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Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus
Speyer (Hrsg.)
Die Evang. Diakonissenanstalt Speyer wurde 1859 gegründet um „Schwestern für die
Pfalz auszubilden“. In der Mitte des 19. Jahrhundert geschah dies entsprechend der
Vorbilder anderer evangelischer Einrichtungen nach dem Modell Theodor Fliedners in
der Form der Diakonissenschwesternschaft.
Eine Ausbildung in einer staatlich anerkannten Krankenpflegeschule erfolgte in Speyer
nachweislich ab 1913. Seit 1928 wurden auch Kinderkrankenschwestern ausgebildet.
Da die Diakonissenanstalt Trägerin einer ganzen Reihe von Altenhilfeeinrichtungen ist,
entstand ein Bedarf an ausgebildeten Altenpflegerinnen und –pflegern, so dass 1973 in
Landau/Pfalz eine Altenpflegeschule gegründet wurde.
Das Land Rheinland-Pfalz mit den zuständigen Ministerien für Bildung, Wissenschaft,
Jugend und Kultur (MBWJK) sowie für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frau-
en (MASGFF) unterstützte die Bewerbung der Pflegerischen Schulen in Speyer für das
Modellvorhaben einer gemeinsamen Pflegeausbildung.
Das vorliegende Curriculum ist das Ergebnis der Bemühungen und Überlegungen, wie
und in wie weit drei bundesdeutsche Pflegeausbildungen zusammengeführt werden
können.
An dieser Stelle möchten wir all denen danken, die zur Realisierung des Modellprojek-
tes beigetragen haben:
Dies ist zunächst einmal und im besonderen Maße das Lehrerteam der Pflegerischen
Schulen, das mit viel Mut und einem hohen Einsatz den Paradigmenwechsel in der
Pflegeausbildung auf den Weg gebracht und durch ihre vielfältigen Beiträge erst mög-
lich gemacht haben. Dazu gehören auch das Sekretariat als auch die freigestellten Praxi-
sanleiter/-innen und die Pflegedirektoren/-innen der drei Kooperationskrankhäuser
Speyer, Bad Dürkheim und Grünstadt.
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Herrn Werner Krämer und Herrn Werner Vogelsang, für die Initiative hinsichtlich der
Beteiligung am Bundesmodellvorhaben und für die Unterstützung während der gesam-
ten Projektzeit.
Ein herzliches Dankeschön an die Pflegeschülerinnen und –schüler in den beiden Mo-
dellkursen, die mit großer Geduld und Experimentierbereitschaft zahlreiche Erpro-
bungsphasen aushielten und durch ihr konstruktives Feedback Einfluss nahmen auf die
Ausbildung.
Wir danken dem Beirat, der die Entwicklung und Durchführung des Modellprojekts
kritisch und konstruktiv begleitet hat. Besonders danken wir Herrn Roland Krick,
MASGFF Mainz, sowie Frau Sabine Nugel, MBWJK Mainz, für die freundliche Mitges-
taltung und die kreativen Impulse.
Danken möchten wir auch Frau Christiane Viere und Frau Marianne Arnold, BMFSFJ
sowie Herrn Meinolf Sprink vom Bundesverwaltungsamt und der PR-Agentur Thomas
für alle Unterstützung.
Ein besonderes Dankeschön gebührt Frau Ruth Rottländer und Frau Sandra Schwager
vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung (dip) für den Beistand und
alle Ermutigung sowie Herrn Ralf Reiche und Herrn Gerhard Schüler vom Wissen-
schaftlichen Institut der Ärzte Deutschlands (WIAD), beide Einrichtungen in der wis-
senschaftlichen Begleitung des Modellvorhabens.
Zuletzt danken wir Frau Ina Wegner für ihre Beratung und ihren Beitrag in der
Schlussphase der Curriculumentwicklung.
Hartwig Humbert
Gabi Müller-Seng
Tanja Schaller
3
In der Projektleitung beteiligte Personen:
Projektberatung:
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Inhaltsverzeichnis
1 Entstehungshintergrund / Einleitung................................................ 10
2 Projektziele und pädagogisches Konzept im Überblick............... 11
3 Begleitung des Modellprojektes ........................................................ 12
3.1 Wissenschaftliche Begleitung .................................................................................................................. 12
3.2 Projektbeirat .......................................................................................................................................... 12
4 Grundsatzentscheidungen für die Modellprojektarbeit............... 13
4.1 Grundlegende Richtlinien und Dokumente.............................................................................................. 13
4.2 Geltungsbereich des Curriculums in der Pflegeausbildung...................................................................... 13
4.3 Adressaten des Curriculums..................................................................................................................... 13
4.4 Beteiligte Personen .................................................................................................................................. 14
4.5 Ausrichtung der Ausbildung .................................................................................................................... 14
5 Gesetzliche Vorgaben........................................................................... 14
5. 1 Gesetz über die Berufe in der Krankenpflege vom 16. Juli 2003 / Ausbildungs- und
Prüfungsverordnung für die Berufe in der Krankenpflege (KrPflAPrV) vom 10. November 2003....... 14
5.2 Gesetz über die Berufe in der Altenpflege (Altenpflegegesetz - AltPflG) vom 01. August 2003 /
Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für den Beruf der Altenpflegerin und des Altenpflegers
(Altenpflege- Ausbildungs- und Prüfungsverordnung - AltPflAPrV) vom 26. November 2002. ........... 15
5. 3 Abweichungen von den aktuellen Ausbildungsgesetzen und Ausbildungs- und
Prüfungsverordnungen in der Pflege ....................................................................................................... 15
5
6 Festlegungsgrad des Curriculums...................................................... 33
7 Ordnungsprinzipien des Curriculums.............................................. 33
7.1 Handlungsfelder ....................................................................................................................................... 34
7.2 Lernfelder 34
7.2.1 Begriffliche Klärung....................................................................................................................... 34
7.3 Berufliche Handlungssituationen ............................................................................................................. 37
7.4 Lernsituationen ........................................................................................................................................ 37
7.4.1 Begriffliche Klärung....................................................................................................................... 37
7.4.2 Auswahl und Entwicklung von Lernsituationen............................................................................. 38
7.4.3 Strukturmerkmale der Lernsituationen ........................................................................................... 39
8 Konzeptionierungsprinzipien des Curriculums............................ 40
8.1 Das Wissenschaftsprinzip ........................................................................................................................ 40
8.2 Das Persönlichkeitsprinzip....................................................................................................................... 40
8.3 Das Situationsprinzip ............................................................................................................................... 40
9 Das Curriculum in der Modifikation zum Curriculum von
Oelke/Menke (2002).............................................................................. 41
10 Theorie-Praxis-Verknüpfung .............................................................. 42
10.1 Die Ausbildungsbegleitmappe als Instrument der Theorie-Praxis-Verknüpfung..................................... 43
10.2 Lernaufgaben als Instrument der Theorie-Praxis-Verknüpfung............................................................... 43
10.3 Pflegesituationsbeschreibungen als Instrument der Theorie-Praxis-Verknüpfung .................................. 44
10.4 Weitere lernortübergreifende Instrumente und Konzepte ........................................................................ 44
11 Der Lehr-Lernprozess ........................................................................... 47
11.1 Der Begriff „Lernen“ ............................................................................................................................... 47
11.2 Anforderungen an Lehr-Lernprozesse in der beruflichen Bildung .......................................................... 47
11.2.1 Selbstgesteuertes Lernens ........................................................................................................................ 47
11.2.2 Handlungsorientiertes Lernen .................................................................................................................. 47
11.2.3 Problemorientiertes Lernen ...................................................................................................................... 48
11.3 Die Rolle der Lehrenden .......................................................................................................................... 48
11.4 Begleitung des Lernens an den Pflegerischen Schulen ............................................................................ 49
12 Kompetenzabbildung........................................................................... 50
12.1 Leistungskontrollen an den Pflegerischen Schulen in Speyer.................................................................. 50
12.2 Lernstandsbestimmungen......................................................................................................................... 51
12.3 Prüfungen im Rahmen des 1. Berufsabschlusses ..................................................................................... 52
13 Organisation der Ausbildung ............................................................. 52
13.1 Organisatorische Rahmenbedingungen der Ausbildung .......................................................................... 52
13.2 Organisation der Ausbildung gemäß AltPflAPrV und KrPflAPrV.......................................................... 53
13.3 Umsetzung der Differenzierungsanteile im Modellprojekt Rheinland-Pfalz ........................................ 53
13.4 Organisation der praktischen Ausbildung ................................................................................................ 54
13.5 Organisation einer generalistischen praktischen Ausbildung................................................................... 55
14 Zweiter Berufsabschluss im Modellprojekt zur gemeinsamen
Ausbildung in den drei Kernpflegeberufen ................................... 56
14.1 Gestaltung des Lernprozesses .................................................................................................................. 56
14.2 Die theoretische Ausbildung .................................................................................................................... 57
14.3 Praktische Ausbildung ............................................................................................................................. 58
14.4 Prüfungsmodalitäten ................................................................................................................................ 58
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Teil D Curriculum Hauptdokument .............................................................. 66
7
7 Pflege als Wissenschaft verstehen und weiterentwickeln.......... 241
Lernsituation 7.1 Pflege unter historischen Aspekten reflektieren ............................................................ 244
Lernsituation 7.2 Pflegeforschung auswerten ............................................................................................ 248
Lernsituation 7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten...................................................................... 250
Lernsituation 7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren ..................................................... 253
Lernsituation 7.5 Im Pflegeberuf Perspektiven entwickeln ....................................................................... 257
8 Rahmenbedingungen von Pflege kennen und in ihnen
handeln.................................................................................................. 261
Lernsituation 8.1 Gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen berücksichtigen..................... 264
Lernsituation 8.2 Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen ......................................................... 266
Lernsituation 8.3 Ökologische Rahmenbedingungen berücksichtigen ...................................................... 275
Lernsituation 8.4 Ökonomische Rahmenbedingungen berücksichtigen .................................................... 278
9 Gesundheit fördern und präventiv handeln.................................. 280
Lernsituation 9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln ....................... 283
Lernsituation 9.2 Den menschlichen Körper verstehen ............................................................................. 286
Lernsituation 9.3 Konzepte zur Gesundheitsförderung umsetzen.............................................................. 288
Lernsituation 9.4 Hygieneregeln anwenden und hygienische Aspekte berücksichtigen....................... 291
Lernsituation 9.5 Die persönliche Gesundheit erhalten ............................................................................. 296
Lernsituation 9.6 Mit belastenden Situationen im Pflegealltag umgehen .................................................. 300
Lernsituation 9.7 Arbeitssicherheitsregeln anwenden................................................................................ 306
10 Menschen in besonderen Lebenssituationen begleiten.............. 309
Lernsituation 10.1 Schwangere, Wöchnerinnen und gesunde Neugeborene begleiten................................. 312
Lernsituation 10.2 Menschen mit Schmerzen begleiten .............................................................................. 319
Lernsituation 10.3 Psychisch veränderte Menschen begleiten..................................................................... 323
Lernsituation 10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten........................................................ 327
Lernsituation 10.5 Sterbende und trauernde Menschen unterstützen und begleiten .................................... 337
11 Bei Diagnostik und Therapie mitwirken....................................... 342
Lernsituation 11.1 Menschen bei der Kreislaufregulation unterstützen....................................................... 345
Lernsituation 11.2 Physikalische Therapien auswählen und anwenden....................................................... 348
Lernsituation 11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen...................................... 351
Lernsituation 11.4 Subcutane und intramuskuläre Injektionen durchführen ............................................... 354
Lernsituation 11.5 Bei der Infusionstherapie assistieren.............................................................................. 358
Lernsituation 11.6 Wundmanagement durchführen..................................................................................... 363
Lernsituation 11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstützen....................................... 370
Lernsituation 11.8 Labordiagnostik verstehen ............................................................................................. 374
Lernsituation 11.9 Notfälle erkennen und bewältigen ................................................................................. 377
12 Menschen in speziellen Gesundheitssituationen pflegen ......... 382
Lernsituation 12.1 Frühgeborene und kranke Neugeborene pflegen ........................................................... 386
Lernsituation 12.2 Infektionskranke Menschen pflegen .............................................................................. 390
Lernsituation 12.3 Menschen mit multiresistenten Keimen pflegen............................................................ 394
Lernsituation 12.4 Menschen mit chronischen Erkrankungen pflegen ........................................................ 397
Lernsituation 12.5 Menschen mit onkologischen Erkrankungen pflegen .................................................... 403
Lernsituation 12.6 Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen pflegen .................................. 411
Lernsituation 12.7 Erwachsene mit psychischen Erkrankungen pflegen ..................................................... 416
Lernsituation 12.8 Menschen mit psychischen Erkrankungen pflegen........................................................ 419
Lernsituation 12.9 Menschen mit Erkrankungen des Herzens pflegen ........................................................ 423
Lernsituation 12.10 Menschen mit Erkrankungen des Atemsystems pflegen................................................ 427
Lernsituation 12.11 Menschen mit Erkrankungen des Harnsystems pflegen ................................................ 430
Lernsituation 12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und des Darmes pflegen .... 433
Lernsituation 12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des Pankreas pflegen............... 437
Lernsituation 12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen............................................... 441
Lernsituation 12.15 Menschen mit Erkrankungen des Blutsystems pflegen.................................................. 445
Lernsituation 12.16 Menschen mit Erkrankungen des Geschlechtssystems pflegen ..................................... 448
Lernsituation 12.17 Menschen mit Erkrankungen der Haut pflegen ............................................................. 455
Lernsituation 12.18 Menschen mit Verbrennungen pflegen .......................................................................... 458
Lernsituation 12.19 Menschen mit Störungen und Erkrankungen des Bewegungssystems pflegen.............. 463
Lernsituation 12.20 Menschen mit neurologischen Erkrankungen pflegen ................................................... 467
8
13 Menschen rehabilitativ pflegen ...................................................... 470
Lernsituation 13.1 Menschen mit Behinderung pflegen .............................................................................. 473
Lernsituation 13.2 Traumatisch verunfallte Menschen pflegen ................................................................... 476
Lernsituation 13.3 Menschen mit Schlaganfall pflegen ............................................................................... 479
Literaturverzeichnis.......................................................................................... 485
9
Curriculum zur gemeinsamen Ausbildung
in den drei pflegerischen Kernberufen
10
und 15 Schulen der Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Gesundheits-
und Kinderkrankenpflege teil. Rund 300 Auszubildende und eine Vielzahl von Pflege-
einrichtungen und Krankenhäusern waren an der Erprobung einer gemeinsamen Pfle-
geausbildung beteiligt. Die Modelllaufzeit betrug vier Jahre, von 2004 –2008. Die Initiati-
ve des BMFSFJ wurde unterstützt durch den Europäischen Sozialfond der Europäischen
Union. Die Landesregierung in Rheinland-Pfalz startete Ende 2002 in enger Zusammen-
arbeit mit der Landespflegekonferenz eine Bildungs- und Fachkräfteinitiative. In dem
Bewusstsein, dass eine qualitativ hochwertige Pflege gut ausgebildete und motivierte
Pflegekräfte voraussetzt, orientierte sie sich dabei an den Leitsätzen des Landespflege-
ausschusses „Wir setzen uns für eine Verbesserung der Aus-, Fort- und Weiterbildung
ein“ und „Wir schaffen gute Arbeitsbedingungen für die berufstätig Pflegenden.“ Im
Rahmen dieser Initiative unterstützte und begleitete das Land Rheinland-Pfalz mit So-
zialministerium und Bildungsministerium das Modellprojekt.
11
Eine Optimierung der Vernetzung zwischen theoretischer und praktischer Ausbildung
wurde angestrebt durch
• eine Weiterbildung von insgesamt 51 Praxisanleiterinnen und Praxisanleitern mit
220 Ausbildungsstunden für die Praxisfelder in den Krankenhäusern, in den am-
bulanten Pflegediensten und in den Altenheimen
• deren kontinuierliche Einbeziehung in die Weiterentwicklung der Ausbildungs-
konzeption
• Optimierung der Lernbegleitung
• Förderung des selbstorganisierten Lernens beispielsweise durch Lernaufgaben
• das „Projekt im Projekt“ zum Thema Beraten
Die curriculare und pädagogisch-didaktische Konzeption orientierte sich an den neuen
gesetzlichen Vorgaben einer lernfeldorientierten Ausbildung in der Altenpflege und der
Kompetenzorientierung in der Gesundheits- und Krankenpflege bzw. der Gesundheits-
und Kinderkrankenpflege.
Ausgangspunkt für die Curriculumskonstruktion war das Curriculum von Oel-
ke/Menke (2002), das in der Weiterentwicklung stark modifiziert und erweitert wurde.
3.2 Projektbeirat
Das Modellprojekt wurde begleitet durch den Projektbeirat, dem folgende Mitglieder
angehörten:
• Der Referatsleiter „Gesundheitsfachberufe“ im Ministerium für Arbeit, Soziales,
Gesundheit , Familie und Frauen in Mainz, Diplom-Pädagoge
• Die Schulaufsichtsbeamtin des Referats „Berufsbildende Schulen“ der Aufsichts-
und Dienstleitsungsdirektion in Neustadt/Weinstr., qualifiziert für das Lehramt
an Berufsbildenden Schulen
• Die Pflegedirektorin des Diakonissen- und Stiftungskrankenhauses in Speyer
• Die Pflegedirektorin des Evangelisches Krankenhauses Bad Dürkheim
• Die Leitung der Altenpflegeschule Bethesda, Landau
• Die Pflegedienstleitung des Altenheims am Germansberg, Speyer
• Die Pflegedienstleitung des Evangelischen Seniorenzentrums Römerberg
• Die Pflegedienstleitung der Ökumensichen Sozialstation Germersheim
• Der Vorsitzende der Lehrerinnen und Lehrer für Pflegeberufe Rheinland-Pfalz
e.V.
12
• Der Schulleiter und die Projektleiterinnen der Pflegerischen Schulen am Diako-
nissen-Stiftungs-Krankenhaus.
13
und als Adressaten der Kurzausgabe:
• Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter
• Mentorinnen und Mentoren
• Schülerinnen und Schüler.
5 Gesetzliche Vorgaben
Außerhalb der Regelungen der Modellprojektinitiative durch das Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finden die aktuellen Gesetze für die Pflege-
ausbildung mit ihren Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen sowie die EU-
Richtlinien und Strategiepapiere der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei der
Curriculumkonstruktion Anwendung.
5. 1 Gesetz über die Berufe in der Krankenpflege vom 16. Juli 2003 /
Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Berufe in der Krankenpflege
(KrPflAPrV) vom 10. November 2003
Die Durchführung des Modellprojektes wird möglich aufgrund des § 4 Absatz 6 des
KrPflG vom 16. Juli 2003.
14
5.2 Gesetz über die Berufe in der Altenpflege (Altenpflegegesetz - AltPflG)
vom 01. August 2003 / Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für den Beruf der Al-
tenpflegerin und des Altenpflegers (Altenpflege- Ausbildungs- und Prüfungsver-
ordnung - AltPflAPrV) vom 26. November 2002.
Mit dem Altenpflegegesetz von 2003 ist die Ausbildung in der Altenpflege erstmals bundes-
einheitlich geregelt. Im Aufbau und vielen Regelungen bestehen Parallelen zum Kranken-
pflegegesetz von 2003. Durch die Modellklausel §4 Absatz 6 wird die Durchführung des
Modellprojektes zur Ausbildung in den drei Kernberufen ermöglicht.
15
Es ist eine Zunahme von chronischen Erkrankungen sowie ein Anstieg der Zahl älterer mul-
timorbider Menschen und geronto - psychiatrisch Erkrankter zu verzeichnen.
Weiterentwicklungen im Bereich der Medizintechnologie und Gentechnologie ermöglichen
eine umfassendere Versorgung von z.B. Frühgeborenen, multimorbiden und polytraumati-
sierten Patientinnen und Patienten, bedingen aber gleichzeitig einen sich verändernden Ver-
sorgungsbedarf und führen insgesamt zu einer Zunahme der Pflegebedürftigkeit. Die An-
sprüche an die Kompetenzen der Pflegenden steigen (vgl. Robert Bosch-Stiftung 2000, S. 9).
16
bildung nach Altersklientelen oder Versorgungsstrukturen ist nicht mehr zeitgemäß. Die
innere Differenzierung erfolgt durch den Kompetenzerwerb in pflegespezifischen Arbeits-
bereichen wie z. B. Beratung und Anleitung. Ein neues pflegerisches Selbstverständnis
wächst aus den spezifischen Anforderungen der Pflegesituation (vgl. Robert-Bosch- Stif-
tung 2000, S. 20)
17
In der Berufs- und Erwachsenenpädagogik werden folgende Defizite festgestellt (vgl. Pät-
zold 1998 in Schneider 2005):
• Zum Großteil Vermittlung von additivem Faktenwissen in einem disziplinorientierten,
lehrerzentrierten Unterricht
• Mangelnde Anwendung des Fachwissens zur Problemlösung in der Berufspraxis (trä-
ges Wissen)
• Starke Orientierung an den Strukturen und Fragestellungen der jeweiligen Fachwissen-
schaft
• Geringe Berücksichtigung von Schlüsselfragen der Berufs- und Arbeitswelt im Unter-
richt
• Geringe Vermittlung von Arbeitssystemwissen.
Um diesen festgestellten Defiziten entgegenzuwirken, steht im Mittelpunkt aktueller be-
rufspädagogischer Überlegungen die Frage, wie Handlungswissen vermittelt wird, wel-
ches sich über Begründungs-, Kontext- und Transferwissen definiert (vgl. Schelten 1998)
und gebunden an Situationen erworben wird. Dieses so erworbene Wissen ist die Grund-
lage für berufliche Handlungsfähigkeit und in verschiedenen Handlungssituationen im
beruflichen Tätigkeitsfeld anwendbar.
18
nehmend zu finden. Dies führt in einigen Fällen zu Anerkennungsschwierigkeiten
und behindert die Mobilität deutscher Pflegekräfte.
• Ein generalistisches Pflegeberufsbild ist auch in den reformierten bzw. neu geschaf-
fenen Sozialgesetzen erkennbar bzw. die Erfordernis dazu offensichtlich.
• Die Spezialisierung nach Altersklientelen in der Grundausbildung entspricht nicht
den gegenwärtigen Anforderungen an die Pflege, etwa in Bezug auf Begleitung, Be-
ratung, Anleitung und Überleitung.
• Auf der theoretischen Ebene von Pflegewissenschaft und -forschung wird nicht nach
Altersklientelen bzw. Versorgungsstrukturen unterschieden.
• Die jetzigen Schülerinnen und Schüler werden in einer Ausbildungsstruktur soziali-
siert, die nicht mehr den Anforderungen an professionelle Pflege entspricht (vgl.
Stöcker 2000, S. 24).
Der Bundesausschuss (BA) der Lehrerinnen und Lehrer für Pflegeberufe erkennt in sei-
nem Bildungsplan „Pflege mit System“ die Notwendigkeit einer gemeinsamen einheitli-
chen Pflegeausbildung mit anschließender Spezialisierung. Erklärtes Ziel ist es, über
einen gemeinsamen Sozialisationsprozess ein Berufsbild zu entwickeln. Die Reformbe-
strebungen des Bundesausschusses sehen eine inhaltliche „Entrümpelung“ und eine
Förderung von für alle Kernpflegeberufe bedeutsamen Kompetenzen vor. Damit folgt
er der Orientierung der EU am Konzept der „General Nurse“ gemäß der WHO. Ziel der
EU ist eine breitere Pflegeerstausbildung mit allen Anteilen der Gesundheitsversorgung
(Vorbeugung, Behandlung und Wiederherstellung) und allen Strukturen der Gesund-
heitsversorgung (ambulant, stationär/teilstationär und nachstationär).
19
Der Bundesausschuss der Lehrerinnen und Lehrer für Pflegeberufe fordert - wie in an-
deren europäischen und außereuropäischen Ländern üblich - die Hochschulausbildung
von Pflegeexpertinnen und -experten mit Bachelor- und Masterabschlüssen, ergänzend
zu der beruflichen Erstausbildung.
20
Intentionen dieses Gesetzes sind:
• Die Schaffung lokaler Netzwerke für die Pflege
• Die Implementierung weiterer Beratungs- und Koordinierungsstellen
• Die Förderung des ehrenamtlichen Engagements.
Ein wichtiges gesundheitspolitisches Ziel in Rheinland-Pfalz ist die Optimierung der
Versorgung von Menschen mit Demenzerkrankung. Dies erfolgt durch die Unterstüt-
zung der Familien, die in Rheinland-Pfalz ihre dementen Angehörigen zu Hause pfle-
gen, in Form von z.B. Aufklärungskampagnen, Fortbildungen, Schulungen und einer
Telefon-Hotline. Da die Demenzerkrankung der häufigste Grund für die Aufnahme in
eine stationäre Pflegeeinrichtung ist, müssen zukünftig die stationären Angebote ver-
bessert werden. Dazu läuft derzeit ein Projekt mit dem medizinischen Dienst der Kran-
kenversicherungen. Das Land fördert zusammen mit den Kommunen und Pflegekassen
niedrigschwellige Betreuungsangebote mit dem Ziel, zukünftig einen nachhaltigen
Pflegemix aus familiären, ehrenamtlichen und hauptamtlichen Versorgungsstrukturen
zu schaffen.
In ihrer Regierungserklärung betont Malu Dreyer des Weiteren die Bedeutung von Un-
terstützungsleistungen für an Demenz erkrankte Menschen, deren Familienstrukturen
sich verändern oder auflösen. Handlungsbedarf in Rheinland-Pfalz sieht sie insbeson-
dere bezüglich des Ausbaus ambulant betreuter Wohngemeinschaften.
Malu Dreyer spricht von der Pflege als einem Arbeitsmarkt der Zukunft. 2003 waren in
Rheinland-Pfalz 62 000 Pflegefachkräfte beschäftigt. In der Regierungserklärung des
Sozialministeriums wurde ein sich vergrößernder Bedarf an Pflegeleistungen dargelegt,
der zukünftig die Besetzung neuer Stellen erfordert. Der demographische und soziale
Wandel wird eine steigende Nachfrage nach professionellen Hilfs- und Pflegeangeboten
sowie nach gerontomedizinischen Leistungen nach sich ziehen. Pflegekräfte werden
verstärkt Beratungsaufgaben übernehmen. Dazu zählt Dreyer auch die Prävention, die
ihrer Bewertung nach momentan noch zu wenig Beachtung findet. Die gewünschte
Weiterentwicklung einer stärkeren Vernetzung von Altenhilfe, Pflege und Gesund-
heitswesen und ein Pflegemix aus familiären, ehrenamtlichen und hauptamtlichen Ver-
sorgungsstrukturen weist den Pflegenden auch in einem zukünftig steigenden Umfang
Koordinationsaufgaben zu.
Die Sozialministerin beschreibt neben dem steigenden Bedarf an Pflegefachkräften
komplexe Anforderungen an die professionell Pflegenden, die sich einerseits aus einer
veränderten Alters- und Bedürfnisstruktur und andererseits aus wachsenden Aufgaben
der Beratung und Prävention ergeben. Sie erklärt, dass die Landesregierung frühzeitig
auf diese Entwicklungen reagiert hat. Die Landesregierung startete Ende 2002 in enger
Zusammenarbeit mit der Landespflegekonferenz eine Bildungs- und Fachkräfteinitiati-
ve. In dem Bewusstsein, dass eine qualitativ hochwertige Pflege sehr gut ausgebildete
und motivierte Pflegekräfte voraussetzt, orientierte sie sich an den Leitsätzen des Lan-
despflegeausschusses „Wir setzen uns für eine Verbesserung der Aus-, Fort- und Wei-
terbildung ein“ und „Wir schaffen gute Arbeitsbedingungen für die berufstätig Pfle-
genden.“ Im Rahmen dieser Initiative erproben die Pflegerischen Schulen des Diakonis-
sen-Stiftungs-Krankenhauses in Speyer seit dem Schuljahr 2004/05 die gemeinsame
Weiterentwicklung der Altenpflegeausbildung, der Gesundheits- und Krankenpflege-
ausbildung und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflegeausbildung.
21
Malu Dreyer sieht die Sicherung der Ausbildungsqualität durch die Novellierung des
Krankenpflegegesetzes auf der Basis neuester berufspädagogischer Konzepte. Das Sozi-
alministerium verfolgt zusammen mit dem Bildungsministerium das Ziel, die novellier-
te Pflegeausbildung zu begleiten und zu evaluieren. Dreyer bewertet es als überlegens-
werten Weg, mittelfristig die Ausbildungen in der Altenpflege und in der Gesundheits-
und Krankenpflege beziehungsweise in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu
einer gemeinsamen Ausbildung zusammenzufassen. Sie erwartet wesentliche Erkennt-
nisse für oder gegen eine Entscheidung zu einer gemeinsamen Pflegeausbildung aus
den in den verschiedenen Bundesländern durchgeführten Modellprojekten.
22
2.1 Kompetenzdefinitionen der Kultusministerkonferenz
Handlungskompetenz
„Diese wird hier verstanden als die Bereitschaft und Fähigkeit des Einzelnen, sich
in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen sachgerecht durchdacht
sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten. Handlungskompetenz
entfaltet sich in den Dimensionen von Fachkompetenz, Personalkompetenz und
Sozialkompetenz“ (vgl. KMK 2000, S. 9).
Fachkompetenz
„Fachkompetenz bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, auf der Grundlage
fachlichen Wissens und Könnens Aufgaben und Probleme zielorientiert, sachge-
recht, methodengeleitet und selbständig zu lösen und das Ergebnis zu beurteilen“
(vgl. ebd., S. 9).
Personalkompetenz
„Personalkompetenz bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, als individuelle
Persönlichkeit die Entwicklungschancen, Anforderungen und Einschränkungen in
Familie, Beruf und öffentlichem Leben zu klären, zu durchdenken und zu beurtei-
len, eigene Begabungen zu entfalten sowie Lebenspläne zu fassen und fortzuent-
wickeln. Sie umfasst personale Eigenschaften wie Selbständigkeit, Kritikfähigkeit,
Selbstvertrauen, Zuverlässigkeit, Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein. Zu ihr
gehören insbesondere auch die Entwicklung durchdachter Wertvorstellungen und
die selbstbestimmte Bindung an Werte“ (vgl. ebd., S. 9).
Sozialkompetenz
„Sozialkompetenz bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, soziale Beziehungen
zu leben und zu gestalten, Zuwendungen und Spannungen zu erfassen, zu verste-
hen sowie sich mit anderen rational und verantwortungsbewusst auseinanderzu-
setzen und zu verständigen. Hierzu gehört insbesondere auch die Entwicklung so-
zialer Verantwortung und Solidarität“ (vgl. ebd., S. 9).
Nach den Ausführungen der KMK ist eine ausgewogene Fach-, Personal- und So-
zialkompetenz die Voraussetzung für den Erwerb von Methoden- und Lernkom-
petenz (vgl. ebd., S. 9).
Wir sehen einen parallelen, sich gegenseitig bedingenden Kompetenzerwerb in den
Bereichen Fach-, Sozial-, Personal- und Methodenkompetenz. Methodenkompetenz
und Lernkompetenz verstehen wir gleichzeitig als integrale Bestandteile aller oben
angeführten Kompetenzen.
2.2 Institutionen und deren für das Curriculum relevante Aussagen zu Kompeten-
zen für die pflegerische Erstausbildung
Der Bundesausschuss der Lehrerinnen und Lehrer für Pflegeberufe benennt in seinem Re-
formkonzept „Pflege mit System“ Kompetenzen einer generalistischen Ausbildung, die
für unser Curriculum bedeutsam sind:
• Pflegewissenschaftlich begründetes Wissen und Können in die Pflegepraxis zu
übertragen
23
• Die Arbeitsmethoden der Pflege in unterschiedlichen Handlungssituationen zu
nutzen
• Die individuelle Problemsicht des Menschen als wesentlichen Faktor in der Bezie-
hung zu werten, um bedürfnis- und bedarfsangemessen handeln zu können
• Die pflegerischen Ziele in ein arbeitsteilig organisiertes System der Institution ein-
zubringen sowie zum Diskurs zwischen den Berufen und zur Vernetzung zwischen
den Versorgungsstrukturen beizutragen (vgl. Stöcker 2000, S. 159).
24
Fachliche Kompetenz
Sozial-kommunikative Kompetenz
• Fähigkeit und Bereitschaft zum Aufbau, Erhalt und zur Beendigung
von Beziehungen (interaktive Kompetenz)
• Fähigkeit und Bereitschaft zum Perspektivenwechsel und zur Empathie
• Konfliktfähigkeit
• Fähigkeit und Bereitschaft zur Kooperation innerhalb der eigenen Be-
rufsgruppe und mit anderen Professionen
• (Selbst-) Kritikfähigkeit
• Frustrationstoleranz
• Fähigkeit und Bereitschaft zur Artikulation und zum argumentativen
Vertreten eines eigenen Standpunktes
• Fähigkeit und Bereitschaft zur schriftlichen und mündlichen Berichter-
stattung
• Fähigkeit und Bereitschaft zur Initiierung, Leitung und Beendigung
von Gesprächen
• Fähigkeit und Bereitschaft, die eigene und die Kultur anderer Menschen zu
verstehen
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Methodische Kompetenz
• Fähigkeit und Bereitschaft, Assessmentmethoden anzuwenden
• Fähigkeit und Bereitschaft zur Pflegediagnostik und Pflegebegutachtung
• Fähigkeit und Bereitschaft zur Planung, Durchführung u. Evaluation pro-
zessbezogener Pflege
• Fähigkeit und Bereitschaft zur Sicherung von Pflegequalität
• Fähigkeit und Bereitschaft zu klientenorientierter Pflegeorganisation
• Fähigkeit und Bereitschaft zur einrichtungs- und berufsgruppenübergrei-
fender Koordination und Kooperation
• Fähigkeit zur Leistungserfassung und Leistungsbemessung
• Fähigkeit und Bereitschaft zur Informationsbeschaffung und -
verarbeitung
• Fähigkeit und Bereitschaft zum Treffen von Entscheidungen, zum Set-
zen von Prioritäten und zur gezielten und systematischen Bearbeitung
von Problemen
• Fähigkeit und Bereitschaft zum analytischen, vorausschauenden und abs-
trahierenden Denken
• Problemlösungs- und Beurteilungsfähigkeit
• Fähigkeit und Bereitschaft zu ökonomischem Handeln
• Einsichten und Strategien zum lebenslangen Lernen
Personale Kompetenz
• Fähigkeit zur Ausgewogenheit von Nähe und Distanz
• Reflexionsfähigkeit bezüglich der eigenen Haltung zu existenziellen
und ethischen Fragen
• Fähigkeit, die Wirkung der eigenen Person einzuschätzen
• Fähigkeit und Bereitschaft Verantwortung für das eigene Handeln zu
übernehmen
• Fähigkeit und Bereitschaft, Belastungen in Pflegesituationen aushalten
zu können
• Fähigkeit und Bereitschaft Grenzen der eigenen Kompetenz und Zu-
ständigkeit festzustellen
• Einsichten und Fähigkeiten zur Mitverantwortung und Mitbestim-
mung bei der Gestaltung der beruflichen und gesellschaftlichen Gegen-
wart und Zukunft
• Selbstvertrauen.
26
3 Curriclumentwicklung, -konstruktion, -evaluation und -revision
Im Anschluss daran erfolgt die Darstellung der bisher geplanten Revisionsschritte. Cur-
riculumrevision wird verstanden als Überprüfung eines Gesamtwerkes mit nachvoll-
ziehbaren und akzeptablen Kriterien. Diese Überprüfung soll in Anlehnung an Robin-
sohn systematisch-rational geplant und durchgeführt werden. Dabei spielen die Ermitt-
lung von Kriterien, die Konstruktion geeigneter methodischer Verfahrensweisen und
die Bestimmung von Instanzen, auf die sich diese Verfahren beziehen eine Rolle
(vgl. Robinsohn 1967, S. 44 ff)
27
3.2 Die Curriculumentwicklung
Im Hinblick auf die gesetzlich vorgegebene Neugestaltung der Pflegeausbildung und
im Rahmen der Bewerbung um das Modellvorhaben des Bundesministeriums für Fami-
lie, Senioren, Frauen und Jugend entschied sich die Arbeitsgruppe Curriculum zu-
nächst für das Curriculum nach Oelke/Menke (2002). Neben der inhaltlichen Ausrich-
tung auf alle drei Pflegekernberufe begründet sich die Entscheidung zusätzlich durch
die bereits erfolgte Implementierung in integrativer Form mit bereits verwertbarer Eva-
luation und entsprechender Überarbeitung des Curriculums.
Die Arbeitsgruppe Curriculum entwarf ein Raster zur einheitlichen Überarbeitung und
Gestaltung der Lerneinheiten. Die Zuordnung der Lerneinheiten erfolgte soweit wie
möglich und sinnvoll je nach Themenspezialisierungen der LehrerInnen. Dies sollte
nicht zwangsweise dazu führen, dass Lehrpersonen dann zwangsweise den erarbeite-
ten Pflegeunterricht selbst übernehmen sollen, sondern berücksichtigte insbesondere
die didaktisch-methodische als auch inhaltliche Koordination des Unterrichts aller in
der jeweiligen Einheit beteiligten Lehrpersonen und Gastdozenten. Auf Grund der zeit-
lichen und strukturellen Bedingungen wurde auf eine differenzierte Berufsfeldanalyse
verzichtet. Ein kritischer Abgleich erfolgte zwischen den evaluierten Ausbildungsinhal-
ten des Curriculums von Oelke / Menke und den aktuellen Vorgaben der neuen Aus-
bildungsgesetzgebung für die Pflegeberufe. In der weiteren Curriculumentwicklung
resultierten zudem Anpassungen an aktuelle Entwicklungen des Berufsfeldes. Auf der
Ebene der 14 Themenfelder wurden zu Beginn des Modellvorhabens die Lernziele und
didaktischen Kommentare des Curriculums von Oelke/Menke übernommen und bei
der weiteren Ausarbeitung der zugehörigen Lerneinheiten berücksichtigt. Zur Be-
schreibung des intendierten Kompetenzerwerbs wurden in jeder Lerneinheit den vier
Kompetenzbereichen (vgl. KMK 2000, S. 16) strukturierte allgemeine Lehr-Lern-Ziele in
Form von Schlüsselqualifikationen zugeordnet. In den Lerneinheiten erfolgten diffe-
renzierte methodische Festlegungen zum Erreichen dieser Kompetenzen und Schlüs-
selqualifikationen. Des Weiteren erfolgte eine konkrete namentliche Zuweisung der
Teilthemen an die entsprechenden Dozenten und Experten, die für den Unterricht ge-
plant wurden. Überlegungen zu Verknüpfungen mit anderen Lerneinheiten, einer zeit-
lichen Einordnung, Verknüpfungen mit den praktischen Ausbildungsorten z.B. in Form
von Praxisaufgaben und zu künftig kompetenzorientierten Lernerfolgskontrollen er-
gänzten die Rastersystematik.
28
Das Problem-Based Learning, das in der Pflegeausbildung bundesweit in zunehmen-
dem Maße Berücksichtigung fand und auch auf einen den beruflichen Handlungsfel-
dern adaptierten Fallbezug in den Prüfungen zielte, wurde ebenfalls in zunehmendem
Maße in den Lehr-Lern-Prozess der Pflegerischen Schulen integriert. Sowohl für den
Unterricht als auch für Lernzielkontrollen und für die Examina wurden Pflegesituati-
onsbeschreibungen entwickelt oder flossen (in Abbildung der beruflichen Realität)
durch mündliche und schriftliche Beiträge der Pflegeschülerinnen und –schüler als
Narrativa in den Unterricht und in das weitere Ausbildungsgeschehen ein.
In der externen curricularen Beratung und durch die wissenschaftliche Begleitung der
curricularen Prozesse wurde zunehmend deutlich, dass sowohl das Strukturierungsras-
ter der Lerneinheiten als auch die von Oelke/Menke abgeleitete Strukturierung des Ge-
samtcurriculums aufgebrochen und verlassen werden müssen.
In mehreren Entscheidungsschritten wurde die nun vorliegende Strukturierung in 13
Lernfelder und entsprechend zugehörigen Lernsituationen entwickelt. Weitere Lernsi-
tuationen mit häufig exemplarischem Charakter wurden vereinzelt ergänzend zuge-
ordnet.
Es wurde entschieden, für die Lernorte Schule und Praxis keine getrennten Curricula,
sondern eine übergreifende Konzeption zu erstellen.
Die Konzeption der Praxisaufgaben wurde auf Lernaufgaben umgestellt, die sowohl in
den Praxisfeldern als auch in der Schule entstehen konnten und weiterhin können.
Ergänzt wurde die Umgestaltung durch die Erstellung weiterer Pflegesituationsbe-
schreibungen zu den einzelnen Lernsituationen. Zudem wurde die Konzeption der
Praxisaufgaben auf Lernaufgaben umgestellt, die sowohl in den Praxisfeldern als auch
in der Schule entstehen konnten und weiterhin können. Sie sollen das eigenständige
Weiterlernen der Auszubildenden und das lernortübergreifende Lernen fördern. Dies
war mit Grund dafür, die Bezeichnung lernortbezogen zu verallgemeinern.
Die meisten Lernaufgaben wurden bisher von den Lehrkräften erstellt. Einzelne Lern-
aufgaben basieren jedoch inzwischen auf den Überlegungen von stationsintegrierten
bzw. freigestellten Praxisanleiterinnen und Praxisanleitern. Die von den Praxisorten
ausgehenden Lernaufgaben gilt es weiter zu fördern und zu entwickeln. Zudem wird
angestrebt, weitere Lernaufgaben auf der Grundlage der subjektiven Theorien zu ent-
wickeln, um individuelle Lernstrategien zu unterstützen. Die bereits entwickelten
Lernaufgaben sind unter der Prämisse vollständiger Handlungszyklen zu überprüfen
und zu überarbeiten.
29
Die krankheitsbezogenen Lerneinheiten bei Oelke/Menke, die ursprünglich orientiert
am Lebensalter der Menschen mit Pflegebedarf ausschließlich der Differenzierungspha-
se zugeordnet waren, wurden in eine weitgehend generalistisch ausgerichtete Ausbil-
dung integriert.
Die bei Oelke/Menke altenpflegespezifisch ausgerichteten Themenfelder wurden im
vorliegenden Curriculum häufig in Lern- und Handlungsfelder für die Versorgung von
Menschen aller Altersgruppen überführt.
Zudem erfuhr das Curriculum eine inhaltliche Erweiterung in den Bereichen Qualitäts-
sicherung, Gesundheitsförderung und Rehabilitation sowie in der ambulanten Pflege,
die Oelke/Menke auf den früheren gesetzlichen Grundlagen nicht in diesem Umfang
berücksichtigte.
30
Schülerinnen und Schüler, die in jedem Unterrichtsblock jeweils in Form von Praxis-
und Blockreflexionen in mündlicher und/oder schriftlicher Form erfolgten.
In einem aktuellen Schritt zur Evaluation des Curriculums wird in den nachfolgenden
Kursen das o. g. „Kurzcurriculum“ für Auszubildende und Praxisanleitung implemen-
tiert. Kurzcurriculum bedeutet, dass Inhalte leser- und anwenderorientiert in gekürzter
Fassung zur Verfügung gestellt werden. Ziel ist es, die Transparenz und Kooperation
auf allen Ebenen zu erweitern.
Aus den Erfahrungen und Rückmeldungen dieser Anwender werden sich möglicher-
weise weitere curriculare Änderungsbedarfe ergeben.
Das dem Curriculum zugrunde liegende Bildungsverständnis orientiert sich an der kri-
tisch-konstruktiven Didaktik nach Klafki und an Grundsätzen moderner Berufspädago-
gik.
Klafki versteht Bildung als die Befähigung zur Selbstbestimmung, Mitbestimmung und
zur Solidarität (vgl. Klafki 1996, S. 52). Sie vollzieht sich seiner Ansicht nach in der Aus-
einandersetzung mit übergeordneten, fächerübergreifenden Problemstellungen der
Gegenwart und absehbaren Zukunft auf der Grundlage sogenannter epochaltypischer
Schlüsselprobleme vor (vgl. ebd., S. 53). Diese sind: Die Friedensfrage, die Umweltfra-
ge, die gesellschaftlich produzierte Ungleichheit, die Gefahren und Möglichkeiten der
neuen Kommunikationsmedien sowie das Phänomen der Ich-Du-Beziehung.
Klafkis Aussagen können auf die berufliche Bildung und auch die Pflege(aus)bildung
übertragen werden. Durch die Identifizierung berufsspezifischer Schlüsselprobleme
können typische Problem- und Konfliktsituationen des jeweiligen Berufsfeldes aufge-
deckt werden (vgl. Vorbrink 2004, S. 26f). Pflegeberufliche Schlüsselprobleme umfassen
nach Darmann interdisziplinäre und multidimensionale Problemstellungen, die typi-
sche Konflikt- oder Dilemmasituationen beinhalten (vgl. Darmann 2005, S. 333). Bei-
spielhaft lassen sich Handlungssituationen anführen, die von den Pflegenden eine Re-
flexion der eigenen Werte und Normen sowie eine ethische Entscheidung abverlangen.
Ziele und Inhalte haben einen Bildungsgehalt und werden legitimiert, wenn sie zum
Verständnis und zur Lösung von Schlüsselproblemen verhelfen und so zum Erwerb
beruflicher Handlungsfähigkeit beitragen (vgl. Darmann 2000, S. 224).
31
Oberstes Ziel der Berufsausbildung ist die berufliche Handlungskompetenz. Bildungs-
prozesse fördern neben der beruflichen Qualifikation die Persönlichkeitsentwicklung
im Sinne kritischer Reflexionsfähigkeit sowie die Fähigkeit und die Bereitschaft zur
Verantwortungsübernahme. Diesem Bildungsverständnis liegt ein Bild vom Menschen
zugrunde, der bereit und fähig ist sein Handeln zu reflektieren und sich gegenüber ge-
sellschaftlichen Herausforderungen zu positionieren bzw. diesen durch professionelles
Handeln zu begegnen. Auszug aus dem Leitbild der Pflegerischen Schulen:
„Wir verstehen jeden Menschen als eigenständiges, auf Entfaltung und Entwicklung
angelegtes Wesen mit einer ihm eigenen Würde. Die Lehrenden und Lernenden achten
und wahren diese in ihren Beziehungen zueinander sowie zu Menschen mit Pflegebe-
darf und Kollegen/-innen…
…Die Schülerinnen und Schüler achten und wahren die Würde des Menschen in allen
Beziehungen der Pflegeausbildung. Sie entwickeln Empathiefähigkeit und die Fähigkeit
zur Solidarität. “ (siehe Anlage 1: Leitbild der Pflegerischen Schulen mit Ausbildungs-
zielen)
Pflege hat sich von der arztorientierten Verrichtung in der Kranken- und Kinderkran-
kenpflege und einer stark sozial-pflegerischen Orientierung in der Altenpflege hin zu
einer umfassenden Tätigkeit entwickelt. Pflegende handeln in komplexen Pflegesituati-
onen, die durch einen objektiven Anlass für einen Pflegebedarf bestimmt sind, aber
auch durch aus dem subjektiven Krankheitserleben resultierenden Bedürfnissen. Pfle-
gebedarf kann bei gesunden und kranken Menschen vorliegen. Eine wesentliche Hand-
lungskompetenz in der Pflege ist die Ermittlung des Pflegebedarfs von Menschen in
vielschichtigen Pflegesituationen. Deshalb muss sich der Unterricht an der Komplexität
von Pflegesituationen ausrichten und nicht an einer Fächersystematik. Pflegeausbildun-
gen orientieren sich am Ausmaß des Pflegebedarfes und nicht mehr an den Lebenspha-
sen der Menschen (vgl. Robert-Bosch-Stiftung 2000, S. 20). Die Empfehlungen der Ex-
pertengruppe der Robert-Bosch-Stiftung zur Zukunft der Pflegeausbildung ergänzen
unser Verständnis von Pflege:
Dieses Verständnis von Pflege prägt nicht nur unsere Fürsorge für Einzelpersonen und
deren Bezugssystem, sondern ganz besonders auch die Fürsorge für benachteiligte
Menschengruppen, deren Gesundheit durch vielfältige Faktoren besonders bedroht ist
(vgl. WHO Gesundheit 21). Im Leitbild der Pflegerischen Schulen drückt sich das um-
fassende Verständnis von Pflege wie folgt aus:
32
„Pflege ist professionelle Dienstleistung.
Pflegeangebote richten sich an Menschen in allen Lebenssituationen unabhängig von
deren Alter, Geschlecht, Kultur, Religion, Nationalität, ökonomischen Ressourcen und
sozialem Status.
Professionelle Pflege äußert sich in gesundheitsförderlichen, präventiven, kurativen,
rehabilitativen und palliativen Interventionen.
Pflege vollzieht sich als Prozess, in dessen Zentrum die Subjekt- und die Situationsori-
entierung stehen. Die Selbstbestimmungsfähigkeit des pflegebedürftigen Menschen ist
in allen Lebenssituationen zu achten, zu erhalten und nach Möglichkeit zu fördern.
Wir verstehen Pflege als eigenständige Profession neben anderen Professionen im Ge-
sundheitswesen, die zum Wohl des Patienten/Klienten/Bewohners miteinander ko-
operieren.“
(siehe Anlage 1: Leitbild der Pflegerischen Schulen mit Ausbildungszielen)
33
7.1 Handlungsfelder
Ziel der beruflichen Bildung ist die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz.
Eine Voraussetzung für die nähere Bestimmung der Handlungskompetenz ist die Iden-
tifikation und Konkretisierung der dem jeweiligen Beruf zu Grunde liegenden Hand-
lungsfelder. Hierzu werden berufliche Tätigkeiten und Aufgaben erfasst, analysiert und
systematisiert. Tätigkeiten, Handlungsabläufe oder Aufgaben, die in einem inhaltlichen
oder prozesshaften Zusammenhang stehen, bilden ein Handlungsfeld. Handlungsfelder
können daher als komplexe Tätigkeits- und Aufgabenbereiche bezeichnet werden, die –
im Unterschied zu reinen Arbeitsprozessen – nicht nur gegenwärtige, sondern auch zu-
künftige Aspekte eines Berufes berücksichtigen (vgl. Schneider 2003, S. 84).
Weist ein Handlungsfeld einen gewissen Bildungsgehalt auf, indem es Problem- und
Aufgabenstellungen aus dem beruflichen, gesellschaftlichen oder privaten Bereich auf-
greift, so lässt sich aus diesem Handlungsfeld ein didaktisch begründbares Lernfeld
ableiten (vgl. Bader und Schäfer 1998, S.230).
7.2 Lernfelder
7.2.1 Begriffliche Klärung
Die KMK definiert Lernfelder als thematische Einheiten, die durch Zielformulierungen,
Inhalte und Zeitrichtwerte beschrieben werden und sich an beruflichen Aufgabenstel-
lungen sowie Handlungsabläufen orientieren (vgl. KMK 2000, S. 14). Als curriculare
Einheiten leiten sie sich von didaktisch begründeten Handlungsfeldern ab.
Um jederzeit aktuelle gesellschaftliche und berufliche Entwicklungen und Veränderun-
gen berücksichtigen zu können, sind Lernfelder offen und allgemein formuliert. So
kann auch eine Orientierung an lerngruppenspezifischen und regionalen Merkmalen
stattfinden (in Schneider 2003, S. 85).
Aus der Gesamtheit aller Lernfelder ergibt sich nach der KMK der Beitrag der schuli-
schen Ausbildung zur Berufsqualifikation (vgl. KMK 2000, S. 14).
Entsprechend der Vorgaben der KMK wurden die Bezeichnungen der Lernfelder kurz
und aussagekräftig formuliert. Sie bringen die berufliche Handlungskompetenz zum
Ausdruck, die in der Ausbildung erwartet wird.
34
Inhaltlich ausgefüllt werden die Lernfelder durch eine didaktisch begründete Auswahl
an Lernsituationen, die zur Erfüllung der Ziele des jeweiligen Lernfeldes notwendig
sind (vgl. KMK 2000, S. 16f).
Jedem Lernfeld ist ein didaktischer Kommentar mit Stundenvorgabe vorangestellt, der
wie folgt strukturiert ist:
- Zunächst wir der Bezug zu den Ausbildungsgesetzen ausgewiesen. Allerdings
werden nur die Lernfelder und Themenbereiche der AltPflAPrV bzw. KrPflAPrV
benannt, die die meisten Bezugspunkte in den Lernsituationen des jeweiligen
Lernfeldes aufweisen.
- Unter dem Gliederungspunkt „Im Mittelpunkt des Lernfeldes steht …“ wird ver-
deutlicht, welche Schnittmenge alle Lernsituationen dieses Lernfeldes gemein-
sam haben
- Die „Zielsetzung“ weist aus, welche übergeordneten Ziele im Sinne von gesell-
schaftlicher, beruflicher, persönlicher und fachlicher Dimension berücksichtigt
werden (sollen) (vgl. KMK 2000, S. 16)
- Der eigentliche „didaktische Kommentar und die methodischen Empfehlungen“
soll die Zielgruppen des Curriculums darin unterstützen, den gedachten Weg
der einzelnen Lernfelder und –situationen professionell und kreativ mitzugestal-
ten. Deshalb enthält dieser Gliederungspunkt häufig auch Begründungen zur
Schwerpunktsetzung oder Angaben zu Abstimmungen zwischen den Lernsitua-
tionen oder zu Verknüpfungen.
In Abweichung zu den Empfehlungen der KMK werden die Inhalte des jeweiligen
Lernfeldes nicht konkret aufgelistet, sondern – unter dem Gliederungspunkt „Lern-
situationen dieses Lernfeldes“- die Lernsituationen im Überblick aufgezeigt. Konkre-
tisiert werden die Inhalte lediglich auf der Ebene der Lernsituationen, um Doppe-
lungen zu vermeiden.
35
Beachtung der kultursensiblen Ausrichtung
In der Pflegeausbildung möchten wir bei den Auszubildenden ein Verständnis von
Pflege entwickeln, welches dazu führt, dass ethnisch-kulturelle Bedürfnisse bei Men-
schen mit Pflegebedarf wahrgenommen und angemessen berücksichtigt werden. Die
Beachtung kultursensibler Aspekte ist wichtig beim Lernen in multikulturellen Grup-
pen und Teams sowohl in der theoretischen als auch in der praktischen Ausbildung.
Eine grundlegende Auseinandersetzung mit ethnisch-kulturellen Aspekten erfolgt in
der Lernsituation Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren, findet in konkretisier-
ter Form aber auch in vielen anderen Lernsituationen statt. Die eigene und die Kultur
anderer Menschen verstehen ist eine Basiskompetenz in der Pflegeausbildung und in
allen Lernsituationen bedeutsam (vgl. BMFSFJ 2005: Handbuch für eine kultursensible
Ausbildung).
36
Beachtung qualitätssichernder Aspekte
Qualitativ hochwertige Pflegeleistungen werden in der Zusammenarbeit mit anderen Be-
rufsgruppen im therapeutischen, interdisziplinären Team, in der integrierten Versorgung
im Gesundheitswesen erfasst. Die Qualität der Versorgungsleistungen, die Menschen mit
Pflegebedarf erhalten, hängt davon ab, wie die einzelnen Rädchen des Gesundheitssys-
tems ineinander greifen. Ein wissenschaftlich fundiertes und funktionierendes Qualitäts-
management in der Gesundheitsversorgung über Institutionsgrenzen hinaus führt zu Zu-
friedenheit bei Leistungsanbietern und Leistungsempfängern und bedingt gleichzeitig
langfristig eine Schonung immer knapper werdender Ressourcen.
Über die Berücksichtigung der oben genannten sechs Aspekte in vielfältigen Lernsituatio-
nen erhoffen wir uns die Anbahnung und während der Ausbildung die Festigung eines
neuen beruflichen Selbstverständnisses.
7.4 Lernsituationen
7.4.1 Begriffliche Klärung
Lernsituationen sind nach dem Verständnis der KMK „exemplarische curriculare Bau-
steine, die fachtheoretische Inhalte in einen Anwendungszusammenhang bringen“ und
„die Vorgaben der Lernfelder in Lehr-Lernarrangements präzisieren“ sollen. „Der Un-
terricht… soll handlungsorientiert und möglichst nach Lernsituationen gestaltet wer-
den“ (vgl. KMK 2000, S.15). Schneider bezeichnet Lernsituationen als die konkretisier-
ten kleinsten didaktisch aufbereiteten Einheiten von Lernfeldern (vgl. Schneider 2003,
S. 86). Sie ermöglichen das Verstehen und Reflektieren von Prozessen und Zusammen-
hängen der zugrunde liegenden Handlungssituationen. Berufliche Handlungsabläufe
werden von den Lernenden nicht alle »real durchlaufen«, sondern können auch simula-
tiv oder kognitiv erschlossen werden. Dabei wird das Fachwissen in den jeweiligen
37
Lernsituationen reorganisiert. In den Lehr- und Lernarrangements der Lernsituationen
findet eine Verknüpfung zwischen fach- und handlungssystematischen Strukturen statt
(vgl. KMK 2000, S. 10).
In ihrer Gesamtheit sollen Lernsituationen das Erreichen der Ziele des Lernfeldes er-
möglichen (vgl. ebd., S. 15).
38
Im handlungsorientierten Unterricht stellt der Handlungszyklus ein bedeutsames Pla-
nungsinstrument für die Lehrenden dar. Gleichzeitig können die Lernenden den Hand-
lungszyklus zur Strukturierung ihres eigenen Lernens nützen. Es bietet sich für den Be-
reich Gesundheit an, den Wahrnehmungszyklus zusätzlich der vollständigen Handlung
zuzuordnen, mit den Phasen: Wahrnehmen/Beobachten- Verstehen – Entscheiden –
Handeln – Evaluieren (vgl. Muster-Wäbs et al. 2005, S. 59).
Die „Semester- und Stundenvorgaben“ sind notwendig für die Sequenzierung der Lern-
situationen (vgl. Anlage 3). Unter dem Merkmal „Im Mittelpunkt der Lernsituation
steht…“ erfolgt eine kurze Darstellung des inhaltlichen Schwerpunktes.
Die beiden nächsten Strukturmerkmale sollen die Bezüge zu anderen Lernsituationen
verdeutlichen: Bei den „Lernvoraussetzungen“ werden die Lernsituationen aufgeführt,
die zum besseren Verständnis zeitlich vor der jeweiligen Lernsituation geplant werden
sollten. „Verknüpfungen mit anderen Lernsituationen“ bedeutet, dass auf Grund mög-
licher inhaltlicher Überschneidungen oder im Hinblick auf methodische Überlegungen
Absprachen mit den Verantwortlichen der jeweils anderen Lernsituation empfohlen
werden.
Die „Zielsetzung“ für die Lernorte Schule und Praxis beschreibt die in der Lernsituation
intendierten Fähigkeiten und Kompetenzen und stellt ein Instrument zur Auswahl und
Begründung der Inhalte dar. Es folgen eine Übersicht über die zu erarbeitenden Inhalte
sowie methodische Empfehlungen. Die Inhaltsangaben sind fächerintegrativ und all-
gemein gehalten. Soweit in den Lernsituationen die Bearbeitung von Pflegesituations-
beschreibungen vorgesehen ist, werden diese nachfolgend aufgeführt.
39
Abschließend wird die zur Unterrichtsvorbereitung oder –durchführung empfohlene
Literatur benannt. Vielen Lernsituationen liegt eine Lernaufgabe als Anlage bei (vgl.
hierzu ausführlich Kap. 9.1). Zirkulierende Lernaufgaben aus der Theorie und aus der
Praxis verknüpfen den Lernprozess in Theorie und Praxis.
Die Entscheidung über Ziele, Inhalte und deren thematische Struktur wird im Wesent-
lichen durch drei Prinzipien bestimmt: Dem Wissenschaftsprinzip, dem Situationsprin-
zip und dem Persönlichkeitsprinzip. Vorbrink hält fest, dass sich diese drei Prinzipien
komplementär zueinander verhalten und in angemessener Weise Berücksichtigung fin-
den sollen (vgl. Vorbrink 2004, S. 21).
40
dass sie erstens die Fragen der BildungsadressatInnen einbeziehen, zweitens der Aus-
bildungs- und Berufsrealität und nicht einer idealtypischen Vorstellung von ihr ent-
sprechen, und drittens so angelegt sind, dass sie nicht als unveränderbar betrachtet
werden“ (Oelke/Menke 2002, S. 106).
In der Modifikation des Curriculums von Oelke/Menke (2002) wurde die Strukturie-
rung nach Lernbereichen, Themenfeldern und Lerneinheiten verlassen und sich - den
Empfehlungen der KMK folgend (vgl. KMK 2000, S. 4) – für eine Strukturierung nach
Lernfeldern und Lernsituationen entschieden, weil diese den Bezug zu den zu Grunde
liegenden beruflichen Handlungsfeldern stärker verdeutlicht. Die Zusammenfassung
beruflicher Handlungsfelder in vier Lernbereiche erscheint künstlich und zementiert
den Sonderstatus der Pflegeausbildung in der Berufspädagogik. Es fällt auf, dass die
vier Lernbereiche auch bei Oelke/Menke nicht didaktisch begründet sind.
Ein weiterer Vorteil der Strukturierung in Lernfelder und Lernsituationen liegt in der
größeren Übersichtlichkeit, denn diese Struktur umfasst nur zwei anstatt wie bei Oel-
ke/Menke drei Ebenen.
Die Konzeption der Lernfelder und Lernsituationen erfolgte nach den didaktischen Kri-
terien der Bestimmung des Bildungsgehaltes auf der Grundlage der Gegenwarts- und
Zukunftsbedeutung, der Befähigung zur Selbst- und Mitbestimmung und zur Solidari-
tät sowie pflegespezifischer Schlüsselprobleme. Das Prinzip der Exemplarität fand stär-
kere Berücksichtigung als bei Oelke/Menke, was sich in einer deutlichen Inhaltsreduk-
tion ausdrückt. Als Beispiel kann die Lerneinheit II.2.3K des Curriculums von Oel-
ke/Menke angeführt werden, in der folgende Krankheitsbilder als relevante Inhalte
aufgelistet werden: Herzinsuffizienz, Arteriosklerose, koronare Herzkrankheit, Herzin-
farkt, entzündliche Herzerkrankungen, arterielle Hypertonie und Herzrhythmusstö-
rungen. In der Lernsituation 12.9 Menschen mit Erkrankungen des Herzens pflegen des vor-
liegenden Curriculums sind bei den Inhalten nur die Herzinsuffizienz, die koronare
Herzkrankheit und der Herzinfarkt angeführt, weil sich am Beispiel dieser Erkrankun-
gen die wesentlichen Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten für die präventive, kurative
und rehabilitative Pflege von Menschen mit Herzerkrankungen ableiten lassen.
Auf der Ebene der Lernsituationen enthält das Curriculum der Pflegerischen Schulen in
Speyer konkretisierte Zielsetzungen für die Lernorte Schule und Praxis, vielfach auch
konkrete Vorschläge für Pflegesituationsbeschreibungen und immer auch separat aus-
gewiesene Methodenvorschläge. Methodenvorschläge sind auch im Curriculum von
Oelke/Menke zu finden, allerdings immer verknüpft mit konkreten Inhalten.
41
die Lerneinheiten nicht konsequent handlungsorientiert formuliert. Beispielhaft lassen
sich auf der Ebene der Lernbereiche der Lernbereich III „Klientel und Rahmenbedin-
gungen von Pflege“ sowie auf der Ebene der Lerneinheiten alle Lerneinheiten dieses
Lernbereichs anführen: „PatientInnen im Krankenhaus“, „Ökologische Rahmenbedin-
gungen“, „Familienbeziehungen und soziale Netzwerke alter Menschen“ und andere
(vgl. Oelke/Menke 2002, S. 215-220).
Der jedoch wesentlichste Unterschied zum Curriculum von Oelke/Menke besteht darin,
dass das vorliegende Curriculum nicht zwischen Altenpflege, Gesundheits- und Kran-
kenpflege und Gesundheits- und Kinderkrankenpflege differenziert. Alle drei Berufs-
gruppen können komplett gemeinsam ausgebildet werden. Die vorliegende Konzeption
eines generalistischen Curriculums ist das Ergebnis der internen Evaluation des im
Rahmen des Modellprojektes erprobten Curriculums, dort noch mit einem Differenzie-
rungsanteil von 160 Stunden.
Durch die Erhöhung der schulischen Ausbildung um insgesamt 500 Stunden in der Ge-
sundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege nach
dem 2003 verabschiedeten Krankenpflegegesetz sehen wir diese Möglichkeit als gege-
ben und realisierbar. Dazu gehören aus unserer Sicht das Verlassen einer inhaltslastigen
Vermittlung von trägem Faktenwissen und eine mutige Hinwendung zu einer exempla-
risch ausgerichteten beruflichen Kompetenzanbahnung.
In der Altenpflege hat diese Stundenerweiterung (je nach zuvor gültiger Ländergesetz-
gebung) durch die neuen Ausbildungsvorgaben nicht überall stattgefunden, teilweise
kam es sogar zu einer Stundenreduktion. Hier muss und soll es nach dem vorliegenden
Curriculum darum gehen, stark schulisch-theoretische Ausbildungsanteile aufzugeben,
die sich im Berufsfeld nicht in diesem Umfang darstellen. Allerdings wollen wir damit
keine Aussage treffen, in wie weit eine generalistische Ausbildung möglich ist. Dazu
sind die Aspekte der praktischen Ausbildung in die Überlegungen einzubeziehen. Un-
sere Ergebnisse sind im Kapitel „Evaluation und Ausblick“ fixiert und müssen weiter
ausgewertet werden.
10 Theorie-Praxis-Verknüpfung
Das Curriculum ist lernortübergreifend, es bezieht sich auf die schulische und die prak-
tische Ausbildung. Sowohl die Lehrenden der theoretischen Ausbildung als auch die
Praxisanleiterinnen und –anleiter orientieren sich daran. Die intendierten Kompetenzen
werden sowohl auf den Lernort Schule als auch den Lernort Praxis bezogen ausgewie-
sen.
42
10.1 Die Ausbildungsbegleitmappe als Instrument der Theorie-Praxis-
Verknüpfung
und kontinuierlich von Lehrenden und Lernenden in Gebrauch sein. Sie ist auch von
den Praxisanleitern und Praxisanleiterinnen zu nutzen.
43
10.3 Pflegesituationsbeschreibungen als Instrument der Theorie-Praxis-Verknüpfung
Im vorliegenden Curriculum haben die Lernsituationen sehr häufig eine casuistische
Ausrichtung. Diese ergibt sich durch im Unterricht oder in Lernerfolgskontrollen zu
bearbeitende Pflegesituationsbeschreibungen sowie durch die Auseinandersetzung mit
Narrativen von Schülerinnen und Schülern, d.h. von Schülerinnen und Schülern erleb-
ten und beschriebenen Handlungssituationen aus der Praxis, welche von den Lehren-
den gezielt in den Unterricht integriert werden. Pflegesituationsbeschreibungen be-
schreiben eine authentische oder realitätsnah konstruierte Pflegesituation aus der Praxis
und weisen folgende konstituierende Merkmale auf:
• Objektiver Pflegeanlass, der den Pflegebedarf eines Menschen begründet
• Subjektives Krankheitserleben und -verarbeiten der beteiligten Personen
• Interaktionsstrukturen und Interaktionsgefüge
• Institutionelle Rahmenbedingungen/Setting (vgl. Knigge-Demal B. und Eyl-
mann, C., S. 26).
Je mehr konstituierende Merkmale in die beschriebene Berufssituation aufgenommen
werden, desto höher ist der Grad an Komplexität (vgl. ebd., S. 27)
Konkretisiert werden die Pflegesituationsbeschreibungen durch persönliche und objek-
tive Daten (z.B. Alter, Diagnose, Medikation), Angaben zum Gesundheitszustand und
-verhalten, der Persönlichkeit, der Kultur, der familiären Situation, dem sozialen Um-
feld und evtl. vorhandenen Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem (vgl. Anlage 11 :
Checkliste zur Erstellung einer Pflegesituationsbeschreibung).
Auf der Grundlage von Pflegesituationsbeschreibungen werden Verhaltensweisen und
Handlungsstrategien reflektiert und versprachlicht. Diese Versprachlichung ist für den
Erwerb von Handlungskompetenz von großer Bedeutung, da die dafür erforderliche
Abstraktion und Klärung dazu beiträgt, dass neue Handlungsstrategien entwickelt und
vorhandene Konzepte modifiziert werden (vgl. Müller 2005, S. 685f).
44
Erlebnisse der Auszubildenden reflektiert und offen gebliebene Fragen gemeinsam mit
den Lehrenden geklärt. Durch die Hospitationswoche werden Basiskompetenzen im
Bereich der Beobachtung und Kommunikation angebahnt und die berufliche Sozialisa-
tion und Identifikation mit dem Beruf gefördert.
Praxisanleitung:
Die Verknüpfung von theoretischer und praktischer Ausbildung in der Altenpflege, der
Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege
durch Praxisanleitung und Praxisbegleitung ist seit 2003 ausdrücklich vorgeschrieben
(vgl. Deutscher Bildungsrat für Pflegeberufe 2004, S. 5).
Die Praxisanleitung erfolgt sowohl durch stationseingebundene Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter mit Zusatzqualifikation als auch durch freigestellte Praxisanleiterinnen und
–anleiter. Ziel der Praxisanleitung ist die situationsorientierte Anbahnung und Ent-
wicklung von fachlichen, methodischen und sozial-kommunikativen Kompetenzen. Sie
findet als Einzel- oder als Gruppenanleitung statt und bietet Übungsmöglichkeiten im
Erstellen einer Pflegeplanung, einer Handlungskette, einer zeitlichen Ablaufplanung, in
der Erhebung des Beratungsbedarfes, in der Anwendung von Regeln und Prinzipien
usw. Abgeschlossen wird die Praxisanleitung mit einer Reflexion der Anleitesituation
aus Sicht der/des Auszubildenden und der Praxisanleiterin bzw. des Praxisanleiters
sowie einer Evaluation der Pflege. Jede Schülerin / jeder Schüler erhält pro Praxisein-
satz im Krankenhaus oder Altenhilfeeinrichtung eine Praxisanleitung durch eine freige-
stellte Praxisanleiterin oder einen freigestellten Praxisanleiter.
45
Praxisbegleitung:
Nach §4 Abs.5 Satz 2 des Krankenpflegegesetzes (2003) stellen die Schulen die Praxisbe-
gleitung der Schülerinnen und Schüler in den Einrichtungen der praktischen Ausbil-
dung sicher.
Die Praxisbegleitung umfasst:
• Die Kontaktpflege zwischen Schule und Praxis
Auf der Grundlage geregelter Zuständigkeiten der Lehrerinnen und Lehrer für
bestimmte Einsatzorte finden regelmäßig strukturierte Gespräche statt (je nach-
dem, ob der Einsatzort prüfungsrelevant ist oder nicht, im Abstand von mindes-
tens 8 Wochen bzw. 6 Monaten). Einmal jährlich erfolgt zwischen dem/der Pra-
xisortverantwortlichen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fachbe-
reichen Altenpflege, Innere Medizin, Chirurgie und Pädiatrie ein Austausch
über aktuelle ausbildungsrelevante Themen, wie z.B. die Prüfungsvorbereitung.
• Die Begleitung und Beratung der Schülerinnen und Schüler
Sie umfasst die gemeinsame Evaluation des Lernprozesses auf der Grundlage
eines einmal jährlich stattfindenden Reflexionsgespräches (siehe Anlage 13:
Standortbestimmung und Zielvereinbarung innerhalb der Lernbegleitung), die
Beratung der Schülerinnen und Schüler in exemplarischen Pflegesituationen so-
wie deren Unterstützung in der Vorbereitung auf die praktische Prüfung durch
eine prüfungsähnliche Praxisbegleitung im letzten Ausbildungsjahr.
• Die Begleitung und Beratung der Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter
Alle 3 Monate werden im Rahmen von sog. Praxisanleitertreffen exemplarische
Pflegethemen und deren curriculare Umsetzung sowie z.B. Lernaufgaben be-
sprochen. Außerdem werden Informationen ausgetauscht und methodische Ges-
taltungsmöglichkeiten von Lernsituationen diskutiert.
Die Lernortkooperation:
Die Kooperation der beiden Lernorte „Schule“ und „Praxis“ mit dem Ziel einer verbes-
serten Ausbildungsqualität erfolgt durch die Schaffung folgender Kooperationsstruktu-
ren:
• Gemeinsame Bewerberauswahl durch Lehrkräfte und Vertreterinnen und
Vertreter der Kooperationskrankenhäuser
• Regelmäßiger, mindestens einmal monatlich stattfindender Austausch zwi-
schen Schulleiter und Pflegedirektorinnen und –direktoren über z.B. die Schü-
lereinsatzplanung und die praktische Anleitung der Schülerinnen und Schü-
ler
• Halbjährliche Treffen zwischen freigestellten und nicht freigestellten Praxi-
sanleiterinnen und –anleitern sowie Vertreterinnen der Lehrkräfte
• Arbeitsgruppe, bestehend aus Lehrerinnen sowie freigestellten Praxisanleite-
rinnen und Praxisanleitern des Ev. Krankenhauses Bad Dürkheim, des Kreis-
krankenhauses in Grünstadt sowie des Diakonissen-Stiftungs-Krankenhauses
in Speyer mit dem Ziel der Entwicklung lernortübergreifender Konzepte wie
z.B. das der Hospitationswoche.
