instrumenten und Methoden zu suchen, welche
den eigenen Intentionen anzupassen sind.
Zudem ist die Einrichtung einer Vollzeit-Stabstelle mit entsprechender Funktion einzu-
richten. Die Beauftragung einer Lehrkraft als Projektleitung mit Verpflichtungen in
Schulorganisation und Unterricht erscheint auf Grund der gemachten Erfahrungen im
Modellprojekt als nicht sinnvoll. Dadurch wird die Weiterentwicklung von Curriculum
und Ausbildung an vielen Stellen ins Stocken geraten oder sich mit einer geringeren
Qualität zufrieden geben müssen.

Weiterer Evaluationsbedarf besteht auf der Ebene des unterrichtlichen Geschehens. In


der konkreten Umsetzung und Auswertung der geplanten Inhalte und Lehrmethoden
benötigen die Lehrenden Unterstützung und Begleitung. Auch gegenseitiges Hospitie-
ren kann die Lehrerentwicklung fördern.

Die zuständigen Referate der Bundes- und Landesministerien werden sich mit den Er-
gebnissen der verschiedenen Modellvorhaben auseinandersetzen. Dem Gesetzgeber
muss die Dringlichkeit der Weiterentwicklung der Pflegeberufe und der Rahmenbedin-
gung der Pflegeausbildung deutlich gemacht werden. Noch immer überlässt der Staat
die Finanzierung der Gesundheits- und Kranken- sowie Kinderkrankenpflegeausbil-
dung (mit wenigen gesetzlichen Vorgaben) der Selbstverwaltung zwischen Kostenträ-
gern (Krankenkassen) und Ausbildungsträgern (i.d.R. Krankenhäuser).
Dass (Pflege-) Bildung nicht in ökonomische Überlegungen modernen Klinikunterneh-
mertums passt, bekommen die Ausbildungsstätten und die Qualität der Ausbildung zu
spüren. Hier besteht weiterer politischer Handlungsbedarf.

Im Unterschied dazu steht der schulische Teil der Altenpflegeausbildung unter staatli-
cher Aufsicht und (Mit-) Finanzierung. Hier erleben Auszubildende häufig eine größere
Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, wenn der Unterricht an staatlichen Berufs-
schulen erfolgt, teilweise durch pflegefremde Lehrkräfte. Dagegen bietet die räumliche
und historische Nähe von Altenpflegeschulen in privater / privat-gemeinnütziger Trä-

64
gerschaft auch eine inhaltliche Nähe in Theorie und Praxis, was traditionell auch auf die
Kranken- bzw. Kinderkrankenpflegeschulen zutrifft.

Wenn kleine Pflegeschulen aus ökonomischer Sicht nicht mehr sinnvoll erscheinen,
wird die Entwicklung von Zentralschulen unter dem Zusammenschluss mehrerer Aus-
bildungsträger sich weiter fortsetzen. Bei dieser Schulform gilt unser Plädoyer auch der
Zusammenführung der drei Pflegeberufsgruppen in einer gemeinsamen Ausbildung,
um entsprechend dem gesellschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Bedarf die Befä-
higung der Absolventinnen und Absolventen zur Pflege von Menschen aller Alters-
gruppen zu verwirklichen.

65
Teil D Curriculum Hauptdokument
Übersicht zu den curricularen Lernfeldern und Lernsituationen

Das Curriculum enthält 13 Lernfelder und insgesamt 93 Lernsituationen.

1. Lernprozesse gestalten
1.1 Sich in der Ausbildung orientieren
1.2 Lernen methodisch gestalten
1.3 In Gruppen und Teams lernen und arbeiten

2. Den Pflegeprozess theoriegeleitet anwenden


2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen
2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie ein Ver-
ständnis von professioneller Pflege entwickeln
2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung
und integrierten Versorgung unterstützen
2.4 Pflege dokumentieren
2.5 Pflege nach einem System organisieren
2.6 Pflegequalität sichern

3. Menschen in ihrem Lebenskontext wahrnehmen und begleiten


3.1 Menschen im Krankenhaus wahrnehmen und begleiten
3.2 Menschen im Altenheim wahrnehmen und begleiten
3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und begleiten
3.4 Sozial schwach gestellte Menschen wahrnehmen und aus ihrem Lebensbe-
zug heraus verstehen
3.5 Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklungs- und Veränderungsprozess
verstehen und begleiten
3.6 Alte Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen ver-
stehen und begleiten

4. Menschen bei der Lebensgestaltung unterstützen


4.1 Lebens- und Wohnraum von Menschen mit Pflegebedarf gestalten
4.2 Menschen biografieorientiert pflegen
4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren
4.4 Bildungs-, Kunst-, Kultur- und Spielangebote in die Tagesgestaltung integ-
rieren
4.5 Musik und Bewegung in die Tagesgestaltung integrieren
4.6 Feste und Feiern gestalten

5. Gespräche führen, beraten und anleiten


5.1 Kommunikation als Prozess gestalten
5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
5.3 Intra- und interdisziplinär kommunizieren
5.4 Themenbezogen beraten und anleiten

66
6. Menschen in der Selbstpflege unterstützen
6.1 Menschen professionell berühren und körperbildorientiert pflegen
6.2 Menschen beim Sehen und Hörern unterstützen
6.3 Menschen in verschiedenen Bewusstseinslagen und beim Schlafen unter-
stützen
6.4 Menschen beim Atmen unterstützen und beraten
6.5 Menschen bei der Temperaturregulation unterstützen und beraten
6.6 Menschen gesundheitsfördernd bewegen und mobilisieren
6.7 Menschen vor Dekubitus, Thrombose und Kontrakturen schützen
6.8 Menschen bei der Körperpflege unterstützen und beraten
6.9 Menschen bei der Körperpflege ihres Säuglings unterstützen und beraten
6.10 Menschen bei der Mundpflege unterstützen und beraten
6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen und beraten
6.12 Menschen bei der Ernährung ihres Säuglings unterstützen und beraten
6.13 Menschen bei der enteralen Ernährung unterstützen und beraten
6.14 Menschen bei der Urinausscheidung unterstützen
6.15 Menschen bei der Stuhlausscheidung unterstützen

7. Pflege als Wissenschaft verstehen und weiterentwickeln


7.1 Pflege unter historischen Aspekten reflektieren
7.2 Pflegeforschung auswerten
7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten
7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren
7.5 Im Pflegeberuf Perspektiven entwickeln

8. Rahmenbedingungen im Pflegehandeln berücksichtigen


8.1 Gesundheits -und sozialpolitische Rahmenbedingungen berücksichtigen
8.2 Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen
8.3 Ökologische Rahmenbedingungen berücksichtigen
8.4 Ökonomische Rahmenbedingungen berücksichtigen und

9. Gesundheit fördern und präventiv handeln


9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln
9.2 Den menschlichen Körper verstehen
9.3 Konzepte zur Gesundheitsförderung und Prävention umsetzen
9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen
9.5 Die persönliche Gesundheit erhalten
9.6 Mit belastenden Situationen umgehen
9.7 Arbeitssicherheitsregeln anwenden

10. Menschen in besonderen Lebenssituationen begleiten


10.1 Schwangere, Wöchnerinnen und gesunde Neugeborene begleiten
10.2 Menschen mit Schmerzen begleiten
10.3 Psychisch veränderte Menschen begleiten
10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten
10.5 Sterbende und trauernde Menschen unterstützen und begleiten

67
11. Bei Diagnostik und Therapie mitwirken
11.1 Menschen bei der Kreislaufregulation unterstützen
11.2 Physikalische Therapien auswählen und anwenden
11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen
11.4 Subcutane und intramuskuläre Injektionen verabreichen
11.5 Bei der Infusionstherapie assistieren
11.6 Wundmanagement durchführen
11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstützen
11.8 Labordiagnostik verstehen
11.9 Notfälle erkennen und bewältigen

12. Menschen in speziellen Gesundheitssituationen pflegen


12.1 Frühgeborene und kranke Neugeborene pflegen
12.2 Menschen mit Infektionserkrankungen pflegen
12.3 Menschen mit multiresistenten Keimen pflegen
12.4 Menschen mit chronischen Erkrankungen pflegen
12.5 Menschen mit onkologischen Erkrankungen pflegen
12.6 Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.7 Erwachsene mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.8 Alte Menschen mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.9 Menschen mit Erkrankungen des Herzens pflegen
12.10 Menschen mit Erkrankungen des Atemssystems pflegen
12.11 Menschen mit Erkrankungen des Harnsystems pflegen
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und des Dar-
mes pflegen
12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des Pankreas pfle-
gen
12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen
12.15 Menschen mit Erkrankungen des Blutsystems pflegen
12.16 Menschen mit Erkrankungen des Geschlechtssystems pflegen
12.17 Menschen mit Erkrankungen der Haut pflegen
12.18 Menschen mit Verbrennungen pflegen
12.19 Menschen mit Störungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates
pflegen
12.20 Menschen mit neurologischen Erkrankungen pflegen

13. Menschen rehabilitativ pflegen


13.1 Menschen mit Behinderung pflegen
13.2 Traumatisch verunfallte Menschen pflegen
13.3 Menschen mit Schlaganfall pflegen

(siehe Anlage 2: Übersicht der Lernfelder und Lernsituationen mit Stundenzuteilung).

68
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld

1 Lernprozesse gestalten (66 h)

Themenbereich der KrPflAPrV (2003): 10. Berufliches Selbstverständnis entwickeln und


lernen, berufliche Anforderungen zu bewäl-
tigen
11. Auf die Entwicklung des Pflegeberufs im
gesellschaftlichen Kontext Einfluss nehmen
12. In Gruppen und Teams zusammenarbeiten

Lernfelder der APflPrV (2002): 4.1 Berufliches Selbstverständnis entwickeln


4.2 Lernen lernen
4.3 Mit Krisen und schwierigen sozialen
Situationen umgehen

Im Mittelpunkt des Lernfeldes steht


die effektive Gestaltung des Lern- und Ausbildungsprozesses und das
kooperative Handeln in Lern- und Arbeitsgruppen in der Pflegeausbildung.

Zielsetzung

 Den eigenen Lern- und Ausbildungsprozess gestalten


 Lernmethoden kennen und anwenden
 In Gruppen und Teams lernen und arbeiten
 Kooperatives Handeln und interdisziplinäres Denken als Vorraussetzung für effi-
ziente Arbeitsergebnisse und Versorgungsqualität erkennen
 Sich für einen respektvollen Umgang der Teammitglieder untereinander engagieren
und konstruktiv mit Kritik umgehen
 Strategien der Konfliktbewältigung in Lern- und Arbeitsgruppen in der Pflegeaus-
bildung kennenlernen und anwenden

Didaktischer Kommentar und methodische Empfehlungen

Ausgangspunkt des Lernfeldes ist der Informationsbedarf der Auszubildenden zu Be-


ginn der Ausbildung hinsichtlich curricularer und organisatorischer Struktur der Aus-
bildung.
In der einführenden Lernsituation 1.1 zu Beginn der Ausbildung lernen die Schüler-
und Schülerinnen den Ort ihrer theoretischen Ausbildung und den/die Träger ihrer
Ausbildungsstätte/n kennen. Sie entwickeln erste Kontakte zu ihren Kurskolleginnen
und

69
–kollegen, lernen das Lehrerteam vom Lernort Schule und die hauptamtlichen Praxi-
sanleiter bzw. die Pflegedirektoren vom Lernort Praxis kennen und gestalten die Ein-
führungsphase der Pflegeausbildung mit. Sie werden über die curriculare Ausbil-
dungskonzeption für die Pflegeausbildung und über die Schul- und Ausbildungsorga-
nisation informiert. Außerdem erhalten die Schülerinnen und Schüler einen Überblick
über die Einsatzgebiete ihrer praktischen Ausbildung. Im Rahmen einer Hospitations-
woche erkunden die Lernenden anhand von Arbeitsaufträgen wesentliche Einrichtun-
gen der betrieblichen Ausbildung.
In der Lernsituation 1.2 Lernen methodisch gestalten erfolgt eine Standortbestimmung zur
Lernkompetenz der Schülerinnen und Schüler. Die Lernenden reflektieren ihr eigenes
Lernverhalten und ihre Lernmotivation und ermitteln gemeinsam mit dem / der Leh-
renden Bedarf an Weiterentwicklung methodischer Kompetenzen im Bereich des Ler-
nens.
Ein weiterer Schwerpunkt des Lernfeldes ist die kritisch-konstruktive Auseinanderset-
zung mit kooperativen Lern- und Arbeitsgruppen der schulischen und betrieblichen
Ausbildung: „Wie können die eigenen Interessen bzw. die Interessen der eigenen Be-
rufsgruppe in die Gruppe / das therapeutische Team eingebracht werden? Wie kann
Teamarbeit verbessert und wie können Konflikte gelöst werden?“ Auf der Grundlage
solcher Schlüsselprobleme können die Fähigkeiten der Auszubildenden zur Selbst- und
Mitbestimmung sowie zur Solidarität weiterentwickelt werden.
Zum Einsatz kommen im Lernfeld 1 daher sowohl erfahrungsbezogene Unterrichtsme-
thoden, wie die Darstellung erlebter Situationen im Pflegeteam in Form von Rollenspie-
len oder die Reflexion von Erfahrungsberichten der Lernenden über Teamkonflikte, als
auch kooperative Unterrichtsmethoden, die den Diskurs und den argumentativen Aus-
tausch fördern, wie z.B. die gemeinsame Erarbeitung von Regeln für den Umgang mit-
einander im Kurs.
Die Lernenden entwickeln ein auf Kooperation und Koordination ausgerichtetes beruf-
liches Selbstverständnis und erkennen den Einfluss kooperativem auf die Qualität der
Arbeitsergebnisse und die Zufriedenheit der Menschen mit Pflegebedarf.

Lernsituationen dieses Lernfeldes

1.1 Sich in der Ausbildung orientieren


1.2 Lernen methodisch gestalten
1.3 In Gruppen und Teams lernen und arbeiten

70
LERNFELD 1 LERNPROZESSE GESTALTEN

Lernsituation 1. 1 Sich in der Ausbildung orientieren

Semester: 1 Stunden: 30

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das Erfassen und Verstehen von Struktur, Zielen und Organisation der
Pflegeausbildung, das gegenseitige Kennenlernen sowie das Erkennen und
Verstehen der Charakteristika der Einsatzbereiche innerhalb der
betrieblich-praktischen Ausbildung.

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Wichtige Ansprechpartnerinnen und -partner der theoretischen und praktischen
Ausbildung sowie die Räumlichkeiten kennen
 Respektvoll und wertschätzend mit anderen Menschen umgehen
 Struktur, Ziele und Organisation der Ausbildung verstehen
 Mit dem Schülercurriculum arbeiten
 Die Charakteristika unterschiedlicher Einsatzbereiche innerhalb der betrieblich-
praktischen Ausbildung erkennen und verstehen
 Prinzipien der Arbeitsorganisation in unterschiedlichen Einsatzbereichen der Pflege
erkennen und anwenden

Inhalte

 Begrüßung / Vorstellung / gegenseitiges Kennenlernen


 Erwartungen der Lernenden und der Lehrenden an die Ausbildung
 Curriculum mit Lernsituationen / Ausbildungsbegleitmappe
 Konzeptionen der Praxisanleitung und Praxisbegleitung
 Gestaltung des Miteinanders im Kursverband
 Einsatzbereiche der praktischen Ausbildung:
o Besonderheiten, Träger und Leistungen von stationären, teilstationären und
ambulanten Einrichtungen in der Pflege
o Arten von Krankenhäusern und krankenhausergänzenden Einrichtungen
 Unterbringung in Wohn- und Behandlungsbereichen im stationären und ambulan-
ten Bereich / Anforderungen an ein Pflegezimmer
 Arten von Pflegebetten
 Arbeitsräumlichkeiten des Pflegepersonals im stationären und ambulanten Bereich
 Arbeits- und Ablauforganisation im stationären und ambulanten Bereich

71
Methodenvorschläge

 Quiz zu berufsbezogenen und einrichtungsbezogenen Fragestellungen als Ausbil-


dungseinstieg
 Wandzeitung zu den Erwartungen / Wünschen / Befürchtungen im Zusammen-
hang mit der Ausbildung
 Erstellung von „Steckbriefen“ der Lernenden
 Reflexion eigener Wünschen an den Umgang miteinander im Kurs und gemeinsame
Erarbeitung von Regeln für den Umgang miteinander im argumentativen Diskurs
 Führung durch die Schule / das Schulgelände sowie das Krankenhaus durch Schü-
lerinnen und Schüler des 2. oder 3. Ausbildungsjahres
 Ermittlung und Reflexion der eigenen Bedürfnisse in Bezug auf Unterbringung und
Übertragung auf die Situation eines Menschen mit Pflegebedarf im Kranken-
haus/Altenheim und ambulanten Bereich in Einzelarbeit.

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Angress, C. (1997): Gestaltung von Anfangssituationen. In: Pflegepädagogik 2/97, S. 25-


27.
Knoll, J. (1997): Kleingruppenmethoden. 2. Auflage. Beltz Verlag, Weinheim.
Lauber, A. (2007): Prinzipien der Arbeitsorganisation in der Pflege. In: Lauber,
A./Schmalstieg, P. (Hrsg.) verstehen & pflegen, Bd.3 Pflegerische Interventionen.
Thieme Verlag, Stuttgart, S. 4-9.
Menche, N. (2004): Pflege heute. 3. Auflage. Elsevier Verlag Urban & Fischer, München.

72
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Name: ____________________
1.1 Sich in der Ausbildung orientieren
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


tung durch:
 Sie kennen die Arbeitsschwerpunkte in einer Früh- und Spätschicht.
 Mentor/-in
 Sie geben den chronologischen Ablauf schriftlich wieder.
 Sie ordnen die pflegerischen Tätigkeiten im Früh- und Spätdienst der Profes-
 Praxisanleiter/-in
sion der Mitarbeiter/-innen zu.
 Lehrer/-in

Aufgabenstellung:

Hospitationswoche innerhalb des Einführungsblocks im ersten Praxiseinsatzort


Gewinnen Sie einen Überblick über die Ablauforganisation Ihres ersten Praxiseinsatzortes und fixieren Sie
Ihre Beobachtungs- und Befragungsergebnisse schriftlich.
1. Zählen Sie in chronologischer Reihenfolge anhand eines Schichtplans (Frühdienst / Spätdienst) die
Schwerpunkte der pflegerischen Tätigkeiten auf.
Machen Sie dabei auch deutlich, welche Aufgaben nur ein- oder zweimal eingeplant sind und wel-
che sich auf die gesamte Schicht verteilen.

2. Zeigen Sie auf, welche Tätigkeiten von


 Altenpfleger/-innen
 Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/-innen
 Gesundheits- und Krankenpfleger/-innen
 Alten- bzw. Krankenpflegehelfer/-innen
 Praktikanten/-innen
 Zivildienstleistenden
u.a. durchgeführt werden.

Informationsquellen:
 Unterrichtsunterlagen
 eigene Beobachtungen
 Befragungen von Pflegekollegen / -innen

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

73
LERNFELD 1 LERNPROZESSE GESTALTEN

Lernsituation 1.2 Lernen methodisch gestalten

Semester: 1 Stunden: 14

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


der Erwerb, die Übung und die Vertiefung von Lerntechniken und –methoden
sowie die Weiterentwicklung des selbstorganisierten Lernens und der
Selbstreflexionsfähigkeit.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Lernvoraussetzungen

Keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Den eigenen Lerntyp einschätzen
 Lerntechniken und -methoden analysieren und anwenden
 Theorieinhalte und praktische Tätigkeiten reflektieren und transformieren
 Das eigene Denken und Handeln reflektieren
 Selbstorganisiert lernen

Inhalte

 Gedächtnisfunktion des Gehirns


 Lerntypen (Selbsttest)
 Lernstrategien
 Lernmotivation
 Lernorganisation
 Methoden zur Förderung der Merk- und Konzentrationsfähigkeit
 Definition und Bedeutung der Selbstreflexionsfähigkeit, Vorstellung des Bewer-
tungsbogens

74
 Die Mindmap Methode
 Präsentationsmethoden
 Literaturrecherche, Lese- und Rezeptionstechniken
 Grundlagen der EDV- Anwendung, Lernen mit dem Internet

Methodenvorschläge

 Selbsterfahrungtest zur Ermittlung des eigenen Lerntyps


 Einschätzung der eigenen Merkfähigkeit und Konzentration anhand von Test
 Ausprobieren von Übungen zur Förderung der Merkfähigkeit und Konzentration
 Denksportaufgaben/ Scherzfragen lösen
 Erstellen einer Mindmap
 Planen der Wochenlernzeit
 Gruppenauftrag zur Verwendung von Fachliteratur und zur Bibliothek am Beispiel
der Definition und Bedeutung des Begriffes „Rehabilitation“ und „Internetrecherche
mit Definition und Bedeutung des Begriffs „Kompetenz“ mit Erstellen einer Präsen-
tation

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Birkenbihl, V. F. (2003): Stroh im Kopf? Vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn-Benutzer. 44.


Auflage. MVG Verlag, Heidelberg
Helfrich, J./ Rube, S. (2001): Lernen in der Pflegeausbildung: Lerntechniken und Tipps
zur Prüfungsvorbereitung. Kohlhammer, Stuttgart
Huber, A. (2004): Kooperatives Lernen – kein Problem. Klett Verlag, Leipzig
Hussy, W. (1998): Denken und Problemlösen. Kohlhammer, Stuttgart
Kaiser, R./Kaiser, A. (2006): Denken trainieren, Lernen optimieren, Metakognition als
Schlüsselkompetenz. Ziel Verlag, Augsburg
Keller, G. (2005): Lerntechniken von A bis Z: Infos, Übungen, Tipps. Hans Huber, Bern
Realschule Enger (2005): Lernkompetenz II: Bausteine für eigenständiges Lernen.
Cornelsen Verlag, Berlin
Realschule Enger (2005): Lernkompetenz I: Bausteine für eigenständiges Lernen.
Cornelsen Verlag, Berlin
Reinhardt, K. (Hrsg.)(2003): Schreiben: Ein Handbuch für Pflege- und Gesundheitsbe-
rufe. Hans Huber, Bern
Schraeder-Naef, R. (2001): Rationeller Lernen lernen. Ratschläge und Übungen für alle
Wissbegierigen. 21.Auflage. Beltz, Weinheim
Vester, F. (1996): Denken, Lernen, Vergessen. dtv, München
Zimbardo, P.G., Gerrig, R.J. (1999): Psychologie. Springer Verlag, Berlin

75
LERNFELD 1 LERNPROZESSE GESTALTEN

Lernsituation 1.3 In Gruppen und Teams lernen und arbeiten

Semester: 3 Stunden: 22

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die professionelle Gestaltung der Interaktion und Kooperation im
therapeutischen Team.

Lernvoraussetzungen

1.2 Lernen methodisch gestalten


5.1 Kommunikation als Prozess gestalten
5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

9.6 Mit belastenden Situationen im Pflegealltag umgehen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Bedingungen und Funktionen von Teamarbeit verstehen und analysieren
 Gruppendynamische Prozesse verstehen und analysieren
 Bedeutung und Funktion von Führung in Gruppen verstehen und analysieren
 Funktion und Grenzen des therapeutischen Teams verstehen
 Anzeichen von Mobbing und/oder sexueller Belästigung erkennen und Maßnah-
men einleiten

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Hierarchische Strukturen im Einrichtungen des Gesundheitswesens erkennen, re-
flektieren und analysieren
 Konflikte in der inter- und intradisziplinären Zusammenarbeit wahrnehmen und
professionell damit umgehen
 Die Bereitschaft haben, bei Mobbing oder sexueller Belästigung das Schweigen zu
durchbrechen
 Interessen der eigenen Berufsgruppe vertreten

76
Lernort Praxis
 Mit anderen Berufsgruppen in Einrichtungen des Gesundheitswesens zusammenar-
beiten

Inhalte

 Reflexion der eigenen Berufsrolle


 Berufsgruppen im therapeutischen Team
 Gruppentheorie
 Teamarbeit
o Bedeutung und Funktion
o Einflussfaktoren
o Ressourcen
 Die Bedeutung von Normen und Werten in der inter- und intradisziplinären Zu-
sammenarbeit
 Konflikt und Konfliktlösung
 Mobbing und sexuelle Belästigung
o Begriffliche Klärung
o Begünstigende Faktoren
o Auswirkungen
o Prävention und rechtliche Möglichkeiten

Methodenvorschläge

 Einstieg mit der Karikatur „Fehlfunktion Gesellschaft“


 Fall „Frau Bergmann“ zur Erarbeitung der soziologischen Gesetzmäßigkeiten im
Gesundheitswesen
 Experiment „Erbsen zählen“ zur Einführung der Gruppenfunktion
 Bodenpräsentation zum therapeutischen Team
 Vorstellung der Arbeitsschwerpunkte ehrenamtlicher Mitarbeiter im Krankenhaus
oder Heim
 Analyse, Bewertung und Erarbeitung von Lösung erlebter Konflikte auf der Grund-
lage von Rollenspielen und Erfahrungsberichten im Rahmen eines Videoprojektes
 Fallbearbeitung zu Mobbing und sexueller Belästigung

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

77
Literatur

Belling, A. (2006): In Gruppen und Teams zusammenarbeiten. Werkstattbuch zu Pflege


heute. Urban & Fischer, München
Charlier, S. (2001): Grundlagen der Psychologie, Soziologie und Pädagogik für Pflege-
berufe. Thieme Verlag, Stuttgart
Kirchner, H. (2000): Pflegethema: Mobbing im Pflegeteam. Thieme-Verlag, Stuttgart
Menche, N. (2004): Pflege heute. Urban & Fischer, München
Milgram, S. (1997): Das Milgram-Experiment. Zur Gehorsamsbereitschaft gegenüber
Autorität. Rowohlt Verlag, Reinbek
Stanjek, K. (2005): Altenpflege konkret. Sozialwissenschaften.
Urban & Fischer, München
Stumpf-Schmidt, S. (2000): Gewalt in der Pflege: Warum sind Mobber hilflos und wa-
rum mobben Hilflose? In: Die Schwester / Der Pfleger, 42. Jg., 3/2000, S. 189-200
Wawrinowski, U. (1997): Grundkurs Psychologie, Studienbuch für Berufe im Gesund-
heitswesen. Verlag H. Stam GmbH, Köln
Wingchen, J. (2006): Kommunikation und Gesprächsführung für Pflegeberufe.
Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover
Kirchner, H. (2007): Frau gegen Frau. Konflikte im Team. In: Altenpflege 7/2007, S. 27-
33

Internetquellen:
http:// www.cdht.de/teamentwicklung.html
Zugriff am 11. 1. 2008
http://www.mobbing-web.de
Zugriff am 16. 1. 2008
http://www.mobbing-net.de
Zugriff am 16. 1. 2008
http://www.uni-
augsburg.de/einrichtungen/frauenbeauftragte/gleichstellung/sexuelle_belaestigung/
Zugriff am 16. 1. 2008

78
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld

2 Den Pflegeprozess theoriegeleitet anwenden (92h)

Themenbereich der KrPflAPrV (2003): 1. Pflegesituationen bei Menschen aller Alters-


gruppen erkennen, erfassen und
bewerten
3. Unterstützung, Beratung und Anleitung in
gesundheits- und pflegerelevanten Fragen
fachkundig gewährleisten
6. Pflegehandeln an pflegewissenschaftlichen Er-
kenntnissen ausrichten
7. Pflegehandeln an Qualitätskriterien, rechtlichen
Rahmenbedingungen sowie wirtschaftlichen
Und ökologischen Prinzipien ausrichten.

Lernfeld der APflAPrV (2002): 1.1 Theoretische Grundlagen in das altenpflegeri-


sche Handeln einbeziehen
1.2 Pflege alter Menschen planen, durchführen,
dokumentieren und evaluieren
3.2 An qualitätssichernden Maßnahmen in der
Altenpflege mitwirken

Im Mittelpunkt des Lernfeldes steht


der Erwerb methodischer Kompetenzen, die zur Systematisierung und Koor-
dination von Pflegehandlungen notwendig sind.

Zielsetzung

 Gezielt und systematisch beobachten


 Pflegeprozessmethode theoriegeleitet anwenden
 Pflegeorganisation kriterienorientiert bewerten
 Qualität in Institutionen des Gesundheitswesen entwickeln und sichern
 Dienstleistungen im Gesundheitswesen ökonomisch gestalten
 Pflegerische Fachgespräche professionell führen
 Intra- und interdisziplinär aufeinander abgestimmte Versorgung von Menschen mit
Pflegebedarf koordinieren und organisieren
 Versorgung von Menschen mit Bedarf an Pflege und medizinischer Versorgung in-
stitutionsübergreifend gestalten
 Konzepte zur integrierten Versorgung mit gestalten

79
Didaktischer Kommentar und methodische Empfehlungen

Zu Beginn der Ausbildung erfolgt eine Auseinandersetzung mit Grundfragen und Mo-
dellen beruflichen Pflegens. Die Schüler und Schülerinnen befassen sich hier intensiv
mit der Frage: „Was ist Pflege?“ und definieren Aufgaben und Anforderungen an be-
ruflich Pflegende. Sie entwickeln Prinzipien, welche in der Pflege handlungsleitend
sind.
Methodisch bietet es sich an, das Verständnis von Pflege, welches die Schüler und
Schülerinnen zu Beginn der Ausbildung mitbringen, zu analysieren und mit dem Ver-
ständnis von professioneller Pflege zu vergleichen.
Eine weitere wesentliche Lernsituation dieses Lernfeldes ist das Kennenlernen der Pfle-
geprozessmethode. Sie stellt die Basis dar für alle Lernfelder und Lernsituationen, in
denen Pflegebedarf eingeschätzt und Pflegeziele und Pflegemaßnahmen geplant,
durchgeführt und evaluiert werden. Die Schüler und Schülerinnen lernen die Pflege-
prozessmethode als eine Methode der Problemlösung kennen, welche auch in Berei-
chen außerhalb der pflegerischen Berufspraxis Anwendung findet. Die Schüler und
Schülerinnen erwerben grundlegende Kompetenzen, welche für die Anwendung des
Pflegeprozesses bedeutsam sind, wie z. B. gezielt und systematisch zu beobachten, In-
formationen zu sammeln, zu ordnen, zu interpretieren und präzise schriftlich zu formu-
lieren.
Die Konzepte und Erklärungsmodelle für Pflege aus den verschiedenen Pflegetheorien
finden Anwendung in der Strukturierung des theoriegeleiteten Pflegeprozesses, z. B. in
der Gestaltung eines Assessmentinstrumentes nach der Struktur der Lebensaktivitäten
oder den Aktivitäten und existentiellen Erfahrungen des täglichen Lebens oder in der
Gliederung der Pflegemaßnahmen entsprechend den Pflegesystemen aus der Theorie
von Dorothea Orem.
Die Bedeutung von Beobachten und Wahrnehmen als Basiskompetenz für Pflegende
wird in allen Lernsituationen unterstrichen und zwar nicht nur im traditionellen Ver-
ständnis der Krankenbeobachtung, sondern in einem erweiterten Verständnis im Kon-
text von Prävention und Gesundheitsförderung.
Des Weiteren werden in diesem Lernfeld Ansätze der intra- und interdisziplinär auf-
einander abgestimmten Versorgung von Menschen mit Pflegebedarf in bestimmten Set-
tings der Pflege wie der Aufnahme, Entlassung und Überleitung von Menschen mit
Pflegebedarf thematisiert.
In der Lernsituation 2.4 Pflege dokumentieren erfolgt eine Integration des ganzheitlichen
Pflegeverständnisses bei der Anwendung der Pflegeprozessmethode. Die Lernenden
erfassen die Bedeutung EDV- gestützter Erhebung, Verarbeitung und Dokumentation
pflegebezogener Informationen und lernen den Pflegeprozess als eine qualitätssichern-
de Maßnahme kennen.
Es findet eine Verknüpfung dieses Lernfeldes mit dem Lernfeld 8 statt, insbesondere in
der Lernsituation 8.4 Ökonomische Rahmenbedingungen berücksichtigen. Faktoren der Leis-
tungserfassung und Leistungsberechnung in Pflege und Medizin werden in qualitätssi-
chernden Maßnahmen bedacht und Konzepte der integrierten Versorgung entwickelt.
Die Lernenden verstehen den Zusammenhang verschiedener Instrumente der Quali-
tätssicherung in der Pflege, wie z.B. der Pflegedokumentations- und –

80
organisationssysteme, Pflegestandards und weiterer Maßnahmen der Qualitätssiche-
rung.
Der Lernprozess in diesem Lernfeld ist stark kognitiv orientiert. Erfahrungsberichte der
Lernenden zu den Thematiken der einzelnen Lernsituationen werden unter den Foki
Koordination, Organisation, und Qualitätssicherung in der Pflege betrachtet. Dabei fin-
det aber gleichzeitig auch ein emotionaler Lernprozess statt, der die Befindlichkeit der
Lernenden und der Menschen mit Pflegebedarf berücksichtigt.
Das Lernen in Theorie und Praxis wird durch eine Lernaufgabe in der Lernsituation 2.4
Pflege dokumentieren gefördert, regelmäßige Reflexionsgespräche zum Lernprozess ver-
tiefen den Kompetenzerwerb.

Lernsituationen dieses Lernfeldes

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln
2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und bei
der integrierten Versorgung unterstützen
2.4 Pflege dokumentieren
2.5 Pflege nach einem System organisieren
2.6 Pflegequalität sichern

81
LERNFELD 2 DEN PFLEGEPROZESS THEORIEGELEITET ANWENDEN

Lernsituation 2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen

Semester: 1 Stunden: 16

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das Kennenlernen der Pflegeprozessmethode sowie das Erkennen der Bedeu-
tung der Wahrnehmung und Beobachtung in der Pflege von Menschen aller Al-
tersgruppen und die Selbsterfahrung der Wahrnehmung und Beobachtung mit
allen Sinnen.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln
2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und der
integrierten Versorgung unterstützen
2.4 Pflege dokumentieren
2.6 Pflegequalität sichern
5.1 Kommunikation als Prozess gestalten

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Die Bedeutung der bewussten Wahrnehmung und der gezielten Beobachtung für
eine adressatenorientierte Pflege erkennen
 Die Individualität in der Empfindung und Bewertung von Sinneseindrücken und –
reizen erkennen
 Den Pflegeprozess als Beziehungs- und Problemlöseprozess erkennen
 Die Bedeutung der einzelnen Schritte im Pflegeprozess verstehen
 Den Pflegeprozess als qualitässichernde Maßnahme kennen lernen

82
Lernort Praxis
 Einflussfaktoren der Wahrnehmung und Beobachtung kennen
 Gezielt und systematisch beobachten

Inhalte

 Definition und Abgrenzung von „Wahrnehmung“ und „Beobachtung“


 „Wahrnehmung“ und „Beobachtung“ als Prozess
 Wahrnehmung und Beobachtung mit den verschieden Sinnessystemen
 Einflussfaktoren der Wahrnehmung und Beobachtung
 Stufen der Pflegekompetenz (P. Benner) und deren Bedeutung für die Pflegeausbil-
dung
 Maslowsche Bedürfnispyramide
 Vorstellung und Erläuterung der Aktivitäten des täglichen Lebens nach Liliane
Juchli
 Grundlagen zum Pflegeprozess: Geschichte, Entwicklungen in der Pflegewissen-
schaft, gesetzliche Vorgaben
 Pflegeprozess als Beziehungs- und Problemlöseprozess
 Vorstellung der und Auseinandersetzung mit den einzelnen Phasen des Pflegepro-
zesses (1. Informationssammlung, 2. Pflegeproblem/Ressourcen, 3. Pflegeziel, 4.
Pflegemaßnahmen, 5. Pflegemaßnahmen durchführen, 6. Evaluation)
 Pflegeprozessmethode als Instrument pflegerischer Qualitätssicherung

Methodenvorschläge

 Seminar zur Selbsterfahrung der Individualität von Sinneseindrücken und –reizen


(Einzel- und Partnerübungen mit anschließender Auswertung im Plenum)
 Fantasiereise
 Übungen zu den einzelnen im Rahmen des Pflegeprozesses erforderlichen Aktivitä-
ten (z.B. pflegerelevante Informationen aus einer Pflegesituationsbeschreibung her-
ausfiltern
 Die praktische Anwendung des Pflegeprozesses finden überwiegend in den einzel-
nen Lernsituationen, insbesondere in 2.4 Pflege dokumentieren und in der prakti-
schen Ausbildung statt

Pflegesituationsbeschreibung

Zur Informationssammlung

Herr Manfred Keller, 67 Jahre alt, 170 cm groß, 70 kg schwer, wurde am 16.05.2007 vom
Notarzt ins Kreiskrankenhaus Grünstadt eingewiesen. Seine Ehefrau Elfriede, 63 Jahre
alt, erkannte am Morgen, dass es ihrem Mann plötzlich schlecht ging. Er hatte schwei-
ßige Hände und eine graue Gesichtsfarbe. Auf Ansprache reagierte er nicht.

83
Es wurde ein apoplektischer Insult diagnostiziert, der eine schlaffe Lähmung der ge-
samten rechten Seite und eine Aphasie zur Folge hatte.
Herr Keller befindet sich in einem guten Allgemein- und Ernährungszustand. Die Läh-
mung des rechten Beines ist bereits rückläufig, der Arm weist weiterhin eine schlaffe
Lähmung auf. Die Sprache ist teilweise verwaschen und schwer verständlich. Er rea-
giert auf Ansprache, ist jedoch zeitweise zeitlich und örtlich desorientiert und versucht
aus dem Bett zu gelangen.
Zurzeit besteht noch die verordnete Bettruhe. Er soll ab dem 19.05.2007 mobilisiert wer-
den. Die krankengymnastische Abteilung und die Logopädie wurden informiert.
Die Aphasie behindert ihn stark. Herr Keller reagiert auf diese Einschränkung zum Teil
ungeduldig. Seine Ungeduld äußert sich in Form von Wut und Traurigkeit. In diesen
Phasen schlägt er mit der weniger betroffenen Hand auf das Bett bzw. den Nachttisch
oder wendet sich traurig ab. Sehr betroffen ist er über seine momentane Urininkonti-
nenz und weint teilweise nach dem Betten.
Herr Keller ist stark kurzsichtig, seine Brille setzt er auch im Bett auf.
Nach Aufforderung wäscht er sich den Oberkörper eigenständig, vergisst jedoch, die
mehr betroffene Körperhälfte einzubeziehen.
Herr Keller hat eine Oberkieferzahnprothese. Beim Essen hat er vereinzelt Schluckbe-
schwerden, vor allem wenn er sich zur Eile getrieben fühlt.
Herr Keller lebt mit seiner Ehefrau und dem Kater Peterle in einer Doppelhaushälfte am
Stadtrand. Ihr gemeinsamer Sohn Jan lebt mit seiner Frau im Nachbarort. Besonders
stolz ist Herr Keller auf seine beiden Enkelkinder Bianca (3 Jahre) und David (5 Jahre).
Seine Frau bezeichnet den Kontakt zu ihnen als gut. Herr Keller genießt nach Aussagen
seiner Ehefrau das Rentnerleben. Früher war er als Versicherungsvertreter tätig.
Er steht früh auf (meist gegen 6:30 Uhr) und holt regelmäßig Vollkornbrötchen zum
Frühstück. Am Morgen liest er gewöhnlich die Tageszeitung. Tagsüber beschäftig er
sich gern im Garten oder in seinem Gewächshaus. Nach dem Mittagessen zieht er sich
ein Stündchen zum Mittagsschlaf zurück. Abends sieht er gerne 1-2 Stunden fern oder
hört klassische Musik. Am liebsten isst er deftige Hausmannskost; auf gar keinen Fall
mag er Pudding oder Brei. Er trinkt mit Vorliebe Milchkaffee und Pfefferminztee. Herr
Keller ist Nichtrauer und trinkt gelegentlich ein Bier. Besonderen Wert legt er, nach
Auskunft seiner Frau, auf sein gepflegtes Äußeres. Er ist es gewohnt, jeden zweiten Tag
zu duschen und benutzt täglich eine Munddusche zur Zahn- und Mundhygiene.
Herr Keller war im Kindesalter Linkshänder und wurde in der Schule zum Rechts-
schreiben „umerzogen“. Daher kann Herr Keller Tätigkeiten, wie Brot schneiden oder
Schrauben anziehen beidseitig ausführen; vornehmlich benutzt er jedoch die rechte
Hand. Mit der linken Hand kann Herr Keller nicht schreiben.
Es besteht bei ihm eine Pflasterallergie gegen braunes Heftpflaster und eine Allergie auf
menthol- und eukalyptushaltige Präparate.
Die Haut ist trocken, weißt aber keine Läsionen oder Rötungen auf. Herr Keller hat eine
Venenverweilkanüle am linken Handrücken.

(vgl. Budnik 2005, S. 185)

84
Literatur

Budnik, B.(2005): Pflegeplanung leicht gemacht – Für die Gesundheits- und Kranken-
pflege. 5. Auflage. München. Elsevier-Verlag
Hammer, A. (2001): Pflegeprozess. in: Lauber, Anette (Hrsg.). verstehen & pflegen Band
1 – Grundlagen beruflicher Pflege. Stuttgart; New York. Thieme-Verlag
Menche, N. (Hrsg.) (2004): Pflege heute. Kapitel 5 Organisation und Planung der Pfle-
ge. 3. Auflage. München. Elsevier-Verlag. S. 83-88
Lauber, A.; Schmalstieg, P. (2001): Wahrnehmen und beobachten. Thieme, Stuttgart
Leoni-Scheiber, C. (2005): Didaktik Pflegeprozess – Ein Leitfaden für den Unterricht.
Wien. Facultas Universitätsverlag
Loskamp,B. (et al.) (2003) Prozessorientiert pflegen. Grundlagen der Pflege für die Aus-
, Fort- und Weiterbildung. Prodos-Verlag
Sander, K. (2005) Aufgaben, Kommentare und Informationsblätter zur Lernsituation
„Wahrnehmen, beobachten, handeln“. Unterricht Pflege, 10. Jahrgang, Heft 5, S. 31-42
Sander, K.; Schneider, K. (2005): Wahrnehmen, beobachten, handeln – Unterrichtskon-
zept und Lernsituation. Unterricht Pflege, 10. Jahrgang, Heft 5, S. 27-30
Schneider, K. (2005): Wir sehen was wir sehen wollen. Unterricht Pflege, 10. Jahrgang,
Heft 5, S. 14-18
Unterricht Pflege 3/2003 Pflegeprozess im Unterricht. Prodos-Verlag
Zielke-Nadkarni, A. (2005): Das Kompetenzentwicklungsmodell nach Benner als
Grundlage von Wahrnehmungs- und Beobachtungsschulung. Unterricht Pflege. 10
Jahrgang, Heft 5, S. 2-5

85
LERNFELD 2 DEN PFLEGEPROZESS THEORIEGELEITET ANWENDEN

Lernsituation 2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden


sowie Verständnis von professioneller Pflege entwickeln

Semester: 1 Stunden: 14

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die theoriegeleitete Begründung und Reflexion pflegerischen Handelns.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und der
integrierten Versorgung unterstützen
2.5 Pflege nach einem System organisieren
2.6 Pflegequalität sichern
3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und versorgen
7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten
7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren
12.1 Frühgeborene und kranke Neugeborene pflegen
12.4 Menschen mit chronischen Erkrankungen pflegen
12.6 Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.7 Erwachsene mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.8 Alte Menschen mit psychischen Erkrankungen pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Ein professionelles Pflegeverständnis entwickeln
 Verhältnis zwischen Wissenschaft und Praxis, sowie das Verhältnis der Wissen-
schaften untereinander erkennen
 Pflegerisches Handeln theoriegeleitet und unter Bezugnahme auf wissenschaftlich
gesicherte Ergebnisse begründen (Evidence Based Nursing)
 Theoriebildung in einer Praxisdisziplin als handlungsleitend erkennen
 Pflegerisches Handeln theoriegeleitet begründen

86
Inhalte

 Was ist Pflege? Pflegeverständnis, Diskussion über verschiedene Definitionen, z.B.


WHO, DBfK etc.
 Pflege als Wissenschaft: Geschichtliche Entwicklung und Gegenstandsbereich
 Unterscheidungsmerkmale zwischen Selbstpflege, Laienpflege und professioneller
Pflege
 Professionalisierungsprozess in der Pflege
 Begriffsklärung: Pflegetheorien, -modelle und -konzepte
 Theorien und Modelle der Pflege: Klassifikation und Reichweite
 Einführung in ausgewählte Pflegemodelle (u.a. Orem, Peplau, Ro-
per/Logan/Tierney und Vergleich der Kernaussagen
 Verschiedene Ebenen der Theoriebildung (Metatheorien, Theorien großer, mittlerer
und geringer Reichweite)
 Einteilung der Pflegetheorien nach Meleis (Bedürfnistheorien und –modelle, Inter-
aktionstheorien und –modelle, Humanistische Theorie, Pflegeergebnistheorien und
–modelle)
 Elemente pflegerischer Theoriebildung: Beispiele von Pflegeleitbildern, Pflegekon-
zepten
 Zusammenhang zwischen Pflegewissenschaft und Pflegequalität

Methodenvorschläge

 Die Anwendung von Konzepten aus den Pflegetheorien können die Lernenden in
der Strukturierung von Anamnesebögen z. B. nach den ATL`s (N. Roper et al) oder
AEDL`s (M. Krohwinkel) nachvollziehen( Verknüpfung mit Lernsituation 2.3 Men-
schen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und der integrierten
Versorgung unterstützen)
 Zur Einführung in die Pflegetheorie nach D. Orem eignet sich die Betrachtung einer
Pflegesituation in der ambulanten Gesundheits- und Kinderkrankenpflege (Ver-
knüpfung mit 3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und versorgen)
 Es empfiehlt sich, die in der Interaktionstheorie von H. Peplau beschriebenen Pha-
sen, in denen sich Pflegekraft und Patient/-in befinden mit Hilfe einer Situationsbe-
schreibung einer psychiatrischen Patientin, z. B. einer jugendlichen Patientin mit
Anorexie zu erläutern (Verknüpfung mit Lernsituation 12.6 Kinder und Jugendliche
mit psychischen Erkrankungen pflegen).

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

87
Literatur

Arets, J. et al (1999): Professionelle Pflege. 3. Auflage. Bern; Göttingen; Toronto; Seattle.


Huber-Verlag
Buscher, I.. Theoriegeleiteter Pflegeprozess nach Orem – Protokoll einer Umsetzung:
Den situativen Pflegebedarf aufdecken. In: Pflegezeitschrift 5/2007. S. 246-249
Holoch, E. /Frech, S.: Familienorientierte Kinderkrankenpflege. Das Modell der famili-
en- und umweltbezogenen Pflege von Marie-Luise Friedemann und seine Relevanz für
die Ausbildung. In: Kinderkrankenschwester 20. Jhg. (2001) Nr. 10
Kühne-Ponesch, S. (2004): Modelle und Theorien in der Pflege. Wien. Facultas-Verlag
Lauber, A.: Pflegetheorien. In Lauber, A. (Hrsg.)(2001): verstehen & pflegen Band 1-
Grundlagen beruflicher Pflege. Stuttgart. Thieme-Verlag
Menche, N. (Hrsg.) (2004): Pflege heute. Kapitel 2: Professionelles Pflegehandeln. 3.
Auflage. München. Elsevier-Verlag. S. 20-36
Müller, E. (2001): Leitbilder in der Pflege: eine Untersuchung individueller Pflegeauf-
fassung als Beitrag zu ihrer Präzisierung. Bern; Göttingen; Toronto; Seattle. Huber-
Verlag
Schneider, K. / Sander, K. (2001): Pflegemodelle, Pflegetheorien, Pflegekonzepte: Un-
terricht Pflege – Grundlagen der Pflege für die Aus- Fort- und Weiterbildung – Heft 7.
Prodos-Verlag
Sonnleithner, E.: Pflegende als Co-Therapeuten. Therapie der Magersucht, In: Heilbe-
rufe , 12(2005)
Streyl, H.: Pflegetheoretisch gestützte Intervention in Familien mit einem chronisch
kranken Kind. Mit dem Ziel der Lebensbewältigung ( Teil1) In: Kinderkrankenschwes-
ter 19.Jg.(2000) Nr. 12
Streyl, H.: Pflegetheoretisch gestützte Intervention in Familien mit einem chronisch
kranken Kind. Die Pflegetheorie von D.E. Orem ( Teil2) In: Kinderkrankenschwester
20.Jg.(2001) Nr. 1
Wittneben, K. / Mischo-Kelling, M. (1995): Pflegebildung und Pflegetheorien. Mün-
chen; Wien; Baltimore. Verlag Urban & Schwarzenberg

88
LERNFELD 2 DEN PFLEGEPROZESS TEORIEGELEITEN ANWENDEN

Lernsituation 2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung,


Überleitung und bei der integrierten Versorgung unterstüt-
zen

Semester: 1 Stunden: 14

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


der Erwerb von grundlegender Handlungssicherheit in koordinierenden und
organisierenden Aktivitäten in der Pflegepraxis.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


2.4 Pflege dokumentieren

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

2.5 Pflege nach einem System organisieren


2.6 Pflegequalität sichern

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Die Bedeutung von Standards in der Sicherung von Pflegequalität erkennen, z. B.
beim Einsatz eines nationalen Expertenstandards zum Entlassungsmanagement
 Die Bedeutung patientenorientierter Pflegesysteme zur Steigerung der Pflegequali-
tät in Aufnahme-, Verlegungs-, Entlass- und Überleitungssituationen erkennen
 Die Bedeutung integrierter Versorgungskonzepte bei der Sicherung der Pflege- und
Behandlungsqualität und Kostenreduktion im Gesundheitswesen erkennen

Lernort Praxis
 Menschen in Aufnahme-, Verlegungs-, Entlass- und Überleitungssituationen pro-
fessionell begleiten
 Die theoriegeleitete Pflegeprozessmethode in verschiedenen Settings (Aufnahme,
Verlegung, Entlassung, Überleitung) anwenden
 Maßnahmen der Qualitätssicherung unter ökonomischen Gesichtspunkten in den
Prozessen der Aufnahme, Verlegung, Entlassung und Überleitung durchführen

89
Inhalte

Erste Teilsequenz:
 Aufnahmesituationen in Einrichtungen des Gesundheitswesen, z. B. im Kranken-
haus
o Analyse von Aufnahmesituationen, Anwenden des ersten Schrittes des
Pflegeprozesses
o Bereich Zentrale Aufnahme im Krankenhaus
 Prozesse der Verlegung, Entlassung und Überleitung in Einrichtungen des Gesund-
heitswesen
o Emotionen, Erwartungen
o Pflegerische Handlungskompetenzen
o Nationaler Expertenstandard Entlassmanagement
Zweite Teilsequenz:
 Konzepte der Überleitung / Casemanagement im Gesundheitswesen
 Integrierte Versorgungskonzepte

Methodenvorschläge

 Rollenspiel: Situation Aufnahmegespräches  Übungen zum Umgang mit dem


Anamnesebogen
 Analyse von Aufnahme, Verlegungs-, Entlass- und Überleitungssituationensituatio-
nen :
o Darstellung von Narrativen der Pflegeschüler-/innen im Rollenspiel und
kriterienorientierte Auswertung, z. B. anhand der Kriterien: Emotionen/
Erwartungen
o Darstellung von im Unterricht bearbeiteten Pflegesituationsbeschreibun-
gen im Rollenspiel und Auswertung nach der Struktur der Checkliste zur
PSB
 Studium von Artikeln aus Fachzeitschriften zu Konzepten der Überleitungspflege
und des Casemanagementes und Präsentation der Ergebnisse

Pflegesituationsbeschreibung

Heute ist der Entlassungstag von Frau Martin. Sie soll von der Station 7 Innere Medizin
nach Hause entlassen werden. Sie wurde vor 10 Tagen wegen eines Lungenödems auf-
genommen. Die kardiale Situation stabilisierte sich durch orale Digitalis- und Nitroprä-
parate. Unter Ruhebedingungen und in Situationen geringer Anstrengung besteht ak-
tuell keine Dyspnoe.
Sie sind für die Pflege von Frau Martin zuständig. Die Nachtwache berichtet Ihnen:
„Frau Martin hat nicht gut geschlafen. Sie klingelte öfter und klagte über Atemnot. Ich
beobachtete bei ihr eine regelmäßige, nicht erschwerte Atmung. Es war auch kein Bro-
deln zu hören. Ich kochte ihr ihren Hagebuttentee, den sie so gerne trinkt. Aber sie war
nicht zu beruhigen. Daraufhin rief ich Herrn Dr. Pora. Er hörte sie ab. Alles war unauf-

90
fällig. Da Frau Martin aber weiterhin über Atemnot klagte, verordnete er prophylak-
tisch einen Liter Sauerstoff über die Nasensonde. Den gab ich ihr. Darauf meldete sie
sich nicht mehr.
Sie gehen im Frühdienst in das Zimmer von Frau Martin, um ihr bei der Körperpflege,
insbesondere beim Anziehen der Ausgehkleider und dem Richten der persönlichen Sa-
chen für den Transport nach Hause zu helfen.
Als Frau Martin Sie sieht bricht sie in Tränen aus. „Wie soll das alles werden, Frau Con-
radt? Ich bin doch zu Hause ganz alleine. Ich fühle mich so schwach. Kann ich nicht
doch noch einige Tage bei Ihnen bleiben? Was ist, wenn ich daheim stürze oder wieder
so eine schlimme Atemnot bekomme? Ich bin doch ganz alleine. Mein Mann ist tot. Ich
habe keine Kinder. Die Nachbarin, welche immer mal zu mir rein geschaut hat, ist auch
letzten Sommer verstorben. Ich komme allein nicht mehr zurecht. Behalten Sie mich
doch bitte noch hier.

Literatur

Bühler, E. (Hrsg.) (2006): Überleitungsmanagement und Integrierte Versorgung – Brü-


cke zwischen Krankenhaus und nachstationärer Versorgung. Stuttgart. Kohlhammer-
Verlag
Dangel, B. (2004) Pflegerische Entlassungsplanung – Ansatz und Umsetzung mit dem
Expertenstandard. München. Elsevier-Verlag
Deutsches Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege (Hrsg.) (2004): Experten-
standard Entlassmanagement in der Pflege – Entwicklung-Konsentierung-
Implementierung. Fachhoschschule Osnabrück
Eveslage, K.(2003): Pflege nach Pfad. Erfahrungen mit der Einführung Klinischer Be-
handlungspfade in die Praxis. In: Heilberufe (12/03), S. 32-24
Fuhr, A. (2005): Vorbereitung auf anspruchsvolle Aufgaben. Primary Nursing in der
Ausbildung. Pflegepädagogik. In: Pflegezeitschrift (09/05), S. 564- 567
Hufnagel, M.; Sen, A.(2003) : Care- und Case-Management in der onkologischen Pfle-
ge. In: Die Schwester Der Pfleger 42.Jahrg. 4/03, S. 302- 307
Joosten, M.(1995): Von der Lücke zur Brücke. Pflege-Überleitung vom Krankenhaus in
die ambulante Betreuung . Pflege aktuell (10/95), S.683-686
Kircher,M., Wirnitzer,B.(2003): Zwei Ansätze für Case-Management. Die städtischen
Krankenhäuser München Bogenhausen und München Neuperlach stellen zwei unter-
schiedliche Modelle vor. In: Pflege Aktuell/ September 2003, S.462-465
Richarz, C.; Kirchner, M.(2005): Lotsen im Krankenhaus. Potenziale des stationären
Case-Managementes. In: Heilberufe (12/05), S. 52-56
Smerdka - Arhelger, I.(2006): Die Einführung des Primary Nursing. Erfahrungen in der
LBK Hamburg GmbH. In: Heilberufe (04/06), S. 22-24
Wirnitzer, B. (2002): Von der koordinierten Entlassung zum Case Management- Pflege
in integrierten Versorgungsformen. Pflege aktuell (6/02), S.332-335

91
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme,
2.3 Entlassung, Überleitung und bei der integrierten
Name: ____________________
Versorgung unterstützen Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


tung durch:
 Sie nehmen Menschen mit Pflegebedarf in unterschiedlichen institutionellen
 Mentor/-in
Settings wahr und begleiten sie.
 Sie erfassen Aufnahmedaten von Menschen mit Pflegebedarf
 Praxisanleiter/-in
 Sie fühlen sich in Menschen unterschiedlichen Lebensalters in kritischen Le-
benssituationen, z.B. bei der Aufnahme in ein Krankenhaus oder in ein Pflege-
 Lehrer/-in
heim ein.
 Sie tauschen sich mit Mitschüler/-innen über die erlebten Aufnahmesituatio-

nen aus und reflektieren sie.

Aufgabenstellung:
Beobachten Sie während der Hospitationswoche innerhalb des Einführungsblocks
eine Aufnahmesituation!
Beispiele:
 die Aufnahme eines Kindes oder eines Jugendlichen im Krankenhaus
 die Aufnahme eines/einer erwachsenen Patienten/Patientin im Krankenhaus
 die Aufnahme einer Bewohnerin / eines Bewohners im Pflegeheim
 die Aufnahme eines Menschen mit Pflegebedarf in der ambulanten Versorgung
Erfassen Sie durch Ihre Beobachtung folgende Aspekte:
1. Persönliche Daten des Menschen mit Pflegebedarf (Name anonymisiert, Alter, Geschlecht)
2. Grund für die Aufnahme
3. Angaben zu Begleitpersonen
(Zahl, ungefähres Alter, Geschlecht, Beziehung zum Menschen mit Pflegebedarf)
4. Verhalten des Menschen mit Pflegebedarf
5. Verhalten der Begleitpersonen
6. Verhalten der Pflegenden und anderer beteiligter Personen
7. Handlungen innerhalb der Aufnahmesituation

Das Erleben wird im Unterricht weiter ausgetauscht und reflektiert.


Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

92
LERNFELD 2 DEN PFLEGEPROZESS TEHROIEGELEITET ANWENDEN

Lernsituation 2.4 Pflege dokumentieren

Semester: 1 Stunden: 30

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die praktische Anwendung der Pflegeprozessmethode im Rahmen der Pflege-
planung/Dokumentation und die Arbeit mit Pflegediagnosen.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

5.1 Kommunikation als Prozess gestalten


2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen
2.6 Pflegequalität sichern

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Informationen sammeln, ordnen und interpretieren
 Individuelle Ressourcen für den Pflegeprozess erkennen
 Informationen aussagekräftig schriftlich formulieren
 Pflegehandeln planen, strukturiert gestalten und dokumentieren

Lernort Praxis

 Gezielt und systematisch beobachten


 Die Pflegeprozessmethode in bestimmten Settings wie Aufnahme, Entlassung, Über-
leitung, Pflegevisite, Pflegeübergabe anwenden

93
Inhalte

 Bedeutung der Pflegedokumentation


 Rechtliche Grundlagen/Dokumentationspflicht
 Handhabung der Dokumentationsformulare
o Was muss alles dokumentiert werden/Inhalte der Pflegedokumentati-
on/Verlaufsdokumentation
o Wie formuliere ich richtig? 6-W-Regel (Wer?, Was?, Wo?, Wie?, Wann?, Wa-
rum?)
 Vorstellung einzelner Software für den Bereich Pflegeplanung und -dokumentation
 Standardisierung der Pflegefachsprache
 Einführung in die Klassifikationssysteme NANDA und ENP®
 Vertiefung der ENP® als Grundlage für die Pflegeplanung
 Erstellung von Pflegeplanungen (Sammeln und Ordnen von Informationen, Ziele
formulieren, Prioritäten festlegen und Maßnahmen planen, alles dokumentieren
und abschließend beurteilen)
 Pflegestandards und Standardpflegepläne in der Pflegeplanung

Methodenvorschläge

 Anwendung der Problemlösemethode am Beispiel des Filmes Cast away mit Tom
Hanks
 Pflegeprobleme mit hoher Priorität in einer Pflegesituationsbeschreibung erkennen
und in Kleingruppen gemeinsam Probleme/Ressourcen formulieren. Anschließende
Vorstellung und Diskussion im Plenum

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Budnik, B. (2005): Pflegeplanung leicht gemacht – Für die Gesundheits- und Kranken-
pflege. 5. Auflage. München. Elsevier-Verlag
Hammer, A. (2001): Pflegeprozess. in: Lauber, Anette (Hrsg.). verstehen & pflegen Band
1 – Grundlagen beruflicher Pflege. Stuttgart; New York. Thieme-Verlag
Henke, F. (2007): Formulierungshilfen zur Planung und Dokumentation der Pflege. Mit
Hinweisen aus den Richtlinien des MDK. Stuttgart. Kohlhammer Verlag
Keitel, P. (2007) Handlungsorientierte Pflegdokumentation. Wissen, worauf es an-
kommt. Stuttgart. Kohlhammer Verlag
Loskamp, B.: Pflegediagnosen. In: Unterricht Pflege 5/2001 S. 22-26
Loskamp,B. (et al.) (2003) Prozessorientiert pflegen. Grundlagen der Pflege für die Aus-
, Fort- und Weiterbildung. Prodos-Verlag
Menche, N. (Hrsg.) (2004): Pflege heute. 3. Auflage. München. Elsevier-Verlag. S. 83-88

94
Wieteck, P. European Nursing care Pathways® - Pflegerische Behandlungspfade auf der
Basis von Praxisnahmen Theorien entwickeln. In: Printernet 11/2003, S. 84-94
Wieteck, P. European Nursing care Pathways® - Aus der Praxis für die Praxis. In: Pfle-
gezeitschrift 4/2004, S. 266-269
Wieteck, P. (Hrsg.) (2004): ENP® - European Nursing care Pathways – Standardisierte
Pflegefachsprache zur Abbildung von pflegerischen Behandlungspfaden. Bad Emstal.
Recom Verlag
Wieteck, P./Opel, B. (2006): Planen, Formulieren, Dokumentieren. Pflegediagnosen für
die Altenpflege auf Grundlage der standardisierten Pflegefachsprache ENP®. Bad Ems-
tal. Recom-Verlag
Wieteck, P.: Dokumentation mithilfe der standardisierten Pflegefachsprache ENP® -
Pflegeprozess detailliert und aktuell abbilden. In: Pflegezeitschrift 5/2007, S. 257-259

95
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Name: ____________________
2.4 Pflege dokumentieren
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:
Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-
 Sie können alle pflegerelevanten patientenbezogenen Daten mit Hilfe einer tung durch:
Checkliste (Anamnesebogen, Stammblatt,…) sicher und strukturiert, erfassen
und sich aus den gewonnenen Daten die daraus resultierenden Pflegeproble-  Mentor/-in
me ableiten.
 Sie können für die erkannten Pflegeprobleme passende Pflegeziele formulie-  Praxisanleiter/-in
ren.
 Sie planen unter Berücksichtigung der Ressourcen Ihres Patienten adäquate  Lehrer/-in
Pflegemaßnahmen


Aufgabenstellung:

1. Erfassen Sie die Pflegeanamnesedaten eines pflegebedürftigen Patienten (Erwachsener oder Kind)
zur ATL „Sich bewegen“. Nutzen Sie hierzu den Anamnesebogen Ihres praktischen Einsatzfeldes.

2. Formulieren Sie zwei Pflegeprobleme / eventuelle Ressourcen, Pflegeziele und Maßnahmen zur
ATL „Sich bewegen“.

Informationsquellen:

 Mitschriften, Unterlagen und Kopien der Unterrichte


o 2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen
o 2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und bei der in-
tegrierten Versorgung unterstützen
o 2.4 Pflege dokumentieren
o 6.6 Menschen gesundheitsfördernd bewegen und mobilisieren
o 6.7 Menschen vor Dekubitus, Thrombose und Kontrakturen schützen

 Pflege heute 3. Auflage, 7.5 ATL „Sich bewegen“, S. 213ff

Die Pflegeplanung führen Sie bitte auf dem beiliegenden ENP-Bogen durch.

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

96
LERNFELD 2 DEN PFLEGEPROZESS TEHORIEGELEITET ANWENDEN

Lernsituation 2.5 Pflege nach einem System organisieren

Semester: 2 Stunden: 8

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


der Erwerb von Handlungssicherheit bei der Koordination und Organisation
von Pflegearbeit.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

2.6 Pflegequalität sichern


2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und bei
der integrierten Versorgung unterstützen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Verschiedene Pflegeorganisationsmodelle kennen lernen
 Den Zusammenhang zwischen verschiedenen Kernelementen professionellen Pfle-
gens reflektieren
 Die Bedeutung des Pflegeorganisationssystems als Qualitätssicherungsmaßnahme
erkennen

Inhalte

 Pflegeorganisationssysteme: Funktionspflege, Patientenorientierte Pflege


 Zusammenhang zwischen verschiedenen Kernelementen professionellen Pflegens:
Pflegeverständnis, -prozess, -qualität und Pflegeorganisationssystem
 Pflegeorganisationssysteme und ihr Einfluss auf die Zufriedenheit der Pflegenden
und Menschen mit Pflegebedarf
 Bedeutung des Primary nursing als Qualitätssicherungsinstrument

97
Methodenvorschläge

 Erfahrungsberichte zu Pflegeorganisationsformen in den Einsatzgebieten der Pfle-


geschüler/-innen
 Kriterienorientierte Bewertung der in der Praxis kennen gelernten Pflegeorganisati-
onssysteme
 Bearbeitung von Artikeln aus Fachzeitschriften zu Primary nursing -Modellen

Pflegesituationsbeschreibung

Frau Wolf liegt auf der Station 4 der chirurgischen Abteilung. Vor 6 Tagen erhielt sie
eine Colonresektion und eine Anus praeter-Anlage. Heute half ihr die Pflegeschülerin
Magda Schleicher bei der Morgentoilette. Nach dem Frühstück nahm die Gesundheits-
und Krankenpflegerin Lisa Koch die Verbandwechsel bei ihr vor und beschrieb ihr den
Zustand der OP- Wunde und des Stomas. Anschließend kam der Pflegeschüler Andreas
Wittmann und führte die Vitalzeichenkontrolle durch. Er erzählte Frau Wolf, dass er
heute bei 15 Patienten den Blutdruck zu messen habe. Danach beriet der Gesundheits-
und Krankenpfleger Peter Schnell, Frau Wolf und ihre Tochter bezüglich der Stomaver-
sorgung. Vor dem Mittagessen brachte die Gesundheits- und Krankenpflegerin Ina
Osen Frau Wolf die oralen Medikamente und erklärte ihr, wie sie diese einnehmen sol-
le.
Dabei bricht Frau Wolf in Tränen aus:“Wie soll ich denn das alles bewältigen. Ich stelle
mich doch noch so ungeschickt an. Meinen künstlichen Darmausgang kann ich noch
lange nicht allein versorgen. Dabei soll ich schon bald entlassen werden. Ich möchte
nicht, dass mein Mann mir hilft. Er wird sich sicher vor mir ekeln. Davor habe ich
Angst.....“

Literatur

Börger A.(2000): Pflegerituale. Abt- Zegelin: Hrsg. der deutschsprachigen Auflage.


Bern: Hans Huber
Fuhr, A.(2005): Vorbereitung auf anspruchsvolle Aufgaben. Primary Nursing in der
Ausbildung. In: Heilberufe (09/05), S. 564- 567
Hasenjäger, A.(2006): Primary Nursing und Rooming in in der Neonatologie. In: Kin-
derkrankenschwester, 25. Jg. (08/06)
Manthey, M. (2005): Primary nursing. Ein personenbezogenes Pflegesystem. 2. Auflage.
Bern. Hans Huber-Verlag
Reinfeld, E.(2003): Alles aus einer Hand. Primary Nursing in der ambulanten Versor-
gung. In: Pflegezeitschrift (01/03). S. 27-29
Smerdka-Arhelger, I.(2006): Die Einführung des Primary Nursing. Erfahrungen in der
LBK Hamburg GmbH. In: Heilberufe (04/06), S. 22- 24
Traenapp, H.(2005): Primary Nursing. Ein Pflegekonzept der Zukunft?. In: Pflege Ak-
tuell (11/05). S. 602-605

98
Internetquellen:
http://www.vincentz.net/haeuslichepflege/ Zugegriffen am 16.06.2007
www.dbfk.de/fachgruppen/primary-nursing Zugegriffen am 27.12.2007

99
LERNFELD 2 DEN PFLEGEPROZESS TEHORIEGELEITET ANWENDEN
Lernsituation 2.6 Pflegequalität sichern

Semester: 1 Stunden: 10

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Bedeutung der Qualitätssicherung in und für die Pflege, die Ausei-
nandersetzung mit verschiedenen Konzepten, Methoden und Instru-
menten der Qualitätssicherung sowie die gesetzliche Vorgaben, die die
rechtliche Grundlage hierzu bilden.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln
2.4 Pflege dokumentieren

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

2.5 Pflege nach einem System organisieren


2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und bei
der integrierten Versorgung unterstützen
7.2 Pflegeforschung auswerten
8.4 Ökonomische Rahmenbedingungen berücksichtigen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Den Zusammenhang zwischen Pflegewissenschaft und Pflegequalität verstehen
 Den Anspruch, Bedeutungen und Erwartungen an pflegerischen Handelns mit
Blick auf die Qualitätssicherung bewusst machen
 Den Beitrag von Pflegestandards zur Verbesserung der Qualität in der Pflege er-
kennen
 Die Rechtsgrundlage zur Qualitätssicherung und –überprüfung in der Pflege ken-
nen
 Die Instrumente, Konzepte und Methoden der Qualitätssicherung in der Pflege ken-
nen lernen, diese nutzen und sich an ihrer Weiterentwicklung beteiligen
 Die Bedeutung von Standards in der Pflege verstehen

100
 Vor- und Nachteile von standardisierten und individuellen Pflegeplänen kennen
 Die Bedeutung wissenschaftlicher Erkenntnisse in Pflegestandards
/Expertenstandards im Rahmen der Rechtssprechung kennen

Lernort Praxis
 An der Umsetzung von Instrumenten der Qualitätsentwicklung und –sicherung
mitwirken

Inhalte

 Begriffsbestimmung: Qualität, Pflegequalität, Qualitätsmanagement


 Die vier Stufen der Pflegequalität modifiziert nach einem Entwurf der Kaderschule
für Krankenpflege Zürich
 rechtliche Grundlagen, gesetzliche Grundlagen, juristische
 Begriffsbestimmung: Pflegestandard, Standardpflegeplan
 Sinn und Zweck von Standards in der Pflege
 Merkmale und Funktionen von Standard- und individuellen Pflegeplänen
 Qualitätsdimensionen nach Donabedian
o Prozess-, Struktur- und Ergebnisqualität
 Entwicklung und Umsetzung von Standards in der Pflege
 Netzwerke zur Qualitätssicherung (z.B. Deutsches Netzwerk für Qualitätssicherung
in der Pflege (DNQP))
 Methoden und Instrumente des Qualitätsmanagements zur Sicherung und Über-
prüfung von Pflegequalität
o zentrale und dezentrale Methoden
o internes und externes Qualitätsmanagement

Methodenvorschläge

 Analyse von Pflegestandards, welche die Schüler aus ihren vorausgegangenen Pra-
xiseinsätzen mitbringen, anhand im Vorfeld definierter Kriterien
 Diskussion zu den Themen:
o Pro und Kontra „standardisierte / individualisierte Pflege“
o Qualitätsgeleitetes Arbeiten in der Pflege – Anspruch und Wirklichkeit oder
Gefährliche Pflege hier – Qualitätssicherung dort?
 Erfahrungsaustausch über in der Praxis eingesetzte / angewandte Instrumente zur
Pflegequalitätssicherung

Pflegesituationsbeschreibung

Altenpflegerin Grit hat eine Schrecksekunde. Die PDL ist am Telefon und bittet sie, auf
dem anderen Wohnbereich einen Katheterwechsel vorzunehmen. „Sie sind doch darin
fit, oder?“ „Ja, klar“ antwortet Grit. In ihrer Zeit in der Akutgeriatrie waren die behand-

101
lungspflegerischen Tätigkeiten ihr „tägliches Brot“. Schon damals hatte es sie geärgert,
wenn man Altenpflegerinnen nachsagte, sie könnten nicht spritzen oder ähnliches. Grit
arbeitet nach ihrer Babypause in einer Seniorenresidenz. Es ist ihr erster Katheterwech-
sel seit zwei Jahren. Bevor sie sich auf den Weg macht, konsultiert sie die hauseigenen
Pflegestandards. „Hätte ich alles gewusst“, brummt sie vor sich hin, „aber sicher ist si-
cher.“

Zitiert nach: Swoboda, Beate. Wissen, wo es steht. In: Altenpflege 10/2006.

Literatur

Baartmans, P. C.M. & Geng, V. (2006): Qualität nach Maß – Entwicklung und Imple-
mentierung von Qualitätsverbesserungen im Gesundheitswesen. 2. Auflage. Bern. Ver-
lag Hans Huber, Hogrefe AG
Giebing, H. et al. (1999): Pflegerische Qualitätssicherung – Konzept, Methode, Praxis. 3.
Auflage. Bern, Göttingen, Toronto, Seattle. Hans Huber Verlag
Gieske, M./Matscheko, N. (2006): Pflegequalität. In: Heuwinkel-Otter, Annette (2006)
Menschen Pflegen Band 1. Heidelberg. Springer-Verlag. S. 114-132
Görres, S. (1999): Qualitätssicherung in Pflege und Medizin. Bestandsaufnahme, Theo-
rieansätze, Perspektiven am Beispiel des Krankenhauses. Bern; Göttingen; Toronto; Se-
attle. Verlag Hans Huber
Eisenreich, T. (2003): Handbuch Pflegemanagement – Erfolgreich führen und wirt-
schaften in der Pflege. 2. Auflage. Neuwied, Köln, München. Luchterhand
Herrgesell, S./Runde, A. (2005): Qualitätsmanagement aktiv unterstützen – Grundla-
gen der Pflege für Aus-, Fort- und Weiterbildung Heft 17. Brake. Prodos Verlag
Menche, N. (Hrsg.) (2004): Qualitätssicherung und Management. In: Pflege heute. Mün-
chen. Elsevier-Verlag. S. 95-106
Prodos Verlag (Hrsg.) (2005): Unterricht Pflege - Qualitätsmanagement 1/2005 Brake.
Prodos-Verlag
Reinhart, M. (2002a): Studienbrief: Einführung in das Qualitätsmanagement. 2. Aufla-
ge. Hochschulverbund Distance Learning. Brandenburg
Reinhart, M. (2002b): Studienbrief: Pflege und Qualität. 2. Auflage. Hochschulverbund
Distance Learning. Brandenburg
Swoboda, B.: Wissen, wo es steht. In: Altenpflege 10/2006. S. 44-45

102
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld

3 Menschen in ihrem Lebenskontext wahrnehmen und be-


gleiten (104 h)

Themenbereich der KrPflAPrV (2003): 1. Pflegesituationen bei Menschen aller


Altersgruppen erkennen, erfassen und
bewerten
5. Pflegehandeln personenbezogen ausrichten

Lernfeld der APflAPrV (2002): 1.3 Alte Menschen personen- und


situationsbezogen pflegen
2.1 Lebenswelten und soziale Netzwerke alter
Menschen beim altenpflegerischen
Handeln berücksichtigen
3.1 Institutionelle und rechtliche
Rahmenbedingungen beim
altenpflegerischen Handeln
berücksichtigen

Im Mittelpunkt des Lernfeldes steht


die Situation von Menschen im Krankenhaus, im Altenheim und in der
ambulante Pflege
sowie die situativen Besonderheiten von Kindern, Jugendlichen, alten
sowie sozial schwach gestellten Menschen.

Zielsetzung

 Menschen mit Pflegebedarf in ihren spezifischen bzw. unterschiedlichen Lebenszu-


sammenhängen und –situationen wahrnehmen, sich in diese professionell hinein-
versetzen und sie darin begleiten
 Sich in Menschen mit Pflegebedarf, welche institutionellen Regeln und Zwängen
unterworfen sind, professionell einfühlen
 Sich mit Fragen der Autonomie und Abhängigkeit in institutionellen Settings ausei-
nandersetzen
 Sich in die Lebenslage von Personengruppen, welche durch ein besonderes Maß an
gesellschaftlich–sozialer Vulnerabilität gekennzeichnet sind, professionell hinein-
versetzen
 Entwicklungs- und biographiebezogene Phänomene im pflegeberuflichen Handeln
unter Bezugnahme auf entsprechende fachwissenschaftliche Konzepte und Hand-
lungsleitlinien reflektieren und in allen Phasen des Pflegeprozesses einschließlich
des Beratungsprozesses berücksichtigen

103
 Sich mit den Rollen der Beteiligten und der eigenen Rolle auseinandersetzen
 Grundlagen menschlicher Entwicklung und Sozialisation als Basis für die individu-
elle Ausrichtung des Pflegehandelns verstehen
 Im Pflegehandeln Möglichkeiten der individuellen Förderung und Unterstützung
von Entwicklungsprozessen erkennen und berücksichtigen
 Betroffene über institutionelle und finanzielle Möglichkeiten der Versorgung bera-
ten
 Die Kooperation verschiedener Berufsgruppen sowie die Überleitung zwischen ver-
schiedenen Institutionen mit gestalten

Didaktischer Kommentar und methodische Empfehlungen

In diesem Lernfeld befassen sich die Lernenden mit der Lebenssituation ihrer Klientel
in den verschiedenen Tätigkeitsfeldern der Pflege. Sie betrachten die soziale Situation
der Menschen mit Pflegebedarf in verschiedenen institutionellen Settings, in ihrer pri-
vaten häuslichen Umgebung und hinsichtlich der Entwicklung des Individuums.

Einerseits ist der Lebenskontext der Pflegebedürftigen unabhängig von Fragen pflegeri-
schen Agierens zu bedenken, doch hat die Auseinandersetzung mit der jeweiligen Le-
benssituation Konsequenzen für das berufliche Handeln.

In erfahrungs- und handlungsbezogenen Lernformen wie z. B. in Rollenspielen zu Auf-


nahmesituationen in verschiedenen Institutionen der Pflege und deren kriterienorien-
tierte Auswertung reflektieren die Lernenden Emotionen der Betroffenen und fühlen
sich in Krisenmomente von Menschen mit Pflegebedarf ein. Die Phänomene Angst und
Verdrängung werden in diesen Pflegesituationen näher betrachtet. Der Verlust der Au-
tonomie der Menschen mit Pflegebedarf und die Macht der professionell Pflegenden als
Einflussfaktor auf diesen Autonomieverlust werden in der Reflexion konflikthaltiger
Pflegesituationen aufgegriffen.

Durch Reflektion und Diskussion der unterrichtlich gesetzten Impulse als auch eigener
Erfahrungen sowie in Form von Erkundung und Befragung werden die Auszubilden-
den sensibilisiert für das Erleben von Menschen, die in Abhängigkeit von Versorgung
und Betreuung gezwungen sind. Zugleich werden verbliebene Fähigkeiten und Gestal-
tungsmöglichkeiten erfasst, mit dem Ziel, sie ins Pflegehandeln einzubinden.

Die Schüler und Schülerinnen erwerben sozialwissenschaftliches Hintergrundwissen zu


den verschiedenen Lebensphasen ihrer Klientel von der Geburt bis zum Tod.
Sie verstehen Konzepte menschlicher Entwicklung und Sozialisation als Basis für die
individuelle Ausrichtung des Pflegehandelns.

Die Lernsituation 3.4, in der Lernenden die Lebenswelt sozial schwach gestellter Men-
schen wahrnehmen und verstehen sollen, intendiert die Fähigkeit, Ursachen, Merkmale
und Auswirkungen der Situation, in der sich Gruppen unserer Gesellschaft befinden,
im beruflichen Handeln zu einzubeziehen. Sowohl in der stationären als auch in der

104
ambulanten Versorgung von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und alten Menschen
werden Pflegende mit Armut und anderen sozialen Problemfeldern konfrontiert.
Die Lernaufgaben in diesem Lernfeld lenken die Auszubildenden in der Reflektion der
Sichtweisen aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Bereits frühzeitig in der Ausbil-
dung nähern sie sich in verschiedenen Settings den personalen und institutionellen Be-
dingungen, unter denen pflegerische Versorgung und Betreuung erfolgt.
Beschwerden und Kritik, die ein Patientenfürsprecher / eine Patientenfürsprecherin
vorgetragen bekommt, werden erkundet. Eine Institution der ambulanten Patientenver-
sorgung ist zu analysieren. Belastungen in der ambulanten Versorgung von Pflegebe-
dürftigen und Entlastungsmöglichkeiten für Angehörige werden erfasst. Der Entwick-
lungsstand zu versorgender Kinder und Jugendlicher wird untersucht und passende
Beschäftigungsangebote entwickelt.

Die Lernenden berücksichtigen diese Konzepte in anderen Lernfeldern, insbesondere


bei der Planung und Durchführung von Maßnahmen der Beratung, Anleitung und
Schulung. Die individuelle Förderung und Unterstützung von Entwicklungsprozessen
werden an alters- und entwicklungsbezogenen Erfordernissen ausgerichtet.
Die Lernenden erfassen entwicklungsbezogene Daten und setzen diese um in der pro-
zessorientierten und der lebenslaufbezogenen Pflege. Hier erfolgt insbesondere eine
Verknüpfung mit Lernfeld 2 Den Pflegeprozess theoriegeleitet anwenden, Lernfeld 4 Men-
schen bei der Lebensgestaltung unterstützen und Lernfeld 8 Kommunikation und Edukation
gestalten. Wesentlich sind auch die Verknüpfungen der sechs Lernsituationen im Lern-
feld selbst.

Roper et al. (2002) begründet ihr Pflege- und Lebensmodell auf die verschiedenen Pha-
sen der „Lebensspanne“ eines Menschen von der Geburt bis zum Tod, die entsprechend
die gesamte menschliche Existenz, jede „Lebensaktivität“ und das komplette Verhalten
eines Individuums prägen und ausmachen. Pflegende sind mit Menschen aller Alters-
stufen konfrontiert und müssen sich auf die unterschiedlichen Bedürfnisse unterschied-
licher Altersgruppen einstellen. Dafür bedarf es einer fundierten Auseinandersetzung
mit Erlebniswelten der pflegerischen Klientel, des Eindenkens und Einfühlens, um dem
Menschen beruflich professionell (in dieser bewusst doppelten Bedeutung) begegnen
zu können. Dies ist Grund dafür, einen großen Teil der Lernsituationen für den Anfang
der Pflegeausbildung zu planen. Für die Reflektion der Situation sozial schwach gestell-
ter Menschen sowie die Situation des alternden Menschen erscheint es sinnvoll, zu-
nächst Erfahrungen im pflegerischen Berufsfeld zu sammeln, um erst dann in der un-
terrichtlichen Reflektion und Bearbeitung sich den Problemfelder zu nähern. Das empa-
thische Verstehen erst ist Voraussetzung für das helfende Begleiten.

In allen Teilen dieses Lernfeldes wird zudem die Entwicklung interkultureller Kompe-
tenz als übergeordnetes curriculares Ziel gefördert.

105
Lernsituationen dieses Lernfelds

3.1 Menschen im Krankenhaus wahrnehmen und begleiten


3.2 Menschen im Heim wahrnehmen und begleiten
3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und begleiten
3.4 Sozial schwach gestellte Menschen wahrnehmen und aus ihrem Lebensbezug
heraus verstehen
3.5 Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen
verstehen und begleiten
3.6 Alte Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen verstehen
und begleiten

106
LERNFELD 3 MENSCHEN IN IHREM LEBENSKONTEXT WAHRNEHMEN
UND BEGLEITEN

Lernsituation 3.1 Menschen im Krankenhaus wahrnehmen und begleiten

Semester: 1 Stunden: 8

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Sensibilisierung für die Situation und Interaktion der
Pflegenden, Patienten und Angehörigen in ihren unterschiedlichen Rollen im
Krankenhaus.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und bei
der integrierten Versorgung unterstützen
2.4 Pflege nach einem System organisieren
5.3 Intra- und interdisziplinär kommunizieren
8.1 Gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen berücksichtigen
9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln.

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Sich mit der eigenen Rollen als Pflegende auseinandersetzen
 Verhalten von Menschen im Krankenhaus reflektieren
 Die Situation der Menschen im Krankenhaus als Ausnahmesituation erkennen und
angemessen reagieren

Inhalte

 Patientencharta
 Patientenfürsprecher
 Begriffsbestimmungen: soziale Rolle, Position, Rollenset, Rollenkonflikte
 Erwartungen an die professionell Pflegenden.

107
 Unterstützungsmöglichkeiten und Grenzen der Pflegenden in den Einschränkungen
und Belastungen von Menschen im Krankenhaus.
 Trennungsreaktionen bei Kindern nach Robertson
o Protestphase
o Verzweiflungsphase
o Ablösungsphase

Methodenvorschläge

 Rollenspiel
 Erlebte Beispiele aus der Praxis
 Diskussion

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Bundesministerium für Gesundheit (2006): Patientenrechte in Deutschland.


4. Auflage, Berlin.
Köhler, T. (2002): Die Maschine kann nicht fühlen, ob der Mensch atmen will.
Reportagen aus dem Krankenhaus. Rotbuch-Verlag, Berlin.
Schneider, W. (1983): Der schwierige? Patient. Erlebnisberichte. 3. Auflage, Recom-
Verlag, Bad Emstal.
Zitzlsperger, J./Schwarz, A. (1999): Einblicke und Ausblicke. Menschen im Kranken-
haus. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg.

108
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

3.1 Menschen im Krankenhaus Name: ____________________


wahrnehmen und begleiten
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen im Krankenhaus Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


tung durch:
 Sie lernen die Patientenfürsprecherin / den Patientenfürsprecher in ihrer /
seiner Person und in ihrer / seiner Funktion kennen.  Mentor/-in

 Sie erleben Kritik und Beschwerden aus der Distanz der Patientenfürspreche-  Praxisanleiter/-in
rin / des Patientenfürsprecher
 Lehrer/-in
 Sie reflektieren diese aus der Perspektive der Pflegenden und setzen sich mit
dem Erleben von Patienten auseinander. 

Aufgabenstellung:
Informationsgespräch mit dem Patientenfürsprecher / der Patientenfürsprecherin

Vereinbaren Sie mit der Patientenfürsprecherin / des Patientenfürsprecher Ihres Krankenhauses ein per-
sönliches oder ein Telefongespräch über ihre / seine Aufgaben und die Beschwerden und die Kritik, die
Patienten an sie / ihn richten.

Informieren Sie sich vorher über die Aufgabe eines Patientenfürsprechers und bereiten Sie dieses Gespräch
mit entsprechenden Fragestellungen vor.

Berücksichtigen Sie in Ihrem Gespräch auch folgende Themen:

 Welches sind die häufigsten Bereiche, die eine Patientenfürsprecherin / ein Patientenfürsprecher
angehen muss?

 Welche Beschwerden können von Pflegenden bereits im direkten Kontakt und Umgang mit Patien-
ten auffangen und angehen?

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:

 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

109
LERNFELD 3 MENSCHEN IN IHREM LEBENSKONTEXT WAHRNEHMEN
UND BEGLEITEN

Lernsituation 3.2 Menschen im Altenheim wahrnehmen und begleiten

Semester: 1 Stunden: 8

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Klientel im Altenheim mit ihrem Pflege- und Betreuungsbedarf.
Diese Bedürfnisse sollen erkannt und bei der Überleitung und Aufnahme in ein
Pflegeheim berücksichtigt und angewendet werden.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung


und bei der integrierten Versorgung unterstützen
3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und begleiten
3.5 Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen verstehen und
begleiten
4.1 Lebens- und Wohnraum von Menschen mit Pflegebedarf gestalten
8.1 Gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen berücksichtigen
8.2 Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 die Pflegebedürftigkeit alter Menschen und die Möglichkeiten der pflegerischen
Versorgung einschätzen
 die Finanzierung von professioneller Pflege durch die soziale Pflegeversicherung
kennen und Betroffene beraten
 die aktive Mitbestimmung von Betroffenen respektieren und das Abhängigkeitser-
leben nachvollziehen
 die Überleitung aus dem Krankenhaus oder aus der ambulanten Pflege ins Heim
koordinieren und mit Kolleginnen und Kollegen im Heim sowie mit Mitarbeitenden
im Kliniksozialdienst und mit der Beratungs- und Koordinierungsstelle in der am-

110
bulanten Versorgung zusammenarbeiten
 in der Auswahl des Heims beraten und die Aufnahme ins Pflegeheim gestalten
 die Pflegeorganisation im Altenheim verstehen und die Perspektive der alten Men-
schen wahrnehmen
 Heimbewohnerinnen und -bewohner und ihre Angehörigen unterstützen, betreuen
und begleiten

Inhalte

 Daten zur Bevölkerungsstruktur und -entwicklung der BRD in Vergangenheit, Ge-


genwart und Zukunft
 Statistiken zur Pflegebedürftigkeit der deutschen Bevölkerung aus den aktuellen
Ergebnissen der Pflegeversicherung
 Aufbau und Leistungen der Pflegeversicherung
 Grundlagen des Betreuungsrechts
 Notwendigkeit und Gründe für die Heimeinweisung
 Kriterien für die Heimauswahl
 Strukturdaten zu Heimbewohnerinnen und –bewohner
 Finanzierung von Pflegeheimen
 Erleben der Bewohnerinnen und Bewohner sowie Einschränkungen und Belastun-
gen
 Mitbestimmungsrechte von Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen
 Zusammenarbeit in der Überleitung von der ambulanten Versorgung oder vom
Krankenhaus ins Altenheim
 Unterstützung bei der Aufnahme und Eingewöhnung ins Heim

Methodenvorschläge

 Medien- und Internetrecherche zu Berichten des MDK zur Versorgung alter Men-
schen in Heimen und in der ambulanten Versorgung
 Vorschläge eigener Vorstellungen oder den Vorstellungen von Angehörigen und
Freunden zur Auswahl eines Heimes und Vergleich mit entsprechenden Experten-
vorschlägen
 Erkundung in Pflegeheimen zur Situation der Bewohner/-innen und ihrem Erleben
 Podiumsgespräch und Expertenbefragung mit einer Heimleitung oder der Pflege-
dienstleitung eines Heimes, mit einer Mitarbeiterin / eines Mitarbeiters eines ambu-
lanten Pflegedienstes, mit der Sozialarbeiterin einer Beratungs- und Koordinie-
rungsstelle in der ambulanten Versorgung, mit dem Kliniksozialdienst und einer ge-
setzlichen Betreuerin / einem gesetzlichen Betreuer
mit Vorbereitung der Befragung in Schülergruppen und entsprechend eingesetzten
Moderatoren für das Podiumsgespräch
 Dokumentation der Pflegebedürftigkeit eines Patienten / einer Patientin und Infor-
mationsweitergabe auf einem Überleitungsbogen und Reflexion über die fehlenden
bzw. die zusätzlich zu ergänzenden Aspekte

111
 Protokollierung und Reflexion einer persönlichen oder telefonischen Kontaktauf-
nahme mit einem Sozialdienst oder einem Altenheim in der Überleitung eines Be-
wohners / einer Bewohnerin

Pflegesituationsbeschreibung

Situation 1:
Frau H. (über 80 Jahre alt) erzählt:
"Bis vor zwei Jahren habe ich noch alleine im Haus meiner Eltern gelebt. Irgendwann
ging das dann aber nicht mehr. Es war einfach zuviel und zu anstrengend für mich ge-
worden. Da hab' ich mich dann entschlossen, ins Heim zu ziehen, und ich kann Ihnen
sagen: Bis heute hab' ich’s nicht bereut. Ich bin also sozusagen ganz freiwillig hier
(lacht),.... und mir gefällt es auch sehr gut hier. Wir haben hier doch wirklich nichts aus-
zustehen, bekommen alles war wir brauchen. Wenn ich will, geht das auch. Was will
man denn noch mehr? ... Wenn ich jetzt zu Hause wäre, dann säße ich bestimmt ganz
alleine.“

Situation 2:
Herr G. (über 60 Jahre alt) erzählt:
"Ich komme mir hier so eingesperrt vor. Nichts kann ich mehr eigenständig machen.
Früher habe ich mir ein paar Kaninchen gehalten. Als Hobby habe ich das betrieben. So
was kann man hier alles vollkommen vergessen. Hier muss man sich in die große Mas-
se einfügen. Extrawürste sind da nicht drin, was ja auch verständlich ist. ... Es gibt hier
ja wirklich kaum etwas, das man für sich hat oder machen kann. So gut wie alles, was
ich früher in meiner Freizeit gemacht habe, das musste ich aufgeben, als ich hierher ge-
kommen bin.“

aus: Köther, I. et al. (2000): Altenpflege in Ausbildung und Praxis.


4. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart.

Literatur

Dan Produkte Pflegedokumentation (2002): Pflegeüberleitungsbogen.


4. Auflage. Dan Produkte, Siegen
Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (2002): Expertenstandard
Entlassungsmanagement in der Pflege.
DNQP Fachhochschule Osnabrück.
Füsgen, I. (2004): Geriatrische Grundlagen Band 1 und 2.
4. Auflage. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Gennrich, R. (2003): Qualitative und quantitative Erfassung des erforderlichen Pflege-
zeit- und Personalbedarfs in der deutschen Altenpflege. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Heiber, A. (1997): Pflegetagebuch Pflegeversicherung.
System und Praxis Heiber, Bielefeld.
Klie, T. (2000): Das Recht der Altenhilfe. Vincentz-Verlag Freiburg.

112
MDR-Umschau: Checkliste Alten und Pflegeheime.
http://www.mdr.de/umschau/201109.html (Zugriff 07.01.2008)
Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit Rheinland-Pfalz (o.J.):
Altern mit Zukunft. MASG Mainz.
Statistisches Bundesamt (2004): Bevölkerungsentwicklung in Deutschland. Wiesbaden.
Statistisches Bundesamt (2006): Kurzbericht Pflegestatistik. Wiesbaden.
Statistisches Bundesamt (2003): Im Jahr 2050 wird jeder Dritte in Deutschland
60 Jahre und älter sein. Wiesbaden.
Steinhagen-Thies, E. (2001): Das geriatrische Assessment. Schattauer-Verlag, Stuttgart.
Stiftung Warentest (2000): Pflege. So organisieren Sie die Hilfe. Stuttgart.
Verband der Angestellten-Krankenkassen / Arbeiter-Ersatzkassenverband: Entschei-
dungshilfe für die Auswahl einer stationären Pflegeeinrichtung.
Ohne Ort und Jahr.

113
LERNFELD 3 MENSCHEN IN IHREM LEBENSKONTEXT WAHRNEHMEN
UND BEGLEITEN

Lernsituation 3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und


begleiten

Semester: 1 Stunden: 10

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


der Mensch in der häuslichen Pflege.
Die Situation der ambulanten Pflege soll erkannt und gestaltet werden.

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie


Verständnis von professioneller Pflege entwickeln
2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung
und bei der integrierten Versorgung unterstützen
3.5 Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen verstehen
und begleiten
8.1 Gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen berücksichtigen
8.2 Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen
9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Sich mit der Rolle der Pflegekraft als auch der Rolle von Auszubildenden in der
häuslichen Pflege auseinandersetzen
 Die sozialen Rollen der Menschen in der ambulanten Pflege und deren Bezugsper-
sonen reflektieren
 Sich über die Betreuungsgegebenheiten und –erwartungen der Klientel im häusli-
chen Bereich informieren
 Pflegesettings im häuslichen Bereich mitgestalten
 In integrierten Versorgungssystemen mitwirken
 Bei Konzepten des Disease- und Casemanagements mitwirken
 Sich mit dem Konzept der Familiengesundheitspflege auseinandersetzen

114
Inhalte

 Die Klientel der ambulanten Versorgung


 Das Selbstbestimmungsrecht der Pflegeempfänger und ihrer Angehörigen
in der eigenen Wohnung und darüber hinaus
 Das Erleben der Pflege aus Sicht der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen
 Einschränkungen und Belastungen von ambulant versorgten Pflegebedürftigen und
ihrer Angehörigen
 Leistungen/ insbesondere Beratungsleistungen in der ambulanten Pflege
 Spezifika der ambulanten Kinderkrankenpflege
 Konzepte der Überleitung / Casemanagement
 Diseasemanagementprogramme
 Integrierte Versorgung

Methodenvorschläge

 Analyse von Pflegesituationen aus der häuslichen Pflege


(von den Auszubildenden erlebte / beobachtete und andere typische Pflegesituatio-
nen)
 Befragungen von Experten/-innen aus der ambulanten Gesundheits-, Kranken-,
Kinderkranken- und Altenpflege

Pflegesituationsbeschreibung

Die Pflegeschülerin Frau Kaiser versorgt mit der Gesundheits- und Krankenpflegerin
Frau Ritter einen Patienten nach einem Schlaganfall zu Hause.

Seit einer Woche kommt jeden Morgen der ambulante Pflegedienst und führt die In-
timpflege im Bett durch. Anschließend wird Herr Müller in den Rollstuhl mobilisiert
und erhält Unterstützung bei der Körperpflege am Waschbecken.
Er kann seinen Oberkörper alleine waschen. Neuerdings ist er wieder in der Lage, die
Rasur mit dem Elektrorasierer zu übernehmen. Allerdings kann Herr Müller am
Waschbecken nicht stehen. Deshalb ist es ihm recht, dass die Intimtoilette schon im Lie-
gen durchgeführt wurde.

Herr Müller kann im Bett seine Lage meistens selbständig verändern. Manchmal muss
er aber nach seiner Ehefrau rufen, damit sie ihn beim Lagern unterstützt, wenn er auch
wegen seiner Herzinsuffizienz zu schwach ist, um sich allein auf die Seite zu drehen. Er
kann nicht selbstständig aufstehen. Seine Frau kann ihm nur mit sehr viel Mühe aus
dem Bett helfen.
Über Nacht trägt er eine Inkontinenzhose, denn er ist oft zu ungeschickt, wenn er nach
der Urinflasche greift. Außerdem möchte er seine Ehefrau nicht unnötig bei der
Nachtruhe stören

115
Frau Ritter spricht zum wiederholten Male mögliche Erleichterungen bei der Pflege für
die Ehefrau und die Pflegekräfte des ambulanten Pflegedienstes durch ein Pflegebett
an. Schon beim ersten Beratungsgespräch zur Vorbereitung auf die Pflege zu Hause
wurde Frau Müller ein Pflegebett als Leistung der Pflegeversicherung empfohlen. Frau
Ritter erklärt noch einmal die Erleichterung beim Lagern und Waschen durch ein höhe-
res Bett. Durch das rückenschonende Arbeiten am Pflegebett hätten Frau Müller und
die professionell Pflegenden eine Förderung zum Erhalt ihrer Gesundheit.

Herr Müller stimmt dem zu. Er gibt zu bedenken, dass er sich in dem Pflegebett mit
Seitenschutz ohne Angst drehen könnte und dafür seine Frau nicht rufen müsste, wenn
sie z. B. schlafen würde.
Frau Müller bricht in Tränen aus: „Ich kann doch nicht einfach unser Ehebett wegge-
ben. Darin schlafen wir beide doch schon seit 35 Jahren.“

Literatur

Dobke, J., Köhlen, C., Beier, J. (2001):


Die häusliche Kinderkrankenpflege in Deutschland - Eine quantitative Erhebung zur
Situation von Anbietern häuslicher Kinderkrankenpflege. Pflege Nr. 14: S. 183-190.
Gebert, A., Schreitel, K. (2005): Mobil- das Projekt zur Erhaltung von Selbständigkeit
und Gesundheit im Alter. Erste Erfahrungen und Ergebnisse zum präventiven Hausbe-
such aus dem Projekt mobil. Pflege Aktuell, Nr. 11, S.592-594.
Hasseler, M. (2003): Auswirkungen gesundheitspolitischer Maßnahmen auf die ambu-
lante Pflege in Deutschland. Pflege Nr. 16, S. 222-229.
Isfort, M. (2005): Wie steht es um die Pflege? Das dip-Pflegethermometer 2004,Teil 2.
Pflegen Ambulant, , 16. Jahrgang Nr. 2.
Klie, T. (2005): Projekt Persönliches Pflegebudget. Pflege Aktuell, Nr. 11, S. 584-588.
Köditz, R. (2005): Verordnungsfähig. Häusliche Psychiatrische Krankenpflege.
Pflege Aktuell, Nr. 7/8 , S.397-399.
Meißner, M., Rennen-Allhoff, B. (2003): Die Rolle ambulanter Pflegedienste bei der
Versorgung alleinlebender Pflegebedürftiger. Pr-Internet, Nr. 7-8.
Menche, N. et al. (2007): Pflege heute.
5. Auflage, Verlag Urban & Fischer / Elsevier München. S. 1429-1440.
o.V. (2006): Top Thema : Reform der Pflegeversicherung.
Pflege Aktuell, Nr. 4, S. 179-191
Pohl, C. (2005): Europa sucht seine Regeln. Für die ambulante Pflege bringt die EU-
Erweiterung und die Liberalisierung des Dienstleistungssektors neue Probleme.
Pflege Aktuell, Nr. 7/8, S. 392-396.
Schmidt-Hackenberg, U. (2005): 10 Minuten für mehr Lebensqualität.
Pflegen Ambulant, 16. Jahrgang Nr. 2.

116
Curriculum- Lernaufgabe 1
Klassifikation

3.3 Menschen in der ambulanten Pflege Name: ____________________


wahrnehmen und begleiten
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in einer ambulanten Pflegeinstitution Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bei der Praxisbegleitung durch die
Lehrerin / des Lehrers
Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-
tung durch:
 Sie setzen sich mit der Rolle der Pflegenden als auch mit Ihrer Rolle als Pflege-
 Mentor/-in
schülerin in der häuslichen Pflege auseinander.
 Sie reflektieren die sozialen Rollen der Menschen mit Pflegebedarf in der am-
 Praxisanleiter/-in
bulanten Pflege und ihrer Bezugspersonen.
 Sie informieren sich über die Gegebenheiten und die Erwartungen in der Ver-
 Lehrer/-in
sorgung der Klientel in der häuslichen Pflege.
 Sie analysieren die Situation eines Menschen mit Pflegebedarf in der häusli-

chen Versorgung.

Aufgabenstellung:
Führen Sie ein Praxistagebuch für die Zeit Ihres ersten praktischen Einsatzes in der
ambulanten Pflege!
 Erfassen Sie Einschränkungen und Belastungen von ambulant versorgten Menschen mit Pflegebe-
darf und ihrer Angehörigen sowie die Entlastungsmöglichkeiten und –grenzen durch Pflegende.
 Halten Sie Ihre Ergebnisse in einer übersichtlichen Tabelle fest.
 Besprechen Sie die Beobachtungen, Erfahrungen und Arbeitsergebnisse bei der Praxisbegleitung
durch die Pflegelehrerin / den Pflegelehrer, soweit möglich unter Einbeziehung der für Sie ver-
antwortlichen Mentorin oder Praxisanleiterin.

Stellen Sie bei der Praxisbegleitung durch die Lehrkraft einen Patienten / eine Patien-
tin, den /die Sie in der ambulanten Pflege versorgen, vor!
Informationsquellen:
 Biografieerhebung, Pflegeanamnese und Pflegeplanung der Patientin / des Patienten
 Unterrichtsunterlagen und Pflegelehrbuch
 Baumgartner, L. / Kirstein, R. / Möllmann, R. (2003) :
Häusliche Pflege heute. Urban & Fischer, München/Jena.

Die Erfahrungen und Beobachtungen werden im weiteren Unterricht thematisiert.


Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

117
Curriculum- Lernaufgabe 2
Klassifikation
Name: ____________________
3.3 Menschen in der ambulanten Pflege
wahrnehmen und begleiten Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen im ambulanten Wahleinsatz Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: min. 7 Seiten
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe nach der Präsentation im nächsten Block
Die schriftliche Ausarbeitung und die Präsentation werden benotet
(70% schriftliche Ausarbeitung, 30% Präsentation).
Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-
tung durch:
 Sie haben sich eine ambulante Einrichtung ausgesucht mit einem Schwerpunkt in
der rehabilitativen, kurativen, palliativen und/oder präventiven Versorgung.
 Mentor/-in
 Im ersten Teil der Aufgabe analysieren Sie die Einrichtung.
 Sie beurteilen Instrumente der Qualitätssicherung und ihre Anwendung.
 Praxisanleiter/-in
 Im zweiten Teil der Aufgabe beschäftigen Sie sich umfassend mit einer Patienten-
/Klientensituation, ermitteln den individuellen Pflege-, Beratungs-, und/oder
 Lehrer/-in
Betreuungsbedarf und beurteilen den Erfolg der Maßnahmen.
Gliederung der Hausarbeit
1. Analyse der Einrichtung
1.1 Klienten/Patientengruppe
1.2 Arbeitsschwerpunkte/ Arbeitsspektrum
1.3 Aufbau der Institution/der Einrichtung (Organigramm)
1.4 Vertretende Berufsgruppen
1.5 Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen/ Einrichtungen
1.6 Arbeitszeiten
1.7 Instrumente der Qualitätssicherung (z.B. Leitbild, Standards, Dokumentation,
Überleitungsbogen,…)
1.8 Finanzierung der Einrichtung/Institution
2. Berufliches Handlungsfeld
2.1 Klienten/Patientengruppe
2.2 Arbeitsschwerpunkte/ Arbeitsspektrum
2.3 Exemplarische Beschreibung einer Patienten-/Klientensituation (Pflegesituations-
beschreibung)
2.4 Erhebung des individuellen Pflege-, Beratungs-, und/oder Betreuungsbedarfs
2.5 Tätigkeitsbeschreibung, z.B. Beschreibung eines Beratungsgesprächs oder Beschreibung
eines Handlungsablaufs
2.6 Bewertung der Maßnahmen
3. Reflexion/Evaluation
3.1 Bewertung der Umsetzung eines qualitätssichernden Instrumentes (1-3 Beispiele)
(kriterienorientiert)
3.2 Persönlicher Lernerfolg (Entwicklung der Fach-, personalen-, Methoden- und Sozial-
kompetenz)
Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in: Datum: Unterschrift:
 Praxisanleiter/-in:
Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

118
LERNFELD 3 MENSCHEN IN IHREM LEBENSKONTEXT WAHRNEHMEN
UND BEGLEITEN

Lernsituation 3.4 Sozial schwach gestellte Menschen wahrnehmen und aus


ihrem Lebensbezug heraus verstehen

Semester: 6 Stunden: 12

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


der sozial schwach gestellten Mensch in seinem spezifischen Lebenskontext
und dem daraus resultierenden Gesundheitsverhalten und Gesundheitsver-
ständnis.

