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Vorbereitung LLG Schulaufgabe K 34 2021/22

Tagesstrukturierende Maßnahmen

Im Alter hat man nicht mehr die Pflicht einen Beruf auszuüben.

 Man ist weniger in die Aktivitäten der Familie eingebunden.


 Der Bereich Freizeit nimmt zu.

Definition Tagesstrukturierende Maßnahmen

Tagesstrukturierende Maßnahmen (TSM) gibt es für verschiedene


Personengruppen. Z.B. für Senioren, psychisch Kranke oder Menschen mit
Behinderung.
Hierbei geht es darum, dass die Menschen an Angeboten teilnehmen können, die
ihnen eine sinnvolle Beschäftigung im Alltag bietet.
Außerdem sollen diese Maßnahmen den Tagesablauf der Menschen strukturieren
und ihnen halt geben.
Auch sollen hierbei künstlerische, handwerkliche und soziale Fähigkeiten gefördert.

Viele ältere Menschen haben den Wunsch, ihre Fähigkeiten einzubringen und
übernehmen z. B. ehrenamtliche Tätigkeiten.

 Dadurch erhalten sie Anerkennung.


 Man kann seine Interessen einbringen.
 Man hat soziale Kontakte und vereinsamt nicht.
 Man ist zufrieden, weil man sich gebraucht fühlt.
 Man fühlt sich wertvoll und selbstsicher.

Lassen im Alter die geistigen und körperlichen Fähigkeiten nach, dann …

 … ist man nicht mehr in der Lage, selbstständig die Wohnung zu verlassen.
 … dann entfällt der Bereich, aktiv zu sein und soziale Kontakte zu haben.
 … ist die selbstständige Lebensführung gefährdet.

Menschen in Alten- und Pflegeheimen haben keine Aufgaben mehr, da sie ihr

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Leben nicht mehr selbstständig führen können.

 Tätigkeiten können nicht mehr oder nur teilweise ausgeführt werden.


 Man ist auf Hilfe angewiesen bei der Körperpflege.
 Die Beteiligung am sozialen Leben sinkt.
 Bisher gewohnte sozialen Kontakte sind nur schwer aufrecht zu erhalten.
 Deshalb fühlen sich viele alte Menschen im stationären Bereich nutzlos und
von niemanden gebraucht.

Der Tagesablauf besteht nur noch aus Warten auf die nächsten Betreuungs-
und Pflegemaßnahmen. Langeweile, Verzweiflung und Depressionen können
die Folge sein.

Damit die pflegebedürftigen Menschen nicht noch mehr körperlich und


seelisch krank werden, muss Langeweile und Mangel an Aktivitäten
verhindert werden.

Die Lebensqualität und die Gesundheit werden erhalten oder sogar gesteigert
durch:

 regelmäßige Aktivierung/Beschäftigung
 regelmäßige soziale Kontakte in Gruppen
 einen strukturierten Tagesablauf mit sinnvollem Wechsel zwischen
aktiven Phasen und Ruhephasen

Ziele der tagestrukturierenden Maßnahmen


 Beschäftigungsangebote bauen das Gefühl auf „Ich kann noch was!“.
 Das Selbstwertgefühl wird gesteigert.
 Fähigkeiten werden erhalten und gefördert.
 Der pflegebedürftige Mensch erlebt Spaß und Freude und hat
Erfolgserlebnisse.
 Reizverarmung und Passivität werden reduziert.
 Integration in die Gemeinschaft wird erreicht.
 Kommunikation ist möglich und schützt vor Vereinsamung.
 Aufmerksamkeit, Konzentration, Wahrnehmung und Orientierung werden
gesteigert.
 Die Sinne werden angeregt, die Körperwahrnehmung verbessert.
 Die Beweglichkeit bleibt erhalten.
 Der pflegebedürftige Mensch wird emotional und psychisch gestärkt, die
Lebensqualität steigt.

Beschäftigungen und Angebote können von Pflegefachkräften oder auch von …

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 Ergotherapeuten
 Musiktherapeuten
 Beschäftigungstherapeut
 Übungsleitern für Sitzgymnastik und Sitztanz
 Physiotherapeuten
 Betreuungskräften nach §43b, 53b SGB XI
 Staatl. Geprüften Pflegefachhelfern / innen
 Kunsttherapeuten… … durchgeführt werden.