46
11 Der Lehr-Lernprozess
47
• Sie sollten ein ganzheitliches Erfassen der beruflichen Realität ermöglichen, in-
dem sie z. B. ökonomische, rechtliche, ökologische und soziale Aspekte einbezie-
hen.
• Sie sind in die Erfahrungen der Lernenden zu integrieren und in Bezug auf ihre
gesellschaftlichen Auswirkungen zu reflektieren.
• Sie „sollen auch soziale Prozesse, z. B. der Interessenerklärung oder der Kon-
fliktbewältigung, einbeziehen“ (vgl. ebd., S. 10).
Handlungsorientierung zielt darauf ab, die Schülerinnen und Schüler dazu zu befähi-
gen, selbstständig die Schritte einer vollständigen beruflichen Handlung zu vollziehen:
Zu erkennen welche Informationen für die Durchführung der Handlung benötigt wer-
den, das weitere Vorgehen zu planen, sich für eine konkrete Vorgehensweise zu ent-
scheiden, die Handlung auszuführen, deren sachgerechte Ausführung zu kontrollieren
sowie zu bewerten, inwieweit das Ziel erreicht wurde (vgl. Schneider 2006, S.29). Vor-
handenes Wissen wird dadurch mit konkreten Handlungssituationen verknüpft und
kann auch zukünftig im Handeln abgerufen werden.
48
11.4 Begleitung des Lernens an den Pflegerischen Schulen
Zu Beginn der Pflegeausbildung wird die im allgemeinen Schulbildungssystem und an
weiteren Orten der Berufsausbildung bzw. Hochschulbildung erworbene Lernkompetenz
der Auszubildenden als Gruppe und als Einzelpersonen erfasst. Dabei wird insbesondere
auch die Sprachkompetenz der Auszubildenden eingeschätzt. Werden hier Defizite festge-
stellt, erhält die Schülerin/der Schüler ein Beratungsgespräch mit Vorschlägen zur Ver-
besserung der Kommunikationskompetenz. Dies betrifft zum Beispiel Auszubildende aus
Familien, in denen überwiegend nicht deutsch gesprochen wird.
Im Einführungsblock werden in der Lernsituation 1.2 grundlegende methodische Kompe-
tenzen für das (selbstorganisierte) Lernen angebahnt. In dieser Lernsituation wird auch die
Verknüpfung mit anderen Lernsituationen festgelegt, in denen geplante Lernmethoden
umgesetzt werden. Die Ersteinführung der jeweiligen Lernmethode übernimmt die Ver-
antwortliche für die entsprechende Lernsituation.
Es ist festzustellen, dass die Lernenden zu Ausbildungsbeginn zunehmend auf eine Me-
thodenkompetenz bezüglich gruppenorientierten und selbstorganisierten Lernformen aus
den allgemeinbildenden Schulen zurückgreifen können.
Für das selbstorganisierte Lernen stehen den Auszubildenden in jedem Unterrichtsblock
wöchentlich mindestens 90 Minuten zur Verfügung. Diese wird im Stundenplan als „the-
menunabhängige Studienzeit“ ausgewiesen und ermöglicht z.B. die Bearbeitung von
Lernaufgaben.
Eine Einführung in die Methode des problemorientierten Lernens erfolgt in der Lernsi-
tuation 6.7 Menschen vor Dekubitus, Thrombose und Kontrakturen schützen auf der Grund-
lage einer dem Ausbildungsstand entsprechenden, wenig komplexen Pflegesituations-
beschreibung (siehe Anlage 10: Die Schritte im Problemorientierten Lernen). Im weite-
ren Verlauf der Pflegeausbildung bearbeiten die Auszubildenden zunehmend komple-
xere Problem- und Aufgabenstellungen mit der Methode des problemorientierten Ler-
nens. Sie lernen die Merkmale einer komplexen Pflegesituation kennen, um selbst krite-
rienorientiert Pflegesituationsbeschreibungen aus ihrer Pflegepraxis erstellen zu können,
die anschließend im Unterricht in den entsprechenden Lernsituationen bearbeitet werden.
Handlungsorientierte und/oder kooperative Lernformen werden auf methodisch-
didaktischer Ebene in vielfältiger Weise in das Unterrichtsgeschehen integriert. Beispie-
le hierfür sind:
• Das Rollenspiel in den Lernsituationen 3.4 und 12.3
• Das Lerntempoduett in den Lernsituationen 10.1 und 12.4
• Die Pro- und Contradiskussion in der Lernsituation 4.1
• Das Gruppenpuzzle in der Lernsituation 10.1 und 12.2
• Die Strukturlegetechnik in der Lernsituation 10.1
• Das Brainwalking in der Lernsituation 12.4
• Die Erstellung von Handlungsketten in den Lernsituationen 6.15, 11.6 und 12.2
• Die Anwendung des Wahrnehmungszyklus in der Lernsituation 6.4 und 13.3
und andere.
Das Lerntempoduett und das Gruppenpuzzle sind Methoden des wechselseitigen Leh-
rens und Lernens („WELL-Methoden“), die einen sozialen Kontext bieten, „der zahlrei-
che kommunikative Elemente, den Einsatz von Lernstrategien, sowie die Übernahme von
Verantwortung für den eigenen Lernprozess und den des Lernpartners beinhaltet“
(Bernhart 2005, S. 238). Es werden ihnen unter anderem positive Auswirkungen auf den
49
Lernerfolg, die Lernmotivation und die sozialen Beziehungen zugeschrieben (vgl. ebd.,
S.238).
12 Kompetenzabbildung
50
spruchsniveaus der Fragen sollen diese die entsprechend kennzeichnenden Verben ent-
halten.
Im ersten Unterrichtsblock erhalten die Schülerinnen und Schüler eine Einführung in die
kognitiven Taxonomien nach Bloom, wobei auch die das Anspruchsniveau kennzeich-
nenden Verben erläutert werden. Die Nachbereitung von Klassenarbeiten erfolgt im
Selbststudium durch die einzelnen Lernenden oder durch Lerngruppen. Bei Bedarf kann
ein Beratungsgespräch mit der zuständigen Lehrkraft in Anspruch genommen werden.
Schriftliche Leistungskontrollen finden außerdem statt bei der Bewertung von Lernauf-
gaben, Haus- oder Facharbeiten, die während der praktischen Einsatzphasen erstellt
werden. Die Lernaufgaben können Übungscharakter haben, als Pflichtaufgabe ausgewie-
sen oder fakultativ zu bearbeiten sein. Einzelne Lernaufgaben werden benotet. Die Ler-
nenden erhalten Rückmeldungen zu Übungsaufgaben.
Zu jedem Blockende erfolgt die Information der Auszubildenden, welche Leistungskon-
trollen in welchen Lernsituationen des Folgeblocks geplant sind. Dadurch können sich die
Lernenden ihre individuellen Lernzeiten und Lernmethoden während der Praxisphasen
planen. Bei Bedarf kann auch hier ein Lernberatungsgespräch in Anspruch genommen
werden.
12.2 Lernstandsbestimmungen
Mindestens drei Lernstandsbestimmungen in dokumentierter Form mit Selbst- und
Fremdbewertung erfolgen für jeden Schüler /jede Schülerin pro Ausbildungsgang, und
zwar während der Probezeit, am Ende des ersten Ausbildungsjahres und am Ende des
zweiten Ausbildungsjahres. Zuständig dafür ist die jeweilige Kursleitung. Für die Doku-
mentation der ersten Standortbestimmung kann der Bogen zur Selbst- und Fremdbewer-
tung in der Sozial- und Personalkompetenz (siehe Anlage 12: Bogen zur Selbst- und
Fremdbewertung in der Sozial- und Personalkompetenz) genutzt werden. Die beiden
anderen Standortbestimmungen werden mittels des Formulars „Standortbestimmung
und Zielvereinbarung innerhalb der Lernbegleitung“ (siehe Anlage 13: Standortbestim-
mung und Zielvereinbarung innerhalb der Lernbegleitung) dokumentiert.
Weitere geplante und ungeplante mündliche Standortbestimmungen sind möglich. Bei
den Rückmeldungen kann Bezug genommen werden auf im Lernort Schule und im Ler-
51
nort Praxis erworbene Kompetenzen. Grundlage am Lernort Schule sind die Bewertung
von
• Klausuren
• Lernaufgaben
• Unterrichtsaktivität
• Selbstorganisiertem Lernen in z.B. Gruppenarbeiten, Präsentationen, Projekten
und die Bewertung des Verhaltens als Mitglied der Lerngruppe.
Lernstandbestimmungen finden auch am Lernort Praxis statt, indem situations- und kri-
terienorientiert die berufliche Handlungsfähigkeit der Lernenden in der Fremd- und
Selbstbewertung reflektiert wird. Es ist möglich, in diese Evaluationsgespräche Praxisan-
leiterinnen und –anleiter sowie ausbildungsbegleitende Pflegekräfte einzubinden und die
vorhandene Dokumentation zu Praxisbegleitung und Praxisanleitung sowie die von den
Verantwortlichen der Praxiseinsatzorte ausgefüllten Beurteilungsbögen zu nutzen (siehe
Anlage 8: Auswertung Praktischer Einsatz).
52
Die Altenpflegeschule der Evangelischen Diakonissenanstalt ist in beratender Funktion
und durch einzelne Lehrpersonen in das Modellprojekt eingebunden. Als Träger für die
praktische Ausbildung der Altenpflegeschüler/-innen fungierten fünf Altenhilfeein-
richtungen (am Ende des Projektes durch Ausscheiden bzw. Arbeitgeberwechsel nur
noch zwei Institutionen) sowie ein ambulanter Pflegedienst.
Altenpflege:
4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren
4.4 Bildungs-, Kunst-, Kultur- und Spielangebote in die
Tagesgestaltung integrieren
4.5 Musik und Bewegung in die Tagesgestaltung integrieren
7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren
10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten
12.8 Alte Menschen mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und
des Darmes pflegen
12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des
Pankreas pflegen
12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen
53
12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des
Pankreas pflegen
12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen
In der Lernsituation 10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten wurde in der
Kinderkrankenpflege auf Wunsch der Auszubildenden eine vertiefende Einheit zum
Thema Validation nach Naomi Feil angeboten. Sinnvoll wäre für diese Berufsgruppe
auch die Lernsituation 11.8 „Labordiagnostik verstehen“, was aus zeitlichen Gründen
nicht realisiert werden konnte.
Da im abschließend vorliegenden Curriculum innerhalb der Lernsituationen Verände-
rungen in Umfang und Inhalt vorgenommen wurden, sind in dieser Aufstellung keine
Stundenangaben enthalten, um Irritationen zu vermeiden.
Altenpflege:
Ambulante Pflege 590 - 610 h 15 - 16 Wo.
Altenpflege 1200 - 1300 h 31 - 34 Wo.*
Gerontopsychiatrie 135 - 155 h 4 Wo.
Chirurgie 110 - 155 h 3 - 4 Wo.
Innere Medizin 265 - 310 h 7 - 8 Wo.
Gynäkologie/Wochenpflege 145 - 155 h 4 Wo.
Pädiatrie 115 - 310 h 3 - 8 Wo.
Neurologie/Rehabilitation 115 - 155 h 3 - 4 Wo.
* Beinhaltet für die Teilnehmerin, die eine ambulante Pflegeeinrichtung als Ausbil-
dungsträger hatte, auch einen Großteil der Einsätze in der eigenen Institution.
54
Gesundheits- und Krankenpflege:
Ambulante Pflege 510 - 540 h 13 - 14 Wo.
Altenpflege 240 - 340 h 6 - 9 Wo.
Psychiatrie 130 - 170 h 4 Wo.
Chirurgie 460 - 700 h 12 - 18Wo.
Innere Medizin 660 - 850 h 17 - 22Wo.
Gynäkologie/Wochenpflege 115 - 155 h 3 - 4 Wo.
Pädiatrie 270 - 310 h 7 - 8 Wo.
Neurologie/Rehabilitation 115 - 150 h 3 - 4 Wo.
Palliativ 130 - 155 h 4 Wo.
Intensiv 130 - 185 h 3 - 5 Wo.
Da in der praktischen Umsetzung (abzgl. evtl. Fehlzeiten) über 3000 Praxisstunden zur
Verfügung stehen, wären zusätzlich Einsatzzeiten disponibel.
Trotzdem wird deutlich, dass die Auszubildenden in vielen Bereichen keine vertiefte
Kompetenz erwerben können.
55
Durch eine Erweiterung der Ausbildung auf insgesamt 3,5 Jahre könnte dieser Mangel
ausgeglichen werden.
56
setzen Instrumente der Qualitätssicherung im Gesundheitswesen um und evaluieren
Prozesse der Pflege von der Aufnahme bis zur Überleitung. Die Erstellung der Fachar-
beit ist die zentrale Handlung im Lernprozess der Auszubildenden im zweiten Berufs-
abschluss. Dabei erfolgt am Lernort Schule eine Begleitung des Lernprozesses durch die
Lehrenden und am Lernort Praxis durch die Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter so-
wie durch Lehrende als Lernberater.
57
12.6 Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.11 Menschen mit Erkrankungen des Harnsystems pflegen
12.20 Menschen mit neurologischen Erkrankungen pflegen
Altenpflege:
2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung,
Überleitung und bei der integrierten Versorgung unterstützen
2.6 Pflegequalität in der Gesundheitsversorgung sichern
4.1 Lebens- und Wohnraum von Menschen mit Pflegebedarf gestalten
4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren
4.4 Bildungs-, Kunst-, Kultur- und Spielangebote
in die Tagesgestaltung integrieren
5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
9.3 Konzepte zur Gesundheitsförderung und Prävention umsetzen
12.2 Menschen mit Infektionskrankheiten pflegen
12.8 Alte Menschen mit psychischen Erkrankungen pflegen
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens
und des Darmes pflegen
12.20 Menschen mit neurologischen Erkrankungen pflegen
14.4 Prüfungsmodalitäten
Der Prüfling erstellt eine Facharbeit als Teil der schriftlichen Prüfung. Die mündliche
Prüfung findet in Form eines Colloquiums über die erstellte Facharbeit statt. Analog der
Prüfungen in der Basisausbildung finden die praktischen Prüfungen statt. Alle Prü-
fungsteile erfolgen differenziert nach dem angestrebten Abschluss im entsprechenden
Kernpflegeberuf.
58
Teil C Evaluation und Ausblick
Die Änderungen in der Gesetzgebung für die Ausbildung in den Pflegeberufen führte
sowohl in der Kranken- bzw. Kinderkrankenpflegeschule als auch in der Altenpflege-
schule der Evang. Diakonissenanstalt Speyer frühzeitig zu Überlegungen, wie die eige-
nen Ausbildungsgänge den gesetzlichen Vorgaben als auch den berufspädagogischen
und den berufspolitischen Entwicklungen anzupassen sei. Es bildeten sich Arbeits-
gruppen, in denen Lernfeldkonzeption und Kompetenzorientierung reflektiert und für
die Umsetzung entwickelt wurden. Zugleich stand die Maxime der Lernbegleitung
durch die Lehrenden und die Förderung des selbstorganisierten Lernens im Zentrum
des Bemühens um eine Veränderung der Ausbildungskonzeption.
Die Spezifizierung der Pflege für die Zielgruppen Kinder und alte Menschen in
Deutschland wird im internationalen Vergleich in Frage gestellt, soweit sie nicht als
Zusatzqualifikation erst nach einer grundständigen Pflegeausbildung angeboten und
erworben wird. Der Paradigmenwechsel weg von einer stationär-klinisch-kurativ und
medizinisch orientierten Krankenpflege wurde schon im Krankenpflegegesetz von 2003
mit neuen Schwerpunkten in ambulanten, präventiven, rehabilitativen und palliativen
Berufsfeldern berücksichtigt, ohne die seitdem eine Kranken- bzw. Kinderkrankenpfle-
geausbildung nicht mehr stattfinden kann. In der Erhöhung der schulischen Ausbil-
dungszeiten und in einer Fokussierung auf exemplarischem Kompetenzerwerb für die
berufliche Praxis gegenüber dem bisherigen Ansammeln von fächer- und prüfungsori-
entiertem Faktenwissen sahen die Pflegerischen Schulen in Speyer Möglichkeiten, eine
Ausbildung in der Pflege aller Altersgruppen zu entwickeln.
Das Land Rheinland-Pfalz mit den zuständigen Ministerien für Bildung, Wissenschaft
Jugend und Kultur sowie für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen unter-
stützte die Bewerbung der Pflegerischen Schulen in Speyer für das Modellvorhaben
einer gemeinsamen Pflegeausbildung. Allerdings wurde die Umsetzung einer komplett
generalistischen Pflegeausbildung mit einem generalistischen Abschluss durch das
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nicht akzeptiert, sondern
in eine weitgehend generalistische schulische Ausbildung und eine etwa zur Hälfte dif-
ferenzierte praktische Ausbildung mit drei differenzierten Berufsabschlüssen abgeän-
dert. Zudem wurde jedoch die Möglichkeit eingeräumt, dass die Absolventinnen und
Absolventen in einer sechsmonatigen Zusatzqualifikation einen zweiten Pflegeberuf
erwerben konnten.
59
Das vorliegende Curriculum ist das Ergebnis der Bemühungen und Überlegungen, wie
und in wie weit drei bundesdeutsche Pflegeausbildungen zusammengeführt werden
können. Grundlegende Aufgabe war es, in allen Phasen der Entwicklung und Imple-
mentierung die Integration der Ausbildungsinhalte der drei Berufsgruppen zu realisie-
ren. Gleichzeitig galt es sich von Tradiertem zu verabschieden und Neues zu gestalten.
Ein weiterer Paradigmenwechsel war (und ist es noch in manchen Teilbereichen) in der
Auflösung der Fächerorientierung hin zur Lernfeldkonzeption zu vollziehen. Durch die
Verantwortung der Pflegelehrer/-innen für Inhalte und Ausgestaltung der ihnen zuge-
ordneten Lernsituationen, durch erste Zwischenevaluationen bereits in der Planungs-
phase und jeweils nach Abschluss der einzelnen „Lerneinheiten“ und durch eine über-
arbeitete Umsetzung in den Folgekursen konnte die Fächerorientierung aufgebrochen,
die Lernfeldorientierung weiter fortentwickelt werden.
In unserer Schule hat sich als Vorgehensweise bewährt, nachdem die Curriculumkon-
zeption dem Gesamtteam vorgestellt worden war, die Zuständigkeiten für die einzel-
nen Lernsituationen im Kollegium zu verteilen. Nach der Ausarbeitung der Lernsitua-
tionen wurden diese dem Gesamtteam vorgestellt und dort diskutiert. Durch die ge-
meinsame Auswertung konnten Anregungen mitgegeben und Absprachen den Unter-
richt betreffend, z.B. die Wahl der Methoden, getroffen werden.
Gute Erfahrungen haben wir mit der Einladung von Experten aus der Praxis in den
theoretischen Unterricht gemacht. Dadurch kann die Realität, der Pflegealltag besser im
theoretischen Unterricht abgebildet werden. Diese Expertenbesuche möchten wir zu-
künftig noch verstärkt in den Unterricht integrieren. Themen, die wir hierfür für be-
sonders geeignet halten sind z.B. das Wundmanagement, die Stillberatung, die ambu-
lante Pflege, pflegerische Aufgaben in der Endoskopie, die Hospizhilfe u.v.m.
Die Absolventinnen und Absolventen der Modellkurse haben die generalistische Aus-
richtung der Ausbildung so verinnerlicht, dass sie den Lehrenden, die an manchen Stel-
len noch in ihren ursprünglichen Berufsgruppen verhaftet sind, altersspezifische Inhalte
für alle Kursteilnehmer übergreifend abverlangten. Diese durch die Auszubildenden
erzwungene, aber begrüßenswerte Erweiterung der Generalistik erschwerte anderer-
seits die Herausarbeitung differenzierter Inhalte für den vorgegebenen Differenzie-
rungsanteil in der schulischen Ausbildung und für die Zweitqualifikation.
Trotz des an vielen Stellen vollzogenen Paradigmenwechsels bleibt aus den Erfahrun-
gen des Modellprojekts eine Weiterentwicklung des pflegerischen Selbstverständnisses
und des gesellschaftlichen Verständnisses von Pflege und ihrer Aufgaben überhaupt zu
leisten.
60
Schwer tut sich die Pflege noch immer in ihrer Medizinorientiertheit. Sie bleibt durch
das Geschehen im Krankenhaus oder durch ärztliche Anordnungskompetenz in der
Altenpflege und ambulanten Pflege stark bezogen auf die Krankheitsdiagnose und das
ärztliche Handeln.
Die Pflegen müssen sich künftig der Frage stellen, welche Perspektive sie einnehmen
will. Hier geht es um die eigenständige Erfassung von Pflegephänomenen und der pro-
fessionellen Erstellung der Pflegediagnosen zuzüglich der daraus resultierenden Pflege-
interventionen.
Hier sind wir in der Pflegeausbildung und im vorliegenden Curriculum noch in den
Anfängen. Vielleicht bietet gerade der Blickwinkel der Altenpflege auf die Erkrankun-
gen ihrer Klientel und daraus reflektierte pflegerischen Konsequenzen auch für die
Kranken- und Kinderkrankenpflege eine Weiterentwicklung des Pflegeverständnisses.
Der Blick in das berufliche Handeln von Pflegenden in anderen Ländern könnte auch in
der Analyse und Neugestaltung des eigenen Tuns und der Ausbildung dahin helfen.
Aufgrund der offenen Struktur unseres Curriculums ist es jeder Einrichtung möglich,
die Umsetzung des Curriculums den individuellen Rahmenbedingungen und den Be-
dürfnissen der Lehrenden und der Lernenden anzupassen. Schwerpunkte können indi-
viduell gesetzt und altersspezifische Inhalte nach Bedarf ergänzt oder reduziert wer-
den.
Die Verantwortung für die Implementierung eines neuen Curriculums sollte je nach
personellen und zeitlichen Ressourcen einem Curriculumexperten/ einer Curriculum-
expertin oder einer Curriculumsarbeitsgruppe, bestehend aus Experten aller vertrete-
nen Berufsgruppen, also aus den Bereichen Gesundheits- und Krankenpflege, Gesund-
heits- und Kinderkrankenpflege und der Altenpflege, übertragen werden.
Aufgabe des/der Verantwortlichen ist es, eine Sequenzierung der Inhalte vorzuneh-
men. Die Organisation und die Struktur der laufenden Kurse muss dabei besonders
beachtet werden. Je mehr Personen an der Implementierung des Curriculums beteiligt
sind, desto größer ist dessen Akzeptanz.
61
Die Verteilung der Verantwortlichkeiten für die einzelnen Lernsituationen sowie die
Vorstellung und Diskussion im Lehrerkollegium fördert zum Einen die Beteiligung al-
ler an der Curriculumentwicklung und andererseits die Adaption und Koordination
von Struktur, Inhalten und Methodik im Gesamtkonzept. Diese Vorgehensweise unter-
stützt und fördert zudem und in besonderem Maße den Teamentwicklungsprozess ei-
ner Einrichtung. Empfehlenswert ist es auch Kollegen, die an der Vorstellung der Lern-
situation anwesend waren, im entsprechenden Unterricht hospitieren zu lassen. Ge-
meinsam ist es anschließend effektiver, den gehaltenen Unterricht zu reflektieren und
zu evaluieren. Eine regelmäßige Rückmeldung der Schüler nach Abschluss einer Lern-
situation einzuholen hat sich ebenfalls bewährt.
Wichtig ist, dass alle an der Ausbildung Beteiligten, also Praxisanleiter/-innen, Mento-
ren/Mentorinnen, Stationsleitungen, Pflegedienstleitungen, Schüler/-innen etc. über
aktuelle Planungen und Veränderungen hinsichtlich der Ausbildungsstruktur in re-
gelmäßigen Abständen von der Schule informiert werden. Ein hohes Maß an Transpa-
renz für alle Beteiligten zu schaffen, ist eine grundlegende Voraussetzung für die er-
folgreiche Einführung eines lernortübergreifenden Curriculum.
3 Praktische Ausbildung
Die enge Verknüpfung der Lernorte Schule und der praktischen Einsatzorte war ein
zentrales Ziel bei der Entwicklung unseres lernortübergreifenden Curriculums.
Von Anfang an wurden unsere freigestellten Praxisanleiter/-innen in die Arbeitsgruppe
Praktische Ausbildung integriert. Durch die regelmäßig stattfindenden Arbeitstreffen
war ein intensiver Austausch zwischen den beiden Lernorten möglich und die Bedürf-
nisse/Wünsche aus der Praxis konnten, z.B. bei der Neugestaltung des Beurteilungsbo-
gens, berücksichtigt werden. Des Weiteren hatten die freigestellten Praxisanleiter/-
innen die Funktion als Multiplikatoren und Koordinatoren zwischen den Lernorten.
Durch regelmäßig stattfindende klinikbezogene Treffen in Kleingruppen waren die
Praxisanleiter/-innen von Station immer über den aktuellen Stand der schulischen
Entwicklungen informiert und konnten auch Anregung aus der Praxis in die Schule
mitgeben. Zusätzlich zu den klinikbezogenen Treffen fanden auch in regelmäßigen Ab-
ständen Praxisanleitertreffen statt, die durch eine verantwortliche Lehrkraft der Schule
geplant und organisiert wurden. Diese Vorgehensweisen schafften ein hohes Maß an
Transparenz.
In der Beschreibung der Zielsetzung der einzelnen Lernfelder und Lernsituationen wird
deutlich, dass berufliche Kompetenz nur entwickelt wird, wenn beide Praxisorte dies
ermöglichen. Bestimmte Erfahrungen können sogar nur am praktischen Lernort ge-
macht werden, sodass nur dort diese Kompetenzen erworben werden können, teilweise
natürlich schon noch auf der Grundlage von schulisch erworbenem Faktenwissen. Dies
62
wird in den einzelnen Lernsituationen ausgewiesen und muss in die Überlegungen der
Lehrenden einfließen.
Seit mehreren Jahren arbeiten die Pflegerischen Schulen mit einem Ausbildungsordner
für die Schülerinnen und Schüler. Diese Ausbildungsbegleitmappe, welche die Schüle-
rinnen und Schüler in der praktischen als auch in der theoretischen Ausbildung immer
vor Ort haben sollten, wurde durch eine Kurzfassung des von uns entwickelten Curri-
culums ergänzt. Durch diese Kurzfassung ist es den Schülerinnen und Schüler wie auch
den Praxisanleiterinnen und –anleitern möglich, die Zielsetzungen der jeweiligen Lern-
felder/Lernsituationen in einem kurzen Überblick zu erfassen. In Kombination mit der
Zusammenfassung der Blockinhalte, die ebenfalls in der Ausbildungsbegleitmappe ab-
geheftet werden, können die Praxisanleiterinnen und –anleitern die Lernangebote von
Station mit den Zielsetzungen des Curriculum und dem schulisch erworbenen Wissen
abstimmen.
Praktische Pflegeausbildung leidet, wie schon fast immer in ihrer historischen Entwick-
lung, unter den arbeitsintensiven Belastungen des Berufsalltags, bei denen wenig Zeit
bleibt für die Anleitung des pflegerischen Nachwuchses. Diese Entwicklung nimmt of-
fensichtlich derzeit noch zu. Zwar bemühen sich Gesetzgeber und Landesbehörden
durch entsprechende Vorgaben zur Verbesserung der Ausbildungsqualität z.B. in der
Praxisanleitung und Praxisbegleitung, doch laufen diese unter dem ökonomischen
Druck im Gesundheitswesen und der damit erzwungenen Beschränkung und Redukti-
on von Pflegestellen vielerorts ins Leere.
Diese Misere kann auch ein kompetenzorientiertes Curriculum mit dem hehren Ziel
einer Verknüpfung der Lernorte nicht kompensieren oder aufheben.
Das Land Rheinland-Pfalz möchte mit den Pflegerischen Schulen und den Erfahrungen
und Ergebnissen des Modellprojekts und dem vorliegenden Curriculum einen Ausbil-
dungsgang von 2008 bis 2011 mit den drei differenzierten Berufsabschlüssen durchfüh-
ren. Ab 2009 ist an eine Erprobung einer dreijährigen komplett generalistischen Pflege-
ausbildung gedacht.
In der weiteren Anwendung des Curriculums in den Folgekursen ist eine kontinuierli-
che Evaluation notwendig. Auf allen Ebenen wie Struktur der Lernfelder und Lernsitu-
ationen, in der Zielsetzung sowie in Inhalten und Methodik bedarf es der Überarbei-
tung, Klärung und Abstimmung. Weitere Lernaufgaben aus beiden Praxisorten und
weitere Pflegesituationsbeschreibungen als Lerngrundlage sind zu erstellen. Weiter zu
entwickeln sind kompetenzorientierte Lernerfolgskontrollen für Theorie und Praxis
und die Konzepte für die Abschlussprüfungen. Ein schwieriges Arbeitsfeld bleibt die
praktische Ausbildung und im Besonderen die Gestaltung von Praxisanleitung und
Praxisbegleitung.
63
Die Betreuung der Praxisanleiter/-innen auf Station muss intensiviert werden, die Pra-
xisanleiter/-innen sind in ihrer Funktion in unterschiedlicher Form zu unterstützen und
zu fördern. Wünschenswert wäre, wenn in Absprache mit dem Pflegedirektorium, ein
gewisses Zeitbudget für die Aufgaben der Schüleranleitung ermöglicht werden könnte.
Die Praxisanleiter/-innen könnten durch die zuständigen Lehrkräfte gecoacht werden,
z.B. durch die Vorbereitung, Begleitung und anschließend gemeinsame Reflexion von
Schülergesprächen, insbesondere von Problemgesprächen. Ein weiterer Aspekt wäre
auch die gemeinsame Erarbeitung von Konzepten, wie z.B. einem Stationshandbuch
oder die Erstellung von Lernaufgaben, welche auf die Besonderheiten der Station abge-
stimmt sind.
Die zuständigen Referate der Bundes- und Landesministerien werden sich mit den Er-
gebnissen der verschiedenen Modellvorhaben auseinandersetzen. Dem Gesetzgeber
muss die Dringlichkeit der Weiterentwicklung der Pflegeberufe und der Rahmenbedin-
gung der Pflegeausbildung deutlich gemacht werden. Noch immer überlässt der Staat
die Finanzierung der Gesundheits- und Kranken- sowie Kinderkrankenpflegeausbil-
dung (mit wenigen gesetzlichen Vorgaben) der Selbstverwaltung zwischen Kostenträ-
gern (Krankenkassen) und Ausbildungsträgern (i.d.R. Krankenhäuser).
Dass (Pflege-) Bildung nicht in ökonomische Überlegungen modernen Klinikunterneh-
mertums passt, bekommen die Ausbildungsstätten und die Qualität der Ausbildung zu
spüren. Hier besteht weiterer politischer Handlungsbedarf.
Im Unterschied dazu steht der schulische Teil der Altenpflegeausbildung unter staatli-
cher Aufsicht und (Mit-) Finanzierung. Hier erleben Auszubildende häufig eine größere
Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, wenn der Unterricht an staatlichen Berufs-
schulen erfolgt, teilweise durch pflegefremde Lehrkräfte. Dagegen bietet die räumliche
und historische Nähe von Altenpflegeschulen in privater / privat-gemeinnütziger Trä-
64
gerschaft auch eine inhaltliche Nähe in Theorie und Praxis, was traditionell auch auf die
Kranken- bzw. Kinderkrankenpflegeschulen zutrifft.
Wenn kleine Pflegeschulen aus ökonomischer Sicht nicht mehr sinnvoll erscheinen,
wird die Entwicklung von Zentralschulen unter dem Zusammenschluss mehrerer Aus-
bildungsträger sich weiter fortsetzen. Bei dieser Schulform gilt unser Plädoyer auch der
Zusammenführung der drei Pflegeberufsgruppen in einer gemeinsamen Ausbildung,
um entsprechend dem gesellschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Bedarf die Befä-
higung der Absolventinnen und Absolventen zur Pflege von Menschen aller Alters-
gruppen zu verwirklichen.
65
Teil D Curriculum Hauptdokument
Übersicht zu den curricularen Lernfeldern und Lernsituationen
1. Lernprozesse gestalten
1.1 Sich in der Ausbildung orientieren
1.2 Lernen methodisch gestalten
1.3 In Gruppen und Teams lernen und arbeiten
66
6. Menschen in der Selbstpflege unterstützen
6.1 Menschen professionell berühren und körperbildorientiert pflegen
6.2 Menschen beim Sehen und Hörern unterstützen
6.3 Menschen in verschiedenen Bewusstseinslagen und beim Schlafen unter-
stützen
6.4 Menschen beim Atmen unterstützen und beraten
6.5 Menschen bei der Temperaturregulation unterstützen und beraten
6.6 Menschen gesundheitsfördernd bewegen und mobilisieren
6.7 Menschen vor Dekubitus, Thrombose und Kontrakturen schützen
6.8 Menschen bei der Körperpflege unterstützen und beraten
6.9 Menschen bei der Körperpflege ihres Säuglings unterstützen und beraten
6.10 Menschen bei der Mundpflege unterstützen und beraten
6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen und beraten
6.12 Menschen bei der Ernährung ihres Säuglings unterstützen und beraten
6.13 Menschen bei der enteralen Ernährung unterstützen und beraten
6.14 Menschen bei der Urinausscheidung unterstützen
6.15 Menschen bei der Stuhlausscheidung unterstützen
67
11. Bei Diagnostik und Therapie mitwirken
11.1 Menschen bei der Kreislaufregulation unterstützen
11.2 Physikalische Therapien auswählen und anwenden
11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen
11.4 Subcutane und intramuskuläre Injektionen verabreichen
11.5 Bei der Infusionstherapie assistieren
11.6 Wundmanagement durchführen
11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstützen
11.8 Labordiagnostik verstehen
11.9 Notfälle erkennen und bewältigen
68
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld
Zielsetzung
69
–kollegen, lernen das Lehrerteam vom Lernort Schule und die hauptamtlichen Praxi-
sanleiter bzw. die Pflegedirektoren vom Lernort Praxis kennen und gestalten die Ein-
führungsphase der Pflegeausbildung mit. Sie werden über die curriculare Ausbil-
dungskonzeption für die Pflegeausbildung und über die Schul- und Ausbildungsorga-
nisation informiert. Außerdem erhalten die Schülerinnen und Schüler einen Überblick
über die Einsatzgebiete ihrer praktischen Ausbildung. Im Rahmen einer Hospitations-
woche erkunden die Lernenden anhand von Arbeitsaufträgen wesentliche Einrichtun-
gen der betrieblichen Ausbildung.
In der Lernsituation 1.2 Lernen methodisch gestalten erfolgt eine Standortbestimmung zur
Lernkompetenz der Schülerinnen und Schüler. Die Lernenden reflektieren ihr eigenes
Lernverhalten und ihre Lernmotivation und ermitteln gemeinsam mit dem / der Leh-
renden Bedarf an Weiterentwicklung methodischer Kompetenzen im Bereich des Ler-
nens.
Ein weiterer Schwerpunkt des Lernfeldes ist die kritisch-konstruktive Auseinanderset-
zung mit kooperativen Lern- und Arbeitsgruppen der schulischen und betrieblichen
Ausbildung: „Wie können die eigenen Interessen bzw. die Interessen der eigenen Be-
rufsgruppe in die Gruppe / das therapeutische Team eingebracht werden? Wie kann
Teamarbeit verbessert und wie können Konflikte gelöst werden?“ Auf der Grundlage
solcher Schlüsselprobleme können die Fähigkeiten der Auszubildenden zur Selbst- und
Mitbestimmung sowie zur Solidarität weiterentwickelt werden.
Zum Einsatz kommen im Lernfeld 1 daher sowohl erfahrungsbezogene Unterrichtsme-
thoden, wie die Darstellung erlebter Situationen im Pflegeteam in Form von Rollenspie-
len oder die Reflexion von Erfahrungsberichten der Lernenden über Teamkonflikte, als
auch kooperative Unterrichtsmethoden, die den Diskurs und den argumentativen Aus-
tausch fördern, wie z.B. die gemeinsame Erarbeitung von Regeln für den Umgang mit-
einander im Kurs.
Die Lernenden entwickeln ein auf Kooperation und Koordination ausgerichtetes beruf-
liches Selbstverständnis und erkennen den Einfluss kooperativem auf die Qualität der
Arbeitsergebnisse und die Zufriedenheit der Menschen mit Pflegebedarf.
70
LERNFELD 1 LERNPROZESSE GESTALTEN
Semester: 1 Stunden: 30
Zielsetzung
Inhalte
71
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
72
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Name: ____________________
1.1 Sich in der Ausbildung orientieren
Kurs: ____________________
in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
Pflichtaufgabe Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
ohne Rückgabe mit Rückgabe bis:
Aufgabenstellung:
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen
eigene Beobachtungen
Befragungen von Pflegekollegen / -innen
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
73
LERNFELD 1 LERNPROZESSE GESTALTEN
Semester: 1 Stunden: 14
Lernvoraussetzungen
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Inhalte
74
Die Mindmap Methode
Präsentationsmethoden
Literaturrecherche, Lese- und Rezeptionstechniken
Grundlagen der EDV- Anwendung, Lernen mit dem Internet
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
75
LERNFELD 1 LERNPROZESSE GESTALTEN
Semester: 3 Stunden: 22
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Bedingungen und Funktionen von Teamarbeit verstehen und analysieren
Gruppendynamische Prozesse verstehen und analysieren
Bedeutung und Funktion von Führung in Gruppen verstehen und analysieren
Funktion und Grenzen des therapeutischen Teams verstehen
Anzeichen von Mobbing und/oder sexueller Belästigung erkennen und Maßnah-
men einleiten
76
Lernort Praxis
Mit anderen Berufsgruppen in Einrichtungen des Gesundheitswesens zusammenar-
beiten
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
77
Literatur
Internetquellen:
http:// www.cdht.de/teamentwicklung.html
Zugriff am 11. 1. 2008
http://www.mobbing-web.de
Zugriff am 16. 1. 2008
http://www.mobbing-net.de
Zugriff am 16. 1. 2008
http://www.uni-
augsburg.de/einrichtungen/frauenbeauftragte/gleichstellung/sexuelle_belaestigung/
Zugriff am 16. 1. 2008
78
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld
Zielsetzung
79
Didaktischer Kommentar und methodische Empfehlungen
Zu Beginn der Ausbildung erfolgt eine Auseinandersetzung mit Grundfragen und Mo-
dellen beruflichen Pflegens. Die Schüler und Schülerinnen befassen sich hier intensiv
mit der Frage: „Was ist Pflege?“ und definieren Aufgaben und Anforderungen an be-
ruflich Pflegende. Sie entwickeln Prinzipien, welche in der Pflege handlungsleitend
sind.
Methodisch bietet es sich an, das Verständnis von Pflege, welches die Schüler und
Schülerinnen zu Beginn der Ausbildung mitbringen, zu analysieren und mit dem Ver-
ständnis von professioneller Pflege zu vergleichen.
Eine weitere wesentliche Lernsituation dieses Lernfeldes ist das Kennenlernen der Pfle-
geprozessmethode. Sie stellt die Basis dar für alle Lernfelder und Lernsituationen, in
denen Pflegebedarf eingeschätzt und Pflegeziele und Pflegemaßnahmen geplant,
durchgeführt und evaluiert werden. Die Schüler und Schülerinnen lernen die Pflege-
prozessmethode als eine Methode der Problemlösung kennen, welche auch in Berei-
chen außerhalb der pflegerischen Berufspraxis Anwendung findet. Die Schüler und
Schülerinnen erwerben grundlegende Kompetenzen, welche für die Anwendung des
Pflegeprozesses bedeutsam sind, wie z. B. gezielt und systematisch zu beobachten, In-
formationen zu sammeln, zu ordnen, zu interpretieren und präzise schriftlich zu formu-
lieren.
Die Konzepte und Erklärungsmodelle für Pflege aus den verschiedenen Pflegetheorien
finden Anwendung in der Strukturierung des theoriegeleiteten Pflegeprozesses, z. B. in
der Gestaltung eines Assessmentinstrumentes nach der Struktur der Lebensaktivitäten
oder den Aktivitäten und existentiellen Erfahrungen des täglichen Lebens oder in der
Gliederung der Pflegemaßnahmen entsprechend den Pflegesystemen aus der Theorie
von Dorothea Orem.
Die Bedeutung von Beobachten und Wahrnehmen als Basiskompetenz für Pflegende
wird in allen Lernsituationen unterstrichen und zwar nicht nur im traditionellen Ver-
ständnis der Krankenbeobachtung, sondern in einem erweiterten Verständnis im Kon-
text von Prävention und Gesundheitsförderung.
Des Weiteren werden in diesem Lernfeld Ansätze der intra- und interdisziplinär auf-
einander abgestimmten Versorgung von Menschen mit Pflegebedarf in bestimmten Set-
tings der Pflege wie der Aufnahme, Entlassung und Überleitung von Menschen mit
Pflegebedarf thematisiert.
In der Lernsituation 2.4 Pflege dokumentieren erfolgt eine Integration des ganzheitlichen
Pflegeverständnisses bei der Anwendung der Pflegeprozessmethode. Die Lernenden
erfassen die Bedeutung EDV- gestützter Erhebung, Verarbeitung und Dokumentation
pflegebezogener Informationen und lernen den Pflegeprozess als eine qualitätssichern-
de Maßnahme kennen.
Es findet eine Verknüpfung dieses Lernfeldes mit dem Lernfeld 8 statt, insbesondere in
der Lernsituation 8.4 Ökonomische Rahmenbedingungen berücksichtigen. Faktoren der Leis-
tungserfassung und Leistungsberechnung in Pflege und Medizin werden in qualitätssi-
chernden Maßnahmen bedacht und Konzepte der integrierten Versorgung entwickelt.
Die Lernenden verstehen den Zusammenhang verschiedener Instrumente der Quali-
tätssicherung in der Pflege, wie z.B. der Pflegedokumentations- und –
80
organisationssysteme, Pflegestandards und weiterer Maßnahmen der Qualitätssiche-
rung.
Der Lernprozess in diesem Lernfeld ist stark kognitiv orientiert. Erfahrungsberichte der
Lernenden zu den Thematiken der einzelnen Lernsituationen werden unter den Foki
Koordination, Organisation, und Qualitätssicherung in der Pflege betrachtet. Dabei fin-
det aber gleichzeitig auch ein emotionaler Lernprozess statt, der die Befindlichkeit der
Lernenden und der Menschen mit Pflegebedarf berücksichtigt.
Das Lernen in Theorie und Praxis wird durch eine Lernaufgabe in der Lernsituation 2.4
Pflege dokumentieren gefördert, regelmäßige Reflexionsgespräche zum Lernprozess ver-
tiefen den Kompetenzerwerb.
81
LERNFELD 2 DEN PFLEGEPROZESS THEORIEGELEITET ANWENDEN
Semester: 1 Stunden: 16
Lernvoraussetzungen
2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln
2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und der
integrierten Versorgung unterstützen
2.4 Pflege dokumentieren
2.6 Pflegequalität sichern
5.1 Kommunikation als Prozess gestalten
Zielsetzung
82
Lernort Praxis
Einflussfaktoren der Wahrnehmung und Beobachtung kennen
Gezielt und systematisch beobachten
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Zur Informationssammlung
Herr Manfred Keller, 67 Jahre alt, 170 cm groß, 70 kg schwer, wurde am 16.05.2007 vom
Notarzt ins Kreiskrankenhaus Grünstadt eingewiesen. Seine Ehefrau Elfriede, 63 Jahre
alt, erkannte am Morgen, dass es ihrem Mann plötzlich schlecht ging. Er hatte schwei-
ßige Hände und eine graue Gesichtsfarbe. Auf Ansprache reagierte er nicht.
83
Es wurde ein apoplektischer Insult diagnostiziert, der eine schlaffe Lähmung der ge-
samten rechten Seite und eine Aphasie zur Folge hatte.
Herr Keller befindet sich in einem guten Allgemein- und Ernährungszustand. Die Läh-
mung des rechten Beines ist bereits rückläufig, der Arm weist weiterhin eine schlaffe
Lähmung auf. Die Sprache ist teilweise verwaschen und schwer verständlich. Er rea-
giert auf Ansprache, ist jedoch zeitweise zeitlich und örtlich desorientiert und versucht
aus dem Bett zu gelangen.
Zurzeit besteht noch die verordnete Bettruhe. Er soll ab dem 19.05.2007 mobilisiert wer-
den. Die krankengymnastische Abteilung und die Logopädie wurden informiert.
Die Aphasie behindert ihn stark. Herr Keller reagiert auf diese Einschränkung zum Teil
ungeduldig. Seine Ungeduld äußert sich in Form von Wut und Traurigkeit. In diesen
Phasen schlägt er mit der weniger betroffenen Hand auf das Bett bzw. den Nachttisch
oder wendet sich traurig ab. Sehr betroffen ist er über seine momentane Urininkonti-
nenz und weint teilweise nach dem Betten.
Herr Keller ist stark kurzsichtig, seine Brille setzt er auch im Bett auf.
Nach Aufforderung wäscht er sich den Oberkörper eigenständig, vergisst jedoch, die
mehr betroffene Körperhälfte einzubeziehen.
Herr Keller hat eine Oberkieferzahnprothese. Beim Essen hat er vereinzelt Schluckbe-
schwerden, vor allem wenn er sich zur Eile getrieben fühlt.
Herr Keller lebt mit seiner Ehefrau und dem Kater Peterle in einer Doppelhaushälfte am
Stadtrand. Ihr gemeinsamer Sohn Jan lebt mit seiner Frau im Nachbarort. Besonders
stolz ist Herr Keller auf seine beiden Enkelkinder Bianca (3 Jahre) und David (5 Jahre).
Seine Frau bezeichnet den Kontakt zu ihnen als gut. Herr Keller genießt nach Aussagen
seiner Ehefrau das Rentnerleben. Früher war er als Versicherungsvertreter tätig.
Er steht früh auf (meist gegen 6:30 Uhr) und holt regelmäßig Vollkornbrötchen zum
Frühstück. Am Morgen liest er gewöhnlich die Tageszeitung. Tagsüber beschäftig er
sich gern im Garten oder in seinem Gewächshaus. Nach dem Mittagessen zieht er sich
ein Stündchen zum Mittagsschlaf zurück. Abends sieht er gerne 1-2 Stunden fern oder
hört klassische Musik. Am liebsten isst er deftige Hausmannskost; auf gar keinen Fall
mag er Pudding oder Brei. Er trinkt mit Vorliebe Milchkaffee und Pfefferminztee. Herr
Keller ist Nichtrauer und trinkt gelegentlich ein Bier. Besonderen Wert legt er, nach
Auskunft seiner Frau, auf sein gepflegtes Äußeres. Er ist es gewohnt, jeden zweiten Tag
zu duschen und benutzt täglich eine Munddusche zur Zahn- und Mundhygiene.
Herr Keller war im Kindesalter Linkshänder und wurde in der Schule zum Rechts-
schreiben „umerzogen“. Daher kann Herr Keller Tätigkeiten, wie Brot schneiden oder
Schrauben anziehen beidseitig ausführen; vornehmlich benutzt er jedoch die rechte
Hand. Mit der linken Hand kann Herr Keller nicht schreiben.
Es besteht bei ihm eine Pflasterallergie gegen braunes Heftpflaster und eine Allergie auf
menthol- und eukalyptushaltige Präparate.
Die Haut ist trocken, weißt aber keine Läsionen oder Rötungen auf. Herr Keller hat eine
Venenverweilkanüle am linken Handrücken.
84
Literatur
Budnik, B.(2005): Pflegeplanung leicht gemacht – Für die Gesundheits- und Kranken-
pflege. 5. Auflage. München. Elsevier-Verlag
Hammer, A. (2001): Pflegeprozess. in: Lauber, Anette (Hrsg.). verstehen & pflegen Band
1 – Grundlagen beruflicher Pflege. Stuttgart; New York. Thieme-Verlag
Menche, N. (Hrsg.) (2004): Pflege heute. Kapitel 5 Organisation und Planung der Pfle-
ge. 3. Auflage. München. Elsevier-Verlag. S. 83-88
Lauber, A.; Schmalstieg, P. (2001): Wahrnehmen und beobachten. Thieme, Stuttgart
Leoni-Scheiber, C. (2005): Didaktik Pflegeprozess – Ein Leitfaden für den Unterricht.
Wien. Facultas Universitätsverlag
Loskamp,B. (et al.) (2003) Prozessorientiert pflegen. Grundlagen der Pflege für die Aus-
, Fort- und Weiterbildung. Prodos-Verlag
Sander, K. (2005) Aufgaben, Kommentare und Informationsblätter zur Lernsituation
„Wahrnehmen, beobachten, handeln“. Unterricht Pflege, 10. Jahrgang, Heft 5, S. 31-42
Sander, K.; Schneider, K. (2005): Wahrnehmen, beobachten, handeln – Unterrichtskon-
zept und Lernsituation. Unterricht Pflege, 10. Jahrgang, Heft 5, S. 27-30
Schneider, K. (2005): Wir sehen was wir sehen wollen. Unterricht Pflege, 10. Jahrgang,
Heft 5, S. 14-18
Unterricht Pflege 3/2003 Pflegeprozess im Unterricht. Prodos-Verlag
Zielke-Nadkarni, A. (2005): Das Kompetenzentwicklungsmodell nach Benner als
Grundlage von Wahrnehmungs- und Beobachtungsschulung. Unterricht Pflege. 10
Jahrgang, Heft 5, S. 2-5
85
LERNFELD 2 DEN PFLEGEPROZESS THEORIEGELEITET ANWENDEN
Semester: 1 Stunden: 14
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
86
Inhalte
Methodenvorschläge
Die Anwendung von Konzepten aus den Pflegetheorien können die Lernenden in
der Strukturierung von Anamnesebögen z. B. nach den ATL`s (N. Roper et al) oder
AEDL`s (M. Krohwinkel) nachvollziehen( Verknüpfung mit Lernsituation 2.3 Men-
schen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und der integrierten
Versorgung unterstützen)
Zur Einführung in die Pflegetheorie nach D. Orem eignet sich die Betrachtung einer
Pflegesituation in der ambulanten Gesundheits- und Kinderkrankenpflege (Ver-
knüpfung mit 3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und versorgen)
Es empfiehlt sich, die in der Interaktionstheorie von H. Peplau beschriebenen Pha-
sen, in denen sich Pflegekraft und Patient/-in befinden mit Hilfe einer Situationsbe-
schreibung einer psychiatrischen Patientin, z. B. einer jugendlichen Patientin mit
Anorexie zu erläutern (Verknüpfung mit Lernsituation 12.6 Kinder und Jugendliche
mit psychischen Erkrankungen pflegen).
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
87
Literatur
88
LERNFELD 2 DEN PFLEGEPROZESS TEORIEGELEITEN ANWENDEN
Semester: 1 Stunden: 14
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Praxis
Menschen in Aufnahme-, Verlegungs-, Entlass- und Überleitungssituationen pro-
fessionell begleiten
Die theoriegeleitete Pflegeprozessmethode in verschiedenen Settings (Aufnahme,
Verlegung, Entlassung, Überleitung) anwenden
Maßnahmen der Qualitätssicherung unter ökonomischen Gesichtspunkten in den
Prozessen der Aufnahme, Verlegung, Entlassung und Überleitung durchführen
89
Inhalte
Erste Teilsequenz:
Aufnahmesituationen in Einrichtungen des Gesundheitswesen, z. B. im Kranken-
haus
o Analyse von Aufnahmesituationen, Anwenden des ersten Schrittes des
Pflegeprozesses
o Bereich Zentrale Aufnahme im Krankenhaus
Prozesse der Verlegung, Entlassung und Überleitung in Einrichtungen des Gesund-
heitswesen
o Emotionen, Erwartungen
o Pflegerische Handlungskompetenzen
o Nationaler Expertenstandard Entlassmanagement
Zweite Teilsequenz:
Konzepte der Überleitung / Casemanagement im Gesundheitswesen
Integrierte Versorgungskonzepte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Heute ist der Entlassungstag von Frau Martin. Sie soll von der Station 7 Innere Medizin
nach Hause entlassen werden. Sie wurde vor 10 Tagen wegen eines Lungenödems auf-
genommen. Die kardiale Situation stabilisierte sich durch orale Digitalis- und Nitroprä-
parate. Unter Ruhebedingungen und in Situationen geringer Anstrengung besteht ak-
tuell keine Dyspnoe.
Sie sind für die Pflege von Frau Martin zuständig. Die Nachtwache berichtet Ihnen:
„Frau Martin hat nicht gut geschlafen. Sie klingelte öfter und klagte über Atemnot. Ich
beobachtete bei ihr eine regelmäßige, nicht erschwerte Atmung. Es war auch kein Bro-
deln zu hören. Ich kochte ihr ihren Hagebuttentee, den sie so gerne trinkt. Aber sie war
nicht zu beruhigen. Daraufhin rief ich Herrn Dr. Pora. Er hörte sie ab. Alles war unauf-
90
fällig. Da Frau Martin aber weiterhin über Atemnot klagte, verordnete er prophylak-
tisch einen Liter Sauerstoff über die Nasensonde. Den gab ich ihr. Darauf meldete sie
sich nicht mehr.
Sie gehen im Frühdienst in das Zimmer von Frau Martin, um ihr bei der Körperpflege,
insbesondere beim Anziehen der Ausgehkleider und dem Richten der persönlichen Sa-
chen für den Transport nach Hause zu helfen.
Als Frau Martin Sie sieht bricht sie in Tränen aus. „Wie soll das alles werden, Frau Con-
radt? Ich bin doch zu Hause ganz alleine. Ich fühle mich so schwach. Kann ich nicht
doch noch einige Tage bei Ihnen bleiben? Was ist, wenn ich daheim stürze oder wieder
so eine schlimme Atemnot bekomme? Ich bin doch ganz alleine. Mein Mann ist tot. Ich
habe keine Kinder. Die Nachbarin, welche immer mal zu mir rein geschaut hat, ist auch
letzten Sommer verstorben. Ich komme allein nicht mehr zurecht. Behalten Sie mich
doch bitte noch hier.
Literatur
91
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme,
2.3 Entlassung, Überleitung und bei der integrierten
Name: ____________________
Versorgung unterstützen Kurs: ____________________
in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
Pflichtaufgabe Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
ohne Rückgabe mit Rückgabe bis:
Aufgabenstellung:
Beobachten Sie während der Hospitationswoche innerhalb des Einführungsblocks
eine Aufnahmesituation!
Beispiele:
die Aufnahme eines Kindes oder eines Jugendlichen im Krankenhaus
die Aufnahme eines/einer erwachsenen Patienten/Patientin im Krankenhaus
die Aufnahme einer Bewohnerin / eines Bewohners im Pflegeheim
die Aufnahme eines Menschen mit Pflegebedarf in der ambulanten Versorgung
Erfassen Sie durch Ihre Beobachtung folgende Aspekte:
1. Persönliche Daten des Menschen mit Pflegebedarf (Name anonymisiert, Alter, Geschlecht)
2. Grund für die Aufnahme
3. Angaben zu Begleitpersonen
(Zahl, ungefähres Alter, Geschlecht, Beziehung zum Menschen mit Pflegebedarf)
4. Verhalten des Menschen mit Pflegebedarf
5. Verhalten der Begleitpersonen
6. Verhalten der Pflegenden und anderer beteiligter Personen
7. Handlungen innerhalb der Aufnahmesituation
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
92
LERNFELD 2 DEN PFLEGEPROZESS TEHROIEGELEITET ANWENDEN
Semester: 1 Stunden: 30
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Praxis
93
Inhalte
Methodenvorschläge
Anwendung der Problemlösemethode am Beispiel des Filmes Cast away mit Tom
Hanks
Pflegeprobleme mit hoher Priorität in einer Pflegesituationsbeschreibung erkennen
und in Kleingruppen gemeinsam Probleme/Ressourcen formulieren. Anschließende
Vorstellung und Diskussion im Plenum
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
Budnik, B. (2005): Pflegeplanung leicht gemacht – Für die Gesundheits- und Kranken-
pflege. 5. Auflage. München. Elsevier-Verlag
Hammer, A. (2001): Pflegeprozess. in: Lauber, Anette (Hrsg.). verstehen & pflegen Band
1 – Grundlagen beruflicher Pflege. Stuttgart; New York. Thieme-Verlag
Henke, F. (2007): Formulierungshilfen zur Planung und Dokumentation der Pflege. Mit
Hinweisen aus den Richtlinien des MDK. Stuttgart. Kohlhammer Verlag
Keitel, P. (2007) Handlungsorientierte Pflegdokumentation. Wissen, worauf es an-
kommt. Stuttgart. Kohlhammer Verlag
Loskamp, B.: Pflegediagnosen. In: Unterricht Pflege 5/2001 S. 22-26
Loskamp,B. (et al.) (2003) Prozessorientiert pflegen. Grundlagen der Pflege für die Aus-
, Fort- und Weiterbildung. Prodos-Verlag
Menche, N. (Hrsg.) (2004): Pflege heute. 3. Auflage. München. Elsevier-Verlag. S. 83-88
94
Wieteck, P. European Nursing care Pathways® - Pflegerische Behandlungspfade auf der
Basis von Praxisnahmen Theorien entwickeln. In: Printernet 11/2003, S. 84-94
Wieteck, P. European Nursing care Pathways® - Aus der Praxis für die Praxis. In: Pfle-
gezeitschrift 4/2004, S. 266-269
Wieteck, P. (Hrsg.) (2004): ENP® - European Nursing care Pathways – Standardisierte
Pflegefachsprache zur Abbildung von pflegerischen Behandlungspfaden. Bad Emstal.
Recom Verlag
Wieteck, P./Opel, B. (2006): Planen, Formulieren, Dokumentieren. Pflegediagnosen für
die Altenpflege auf Grundlage der standardisierten Pflegefachsprache ENP®. Bad Ems-
tal. Recom-Verlag
Wieteck, P.: Dokumentation mithilfe der standardisierten Pflegefachsprache ENP® -
Pflegeprozess detailliert und aktuell abbilden. In: Pflegezeitschrift 5/2007, S. 257-259
95
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Name: ____________________
2.4 Pflege dokumentieren
Kurs: ____________________
in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
Pflichtaufgabe Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
ohne Rückgabe mit Rückgabe bis:
Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-
Sie können alle pflegerelevanten patientenbezogenen Daten mit Hilfe einer tung durch:
Checkliste (Anamnesebogen, Stammblatt,…) sicher und strukturiert, erfassen
und sich aus den gewonnenen Daten die daraus resultierenden Pflegeproble- Mentor/-in
me ableiten.
Sie können für die erkannten Pflegeprobleme passende Pflegeziele formulie- Praxisanleiter/-in
ren.
Sie planen unter Berücksichtigung der Ressourcen Ihres Patienten adäquate Lehrer/-in
Pflegemaßnahmen
Aufgabenstellung:
1. Erfassen Sie die Pflegeanamnesedaten eines pflegebedürftigen Patienten (Erwachsener oder Kind)
zur ATL „Sich bewegen“. Nutzen Sie hierzu den Anamnesebogen Ihres praktischen Einsatzfeldes.
2. Formulieren Sie zwei Pflegeprobleme / eventuelle Ressourcen, Pflegeziele und Maßnahmen zur
ATL „Sich bewegen“.
Informationsquellen:
Die Pflegeplanung führen Sie bitte auf dem beiliegenden ENP-Bogen durch.
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
96
LERNFELD 2 DEN PFLEGEPROZESS TEHORIEGELEITET ANWENDEN
Semester: 2 Stunden: 8
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Inhalte
97
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Frau Wolf liegt auf der Station 4 der chirurgischen Abteilung. Vor 6 Tagen erhielt sie
eine Colonresektion und eine Anus praeter-Anlage. Heute half ihr die Pflegeschülerin
Magda Schleicher bei der Morgentoilette. Nach dem Frühstück nahm die Gesundheits-
und Krankenpflegerin Lisa Koch die Verbandwechsel bei ihr vor und beschrieb ihr den
Zustand der OP- Wunde und des Stomas. Anschließend kam der Pflegeschüler Andreas
Wittmann und führte die Vitalzeichenkontrolle durch. Er erzählte Frau Wolf, dass er
heute bei 15 Patienten den Blutdruck zu messen habe. Danach beriet der Gesundheits-
und Krankenpfleger Peter Schnell, Frau Wolf und ihre Tochter bezüglich der Stomaver-
sorgung. Vor dem Mittagessen brachte die Gesundheits- und Krankenpflegerin Ina
Osen Frau Wolf die oralen Medikamente und erklärte ihr, wie sie diese einnehmen sol-
le.
Dabei bricht Frau Wolf in Tränen aus:“Wie soll ich denn das alles bewältigen. Ich stelle
mich doch noch so ungeschickt an. Meinen künstlichen Darmausgang kann ich noch
lange nicht allein versorgen. Dabei soll ich schon bald entlassen werden. Ich möchte
nicht, dass mein Mann mir hilft. Er wird sich sicher vor mir ekeln. Davor habe ich
Angst.....“
Literatur
98
Internetquellen:
http://www.vincentz.net/haeuslichepflege/ Zugegriffen am 16.06.2007
www.dbfk.de/fachgruppen/primary-nursing Zugegriffen am 27.12.2007
99
LERNFELD 2 DEN PFLEGEPROZESS TEHORIEGELEITET ANWENDEN
Lernsituation 2.6 Pflegequalität sichern
Semester: 1 Stunden: 10
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
100
Vor- und Nachteile von standardisierten und individuellen Pflegeplänen kennen
Die Bedeutung wissenschaftlicher Erkenntnisse in Pflegestandards
/Expertenstandards im Rahmen der Rechtssprechung kennen
Lernort Praxis
An der Umsetzung von Instrumenten der Qualitätsentwicklung und –sicherung
mitwirken
Inhalte
Methodenvorschläge
Analyse von Pflegestandards, welche die Schüler aus ihren vorausgegangenen Pra-
xiseinsätzen mitbringen, anhand im Vorfeld definierter Kriterien
Diskussion zu den Themen:
o Pro und Kontra „standardisierte / individualisierte Pflege“
o Qualitätsgeleitetes Arbeiten in der Pflege – Anspruch und Wirklichkeit oder
Gefährliche Pflege hier – Qualitätssicherung dort?
Erfahrungsaustausch über in der Praxis eingesetzte / angewandte Instrumente zur
Pflegequalitätssicherung
Pflegesituationsbeschreibung
Altenpflegerin Grit hat eine Schrecksekunde. Die PDL ist am Telefon und bittet sie, auf
dem anderen Wohnbereich einen Katheterwechsel vorzunehmen. „Sie sind doch darin
fit, oder?“ „Ja, klar“ antwortet Grit. In ihrer Zeit in der Akutgeriatrie waren die behand-
101
lungspflegerischen Tätigkeiten ihr „tägliches Brot“. Schon damals hatte es sie geärgert,
wenn man Altenpflegerinnen nachsagte, sie könnten nicht spritzen oder ähnliches. Grit
arbeitet nach ihrer Babypause in einer Seniorenresidenz. Es ist ihr erster Katheterwech-
sel seit zwei Jahren. Bevor sie sich auf den Weg macht, konsultiert sie die hauseigenen
Pflegestandards. „Hätte ich alles gewusst“, brummt sie vor sich hin, „aber sicher ist si-
cher.“
Literatur
Baartmans, P. C.M. & Geng, V. (2006): Qualität nach Maß – Entwicklung und Imple-
mentierung von Qualitätsverbesserungen im Gesundheitswesen. 2. Auflage. Bern. Ver-
lag Hans Huber, Hogrefe AG
Giebing, H. et al. (1999): Pflegerische Qualitätssicherung – Konzept, Methode, Praxis. 3.
Auflage. Bern, Göttingen, Toronto, Seattle. Hans Huber Verlag
Gieske, M./Matscheko, N. (2006): Pflegequalität. In: Heuwinkel-Otter, Annette (2006)
Menschen Pflegen Band 1. Heidelberg. Springer-Verlag. S. 114-132
Görres, S. (1999): Qualitätssicherung in Pflege und Medizin. Bestandsaufnahme, Theo-
rieansätze, Perspektiven am Beispiel des Krankenhauses. Bern; Göttingen; Toronto; Se-
attle. Verlag Hans Huber
Eisenreich, T. (2003): Handbuch Pflegemanagement – Erfolgreich führen und wirt-
schaften in der Pflege. 2. Auflage. Neuwied, Köln, München. Luchterhand
Herrgesell, S./Runde, A. (2005): Qualitätsmanagement aktiv unterstützen – Grundla-
gen der Pflege für Aus-, Fort- und Weiterbildung Heft 17. Brake. Prodos Verlag
Menche, N. (Hrsg.) (2004): Qualitätssicherung und Management. In: Pflege heute. Mün-
chen. Elsevier-Verlag. S. 95-106
Prodos Verlag (Hrsg.) (2005): Unterricht Pflege - Qualitätsmanagement 1/2005 Brake.
Prodos-Verlag
Reinhart, M. (2002a): Studienbrief: Einführung in das Qualitätsmanagement. 2. Aufla-
ge. Hochschulverbund Distance Learning. Brandenburg
Reinhart, M. (2002b): Studienbrief: Pflege und Qualität. 2. Auflage. Hochschulverbund
Distance Learning. Brandenburg
Swoboda, B.: Wissen, wo es steht. In: Altenpflege 10/2006. S. 44-45
102
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld
Zielsetzung
103
Sich mit den Rollen der Beteiligten und der eigenen Rolle auseinandersetzen
Grundlagen menschlicher Entwicklung und Sozialisation als Basis für die individu-
elle Ausrichtung des Pflegehandelns verstehen
Im Pflegehandeln Möglichkeiten der individuellen Förderung und Unterstützung
von Entwicklungsprozessen erkennen und berücksichtigen
Betroffene über institutionelle und finanzielle Möglichkeiten der Versorgung bera-
ten
Die Kooperation verschiedener Berufsgruppen sowie die Überleitung zwischen ver-
schiedenen Institutionen mit gestalten
In diesem Lernfeld befassen sich die Lernenden mit der Lebenssituation ihrer Klientel
in den verschiedenen Tätigkeitsfeldern der Pflege. Sie betrachten die soziale Situation
der Menschen mit Pflegebedarf in verschiedenen institutionellen Settings, in ihrer pri-
vaten häuslichen Umgebung und hinsichtlich der Entwicklung des Individuums.
Einerseits ist der Lebenskontext der Pflegebedürftigen unabhängig von Fragen pflegeri-
schen Agierens zu bedenken, doch hat die Auseinandersetzung mit der jeweiligen Le-
benssituation Konsequenzen für das berufliche Handeln.
Durch Reflektion und Diskussion der unterrichtlich gesetzten Impulse als auch eigener
Erfahrungen sowie in Form von Erkundung und Befragung werden die Auszubilden-
den sensibilisiert für das Erleben von Menschen, die in Abhängigkeit von Versorgung
und Betreuung gezwungen sind. Zugleich werden verbliebene Fähigkeiten und Gestal-
tungsmöglichkeiten erfasst, mit dem Ziel, sie ins Pflegehandeln einzubinden.
Die Lernsituation 3.4, in der Lernenden die Lebenswelt sozial schwach gestellter Men-
schen wahrnehmen und verstehen sollen, intendiert die Fähigkeit, Ursachen, Merkmale
und Auswirkungen der Situation, in der sich Gruppen unserer Gesellschaft befinden,
im beruflichen Handeln zu einzubeziehen. Sowohl in der stationären als auch in der
104
ambulanten Versorgung von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und alten Menschen
werden Pflegende mit Armut und anderen sozialen Problemfeldern konfrontiert.
Die Lernaufgaben in diesem Lernfeld lenken die Auszubildenden in der Reflektion der
Sichtweisen aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Bereits frühzeitig in der Ausbil-
dung nähern sie sich in verschiedenen Settings den personalen und institutionellen Be-
dingungen, unter denen pflegerische Versorgung und Betreuung erfolgt.
Beschwerden und Kritik, die ein Patientenfürsprecher / eine Patientenfürsprecherin
vorgetragen bekommt, werden erkundet. Eine Institution der ambulanten Patientenver-
sorgung ist zu analysieren. Belastungen in der ambulanten Versorgung von Pflegebe-
dürftigen und Entlastungsmöglichkeiten für Angehörige werden erfasst. Der Entwick-
lungsstand zu versorgender Kinder und Jugendlicher wird untersucht und passende
Beschäftigungsangebote entwickelt.
Roper et al. (2002) begründet ihr Pflege- und Lebensmodell auf die verschiedenen Pha-
sen der „Lebensspanne“ eines Menschen von der Geburt bis zum Tod, die entsprechend
die gesamte menschliche Existenz, jede „Lebensaktivität“ und das komplette Verhalten
eines Individuums prägen und ausmachen. Pflegende sind mit Menschen aller Alters-
stufen konfrontiert und müssen sich auf die unterschiedlichen Bedürfnisse unterschied-
licher Altersgruppen einstellen. Dafür bedarf es einer fundierten Auseinandersetzung
mit Erlebniswelten der pflegerischen Klientel, des Eindenkens und Einfühlens, um dem
Menschen beruflich professionell (in dieser bewusst doppelten Bedeutung) begegnen
zu können. Dies ist Grund dafür, einen großen Teil der Lernsituationen für den Anfang
der Pflegeausbildung zu planen. Für die Reflektion der Situation sozial schwach gestell-
ter Menschen sowie die Situation des alternden Menschen erscheint es sinnvoll, zu-
nächst Erfahrungen im pflegerischen Berufsfeld zu sammeln, um erst dann in der un-
terrichtlichen Reflektion und Bearbeitung sich den Problemfelder zu nähern. Das empa-
thische Verstehen erst ist Voraussetzung für das helfende Begleiten.
In allen Teilen dieses Lernfeldes wird zudem die Entwicklung interkultureller Kompe-
tenz als übergeordnetes curriculares Ziel gefördert.
105
Lernsituationen dieses Lernfelds
106
LERNFELD 3 MENSCHEN IN IHREM LEBENSKONTEXT WAHRNEHMEN
UND BEGLEITEN
Semester: 1 Stunden: 8
Lernvoraussetzungen
2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und bei
der integrierten Versorgung unterstützen
2.4 Pflege nach einem System organisieren
5.3 Intra- und interdisziplinär kommunizieren
8.1 Gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen berücksichtigen
9.1 Professionelles Verständnis von Gesundheit und Krankheit entwickeln.
Zielsetzung
Inhalte
Patientencharta
Patientenfürsprecher
Begriffsbestimmungen: soziale Rolle, Position, Rollenset, Rollenkonflikte
Erwartungen an die professionell Pflegenden.
107
Unterstützungsmöglichkeiten und Grenzen der Pflegenden in den Einschränkungen
und Belastungen von Menschen im Krankenhaus.
Trennungsreaktionen bei Kindern nach Robertson
o Protestphase
o Verzweiflungsphase
o Ablösungsphase
Methodenvorschläge
Rollenspiel
Erlebte Beispiele aus der Praxis
Diskussion
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
108
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Sie erleben Kritik und Beschwerden aus der Distanz der Patientenfürspreche- Praxisanleiter/-in
rin / des Patientenfürsprecher
Lehrer/-in
Sie reflektieren diese aus der Perspektive der Pflegenden und setzen sich mit
dem Erleben von Patienten auseinander.
Aufgabenstellung:
Informationsgespräch mit dem Patientenfürsprecher / der Patientenfürsprecherin
Vereinbaren Sie mit der Patientenfürsprecherin / des Patientenfürsprecher Ihres Krankenhauses ein per-
sönliches oder ein Telefongespräch über ihre / seine Aufgaben und die Beschwerden und die Kritik, die
Patienten an sie / ihn richten.
Informieren Sie sich vorher über die Aufgabe eines Patientenfürsprechers und bereiten Sie dieses Gespräch
mit entsprechenden Fragestellungen vor.
Welches sind die häufigsten Bereiche, die eine Patientenfürsprecherin / ein Patientenfürsprecher
angehen muss?
Welche Beschwerden können von Pflegenden bereits im direkten Kontakt und Umgang mit Patien-
ten auffangen und angehen?