Lernvoraussetzungen

3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und begleiten


9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln
9.3 Konzepte zur Gesundheitsförderung und Prävention umsetzen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie


Verständnis von professioneller Pflege entwickeln
3.5 Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen verstehen
und begleiten
4.2 Menschen biografieorientiert pflegen
8.1 Gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen berücksichtigen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Die aktuelle Situation und Entwicklung von Armut und Reichtum
in Deutschland einschätzen
 Die Bedeutung von Armut für Einzelpersonen, für Familien und für die Gesellschaft
beurteilen
 Merkmale sozialer Schichten kennen und verstehen
 Mögliche Ursachen von Armut kennen
 Mögliche Auswirkungen von Armut auf die emotionale Befindlichkeit sowie
die soziale und gesundheitliche Situation kennen und verstehen

119
Lernort Schule und Lernort Praxis
 Die persönliche Einstellung zu sozial schwach gestellten Menschen,
insbesondere wohnungslosen Menschen, reflektieren

Inhalte

 Definition und Bemessungsgrundlagen von Armut


 Armut und Reichtum in Deutschland
 Merkmale und Formen sozialer Schichtung in Deutschland
 Ursachen und Risiken der Armut
 Mögliche Auswirkungen von Armut auf die Lebenssituation, die
emotionale Befindlichkeit und die Gesundheit
 Ursachen und mögliche Auswirkungen von Wohnungslosigkeit
 Kooperation mit dem Sozialdienst in der Betreuung sozial schwach
gestellter Menschen
 Öffentliche Hilfen für sozial schwach gestellte Menschen
 Gesellschaftliche Verantwortung der Pflege

Methodenvorschläge

 Darstellung erlebter Begegnungen mit sozial schwach gestellten Menschen in Rol-


lenspiel / Pantomime
 Arbeitsteilige Gruppenarbeit: Ernährungsverhalten, Wohn- und Arbeitssituation
sowie Freizeitverhaltens sozial schwach gestellter Menschen
 Expertenbefragung zur Wohnungslosigkeit im eigenen Umfeld

Pflegesituationsbeschreibung

Ich bin 18 Jahre alt und habe vor 4 Monaten eine Ausbildung in der Gesundheits- und
Krankenpflege begonnen.
Es ist der 15. Dezember und mein erster Einsatz auf einer unfallchirurgischen Station.
12.00 Uhr vormittags, Frühdienst. Ich bekomme am Rande mit, dass wir einen Zugang
bekommen haben.
Mit der Anweisung, ich solle mir ein Paar Einmalhandschuhe einstecken, werde ich zu
Herrn Kern geschickt, den ich aufnehmen soll.
Mit Blutdruckapparat, Thermometer und Anamnesebogen ausgestattet, die Waage hin-
ter mir herziehend, begebe ich mich auf den Weg zu Zimmer 521.
Auf den Anblick, der sich mir bietet, bin ich in keiner Weise vorbereitet.
Herr Kern sitzt mit einem „Flügelhemd“ bekleidet auf seinem Bett, vor sich eine große
Plastiktüte, in der er offensichtlich etwas sucht.
Die Mitpatienten teilen mir sogleich mit, dass sie nicht bereit sind, die nächste Nacht
noch in diesem Zimmer zu verbringen. Sollten sie nicht umgehend in ein anderes Zim-

120
mer verlegt werden, würden sie noch am selben Tag auf eigene Verantwortung nach
Hause gehen.
Im Zimmer stinkt es unbeschreiblich und als ich mich Herrn Kern nähere, entdecke ich
an der Brotschnitte, die er mittlerweile in der Hand hält und zum Mund führt, Maden.
Meinen Einwand, dass er das Brot doch unmöglich noch essen könne, wehrt Herr Kern
ab. Ein bemüht unauffälliger Blick in die Plastiktüte lässt mich erahnen, dass dort neben
ein paar anderen Habseligkeiten auch noch andere Lebensmittel vor sich hin gammeln.
Ich beginne zu verstehen, warum ich Einmalhandschuhe mitnehmen sollte und versu-
che, mich auf die Pflegeanamnese zu konzentrieren.
Er sehe zwar nicht mehr so gut wie vor 20 Jahren, aber Brille…, nein, Brille habe er
nicht. Hörgerät brauche er auch nicht. Ob er Probleme mit der Ausscheidung habe?
Herr Kern schüttelt den Kopf. Der Geruch im Zimmer lässt vermuten, dass diese Aus-
sage nicht ganz zutrifft.
Ich bitte Herrn Kern, die Ärmel seines Flügelhemdes hochzukrempeln und möchte ei-
gentlich die Manschette des Blutdruckapparates anlegen. Beim Anblick des Armes je-
doch bin ich dazu nicht mehr in der Lage: Die gesamte Ellenbeuge ist von einem teils
blutigen, teils eitrig verkrusteten Ausschlag überzogen und die Haut ist übersät von
eigenartigen Gängen.
Ob ich mit Handschuhen und anschließender Händedesinfektion wohl – vor was auch
immer – ausreichend geschützt bin? Herr Kern fährt mich an, er möchte jetzt nur noch
in Ruhe gelassen werden und ich gebe mir nicht allzu viel Mühe, ihn zum Messen der
Körpertemperatur zu überreden.
Am „Pflegestützpunkt“ ergänze ich auf meinem Anamnesebogen, dass Herr Kern zwar
nur noch drei (kariöse?) Zähne, aber – natürlich – auch keine Zahnprothese hat.
Erst bei der Übergabe bekomme ich den Geruch des Zimmers allmählich aus der Nase
und ich erfahre: Herr Kern ist obdachlos.

Literatur

Beck, D. / Meine, H. (2007): Armut im Überfluss. Nachrichten aus einer gespaltenen


Gesellschaft. Steidl-Verlag, Göttingen.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2003):
Gesundheitsförderung für sozial Benachteiligte. Köln.
Klinger, N. / König, J. (2006): Einfach abgehängt. Ein wahrer Bericht über die neue Ar-
mut in Deutschland. Rowohlt-Verlag, Berlin.
Lampert, T. / Ziese, T. (2005): Armut, soziale Ungleichheit und Gesundheit.
Expertise des Robert-Koch-Instituts zum 2. Armutsbericht der Bundesregierung. BMGS
Bonn.
Reutlinger, C. et al. (2007): Erziehung zur Armut? Soziale Arbeit und die ‚neue Unter-
schicht. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden.

121
Internetquellen:
http://www.wohnungslos-in-berlin.de/texte/ritz02.htm
Zugriff am 22. 1. 2008
http://www.wohnzukunft.net/index.php4?content=projekt&projekt_id=29
Zugriff am 22. 1. 2008

122
LERNFELD 3 MENSCHEN IN IHREM LEBENSKONTEXT WAHRNEHMEN
UND BEGLEITEN

Lernsituation 3.5 Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungs- und


Veränderungsprozessen verstehen und begleiten

Semester: 1 Stunden: 30

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


der alters- und entwicklungsgerechte Umgang mit Kindern und Jugendlichen
und das Erkennen von Abweichungen hinsichtlich des altersgemäßen Ent-
wicklungsstandes.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren


5.1 Kommunikation als Prozess gestalten

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis

 Den motorischen, kognitiven, sprachlichen, emotionalen und moralischen Entwick-


lungsstand eines Kindes oder eines/einer Jugendlichen einschätzen und Auffällig-
keiten erkennen
 Die Gesprächsführung und die Beratung von Kindern und Jugendlichen an deren
Entwicklungsstand ausrichten
 Mögliche Verhaltensreaktionen von Kindern auf Krankheit kennen und verstehen

Inhalte

 Entwicklungsphasen nach Piaget


 Persönlichkeitsentwicklung nach Erikson
 Kohlbergs Stufenmodell der moralischen Entwicklung

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 Körperliche Entwicklung des Kindes und des Jugendlichen
 Krankheitserleben und Krankheitsverständnis bei Kindern und Jugendlichen
 Sprach- und Sprechstörungen

Methodenvorschläge

 Befragung zum Krankheitserleben von Kindern und Jugendlichen

Pflegesituationsbeschreibung

,,Die betroffenen Kinder leiden unter einer Gedeihstörung im weitesten Sinne; sie er-
greift den körperlichen und den seelischen Bereich. Schon bei Säuglingen im Kinder-
heim sind Unterschiede gegenüber Kindern, die in Familien leben, zu bemerken, insbe-
sondere an Körpergröße und Körperkraft, Bewegungsfreude, Gewebsspannung, stati-
scher und geistiger Leistung, Mimik, Blick der Augen, Farbe und Frische der Haut. Ist
die Ansprache mangelhaft, so fehlen Anregungen zu geistiger Auseinandersetzung,
zum steten Lernen und auch zu körperlicher Betätigung. Ein Kind braucht Lob, ermun-
ternde Gesten, ein fröhliches Gesicht und die Liebkosungen der Ammen und der Erzie-
her.“

(Salimbene de Adam aus Parma, 13. Jahrhundert)

Literatur

Ayres, A.J. (2002): Bausteine der kindlichen Entwicklung.


Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg.
Cooper,C. (2007): Wie Babys wachsen. So entwickelt sich Ihr Kind von 0 bis 3 Jahren.
Urania-Verlag, Freiburg.
Erikson, E.H. (1973): Identität und Lebenszyklus. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt/Main.
Erikson, E.H. (1988): Der vollständige Lebenszyklus. Suhrkamp-Verlag, Frank-
furt/Main.
Kohlberg, L. (1996): Die Psychologie der Moralentwicklung.
Suhrkamp-Verlag, Frankfurt/Main.
Mandl, H. (1975). Kognitive Verläufe von Grundschülern. Oldenbourg. München
Oerter, R. & Montada, L (Hrsg.) (2002): Entwicklungspsychologie (5., vollst. überarb.
Aufl.). Beltz. Weinheim
Piaget, J. (1972): Theorien und Methoden der modernen Erziehung. Molden-Verlag,
Wien.
Piaget, J. (1988): Das Weltbild des Kindes. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München.
Piaget, J./Inhelder, B. (1993): Die Psychologie des Kindes.
Deutscher Taschenbuch-Verlag, München.
Piaget, J. (2003): Meine Theorien der geistigen Entwicklung. Beltz-Verlag, Weinheim.

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Strauch, B. (2003): Warum sie so seltsam sind. Gehirnentwicklung bei Teenagern. Berlin
Verlag. Berlin
Thomas, R.M./Feldmann, B. (2002): Die Entwicklung des Kindes. Ein Lehr- und Praxis-
buch. Beltz-Verlag, Weinheim.

Informationsbroschüre
Barmer und Mehr Zeit für Kinder e. V. (Hrsg.) (2002). Eltern sein - Die ersten Jahre.
Ideen, Informationen und Gesundheitstipps für die junge Familie. 2. Auflage

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Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

3.5 Kinder und Jugendliche in ihren Ent- Name: ____________________


wicklungs- und Veränderungsprozessen
Kurs: ____________________
verstehen und begleiten
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung Pädiatrie Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: max. 2 Seiten
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:
Ergebnisse werden in den Unterricht integriert!
Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-
tung durch:
 Sie analysieren den Entwicklungsstand von Kindern.
 Mentor/-in
 Sie entwickeln Ideen zur Beschäftigung mit Kindern und setzen diese um.
 Praxisanleiter/-in
 Sie reflektieren Ihr Beschäftigungsangebot und entwickeln es weiter.
 Lehrer/-in
 Sie präsentieren Ihre Ergebnisse in schriftlicher Form und im Unterricht.


Aufgabenstellung:
Entwicklung von Kindern und Jugendlichen verstehen und begleiten

1. Suchen Sie sich ein Kind oder mehrere Kinder im Alter von 3 bis 12 Jahren aus, das / die sie wäh-
rend Ihres Einsatzes in einer pädiatrischen Einrichtung für die Dauer von 60 Minuten allein betreu-
en.
2. Erfassen und beschreiben Sie kurz den kognitiven, sprachlichen und motorischen Entwicklungs-
stand dieses Kindes / eines dieser Kinder.
3. Zeigen Sie konkrete Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten für dieses Kind / für diese Kinder un-
ter Berücksichtigung von Alter, Entwicklungsstand, Vorlieben und verfügbarer Zeit auf.
4. Setzen Sie Ihre Ideen in die Praxis um. Spielen Sie mit dem Kind / mit den Kindern.
5. Werten Sie anschließend gemeinsam mit Ihrer Mentorin oder Praxisanleiterin aus, ob und warum
Ihr Spiel- und Beschäftigungsangebot sinnvoll war, wie es von dem Kind / den Kindern ange-
nommen wurde und welche Alternativen es gegeben hätte.
6. Stellen Sie Ihre Ergebnisse schriftlich dar (Umfang max. 2 Seiten).

Informationsquellen:

 Unterrichtsunterlagen

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

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LERNFELD 3 MENSCHEN IN IHREM LEBENSKONTEXT WAHRNEHMEN
UND BEGLEITEN

Lernsituation 3.6 Alte Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungs-


prozessen verstehen und begleiten

Semester: 3 Stunden: 36

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


der Mensch im Alterungsprozess, der in seinen altersbedingten Verlusten und
Einschränkungen mit Respekt und Wertschätzung und auch in der Akzeptanz
seiner sexueller Bedürfnisse alter Menschen erkannt und begleitet werden soll.

Lernvoraussetzungen

3.2 Menschen im Heim wahrnehmen und begleiten


3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und begleiten
5.1 Kommunikation als Prozess gestalten

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

4.1 Lebens- und Wohnraum von Menschen mit Pflegebedarf gestalten


4.2 Menschen biografieorientiert pflegen
4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren
7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten
7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren
10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten
12.8 Alte Menschen mit psychischen Erkrankungen pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Bevölkerungsentwicklung in Deutschland und der übrigen Welt erkennen und die
Veränderungen für die Pflege ableiten
 Theorien zum Altern kennen und verstehen
 Normale Alterungsprozesse kennen
 Veränderte Bedeutung und veränderten Ausdruck der Sexualität im Alter verstehen

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Lernort Schule und Lernort Praxis
 Gefühl für den Begriff „Alt - Jung“ entwickeln und alte Menschen in der Gesell-
schaft wahrnehmen und ihnen im eigenen Denken und Handeln einen angemesse-
nen Platz einräumen
 Kritische Lebensereignisse im Lebens- und Alterungsprozess und speziell im Alter
anerkennen
 Strategien der Alltagsbewältigung speziell auch im Alter kennen und im Umgang
mit alten Menschen unterstützend aufzeigen
 Unterschiedliche Veränderungen und Verhaltensreaktionen des älteren Menschen
auf Verluste und Einschränkungen verstehen und akzeptieren
 Unterstützende Reaktionsweisen auf gelungene und nicht gelungene Verlustverar-
beitung entwickeln und anwenden
 Sexuelle Aktivität und Inaktivität alter Menschen wahrnehmen und akzeptieren
 Verdeckte Ausdrucksmöglichkeiten sexueller Bedürfnisse von alten Menschen in
Abhängigkeitssituationen erfassen
 Befriedigung sexueller Bedürfnisse alter Menschen in Abhängigkeitssituationen er-
möglichen und mit klarer Abgrenzung zur Belästigung unterstützen

Inhalte

 Alterstheorien
 Das Bild vom alten Menschen / Selbst – und Fremdbild
 Bevölkerungsentwicklung in Deutschland und der Welt
 Der alte Mensch in der Gesellschaft / Arbeit, Freizeit (Sport, Bildung, Reisen, Kultur
u. a.), Verkehrsmittel und -wege, Wohnen, Konsum (Ernährung, Mode, Medien u.
a.) „der alte Mensch als Kunde“, Religion u. w.
 Eigene Verluste und daraus resultierendes Erleben / Empfinden
 Veränderungen im Alter, z. B. Beendigung des Berufslebens, physiologische Verän-
derungen, rückwärtsgerichtete Blickrichtung und Interessenverschiebung, Ängste /
Angsterleben, u. a.
 Kritische Lebensereignisse allgemein und speziell im Alter
 Altern als Entwicklungsaufgabe, Alternsprozess und Entwicklungsphasen nach E.
Erikson
 Verändertes Verhalten und Erleben im Alter / Bewältigungsstrategien des älteren
Menschen auf Veränderungen und Verlusterlebnisse
 Strategien der Alltagsbewältigung wie Selektive Optimierung mit Kompensation /
SOK-Modell und kognitive Umstrukturierung
 Umgang der Pflegekräfte mit den gelungenen und nicht gelungenen Verhaltenswei-
sen von älteren Menschen auf Veränderungen und Verlusterlebnisse
 Veränderungen im Alter im Zusammenhang mit Sexualität bei Frauen und Män-
nern
 Gründe für sexuelle Aktivität und Inaktivität im Alter
 Äußerungen sexueller Bedürfnisse alter Menschen in Abhängigkeitssituationen in
Altenpflegeheimen, im ambulanten Bereich und in Krankenhäusern

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 Einstellungen, Haltungen professionell Pflegender zu den sexuellen Bedürfnissen
alter Menschen
 Konkrete Aufgaben, Tätigkeiten und schwierige Situationen im Zusammenhang mit
sexuellen Bedürfnissen alter Menschen in Abhängigkeitssituationen

Methodenvorschläge

 Brainstorming zum Einstieg: Was heißt für mich alt – jung? /Vergleich mit Ergeb-
nissen einer Umfrage
 Textstudium zu den Alterstheorien (Einzelarbeit mit schriftlicher Aussage für
Wandzeitung)
 Interviews an verschiedenen Orten mit Menschen unterschiedlichen Alters zur Fra-
ge: Wer ist alt? (Straße, Kaufhaus, Kindergarten, Altenheim, Krankenhaus, Super-
markt, Bushaltestelle, Imbiss u. a.) und Präsentation der Ergebnisse vor der Klasse
 Befragungen in verschiedenen Bereichen der Öffentlichkeit (Verkehr, Reisen, Ge-
schäfte, Betriebe, Freizeitangebote wie Theater/Kino/Konzerte, Sport, Kirchen, Ver-
eine u. a.) zu den Fragen: Wo und wie wird der alte Mensch in der Gesellschaft be-
rücksichtigt? Was wird ihm angeboten, wo und wie kann er teilnehmen am öffentli-
chen Leben?
 Darstellung verschiedener Bewältigungsstrategien auf Verlusterleben alter Men-
schen im partnerschaftlichen Rollenspiel
 Einstiegsgeschichte: „Erlaubnis für die Liebe?“ mit Austausch im Plenum und Er-
fahrungsberichten aus der Praxis
 Diskussion zu „Welche sexuellen Bedürfnisse gestehen junge Menschen älteren
Menschen zu?“
 Filme „Dein ist mein ganzes Herz – Liebe über 60“ und
„Zweite Halbzeit – Sex im Alter“
 Erfahrungsaustausch zu „Wie teilen alte Menschen in Altenpflegeheimen, Kranken-
häusern und der ambulanten Pflege ihre sexuellen Bedürfnisse mit?“

Pflegesituationsbeschreibung

Situation 1:
Florence Trew (1872-1963): „Ich bin gestorben“
Ich schreibe dieses Buch für Florence Trew, die lange Jahre in einem Pflegeheim lebte,
und für die vielen Millionen sehr alter Menschen wie sie. Als wir uns zum ersten Mal
begegneten, im Dezember 1940, war sie 68 Jahre alt, und ich war 8.
Aufgewachsen bin ich in einem Altersheim. Natürlich musste man mindestens 65 oder
älter sein, um aufgenommen zu werden. Aber ich lebte dort, weil mein Vater, ein Psy-
chologe, der Verwalter war. Meine Mutter war die erste diplomierte Sozialarbeiterin,
die in einem Altersheim arbeitete, sie baute dort die Abteilung Soziale Dienste auf.
Frau Trew war meine beste Freundin im Heim. Trotzdem durfte ich sie nie beim Vor-
namen nennen. Immer blieb sie „Frau Trew". Sie war groß, mit einer guten Figur, und
balancierte ständig ihre Bifokal-Brille auf der langen, dünnen Nase. Wenn sie etwas un-
terstreichen wollte, dann hob und senkte sie ihren Kopf so heftig, dass die Gläser ge-
fährlich ins Rutschen kamen und gerade noch an der Nasenspitze hingen. Frau Trew

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hat mir oft vorgelesen. Ich liebte ihre tiefe, aber klare und volltönende Stimme, die mich
oft tröstete. Nur einmal habe ich erlebt, dass ihre Stimme zitterte, damals, als sie mir
eine Stelle aus ihrem Tagebuch vorlas.
Sie hatte mich in Tränen aufgelöst auf dem rissigen Bürgersteig gefunden, der zum
Heim führte. Die Schnallen meiner Rollschuhe hatten sich unrettbar ineinander verkeilt.
Florence Trew kniete sich zu mir nieder, um jedes Wort zu verstehen. Mein Bruder und
ich hatten von unserer Mutter neue Rollschuhe bekommen. Seine Schuhe waren höchst
elegant mit dem Wort „Rollerblitz" verziert. Meine hießen, noch dazu in viel kleinerer
Schrift, nur „Gleiter". Ich erzählte also Frau Trew, dass meine Mutter den Bruder viel
lieber hätte als mich. Meine Rollschuhe seien viel schäbiger als seine, deswegen könne
er auch - weit voraus - elegant dahinsegeln, während ich armer Tollpatsch hilflos hinter
ihm herrutsche.
Frau Drew verstand diese Ungerechtigkeit sofort. Um mir in meinem Schmerz beizu-
stehen, griff sie nach ihrem Tagebuch, das sie in ihrer schwarzen, großen, glänzenden
Handtasche immer bei sich trug. Sie fand die gesuchte Seite ohne hinzuschauen. Beim
Berühren des Papiers erstarrte sie und schloss ganz fest ihre Augen. Plötzlich riss sie die
Augen weit auf - zwei blaue Fragezeichen. Wir starrten einander schweigend an, in ge-
teiltem Leid.
Frau Trew las mir aus ihrem Tagebuch vor. Ihre geliebte melodische Stimme hatte sich
zu einem düsteren, leblosen, einförmigen Misston verwandelt. Die Worte schienen wie
von selbst aus dem Buch zu kommen, ganz ohne Frau Trews Seele.

10. Juni 1891


Liebes Tagebuch, meine Mutter hat sich nicht im Geringsten geändert. Sie hat mich heute wie-
der derart bloßgestellt, genau wie damals bei Fräulein Nelson in der dritten Klasse. Erinnerst du
dich, Tagebuch? Es war ein Dienstag, Elternsprechtag. Gerade als die Glocke läutete, sprach sie
mit Fräulein Nelson. Beim Sprechen zeigte Mutter mit dem Finger auf mich, so dass alle zu mir
schauten. Ich kauerte mich auf meinem Stuhl zusammen und wollte am liebsten in den Erdbo-
den versinken. In ihrer Speziallautstärke raunte sie: "Florence kann sich einfach nicht von dem
dummen Spielzeughasen trennen. Deswegen hat sie keine Freunde." Dann beugte sie sich auch
noch nieder zu Sally Quinn in der ersten Reihe. „Meine Liebe, würdest du dich gerne anfreun-
den mit jemandem, der überallhin einen hölzernen Spielzeughasen mitnimmt? Doch sicher
nicht!" Sally Quinn kicherte. Meine Mutter war befriedigt. Die ganze Klasse kicherte. Meine
Mutter wandte sich wieder zu Fräulein Nelson: „Ich mache mir Sorgen um Florence. Ich möchte
einfach nicht, dass sie diesen blöden Hasen ihr ganzes Leben am Schoß hat." Sie kümmerte sich
nicht mehr um die Lautstärke, baute sich vor mir auf und streckte ihre Hand nach Creaky aus.
„Creaky gehört m-m-mir", sagte ich. Aus Liebe zu ihm begann ich zu stottern. Ich hielt seine
Schnur noch fester und ließ ihn unter der Schulbank verschwinden. Papi hatte ihn für mich ge-
macht zu meinem dritten Geburtstag, kurz bevor er uns verließ. Creakys lange, weiße Ohren
waren weich wie Samt. Sie zu berühren war ungeheuer beruhigend, fast als ob Papi noch da wä-
re. Er hatte auch die Schnur um Creakys Hals gebunden, damit ich ihn hinter mir herziehen
konnte. Dabei ließen seine Verbindungsstücke ein wunderbares Rattern und Knattern hören, so
dass ich immer wusste, er war hinter mir. Meine Mutter riss ihn mir mit soviel Kraft aus der
Hand, dass ein Fuß abbrach. Sie marschierte nach vorne und warf Creaky in Fräulein Nelsons
Papierkorb aus Metall. Es knallte und dröhnte. Ich stürzte vor zu seiner Rettung, als Fräulein
Nelson den Papierkorb mit Creaky hinaustrug.

Frau Trew schloss das Tagebuch und ihre Augen. Ich nahm ihre Hand. „Und was ist
dann passiert?" flüsterte ich. „Ich bin gestorben", gab sie mir zur Antwort.

1950 verabschiedete ich mich von meiner Freundin. Sie blieb im Heim und ich ging
nach New York, um Sozialarbeit und Psychologie an der Columbia Universität zu stu-
dieren. Um 1956 herum begann ich mit alten Menschen in New Yorker Gemeindezent-
ren zu arbeiten. 1963 ging ich zurück nach Cleveland um zu unterrichten, meinen Stu-

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dienabschluss zu machen und mit den verwirrten Bewohnern des Heims zu arbeiten, in
dem ich aufgewachsen war.
Im Sommer 1963 war es heiß und schwül. Im Aufenthaltsraum der Sonderstation für
verwirrte Heimbewohner standen die Fenster weit offen. „Hilfe! Helft mir!" Flehende
Stimmen kamen von überall. Niemand blieb stehen, um zu schauen. Niemand achtete
auf das, was sie riefen. Der Aufenthaltsraum war von der Sonne hell erleuchtet, wie von
einem Scheinwerfer angestrahlt ragten Köpfe über zusammengesunkene Körper in ge-
riatrischen Rollstühlen. Sie waren in den Sesseln festgebunden. Einige saßen aufrecht,
starrten ins Leere.
Meine Aufmerksamkeit wurde hingezogen zu einem der Sessel, in dem sich ein formlo-
ses weißes Bündel befand. Es war eine ausgetrocknete Frau, ihre Arme so dünn und
weiß, dass die blauen Adern ein Spitzenmuster zu sein schienen. Wie in einer Mausefal-
le saß die winzigkleine Frau in dem schweren Sessel, eingezwängt zwischen dem riesi-
gen Rückenpolster hinter ihr und dem hölzernen Tablett vor ihr. Mechanisch schlug sie
auf das Tablett, durch das sie ihrer Freiheit beraubt war.
„Kri. Kri. Kri." krächzte sie mit tiefer rauer Stimme. Der Tonfall war gespenstisch. Ihre
Hände liebkosten einen unsichtbaren Gegenstand, streichelten etwas, das nur sie se-
hen konnte. Über den knochigen Schultern fiel ihr Kopf hin und her. Lose Strähnen
dünnen weißen Haares hingen in die blauen Augen. Das Hauskleid, das sie trug, zeig-
te Spuren eines rosafarbenen Blumenmusters, nach viel zu vielen Waschgängen verbli-
chen, ihre Hausschuhe waren zerrissen. Sie griff nach meinem Handgelenk, als ob sie
es nie mehr loslassen wollte. Ich besah mir ihre langen Finger, die abgebrochenen Fin-
gernägel, die unzähligen Leberflecken auf ihrem Unterarm. Knotige Venenstränge
führten von jedem Fingerknöchel zu ihrem dünnen Handgelenk. Zufällig sah ich auf
ihr Namensschild.
„Florence Trew". Konnte das dieselbe Florence Trew sein? Mit meinem inneren Auge
sah ich Frau Trew vor mir. Vor 20 Jahren war sie 65 gewesen. Bei unserem letzten Zu-
sammentreffen hatten wir ein altes Volkslied gesungen, so laut, dass andere Bewohner
im Vorbeigehen missbilligend die Köpfe schüttelten. Danach waren wir 10 Kilometer
zu Fuß ins Kino am Euclid Boulevard gegangen. Als Heimbewohner durften wir gratis
hinein. Wir teilten uns eine Portion Popcorn und starrten sehnsüchtig auf Flash Gor-
don. Wir waren ein Team. Gemeinsam hatten wir 30 Cents pro Tag verdient, indem
wir schmierige Gummistücke aus Autoreifen geholt hatten, um unseren Beitrag zu den
Kriegsanstrengungen zu leisten. Wir zwei hatten sogar den Preis für die besten
„Gummipflücker" gewonnen. Frau Trew hatte die Medaille voll Stolz an ihre Tür ge-
hängt.
Die Erinnerung schnürte mir die Kehle zu. Ich beugte mich hinunter und sah ihr in die
Augen. „Denken Sie noch an unsere Medaille? Unseren Beitrag zum Krieg? Erinnern
Sie sich an das, Gummipflücken?" Sie horchte auf, sah mir fest in die Augen, ließ mich
mit ihrem Blick nicht mehr los. Sie flüsterte meinen Kosenamen: „Mimi, Mimi, hol mich
aus diesem Sessel!"
„Sie können sie nicht losbinden", warnte mich die Stationsgehilfin. „Vorige Woche hat
sie versucht abzuhauen und ist dreimal gefallen. Wenn Sie sie losbinden und sie stürzt
wieder, sind Sie verantwortlich." „Was ist geschehen?" Ich beugte mich ganz dicht über
Frau Trew, fragte sie im Flüsterton.
„Sie haben ihn weggeworfen. Sag ihnen, sie sollen ihn zurückgeben, Mimi. Bitte." Frau
Trews Stimme hatte den weichen Klang von früher. Ihre blauen Augen waren klar. Der
Griff, mit dem sie meine Hände hielt, war fest.
„Wen?" fragte ich. „Wen haben sie Ihnen weggenommen?" „Creaky. Sie hat ihn in den
Abfallkorb geworfen." Frau Trew zeigte auf die Schwester. „Das ist die Schwester, Frau
Trew, und nicht Ihre Mutter." Frau Trew schüttelte den Kopf und war enttäuscht von
mir. Sie drehte sich weg, schaltete mich gleichsam aus, starrte ins Nichts und jammerte
leise „Kri. Kri. Kri".

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Ich blieb beharrlich. ,,Frau Trew, haben Sie einen Schlaganfall gehabt?" Ich war unsi-
cher, ob ihr Kurzzeitgedächtnis noch funktionierte. Sie starrte mich sprachlos an. Ihre
Lippen formten Worte, aber ohne Ton. Resigniert und schlaff saß sie da, der Körper von
den Gurten eingezwängt. „Ich bin gestorben", seufzte sie.
Ich redete ihr zu. „Sie können nicht tot sein, Frau Trew. Sie sprechen ja mit mir!" „Das
bildest du dir nur ein, Liebes", sagte Frau Trew traurig. „Möchten Sie gerne sterben,
Frau Trew?" fragte ich weich. „Ja." Die Antwort kam scharf und klar. „Creaky und ich
sind Abfall, Müll. Müllauto. Autoreifen-Abfall. Gummipflücker-Abfall. Müllmüllmüll.
Muhmuhmuh. Werft uns in die Mülltonne!"
Frau Trews Stimme erhob sich plötzlich zu einem schrillen durchdringenden Schrei. Sie
schleuderte den imaginären Gegenstand zu Boden. „Halt's Maul, Frau!" antwortete eine
heisere Männerstimme.
„Maul halten!" Jetzt war es ein ganzer Chor.
Frau Trew begann zu weinen und flüsterte zwischen ihren Schluchzern: „Armer Crea-
ky, sie hat dir den Fuß ausgerissen. Deine weißen Ohren sind so weich. Hol mich raus
aus diesem Sessel. Hilfe! Hilfe!" Frau Trew begann wieder zu schreien. Ich legte meinen
Arm um Florence Trew.
Die heisere männliche Stimme klärte mich auf: „Die ist verrückt, Frau. Der kannst du
nicht mehr helfen. Hilf mir! Mach mir diese Dinger auf!" Der Hochbetagte zerrte an sei-
nen Gurten, aber der weiße Stoff gab keinen Millimeter nach. In seiner Frustration
überschrie er sogar noch Frau Trew. Der Aufenthaltsraum war erfüllt von kakophoni-
schem Stimmengewirr: „Hilfe! Holt mich raus! Halt's Maul! Hundesohn! Gebt ihnen
Chloroform!"
Die Stationsgehilfin bedachte mich mit einem abschätzigen Blick. Ihre schrille Stimme
durchbrach das Gejammere. „Sie regen sie ja alle nur sinnlos auf. Wenn sie so anfan-
gen, lassen sie sich nicht mehr aufhalten." Während sie das sagte, straffte sie mit einer
geübten Handbewegung Frau Trews Gurte.
Frau Trew trat die Stationsgehilfin hart gegen das Schienbein. Dabei sprudelte sie her-
aus: „Gib mir meinen Creaky zurück, du Hündin. Ich hasse dich. Alle Kinder in dieser
Klasse hassen dich.“ Ganz ruhig, voll Selbstbeherrschung und Geduld, befeuchtete die
Stationsgehilfin ihre Lippen mit der Zunge. Mit einer Armbewegung umschloss sie die
zusammengesunkenen Alten in ihren Geriatrie-Sesseln.
„Bitte regen Sie sie doch nicht auf, Naomi. Sie können ihnen nicht helfen. Ich arbeite seit
fünf Jahren hier, ich weiß Bescheid." Ohne Frau Trew anzuschauen, schnappte sie den
Sessel und karrte sie rasch den Gang hinunter, wobei sie auf die Rückenlehne einredete.
„Du solltest diese bösen Worte nicht in den Mund nehmen, Süße. Das weißt du doch.
Eine Hündin", erklärte sie geduldig, "ist ein weibliches Tier. Ich bin kein weibliches
Tier, sondern Ihre Pflegerin, und ich mag Sie sehr. Es ist Zeit zum Schlafen, Schlafi-
Schlafi machen. Alles ist in bester Ordnung, Liebling."
Ihre Stimme, diesmal süßlich, verlor sich im Gang, bis sie verschwand. Frau Trew hatte
keine Möglichkeit mehr, ihren Kopf nach mir zu wenden. Florence Trew und ich hatten
keine Möglichkeit, uns voneinander zu verabschieden. Sie starb noch in dieser Nacht.

Naomi Feil: „Validation in Anwendung und Beispielen“

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Situation 2:
Frieda Huber, Altenpflegeschülerin, 38 J. alt, macht z. Zt. ihr Praktikum in der Sozial-
station. Dabei betreut sie seit einigen Tagen Herrn Pistor, 72 J. alt.

Er kommt allein nicht mehr zurecht. Kürzlich starb seine Frau, die ihn bis dahin immer
versorgt hatte. Sein Diabetes und einige andere Beschwerden machen ihm zu schaffen.
Herr Pistor ist zwar bewegungseingeschränkt, aber gehfähig.

Anfangs ging Frieda Huber immer gern hin. Sie arbeitet noch nicht lange in der Alten-
pflege und ist gerade erst wieder ins Berufsleben eingestiegen. Voller Eifer begann sie,
Herrn Pistor bei ihren täglichen Besuchen zu versorgen.
Doch schon nach einigen Malen entdeckt sie, dass sie jedes Mal, wenn Herr Pistor auf
ihrer Terminliste steht, schon vorher ein ungutes Gefühl im Bauch hat. Die Atmosphä-
re, während sie dort arbeitet, ist ihr unheimlich.

Gelegentlich kommt die Krankengymnastin, die mit Herrn Pistor Übungen macht, zur
gleichen Zeit wie Frieda Huber. Heute ertappt sie sich dabei, dass sie auf dem Weg
schon immer denkt: Hoffentlich ist heute die Krankengymnastin wieder da, dann muss
ich nicht mit ihm allein in der Wohnung sein.

Als Herr Pistor ihr die Tür öffnet, stellt Frieda Huber sehr schnell fest, dass außer ihr
und Herrn Pistor niemand da ist. Sie beginnt sofort mit ihrer Arbeit und bereitet das
Wannenbad vor. Immer steht Herr P. hinter ihr. Dreht sie sich einmal plötzlich um,
steht er so dicht in ihrer Nähe, dass sie mit ihm in Berührung kommt.

In der Ecke im Flur sieht sie sich ihm plötzlich ausgeliefert. Er steht hinter ihr, legt ihr
auf einmal den Arm um die Schulter und tätschelt ihr die Wange. Dabei spürt sie einen
sehnsüchtigen Blick auf sich ruhen. Sie kann nirgends ausweichen, und es laufen ihr
kalte Schauer über den Rücken. Die Berührung ist ihr unangenehm, und sie weiß nicht,
wie sie reagieren soll. Unsicher lächelt sie ihn an, schiebt ihn schließlich zur Seite, geht
ins Schlafzimmer und räumt dort auf.

Herrn Pistor informiert sie kurz, dass das Wannenbad heute nicht stattfinden kann und
bringt im Badezimmer alles in Ordnung. Sehr schnell und betont sachlich erledigt sie
die nötigsten Dinge, ruft Herrn Pistor von weitem einen Abschiedsgruß zu und ver-
schwindet. Erleichtert atmet sie auf, als die Wohnungstür hinter ihr ins Schloss fällt. –
Aber morgen muss sie wieder hin ...

Situation 3:
Agnes Heil, Altenpflegeschülerin, 21, hat heute wieder Dienst auf ihrem Wohnbereich.

Fröhlich betritt sie – nach dem Anklopfen – das Zimmer von Frau Merkel und ruft
schon von weitem „Guten Morgen“. Das „Herein“ wartet sie in Absprache mit Frau
Merkel nicht ab, denn die Bewohnerin hört sehr schlecht und wünscht deshalb aus-
drücklich, dass das Personal ohne entsprechende Aufforderung eintritt.

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Frau Merkel ist krank und schon seit einigen Tagen bettlägerig. Agnes Heil kommt –
wie häufig morgens – zur Ganzwäsche.

Schwungvoll öffnet sie die Zimmertür. Frau Merkel liegt im Bett, die Decke hochgezo-
gen und beide Hände darunter. Agnes sieht die Bewegungen unter der Decke und fragt
zunächst arglos: „Was machen Sie ...?“ Mitten im Satz bricht sie ab, denn es fällt ihr wie
Schuppen von den Augen, dass sie einmal während ihrer Ausbildung über das Thema
Selbstbefriedigung gesprochen haben. Damals hatte sie noch gedacht: Solche Situatio-
nen passieren doch mir nicht! Jetzt steht sie wie angewurzelt und peinlich berührt mit-
ten im Zimmer. Es hat ihr die Sprache verschlagen.

aus: Bettina M. Jasper: Gerontologie - Lehrbuch Altenpflege. (Kapitel „Liebe ist...“)

Literatur

Bauer, S. et al. (2003): Gesundheits- und Krankheitslehre - Altenpflege Konkret.


2. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München-Jena.
Böhmer, M. (2001): Erfahrungen sexualisierter Gewalt in der Lebensgeschichte alter
Frauen. 2. Auflage, Mabuse-Verlag, Frankfurt.
Bucher, T. (2006): Altern und Sexualität. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsfor-
schung – Gesundheitsschutz Nr. 6, S. 567-574.
Butler, R. / Lewis, M. (1996): Alte Liebe rostet nicht - Über den Umgang mit Sexualität
im Alter. Verlag Hans Huber, Bern.
Dörner, K. / Plog, U. (2004): Irren ist menschlich. 2. Auflage, Psychiatrie-Verlag, Bonn
Feil, N. (2001): Validation in Anwendung und Beispielen. 3. Auflage, Ernst Reinhardt
Verlag, München / Basel.
Füsgen, I. (2004): Geriatrie – Band 1: Grundlagen und Symptome. 4. Auflage, Verlag W.
Kohlhammer, Stuttgart.
Großjohann, K. (2007): Handlungsempfehlungen und Wege aus der Altersdiskriminie-
rung.
Pro Alter / Kuratorium Deutsche Altershilfe Nr. 1, S. 64 – 68.
Herzau, A. & Fendt, S. (2005): Was heißt schon jung? Was heißt schon alt?. Zeitschrift
Brigitte Nr. 2, Verlag Gruner und Jahr, Hamburg.
Jasper, B. (2002): Gerontologie - Lehrbuch Altenpflege. Vincentz Verlag, Hannover.
Jenrich, H. / Krüper, W. (2006): Tausendmal berührt. Portrait. Altenpflege Nr. 3, S. 60.
Köther, I. et al. (2005): Thiemes Altenpflege. Thieme Verlag, Stuttgart
Köther, I. / Gnamm, E. (2000): Altenpflege in Ausbildung und Praxis.
4. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart.
Marvedel, U. (2004): Gerontologie und Gerontopsychiatrie - Fachwissen Pflege – lern-
feldorientiert. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten.
Menche, N. (2007): Pflege Heute. 7. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München.
Meyer, P. (2007): Wenn die Erinnerung hoch kriecht... - Trauma Vergewaltigung. Inter-
view mit Martina Böhmer. Die Schwester / Der Pfleger Nr. 1, S. 42 – 44 .
Schiefele, J. / Staudt, I. et al. (1992): Praxis der Altenpflege. 6. Auflage, Urban &
Schwarzenberg. Wien-München.

134
Stanjek, K. (Hrsg.) (2005): Sozialwissenschaften - Altenpflege Konkret.
3. Auflage, Elsevier-Verlag, München.
Zöllner, E. (2006): Erlaubnis für die Liebe. PflegeDienst Nr. 2, S. 14.

Filmmaterial:
Heller, P. (Produzent) (2005): Zweite Halbzeit – Sex im Alter. Filmkraft Filmproduktion
im Auftrag des ZDF
Herzberg, R. (Produktionsleitung) (1995): Vorsicht Rentner – Die Jungen in Panik - Fu-
turistischer Ausschnitt zur Überalterung der Gesellschaft). Hessischer Rundfunk
Schmidt, S. (1994): Dein ist mein ganzes Herz – Liebe über 60. Dokumentarfilm.

Internetquelle:
Schultz-Zehden, B.: Das Sexualleben älterer Frauen – ein tabuisiertes Thema
http://www.elfenbeinturm.net/archiv/2004/06.html, Zugriff am 28.3.2007

135
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld

4 Menschen bei der Lebensgestaltung unterstützen (104 h)

Themenbereich der KrPflAPrV (2003): 2. Pflegemaßnahmen auswählen, durchführen


und auswerten
3. Unterstützung, Beratung und Anleitung in
gesundheits- und pflegerelevanten Fragen
fachkundig gewährleisten
5. Pflegehandeln personenbezogen ausrichten

Lernfeld der APflAPrV (2002): 1.1 Theoretische Grundlagen in das


altenpflegerische Handeln einbeziehen
1.4 Anleiten, beraten und Gespräche führen
2.1 Lebenswelten und soziale Netzwerke alter
Menschen beim altenpflegerischen
Handeln berücksichtigen
2.2 Alte Menschen bei der Wohnraum- und
Wohnumfeldgestaltung unterstützen
2.3 Alte Menschen bei der Tagesgestaltung und
bei selbst organisierten Aktivitäten
unterstützen

Im Mittelpunkt des Lernfeldes steht


die Entwicklung von subjekt-, gruppen- und situationsorientierten Angeboten
zur Beschäftigung, Lebens- und Umfeldgestaltung für zu pflegende Menschen
aller Altersgruppen.

Zielsetzung

 Biografische Daten professionell erfassen


 Lebenslauf- und biographiebezogene Phänomene im pflegeberuflichen Handeln
unter Bezugnahme auf entsprechende fachwissenschaftliche Konzepte und Hand-
lungsleitlinien reflektieren
 Lebenslauf- und biographiebezogene Aspekte in allen Phasen des Pflegeprozesses
einschließlich des Beratungsprozesses berücksichtigen
 Den Unterstützungsbedarf zu pflegender Menschen in der Beschäftigung, Lebens–
und Umweltgestaltung einschätzen
 Maßnahmen der Beschäftigung, der Lebens- und der Umfeldgestaltung planen,
durchführen und evaluieren
 Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit Beschäftigung, Lebens- und Umfeldges-
taltung vorbeugen

136
 Menschen mit Pflegebedarf im Zusammenhang mit Beschäftigung, Lebens- und
Umfeldgestaltung beraten
 Pflegerische Fertigkeiten im Zusammenhang mit Beschäftigung trainieren
 Kreative, künstlerische und musische Elemente in der Beschäftigung umsetzen
 Bewegung, Tanz und Musik als belebende Betreuungselemente einsetzen
 Interkulturelle Kompetenz in der Lebensgestaltung entwickeln
 Die Belastungen von betreuenden Angehörigen erkennen und im Rahmen von Fa-
milienstrukturen und anderen sozialen Netzwerken Entlastungsmöglichkeiten un-
terstützend anbieten
 Menschen mit Betreuungsbedarf situations- und klientenorientiert unterstützen
 Das Feiern unterschiedlicher Feste bei Menschen unterschiedlicher Altersgruppen
gestalten

Didaktischer Kommentar und methodische Empfehlungen

Schwerpunkt der ersten Lernsituation ist die Gestaltung des Lebens- und Wohnraumes
der Menschen mit Pflegebedarf. Die Lernenden erwerben Kompetenzen in der Bera-
tung zur gesundheitsfördernden Umfeld- und Lebensweltgestaltung unter aktivieren-
den und rehabilitativen Aspekten.

Die Lernenden reflektieren die Auswirkungen ihres eigenen Umfeldes auf ihr Wohlbe-
finden oder Missempfinden. Sie bewerten z. B. den Einfluss der Wohnformen auf die
Lebensqualität von Menschen, sie reflektieren und diskutieren den Autonomieverlust in
Heimen für alte Menschen.

Aufbauend auf die Erhebung von Biografieinformationen als Teil der Pflegeanamnese
im Lernfeld 2 Den Pflegeprozess theoriegeleitet anwenden wird die Biographiearbeit als ein
wichtiges Konzept pflegerischer Arbeit eingeführt.
Die Lernenden nähern sich in autobiografischer Betrachtung dem Thema Biografie. Da-
bei erkennen sie Biografie als individuelle Lebensgeschichte. Den Schüler- und Schüle-
rinnen wird bewusst, wie sehr die Lebensgeschichten der Menschen von Kultur und
aktuellem Zeitgeist geprägt werden. Sie erfassen die Bedeutung der biografischen Di-
mension in allen Stadien der prozessorientierten Pflege und somit ihre Relevanz für alle
Lernfelder des Curriculums.

Durch kleine biografische Episoden wird diese Relevanz verdeutlicht. Es erfolgt eine
enge Verknüpfung mit den Lernsituationen in Lernfeld 3 Menschen in ihrem Lebenskon-
text wahrnehmen, besonders in der Berücksichtigung entwicklungsbezogener Aspekte
im Pflegehandeln in den Lernsituationen 3.5 und 3.6 hinsichtlich der altersspezifischen
und der individuellen Entwicklungs- und Veränderungsprozesse. Wichtig ist, diese
Lernsituation mit Lernsituation 3.6 in der Verantwortung der gleichen Lehrkraft durch-
zuführen.

Die Schüler und Schülerinnen lernen die Biografiearbeit als Methode und Verfahren
pflegerischer Arbeit kennen. Sie erwerben Handlungskompetenz in der Integration der
Methode Biografiearbeit in den Pflegeprozess. Ein vertiefender Kompetenzerwerb er-

137
folgt in der Anwendung der Biografiearbeit in der Lernsituation 10.4 Menschen mit De-
menz unterstützen und begleiten.

Eine Lernaufgabe dient der intensiven Auseinandersetzung mit der Biografie eines Men-
schen mit Pflegebedarf. Spezifisch im Berufsfeld Altenpflege bedarf es hier weitere Ver-
tiefungen in der Praxis als auch in der Inanspruchnahme von Fort- und Weiterbildungs-
angeboten nach Abschluss der Ausbildung.

In der Lernsituation 4.3 beschäftigen sich die Lernenden verstärkt mit den Familien, Be-
zugspersonen und sozialen Netzwerken der Menschen mit Pflegebedarf.

Nachfolgend befasst dieses Lernfeldes sich mit der Beschäftigung von Pflegebedürfti-
gen verschiedener Altergruppen (Schwerpunkte: Kinder, Jugendliche und alte Men-
schen) in Form von kulturellen Bildungs- und Spielangeboten sowie durch Musik, Be-
wegung und Tanz.
Im Lebens- und Pflegemodell nach Roper et al. (2002), auf dem weitere Pflegekonzepte
in der Kranken- und in der Altenpflege basieren, wird eine Lebensaktivität als „Arbei-
ten und Spielen“ bezeichnet.
Arbeit und Spiel wird dort als Ergänzung beschrieben. Doch beide Lebensaktivitäten
sind beim akut erkrankten Menschen nicht unerheblich eingeschränkt. Menschen im
Rentenalter sind meist nicht mehr auf eine Berufstätigkeit zum Zweck des „Broter-
werbs“ angewiesen, gestalten bei entsprechend verbliebenen Fähigkeiten, vorhandener
Kreativität und bei aktiver Pflege von Sozialkontakten eigenständig weiter. Der pflege-
abhängige alte Mensch in stationären Einrichtungen, jedoch auch in der häuslichen Ver-
sorgung ist meist nicht mehr an sinnvollen Betätigungen beteiligt und Beziehungen zu
früheren Bezugspersonen außerhalb des engen Familienkreises gestalten sich schwierig.
Das kranke Kind braucht gerade durch die Einschränkungen, das es in seiner Pflegebe-
dürftigkeit erlebt, von seiner Umgebung Anregungen zur Beschäftigung.

Beschäftigung wird in ihrer Bedeutung für Menschen aller Altersgruppen thematisiert


und ein diesbezüglicher Pflegebedarf eingeschätzt. Freizeitbeschäftigungen werden in
ihren Auswirkungen auf die Lebensqualität kritisch bewertet und pathologische Ent-
wicklungen z. B. durch fehlende Aktivierungsmöglichkeiten bis hin zu Suchtverhalten
im Gebrauch der elektronischen Medien problematisiert.

Altersbezogene Schwerpunkte bestehen in der aktivierenden Beschäftigung des alten


Menschen und in der entwicklungs- und altersentsprechenden Beschäftigung des Kin-
des im Spiel. Im Bereich der Rehabilitation besteht bei Menschen aller Altersstufen ein
Bedarf an individuellen, der Situation angepassten fordernden Beschäftigungsangebo-
ten. Hier ist eine Verknüpfung zu der Lernsituation 13.1 Menschen mit Behinderung pfle-
gen u.a. herzustellen, in denen Rehabilitationskonzepte im Mittelpunkt stehen, aber
auch zu einzelnen Lernsituationen aus Lernfeld 12 Menschen in speziellen Gesundheitssi-
tuationen pflegen.

Die Lernenden erwerben methodische Kompetenzen durch Übungssequenzen mit


Selbsterfahrung im Musizieren, Tanzen, Bewegen, Basteln, bei Fingerspielen, beim Ges-
talten von Gesellschaftsspielen usw. Sie planen und bereiten ein Fest vor und gestalten

138
es für Menschen aller Altersgruppen. Konzepte zur Beschäftigung werden durch Be-
schäftigungstherapeuten und Kunsttherapeuten am Lernort Schule vorgestellt und am
Lernort Praxis vertieft. Hier wird eine deutliche Kohärenz der einzelnen Lernsituationen
dieses Lernfeld deutlich.

Bei vielen Aktivitäten der Beschäftigung handelt es sich um Gruppenaktivitäten. Dabei


werden pädagogische und geragogische Prinzipien zur Arbeit mit Gruppen umgesetzt
und die Kompetenzentwicklung in der pädagogischen Arbeit mit Gruppen gefördert.
Zu thematisieren sind konflikthaltige Situationen, in denen Aktivierungsangebote in
der Altenpflege Bewohnerinnen und Bewohner entmündigen statt deren Lebensqualität
zu steigern.

Die beiden ersten Lernsituationen dienen bereits im ersten Ausbildungsjahr als Grundlage
vor allem für die Begegnung mit älteren Menschen mit Pflegebedarf. Nach der Hälfte der
Ausbildung verfügen die Schüler/-innen über entsprechende Erfahrung, um Pflege und Be-
schäftigungsangebote in Einklang bringen zu können und den individuellen Fähigkeiten
anzupassen. Es ist jedoch zu diskutieren, ob nicht gerade der sozial-kommunikative Aspekt
der Lebensgestaltung gerade in den Berufsfeldern Altenpflege sowie Gesundheits- und Kin-
derkrankenpflege vorrangig oder gleichrangig zu körperbezogenen Pflegetätigkeiten steht
und deshalb zu einem früheren Ausbildungszeitpunkt angeboten werden müssen. Anderer-
seits betont eine späte Vermittlung dieser Lerninhalte den vorauszusetzenden Kompetenz-
erwerb für diese Aufgabenfelder.

In allen Teilen dieses Lernfeldes ist die Entwicklung interkultureller Kompetenz als überge-
ordnetes curriculares Ziel zu berücksichtigen.

Der Kompetenzerwerb kann in Theorie und Praxis durch regelmäßige Re-


flexionsgespräche zum Lernprozess vertieft werden.

Lernsituationen dieses Lernfelds

4.1 Lebens- und Wohnraum von Menschen mit Pflegebedarf gestalten


4.2 Menschen biografieorientiert pflegen
4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren
4.4 Bildungs-, Kunst-, Kultur- und Spielangebote in die Tagesgestaltung integrieren
4.5 Musik und Bewegung in die Tagesgestaltung integrieren
4.6 Feste und Feiern gestalten

139
LERNFELD 4 MENSCHEN BEI DER LEBENSGESTALTUNG UNTERSTÜTZEN
Lernsituation 4.1 Lebens- und Wohnraum von Menschen mit Pflegebedarf gestal-
ten

Semester: 2 Stunden: 16

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Beratung und Unterstützung alter oder pflegebedürftiger Menschen und ih-
rer Angehörigen bei der Lebens- und Wohnsituation.

Lernvoraussetzungen

3.2 Menschen im Altenheim wahrnehmen und begleiten


3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und begleiten

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

3.5 Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen


verstehen und begleiten
3.6 Alte Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen
verstehen und begleiten
4.2 Menschen biografieorientiert pflegen
4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren

Zielsetzung

Lernort Schule
 Bedeutung des Wohn- / Lebensraums für alle Menschen erkennen und die zuneh-
mende Wichtigkeit für das Wohnen im Alter verstehen und neue Ideen dazu entwi-
ckeln
 Über Wohn- und Lebensangebote für alte Menschen aus verschiedensten Ländern
der Welt informiert sein und Vergleiche zu Deutschland herstellen
 Unterschiedliche Wohnkonzepte und Wohnphilosophien kennen und bewerten

140
Lernort Schule und Lernort Praxis
 Wohnbiografie alter Menschen kennen und daraus resultierende Bedürfnisse akzep-
tieren
 Alte Menschen und ihre Angehörigen über Wohnmöglichkeiten informieren und bei
Bedarf beraten

Inhalte

 Funktion und Bedeutung von Wohnraum für den Menschen


 Wohnmöglichkeiten und Wohnangebote für alte Menschen in Deutschland
wie z. B. Altenwohnheim, Altenwohnstift, Altenpflegeheim, Pflegeresidenzen, Ser-
vice-Wohnen / Betreutes Wohnen, Betreute Wohngruppe, Mehr-Generationen-
Wohnen, Wohn- und Hausgemeinschaften, Altenhöfe, Wohnen für Hilfe, Altenpfle-
gefamilie
u. a.
 Wohnmöglichkeiten und Wohnangebote für alte Menschen in anderen Ländern
 Wohnkonzepte und Wohnphilosophien für alte Menschen wie z. B. Abbeyfield-
Häuser, Eden Alternative, Autonomia-Konzept, Pflegeheim Dorfgemeinschaft,
Wohnküchenkonzept, Drei-Generationen-Einrichtung u. a.

Methodenvorschläge

 Leitfragen zur Betrachtung der eigenen Wohnraumbiografie


 Wandzeitung „Meine Wohnutopie fürs Alter“
 Pro- und Kontra-Diskussion zu Verluste und Gewinne durch einen Einzug in ein
Alten- und/oder Pflegeheim
 Einzelarbeit anhand eines Textes zu Wohnangeboten für alte Menschen neben ver-
schiedenen Heimformen und der eigenen Wohnung, mit der Aufgabe sich für ein
Angebot zu entscheiden; mit der „Favoritengruppe“ Begründung für die Auswahl
des Angebots vor der Klasse
 Partnerarbeit mit Präsentation vor der Klasse zum Wohnen und Alltag alter Men-
schen in verschiedenen Ländern der Welt

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Autonomia-Team / Burbaum, J. et al. (2005):


Eine Wahl haben – Leben in einer Demenz-WG. Pflege Aktuell Nr. 4, S. 200 – 204.

141
Bisaz, J. (2004): Lebensqualität im Heim – Die Eden-Alternative.
Die Schwester / Der Pfleger Nr. 7, S. 516 – 518.
Boggatz, T. (2004): Zwei-Klassen-Pflege - Ägypten. Altenpflege Nr. 7, S. 30 – 32.
Brandenburger, H. (2005): Die Zukunft von Alten- und Pflegheimen – Entwicklung aus
pflegewissenschaftlicher und gerontologischer Sicht.
Pflege Aktuell Nr. 4, S. 205 – 210.
Callenius, C. (2004): Das Gold blättert – Ghana. Altenpflege Nr. 3, S. 24 – 26.
De Silva, N. (2007): Das Kreuz des Südens. Altenpflege Nr. 7, S. 37 – 39.
Dibellus, O. (2006): Koloniales Erbe – Zimbabwe. Altenpflege Nr. 5, S. 34 – 36.
Eschenfelder, J. (2005): Auf hohem Niveau – Singapur. Altenpflege Nr. 7, S. 35 – 37
Gerster, E. (1995): Ein eigenes Dorf für 186 Demente. Pflegezeitschrift Nr. 8, S. 446 – 450.
Handke, V. (2003): Anna-Haag-Haus in Stuttgart – Lebendiges Wohnen dreier Genera-
tionen unter einem Dach. Pflegezeitschrift Nr. 5, S. 320 – 321.
Hoffmann, A. (2004): Ein junger Kontinent altert – Australien.
Altenpflege Nr. 9, S. 27 – 30.
Hoffmann, A. (2005): Eine Welt voller Ideen – Kanada. Altenpflege Nr. 1, S. 26 – 30.
Hoffmann, A. (2005) Bleibe fürs Leben – Abbey-Field-Häuser. Altenpflege Nr. 6, S. 22.
Hoffmann, A. (2005) Auf leisen Sohlen – Abbey-Field-Häuser. Altenpflege Nr. 10, S. 55
– 56.
Jasper, B. (2002): Gerontologie - Lehrbuch der Altenpflege. Vincentz Verlag, Hannover.
Jenrich, H. (2005): Das ist die logische Folge. Interview mit Psychiatriereformer Prof.
Dr. Klaus Dörner. Altenpflege Nr. 10, S. 50.
Kandel, I. / Ritter, M. (2005) Stationäre Sackgasse – Israel. Altenpflege Nr. 9, S. 28 – 32.
Kast, A. (2004): Auf dem Altar der Tradition – Japan. Altenpflege Nr. 1, S. 41-43.
Klie, T. (2004): Schwache Strukturen – Chile. Altenpflege Nr. 11, S. 30 – 32.
Klie, T. (2006): Ehrenwerte Alte – Bolivien. Altenpflege Nr. 9, S. 39 – 41.
Köther, I. / Gnamm, E. (2000): Altenpflege in Ausbildung und Praxis. 4. Auflage, Thie-
me Verlag. Stuttgart.
Pro Alter – Fachmagazin des Kuratoriums Deutsche Altershilfe Nr. 1, S. 39 – 41.
Lucassen, H. (2003): Die Welt ist stehen geblieben. Pflegezeitschrift Nr. 3, S. 156 – 157.
Marvedel, U. (2004): Gerontologie und Gerontopsychiatrie - Fachwissen Pflege – lern-
feldorientiert. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten.
Marx, J. (2006): Tradition und Moderne – Thailand. Altenpflege Nr. 3, S. 33 – 35.
Minihuber, K. (2005) Ungewisse Zukunft – Brasilien. Altenpflege Nr. 5, S. 32 – 34.
Mischler, G. (2005): Der Kommunismus ergraut – China. Altenpflege Nr. 11, S. 30 – 32.
Monkhouse, C. (2002): Es ist besser in einem Garten zu leben… - Die Eden-Alternative.
Österreichische Pflegezeitschrift Nr. 10, S. 18 – 20.
Slobodzian, S. (2006): Die Schere geht auf – Marokko. Altenpflege Nr. 7, S. 24 – 25.
Teigeler, B. (2002): Ein Stück zuhause. Die Schwester / Der Pfleger Nr. 8, S. 668 – 671.
Teigeler, B. (2003): Treffpunkt Wohnküche. Die Schwester / Der Pfleger Nr. 5,
S. 380 – 382

Internetquellen:
http://www.innovative-qualifikation.de/abbeyfield.htm, Zugriff am 5.7.2005
http://www.tangenborgh.nl/pflegeheim-de-bleerinck.htm, Zugriff am 27.7.2006
http://www.annahaaghaus.de/main2.htm, Zugriff am 19.7.2005

142
LERNFELD 4 MENSCHEN BEI DER LEBENSGESTALTUNG UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 4.2 Menschen biografieorientiert pflegen

Semester: 2 Stunden: 16

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


der Mensch jeden Alters in seiner individuellen Situation und mit seiner eige-
nen Lebensgeschichte.

Lernvoraussetzungen

3.1 Menschen im Krankenhaus wahrnehmen und begleiten


3.2 Menschen im Altenheim wahrnehmen und begleiten
3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und begleiten

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

3.5 Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen


verstehen und begleiten
3.6 Alte Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen
verstehen und begleiten
4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren
5.1 Kommunikation als Prozess gestalten

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Interesse und Neugier für die eigene Biografie und für die von Menschen mit Pfle-
gebedarf entwickeln
 Individualität von Menschen erkennen und sich in unbekannte, fremde Situationen
hineinversetzen
 Biografiearbeit als Grundlage für professionelle Pflege erkennen und anwenden
 Unterschiedliche Schwerpunkte der Biografiearbeit im Altenpflegeheim, in der am-
bulanten Pflege, im Rehabilitations- und Akutkrankenhausbereich einschätzen und
nutzen
 Biografische Haltung verstehen und einsetzen

143
Inhalte

 Blick auf die eigene Biografie aus verschiedenen Blickwinkeln


 Definitionen zur Biografie
 Unterscheidung: innere und äußere Biografie
 Zeitgeschichte der alten bis hoch betagten Menschen
 Bedeutung der Biografie und Biografiearbeit für die Pflege
 Verschiedene Möglichkeiten Biografie durch Erinnerung darzustellen
 Unterschiedliche Schwerpunkte der Biografiearbeit im stationären und ambulanten
Bereich der Altenpflege und der Gesundheits- und Kranken- bzw.
Kinderkrankenpflege
 Biografische Haltung in der Pflege

Methodenvorschläge

 Bildbetrachtungen als Einstieg zum Thema


Welche Person mit welcher Biografie verbirgt sich hinter dem Bild?
Danach wirkliche Biografie mitteilen .
 Erzählrunden anhand verschiedener Vorgaben zur eigenen Biografie
 Gruppenarbeit zur Zeitgeschichte
mit vorgegebenen Texten und Präsentation des Erarbeiteten
 Video: Biografie einer 90 jährigen Frau
(Zuordnung und Verstehen der inneren und äußeren Biografie mit Integration der
Zeitgeschichte)
 Biografie darstellen durch Erinnerung in Form einer Erzählrunde, eines Bilderrät-
sels, eines Deutschlandpuzzles u. a. im Rahmen eines Erzählcafés

Pflegesituationsbeschreibung

Situation 1:
Ein Bewohner erzählt einer Altenpflegerin in einem Einzelgespräch:
„Als Kind auf dem Lande bin ich vom Heuwagen gefallen und habe mir mehrere Kno-
chenbrüche zugezogen. Die kaputten Knochen sind nicht wieder richtig zusammenge-
wachsen. Das hat mein ganzes Leben verändert.
Welche Frau will schon einen Mann oder welcher Chef einen Arbeiter, der ein Krüppel
ist. Ich hab’ mich als Tagelöhner über Wasser gehalten. Die Frauen haben mich nur
ausgelacht.“

Situation 2:
Frau Schmidt erzählt im Altentreff, dass sie als junges Mädchen gut Klavier spielen
konnte. Seit dem 6. Lebensjahr bekam sie Klavierunterricht. Sie hatte kleine Auftritte im
Rahmen der Familie und bei Gesellschaften. Mit 16 Jahren träumte sie von einer Karrie-

144
re als Pianistin. Mit 17 bekam sie ihr erstes Kind. Seitdem habe sie nur mal so kleine
Liedchen gespielt.

Textinterpretation
Der Mensch ist ein Geheimnis.
Man muss es enträtseln,
und wenn Du es ein ganzes Leben
lang enträtseln wirst,
so sage nicht,
Du hättest die Zeit verloren.
Ich beschäftige mich mit diesem Geheimnis,
denn ich will ein Mensch sein.
Fjodor M. Dostojewski

Quelle: Jasper, Bettina M. (2002): Gerontologie - Lehrbuch Altenpflege.


Vincentz Verlag, Hannover

Literatur

Blimlinger, E. et al. (1996): Lebensgeschichten - Biografiearbeit mit alten Menschen. 2.


Auflage, Vincentz Verlag, Hannover.
Buchholz, T. / Schürenberg, A. (2003): Lebensbegleitung alter Menschen - Basale Sti-
mulation in der Pflege alter Menschen.
Verlag Hans Huber. Bern-Göttingen.
Europäisches Netzwerk für psychobiografische Pflegeforschung nach Prof. E. Böhm
(o.J.): Aufleben statt Aufheben. Informationszeitschrift zum Böhm-Modell.
Gähler, M. (2004): Ich will Ihnen mal eine Geschichte erzählen..... - Interviews, Erinne-
rungsrunden und Biografie-Puzzle – ein Projekt zur Biografie- und Erinnerungsarbeit.
Die Schwester / Der Pfleger Nr. 4, S. 282-284.
Jasper, B. (2002): Gerontologie - Lehrbuch der Altenpflege. Vincentz Verlag. Hannover.
Kerkhoff, B. / Halbach, A. (2002): Biografisches Arbeiten. Vincentz Verlag. Hannover.
Köther, I. (Hrsg.) (2005): Thiemes Altenpflege. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
Kollak, I. (2004): Lebensläufe sichtbar machen - Biografisches Arbeiten mit Mitteln der
optischen Veranschaulichung. Pflege und Gesellschaft 19. Jahrgang Nr. 1, S. 12-14.
Menche, N. (2007): Pflege Heute. 5. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München.
Neulist, A. / Noll, W. (2005): Die Jungend alter Menschen. Elsevier-Verlag, München.
Sander, K. et al. (2006): Biografieorientierte Ansätze. Unterricht Pflege, Heft 1, Prodos
Verlag, Brake.
Sander, K. (2006): Biografiearbeit. Grundlagen der Pflege für die Aus-, Fort- und Wei-
terbildung. Heft 21, Prodos Verlag, Brake.
Schulte-Steinicke, B. (2004): Erinnern, Schreiben, Bewahren: Kreatives Schreiben mit
Seniorinnen und Senioren. Pflege und Gesellschaft, 19. Jahrgang, Nr. 1, S. 6-11.
Stanjek, K. (Hrsg.) (2005): Sozialwissenschaften - Altenpflege Konkret.
3. Auflage, Elsevier Verlag, München.
Stracke-Mertes, A. (2003): Soziologie - Lehrbuch der Altenpflege. 3. Auflage, Vincentz-
Verlag, Hannover.

145
Stuhlmann, W. (2004): Demenz – wie man Bindung und Biografie einsetzt. Gerontolo-
gische Reihe, Band 33, Ernst Reinhardt Verlag, München-Basel

Internetquelle:
Pressemitteilung 9/2006 der Universität Witten - Herdecke:
„Die besten Lieder meines Lebens“
http://wga.dmz.uni-wh.de/orga/html/default/edrr-

Filmmaterial:
Priemer, C. (1994): Tisa von der Schulenburg – Künstlerin, Aufklärerin, Ordensfrau.
Saarländischer Rundfunk, Saarbrücken.

146
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Name: ____________________
4.2 Menschen biografieorientiert pflegen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


 Sie lernen einen Menschen, den Sie pflegerisch versorgen, intensiver kennen. tung durch:
 Sie erfassen seine Biografie und deuten diese im Zusammenhang mit dem
aktuellen Erleben des Patienten / Bewohners.  Mentor/-in
 Sie reflektieren, welche Bedeutung die erfasste Biografie für Sie als Pflegeper-
son und für das pflegerische Handeln gewinnt.  Praxisanleiter/-in

Aufgabenstellung:
Sie begleiten in Ihrer Ausbildung täglich Menschen in ihrer Hilfs- und Pflegebedürftigkeit und erfahren
dabei sehr viel von ihnen – aber nicht alles!
Lernen Sie einen Menschen noch besser kennen, indem Sie
 ihn wahrnehmen, sehen, beobachten
 ihn hören, ihm zuhören, mit Spannung sein Reden erwarten
 ihm Fragen stellen, ihn jedoch nicht ausfragen
 seine Fragen beantworten, ihn aber nicht mit Informationen überschütten
 Ihre Hilfe anbieten, ihn unterstützen, Aufgaben für ihn übernehmen
 ernsthaft an ihm interessiert, aber nicht maßlos neugierig sind
 ihm nahe kommen, aber dabei die erforderliche Distanz einhalten
 ihn „auf sich wirken lassen“
Wählen Sie einen Patienten / eine Patientin oder einen Bewohner / eine Bewohnerin aus,
 der/die über 70 Jahre alt ist
 den/die Sie über eine Woche hinweg begleiten
 den/die Sie über Ihre Aufgabe informieren
Dies sollten Sie zusammen und im Austausch mit einer Pflegefachkraft tun.
Schreiben Sie eine Biografie von diesem Menschen und nehmen Sie all das, was Sie – mit allen Sinnen -
erfahren haben als Grundlage. Es wird eine Biografie sein, die Sie durch „Ihre Brille“ erfasst haben, doch sie
wird Ihnen helfen, den Menschen gut zu begleiten. Erinnern Sie sich an die Inhalte der inneren und äuße-
ren Biografie und geben Sie der inneren Biografie den höheren Stellenwert.
Beschreiben Sie nach verfasster Biografie in einer ausführlichen Reflexion
1. die Bedeutung dieser Biografie für Sie selbst.
(Was haben Sie erfahren? Wie wirkte das Erfahrene auf Sie?)
2. die Bedeutung dieser Biografie für die pflegerische Begleitung.
(positive und negative Auswirkungen )

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in:
Datum: Unterschrift:
Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

147
LERNFELD 4 MENSCHEN BEI DER LEBENSGESTALTUNG UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren

Semester: 4 Stunden: 18

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das Engagement der Familienangehörigen alter Menschen wertzuschätzen und
zu unterstützen, die Belastungen von Angehörigen und Bezugspersonen in der
Begleitung alter Menschen mit Pflegebedarf im ambulanten und stationären Be-
reich wahrzunehmen, sich damit auseinandersetzen und über außerfamiliäre
Möglichkeiten der Entlastung informieren und zur individuellen Situation an-
bieten und organisieren.

Lernvoraussetzungen

3.1 Menschen im Krankenhaus wahrnehmen und begleiten


3.2 Menschen im Altenheim wahrnehmen und begleiten
3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und begleiten
4.1 Lebens- und Wohnraum von Menschen mit Pflegebedarf gestalten
8.1 Gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen berücksichtigen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und bei
der integrierten Versorgung unterstützen
3.5 Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen
verstehen und begleiten
3.6 Alte Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen
verstehen und begleiten
4.2 Menschen biografieorientiert pflegen
10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten

Zielsetzung

Lernort Schule
 Wandel der Familienstrukturen in Deutschland kennen und die sich daraus erge-
bende Veränderung der sozialen Alterssicherung ableiten

 Belastungen der Angehörigen im ambulanten und stationären Bereich vergleichen

148
und bewerten und daraus unterschiedliche Bedürfnisebenen für die Angehörigen /
-gruppen ableiten

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Verschiedene Begleitungsangebote alter Menschen durch Familienangehörige wahr-
nehmen und wertschätzend anerkennen
 Positive und negative Merkmale familiärer Begleitung alter Menschen kennen und
im Kontext der Gesamtfamilie bewerten
 Soziale Netzwerke außerhalb der Familie kennen und die alten Menschen und ihre
Angehörigen individuell dazu beraten
 Einflüsse erkennen und verstehen, die „das Alter und die Pflege primär weiblich“
sein lassen und die Ansätze der Veränderung wahrnehmen und positiv unterstüt-
zen
 Psychische und physische Belastungen von pflegenden / begleitenden Angehörigen
wahrnehmen und als Problem für die Betroffenen erkennen
 Entlastungsmöglichkeiten für pflegende / begleitende Angehörige kennen, darüber
informieren und individuell unterstützend anbieten
 Vor- und Nachteile der Einzel- und Gruppenbegleitung / -angebote kennen und
entsprechend der Situation anbieten

Inhalte

 Demografische Entwicklung und Familienstrukturen /


Wandel der Lebensformen
 Möglichkeiten der Begleitung alter Menschen durch Familienangehörige und ihre
Vor- und Nachteile für die Beteiligten
 Allgemeine Definition: soziales Netzwerk
 Spezielle Definition: organisatorisches, räumliches und personelles Netzwerk
 Konkretisierung: eigenes soziales Netzwerk, soziales Netzwerk einer Sozialstation,
eines Altenpflegeheims, eines Krankenhauses
 Angebote sozialer Senioreninitiativen, z. B. Seniorenbüro
 Faktoren, Entwicklungen und Situationen, die Einfluss darauf haben, dass das Alter
und die Pflege primär weiblich sind
 Situation der pflegenden Frauen und Männer in der familiären und professionellen
Pflege
 Die Familie als Pflegedienst: Gründe und Konsequenzen
 Erleben / Empfinden der pflegenden und Angehörigen im ambulanten und im sta-
tionären Bereich
 Erwartungen der begleitenden Angehörigen an die professionell Pflegenden
 Aufgaben der professionell Pflegenden für pflegende / begleitende Angehörige im
ambulanten und stationären Bereich
 Angehörigenarbeit in der Gruppe

149
Methodenvorschläge

 Grafik zur eigenen Familienkonstellation über vier Generationen mit Vergleich zu


den allgemeinen Aussagen des Wandels der Familienstrukturen und der Konkreti-
sierung von Begleitung alter Menschen durch Familienangehörige
 Persönliche Stellungnahme mit Begründung zu der Frage:
Kann ich mir vorstellen meine Eltern oder Großeltern im Alter zu begleiten? Wenn
ja, in welchem Umfang? Wenn nein, warum nicht?
(als Verdeutlichung und Anerkennung verschiedener Lebenswege in der Begleitung
von alten Familienangehörigen)
 Informationsvortrag durch ein Seniorenbüro
 Bildbetrachtung: alte aktive Frauen
 Wandzeitung unter der Aussage „Das Alter ist weiblich“
 Pro- und Kontra-Diskussion zum Thema Männer in der Pflege
 Film: Von Söhnen, die pflegen
 Austausch über eigene Erfahrungen während der Ausbildung
 Expertenbericht: Angebote der Sozialstation für pflegende Angehörige
 Besuch eines Altenpflegeheimes mit Fragen zur Angehörigenarbeit
- Welche Informations-, Beratungs- und Begleitungsangebote bietet das Heim?
- Welche Erwartungen haben Angehörige?
 Paarweise Teilnahme beim Treffen einer Angehörigengruppe in einem Altenpflege-
heim und in der Sozialstation mit anschließender Auswertung der Angehörigenar-
beit unter dem Fokus: Was ist wichtig in der Angehörigenarbeit?

Pflegesituationsbeschreibung

Was können Familien in der Begleitung alter Menschen leisten?

Frau Bader, 88 J. alt, lebte bisher alleine in ihrer 2-Zimmer-Wohnung im 1. Stock eines
renovierten Altbaus, ohne Aufzug, aber mit Dusche in einem kleinen Bad. Ihren Haus-
halt versorgte sie noch selbständig, mit einiger Unterstützung.

Ihre Schwiegertochter, 66 Jahre alt, fuhr jede 2. Woche mit ihr einkaufen und wenn sie
mal eine Kleinigkeit zusätzlich brauchte, konnte Frau Bader mit Hilfe eines Gehstocks
sich das Gewünschte um die Ecke in einem Laden besorgen.

Mit der Waschmaschine kam sie gut zurecht und brauchte nur Hilfe, wenn Gardinen
und Bettwäsche gewaschen wurden, denn beim Ab- und Aufhängen der Gardinen so-
wie beim Ab- und Beziehen des Bettes machten ihre Arme nicht mehr mit.

Jede 2. Woche kam eine Putzfrau und reinigte die gesamte Wohnung, tägliche Kleinig-
keiten reinigte Frau Bader noch selbst.

150
Frau Bader konnte noch so gut sehen, dass sie normal groß gedruckte Zeitungen und
Bücher mit Hilfe einer Brille lesen konnte und hörte noch so gut, dass sie auf Zimmer-
lautstärke fernsehen konnte.

Sie verließ die Wohnung regelmäßig einmal wöchentlich zu Arztbesuchen / Diabetes-


kontrolle, zum Kaffeeklatsch mit Freundinnen, zum Gottesdienst, zur Seniorengymnas-
tik und zum Besuch einer früheren Nachbarin im Altenheim. Jeden zweiten Sonntag
waren Sohn und Schwiegertochter bei ihr zum Mittagessen eingeladen und einmal im
Monat holte die Tochter, 66 Jahre alt, die 100 km entfernt wohnt, die Mutter am Frei-
tagnachmittag ab und brachte sie Sonntagabend wieder nach Hause.

Die 4 Enkelkinder – zwischen 35 und 43 Jahren, zwei davon mit Partnern/-innen -sind
alle berufstätig, haben feste Arbeitsverträge und wohnen zwischen 50 und 400 km weit
entfernt. Die beiden, die näher wohnen, beide ohne Kinder, kommen die Großmutter
einmal im Monat besuchen, die anderen beiden etwa zwei- bis dreimal im Jahr. Die 4
Urenkel/-innen sind noch in Schule und Ausbildung und besuchen die Urgroßmutter
ein- bis zweimal im Jahr.

Insgesamt gibt es viele telefonische Kontakte in der Familie, gerade auch mit Frau Ba-
der und dadurch fühlt sie sich in ihrer Familie gut aufgehoben. Geschwister von ihr
oder ihrem Mann leben nicht mehr.

Frau Bader ist voll orientiert und geistig in der Lage für sich zufriedenstellend ihr Le-
ben regeln zu können.

Alles verändert sich als Frau Bader bei einem Kurzeinkauf um die Ecke stürzt, einen
Oberschenkelhalsbruch erleidet, erfolgreich operiert wird, auch mit Willenskraft die
Rehabilitationsmaßnahme gut meistert, und es dennoch klar wird, dass sie nicht mehr
alleine in ihrer Wohnung zurecht kommen wird.

Sie schafft es mit der Gehhilfe in der Wohnung zu gehen, doch ihre Standsicherheit hat
erheblich nachgelassen; sie kann ohne Gehhilfe nicht frei stehen und somit kaum noch
was für sich erledigen. Sie braucht letztendlich eine „Rundumbegleitung“, auch wenn
sie nicht jede Minute jemanden neben sich haben muss.

Frau Bader drängt darauf in der eigenen Wohnung bleiben zu können. Geistig hat sie
nichts an Vitalität eingebüßt und sieht deshalb auch nicht ein, dass sie aus ihrer Woh-
nung ausziehen soll.

Literatur

Alzheimer Forschung Initiative (o. J.): Hilfe für Pflegende: Stress bewältigen.
Düsseldorf.
Bartjes, H. /Hammer, E. (2006): Neue Männer braucht das Land - Zum Geschlechter-
verhältnis in der Pflege. Altenpflege Wissenschaft / Nightingale Nr. 5, S. 41 – 48.

151
Bornmann, B. / Schücking, B. (2003): Langlebigkeit spät gebärender Mütter - Mutter
werden über Vierzig. Deutsche Hebammenzeitschrift Nr. 12, S. 24 + 25.
Deutsche Seniorenliga (Hrsg.) (2005): Pflege von Alzheimer-Patienten – Leitfaden für
Angehörige. Bonn.
Döhner, H. / Rothgang, H. (2006): Pflegebedürftigkeit – Zur Bedeutung der familiären
Pflege für die Sicherung der Langzeitpflege. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsfor-
schung – Gesundheitsschutz Nr. 6.
George, U. / George, W. (2006): Betroffenenintegration – Aufbau einer Angehörigen-
gruppe. Die Schwester / Der Pfleger Nr. 7, S. 522-526.
Graef, L. et al. (2003): Dement – was nun? – Angehörigenbegleitung. Die Schwester /
Der Pfleger Nr. 12, S. 924-929.
Helwerth, U. (2006): „Ich werde für ihn da sein, solange ich kann“ – Ein Gespräch mit
pflegenden Angehörigen. Frauenrat Nr. 5, S. 6-10.
von Hennemann, U. (2006): „Ich nehme sie so gern in den Arm“. Medical Tribune –
von Ärzten für Sie Nr. 2, S. 24.
Jasper, B. (2002): Gerontologie - Lehrbuch der Altenpflege. Vincentz Verlag, Hannover.
Josat, S. (2005): Welche Qualitätskriterien sind Angehörigen in der stationären Alten-
pflege wichtig? – Eine Einzelfallstudie. Pflege Nr. 18, S. 169-175.
Kämmer, K. (2003): Lebenswelten von Dementen gestalten – Eine enge Zusammenar-
beit zwischen professioneller Pflege und Angehörigen ist wichtig. Pflege Aktuell Nr. 3,
S. 130-133.
Köther, I. / Gnamm, E. (2000): Altenpflege in Ausbildung und Praxis. 4. Auflage, Georg
Thieme Verlag, Stuttgart.
Lakotta, B. (1999): Ich kam mir so schlecht vor - Die Geschichte einer Überforderung.
Spiegel Spezial Nr. 2, S. 57 - 58.
Lanzl, N. et al. (2005): Engagiert – neugierig – kompetent - Frauen im Pflegeberuf. Pfle-
gezeitschrift Nr. 7, S. 456 – 459.
von Lützau-Hohlbein, H. (2001): Die Pflege von Demenzkranken Angehörigen. Pflege
Aktuell Nr. 6, S. 337-339.
Marvedel, U. (2004): Gerontologie und Gerontopsychiatrie - Fachwissen Pflege – lern-
feldorientiert. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten.
Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit Rheinland-Pfalz: (er-
scheint vierteljährlich): Spätlese. Senioren-Info. Mainz.
Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit Rheinland-Pfalz (2006):
Menschen pflegen – Infokoffer für pflegende Angehörige. Mainz.
Paul Hartmann AG (Hrsg.) (2005): Die Familie – unser größter Pflegedienst - Gute Ge-
sprächsführung will gelernt sein - Mit Fachkompetenz Angehörigen helfen. Pflege-
Dienst Nr. 3, S. 4-9.
Potthoff, A. (1999): Tochter Courage - Über ein Frauendasein. Spiegel Spezial Nr. 2, S.
110 – 112.
Reuß, M. (2006): Neues Service-Verzeichnis zu Beratung bei Demenz. Pro Alter Nr. 3, S.
38-40. Kuratorium Deutsche Altenhilfe, Köln.
Richter, E. (2007): Der Alltag als Herausforderung - Wir hatten viel Nähe. Diakonie
Magazin Nr. 1, S. 9-15.
Rudolph, E. (2005): Eine „Mutmachgeschichte“. PflegeDienst Nr. 3, S. 14.
Schützendorf, E. (2007): Frauensache. Altenpflege Nr. 8, S. 32 – 35.

152
Stanjek, K. (Hrsg.) (2005): Sozialwissenschaften – Altenpflege Konkret.
3. Auflage, Elsevier-Verlag, München.
Stracke-Mertes, A. (2003): Soziologie - Lehrbuch der Altenpflege.
3. Auflage, Vincentz Verlag. Hannover

Internetquellen:
Angehörigenarbeit – Anregungen für eine differenziertere Sicht und eine stärkere Be-
rücksichtigung der Angehörigenperspektive in ambulanten und stationären Einrich-
tungen für ältere und alte Menschen.
Erschienen in „Österreichische Krankenhauszeitung“, Nr. 9 /2000
http://www.caritas-wien.at/1518_1521.htm, Zugriff am 18.1.2007
Die Rechte pflegender Angehöriger
http://www.alzheimer-forschung.de/web/pflegehinweise/rechteangeh.htm, Zugriff
am 5.4.2007
Geschlechtsspezifische Aspekte der Geriatrie aus der Sicht einer niedergelassenen Ärz-
tin (Marie-Louise Fasshauer, Wuppertal)
http://www.isogam.uni-wuppertal.de/vt/fass.htm Zugriff am 15.4.2004
Studie: Ältere Frauen in Berlin – Rahmendaten zur Lebenssituation / Informations-
dienst Altersfragen. http://www.fh-fulda.de/dza/9-10-00.htm, Zugriff am 19.10.2004

Filmmaterial:
Claus, U. (2007): Sie ist doch meine Mutter - Von Söhnen die pflegen. 37° ZDF

153
LERNFELD 4 MENSCHEN BEI DER LEBENSGESTALTUNG UNTERSTÜTZEN
Lernsituation 4.4 Bildungs-, Kunst-, Kultur- und Spielangebote in die Tagesgestal-
tung integrieren

Semester: 5 Stunden: 22

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Aufgabe, gesunde und kranke Kinder und Jugendliche sowie alte Men-
schen bei der Beschäftigung zu unterstützen und zu fördern sowie alte Men-
schen mit ihren Interessen zur Alltags- und Freizeitgestaltung kennen zu ler-
nen und sie bei der Ausgestaltung nach ihren Wünschen und Ressourcen zu un-
terstützen.

Lernvoraussetzungen

3.1 Menschen im Krankenhaus wahrnehmen und begleiten


3.2 Menschen im Heim wahrnehmen und begleiten
5.1 Kommunikation als Prozess gestalten

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

3.5 Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen


verstehen und begleiten
3.6 Alte Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen
verstehen und begleiten
4.2 Menschen biografieorientiert pflegen
4.5 Musik und Bewegung in die Tagesgestaltung integrieren
4.6 Feste und Feiern gestalten
7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren
10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Die Bedeutung des Spiels für die Entwicklung und Genesung von Kindern und Ju-
gendlichen erkennen und im Pflegehandeln individuell berücksichtigen
 Kinder und Jugendliche dem Alter entsprechend beschäftigen
 Den Umgang mit Medien für Kinder und Jugendliche speziell in Krankheitssituati-
onen angemessen dosieren

154
 Bedeutung von Gestaltungs- und Beschäftigungsangeboten im Sinne einer ganzheit-
lichen Altenpflege erkennen und anwenden
 Spielen, Musik, gestalterische Beschäftigung und Beschäftigung mit Texten als Akti-
vierung von Körper, Geist und Seele in der Altenarbeit nutzen
 Gedächtnistraining in Einzel- und Gruppensituationen zur Freude und zum Stabili-
sieren des geistigen Leistungsvermögens alten Menschen anbieten

Inhalte

 Gestaltung und individuelle Beschäftigung – ein pflegerischer Grundanspruch in


der Kinderkrankenpflege und in der Altenpflege
 Bedeutung von Spiel und Beschäftigung für gesunde und kranke Kinder und Ju-
gendliche
 Verschiedene Spiele und Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche,
z. B. Bilderbücher für Kleinkinder und Vorschulkinder, Bücher für Jugendliche, spe-
ziell Märchen, Spielen mit Figuren / Autos / Puppen / Stofftieren, Schreibspiele
und Puzzles, Lieder und Fingerspiele, Baumaterialien und Konstruktionsmaterial,
Gesellschaftsspiele für Schulkinder, Malen und Basteln
 Medien im Alltag von gesunden und kranken Kindern und Jugendlichen
z. B. Fernsehen, PC-Spiele, Gameboys u. a.
 Grundlagen zum künstlerisch-handwerklichen Arbeiten mit älteren Menschen
 Spielen mit älteren Menschen – Spielarten, Spielnachmittage durchführen, Spiele
selbst entwickeln, Gedächtnis- und Wahrnehmungsspiele
 Literatur im Leben älterer Menschen – Kommunikationshilfe, Entspannung, Ge-
dächtnistraining

Methodenvorschläge

 Arbeitsauftrag / Partnerarbeit: Erarbeitung einer Spiel- oder Beschäftigungsmög-


lichkeit von Kindern, Jugendlichen bzw. alten Menschen erarbeiten
 Anfertigen von Spielen und Instrumenten für Kinder und für ältere Menschen mit
verschiedensten Einschränkungen
 Kreative Präsentation unter Einbeziehung der Mitschüler und Mitschülerinnen incl.
Handout für die Klasse
 Vorstellen verschiedener Möglichkeiten der Beschäftigung durch Expertin / Fach-
lehrerin für musisch-technische Fächer
 Diskussion zur Effizienz von Angeboten der Aktivierung und Beschäftigung in den
stationären und ambulanten Einrichtungen für Bewohner/Bewohnerinnen bzw. Pa-
tienten/Patientinnen

155
Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Büker, H. / Schumacher, M. (1992): Lesen und Erzählen.


Vincentz Verlag, Hannover.
Dunkhorst, H. (1994): Gedächtnistraining – ein Jahresprogramm.
Vincentz Verlag, Hannover.
Dunkhorst, H. (2001): Gestaltung und Beschäftigung – Lehrbuch Altenpflege. Vincentz
Verlag, Hannover.
Hoehl, M. / Kullick, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung.
2. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
Jasper, B. (2002): Gerontologie – Lehrbuch Altenpflege. Vincentz Verlag. Hannover
Koletzko, B. (2004): Kinderheilkunde und Jugendmedizin.
12. Auflage, Springer-Verlag. Berlin Heidelberg New York

156
LERNFELD 4 MENSCHEN BEI DER LEBENSGESTALTUNG UNTERSTÜTZEN
Lernsituation 4.5 Musik und Bewegung in die Tagesgestaltung integrieren

Semester: 5 Stunden: 20

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das Angebot von Musik, Tanz und Bewegung für Kinder, Jugendliche und alte
Menschen. Individuelle Erlebnisse und Erfahrungen sind dabei einzubeziehen
und als Motor zur Freude individuell und in der Gruppe fördernd zu nutzen.

Lernvoraussetzungen

3.3 Menschen im Krankenhaus wahrnehmen und begleiten


3.4 Menschen im Heim wahrnehmen und begleiten
4.1 Lebens- und Wohnraum von Menschen mit Pflegebedarf gestalten
4.2 Menschen biografieorientiert pflegen
6.6 Menschen gesundheitsfördernd bewegen und mobilisieren

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

3.5 Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen


verstehen und begleiten
3.6 Alte Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen
verstehen und begleiten
4.4 Bildungs-, Kunst-, Kultur- und Spielangebote in die Tagesgestaltung
integrieren
4.6 Feste und Feiern gestalten
7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren
10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten
12.19 Menschen mit Störungen und Erkrankungen des Bewegungsapparats pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Kinder und Jugendliche durch Musik, Tanz und Bewegung eine Geschichte oder
Situation mit allen Sinnen erleben und darstellen lassen
 Kinder und Jugendliche mit akuten und chronischen Einschränkungen durch
Musik, Tanz und Bewegung in eine Welt versetzen, in der sie für kurze Zeit ihre
Einschränkungen als zweitrangig erleben

157
 Seniorentanz als positive Bewegungsmöglichkeit in der Begleitung alter Menschen
einsetzen
 Alten Menschen, besonders bei körperlichen und kognitiven Einschränkungen, Tan-
zen als belebende Erinnerungsmöglichkeit anbieten und mit ihnen die Vergangen-
heit aufleben lassen

Inhalte

 Schlaflieder, Geburtstagslieder Kinderspiellieder, Kinderbewegungslieder, Advents-


und Weihnachtslieder
 Fingerspiele am Bett
 Kerzentanz
 Musikalische Arbeit mit älteren Menschen – Singen, Liedbegleitung, Bewegungslie-
der, Liederquiz, Musik hören, Zeichnen und Malen nach Musik
 Definition und Bedeutung von Seniorentanz
 Tanzen ist Bewegen – bewegen ist auf unterschiedlichste Art und Weise möglich
 Tanzen mit Einschränkungen
 Unterschiedlichste Tänze im Angebot für Senioren

Methodenvorschläge

 Lernen von Liedern mit Bewegungen


 Einüben von Tänzen für Kinder
 Einüben von Tänzen aus der Jugendzeit heute alter Menschen
 Einstudieren von Fuß- und Sitztänzen

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

158
Literatur

Bansemer, C. et al. (2006): Alte Spiele neu erfunden. Bewegungsspiele für Klein und
Groß. 2. Auflage. Limpert-Verlag, Wiebelsheim.
Breitinger, R. (2000): Demenz – eine Indikation für Musiktherapie?
Grin-Verlag, München.
Bundesverband Seniorentanz (2000): Tanzt einfach mit (mit Audio-CD).
Fidula-Verlag, Boppard.
Cords, J. et al. (1993): Übungen Seniorensport I. und II. Altenpflege. Gymnastik zu
Hause, Seniorensport, Seniorentanz. 3. Auflage. Bildungsverlag Eins, Troisdorf.
Ferber, D. / Steffe, S. (2006): Alte Kinderlieder neu entdeckt. Gemeinsam singen und
spielen mit den schönsten traditionellen Liedern. Verlag Ökotopia, Münster.
Harms, H. / Dreischulte, G. (2007): Musik erleben und Gestalten mit alten Menschen.
3. Auflage. Verlag Urban & Fischer, Stuttgart - Jena.
Hoffmann, K.W. (1998): Kinder brauchen Bewegung. Übungen, Spiele und Lieder für
Kinder und Erwachsene. Rowohlt, Hamburg.
John, B. / Theis, E. (2002): Sitztänze zu Melodien aus aller Welt (mit Audio-CD und
Notenheft). Fidula-Verlag, Boppard.
Meißner, S. (2000): Tanzen im Sitzen für Senioren und Behinderte. Fidula-Verlag, Bop-
pard.
Tutt, I. (2002): Gesellige Tänze für Alt und Jung (4 Audio-CDs). Fidula-Verlag, Bop-
pard.

159
LERNFELD 4 MENSCHEN BEI DER LEBENSGESTALTUNG UNTERSTÜTZEN
Lernsituation 4.6 Feste und Feiern gestalten

Semester: 5 Stunden: 12

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Gestaltung von Festen und Feiern zu unterschiedlichen Anlässen und mit
verschiedenen Themen für gesunde und kranke Menschen aller Altersstufen.

Lernvoraussetzungen

3.1 Menschen im Krankenhaus wahrnehmen und begleiten


3.2 Menschen im Altenheim wahrnehmen und begleiten
3.5 Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen
verstehen und begleiten
3.6 Alte Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen
verstehen und begleiten
4.3 Lebens- und Wohnraum von Menschen mit Pflegebedarf gestalten
4.4 Menschen biografieorientiert pflegen
4.4 Bildungs-, Kunst-, Kultur- und Spielangebote in die Tagesgestaltung
integrieren
4.5 Musik und Bewegung in die Tagesgestaltung integrieren
7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis

 Persönliche, kirchliche und gesellschaftliche Feste kennen und diese unter verschie-
denen Rahmenbedingungen gestalten
 Kreativität beim Gestalten von Festen entwickeln und mit einer Gruppe eine Vielfalt
an Ideen umsetzen
 Positive Auswirkungen durch Feiern eines Festes auf Menschen erkennen und diese
in der Begleitung von Menschen, speziell Menschen mit Einschränkungen unter-
schiedlichster Art, nutzen

160
Inhalte

 Einführung in die Festgestaltung mit Ziel, Programm und Organisation


 Festgestaltung und ihre Bedeutung im Jahreslauf für alte und kranke Menschen
 Dekorationen für ein Fest – verschiedene Werktechniken, Farben und ihre Wirkung
 Vorbereitung und Durchführung eines Festes für Patienten/-innen oder Bewoh-
ner/-innen

Methodenvorschläge

 In Arbeitsgruppen die Vorbereitung und Durchführung des Festes besprechen und


dann mit Integration der Schüler/Schülerinnen und mehreren Lehrkräften das Fest
feiern (Programmgruppen und Organisationsgruppen)
 Anfertigen von Dekorationen zum Fest

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Hieronimus, P. (2006): Gedichte, Lieder, Sketche. Textvorlagen für jeden Anlass.


Vinzentz Verlag, Hannover.
Klütsch, E. (1995): Feste und Feiern. 2. Auflage, Vincentz Verlag, Hannover.
König, H. / Amode, Eva (2001): Das große Jahrbuch für Kinder. Feste feiern und Bräu-
che neu entdecken. 3. Auflage. Kösel-Verlag, München.
Michalski, T. und U. (1991): Kinder, das wird ein Fest. Spielen und Feiern, Basteln und
Backen. Verlag Droemer Knauer, München.

161
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld

5 Kommunikation und Edukation gestalten (102 h)

Themenbereich der KrPflAPrV (2003): 3. Unterstützung, Beratung und Anleitung in


gesundheits- und pflegerelevanten Fragen
fachkundig gewährleisten

Lernfeld der APflAPrV (2002): 1.3 Alte Menschen personen- und


situationsbezogen pflegen
1.4 Anleiten, beraten und Gespräche führen
3.2 An qualitässichernden Maßnahmen in der
Altenpflege mitwirken

Im Mittelpunkt des Lernfeldes steht


der Erwerb sozial-kommunikativer und edukativer Kompetenzen in verschie-
denen pflegerischen Gesprächs -, Beratungs- und Anleitesituationen.

Zielsetzung

 Gespräche gezielt führen, lenken und beenden


 Möglichkeiten und Grenzen bei der Anwendung von Gesprächstechniken einschät-
zen
 Einflussfaktoren der Kommunikation und Interaktion wahrnehmen
 Eigen- und Fremdwahrnehmung evaluieren
 Schulen, Anleiten und Beraten in Pflegesituationen als pflegerische Basiskompeten-
zen verstehen
 Gesprächs-, Beratungs- und Anleitungsbedarf bei Menschen aller Altersgruppen
und deren Bezugspersonen erfassen und einschätzen
 Interventionen zu Gespräche führen, Beraten und Anleiten als Teil des Pflegepro-
zesses verstehen, planen, durchführen und evaluieren

Didaktischer Kommentar und methodische Empfehlungen

Der sozial-kommunikative Kompetenzerwerb erfolgt durch die Analyse transkribierter


Gespräche zwischen Pflegekräften und Menschen mit Pflegebedarf und deren Bezugs-
personen und transkribierter Fachgespräche im intra- und interdisziplinären Team. Die
Schülerinnen und Schüler üben im Schutzraum Schule Gespräche im Rollenspiel und
wenden dabei Regeln zur Gesprächsführung an. Die Gesprächsübungen werden, zum
Teil videogestützt, kriterienorientiert analysiert und ausgewertet.

162
Die Schüler und Schülerinnen stellen selbst erlebte oder beobachtete Gesprächssituatio-
nen aus ihren beruflichen Handlungsfeldern in Rollenspielen dar. Diese werden analy-
siert und lösungsorientiert reflektiert. Im Rahmen einer Lernaufgabe beobachten die
Schüler und Schülerinnen anhand festgelegter Kriterien ein Gespräch in Pflegesituatio-
nen am Lernort Praxis.

Die Schritte des Beratungsprozesses werden in einem zirkulierenden Lernprozess, ge-


steuert durch Arbeitsaufträge am Lernort Schule und durch Lernaufgaben für den Ler-
nort Praxis, geübt. Das Empowerment- Konzept stellt die theoretische Grundlage zur
Beratung, Schulung und Anleitung dar. Maßnahmen der Beratung und Anleitung wer-
den als Pflegeinterventionen im Pflegeprozess definiert. Die Lernenden entwickeln ein
Verständnis von Beratungsarbeit als Pflegearbeit. Die Beratung und Anleitung des
Menschen mit Pflegebedarf schließt in allen curricularen Lernsituationen die erforderli-
che Beratung, Anleitung und Schulung seiner Angehörigen und Bezugspersonen mit
ein.

Die Schüler und Schülerinnen wenden ihre erworbene sozial-kommunikative und edu-
kative Kompetenz in einem Projekt mit den Schwerpunkten Edukation und Gesund-
heitsförderung an. Sie bestimmen mit bei der Auswahl der Edukationsthemen und der
Zielgruppe. Hier erfolgt eine Verknüpfung mit dem Lernfeld 9 Gesundheit fördern und
präventiv handeln.
Der grundlegende Kompetenzerwerb bezüglich Beratung, Anleitung und Schulung
wird in allen Lernfeldern und Lernsituationen, in denen solche sozial-kommunikativen
Kompetenzen formuliert sind, vertieft.

Lernsituationen dieses Lernfeldes

5.1 Kommunikation als Prozess gestalten


5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
5.3 Intra- und interdisziplinär kommunizieren
5.4 Themenbezogen beraten und anleiten

163
LERNFELD 5 KOMMUNIKATION UND EDUKATION GESTALTEN
Lernsituation 5.1 Kommunikation als Prozess gestalten

Semester: 1/3 Stunden: 40

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Gesprächsführung in unterschiedlichen sozialen Konstellationen mit un-
terschiedlichen Zielgruppen gestalten.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

1.3 In Gruppen und Teams lernen und arbeiten


5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
5.3 Intra- und interdisziplinär kommunizieren
5.4 Themenbezogen beraten und anleiten

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Das eigene Kommunikationsverhalten kritisch reflektieren

Lernort Praxis
 Gespräche gezielt initiieren, lenken und beenden
 Pflegerische Handlungssicherheit bezüglich konkreter Gesprächssituationen im
pflegerischen Alltag umsetzen
 Pflegerische Fachgespräche führen
 Basiswissen über Grundsätze der menschlichen Kommunikation und Interaktion
anwenden
 Krisen und Konfliktsituationen wahrnehmen und konstruktiv gestalten

164
Inhalte

 Grundsätze zur Kommunikation und Interaktion


o Sender- und Empfängernachricht (Schulz v. Thun, Watzlawick)
o Ebenen der Kommunikation
o Verbale und nonverbale Kommunikation
o Transaktionsanalyse nach E. Berne
 Soziale Machtverhältnisse in der Interaktion
o Kontrolle des Sprechkanals
o Verwendung von Fachsprache
o Symmetrische und asymmetrische Interaktion
 Gesprächsführung
o Direktive und non-direktive Gesprächsführung
o Zuhören, verstehen , fragen
o Ich-Botschaften, aktives Zuhören, Spiegeln, verbalisieren, paraphrasieren
o Patientenzentrierte Gesprächsführung n. Rogers
o Konstruktiv-kritisches Feedback, positives Feedback
 Gespräch als soziale Situation
 Gestaltung und Ablauf eines gelenkten Gespräches
o Einleitung, Hauptteil, Abschluss
o Gestaltung der Rahmenbedingungen
o Gestaltung eines Pflegeanamnesegespräches
 Interaktion/Teamarbeit mit anderen Berufsgruppen
 Umgang mit Beschwerden
 Klientenzentrierte Gesprächsführung

Methodenvorschläge

 Advanced Organizer
 Sandwich Arrangement (Gruppenpuzzle, Strukturlegetechnik, kognitive Landkarte,
Kartenmemory)
 Film „Körpersprache live“
 Erstellen eines Gesprächsleitfadens zur Pflegeanamnese (Handlungsprodukt)
 Analyse von transkribierten Übergabegesprächen
 Analyse von Gesprächen zwischen Pflegekräften und Pflegeempfängern
/Angehörigen, welche die Schülerinnen selbst in der Pflegepraxis erlebten oder be-
obachtet haben (mündliche oder schriftliche Beschreibung der Gespräche oder Dar-
stellung der Gespräche im Rollenspiel )
 Gesprächsübungen, die zum Teil videogestützt, kriterienorientiert analysiert und
ausgewertet werden

165
Pflegesituationsbeschreibung

In der Rehabilitationseinrichtung versorgt der Gesundheits- und Krankenpfleger, Herr


Peters zusammen mit dem Pflegeschüler Herr Krämer eine Patientin mit Multipler
Sklerose. Sie unterstützen die Patientin gemeinsam bei der Körperpflege und bei der
Mobilisation in den Rollstuhl. Durch die Spastik in den Beinen kann Frau Breiner mit
Hilfe von Gehstützen wenige Meter selbstständig laufen, z. B. vom Bett an den Früh-
stückstisch. Doch heute ist sie dazu zu schwach. Sie beklagt ihre Situation
Bald kann ich gar nichts mehr alleine. Die Übungen mit Ihnen und dem Physiothera-
peuten helfen mir gar nicht.....“.
Herr Peters: „Es ist doch schon besser geworden. Es ist doch gar nicht so schlimm, Frau
Breiner.“.
Frau Breiner:„Aber ich kann heute überhaupt nicht selbst laufen...“
Herr Peters: „Das bilden Sie sich doch nur ein. Stellen Sie sich doch nicht so an. Das
wird schon wieder.“
Frau Breiner schaut resigniert und verstummt. Vor dem Zimmer sagt Herr Peters zu
Herrn Krämer: „Ach ich hasse diese nervigen Patientinnen. Am besten man macht
ganz schnell seine Arbeit und geht gar nicht auf dieses Gejammere ein. Diese Frau
müsste sich hier mal umsehen, dann würde sie sehen wie gut es ihr noch geht im Ver-
gleich zu den anderen.

Quelle: Schülernarrativ

Literatur

Berne, E. (1967): Spiele der Erwachsenen, Reinbek b. Hamburg. Rowohlt


Geißner, U. (2006): Kommunikation verstehen. Gespräche führen, beraten und anleiten.
Fallbuch Pflege. Thieme-Verlag, Stuttgart
Menche, N. (2004): Pflege Heute. Urban & Fischer, München
Molcho, Samy (1995) „Körpersprache live“, Was ist Körpersprache? Film
Pervin, L. A. (1993), Persönlichkeitstheorien, UTB für Wissenschaft, Erst Reinhard Ver-
lag München, Basel
Schulz v. Thun (1996): Miteinander reden, Störungen u. Klärungen. Rowohlt, Reinbeck
b. Hamburg.
Stanjek, H. (2005) Altenpflege konkret Sozialwissenschaften. Urban&Fischer, München.
Watzlawick, P. et al (1996): Menschliche Kommunikation, Formen, Störungen, Parado-
xien. Verlag Hans Huber, Bern; Göttingen; Toronto; Seattle
Weinberger, S. (1996): Klientenzentrierte Gesprächsführung, Beltz, Verlag Weinheim
Wingchen, J. (2006): Kommunikation und Gesprächsführung für Pflegeberufe. 2. Auf-
lage. Schlütersche-Verlagsgesellschaft. Hannover

166
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

5.1 Kommunikation als Prozess gestalten Name: ____________________


Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:
Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-
tung durch:
 Sie können gezielt direktive- und non-direktive Gesprächsführung in Ihrer
Arbeit einsetzen  Mentor/-in
 Sie sind in der Lage, Gesprächssituationen zu planen, durchzuführen und zu
evaluieren  Praxisanleiter/-in
 Sie nehmen Gesprächsfehler und –hemmer wahr und können entsprechende
Situationen analysieren  Lehrer/-in
 Sie sind in der Lage unterschiedliche Kommunikationstechniken im Hand-
lungsfeld Pflege einzusetzen 

Aufgabenstellung:

Beobachten Sie mindestens ein Gespräch zwischen einer Pflegekraft und einem Menschen mit Pflegebe-
darf.

Machen Sie sich stichwortartig Notizen zu den Gesprächen bezüglich folgender Kriterien:
 Inhalt des Gespräches
 Raum, in dem das Gespräch stattfindet
 Gesprächsatmosphäre
 Nonverbale Kommunikation
 Transaktionsanalyse
 Verwendung von Fachsprache
 Direktive und nondirektive Gesprächsführung
 Ich - Botschaften, aktives Zuhören
 Einleitung, Hauptteil und Abschluss eines Gespräches
 Kommunikationsförderer u. -hemmer

Informationsquellen:
 Unterrichtsunterlagen
 Fachliteratur (eigene und Bibliothek)
 Experten befragen

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

167
LERNFELD 5 KOMMUNIKATION UND EDUKATION GESTALTEN

Lernsituation 5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen

Semester: 3 Stunden: 14

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das Erfassen von unterschiedlichen Edukationsbedarfen des pflegeri-
schen Klientels sowie das Erlernen von prozess-, situations- und klien-
tenorientierten Maßnahmen der Edukation.