Gerade ältere Menschen haben häufig einen regelmäßigen Tages- und


Wochenablauf. Sie teilen sich ihren Tag ein, viele Tätigkeiten werden zu Ritualen.

Die Tagesstruktur gliedert sich in Aktivitätszeiten und in Ruhezeiten. Wer aktiv ist,
kann auch seine freie Zeit genießen und einen sinnvollen Tag erleben.

 Es gibt Tages- und Wochenpläne für die verschiedenen Angebote, die sich
an einzelne Personen oder an Gruppen richten.

 Der Plan muss übersichtlich sein in lesbarer großer Schrift.

 Er muss an einen zentralen Ort aufgehängt werden als Information für


Bewohner/ innen, Angehörige und Besuchern.

 Er sollte auch ausgeteilt werden für jedes einzelne Bewohnerzimmer.

Alle angekündigten Aktivitäten müssen zuverlässig und pünktlich stattfinden!


Unzuverlässigkeit erschwert die Orientierung, verursacht Verunsicherung,
Verwirrung und Misstrauen bei pflegebedürftigen Heimbewohner /innen!

Der Alltag muss mehr bieten als das Warten auf die Mahlzeiten!

Der Tagesablauf muss individuell und sinnvoll gestaltet sein für jeden Bewohner.

Dabei ist zu beachten, dass bei zu viel Programm schnell Überforderung entsteht.
Bei zu wenig Programm entsteht Unterforderung und Langeweile.

Mögliche Gestaltung und aktivierende Angebote am Vormittag:

 Aufstehen – Körperpflege – Frühstück ca. 7.30 – 9.30 Uhr

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 Individuelle Möglichkeiten z.B. eigenes Zimmer aufräumen oder
gemeinschaftliche Möglichkeiten z.B. betreuter Einkauf für die Kochgruppe,
Gartenarbeit am Hochbeet, Spaziergang durch Parkanlage, Teilnahme an
Bewegungsangeboten – bis ca. 11.30, anschließendes Mittagessen

Die Bewohner haben vormittags individuelle Aktivitäten oder auch


gemeinschaftliche Angebote. Zwischendurch gibt es Pausen mit Getränken

Mögliche Aktivitäten und Angebote am Nachmittag

Nach dem Mittagessen gibt es eine Ruhepause.


Danach gibt es z, B. folgende Angebote:
 gemeinsames Kaffeetrinken
 Spiele
 Gedächtnistraining
 Singen
 Werken/ Gestalten
 Bewegungsspiele
 Sitztanz
 Stadtbummel

Zwischendurch werden Getränke gereicht.

Mögliche Aktivitäten und Angebote am Abend nach dem Essen:

 Gemeinsames Fernsehsehen
 Singgruppe
 Kartenspiele
 Leserunde

Diese Angebote sollten bis ca. 22.00 Uhr angeboten werden. Nicht jeder Bewohner
legt sich zum Schlafen um 20.00 Uhr ins Bett.

Eine Spätmahlzeit schützt vor Unterzuckerung und Blutdruckabfall in der


Nacht!

Individuelle Angebote am Abend:


 gemeinsames Gebet
 Tagesablauf erzählen
 Fußbad
 Glas warmes Getränk

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 oder vielleicht für kurze Zeit geöffnetes Fenster zum Durchlüften und
Durchatmen …

Angebote für bettlägerige Bewohner:

 basale Stimulation
 Blick aus dem Fenster ermöglichen
 Zimmertür bleibt bei Bedarf offen
 Einzelbetreuung/ Einzelaktivierung, z. B. Karten -, Brettspiele,
Gedächtnisspiele, Fotos anschauen, Vorlesen, Singen …
 gezielte Auswahl von Fernsehsendungen oder Radiosendungen

Ungeplante und spontane Aktivitäten verhindern Langeweile und bringen


Abwechslung!