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:
109
LERNFELD 3 MENSCHEN IN IHREM LEBENSKONTEXT WAHRNEHMEN
UND BEGLEITEN
Semester: 1 Stunden: 8
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
110
bulanten Versorgung zusammenarbeiten
in der Auswahl des Heims beraten und die Aufnahme ins Pflegeheim gestalten
die Pflegeorganisation im Altenheim verstehen und die Perspektive der alten Men-
schen wahrnehmen
Heimbewohnerinnen und -bewohner und ihre Angehörigen unterstützen, betreuen
und begleiten
Inhalte
Methodenvorschläge
Medien- und Internetrecherche zu Berichten des MDK zur Versorgung alter Men-
schen in Heimen und in der ambulanten Versorgung
Vorschläge eigener Vorstellungen oder den Vorstellungen von Angehörigen und
Freunden zur Auswahl eines Heimes und Vergleich mit entsprechenden Experten-
vorschlägen
Erkundung in Pflegeheimen zur Situation der Bewohner/-innen und ihrem Erleben
Podiumsgespräch und Expertenbefragung mit einer Heimleitung oder der Pflege-
dienstleitung eines Heimes, mit einer Mitarbeiterin / eines Mitarbeiters eines ambu-
lanten Pflegedienstes, mit der Sozialarbeiterin einer Beratungs- und Koordinie-
rungsstelle in der ambulanten Versorgung, mit dem Kliniksozialdienst und einer ge-
setzlichen Betreuerin / einem gesetzlichen Betreuer
mit Vorbereitung der Befragung in Schülergruppen und entsprechend eingesetzten
Moderatoren für das Podiumsgespräch
Dokumentation der Pflegebedürftigkeit eines Patienten / einer Patientin und Infor-
mationsweitergabe auf einem Überleitungsbogen und Reflexion über die fehlenden
bzw. die zusätzlich zu ergänzenden Aspekte
111
Protokollierung und Reflexion einer persönlichen oder telefonischen Kontaktauf-
nahme mit einem Sozialdienst oder einem Altenheim in der Überleitung eines Be-
wohners / einer Bewohnerin
Pflegesituationsbeschreibung
Situation 1:
Frau H. (über 80 Jahre alt) erzählt:
"Bis vor zwei Jahren habe ich noch alleine im Haus meiner Eltern gelebt. Irgendwann
ging das dann aber nicht mehr. Es war einfach zuviel und zu anstrengend für mich ge-
worden. Da hab' ich mich dann entschlossen, ins Heim zu ziehen, und ich kann Ihnen
sagen: Bis heute hab' ich’s nicht bereut. Ich bin also sozusagen ganz freiwillig hier
(lacht),.... und mir gefällt es auch sehr gut hier. Wir haben hier doch wirklich nichts aus-
zustehen, bekommen alles war wir brauchen. Wenn ich will, geht das auch. Was will
man denn noch mehr? ... Wenn ich jetzt zu Hause wäre, dann säße ich bestimmt ganz
alleine.“
Situation 2:
Herr G. (über 60 Jahre alt) erzählt:
"Ich komme mir hier so eingesperrt vor. Nichts kann ich mehr eigenständig machen.
Früher habe ich mir ein paar Kaninchen gehalten. Als Hobby habe ich das betrieben. So
was kann man hier alles vollkommen vergessen. Hier muss man sich in die große Mas-
se einfügen. Extrawürste sind da nicht drin, was ja auch verständlich ist. ... Es gibt hier
ja wirklich kaum etwas, das man für sich hat oder machen kann. So gut wie alles, was
ich früher in meiner Freizeit gemacht habe, das musste ich aufgeben, als ich hierher ge-
kommen bin.“
Literatur
112
MDR-Umschau: Checkliste Alten und Pflegeheime.
http://www.mdr.de/umschau/201109.html (Zugriff 07.01.2008)
Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit Rheinland-Pfalz (o.J.):
Altern mit Zukunft. MASG Mainz.
Statistisches Bundesamt (2004): Bevölkerungsentwicklung in Deutschland. Wiesbaden.
Statistisches Bundesamt (2006): Kurzbericht Pflegestatistik. Wiesbaden.
Statistisches Bundesamt (2003): Im Jahr 2050 wird jeder Dritte in Deutschland
60 Jahre und älter sein. Wiesbaden.
Steinhagen-Thies, E. (2001): Das geriatrische Assessment. Schattauer-Verlag, Stuttgart.
Stiftung Warentest (2000): Pflege. So organisieren Sie die Hilfe. Stuttgart.
Verband der Angestellten-Krankenkassen / Arbeiter-Ersatzkassenverband: Entschei-
dungshilfe für die Auswahl einer stationären Pflegeeinrichtung.
Ohne Ort und Jahr.
113
LERNFELD 3 MENSCHEN IN IHREM LEBENSKONTEXT WAHRNEHMEN
UND BEGLEITEN
Semester: 1 Stunden: 10
Zielsetzung
114
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Die Pflegeschülerin Frau Kaiser versorgt mit der Gesundheits- und Krankenpflegerin
Frau Ritter einen Patienten nach einem Schlaganfall zu Hause.
Seit einer Woche kommt jeden Morgen der ambulante Pflegedienst und führt die In-
timpflege im Bett durch. Anschließend wird Herr Müller in den Rollstuhl mobilisiert
und erhält Unterstützung bei der Körperpflege am Waschbecken.
Er kann seinen Oberkörper alleine waschen. Neuerdings ist er wieder in der Lage, die
Rasur mit dem Elektrorasierer zu übernehmen. Allerdings kann Herr Müller am
Waschbecken nicht stehen. Deshalb ist es ihm recht, dass die Intimtoilette schon im Lie-
gen durchgeführt wurde.
Herr Müller kann im Bett seine Lage meistens selbständig verändern. Manchmal muss
er aber nach seiner Ehefrau rufen, damit sie ihn beim Lagern unterstützt, wenn er auch
wegen seiner Herzinsuffizienz zu schwach ist, um sich allein auf die Seite zu drehen. Er
kann nicht selbstständig aufstehen. Seine Frau kann ihm nur mit sehr viel Mühe aus
dem Bett helfen.
Über Nacht trägt er eine Inkontinenzhose, denn er ist oft zu ungeschickt, wenn er nach
der Urinflasche greift. Außerdem möchte er seine Ehefrau nicht unnötig bei der
Nachtruhe stören
115
Frau Ritter spricht zum wiederholten Male mögliche Erleichterungen bei der Pflege für
die Ehefrau und die Pflegekräfte des ambulanten Pflegedienstes durch ein Pflegebett
an. Schon beim ersten Beratungsgespräch zur Vorbereitung auf die Pflege zu Hause
wurde Frau Müller ein Pflegebett als Leistung der Pflegeversicherung empfohlen. Frau
Ritter erklärt noch einmal die Erleichterung beim Lagern und Waschen durch ein höhe-
res Bett. Durch das rückenschonende Arbeiten am Pflegebett hätten Frau Müller und
die professionell Pflegenden eine Förderung zum Erhalt ihrer Gesundheit.
Herr Müller stimmt dem zu. Er gibt zu bedenken, dass er sich in dem Pflegebett mit
Seitenschutz ohne Angst drehen könnte und dafür seine Frau nicht rufen müsste, wenn
sie z. B. schlafen würde.
Frau Müller bricht in Tränen aus: „Ich kann doch nicht einfach unser Ehebett wegge-
ben. Darin schlafen wir beide doch schon seit 35 Jahren.“
Literatur
116
Curriculum- Lernaufgabe 1
Klassifikation
Aufgabenstellung:
Führen Sie ein Praxistagebuch für die Zeit Ihres ersten praktischen Einsatzes in der
ambulanten Pflege!
Erfassen Sie Einschränkungen und Belastungen von ambulant versorgten Menschen mit Pflegebe-
darf und ihrer Angehörigen sowie die Entlastungsmöglichkeiten und –grenzen durch Pflegende.
Halten Sie Ihre Ergebnisse in einer übersichtlichen Tabelle fest.
Besprechen Sie die Beobachtungen, Erfahrungen und Arbeitsergebnisse bei der Praxisbegleitung
durch die Pflegelehrerin / den Pflegelehrer, soweit möglich unter Einbeziehung der für Sie ver-
antwortlichen Mentorin oder Praxisanleiterin.
Stellen Sie bei der Praxisbegleitung durch die Lehrkraft einen Patienten / eine Patien-
tin, den /die Sie in der ambulanten Pflege versorgen, vor!
Informationsquellen:
Biografieerhebung, Pflegeanamnese und Pflegeplanung der Patientin / des Patienten
Unterrichtsunterlagen und Pflegelehrbuch
Baumgartner, L. / Kirstein, R. / Möllmann, R. (2003) :
Häusliche Pflege heute. Urban & Fischer, München/Jena.
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
117
Curriculum- Lernaufgabe 2
Klassifikation
Name: ____________________
3.3 Menschen in der ambulanten Pflege
wahrnehmen und begleiten Kurs: ____________________
in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
umzusetzen im ambulanten Wahleinsatz Lehrer/-in:
Pflichtaufgabe Wahlaufgabe Umfang: min. 7 Seiten
ohne Rückgabe mit Rückgabe nach der Präsentation im nächsten Block
Die schriftliche Ausarbeitung und die Präsentation werden benotet
(70% schriftliche Ausarbeitung, 30% Präsentation).
Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-
tung durch:
Sie haben sich eine ambulante Einrichtung ausgesucht mit einem Schwerpunkt in
der rehabilitativen, kurativen, palliativen und/oder präventiven Versorgung.
Mentor/-in
Im ersten Teil der Aufgabe analysieren Sie die Einrichtung.
Sie beurteilen Instrumente der Qualitätssicherung und ihre Anwendung.
Praxisanleiter/-in
Im zweiten Teil der Aufgabe beschäftigen Sie sich umfassend mit einer Patienten-
/Klientensituation, ermitteln den individuellen Pflege-, Beratungs-, und/oder
Lehrer/-in
Betreuungsbedarf und beurteilen den Erfolg der Maßnahmen.
Gliederung der Hausarbeit
1. Analyse der Einrichtung
1.1 Klienten/Patientengruppe
1.2 Arbeitsschwerpunkte/ Arbeitsspektrum
1.3 Aufbau der Institution/der Einrichtung (Organigramm)
1.4 Vertretende Berufsgruppen
1.5 Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen/ Einrichtungen
1.6 Arbeitszeiten
1.7 Instrumente der Qualitätssicherung (z.B. Leitbild, Standards, Dokumentation,
Überleitungsbogen,…)
1.8 Finanzierung der Einrichtung/Institution
2. Berufliches Handlungsfeld
2.1 Klienten/Patientengruppe
2.2 Arbeitsschwerpunkte/ Arbeitsspektrum
2.3 Exemplarische Beschreibung einer Patienten-/Klientensituation (Pflegesituations-
beschreibung)
2.4 Erhebung des individuellen Pflege-, Beratungs-, und/oder Betreuungsbedarfs
2.5 Tätigkeitsbeschreibung, z.B. Beschreibung eines Beratungsgesprächs oder Beschreibung
eines Handlungsablaufs
2.6 Bewertung der Maßnahmen
3. Reflexion/Evaluation
3.1 Bewertung der Umsetzung eines qualitätssichernden Instrumentes (1-3 Beispiele)
(kriterienorientiert)
3.2 Persönlicher Lernerfolg (Entwicklung der Fach-, personalen-, Methoden- und Sozial-
kompetenz)
Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in: Datum: Unterschrift:
Praxisanleiter/-in:
Einrichtung / Abteilung: ________________________________
118
LERNFELD 3 MENSCHEN IN IHREM LEBENSKONTEXT WAHRNEHMEN
UND BEGLEITEN
Semester: 6 Stunden: 12
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Die aktuelle Situation und Entwicklung von Armut und Reichtum
in Deutschland einschätzen
Die Bedeutung von Armut für Einzelpersonen, für Familien und für die Gesellschaft
beurteilen
Merkmale sozialer Schichten kennen und verstehen
Mögliche Ursachen von Armut kennen
Mögliche Auswirkungen von Armut auf die emotionale Befindlichkeit sowie
die soziale und gesundheitliche Situation kennen und verstehen
119
Lernort Schule und Lernort Praxis
Die persönliche Einstellung zu sozial schwach gestellten Menschen,
insbesondere wohnungslosen Menschen, reflektieren
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Ich bin 18 Jahre alt und habe vor 4 Monaten eine Ausbildung in der Gesundheits- und
Krankenpflege begonnen.
Es ist der 15. Dezember und mein erster Einsatz auf einer unfallchirurgischen Station.
12.00 Uhr vormittags, Frühdienst. Ich bekomme am Rande mit, dass wir einen Zugang
bekommen haben.
Mit der Anweisung, ich solle mir ein Paar Einmalhandschuhe einstecken, werde ich zu
Herrn Kern geschickt, den ich aufnehmen soll.
Mit Blutdruckapparat, Thermometer und Anamnesebogen ausgestattet, die Waage hin-
ter mir herziehend, begebe ich mich auf den Weg zu Zimmer 521.
Auf den Anblick, der sich mir bietet, bin ich in keiner Weise vorbereitet.
Herr Kern sitzt mit einem „Flügelhemd“ bekleidet auf seinem Bett, vor sich eine große
Plastiktüte, in der er offensichtlich etwas sucht.
Die Mitpatienten teilen mir sogleich mit, dass sie nicht bereit sind, die nächste Nacht
noch in diesem Zimmer zu verbringen. Sollten sie nicht umgehend in ein anderes Zim-
120
mer verlegt werden, würden sie noch am selben Tag auf eigene Verantwortung nach
Hause gehen.
Im Zimmer stinkt es unbeschreiblich und als ich mich Herrn Kern nähere, entdecke ich
an der Brotschnitte, die er mittlerweile in der Hand hält und zum Mund führt, Maden.
Meinen Einwand, dass er das Brot doch unmöglich noch essen könne, wehrt Herr Kern
ab. Ein bemüht unauffälliger Blick in die Plastiktüte lässt mich erahnen, dass dort neben
ein paar anderen Habseligkeiten auch noch andere Lebensmittel vor sich hin gammeln.
Ich beginne zu verstehen, warum ich Einmalhandschuhe mitnehmen sollte und versu-
che, mich auf die Pflegeanamnese zu konzentrieren.
Er sehe zwar nicht mehr so gut wie vor 20 Jahren, aber Brille…, nein, Brille habe er
nicht. Hörgerät brauche er auch nicht. Ob er Probleme mit der Ausscheidung habe?
Herr Kern schüttelt den Kopf. Der Geruch im Zimmer lässt vermuten, dass diese Aus-
sage nicht ganz zutrifft.
Ich bitte Herrn Kern, die Ärmel seines Flügelhemdes hochzukrempeln und möchte ei-
gentlich die Manschette des Blutdruckapparates anlegen. Beim Anblick des Armes je-
doch bin ich dazu nicht mehr in der Lage: Die gesamte Ellenbeuge ist von einem teils
blutigen, teils eitrig verkrusteten Ausschlag überzogen und die Haut ist übersät von
eigenartigen Gängen.
Ob ich mit Handschuhen und anschließender Händedesinfektion wohl – vor was auch
immer – ausreichend geschützt bin? Herr Kern fährt mich an, er möchte jetzt nur noch
in Ruhe gelassen werden und ich gebe mir nicht allzu viel Mühe, ihn zum Messen der
Körpertemperatur zu überreden.
Am „Pflegestützpunkt“ ergänze ich auf meinem Anamnesebogen, dass Herr Kern zwar
nur noch drei (kariöse?) Zähne, aber – natürlich – auch keine Zahnprothese hat.
Erst bei der Übergabe bekomme ich den Geruch des Zimmers allmählich aus der Nase
und ich erfahre: Herr Kern ist obdachlos.
Literatur
121
Internetquellen:
http://www.wohnungslos-in-berlin.de/texte/ritz02.htm
Zugriff am 22. 1. 2008
http://www.wohnzukunft.net/index.php4?content=projekt&projekt_id=29
Zugriff am 22. 1. 2008
122
LERNFELD 3 MENSCHEN IN IHREM LEBENSKONTEXT WAHRNEHMEN
UND BEGLEITEN
Semester: 1 Stunden: 30
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Inhalte
123
Körperliche Entwicklung des Kindes und des Jugendlichen
Krankheitserleben und Krankheitsverständnis bei Kindern und Jugendlichen
Sprach- und Sprechstörungen
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
,,Die betroffenen Kinder leiden unter einer Gedeihstörung im weitesten Sinne; sie er-
greift den körperlichen und den seelischen Bereich. Schon bei Säuglingen im Kinder-
heim sind Unterschiede gegenüber Kindern, die in Familien leben, zu bemerken, insbe-
sondere an Körpergröße und Körperkraft, Bewegungsfreude, Gewebsspannung, stati-
scher und geistiger Leistung, Mimik, Blick der Augen, Farbe und Frische der Haut. Ist
die Ansprache mangelhaft, so fehlen Anregungen zu geistiger Auseinandersetzung,
zum steten Lernen und auch zu körperlicher Betätigung. Ein Kind braucht Lob, ermun-
ternde Gesten, ein fröhliches Gesicht und die Liebkosungen der Ammen und der Erzie-
her.“
Literatur
124
Strauch, B. (2003): Warum sie so seltsam sind. Gehirnentwicklung bei Teenagern. Berlin
Verlag. Berlin
Thomas, R.M./Feldmann, B. (2002): Die Entwicklung des Kindes. Ein Lehr- und Praxis-
buch. Beltz-Verlag, Weinheim.
Informationsbroschüre
Barmer und Mehr Zeit für Kinder e. V. (Hrsg.) (2002). Eltern sein - Die ersten Jahre.
Ideen, Informationen und Gesundheitstipps für die junge Familie. 2. Auflage
125
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Aufgabenstellung:
Entwicklung von Kindern und Jugendlichen verstehen und begleiten
1. Suchen Sie sich ein Kind oder mehrere Kinder im Alter von 3 bis 12 Jahren aus, das / die sie wäh-
rend Ihres Einsatzes in einer pädiatrischen Einrichtung für die Dauer von 60 Minuten allein betreu-
en.
2. Erfassen und beschreiben Sie kurz den kognitiven, sprachlichen und motorischen Entwicklungs-
stand dieses Kindes / eines dieser Kinder.
3. Zeigen Sie konkrete Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten für dieses Kind / für diese Kinder un-
ter Berücksichtigung von Alter, Entwicklungsstand, Vorlieben und verfügbarer Zeit auf.
4. Setzen Sie Ihre Ideen in die Praxis um. Spielen Sie mit dem Kind / mit den Kindern.
5. Werten Sie anschließend gemeinsam mit Ihrer Mentorin oder Praxisanleiterin aus, ob und warum
Ihr Spiel- und Beschäftigungsangebot sinnvoll war, wie es von dem Kind / den Kindern ange-
nommen wurde und welche Alternativen es gegeben hätte.
6. Stellen Sie Ihre Ergebnisse schriftlich dar (Umfang max. 2 Seiten).
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
126
LERNFELD 3 MENSCHEN IN IHREM LEBENSKONTEXT WAHRNEHMEN
UND BEGLEITEN
Semester: 3 Stunden: 36
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Bevölkerungsentwicklung in Deutschland und der übrigen Welt erkennen und die
Veränderungen für die Pflege ableiten
Theorien zum Altern kennen und verstehen
Normale Alterungsprozesse kennen
Veränderte Bedeutung und veränderten Ausdruck der Sexualität im Alter verstehen
127
Lernort Schule und Lernort Praxis
Gefühl für den Begriff „Alt - Jung“ entwickeln und alte Menschen in der Gesell-
schaft wahrnehmen und ihnen im eigenen Denken und Handeln einen angemesse-
nen Platz einräumen
Kritische Lebensereignisse im Lebens- und Alterungsprozess und speziell im Alter
anerkennen
Strategien der Alltagsbewältigung speziell auch im Alter kennen und im Umgang
mit alten Menschen unterstützend aufzeigen
Unterschiedliche Veränderungen und Verhaltensreaktionen des älteren Menschen
auf Verluste und Einschränkungen verstehen und akzeptieren
Unterstützende Reaktionsweisen auf gelungene und nicht gelungene Verlustverar-
beitung entwickeln und anwenden
Sexuelle Aktivität und Inaktivität alter Menschen wahrnehmen und akzeptieren
Verdeckte Ausdrucksmöglichkeiten sexueller Bedürfnisse von alten Menschen in
Abhängigkeitssituationen erfassen
Befriedigung sexueller Bedürfnisse alter Menschen in Abhängigkeitssituationen er-
möglichen und mit klarer Abgrenzung zur Belästigung unterstützen
Inhalte
Alterstheorien
Das Bild vom alten Menschen / Selbst – und Fremdbild
Bevölkerungsentwicklung in Deutschland und der Welt
Der alte Mensch in der Gesellschaft / Arbeit, Freizeit (Sport, Bildung, Reisen, Kultur
u. a.), Verkehrsmittel und -wege, Wohnen, Konsum (Ernährung, Mode, Medien u.
a.) „der alte Mensch als Kunde“, Religion u. w.
Eigene Verluste und daraus resultierendes Erleben / Empfinden
Veränderungen im Alter, z. B. Beendigung des Berufslebens, physiologische Verän-
derungen, rückwärtsgerichtete Blickrichtung und Interessenverschiebung, Ängste /
Angsterleben, u. a.
Kritische Lebensereignisse allgemein und speziell im Alter
Altern als Entwicklungsaufgabe, Alternsprozess und Entwicklungsphasen nach E.
Erikson
Verändertes Verhalten und Erleben im Alter / Bewältigungsstrategien des älteren
Menschen auf Veränderungen und Verlusterlebnisse
Strategien der Alltagsbewältigung wie Selektive Optimierung mit Kompensation /
SOK-Modell und kognitive Umstrukturierung
Umgang der Pflegekräfte mit den gelungenen und nicht gelungenen Verhaltenswei-
sen von älteren Menschen auf Veränderungen und Verlusterlebnisse
Veränderungen im Alter im Zusammenhang mit Sexualität bei Frauen und Män-
nern
Gründe für sexuelle Aktivität und Inaktivität im Alter
Äußerungen sexueller Bedürfnisse alter Menschen in Abhängigkeitssituationen in
Altenpflegeheimen, im ambulanten Bereich und in Krankenhäusern
128
Einstellungen, Haltungen professionell Pflegender zu den sexuellen Bedürfnissen
alter Menschen
Konkrete Aufgaben, Tätigkeiten und schwierige Situationen im Zusammenhang mit
sexuellen Bedürfnissen alter Menschen in Abhängigkeitssituationen
Methodenvorschläge
Brainstorming zum Einstieg: Was heißt für mich alt – jung? /Vergleich mit Ergeb-
nissen einer Umfrage
Textstudium zu den Alterstheorien (Einzelarbeit mit schriftlicher Aussage für
Wandzeitung)
Interviews an verschiedenen Orten mit Menschen unterschiedlichen Alters zur Fra-
ge: Wer ist alt? (Straße, Kaufhaus, Kindergarten, Altenheim, Krankenhaus, Super-
markt, Bushaltestelle, Imbiss u. a.) und Präsentation der Ergebnisse vor der Klasse
Befragungen in verschiedenen Bereichen der Öffentlichkeit (Verkehr, Reisen, Ge-
schäfte, Betriebe, Freizeitangebote wie Theater/Kino/Konzerte, Sport, Kirchen, Ver-
eine u. a.) zu den Fragen: Wo und wie wird der alte Mensch in der Gesellschaft be-
rücksichtigt? Was wird ihm angeboten, wo und wie kann er teilnehmen am öffentli-
chen Leben?
Darstellung verschiedener Bewältigungsstrategien auf Verlusterleben alter Men-
schen im partnerschaftlichen Rollenspiel
Einstiegsgeschichte: „Erlaubnis für die Liebe?“ mit Austausch im Plenum und Er-
fahrungsberichten aus der Praxis
Diskussion zu „Welche sexuellen Bedürfnisse gestehen junge Menschen älteren
Menschen zu?“
Filme „Dein ist mein ganzes Herz – Liebe über 60“ und
„Zweite Halbzeit – Sex im Alter“
Erfahrungsaustausch zu „Wie teilen alte Menschen in Altenpflegeheimen, Kranken-
häusern und der ambulanten Pflege ihre sexuellen Bedürfnisse mit?“
Pflegesituationsbeschreibung
Situation 1:
Florence Trew (1872-1963): „Ich bin gestorben“
Ich schreibe dieses Buch für Florence Trew, die lange Jahre in einem Pflegeheim lebte,
und für die vielen Millionen sehr alter Menschen wie sie. Als wir uns zum ersten Mal
begegneten, im Dezember 1940, war sie 68 Jahre alt, und ich war 8.
Aufgewachsen bin ich in einem Altersheim. Natürlich musste man mindestens 65 oder
älter sein, um aufgenommen zu werden. Aber ich lebte dort, weil mein Vater, ein Psy-
chologe, der Verwalter war. Meine Mutter war die erste diplomierte Sozialarbeiterin,
die in einem Altersheim arbeitete, sie baute dort die Abteilung Soziale Dienste auf.
Frau Trew war meine beste Freundin im Heim. Trotzdem durfte ich sie nie beim Vor-
namen nennen. Immer blieb sie „Frau Trew". Sie war groß, mit einer guten Figur, und
balancierte ständig ihre Bifokal-Brille auf der langen, dünnen Nase. Wenn sie etwas un-
terstreichen wollte, dann hob und senkte sie ihren Kopf so heftig, dass die Gläser ge-
fährlich ins Rutschen kamen und gerade noch an der Nasenspitze hingen. Frau Trew
129
hat mir oft vorgelesen. Ich liebte ihre tiefe, aber klare und volltönende Stimme, die mich
oft tröstete. Nur einmal habe ich erlebt, dass ihre Stimme zitterte, damals, als sie mir
eine Stelle aus ihrem Tagebuch vorlas.
Sie hatte mich in Tränen aufgelöst auf dem rissigen Bürgersteig gefunden, der zum
Heim führte. Die Schnallen meiner Rollschuhe hatten sich unrettbar ineinander verkeilt.
Florence Trew kniete sich zu mir nieder, um jedes Wort zu verstehen. Mein Bruder und
ich hatten von unserer Mutter neue Rollschuhe bekommen. Seine Schuhe waren höchst
elegant mit dem Wort „Rollerblitz" verziert. Meine hießen, noch dazu in viel kleinerer
Schrift, nur „Gleiter". Ich erzählte also Frau Trew, dass meine Mutter den Bruder viel
lieber hätte als mich. Meine Rollschuhe seien viel schäbiger als seine, deswegen könne
er auch - weit voraus - elegant dahinsegeln, während ich armer Tollpatsch hilflos hinter
ihm herrutsche.
Frau Drew verstand diese Ungerechtigkeit sofort. Um mir in meinem Schmerz beizu-
stehen, griff sie nach ihrem Tagebuch, das sie in ihrer schwarzen, großen, glänzenden
Handtasche immer bei sich trug. Sie fand die gesuchte Seite ohne hinzuschauen. Beim
Berühren des Papiers erstarrte sie und schloss ganz fest ihre Augen. Plötzlich riss sie die
Augen weit auf - zwei blaue Fragezeichen. Wir starrten einander schweigend an, in ge-
teiltem Leid.
Frau Trew las mir aus ihrem Tagebuch vor. Ihre geliebte melodische Stimme hatte sich
zu einem düsteren, leblosen, einförmigen Misston verwandelt. Die Worte schienen wie
von selbst aus dem Buch zu kommen, ganz ohne Frau Trews Seele.
Frau Trew schloss das Tagebuch und ihre Augen. Ich nahm ihre Hand. „Und was ist
dann passiert?" flüsterte ich. „Ich bin gestorben", gab sie mir zur Antwort.
1950 verabschiedete ich mich von meiner Freundin. Sie blieb im Heim und ich ging
nach New York, um Sozialarbeit und Psychologie an der Columbia Universität zu stu-
dieren. Um 1956 herum begann ich mit alten Menschen in New Yorker Gemeindezent-
ren zu arbeiten. 1963 ging ich zurück nach Cleveland um zu unterrichten, meinen Stu-
130
dienabschluss zu machen und mit den verwirrten Bewohnern des Heims zu arbeiten, in
dem ich aufgewachsen war.
Im Sommer 1963 war es heiß und schwül. Im Aufenthaltsraum der Sonderstation für
verwirrte Heimbewohner standen die Fenster weit offen. „Hilfe! Helft mir!" Flehende
Stimmen kamen von überall. Niemand blieb stehen, um zu schauen. Niemand achtete
auf das, was sie riefen. Der Aufenthaltsraum war von der Sonne hell erleuchtet, wie von
einem Scheinwerfer angestrahlt ragten Köpfe über zusammengesunkene Körper in ge-
riatrischen Rollstühlen. Sie waren in den Sesseln festgebunden. Einige saßen aufrecht,
starrten ins Leere.
Meine Aufmerksamkeit wurde hingezogen zu einem der Sessel, in dem sich ein formlo-
ses weißes Bündel befand. Es war eine ausgetrocknete Frau, ihre Arme so dünn und
weiß, dass die blauen Adern ein Spitzenmuster zu sein schienen. Wie in einer Mausefal-
le saß die winzigkleine Frau in dem schweren Sessel, eingezwängt zwischen dem riesi-
gen Rückenpolster hinter ihr und dem hölzernen Tablett vor ihr. Mechanisch schlug sie
auf das Tablett, durch das sie ihrer Freiheit beraubt war.
„Kri. Kri. Kri." krächzte sie mit tiefer rauer Stimme. Der Tonfall war gespenstisch. Ihre
Hände liebkosten einen unsichtbaren Gegenstand, streichelten etwas, das nur sie se-
hen konnte. Über den knochigen Schultern fiel ihr Kopf hin und her. Lose Strähnen
dünnen weißen Haares hingen in die blauen Augen. Das Hauskleid, das sie trug, zeig-
te Spuren eines rosafarbenen Blumenmusters, nach viel zu vielen Waschgängen verbli-
chen, ihre Hausschuhe waren zerrissen. Sie griff nach meinem Handgelenk, als ob sie
es nie mehr loslassen wollte. Ich besah mir ihre langen Finger, die abgebrochenen Fin-
gernägel, die unzähligen Leberflecken auf ihrem Unterarm. Knotige Venenstränge
führten von jedem Fingerknöchel zu ihrem dünnen Handgelenk. Zufällig sah ich auf
ihr Namensschild.
„Florence Trew". Konnte das dieselbe Florence Trew sein? Mit meinem inneren Auge
sah ich Frau Trew vor mir. Vor 20 Jahren war sie 65 gewesen. Bei unserem letzten Zu-
sammentreffen hatten wir ein altes Volkslied gesungen, so laut, dass andere Bewohner
im Vorbeigehen missbilligend die Köpfe schüttelten. Danach waren wir 10 Kilometer
zu Fuß ins Kino am Euclid Boulevard gegangen. Als Heimbewohner durften wir gratis
hinein. Wir teilten uns eine Portion Popcorn und starrten sehnsüchtig auf Flash Gor-
don. Wir waren ein Team. Gemeinsam hatten wir 30 Cents pro Tag verdient, indem
wir schmierige Gummistücke aus Autoreifen geholt hatten, um unseren Beitrag zu den
Kriegsanstrengungen zu leisten. Wir zwei hatten sogar den Preis für die besten
„Gummipflücker" gewonnen. Frau Trew hatte die Medaille voll Stolz an ihre Tür ge-
hängt.
Die Erinnerung schnürte mir die Kehle zu. Ich beugte mich hinunter und sah ihr in die
Augen. „Denken Sie noch an unsere Medaille? Unseren Beitrag zum Krieg? Erinnern
Sie sich an das, Gummipflücken?" Sie horchte auf, sah mir fest in die Augen, ließ mich
mit ihrem Blick nicht mehr los. Sie flüsterte meinen Kosenamen: „Mimi, Mimi, hol mich
aus diesem Sessel!"
„Sie können sie nicht losbinden", warnte mich die Stationsgehilfin. „Vorige Woche hat
sie versucht abzuhauen und ist dreimal gefallen. Wenn Sie sie losbinden und sie stürzt
wieder, sind Sie verantwortlich." „Was ist geschehen?" Ich beugte mich ganz dicht über
Frau Trew, fragte sie im Flüsterton.
„Sie haben ihn weggeworfen. Sag ihnen, sie sollen ihn zurückgeben, Mimi. Bitte." Frau
Trews Stimme hatte den weichen Klang von früher. Ihre blauen Augen waren klar. Der
Griff, mit dem sie meine Hände hielt, war fest.
„Wen?" fragte ich. „Wen haben sie Ihnen weggenommen?" „Creaky. Sie hat ihn in den
Abfallkorb geworfen." Frau Trew zeigte auf die Schwester. „Das ist die Schwester, Frau
Trew, und nicht Ihre Mutter." Frau Trew schüttelte den Kopf und war enttäuscht von
mir. Sie drehte sich weg, schaltete mich gleichsam aus, starrte ins Nichts und jammerte
leise „Kri. Kri. Kri".
131
Ich blieb beharrlich. ,,Frau Trew, haben Sie einen Schlaganfall gehabt?" Ich war unsi-
cher, ob ihr Kurzzeitgedächtnis noch funktionierte. Sie starrte mich sprachlos an. Ihre
Lippen formten Worte, aber ohne Ton. Resigniert und schlaff saß sie da, der Körper von
den Gurten eingezwängt. „Ich bin gestorben", seufzte sie.
Ich redete ihr zu. „Sie können nicht tot sein, Frau Trew. Sie sprechen ja mit mir!" „Das
bildest du dir nur ein, Liebes", sagte Frau Trew traurig. „Möchten Sie gerne sterben,
Frau Trew?" fragte ich weich. „Ja." Die Antwort kam scharf und klar. „Creaky und ich
sind Abfall, Müll. Müllauto. Autoreifen-Abfall. Gummipflücker-Abfall. Müllmüllmüll.
Muhmuhmuh. Werft uns in die Mülltonne!"
Frau Trews Stimme erhob sich plötzlich zu einem schrillen durchdringenden Schrei. Sie
schleuderte den imaginären Gegenstand zu Boden. „Halt's Maul, Frau!" antwortete eine
heisere Männerstimme.
„Maul halten!" Jetzt war es ein ganzer Chor.
Frau Trew begann zu weinen und flüsterte zwischen ihren Schluchzern: „Armer Crea-
ky, sie hat dir den Fuß ausgerissen. Deine weißen Ohren sind so weich. Hol mich raus
aus diesem Sessel. Hilfe! Hilfe!" Frau Trew begann wieder zu schreien. Ich legte meinen
Arm um Florence Trew.
Die heisere männliche Stimme klärte mich auf: „Die ist verrückt, Frau. Der kannst du
nicht mehr helfen. Hilf mir! Mach mir diese Dinger auf!" Der Hochbetagte zerrte an sei-
nen Gurten, aber der weiße Stoff gab keinen Millimeter nach. In seiner Frustration
überschrie er sogar noch Frau Trew. Der Aufenthaltsraum war erfüllt von kakophoni-
schem Stimmengewirr: „Hilfe! Holt mich raus! Halt's Maul! Hundesohn! Gebt ihnen
Chloroform!"
Die Stationsgehilfin bedachte mich mit einem abschätzigen Blick. Ihre schrille Stimme
durchbrach das Gejammere. „Sie regen sie ja alle nur sinnlos auf. Wenn sie so anfan-
gen, lassen sie sich nicht mehr aufhalten." Während sie das sagte, straffte sie mit einer
geübten Handbewegung Frau Trews Gurte.
Frau Trew trat die Stationsgehilfin hart gegen das Schienbein. Dabei sprudelte sie her-
aus: „Gib mir meinen Creaky zurück, du Hündin. Ich hasse dich. Alle Kinder in dieser
Klasse hassen dich.“ Ganz ruhig, voll Selbstbeherrschung und Geduld, befeuchtete die
Stationsgehilfin ihre Lippen mit der Zunge. Mit einer Armbewegung umschloss sie die
zusammengesunkenen Alten in ihren Geriatrie-Sesseln.
„Bitte regen Sie sie doch nicht auf, Naomi. Sie können ihnen nicht helfen. Ich arbeite seit
fünf Jahren hier, ich weiß Bescheid." Ohne Frau Trew anzuschauen, schnappte sie den
Sessel und karrte sie rasch den Gang hinunter, wobei sie auf die Rückenlehne einredete.
„Du solltest diese bösen Worte nicht in den Mund nehmen, Süße. Das weißt du doch.
Eine Hündin", erklärte sie geduldig, "ist ein weibliches Tier. Ich bin kein weibliches
Tier, sondern Ihre Pflegerin, und ich mag Sie sehr. Es ist Zeit zum Schlafen, Schlafi-
Schlafi machen. Alles ist in bester Ordnung, Liebling."
Ihre Stimme, diesmal süßlich, verlor sich im Gang, bis sie verschwand. Frau Trew hatte
keine Möglichkeit mehr, ihren Kopf nach mir zu wenden. Florence Trew und ich hatten
keine Möglichkeit, uns voneinander zu verabschieden. Sie starb noch in dieser Nacht.
132
Situation 2:
Frieda Huber, Altenpflegeschülerin, 38 J. alt, macht z. Zt. ihr Praktikum in der Sozial-
station. Dabei betreut sie seit einigen Tagen Herrn Pistor, 72 J. alt.
Er kommt allein nicht mehr zurecht. Kürzlich starb seine Frau, die ihn bis dahin immer
versorgt hatte. Sein Diabetes und einige andere Beschwerden machen ihm zu schaffen.
Herr Pistor ist zwar bewegungseingeschränkt, aber gehfähig.
Anfangs ging Frieda Huber immer gern hin. Sie arbeitet noch nicht lange in der Alten-
pflege und ist gerade erst wieder ins Berufsleben eingestiegen. Voller Eifer begann sie,
Herrn Pistor bei ihren täglichen Besuchen zu versorgen.
Doch schon nach einigen Malen entdeckt sie, dass sie jedes Mal, wenn Herr Pistor auf
ihrer Terminliste steht, schon vorher ein ungutes Gefühl im Bauch hat. Die Atmosphä-
re, während sie dort arbeitet, ist ihr unheimlich.
Gelegentlich kommt die Krankengymnastin, die mit Herrn Pistor Übungen macht, zur
gleichen Zeit wie Frieda Huber. Heute ertappt sie sich dabei, dass sie auf dem Weg
schon immer denkt: Hoffentlich ist heute die Krankengymnastin wieder da, dann muss
ich nicht mit ihm allein in der Wohnung sein.
Als Herr Pistor ihr die Tür öffnet, stellt Frieda Huber sehr schnell fest, dass außer ihr
und Herrn Pistor niemand da ist. Sie beginnt sofort mit ihrer Arbeit und bereitet das
Wannenbad vor. Immer steht Herr P. hinter ihr. Dreht sie sich einmal plötzlich um,
steht er so dicht in ihrer Nähe, dass sie mit ihm in Berührung kommt.
In der Ecke im Flur sieht sie sich ihm plötzlich ausgeliefert. Er steht hinter ihr, legt ihr
auf einmal den Arm um die Schulter und tätschelt ihr die Wange. Dabei spürt sie einen
sehnsüchtigen Blick auf sich ruhen. Sie kann nirgends ausweichen, und es laufen ihr
kalte Schauer über den Rücken. Die Berührung ist ihr unangenehm, und sie weiß nicht,
wie sie reagieren soll. Unsicher lächelt sie ihn an, schiebt ihn schließlich zur Seite, geht
ins Schlafzimmer und räumt dort auf.
Herrn Pistor informiert sie kurz, dass das Wannenbad heute nicht stattfinden kann und
bringt im Badezimmer alles in Ordnung. Sehr schnell und betont sachlich erledigt sie
die nötigsten Dinge, ruft Herrn Pistor von weitem einen Abschiedsgruß zu und ver-
schwindet. Erleichtert atmet sie auf, als die Wohnungstür hinter ihr ins Schloss fällt. –
Aber morgen muss sie wieder hin ...
Situation 3:
Agnes Heil, Altenpflegeschülerin, 21, hat heute wieder Dienst auf ihrem Wohnbereich.
Fröhlich betritt sie – nach dem Anklopfen – das Zimmer von Frau Merkel und ruft
schon von weitem „Guten Morgen“. Das „Herein“ wartet sie in Absprache mit Frau
Merkel nicht ab, denn die Bewohnerin hört sehr schlecht und wünscht deshalb aus-
drücklich, dass das Personal ohne entsprechende Aufforderung eintritt.
133
Frau Merkel ist krank und schon seit einigen Tagen bettlägerig. Agnes Heil kommt –
wie häufig morgens – zur Ganzwäsche.
Schwungvoll öffnet sie die Zimmertür. Frau Merkel liegt im Bett, die Decke hochgezo-
gen und beide Hände darunter. Agnes sieht die Bewegungen unter der Decke und fragt
zunächst arglos: „Was machen Sie ...?“ Mitten im Satz bricht sie ab, denn es fällt ihr wie
Schuppen von den Augen, dass sie einmal während ihrer Ausbildung über das Thema
Selbstbefriedigung gesprochen haben. Damals hatte sie noch gedacht: Solche Situatio-
nen passieren doch mir nicht! Jetzt steht sie wie angewurzelt und peinlich berührt mit-
ten im Zimmer. Es hat ihr die Sprache verschlagen.
Literatur
134
Stanjek, K. (Hrsg.) (2005): Sozialwissenschaften - Altenpflege Konkret.
3. Auflage, Elsevier-Verlag, München.
Zöllner, E. (2006): Erlaubnis für die Liebe. PflegeDienst Nr. 2, S. 14.
Filmmaterial:
Heller, P. (Produzent) (2005): Zweite Halbzeit – Sex im Alter. Filmkraft Filmproduktion
im Auftrag des ZDF
Herzberg, R. (Produktionsleitung) (1995): Vorsicht Rentner – Die Jungen in Panik - Fu-
turistischer Ausschnitt zur Überalterung der Gesellschaft). Hessischer Rundfunk
Schmidt, S. (1994): Dein ist mein ganzes Herz – Liebe über 60. Dokumentarfilm.
Internetquelle:
Schultz-Zehden, B.: Das Sexualleben älterer Frauen – ein tabuisiertes Thema
http://www.elfenbeinturm.net/archiv/2004/06.html, Zugriff am 28.3.2007
135
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld
Zielsetzung
136
Menschen mit Pflegebedarf im Zusammenhang mit Beschäftigung, Lebens- und
Umfeldgestaltung beraten
Pflegerische Fertigkeiten im Zusammenhang mit Beschäftigung trainieren
Kreative, künstlerische und musische Elemente in der Beschäftigung umsetzen
Bewegung, Tanz und Musik als belebende Betreuungselemente einsetzen
Interkulturelle Kompetenz in der Lebensgestaltung entwickeln
Die Belastungen von betreuenden Angehörigen erkennen und im Rahmen von Fa-
milienstrukturen und anderen sozialen Netzwerken Entlastungsmöglichkeiten un-
terstützend anbieten
Menschen mit Betreuungsbedarf situations- und klientenorientiert unterstützen
Das Feiern unterschiedlicher Feste bei Menschen unterschiedlicher Altersgruppen
gestalten
Schwerpunkt der ersten Lernsituation ist die Gestaltung des Lebens- und Wohnraumes
der Menschen mit Pflegebedarf. Die Lernenden erwerben Kompetenzen in der Bera-
tung zur gesundheitsfördernden Umfeld- und Lebensweltgestaltung unter aktivieren-
den und rehabilitativen Aspekten.
Die Lernenden reflektieren die Auswirkungen ihres eigenen Umfeldes auf ihr Wohlbe-
finden oder Missempfinden. Sie bewerten z. B. den Einfluss der Wohnformen auf die
Lebensqualität von Menschen, sie reflektieren und diskutieren den Autonomieverlust in
Heimen für alte Menschen.
Aufbauend auf die Erhebung von Biografieinformationen als Teil der Pflegeanamnese
im Lernfeld 2 Den Pflegeprozess theoriegeleitet anwenden wird die Biographiearbeit als ein
wichtiges Konzept pflegerischer Arbeit eingeführt.
Die Lernenden nähern sich in autobiografischer Betrachtung dem Thema Biografie. Da-
bei erkennen sie Biografie als individuelle Lebensgeschichte. Den Schüler- und Schüle-
rinnen wird bewusst, wie sehr die Lebensgeschichten der Menschen von Kultur und
aktuellem Zeitgeist geprägt werden. Sie erfassen die Bedeutung der biografischen Di-
mension in allen Stadien der prozessorientierten Pflege und somit ihre Relevanz für alle
Lernfelder des Curriculums.
Durch kleine biografische Episoden wird diese Relevanz verdeutlicht. Es erfolgt eine
enge Verknüpfung mit den Lernsituationen in Lernfeld 3 Menschen in ihrem Lebenskon-
text wahrnehmen, besonders in der Berücksichtigung entwicklungsbezogener Aspekte
im Pflegehandeln in den Lernsituationen 3.5 und 3.6 hinsichtlich der altersspezifischen
und der individuellen Entwicklungs- und Veränderungsprozesse. Wichtig ist, diese
Lernsituation mit Lernsituation 3.6 in der Verantwortung der gleichen Lehrkraft durch-
zuführen.
Die Schüler und Schülerinnen lernen die Biografiearbeit als Methode und Verfahren
pflegerischer Arbeit kennen. Sie erwerben Handlungskompetenz in der Integration der
Methode Biografiearbeit in den Pflegeprozess. Ein vertiefender Kompetenzerwerb er-
137
folgt in der Anwendung der Biografiearbeit in der Lernsituation 10.4 Menschen mit De-
menz unterstützen und begleiten.
Eine Lernaufgabe dient der intensiven Auseinandersetzung mit der Biografie eines Men-
schen mit Pflegebedarf. Spezifisch im Berufsfeld Altenpflege bedarf es hier weitere Ver-
tiefungen in der Praxis als auch in der Inanspruchnahme von Fort- und Weiterbildungs-
angeboten nach Abschluss der Ausbildung.
In der Lernsituation 4.3 beschäftigen sich die Lernenden verstärkt mit den Familien, Be-
zugspersonen und sozialen Netzwerken der Menschen mit Pflegebedarf.
Nachfolgend befasst dieses Lernfeldes sich mit der Beschäftigung von Pflegebedürfti-
gen verschiedener Altergruppen (Schwerpunkte: Kinder, Jugendliche und alte Men-
schen) in Form von kulturellen Bildungs- und Spielangeboten sowie durch Musik, Be-
wegung und Tanz.
Im Lebens- und Pflegemodell nach Roper et al. (2002), auf dem weitere Pflegekonzepte
in der Kranken- und in der Altenpflege basieren, wird eine Lebensaktivität als „Arbei-
ten und Spielen“ bezeichnet.
Arbeit und Spiel wird dort als Ergänzung beschrieben. Doch beide Lebensaktivitäten
sind beim akut erkrankten Menschen nicht unerheblich eingeschränkt. Menschen im
Rentenalter sind meist nicht mehr auf eine Berufstätigkeit zum Zweck des „Broter-
werbs“ angewiesen, gestalten bei entsprechend verbliebenen Fähigkeiten, vorhandener
Kreativität und bei aktiver Pflege von Sozialkontakten eigenständig weiter. Der pflege-
abhängige alte Mensch in stationären Einrichtungen, jedoch auch in der häuslichen Ver-
sorgung ist meist nicht mehr an sinnvollen Betätigungen beteiligt und Beziehungen zu
früheren Bezugspersonen außerhalb des engen Familienkreises gestalten sich schwierig.
Das kranke Kind braucht gerade durch die Einschränkungen, das es in seiner Pflegebe-
dürftigkeit erlebt, von seiner Umgebung Anregungen zur Beschäftigung.
138
es für Menschen aller Altersgruppen. Konzepte zur Beschäftigung werden durch Be-
schäftigungstherapeuten und Kunsttherapeuten am Lernort Schule vorgestellt und am
Lernort Praxis vertieft. Hier wird eine deutliche Kohärenz der einzelnen Lernsituationen
dieses Lernfeld deutlich.
Die beiden ersten Lernsituationen dienen bereits im ersten Ausbildungsjahr als Grundlage
vor allem für die Begegnung mit älteren Menschen mit Pflegebedarf. Nach der Hälfte der
Ausbildung verfügen die Schüler/-innen über entsprechende Erfahrung, um Pflege und Be-
schäftigungsangebote in Einklang bringen zu können und den individuellen Fähigkeiten
anzupassen. Es ist jedoch zu diskutieren, ob nicht gerade der sozial-kommunikative Aspekt
der Lebensgestaltung gerade in den Berufsfeldern Altenpflege sowie Gesundheits- und Kin-
derkrankenpflege vorrangig oder gleichrangig zu körperbezogenen Pflegetätigkeiten steht
und deshalb zu einem früheren Ausbildungszeitpunkt angeboten werden müssen. Anderer-
seits betont eine späte Vermittlung dieser Lerninhalte den vorauszusetzenden Kompetenz-
erwerb für diese Aufgabenfelder.
In allen Teilen dieses Lernfeldes ist die Entwicklung interkultureller Kompetenz als überge-
ordnetes curriculares Ziel zu berücksichtigen.
139
LERNFELD 4 MENSCHEN BEI DER LEBENSGESTALTUNG UNTERSTÜTZEN
Lernsituation 4.1 Lebens- und Wohnraum von Menschen mit Pflegebedarf gestal-
ten
Semester: 2 Stunden: 16
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Bedeutung des Wohn- / Lebensraums für alle Menschen erkennen und die zuneh-
mende Wichtigkeit für das Wohnen im Alter verstehen und neue Ideen dazu entwi-
ckeln
Über Wohn- und Lebensangebote für alte Menschen aus verschiedensten Ländern
der Welt informiert sein und Vergleiche zu Deutschland herstellen
Unterschiedliche Wohnkonzepte und Wohnphilosophien kennen und bewerten
140
Lernort Schule und Lernort Praxis
Wohnbiografie alter Menschen kennen und daraus resultierende Bedürfnisse akzep-
tieren
Alte Menschen und ihre Angehörigen über Wohnmöglichkeiten informieren und bei
Bedarf beraten
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
141
Bisaz, J. (2004): Lebensqualität im Heim – Die Eden-Alternative.
Die Schwester / Der Pfleger Nr. 7, S. 516 – 518.
Boggatz, T. (2004): Zwei-Klassen-Pflege - Ägypten. Altenpflege Nr. 7, S. 30 – 32.
Brandenburger, H. (2005): Die Zukunft von Alten- und Pflegheimen – Entwicklung aus
pflegewissenschaftlicher und gerontologischer Sicht.
Pflege Aktuell Nr. 4, S. 205 – 210.
Callenius, C. (2004): Das Gold blättert – Ghana. Altenpflege Nr. 3, S. 24 – 26.
De Silva, N. (2007): Das Kreuz des Südens. Altenpflege Nr. 7, S. 37 – 39.
Dibellus, O. (2006): Koloniales Erbe – Zimbabwe. Altenpflege Nr. 5, S. 34 – 36.
Eschenfelder, J. (2005): Auf hohem Niveau – Singapur. Altenpflege Nr. 7, S. 35 – 37
Gerster, E. (1995): Ein eigenes Dorf für 186 Demente. Pflegezeitschrift Nr. 8, S. 446 – 450.
Handke, V. (2003): Anna-Haag-Haus in Stuttgart – Lebendiges Wohnen dreier Genera-
tionen unter einem Dach. Pflegezeitschrift Nr. 5, S. 320 – 321.
Hoffmann, A. (2004): Ein junger Kontinent altert – Australien.
Altenpflege Nr. 9, S. 27 – 30.
Hoffmann, A. (2005): Eine Welt voller Ideen – Kanada. Altenpflege Nr. 1, S. 26 – 30.
Hoffmann, A. (2005) Bleibe fürs Leben – Abbey-Field-Häuser. Altenpflege Nr. 6, S. 22.
Hoffmann, A. (2005) Auf leisen Sohlen – Abbey-Field-Häuser. Altenpflege Nr. 10, S. 55
– 56.
Jasper, B. (2002): Gerontologie - Lehrbuch der Altenpflege. Vincentz Verlag, Hannover.
Jenrich, H. (2005): Das ist die logische Folge. Interview mit Psychiatriereformer Prof.
Dr. Klaus Dörner. Altenpflege Nr. 10, S. 50.
Kandel, I. / Ritter, M. (2005) Stationäre Sackgasse – Israel. Altenpflege Nr. 9, S. 28 – 32.
Kast, A. (2004): Auf dem Altar der Tradition – Japan. Altenpflege Nr. 1, S. 41-43.
Klie, T. (2004): Schwache Strukturen – Chile. Altenpflege Nr. 11, S. 30 – 32.
Klie, T. (2006): Ehrenwerte Alte – Bolivien. Altenpflege Nr. 9, S. 39 – 41.
Köther, I. / Gnamm, E. (2000): Altenpflege in Ausbildung und Praxis. 4. Auflage, Thie-
me Verlag. Stuttgart.
Pro Alter – Fachmagazin des Kuratoriums Deutsche Altershilfe Nr. 1, S. 39 – 41.
Lucassen, H. (2003): Die Welt ist stehen geblieben. Pflegezeitschrift Nr. 3, S. 156 – 157.
Marvedel, U. (2004): Gerontologie und Gerontopsychiatrie - Fachwissen Pflege – lern-
feldorientiert. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten.
Marx, J. (2006): Tradition und Moderne – Thailand. Altenpflege Nr. 3, S. 33 – 35.
Minihuber, K. (2005) Ungewisse Zukunft – Brasilien. Altenpflege Nr. 5, S. 32 – 34.
Mischler, G. (2005): Der Kommunismus ergraut – China. Altenpflege Nr. 11, S. 30 – 32.
Monkhouse, C. (2002): Es ist besser in einem Garten zu leben… - Die Eden-Alternative.
Österreichische Pflegezeitschrift Nr. 10, S. 18 – 20.
Slobodzian, S. (2006): Die Schere geht auf – Marokko. Altenpflege Nr. 7, S. 24 – 25.
Teigeler, B. (2002): Ein Stück zuhause. Die Schwester / Der Pfleger Nr. 8, S. 668 – 671.
Teigeler, B. (2003): Treffpunkt Wohnküche. Die Schwester / Der Pfleger Nr. 5,
S. 380 – 382
Internetquellen:
http://www.innovative-qualifikation.de/abbeyfield.htm, Zugriff am 5.7.2005
http://www.tangenborgh.nl/pflegeheim-de-bleerinck.htm, Zugriff am 27.7.2006
http://www.annahaaghaus.de/main2.htm, Zugriff am 19.7.2005
142
LERNFELD 4 MENSCHEN BEI DER LEBENSGESTALTUNG UNTERSTÜTZEN
Semester: 2 Stunden: 16
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
143
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Situation 1:
Ein Bewohner erzählt einer Altenpflegerin in einem Einzelgespräch:
„Als Kind auf dem Lande bin ich vom Heuwagen gefallen und habe mir mehrere Kno-
chenbrüche zugezogen. Die kaputten Knochen sind nicht wieder richtig zusammenge-
wachsen. Das hat mein ganzes Leben verändert.
Welche Frau will schon einen Mann oder welcher Chef einen Arbeiter, der ein Krüppel
ist. Ich hab’ mich als Tagelöhner über Wasser gehalten. Die Frauen haben mich nur
ausgelacht.“
Situation 2:
Frau Schmidt erzählt im Altentreff, dass sie als junges Mädchen gut Klavier spielen
konnte. Seit dem 6. Lebensjahr bekam sie Klavierunterricht. Sie hatte kleine Auftritte im
Rahmen der Familie und bei Gesellschaften. Mit 16 Jahren träumte sie von einer Karrie-
144
re als Pianistin. Mit 17 bekam sie ihr erstes Kind. Seitdem habe sie nur mal so kleine
Liedchen gespielt.
Textinterpretation
Der Mensch ist ein Geheimnis.
Man muss es enträtseln,
und wenn Du es ein ganzes Leben
lang enträtseln wirst,
so sage nicht,
Du hättest die Zeit verloren.
Ich beschäftige mich mit diesem Geheimnis,
denn ich will ein Mensch sein.
Fjodor M. Dostojewski
Literatur
145
Stuhlmann, W. (2004): Demenz – wie man Bindung und Biografie einsetzt. Gerontolo-
gische Reihe, Band 33, Ernst Reinhardt Verlag, München-Basel
Internetquelle:
Pressemitteilung 9/2006 der Universität Witten - Herdecke:
„Die besten Lieder meines Lebens“
http://wga.dmz.uni-wh.de/orga/html/default/edrr-
Filmmaterial:
Priemer, C. (1994): Tisa von der Schulenburg – Künstlerin, Aufklärerin, Ordensfrau.
Saarländischer Rundfunk, Saarbrücken.
146
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Name: ____________________
4.2 Menschen biografieorientiert pflegen
Kurs: ____________________
in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
Pflichtaufgabe Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
ohne Rückgabe mit Rückgabe bis:
Aufgabenstellung:
Sie begleiten in Ihrer Ausbildung täglich Menschen in ihrer Hilfs- und Pflegebedürftigkeit und erfahren
dabei sehr viel von ihnen – aber nicht alles!
Lernen Sie einen Menschen noch besser kennen, indem Sie
ihn wahrnehmen, sehen, beobachten
ihn hören, ihm zuhören, mit Spannung sein Reden erwarten
ihm Fragen stellen, ihn jedoch nicht ausfragen
seine Fragen beantworten, ihn aber nicht mit Informationen überschütten
Ihre Hilfe anbieten, ihn unterstützen, Aufgaben für ihn übernehmen
ernsthaft an ihm interessiert, aber nicht maßlos neugierig sind
ihm nahe kommen, aber dabei die erforderliche Distanz einhalten
ihn „auf sich wirken lassen“
Wählen Sie einen Patienten / eine Patientin oder einen Bewohner / eine Bewohnerin aus,
der/die über 70 Jahre alt ist
den/die Sie über eine Woche hinweg begleiten
den/die Sie über Ihre Aufgabe informieren
Dies sollten Sie zusammen und im Austausch mit einer Pflegefachkraft tun.
Schreiben Sie eine Biografie von diesem Menschen und nehmen Sie all das, was Sie – mit allen Sinnen -
erfahren haben als Grundlage. Es wird eine Biografie sein, die Sie durch „Ihre Brille“ erfasst haben, doch sie
wird Ihnen helfen, den Menschen gut zu begleiten. Erinnern Sie sich an die Inhalte der inneren und äuße-
ren Biografie und geben Sie der inneren Biografie den höheren Stellenwert.
Beschreiben Sie nach verfasster Biografie in einer ausführlichen Reflexion
1. die Bedeutung dieser Biografie für Sie selbst.
(Was haben Sie erfahren? Wie wirkte das Erfahrene auf Sie?)
2. die Bedeutung dieser Biografie für die pflegerische Begleitung.
(positive und negative Auswirkungen )
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in:
Datum: Unterschrift:
Einrichtung / Abteilung: ________________________________
147
LERNFELD 4 MENSCHEN BEI DER LEBENSGESTALTUNG UNTERSTÜTZEN
Semester: 4 Stunden: 18
Lernvoraussetzungen
2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und bei
der integrierten Versorgung unterstützen
3.5 Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen
verstehen und begleiten
3.6 Alte Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen
verstehen und begleiten
4.2 Menschen biografieorientiert pflegen
10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten
Zielsetzung
Lernort Schule
Wandel der Familienstrukturen in Deutschland kennen und die sich daraus erge-
bende Veränderung der sozialen Alterssicherung ableiten
148
und bewerten und daraus unterschiedliche Bedürfnisebenen für die Angehörigen /
-gruppen ableiten
Inhalte
149
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Frau Bader, 88 J. alt, lebte bisher alleine in ihrer 2-Zimmer-Wohnung im 1. Stock eines
renovierten Altbaus, ohne Aufzug, aber mit Dusche in einem kleinen Bad. Ihren Haus-
halt versorgte sie noch selbständig, mit einiger Unterstützung.
Ihre Schwiegertochter, 66 Jahre alt, fuhr jede 2. Woche mit ihr einkaufen und wenn sie
mal eine Kleinigkeit zusätzlich brauchte, konnte Frau Bader mit Hilfe eines Gehstocks
sich das Gewünschte um die Ecke in einem Laden besorgen.
Mit der Waschmaschine kam sie gut zurecht und brauchte nur Hilfe, wenn Gardinen
und Bettwäsche gewaschen wurden, denn beim Ab- und Aufhängen der Gardinen so-
wie beim Ab- und Beziehen des Bettes machten ihre Arme nicht mehr mit.
Jede 2. Woche kam eine Putzfrau und reinigte die gesamte Wohnung, tägliche Kleinig-
keiten reinigte Frau Bader noch selbst.
150
Frau Bader konnte noch so gut sehen, dass sie normal groß gedruckte Zeitungen und
Bücher mit Hilfe einer Brille lesen konnte und hörte noch so gut, dass sie auf Zimmer-
lautstärke fernsehen konnte.
Die 4 Enkelkinder – zwischen 35 und 43 Jahren, zwei davon mit Partnern/-innen -sind
alle berufstätig, haben feste Arbeitsverträge und wohnen zwischen 50 und 400 km weit
entfernt. Die beiden, die näher wohnen, beide ohne Kinder, kommen die Großmutter
einmal im Monat besuchen, die anderen beiden etwa zwei- bis dreimal im Jahr. Die 4
Urenkel/-innen sind noch in Schule und Ausbildung und besuchen die Urgroßmutter
ein- bis zweimal im Jahr.
Insgesamt gibt es viele telefonische Kontakte in der Familie, gerade auch mit Frau Ba-
der und dadurch fühlt sie sich in ihrer Familie gut aufgehoben. Geschwister von ihr
oder ihrem Mann leben nicht mehr.
Frau Bader ist voll orientiert und geistig in der Lage für sich zufriedenstellend ihr Le-
ben regeln zu können.
Alles verändert sich als Frau Bader bei einem Kurzeinkauf um die Ecke stürzt, einen
Oberschenkelhalsbruch erleidet, erfolgreich operiert wird, auch mit Willenskraft die
Rehabilitationsmaßnahme gut meistert, und es dennoch klar wird, dass sie nicht mehr
alleine in ihrer Wohnung zurecht kommen wird.
Sie schafft es mit der Gehhilfe in der Wohnung zu gehen, doch ihre Standsicherheit hat
erheblich nachgelassen; sie kann ohne Gehhilfe nicht frei stehen und somit kaum noch
was für sich erledigen. Sie braucht letztendlich eine „Rundumbegleitung“, auch wenn
sie nicht jede Minute jemanden neben sich haben muss.
Frau Bader drängt darauf in der eigenen Wohnung bleiben zu können. Geistig hat sie
nichts an Vitalität eingebüßt und sieht deshalb auch nicht ein, dass sie aus ihrer Woh-
nung ausziehen soll.
Literatur
Alzheimer Forschung Initiative (o. J.): Hilfe für Pflegende: Stress bewältigen.
Düsseldorf.
Bartjes, H. /Hammer, E. (2006): Neue Männer braucht das Land - Zum Geschlechter-
verhältnis in der Pflege. Altenpflege Wissenschaft / Nightingale Nr. 5, S. 41 – 48.
151
Bornmann, B. / Schücking, B. (2003): Langlebigkeit spät gebärender Mütter - Mutter
werden über Vierzig. Deutsche Hebammenzeitschrift Nr. 12, S. 24 + 25.
Deutsche Seniorenliga (Hrsg.) (2005): Pflege von Alzheimer-Patienten – Leitfaden für
Angehörige. Bonn.
Döhner, H. / Rothgang, H. (2006): Pflegebedürftigkeit – Zur Bedeutung der familiären
Pflege für die Sicherung der Langzeitpflege. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsfor-
schung – Gesundheitsschutz Nr. 6.
George, U. / George, W. (2006): Betroffenenintegration – Aufbau einer Angehörigen-
gruppe. Die Schwester / Der Pfleger Nr. 7, S. 522-526.
Graef, L. et al. (2003): Dement – was nun? – Angehörigenbegleitung. Die Schwester /
Der Pfleger Nr. 12, S. 924-929.
Helwerth, U. (2006): „Ich werde für ihn da sein, solange ich kann“ – Ein Gespräch mit
pflegenden Angehörigen. Frauenrat Nr. 5, S. 6-10.
von Hennemann, U. (2006): „Ich nehme sie so gern in den Arm“. Medical Tribune –
von Ärzten für Sie Nr. 2, S. 24.
Jasper, B. (2002): Gerontologie - Lehrbuch der Altenpflege. Vincentz Verlag, Hannover.
Josat, S. (2005): Welche Qualitätskriterien sind Angehörigen in der stationären Alten-
pflege wichtig? – Eine Einzelfallstudie. Pflege Nr. 18, S. 169-175.
Kämmer, K. (2003): Lebenswelten von Dementen gestalten – Eine enge Zusammenar-
beit zwischen professioneller Pflege und Angehörigen ist wichtig. Pflege Aktuell Nr. 3,
S. 130-133.
Köther, I. / Gnamm, E. (2000): Altenpflege in Ausbildung und Praxis. 4. Auflage, Georg
Thieme Verlag, Stuttgart.
Lakotta, B. (1999): Ich kam mir so schlecht vor - Die Geschichte einer Überforderung.
Spiegel Spezial Nr. 2, S. 57 - 58.
Lanzl, N. et al. (2005): Engagiert – neugierig – kompetent - Frauen im Pflegeberuf. Pfle-
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Marvedel, U. (2004): Gerontologie und Gerontopsychiatrie - Fachwissen Pflege – lern-
feldorientiert. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten.
Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit Rheinland-Pfalz: (er-
scheint vierteljährlich): Spätlese. Senioren-Info. Mainz.
Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit Rheinland-Pfalz (2006):
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Paul Hartmann AG (Hrsg.) (2005): Die Familie – unser größter Pflegedienst - Gute Ge-
sprächsführung will gelernt sein - Mit Fachkompetenz Angehörigen helfen. Pflege-
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Potthoff, A. (1999): Tochter Courage - Über ein Frauendasein. Spiegel Spezial Nr. 2, S.
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Stracke-Mertes, A. (2003): Soziologie - Lehrbuch der Altenpflege.
3. Auflage, Vincentz Verlag. Hannover
Internetquellen:
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rücksichtigung der Angehörigenperspektive in ambulanten und stationären Einrich-
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Erschienen in „Österreichische Krankenhauszeitung“, Nr. 9 /2000
http://www.caritas-wien.at/1518_1521.htm, Zugriff am 18.1.2007
Die Rechte pflegender Angehöriger
http://www.alzheimer-forschung.de/web/pflegehinweise/rechteangeh.htm, Zugriff
am 5.4.2007
Geschlechtsspezifische Aspekte der Geriatrie aus der Sicht einer niedergelassenen Ärz-
tin (Marie-Louise Fasshauer, Wuppertal)
http://www.isogam.uni-wuppertal.de/vt/fass.htm Zugriff am 15.4.2004
Studie: Ältere Frauen in Berlin – Rahmendaten zur Lebenssituation / Informations-
dienst Altersfragen. http://www.fh-fulda.de/dza/9-10-00.htm, Zugriff am 19.10.2004
Filmmaterial:
Claus, U. (2007): Sie ist doch meine Mutter - Von Söhnen die pflegen. 37° ZDF
153
LERNFELD 4 MENSCHEN BEI DER LEBENSGESTALTUNG UNTERSTÜTZEN
Lernsituation 4.4 Bildungs-, Kunst-, Kultur- und Spielangebote in die Tagesgestal-
tung integrieren
Semester: 5 Stunden: 22
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
154
Bedeutung von Gestaltungs- und Beschäftigungsangeboten im Sinne einer ganzheit-
lichen Altenpflege erkennen und anwenden
Spielen, Musik, gestalterische Beschäftigung und Beschäftigung mit Texten als Akti-
vierung von Körper, Geist und Seele in der Altenarbeit nutzen
Gedächtnistraining in Einzel- und Gruppensituationen zur Freude und zum Stabili-
sieren des geistigen Leistungsvermögens alten Menschen anbieten
Inhalte
Methodenvorschläge
155
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
156
LERNFELD 4 MENSCHEN BEI DER LEBENSGESTALTUNG UNTERSTÜTZEN
Lernsituation 4.5 Musik und Bewegung in die Tagesgestaltung integrieren
Semester: 5 Stunden: 20
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
157
Seniorentanz als positive Bewegungsmöglichkeit in der Begleitung alter Menschen
einsetzen
Alten Menschen, besonders bei körperlichen und kognitiven Einschränkungen, Tan-
zen als belebende Erinnerungsmöglichkeit anbieten und mit ihnen die Vergangen-
heit aufleben lassen
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
158
Literatur
Bansemer, C. et al. (2006): Alte Spiele neu erfunden. Bewegungsspiele für Klein und
Groß. 2. Auflage. Limpert-Verlag, Wiebelsheim.
Breitinger, R. (2000): Demenz – eine Indikation für Musiktherapie?
Grin-Verlag, München.
Bundesverband Seniorentanz (2000): Tanzt einfach mit (mit Audio-CD).
Fidula-Verlag, Boppard.
Cords, J. et al. (1993): Übungen Seniorensport I. und II. Altenpflege. Gymnastik zu
Hause, Seniorensport, Seniorentanz. 3. Auflage. Bildungsverlag Eins, Troisdorf.
Ferber, D. / Steffe, S. (2006): Alte Kinderlieder neu entdeckt. Gemeinsam singen und
spielen mit den schönsten traditionellen Liedern. Verlag Ökotopia, Münster.
Harms, H. / Dreischulte, G. (2007): Musik erleben und Gestalten mit alten Menschen.
3. Auflage. Verlag Urban & Fischer, Stuttgart - Jena.
Hoffmann, K.W. (1998): Kinder brauchen Bewegung. Übungen, Spiele und Lieder für
Kinder und Erwachsene. Rowohlt, Hamburg.
John, B. / Theis, E. (2002): Sitztänze zu Melodien aus aller Welt (mit Audio-CD und
Notenheft). Fidula-Verlag, Boppard.
Meißner, S. (2000): Tanzen im Sitzen für Senioren und Behinderte. Fidula-Verlag, Bop-
pard.
Tutt, I. (2002): Gesellige Tänze für Alt und Jung (4 Audio-CDs). Fidula-Verlag, Bop-
pard.
159
LERNFELD 4 MENSCHEN BEI DER LEBENSGESTALTUNG UNTERSTÜTZEN
Lernsituation 4.6 Feste und Feiern gestalten
Semester: 5 Stunden: 12
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Persönliche, kirchliche und gesellschaftliche Feste kennen und diese unter verschie-
denen Rahmenbedingungen gestalten
Kreativität beim Gestalten von Festen entwickeln und mit einer Gruppe eine Vielfalt
an Ideen umsetzen
Positive Auswirkungen durch Feiern eines Festes auf Menschen erkennen und diese
in der Begleitung von Menschen, speziell Menschen mit Einschränkungen unter-
schiedlichster Art, nutzen
160
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
161
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld
Zielsetzung
162
Die Schüler und Schülerinnen stellen selbst erlebte oder beobachtete Gesprächssituatio-
nen aus ihren beruflichen Handlungsfeldern in Rollenspielen dar. Diese werden analy-
siert und lösungsorientiert reflektiert. Im Rahmen einer Lernaufgabe beobachten die
Schüler und Schülerinnen anhand festgelegter Kriterien ein Gespräch in Pflegesituatio-
nen am Lernort Praxis.
Die Schüler und Schülerinnen wenden ihre erworbene sozial-kommunikative und edu-
kative Kompetenz in einem Projekt mit den Schwerpunkten Edukation und Gesund-
heitsförderung an. Sie bestimmen mit bei der Auswahl der Edukationsthemen und der
Zielgruppe. Hier erfolgt eine Verknüpfung mit dem Lernfeld 9 Gesundheit fördern und
präventiv handeln.
Der grundlegende Kompetenzerwerb bezüglich Beratung, Anleitung und Schulung
wird in allen Lernfeldern und Lernsituationen, in denen solche sozial-kommunikativen
Kompetenzen formuliert sind, vertieft.
163
LERNFELD 5 KOMMUNIKATION UND EDUKATION GESTALTEN
Lernsituation 5.1 Kommunikation als Prozess gestalten
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Praxis
Gespräche gezielt initiieren, lenken und beenden
Pflegerische Handlungssicherheit bezüglich konkreter Gesprächssituationen im
pflegerischen Alltag umsetzen
Pflegerische Fachgespräche führen
Basiswissen über Grundsätze der menschlichen Kommunikation und Interaktion
anwenden
Krisen und Konfliktsituationen wahrnehmen und konstruktiv gestalten
164
Inhalte
Methodenvorschläge
Advanced Organizer
Sandwich Arrangement (Gruppenpuzzle, Strukturlegetechnik, kognitive Landkarte,
Kartenmemory)
Film „Körpersprache live“
Erstellen eines Gesprächsleitfadens zur Pflegeanamnese (Handlungsprodukt)
Analyse von transkribierten Übergabegesprächen
Analyse von Gesprächen zwischen Pflegekräften und Pflegeempfängern
/Angehörigen, welche die Schülerinnen selbst in der Pflegepraxis erlebten oder be-
obachtet haben (mündliche oder schriftliche Beschreibung der Gespräche oder Dar-
stellung der Gespräche im Rollenspiel )
Gesprächsübungen, die zum Teil videogestützt, kriterienorientiert analysiert und
ausgewertet werden
165
Pflegesituationsbeschreibung
Quelle: Schülernarrativ
Literatur
166
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Aufgabenstellung:
Beobachten Sie mindestens ein Gespräch zwischen einer Pflegekraft und einem Menschen mit Pflegebe-
darf.