Lernvoraussetzungen

2.1 Pflegeprozess als Methode kennenlernen


2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und der
integrierten Versorgung unterstützen
5.1 Kommunikation als Prozess gestalten

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis

 Edukation als zentrale Pflegeintervention erkennen


 Basiswissen über den Empowerment-Ansatz erwerben
 Edukationsbedarf von Menschen mit Pflegebedarf und ihren Bezugspersonen er-
kennen und analysieren lernen

Lernort Praxis

 Handlungssicherheit in der Anleitung von Klienten der Pflege im Rahmen des Pfle-
geprozesses erwerben
 Handlungssicherheit im Führen von Beratungsgesprächen erwerben
 Eigene Grenzen in der Patientenedukation wahrnehmen und mit anderen Teammit-
gliedern zusammen arbeiten

168
Inhalte

 Relevanz von Beratung und Anleitung als Pflegeinterventionen


o Rechtliche Grundlagen
o Gesellschaftliche, soziale, epidemiologische und demografische Veränderungen
o Internationaler Vergleich
 Erkennen von Edukationsbedarf, -möglichkeiten und -situationen im Pflegealltag
 Empowerment als zentrales Edukationsziel
 Anleitung
o Die Phasen des Anleitungsprozesses gestalten
o Rollen und Funktionen Anleitender
o Rahmenbedingungen von Anleitung
o Der Anleitungsprozess im Pflegeprozess
 Beratung
o Unterscheidung direktive /nicht-direktive Beratung
o Rollen und Funktionen Beratender
o Beratungsprozess der (nicht-direktiven) Beratung gestalten
o Der Beratungsprozess im Pflegeprozess
 Berücksichtigung der individuellen Situation der anzuleitenden/zu beratenden Per-
son
 Auswahl von Zielen, Inhalten und Methoden
 Zusammenarbeit mit anderen Berufgruppen in der Edukation

Methodenvorschläge

 Wandzeitungen: Argumente zu einzelnen Thesen zur Relevanz von Beratung und


Anleitung als Pflegeinterventionen formulieren
 Geschichte des „Zauberer von Oz“ als Beispiel für Empowerment
 Wiederholte Rollenspiele zu den einzelnen Phasen der Edukationsprozesse unter
Verwendung der Pflegesituationsbeschreibungen der Lernaufgabe

Pflegesituationsbeschreibung

Als Pflegeschülerin betreuen Sie im Rahmen der Bezugspflege den 2 Tage alten Lukas
Fichte und seine 39jährige Mutter auf der Wochenstation des Diakonissen-Stiftungs-
Krankenhauses. Frau Fichte betätigt am Morgen die Rufanlage, weshalb Sie in ihr
Zimmer kommen. Sie finden Lukas schreiend vor, Frau Fichte wirkt hilflos und gibt
den Kleinen an Sie ab. Sie klingt sehr verzweifelt als sie zu Ihnen sagt: „Ich weiß nicht
was ich noch machen soll. Ich kriege ihn einfach nicht beruhigt und trinken will er auch
nicht.“
Lukas ist Frau Fichtes erstes Kind und kam spontan nach einer 13stündigen Geburt zur
Welt. Er ist gesund, hatte normale APGAR-Werte sowie durchschnittliches Geburtsge-
wicht und –größe. Direkt nach der Geburt wurde er zum ersten Mal zum Stillen ange-
legt.

169
Frau Fichte ist ledig, Verkäuferin bei C&A in Speyer und wohnt in einer 2-Zimmer-
Wohnung im Haus ihrer Eltern in Schifferstadt. Ihr Lebenspartner lebt in Ludwigsha-
fen-Rheingönnheim. Frau Fichtes Mutter verstarb vor einem Jahr, ihr Vater arbeitet als
Busfahrer bei den Verkehrsbetrieben in Ludwigshafen. Beim Aufnahmegespräch hat
Frau Fichte geäußert, dass ihr Freund, der Vater ihres Kindes, alkoholabhängig sei.

Literatur

Abt-Zegelin (Hrsg.) (2007): Patienteninformationszentren als pflegerisches Handlungs-


feld. Aufbau und Gestaltung. Schlütersche Verlagsgesellschaft. Hannover
Baum, L. F. (2003): „Der Zauberer von Oz“. 2. Auflage. Dressler-Verlag. Hamburg
Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (2005): Empowerment: Eine Handrei-
chung für die Projektarbeit im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative Equal. Bonn
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2001): Anders als Erwachsene: Er-
stellung von Info-Material für Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen:
Grundlagen und Hilfen. Köln
Geißner, U. (2006): Kommunikation verstehen. Gespräche führen, beraten, anleiten.
Fachbuch Pflege. Thieme-Verlag. Stuttgart
Koch-Straube, U. (2000): Beratung in der Pflege – eine Skizze: in Pflege und Gesell-
schaft: 5. Jg., 1/2000, S. 1-3
London, F. (2003): Informieren, Schulen, Beraten: Praxishandbuch zur pflegebezogenen
Patientenedukation. Hans Huber, Bern
Ludwig, D. et. al. (2007): Fallsituationen für den Erwerb von Beratzungskompetenzen
konstruieren: Inhaltliche und methodische Gestaltungsbausteine: In Pflegezeitschrift:
60. 1.Jg., 1/2007, S. 37-39
Müller-Mundt, G. et. al. (2000): Patientenedukation – (k)ein zentrales Thema in der
deutschen Pflege? In: Pflege und Gesellschaft, 5. Jg., 2/2000, S. 42-53
Nau, J. (2005): Empowerment als Konzept für die Pflege. In: PR-Internet, 03/2005,
S. 152-158
Quernheim, G. (2004): Spielend anleiten und beraten. Elsevier-Verlag, München
Rappaport, J. (1985): Ein Plädoyer für die Widersprüchlichkeit: Ein sozialpolitisches
Konzept des „empowerment“ anstelle präventiver Ansätze. In: Verhaltenstherapie und
psychosoziale Praxis, 2/1985, S. 257-278
Unterricht Pflege (2004): Beratung, Anleitung, Schulung, 7. Jg., 4/2004, Prodos, Brake
Wörrmann, M. (2003): Personenzentrierte Beratung durch Pflegende. In: Schneider, K.
et. al.: Pflegepädagogik für Studium und Praxis. Springer Verlag, Berlin Heidelberg,
S. 5-75
Zegelin-Abt, A. (1999): Patienten-Edukation als Pflegeaufgabe. In: Forum Sozialstation
Nr. 96: 2/1999, S. 66-68

Internetquellen:
http://www.patientenedukation.de Zugriff am 26.03.2007
http://www.piz-lippstadt.de Zugriff am 26.03.2007

170
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

5.2 Edukationsprozesse planen und durch- Name: ____________________


führen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe (Umfang ca. 3 DIN A4-Seiten  Wahlaufgabe
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:
Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-
tung durch:
 Sie können Situationen von Menschen mit Pflegebedarf erfassen und analysie-
 Mentor/-in
ren und daraus den individuellen Beratungsbedarf ableiten
 Praxisanleiter/-in

 Lehrer/-in

Aufgabenstellung:

1. Erstellen Sie bitte eine Pflegesituationsbeschreibung nach der Checkliste zu einem Menschen, bei
dem Sie einen Anleitungs- oder Beratungsbedarf erkennen. (ca. 2 DIA A4-Seiten in Maschine-
schrift)

2. Formulieren Sie bitte den Anleitungs- oder Beratungsbedarf als Pflegeproblem/-diagnose mit
Kennzeichen, Ursachen und Ressourcen auf dem ENP®-Bogen.

3. Bereiten Sie sich bitte auf ein Rollenspiel im Unterricht vor, in dem Sie selbst die anleitende oder
beratende Person darstellen.

Informationsquellen:
 Unterrichtsskripte
 Fachliteratur (eigene und Bibliothek)
 Expertenbefragung u.a.

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

171
LERNFELD 5 KOMMUNIKATION UND EDUKATION GESTALTEN

Lernsituation 5.3 Intra- und interdisziplinär kommunizieren

Semester: 2 Stunden: 8

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


Pflegefachgespräche gezielt zu initiieren, durchzuführen und zu leiten.

Lernvoraussetzungen

1.2 Lernen methodisch gestalten


5.1 Kommunikation als Prozess gestalten

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

1.3 In Gruppen und Teams lernen und arbeiten


2.6 Pflegequalität sichern

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Inhalt und Funktion von Übergabegesprächen kennen und situationsgerecht an-
wenden
 Die Bedeutung der Übergabe im Pflegeprozess kennen und berücksichtigen

Lernort Praxis
 Fachsprache situationsgerecht einsetzen
 Die Interaktion der Gesprächspartner in Übergabesituationen wahrnehmen
 Störungsfaktoren bei Übergabegesprächen, Visiten und Besprechungen minimieren

Inhalte

 Kennzeichen und Einsatz von Fachsprache


 Inhalt und Funktion von Übergabe, Visite und Besprechungen
 Die Bedeutung von Pflegefachgesprächen für den Pflegebedürftigen
 Pflegevisite
 Die Arten der Übergabegespräche und Visiten
 Die individuelle Bewertung (Interpunktion) von Gesprächsinhalten

172
 Die Funktion und der Inhalt der Pflegevisite
 Störungsfaktoren für Pflegefachgespräche

Methodenvorschläge

 Moderationsmethode zu Inhalt, Funktion und Störfaktoren von Übergabegesprä-


chen
 Rollenspiel zu Fachsprache kontra Alltagssprache

Pflegesituationsbeschreibung

Der im Folgenden zitierte Dialog erfolgte während der Mittagsübergabe einer internis-
tischen Station. Drei Pflegepersonen unterhalten sich über einen Patienten, der schein-
bar die Erklärung eines Arztes zu einem Untersuchungstermin nicht richtig verstanden
hat. (Die Unterstreichung mit fetter Darstellung markiert fachsprachliche, die alleinige
Unterstreichung alltagssprachliche Begriffe).

Anke: „Und Herr Schmidt. Ja, hatte gestern seine Media. Hat er auch gut vertra-
gen. War auch sehr schnell danach wieder fit.“
Pia: „ Und jetzt geht’s ihm gut?“
Anke: „Ja. Und er hat aber leider wieder alles in den falschen Hals bekommen.
Dr. Meier hat ihm wohl im Aufwachraum erzählt, er hätte nichts finden
oder sehen können.
Nichts Bösartiges. Und nun meint Herr Schmidt, er sei geheilt. Oh Wun-
der. Dr. Struck hat ihn dann in mühseligen Schritten, weil Herr Schmidt es
nicht raffte heute, gesagt, dass nach wie vor der Tumor da ist, und dass er
mit Sicherheit wohl auch bösartig sein wird. Dass das damit nichts zu tun
hat. Es ging um die Streuung.
Dass…“ (Anke verhaspelt sich. Sie scheint nach Worten zu suchen.)
Sigrid: Das kapiert der noch nicht für seinen…“
Anke: „Is zuviel für seinen…“
Sigrid: „Hm.“
Pia: „Is immer gut, wenn man Bescheid weiß.“
Anke: „Ja, ja. Weil ja auch das, was der Dr. Meier gesagt hat, richtig is. So, es sind
keine
Lymphknoten, also zumindest vom rein Optischen her, vom Makrosko-
pischen her, is nichts, ja. Aber das heißt ja nicht, dass er jetzt geheilt und
gesund ist. Oder, dass nie was war, ne.“
Pia: „Passt zu ihm“

(vgl. Walther, Übergabegespräch 1; 1/157 – 166 im Materialband).

173
Literatur

Berne, E. (1967): Spiele der Erwachsenen. Rowohlt. Reinbek b. Hamburg


Ehmann, M. (2005). Pflegevisite in der ambulanten und stationären Altenpflege. Check-
listen und Formulare für die Praxis. Urban&Fischer, München
Gültekin, J./Liebchen A. (2003): Pflegevisite und Pflegeprozess. Theorie und Praxis für
die stationäre und ambulante Pflege. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Heering, C. (2006): Das Pflegevisiten-Buch. Huber-Verlag, Bern
Mooshuber, N. (1996): Dienstübergabe am Krankenbett, In: Die Schwester/Der Pfleger
1, S. 68-71
Schulz v. Thun, F. (1996): Miteinander reden, Störungen u. Klärungen. Rowohlt Rein-
beck b. Hamburg
Watzlawick, P. et al (1996): Menschliche Kommunikation, Formen, Störungen, Parado-
xien. Verlag Hans Huber, Bern Göttingen
Walther, S. (1997): Im Mittelpunkt der Patient? Übergabegespräche im Krankenhaus.
Thieme, Stuttgart
Weinberger, S. (1996): Klientzentrierte Gesprächsführung, Beltz Verlag, Weinheim

174
LERNFELD 5 KOMMUNIKATION UND EDUKATION GESTALTEN

Lernsituation 5.4 Themenbezogen beraten und anleiten

__________________________________________________________________________

Semester: 4 Stunden: 40

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Beratung und Anleitung (Edukation) als zentrale Pflegeintervention unter
der Zielsetzung des Empowerment.

Lernvoraussetzungen

5.1 Kommunikation als Prozess gestalten


5.2 Edukationspozesse planen und durchführen
5.3 Intra- und interdisziplinär kommunizieren
9.3 Konzepte zur Gesundheitsförderung und Prävention umsetzen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Basiswissen über Grundsätze der menschlichen Kommunikation und Interaktion
erwerben und umsetzen
 Gespräche gezielt zu initiieren, zu lenken und zu beenden
 Schulungen planen, durchführen und evaluieren
 Projektmethode anwenden

Lernort Praxis
 Pflegerische Handlungssicherheit bezüglich konkreter Gesprächssituationen im
pflegerischen Alltag erwerben
 Pflegerische Beratungs- und Fachgespräche führen

175
Inhalte

Einführung in die Projektmethode nach Frey

Methodenvorschläge

 Projektmethode

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Frey, K. (2002): Die Projektmethode „Der Weg zum bildenden Tun“. 9. Auflage. Beltz-
Verlag. Weinheim
Geißner, U. (2006): Kommunikation verstehen. Gespräche führen, beraten, anleiten.
Fallbuch Pflege. Thieme-Verlag. Stuttgart
Gudjons, H. (2001): Handlungsorientiert lehren und lernen. Schüleraktivierung, Selbst-
tätigkeit, Projektarbeit. 6. Auflage. Bad Heilbrunn. Klinkhardt-Verlag
London, F. (2003): Patientenedukation. Patienten beraten, schulen und anleiten. Verlag
Hans Huber. Bern, Göttingen, Toronto, Seattle
Quernheim, G. (2004): Spielend anleiten und beraten. 2. Auflage. Urban & Fischer bei
Elsevier. München

176
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld

6 Menschen in der Selbstpflege unterstützen (318 h)

Im Mittelpunkt des Lernfeldes steht


die Unterstützung und Beratung von Menschen bei der
Selbstpflege, d.h. bei der Erfüllung ihrer Bedürfnisse um Gesundheit,
Unabhängigkeit und Wohlbefinden zu erhalten, zu fördern und /oder
wiederherzustellen.

Zielsetzungen

 Negative Gefühle wie Unsicherheit, Angst, Scham, Wut und Ekel bei sich selbst und
bei anderen Menschen wahrnehmen, sie akzeptieren und mit ihnen umgehen
 Sich in emotional belastenden Situationen schützen
 Den Pflegebedarf eines Menschen in der Selbstpflege erfassen und einschätzen
 Körperliche Nähe und Distanz im Pflegehandeln zulassen
 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstützen
 Selbstpflegemaßnahmen planen, durchführen und evaluieren
 Pflegerische Fertigkeiten zur Unterstützung in der Selbstpflege trainieren
 Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention bei der Selbstpflege pla-
nen, durchführen und evaluieren
 Maßnahmen der Beratung, Anleitung und Schulung zur Selbstpflege planen, durch-
führen und evaluieren
 Die Selbstständigkeit von Menschen aller Altersgruppen erhalten und fördern.

Didaktischer Kommentar und methodische Empfehlungen

Ausgangspunkt aller Lernsituationen dieses Lernfeldes ist der gesunde, in seiner Selbst-
pflege unabhängige Mensch mit seinen vielfältigen individuellen Bedürfnissen und
Gewohnheiten.
Selbstpflege nach dem Verständnis von Dorothea Orem umfasst alle zielgerichteten
und bewussten Handlungen, die ausgeübt werden, um Leben, Gesundheit und Wohl-
befinden zu erhalten (vgl. Meleis 1999, S.607). Ist ein Mensch auf Grund seines Alters,
seines Entwicklungsstandes oder seines Gesundheitszustandes nicht dazu in der Lage,
seine Bedürfnisse im Zusammenhang mit den Lebensaktivitäten zu befriedigen und
erhält er hierbei auch keine angemessene Unterstützung durch andere Personen, so ist
er auf professionelle Pflege angewiesen (vgl. ebd., S. 607-609). Die Identifikation von
Art und Ausmaß des Pflegebedarfs sowie die Planung, Durchführung, Koordination
und Evaluation geeigneter Maßnahmen unter Berücksichtigung gesellschaftlicher, so-
ziokultureller, psychosozialer, biographie- und altersbezogener Faktoren sind zentrale
pflegerische Aufgaben und stehen im Mittelpunkt jeder Lernsituation.

177
Übergeordnetes Ziel dieser therapeutischen Selbstpflege ist immer die Erhaltung und
Förderung der Selbstständigkeit. Daher kommt den Aspekten der Gesundheitsförde-
rung und Prävention, aber auch der Patientenedukation in vielen Lernsituationen eine
bedeutende Rolle zu. Maßnahmen der Beratung und Anleitung werden als Pflegeinter-
ventionen im Pflegeprozess definiert und beziehen sich sowohl auf den Mensch mit
Pflegebedarf als auch auf dessen Angehörige und Bezugspersonen.
Die für die Ausübung der therapeutischen Selbstpflege erforderlichen Fertigkeiten wer-
den in Übungssequenzen angebahnt und können durch die Bearbeitung von Lernauf-
gaben am Lernort Praxis weiterentwickelt werden. Ziele eines ganzheitlichen Pflegever-
ständnisses auf der Grundlage eines humanistischen Menschenbildes und Pflegekon-
zepte wie die Aktivierende Pflege werden thematisiert.

Auf der Grundlage erfahrungsbezogener Lernmethoden analysieren und bewerten die


Schülerinnen und Schüler eigene Erfahrungen im Zusammenhang mit der Selbstpflege
und auch die Erfahrungen ihrer Mitschüler und Mitschülerinnen. Sie reflektieren z.B.
Situationen, in denen sie selbst in der Ausübung der Lebensaktivitäten auf die Unter-
stützung anderer Menschen angewiesen waren. Über die Reflexion solcher Erfahrungen
werden sie befähigt, sich in Menschen einzufühlen, die in unterschiedlichem Maße ein-
geschränkt sind bis hin zu einer existenziellen Abhängigkeit.
Typisch für die Pflegehandlungen bei der Unterstützung in der Selbstpflege ist das
Empfinden und Erleben von Nähe und Distanz, von Abhängigkeit, aber auch von nega-
tiven Gefühlen wie Unsicherheit, Scham und Ekel. Diese Gefühle und der Umgang mit
ihnen werden erfahrungsorientiert thematisiert und Strategien für professionelles Pfle-
gehandeln erarbeitet.
Naturwissenschaftlich– medizinische Anteile stehen in diesem Lernfeld nicht im Vor-
dergrund. Es ist intendiert, wesentliche anatomisch- physiologische Prinzipien so zu
erklären, dass die Schülerinnen und Schüler körperliche Vorgänge im Kontext der
menschlichen Grundbedürfnisse verstehen und Prinzipien für ihr Pflegehandeln davon
ableiten können.
Die Bedeutung des Wahrnehmens und Beobachtens als Basiskompetenzen für Pflegen-
de wird in allen Lernsituationen unterstrichen, und zwar nicht im traditionellen Ver-
ständnis der Krankenbeobachtung, sondern in einem erweiterten Verständnis im Kon-
text von Prävention und Gesundheitsförderung.
In allen handlungsorientierten Lernsituationen bietet es sich an, der Struktur des Hand-
lungszyklus zu folgen:
1. Informieren/ Analysieren
2. Planen
3. Entscheiden
4. Durchführen
5. Kontrollieren
6. Bewerten.

178
Alternativ kann im Pflegeunterrichtet auch dem Wahrnehmungszyklus gefolgt werden:
1. Wahrnehmen, beobachten
2. Einschätzen, verstehen
3. Einschätzen, verstehen, entscheiden
4. Handeln
5. Bewerten, generalisieren.

Neben der Anwendung traditioneller Lehr- und Lernmethoden werden unterschiedlich


komplexe Pflegesituationsbeschreibungen bearbeitet (siehe Anlage 11: Checkliste zur
Erstellung einer Pflegesituationsbeschreibung). Diese bilden den Ausgangspunkt für
die Erhebung des konkreten Pflegebedarfs und die Planung geeigneter Pflegeinterven-
tionen. Das dazu notwendige Wissen eignen sich die Schülerinnen und Schüler teilwei-
se mit der Methode des Problembasierten Lernens an (vgl. Schwarz- Govaers 2001, S.
284). Die Komplexität der Aufgabenstellung entspricht dem Ausbildungsstand der
Schüler- und Schülerinnen.

Lernsituationen dieses Lernfeldes

6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstützen


6.2 Menschen beim Sehen und Hören unterstützen
6.3 Menschen in verschiedenen Bewusstseinslagen und beim Schlafen unterstützen
6.4 Menschen beim Atmen unterstützen und beraten
6.5 Menschen bei der Temperaturregulation unterstützen und beraten
6.6 Menschen gesundheitsfördernd bewegen und mobilisieren
6.7 Menschen vor Dekubitus, Thrombose und Kontrakturen schützen
6.8 Menschen bei der Körperpflege unterstützen und beraten
6.9 Menschen bei der Körperpflege ihres Säuglings unterstützen und beraten
6.10 Menschen bei der Mundpflege unterstützen und beraten
6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen und beraten
6.12 Menschen bei der Ernährung ihres Säuglings unterstützen und beraten
6.13 Menschen bei der enteralen Ernährung unterstützen und beraten
6.14 Menschen bei der Urinausscheidung unterstützen
6.15 Menschen bei der Stuhlausscheidung unterstützen und beraten

179
LERNFELD 6 KÖRPERNAHE UNTERSTÜTZUNG LEISTEN

Lernsituation 6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrneh-


mung unterstützen

Semester: 1 Stunden: 26

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das bewusst Machen der besonderen Bedeutung der Berührung als Bestandteil
der professionellen Pflege, die Unterstützung von Menschen bei der Wahr-
nehmung ihres Körperschemas sowie das Kennenlernen und Umsetzen des
Konzeptes der Basalen Stimulation® im pflegerischen Alltag.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


9.2 Den menschlichen Körper verstehen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

6.8 Menschen bei der Körperpflege unterstützen (Körperpflege-Workshop)


10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten
10.5 Sterbende und trauernde Menschen unterstützen und begleiten
12.19 Menschen mit Störungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates pflegen
12.20 Menschen mit neurologischen Erkrankungen pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Berührung als einen zentralen Bestandteil der pflegerischen Arbeit sich bewusst ma-
chen
 Bedeutung der Berührung in der Pflege verstehen
 Prinzipien guter Berührung in der Pflege kennen und anwenden
 Menschen mit Pflegebedarf professionell berühren
 Eigene Berührungserfahrungen reflektieren und bewusst machen
 Bedürfnisse von Nähe und Distanz bei sich und anderen wahrnehmen und beachten
 Körperliche Nähe und Distanz zulassen
 Berührung als Möglichkeit der Interaktion und Kommunikation mit dem Menschen
mit Pflegebedarf verstehen

180
 Ziele, Bedeutungen, Anwendungsbereiche und Prinzipien der Basalen Stimulation
kennen lernen und das Konzept im pflegerischen Alltag umsetzen
 Sich in die Situation eines Menschen mit gestörtem Körperschema einfühlen
 Pflegerische Interventionen zur Rekonstruktion des Körperschemas anwenden.

Inhalte

Berührung
 Körperkontakt und Berührung
o In verschiedenen Kulturen
o In bestimmen Lebensabschnitten
o In Beziehungen
 Bedeutung der Berührung
o Körpererleben
o Nacktheit und Scham
o Tabuzonen
o Nähe und Distanz
 Berührung durch beruflich Pflegende als Be- und Entlastung für die Beteiligten
 Berührung als Möglichkeit der Interaktion und Kommunikation mit dem zu pfle-
genden Menschen aufzeigen
 Berührung in der Pflege
o Hände der Pflegenden
o Beobachtung
o Überschreitung der Intimsphäre
 Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Entwicklung eines professionellen Berührungs-
verhaltens in der Pflege
 Berührungsqualitäten

Basale Stimulation
Ziele, Bedeutung, Anwendungsbereiche und Prinzipien der Basalen Stimulation
 Wahrnehmung, Bewegung, Kommunikation
 Ganzheitliches Förderkonzept unter Berücksichtigung der Ressourcen
 Elementare Wahrnehmungsebene
 Berührungsqualität
 Somatische Wahrnehmung
 Biographisches Arbeiten
 Atemstimulierende Einreibung
 Beruhigende- und belebende Ganzkörperwaschung

Körperbild und Körperschema


 Bestandteile, Entstehung und Bedeutung des Körperschemas
 Ursachen für Körperbildstörungen
 Auswirkungen von Körperbildstörungen
 Körperschema-rekonstruierende Pflege

181
Methodenvorschläge

 Einfühlung / Reflexion: Den Körper/die Haut eines anderen/fremden Menschen


berühren bzw. sich berühren lassen
 Praktische Umsetzung einzelner Bestandteile aus dem Konzept der Basalen Stimula-
tion, z.B. die atemstimulierende Einreibung
 Arbeitsblatt: Bearbeitung einer Personenskizze zur Einfühlung in Tabuzonen / per-
sönlichen Körpergrenzen
 Übungen zur Wahrnehmung des eigenen Körperschemas und Darstellung der eige-
nen Wahrnehmungen auf Plakaten

Pflegesituationsbeschreibung

Ich, 23 Jahre, liege im Krankenhaus, darf nicht aufstehen. Durch einen Unfall
habe ich mir einen Lendenwirbelbruch zugezogen und muss ruhig liegen.
Bei der morgendlichen Ganzkörperpflege benötige ich Unterstützung, vor
allem bei den Beinen und im Intimbereich. An meiner Seite steht eine
gleichaltrige (gegengeschlechtliche) Pflegeperson, die mir bei der Pflege
hilfreich zur Seite stehen soll.
Ich schließe die Augen und nehme mir jetzt genügend Zeit, um mir die
Situation konkret vorzustellen. Ich sehe, wie diese Pflegeperson ins Zimmer
kommt und zu meinem Bett eilt. Sie erklärt mir, dass sie mir jetzt bei der
morgendlichen Toilette helfen werde. Ich beobachte, wie sie die
Pflegeutensilien vorbereitet für die Pflege meiner Beine und meines
Intimbereiches. Sie schlägt nun die Bettdecke zurück und beginnt zunächst
damit, mir meine Beine zu waschen. Nachdem sie damit fertig ist, wendet sie
sich der Intimpflege zu. Ich nehme wahr, wie sie bei der Durchführung dieser
Maßnahme vorgeht. Sie ist dabei behutsam bzw. weniger behutsam.
Schließlich wird sie fertig und hilft mir, meine Schlafanzughose wieder
anzuziehen.
Während diese Person so vorgeht, achte ich auf meine Wahrnehmungen.
Wie geht es mir zu Beginn der morgendlichen Pflege, als die Person das
Zimmer betritt? Wie ist das Durchführen dieser Pflegemaßnahme für mich?
Was würde ich dieser Person am liebsten sagen?

Quelle: www.quepnet.fh-
bielefeld.de/data/doc/id_849/LERNEINHEIT%20Haut%20und%20Koerper%20pflegen.pdf

Literatur

Beckendorf, R./ Esser, M./ Wallrabenstein, R. (2003): Therapeutic Touch-


Energiearbeit durch Handauflegen – Der Einsatz von Therapeutischen Berührungen in
der Krankenpflege, Altenpflege und Psychiatrie.
In: Die Schwester/Der Pfleger 5/05, S. 338-343

182
Das Stuttgarter Modell (2005): Integrative Pflegeausbildung –
Lernsituation: Berührung gesundheitsförderlich einsetzen. Winklers Verlag
Eißing, E. (2003): Berührung in der Pflege. In: Lauber, A. /Schmalstieg, P. (Hrsg.)(2003):
verstehen & pflegen, Bd. 3: Pflegerische Interventionen, S.40-53. Thieme Verlag, Stutt-
gart
Günnewig, M. (2006): Das gestörte Körperbild. In: Heilberufe 10/2006, S.30-34.
Urban & Vogel GmbH, Berlin.
Grossmann-Schneyder, Moia (2000): Berühren. Praktischer Leitfaden zur Psychomoto-
rik. 3. Auflage. Hippokrates-Verlag, Stuttgart
Helmbold, A. (2001): Berühren und Berührt werden in der Pflege.
In: Printernet 7-8/2001, S. 49-52
Helmbold, A. (2007): Berühren in der Pflegesituation. Intention, Botschaft und Bedeu-
tung. Huber-Verlag, Bern
Henschel, U. (2004): Das Verlangen nach Berührung. In: GEO 6/2004, S. 122-140
Overlander, G. (2002): Die Last des Mitfühlens. In: Heilberufe 1/2002, S. 20-21
Pernlochner-Kügler, C. (2005): Umgang mit Schamgefühl in der Pflege.
In: Kinderkrankenschwester 2/2005, S. 58-61
Rosenberg, G. (2003): Körperschema – Pflegerische Interventionen zur Körperorientie-
rung. Möglichkeiten und Didaktik. Schlütersche GmbH & Co. KG, Hannover
Schürenberg, A. / Nydahl, P. (2004): Basale Stimulation in der Pflege.
Altes und Neues zur Atemstimulierenden Einreibung, Teil 1.
In: Die Schwester/Der Pfleger 7/2004, S. 500-503
Schürenberg, A. / Nydahl, P. (2004): Basale Stimulation in der Pflege.
Altes und Neues zur Atemstimulierenden Einreibung, Teil 2.
In: Die Schwester/Der Pfleger 8/2004, S. 586-589
Specht-Tomann, M. & Tropper, D. (2007): Hilfreiche Gespräche und heilsame Berüh-
rungen im Pflegealltag. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin
Zimmer, R. (2000): Handbuch der Sinneswahrnehmung.
Grundlagen einer ganzheitlichen Erziehung. 8. Auflage. Herder-Verlag, Freiburg

Internetquellen:
www.quepnet.fh-
biele-
feld.de/data/doc/id_849/LERNEINHEIT%20Haut%20und%20Koerper%20pflegen.pdf
Zugriff am 08.07.2007

183
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 6.2 Menschen beim Sehen und Hören unterstützen

Semester: 4 Stunden: 18

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das Erkennen der Bedeutung des Sehens und Hörens sowie die Unterstützung
seh- und hörbehinderter Menschen.

Lernvoraussetzungen

6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstützen


5.1 Kommunikation als Prozess gestalten
5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

6.8 Menschen bei der Körperpflege unterstützen und beraten

Zielsetzung

Lernort Schule
 Empathiefähigkeit im Umgang mit sinnesbeeinträchtigten Menschen entwickeln
 Unterstützungs- und Pflegebedarf bei Menschen mit Seh- und Hörbehinderungen
erkennen

Lernort Praxis
 Menschen bei der Pflege von Hör- und Sehhilfen unterstützen bzw. diese überneh-
men
 Augenprothesen herausnehmen, säubern und nach Inspektion der Augenhöhle
wieder einsetzen
 Menschen zum selbständigen Umgang mit Hilfsmitteln im Zusammenhang mit Hö-
ren und Sehen anleiten

184
Inhalte

 Die Bedeutung des Sehens und Hörens


o für die Wahrnehmung der Umwelt
o für die Selbstständigkeit
 Unterstützung von Menschen mit Seh- und Hörbehinderungen
 Umgang mit Sehhilfen
 Umgang mit Augenprothesen
 Umgang mit Hörgeräten und Hörhilfen
 Anwendung von Ohrwickeln, Ohrentropfen
 Anwendung von Augenkompressen, Augentropfen
 Besonderheiten in der Kommunikation
 Folgen der Schwerhörigkeit für den betroffenen Menschen
 Früherkennung der Schwerhörigkeit bzw. Gehörlosigkeit beim Neugeborenen
 Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie
 Anatomie/ Physiologie von Seh- und Hörapparat
 Ausgewählte Erkrankungen des Seh- und Hörapparates

Methodenvorschläge

 Subjektive Theorien zum Thema reflektieren: Die Auszubildenden überlegen Situa-


tionen, in denen Sie mit Menschen mit Sinnesbeeinträchtigungen Kontakt hatten
und wie Sie Hilfestellung leisteten.
 Eigene Erfahrungen von Seh- und Hörbeeinträchtigungen sammeln anhand von
Arbeitsaufträgen mit Hilfe von Sehhilfen und Gehörschutz
 Erfahrungsbericht einer blindgeborenen Mutter lesen
 Zubereitung von Ohrwickeln und Augenkompressen (Skillslab)
 Demonstration: Umgang mit Kontaktlinsen
 Film zum Thema Augenprothese „Der Augenmacher“ von Moser, W. und Hoff-
mann, J. zur Herstellung von Augenprothesen (30 Minuten)
 Einladung des Hörgeräteakustikers und Expertenbericht
 Visualisierung von Hilfsmitteln

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Deutsches Grünes Kreuz e.V. (2007): Grüner Star – das unterschätzte Risiko.
In: Kinderkrankenschwester 26. Jg., Nr. 6, S. 247 - 248
Pohlandt , F. (2005): Universelles Hörscreening bei Neugeborenen. In: Kinderkranken-
schwester. 24. Jg., Nr. 6, S. 239 - 243

185
Blankenhahn, R. (2002): Regeln für den Umgang mit Hörgeräten, Teil 3. In: Pflegezeit-
schrift 1, S. 13 - 16
Thüler, M. (1991): Wohltuende Wickel. 4. Auflage. Maya Thüler Verlag, Worb, S. 56
und 102
Menche, N. (2004): Pflege heute, 3. Auflage. Elsevier-Verlag, München, S. 308 ff
Internetquellen:
http://www.familienhandbuch.de/cmain/f Aktuelles/a Behinderung/s 784.html
Zugriff am 13. 2.2006
http://www.kunstaugen.com/kunstauge.htm
Zugriff am 13. 5. 2007
http://www.schwerhoerigen-netz.de/MAIN/home.asp
Zugriff am 8. 2. 2006
http://64.233.183.104/search?q=cache:1yrW1nMLEfAJ:www.phonak.com/de/com_02
8-0002-xx_professional_brochure_children-
2.pdf+Phonak+Kind&hl=de&ct=clnk&cd=4&gl=de
Zugriff am 13. 5. 2007

186
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 6.3 Menschen in verschiedenen Bewusstseinslagen und beim


Schlafen unterstützen

Semester: 2 Stunden: 26

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Einschätzung der Bewusstseinslage sowie die Förderung des Schlafes.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstützen
9.2 Den menschlichen Körper verstehen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

13.2 Traumatisch verunfallte Menschen pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Das Bewusstsein kriterienorientiert beurteilen
 Sich in die Situation eines Menschen mit Bewusstseinstörung professionell einfühlen
 Die Physiologie des Schlafes und die Bedeutung der Schlafphasen für den Menschen
kennen
 Selbstpflegekompetenz bei Schlafstörungen durch Einsatz alternativer Handlungs-
techniken erwerben
 Prävention von Schlafstörungen als gesundheitspflegerische Aufgabe speziell im
Rahmen
der Familiengesundheitspflege durchführen

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Die Bewusstseinslage überprüfen und einschätzen
 Bewusstseinsstörungen erkennen
 Schlafstörungen erkennen und professionelle Beratung einleiten
 Schlafunterstützende Pflegemaßnahmen situationsbezogen auswählen und durch-
führen

187
 Problematik der Schlafmedikation und professionellen Umgang mit Schlafmedika-
menten kennen

Inhalte

Schlaf
 Bedeutung des Schlafes bezogen auf eigene Erfahrungen
 Schlafstörungen als gesellschaftliches Problem
 Das zentrale und periphere Nervensystem
o Entwicklung und Einteilung
o Lage, Aufbau und Funktion der einzelnen Abschnitte
 Physiologie des Schlafes
o Chronobiologie
o biologische Rhythmen
o Schlafzyklus/Schlafphasen
 Schlafmedikamente
 Schlaf-Wach-Rhythmus, Schlafdauer und Schlafmuster im Zusammenhang mit dem
Lebensalter
 Schlafstörungen
 Forschungsgestützte Erkenntnisse bezüglich Schlafstörungen im Krankenhaus
 Schlafunterstützende Pflegemaßnahmen im Zusammenhang mit Einschlafstörungen

Bewusstsein
 Allgemeine Beobachtungskriterien
 Bewusstsein und Bewusstlosigkeit
 Bewusstsein und Wahrnehmung
 Überprüfung und Einschätzung der Bewusstseinslage
 Abweichungen und Veränderungen im Bewusstsein

Methodenvorschläge

 Anfertigung einer Collage: Schlaf in der Werbung (zur Verdeutlichung von Schlaf-
störungen als gesellschaftliches Problem)
 Auseinandersetzung mit aktuellen Forschungsarbeiten zur Häufigkeit von Schlaf-
störungen im Krankenhaus und zur Dauer des nächtlichen Schlafs im Krankenhaus
 Expertenbefragung einer Apothekerin bezüglich Schlafmedikation
 Workshop zur Selbsterfahrung von Schlaf unterstützenden Pflegemaßnahmen
 Literaturstudium

188
Pflegesituationsbeschreibung

Pflegesituation 1:
Herr D. befindet sich seit drei Tagen wegen unklarer starker Kreislaufbeschwerden bei
erhöhtem Herzinfarktrisiko (30 Kilo Übergewicht, starker Raucher, Bewegungsmangel,
auffallende Unruhe) zum Check-up im Krankenhaus. Er hat zwei Kinder, mit denen er
einmal in der Woche zum Schwimmen geht, was ihm zunehmend schwerer fiel.
Häufig kam es vor, dass er Akten aus der Firma (er leitet eine Abteilung in einem mitt-
leren Unternehmen) mit nach Hause nahm und diese am liebsten nachts – in aller Ru-
he- studierte.

Jetzt bittet er Sie um eine schnell wirkende Schlaftablette, da er nicht einschlafen könne
und nicht, wie zu hause eine halbe Flasche Wein trinken dürfte. Seine Sorgen um die
Familie und die Geschäfte in der Firma ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Zudem
würden ihm jeden Tag neue Ergebnisse mitgeteilt, die er nicht versteht und die ihn sehr
verunsicherten, wie soll nur alles weitergehen?
Außerdem sei es im Drei-Bett-Zimmer unerträglich warm!
Ein Mitpatient würde laut schnarchen und die Straßenbeleuchtung ließe das Zimmer
taghell erscheinen.
Wegen seines Übergewichts habe er auch nur ein Knäckebrot zu Abend gegessen und
sei jetzt sehr hungrig. Alles in allem erscheint es Herrn D. unumgänglich, sofort ein
Schlafmittel einzunehmen.
Auf die Frage, was ihm bisher bei ähnlichen Einschlafproblemen geholfen hat, sagt er:
„Ein Gang durch den Garten, Gespräche mit seiner Frau, Musikhören, eine halbe Fla-
sche Wein, Massage der Schultermuskulatur. Manchmal versuche er es mit autogenem
Training.“

Pflegesituation 2:
Frau Maier, 83 Jahre alt, lebt seit 6 Jahren im Altenheim, da sie in ihrer Mobilität stark
eingeschränkt ist. Nach einem Sturz mit Bruch des Oberschenkels wird sie ins Kran-
kenhaus eingeliefert und operiert.
Ihre Tochter ist anwesend als sie aus dem Aufwachraum wieder auf die Normalstation
verlegt wird. Eine Stunde später kommt sie ganz aufgeregt zu Ihnen ins Stationszim-
mer: „Was ist denn nur mit meiner Mutter los? Sie erkennt mich gar nicht und ich kann
mich gar nicht mit ihr unterhalten. Alles was sie sagt ist so ganz ohne Zusammenhang.
Ich weiß gar nicht was ich tun soll! So habe ich sie in all den Jahren noch nie erlebt!“

Literatur

Grüter, E. (1996): Pflegerische Interventionen bei Schlafstörungen. In: Unterricht Pflege


2/1996, S.29-32
Lauber, A./Schmalstieg, P. (2003): Pflegerische Interventionen.
Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Lauber, A./Schmalstieg, P. (2003) Wahrnehmen und Beobachten. Georg Thieme Verlag,
Stuttgart

189
Menche, N. (2004): Pflege Heute – Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage. Elsevier Ver-
lag Urban & Fischer, München
Morgan, K./Closs J.S. (2000): Schlaf Schlafstörungen Schlafförderung.
1.Auflage. Verlag Hans Huber, Bern
Strehl, E. (1997):Arzneimittel in der Pflege.4. Auflage. Govi Verlag, Eschborn
Weichler-Oehlschlägel, M. (2001): Bewusstsein. In: Lauber, A./Schmalstieg, P.: Wahr-
nehmen und beobachten. Thieme Verlag, Stuttgart
Weichler-Oehlschlägel, M. (2001): Schlaf. In: Lauber, A./Schmalstieg, P.: Wahrnehmen
und beobachten. Thieme Verlag, Stuttgart

190
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 6.4 Menschen beim Atmen unterstützen und beraten

Semester: 1 Stunden: 22

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Unterstützung von Menschen mit Einschränkungen in der Atmung
sowie die Prävention von Atemwegserkrankungen.

Lernvoraussetzungen

6.5 Menschen bei der Temperaturregulation unterstützen und beraten


11.1 Menschen bei der Kreislaufregulation unterstützen
11.2 Physikalische Therapien auswählen und anwenden
11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

12.10 Menschen mit Erkrankungen des Atemsystems pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Sich in Menschen mit Einschränkungen in der Atmung professionell einfühlen
 Den Pflegebedarf eines Menschen im Zusammenhang mit der Atmung einschätzen
 Pflegemaßnahmen im Zusammenhang mit der Atmung planen, durchführen und
evaluieren
 Atemunterstützenden Maßnahmen durchführen

Inhalte

 Bedeutung der Atmung mit und ohne Einschränkungen für die Lernenden
 Atmen im geschichtlich-kulturellen sowie ökologischen Kontext
 Gesundheitsförderung im Zusammenhang mit der Atmung/ Prävention von Atem-
wegserkrankungen
 Anatomie/Physiologie des Herz-Kreislaufsystems und des Atmungsapparates
 Beobachtung von Atmung, Husten und Sputum

191
 Pflegediagnostik und medizinische Diagnostik im Zusammenhang mit der Atmung
o Dyspnoe
o Obstruktion
o Chronische Bronchitis
o Pneumonie
 Pflegemaßnahmen im Zusammenhang mit der Atmung
o Pneumonie- und Atelektasenprophylaxe
o Atemunterstützende Lagerungen
o Atemvertiefende Maßnahmen
o Sekretmobilisierende Maßnahmen
o Maßnahmen zum Freihalten der Atemwege
o Verabreichen von Sauerstoff

Methodenvorschläge

 Einstieg: Übungssequenzen zu Eigenerfahrungen im Zusammenhang mit der At-


mung/ Erfahrungsaustausch über Alltagserfahrungen zu Einschränkungen in
der Atmung
 Umsetzung des Wahrnehmungszyklus in der Strukturierung (Planung und Durch-
führung) der Lernsituation
1. Wahrnehmen – beobachten
Die Atmung des Menschen beobachten
2. Einschätzen – verstehen
Hintergründe – Beobachtungen einordnen und verstehen
3. Einschätzen – verstehen - entscheiden
4. Handeln
> Akutphase - Menschen mit akuter Atemnot Sicherheit geben
> Pneumonie- und Atelektasenprophylaxe üben (Skillslab)
> Atemvertiefende und atemerleichternde, sekretlösende Maßnahmen
üben (Skillslab)
> Beratungsgespräch zur Prävention von Atemwegserkrankungen im
Rollenspiel üben
5. Bewerten – generalisieren
 Erstellen einer Handlungskette zum Absaugen von Bronchialsekret

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

192
Literatur

Bienstein, C. et al. (2000): Atmen. Thieme Verlag, Stuttgart


Fickus, P. (2003): Pflegerische Interventionen im Zusammenhang mit der Atmung.
In: Lauber, A./Schmalstieg, P.: Pflegerische Interventionen. Verstehen und pflegen 3.
2.Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart, S.56-114
Fickus, P. (2004): Pneumonieprophylaxe. In: Lauber, A./Schmalstieg, P.: Prävention
und Rehabilitation. Verstehen und pflegen 4. 2.Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart, S.221-
230
Kela, N. (2008): Luft zum Leben. In: Pflegezeitschrift 1/08, S.12-15.
Menche, N. (2004): Pflege heute. Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage.
Urban & Fischer, München, Stuttgart, S.143-159
Nydahl, P./Schürenberg, A. (2004): Altes und Neues zur Atemstimulierenden Einrei-
bung – Teil 1. In: Die Schwester/Der Pfleger, 43. Jg., Heft 7/04, S. 500-503
Nydahl, P./Schürenberg, A. (2004): Altes und Neues zur Atemstimulierenden Einrei-
bung – Teil 2. In: Die Schwester/Der Pfleger, 43. Jg., Heft 8/04, S.586-589
Seel, M. (1999): Das 1 x 1 der Prophylaxen – Den Patienten einbeziehen. In: Heilberufe,
Heft 5, S. 20ff

193
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 6.5 Menschen bei der Temperaturregulation unterstützen und


beraten

Semester: 1 Stunden: 10

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Unterstützung des fiebernden Menschen.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

11.2 Physikalische Therapien auswählen und anwenden

Zielsetzung

Lernort Schule
 Prinzipien der Temperaturregulation verstehen.
 Ursachen von Fieber kennen.
 Symptome des an- und absteigenden Fiebers erkennen und deuten.
 Verschiedene Verlaufsformen von Fieber kennen.
 Geeignete Messmethoden zur Ermittlung der Körpertemperatur ermitteln und an-
wenden
 Komplikationen von Fieber erkennen.

Lernort Praxis
 Pflegerische Maßnahmen zur Fiebersenkung und Linderung der Beschwerden bei
Fieber situationsgerecht auswählen und durchführen.
 Ermittelte Körpertemperatur dokumentieren und interpretieren.

Inhalte

 Subjektive und objektive Fieberzeichen


 Ursachen von Fieber
 Arten von Fieberthermometern und Messtechniken

194
 Wärmeentstehung und Wärmeabgabe /Temperaturregulation im Körper
 Symptome bei Fieberanstieg und -abfall
 Verschiedene Verlaufsformen und Komplikationen von Fieber
 Pflegeinterventionen zur Steigerung des Wohlbefindens beim fiebernden Mensch
und zur Fiebersenkung
• Besonderheiten in der Messtechnik und im Fieberverlauf bei Kindern

Methodenvorschläge
• Einstieg: Geschichte von Wolfgang Borchert: Die Kirschen
• Demonstration der verschiedenen Thermometer.
• Strukturlegetechnik zu den Symptomen des an- und absteigenden Fiebers.
• Demonstration/ Übung des Wadenwickels.

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung.

Literatur

Borchert, W. (1946): Die Kirschen. Kurzgeschichte


Key, M. (2007): Mit Eukalyptus und Pfefferminze Fieber senken. In: Die Schwester/der
Pfleger 02/07, 46. Jg., S. 132-134
Lauber, A./ Schmalstieg, P. (2001): Wahrnehmen und beobachten. 1.Auflage. Thieme-
Verlag, Stuttgart. S.159-179
Menche, N. (2001): Pflege heute. 2.Auflage. Urban & Fischer, München, S. 256-264
Walsh, M., Ford, P. (2000): Pflegerituale. 2.Auflage. Hans Huber Verlag, Bern, S.83-86

195
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

6.5 Menschen bei der Temperaturregulation Name: ____________________


unterstützen und beraten
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


tung durch:

 Mentor/-in
 Sie erfassen verschiedene Methoden zur Fiebersenkung und bewerten sie.
 Praxisanleiter/-in
 Sie analysieren Medikamente zur Fiebersenkung.
 Lehrer/-in

Aufgabenstellung:

1. Erfassen Sie verschiedene an Ihrem Einsatzort übliche Maßnahmen zur Fiebersenkung und ihre
Häufigkeit durch Beobachtung oder Befragung des Pflegepersonals.
2. Befragen Sie die Pflegekollegen/-innen nach den Gründen für die Anwendung der unterschiedli-
chen Methoden.
3. Bewerten Sie diese Begründungen aus einer persönlichen Einschätzung heraus.

4. Erfragen Sie zwei unterschiedliche Medikamente, die an Ihrem Praxiseinsatzort zur Fiebersenkung
vorrätig sind.
5. Erstellen Sie eine Tabelle zu den Charakteristika dieser beiden Medikament.

Informationsquellen:

 Unterrichtsunterlagen / Pflegelehrbuch
 Beipackzettel
 Rote Liste

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

196
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 6.6 Menschen gesundheitsfördernd bewegen und mobilisie-


ren

Semester: 1 Stunden: 16

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Bedeutung der Bewegung für die Gesundheit und das Wohlbefinden so-
wie die Mobilisation und der Transfer eines in der Bewegung beeinträchtigten
Menschen.

Lernvoraussetzungen

9.2 Den menschlichen Körper verstehen


6.1 Menschen professionell berühren und körperbildorientiert pflegen
2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

6.7 Menschen vor Dekubitus, Thrombose und Kontrakturen schützen.

Zielsetzung

Lernort Praxis
 Bewegungsbilder und Bewegungsabläufe bei Menschen professionell einschätzen
 Die Prinzipien einer rückenschonenden Arbeitsweise anwenden
 Hilfsmittel zur Mobilisierung kennen und adäquat einsetzen
 Den Transfer eines Menschen innerhalb des Bettes unterstützen
 Den Transfer eines Menschen aus dem Bett in einen Stuhl unterstützen
 Den Transfer eines Menschen von einem Stuhl ins Bett unterstützen
 Den Transfer eines Menschen von Stuhl zu Stuhl unterstützen

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Bewegungseinschränkungen erkennen
 Die verschiedenen Stufen der Mobilisation kennen und anwenden
 Das Konzept der Kinästhetik umsetzen
 Bewegung unter gesundheitsförderlichen Aspekten bei Menschen mit Pflegebedarf
fördern

197
Inhalte

 Die Bedeutung der Bewegung für Gesundheit und Wohlbefinden


 Bewegungsbilder und Bewegungsabläufe
 Mobilisation
o Stufen der Mobilisation
o Mobilisationstechniken
o Hilfsmittel zur Mobilisation
 Transfer
o Analyse des physiologischen Bewegungsablaufs
o Transfer innerhalb des Bettes
o Transfer aus dem Bett in einen Stuhl
o Transfer aus einem Stuhl ins Bett
o Transfer von Stuhl zu Stuhl
 Prinzipien einer rückenschonenden Arbeitsweise
 Das Konzept der Kinästhetik

Methodenvorschläge

 Auswertung von Literatur zur Bedeutung der Bewegung


 Pantomimische Darstellung von Bewegungsabläufen bei Menschen, z.B. bei Nieder-
geschlagenheit, Schwindel etc.
 Praktische Übungen zum rückenschonenden Arbeiten
 Praktische Übungen zum Patiententransfer
 Praktische Übungen zum Handling von Hilfsmitteln der Mobilisation
 Praktische Übungen zum Konzept der Kinästhetik
 Film zur kinästhetischen Mobilisation:
Asmussen-Clausen, M.; Kobel, S. (2006): Fortbewegen statt heben. Mabuse.

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Asmussen-Clausen, M. (2006): Praxishandbuch Kinaestetics. Urban & Fischer, Mün-


chen.
Citron, I. (2004): Kinästhetik – Kommunikatives Bewegungslernen. 2.Auflage. Georg
Thieme Verlag, Stuttgart
Hatch, F. et al. (1996): Kinästhetik.4.Auflage. DBfK-Verlag, Eschborn
Haug-Schnabel, G./Bensel, J. (2003): Bewegungsarmut fängt früh an. In: Kinderkran-
kenschwester, Heft 7/2003, S. 296-299

198
Lauber, A./Schmalstieg, P. (2004) Prävention und Rehabilitation. Thieme-Verlag, Sutt-
gart
Predel, H.-G. / Tokarski, W. (2005): Einfluss körperlicher Aktivität auf die menschliche
Gesundheit. Bundesgesundheitsblatt

199
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 6.7 Menschen vor Dekubitus, Thrombose und Kontrakturen


schützen

Semester: 1 Stunden: 30

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Prophylaxe von Sekundärerkrankungen im Bereich der Bewegung.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


6.6 Menschen gesundheitsfördernd bewegen und mobilisieren
6.8 Menschen bei der Körperpflege unterstützen und beraten
9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln
9.2 Den menschlichen Körper verstehen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

12.19 Menschen mit Störungen und Erkrankungen des Bewegungssystems pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Mögliche Folgen von Immobilität kennen

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Präventive Maßnahmen zur Vorbeugung von Sekundärerkrankungen wie Throm-
bose, Dekubitus, Kontraktur anwenden
 Risikoeinschätzungsskalen anwenden
 Bewegung unter präventiven Aspekten fördern

Inhalte

 Bewegungsapparat, Neuromuskuläre Übertragung, Gleichgewicht und Schwindel


 Erleben und Auswirkungen von Immobilität
 Kontrakturenprophylaxe

200
o Aktive Bewegungsübungen
o Passive Bewegungsübungen
o Assisitive Bewegungsübungen
o Resisitive Bewegungsübungen
o Anzeichen und Auswirkungen von Kontrakturen
 Dekubituspropyhlaxe
o Auswirkungen eines Dekubitus auf den betroffenen Mensch
o Stadien des Dekubitus
o Expertenstandard Dekubitusprophylaxe
 Thromboseprophylaxe
 Anwenden von Risikoeinschätzungsskalen
o Norton- und Braden-Skala zur Einschätzung des Dekubitusrisikos
o Frowein-TVT-Score zur Einschätzung des Thromboserisikos

Methodenvorschläge

 Selbsterfahrungsübungen zur Wirkung von Druck


 Einführung des Problemorientierten Lernens (POL) beim Thema Kontraktu-
renprophylaxe
 Eigenständige Erarbeitung von Inhalten anhand eines Lernweges
 Bearbeitung einer Pflegesituationsbeschreibung
 Praktische Übungen zum Lagern
 Praktische Übungen zum Anpassen und Anziehen von medizinischen Thrombose-
prophylaxestrümpfen
 Durchführung von aktiven, passiven, assistiven und resistiven Bewegungsübungen

Pflegesituationsbeschreibung

Auf der Internistischen Station, auf der Sie im Einsatz sind, wird Frau König eingewie-
sen. Sie ist 68 Jahre alt, eine kleine, zierliche Person mit grauen Haaren, die sie kurz mit
kleinen Löckchen trägt.
Vor ein paar Tagen wurde ihr zuhause schwindlig, so dass sie sich hinlegen musste.
Seitdem liegt sie fast ausschließlich im Bett und kann vor Schwäche nicht aufstehen.
Heute wurde sie vom Hausarzt eingewiesen, weil sie zudem noch hohes Fieber entwi-
ckelte.
Die Einweisungsdiagnose lautet: Lungenentzündung.
Fr. König ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann im eigenen Haus am Stadtrand. Ihre
Tochter wohnt mit ihrem Mann und den drei Kindern im oberen Stock. Sie ist bei der
Einweisung ihrer Mutter dabei und berichtet: „Meine Mutter ist eine sehr agile Person.
Ständig ist sie unterwegs, fährt gerne Rad oder hilft mir im Haushalt oder in der Kin-
derbetreuung. Sie jetzt so schwer krank und so ruhig daliegen zu sehen, fällt mir
schwer.“

201
Fr. König schwitzt aufgrund des Fiebers stark, weshalb ihre Bettwäsche und ihr Nacht-
hemd häufig feucht sind und gewechselt werden müssen. Dabei kann Fr. König kaum
mithelfen.
Sie bemerken im Verlauf Ihrer Schicht, dass sich Fr. König im Bett nicht bewegt.
Kommen Sie erneut ins Zimmer, liegt die Patientin noch in genau derselben Position im
Bett.

Literatur

Bielitz, H./Hertel, F. et al. (2007): Dekubitusprophylaxe in deutschen Kliniken.


In: Pflegezeitschrift 3/07, S. 140-144
Glasmacher, B. (2001): Bewegung ist das A und O. In: Heilberufe 9/2001, S.48-49
Glasmacher, B. (2001): Thrombose-Prophylaxestrumpf: Die Passform entscheidet.
In: Heilberufe 10/2001, S.8-9
Lauber, A./Schmalstieg, P. (2004): Prävention und Rehabilitation. Thieme-Verlag,
Stuttgart
Lottko, B. (2003): Modifizierte Pflegemethoden zur Thromboseprophylaxe. In: Die
Schwester / Der Pfleger, 42. Jg., Heft 7/03, S.506-511
Kela, N. (2007): Thromboseprophylaxestrümpfe. In: Pflegezeitschrift 9/2007, S.486-488
Koch-Bitsch, K./Woiwoda, R. (2007): Expertenstandard Dekubitusprophylaxe – Fazit
aus der Implementierung: Auf dem Weg kontinuierlicher Verbesserungen.
In: Pflegezeitschrift Heft 3/07, S. 158-161
Panknin, H.-T. (2007): Welcher Dekubitus-Score sagt das Risiko am besten voraus? In:
Die Schwester/Der Pfleger 07/07, S.660-662
Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (2004): Expertenstandard
Dekubitusprophylaxe in der Pflege. 2. Auflage. Osnabrück

202
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

6.7 Menschen vor Dekubitus, Thrombose Name: ____________________


und Kontrakturen schützen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


 Sie benutzen Einschätzskalen zur Dekubitusgefährdung. tung durch:

 Sie beurteilen die Dekubitusgefährdung von Menschen mit Pflegebedarf.  Mentor/-in

 Sie vergleichen die Ergebnisse unterschiedlicher Einschätzskalen.  Praxisanleiter/-in

 Sie reflektieren auftretende Schwierigkeiten bei der Beurteilung.  Lehrer/-in

Aufgabenstellung:

 Beurteilen Sie die Dekubitusgefährdung von 2 Patient/-innen oder Bewohner/-innen jeweils nach
Norton und nach Braden.

 Führen Sie Ihre Bewertungen zusätzlich schriftlich aus.

 Führten die Beurteilungen nach beiden Einschätzskalen zu identischen Ergebnissen?

 Schildern Sie die auftretenden Fragestellungen und Schwierigkeiten bei der Durchführung Ihrer
Einschätzung.

Informationsquellen:
 Unterrichtsunterlagen
 Pflegelehrbuch
 Norton-Skala
 Bradenskala

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:

 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

203
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 6.8 Menschen bei der Körperpflege unterstützen

Semester: 1 Stunden: 36

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Unterstützung und Beratung von Menschen bei der Haut- und Kör-
perpflege.

Lernvoraussetzungen

1.2 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstützen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Die Bedeutung der Haut- und Körperpflege für das Wohlbefinden und die Gesund-
erhaltung erkennen
 Die Bedeutung der Kleidung für das Wohlbefinden erkennen
 Die Funktionen der Haut kennen und verstehen
 Die Bedeutung des Säureschutzmantels der Haut für die Auswahl an Hautreini-
gungs- und Hautpflegemittel erkennen
 Die Hände desinfizieren

Lernort Schule und Praxis


 Die Haut- und Körperpflege als anspruchsvolle pflegerische Intervention wahrneh-
men
 Den Zustand der Haut und Hautanhangsgebilde kriterienorientiert beurteilen
 Den Pflegebedarf eines Menschen bei der Haut- und Körperpflege ermitteln
 Haut- und Körperpflegemittel situationsorientiert anwenden
 Menschen beim Waschen, Duschen und Baden unterstützen
 Menschen bei der Durchführung der Intimpflege unterstützen
 Menschen bei der Haarwäsche und Haarpflege unterstützen
 Menschen bei der Gesichtsrasur unterstützen
 Menschen mit Pflegebedarf bei der Nagelpflege unterstützen

204
 Menschen bei der Fußpflege unterstützen
 Menschen beim An- und Auskleiden unterstützen
 Maßnahmen zur Intertrigoprophylaxe situationsorientiert anwenden

Inhalte

 Bedeutung der Haut- und Körperpflege für Wohlbefinden und Gesunderhaltung


 Das Erleben von Abhängigkeit im Bereich der Haut- und Körperpflege
 Haut- und Körperpflege als Aufgabe der Pflege
 Zelle und Gewebearten
 Funktionen der Haut
 Beobachtungs- und Beurteilungskriterien von Haut und Hautanhangsgebilden
 Haut- und Körperpflegemittel / Haut- und Körperreinigungsmittel
 Händedesinfektion
 Intertrigoprophylaxe
 Waschen, Duschen und Baden des Körpers
 Haarwäsche und Haarpflege
 Hand-, Fuß und Nagelpflege
 Intimpflege
 Gesichtsrasur
 An- und Auskleiden

Methodenvorschläge

 Austausch über Erfahrungsberichte von Menschen mit Pflegebedarf zur erlebten


Körperpflege
 Literaturstudium mit Aufgabenstellungen: Erstellung einer Handlungskette auf der
Grundlage einer Pflegesituationsbeschreibung, Formulierung von Pflegezielen im
Bereich der Lebensaktivität „Sich waschen und kleiden“, Benennung alterspezifi-
scher Besonderheiten bei der Nagelpflege, Ermittlung von Gefahren, denen ein
Mensch mit Pflegebedarf beim Duschen oder Baden ausgesetzt ist und Ermittlung
von Maßnahmen zum Schutz der Intimsphäre
 Erheben einer Pflegeanamnese zur Haut- und Körperpflege in Partnerarbeit
 Workshop „Körperpflege“ zur Selbsterfahrung und zur Erprobung der Haut- und
Körperpflege: Rollenspiel zum Waschen im Bett oder am Waschbecken auf der
Grundlage von Pflegesituationsbeschreibungen sowie Erstellung einer Pflegepla-
nung
 Visualisierung der Keimübertragungsmöglichkeiten mittels „Sternpuder“
 Lernaufgabe: Hospitation einer Körperpflege .

205
Pflegesituationsbeschreibung

Frau Heilsam (bei Bedarf auch Herr Heilsam)


Frau Heilsam wurde gestern in der Seniorenresidenz Feierabend aufgenommen. Sie ist
87 Jahre alt und hatte seit dem Tod seiner Frau/ ihres Mannes vor 19 Jahren allein in
ihrem Einfamilienhaus gelebt. Ihre Tochter lebt in Berlin, wohin sie aus beruflichen
Gründen nach der Wiedervereinigung ziehen musste. Weitere Angehörige hat Frau
Heilsam nicht mehr.
In den letzten Monaten war sie zunehmend pflegebedürftig geworden. Nun reichte die
Betreuung durch die Sozialstation nicht mehr aus und Frau Heilsam konnte nicht län-
ger in ihrem privaten Umfeld versorgt werden.
Frau Heilsam hat als Folge zwei Schlaganfälle, die sie vor zwei und vor fünf Jahren er-
litten hat, eine Schwäche im rechten Arm und im rechten Bein. Sie kann nur mit Hilfe
laufen, zu Hause hat sie einen Rollator benutzt. Bei der Körperpflege und beim An- und
Auskleiden ist sie auf Hilfe angewiesen.
In ihrem neuen Zuhause fällt ihr die Orientierung noch schwer und sie weiß noch nicht
wo ihre Sachen eingeräumt wurden. Sie vermisst die Mitarbeiterin der Sozialstation, die
sie in den letzten Jahren betreut hat und würde sich gern von dieser waschen lassen
anstatt von Ihnen. Auch geniert sie sich zu sprechen, so lange sie morgens ihre Zahn-
prothesen noch nicht reinigen und einsetzen konnte.

Lisa-Maria (bei Bedarf auch Lars)


Lisa-Maria, 14 Jahre alt, wurde gestern operiert. Ihr wurde durch einen Bauchschnitt
der Blinddarm entfernt, der stark entzündet war.
Am Abend nach der Operation konnte sich Lisa-Maria mit Hilfe einer Krankenschwes-
ter zum Wasser Lassen auf den Nachtstuhl neben dem Bett setzen.
Die Nachtwache berichtet, dass Lisa-Maria mehrmals Schmerzmittel bekam, zuletzt um
3.45 Uhr. Außerdem habe sie stark geschwitzt, so dass Nacht- und Bettwäsche gegen
Mitternacht gewechselt wurden.
Lisa-Maria hat in der Ellenbeuge noch einen peripheren venösen Zugang liegen und
soll später noch eine Infusion bekommen. Essen und trinken darf sie heute noch nicht.
Am Morgen klagt sie wieder über Schmerzen im Wundgebiet. Sie beklagt ihr „grauen-
haftes Aussehen“, das sie in einem Handspiegel überprüft hat. Sie müsse dringend un-
ter die Dusche und vor allen Dingen die Haare waschen. Nach der Schule käme ihr
Freund und der solle sie auf keinen Fall in diesem Zustand sehen.
Lisa-Maria lebt mit ihren Eltern und einer älteren Schwester in einem Reihenhaus am
Stadtrand. Sie besucht die 8. Klasse des Gymnasiums und ist eine gute Schülerin. Vor
ihrer Blinddarmoperation war sie noch nie im Krankenhaus.

Frau Schneidewind (bei Bedarf auch Herr Schneidewind)


Frau Schneidewind wurde vor 4 Tagen in der Inneren Abteilung des Kreiskrankenhau-
ses aufgenommen. Sie ist 69 Jahre alt und hat seit einem Jahr Altersdiabetes. Die Auf-
nahme veranlasste ihr Hausarzt, der akut einen stark erhöhten Blutzucker beider allein
lebenden Patientin feststellte.
Frau Schneidewind ist stark übergewichtig, obwohl sie seit einem Jahr eine Redukti-
onsdiät einhalten soll. Dadurch ist sie sehr in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt.

206
Sie leidet häufig unter Gelenkschmerzen, aber kleine Verletzungen an der Haut spürt
und bemerkt sie nicht. Sie hat trockene Haut und Schleimhäute, in den Hautfalten ist
sie wund. Die Haare sind recht fettig und auch die Fingernägel lang und ungepflegt.
Insgesamt ist Frau Schneidewind nicht mehr selbstständig in der Lage ihren Körper
und ihre Haut zu pflegen. Ihre Tochter versucht schon seit längerem sie dazu zu bewe-
gen, Unterstützung durch eine Mitarbeiterin des örtlichen, ambulanten Pflegedienstes
in Anspruch zu nehmen. Die Tochter selbst führt mit ihrem Ehemann einen großen
landwirtschaftlichen Betrieb und versorgt die auf dem Hof lebenden Schwiegereltern.

Herr Müller (bei Bedarf auch Frau Müller)


Herr Müller wurde gestern Nachmittag in einem schlechten Allgemeinzustand auf der
Station aufgenommen. Er ist 84 Jahre alt und lebt allein in einer 2-Zimmer-Wohnung.
Eine 67-jährige Nachbarin kocht für ihn, außerdem hat er eine Frau zur Reinigung sei-
ner Wohnung und seiner Wäsche angestellt. Die Einkäufe erledigt sein über 50km ent-
fernt lebender Sohn.
Herr Müller war von der Nachbarin, als diese das Mittagessen brachte, apathisch und
fiebrig aufgefunden worden. Der herbeigerufene Arzt stellt fest, dass Herr Müller stark
ausgetrocknet war, weil er zu wenig getrunken hatte. Er legte ihm eine Infusion an und
veranlasste die Krankenhauseinweisung.
Auf der Station bekam er weiterhin Flüssigkeit über Infusion, abends konnte er ein we-
nig Tee trinken. Die Nachtwache berichtet am Morgen, dass Herr Müller fest geschlafen
habe.
Heute Morgen ist Herr Müller wach und ansprechbar, fühlt sich aber sehr schwach und
möchte im Bett bleiben. Er ist kachektisch, die Haut ist trocken, der Hautturgor ver-
mindert, die Temperatur wieder normal. Die Mundschleimhaut ist trocken und mit
Borken belegt. Herr Müller hat noch vereinzelt Zähne, keine Zahnprothesen.

Literatur

Lauber, A., Schmalsieg, P. (2003): Verstehen und Pflegen, Band 2. Pflegerische Inter-
ventionen. Thieme Verlag, Stuttgart
Menche, N. (2003): Biologie, Anatomie. Kompaktes Lehrbuch für die Pflegeberufe.
5. Auflage. Gustav Fischer Verlag, Ulm
Menche, N. (2004): Pflege heute. Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage. Elsevier Verlag
Urban Fischer, München
Sachsenmaier, B. (2000): Professionelle Hautpflege. Kohlhammer Verlag, Stuttgart
Zürner, K. (2006) Architekten der Körperpflege. Ein kreativer Ansatz für die Praxisan-
leitung. In: Heilberufe 7/2006, S. 34 - 35

207
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

6.8 Menschen bei der Körperpflege unter- Name: ____________________


stützen und beraten
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kommentar
Warum ist diese Handlung in der Pflege wichtig?
 Die Körperpflege gehört zu den elementaren Bedürfnissen des Menschen. Eine Vielzahl von Empfin-
dungen ist mit der Köperpflege verbunden.
 Dies wird besonders dann bedeutsam, wenn Sie im Rahmen der pflegerischen Tätigkeit Menschen bei
der Körperpflege unterstützen oder diese übernehmen.


Was macht diese Handlung bedeutsam für den zu pflegenden Menschen?


 Für den Menschen ist die Fähigkeit sich zu reinigen und zu pflegen ein Grundelement körperlicher Un-
versehrtheit und Selbständigkeit.


Was ist dabei die spezielle Aufgabe der Pflegekräfte?


 Häufig ist bei Menschen mit Pflegebedarf die Fähigkeit die Körperpflege durchzuführen nur noch ein-
geschränkt vorhanden.


Ergänzen Sie diese Aussagen!




Kooperation / Beglei-
Kompetenzentwicklung: tung durch:
 Sie setzen sich mit der hohen individuellen Bedeutung der Selbständig-
keit bei der Körperreinigung und der Körperpflege auseinandersetzen.  Mentor/-in
 Sie machen sich die Dimension der Abhängigkeit der Pflegebedürftigen
bei einer solch elementaren Handlung bewusst.  Praxisanleiter/-in
 Sie entwickeln daraus entsprechende Konsequenzen für Ihr pflegerisches
Handeln und leiten geeignete Pflegehandlungen ab.  Lehrer/-in

Annäherung:
1. Welche Handlungsstrategie steht bei der Durchführung der Körperpflege bei Menschen mit Pfle-
gebedarf im Mittelpunkt?
2. An welche Situation können Sie sich erinnern, in der Ihre Selbständigkeit hinsichtlich eines elemen-
taren Grundbedürfnisses wie z.B. die Körperpflege eingeschränkt war?
3. Was waren die Gründe für diese Einschränkung?
4. Wie haben Sie sich in dieser Situation gefühlt?
5. Welche Unterstützung hätten Sie sich gewünscht?
6. In welchem Zusammenhang waren Sie schon einmal zum Handeln gezwungen, wo ein Mensch in
einem elementaren Grundbedürfnis eingeschränkt war?
7. Welche Auswirkungen hatte dieses Handeln auf den hilfebedürftigen Menschen und auf Sie selbst?
8. Welche Aspekte diese Erlebens und Handelns stellen Entscheidungs- und Bewertungskriterien
hinsichtlich des Erfolgs der Handlung dar?
9. Nach welchen Kriterien legen Sie den Bedarf an Hilfe bei eingeschränkten Grundbedürfnissen fest?

208
Durchführung der Lernaufgabe:
1. Wählen Sie zusammen mit Ihrem / Ihrer Praxisanleiter/-in bzw. Mentor/-in
einen Patienten aus, der Unterstützung bei der Körperpflege benötigt.
2. Besprechen Sie gemeinsam die Pflegesituation und überlegen Sie das entsprechende Vor-
gehen und das notwendige Material.
3. Planen Sie die Durchführung der Körperpflege und überlegen Sie welche Möglichkeiten
Sie haben die Situation professionell zu gestalten.
4. Beobachten Sie die Reaktionen des Pflegebedürftigen und versuchen Sie darauf einzuge-
hen.
5. Führen Sie die Körperpflege mehrere Tage lang bei dem selben Patienten durch und bewer-
ten Sie die Veränderungen, die Sie dabei bei sich selbst und bei dem Pflegebedürftigen fest-
stellen können.
Weitere Leitfragen:
1. In welche Teilschritte ist die Pflegehandlung zu gliedern?
2. Welche Kenntnisse und Fähigkeiten benötige ich für die Durchführung der Körperpflege?
3. Welche Unterstützung und Begleitung brauche ich?
4. Auf welche Aspekte muss ich bei der Durchführung besonders achten?

Informationsquellen:
 Unterrichtsunterlagen
 Pflegelehrbuch
 Expertenbefragung

Abschließende Erörterung:
Setzen Sie sich bewusst mit der Problematik der Abhängigkeit auseinander.
1. Welche Bedeutung messen Sie dem Erhalt / der Förderung der Selbständigkeit bei der Körperpflege
bei?
2. Wie haben Sie Zugang zu dem von Ihnen ausgewählten Patienten gefunden?
3. Welche Maßnahmen halten Sie für geeignet und realisierbar zur Förderung der Selbständigkeit oder
zur Linderung des Gefühls der Abhängigkeit?
4. Nach welchen Kriterien haben Sie sich für Ihr Vorgehen entschieden?
5. In wie weit ist der / die Pflegebedürftige bereit sich auf entsprechende Vorgehensweise einzulas-
sen?
6. Wie gut ist Ihnen die Durchführung gelungen? Wovon lässt sich dies aus Ihrer Sicht ableiten?
7. Worauf werden Sie künftig bei der Pflege von Menschen mit eingeschränkter Selbstständigkeit bei
der Körperpflege achten?
8. Wie hat sich Ihre Einstellung zu Menschen mit Einschränkungen in elementaren Grundbedürfnis-
sen verändert?

Beobachten Sie sich selbst kritisch.


Sprechen Sie mit Ihrem / Ihrer Praxisanleiter/-in über Ihre eigenen Gefühle in der Pflegesituation.

Erfüllung der Lernaufgabe:


Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in:

Einrichtung / Abteilung: __________________________________________

209
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

6.8 Menschen bei der Körperpflege unter- Name: ____________________


stützen und beraten
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


tung durch:
 Sie erfassen und verstehen eine an die pflegebedürftige Person und an die
 Mentor/-in
Situation angepasste Handlungskette zur Durchführung eines Unterstüt-
zungsangebots zur Haut- und Körperpflege.
 Praxisanleiter/-in
 Sie unterstützen andere Pflegepersonen bei der Durchführung von Maßnah-
 Lehrer/-in
men zur Körperpflege.

 Sie erfassen Beobachtungen bei der Haut- und Körperpflege.

Aufgabenstellung:

1. Hospitieren Sie bei der Durchführung der Haut- und Körperpflege bei einem oder
mehreren Menschen mit Pflegebedarf.
Unterstützen Sie Ihre Mentorin / Ihren Mentor bzw. Ihre Praxisanleiterin / Ihren Praxi-
sanleiter dabei, falls dies in der Situation sinnvoll ist und es Ihren Möglichkeiten und
Fähigkeiten entspricht.
2. Füllen Sie daran anschließend den Beobachtungsbogen zur Haut- und Körperpflege
aus.
3. Besprechen Sie die Vorgehensweise der Pflegefachperson sowie die Beobachtungen,
die für Sie auffallend oder unklar waren, mit Ihrer Mentorin / Ihrem Mentor bzw. Ihrer
Praxisanleiterin / Ihrem Praxisanleiter.

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

210
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 6.9 Eltern bei der Körperpflege ihres Säuglings unterstützen


und beraten

Semester: 1 Stunden: 16

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Unterstützung der Eltern beim Säuglingsbad.

Lernvoraussetzungen

6.8 Menschen bei der Körperpflege unterstützen und beraten

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Die Haut von Säuglingen und Eltern bezüglich der Hautpflege und Anwendung
von Hautpflegeprodukten beraten
 Physiologische und pathologische Veränderungen der Säuglingshaut und Hautan-
hangsgebilde erkennen und Maßnahmen einleiten
 Prinzipien des Säuglinshandlings kennen und anwenden
 Auffälligkeiten in der motorischen Entwicklung erkennen und das Säuglingshand-
ling der Situation anpassen
 Veränderungen bei der Nabelabheilung erkennen und spezielle Maßnahmen ein-
leiten
 Eine Handlungskette zum Säuglingsbad erarbeiten und diese praktisch umsetzen
 Eltern bezüglich verschiedener Wickelsysteme und Tragehilfen beraten

Inhalte

 Die Besonderheiten der Säuglingshaut


 Anforderungen an spezielle Hautpflegeprodukte und ihre Anwendung
 Nagel-, Augen- und Nasenpflege
 Pflege bei Windeldermatitis

211
 Motorische Entwicklung des Säuglings: Vom Liegen zum Stehen
 Prinzipien des Säuglingshandlings
 Das Säuglingsbad unter Beachtung der Hygiene, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit
 Nabelpflege
o Aufbau der Nabelschnur
o Prozess der Mumifizierung
o Pathologische Veränderungen
o Verschiedene Möglichkeiten der Nabelpflege

Methodenvorschläge

 Motorische Entwicklung und Säuglingshandling unter Einbezug einer Kranken-


gymnastin . Handlungsorientierte Unterrichtsphasen im Wechsel mit Lehrvortrag
 Lernen an Stationen:
o Station 1: Üben des Säuglingshandlings an einer Handlingspuppe
o Station 2: Tragehilfen
o Station 3: Wickelsysteme
o Station 4: Pflege bei Windeldermatitis
o Station 5: Nabelpflege
o Station 6: Üben des Säuglingsbades an Puppen

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Becker, A. /Steinert, M. (2003): Pickel am Po: Windeldermatitis oder Soor? In: Hebam-
menforum, Nr. 4, S. 220-223
Beiersdorf AG Nivea Baby Factbook: Was ist so anders an der Babyhaut. Beiersdorf
AG, Hamburg
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2003): Das Baby- Informationen für
Eltern über das erste Lebensjahr. Broschüre BzGA, Köln
Hoehl, M./ Kullick, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung. 2. Auf-
lage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Kirkilionis, E. (2004) Mit dem Kind unterwegs. In: Deutsche Hebammenzeitschrift. Nr.
8, S. 1-9
Kirkilionis, E. (2004) Vom Tragen in Fahrtrichtung. In: Deutsche Hebammenzeitschrift,
Nr.4, S. 55-57
Kohle, A. /Werner-Kyburz, A.: Baby-Handling- Die Entwicklung vom Säugling zum
Kleinkind. Broschüre Bund Deutscher Hebammen e.V.
Koletzko, B. (2004): Kinderheilkunde und Jugendmedizin. 12. Auflage. Springer-
Verlag, Berlin

212
Öko-Test-Ratgeber (1999): Weniger ist mehr. Öko-Test Ratgeber, Kleinkinder, S. 78-89
Öko-Test-Ratgeber (1999): Schief gewickelt? Öko-Test Ratgeber, Kleinkinder, S. 97-103
Öko-Test-Ratgeber (1999): Vom Nesthocker zum Tragling. Öko-Test Ratgeber, Klein-
kinder, S. 60-61
Richtherr, A. /Kranzfelder, D. (1999): Neue Untersuchungen zur Nabelpflege: Wie be-
einflussen Nabelpflegemethoden und Windeln die Nabelheilung? In: Die Hebamme,
Nr. 12, S. 89-93
Stadelmann, I. (2004) :Naturheilkundliches Konzept zur Behandlung der Windelder-
matitis. In: Die Hebamme, Nr.17, S. 236-238
Weiler, U. (1998): Nabelpflege bei Neugeborenen-tausend und eine Möglichkeit. In: Die
Schwester/Der Pfleger. 37. Jg., Nr.11, S. 937-945

213
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 6.10 Menschen bei der Mundpflege unterstützen und


beraten

Semester: 1 Stunden: 10

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die systematische Beobachtung und Beurteilung der gesunden Mundhöhle
und möglicher pathologischer Veränderungen sowie pflegerische Interventio-
nen zur Erhaltung und Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden.

Lernvoraussetzungen

6.10 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstüt-


zen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen:

5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen


6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen und beraten
10.5 Sterbende und trauernde Menschen unterstützen und beraten
12.5 Menschen mit onkologischen Erkrankungen pflegen
12.12 Menschen mit Erkrankungen Ösophagus, des Magens und des Darmes
pflegen
12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des Pankreas pfle-
gen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Die Bedeutung der Mund- und Zahnpflege für Gesundheit und Wohlbefinden erkennen
 Sich in die Situation eines Menschen, der im Bereich der Mund- und Zahnpflege unter-
stützt wird, professionell einfühlen
 Persönliche Gewohnheiten bei der Durchführung der Mundpflege reflektieren

Lernort Schule und Praxis


 Einschätzungsskalen zur systematisch Beobachtung bzw. Beurteilung des Mundes/der
Mundschleimhaut anwenden

214
 Pathologische Veränderungen des Mundes bzw. der Mundschleimhaut erkennen und
beurteilen
 Grundprinzipien der allgemeinen Mundhygiene kennen
 Dem Alter und der Situation entsprechend Zahnputztechniken mit den entsprechenden
Pflegematerialien durchführen
 Einfühlungsvermögen bei der Durchführung der Mundpflege im sensiblen oralen Be-
reich entwickeln
 In Bezug auf Maßnahmen der Prävention adressatengerecht beraten und anleiten

Inhalte

 Der Mund als „intime Zone“


 Begriffsdefinitionen: allgemeine- und spezielle Mundhygiene
 Geschichte/Umgang mit der Mundhygiene
 Bedeutung der Mundhygiene aus verschiedenen Perspektiven
o Patientinnen und Patienten / Bewohnerinnen und Bewohner
o Pflegende: „Eine gute Mundhygiene ist mir wichtig weil…“; „Dazu gehört für
mich…“
 Bedeutung gesunder Zähne
o Zahngesundheit und Wohlbefinden
o Zusammenhang zwischen gesunden Zähnen und gesunder Ernährung
o Zahnbehandlung als Kostenfaktor
 Pflegerische Prinzipien der Zahnhygiene/Zahnpflegetechniken
 Anatomie und Physiologie der Mundhöhle
 Erkrankungen der Zähne, des Zahnfleisches, der Zunge und der Mundschleimhaut
 Pflegerische Aufgaben:
o Beobachtung/Beurteilung der Mundhöhle/des Mundes mit Hilfe eines sys-
tematischen Assessments
o Anleitung/Beratung/Motivierung
o Mundhygiene: Vorbereitung, Durchführung, Nachbereitung
o Dokumentation
 Die Zungenpflege als gesundheitsförderliche Maßnahme
 Pflegerische Prinzipien der speziellen Mundhygiene
 Berücksichtigung besonderer Pflegesituationen; z.B.
o Pflege von Zahnspangen, Prothesenpflege …
o Zahnpflege bei bettlägerigen /sterbenden Patienten und Bewohnern
 Häufig verwendete Mundpflegemittel (z.B. Moronal®, Palliativlösung, verschiede-
nen Tees,…) und deren Evidenz
 Soor- und Parotitisprophylaxe

215
Methodenvorschläge

 Beobachtungsauftrag: Was können Sie im Mundbereich beobachten?


 Schülerinnen und Schüler beobachten kriterienorientiert mit Hilfe einer Checkliste
in Einzelarbeit bzw. Partnerarbeit den Mund/die Mundhöhle mit einer zusätzlichen
Lichtquelle.
 Film: Wie erhalte ich meine Zähne gesund?
 Stationenlernen:
o Station 1: Praktische Übungen: Die Schülerinnen und Schüler putzen sich ge-
genseitig die Zähne und reflektieren anschließend ihre persönlichen Erfah-
rungen in Bezug auf Nähe/Distanz, Durchführung der speziellen Zahnputz-
techniken, Was war angenehm/unangenehm?
o Station 2: Aktionstisch zur Vorstellung von Materialien zur Mundhygiene mit
Einmalzahnbürsten des Krankenhauses, Zahnbürsten für Kleinkin-
der/Schulkinder, elektrische Zahnbürsten zur Pflege bei Bewegungsein-
schränkungen, Zahnseide, Zungenbürste…
o Station 3: Umgang mit und Pflege von Zahnprothesen (Literaturarbeit mit
Arbeitsauftrag)
o Station 4: Zahngesunde Ernährung – die Bedeutung von Nahrungsbestandtei-
len für die Zahngesundheit (Literaturarbeit mit Arbeitsauftrag)
 Einladung einer Zahnarzthelferin, die Zahnprophylaxen durchführt
 Demonstration der speziellen Mundhygiene

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Bienstein, Christel & Fröhlich, A. (2003): Basale Stimulation in der Pflege.


Kallmeyer-Verlag,
Dörschug, H. (2004): Zunge, Zähne, Zuckertee. Kieferorthopädische Prophylaxe. In:
Kinderkrankenschwester 23 Jg., Nr. 5, S. 195-199
Eißing, E. (2003): Haut und Schleimhäute. In: Lauber, A. /Schmalstieg, P. (Hrsg.): ver-
stehen & pflegen, Bd. 2: Wahrnehmen und Beobachten. Thieme Verlag, Stuttgart, S.67-
110
Gottschalck, T. (2007): Mundhygiene und spezielle Mundpflege. Huber-Verlag, Bern
Gottschalck, T.et al. (2003): Untersuchung einiger häufig gebrauchter Mittel,
Instrumente und Methoden zur Mundpflege hinsichtlich einer evidenzbasierten An-
wendung. In: Pflege, Heft 16, S. 91-102
Gottschalck, T. & Dassen, T. (2003): Welche Entscheidungs-Befugnisse besitzen Pfle-
gende bei der Mundpflege? In: Pflege, Heft 16, S. 83-89

216
Gottschalck, T.(2004): Pflegeziel Mundgesundheit. Mundhygienische Maßnahmen auf
dem wissenschaftlichen Prüfstand. In: Die Schwester Der Pfleger 43. Jg., 5/2004, S. 24-
29
Gottschalck, T.(2003): Assessment-Instrumente zur pflegerischen Beurteilung des
Mundes – Ein Literaturreview. In: Pflege, Heft 16, S. 273-282
Hehemann, H. (1997): Was ist Mundpflege bei onkologischen Patienten? In: Pflege,
Heft 10, S. 199-205
Hockauf, H. (2004): Xerostomie – Pflegeproblem Mundtrockenheit. Maßnahmen der
Mundpflege zur Behebung trockener Mundschleimhäute. In: Die Schwester/Der Pfle-
ger 44 Jg., 11/05, S. 900-904
Hoehl, M. & Kullick, P.(Hrsg.) (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförde-
rung. Thieme-Verlag, Stuttgart, S. 255-261
Küpper, C. (2007): Zahngesundheit bei Kindern und Jugendlichen auf gutem Weg. In:
Kinderkrankenschwester 26 Jg., S. 151-155
Löser, A. P. (2002): Die Mundpflege – ein wichtiges pflegerisches Handlungsfeld. In:
Die Schwester/Der Pfleger. 42 Jg. 10/03, S. 740-746
Menche, N.(Hrsg.) (2004): Mundpflege. In: Pflege heute. Elsevier-Verlag, München, S.
202-207
Pfitzer, I. (Hrsg.) (2006) Pflegetechniken heute: Pflegehandeln Schritt für Schritt verste-
hen. Elsevier-Verlag, München.
Plescher-Kramer, J.(2003): Pflegerische Interventionen im Zusammenhang mit der
Körperpflege. In: Lauber, A. / Schmalstieg, P. (Hrsg.): verstehen & pflegen. Bd. 3: Pfle-
gerische Interventionen. Thieme Verlag, Stuttgart, S.293-349
Robke, F.-J. (2000) Karies aus der Nuckelflasche. In: Deutsche Hebammen- Zeitschrift
5/2000, S. 255-257
Strauß, B. & Dannewitz, B. (2007): Mund und Zahnhygiene: Effektive Zahnpflege im
Alter, Teil 1. In: Die Schwester/ Der Pfleger 46. Jg., 04/07, S. 324-326
Strauß, B. & Dannewitz, B. (2007): Mund und Zahnhygiene: Effektive Zahnpflege im
Alter, Teil 2. In: Die Schwester/ Der Pfleger 46. Jg., 05/07, S. 422-425
Sektion Zahngesundheit im DEUTSCHEN GRÜNEN KREUZ e.V. (2007): Zahnschä-
den durch saure Lebensmittel. In: Kinderkrankenschwester, 26 Jg., S.150
Informationsbroschüren von verschiedenen Krankenkassen

Film:
Müller, M. H.F. Wie erhalte ich meine Zähne gesund? – Ausführliche Informationen
zur Putztechnik für Jugendliche und Erwachsene. Universitäts-ZKM-Klinik. Münster

217
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

6.10 Menschen bei der Mundpflege unter- Name: ____________________


stützen und beraten
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


 Sie führen eine Mundinspektion anhand der Ihnen bekannten Kriterien durch tung durch:
und erkennen pathologische Veränderungen.
 Sie sind in der Lage, pflegerische Interventionen zur Erhaltung und Förderung  Mentor/-in
des Wohlbefindens von Menschen mit Pflegebedarf zu ergreifen.
 Sie entwickeln Sensibilität für die individuellen Bedürfnisse eines Menschen in  Praxisanleiter/-in
Bezug auf die Mundhygiene.
 Sie setzen sich damit auseinander, was Ihnen bei der Vorbereitung, Durchfüh-  Lehrer/-in
rung und Nachsorge der Mundhygiene gut oder weniger gut gelingt, an wel-
cher Stelle Sie noch Übungsbedarf haben und wo Sie Sicherheit oder Unsi- 
cherheit im Umgang mit der pflegebedürftigen Person verspüren.

Aufgabenstellung für die Hospitationswoche im Einführungsblock:


1. Übernehmen Sie unter Aufsicht einer Menorin / eines Mentors bzw. einer Praxisanleiterin / eines Praxisanleiters die
Mundhygiene (teilweise oder vollständige / allgemeine oder spezielle Mundpflege) bei einem Patienten/einer Patien-
tin bzw. einem Bewohner/einer Bewohnerin.
 Berücksichtigen Sie dabei die aktuelle Pflegesituation sowie Erkenntnisse auf Grund der von Ihnen durchgeführ-
ten systematischen Beobachtung / Beurteilung der Mundhöhle.
 Achten Sie auf Veränderungen insbesondere der Lippen, der Zunge, der Zähne und des Zahnfleischs (Pflegezu-
stand / Gesundheitszustand).
 Sollten Sie eine spezielle Mundpflege durchführen, nehmen Sie die im Unterricht erstellte Handlungskette zu Hil-
fe.
2. Erkundigen Sie sich nach den stationsüblichen Mundpflegemitteln und deren Wirkungsweisen.
3. Notieren Sie sich,
 was Ihnen bei der Durchführung der Aufgabe gut gelungen ist
 wo Sie Probleme hatten
 was Ihnen Schwierigkeiten bereitete.
4. Reflektieren und notieren Sie, ob Sie sich durch den vorangegangenen Unterricht zum Thema Mundpflege
 gut auf die Lernaufgabe vorbereitet fühlten,
 oder ob Aspekte der Lerninhalte ausführlicher behandelt werden sollten, damit Sie sich gegebenenfalls besser
vorbereitet fühlen.
Informationsquellen:
 Pflegelehrbuch / Unterrichtsunterlagen

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

218
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen und beraten

Semester: 2 Stunden: 32

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Ermittlung des Pflegebedarfs eines Menschen bei der Nahrungs- und Flüs-
sigkeitsaufnahme sowie die Auswahl und Darreichung von Nahrung und Ge-
tränken bei erwachsenen Menschen mit Pflegebedarf.

Lernvoraussetzungen

9.2 Den menschlichen Körper verstehen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

6.15 Menschen bei der Stuhlsausscheidung unterstützen


9.3 Konzepte zur Gesundheitsförderung und Prävention umsetzen
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus. des Magens und des Darmes
pflegen
12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des Pankreas pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Die Bedeutung der Ernährung für Gesundheit und Wohlbefinden erkennen
 Psychologische, soziologische, kulturelle und institutionell bedingte Einflussfakto-
ren auf das Essverhalten und die Ernährung kennen und deren Bedeutung für das
pflegerische Handeln erfassen
 Die eigene Ernährung und das eigene Essverhalten reflektieren
 Den Aufbau und die Funktionen der Organe des Verdauungssystems kennen
 Prinzipien einer gesunden Ernährung kennen und anwenden
 Die verschiedenen Nährstoffe kennen und deren Bedeutung für die Ernährung ein-
schätzen
 Eine Energiebilanz erstellen
 Prinzipien der Vollwerternährung kennen
 Vegetarische Ernährung und vegane Ernährung unterscheiden

219
Lernort Schule und Lernort Praxis
 Den Pflegebedarf eines Menschen im Bereich der Ernährung sowie der Nahrungs-
und Flüssigkeitsaufnahme ermitteln
 Nahrung und Getränke anreichen
 Den Ernährungszustand und das Essverhalten eines Menschen einschätzen
 Einer Dehydratation vorbeugen
 Die Prinzipien wesentlicher Kost- und Diätformen kennen
 Anzeichen einer Dysphagie erkennen und adäquate Maßnahmen einleiten
 Die Aspirationsgefahr eines Menschen einschätzen und präventive Maßnahmen
anwenden
 Den Pflegebedarf eines Menschen mit Übelkeit und Erbrechen einschätzen und adä-
quate Pflegemaßnahmen durchführen
 Eine Flüssigkeitsbilanz erstellen

Inhalte

 Die Bedeutung der Ernährung


o für physisches und psychisches Wohlbefinden
o für die Gesundheit
 Ernährung und Essverhalten als Ergebnis psychologischer, soziologischer und kul-
tureller Einflussfaktoren
o Reflexion des eigenen Essverhalten und der eigenen Ernährung
o Ernährung und Essverhalten zu Hause und im Krankenhaus oder Altenheim
o Kulturelle Bedürfnisse des Menschen
o Vegetarische und vegane Ernährung
 Pflegerische Aufgaben im Zusammenhang mit der Ernährung
o Beobachtung und Beurteilung von Ernährungszustand, Hunger / Appetit
und Nahrungsaufnahme
o Beobachtung und Beurteilung des Trinkverhaltens
o Anreichen von Nahrung und Getränken
o Beratung hinsichtlich der Nahrungs- und Flüssigkeitszusammensetzung
 Anatomie / Physiologie des Verdauungsapparates
 Physiologischer Nahrungs- und Flüssigkeitsbedarf
 Dehydratation
o Anzeichen einer Dehydratation
o Die besondere Gefährdung des Kleinkindes und des alten Menschen
o Motivierung zum Trinken
 Nährstoffe und deren Bedeutung in der Ernährung
 Biologische Wertigkeit einzelner Nahrungsmittel
 Prinzipien der Vollwerternährung
 Antioxidantien und freie Radikale
 Besondere Kost- und Diätformen
o bei Gicht
o bei Fettstoffwechselstörungen
o bei Diabetes

220
 Lebensmittelrecht
 Dysphagie
o Emotionale Situation eines Menschen mit Dysphagie
o Anzeichen einer Dysphagie
o Mögliche Ursachen einer Dysphagie
o Spezielle Pflegemaßnahmen
 Aspiration
o Einschätzung der Aspirationsgefahr eines Menschen
o Aspirationsprophylaxe
 Nausea und Vomitus

Methodenvorschläge

 Partnerinterview zur psychosozialen Bedeutung der Nahrungsaufnahme


 Gruppenanalyse eigenes Ernährungsverhalten
 Geschmacksexperiment süß, sauer, salzig, bitter
 Chemisches Experiment zu freien Radikalen
 Problemorientiertes Lernen zur kachektischen und exsikkierten Frau Borgers
 Gastdozentenvortrag zu Lebensmittelrecht
 Selbsterfahrungsübungen: Nahrung anreichen/angereicht bekommen

Pflegesituationsbeschreibung

Frau Borgers
Frau Borgers, 82 Jahre alt, wird ins Krankenhaus eingeliefert mit der Diagnose Kachexie
und Exsikkose. Sie war in ihrer Wohnung gestürzt und konnte aus eigener Kraft keine
Hilfe herbeiholen. Die Nachbarin reagierte auf ihr Rufen und verständigte den Kran-
kenwagen.
In der Klinik gab Frau Borgers an, bereits mehrere Tage unter Durchfall zu leiden. Au-
ßerdem fühle sie sich, seit ihr Mann vor einigen Jahren gestorben ist sehr einsam und
habe kaum noch Appetit. In letzter Zeit sei sie sehr müde und schlapp gewesen.
Frau Borgers ist stark abgemagert, die Haut ist faltig und schuppig, die Mundschleim-
haut trocken und borkig. Das Gewicht beträgt 45 kg bei einer Körpergröße von 165 cm.
Die Blutdruckwerte liegen bei 85/50 mmHg, die Pulsfrequenz bei 112 Schlä-
gen/Minute. Die Körpertemperatur ist mit 38°C – rektal gemessen – erhöht. Am Rü-
cken und am Ellenbogen hat Frau Borgers aufgrund des Sturzes Hämatome und Haut-
abschürfungen, die bei Bewegungen schmerzen. Die Röntgenaufnahmen zeigen keine
Frakturen, keine Prellungen.
Frau Borgers ist ganz unglücklich, weil sie nicht weiß, wie dieser Sturz passieren konn-
te, obwohl sie doch immer so aufgepasst hat.

Quelle: Eißing E. (2001): Ernährungszustand. In: Lauber, A./Schmalstieg, P.: Wahrnehmen und beobach-
ten. Thieme Verlag, Stuttgart

221
Marc
Marc B., 10 Jahre alt, 1,20 m groß, 70 kg schwer, möchte gerne sein Gewicht reduzieren.
In der Schule ist er ein guter Schüler. Einige Klassenkameraden, die ihn nicht so gut
kennen, hänseln ihn wegen seines Gewichtes und nennen ihn Streber. Das Schulfach
„Sport“ ist der Horror für ihn. Er interessiert sich nur für Computerspiele und Fernse-
hen oder Technik. Ab und zu bastelt er mit seinem Vater Modellflugzeuge. Die Familie
ist insgesamt auch eher überernährt und geht kaum spazieren oder Rad fahren, auch
weil keine Zeit für diese Aktivitäten bleibt. Die Mutter und der Vater arbeiten Vollzeit
bei Daimler-Chrysler.
Sehen Sie Möglichkeiten für Marc sein Gewicht zu reduzieren?

Literatur

Abend, M./Carstens, A. (2006): Schwerstarbeit beim Essen. Alltagssituationen rund um


die Mahlzeit älterer Menschen. In: Heilberufe spezial (2006): Ernährung, S.56-57.
Urban & Vogel, München
Biesalski, H.K./ Grimm, P. (2001): Taschenatlas der Ernährung. Thieme Verlag, Stutt-
gart
Dietze, F. (2006): Leben heißt sich ernähren. Hitparade der gesunden Lebensmittel.
In: Heilberufe spezial (2006): Ernährung, S.4-7. Urban & Vogel, München
Eißing, E. (2007): Fallstudie Frau Borgers. In: Lauber, A./Schmalstieg, P. (Hrsg.): Wahr-
nehmen und beobachten. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, S.303-305
Ganz, U. (2007): Effektive Maßnahmen zur Prävention von Mangelernährung.
In: Die Schwester/Der Pfleger 03/07, S.230-233
Jassoy, C., Schwarzkopf, A. (2005): Hygiene, Mikrobiologie und Ernährungslehre für
Pflegeberufe. Thieme Verlag, Stuttgart
Koletzko, B. (2006): Ernährung im Kindesalter. In: Heilberufe spezial (2006): Ernäh-
rung. S. 50-52. Urban & Vogel, München
Lauber, A., Schmalsteg, P. (2001): Wahrnehmen und Beobachten. Thieme Verlag,
Stuttgart
Menche, N. (2004): Pflege heute. Urban & Fischer, Langen
Müller-Nothmann, S.-D. (2006): Dysphagie – Hilfe beim Schlucken.
In: Heilberufe spezial (2006): Ernährung, S.22-23. Urban & Vogel, München
Stieve, G. (2006): Satt nach wenigen Happen. In: Heilberufe spezial (2006): Ernährung.
S. 54-55. Urban & Vogel, München
Tappeser, B. (2004): Die blaue Paprika. Globale Nahrungsmittelproduktion auf
dem Prüfstand. Birkhäuser Verlag, Basel
Thews, E., Mutschler, P. et al. (1999): Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des
Menschen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
Zubrod, I. (2006): Brennpunkt Dehydratation. In: Heilberufe spezial (2006): Ernährung,
S. 24-25. Urban & Vogel, München

222
Curriculum- Lernaufgabe 1
Klassifikation

6.11 Menschen bei der Ernährung unterstüt- Name: ____________________


zen und beraten
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


tung durch:
 Sie kennen Hilfsmittel zur Einschätzung der Ernährungssituation.
 Mentor/-in
 Sie wenden Hilfsmittel zur Beurteilung der Ernährungssituation an.
 Praxisanleiter/-in

 Lehrer/-in

Aufgabenstellung:
Beobachtung der Ernährungssituation eines Menschen

1. Listen Sie alle Hilfsmittel, Instrumente und Erhebungsbogen auf, mit denen in Ih-
rem derzeitigen Praxiseinsatzbereich Daten zur Einschätzung der Ernährungssitua-
tion erhoben werden.
Bringen Sie nach Möglichkeit ein Muster/eine Kopie der vorhandenen Erhebungs-
bogen mit.

2. Machen Sie sich vertraut mit dem Umgang mit diesen Instrumenten, indem Sie
möglichst viele von ihnen möglichst häufig benutzen. (z. B. BMI ermitteln, Messen
der Körperlänge, Körpergewicht ermitteln usw.)

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

223
Curriculum- Lernaufgabe 2
Klassifikation

6.11 Menschen bei der Ernährung unterstüt- Name: ____________________


zen und beraten
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


 Sie analysieren die Situation des Pflegebedürftigen, der Unterstützung bei der tung durch:
Ernährung benötigt.
 Sie planen Ihre Maßnahme zur Unterstützung bei der Ernährung.  Mentor/-in
 Sie besprechen Ihre Überlegungen mit dem Patienten / Bewohner.
 Sie führen unterstützende Maßnahmen bei der Darreichung der Nahrung  Praxisanleiter/-in
durch.
 Sie reflektieren Ihr Handeln und überlegen Möglichkeiten der Verbesserung.  Lehrer/-in


Aufgabenstellung:
Darreichen der Nahrung
1. Vorbereitung
 Welcher Patient benötigt Unterstützung durch Darreichen der Nahrung?
 Warum braucht er diese Unterstützung?
(Erfassen Sie Aspekte der Pflegeanamnese in Bezug auf die Ernährung.)
 Was kann / will ich bei dieser Aufgabe lernen?
(Schriftliche Formulierung von 4 Lernfragen)
 Was möchte ich konkret bei dieser Aufgabe ausprobieren, anwenden und beachten? (Schriftliche
Formulierung von 4 Maßnahmen)
2. Durchführung
 Über welche Aspekte informiere ich mich bei Angehörigen oder den Pflegekräften,
die in der Betreuung des Pflegebedürftigen tätig sind?
 Welche Aspekte bespreche ich zu Beginn der Maßnahme mit dem Patienten / Bewohner?
 Erstellen Sie eine Planung nach dem Pflegeprozess für den Bereich Ernähren.
 Führen Sie die Darreichung der Nahrung durch.
3. Nachbereitung
 Habe ich meine Lernziele erreicht?
 Was hat zum Erreichen der Zielsetzung beigetragen?
 Was stand dem Erreichen der Zielsetzung entgegen?
 Was will ich das nächste Mal anders machen?

Dokumentieren Sie alle Erkenntnisse und die Schritte des Prozesses schriftlich!

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

224
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 6.12 Eltern bei der Ernährung ihres Säuglings unterstützen und
beraten

Semester: 2 Stunden: 12

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Erfassung der besonderen Ernährungssituation des Säuglings sowie
die Unterstützung und Beratung der Eltern

Lernvoraussetzungen

6.11 Menschen bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme unterstützen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Sich mit der besonderen Ernährungssituation des Säuglings und Kleinkindes ausei-
nandersetzen
 Die Vorteile der Muttermilch kennen
 Mütter beim Anlegen unterstützen und auf spezielle Fragen zum Stillen eingehen
 Stillschwierigkeiten erkennen und Lösungen anbieten
 Säuglingsnahrungen in ihrer Zusammensetzung und speziellen Indikation unter-
scheiden
 Prinzipien der Nahrungsverabreichung im Säuglings- und Kleinkindalter kennen
und diese anwenden
 Eltern bei der Nahrungsauswahl beraten

Inhalte

 Die körperliche Entwicklung im ersten Lebensjahr


 Einschätzung der Ernährungssituation beim Säugling
 Ermittlung der Körpermesswerte
 Nährstoff- und Flüssigkeitsbedarf im Säuglingsalter

225
 Besonderheiten des Verdauungssystems beim Säugling
 Vergleich Zusammensetzung der Muttermilch und Kuhmilch
 Vor- und Nachteile der Muttermilchernährung
 Anatomie der Brust, Physiologie der Milchbildung
 Unterstützung der Mutter beim Stillen
 Stillen bei Stillschwierigkeiten, Stillhilfsmittel
 Vorstellung der Milchpumpe zum Abpumpen der Muttermilch
 Stillen in besonderen Situationen z.B. bei Frühgeborenen, und Lippen-Kiefer-
Gaumenspalte
 Ernährung des Säuglings mit industriell hergestellter Milch
o Einteilung der verschiedenen Nahrungen nach Zusammensetzung und An-
wendung
o Herstellung einer Flaschenmahlzeit unter Beachtung der Packungsbeilage
Hygiene
o Ausrechnen der individuellen Nahrungsmenge
o Verabreichung einer Flaschenmahlzeit (Materialien, Handling)
 Schrittweise Umstellung auf Beikost ab dem 6. Lebensmonat
 Übergang zur Familienkost
 Verabreichung einer Breimahlzeit (Materialien, Handling)
 Kriterien zur Auswahl von industriell hergestellter Säuglingsnahrung
 Vor- und Nachteile von selbst hergestellter Säuglingskost

Methodenvorschläge

 Arbeitsauftrag: Vergleichen von verschiedenen Nahrungen im Supermarkt


 Zubereitung von verschiedenen Nahrungen
 Einsatz einer Broschüre „Von Anfang an mit Spaß dabei“
 Erstellen von Ernährungsplänen anhand von drei Fallbeispielen

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Borker, S. (1996): Essenreichen in der Pflege: eine empirische Studie. Ullstein Mosby,
Berlin
Hoehl, M./ Kullick, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung. 2. Auf-
lage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
Geist, C. /Hofmann, H. (1999) Geburtshilfe und Frauenheilkunde- Lehrbuch für Ge-
sundheitsberufe. 1.Auflage. Verlag de Gruyter, Berlin.
Koletzko, B. (2004) Kinderheilkunde und Jugendmedizin. 12. Auflage. Springer-Verlag,
Berlin

226
Körner, U. (2001): Allergieprävention im Säuglingsalter. In: Hebamme. Hippokrates-
Verlag. Nr.1, S. 58-61
Lübcke, H. (1998): Mutter und Kind in Symbiose. In: Kinderkrankenschwester. 17.
Jahrgang. Nr. 12, S. 519-522
Menche, N. (2004): Pflege heute. Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage. Elsevier Verlag
Urban und Fischer, München
Mohrbacher, N. /Stock, J. (2002): Handbuch für die Stillberatung. 2. Auflage. La Leche
Liga Deutschland Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden- Württem-
berg.
Nissen, K.-H. (1995) Ernährung des Säuglings. 4. Auflage, Verlag Trias. Stuttgart
Panknin, H.-T. (2007): Kinderlebensmittel. In: Kinderkrankenschwester. 26. Jg. Nr. 2, S.
72-75
Renköwitz, U. (2003): Der internationale Kodex zur Vermarktung von Muttermilcher-
satzprodukten- ein Instrument zur effektiven Stillförderung.
In: Hebammenforum Nr. 9, S. 581-585
Wagner, E.-M. (1997): Füttern mit der Flasche. In: Kinderkrankenschwester. 16. Jg. Nr.1,
S. 16-18
Wagner, E.-M. (2000) Füttern mit dem Löffel. In: Kinderkrankenschwester, 19. Jg., Nr. 8,
S. 319-322

227
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 6.13 Menschen bei der enteralen Ernährung unterstützen


und beraten

Semester: 2 Stunden: 12

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Unterstützung und Beratung von Menschen bei der enteralen Ernäh-
rung.

