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Herausgegeben von
Udo Wolf, Frans van den Berg und Bernard C. Kolster
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Berlin
Heidelberg
New York
Hongkong
London
Mailand
Paris
Tokio
Rega Rutte
Sabine Sturm
Atemtherapie
2. Auflage
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Springer Medizin
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Printed in Italy
Wir danken den Firmen Richard Kaphingst GmbH, Physikalische Therapie und Rehabilitation, Marburg ;
R. Cegla GmbH & Co. KG, Medizinische-Technische Geräte, Montabaur; Tyco Healthcare Deutschland GmbH,
Neustadt/Donau sowie Intersport Begro, Marburg für Ihre freundliche Unterstützung.
Fotos: Peter Mertin, Cologne Enterprise Production, Köln
SPIN 12830961
Atem
Klares Wasser.
Ich tauche in dich –
die Weite:
ein Werden,
ein Lassen
Und
Innen und Außen
sind eins.
Reihenvorwort
Die Inhalte sind praxisorientiert aufgearbeitet. Alle Elemente der Untersuchung (z. B. An-
amnese, Inspektion, Tastbefund und Funktionsuntersuchung) werden ausführlich be-
schrieben und erleichtern so eine optimale Befundung und Behandlung. Neben den ma-
nuellen Tests werden auch Messinstrumente und Skalen vorgestellt. Anleitungen für die
Dokumentation und Interpretation der Befunde erleichtern dem Anwender den Einstieg
in die Behandlung. Diese wird nach Behandlungszielen gegliedert dargestellt. Dazu be-
dienen wir uns des bewährten Bildatlas-Konzeptes: Die Praxis wird vorrangig über Bild-
sequenzen mit erklärenden Texten vermittelt.
Über das didaktische Prinzip klassischer Schulbücher hinausgehend, ist es ein Anliegen
der Herausgeber, die physiotherapeutischen Verfahren zusammenhängend und anwen-
dungsbezogen darzustellen. So soll bei der Entscheidung für eine der vielen Techniken
unseres Faches eine wirkungsvolle Entscheidungshilfe für Alltagssituationen in der the-
rapeutischen Praxis gegeben werden. Fundierte Kenntnisse über die zugrunde liegen-
den Wirkungsmechanismen sollen den Dialog mit dem verordnenden Arzt bereichern
und zu einer Optimierung der Indikationsstellung beitragen. Sie werden in ausführ-
lichen Theorie-Kapiteln verständlich dargelegt.
Dem Leser soll durch „Lernziele“ am Beginn und „Zusammenfassungen“ am Ende eines
Kapitels eine Fokussierung auf die Essentials erleichtert werden. Wichtige Informatio-
nen werden durch optische Kästen als „Memo“ und Warnungen unter „Vorsicht“ her-
vorgehoben. Ferner kann das Erlernte durch die unter „Überprüfen Sie Ihr Wissen“ for-
mulierten Fragen im Hinblick auf eine optimale Prüfungsvorbereitung rekapituliert
werden.
Auch der erfahrene Praktiker kann auf unsere „Basics“ zurückgreifen, wenn er sein Wis-
sen auffrischen und aktualisieren möchte. Zudem bietet die Reihe das nötige Know-how,
VIII
Um die Buchreihe optimal auf die Bedürfnisse von Schülern und Studierenden ausrich-
ten zu können, wurde ein Schülerbeirat in die Planung eingebunden. An dieser Stelle
möchten wir Martin Müller, Alice Kranenburg (Rudolf-Klapp-Schule, Marburg), Silvia
Weber, Martin Dresler, Eva Maria Plack (IFBE, Marburg) sowie Antonia Stieger für ihre
konstruktive Mitarbeit danken.
Vorwort
Mit diesem Buch bot sich uns die Möglichkeit, unsere langjährigen Erfahrungen in der
atemtherapeutischen Behandlung und Ausbildung zu bündeln und einer breiten Leser-
schaft zugänglich zu machen. Unser Anliegen war es dabei, ein benutzerfreundliches und
rundum praxisorientiertes Buch zu entwickeln. Es soll den Physiotherapieschüler durch
Ausbildung und Prüfung begleiten und ihm den Einstieg in die therapeutische Arbeit er-
leichtern. Schließlich kann auch der erfahrene Therapeut hier immer wieder auf die voll-
ständige Darstellung der Behandlungsmaßnahmen zurückgreifen.
Aus diesen Grundgedanken heraus ergaben sich Form und Inhalt des Buches. So sind
die anatomischen und physiologischen Grundlagen im Theorie-Abschnitt gezielt auf die
Inhalte des Unterrichtsfachs Atemtherapie ausgerichtet; damit wurde die Informations-
fülle in diesem Bereich auf das für den Schüler wesentliche und überschaubare Ausmaß
begrenzt. Der praktische Teil ist in die Kapitel Befunderhebung, Ziele und Maßnahmen
gegliedert. Aus der eingehend erläuterten Befunderhebung lassen sich die atemthera-
peutischen Behandlungsziele ableiten. Die geeigneten Behandlungsmaßnahmen werden
diesen Zielen zugeordnet und systematisch vorgestellt. Weitere, die Atemtherapie unter-
stützende Behandlungstechniken werden ergänzend beschrieben. Die Kombination aus
ausführlicher Bebilderung und genauer Beschreibung vermittelt dabei einprägsam die
Bewegungsabläufe der atemtherapeutischen Übungen. Ein Überblick über die in der
Atemtherapie eingesetzten Geräte und vier repräsentative Behandlungsbeispiele ver-
vollständigen den praktischen Teil des Buches.