Machen Sie sich stichwortartig Notizen zu den Gesprächen bezüglich folgender Kriterien:
Inhalt des Gespräches
Raum, in dem das Gespräch stattfindet
Gesprächsatmosphäre
Nonverbale Kommunikation
Transaktionsanalyse
Verwendung von Fachsprache
Direktive und nondirektive Gesprächsführung
Ich - Botschaften, aktives Zuhören
Einleitung, Hauptteil und Abschluss eines Gespräches
Kommunikationsförderer u. -hemmer
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen
Fachliteratur (eigene und Bibliothek)
Experten befragen
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:
167
LERNFELD 5 KOMMUNIKATION UND EDUKATION GESTALTEN
Semester: 3 Stunden: 14
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Praxis
Handlungssicherheit in der Anleitung von Klienten der Pflege im Rahmen des Pfle-
geprozesses erwerben
Handlungssicherheit im Führen von Beratungsgesprächen erwerben
Eigene Grenzen in der Patientenedukation wahrnehmen und mit anderen Teammit-
gliedern zusammen arbeiten
168
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Als Pflegeschülerin betreuen Sie im Rahmen der Bezugspflege den 2 Tage alten Lukas
Fichte und seine 39jährige Mutter auf der Wochenstation des Diakonissen-Stiftungs-
Krankenhauses. Frau Fichte betätigt am Morgen die Rufanlage, weshalb Sie in ihr
Zimmer kommen. Sie finden Lukas schreiend vor, Frau Fichte wirkt hilflos und gibt
den Kleinen an Sie ab. Sie klingt sehr verzweifelt als sie zu Ihnen sagt: „Ich weiß nicht
was ich noch machen soll. Ich kriege ihn einfach nicht beruhigt und trinken will er auch
nicht.“
Lukas ist Frau Fichtes erstes Kind und kam spontan nach einer 13stündigen Geburt zur
Welt. Er ist gesund, hatte normale APGAR-Werte sowie durchschnittliches Geburtsge-
wicht und –größe. Direkt nach der Geburt wurde er zum ersten Mal zum Stillen ange-
legt.
169
Frau Fichte ist ledig, Verkäuferin bei C&A in Speyer und wohnt in einer 2-Zimmer-
Wohnung im Haus ihrer Eltern in Schifferstadt. Ihr Lebenspartner lebt in Ludwigsha-
fen-Rheingönnheim. Frau Fichtes Mutter verstarb vor einem Jahr, ihr Vater arbeitet als
Busfahrer bei den Verkehrsbetrieben in Ludwigshafen. Beim Aufnahmegespräch hat
Frau Fichte geäußert, dass ihr Freund, der Vater ihres Kindes, alkoholabhängig sei.
Literatur
Internetquellen:
http://www.patientenedukation.de Zugriff am 26.03.2007
http://www.piz-lippstadt.de Zugriff am 26.03.2007
170
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Lehrer/-in
Aufgabenstellung:
1. Erstellen Sie bitte eine Pflegesituationsbeschreibung nach der Checkliste zu einem Menschen, bei
dem Sie einen Anleitungs- oder Beratungsbedarf erkennen. (ca. 2 DIA A4-Seiten in Maschine-
schrift)
2. Formulieren Sie bitte den Anleitungs- oder Beratungsbedarf als Pflegeproblem/-diagnose mit
Kennzeichen, Ursachen und Ressourcen auf dem ENP®-Bogen.
3. Bereiten Sie sich bitte auf ein Rollenspiel im Unterricht vor, in dem Sie selbst die anleitende oder
beratende Person darstellen.
Informationsquellen:
Unterrichtsskripte
Fachliteratur (eigene und Bibliothek)
Expertenbefragung u.a.
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
171
LERNFELD 5 KOMMUNIKATION UND EDUKATION GESTALTEN
Semester: 2 Stunden: 8
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Praxis
Fachsprache situationsgerecht einsetzen
Die Interaktion der Gesprächspartner in Übergabesituationen wahrnehmen
Störungsfaktoren bei Übergabegesprächen, Visiten und Besprechungen minimieren
Inhalte
172
Die Funktion und der Inhalt der Pflegevisite
Störungsfaktoren für Pflegefachgespräche
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Der im Folgenden zitierte Dialog erfolgte während der Mittagsübergabe einer internis-
tischen Station. Drei Pflegepersonen unterhalten sich über einen Patienten, der schein-
bar die Erklärung eines Arztes zu einem Untersuchungstermin nicht richtig verstanden
hat. (Die Unterstreichung mit fetter Darstellung markiert fachsprachliche, die alleinige
Unterstreichung alltagssprachliche Begriffe).
Anke: „Und Herr Schmidt. Ja, hatte gestern seine Media. Hat er auch gut vertra-
gen. War auch sehr schnell danach wieder fit.“
Pia: „ Und jetzt geht’s ihm gut?“
Anke: „Ja. Und er hat aber leider wieder alles in den falschen Hals bekommen.
Dr. Meier hat ihm wohl im Aufwachraum erzählt, er hätte nichts finden
oder sehen können.
Nichts Bösartiges. Und nun meint Herr Schmidt, er sei geheilt. Oh Wun-
der. Dr. Struck hat ihn dann in mühseligen Schritten, weil Herr Schmidt es
nicht raffte heute, gesagt, dass nach wie vor der Tumor da ist, und dass er
mit Sicherheit wohl auch bösartig sein wird. Dass das damit nichts zu tun
hat. Es ging um die Streuung.
Dass…“ (Anke verhaspelt sich. Sie scheint nach Worten zu suchen.)
Sigrid: Das kapiert der noch nicht für seinen…“
Anke: „Is zuviel für seinen…“
Sigrid: „Hm.“
Pia: „Is immer gut, wenn man Bescheid weiß.“
Anke: „Ja, ja. Weil ja auch das, was der Dr. Meier gesagt hat, richtig is. So, es sind
keine
Lymphknoten, also zumindest vom rein Optischen her, vom Makrosko-
pischen her, is nichts, ja. Aber das heißt ja nicht, dass er jetzt geheilt und
gesund ist. Oder, dass nie was war, ne.“
Pia: „Passt zu ihm“
173
Literatur
174
LERNFELD 5 KOMMUNIKATION UND EDUKATION GESTALTEN
__________________________________________________________________________
Semester: 4 Stunden: 40
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Praxis
Pflegerische Handlungssicherheit bezüglich konkreter Gesprächssituationen im
pflegerischen Alltag erwerben
Pflegerische Beratungs- und Fachgespräche führen
175
Inhalte
Methodenvorschläge
Projektmethode
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
Frey, K. (2002): Die Projektmethode „Der Weg zum bildenden Tun“. 9. Auflage. Beltz-
Verlag. Weinheim
Geißner, U. (2006): Kommunikation verstehen. Gespräche führen, beraten, anleiten.
Fallbuch Pflege. Thieme-Verlag. Stuttgart
Gudjons, H. (2001): Handlungsorientiert lehren und lernen. Schüleraktivierung, Selbst-
tätigkeit, Projektarbeit. 6. Auflage. Bad Heilbrunn. Klinkhardt-Verlag
London, F. (2003): Patientenedukation. Patienten beraten, schulen und anleiten. Verlag
Hans Huber. Bern, Göttingen, Toronto, Seattle
Quernheim, G. (2004): Spielend anleiten und beraten. 2. Auflage. Urban & Fischer bei
Elsevier. München
176
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld
Zielsetzungen
Negative Gefühle wie Unsicherheit, Angst, Scham, Wut und Ekel bei sich selbst und
bei anderen Menschen wahrnehmen, sie akzeptieren und mit ihnen umgehen
Sich in emotional belastenden Situationen schützen
Den Pflegebedarf eines Menschen in der Selbstpflege erfassen und einschätzen
Körperliche Nähe und Distanz im Pflegehandeln zulassen
Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstützen
Selbstpflegemaßnahmen planen, durchführen und evaluieren
Pflegerische Fertigkeiten zur Unterstützung in der Selbstpflege trainieren
Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention bei der Selbstpflege pla-
nen, durchführen und evaluieren
Maßnahmen der Beratung, Anleitung und Schulung zur Selbstpflege planen, durch-
führen und evaluieren
Die Selbstständigkeit von Menschen aller Altersgruppen erhalten und fördern.
Ausgangspunkt aller Lernsituationen dieses Lernfeldes ist der gesunde, in seiner Selbst-
pflege unabhängige Mensch mit seinen vielfältigen individuellen Bedürfnissen und
Gewohnheiten.
Selbstpflege nach dem Verständnis von Dorothea Orem umfasst alle zielgerichteten
und bewussten Handlungen, die ausgeübt werden, um Leben, Gesundheit und Wohl-
befinden zu erhalten (vgl. Meleis 1999, S.607). Ist ein Mensch auf Grund seines Alters,
seines Entwicklungsstandes oder seines Gesundheitszustandes nicht dazu in der Lage,
seine Bedürfnisse im Zusammenhang mit den Lebensaktivitäten zu befriedigen und
erhält er hierbei auch keine angemessene Unterstützung durch andere Personen, so ist
er auf professionelle Pflege angewiesen (vgl. ebd., S. 607-609). Die Identifikation von
Art und Ausmaß des Pflegebedarfs sowie die Planung, Durchführung, Koordination
und Evaluation geeigneter Maßnahmen unter Berücksichtigung gesellschaftlicher, so-
ziokultureller, psychosozialer, biographie- und altersbezogener Faktoren sind zentrale
pflegerische Aufgaben und stehen im Mittelpunkt jeder Lernsituation.
177
Übergeordnetes Ziel dieser therapeutischen Selbstpflege ist immer die Erhaltung und
Förderung der Selbstständigkeit. Daher kommt den Aspekten der Gesundheitsförde-
rung und Prävention, aber auch der Patientenedukation in vielen Lernsituationen eine
bedeutende Rolle zu. Maßnahmen der Beratung und Anleitung werden als Pflegeinter-
ventionen im Pflegeprozess definiert und beziehen sich sowohl auf den Mensch mit
Pflegebedarf als auch auf dessen Angehörige und Bezugspersonen.
Die für die Ausübung der therapeutischen Selbstpflege erforderlichen Fertigkeiten wer-
den in Übungssequenzen angebahnt und können durch die Bearbeitung von Lernauf-
gaben am Lernort Praxis weiterentwickelt werden. Ziele eines ganzheitlichen Pflegever-
ständnisses auf der Grundlage eines humanistischen Menschenbildes und Pflegekon-
zepte wie die Aktivierende Pflege werden thematisiert.
178
Alternativ kann im Pflegeunterrichtet auch dem Wahrnehmungszyklus gefolgt werden:
1. Wahrnehmen, beobachten
2. Einschätzen, verstehen
3. Einschätzen, verstehen, entscheiden
4. Handeln
5. Bewerten, generalisieren.
179
LERNFELD 6 KÖRPERNAHE UNTERSTÜTZUNG LEISTEN
Semester: 1 Stunden: 26
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
180
Ziele, Bedeutungen, Anwendungsbereiche und Prinzipien der Basalen Stimulation
kennen lernen und das Konzept im pflegerischen Alltag umsetzen
Sich in die Situation eines Menschen mit gestörtem Körperschema einfühlen
Pflegerische Interventionen zur Rekonstruktion des Körperschemas anwenden.
Inhalte
Berührung
Körperkontakt und Berührung
o In verschiedenen Kulturen
o In bestimmen Lebensabschnitten
o In Beziehungen
Bedeutung der Berührung
o Körpererleben
o Nacktheit und Scham
o Tabuzonen
o Nähe und Distanz
Berührung durch beruflich Pflegende als Be- und Entlastung für die Beteiligten
Berührung als Möglichkeit der Interaktion und Kommunikation mit dem zu pfle-
genden Menschen aufzeigen
Berührung in der Pflege
o Hände der Pflegenden
o Beobachtung
o Überschreitung der Intimsphäre
Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Entwicklung eines professionellen Berührungs-
verhaltens in der Pflege
Berührungsqualitäten
Basale Stimulation
Ziele, Bedeutung, Anwendungsbereiche und Prinzipien der Basalen Stimulation
Wahrnehmung, Bewegung, Kommunikation
Ganzheitliches Förderkonzept unter Berücksichtigung der Ressourcen
Elementare Wahrnehmungsebene
Berührungsqualität
Somatische Wahrnehmung
Biographisches Arbeiten
Atemstimulierende Einreibung
Beruhigende- und belebende Ganzkörperwaschung
181
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Ich, 23 Jahre, liege im Krankenhaus, darf nicht aufstehen. Durch einen Unfall
habe ich mir einen Lendenwirbelbruch zugezogen und muss ruhig liegen.
Bei der morgendlichen Ganzkörperpflege benötige ich Unterstützung, vor
allem bei den Beinen und im Intimbereich. An meiner Seite steht eine
gleichaltrige (gegengeschlechtliche) Pflegeperson, die mir bei der Pflege
hilfreich zur Seite stehen soll.
Ich schließe die Augen und nehme mir jetzt genügend Zeit, um mir die
Situation konkret vorzustellen. Ich sehe, wie diese Pflegeperson ins Zimmer
kommt und zu meinem Bett eilt. Sie erklärt mir, dass sie mir jetzt bei der
morgendlichen Toilette helfen werde. Ich beobachte, wie sie die
Pflegeutensilien vorbereitet für die Pflege meiner Beine und meines
Intimbereiches. Sie schlägt nun die Bettdecke zurück und beginnt zunächst
damit, mir meine Beine zu waschen. Nachdem sie damit fertig ist, wendet sie
sich der Intimpflege zu. Ich nehme wahr, wie sie bei der Durchführung dieser
Maßnahme vorgeht. Sie ist dabei behutsam bzw. weniger behutsam.
Schließlich wird sie fertig und hilft mir, meine Schlafanzughose wieder
anzuziehen.
Während diese Person so vorgeht, achte ich auf meine Wahrnehmungen.
Wie geht es mir zu Beginn der morgendlichen Pflege, als die Person das
Zimmer betritt? Wie ist das Durchführen dieser Pflegemaßnahme für mich?
Was würde ich dieser Person am liebsten sagen?
Quelle: www.quepnet.fh-
bielefeld.de/data/doc/id_849/LERNEINHEIT%20Haut%20und%20Koerper%20pflegen.pdf
Literatur
182
Das Stuttgarter Modell (2005): Integrative Pflegeausbildung –
Lernsituation: Berührung gesundheitsförderlich einsetzen. Winklers Verlag
Eißing, E. (2003): Berührung in der Pflege. In: Lauber, A. /Schmalstieg, P. (Hrsg.)(2003):
verstehen & pflegen, Bd. 3: Pflegerische Interventionen, S.40-53. Thieme Verlag, Stutt-
gart
Günnewig, M. (2006): Das gestörte Körperbild. In: Heilberufe 10/2006, S.30-34.
Urban & Vogel GmbH, Berlin.
Grossmann-Schneyder, Moia (2000): Berühren. Praktischer Leitfaden zur Psychomoto-
rik. 3. Auflage. Hippokrates-Verlag, Stuttgart
Helmbold, A. (2001): Berühren und Berührt werden in der Pflege.
In: Printernet 7-8/2001, S. 49-52
Helmbold, A. (2007): Berühren in der Pflegesituation. Intention, Botschaft und Bedeu-
tung. Huber-Verlag, Bern
Henschel, U. (2004): Das Verlangen nach Berührung. In: GEO 6/2004, S. 122-140
Overlander, G. (2002): Die Last des Mitfühlens. In: Heilberufe 1/2002, S. 20-21
Pernlochner-Kügler, C. (2005): Umgang mit Schamgefühl in der Pflege.
In: Kinderkrankenschwester 2/2005, S. 58-61
Rosenberg, G. (2003): Körperschema – Pflegerische Interventionen zur Körperorientie-
rung. Möglichkeiten und Didaktik. Schlütersche GmbH & Co. KG, Hannover
Schürenberg, A. / Nydahl, P. (2004): Basale Stimulation in der Pflege.
Altes und Neues zur Atemstimulierenden Einreibung, Teil 1.
In: Die Schwester/Der Pfleger 7/2004, S. 500-503
Schürenberg, A. / Nydahl, P. (2004): Basale Stimulation in der Pflege.
Altes und Neues zur Atemstimulierenden Einreibung, Teil 2.
In: Die Schwester/Der Pfleger 8/2004, S. 586-589
Specht-Tomann, M. & Tropper, D. (2007): Hilfreiche Gespräche und heilsame Berüh-
rungen im Pflegealltag. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin
Zimmer, R. (2000): Handbuch der Sinneswahrnehmung.
Grundlagen einer ganzheitlichen Erziehung. 8. Auflage. Herder-Verlag, Freiburg
Internetquellen:
www.quepnet.fh-
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feld.de/data/doc/id_849/LERNEINHEIT%20Haut%20und%20Koerper%20pflegen.pdf
Zugriff am 08.07.2007
183
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN
Semester: 4 Stunden: 18
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Empathiefähigkeit im Umgang mit sinnesbeeinträchtigten Menschen entwickeln
Unterstützungs- und Pflegebedarf bei Menschen mit Seh- und Hörbehinderungen
erkennen
Lernort Praxis
Menschen bei der Pflege von Hör- und Sehhilfen unterstützen bzw. diese überneh-
men
Augenprothesen herausnehmen, säubern und nach Inspektion der Augenhöhle
wieder einsetzen
Menschen zum selbständigen Umgang mit Hilfsmitteln im Zusammenhang mit Hö-
ren und Sehen anleiten
184
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
Deutsches Grünes Kreuz e.V. (2007): Grüner Star – das unterschätzte Risiko.
In: Kinderkrankenschwester 26. Jg., Nr. 6, S. 247 - 248
Pohlandt , F. (2005): Universelles Hörscreening bei Neugeborenen. In: Kinderkranken-
schwester. 24. Jg., Nr. 6, S. 239 - 243
185
Blankenhahn, R. (2002): Regeln für den Umgang mit Hörgeräten, Teil 3. In: Pflegezeit-
schrift 1, S. 13 - 16
Thüler, M. (1991): Wohltuende Wickel. 4. Auflage. Maya Thüler Verlag, Worb, S. 56
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Menche, N. (2004): Pflege heute, 3. Auflage. Elsevier-Verlag, München, S. 308 ff
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Zugriff am 13. 5. 2007
186
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN
Semester: 2 Stunden: 26
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Das Bewusstsein kriterienorientiert beurteilen
Sich in die Situation eines Menschen mit Bewusstseinstörung professionell einfühlen
Die Physiologie des Schlafes und die Bedeutung der Schlafphasen für den Menschen
kennen
Selbstpflegekompetenz bei Schlafstörungen durch Einsatz alternativer Handlungs-
techniken erwerben
Prävention von Schlafstörungen als gesundheitspflegerische Aufgabe speziell im
Rahmen
der Familiengesundheitspflege durchführen
187
Problematik der Schlafmedikation und professionellen Umgang mit Schlafmedika-
menten kennen
Inhalte
Schlaf
Bedeutung des Schlafes bezogen auf eigene Erfahrungen
Schlafstörungen als gesellschaftliches Problem
Das zentrale und periphere Nervensystem
o Entwicklung und Einteilung
o Lage, Aufbau und Funktion der einzelnen Abschnitte
Physiologie des Schlafes
o Chronobiologie
o biologische Rhythmen
o Schlafzyklus/Schlafphasen
Schlafmedikamente
Schlaf-Wach-Rhythmus, Schlafdauer und Schlafmuster im Zusammenhang mit dem
Lebensalter
Schlafstörungen
Forschungsgestützte Erkenntnisse bezüglich Schlafstörungen im Krankenhaus
Schlafunterstützende Pflegemaßnahmen im Zusammenhang mit Einschlafstörungen
Bewusstsein
Allgemeine Beobachtungskriterien
Bewusstsein und Bewusstlosigkeit
Bewusstsein und Wahrnehmung
Überprüfung und Einschätzung der Bewusstseinslage
Abweichungen und Veränderungen im Bewusstsein
Methodenvorschläge
Anfertigung einer Collage: Schlaf in der Werbung (zur Verdeutlichung von Schlaf-
störungen als gesellschaftliches Problem)
Auseinandersetzung mit aktuellen Forschungsarbeiten zur Häufigkeit von Schlaf-
störungen im Krankenhaus und zur Dauer des nächtlichen Schlafs im Krankenhaus
Expertenbefragung einer Apothekerin bezüglich Schlafmedikation
Workshop zur Selbsterfahrung von Schlaf unterstützenden Pflegemaßnahmen
Literaturstudium
188
Pflegesituationsbeschreibung
Pflegesituation 1:
Herr D. befindet sich seit drei Tagen wegen unklarer starker Kreislaufbeschwerden bei
erhöhtem Herzinfarktrisiko (30 Kilo Übergewicht, starker Raucher, Bewegungsmangel,
auffallende Unruhe) zum Check-up im Krankenhaus. Er hat zwei Kinder, mit denen er
einmal in der Woche zum Schwimmen geht, was ihm zunehmend schwerer fiel.
Häufig kam es vor, dass er Akten aus der Firma (er leitet eine Abteilung in einem mitt-
leren Unternehmen) mit nach Hause nahm und diese am liebsten nachts – in aller Ru-
he- studierte.
Jetzt bittet er Sie um eine schnell wirkende Schlaftablette, da er nicht einschlafen könne
und nicht, wie zu hause eine halbe Flasche Wein trinken dürfte. Seine Sorgen um die
Familie und die Geschäfte in der Firma ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Zudem
würden ihm jeden Tag neue Ergebnisse mitgeteilt, die er nicht versteht und die ihn sehr
verunsicherten, wie soll nur alles weitergehen?
Außerdem sei es im Drei-Bett-Zimmer unerträglich warm!
Ein Mitpatient würde laut schnarchen und die Straßenbeleuchtung ließe das Zimmer
taghell erscheinen.
Wegen seines Übergewichts habe er auch nur ein Knäckebrot zu Abend gegessen und
sei jetzt sehr hungrig. Alles in allem erscheint es Herrn D. unumgänglich, sofort ein
Schlafmittel einzunehmen.
Auf die Frage, was ihm bisher bei ähnlichen Einschlafproblemen geholfen hat, sagt er:
„Ein Gang durch den Garten, Gespräche mit seiner Frau, Musikhören, eine halbe Fla-
sche Wein, Massage der Schultermuskulatur. Manchmal versuche er es mit autogenem
Training.“
Pflegesituation 2:
Frau Maier, 83 Jahre alt, lebt seit 6 Jahren im Altenheim, da sie in ihrer Mobilität stark
eingeschränkt ist. Nach einem Sturz mit Bruch des Oberschenkels wird sie ins Kran-
kenhaus eingeliefert und operiert.
Ihre Tochter ist anwesend als sie aus dem Aufwachraum wieder auf die Normalstation
verlegt wird. Eine Stunde später kommt sie ganz aufgeregt zu Ihnen ins Stationszim-
mer: „Was ist denn nur mit meiner Mutter los? Sie erkennt mich gar nicht und ich kann
mich gar nicht mit ihr unterhalten. Alles was sie sagt ist so ganz ohne Zusammenhang.
Ich weiß gar nicht was ich tun soll! So habe ich sie in all den Jahren noch nie erlebt!“
Literatur
189
Menche, N. (2004): Pflege Heute – Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage. Elsevier Ver-
lag Urban & Fischer, München
Morgan, K./Closs J.S. (2000): Schlaf Schlafstörungen Schlafförderung.
1.Auflage. Verlag Hans Huber, Bern
Strehl, E. (1997):Arzneimittel in der Pflege.4. Auflage. Govi Verlag, Eschborn
Weichler-Oehlschlägel, M. (2001): Bewusstsein. In: Lauber, A./Schmalstieg, P.: Wahr-
nehmen und beobachten. Thieme Verlag, Stuttgart
Weichler-Oehlschlägel, M. (2001): Schlaf. In: Lauber, A./Schmalstieg, P.: Wahrnehmen
und beobachten. Thieme Verlag, Stuttgart
190
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN
Semester: 1 Stunden: 22
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Inhalte
Bedeutung der Atmung mit und ohne Einschränkungen für die Lernenden
Atmen im geschichtlich-kulturellen sowie ökologischen Kontext
Gesundheitsförderung im Zusammenhang mit der Atmung/ Prävention von Atem-
wegserkrankungen
Anatomie/Physiologie des Herz-Kreislaufsystems und des Atmungsapparates
Beobachtung von Atmung, Husten und Sputum
191
Pflegediagnostik und medizinische Diagnostik im Zusammenhang mit der Atmung
o Dyspnoe
o Obstruktion
o Chronische Bronchitis
o Pneumonie
Pflegemaßnahmen im Zusammenhang mit der Atmung
o Pneumonie- und Atelektasenprophylaxe
o Atemunterstützende Lagerungen
o Atemvertiefende Maßnahmen
o Sekretmobilisierende Maßnahmen
o Maßnahmen zum Freihalten der Atemwege
o Verabreichen von Sauerstoff
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
192
Literatur
193
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN
Semester: 1 Stunden: 10
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Prinzipien der Temperaturregulation verstehen.
Ursachen von Fieber kennen.
Symptome des an- und absteigenden Fiebers erkennen und deuten.
Verschiedene Verlaufsformen von Fieber kennen.
Geeignete Messmethoden zur Ermittlung der Körpertemperatur ermitteln und an-
wenden
Komplikationen von Fieber erkennen.
Lernort Praxis
Pflegerische Maßnahmen zur Fiebersenkung und Linderung der Beschwerden bei
Fieber situationsgerecht auswählen und durchführen.
Ermittelte Körpertemperatur dokumentieren und interpretieren.
Inhalte
194
Wärmeentstehung und Wärmeabgabe /Temperaturregulation im Körper
Symptome bei Fieberanstieg und -abfall
Verschiedene Verlaufsformen und Komplikationen von Fieber
Pflegeinterventionen zur Steigerung des Wohlbefindens beim fiebernden Mensch
und zur Fiebersenkung
• Besonderheiten in der Messtechnik und im Fieberverlauf bei Kindern
Methodenvorschläge
• Einstieg: Geschichte von Wolfgang Borchert: Die Kirschen
• Demonstration der verschiedenen Thermometer.
• Strukturlegetechnik zu den Symptomen des an- und absteigenden Fiebers.
• Demonstration/ Übung des Wadenwickels.
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung.
Literatur
195
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Mentor/-in
Sie erfassen verschiedene Methoden zur Fiebersenkung und bewerten sie.
Praxisanleiter/-in
Sie analysieren Medikamente zur Fiebersenkung.
Lehrer/-in
Aufgabenstellung:
1. Erfassen Sie verschiedene an Ihrem Einsatzort übliche Maßnahmen zur Fiebersenkung und ihre
Häufigkeit durch Beobachtung oder Befragung des Pflegepersonals.
2. Befragen Sie die Pflegekollegen/-innen nach den Gründen für die Anwendung der unterschiedli-
chen Methoden.
3. Bewerten Sie diese Begründungen aus einer persönlichen Einschätzung heraus.
4. Erfragen Sie zwei unterschiedliche Medikamente, die an Ihrem Praxiseinsatzort zur Fiebersenkung
vorrätig sind.
5. Erstellen Sie eine Tabelle zu den Charakteristika dieser beiden Medikament.
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen / Pflegelehrbuch
Beipackzettel
Rote Liste
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:
196
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN
Semester: 1 Stunden: 16
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Praxis
Bewegungsbilder und Bewegungsabläufe bei Menschen professionell einschätzen
Die Prinzipien einer rückenschonenden Arbeitsweise anwenden
Hilfsmittel zur Mobilisierung kennen und adäquat einsetzen
Den Transfer eines Menschen innerhalb des Bettes unterstützen
Den Transfer eines Menschen aus dem Bett in einen Stuhl unterstützen
Den Transfer eines Menschen von einem Stuhl ins Bett unterstützen
Den Transfer eines Menschen von Stuhl zu Stuhl unterstützen
197
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
198
Lauber, A./Schmalstieg, P. (2004) Prävention und Rehabilitation. Thieme-Verlag, Sutt-
gart
Predel, H.-G. / Tokarski, W. (2005): Einfluss körperlicher Aktivität auf die menschliche
Gesundheit. Bundesgesundheitsblatt
199
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN
Semester: 1 Stunden: 30
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Mögliche Folgen von Immobilität kennen
Inhalte
200
o Aktive Bewegungsübungen
o Passive Bewegungsübungen
o Assisitive Bewegungsübungen
o Resisitive Bewegungsübungen
o Anzeichen und Auswirkungen von Kontrakturen
Dekubituspropyhlaxe
o Auswirkungen eines Dekubitus auf den betroffenen Mensch
o Stadien des Dekubitus
o Expertenstandard Dekubitusprophylaxe
Thromboseprophylaxe
Anwenden von Risikoeinschätzungsskalen
o Norton- und Braden-Skala zur Einschätzung des Dekubitusrisikos
o Frowein-TVT-Score zur Einschätzung des Thromboserisikos
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Auf der Internistischen Station, auf der Sie im Einsatz sind, wird Frau König eingewie-
sen. Sie ist 68 Jahre alt, eine kleine, zierliche Person mit grauen Haaren, die sie kurz mit
kleinen Löckchen trägt.
Vor ein paar Tagen wurde ihr zuhause schwindlig, so dass sie sich hinlegen musste.
Seitdem liegt sie fast ausschließlich im Bett und kann vor Schwäche nicht aufstehen.
Heute wurde sie vom Hausarzt eingewiesen, weil sie zudem noch hohes Fieber entwi-
ckelte.
Die Einweisungsdiagnose lautet: Lungenentzündung.
Fr. König ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann im eigenen Haus am Stadtrand. Ihre
Tochter wohnt mit ihrem Mann und den drei Kindern im oberen Stock. Sie ist bei der
Einweisung ihrer Mutter dabei und berichtet: „Meine Mutter ist eine sehr agile Person.
Ständig ist sie unterwegs, fährt gerne Rad oder hilft mir im Haushalt oder in der Kin-
derbetreuung. Sie jetzt so schwer krank und so ruhig daliegen zu sehen, fällt mir
schwer.“
201
Fr. König schwitzt aufgrund des Fiebers stark, weshalb ihre Bettwäsche und ihr Nacht-
hemd häufig feucht sind und gewechselt werden müssen. Dabei kann Fr. König kaum
mithelfen.
Sie bemerken im Verlauf Ihrer Schicht, dass sich Fr. König im Bett nicht bewegt.
Kommen Sie erneut ins Zimmer, liegt die Patientin noch in genau derselben Position im
Bett.
Literatur
202
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Aufgabenstellung:
Beurteilen Sie die Dekubitusgefährdung von 2 Patient/-innen oder Bewohner/-innen jeweils nach
Norton und nach Braden.
Schildern Sie die auftretenden Fragestellungen und Schwierigkeiten bei der Durchführung Ihrer
Einschätzung.
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen
Pflegelehrbuch
Norton-Skala
Bradenskala
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:
203
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN
Semester: 1 Stunden: 36
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Die Bedeutung der Haut- und Körperpflege für das Wohlbefinden und die Gesund-
erhaltung erkennen
Die Bedeutung der Kleidung für das Wohlbefinden erkennen
Die Funktionen der Haut kennen und verstehen
Die Bedeutung des Säureschutzmantels der Haut für die Auswahl an Hautreini-
gungs- und Hautpflegemittel erkennen
Die Hände desinfizieren
204
Menschen bei der Fußpflege unterstützen
Menschen beim An- und Auskleiden unterstützen
Maßnahmen zur Intertrigoprophylaxe situationsorientiert anwenden
Inhalte
Methodenvorschläge
205
Pflegesituationsbeschreibung
206
Sie leidet häufig unter Gelenkschmerzen, aber kleine Verletzungen an der Haut spürt
und bemerkt sie nicht. Sie hat trockene Haut und Schleimhäute, in den Hautfalten ist
sie wund. Die Haare sind recht fettig und auch die Fingernägel lang und ungepflegt.
Insgesamt ist Frau Schneidewind nicht mehr selbstständig in der Lage ihren Körper
und ihre Haut zu pflegen. Ihre Tochter versucht schon seit längerem sie dazu zu bewe-
gen, Unterstützung durch eine Mitarbeiterin des örtlichen, ambulanten Pflegedienstes
in Anspruch zu nehmen. Die Tochter selbst führt mit ihrem Ehemann einen großen
landwirtschaftlichen Betrieb und versorgt die auf dem Hof lebenden Schwiegereltern.
Literatur
Lauber, A., Schmalsieg, P. (2003): Verstehen und Pflegen, Band 2. Pflegerische Inter-
ventionen. Thieme Verlag, Stuttgart
Menche, N. (2003): Biologie, Anatomie. Kompaktes Lehrbuch für die Pflegeberufe.
5. Auflage. Gustav Fischer Verlag, Ulm
Menche, N. (2004): Pflege heute. Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage. Elsevier Verlag
Urban Fischer, München
Sachsenmaier, B. (2000): Professionelle Hautpflege. Kohlhammer Verlag, Stuttgart
Zürner, K. (2006) Architekten der Körperpflege. Ein kreativer Ansatz für die Praxisan-
leitung. In: Heilberufe 7/2006, S. 34 - 35
207
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Kommentar
Warum ist diese Handlung in der Pflege wichtig?
Die Körperpflege gehört zu den elementaren Bedürfnissen des Menschen. Eine Vielzahl von Empfin-
dungen ist mit der Köperpflege verbunden.
Dies wird besonders dann bedeutsam, wenn Sie im Rahmen der pflegerischen Tätigkeit Menschen bei
der Körperpflege unterstützen oder diese übernehmen.
Kooperation / Beglei-
Kompetenzentwicklung: tung durch:
Sie setzen sich mit der hohen individuellen Bedeutung der Selbständig-
keit bei der Körperreinigung und der Körperpflege auseinandersetzen. Mentor/-in
Sie machen sich die Dimension der Abhängigkeit der Pflegebedürftigen
bei einer solch elementaren Handlung bewusst. Praxisanleiter/-in
Sie entwickeln daraus entsprechende Konsequenzen für Ihr pflegerisches
Handeln und leiten geeignete Pflegehandlungen ab. Lehrer/-in
Annäherung:
1. Welche Handlungsstrategie steht bei der Durchführung der Körperpflege bei Menschen mit Pfle-
gebedarf im Mittelpunkt?
2. An welche Situation können Sie sich erinnern, in der Ihre Selbständigkeit hinsichtlich eines elemen-
taren Grundbedürfnisses wie z.B. die Körperpflege eingeschränkt war?
3. Was waren die Gründe für diese Einschränkung?
4. Wie haben Sie sich in dieser Situation gefühlt?
5. Welche Unterstützung hätten Sie sich gewünscht?
6. In welchem Zusammenhang waren Sie schon einmal zum Handeln gezwungen, wo ein Mensch in
einem elementaren Grundbedürfnis eingeschränkt war?
7. Welche Auswirkungen hatte dieses Handeln auf den hilfebedürftigen Menschen und auf Sie selbst?
8. Welche Aspekte diese Erlebens und Handelns stellen Entscheidungs- und Bewertungskriterien
hinsichtlich des Erfolgs der Handlung dar?
9. Nach welchen Kriterien legen Sie den Bedarf an Hilfe bei eingeschränkten Grundbedürfnissen fest?
208
Durchführung der Lernaufgabe:
1. Wählen Sie zusammen mit Ihrem / Ihrer Praxisanleiter/-in bzw. Mentor/-in
einen Patienten aus, der Unterstützung bei der Körperpflege benötigt.
2. Besprechen Sie gemeinsam die Pflegesituation und überlegen Sie das entsprechende Vor-
gehen und das notwendige Material.
3. Planen Sie die Durchführung der Körperpflege und überlegen Sie welche Möglichkeiten
Sie haben die Situation professionell zu gestalten.
4. Beobachten Sie die Reaktionen des Pflegebedürftigen und versuchen Sie darauf einzuge-
hen.
5. Führen Sie die Körperpflege mehrere Tage lang bei dem selben Patienten durch und bewer-
ten Sie die Veränderungen, die Sie dabei bei sich selbst und bei dem Pflegebedürftigen fest-
stellen können.
Weitere Leitfragen:
1. In welche Teilschritte ist die Pflegehandlung zu gliedern?
2. Welche Kenntnisse und Fähigkeiten benötige ich für die Durchführung der Körperpflege?
3. Welche Unterstützung und Begleitung brauche ich?
4. Auf welche Aspekte muss ich bei der Durchführung besonders achten?
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen
Pflegelehrbuch
Expertenbefragung
Abschließende Erörterung:
Setzen Sie sich bewusst mit der Problematik der Abhängigkeit auseinander.
1. Welche Bedeutung messen Sie dem Erhalt / der Förderung der Selbständigkeit bei der Körperpflege
bei?
2. Wie haben Sie Zugang zu dem von Ihnen ausgewählten Patienten gefunden?
3. Welche Maßnahmen halten Sie für geeignet und realisierbar zur Förderung der Selbständigkeit oder
zur Linderung des Gefühls der Abhängigkeit?
4. Nach welchen Kriterien haben Sie sich für Ihr Vorgehen entschieden?
5. In wie weit ist der / die Pflegebedürftige bereit sich auf entsprechende Vorgehensweise einzulas-
sen?
6. Wie gut ist Ihnen die Durchführung gelungen? Wovon lässt sich dies aus Ihrer Sicht ableiten?
7. Worauf werden Sie künftig bei der Pflege von Menschen mit eingeschränkter Selbstständigkeit bei
der Körperpflege achten?
8. Wie hat sich Ihre Einstellung zu Menschen mit Einschränkungen in elementaren Grundbedürfnis-
sen verändert?
209
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Aufgabenstellung:
1. Hospitieren Sie bei der Durchführung der Haut- und Körperpflege bei einem oder
mehreren Menschen mit Pflegebedarf.
Unterstützen Sie Ihre Mentorin / Ihren Mentor bzw. Ihre Praxisanleiterin / Ihren Praxi-
sanleiter dabei, falls dies in der Situation sinnvoll ist und es Ihren Möglichkeiten und
Fähigkeiten entspricht.
2. Füllen Sie daran anschließend den Beobachtungsbogen zur Haut- und Körperpflege
aus.
3. Besprechen Sie die Vorgehensweise der Pflegefachperson sowie die Beobachtungen,
die für Sie auffallend oder unklar waren, mit Ihrer Mentorin / Ihrem Mentor bzw. Ihrer
Praxisanleiterin / Ihrem Praxisanleiter.
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:
210
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN
Semester: 1 Stunden: 16
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Inhalte
211
Motorische Entwicklung des Säuglings: Vom Liegen zum Stehen
Prinzipien des Säuglingshandlings
Das Säuglingsbad unter Beachtung der Hygiene, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit
Nabelpflege
o Aufbau der Nabelschnur
o Prozess der Mumifizierung
o Pathologische Veränderungen
o Verschiedene Möglichkeiten der Nabelpflege
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
Becker, A. /Steinert, M. (2003): Pickel am Po: Windeldermatitis oder Soor? In: Hebam-
menforum, Nr. 4, S. 220-223
Beiersdorf AG Nivea Baby Factbook: Was ist so anders an der Babyhaut. Beiersdorf
AG, Hamburg
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2003): Das Baby- Informationen für
Eltern über das erste Lebensjahr. Broschüre BzGA, Köln
Hoehl, M./ Kullick, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung. 2. Auf-
lage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Kirkilionis, E. (2004) Mit dem Kind unterwegs. In: Deutsche Hebammenzeitschrift. Nr.
8, S. 1-9
Kirkilionis, E. (2004) Vom Tragen in Fahrtrichtung. In: Deutsche Hebammenzeitschrift,
Nr.4, S. 55-57
Kohle, A. /Werner-Kyburz, A.: Baby-Handling- Die Entwicklung vom Säugling zum
Kleinkind. Broschüre Bund Deutscher Hebammen e.V.
Koletzko, B. (2004): Kinderheilkunde und Jugendmedizin. 12. Auflage. Springer-
Verlag, Berlin
212
Öko-Test-Ratgeber (1999): Weniger ist mehr. Öko-Test Ratgeber, Kleinkinder, S. 78-89
Öko-Test-Ratgeber (1999): Schief gewickelt? Öko-Test Ratgeber, Kleinkinder, S. 97-103
Öko-Test-Ratgeber (1999): Vom Nesthocker zum Tragling. Öko-Test Ratgeber, Klein-
kinder, S. 60-61
Richtherr, A. /Kranzfelder, D. (1999): Neue Untersuchungen zur Nabelpflege: Wie be-
einflussen Nabelpflegemethoden und Windeln die Nabelheilung? In: Die Hebamme,
Nr. 12, S. 89-93
Stadelmann, I. (2004) :Naturheilkundliches Konzept zur Behandlung der Windelder-
matitis. In: Die Hebamme, Nr.17, S. 236-238
Weiler, U. (1998): Nabelpflege bei Neugeborenen-tausend und eine Möglichkeit. In: Die
Schwester/Der Pfleger. 37. Jg., Nr.11, S. 937-945
213
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN
Semester: 1 Stunden: 10
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Die Bedeutung der Mund- und Zahnpflege für Gesundheit und Wohlbefinden erkennen
Sich in die Situation eines Menschen, der im Bereich der Mund- und Zahnpflege unter-
stützt wird, professionell einfühlen
Persönliche Gewohnheiten bei der Durchführung der Mundpflege reflektieren
214
Pathologische Veränderungen des Mundes bzw. der Mundschleimhaut erkennen und
beurteilen
Grundprinzipien der allgemeinen Mundhygiene kennen
Dem Alter und der Situation entsprechend Zahnputztechniken mit den entsprechenden
Pflegematerialien durchführen
Einfühlungsvermögen bei der Durchführung der Mundpflege im sensiblen oralen Be-
reich entwickeln
In Bezug auf Maßnahmen der Prävention adressatengerecht beraten und anleiten
Inhalte
215
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
216
Gottschalck, T.(2004): Pflegeziel Mundgesundheit. Mundhygienische Maßnahmen auf
dem wissenschaftlichen Prüfstand. In: Die Schwester Der Pfleger 43. Jg., 5/2004, S. 24-
29
Gottschalck, T.(2003): Assessment-Instrumente zur pflegerischen Beurteilung des
Mundes – Ein Literaturreview. In: Pflege, Heft 16, S. 273-282
Hehemann, H. (1997): Was ist Mundpflege bei onkologischen Patienten? In: Pflege,
Heft 10, S. 199-205
Hockauf, H. (2004): Xerostomie – Pflegeproblem Mundtrockenheit. Maßnahmen der
Mundpflege zur Behebung trockener Mundschleimhäute. In: Die Schwester/Der Pfle-
ger 44 Jg., 11/05, S. 900-904
Hoehl, M. & Kullick, P.(Hrsg.) (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförde-
rung. Thieme-Verlag, Stuttgart, S. 255-261
Küpper, C. (2007): Zahngesundheit bei Kindern und Jugendlichen auf gutem Weg. In:
Kinderkrankenschwester 26 Jg., S. 151-155
Löser, A. P. (2002): Die Mundpflege – ein wichtiges pflegerisches Handlungsfeld. In:
Die Schwester/Der Pfleger. 42 Jg. 10/03, S. 740-746
Menche, N.(Hrsg.) (2004): Mundpflege. In: Pflege heute. Elsevier-Verlag, München, S.
202-207
Pfitzer, I. (Hrsg.) (2006) Pflegetechniken heute: Pflegehandeln Schritt für Schritt verste-
hen. Elsevier-Verlag, München.
Plescher-Kramer, J.(2003): Pflegerische Interventionen im Zusammenhang mit der
Körperpflege. In: Lauber, A. / Schmalstieg, P. (Hrsg.): verstehen & pflegen. Bd. 3: Pfle-
gerische Interventionen. Thieme Verlag, Stuttgart, S.293-349
Robke, F.-J. (2000) Karies aus der Nuckelflasche. In: Deutsche Hebammen- Zeitschrift
5/2000, S. 255-257
Strauß, B. & Dannewitz, B. (2007): Mund und Zahnhygiene: Effektive Zahnpflege im
Alter, Teil 1. In: Die Schwester/ Der Pfleger 46. Jg., 04/07, S. 324-326
Strauß, B. & Dannewitz, B. (2007): Mund und Zahnhygiene: Effektive Zahnpflege im
Alter, Teil 2. In: Die Schwester/ Der Pfleger 46. Jg., 05/07, S. 422-425
Sektion Zahngesundheit im DEUTSCHEN GRÜNEN KREUZ e.V. (2007): Zahnschä-
den durch saure Lebensmittel. In: Kinderkrankenschwester, 26 Jg., S.150
Informationsbroschüren von verschiedenen Krankenkassen
Film:
Müller, M. H.F. Wie erhalte ich meine Zähne gesund? – Ausführliche Informationen
zur Putztechnik für Jugendliche und Erwachsene. Universitäts-ZKM-Klinik. Münster
217
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
218
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN
Semester: 2 Stunden: 32
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Die Bedeutung der Ernährung für Gesundheit und Wohlbefinden erkennen
Psychologische, soziologische, kulturelle und institutionell bedingte Einflussfakto-
ren auf das Essverhalten und die Ernährung kennen und deren Bedeutung für das
pflegerische Handeln erfassen
Die eigene Ernährung und das eigene Essverhalten reflektieren
Den Aufbau und die Funktionen der Organe des Verdauungssystems kennen
Prinzipien einer gesunden Ernährung kennen und anwenden
Die verschiedenen Nährstoffe kennen und deren Bedeutung für die Ernährung ein-
schätzen
Eine Energiebilanz erstellen
Prinzipien der Vollwerternährung kennen
Vegetarische Ernährung und vegane Ernährung unterscheiden
219
Lernort Schule und Lernort Praxis
Den Pflegebedarf eines Menschen im Bereich der Ernährung sowie der Nahrungs-
und Flüssigkeitsaufnahme ermitteln
Nahrung und Getränke anreichen
Den Ernährungszustand und das Essverhalten eines Menschen einschätzen
Einer Dehydratation vorbeugen
Die Prinzipien wesentlicher Kost- und Diätformen kennen
Anzeichen einer Dysphagie erkennen und adäquate Maßnahmen einleiten
Die Aspirationsgefahr eines Menschen einschätzen und präventive Maßnahmen
anwenden
Den Pflegebedarf eines Menschen mit Übelkeit und Erbrechen einschätzen und adä-
quate Pflegemaßnahmen durchführen
Eine Flüssigkeitsbilanz erstellen
Inhalte
220
Lebensmittelrecht
Dysphagie
o Emotionale Situation eines Menschen mit Dysphagie
o Anzeichen einer Dysphagie
o Mögliche Ursachen einer Dysphagie
o Spezielle Pflegemaßnahmen
Aspiration
o Einschätzung der Aspirationsgefahr eines Menschen
o Aspirationsprophylaxe
Nausea und Vomitus
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Frau Borgers
Frau Borgers, 82 Jahre alt, wird ins Krankenhaus eingeliefert mit der Diagnose Kachexie
und Exsikkose. Sie war in ihrer Wohnung gestürzt und konnte aus eigener Kraft keine
Hilfe herbeiholen. Die Nachbarin reagierte auf ihr Rufen und verständigte den Kran-
kenwagen.
In der Klinik gab Frau Borgers an, bereits mehrere Tage unter Durchfall zu leiden. Au-
ßerdem fühle sie sich, seit ihr Mann vor einigen Jahren gestorben ist sehr einsam und
habe kaum noch Appetit. In letzter Zeit sei sie sehr müde und schlapp gewesen.
Frau Borgers ist stark abgemagert, die Haut ist faltig und schuppig, die Mundschleim-
haut trocken und borkig. Das Gewicht beträgt 45 kg bei einer Körpergröße von 165 cm.
Die Blutdruckwerte liegen bei 85/50 mmHg, die Pulsfrequenz bei 112 Schlä-
gen/Minute. Die Körpertemperatur ist mit 38°C – rektal gemessen – erhöht. Am Rü-
cken und am Ellenbogen hat Frau Borgers aufgrund des Sturzes Hämatome und Haut-
abschürfungen, die bei Bewegungen schmerzen. Die Röntgenaufnahmen zeigen keine
Frakturen, keine Prellungen.
Frau Borgers ist ganz unglücklich, weil sie nicht weiß, wie dieser Sturz passieren konn-
te, obwohl sie doch immer so aufgepasst hat.
Quelle: Eißing E. (2001): Ernährungszustand. In: Lauber, A./Schmalstieg, P.: Wahrnehmen und beobach-
ten. Thieme Verlag, Stuttgart
221
Marc
Marc B., 10 Jahre alt, 1,20 m groß, 70 kg schwer, möchte gerne sein Gewicht reduzieren.
In der Schule ist er ein guter Schüler. Einige Klassenkameraden, die ihn nicht so gut
kennen, hänseln ihn wegen seines Gewichtes und nennen ihn Streber. Das Schulfach
„Sport“ ist der Horror für ihn. Er interessiert sich nur für Computerspiele und Fernse-
hen oder Technik. Ab und zu bastelt er mit seinem Vater Modellflugzeuge. Die Familie
ist insgesamt auch eher überernährt und geht kaum spazieren oder Rad fahren, auch
weil keine Zeit für diese Aktivitäten bleibt. Die Mutter und der Vater arbeiten Vollzeit
bei Daimler-Chrysler.
Sehen Sie Möglichkeiten für Marc sein Gewicht zu reduzieren?
Literatur
222
Curriculum- Lernaufgabe 1
Klassifikation
Lehrer/-in
Aufgabenstellung:
Beobachtung der Ernährungssituation eines Menschen
1. Listen Sie alle Hilfsmittel, Instrumente und Erhebungsbogen auf, mit denen in Ih-
rem derzeitigen Praxiseinsatzbereich Daten zur Einschätzung der Ernährungssitua-
tion erhoben werden.
Bringen Sie nach Möglichkeit ein Muster/eine Kopie der vorhandenen Erhebungs-
bogen mit.
2. Machen Sie sich vertraut mit dem Umgang mit diesen Instrumenten, indem Sie
möglichst viele von ihnen möglichst häufig benutzen. (z. B. BMI ermitteln, Messen
der Körperlänge, Körpergewicht ermitteln usw.)
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
223
Curriculum- Lernaufgabe 2
Klassifikation
Aufgabenstellung:
Darreichen der Nahrung
1. Vorbereitung
Welcher Patient benötigt Unterstützung durch Darreichen der Nahrung?
Warum braucht er diese Unterstützung?
(Erfassen Sie Aspekte der Pflegeanamnese in Bezug auf die Ernährung.)
Was kann / will ich bei dieser Aufgabe lernen?
(Schriftliche Formulierung von 4 Lernfragen)
Was möchte ich konkret bei dieser Aufgabe ausprobieren, anwenden und beachten? (Schriftliche
Formulierung von 4 Maßnahmen)
2. Durchführung
Über welche Aspekte informiere ich mich bei Angehörigen oder den Pflegekräften,
die in der Betreuung des Pflegebedürftigen tätig sind?
Welche Aspekte bespreche ich zu Beginn der Maßnahme mit dem Patienten / Bewohner?
Erstellen Sie eine Planung nach dem Pflegeprozess für den Bereich Ernähren.
Führen Sie die Darreichung der Nahrung durch.
3. Nachbereitung
Habe ich meine Lernziele erreicht?
Was hat zum Erreichen der Zielsetzung beigetragen?
Was stand dem Erreichen der Zielsetzung entgegen?
Was will ich das nächste Mal anders machen?
Dokumentieren Sie alle Erkenntnisse und die Schritte des Prozesses schriftlich!
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:
224
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN
Lernsituation 6.12 Eltern bei der Ernährung ihres Säuglings unterstützen und
beraten
Semester: 2 Stunden: 12
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Inhalte
225
Besonderheiten des Verdauungssystems beim Säugling
Vergleich Zusammensetzung der Muttermilch und Kuhmilch
Vor- und Nachteile der Muttermilchernährung
Anatomie der Brust, Physiologie der Milchbildung
Unterstützung der Mutter beim Stillen
Stillen bei Stillschwierigkeiten, Stillhilfsmittel
Vorstellung der Milchpumpe zum Abpumpen der Muttermilch
Stillen in besonderen Situationen z.B. bei Frühgeborenen, und Lippen-Kiefer-
Gaumenspalte
Ernährung des Säuglings mit industriell hergestellter Milch
o Einteilung der verschiedenen Nahrungen nach Zusammensetzung und An-
wendung
o Herstellung einer Flaschenmahlzeit unter Beachtung der Packungsbeilage
Hygiene
o Ausrechnen der individuellen Nahrungsmenge
o Verabreichung einer Flaschenmahlzeit (Materialien, Handling)
Schrittweise Umstellung auf Beikost ab dem 6. Lebensmonat
Übergang zur Familienkost
Verabreichung einer Breimahlzeit (Materialien, Handling)
Kriterien zur Auswahl von industriell hergestellter Säuglingsnahrung
Vor- und Nachteile von selbst hergestellter Säuglingskost
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
Borker, S. (1996): Essenreichen in der Pflege: eine empirische Studie. Ullstein Mosby,
Berlin
Hoehl, M./ Kullick, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung. 2. Auf-
lage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
Geist, C. /Hofmann, H. (1999) Geburtshilfe und Frauenheilkunde- Lehrbuch für Ge-
sundheitsberufe. 1.Auflage. Verlag de Gruyter, Berlin.
Koletzko, B. (2004) Kinderheilkunde und Jugendmedizin. 12. Auflage. Springer-Verlag,
Berlin
226
Körner, U. (2001): Allergieprävention im Säuglingsalter. In: Hebamme. Hippokrates-
Verlag. Nr.1, S. 58-61
Lübcke, H. (1998): Mutter und Kind in Symbiose. In: Kinderkrankenschwester. 17.
Jahrgang. Nr. 12, S. 519-522
Menche, N. (2004): Pflege heute. Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage. Elsevier Verlag
Urban und Fischer, München
Mohrbacher, N. /Stock, J. (2002): Handbuch für die Stillberatung. 2. Auflage. La Leche
Liga Deutschland Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden- Württem-
berg.
Nissen, K.-H. (1995) Ernährung des Säuglings. 4. Auflage, Verlag Trias. Stuttgart
Panknin, H.-T. (2007): Kinderlebensmittel. In: Kinderkrankenschwester. 26. Jg. Nr. 2, S.
72-75
Renköwitz, U. (2003): Der internationale Kodex zur Vermarktung von Muttermilcher-
satzprodukten- ein Instrument zur effektiven Stillförderung.
In: Hebammenforum Nr. 9, S. 581-585
Wagner, E.-M. (1997): Füttern mit der Flasche. In: Kinderkrankenschwester. 16. Jg. Nr.1,
S. 16-18
Wagner, E.-M. (2000) Füttern mit dem Löffel. In: Kinderkrankenschwester, 19. Jg., Nr. 8,
S. 319-322
227
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN
Semester: 2 Stunden: 12
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
228
Inhalte
Methodenvorschläge
Lernen an Stationen:
o Station 1: Kennenlernen von verschiedenen Sonden zum Legen einer Magen-
sonde und ihre spezielle Anwendung
o Station 2: Handlungskette Legen einer Magensonde
o Station 3: Verabreichungsmöglichkeiten
o Station 4: Sondenkost und ihre spezielle Anwendung, Ausrechnen der Son-
denkost- und Flüssigkeitsmenge
o Station 5: Arzneimittelgabe über Sonde
Legen einer nasalen Magensonde wird an der Puppe und an einem oder einer Schü-
lerin demonstriert
Bearbeitung einer Pflegesituationsbeschreibung mit dem Ziel: Erstellung eines Pfle-
geplans, Analyse des ethischen Dilemmas, Lösungsmöglichkeiten
Pflegesituationsbeschreibung
229
Seitdem Frau Ripp im Heim lebt, hat sie 5 kg Körpergewicht verloren, wiegt nun 50 kg
bei einer Körpergröße von 1,64 m. Sie isst maximal ein Drittel einer Mahlzeit am Tag
und trinkt wenig. Sie ist zeitweise räumlich und zeitlich desorientiert.
Vor einer Woche überredete der Hausarzt Frau Ripp und ihre Tochter, versuchsweise
die Ernährung über eine nasogastrale Sonde zu verbessern. Nun soll diese durch Anla-
ge einer Ernährungssonde über PEG ersetzt werden.
Frau Ripp ist sehr unglücklich über die nasale Sonde. Seitdem sie Sondenkost erhält,
leidet sie unter Diarrhoe und kann deshalb den Stuhl manchmal nicht halten. Sie hat
Angst vor der PEG und möchte diesen Eingriff lieber nicht machen lassen.
Frau Ripp bekam vor 4 Jahren eine Mamma-Ablatio und Chemotherapie wegen eines
Karzinoms. Sie leidet unter einer Rechtsherzinsuffizienz und Schmerzen durch Arthro-
se in den großen Gelenken. Deshalb ist sie auf eine Vielzahl oraler Medikamente ange-
wiesen. Seit ihrer stationären Aufnahme spricht sie davon sterben zu wollen.
In der ersten Nacht im Krankenhaus ist Frau Ripp völlig desorientiert und zieht sich
selbst ihre Magensonde. Die PEG-Anlage kann vorläufig nicht vorgenommen werden,
da Frau Ripp nicht einverstanden und auch über Tag noch nicht komplett orientiert ist.
Die Tochter bittet um ein klärendes Gespräch, da sie selbst nicht sicher ist was die rich-
tige Entscheidung für ihre Mutter ist. Frau Ripp verweigert jegliche orale Flüssigkeits-
und Nahrungsaufnahme.
Am übernächsten Tag bekommt Frau Ripp eine Magensonde über eine PEG, die kom-
plikationslos verläuft. Nun sollen Sie mit der Ernährung über die neue Sonde beginnen.
Literatur
Borker, S. (2002): Nahrungsverweigerung in der Pflege. Verlag Hans Huber, Bern Göt-
tingen
Fresenius Kabi Broschüren: Praxis der enteralen Ernährung, Medikamentengabe über
Sonde, Pflegestandard Enterale Ernährungstherapie
Hoehl, M./ Kullick, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung. 2. Auf-
lage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Kalde, S./ Heise, J. (2004): Praxis der künstlichen enteralen Ernährung in der Pädiatrie
(Teil I). In: Kinderkrankenschwester. 23. Jg., Nr. 2, S. 58-62
Kalde, S./ Heise, J. (2004): Praxis der künstlichen enteralen Ernährung in der Pädiatrie
(Teil II). In: Kinderkrankenschwester. 23. Jg., Nr. 3, S. 101-106
Kalde, S./ Heise, J. (2004): Praxis der künstlichen enteralen Ernährung in der Pädiatrie
(Teil III). In: Kinderkrankenschwester. 24. Jg., Nr. 1, S. 14-20
Kolb, C. (2004): Ernährung am Lebensende: PEG ja oder nein? Dafür gibt es keine Ska-
len“. In: Pflegezeitschrift Nr.12, S. 865-867
Köpke, S. / Meyer, G. (2005): Pflegende können zentrale Rolle im Entscheidungspro-
zess einnehmen. In: Pflegezeitschrift Nr.5, S. 314-317
230
Körner, U./ Bierman, E. et al. (2004): Leitlinie Enterale Ernährung der DGEM und DGG-
Ethische und rechtliche Gesichtspunkte. In: Aktuel Ernaehr Med, Nr. 29, S. 226-230. Ge-
org Thieme Verlag, Stuttgart
Lauber, A./Schmalstieg, P. (2003): Pflegerische Interventionen. Georg Thieme Verlag,
Stuttgart
Mazzini, C. /Alberico, D. et al. (2004): Noch viel offene Fragen- Evidenzbasierte Pflege
von enteral ernährten Patienten, Teil 1. In: Pflegezeitschrift Nr.6, S. 396-401
Mazzini, C. /Alberico, D. et al. (2004): Komplikationen vermeiden- Evidenzbasierte
Pflege von enteral ernährten Patienten, Teil 2. In: Pflegezeitschrift Nr.7, S. 482-485
Menche, N. (2004): Pflege heute- Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage. Elsevier Verlag
Urban und Fischer, München
Pfaff, A. (2003): Applikation von Arzneimitteln über Ernährungssonde. In: Die Schwes-
ter/ Der Pfleger. 42. Jg., Nr. 1, S. 16-20
Schmitt, S. (2000): Erklärungsbedürftige Applikationsformen. In: Die Schwester/Der
Pfleger, 39. Jg., Nr. 1, S. 22-26
Volkert, D. (2004): Leitlinie Enterale Ernährung der DGEM und DGG-
Ernährungszustand, Energie- und Substratstoffwechsel im Alter. In: Aktuel Ernaehr
Med Nr. 29, S. 190-197. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
Internetquellen:
http://www.nahrungsverweigerung.de/scripts/entscheid_find.html
Zugriff am 8. 5. 2006
231
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN
Semester: 1 Stunden: 34
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
232
Menschen in der Versorgung ihres suprapubischen Blasenkatheters unterstützen
und beraten
Inhalte
Methodenvorschläge
233
Pflegesituationsbeschreibung
Frau Klein, 48 Jahre alt, verheiratet und von Beruf Verkäuferin, leidet seit der Geburt
ihres 4. Kindes vor 8 Jahren unter einer leichten Urininkontinenz. Das bedeutete, dass
beim Husten, Niesen oder Bücken manchmal tröpfchenweise Urin abging. Nun stellt
sie fest, dass die Beschwerden deutlich zugenommen haben. Sie hat mittlerweile sogar
häufig Probleme beim Treppensteigen und Gehen. Auch die dabei abgehende Urin-
menge hat deutlich zugenommen, was für sie bedeutet, dass die bisher verwendeten
dünnen Einlagen nicht mehr ausreichend sind.
Frau Klein arbeitet halbtags in einem Bekleidungsgeschäft und ist auch in ihrer Freizeit
recht unternehmenslustig: Sie geht gerne mit ihrem Mann oder Freunden ins Kino oder
ins Theater, geht gerne schwimmen oder fährt Rad. Mit ihrem Mann kann sie offen über
ihr Problem sprechen, aber ansonsten hat sie mit noch niemandem darüber gesprochen;
auch vor ihren Kindern versucht sie die Harninkontinenz zu verheimlichen, da sie
Angst hat, dass – gerade die jüngste Tochter – sich bei ihren Freunden „verplappert“
und andere von ihrem Problem erfahren.
Literatur
Ahnis, A./Kummer, K. (2005): Das Geschlecht spielt eine doppelte Rolle. Pflegerische
und ärztliche Kommunikation am Beispiel Inkontinenz. In: Pflegezeitschrift 07/2005, S.
418-421
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006): Physiologie der Harnblase. In: Kontinenzförde-
rung. Heft 22. Prodos Verlag. S. 53
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006) Schweigen aus Scham. Kontinenzförderung. Heft
22. Prodos Verlag. S. 55
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006) Beckenbodentraining. Kontinenzförderung. Heft
22. Prodos Verlag. S. 38-39
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006) Hilfsmittelauswahl. Kontinenzförderung. Heft 22.
Prodos Verlag. S. 43
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006) Hilfsmittelübersicht. Kontinenzförderung. Heft
22. Prodos Verlag. S. 44-46
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006): Handlungskette Urinalkondom. In: Kontinenz-
förderung. Heft 22. Prodos Verlag, S. 64-67
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006): Harnwegsinfektionen vorbeugen.In: Kontinenz-
förderung. Heft 22. Prodos Verlag, S. 42
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006): Inkontinenzanamnese. In: Kontinenzförderung.
Heft 22. Prodos Verlag, S. 47
Depping, D./ Fischer, D. et al. (2006): Inkontinenzformen. In: Kontinenzförderung. Heft
22. Prodos Verlag, S. 48
DNQP (2006) Expertenstandard Förderung der Harninkontinenz in der Pflege. Sonder-
druck. FH-Osnabrück
Graf, B./Knipfer, E. (2005): Künstliche Harnableitungen. Komplikationen kennen und
vermeiden. In: Pflegezeitschrift, 58. Jg., Heft 02/05, S. 84-87
234
Hegeholz, D. (2004): Kondomurinale. In: Heilberufe spezial. Urban & Vogel, Berlin, S.
38-39
Piechota, H./Pannek, J. (2007): Katheterdrainage der Harnblase.In: Die Schwester/Der
Pfleger 11/07, S. 1002-1009
Sachsenmeier, B. (2004): Pflegeanamnese bei Harninkontinenz. In: Heilberufe spezial.
Urban & Vogel, Berlin, S.20-21
Stadelmann, W. (1999): …Und möchte am liebsten in den Boden versinken. In: Pflege
aktuell 01/99, S. 20-23
Zellner, M. (2004): Ursachen und Formen der Harninkontinenz. In: Heilberufe spezial.
Urban & Vogel, Berlin. S. 8-9
235
Curriculum- Lernaufgabe 1
Klassifikation
Lehrer/-in
Aufgabenstellung:
Beobachten und erproben Sie die verschiedenen methoden der Uringewinnung und die Durchführung der
unterschiedlichen Urinuntersuchungsmethoden.
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen
Pflegelehrbuch
236
Curriculum- Lernaufgabe 2
Klassifikation
Aufgabenstellung:
1. Beobachten Sie das transurethrale Katheterisieren eines Menschen mit Pflegebedarf durch eine Pfle-
geperson und reflektieren Sie in schriftlicher Form
die Indikation
die Übereinstimmungen und Unterschiede zur erlernten Handlungskette
die aufgetretenen Schwierigkeiten
2. Legen Sie selbst im Beisein Ihrer Mentorin/Ihres Mentors oder Ihrer Praxisanleiterin/ Ihres Praxi-
sanleiters einen transurethralen Blasenkatheter.
Überlegen Sie vorher und hinterher verschiedene Handlungsalternativen.
Werden Sie die Pflegehandlung zusammen mit Ihrer Mentorin oder Ihrer Praxisanleiterin aus.
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen
Pflegelehrbuch
Expertenbefragung
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:
237
LERNFELD 6 MENSCHEN IN DER SELBSTPFLEGE UNTERSTÜTZEN
Semester: 1 Stunden: 18
Lernvoraussetzungen
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und des Darmes pfle-
gen
Zielsetzung
238
Menschen in der Prophylaxe von Pflegeproblemen im Bereich der Stuhlausschei-
dung unterstützen und beraten
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Frau Kaiser ist 74 Jahre alt, verwitwet und lebt seit 10 Monaten im Altenheim, da sie
sich zu Hause nicht mehr selbst versorgen kann. Die Tochter berichtet, dass sie sich zu-
hause zuletzt nur unregelmäßig gewaschen und kaum mehr etwas gegessen habe. Ihre
Mutter hätte in den letzten 6 Monaten zu Hause 8 kg abgenommen und zuletzt bei ei-
ner Körpergröße von 1,63 m nur noch 50 kg gewogen. Außerdem wäre ihre Mutter sehr
vergesslich geworden und habe schon mehrmals die Herdplatte vergessen auszuschal-
ten. Da sie selbst berufstätig sei,
wäre sie nicht mehr in der Lage gewesen, ihrer Mutter die notwendige Unterstützung
zukommen zu lassen.
Die Pflegekraft im Altenheim bemerkte nach der Aufnahme ins Altenheim, dass die
Unterwäsche häufig nass war, manchmal auch stuhlbeschmutzt. Auf Nachfrage räumte
Frau Kaiser ein, dass sie gar nicht merke, wann sie auf Toilette muss. Sie würde es im-
mer erst merken, „wenn es schon zu spät ist“.
239
Frau Kaiser trägt seitdem Inkontinenzhosen. Vereinzelt gibt Frau Kaiser gegenüber der
Pflegekraft auch während der Morgentoilette an, dass sie Stuhldrang hat; wenn die
Pflegekraft dann schnell handelt, schafft es Frau Kaiser manchmal auch, ihr „großes
Geschäft“ auf der Toilette zu erledigen. Der Pflegekraft fällt beim Spülen mehrmals auf,
dass der Stuhl sehr hart und dunkel ist und eine hellrote Blutauflage aufweist.
In den darauf folgenden Monaten im Altenheim bleibt das Körpergewicht von Frau
Kaiser konstant, allerdings isst und trinkt die Bewohnerin weiterhin sehr wenig. Zum
einen scheint ihr die passierte Kost, die sie wegen ihrer schlecht sitzenden Prothese be-
kommt, nicht sehr zu schmecken (vom Mittagessen nimmt sie fast gar nichts zu sich,
lediglich von Brei und Kompott isst sie einige Löffel). Zum anderen scheint Frau Kaiser
auch unter dem Heimaufenthalt zu leiden: Den sie betreuenden Pflegekräften fällt auf,
dass sie sich immer mehr zurückzieht und kaum Kontakt zu anderen BewohnerInnen
hat. Häufig sitzt sie den ganzen Tag am Tisch und starrt vor sich hin.
Die Einfuhrkontrolle ergibt, dass sie häufig nur 600 ml pro Tag in Form von Getränken
zu sich nimmt.
Heute, am Freitag morgen äußert Frau Kaiser gegenüber der Pflegekraft, dass sie un-
möglich etwas essen könne, da sie so „aufgebläht“ sei und einen so „vollen Bauch ha-
be“. Die Frage der Pflegekraft, wann Frau Kaiser denn zuletzt Stuhlgang hatte, kann die
Bewohnerin nicht beantworten. Im Dokumentationssystem sieht die Pflegekraft jedoch,
dass die letzte Stuhlentleerung bereits 5 Tage zuvor erfolgte. Weitere Auffälligkeiten im
Zusammenhang mit der Stuhlausscheidung sind im Pflegebericht nicht vermerkt.
Um eine baldige Stuhlentleerung der Bewohnerin einzuleiten, verabreicht die Pflege-
kraft Frau Kaiser Dulcolax®, ein darmstimulierendes Abführmittel.
Literatur
240
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld
Lernfeld der APflAPrV (2002): 2.1 Lebenswelten und soziale Netzwerke alter
Menschen beim altenpflegerischen Handeln
berücksichtigen
4.1 Berufliches Selbstverständnis entwickeln
Zielsetzung
241
In der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Erwartungen, beruflichen Anfor-
derungen und persönlicher Motivation ein reflektiertes berufliches Selbstverständ-
nis entwickeln
Alle Lernsituationen des Lernfelds 7 erfahren eine Verknüpfung mit dem Lernfeld 2.
Das im Lernfeld 2 entwickelte umfassende, ganzheitliche Pflegeverständnis und die
Bedeutung der Pflegewissenschaften im Professionalisierungsprozess der Pflegeberufe
beeinflussen das berufliche Selbstverständnis der Lernenden.
In diesem Lernfeld finden die Reflexion der Geschichte der Pflegeberufe durch Litera-
turbearbeitung statt, insbesondere unter folgenden fakultativen Leitthemen: Pflegebe-
rufe als Frauenberufe, Verhältnis zwischen Pflege und Medizin, Verständnis von Pflege,
institutionsbezogenes Selbstverständnis etc. Die Lernenden nehmen aufgrund der in-
tensiven Auseinandersetzung mit den Themen Veränderungen des Berufsbildes im ge-
sellschaftlichen Kontext wahr und erwerben Kompetenzen, um es gegenwärtig und
zukünftig mit zu gestalten.
Im Lernfeld 7 findet in der Lernsituation 7.2 Pflegeforschung auswerten eine enge Ver-
knüpfung mit der Lernsituation 2.6 Pflegequalität sichern statt. Die Lernenden überprü-
fen, ob pflegewissenschaftliche Forschungsergebnisse die Qualität von Pflegestandards,
Standardpflegeplänen bis hin zu interdisziplinären Behandlungspfaden sichern. Sie
erkennen den Beitrag von evidenzbasierter Pflege in der Sicherung von Pflegequalität.
Dadurch wird den Schüler und Schülerinnen die Bedeutung einer eigenen Wissenschaft
Pflege bei der Erklärung, Beschreibung und Begründung von Pflegehandeln nochmals
verdeutlicht. Sie schätzen den Nutzen von Forschungsergebnissen für die Qualitätssi-
cherung und Qualitätssteigerung in ihrem Pflegehandeln (evidenzbasierte Pflege und
Medizin) ein. Die Lernenden wenden handlungsleitende Aspekte aus den Pflegewis-
senschaften in vielen Lernsituationen in einer Mehrzahl der curricularen Lernfelder am
Lernort Schule und Lernort Praxis an.
Des Weiteren findet in diesem Lernfeld eine Vertiefung des bereits im Lernfeld 2 be-
sprochenen Pflegeverständnisses statt. Die Lernenden befassten sich in der Lernsituati-
on 2.2 mit Modellen und Theorien der Pflege, welche ihnen ein komplexes Phänomen
wie Pflege zu erklären versuchen. Dort werden auch ethische Werte thematisiert, wel-
che pflegerische Handlungen bestimmen und das berufliche Selbstverständnis prägen.