Beispiele:

 einen Luftballon in den Aufenthaltsraum werfen, die Bewohner auffordern,


ihn weiterzuwerfen.
 sich zu einer Bewohnerin kurz hinsetzen und Interesse zeigen für ihr
Strickzeug
 über ein aktuelles Ereignis sprechen
 einen aktuellen und interessanten Zeitungsartikel vorlesen
 ein lustiges kurzes YouTube Video zeigen
 Lieder im Stationsalltag spontan singen
 im Sommer spontan Eiskaffee zubereiten

Einbeziehung von Angehörigen in die Tagesstrukturierung

Angehörige sind oft


 verunsichert
 wissen nicht, was sie mit ihren Angehörigen reden oder tun sollen

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Deshalb sollte das Pflegefachpersonal Angehörige beraten und sie ermutigen, z.B.
sich mit ihrer pflegebedürftigen Mutter passend zu beschäftigen.

Die Einbeziehung der Angehörigen hat viele Vorteile:

 die Bewohner haben zusätzliche Anregung


 die Bewohner haben mehr Beschäftigung
 das Pflegepersonal wird unterstützt und entlastet

Die Einbeziehung der Angehörigen hat für sie selbst persönliche Vorteile:

 die Angehörigen fühlen sich selbst psychisch entlastet bei dem Kontakt zu
dem z.B. eigenen pflegebedürftigen Vater / Bruder …
 die Angehörigen bekommen positive Anregungen, sinnvoll das Personal zu
entlasten, fühlen sich gebraucht
 die Angehörigen fühlen sich weniger schuldig, dass sie Mutter / Vater /
Großtante… nicht selbst zuhause versorgen und betreuen
 die Angehörigen lernen selbst etwas dazu, z. B. Umgang mit Rollstuhl,
Überblick über Heimalltag und Tagesstruktur

Mögliche Aufgaben, Aktivitäten durch Angehörige:

Ortswechsel / Abwechslung ermöglichen z. B. durch


 Spaziergänge machen
 Kaffeehausbesuche machen
 Friseurbesuche begleiten
 bei der Gruppenbeschäftigung Unterstützung bieten für die Gruppenleitung

Überlegen Sie, welche Probleme es auch geben könnte, wenn Angehörige sich
einbringen und nicht dafür geeignet sind. Wie sollten die Pflegemitarbeiter
darauf reagieren?

Erkennen von Interessen, Bedürfnissen und Ressourcen

Die Pflegemitarbeiter erarbeiten im Team eine biographische Planung für jeden


einzelnen Bewohner.

Dazu sammeln sie folgende Beobachtungen …

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 Fähigkeiten, Fertigkeiten, Interessen, körperliche und psychische
Einschränkungen und Bedürfnisse des einzelnen Bewohners.

Beispiel: Frau Amberg sitzt im Rollstuhl, zieht sich sehr oft in ihr Zimmer
zurück, hat wenig Kontakte zu Mitbewohnern.

 Fähigkeit:
Frau Amberg hat schon lebenslang gerne gestrickt.

 Fähigkeit:
Frau Amberg ist körperlich und geistig in der Lage zu stricken.

 Ressourcen:
Im Pflegeheim wird wöchentlich eine Handarbeitsgruppe angeboten

 Ziele:
Frau Amberg nimmt an der Handarbeitsgruppe teil.
Frau Amberg hat dadurch auch soziale Kontakte.
Frau Ambergs Lebensqualität verbessert ich dadurch.

 Maßnahmen:
Frau Amberg zur Teilnahme an Handarbeitsgruppe motivieren.
Frau Amberg zum ersten Kontakt anmelden und begleiten zum Treffpunkt
der Handarbeitsgruppe.
Frau Amberg in die Gruppe miteinbeziehen.

Motivieren zu tagesstrukturierenden Maßnahmen

 Bei der Motivation wird grundsätzlich darauf geachtet, dass Fähigkeiten und
Bedürfnisse des Bewohners beachtet werden.
 Der Bewohner wird über die Angebote informiert.
 Der Bewohner wird zur Aktivität eingeladen und dorthin begleitet.
 Manchmal muss mehrfach zu einer „Probestunde“ motiviert werden.
 Mehrmalige Erinnerungen und Unterstützung muss besonders dann

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geleistet werden, wenn der Bewohner Orientierungs- oder
Gedächtniseinschränkungen hat.
 Es findet für orientierte Bewohner auch immer ein kurzer rechtzeitiger
Hinweis auf die Aktivitäten statt.
 Negative oder unpassende witzige Anmerkungen (z.B. „Jetzt fängt Ihre
Kindergartenstunde statt!“) sind zu unterlassen.

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