Lernvoraussetzungen

6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen und beraten

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Die Bedeutung und die Auswirkungen von enteraler Ernährung für das Wohlbefin-
den einschätzen
 Den Arzt in der Entscheidung zur enteralen Ernährung unterstützen
 Eine Magensonde unter Beachtung der Sicherheit des Patienten legen
 Einen Patienten nach PEG-Anlage überwachen und die Wundverhältnisse ein schät-
zen
 Den Arzt bei der Auswahl der Sondenkost und der Berechnung der adäquaten Son-
denkostmenge unterstützen
 Arzneimittel über Ernährungssonden unter Beachtung der Kompatibilität und Son-
denverstopfungsgefahr verabreichen
 Einen Pflegeplan für einen Mensch mit perkutaner endoskopisch angelegter
Gastrostomie (PEG) erstellen
 Für das ethische Dilemma bei Nahrungsverweigerung am Ende des Lebens sensibi-
lisiert sein

228
Inhalte

 Definition enterale/parenterale Ernährung


 Vorteile und Nachteile der enteralen Ernährung
 Verschiedene Zugangsmöglichkeiten und unterschiedliche Lage von Sonden
 Indikation zur enteralen Ernährung
 Empfindungen und Beeinträchtigungen eines Menschen bei enteraler Ernährung
 Materialien zum Legen einer Magensonde
 Legen einer Magensonde unter Beachtung der Sicherheit des Patienten
 Fixierung der Sonde
 Verschiedene Sondenkostarten und ihre spezielle Indikation
 Berechnung der Sondenkostmenge und der zusätzlichen Flüssigkeitszufuhr
 Anlage einer PEG in der Endoskopie
 Beobachtung der Wundverhältnisse, Wundverbandwechsel
 Arzneimittelgabe über Ernährungssonden
 Verschiedene Möglichkeiten der Sondenkostverabreichung z.B. Bolus, Pumpe
 Pflegeschwerpunkte bei Ernährung über PEG
 PEG-Anlage bei Nahrungsverweigerung am Ende des Lebens als ethisches Dilemma

Methodenvorschläge

 Lernen an Stationen:
o Station 1: Kennenlernen von verschiedenen Sonden zum Legen einer Magen-
sonde und ihre spezielle Anwendung
o Station 2: Handlungskette Legen einer Magensonde
o Station 3: Verabreichungsmöglichkeiten
o Station 4: Sondenkost und ihre spezielle Anwendung, Ausrechnen der Son-
denkost- und Flüssigkeitsmenge
o Station 5: Arzneimittelgabe über Sonde
 Legen einer nasalen Magensonde wird an der Puppe und an einem oder einer Schü-
lerin demonstriert
 Bearbeitung einer Pflegesituationsbeschreibung mit dem Ziel: Erstellung eines Pfle-
geplans, Analyse des ethischen Dilemmas, Lösungsmöglichkeiten

Pflegesituationsbeschreibung

Frau Ripp wird mit der Einweisungsdiagnose Nahrungsverweigerung bei Alterskache-


xie auf die innere Station Ihres Krankenhauses aufgenommen. Sie ist 86 Jahre alt, ver-
witwet, lebt seit 2 Monaten im Pflegeheim und wird dort zweimal wöchentlich von ih-
rer Tochter besucht. Frau Ripp benötigt Unterstützung bei der Pflege von Haut, Haaren
und Körper, beim An- und Auskleiden und beim Laufen und ist stark schwerhörig. Sie
ist in der Nacht urininkontinent.

229
Seitdem Frau Ripp im Heim lebt, hat sie 5 kg Körpergewicht verloren, wiegt nun 50 kg
bei einer Körpergröße von 1,64 m. Sie isst maximal ein Drittel einer Mahlzeit am Tag
und trinkt wenig. Sie ist zeitweise räumlich und zeitlich desorientiert.

Vor einer Woche überredete der Hausarzt Frau Ripp und ihre Tochter, versuchsweise
die Ernährung über eine nasogastrale Sonde zu verbessern. Nun soll diese durch Anla-
ge einer Ernährungssonde über PEG ersetzt werden.

Frau Ripp ist sehr unglücklich über die nasale Sonde. Seitdem sie Sondenkost erhält,
leidet sie unter Diarrhoe und kann deshalb den Stuhl manchmal nicht halten. Sie hat
Angst vor der PEG und möchte diesen Eingriff lieber nicht machen lassen.

Frau Ripp bekam vor 4 Jahren eine Mamma-Ablatio und Chemotherapie wegen eines
Karzinoms. Sie leidet unter einer Rechtsherzinsuffizienz und Schmerzen durch Arthro-
se in den großen Gelenken. Deshalb ist sie auf eine Vielzahl oraler Medikamente ange-
wiesen. Seit ihrer stationären Aufnahme spricht sie davon sterben zu wollen.

In der ersten Nacht im Krankenhaus ist Frau Ripp völlig desorientiert und zieht sich
selbst ihre Magensonde. Die PEG-Anlage kann vorläufig nicht vorgenommen werden,
da Frau Ripp nicht einverstanden und auch über Tag noch nicht komplett orientiert ist.
Die Tochter bittet um ein klärendes Gespräch, da sie selbst nicht sicher ist was die rich-
tige Entscheidung für ihre Mutter ist. Frau Ripp verweigert jegliche orale Flüssigkeits-
und Nahrungsaufnahme.

Am übernächsten Tag bekommt Frau Ripp eine Magensonde über eine PEG, die kom-
plikationslos verläuft. Nun sollen Sie mit der Ernährung über die neue Sonde beginnen.

Literatur

Borker, S. (2002): Nahrungsverweigerung in der Pflege. Verlag Hans Huber, Bern Göt-
tingen
Fresenius Kabi Broschüren: Praxis der enteralen Ernährung, Medikamentengabe über
Sonde, Pflegestandard Enterale Ernährungstherapie
Hoehl, M./ Kullick, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung. 2. Auf-
lage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Kalde, S./ Heise, J. (2004): Praxis der künstlichen enteralen Ernährung in der Pädiatrie
(Teil I). In: Kinderkrankenschwester. 23. Jg., Nr. 2, S. 58-62
Kalde, S./ Heise, J. (2004): Praxis der künstlichen enteralen Ernährung in der Pädiatrie
(Teil II). In: Kinderkrankenschwester. 23. Jg., Nr. 3, S. 101-106
Kalde, S./ Heise, J. (2004): Praxis der künstlichen enteralen Ernährung in der Pädiatrie
(Teil III). In: Kinderkrankenschwester. 24. Jg., Nr. 1, S. 14-20
Kolb, C. (2004): Ernährung am Lebensende: PEG ja oder nein? Dafür gibt es keine Ska-
len“. In: Pflegezeitschrift Nr.12, S. 865-867
Köpke, S. / Meyer, G. (2005): Pflegende können zentrale Rolle im Entscheidungspro-
zess einnehmen. In: Pflegezeitschrift Nr.5, S. 314-317

230
Körner, U./ Bierman, E. et al. (2004): Leitlinie Enterale Ernährung der DGEM und DGG-
Ethische und rechtliche Gesichtspunkte. In: Aktuel Ernaehr Med, Nr. 29, S. 226-230. Ge-
org Thieme Verlag, Stuttgart
Lauber, A./Schmalstieg, P. (2003): Pflegerische Interventionen. Georg Thieme Verlag,
Stuttgart
Mazzini, C. /Alberico, D. et al. (2004): Noch viel offene Fragen- Evidenzbasierte Pflege
von enteral ernährten Patienten, Teil 1. In: Pflegezeitschrift Nr.6, S. 396-401
Mazzini, C. /Alberico, D. et al. (2004): Komplikationen vermeiden- Evidenzbasierte
Pflege von enteral ernährten Patienten, Teil 2. In: Pflegezeitschrift Nr.7, S. 482-485
Menche, N. (2004): Pflege heute- Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage. Elsevier Verlag
Urban und Fischer, München
Pfaff, A. (2003): Applikation von Arzneimitteln über Ernährungssonde. In: Die Schwes-
ter/ Der Pfleger. 42. Jg., Nr. 1, S. 16-20
Schmitt, S. (2000): Erklärungsbedürftige Applikationsformen. In: Die Schwester/Der
Pfleger, 39. Jg., Nr. 1, S. 22-26
Volkert, D. (2004): Leitlinie Enterale Ernährung der DGEM und DGG-
Ernährungszustand, Energie- und Substratstoffwechsel im Alter. In: Aktuel Ernaehr
Med Nr. 29, S. 190-197. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.

Internetquellen:
http://www.nahrungsverweigerung.de/scripts/entscheid_find.html
Zugriff am 8. 5. 2006

231
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 6.14 Menschen bei der Urinausscheidung unterstützen

Semester: 1 Stunden: 34

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Unterstützung und Beratung von Menschen im Bereich der Urinausschei-
dung sowie die Beobachtung und Beurteilung der Urinausscheidung.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


6.1 Menschen professionell berühren und körperbildorientiert pflegen
6.8 Menschen in der Haut- und Körperpflege unterstützen
9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

6.15 Menschen bei der Stuhlausscheidung unterstützen und beraten


12.11 Menschen mit Erkrankungen des Harnsystems pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Sich in die Situation eines in der Urinausscheidung abhängigen oder beeinträchtig-
ten Menschen professionell einfühlen
 Schamauslösende Pflegesituationen wahrnehmen und angemessen darauf reagie-
ren
 Aufbau und Funktion des Harnapparates erkennen und verstehen
 Hilfsmittel im Bereich der Ausscheidung situationsorientiert anwenden
 Die Urinausscheidung eines Menschen mit Pflegebedarf kriterienorientiert beurtei-
len
 Möglichkeiten der Uringewinnung kennen und diese anwenden
 Urinuntersuchungen durchführen
 Den Pflegebedarf eines Menschen im Bereich der Urinausscheidung erkennen und
die ermittelten Pflegeprobleme mit den korrekten Fachbegriffen bezeichnen
 Menschen bei der Prophylaxe von Harninkontinenz unterstützen und beraten
 Einen transurethralen Blasenkatheter legen

232
 Menschen in der Versorgung ihres suprapubischen Blasenkatheters unterstützen
und beraten

Inhalte

 Ursachen und Auswirkungen von Scham


 Handling von Steckbecken, Urinflasche und Toilettenstuhl
 Handling des liegendem transurethralem oder suprapubischem Blasenkatheters
 Inkontinenzversorgungsmaterialien
 Schutz und Stärkung des Beckenbodens
 Allgemeine gesunderhaltende Maßnahmen im Zusammenhang mit der Ausschei-
dung
 Aufbau und Funktion des Harnsystems
 Beurteilungskriterien der Urinausscheidung
 Die Situation eines Menschen mit Harninkontinenz und daraus abzuleitende Pflege-
interventionen
 Prävention von Inkontinenz
 Transurethrales Katheterisieren der Harnblase
 Handling des transurethralen und suprapubischen Blasenkatheters

Methodenvorschläge

 Imagination und Reflexion schambesetzter Situationen


 Stationenlauf zu Hilfsmitteln im Zusammenhang mit der Ausscheidung
o Station 1: Handling des liegenden transurethralen Blasendauerkatheters
o Station 2: Umgang mit dem Steckbecken
o Station 3: Umgang mit Urinflasche und Toilettenstuhl
o Station 4: Anwendung von Hilfsmitteln für die Inkontinenzversorgung
 Stationenlauf zum Beckenbodentraining
 Stationenlauf zu Aufbau und Funktion des Harnapparates:
o Station 1: Lage und Aufbau der Nieren
o Station 2: Aufbau eines Nephrons/Harnproduktion und
Aufrechterhaltung des Wasser- und Elektrolythaushaltes
o Station 3: Blutdruckregulation und Hormonproduktion
o Station 4: Harnkonzentration und Harnvolumen
o Station 5: Lage und Aufbau von Harnblase und Harnröhre
 Erstellung einer Handlungskette zum Legen eines transurethralen Blasenkatheters
 Praktische Übungen zum Legen eines transurethralen Blasenkatheters an einer
weiblichen und einer männlichen Puppe

233
Pflegesituationsbeschreibung

Frau Klein, 48 Jahre alt, verheiratet und von Beruf Verkäuferin, leidet seit der Geburt
ihres 4. Kindes vor 8 Jahren unter einer leichten Urininkontinenz. Das bedeutete, dass
beim Husten, Niesen oder Bücken manchmal tröpfchenweise Urin abging. Nun stellt
sie fest, dass die Beschwerden deutlich zugenommen haben. Sie hat mittlerweile sogar
häufig Probleme beim Treppensteigen und Gehen. Auch die dabei abgehende Urin-
menge hat deutlich zugenommen, was für sie bedeutet, dass die bisher verwendeten
dünnen Einlagen nicht mehr ausreichend sind.
Frau Klein arbeitet halbtags in einem Bekleidungsgeschäft und ist auch in ihrer Freizeit
recht unternehmenslustig: Sie geht gerne mit ihrem Mann oder Freunden ins Kino oder
ins Theater, geht gerne schwimmen oder fährt Rad. Mit ihrem Mann kann sie offen über
ihr Problem sprechen, aber ansonsten hat sie mit noch niemandem darüber gesprochen;
auch vor ihren Kindern versucht sie die Harninkontinenz zu verheimlichen, da sie
Angst hat, dass – gerade die jüngste Tochter – sich bei ihren Freunden „verplappert“
und andere von ihrem Problem erfahren.

Literatur

Ahnis, A./Kummer, K. (2005): Das Geschlecht spielt eine doppelte Rolle. Pflegerische
und ärztliche Kommunikation am Beispiel Inkontinenz. In: Pflegezeitschrift 07/2005, S.
418-421
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006): Physiologie der Harnblase. In: Kontinenzförde-
rung. Heft 22. Prodos Verlag. S. 53
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006) Schweigen aus Scham. Kontinenzförderung. Heft
22. Prodos Verlag. S. 55
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006) Beckenbodentraining. Kontinenzförderung. Heft
22. Prodos Verlag. S. 38-39
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006) Hilfsmittelauswahl. Kontinenzförderung. Heft 22.
Prodos Verlag. S. 43
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006) Hilfsmittelübersicht. Kontinenzförderung. Heft
22. Prodos Verlag. S. 44-46
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006): Handlungskette Urinalkondom. In: Kontinenz-
förderung. Heft 22. Prodos Verlag, S. 64-67
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006): Harnwegsinfektionen vorbeugen.In: Kontinenz-
förderung. Heft 22. Prodos Verlag, S. 42
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006): Inkontinenzanamnese. In: Kontinenzförderung.
Heft 22. Prodos Verlag, S. 47
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006): Inkontinenzformen. In: Kontinenzförderung. Heft
22. Prodos Verlag, S. 48
DNQP (2006) Expertenstandard Förderung der Harninkontinenz in der Pflege. Sonder-
druck. FH-Osnabrück
Graf, B./Knipfer, E. (2005): Künstliche Harnableitungen. Komplikationen kennen und
vermeiden. In: Pflegezeitschrift, 58. Jg., Heft 02/05, S. 84-87

234
Hegeholz, D. (2004): Kondomurinale. In: Heilberufe spezial. Urban & Vogel, Berlin, S.
38-39
Piechota, H./Pannek, J. (2007): Katheterdrainage der Harnblase.In: Die Schwester/Der
Pfleger 11/07, S. 1002-1009
Sachsenmeier, B. (2004): Pflegeanamnese bei Harninkontinenz. In: Heilberufe spezial.
Urban & Vogel, Berlin, S.20-21
Stadelmann, W. (1999): …Und möchte am liebsten in den Boden versinken. In: Pflege
aktuell 01/99, S. 20-23
Zellner, M. (2004): Ursachen und Formen der Harninkontinenz. In: Heilberufe spezial.
Urban & Vogel, Berlin. S. 8-9

235
Curriculum- Lernaufgabe 1
Klassifikation

6.14 Menschen bei der Urinausscheidung Name: ____________________


unterstützen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


tung durch:
 Sie können verschiedene Methoden der Uringewinnung und der Urinuntersu-
 Mentor/-in
chung durchführen.
 Praxisanleiter/-in

 Lehrer/-in


Aufgabenstellung:

Beobachten und erproben Sie die verschiedenen methoden der Uringewinnung und die Durchführung der
unterschiedlichen Urinuntersuchungsmethoden.

Informationsquellen:

 Unterrichtsunterlagen
 Pflegelehrbuch

Erfüllung der Lernaufgabe:

Bestätigung durch Mentor/-in, Praxisanleiter/-in oder Lehrer/-in:

Datum: Unterschrift: Abteilung:

a. Mittelstrahlurin  beobachtet  erprobt

b. Katheterurin  beobachtet  erprobt

c. Sammelurin  beobachtet  erprobt

d. Beutelurin  beobachtet  erprobt

e. Urinkultur  beobachtet  erprobt

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

236
Curriculum- Lernaufgabe 2
Klassifikation

6.14 Menschen bei der Urinausscheidung Name: ____________________


unterstützen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: ca. 2 DIN A4-Seiten
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


 Sie erkennen beim Legen eines transurethralen Blasenkatheters die optimale tung durch:
Vorgehensweise in der jeweiligen Situation.
 Mentor/-in
 Sie analysieren die Indikation für das Legen eines Blasenkatheters sowie die
beim Legen auftretenden Probleme.  Praxisanleiter/-in

 Sie kennen mögliche Handlungsalternativen beim Legen eines Blasenkathe-  Lehrer/-in


ters.

 Sie können einen transurethralen Blasenkatheter legen.

Aufgabenstellung:

1. Beobachten Sie das transurethrale Katheterisieren eines Menschen mit Pflegebedarf durch eine Pfle-
geperson und reflektieren Sie in schriftlicher Form
 die Indikation
 die Übereinstimmungen und Unterschiede zur erlernten Handlungskette
 die aufgetretenen Schwierigkeiten

2. Legen Sie selbst im Beisein Ihrer Mentorin/Ihres Mentors oder Ihrer Praxisanleiterin/ Ihres Praxi-
sanleiters einen transurethralen Blasenkatheter.
 Überlegen Sie vorher und hinterher verschiedene Handlungsalternativen.
 Werden Sie die Pflegehandlung zusammen mit Ihrer Mentorin oder Ihrer Praxisanleiterin aus.

Informationsquellen:
 Unterrichtsunterlagen
 Pflegelehrbuch
 Expertenbefragung

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

237
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN

Lernsituation 6.15 Menschen bei der Stuhlausscheidung unterstützen


und beraten

Semester: 1 Stunden: 18

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Unterstützung und Beratung von Menschen im Bereich der
Stuhlausscheidung sowie die Beobachtung und Beurteilung der Stuhlaus-
scheidung.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstützen
6.6. Menschen gesundheitsfördernd bewegen und mobilisieren
6.8 Menschen bei der Körperpflege unterstützen und beraten
6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen und beraten
6.14 Menschen bei der Urinausscheidung unterstützen
9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen
11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und des Darmes pfle-
gen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Die Bedeutung der Stuhlausscheidung für Gesundheit und Wohlbefinden erkennen
 Die Stuhlausscheidung eines Menschen mit Pflegebedarf kriterienorientiert beurtei-
len
 Den Pflegebedarf eines Menschen im Bereich der Stuhlausscheidung erkennen und
die ermittelten Pflegeprobleme mit den korrekten Fachbegriffen bezeichnen
 Menschen mit Pflegebedarf bei Obstipation, Diarrhoe und Stuhlinkontinenz unter-
stützen und beraten
 Kindern mit Gastroenteritis geeignete Nahrungsmittel anbieten
 Gefahren und mögliche Folgen der regelmäßigen Einnahme von Laxanzien kennen

238
 Menschen in der Prophylaxe von Pflegeproblemen im Bereich der Stuhlausschei-
dung unterstützen und beraten

Inhalte

 Beobachtung und Beurteilung der Stuhlausscheidung


 Obstipation
o Ursachen
o Anzeichen
o Prophylaxe / Pflegerische Interventionen
 Diarrhoe
o Ursachen
o Anzeichen
o Pflegerische Interventionen
o Komplikationen
 Gastroenteritis im Kindesalter
 Wirkung, Nebenwirkungen von Laxanzien
 Laxanzienabusus
 Antidiarrhoika
 Stuhlinkontinenz und daraus abzuleitende Pflegeinterventionen

Methodenvorschläge

 Praktische Übungen zur Kolonmassage


 Erstellen einer Handlungskette zum Verabreichen eines Einlaufs
 Demonstration eines Einlaufes an der Puppe

Pflegesituationsbeschreibung

Frau Kaiser ist 74 Jahre alt, verwitwet und lebt seit 10 Monaten im Altenheim, da sie
sich zu Hause nicht mehr selbst versorgen kann. Die Tochter berichtet, dass sie sich zu-
hause zuletzt nur unregelmäßig gewaschen und kaum mehr etwas gegessen habe. Ihre
Mutter hätte in den letzten 6 Monaten zu Hause 8 kg abgenommen und zuletzt bei ei-
ner Körpergröße von 1,63 m nur noch 50 kg gewogen. Außerdem wäre ihre Mutter sehr
vergesslich geworden und habe schon mehrmals die Herdplatte vergessen auszuschal-
ten. Da sie selbst berufstätig sei,
wäre sie nicht mehr in der Lage gewesen, ihrer Mutter die notwendige Unterstützung
zukommen zu lassen.
Die Pflegekraft im Altenheim bemerkte nach der Aufnahme ins Altenheim, dass die
Unterwäsche häufig nass war, manchmal auch stuhlbeschmutzt. Auf Nachfrage räumte
Frau Kaiser ein, dass sie gar nicht merke, wann sie auf Toilette muss. Sie würde es im-
mer erst merken, „wenn es schon zu spät ist“.

239
Frau Kaiser trägt seitdem Inkontinenzhosen. Vereinzelt gibt Frau Kaiser gegenüber der
Pflegekraft auch während der Morgentoilette an, dass sie Stuhldrang hat; wenn die
Pflegekraft dann schnell handelt, schafft es Frau Kaiser manchmal auch, ihr „großes
Geschäft“ auf der Toilette zu erledigen. Der Pflegekraft fällt beim Spülen mehrmals auf,
dass der Stuhl sehr hart und dunkel ist und eine hellrote Blutauflage aufweist.
In den darauf folgenden Monaten im Altenheim bleibt das Körpergewicht von Frau
Kaiser konstant, allerdings isst und trinkt die Bewohnerin weiterhin sehr wenig. Zum
einen scheint ihr die passierte Kost, die sie wegen ihrer schlecht sitzenden Prothese be-
kommt, nicht sehr zu schmecken (vom Mittagessen nimmt sie fast gar nichts zu sich,
lediglich von Brei und Kompott isst sie einige Löffel). Zum anderen scheint Frau Kaiser
auch unter dem Heimaufenthalt zu leiden: Den sie betreuenden Pflegekräften fällt auf,
dass sie sich immer mehr zurückzieht und kaum Kontakt zu anderen BewohnerInnen
hat. Häufig sitzt sie den ganzen Tag am Tisch und starrt vor sich hin.
Die Einfuhrkontrolle ergibt, dass sie häufig nur 600 ml pro Tag in Form von Getränken
zu sich nimmt.
Heute, am Freitag morgen äußert Frau Kaiser gegenüber der Pflegekraft, dass sie un-
möglich etwas essen könne, da sie so „aufgebläht“ sei und einen so „vollen Bauch ha-
be“. Die Frage der Pflegekraft, wann Frau Kaiser denn zuletzt Stuhlgang hatte, kann die
Bewohnerin nicht beantworten. Im Dokumentationssystem sieht die Pflegekraft jedoch,
dass die letzte Stuhlentleerung bereits 5 Tage zuvor erfolgte. Weitere Auffälligkeiten im
Zusammenhang mit der Stuhlausscheidung sind im Pflegebericht nicht vermerkt.
Um eine baldige Stuhlentleerung der Bewohnerin einzuleiten, verabreicht die Pflege-
kraft Frau Kaiser Dulcolax®, ein darmstimulierendes Abführmittel.

Literatur

Depping, D., Fischer D. et al. (2006): Handlungskette Analtampon. In: Kontinenzförde-


rung. Heft 22. Prodos Verlag, S. 58
Guse, E. (2006) Konservative Behandlung bei Stuhlinkontinenz. In: Die Schwester/Der
Pfleger 01/06, S. 24-27
Kamphausen, U. (2005): Prophylaxen in der Pflege. 3.Auflage. Kohlhammer Verlag,
Stuttgart
Menche, N. (2004): Pflege heute. 3.Auflage. Elsevier Verlag Urban & Fischer, München,
S. 755-756
Strehl, E. (1997) Arzneimittel in der Pflege. 4. Auflage. Govi-Verlag, Eschborn.

240
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld

7 Pflege als Wissenschaft verstehen und weiterentwickeln (76h)

Themenbereich der KrPflAPrV (2003): 5. Pflegehandeln personenbezogen ausrichten


6. Pflegehandeln an pflegewissenschaftlichen Er-
kenntnissen ausrichten
7. Pflegehandeln an Qualitätskriterien, rechtlichen
Rahmenbedingungen sowie wirtschaftlichen
Und ökologischen Prinzipien ausrichten.
10. Berufliches Selbstverständnis entwickeln und
lernen, berufliche Anforderungen zu bewäl-
tigen
11. Auf die Entwicklung der Pflegeberufe im ge-
sellschaftlichen Kontext Einfluss nehmen

Lernfeld der APflAPrV (2002): 2.1 Lebenswelten und soziale Netzwerke alter
Menschen beim altenpflegerischen Handeln
berücksichtigen
4.1 Berufliches Selbstverständnis entwickeln

Im Mittelpunkt des Lernfeldes steht


die Entwicklung einer reflektierten Haltung zu zentralen beruflichen Fragestel-
lungen.

Zielsetzung

 Historische Prozesse in Bezug zur geschichtlichen Entwicklung der Pflegeberufe


und des Gesundheitswesens setzen
 Die aktuelle Entwicklung des Pflegeberufs reflektieren und verstehen
 Pflegehandeln unter Bezugnahme auf wissenschaftlich gesicherte Ergebnisse be-
gründen
 Pflegehandeln in Bezug auf dessen wissenschaftliche Fundierung reflektieren
 Qualität und Aussagekraft von Forschungsergebnissen einschätzen
 Den Zusammenhang zwischen Pflegewissenschaft und Pflegequalität reflektieren
 Pflegeberufliches Handeln an begründeten ethischen Prinzipien orientieren und
verantwortungsbewusst handeln
 Eine reflektierte Handlung zu ethischen Problemfeldern in der pflegerischen Be-
rufsausübung entwickeln und diese im interdisziplinären Kontext vertreten
 Pflegehandeln an ethnisch-kulturbezogenen Aspekten orientieren
 Den Anspruch und Erwartungen an das eigene berufliche Handeln reflektieren

241
 In der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Erwartungen, beruflichen Anfor-
derungen und persönlicher Motivation ein reflektiertes berufliches Selbstverständ-
nis entwickeln

Didaktischer Kommentar und methodische Empfehlungen

Alle Lernsituationen des Lernfelds 7 erfahren eine Verknüpfung mit dem Lernfeld 2.
Das im Lernfeld 2 entwickelte umfassende, ganzheitliche Pflegeverständnis und die
Bedeutung der Pflegewissenschaften im Professionalisierungsprozess der Pflegeberufe
beeinflussen das berufliche Selbstverständnis der Lernenden.

In diesem Lernfeld finden die Reflexion der Geschichte der Pflegeberufe durch Litera-
turbearbeitung statt, insbesondere unter folgenden fakultativen Leitthemen: Pflegebe-
rufe als Frauenberufe, Verhältnis zwischen Pflege und Medizin, Verständnis von Pflege,
institutionsbezogenes Selbstverständnis etc. Die Lernenden nehmen aufgrund der in-
tensiven Auseinandersetzung mit den Themen Veränderungen des Berufsbildes im ge-
sellschaftlichen Kontext wahr und erwerben Kompetenzen, um es gegenwärtig und
zukünftig mit zu gestalten.

Im Lernfeld 7 findet in der Lernsituation 7.2 Pflegeforschung auswerten eine enge Ver-
knüpfung mit der Lernsituation 2.6 Pflegequalität sichern statt. Die Lernenden überprü-
fen, ob pflegewissenschaftliche Forschungsergebnisse die Qualität von Pflegestandards,
Standardpflegeplänen bis hin zu interdisziplinären Behandlungspfaden sichern. Sie
erkennen den Beitrag von evidenzbasierter Pflege in der Sicherung von Pflegequalität.
Dadurch wird den Schüler und Schülerinnen die Bedeutung einer eigenen Wissenschaft
Pflege bei der Erklärung, Beschreibung und Begründung von Pflegehandeln nochmals
verdeutlicht. Sie schätzen den Nutzen von Forschungsergebnissen für die Qualitätssi-
cherung und Qualitätssteigerung in ihrem Pflegehandeln (evidenzbasierte Pflege und
Medizin) ein. Die Lernenden wenden handlungsleitende Aspekte aus den Pflegewis-
senschaften in vielen Lernsituationen in einer Mehrzahl der curricularen Lernfelder am
Lernort Schule und Lernort Praxis an.

Des Weiteren findet in diesem Lernfeld eine Vertiefung des bereits im Lernfeld 2 be-
sprochenen Pflegeverständnisses statt. Die Lernenden befassten sich in der Lernsituati-
on 2.2 mit Modellen und Theorien der Pflege, welche ihnen ein komplexes Phänomen
wie Pflege zu erklären versuchen. Dort werden auch ethische Werte thematisiert, wel-
che pflegerische Handlungen bestimmen und das berufliche Selbstverständnis prägen.
Diese grundlegenden Überlegungen zur ethischen Orientierung im Pflegehandeln wer-
den nun in der Lernsituation 7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten aufgegriffen und
vertieft. In dieser Lernsituation erwerben die Lernenden grundlegendes Wissen zur
Ethik in der Pflege. Sie lernen Schemata zur ethischen Urteilsfindung kennen, welche
sie in anderen Lernfeldern zur Strukturierung einer ethischen Diskussion über Dilem-
masituationen in der Pflege nutzen können.

242
Die Lernsituation 7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren stellt wie die Lern-
situation 7.3 eine stärker fachsystematische Einheit dar. Die Lernenden erwerben eth-
nisch-kulturelles Grundlagenwissen und interkulturelle Kompetenzen. Ihnen wird be-
wusst, dass in jeder Pflegesituation kulturelle Gesichtspunkte eine Rolle spielen und
Pflegediagnostik bzw. pozessorientierte Planung und Durchführung von Pflegemaß-
nahmen unter Berücksichtigung kulturspezifischer Erfordernisse erfolgen sollten.

Anknüpfend an die Lernsituation 8.2 Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen set-


zen sich die Schüler und Schülerinnen mit aktuellen Veränderungen der Ausbildungs-
gesetze in den Pflegeberufen auseinander und reflektieren integrative und generalisti-
sche Pflegeausbildungen bzw. aktuelle Bildungskonzepte und deren Auswirkungen auf
das berufliche Selbstverständnis der Pflegenden. Sie nehmen Stellung zu erforderlichen
Veränderungen und Weiterentwicklungen der Pflegeberufe im gesellschaftlichen Kon-
text. Sie erleben Veränderungen durch neue Aufgabenfelder, welche größere Verant-
wortung und Selbstständigkeit für die Pflegenden mitbringen. Durch die Stärkung der
ambulanten Pflege, die Etablierung des Berufsbildes der Familiengesundheitspflege
und neuen Aufgabengebiete in der Beratung und Gesundheitsförderung verändert sich
das traditionell gewachsene berufliche Selbstverständnis.
Aktuelle pflegeberufliche und gesundheitspolitische Entwicklungen werden nicht nur
in den Lernsituationen des Lernfeldes 7 thematisiert, sondern entsprechend ihrer Be-
deutung und des aktuellen Bezugs auch in anderen Lernfeldern und Lernsituationen.

Des Weiteren erhalten die Schüler und Schülerinnen in der Lernsituation 7.5 eine Über-
sicht zu pflegeberuflichen Perspektiven und sie reflektieren parallel dazu ihre eigene
berufliche Zukunftsplanung. In dieser Lernsituation erfolgt ein Bewerbertraining zur
Vorbereitung auf den Bewerbungsprozess am Ende der Ausbildung. Es finden Übungs-
sequenzen zu fiktiven Bewerbungsgesprächen zwischen Pflegedienstleitungen und
Lernenden statt.

Lernsituationen dieses Lernfeldes

7.1 Pflege unter historischen Aspekten reflektieren


7.2 Pflegeforschung auswerten
7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten
7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren
7.5 Im Pflegeberuf Perspektiven entwickeln

243
LERNFELD 7 PFLEGE ALS WISSENSCHAFT VERSTEHEN UND
WEITERENTWICKELN

Lernsituation 7.1 Pflege unter historischen Aspekten reflektieren

Semester: 2 Stunden: 20

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das Erkennen von Zusammenhängen zwischen historischen Entwick-
lungen und der heutigen Situation der Pflegeberufe in Deutschland.

Lernvoraussetzungen

2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

8.2 Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen

Zielsetzung

Lernort Schule

 Die Bedeutung der kirchlichen Einrichtungen auf die Entwicklung der Pflegeberufe
verstehen
 Historisch bedeutsame Persönlichkeiten und deren Einfluss auf die Entwicklung der
Pflegeberufe kennen
 Den Einfluss des Nationalsozialismus auf den Pflegeberuf reflektieren
 Einflüsse der Industrialisierung und Frauenbewegung auf den Pflegeberuf kennen
 Gründe für die besondere Situation in der Entwicklung der Pflegeberufe in Deutsch-
land erkennen
 Historische Prozesse in Bezug zur geschichtlichen Entwicklung der Pflegeberufe
und des Gesundheitswesens setzen
 Die Auswirkungen der Geschichte der Pflege auf ein zeitgemäßes Berufsverständnis
reflektieren

244
Inhalte

 Aufteilung der Heilkunde im Mittelalter in „männliche Medizin“ und „weibliche


Krankenpflege“
 Bedeutende Persönlichkeiten der Pflegegeschichte, u.a.
o Vincent von Paul und sein Einfluss auf die Vincentinerinnen und die Grauen
Schwestern
o Friederike und Theodor Fliedner gründen Kaiserwert, Beginn der sogenann-
ten Mutterhausdiakonie
o Vita und Wirken von Florence Nightingale
o Henry Dunant und die Gründung des Roten Kreuz.
o Agnes Karll und die Gründung der Berufsorganisation der Krankenpflege-
rinnen (B.O.)
 Pflege in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus
 Notwendige Veränderungen aus der Sicht der Nationalsozialisten auf die Pflegeor-
ganisation in Deutschland und deren Auswirkungen bis heute
 Die Entwicklung einer eigenständigen Kinderkrankenpflege und Altenpflege
 Auseinandersetzung mit der Frage, wie die Geschichte der Pflege den Beruf heute
beeinflusst
 Gründe für das veränderte berufliche Selbstverständnis der Pflegeberufe

Methodenvorschläge

 Dias über das Leben von Agnes Karll


 Film: Frau Dr. Anna Sticker erzählt zur Geschichte der modernen Krankenpflege
 Wandbilder: Schwesterntrachten im Laufe der Jahrhunderte
 Diskussion über verschiedene Textauszüge
 Literaturarbeit zu einem ausgewählten geschichtlichen Thema

Pflegesituationsbeschreibung

Situation 1
„Seit dem 13. Oktober 1836 besteht eine Pflegerinnen- und Diakonissenanstalt daher,
die bestimmt ist, evangelische Pflegerinnen zu bilden, die sich Vorzugsweise der christ-
lichen Krankenpflege widmen und, als Diakonissen im apostolischen Sinne wirkend,
die Kranken, besonders arme Kranke sowohl in Krankenhäusern als in den Wohnungen
derselben pflegen...“
„Diesem Zweck gemäß soll das mit ihr verbundene Krankenhaus zur Übung und Aus-
bildung der Krankenpflegerinnen dienen, nicht aber ein allgemeines Kranken- und Sie-
chenhaus für einen Regierungsbezirk oder gar für eine ganze Provinz sein, wie öfter
irrig gemeint worden ist. So weitherzig daher die Anstalt in dem Wunsch ist, möglichst

245
vielen Kranken Hilfe darzubieten, so muss diese Weitherzigkeit doch dem genannten
Hauptzweck untergeordnet sein...“

Textauszüge aus Jahresberichten Theodor Fliedners (1800-1864) über die von ihm gegründete Diakonis-
senanstalt in Kaiserswerth hinsichtlich der Zielsetzung und Gestaltung der Arbeit der Diakonissen. In:
Müller, U. / Hesselbarth, U. (1994): Die geschichtliche Entwicklung der Krankenpflege. Brigitte Kunz
Verlag, Hagen.

Situation 2
In der halbjährigen Probezeit wird der Kandidatin „...jede passende Gelegenheit
(ge)geben, sowohl ihre Gaben und Kräfte zum Wohl der Kranken (später hinzugesetzt:
und der ganzen Anstalt) zu entwickeln und durch Übung und Unterricht weiter auszu-
bilden, als auch sich reiflich zu prüfen, ob sie körperlich und geistig zu diesem schwe-
ren Amt hinreichend geeignet sei und ob der innere Beruf, den sie dazu zu haben
glaubt, wirklich ein Beruf vom Herrn ist….“

Grundsätze für die Kandidatinnen im Diakonissenamt in der Hausordnung Theodor Fliedners (1800-
1864) für die Diakonissenanstalt in Kaiserswerth. In: Müller, U. / Hesselbarth, U. (1994):
Die geschichtliche Entwicklung der Krankenpflege. Brigitte Kunz Verlag, Hagen.

Situation 3
„Was dem geschulten Betrachter bei Beobachten von Krankheiten sowohl in Privathäu-
sern als auch in öffentlichen Krankenhäusern am eindringlichsten auffällt, dass die
Symptome oder Leiden, die im allgemeinen für unvermeidlich und zur Krankheit gehö-
rig betrachtet werden, sehr oft überhaupt nicht Symptome der Krankheit, sondern von
etwas ganz anderem sind: vom Mangel an frischer Luft, von Licht oder Wärme, oder
Ruhe, Sauberkeit oder Regelmäßigkeit und Sorgfalt in der Verabreichung der Diät oder
von allen diesen Faktoren zusammen. Dies gilt fast ebenso für die private wie für die
Krankenhauspflege.
Der Wiederherstellungsprozess, den die Natur eingerichtet hat, wird durch den Mangel
an Wissen oder Aufmerksamkeit in einem oder in allen diesen Punkten verhindert;
hierdurch entstehen neue Leiden und Schmerzen oder gar die Unterbrechung des gan-
zen Heilungsvorganges.
Wenn ein Patient friert, wenn ein Patient fiebert, wenn ein Patient blass ist, wenn ihm
nach dem Essen übel wird, so ist dies im Allgemeinen nicht das Verschulden der
Krankheit, sondern der Pflege.“

Florence Nightingale (1859): Notes on Nursing in: Müller, U. / Hesselbarth, U. (1994):


Die geschichtliche Entwicklung der Krankenpflege. Brigitte Kunz Verlag, Hagen.

Situation 4
„Es ist Dutzende von Malen geschrieben und gesagt worden, dass jede Frau eine gute
Schwester ist. Ich glaube dagegen, dass die eigentlichen Elemente der Krankenpflege
noch völlig unbekannt sind.
Damit meine ich nicht, dass immer nur die Krankenschwester zu tadeln ist. Schlechte
Sanitäre, bauliche oder verwaltungstechnische Einrichtungen machen die Pflege oft
unmöglich. Aber die Pflegekunst sollte solche Maßnahmen mit einbeziehen, da auch sie

246
das, was ich allein unter Krankenpflege verstehe, ermöglichen. Die Pflegekunst, wie sie
jetzt gehandhabt wird, scheint deutlich darauf ausgerichtet zu sein, das aufzuheben,
was Gott in Krankheit sein ließ, nämlich eine Wiederherstellungsprozess (reparative
process).“

Florence Nightingale (1859): Notes on Nursing in: Müller, U. / Hesselbarth, U. (1994):


Die geschichtliche Entwicklung der Krankenpflege. Brigitte Kunz Verlag, Hagen.

Literatur

Inhester, O. (1991): Frau Dr. Anna Sticker erzählt zur Geschichte der Krankenpflege.
VHS Verlag Zimmermann, Essen
Nightingale, F.(2005): Bemerkungen zur Krankenpflege. Mabuse-Verlag, Frankfurt am
Main
Panke-Kochinke, B.( 2001): Die Geschichte der Krankenpflege (1679-2000). Ein Quel-
lenbuch. Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main
Rau, F.-S. (2001): Die Situation der Krankenpflegeausbildung in der BRD nach 90 Jah-
ren staatlicher Regelung. Huber-Verlag, Bern.
Rübenzahl, M.(1994): „Wilde Schwestern“ Krankenpflegereform um 1900. Mabuse-
Verlag, Frankfurt am Main
Seidler, E./Leven, H.-H. (2003): Geschichte der Medizin und der Pflege. 7. Auflage.
Kohlhammer-Verlag, Stuttgart.
Sticker, A.(1989): Theodor und Friederike Fliedner. Brockhaus-Verlag, Wuppertal
Steppe, H. (1996): Krankenpflege im Nationalsozialismus. 8.Auflage. Mabuse-Verlag,
Frankfurt am Main
Wolff, H.-P.(1994): Geschichte der Krankenpflege. Recom-Verlag, Basel

Internetquellen:
http://www.florence-nightingale.co.uk/flo2.htmZugriff am 13.9.07
http://www.kaiserswerther-
diakonie.de/Die_Kaiserswerther_Diakonie/Geschichte.htm
Zugriff am 13.9.07

247
LERNFELD 7 PFLEGE ALS WISSENSCHAFT VERSTEHEN UND
WEITERENTWICKELN

Lernsituation 7.2 Pflegeforschung auswerten

Semester: 3 Stunden: 6

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die kritische Auseinandersetzung mit veröffentlichten Forschungsarbeiten und
deren kriteriengestützte Bewertung.

Lernvoraussetzungen

2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln
2.6 Pflegequalität sichern

Verknüpfung mir anderen Lernsituationen

Keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Die Bedeutung von Pflegeforschung für das berufliche Handeln erfassen
 Bezugswissenschaften der Pflegewissenschaft kennen
 Pflegerisches Handeln unter Bezugnahme auf wissenschaftlich gesicherten Ergeb-
nissen begründen
 Kriterien zur Bewertung von Forschungsarbeiten kennen und anwenden
 Den Zusammenhang zwischen Pflegewissenschaft und Pflegequalität reflektieren
 Die Aussagekraft und Qualität von Forschungsergebnissen einschätzen
 Ethische Prinzipien der Pflegeforschung kennen

Inhalte

 Bezugswissenschaften der Pflegewissenschaft


 Entwicklung der Pflegewissenschaft in den USA und in Deutschland
 Forschungsschwerpunkte in der Pflege
 Ethische Prinzipien der Pflegeforschung

248
 Der Forschungsprozess
 Bewertungskriterien für Forschungsarbeiten
 Nutzen von Forschungsergebnissen für die Qualitätssicherung und Qualitätssteige-
rung im Pflegehandeln (evidence-based-nursing)

Methodenvorschläge

 Wandzeitung zur Geschichte der Pflegewissenschaft


 Analyse von Forschungsarbeiten anhand vorgegebener Kriterien

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Bartholomeyczik, S./Müller, E. (1997): Pflegeforschung verstehen. Urban & Fischer.


München
Brandenburg, H./Dorschner, S. (Hrsg.) (2003): Pflegewissenschaft 1. Lehr- und Ar-
beitsbuch zur Einführung in die Pflegewissenschaft. Huber Verlag. Bern
Köberich, S. et al. (2006) Beratung im Gesundheitswesen – Chancen für die Pflege?
In: PR-Internet 03/06, S.133-139
Krause, T. (2005) Studie: Stürze geriatrischer Patienten, Auswirkungen von Sturzereig-
nissen auf die Verweildauer im Krankenhaus. In: Pflegezeitschrift 09/05, S. 720-722
Lauterbach, A. (2003) Organisation und Qualität von Dienstübergaben. In: PR-
INTERNET 03/06, S.186-189
LoBiondo, G./Haber, J. (1996): Pflegeforschung. Methoden, kritische Einschätzung und
Anwendung. Ullstein Mosby, Wiesbaden
Mantovan, F. (2006) Die Lebensqualität bei Stomapatienten ein Jahr nach dem chirurgi-
schen Eingriff. In: PR-INTERNET 03/06, S. 157-166
Mayer, H. (2002): „Einführung in die Pflegeforschung“. Facultas Verlags- und Buch-
handels-AG, Wien
Mayer, H.(2003): „Pflegeforschung. Elemente und Basiswissen“. Facultas Verlags- und
Buchhandels-AG, Wien
Panafil, E. M. (2004): Fokus: Klinische Pflegeforschung. Beispiele quantitativer Studien.
Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover
Polit, D. F. et al. (2004): Lerhbuch Pflegeforschung. Methodik, Beurteilung und An-
wendung. Verlag Hans Huber, Bern

249
LERNFELD 7 PFLEGE ALS WISSENSCHAFT VERSTEHEN UND
WEITERENTWICKELN

Lernsituation 7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten

Semester: 4 Stunden: 14

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Reflexion ethischer Werte in Pflegesituationen und die Analyse ethischer
Grenzsituationen.

Lernvoraussetzungen

2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten ausrichten


10.5 Sterbende und trauernde Menschen unterstützen und begleiten
12.6 Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.7 Erwachsene mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.8 Alte Menschen mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.1 Frühgeborene und kranke Neugeborene pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Prägende Werte und ethische Grundsätze eines pflegeberuflichen Selbstverständnis-
ses reflektieren
 Ethische Urteils- und Entscheidungskompetenz zur Bearbeitung von Dilemmata in
der Pflegepraxis erwerben

Lernort Praxis
 Pflegehandeln an ethischen Prinzipien ausrichten
 Eine reflektierten Haltung zu ethischen Problemfeldern in der pflegerischen Be-
rufsausübung entwickeln

250
Inhalte

 Grundlagen und zentrale Begriffe der Ethik: z.B. Werte, Normen


 Formen der Ethik (deskriptive und normative Ethik)
 Pflegeethik
o Berufskodizes verschiedener Organisationen, z.B. ICN, DBfK
o Verantwortung und verantwortliches Handeln in der Ethik
o Ethische Prinzipien in der Pflegepraxis
 Ethische Dilemmasituationen: Erfahrungen der Schüler im beruflichen und persön-
lichen Bereich
 Pflegerische Verantwortung und Autonomie des Menschen - ethische Grenzsituati-
onen, z.B. lebensverlängernde Maßnahmen, Zwangsernährung, Fixierung, Abtrei-
bung, Therapieabbruch, Organtransplantation
 Ethische Konflikte zwischen persönlichen und professionellen Werten / Normen
 Modelle der ethische Entscheidungsfindung: Stufenpläne, z.B. Ethische Urteilsbil-
dung nach H. E. Tödt
 Aufgaben der Ethikkommission
 Menschenbilder in der Pflege

Methodenvorschläge

 Analyse von moralischen Konflikten in Pflegesituationen ( Narrative der Schüler/-


innen)
 Anwendung von Schemata für eine ethische Urteilsfindung, z. B. nach Tödt am Bei-
spiel der nachfolgenden Pflegesituationsbeschreibung zur Videoüberwachung im
Krankenhaus bei Verdacht auf Kindesmisshandlung.
 Hausarbeit: Anwendung des Stufenmodells nach Tödt, anhand einer Pflegesituati-
onsbeschreibung

Pflegesituationsbeschreibung

„Das drei Monate alte Mädchen war wegen eines Atemstillstandes in das Krankenhaus
eingeliefert worden. Nun schlief es. Neben seinem Bettchen saß seine neunzehn Jahre
alte Mutter, sonst war niemand im Zimmer. Nach zwei Stunden schlug die Mutter ihre
Tochter zum ersten Mal auf den Kopf, dann immer wieder. Offenbar ärgerte sie sich,
dass sie wegen ihres Kindes im Krankenhaus sein musste.
„Gib mir einen Kuss, du kleine Sau!“, sagte die Mutter dann unvermittelt. Kurz darauf
drückte sie ihre Hand fest in das kleine Gesicht, schüttelte ihr Baby wie eine Puppe,
schließlich verdrehte sie das linke Ärmchen, bis ihr Kind vor Schmerzen brüllte. Die
Mutter drückte schnell den Alarmknopf, und eine Krankenschwester eilte herbei. Ihre
Tochter habe sich in einem der Spielzeuge verheddert, behauptete die Mutter. Ein Arzt
kam hinzu, doch er und die Schwester ließen Mutter und Kind nochmals eine halbe
Minute lang ohne Aufsicht: Wieder drehte die Mutter das linke Ärmchen nach hinten;
diesmal brachen zwei Knochen.

251
Das Mädchen wurde zur Adoption freigegeben und lebt heute in einer neuen Familie.
Denn obwohl es keine direkten Zeugen gab, konnte sich die schon seit langem verdäch-
tige Mutter diesmal nicht herausreden. Sie war in die Falle getappt- englische Ärzte ha-
ben die Misshandlung im Krankenhaus heimlich gefilmt. „ Versteckte Videoaufnahmen
von lebensbedrohlicher Kindermisshandlung: Lehrstunden für den Schutz von Kin-
dern“ lautet der Titel einer bestürzenden Untersuchung, die jetzt in der aktuellen Aus-
gabe der amerikanischen Fachzeitschrift Pediatrics ( Bd. 100, S. 735 ) erschienen ist.“

Auszug aus: Blech, J.: Fahndung im Hospital- Englische Ärzte überführen prügelnde
Eltern mit versteckter Kamera. Bei uns ist das verboten, FAZ 11.12.97

Literatur

Akademie für ETHIK in der MEDIZIN e.V. (1998): Ethik im Klinikalltag – Dokumen-
tation einer Veranstaltungsreihe am Krankenhaus Neu-Mariahilf in Göttingen
Arbeitsgruppe „Pflege und Ethik“ der Akademie für Ethik in der Medizin e.V.
(2005):„Für alle Fälle“ – Arbeit mit Fallgeschichten in der Pflegeethik. Brigitte Kunz
Verlag, Hannover
Arndt, M. (1996): Ethik denken- Maßstäbe zum Handeln in der Pflege.
Thieme-Verlag, Stuttgart
Arndt, M.: Spannungsfeld Arbeitsauftrag und medizinische Ethik. Die Pflegeberufe in
der invasiven operativen Krankenhausroutine. In: Die Schwester/ Der Pfleger 35 (1996)
S. 7-16
Blech, J.: Fahndung im Hospital –Englische Ärzte überführen prügelnde Eltern mit ver-
steckter Kamera. Bei uns ist das verboten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)
vom 11.12.1997
Fry, S. T. (1995): Ethik in der Pflegepraxis – Anleitung für ethische Entscheidungsfin-
dung. Eschborn. Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) e.V.
Großklaus-Seidel, M. (2002): Ethik im Pflegealltag: Wie Pflegende ihr Handeln reflek-
tieren und begründen können. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Hoppe, E. et al. (1995): Ethik – Arbeitsbuch für Schwestern und Pfleger. Reinbek, LAU-
Ausbildungssysteme GmbH, Verlag für Medizin und Technik
Lauber, A. (2001): Ethik und Pflege. In: Lauber, A. / Schmalstieg, P. (Hrsg.)(2001): ver-
stehen&pflegen, Bd. 1: Grundlagen beruflicher Pflege, Stuttgart. Thieme Verlag,
S.246-274
Rabe, M. (2000): Dienst am Nächsten oder professionelle Fürsorge – Werte für die
Krankenpflege. Berliner Medizinische Schriften – Beiträge zu ethischen und rechtlichen
Fragen der Medizin (Heft 37). Dortmund. Humanitas-Verlag
Seidl, E. (Hrsg.) (1993): Pflegewissenschaftliche Beiträge zum Selbstvertrauen einer
neuen Wissenschaftsdisziplin. Wien
Taubert, J.: Pflege auf dem Weg zu einem neuen Selbstverständnis. Berufliche Entwick-
lung zwischen Diakonie und Patientenorientierung, Frankfurt am Main 1990
Wittrahm, A.: Verantwortlich handeln lernen, In: Pflegepädagogik 6 (1996) 14
Wunder, M. & Neuer-Miebach, T. (Hrsg.) (1998): Bio-Ethik und die Zukunft der Medi-
zin. Psychiatrie-Verlag, Bonn

252
LERNFELD 7 PFLEGE ALS WISSENSCHAFT VERSTEHEN UND
WEITERENTWICKELN

Lernsituation 7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren

Semester: 5 Stunden: 16

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Auseinandersetzung mit verschiedenen Kulturen und die Integration eth-
nisch-kultureller und religiöser Gewohnheiten.

Lernvoraussetzungen

2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten


10.5 Sterbende und trauernde Menschen unterstützen und begleiten

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Die eigene kulturelle Zugehörigkeit definieren
 Die eigene Haltung gegenüber Fremden reflektieren
 Das Gesundheits- und Krankheitsverhalten von Menschen verschiedener Kulturen
kennen und berücksichtigen

Lernort Praxis
 Beruflich erforderliche Techniken der nonverbalen Kommunikation beherrschen
 Menschen mit Pflegebedarf aus verschiedenen Kulturkreisen und mit anderen Wer-
ten und deren sozialem Umfeld vorurteilsfrei begegnen
 Ethnisch-kulturbezogenen und religiöse Gewohnheiten von Menschen mit Pflege-
bedarf im beruflichen Handeln unterstützen, integrieren und berücksichtigen

253
Inhalte

 Begriffsbestimmung, u.a. Kultur, Migration, Immigration


 Multikulturelle Zusammensetzung der Gesellschaft in Deutschland
 Berücksichtigung kultureller Unterschiede bezogen auf:
o Beziehung der Geschlechter
o Familiensysteme
o Gesundheits- und Krankheitsverständnis
o Körperpflege
o Religiöse Bräuche und Gewohnheiten
o Ernährungsgewohnheiten
 Situation von Migranten in Deutschland
o Strukturdaten zu Asylanten, Flüchtlingen und Aussiedlern
o Hintergründe und Ursachen für Migration Erfassen der soziokulturellen und
ökonomischen Situation von Migranten in Deutschland
o Vorurteile und Stigmatisierung
o Lebensweisen
o Rückkehrquote, Gründe zum Verbleib in der Fremde
o Altwerden in der Fremde, Forderung nach „interkulturellen Pflege“
 Überblick über unterschiedliche Kulturen und Religionen
o Gesund sein / krank sein, jung sein / alt sein in fremden Kulturen
o Religiöse Vorstellungen und Traditionen, Riten und Gebräuche aus fremden
Kulturen
 Pflegemodell nach Leiniger (Trans- bzw. interkulturelle Pflege)
 Integration ethnisch-kulturelle Spezifika in das pflegerische Handeln
 Bikulturelle Mitarbeiter als Repräsentanten der Einwanderungsgesellschaft
 Ältere Migranten in der stationären / ambulanten Altenpflege

Methodenvorschläge

 Schülerinnen und Schüler kennzeichnen auf einer Weltkarte „Wo sind meine Wur-
zeln?“
 Reflexion: Wie reagiere ich auf Menschen aus fremden Kulturen? Was an ihnen fas-
ziniert mich, stößt mich ab, macht mir Angst?
 Erfahrungsbezogener Zugang: In welchem Zusammenhang und mit welcher Erfah-
rung habe ich mich schon einmal selbst als Fremder gefühlt?
 Menschen aus verschiedenen Kulturen in den Unterricht einladen /Schülerinnen
und Schüler mit Migrationshintergrund in den Unterricht aktiv mit einbeziehen
 Besuch in einem Pflegeheim und Interview mit Pflegekräften und Bewohnern in
einer Einrichtung mit einem hohen Anteil an Migrantinnen und Migranten

254
Pflegesituationsbeschreibung

Es ist 19:00 Uhr. Auf der gynäkologischen Station 3 sitzen die Pflegeschülerinnen Stefa-
nie und Andrea im Dienstzimmer und überprüfen die gerichteten Medikamente für
den nächsten Tag. Plötzlich kommt die Patientin Frau Martini über den Flur geeilt und
bleibt in der Tür zum Stationszimmer stehen …
„Ich will sofort den Chefarzt sprechen! Das ist eine Unverschämtheit, was ich hier erle-
be – so eine Rücksichtslosigkeit!“
Stefanie und Andrea schauen sich etwas ratlos an, aber die aufgebrachte Frau Martini
spricht schon weiter: „… diese neue Patientin aus Pakistan, Frau Khan, dieses Mädchen
in meinem Zimmer, das kann ja wohl nicht wahr sein! Spricht kaum ein Wort deutsch,
liegt mit einem Tuch um den Kopf im Bett, und das ganze Zimmer ist voll Besuch, min-
destens 10 Leute im Raum! Und dann haben sie einen Topf mit nach Knoblauch rie-
chendem Essen mitgebracht, das vertrage ich überhaupt nicht! Das ist eine absolute
Zumutung!“
Stefanie versucht die aufgebrachte Frau zu beruhigen, aber diese ist gar nicht zu brem-
sen: „ Sie können nichts dafür, Sie sind ja noch in der Ausbildung, ich weiß. Sie finden
mich im Aufenthaltsraum – mein Mann kommt noch – aber gleich morgen früh will ich
den Chefarzt sprechen!“ Frau Martini dreht sich um und stürmt in Richtung Aufent-
haltsraum davon.
Stefanie: „Na ja, ganz unrecht hat sie wohl nicht, … mich würde das auch stören.“
Andrea: „Stefanie, stell dir einmal vor, du würdest im Urlaub im Ausland krank wer-
den oder eine Fehlgeburt haben wie Frau Khan, und keiner würde dich verstehen. Das
wäre doch schlimm, oder? Überleg doch mal, sie ist erst 19 Jahre alt – so alt wie wir!“
Stefanie: „Ja, du hast Recht. Ich wollte Frau Khan heute früh erklären, dass ich ihre Va-
ginaltamponade entfernen sollte. Das war schon schwierig, sie hat nämlich kein Wort
verstanden. Ich war froh, als Frau Dr. Meier ins Zimmer kam und sie ins Untersu-
chungszimmer mitgenommen hat. Der diensthabende Arzt hat gestern Mittag auch
schon erzählt, dass er gar nicht wusste, wie er sie für die Abrasio aufklären sollte. Bei
der Aufnahmeuntersuchung wollte der Ehemann unbedingt dabei sein; ich finde, das
ist ein wenig übertrieben! Zum Schluss hat wohl ein Verwandter, der ein bisschen
deutsch konnte, die Einwilligung von Frau Khan zur Operation bestätigt. Sie selbst hat
nur geweint …“

Quelle: Fischer, R. (2004): Problemorientiertes Lernen in Theorie und Praxis – Leitfaden für Gesundheits-
fachberufe. Stuttgart. Kohlhammer-Verlag

Literatur

Buschner, S. et al: „Karneval der Kulturen“: Einfluss der steigenden Zahl von Patienten
mit Migrationshintergrund auf die Pflegekompetenzen. in Pflegezeitschrift 7/2004 Do-
kumentation
Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Hrsg.) (2005): Interkulturelle Kompetenz in
der Altenpflege-Konzeption für eine Integration in den rheinland-pfälzischen Lehrplan.
Mainz

255
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) (2005): Kultursensible Pflege – Ein
Fallbeispiel zur theoriegeleiteten Umsetzung des Pflegeprozesses
Dreißig, V. (2005): Interkulturelle Kommunikation im Krankenhaus – Eine Studie zur
Interaktion zwischen Klinkpersonal und Patienten mit Migrationshintergrund. Transc-
ript-Verlag, Bielefeld
Fischer, R. (2004): Problemorientiertes Lernen in Theorie und Praxis-Leitfaden für Ge-
sundheitsfachberufe. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Kellenhauser, E.et al. (1999): Ausländische Patienten besser verstehen.
Thieme Verlag, Stuttgart
Krämer, A./Prüfer-Krämer, L. (Hrsg.) (2004): Gesundheit von Migranten – Internationa-
le Bestandsaufnahme und Perspektiven. Juventa-Verlag, Weinheim München
Kutschke, T. (Katholische Fachhochschule Köln) (2001): „Aber eben sind wir verschie-
den“ – Untersuchung von Pflegeerfahrungen bei Migranten vor dem Hintergrund eines
dynamischen Kulturbegriffs. In: Pflege 2001, 14, S. 92-97
Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (2004): Fachta-
gung – Interkultureller Kompetenz in der Pflege (Dokumentation)
Leininger, M.et al. (2000): Multikulturelle Pflege. Urban&Fischer Verlag, München
Weiler, J. (2006): Maria, ihm schmeckt´s nicht! quattro-Verlag
Wolber, E.: Die Begegnung mit der Fremde ist nicht das Ziel der Reise. Von der Realität
der Rückkehr. In: Pflege 2001, 14, S. 98-103
Zielke-Nadkarni, A. (2003): Individualpflege als Herausforderung in multikulturellen
Pflegesituationen – Eine ethnografische Studie mit türkischen und deutschen Frauen.
Verlag Hans Huber, Bern

256
LERNFELD 7 PFLEGE ALS WISSENSCHAFT VERSTEHEN UND
WEITERENTWICKELN

Lernsituation 7.5 Im Pflegeberuf Perspektiven entwickeln

Semester: 6 Stunden: 20

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Entwicklung von Perspektiven und die Karriereplanung im Pflegeberuf.

Lernvoraussetzungen

7.1 Pflege unter historischen Aspekten reflektieren


8.2 Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule

 Vielfältige Perspektiven des Pflegeberufes kennen lernen


 Pflegebildungskonzepte verstehen
 Den Anspruch und die Erwartungen an das eigene berufliche Handeln reflektieren
 Sich den beruflichen Interessensneigungen bewusst werden
 Sich der Bedeutung der Flexibilität im Pflegeberuf mit Blick auf die sich wandelnden
Anforderungen im Gesundheitswesen bewusst werden
 Bereitschaft zur regelmäßigen Teilnahme an Fortbildungen entwickeln
 Bewerbung und Karriere im Pflegeberuf bewusst planen

Inhalte

 Differenzierung der Begriffe Fort- und Weiterbildung


 Gemeinsame Auswertung der Lernaufgabe

257
 Überblick über Fort- und Weiterbildungen / Qualifizierungsmöglichkeiten, die sich
den Schülern nach ihrer Ausbildung bieten
o Vertiefung der einzelnen Bereiche nach Interessenschwerpunkten der Schü-
ler, z.B. Fachweiterbildung Intensiv- und Anästhesiepflege, Diabetesberater,
Weiterbildung zum Praxisanleiter, Palliativpflege, etc.
 Vorstellung und Diskussion über Bildungskonzepte/ Berufsordnung
o Integrative/generalistische Ausbildung
o Vorstellung von Diplomstudiengänge z.B. Pflegepädagogik / Pflegemana-
gement
o Darstellung der Entwicklung hin zu Bachelor- und Masterstudiengänge
 Arbeitsmarkt Ausland / Voraussetzungen für die Arbeit im Ausland, Informationen
über die Länder und Kontaktdaten
 Möglichkeiten der Finanzierung und Förderung:
o Private Finanzierung (z.B. die Suche nach Ersparnispotential, Vergünstigun-
gen als Student, Kredite
o Staatliche Unterstützung (z.B. BAföG, Meister BAföG, Wohngeld)
o Stipendien
o Unterstützung durch den Arbeitgeber
 Freiwillige Registrierung für Pflegekräfte
 Fort- und Weiterbildung als wichtiger Indikator der Arbeitszufriedenheit in der
Pflege
 Bewerbungstraining
o Zusammenstellen von Bewerbungsunterlagen
o Führen von Bewerbungsgesprächen

Methodenvorschläge

 Gemeinsame Besprechung und Auswertung der Lernaufgabe


 Neigungs- und Interessentest (Management, Pflege, Lehre und Beratung)
 Lehrerpräsentation/Literaturstudium
 Analyse der Bewerbungsunterlagen von Mitschüler/-innen
 Planung und Durchführung von fiktiven Bewerbungsgesprächen mit Pflegedienst-
leitungen und/oder Lehrkräften in fiktiven Rollen der Pflegedienstleitung bzw.
Heimleitung

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Görres, S. / Böckler, U. (2004): Innovative Potentiale und neue Handlungsfelder für


zukünftige Dienstleistungen in der Pflege. In: Pflege 17, S. 105-112

258
Heilberufe spezial: Job und Karriere in der Pflege. Urban & Vogel 2004
Kern, D. / Sander-Wilken, C. (2002): Bewerbung und Karriere in der Pflege.
Urban & Schwarzenberg, München
Loffing, C. (2003): Karriereplanung in der Pflege. Huber-Verlag, Bern
Müller, I. / Seidl, N. (2000): Fort- und Weiterbildung als wichtiger Indikator der Ar-
beitszufriedenheit in der Pflege. In: Pflege 13, S. 381-388

Internetquellen:
www.karriereplanungpflege.de Zugriff am 16.03.2007
www.pflegestudium.de Zugriff am 16.03.2007
www.freiwillige-registrierung.de Zugriff am 16.03.2007
www.meister-bafoeg.de Zugriff am 16.03.2007

259
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

7.5 Im Pflegeberuf Perspektiven entwickeln Name: ____________________


Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


tung durch:
 Ihnen soll in der Auseinandersetzung bewusst werden, worin sich Fort- und
 Mentor/-in
Weiterbildung unterschieden.
 Sie sollen erkennen und sich bewusst werden, aus welcher Motivation heraus
 Praxisanleiter/-in
Pflegepersonen an Fort- und Weiterbildungen teilnehmen und was sie sich
davon erhoffen und erwarten.
 Lehrer/-in

Aufgabenstellung:

Entwickeln Sie anhand der unten aufgeführten Stichpunkte einen Interviewleitfaden. Er soll Ihnen als Strukturierungshilfe für ein
Interview mit 2 Pflegekräften dienen. Einer Ihrer Interviewpartner sollte eine Fortbildung besucht haben, die mindestens 1-2 Tage
dauerte, der andere an einer Weiterbildung teilgenommen haben.

Die im Nachfolgenden aufgeführten Stichpunkte können Ihnen auch als Strukturierungshilfe für Ihren Bericht dienen.
 Zu welchem Thema war die Fort- bzw. Weiterbildung?
 Konkrete Gründe für die Teilnahme an einer Fort- bzw. Weiterbildung?
 Wurde ein spezieller Abschluss durch den Besuch an der Fort- und Weiterbildung erworben?
 Wie waren die Rahmenbedingungen der Fort- und Weiterbildung? (Veranstaltungsort mit Anreise/Übernachtung verbun-
den, …)
 Von wem wurde die Fort- bzw. Weiterbildung finanziert?
 Wer war der Träger der Fort- bzw. Weiterbildungsstätte?
 Hat die Fort- bzw. Weiterbildung Konsequenzen/Auswirkungen auf den Tätigkeitsbereich der Pflegekraft? (Wurden neue
Aufgaben übernommen? Wurde im Anschluss daran mehr Verantwortung für bestimmte Bereiche übertragen? Hat die
Teilnahme eine Veränderung der finanziellen Situation zur Folge? …)
 Inwieweit trägt die Fort- bzw. Weiterbildung zur Persönlichkeitsentwicklung bei?
 Profitieren die Patienten, Schüler oder auch das gesamte Team von der Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen?

Die schriftliche Ausarbeitung soll neben der Auswertung der geführten Interviews auch die Aspekte, welche bei der Kompetenzent-
wicklung aufgeführt sind, in ausführlicher Form beinhalten.

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

260
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld

8 Rahmenbedingungen von Pflege kennen und in ihnen handeln


(70h)

Themenbereich der KrPflAPrV (2003): 7. Pflegehandeln an Qualitätskriterien,


rechtlichen Rahmenbestimmungen sowie
wirtschaftlichen und ökologischen
Prinzipien ausrichten

Lernfeld der APflAPrV (2002): 3.1 Institutionelle und rechtliche


Rahmenbedingungen beim
altenpflegerischen Handeln berücksichtigen

Im Mittelpunkt des Lernfeldes steht


die Beurteilung von gesundheits- und sozialpolitischen, rechtlichen und öko-
nomischen Rahmenbedingungen.

Zielsetzung

 Die rechtlichen Grundlagen der Pflegeausbildung kennen


 Gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen im Pflegehandeln berück-
sichtigen
 Rechtliche Rahmenbedingungen im Pflegehandeln kennen und berücksichtigen
 Betriebswirtschaftliche Aspekte im Pflegehandeln kennen und berücksichtigen
 Ökologische Zusammenhänge im Pflegehandeln berücksichtigen
 Bei der Umsetzung von Qualitätsmanagementkonzepten mitwirken
 Zu aktuellen gesellschaftlichen und sozial- und gesundheitspolitischen Fragen und
Problemlagen begründet Stellung beziehen

Didaktischer Kommentar und methodische Empfehlungen

In diesem Lernfeld befassen sich die Lernenden mit den Rahmenbedingungen unter
denen Pflege stattfindet. Sie erwerben Grundlagenwissen, welches sie durch Reflektion
und Diskussion im Unterricht und im Kontext des Pflegehandelns am Lernort Praxis
anwenden.

261
Zu Beginn der Ausbildung beschäftigen sich die Auszubildenden mit rechtlichen As-
pekten, die sie selbst betreffen. Es geht dabei um die Rechtsgrundlagen der Ausbildung,
um die Grundlagen im Arbeits- und Arbeitszeitrecht sowie um den Jugendarbeits-
schutz.

Im 2. Semester lernen sie das deutsche Sozial- und Gesundheitssystem im Überblick


kennen. Diesen Aspekt vernachlässigt die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für
die Gesundheits-, Kranken- und Kinderkrankenpflege. Pflegende sind jedoch dazu in
die Lage zu versetzen, dass sie die Bedingungen, unter denen ihr berufliches Handeln
stattfindet, verstehen und sie die Entwicklung dieser Bedingungen institutionell, poli-
tisch und berufspolitisch mitgestalten können.

Die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung der Altenpflege berücksichtigt die Lernin-


halte der sozialen Sicherungssysteme als auch institutionelle und Vernetzungsaspekte
des Gesundheits- und Sozialwesens.

Grundlagenwissen zu staatlichen Rahmenbedingungen, welche Einfluss auf das Pfle-


gehandeln ausüben, erwerben die Schülerinnen uns Schüler in den allgemeinbildenden
Schulen. Auf dieses kann innerhalb der Ausbildung zurückgegriffen werden.

In einem weiteren Teil des Lernfeldes befassen sich die Lernenden mit den ökologi-
schen Rahmenbedingungen des Pflegehandelns. Hier bestehen Verknüpfungen mit
Lernfeld 9 Gesundheit fördern und präventiv handeln. Die Schüler und Schülerinnen wen-
den die in Lernsituation 8.3 Ökologische Rahmenbedingungen berücksichtigen erworbene
Kompetenz in der Prävention und Gesundheitsförderung ihrer Klientel bezogen auf
Individuen, Gruppen und die Umwelt an. Zugleich soll das ökologische Handeln in
den Pflegeeinrichtungen und im beruflichen und im persönlichen Umfeld reflektiert
und weiterentwickelt werden. Diese Lernsituation kann in offener Projektform, sinn-
vollerweise in Projektgruppen mit unterschiedlicher Thematik, angegangen werden,
wodurch die Auszubildenden auch die inhaltliche Ausgestaltung festlegen.
Die Projektarbeit fördert das selbstorganisierte Lernen, sie verlangt von den Lernenden
ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit und sie fordert und fördert die Entwicklung
von Methodenkompetenz im Erwerb neuer Lerninhalte. Diese erfährt auch durch die
notwendige Präsentation der Projektergebnisse eine zusätzliche Herausforderung. Zu-
dem reflektieren die Lernenden kritisch ihre Arbeit und werden von Mitschülerinnen
und –schülern in ihren Ergebnissen hinterfragt.

Weiterhin erwerben sie Kenntnisse über Rahmenbedingungen aus weiteren Rechtsbe-


reichen. Diese Unterrichtsinhalte bauen auf den in der allgemeinbildenden Schullauf-
bahn der Auszubildenden erworbenen Kenntnissen auf. Erfahrungen aus dem persön-
lichen und beruflichen Erleben der SchülerInnen sind zu integrieren.
Das spezifisch für den Pflegeberuf erforderliche Grundlagenwissen im Zivil- und Straf-
recht, Haftungsrecht und Arbeitsrecht wird innerhalb dieses Lernfelds erworben. Es
erfolgt eine Einführung in übergreifenden rechtlichen Rahmenbedingungen der Pflege-
arbeit. Einzelne juristische Aspekte werden noch in anderen spezifischen Lernsituatio-
nen aufgegriffen.

262
Bei den gesundheits- und sozialpolitischen Rahmenbedingungen in diesem Lernfeld
geht es vorrangig um den Erwerb von Kenntnissen. Wichtig ist es hier, aktuelle Bezüge
und Diskussionen in den Unterricht zu integrieren.
Auch hinsichtlich der rechtlichen Rahmenbedingungen geht es um Wissenserwerb. In
einer vertiefenden Phase in der zweiten Ausbildungshälfte können die Auszubildenden
am Beispiel juristischer Fälle aus dem Gesundheitswesen für rechtliche Belange aus
dem Pflegealltag sensibilisiert werden.
In beiden Lernsituationen bedarf es weiterer konzeptioneller Entwicklungen, um den
Lernenden den Transfer und die Anwendung dieses Wissens im beruflichen Alltags
zu ermöglichen.

Der Aspekt der Ökonomie muss dem beruflichen Nachwuchs ins Bewusstsein gebracht
werden. Dies gelingt am ehesten durch Experten aus unterschiedlichen stationären und
ambulanten Einrichtungen und unterschiedlichen Kostenträgern. Hier kann der Bezug
zwischen Alltagshandeln und Finanzierung von Pflege originär hergestellt und disku-
tiert werden.

In diesem Lernfeld bestehen vielfältige Verknüpfungen zu den Lernsituationen 3.1 bis


3.3 Menschen im Krankenhaus, im Heim und in der ambulanten Pflege wahrnehmen und be-
gleiten. Einzelne Bezüge bestehen zu den Lernsituationen 2.3 Menschen mit Pflegebedarf
bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und bei der integrierten Versorgung unterstützen
und 2.5 Pflege nach einem System organisieren.

Lernaufgaben wurden bisher für dieses Lernfeld nicht erstellt.

Lernsituationen dieses Lernfelds

8.1 Gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen berücksichtigen


8.2 Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen
8.3 Ökologische Rahmenbedingungen berücksichtigen
8.4 Ökonomische Rahmenbedingungen berücksichtigen

263
LERNFELD 8 RAHMENBEDINGUNGEN IM PFLEGEHANDELN
BERÜCKSICHTIGEN

Lernsituation 8.1 Gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen


berücksichtigen

Semester: 2 Stunden: 26

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das deutschen Sozial- und Gesundheitssystem im Überblick.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung , Überleitung und
bei der integrierten Versorgung unterstützen
3.1 Menschen im Krankenhaus wahrnehmen und begleiten
3.2 Menschen im Altenheim wahrnehmen und begleiten
3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und begleiten
3.4 Sozial schwach gestellte Menschen wahrnehmen und aus ihrem
Lebensbezug heraus verstehen
8.4 Ökonomische Rahmenbedingungen berücksichtigen
13.1 Menschen mit Behinderung pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Aufbau des Gesundheitssystems in der Bundesrepublik kennen
 Aktuelle Probleme der Gesundheitspolitik und deren Einwirkung
auf den Pflegeberuf kennen

Inhalte

 Geschichtliche Entwicklung der Sozialversicherung in Deutschland


 Gesetzliches Sozialversicherungswesen in Deutschland und deren Finanzierung
 Institutionen des Gesundheitswesens, deren Träger und Finanzierung

264
 Heutige Probleme des Gesundheitssystems, Gesundheitsreform, Auswirkungen
auf den Pflegeberuf

Methodenvorschläge

 Film: Bilder zur Sozialgeschichte


 Recherche nach Informationsmaterial der eigenen Kranken- und Pflegekasse sowie
anderer Sozialversicherungsträger
 Diskussion über aktuelle Entwicklungen in der Gesundheits- und Sozialpolitik /
Zeitungsartikel

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Ahlfs, W. (2005): Gesundheit für alle zwischen Kostendruck und Solidaritätsprinzip.


Verlag Religion - Pädagogik - Ethik, Stuttgart.
Arbeitsgemeinschaft Jugend +Bildung (Ausgabe 2006/2007): Sozialpolitik. Universum
Verlag, Wiesbaden.
Bäcker, G. et al. (2007): Sozialpolitik und soziale Lage in Deutschland. Gesundheit,
Familie, Alter und Soziale Dienste. Band 2. VS Verlag, Wiesbaden.
Bellermann, M. (2001): Sozialpolitik. Eine Einführung für soziale Berufe. 4. Auflage.
Lambertus-Verlag, Freioburg.
Boeckh, J. (2006): Sozialpolitik in Deutschland. Eine systematische Einführung.
VS Verlag, Wiesbaden.
Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung: Bilder zur Sozialgeschichte. Von
der Teilung zur Einheit. Filmproduktion TAG/TRAUM, Köln.
Lampert, H./Althammer, J. (2004): Lehrbuch der Sozialpolitik. Springer-Verlag, Heidel-
berg.
Rosenbrock, R. / Gerlinger, T. (2007): Gesundheitspolitik. Eine systematische Einfüh-
rung. 2. Auflage. Verlag KTB Huber & Partner.
Simon, M. (2007): Das Gesundheitssystem in Deutschland. Verlag KTB Huber & Part-
ner.
Stanjek, K. (2001): Sozialwissenschaften. 2. Aufl. Urban&Fischer-Verlag, München-Jena

265
LERNFELD 8 RAHMENBEDINGUNGEN IM PFLEGEHANDELN
BERÜCKSICHTIGEN

Lernsituation 8.2 Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen

Semester: 1/5 Stunden: 20

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das Verstehen der rechtlichen Grundlagen und deren Berücksichtigung und
Anwendung im Alltag in der Pflege und in der Pflegeausbildung.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

3.1 Menschen im Krankenhaus wahrnehmen und begleiten


3.2 Menschen im Altenheim wahrnehmen und begleiten
3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und begleiten
8.1 Gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen berücksichtigen
9.7 Arbeitssicherheitsregeln anwenden

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Die rechtlichen Grundlagen der Pflegeausbildung kennen und in ihrer Umsetzung
realisieren
 Die Vorgaben des Arbeits- und Arbeitszeitrechts sowie des Jugendarbeitschutzes
nachvollziehen und auf ihre Einhaltung achten
 Die zivil-, haftungs- und strafrechtliche Bedingungen und ihre Konsequenzen im
pflegerischen Berufsfeld einschätzen und in die Handlungsentscheidungen einbe-
ziehen

266
Inhalte

Zivil- und Strafrecht


 Rechtsquellen
 Rechtsgebiete
 Straftat
 Zivil- und strafrechtliche Konsequenzen von Pflegehandlungen
 Schweigepflicht
 Freiheitsentzug
 Elterliche Sorgen und Pflichten

Haftungsrecht
 Vertrags-/Delikthaftung
 Sorgfaltspflicht / Fahrlässigkeit
 Rechtswidrigkeit / Rechtfertigung
 Schuld / Schuldunfähigkeit /Strafmündigkeit
 Klinikhaftung / Personalhaftung / arbeitsrechtliche Zusammenhänge
 Schadenersatz und Schmerzengeld
 Delegation von Tätigkeiten (Auswahl / Anleitung / Überwachung)
 Verantwortlichkeitsebenen

Arbeitsrecht
 Vertragsrecht
 Ausbildungsvertrag
 Krankenpflegegesetz/Altenpflegegesetz/Ausbildungs- und Prüfungsverord
nung
 Arbeitsvertrag
 Tarifrecht / TVöD / AVR / Vergütungstarif / Gehalt
 Kündigung
 Arbeitszeitrecht
 Jugendarbeitzeitgesetz
 Mutterschutzgesetz
 Schwerbehindertengesetz
 Arbeitnehmervertretung

Methodenvorschläge

 Analyse rechtlicher Fragestellungen im Krankenhaus


 Arbeit mit Beispielen aus der Rechtsprechung
 Recherche in den Einrichtungen zu vertraglichen Grundlagen für die Krankenhaus-
behandlung, die ambulante Versorgung und die Aufnahme in ein Pflegeheim
 Diskussion zu brisanten Themen in Pro- und Contragruppen
 Errechnung von Vergütungsansprüchen in konkreten Beispielen
 Erfassung der Vergütungsberechnung auf dem eigenen Gehaltszettel

267
 Erstellung eines Dienstplans für eine Pflegegruppe oder für einzelne Pflegende mit
unterschiedlichen Arbeitszeiten sowie wie einen jugendlichen Arbeitnehmer
 Zusammenfassendes Rechtsseminar am Ende der Ausbildung

Pflegesituationsbeschreibung

Situation 1:

„Am 28.9.19xx verstarb im M.-Krankenhaus der S. Am 21.09.19xx war er wegen einer


Gallenblasenentzündung in das Krankenhaus eingewiesen worden .Dieser stand der
Angeklagten vor. Am Morgen des 27.9.19xx wies er die Schwester L. an, für den fol-
genden Tag eine Mischspritze aus 10 ccm Protocid und 10 ccm Decholin vorzubereiten.
Infolge eines Hörfehlers verstand Schwester L., die damals gerade die abwesende erste
Stationsschwester vertrat, diese Anweisung nicht richtig und nahm an, sie solle eine
Mischspritze aus Proocid und Cholin bereithalten. Dass Cholin, wie die Aufschrift auf
den Ampullen ergibt, nur zur Herstellung von Lösungen für die tropfenweise Infusion
verwandt werden darf, erkannte sie nicht, da sie die Gebrauchsanweisung auf den
Ampullen nicht durchlas . Am Morgen des 28.9.19xx legte sie dem Angeklagten eine
Spritze vor, die 10 ccm Cholin und 10 ccm Protocid enthielt. Ihre Anwendung fürhte
schon nach der Injektion von 7 ccm zu einem schweren Kreislaufkollaps, der den Tod
des S. nach kurzer Zeit herbeiführte. Auf Grund diese Sachverhalts hat das LG den An-
geklagten wegen fahrlässiger Körperverletzung zu einer Geldstraße verurteilt. …

Das LG wirft dem Angeklagten fahrlässiges Handeln vor, weil er die nahe liegende Ge-
fahr von Hörfehlern bei mündlichen Aufträgen an Hilfspersonen nicht in Rechnung
gestellt und es deshalb in pflichtwidriger Weise unterlassen habe, die im Krankenhaus
übliche Überwachung der Spritzenbereitung durch Prüfung der zugehörigen leeren
Ampullen vorzunehmen. Wie das LG in einer das RevGer. bindenden Weise feststellt,
diente die Vorlage der Ampullen, die für die Bereitung der Spritzen gebracht worden
waren, dem Zwecke, Verwechslungen auszuschalten. Der Angeklagte sah nicht nach,
ob die auf den Ampullen angegebenen Inhaltsbezeichnungen seiner Verordnung ent-
sprachen. Darin erblickt das LG eine pflichtwidrige Unterlassung. Diese Ausführung
lassen keinen Rechtsfehler zum Nachteil des Angeklagten erkennen.
Der BeschwF bekämpft ferner den Vorwurf, dass er an die Gefahr von Hörfehlern nicht
gedacht und deshalb die übliche Vorsorge unterlassen habe. In diesem Zusammenhang
legt er näher dar, dass die Verordnung von Decholin bei dem so häufigen Krankheits-
bild einer Gallenblasenentzündung alltäglich sei und der Arzt deshalb davon ausgehen
könne, dass die Verordnung richtig verstanden und ausgeführt werde. Dieser Einwand
geht schon deshalb fehl, weil jede mündliche Übermittlung von Aufträgen an Hilfsper-
sonen die Gefahr von Übermittlingsfehlern durch Versprechen und die Möglichkeit von
Hörfehlern durch die die Anweisung entgegennehmende Hilfsperson einschließt. Diese
Gefahren, die überall da bestehen, wo mehrere Menschen zusammenwirken, um be-
stimmte Aufträge zu erfüllen, sind jedem Einsichtigen geläufig. Da sie ihre Wurzeln in
nachlässiger Sprechweise, unaufmerksamem Zuhören, mundartlicher Ausdrucksweise,
ähnlich klingenden Bezeichnungen und dergl. haben, ist es nicht von ausschlaggeben-

268
der Bedeutung, ob der anordnende Arzt häufig verwandte oder selten gebräuchliche
Mittel nennt. Es kann keine Rede davon sein, wie die Rev. behauptet, dass bei häufig
verordneten Mittel ein „Verhören“ gar nicht denkbar sei. Wie der Bundesgerichtshof
schon in seiner Entscheidung Bundesgerichtshof Staatsanwaltschaft. 3, 91 [95] = NJW
52, 1102 betont hat, muss jeder Arzt mit diesen nahe liegenden Gefahren rechnen. Sie
bestehen auch bei Mitarbeit von ordnungsmäßig vorgebildeten und erfahrenen Schwes-
tern, zumal jeden Tag neue bis dahin also unbekannte Heilmittel mit vielfach verwech-
selbaren Namen auf den Markt kommen und benutzt werden.
Hinzu kommt, dass das LG besonders Umstände festgestellt hat, die dem Angekl. diese
Gefahren vor Augen stellten und Mittel zu ihrer Abwehr nahe legten. Ein solcher Hin-
weis ergab sich aus der im Krankenhaus herrschenden Übung, dem Arzt die vorbereite-
te Spritze mit den dafür gebrauchten Ampullen vorzulegen, um ihn in die Lage zu ver-
setzen, die Art und Dosierung der Injektionsmittel nachzuprüfen. Auch wenn diese
Überwachung nicht ausdrücklich vorgeschrieben war, sondern nur als Übung bestand,
war sie das Ergebnis einer auf Überlegung und Erfahrung aufgebauten, umfassenden
Voraussicht möglicher Gefahren. Schon durch das bloße Bestehen einer solchen Übung
wird deutlich, dass bei Verabsäumung solcher Vorsichtsmaßnahmen die Gefahr eines
Unfalls im Bereich der Möglichkeiten liegt.
Daneben hat das LG noch festgestellt, dass der Angeklagte die geringe Erfahrung der
Schwester L. auf dem Gebiet der inneren Medizin bei ihrem Eintritt in das M.-
Krankenhaus am 01.07.19xx von ihr selbst erfahren hatte.“
(BGH-Urteil 3 StR 869/53 LG Frankfurt)

Situation 2:
„Die Kl. wurde nach einem am 17. 11. 19xx im Alter von 65 Jahren erlittenen Schlagan-
fall mit vollständiger schlaffer Halbseitenlähmung in das von der Bekl. betriebene
Krankenhaus C-Straße in B. eingeliefert. Abgesehen von den unmittelbaren Folgen des
Schlaganfalles litt die Kl. vorübergehend an einem Lungen-Ödem, erhöhtem Hirndruck
und Magen-Darm-Blutungen. Infolge ihrer Krankheit lag sie nahezu bewegungslos und
apathisch im Bett. Ende Dezember 19xx/Anfang Januar 19xx trat bei ihr ein Durchlie-
gegeschwür (Dekubitus) am Steißbein auf, das sich zu einem großen, tiefgreifenden Ge-
schwür entwickelte und schließlich ungefähr die Größe einer Männerfaust erreichte.
Am 20. 2. 19xx überwies das Krankenhaus C-Straße die Kl. in die W-Klinik in H. zur
Rehabilitation. Da die dort tätigen Ärzte wegen des Dekubitus keine Rehabilitations-
maßnahmen beginnen konnten, überwiesen sie die Kl. in das Krankenhaus C-Straße
zurück.

Von dort wurde sie auf die Langliegerstation des Krankenhauses G-Straße verlegt, des-
sen Trägerin ebenfalls die Bekl. ist. Seit dem 23. 5. 19xx wurde die Kl. in der Pflegestati-
on des DRK in B. behandelt. Dort begann das Durchliegegeschwür langsam abzuheilen;
auch besserte sich der Allgemeinzustand der Kl. wieder. Die Kl. hat behauptet, das
Pflegepersonal des Krankenhauses C-Straße habe nicht die notwendigen Vorbeu-
gungsmaßnahmen zur Verhinderung des Durchliegegeschwürs getroffen. Nach der
Entdeckung des Geschwürs sei es verspätet und unzureichend behandelt worden.

269
Das LG hat die Bekl. zur Zahlung eines Schmerzensgeldes von 15000 DM verurteilt und
festgestellt, daß die Bekl. verpflichtet sei, der Kl. den infolge falscher Behandlung in
ihren Krankenhäusern seit dem 17. 11. 19cc entstandenen und künftig noch entstehen-
den Schaden zu ersetzen, soweit die Ansprüche nicht auf Sozialversicherungsträger
oder sonstige Dritte übergegangen sind. In dem Berufungsverfahren hat die Kl. ein hö-
heres Schmerzensgeld begehrt und ihren Schadensersatzanspruch hinsichtlich der Pfle-
gekosten … auf 144621 DM beziffert. ...

Das BerGer. entnimmt dem vom LG eingeholten Sachverständigengutachten, daß auch


bei Anwendung der Maßnahmen, die nach der Behauptung der Bekl. zur Verhinderung
eines Durchliegegeschwüres ergriffen worden sein sollen, das Geschwür nicht mit Si-
cherheit vermieden worden wäre und daß die Nichtverwendung einer Dekubitus-
Matratze und von medizinischen Lammfellen nicht sorgfaltswidrig gewesen sei. … Au-
ßerdem geht das BerGer. aufgrund des vorliegenden Gutachtens davon aus, die Be-
handlung des entstandenen Durchliegegeschwürs sei dann als ausreichend anzusehen,
wenn die von der Bekl. behaupteten prophylaktischen Maßnahmen zur Verhinderung
eines Dekubitus weitergeführt und die in den Krankenunterlagen genannten Medika-
mente angewendet worden seien. Die Kl. habe jedoch nicht den Beweis geführt, daß
diese Maßnahmen ganz oder zum Teil nicht getroffen worden seien. Das BerGer. wür-
digt dabei die Zeugenaussagen abweichend vom LG. Zu einer erneuten Vernehmung
der Zeugen hat sich das BerGer. nicht verpflichtet gefühlt, da es in Übereinstimmung
mit dem LG keine Zweifel an der persönlichen Glaubwürdigkeit der Zeugen gehabt
hat.
Nach Auffassung des BerGer. kommen für die Kl. auch keine Beweiserleichterungen in
Betracht. Weil auch bei sorgfältiger Pflege ein Durchliegegeschwür nicht in jedem Falle
vermeidbar sei, könne allein aus der Tatsache, daß ein solches Geschwür aufgetreten
sei, nicht schon auf eine grobe Sorgfaltspflichtverletzung geschlossen werden. Auch der
Gesichtspunkt der mangelnden Dokumentation des ersten Auftretens des Dekubitus
und der fehlenden Pflegeberichte rechtfertige keine Beweiserleichterung. …
Nach der Rechtsprechung des erkennenden Senats kommen zugunsten eines Patienten
Beweiserleichterungen dann in Betracht, wenn die gebotene ärztliche Dokumentation
lückenhaft bzw. unzulänglich ist und deswegen für ihn im Falle einer Schädigung die
Aufklärung des Sachverhalts unzumutbar erschwert wird … Dasselbe hat zu gelten,
wenn erforderliche Aufzeichnungen über Maßnahmen der Krankenpflege fehlen, die
nicht die normale Grundpflege betreffen, sondern wegen eines aus dem Krankheitszu-
stand des Patienten folgenden spezifischen Pflegebedürfnisses Gegenstand ärztlicher
Beurteilung und Anordnung sind. Ebenso wie die vom Arzt angeordnete Medikation in
das Krankenblatt aufzunehmen ist, sind auch ein derartiges besonderes Pflegebedürfnis
und die aus diesem Anlass erforderlichen Maßnahmen zu dokumentieren.

Diese Verpflichtung bestand auch während der Behandlung der Kl. im Krankenhaus C-
Straße der Bekl. Das BerGer. entnimmt dem Gutachten der Sachverständigen Prof. Dr.
M und Dr. R, daß bei der Kl. die hochgradige Gefahr des Entstehens eines Durchliege-
geschwürs gegeben war, da sie halbseitig gelähmt gewesen sei und die Lähmung über
Wochen und Monate angehalten habe. Aus dem Gutachten ergibt sich aber außerdem,
daß bei einem solchen Risikopatienten intensive vorbeugende Maßnahmen getroffen

270
werden müssen, um ein solches Geschwür zu verhindern, und daß deren Unterlassung
als schweres Versäumnis zu werten ist. Die Sachverständigen verlangen in einem sol-
chen Fall mindestens diejenigen Maßnahmen, die nach der Behauptung der Bekl. bei
der Kl. durchgeführt worden sein sollen, wie … regelmäßige mehrmals tägliche stun-
denweise Druckentlastung durch wechselnde Seitenlagerung des Patienten und Aus-
trocknung der gefährdeten Gebiete. Bei seiner mündlichen Anhörung hat der Sachver-
ständige Dr. R noch hinzugefügt, das Krankenhaus müsse von sich aus gegen die Ent-
stehung eines Dekubitalgeschwürs um so mehr unternehmen, je geringer die Beweg-
lichkeit und die eigene Antriebskraft des Patienten seien. …
Von einer Dokumentation der angeordneten Pflegemaßnahmen hätte nur dann abgese-
hen werden dürfen, wenn im Krankenhaus der Bekl. eine allgemeine schriftliche An-
weisung bestanden hätte, aus der deutlich hervorging, welche einzelnen prophylakti-
schen Maßnahmen in den Fällen des Dekubitus-Risikos unbedingt durchzuführen wa-
ren. …
Die Krankenblattunterlagen, die im Krankenhaus C-Straße über die Kl. geführt worden
sind, enthalten aber weder die Feststellung, daß bei der Kl. eine erhebliche Dekubitus-
gefahr bestand, noch Aufzeichnungen über die angeordneten bzw. getroffenen Pflege-
maßnahmen zur Vorbeugung und zur Behandlung des Durchliegegeschwürs; es fehlte
sogar eine Eintragung über dessen erste Wahrnehmung. In der Fieberkurve ist erstmals
unter dem 5. und 6. 1. 19xx vermerkt: ”Dekubitus”. Maßnahmen, die in bezug auf den
Dekubitus getroffen wurden, sind erstmals am 12. 1. 19xx auf einer neu angelegten Fie-
berkurve verzeichnet. Das war völlig unzureichend. Selbst der Zeuge Prof. H, der als
Chefarzt der Klinik zugleich behandelnder Arzt der Kl. war, hat bei seiner Vernehmung
einen Fehler darin gesehen, daß die Behandlung nicht von Anfang an in die Fieberkur-
ve eingetragen war. Entscheidend ist aber, daß nicht von Beginn der Krankenhausbe-
handlung an die besondere Dekubitusgefahr und die angeordneten Pflegemaßnahmen
zur Verhinderung eines Durchliegegeschwürs vermerkt waren.
Es kann deshalb dahinstehen, ob die Schwestern des Krankenhauses bereits zu der da-
maligen Zeit über jeden Patienten ausführliche Pflegeberichte hätten anfertigen müssen,
wie dies jetzt vielfach üblich ist. Die Unterlassung der erforderlichen Dokumentation ist
ein Indiz dafür, daß im Krankenhaus der Bekl. die ernste Gefahr der Entstehung eines
Durchliegegeschwürs nicht erkannt und die Durchführung vorbeugender Maßnahmen
nicht in ausreichender Form angeordnet wurde und daß daher das Pflegepersonal nicht
so intensiv auf die Prophylaxe geachtet hat. Bei dieser Sachlage kann der Kl. billiger-
weise nicht die volle Beweislast für die behaupteten Behandlungsfehler obliegen. Die
Bekl. muß vielmehr die indizielle Wirkung der fehlenden Krankenblatteintragungen
entkräften. Dazu genügen nicht die bisher vorliegenden Aussagen des behandelnden
Arztes und der Krankenschwester, die nur dazu etwas bekunden konnte, was im Kran-
kenhaus der Bekl. im Allgemeinen bei jedem fest oder länger liegenden Patienten ohne
Rücksicht auf seine Beweglichkeit und seine eigene Antriebskraft gegen das Auftreten
von Durchliegegeschwüren unternommen wird. Entscheidend ist, ob dem besonderen
Pflegebedürfnis der Kl. von Anfang an die erforderliche besondere Aufmerksamkeit
gewidmet worden ist, obwohl man es nicht für nötig angesehen hat, diesem Gesichts-
punkt in den Krankblattaufzeichnungen die notwendige Beachtung zu schenken.
Das Berufungsurteil läßt sich auch nicht mit anderer Begründung aufrechterhalten, wie
die Revisionserwiderung offenbar meint. Aus der Bekundung des Sachverständigen

271
ergibt sich nämlich nicht, daß die Entstehung des Durchliegegeschwürs bei der Kl. auch
trotz sachgerechter Vorsorgemaßnahmen und Behandlung nicht zu vermeiden gewesen
wäre, sondern nur, wie auch das BerGer. ausführt, daß auch bei sorgfältiger Pflege ein
solches Geschwür nicht in jedem Fall vermeidbar ist. Der behandelnde Arzt hat sogar
ausgesagt, nur wenn die von ihm geschilderten Maßnahmen (Rückenpflege, Seitenlage-
rung) nicht wirken, könne man das Durchliegegeschwür nicht verhindern.“
(BGH- Urteil – VI ZR 215/84 Braunschweig)

Situation 3:
„Die kl. AOK verlangt aus übergegangenem Recht des bei ihr krankenversicherten
Rentners G von der bekl. Stiftung als Trägerin des A-Hospitals Schadensersatz wegen
fehlerhafter stationärer Pflege. G, der seit längerem halbseitig gelähmt war, wurde im
Alter von 73 Jahren am 30. 12. 19xx in die urologische Abteilung des Krankenhauses der
Bekl. aufgenommen, um dort u. a. wegen Urocystitis und eines Harnweginfektes be-
handelt zu werden. Er kam am 17. 1. 19xx auf seiner Station zu Fall, als ihn die Kran-
kenschwester B vom Nachtstuhl heben und auf die Bettkante setzen wollte. Durch den
Sturz zog G sich einen Oberschenkelhalsbruch am linken Bein zu, der zu einer Behand-
lung in der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses vom 17. 1. bis zum 20. 2. 19xx
führte. Für diesen Zeitraum entstanden der Kl. Kosten von 8022 DM. Die Kl. hat die
Bekl. auf Ersatz dieser Aufwendungen in Anspruch genommen. Sie hat geltend ge-
macht, die Krankenschwester B habe schuldhaft gehandelt, als sie den 60 kg schweren
G ohne weitere Hilfskraft habe anheben und transportieren wollen. Die Bekl. hat dem
entgegengehalten, die von B ausgeführte Tätigkeit könne ohne weiteres von einer ein-
zelnen Pflegekraft erledigt werden. B habe den Patienten auch fachgerecht gefaßt; die
Ursache für den Sturz lasse sich nicht mehr klären.
Die Vorinstanzen haben der Klage stattgegeben. Die Revision der Bekl. blieb erfolglos.
... Das BerGer. hält die Bekl. für verpflichtet, der Kl. die Kosten für die Heilbehandlung
des G zu ersetzen.
Der Sturz des G sei die Folge eines auf leichter Fahrlässigkeit der Krankenschwester B
beruhenden Fehlverhaltens, das nach der Beweisregel des § 282 BGB festzustellen sei
und für das die Bekl. aufgrund des Krankenhausaufnahmevertrages einzustehen habe.
Daß die Einzelheiten des Unfallablaufs nicht mehr aufzuklären seien, wirke sich zu Las-
ten der Bekl. aus, da die Schadensursache aus ihrem Gefahrenbereich hervorgegangen
sei. Frau B habe in dem auf der Station geführten Berichtsbogen vermerkt, daß G beim
Herunternehmen vom Nachtstuhl das Übergewicht bekommen habe. Das zeige, daß sie
nicht fest genug gestanden habe, um eine solche Gewichtsverlagerung auszugleichen.
… Für die Arzt- und die Krankenhaushaftung, um die es hier geht, kann allerdings
nach der ständigen Rechtsprechung des erkennenden Senats die Beweisregel des § 282
BGB im Kernbereich des ärztlichen Handelns nur ausnahmsweise Anwendung finden.
Denn der Arzt schuldet dem Patienten nicht die erfolgreiche Herstellung seiner Ge-
sundheit, sondern lediglich das sorgfältige Bemühen um Hilfe und Heilung; die Vor-
gänge im lebenden Organismus können auch vom besten Arzt nicht immer so be-
herrscht werden, daß schon der ausbleibende Erfolg oder auch ein Fehlschlag auf ein
Verschulden bei der Behandlung hindeuten würde … Anderes gilt aber dann, wenn es
nicht um diesen nur begrenzt steuerbaren Kernbereich ärztlichen Handelns, sondern
um Risiken insbesondere aus dem Krankenhausbetrieb geht, die von dem Träger der

272
Klinik und dem dort tätigen Personal voll beherrscht werden können. So liegen die
Dinge z. B. in bezug auf die Organisation und Koordination des Behandlungsgesche-
hens und den Zustand der dazu benötigten Geräte und Materialien. Deshalb hat der
erkennende Senat dem Krankenhausträger und seinen Ärzten die Beweislast für die
Gewähr einwandfreier Voraussetzungen für eine sachgemäße und gefahrlose Behand-
lung zugewiesen, … so liegt auch im Streitfall die Ursache für den Sturz des G im voll
beherrschbaren Gefahrenbereich des Krankenhausträgers mit der Folge, daß die Bekl.
den Nachweis eines pflichtgemäßen Verhaltens der Krankenschwester B zu führen hat.
… Ebenso, wie es in einem Krankenhaus nicht vorkommen darf, daß ein Desinfekti-
onsmittel durch einen “unglücklichen Zufall" verunreinigt wird …, so darf es auch
nicht geschehen, daß ein Patient bei einer Pflegemaßnahme seitens der ihn betreuenden
Krankenschwester aus nicht zu klärenden Gründen zu Fall kommt. Vielmehr müssen
die auf der Krankenstation an den Patienten vorgenommenen Bewegungs- und Trans-
portmaßnahmen, wie sie hier von der Krankenschwester B mit dem halbseitig gelähm-
tem G durchgeführt wurden, in einer Weise bewerkstelligt werden, daß ein Sturz des
Patienten ausgeschlossen ist. Diese Aufgabe ist Bestandteil des Behandlungsvertrages
und damit Teil der Verpflichtung des Krankenhausträgers zu sachgerechter pflegeri-
scher Betreuung. Kommt es dennoch, wie im Streitfall, zu einem Sturz des Patienten, so
ist es deshalb Sache des Krankenhausträgers, aufzuzeigen und nachzuweisen, daß der
Vorfall nicht auf einem Fehlverhalten des Pflegepersonals beruht. Dieser Beweis ist von
der Bekl. nicht geführt und kann, wie ihrem Vorbringen zur nicht mehr klärbaren Ursa-
che zu entnehmen ist, von ihr auch nicht erbracht werden.“
(BGH-Urteil – VI ZR 169/90 Düsseldorf)

Literatur

Böhme, H. (1998): Arbeitsrecht für die Pflege. 3. Auflage. Kohlhammer-Verlag, Stutt-


gart.
Brenner, G. (2002): Rechtskunde für das Krankenpflegepersonal.
Urban & Fischer Verlag, München.
Dielmann, G. (2006): Krankenpflegegesetz. Mabuse-Verlag, Frankfurt/Main.
Großkopf, V. / Klein, H. (2002): Krankenpflege und Recht.
2. Auflage. Spitta Verlag, Balingen.
Heumann, F.-W. (2004): Gesetze für Pflegekräfte. Alle wichtigen Bestimmungen mit
einführenden Erläuterungen. Brigitte Kunz Verlag, Hagen.
Kienzle, T. (2003): Ausbildungsrecht in der Pflege. Grundlagen, Beispiele, Gesetzestex-
te. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart.
Klie, T. (2001): Altenpflegegesetz. Vincentz-Verlag, Hannover.
Klie, T./Stacheit, U. (2007): Gesetze für Pflegeberufe.
10. Auflage. Nomos-Verlag, Baden-Baden.
Rossbruch, R.: Handbuch des Pflegerechts.
Loseblatt-Werk, Verlag Lucherhand, Neuwied.
Pflegerecht. Zeitschrift für Rechtsfragen in der stationären und ambulanten Pflege. Ver-
lag Wolters Kluwer, Neuwied.
Storsberg, A. et al. (2004): Krankenpflegegesetz. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart.

273
Sträßner, H. (2007): Haftungsrecht für Pflegeberufe. Ein Leitfaden.
Kohlhammer-Verlag, Stuttgart.
Sträßner, H. (2004): Das Recht in der Pflegeausbildung. Handbuch für Auszubildende
und Lehrende in der Pflege. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart.
Weber, M. (2007): Arbeitsrecht für Pflegeberufe. Handbuch für die Praxis.
Kohlhammer-Verlag, Stuttgart.