Diese grundlegenden Überlegungen zur ethischen Orientierung im Pflegehandeln wer-
den nun in der Lernsituation 7.3 Pflege an ethischen Prinzipien ausrichten aufgegriffen und
vertieft. In dieser Lernsituation erwerben die Lernenden grundlegendes Wissen zur
Ethik in der Pflege. Sie lernen Schemata zur ethischen Urteilsfindung kennen, welche
sie in anderen Lernfeldern zur Strukturierung einer ethischen Diskussion über Dilem-
masituationen in der Pflege nutzen können.
242
Die Lernsituation 7.4 Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren stellt wie die Lern-
situation 7.3 eine stärker fachsystematische Einheit dar. Die Lernenden erwerben eth-
nisch-kulturelles Grundlagenwissen und interkulturelle Kompetenzen. Ihnen wird be-
wusst, dass in jeder Pflegesituation kulturelle Gesichtspunkte eine Rolle spielen und
Pflegediagnostik bzw. pozessorientierte Planung und Durchführung von Pflegemaß-
nahmen unter Berücksichtigung kulturspezifischer Erfordernisse erfolgen sollten.
Des Weiteren erhalten die Schüler und Schülerinnen in der Lernsituation 7.5 eine Über-
sicht zu pflegeberuflichen Perspektiven und sie reflektieren parallel dazu ihre eigene
berufliche Zukunftsplanung. In dieser Lernsituation erfolgt ein Bewerbertraining zur
Vorbereitung auf den Bewerbungsprozess am Ende der Ausbildung. Es finden Übungs-
sequenzen zu fiktiven Bewerbungsgesprächen zwischen Pflegedienstleitungen und
Lernenden statt.
243
LERNFELD 7 PFLEGE ALS WISSENSCHAFT VERSTEHEN UND
WEITERENTWICKELN
Semester: 2 Stunden: 20
Lernvoraussetzungen
2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln
Zielsetzung
Lernort Schule
Die Bedeutung der kirchlichen Einrichtungen auf die Entwicklung der Pflegeberufe
verstehen
Historisch bedeutsame Persönlichkeiten und deren Einfluss auf die Entwicklung der
Pflegeberufe kennen
Den Einfluss des Nationalsozialismus auf den Pflegeberuf reflektieren
Einflüsse der Industrialisierung und Frauenbewegung auf den Pflegeberuf kennen
Gründe für die besondere Situation in der Entwicklung der Pflegeberufe in Deutsch-
land erkennen
Historische Prozesse in Bezug zur geschichtlichen Entwicklung der Pflegeberufe
und des Gesundheitswesens setzen
Die Auswirkungen der Geschichte der Pflege auf ein zeitgemäßes Berufsverständnis
reflektieren
244
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Situation 1
„Seit dem 13. Oktober 1836 besteht eine Pflegerinnen- und Diakonissenanstalt daher,
die bestimmt ist, evangelische Pflegerinnen zu bilden, die sich Vorzugsweise der christ-
lichen Krankenpflege widmen und, als Diakonissen im apostolischen Sinne wirkend,
die Kranken, besonders arme Kranke sowohl in Krankenhäusern als in den Wohnungen
derselben pflegen...“
„Diesem Zweck gemäß soll das mit ihr verbundene Krankenhaus zur Übung und Aus-
bildung der Krankenpflegerinnen dienen, nicht aber ein allgemeines Kranken- und Sie-
chenhaus für einen Regierungsbezirk oder gar für eine ganze Provinz sein, wie öfter
irrig gemeint worden ist. So weitherzig daher die Anstalt in dem Wunsch ist, möglichst
245
vielen Kranken Hilfe darzubieten, so muss diese Weitherzigkeit doch dem genannten
Hauptzweck untergeordnet sein...“
Textauszüge aus Jahresberichten Theodor Fliedners (1800-1864) über die von ihm gegründete Diakonis-
senanstalt in Kaiserswerth hinsichtlich der Zielsetzung und Gestaltung der Arbeit der Diakonissen. In:
Müller, U. / Hesselbarth, U. (1994): Die geschichtliche Entwicklung der Krankenpflege. Brigitte Kunz
Verlag, Hagen.
Situation 2
In der halbjährigen Probezeit wird der Kandidatin „...jede passende Gelegenheit
(ge)geben, sowohl ihre Gaben und Kräfte zum Wohl der Kranken (später hinzugesetzt:
und der ganzen Anstalt) zu entwickeln und durch Übung und Unterricht weiter auszu-
bilden, als auch sich reiflich zu prüfen, ob sie körperlich und geistig zu diesem schwe-
ren Amt hinreichend geeignet sei und ob der innere Beruf, den sie dazu zu haben
glaubt, wirklich ein Beruf vom Herrn ist….“
Grundsätze für die Kandidatinnen im Diakonissenamt in der Hausordnung Theodor Fliedners (1800-
1864) für die Diakonissenanstalt in Kaiserswerth. In: Müller, U. / Hesselbarth, U. (1994):
Die geschichtliche Entwicklung der Krankenpflege. Brigitte Kunz Verlag, Hagen.
Situation 3
„Was dem geschulten Betrachter bei Beobachten von Krankheiten sowohl in Privathäu-
sern als auch in öffentlichen Krankenhäusern am eindringlichsten auffällt, dass die
Symptome oder Leiden, die im allgemeinen für unvermeidlich und zur Krankheit gehö-
rig betrachtet werden, sehr oft überhaupt nicht Symptome der Krankheit, sondern von
etwas ganz anderem sind: vom Mangel an frischer Luft, von Licht oder Wärme, oder
Ruhe, Sauberkeit oder Regelmäßigkeit und Sorgfalt in der Verabreichung der Diät oder
von allen diesen Faktoren zusammen. Dies gilt fast ebenso für die private wie für die
Krankenhauspflege.
Der Wiederherstellungsprozess, den die Natur eingerichtet hat, wird durch den Mangel
an Wissen oder Aufmerksamkeit in einem oder in allen diesen Punkten verhindert;
hierdurch entstehen neue Leiden und Schmerzen oder gar die Unterbrechung des gan-
zen Heilungsvorganges.
Wenn ein Patient friert, wenn ein Patient fiebert, wenn ein Patient blass ist, wenn ihm
nach dem Essen übel wird, so ist dies im Allgemeinen nicht das Verschulden der
Krankheit, sondern der Pflege.“
Situation 4
„Es ist Dutzende von Malen geschrieben und gesagt worden, dass jede Frau eine gute
Schwester ist. Ich glaube dagegen, dass die eigentlichen Elemente der Krankenpflege
noch völlig unbekannt sind.
Damit meine ich nicht, dass immer nur die Krankenschwester zu tadeln ist. Schlechte
Sanitäre, bauliche oder verwaltungstechnische Einrichtungen machen die Pflege oft
unmöglich. Aber die Pflegekunst sollte solche Maßnahmen mit einbeziehen, da auch sie
246
das, was ich allein unter Krankenpflege verstehe, ermöglichen. Die Pflegekunst, wie sie
jetzt gehandhabt wird, scheint deutlich darauf ausgerichtet zu sein, das aufzuheben,
was Gott in Krankheit sein ließ, nämlich eine Wiederherstellungsprozess (reparative
process).“
Literatur
Inhester, O. (1991): Frau Dr. Anna Sticker erzählt zur Geschichte der Krankenpflege.
VHS Verlag Zimmermann, Essen
Nightingale, F.(2005): Bemerkungen zur Krankenpflege. Mabuse-Verlag, Frankfurt am
Main
Panke-Kochinke, B.( 2001): Die Geschichte der Krankenpflege (1679-2000). Ein Quel-
lenbuch. Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main
Rau, F.-S. (2001): Die Situation der Krankenpflegeausbildung in der BRD nach 90 Jah-
ren staatlicher Regelung. Huber-Verlag, Bern.
Rübenzahl, M.(1994): „Wilde Schwestern“ Krankenpflegereform um 1900. Mabuse-
Verlag, Frankfurt am Main
Seidler, E./Leven, H.-H. (2003): Geschichte der Medizin und der Pflege. 7. Auflage.
Kohlhammer-Verlag, Stuttgart.
Sticker, A.(1989): Theodor und Friederike Fliedner. Brockhaus-Verlag, Wuppertal
Steppe, H. (1996): Krankenpflege im Nationalsozialismus. 8.Auflage. Mabuse-Verlag,
Frankfurt am Main
Wolff, H.-P.(1994): Geschichte der Krankenpflege. Recom-Verlag, Basel
Internetquellen:
http://www.florence-nightingale.co.uk/flo2.htmZugriff am 13.9.07
http://www.kaiserswerther-
diakonie.de/Die_Kaiserswerther_Diakonie/Geschichte.htm
Zugriff am 13.9.07
247
LERNFELD 7 PFLEGE ALS WISSENSCHAFT VERSTEHEN UND
WEITERENTWICKELN
Semester: 3 Stunden: 6
Lernvoraussetzungen
2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln
2.6 Pflegequalität sichern
Zielsetzung
Lernort Schule
Die Bedeutung von Pflegeforschung für das berufliche Handeln erfassen
Bezugswissenschaften der Pflegewissenschaft kennen
Pflegerisches Handeln unter Bezugnahme auf wissenschaftlich gesicherten Ergeb-
nissen begründen
Kriterien zur Bewertung von Forschungsarbeiten kennen und anwenden
Den Zusammenhang zwischen Pflegewissenschaft und Pflegequalität reflektieren
Die Aussagekraft und Qualität von Forschungsergebnissen einschätzen
Ethische Prinzipien der Pflegeforschung kennen
Inhalte
248
Der Forschungsprozess
Bewertungskriterien für Forschungsarbeiten
Nutzen von Forschungsergebnissen für die Qualitätssicherung und Qualitätssteige-
rung im Pflegehandeln (evidence-based-nursing)
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
249
LERNFELD 7 PFLEGE ALS WISSENSCHAFT VERSTEHEN UND
WEITERENTWICKELN
Semester: 4 Stunden: 14
Lernvoraussetzungen
2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln
Zielsetzung
Lernort Praxis
Pflegehandeln an ethischen Prinzipien ausrichten
Eine reflektierten Haltung zu ethischen Problemfeldern in der pflegerischen Be-
rufsausübung entwickeln
250
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
„Das drei Monate alte Mädchen war wegen eines Atemstillstandes in das Krankenhaus
eingeliefert worden. Nun schlief es. Neben seinem Bettchen saß seine neunzehn Jahre
alte Mutter, sonst war niemand im Zimmer. Nach zwei Stunden schlug die Mutter ihre
Tochter zum ersten Mal auf den Kopf, dann immer wieder. Offenbar ärgerte sie sich,
dass sie wegen ihres Kindes im Krankenhaus sein musste.
„Gib mir einen Kuss, du kleine Sau!“, sagte die Mutter dann unvermittelt. Kurz darauf
drückte sie ihre Hand fest in das kleine Gesicht, schüttelte ihr Baby wie eine Puppe,
schließlich verdrehte sie das linke Ärmchen, bis ihr Kind vor Schmerzen brüllte. Die
Mutter drückte schnell den Alarmknopf, und eine Krankenschwester eilte herbei. Ihre
Tochter habe sich in einem der Spielzeuge verheddert, behauptete die Mutter. Ein Arzt
kam hinzu, doch er und die Schwester ließen Mutter und Kind nochmals eine halbe
Minute lang ohne Aufsicht: Wieder drehte die Mutter das linke Ärmchen nach hinten;
diesmal brachen zwei Knochen.
251
Das Mädchen wurde zur Adoption freigegeben und lebt heute in einer neuen Familie.
Denn obwohl es keine direkten Zeugen gab, konnte sich die schon seit langem verdäch-
tige Mutter diesmal nicht herausreden. Sie war in die Falle getappt- englische Ärzte ha-
ben die Misshandlung im Krankenhaus heimlich gefilmt. „ Versteckte Videoaufnahmen
von lebensbedrohlicher Kindermisshandlung: Lehrstunden für den Schutz von Kin-
dern“ lautet der Titel einer bestürzenden Untersuchung, die jetzt in der aktuellen Aus-
gabe der amerikanischen Fachzeitschrift Pediatrics ( Bd. 100, S. 735 ) erschienen ist.“
Auszug aus: Blech, J.: Fahndung im Hospital- Englische Ärzte überführen prügelnde
Eltern mit versteckter Kamera. Bei uns ist das verboten, FAZ 11.12.97
Literatur
Akademie für ETHIK in der MEDIZIN e.V. (1998): Ethik im Klinikalltag – Dokumen-
tation einer Veranstaltungsreihe am Krankenhaus Neu-Mariahilf in Göttingen
Arbeitsgruppe „Pflege und Ethik“ der Akademie für Ethik in der Medizin e.V.
(2005):„Für alle Fälle“ – Arbeit mit Fallgeschichten in der Pflegeethik. Brigitte Kunz
Verlag, Hannover
Arndt, M. (1996): Ethik denken- Maßstäbe zum Handeln in der Pflege.
Thieme-Verlag, Stuttgart
Arndt, M.: Spannungsfeld Arbeitsauftrag und medizinische Ethik. Die Pflegeberufe in
der invasiven operativen Krankenhausroutine. In: Die Schwester/ Der Pfleger 35 (1996)
S. 7-16
Blech, J.: Fahndung im Hospital –Englische Ärzte überführen prügelnde Eltern mit ver-
steckter Kamera. Bei uns ist das verboten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)
vom 11.12.1997
Fry, S. T. (1995): Ethik in der Pflegepraxis – Anleitung für ethische Entscheidungsfin-
dung. Eschborn. Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) e.V.
Großklaus-Seidel, M. (2002): Ethik im Pflegealltag: Wie Pflegende ihr Handeln reflek-
tieren und begründen können. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Hoppe, E. et al. (1995): Ethik – Arbeitsbuch für Schwestern und Pfleger. Reinbek, LAU-
Ausbildungssysteme GmbH, Verlag für Medizin und Technik
Lauber, A. (2001): Ethik und Pflege. In: Lauber, A. / Schmalstieg, P. (Hrsg.)(2001): ver-
stehen&pflegen, Bd. 1: Grundlagen beruflicher Pflege, Stuttgart. Thieme Verlag,
S.246-274
Rabe, M. (2000): Dienst am Nächsten oder professionelle Fürsorge – Werte für die
Krankenpflege. Berliner Medizinische Schriften – Beiträge zu ethischen und rechtlichen
Fragen der Medizin (Heft 37). Dortmund. Humanitas-Verlag
Seidl, E. (Hrsg.) (1993): Pflegewissenschaftliche Beiträge zum Selbstvertrauen einer
neuen Wissenschaftsdisziplin. Wien
Taubert, J.: Pflege auf dem Weg zu einem neuen Selbstverständnis. Berufliche Entwick-
lung zwischen Diakonie und Patientenorientierung, Frankfurt am Main 1990
Wittrahm, A.: Verantwortlich handeln lernen, In: Pflegepädagogik 6 (1996) 14
Wunder, M. & Neuer-Miebach, T. (Hrsg.) (1998): Bio-Ethik und die Zukunft der Medi-
zin. Psychiatrie-Verlag, Bonn
252
LERNFELD 7 PFLEGE ALS WISSENSCHAFT VERSTEHEN UND
WEITERENTWICKELN
Semester: 5 Stunden: 16
Lernvoraussetzungen
2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln
Zielsetzung
Lernort Praxis
Beruflich erforderliche Techniken der nonverbalen Kommunikation beherrschen
Menschen mit Pflegebedarf aus verschiedenen Kulturkreisen und mit anderen Wer-
ten und deren sozialem Umfeld vorurteilsfrei begegnen
Ethnisch-kulturbezogenen und religiöse Gewohnheiten von Menschen mit Pflege-
bedarf im beruflichen Handeln unterstützen, integrieren und berücksichtigen
253
Inhalte
Methodenvorschläge
Schülerinnen und Schüler kennzeichnen auf einer Weltkarte „Wo sind meine Wur-
zeln?“
Reflexion: Wie reagiere ich auf Menschen aus fremden Kulturen? Was an ihnen fas-
ziniert mich, stößt mich ab, macht mir Angst?
Erfahrungsbezogener Zugang: In welchem Zusammenhang und mit welcher Erfah-
rung habe ich mich schon einmal selbst als Fremder gefühlt?
Menschen aus verschiedenen Kulturen in den Unterricht einladen /Schülerinnen
und Schüler mit Migrationshintergrund in den Unterricht aktiv mit einbeziehen
Besuch in einem Pflegeheim und Interview mit Pflegekräften und Bewohnern in
einer Einrichtung mit einem hohen Anteil an Migrantinnen und Migranten
254
Pflegesituationsbeschreibung
Es ist 19:00 Uhr. Auf der gynäkologischen Station 3 sitzen die Pflegeschülerinnen Stefa-
nie und Andrea im Dienstzimmer und überprüfen die gerichteten Medikamente für
den nächsten Tag. Plötzlich kommt die Patientin Frau Martini über den Flur geeilt und
bleibt in der Tür zum Stationszimmer stehen …
„Ich will sofort den Chefarzt sprechen! Das ist eine Unverschämtheit, was ich hier erle-
be – so eine Rücksichtslosigkeit!“
Stefanie und Andrea schauen sich etwas ratlos an, aber die aufgebrachte Frau Martini
spricht schon weiter: „… diese neue Patientin aus Pakistan, Frau Khan, dieses Mädchen
in meinem Zimmer, das kann ja wohl nicht wahr sein! Spricht kaum ein Wort deutsch,
liegt mit einem Tuch um den Kopf im Bett, und das ganze Zimmer ist voll Besuch, min-
destens 10 Leute im Raum! Und dann haben sie einen Topf mit nach Knoblauch rie-
chendem Essen mitgebracht, das vertrage ich überhaupt nicht! Das ist eine absolute
Zumutung!“
Stefanie versucht die aufgebrachte Frau zu beruhigen, aber diese ist gar nicht zu brem-
sen: „ Sie können nichts dafür, Sie sind ja noch in der Ausbildung, ich weiß. Sie finden
mich im Aufenthaltsraum – mein Mann kommt noch – aber gleich morgen früh will ich
den Chefarzt sprechen!“ Frau Martini dreht sich um und stürmt in Richtung Aufent-
haltsraum davon.
Stefanie: „Na ja, ganz unrecht hat sie wohl nicht, … mich würde das auch stören.“
Andrea: „Stefanie, stell dir einmal vor, du würdest im Urlaub im Ausland krank wer-
den oder eine Fehlgeburt haben wie Frau Khan, und keiner würde dich verstehen. Das
wäre doch schlimm, oder? Überleg doch mal, sie ist erst 19 Jahre alt – so alt wie wir!“
Stefanie: „Ja, du hast Recht. Ich wollte Frau Khan heute früh erklären, dass ich ihre Va-
ginaltamponade entfernen sollte. Das war schon schwierig, sie hat nämlich kein Wort
verstanden. Ich war froh, als Frau Dr. Meier ins Zimmer kam und sie ins Untersu-
chungszimmer mitgenommen hat. Der diensthabende Arzt hat gestern Mittag auch
schon erzählt, dass er gar nicht wusste, wie er sie für die Abrasio aufklären sollte. Bei
der Aufnahmeuntersuchung wollte der Ehemann unbedingt dabei sein; ich finde, das
ist ein wenig übertrieben! Zum Schluss hat wohl ein Verwandter, der ein bisschen
deutsch konnte, die Einwilligung von Frau Khan zur Operation bestätigt. Sie selbst hat
nur geweint …“
Quelle: Fischer, R. (2004): Problemorientiertes Lernen in Theorie und Praxis – Leitfaden für Gesundheits-
fachberufe. Stuttgart. Kohlhammer-Verlag
Literatur
Buschner, S. et al: „Karneval der Kulturen“: Einfluss der steigenden Zahl von Patienten
mit Migrationshintergrund auf die Pflegekompetenzen. in Pflegezeitschrift 7/2004 Do-
kumentation
Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Hrsg.) (2005): Interkulturelle Kompetenz in
der Altenpflege-Konzeption für eine Integration in den rheinland-pfälzischen Lehrplan.
Mainz
255
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) (2005): Kultursensible Pflege – Ein
Fallbeispiel zur theoriegeleiteten Umsetzung des Pflegeprozesses
Dreißig, V. (2005): Interkulturelle Kommunikation im Krankenhaus – Eine Studie zur
Interaktion zwischen Klinkpersonal und Patienten mit Migrationshintergrund. Transc-
ript-Verlag, Bielefeld
Fischer, R. (2004): Problemorientiertes Lernen in Theorie und Praxis-Leitfaden für Ge-
sundheitsfachberufe. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Kellenhauser, E.et al. (1999): Ausländische Patienten besser verstehen.
Thieme Verlag, Stuttgart
Krämer, A./Prüfer-Krämer, L. (Hrsg.) (2004): Gesundheit von Migranten – Internationa-
le Bestandsaufnahme und Perspektiven. Juventa-Verlag, Weinheim München
Kutschke, T. (Katholische Fachhochschule Köln) (2001): „Aber eben sind wir verschie-
den“ – Untersuchung von Pflegeerfahrungen bei Migranten vor dem Hintergrund eines
dynamischen Kulturbegriffs. In: Pflege 2001, 14, S. 92-97
Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (2004): Fachta-
gung – Interkultureller Kompetenz in der Pflege (Dokumentation)
Leininger, M.et al. (2000): Multikulturelle Pflege. Urban&Fischer Verlag, München
Weiler, J. (2006): Maria, ihm schmeckt´s nicht! quattro-Verlag
Wolber, E.: Die Begegnung mit der Fremde ist nicht das Ziel der Reise. Von der Realität
der Rückkehr. In: Pflege 2001, 14, S. 98-103
Zielke-Nadkarni, A. (2003): Individualpflege als Herausforderung in multikulturellen
Pflegesituationen – Eine ethnografische Studie mit türkischen und deutschen Frauen.
Verlag Hans Huber, Bern
256
LERNFELD 7 PFLEGE ALS WISSENSCHAFT VERSTEHEN UND
WEITERENTWICKELN
Semester: 6 Stunden: 20
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Inhalte
257
Überblick über Fort- und Weiterbildungen / Qualifizierungsmöglichkeiten, die sich
den Schülern nach ihrer Ausbildung bieten
o Vertiefung der einzelnen Bereiche nach Interessenschwerpunkten der Schü-
ler, z.B. Fachweiterbildung Intensiv- und Anästhesiepflege, Diabetesberater,
Weiterbildung zum Praxisanleiter, Palliativpflege, etc.
Vorstellung und Diskussion über Bildungskonzepte/ Berufsordnung
o Integrative/generalistische Ausbildung
o Vorstellung von Diplomstudiengänge z.B. Pflegepädagogik / Pflegemana-
gement
o Darstellung der Entwicklung hin zu Bachelor- und Masterstudiengänge
Arbeitsmarkt Ausland / Voraussetzungen für die Arbeit im Ausland, Informationen
über die Länder und Kontaktdaten
Möglichkeiten der Finanzierung und Förderung:
o Private Finanzierung (z.B. die Suche nach Ersparnispotential, Vergünstigun-
gen als Student, Kredite
o Staatliche Unterstützung (z.B. BAföG, Meister BAföG, Wohngeld)
o Stipendien
o Unterstützung durch den Arbeitgeber
Freiwillige Registrierung für Pflegekräfte
Fort- und Weiterbildung als wichtiger Indikator der Arbeitszufriedenheit in der
Pflege
Bewerbungstraining
o Zusammenstellen von Bewerbungsunterlagen
o Führen von Bewerbungsgesprächen
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
258
Heilberufe spezial: Job und Karriere in der Pflege. Urban & Vogel 2004
Kern, D. / Sander-Wilken, C. (2002): Bewerbung und Karriere in der Pflege.
Urban & Schwarzenberg, München
Loffing, C. (2003): Karriereplanung in der Pflege. Huber-Verlag, Bern
Müller, I. / Seidl, N. (2000): Fort- und Weiterbildung als wichtiger Indikator der Ar-
beitszufriedenheit in der Pflege. In: Pflege 13, S. 381-388
Internetquellen:
www.karriereplanungpflege.de Zugriff am 16.03.2007
www.pflegestudium.de Zugriff am 16.03.2007
www.freiwillige-registrierung.de Zugriff am 16.03.2007
www.meister-bafoeg.de Zugriff am 16.03.2007
259
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Aufgabenstellung:
Entwickeln Sie anhand der unten aufgeführten Stichpunkte einen Interviewleitfaden. Er soll Ihnen als Strukturierungshilfe für ein
Interview mit 2 Pflegekräften dienen. Einer Ihrer Interviewpartner sollte eine Fortbildung besucht haben, die mindestens 1-2 Tage
dauerte, der andere an einer Weiterbildung teilgenommen haben.
Die im Nachfolgenden aufgeführten Stichpunkte können Ihnen auch als Strukturierungshilfe für Ihren Bericht dienen.
Zu welchem Thema war die Fort- bzw. Weiterbildung?
Konkrete Gründe für die Teilnahme an einer Fort- bzw. Weiterbildung?
Wurde ein spezieller Abschluss durch den Besuch an der Fort- und Weiterbildung erworben?
Wie waren die Rahmenbedingungen der Fort- und Weiterbildung? (Veranstaltungsort mit Anreise/Übernachtung verbun-
den, …)
Von wem wurde die Fort- bzw. Weiterbildung finanziert?
Wer war der Träger der Fort- bzw. Weiterbildungsstätte?
Hat die Fort- bzw. Weiterbildung Konsequenzen/Auswirkungen auf den Tätigkeitsbereich der Pflegekraft? (Wurden neue
Aufgaben übernommen? Wurde im Anschluss daran mehr Verantwortung für bestimmte Bereiche übertragen? Hat die
Teilnahme eine Veränderung der finanziellen Situation zur Folge? …)
Inwieweit trägt die Fort- bzw. Weiterbildung zur Persönlichkeitsentwicklung bei?
Profitieren die Patienten, Schüler oder auch das gesamte Team von der Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen?
Die schriftliche Ausarbeitung soll neben der Auswertung der geführten Interviews auch die Aspekte, welche bei der Kompetenzent-
wicklung aufgeführt sind, in ausführlicher Form beinhalten.
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:
260
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld
Zielsetzung
In diesem Lernfeld befassen sich die Lernenden mit den Rahmenbedingungen unter
denen Pflege stattfindet. Sie erwerben Grundlagenwissen, welches sie durch Reflektion
und Diskussion im Unterricht und im Kontext des Pflegehandelns am Lernort Praxis
anwenden.
261
Zu Beginn der Ausbildung beschäftigen sich die Auszubildenden mit rechtlichen As-
pekten, die sie selbst betreffen. Es geht dabei um die Rechtsgrundlagen der Ausbildung,
um die Grundlagen im Arbeits- und Arbeitszeitrecht sowie um den Jugendarbeits-
schutz.
In einem weiteren Teil des Lernfeldes befassen sich die Lernenden mit den ökologi-
schen Rahmenbedingungen des Pflegehandelns. Hier bestehen Verknüpfungen mit
Lernfeld 9 Gesundheit fördern und präventiv handeln. Die Schüler und Schülerinnen wen-
den die in Lernsituation 8.3 Ökologische Rahmenbedingungen berücksichtigen erworbene
Kompetenz in der Prävention und Gesundheitsförderung ihrer Klientel bezogen auf
Individuen, Gruppen und die Umwelt an. Zugleich soll das ökologische Handeln in
den Pflegeeinrichtungen und im beruflichen und im persönlichen Umfeld reflektiert
und weiterentwickelt werden. Diese Lernsituation kann in offener Projektform, sinn-
vollerweise in Projektgruppen mit unterschiedlicher Thematik, angegangen werden,
wodurch die Auszubildenden auch die inhaltliche Ausgestaltung festlegen.
Die Projektarbeit fördert das selbstorganisierte Lernen, sie verlangt von den Lernenden
ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit und sie fordert und fördert die Entwicklung
von Methodenkompetenz im Erwerb neuer Lerninhalte. Diese erfährt auch durch die
notwendige Präsentation der Projektergebnisse eine zusätzliche Herausforderung. Zu-
dem reflektieren die Lernenden kritisch ihre Arbeit und werden von Mitschülerinnen
und –schülern in ihren Ergebnissen hinterfragt.
262
Bei den gesundheits- und sozialpolitischen Rahmenbedingungen in diesem Lernfeld
geht es vorrangig um den Erwerb von Kenntnissen. Wichtig ist es hier, aktuelle Bezüge
und Diskussionen in den Unterricht zu integrieren.
Auch hinsichtlich der rechtlichen Rahmenbedingungen geht es um Wissenserwerb. In
einer vertiefenden Phase in der zweiten Ausbildungshälfte können die Auszubildenden
am Beispiel juristischer Fälle aus dem Gesundheitswesen für rechtliche Belange aus
dem Pflegealltag sensibilisiert werden.
In beiden Lernsituationen bedarf es weiterer konzeptioneller Entwicklungen, um den
Lernenden den Transfer und die Anwendung dieses Wissens im beruflichen Alltags
zu ermöglichen.
Der Aspekt der Ökonomie muss dem beruflichen Nachwuchs ins Bewusstsein gebracht
werden. Dies gelingt am ehesten durch Experten aus unterschiedlichen stationären und
ambulanten Einrichtungen und unterschiedlichen Kostenträgern. Hier kann der Bezug
zwischen Alltagshandeln und Finanzierung von Pflege originär hergestellt und disku-
tiert werden.
263
LERNFELD 8 RAHMENBEDINGUNGEN IM PFLEGEHANDELN
BERÜCKSICHTIGEN
Semester: 2 Stunden: 26
Lernvoraussetzungen
2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung , Überleitung und
bei der integrierten Versorgung unterstützen
3.1 Menschen im Krankenhaus wahrnehmen und begleiten
3.2 Menschen im Altenheim wahrnehmen und begleiten
3.3 Menschen in der ambulanten Pflege wahrnehmen und begleiten
3.4 Sozial schwach gestellte Menschen wahrnehmen und aus ihrem
Lebensbezug heraus verstehen
8.4 Ökonomische Rahmenbedingungen berücksichtigen
13.1 Menschen mit Behinderung pflegen
Zielsetzung
Lernort Schule
Aufbau des Gesundheitssystems in der Bundesrepublik kennen
Aktuelle Probleme der Gesundheitspolitik und deren Einwirkung
auf den Pflegeberuf kennen
Inhalte
264
Heutige Probleme des Gesundheitssystems, Gesundheitsreform, Auswirkungen
auf den Pflegeberuf
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
265
LERNFELD 8 RAHMENBEDINGUNGEN IM PFLEGEHANDELN
BERÜCKSICHTIGEN
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
266
Inhalte
Haftungsrecht
Vertrags-/Delikthaftung
Sorgfaltspflicht / Fahrlässigkeit
Rechtswidrigkeit / Rechtfertigung
Schuld / Schuldunfähigkeit /Strafmündigkeit
Klinikhaftung / Personalhaftung / arbeitsrechtliche Zusammenhänge
Schadenersatz und Schmerzengeld
Delegation von Tätigkeiten (Auswahl / Anleitung / Überwachung)
Verantwortlichkeitsebenen
Arbeitsrecht
Vertragsrecht
Ausbildungsvertrag
Krankenpflegegesetz/Altenpflegegesetz/Ausbildungs- und Prüfungsverord
nung
Arbeitsvertrag
Tarifrecht / TVöD / AVR / Vergütungstarif / Gehalt
Kündigung
Arbeitszeitrecht
Jugendarbeitzeitgesetz
Mutterschutzgesetz
Schwerbehindertengesetz
Arbeitnehmervertretung
Methodenvorschläge
267
Erstellung eines Dienstplans für eine Pflegegruppe oder für einzelne Pflegende mit
unterschiedlichen Arbeitszeiten sowie wie einen jugendlichen Arbeitnehmer
Zusammenfassendes Rechtsseminar am Ende der Ausbildung
Pflegesituationsbeschreibung
Situation 1:
Das LG wirft dem Angeklagten fahrlässiges Handeln vor, weil er die nahe liegende Ge-
fahr von Hörfehlern bei mündlichen Aufträgen an Hilfspersonen nicht in Rechnung
gestellt und es deshalb in pflichtwidriger Weise unterlassen habe, die im Krankenhaus
übliche Überwachung der Spritzenbereitung durch Prüfung der zugehörigen leeren
Ampullen vorzunehmen. Wie das LG in einer das RevGer. bindenden Weise feststellt,
diente die Vorlage der Ampullen, die für die Bereitung der Spritzen gebracht worden
waren, dem Zwecke, Verwechslungen auszuschalten. Der Angeklagte sah nicht nach,
ob die auf den Ampullen angegebenen Inhaltsbezeichnungen seiner Verordnung ent-
sprachen. Darin erblickt das LG eine pflichtwidrige Unterlassung. Diese Ausführung
lassen keinen Rechtsfehler zum Nachteil des Angeklagten erkennen.
Der BeschwF bekämpft ferner den Vorwurf, dass er an die Gefahr von Hörfehlern nicht
gedacht und deshalb die übliche Vorsorge unterlassen habe. In diesem Zusammenhang
legt er näher dar, dass die Verordnung von Decholin bei dem so häufigen Krankheits-
bild einer Gallenblasenentzündung alltäglich sei und der Arzt deshalb davon ausgehen
könne, dass die Verordnung richtig verstanden und ausgeführt werde. Dieser Einwand
geht schon deshalb fehl, weil jede mündliche Übermittlung von Aufträgen an Hilfsper-
sonen die Gefahr von Übermittlingsfehlern durch Versprechen und die Möglichkeit von
Hörfehlern durch die die Anweisung entgegennehmende Hilfsperson einschließt. Diese
Gefahren, die überall da bestehen, wo mehrere Menschen zusammenwirken, um be-
stimmte Aufträge zu erfüllen, sind jedem Einsichtigen geläufig. Da sie ihre Wurzeln in
nachlässiger Sprechweise, unaufmerksamem Zuhören, mundartlicher Ausdrucksweise,
ähnlich klingenden Bezeichnungen und dergl. haben, ist es nicht von ausschlaggeben-
268
der Bedeutung, ob der anordnende Arzt häufig verwandte oder selten gebräuchliche
Mittel nennt. Es kann keine Rede davon sein, wie die Rev. behauptet, dass bei häufig
verordneten Mittel ein „Verhören“ gar nicht denkbar sei. Wie der Bundesgerichtshof
schon in seiner Entscheidung Bundesgerichtshof Staatsanwaltschaft. 3, 91 [95] = NJW
52, 1102 betont hat, muss jeder Arzt mit diesen nahe liegenden Gefahren rechnen. Sie
bestehen auch bei Mitarbeit von ordnungsmäßig vorgebildeten und erfahrenen Schwes-
tern, zumal jeden Tag neue bis dahin also unbekannte Heilmittel mit vielfach verwech-
selbaren Namen auf den Markt kommen und benutzt werden.
Hinzu kommt, dass das LG besonders Umstände festgestellt hat, die dem Angekl. diese
Gefahren vor Augen stellten und Mittel zu ihrer Abwehr nahe legten. Ein solcher Hin-
weis ergab sich aus der im Krankenhaus herrschenden Übung, dem Arzt die vorbereite-
te Spritze mit den dafür gebrauchten Ampullen vorzulegen, um ihn in die Lage zu ver-
setzen, die Art und Dosierung der Injektionsmittel nachzuprüfen. Auch wenn diese
Überwachung nicht ausdrücklich vorgeschrieben war, sondern nur als Übung bestand,
war sie das Ergebnis einer auf Überlegung und Erfahrung aufgebauten, umfassenden
Voraussicht möglicher Gefahren. Schon durch das bloße Bestehen einer solchen Übung
wird deutlich, dass bei Verabsäumung solcher Vorsichtsmaßnahmen die Gefahr eines
Unfalls im Bereich der Möglichkeiten liegt.
Daneben hat das LG noch festgestellt, dass der Angeklagte die geringe Erfahrung der
Schwester L. auf dem Gebiet der inneren Medizin bei ihrem Eintritt in das M.-
Krankenhaus am 01.07.19xx von ihr selbst erfahren hatte.“
(BGH-Urteil 3 StR 869/53 LG Frankfurt)
Situation 2:
„Die Kl. wurde nach einem am 17. 11. 19xx im Alter von 65 Jahren erlittenen Schlagan-
fall mit vollständiger schlaffer Halbseitenlähmung in das von der Bekl. betriebene
Krankenhaus C-Straße in B. eingeliefert. Abgesehen von den unmittelbaren Folgen des
Schlaganfalles litt die Kl. vorübergehend an einem Lungen-Ödem, erhöhtem Hirndruck
und Magen-Darm-Blutungen. Infolge ihrer Krankheit lag sie nahezu bewegungslos und
apathisch im Bett. Ende Dezember 19xx/Anfang Januar 19xx trat bei ihr ein Durchlie-
gegeschwür (Dekubitus) am Steißbein auf, das sich zu einem großen, tiefgreifenden Ge-
schwür entwickelte und schließlich ungefähr die Größe einer Männerfaust erreichte.
Am 20. 2. 19xx überwies das Krankenhaus C-Straße die Kl. in die W-Klinik in H. zur
Rehabilitation. Da die dort tätigen Ärzte wegen des Dekubitus keine Rehabilitations-
maßnahmen beginnen konnten, überwiesen sie die Kl. in das Krankenhaus C-Straße
zurück.
Von dort wurde sie auf die Langliegerstation des Krankenhauses G-Straße verlegt, des-
sen Trägerin ebenfalls die Bekl. ist. Seit dem 23. 5. 19xx wurde die Kl. in der Pflegestati-
on des DRK in B. behandelt. Dort begann das Durchliegegeschwür langsam abzuheilen;
auch besserte sich der Allgemeinzustand der Kl. wieder. Die Kl. hat behauptet, das
Pflegepersonal des Krankenhauses C-Straße habe nicht die notwendigen Vorbeu-
gungsmaßnahmen zur Verhinderung des Durchliegegeschwürs getroffen. Nach der
Entdeckung des Geschwürs sei es verspätet und unzureichend behandelt worden.
269
Das LG hat die Bekl. zur Zahlung eines Schmerzensgeldes von 15000 DM verurteilt und
festgestellt, daß die Bekl. verpflichtet sei, der Kl. den infolge falscher Behandlung in
ihren Krankenhäusern seit dem 17. 11. 19cc entstandenen und künftig noch entstehen-
den Schaden zu ersetzen, soweit die Ansprüche nicht auf Sozialversicherungsträger
oder sonstige Dritte übergegangen sind. In dem Berufungsverfahren hat die Kl. ein hö-
heres Schmerzensgeld begehrt und ihren Schadensersatzanspruch hinsichtlich der Pfle-
gekosten … auf 144621 DM beziffert. ...
Diese Verpflichtung bestand auch während der Behandlung der Kl. im Krankenhaus C-
Straße der Bekl. Das BerGer. entnimmt dem Gutachten der Sachverständigen Prof. Dr.
M und Dr. R, daß bei der Kl. die hochgradige Gefahr des Entstehens eines Durchliege-
geschwürs gegeben war, da sie halbseitig gelähmt gewesen sei und die Lähmung über
Wochen und Monate angehalten habe. Aus dem Gutachten ergibt sich aber außerdem,
daß bei einem solchen Risikopatienten intensive vorbeugende Maßnahmen getroffen
270
werden müssen, um ein solches Geschwür zu verhindern, und daß deren Unterlassung
als schweres Versäumnis zu werten ist. Die Sachverständigen verlangen in einem sol-
chen Fall mindestens diejenigen Maßnahmen, die nach der Behauptung der Bekl. bei
der Kl. durchgeführt worden sein sollen, wie … regelmäßige mehrmals tägliche stun-
denweise Druckentlastung durch wechselnde Seitenlagerung des Patienten und Aus-
trocknung der gefährdeten Gebiete. Bei seiner mündlichen Anhörung hat der Sachver-
ständige Dr. R noch hinzugefügt, das Krankenhaus müsse von sich aus gegen die Ent-
stehung eines Dekubitalgeschwürs um so mehr unternehmen, je geringer die Beweg-
lichkeit und die eigene Antriebskraft des Patienten seien. …
Von einer Dokumentation der angeordneten Pflegemaßnahmen hätte nur dann abgese-
hen werden dürfen, wenn im Krankenhaus der Bekl. eine allgemeine schriftliche An-
weisung bestanden hätte, aus der deutlich hervorging, welche einzelnen prophylakti-
schen Maßnahmen in den Fällen des Dekubitus-Risikos unbedingt durchzuführen wa-
ren. …
Die Krankenblattunterlagen, die im Krankenhaus C-Straße über die Kl. geführt worden
sind, enthalten aber weder die Feststellung, daß bei der Kl. eine erhebliche Dekubitus-
gefahr bestand, noch Aufzeichnungen über die angeordneten bzw. getroffenen Pflege-
maßnahmen zur Vorbeugung und zur Behandlung des Durchliegegeschwürs; es fehlte
sogar eine Eintragung über dessen erste Wahrnehmung. In der Fieberkurve ist erstmals
unter dem 5. und 6. 1. 19xx vermerkt: ”Dekubitus”. Maßnahmen, die in bezug auf den
Dekubitus getroffen wurden, sind erstmals am 12. 1. 19xx auf einer neu angelegten Fie-
berkurve verzeichnet. Das war völlig unzureichend. Selbst der Zeuge Prof. H, der als
Chefarzt der Klinik zugleich behandelnder Arzt der Kl. war, hat bei seiner Vernehmung
einen Fehler darin gesehen, daß die Behandlung nicht von Anfang an in die Fieberkur-
ve eingetragen war. Entscheidend ist aber, daß nicht von Beginn der Krankenhausbe-
handlung an die besondere Dekubitusgefahr und die angeordneten Pflegemaßnahmen
zur Verhinderung eines Durchliegegeschwürs vermerkt waren.
Es kann deshalb dahinstehen, ob die Schwestern des Krankenhauses bereits zu der da-
maligen Zeit über jeden Patienten ausführliche Pflegeberichte hätten anfertigen müssen,
wie dies jetzt vielfach üblich ist. Die Unterlassung der erforderlichen Dokumentation ist
ein Indiz dafür, daß im Krankenhaus der Bekl. die ernste Gefahr der Entstehung eines
Durchliegegeschwürs nicht erkannt und die Durchführung vorbeugender Maßnahmen
nicht in ausreichender Form angeordnet wurde und daß daher das Pflegepersonal nicht
so intensiv auf die Prophylaxe geachtet hat. Bei dieser Sachlage kann der Kl. billiger-
weise nicht die volle Beweislast für die behaupteten Behandlungsfehler obliegen. Die
Bekl. muß vielmehr die indizielle Wirkung der fehlenden Krankenblatteintragungen
entkräften. Dazu genügen nicht die bisher vorliegenden Aussagen des behandelnden
Arztes und der Krankenschwester, die nur dazu etwas bekunden konnte, was im Kran-
kenhaus der Bekl. im Allgemeinen bei jedem fest oder länger liegenden Patienten ohne
Rücksicht auf seine Beweglichkeit und seine eigene Antriebskraft gegen das Auftreten
von Durchliegegeschwüren unternommen wird. Entscheidend ist, ob dem besonderen
Pflegebedürfnis der Kl. von Anfang an die erforderliche besondere Aufmerksamkeit
gewidmet worden ist, obwohl man es nicht für nötig angesehen hat, diesem Gesichts-
punkt in den Krankblattaufzeichnungen die notwendige Beachtung zu schenken.
Das Berufungsurteil läßt sich auch nicht mit anderer Begründung aufrechterhalten, wie
die Revisionserwiderung offenbar meint. Aus der Bekundung des Sachverständigen
271
ergibt sich nämlich nicht, daß die Entstehung des Durchliegegeschwürs bei der Kl. auch
trotz sachgerechter Vorsorgemaßnahmen und Behandlung nicht zu vermeiden gewesen
wäre, sondern nur, wie auch das BerGer. ausführt, daß auch bei sorgfältiger Pflege ein
solches Geschwür nicht in jedem Fall vermeidbar ist. Der behandelnde Arzt hat sogar
ausgesagt, nur wenn die von ihm geschilderten Maßnahmen (Rückenpflege, Seitenlage-
rung) nicht wirken, könne man das Durchliegegeschwür nicht verhindern.“
(BGH- Urteil – VI ZR 215/84 Braunschweig)
Situation 3:
„Die kl. AOK verlangt aus übergegangenem Recht des bei ihr krankenversicherten
Rentners G von der bekl. Stiftung als Trägerin des A-Hospitals Schadensersatz wegen
fehlerhafter stationärer Pflege. G, der seit längerem halbseitig gelähmt war, wurde im
Alter von 73 Jahren am 30. 12. 19xx in die urologische Abteilung des Krankenhauses der
Bekl. aufgenommen, um dort u. a. wegen Urocystitis und eines Harnweginfektes be-
handelt zu werden. Er kam am 17. 1. 19xx auf seiner Station zu Fall, als ihn die Kran-
kenschwester B vom Nachtstuhl heben und auf die Bettkante setzen wollte. Durch den
Sturz zog G sich einen Oberschenkelhalsbruch am linken Bein zu, der zu einer Behand-
lung in der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses vom 17. 1. bis zum 20. 2. 19xx
führte. Für diesen Zeitraum entstanden der Kl. Kosten von 8022 DM. Die Kl. hat die
Bekl. auf Ersatz dieser Aufwendungen in Anspruch genommen. Sie hat geltend ge-
macht, die Krankenschwester B habe schuldhaft gehandelt, als sie den 60 kg schweren
G ohne weitere Hilfskraft habe anheben und transportieren wollen. Die Bekl. hat dem
entgegengehalten, die von B ausgeführte Tätigkeit könne ohne weiteres von einer ein-
zelnen Pflegekraft erledigt werden. B habe den Patienten auch fachgerecht gefaßt; die
Ursache für den Sturz lasse sich nicht mehr klären.
Die Vorinstanzen haben der Klage stattgegeben. Die Revision der Bekl. blieb erfolglos.
... Das BerGer. hält die Bekl. für verpflichtet, der Kl. die Kosten für die Heilbehandlung
des G zu ersetzen.
Der Sturz des G sei die Folge eines auf leichter Fahrlässigkeit der Krankenschwester B
beruhenden Fehlverhaltens, das nach der Beweisregel des § 282 BGB festzustellen sei
und für das die Bekl. aufgrund des Krankenhausaufnahmevertrages einzustehen habe.
Daß die Einzelheiten des Unfallablaufs nicht mehr aufzuklären seien, wirke sich zu Las-
ten der Bekl. aus, da die Schadensursache aus ihrem Gefahrenbereich hervorgegangen
sei. Frau B habe in dem auf der Station geführten Berichtsbogen vermerkt, daß G beim
Herunternehmen vom Nachtstuhl das Übergewicht bekommen habe. Das zeige, daß sie
nicht fest genug gestanden habe, um eine solche Gewichtsverlagerung auszugleichen.
… Für die Arzt- und die Krankenhaushaftung, um die es hier geht, kann allerdings
nach der ständigen Rechtsprechung des erkennenden Senats die Beweisregel des § 282
BGB im Kernbereich des ärztlichen Handelns nur ausnahmsweise Anwendung finden.
Denn der Arzt schuldet dem Patienten nicht die erfolgreiche Herstellung seiner Ge-
sundheit, sondern lediglich das sorgfältige Bemühen um Hilfe und Heilung; die Vor-
gänge im lebenden Organismus können auch vom besten Arzt nicht immer so be-
herrscht werden, daß schon der ausbleibende Erfolg oder auch ein Fehlschlag auf ein
Verschulden bei der Behandlung hindeuten würde … Anderes gilt aber dann, wenn es
nicht um diesen nur begrenzt steuerbaren Kernbereich ärztlichen Handelns, sondern
um Risiken insbesondere aus dem Krankenhausbetrieb geht, die von dem Träger der
272
Klinik und dem dort tätigen Personal voll beherrscht werden können. So liegen die
Dinge z. B. in bezug auf die Organisation und Koordination des Behandlungsgesche-
hens und den Zustand der dazu benötigten Geräte und Materialien. Deshalb hat der
erkennende Senat dem Krankenhausträger und seinen Ärzten die Beweislast für die
Gewähr einwandfreier Voraussetzungen für eine sachgemäße und gefahrlose Behand-
lung zugewiesen, … so liegt auch im Streitfall die Ursache für den Sturz des G im voll
beherrschbaren Gefahrenbereich des Krankenhausträgers mit der Folge, daß die Bekl.
den Nachweis eines pflichtgemäßen Verhaltens der Krankenschwester B zu führen hat.
… Ebenso, wie es in einem Krankenhaus nicht vorkommen darf, daß ein Desinfekti-
onsmittel durch einen “unglücklichen Zufall" verunreinigt wird …, so darf es auch
nicht geschehen, daß ein Patient bei einer Pflegemaßnahme seitens der ihn betreuenden
Krankenschwester aus nicht zu klärenden Gründen zu Fall kommt. Vielmehr müssen
die auf der Krankenstation an den Patienten vorgenommenen Bewegungs- und Trans-
portmaßnahmen, wie sie hier von der Krankenschwester B mit dem halbseitig gelähm-
tem G durchgeführt wurden, in einer Weise bewerkstelligt werden, daß ein Sturz des
Patienten ausgeschlossen ist. Diese Aufgabe ist Bestandteil des Behandlungsvertrages
und damit Teil der Verpflichtung des Krankenhausträgers zu sachgerechter pflegeri-
scher Betreuung. Kommt es dennoch, wie im Streitfall, zu einem Sturz des Patienten, so
ist es deshalb Sache des Krankenhausträgers, aufzuzeigen und nachzuweisen, daß der
Vorfall nicht auf einem Fehlverhalten des Pflegepersonals beruht. Dieser Beweis ist von
der Bekl. nicht geführt und kann, wie ihrem Vorbringen zur nicht mehr klärbaren Ursa-
che zu entnehmen ist, von ihr auch nicht erbracht werden.“
(BGH-Urteil – VI ZR 169/90 Düsseldorf)
Literatur
273
Sträßner, H. (2007): Haftungsrecht für Pflegeberufe. Ein Leitfaden.
Kohlhammer-Verlag, Stuttgart.
Sträßner, H. (2004): Das Recht in der Pflegeausbildung. Handbuch für Auszubildende
und Lehrende in der Pflege. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart.
Weber, M. (2007): Arbeitsrecht für Pflegeberufe. Handbuch für die Praxis.
Kohlhammer-Verlag, Stuttgart.
274
LERNFELD 8 RAHMENBEDINGUNGEN IM PFLEGEHANDELN
BERÜCKSICHTIGEN
Semester: 4 Stunden: 14
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Inhalte
Wasserverunreinigung
Wasserqualität
Wasserverbrauch
industrielle Wasserproduktion
Gefahren für das Trinkwasser
Abwasser
275
Wetter, Witterung und Klima
Auswirkungen von Wetter- und Klimawechsel auf den Menschen und seine Um-
welt
Einflüsse auf das Klima und die gesundheitlichen-ökologischen Folgen
Treibhauseffekt
Luftverschmutzung
Luftzusammensetzung
Smog
Schadstoffe
Immissionsschutz
Abfall
Müllaufkommen
Abfallvermeidung
Abfallentsorgung
Lärm
Definition von Lärm
Lärmschäden
Lärmschutz
Ökologische Belastungen
Was kann jeder einzelnen tun?
Was müsste gesamtgesellschaftlich getan werden?
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
Inhester, O. (1998): Kritische Schriften zur Pflege und Medizin: Ökologie und Philoso-
phie in der Pflege (Sammelband 2). Verlag Zimmermann, Dorsten.
Kiper, M. et al. (1993): Ökologie im Gesundheitswesen. Mabuse-Verlag, Frank-
furt/Main.
Klischies, R. / Kaiser, U. / Singbeil-Grischkat,V. (2004):
Hygiene und medizinische Mikrobiologie. 4. Auflage, Schattauer-Verlag, Stuttgart.
276
Meuser, T. et al. (1995): Ökologie im Krankenhaus – ein Gemeinschaftsprojekt.
MA Akademie, Essen.
Möllenhoff, H. (2002): Hygiene für Pflegeberufe. 3. Auflage, Verlag Urban & Fischer,
München.
Böse-O´Reilly, S. / Kammerer, S. (1997): Leitfaden Umweltmedizin. 1. Auflage, Gustav
Fischer Verlag, Lübeck.
National Geographic Deutschland (September 2002):Wasser für die Welt. S. 44-75.
National Geographic Deutschland (September 2002):Hat unsere Erde eine Zukunft?
S.76-91.
Geo kompakt (Januar 2007): Wetter und Klima.
277
LERNFELD 8 RAHMENBEDINGUNGEN IM PFLEGEHANDELN
BERÜCKSICHTIGEN
Semester: 6 Stunden: 10
Lernvoraussetzungen
2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und bei
der integrierten Versorgung unterstützen
2.4 Pflege dokumentieren
2.5 Pflege nach einem System organisieren
2.6 Pflegequalität sichern
8.1 gesundheits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen berücksichtigen
8.2 Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen
Zielsetzung
Inhalte
278
Personalbedarfserrechnung
Integrierte Versorgung
Pflegeorganisation
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
279
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld
Zielsetzung
280
Didaktischer Kommentar und methodische Empfehlungen
Intendiert ist in diesem Lernfeld ein Perspektivenwechsel der Auszubildenden weg von
einem pathogenetischen und defizitorientierten Gesundheitsverständnis hin zu einem
salutogenetischen Verständnis, das sich an den vorhandenen Ressourcen des Menschen
orientiert. Dies kann durch erfahrungsbezogene Unterrichtsmethoden unterstützt wer-
den, wie z.B. dem szenischen Spiel zur Wirkung von krankheitstypischen Körperhal-
tungen auf die eigene Person, aber auch durch Fallbearbeitungen mit dem Fokus auf
salutogenetische Ressourcen.
Auf der Grundlage eines solchen professionellen Verständnisses von Gesundheit und
Krankheit setzen sich die Lernenden mit Konzepten zur Gesundheitsförderung und
Prävention auseinander, und zwar zum Einen im Hinblick auf Individuen und Grup-
pen mit Pflegebedarf, zum Anderen hinsichtlich der Erhaltung und Förderung ihrer
eigenen Gesundheit in einem Beruf mit vielfältigen gesundheitlichen Belastungen. Sie
lernen weltweite Programme der Gesundheitsförderung und sich entwickelnde neue
berufliche Tätigkeitsfelder und Einsatzbereiche in multidisziplinären Gesundheitszent-
ren oder in der Familiengesundheitspflege kennen. Als methodisch sinnvoll erweisen
sich hier sowohl Methoden, bei denen die Schülerinnen und Schüler Visionen entwi-
ckeln können, wie z.B. die Zukunftswerkstatt, aber auch Expertenreferate und Exper-
teninterviews zu Projekten der Gesundheitsförderung, da die Lernenden in ihren tradi-
tionellen Einsatzfeldern der Pflege noch zu wenig Erfahrungen bezüglich Konzepten
der Gesundheitsförderung sammeln können. Ergänzend oder alternativ kann im Inter-
net recherchiert werden, z.B. zu gesundheitsfördernden Angeboten durch Firmen,
Krankenkassen und anderen Institutionen.
Auf ausdrücklichen Wunsch der Lernenden entstand die Lernsituation
9.2 Den menschlichen Körper verstehen, in der die Schülerinnen und Schüler ein grundle-
gendes Verständnis von Aufbau und Funktion der verschiedenen Organsysteme entwi-
ckeln, welches insbesondere in den Lernfeldern 6 und 12 konkretisiert und vertieft
wird.
In der Lernsituation 9.6 Mit belastenden Situationen im Pflegealltag umgehen setzen sich die
Lernenden mit pflegerischen Schlüsselproblemen in der Interaktion zwischen Pflege-
person und Pflegeempfänger auseinander. Es geht hier zum Einen um das Dilemma,
das Pflegende empfinden, wenn sie am Pflegeempfänger eine aus ihrer Sicht sinnvolle
und bedeutsame Pflegemaßnahme durchführen wollen, die dieser ablehnt oder in der
geplanten Form ablehnt. Darmann bezeichnet dieses Schlüsselproblem als „Umgang
mit zwingender Macht“. Zur Reflexion der eigenen Machtposition im Umgang mit
Menschen mit Menschen mit Pflegebedarf bietet sich ein weiteres Schlüsselproblem an,
welches sich auf den Umgang mit verweigernder Macht bezieht: Situationen, in denen
Pflegende dem Pflegeempfänger aus Gründen der Überforderung oder anderer emoti-
onaler Belastung Informationen vorenthalten, die dieser benötigt, um Sinn und Zweck
bestimmter Pflegemaßnahmen zu verstehen. Die Reflexion solcher konfliktbehafteter
Situationen kann auf der Grundlage von z.B. Schülernarrativen aus dem Pflegealltag
erfolgen, wobei die Methode des szenischen Spiels eingesetzt werden kann.
281
Lernsituationen dieses Lernfeldes
282
LERNFELD 9 GESUNDHEIT FÖRDERN UND PRÄVENTIV HANDELN
Semester: 1 Stunden: 28
Zielsetzung
Lernort Schule
Das eigene Verständnis von Gesundheit und Krankheit reflektieren
Ein umfassendes Verständnis von Gesundheit entwickeln und die verschiedenen
Dimensionen von Gesundheit kennen
Den Gesundheitszustand eines Menschen auf dem Gesundheits-Krankheits-
Kontinuum einschätzen
Endogene und exogene Einflussfaktoren auf die Gesundheit und den Gesundheits-
zustand kennen und verstehen
Eine Einschätzung des Gesundheitszustandes nach pathogenetischen versus saluto-
genetischen Kriterien vornehmen
Salutogenetische Ressourcen eines Menschen erkennen und diese fördern
Gesundheitsförderung und Prävention definieren und unterscheiden sowie von der
Kuration und Rehabilitation abgrenzen
Inhalte
283
Salutogenese
o Kohärenzgefühl
o Salutogenetische Ressouren
o Bedeutung des Konzepts für die Pflege
Gender Care
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Frau Kanther, 47 Jahre alt und von Beruf Bürokauffrau, stürzt auf dem Weg zu ihrer
Arbeitsstelle mit dem Fahrrad, weil ihr ein PKW die Vorfahrt nimmt. Sie wird mit star-
ken Schmerzen im linken Oberarm in ein Krankenhaus eingeliefert, wo ein komplizier-
ter Oberarmbruch diagnostiziert wird. Sie muss operiert werden, kann aber schon nach
wenigen Tagen unter Anleitung eines Physiotherapeuten mit Bewegungsübungen des
Armes beginnen. Während der stationären Behandlung wird zusätzlich ein Diabetes
mellitus festgestellt, der bis dahin nicht bekannt war.
Frau Kanther hat zwei Töchter im Alter von 16 und 14 Jahren, mit denen sie seit der
Trennung von ihrem Mann vor 6 Jahren alleine in einem kleinen Reihenhaus lebt.
Die Töchter haben einen guten Kontakt zu ihrem Vater, der in demselben Ort lebt und
den sie regelmäßig zwei- bis dreimal pro Woche besuchen. Auch die Ferien verbringen
die Töchter häufig gemeinsam mit ihrem Vater. Auch in der Zeit des Krankenhausauf-
enthaltes ihrer Mutter wohnen die Töchter vorübergehend bei ihrem Vater. Nach der
Schule gehen die beiden zunächst zur Nachbarin mit deren 15-jähriger Tochter, essen
dort zu Mittag und gehen am späten Nachmittag zum Vater.
Frau Kanther selbst hat seit 4 Jahren eine Beziehung zu einem gleichaltrigen Mann, mit
dem sie jedoch nicht zusammen lebt. Sie ist eine unternehmungslustige Frau, die gerne
mit ihrem Freund ins Theater oder ins Kino geht oder auch mal gemeinsam mit Nach-
barn oder Arbeitskolleginnen kocht. An der Volkshochschule besucht sie seit einigen
Jahren Französisch-Kurse, um für eine Weinhandlung im Ort die Auslandskorrespon-
denz übernehmen zu können. Da sie diese neue Aufgabe sehr reizt, lernt sie die Spra-
che mit viel Engagement und Ausdauer.
Frau Kanther ist froh, dass sie die schwierige Zeit der Trennung mittlerweile so gut be-
wältigt hat und dass die Töchter die momentane Lebenssituation akzeptieren.
Als schwierig jedoch empfindet sie die extremen Stimmungsschwankungen ihrer Töch-
ter und die Tatsache, dass beide angefangen haben zu rauchen und schon mehrmals
angetrunken nach Hause kamen.
284
Bedingt durch ihren vor kurzem festgestellten Diabetes muss sie nun ihre bisherige Le-
bensführung überdenken. Kurz vor der Entlassung aus dem Krankenhaus erhält sie
eine Ernährungsberatung sowie die Empfehlung, zukünftig stärker als bisher auf re-
gelmäßige Bewegung zu achten.
Auf Grund der Schmerzen im Oberarm verbringt sie nach der Entlassung zunächst
einmal viel Zeit zu Hause, hat sich aber informiert, wann sich die Walking-Gruppe des
Sportvereins zum Laufen trifft. Ihr Freund macht ihr den Vorschlag, gemeinsam mit
dem Walken anzufangen.
Literatur
Bengel, J. et al. (1998): Was erhält Menschen gesund? Antonovskys Modell der Saluto-
genese – Diskussion und Stellenwert. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Band 6.
Bohrer, A. et al. (2007): Gesundheitsförderung. Grundlagen der Pflege für die Aus-,
Fort- und Weiterbildung. Prodos Verlag, Heft 23, S. 2-49
Bohrer, A. et al. (2007) Gesundheitsförderung in der Pflegeausbildung – Kommentar
zum Grundlagenheft. In: Unterricht Pflege. 12. Jg., Heft 1, S. 23-26
Eberhardt, D. (2005): Theaterpädagogik in der Pflege. Pflegekompetenz durch Theater-
arbeit entwickeln. Thieme Verlag, Stuttgart
Marg, K. (2004): Salutogenese. Wie Gesundheit entsteht – ein Ressourcen-Modell für die
Pflege? In: Heilberufe 3/2004, S. 60-61
Internetquellen:
http://www.equal-blickwechsel.at/doc/Literaturbericht_Trotzdem_Gesund.pdf
Zugriff am 16. 1. 2008
285
LERNFELD 9 GESUNDHEIT FÖRDERN UND PRÄVENTIV HANDELN
Semester: 1 Stunden: 10
Zielsetzung
Lernort Schule
Die verschiedenen Organsysteme benennen und deren wesentliche Funktionen
kennen
Die Bedeutung der einzelnen Organsysteme verstehen
286
Inhalte
Herz-Kreislauf-System
o Aufbau des Herzens
o Großer und kleiner Blutkreislauf
o Arterien und Venen
Atemsystem
o Abschnitte des Atemsystems
o Bedeutung für Atmung, Sprache und Schluckakt
Verdauungssystem
o Abschnitte des Verdauungssystems und deren Bedeutung
o Verweildauer der Nahrung
o Prozess der Aufspaltung, Resorption und Ausscheidung von Nahrungsbe-
standteilen
Blut und endokrines System
o Blutmenge
o Zusammensetzung und Aufgaben des Blutes
o Blutgerinnung
o Aufgaben der Hormone
Urogenitalsystem
o Lage, Aufbau und Funktionen der Nieren
o Ableitende Harnwege: Aufbau und Funktion
Methodenvorschläge
Lehrerzentrierter Unterricht
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
287
LERNFELD 9 GESUNDHEIT FÖRDERN UND PRÄVENTIV HANDELN
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Gesundheitsförderung und Prävention definieren und unterscheiden sowie von der
Kuration und Rehabilitation abgrenzen
Die geschichtliche Entwicklung und gegenwärtige Situation der Gesundheitsförde-
rung verstehen und einschätzen
Die ökonomische Bedeutung der Gesundheitsförderung für das Gesundheitssystem
erkennen
Die Bedeutung und den Nutzen von Konzepten und Programmen der Gesundheits-
förderung und Prävention einschätzen und bewerten
Verantwortungsbereiche für Gesundheitsförderung und Prävention unterschiedli-
chen Institutionen zuordnen
Tätigkeitsfelder der Pflege im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention wahr-
nehmen und Möglichkeiten der Erweiterung des Tätigkeitsspektrums der Pflege er-
kennen
288
Inhalte
Gesundheitsförderung
o Deklarationen der WHO zur Gesundheitsförderung
o Gesetzliche Grundlagen der Gesundheitsförderung
Prävention
o Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention
o Verhaltens- und Verhältnisprävention
Stellenwert von Gesundheitsförderung und Prävention in der aktuellen Gesund-
heitspolitik
WHO-Programme „Gesundheit 2000“ und „Gesundheit 21“
Netzwerke und Settings der Gesundheitsförderung
o Gesunde Städte
o Gesundheitsfördernde Krankenhäuser
o Gesundheitsfördernde Schulen
Methoden und Instrumente der betrieblichen Gesundheitsförderung
Aktuelle und zukünftige Arbeitsfelder für die Pflegenden in der Gesundheitsförde-
rung
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
289
Brieskorn-Zinke, M. (2004): Pflegerische Handlungsfelder der Gesundheitsförderung.
In: Die Schwester/Der Pfleger. 43. Jg., Heft 5/04, S.330-335
Brieskorn-Zinke, M. (2006): Gesundheitsförderung in der Pflege. 3. Auflage. Kohl-
hammer-Verlag, Stuttgart
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.)(2004): Wegweiser Gesund-
heitsförderung. 4.Auflage, Conrad Verlag, Köln
Jahnel, U. (2005): Betriebliche Gesundheitsförderung In: Pflege aktuell, 59. Jg., Heft
05/2005, S. 280-281
Naidoo, J./Wills, J. (2003): Lehrbuch der Gesundheitsförderung. 1.Auflage. Conrad Ver-
lag, Köln
Steinbach, H. (2007): Gesundheitsförderung. Ein Lehrbuch für Pflege- und Gesund-
heitsberufe. 2. Auflage. Facultas-Verlag, Wien
Störkel, F. (2007): Prävention und Gesundheitsförderung – Grundlagen und Konzepte.
In: Unterricht Pflege. 12. Jg., Heft 1, S. 2-8
Internetquellen:
www.euro.who.int/document/ehfa5-g.pdf Zugriff am 8. 11. 2007
www.dngfk.de Zugriff am 8. 11. 2007
www.gesunde-staedte-netzwerk.hosting-kunde.de Zugriff am 8. 11. 2007
www.lags.de/gesundeschule/Protokoll_Netzwerk.pdf Zugriff am 8. 11. 2007
www.forumpraevention.de/forum-
praevention_1234/images//Anhaenge/Beschluss77GMK.pdf
Zugriff am 8. 11. 2007
290
LERNFELD 9 GESUNDHEIT FÖRDERN UND PRÄVENTIV HANDELN
Semester: 1 Stunden: 20
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Inhalte
291
Reinigung / Desinfektion /Sterilisation
Multiresistente Keime
Isolierungsmaßnahmen
Melde- und Dokumentationspflicht (nach IfSG)
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
Internetquellen:
http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/ifsg/gesamt.pdf
Zugriff am 11. 1. 2008
292
http://www.rki.de/cln_048/nn_201414/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/K
ommissi-
on/Downloads/Haendehyg_Rili,templateId=raw,property=publicationFile.pdfHaende
hyg_rili.pdf
Zugriff am 11. 1. 2008
293
Curriculum- Lernaufgabe 1
Klassifikation
Informationsquellen:
Pflegelehrbuch
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:
294
Lernaufgabe 2
Curriculum-
Klassifikation
Hygieneregeln anwenden und hygieni- Name: ____________________
9.4 sche Aspekte berücksichtigen
Kurs: ____________________
in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
Pflichtaufgabe Wahlaufgabe Umfang: max. 3 DIN A4-Seiten
ohne Rückgabe mit Rückgabe bis:
Aufgabenstellung:
1. Lesen Sie den in Ihrem Einsatzgebiet vorhandenen Hygieneplan und besprechen Sie wesentliche
Aspekte mit der Mentorin / dem Mentor bzw. der Praxisanleiterin / dem Praxisanleiter vor Ort.
2. Führen Sie mit Ihrer Mentorin/Praxisanleiterin eine Ganzwaschung bzw. Teilwaschung bei einem
Patienten durch und skizzieren Sie schriftlich nach bzw. vor welchen Schritten eine hygienische
Händedesinfektion indiziert ist.
Begründen Sie Ihre Aussagen.
3. Ist es Ihnen möglich, die geforderten persönlichen Hygienemaßnahmen
(Hygienische Händedesinfektion, Schutzkleidung u.a.) einzuhalten?
Wo traten Probleme auf?
Informationsquellen:
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
295
LERNFELD 9 GESUNDHEIT FÖRDERN UND PRÄVENTIV HANDELN
Semester: 4 Stunden: 14
Lernvoraussetzungen
Zielsetzungen
Lernort Schule
Das eigene Gesundheitsverhalten reflektieren
Strategien zur Änderung des Gesundheitsverhaltens kennen und anwenden
Gesundheitsförderliche Verhaltensweisen auf die eigene Persönlichkeit und den
persönlichen Lebensstil abstimmen
Inhalte
296
Anwendung /Umsetzung gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen
o Nordic Walking
o Progressive Muskelentspannung
o Autogenes Training u. a.
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Lena, 16 Jahre alt, feiert gemeinsam mit ihren Freunden ins neue Jahr hinein. Wie fast
jedes Jahr vor Mitternacht hat sie auch für das kommende Jahr einen Vorsatz. Dieses
Jahr möchte sie ernsthaft versuchen abzunehmen. 15 kg sollen es sein. Wenn sie jeden
Monat 2-3 kg abnehmen würde, hätte sie es bis zum Sommer geschafft!
Lena weiß genau, was anders wäre, wenn sie 15 kg leichter wäre: Sie könnte endlich
ohne Hemmungen mit ihren Freundinnen shoppen gehen, ganz andere Klamottten tra-
gen, ins Schwimmbad gehen und beim Volleyball in der Schule wäre sie nicht mehr die
letzte, die in eine Mannschaft gewählt wird.
Seit Lena vor einer Woche in einem Internet-Forum auf das Programm „EUREGIO
ADIPOSITAS“ aufmerksam gemacht wurde, glaubt sie fest daran, dass sie es dieses
Mal schaffen kann. 2 Berichte im Chat haben sie besonders beeindruckt: Die beiden et-
wa gleichaltrigen Mädchen brachten deutlich mehr Kilos auf die Waage und nahmen
im Rahmen des Programms 10 bzw. 20 kg ab. Ihr Gewicht können sie nun schon seit 2
Jahren halten. Mit der Ernährungs-umstellung kamen beide scheinbar gut zurecht und
beide haben auch wieder Spass an Bewegung gefunden: Die eine fährt regelmäßig Rad,
die andere ist im Schwimmclub.
Lena weiß, dass ihre Mutter sie bei der Ernährungsumstellung unterstützen würde; sie
hatte ihr schon oft angeboten, fett- und zuckerreduziert zu kochen und ihr von vorne-
herein eine angemessene Portion auf dem Teller anzurichten. Natürlich: Pizza und Eis
essen gehen, das geht dann nur noch ausnahmsweise und Chips vor dem Fernseher
sind ganz tabu.
Von Süßigkeiten auf Obst umzusteigen kann Lena sich recht gut vorstellen. Schwieriger
fällt ihr die Vorstellung, jemals Spass am Sport finden zu können („joggen – unvorstell-
bar!“). Aber: Die beiden Mädchen aus dem Chat waren vor zwei Jahren schließlich auch
keine Sportskanonen! Und beide haben berichtet, dass sie dabei sehr viel Unterstützung
von den an der Therapie beteiligten Psychologen erfahren haben. Die konnten sie im-
297
mer wieder motivieren und ihnen aufzeigen, wie sie sich auch selbst wieder motivieren
können.
Noch im Januar erhält Lena die Zusage der Krankenkasse für die Kostenübernahme
einer ambulanten Therapie an der 10 km entfernten Klinik. Durch bewusstes und kon-
trolliertes Essverhalten hat sie innerhalb von drei Wochen schon 2,5 kg abgenommen,
was sie sehr ermutigt, weiterzumachen. Ab Ende Februar kann sie an der ambulanten
Therapiegruppe der Klinik teilnehmen. Mit dem Therapeut vereinbart sie, montags,
mittwochs und freitags zwischen 17.00 und 18.00 Uhr am Programm der „Wasserrat-
ten“ teilzunehmen. Sie stellt fest, dass die Anforderungen gar nicht so hoch sind und
das Schwimmen bzw. die Bewegungsspiele im Wasser richtig Spass machen – auch des-
halb, weil die anderen Jugendlichen ebenfalls übergewichtig sind und sie daher nicht
gehänselt wird. Lena hat mittlerweile 5 kg abgenommen und ist hoch motiviert, weiter-
zumachen. So lange hatte sie bisher noch nie durchgehalten!
Zwei Monate später hat sie den ersten richtigen „Tiefpunkt“: Seit drei Wochen stagniert
ihr Gewicht, obwohl sie sich sowohl hinsichtlich der Ernährung als auch hinsichtlich
der Bewegung an die „Vorgaben“ hält! Lena ist frustriert und genehmigt sich häufiger
kleine „Auszeiten“ von der Therapie: Isst bei McDonalds nicht nur einen Salat, sondern
auch Pommes dazu, erlaubt sich häufiger Zwischenmahlzeiten und Süßigkeiten und
findet auch immer wieder mal einen Grund, das „Wasserprogramm“ ausfallen zu las-
sen. Von den neun bereits abgenommen Kilos hat sie sehr bald wieder zwei Kilos
„drauf“. Lena glaubt, dass sie auch dieses Mal wieder gescheitert ist, denn auch in der
Vergangenheit hatte sie nach „Diätsünden“ irgendwann aufgegeben, weil sie sich eine
Disziplin auf Dauer nicht zugetraut hat. „Warum schaffe ich es einfach nie, durchzuhal-
ten?“
Auf Drängen ihrer Freunde vereinbart sie wieder einen Termin in der Klinik. Der The-
rapeut schafft es, ihr Selbstvertrauen wieder so zu stärken, dass sie sich zu einem weite-
ren Versuch bereit erklärt. Der „Durchbruch“ allerdings kommt erst, als ihre Oma ein
„offenes Bein“ bekommt. In der Klinik hatte man Lena wohl darüber informiert, welche
gesundheitlichen Probleme Übergewicht verursachen kann. Aber das alles erschien ihr
doch immer sehr „weit weg“ und teilweise auch gar nicht so schlimm. So auch beim
Diabetes. Ihre Oma ist schon lange Diabetikerin, muss deswegen regelmäßig Tabletten
einnehmen und auf Süßigkeiten weitgehend verzichten. Ansonsten schien es ihr aber
immer ganz gut zu gehen. Die Krankheit fand Lena daher nie besonders schlimm. Das
ändert sich schlagartig, als sie der Oma während eines Besuchs beim Verbandwechsel
zuschaut und erfährt, dass diese schreckliche Wunde Folge des Diabetes ist. Da denkt
sie sofort an ihr eigenes Gewicht und dass ihr das auch passieren kann, wenn sie nicht
abnimmt!
Bei den „Wasserratten“ ist sie von da an wieder dreimal die Woche…
Literatur
Frey, D. et al. (2001): Einstellung und Verhalten: Die Theorie des überlegten Handelns
und die Theorie des geplanten Handelns. In: Frey, D./Irle, M. (Hrsg.): Kognitive Theo-
rien. Band 1. Verlag Hans Huber, Bern Göttingen. S. 361-395
298
Kerr, J. et al. (2007):ABC der Verhaltensänderung. Urban & Fischer, München
Stroebe, W./Stroebe, M. (1998): Lehrbuch der Gesundheitspsychologie. Verlag D. Klotz,
Tausch, R. (1994) Hilfen bei Stress und Belastung. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH,
Reinbek
Internetquellen:
http://www.med.uni-marburg.de/stpg/fb20/ltinst/allgprmed/ttm.htm
Zugriff am 8. 8. 2007.
http://www.mpib-berlin.mpg.de/vorlesungen/riediger-
ebner/folien/sitzung03/Sitzung%203_2.5.2005.pdf
Zugriff am 17. 1. 2008
http://www.gesundheitberlin.de/index.php4?request=search&topic=2151&type=infot
ext
Zugriff am 17. 1. 2008
http://www.abdn.ac.uk/healthpsychology/publications/Fuchschapterrevised_Snieeta
l2007.pdf
Zugriff am 17. 1. 2008
http://www.dnbgf.de/fileadmin/texte/Downloads/uploads/dokumente/2007/fitfor
work/Toumi_Workshop.pdf
Zugriff am 17. 1. 2008
299
LERNFELD 9 GESUNDHEIT FÖRDERN UND PRÄVENTIV HANDELN
Semester: 6 Stunden: 24
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Erkenntnisse und Erklärungsmuster aus den Sozialwissenschaften auf Erfahrungen
im Beruf übertragen
Über belastende (tabuisierte) Gefühle und Situationen sprechen
Das eigene Verhalten und die subjektiven Empfindungen reflektieren, deuten und
einschätzen
Lernort Praxis
Sich der eigenen, häufig unbewussten Machtposition gegenüber Menschen mit Pfle-
gebedarf bewusst werden und diese bearbeiten
Strategien zum Umgang mit Ekel anwenden
300
Die eigene Persönlichkeit im Spannungsfeld zwischen Selbstbewusstsein, Selbst-
ständigkeit und Eigennutz einerseits und Zuwendung, Offenheit und Bereitschaft
andererseits weiterentwickeln
Die entlastende Wirkung von Gespräch und Austausch über Emotionen und Kon-
flikte erkennen
Mit belastenden Situationen präventiv und konstruktiv umgehen
Inhalte
Macht und Ohnmacht in der Beziehung zwischen Pflegenden und Menschen mit
Pflegebedarf als Schlüsselproblem nach Darmann
o Zwingende Macht
o Verweigernde Macht
Ekel in der Pflege
o Entstehung von Ekel
o Auslöser
o Empfinden und Erleben von Ekel
o Bewältigungsstrategien
Ängste und Aggressionen in der Interaktion zwischen Pflegenden und Menschen
mit Pflegebedarf
o Entstehung
o Formen
o Funktionen
o Umgang mit Ängsten und Aggressionen
Gewalt in der Pflege
o Erscheinungsformen von Gewalt
o Entstehung von Gewalt
o Gewaltfördernde und gewaltverhindernde Faktoren
o Initiativen gegen Gewalt in der Pflege
o Gewaltprävention und Gewaltdeeskalation
Burnout
o Ursachen: Eustress vs. Distress
o Kennzeichen
o Ursachen
Methodenvorschläge
301
Rollenspiel: Pflegerische Interventionsmöglichkeiten in Gewaltsituationen
bzw. zu deren Prävention
Test zur Einschätzung des eigenen Burnout-Risikos
Pflegesituationsbeschreibung
Quelle: Huhn, S. (2006): Berührungsängste in der Pflege. So können Sie sich schützen.
In: Heilberufe 5/2006, S. 19
Pflegeschülerin Claudia hat schöne lange und lockige Haare, die sie meist hochgesteckt
trägt. Eines Tages lässt sie die Haare offen. Frau Meckler, zu der sie ins Zimmer kommt,
sagt: „Meine Mutter hat immer gesagt, ordentliche Mädchen tragen die Haare nicht of-
fen, das ist schlampig.“
Die alte Frau Bollinger erinnert Pflegerin Sabine an ihre Schwiegermutter, von der sie
sich nicht gut behandelt fühlt und die sie an ihren freien Wochenenden versorgen muss.
Als Frau Bollinger der Pflegerin Sabine strahlend das Bild ihrer Enkelin mit der Schul-
302
tüte zeigt, sagt Sabine völlig tonlos: „Ihre Enkelin schielt aber ziemlich.“ Frau Bollinger
ist den Tränen nahe.
Quelle: in Anlehnung an Bojack, B. (2001) Gewaltprävention. Urban & Fischer, München, Jena.
Literatur
Albrecht, M./Kessler, J. (2006): Ekel – ein Tabuthema. Allgemeine Theorie und Praxis
des `sich Ekelns´ in der Pflege. GRIN-Verlag,
Bensch-Venner, I. / Hofmann, B. (1999): Pflegethema: Supervision – Chancen und We-
ge. Thieme-Verlag, Stuttgart
Bleibtreu, M. et al. (2002): Das Experiment – Bist du stark genug? (DVD). EuroVideo
Ismaning
Bojak, B. (2001): Gewaltprävention. Urban & Fischer, München Jena
Darmann, I. (2000): Kommunikative Kompetenz in der Pflege, S. 158ff. Kohlhammer
Verlag, Stuttgart
Enzmann, D. (2006): Gestresst, erschöpft und ausgebrannt? Profil-Verlag, München
Glinski-Krause, B. (2000): Gewaltprophylaxe in der stationären Altenpflege:“Die Wür-
de des Menschen ist unantastbar“- Ein Werkstattbericht. In: Pflegezeitschrift 3/2000,
S.177-180
Hartdegen, K. (1996): Aggression und Gewalt in der Pflege. Gustav Fischer Verlag,
Stuttgart Jena Lübeck Ulm
Hill Rice V. (2005): Stress und Coping. Lehrbuch für Pflegepraxis und –wissenschaft.
Verlag Hans Huber, Bern
Huhn, S. (2006): Berührungsängste in der Pflege. So können Sie sich schützen. In: Heil-
berufe 5/2006, S. 19
Kienzle, T. / Paul-Ettlinger, B. (2007): Aggression in der Pflege. 3. Auflage. Kohlham-
mer-Verlag, Stuttgart
Krey, H. (2003): Ekel ist okay. Ein Lern- und Lehrbuch zum Umgang mit Emotionen in
Pflegeausbildung und Pflegealltag. Kunz-Verlag, Hannover
Kirchner, H. (2000): Pflegethema: Mobbing im Pflegeteam. Thieme-Verlag, Stuttgart
Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes
Schleswig-Holstein (Hrsg.)(2003): Gewalt in der Pflege Demenzkranker. Wissenschaft-
liche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart
Milgram, S. (1997): Das Milgram-Experiment. Zur Gehorsamsbereitschaft gegenüber
Autorität. Rowohlt Verlag, Reinbek
Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen (2003):
Psychische Belastungen vermeiden – gesünder arbeiten. Was können wir tun? Düssel-
dorf
Rotondo, R. (2006): Patiententötung: „Todesengel“ -Wenn Pflegekräfte morden.In: Die
Schwester/Der Pfleger, 45. Jg., 11/2006, S. 946-954
Schmidt, B. (2004): Burnout in der Pflege. Risikofaktoren – Hintergründe Selbstein-
schätzung. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Schmitz-Scherzer, R. (1999): Gewalt in der Altenarbeit: Die Verantwortung liegt auch
im Management. In: Pflegezeitschrift 6/1999, S. 425-428
Schneider, C. (2006): In der Zwickmühle – Ergebnisse einer qualitativen Studie zu Ge-
walt in Pflegeeinrichtungen. In: Altenpflege 2/2006, S. 45-52
303
Schneider, K. (2002): Gewalt in der Pflege. In: Unterricht Pflege 3/2002, S. 2-9
Schwerdt, R. (2006): „Monster“. In: Altenpflege 7/2006, S. 32-34
Sowinski, C. (2006): „Totspritzer“. In: Altenpflege 7/2006, S.26-28
Spiller, A. (2001): Einflussfaktoren und Äußerungsfaktoren von Gewalt in der Pflege.
In: PR-Internet 10/2001, S. 169-178
Stromberg, S. (2002): Strategien gegen Gewalt in der Pflege alter Menschen: Keine
Macht der Ohnmacht. In: Pflegezeitschrift 5/2002, S.336-340
Stumpf-Schmidt, S. (2000): Gewalt in der Pflege: Warum sind Mobber hilflos und wa-
rum mobben Hilflose? In: Die Schwester/Der Pfleger 3/2000, S.189-200
Tausch, R. (1989): Lebensschritte. Umgang mit belastenden Gefühlen. Rowohlt Verlag,
Reinbek
Wagner, E.-M. (2005): Gewalt in der Kinderkrankenpflege. In: Kinderkrankenschwes-
ter. 24. Jg., 10/2005, S.415-419
Weismann, J. (2003): Deeskalation. Gewalt gegen Pflegende in der stationären Altenhil-
fe. In: Die Schwester / Der Pfleger, 42. Jg., 3/2003, S.206-211
Internetquellen:
http://www.psychosoziale-gesundheit.net
Zugriff am 11. 1. 2008
http://www.hilfe-bei-burnout.de
Zugriff am 11. 1. 2008
http://www.bela-bw.de/fortbildung/Tausch.pdf
Zugriff am 11. 1. 2008-01-17
304
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Aufgabenstellung:
Konkretisieren Sie durch Beispiele die Anwendung von Gewalt im Krankenhaus, im Altenheim und in
der häuslichen Pflege
Schildern Sie 8 Situationen, in denen Gewalt „in Erscheinung tritt“, auch wenn es alltägliche „nor-
male“ Situationen sind. Schreiben Sie keine Romane, aber klare, genaue Situationsbeschreibungen.
Machen Sie die Unterschiede deutlich zwischen der Beobachterrolle und der Täter-/Opferrolle.
Die Aufgabe soll Sie zu intensivem Hinhören und Hinsehen anregen und Ihnen eine Reflexion des
Alltagsgeschehens bieten.
Wir wollen mit Ihren Ergebnissen eine „Lesekette“ machen, damit allen alles zugänglich wird. Sie
sollen Grundlage für einen praxis- und realitätsnahen Unterricht sein.
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
305
LERNFELD 9 GESUNDHEIT FÖRDERN UND PRÄVENTIV HANDELN
Semester: 1 Stunden: 10
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Inhalte
306
Berufsgruppen, die das Arbeitssicherheitsgesetz umsetzen
o Fachkraft für Arbeitssicherheit
o Betriebsärzte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung.
Literatur
Internetquellen:
http://www.bgw-
onlin-
ne.de/internet/generator/Inhalt/OnlineInhalt/Medientypen/bgw_20themen/M612_2
0__M613__Risiko_20Virusinfektionen,property=pdfDownload.pdf
Zugriff am 17. 1. 2008
http://www.baua.de/nn_15116/de/Themen-von-A-Z/Biologische-
Arbeitsstoffe/TRBA/pdf/TRBA-250.pdf Zugriff am 17. 1. 2008
http://www.arbeit-
u.../show_lexikon.php?wc_c=94&wc_cat=27&wc_id=9&printmode= Zugriff am
10.09.2007
307
http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/mpg/gesamt.pdf
(Medizinproduktegesetz MPG,zuletzt geändert 25.11. 2003) Zugriff am 17. 1. 2008
http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/mpbetreibv/gesamt.pdf
(Medizinprodukte-Betreiberverordnung MPBetreibV, § 2 und § 5)
Zugriff am 17. 1. 2008
308
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld
Lernfelder der APflAPrV (2002): 1.3 Alte Menschen personen- und situationsbezogen
pflegen
1.4 Anleiten, beraten und Gespräche führen
2.1 Lebenswelten und soziale Netzwerke alter
Menschen
Zielsetzung
Ausgangspunkt aller Lernsituationen dieses Lernfeldes sind Menschen, die sich auf
Grund nicht alltäglicher Lebensereignisse oder auf Grund von Erkrankungen in beson-
309
deren Lebenssituationen befinden. Hierzu gehören Geburt, Schwangerschaft, psychi-
sche Veränderung, Trauer und der bevorstehende Tod. Allen diesen Lebenssituationen
ist gemeinsam, dass sich der betroffene Mensch auf neue Erfahrungen und /oder auf
unbekannte Formen des Erlebens und des Verhaltens einlassen (muss). Häufig findet
eine Auseinandersetzung mit elementaren Fragen des Lebens statt.
Da die besondere Erlebens- und Verhaltenswelt von Menschen mit Demenz in der pro-
fessionellen Unterstützung und Begleitung dieser Menschen von elementarer Bedeu-
tung ist, wurde die Lernsituation 10.4 Menschen mit Demenz unterstützen und begleiten -
in Abweichung zur internationalen Klassifikation von Erkrankungen - nicht den psy-
chischen Erkrankungen und damit Lernfeld 12 zugeordnet, sondern in Lernfeld 10 in-
tegriert. Sie orientiert sich – wie auch die anderen Lernsituationen dieses Lernfeldes –
deshalb nicht primär an der Bezugswissenschaft Medizin, sondern vielmehr an dem
Wissenschaftssystem der Sozialwissenschaften und der Pflegewissenschaft.
In der Konzeption einer eigenen Lernsituation zur Demenz spiegelt sich außerdem die
zunehmende Bedeutung dieses Krankheitsbildes vor dem Hintergrund der demografi-
schen Entwicklung unserer Bevölkerung wider.
Die Lernsituation 10.3 Psychisch veränderte Menschen begleiten stellt eine Hinführung auf
die Lernsituationen 12.6 Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen pflegen, 12.7
Erwachsene mit psychischen Erkrankungen pflegen und 12.8 Alte Menschen mit psychischen
Erkrankungen pflegen dar. Es ist intendiert, dass sich die Lernenden zuerst mit dem Erle-
ben, Verhalten und Bewältigen bei psychischen Veränderungen im Allgemeinen ausei-
nandersetzen (z.B. dem Erleben der Stigmatisierung), bevor pflegerische Handlungs-
kompetenz im Hinblick auf konkrete psychische Erkrankungen erworben wird.
310
machen und sie so befähigen, Situationen und Erfahrungen zu analysieren und diese
für die Entwicklung eigener Handlungsstrategien zu nutzen.
In allen handlungsorientierten Lernsituationen bietet es sich an, der Struktur des Hand-
lungs- bzw. Wahrnehmungszyklus zu folgen.
311
LERNFELD 10 MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSSITUATIONEN
BEGLEITEN
Semester: 3 Stunden: 60
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
312
Inhalte
Methodenvorschläge
Erfahrungsbezogener Einstieg
„Die Schwangerschaft“ wird im handlungsorientierter Unterricht erarbeitet.
Die Schülerinnen wählen Beratungsthemen aus, erarbeiten und präsentieren diese
der gesamten Gruppe
Zur Diskussion des Themas Pränataldiagnostik und §218 wird der Film „Mörderi-
sche Diagnose“ eingesetzt. Im Anschluss wird eine Pflegesituationsbeschreibung
zur ethischen Entscheidungsfindung unter folgenden Fragestellungen bearbeitet:
Was soll mit dem Kind geschehen? Inwiefern ist die Würde in der geschilderten Si-
313
tuation berührt und wessen Würde betrifft es? Welche ethische Verantwortung
trägt die Krankenschwester?
Lerntempoduett zur Beurteilung der Adaptation
Gruppenpuzzle zur Gesundheitsförderung und zum Neugeborenen-Screening
Strukturlegetechnik zu Inhalten und Vorgehensweise der U1
Eigenständige Erarbeitung der Bilirubinämie des Neugeborenen
Pflegesituationsbeschreibung
Frau B. ist in der 23. Schwangerschaftswoche. Sie ist 43 Jahre alt und erwartet ihr viertes
Kind. Auf Grund ihres Alters wurde bei ihr routinemäßig eine pränatale Diagnostik
durch Amniozentese durchgeführt, die den Befund Trisomie 21 zur Folge hatte. Frau B.
ist verzweifelt, denn sie ist durch ihre drei anderen Kinder (7, 4 und 2 Jahre) bereits
stark gefordert und traut sich die Belastung eines behinderten Kindes unter diesen Um-
ständen nicht zu. Nach einer sehr kurzen Bedenkzeit entschließt sich die Patientin da-
her zur Abtreibung. Herr B. fährt seine Frau in die Klinik, verabschiedet sich aber nach
der Regelung der Formalitäten mit der Bemerkung, dass er sich um die Kinder küm-
mern werde. Er ist stolz darauf, dass seine Frau die Situation alleine meistern will.
Frau B. wird auf die gynäkologische Station eingewiesen und dort von der Kranken-
schwester Frau P (23 Jahre) begleitet. Angesichts der fortgeschrittenen Schwangerschaft
können Abbruchsmethoden wie Absaugung oder Ausschabung nicht zum Einsatz
kommen, vielmehr muss nun die Geburt künstlich eingeleitet werden. Darüber ist Frau
B. nicht informiert worden - sie hat mit einem "kleinen Eingriff" gerechnet. Der behan-
delnde Arzt Dr. S. klärt die Patientin über das anstehende Verfahren auf und fordert
Krankenschwester Frau P. dazu auf, die Prostaglandininfusion anzuhängen. Die Kran-
kenschwester zögert. Sie weiß, dass die Wehentätigkeit der Gebärmutter möglicherwei-
se über Tage mittels Medikamente initiiert wird und für die Patientin mit starken Ne-
benwirkungen verbunden ist. Sie fühlt mit der Patientin, aber schließlich war es deren
Entscheidung. Unsicher ist die Krankenschwester auch deshalb, weil sie noch nie an
einem so späten Abbruch mitgewirkt hat. Schließlich führt sie die aufgetragene Anwei-
sung aus.
In den nächsten zwei Tagen und Nächten wird Frau B. von wechselnden Pflegekräften
versorgt. Keiner hat in der Hektik des Stationsalltags die Zeit, die Patientin kontinuier-
lich zu begleiten. Die Patientin leidet unter starken Schmerzen und weint stundenlang.
In der Nacht, in der Frau P. wieder Dienst hat, kommt ein kräftiger Junge zur Welt.
Frau B. befindet sich in Vollnarkose, weil die Placenta nicht ausgestoßen wurde und ein
Eingriff erfolgen muss. Das Kind lebt immer noch, als der Eingriff beendet ist, und das
Behandlungsteam steht vor der Frage, was es nun tun soll. Insbesondere Kranken-
schwester Frau P. ist entsetzt und fühlt sich schuldig.
Quelle: Großklaus-Seidel, M. (2002): Ethik im Pflegealltag - Wie Pflegende ihr Handeln begründen kön-
nen. Kohlhammer Verlag, Stuttgart
314
Literatur
Beck, M./Knoth, S. (2003): Nachbetreuung von Wöchnerinnen. In: Pflege, Heft 16, S.
265-272
Bartholomeus, M. (2001): Sind behinderte Kinder unzumutbar? In: Deutsche Hebam-
men Zeitschrift, Heft 1, S. 15-18
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Die Familie im Spiegel
der amtlichen Statistik
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Schwangerschaftsbera-
tung § 218
Drexelius, N. (2003): Karius und Baktus und die Geschichte mit dem Fluorid. In: He-
bammenforum Nr. 4, S. 235-236
Großklaus-Seidel, M. (2002): Ethik im Pflegealltag - Wie Pflegende ihr Handeln be-
gründen können. Kohlhammer Verlag, Stuttgart
Hasseler, M. (2002): Stationäre Wochenpflege: Evaluation ganzheitlicher und her-
kömmlicher Betreuungsformen in der postpartalen Phase. In: Pflege, Heft 15, S. 170-180
Hoehl, M./Kullick, P. (2002): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung. 2. Auf-
lage. Thieme Verlag, Stuttgart
Koletzko, B. (2004): Kinderheilkunde und Jugendmedizin. 12. Auflage. Springer-
Verlag, Berlin
Küsters, M./Mingenbach, H.-M. (2004): Hauptsache gesund- Pränataldiagnostik.
In: Religion betrifft uns, Nr. 3
Mändel, C. et al. (2003): Das Hebammenbuch. 4. Auflage. Verlag Schattauer, Stuttgart
Meißner, O. /Falbrede, J. (2005): Fetale Sinneswahrnehmung. In: Kinderkranken-
schwester, 24. Jg., Nr. 4, S. 149-153
Menche, N. (2004): Pflege heute- Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage. Elsevier Verlag
Urban und Fischer, München
Menche, N. (2003): Biologie, Anatomie, Physiologie. 4. Auflage. Elsevier Verlag Urban
& Fischer, München
Rehbein, T. (2003): Bonding - Die Beziehung von Mutter und Kind im Mutterleib.
In: Kinderkrankenschwester, 22. Jg., Nr.6, S. 250-255
Robert-Koch-Institut (2004): Gesundheitsberichterstattung des Bundes- Schutzimpfun-
gen
Sander, J.(2003): Neugeborenenscreening. In: Deutsche Hebammen Zeitschrift Nr. 5, S.
50-53
Filmmaterial:
Matthies, S. (1999): Mörderische Diagnose
Nilsson, L. (2001): Faszination Liebe
Internetquellen
http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Elternschaft/s_1223.html
Zugriff am 20.3.2007
http://www.destatis.de/basis/d/gesu/gesutab17.php
Zugriff am 30.3. 2007
315
http://www.uni-duesseldorf.de/awmf/
Zugriff am 24.4.2007
http://www.dgzmk.de
Zugriff am 30.3.2007
316
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Stillen
Kommentar
Was macht diese Handlung bedeutsam für Neugeborene und Wöchnerinnen?
Muttermilch ist für das Neugeborene die beste Nahrung. Ihr Nährstoffgehalt entspricht genau dem Be-
darf des Kindes.
Beim Stillen geht es jedoch um mehr als nur die Ernährung des Kindes, denn Muttermilch vermittelt
einen wirksamen Schutz gegen fast alle Infektionen aus der Umgebung und gegen Allergien.
Die intensive Zuwendung während des Stillens fördert auch die Beziehung zwischen Mutter und Kind
Annäherung:
Befragen Sie – soweit möglich – Ihre Mutter über folgende Aspekte des Stillens:
1. Wurden Sie selbst gestillt?
2. Welche Gründe sprachen dafür oder dagegen?
3. In welchem Umfang wurden Sie gestillt (Häufigkeit / Dauer)?
4. Welche Erfahrungen hat Ihre Mutter gemacht?
5. Wie hat Ihr Vater diese Zeit erlebt?
317
Durchführung der Lernaufgabe:
1. Beobachten Sie mehrere Kolleginnen, wie sie die Anleitung und Unterstützung von stillenden Müt-
tern durchführen.
2. Befragen Sie einzelne Patientinnen über ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Stillen und über
eventuelle Schwierigkeiten, die in der Ernährung des Neugeborenen bisher auftraten.
3. Stellen Sie stichwortartig die wesentliche Aspekte der Stillberatung zusammen.
4. Reflektieren Sie, was Sie bei der Beratung der Wöchnerinnen besonders beeindruckt hat und wo Sie
auch schwierige Situationen erkennen konnten.
5. Tauschen Sie sich mit einer Praxisanleiterin / Mentorin über Ihr Erleben aus.
6. Versuchen Sie, unter der Anleitung einer erfahrenen Kollegin Teilbereiche der Stillberatung bei ei-
ner stillenden Mutter zu erproben.
7. Werten Sie diese kleinen Situationen mit Ihrer Begleitperson kurz aus.
Weitere Leitfragen:
1. Welche Teilaspekte sind bei dem Thema Stillen zu berücksichtigen?
2. Welche Kenntnisse und Fähigkeiten benötige ich für die Beratung und Begleitung von Stillenden?
3. Welche Unterstützung und Begleitung brauche ich?
4. Auf welche Gesichtspunkte muss ich bei der Stillberatung besonders achten?
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen
Pflegelehrbuch
Expertenbefragung
Abschließende Erörterung:
Setzen Sie sich bewusst mit der Thematik des Stillens auseinander.
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in:
318
LERNFELD 10 MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSSITUATIONEN
BEGLEITEN
Semester: 3 Stunden: 18
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Schmerzentstehung, Schmerzweiterleitung, Schmerzverarbeitung kennen und ver-
stehen
Inhalte
319
Individuelles Schmerzerleben
Ausdrucksformen des Schmerzes
Akuter und chronischer Schmerz
Schmerzlindernde und schmerzfördernde Faktoren
Schmerzschwelle und Schmerztoleranzgrenze
Fremd- und Selbsteinschätzung
Schmerzeinschätzungsinstrumente in verschiedenen Altersstufen
Säulen der Schmerztherapie, Schmerzlinderung, nicht-pharmakologische Maßnah-
men und alternative Therapieansätze
Schmerzmedikamente und Applikationsformen
Nebenwirkungen und deren Behandlungsmöglichkeiten
Abhängigkeit und Entzugserscheinungen von Opiaten
Internationaler Schmerzexpertenstandard in Verbindung mit dem Wahrnehmungs-
zyklus als handlungsleitende Struktur
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Jakob
Sie arbeiten auf der Frühchenintensivstation und betreuen Jakob, ein Frühgeborenes
der 34. SSW.
Jakob ist noch nicht in der Lage ausreichend Nahrung zu trinken. Die Mutter pumpt
nach den Stillversuchen regelmäßig Muttermilch ab, die dem Kind dann über eine orale
Magensonde sondiert wird.
Durch den Monitoralarm werden Sie auf Jakob aufmerksam. Er ist unruhig, schreit,
überstreckt den Kopf und macht sich steif. Herz- und Atemfrequenz sind erhöht. Sie
beobachten ein stark geblähtes Abdomen.
Frau Klein
Sie betreuen Fr. Klein, eine 60 jährige Patientin nach einer Cholezystektomie.
Heute ist der 2. postoperative Tag und Sie möchten Fr. Klein zur Körperpflege ans
Waschbecken mobilisieren. Als Sie ins Zimmer kommen liegt Fr. Klein steif und blass
im Bett und reagiert sofort anwehrend: „ Ich stehe jetzt nicht auf, lassen Sie mich.“
Sie überprüfen die Vitalzeichen, die Pulsfrequenz ist deutlich erhöht, die Atmung be-
schleunigt und flach. Die Wunde sieht gut aus. Aus den Unterlagen ersehen Sie die
320
Schmerzmittelanordnung: „3 x tgl. Dolantin i.m. (8, 16, 24 Uhr)“ und „bei Bedarf
Ibuprofen.“ Die letzte Medikamentengabe war um 24 Uhr.
Literatur
Internetquellen:
www.schmerzen-bei-kindern.de/
Zugriff am 5. 10. 2007
http://www.kinderkrankenpflege-netz.de/aktuell/schmerztherapie-saeuglinge.pdf
Zugriff am 5. 10. 2007
321
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Aufgabenstellung:
Hinführende Fragen:
Wie geht es Ihnen, wenn Sie Schmerzen haben?
Welche Bedürfnisse/ Wünsche haben Sie dann?
Was tut Ihnen gut?
Was erwarten Sie von Ihrer Umwelt?
1. Suchen Sie sich zusammen mit Ihrer Mentorin /PA einen schmerzbelasteten Patienten aus.
2. Nehmen Sie sich den Schmerztherapieprozess zur Hand und erarbeiten Sie Schritt für Schritt ein
individuelles Konzept für und mit dem Patienten.
Schmerzdiagnose (Welche Zeichen deuten auf Schmerzen hin?)
Planung der Maßnahmen (alternative Maßnahmen, Schmerzmittel etc.)
Therapiedurchführung (Was tun Sie?)
Effektivitätskontrolle (Waren Ihre Maßnahmen erfolgreich?)
3. Erstellen Sie einen Kurzbericht zu Ihrem „Fall“ und stellen Sie ihn im Unterricht vor.
Wie sind Sie auf den Patienten zugegangen? Wie hat der Patient reagiert? Wie gut hat die Durch-
führung funktioniert? Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen?
Verwenden Sie zur Infosammlung auch die Ihnen bekannten Schmerzeinschätzungsskalen.
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
322
LERNFELD 10 MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSSITUATIONEN
BEGLEITEN
Semester: 5 Stunden: 34
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
323
Die belastende Situation der verschiedensten Therapiemöglichkeiten für den Men-
schen mit psychischen Veränderungen akzeptieren und durch Information, Bera-
tung und unterstützende Begleitung so gering wie möglich halten
Die entwürdigende Situation des Freiheitsentzugs bei Menschen mit psychischen
Veränderungen verinnerlichen, sich mit den unterschiedlichsten Möglichkeiten des
Freiheitsentzugs auseinandersetzen und sehr verantwortungsvoll freiheitsentzie-
hende Maßnahmen anwenden
Inhalte
324
Methodenvorschläge
Wandzeitungen mit persönlichen Statements, auf die im Laufe der Einheit immer
wieder zurückgegriffen werden kann mit der Nachfrage: Hat sich meine Meinung,
Haltung geändert?
Textstudium in Einzel- und Kleingruppenarbeit mit Präsentation im Plenum und
als Grundlage für Diskussionen
Auswertung von Filmen anhand von Arbeitsaufträgen
Auswertung von Erfahrungen zum Thema Fixierungen aus der Praxis
Praktische Übungen zur Fixierung
Expertenbefragung zur Pharmakotherapie
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
325
Thiel, H. et al. (2006): Psychiatrie für Pflegeberufe. 4. Auflage. Elsevier GmbH, Mün-
chen
Tölle, R./Windgassen, K. (2003): Psychiatrie. 13. Auflage. Springer-Verlag, Berlin.
Vieten, M./Schramm, A. (Hrsg.) (2001): Neurologie, Psychiatrie – Pflege konkret. Urban
& Fischer Verlag, München
Weber, M. (2007): Nie gegen den Willen einsichtsfähiger Patienten. In: Pflegezeitschrift
4, S. 222 – 224
Internetquelle:
http://www.bundesrecht.juris.de/bgb/_1631b.html
Zugriff am 6.11.2006
Filmmaterial:
Friedli, A.-M. (1995): Akutstation FO – Alltag in der psychiatrischen Klinik
Friedli, A.-M. (1998): Wahnsinn – Leben mit einem psychisch kranken Sohn
Heuer, M. (1997): 37° - Reportage … hexen, fliegen, unsterblich sein –
Andrea und die Sonne
Howard, R. (Regisseur) (2006): A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn
326
LERNFELD 10 MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSSITUATIONEN
BEGLEITEN
Semester: 4 Stunden: 52
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
327
Inhalte
Methodenvorschläge
328
Hospitation in einer ambulanten Einrichtung für Menschen mit Demenz mit
Schwerpunkt „Aktivierung durch Erinnerung“ mit Arbeitsauftrag
Rollenspiele zur Validation nach Naomi Feil
Expertenvortrag zur Integrativen Validation nach Nicole Richard
Eigenstudium zum person-zenrierten Ansatz von Tom Kitwood
Pflegesituationsbeschreibung
Herr Grün
Alter: 79 Jahre
Frühere Tätigkeiten: arbeitete vor der Berentung mit 63 Jahren 33 Jahre
lang im Kieswerk in L., übernahm verschiedene Tä-
tigkeiten in der Firma, keine Bürotätigkeiten
„Notwendige“ Hobbies: die aber auch Spaß machten; sie dienten der Unter-
stützung des Lebensunterhalts, wie Gartenarbeit /
hauptsächlich Anbau von Gemüse und Kartoffeln
und Viehzucht / 6-8 Kaninchen und 8-10 Hühner
„Entspannende“ Hobbies: Rosenzüchtung im Garten / Mitglied des Rosenzüch-
tervereins;
Schäferhunde, der letzte wurde vor 4 Jahren wegen
einer Krankheit eingeschläfert / Mitglied im Hunde-
verein; Wandern mit Freunden / Mitglied im Pfälzer
Waldverein; Autos, Marke VW, das letzte wurde vor
2 Jahren verkauft, die Ehefrau hat keinen Führer-
schein; wurden hauptsächlich zu Sonntagsausflügen
/ Festen in die nähere Umgebung genutzt und bei
schlechtem Wetter zur Arbeit; Skat spielen mit Freun-
den und Arbeitskollegen
Zeitgeschichtliches: Herr Grün erlebte den 2. Weltkrieg als Kind / Ju-
gendlicher, war nicht in der Hitlerjugend, die Familie
war unpolitisch, er war eher locker mit seinen Freun-
den in der katholischen Kirchengemeinde aktiv, ha-
ben viel miteinander unternommen; er hat nie richtig
gehungert, da sein Elternhaus nicht zerstört war und
sie sich damals schon mit Garten und Kleinvieh „gut
über Wasser halten“ konnten
Familiensituation: Ehefrau 2 Jahre jünger, kennen sich schon aus der
Schulzeit, sie war Näherin und hat durch Heimarbeit
auch immer etwas dazuverdient; 3 verheiratete Kin-
der und 5 Enkel / ein Enkel durch Unfall mit 15 Jah-
ren verstorben; Kinder mit Familien wohnen alle im
Umkreis von 50 km zum früheren Wohnort
Religion/Glauben: römisch katholisch, Kirchgang ca. ein- bis zweimal
pro Monat, an Festen immer
329
Gewohnheiten vor dem Einzug ins Heim:
Baden einmal pro Woche (samstags), sonst Waschen am Waschbecken (gründlich nur
bei besonderen Anlässen wie Gang zum Arzt oder ähnliches; nach Gartenarbeit häufi-
ger mal ein Fußbad, speziell im Sommer; Wäschewechsel: Unterwäsche zweimal pro
Woche (samstags und mittwochs), Oberbekleidung entsprechend des Anlasses, sonst
zum Beginn der neuen Woche nach dem Baden, für sonntags gab es die Sonntagsklei-
dung;
Lieblingsbekleidung in der Woche: karierte Hemden und Jeans; Trockenrasur schon seit
ca. 25 Jahren; keine Hautlotion benutzt außer Handcreme tgl. am Abend vor dem Schla-
fen gehen; Stuhlgang jeden Tag, meistens nach dem Frühstück; bevorzugt deftige Nah-
rung, keine Desserts, anstatt deren einen Riegel Schokolade nach dem Essen (bevorzugt
mit Mandeln oder Nüssen), isst auch täglich eine Banane und /oder einen Apfel; seit
ca. 15 Jahren 1 Flasche Hefeweizen zum Abendessen, trinkt keine anderen alkoholi-
schen Getränke, zum Frühstück Kaffee mit Milch und Zucker, mittags Wasser oder
Früchtetee mit Zucker, keine Säfte.
Medizinische Aspekte:
Bluthochdruck: Medikamenteneinnahme nötig, morgens und abends 1 Tbl., wird prob-
lemlos geschluckt, kennt der Bewohner seit ca. 15 Jahren, durch Medikamente RR im
Bereich 140/150 zu 80/90 mmHg
Untergewicht: Größe 178 cm, 66 kg, besteht erst seit der Bewohner extrem unruhig ist,
sehr viel umherläuft, wenig isst und wenig schläft
Schmerzen im rechten Knie durch Arthrose: tgl. Einreiben mit vom Arzt verschriebener
Salbe, stellt kein Problem dar, kennt der Bewohner seit ca. 5 Jahren; Schmerzmittel bei
Bedarf ist auch vom Arzt verschrieben und vorrätig auf Station, wird nach Einschät-
zung des Pflegepersonals bei Beobachtung von Veränderungen beim Gehen / leichtem
Hinken oder sonstigen Ausdrucksmöglichkeiten durch Gestik und Mimik oder anderen
Verhaltensauffälligkeiten verabreicht, wird dann problemlos geschluckt
330
Essen und Trinken
braucht immer Unterstützung, häufig Vorbereitung der Nahrung wie Kleinschneiden
eines Brotes oder des Fleisches, Streichen eines Brotes oder Eingießen einer Flüssigkeit;
manchmal gelingt das Schälen einer Banane oder das Öffnen einer Schokoladenverpa-
ckung recht gut; je nach Verfassung oder Unruhe kann sitzend gegessen werden oder
nicht; manchmal ist die verbale Aufforderung ausreichend fürs selbstständige Essen;
manchmal kann mit anfänglicher Handführung selbstständiges Essen angestoßen wer-
den; Geschmack spielt beim Essen eine große Rolle, denn manche Nahrungsmittel wer-
den probiert und wieder ausgespuckt, andere nicht, das Aussehen der Nahrung scheint
keine Erinnerungen wachzurufen um Vorabentscheidungen treffen zu können, ob et-
was schmeckt oder nicht; eigenes Bedürfnis nach Essen oder Trinken wird nie geäußert;
Gebrauch von Besteck und Trinkgefäßen gelingt unterschiedlich gut
Ausscheiden
merkt Urin- und Stuhldrang, wird unruhig, steht vom Stuhl oder Sofa auf, erinnert sich
aber nicht an den Ort der Toilette und nutzt ohne Hilfe irgendeinen Ort oder ein Be-
hältnis zur Ausscheidung; trägt Tag und Nacht eine Einlage, die toleriert wird
Mobilität
Bewegung durch Schmerzen im Knie kaum eingeschränkt; geht problemlos ohne Un-
terstützung, auch längere Strecken, keine Sturzgefährdung beobachtet, obwohl das
Tempo beim Gehen teilweise recht schnell ist; häufig große Unruhe, häufiges Umher-
laufen über Stunden hinweg / auch nachts, wenn keine Unterbrechung von außen initi-
iert wird
Ruhen und Schlafen
Tag– und Nachtrhythmus ist aus der Balance, kommt kaum in eine längere Tiefschlaf-
phase; Schlafen geschieht über 24 Std. verteilt in kleineren Sequenzen, im Sessel und auf
dem Sofa des Aufenthaltsraumes, auf der Gartenbank, im Bett, ganz selten mal auf dem
Stuhl am Tisch
Kommunikation
hat Hörgerät links, seit ca. 15 Jahren, wird problemlos toleriert; Kommunikation erheb-
lich gestört: manchmal können Worte klar ausgesprochen werden, manchmal können
einfachste Fragen des Pflegepersonals klar mit Ja oder Nein beantwortet werden,
manchmal gelingt eine Antwort durch Schütteln des oder Nicken mit dem Kopf;
manchmal Reaktion mit Wutausbrüchen, wenn ein Versuch sich auszudrücken nicht
gelingt und manchmal helfen Bilder oder Gegenstände eine Mitteilung zu verdeutli-
chen
Denken und Erinnern
findet das eigene Zimmer manchmal, wenn zufällig an der Tür das Bild vom Kieswerk
L. registriert wird; geht bei Aufforderung zum „an den Tisch setzen“ immer zu dem
Platz, auf dem z. B. ein Teller mit Rosenmotiv oder eine Serviette mit einer Rose zu se-
hen ist
Beschäftigung
hilft bei der Gartenarbeit sehr engagiert mit; schält Kartoffeln nach Aufforderung; fährt
auf dem Standfahrrad manchmal ohne Aufforderung / steht in einer Ecke des Aufent-
haltraumes; hört gerne Volkslieder, im Sessel sitzend, im Aufenthaltsraum / Kinder
haben CDs mit seinen Lieblingsliedern mitgebracht
331
Aktuelle Situation:
Herr Grün lebt seit einem Jahr in der gerontopsychiatrischen Abteilung der Seniorenre-
sidenz St. Johann in B. Die Begleitung der Menschen mit Demenz geschieht in dieser
Abteilung auf der Grundlage des psychobiografischen Modells nach Erwin Böhm.
Bis vor 2 Jahren war Herr Grün zwar auffällig vergesslich, doch erst nach einer Situati-
on der vollkommenen Orientierungslosigkeit – er fand den für ihn sehr bekannten Weg
vom Friedhof nach Hause nicht mehr – wurde nach unzähligen Untersuchungen die
Ausschlussdiagnose Demenz Typ Alzheimer gestellt. Ehefrau, Kinder und Enkel halfen
Herrn Grün noch ein Jahr zuhause zurecht zu kommen, doch als die Orientierungslo-
sigkeit und Vergesslichkeit von Herrn Grün extrem zunahm und gleichzeitig seine Ehe-
frau ihre Blutzuckerschwankungen kaum noch in den Griff bekam und ihr Sehen sich
verschlechterte, entschieden sich die Familienangehörigen für eine Heimunterbringung
von Herrn Grün. Herr Grün opponierte zwar verbal gegen die Entscheidung, doch ver-
gaß er Minuten später schon wieder den Inhalt seiner Wut und Enttäuschung.
Inzwischen erwähnt Herr Grün nicht mehr, dass er nach Hause möchte. Manchmal be-
gleitet Herr Grün seine Frau noch bis zur Tür, wenn sie nach einem Besuch wieder nach
Hause geht, und wenn sich die Tür geschlossen hat, steht Herr Grün traurig, mit großen
fragenden Augen auf die Tür blickend im Flur, und man merkt ihm an, dass er nicht
versteht, wohin seine Frau verschwunden ist. Wenn dann die ihn begleitende Pflege-
person zu einer Aktivität ermuntert, die er erfassen kann und auch gerne mag, scheint
das Weggehen der Ehefrau auch schon wieder vergessen zu sein, denn die Gesichtszü-
ge von Herrn Grün hellen sich auf und er lässt sich ohne Widerstand auf das Angebot
der Pflegeperson ein.
Herr Grün läuft sehr viel in den Gängen der Abteilung umher, schaut auch mal in die
Zimmer der anderen Bewohner rein, geht häufiger in die „gute Stube“ und setzt sich
für ca. 2 Minuten aufs Sofa, um dann erneut loszulaufen. Wenn die Tür zum Garten
offen ist, dann ist der Weg ins Freie für Herrn Grün scheinbar das Schönste und er mar-
schiert los, ohne Wind oder Regen als unangenehm zu empfinden. Im Garten hält er
beim Gehen nur beim Rosenbeet an – manchmal riecht er an den Rosen, manchmal
schaut er sie nur an, manchmal entfernt er ein welkes Blatt – und marschiert, wenn ihm
keiner Einhalt gebietet, oft mehr als eine Stunde durch den Garten. Dabei entwickelt er
häufig ein sehr großes Tempo, so dass es fast wie ein Rennen erscheint. Bei diesen „Läu-
fen“ hat er auch schon zweimal andere Bewohner so angerempelt, dass sie gestürzt
sind, d. h., dass Herr Grün bei seinem Lauf nicht immer adäquat ausweichen kann.
Auch nachts läuft Herr Grün durch die Gänge und ist durch Gespräche nur minimal zu
bremsen. Abzulenken ist er tagsüber und nachts durch das Standfahrrad, auf dem er
durchaus auch mal 20 Minuten treten kann. Nach einem zweistündigen Umherlaufen
kann Herr Grün öfter überredet werden, sich aufs Sofa zu legen oder auf den Sessel zu
setzen – aber nur im Aufenthaltsraum, nicht in seinem Zimmer – und dann schläft er
häufiger für eine halbe Stunde tief ein, mitten im Lärm des Stationsalltags.
Auch bei den Mahlzeiten ist Herr Grün nicht in der Lage mehr als zwei Minuten von
sich aus sitzen zu bleiben, sondern versucht immer wieder aufzustehen und loszulau-
fen. Mit ruhigem, intensivem Zureden sind die zwei Minuten Sitzen am Tisch manch-
mal auf fünf Minuten zu verlängern.
Die Unterhaltung mit Herrn Grün fällt schwer, da er seine Gedanken und Gefühle nicht
mehr klar ausdrücken kann. Gleichzeitig ist nicht immer deutlich, ob und wie viel Herr
332
Grün von den Fragen und Aussagen der Pflegepersonen und Angehörigen versteht
und verarbeiten kann.
In ruhigen Gesprächssituationen kann das Pflegepersonal fast immer die Bedürfnisse
von Herrn Grün größtenteils erfassen und für ihn zufriedenstellend reagieren. Wenn
Herr Grün merkt, dass er sich nur ganz unzureichend mitteilen kann und nicht ver-
standen wird, dann wird er körperlich unruhig und hat in solch einer Situation auch
schon einmal ein Messer wütend zu Boden geworfen.
Die Angehörigen von Herrn Grün - Ehefrau, Kinder und Enkel -, die abwechselnd
viermal pro Woche zu Besuch kommen, werden von ihm erkannt; er geht auf sie zu,
umarmt sie und küsst sie teilweise, kann aber ihre Namen zum Ansprechen nicht erin-
nern. Lediglich seine Frau kann er mit Tipps und Hinweisen zum Namen meistens
noch mit Namen ansprechen. Darüber freut sich Herr Grün scheinbar sehr, denn wenn
es ihm gelungen ist, leuchten seine Augen auffällig stark.
Die Namen des Personals kann Herr Grün nicht behalten, doch manchmal nutzt er die
Namensschilder und liest, was darauf steht, als Ansprache kann Herr Grün die Schilder
nicht nutzen. Es scheint aber, dass Herr Grün einige Pflegekräfte auf andere Weise als
„bekannt“ wahrnimmt, denn wenn sie im Dienst sind, geht er mit seinen Wünschen
häufiger auf sie zu als auf andere und benutzt manchmal auch irgendwelche Namen
um sie anzusprechen.
Auffällig ist der gute Kontakt von Herrn Grün zu jungen männlichen Praktikanten und
Schülern – vielleicht erinnern sie Herrn Grün an seinen Lieblingsenkel, den er vor 2,5
Jahren durch einen tragischen Unfall verloren hat und dessen Tod er nie akzeptieren
konnte. Den Namen dieses Enkels erwähnt Herr Grün auch in anderen Situationen, z.
B. beim Betrachten eines Bildes von Tobias oder beim Erkennen einer Weinflasche ir-
gendwo in der Zeitung – der Autofahrer, der den Enkel auf dem Schulweg überfuhr,
war stark alkoholisiert.
Insgesamt ist Herr Grün nicht in der Lage für sich selbst zu sorgen. Er braucht bei fast
allen ATLs Unterstützung und teilweise völlige Übernahme derselben. An manchen
Tagen gelingt die Unterstützung gut und Herr Grün kann mit Hilfe vieles unter Auf-
sicht selbstständig ausführen, an anderen Tagen ist er kaum in der Lage, die einfachsten
Handgriffe für sich zu regeln, und ist auf einfühlende Übernahme der Aufgaben durch
das Pflegepersonal angewiesen.
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336
LERNFELD 10 MENSCHEN IN BESONDEREN LEBENSSITUATIONEN
BEGLEITEN
Semester: 4 Stunden: 44
Lernvoraussetzungen
2.3 Menschen mit Pflegebedarf bei der Aufnahme, Entlassung, Überleitung und bei
der integrierten Versorgung unterstützen
5.1 Kommunikation als Prozess gestalten
6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer Wahrnehmung unterstützen
6.3 Menschen in verschiedenen Bewusstseinslagen und beim Schlafen unterstützen
6.4 Menschen beim Atmen unterstützen und beraten
6.8 Menschen bei der Körperpflege unterstützen und beraten
6.10 Menschen bei der Mundpflege unterstützen und beraten
10.2 Menschen mit Schmerzen begleiten
Zielsetzung
Lernort Schule
Sich mit der eigenen Endlichkeit und dessen Bedeutung für das eigene Leben ausei-
nandersetzen
Das Sterben und den Tod als essentielle Erfahrungen von Verlust und Abschied ver-
stehen
Sich mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen im Zusammenhang mit Tod und Ster-
ben auseinandersetzen
337
Die Bedeutung kultureller und religiöser Bräuche im Zusammenhang mit Tod und
Sterben verstehen
Bewältigungsstrategien sterbender und trauernder Menschen unterschiedlichen Al-
ters kennen und verstehen
Ausdrucksformen von Trauer bei Kindern und Erwachsenen kennen und verstehen
Zu Fragen der aktiven und passiven Sterbehilfe eine ethisch begründete Meinung
bilden
Rechtliche Möglichkeiten und Grenzen pflegerischen und ärztlichen Handelns in
der Begleitung sterbender Menschen kennen und berücksichtigen
Lernort Praxis
Die notwendigen organisatorischen Maßnahmen beim Tod eines Patienten / einer
Patientin oder einer Bewohnerin / eines Bewohners kennen und einleiten
Inhalte
338
Rechtlicher Rahmen
o Aktive und passive Sterbehilfe in Deutschland und im internationalen Ver-
gleich
o Patientenverfügung
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Frau Fliehmann ist 60 Jahre alt, als sie mit Verdacht auf eine Ovarialzyste von ihrem
Hausarzt ins Krankenhaus eingeliefert wird. Dort wird statt der Ovarialzyste während
der Operation jedoch ein inoperables, metastasierendes Ovarialkarzinom diagnostiziert.
Frau Fliehmann wird über ihre Diagnose aufgeklärt und dabei vor die Alternative ge-
stellt, sich entweder für eine Chemotherapie zu entscheiden mit einer noch voraussicht-
lichen Lebenserwartung von
2 – 3 Jahren oder diese abzulehnen und damit nur eine Lebenserwartung von wenigen
Wochen zu haben. Frau Fliehmann entscheidet sich nach Rücksprache mit ihrer Haus-
ärztin gegen die Chemotherapie.
Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus lebt sie – wie zuvor – alleine in einem
kleinen Einfamilienhaus, wird jedoch fast täglich von ihrer Nichte (Krankenschwester)
besucht, die ihr außerdem z.B. beim Einkauf behilflich ist. Frau Fliehmann kann sich
ansonsten selbst versorgen, leidet jedoch häufig unter Übelkeit, Erbrechen und Ober-
bauchschmerzen. Sie verträgt nur wenige Nahrungsmittel und hat kaum Appetit. Ihre
Entscheidung gegen die Chemotherapie bereut sie nicht.: Sie möchte die letzten Monate
oder Jahre ohne die Belastungen der Chemotherapie verbringen. Zur Unterstützung
ihrer Selbstheilungskräfte hat sie eine Therapie bei einem Heilpraktiker begonnen.
Nach etwa 4 Monaten verschlechtert sich ihr Zustand deutlich: Frau Fliehmann hat nur
noch wenig Kraft, kann nicht mehr alleine aufstehen und ist auch bei den übrigen Akti-
vitäten des täglichen Lebens auf Hilfe angewiesen. Ihre Nichte zieht daher vorüberge-
hend bei ihr ein und übernimmt die notwendige Pflege. Der Nichte und auch der
Hausärztin gegenüber bekräftigt sie ihren Wunsch, so lange wie irgend möglich in ih-
rem Haus versorgt zu werden und nur im äußersten Notfall in ein Krankenhaus einge-
wiesen zu werden. Wegen der nun noch häufiger auftretenden Schmerzattacken leitet
339
die Hausärztin eine Schmerztherapie ein und signalisiert, dass sie jederzeit erreichbar
sei, auch nachts.
Frau Fliehmann wird zu Hause parenteral ernährt, spricht gut auf die Schmerzmedi-
kamente an, leidet aber wegen der Lungenmetastasen zeitweise unter leichter
Dyspnoe. Frau Fliehmann will immer noch zu Hause bleiben. Sie hat große Angst vor
einem „Erstickungstod“.
Innerhalb von weiteren 24 Stunden ist sie in ihrer Atmung so eingeschränkt, dass sie
kaum noch Luft bekommt. Die Nichte hält telefonisch Rücksprache mit der Hausärztin,
die daraufhin eine Dosiserhöhung der i.v.-Medikation eines Sedativums anordnet und
zusichert, dass sie innerhalb der nächsten 30 Minuten kommen wird. Die Nichte inji-
ziert eine entsprechende Dosis, kann aber dadurch keine Verbesserung der Atmung
herbeiführen. Sie entscheidet, die Dosis noch einmal zu erhöhen, worauf Frau Flieh-
mann innerhalb von wenigen Sekunden verstirbt.
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Löchte, I. (1995): Mama ist tot. Wie Kinder trauern. Tellux-Film, München
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Einen Grund zum Leben find ich immer wieder!
o.V. (2003):Wenn der Partner stirbt – Vom Umgang mit dem Tod. Media Versand, Ell-
wangen-Rattstadt
341
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld
Zielsetzung
Die Bedeutung von Maßnahmen der Diagnostik im Rahmen des Verlaufs einer
Krankheit einordnen und diese als Ausgangspunkt der Krankheitstherapie verste-
hen
Menschen mit Pflegebedarf im Zusammenhang mit Diagnostik und Therapie empa-
thisch begleiten
Maßnahmen der Diagnostik und Therapie unter Beachtung hygienischer, administ-
rativ erforderlicher, rechtlicher und interdisziplinärer Aspekte vorbereiten, durch-
führen und nachbereiten oder bei deren Durchführung mitwirken
Notfall- und Katastrophensituationen bewältigen
Der in diesem Lernfeld stattfindende Kompetenzerwerb ist bedeutsam für die Versor-
gung von Menschen mit Pflegebedarf in allen Altersstufen und hat für die Lernenden
einen hohen Alltagsbezug.
Aus der zunehmenden Zahl früh geborener und chronisch kranker Kinder resultiert
eine steigende Nachfrage nach Pflegeleistungen.
342
Wir verzeichnen weiterhin eine Zunahme von akut kranken, chronisch kranken und
multimorbiden alten Menschen. Der Bedarf an Pflege steigt sowohl in der ambulanten
als auch in der stationären Altenhilfe, besonders auch in der medizinisch-
krankenpflegerischen Versorgung.
In der Akutklinik erfordern zusätzlich traumatisch Verunfallte, infektiös Erkrankte und
Menschen in der perioperativen Versorgung die professionelle Pflege.
In diesem Lernfeld findet eine Vermittlung von Fakten-, Methoden- und Begrün-
dungswissen über Ziele, Wirkungsweisen und Durchführungsmodalitäten pflegeri-
scher Fertigkeiten zur Diagnostik und Therapie statt. Die Auszubildenden sollen befä-
higt werden, die Patienten und Pflegebedürftige über die einzelnen Pflegeverrichtun-
gen zu informieren und Zusammenhänge im Gesundheits- und Krankheitsgeschehen
aufzuzeigen.
343
diesem Lernfeld gefördert, regelmäßige Reflexionsgespräche und Auswertungen zum
Lernprozess vertiefen den Kompetenzerwerb.
344
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN
Lernsituation 11.1 Menschen bei der Kreislaufregulation unterstützen
Semester: 1 Stunden: 22
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Praxis
Bei Veränderungen der Vitalzeichen äußere Anzeichen erkennen
Gezielte Krankenbeobachtung bei Veränderungen der Vitalwerte anwenden
Bei Normabweichungen angemessen reagieren
Inhalte
345
Parameter der Puls- und Blutdruckbeobachtung
Fehlerquellen der Messungen
Dokumentation der gemessenen Werte
Besonderheiten der Messtechniken bei pathologisch veränderten Werten
Besonderheiten von Puls und Blutdruck bei Kindern und alten Menschen
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
346
11.1 Menschen bei der Kreislaufregulation Name: ____________________
unterstützen
Kurs: ____________________
in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
Pflichtaufgabe Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
ohne Rückgabe mit Rückgabe bis:
Aufgabenstellung:
Wählen Sie sich drei Patienten/-innen bzw. Bewohner/-innen aus, bei denen regelmäßig Vitalzeichen ge-
messen werden.
2. Erfassen Sie Puls und Blutdruck der von Ihnen ausgewählten Personen an 3 bis 5 verschiedenen Ta-
gen oder Tageszeiten.
3. Erläutern Sie Probleme und Störfaktoren, die bei den Messungen auftraten, und wie Sie sie beseiti-
gen /bewältigen konnten.
4. Schildern Sie äußere Symptome und Beobachtungen an diesen Patienten, die mit den Veränderun-
gen von Vitalzeichen in Zusammenhang stehen könnten.
5. Beschreiben Sie die Bewertung dieser Veränderungen durch Fachpersonal, mit denen Sie darüber
gesprochen haben.
Die Namen der Patienten/-innen bzw. Bewohner/-innen sowie des Fachpersonals darf nur in anonymi-
sierter Form dokumentiert werden!
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:
347
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN
Semester: 4 Stunden: 10
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Praxis
Situationen für die Anwendung der Therapie ergänzenden Maßnahmen erkennen
Wickel, Auflagen und andere Maßnahem praktisch durchführen
Inhalte
348
Kataplasmen. z.B. Kartoffelwickel bei Halsschmerzen.
Wasseranwendungen mit und ohne Zusätze (Bäder, Aufgüsse und Waschungen)
z.B. Aufgüsse an Unterarmen zur Vagusreizung bei Nervosität oder Herzjagen
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Frau Gelag, 47 Jahre, wird von ihrem Hausarzt am 30. August vormittags mit Fieber in
der Inneren Medizin eingeliefert. Sie litt nach der Rückkehr von einer längeren Reise
vor einigen Wochen unter Müdigkeit, Appetitlosigkeit und leicht erhöhten Temperatu-
ren. In den letzten Tagen hat sich ihr Zustand verschlechtert. Sie bekam Husten, starke
Kopfschmerzen und Fieber. Bei ihrer Einweisung hat Frau Gelag 39,2°C Temperatur,
der Puls beträgt 108 und die Ruheatmung ist beschleunigt bei 25 Atemzügen pro Minu-
te. Sie wird in ein Einzelzimmer gelegt.
Bei der Pflegeanamnese berichtet Frau Gelag: „Ich war so gut wie nie krank in meinem
Leben. Bisher hatte ich selten mal eine Erkältung, die ich mit alten Hausmitteln wieder
in den Griff bekommen habe. Doch diese Erkrankung jetzt , die schafft mich ganz und
gar. Mir ist so heiß. Ich schwitze, fühle mich immer klebrig, vor allem nachts. Da wache
ich dann auf, weil mein Nachthemd nass ist und ich mich umziehen muss, was mich
sehr anstrengt. Dadurch schlafe ich natürlich schlecht, das Fieber macht mich ganz un-
ruhig. Wahrscheinlich fühle ich mich deswegen so schwach, weil ich kaum Appetit ha-
be. Ich glaube, das liegt auch an dem Fieber …“
Quelle: Heike Jung-Heintz: ATL Körpertemperatur regulieren. Komplexe Pflegesituation gestalten. In:
Kellnhauser, E. et al. (2000): THIEMEs Pflege. 9. Auflage. Thieme, Stuttgart.
Literatur
349
Haber, R. (2000): Pflegestandard Aromapflege In: Die Schwester/Der Pfleger 39.Jahrg.
Nr. 6, S. 590-596.
Sonn, A. (1998): Pflegethema: Wickel und Auflagen. Thieme-Verlag, Stuttgart.
Sonn, A. (2004): Wickel und Auflagen. 2. Auflage, Thieme-Verlag, Stuttgart.
Stutzmann, B. (1998): Wärme, Fürsorge und Geborgenheit sollen vermittelt werden.
In: Pflegezeitschrift Nr. 3, S. 202-204.
Thüler, M. (1995): Wohltuende Wickel, Wickel und Kompressen in der Kranken- und
Gesundheitspflege. 7.Auflage, Maya Thüler Verlag, Worb.
Thüler, M. (2001):
Wohltuende Wickel für Babys, Kleinkinder und Kinder - für die Pflege zuhause.
In: Kinderkrankenschwester 30. Jg. Nr. 2, S. 67-68.
Ulmer, E.-M. et al. (2001): Der Einsatz von interaktionsintensiven pflegetherapeutischen
Maßnahmen und von “Hausmitteln” in der Pflege.
In Pflege Nr. 14, S. 191-205, Huber Verlag, Bern
350
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN
Semester: 2 Stunden: 14
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Praxis
Patienten im Hinblick auf Wirkungen, Wechselwirkungen und andere die Wirkung
von Arzneimittel beeinflussende Faktoren (z.B. Alter, Allgemeinzustand, Lebenssi-
tuation) unterstützen und beraten
Patienten unter Arzneimittelgabe beobachten und auf medikamentenbedingte Auf-
fälligkeiten reagieren
351
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
352
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Aufgabenstellung:
Stellen Sie auf einer Tabelle folgende Informationen über fünf Medikamente zusammen, die oral ver-
abreicht werden:
Medikamentenname und Arzneimittelgruppe
Indikationen und Kontraindikationen
Besonderheiten bei der Anwendung und bei der Einnahme
Nebenwirkungen sowie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Informieren Sie zwei Bewohner /-innen oder Patient/-innen über Medikamente, die sie einnehmen.
Besprechen Sie vorher diese Aufgabenstellung mit einer Mentorin / einem Mentor bzw. einer Pra-
xisanleiterin / einem Praxisanleiter Ihres Einsatzortes und klären Sie die gemeinsame Vorgehens-
weise.
Bereiten Sie sich auf die Informationssituation vor, indem Sie selbst sich ausführlich über die Me-
dikamente informieren und sich überlegen, wie Sie in dem Gespräch vorgehen möchten.
Üben Sie die Situation zuvor mit Ihrem Ansprechpartner / Ihrer Ansprechpartnerin durch.
Führen Sie das Informationsgespräch unter Begleitung einer verantwortlichen Pflegeperson.
Analysieren Sie hinterher die Situation und überlegen Sie, was Sie das nächste Mal verbessern
können.
Wiederholen Sie frühestens nach einem Tag ein solches Informationsgespräch bei einem anderen
Patienten / Bewohner.
Dokumentieren Sie Ihre Erfahrungen in schriftlicher Form.
Informationsquellen:
Beipackzettel / Rote Liste / Internet
Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
353
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN
Semester: 2 Stunden: 14
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Rechtliche Grundlagen bei ärztlich verordneten und delegierter Maßnahmen ken-
nen
Infektionslösungen aufziehen
Maßnahmen zum eigenen Schütz anwenden
Regeln bei der Verabreichung von Medikamenten einhalten
Die anatomischen Grundlagen der Injektionsstellen kennen
Das richtige Material und vor allem die richtige Kanülenlänge anwenden
Die Injektionsstelle mittels fester Orientierungspunkte aufsuchen
Hygieneregeln bei der Durchführung von Injektionen beachten
Maßnahmen zur Schmerzreduktion kennen
Injektionen sicher durchführen
Besonderheiten bei der Verabreichung von Insulin, Heparinderivaten und anderen
subcutan zu verabreichenden Medikamenten beachten
354
Maßnahmen zur Vermeidung von Fehlinjektionen sowie Komplikationen durch In-
jektion kennen
Lernort Praxis
Injektionslösungen richten und aufziehen
Materialien für die Injektion auswählen
Patienten über die Injektion informieren
Injektionsstellen auswählen und aufsuchen
Injektionen sicher und möglichst schmerzfrei durchführen
Insulin- und Heparin- sowie andere subcutane Injektionen durchführen
Durchgeführte Injektionsmaßnahmen dokumentieren
Inhalte
Rechtliche Aspekte
Material
Kanülen
Richten und Aufziehen von Injektionslösungen
Maßnahmen zum Selbstschutz bei der Durchführung von Injektionen
Injektionsarten
Injektionsstellen
o Anatomie
o Knöcherne Orientierungspunkte
o Aufsuchen der Einstichstellen
Schmerzreduzierende Maßnahmen
Hygienemaßnahmen
Handlungskette der Durchführung der Injektion
Fehlerquellen und Komplikationen
Methodenvorschläge
355
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
356
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Aufgabenstellung:
1. Beschreiben Sie mit Ihren eigenen Worten das Aufsuchen der intramuskulären Injektionsstellen
am Gesäß (v.Hochstetter- und Sachtleben-Methode)
am Oberschenkel
2. Beschreiben Sie mit Ihren eigenen Worten das Aufsuchen der subcutanen Injektionsstellen
am Bauch
am Oberschenkel
3. Analysieren Sie die an Ihrem Einsatzort vorhandenen Injektionskanülen.
Befragen Sie das Fachpersonal, wofür diese verwendet werden.
Vergleichen Sie diese Angaben mit der Fachliteratur und mit Ihren Unterrichtsunterlagen.
Stellen Sie Ihre Ergebnisse tabellarisch zusammen.
4. Besorgen Sie sich die Beschreibung eines Insulin-Pens, legen Sie diese (evtl. auch in Kopie) Ihrer
Ausarbeitung bei und arbeiten Sie die wichtigsten Aspekte auf einer DIN A4-Seite heraus.
5. Beobachten Sie bei einer Fachkraft die Durchführung der subcutanen Injektion mit einem Insulin-
Pen und beschreiben und analysieren Sie das Vorgehen.
6. Beobachten Sie bei einer Fachkraft die Durchführung der subcutanen Injektion eines Heparin-
Präparats und beschreiben und analysieren Sie das Vorgehen.
Mit dieser Lernaufgaben bereiten Sie sich auf die praktischen Übungen und den Austausch im nächsten
Unterrichtsblock vor.
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen / Pflegelehrbuch / Expertenbefragung
Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:
357
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN
Semester: 2 Stunden: 26
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Grundlagen des Wasser-Elektrolyt-Haushaltes und des Säure-Basen-Haushaltes
kennen und anwenden
Störungen des Wasser-Elektrolyt-Haushaltes und des Säure-Basen-Haushaltes er-
kennen und spezifische Infusionstherapie ableiten
Lernort Praxis
Die Infusionstherapie unter Einbeziehung von hygienischen, ökonomischen und
sicherheitstechnischen Aspekten vorbereiten, durchführen und überwachen
Techniken wie Zentraler Venendruckmessung und Flüssigkeitsbilanzierung als
Möglichkeiten der Einschätzung und Überwachung des Flüssigkeitshaushaltes an-
wenden
358
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Frau Jäger wird mittels Infusionstherapie behandelt. In einem Interview schildert sie
ihre Eindrücke.
359
„Sie erhalten eine Reihe von Infusionen. Wie geht es Ihnen dabei?“
„Weil ich selbst Altenpflegerin bin, weiß ich zwar, was das ist und dass
ich die Lösungen vorübergehend benötige. Doch mich behindert die Zu-
leitung bei verschiedenen Bewegungen. Und außerdem sind da zwei Me-
dikamente enthalten, von denen ich dachte, dass sie eher meiner Nachba-
rin zugedacht sind, aber nicht mir.“
„Da Sie Altenpflegerin sind, kennen Sie sicher das in der Infusion enthaltene
Medikament Kalium?“
„Natürlich, und ich weiß auch von der Anwendung, dass Kalium etwas
brennen kann. Aber dass das so brennt, hätte ich nicht gedacht. Was mich
wundert, ist, dass mein Kaliumspiegel doch in Ordnung ist und jetzt
trotzdem der Infusion Kalium zugefügt wird.“
„Sie wissen also nicht, warum Sie das Medikament erhalten?“
„Nein, man hat mir auch zu den anderen Medikamenten nichts gesagt,
und so mache ich mir schon meine Gedanken“!
Während des Gesprächs wird eine andere Patientin unruhig. Sie klagt über Übelkeit,
nachdem eine Infusionsflasche ausgetauscht worden ist, und muss sich, als kein Perso-
nal im Zimmer ist, übergeben. Frau Jäger klingelt für sie.
Am nächsten Tag zeigt sich Frau Jäger schon wieder richtig fit und si erzählt gleich
munter drauf los.
Quelle: Stolecki, D.: Infusion. In: Kellnhauser, E. et al. (2000): THIEMEs Pflege. 9. Auflage. Thieme, Stutt-
gart.
Literatur
360
Menche, N. (2004): Pflege heute - Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage, Elsevier Verlag
Urban und Fischer, München.
Panknin, H.-T. (2003): Infektionen durch Katheter - was ist gesichert? Heilberufe Nr. 7,
S. 32-35.
Panknin, H.-T. (2005): Präventionspotenziale werden oft nicht ausgeschöpft. Pflegezeit-
schrift Nr.2, S. 88-93.
Stock, M. (2000): Einsatz, Zweisatz, Dreisatz. Die Schwester der Pfleger 39. Jahrgang
Nr.5, S. 362-366.
Stolecki, D. (2000): Infusion. In: Kellnhauser, E. et al.: THIEMEs Pflege. 9. Auflage.
Thieme, Stuttgart.
Wagner, E.-M. (2003): Wenn etwas daneben läuft - Extravasate als Komplikation der
Infusionstherapie. In: Kinderkrankenschwester 22.Jg., Nr. 12, S. 507-510.
Internetquellen
http://info.multimedica.de
Zugriff am 27.Juni 2005
http://www.krankenpflege-ausbildung.de/Facharbeiten/SBH/hauptteil_sbh.html
Zugriff am 16. Januar 2002
361
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Informationsquellen:
Etikett auf der Infusionsflasche / Beipackzettel / Fachliteratur / Unterrichtsmitschrift / Experten-
befragung
Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
362
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN
Semester: 3 Stunden: 22
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
363
Inhalte
Rechtliche Aspekte
Material
Definition „Wunde“, Einteilung von Wunden
Primäre und sekundäre Wundheilung, Wundheilungsstadien
Wundinfektionen
Chirurgische Wundbehandlung
Anamneseerhebung (Pflegebedürftiger, Wundentstehung, Einflussfaktoren u.a.)
Aseptischer und septischer Verbandwechsel mit Vorbereitung, Durchführung und
Nachbereitung
Klammern und Fäden entfernen
Maßnahmen zur Säuberung, Desinfektion und Förderung der Granulation und Epi-
thelisierung
Einsatz moderner Wundtherapeutika
Grundsätze zur lokalen und kausalen Behandlung von Problemwunden
Wunddokumentation
Umgang mit Wunddrainagen: Drainagearten, Beobachtung und Pflege von Draina-
gen, Wechseln von Sekretflaschen, Kürzen und Entfernen von Drainagen und Tam-
ponaden
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Eines Tages kann Lukas nach anfänglichen Bauchschmerzen kaum noch stehen und
seine besorgten Eltern bringen ihn sofort ins Krankenhaus, wo unzählige Eindrücke auf
ihn einstürzen: Da ist ein Pfleger namens Markus, der seine Temperatur misst, ihn auf
die Waage bittet und ihm sagt, dass er nichts trinken darf. Ein Arzt redet während des-
sen mit Lukas’ Eltern. Lukas krümmt sich vor Schmerzen, ihm ist übel und blass ist er
auch. Markus, der Pfleger sitzt neben ihm und erklärt, dass wahrscheinlich etwas in
seinem Bauch entzündet ist. Dann untersucht der Arzt den Jungen. Dabei muss sich der
Junge hinsetzen, hinlegen und sogar auf einem Bein stehen, obwohl er starke Bauch-
364
schmerzen hat. Ihm wird Blut abgenommen, was er von Kinderarzt kennt und ihm
normalerweise nichts aus macht. Im Krankenhaus ist jedoch alles fremd und anders,
Lukas fürchtet sich und fängt an zu weinen. Seine Mutter versucht ihn zu trösten, aber
es gelingt ihr nicht. Sie hat selbst Angst um ihren Sohn, weiß nicht, ob eine Operation
notwendig ist, und diese Sorge spürt der Junge.