274
LERNFELD 8 RAHMENBEDINGUNGEN IM PFLEGEHANDELN
BERÜCKSICHTIGEN

Lernsituation 8.3 Ökologische Rahmenbedingungen berücksichtigen

Semester: 4 Stunden: 14

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Wechselbeziehung zwischen Umwelt und Gesundheit.
Sie will Handlungskompetenz in Bezug auf ökologische Fragen entwickeln sowie
die pflegerische Verantwortung für präventives und ökologisches Handeln be-
wusst machen.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln


9.3 Konzepte zur Gesundheitsförderung und Prävention umsetzen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit herstellen und verstehen
 Ökologisches Arbeiten in Institutionen fördern

Inhalte

Wasserverunreinigung
 Wasserqualität
 Wasserverbrauch
 industrielle Wasserproduktion
 Gefahren für das Trinkwasser
 Abwasser

275
Wetter, Witterung und Klima
 Auswirkungen von Wetter- und Klimawechsel auf den Menschen und seine Um-
welt
 Einflüsse auf das Klima und die gesundheitlichen-ökologischen Folgen
 Treibhauseffekt

Luftverschmutzung
 Luftzusammensetzung
 Smog
 Schadstoffe
 Immissionsschutz

Abfall
 Müllaufkommen
 Abfallvermeidung
 Abfallentsorgung

Lärm
 Definition von Lärm
 Lärmschäden
 Lärmschutz

Ökologische Belastungen
 Was kann jeder einzelnen tun?
 Was müsste gesamtgesellschaftlich getan werden?

Methodenvorschläge

 Projektmethode (Motto: „Umweltschutz ist Schutz der Gesundheit“)


 Projektpräsentation

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Inhester, O. (1998): Kritische Schriften zur Pflege und Medizin: Ökologie und Philoso-
phie in der Pflege (Sammelband 2). Verlag Zimmermann, Dorsten.
Kiper, M. et al. (1993): Ökologie im Gesundheitswesen. Mabuse-Verlag, Frank-
furt/Main.
Klischies, R. / Kaiser, U. / Singbeil-Grischkat,V. (2004):
Hygiene und medizinische Mikrobiologie. 4. Auflage, Schattauer-Verlag, Stuttgart.

276
Meuser, T. et al. (1995): Ökologie im Krankenhaus – ein Gemeinschaftsprojekt.
MA Akademie, Essen.
Möllenhoff, H. (2002): Hygiene für Pflegeberufe. 3. Auflage, Verlag Urban & Fischer,
München.
Böse-O´Reilly, S. / Kammerer, S. (1997): Leitfaden Umweltmedizin. 1. Auflage, Gustav
Fischer Verlag, Lübeck.
National Geographic Deutschland (September 2002):Wasser für die Welt. S. 44-75.
National Geographic Deutschland (September 2002):Hat unsere Erde eine Zukunft?
S.76-91.
Geo kompakt (Januar 2007): Wetter und Klima.

277
LERNFELD 8 RAHMENBEDINGUNGEN IM PFLEGEHANDELN
BERÜCKSICHTIGEN

Lernsituation 8.4 Ökonomische Rahmenbedingungen berücksichtigen

Semester: 6 Stunden: 10

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das Verstehen betriebswirtschaftlicher Aspekte in Einrichtungen des Gesund-
heitswesens.

Lernvoraussetzungen

2.5 Pflege nach einem System organisieren


3.1 Menschen im Krankenhaus wahrnehmen und begleiten
3.2 Menschen im Altenheim wahrnehmen und begleiten
3.3 Menschen in der ambulanten Pflegewahrnehmen und begleiten

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und bei
der integrierten Versorgung unterstützen
2.4 Pflege dokumentieren
2.5 Pflege nach einem System organisieren
2.6 Pflegequalität sichern
8.1 gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen berücksichtigen
8.2 Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Zusammenhänge zwischen Managementsystemen, Finanzierungsmodalitäten, Per-
sonalplanung und Pflegeorganisation verstehen

Inhalte

 Management in Institutionen des Gesundheitswesen


 Leistungserfassung und Leistungsberechnung
 Controlling

278
 Personalbedarfserrechnung
 Integrierte Versorgung
 Pflegeorganisation

Methodenvorschläge

 Bearbeitung betriebswirtschaftlicher Problemstellungen an konkreten Beispielen aus


der Praxis von Krankenhäusern, Altenheimen und ambulanten Pflegeeinrichtungen

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Graumann, M. / Schmidt-Graumann, A. (2002): Rechnungslegung und Finanzierung


der Krankenhäuser. Leitfaden. Luchterhand-Verlag, Köln.
Kampe, D. / Bächstädt, K.H. (2007): Die Zukunft der Krankenhaus-Finanzierung.
WIKOM-Verlag, Wegscheid.
Meyer, D. et al. (2004): Stationäre Altenhilfe: Langfristige Prognose – Finanzierung -
Qualitätssicherung – Handlungsempfehlungen. BBJ Consult, Potsdam.
Rapp, Boris (2007): Praxiswissen DRG. Optimierung von Strukturen und Abläufen.
Kohlhammer-Verlag, Stuttgart.
Schindewolf, K. (2002): Betriebswirtschaftlehre. Organisation und Betriebsführung in
der Altenpflege. Urban & Fischer, München.
Stöcker, G. (2002): Potentiale der Pflege nutzen. Positionsbestimmung zur Diskussion
um die integrierte Versorgung. In: Pflege Aktuell 6/2002, S.328ff
Vetter, U. / Hoffmann, L. (2005): Leistungsmanagement im Krankenhaus: G-DRGs.
Schritt für Schritt erfolgreich: Planen, Gestalten, Steuern. Springer-Verlag, Berlin / Hei-
delberg.

279
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld

9 Gesundheit fördern und präventiv handeln (124 h)

Themenbereich der KrPflAPrV (2003): 1. Pflegesituationen bei Menschen aller


Altersgruppen erkennen, erfassen und bewerten
3. Unterstützung, Beratung und Anleitung in
gesundheits- und pflegerelevanten Fragen
fachkundig gewährleisten
10. Berufliches Selbstverständnis entwickeln und
lernen, berufliche Anforderungen zu
bewältigen
11. Auf die Entwicklung des Pflegeberufs im
gesellschaftlichen Kontext Einfluss nehmen
Lernfelder der APflPrV (2002): 1.1 Theoretische Grundlagen in das
altenpflegerische Handeln einbeziehen
1.3 Alte Menschen personen- und situationsbezogen
pflegen
4.1 Berufliches Selbstverständnis entwickeln
4.3 Mit Krisen und schwierigen sozialen
Situationen umgehen
4.4 Die eigene Gesundheit erhalten und fördern

Im Mittelpunkt des Lernfeldes steht


die Gesundheitsförderung und Prävention in der Pflege sowie
die Erhaltung und Förderung der eigenen Gesundheit.

Zielsetzung

 Das eigene Gesundheitsverhalten reflektieren und Strategien zur Veränderung des


Gesundheitsverhaltens kennen
 Die Bedeutung der Gesundheitsförderung und Prävention für das berufliche Han-
deln erkennen
 Die eigene Gesundheit in der Ausübung des Pflegeberufs erhalten
 An der Umsetzung von Konzepten zur Gesundheitsförderung und Prävention mit-
wirken
 Den Bedarf eines Menschen in der Gesundheitsvorsorge einschätzen

280
Didaktischer Kommentar und methodische Empfehlungen

Intendiert ist in diesem Lernfeld ein Perspektivenwechsel der Auszubildenden weg von
einem pathogenetischen und defizitorientierten Gesundheitsverständnis hin zu einem
salutogenetischen Verständnis, das sich an den vorhandenen Ressourcen des Menschen
orientiert. Dies kann durch erfahrungsbezogene Unterrichtsmethoden unterstützt wer-
den, wie z.B. dem szenischen Spiel zur Wirkung von krankheitstypischen Körperhal-
tungen auf die eigene Person, aber auch durch Fallbearbeitungen mit dem Fokus auf
salutogenetische Ressourcen.
Auf der Grundlage eines solchen professionellen Verständnisses von Gesundheit und
Krankheit setzen sich die Lernenden mit Konzepten zur Gesundheitsförderung und
Prävention auseinander, und zwar zum Einen im Hinblick auf Individuen und Grup-
pen mit Pflegebedarf, zum Anderen hinsichtlich der Erhaltung und Förderung ihrer
eigenen Gesundheit in einem Beruf mit vielfältigen gesundheitlichen Belastungen. Sie
lernen weltweite Programme der Gesundheitsförderung und sich entwickelnde neue
berufliche Tätigkeitsfelder und Einsatzbereiche in multidisziplinären Gesundheitszent-
ren oder in der Familiengesundheitspflege kennen. Als methodisch sinnvoll erweisen
sich hier sowohl Methoden, bei denen die Schülerinnen und Schüler Visionen entwi-
ckeln können, wie z.B. die Zukunftswerkstatt, aber auch Expertenreferate und Exper-
teninterviews zu Projekten der Gesundheitsförderung, da die Lernenden in ihren tradi-
tionellen Einsatzfeldern der Pflege noch zu wenig Erfahrungen bezüglich Konzepten
der Gesundheitsförderung sammeln können. Ergänzend oder alternativ kann im Inter-
net recherchiert werden, z.B. zu gesundheitsfördernden Angeboten durch Firmen,
Krankenkassen und anderen Institutionen.
Auf ausdrücklichen Wunsch der Lernenden entstand die Lernsituation
9.2 Den menschlichen Körper verstehen, in der die Schülerinnen und Schüler ein grundle-
gendes Verständnis von Aufbau und Funktion der verschiedenen Organsysteme entwi-
ckeln, welches insbesondere in den Lernfeldern 6 und 12 konkretisiert und vertieft
wird.
In der Lernsituation 9.6 Mit belastenden Situationen im Pflegealltag umgehen setzen sich die
Lernenden mit pflegerischen Schlüsselproblemen in der Interaktion zwischen Pflege-
person und Pflegeempfänger auseinander. Es geht hier zum Einen um das Dilemma,
das Pflegende empfinden, wenn sie am Pflegeempfänger eine aus ihrer Sicht sinnvolle
und bedeutsame Pflegemaßnahme durchführen wollen, die dieser ablehnt oder in der
geplanten Form ablehnt. Darmann bezeichnet dieses Schlüsselproblem als „Umgang
mit zwingender Macht“. Zur Reflexion der eigenen Machtposition im Umgang mit
Menschen mit Menschen mit Pflegebedarf bietet sich ein weiteres Schlüsselproblem an,
welches sich auf den Umgang mit verweigernder Macht bezieht: Situationen, in denen
Pflegende dem Pflegeempfänger aus Gründen der Überforderung oder anderer emoti-
onaler Belastung Informationen vorenthalten, die dieser benötigt, um Sinn und Zweck
bestimmter Pflegemaßnahmen zu verstehen. Die Reflexion solcher konfliktbehafteter
Situationen kann auf der Grundlage von z.B. Schülernarrativen aus dem Pflegealltag
erfolgen, wobei die Methode des szenischen Spiels eingesetzt werden kann.

281
Lernsituationen dieses Lernfeldes

9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln


9.2 Den menschlichen Körper verstehen
9.3 Konzepte zur Gesundheitsförderung und Prävention umsetzen
9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen
9.5 Die persönliche Gesundheit erhalten
9.6 Mit belastenden Situationen im Pflegealltag umgehen
9.7 Arbeitssicherheitsregeln anwenden

282
LERNFELD 9 GESUNDHEIT FÖRDERN UND PRÄVENTIV HANDELN

Lernsituation 9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krank-


heit entwickeln

Semester: 1 Stunden: 28

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Entwicklung eines professionellen Verständnisses von Gesundheit und
Krankheit und das Erkennen der besonderen Bedeutung von Gesundheitsför-
derung und Prävention.

Zielsetzung

Lernort Schule
 Das eigene Verständnis von Gesundheit und Krankheit reflektieren
 Ein umfassendes Verständnis von Gesundheit entwickeln und die verschiedenen
Dimensionen von Gesundheit kennen
 Den Gesundheitszustand eines Menschen auf dem Gesundheits-Krankheits-
Kontinuum einschätzen
 Endogene und exogene Einflussfaktoren auf die Gesundheit und den Gesundheits-
zustand kennen und verstehen
 Eine Einschätzung des Gesundheitszustandes nach pathogenetischen versus saluto-
genetischen Kriterien vornehmen
 Salutogenetische Ressourcen eines Menschen erkennen und diese fördern
 Gesundheitsförderung und Prävention definieren und unterscheiden sowie von der
Kuration und Rehabilitation abgrenzen

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Eigene Reaktionsweisen auf das Krankheitsverhalten eines anderen Menschen re-
flektieren

Inhalte

 Definitionen von Gesundheit und Krankheit


 Dimensionen von Gesundheit
 Gesundheits-Krankheits-Kontinuum
 Subjektive und objektive Einschätzung des Gesundheitszustandes
 Einflussfaktoren auf die Gesundheit und den Gesundheitszustand
 Biomedizinisches Modell der Krankheitsentstehung versus Salutogenese

283
 Salutogenese
o Kohärenzgefühl
o Salutogenetische Ressouren
o Bedeutung des Konzepts für die Pflege
 Gender Care

Methodenvorschläge

 Szenisches Spiel zu typischen Körperhaltungen bei bestimmten Erkrankungen und


deren Wirkung auf den Pflegenden
 Punktabfrage zur Einschätzung des eigenen aktuellen Gesundheitszustandes
 Ermittlung von salutogenetischen Ressourcen auf der Grundlage von Pflegesituati-
onsbeschreibungen

Pflegesituationsbeschreibung

Frau Kanther, 47 Jahre alt und von Beruf Bürokauffrau, stürzt auf dem Weg zu ihrer
Arbeitsstelle mit dem Fahrrad, weil ihr ein PKW die Vorfahrt nimmt. Sie wird mit star-
ken Schmerzen im linken Oberarm in ein Krankenhaus eingeliefert, wo ein komplizier-
ter Oberarmbruch diagnostiziert wird. Sie muss operiert werden, kann aber schon nach
wenigen Tagen unter Anleitung eines Physiotherapeuten mit Bewegungsübungen des
Armes beginnen. Während der stationären Behandlung wird zusätzlich ein Diabetes
mellitus festgestellt, der bis dahin nicht bekannt war.
Frau Kanther hat zwei Töchter im Alter von 16 und 14 Jahren, mit denen sie seit der
Trennung von ihrem Mann vor 6 Jahren alleine in einem kleinen Reihenhaus lebt.
Die Töchter haben einen guten Kontakt zu ihrem Vater, der in demselben Ort lebt und
den sie regelmäßig zwei- bis dreimal pro Woche besuchen. Auch die Ferien verbringen
die Töchter häufig gemeinsam mit ihrem Vater. Auch in der Zeit des Krankenhausauf-
enthaltes ihrer Mutter wohnen die Töchter vorübergehend bei ihrem Vater. Nach der
Schule gehen die beiden zunächst zur Nachbarin mit deren 15-jähriger Tochter, essen
dort zu Mittag und gehen am späten Nachmittag zum Vater.
Frau Kanther selbst hat seit 4 Jahren eine Beziehung zu einem gleichaltrigen Mann, mit
dem sie jedoch nicht zusammen lebt. Sie ist eine unternehmungslustige Frau, die gerne
mit ihrem Freund ins Theater oder ins Kino geht oder auch mal gemeinsam mit Nach-
barn oder Arbeitskolleginnen kocht. An der Volkshochschule besucht sie seit einigen
Jahren Französisch-Kurse, um für eine Weinhandlung im Ort die Auslandskorrespon-
denz übernehmen zu können. Da sie diese neue Aufgabe sehr reizt, lernt sie die Spra-
che mit viel Engagement und Ausdauer.
Frau Kanther ist froh, dass sie die schwierige Zeit der Trennung mittlerweile so gut be-
wältigt hat und dass die Töchter die momentane Lebenssituation akzeptieren.
Als schwierig jedoch empfindet sie die extremen Stimmungsschwankungen ihrer Töch-
ter und die Tatsache, dass beide angefangen haben zu rauchen und schon mehrmals
angetrunken nach Hause kamen.

284
Bedingt durch ihren vor kurzem festgestellten Diabetes muss sie nun ihre bisherige Le-
bensführung überdenken. Kurz vor der Entlassung aus dem Krankenhaus erhält sie
eine Ernährungsberatung sowie die Empfehlung, zukünftig stärker als bisher auf re-
gelmäßige Bewegung zu achten.
Auf Grund der Schmerzen im Oberarm verbringt sie nach der Entlassung zunächst
einmal viel Zeit zu Hause, hat sich aber informiert, wann sich die Walking-Gruppe des
Sportvereins zum Laufen trifft. Ihr Freund macht ihr den Vorschlag, gemeinsam mit
dem Walken anzufangen.

Literatur

Bengel, J. et al. (1998): Was erhält Menschen gesund? Antonovskys Modell der Saluto-
genese – Diskussion und Stellenwert. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Band 6.
Bohrer, A. et al. (2007): Gesundheitsförderung. Grundlagen der Pflege für die Aus-,
Fort- und Weiterbildung. Prodos Verlag, Heft 23, S. 2-49
Bohrer, A. et al. (2007) Gesundheitsförderung in der Pflegeausbildung – Kommentar
zum Grundlagenheft. In: Unterricht Pflege. 12. Jg., Heft 1, S. 23-26
Eberhardt, D. (2005): Theaterpädagogik in der Pflege. Pflegekompetenz durch Theater-
arbeit entwickeln. Thieme Verlag, Stuttgart
Marg, K. (2004): Salutogenese. Wie Gesundheit entsteht – ein Ressourcen-Modell für die
Pflege? In: Heilberufe 3/2004, S. 60-61

Internetquellen:
http://www.equal-blickwechsel.at/doc/Literaturbericht_Trotzdem_Gesund.pdf
Zugriff am 16. 1. 2008

285
LERNFELD 9 GESUNDHEIT FÖRDERN UND PRÄVENTIV HANDELN

Lernsituation 9.2 Den menschlichen Körper verstehen

Semester: 1 Stunden: 10

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Entwicklung eines grundlegenden Verständnisses der verschiedenen Or-
gansysteme des menschlichen Körpers.

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen


Die verschiedenen Organsysteme benennen und deren wesentliche Funktionen kennen
6.3 Menschen beim Atmen unterstützen und beraten
6.6 Menschen gesundheitsfördernd bewegen und mobilisieren
6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen und beraten
6.14 Menschen bei der Urinausscheidung unterstützen und beraten
6.15 Menschen bei der Stuhlausscheidung unterstützen und beraten
12.9 Menschen mit Erkrankungen des Herzens pflegen
12.10 Menschen mit Erkrankungen des Atemsystems pflegen
12.11 Menschen mit Erkrankungen des Harnsystems pflegen
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und
des Darmes pflegen
12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des Pankreas pflegen
12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen
12.16 Menschen mit Erkrankungen des Geschlechtssystens pflegen
12.17 Menschen mit Erkrankungen der Haut pflegen
12.19 Menschen mit Störungen und Erkrankungen des Bewegungssystems pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Die verschiedenen Organsysteme benennen und deren wesentliche Funktionen
kennen
 Die Bedeutung der einzelnen Organsysteme verstehen

286
Inhalte

 Herz-Kreislauf-System
o Aufbau des Herzens
o Großer und kleiner Blutkreislauf
o Arterien und Venen
 Atemsystem
o Abschnitte des Atemsystems
o Bedeutung für Atmung, Sprache und Schluckakt
 Verdauungssystem
o Abschnitte des Verdauungssystems und deren Bedeutung
o Verweildauer der Nahrung
o Prozess der Aufspaltung, Resorption und Ausscheidung von Nahrungsbe-
standteilen
 Blut und endokrines System
o Blutmenge
o Zusammensetzung und Aufgaben des Blutes
o Blutgerinnung
o Aufgaben der Hormone
 Urogenitalsystem
o Lage, Aufbau und Funktionen der Nieren
o Ableitende Harnwege: Aufbau und Funktion

Methodenvorschläge

 Lehrerzentrierter Unterricht

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Menche, N. (Hrsg.)(2003): Biologie – Anatomie – Physiologie. 5.Auflage. ElsevierVer-


lag, München
Scharf / Jungbauer (1990): Folienatlas Menschenkunde und Gesundheitserziehung.
Band 1 und 2. Verlag Gesundheit in Wort und Schrift, Baierbrunn.

287
LERNFELD 9 GESUNDHEIT FÖRDERN UND PRÄVENTIV HANDELN

Lernsituation 9.3 Konzepte zur Gesundheitsförderung umsetzen

Semester: 1/4 Stunden: 18

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die kritische Auseinandersetzung mit Institutionen, Konzepten und Pro-
grammen zur Gesundheitsförderung und die Befähigung zur aktiven Teil-
nahme an und Unterstützung von Programmen und Konzepten der Gesund-
heitsförderung.

Lernvoraussetzungen

9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Gesundheitsförderung und Prävention definieren und unterscheiden sowie von der
Kuration und Rehabilitation abgrenzen
 Die geschichtliche Entwicklung und gegenwärtige Situation der Gesundheitsförde-
rung verstehen und einschätzen
 Die ökonomische Bedeutung der Gesundheitsförderung für das Gesundheitssystem
erkennen
 Die Bedeutung und den Nutzen von Konzepten und Programmen der Gesundheits-
förderung und Prävention einschätzen und bewerten
 Verantwortungsbereiche für Gesundheitsförderung und Prävention unterschiedli-
chen Institutionen zuordnen
 Tätigkeitsfelder der Pflege im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention wahr-
nehmen und Möglichkeiten der Erweiterung des Tätigkeitsspektrums der Pflege er-
kennen

288
Inhalte

 Gesundheitsförderung
o Deklarationen der WHO zur Gesundheitsförderung
o Gesetzliche Grundlagen der Gesundheitsförderung
 Prävention
o Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention
o Verhaltens- und Verhältnisprävention
 Stellenwert von Gesundheitsförderung und Prävention in der aktuellen Gesund-
heitspolitik
 WHO-Programme „Gesundheit 2000“ und „Gesundheit 21“
 Netzwerke und Settings der Gesundheitsförderung
o Gesunde Städte
o Gesundheitsfördernde Krankenhäuser
o Gesundheitsfördernde Schulen
 Methoden und Instrumente der betrieblichen Gesundheitsförderung
 Aktuelle und zukünftige Arbeitsfelder für die Pflegenden in der Gesundheitsförde-
rung

Methodenvorschläge

 Diskussion aktueller Veröffentlichungen zur Gesundheitsförderung und Prävention


in Fachzeitschriften oder Zeitungen
 Recherche von Angeboten zur Gesundheitsförderung und Prävention durch Kran-
kenkassen, Städte und Gemeinden, Krankenhäusern, Schulen, Kindergärten und
Unternehmen mit Bewertung / Einschätzung dieser Angebote und abschließender
Ergebnispräsentation
 Expertenbefragung eines Sicherheitsbeauftragten
 Zukunftswerkstatt zu möglichen Tätigkeitsfeldern der Pflege im Bereich der Ge-
sundheitsförderung und Prävention

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Abt-Zegelin, A. (2007): Strategien und Standards für Krankenhäuser.In: Die Schwes-


ter/Der Pfleger, 46. Jg., Heft 09/09, S. 782-784
Achenbach, G. (2004): Die Family Health Nurse. Ein Zukunftskonzept zur integrierten
familien- und gemeindenahen Versorgung. In: Die Schwester/Der Pfleger. 43. Jg., Heft
5/04, S. 336-342

289
Brieskorn-Zinke, M. (2004): Pflegerische Handlungsfelder der Gesundheitsförderung.
In: Die Schwester/Der Pfleger. 43. Jg., Heft 5/04, S.330-335
Brieskorn-Zinke, M. (2006): Gesundheitsförderung in der Pflege. 3. Auflage. Kohl-
hammer-Verlag, Stuttgart
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.)(2004): Wegweiser Gesund-
heitsförderung. 4.Auflage, Conrad Verlag, Köln
Jahnel, U. (2005): Betriebliche Gesundheitsförderung In: Pflege aktuell, 59. Jg., Heft
05/2005, S. 280-281
Naidoo, J./Wills, J. (2003): Lehrbuch der Gesundheitsförderung. 1.Auflage. Conrad Ver-
lag, Köln
Steinbach, H. (2007): Gesundheitsförderung. Ein Lehrbuch für Pflege- und Gesund-
heitsberufe. 2. Auflage. Facultas-Verlag, Wien
Störkel, F. (2007): Prävention und Gesundheitsförderung – Grundlagen und Konzepte.
In: Unterricht Pflege. 12. Jg., Heft 1, S. 2-8

Internetquellen:
www.euro.who.int/document/ehfa5-g.pdf Zugriff am 8. 11. 2007
www.dngfk.de Zugriff am 8. 11. 2007
www.gesunde-staedte-netzwerk.hosting-kunde.de Zugriff am 8. 11. 2007
www.lags.de/gesundeschule/Protokoll_Netzwerk.pdf Zugriff am 8. 11. 2007
www.forumpraevention.de/forum-
praevention_1234/images//Anhaenge/Beschluss77GMK.pdf
Zugriff am 8. 11. 2007

290
LERNFELD 9 GESUNDHEIT FÖRDERN UND PRÄVENTIV HANDELN

Lernsituation 9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte


berücksichtigen

Semester: 1 Stunden: 20

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das Reflektieren des eigenen hygienischen Handelns sowie die Erhaltung der
eigenen Gesundheit und die des Menschen mit Pflegebedarf durch die An-
wendung von Hygieneregeln bzw. die Berücksichtigung hygienischer Aspekte.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

6.8 Menschen bei der Körperpflege unterstützen


12.3 Menschen mit multiresistenten Keimen pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Die Bedeutung der Hygiene für das berufliche Handeln verstehen
 Eigenes hygienisches Handeln reflektieren und entsprechend handeln
 Die Grundlagen der Hygiene in die Einrichtungen des Gesundheitswesens übertra-
gen und anwenden
 Die Infektionskette unterbrechen und infektionsverhütende Maßnahmen durchfüh-
ren
 Handlungsabläufe der Desinfektion und Sterilisation kennen und Maßnahmen
durchführen oder veranlassen

Inhalte

 Hygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens


 Geschichtliche Entwicklung der Hygiene
 Einführung in grundlegende Begriffe
 Nosokomiale Infektionen und Resistenzen
 Infektionskette

291
 Reinigung / Desinfektion /Sterilisation
 Multiresistente Keime
 Isolierungsmaßnahmen
 Melde- und Dokumentationspflicht (nach IfSG)

Methodenvorschläge

 Vernissage anhand Hygieneaufklärungsposter aus Vergangenheit und Gegenwart


 Durchführung von Abklatschuntersuchungen, um Erreger sichtbar zu machen und
Problembewusstsein zu entwickeln
 Überprüfung der eigenen Händedesinfektion mittels UV-Lampe und fluoreszieren-
den Lösungen
 Besuch einer Zentralsterilisation
 Maßnahmen der Unterbrechung einer Infektionskette anhand einer Fallbearbeitung
 Anwendung des Infektionsschutzgesetzes anhand einer Fallbearbeitung

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Daeschlein, Dr. G. (2005): Professionelle Handpflege. In: Pflege aktuell, 11/05


Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (1997): Richtlinien für die Prü-
fung chemischer Desinfektionsmittel. mhp-Verlag, Wiebaden
Heilberufe spezial: Hygiene. Urban & Vogel, München
Klischies, R. et al. (): Hygiene und medizinische Mikrobiologie. 3. Auflage. Schattauer
Verlag, Stuttgart. S. 122-199
Jassoy, C./Schwarzkopf, A. (2005): Hygiene, Mikrobiologie und Ernährungslehre für
Pflegeberufe. Thieme Verlag, Stuttgart
Lauber, A./ Schmalstieg, P. (2003): Pflegerische Interventionen 3. Thieme Verlag, Stutt-
gart
Möllenhoff, H. (1999): Hygiene für Pflegeberufe. 2. Auflage. Urban und Fischer, Mün-
chen
Rüster, D. (1999): Alte Chirurgie: Von der Steinzeit bis zum 19. Jahrhundert.
4. Auflage. Verlag Gesundheit, Berlin

Internetquellen:
http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/ifsg/gesamt.pdf
Zugriff am 11. 1. 2008

292
http://www.rki.de/cln_048/nn_201414/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/K
ommissi-
on/Downloads/Haendehyg_Rili,templateId=raw,property=publicationFile.pdfHaende
hyg_rili.pdf
Zugriff am 11. 1. 2008

293
Curriculum- Lernaufgabe 1
Klassifikation

9.4 Hygieneregeln anwenden und hygieni- Name: ____________________


sche Aspekte berücksichtigen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


tung durch:
 Sie erarbeiten eigenständig das Thema „Wechsel der Bettwäsche“.
 Mentor/-in
 Sie erstellen eine Handlungskette für diese Pflegetätigkeit und erläutern und
 Praxisanleiter/-in
begründen diese.
 Lehrer/-in
 Sie reflektieren und begründen an diesem Beispiel hygienische Prinzipien und
Abweichungen in der pflegerischen Praxis.


Aufgabenstellung für die Hospitationswoche im Einführungsblock:


1. Erarbeiten Sie anhand der angegebenen Informationsquellen das Thema
„Bettwäschewechsel mit und ohne im Bett liegenden Patienten“.
2. Erstellen Sie eine Handlungskette unter Beachtung der hygienischen Prinzipien
und der rückenschonenden Arbeitsweise.
3. Erläutern und begründen Sie die einzelnen Schritte
4. Beobachten Sie Kolleginnen und Kollegen beim Bettwäschewechsel auf Station.
 Wo erkennen Sie Abweichungen zu Ihrer erarbeiteten Handlungskette?
 Wodurch lassen sich diese Abweichungen begründen?
Bitte halten Sie Ihre Ergebnisse schriftlich fest.
Ihre Ergebnisse werden Sie im Unterricht vorstellen!

Informationsquellen:

 Pflegelehrbuch

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:

 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

294
Lernaufgabe 2
Curriculum-
Klassifikation
Hygieneregeln anwenden und hygieni- Name: ____________________
9.4 sche Aspekte berücksichtigen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: max. 3 DIN A4-Seiten
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


tung durch:
 Sie setzen hygienische Prinzipien im Handlungsfeld Pflege um.
 Mentor/-in
 Sie führen die hygienische Händedesinfektion durch.
 Praxisanleiter/-in
 Sie reflektieren das eigene hygienische Handeln.
 Lehrer/-in
 Sie lernen die Hygienepläne Ihres Praxiseinsatzortes kennen.


Aufgabenstellung:
1. Lesen Sie den in Ihrem Einsatzgebiet vorhandenen Hygieneplan und besprechen Sie wesentliche
Aspekte mit der Mentorin / dem Mentor bzw. der Praxisanleiterin / dem Praxisanleiter vor Ort.
2. Führen Sie mit Ihrer Mentorin/Praxisanleiterin eine Ganzwaschung bzw. Teilwaschung bei einem
Patienten durch und skizzieren Sie schriftlich nach bzw. vor welchen Schritten eine hygienische
Händedesinfektion indiziert ist.
Begründen Sie Ihre Aussagen.
3. Ist es Ihnen möglich, die geforderten persönlichen Hygienemaßnahmen
(Hygienische Händedesinfektion, Schutzkleidung u.a.) einzuhalten?
Wo traten Probleme auf?

Informationsquellen:

 Fachliteratur (eigene und aus der Schulbibliothek)


 Expertenbefragung
 Unterrichtsunterlagen

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

295
LERNFELD 9 GESUNDHEIT FÖRDERN UND PRÄVENTIV HANDELN

Lernsituation 9.5 Die persönliche Gesundheit erhalten

Semester: 4 Stunden: 14

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Reflexion des eigenen Gesundheitsverhaltens sowie die Entwicklung von
Strategien zur Veränderung des persönlichen Gesundheitsverhaltens.

Lernvoraussetzungen

9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzungen

Lernort Schule
 Das eigene Gesundheitsverhalten reflektieren
 Strategien zur Änderung des Gesundheitsverhaltens kennen und anwenden
 Gesundheitsförderliche Verhaltensweisen auf die eigene Persönlichkeit und den
persönlichen Lebensstil abstimmen

Inhalte

 Entstehung des Gesundheitsverhaltens und Einflussfaktoren


 Phasen der Verhaltensänderung
 Strategien zur Veränderung des Gesundheitsverhaltens
 Stress als Einflussfaktor auf das Gesundheitsverhalten
o Arten
o Ursachen
o Auswirkungen
o Bewältigung
 Gesundheitsberatung

296
 Anwendung /Umsetzung gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen
o Nordic Walking
o Progressive Muskelentspannung
o Autogenes Training u. a.

Methodenvorschläge

 Unterrichtseinstieg durch ABC-Methode / Brainstorming


 Reflexion des eigenen Gesundheitsverhaltens und Einschätzung des persönlichen
Veränderungsbedarfs
 Fallbearbeitung: Ermittlung internaler Einflussfaktoren auf das Gesundheitsverhal-
ten

Pflegesituationsbeschreibung

Lena, 16 Jahre alt, feiert gemeinsam mit ihren Freunden ins neue Jahr hinein. Wie fast
jedes Jahr vor Mitternacht hat sie auch für das kommende Jahr einen Vorsatz. Dieses
Jahr möchte sie ernsthaft versuchen abzunehmen. 15 kg sollen es sein. Wenn sie jeden
Monat 2-3 kg abnehmen würde, hätte sie es bis zum Sommer geschafft!
Lena weiß genau, was anders wäre, wenn sie 15 kg leichter wäre: Sie könnte endlich
ohne Hemmungen mit ihren Freundinnen shoppen gehen, ganz andere Klamottten tra-
gen, ins Schwimmbad gehen und beim Volleyball in der Schule wäre sie nicht mehr die
letzte, die in eine Mannschaft gewählt wird.

Seit Lena vor einer Woche in einem Internet-Forum auf das Programm „EUREGIO
ADIPOSITAS“ aufmerksam gemacht wurde, glaubt sie fest daran, dass sie es dieses
Mal schaffen kann. 2 Berichte im Chat haben sie besonders beeindruckt: Die beiden et-
wa gleichaltrigen Mädchen brachten deutlich mehr Kilos auf die Waage und nahmen
im Rahmen des Programms 10 bzw. 20 kg ab. Ihr Gewicht können sie nun schon seit 2
Jahren halten. Mit der Ernährungs-umstellung kamen beide scheinbar gut zurecht und
beide haben auch wieder Spass an Bewegung gefunden: Die eine fährt regelmäßig Rad,
die andere ist im Schwimmclub.

Lena weiß, dass ihre Mutter sie bei der Ernährungsumstellung unterstützen würde; sie
hatte ihr schon oft angeboten, fett- und zuckerreduziert zu kochen und ihr von vorne-
herein eine angemessene Portion auf dem Teller anzurichten. Natürlich: Pizza und Eis
essen gehen, das geht dann nur noch ausnahmsweise und Chips vor dem Fernseher
sind ganz tabu.
Von Süßigkeiten auf Obst umzusteigen kann Lena sich recht gut vorstellen. Schwieriger
fällt ihr die Vorstellung, jemals Spass am Sport finden zu können („joggen – unvorstell-
bar!“). Aber: Die beiden Mädchen aus dem Chat waren vor zwei Jahren schließlich auch
keine Sportskanonen! Und beide haben berichtet, dass sie dabei sehr viel Unterstützung
von den an der Therapie beteiligten Psychologen erfahren haben. Die konnten sie im-

297
mer wieder motivieren und ihnen aufzeigen, wie sie sich auch selbst wieder motivieren
können.
Noch im Januar erhält Lena die Zusage der Krankenkasse für die Kostenübernahme
einer ambulanten Therapie an der 10 km entfernten Klinik. Durch bewusstes und kon-
trolliertes Essverhalten hat sie innerhalb von drei Wochen schon 2,5 kg abgenommen,
was sie sehr ermutigt, weiterzumachen. Ab Ende Februar kann sie an der ambulanten
Therapiegruppe der Klinik teilnehmen. Mit dem Therapeut vereinbart sie, montags,
mittwochs und freitags zwischen 17.00 und 18.00 Uhr am Programm der „Wasserrat-
ten“ teilzunehmen. Sie stellt fest, dass die Anforderungen gar nicht so hoch sind und
das Schwimmen bzw. die Bewegungsspiele im Wasser richtig Spass machen – auch des-
halb, weil die anderen Jugendlichen ebenfalls übergewichtig sind und sie daher nicht
gehänselt wird. Lena hat mittlerweile 5 kg abgenommen und ist hoch motiviert, weiter-
zumachen. So lange hatte sie bisher noch nie durchgehalten!

Zwei Monate später hat sie den ersten richtigen „Tiefpunkt“: Seit drei Wochen stagniert
ihr Gewicht, obwohl sie sich sowohl hinsichtlich der Ernährung als auch hinsichtlich
der Bewegung an die „Vorgaben“ hält! Lena ist frustriert und genehmigt sich häufiger
kleine „Auszeiten“ von der Therapie: Isst bei McDonalds nicht nur einen Salat, sondern
auch Pommes dazu, erlaubt sich häufiger Zwischenmahlzeiten und Süßigkeiten und
findet auch immer wieder mal einen Grund, das „Wasserprogramm“ ausfallen zu las-
sen. Von den neun bereits abgenommen Kilos hat sie sehr bald wieder zwei Kilos
„drauf“. Lena glaubt, dass sie auch dieses Mal wieder gescheitert ist, denn auch in der
Vergangenheit hatte sie nach „Diätsünden“ irgendwann aufgegeben, weil sie sich eine
Disziplin auf Dauer nicht zugetraut hat. „Warum schaffe ich es einfach nie, durchzuhal-
ten?“
Auf Drängen ihrer Freunde vereinbart sie wieder einen Termin in der Klinik. Der The-
rapeut schafft es, ihr Selbstvertrauen wieder so zu stärken, dass sie sich zu einem weite-
ren Versuch bereit erklärt. Der „Durchbruch“ allerdings kommt erst, als ihre Oma ein
„offenes Bein“ bekommt. In der Klinik hatte man Lena wohl darüber informiert, welche
gesundheitlichen Probleme Übergewicht verursachen kann. Aber das alles erschien ihr
doch immer sehr „weit weg“ und teilweise auch gar nicht so schlimm. So auch beim
Diabetes. Ihre Oma ist schon lange Diabetikerin, muss deswegen regelmäßig Tabletten
einnehmen und auf Süßigkeiten weitgehend verzichten. Ansonsten schien es ihr aber
immer ganz gut zu gehen. Die Krankheit fand Lena daher nie besonders schlimm. Das
ändert sich schlagartig, als sie der Oma während eines Besuchs beim Verbandwechsel
zuschaut und erfährt, dass diese schreckliche Wunde Folge des Diabetes ist. Da denkt
sie sofort an ihr eigenes Gewicht und dass ihr das auch passieren kann, wenn sie nicht
abnimmt!
Bei den „Wasserratten“ ist sie von da an wieder dreimal die Woche…

Literatur

Frey, D. et al. (2001): Einstellung und Verhalten: Die Theorie des überlegten Handelns
und die Theorie des geplanten Handelns. In: Frey, D./Irle, M. (Hrsg.): Kognitive Theo-
rien. Band 1. Verlag Hans Huber, Bern Göttingen. S. 361-395

298
Kerr, J. et al. (2007):ABC der Verhaltensänderung. Urban & Fischer, München
Stroebe, W./Stroebe, M. (1998): Lehrbuch der Gesundheitspsychologie. Verlag D. Klotz,
Tausch, R. (1994) Hilfen bei Stress und Belastung. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH,
Reinbek

Internetquellen:
http://www.med.uni-marburg.de/stpg/fb20/ltinst/allgprmed/ttm.htm
Zugriff am 8. 8. 2007.
http://www.mpib-berlin.mpg.de/vorlesungen/riediger-
ebner/folien/sitzung03/Sitzung%203_2.5.2005.pdf
Zugriff am 17. 1. 2008
http://www.gesundheitberlin.de/index.php4?request=search&topic=2151&type=infot
ext
Zugriff am 17. 1. 2008
http://www.abdn.ac.uk/healthpsychology/publications/Fuchschapterrevised_Snieeta
l2007.pdf
Zugriff am 17. 1. 2008
http://www.dnbgf.de/fileadmin/texte/Downloads/uploads/dokumente/2007/fitfor
work/Toumi_Workshop.pdf
Zugriff am 17. 1. 2008

299
LERNFELD 9 GESUNDHEIT FÖRDERN UND PRÄVENTIV HANDELN

Lernsituation 9.6 Mit belastenden Situationen im Pflegealltag umgehen

Semester: 6 Stunden: 24

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Wahrnehmung und Bewältigung belastender Gefühle und Situationen in
der Interaktion zwischen Pflegenden und Menschen mit Pflegebedarf.

Lernvoraussetzungen

1.3 In Gruppen und Teams lernen und arbeiten


5.1 Kommunikation als Prozess gestalten
6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstützen
7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten
7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

5.4 Intra- und interdisziplinär kommunizieren

Zielsetzung

Lernort Schule
 Erkenntnisse und Erklärungsmuster aus den Sozialwissenschaften auf Erfahrungen
im Beruf übertragen
 Über belastende (tabuisierte) Gefühle und Situationen sprechen
 Das eigene Verhalten und die subjektiven Empfindungen reflektieren, deuten und
einschätzen

Lernort Praxis
 Sich der eigenen, häufig unbewussten Machtposition gegenüber Menschen mit Pfle-
gebedarf bewusst werden und diese bearbeiten
 Strategien zum Umgang mit Ekel anwenden

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Sich der eigenen Gefühle in belastenden Situationen bewusst werden und diese re-
flektieren
 Erscheinungsformen von Gewalt in der Pflege erkennen

300
 Die eigene Persönlichkeit im Spannungsfeld zwischen Selbstbewusstsein, Selbst-
ständigkeit und Eigennutz einerseits und Zuwendung, Offenheit und Bereitschaft
andererseits weiterentwickeln
 Die entlastende Wirkung von Gespräch und Austausch über Emotionen und Kon-
flikte erkennen
 Mit belastenden Situationen präventiv und konstruktiv umgehen

Inhalte

 Macht und Ohnmacht in der Beziehung zwischen Pflegenden und Menschen mit
Pflegebedarf als Schlüsselproblem nach Darmann
o Zwingende Macht
o Verweigernde Macht
 Ekel in der Pflege
o Entstehung von Ekel
o Auslöser
o Empfinden und Erleben von Ekel
o Bewältigungsstrategien
 Ängste und Aggressionen in der Interaktion zwischen Pflegenden und Menschen
mit Pflegebedarf
o Entstehung
o Formen
o Funktionen
o Umgang mit Ängsten und Aggressionen
 Gewalt in der Pflege
o Erscheinungsformen von Gewalt
o Entstehung von Gewalt
o Gewaltfördernde und gewaltverhindernde Faktoren
o Initiativen gegen Gewalt in der Pflege
o Gewaltprävention und Gewaltdeeskalation
 Burnout
o Ursachen: Eustress vs. Distress
o Kennzeichen
o Ursachen

Methodenvorschläge

 Begriffsbestimmungen und Recherchen in Literatur und Internet


 Vorstellung / Darstellung einer erlebten Situation, z.B. zum Ekel, in der Groß-
gruppe durch Standbild / szenisches Spiel
 Erstellen einer Wandzeitung auf der Grundlage folgender Fragestellung: Gibt es so
etwas wie „alltägliche Gewalt“ in der Pflege und wenn ja – wie äußert sie sich? Wel-
che Gewaltsituationen haben Sie bisher erlebt? Was ist dabei passiert?

301
 Rollenspiel: Pflegerische Interventionsmöglichkeiten in Gewaltsituationen
bzw. zu deren Prävention
 Test zur Einschätzung des eigenen Burnout-Risikos

Pflegesituationsbeschreibung

Beispiel 1 zum Ekel


Die Bewohnerin eines Pflegeheims ist zweitweise verwirrt. Sie ist harn- und stuhlinkon-
tinent und überwiegend bettlägerig. Sie zerpflügt oft ihre Windelhose und wirft dann
den Zellstoff und den Inhalt durch die Gegend. Manchmal schmiert die Bewohnerin
den Kot über die Bettwäsche, das Bettgitter und die Wand. Besonders Ekel erregend ist
für die pflegende Mitarbeiterin jedoch, wenn die Bewohnerin Kot isst oder wenn die
Mitarbeiterin den angetrockneten Kot unter den Fingernägeln entfernen muss.

Beispiel 2 zum Ekel


In der ambulanten Pflege wird eine Klientin neu aufgenommen. Sie ist Diabetikerin und
soll entsprechend Insulin bekommen. Die Klientin lebt extrem verwahrlost. Sie ist in-
kontinent, kann damit aber nicht umgehen. Wenn sie Vorlagen benutzt, werden diese
selten entsorgt, sondern in der Wohnung verteilt. In der Einraumwohnung lebt sie mit
mehreren Katzen, die kein Katzenklo haben, und in den Zimmerecken ausscheiden.
Neben der enormen Verschmutzung der Wohnung wird ein penetranter Geruch wahr-
genommen, der für die Pflegeperson das Atmen unmöglich macht.

Quelle: Huhn, S. (2006): Berührungsängste in der Pflege. So können Sie sich schützen.
In: Heilberufe 5/2006, S. 19

Beispiele zur Gewalt


Frau Scheib ist neu im Altenheim. Sie benötigt ein Hörgerät und wird wegen einer
Halbseitenlähmung beim Essen unterstützt. Es gibt Fisch, den sie nicht mag, was zwar
beim Aufnahmegespräch erwähnt wurde, aber niemand mehr so richtig weiß.
Pflegerin Frau König redet ihr zunächst gut zu, sie solle den Mund öffnen, als sie den
Löffel anreicht. Nach mehreren vergeblichen Aufforderungen schreit sie ihr schließlich
direkt ins Ohr, sie solle den Mund öffnen und drückt ihr den Löffel zwischen die Lip-
pen. In diesem Moment fegt Frau Scheib den Teller vom Tisch und stößt dabei Frau
Scheib mit dem Ellenbogen zwischen die Rippen.

Pflegeschülerin Claudia hat schöne lange und lockige Haare, die sie meist hochgesteckt
trägt. Eines Tages lässt sie die Haare offen. Frau Meckler, zu der sie ins Zimmer kommt,
sagt: „Meine Mutter hat immer gesagt, ordentliche Mädchen tragen die Haare nicht of-
fen, das ist schlampig.“

Die alte Frau Bollinger erinnert Pflegerin Sabine an ihre Schwiegermutter, von der sie
sich nicht gut behandelt fühlt und die sie an ihren freien Wochenenden versorgen muss.
Als Frau Bollinger der Pflegerin Sabine strahlend das Bild ihrer Enkelin mit der Schul-

302
tüte zeigt, sagt Sabine völlig tonlos: „Ihre Enkelin schielt aber ziemlich.“ Frau Bollinger
ist den Tränen nahe.

Quelle: in Anlehnung an Bojack, B. (2001) Gewaltprävention. Urban & Fischer, München, Jena.

Literatur

Albrecht, M./Kessler, J. (2006): Ekel – ein Tabuthema. Allgemeine Theorie und Praxis
des `sich Ekelns´ in der Pflege. GRIN-Verlag,
Bensch-Venner, I. / Hofmann, B. (1999): Pflegethema: Supervision – Chancen und We-
ge. Thieme-Verlag, Stuttgart
Bleibtreu, M. et al. (2002): Das Experiment – Bist du stark genug? (DVD). EuroVideo
Ismaning
Bojak, B. (2001): Gewaltprävention. Urban & Fischer, München Jena
Darmann, I. (2000): Kommunikative Kompetenz in der Pflege, S. 158ff. Kohlhammer
Verlag, Stuttgart
Enzmann, D. (2006): Gestresst, erschöpft und ausgebrannt? Profil-Verlag, München
Glinski-Krause, B. (2000): Gewaltprophylaxe in der stationären Altenpflege:“Die Wür-
de des Menschen ist unantastbar“- Ein Werkstattbericht. In: Pflegezeitschrift 3/2000,
S.177-180
Hartdegen, K. (1996): Aggression und Gewalt in der Pflege. Gustav Fischer Verlag,
Stuttgart Jena Lübeck Ulm
Hill Rice V. (2005): Stress und Coping. Lehrbuch für Pflegepraxis und –wissenschaft.
Verlag Hans Huber, Bern
Huhn, S. (2006): Berührungsängste in der Pflege. So können Sie sich schützen. In: Heil-
berufe 5/2006, S. 19
Kienzle, T. / Paul-Ettlinger, B. (2007): Aggression in der Pflege. 3. Auflage. Kohlham-
mer-Verlag, Stuttgart
Krey, H. (2003): Ekel ist okay. Ein Lern- und Lehrbuch zum Umgang mit Emotionen in
Pflegeausbildung und Pflegealltag. Kunz-Verlag, Hannover
Kirchner, H. (2000): Pflegethema: Mobbing im Pflegeteam. Thieme-Verlag, Stuttgart
Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes
Schleswig-Holstein (Hrsg.)(2003): Gewalt in der Pflege Demenzkranker. Wissenschaft-
liche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart
Milgram, S. (1997): Das Milgram-Experiment. Zur Gehorsamsbereitschaft gegenüber
Autorität. Rowohlt Verlag, Reinbek
Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen (2003):
Psychische Belastungen vermeiden – gesünder arbeiten. Was können wir tun? Düssel-
dorf
Rotondo, R. (2006): Patiententötung: „Todesengel“ -Wenn Pflegekräfte morden.In: Die
Schwester/Der Pfleger, 45. Jg., 11/2006, S. 946-954
Schmidt, B. (2004): Burnout in der Pflege. Risikofaktoren – Hintergründe Selbstein-
schätzung. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Schmitz-Scherzer, R. (1999): Gewalt in der Altenarbeit: Die Verantwortung liegt auch
im Management. In: Pflegezeitschrift 6/1999, S. 425-428
Schneider, C. (2006): In der Zwickmühle – Ergebnisse einer qualitativen Studie zu Ge-
walt in Pflegeeinrichtungen. In: Altenpflege 2/2006, S. 45-52

303
Schneider, K. (2002): Gewalt in der Pflege. In: Unterricht Pflege 3/2002, S. 2-9
Schwerdt, R. (2006): „Monster“. In: Altenpflege 7/2006, S. 32-34
Sowinski, C. (2006): „Totspritzer“. In: Altenpflege 7/2006, S.26-28
Spiller, A. (2001): Einflussfaktoren und Äußerungsfaktoren von Gewalt in der Pflege.
In: PR-Internet 10/2001, S. 169-178
Stromberg, S. (2002): Strategien gegen Gewalt in der Pflege alter Menschen: Keine
Macht der Ohnmacht. In: Pflegezeitschrift 5/2002, S.336-340
Stumpf-Schmidt, S. (2000): Gewalt in der Pflege: Warum sind Mobber hilflos und wa-
rum mobben Hilflose? In: Die Schwester/Der Pfleger 3/2000, S.189-200
Tausch, R. (1989): Lebensschritte. Umgang mit belastenden Gefühlen. Rowohlt Verlag,
Reinbek
Wagner, E.-M. (2005): Gewalt in der Kinderkrankenpflege. In: Kinderkrankenschwes-
ter. 24. Jg., 10/2005, S.415-419
Weismann, J. (2003): Deeskalation. Gewalt gegen Pflegende in der stationären Altenhil-
fe. In: Die Schwester / Der Pfleger, 42. Jg., 3/2003, S.206-211

Internetquellen:
http://www.psychosoziale-gesundheit.net
Zugriff am 11. 1. 2008
http://www.hilfe-bei-burnout.de
Zugriff am 11. 1. 2008
http://www.bela-bw.de/fortbildung/Tausch.pdf
Zugriff am 11. 1. 2008-01-17

304
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

9.6 Mit belastenden Situationen im Pflege- Name: ____________________


alltag umgehen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis: (in anonymer Form)

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


tung durch:
 Sie beobachten und beschreiben Gewaltsituationen im Pflegealltag aus der
 Mentor/-in
Täter-, der Opfer- und der Beobachtersituation.
 Sie erkennen und analysieren die Rollenunterschiede und ihre Auswirkungen
 Praxisanleiter/-in
auf das Erleben und Bewerten des Geschehens.
 Sie stellen Ihre Ergebnisse dar und reflektieren sie.
 Lehrer/-in

Aufgabenstellung:

Konkretisieren Sie durch Beispiele die Anwendung von Gewalt im Krankenhaus, im Altenheim und in
der häuslichen Pflege

1. Sie haben Gewalt angewandt gegenüber Patienten oder Bewohnern.


2. Sie haben Gewalt angewandt gegenüber Angehörigen oder Mitarbeitern.
3. Ihnen wurde Gewalt angetan von Patienten oder Bewohnern.
4. Ihnen wurde Gewalt angetan von Angehörigen oder Mitarbeitern.
5. Sie haben beobachtet, wie Kollegen Patienten oder Bewohnern Gewalt angetan haben.
6. Sie haben beobachtet, wie Kollegen Angehörigen oder Mitarbeitern Gewalt angetan haben.
7. Sie haben beobachtet, wie Kollegen von Patienten oder Bewohnern Gewalt angetan wurde.
8. Sie haben beobachtet, wie Kollegen von Angehörigen oder Mitarbeitern Gewalt angetan wurde.
(Bei allen Beispielen sind Frauen und Männer gemeint, obwohl nur die männliche Form der Kürze wegen genutzt wird.)

 Schildern Sie 8 Situationen, in denen Gewalt „in Erscheinung tritt“, auch wenn es alltägliche „nor-
male“ Situationen sind. Schreiben Sie keine Romane, aber klare, genaue Situationsbeschreibungen.
 Machen Sie die Unterschiede deutlich zwischen der Beobachterrolle und der Täter-/Opferrolle.
 Die Aufgabe soll Sie zu intensivem Hinhören und Hinsehen anregen und Ihnen eine Reflexion des
Alltagsgeschehens bieten.
 Wir wollen mit Ihren Ergebnissen eine „Lesekette“ machen, damit allen alles zugänglich wird. Sie
sollen Grundlage für einen praxis- und realitätsnahen Unterricht sein.

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

305
LERNFELD 9 GESUNDHEIT FÖRDERN UND PRÄVENTIV HANDELN

Lernsituation 9.7 Arbeitssicherheitsregeln anwenden

Semester: 1 Stunden: 10

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Umsetzung von Maßnahmen der Arbeitssicherheit und der
Unfallverhütungsvorschriften in der Pflege sowie des Medizinproduktegeset-
zes.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

8.1 Gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen berücksichtigen


8.3 Ökologische Rahmenbedingungen berücksichtigen
9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen

Zielsetzung

Lernort Schule und Praxis


 Institutionen, Berufsgruppen und rechtliche Grundlagen des Arbeitsschutzsystems
in Deutschland kennen
 Besondere Gefahren des Berufes wahrnehmen und erkennen
 Eigenverantwortung reflektieren und wahrnehmen
 In Abhängigkeit des Ergebnisses der Gefährdungsbeuteilung die zutreffenden be-
rufsgenossenschaftlichen Vorschriften anwenden

Inhalte

Grundsätzliches zum Arbeitsschutz


 Geschichtlicher Hintergrund, Entwicklung
 Bereiche, die durch entsprechende Gesetze mit Schutzbestimmungen geregelt wer-
den
 Institutionen und rechtliche Grundlagen des Arbeitsschutzsystems in Deutschland

306
 Berufsgruppen, die das Arbeitssicherheitsgesetz umsetzen
o Fachkraft für Arbeitssicherheit
o Betriebsärzte

Unfallverhütung und Gesundheitsschutz


 Sinn und Notwendigkeit
 Arbeitsunfälle und Wegeunfälle (Häufigkeit, Konsequenzen, Prävention)
 Wesentliche Berufskrankheiten in der Pflege
(Häufigkeit, Konsequenzen, Prävention)
o Infektionskrankheiten
o Hauterkrankungen
o Wirbelsäulenerkrankungen
 BGV A1 „Grundsätze der Prävention“
 Berufsgenossenschaftliche Vorschriften für die Pflege
 Rechtliche Vorgaben zum Umgang mit medizinisch – technischen Geräten

Methodenvorschläge

 Rollenspiel zur Information über die berufsgenossenschaftlichen Vorschriften


 Literaturarbeit
 Exemplarisches Bearbeiten eines Arbeitsunfalls (Nadelstichverletzung)

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung.

Literatur

Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (2004): Unfall-


verhütungsvorschrift BGVA1

Internetquellen:
http://www.bgw-
onlin-
ne.de/internet/generator/Inhalt/OnlineInhalt/Medientypen/bgw_20themen/M612_2
0__M613__Risiko_20Virusinfektionen,property=pdfDownload.pdf
Zugriff am 17. 1. 2008
http://www.baua.de/nn_15116/de/Themen-von-A-Z/Biologische-
Arbeitsstoffe/TRBA/pdf/TRBA-250.pdf Zugriff am 17. 1. 2008
http://www.arbeit-
u.../show_lexikon.php?wc_c=94&wc_cat=27&wc_id=9&printmode= Zugriff am
10.09.2007

307
http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/mpg/gesamt.pdf
(Medizinproduktegesetz MPG,zuletzt geändert 25.11. 2003) Zugriff am 17. 1. 2008
http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/mpbetreibv/gesamt.pdf
(Medizinprodukte-Betreiberverordnung MPBetreibV, § 2 und § 5)
Zugriff am 17. 1. 2008

308
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld

10 Menschen in besonderen Lebenssituationen begleiten (210 h)

Themenbereich der KrPflAPrV (2003): 1.Pflegesituationen bei Menschen aller Altersstufen


erkennen, erfassen und bewerten
2.Pflegemaßnahmen auswählen, durchführen und
auswerten
3. Unterstützung, Beratung und Anleitung in
gesundheits- und pflegerelevanten
Fragen fachkundig gewährleisten
5. Pflegehandeln personenbezogen ausrichten

Lernfelder der APflAPrV (2002): 1.3 Alte Menschen personen- und situationsbezogen
pflegen
1.4 Anleiten, beraten und Gespräche führen
2.1 Lebenswelten und soziale Netzwerke alter
Menschen

Im Mittelpunkt des Lernfeldes steht


die empathische Begleitung von Menschen in besonderen Lebenssituationen
wie Geburt, Schwangerschaft und Wochenbett, im Schmerz und bei psychischen
Auffälligkeiten sowie beim Sterben und Trauern.

Zielsetzung

 Die eigenen Einstellungen zu existenziellen Fragen des Lebens reflektieren


 Die Individualität im Erleben, im Verhalten und in der Bewältigung besonderer Le-
benssituationen erkennen und akzeptieren
 Sich in Menschen professionell hineinversetzen, die sich in einer existenziellen Le-
benssituation befinden
 Eine verständnisvolle Haltung in der Begleitung von Menschen in besonderen Le-
benssituationen entwickeln
 Den Pflegebedarf von Menschen in besonderen Lebenssituationen einschätzen
 Pflegemaßnahmen von Menschen in besonderen Lebenssituationen prozessorien-
tiert planen, durchführen und evaluieren

Didaktischer Kommentar und methodische Empfehlungen

Ausgangspunkt aller Lernsituationen dieses Lernfeldes sind Menschen, die sich auf
Grund nicht alltäglicher Lebensereignisse oder auf Grund von Erkrankungen in beson-

309
deren Lebenssituationen befinden. Hierzu gehören Geburt, Schwangerschaft, psychi-
sche Veränderung, Trauer und der bevorstehende Tod. Allen diesen Lebenssituationen
ist gemeinsam, dass sich der betroffene Mensch auf neue Erfahrungen und /oder auf
unbekannte Formen des Erlebens und des Verhaltens einlassen (muss). Häufig findet
eine Auseinandersetzung mit elementaren Fragen des Lebens statt.
Da die besondere Erlebens- und Verhaltenswelt von Menschen mit Demenz in der pro-
fessionellen Unterstützung und Begleitung dieser Menschen von elementarer Bedeu-
tung ist, wurde die Lernsituation 10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten -
in Abweichung zur internationalen Klassifikation von Erkrankungen - nicht den psy-
chischen Erkrankungen und damit Lernfeld 12 zugeordnet, sondern in Lernfeld 10 in-
tegriert. Sie orientiert sich – wie auch die anderen Lernsituationen dieses Lernfeldes –
deshalb nicht primär an der Bezugswissenschaft Medizin, sondern vielmehr an dem
Wissenschaftssystem der Sozialwissenschaften und der Pflegewissenschaft.
In der Konzeption einer eigenen Lernsituation zur Demenz spiegelt sich außerdem die
zunehmende Bedeutung dieses Krankheitsbildes vor dem Hintergrund der demografi-
schen Entwicklung unserer Bevölkerung wider.

Die Lernsituation 10.3 Psychisch veränderte Menschen begleiten stellt eine Hinführung auf
die Lernsituationen 12.6 Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen pflegen, 12.7
Erwachsene mit psychischen Erkrankungen pflegen und 12.8 Alte Menschen mit psychischen
Erkrankungen pflegen dar. Es ist intendiert, dass sich die Lernenden zuerst mit dem Erle-
ben, Verhalten und Bewältigen bei psychischen Veränderungen im Allgemeinen ausei-
nandersetzen (z.B. dem Erleben der Stigmatisierung), bevor pflegerische Handlungs-
kompetenz im Hinblick auf konkrete psychische Erkrankungen erworben wird.

Für den professionellen Umgang mit Menschen in besonderen Lebenssituationen in der


Pflege sind Kompetenzen insbesondere im Bereich der Beobachtung und der empathi-
schen Begleitung erforderlich. Der Weiterentwicklung dieser Kompetenzen kommt in
diesem Lernfeld daher eine besondere Bedeutung zu. Die vorhandenen Kompetenzen
im Bereich der sensiblen Kommunikation und Gesprächsführung sowie situationsorien-
tierten Planung, Durchführung und Evaluation von Pflegemaßnahmen werden vertieft.
Im Lernprozess zur empathischen Begleitung setzen sich die Lernenden in den unter-
schiedlichen Lernsituationen mit der existenziellen Dimension der zu bearbeitenden
Themen auseinander und werden sich dabei ihrer eigenen Haltung zu zentralen Fragen
des Lebens bewusst. Sie reflektieren ihre eigenen Gefühle und ihre Erfahrungen wie
auch die ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler und ziehen dabei Rückschlüsse auf
mögliche Erlebens-, Verhaltens- und Bewältigungsformen von Menschen in existenziel-
len Lebenssituationen.
Zur Anbahnung der intendierten Kompetenzen bieten sich insbesondere erfahrungsbe-
zogene Unterrichtsmethoden wie das Rollenspiel an. Auch die Fallbearbeitung auf der
Grundlage konkreter Fragestellungen, wie z.B. „Was bedeutet diese Situation für den
betroffenen Mensch, was löst sie aus?“, unterstützt die Lernenden darin, sich in Men-
schen in besonderen Lebenssituationen hineinzuversetzen. Getroffene Aussagen und
Einschätzungen werden im weiteren Lernprozess immer wieder überprüft und gegebe-
nenfalls korrigiert. Vertieft wird der Kompetenzerwerb durch Lernaufgaben, die sich
an den subjektiven Theorien der Lernenden orientieren, diese den Lernenden bewusst

310
machen und sie so befähigen, Situationen und Erfahrungen zu analysieren und diese
für die Entwicklung eigener Handlungsstrategien zu nutzen.
In allen handlungsorientierten Lernsituationen bietet es sich an, der Struktur des Hand-
lungs- bzw. Wahrnehmungszyklus zu folgen.

Lernsituationen dieses Lernfeldes

10.1 Schwangere, Wöchnerinnen und gesunde Neugeborene begleiten


10.2 Menschen mit Schmerzen begleiten
10.3 Psychisch veränderte Menschen begleiten
10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten
10.5 Sterbende und trauernde Menschen unterstützen und begleiten

311
LERNFELD 10 MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSSITUATIONEN
BEGLEITEN

Lernsituation 10.1 Schwangere, Wöchnerinnen und gesunde Neugeborene


begleiten

Semester: 3 Stunden: 60

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Einschätzung des Pflege- und Beratungsbedarfes bei Schwangeren
und Wöchnerinnen bzw. gesunden Neugeborenen, das Erkennen von
Störungen des physiologischen Schwangerschaftsverlaufes und des Wo-
chenbettes sowie das Einleiten entsprechender Maßnahmen.

Lernvoraussetzungen

5.1 Kommunikation als Prozess gestalten


5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule und Praxis


 Den eigenen Kinderwunsch sowie Ängste bzgl. Schwangerschaft und Familien-
gründung reflektieren
 Den physiologischen Schwangerschaftsverlauf und die Physiologie der Wochen-
bettphase kennen
 Verständnis für die besondere Situation und Bedürfnisse von Schwangeren, Wöch-
nerinnen und deren Bezugspersonen erkennen
 Schwangere, Wöchnerinnen und deren Bezugspersonen unterstützen, betreuen und
beraten
 Störungen in der Schwangerschaft und im Wochenbett erkennen und Maßnahmen
einleiten
 Postnatale Anpassungsstörungen des Neugeborenen erkennen und Maßnahmen
einleiten

312
Inhalte

 Reflexion des eigenen Kinderwunsches


 Embryologie, fetaler Kreislauf
 §218, Pränataldiagnostik, Schwangerschaftskonfliktberatung
 Physiologische Schwangerschaft
 Die unkomplizierte Geburt
 Störungen und Erkrankungen während der Schwangerschaft:
o Gestosen
o Störungen seitens der Plazenta, der Eihäute und der Nabelschnur
o Abort
 Geburtskomplikationen:
o Gestörte Wehentätigkeit
o Lageanomalien
o Mütterliche Geburtsverletzungen
o Sectio
 Die pflegerische Begleitung von Wöchnerinnen
o Übernahme aus dem Kreißsaal
o Beobachtungen im Wochenbett: Fundusstand, Ausscheidungen, Vitalzeichen,
Wundheilung
o Schmerz- und Infektionsprophylaxe
o Gesundheitsförderung (Bewegung, Ernährung)
o Psychische Befindlichkeit
 Wochenbettkomplikationen
 Das gesunde Neugeborene
o Klassifizierung, Zustands- und Reifebeurteilung
o Bonding
o Besonderheiten bei der Pflege des Neugeborenen: Abnabelung,
Beobachtung der Umstellungs- und Anpassungsvorgänge
o Geburtsverletzungen
o Gesundheitsprävention: U1-U3, Vitamin- K und Vitamin- D Prophylaxe, Ka-
riesprophylaxe, Neugeborenen-Screening
o Anpassungsstörungen: Ikterus neonatorum, RH- Inkompatibilität
 Mutterschutz, Elternzeit

Methodenvorschläge

 Erfahrungsbezogener Einstieg
 „Die Schwangerschaft“ wird im handlungsorientierter Unterricht erarbeitet.
Die Schülerinnen wählen Beratungsthemen aus, erarbeiten und präsentieren diese
der gesamten Gruppe
 Zur Diskussion des Themas Pränataldiagnostik und §218 wird der Film „Mörderi-
sche Diagnose“ eingesetzt. Im Anschluss wird eine Pflegesituationsbeschreibung
zur ethischen Entscheidungsfindung unter folgenden Fragestellungen bearbeitet:
Was soll mit dem Kind geschehen? Inwiefern ist die Würde in der geschilderten Si-

313
tuation berührt und wessen Würde betrifft es? Welche ethische Verantwortung
trägt die Krankenschwester?
 Lerntempoduett zur Beurteilung der Adaptation
 Gruppenpuzzle zur Gesundheitsförderung und zum Neugeborenen-Screening
 Strukturlegetechnik zu Inhalten und Vorgehensweise der U1
 Eigenständige Erarbeitung der Bilirubinämie des Neugeborenen

Pflegesituationsbeschreibung

Frau B. ist in der 23. Schwangerschaftswoche. Sie ist 43 Jahre alt und erwartet ihr viertes
Kind. Auf Grund ihres Alters wurde bei ihr routinemäßig eine pränatale Diagnostik
durch Amniozentese durchgeführt, die den Befund Trisomie 21 zur Folge hatte. Frau B.
ist verzweifelt, denn sie ist durch ihre drei anderen Kinder (7, 4 und 2 Jahre) bereits
stark gefordert und traut sich die Belastung eines behinderten Kindes unter diesen Um-
ständen nicht zu. Nach einer sehr kurzen Bedenkzeit entschließt sich die Patientin da-
her zur Abtreibung. Herr B. fährt seine Frau in die Klinik, verabschiedet sich aber nach
der Regelung der Formalitäten mit der Bemerkung, dass er sich um die Kinder küm-
mern werde. Er ist stolz darauf, dass seine Frau die Situation alleine meistern will.
Frau B. wird auf die gynäkologische Station eingewiesen und dort von der Kranken-
schwester Frau P (23 Jahre) begleitet. Angesichts der fortgeschrittenen Schwangerschaft
können Abbruchsmethoden wie Absaugung oder Ausschabung nicht zum Einsatz
kommen, vielmehr muss nun die Geburt künstlich eingeleitet werden. Darüber ist Frau
B. nicht informiert worden - sie hat mit einem "kleinen Eingriff" gerechnet. Der behan-
delnde Arzt Dr. S. klärt die Patientin über das anstehende Verfahren auf und fordert
Krankenschwester Frau P. dazu auf, die Prostaglandininfusion anzuhängen. Die Kran-
kenschwester zögert. Sie weiß, dass die Wehentätigkeit der Gebärmutter möglicherwei-
se über Tage mittels Medikamente initiiert wird und für die Patientin mit starken Ne-
benwirkungen verbunden ist. Sie fühlt mit der Patientin, aber schließlich war es deren
Entscheidung. Unsicher ist die Krankenschwester auch deshalb, weil sie noch nie an
einem so späten Abbruch mitgewirkt hat. Schließlich führt sie die aufgetragene Anwei-
sung aus.
In den nächsten zwei Tagen und Nächten wird Frau B. von wechselnden Pflegekräften
versorgt. Keiner hat in der Hektik des Stationsalltags die Zeit, die Patientin kontinuier-
lich zu begleiten. Die Patientin leidet unter starken Schmerzen und weint stundenlang.
In der Nacht, in der Frau P. wieder Dienst hat, kommt ein kräftiger Junge zur Welt.
Frau B. befindet sich in Vollnarkose, weil die Placenta nicht ausgestoßen wurde und ein
Eingriff erfolgen muss. Das Kind lebt immer noch, als der Eingriff beendet ist, und das
Behandlungsteam steht vor der Frage, was es nun tun soll. Insbesondere Kranken-
schwester Frau P. ist entsetzt und fühlt sich schuldig.

Quelle: Großklaus-Seidel, M. (2002): Ethik im Pflegealltag - Wie Pflegende ihr Handeln begründen kön-
nen. Kohlhammer Verlag, Stuttgart

314
Literatur

Beck, M./Knoth, S. (2003): Nachbetreuung von Wöchnerinnen. In: Pflege, Heft 16, S.
265-272
Bartholomeus, M. (2001): Sind behinderte Kinder unzumutbar? In: Deutsche Hebam-
men Zeitschrift, Heft 1, S. 15-18
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Die Familie im Spiegel
der amtlichen Statistik
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Schwangerschaftsbera-
tung § 218
Drexelius, N. (2003): Karius und Baktus und die Geschichte mit dem Fluorid. In: He-
bammenforum Nr. 4, S. 235-236
Großklaus-Seidel, M. (2002): Ethik im Pflegealltag - Wie Pflegende ihr Handeln be-
gründen können. Kohlhammer Verlag, Stuttgart
Hasseler, M. (2002): Stationäre Wochenpflege: Evaluation ganzheitlicher und her-
kömmlicher Betreuungsformen in der postpartalen Phase. In: Pflege, Heft 15, S. 170-180
Hoehl, M./Kullick, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung. 2. Auf-
lage. Thieme Verlag, Stuttgart
Koletzko, B. (2004): Kinderheilkunde und Jugendmedizin. 12. Auflage. Springer-
Verlag, Berlin
Küsters, M./Mingenbach, H.-M. (2004): Hauptsache gesund- Pränataldiagnostik.
In: Religion betrifft uns, Nr. 3
Mändel, C. et al. (2003): Das Hebammenbuch. 4. Auflage. Verlag Schattauer, Stuttgart
Meißner, O. /Falbrede, J. (2005): Fetale Sinneswahrnehmung. In: Kinderkranken-
schwester, 24. Jg., Nr. 4, S. 149-153
Menche, N. (2004): Pflege heute- Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage. Elsevier Verlag
Urban und Fischer, München
Menche, N. (2003): Biologie, Anatomie, Physiologie. 4. Auflage. Elsevier Verlag Urban
& Fischer, München
Rehbein, T. (2003): Bonding - Die Beziehung von Mutter und Kind im Mutterleib.
In: Kinderkrankenschwester, 22. Jg., Nr.6, S. 250-255
Robert-Koch-Institut (2004): Gesundheitsberichterstattung des Bundes- Schutzimpfun-
gen
Sander, J.(2003): Neugeborenenscreening. In: Deutsche Hebammen Zeitschrift Nr. 5, S.
50-53

Filmmaterial:
 Matthies, S. (1999): Mörderische Diagnose
 Nilsson, L. (2001): Faszination Liebe

Internetquellen
http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Elternschaft/s_1223.html
Zugriff am 20.3.2007
http://www.destatis.de/basis/d/gesu/gesutab17.php
Zugriff am 30.3. 2007

315
http://www.uni-duesseldorf.de/awmf/
Zugriff am 24.4.2007
http://www.dgzmk.de
Zugriff am 30.3.2007

316
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

10.1 Schwangere, Wöchnerinnen und Neu- Name: ____________________


geborene begleiten
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in den Fachabteilungen Geburtshilfe Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Stillen

Kommentar
Was macht diese Handlung bedeutsam für Neugeborene und Wöchnerinnen?
 Muttermilch ist für das Neugeborene die beste Nahrung. Ihr Nährstoffgehalt entspricht genau dem Be-
darf des Kindes.
 Beim Stillen geht es jedoch um mehr als nur die Ernährung des Kindes, denn Muttermilch vermittelt
einen wirksamen Schutz gegen fast alle Infektionen aus der Umgebung und gegen Allergien.
 Die intensive Zuwendung während des Stillens fördert auch die Beziehung zwischen Mutter und Kind


Was ist dabei die spezielle Funktion der Pflegekräfte?


 In der Aufgabe des Stillens benötigen viele junge und unerfahrene Mütter Unterstützung, Beratung und
Begleitung.

Ergänzen Sie diese Aussagen!


Kooperation / Beglei-
Kompetenzentwicklung der/des Auszubildenden: tung durch:
 Sie können durch diese Aufgabe erarbeiten, wie eine Beratung zum The-
ma Stillen gestaltet und die Anleitung der Mutter durchgeführt wird.  Mentor/-in
 In der Diskussion spezieller Fragestellungen entwickeln Sie eine eigene
Argumentation und Sicherheit in der Beratung und Begleitung der Mut-  Praxisanleiter/-in
ter.
 Lehrer/-in

Annäherung:
Befragen Sie – soweit möglich – Ihre Mutter über folgende Aspekte des Stillens:
1. Wurden Sie selbst gestillt?
2. Welche Gründe sprachen dafür oder dagegen?
3. In welchem Umfang wurden Sie gestillt (Häufigkeit / Dauer)?
4. Welche Erfahrungen hat Ihre Mutter gemacht?
5. Wie hat Ihr Vater diese Zeit erlebt?

Reflektieren Sie folgende Aspekte:


1. An welche Situation können Sie sich erinnern, in denen Sie stillende Mütter erlebt haben?
2. Wie haben Sie diese Situationen selbst erlebt?
3. Wie hat die Umgebung auf die Situation reagiert?

317
Durchführung der Lernaufgabe:
1. Beobachten Sie mehrere Kolleginnen, wie sie die Anleitung und Unterstützung von stillenden Müt-
tern durchführen.
2. Befragen Sie einzelne Patientinnen über ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Stillen und über
eventuelle Schwierigkeiten, die in der Ernährung des Neugeborenen bisher auftraten.
3. Stellen Sie stichwortartig die wesentliche Aspekte der Stillberatung zusammen.
4. Reflektieren Sie, was Sie bei der Beratung der Wöchnerinnen besonders beeindruckt hat und wo Sie
auch schwierige Situationen erkennen konnten.
5. Tauschen Sie sich mit einer Praxisanleiterin / Mentorin über Ihr Erleben aus.
6. Versuchen Sie, unter der Anleitung einer erfahrenen Kollegin Teilbereiche der Stillberatung bei ei-
ner stillenden Mutter zu erproben.
7. Werten Sie diese kleinen Situationen mit Ihrer Begleitperson kurz aus.

Weitere Leitfragen:
1. Welche Teilaspekte sind bei dem Thema Stillen zu berücksichtigen?
2. Welche Kenntnisse und Fähigkeiten benötige ich für die Beratung und Begleitung von Stillenden?
3. Welche Unterstützung und Begleitung brauche ich?
4. Auf welche Gesichtspunkte muss ich bei der Stillberatung besonders achten?

Informationsquellen:
 Unterrichtsunterlagen
 Pflegelehrbuch
 Expertenbefragung

Abschließende Erörterung:

Setzen Sie sich bewusst mit der Thematik des Stillens auseinander.

1. Welche Bedeutung messen Sie dem Stillen von Neugeborenen bei?


2. Wie haben Sie Zugang zu den von Ihnen ausgewählten Patientinnen gefunden?
3. Welche Themenbereiche erlebten Sie als die zentralen Fragen der Stillberatung ?
4. Nach welchen Kriterien haben Sie Ihr Vorgehen gestaltet?
5. In wie weit waren die Patientinnen bereit sich auf Ihre Unterstützung einzulassen?
6. Wie gut ist Ihnen aus Ihrer Sicht die Stillberatung gelungen? Wovon lässt sich dies ableiten?
7. Worauf werden Sie künftig bei der Begleitung von Wöchnerinnen achten?
8. Wie hat sich Ihre Einstellung durch die Beschäftigung mit dem Stillen verändert?

Beobachten Sie sich selbst kritisch.


Sprechen Sie mit Ihrem / Ihrer Praxisanleiter/-in über Ihre eigenen Gefühle in den Beratungssituationen.

Erfüllung der Lernaufgabe:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in:

Einrichtung / Abteilung: __________________________________________

318
LERNFELD 10 MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSSITUATIONEN
BEGLEITEN

Lernsituation 10.2 Menschen mit Schmerzen begleiten

Semester: 3 Stunden: 18

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Beobachtung von Menschen mit Schmerzen, die Einschätzung von
Schmerzzuständen und die Umsetzung von Schmerztherapiekonzepten.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


5.1 Kommunikation als Prozess gestalten
6.3 Menschen in verschiedenen Bewusstseinslagen und beim Schlafen unterstützen
11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen
11.4 Subcutane und intramuskuläre Injektionen durchführen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Schmerzentstehung, Schmerzweiterleitung, Schmerzverarbeitung kennen und ver-
stehen

Lernort Schule und Praxis


 Schmerzassessment-Instrumente kennen und in der Handhabung sicher sein
 Schmerzzustände erfassen und bewerten
 Expertenstandard Schmerzmanagement kennen und anwenden

Inhalte

 Reflexion des eigenen Schmerzerlebens


 Physiologie des Schmerzes
 Schmerzentstehung, Weiterleitung, Verarbeitung
 Einflussfaktoren auf das Schmerzerleben

319
 Individuelles Schmerzerleben
 Ausdrucksformen des Schmerzes
 Akuter und chronischer Schmerz
 Schmerzlindernde und schmerzfördernde Faktoren
 Schmerzschwelle und Schmerztoleranzgrenze
 Fremd- und Selbsteinschätzung
 Schmerzeinschätzungsinstrumente in verschiedenen Altersstufen
 Säulen der Schmerztherapie, Schmerzlinderung, nicht-pharmakologische Maßnah-
men und alternative Therapieansätze
 Schmerzmedikamente und Applikationsformen
 Nebenwirkungen und deren Behandlungsmöglichkeiten
 Abhängigkeit und Entzugserscheinungen von Opiaten
 Internationaler Schmerzexpertenstandard in Verbindung mit dem Wahrnehmungs-
zyklus als handlungsleitende Struktur

Methodenvorschläge

 Erarbeitung und Darstellung von Rollenspielen mit Beobachtungsauftrag in Grup-


pen
 Einzelarbeit mit Arbeitsauftrag zur Physiologie des Schmerzes
 Erarbeitung einer Fallsituation anhand des Wahrnehmungszyklus in Gruppen
 Film: Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo. Erarbeitung des Themas Ab-
hängigkeit und Entzugserscheinungen

Pflegesituationsbeschreibung

Jakob
Sie arbeiten auf der Frühchenintensivstation und betreuen Jakob, ein Frühgeborenes
der 34. SSW.
Jakob ist noch nicht in der Lage ausreichend Nahrung zu trinken. Die Mutter pumpt
nach den Stillversuchen regelmäßig Muttermilch ab, die dem Kind dann über eine orale
Magensonde sondiert wird.
Durch den Monitoralarm werden Sie auf Jakob aufmerksam. Er ist unruhig, schreit,
überstreckt den Kopf und macht sich steif. Herz- und Atemfrequenz sind erhöht. Sie
beobachten ein stark geblähtes Abdomen.

Frau Klein
Sie betreuen Fr. Klein, eine 60 jährige Patientin nach einer Cholezystektomie.
Heute ist der 2. postoperative Tag und Sie möchten Fr. Klein zur Körperpflege ans
Waschbecken mobilisieren. Als Sie ins Zimmer kommen liegt Fr. Klein steif und blass
im Bett und reagiert sofort anwehrend: „ Ich stehe jetzt nicht auf, lassen Sie mich.“
Sie überprüfen die Vitalzeichen, die Pulsfrequenz ist deutlich erhöht, die Atmung be-
schleunigt und flach. Die Wunde sieht gut aus. Aus den Unterlagen ersehen Sie die

320
Schmerzmittelanordnung: „3 x tgl. Dolantin i.m. (8, 16, 24 Uhr)“ und „bei Bedarf
Ibuprofen.“ Die letzte Medikamentengabe war um 24 Uhr.

Literatur

Hoehl, M./Kullick, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung. 2. Auf-


lage. Thieme Verlag, Stuttgart
Lauber, A., Schmalsteg, P. (2001): Wahrnehmen und Beobachten.Thieme Verlag, Stutt-
gart
Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (2004): Expertenstandard
Schmerzmanagement in der Pflege. Osnabrück
Unterricht Pflege 5/2005: Wahrnehmen, beobachten, handeln in der Pflege von Men-
schen mit Schmerzen
Henkel, W. (2003): Pflegende als Schmerzanwalt unterstützen und beraten. In: Pflege-
zeitschrift 9/2003, S.
Menche, N. (Hrsg.) (2004): In: Pflege heute. Elsevier-Verlag, München
Roß, C. (2005): Fallsituationen zur Beobachtung von Kopfschmerz.In: Unterricht Pflege
5/2005, S. 22-26
Soost, F. (2000): Was wissen wir über den Schmerz. In: Heilberufe 3/2000, S. 24-27

Internetquellen:
www.schmerzen-bei-kindern.de/
Zugriff am 5. 10. 2007
http://www.kinderkrankenpflege-netz.de/aktuell/schmerztherapie-saeuglinge.pdf
Zugriff am 5. 10. 2007

321
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

10.2 Menschen mit Schmerzen begleiten Name: ____________________


Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


tung durch:
Der Umgang mit schmerzbelasteten Menschen stellt hohe Anforderungen an die
Pflegenden. Schmerzbeobachtung, -wahrnehmung und eine rechtzeitige adäquate  Mentor/-in
Schmerzbehandlung verbessern die Lebensqualität der Patienten. Der Betroffene
muss mit seinen Ängsten und Schmerzäußerungen wahr- und ernstgenommen  Praxisanleiter/-in
werden.
 Lehrer/-in
 Sie verwenden Schmerzeinschätzungsskalen.
 Sie wenden den Schmerztherapieprozess an. 
 Sie reflektieren und bewerten die Umsetzung der Schmerztherapie am Patien-
ten.

Aufgabenstellung:

Hinführende Fragen:
 Wie geht es Ihnen, wenn Sie Schmerzen haben?
 Welche Bedürfnisse/ Wünsche haben Sie dann?
 Was tut Ihnen gut?
 Was erwarten Sie von Ihrer Umwelt?
1. Suchen Sie sich zusammen mit Ihrer Mentorin /PA einen schmerzbelasteten Patienten aus.
2. Nehmen Sie sich den Schmerztherapieprozess zur Hand und erarbeiten Sie Schritt für Schritt ein
individuelles Konzept für und mit dem Patienten.
 Schmerzdiagnose (Welche Zeichen deuten auf Schmerzen hin?)
 Planung der Maßnahmen (alternative Maßnahmen, Schmerzmittel etc.)
 Therapiedurchführung (Was tun Sie?)
 Effektivitätskontrolle (Waren Ihre Maßnahmen erfolgreich?)
3. Erstellen Sie einen Kurzbericht zu Ihrem „Fall“ und stellen Sie ihn im Unterricht vor.
Wie sind Sie auf den Patienten zugegangen? Wie hat der Patient reagiert? Wie gut hat die Durch-
führung funktioniert? Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen?
Verwenden Sie zur Infosammlung auch die Ihnen bekannten Schmerzeinschätzungsskalen.

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

322
LERNFELD 10 MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSSITUATIONEN
BEGLEITEN

Lernsituation 10.3 Psychisch veränderte Menschen begleiten

Semester: 5 Stunden: 34

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das Kennenlernen der Lebenswege und speziellen Lebenssituationen psy-
chisch veränderter Menschen, die Akzeptanz oft nicht nachvollziehbarer Er-
lebnisse und Empfindungen und die empathische Begleitung dieser Menschen.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

1.3 In Gruppen und Teams lernen und arbeiten


7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten
9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln
10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten
12.6 Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.7 Erwachsene mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.8 Alte Menschen mit psychischen Erkrankungen pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 In der Auseinandersetzung mit den Begriffen „normal“, „unnormal“, „psychisch
gesund“ und „psychisch krank“ eine differenzierte und verständnisvolle Haltung
zu Menschen mit psychischen Veränderungen entwickeln und diese in verschie-
densten Begegnungen therapeutisch sinnvoll einbringen
 Die häufig negative Haltung von Menschen mit psychischen Veränderungen zu Ein-
richtungen und zum Personal der Psychiatrie verstehen und sich mit klaren, offenen
Strukturen und einer Haltung, die sich an den gesunden Anteilen des Menschen mit
psychischen Veränderungen orientiert, für eine Vertrauensbasis einsetzen
 Verschiedenste psychische Veränderungen im Umgang mit Menschen erkennen
und dadurch eine Diagnose festigen oder einen Krankheitsverlauf einordnen

323
 Die belastende Situation der verschiedensten Therapiemöglichkeiten für den Men-
schen mit psychischen Veränderungen akzeptieren und durch Information, Bera-
tung und unterstützende Begleitung so gering wie möglich halten
 Die entwürdigende Situation des Freiheitsentzugs bei Menschen mit psychischen
Veränderungen verinnerlichen, sich mit den unterschiedlichsten Möglichkeiten des
Freiheitsentzugs auseinandersetzen und sehr verantwortungsvoll freiheitsentzie-
hende Maßnahmen anwenden

Inhalte

 Persönliches Verständnis von normal / unnormal, psychisch krank, abweichend,


irre
 Begriffsklärung: Normal, Normalität, soziale Normen, abweichendes Verhalten,
psychisch krank
 Psychiatriegeschichte / Psychiatriereform mit der Fragestellung: Wie ging und geht
die Gesellschaft und die medizinische Fachwelt mit Menschen mit „auffälligem“,
„unvernünftigem“, „unnormalem“ Verhalten um?
 Einrichtungen und Versorgungssysteme der Psychiatrie heute und weiterführende
Überlegungen für die Zukunft
 Berufsgruppen im psychiatrischen Team mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunk-
ten; spezielle Darstellung der Aufgaben des Pflegepersonals
 Das therapeutische Milieu in der Psychiatrie
 Wer wird wie, wann, warum Patient / Patientin in der Psychiatrie? Welche Auffäl-
ligkeiten führen einen Menschen in psychiatrische Behandlung?
o Übersicht zu psychiatrischen Erkrankungen mit verschiedenen Eintei-
lungsmöglichkeiten (ICD 10, DSM IV, triadisches System nach Huber)
o Psychopathologischer Befund im Rahmen psychiatrischer Erkrankungen als
Grundlage zur Beobachtung für das Pflegepersonal
 Erfahrungen von Stigmatisierung und Ausgrenzung
 Diagnostik in der Psychiatrie
 Ursachen für psychische Erkrankungen
o Modelle
o Theorien zur Krankheitsentstehung
 Epidemiologie der psychischen Erkrankungen
 Medikamentöse und nicht medikamentöse Therapien bei psychischen Erkrankun-
gen
 Möglichkeiten des Freiheitsentzugs, der Freiheitsberaubung und deren rechtlich-
ethische Grundlagen
 Fort- und Weiterbildung für Pflegekräfte in der Psychiatrie

324
Methodenvorschläge

 Wandzeitungen mit persönlichen Statements, auf die im Laufe der Einheit immer
wieder zurückgegriffen werden kann mit der Nachfrage: Hat sich meine Meinung,
Haltung geändert?
 Textstudium in Einzel- und Kleingruppenarbeit mit Präsentation im Plenum und
als Grundlage für Diskussionen
 Auswertung von Filmen anhand von Arbeitsaufträgen
 Auswertung von Erfahrungen zum Thema Fixierungen aus der Praxis
 Praktische Übungen zur Fixierung
 Expertenbefragung zur Pharmakotherapie

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Borutta, M. (2000): Pflege zwischen Schutz und Freiheit – Das Selbstbestimmungsrecht


verwirrter alter Menschen. Vincentz-Verlag, Hannover
Dilling, H. et al. (2000): Internationale Klassifikation psychischer Störungen - ICD-10
Kapitel V (F). 4. Auflage. Verlag Hans Huber, Bern Göttingen
Dörner, K. et al. (2004): Irren ist menschlich – Lehrbuch der Psychiatrie und Psychothe-
rapie. 2. Auflage. Psychiatrie-Verlag, Bonn
Finzen, A. (1985): Das Ende der Anstalt – Vom mühsamen Alltag der Reformpsychiat-
rie. Psychiatrie-Verlag, Bonn
Großkopf, V./Becker, U. (2000): Überwachungspflichten für Ärzte und Pflegepersonal
bei Suizidgefährdung und Verletzungsgefahr in der stationären Behandlung unter
gleichzeitiger Berücksichtigung des Freiheitsanspruchs des Patienten. In: PflegeRecht 8,
S. 255 – 259
Haut, A. et al. (2007): Freiheitseinschränkende Maßnahmen in der geriatrischen Pflege:
Haltungen Pflegender, Betroffener und Familienangehöriger. In: Pflegezeitschrift 4, S.
206 – 209
Keller, J. A./ Novak, F. (1979): Kleines pädagogisches Wörterbuch. Band 514. 4. Aufla-
ge. Herder Verlag, Freiburg
Menche, N. (Hrsg.) (2004): Pflege heute. 3. Auflage. Elsevier GmbH, München
Michel, K. (1998): Psychiatrie für Pflegeberufe. 3. Auflage. Ferdinand Enke Verlag,
Stuttgart
Stanjek, K. (2005): Sozialwissenschaften – Altenpflege konkret. 3. Auflage, Elsevier
GmbH, München
Stracke-Mertes, A. (2003): Soziologie – Lehrbuch Altenpflege. 3. Auflage. Vincentz Ver-
lag, Hannover
Szasz, T. S. (1982): Schizophrenie – Das heilige Symbol der Psychiatrie. Fischer Ta-
schenbuch Verlag, Frankfurt

325
Thiel, H. et al. (2006): Psychiatrie für Pflegeberufe. 4. Auflage. Elsevier GmbH, Mün-
chen
Tölle, R./Windgassen, K. (2003): Psychiatrie. 13. Auflage. Springer-Verlag, Berlin.
Vieten, M./Schramm, A. (Hrsg.) (2001): Neurologie, Psychiatrie – Pflege konkret. Urban
& Fischer Verlag, München
Weber, M. (2007): Nie gegen den Willen einsichtsfähiger Patienten. In: Pflegezeitschrift
4, S. 222 – 224

Internetquelle:
http://www.bundesrecht.juris.de/bgb/_1631b.html
Zugriff am 6.11.2006

Filmmaterial:
Friedli, A.-M. (1995): Akutstation FO – Alltag in der psychiatrischen Klinik
Friedli, A.-M. (1998): Wahnsinn – Leben mit einem psychisch kranken Sohn
Heuer, M. (1997): 37° - Reportage … hexen, fliegen, unsterblich sein –
Andrea und die Sonne
Howard, R. (Regisseur) (2006): A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn

326
LERNFELD 10 MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSSITUATIONEN
BEGLEITEN

Lernsituation 10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten

Semester: 4 Stunden: 52

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das Verständnis und die Akzeptanz für Menschen mit Demenz, die Mitwir-
kung an Integration sowie eine beratende und entlastende Begleitung.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


3.6 Alte Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen verstehen
und begleiten
4.1 Lebens- und Wohnraum von Menschen mit Pflegebedarf gestalten
4.2 Menschen biografieorientiert pflegen
4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

3.2 Menschen im Altenheim wahrnehmen und begleiten


3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und begleiten

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Den Begriff Demenz, verschiedene Demenzformen und die Erkrankung Alzheimer
Demenz umfassend kennen
 Die schwierige Situation im Erleben und Empfinden von Menschen mit Demenz
erfassen und ihnen einfühlend begegnen
 Verschiedene Möglichkeiten zur Beobachtung, Wahrnehmungsförderung, Kommu-
nikation und Aktivierung von Menschen mit Demenz kennen und in der Praxis an-
wenden
 Problemsituationen im Alltag von Menschen mit Demenz erkennen und individuell
mit dem Menschen und seinen Bezugspersonen bewältigen
 Die belastende Situation von Bezugspersonen kennen
 Bezugspersonen individuell entlastend beraten

327
Inhalte

 Verschiedene Erkrankungen mit dem Bild der Demenz


o Schwerpunkt: Alzheimer Demenz
 Professionelles Nachempfinden der Erlebens- und Empfindenswelt von Menschen
mit Demenz und deren Bezugspersonen
 Erleben, Empfinden und Verhalten der Bezugspersonen von Menschen mit Demenz
 Umgang mit Menschen mit Demenz in Problemsituationen, z.B. bei Störungen des
Tag- Nachtrhythmus, bei der Nahrungsaufnahme, bei der Ausscheidung, bei der
Kommunikation, beim Waschen und Kleiden, bei Unruhe/beim Weglaufen, bei feh-
lender Erinnerung u. a.
 Aktivierungsmöglichkeiten der Menschen mit Demenz, z.B. Musik, Farben/Malen,
Spiel, Kontakt mit Tieren, Erinnerungsaktionen mit Hilfe von Bil-
dern/Gegenständen, u. a.
 Förderung der Wahrnehmung von Menschen mit Demenz, z.B. durch Basale Stimu-
lation, Therapeutic Touch, Snoezelen u. a.
 Wohnen / Milieugestaltung für Menschen mit Demenz
 Das psychografische Pflegemodell nach Prof. Erwin Böhm
 Realitätsorientierung/ ROT nach Taulbee
 Beobachtungsmethode Dementia Care Mapping als Konzept zur personzentrierten
Pflege
 Pflege von Menschen mit Demenz in verschiedenen Krankheitsstadien
 Validation nach Naomi Feil
 Integrative Validation nach Nicole Richard
 Der therapeutische Tischbesuch nach Kiefer und Rudert
 Der personzentrierte Ansatz im Umgang mit verwirrten Menschen von Tom Kit-
wood

Methodenvorschläge

 Lesen/Vorlesen einer „Verlaufsgeschichte“


(Einleitung zu Mace/Rabius: Der 36 Stunden Tag)
 Hörendes Sehen der Dokumentationsfilme Der Tag, der in der Handtasche ver-
schwand und Langsamer Abschied – Leben mit Alzheimer
 Expertenvortrag (Geriater/Geriaterin) zum Thema Demenz allgemein und Alzhei-
mer Demenz speziell
 Kollage / Zeichnung o.ä. zum Thema: Entwurf einer Stationseinrichtung zum Woh-
nen / der Milieugestaltung, in Kombination mit Teilaspekten des psychobiografi-
schen Modells nach Prof. Erwin Böhm
 Darstellen von Aktivierungsangeboten für an Demenz erkrankte Menschen (z.B.
durch Erinnern an die Aktivitäten alter Menschen im Praxiseinsatz vom Alten- und
Pflegeheim oder aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis)
 Textarbeit in Kleingruppen zum Thema: Umgang in Problemsituationen
 Erarbeitung von exemplarischen Pflegeplanung

328
 Hospitation in einer ambulanten Einrichtung für Menschen mit Demenz mit
Schwerpunkt „Aktivierung durch Erinnerung“ mit Arbeitsauftrag
 Rollenspiele zur Validation nach Naomi Feil
 Expertenvortrag zur Integrativen Validation nach Nicole Richard
 Eigenstudium zum person-zenrierten Ansatz von Tom Kitwood

Pflegesituationsbeschreibung

Herr Grün
Alter: 79 Jahre
Frühere Tätigkeiten: arbeitete vor der Berentung mit 63 Jahren 33 Jahre
lang im Kieswerk in L., übernahm verschiedene Tä-
tigkeiten in der Firma, keine Bürotätigkeiten
„Notwendige“ Hobbies: die aber auch Spaß machten; sie dienten der Unter-
stützung des Lebensunterhalts, wie Gartenarbeit /
hauptsächlich Anbau von Gemüse und Kartoffeln
und Viehzucht / 6-8 Kaninchen und 8-10 Hühner
„Entspannende“ Hobbies: Rosenzüchtung im Garten / Mitglied des Rosenzüch-
tervereins;
Schäferhunde, der letzte wurde vor 4 Jahren wegen
einer Krankheit eingeschläfert / Mitglied im Hunde-
verein; Wandern mit Freunden / Mitglied im Pfälzer
Waldverein; Autos, Marke VW, das letzte wurde vor
2 Jahren verkauft, die Ehefrau hat keinen Führer-
schein; wurden hauptsächlich zu Sonntagsausflügen
/ Festen in die nähere Umgebung genutzt und bei
schlechtem Wetter zur Arbeit; Skat spielen mit Freun-
den und Arbeitskollegen
Zeitgeschichtliches: Herr Grün erlebte den 2. Weltkrieg als Kind / Ju-
gendlicher, war nicht in der Hitlerjugend, die Familie
war unpolitisch, er war eher locker mit seinen Freun-
den in der katholischen Kirchengemeinde aktiv, ha-
ben viel miteinander unternommen; er hat nie richtig
gehungert, da sein Elternhaus nicht zerstört war und
sie sich damals schon mit Garten und Kleinvieh „gut
über Wasser halten“ konnten
Familiensituation: Ehefrau 2 Jahre jünger, kennen sich schon aus der
Schulzeit, sie war Näherin und hat durch Heimarbeit
auch immer etwas dazuverdient; 3 verheiratete Kin-
der und 5 Enkel / ein Enkel durch Unfall mit 15 Jah-
ren verstorben; Kinder mit Familien wohnen alle im
Umkreis von 50 km zum früheren Wohnort
Religion/Glauben: römisch katholisch, Kirchgang ca. ein- bis zweimal
pro Monat, an Festen immer

329
Gewohnheiten vor dem Einzug ins Heim:
Baden einmal pro Woche (samstags), sonst Waschen am Waschbecken (gründlich nur
bei besonderen Anlässen wie Gang zum Arzt oder ähnliches; nach Gartenarbeit häufi-
ger mal ein Fußbad, speziell im Sommer; Wäschewechsel: Unterwäsche zweimal pro
Woche (samstags und mittwochs), Oberbekleidung entsprechend des Anlasses, sonst
zum Beginn der neuen Woche nach dem Baden, für sonntags gab es die Sonntagsklei-
dung;
Lieblingsbekleidung in der Woche: karierte Hemden und Jeans; Trockenrasur schon seit
ca. 25 Jahren; keine Hautlotion benutzt außer Handcreme tgl. am Abend vor dem Schla-
fen gehen; Stuhlgang jeden Tag, meistens nach dem Frühstück; bevorzugt deftige Nah-
rung, keine Desserts, anstatt deren einen Riegel Schokolade nach dem Essen (bevorzugt
mit Mandeln oder Nüssen), isst auch täglich eine Banane und /oder einen Apfel; seit
ca. 15 Jahren 1 Flasche Hefeweizen zum Abendessen, trinkt keine anderen alkoholi-
schen Getränke, zum Frühstück Kaffee mit Milch und Zucker, mittags Wasser oder
Früchtetee mit Zucker, keine Säfte.

Medizinische Aspekte:
Bluthochdruck: Medikamenteneinnahme nötig, morgens und abends 1 Tbl., wird prob-
lemlos geschluckt, kennt der Bewohner seit ca. 15 Jahren, durch Medikamente RR im
Bereich 140/150 zu 80/90 mmHg
Untergewicht: Größe 178 cm, 66 kg, besteht erst seit der Bewohner extrem unruhig ist,
sehr viel umherläuft, wenig isst und wenig schläft
Schmerzen im rechten Knie durch Arthrose: tgl. Einreiben mit vom Arzt verschriebener
Salbe, stellt kein Problem dar, kennt der Bewohner seit ca. 5 Jahren; Schmerzmittel bei
Bedarf ist auch vom Arzt verschrieben und vorrätig auf Station, wird nach Einschät-
zung des Pflegepersonals bei Beobachtung von Veränderungen beim Gehen / leichtem
Hinken oder sonstigen Ausdrucksmöglichkeiten durch Gestik und Mimik oder anderen
Verhaltensauffälligkeiten verabreicht, wird dann problemlos geschluckt

Aktuelle Situation zu den Aktivitäten des täglichen Lebens:


Körperpflege und Kleiden braucht bei allem Unterstützung, aus eigener Initiative wird
nichts gemacht; manchmal gelingt das eigenständige Waschen einiger Körperteile nach
Aufforderung; Wäschewechsel muss übernommen werden, manchmal gelingt Auswahl
eines Kleidungsstückes nach Aufforderung; Baden macht Spaß, manchmal fällt es
schwer das Ende des Badens zu akzeptieren und aus der Wanne auszusteigen; hat ei-
gene Zähne / nicht mehr ganz vollständig, aber keine Zahnprothese; Zähne putzen
wird häufiger abgelehnt / nach Aufforderung nicht ausgeführt und der Mund bei Hil-
festellung nicht geöffnet; Ausspülen des Mundes manchmal ein Problem, mit verdünn-
tem Hefeweizen gelingt es fast immer, wird dann aber auch nicht geschluckt; Rasieren
stellt meistens kein Problem dar, wird fast immer nach Aufforderung selbstständig
ausgeführt, manchmal bedarf es einer Nachrasur, die meistens akzeptiert wird; Haut-
zustand in Ordnung, am gesamten Körper recht trocken

330
Essen und Trinken
braucht immer Unterstützung, häufig Vorbereitung der Nahrung wie Kleinschneiden
eines Brotes oder des Fleisches, Streichen eines Brotes oder Eingießen einer Flüssigkeit;
manchmal gelingt das Schälen einer Banane oder das Öffnen einer Schokoladenverpa-
ckung recht gut; je nach Verfassung oder Unruhe kann sitzend gegessen werden oder
nicht; manchmal ist die verbale Aufforderung ausreichend fürs selbstständige Essen;
manchmal kann mit anfänglicher Handführung selbstständiges Essen angestoßen wer-
den; Geschmack spielt beim Essen eine große Rolle, denn manche Nahrungsmittel wer-
den probiert und wieder ausgespuckt, andere nicht, das Aussehen der Nahrung scheint
keine Erinnerungen wachzurufen um Vorabentscheidungen treffen zu können, ob et-
was schmeckt oder nicht; eigenes Bedürfnis nach Essen oder Trinken wird nie geäußert;
Gebrauch von Besteck und Trinkgefäßen gelingt unterschiedlich gut
Ausscheiden
merkt Urin- und Stuhldrang, wird unruhig, steht vom Stuhl oder Sofa auf, erinnert sich
aber nicht an den Ort der Toilette und nutzt ohne Hilfe irgendeinen Ort oder ein Be-
hältnis zur Ausscheidung; trägt Tag und Nacht eine Einlage, die toleriert wird
Mobilität
Bewegung durch Schmerzen im Knie kaum eingeschränkt; geht problemlos ohne Un-
terstützung, auch längere Strecken, keine Sturzgefährdung beobachtet, obwohl das
Tempo beim Gehen teilweise recht schnell ist; häufig große Unruhe, häufiges Umher-
laufen über Stunden hinweg / auch nachts, wenn keine Unterbrechung von außen initi-
iert wird
Ruhen und Schlafen
Tag– und Nachtrhythmus ist aus der Balance, kommt kaum in eine längere Tiefschlaf-
phase; Schlafen geschieht über 24 Std. verteilt in kleineren Sequenzen, im Sessel und auf
dem Sofa des Aufenthaltsraumes, auf der Gartenbank, im Bett, ganz selten mal auf dem
Stuhl am Tisch
Kommunikation
hat Hörgerät links, seit ca. 15 Jahren, wird problemlos toleriert; Kommunikation erheb-
lich gestört: manchmal können Worte klar ausgesprochen werden, manchmal können
einfachste Fragen des Pflegepersonals klar mit Ja oder Nein beantwortet werden,
manchmal gelingt eine Antwort durch Schütteln des oder Nicken mit dem Kopf;
manchmal Reaktion mit Wutausbrüchen, wenn ein Versuch sich auszudrücken nicht
gelingt und manchmal helfen Bilder oder Gegenstände eine Mitteilung zu verdeutli-
chen
Denken und Erinnern
findet das eigene Zimmer manchmal, wenn zufällig an der Tür das Bild vom Kieswerk
L. registriert wird; geht bei Aufforderung zum „an den Tisch setzen“ immer zu dem
Platz, auf dem z. B. ein Teller mit Rosenmotiv oder eine Serviette mit einer Rose zu se-
hen ist
Beschäftigung
hilft bei der Gartenarbeit sehr engagiert mit; schält Kartoffeln nach Aufforderung; fährt
auf dem Standfahrrad manchmal ohne Aufforderung / steht in einer Ecke des Aufent-
haltraumes; hört gerne Volkslieder, im Sessel sitzend, im Aufenthaltsraum / Kinder
haben CDs mit seinen Lieblingsliedern mitgebracht

331
Aktuelle Situation:
Herr Grün lebt seit einem Jahr in der gerontopsychiatrischen Abteilung der Seniorenre-
sidenz St. Johann in B. Die Begleitung der Menschen mit Demenz geschieht in dieser
Abteilung auf der Grundlage des psychobiografischen Modells nach Erwin Böhm.
Bis vor 2 Jahren war Herr Grün zwar auffällig vergesslich, doch erst nach einer Situati-
on der vollkommenen Orientierungslosigkeit – er fand den für ihn sehr bekannten Weg
vom Friedhof nach Hause nicht mehr – wurde nach unzähligen Untersuchungen die
Ausschlussdiagnose Demenz Typ Alzheimer gestellt. Ehefrau, Kinder und Enkel halfen
Herrn Grün noch ein Jahr zuhause zurecht zu kommen, doch als die Orientierungslo-
sigkeit und Vergesslichkeit von Herrn Grün extrem zunahm und gleichzeitig seine Ehe-
frau ihre Blutzuckerschwankungen kaum noch in den Griff bekam und ihr Sehen sich
verschlechterte, entschieden sich die Familienangehörigen für eine Heimunterbringung
von Herrn Grün. Herr Grün opponierte zwar verbal gegen die Entscheidung, doch ver-
gaß er Minuten später schon wieder den Inhalt seiner Wut und Enttäuschung.
Inzwischen erwähnt Herr Grün nicht mehr, dass er nach Hause möchte. Manchmal be-
gleitet Herr Grün seine Frau noch bis zur Tür, wenn sie nach einem Besuch wieder nach
Hause geht, und wenn sich die Tür geschlossen hat, steht Herr Grün traurig, mit großen
fragenden Augen auf die Tür blickend im Flur, und man merkt ihm an, dass er nicht
versteht, wohin seine Frau verschwunden ist. Wenn dann die ihn begleitende Pflege-
person zu einer Aktivität ermuntert, die er erfassen kann und auch gerne mag, scheint
das Weggehen der Ehefrau auch schon wieder vergessen zu sein, denn die Gesichtszü-
ge von Herrn Grün hellen sich auf und er lässt sich ohne Widerstand auf das Angebot
der Pflegeperson ein.
Herr Grün läuft sehr viel in den Gängen der Abteilung umher, schaut auch mal in die
Zimmer der anderen Bewohner rein, geht häufiger in die „gute Stube“ und setzt sich
für ca. 2 Minuten aufs Sofa, um dann erneut loszulaufen. Wenn die Tür zum Garten
offen ist, dann ist der Weg ins Freie für Herrn Grün scheinbar das Schönste und er mar-
schiert los, ohne Wind oder Regen als unangenehm zu empfinden. Im Garten hält er
beim Gehen nur beim Rosenbeet an – manchmal riecht er an den Rosen, manchmal
schaut er sie nur an, manchmal entfernt er ein welkes Blatt – und marschiert, wenn ihm
keiner Einhalt gebietet, oft mehr als eine Stunde durch den Garten. Dabei entwickelt er
häufig ein sehr großes Tempo, so dass es fast wie ein Rennen erscheint. Bei diesen „Läu-
fen“ hat er auch schon zweimal andere Bewohner so angerempelt, dass sie gestürzt
sind, d. h., dass Herr Grün bei seinem Lauf nicht immer adäquat ausweichen kann.
Auch nachts läuft Herr Grün durch die Gänge und ist durch Gespräche nur minimal zu
bremsen. Abzulenken ist er tagsüber und nachts durch das Standfahrrad, auf dem er
durchaus auch mal 20 Minuten treten kann. Nach einem zweistündigen Umherlaufen
kann Herr Grün öfter überredet werden, sich aufs Sofa zu legen oder auf den Sessel zu
setzen – aber nur im Aufenthaltsraum, nicht in seinem Zimmer – und dann schläft er
häufiger für eine halbe Stunde tief ein, mitten im Lärm des Stationsalltags.
Auch bei den Mahlzeiten ist Herr Grün nicht in der Lage mehr als zwei Minuten von
sich aus sitzen zu bleiben, sondern versucht immer wieder aufzustehen und loszulau-
fen. Mit ruhigem, intensivem Zureden sind die zwei Minuten Sitzen am Tisch manch-
mal auf fünf Minuten zu verlängern.
Die Unterhaltung mit Herrn Grün fällt schwer, da er seine Gedanken und Gefühle nicht
mehr klar ausdrücken kann. Gleichzeitig ist nicht immer deutlich, ob und wie viel Herr

332
Grün von den Fragen und Aussagen der Pflegepersonen und Angehörigen versteht
und verarbeiten kann.
In ruhigen Gesprächssituationen kann das Pflegepersonal fast immer die Bedürfnisse
von Herrn Grün größtenteils erfassen und für ihn zufriedenstellend reagieren. Wenn
Herr Grün merkt, dass er sich nur ganz unzureichend mitteilen kann und nicht ver-
standen wird, dann wird er körperlich unruhig und hat in solch einer Situation auch
schon einmal ein Messer wütend zu Boden geworfen.
Die Angehörigen von Herrn Grün - Ehefrau, Kinder und Enkel -, die abwechselnd
viermal pro Woche zu Besuch kommen, werden von ihm erkannt; er geht auf sie zu,
umarmt sie und küsst sie teilweise, kann aber ihre Namen zum Ansprechen nicht erin-
nern. Lediglich seine Frau kann er mit Tipps und Hinweisen zum Namen meistens
noch mit Namen ansprechen. Darüber freut sich Herr Grün scheinbar sehr, denn wenn
es ihm gelungen ist, leuchten seine Augen auffällig stark.
Die Namen des Personals kann Herr Grün nicht behalten, doch manchmal nutzt er die
Namensschilder und liest, was darauf steht, als Ansprache kann Herr Grün die Schilder
nicht nutzen. Es scheint aber, dass Herr Grün einige Pflegekräfte auf andere Weise als
„bekannt“ wahrnimmt, denn wenn sie im Dienst sind, geht er mit seinen Wünschen
häufiger auf sie zu als auf andere und benutzt manchmal auch irgendwelche Namen
um sie anzusprechen.
Auffällig ist der gute Kontakt von Herrn Grün zu jungen männlichen Praktikanten und
Schülern – vielleicht erinnern sie Herrn Grün an seinen Lieblingsenkel, den er vor 2,5
Jahren durch einen tragischen Unfall verloren hat und dessen Tod er nie akzeptieren
konnte. Den Namen dieses Enkels erwähnt Herr Grün auch in anderen Situationen, z.
B. beim Betrachten eines Bildes von Tobias oder beim Erkennen einer Weinflasche ir-
gendwo in der Zeitung – der Autofahrer, der den Enkel auf dem Schulweg überfuhr,
war stark alkoholisiert.
Insgesamt ist Herr Grün nicht in der Lage für sich selbst zu sorgen. Er braucht bei fast
allen ATLs Unterstützung und teilweise völlige Übernahme derselben. An manchen
Tagen gelingt die Unterstützung gut und Herr Grün kann mit Hilfe vieles unter Auf-
sicht selbstständig ausführen, an anderen Tagen ist er kaum in der Lage, die einfachsten
Handgriffe für sich zu regeln, und ist auf einfühlende Übernahme der Aufgaben durch
das Pflegepersonal angewiesen.