Dann geht alles sehr schnell. Untersuchung und Laborergebnisse veranlassen den Arzt,
eine Operation für notwendig zu erklären. Der Pfleger versucht, den Jungen zu beruhi-
gen. „Ein kleiner Schnitt wird in deinen Bauch gemacht, damit der entzündete Blind-
darm entfernt werden kann“, erklärt Markus, während er und seine Mutter ihn in ei-
nem Bett in Richtung OP schieben. Lukas versteht das nicht und seine Angst wird noch
größer. Er kann sich einen Schnitt im Bauch gar nicht vorstellen, wo doch ein Schnitt im
Finger schon so weh tut. Er macht sich große Sorgen, als die Narkose zu wirken be-
ginnt.
Als Lukas wieder aufwacht, bemerkt er beruhigt seine Mutter, die am Bett sitzt und
seine Hand hält. Sie sieht sehr besorgt aus, obwohl sein Bauch gar nicht mehr so weh
tut. Er ist durstig, ihm wurde jedoch Nahrungskarenz verordnet. Pfleger Markus
kommt rein und fragt den Jungen, ob er Schmerzen hat. Lukas weiß es nicht genau. Al-
lerdings wagt er nicht, sich zu bewegen, weil er eine Wunde am Bauch hat. Markus er-
klärt Lukas, dass die Operationswunde im rechten Unterbauch jetzt regelmäßig beo-
bachtet wird, um zu sehen, ob sie blutet. Dabei betrachtet Markus das Hautareal im Be-
reich der mit einem hautfreundlichen Pflaster versorgten Wunde. Die Operationsnaht
liegt unterhalb einer Hautfalte, sodass diese Hautfalte in sitzender Position auf das
Wundgebiet drückt. Lukas will wissen, wie groß der Schnitt ist. Der Pfleger schaut in
seine Unterlagen und deutete eine ca. 6cm breite Strecke zwischen Daumen und Zeige-
finger an. Vorsorglich gibt er dem jungen ein Suppositorium gegen die Schmerzen.
Gerne würde Lukas seine Verletzung sehen, aber er fühlt sich erschöpft und schläft er-
neut ein. Sein Bauch schmerzt als er wieder aufwacht, das Gefühl ist jedoch anders als
am Vortag. Er sucht seine Mutter und bekommt Panik, weil sie nicht da ist, schreckt
hoch und spürt, wie die Haut im Wundgebiet durch das Pflaster ganz gespannt ist. Als
er zu weinen beginnt, betritt Markus das Zimmer.
Der Pfleger versucht Lukas zu trösten. Er stellt fest, dass das Pflaster nicht gewechselt
werden muss, da die Wunde nur sehr wenig nachgeblutet hat. Abends darf Lukas wie-
der Wasser und Tee zu sich nehmen und sich vorsichtig bewegen. Er weigert sich aller-
dings aufzustehen, aus Angst vor Schmerzen und davor, dass die Wunde nicht heilen
könnte. In der Nacht schaut eine Pflegerin häufig nach Lukas, bringt ihm ein Kühlele-
ment gegen die Schmerzen und überprüft Vitalzeichen und Wunde. Lukas schläft un-
ruhig und auch seine besorgte Mutter, die mit im Krankenhaus übernachtet und schon
in der letzten Nacht wenig geschlafen hat, findet aus Sorge um ihren Sohn keine Ruhe.
Am nächsten Tag geht es Lukas besser. Er würde gerne mit den anderen Kindern auf
der Station spielen, doch er darf vorerst nur bis zur Toilette gehen. Er langweilt sich
und hat Appetit, doch er bekommt nur Tee und Zwieback. Die Haut unter dem Pflaster
beginnt zu jucken. Immer wieder knibbelt er daran, obwohl Markus es ihm verboten
hatte. Einen Grund hat der Pfleger ihm nicht genannt. Am 3. Tag fühlt sich Lukas ein-
365
sam, besonders weil seine Mutter tagsüber nach Hause fährt, um sich um seine kleine
Schwester Pia zu kümmern. Pia fehlt Lukas auch. Er vermisst sie beide sehr.
Pfleger Markus und ein Arzt kommen, um erstmalig den Verband zu wechseln und die
Wunde zu inspizieren. Der Arzt entfernt das Pflaster ruckartig und Lukas muss weinen,
weil es weh tut. Die darunter liegende Wunde ist 6 cm lang und ein Faden hält die
Wundränder zusammen. Das Wundsekret ist geronnen und es hat sich Schorf gebildet.
Wundumgebung und Wundrand sind gerötet, leicht geschwollen und etwas über-
wärmt. Pfleger Markus verbindet den Schnitt steril mit einem Wundschnellverband
und dokumentiert anschließend seine Beobachtungen. Lukas hat inzwischen Vertrauen
zu Markus gefasst und ist froh über seine Anwesenheit.
Beim nächsten Pflasterwechsel verweigert sich Lukas. Seine Mutter und Markus kön-
nen ihn zunächst nicht überreden, bis sie sich darauf einigen, dass Lukas selbstständig
die Ecken des Pflasters langsam ablöst. Den Rest übernimmt – ganz vorsichtig – der
Pfleger. Die Wunde ist heute weniger gerötet als am Vortag, die Wundränder verwach-
sen langsam.
Lukas bleibt sieben Tage stationär, da der Appendix sehr entzündet war und er antibio-
tisch behandelt wird. Tagsüber spielt der Junge im Spielzimmer, wo es ihm schwer
fehlt, nicht mit den anderen Kindern zu toben. Eigentlich weiß er auch nicht, warum er
nicht toben darf, seine Schmerzen sind ja gar nicht mehr so schlimm.
Literatur
366
Linder, R. et al. (1997): Akute und chronische Wundbehandlung.
Akademie für Ärztliche Fortbildung und Weiterbildung, Bad Nauheim.
Loczenski, B. (2007): Versorgung chronischer Wunden. In: Pflegezeitschrift, 44. Jg.,
S. 77-79.
Protz, K. (2006): Wundmanagement: Prävention und Therapie von Wundinfektionen.
In: Die Schwester/ Der Pfleger, 45. Jg., S. 102-107 .
Protz, K. (2007): Moderne Wundversorgung. 4. Auflage, Verlag Urban&Fischer, Mün-
chen.
Teigeler, B. (2005): Moderne Wundversorgung: Mit Skepsis behaftet.
In: Die Schwester/Der Pfleger, 44. Jg., S. 516-518
Vasel-Biergans, A. /Probst, W. (2005): Wundversorgung für die Pflege.
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart.
Voggenreiter, G. / Dold, K. (2004): Wundtherapie. Wunden professionell beurteilen
und erfolgreich behandeln. Thieme Verlag, Stuttgart.
367
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Name: ____________________
11.6 Wundmanagement durchführen
Kurs: ____________________
in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
umzusetzen in Fachabteilungen und Einrichtungen, in denen Lehrer/-in:
Problemwunden zu versorgen sind
Pflichtaufgabe Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
ohne Rückgabe mit Rückgabe bis:
Kommentar
Warum ist diese Handlung in der Pflege wichtig?
Wunden stellen einerseits eine Infektionsquelle dar, andererseits sind sie eine Eintrittspforte für Keime
in den Körper.
Ohne ordnungsgemäße Wundversorgung sind weitere Komplikationen in erheblichem Ausmaß (bis hin
zu lebensbedrohlichen Zuständen) zu erwarten.
Ebenso verliert der Körper über Wunden unkontrolliert wichtige Körperflüssigkeiten.
Was macht diese Handlung bedeutsam für den zu pflegenden Menschen?
Pflegebedürftige verbinden die Versorgung von Wunden mit Angstgefühlen und mit dem Erleben von
Schmerzen.
Zugleich knüpft sich an die Problemwundversorgung häufig die Erfahrung und Erduldung chronischer
Heilungsverläufe.
Je nach Lokalisation der Wunde ist mit dem Wundmanagement zudem ein Eingriff in die Intimsphäre
des Menschen verbunden.
Was ist dabei die spezielle Aufgabe der Pflegekräfte?
Sie informieren den Patienten über die Art und das Behandlungskonzept der Wundversorgung.
Sie führen den Verbandwechsel und die Wundversorgung entsprechend der Wundsituation fachkom-
petent aus.
Sie erkennen positive und negative Veränderungen und geben die Informationen im therapeutischen
Team weiter.
Sie dokumentieren den Heilungsverlauf.
Kooperation / Beglei-
Kompetenzentwicklung der/des Auszubildenden: tung durch:
Sie erkennen die Ängste bei den betroffenen Patienten und bauen eine
Vertrauensbasis auf, indem Sie sie gezielt informieren und miteinbezie- Mentor/-in
hen.
Sie beurteilen die vorliegende Wundsituation und den Heilungsfort- Praxisanleiter/-in
schritt.
Sie ermitteln die sich aus der Wundsituation ergebenden Bedürfnisse an Lehrer/-in
das Verbandmaterial.
Sie wählen das Verbandmaterial entsprechend der Wundsituation aus.
Sie führen den Verbandwechsel fachgerecht durch.
Sie gewinnen Sicherheit im Umgang mit den Verbandmaterialien und in
der Wundbeurteilung.
Sie sammeln Erfahrungen im Erkennen von Ängsten und Bedürfnissen
und im Umgang und in der Kommunikation mit den betroffenen Patien-
ten.
Annäherung:
1. Welche Handlungsstrategie liegt der Anwendung der feuchten Wundversorgung zu Grunde?
2. Wo habe ich diesen Grundsatz bisher schon in meinem Lebensalltag erlebt oder angewendet?
3. Welche Vorerfahrungen habe ich zu dieser Handlungsstrategie?
368
4. Wie wirkt sich ein Überangebot und ein Mangel an Feuchtigkeit in der Pflanzenwelt aus?
5. Welche Aspekte von bereits bekannten Alltagshandlungen stellen Entscheidungs- und Bewer-
tungskriterien hinsichtlich des Erfolgs der Handlung dar?
6. Nach welchen Kriterien legen Sie in der Pflanzenwelt den Bedarf an Feuchtigkeit fest?
Durchführung der Lernaufgabe:
1. Wählen Sie zusammen mit Ihrem / Ihrer Praxisanleiter/-in bzw. Mentor/-in einen Patienten aus,
bei dem eine chronische Problemwunde besteht und bei dem eine hydroaktive Wundversorgung
durchgeführt werden soll.
2. Besprechen Sie gemeinsam die Wundsituation und wählen Sie das entsprechende Versorgungsma-
terial aus.
3. Führen Sie den Verbandwechsel entsprechend der hygienischen Prinzipien und der Herstellervor-
gaben der verwendeten Wundauflagen fachgerecht durch.
4. Beobachten Sie den Heilungsfortschritt für mindestens eine Woche. Beurteilen Sie bei weiteren
Verbandwechseln zwischenzeitlich immer wieder die Wundsituation
Weitere Leitfragen:
1. In welche Teilschritte muss die Pflegehandlung gegliedert werden?
2. Welche Kenntnisse und Fähigkeiten benötige ich für die Durchführung der Wundversorgung?
3. Welche Unterstützung und Begleitung brauche ich?
4. Auf welche Aspekte muss ich bei der Durchführung besonders achten?
5. Welches Material muss ich bereitstellen?
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen
Fachliteratur
Beipackzettel und Informationsmaterial des Herstellers
Expertenbefragung
Abschließende Erörterung:
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in:
369
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN
Lernsituation 11.7 Menschen bei medizinisch-invasiven Eingriffen unterstüt-
zen
Semester: 3 Stunden: 22
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Verfahren und Methoden der medizinischen Diagnostik anwenden und umsetzen
Menschen mit prä- und postoperativem Pflegebedarf unterstützen
370
Lernort Praxis
Ärztlich veranlasste Maßnahmen im Pflegekontext durchführen,
Untersuchungen organisieren und die Patienten/Patientinnen betreuen
Bei Maßnahmen der medizinischen Diagnostik mitwirken und
die Vor- und Nachbereitung der Patienten/Patientinnen
bei verschiedenen Maßnahmen und bei der Therapie durchführen
Menschen mit prä- und postoperativem Pflegebedarf unterstützen
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Situation 1:
Schon seit längerem klagt Herr Zauner über zunehmende Schluck- und Atembe-
schwerden, Besonders das Schlucken von festen Speisen bereitet ihm Schmerzen. Auf-
grund dessen reduzierte er die Nahrungsaufnahme und nahm nur noch das Nötigste
zu sich. Einen Arzt aber wollte er nicht aufsuchen, da er extreme Ängste vor dem Er-
gebnis hatte. Seine Frau drängte ihn schließlich, einen Facharzt zu konsultieren.
Der Mediziner zog mehrere Ursachen dafür in Erwägung und ordnete entsprechend
verschiedene Untersuchungsmethoden an. Nach nur wenigen Tagen lag das Ergebnis
vor. Es handelte sich um eine Struma nodosa.
371
Es wurde eine subtotale Strumaresektion durchgeführt. Allerdings kam es bei der Nar-
kose zu unerwünschten Komplikationen. Der Tubus konnte wegen der starken Ge-
webswucherung nicht in die Luftröhre eingeführt werden, so dass die Operation erneut
angesetzt werden musste. Erst mit Hilfe eines Bronchoskops konnte der Tubus ohne
Verletzung des umliegenden Gewebes gelegt werden.
Quelle: Bettina Gerte-Happe: Pflege von Patienten mit euthyreoter Struma (blande Struma) in: Thiemes
Pflege (2004), 10. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart
Situation 2:
Herr Kasper ist 48 Jahre alt. Er lebt mit seiner Familie in einer Kleinstadt im Ruhrgebiet.
Herr Kasper arbeitet in einer großen Firma als Techniker. Seine Frau arbeitet halbtags
als Sekretärin. Herr Kasper hat außerdem einen 11jährigen Sohn, der die 6. Klasse in der
Realschule besucht.
Im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung wurden bei einer Darmspiegelung mehrere
kleine Tumoren im gesamten Darmtrakt gefunden. Herr Kasper hat keine Beschwer-
den, aber der Arzt rät ihm dringend zu einer Operation, um die Tumore zu entfernen.
Am Nachmittag des 16.07.07 kommt Herr Kasper zur stationären Aufnahme. Sie füh-
ren das Aufnahmegespräch durch und kümmern sich umfassend um die Vorberei-
tungsmaßnahmen.
Am 18.07.07 vormittags wird die Operation durchgeführt.
Die Operation ist ohne Komplikationen verlaufen und der Patient kann auf die Station
verlegt werden. Sie holen den Patienten im Aufwachraum ab und übernehmen die wei-
tere Pflege.
Situation 3:
Sie arbeiten auf der chirurgischen Station einer Kinderklinik. Im Spätdienst betreuen Sie
Hannah Müller, ein 8jähriges Mädchen mit Verdacht auf Appendizitis. Hannah geht in
die 2. Klasse einer Grundschule in ihrem Heimatort. Eigentlich ist sie ein aufgeschlos-
senes und wissbegieriges Kind. Hannah liebt Ballett und spielt Flöte. Am liebsten spielt
sie draußen und sie ist oft mit dem Fahrrad unterwegs.
Es ist der erste Krankenhausaufenthalt von Hannah. Das Kind ist blass und auf Ihre
Nachfrage äußert es leichte Bauchschmerzen und Übelkeit. Erbrochen hat Hannah
nicht.
Sie ist in Begleitung von ihrer Mutter, Fr. Müller, die auf Sie einen nervösen und unsi-
cheren Eindruck macht.
Bei der erneuten Untersuchung des Kindes durch den Arzt, wird die Durchführung der
Appendektomie entschieden und noch für den Nachmittag festgelegt.
Sie betreuen Hannah bis zur Übergabe des Kindes im OP.
372
Literatur
373
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN
Semester: 5 Stunden: 10
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Laborparameter mit ihren Normalwerten sowie ihren physiologischen und patholo-
gischen Abweichungen kennen
Zusammenhänge der Organsysteme und ihre Auswirkungen auf Blut- und Urin-
werte verstehen
Lernort Praxis
Laborergebnisse in der Diagnosefindung in Zusammenhang der Gesamtsystematik
von Erkrankungen verstehen und interpretieren
Untersuchungsergebnisse Patienten in Ergänzung der ärztlichen Informations- und
Aufklärungspflicht erklären
374
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
375
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen
Fachliteratur
Normalwerte-Tabelle
Expertenbefragung
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
376
LERNFELD 11 BEI DIAGNOSTIK UND THERAPIE MITWIRKEN
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
377
Inhalte
Erstversorgung bei:
Physikalischen Notfällen:
Hitzschlag, Sonnenstich, Unterkühlung, Erfrierung, Stromschlag
Traumatische Notfälle:
Frakturen, Wunden, Blutungen, Verbrennung/Verbrühung, Polytrauma
Neurologische Notfälle:
Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit
Intoxikationen
Verätzungen
Akute Atemstörungen:
Ertrinken, Aspiration, Pseudokrupp, Epiglottitis, Insektenstich, Status asthmati-
cus
378
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Situation 1:
Herr Weber arbeitet als Krankenpfleger in der Notaufnahme eines Krankenhauses.
Nachts wird ihm über die Rettungsleitstelle eine Patientin angemeldet:
„Zustand nach Autounfall, Verunfallte ist ansprechbar, orientiert, hat eine geschlossene
Oberschenkelfraktur, ansonsten weitere kleine Verletzungen, keine Kopfverletzung,
Extremitäten werden spontan bewegt, keine Sensibilitätsstörungen.“
Wenige Minuten später wird die Patientin angeliefert und aufgenommen. Herr Weber
ermittelt die Vitalzeichen: HF 115, Atemfrequenz 30, RR: 75/65 Die Haut ist blass, kalt-
schweißig, die Patientin wirkt unruhig.
Herr Weber ist sehr unsicher. Der diensthabende Arzt ist noch bei einem Notfall in der
Chirurgie.
Situation 2:
Sie haben Nachtdienst auf einer internistischen Station. Um 22:30 Uhr klingelt Herr
Schneider und klagt über akute Atembeschwerden und Thoraxschmerzen. Sie ermitteln
die Vitalzeichen: HF 115, RR 85/65 mmHg.
Herr Schneider erklärt Ihnen, dass das für ihn um diese Zeit ein normaler Blutdruck
wäre und dass die Schmerzen wahrscheinlich von seiner Wirbelsäule her kommen,
schließlich läge er schon etliche Tage im Bett und ist sehr verspannt. Er fragt Sie, ob er
eine Schmerztablette haben könnte.
379
Als Sie mit der Tablette zurückkommen, wirkt Herr S. sehr unruhig und ängstlich. Sei-
ne Haut ist blass und kaltschweißig, die Atmung beschleunigt und erschwert, die HF
liegt bei 60 und ist arrhythmisch. Beim genauen Betrachten des Patienten fallen Ihnen
gestaute Halsvenen auf.
Situation 3:
Sie arbeiten auf einer onkologischen Station. Frau Sinn hat Leukämie und soll heute
aufgrund eines Hb-Abfalls eine Bluttransfusion bekommen. Der Stationsarzt wird nach
Überprüfung der Konserve mittels Bed-Side-Test zu einem Notfall gerufen. Beim Weg-
gehen ruft er Ihnen zu: „Sie können die Konserve schon anhängen, alles okay!“
Sie ermitteln bei Frau Sinn die Vitalzeichen und hängen die Konserve an. Da die Patien-
tin einen munteren Eindruck macht, verlassen Sie kurze Zeit später das Patientenzim-
mer.
Nach 10 Minuten klingelt Frau Sinn wieder. Sie betreten das Zimmer und finden sie in
folgendem Zustand vor:
Stark gerötetes Gesicht, Dyspnoe, Zittern, HF: 120/min., RR: 75/65 mmHg.
Sie verlassen das Zimmer und probieren einen Arzt zu finden. Als Sie zurückkommen,
finden Sie die Patientin bewusstlos vor.
Situation 4:
Sie arbeiten im Kreisssaal einer kleinen geburtshilflichen Abteilung. Sie betreuen eine
Erstgebärende am Termin mit Wehen. Die Eröffnungsphase verläuft sehr langsam, Frau
Maurer wirkt erschöpft. Bei der Kontrolle des CTG sehen Sie pathologische Verände-
rungen, die auf eine Asphyxie des Kindes hinweisen. Sie verständigen den zuständigen
Gynäkologen, eine Not-Sectio wird eingeleitet. Das Neugeborene wird von Ihnen in
Empfang genommen.
Nach gründlichem Abtrocknen und Abreiben des Kindes ermitteln Sie einen Apgar
von 1.
Literatur
380
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Name: ____________________
11.9 Notfälle erkennen und bewältigen
Kurs: ____________________
in jedem Einsatzbereich umsetzbar Verantwortliche/r
umzusetzen in der Fachabteilung/Einrichtung: _____________________ Lehrer/-in:
Pflichtaufgabe Wahlaufgabe Umfang: (min./max.):
ohne Rückgabe mit Rückgabe bis:
Kompetenzentwicklung: Kooperation / Beglei-
tung durch:
Sie kennen die Materialien, die in einer Notfallsituation benötigt werden und
wissen, wo sie auf Ihrem Praxiseinsatzort zu finden sind.
Mentor/-in
Sie kennen die Funktion der Materialien und wissen, wann sie zum Einsatz
kommen.
Praxisanleiter/-in
Sie kennen standardisierte Vorgehensweisen bei Notfällen und können eine
Notfallkette für Ihren Praxiseinsatzort erstellen.
Lehrer/-in
Sie können in Notfällen Erstmaßnahmen einleiten.
Sie fühlen sich in Notfallsituationen sicher.
Aufgabenstellung:
Nachfolgende Materialien werden in der Regel für Notfallsituationen gebraucht
Notfallkoffer / Notfallwagen (Materialien zur Intubation, Beatmungsbeutel, Notfallmedikamente)
Defibrillator
Herzbrett
Absauggerät mit Absaugkatheter
O2-Versorgung
Überwachungsmonitor
1. Ermitteln Sie, wo diese Materialien an Ihrem Praxiseinsatzort aufzufinden sind.
2. Beschreiben Sie die Funktion und in welchen Situationen die Materialien zum Einsatz kommen.
3. Erkunden Sie, ob es einen Standard zur Überwachung der Funktionstüchtigkeit und Vollständigkeit
der Materialien gibt und machen Sie sich davon eine Kopie.
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen / Fachliteratur / Internet
Erfüllung der Lernaufgabe: Bewertung durch Lehrer/-in:
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
381
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld
382
Zielsetzung
Die Lernsituationen dieses Lernfeldes ermöglichen den Schülerinnen und Schülern die
Auseinandersetzung mit Pflegesituationen, bei denen sich der Pflegebedarf aus dem
Vorliegen einer Erkrankung ergibt. Das Lernfeld 12 weist somit eine stark kurative
Ausrichtung auf und hat Krankheitssymptome und –verlauf als Bezugspunkte.
Den Aspekten der Gesundheitsförderung und Prävention kommt in vielen Lernsituati-
onen eine bedeutende Rolle zu. Berücksichtigung finden auch palliative Aspekte, z.B. in
der Lernsituation 12.5 Menschen mit onkologischen Erkrankungen pflegen.
383
kungen. Eine Ausnahme bilden die Lernsituationen 12.6, 12.7 und 12.8, bei denen die
pflegerische Unterstützung psychisch erkrankter Menschen jeweils unterschiedlicher
Altersgruppen im Mittelpunkt steht. Die Entscheidung, hier drei altersgruppenspezifi-
sche Lernsituationen statt einer altersgruppenübergreifenden Lernsituation zu konzi-
pieren, lag im Wesentlichen darin begründet, dass eine Lernsituation mit einem Stun-
denumfang von nahezu 100 Stunden für die Schülerinnen und Schüler kaum über-
schaubar ist und exemplarisches Lernen erschwert.
Die inhaltlichen Schwerpunkte der jeweiligen Lernsituationen lassen sich mit Hilfe des
Leitfadens zur mehrperspektivischen Betrachtung ermitteln: Der Orientierung an der
Zukunft, der Berufswissenschaft bzw. den Bezugswissenschaften, den Lernenden
und/oder den Menschen mit Pflegebedarf (vgl. Muster-Wäbs et al. 2005, S.65)
384
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und
des Darmes pflegen
12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des Pankreas pflegen
12.14 Menschen mit Erkrankungen des Gefäßsystems pflegen
12.15 Menschen mit Erkrankungen des Blutsystems pflegen
12.16 Menschen mit Erkrankungen des Geschlechtssystems pflegen
12.17 Menschen mit Erkrankungen der Haut pflegen
12.18 Menschen mit Verbrennungen pflegen
12.19 Menschen mit Störungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates pflegen
12.20 Menschen mit neurologischen Erkrankungen pflegen
385
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 5 Stunden: 40
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
386
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
387
Literatur
388
Internetquellen:
http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/11/pneon-19.htm
Zugriff am 1. 10. 2004
http://www.familienhandbuch.de/print.html/f_Aktuelles/a_Gesundheit/s_518
Zugriff am 11. 11. 2002
Filmmaterial:
389
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 4 Stunden: 32
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
390
Kontaminiertes Material korrekt aufbereiten oder entsorgen
Den Verlauf einer HIV-Infektion einschätzen und das entsprechende Stadium der
Krankheit ableiten
Sich im Expositionsfall korrekt verhalten
Inhalte
Geschichtliche Entwicklung der Hygiene und der dadurch bedingte Rückgang von
Infektionskrankheiten
Infektionsschutzgesetz
Epidemiologie (Klärung von Fachbegriffe wie z.B. Morbidität, Mortalität, Epidemie,
Pandemie u. a.)
Mikroorganismen: Bakterien, Viren, Pilze und Protozoen
Infektionsquellen und Übertragungswege
Aufbau und Funktion des Immunsystems
Zelluläres und humorales Abwehrsystem am Beispiel der Allergie
Resistenzen, Immunität und Immunisierung (Impfempfehlungen der STIKO, Reise-
impfungen)
Arzneimittel zur Infektionsbekämpfung und deren Wirkungs- und Anwendungs-
prinzipien
Ausgewählte bakterielle, virale sowie protozoenbedingte Infektionskrankheiten und
daraus abzuleitende Pflegeinterventionen
Pflege von Kindern mit Meningitis
Isolationsformen und daraus abzuleitende Pflegeinterventionen
Situation von isolierten Kindern/Erwachsenen und Umgang mit Bezugspersonen
HIV-Infektion / Aids
Präventionsprogramme/Gesundheitsförderungskonzepte und Öffentlichkeitsarbeit
Methodenvorschläge
Internetrecherche zu Impfempfehlungen
Gruppenarbeit mit Erstellung einer Handlungskette zum Thema Materi-
al/Hilfsmittel und Vorgehensweise bei der Gewinnung von Untersuchungsmaterial
Befragung einer Hygienefachkraft
Problemorientiertes Lernen auf der Grundlage der Pflegesituation eines Kindes mit
Meningitis
Gruppenpuzzle zu den einzelnen Schwerpunkten bei der Betreuung HIV-infizierter
bzw. an AIDS-erkrankter Menschen
Bilderkarten mit Darstellung verschiedener Situationen (Küssen, Umgang mit Aus-
scheidungen, Insektenstich,…). Die Schüler müssen eine Karte ziehen und das Risi-
ko sich mit HIV zu infizieren den Kategorien „hohes Risiko“, „mittleres Risiko“,
„kein Risiko“ zuordnen.
Film „Frauen mit HIV“ von Paul Riniker
Besuch in einer AIDS-Beratungsstelle
391
Pflegesituationsbeschreibung
Literatur
392
Heidenkamp, P. / Kuch, J. (2006): HIV und AIDS – Anforderungen an die Pflege.
In: Die Schwester /Der Pfleger 06/2006, S. 416-420
Hupfeld, A. (2006): Lernsituation „Pflege alter Menschen mit Infektionskrankheiten“ –
Inhaltsheft. Verlag Vincentz Network , Hannover
Josten, S. (2006): HIV und AIDS – „Wir müssen weiter aufklären“ – Interview mit Prof.
Dr. med. Norbert Brockmeyer. In: Die Schwester/Der Pfleger 06/2006, S. 426-429
Kaiser, H. / Lausch, A. / Stanosch, M. (2006): Hygiene Infektionslehre Mikrobiologie
und Pflege bei Infektionskrankheiten – Ein Arbeitsbuch für Pflege- und Sozialberufe.
5. Auflage. Wilhelm Maudrich Verlag, Wien, München, Bern
Köther, I. (Hrsg.) (2005): Thiemes Altenpflege – Zeitgemäß und zukunftsweisend.
Thieme-Verlag, Stuttgart
Lauber, A. / Schmalsteig, P. (Hrsg.) (2004): verstehen & pflegen, Band 4, Prävention
und Rehabilitation. Thieme-Verlag, Stuttgart
Menche, N. / Klare, T. (Hrsg.) (2005): Pflege konkret. Innere Medizin – Lehrbuch für
Pflegeberufe. 4. Auflage. Elvesier-Verlag, München
Menche, N. / Bazlen, U. / Kommerell, . (Hrsg.) (2003): Pflege heute. 3. Auflage. Urban
& Fischer-Verlag, München
Schwartz, F. W. (Hrsg.) (2000): Das Public Health Buch – Gesundheit und Gesund-
heitswesen. Urban & Fischer-Verlag, München
Teigeler, B. (2006): Insel-Lösung für HIV-Infizierte. HIV-Station in Gießen. In: Die
Schwester/ Der Pfleger 06/2006, S. 422-425
Weber, K. (2003): Der lange Kampf gegen das Virus. In: Pflege aktuell 05/2003, S. 250-
255
Wiebe, W. (1997): Pflegethema: Infektionen, HIV und AIDS. Thieme-Verlag, Stuttgart.
Filmmaterial:
Paul Riniker (2004) „Frauen mit HIV“ – Ein Film über fünf Einzelschicksale. Köln. Bun-
deszentrale für gesundheitliche Aufklärung
393
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 3 Stunden: 10
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Inhalte
394
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Herr Glück, 40 Jahre, wird auf eine unfallchirurgische Station verlegt. Er hatte am Wo-
chenende einen Motorradunfall und hat sich eine Schenkelhalsfraktur am rechten Bein
zugezogen. Er hat heute den 4. postoperativen Tag. Seine Wunde heilt nicht, sie ist stark
gerötet und infiziert. Es ist sein erster Krankenhausaufenthalt.
Situation zu Hause:
Herr Glück ist verheiratet und hat 2 Kinder (4 Jahre und 10 Jahre) die ihn täglich besu-
chen. Herr Glück ist selbständiger Schornsteinfeger. In seiner Freizeit spielt er in einer
Theatergruppe, er ist sehr aktiv und immer in Bewegung. Außerdem raucht er täglich
ca. zehn Zigaretten. Das viele Liegen und die mangelnde Bewegung nach der Operation
machen ihn sehr unzufrieden. Er ist ungeduldig, da seine Wunde nicht heilen will, er
möchte so schnell wie möglich wieder nach Hause.
Bei der heutigen Visite kommen 3 Personen mit langen grünen Kitteln, Mundschutz
und Haube in sein Zimmer. Durch einen schmalen Schlitz kann er nur die Augenpar-
tien der Personen erkennen. Sie stellen sich vor und erklären, dass der MRSA-Abstrich
seiner Wunde und im Nasenvorhof positiv waren und er deshalb isoliert werden muss.
Literatur
395
Internet:
http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/ifsg/gesamt.pdf (Infektionsschutz-
gesetz) Zugriff am 28. 12.2007
http://www.dgkh.de/cgi-local/byteserver.pl/pdfdata/empfehlung_mrsa.pdf
(Maßnahmenplan beim Auftreten von MRSA) Zugriff am 28. 12. 2007
396
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 2 Stunden: 40
Lernvoraussetzungen
2.2 Theorien und Modelle pflegerischen Handelns anwenden sowie Verständnis von
professioneller Pflege entwickeln
3.5 Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen
verstehen und begleiten
4.3 Bezugspersonen und soziale Netzwerke integrieren
5.2 Edukationsprozesse planen und durchführen
6.11 Menschen bei der Ernährung unterstützen
10.2 Menschen mit Schmerzen begleiten
11.3 Menschen bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen
11.4 Subcutane und intramuskuläre Injektionen durchführen
Zielsetzung
Lernort Schule
Sich in die Situation eines chronisch kranken Menschen professionell einfühlen
Die eigene Haltung zur autonomen Entscheidungsfähigkeit des Patienten /der Pati-
entin bzw. des Bewohners / der Bewohnerin reflektieren
Ambulantes Versorgungskonzept (DMP) kennen
Die Bedeutung der Prävention von Diabetes mellitus nachvollziehen
Die Insulinregulation verstehen und deren Bedeutung für den jeweiligen Diabetes-
typ ableiten
Insulinarten und deren Einsatzmöglichkeiten unterscheiden
Besonderheiten einer Rheumafachklinik kennen
397
Lernort Praxis
Die kognitiven und motorischen Fähigkeiten beim jeweiligen Klienten einschätzen,
um eine Anleitesituation angepasst durchzuführen
Inhalte
398
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Pflegesituation 1:
Bis zu meinem 17. Lebensjahr war ich ein ganz normaler Schmetterling; ich flog durch
meine Kinder- und Jugendwiese, kleine Verschnaufpausen wegen Bauchweh und Er-
kältungen inbegriffen.
Dann kam der Ostersonntag 1990. Auf einer Jugendfreizeit bekam ich eine heftige
Grippe, von der ich mich nie mehr erholen sollte. Wochenlang ging es auf und ab; im-
mer, wenn ich meinte, bald auskuriert zu sein, kam eine neue Welle von leichtem Fie-
ber, geschwollenen Lymphknoten, Halsschmerzen und bleierner Erschöpfung. Ver-
schiedene Verdachte wurden nicht bestätigt, und so blieb nur die vage Aussage, dass
mit meinem Immunsystem etwas nicht in Ordnung sei. Die verbleibenden Schuljahre
überstand ich, indem ich nachmittags und am Wochenende komplett im Bett (oder auf
dem Sofa) lag. So konnte ich meine Fehlzeiten an den Vormittagen gerade so in Gren-
zen halten, so dass ich mein Abitur machen durfte. Ich lernte, mit meinem einge-
schränkten Rhythmus halbwegs zurechtzukommen und begann ein Studium.
Doch am Ende des ersten Studienjahres begann die zweite Katastrophe: Ein Insekten-
stich entzündete sich stark und zwei Wochen war ich richtig krank. Irgendwann – ich
litt mittlerweile seit Wochen unter Gliederschmerzen, Fieberschüben und Müdigkeit –
stellte dann endlich ein Arzt die Diagnose: Borreliose und eine Vergiftung aufgrund
eines Holzschutzmittels, das wir vor Jahren bei der Renovierung unseres Hauses ver-
wendet hatten.
Über Wochen und Monate bekam ich Infusionen und Medikamente verabreicht, um die
Krankheit zu bekämpfen und mein Immunsystem wieder aufzubauen. Mir wurde ge-
sagt, dass es mir in einem halben Jahr wieder gut gehen würde, und so stellte ich meine
Urlaubs- und Studienpläne darauf ein.
Seitdem sind zehn Jahre vergangen. Es geht mir kein bisschen besser. Ich kann nur ein
paar Stunden in der Woche arbeiten, jeden Tag brauche ich sehr viel mehr Schlaf als
andere und noch dazu weitere Ruhepausen. Wenn ich in einer Warteschlange stehe,
hole ich mir einen Stuhl oder muss mich auf den Boden setzen. Jede Veranstaltung, jede
Feier wird zur Tortur, wenn die Luft schlecht ist oder ich keine Möglichkeit finde, mich
399
zwischendurch hinzulegen. Außerdem bin ich extrem erkältungsanfällig und habe un-
zählige grippale Infekte im Jahr. Auch Schleimhäute und Sehnen entzünden sich häu-
fig.
Ich fühle mich oft wie in einem Käfig. Mein Leben hat sich vor 14 Jahren komplett ver-
ändert und es gibt eigentlich keinen Bereich, der noch so wäre wie vorher. Trotzdem
habe ich bei meinem Antrag auf Behinderung nicht einmal 50% erkämpfen können.
Viele Ärzte halten mich quasi für gesund. Vergiftungen sind hierzulande oft noch nicht
anerkannt und man setzt sich dem Verdacht aus, sich seine Krankheit einzubilden. Es
gibt eben leider keine Bewegung, die ich nicht ausführen könnte, und ohnehin mache
ich auf den ersten Blick einen recht normalen Eindruck.
Alle Anstrengung führt zu Erschöpfung, ob ich gehe, stricke oder denke. Aber das sieht
man erst hinterher. Selbst ich spüre es so richtig erst einige Stunden später. Auch das ist
Teil meines Käfigs: mich ständig überwachen zu müssen, um mich nicht in Katastro-
phen hineinzureiten. Zudem ist mein Käfig für viele unsichtbar – eine Krankheit, von
der man in Deutschland noch nicht viel gehört hat und eine Patientin, die auf den ers-
ten Blick recht fröhlich und vital wirkt. Ich habe nicht nur mit meinem Käfig zu kämp-
fen, sondern auch damit , dass andere diesen Käfig nicht wahrnehmen und Dinge von
mir verlangen, die für mich einfach unmöglich sind. Der Kranke gerät in die seltsame
Rolle, seine eigene Krankheit noch verteidigen zu müssen – als ob er sie irgendwie be-
halten wollte.
Quelle: Bielefeldt, F. (2005): Wie ein Schmetterling im Käfig. Perspektiven für ein Leben mit Krankheit.
S. 20-25 (modifiziert)
400
auf eine „Zuckerkrankheit“ hat. Zur genaueren Diagnose und Behandlung weist er Lars
in die Kinderklinik ein.
Bereits auf dem Weg in die Klinik geht es Lars sehr schlecht. Er klagt über starken Durst
und Bauchkrämpfe. Seine Atmung ist gleichmäßig, aber stark vertieft.
In der Klinik werden engmaschige Blutzuckerkontrollen und eine Infusionstherapie bei
Lars durchgeführt; somit geht es ihm bald wieder gut. Anders als sein Opa erhält er
Insulin, was Lars anfangs irritiert und ihn zu vielen Fragen veranlasst.
Seine Blutzuckerwerte stabilisieren sich unter der Therapie. Lars und seine Mutter blei-
ben die nächsten Tage in der Klinik, um schrittweise den Umgang mit dem Diabetes
mellitus zu lernen.
Der Großvater, der seinen Enkel häufig besucht, will die Familie und vor allem Lars in
der nächsten Zeit tatkräftig unterstützen. Dazu möchte er sich nun intensiv mit dem
Diabetes mellitus auseinandersetzen. Er beabsichtigt, den Ernährungsplan, den ihm
sein Hausarzt gegeben hat, künftig einzuhalten.
Literatur
Beck, S. / Schuster, D. (2005): Den Alltag bewältigen. In: Pflegezeitschrift 10/05, S. 620-
622. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Bielefeldt, F. (2005): Wie ein Schmetterling im Käfig. Perspektiven für ein Leben mit
Krankheit. Gerth Medien GmbH, Asslar
Blank, I. (2001): Die meisten Erkrankungen, seit es die Versuchung gibt.In: Pflegezeit-
schrift 9/01, S.609-611. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Hammerschmidt, Y. / Müller, H. (2005): Die Krankheit nicht in den Mittelpunkt stellen.
In: Pflegezeitschrift 10/05, S. 626-627. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Hoehl, M. / Kullick, P. (1998): Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung.
Thieme Verlag, Stuttgart
Hürter, P. et al. (1997): Diabetesbuch für Kinder- Ein Behandlungs- und Schulungspro-
gramm. 2.Auflage. Verlag Kirchheim Mainz
Jäckle, R. / Hirsch, A. / Dreyer, M. (2000): Gut leben mit Typ-1-Diabetes.
Arbeitsbuch zur Basis-Bolus-Therapie. 4. Auflage. Urban & Fischer, München
Schaeffer, D. et al. (2005): Entwicklung eines pflegerischen Interventionskonzepts zur
alltagsnahen Förderung des Selbstmanagements von chronisch kranken Patienten unter
komplexem Medikamentenregime. In: Pflege & Gesellschaft, 10.Jg., 1/2005, S.56-59
Scherenberg, V. (2003): Patientenorientierung - Compliance und Disease Management
Programme. Verlag für Wissenschaft und Kultur, Duisburg
Schwab, C. (2006): Pflichtprogramm: Eine gute Fußpflege. In: Die Schwester/Der Pfle-
ger 11/06, S. 888-891. Bibliomed, Melsungen
Warschburger, P. (1998): Lebensqualität und Compliance – Die Sichtweise des Patien-
ten. In: Petermann, F. (Hrsg.): Compliance und Selbstmanagement, S. 103-138. Hogrefe,
Göttingen
Wolff, J. (2005): Selbständigkeit möglichst lange erhalten.In: Pflegezeitschrift 10/05, S.
616-619. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
401
Zimmermann, E. (2002): Pflegehandlungen bei Diabetes mellitus. Förderung der
Selbstpflegekompetenz nach der Pflegetheorie von Dorothea Orem. In: Die Schwes-
ter/Der Pfleger 1/02, S. 40-45. Bibliomed, Melsungen
Internetquellen:
http://www.kinderkrankenpflege-netz.de/aktuell/chronisch-kranke-kinder-orem.pdf
Zugriff am 21. 1. 2008
402
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 3 Stunden: 34
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Die Bedeutung der Früherkennung von malignen Erkrankungen erfassen
403
Individuell notwendige Pflegeinterventionen erkennen und durchführen
Möglichkeiten der Unterstützung bei entstehenden psycho-sozialen Problemen
kennen
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Frau Linde
Frau Linde, 64 Jahre alt, liegt seit ihrer Operation auf Station M3 (Onkologische Fachab-
teilung). Bei ihr hat man ein Tumor in der linken Brust festgestellt, der sich in der Histo-
logie als maligne gezeigt hat.
Frau Linde äußerte vor dem Eingriff schon den Wunsch, bald voll einsatzfähig zu sein,
da ihr Mann beruflich recht belastet sei und sie den Haushalt und den großen Garten
bislang alleine führe. Über Möglichkeiten der Rehabilitation hat der behandelnde Arzt
404
mit ihr im Vorfeld gesprochen. Sie wollte aber nicht darauf eingehen, da sie dann von
zu Hause fort wäre und ihre Pflichten nicht erfüllen könne.
Frau Linde hatte sich nach der Beratung vor der Operation für eine äußere Brustprothe-
se entschieden.
Während des Anamnesegespräches erzählte sie bedrückt, dass ihr Mann sich schroff
über die Möglichkeit einer Prothese geäußert hat; „ Wie sieht so was denn im Badean-
zug aus!“ zitierte sie ihn.
Am heutigen Tag hat die Operation stattgefunden und Frau Linde ist vor 10 Stunden
vom Aufwachraum zurück auf die Station verlegt worden. Ihr wurde die linke Brust
und zusätzlich die axillaren Lymphknoten entfernt, da sie schon einen Befall zeigten.
Frau Linde war vor dem Eingriff ausführlich über die geplante Operation, auch über
eine mögliche Entfernung der Lymphknoten, von ihrem Arzt informiert worden. Da sie
eine große Brust hat, sind auf der linken Seite die Wundfläche und die Naht entspre-
chenden groß. Sie hat während des Eingriffs auch eine große Menge Blut verloren und
wurde transfundiert (1 Transfusion). Es liegen 2 Redondrainagen, welche in den letzten
10 Stunden 180ml gefördert haben.
Frau Linde gibt an, bei Bewegung des linken Arms Schmerzen zu haben, sonst sei sie
schmerzfrei. Die Beweglichkeit des Arms ist eindeutig noch weniger als 40° vom Rumpf
weg.
Allerdings meint Frau Linde, dass der Druckverband sie behindert und etwas ein-
schnürt. Der Verband ist nicht durchblutet. Sie hat noch ein „Flügelhemd“ an und
möchte sehr gern ihre eigene Nachtwäsche anziehen.
Im Aufwachraum hatte Frau Linde hypotone Blutdruckwerte. Auf der Station M3 kol-
labierte sie beim ersten Gehversuch um 16.00Uhr beinah. Sie stand nur kurz vor dem
Bett. Vor der Mobilisation betrugen die RR-Werte 120/80 mm/Hg, kurz danach
90/60mm/Hg.
Frau Birke, die betreuenden Pflegekraft, plant um 18.00 Uhr eine weitere Mobilisation
von Frau Linde. Es laufen noch 500ml Infusion in den nächsten 4 Stunden. Frau Linde
sagt, dass sie Angst vor dem Aufstehen hat.
Persönliche Daten: Lucie, 20 Monate alt, aus Heidelberg, vor 14 Tagen stationäre Auf-
nahme; tagsüber Begleitpersonen anwesend, nachts alleine, liegt im Isolierungszimmer.
Therapie:
• Therapie nach Protokoll, 12. Tag der Induktionstherapiephase. (Kombinations-
chemotherapie i.v. und Kurzinfusionen, Kortison hoch dosiert)
405
• Spülung der Niere mit 750 ml NaCL0,9% i.v./24h zur Nierenprophylaxe (forcier-
te Diurese)
• Antibiotikatherapie i.v.
• Antimykotika oral
• Wunschkost
Bisheriger Verlauf:
Lucie fällt vor der stationären Aufnahme mit zunehmender Mattigkeit, Weinerlichkeit,
Blässe und Gangunsicherheit den Eltern auf. Bei auffälligem Blutbild wird sie sofort
vom Kinderarzt in die Kinderklinik überwiesen. Nach Diagnosestellung durch KMP
wird am 2. stationären Tag ein Hickman- Katheter implantiert und mit der Chemothe-
rapie begonnen.
Die Chemotherapie wird bis zum 5. Tag gut vertragen, danach reagiert Lucie ab und zu
mit Übelkeit und Erbrechen.. Am 8.Tag wird bei Lucie im Blutbild eine Leuko- und
Thrombozytopenie festgestellt. Sie wird ins Isolierzimmer verlegt bekommt eine Blut-
transfusion und Antibiotikatherapie i.v..
Familiensituation:
Lucie ist das zweite Kind (Bruder 5 Jahre). Die Eltern sind verheiratet. Die Familie lebt
in Heidelberg. Frau S. ist momentan mit ihrem Studienabschluss zur Lehrerin beschäf-
tigt, Herr S. ist freiberuflich tätig. Großeltern leben nicht vor Ort.
Istzustand:
Lucie ist normalerweise ein sehr lebhaftes, fröhliches Kind. Seit der Erkrankung und
auch während der Therapie fällt eine geringe Belastbarkeit und vermehrte Weinerlich-
keit auf. Seit der Verlegung ins Isolierzimmer wird Lucie zunehmend weinerlicher, lässt
sich kaum mehr ablenken, ist sehr auf die Mutter fixiert. Lucie liegt meist im Bett. Die
Eltern wechseln sich schichtweise ab. An einem Tag pro Woche ist die Großmutter vor
Ort. In Wachphasen probiert Frau S. Lucie zu beschäftigen oder ihr vorzulesen.. Auf
unsere Erzieherin reagiert Lucie positiv. In der Regel gehen die Eltern abends nach hau-
se. Dies wird von Lucie unterschiedlich toleriert.
Seit gestern fallen intermittierende Fieberschübe auf. Das Fieber kann durch physikali-
sche Maßnahmen gesenkt werden. Bedarfsmedikamente sind angesetzt. Während der
Fieberschübe soll Lucie eine zusätzliche Ringerinfusion haben.
Bezüglich Essen gibt es zuhause keine Probleme. Lucie isst normalerweise alles am
Tisch mit. Zum Einschlafen bekommt sie eine Milchflasche. Auf die Chemotherapie re-
agiert Lucie mit Appetitmangel, leichter Übelkeit. Lucie hat seit der Aufnahme ins
Krankenhaus zwei Kilo an Gewicht abgenommen.
Die Ausscheidung ist unauffällig die Flüssigkeitsbilanz ist ausgeglichen.
Die Schleimhäute sind seit gestern trotz Prophylaxe gerötet und schmerzhaft. Die
Mundpflege wird von den Pflegepersonen übernommen und gut toleriert.
Lucie schläft zuhause in ihrem eigenen Bett und schläft in der Regel durch. Zum Ein-
schlafen benötigt sie eine Milchflasche und ihre Kuscheltiere. Hier im Krankenhaus ist
das Schlafverhalten wechselhaft, es kommt immer wieder nachts zu längeren Wach-
phasen. Das Einschlafritual übernehmen die Eltern.
406
Literatur
407
Rinner, B. (2002): Pflege von Kindern mit onkologischen Erkrankungen. In: Hoehl, M./
Kullick, P. Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung. 2. Auflage. Thieme Verlag,
Stuttgart
Schwizer, V. (2003): Leben mit Krebs, ohne Schmerzen. Krebsliga Schweiz (Hrsg.),
3.Auflage, Bern
Wagner, T. (2005): Pflegerische Maßnahmen bei Stammzelltransplantation. In: Kinder-
krankenschwester. 24.Jg., Nr.2, S. 54-57
Wander, M. (1980): Leben wäre eine prima Alternative. Luchterhand Verlag, München
408
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Annäherung:
1. In welchen Situationen erleben Sie Angst in Ihrem eigenen Leben?
2. Wie äußert sich bei Ihnen das Gefühl der Angst?
3. Was tun Sie für sich selbst, wenn Sie Angst empfinden?
4. In welchen Situationen haben Sie in Ihrem bisherigen Leben Angst bei anderen Menschen
wahrgenommen?
409
5. In welchen beruflichen Situationen erleben Sie Ängste bei sich selbst, im Kollegenkreis und
bei Betroffenen?
6. Wie reagieren Sie auf die Angst anderer?
7. Welche Umgangsformen mit der Angst kennen Sie?
(Z.B. Abwehrmechanismen wie Verdrängung, Leugnung, Regression, Projektion)
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen
Pflegelehrbuch
Expertenbefragung
Abschließende Erörterung:
Setzen Sie sich bewusst mit der Thematik Angst auseinander.
Welche Bedeutung messen Sie dem Thema Angst bei Patientinnen / Patienten bei?
Wie haben Sie Zugang zu der/dem von Ihnen ausgewählten Patientin/Patienten gefunden?
Welche Aspekte erlebten Sie als die zentralen Fragen der Betreuung der Betroffenen?
Nach welchen Kriterien haben Sie Ihr Vorgehen gestaltet?
In wie weit war die Patientin / der Patient bereit sich auf Ihre Unterstützung einzulassen?
Wie gut ist Ihnen aus Ihrer Sicht die Begleitung gelungen? Wovon lässt sich dies ableiten?
Worauf werden Sie künftig beim Umgang mit Angst achten?
Wie hat sich Ihre Einstellung zum Umgang mit Betroffenen verändert?
Beobachten Sie sich selbst kritisch.
Sprechen Sie mit Ihrem / Ihrer Praxisanleiter/-in über Ihr Erleben und Ihre Erfahrungen.
Praxisanleiter/-in:
410
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 6 Stunden: 38
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
411
Inhalte
Methodenvorschläge
Sammlung von Bild- und Textmaterialien zu Beispielen von Kindern und Jugendli-
chen mit psychiatrischen Erkrankungen in den dem Unterricht vorausgehenden
Praxisphasen in Kleingruppen
Einstieg in die Thematik: Erstellen von Collagen aus den gesammelten Bildmateria-
lien zu Beispielen von Kindern und Jugendlichen mit psychiatrischen Erkrankungen
und Erläuterung der Handlungsprodukte durch die Lernenden in Kleingruppen
Bearbeitung von Pflegesituationsbeschreibungen ( Fallbeispiele aus der
Fachliteratur oder Narrative der Lernenden) zu verschiedenen Pflegesituationen
von Kindern und Jugendlichen mit psychiatrischen Erkrankungen)
Expertenberichte und Expertenbefragungen, z. B. Referat einer Psychotherapeutin
über ihre ambulante Arbeit mit Jugendlichen mit Essstörungen oder Befragung einer
Sozialarbeiterin des Kinderschutzbundes zur Prävention sexueller Gewalt.
Pflegesituationsbeschreibung
Maria
Maria war zum Zeitpunkt der Aufnahme 13 Jahre alt und litt an Anorexia nervosa.
Als wir sie übernahmen, wog sie 31 kg und war 153 cm groß. Sie war körperlich
schwach und innerlich gespannt, wollte weder essen noch trinken. Die Ernährung per
Magensonde verweigerte und verhinderte sie. Erst nach medikamentöser Sedierung
war Ernährung möglich. Maria hatte keine Krankheitseinsicht, ihre Grundstimmung
war depressiv, sie äußerte Todessehnsucht. Sie erhielt Neuroleptika und Antidepressi-
va.
(Aus: Sonnleithner, E. (2005): Pflegende als Co-Therapeuten. Therapie der Magersucht. Heilberufe
(12/05), S. 28-30. Berlin: Urban &Vogel)
412
Dennis
Der achtjährige Dennis wurde wegen der medikamentösen Einstellung seiner neu di-
agnostizierten Epilepsie stationär aufgenommen. Sein ADHS wurde wenige Wochen
vorher gesichert, die vorgesehene Behandlung mit Methylphenydat aber wegen der
Epilepsie nicht eingeleitet. Obwohl seine Mutter, die ihn begleitet, über ADHS sehr gut
informiert ist und ihren Sohn entsprechend zu leiten und zu „bändigen“ versucht, hat
er in den vier Stunden seiner Aufnahme bereits eine rasante Fahrt mit dem Rollstuhl
eines kleinen Mitpatienten durch den Stationskorridor unternommen, in deren Verlauf
er den Teewagen anrempelte , so dass zwei Kannen umkippten und eine Seltersflasche
zu Bruch ging. Er selbst fiel in die Scherben und zog sich eine Schnittverletzung an der
Hand zu, für deren Versorgung drei Schwestern und die Mutter erforderlich waren,
weil er sich mit aller Kraft wehrte und wie am Spieß schrie. Bevor die Mutter ihn zu-
rückhalten konnte, war er in ein Nachbarzimmer eingefallen und hatte allen Kindern
die Decken weggezogen und sie unter die Betten gestopft. Als die Mutter korrigierend
eingreifen will, wirft Dennis sich schreiend auf den Boden und tritt in alle Richtungen
wild um sich. Das Pflegepersonal war nach kurzer Zeit bereits so gereizt und erschöpft,
dass sie regelrecht wütend auf Dennis waren- und natürlich auch auf die Mutter, die ihr
„verzogenes“ Kind ganz offenbar nicht im Griff hatte. Die Mutter ihrerseits war eben-
falls der Verzweiflung nahe, weil es Dennis immer wieder gelang, ihr zu entwischen
und ihr sein Verhalten peinlich war, obwohl sie wusste, dass er es aufgrund seines
ADHS gerade in fremder Umgebung noch weniger steuern kann als sonst. Das Ergeb-
nis: Hilf- und Ratlosigkeit auf allen Seiten.
(aus: Mahler, W.(2003): Mehr Verständnis für kleine Plagegeister. ADHS- Kinder im Krankenhaus. Heil-
berufe (01/03), S.40-43. Berlin: Urban &Vogel)
413
Literatur
Esser, G. (Hrsg.) (2002): Lehrbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie des
Kindes- und Jugendalters. Thieme Verlag, , Stuttgart
Franke, A. (2003): Wege aus dem goldenen Käfig. Anorexie verstehen und behandeln.
Beltz Verlagsgruppe, Weinheim
Kuchenbecker, A. (Hrsg.) (2002): Pädagogisch- pflegerische Praxis in der Kinder- und
Jugendpsychiatrie. Verlag modernes lernen, Dortmund
Mahler, W. (2003): Mehr Verständnis für kleine Plagegeister. ADHS- Kinder im Kran-
kenhaus. In: Heilberufe 01/03, S. 40-43. Urban &Vogel, Berlin
Sonnleithner, E. (2005): Pflegende als Co-Therapeuten. Therapie der Magersucht.
In: Heilberufe 12/05, S. 28-30. Urban &Vogel, Berlin
Stümpfing, S.(2006): Dualismen des AD(H)S und das Problem ihrer Überwindung.
In: Kinderkrankenschwester 25. Jg., 10/06, S. 400-405
Vieten, M. (2007): Wenn dem Körper keine oder zu wenig Nährstoffe zugeführt wer-
den … Magersucht. In: Fallbuch Pflege. Krankheiten verstehen1.Anatomie, Krankheits-
lehre und Pflege verknüpfen, S.140-146. Thieme Verlag, Stuttgart
Internetquellen:
http://www.kiggs.de/experten/erste_ergebnisse/Basispublikation/psychischeGesIna
nspruchnahme.html
Zugriff am 04.07.07
414
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Lehrer/-in
Aufgabenstellung:
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen und
Fachliteratur
Expertenbefragung
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
415
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 6 Stunden: 38
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
416
Krisensituationen bei Menschen mit psychischen Erkrankungen erkennen und im
Sinne der Sicherheit für Patienten und Mitarbeiter / Mitarbeiterinnen, der Würde
der Menschen entsprechend, damit umgehen
Therapiekonzepte der verschiedensten Berufsgruppen für Menschen mit psychi-
schen Erkrankungen kennen und in der Umsetzung unterstützen
Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen verstehen und sie bera-
tend begleiten
Betroffene und ihre Angehörigen über Selbsthilfegruppen informieren
Inhalte
Methodenvorschläge
417
Erstellung von Videos und Tonbandaufnahmen
Erstellung einer Collage aus z.B. Fotografien
Rollenspiele
Literaturstudium
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung
Literatur
418
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 6 Stunden: 20
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
419
Alte Menschen mit psychischen Störungen/ Erkrankungen in ihrer Angst und Hilf-
losigkeit ernst nehmen, ihrem Misstrauen bewusst Vertrauen entgegen bringen und
mit zur Lebensgeschichte passenden Möglichkeiten Sicherheit vermitteln
Verschiedene Pflegeinterventionen kennen, die dem alten Menschen mit psychi-
schen Störungen/ Erkrankungen einen Weg aus seiner Situation zeigen und diese
entsprechend der Erkrankung und der Lebensgeschichte einsetzen
Individuelle Stärken und Ressourcen der alten Menschen mit psychischen Störun-
gen/ Erkrankungen beachten und fördern und in der Begleitung bewusst nutzen
Inhalte
Methodenvorschläge
Einzeltextstudium mit Austausch im Plenum zum Altern und zur Entstehung von
psychischen Erkrankungen mit intensivem Bezug zu Bewohnern und Bewohnerin-
nen der Altenpflegeheime, in denen die Auszubildenden ihre Praxiseinsätze absol-
vieren
Gruppenarbeit mit selbstgesteuerter Erarbeitung einer Störung/Erkrankung anhand
eines Arbeitsauftrags sowie Präsentation im Plenum mit Erstellung eines Handouts
für die Klasse
420
Pflegesituationsbeschreibung
Pflegesituation 1:
Herr H. ist 80 Jahre alt, pensionierter Lehrer und lebt allein im eigenen Haus. Er ist sehr
aktiv, führt ohne Probleme selbständig seinen Haushalt und hatte bisher keine größeren
gesundheitlichen Probleme.
Vor einigen Tagen stand Herr H. nachts auf, um auf die Toilette zu gehen und stürzte
im Bad so unglücklich, dass er sich den Oberschenkelhals brach. Darüber hinaus zog er
sich eine Gehirnerschütterung und einige Prellungen zu. Da er es nicht schaffte, allein
wieder aufzustehen und Hilfe zu rufen, lag er die ganze Nacht auf dem Fußboden im
Bad. Am nächsten Morgen fand ihn eine Nachbarin und rief den Notarzt. Seitdem ist
Herr H. im Krankenhaus.
Bei der Aufnahme war Herr H. zwar körperlich schwach, aber voll ansprechbar und bei
vollem Bewusstsein. Er schilderte dem Arzt genau was passiert war. In der ersten
Nacht im Krankenhaus stürzte Herr H. vor seinem Bett, nachdem er versucht hatte, al-
leine aufzustehen. Als er von der Krankenpflegerin gefunden wurde, war er völlig des-
orientiert. Er wusste nicht, wo er war und sagte, er müsse jetzt nach Hause gehen. Er
redete unzusammenhängend und zupfte nervös an seinem Schlafanzug. Auf die Fragen
der Krankenpflegerin antwortete er nicht, sondern schaute sie nur einen kurzen Mo-
ment ratlos an. Die Pflegerin stellte einen beschleunigten Pulsschlag fest und verstän-
digte einen Notarzt.
Pflegesituation 2:
Frau A. ist 79 Jahre alt, lebt im Altenheim und war bisher immer sehr selbständig. Ihr
Sohn, mit dem sie sich gut versteht, besuchte sie früher etwa zwei Mal wöchentlich. Vor
einigen Monaten musste er jedoch aus beruflichen Gründen umziehen. Er wohnt nun
ca. 400 km von Frau A. entfernt und kann sie nur noch selten besuchen.
In letzter Zeit zeigt Frau A. kein Interesse mehr, an geselligen Aktivitäten im Heim teil-
zunehmen. Sie sitzt oft stundenlang allein und ohne eine Beschäftigung in ihrem Zim-
mer. Wenn sie aufgefordert wird, an einer Veranstaltung teilzunehmen, erwidert sie:
„Ich bin so müde, ich schaff’ das nicht.“ Sie leidet auch an Schlaflosigkeit und hat deut-
lich abgenommen. Bei der Morgentoilette braucht sie sehr viel mehr Zeit als früher und
klagt, sie könne sich nicht mehr richtig waschen und anziehen.
Pflegesituation 3:
Herr S., 63 Jahre, wird vom Hausarzt mit Verdacht auf eine Wahnstörung in die psychi-
atrische Klinik eingewiesen. Herr S. legte schon immer großen Wert darauf, über aktu-
elle Geschehnisse informiert zu sein und liest daher auch in der Klinik die Tageszeitung
und sieht sich im Fernsehen die Nachrichten an. Dem Personal fällt auf, dass er bei die-
sen Tätigkeiten oft unruhig wird. Im Gespräch wird deutlich, dass Herr S. zahlreiche
Nachrichten auf sich bezieht. So ist er z. B. davon überzeugt, dass die Beschreibung ei-
nes gesuchten Einbrechers auf ihn zutrifft und ihn die Polizei aus diesem Grund bereits
sucht. Der Einwand der Pflegekraft, dass das Alter des Gesuchten auf 30 Jahre geschätzt
421
würde und er zum Zeitpunkt des Einbruchs bereits in der Klinik war, kann ihn von sei-
nem Gedanken nicht abbringen.
Als er die Ankündigung einer Veranstaltung mit dem Thema „Therapiemöglichkeiten
der Alzheimer-Krankheit“ liest, ist er der Überzeugung, dass es in diesem Vortrag um
ihn und seine Erkrankung gehen wird. Er befürchtet, man werde ihn am Vortragsabend
einem großen Publikum als Fallbeispiel vorführen wollen.
Literatur
Internetquellen:
http://www.bildungszentrum-lugau.de Zugriff am 13.4.2007
http://www.meisterberufe.de Zugriff am 13.4.2007
http://www.heimerer-akademie.de Zugriff am 13.4.2007
www.rsb.bad.schule-bw.de Zugriff am 13.4.2007
www.also-akademie.de Zugriff am 13.4.2007
422
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 4 Stunden: 26
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
423
Die Situation von Menschen mit Erkrankungen des Herzens und der Koronararte-
rien einschätzen und entsprechende Pflegeinterventionen planen, durchführen und
evaluieren
Lebensbedrohliche Situationen und deren Anzeichen erkennen
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Herr Tischler
Herr Tischer leidet seit Jahren an einer mäßigen, medikamentös nur unzulänglich be-
handelten arteriellen Hypertonie mit Werten um 160/100 mmHg. Er hat einen BMI von
31, raucht täglich 15 – 20 Zigaretten und treibt keinen Sport. Er ist 42 Jahre alt und be-
treibt eine eigene kleine Computerfirma in Mannheim. Herr Tischer lebt allein in einer
Eigentumswohnung in Weisenheim am Berg. Schon mehrere Tage spürte er beim Trep-
pen Steigen einen leichten Druck hinter dem Brustbein, der allerdings beim Stehen
Bleiben sofort wieder verschwand. Vor 4 Tagen half er seinem Nachbarn das Auto, das
nicht ansprang, an zu schieben. Danach fühlte er sich „fix und fertig“. Kurze Zeit später
hatte er das Gefühl, dass eine Zentnerlast seinen Brustkorb zusammen schnürt. Hinter
dem Brustbein begann sich ein brennender Schmerz auszubreiten, der bis in den Unter-
kiefer ausstrahlte. Herr Tischer bekam einen
Schweißausbruch und Übelkeit, kurz darauf erbrach er sein Frühstück.
Als er die Sekretärin in seiner Abteilung anrief, um sich für diesen Tag krank zu mel-
den, berichtete er ihr kurz von seinen Symptomen. Die Sekretärin hatte erst vor kurzem
ihren Bruder durch einen Herzinfarkt verloren. Deshalb reagierte sie sofort und infor-
mierte selbst den Notarzt, der innerhalb kurzer Zeit bei Herrn Tischer eintraf. Dieser
stellte einen schwer messbaren Blutdruck von 100/85 mmHg und eine Bradykardie
fest. Zwei Hübe Nitro-Spray® sublingual brachten keine Besserung. Der Notarzt rief
umgehend in den am nächsten gelegenen kardiologischen Abteilungen mit Herzkathe-
424
terlabor an und konnte mit Herrn Tischer kurz darauf im Rettungswagen zur Uniklinik
Mannheim aufbrechen.
Zunächst wurde dort ein Ruhe-EKG abgeleitet, welches jedoch unauffällig war. Eine
Blutentnahme erfolgte. Die Symptomatik von Herrn Tischer verbesserte sich jedoch
nicht, so dass die vorläufige Diagnose „Nicht-ST-Hebungs-Myokardinfarkt“ gestellt
wurde und Herr Tischer zur Herzkatheterdiagnostik vorbereitet wurde. Die Korona-
rangiografie ergab, dass Herr Tischer eine Zweigefäßerkrankung hat, eine Koronararte-
rie war verschlossen. Mittels PTCA wurden beide betroffenen Koronararterien dilatiert
und in eine wurde ein speziell beschichteter Stent implantiert. Danach verbesserte sich
die Symptomatik deutlich. Nach wenigen Stunden bestätigten die Blutwerte die Diag-
nose, das EKG blieb unauffällig.
Heute Morgen wurde Herr Tischer von der kardiologischen Intensivstation der Unikli-
nik Mannheim auf die internistische Station des Evangelischen Krankenhauses in Bad
Dürkheim verlegt, wo Sie ihn betreuen. Sie erfahren, dass er über einen peripheren ve-
nösen Zugang eine Nitratmedikation mittels Infusionspritzenpumpe erhält. Oral erhält
er ein Diuretikum, Thrombozytenaggregationshemmer und einen Tranqulizer zur
leichten Sedierung. Die letzte Laboruntersuchung zeigte, dass die Herzenzyme rückläu-
fig sind. Der Blutdruck liegt bei Werten um 130/70 mmHg, die Herzfrequenz bei 76
Schlägen/Min. und die Temperatur bei 38,4°C sublingual.
Mit der Mobilisation darf heute in der ersten Stufe begonnen werden. Herr Tischer wird
zur selbstständigen Nahrungsaufnahme im Herzbett gelagert und darf selbst sein Brot
streichen und das Fleisch schneiden. Es besteht keine Flüssigkeitsbeschränkung, die
Kost ist auf Grund des Übergewichtes kalorien- und fettreduziert. „Ich möchte schon
lange abnehmen“ sagt Ihnen Herr Tischer, „aber ich bin nicht sicher, ob ich die Ernäh-
rungsumstellung auch zu Hause einhalten kann. Ich habe keine Zeit und, wenn ich
abends nach meinem üblichen 14-Stunden-Arbeitstag endlich mal ausspannen kann,
auch keine Lust mehr etwas zu kochen. Da nehme ich mir meistens schnell was mit
beim Italiener oder Türken.“
Nach dem Frühstück darf Herr Tischer sich selbst den Oberkörper im Bett waschen. Es
ist ihm sehr peinlich, dass bei der übrigen Körperpflege auch weibliche Pflegekräfte ihn
unterstützen. „Wann kann ich mich denn wieder allein waschen und duschen gehen?“
fragt er Sie ganz unglücklich, „Und warum kann ich mich nicht wie sonst nass rasieren?
Nach der Trockenrasur fühle ich mich nicht wirklich rasiert.“ Herr Tischer wünscht sich
sehr wieder selbstständig zu sein und auch seine Ausscheidungen nicht mehr im Bett
verrichten zu müssen. „Es ist mir so unangenehm! Da kann ich einfach nicht richtig.
Lassen Sie mich doch wenigstens einmal richtig zur Toilette gehen, dann geht bestimmt
auch die Verstopfung weg!“
Als Sie Herrn Tischer nach seinem Befinden fragen, antwortet er: „ Ich fühle mich schon
wieder ganz fit. Schmerzen habe ich keine mehr. Ich verstehe nicht warum alle so viel
Aufheben um mich machen und dass ich nicht aufstehen soll. Ich muss mich auch drin-
gend um meine Firma kümmern, da lief es in letzter Zeit nicht so gut, bin etwas in
Geldnot. Letzten Monat musste ich meine geschiedene Frau bitten, den Unterhalt für
die beiden Kinder etwas später zahlen zu dürfen.“
425
Eine Stunde später finden Sie Herrn Tischers Bett leer vor. Sie finden ihn auf der Toilet-
te, seine Infusionsspritzenpumpe hat er vor sich auf den Boden gestellt.
Literatur
Internetquellen:
http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/125125/
Zugriff am 9. 1. 2008
Zeitschriften:
Herz heute. Zeitschrift der Deutschen Herzstiftung, Frankfurt/Main.
Erscheinungsweise vierteljährlich
426
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 4 Stunden: 32
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
427
Inhalte
Methodenvorschläge
Reflexion von Erfahrungsberichten der Lernenden zum Erleben von Atemnot bei
z.B. Asthma bronchiale
Bearbeitung einer Pflegesituationsbeschreibung auf der Grundlage von Fragen
Erarbeitung einer Handlungskette zum endotrachealen Absaugen
Praktische Übungen zum Wechsel einer Trachealkanüle und zum endotrachealen
Absaugen
Erarbeiten einer Pflegeplanung für Menschen mit Tracheostoma auf der Grundlage
von zwei verschiedenen Pflegesituationsbeschreibungen und Auswertung im Grup-
penpuzzle
Pflegesituationsbeschreibung
Olaf Haus, ein 11 Monate alter Junge, wurde am Vortag mit der Diagnose „obstruktive
Bronchitis“ bereits zum dritten Mal in den letzten 8 Monaten auf der Kinderstation auf-
genommen. Sie übernehmen die Pflege des Kindes.
Olaf ist dyspnoeisch, d.h. seine Atmung ist oberflächlich und tachypnoeisch mit einem
pfeifenden Atemgeräusch bei der Ausatmung. Bei Anstrengung fällt die Sauerstoffsät-
tigung unter 93%.
Olaf ist sehr erschöpft und schläft immer wieder ein, wird aber durch einen ständigen
Hustenreiz geweckt und weint dann vor Schmerzen.
Er hat wenig Appetit. Die Mutter bietet ihm 4 x täglich 250 ml Milumil an. Pro Mahlzeit
trinkt Olaf nur etwa 150 ml. Festes Essen verweigert er ganz.
Bei schweren Hustenattacken erbricht er manchmal.
428
Am rechten Handrücken wurde eine DTI angelegt, er erhält 1000 ml/24h Ringer mit
Glucose.
Verordnung: 4x täglich Inhalation mit 2 ml NaCl 0,9% und 2 Tr. Suprarenin.
Die Körpertemperatur schwankt zwischen 37,8 und 38,4°C.
Frau Haus ist mit ihrem Kind auf Station im Mutter-Kind-Zimmer und betreut ihren
Sohn rund um die Uhr. Im Gespräch mit Ihnen äußert sie Sorge über die Häufigkeit der
Erkrankung und hat Angst, ihr Sohn könnte Sauerstoffmangel erleiden. Am Abend
kommt Herr Haus und löst seine Frau für 2 – 3 Stunden ab. Auch er ist sehr besorgt.
Frau Haus erzählt Ihnen im Gespräch: „Ich habe ständig Sorge, dass Olaf wieder krank
wird. Deshalb ziehe ich ihn immer warm an. Die Zimmertemperatur im Kinderzimmer
ist auch nachts immer auf 20°C eingestellt, damit er sich nicht erkältet, wenn er nachts
die Decke wegstrampelt. Wenn es kalt ist, gehe ich selten raus mit ihm, die kalte Luft ist
ja nicht so gut.“
Vom Arzt hat sie gehört, dass bei der Entlassung ein Inhalationsgerät verordnet werden
soll. Die Mutter wundert sich darüber.
Aus der Anamnese entnehmen sie, dass der Vater raucht und das auch zu Hause in Ge-
genwart seines Sohnes. Die Mutter leidet unter Heuschnupfen.
Literatur
Brockmann, G. (2005): Asthmatraining für Kinder. Das Arbeitsheft. Trias Verlag, Stutt-
gart
Heide, E. (2004): Thoraxsaugdrainage für Einsteiger. In: Die Schwester /Der Pfleger,
43. Jg., 08/2004, S.596-601, 09/2004, S.680-685 und 10/2004, S.758-762
Kellnhausen, E. et al. (2004): Thiemes Pflege. Thieme Verlag, Stuttgart, S. 518-524
Menche, N. (2004): Pflege heute- Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage, Elsevier Verlag
Urban und Fischer, München
Reiß, M. (1999): Die Versorgung der Patienten erfordert Fachwissen und Zuwendung.
In: Pflegezeitschrift Nr. 8, S. 546-551
Richter, B./Götzinger, R. (1998): Asthma ohne Angst. 2. Auflage. Kirchheim Verlag,
Mainz
Sitzmann, F. (2002): Pädiatrie. 2.Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart, S.309-316
Theiling, B. et al. (2001): Der Luftikurs für Kinder mit Asthma. 3. Auflage.Trias Verlag,
Stuttgart
Internetquellen:
http://www.arzneipflanze-des-jahres.de/Wirkung_und_Verwendung.html
Zugriff am 22. 1. 2008
http://gesund.org/info/honig.htm
Zugriff am 22. 1. 2008
429
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 5 Stunden: 40
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Leitsymptome bei chronischer Niereninsuffiziens kennen und im Zusammenhang
mit der Pathogenese erklären
Die Prinzipien der Dialyseverfahren verstehen
Die rechtlichen Voraussetzungen einer Organtransplantation kennen
430
Den Pflegebedarf von Kindern mit angeborenen oder erworbenen Störungen
des Harnsystems erfassen und einschätzen
Anzeichen eines Nierenversagens erkennen und die diagnostisch-therapeutische
Abklärung organisieren
Spezielle Pflegemaßnahmen bei chronischer Niereninsuffiziens planen, durchführen
und evaluieren
Menschen mit chronischer Niereninsuffiziens hinsichtlich der Lebensführung bera-
ten
Sich in die Situation eines dialysierten Patienten /einer dialysierten Patientin profes-
sionell einfühlen
Bei der Versorgung von dialysierten Patientinnen und Patienten mitwirken
Inhalte
Methodenvorschläge
Standardpflegeplan nach Symptomen bei Glomerulonephritis/ Pyelonephritis erar-
beiten.
Strukturlegetechnik zu Beratungsinhalten in der Prävention von Harnwegsinfekten
Besuch der Dialyse und/oder Kinderdialyse mit Expertenbefragung
Einladung von Eurotrans zur Expertenbefragung
Pflegesituationsbeschreibung
Seit zwei Jahren wartet die 24-jährige Heike bereits auf eine Spenderniere. Dreimal
wöchentlich muss sie einen ganzen Vormittag an die Dialyse, jeden zweiten Tag diese
Tortur in der Klinik ertragen. Sie ist körperlich und seelisch am Ende. Ohne Dialyse
könnte sie nicht mehr leben. Aber auf Dauer ist sie auch nicht bereit, mit Dialyse zu
431
leben.
In dieser für Heike ausweglosen Situation beschließt ihre beste Freundin Tina (24), ihr
eine Niere zu spenden. Heike ist über das großherzige Angebot ihrer Freundin glück-
lich. Doch ist eine Lebendnierenspende unter Nichtverwandten überhaupt erlaubt?
Quelle: Film von Heidi und Bernd Umbreit (1999): Eine Niere für die beste Freundin
Heidi und Bernd Umbreit haben die Freundinnen monatelang begleitet: von ihrem
Entschluss, über Vorgespräche und Voruntersuchungen bis hin zur Transplantation.
Alles scheint zu klappen, doch am vierten Tag nach der Operation beginnen die
Komplikationen. Es läuft nicht alles so, wie es sich Heike und Tina erhofft hatten.
Literatur
Informationsbroschüren:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung : Organspende- eine persönliche und
berufliche Herausforderung. Informationsbroschüre.
Deutsche Stiftung Organtransplantation: Im Tod Leben schenken. Informationen und
Hilfsangebote für Angehörige von Organspendern.
Sonderdruck der Fachzeitschrift Intensiv für Intensivpflege und Anästhesie (2004):
Medizinische und menschliche Aspekte der Organspende. 12. Jg. Thieme-Verlag, Stutt-
gart
Internetquellen:
http://projekte.isb.bayern.de/chronischkrank/nieren.print.html Zugriff am 15. 4. 2007
http://www.dialyse-online.de/Content/bibliothek/Nierenversagen/Therapie.htm
Zugriff am 20. 3. 2002
http://www.dialyse-online/Content/Bibliothek/Nierenversagen/PD.htm
Zugriff am 20. 3. 2002
432
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 4 Stunden: 27
Lernvoraussetzungen
12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des Pankreas pflegen
Zielsetzung
Lernort Schule
Die Entstehung von Beschwerden und Krankheitsanzeichen im Bereich des Ösopha-
gus, des Magens und des Darmes verstehen
433
Inhalte
Refluxkrankheit
Folgezustände nach Magenresektion/Gastrektomie
o Frühdumping-Syndrom
o Spätdumping-Syndrom
o Syndrom der zuführenden Schlinge
o Syndrom der abführenden Schlinge
Malnutrition und Maldigestion
Pflegesituation eines Kindes mit Appendizitis
Pflegesituation eines Kindes mit Invaginationsileus
Lebenssituation und Pflegebedarf eines Menschen mit M. Crohn
Selbsthilfegruppen für Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
Enterostomata
Methodenvorschläge
Erarbeitung von Pflegezielen und Maßnahmen auf der Grundlage von Pflegesitua-
tionsbeschreibungen in Partnerarbeit
Erstellen einer Pflegeplanung in Eigen-/Partnerarbeit auf der Grundlage einer Pfle-
gesituationsbeschreibung
Internetrecherche und Expertenbefragung zu Fast-Track-Verfahren
Rollenspiel zur Patientenedukation nach Hemikolektomie/Gastrektomie und Fast
Track Therapie
Pflegesituationsbeschreibung
Herr Sauer, 51 Jahre, 176 cm, 90 kg, wurde vor vier Tagen mit der Einweisungsdiagnose
„akutes Abdomen“ stationär aufgenommen. Bei den weiteren Untersuchungen wurde
eine Sigmadivertikel-Ruptur diagnostiziert und am darauf folgenden Tag eine Sigma-
Teilresektion durchgeführt. Die Divertikulose war zuvor nicht bekannt. Im Rahmen der
Operations-vorbereitung wurde erstmals auch eine Fettleber festgestellt. In der Anam-
nese hatte Herr Sauer angegeben, dass er zwar nur etwa alle drei Tage Stuhlgang habe
und der Stuhl meist sehr hart sei, ihm dies aber gar nicht unrecht sei, da er als Fernfah-
rer sowieso nur selten Pausen machen könne. Aus denselben Gründen habe er während
der Arbeit auch nur 2 Gläser Wasser oder Tee getrunken. Die zeitweise auftretenden
„Leibschmerzen“ habe er mit Blutwurzschnaps (2 Schnäpse am Abend) gut in den Griff
bekommen.
Im Anamnesebogen wurde auch erfasst, dass Herr Sauer gerne deftige Kost isst, z. B.
Schweinebraten mit Knödeln. Gemüse und Obst mag er nicht. Seine Lieblingsbeschäfti-
gung in der Freizeit ist das Skatspiel mit seinen Freunden.
Nach der Operation verbrachte Herr S. einen Tag auf der Intensivstation, am zweiten
postoperativen Tag wurde er auf die chirurgische Normalstation verlegt. Herr S. erhält
dreimal täglich ein Antibiotikum in Form einer Kurzinfusion. Heute, am dritten Tag
434
postoperativ, hat Herr Sauer noch eine Robinsondrainage (Zieldrainage), zwei Venen-
verweilkanülen (am linken Unterarm und am linken Handrücken) sowie einen Peridu-
ralkatheter zur Schmerztherapie. Die Schmerzmedikation empfindet er als ausreichend.
Er hat am Mittag eine Körpertemperatur von 36,7 Grad (im Ohr gemessen), einen Ru-
hepuls von 80 – 88 Schlägen / Minute und der Blutdruck bewegt sich nach der mor-
gendlichen Einnahme eines oral verabreichten Betarezeptorenblockers zwischen 130/80
und 150/90 mmHg. Die Atmung ist nicht erschwert.
Insgesamt ist er froh, dass er die Operation gut überstanden hat und sich schon wieder
weitgehend selbstständig am Waschbecken waschen kann. Er braucht Unterstützung
beim Aufstehen aus dem Bett. Herr Sauer ist heute Morgen mit Unterstützung bis zum
Flur und zurück gelaufen
Die Mobilisation von Herrn Sauer soll intensiv fortgeführt werden. Medizinische
Thromboseprophylaxe-Strümpfe sind angeordnet und werden von ihm auch konse-
quent getragen. Geplant ist ein standardisierter Kostaufbau. Zur Anregung der Darm-
peristaltik erhielt Herr Sauer heute einmalig eine Ampulle Neostigmin (Azetylcholi-
nesterase-Hemmer), die vom Arzt injiziert wurde.
Nach seiner Genesung möchte Herr Sauer möglichst schnell wieder seinen Beruf aus-
üben. Zwischen ihm und seiner Ehefrau, die halbtags als Verkäuferin arbeitet, besteht
ein liebevolles Verhältnis. Die 16-jährige Tochter empfinden beide zurzeit als schwierig,
da sie wenig im Haushalt mithilft, häufig laute Musik hört und launisch ist. Die Familie
lebt gemeinsam in einer 85 m² Wohnung eines Dreifamilienhauses.
Literatur
435
Internetquellen:
www.gastroenterologe.de Zugriff am 5. 12. 2007
www.dccv.de/faq Zugriff am 22. 1. 2008
www.kompetenznetzwerk-ced.de Zugriff am 22. 1. 2008
436
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Lernsituation 12.13 Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Galle und des
Pankreas pflegen
Semester: 4 Stunden: 14
Lernvoraussetzungen
12.12 Menschen mit Erkrankungen des Ösophagus, des Magens und des
Darmes pflegen
Zielsetzung
437
Einen Mensch nach durchgeführter Operation im Bereich der Galle und/oder der
Gallenwege überwachen
Bei einer Aszitespunktion assisieren
Therapeutische Schwerpunkte bei Pancreaserkrankungen kennen und verstehen
Mögliche Komplikationen bei Erkrankungen der Leber, der Galle und des Pancreas
kennen, erkennen und diesen vorbeugen
Menschen mit Ösophagusvarizen hinsichtlich der Ernährung beraten
Beim Auftreten einer Ösophagusvarizenblutung angemessene Sofortmaßnahmen
einleiten
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Herr Albrecht
Nach Ihrem freien Wochenende erhalten Sie durch die Übergabe folgende Informatio-
nen über einen der von Ihnen zu betreuenden Patienten:
„Herr Albrecht, 68 Jahre alt, wurde am Freitagnachmittag von der Intensivstation zu
uns verlegt. Er hatte dort eine Ösophagusvarizenblutung, die zunächst mit einer Seng-
staken-Blakemore-Sonde gestillt wurde und danach durch Sklerosierung therapiert
wurde.
438
Im Verlauf des Wochenendes erhielt er 5 Erythrozyten-Konzentrate. Sein Hämoglo-
binwert liegt aktuell bei 10,0 g/dl. Dadurch ist er noch recht schwach und steht nur in
Begleitung auf. Heute Morgen hat er sich zum ersten Mal am Waschbecken gewaschen.
Die Ösophagusvarizenblutung war Folge einer durch mehrjährigen Alkoholabusus be-
dingten Leberzirrhose. Seit 2 Jahren trinkt Herr Albrecht keinen Alkohol mehr.
Er hat einen deutlich ausgeprägten Aszites, der heute noch punktiert werden soll.“
Nach der Übergabe begrüßen Sie Herrn Albrecht und erfahren, dass er unter starkem
Juckreiz leidet und dadurch in der Nacht sehr schlecht schläft. Sie stellen fest, dass die
Skleren gelb gefärbt sind. Im weiteren Gesprächsverlauf kommt Herr Albrecht auch auf
die Ösophagusvarizenblutung zu sprechen. Er äußert große Angst, dass das noch ein-
mal auftritt und er daran ja auch sterben könnte. „Kann man denn da gar nichts ma-
chen, um so eine Blutung zu verhindern?“
Herr Gomer
Herr Gomer ist 83 Jahre alt, 176 cm groß und 90 kg schwer. Er lebt seit 5 Jahren im Al-
tenheim „Bürgerhospital“, weil er aufgrund seiner Demenz nicht mehr in der Lage ist
sich selbst zu versorgen.
In der Nacht nach seiner Geburtstagsfeier (es gab Schweinebraten, Pommes-Frites, Ti-
ramisu und später Sahnekuchen) bekam er im Altenheim zunehmend Schmerzen im
rechten Oberbauch und hatte am morgen 39,6 Grad Fieber und einmal erbrochen. Die
Pflegekräfte informierten den Hausarzt, der Herrn Gomer mit Verdacht auf Cholecysti-
tis/Cholelithiasis ins Krankenhaus einwies.
Herr Gomer ist zeitlich und örtlich nicht mehr voll orientiert, zu seiner Person kann er
lückenhaft Angaben machen. Aus dem Pflegeüberleitungsbogen des Altenheim ist er-
sichtlich, dass er beim Waschen und Kleiden Hilfe benötigt: Beim Duschen wäscht er
sich unter Anleitung. Wenn die Mahlzeiten gerichtet werden, kann Herr Gomer selb-
ständig essen, muss jedoch ans Trinken erinnert werden. Gehen kann er langsam und
mit etwas Mühe, weil er Arthrose in beiden Knien und Hüften hat. Am liebsten sitzt
Herr Gomer in seinem Fernsehsessel, um Sportsendungen und alte Spielfilme anzu-
schauen.
Zur Toilette geht Herr Gomer selbständig; er hat alle 2 Tage Stuhlgang und neigt zu
Obstipation.
In der Aufnahme des Krankenhauses wird eine Cholecystits festgestellt, einige stumme
Gallensteine sind vorhanden. Der Allgemeinzustand von Herrn Gomer ist deutlich re-
duziert. Bekannt ist außerdem eine Herzinsuffizienz, die mit einem Herzglykosid me-
dikamentös eingestellt ist. Vom Arzt wird eine Infusionstherapie mit Antibiose ange-
ordnet; die Venenverweilkanüle liegt im linken Unterarm. Auch Schmerzmedikamente
werden intravenös verabreicht. Zusätzlich sollen täglich 500 ml Sterofundin zugeführt
werden.
Die operative Entfernung der Gallenblase ist für den nächsten Tag geplant.
Herr Gomer wird auf Ihre chirurgische Station gebracht und Sie übernehmen die Pfle-
ge.
439
Literatur
440
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 6 Stunden: 20
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Inhalte
441
Ätiologie, Pathophysiologie und Therapie der chronisch venösen Insuffizienz (CVI)
Einschätzung des Pflegebedarfs von Menschen, die unter Erkrankungen des peri-
pheren Gefäßsystems leiden
(Beratungs-) Schwerpunkte in der Tertiärprävention und Rehabilitation
Behandlungs- und Beratungskonzepte in der Tertiärprävention
Wundmanagement bei Menschen mit Wunden/Wundheilungsstörungen aufgrund
peripherer Durchblutungsstörungen
Blutgerinnungshemmende Medikamente
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Herr Hilger:
Im Spätdienst auf der chirurgischen Station des Kreiskrankenhauses Grünstadt über-
nehmen Sie als die in der Bereichspflege zuständige Pflegeperson Herrn Rüdiger Hil-
ger, 47 Jahre alt, vom OP.
Von der Kollegin im Aufwachraum erfahren Sie, dass er eine Trümmerfraktur im rech-
ten unteren Sprunggelenk sowie Weichteilverletzungen am kompletten Fuß erlitten
hatte. Er war mittags vom Notarzt in die chirurgische Ambulanz gebracht worden,
nachdem er sich beim Entladen seines LKW den rechten Fuß gequetscht hatte, als ihm
eine schwere Palette von der Ladefläche gerutscht war. Die Fraktur konnte nur mittels
einer Versteifung des unteren Sprunggelenks therapiert werden. Die Weichteilverlet-
zungen wurden gereinigt und durch Wundnähte verschlossen. Das rechte Bein ist mit
einer offenen Gipsschiene hoch gelagert. Die OP fand unter periduraler Anästhesie
statt. Über den PDK erhält Herr H. weiterhin Schmerzmittel mittels einer Infusions-
pumpe. Vorerst muss er Bettruhe einhalten. Sein aktueller Blutdruck beträgt 155/90
mmHg, die Herzfrequenz 86 Schläge/min. Herr H. ist 178 cm groß und wiegt 89 kg.
Herr H. war noch nie im Krankenhaus und nach eigener Aussage immer gesund. Im
Rahmen einer arbeitsmedizinischen Untersuchung sei zwar kürzlich ein erhöhter Blut-
druck festgestellt worden und die Ärztin habe ihm die weitere Abklärung durch den
Internisten angeraten. Aber Herr H. sagt: „Die Frau hat ja gar keine Ahnung, wie viel
ich um die Ohren habe! Wann soll ich da noch zu so einem Schlaumeier gehen und
meine Zeit im Wartezimmer verbummeln? Ich hatte doch nie was! Was mich nicht um-
bringt, macht mich stärker.“ Weiter meint er: „Man wird ja auch nicht jünger, da kann’s
schon mal irgendwo zwicken. Wissen Sie, so ganz ab und zu zieht’s mal im Arm und in
der Magengegend. Dann krieg ich kurz einen Schreck, weil mir da die Luft weg bleibt.
Aber da weiß ich, dass es nach einer kurzen Pause wieder geht. Das wird wohl die kör-
442
perliche Anstrengung sein. Aber deshalb muss ich doch nicht gleich zum Arzt rennen!
Der kann mich ja auch nicht jünger machen.“
Weiter erfahren Sie von ihm, dass er bis vor 4 Jahren in einem mittelständischen Betrieb
in der Produktion von verschiedenen Autobauteilen als Abteilungsleiter gearbeitet hat.
Nach dem Konkurs der Firma hat er nach fast 2jähriger Arbeitslosigkeit nur noch den
Posten des LKW-Fahrers in einer kleinen Spedition in Kaiserslautern bekommen. Herr
H. ist besorgt, weil er durch den Unfall seinen heutigen Auftrag nicht erledigen konnte
und nun länger arbeitsunfähig sein wird. „Die sind da nicht so zimperlich, einen raus
zu schmeißen.“, sagt er. Zwar müsse er durch die weiten Fahrstrecken häufig 15-20
Stunden am Stück arbeiten. Er schliefe dann im LKW sehr schlecht und esse meistens
irgendetwas unterwegs an einer Raststätte in einem Schnellrestaurant. Aber immerhin
habe er einen Job und wenn er den jetzt verliere, würde ihn in seinem Alter ja auch kei-
ner mehr nehmen.
Seit seiner Zeit der Arbeitslosigkeit hat er mit Zigaretten rauchen angefangen und
raucht derzeit 15-30 Stück am Tag, je nach Stress wie er sagt. Er berichtet, dass er wäh-
rend der Arbeit keinen Alkohol trinke, sagt aber: „Als guter Pfälzer gehört zum Feier-
abend schon ein Gläschen Wein, oder auch mal zwei oder drei am Wochenende.“ An
den Wochenenden verbringt Herr H. gern seine Zeit mit Kegeln im Kegelklub von Alt-
leiningen, seinem Wohnort. Allerdings kommt er seit er als Kraftfahrer arbeitet nicht
mehr oft dazu. Dort hat er vor kurzem eine attraktive Frau kennen gelernt, die wie er
allein stehend ist. Baldmöglichst wollte er sie mal zu einem Essen ins Lokal ausführen.
In seine kleine Dachwohnung, die er allein bewohnt, allerdings ja berufsbedingt kaum
nutze, könne er sie nicht gut einladen.
Frau Grün
Auf der gefäßchirurgischen Station des Diakonissen-Stiftungs-Krankenhauses Speyer
pflegen Sie Frau Hannelore Grün. Sie kam vor 10 Tagen zur Nekrosenabtragung an der
linken Großzehe und am linken Unterschenkel bei Ulcus cruris. Morgen soll sie einen
poplitea-cruralen Bypass mit einer eigenen Vene links bekommen.
Frau Grün ist 62 Jahre alt, verheiratet, Mutter zweier erwachsener Söhne und als Kauf-
frau in einem mittelständischen Unternehmen in Karlsruhe tätig. Sie lebt mit ihrem
Ehemann im Eigenheim in Ettlingen.
Seit 9 Jahren ist bei Frau Grün ein Diabetes mellitus Typ 2 bekannt, der mit oralen An-
tidiabetika therapiert wird. Frau Grün hat einen BMI von 29. „Ich koche gern deftige
Hausmannskost für meine Familie und das Essen macht mir Spaß, vor allem, wenn es
allen schmeckt“ sagt sie selbst. Ein Ausgleich zu ihrer Berufstätigkeit, die sie überwie-
gend im Sitzen ausübt, ist die Arbeit in ihrem Garten.
Bei der Gartenarbeit hatte sie sich in ihren halboffenen Schuhen vor 4 Monten eine klei-
ne Verletzung der linken Großzehe zugezogen, die zu einer eitrigen Entzündung wur-
de. Der Hausarzt hatte sie zur Wundinzision und weiteren Wundversorgung zum Chi-
rurgen überwiesen. Da es zu Wundheilungsstörungen kam, wurde Frau Grün stationär
in der gefäßchirurgischen Abteilung des Vincenz-Krankenhauses in Karlsruhe aufge-
nommen. Dort wurde eine pAVK Grad 4 im linken Bein diagnostiziert und eine kon-
servative Wundversorgung durchgeführt. Am vierten Tag des Krankenhausaufenthal-
443
tes erlitt Frau Grün einen Insektenstich am linken Unterschenkel. Diese Wunde infizier-
te sich und eiterte und musste chirurgisch eröffnet werden. Frau Grün erhielt Antibioti-
ka intravenös. Sowohl die Wunde am Unterschenkel als auch die an der Zehe zeigten
nur eine sehr langsame Wundheilung. Auch eine PTA (perkutane transluminale Angi-
oplastie), die in der zweiten Woche des Krankenhausaufenthaltes durchgeführt wurde,
führte nicht zu einer deutlichen Verbesserung.
Frau Grün wurde nach drei Wochen stationären Aufenthaltes nach Hause entlassen.
Die Wundversorgung wurde täglich durch eine Gesundheits- und Krankenpflegerin
des ambulanten Pflegedienstes übernommen. Da die Wundheilung sich weiterhin ver-
zögerte, wurde Frau Grün von ihrem Chirurgen zur Bypass-Operation an die gefäßchi-
rurgische Abteilung des Diakonissen-Stiftungs-Krankenhauses Speyer überwiesen.
Literatur
444
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 3 Stunden: 15
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Fachwissen über die Zusammensetzung und die Aufgaben des Blutes erwerben
Häufige pathologische Störungen im Bereich des roten Blutbildes und des Gerin-
nungssystems kennen
Die Aufgaben des DRK als Blutspendezentrale und den Ablauf einer Blutspende
kennen
Inhalte
445
Zusammensetzung, Eigenschaften, Aufgaben des Blutes
Blutplasma: Zusammensetzung, Aufgaben
Blutzellen: Bildung, Aufgaben, Abbau
Blutgruppen: ABO-System und RH-System
Aufgaben des Lymphsystems
Das Gerinnungssystem
Transfusionskunde:
o Transfusionsgesetz
o Blutspendewesen
o Konservierung, Transport, Lagerung von Blutkonserven
o Verschiedene Präparate
o Indikation
o Verträglichkeits- und Sicherheitskontrollen
Assistenz bei Bluttransfusionen:
o Vor- und nachbereitende Aufgaben
o Beobachtung und Überwachung
o Sofortmaßnahmen bei Zwischenfällen
Therapieverweigerung, ethisches Dilemma am Beispiel Religionsgemeinschaft Zeu-
gen Jehova
Methodenvorschläge
Selbstorganisiertes Lernen
Pflegesituationsbeschreibung
Frau Schneider klagt ihrem Hausarzt gegenüber, dass sie in letzter Zeit immer so müde
sei.
„ Ich dachte, es ist die ganz normale Frühjahrsmüdigkeit, aber ich fühle mich nun schon
seit Wochen schlapp. Die Treppen bis in den zweiten Stock komme ich nur mit großer
Anstrengung hoch, bei der Arbeit kann ich mich nur schlecht konzentrieren und habe
auch häufiger Kopfschmerzen. Außerdem ist meine Haut ganz trocken und brüchiger
als sonst.“
Bei der körperlichen Untersuchung fällt dem Hausarzt auf, dass die 37-jährige sehr
blass aussieht.
Dr. Müller beruhigt Frau Schneider und veranlasst eine Blutabnahme. Er äußert die
Vermutung einer Anämie und stellt Frau Schneider Fragen um eine mögliche Ursache
herauszufinden.
Die Blutbildkontrolle ergibt einen Hämoglobin-Wert von 7g/dl. Die Blutgruppe ist AB
Rh negativ. Dr. Müller überweist Frau Schneider zur weiteren Abklärung und Transfu-
sion in das nächste Krankenhaus.
Frau Schneider wird noch am gleichen Tag stationär aufgenommen. Sie hat noch nie
eine Bluttransfusion bekommen, erinnert sich aber daran, dass über eine Transfusion
HIV übertragen werden kann. Sie ist beunruhigt und sucht das Gespräch mit dem Sta-
446
tionsarzt. Dr. Becker klärt Frau Schneider über das weitere Vorgehen und die Risiken
einer Transfusion auf.
Frau Schneider soll am nächsten Tag zwei Blutkonserven erhalten. Zusätzlich wird ein Ei-
senpräparat angeordnet.
Im Frühdienst übernehmen Sie die Pflege von Frau Schneider. Bei der Körperpflege
benötigt Frau Schneider Hilfestellung, sie ist heute sehr müde und kraftlos, der Blut-
druck liegt bei 85/70mmHg, die Atmung ist beschleunigt, die Haut und Schleimhäute
sind blass und trocken. Frau Schneider klagt über Schwindel, sie wirkt sehr angespannt.
Literatur
Internetquellen
http://kreuznacherdiakonie.de/700_ethik/zeugenjehovas.htm Zugriff am 26. 1. 2007
447
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 5 Stunden: 30
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Den Ablauf des weiblichen Zyklus kennen und bei der eigenen Verhütung und bei
Kinderwunsch beachten
Auswirkungen sexueller Funktionsstörungen beim Mann und bei der Frau kennen
und deren Bedeutung für den betroffenen Mensch erkennen
Sich in die Situation von Menschen professionell einfühlen, deren Kinderwunsch
nicht in Erfüllung geht und diese beratend unterstützen
Frauen beraten, wie sie Beschwerden in der Menopause vorbeugen können
448
Lernort Schule und Lernort Praxis
Professionell geschlechtsbezogen pflegen
In schambehafteten, die Intimsphäre überschreitenden Pflegesituationen sich in den
betroffenen Mensch professionell einfühlen und diesen begleiten
Menschen vor und nach einer Sterilisation begleiten
Frauen und Männer sensibilisieren für die Bedeutung von Früherkennungsunter-
suchungen
Menschen mit physiologischen Veränderungen und Erkrankungen des Geschlechts-
systems bei der Genitalhygiene, in Situationen der Hormonumstellung und zu Ge-
schlechtskrankheiten beraten und anleiten
Den Pflegebedarf von Menschen mit physiologischen Veränderungen der Ge-
schlechtsorgane und Erkrankungen des Geschlechtssystems erfassen und einschät-
zen
Pflegemaßnahmen bei Menschen mit physiologischen Veränderungen und Erkran-
kungen des Geschlechtssystems planen, durchführen und evaluieren
Inhalte
449
Versorgung einer Patientin nach Hysterektomie
Beratung und Begleitung von Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch
Beratung und Begleitung von Frauen beim Eintritt in das Klimakterium
Auswirkungen des Organverlustes auf die Sexualität
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Pflegesituation 1:
Manuela, Schülerin im 3. Ausbildungsjahr zur Gesundheits- und Krankenpflegerin er-
hält einen Brief von ihrer Schulfreundin Sabine, die schon seit längerer Zeit nichts mehr
von sich hat hören lassen.
Liebe Manuela,
ich habe mich so lange nicht mehr gemeldet, weil bei uns der Familie viel passiert ist.
Eigentlich könnte jetzt alles wieder gut sein und doch habe ich das Gefühl, dass meine
Eltern sich sehr verändert haben, dass etwas sie sehr bedrückt.
450
Die Operation verlief ohne Komplikationen und auch die Zeit im Krankenhaus hat sie
nicht negativ empfunden.
Sie erzählte immer, dass sie wirklich wenig Schmerzen aushalten musste und sehr
schnell wieder mobilisiert wurde.
Das Pflegepersonal hätte sie sogar darauf hingewiesen darauf zu achten sich nicht zu
früh zu viel zuzumuten.
Da die Zellveränderungen auch noch nicht zu weit fortgeschritten waren, wurde ihr
gesagt, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Metastasen vorhanden sind.
Aber irgendwie haben sich meine Eltern seit dieser Zeit trotzdem sehr verändert.
Mama, du kennst sie ja, hatte immer viel Spaß an schicker Kleidung, meine Eltern ha-
ben immer viel miteinander unternommen, sie wirkten sehr glücklich miteinander,
richtig verliebt.
Manchmal schon fast peinlich.
Jetzt erscheint mir Mama oft sehr nachdenklich, sie lacht fast nicht mehr. Machmal
empfinde ich sie so als hätte sie eine Mauer um sich gebaut; auch von ihren Freunden
hat sie sich sehr distanziert.
Mein Papa ist jetzt viel mit seiner Arbeit beschäftigt und wenn er zu Hause ist wirkt er
oft abwesend.
Es ist kein Vergleich zu früher. Das alles macht mich sehr traurig und es hat richtig gut
getan mir alles von der Seele zu schreiben.
Du weißt wahrscheinlich auch nicht was hier los ist. Gerne würde ich mich mal wieder
mit dir treffen, vielleicht kann ich dir dann doch einen besseren Einblick geben.
Pflegesituation 2:
Schülerin Marina ist während des zweiten Ausbildungsjahres in der ambulanten Pflege
eingesetzt.
Bereits seit mehreren Tagen betreut sie mit ihrer zuständigen Gesundheits- und Kran-
kenpflegerin eine 86 jährige Patientin Frau Wagner, die von ihrer Tochter und deren
Familie versorgt wird.
Die Tochter, Frau Jahn, ist ca. 50 Jahre alt und hat drei Kinder sowie ein Haus mit gro-
ßem Garten. Frau Jahn ist sehr besorgt um ihre Mutter und der Haushalt wirkt sehr ge-
pflegt.
Heute wollen Sie Frau Wagner baden. Während sie die Räumlichkeiten vorbereiten und
die benötigten Pflegeartikel zusammenrichten, beginnt Frau Jahn zu erzählen. Sie ist
sehr verunsichert über die Entwicklungen, die sie bei sich selbst in letzter Zeit regist-
riert.
Schweißausbrüche und Stimmungsschwankungen bereiten ihr zunehmend Sorge und
beeinträchtigen sie sehr. Plötzlich fühlt sie sich sehr überfordert von den bisher ganz
selbstverständlichen Anforderungen, die der Alltag an sie stellt. Sie schläft schlecht und
bemerkt auch einige Veränderungen an ihrem Körper, die sie nicht einordnen kann.
Natürlich hat sie schon viel gelesen über die Zeit der Wechseljahre und die Verände-
rungen, die diese Zeit mit sich bringt.
Aber nun, da sie bei sich selbst Zeichen der Wechseljahre wahrnimmt fühlt sie sich
doch sehr ratlos. Was sie besonders verunsichert sind die vielen gegensätzlichen Aus-
451
sagen bezüglich möglicher Methoden, die die Beschwerden lindern könnten oder auch
die kontroversen Meinungen bezüglich der anzuwendenden oder eben nicht anzuwen-
denden Hormone.
Bevor sie sich wieder Frau Wagner zuwenden, beendet sie das Gespräch mit der Aus-
sage, dass man hier wohl nichts machen kann und man diese Zeit wohl einfach so
durchzustehen hat.
Literatur
Ahnis, A./Kummer, K. (2005): Das Geschlecht spielt eine doppelte Rolle. In: Pflegezeit-
schrift 7/2005. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Brieskorn-Zinke, M. (2007): Frauen und Gesundheit. In: Pflegezeitschrift 1/2007. Kohl-
hammer GmbH, Stuttgart
Bühling, K.J./Friedmann, W. (2003): Intensivkurs Gynäkologie und Geburtshilfe.
Elsevier Verlag Urban & Fischer, München
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2005) Film: Sehnsucht nach einem
Kind Bestellnummer 13 623 000
Goerke, K ./Bazlen, U. (1998): Gynäkologie Geburtshilfe. Gustav Fischer Verlag, Stutt-
gart
Habermann-Horstmeier,L. (2005): Hormonersatztherapie in den Wechseljahren,
(k)ein Allheilmittel. In: Pflegezeitschrift 7/2005. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Hechensteiner, M. (2003): Orchideenblüten. Mein Weg zum Wunschkind.
Diametric Verlag, Würzburg
Menche, N. (2004): Pflege heute. Lehrbuch für Pflegeberufe. 3. Auflage, Elsevier Verlag
Urban und Fischer, München
Raith-Paula, E. (2003): Was ist los in meinem Körper. Pattloch Verlag, München
Sebens, K. (2006): Genussvoll durch die Wechseljahre. Urania Verlag, Stuttgart
Sökeland, J. et al. (2000): Urologie für Pflegeberufe. Thieme Verlag, Stuttgart
Zettl, S. (2000): Krankheit, Sexualität und Pflege, Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Internetquellen:
Webseiten von Gynäkologen zum Thema Hormontherapie in den Wechseljahren
www.wido.de Zugriff am 7. 1. 2008
452
Curriculum- Lernaufgabe
Klassifikation
Annäherung:
1. An welche Situation in Ihrem Leben können Sie sich erinnern, in der Ihnen gegenüber Distanz-
grenzen überschritten wurden?
2. Was waren die Gründe für diese Grenzüberschreitung?
3. Wie haben Sie sich dabei gefühlt?
4. Wie haben Sie in der Situation reagiert?
5. Was hätten Sie sich in dieser Situation gewünscht?
6. In welchem Zusammenhang waren Sie schon einmal gezwungen, die normalen Distanzgrenzen zu
überschreiten?
7. Was waren die Gründe für diese Grenzüberschreitung?
8. Wie haben Sie sich dabei gefühlt?
9. Wie war Ihr Verhalten gegenüber der betroffenen Person?
10. Wie haben Sie der Person geholfen mit dieser Situation umzugehen?
453
Durchführung der Lernaufgabe:
1. Wählen Sie zusammen mit Ihrem / Ihrer Praxisanleiter/-in bzw. Mentor/-in
eine Patientin aus, bei der eine Genitalspülung durchzuführen ist.
2. Besprechen Sie gemeinsam die Pflegesituation und überlegen Sie das entsprechende Vor-
gehen und das notwendige Material.
3. Planen Sie die Durchführung der Genitalspülung und überlegen Sie welche Möglichkeiten
Sie haben die Situation professionell zu gestalten.
4. Beobachten Sie die Reaktionen der Patientin und versuchen Sie darauf einzugehen.
5. Führen Sie die Genitalspülung an mehreren Tagen hintereinander bei derselben Patientin
durch und bewerten Sie die Veränderungen, die Sie dabei bei sich selbst und bei der Betrof-
fenen feststellen können.
Weitere Leitfragen:
1. In welche Teilschritte ist die Pflegehandlung zu gliedern?
2. Welche Kenntnisse und Fähigkeiten benötige ich für die Durchführung der Genitalspülung?
3. Welche Unterstützung und Begleitung brauche ich?
4. Auf welche Aspekte muss ich bei der Durchführung besonders achten?
Informationsquellen:
Unterrichtsunterlagen
Pflegelehrbuch
Expertenbefragung
Abschließende Erörterung:
Setzen Sie sich bewusst mit der Problematik des Überschreitens der Intimsphäre auseinander.
1. Welche Bedeutung messen Sie dem Erhalt / der Förderung der Intimsphäre bei?
2. Wie haben Sie Zugang zu der von Ihnen ausgewählten Patientin gefunden?
3. Welche Maßnahmen halten Sie für geeignet und realisierbar zur Wahrung der Intimsphäre oder zur
Verringerung des Schamgefühls?
4. Nach welchen Kriterien haben Sie sich für Ihr Vorgehen entschieden?
5. In wie weit ist die Patientin bereit sich auf entsprechende Vorgehensweise einzulassen?
6. Wie gut ist Ihnen die Durchführung gelungen? Wovon lässt sich dies aus Ihrer Sicht ableiten?
7. Worauf werden Sie künftig bei der Intimhygiene achten?
8. Wie hat sich Ihre Einstellung zur Problematik des Überschreitens der Intimsphäre verändert?
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in:
454
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 1 Stunden: 8
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Inhalte
■ Hautveränderungen
o Primäre Effloreszensen
o Sekundäre Effloreszensen
455
Entzündungen der Haut
o Entzündungszeichen der Haut
o Phlegmone
o Abszess
o Fistel
Pflegerische Schwerpunkte exemplarischer Hauterkrankungen
o Candidiasis
o Psoriasis vulgaris
o Arzneimittelexanthem
o Melanome
Situation eines Kindes mit Neurodermitis und daraus abzuleitende Pflegeinterventio-
nen
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
456
häufig auf Fertiggerichte zurück, die in der Mikrowelle schnell erwärmt werden kön-
nen.
Die Schwester leidet unter Heuschnupfen und die Mutter macht sich jetzt Gedanken,
ob ihr 3. Kind auch eine Allergie bekommen kann.
Literatur
Internetquellen:
http://www.zentrum-der-gesundheit.de/neurodermitis.htm
Zugriff am 7. 1. 2008
http://www.rund-ums-
baby.de/gesundheit_baby/neurodermitis/symptome_behnadeln.htm
Zugriff am 7. 1. 2008
457
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 6 Stunden: 18
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Mögliche Ursachen einer Verbrennung kennen und deren unterschiedliche Auswir-
kungen auf den Schweregrad der Verbrennungswunde einschätzen
Sofortmaßnahmen und Möglichkeiten der Prophylaxe von Verbrennungen kennen
458
Tiefe und Ausmaß einer Verbrennung einschätzen
Die möglichen Auswirkungen einer schweren Verbrennung auf den Gesamtorga-
nismus kennen und verstehen
Die Besonderheiten einer Verbrennungsklinik kennen
Die Aufgaben Pflegender in der interdisziplinären Versorgung Schwerbrandverletz-
ter kennen
Die Verbrennung als traumatisierendes Ereignis verstehen
Möglichkeiten der Traumaverarbeitung kennen und nachvollziehen
Prinzipien der Wundversorgung und Narbenbehandlung kennen
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Pflegesituation 1:
Am 23. Mai werde ich entlassen. Während ich, bekleidet mit einer Jogginghose, der
Kompressionsweste und einer Halskrause, auf meinen Freund warte, nehme ich Ab-
schied. Von Oggersheim und der Klinik, in der mein Leben gerettet wurde. Meine Ge-
459
fühle sind ambivalent. Ich denke an meinen Mitpatient, der vorgestern entlassen wur-
de, und versuche, Dankbarkeit zu empfinden.
Es gelingt mir nicht. Ich bin nur froh, dass ich Ludwigshafen hinter mir lassen kann
und endlich nach Hause kann.
Nach anderthalb Stunden treffen wir in meinem Heimatort ein. Ich weiß nicht, wie
mein Haus nach zwei Monaten Abwesenheit aussieht, doch der Kühlschrank ist mit
Sicherheit leer, da niemand etwas von meiner Entlassung weiß. Also halten wir kurz an
einem Supermarkt im Ort, um ein paar Lebensmittel zu einzukaufen. Als wir aus dem
Auto steigen, bleiben die Leute stehen und starren mich an. Ich bin verunsichert. Viel-
leicht liegt es an der Manschette oder den kurz geschorenen Haaren? Die Stoppeln sind
erst wenige Millimeter lang. Oder ist es der Ärmel, der aus dem Hemd herauslugt?
Hans ergreift meine Hand und ich gewinne meine Sicherheit zurück. Wir holen uns
einen Einkaufswagen und gehen die Reihen mit den Lebensmitteln ab. Wieder ver-
stummen alle Gespräche, die Menschen bleiben stehen und mustern mich unverhohlen.
An der Wursttheke entdecke ich eine Freundin von mir. Endlich ein vertrautes Gesicht.
Voller Freude laufe ich auf Jacky zu und schließe sie von hinten in die Arme. Sie dreht
sich um und stößt einen schrillen Schrei aus. Dann erklärt sie mit verlegenem Gesicht,
dass sie nicht mit mir gerechnet habe. „Sehe ich denn wirklich so schrecklich aus?“ fra-
ge ich Hans. „Na ja, gewöhnungsbedürftig schon“, lautet seine lakonische Antwort.
Ich tröste mich damit, dass es wohl die Montur sei, die Jacky so erschreckt hat.
Dieser Einkauf verläuft anders als der in Oggersheim – dort ist der Anblick eines
Brandverletzten scheinbar nicht ganz ungewohnt. Ich bin irritiert und froh, als wir den
Supermarkt verlassen und ins Auto einsteigen. Nach wenigen Minuten halten wir vor
meinem Haus. Das Gefühl ist überwältigend. Endlich zu Hause!
Bis zum Abend vergeht die Zeit wie im Flug. Jacky hat meine Frauen-Clique informiert,
dass ich wieder da bin und einige lassen es sich nicht nehmen, sofort vorbei zu kom-
men. Fast alle reagieren gleich. Sie wollen meine Verletzungen sehen, um besser mit
mir umgehen zu können. Also ziehe ich meine Kompressionsweste immer wieder an
und aus. Ich vermeide es, dabei ihre Gesichter zu studieren. Will nicht sehen, ob sie
schockiert sind. Als es Zeit ist, zu meinem Hausarzt zu fahren, verabschiedet Hans alle,
und wir machen uns fertig. Ich habe nur einen kurzen Brief aus der Klinik mitbekom-
men, in dem die Dosierung meiner Psychopharmaka vermerkt ist. Es wird dringend
empfohlen, meine Beweglichkeit mit einem Physiotherapeut zu trainieren. Zudem soll
ich die Sonne meiden und mich in Therapie begeben.
Text modifiziert aus „Ich lebe ein zweites Leben. Eine wahre Geschichte“ (Heeß 2004)
Pflegesituation 2:
Jana und Kirsten, 2 Schülerinnen zu Beginn des 2. Ausbildungsjahres treffen sich in der
Stadt: „Hallo Kirsten, na, wo bist du denn gerade eingesetzt? Ich hab Dich ja schon ewig
nicht mehr gesehen! Bist du etwa im Außeneinsatz?“
„Ja, seit 2 Wochen bin ich in der Verbrennungsklinik eingesetzt, das ist wirklich heftig;
schon total interessant, aber ich bin froh, wenn ich wieder auf Normalstation eingesetzt
bin! Es nimmt mich ziemlich mit!“
460
„Das kann ich mir vorstellen, ich bin nämlich auch gerade auf einer pädiatrischen Stati-
on eingesetzt, die 2 Verbrennungsbetten hat. Meistens haben wir Kinder mit Verbrü-
hungen bei uns, die sich irgendeine heiße Flüssigkeit übergeleert haben. Wenn die beim
Verbandwechsel schreien, das halte ich fast nicht aus. Man hat das Gefühl, man kann
ihnen gar nicht helfen.“
„Bei uns wird gerade ein 15-jähriges Mädchen behandelt mit drittgradigen Verbren-
nungen im Gesicht, am Oberkörper, an Armen und Händen. Sie wurde vor 2 Wochen
nach einem Grillunfall bei uns aufgenommen. Die Familie hatte am Wochenende ge-
grillt, der Vater hat Brennspiritus verwendet, es gab eine Stichflamme und die einzige
Tochter der Familie hat´s erwischt. Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie sie aussieht:
Der Kopf ist total angeschwollen, etwa doppelt so groß wie normal. Und so wie die
Ärzte sagen, wird sie wohl nie mehr so aussehen wie vor dem Unfall. Wenn sich nach
der Hauttransplatation Narbenstränge bilden, kann das dazu führen, dass das Gesicht
immer verzerrt aussieht. Außerdem kann es sein, dass sie durch die Narbenstränge an
Armen und Beinen Kontrakturen bekommt. Stell Dir mal vor, was das für ein Mädchen
in fast unserem Alter bedeutet! Ich hoffe, dass sie, wenn sie wieder ansprechbar ist, mir
nicht die Frage nach dem Hinterher stellt“
„Ja, unvorstellbar, dass man das irgendwann einmal bewältigen kann. Ich habe vor ein
paar Monaten mal einen Mann in der Stadt gesehen, der wohl auch im Gesicht mal ver-
brannt war; er hat wirklich fast ausgesehen wie ein Monster. Und alle haben ihn ange-
starrt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man damit jemals zurechtkommt…“
„Ich eigentlich auch nicht. Obwohl…, solange sie stationär bei uns sind, werden sie von
einem Psychologen begleitet.
„Aber mich würde doch interessieren: Wie wird so jemand denn bei Euch versorgt?
Werden die Wunden bei Euch auch geschlossen versorgt?“
„Ja, ich glaube, eine offene Wundversorgung wird generell fast gar nicht mehr gemacht!
Auch bei uns werden fast alle thermischen Verletzungen geschlossen versorgt; vor jeder
Wundversorgung kommt der Anästhesist mit seinem fahrbaren Narkosegerät und
macht eine Narkose. Die ganze Prozedur dauert oft Stunden. Das ist für alle Beteiligten
schwer auszuhalten. Für den Brandverletzten wegen der Schmerzen und für uns wegen
der hohen Temperatur in der Box während des Verbandwechsels und den Gerüchen….
Na ja, aber ich will nicht jammern! Ich hab in dem Einsatz wirklich viel gelernt, insbe-
sondere als ich bei der Wundversorgung assistieren durfte.“
461
Literatur
Heeß, R. (2004): Ich lebe ein zweites Leben. Eine wahre Geschichte. Rütten und Loening
GmbH, Berlin
Köfner, C. (2006): Die Besonderheiten der Pflege und Überwachung Schwerbrandver-
letzter. In: Journal für Anästhesie und Intensivbehandlung. 2.Ausgabe. Pabst Science
Publishers, Düsseldorf Berlin
Krause-Wloch, P. (2004): Brandverletzt. Ein Leitfaden. Schulz-Kirchner-Verlag, Idstein
Müller, T. (2006): Fallbericht zur Lagerungstherapie auf der Brandverletzten-
Intensivstation mit einem RotoRest® System. In: KCI Times 2006
462
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 4 Stunden: 46
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Kalziumreiche Nahrungsmittel kennen
Die Bedeutung der Bewegung zur Osteoporoseprävention erkennen
Präventive Maßnahmen zur Osteoporose umsetzen
Mögliche Auswirkungen von Osteoporose kennen
Mögliche Folgen von Bettlägerigkeit kennen
Einsatzmöglichkeiten und Funktionen von Prothesen kennen
Ursachen und Formen des Phantomschmerzes kennen
463
Menschen in der Prävention von Osteoporose unterstützend beraten
Menschen mit Erkrankungen des Bewegungssystems nach dem Konzept der Ki-
nästhetik in der Bewegung unterstützen
Eine Sturzgefährdung erkennen
Maßnahmen zur Minimierung des Sturzrisikos durchführen oder einleiten
Menschen beraten wie das das Sturzrisiko minimiert werden kann
Maßnahmen zur Vermeidung von Bettlägerigkeit kennen und anwenden
Menschen mit einem ruhigstellenden Verband lagern und überwachen
Sich in die Lebenssituation eines beinamputierten Menschen einfühlen
Die Amputation von Gliedmaßen als Ursache einer Körperbildstörung verstehen
Pflegerische Maßnahmen der Vorbereitung eines Stumpfes auf die Prothesenver-
sorgung kennen und anwenden
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Frau Ohler ist 56 Jahre alt, verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Sie ist als Ver-
käuferin in einer Bäckerei halbtags beschäftigt.
Aufgrund ihrer Tätigkeit in der Bäckerei greift sie gerne öfter zu süßen Teilchen. Sie ist
nicht übergewichtig, isst aber wenig Obst und Gemüse und mag auch lieber Cola als
Mineralwasser.
464
Wenn Frau Ohler nach ihrer anstrengenden Tätigkeit in der Bäckerei nach Hause
kommt, macht sie am liebsten erst mal eine längere Pause auf ihrem Sofa. Oft hat sie
starke Rückenschmerzen.
Regelmäßig einmal im Jahr geht Frau Ohler allerdings zur Vorsorgeuntersuchung bei
ihrer Gynäkologin. In diesem Zusammenhang erzählt Frau Ohler ihrer Ärztin auch von
den häufigen starken Rückenbeschwerden.
Die Gynäkologin rät ihr, sich einer Sportgruppe anzuschließen. „Bewegen Sie sich
mehr, in ihrem Alter kann sich leicht eine Osteoporose entwickeln. Und ernähren Sie
sich gesünder!“
Frau Ohler ist nach dem Besuch bei der Gynäkologin besorgt. Zuhause erzählt sie ihrem
Mann davon und sagt: „Ich dachte, ich hätte nur Verspannungen von der Arbeit. Jetzt
meint meine Ärztin, da könnte eine Krankheit entstehen. Osteoporose, sagt sie. Ich
glaube, meine Mutter hatte das auch. Ich weiß nur nicht, wie ich diese Krankheit wirk-
lich verhindern kann. Ob da meine Gymnastikstunde einmal die Woche ausreicht? Und
was heißt gesünder ernähren? Hängt das mit der Osteoporose zusammen?“
Ihr Mann ist ebenso ratlos. Schließlich überlegt er: „Woher weiß die Ärztin denn, das
Du die Krankheit nicht schon hast? Vielleicht sind Deine ständigen Rückenschmerzen
doch schon die ersten Anzeichen einer Osteoporose.“
Literatur
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Informationsbroschüren:
Kuratorium Knochengesundheit e.V.. Osteoporose nach den Wechseljahren. So stär-
ken Sie Ihre Knochen und bleiben aktiv. Ein Patientenratgeber. Servier GmbH, Mün-
chen.
Kuratorium Knochengesundheit e.V.. Osteoporose rechtzeitig erkennen, richtig be-
handeln! Ein Patientenratgeber.
Procter & Gamble Pharmaceuticals; Sanofi aventis. Osteoporose geht uns alle an! Ein
Patientenratgeber.
Internetquellen:
http://pflegen-online.de/download/428-8ie.pdf
Zugriff am 22. 1. 2008
http://www.medi.de/Amputation_der_ Beina.2776.0.html
Zugriff am 2.10.07
466
LERNFELD 12 MENSCHEN IN SPEZIELLEN GESUNDHEITSSITUATIONEN
PFLEGEN
Semester: 5 Stunden: 19
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Schule
Einen Epileptiker und dessen Bezugspersonen hinsichtlich einer anfallspräventiven
Lebensführung beraten
Spezielle Hilfsmittel für Menschen mit neurologischen Erkrankungen kennen
467
Den Pflegebedarf eines Menschen mit neurologischer Erkrankung einschätzen
Bei Menschen mit Hirndruck kriterienorientiert beobachten und die Situation ein-
schätzen
Menschen mit externer Liquordrainage und Liquorableitung per Shunt pflegen
Inhalte
Methodenvorschläge
Expertenbefragungen, z.B. von Ärzten aus der Neurologie oder Mikrochirurgie zur
Versorgung von Kindern mit Spina bifida
Interviews mit Betroffenen, Angehörigen und Bezugspersonen der Betroffenen oder
von Vertretern von Selbsthilfegruppen in Kleingruppen
Pflegesituationsbeschreibung
in Erarbeitung.
Literatur
468
Van Seggelen, P. H. (2001): Parkinson. Professionelle Pflege und Therapie. Verlag Hans
Huber, Göttingen
Vieten, M. (2007): Wenn es zu einem Krampfanfall kommt… Epilepsie. In: Fallbuch
Pflege. Krankheiten verstehen. Anatomie, Krankheitslehre und Pflege verknüpfen.
Thieme Verlag, Stuttgart, S. 81-88
Vieten, M. (2007): Wenn die Erregungsleitung der Nerven gestört ist … Multiple Skle-
rose. In: Fallbuch Pflege. Krankheiten verstehen. Anatomie, Krankheitslehre und Pflege
verknüpfen. Thieme Verlag, Stuttgart, S. 81-88
Vieten, M. (2007): Wenn die Bewegungsabläufe gestört sind…Parkinson- Krankheit.
In: Fallbuch Pflege. Krankheiten verstehen. Anatomie, Krankheitslehre und Pflege
verknüpfen. Thieme Verlag, Stuttgart, S. 89-96
469
Didaktischer Kommentar zum Lernfeld
Zielsetzung
470
Rehabilitative Maßnahmen der Schulung, Beratung und Anleitung prozessorientiert
planen, durchführen und evaluieren
Pflegerische Fertigkeiten bei der Umsetzung von Rehabilitationskonzepten trainie-
ren
In diesem Lernfeld erwerben die Lernenden ein Grundlagenwissen zum Thema Rehabi-
litation und entwickeln ein Verständnis von einem umfassenden Pflegebegriff, der ne-
ben den Aspekten der Prävention, Kuration, Palliation eine rehabilitative Ausrichtung
erfährt.
Hier erfolgt eine Verknüpfung mit den Lernfeld 6 Menschen in der Selbstpflege unterstüt-
zen, insbesondere in den Lernsituationen 6.1 Menschen professionell berühren und in ihrer
Wahrnehmung unterstützen und dem Lernfeld 7 Pflege als Wissenschaft verstehen und wei-
terentwickeln. Hier ist die Aufmerksamkeit besonders auf die Lernsituation 7.2 Pflegefor-
schung auswerten gerichtet. Die Lernenden setzen evidenzbasierte Pflege- und Thera-
piemaßnahmen in Rehabilitationskonzepten um.
In der Lernsituation 13.1 befassen sich die Schüler und Schülerinnen mit der Thematik
Behinderung. Hier eignen sich Methoden der Selbsterfahrung im Unterricht und Refle-
xionsstunden zur Einstellung der Lernenden gegenüber Begegnung und Umgang mit
behinderten Menschen.
471
Die Lernenden entwickeln und benötigen rehabilitative Kompetenz in vielen anderen
Lernfeldern und Lernsituationen. Sie planen in einer großen Anzahl von Lernsituatio-
nen aktivierende, rehabilitative Pflegemaßnahmen und führen diese im Demoraum in
Übungssequenzen oder am Lernort Praxis durch.
Eine Bearbeitung von Rehabilitationskonzepten für psychiatrisch und gerontopsychi-
atrisch erkrankte Menschen erfolgt in der Verknüpfung mit dem Lernfeld 12 Menschen
in speziellen Gesundheitssituationen pflegen, insbesondere in den Lernsituationen 12.6 -12.8
Menschen aller Altersgruppen mit psychischen Erkrankungen pflegen und 10.4 Menschen mit
Demenz unterstützen und begleiten.
Die Schüler und Schülerinnen bearbeiten Detailaspekte von Rehabilitationskonzepten
in zirkulierenden Lernaufgaben. Sie planen Maßnahmen der Rehabilitation, setzen die-
se um und reflektieren den Pflegeerfolg schriftlich. Diese schriftliche Reflexion dient
zur Weiterbearbeitung im Unterricht oder als Grundlage für ein Gespräch mit einer
Lehrkraft.
472
LERNFELD 13 MENSCHEN MIT BEHINDERUNG PFLEGEN
Semester: 4 Stunden: 16
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Praxis
Persönlichen Kontakt mit Behinderten erlernen und Distanz abbauen
Umgang mit Behinderten, Rehabilitanden und sozial schwachen Menschen kompe-
tent gestalten
An der Erstellung und Umsetzung individueller Rehabilitationskonzepte im inter-
disziplinären Kontext mitarbeiten
Rehabilitative Pflegemaßnahmen exemplarisch anwenden
473
Inhalte
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Klara Schön ist 13 Jahre alt, 36 kg schwer und 150 groß. Sie hat langes blondes Haar und
ist sehr hübsch. Die Schule macht ihr großen Spaß, doch dort kann sie seit 12 Wochen
nicht mehr hingehen. Sie hatte einen Verkehrsunfall mit ihrer Mutter am Steuer und ist
seitdem mit der Diagnose: Querschnittslähmung/Paraplegie in einer Spezialklinik. Die
akute Gefährdung ist vorüber und Klara wird sehr gut medizinisch, therapeutisch und
pflegerisch betreut. Ein Psychologe besucht sie auch schon regelmäßig zur Gesprächs-
therapie.
Sie ist sehr traurig darüber, dass sie nicht mehr wie früher leben kann. Ihr Hobby „Rei-
ten“ wird sie wahrscheinlich nie mehr ausüben können. In der Schule war ihr Lieblings-
fach „Sport“.
474
Sie lebt zuhause in einem kleinen Einfamilienhaus mit ihren Eltern und einem 9 jähri-
gen Bruder. Ihr Zimmer liegt im ersten Stock.
Ihre Mutter ist den ganzen Tag als Sekretärin beschäftigt und managed nebenher noch
den Haushalt. Nur zum Bügeln hat sie eine Haushaltshilfe.
In dieser Situation hat die Mutter auch nur sehr wenig Zeit Klara zu besuchen.
Beim letzten Gespräch mit dem Arzt und den Eltern von Klara wurde festgelegt, dass
Klara jetzt in eine Spezialklinik für Rehabilitation Querschnittsgelähmter verlegt wer-
den soll.
Die Mutter macht sich große Sorgen um die Zukunft von Klara und kennt sich in der
rechtlichen Situation überhaupt nicht aus. Am wenigsten weiß sie, wo und wie sie fi-
nanziell und therapeutisch das Beste aus der Situation machen kann.
Sie sind Pflegefachkraft und arbeiten auf der Station, auf der Klara liegt. Zu Ihren Auf-
gaben gehört es, die Patienten und Angehörigen kompetent zu beraten.
Literatur
Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2006): SGB IX, Rehabilitation und Teilha-
be behinderter Menschen inklusive Fragen und Antworten zur Praxis, Sachsendruck,
Plauen
Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (1998): Rehabilitation Behinderter,
Schädigung-Diagnostik-Therapie-Nachsorge, Wegweiser für Ärzte und weitere Fach-
kräfte der Rehabilitation, Deutscher Ärzte Verlag Köln
Charlier, S. (2001): Grundlagen der Psychologie, Soziologie und Pädagogik für Pflege-
berufe, Thieme Verlag, Stuttgart
Selbsthilfegruppe für Menschen mit DOWN-Syndrom und ihre Freunde, e.V., Rönt-
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Vohs, M./ Winter, I. (1999): Fachpflege Rehabilitation, Urban & Fischer Verlag, Mün-
chen
Internetquellen:
http://www.ricardas-homepage.de/Dorothee/Diplom/Grassl/2-4-1-1.htm Zugriff
am 11.01.2008
475
LERNFELD 13 MENSCHEN MIT BEHINDERUNG PFLEGEN
Semester: 3 Stunden: 24
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Praxis
Erste Hilfe Maßnahmen bei verunfallten Menschen anwenden
Einfühlendes Verstehen für den Betroffenen entwickeln
Beratung und Anleitung betroffener Patienten und Angehörigen planen und durch-
führen
476
Inhalte
Aktualisieren des Wissenstandes zur Anatomie und Physiologie des Gehirns und
des Rückenmarkes
Pathophysiologie und Neurologie bei Querschnittslähmung und Schädel-
Hirntrauma (SHT)
Notfallmaßnahmen bei Verdacht auf Tetra-, Paraplegie und SHT
Maßnahmen der Akutversorgung im Krankenhaus
Ursachen, Häufigkeit, Alters- und Geschlechtsverteilung bei Querschnittslähmung
und bei SHT
Therapie, Komplikationen und Pflege bei Patienten mit Querschnittslähmung
Therapie, Komplikationen und Pflege exemplarisch bei SHT Schulkind (Fahrradun-
fall)
Prognose, Rehabilitation von Betroffenen
Traumerleben im Koma
Querschnittssyndrom/SHT und daraus resultierende Pflegeprobleme nach den Le-
bensaktivitäten
Medikamentöse Therapie mit Neben- und Wechselwirkungen
Psychische und soziale Bedeutung der Erkrankung
Ziel, Träger und Leistungen im Rahmen der Rehabilitation
Methodenvorschläge
Pflegesituationsbeschreibung
Situation 1
Herr L., 42 Jahre alt, 182 cm, 85 kg, schulterlanges Haar (zum Zopf gebunden), wurde
heute morgen auf Ihre Station zur Anschlussheilbehandlung verlegt. Vor vier Monaten
erlitt er eine Wirbelfraktur C7 mit Unterbrechung des Rückenmarkes. Seine Arme kann
er bds. noch anheben, jedoch nicht mehr strecken.
Alle vitalen Funktionen haben sich stabilisiert, das Darmtraining wird erlernt, die Blase
ist mit einem suprapubischen Dauerkatheter versehen. Herr L. soll die weitere Selbst-
pflege in möglichem Umfang erlernen. Er hat einen individuell angepassten Rollstuhl
mitgebracht, sportliche Aktivitäten sollen ausprobiert werden. Vor seinem Unfall spiel-
te Herr L. in seinem Verein zu Hause Fußball.
477
Der Unfall war ihm auf dem Weg zur Arbeit zugestoßen, als er einem überholenden
Auto auf seiner Fahrbahn ausweichen wollte und gegen einen Baum fuhr. Vor seinem
Unfall arbeitete er als Chemielaborant in einer Raffinerie.
Situation 2
Annika, 6 Jahre alt, 1,20 m groß, 25 kg schwer, hatte heute Morgen um 7:30 Uhr einen
Fahrradunfall. Sie wurde vom Auto erfasst und stürzte mit dem Kopf auf die Straße
(Sie trug keinen Fahrradhelm). In der Notaufnahme wurde die Platzwunde an der rech-
ten Schläfe mit zwei Klammern versorgt. Im Röntgen und CT des Schädels wurden kei-
ne Veränderungen festgestellt. Die Vitalzeichen sind im Normbereich. Annika klagt
über Kopfschmerzen und Übelkeit, hat aber nicht erbrochen. Der Arzt verordnet ein
Medikament gegen Übelkeit als Suppositorium bei Bedarf und weißt Annika zur
Überwachung auf Ihre Station ein. Die Eltern haben keine Möglichkeit durchgehend bei
ihrem Kind zu bleiben, weil sie beide berufstätig sind und zwei kleinere Geschwister zu
Hause am Morgen zur Kindertagesstätte fahren müssen.
Annika wird auf der Liege von der Ambulanz auf Ihre Station gefahren. Sie überneh-
men Annika von dem Aufnahmepfleger und bringen sie in ihr Zimmer. Annika wirkt
verängstigt und weint, weil sie ihre Mutter sehen will. Die Mutter kann leider erst am
Nachmittag zu Besuch kommen. Annika hat noch Schmutz im Gesicht und an den
Händen, ihre Kleidung ist am rechten Ärmel zerrissen und ebenfalls beschmutzt.
Literatur
Filmaterial:
Amenabar, A. (2005): „Das Meer in mir“, Universum Film GmbH, München
Internetquellen:
www.palverlag.de Zugriff am 13.04.06
http://de.wikipedia.org/wiki/Nervus_phrenicus Zugriff am 20.04.06
www.orthopoint.de/querschnittlaehmung.html Zugriff am 12.05.06
478
LERNFELD 13 MENSCHEN MIT BEHINDERUNG PFLEGEN
Semester: 3 Stunden: 28
Lernvoraussetzungen
Zielsetzung
Lernort Praxis
Apoplexiekranke Menschen beobachten
Menschen mit Schlaganfall in der Akutphase Sicherheit geben
Bei der Umsetzung des Rehabilitationskonzeptes pflegerische Fertigkeiten trainieren
Inhalte
479
Pflegesituationen von Menschen mit apoplektischem Insult
Interdisziplinäre Behandlungspfade bei Apoplexie
Koordination und Kooperation im interdisziplinären therapeutischen Team
Pflegediagnostik, Pflegebedarf und standardisierte Pflegeplanung bei Menschen mit
Apoplexie
Umsetzung des ganzheitlichen Rehabilitationskonzeptes nach Bobath
Dysphagiemanagement, Facio-Orale-Trakt-Therapie (Fott)
Basale Stimulation in der Ergänzung des Bobath-Konzeptes
Integration der Angehörigen und Bezugspersonen bei der Umsetzung von Rehabili-
tationskonzepten
Einrichtungen der Rehabilitation und Aufgabenschwerpunkte der dort tätigen Pfle-
gepersonen
Methodenvorschläge
Umsetzung des Wahrnehmungszyklus (nach Schneider/Muster-Wäbs) in der Struk-
turierung (Planung und Durchführung) der Lernsituation:
Lernlandkarte rehabilitative Pflege von Menschen mit Schlaganfall
Übungen zum Erleben von Wahrnehmungsstörungen (Eigenerfahrung)
Übungen zum Berühren, Führen, Bahnen normaler Bewegungen und Lagern nach
dem Bobath-Konzept (Skillslab)
POL zur Pflegesituation eines Apoplexiepatienten mit Schluckstörungen
Einladung eines Logopäden/ einer Logopädin zum Expertenunterricht zum
Dysphagiemanagement
Befragung des Neurologen zur medizinischen Diagnostik und Therapie bei apoplek-
tischem Insult durch die Lernenden
Gruppenteilige, nach Berufsgruppen differenzierte Bearbeitung von Pflegesituatio-
nen und Präsentationen in der Großgruppe
Pflegesituationsbeschreibung
480
Ich wusste zwar, dass es für meine erhöhten Blutdruck- und Blutzuckerwerte besser
gewesen wäre, einen Gang zurückzuschalten, aber ich verdrängte mein schlechtes Ge-
wissen.
Meine Stärke war mein Humor und meine positive Lebenseinstellung. Bislang hatte ich
es immer fertig gebracht Herausforderungen des Lebens anzunehmen und schwierige
Situationen zu meistern. Ich haderte nicht mit dem Schicksal, sondern versuchte immer
mit viel Energie das Beste daraus zu machen.
Vor 1 ½ Wochen erlitt ich einen Schlaganfall. Ich stürzte im Garten. Als ich wieder zu
mir kam, lag ich im Krankenhaus. Nach 3 Tagen auf der Akutstation wurde ich auf die
Station 21 verlegt. Momentan kann ich meine rechte Körperhälfte nur wenig bewegen,
ich spüre kaum, wenn mich jemand dort berührt und zeitweise habe ich ein unange-
nehmes Kribbeln im rechten Bein. Beim Lagern im Bett kann ich mittlerweile meinen
rechten Arm mitführen und vor dem Drehen mit Hilfe beide Beine anstellen und das
Becken heben.
Ganz schlimm ist für mich, dass ich zwar alles um mich herum verstehe, aber ständig
nach Worten suche. Ich habe das Gefühl, dass mich niemand versteht. Bei der Es-
senseinnahme am Tisch läuft mir oft die Flüssigkeit aus dem Mund und ich kann das
Essen nicht richtig zum Schlucken im Mund nach hinten bringen. Manchmal verschlu-
cke ich mich und muss heftig husten. Wenn mir die Schwester hilft, geht es besser.
Quarkspeisen kann ich am besten essen. Der frische Quark und Vollkornbrot ohne Rin-
de schmeckt mir, warmes Essen mag ich nicht.
Wenn mich mein Mann nicht versteht oder wenn mir das Essen aus dem Mund fällt,
bin ich zeitweise ganz deprimiert und verzweifelt. Ich habe Angst vor der Zukunft.
Aber immer öfter kehrt mein alter Optimismus und mein Wille, die Situation anzu-
nehmen und mit der Zeit wieder zu beherrschen, zurück.
Ich bemerke, dass mein Mann und ich die Rollen tauschen. Er möchte jetzt gerne helfen,
aber ich spüre seine Unsicherheit. Er weiß nicht, was er wie tun soll. Es tut uns beiden
gut, wenn die Pflegekraft, Frau Weber, ihm sagt, was er tun kann und warum es wie
sinnvoll ist.
Zur Körperpflege werde ich an das Waschbecken und zum Essen an den Tisch mobili-
siert. Wenn der Pfleger, Herr Grüner, meinen rechten Fuß stabilisiert, gelingt uns der
Transfer aus dem Bett sehr gut. Ob ich bald wieder laufen lernen kann?
Wie wird es zu Hause sein mit dem Treppensteigen und Duschen?
Kann ich mit meiner Enkelin jemals wieder auf den Spielplatz gehen? Oder die Garten-
arbeit erledigen?
Wie sieht es mit unserem Spielabend am Mittwoch aus, an dem immer unsere Freunde
kommen?
Wird der Handballverein, für den ich öfters am Wochenende Brötchen verkaufte, auf
meine Hilfe ganz verzichten müssen? Eines nach dem anderen. Jetzt gehe ich erst mal in
Kur nach Bad Herrenalb. Mein Mann wird mit mir dort sein. Irgendwie werden wir
auch das wieder schaffen, wenn ich nur schon mal wieder das Glas mit der rechten
Hand halten könnte anstatt es umzustoßen. Das passiert mir momentan oft. Meine Be-
wegungen sind so überschießend. Ich kann sie kaum steuern.
481
Literatur
482
Curriculum- Lernaufgabe 1
Klassifikation
Lehrer/-in
Aufgabenstellung:
Wählen Sie aus dem Angebot eine Aufgabe aus:
1. Ein beratendes Gespräch mit dem Klienten oder einem Angehörigen des Klienten führen
Mögliche Schwerpunkte für das Beratungsgespräch
Umgebungsgestaltung und Kommunikationsrichtung zur Verhinderung einer Neglect-Symptomatik
Begleitung bei der Nahrungsaufnahme von Menschen mit Schluckstörungen
Überlegung von Selbsthilfestrategien im häuslichen Umfeld
2. Eine pflegerische Maßnahme zur Förderung der Körperwahrnehmung, zur Normalisierung des Muskeltonus und zur
Anbahnung beidseitiger Bewegungen durchführen
Mögliche pflegerische Maßnahmen:
Anwendung der neurophysiologischen Ganzkörperwäsche oder die Durchführung eines Anziehtrainings (z.B. Unterstüt-
zung beim Anziehen eines T-Shirts)
Anwendung des Führens während der Unterstützung eines Klienten bei der Körperpflege oder Nahrungsaufnahme (nur
wenn Muskeltonus im betr. Arm vorhanden)
Bewegung und Lagerung eines Klienten nach den Prinzipien des Bobath-Konzeptes, z. b. Transfer, Lagerung auf der stärker
betroffenen Seite oder Sitzen im Stuhl.
Informationsquellen:
Skripte und Kopien aus dem Unterricht sowie
Pflegelehrbücher und Pflegezeitschriften
483
Curriculum- Lernaufgabe 2
Klassifikation
Aufgabenstellung:
Wählen Sie sich einen Patienten / eine Patientin aus Ihrem Pflegebereich aus, bei dem / der Sie die folgen-
den Aufgaben erfüllen möchten.
Informieren Sie ihn/sie über die Aufgabe und holen Sie sich sein/ihr Einverständnis.
1. Ermitteln Sie die medizinischen Diagnosen des Patienten / der Patientin.
2. Finden Sie heraus, welche Symptomatik bei ihm/ihr zu erkennen ist.
3. Welche diagnostischen Untersuchungen sind bereits erfolgt und welche Ergebnisse liegen darüber
vor?
4. Lesen Sie das Krankheitsbild in einem Fachbuch nach.
5. Vergleichen Sie Ihren Kenntnisstand mit den Beschreibungen, die der Patient / die Patientin über
das Krankheitsbild und die Symptome gibt.
6. Welche Problemstellungen stehen unter dem Blickwinkel der Rehabilitation im Mittelpunkt des
pflegerisch-therapeutischen Handeln?
7. Welche Ressourcen kann der Patient / die Patientin zur Bewältigung der vorhandenen Probleme
im Alltag einsetzen?
8. Beobachten Sie den Patienten / die Patientin bei der Ergotherapie oder der Physiotherapie.
Sprechen Sie mit dem Therapeuten, den Pflegenden, dem/der Betroffenen oder auch seiner/ihrer
Angehörigen über die bisher erreichten und künftig noch erwünschten Fortschritte.
Tauschen Sie sich mit Ihrem / Ihrer Praxisanleiter/-in über die Inhalte und den Lernerfolg dieser Aufgabe
aus.
Bestätigung durch:
Datum: Unterschrift:
Mentor/-in:
Praxisanleiter/-in: Datum: Unterschrift:
484
Literaturverzeichnis
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