Literatur

Alzheimer Forschung Initiative e.V. (Hrsg.) (2002): Diagnose Alzheimer –


Ehrliche Antworten für Patienten. 3.Auflage. Preuß GmbH, Düsseldorf
Alzheimer Forschung Initiative e.V. (Hrsg.) (2005): Leben mir der Alzheimer-
Krankheit. 6. Auflage. Preuß GmbH, Düsseldorf
Alzheimer Forschung Initiative e.V. (Hrsg.) (2005): Die Alzheimer-Krankheit und an-
dere Demenzen. Schaab & Co, Düsseldorf
Archibald, C. (2007): Beste Praxis-Beispiele aus Schottland für Pflege(fach)kräfte –
Neues Lern- und Arbeitsbuch. Pro Alter/Kuratorium Deutsche Altershilfe 1, S. 16 - 25
Baumgartner, K. et al. (2003): Häusliche Pflege heute. Urban & Fischer bei ElsevierVer-
lag, München Jena

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Becker, J. (2001): Die Wegwerfwindel auf der Wäscheleine. Arbeitshilfe Demenz I.
7.Auflage. Arbeitszentrum Fort- und Weiterbildung Elisabethenstift, Darmstadt
Becker, J. (2002): Gell, heut geht’s wieder auf die Rennbahn. Arbeitshilfe Demenz II.
3.Auflage. Arbeitszentrum Fort- und Weiterbildung Elisabethenstift, Darmstadt
Bender-Nickel, A. (2004): Ankunft im Alltag. In: Altenpflege 9, S. 38 - 41
Biedermann, M. (2004): Essen als basale Stimulation.
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Bienstein, C./Fröhlich, A. (2003): Basale Stimulation in der Pflege. Die Grundlagen.
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Böhm, E. (1999): Psychobiografisches Pflegemodell nach Böhm. Band I: Grundlagen.
Verlag Wilhelm Maudrich, Wien
Böhm, E. (1999): Psychobiografisches Pflegemodell nach Böhm. Band II: Arbeitsbuch.
Verlag Wilhelm Maudrich, Wien
Böhm, E. (1999): Verwirrt nicht die Verwirrten. Neue Ansätze geriatrischer Kranken-
pflege.
Psychiatrie-Verlag,
Buchholz, T. et al. (2001): Begegnungen. Basale Stimulation in der Pflege - Ausgesuchte
Fallbeispiele. Huber-Verlag, Bern.
Buchholz, T. et al. (2005): Lebensbegleitung alter Menschen. Basale Stimulation in der
Pflege alter Menschen. 2. Auflage Huber-Verlag, Bern.
Büeler, C. (2006): Farbe und Pinsel. In: Altenpflege 12, S. 42
Claus, S. (2002): Das Menschenbild und Krankheitsverständnis in den Konzepten der
Validation und des Dementia Care Mapping. GRIN-Verlag, München.
Dohmen, A. (2006): Berührende Momente. In: Altenpflege 4, S. 40 - 41
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tierte Arbeitshilfe der Poller Runde. Vincentz Verlag, Hannover
Dürrmann, P. (Hrsg.) (2005): Besondere stationäre Dementenbetreuung II –
Konzepte, Kosten, Konsequenzen. Vincentz Network, Hannover
Feil, N. (1992): Validation – Ein neuer Weg zum Verständnis alter Menschen.
4. Auflage. Verlag Altern und Kultur – Validation, Wien
Feil, N. (2001): Validation in Anwendung und Beispielen. 3. Auflage. Reinhardts Geron-
tologische Reihe, Band 17. Ernst Reinhardt, GmbH & Co KG, Verlag, München
Fiedler, P (2006): Belebende Wirkung. In: Altenpflege 10, S. 40 – 41
Fröhlich, F. (2007): Basale Stimulation in der Pflege. Das Arbeitsbuch.
Verlag Kallmeyer, Velber.
Hennig, A. et al. (2006): Qualitätsentwicklung in Pflegeeinrichtungen durch Dementia
Care Mapping?: Erfahrungen und Erkenntnisse aus einem dreijährigen Modellprojekt
im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft,
Saarbrücken.
Innes, A. (2004): Die Dementia Care Mapping Methode (DCM). Anwendung und Er-
fahrung mit Kidwoods person-zentriertem Ansatz. Huber-Verlag, Bern.
Jonas, I. (2007): Unterstützung für ein „Leben zwischen zwei Welten“. In: Pro Alter/
Kuratorium Deutsche Altershilfe 1, S. 53 - 58
Kasten, E. (2004): Den Alltag demenzerkrankter Menschen neu gestalten. Neue Wege in
der Betreuung und Pflege von Bewohnern mit gerontopsychiatrischen Verhaltensauffäl-
ligkeiten. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover.

334
Kiefer, B./Rudert, B. (2007): Der therapeutische Tischbesuch – TBB – die wertschätzen-
de Kurzzeitaktivierung. Vincentz Network, Reihe POWERBooks, Hannover
Kitwood, T. (2005): Demenz – Der person-zentrierte Ansatz im Umgang mit verwirrten
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Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland Pfalz e.V. (Hrsg.) (2006):
Demenz-Info/Rat und Hilfe für pflegende Angehörige. LZG-Schriftenreihe Nr. 115.
Druck: bitsinmotion GmbH, Mainz
Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pflaz e. V. (Hrsg.) (2006):
In Würde ver-rückt leben - Vom Umgang mit Menschen mit dementiellen Veränderun-
gen
in der Altenpflege. LZG-Schriftenreihe Nr. 14. Klaus Koch GmbH, Mainz
Lauber, A. /Schmalstieg, P. (Hrsg.) (2007): Prävention und Rehabilitation –
verstehen & pflegen 4. 2.Auflage. Thieme Verlag KG, Stuttgart
Lind, S. (2007): Die Nähe vertrauter Menschen gibt Sicherheit und Stärke.
In: Pflegezeitschrift 7, S. 365 - 369
Löding, C. (2004): Snoezelen. Altenpflege professionell.
Verlag Urban & Fischer, München.
Mace, N. L./Rabins, P.V. (1988): Der 36 Stunden Tag. 2.Auflage. Verlag Hans Huber,
Bern
Oettingen, v.E. (2007): Dementia Care Mapping – Beobachtung für das Wohlbefinden.
In: Die Schwester/Der Pfleger 7/07, S. 642 - 644
Popp, I. (2006): Pflege dementer Menschen. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart.
Prodos Verlag (Hrsg.) (2004) Unterricht Pflege – Interaktion in der Pflege von Menschen
mit Demenz. Heft 5, Prodos Verlag. Brake
Raabe, H. (2007): Menschen mit Demenz im Krankenhaus – Wenn eine „Nebendiagno-
se“ den Krankenhaustag verändert. In: Pro Alter/Kuratorium Deutsche Altershilfe 1,
S. 6 – 15
Raabe H. (2006): Das Verhältnis von Enkelkindern zu Grosseltern mit Demenz –
Belastung oder Chance? In: Pro Alter/Kuratorium Deutsche Altershilfe 3, S. 44 - 58
Reuschenbach, B. / Mallau, A. (2005): Disco im Altenheim oder sinnvolles therapeuti-
sches Angebot? In: Pflegezeitschrift 5, S. 304–308
Richard, N. (1994): Mit Validation finden wir die Lichtungen im Nebel der Verwirrtheit.
In: Pflegezeitschrift 4, S. 232-235
Richard, N. (1995): Annehmen und begleiten. In: Altenpflege 4, S.244-248
Richard, N. (2006): Das Puzzle des Lebens. In: Altenpflege 6, S.42-43
Richter, E. (2005): Belebende Wirkung. In: Altenpflege 7, S. 38 – 41
Sowinski, C. (2007): Herausforderung Überleitungsmanagement – Es gilt „Drehtüref-
fekte“ zu vermeiden. In: Pro Alter/Kuratorium Deutsche Altershilfe 1, S. 26 – 32
Strunk-Richter, G. (2005): Landkarte des Verhaltens. In: Altenpflege 1, S. 47 - 49
Stuhlmann, W. (2004): Demenz – wie man Bindung und Biografie einsetzt.
Gerontologische Reihe, Band 33. Ernst Reinhardt Verlag, München
Wallrabenstein, R. (2006): Die Sprache der Hände. In: Altenpflege 12, S. 39 – 41
Welling, K. (2005): Interaktion in der Pflege von Menschen mit Demenz – Grundlagen
der Pflege für die Aus, Fort- und Weiterbildung. Heft 16, Prodos Verlag. Brake

335
Weyerer, S. (2005): Altersdemenz – Gesundheitsberichterstattung des Bundes.
Robert Koch Institut in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt, Berlin
Wissmann, P. (Hrsg.)(2004): Werkstatt Demenz. Vincentz Network, Hannover

Filmmaterial:
Montet, E./Pohlig, U. (1997): Langsamer Abschied – Leben mit Alzheimer
Kainz, M. (2001): Der Tag, der in der Handtasche verschwand
Hicks, C. (2006): Medizin im 21. Jahrhundert / Demenz – Hoffen auf Heilung?

336
LERNFELD 10 MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSSITUATIONEN
BEGLEITEN

Lernsituation 10.5 Sterbende und trauernde Menschen unterstützen


und begleiten

Semester: 4 Stunden: 44

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Auseinandersetzung mit Sterben und Tod
und die empathische Unterstützung und Begleitung sterbender und trauernder
Menschen.

Lernvoraussetzungen

2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und bei
der integrierten Versorgung unterstützen
5.1 Kommunikation als Prozess gestalten
6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstützen
6.3 Menschen in verschiedenen Bewusstseinslagen und beim Schlafen unterstützen
6.4 Menschen beim Atmen unterstützen und beraten
6.8 Menschen bei der Körperpflege unterstützen und beraten
6.10 Menschen bei der Mundpflege unterstützen und beraten
10.2 Menschen mit Schmerzen begleiten

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten


7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren
8.2 Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Sich mit der eigenen Endlichkeit und dessen Bedeutung für das eigene Leben ausei-
nandersetzen
 Das Sterben und den Tod als essentielle Erfahrungen von Verlust und Abschied ver-
stehen
 Sich mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen im Zusammenhang mit Tod und Ster-
ben auseinandersetzen

337
 Die Bedeutung kultureller und religiöser Bräuche im Zusammenhang mit Tod und
Sterben verstehen
 Bewältigungsstrategien sterbender und trauernder Menschen unterschiedlichen Al-
ters kennen und verstehen
 Ausdrucksformen von Trauer bei Kindern und Erwachsenen kennen und verstehen
 Zu Fragen der aktiven und passiven Sterbehilfe eine ethisch begründete Meinung
bilden
 Rechtliche Möglichkeiten und Grenzen pflegerischen und ärztlichen Handelns in
der Begleitung sterbender Menschen kennen und berücksichtigen

Lernort Praxis
 Die notwendigen organisatorischen Maßnahmen beim Tod eines Patienten / einer
Patientin oder einer Bewohnerin / eines Bewohners kennen und einleiten

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Gespräche mit sterbenden Menschen und trauernden Angehörigen führen
 Pflegeinterventionen für den sterbenden Menschen situationsorientiert auswählen,
planen, durchführen und evaluieren
 Angehörige beim Abschiednehmen unterstützen
 Institutionelle Besonderheiten in der Betreuung sterbender Menschen berücksichti-
gen
 Verstorbene respektvoll versorgen

Inhalte

 Die eigene Endlichkeit


 Reflexion eigener Erfahrungen von Trauer
 Kulturelle und religiöse Bedürfnisse und Bräuche im Zusammenhang mit Tod und
Sterben (Schwerpunkt Islam)
 Das Sterben
o Sterben als Erleben von Verlust
o Reflexion eigener Wünsche hinsichtlich des Sterbens
o Sterben und Tod im Krankenhaus
o Bedeutung und Auswirkungen des Lebensalters auf den Sterbeprozess
o Sterbephasen nach Kübler-Ross
o Empathie in der Begleitung eines sterbenden Menschen
o Sterbebegleitung in der Palliativpflege und im Hospiz
o Pflegebedarf eines sterbenden Menschen
 Abschied vom Sterbenden / Verstorbenen
o Die Bedeutung des Abschiednehmens für Angehörige
o Unterstützungsmöglichkeiten für Pflegende
 Trauer
o Der Trauerprozess
o Trauer in verschiedenen Altersstufen
o Pathologische Trauer
 Umgang mit verstorbenen Menschen

338
 Rechtlicher Rahmen
o Aktive und passive Sterbehilfe in Deutschland und im internationalen Ver-
gleich
o Patientenverfügung

Methodenvorschläge

 Reflexion der eigenen Endlichkeit in der Beobachtung abbrennender Kerzen als


Symbol der Lebenszeit
 Gefühle im Zusammenhang mit der eigenen Endlichkeit ohne Worte ausdrücken
lassen
 Einschätzung und Reflexion der bereits „verbrauchten“ und der noch verbleibenden
eigenen Lebenszeit mittels Maßbänder
 Texte und Filme zum Thema
 Rollenspiel zum Verständnis der Sterbephasen
 Besuch von Friedhöfen verschiedener Religionen
 Einladung eines Bestatters, der sein Tätigkeitsfeld vorstellt

Pflegesituationsbeschreibung

Frau Fliehmann ist 60 Jahre alt, als sie mit Verdacht auf eine Ovarialzyste von ihrem
Hausarzt ins Krankenhaus eingeliefert wird. Dort wird statt der Ovarialzyste während
der Operation jedoch ein inoperables, metastasierendes Ovarialkarzinom diagnostiziert.
Frau Fliehmann wird über ihre Diagnose aufgeklärt und dabei vor die Alternative ge-
stellt, sich entweder für eine Chemotherapie zu entscheiden mit einer noch voraussicht-
lichen Lebenserwartung von
2 – 3 Jahren oder diese abzulehnen und damit nur eine Lebenserwartung von wenigen
Wochen zu haben. Frau Fliehmann entscheidet sich nach Rücksprache mit ihrer Haus-
ärztin gegen die Chemotherapie.
Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus lebt sie – wie zuvor – alleine in einem
kleinen Einfamilienhaus, wird jedoch fast täglich von ihrer Nichte (Krankenschwester)
besucht, die ihr außerdem z.B. beim Einkauf behilflich ist. Frau Fliehmann kann sich
ansonsten selbst versorgen, leidet jedoch häufig unter Übelkeit, Erbrechen und Ober-
bauchschmerzen. Sie verträgt nur wenige Nahrungsmittel und hat kaum Appetit. Ihre
Entscheidung gegen die Chemotherapie bereut sie nicht.: Sie möchte die letzten Monate
oder Jahre ohne die Belastungen der Chemotherapie verbringen. Zur Unterstützung
ihrer Selbstheilungskräfte hat sie eine Therapie bei einem Heilpraktiker begonnen.
Nach etwa 4 Monaten verschlechtert sich ihr Zustand deutlich: Frau Fliehmann hat nur
noch wenig Kraft, kann nicht mehr alleine aufstehen und ist auch bei den übrigen Akti-
vitäten des täglichen Lebens auf Hilfe angewiesen. Ihre Nichte zieht daher vorüberge-
hend bei ihr ein und übernimmt die notwendige Pflege. Der Nichte und auch der
Hausärztin gegenüber bekräftigt sie ihren Wunsch, so lange wie irgend möglich in ih-
rem Haus versorgt zu werden und nur im äußersten Notfall in ein Krankenhaus einge-
wiesen zu werden. Wegen der nun noch häufiger auftretenden Schmerzattacken leitet

339
die Hausärztin eine Schmerztherapie ein und signalisiert, dass sie jederzeit erreichbar
sei, auch nachts.
Frau Fliehmann wird zu Hause parenteral ernährt, spricht gut auf die Schmerzmedi-
kamente an, leidet aber wegen der Lungenmetastasen zeitweise unter leichter
Dyspnoe. Frau Fliehmann will immer noch zu Hause bleiben. Sie hat große Angst vor
einem „Erstickungstod“.
Innerhalb von weiteren 24 Stunden ist sie in ihrer Atmung so eingeschränkt, dass sie
kaum noch Luft bekommt. Die Nichte hält telefonisch Rücksprache mit der Hausärztin,
die daraufhin eine Dosiserhöhung der i.v.-Medikation eines Sedativums anordnet und
zusichert, dass sie innerhalb der nächsten 30 Minuten kommen wird. Die Nichte inji-
ziert eine entsprechende Dosis, kann aber dadurch keine Verbesserung der Atmung
herbeiführen. Sie entscheidet, die Dosis noch einmal zu erhöhen, worauf Frau Flieh-
mann innerhalb von wenigen Sekunden verstirbt.

Literatur

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chen Flüssigkeitszufuhr bei sterbenden Patienten. In: Die Schwester / Der Pfleger, 44.
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Dallmann, K. (2003): Lebenshilfe und Sterbebegleitung. Eindrücke aus der ehrenamtli-
chen Hospizarbeit. In: Dr. med. Mabuse 143, Mai/Juni 2003, S. 27-29
Diakonisches Werk Pfalz (Hrsg.)(2004): Materialheft. Kollekte für die ambulante Hos-
pizhilfe
Franz, M. (2002): Tabuthema Trauerarbeit. Don Bosco-Verlag, München
Franz, M. (2005): Mein kleiner Bruder ist todkrank. In: Kinderkrankenschwester.
24. Jg., Nr. 12, S. 521-530
Gausling, M. Förderliche Bedingungen im Umgang mit Trauer und Schmerz für Eltern,
der Kind verstorben ist. In: Kinderkrankenschwester, 22. Jg., Nr. 5, S. 210-211
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Hugroth, M. (2003): Fremde Religionen – fremde Kinder? Leitfaden für interreligiöse
Erziehung. Verlag Herder, Freiburg i. P.
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ten Menschen. In: Dr. med. Mabuse 143, Mai/Juni 2003, S. 41-43
Kegreiß, M. (2001): Pflege von Schwerstkranken und Sterbenden: Religiöse Bedürfnisse
müssen berücksichtigt werden. In: Pflegezeitschrift 4/2001, S. 240-244
Mebs, G. (1982): Birgit. Eine Geschichte vom Sterben. Deutscher Taschenbuch Verlag,
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Meesters, S. / Kern, M. (2002): Palliativpflege: Was ist das Besondere daran? In: Deut-
scher Pflegekongress 2002, S. 85-91
Nieß, U. (2001): Abschied im Krankenhaus. In: Pflege aktuell 12/2001, S. 666-668

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Nowarre, R. (2001): Vielfältige Sterbekulturen. In: Pflege aktuell 11/2001, S. 590-592
Plenter, C. (2002): Therapiebegrenzung und –abbruch aus pflegerischer Sicht: Die Men-
schenwürde darf nicht angetastet werden. In: Pflegezeitschrift 11/2002, S. 813-817
Plenter, C./Uhlmann, B. (2000): Förderung der Trauerarbeit für Angehörige durch Auf-
bahrung und Verabschiedung von Verstorbenen – ein Ziel professioneller Pflege?
In: Pflege, 5. Jg., Nr. 3, S. 82—87
Robert Koch Institut (Hrsg.)(2003): Sterbebegleitung. Gesundheitsberichterstattung des
Bundes, Heft 2
Schlömer-Doll, U. (1998): Leben mit dem Abschied: Befangenheit führt häufig zu
Sprachlosigkeit und Rückzug. In: Pflegezeitschrift 11/98, S. 868-871
Schwikart, G. (1999): Tod und Trauer in den Weltreligionen. Gütersloher Verlagshaus,
Gütersloh
Sinzinger, C. (1997): Trauer – Ein Stiefkind der Pflege. In: Die Schwester / Der Pfleger,
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Sitzmann, F. (1997): Aufbahrung und Abschiednehmen. Aufgabe der Pflegenden ge-
genüber Verstorbenen. In: Die Schwester / Der Pfleger, 36. Jg., 2/1997, S. 157-162
Spittler, J. F. (2005): Flüssigkeitsverzicht als Therapie-Begrenzung. In: Die Schwester /
Der Pfleger, 44. Jg., 5/05, S. 390-395
Student, J. C. (2002): Hospiz als Konzept. In: Pflegen ambulant, 13. Jg., 2/02, S. 28-32
Student, J. C. (2002): Sterbebegleitung – was ist aus dem Erwachsenenbereich auf Kin-
der übertragbar? In: Kinderkrankenschwester, 21. Jg., Nr. 4, S. 139-144
Student, J. C. (2003): Wie möchte ich sterben. Gefahr und Nutzen von Patientenverfü-
gungen. In: Dr. med. Mabuse 143, Mai/Juni 2003, S. 33-37
Tügel, H. (2003): Abschied und Neubeginn, Wie wir mit dem Tod umgehen. Wege zu
einer neuen Trauerkultur. In: GEO 175, 12/2003, S. 183-204
Wagner, M. (2003): Wenn Kinder sterben. In: Kinderkrankenschwester, 22. Jg., Nr. 1,
S. 26-33
Weber, M. (2003): Sterbehilfe: Selbstbestimmung bis in den Tod. In: Pflegezeitschrift
9/2003, S.665-668

Filme:
Gaßner, M. (2000): 37° - Die Totenwäscherin. ZDF, Mainz
Grimm, Y. (1994): SchattenRISSE. Media Edition, München
Löchte, I. (1995): Mama ist tot. Wie Kinder trauern. Tellux-Film, München
Rygh, A.E. (1994): Filzpantoffeln und Bonbons. Matthias-Film, Stuttgart
Einen Grund zum Leben find ich immer wieder!
o.V. (2003):Wenn der Partner stirbt – Vom Umgang mit dem Tod. Media Versand, Ell-
wangen-Rattstadt

341
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld

11 Bei Diagnostik und Therapie mitwirken (176 h)

Themenbereich der KrPflAPrV (2003): 1. Pflegesituationen bei Menschen aller


Altersgruppen erkennen, erfassen und
bewerten
8. Bei der medizinischen Diagnostik und
Therapie mitwirken
9. Lebenserhaltende Sofortmaßnahmen bis zum
Eintreffen der Ärztin oder des Arztes
einleiten

Lernfeld der APflAPrV (2002): 1.3 Alte Menschen personen- und


situationsbezogen pflegen
1.5 Bei der medizinischen Diagnostik und
Therapie mitwirken

Im Mittelpunkt des Lernfeldes steht


die Entwicklung von Fach- und Methodenkompetenz in diagnostisch und the-
rapeutisch relevanten Kenntnissen und Fertigkeiten.

Zielsetzung

 Die Bedeutung von Maßnahmen der Diagnostik im Rahmen des Verlaufs einer
Krankheit einordnen und diese als Ausgangspunkt der Krankheitstherapie verste-
hen
 Menschen mit Pflegebedarf im Zusammenhang mit Diagnostik und Therapie empa-
thisch begleiten
 Maßnahmen der Diagnostik und Therapie unter Beachtung hygienischer, administ-
rativ erforderlicher, rechtlicher und interdisziplinärer Aspekte vorbereiten, durch-
führen und nachbereiten oder bei deren Durchführung mitwirken
 Notfall- und Katastrophensituationen bewältigen

Didaktischer Kommentar und methodische Empfehlungen

Der in diesem Lernfeld stattfindende Kompetenzerwerb ist bedeutsam für die Versor-
gung von Menschen mit Pflegebedarf in allen Altersstufen und hat für die Lernenden
einen hohen Alltagsbezug.
Aus der zunehmenden Zahl früh geborener und chronisch kranker Kinder resultiert
eine steigende Nachfrage nach Pflegeleistungen.

342
Wir verzeichnen weiterhin eine Zunahme von akut kranken, chronisch kranken und
multimorbiden alten Menschen. Der Bedarf an Pflege steigt sowohl in der ambulanten
als auch in der stationären Altenhilfe, besonders auch in der medizinisch-
krankenpflegerischen Versorgung.
In der Akutklinik erfordern zusätzlich traumatisch Verunfallte, infektiös Erkrankte und
Menschen in der perioperativen Versorgung die professionelle Pflege.

Die Lernenden erwerben Kompetenzen in der Wahrnehmung und der Beobachtung


pflegebedürftiger Menschen. Sie erfassen auf Krankheit und Behandlung bezogene pa-
thologische Veränderungen und interpretieren diese im Hinblick auf pflegerische Kon-
sequenzen. Altersspezifische Besonderheiten bei Kindern, Erwachsenen und alten Men-
schen sind besonders zu berücksichtigen.

In diesem Lernfeld findet eine Vermittlung von Fakten-, Methoden- und Begrün-
dungswissen über Ziele, Wirkungsweisen und Durchführungsmodalitäten pflegeri-
scher Fertigkeiten zur Diagnostik und Therapie statt. Die Auszubildenden sollen befä-
higt werden, die Patienten und Pflegebedürftige über die einzelnen Pflegeverrichtun-
gen zu informieren und Zusammenhänge im Gesundheits- und Krankheitsgeschehen
aufzuzeigen.

Erfahrungsbezogene Lernformen begünstigen das Einfühlen in Menschen, bei denen


Maßnahmen der Diagnostik und Therapie durchgeführt werden.

Durch handlungsbezogene Lernformen erfolgt ein Kompetenzerwerb im Rahmen von


Beobachtung, Überwachung und Ausführung diagnostisch relevanter Messtechniken
und ärztlich verordneter Therapiemaßnahmen.

In Skillslabs können die pflegerischen Fertigkeiten zu Diagnostik und Therapie trainiert


und in der Praxis unter der Anleitung fortführend eingeübt werden.
Die Erprobung und Einübung von Pflegetechniken im geschützten Rahmen der Schule
unter direkter Aufsicht und Korrektur der Lehrenden vermittelt den Schülerinnen und
Schülern Handlungssicherheit für die Herausforderungen in den Praxisorten. Auch das
Erleben der Maßnahmen am eigenen Körper fördert empathisches Denken in der Be-
gegnung mit Pflegebedürftigen. Diese Experimentierfelder müssen in zwar zeit-, mate-
rial- und personalaufwendigen, aber effektiven Kleingruppen angeboten werden.

Gerade die naturwissenschaftlich-humanbiologischen Bezüge in diesem Lernfeld wur-


de auf Grund des Defiziterlebens der Auszubildenden die Lernsituation 9.2 Den mensch-
lichen Körper verstehen erstellt, in dem anatomisch-physiologische Grundlagen geschaf-
fen werden. Die Verknüpfungen zum Lernfeld 6 Menschen in der Selbstpflege unterstüt-
zen, Lernfeld 9 Gesundheit fördern und präventiv handeln und Lernfeld 12 Menschen in spe-
ziellen Gesundheitssituationen pflegen sind vielfältig.

Konkretisiert wird das pflegerische Handeln durch einige Pflegesituations-


beschreibungen, wodurch die Lernenden angeregt werden sollen, auf das Individuum
einzugehen. Das Lernen in Theorie und Praxis wird durch zahlreiche Lernaufgaben in

343
diesem Lernfeld gefördert, regelmäßige Reflexionsgespräche und Auswertungen zum
Lernprozess vertiefen den Kompetenzerwerb.

Lernsituationen dieses Lernfelds

11.1 Menschen bei der Kreislaufregulation unterstützen


11.2 Physikalische Therapien auswählen und anwenden
11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen
11.4 Subcutane und intramuskuläre Injektionen durchführen
11.5 Bei der Infusionstherapie assistieren
11.6 Wundmanagement durchführen
11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstützen
11.8 Labordiagnostik verstehen
11.9 Notfälle erkennen und bewältigen

344
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN
Lernsituation 11.1 Menschen bei der Kreislaufregulation unterstützen

Semester: 1 Stunden: 22

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Puls- und Blutdruckmessung einschließlich der Interpretation der gewon-
nenen Werte und der beobachteten Veränderungen sowie die Betreuung und Be-
ratung des Menschen mit Pflegebedarf.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

9.2 Den menschlichen Körper verstehen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Techniken der peripheren und zentralen Pulsmessung und das sichere Tasten an-
wenden
 Blutdruckmessgeräte korrekt anwenden und Sicherheit im Hören der Werte entwi-
ckeln
 Mögliche Fehlerquellen der Messungen kennen und ausschalten.

Lernort Praxis
 Bei Veränderungen der Vitalzeichen äußere Anzeichen erkennen
 Gezielte Krankenbeobachtung bei Veränderungen der Vitalwerte anwenden
 Bei Normabweichungen angemessen reagieren

Inhalte

 Handhabung der Blutdruckgeräte


 Normwerte von Puls und Blutdruck
 Physiologische und pathologische Veränderungen
 Messmethoden / Messstellen

345
 Parameter der Puls- und Blutdruckbeobachtung
 Fehlerquellen der Messungen
 Dokumentation der gemessenen Werte
 Besonderheiten der Messtechniken bei pathologisch veränderten Werten
 Besonderheiten von Puls und Blutdruck bei Kindern und alten Menschen

Methodenvorschläge

 Tastübungen zur Pulsmessung


 Demonstration verschiedener Blutdruckgeräte und Messmethoden
 Hörübungen zur Blutdruckmessung
 Puls- und Blutdruckmessung in Selbstversuch unter Ruhe und Belastung (Treppen-
lauf)

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Kirschnik, O. (2001): Pflegetechniken. Thieme-Verlag.


Lauber, A. / Schmalstieg, P. (2001):
Wahrnehmen und beobachten. 1. Auflage, Thieme-Verlag, Stuttgart.
Menche, N. (2007): Pflege heute. 4. Aufl. Elsevier-Verlag München/Jena.
O’Brien, E. / O’Malley, K. (1984): Blutdruck – richtig messen.
Verlag Jungjohann, Neckarsulm.
Walsh, M. / Ford, P. (2000): Pflegerituale. 2. Auflage, Huber-Verlag, Bern.

Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

346
11.1 Menschen bei der Kreislaufregulation Name: ____________________
unterstützen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


tung durch:
 Sie erfassen Blutdruck- und Pulswerte und entsprechende Abweichungen.
 Mentor/-in
 Sie analysieren und bewältigen Schwierigkeiten bei der Erfassung von Vital-
zeichen.
 Praxisanleiter/-in
 Sie erkennen Zusammenhänge von Symptomen und Beobachtungen an den
Pflegebedürftigen mit den festgestellten Blutdruck- und Pulswerten.
 Lehrer/-in bei der
Praxisbegleitung

Aufgabenstellung:

Wählen Sie sich drei Patienten/-innen bzw. Bewohner/-innen aus, bei denen regelmäßig Vitalzeichen ge-
messen werden.

2. Erfassen Sie Puls und Blutdruck der von Ihnen ausgewählten Personen an 3 bis 5 verschiedenen Ta-
gen oder Tageszeiten.

3. Erläutern Sie Probleme und Störfaktoren, die bei den Messungen auftraten, und wie Sie sie beseiti-
gen /bewältigen konnten.

4. Schildern Sie äußere Symptome und Beobachtungen an diesen Patienten, die mit den Veränderun-
gen von Vitalzeichen in Zusammenhang stehen könnten.

5. Beschreiben Sie die Bewertung dieser Veränderungen durch Fachpersonal, mit denen Sie darüber
gesprochen haben.

Die Namen der Patienten/-innen bzw. Bewohner/-innen sowie des Fachpersonals darf nur in anonymi-
sierter Form dokumentiert werden!

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

347
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN

Lernsituation 11.2 Physikalische Therapien auswählen und anwenden

Semester: 4 Stunden: 10

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Anwendung von alternativen pflegetherapeutischen Methoden
sowie von physikalischen Therapieformen.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

9.2 Den menschlichen Körper verstehen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Wirkungsweisen, Indikationen und Kontraindikationen von ausgewählten physika-
lischen Maßnahmen kennenlernen
 Bewusstsein für die Möglichkeiten von alternativen Maßnahmen entwickeln

Lernort Praxis
 Situationen für die Anwendung der Therapie ergänzenden Maßnahmen erkennen
 Wickel, Auflagen und andere Maßnahem praktisch durchführen

Inhalte

 Anwendung von ätherischen Ölen am Beispiel Wadenwickel mit Pfefferminze zur


Fiebersenkung
 Wickel und Auflagen in Form von trockener und feuchter Kälte und Wärme am Bei-
spiel von
o Kälteanwendungen zur Schmerzlinderung und Abschwellung bei Verstau-
chungen
o trockenen Wärmeanwendungen bei Muskelverspannungen
o feuchten Wärmeauflagen bei Gallenkoliken, Unruhe oder Schlafstörungen

348
 Kataplasmen. z.B. Kartoffelwickel bei Halsschmerzen.
 Wasseranwendungen mit und ohne Zusätze (Bäder, Aufgüsse und Waschungen)
z.B. Aufgüsse an Unterarmen zur Vagusreizung bei Nervosität oder Herzjagen

Methodenvorschläge

 Erarbeitung in Gruppen von verschiedenen Themenbereichen und


Demonstration ausgewählter Techniken aus den Bereichen Kälte-/ Wärmeanwen-
dung, Wasseranwendungen, Anwendung von Kataplasmen, Anwendung von äthe-
rische Ölen
 Zuordnungsaufgabe von verschiedenen Wirkungsweisen physikalischer Maßnah-
men und deren Anwendung bei Problemstellungen wie z.B. Durchblutungsstörun-
gen, Blähungen und Schmerzen

Pflegesituationsbeschreibung

Frau Gelag, 47 Jahre, wird von ihrem Hausarzt am 30. August vormittags mit Fieber in
der Inneren Medizin eingeliefert. Sie litt nach der Rückkehr von einer längeren Reise
vor einigen Wochen unter Müdigkeit, Appetitlosigkeit und leicht erhöhten Temperatu-
ren. In den letzten Tagen hat sich ihr Zustand verschlechtert. Sie bekam Husten, starke
Kopfschmerzen und Fieber. Bei ihrer Einweisung hat Frau Gelag 39,2°C Temperatur,
der Puls beträgt 108 und die Ruheatmung ist beschleunigt bei 25 Atemzügen pro Minu-
te. Sie wird in ein Einzelzimmer gelegt.
Bei der Pflegeanamnese berichtet Frau Gelag: „Ich war so gut wie nie krank in meinem
Leben. Bisher hatte ich selten mal eine Erkältung, die ich mit alten Hausmitteln wieder
in den Griff bekommen habe. Doch diese Erkrankung jetzt , die schafft mich ganz und
gar. Mir ist so heiß. Ich schwitze, fühle mich immer klebrig, vor allem nachts. Da wache
ich dann auf, weil mein Nachthemd nass ist und ich mich umziehen muss, was mich
sehr anstrengt. Dadurch schlafe ich natürlich schlecht, das Fieber macht mich ganz un-
ruhig. Wahrscheinlich fühle ich mich deswegen so schwach, weil ich kaum Appetit ha-
be. Ich glaube, das liegt auch an dem Fieber …“

Quelle: Heike Jung-Heintz: ATL Körpertemperatur regulieren. Komplexe Pflegesituation gestalten. In:
Kellnhauser, E. et al. (2000): THIEMEs Pflege. 9. Auflage. Thieme, Stuttgart.

Literatur

Adler, S. (1997): Physikalische Therapie im Kindesalter. In: Kinderkrankenschwester 26.


Jg. Nr. 7, S. 282-283.
Canal, C. (1995): Wickel und Auflagen als ergänzende Maßnahmen zur medikamentö-
sen Therapie. In: Pflegezeitschrift Nr. 6, S. 329-331.
Garbe, D. / Seeling, S. (2007): Hautreizende Substanzen. Die heilsame Wirkung von
Senf, Meerrettich & Co. In: Die Schwester / Der Pfleger 46. Jg. Nr. 6/7, S. 522-525.

349
Haber, R. (2000): Pflegestandard Aromapflege In: Die Schwester/Der Pfleger 39.Jahrg.
Nr. 6, S. 590-596.
Sonn, A. (1998): Pflegethema: Wickel und Auflagen. Thieme-Verlag, Stuttgart.
Sonn, A. (2004): Wickel und Auflagen. 2. Auflage, Thieme-Verlag, Stuttgart.
Stutzmann, B. (1998): Wärme, Fürsorge und Geborgenheit sollen vermittelt werden.
In: Pflegezeitschrift Nr. 3, S. 202-204.
Thüler, M. (1995): Wohltuende Wickel, Wickel und Kompressen in der Kranken- und
Gesundheitspflege. 7.Auflage, Maya Thüler Verlag, Worb.
Thüler, M. (2001):
Wohltuende Wickel für Babys, Kleinkinder und Kinder - für die Pflege zuhause.
In: Kinderkrankenschwester 30. Jg. Nr. 2, S. 67-68.
Ulmer, E.-M. et al. (2001): Der Einsatz von interaktionsintensiven pflegetherapeutischen
Maßnahmen und von “Hausmitteln” in der Pflege.
In Pflege Nr. 14, S. 191-205, Huber Verlag, Bern

350
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN

Lernsituation 11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstüt-


zen

Semester: 2 Stunden: 14

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


der Umgang mit Arzneimitteln und die Unterstützung von Menschen bei der
Einnahme von Medikamenten.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen


6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen und beraten
6.12 Eltern bei der Ernährung ihres Säuglings unterstützen und beraten
6.13 Menschen bei der enteralen Ernährung unterstützen und beraten
9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen
9.7 Arbeitssicherheitsregeln anwenden

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Professionell mit Arzneimitteln umgehen
 Formen der Medikamentenapplikation kennen und durchführen
 Menschen, die Medikamente einnehmen, informieren und begleiten
 Mit mangelnder Compliance und Widerständen von Pflegebedürftigen umgehen

Lernort Praxis
 Patienten im Hinblick auf Wirkungen, Wechselwirkungen und andere die Wirkung
von Arzneimittel beeinflussende Faktoren (z.B. Alter, Allgemeinzustand, Lebenssi-
tuation) unterstützen und beraten
 Patienten unter Arzneimittelgabe beobachten und auf medikamentenbedingte Auf-
fälligkeiten reagieren

351
Inhalte

 Grundlagenkenntnisse in der Pharmakologie


o Begriffsbestimmungen
o Einteilung der Arzneimittelgruppen
o Informationen zur Herstellung und zum In-Verkehr-bringen von Arzneimit-
teln
 Umgang mit Arzneimitteln
o Aufbewahrung und Lagerung
o Richten von Arzneimitteln
o Regeln für die Arzneimittelverabreichung
o orale Verabreichung von Medikamenten sowie andere Applikationsformen
 Pharmakologie
o Grundprinzipien der Medikamentenaufnahme:
Applikation, Resorption, Verteilung und Kumulation
o erwünschte und unerwünschte Wirkungen und
Wechselwirkungen von Arzneimitteln
o Faktoren, die die Wirkung von Arzneimitteln beeinflussen z.B. Alter

Methodenvorschläge

 Stationenarbeit: Applikation von Arzneimitteln


 Rollenspiel: Aufklärung eines Patienten zur Wirkung eines Medikamentes
und Erläuterung der Besonderheiten der Einnahme

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Goldinger, A. (2001): Spezielle Arzneimittellehre. Arzneimittelgruppen von A-Z. Kohl-


hammer-Verlag, Stuttgart.
Jelinek, A./Grabs, S.(2005): Arzneimittel.
1. Auflage, Elsevier Verlag /Urban und Fischer, München.
Kirch, W. et al. (2002): Pflegehandbuch Arzneitherapie. Springer-Verlag, Berlin / Hei-
delberg.
Menche, N. (2004): Pflege Heute. Lehrbuch für Pflegeberufe.
3. Auflage, Elsevier Verlag Urban und Fischer, München.
Novotny, U.S. (2002): Praktische Arzneimittellehre für Altenpflegeberufe. Kohlham-
mer-Verlag, Stuttgart.
Lauber, A./Schmalstieg, P. (2003): Pflegerische Interventionen.
Thieme-Verlag, Stuttgart.

352
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

11.3 Menschen bei der Einnahme von Medi- Name: ____________________


kamenten unterstützen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: min. 3 Seiten
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


tung durch:
 Sie erarbeiten sich Fachwissen über Medikamente, die an Ihrem Einsatzort
 Mentor/-in
angewendet werden.
 Sie analysieren Arzneimittel und ihre Anwendung.
 Praxisanleiter/-in
 Sie gewinnen Sicherheit in der Verabreichung von Medikamenten.
 Sie informieren Patienten / Bewohner über Medikamente, die von Ihnen ein-
 Lehrer/-in
genommen werden.

Aufgabenstellung:
Stellen Sie auf einer Tabelle folgende Informationen über fünf Medikamente zusammen, die oral ver-
abreicht werden:
 Medikamentenname und Arzneimittelgruppe
 Indikationen und Kontraindikationen
 Besonderheiten bei der Anwendung und bei der Einnahme
 Nebenwirkungen sowie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Informieren Sie zwei Bewohner /-innen oder Patient/-innen über Medikamente, die sie einnehmen.
 Besprechen Sie vorher diese Aufgabenstellung mit einer Mentorin / einem Mentor bzw. einer Pra-
xisanleiterin / einem Praxisanleiter Ihres Einsatzortes und klären Sie die gemeinsame Vorgehens-
weise.
 Bereiten Sie sich auf die Informationssituation vor, indem Sie selbst sich ausführlich über die Me-
dikamente informieren und sich überlegen, wie Sie in dem Gespräch vorgehen möchten.
 Üben Sie die Situation zuvor mit Ihrem Ansprechpartner / Ihrer Ansprechpartnerin durch.
 Führen Sie das Informationsgespräch unter Begleitung einer verantwortlichen Pflegeperson.
 Analysieren Sie hinterher die Situation und überlegen Sie, was Sie das nächste Mal verbessern
können.
 Wiederholen Sie frühestens nach einem Tag ein solches Informationsgespräch bei einem anderen
Patienten / Bewohner.
 Dokumentieren Sie Ihre Erfahrungen in schriftlicher Form.
Informationsquellen:
 Beipackzettel / Rote Liste / Internet
Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:


Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

353
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN

Lernsituation 11.4 Subcutane und intramuskuläre Injektionen durchführen

Semester: 2 Stunden: 14

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Befähigung der Auszubildenden, subcutane und intramuskuläre Injektio-
nen durchzuführen, Komplikationen und Fehlerquellen bei Injektionen zu er-
kennen und Menschen, bei denen Injektionen notwendig sind, begleiten.

Lernvoraussetzungen

9.2 Den menschlichen Körper verstehen


9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen
9.7 Arbeitssicherheitsregeln anwenden

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

8.2 Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen


6.7 Menschen vor Dekubitus, Thrombose und Kontrakturen schützen
11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen
12.4 Menschen mit chronischen Erkrankungen pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Rechtliche Grundlagen bei ärztlich verordneten und delegierter Maßnahmen ken-
nen
 Infektionslösungen aufziehen
 Maßnahmen zum eigenen Schütz anwenden
 Regeln bei der Verabreichung von Medikamenten einhalten
 Die anatomischen Grundlagen der Injektionsstellen kennen
 Das richtige Material und vor allem die richtige Kanülenlänge anwenden
 Die Injektionsstelle mittels fester Orientierungspunkte aufsuchen
 Hygieneregeln bei der Durchführung von Injektionen beachten
 Maßnahmen zur Schmerzreduktion kennen
 Injektionen sicher durchführen
 Besonderheiten bei der Verabreichung von Insulin, Heparinderivaten und anderen
subcutan zu verabreichenden Medikamenten beachten

354
 Maßnahmen zur Vermeidung von Fehlinjektionen sowie Komplikationen durch In-
jektion kennen

Lernort Praxis
 Injektionslösungen richten und aufziehen
 Materialien für die Injektion auswählen
 Patienten über die Injektion informieren
 Injektionsstellen auswählen und aufsuchen
 Injektionen sicher und möglichst schmerzfrei durchführen
 Insulin- und Heparin- sowie andere subcutane Injektionen durchführen
 Durchgeführte Injektionsmaßnahmen dokumentieren

Inhalte

 Rechtliche Aspekte
 Material
 Kanülen
 Richten und Aufziehen von Injektionslösungen
 Maßnahmen zum Selbstschutz bei der Durchführung von Injektionen
 Injektionsarten
 Injektionsstellen
o Anatomie
o Knöcherne Orientierungspunkte
o Aufsuchen der Einstichstellen
 Schmerzreduzierende Maßnahmen
 Hygienemaßnahmen
 Handlungskette der Durchführung der Injektion
 Fehlerquellen und Komplikationen

Methodenvorschläge

 Analyse eines großen Sortiments an verschiedenen Injektionskanülen und Sortie-


rung nach Farbe des Kanülenansätze, nach Länge und nach Durchmesser sowie
nach Nummernangabe und Anwendungsmöglichkeiten- mittels einer zu erstellen-
den Tabelle oder Partnerarbeit
 Darstellung der anatomischen Verhältnisse am Skelettmodell, durch Abbildungen
und am lebenden Modellen
 Bildhafte Darstellung der Injektionsstellen
 Demonstration sowie gegenseitiges Aufsuchen der Injektionsstellen im Unterricht
 Demonstration des Aufziehens von Medikamenten und der Durchführung schmerz-
reduzierten Injektionen in Kleingruppen zur Einübung der Handlungskette an De-
monstrationspuppen und zur Überwindung von Ängsten auch gegenseitig
 Reflexion von Ängsten und Hemmnissen und ihrer Überwindung

355
Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Gabka, J. (1988): Injektions und Infusionstechnik. Praxis, Komplikationen und forensi-


sche Konsequenzen. 4. Auflage, Verlag Walter de Gruyter, Berlin.
Hildebrand, N. (2001): Injektionen leicht gemacht.
4. Auflage, Verlag Urban und Fischer, München.
Humbert, H. (2002): Injektionen und Blutentnahmen.
W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart.
Kaiser, H. / Fischer, W. (1987): Techniken der Injektion.
6. Auflage, Selecta-Verlag, Planegg.

356
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

11.4 Subcutane und intramuskuläre Injektio- Name: ____________________


nen durchführen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: min. 4 S./max. 8 S.
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:
!
Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-
tung durch:
 Sie können Injektionsstellen beschreiben und aufsuchen.
 Sie kennen die verschiedenen Injektionskanülen Ihres Einsatzortes und ihre
 Mentor/-in
Anwendung.
 Sie beobachten und analysieren die Durchführung häufiger Injektionstechni-
 Praxisanleiter/-in
ken durch Fachpersonal.
 Sie werten Informationsmaterial zum Insulin-Pen aus und übertragen diese
 Lehrer/-in
auf den Umgang mit den vorhandenen Materialien.

Aufgabenstellung:
1. Beschreiben Sie mit Ihren eigenen Worten das Aufsuchen der intramuskulären Injektionsstellen
 am Gesäß (v.Hochstetter- und Sachtleben-Methode)
 am Oberschenkel
2. Beschreiben Sie mit Ihren eigenen Worten das Aufsuchen der subcutanen Injektionsstellen
 am Bauch
 am Oberschenkel
3. Analysieren Sie die an Ihrem Einsatzort vorhandenen Injektionskanülen.
 Befragen Sie das Fachpersonal, wofür diese verwendet werden.
 Vergleichen Sie diese Angaben mit der Fachliteratur und mit Ihren Unterrichtsunterlagen.
 Stellen Sie Ihre Ergebnisse tabellarisch zusammen.
4. Besorgen Sie sich die Beschreibung eines Insulin-Pens, legen Sie diese (evtl. auch in Kopie) Ihrer
Ausarbeitung bei und arbeiten Sie die wichtigsten Aspekte auf einer DIN A4-Seite heraus.
5. Beobachten Sie bei einer Fachkraft die Durchführung der subcutanen Injektion mit einem Insulin-
Pen und beschreiben und analysieren Sie das Vorgehen.
6. Beobachten Sie bei einer Fachkraft die Durchführung der subcutanen Injektion eines Heparin-
Präparats und beschreiben und analysieren Sie das Vorgehen.
Mit dieser Lernaufgaben bereiten Sie sich auf die praktischen Übungen und den Austausch im nächsten
Unterrichtsblock vor.

Informationsquellen:
 Unterrichtsunterlagen / Pflegelehrbuch / Expertenbefragung
Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

357
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN

Lernsituation 11.5 Bei der Infusionstherapie assistieren

Semester: 2 Stunden: 26

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das Richten, Verabreichen und Überwachen der Infusionstherapie unter hy-
gienischen, ökonomischen und sicherheitstechnischen Aspekten.

Lernvoraussetzungen

9.2 Den menschlichen Körper verstehen


9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen
9.7 Arbeitssicherheitsregeln anwenden

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

6.14 Menschen bei der Urinausscheidung unterstützen


11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Grundlagen des Wasser-Elektrolyt-Haushaltes und des Säure-Basen-Haushaltes
kennen und anwenden
 Störungen des Wasser-Elektrolyt-Haushaltes und des Säure-Basen-Haushaltes er-
kennen und spezifische Infusionstherapie ableiten

Lernort Praxis
 Die Infusionstherapie unter Einbeziehung von hygienischen, ökonomischen und
sicherheitstechnischen Aspekten vorbereiten, durchführen und überwachen
 Techniken wie Zentraler Venendruckmessung und Flüssigkeitsbilanzierung als
Möglichkeiten der Einschätzung und Überwachung des Flüssigkeitshaushaltes an-
wenden

358
Inhalte

 Ziele und Möglichkeiten der Infusionstherapie, Abgrenzung enteral/parenteral


 Indikationen für die Verabreichung einer Infusion
 Gewünschte und unerwünschte Wirkungen und Wechselwirkungen
von Infusionslösungen
 Gefahren und Komplikationen der Infusionstherapie
 Wiederholung Säure-Basen-, Wasser- und Elektrolyt-Haushalt
 Entgleisungen des Säure-Basen- und Wasser- und Elektrolythaushaltes / Therapie
 Zuordnung von bekannten Infusionslösungen zu speziellen Gruppen
und ihre Anwendung
 Verschiedene Materialien zum Richten einer Mischinfusion
 Assistenz beim Legen eines Zugangs (peripher, zentral)
 Vorbereiten einer Infusion
(Materialien, Berechnen, Einstellung der Geschwindigkeit)
 Beobachtung und Überwachung der Infusion über Venenverweilkanüle
oder Zentralen Venenkatheter
 Technik der Flüssigkeitsbilanzierung
 Ermittlung des Zentralen Venendrucks

Methodenvorschläge

 Methoden zur Förderung des eigenständige Lernen


z.B. Textbearbeitung, Partnerarbeit
 Erarbeiten von Handlungsketten zur Vorbereitung und Durchführung einer Infusi-
on (Übung an drei kurzen Aufgaben: Erstellen einer Handlungskette mit Vorberei-
tung des Materials, Ausrechnen der Infusionsgeschwindigkeit)
 Demonstration der Aufgaben durch Schüler/-innen und
Auswertung anhand der Prinzipien Hygiene, Wirtschaftlichkeit, Sicherheit.
 Wiederholung Schwerpunkt Medizinischem Rechnen z.B. durch eine Pharmakolo-
gin / einen Pharmakologen
 Geräteeinweisung nach MPG durch eine Lieferfirma
 Besprechen von Dienstanweisungen / Standards „Verhalten bei Kontamination mit
menschlichem Blut“ und „Zuständigkeiten Injektionen/Infusionen“

Pflegesituationsbeschreibung

Frau Jäger wird mittels Infusionstherapie behandelt. In einem Interview schildert sie
ihre Eindrücke.

„Frau Jäger, wie empfinden Sie die Kanüle am rechten Handrücken?“


„Das Legen der Kanüle habe ich fast nicht wahrgenommen wegen der ört-
lichen Betäubung, die man mir vorher gegeben hat. Jetzt ist die Kanüle al-
lerdings schon unangenehm.“

359
„Sie erhalten eine Reihe von Infusionen. Wie geht es Ihnen dabei?“
„Weil ich selbst Altenpflegerin bin, weiß ich zwar, was das ist und dass
ich die Lösungen vorübergehend benötige. Doch mich behindert die Zu-
leitung bei verschiedenen Bewegungen. Und außerdem sind da zwei Me-
dikamente enthalten, von denen ich dachte, dass sie eher meiner Nachba-
rin zugedacht sind, aber nicht mir.“
„Da Sie Altenpflegerin sind, kennen Sie sicher das in der Infusion enthaltene
Medikament Kalium?“
„Natürlich, und ich weiß auch von der Anwendung, dass Kalium etwas
brennen kann. Aber dass das so brennt, hätte ich nicht gedacht. Was mich
wundert, ist, dass mein Kaliumspiegel doch in Ordnung ist und jetzt
trotzdem der Infusion Kalium zugefügt wird.“
„Sie wissen also nicht, warum Sie das Medikament erhalten?“
„Nein, man hat mir auch zu den anderen Medikamenten nichts gesagt,
und so mache ich mir schon meine Gedanken“!

Während des Gesprächs wird eine andere Patientin unruhig. Sie klagt über Übelkeit,
nachdem eine Infusionsflasche ausgetauscht worden ist, und muss sich, als kein Perso-
nal im Zimmer ist, übergeben. Frau Jäger klingelt für sie.

Am nächsten Tag zeigt sich Frau Jäger schon wieder richtig fit und si erzählt gleich
munter drauf los.

„Ich habe heute Morgen schon eine neue Venenverweilkanüle bekommen,


weil die andere nicht mehr funktionierte.“
„Was ist passiert heute Nacht?“
„Nachdem ich mir im Schlaf mehrfach die Leitung um den Hals gewickelt
habe, war die Kanüle heute morgen überfällig. Jetzt ist die Punktionsstelle
gerötet und die Hand dick.“

Quelle: Stolecki, D.: Infusion. In: Kellnhauser, E. et al. (2000): THIEMEs Pflege. 9. Auflage. Thieme, Stutt-
gart.

Literatur

Arndt, U. (1999): Der Säure-Basen-Haushalt - Pathologische Veränderungen und ihre


Konsequenzen. Heilberufe Jahrgang 51 Nr.12, S. 38-40.
Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz (2002):
Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention
beim Robert-Koch-Institut. Nr.11, S. 907-924.
Loczenski, B. (2006): Vor Infektionen und Nadelstichverletzungen schützen.
Pflegezeitschrift (2006) Nr.3, S. 144-147
Maier, G./Friemert, B. et al (1999): Folienverband und Wundpflaster im Vergleich. Die
Schwester der Pfleger 38. Jahrgang Nr.7, S. 578-581.

360
Menche, N. (2004): Pflege heute - Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage, Elsevier Verlag
Urban und Fischer, München.
Panknin, H.-T. (2003): Infektionen durch Katheter - was ist gesichert? Heilberufe Nr. 7,
S. 32-35.
Panknin, H.-T. (2005): Präventionspotenziale werden oft nicht ausgeschöpft. Pflegezeit-
schrift Nr.2, S. 88-93.
Stock, M. (2000): Einsatz, Zweisatz, Dreisatz. Die Schwester der Pfleger 39. Jahrgang
Nr.5, S. 362-366.
Stolecki, D. (2000): Infusion. In: Kellnhauser, E. et al.: THIEMEs Pflege. 9. Auflage.
Thieme, Stuttgart.
Wagner, E.-M. (2003): Wenn etwas daneben läuft - Extravasate als Komplikation der
Infusionstherapie. In: Kinderkrankenschwester 22.Jg., Nr. 12, S. 507-510.

Internetquellen
http://info.multimedica.de
Zugriff am 27.Juni 2005
http://www.krankenpflege-ausbildung.de/Facharbeiten/SBH/hauptteil_sbh.html
Zugriff am 16. Januar 2002

361
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

11.5 Bei der Infusionstherapie assistieren Name: ____________________


Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:
Die Lernaufgabe werden im nächsten Unterrichtsblock vorgestellt u. diskutiert.
Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-
tung durch:
 Sie planen eine Handlungskette in der Assistenz bei der Infusionstherapie und
können diese begründen.  Mentor/-in
 Sie verstehen die Indikation für die angeordnete Infusionstherapie und ken-
nen die Zusammensetzung der Lösung und ihre Verträglichkeit mit anderen  Praxisanleiter/-in
Medikamenten / Lösungen.
 Sie können Infusionslösungen vorbereiten, anhängen und überwachen sowie  Lehrer/-in
begleitende Pflegemaßnahmen durchführen.
Aufgabenstellung:
Üben Sie in Ihrem nächsten Praxiseinsatzort unter Begleitung einer Fachperson
 die Vorbereitung einer Infusionslösung
 das Anhängen einer Standardinfusion
 die Vorbereitung und das Anhängen einer Mischinfusion
 die Überwachung einer laufenden Infusion über eine Venenverweilkanüle und über
einen Zentralen Venenkatheter
 die Überwachen und den Verbandwechsel bei einer Venenverweilkanüle und eines
Zentralen Venenkatheters
Beachten Sie bei Ihrem Vorgehen hygienische, wirtschaftliche und zeitliche Aspekte.

Erstellen Sie folgende schriftliche Abhandlung:


 Wählen Sie eine der genannten Handlungssituationen im Zusammenhang mit der Infusionsthera-
pie aus.
 Erarbeiten Sie eine Handlungskette einschließlich der Begründung der einzelnen Handlungsschrit-
te.
 Begründen Sie anhand der Krankheitssituation eines Patienten die angeordnete Infusionstherapie.
 Analysieren Sie die Kompatibilität der Infusionslösung mit anderen Medikamenten und verglei-
chen Sie sie mit den sonst verabreichten Arzneimitteln.
 Notieren Sie sich Fragestellungen, die Sie in den Unterricht einbringen möchten.

Informationsquellen:
 Etikett auf der Infusionsflasche / Beipackzettel / Fachliteratur / Unterrichtsmitschrift / Experten-
befragung
Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

362
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN

Lernsituation 11.6 Wundmanagement durchführen

Semester: 3 Stunden: 22

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das patienten- und situationsbezogene Wundmanagement unter dem Aspekt
der Asepsis und des Einsatzes moderner Wundbehandlungsmittel.

Lernvoraussetzungen

9.2 Den menschlichen Körper verstehen


9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

6.7 Menschen vor Dekubitus, Thrombose und Kontrakturen schützen


10.2 Menschen mit Schmerzen begleiten
12.3 Menschen mit multiresistenten Keimen pflegen
12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Verbandwechsel unter aseptischen Kautelen in Ein- oder Zwei-Personen-Technik
durchführen
 Wundbeobachtung, -beurteilung und –dokumentation durchführen
 Wundtherapeutika in Zusammenarbeit mit der ärztlichen Berufsgruppe fachgerecht
anwenden
 Drainagen und Tamponaden kürzen oder entfernen, Sekretausscheidung beobach-
ten, messen und dokumentieren
 Menschen mit akuten und chronischen Wunden beraten und begleiten

363
Inhalte

 Rechtliche Aspekte
 Material
 Definition „Wunde“, Einteilung von Wunden
 Primäre und sekundäre Wundheilung, Wundheilungsstadien
 Wundinfektionen
 Chirurgische Wundbehandlung
 Anamneseerhebung (Pflegebedürftiger, Wundentstehung, Einflussfaktoren u.a.)
 Aseptischer und septischer Verbandwechsel mit Vorbereitung, Durchführung und
Nachbereitung
 Klammern und Fäden entfernen
 Maßnahmen zur Säuberung, Desinfektion und Förderung der Granulation und Epi-
thelisierung
 Einsatz moderner Wundtherapeutika
 Grundsätze zur lokalen und kausalen Behandlung von Problemwunden
 Wunddokumentation
 Umgang mit Wunddrainagen: Drainagearten, Beobachtung und Pflege von Draina-
gen, Wechseln von Sekretflaschen, Kürzen und Entfernen von Drainagen und Tam-
ponaden

Methodenvorschläge

 Auswertung von Literatur zur Prävention und Therapie von Wundinfektionen


 Erstellen von Handlungsketten zum aseptischen und septischen Verbandwechsel

Pflegesituationsbeschreibung

Lukas – Postoperativer Wundheilungsprozess


Lukas ist ein 7 Jahre alter Junge, der normal entwickelt ist und abgesehen von einer Al-
lergie gegen Nüsse und einer Adipositas keine Erkrankungen aufweist. Er wurde vor
drei Monaten eingeschult. In die Schule geht er jedoch nicht so gerne, „weil man da so
lange still sitzen muss“, sagt er. Am liebsten spielt er mit den anderen Jungs in seiner
Straße am Computer und sieht fern. Er ist 1,22 m groß und wiegt 31 kg. Lukas hat eine 3
Jahre alte Schwester namens Pia.

Eines Tages kann Lukas nach anfänglichen Bauchschmerzen kaum noch stehen und
seine besorgten Eltern bringen ihn sofort ins Krankenhaus, wo unzählige Eindrücke auf
ihn einstürzen: Da ist ein Pfleger namens Markus, der seine Temperatur misst, ihn auf
die Waage bittet und ihm sagt, dass er nichts trinken darf. Ein Arzt redet während des-
sen mit Lukas’ Eltern. Lukas krümmt sich vor Schmerzen, ihm ist übel und blass ist er
auch. Markus, der Pfleger sitzt neben ihm und erklärt, dass wahrscheinlich etwas in
seinem Bauch entzündet ist. Dann untersucht der Arzt den Jungen. Dabei muss sich der
Junge hinsetzen, hinlegen und sogar auf einem Bein stehen, obwohl er starke Bauch-

364
schmerzen hat. Ihm wird Blut abgenommen, was er von Kinderarzt kennt und ihm
normalerweise nichts aus macht. Im Krankenhaus ist jedoch alles fremd und anders,
Lukas fürchtet sich und fängt an zu weinen. Seine Mutter versucht ihn zu trösten, aber
es gelingt ihr nicht. Sie hat selbst Angst um ihren Sohn, weiß nicht, ob eine Operation
notwendig ist, und diese Sorge spürt der Junge.

Dann geht alles sehr schnell. Untersuchung und Laborergebnisse veranlassen den Arzt,
eine Operation für notwendig zu erklären. Der Pfleger versucht, den Jungen zu beruhi-
gen. „Ein kleiner Schnitt wird in deinen Bauch gemacht, damit der entzündete Blind-
darm entfernt werden kann“, erklärt Markus, während er und seine Mutter ihn in ei-
nem Bett in Richtung OP schieben. Lukas versteht das nicht und seine Angst wird noch
größer. Er kann sich einen Schnitt im Bauch gar nicht vorstellen, wo doch ein Schnitt im
Finger schon so weh tut. Er macht sich große Sorgen, als die Narkose zu wirken be-
ginnt.

Als Lukas wieder aufwacht, bemerkt er beruhigt seine Mutter, die am Bett sitzt und
seine Hand hält. Sie sieht sehr besorgt aus, obwohl sein Bauch gar nicht mehr so weh
tut. Er ist durstig, ihm wurde jedoch Nahrungskarenz verordnet. Pfleger Markus
kommt rein und fragt den Jungen, ob er Schmerzen hat. Lukas weiß es nicht genau. Al-
lerdings wagt er nicht, sich zu bewegen, weil er eine Wunde am Bauch hat. Markus er-
klärt Lukas, dass die Operationswunde im rechten Unterbauch jetzt regelmäßig beo-
bachtet wird, um zu sehen, ob sie blutet. Dabei betrachtet Markus das Hautareal im Be-
reich der mit einem hautfreundlichen Pflaster versorgten Wunde. Die Operationsnaht
liegt unterhalb einer Hautfalte, sodass diese Hautfalte in sitzender Position auf das
Wundgebiet drückt. Lukas will wissen, wie groß der Schnitt ist. Der Pfleger schaut in
seine Unterlagen und deutete eine ca. 6cm breite Strecke zwischen Daumen und Zeige-
finger an. Vorsorglich gibt er dem jungen ein Suppositorium gegen die Schmerzen.
Gerne würde Lukas seine Verletzung sehen, aber er fühlt sich erschöpft und schläft er-
neut ein. Sein Bauch schmerzt als er wieder aufwacht, das Gefühl ist jedoch anders als
am Vortag. Er sucht seine Mutter und bekommt Panik, weil sie nicht da ist, schreckt
hoch und spürt, wie die Haut im Wundgebiet durch das Pflaster ganz gespannt ist. Als
er zu weinen beginnt, betritt Markus das Zimmer.

Der Pfleger versucht Lukas zu trösten. Er stellt fest, dass das Pflaster nicht gewechselt
werden muss, da die Wunde nur sehr wenig nachgeblutet hat. Abends darf Lukas wie-
der Wasser und Tee zu sich nehmen und sich vorsichtig bewegen. Er weigert sich aller-
dings aufzustehen, aus Angst vor Schmerzen und davor, dass die Wunde nicht heilen
könnte. In der Nacht schaut eine Pflegerin häufig nach Lukas, bringt ihm ein Kühlele-
ment gegen die Schmerzen und überprüft Vitalzeichen und Wunde. Lukas schläft un-
ruhig und auch seine besorgte Mutter, die mit im Krankenhaus übernachtet und schon
in der letzten Nacht wenig geschlafen hat, findet aus Sorge um ihren Sohn keine Ruhe.
Am nächsten Tag geht es Lukas besser. Er würde gerne mit den anderen Kindern auf
der Station spielen, doch er darf vorerst nur bis zur Toilette gehen. Er langweilt sich
und hat Appetit, doch er bekommt nur Tee und Zwieback. Die Haut unter dem Pflaster
beginnt zu jucken. Immer wieder knibbelt er daran, obwohl Markus es ihm verboten
hatte. Einen Grund hat der Pfleger ihm nicht genannt. Am 3. Tag fühlt sich Lukas ein-

365
sam, besonders weil seine Mutter tagsüber nach Hause fährt, um sich um seine kleine
Schwester Pia zu kümmern. Pia fehlt Lukas auch. Er vermisst sie beide sehr.

Pfleger Markus und ein Arzt kommen, um erstmalig den Verband zu wechseln und die
Wunde zu inspizieren. Der Arzt entfernt das Pflaster ruckartig und Lukas muss weinen,
weil es weh tut. Die darunter liegende Wunde ist 6 cm lang und ein Faden hält die
Wundränder zusammen. Das Wundsekret ist geronnen und es hat sich Schorf gebildet.
Wundumgebung und Wundrand sind gerötet, leicht geschwollen und etwas über-
wärmt. Pfleger Markus verbindet den Schnitt steril mit einem Wundschnellverband
und dokumentiert anschließend seine Beobachtungen. Lukas hat inzwischen Vertrauen
zu Markus gefasst und ist froh über seine Anwesenheit.

Beim nächsten Pflasterwechsel verweigert sich Lukas. Seine Mutter und Markus kön-
nen ihn zunächst nicht überreden, bis sie sich darauf einigen, dass Lukas selbstständig
die Ecken des Pflasters langsam ablöst. Den Rest übernimmt – ganz vorsichtig – der
Pfleger. Die Wunde ist heute weniger gerötet als am Vortag, die Wundränder verwach-
sen langsam.

Lukas bleibt sieben Tage stationär, da der Appendix sehr entzündet war und er antibio-
tisch behandelt wird. Tagsüber spielt der Junge im Spielzimmer, wo es ihm schwer
fehlt, nicht mit den anderen Kindern zu toben. Eigentlich weiß er auch nicht, warum er
nicht toben darf, seine Schmerzen sind ja gar nicht mehr so schlimm.

Aus: Depping, D./Fischer,D./Meyer-Rentz, M. (2005): Prozessorientiertes Wundmana-


gement, Grundlagen der Pflege für die Aus-, Fort- und Weiterbildung. Heft 18, Prodos
Verlag.

Literatur

Daumann, S. (2005): Wundmanagement und Wunddokumentation.


2. Auflage, Kohlhammer Stuttgart
Depping, D./Fischer, D./Meyer-Rentz, M. (2005): Prozessorientiertes Wundmanage-
ment, Grundlagen der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Heft 18, Prodos Verlag, Brake
Hatz, R.A. et al. (1994): Wundheilung und Wundmanagement.
Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg.
Jurgschat-Geer, H. (2007): Wundmanagement zwischen Anspruch und Realität.
In: Die Schwester /Der Pfleger, 46. Jg., S. 80-83.
Kaehn, K. (2005): Die wirksame Lösung. In: Die Schwester/Der Pfleger, 44. Jg.,
S. 506-508.
Kammerlander, G. / Eberlein, T. et al. (2004): Prinzipien der feuchten Wundbehand-
lung. In: Die Schwester /Der Pfleger, 43. Jg., S. 810-815.
Kammerlander, G. / Locherer, E. et al. (2007): Fallbeobachtung: Wirkstofffreie Wund-
auflage als Alternative in der Wundversorgung. In: Die Schwester Der Pfleger 46,
S. 84-87.
Lauber, A. / Schmalstieg, P. (2003) Pflegerische Interventionen. Thieme Verlag Stutt-
gart.

366
Linder, R. et al. (1997): Akute und chronische Wundbehandlung.
Akademie für Ärztliche Fortbildung und Weiterbildung, Bad Nauheim.
Loczenski, B. (2007): Versorgung chronischer Wunden. In: Pflegezeitschrift, 44. Jg.,
S. 77-79.
Protz, K. (2006): Wundmanagement: Prävention und Therapie von Wundinfektionen.
In: Die Schwester/ Der Pfleger, 45. Jg., S. 102-107 .
Protz, K. (2007): Moderne Wundversorgung. 4. Auflage, Verlag Urban&Fischer, Mün-
chen.
Teigeler, B. (2005): Moderne Wundversorgung: Mit Skepsis behaftet.
In: Die Schwester/Der Pfleger, 44. Jg., S. 516-518
Vasel-Biergans, A. /Probst, W. (2005): Wundversorgung für die Pflege.
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart.
Voggenreiter, G. / Dold, K. (2004): Wundtherapie. Wunden professionell beurteilen
und erfolgreich behandeln. Thieme Verlag, Stuttgart.

367
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Name: ____________________
11.6 Wundmanagement durchführen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in Fachabteilungen und Einrichtungen, in denen Lehrer/-in:
Problemwunden zu versorgen sind
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kommentar
Warum ist diese Handlung in der Pflege wichtig?
 Wunden stellen einerseits eine Infektionsquelle dar, andererseits sind sie eine Eintrittspforte für Keime
in den Körper.
 Ohne ordnungsgemäße Wundversorgung sind weitere Komplikationen in erheblichem Ausmaß (bis hin
zu lebensbedrohlichen Zuständen) zu erwarten.
 Ebenso verliert der Körper über Wunden unkontrolliert wichtige Körperflüssigkeiten.
Was macht diese Handlung bedeutsam für den zu pflegenden Menschen?
 Pflegebedürftige verbinden die Versorgung von Wunden mit Angstgefühlen und mit dem Erleben von
Schmerzen.
 Zugleich knüpft sich an die Problemwundversorgung häufig die Erfahrung und Erduldung chronischer
Heilungsverläufe.
 Je nach Lokalisation der Wunde ist mit dem Wundmanagement zudem ein Eingriff in die Intimsphäre
des Menschen verbunden.
Was ist dabei die spezielle Aufgabe der Pflegekräfte?
 Sie informieren den Patienten über die Art und das Behandlungskonzept der Wundversorgung.
 Sie führen den Verbandwechsel und die Wundversorgung entsprechend der Wundsituation fachkom-
petent aus.
 Sie erkennen positive und negative Veränderungen und geben die Informationen im therapeutischen
Team weiter.
 Sie dokumentieren den Heilungsverlauf.
Kooperation / Beglei-
Kompetenzentwicklung der/des Auszubildenden: tung durch:
 Sie erkennen die Ängste bei den betroffenen Patienten und bauen eine
Vertrauensbasis auf, indem Sie sie gezielt informieren und miteinbezie-  Mentor/-in
hen.
 Sie beurteilen die vorliegende Wundsituation und den Heilungsfort-  Praxisanleiter/-in
schritt.
 Sie ermitteln die sich aus der Wundsituation ergebenden Bedürfnisse an  Lehrer/-in
das Verbandmaterial.
 Sie wählen das Verbandmaterial entsprechend der Wundsituation aus. 
 Sie führen den Verbandwechsel fachgerecht durch.
 Sie gewinnen Sicherheit im Umgang mit den Verbandmaterialien und in
der Wundbeurteilung.
 Sie sammeln Erfahrungen im Erkennen von Ängsten und Bedürfnissen
und im Umgang und in der Kommunikation mit den betroffenen Patien-
ten.

Annäherung:
1. Welche Handlungsstrategie liegt der Anwendung der feuchten Wundversorgung zu Grunde?
2. Wo habe ich diesen Grundsatz bisher schon in meinem Lebensalltag erlebt oder angewendet?
3. Welche Vorerfahrungen habe ich zu dieser Handlungsstrategie?

368
4. Wie wirkt sich ein Überangebot und ein Mangel an Feuchtigkeit in der Pflanzenwelt aus?
5. Welche Aspekte von bereits bekannten Alltagshandlungen stellen Entscheidungs- und Bewer-
tungskriterien hinsichtlich des Erfolgs der Handlung dar?
6. Nach welchen Kriterien legen Sie in der Pflanzenwelt den Bedarf an Feuchtigkeit fest?
Durchführung der Lernaufgabe:

1. Wählen Sie zusammen mit Ihrem / Ihrer Praxisanleiter/-in bzw. Mentor/-in einen Patienten aus,
bei dem eine chronische Problemwunde besteht und bei dem eine hydroaktive Wundversorgung
durchgeführt werden soll.
2. Besprechen Sie gemeinsam die Wundsituation und wählen Sie das entsprechende Versorgungsma-
terial aus.
3. Führen Sie den Verbandwechsel entsprechend der hygienischen Prinzipien und der Herstellervor-
gaben der verwendeten Wundauflagen fachgerecht durch.
4. Beobachten Sie den Heilungsfortschritt für mindestens eine Woche. Beurteilen Sie bei weiteren
Verbandwechseln zwischenzeitlich immer wieder die Wundsituation

Weitere Leitfragen:
1. In welche Teilschritte muss die Pflegehandlung gegliedert werden?
2. Welche Kenntnisse und Fähigkeiten benötige ich für die Durchführung der Wundversorgung?
3. Welche Unterstützung und Begleitung brauche ich?
4. Auf welche Aspekte muss ich bei der Durchführung besonders achten?
5. Welches Material muss ich bereitstellen?

Informationsquellen:
 Unterrichtsunterlagen
 Fachliteratur
 Beipackzettel und Informationsmaterial des Herstellers
 Expertenbefragung

Abschließende Erörterung:

1. Wie haben Sie die Durchführung des Wundmanagements erlebt?


2. Wie haben Sie Zugang zu dem von Ihnen ausgewählten Patienten gefunden?
3. Wie nimmt der / die Pflegebedürftige die Informationen zur Wundbeurteilung und zur Auswahl der
Wundauflage auf? In wie weit ist er bereit sich auf geänderte Vorgehensweise einzulassen?
3. Nach welchen Kriterien haben Sie die Wundauflage ausgewählt?
4. Wie gut ist Ihnen die Durchführung gelungen? Wovon lässt sich dies aus Ihrer Sicht ableiten?
5. Worauf werden Sie künftig bei der Auswahl von Verbandmaterial und bei der Durchführung eines
Verbandwechsels besonders achten?
6. Wie hat sich Ihre Einstellung zur feuchten Wundbehandlung verändert?
7. Was ist Ihr abschließendes Fazit zum Wundmanagement?

Erfüllung der Lernaufgabe:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in:

Einrichtung / Abteilung: __________________________________________

369
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN
Lernsituation 11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstüt-
zen

Semester: 3 Stunden: 22

Im Mittelpunkt der Lernsituation stehen


die Vor- und Nachbereitung medizinischer Maßnahmen, die Unterstützung
der Patienten/Patientinnen bei Maßnahmen der Diagnostik und Therapie und
in der Durchführung ärztlich veranlasster Maßnahmen im Pflegekontext.

Lernvoraussetzungen

5.1 Kommunikation als Prozess gestalten


2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen
2.4 Pflege dokumentieren
9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen
11.1 Menschen bei der Kreislaufregulation unterstützen
11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen
11.4 Subcutane und intramuskuläre Injektionen durchführen
11.5 Bei der Infusionstherapie assistieren

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

5.3 Intra- und interdisziplinär kommunizieren


12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und des Darmes pfle-
gen
12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des Pankreas pflegen
12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen
12.19 Menschen mit Störungen und Erkrankungen des Bewegungsapparats pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Verfahren und Methoden der medizinischen Diagnostik anwenden und umsetzen
 Menschen mit prä- und postoperativem Pflegebedarf unterstützen

370
Lernort Praxis
 Ärztlich veranlasste Maßnahmen im Pflegekontext durchführen,
Untersuchungen organisieren und die Patienten/Patientinnen betreuen
 Bei Maßnahmen der medizinischen Diagnostik mitwirken und
die Vor- und Nachbereitung der Patienten/Patientinnen
bei verschiedenen Maßnahmen und bei der Therapie durchführen
 Menschen mit prä- und postoperativem Pflegebedarf unterstützen

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Praktische Fertigkeiten einüben

Inhalte

 Überblick über die verschiedenen Untersuchungsmethoden


 Bildgebende Verfahren
 Endoskopische Untersuchungen
 Biopsien und Punktionen
 Blutentnahme
 Assistenz bei Maßnahmen der medizinischen Diagnostik und Therapie
unter besonderer Berücksichtigung der pflegerischen Betreuung von Kindern
 Prä- und postoperative Pflege

Methodenvorschläge

 Praktische Übungen zur Blutentnahme (Skillslab)


 Einladung einer Expertin / eines Experten zum Thema
„Umgang mit dem Untersuchungsmaterial Blut“
 Experte aus der Praxis zum Thema „Pflege von Patienten bei Endoskopischen Un-
tersuchungen“
 Begehung des Radiologischem Zentrums mit Expertin / Experte
 Einladung einer Expertin / eines Experten aus dem OP und Begehung der Operati-
onsabteilung

Pflegesituationsbeschreibung

Situation 1:
Schon seit längerem klagt Herr Zauner über zunehmende Schluck- und Atembe-
schwerden, Besonders das Schlucken von festen Speisen bereitet ihm Schmerzen. Auf-
grund dessen reduzierte er die Nahrungsaufnahme und nahm nur noch das Nötigste
zu sich. Einen Arzt aber wollte er nicht aufsuchen, da er extreme Ängste vor dem Er-
gebnis hatte. Seine Frau drängte ihn schließlich, einen Facharzt zu konsultieren.
Der Mediziner zog mehrere Ursachen dafür in Erwägung und ordnete entsprechend
verschiedene Untersuchungsmethoden an. Nach nur wenigen Tagen lag das Ergebnis
vor. Es handelte sich um eine Struma nodosa.

371
Es wurde eine subtotale Strumaresektion durchgeführt. Allerdings kam es bei der Nar-
kose zu unerwünschten Komplikationen. Der Tubus konnte wegen der starken Ge-
webswucherung nicht in die Luftröhre eingeführt werden, so dass die Operation erneut
angesetzt werden musste. Erst mit Hilfe eines Bronchoskops konnte der Tubus ohne
Verletzung des umliegenden Gewebes gelegt werden.

Quelle: Bettina Gerte-Happe: Pflege von Patienten mit euthyreoter Struma (blande Struma) in: Thiemes
Pflege (2004), 10. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart

Situation 2:
Herr Kasper ist 48 Jahre alt. Er lebt mit seiner Familie in einer Kleinstadt im Ruhrgebiet.
Herr Kasper arbeitet in einer großen Firma als Techniker. Seine Frau arbeitet halbtags
als Sekretärin. Herr Kasper hat außerdem einen 11jährigen Sohn, der die 6. Klasse in der
Realschule besucht.
Im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung wurden bei einer Darmspiegelung mehrere
kleine Tumoren im gesamten Darmtrakt gefunden. Herr Kasper hat keine Beschwer-
den, aber der Arzt rät ihm dringend zu einer Operation, um die Tumore zu entfernen.
Am Nachmittag des 16.07.07 kommt Herr Kasper zur stationären Aufnahme. Sie füh-
ren das Aufnahmegespräch durch und kümmern sich umfassend um die Vorberei-
tungsmaßnahmen.
Am 18.07.07 vormittags wird die Operation durchgeführt.
Die Operation ist ohne Komplikationen verlaufen und der Patient kann auf die Station
verlegt werden. Sie holen den Patienten im Aufwachraum ab und übernehmen die wei-
tere Pflege.

Situation 3:
Sie arbeiten auf der chirurgischen Station einer Kinderklinik. Im Spätdienst betreuen Sie
Hannah Müller, ein 8jähriges Mädchen mit Verdacht auf Appendizitis. Hannah geht in
die 2. Klasse einer Grundschule in ihrem Heimatort. Eigentlich ist sie ein aufgeschlos-
senes und wissbegieriges Kind. Hannah liebt Ballett und spielt Flöte. Am liebsten spielt
sie draußen und sie ist oft mit dem Fahrrad unterwegs.
Es ist der erste Krankenhausaufenthalt von Hannah. Das Kind ist blass und auf Ihre
Nachfrage äußert es leichte Bauchschmerzen und Übelkeit. Erbrochen hat Hannah
nicht.
Sie ist in Begleitung von ihrer Mutter, Fr. Müller, die auf Sie einen nervösen und unsi-
cheren Eindruck macht.
Bei der erneuten Untersuchung des Kindes durch den Arzt, wird die Durchführung der
Appendektomie entschieden und noch für den Nachmittag festgelegt.
Sie betreuen Hannah bis zur Übergabe des Kindes im OP.

372
Literatur

Andreae, A. (2006): Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen,


Thieme Verlag, Stuttgart
Hoehl, M./ Kullik, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung.
2. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart.
Kela, N. (2007): Präoperative Nüchternzeiten. In: Pflegezeitschrift Nr. 3, S. 137 - 139
Kellnhauser, E. et al. (2004): Thiemes Pflege
10. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart.
Lauber, A./Schmalstieg, P. (2005): Pflegerische Interventionen.
Thieme Verlag, Stuttgart.
Menche, N. (2004): Pflege heute. 3. Auflage, Elsevier-Verlag, München.
Strauß, J./ Bunke, K. (2003): Perioperative Nüchternheit im Kindesalter: Hunger und
Durst müssen nicht sein. In: Pflegezeitschrift Nr. 5, S. 339 – 342.

373
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN

Lernsituation 11.8 Labordiagnostik verstehen

Semester: 5 Stunden: 10

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Befähigung der Auszubildenden, die Diagnosenstellung mittels Laborpa-
rameter in ihrem Zusammenhang mit Physiologie und Pathologie zu verstehen.

Lernvoraussetzungen

9.2 Den menschlichen Körper verstehen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

12.4 Menschen mit chronischen Erkrankungen pflegen


12.5 Menschen mit onkologischen Erkrankungen pflegen
12.9 Menschen mit Erkrankungen des Herzens pflegen
12.10 Menschen mit Erkrankungen des Atemsystems pflegen
12.11 Menschen mit Erkrankungen des Harnsystems pflegen
12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des Pankreas pflegen
12.15 Menschen mit Erkrankungen des Blutsystems pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Laborparameter mit ihren Normalwerten sowie ihren physiologischen und patholo-
gischen Abweichungen kennen
 Zusammenhänge der Organsysteme und ihre Auswirkungen auf Blut- und Urin-
werte verstehen

Lernort Praxis
 Laborergebnisse in der Diagnosefindung in Zusammenhang der Gesamtsystematik
von Erkrankungen verstehen und interpretieren
 Untersuchungsergebnisse Patienten in Ergänzung der ärztlichen Informations- und
Aufklärungspflicht erklären

374
Inhalte

 SI- Einheiten, Vergrößerungen und Verkleinerungen


 Kleines Blutbild und Differenzialblutbild
 Elektrolyte und Spurenelemente
 Harnpflichtige Substanzen
 Herzenzymdiagnostik
 Leberenzymdiagnostik
 Gallen und Pankreaswerte
 Parameter bei Diabetes, Gicht, Fettstoffwechselstörungen
 Blutgase und Säure-Basen-Haushalt
 Bluteiweiße
 Parameter bei entzündlichen Erkrankungen / Immunologie
 Parameter bei infektiösen Erkrankungen
 Tumorparameter

Methodenvorschläge

 Erarbeitung von Normalwerttabellen und Laboranforderungen der eigenen Einrich-


tung
 Erarbeitung und Präsentation von Laborparametern und ihrer diagnosegeleitete
Interpretation in Einzel- oder Partner-Arbeit

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Deschka, M. (2007): Laborwerte von A-Z. 2. Auflage, Kohlhammer-Verlag, Stuttgart.


Oehl, W. (2004): Laborparameter. Ein Kurzlehrbuch für Pflegeberufe.
2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart.
Thomas, L. (2005): Labor und Diagnose. TH-Books, Frankfurt.

375
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

11.8 Labordiagnostik verstehen Name: ____________________


Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in Praxiseinsätzen im Krankenhaus Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:
Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-
tung durch:
 Sie kennen die wichtigsten Laboruntersuchungen und können ihre Anwen-
 Mentor/-in
dung begründen.
 Praxisanleiter/-in
 Sie können bei der Durchführung von Laboranordnungen assistieren.
 Lehrer/-in
Aufgabenstellung:
Informieren Sie sich bei Ihrem Praxiseinsatz im Krankenhaus über die üblichen La-
boruntersuchungen.
1. Beschreiben Sie fünf Bereiche der Labordiagnostik (Kleines Blutbild, Elektrolyte, Nierenwerte, Herzen-
zyme, Leberenzyme o.a.) unter folgenden Gesichtspunkten:

 Welche Parameter gehören zu diesem Bereich der Laboruntersuchungen?


 Welche Normalwerte werden dafür vom untersuchenden Labor angegeben?
 Bei welchen Verdachtsdiagnosen werden diese Laborparameter untersucht?
 Auf welche Erkrankungen lassen die veränderten Werte jeweils schließen?
 Welche Materialien (z.B. Blutröhrchen) werden für die Untersuchung benötigt?
 Gibt es Bedingungen, die vor der Blutentnahme zu beachten sind (z.B. nüchtern usw.)?
Geben Sie Ihrer Ausarbeitung eine Systematik und stellen Sie die Ergebnisse in Tabellenform dar.
2. Füllen Sie drei verschiedene Laboranforderungszettel aus, indem Sie häufig angeordnete Untersu-
chungsparameter auswählen.
Begründen Sie schriftlich, warum Sie sich für diese Parameter entschieden haben.

Informationsquellen:
 Unterrichtsunterlagen
 Fachliteratur
 Normalwerte-Tabelle
 Expertenbefragung

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

376
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN

Lernsituation 11.9 Notfälle erkennen und bewältigen

Semester: 1/4 Stunden: 38

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


das Einleiten von Notfallmaßnahmen bis zum Eintreffen der Ärztin oder des
Arztes sowie das Verhalten in anderen Notfallsituationen.

Lernvoraussetzungen

keine speziellen Lernsituationen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

6.4 Mensachen beim Atmen unterstützen und beraten


9.2 Den menschlichen Körper verstehen
11.1 Menschen bei der Kreislaufregulation unterstützen

Zielsetzung

Lernort Schule und Praxis

 Notfallsituationen erkennen und einschätzen


 Notfallkette im häuslichen, stationären oder ambulanten Bereich kennen und an-
wenden
 Verschiedene Schockformen unterscheiden und spezielle Maßnahmen einleiten
 Notfallmaßnahmen in verschiedenen Situationen und Altersstufen einleiten
 Assistenzaufgaben unter Absprache mit allen an der Notfallsituation beteiligten
Personen durchführen
 Rechtliche Situation im Zusammenhang mit Erste-Hilfe-Maßnahmen kennen
 Pläne des Katastrophenschutzes kennen
 Korrektes Verhalten im Brandfall kennen

377
Inhalte

 Rechtliche Aspekte: Unterlassene Hilfeleistung


 Notfallmanagement
 Psychologische Aspekte
 Erste-Hilfe-Maßnahmen beim Erwachsenen und beim Kind
 Erkennen von Notfällen
 Freimachen der Atemwege
 Beatmung
 Sichern des Kreislaufs, Herzdruckmassage
 Gabe von Medikamenten

Erstversorgung bei:
 Physikalischen Notfällen:
Hitzschlag, Sonnenstich, Unterkühlung, Erfrierung, Stromschlag
 Traumatische Notfälle:
Frakturen, Wunden, Blutungen, Verbrennung/Verbrühung, Polytrauma
 Neurologische Notfälle:
Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit
 Intoxikationen
 Verätzungen
 Akute Atemstörungen:
Ertrinken, Aspiration, Pseudokrupp, Epiglottitis, Insektenstich, Status asthmati-
cus

Brand- und Katastrophenschutz


 Brand- und Katastrophenpläne der Einrichtung
 Verhalten im Brand- und Katastrophenfall

Sofortmaßnahmen beim Schock


 Schockformen: Ursache, Symptome, Therapie
o hypovolämischer Schock
o kardiogener Schock: Medikamentöse Soforttherapie beim Herzstillstand
o septischer Schock
o anaphylaktischer Schock
o neurogener Schock
o Asphyxie des Neugeborenen
 Organisation der Reanimationsmaßnahmen
o Notfallwagen, Alarmsysteme, Inhalte des Notfallkoffers
o Personalverteilung: Aufgabenzuordnung im Notfall
 Pflegerische Assistenzaufgaben bei der Intubation und Defibrillation

378
Methodenvorschläge

 Erste-Hilfe-Lehrgang unter Berücksichtigung altersspezifischer Besonderheiten un-


ter Einbezug eines Dozenten aus dem Rettungsdienst
 Praktische Übungen:
Einschätzen der Situation, Einleiten der Sofortmaßnahmen, Reanimation, Beatmung,
Prioritätensetzung und Koordination der Maßnahmen
 Simulationsübungen:
Einleiten der Sofortmaßnahmen, Reanimation, Beatmung, stabile Seitenlage
 Erarbeitung der Schockformen anhand kurzer Fallbeschreibungen
 Durchführung der Erstmaßnahmen im Rollenspiel /
Auswertung der Ergebnisse unter Einbezug eines Dozenten aus dem Rettungsdienst
 Praktische Übungen an der Puppe:
Herzmassage, Mund-zu-Mund-Beatmung, Defibrillation, Beatmung mit dem Beat-
mungsbeutel, Intubation
 Einladung des Brandschutzbeauftragten der Einrichtung:
 Expertenbefragung zum Katastrophenschutz im Krankenhaus

Pflegesituationsbeschreibung

Situation 1:
Herr Weber arbeitet als Krankenpfleger in der Notaufnahme eines Krankenhauses.
Nachts wird ihm über die Rettungsleitstelle eine Patientin angemeldet:
„Zustand nach Autounfall, Verunfallte ist ansprechbar, orientiert, hat eine geschlossene
Oberschenkelfraktur, ansonsten weitere kleine Verletzungen, keine Kopfverletzung,
Extremitäten werden spontan bewegt, keine Sensibilitätsstörungen.“

Wenige Minuten später wird die Patientin angeliefert und aufgenommen. Herr Weber
ermittelt die Vitalzeichen: HF 115, Atemfrequenz 30, RR: 75/65 Die Haut ist blass, kalt-
schweißig, die Patientin wirkt unruhig.

Herr Weber ist sehr unsicher. Der diensthabende Arzt ist noch bei einem Notfall in der
Chirurgie.

Situation 2:
Sie haben Nachtdienst auf einer internistischen Station. Um 22:30 Uhr klingelt Herr
Schneider und klagt über akute Atembeschwerden und Thoraxschmerzen. Sie ermitteln
die Vitalzeichen: HF 115, RR 85/65 mmHg.
Herr Schneider erklärt Ihnen, dass das für ihn um diese Zeit ein normaler Blutdruck
wäre und dass die Schmerzen wahrscheinlich von seiner Wirbelsäule her kommen,
schließlich läge er schon etliche Tage im Bett und ist sehr verspannt. Er fragt Sie, ob er
eine Schmerztablette haben könnte.

379
Als Sie mit der Tablette zurückkommen, wirkt Herr S. sehr unruhig und ängstlich. Sei-
ne Haut ist blass und kaltschweißig, die Atmung beschleunigt und erschwert, die HF
liegt bei 60 und ist arrhythmisch. Beim genauen Betrachten des Patienten fallen Ihnen
gestaute Halsvenen auf.

Situation 3:
Sie arbeiten auf einer onkologischen Station. Frau Sinn hat Leukämie und soll heute
aufgrund eines Hb-Abfalls eine Bluttransfusion bekommen. Der Stationsarzt wird nach
Überprüfung der Konserve mittels Bed-Side-Test zu einem Notfall gerufen. Beim Weg-
gehen ruft er Ihnen zu: „Sie können die Konserve schon anhängen, alles okay!“
Sie ermitteln bei Frau Sinn die Vitalzeichen und hängen die Konserve an. Da die Patien-
tin einen munteren Eindruck macht, verlassen Sie kurze Zeit später das Patientenzim-
mer.
Nach 10 Minuten klingelt Frau Sinn wieder. Sie betreten das Zimmer und finden sie in
folgendem Zustand vor:
Stark gerötetes Gesicht, Dyspnoe, Zittern, HF: 120/min., RR: 75/65 mmHg.
Sie verlassen das Zimmer und probieren einen Arzt zu finden. Als Sie zurückkommen,
finden Sie die Patientin bewusstlos vor.

Situation 4:
Sie arbeiten im Kreisssaal einer kleinen geburtshilflichen Abteilung. Sie betreuen eine
Erstgebärende am Termin mit Wehen. Die Eröffnungsphase verläuft sehr langsam, Frau
Maurer wirkt erschöpft. Bei der Kontrolle des CTG sehen Sie pathologische Verände-
rungen, die auf eine Asphyxie des Kindes hinweisen. Sie verständigen den zuständigen
Gynäkologen, eine Not-Sectio wird eingeleitet. Das Neugeborene wird von Ihnen in
Empfang genommen.
Nach gründlichem Abtrocknen und Abreiben des Kindes ermitteln Sie einen Apgar
von 1.

Literatur

Altenmeyer, K.-H./Andresen, D. et al (2006): Eckpunkte der Bundesärztekammer für


die Reanimation 2006 basierend auf den ERC-Leitlinien für die Wiederbelebung 2005.
In: Deutsches Ärzteblatt, Jg 103, Nr.14, S. 960-962.
Hoehl, M./ Kullick, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung. 2. Auf-
lage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
Menche, N. (2004): Pflege Heute - Lehrbuch für Pflegeberufe.
3. Auflage, Elsevier Verlag Urban und Fischer. München
Thöns, M./ Behle, K. (2006): Maßnahmen der Wiederbelebung.
In: Die Schwester/Der Pfleger, 45. Jg., Nr. 2, S. 121-127

380
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Name: ____________________
11.9 Notfälle erkennen und bewältigen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:
Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-
tung durch:
 Sie kennen die Materialien, die in einer Notfallsituation benötigt werden und
wissen, wo sie auf Ihrem Praxiseinsatzort zu finden sind.
 Mentor/-in
 Sie kennen die Funktion der Materialien und wissen, wann sie zum Einsatz
kommen.
 Praxisanleiter/-in
 Sie kennen standardisierte Vorgehensweisen bei Notfällen und können eine
Notfallkette für Ihren Praxiseinsatzort erstellen.
 Lehrer/-in
 Sie können in Notfällen Erstmaßnahmen einleiten.
 Sie fühlen sich in Notfallsituationen sicher.

Aufgabenstellung:
Nachfolgende Materialien werden in der Regel für Notfallsituationen gebraucht
 Notfallkoffer / Notfallwagen (Materialien zur Intubation, Beatmungsbeutel, Notfallmedikamente)
 Defibrillator
 Herzbrett
 Absauggerät mit Absaugkatheter
 O2-Versorgung
 Überwachungsmonitor
1. Ermitteln Sie, wo diese Materialien an Ihrem Praxiseinsatzort aufzufinden sind.
2. Beschreiben Sie die Funktion und in welchen Situationen die Materialien zum Einsatz kommen.
3. Erkunden Sie, ob es einen Standard zur Überwachung der Funktionstüchtigkeit und Vollständigkeit
der Materialien gibt und machen Sie sich davon eine Kopie.

Versetzen Sie sich gedanklich in folgende Situation:


Sie kommen ins Patientenzimmer und finden einen Patienten / eine Patientin bzw. eine Bewohnerin / ei-
nen Bewohner in einer Notsituation vor.
Erstellen Sie in schriftlicher Form eine Notfallkette und integrieren Sie dabei das Notfallsystem des Praxis-
einsatzortes.

Informationsquellen:
 Unterrichtsunterlagen / Fachliteratur / Internet
Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

381
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld

12 Menschen in speziellen Gesundheitssituationen pflegen (547 h)

Themenbereich der KrPflAPrV (2003): 1. Pflegesituationen bei Menschen aller


Altersgruppen erkennen, erfassen und
bewerten
2. Pflegemaßnahmen auswählen, durchführen und
auswerten
3. Unterstützung, Beratung und Anleitung in
gesundheits- und pflegerelevanten Fragen
gewährleisten
4. Bei der Entwicklung und Umsetzung von
Rehabilitationskonzepten mitwirken und die-
se in das Pflegehandeln integrieren
5. Pflegehandeln personenbezogen ausrichten
8. Bei der medizinischen Diagnostik und Therapie
mitwirken
9. Lebensrettende Sofortmaßnahmen bis zum
Eintreffen der Ärztin oder des Arztes einlei-
ten

Lernfelder der APflAPrV (2002): 1.1 Theoretische Grundlagen in das


altenpflegerische Handeln einbeziehen
1.2 Pflege alter Menschen planen, durchführen,
dokumentieren und evaluieren
1.3 Alte Menschen personen- und situationsbezogen
pflegen
1.4 Anleiten, beraten und Gespräche führen
1.5 Bei der medizinischen Diagnostik und Therapie
mitwirken
2.3 Alte Menschen bei der Tagesgestaltung und bei
selbst organisierten Aktivitäten unterstützen

Im Mittelpunkt des Lernfeldes steht


die Pflege von Menschen in speziellen Gesundheitssituationen
unter Berücksichtigung gesundheitsfördernder, präventiver, kurativer, rehabili-
tativer und palliativer Aspekte. Der Kompetenzentwicklung im Bereich der Ku-
ration kommt eine besondere Bedeutung zu.

382
Zielsetzung

 Spezielle Pflegeprobleme erkennen


 Den Pflegebedarf kranker Menschen erfassen und einschätzen
 Pflegemaßnahmen von Menschen in speziellen Gesundheitssituationen planen,
durchführen und evaluieren
 Gesundheitsrisiken einschätzen und vorbeugen
 Anzeichen einer akuten organischen Störung erkennen und die Einleitung diagnos-
tisch-therapeutischer Maßnahmen organisieren
 Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention planen, durchführen und
evaluieren
 Menschen und deren Bezugspersonen hinsichtlich der Lebensführung und der
Krankheitsbewältigung beraten
 Pflegerische Fertigkeiten erwerben und gezielt anwenden
 Krankheitssymptome und –verlauf auch als Bezugspunkte pflegerischen Handelns
erkennen
 Lebensbedrohliche Situationen erkennen und Menschen mit vitaler Gefährdung in
krankheitsbedingten Akutsituationen pflegen

Didaktischer Kommentar und methodische Empfehlungen

Die Lernsituationen dieses Lernfeldes ermöglichen den Schülerinnen und Schülern die
Auseinandersetzung mit Pflegesituationen, bei denen sich der Pflegebedarf aus dem
Vorliegen einer Erkrankung ergibt. Das Lernfeld 12 weist somit eine stark kurative
Ausrichtung auf und hat Krankheitssymptome und –verlauf als Bezugspunkte.
Den Aspekten der Gesundheitsförderung und Prävention kommt in vielen Lernsituati-
onen eine bedeutende Rolle zu. Berücksichtigung finden auch palliative Aspekte, z.B. in
der Lernsituation 12.5 Menschen mit onkologischen Erkrankungen pflegen.

Dem Lernfeld 12 kommt in diesem Curriculum insofern eine Schlüsselrolle zu als es


Verknüpfungen zu fast allen anderen Lernfeldern aufweist. Insbesondere baut es auf
die Lernfelder 6 Menschen in der Selbstpflege unterstützen und 11 Bei Diagnostik und Thera-
pie mitwirken auf, indem die dort erworbene Fachkompetenz eine Anwendung und Ver-
tiefung erfährt in der Konkretisierung auf die Pflege erkrankter Menschen.

Einen inhaltlichen Schwerpunkt in diesem Lernfeld bilden Pflegesituationen, die sich


auf Grund von psychischen Erkrankungen ergeben. Diese Schwerpunktsetzung inner-
halb des Lernfeldes ergibt sich zum Einen aus der zunehmende Bedeutung psychischer
Erkrankungen in unserer Gesellschaft und stellt zum Anderen einen Gegenpol zur tra-
dierten somatischen Ausrichtung der Medizin dar. Sie trägt dazu bei, dass die Auszu-
bildenden zukünftigen Anforderungen in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft ge-
wachsen sind.

In fast allen Lernsituationen erwerben die Lernenden eine grundlegende Handlungs-


kompetenz für die Pflege von Menschen aller Altersgruppen mit bestimmten Erkran-

383
kungen. Eine Ausnahme bilden die Lernsituationen 12.6, 12.7 und 12.8, bei denen die
pflegerische Unterstützung psychisch erkrankter Menschen jeweils unterschiedlicher
Altersgruppen im Mittelpunkt steht. Die Entscheidung, hier drei altersgruppenspezifi-
sche Lernsituationen statt einer altersgruppenübergreifenden Lernsituation zu konzi-
pieren, lag im Wesentlichen darin begründet, dass eine Lernsituation mit einem Stun-
denumfang von nahezu 100 Stunden für die Schülerinnen und Schüler kaum über-
schaubar ist und exemplarisches Lernen erschwert.
Die inhaltlichen Schwerpunkte der jeweiligen Lernsituationen lassen sich mit Hilfe des
Leitfadens zur mehrperspektivischen Betrachtung ermitteln: Der Orientierung an der
Zukunft, der Berufswissenschaft bzw. den Bezugswissenschaften, den Lernenden
und/oder den Menschen mit Pflegebedarf (vgl. Muster-Wäbs et al. 2005, S.65)

Im Lernfeld 12 ist insbesondere ein Kompetenzzuwachs im Bereich der fachlichen und


methodischen Kompetenz intendiert. Um diese Dimensionen der Handlungskompe-
tenz bei den Lernenden in der Pflege von Menschen mit Erkrankungen zu entwickeln
und zu fördern, bietet sich die Bearbeitung exemplarischer Pflegesituationen durch z.B.
das problemorientierte Lernen an. Hier sollten Vertreter anderer Berufsgruppen, wie
Ärzte oder Apotheker, in den Unterricht integriert werden und für Experteninterviews
oder Expertenbefragungen zur Verfügung stehen. So können inhaltliche Verknüpfun-
gen zu den Bezugswissenschaften, insbesondere zur Medizin, hergestellt werden.
Fallstudien auf der Grundlage von Pflegesituationsbeschreibungen beinhalten und er-
möglichen auch Phasen selbstorganisierten Lernens, das die Bereitschaft und Fähigkeit
zum lebenslangen Lernen fördert. Ergänzend bietet sich das Üben pflegerischer Fertig-
keiten, z.B. im Demonstrationsraum, an.
Es empfiehlt sich außerdem der Einsatz weiterer zirkulierender Lernaufgaben zur Be-
arbeitung von Detailaspekten der Pflegesituationen. Aus personellen und zeitlichen
Gründen konnte bisher nur eine, sich an den subjektiven Theorien orientierende Lern-
aufgabe zum Phänomen der Angst am Beispiel onkologisch erkrankter Menschen kon-
zipiert werden. Hier besteht ein deutlicher Bedarf an der Erarbeitung zusätzlicher Lern-
aufgaben.

Lernsituationen dieses Lernfelds

12.1 Frühgeborene und kranke Neugeborene pflegen


12.2 Menschen mit Infektionskrankheiten pflegen
12.3 Menschen mit multiresistenten Keimen pflegen
12.4 Menschen mit chronischen Erkrankungen pflegen
12.5 Menschen mit onkologischen Erkrankungen pflegen
12.6 Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.7 Erwachsene mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.8 Alte Menschen mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.9 Menschen mit Erkrankungen des Herzens pflegen
12.10 Menschen mit Erkrankungen des Atemsystems pflegen
12.11 Menschen mit Erkrankungen des Harnsystems pflegen

384
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und
des Darmes pflegen
12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des Pankreas pflegen
12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen
12.15 Menschen mit Erkrankungen des Blutsystems pflegen
12.16 Menschen mit Erkrankungen des Geschlechtssystems pflegen
12.17 Menschen mit Erkrankungen der Haut pflegen
12.18 Menschen mit Verbrennungen pflegen
12.19 Menschen mit Störungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates pflegen
12.20 Menschen mit neurologischen Erkrankungen pflegen

385
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.1 Frühgeborene und kranke Neugeborene pflegen

Semester: 5 Stunden: 40

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die besondere Situation des Frühgeborenen und seine spezielle Pflege.

Lernvoraussetzungen

7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten


10.1 Schwangere, Wöchnerinnen und gesunde Neugeborene begleiten

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Exemplarische Erkrankungen in der Neonatologie kennen
 Sich mit ethischen Konfliktsituationen auseinandersetzen und kriterienorientiert
Entscheidungen treffen
 Die Babymassage als entwicklungsfördernde Maßnahme wahrnehmen und die Mas-
sagetechnik anwenden
 Die besondere Situation des Frühgeborenen einschätzen und Pflegemaßnahmen
auswählen und anwenden
 Die besondere Situation der Eltern und Angehörigen verstehen
 Frauen bei Verlust eines Kindes während der Schwangerschaft oder kurz danach
unterstützen
 Die Eltern bei der Vorbereitung zur Entlassung unterstützen

386
Inhalte

 Das kranke Neugeborene


o Überblick über häufige Erkrankungen in der Neugeborenenperiode
o Exemplarische Bearbeitung von verschiedenen Krankheitsbildern: Pylo-
russtenose, LKG-Spalte, Fetopathia diabetica, Neugeboreneninfektionen, Tri-
somie 18 und 21, Ullrich-Turner Syndrom,
Klinefelter- Syndrom, Alkoholembryopathie und Auswirkungen eines
Drogenabusus der Mutter
 Ethische Entscheidungsfindung am Beispiel des Frühgeborenen
 Das Frühgeborene
o Ursache, Prävention, Prognose
o Morphologische und funktionelle Besonderheiten des Frühgeborenen
o Atmen, Temperatur- und Kreislauf, Kommunikation, Ernährung, Bewegung
o Umgebungsgestaltung
o Erstversorgung und Transport auf Station
o Situation der Eltern, Begleitung der Eltern
o Entlassung und Nachbetreuung
 Versterben von Feten bzw. Neugeborenen
o Unterstützung und Beratung der Mütter/ Eltern
o Trauerbegleitung
o Vorstellung der „Elterninitiative Regenbogen“
 Prinzipien der Baby- und Kindermassage

Methodenvorschläge

 Selbständiges Erarbeiten der Krankheitsbilder und Pflegeschwerpunkte mit an-


schließender Expertenbefragung
 Ethische Entscheidungsfindung am Beispiel des Films „Sam und Tim“
 Selbständiges Erarbeiten der speziellen Pflege des Frühgeborenen am Beispiel „Sam
und Tim“
 Einladen der Elterninitiative Regenbogen „Glücklose Schwangerschaft“ e.V.
 Vorstellung des Nachsorgemodells „Bunter Kreis“

Pflegesituationsbeschreibung

Film „Sam und Tim“:


Sam und Tim werden vier Monate zu früh geboren, sie wiegen nur 450 Gramm. Trotz
der enormen gesundheitlichen Risiken bitten die Eltern die Ärzte, das Leben ihrer Kin-
der zu retten. Sam und Tim werden seit dem Zeitpunkt ihrer Geburt ein halbes Jahr
lang begleitet. Ärzte und Schwestern auf der Intensivstation setzen sich mit großem
Engagement für den Erhalt des Lebens der beiden Frühgeborenen ein, äußern aber auch
immer wieder ihre Zweifel an der Entscheidung, alles medizinisch Mögliche für die
Kinder zu tun. Die Situation der Eltern ist geprägt von Hilflosigkeit und dem ständigen
Wechsel zwischen Hoffnung und Verzweiflung.

387
Literatur

Aßmann, C. (1999): Basale Stimulation in der Früh- und Neugeborenenpflege.


In: Kinderkrankenschwester, 18. Jg., Nr. 1, S. 4-7
Berufsverband der Frauenärzte e.V. (2000): Vermeidung sehr früher Frühgeburten -
Aktueller Stand. In: Frauenarzt, 41. Jg. August-Ausgabe
Blech, J. (2002): Leben im Zwischenreich. In: Der Spiegel, Nr. 34, S. 142-144
Bruns-Neumann, E. (2006): Das Erleben von Eltern nach der Frühgeburt ihres Kindes.
In: Pflege Nr.19, S. 146-155
Dillmann, M. /Sander, S. (2000): Frühgeborene und Ethik. In: Kinderkrankenschwes-
ter, 19. Jg., Nr. 10, S. 399-403
Ecker, D. (2003): Normal oder pathologisch? In: Deutsche Hebammen Zeitschrift Nr. 8,
S. 6-10
Erhardt, H. (2002): Das Augsburger Nachsorgemodell „Der Bunte Kreis“. In: Kinder-
krankenschwester, 21. Jg., Nr. 3, S. 95-100
Gharavi, B./Schott, C. et al. (2004): Die Bedeutung von Känguruhing, Basaler Stimula-
tion, Kinästhetik und Baby-Massage in der entwicklungsfördernden Betreuung frühge-
borener Kinder. In: Kinderkrankenschwester, 23. Jg., Nr. 9, S. 368-371
Gharavi, B./Schott, C. et al. (2004): Schmerz, dessen Therapie und der Einfluss auf die
frühkindliche Entwicklung bei frühgeborenen Kindern. In: Kinderkrankenschwester,
23. Jg., Nr. 9, S. 360-361
Gharavi, B./Schott, C. et al. (2004): Das Konzept der sanften Pflege frühgeborener Kin-
der - Eine Übersicht. In: Kinderkrankenschwester, 23. Jg., Nr. 8, S. 312-315
Gharavi, B./ Saladin, C. (2006): Extrauterine Umgebungsgestaltung für Frühgeborene.
In: Kinderkrankenschwester, 25. Jg., Nr. 11, S. 474-483
Harder, U. (2002): Betreuung und Stillberatung nach einer Frühgeburt. In: Hebamme,
Nr. 4, S. 227-229
Hoehl, M./ Kullick, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung. 2. Auf-
lage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Kelm-Kahl, I. (2005): Selbstbewusst oder verunsichert durch ph-Selbstmessung? In:
Hebammenforum, Nr.4, S. 252-256
Lucassen, H. (2004): Es ist angekommen und hat seine Spuren hinterlassen. In: Pflege-
zeitschrift, Nr. 1, S. 10-13
Porz, F. (2001): Frühstart mit Handicap - Langzeitfolgen extremer Frühgeburt. In: He-
bammenforum. Dezember-Ausgabe, S. 860-863
Schulz, C./Erzinger-Manea, E. (2004): Fragen stellen, bis sich Antworten andeuten.
In: Pflegezeitschrift, Nr. 1, S. 44-48
Schwertmann, B. (1998): Der lange Weg zur Brust. In: Kinderkrankenschwester, 17. Jg.,
Nr.5, S. 191-196
Siebenthal, K. / Hunziker, U. (2006): Betreuung von Eltern extrem unreifer
Frühgeborener. In: Kinderkrankenschwester, 25. Jg., Nr.2, S. 67-70
Singer, D. (2005): Was wird einmal aus ihnen? In: Kinderkrankenschwester, 24. Jg., Nr.
5, S. 186-192

388
Internetquellen:
http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/11/pneon-19.htm
Zugriff am 1. 10. 2004
http://www.familienhandbuch.de/print.html/f_Aktuelles/a_Gesundheit/s_518
Zugriff am 11. 11. 2002
Filmmaterial:

389
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.2 Infektionskranke Menschen pflegen

Semester: 4 Stunden: 32

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Unterstützung und Begleitung von Kindern mit Infektionskrankheiten
und die Pflege infektionskranken Menschen.

Lernvoraussetzungen

9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen


11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstützen
12.9 Menschen mit Erkrankungen des Herzens pflegen
12.10 Menschen mit Erkrankungen des Atemsystems pflegen
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und des Darmes
pflegen
12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des Pankreas pflegen
12.15 Menschen mit Erkrankungen des Blutsystems pflegen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

12.3 Menschen mit multiresistenten Keimen pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Praxis


 Bau, Wachstum und Vermehrung von Krankheitserregern kennen
 Infektionsquellen, Übertragungswege und Eintrittspforten kennen und verstehen
 Diagnostik, Pathogenese, Klinik und Therapie ausgewählter Infektionskrankheiten
kennen und einordnen können
 Das Infektionsschutzgesetz anwenden und seine Bedeutung erkennen
 Infektionsrisiken erkennen und die Wichtigkeit der präventiven Maßnahmen ver-
stehen
 Immunisierung und Schutzimpfungen kennen
 Den Pflegebedarf eines infektionskranken Menschen erkennen und einschätzen
 Isolierungsmaßnahmen unter Einbeziehung von Patienten und Angehörigen umset-
zen

390
 Kontaminiertes Material korrekt aufbereiten oder entsorgen
 Den Verlauf einer HIV-Infektion einschätzen und das entsprechende Stadium der
Krankheit ableiten
 Sich im Expositionsfall korrekt verhalten

Inhalte

 Geschichtliche Entwicklung der Hygiene und der dadurch bedingte Rückgang von
Infektionskrankheiten
 Infektionsschutzgesetz
 Epidemiologie (Klärung von Fachbegriffe wie z.B. Morbidität, Mortalität, Epidemie,
Pandemie u. a.)
 Mikroorganismen: Bakterien, Viren, Pilze und Protozoen
 Infektionsquellen und Übertragungswege
 Aufbau und Funktion des Immunsystems
 Zelluläres und humorales Abwehrsystem am Beispiel der Allergie
 Resistenzen, Immunität und Immunisierung (Impfempfehlungen der STIKO, Reise-
impfungen)
 Arzneimittel zur Infektionsbekämpfung und deren Wirkungs- und Anwendungs-
prinzipien
 Ausgewählte bakterielle, virale sowie protozoenbedingte Infektionskrankheiten und
daraus abzuleitende Pflegeinterventionen
 Pflege von Kindern mit Meningitis
 Isolationsformen und daraus abzuleitende Pflegeinterventionen
 Situation von isolierten Kindern/Erwachsenen und Umgang mit Bezugspersonen
 HIV-Infektion / Aids
 Präventionsprogramme/Gesundheitsförderungskonzepte und Öffentlichkeitsarbeit

Methodenvorschläge

 Internetrecherche zu Impfempfehlungen
 Gruppenarbeit mit Erstellung einer Handlungskette zum Thema Materi-
al/Hilfsmittel und Vorgehensweise bei der Gewinnung von Untersuchungsmaterial
 Befragung einer Hygienefachkraft
 Problemorientiertes Lernen auf der Grundlage der Pflegesituation eines Kindes mit
Meningitis
 Gruppenpuzzle zu den einzelnen Schwerpunkten bei der Betreuung HIV-infizierter
bzw. an AIDS-erkrankter Menschen
 Bilderkarten mit Darstellung verschiedener Situationen (Küssen, Umgang mit Aus-
scheidungen, Insektenstich,…). Die Schüler müssen eine Karte ziehen und das Risi-
ko sich mit HIV zu infizieren den Kategorien „hohes Risiko“, „mittleres Risiko“,
„kein Risiko“ zuordnen.
 Film „Frauen mit HIV“ von Paul Riniker
 Besuch in einer AIDS-Beratungsstelle

391
Pflegesituationsbeschreibung

Viktoria ist HIV-positiv


Sie arbeiten als Pflegekraft in der Beratungsstelle für HIV-Infizierte- bzw. an AIDS er-
krankte Menschen, im Cafe Regenbogen in Landau. Vor einigen Jahren lernten Sie dort
Viktoria kennen. Sie war zu diesem Zeitpunkt gerade frisch verliebt. Ihr Partner Hagen
äußerte den Wunsch, auf Kondome zu verzichten, da Viktoria zum Schutz vor einer
Schwangerschaft sowieso die Pille einnahm. Da sie beide schon vor ihrer Beziehung
sexuelle Kontakte mit anderen Partnern gehabt hatten, schlug Hagen vor, gemeinsam
einen HIV-Test machen zu lassen. Viktoria war sehr beeindruckt von Hagens Verant-
wortungsbewusstsein. Am 14. Februar 1999 gingen sie gemeinsam zum Gesundheits-
amt, um sich testen zu lassen. Hagen war, wie er selbst erwartet hatte, HIV-negativ.
Viktoria hingegen ereilte die schreckliche Nachricht, dass sie HIV-positiv sei. Sie konnte
nicht glauben, was sie da hörte. Als auch der zweite Test positiv war brach für sie eine
Welt zusammen. Bis zuletzt hatte Sie auf eine Verwechslung der Proben gehofft.
Viktoria konnte sich nicht erklären, wie sie sich wohl angesteckt hatte.
Die Ärztin vom Gesundheitsamt führte nach dem Ergebnis des zweiten Testes ein lan-
ges Gespräch mit Viktoria und Hagen. Sie überreichte den Beiden eine Visitenkarte ih-
rer Beratungsstelle, damit sie in dieser unsicheren Situation einen Ansprechpartner für
die vielen Fragen die sich ihnen nun stellten, hatten. Seit diesem Zeitpunkt vor nun-
mehr acht Jahren stehen Sie mit Viktoria in einem engen und regelmäßigen Kontakt.
Sie informierten Viktoria damals zuerst über mögliche Infektionswege und welche pa-
thologischen Konsequenzen die Infektion für den Körper haben kann. Viktoria stellte
sich nun die Frage, wie lange sie wohl noch leben würde. „Bin ich schon todkrank?“
„Wie vermehren sich die Viren in meinem Körper?“ Sie stellten sehr schnell fest, dass
Viktoria einen hohen Bedarf an Beratung hatte. Sie informierten sie darüber, dass sie
sich in regelmäßigen Abständen untersuchen lassen müsste, vor allem die kontinuierli-
che Kontrolle der Laborwerte wäre von großer Bedeutung.
Viktoria machte in den vergangen Jahren viele Hochs und Tiefs durch. Sie fühlt sich
gesund und auch ihre Blutwerte sind nach wie vor unauffällig. Ganz langsam entwi-
ckelte Viktoria den Wunsch, sich intensiver mit den Möglichkeiten auseinander zu set-
zen, die Infektion in ihr Leben zu integrieren. Viktoria hat das große Glück, dass Hagen
und ihre Familie immer zu ihr standen und stehen und in schwierigen Phasen immer
für sie da waren und sind.

Literatur

Brand-Hörsting, B. (1999): Das Kinderkrankenpflege Buch. Enke-Verlag, Stuttgart


Bierbach, E. / Georgi, P. (2007): Infektionslehre für Pflegeberufe. Elsevier-Verlag, Mün-
chen
Hockenberry, M. J. (2005): Handbuch für die Kinderkrankenpflege. Elsevier-Verlag,
München
Hoehl, M. / Kullick, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung.
2. Auflage. Thieme-Verlag, Stuttgart

392
Heidenkamp, P. / Kuch, J. (2006): HIV und AIDS – Anforderungen an die Pflege.
In: Die Schwester /Der Pfleger 06/2006, S. 416-420
Hupfeld, A. (2006): Lernsituation „Pflege alter Menschen mit Infektionskrankheiten“ –
Inhaltsheft. Verlag Vincentz Network , Hannover
Josten, S. (2006): HIV und AIDS – „Wir müssen weiter aufklären“ – Interview mit Prof.
Dr. med. Norbert Brockmeyer. In: Die Schwester/Der Pfleger 06/2006, S. 426-429
Kaiser, H. / Lausch, A. / Stanosch, M. (2006): Hygiene Infektionslehre Mikrobiologie
und Pflege bei Infektionskrankheiten – Ein Arbeitsbuch für Pflege- und Sozialberufe.
5. Auflage. Wilhelm Maudrich Verlag, Wien, München, Bern
Köther, I. (Hrsg.) (2005): Thiemes Altenpflege – Zeitgemäß und zukunftsweisend.
Thieme-Verlag, Stuttgart
Lauber, A. / Schmalsteig, P. (Hrsg.) (2004): verstehen & pflegen, Band 4, Prävention
und Rehabilitation. Thieme-Verlag, Stuttgart
Menche, N. / Klare, T. (Hrsg.) (2005): Pflege konkret. Innere Medizin – Lehrbuch für
Pflegeberufe. 4. Auflage. Elvesier-Verlag, München
Menche, N. / Bazlen, U. / Kommerell, . (Hrsg.) (2003): Pflege heute. 3. Auflage. Urban
& Fischer-Verlag, München
Schwartz, F. W. (Hrsg.) (2000): Das Public Health Buch – Gesundheit und Gesund-
heitswesen. Urban & Fischer-Verlag, München
Teigeler, B. (2006): Insel-Lösung für HIV-Infizierte. HIV-Station in Gießen. In: Die
Schwester/ Der Pfleger 06/2006, S. 422-425
Weber, K. (2003): Der lange Kampf gegen das Virus. In: Pflege aktuell 05/2003, S. 250-
255
Wiebe, W. (1997): Pflegethema: Infektionen, HIV und AIDS. Thieme-Verlag, Stuttgart.

Filmmaterial:
Paul Riniker (2004) „Frauen mit HIV“ – Ein Film über fünf Einzelschicksale. Köln. Bun-
deszentrale für gesundheitliche Aufklärung

393
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.3 Menschen mit multiresistenten Keimen pflegen

Semester: 3 Stunden: 10

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Unterstützung und Begleitung von Menschen, die mit multiresistenten
Keimen infiziert bzw. kolonisiert sind.

Lernvoraussetzungen

9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

12.2 Menschen mit Infektionskrankheiten pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Praxis


 Mit multiresistenten Keimen infizierte Menschen professionell betreuen
 Die Situation eines durch multiresistente Keime infizierten Menschen einschätzen
sowie adäquate Pflegeinterventionen planen, durchführen und evaluieren
 Schutzmaßnahmen bzw. Isolierungsmaßnahmen kennen und durchführen
 Hausinterne Standards kennen und umsetzen

Inhalte

 Begriffsklärung „multiresistente Keime“


 Bedeutung, Übertragungswege, Infektionskette, Risikofaktoren
 Schutz- und Isolierungsmaßnahmen, die für den Aufenthalt MRSA-infizierter bzw.
kolonisierter Menschen notwendig sind
 Die Situation des MRSA- infizierten bzw. kolonisierten Menschen
 Therapie bei Kolonisation bzw. Infektion, Sanierungsmaßnahmen
 Meldepflicht

394
Methodenvorschläge

 Handlungsorientierung im Rahmen eines Workshops


 „MRSA Steckbrief“ im Lehrervortrag
 Pflegesituationsbeschreibung: Hineinversetzen in die Rollen der beteiligten Perso-
nen und Fragen zur jeweiligen Situation erarbeiten
 Beantwortung der erarbeiteten Fragen im Expertengespräch (Hygienefachkraft)
bzw. durch Literaturauswertung
 Rollenspiel
 Praktische Durchführung und Simulation einer Isolierungsmaßnahme inkl. Dekon-
tamination mit anschließender Reflexion

Pflegesituationsbeschreibung

Herr Glück, 40 Jahre, wird auf eine unfallchirurgische Station verlegt. Er hatte am Wo-
chenende einen Motorradunfall und hat sich eine Schenkelhalsfraktur am rechten Bein
zugezogen. Er hat heute den 4. postoperativen Tag. Seine Wunde heilt nicht, sie ist stark
gerötet und infiziert. Es ist sein erster Krankenhausaufenthalt.
Situation zu Hause:
Herr Glück ist verheiratet und hat 2 Kinder (4 Jahre und 10 Jahre) die ihn täglich besu-
chen. Herr Glück ist selbständiger Schornsteinfeger. In seiner Freizeit spielt er in einer
Theatergruppe, er ist sehr aktiv und immer in Bewegung. Außerdem raucht er täglich
ca. zehn Zigaretten. Das viele Liegen und die mangelnde Bewegung nach der Operation
machen ihn sehr unzufrieden. Er ist ungeduldig, da seine Wunde nicht heilen will, er
möchte so schnell wie möglich wieder nach Hause.
Bei der heutigen Visite kommen 3 Personen mit langen grünen Kitteln, Mundschutz
und Haube in sein Zimmer. Durch einen schmalen Schlitz kann er nur die Augenpar-
tien der Personen erkennen. Sie stellen sich vor und erklären, dass der MRSA-Abstrich
seiner Wunde und im Nasenvorhof positiv waren und er deshalb isoliert werden muss.

Literatur

Klischies, R. /Kaiser,U. / Singbeil-Grischkat,V.: Hygiene und medizinische Mikrobio-


logie. 3. Auflage, S. 122-199
Möllenhoff, H. (1999): Hygiene für Pflegeberufe. 2. Auflage. Urban und Fischer, Mün-
chen
Niknam, S. (2002): Resistenzen auf dem Vormarsch. In: Heilberufe 10/2002, S. 55-58.
Urban & Vogel Verlag, München
Niknam, S. (2002): Sanierungsmaßnahmen.In: Heilberufe 11/2002, S. 58-60. Urban &
Vogel, München
Niknam, S. (2002): Alles nach Plan: Hygienemanagement. In: Heilberufe 12/2002, S. 56-
59. Urban & Vogel, München
Schwarzkopf, A. (2005): Multiresistente Keime auf dem Vormarsch. In: Der Allgemein-
arzt 1/2005, S. 24-27

395
Internet:
http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/ifsg/gesamt.pdf (Infektionsschutz-
gesetz) Zugriff am 28. 12.2007
http://www.dgkh.de/cgi-local/byteserver.pl/pdfdata/empfehlung_mrsa.pdf
(Maßnahmenplan beim Auftreten von MRSA) Zugriff am 28. 12. 2007

396
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.4 Menschen mit chronischen Erkrankungen pflegen

Semester: 2 Stunden: 40

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Einschätzung des Pflegebedarfs bei Menschen mit chronischen Erkran-
kungen.

Lernvoraussetzungen

2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln
3.5 Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen
verstehen und begleiten
4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren
5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen
10.2 Menschen mit Schmerzen begleiten
11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen
11.4 Subcutane und intramuskuläre Injektionen durchführen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Sich in die Situation eines chronisch kranken Menschen professionell einfühlen
 Die eigene Haltung zur autonomen Entscheidungsfähigkeit des Patienten /der Pati-
entin bzw. des Bewohners / der Bewohnerin reflektieren
 Ambulantes Versorgungskonzept (DMP) kennen
 Die Bedeutung der Prävention von Diabetes mellitus nachvollziehen
 Die Insulinregulation verstehen und deren Bedeutung für den jeweiligen Diabetes-
typ ableiten
 Insulinarten und deren Einsatzmöglichkeiten unterscheiden
 Besonderheiten einer Rheumafachklinik kennen

397
Lernort Praxis
 Die kognitiven und motorischen Fähigkeiten beim jeweiligen Klienten einschätzen,
um eine Anleitesituation angepasst durchzuführen

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Menschen in der partizipativen Entscheidungsfindung unterstützen
 Chronisch kranke Menschen im Selbstmanagement und in der Lebensbewältigung
unterstützen
 Das Ernährungskonzept bei Diabetes mellitus kennen und den Klienten auf den je-
weiligen Diabetestyp und die Therapieform bezogen beraten
 Akute Blutzuckerentgleisungen erkennen, einschätzen und Sofortmaßnahmen ein-
leiten
 Möglichkeiten der Stoffwechselüberwachung kennen und anwenden
 Physikalische Maßnahmen zur Schmerzlinderung bei Menschen mit Rheuma ent-
sprechend der jeweiligen Symptomatik auswählen und durchführen

Inhalte

 Das Erleben einer chronischen Erkrankung


 Selbstmanagement und Lebensqualität als Therapieziele für Menschen mit chroni-
scher Erkrankung
 Autonomie / Partizipative Entscheidungsfindung
 Umgang der Pflege mit Compliance / Non-Compliance
 Pflege eines Menschen mit Diabetes mellitus:
o Diabetestypen, metabolisches Syndrom, Behandlungsschwerpunkte
o Insulinregulation
o Spätfolgen bei Diabetes mellitus
o Stoffwechselkontrolle
o Ernährung bei Diabetes mellitus
o Medikamentöse Therapieformen
o Lebensbedrohliche Akutsituationen
o Einbeziehung und Beratung von Bezugspersonen
o Altersgerechte Beratung, Schulung und Anleitung
 Pflege eines rheumakranken Menschen:
o Problematik des rheumakranken Menschen
o Medikamentöse Therapie im Rheumatischen Formenkreis
o Physikalische Schmerzbekämpfung und Kontrakturenprophylaxe bei Rheu-
matoider Arthritis
o Gelenkschutz im Alltag
o Einsatz von Hilfsmitteln
o Pflegeschwerpunkte rheumakranker Kinder und Erwachsener im Kranken-
haus
o Besonderheiten in Pflege und Krankheitsbild bei Menschen mit Morbus Bech-
terew und Lupus erythematodes

398
Methodenvorschläge

 Brainwalking: Erarbeiten der Definition des Begriffs „Chronisch krank“


 Erstellen einer Wandzeitung zu wesentlichen Bedürfnissen / Therapiezielen chro-
nisch kranker Menschen
 Reflexion eigener Einstellungen und Haltungen zur Autonomie und zur partizipati-
ven Entscheidungsfindung
 Lerntempoduett
 Einschätzen von Broteinheiten anhand von Mahlzeiten-Fotografien
 Rollenspiele zur Anleitung älterer Typ-2-Diabetiker
 Bearbeiten einer Anleitungssituation zur Insulininjektion mit dem Pen in unter-
schiedlichen Altersstufen beim Kind
 Übungen zum Erleben / Nachfühlen steifer Gelenke

Pflegesituationsbeschreibung

Pflegesituation 1:
Bis zu meinem 17. Lebensjahr war ich ein ganz normaler Schmetterling; ich flog durch
meine Kinder- und Jugendwiese, kleine Verschnaufpausen wegen Bauchweh und Er-
kältungen inbegriffen.
Dann kam der Ostersonntag 1990. Auf einer Jugendfreizeit bekam ich eine heftige
Grippe, von der ich mich nie mehr erholen sollte. Wochenlang ging es auf und ab; im-
mer, wenn ich meinte, bald auskuriert zu sein, kam eine neue Welle von leichtem Fie-
ber, geschwollenen Lymphknoten, Halsschmerzen und bleierner Erschöpfung. Ver-
schiedene Verdachte wurden nicht bestätigt, und so blieb nur die vage Aussage, dass
mit meinem Immunsystem etwas nicht in Ordnung sei. Die verbleibenden Schuljahre
überstand ich, indem ich nachmittags und am Wochenende komplett im Bett (oder auf
dem Sofa) lag. So konnte ich meine Fehlzeiten an den Vormittagen gerade so in Gren-
zen halten, so dass ich mein Abitur machen durfte. Ich lernte, mit meinem einge-
schränkten Rhythmus halbwegs zurechtzukommen und begann ein Studium.
Doch am Ende des ersten Studienjahres begann die zweite Katastrophe: Ein Insekten-
stich entzündete sich stark und zwei Wochen war ich richtig krank. Irgendwann – ich
litt mittlerweile seit Wochen unter Gliederschmerzen, Fieberschüben und Müdigkeit –
stellte dann endlich ein Arzt die Diagnose: Borreliose und eine Vergiftung aufgrund
eines Holzschutzmittels, das wir vor Jahren bei der Renovierung unseres Hauses ver-
wendet hatten.
Über Wochen und Monate bekam ich Infusionen und Medikamente verabreicht, um die
Krankheit zu bekämpfen und mein Immunsystem wieder aufzubauen. Mir wurde ge-
sagt, dass es mir in einem halben Jahr wieder gut gehen würde, und so stellte ich meine
Urlaubs- und Studienpläne darauf ein.
Seitdem sind zehn Jahre vergangen. Es geht mir kein bisschen besser. Ich kann nur ein
paar Stunden in der Woche arbeiten, jeden Tag brauche ich sehr viel mehr Schlaf als
andere und noch dazu weitere Ruhepausen. Wenn ich in einer Warteschlange stehe,
hole ich mir einen Stuhl oder muss mich auf den Boden setzen. Jede Veranstaltung, jede
Feier wird zur Tortur, wenn die Luft schlecht ist oder ich keine Möglichkeit finde, mich

399
zwischendurch hinzulegen. Außerdem bin ich extrem erkältungsanfällig und habe un-
zählige grippale Infekte im Jahr. Auch Schleimhäute und Sehnen entzünden sich häu-
fig.
Ich fühle mich oft wie in einem Käfig. Mein Leben hat sich vor 14 Jahren komplett ver-
ändert und es gibt eigentlich keinen Bereich, der noch so wäre wie vorher. Trotzdem
habe ich bei meinem Antrag auf Behinderung nicht einmal 50% erkämpfen können.
Viele Ärzte halten mich quasi für gesund. Vergiftungen sind hierzulande oft noch nicht
anerkannt und man setzt sich dem Verdacht aus, sich seine Krankheit einzubilden. Es
gibt eben leider keine Bewegung, die ich nicht ausführen könnte, und ohnehin mache
ich auf den ersten Blick einen recht normalen Eindruck.
Alle Anstrengung führt zu Erschöpfung, ob ich gehe, stricke oder denke. Aber das sieht
man erst hinterher. Selbst ich spüre es so richtig erst einige Stunden später. Auch das ist
Teil meines Käfigs: mich ständig überwachen zu müssen, um mich nicht in Katastro-
phen hineinzureiten. Zudem ist mein Käfig für viele unsichtbar – eine Krankheit, von
der man in Deutschland noch nicht viel gehört hat und eine Patientin, die auf den ers-
ten Blick recht fröhlich und vital wirkt. Ich habe nicht nur mit meinem Käfig zu kämp-
fen, sondern auch damit , dass andere diesen Käfig nicht wahrnehmen und Dinge von
mir verlangen, die für mich einfach unmöglich sind. Der Kranke gerät in die seltsame
Rolle, seine eigene Krankheit noch verteidigen zu müssen – als ob er sie irgendwie be-
halten wollte.

Quelle: Bielefeldt, F. (2005): Wie ein Schmetterling im Käfig. Perspektiven für ein Leben mit Krankheit.
S. 20-25 (modifiziert)

Pflegesituation 2: Lars und sein Opa


Lars Ackermann, 10 Jahre, besucht die 4. Klasse der Grundschule. In seiner Freizeit
spielt er mit seinen Freunden aus der Nachbarschaft; am liebsten Fußball. Wöchentlich
spielt er im örtlichen Fußballverein.
Lars hat eine jüngere Schwester, die den Kindergarten besucht. Sein Großvater, Karl
Schmidt, lebt seit dem Tod seiner Frau vor 3 Jahren im Haus der Familie Ackermann in
einer Einliegerwohnung. Karl Schmidt ist 68 Jahre alt, aktiv, humorvoll und kulturell
interessiert. Da er nicht mehr besonders gut zu Fuß und übergewichtig ist, geht er am
liebsten angeln. In die Familie hat er sich gut eingelebt, er liebt seine Enkel und ist gern
mit ihnen zusammen. Lars ist fasziniert von den Erzählungen seines Großvaters und
geht gern mit ihm angeln.
Vor zwei Jahren wurde bei Herrn Schmidt Diabetes mellitus diagnostiziert. Er nimmt
seither orale Antidiabetika. Die empfohlenen Ernährungsregeln legt er großzügig aus.
Frau Ackermann, seine Tochter, führt häufig Auseinandersetzungen mit ihm wegen
seiner geliebten Schokolade, von der er auch seinen Enkeln hin und wieder etwas „zu-
steckt“.
Seit einiger Zeit bemerkt Frau Ackermann Veränderungen der körperlichen Belastbar-
keit von Lars, die sie sehr beunruhigen. Beim Spielen wirkt er schnell erschöpft. Ob-
wohl der Junge sehr viel isst, nimmt er an Gewicht ab. Lars hat ständig Durst und geht
häufig zur Toilette. In der Schule wirkt er müde und unkonzentriert.
Frau Ackermann vereinbart einen Termin beim Kinderarzt. Die Mutter schildert dem
Arzt ihre Beobachtungen. Nach der Untersuchung erklärt er Lars, dass er den Verdacht

400
auf eine „Zuckerkrankheit“ hat. Zur genaueren Diagnose und Behandlung weist er Lars
in die Kinderklinik ein.
Bereits auf dem Weg in die Klinik geht es Lars sehr schlecht. Er klagt über starken Durst
und Bauchkrämpfe. Seine Atmung ist gleichmäßig, aber stark vertieft.
In der Klinik werden engmaschige Blutzuckerkontrollen und eine Infusionstherapie bei
Lars durchgeführt; somit geht es ihm bald wieder gut. Anders als sein Opa erhält er
Insulin, was Lars anfangs irritiert und ihn zu vielen Fragen veranlasst.
Seine Blutzuckerwerte stabilisieren sich unter der Therapie. Lars und seine Mutter blei-
ben die nächsten Tage in der Klinik, um schrittweise den Umgang mit dem Diabetes
mellitus zu lernen.
Der Großvater, der seinen Enkel häufig besucht, will die Familie und vor allem Lars in
der nächsten Zeit tatkräftig unterstützen. Dazu möchte er sich nun intensiv mit dem
Diabetes mellitus auseinandersetzen. Er beabsichtigt, den Ernährungsplan, den ihm
sein Hausarzt gegeben hat, künftig einzuhalten.

Literatur

Beck, S. / Schuster, D. (2005): Den Alltag bewältigen. In: Pflegezeitschrift 10/05, S. 620-
622. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Bielefeldt, F. (2005): Wie ein Schmetterling im Käfig. Perspektiven für ein Leben mit
Krankheit. Gerth Medien GmbH, Asslar
Blank, I. (2001): Die meisten Erkrankungen, seit es die Versuchung gibt.In: Pflegezeit-
schrift 9/01, S.609-611. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Hammerschmidt, Y. / Müller, H. (2005): Die Krankheit nicht in den Mittelpunkt stellen.
In: Pflegezeitschrift 10/05, S. 626-627. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Hoehl, M. / Kullick, P. (1998): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung.
Thieme Verlag, Stuttgart
Hürter, P. et al. (1997): Diabetesbuch für Kinder- Ein Behandlungs- und Schulungspro-
gramm. 2.Auflage. Verlag Kirchheim Mainz
Jäckle, R. / Hirsch, A. / Dreyer, M. (2000): Gut leben mit Typ-1-Diabetes.
Arbeitsbuch zur Basis-Bolus-Therapie. 4. Auflage. Urban & Fischer, München
Schaeffer, D. et al. (2005): Entwicklung eines pflegerischen Interventionskonzepts zur
alltagsnahen Förderung des Selbstmanagements von chronisch kranken Patienten unter
komplexem Medikamentenregime. In: Pflege & Gesellschaft, 10.Jg., 1/2005, S.56-59
Scherenberg, V. (2003): Patientenorientierung - Compliance und Disease Management
Programme. Verlag für Wissenschaft und Kultur, Duisburg
Schwab, C. (2006): Pflichtprogramm: Eine gute Fußpflege. In: Die Schwester/Der Pfle-
ger 11/06, S. 888-891. Bibliomed, Melsungen
Warschburger, P. (1998): Lebensqualität und Compliance – Die Sichtweise des Patien-
ten. In: Petermann, F. (Hrsg.): Compliance und Selbstmanagement, S. 103-138. Hogrefe,
Göttingen
Wolff, J. (2005): Selbständigkeit möglichst lange erhalten.In: Pflegezeitschrift 10/05, S.
616-619. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart

401
Zimmermann, E. (2002): Pflegehandlungen bei Diabetes mellitus. Förderung der
Selbstpflegekompetenz nach der Pflegetheorie von Dorothea Orem. In: Die Schwes-
ter/Der Pfleger 1/02, S. 40-45. Bibliomed, Melsungen

Broschüren und Zeitschriften:


Heilberufe spezial: Diabetes. Urban &Vogel 2002/2003
Mein Kind hat Rheuma, was kann ich tun? Ratgeber der Dt. Rheuma-Liga 2003
Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 24, Diabetes mellitus, RKI 2005

Internetquellen:
http://www.kinderkrankenpflege-netz.de/aktuell/chronisch-kranke-kinder-orem.pdf
Zugriff am 21. 1. 2008

402
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.5 Menschen mit onkologischen Erkrankungen pflegen

Semester: 3 Stunden: 34

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


der Beratungs- und Unterstützungsbedarf onkologisch erkrankter Menschen.

Lernvoraussetzungen

4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren


5.1 Kommunikation als Prozess gestalten
10.2 Menschen mit Schmerzen begleiten
10.5 Sterbende und trauernde Menschen unterstützen und begleiten

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen


11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstützen
12.16 Menschen mit Erkrankungen des Geschlechtssystems pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Die Bedeutung der Früherkennung von malignen Erkrankungen erfassen

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Menschen bei der Organisation von Hilfeleistungen unterstützen und beraten
 Die unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten einer onkologischen Erkrankung ken-
nen und unterscheiden
 Die Bedeutung einer Knochenmarktransplantation für den betroffenen Mensch er-
kennen und einschätzen
 Sich in Menschen mit Angst vor medizinsch-invasiven Eingriffen professionell ein-
fühlen und angstmindernde Interventionen durchführen
 Bei der Knochenmarkpunktion bzw. –biopsie assistieren
 Anforderungen an den Umgang mit Zytostatika kennen
 Den Pflegebedarf eines Menschen bei der Bestrahlung und der Chemotherapie er-
kennen

403
 Individuell notwendige Pflegeinterventionen erkennen und durchführen
 Möglichkeiten der Unterstützung bei entstehenden psycho-sozialen Problemen
kennen

Inhalte

 Überblick über onkologische Erkrankungen im Kindes- und Erwachsenenalter


 Möglichkeiten und Bedeutung der Früherkennung von malignen Erkrankungen
 Abtasten der weiblichen Brust
 Diagnostische und therapeutische Schwerpunkte bei malignen Erkrankungen
 Umgang mit Zytostatika
 Bestrahlung
 Schwerpunkte pflegerischer Prophylaxen
 Schwerpunkte pflegerischer Beratung, z.B. Fatigue, Ernährung, Sport und Bewe-
gung
 Selbsthilfegruppen
 Pflegemaßnamen zur Erkennung und Linderung krankheits- und therapiebeding-
ter Folgen
 Mögliche psychische Auswirkungen der Erkrankungen und Therapie
 Möglichkeiten der prothetischen Versorgung nach Mamma-Ablation
 Rehabilitation nach einer Mamma-Ablatio
 Aufgaben und Ziele der Brustzentren in Deutschland
 Familienorientierte Pflege nach Friedemann

Methodenvorschläge

 Expertengespräche, z.B. mit einer Mitarbeiterin/einem Mitarbeiter eines Brustzent-


rums oder mit einem Vertreter / einer Vertreterin einer Selbsthilfegruppe oder mit
einem Physiotherapeuten / einer Physiotherapeutin
 Ausarbeitung einer Informationsbroschüre , z.B. zur Lymphprophylaxe
 Besuch einer onkologischen Fachklinik für alternative Therapieverfahren
 Erlebnisbericht von Betroffenen

Pflegesituationsbeschreibung

Frau Linde
Frau Linde, 64 Jahre alt, liegt seit ihrer Operation auf Station M3 (Onkologische Fachab-
teilung). Bei ihr hat man ein Tumor in der linken Brust festgestellt, der sich in der Histo-
logie als maligne gezeigt hat.
Frau Linde äußerte vor dem Eingriff schon den Wunsch, bald voll einsatzfähig zu sein,
da ihr Mann beruflich recht belastet sei und sie den Haushalt und den großen Garten
bislang alleine führe. Über Möglichkeiten der Rehabilitation hat der behandelnde Arzt

404
mit ihr im Vorfeld gesprochen. Sie wollte aber nicht darauf eingehen, da sie dann von
zu Hause fort wäre und ihre Pflichten nicht erfüllen könne.
Frau Linde hatte sich nach der Beratung vor der Operation für eine äußere Brustprothe-
se entschieden.
Während des Anamnesegespräches erzählte sie bedrückt, dass ihr Mann sich schroff
über die Möglichkeit einer Prothese geäußert hat; „ Wie sieht so was denn im Badean-
zug aus!“ zitierte sie ihn.
Am heutigen Tag hat die Operation stattgefunden und Frau Linde ist vor 10 Stunden
vom Aufwachraum zurück auf die Station verlegt worden. Ihr wurde die linke Brust
und zusätzlich die axillaren Lymphknoten entfernt, da sie schon einen Befall zeigten.
Frau Linde war vor dem Eingriff ausführlich über die geplante Operation, auch über
eine mögliche Entfernung der Lymphknoten, von ihrem Arzt informiert worden. Da sie
eine große Brust hat, sind auf der linken Seite die Wundfläche und die Naht entspre-
chenden groß. Sie hat während des Eingriffs auch eine große Menge Blut verloren und
wurde transfundiert (1 Transfusion). Es liegen 2 Redondrainagen, welche in den letzten
10 Stunden 180ml gefördert haben.
Frau Linde gibt an, bei Bewegung des linken Arms Schmerzen zu haben, sonst sei sie
schmerzfrei. Die Beweglichkeit des Arms ist eindeutig noch weniger als 40° vom Rumpf
weg.
Allerdings meint Frau Linde, dass der Druckverband sie behindert und etwas ein-
schnürt. Der Verband ist nicht durchblutet. Sie hat noch ein „Flügelhemd“ an und
möchte sehr gern ihre eigene Nachtwäsche anziehen.
Im Aufwachraum hatte Frau Linde hypotone Blutdruckwerte. Auf der Station M3 kol-
labierte sie beim ersten Gehversuch um 16.00Uhr beinah. Sie stand nur kurz vor dem
Bett. Vor der Mobilisation betrugen die RR-Werte 120/80 mm/Hg, kurz danach
90/60mm/Hg.
Frau Birke, die betreuenden Pflegekraft, plant um 18.00 Uhr eine weitere Mobilisation
von Frau Linde. Es laufen noch 500ml Infusion in den nächsten 4 Stunden. Frau Linde
sagt, dass sie Angst vor dem Aufstehen hat.

Lucie, Diagnose: Akute lymphatische Leukämkie (ALL)


Sie arbeiten als examinierte Kinderkrankenschwester auf einer onkologischen Kinder-
station. Sie kommen nach ihrem wohlverdienten Urlaub zum Spätdienst. Die kleine
Lucie wird Ihnen als Pflegeverantwortliche zugeteilt.
Die zuständige Schwester aus dem Frühdienst macht Ihnen folgende Übergabe:

Persönliche Daten: Lucie, 20 Monate alt, aus Heidelberg, vor 14 Tagen stationäre Auf-
nahme; tagsüber Begleitpersonen anwesend, nachts alleine, liegt im Isolierungszimmer.

Diagnose: ALL ohne ZNS Befall


Zustand nach Katheterimplantation

Therapie:
• Therapie nach Protokoll, 12. Tag der Induktionstherapiephase. (Kombinations-
chemotherapie i.v. und Kurzinfusionen, Kortison hoch dosiert)

405
• Spülung der Niere mit 750 ml NaCL0,9% i.v./24h zur Nierenprophylaxe (forcier-
te Diurese)
• Antibiotikatherapie i.v.
• Antimykotika oral
• Wunschkost

Bisheriger Verlauf:
Lucie fällt vor der stationären Aufnahme mit zunehmender Mattigkeit, Weinerlichkeit,
Blässe und Gangunsicherheit den Eltern auf. Bei auffälligem Blutbild wird sie sofort
vom Kinderarzt in die Kinderklinik überwiesen. Nach Diagnosestellung durch KMP
wird am 2. stationären Tag ein Hickman- Katheter implantiert und mit der Chemothe-
rapie begonnen.
Die Chemotherapie wird bis zum 5. Tag gut vertragen, danach reagiert Lucie ab und zu
mit Übelkeit und Erbrechen.. Am 8.Tag wird bei Lucie im Blutbild eine Leuko- und
Thrombozytopenie festgestellt. Sie wird ins Isolierzimmer verlegt bekommt eine Blut-
transfusion und Antibiotikatherapie i.v..

Familiensituation:
Lucie ist das zweite Kind (Bruder 5 Jahre). Die Eltern sind verheiratet. Die Familie lebt
in Heidelberg. Frau S. ist momentan mit ihrem Studienabschluss zur Lehrerin beschäf-
tigt, Herr S. ist freiberuflich tätig. Großeltern leben nicht vor Ort.

Istzustand:
Lucie ist normalerweise ein sehr lebhaftes, fröhliches Kind. Seit der Erkrankung und
auch während der Therapie fällt eine geringe Belastbarkeit und vermehrte Weinerlich-
keit auf. Seit der Verlegung ins Isolierzimmer wird Lucie zunehmend weinerlicher, lässt
sich kaum mehr ablenken, ist sehr auf die Mutter fixiert. Lucie liegt meist im Bett. Die
Eltern wechseln sich schichtweise ab. An einem Tag pro Woche ist die Großmutter vor
Ort. In Wachphasen probiert Frau S. Lucie zu beschäftigen oder ihr vorzulesen.. Auf
unsere Erzieherin reagiert Lucie positiv. In der Regel gehen die Eltern abends nach hau-
se. Dies wird von Lucie unterschiedlich toleriert.
Seit gestern fallen intermittierende Fieberschübe auf. Das Fieber kann durch physikali-
sche Maßnahmen gesenkt werden. Bedarfsmedikamente sind angesetzt. Während der
Fieberschübe soll Lucie eine zusätzliche Ringerinfusion haben.
Bezüglich Essen gibt es zuhause keine Probleme. Lucie isst normalerweise alles am
Tisch mit. Zum Einschlafen bekommt sie eine Milchflasche. Auf die Chemotherapie re-
agiert Lucie mit Appetitmangel, leichter Übelkeit. Lucie hat seit der Aufnahme ins
Krankenhaus zwei Kilo an Gewicht abgenommen.
Die Ausscheidung ist unauffällig die Flüssigkeitsbilanz ist ausgeglichen.
Die Schleimhäute sind seit gestern trotz Prophylaxe gerötet und schmerzhaft. Die
Mundpflege wird von den Pflegepersonen übernommen und gut toleriert.
Lucie schläft zuhause in ihrem eigenen Bett und schläft in der Regel durch. Zum Ein-
schlafen benötigt sie eine Milchflasche und ihre Kuscheltiere. Hier im Krankenhaus ist
das Schlafverhalten wechselhaft, es kommt immer wieder nachts zu längeren Wach-
phasen. Das Einschlafritual übernehmen die Eltern.

406
Literatur

Abt-Zegelin, A. (2007): Patientinnen mit Brustkrebs- rundum gut betreut.


In: Die Schwester /Der Pfleger, 46.Jg., S. 14-18
Beisel, C. (2006): Diagnose Krebs bei Kindern -Vieles wird anders. In: Kinderkranken-
schwester, 25.Jg., Nr.3, S. 105-109
Deutsche Krebshilfe e.V. (Hrsg.)(2006): Fatique, chronische Müdigkeit bei Krebs.
Ausgabe 8.. Bonn
Deutsche Krebshilfe e.V.(Hrsg.) (2007): Brustkrebs. Ausgabe 1. Bonn
Fesenfeld, A. ( 2006): Brustverlust -Zum Leiberleben von Frauen mit einer Brustampu-
tation. Tectum-Verlag, Marburg
Frauenselbsthilfe nach Krebs Bundesverband e.V.(Hrsg.) (2003): Krebs und Lymph-
ödem. 2.Auflage, Mannheim
Friedemann, M.-L. /Köhlen, C. (2003): Familien- und umweltbezogene Pflege.
2.Auflage. Verlag Hans Huber, Bern
Glaus, A. et al. (1997): Onkologie für Pflegeberufe. 5.Auflage. Thieme-Verlag, Stuttgart
Glaus, A. et al. (1985): Pflege von Tumorkranken. Ein Hilfsmittel für den berufskundli-
chen Unterricht. Recom-Verlag, Basel
Graf, N./ Sutor, A. (2002): Hämatologische und onkologische Erkrankungen im Kindes-
alter. In: Sitzmann, F.: Pädiatrie. 2. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart
Hermann, A. (2006): Ein Arrangement der Hoffnung - Kommunikation in einer onkolo-
gischen Spezialklinik. In: Dr. med. Mabuse 160, S. 40-42
Holtgräve, M. et al. (2007): Belastungen und Bewältigungsstrategien von Frauen mit
Brustkrebs in der Phase der chirurgischen Primärtherapie - die Sicht der Pflegenden.
In: Pflege 20. Hans Huber-Verlag S. 72-81
Jürgensen, A. et al. (2006): Familienorientierte Pflege -Theorie-Praxis-Transfer:
Ein neues Gleichgewicht finden. In: Pflegezeitschrift 1/2006, S. 11-14
Knödler, I. /Schulze, S. (1999): Pflege eines leukämiekranken Kindes: Infektionen sind
besonders gefürchtet. In: Pflegezeitschrift 7/1999, S. 478-482
Löser, A. (1992): Onkologie. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Löser, A. Löser, B. (2001): Pflege von Krebspatienten: Pflegerische Interventionen bei
chemotherapierten Patienten, Teil 1. In: Die Schwester/Der Pfleger, 39. Jg., 1/2001,
S. 10-16
Löser, A./ Löser, B. (2001): Pflege von Krebspatienten: Pflegerische Interventionen bei
chemotherapierten Patienten, Teil 2. In: Die Schwester/Der Pfleger, 39. Jg., 2/2001,
S. 106-112
Margulies, A. et al. (1996): Onkologische Krankenpflege. 2.Auflage. Springer-Verlag,
Heidelberg
Menche, N. (2004): Pflege heute- Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage. Elsevier Verlag
Urban und Fischer, München
Pfitzer, I. (2007): Die Mistel in der Krebstherapie. In: Heilberufe. S. 24-25
Reidenbach , C. (2003): Pflege von Patienten mit allogener Stammzelltherapie: So viel
Alltag wie möglich. In: Pflegezeitschrift 11/2003, S. 777-780
Renz, P. (2007): Ernährung/Ernährungsberatung für Patienten mit chemotherapiebe-
dingten Beschwerden. In: Printernet 1/07, S. 5-13

407
Rinner, B. (2002): Pflege von Kindern mit onkologischen Erkrankungen. In: Hoehl, M./
Kullick, P. Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung. 2. Auflage. Thieme Verlag,
Stuttgart
Schwizer, V. (2003): Leben mit Krebs, ohne Schmerzen. Krebsliga Schweiz (Hrsg.),
3.Auflage, Bern
Wagner, T. (2005): Pflegerische Maßnahmen bei Stammzelltransplantation. In: Kinder-
krankenschwester. 24.Jg., Nr.2, S. 54-57
Wander, M. (1980): Leben wäre eine prima Alternative. Luchterhand Verlag, München

408
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

12.5 Menschen mit onkologischen Erkran- Name: ____________________


kungen pflegen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in den Fachabteilungen Onkologie / Palliativ und im Hospiz u.a. Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Umgang mit der Angst


Kommentar
Warum ist diese Handlung in der Pflege wichtig?
 Schwerst oder unheilbar Kranke und Sterbende leiden meist unter existentieller Angst, die in ihrer tiefs-
ten und schwersten Form als akute Todesangst auftritt und mit Panik und stärksten Ohnmachtsgefüh-
len einher geht.
 Pflegende sollen über die nötige emotionale und soziale Kompetenz und Stabilität verfügen, um den
Betroffenen eine wirkliche Unterstützung sein zu können.
 Die Betreuung Schwerstkranker und Sterbender und die Konfrontation mit Ängsten verschiedenster
Form ist eine der schwierigsten Aufgaben der Pflege und bei den in der Pflege Tätigen selbst oft auch
Ängste hervor.

Was macht diese Handlung bedeutsam für den zu pflegenden Menschen?


 Menschen, die an einer unheilbaren Krankheit leiden und sich in der letzten Phase ihres Lebens befin-
den, haben immer mit Angst zu kämpfen.
 Angst hat viele Gesichter. Sie äußert sich als konkrete Angst vor Schmerzen, vor Abhängigkeit und Ver-
lust, vor Therapien und deren Folgen und anderem mehr.

Was ist dabei die spezielle Aufgabe der Pflegekräfte?


 Aufgabe der Pflegenden bei der Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen ist es, Ängste zu
erkennen, diese selbst und bei den Betroffenen akzeptieren zu lernen und mitzuhelfen, Angst zu ver-
mindern.
Ergänzen Sie diese Aussagen!
Kooperation / Beglei-
Kompetenzentwicklung der/des Auszubildenden: tung durch:
 Sie lernen sich Ihren eigenen Ängsten zu stellen, um in Ihrem Beruf nicht
selbst handlungsunfähig zu werden.  Mentor/-in
 Sie lernen, Ängste bei schwerst und unheilbar Kranken und Sterbenden
sowie bei den Angehörigen als auch bei sich selbst und beruflich damit  Praxisanleiter/-in
konfrontierten zu erkennen.
 Sie entwickeln Vorgehensweisen, um Ängsten in verschiedenen Situatio-  Lehrer/-in
nen und aus unterschiedlichen Perspektiven zu begegnen und sie zu lin-
dern.

Annäherung:
1. In welchen Situationen erleben Sie Angst in Ihrem eigenen Leben?
2. Wie äußert sich bei Ihnen das Gefühl der Angst?
3. Was tun Sie für sich selbst, wenn Sie Angst empfinden?

4. In welchen Situationen haben Sie in Ihrem bisherigen Leben Angst bei anderen Menschen
wahrgenommen?

409
5. In welchen beruflichen Situationen erleben Sie Ängste bei sich selbst, im Kollegenkreis und
bei Betroffenen?
6. Wie reagieren Sie auf die Angst anderer?
7. Welche Umgangsformen mit der Angst kennen Sie?
(Z.B. Abwehrmechanismen wie Verdrängung, Leugnung, Regression, Projektion)

Durchführung der Lernaufgabe:


Schwerst und unheilbar Kranke und Sterbende leiden (nahezu) alle unter Angst.
1. Wählen Sie eine Patientin / einen Patienten, zu der / dem Sie ein intensiveres Verhältnis
aufgebaut haben und bei der / dem Sie Angst wahrnehmen können.
2. Setzen Sie sich bewusst mit der Problematik auseinander und analysieren Sie die Ursachen
der Angst.
3. Entwickeln Sie speziell für diese Patienten / diesen Patienten Vorgehensweisen, ihrer /
seiner Angst zu begegnen und sie zu lindern.
4. Beobachten Sie sich selbst kritisch. Sprechen Sie mit Ihrer Praxisanleiterin / Ihrem Praxi-
sanleiter über Ihre eigenen Gefühle in dieser Situation und über die möglicherweise be-
wusstgewordenen eigenen Ängste.
Weitere Leitfragen:
1. Welche Teilaspekte sind bei dem Thema Angst zu berücksichtigen?
2. Welche Kenntnisse und Fähigkeiten benötige ich für die Begleitung von schwerst und un-
heilbar Kranken und Sterbenden?
3. Welche Unterstützung und Begleitung brauche ich für mich selbst?
4. Auf welche Gesichtspunkte muss ich in diesem beruflichen Handlungsfeld besonders ach-
ten?

Informationsquellen:
 Unterrichtsunterlagen
 Pflegelehrbuch
 Expertenbefragung

Abschließende Erörterung:
Setzen Sie sich bewusst mit der Thematik Angst auseinander.
 Welche Bedeutung messen Sie dem Thema Angst bei Patientinnen / Patienten bei?
 Wie haben Sie Zugang zu der/dem von Ihnen ausgewählten Patientin/Patienten gefunden?
 Welche Aspekte erlebten Sie als die zentralen Fragen der Betreuung der Betroffenen?
 Nach welchen Kriterien haben Sie Ihr Vorgehen gestaltet?
 In wie weit war die Patientin / der Patient bereit sich auf Ihre Unterstützung einzulassen?
 Wie gut ist Ihnen aus Ihrer Sicht die Begleitung gelungen? Wovon lässt sich dies ableiten?
 Worauf werden Sie künftig beim Umgang mit Angst achten?
 Wie hat sich Ihre Einstellung zum Umgang mit Betroffenen verändert?
Beobachten Sie sich selbst kritisch.
Sprechen Sie mit Ihrem / Ihrer Praxisanleiter/-in über Ihr Erleben und Ihre Erfahrungen.

Erfüllung der Lernaufgabe:


Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in:

Einrichtung / Abteilung: __________________________________________

410
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.6 Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen


pflegen

Semester: 6 Stunden: 38

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Unterstützung, Begleitung und Beratung psychisch kranker Kinder
und Jugendlicher und deren Bezugspersonen.

Lernvoraussetzungen

10.3 Psychisch veränderte Menschen pflegen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten


12.7 Erwachsene mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.8 Alte Menschen mit psychischen Erkrankungen pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Psychisch kranke Kinder und Jugendliche wahrnehmen und beobachten
 Den Pflegebedarf psychisch kranker Kinder und Jugendliche einschätzen
 Betreuungs- und Therapiekonzepte für psychisch kranke Kinder und Jugendliche
kennenlernen und bei deren Umsetzung mitwirken
 Pflegemaßnahmen im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen bei Kindern
und Jugendlichen planen, durchführen und evaluieren
 Aspekte der Gesundheitsförderung und Prävention psychischer Erkrankungen im
Pflegehandeln berücksichtigen

411
Inhalte

 Pflegesituationen von Kindern und Jugendlichen mit


o Essstörungen
o ADHS
o Misshandlung/Ablehnung/Vernachlässigung
o sexuellem Missbrauch
 Beobachtungsschwerpunkte bei psychisch kranken Kindern und Jugendlichen
 Krankheitssymptome, Pflegeprobleme
 Krankheitsdiagnostik, Pflegediagnostik
 Therapieverfahren
 Prozessorientierte, theoriegeleitete Pflege z. B. auf der Grundlage des Pflegemodells
von H. Peplau
 Krisenintervention
 Hilfen für Betroffene und Angehörigen

Methodenvorschläge

 Sammlung von Bild- und Textmaterialien zu Beispielen von Kindern und Jugendli-
chen mit psychiatrischen Erkrankungen in den dem Unterricht vorausgehenden
Praxisphasen in Kleingruppen
 Einstieg in die Thematik: Erstellen von Collagen aus den gesammelten Bildmateria-
lien zu Beispielen von Kindern und Jugendlichen mit psychiatrischen Erkrankungen
und Erläuterung der Handlungsprodukte durch die Lernenden in Kleingruppen
 Bearbeitung von Pflegesituationsbeschreibungen ( Fallbeispiele aus der
Fachliteratur oder Narrative der Lernenden) zu verschiedenen Pflegesituationen
von Kindern und Jugendlichen mit psychiatrischen Erkrankungen)
 Expertenberichte und Expertenbefragungen, z. B. Referat einer Psychotherapeutin
über ihre ambulante Arbeit mit Jugendlichen mit Essstörungen oder Befragung einer
Sozialarbeiterin des Kinderschutzbundes zur Prävention sexueller Gewalt.

Pflegesituationsbeschreibung

Maria
Maria war zum Zeitpunkt der Aufnahme 13 Jahre alt und litt an Anorexia nervosa.
Als wir sie übernahmen, wog sie 31 kg und war 153 cm groß. Sie war körperlich
schwach und innerlich gespannt, wollte weder essen noch trinken. Die Ernährung per
Magensonde verweigerte und verhinderte sie. Erst nach medikamentöser Sedierung
war Ernährung möglich. Maria hatte keine Krankheitseinsicht, ihre Grundstimmung
war depressiv, sie äußerte Todessehnsucht. Sie erhielt Neuroleptika und Antidepressi-
va.
(Aus: Sonnleithner, E. (2005): Pflegende als Co-Therapeuten. Therapie der Magersucht. Heilberufe
(12/05), S. 28-30. Berlin: Urban &Vogel)

412
Dennis
Der achtjährige Dennis wurde wegen der medikamentösen Einstellung seiner neu di-
agnostizierten Epilepsie stationär aufgenommen. Sein ADHS wurde wenige Wochen
vorher gesichert, die vorgesehene Behandlung mit Methylphenydat aber wegen der
Epilepsie nicht eingeleitet. Obwohl seine Mutter, die ihn begleitet, über ADHS sehr gut
informiert ist und ihren Sohn entsprechend zu leiten und zu „bändigen“ versucht, hat
er in den vier Stunden seiner Aufnahme bereits eine rasante Fahrt mit dem Rollstuhl
eines kleinen Mitpatienten durch den Stationskorridor unternommen, in deren Verlauf
er den Teewagen anrempelte , so dass zwei Kannen umkippten und eine Seltersflasche
zu Bruch ging. Er selbst fiel in die Scherben und zog sich eine Schnittverletzung an der
Hand zu, für deren Versorgung drei Schwestern und die Mutter erforderlich waren,
weil er sich mit aller Kraft wehrte und wie am Spieß schrie. Bevor die Mutter ihn zu-
rückhalten konnte, war er in ein Nachbarzimmer eingefallen und hatte allen Kindern
die Decken weggezogen und sie unter die Betten gestopft. Als die Mutter korrigierend
eingreifen will, wirft Dennis sich schreiend auf den Boden und tritt in alle Richtungen
wild um sich. Das Pflegepersonal war nach kurzer Zeit bereits so gereizt und erschöpft,
dass sie regelrecht wütend auf Dennis waren- und natürlich auch auf die Mutter, die ihr
„verzogenes“ Kind ganz offenbar nicht im Griff hatte. Die Mutter ihrerseits war eben-
falls der Verzweiflung nahe, weil es Dennis immer wieder gelang, ihr zu entwischen
und ihr sein Verhalten peinlich war, obwohl sie wusste, dass er es aufgrund seines
ADHS gerade in fremder Umgebung noch weniger steuern kann als sonst. Das Ergeb-
nis: Hilf- und Ratlosigkeit auf allen Seiten.
(aus: Mahler, W.(2003): Mehr Verständnis für kleine Plagegeister. ADHS- Kinder im Krankenhaus. Heil-
berufe (01/03), S.40-43. Berlin: Urban &Vogel)

Ein 5 Monate altes Mädchen


Ein 5 Monate altes Mädchen wird von der Mutter per Notarzt in die Kinderklinik ge-
bracht. Es sei aus dem elterlichen Bett gestürzt und habe einige Stunden später erbro-
chen. Der Notarzt fand das Kind bei Bewusstsein. Bei Aufnahme in die Kinderklinik
werden ein Hämatom an der Wange, Kratzer an Kinn und Brust, Quetschmarken an
der Vorderseite des Halses und Prellmarken in Höhe der Brustwirbelsäule festgestellt.
Es liegt keine Gerinnungsstörung vor. Es gibt keine Hinweise auf frische oder alte Kno-
chenbrüche. Das Kind ist im Wesentlichen altersentsprechend entwickelt. In seiner
sprachlichen Entwicklung und in seinem Sozialverhalten hat es einen Rückstand. Es
lautiert wenig. Es lächelt bekannte und fremde Personen gleichermaßen an. Auf Station
unterhält sich die Mutter intensiv mit anderen Müttern und beachtet dabei ihr Kind
wenig. In einer Spielsituation gibt sie Anregungen, sie reagiert aber nicht auf Lautäuße-
rungen des Kindes. Der Vater geht in der Spielsituation zeitweise sehr intensiv auf das
Kind zu. Er greift ihm ins Gesicht. Er spricht sehr leise mit ihm. Er beachtet nicht Initia-
tiven des Kindes. Er nimmt kaum
wahr, was das Kind macht. Er irritiert das Kind durch sein eigenes Verhalten. Im ge-
meinsamen Spiel kommen sich die Eltern gegenseitig ins Gehege.
(aus: Frank. R(2002) : Misshandlung. Ablehnung und Vernachlässigung, in Esser, G. (Hrsg.): Lehrbuch
der Klinischen Psychologie und Psychtherapie des Kindes- und Jugendalters, S.424. Stuttgart: Thieme)

413
Literatur

Esser, G. (Hrsg.) (2002): Lehrbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie des
Kindes- und Jugendalters. Thieme Verlag, , Stuttgart
Franke, A. (2003): Wege aus dem goldenen Käfig. Anorexie verstehen und behandeln.
Beltz Verlagsgruppe, Weinheim
Kuchenbecker, A. (Hrsg.) (2002): Pädagogisch- pflegerische Praxis in der Kinder- und
Jugendpsychiatrie. Verlag modernes lernen, Dortmund
Mahler, W. (2003): Mehr Verständnis für kleine Plagegeister. ADHS- Kinder im Kran-
kenhaus. In: Heilberufe 01/03, S. 40-43. Urban &Vogel, Berlin
Sonnleithner, E. (2005): Pflegende als Co-Therapeuten. Therapie der Magersucht.
In: Heilberufe 12/05, S. 28-30. Urban &Vogel, Berlin
Stümpfing, S.(2006): Dualismen des AD(H)S und das Problem ihrer Überwindung.
In: Kinderkrankenschwester 25. Jg., 10/06, S. 400-405
Vieten, M. (2007): Wenn dem Körper keine oder zu wenig Nährstoffe zugeführt wer-
den … Magersucht. In: Fallbuch Pflege. Krankheiten verstehen1.Anatomie, Krankheits-
lehre und Pflege verknüpfen, S.140-146. Thieme Verlag, Stuttgart

Internetquellen:
http://www.kiggs.de/experten/erste_ergebnisse/Basispublikation/psychischeGesIna
nspruchnahme.html
Zugriff am 04.07.07

414
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

12.6 Kinder und Jugendliche mit psychi- Name: ____________________


schen Erkrankungen pflegen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


tung durch:
 Sie erfassen Pflegesituationen mit psychisch kranken Kinder und Jugendlicher.
 Mentor/-in
 Sie schätzen den Betreuungsbedarf und die Betreuungsinhalte bei psychisch
kranken Kindern und Jugendlichen ein.  Praxisanleiter/-in

 Lehrer/-in

Aufgabenstellung:

 Bilden Sie eine Arbeitsgruppe von 4 bis 5 Personen.


 Bestimmen Sie mit welcher Thematik Sie sich beschäftigen möchten:
1. Kinder und Jugendliche mit Essstörungen
2. Kinder und Jugendliche mit AD(H)S
3. Kinder und Jugendliche, die Misshandlung/Ablehnung/Vernachlässigung und
/oder sexuellen Missbrauch erfahren
 Beschreiben Sie Pflegesituationen zu Ihrem ausgewählten Thema.
 Sammeln Sie Informations- und Bildmaterial zu Ihrem ausgewählten Thema.
 Bringen Sie Ihre Materialien zum Unterricht mit.
 Wir werden Collagen zu den Themen erstellen und Narrative zu den entsprechenden
Pflegesituationen in den Unterricht integrieren.

Informationsquellen:

 Unterrichtsunterlagen und
 Fachliteratur
 Expertenbefragung

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

415
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.7 Erwachsene mit psychischen Erkrankungen pflegen

Semester: 6 Stunden: 38

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Unterstützung und Beratung von Erwachsenen mit
psychischen Erkrankungen und bei den verschiedenen Möglichkeiten der
Rehabilitation und Wiedereingliederung in den Alltag und ins Arbeitsleben.

Lernvoraussetzungen

3.1 Menschen im Krankenhaus wahrnehmen und begleiten


4.2 Menschen biografieorientiert pflegen
10.3 Psychisch veränderte Menschen begleiten
11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen
11.4 Subcutane und intramuskuläre Injektionen verabreichen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

4.3 Bezugspersonen und sozial Netzwerke integrieren


4.4 Bildungs-, Kunst-, Kultur und Spielangebote in die Tagesgestaltung integrieren
4.5 Musik und Bewegung in die Tagesgestaltung integrieren
4.6 Feste und Feiern gestalten
9.6 Mit belastenden Situationen im Pflegealltag umgehen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Menschen mit verschiedenen psychischen Erkrankungen wahrnehmen, ihre Le-
bensgeschichte kennen lernen und ihre aktuellen Auffälligkeiten beobachten
 Pflegemaßnahmen im Umgang mit Menschen mit psychischen Erkrankungen ent-
sprechend der Akutphase, der Rehabilitationsphase und bei chronischem Verlauf
planen und durchführen, dabei die hohe Priorität der Beobachtung und Kommuni-
kation erkennen und umsetzen
 Das häufig niedrige Selbstwertgefühl bei Menschen mit psychischen Erkrankungen
erkennen und in der Begegnung, selbst bei kleinsten Fortschritten, fördern

416
 Krisensituationen bei Menschen mit psychischen Erkrankungen erkennen und im
Sinne der Sicherheit für Patienten und Mitarbeiter / Mitarbeiterinnen, der Würde
der Menschen entsprechend, damit umgehen
 Therapiekonzepte der verschiedensten Berufsgruppen für Menschen mit psychi-
schen Erkrankungen kennen und in der Umsetzung unterstützen
 Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen verstehen und sie bera-
tend begleiten
 Betroffene und ihre Angehörigen über Selbsthilfegruppen informieren

Inhalte

 Pflegesituationen von Menschen mit


o Psychosen
o neurotischen Störungen
o Persönlichkeitsstörungen
o Abhängigkeitserkrankungen
o Krisensituationen
 Jeder Mensch wird in seiner Erkrankung aus folgenden Blickwinkeln gesehen:
o Betroffenensituation / Eigenanamnese
o Angehörigensituation, Freundessituation, Arbeitgebersituation / Fremd-
anamnese
o Begleitung und Unterstützung im stationären Bereich in der Akutphase
durch ein Team aus unterschiedlichsten Berufsgruppen wie Pflegekräfte,
Ärzte/Ärztinnen, Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen, Ergothera-
peuten/ Ergotherapeutinnen, Musiktherapeuten/ Musiktherapeutinnen,
Krankengymnasten/Krankengymnastinnen, u. a.
o Begleitung und Unterstützung im stationären, teilstationären und ambulan-
ten Bereich in der Rehabilitationsphase durch ein Team aus unterschied-
lichsten Berufsgruppen
o Begleitung bei der Wiedereingliederung ins Berufsleben
o Begleitung, Betreuung im stationären und ambulanten Bereich bei chroni-
schem Verlauf der Erkrankung und des damit häufigen Verlusts des Ar-
beitsplatzes oder der frühzeitigen Berentung sowie des Netzwerkes der Be-
zugspersonen
 Begleitung und Beratung der Angehörigen
 Selbsthilfegruppen

Methodenvorschläge

 Gruppenarbeit mit selbstgesteuerter Erarbeitung einer Erkrankung anhand eines


Arbeitsauftrags mit Schwerpunkt pflegerische Aufgabenbereiche. Präsentation im
Plenum mit Erstellung eines Handouts für die Klasse
 Expertenbefragung
 Besuch von Selbsthilfegruppen

417
 Erstellung von Videos und Tonbandaufnahmen
 Erstellung einer Collage aus z.B. Fotografien
 Rollenspiele
 Literaturstudium

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung

Literatur

Bock, T. (2006): Basiswissen: Umgang mit psychotischen Patienten. 4. Auflage. Psychi-


atrie-Verlag, Bonn
Dörner, K. et al. (2004): Irren ist menschlich. 2. Auflage. Psychiatrie-Verlag, Bonn
Fasel, D. (1991): Wir arbeiten uns noch zu Tode – Die vielen Gesichter der Arbeitssucht.
Kösel-Verlag GmbH & Co., München
Hömberg, R. (1999): Psychosomatik für Pflege- und andere medizinische Berufe.
Urban & Fischer Verlag, München
Michel, K. (1998): Psychiatrie für Pflegeberufe. 3. Auflage. Ferdinand Enke Verlag,
Stuttgart
Rahn, E. (2005): Basiswissen: Umgang mit Borderline-Patienten. 3. Auflage, Psychiatrie-
Verlag. Bonn
Rakel, T. (2001): Pflegetherapeutische Gruppen in der Psychiatrie. Wissenschaftliche
Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart
Wolff, S. (Hrsg.) et al. (2006): Lehrbuch Psychiatrische Pflege. 2. Auflage, Verlag Hans
Huber, Hogrefe AG, Bern
Schwoon, D. R. (2005): Basiswissen: Umgang mit alkoholabhängigen Patienten. 2. Auf-
lage. Psychiatrie-Verlag, Bonn
Schädle-Deininger, H. (2006): Fachpflege Psychiatrie. Elsevier GmbH, München
Traxler, S. (Hrsg.) et al. (2006):Psychiatrie für Pflegeberufe. 4. Auflage. Elsevier GmbH,
München
Tölle, R. /Windgassen, K. (2003): Psychiatrie. 13. Auflage. Springer-Verlag, Berlin. Hei-
delberg
Vieten, M./Schramm, A. (Hrsg.) (2001): Neurologie, Psychiatrie. Urban & Fischer Ver-
lag, München
Wilson Schaef, A./Fassel, D. (1994): Suchtsystem Arbeitsplatz. DTV Verlag GmbH &
Co. KG, München

418
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.8 Menschen mit psychischen Erkrankungen pflegen

Semester: 6 Stunden: 20

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Wahrnehmung alter Menschen in ihren Krisensituationen,
das Erkennen ihrer psychischen Störungen und Erkrankungen
sowie das Gewährleisten von Unterstützung und Begleitung.

Lernvoraussetzungen

3.2 Menschen im Altenheim wahrnehmen und begleiten


3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und begleiten
3.6 Alte Menschen Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen
verstehen und begleiten
4.1 Lebens- und Wohnraum von Menschen mit Pflegebedarf gestalten
4.2 Menschen biografieorientiert pflegen
10.3 Psychisch veränderte Menschen begleiten
10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten
11.3 Menschen bei der Verabreichung von Medikamenten unterstützen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren


4.4 Bildungs-, Kunst-, Kultur- und Spielangebote in die Tagesgestaltung integrieren
4.5 Musik und Bewegung in die Tagesgestaltung integrieren
4.6 Feste und Feiern gestalten
9.6 Mit belastenden Situationen im Pflegealltag umgehen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Psychische Erkrankungen im Alter im Zusammenhang mit dem Alterungsprozess
betrachten und als misslingende Reaktionen auf Verluste verstehen
 Auffälligkeiten bei alten Menschen wahrnehmen und sie einer psychischen Störung
bzw. Erkrankung zuordnen

419
 Alte Menschen mit psychischen Störungen/ Erkrankungen in ihrer Angst und Hilf-
losigkeit ernst nehmen, ihrem Misstrauen bewusst Vertrauen entgegen bringen und
mit zur Lebensgeschichte passenden Möglichkeiten Sicherheit vermitteln
 Verschiedene Pflegeinterventionen kennen, die dem alten Menschen mit psychi-
schen Störungen/ Erkrankungen einen Weg aus seiner Situation zeigen und diese
entsprechend der Erkrankung und der Lebensgeschichte einsetzen
 Individuelle Stärken und Ressourcen der alten Menschen mit psychischen Störun-
gen/ Erkrankungen beachten und fördern und in der Begleitung bewusst nutzen

Inhalte

 Überblick zur Gerontopsychiatrie


 Altern und die Entstehung psychischer Alterskrankheiten
 Pflegesituationen von alten Menschen mit
o Wahnstörung
o Depression
o Sucht
o akuten Verwirrtheitszuständen
o Verwahrlosung
o Suizidgefährdung und Suizidversuch
 Situationen, die eine Störung/Erkrankung auslösen oder verursachen
 Veränderungen und Auffälligkeiten, die durch die Störung/Erkrankung auftreten
 Auswirkungen der Störung/Erkrankung auf das Umfeld des betroffenen Menschen
 Konkrete pflegerische Interventionen in den jeweiligen Krankheitssituationen
 Prophylaktische Möglichkeiten, die nach überwundener Störung/akuter Erkran-
kung angeboten werden, um eine weitere Krisensituation zu vermeiden
 Weiterbildung zur Pflegefachkraft in der Gerontopsychiatrie

Methodenvorschläge

 Einzeltextstudium mit Austausch im Plenum zum Altern und zur Entstehung von
psychischen Erkrankungen mit intensivem Bezug zu Bewohnern und Bewohnerin-
nen der Altenpflegeheime, in denen die Auszubildenden ihre Praxiseinsätze absol-
vieren
 Gruppenarbeit mit selbstgesteuerter Erarbeitung einer Störung/Erkrankung anhand
eines Arbeitsauftrags sowie Präsentation im Plenum mit Erstellung eines Handouts
für die Klasse

420
Pflegesituationsbeschreibung

Pflegesituation 1:
Herr H. ist 80 Jahre alt, pensionierter Lehrer und lebt allein im eigenen Haus. Er ist sehr
aktiv, führt ohne Probleme selbständig seinen Haushalt und hatte bisher keine größeren
gesundheitlichen Probleme.
Vor einigen Tagen stand Herr H. nachts auf, um auf die Toilette zu gehen und stürzte
im Bad so unglücklich, dass er sich den Oberschenkelhals brach. Darüber hinaus zog er
sich eine Gehirnerschütterung und einige Prellungen zu. Da er es nicht schaffte, allein
wieder aufzustehen und Hilfe zu rufen, lag er die ganze Nacht auf dem Fußboden im
Bad. Am nächsten Morgen fand ihn eine Nachbarin und rief den Notarzt. Seitdem ist
Herr H. im Krankenhaus.
Bei der Aufnahme war Herr H. zwar körperlich schwach, aber voll ansprechbar und bei
vollem Bewusstsein. Er schilderte dem Arzt genau was passiert war. In der ersten
Nacht im Krankenhaus stürzte Herr H. vor seinem Bett, nachdem er versucht hatte, al-
leine aufzustehen. Als er von der Krankenpflegerin gefunden wurde, war er völlig des-
orientiert. Er wusste nicht, wo er war und sagte, er müsse jetzt nach Hause gehen. Er
redete unzusammenhängend und zupfte nervös an seinem Schlafanzug. Auf die Fragen
der Krankenpflegerin antwortete er nicht, sondern schaute sie nur einen kurzen Mo-
ment ratlos an. Die Pflegerin stellte einen beschleunigten Pulsschlag fest und verstän-
digte einen Notarzt.

Pflegesituation 2:
Frau A. ist 79 Jahre alt, lebt im Altenheim und war bisher immer sehr selbständig. Ihr
Sohn, mit dem sie sich gut versteht, besuchte sie früher etwa zwei Mal wöchentlich. Vor
einigen Monaten musste er jedoch aus beruflichen Gründen umziehen. Er wohnt nun
ca. 400 km von Frau A. entfernt und kann sie nur noch selten besuchen.
In letzter Zeit zeigt Frau A. kein Interesse mehr, an geselligen Aktivitäten im Heim teil-
zunehmen. Sie sitzt oft stundenlang allein und ohne eine Beschäftigung in ihrem Zim-
mer. Wenn sie aufgefordert wird, an einer Veranstaltung teilzunehmen, erwidert sie:
„Ich bin so müde, ich schaff’ das nicht.“ Sie leidet auch an Schlaflosigkeit und hat deut-
lich abgenommen. Bei der Morgentoilette braucht sie sehr viel mehr Zeit als früher und
klagt, sie könne sich nicht mehr richtig waschen und anziehen.

Pflegesituation 3:
Herr S., 63 Jahre, wird vom Hausarzt mit Verdacht auf eine Wahnstörung in die psychi-
atrische Klinik eingewiesen. Herr S. legte schon immer großen Wert darauf, über aktu-
elle Geschehnisse informiert zu sein und liest daher auch in der Klinik die Tageszeitung
und sieht sich im Fernsehen die Nachrichten an. Dem Personal fällt auf, dass er bei die-
sen Tätigkeiten oft unruhig wird. Im Gespräch wird deutlich, dass Herr S. zahlreiche
Nachrichten auf sich bezieht. So ist er z. B. davon überzeugt, dass die Beschreibung ei-
nes gesuchten Einbrechers auf ihn zutrifft und ihn die Polizei aus diesem Grund bereits
sucht. Der Einwand der Pflegekraft, dass das Alter des Gesuchten auf 30 Jahre geschätzt

421
würde und er zum Zeitpunkt des Einbruchs bereits in der Klinik war, kann ihn von sei-
nem Gedanken nicht abbringen.
Als er die Ankündigung einer Veranstaltung mit dem Thema „Therapiemöglichkeiten
der Alzheimer-Krankheit“ liest, ist er der Überzeugung, dass es in diesem Vortrag um
ihn und seine Erkrankung gehen wird. Er befürchtet, man werde ihn am Vortragsabend
einem großen Publikum als Fallbeispiel vorführen wollen.

Auszüge aus U. Marvedel: Gerontologie und Gerontopsychiatrie – lernfeldorientiert

Literatur

Arbeitsgruppe Alte Menschen im Nationalen Suizidpräventionsprogramm für


Deutschland (Hrsg.) (2005): Wenn das Altwerden zur Last wird – Suizidprävention im
Alter. Asmuth Druck, Köln
Bauer, F./ Wilken, B. (Hrsg.: Kuratorium Deutsche Altershilfe) (2007):Depressionen
und Suizidalität im Alter. In: Pro Alter, S. 47 - 52
Bremer-Roth, F. et al. (2005): In guten Händen – Altenpflege. Band 1. Cornelsen Verlag,
Berlin
Erlemeier, N. ( Hrsg.: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)
(2001): Suizidalität und Suizidprävention im Alter. Kohlhammer Verlag, Stuttgart
Füsgen. I. (2004): Geriatrie – Spezielle Krankheitsbilder – Notfälle – Problembereiche –
Tod und Sterben. Band 2. 4.Auflage. Kohlhammer Verlag, Stuttgart
Kipp, J./ Jüngling, G. (2000): Einführung in die praktische Gerontopsychiatrie.
Reinhardts Gerontologische Reihe, Band 19. Ernst Reinhardt Verlag, München
Köther, I. (Hrsg.) (2005): THIEMEs Altenpflege. Thieme Verlag KG, Stuttgart
Marvedel, U. (2004): Gerontologie und Gerontopsychiatrie – lernfeldorientiert.
Verlag Europa-Lehrmittel. Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG
Schlee, A. (2005): Häufig unerkannt: Depressionen im Alter. Tipps für Pflegekräfte.
In: Pflegen Ambulant 2, S. 21 - 23
Stadler, G./ Kastello, W. (2002): Die Seele alter Menschen betreuen. In: Pflege Aktuell 9,
S. 454 - 457
Staschull, S. (2003) Gesundheits- und Krankheitslehre. 2. Auflage. Urban & Fischer
Verlag, München
Stiens, G. (2006): Was ist und kann Gerontopsychiatrie? Ein Überblick. In: Psychothe-
rapie und Seelsorge 4 , S. 30 - 34
Wilken, B./ Jonas, I. (Hrsg. Kuratorium Deutsche Altershilfe) (2007):Suizidgefährdung
Älterer – Prävention durch Professionalisierung. In: Pro Alter 3, S. 55 – 58

Internetquellen:
http://www.bildungszentrum-lugau.de Zugriff am 13.4.2007
http://www.meisterberufe.de Zugriff am 13.4.2007
http://www.heimerer-akademie.de Zugriff am 13.4.2007
www.rsb.bad.schule-bw.de Zugriff am 13.4.2007
www.also-akademie.de Zugriff am 13.4.2007

422
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.9 Menschen mit Erkrankungen des Herzens pflegen

Semester: 4 Stunden: 26

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Beratung zur Prävention koronarsklerotischer Veränderungen und die
Pflege von Menschen mit Erkrankungen des Herzens.

Lernvoraussetzungen

5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen


6.3 Menschen in verschiedenen Bewusstseinslagen und beim Schlafen unterstützen
6.4 Menschen beim Atmen unterstützen und beraten
6.8 Menschen bei der Körperpflege unterstützen und beraten
6.15 Menschen bei der Stuhlausscheidung unterstützen und beraten
9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln
9.2 Den menschlichen Körper verstehen
9.3 Konzepte zur Gesundheitsförderung und Prävention umsetzen
11.1 Menschen bei der Kreislaufregulation unterstützen
11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstützen
11.9 Notfälle erkennen und bewältigen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

12.9 Menschen mit Erkrankungen des Herzens pflegen


12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen
12.15 Menschen mit Erkrankungen des Blutsystems pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Den Edukationsbedarf von Menschen hinsichtlich einer gesundheitsförderlichen
Lebensweise im Sinne der Prävention arteriosklerotischer Veränderungen und dar-
aus resultierender Erkrankungen erkennen und fachgerechte Interventionen anbie-
ten oder vermitteln

423
 Die Situation von Menschen mit Erkrankungen des Herzens und der Koronararte-
rien einschätzen und entsprechende Pflegeinterventionen planen, durchführen und
evaluieren
 Lebensbedrohliche Situationen und deren Anzeichen erkennen

Inhalte

 Erkrankungen des Herzens als lebensbedrohliches Ereignis


 Die Situation eines Kindes mit Herzinsuffizienz und daraus abzuleitende Pflegein-
terventionen
 Die Situation eines Menschen mit Koronarer Herzkrankheit und daraus abzuleiten-
de Pflegeinterventionen
 Die Situation eines Menschen mit Herzinfarkt und daraus abzuleitende Pflegeinter-
ventionen

Methodenvorschläge

 Erfahrungsbezogener Unterrichtseinstieg zur Prävention


 POL zur KHK
 Expertenbefragung

Pflegesituationsbeschreibung

Herr Tischler
Herr Tischer leidet seit Jahren an einer mäßigen, medikamentös nur unzulänglich be-
handelten arteriellen Hypertonie mit Werten um 160/100 mmHg. Er hat einen BMI von
31, raucht täglich 15 – 20 Zigaretten und treibt keinen Sport. Er ist 42 Jahre alt und be-
treibt eine eigene kleine Computerfirma in Mannheim. Herr Tischer lebt allein in einer
Eigentumswohnung in Weisenheim am Berg. Schon mehrere Tage spürte er beim Trep-
pen Steigen einen leichten Druck hinter dem Brustbein, der allerdings beim Stehen
Bleiben sofort wieder verschwand. Vor 4 Tagen half er seinem Nachbarn das Auto, das
nicht ansprang, an zu schieben. Danach fühlte er sich „fix und fertig“. Kurze Zeit später
hatte er das Gefühl, dass eine Zentnerlast seinen Brustkorb zusammen schnürt. Hinter
dem Brustbein begann sich ein brennender Schmerz auszubreiten, der bis in den Unter-
kiefer ausstrahlte. Herr Tischer bekam einen
Schweißausbruch und Übelkeit, kurz darauf erbrach er sein Frühstück.
Als er die Sekretärin in seiner Abteilung anrief, um sich für diesen Tag krank zu mel-
den, berichtete er ihr kurz von seinen Symptomen. Die Sekretärin hatte erst vor kurzem
ihren Bruder durch einen Herzinfarkt verloren. Deshalb reagierte sie sofort und infor-
mierte selbst den Notarzt, der innerhalb kurzer Zeit bei Herrn Tischer eintraf. Dieser
stellte einen schwer messbaren Blutdruck von 100/85 mmHg und eine Bradykardie
fest. Zwei Hübe Nitro-Spray® sublingual brachten keine Besserung. Der Notarzt rief
umgehend in den am nächsten gelegenen kardiologischen Abteilungen mit Herzkathe-

424
terlabor an und konnte mit Herrn Tischer kurz darauf im Rettungswagen zur Uniklinik
Mannheim aufbrechen.
Zunächst wurde dort ein Ruhe-EKG abgeleitet, welches jedoch unauffällig war. Eine
Blutentnahme erfolgte. Die Symptomatik von Herrn Tischer verbesserte sich jedoch
nicht, so dass die vorläufige Diagnose „Nicht-ST-Hebungs-Myokardinfarkt“ gestellt
wurde und Herr Tischer zur Herzkatheterdiagnostik vorbereitet wurde. Die Korona-
rangiografie ergab, dass Herr Tischer eine Zweigefäßerkrankung hat, eine Koronararte-
rie war verschlossen. Mittels PTCA wurden beide betroffenen Koronararterien dilatiert
und in eine wurde ein speziell beschichteter Stent implantiert. Danach verbesserte sich
die Symptomatik deutlich. Nach wenigen Stunden bestätigten die Blutwerte die Diag-
nose, das EKG blieb unauffällig.
Heute Morgen wurde Herr Tischer von der kardiologischen Intensivstation der Unikli-
nik Mannheim auf die internistische Station des Evangelischen Krankenhauses in Bad
Dürkheim verlegt, wo Sie ihn betreuen. Sie erfahren, dass er über einen peripheren ve-
nösen Zugang eine Nitratmedikation mittels Infusionspritzenpumpe erhält. Oral erhält
er ein Diuretikum, Thrombozytenaggregationshemmer und einen Tranqulizer zur
leichten Sedierung. Die letzte Laboruntersuchung zeigte, dass die Herzenzyme rückläu-
fig sind. Der Blutdruck liegt bei Werten um 130/70 mmHg, die Herzfrequenz bei 76
Schlägen/Min. und die Temperatur bei 38,4°C sublingual.
Mit der Mobilisation darf heute in der ersten Stufe begonnen werden. Herr Tischer wird
zur selbstständigen Nahrungsaufnahme im Herzbett gelagert und darf selbst sein Brot
streichen und das Fleisch schneiden. Es besteht keine Flüssigkeitsbeschränkung, die
Kost ist auf Grund des Übergewichtes kalorien- und fettreduziert. „Ich möchte schon
lange abnehmen“ sagt Ihnen Herr Tischer, „aber ich bin nicht sicher, ob ich die Ernäh-
rungsumstellung auch zu Hause einhalten kann. Ich habe keine Zeit und, wenn ich
abends nach meinem üblichen 14-Stunden-Arbeitstag endlich mal ausspannen kann,
auch keine Lust mehr etwas zu kochen. Da nehme ich mir meistens schnell was mit
beim Italiener oder Türken.“
Nach dem Frühstück darf Herr Tischer sich selbst den Oberkörper im Bett waschen. Es
ist ihm sehr peinlich, dass bei der übrigen Körperpflege auch weibliche Pflegekräfte ihn
unterstützen. „Wann kann ich mich denn wieder allein waschen und duschen gehen?“
fragt er Sie ganz unglücklich, „Und warum kann ich mich nicht wie sonst nass rasieren?
Nach der Trockenrasur fühle ich mich nicht wirklich rasiert.“ Herr Tischer wünscht sich
sehr wieder selbstständig zu sein und auch seine Ausscheidungen nicht mehr im Bett
verrichten zu müssen. „Es ist mir so unangenehm! Da kann ich einfach nicht richtig.
Lassen Sie mich doch wenigstens einmal richtig zur Toilette gehen, dann geht bestimmt
auch die Verstopfung weg!“
Als Sie Herrn Tischer nach seinem Befinden fragen, antwortet er: „ Ich fühle mich schon
wieder ganz fit. Schmerzen habe ich keine mehr. Ich verstehe nicht warum alle so viel
Aufheben um mich machen und dass ich nicht aufstehen soll. Ich muss mich auch drin-
gend um meine Firma kümmern, da lief es in letzter Zeit nicht so gut, bin etwas in
Geldnot. Letzten Monat musste ich meine geschiedene Frau bitten, den Unterhalt für
die beiden Kinder etwas später zahlen zu dürfen.“

425
Eine Stunde später finden Sie Herrn Tischers Bett leer vor. Sie finden ihn auf der Toilet-
te, seine Infusionsspritzenpumpe hat er vor sich auf den Boden gestellt.

Literatur

Bruker, M. (2001): Herzinfarkt. emu Verlag, Lahnstein


Bruker, M./Gutjahr, I. (2002): Cholesterin. Der lebensnotwendige Stoff. emu Verlag,
Lahnstein, S. 54-59
Gehring, J./Klein, G. (2002): Leben mit der koronaren Herzkrankheit. Urban & Vogel,
München
Hoehl, M./Kullik, P. (1998): Pflege eines Kindes mit Herzinsuffiziens.In: Kinderkran-
kenpflege und Gesundheitsförderung, S. 541-553. Thieme Verlag, Stuttgart.
London, F. (2003): Informieren, Schulen, Anleiten. Praxishandbuch zur pflegebezoge-
nen Patientenedukation. Hans Huber, Bern
Schoppmeyer, M.-A. (Hrsg.)(2007): Gesundheits- und Krankheitslehre für Pflege- und
Gesundheitsfachberufe. Elsevier Verlag Urban & Fischer, München
Windler, E. et al. (2004): Primärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ein Stiefkind der Inneren Medizin. In: Der Internist 2/2004, S. 173-181. Springer Verlag,
Berlin Heidelberg
Wochele, B. (1997): Pflege bei Kindern mit Erkrankungen des Herzens. In: Die professi-
onelle Pflege des kranken Kindes. Urban & Schwarzenberg, München.
S. 317-336

Internetquellen:
http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/125125/
Zugriff am 9. 1. 2008

Zeitschriften:
Herz heute. Zeitschrift der Deutschen Herzstiftung, Frankfurt/Main.
Erscheinungsweise vierteljährlich

426
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.10 Menschen mit Erkrankungen des Atemsystems pflegen

Semester: 4 Stunden: 32

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Unterstützung und Pflege von Menschen mit Erkrankungen des
Atemsystems.

Lernvoraussetzungen

6.4 Menschen beim Atmen unterstützen und beraten


9.2 Den menschlichen Körper verstehen
9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen
11.1 Menschen bei der Kreislaufregulation unterstützen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

11.9 Notfälle erkennen und bewältigen (Teil 1)


12.9 Menschen mit Erkrankungen des Herzens pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Den Pflegebedarf eines Menschen mit obstruktiver Bronchitis einschätzen
 Pflegemaßnahmen zur Hustenstillung und Schleimförderung anwenden
 Den Pflege- und Beratungsbedarf eines Menschen mit Asthma bronchiale erkennen
und die notwendigen Pflegemaßnahmen planen, durchführen und evaluieren
 Sich in die Situation eines Menschen mit Atemnot professionell einfühlen
 Notfallsituationen mit einhergehender Atemnot erkennen und Sofortmaßnahmen
einleiten
 Bei der Pleurapunktion bzw. der Anlage einer Pleuradrainage mitwirken
 Menschen endotracheal absaugen
 Verschiedene Beatmungsformen kennen
 Sich in die Situation eines beatmeten Menschen professionell einfühlen

427
Inhalte

 Wiederholung der Grundlagen aus der Lernsituation 6.4


 Pflege eines Kindes mit chronisch obstruktiver Bronchitits
o Hustenstillung und Schleimförderung
o Hauptziele der Behandlung
 Pflege eines Kindes mit Asthma bronchiale
 Pneumothorax und Pleuraerguss
o Abgrenzung
o Sofortmaßnahmen
 Pleurapunktion und Pleuradrainage
 Der tracheotomierte Mensch
o Leben mit einem Tracheostoma
o Endotracheales Absaugen
 Beatmung
o Die Situation des beatmeten Menschen
o Grundprinzipien der Beatmungstherapie
o Pflegerische Schwerpunkte

Methodenvorschläge

 Reflexion von Erfahrungsberichten der Lernenden zum Erleben von Atemnot bei
z.B. Asthma bronchiale
 Bearbeitung einer Pflegesituationsbeschreibung auf der Grundlage von Fragen
 Erarbeitung einer Handlungskette zum endotrachealen Absaugen
 Praktische Übungen zum Wechsel einer Trachealkanüle und zum endotrachealen
Absaugen
 Erarbeiten einer Pflegeplanung für Menschen mit Tracheostoma auf der Grundlage
von zwei verschiedenen Pflegesituationsbeschreibungen und Auswertung im Grup-
penpuzzle

Pflegesituationsbeschreibung

Olaf Haus, ein 11 Monate alter Junge, wurde am Vortag mit der Diagnose „obstruktive
Bronchitis“ bereits zum dritten Mal in den letzten 8 Monaten auf der Kinderstation auf-
genommen. Sie übernehmen die Pflege des Kindes.
Olaf ist dyspnoeisch, d.h. seine Atmung ist oberflächlich und tachypnoeisch mit einem
pfeifenden Atemgeräusch bei der Ausatmung. Bei Anstrengung fällt die Sauerstoffsät-
tigung unter 93%.
Olaf ist sehr erschöpft und schläft immer wieder ein, wird aber durch einen ständigen
Hustenreiz geweckt und weint dann vor Schmerzen.
Er hat wenig Appetit. Die Mutter bietet ihm 4 x täglich 250 ml Milumil an. Pro Mahlzeit
trinkt Olaf nur etwa 150 ml. Festes Essen verweigert er ganz.
Bei schweren Hustenattacken erbricht er manchmal.

428
Am rechten Handrücken wurde eine DTI angelegt, er erhält 1000 ml/24h Ringer mit
Glucose.
Verordnung: 4x täglich Inhalation mit 2 ml NaCl 0,9% und 2 Tr. Suprarenin.
Die Körpertemperatur schwankt zwischen 37,8 und 38,4°C.
Frau Haus ist mit ihrem Kind auf Station im Mutter-Kind-Zimmer und betreut ihren
Sohn rund um die Uhr. Im Gespräch mit Ihnen äußert sie Sorge über die Häufigkeit der
Erkrankung und hat Angst, ihr Sohn könnte Sauerstoffmangel erleiden. Am Abend
kommt Herr Haus und löst seine Frau für 2 – 3 Stunden ab. Auch er ist sehr besorgt.
Frau Haus erzählt Ihnen im Gespräch: „Ich habe ständig Sorge, dass Olaf wieder krank
wird. Deshalb ziehe ich ihn immer warm an. Die Zimmertemperatur im Kinderzimmer
ist auch nachts immer auf 20°C eingestellt, damit er sich nicht erkältet, wenn er nachts
die Decke wegstrampelt. Wenn es kalt ist, gehe ich selten raus mit ihm, die kalte Luft ist
ja nicht so gut.“
Vom Arzt hat sie gehört, dass bei der Entlassung ein Inhalationsgerät verordnet werden
soll. Die Mutter wundert sich darüber.
Aus der Anamnese entnehmen sie, dass der Vater raucht und das auch zu Hause in Ge-
genwart seines Sohnes. Die Mutter leidet unter Heuschnupfen.

Literatur

Brockmann, G. (2005): Asthmatraining für Kinder. Das Arbeitsheft. Trias Verlag, Stutt-
gart
Heide, E. (2004): Thoraxsaugdrainage für Einsteiger. In: Die Schwester /Der Pfleger,
43. Jg., 08/2004, S.596-601, 09/2004, S.680-685 und 10/2004, S.758-762
Kellnhausen, E. et al. (2004): Thiemes Pflege. Thieme Verlag, Stuttgart, S. 518-524
Menche, N. (2004): Pflege heute- Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage, Elsevier Verlag
Urban und Fischer, München
Reiß, M. (1999): Die Versorgung der Patienten erfordert Fachwissen und Zuwendung.
In: Pflegezeitschrift Nr. 8, S. 546-551
Richter, B./Götzinger, R. (1998): Asthma ohne Angst. 2. Auflage. Kirchheim Verlag,
Mainz
Sitzmann, F. (2002): Pädiatrie. 2.Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart, S.309-316
Theiling, B. et al. (2001): Der Luftikurs für Kinder mit Asthma. 3. Auflage.Trias Verlag,
Stuttgart

Internetquellen:
http://www.arzneipflanze-des-jahres.de/Wirkung_und_Verwendung.html
Zugriff am 22. 1. 2008
http://gesund.org/info/honig.htm
Zugriff am 22. 1. 2008

429
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.11 Menschen mit Erkrankungen des Harnsystems pflegen

Semester: 5 Stunden: 40

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Prävention von Harnwegsinfekten und die Unterstützung und Beratung
von Menschen mit Nierenerkrankungen.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
6.14 Menschen bei der Urinausscheidung unterstützen und beraten
9.2 Den menschlichen Körper verstehen
9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen
11.5 Bei der Infusionstherapie assistieren
11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstützen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

11.9 Notfälle erkennen und bewältigen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Leitsymptome bei chronischer Niereninsuffiziens kennen und im Zusammenhang
mit der Pathogenese erklären
 Die Prinzipien der Dialyseverfahren verstehen
 Die rechtlichen Voraussetzungen einer Organtransplantation kennen

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Den Pflegebedarf von Menschen mit Harnwegsinfektionen ermitteln und sinnvolle
Pflegeinterventionen ableiten
 Menschen hinsichtlich der Prävention von Harnwegsinfektionen beraten.
 Für Menschen mit Harnwegserkranklungen Pflegemaßnahmen planen, durchführen
und evaluieren

430
 Den Pflegebedarf von Kindern mit angeborenen oder erworbenen Störungen
des Harnsystems erfassen und einschätzen
 Anzeichen eines Nierenversagens erkennen und die diagnostisch-therapeutische
Abklärung organisieren
 Spezielle Pflegemaßnahmen bei chronischer Niereninsuffiziens planen, durchführen
und evaluieren
 Menschen mit chronischer Niereninsuffiziens hinsichtlich der Lebensführung bera-
ten
 Sich in die Situation eines dialysierten Patienten /einer dialysierten Patientin profes-
sionell einfühlen
 Bei der Versorgung von dialysierten Patientinnen und Patienten mitwirken

Inhalte

 Kurzwiederholung der Anatomie und Physiologie von Nieren und ableitenden


Harnwegen
 Prävention von Harnwegsinfekten
 Pyeolonephritis /Glomerulonephritis und daraus abzuleitende Pflegeinterventio-
nen
 Akutes und chronisches Nierenversagen und daraus abzuleitende Pflegeinterventi-
onen
 Nierenerkrankungen im Kindesalter
 Spezielle Pflege des chronisch niereninsuffizienten Kindes
 Behandlungspfade bei Erkrankungen des Harnsystems
 Dialyseverfahren
 Auswirkungen der Dialyse auf die Lebenssituation des betroffenen Menschen
 Pflegebedarf von dialysepflichtigen Menschen
 Besondere Problematik der Kinder in der Dialyse
 Organspende

Methodenvorschläge
 Standardpflegeplan nach Symptomen bei Glomerulonephritis/ Pyelonephritis erar-
beiten.
 Strukturlegetechnik zu Beratungsinhalten in der Prävention von Harnwegsinfekten
 Besuch der Dialyse und/oder Kinderdialyse mit Expertenbefragung
 Einladung von Eurotrans zur Expertenbefragung

Pflegesituationsbeschreibung

Seit zwei Jahren wartet die 24-jährige Heike bereits auf eine Spenderniere. Dreimal
wöchentlich muss sie einen ganzen Vormittag an die Dialyse, jeden zweiten Tag diese
Tortur in der Klinik ertragen. Sie ist körperlich und seelisch am Ende. Ohne Dialyse
könnte sie nicht mehr leben. Aber auf Dauer ist sie auch nicht bereit, mit Dialyse zu

431
leben.
In dieser für Heike ausweglosen Situation beschließt ihre beste Freundin Tina (24), ihr
eine Niere zu spenden. Heike ist über das großherzige Angebot ihrer Freundin glück-
lich. Doch ist eine Lebendnierenspende unter Nichtverwandten überhaupt erlaubt?
Quelle: Film von Heidi und Bernd Umbreit (1999): Eine Niere für die beste Freundin
Heidi und Bernd Umbreit haben die Freundinnen monatelang begleitet: von ihrem
Entschluss, über Vorgespräche und Voruntersuchungen bis hin zur Transplantation.
Alles scheint zu klappen, doch am vierten Tag nach der Operation beginnen die
Komplikationen. Es läuft nicht alles so, wie es sich Heike und Tina erhofft hatten.

Literatur

Gerlach, U. et al (2000): Innere Medizin für Pflegeberufe. 5.Auflage. Thieme Verlag,


Stuttgart, S. 456-501
Hoehl, M./Kullik, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung.
2.Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart
Marks, S. (2006): Zwischen Diät und Lebensqualität. Ernährungshinweise für dialyse-
pflichtige Patienten. In: Pflegezeitschrift, 59. Jg., S. 754-757
Menche, N./ Klare, T. (2005): Innere Medizin. 4. Auflage. Elsevier-Verlag, München,
S. 392-443
Menche, N. (Hrsg.)(2004): Pflege heute- Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage. Else-
vier-Verlag, München, S. 1088-1126
Michalk, D. (2002): Erkrankungen des Urogenitalsystems. In: Sitzmann, F.: Pädiatrie.
2.Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart

Informationsbroschüren:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung : Organspende- eine persönliche und
berufliche Herausforderung. Informationsbroschüre.
Deutsche Stiftung Organtransplantation: Im Tod Leben schenken. Informationen und
Hilfsangebote für Angehörige von Organspendern.
Sonderdruck der Fachzeitschrift Intensiv für Intensivpflege und Anästhesie (2004):
Medizinische und menschliche Aspekte der Organspende. 12. Jg. Thieme-Verlag, Stutt-
gart

Internetquellen:
http://projekte.isb.bayern.de/chronischkrank/nieren.print.html Zugriff am 15. 4. 2007
http://www.dialyse-online.de/Content/bibliothek/Nierenversagen/Therapie.htm
Zugriff am 20. 3. 2002
http://www.dialyse-online/Content/Bibliothek/Nierenversagen/PD.htm
Zugriff am 20. 3. 2002

432
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens


und des Darmes pflegen

Semester: 4 Stunden: 27

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Pflege von Menschen aller Altersgruppen mit Refluxkrankheit, Magener-
krankungen und Darmerkrankungen

Lernvoraussetzungen

5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen


6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen und beraten
6.13 Menschen bei der enteralen Ernährung unterstützen und beraten
6.15 Menschen bei der Stuhlausscheidung unterstützen und beraten
9.2 Den menschlichen Körper verstehen
11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstützen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des Pankreas pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Die Entstehung von Beschwerden und Krankheitsanzeichen im Bereich des Ösopha-
gus, des Magens und des Darmes verstehen

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Den Pflegebedarf von Menschen mit Störungen und Erkrankungen im Bereich des
Ösophagus, des Magens und des Darmes erkennen und adäquate Pflegemaßnah-
men davon ableiten
 Menschen bei der Versorgung ihres Enterostomas unterstützen und beraten
 Komplikationen im Bereich einer Enterostomaanlage erkennen und vorbeugen
 Spezielle Pflegetechniken bei gastrointestinalen und metabolischen Erkrankungen
anwenden

433
Inhalte

 Refluxkrankheit
 Folgezustände nach Magenresektion/Gastrektomie
o Frühdumping-Syndrom
o Spätdumping-Syndrom
o Syndrom der zuführenden Schlinge
o Syndrom der abführenden Schlinge
 Malnutrition und Maldigestion
 Pflegesituation eines Kindes mit Appendizitis
 Pflegesituation eines Kindes mit Invaginationsileus
 Lebenssituation und Pflegebedarf eines Menschen mit M. Crohn
 Selbsthilfegruppen für Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
 Enterostomata

Methodenvorschläge

 Erarbeitung von Pflegezielen und Maßnahmen auf der Grundlage von Pflegesitua-
tionsbeschreibungen in Partnerarbeit
 Erstellen einer Pflegeplanung in Eigen-/Partnerarbeit auf der Grundlage einer Pfle-
gesituationsbeschreibung
 Internetrecherche und Expertenbefragung zu Fast-Track-Verfahren
 Rollenspiel zur Patientenedukation nach Hemikolektomie/Gastrektomie und Fast
Track Therapie

Pflegesituationsbeschreibung

Herr Sauer, 51 Jahre, 176 cm, 90 kg, wurde vor vier Tagen mit der Einweisungsdiagnose
„akutes Abdomen“ stationär aufgenommen. Bei den weiteren Untersuchungen wurde
eine Sigmadivertikel-Ruptur diagnostiziert und am darauf folgenden Tag eine Sigma-
Teilresektion durchgeführt. Die Divertikulose war zuvor nicht bekannt. Im Rahmen der
Operations-vorbereitung wurde erstmals auch eine Fettleber festgestellt. In der Anam-
nese hatte Herr Sauer angegeben, dass er zwar nur etwa alle drei Tage Stuhlgang habe
und der Stuhl meist sehr hart sei, ihm dies aber gar nicht unrecht sei, da er als Fernfah-
rer sowieso nur selten Pausen machen könne. Aus denselben Gründen habe er während
der Arbeit auch nur 2 Gläser Wasser oder Tee getrunken. Die zeitweise auftretenden
„Leibschmerzen“ habe er mit Blutwurzschnaps (2 Schnäpse am Abend) gut in den Griff
bekommen.
Im Anamnesebogen wurde auch erfasst, dass Herr Sauer gerne deftige Kost isst, z. B.
Schweinebraten mit Knödeln. Gemüse und Obst mag er nicht. Seine Lieblingsbeschäfti-
gung in der Freizeit ist das Skatspiel mit seinen Freunden.
Nach der Operation verbrachte Herr S. einen Tag auf der Intensivstation, am zweiten
postoperativen Tag wurde er auf die chirurgische Normalstation verlegt. Herr S. erhält
dreimal täglich ein Antibiotikum in Form einer Kurzinfusion. Heute, am dritten Tag

434
postoperativ, hat Herr Sauer noch eine Robinsondrainage (Zieldrainage), zwei Venen-
verweilkanülen (am linken Unterarm und am linken Handrücken) sowie einen Peridu-
ralkatheter zur Schmerztherapie. Die Schmerzmedikation empfindet er als ausreichend.
Er hat am Mittag eine Körpertemperatur von 36,7 Grad (im Ohr gemessen), einen Ru-
hepuls von 80 – 88 Schlägen / Minute und der Blutdruck bewegt sich nach der mor-
gendlichen Einnahme eines oral verabreichten Betarezeptorenblockers zwischen 130/80
und 150/90 mmHg. Die Atmung ist nicht erschwert.

Insgesamt ist er froh, dass er die Operation gut überstanden hat und sich schon wieder
weitgehend selbstständig am Waschbecken waschen kann. Er braucht Unterstützung
beim Aufstehen aus dem Bett. Herr Sauer ist heute Morgen mit Unterstützung bis zum
Flur und zurück gelaufen
Die Mobilisation von Herrn Sauer soll intensiv fortgeführt werden. Medizinische
Thromboseprophylaxe-Strümpfe sind angeordnet und werden von ihm auch konse-
quent getragen. Geplant ist ein standardisierter Kostaufbau. Zur Anregung der Darm-
peristaltik erhielt Herr Sauer heute einmalig eine Ampulle Neostigmin (Azetylcholi-
nesterase-Hemmer), die vom Arzt injiziert wurde.

Nach seiner Genesung möchte Herr Sauer möglichst schnell wieder seinen Beruf aus-
üben. Zwischen ihm und seiner Ehefrau, die halbtags als Verkäuferin arbeitet, besteht
ein liebevolles Verhältnis. Die 16-jährige Tochter empfinden beide zurzeit als schwierig,
da sie wenig im Haushalt mithilft, häufig laute Musik hört und launisch ist. Die Familie
lebt gemeinsam in einer 85 m² Wohnung eines Dreifamilienhauses.

Literatur

Beckh, K.-H. (2000): Lexikon Gastroenterologie. Urban & Schwarzenberg, München


Dignass, A./Stein, J. (2002): Chronisch entzündliche Darmerkrankungen.
Springer Verlag, Berlin
Esch von Kohlhammer, M. (2005): Stomatherapie. Anleitung – Beratung – Pflege.
Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Leppert, S. (2007): Fast Track – Konsequenzen für die Pflege. In: Die Schwester/Der
Pfleger, 08/07, S. 682-685
Loch, S. (2005): Fast Track oder der schnellstmögliche Behandlungsweg. In: Pflege ak-
tuell 02/2005, S.91-93
Menche, N. (2004): Pflege heute. Urban & Fischer, Langen
Peters-Gawlick, M. ( ): Praxishandbuch Stomapflege. Beratung, Betreuung und Versor-
gung Betroffener
Rinzler, C.A./Devault, K. (2006): Sodbrennen und Reflux für Dummies. Wiley-VCH
Verlag, Weinheim
Zubrod, I. (2006): Fast-Track Konzepte in der Chirurgie: Ernährung bei OP.
In: Heilberufe spezial (2006): Ernährung, S.38-39. Urban & Vogel, München

435
Internetquellen:
www.gastroenterologe.de Zugriff am 5. 12. 2007
www.dccv.de/faq Zugriff am 22. 1. 2008
www.kompetenznetzwerk-ced.de Zugriff am 22. 1. 2008

436
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des
Pankreas pflegen

Semester: 4 Stunden: 14

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Planung, Durchführung und Evaluation der Pflege von Menschen aller
Altersgruppen mit Leber-, Galle- und Pankreaserkrankungen.

Lernvoraussetzungen

5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen


6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen und beraten
9.2 Den menschlichen Körper verstehen
9.3 Konzepte zur Gesundheitsförderung und Prävention umsetzen (Teil1)
11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstützen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und des
Darmes pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Leitsymptome bei Menschen mit Erkrankungen der Leber und der Galle kennen,
erkennen und verstehen
 Den Pflege- und Beratungsbedarf eines Menschen mit Lebererkrankung und/oder
Gallenerkrankung erkennen und angemessene Pflegeinterventionen ableiten
 Leitsymptome bei Menschen mit Pancreaserkrankungen kennen, erkennen und ver-
stehen
 Den Pflegebedarf eines Menschen mit Pancreaserkrankung erkennen und angemes-
sene Pflegeinterventionen ableiten
 Therapeutische Schwerpunkte bei Erkrankungen der Leber und der Galle kennen
und verstehen

437
 Einen Mensch nach durchgeführter Operation im Bereich der Galle und/oder der
Gallenwege überwachen
 Bei einer Aszitespunktion assisieren
 Therapeutische Schwerpunkte bei Pancreaserkrankungen kennen und verstehen
 Mögliche Komplikationen bei Erkrankungen der Leber, der Galle und des Pancreas
kennen, erkennen und diesen vorbeugen
 Menschen mit Ösophagusvarizen hinsichtlich der Ernährung beraten
 Beim Auftreten einer Ösophagusvarizenblutung angemessene Sofortmaßnahmen
einleiten

Inhalte

 Pflegesituation eines Menschen mit Leberzirrhose


o Ursachen, Pathogenese und Leitsymptome der Erkrankung
o Lebenssituation
o Pflegebedarf
o Therapeutische Schwerpunkte
o Aszitespunktion
o Prävention der Ösophagusvarizenblutung
 Pflegesituation eines Menschen mit Cholezystitis
o Ursachen/Risikofaktoren und Pathogenese der Erkrankung
o Leitsymptome
o Prävention von Gallensteinen
o Postoperative Überwachung und pflegerische Unterstützung
o Komplikation „akute Pancreatitis“

Methodenvorschläge

 Fishbowl zum Thema „Alkohol, Medikamentenmissbrauch und Lebererkrankun-


gen“
 Gruppenarbeit: Erstellung einer Pflegeplanung für einen Mensch mit Leberzirrhose
und einen Mensch mit Cholezystitis auf der Grundlage einer Pflegesituationsbe-
schreibung

Pflegesituationsbeschreibung

Herr Albrecht
Nach Ihrem freien Wochenende erhalten Sie durch die Übergabe folgende Informatio-
nen über einen der von Ihnen zu betreuenden Patienten:
„Herr Albrecht, 68 Jahre alt, wurde am Freitagnachmittag von der Intensivstation zu
uns verlegt. Er hatte dort eine Ösophagusvarizenblutung, die zunächst mit einer Seng-
staken-Blakemore-Sonde gestillt wurde und danach durch Sklerosierung therapiert
wurde.

438
Im Verlauf des Wochenendes erhielt er 5 Erythrozyten-Konzentrate. Sein Hämoglo-
binwert liegt aktuell bei 10,0 g/dl. Dadurch ist er noch recht schwach und steht nur in
Begleitung auf. Heute Morgen hat er sich zum ersten Mal am Waschbecken gewaschen.
Die Ösophagusvarizenblutung war Folge einer durch mehrjährigen Alkoholabusus be-
dingten Leberzirrhose. Seit 2 Jahren trinkt Herr Albrecht keinen Alkohol mehr.
Er hat einen deutlich ausgeprägten Aszites, der heute noch punktiert werden soll.“
Nach der Übergabe begrüßen Sie Herrn Albrecht und erfahren, dass er unter starkem
Juckreiz leidet und dadurch in der Nacht sehr schlecht schläft. Sie stellen fest, dass die
Skleren gelb gefärbt sind. Im weiteren Gesprächsverlauf kommt Herr Albrecht auch auf
die Ösophagusvarizenblutung zu sprechen. Er äußert große Angst, dass das noch ein-
mal auftritt und er daran ja auch sterben könnte. „Kann man denn da gar nichts ma-
chen, um so eine Blutung zu verhindern?“

Herr Gomer
Herr Gomer ist 83 Jahre alt, 176 cm groß und 90 kg schwer. Er lebt seit 5 Jahren im Al-
tenheim „Bürgerhospital“, weil er aufgrund seiner Demenz nicht mehr in der Lage ist
sich selbst zu versorgen.
In der Nacht nach seiner Geburtstagsfeier (es gab Schweinebraten, Pommes-Frites, Ti-
ramisu und später Sahnekuchen) bekam er im Altenheim zunehmend Schmerzen im
rechten Oberbauch und hatte am morgen 39,6 Grad Fieber und einmal erbrochen. Die
Pflegekräfte informierten den Hausarzt, der Herrn Gomer mit Verdacht auf Cholecysti-
tis/Cholelithiasis ins Krankenhaus einwies.
Herr Gomer ist zeitlich und örtlich nicht mehr voll orientiert, zu seiner Person kann er
lückenhaft Angaben machen. Aus dem Pflegeüberleitungsbogen des Altenheim ist er-
sichtlich, dass er beim Waschen und Kleiden Hilfe benötigt: Beim Duschen wäscht er
sich unter Anleitung. Wenn die Mahlzeiten gerichtet werden, kann Herr Gomer selb-
ständig essen, muss jedoch ans Trinken erinnert werden. Gehen kann er langsam und
mit etwas Mühe, weil er Arthrose in beiden Knien und Hüften hat. Am liebsten sitzt
Herr Gomer in seinem Fernsehsessel, um Sportsendungen und alte Spielfilme anzu-
schauen.
Zur Toilette geht Herr Gomer selbständig; er hat alle 2 Tage Stuhlgang und neigt zu
Obstipation.
In der Aufnahme des Krankenhauses wird eine Cholecystits festgestellt, einige stumme
Gallensteine sind vorhanden. Der Allgemeinzustand von Herrn Gomer ist deutlich re-
duziert. Bekannt ist außerdem eine Herzinsuffizienz, die mit einem Herzglykosid me-
dikamentös eingestellt ist. Vom Arzt wird eine Infusionstherapie mit Antibiose ange-
ordnet; die Venenverweilkanüle liegt im linken Unterarm. Auch Schmerzmedikamente
werden intravenös verabreicht. Zusätzlich sollen täglich 500 ml Sterofundin zugeführt
werden.
Die operative Entfernung der Gallenblase ist für den nächsten Tag geplant.
Herr Gomer wird auf Ihre chirurgische Station gebracht und Sie übernehmen die Pfle-
ge.

439
Literatur

Fischer, R. (2007): Pflegerische Interventionen im Zusammenhang mit Punktionen.


In: Lauber, A./Schmalstieg, P.: Pflegerische Interventionen, verstehen und pflegen 3,
S. 594. Thieme Verlag, Stuttgart
Kellnhauser, E. et al. (2000): Thiemes Pflege. 9. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart
Leipold, G. (2004): Leber- und Gallenleiden. Oesch Verlag, Zürich
Liehr, H. (2002): Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse: Wirksame Hilfe bei Beschwerden.
Karl F. Haug Fachbuchverlag, Stuttgart
Menche, N. (2004): Pflege heute. Urban & Fischer, Langen
Seib, U. (1999): Arbeitsbuch Ernährung und Diätetik für Pflege- und Gesundheitsfach-
berufe. 2.Auflage. Urban & Fischer, München

440
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen

Semester: 6 Stunden: 20

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Patientenedukation bei Gefäßerkrankungen und das Wundmanagement.

Lernvoraussetzungen

5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen


11.6 Wundmanagement durchführen
12.9 Menschen mit Erkrankungen des Herzens pflegen
12.15 Menschen mit Erkrankungen des Blutsystems pflegen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Die Selbstpflegefähigkeiten/-defizite von Menschen mit Gefäßerkrankungen in Ab-
hängigkeit zum Grad der Gesundheitseinschränkung erfassen
 Krankheitsbezogene Pflegeprobleme erkennen und deuten
 Pflegeinterventionen bei Menschen mit Selbstpflegedefiziten auf Grund akuter und
chronischer Erkrankungen des Gefäßsystems unter Einbeziehung ihrer Angehörigen
/ Bezugspersonen planen, anbieten, durchführen und evaluieren

Inhalte

 Ätiologie, Pathophysiologie und Therapie der peripheren arteriellen Verschluss-


krankheit (pAVK)
 Beobachtung und Deutung von Symptomen/Einschränkungen durch AVK
 Chirurgische Therapiemöglichkeiten und spezielle Pflegetechniken
 Der akute Arterienverschluss

441
 Ätiologie, Pathophysiologie und Therapie der chronisch venösen Insuffizienz (CVI)
 Einschätzung des Pflegebedarfs von Menschen, die unter Erkrankungen des peri-
pheren Gefäßsystems leiden
 (Beratungs-) Schwerpunkte in der Tertiärprävention und Rehabilitation
 Behandlungs- und Beratungskonzepte in der Tertiärprävention
 Wundmanagement bei Menschen mit Wunden/Wundheilungsstörungen aufgrund
peripherer Durchblutungsstörungen
 Blutgerinnungshemmende Medikamente

Methodenvorschläge

 POL unter Einbeziehung realer Patienten/Patientinnen der gefäßchirurgischen Ab-


teilung
 Durchführung des Wundmanagements bei diesen Menschen unter Einbeziehung
des Praxisanleiters/der Praxisanleiterin bzw. des Wundexperten/ der Wundexper-
tin

Pflegesituationsbeschreibung

Herr Hilger:
Im Spätdienst auf der chirurgischen Station des Kreiskrankenhauses Grünstadt über-
nehmen Sie als die in der Bereichspflege zuständige Pflegeperson Herrn Rüdiger Hil-
ger, 47 Jahre alt, vom OP.
Von der Kollegin im Aufwachraum erfahren Sie, dass er eine Trümmerfraktur im rech-
ten unteren Sprunggelenk sowie Weichteilverletzungen am kompletten Fuß erlitten
hatte. Er war mittags vom Notarzt in die chirurgische Ambulanz gebracht worden,
nachdem er sich beim Entladen seines LKW den rechten Fuß gequetscht hatte, als ihm
eine schwere Palette von der Ladefläche gerutscht war. Die Fraktur konnte nur mittels
einer Versteifung des unteren Sprunggelenks therapiert werden. Die Weichteilverlet-
zungen wurden gereinigt und durch Wundnähte verschlossen. Das rechte Bein ist mit
einer offenen Gipsschiene hoch gelagert. Die OP fand unter periduraler Anästhesie
statt. Über den PDK erhält Herr H. weiterhin Schmerzmittel mittels einer Infusions-
pumpe. Vorerst muss er Bettruhe einhalten. Sein aktueller Blutdruck beträgt 155/90
mmHg, die Herzfrequenz 86 Schläge/min. Herr H. ist 178 cm groß und wiegt 89 kg.
Herr H. war noch nie im Krankenhaus und nach eigener Aussage immer gesund. Im
Rahmen einer arbeitsmedizinischen Untersuchung sei zwar kürzlich ein erhöhter Blut-
druck festgestellt worden und die Ärztin habe ihm die weitere Abklärung durch den
Internisten angeraten. Aber Herr H. sagt: „Die Frau hat ja gar keine Ahnung, wie viel
ich um die Ohren habe! Wann soll ich da noch zu so einem Schlaumeier gehen und
meine Zeit im Wartezimmer verbummeln? Ich hatte doch nie was! Was mich nicht um-
bringt, macht mich stärker.“ Weiter meint er: „Man wird ja auch nicht jünger, da kann’s
schon mal irgendwo zwicken. Wissen Sie, so ganz ab und zu zieht’s mal im Arm und in
der Magengegend. Dann krieg ich kurz einen Schreck, weil mir da die Luft weg bleibt.
Aber da weiß ich, dass es nach einer kurzen Pause wieder geht. Das wird wohl die kör-

442
perliche Anstrengung sein. Aber deshalb muss ich doch nicht gleich zum Arzt rennen!
Der kann mich ja auch nicht jünger machen.“
Weiter erfahren Sie von ihm, dass er bis vor 4 Jahren in einem mittelständischen Betrieb
in der Produktion von verschiedenen Autobauteilen als Abteilungsleiter gearbeitet hat.
Nach dem Konkurs der Firma hat er nach fast 2jähriger Arbeitslosigkeit nur noch den
Posten des LKW-Fahrers in einer kleinen Spedition in Kaiserslautern bekommen. Herr
H. ist besorgt, weil er durch den Unfall seinen heutigen Auftrag nicht erledigen konnte
und nun länger arbeitsunfähig sein wird. „Die sind da nicht so zimperlich, einen raus
zu schmeißen.“, sagt er. Zwar müsse er durch die weiten Fahrstrecken häufig 15-20
Stunden am Stück arbeiten. Er schliefe dann im LKW sehr schlecht und esse meistens
irgendetwas unterwegs an einer Raststätte in einem Schnellrestaurant. Aber immerhin
habe er einen Job und wenn er den jetzt verliere, würde ihn in seinem Alter ja auch kei-
ner mehr nehmen.
Seit seiner Zeit der Arbeitslosigkeit hat er mit Zigaretten rauchen angefangen und
raucht derzeit 15-30 Stück am Tag, je nach Stress wie er sagt. Er berichtet, dass er wäh-
rend der Arbeit keinen Alkohol trinke, sagt aber: „Als guter Pfälzer gehört zum Feier-
abend schon ein Gläschen Wein, oder auch mal zwei oder drei am Wochenende.“ An
den Wochenenden verbringt Herr H. gern seine Zeit mit Kegeln im Kegelklub von Alt-
leiningen, seinem Wohnort. Allerdings kommt er seit er als Kraftfahrer arbeitet nicht
mehr oft dazu. Dort hat er vor kurzem eine attraktive Frau kennen gelernt, die wie er
allein stehend ist. Baldmöglichst wollte er sie mal zu einem Essen ins Lokal ausführen.
In seine kleine Dachwohnung, die er allein bewohnt, allerdings ja berufsbedingt kaum
nutze, könne er sie nicht gut einladen.

Frau Grün
Auf der gefäßchirurgischen Station des Diakonissen-Stiftungs-Krankenhauses Speyer
pflegen Sie Frau Hannelore Grün. Sie kam vor 10 Tagen zur Nekrosenabtragung an der
linken Großzehe und am linken Unterschenkel bei Ulcus cruris. Morgen soll sie einen
poplitea-cruralen Bypass mit einer eigenen Vene links bekommen.
Frau Grün ist 62 Jahre alt, verheiratet, Mutter zweier erwachsener Söhne und als Kauf-
frau in einem mittelständischen Unternehmen in Karlsruhe tätig. Sie lebt mit ihrem
Ehemann im Eigenheim in Ettlingen.
Seit 9 Jahren ist bei Frau Grün ein Diabetes mellitus Typ 2 bekannt, der mit oralen An-
tidiabetika therapiert wird. Frau Grün hat einen BMI von 29. „Ich koche gern deftige
Hausmannskost für meine Familie und das Essen macht mir Spaß, vor allem, wenn es
allen schmeckt“ sagt sie selbst. Ein Ausgleich zu ihrer Berufstätigkeit, die sie überwie-
gend im Sitzen ausübt, ist die Arbeit in ihrem Garten.
Bei der Gartenarbeit hatte sie sich in ihren halboffenen Schuhen vor 4 Monten eine klei-
ne Verletzung der linken Großzehe zugezogen, die zu einer eitrigen Entzündung wur-
de. Der Hausarzt hatte sie zur Wundinzision und weiteren Wundversorgung zum Chi-
rurgen überwiesen. Da es zu Wundheilungsstörungen kam, wurde Frau Grün stationär
in der gefäßchirurgischen Abteilung des Vincenz-Krankenhauses in Karlsruhe aufge-
nommen. Dort wurde eine pAVK Grad 4 im linken Bein diagnostiziert und eine kon-
servative Wundversorgung durchgeführt. Am vierten Tag des Krankenhausaufenthal-

443
tes erlitt Frau Grün einen Insektenstich am linken Unterschenkel. Diese Wunde infizier-
te sich und eiterte und musste chirurgisch eröffnet werden. Frau Grün erhielt Antibioti-
ka intravenös. Sowohl die Wunde am Unterschenkel als auch die an der Zehe zeigten
nur eine sehr langsame Wundheilung. Auch eine PTA (perkutane transluminale Angi-
oplastie), die in der zweiten Woche des Krankenhausaufenthaltes durchgeführt wurde,
führte nicht zu einer deutlichen Verbesserung.
Frau Grün wurde nach drei Wochen stationären Aufenthaltes nach Hause entlassen.
Die Wundversorgung wurde täglich durch eine Gesundheits- und Krankenpflegerin
des ambulanten Pflegedienstes übernommen. Da die Wundheilung sich weiterhin ver-
zögerte, wurde Frau Grün von ihrem Chirurgen zur Bypass-Operation an die gefäßchi-
rurgische Abteilung des Diakonissen-Stiftungs-Krankenhauses Speyer überwiesen.

Literatur

Paul Hartmann AG: Hartmann Wundforum. Erscheinungsweise vierteljährlich


Heilberufe spezial: Ulcus cruris: Urban & Vogel: 2003/2004
Knipfer, E. et. al. (2006): Lücken schließen: Neue Versorgungsformen für Patienten mit
Gefäßerkrankungen – Teil 1. In: Pflegezeitschrift 11/2006. Kohlhammer Verlag, Stutt-
gart, S.706-709
Knipfer, E. et. al. (2006): Das Wissen ist entscheidend: Neue Versorgungsformen für
Patienten mit Gefäßerkrankungen – Teil 2. In: Pflegezeitschrift 12/2006. Kohlhammer
Verlag, Stuttgart, S. 780-782
Knipfer, E. et. al. (2007): Erfassung der Lebensqualität eröffnet neue Perspektiven:
Neue Versorgungsformen für Patienten mit Gefäßerkrankungen – Teil 3. In: Pflegezeit-
schrift 1/2007. Kohlhammer Verlag, Stuttgart, S. 32-35
Rath, K. et. al. (2002): Prävention und Rehabilitation von arteriellen peripheren Durch-
blutungsstörungen im Alter. In: Der Internist 8/2002, 43. Jg., Springer Verlag, Berlin,
S. 949-958

444
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.15 Menschen mit Erkrankungen des Blutsystems pflegen

Semester: 3 Stunden: 15

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Pflege von Menschen mit Erkrankungen des Blutsystems Anämie und die
Begleitung von Menschen mit Transfusionstherapie.

Lernvoraussetzungen

11.5 Bei der Infusionstherapie assistieren

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten

Zielsetzung

Lernort Schule
 Fachwissen über die Zusammensetzung und die Aufgaben des Blutes erwerben
 Häufige pathologische Störungen im Bereich des roten Blutbildes und des Gerin-
nungssystems kennen
 Die Aufgaben des DRK als Blutspendezentrale und den Ablauf einer Blutspende
kennen

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Die Umsetzung des Transfusionsgesetzes am Beispiel des Krankenhausstandards
kennen
 Sich der Verantwortung bei der Verabreichung einer Transfusion und möglicher
auftretender Komplikationen bewusst sein

Inhalte

 Überblick über Erkrankungen des Blutsystems


 Situation eines Menschen mit Anämie und daraus abzuleitende Pflegeinterventio-
nen

445
 Zusammensetzung, Eigenschaften, Aufgaben des Blutes
 Blutplasma: Zusammensetzung, Aufgaben
 Blutzellen: Bildung, Aufgaben, Abbau
 Blutgruppen: ABO-System und RH-System
 Aufgaben des Lymphsystems
 Das Gerinnungssystem
 Transfusionskunde:
o Transfusionsgesetz
o Blutspendewesen
o Konservierung, Transport, Lagerung von Blutkonserven
o Verschiedene Präparate
o Indikation
o Verträglichkeits- und Sicherheitskontrollen
 Assistenz bei Bluttransfusionen:
o Vor- und nachbereitende Aufgaben
o Beobachtung und Überwachung
o Sofortmaßnahmen bei Zwischenfällen
 Therapieverweigerung, ethisches Dilemma am Beispiel Religionsgemeinschaft Zeu-
gen Jehova

Methodenvorschläge

 Selbstorganisiertes Lernen

Pflegesituationsbeschreibung

Frau Schneider klagt ihrem Hausarzt gegenüber, dass sie in letzter Zeit immer so müde
sei.
„ Ich dachte, es ist die ganz normale Frühjahrsmüdigkeit, aber ich fühle mich nun schon
seit Wochen schlapp. Die Treppen bis in den zweiten Stock komme ich nur mit großer
Anstrengung hoch, bei der Arbeit kann ich mich nur schlecht konzentrieren und habe
auch häufiger Kopfschmerzen. Außerdem ist meine Haut ganz trocken und brüchiger
als sonst.“
Bei der körperlichen Untersuchung fällt dem Hausarzt auf, dass die 37-jährige sehr
blass aussieht.
Dr. Müller beruhigt Frau Schneider und veranlasst eine Blutabnahme. Er äußert die
Vermutung einer Anämie und stellt Frau Schneider Fragen um eine mögliche Ursache
herauszufinden.
Die Blutbildkontrolle ergibt einen Hämoglobin-Wert von 7g/dl. Die Blutgruppe ist AB
Rh negativ. Dr. Müller überweist Frau Schneider zur weiteren Abklärung und Transfu-
sion in das nächste Krankenhaus.
Frau Schneider wird noch am gleichen Tag stationär aufgenommen. Sie hat noch nie
eine Bluttransfusion bekommen, erinnert sich aber daran, dass über eine Transfusion
HIV übertragen werden kann. Sie ist beunruhigt und sucht das Gespräch mit dem Sta-

446
tionsarzt. Dr. Becker klärt Frau Schneider über das weitere Vorgehen und die Risiken
einer Transfusion auf.
Frau Schneider soll am nächsten Tag zwei Blutkonserven erhalten. Zusätzlich wird ein Ei-
senpräparat angeordnet.
Im Frühdienst übernehmen Sie die Pflege von Frau Schneider. Bei der Körperpflege
benötigt Frau Schneider Hilfestellung, sie ist heute sehr müde und kraftlos, der Blut-
druck liegt bei 85/70mmHg, die Atmung ist beschleunigt, die Haut und Schleimhäute
sind blass und trocken. Frau Schneider klagt über Schwindel, sie wirkt sehr angespannt.

Literatur

Hoehl, M./ Kullick, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung.


2. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Menche, N. (2004): Pflege heute- Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage. Elsevier Verlag
Urban und Fischer, München
Wissenschaftlicher Beirat der Bundesärztekammer und Paul-Ehrlich-Institut (2000):
Richtlinien zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von
Blutprodukten (Hämotherapie). Deutscher-Ärzte-Verlag, Köln
Woischnik, B./Martin, W. (1999): Ich wäre nicht mehr am Leben. In: Das Zeitbild, 41.
Jg., 11/1999, Zeitbild-Verlag, München
Großkopf, V. (2003) Wenn der Glaube das Leben bedroht. In: Pflegezeitschrift, Nr.11, S.
819-821

Internetquellen
http://kreuznacherdiakonie.de/700_ethik/zeugenjehovas.htm Zugriff am 26. 1. 2007

447
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.16 Menschen mit Erkrankungen des Geschlechtssystems


pflegen

Semester: 5 Stunden: 30

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Versorgung und Begleitung von Menschen mit physiologischen und
krankhaften Veränderungen der Geschlechtsorgane mit Auswirkungen
auf die Sexualität, die Fertilität und Fortpflanzungsfähigkeit.

Lernvoraussetzungen

5.1 Kommunikation als Prozess gestalten


5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln
10.2 Menschen mit Schmerzen begleiten
11.7 Bei medizinisch - invasiven Eingriffen assistieren bzw. die PatientInnen pflegen
11.6 Wundmanagement durchführen
12.5 Menschen mit onkologischen Erkrankungen pflegen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln


10.1 Schwangere, Wöchnerinnen und gesunde Neugeborene begleiten

Zielsetzung

Lernort Schule
 Den Ablauf des weiblichen Zyklus kennen und bei der eigenen Verhütung und bei
Kinderwunsch beachten
 Auswirkungen sexueller Funktionsstörungen beim Mann und bei der Frau kennen
und deren Bedeutung für den betroffenen Mensch erkennen
 Sich in die Situation von Menschen professionell einfühlen, deren Kinderwunsch
nicht in Erfüllung geht und diese beratend unterstützen
 Frauen beraten, wie sie Beschwerden in der Menopause vorbeugen können

448
Lernort Schule und Lernort Praxis
 Professionell geschlechtsbezogen pflegen
 In schambehafteten, die Intimsphäre überschreitenden Pflegesituationen sich in den
betroffenen Mensch professionell einfühlen und diesen begleiten
 Menschen vor und nach einer Sterilisation begleiten
 Frauen und Männer sensibilisieren für die Bedeutung von Früherkennungsunter-
suchungen
 Menschen mit physiologischen Veränderungen und Erkrankungen des Geschlechts-
systems bei der Genitalhygiene, in Situationen der Hormonumstellung und zu Ge-
schlechtskrankheiten beraten und anleiten
 Den Pflegebedarf von Menschen mit physiologischen Veränderungen der Ge-
schlechtsorgane und Erkrankungen des Geschlechtssystems erfassen und einschät-
zen
 Pflegemaßnahmen bei Menschen mit physiologischen Veränderungen und Erkran-
kungen des Geschlechtssystems planen, durchführen und evaluieren

Inhalte

 Anatomie und Physiologie der Geschlechtsorgane


o Sexualhormone der Frau/des Mannes
o Weiblicher Zyklus
o Lebensalterbezogene hormonelle bzw. sexuelle Störungen (Klimakterium)
o Erektionsentstehung
 Erkrankungen der Geschlechtsorgane
 Leitsymptome gynäkologischer und urologischer Erkrankungen
o Übersicht über gynäkologische und urologische Krankheiten
o Tumore der weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane
o Genaberrationen, Missbildungen
o Krankheiten, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden
 Diagnostik, Pathogenese, Klinik und Therapie ausgewählter gynäkologischer und
urologischer Erkrankungen
o Zyklusstörungen, Fertilitätsstörungen und erektile Dysfunktionen
o Hormontherapie
o Colpitis senilis
o Früherkennungsuntersuchungen
o Konisation
o Hysterektomie
o Hodentumor
 Früherkennungsuntersuchungen beim Mann
 Exemplarische pflegerische Fertigkeiten
o Verabreichen von Vaginaltherapeutika
o Genitalspülung
o Anleitung zur Bidetbenutzung
o Wärmeanwendung bei Menstruationskrämpfen
(Heublumensack)

449
 Versorgung einer Patientin nach Hysterektomie
 Beratung und Begleitung von Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch
 Beratung und Begleitung von Frauen beim Eintritt in das Klimakterium
 Auswirkungen des Organverlustes auf die Sexualität

Methodenvorschläge

 Lernlandkarte zur Darstellung der Lernsituation


 Literaturarbeit mit Fragestellungen zu Anatomie und Physiologie
 Film: Sehnsucht nach einem Kind
 Rollenspiel: Beratungssituation zur Thematik „unerfüllter Kinderwunsch“
 Erstellung einer Informationsschrift zur korrekten Anleitung einer Patientin, die ein
Vaginaltherapeutikum erhält
 Diskussion der Thematik „Gender Care“
 Kritische Auseinandersetzung mit Veröffentlichungen im Internet (hier speziell
Wechseljahre/Hormontherapie) www.wido.de
 Fragen zur Selbstreflexion zum Thema „Geschlechtsidentität“

Pflegesituationsbeschreibung

Pflegesituation 1:
Manuela, Schülerin im 3. Ausbildungsjahr zur Gesundheits- und Krankenpflegerin er-
hält einen Brief von ihrer Schulfreundin Sabine, die schon seit längerer Zeit nichts mehr
von sich hat hören lassen.

Liebe Manuela,

ich habe mich so lange nicht mehr gemeldet, weil bei uns der Familie viel passiert ist.
Eigentlich könnte jetzt alles wieder gut sein und doch habe ich das Gefühl, dass meine
Eltern sich sehr verändert haben, dass etwas sie sehr bedrückt.

Aber jetzt erst einmal der Reihe nach.


Vor ungefähr einem halben Jahr bekam meine Mama nach einer Routinefrüherken-
nungs-
Untersuchung beim Gynäkologen eine Mitteilung. Bei der Abstrichuntersuchung wur-
de ein Befund erhoben, der eine erweiterte Untersuchung im Krankenhaus notwendig
werden ließ.
Es wurden besorgniserregende Zellveränderungen an der Gebärmutter festgestellt.
Du kennst dich damit wahrscheinlich aus und weißt was das bedeutet.
Nach dem kurzen Krankenhausaufenthalt wurde meiner Mama geraten die Gebärmut-
ter entfernen zu lassen.
Sie zögerte nicht lange und meinte spontan, dass das nichts Schlimmes für sie sei, da sie
ja keine Kinder mehr bekommen möchte.

450
Die Operation verlief ohne Komplikationen und auch die Zeit im Krankenhaus hat sie
nicht negativ empfunden.
Sie erzählte immer, dass sie wirklich wenig Schmerzen aushalten musste und sehr
schnell wieder mobilisiert wurde.
Das Pflegepersonal hätte sie sogar darauf hingewiesen darauf zu achten sich nicht zu
früh zu viel zuzumuten.
Da die Zellveränderungen auch noch nicht zu weit fortgeschritten waren, wurde ihr
gesagt, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Metastasen vorhanden sind.

Aber irgendwie haben sich meine Eltern seit dieser Zeit trotzdem sehr verändert.
Mama, du kennst sie ja, hatte immer viel Spaß an schicker Kleidung, meine Eltern ha-
ben immer viel miteinander unternommen, sie wirkten sehr glücklich miteinander,
richtig verliebt.
Manchmal schon fast peinlich.
Jetzt erscheint mir Mama oft sehr nachdenklich, sie lacht fast nicht mehr. Machmal
empfinde ich sie so als hätte sie eine Mauer um sich gebaut; auch von ihren Freunden
hat sie sich sehr distanziert.
Mein Papa ist jetzt viel mit seiner Arbeit beschäftigt und wenn er zu Hause ist wirkt er
oft abwesend.
Es ist kein Vergleich zu früher. Das alles macht mich sehr traurig und es hat richtig gut
getan mir alles von der Seele zu schreiben.
Du weißt wahrscheinlich auch nicht was hier los ist. Gerne würde ich mich mal wieder
mit dir treffen, vielleicht kann ich dir dann doch einen besseren Einblick geben.

Pflegesituation 2:
Schülerin Marina ist während des zweiten Ausbildungsjahres in der ambulanten Pflege
eingesetzt.
Bereits seit mehreren Tagen betreut sie mit ihrer zuständigen Gesundheits- und Kran-
kenpflegerin eine 86 jährige Patientin Frau Wagner, die von ihrer Tochter und deren
Familie versorgt wird.
Die Tochter, Frau Jahn, ist ca. 50 Jahre alt und hat drei Kinder sowie ein Haus mit gro-
ßem Garten. Frau Jahn ist sehr besorgt um ihre Mutter und der Haushalt wirkt sehr ge-
pflegt.
Heute wollen Sie Frau Wagner baden. Während sie die Räumlichkeiten vorbereiten und
die benötigten Pflegeartikel zusammenrichten, beginnt Frau Jahn zu erzählen. Sie ist
sehr verunsichert über die Entwicklungen, die sie bei sich selbst in letzter Zeit regist-
riert.
Schweißausbrüche und Stimmungsschwankungen bereiten ihr zunehmend Sorge und
beeinträchtigen sie sehr. Plötzlich fühlt sie sich sehr überfordert von den bisher ganz
selbstverständlichen Anforderungen, die der Alltag an sie stellt. Sie schläft schlecht und
bemerkt auch einige Veränderungen an ihrem Körper, die sie nicht einordnen kann.
Natürlich hat sie schon viel gelesen über die Zeit der Wechseljahre und die Verände-
rungen, die diese Zeit mit sich bringt.
Aber nun, da sie bei sich selbst Zeichen der Wechseljahre wahrnimmt fühlt sie sich
doch sehr ratlos. Was sie besonders verunsichert sind die vielen gegensätzlichen Aus-

451
sagen bezüglich möglicher Methoden, die die Beschwerden lindern könnten oder auch
die kontroversen Meinungen bezüglich der anzuwendenden oder eben nicht anzuwen-
denden Hormone.
Bevor sie sich wieder Frau Wagner zuwenden, beendet sie das Gespräch mit der Aus-
sage, dass man hier wohl nichts machen kann und man diese Zeit wohl einfach so
durchzustehen hat.

Literatur

Ahnis, A./Kummer, K. (2005): Das Geschlecht spielt eine doppelte Rolle. In: Pflegezeit-
schrift 7/2005. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Brieskorn-Zinke, M. (2007): Frauen und Gesundheit. In: Pflegezeitschrift 1/2007. Kohl-
hammer GmbH, Stuttgart
Bühling, K.J./Friedmann, W. (2003): Intensivkurs Gynäkologie und Geburtshilfe.
Elsevier Verlag Urban & Fischer, München
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2005) Film: Sehnsucht nach einem
Kind Bestellnummer 13 623 000
Goerke, K ./Bazlen, U. (1998): Gynäkologie Geburtshilfe. Gustav Fischer Verlag, Stutt-
gart
Habermann-Horstmeier,L. (2005): Hormonersatztherapie in den Wechseljahren,
(k)ein Allheilmittel. In: Pflegezeitschrift 7/2005. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Hechensteiner, M. (2003): Orchideenblüten. Mein Weg zum Wunschkind.
Diametric Verlag, Würzburg
Menche, N. (2004): Pflege heute. Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage, Elsevier Verlag
Urban und Fischer, München
Raith-Paula, E. (2003): Was ist los in meinem Körper. Pattloch Verlag, München
Sebens, K. (2006): Genussvoll durch die Wechseljahre. Urania Verlag, Stuttgart
Sökeland, J. et al. (2000): Urologie für Pflegeberufe. Thieme Verlag, Stuttgart
Zettl, S. (2000): Krankheit, Sexualität und Pflege, Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Internetquellen:
Webseiten von Gynäkologen zum Thema Hormontherapie in den Wechseljahren
www.wido.de Zugriff am 7. 1. 2008

452
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation

12.16 Menschen mit Erkrankungen des Ge- Name: ____________________


schlechtssystems pflegen
Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in den Fachabteilungen Geburtshilfe und Gynäkologie Lehrer/-in:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Intimhygiene durch eine Genitalspülung bei Patientinnen


Kommentar
Warum ist diese Handlung in der Pflege wichtig?
 Die Intimhygiene gehört zu den elementaren Bedürfnissen des Menschen. Eine Vielzahl von Empfin-
dungen ist mit der Intimhygiene verbunden.
 Die Reinigung des Genitalbereiches hat einen sehr intimen Stellenwert.

Was macht diese Handlung bedeutsam für den zu pflegenden Menschen?


 Für den Menschen ist die Fähigkeit, die Reinigung der Intimregion durchzuführen ein Grundelement
körperlicher Unversehrtheit und Selbständigkeit.

Was ist dabei die spezielle Aufgabe der Pflegekräfte?


 Nach der Geburt und nach gynäkologischen Operationen ist es Aufgabe des Pflegepersonals, Genital-
spülungen durchzuführen.

Ergänzen Sie diese Aussagen!


Kooperation / Beglei-
Kompetenzentwicklung der/des Auszubildenden: tung durch:
 Durch die Bearbeitung dieser Lernaufgabe setzen Sie sich mit der Di-
mension der Grenzüberschreitung bei der Intimhygiene/Genitalspülung  Mentor/-in
der Frau auseinander.
 Sie entwickeln daraus entsprechende Konsequenzen für ihr pflegerisches  Praxisanleiter/-in
Handeln und leiten ein geeignetes verhalten davon ab.
 Sie machen sich Ihre eigenen Gefühle beim Durchführen der grenzüber-  Lehrer/-in
schreitenden Tätigkeit bewusst und thematisieren die Problematik mit
Pflegkolleginnen.

Annäherung:
1. An welche Situation in Ihrem Leben können Sie sich erinnern, in der Ihnen gegenüber Distanz-
grenzen überschritten wurden?
2. Was waren die Gründe für diese Grenzüberschreitung?
3. Wie haben Sie sich dabei gefühlt?
4. Wie haben Sie in der Situation reagiert?
5. Was hätten Sie sich in dieser Situation gewünscht?
6. In welchem Zusammenhang waren Sie schon einmal gezwungen, die normalen Distanzgrenzen zu
überschreiten?
7. Was waren die Gründe für diese Grenzüberschreitung?
8. Wie haben Sie sich dabei gefühlt?
9. Wie war Ihr Verhalten gegenüber der betroffenen Person?
10. Wie haben Sie der Person geholfen mit dieser Situation umzugehen?

453
Durchführung der Lernaufgabe:
1. Wählen Sie zusammen mit Ihrem / Ihrer Praxisanleiter/-in bzw. Mentor/-in
eine Patientin aus, bei der eine Genitalspülung durchzuführen ist.
2. Besprechen Sie gemeinsam die Pflegesituation und überlegen Sie das entsprechende Vor-
gehen und das notwendige Material.
3. Planen Sie die Durchführung der Genitalspülung und überlegen Sie welche Möglichkeiten
Sie haben die Situation professionell zu gestalten.
4. Beobachten Sie die Reaktionen der Patientin und versuchen Sie darauf einzugehen.
5. Führen Sie die Genitalspülung an mehreren Tagen hintereinander bei derselben Patientin
durch und bewerten Sie die Veränderungen, die Sie dabei bei sich selbst und bei der Betrof-
fenen feststellen können.

Weitere Leitfragen:
1. In welche Teilschritte ist die Pflegehandlung zu gliedern?
2. Welche Kenntnisse und Fähigkeiten benötige ich für die Durchführung der Genitalspülung?
3. Welche Unterstützung und Begleitung brauche ich?
4. Auf welche Aspekte muss ich bei der Durchführung besonders achten?

Informationsquellen:
 Unterrichtsunterlagen
 Pflegelehrbuch
 Expertenbefragung

Abschließende Erörterung:

Setzen Sie sich bewusst mit der Problematik des Überschreitens der Intimsphäre auseinander.

1. Welche Bedeutung messen Sie dem Erhalt / der Förderung der Intimsphäre bei?
2. Wie haben Sie Zugang zu der von Ihnen ausgewählten Patientin gefunden?
3. Welche Maßnahmen halten Sie für geeignet und realisierbar zur Wahrung der Intimsphäre oder zur
Verringerung des Schamgefühls?
4. Nach welchen Kriterien haben Sie sich für Ihr Vorgehen entschieden?
5. In wie weit ist die Patientin bereit sich auf entsprechende Vorgehensweise einzulassen?
6. Wie gut ist Ihnen die Durchführung gelungen? Wovon lässt sich dies aus Ihrer Sicht ableiten?
7. Worauf werden Sie künftig bei der Intimhygiene achten?
8. Wie hat sich Ihre Einstellung zur Problematik des Überschreitens der Intimsphäre verändert?

Beobachten Sie sich selbst kritisch.


Sprechen Sie mit Ihrem / Ihrer Praxisanleiter/-in über Ihre eigenen Gefühle in der Pflegesituation.

Erfüllung der Lernaufgabe:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:

 Praxisanleiter/-in:

Einrichtung / Abteilung: __________________________________________

454
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.17 Menschen mit Erkrankungen der Haut pflegen

Semester: 1 Stunden: 8

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die pflegerische Unterstützung und Beratung von Menschen mit Hauterkran-
kungen am Beispiel eines an Neurodermitis erkrankten Kindes.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
6.8 Menschen bei der Körperpflege unterstützen und beraten
6.9 Eltern bei der Körperpflege ihres Säuglings unterstützen und beraten

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Sich professionell in einen Mensch mit Hauterkrankung einfühlen
 Krankhafte Hautveränderungen erkennen
 Sich in die Situation eines Menschen mit Juckreiz einfühlen
 Den Pflegebedarf eines Kindes mit Neurodermitis erkennen und angemessene Pfle-
geinterventionen ableiten
 Eltern eines an Neurodermitis erkrankten Kindes in Fragen zur Lebensführung be-
raten

Inhalte

■ Hautveränderungen
o Primäre Effloreszensen
o Sekundäre Effloreszensen

455
 Entzündungen der Haut
o Entzündungszeichen der Haut
o Phlegmone
o Abszess
o Fistel
 Pflegerische Schwerpunkte exemplarischer Hauterkrankungen
o Candidiasis
o Psoriasis vulgaris
o Arzneimittelexanthem
o Melanome
 Situation eines Kindes mit Neurodermitis und daraus abzuleitende Pflegeinterventio-
nen

Methodenvorschläge

 Rollenspiele / Szenisches Spiel zu eigenen Erfahrungen bei sichtbaren Hautverän-


derungen
 Internetrecherche
 Expertenbefragung

Pflegesituationsbeschreibung

Fridolin ist ein 5 jähriger, lebhafter Junge.


Vor 2 Monaten ist er mit seinen Eltern und der 7jährigen Schwester in den Vorort einer
größeren Stadt umgezogen. Seit kurzem geht er dort auch in den Kindergarten. Am
aktiven Schwimmunterricht 2x die Woche in seinem alten Schwimmverein kann er wei-
terhin teilnehmen.
Die Familie braucht Platz da die Mutter wieder schwanger ist und in ein paar Wochen
das Baby zur Welt kommt.
Seit einigen Wochen hat Fridolin zunehmend Probleme mit der Haut. Es juckt ihn stän-
dig am ganzen Körper und in Ellenbeugen und Kniekehlen hat er sich bereits blutig
gekratzt. Auch am Hals sind deutliche Kratzspuren sichtbar. Die Haut ist sehr trocken
und er klagt über ein Spannungsgefühl.
Abends, wenn er im Bett liegt, kann er schlecht einschlafen. Nachts wacht er häufig auf
und kratzt sich am ganzen Körper. Dann ist morgens ist die Bettwäsche häufig blutver-
schmiert.
Wenn er wütend ist oder sich langweilt fängt er oft an sich zu kratzen.
Bei der Aufnahme erfahren Sie, dass Fridolin bereits als Baby Milchschorf hatte. Der
Junge leidet schon immer unter sehr trockener Haut. Nur in Extremphasen führt die
Mutter eine Hautpflege durch. Immer wieder treten juckende Ekzeme auf, die mit einer
Cortisonsalbe behandelt, schnell abheilen. Dauerhaft möchte die Mutter kein Cortison
verwenden, weil sie von den Nebenwirkungen gehört hat.
Milchprodukte verträgt er nur in geringen Mengen. Er liebt Süßspeisen und Süßigkei-
ten, Obst eher weniger. Durch den Zeitmangel in den letzten Wochen greift die Mutter

456
häufig auf Fertiggerichte zurück, die in der Mikrowelle schnell erwärmt werden kön-
nen.
Die Schwester leidet unter Heuschnupfen und die Mutter macht sich jetzt Gedanken,
ob ihr 3. Kind auch eine Allergie bekommen kann.

Literatur

Augustin, M. (2002): Naturheilverfahren bei Hauterkrankungen. Hippokrates Verlag,


Stuttgart
Burkhardt, D./ Degitz, K. (2005): Neurodermitis. Die neuesten Erkenntnisse, Rat und
Hilfe. Medicus Verlag, Bobenheim-Roxheim
Gieler, U. et al. (2003): Das interdisziplinäre Modellprojekt Neurodermitis-Schulung
für Kinder und Jugendliche. In: Kinderkrankenschwester. 22. Jg., Nr.4, S. 152-157
Girsch, M. (2005): Die Behandlung von Hauterkrankungen im Kindesalter mit Heil-
pflanzen. In: Kinderkrankenschwester. 24. Jg., Nr. 1, S. 9-12
Maguire, A. (2004): Hauterkrankungen als Botschaften der Seele. Patmos Verlag, Düs-
seldorf
Roß, C. (2005): Beobachtung in der Pflege am Beispiel eines Kindes mit Neurodermitis-
Ein Prozess, der mehr als Haut und Gefühle unter die Lupe nimmt.
In: Unterricht Pflege 5/2005, S. 6-13
Schulz, W. (2001): Nicht immer gleich kratzen. In: Pflegezeitschrift 3/2001. S.177-180

Internetquellen:
http://www.zentrum-der-gesundheit.de/neurodermitis.htm
Zugriff am 7. 1. 2008
http://www.rund-ums-
baby.de/gesundheit_baby/neurodermitis/symptome_behnadeln.htm
Zugriff am 7. 1. 2008

457
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.18 Menschen mit Verbrennungen pflegen

Semester: 6 Stunden: 18

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Verbrennung als traumatisierendes Ereignis mit ihren vielfältigen Auswir-
kungen auf den Gesamtorganismus.

Lernvoraussetzungen

6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung fördern


6.3 Menschen in verschiedenen Bewusstseinslagen und beim Schlafen unterstützen
6.7 Menschen vor Dekubitus, Thrombose und Kontrakturen schützen
6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen
6.14 Menschen bei der Urinausscheidung unterstützen und beraten
9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen
10.2 Menschen mit Schmerzen begleiten
11.1 Menschen bei der Kreislaufregulation unterstützen
11.5 Bei der Infusionstherapie asssistieren
11.6 Wundmanagement durchführen
11.9 Notfälle erkennen und bewältigen
12.9 Menschen mit Erkrankungen des Herzens pflegen
12.10 Menschen mit Erkrankungen des Atemsystems pflegen
12.11 Menschen mit Erkrankungen des Harnsystems pflegen
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und des Darmes
pflegen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Mögliche Ursachen einer Verbrennung kennen und deren unterschiedliche Auswir-
kungen auf den Schweregrad der Verbrennungswunde einschätzen
 Sofortmaßnahmen und Möglichkeiten der Prophylaxe von Verbrennungen kennen

458
 Tiefe und Ausmaß einer Verbrennung einschätzen
 Die möglichen Auswirkungen einer schweren Verbrennung auf den Gesamtorga-
nismus kennen und verstehen
 Die Besonderheiten einer Verbrennungsklinik kennen
 Die Aufgaben Pflegender in der interdisziplinären Versorgung Schwerbrandverletz-
ter kennen
 Die Verbrennung als traumatisierendes Ereignis verstehen
 Möglichkeiten der Traumaverarbeitung kennen und nachvollziehen
 Prinzipien der Wundversorgung und Narbenbehandlung kennen

Inhalte

 Häufigkeit und mögliche Ursachen von Verbrennungen


 Prophylaxe von Brandverletzungen
 Sofortmaßnahmen und Erstversorgung bei Verbrennungen
 Formen thermischer Verletzungen
 Schweregrade einer Verbrennung
 Berechnung der verbrannten Fläche in Abhängigkeit vom Lebensalter
 Indikationen für die Aufnahme in ein Brandverletztenzentrum
 Aufbau und Ausstattung eines Zentrums für Brandverletzte
 Die Verbrennungskrankheit
 Prinzipien in der Versorgung von Verbrennungswunden
 Pflege, Therapie und Rehabilitation von Schwerbrandverletzten
 Traumatisierung und Traumaverarbeitung brandverletzter Menschen

Methodenvorschläge

 Einfühlen in die Situation eines schwerbrandverletzten Menschen durch Vorlesen


einer Pflegesituationsbeschreibung
 POL mit den Schwerpunkten
o Wundversorgung
o Narbenbehandlung /Rekonstruktion
o Traumaverarbeitung
 Expertenbefragung (Stationsleitung/Pflegekraft, Psychologe/Psychologin einer
Verbrennungsklinik sowie evtl. Vertreterin einer Selbsthilfegruppe)

Pflegesituationsbeschreibung

Pflegesituation 1:
Am 23. Mai werde ich entlassen. Während ich, bekleidet mit einer Jogginghose, der
Kompressionsweste und einer Halskrause, auf meinen Freund warte, nehme ich Ab-
schied. Von Oggersheim und der Klinik, in der mein Leben gerettet wurde. Meine Ge-

459
fühle sind ambivalent. Ich denke an meinen Mitpatient, der vorgestern entlassen wur-
de, und versuche, Dankbarkeit zu empfinden.
Es gelingt mir nicht. Ich bin nur froh, dass ich Ludwigshafen hinter mir lassen kann
und endlich nach Hause kann.
Nach anderthalb Stunden treffen wir in meinem Heimatort ein. Ich weiß nicht, wie
mein Haus nach zwei Monaten Abwesenheit aussieht, doch der Kühlschrank ist mit
Sicherheit leer, da niemand etwas von meiner Entlassung weiß. Also halten wir kurz an
einem Supermarkt im Ort, um ein paar Lebensmittel zu einzukaufen. Als wir aus dem
Auto steigen, bleiben die Leute stehen und starren mich an. Ich bin verunsichert. Viel-
leicht liegt es an der Manschette oder den kurz geschorenen Haaren? Die Stoppeln sind
erst wenige Millimeter lang. Oder ist es der Ärmel, der aus dem Hemd herauslugt?
Hans ergreift meine Hand und ich gewinne meine Sicherheit zurück. Wir holen uns
einen Einkaufswagen und gehen die Reihen mit den Lebensmitteln ab. Wieder ver-
stummen alle Gespräche, die Menschen bleiben stehen und mustern mich unverhohlen.
An der Wursttheke entdecke ich eine Freundin von mir. Endlich ein vertrautes Gesicht.
Voller Freude laufe ich auf Jacky zu und schließe sie von hinten in die Arme. Sie dreht
sich um und stößt einen schrillen Schrei aus. Dann erklärt sie mit verlegenem Gesicht,
dass sie nicht mit mir gerechnet habe. „Sehe ich denn wirklich so schrecklich aus?“ fra-
ge ich Hans. „Na ja, gewöhnungsbedürftig schon“, lautet seine lakonische Antwort.
Ich tröste mich damit, dass es wohl die Montur sei, die Jacky so erschreckt hat.
Dieser Einkauf verläuft anders als der in Oggersheim – dort ist der Anblick eines
Brandverletzten scheinbar nicht ganz ungewohnt. Ich bin irritiert und froh, als wir den
Supermarkt verlassen und ins Auto einsteigen. Nach wenigen Minuten halten wir vor
meinem Haus. Das Gefühl ist überwältigend. Endlich zu Hause!
Bis zum Abend vergeht die Zeit wie im Flug. Jacky hat meine Frauen-Clique informiert,
dass ich wieder da bin und einige lassen es sich nicht nehmen, sofort vorbei zu kom-
men. Fast alle reagieren gleich. Sie wollen meine Verletzungen sehen, um besser mit
mir umgehen zu können. Also ziehe ich meine Kompressionsweste immer wieder an
und aus. Ich vermeide es, dabei ihre Gesichter zu studieren. Will nicht sehen, ob sie
schockiert sind. Als es Zeit ist, zu meinem Hausarzt zu fahren, verabschiedet Hans alle,
und wir machen uns fertig. Ich habe nur einen kurzen Brief aus der Klinik mitbekom-
men, in dem die Dosierung meiner Psychopharmaka vermerkt ist. Es wird dringend
empfohlen, meine Beweglichkeit mit einem Physiotherapeut zu trainieren. Zudem soll
ich die Sonne meiden und mich in Therapie begeben.

Text modifiziert aus „Ich lebe ein zweites Leben. Eine wahre Geschichte“ (Heeß 2004)

Pflegesituation 2:
Jana und Kirsten, 2 Schülerinnen zu Beginn des 2. Ausbildungsjahres treffen sich in der
Stadt: „Hallo Kirsten, na, wo bist du denn gerade eingesetzt? Ich hab Dich ja schon ewig
nicht mehr gesehen! Bist du etwa im Außeneinsatz?“
„Ja, seit 2 Wochen bin ich in der Verbrennungsklinik eingesetzt, das ist wirklich heftig;
schon total interessant, aber ich bin froh, wenn ich wieder auf Normalstation eingesetzt
bin! Es nimmt mich ziemlich mit!“

460
„Das kann ich mir vorstellen, ich bin nämlich auch gerade auf einer pädiatrischen Stati-
on eingesetzt, die 2 Verbrennungsbetten hat. Meistens haben wir Kinder mit Verbrü-
hungen bei uns, die sich irgendeine heiße Flüssigkeit übergeleert haben. Wenn die beim
Verbandwechsel schreien, das halte ich fast nicht aus. Man hat das Gefühl, man kann
ihnen gar nicht helfen.“

„Bei uns wird gerade ein 15-jähriges Mädchen behandelt mit drittgradigen Verbren-
nungen im Gesicht, am Oberkörper, an Armen und Händen. Sie wurde vor 2 Wochen
nach einem Grillunfall bei uns aufgenommen. Die Familie hatte am Wochenende ge-
grillt, der Vater hat Brennspiritus verwendet, es gab eine Stichflamme und die einzige
Tochter der Familie hat´s erwischt. Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie sie aussieht:
Der Kopf ist total angeschwollen, etwa doppelt so groß wie normal. Und so wie die
Ärzte sagen, wird sie wohl nie mehr so aussehen wie vor dem Unfall. Wenn sich nach
der Hauttransplatation Narbenstränge bilden, kann das dazu führen, dass das Gesicht
immer verzerrt aussieht. Außerdem kann es sein, dass sie durch die Narbenstränge an
Armen und Beinen Kontrakturen bekommt. Stell Dir mal vor, was das für ein Mädchen
in fast unserem Alter bedeutet! Ich hoffe, dass sie, wenn sie wieder ansprechbar ist, mir
nicht die Frage nach dem Hinterher stellt“

„Ja, unvorstellbar, dass man das irgendwann einmal bewältigen kann. Ich habe vor ein
paar Monaten mal einen Mann in der Stadt gesehen, der wohl auch im Gesicht mal ver-
brannt war; er hat wirklich fast ausgesehen wie ein Monster. Und alle haben ihn ange-
starrt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man damit jemals zurechtkommt…“

„Ich eigentlich auch nicht. Obwohl…, solange sie stationär bei uns sind, werden sie von
einem Psychologen begleitet.

„Aber mich würde doch interessieren: Wie wird so jemand denn bei Euch versorgt?
Werden die Wunden bei Euch auch geschlossen versorgt?“

„Ja, ich glaube, eine offene Wundversorgung wird generell fast gar nicht mehr gemacht!
Auch bei uns werden fast alle thermischen Verletzungen geschlossen versorgt; vor jeder
Wundversorgung kommt der Anästhesist mit seinem fahrbaren Narkosegerät und
macht eine Narkose. Die ganze Prozedur dauert oft Stunden. Das ist für alle Beteiligten
schwer auszuhalten. Für den Brandverletzten wegen der Schmerzen und für uns wegen
der hohen Temperatur in der Box während des Verbandwechsels und den Gerüchen….
Na ja, aber ich will nicht jammern! Ich hab in dem Einsatz wirklich viel gelernt, insbe-
sondere als ich bei der Wundversorgung assistieren durfte.“

461
Literatur

Heeß, R. (2004): Ich lebe ein zweites Leben. Eine wahre Geschichte. Rütten und Loening
GmbH, Berlin
Köfner, C. (2006): Die Besonderheiten der Pflege und Überwachung Schwerbrandver-
letzter. In: Journal für Anästhesie und Intensivbehandlung. 2.Ausgabe. Pabst Science
Publishers, Düsseldorf Berlin
Krause-Wloch, P. (2004): Brandverletzt. Ein Leitfaden. Schulz-Kirchner-Verlag, Idstein
Müller, T. (2006): Fallbericht zur Lagerungstherapie auf der Brandverletzten-
Intensivstation mit einem RotoRest® System. In: KCI Times 2006

462
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.19 Menschen mit Störungen und Erkrankungen des Bewe-


gungssystems pflegen

Semester: 4 Stunden: 46

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Prävention von Bewegungseinschränkungen sowie die Unterstützung
und Beratung von Menschen mit vorhandenen Bewegungseinschränkungen.

Lernvoraussetzungen

2.1 Den Pflegeprozess als Methode kennenlernen


5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstützen
6.6 Menschen gesundheitsfördernd bewegen und mobilisieren
9.1 Den menschlichen Körper verstehen
11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstützen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstützen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Kalziumreiche Nahrungsmittel kennen
 Die Bedeutung der Bewegung zur Osteoporoseprävention erkennen
 Präventive Maßnahmen zur Osteoporose umsetzen
 Mögliche Auswirkungen von Osteoporose kennen
 Mögliche Folgen von Bettlägerigkeit kennen
 Einsatzmöglichkeiten und Funktionen von Prothesen kennen
 Ursachen und Formen des Phantomschmerzes kennen

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Bewegung fördern
 Anzeichen von Osteoporose kennen und erkennen
 Menschen mit Osteoporose en bloc aus dem Bett mobilisieren

463
 Menschen in der Prävention von Osteoporose unterstützend beraten
 Menschen mit Erkrankungen des Bewegungssystems nach dem Konzept der Ki-
nästhetik in der Bewegung unterstützen
 Eine Sturzgefährdung erkennen
 Maßnahmen zur Minimierung des Sturzrisikos durchführen oder einleiten
 Menschen beraten wie das das Sturzrisiko minimiert werden kann
 Maßnahmen zur Vermeidung von Bettlägerigkeit kennen und anwenden
 Menschen mit einem ruhigstellenden Verband lagern und überwachen
 Sich in die Lebenssituation eines beinamputierten Menschen einfühlen
 Die Amputation von Gliedmaßen als Ursache einer Körperbildstörung verstehen
 Pflegerische Maßnahmen der Vorbereitung eines Stumpfes auf die Prothesenver-
sorgung kennen und anwenden

Inhalte

 Osteoporose und daraus abzuleitende Pflegeinterventionen


 Sturzprophylaxe, Sturzfolgen und Maßnahmen nach einem Sturz
 Prävention, Auswirkungen und Folgen von Bettlägerigkeit
 Frakturen und die daraus abzuleitenden Pflegeinterventionen
 Beinamputationen und die daraus abzuleitenden Pflegeinterventionen

Methodenvorschläge

 Problemorientiertes Lernen (POL) auf der Grundlage einer Pflegesituationsbe-


schreibung einer Frau mit Osteoporose
 Praktische Übungen zur En-bloc-Mobilisation aus dem Bett
 Lerntempoduett zur Bettlägerigkeit
 Argumentationsgelenktes Streitgespräch
 Ableiten von Therapiezielen bei Beinamputationen aus den Erfahrungsberichten
von Betroffenen nach erfolgreicher Rehabilitation
 Praktische Übungen zur Stumpfversorgung
 Besuch eines Sanitätshauses zur Veranschaulichung der Funktionen und Einsatz-
möglichkeiten von Prothesen

Pflegesituationsbeschreibung

Frau Ohler ist 56 Jahre alt, verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Sie ist als Ver-
käuferin in einer Bäckerei halbtags beschäftigt.
Aufgrund ihrer Tätigkeit in der Bäckerei greift sie gerne öfter zu süßen Teilchen. Sie ist
nicht übergewichtig, isst aber wenig Obst und Gemüse und mag auch lieber Cola als
Mineralwasser.

464
Wenn Frau Ohler nach ihrer anstrengenden Tätigkeit in der Bäckerei nach Hause
kommt, macht sie am liebsten erst mal eine längere Pause auf ihrem Sofa. Oft hat sie
starke Rückenschmerzen.
Regelmäßig einmal im Jahr geht Frau Ohler allerdings zur Vorsorgeuntersuchung bei
ihrer Gynäkologin. In diesem Zusammenhang erzählt Frau Ohler ihrer Ärztin auch von
den häufigen starken Rückenbeschwerden.
Die Gynäkologin rät ihr, sich einer Sportgruppe anzuschließen. „Bewegen Sie sich
mehr, in ihrem Alter kann sich leicht eine Osteoporose entwickeln. Und ernähren Sie
sich gesünder!“
Frau Ohler ist nach dem Besuch bei der Gynäkologin besorgt. Zuhause erzählt sie ihrem
Mann davon und sagt: „Ich dachte, ich hätte nur Verspannungen von der Arbeit. Jetzt
meint meine Ärztin, da könnte eine Krankheit entstehen. Osteoporose, sagt sie. Ich
glaube, meine Mutter hatte das auch. Ich weiß nur nicht, wie ich diese Krankheit wirk-
lich verhindern kann. Ob da meine Gymnastikstunde einmal die Woche ausreicht? Und
was heißt gesünder ernähren? Hängt das mit der Osteoporose zusammen?“
Ihr Mann ist ebenso ratlos. Schließlich überlegt er: „Woher weiß die Ärztin denn, das
Du die Krankheit nicht schon hast? Vielleicht sind Deine ständigen Rückenschmerzen
doch schon die ersten Anzeichen einer Osteoporose.“

Literatur

Abt-Zegelin, A. (2005): Bettlägerigkeit ist kein Schicksal. In: Pflege Aktuell 11/05, S.
612-615
Abt-Zegelin, A. (2005): Leiden durch Liegen. In: Die Schwester/Der Pfleger 6/05, S.
462-466
Abt-Zegelin, A. (2006): Prävention von Bettlägerigkeit. In: Die Schwester/Der Pfleger
3/06, S. 210-213
Abt-Zegelin, A. (????) Festgenagelt sein. Huber Verlag, Bern
Abt-Zegelin, A./Georg, J. (2000):Körperbildstörungen – Eine Aufgabe für die Pflege.
In: Die Schwester/Der Pfleger 12/00, S. 1028-1032
Höfert, R. (2006): Sturz am Waschbecken. In: Heilberufe 10/06, S. 48-49
Huhn, S. (2002): Skala zur Einschätzung des Sturzrisikos bei älteren Patienten. In: Die
Schwester/Der Pfleger 3/02, S. 227-229
Huhn, S. (2004): Nationaler Expertenstandard zur Sturzpophylaxe. In: Die Schwes-
ter/Der Pfleger 12/04, S. 888-892
Huhn, S. (2006): Hilfreiche Sturzvermeider. In: Die Schwester/Der Pfleger 4/06, S. 260-
264
Kirschnick, O. (2003): Pflegetechniken von A – Z. 3. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart
Lautenschläger, J. (2005): Knochenbrüchigkeit. Wir haben Osteoporose. In: Mobil
5/2005, S. 8-11
Lautenschläger, J. (2005): Osteoporose – Was haben die Hormone damit zu tun? In:
Mobil 6/2005, S. 14-16
Lautenschläger, J. (2006): Osteoporose. Kalzium und Co. für starke Knochen. In: Mobil
2/2006, S.11-13
Menche, N. (2004): Pflege heute. 3. Auflage. Elsevier, München.

465
Panknin, H.-T. (2006): Sturzprophylaxe im Krankenhaus. In: Die Schwester/Der Pfle-
ger 4/06, S. 250-252
Schlieper, U. (2004): Sturzprävention erfolgreich umsetzen. In: Die Schwester/Der
Pfleger 12/04, S. 894-898.
Trippel, K./ Toscani, O. (2005): Leute, schaut auf uns. In: Stern 20/2005, S. 75-90

Informationsbroschüren:
Kuratorium Knochengesundheit e.V.. Osteoporose nach den Wechseljahren. So stär-
ken Sie Ihre Knochen und bleiben aktiv. Ein Patientenratgeber. Servier GmbH, Mün-
chen.
Kuratorium Knochengesundheit e.V.. Osteoporose rechtzeitig erkennen, richtig be-
handeln! Ein Patientenratgeber.
Procter & Gamble Pharmaceuticals; Sanofi aventis. Osteoporose geht uns alle an! Ein
Patientenratgeber.

Internetquellen:
http://pflegen-online.de/download/428-8ie.pdf
Zugriff am 22. 1. 2008
http://www.medi.de/Amputation_der_ Beina.2776.0.html
Zugriff am 2.10.07

466
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN

Lernsituation 12.20 Menschen mit neurologischen Erkrankungen pflegen

Semester: 5 Stunden: 19

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Unterstützung und Begleitung von Menschen mit neurologischen
Erkrankungen.

Lernvoraussetzungen

5.2 Edukationsprozesse planen und gestalten


6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung fördern
6.3 Menschen in verschiedenen Bewusstseinslagen und beim Schlafen unterstützen
6.6 Menschen gesundheitsfördernd bewegen und mobilisieren
10.2 Menschen mit Schmerzen begleiten
10.3 Psychisch veränderte Menschen begleiten
11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen
11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstützen
11.9 Notfälle erkennen und bewältigen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

13.1 Menschen mit Behinderung pflegen


13.2 Traumatisch verunfallte Menschen pflegen
13.3 Menschen mit Schlaganfall pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule
 Einen Epileptiker und dessen Bezugspersonen hinsichtlich einer anfallspräventiven
Lebensführung beraten
 Spezielle Hilfsmittel für Menschen mit neurologischen Erkrankungen kennen

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Einen epileptischen Krampfanfall erkennen und die notwendigen Sofortmaßnah-
men einleiten
 Menschen mit neurologischen Erkrankungen in der Akutphase Sicherheit geben

467
 Den Pflegebedarf eines Menschen mit neurologischer Erkrankung einschätzen
 Bei Menschen mit Hirndruck kriterienorientiert beobachten und die Situation ein-
schätzen
 Menschen mit externer Liquordrainage und Liquorableitung per Shunt pflegen

Inhalte

 Pflegediagnostik, Pflegebedarf und standardisierte Pflegeplanung bei neurologisch


erkrankten Menschen
 Akutversorgung eines neurologisch erkrankten Menschen
 Die Situationen eines Menschen mit Morbus Parkinson und daraus abzuleitende
Pflegeinterventionen
 Die Situation eines Menschen mit Multiple Sklerose und daraus abzuleitende Pfle-
geinterventionen
 Die Situation eines Menschen mit Epilepsie und daraus abzuleitende Pflegeinter-
ventionen
 Die Situation eines Kindes mit Spina bifida und Hydrocephalus

Methodenvorschläge

 Expertenbefragungen, z.B. von Ärzten aus der Neurologie oder Mikrochirurgie zur
Versorgung von Kindern mit Spina bifida
 Interviews mit Betroffenen, Angehörigen und Bezugspersonen der Betroffenen oder
von Vertretern von Selbsthilfegruppen in Kleingruppen

Pflegesituationsbeschreibung

in Erarbeitung.

Literatur

Grunst, S./Schramm, A. (Hrsg.)(2003): Neurologie Psychiatrie. 2. Auflage. Urban & Fi-


scher, München
Haupt, W. et al. (2002): Neurologie und Psychiatrie für Pflegeberufe. 9.Auflage. Thieme
Verlag, Stuttgart
Hoehl, M./Kullik, P. (1998): Pflege von Kindern mit Störungen des Zentralnervensys-
tems. In: Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung. Thieme Verlag, Stuttgart,
S. 667-683
Menche, N. (2004): Pflege heute. Lehrbuch für Pflegeberufe. Urban& Fischer, München,
S. 1257-1275

468
Van Seggelen, P. H. (2001): Parkinson. Professionelle Pflege und Therapie. Verlag Hans
Huber, Göttingen
Vieten, M. (2007): Wenn es zu einem Krampfanfall kommt… Epilepsie. In: Fallbuch
Pflege. Krankheiten verstehen. Anatomie, Krankheitslehre und Pflege verknüpfen.
Thieme Verlag, Stuttgart, S. 81-88
Vieten, M. (2007): Wenn die Erregungsleitung der Nerven gestört ist … Multiple Skle-
rose. In: Fallbuch Pflege. Krankheiten verstehen. Anatomie, Krankheitslehre und Pflege
verknüpfen. Thieme Verlag, Stuttgart, S. 81-88
Vieten, M. (2007): Wenn die Bewegungsabläufe gestört sind…Parkinson- Krankheit.
In: Fallbuch Pflege. Krankheiten verstehen. Anatomie, Krankheitslehre und Pflege
verknüpfen. Thieme Verlag, Stuttgart, S. 89-96

469
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld

13 Menschen rehabilitativ pflegen (86h)

Themenbereich der KrPflAPrV (2003): 2. Pflegemaßnahmen auswählen,


durchführen und auswerten
4 Bei der Entwicklung und Umsetzung von
Rehabilitationskonzepten mitwirken
und diese in das Pflegehandeln
integrieren.
5. Pflegehandeln personenbezogen
ausrichten

Lernfeld der APflAPrV (2002): 1.1 Theoretische Grundlagen in das


altenpflegerische Handeln
einbeziehen
1.3 Alte Menschen personen- und
situationsbezogen pflegen
1.5 Bei der medizinischen Diagnostik und
Therapie mitwirken
2.1 Lebenswelten und soziale Netzwerke
alter Menschen beim
altenpflegerischen Handeln
berücksichtigen

Im Mittelpunkt des Lernfeldes steht


die Integration von Rehabilitationskonzepten.

Zielsetzung

 Rehabilitatives Handeln als Element pflegerischer Dienstleistung verstehen


 Menschen mit Pflegebedarf in der Rehabilitation prozessorientiert pflegen
 Rehabilitative Konzepte unter Berücksichtigung der individuellen Situation eines
Menschen mit Pflegebedarf und seiner Bezugspersonen in Kooperation mit anderen
Berufsgruppen im Gesundheitswesen in pflegerisches Handeln integrieren
 An der Erstellung und Umsetzung individueller Rehabilitationskonzepte im inter-
disziplinären Kontext mitarbeiten
 An der Umsetzung von Konzepten zur Gesundheitsförderung mitwirken
 Schulungs-, Beratungs- und Anleitungsbedarf von Menschen im Rehabilitationspro-
zess und deren Bezugspersonen erheben

470
 Rehabilitative Maßnahmen der Schulung, Beratung und Anleitung prozessorientiert
planen, durchführen und evaluieren
 Pflegerische Fertigkeiten bei der Umsetzung von Rehabilitationskonzepten trainie-
ren

Didaktischer Kommentar und methodische Empfehlungen

In diesem Lernfeld erwerben die Lernenden ein Grundlagenwissen zum Thema Rehabi-
litation und entwickeln ein Verständnis von einem umfassenden Pflegebegriff, der ne-
ben den Aspekten der Prävention, Kuration, Palliation eine rehabilitative Ausrichtung
erfährt.
Hier erfolgt eine Verknüpfung mit den Lernfeld 6 Menschen in der Selbstpflege unterstüt-
zen, insbesondere in den Lernsituationen 6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer
Wahrnehmung unterstützen und dem Lernfeld 7 Pflege als Wissenschaft verstehen und wei-
terentwickeln. Hier ist die Aufmerksamkeit besonders auf die Lernsituation 7.2 Pflegefor-
schung auswerten gerichtet. Die Lernenden setzen evidenzbasierte Pflege- und Thera-
piemaßnahmen in Rehabilitationskonzepten um.

In der Lernsituation 13.1 befassen sich die Schüler und Schülerinnen mit der Thematik
Behinderung. Hier eignen sich Methoden der Selbsterfahrung im Unterricht und Refle-
xionsstunden zur Einstellung der Lernenden gegenüber Begegnung und Umgang mit
behinderten Menschen.

Die Schüler und Schülerinnen lernen ausgewählte Rehabilitationskonzepte kennen, wie


z. B. das Bobath- Konzept, welches bei Menschen aller Altersgruppen Anwendung fin-
det.
Bei der Planung und Durchführung der Lernsituationen empfiehlt sich die Strukturie-
rung mit Hilfe des Wahrnehmungszyklus, z. B. bei der Gestaltung der Lernsituation
13.3 Menschen mit Schlaganfall pflegen. In den einzelnen Lernsituationen kommt eine
problemorientierte Fallbearbeitung zur Anwendung, z. B. bei einer Situationsbearbei-
tung einer Patientin mit Apoplexie und Schluckstörung. Aufgrund der epidemiolo-
gisch bedeutsamen Zahl von Schlaganfallpatienten mit Rehabilitationsbedarf setzen
sich alle Lernenden mit der Rehabilitation von Apoplexiepatienten auseinander.
Schwerpunkte in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege können in Fallbearbei-
tungen zu Kindern mit Schädel-Hirn Traumata oder Querschnittlähmungen nach Un-
fall gelegt werden.
Es empfiehlt sich Experten aus anderen Berufsgruppen wie z. B. Ergotherapeuten oder
Logopäden in den Unterricht zu integrieren. Diese könnten zum Beispiel zu fallorien-
tierten Themen wie das Dysphagiemanagement lehren und die Bedeutung der interdis-
ziplinären Zusammenarbeit in der Qualitätssicherung der rehabilitativen Pflege trans-
portieren. Ebenso können in Rehabilitationseinrichtungen tätige Pflegende ihre Arbeit
vorstellen und von den Lernenden zu Spezifika der rehabilitativen Therapie interviewt
werden. Des Weiteren wäre es methodisch sinnvoll, betroffene Eltern in den Unterricht
einzuladen und deren Erfahrungsberichte zu bearbeiten.

471
Die Lernenden entwickeln und benötigen rehabilitative Kompetenz in vielen anderen
Lernfeldern und Lernsituationen. Sie planen in einer großen Anzahl von Lernsituatio-
nen aktivierende, rehabilitative Pflegemaßnahmen und führen diese im Demoraum in
Übungssequenzen oder am Lernort Praxis durch.
Eine Bearbeitung von Rehabilitationskonzepten für psychiatrisch und gerontopsychi-
atrisch erkrankte Menschen erfolgt in der Verknüpfung mit dem Lernfeld 12 Menschen
in speziellen Gesundheitssituationen pflegen, insbesondere in den Lernsituationen 12.6 -12.8
Menschen aller Altersgruppen mit psychischen Erkrankungen pflegen und 10.4 Menschen mit
Demenz unterstützen und begleiten.
Die Schüler und Schülerinnen bearbeiten Detailaspekte von Rehabilitationskonzepten
in zirkulierenden Lernaufgaben. Sie planen Maßnahmen der Rehabilitation, setzen die-
se um und reflektieren den Pflegeerfolg schriftlich. Diese schriftliche Reflexion dient
zur Weiterbearbeitung im Unterricht oder als Grundlage für ein Gespräch mit einer
Lehrkraft.

Lernsituationen dieses Lernfeldes

13.1 Menschen mit Behinderung pflegen


13.2 Traumatisch verunfallte Menschen pflegen
13.3 Menschen mit Schlaganfall pflegen

472
LERNFELD 13 MENSCHEN MIT BEHINDERUNG PFLEGEN

Lernsituation 13.1 Menschen mit Behinderung pflegen

Semester: 4 Stunden: 16

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die vertiefende Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Situation und
der Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen, sowie deren rehabili-
tativen Entwicklungsmöglichkeiten

Lernvoraussetzungen

6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstützen


13.2 Traumatisch verunfallte Menschen pflegen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

keine speziellen Lernsituationen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis

 Die Ursachen und Folgen von Behinderung kennen und berücksichtigen


 Die gesellschaftliche Situation von Menschen mit Behinderung empathisch nach-
vollziehen können
 Die Entwicklungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderung kennen (incl. Früh-
rehabilitation und Rehabilitation)
 Kostenträger, gesetzliche Grundlagen und Aufgaben der Rehabilitation kennen und
entsprechende Beratungsgepräche durchführen können

Lernort Praxis
 Persönlichen Kontakt mit Behinderten erlernen und Distanz abbauen
 Umgang mit Behinderten, Rehabilitanden und sozial schwachen Menschen kompe-
tent gestalten
 An der Erstellung und Umsetzung individueller Rehabilitationskonzepte im inter-
disziplinären Kontext mitarbeiten
 Rehabilitative Pflegemaßnahmen exemplarisch anwenden

473
Inhalte

 Definitionen für Behinderung


o impairment (Schädigung)
o disability (Beeinträchtigung)
o handicap (Behinderung)
 Arten (z.B. Sprachbehinderung, geistige Behinderung etc.) und Folgen (z.B. Sonder-
schulbedürftigkeit) von Behinderung
 Begriff, Aufgabe und Bereiche der Rehabilitation
 Kosten- u. Leistungsträger der Rehabilitation
 Down-Syndrom und Frührehabilitation
 Erfahrungsbericht und Austausch mit betroffenen Eltern
 Informationsstunde und Austausch mit einem blinden Menschen
 Krisenverarbeitung als Lernprozess nach Erika Schuchardt
 Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Situation Behinderter
 Pflegerelevante Konsequenzen im Umgang mit Behinderten
 Gesetzliche Grundlagen, praktische Hilfen, Freizeit- und Berufsmöglichkeiten von
Behinderten

Methodenvorschläge

 Selbstreflexion der Schüler zu bisheriger Denkweise, Haltung, Einstellung gegen-


über behinderten Menschen anhand eines Reflexionsbogens
 Erfahrungsberichte im Umgang mit Behinderten
 Problemorientiertes Lernen zum Thema gesetzlichen Grundlagen, praktischen Hil-
fen, Freizeit-, Berufsmöglichkeiten und finanzieller Situation von Behinderten
 Down-Syndrom: Informationsstunde eines betroffenen Elternpaares
 Film „Frühförderung bei Down-Syndrom“
 Einladung eines Sehgeschädigten (Blinden) zu einer Informationsstunde; Eigenar-
beit zu pflegerelevanten Konsequenzen

Pflegesituationsbeschreibung

Klara Schön ist 13 Jahre alt, 36 kg schwer und 150 groß. Sie hat langes blondes Haar und
ist sehr hübsch. Die Schule macht ihr großen Spaß, doch dort kann sie seit 12 Wochen
nicht mehr hingehen. Sie hatte einen Verkehrsunfall mit ihrer Mutter am Steuer und ist
seitdem mit der Diagnose: Querschnittslähmung/Paraplegie in einer Spezialklinik. Die
akute Gefährdung ist vorüber und Klara wird sehr gut medizinisch, therapeutisch und
pflegerisch betreut. Ein Psychologe besucht sie auch schon regelmäßig zur Gesprächs-
therapie.
Sie ist sehr traurig darüber, dass sie nicht mehr wie früher leben kann. Ihr Hobby „Rei-
ten“ wird sie wahrscheinlich nie mehr ausüben können. In der Schule war ihr Lieblings-
fach „Sport“.

474
Sie lebt zuhause in einem kleinen Einfamilienhaus mit ihren Eltern und einem 9 jähri-
gen Bruder. Ihr Zimmer liegt im ersten Stock.
Ihre Mutter ist den ganzen Tag als Sekretärin beschäftigt und managed nebenher noch
den Haushalt. Nur zum Bügeln hat sie eine Haushaltshilfe.
In dieser Situation hat die Mutter auch nur sehr wenig Zeit Klara zu besuchen.
Beim letzten Gespräch mit dem Arzt und den Eltern von Klara wurde festgelegt, dass
Klara jetzt in eine Spezialklinik für Rehabilitation Querschnittsgelähmter verlegt wer-
den soll.
Die Mutter macht sich große Sorgen um die Zukunft von Klara und kennt sich in der
rechtlichen Situation überhaupt nicht aus. Am wenigsten weiß sie, wo und wie sie fi-
nanziell und therapeutisch das Beste aus der Situation machen kann.
Sie sind Pflegefachkraft und arbeiten auf der Station, auf der Klara liegt. Zu Ihren Auf-
gaben gehört es, die Patienten und Angehörigen kompetent zu beraten.

Literatur

Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2006): SGB IX, Rehabilitation und Teilha-
be behinderter Menschen inklusive Fragen und Antworten zur Praxis, Sachsendruck,
Plauen
Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (1998): Rehabilitation Behinderter,
Schädigung-Diagnostik-Therapie-Nachsorge, Wegweiser für Ärzte und weitere Fach-
kräfte der Rehabilitation, Deutscher Ärzte Verlag Köln
Charlier, S. (2001): Grundlagen der Psychologie, Soziologie und Pädagogik für Pflege-
berufe, Thieme Verlag, Stuttgart
Selbsthilfegruppe für Menschen mit DOWN-Syndrom und ihre Freunde, e.V., Rönt-
genstrasse 24, 91058 Erlangen, Film, „So wie Du bist, leben mit DOWN-Syndrom heute“
Stanjek, K. (2005): Altenpflege konkret, Sozialwissenschaften, Urban & Fischer, Mün-
chen
Willig, W. (2001): Psychologie Sozialmedizin Rehabilitation, Selbstverlag Willig, Balin-
gen
Vohs, M./ Winter, I. (1999): Fachpflege Rehabilitation, Urban & Fischer Verlag, Mün-
chen

Internetquellen:
http://www.ricardas-homepage.de/Dorothee/Diplom/Grassl/2-4-1-1.htm Zugriff
am 11.01.2008

475
LERNFELD 13 MENSCHEN MIT BEHINDERUNG PFLEGEN

Lernsituation 13.2 Traumatisch verunfallte Menschen pflegen

Semester: 3 Stunden: 24

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Pflege und Rehabilitation von Menschen nach akut aufgetretener
und chronisch schleichender Entstehung von Querschnittslähmung bzw.
Schädel-Hirntrauma.

Lernvoraussetzungen

11.9 Notfälle erkennen und bewältigen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

12.20 Menschen mit neurologischen Erkrankungen pflegen


13.1 Menschen mit Behinderung pflegen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis

 Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie, pflegespezifische Fakten der Neurologie


kennen und berücksichtigen
 Soziologisches, psychologisches, pädagogisches Fachwissen handlungsorientiert
anwenden und erweitern
 Pflegetechniken bezüglich Querschnittslähmung und Schädel-Hirn-Traumen ken-
nen und umsetzen
 Die spezielle Situation des Menschen mit Pflegebedarf erkennen, erfassen und be-
werten

Lernort Praxis
 Erste Hilfe Maßnahmen bei verunfallten Menschen anwenden
 Einfühlendes Verstehen für den Betroffenen entwickeln
 Beratung und Anleitung betroffener Patienten und Angehörigen planen und durch-
führen

476
Inhalte

 Aktualisieren des Wissenstandes zur Anatomie und Physiologie des Gehirns und
des Rückenmarkes
 Pathophysiologie und Neurologie bei Querschnittslähmung und Schädel-
Hirntrauma (SHT)
 Notfallmaßnahmen bei Verdacht auf Tetra-, Paraplegie und SHT
 Maßnahmen der Akutversorgung im Krankenhaus
 Ursachen, Häufigkeit, Alters- und Geschlechtsverteilung bei Querschnittslähmung
und bei SHT
 Therapie, Komplikationen und Pflege bei Patienten mit Querschnittslähmung
 Therapie, Komplikationen und Pflege exemplarisch bei SHT Schulkind (Fahrradun-
fall)
 Prognose, Rehabilitation von Betroffenen
 Traumerleben im Koma
 Querschnittssyndrom/SHT und daraus resultierende Pflegeprobleme nach den Le-
bensaktivitäten
 Medikamentöse Therapie mit Neben- und Wechselwirkungen
 Psychische und soziale Bedeutung der Erkrankung
 Ziel, Träger und Leistungen im Rahmen der Rehabilitation

Methodenvorschläge

 Partnerinterview zur Anatomie und Physiologie (ZNS)


 Problemorientiertes Lernen (POL) zum Thema: Querschnittslähmung nach Autoun-
fall
 Literaturarbeit (Rehabilitation, psychische und soziale Situation)
 Film „Das Meer in mir“ mit anschließender Diskussion: Wie lebenswert ist ein Le-
ben mit kompletter Tetraplegie C5/6?
 Fallbeispiele SHT beim Kind nach Fahrradunfall, Pflegeplanung erstellen und ge-
meinsam besprechen

Pflegesituationsbeschreibung

Situation 1
Herr L., 42 Jahre alt, 182 cm, 85 kg, schulterlanges Haar (zum Zopf gebunden), wurde
heute morgen auf Ihre Station zur Anschlussheilbehandlung verlegt. Vor vier Monaten
erlitt er eine Wirbelfraktur C7 mit Unterbrechung des Rückenmarkes. Seine Arme kann
er bds. noch anheben, jedoch nicht mehr strecken.
Alle vitalen Funktionen haben sich stabilisiert, das Darmtraining wird erlernt, die Blase
ist mit einem suprapubischen Dauerkatheter versehen. Herr L. soll die weitere Selbst-
pflege in möglichem Umfang erlernen. Er hat einen individuell angepassten Rollstuhl
mitgebracht, sportliche Aktivitäten sollen ausprobiert werden. Vor seinem Unfall spiel-
te Herr L. in seinem Verein zu Hause Fußball.

477
Der Unfall war ihm auf dem Weg zur Arbeit zugestoßen, als er einem überholenden
Auto auf seiner Fahrbahn ausweichen wollte und gegen einen Baum fuhr. Vor seinem
Unfall arbeitete er als Chemielaborant in einer Raffinerie.

Situation 2
Annika, 6 Jahre alt, 1,20 m groß, 25 kg schwer, hatte heute Morgen um 7:30 Uhr einen
Fahrradunfall. Sie wurde vom Auto erfasst und stürzte mit dem Kopf auf die Straße
(Sie trug keinen Fahrradhelm). In der Notaufnahme wurde die Platzwunde an der rech-
ten Schläfe mit zwei Klammern versorgt. Im Röntgen und CT des Schädels wurden kei-
ne Veränderungen festgestellt. Die Vitalzeichen sind im Normbereich. Annika klagt
über Kopfschmerzen und Übelkeit, hat aber nicht erbrochen. Der Arzt verordnet ein
Medikament gegen Übelkeit als Suppositorium bei Bedarf und weißt Annika zur
Überwachung auf Ihre Station ein. Die Eltern haben keine Möglichkeit durchgehend bei
ihrem Kind zu bleiben, weil sie beide berufstätig sind und zwei kleinere Geschwister zu
Hause am Morgen zur Kindertagesstätte fahren müssen.
Annika wird auf der Liege von der Ambulanz auf Ihre Station gefahren. Sie überneh-
men Annika von dem Aufnahmepfleger und bringen sie in ihr Zimmer. Annika wirkt
verängstigt und weint, weil sie ihre Mutter sehen will. Die Mutter kann leider erst am
Nachmittag zu Besuch kommen. Annika hat noch Schmutz im Gesicht und an den
Händen, ihre Kleidung ist am rechten Ärmel zerrissen und ebenfalls beschmutzt.

Literatur

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München
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Filmaterial:
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478
LERNFELD 13 MENSCHEN MIT BEHINDERUNG PFLEGEN

Lernsituation 13.3 Menschen mit Schlaganfall pflegen

Semester: 3 Stunden: 28

Im Mittelpunkt der Lernsituation steht


die Umsetzung eines ganzheitlichen Rehabilitationskonzeptes.

Lernvoraussetzungen

6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstützen


6.3 Menschen in verschiedenen Bewusstseinslagen und Schlafen unterstützen
6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen und beraten
5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen
13.1 Menschen mit Behinderung pflegen
13.2 Traumatisch verunfallte Menschen pflegen

Verknüpfung mit anderen Lernsituationen

8.1 Gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen berücksichtigen

Zielsetzung

Lernort Schule und Lernort Praxis


 Pflegebedarf eines Menschen mit apoplektischem Insult einschätzen
 Ein ganzheitliches Rehabilitationskonzept in der Versorgung von Menschen mit
apoplektischem Insult kennenlernen und umsetzen

Lernort Praxis
 Apoplexiekranke Menschen beobachten
 Menschen mit Schlaganfall in der Akutphase Sicherheit geben
 Bei der Umsetzung des Rehabilitationskonzeptes pflegerische Fertigkeiten trainieren

Inhalte

 Medizinische Grundlagen zur kardiovaskulären Erkrankung apoplektischer Insult


 Akutversorgung eines Patienten mit Apoplexie

479
 Pflegesituationen von Menschen mit apoplektischem Insult
 Interdisziplinäre Behandlungspfade bei Apoplexie
 Koordination und Kooperation im interdisziplinären therapeutischen Team
 Pflegediagnostik, Pflegebedarf und standardisierte Pflegeplanung bei Menschen mit
Apoplexie
 Umsetzung des ganzheitlichen Rehabilitationskonzeptes nach Bobath
 Dysphagiemanagement, Facio-Orale-Trakt-Therapie (Fott)
 Basale Stimulation in der Ergänzung des Bobath-Konzeptes
 Integration der Angehörigen und Bezugspersonen bei der Umsetzung von Rehabili-
tationskonzepten
 Einrichtungen der Rehabilitation und Aufgabenschwerpunkte der dort tätigen Pfle-
gepersonen

Methodenvorschläge
 Umsetzung des Wahrnehmungszyklus (nach Schneider/Muster-Wäbs) in der Struk-
turierung (Planung und Durchführung) der Lernsituation:
 Lernlandkarte rehabilitative Pflege von Menschen mit Schlaganfall
 Übungen zum Erleben von Wahrnehmungsstörungen (Eigenerfahrung)
 Übungen zum Berühren, Führen, Bahnen normaler Bewegungen und Lagern nach
dem Bobath-Konzept (Skillslab)
 POL zur Pflegesituation eines Apoplexiepatienten mit Schluckstörungen
 Einladung eines Logopäden/ einer Logopädin zum Expertenunterricht zum
Dysphagiemanagement
 Befragung des Neurologen zur medizinischen Diagnostik und Therapie bei apoplek-
tischem Insult durch die Lernenden
 Gruppenteilige, nach Berufsgruppen differenzierte Bearbeitung von Pflegesituatio-
nen und Präsentationen in der Großgruppe

Pflegesituationsbeschreibung

Frau Bedorf (62 Jahre):


Ich war immer für die anderen da. Es war mir nichts zuviel. Ich umsorgte meinen
Mann, der nach mehreren Krankenhausaufenthalten (Magen- und Darmoperationen,
Operation nach Bandscheibenvorfall) vor 2 Jahren in die Frührente ging. Eigentlich hat-
te er sich immer wieder nach jeder Operation gut erholt, aber er wurde von Jahr zu Jahr
ängstlicher und lebensuntüchtiger und ich umsorgte ihn ja gern. Ich traf auch alle
wichtigen Entscheidungen. Mein Mann sagte oft: „Erna, mach du das nur!“ Aber es war
schon nicht immer einfach: die finanziellen Probleme im Betrieb des Schwiegersohnes,
die Ehekrise meines Sohnes Hans. Als meine Tochter Maria ein Jahr nach der Entbin-
dung meiner Enkelin wieder arbeiten gehen wollte, hätte ich am liebsten Nein gesagt,
aber wenn ich Anna nicht versorgt hätte, hätte Maria nicht wieder arbeiten gehen kön-
nen...

480
Ich wusste zwar, dass es für meine erhöhten Blutdruck- und Blutzuckerwerte besser
gewesen wäre, einen Gang zurückzuschalten, aber ich verdrängte mein schlechtes Ge-
wissen.
Meine Stärke war mein Humor und meine positive Lebenseinstellung. Bislang hatte ich
es immer fertig gebracht Herausforderungen des Lebens anzunehmen und schwierige
Situationen zu meistern. Ich haderte nicht mit dem Schicksal, sondern versuchte immer
mit viel Energie das Beste daraus zu machen.

Vor 1 ½ Wochen erlitt ich einen Schlaganfall. Ich stürzte im Garten. Als ich wieder zu
mir kam, lag ich im Krankenhaus. Nach 3 Tagen auf der Akutstation wurde ich auf die
Station 21 verlegt. Momentan kann ich meine rechte Körperhälfte nur wenig bewegen,
ich spüre kaum, wenn mich jemand dort berührt und zeitweise habe ich ein unange-
nehmes Kribbeln im rechten Bein. Beim Lagern im Bett kann ich mittlerweile meinen
rechten Arm mitführen und vor dem Drehen mit Hilfe beide Beine anstellen und das
Becken heben.

Ganz schlimm ist für mich, dass ich zwar alles um mich herum verstehe, aber ständig
nach Worten suche. Ich habe das Gefühl, dass mich niemand versteht. Bei der Es-
senseinnahme am Tisch läuft mir oft die Flüssigkeit aus dem Mund und ich kann das
Essen nicht richtig zum Schlucken im Mund nach hinten bringen. Manchmal verschlu-
cke ich mich und muss heftig husten. Wenn mir die Schwester hilft, geht es besser.
Quarkspeisen kann ich am besten essen. Der frische Quark und Vollkornbrot ohne Rin-
de schmeckt mir, warmes Essen mag ich nicht.
Wenn mich mein Mann nicht versteht oder wenn mir das Essen aus dem Mund fällt,
bin ich zeitweise ganz deprimiert und verzweifelt. Ich habe Angst vor der Zukunft.
Aber immer öfter kehrt mein alter Optimismus und mein Wille, die Situation anzu-
nehmen und mit der Zeit wieder zu beherrschen, zurück.

Ich bemerke, dass mein Mann und ich die Rollen tauschen. Er möchte jetzt gerne helfen,
aber ich spüre seine Unsicherheit. Er weiß nicht, was er wie tun soll. Es tut uns beiden
gut, wenn die Pflegekraft, Frau Weber, ihm sagt, was er tun kann und warum es wie
sinnvoll ist.
Zur Körperpflege werde ich an das Waschbecken und zum Essen an den Tisch mobili-
siert. Wenn der Pfleger, Herr Grüner, meinen rechten Fuß stabilisiert, gelingt uns der
Transfer aus dem Bett sehr gut. Ob ich bald wieder laufen lernen kann?
Wie wird es zu Hause sein mit dem Treppensteigen und Duschen?
Kann ich mit meiner Enkelin jemals wieder auf den Spielplatz gehen? Oder die Garten-
arbeit erledigen?
Wie sieht es mit unserem Spielabend am Mittwoch aus, an dem immer unsere Freunde
kommen?
Wird der Handballverein, für den ich öfters am Wochenende Brötchen verkaufte, auf
meine Hilfe ganz verzichten müssen? Eines nach dem anderen. Jetzt gehe ich erst mal in
Kur nach Bad Herrenalb. Mein Mann wird mit mir dort sein. Irgendwie werden wir
auch das wieder schaffen, wenn ich nur schon mal wieder das Glas mit der rechten
Hand halten könnte anstatt es umzustoßen. Das passiert mir momentan oft. Meine Be-
wegungen sind so überschießend. Ich kann sie kaum steuern.

481
Literatur

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482
Curriculum- Lernaufgabe 1
Klassifikation

13.3 Menschen mit Schlaganfall pflegen Name: ____________________


Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: Innere Medizin, Ambulante Lehrer/-in:
Pflege, Neurologie
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:
Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-
tung durch:
 Sie sind in der Lage ein ganzheitliches Rehabilitationskonzept in der Versor-
 Mentor/-in
gung von Menschen mit Erkrankungen des zentralen Nervensystems in der
Praxis umsetzen.
 Praxisanleiter/-in

 Lehrer/-in

Aufgabenstellung:
Wählen Sie aus dem Angebot eine Aufgabe aus:
1. Ein beratendes Gespräch mit dem Klienten oder einem Angehörigen des Klienten führen
Mögliche Schwerpunkte für das Beratungsgespräch
 Umgebungsgestaltung und Kommunikationsrichtung zur Verhinderung einer Neglect-Symptomatik
 Begleitung bei der Nahrungsaufnahme von Menschen mit Schluckstörungen
 Überlegung von Selbsthilfestrategien im häuslichen Umfeld

2. Eine pflegerische Maßnahme zur Förderung der Körperwahrnehmung, zur Normalisierung des Muskeltonus und zur
Anbahnung beidseitiger Bewegungen durchführen
Mögliche pflegerische Maßnahmen:
 Anwendung der neurophysiologischen Ganzkörperwäsche oder die Durchführung eines Anziehtrainings (z.B. Unterstüt-
zung beim Anziehen eines T-Shirts)
 Anwendung des Führens während der Unterstützung eines Klienten bei der Körperpflege oder Nahrungsaufnahme (nur
wenn Muskeltonus im betr. Arm vorhanden)
 Bewegung und Lagerung eines Klienten nach den Prinzipien des Bobath-Konzeptes, z. b. Transfer, Lagerung auf der stärker
betroffenen Seite oder Sitzen im Stuhl.

Skizzieren Sie die Vorbereitung und Durchführung Ihrer Aufgabe.


Auswertung: Konnten Sie die Aufgabe gut erfüllen? Gab es Probleme?

Informationsquellen:
 Skripte und Kopien aus dem Unterricht sowie
 Pflegelehrbücher und Pflegezeitschriften

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:


Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:
Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

483
Curriculum- Lernaufgabe 2
Klassifikation

13.3 Menschen mit Schlaganfall pflegen Name: ____________________


Kurs: ____________________
 in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche Pra-
 umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: Rehabilitation xisanleiterin:
 Pflichtaufgabe  Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
 ohne Rückgabe  mit Rückgabe bis:

Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-


 Sie ermitteln das vollständige Krankheitsbild eines Patienten/einer Patientin tung durch:
in der Rehabilitation und vergleichen dieses mit den Beschreibungen in der
Fachliteratur.  Mentor/-in
 Sie bewerten die Problemstellungen in der Rehabilitation eines Patienten /
einer Patientin und schätzen vorhandene Ressourcen ein.  Praxisanleiter/-in
 Sie reflektieren beispielhaft eine Therapieform mit den beteiligten Personen.
 Lehrer/-in

Aufgabenstellung:
Wählen Sie sich einen Patienten / eine Patientin aus Ihrem Pflegebereich aus, bei dem / der Sie die folgen-
den Aufgaben erfüllen möchten.
Informieren Sie ihn/sie über die Aufgabe und holen Sie sich sein/ihr Einverständnis.
1. Ermitteln Sie die medizinischen Diagnosen des Patienten / der Patientin.
2. Finden Sie heraus, welche Symptomatik bei ihm/ihr zu erkennen ist.
3. Welche diagnostischen Untersuchungen sind bereits erfolgt und welche Ergebnisse liegen darüber
vor?
4. Lesen Sie das Krankheitsbild in einem Fachbuch nach.
5. Vergleichen Sie Ihren Kenntnisstand mit den Beschreibungen, die der Patient / die Patientin über
das Krankheitsbild und die Symptome gibt.
6. Welche Problemstellungen stehen unter dem Blickwinkel der Rehabilitation im Mittelpunkt des
pflegerisch-therapeutischen Handeln?
7. Welche Ressourcen kann der Patient / die Patientin zur Bewältigung der vorhandenen Probleme
im Alltag einsetzen?
8. Beobachten Sie den Patienten / die Patientin bei der Ergotherapie oder der Physiotherapie.
Sprechen Sie mit dem Therapeuten, den Pflegenden, dem/der Betroffenen oder auch seiner/ihrer
Angehörigen über die bisher erreichten und künftig noch erwünschten Fortschritte.
Tauschen Sie sich mit Ihrem / Ihrer Praxisanleiter/-in über die Inhalte und den Lernerfolg dieser Aufgabe
aus.

Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:

Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
 Mentor/-in:
 Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:

Einrichtung / Abteilung: ________________________________

 Aufgabe erfüllt  nicht erfüllt  Wiedervorlage bis:

484
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490
Anhang

Anlage 1: Leitbild der Pflegerischen Schulen mit Ausbildungszielen

Anlage 2: Übersicht der Lernfelder und Lernsituationen


mit Stundenzuteilung

Anlage 3: Verteilung der Lernsituationen auf drei Ausbildungsjahre

Anlage 4: Übersicht der Lernaufgaben

Anlage 5: Übersicht der Praxiseinsätze im Modellprojekt

Anlage 6: Bewertung des Unterrichtsblocks

Anlage 7: Leitfaden: Der Lernort stellt sich vor (Beispiel)

Anlage 8: Auswertung Praktischer Einsatz (Beurteilungsbogen)


incl. Schüler-Rückmeldung

Anlage 9: Bewertung des praktischen Ausbildungsabschnittes

Anlage 10: Die Schritte im Problemorientierten Lernen

Anlage 11: Checkliste zur Erstellung einer Pflegesituationsbeschreibung

Anlage 12: Bogen zur Selbst- und Fremdbewertung in der Sozial- und
Personalkompetenz

Anlage 13: Standortbestimmung und Zielvereinbarung innerhalb der


Lernbegleitung

Anlage 14: Bogen zur Selbstbewertung in der Projektarbeit

Anlage 15: Prüfungsrichtlinie für das Modellprojekt „Gemeinsame Pflegeaus-


bildung“ an den Pflegerischen Schulen des Diakonissen-Stiftungs-
Krankenhauses Speyer

Anlage 16: Synopse Prüfungsrichtlinien

Anlage 17: Protokoll und Bewertung der praktischen Prüfung


(Leerformular) incl. Gesprächsprotokoll

Anlage 18: Protokoll und Bewertung der praktischen Prüfung


(Bewertungskriterien)

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