Nach unserer Ausbildung zur Physiotherapeutin haben wir beide unsere Körperwahrne-
hmung durch die Methode des Erfahrbaren Atems nach Ilse Middendorf erweitert. Wir
konnten dabei selbst erleben, wie wohltuend das Bewegen mit dem Atem für Körper und
Seele sein kann. Unsere dabei wachsende Empfindungsfähigkeit machte es möglich, die
Gesetzmäßigkeiten unseres Atems zu entdecken. Dadurch bekamen wir Kriterien an die
Hand, mit denen wir auch unsere krankengymnastische Arbeit besser einschätzen kön-
nen: Mit einer sensibilisierten Wahrnehmung kann der Therapeut im Laufe der Be-
handlung auch geringe Veränderungen beim Patienten erkennen und als Erfolg werten.
X
Da wir dies als große Bereicherung unserer Arbeit empfinden, wollen wir in diesem Buch
auch die Physiotherapieschüler auf die eigene Körperwahrnehmung aufmerksam ma-
chen. Im Kapitel „Der Erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf“ geben wir daher den Le-
sern die Möglichkeit, selbst zu erfahren, wie Dehnen, Bewegen und Tönen auf den Atem
wirkt. Die persönlich gewonnenen Einsichten können eine Erweiterung der atemthera-
peutischen Grundlagen darstellen. Wir hoffen damit einen Transfer aus dem Erfahrba-
ren Atem für die Physiotherapie zu leisten. Dies soll letztlich dazu beitragen, dass die
physiotherapeutischen Behandlungen differenzierter und damit auch erfolgreicher wer-
den.
Unser herzlicher Dank richtet sich an Prof. Ilse Middendorf, die uns an die Erfahrung
des Atems heranführt und begleitet, an Juerg Roffler für seine präzise Atemdidaktik und
an Katrin von der Decken, deren kontinuierlich positive Haltung die Entstehung dieses
Buches maßgeblich unterstützte.
Wir wünschen allen Lesern einen lebendigen Umgang mit Atem und Bewegung.
Inhalt
1.1 Atmungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.2 Atemmechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.3 Gasaustausch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.4 Atemregulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
1.5 Atemarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.6 Reinigungsmechanismen der Lunge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
1.7 Lungenvolumina und Lungenkapazitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
2 Wirkungsprinzipien 24
2.1 Schwerkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.2 Strömungsgeschwindigkeit der Luft in der Lunge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.3 Bronchialkaliberschwankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.4 Vibrationen und Klopfungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.5 Körperliche Belastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.6 Ausdauertraining . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.7 Entspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
3 Indikationen 29
3.1 Kontraindikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
5 Der Befund 54
6 Der Behandlungsplan 79
7 Maßnahmen 81
9 Maßnahmentabelle 187
10 Behandlungsbeispiele 190
Anhang 223
Kontaktadressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
Befundbogen (Kopiervorlage) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237
Farblegende, Abkürzungen XV
Farbleitsystem
Theorie Praxis
5 Der Befund
6 Der Behandlungsplan
7 Maßnahmen
8 Ergänzende Maßnahmen
9 Maßnahmentabelle
10 Behandlungsbeispiele
11 Physiotherapeutische Hilfsmittel
Abkürzungen
AA Ausatmung FLEX Flexion
ABD Abduktion HWS Halswirbelsäule
ACBT Active Cycle of Breathing Technique HZ Handzeichen
ACVB Arteriocoronarer Venenbypass IRO Innenrotation
AD Autogene Drainage LAT EXT Lateralextension
ADD Adduktion LAT FLEX Lateralflexion
ADL Activity of Daily Life LWS Lendenwirbelsäule
ARO Außenrotation M. Musculus
ASTE Ausgangsstellung Mm. Musculi
BL Bauchlage PEP Positive Exspiratory Pressure
BWK Brustwirbelkörper p. O P postoperativ
BWS Brustwirbelsäule RL Rückenlage
EA Einatmung ROT Rotation
EEG Elektroenzephalogramm SL Seitenlage
ESTE Endstellung SWT Shuttle-Walk-Test
EXT Extension WS Wirbelsäule
FBL Funktionelle Bewegungslehre Z. n. Zustand nach
Theorie
1.1 Atmungssystem............................................................................................................................................................................2
1.2 Atemmechanik ...........................................................................................................................................................................11
1.3 Gasaustausch ...............................................................................................................................................................................13
1.4 Atemregulation ..........................................................................................................................................................................15
1.5 Atemarbeit .....................................................................................................................................................................................17
1.6 Reinigungsmechanismen der Lunge ......................................................................................................................19
1.7 Lungenvolumina und Lungenkapazitäten .........................................................................................................20
2 Wirkungsprinzipien ......................................................................................................................................................24
2.1 Schwerkraft....................................................................................................................................................................................24
2.2 Strömungsgeschwindigkeit der Luft in der Lunge......................................................................................24
2.3 Bronchialkaliberschwankungen ...................................................................................................................................25
2.4 Vibrationen und Klopfungen..........................................................................................................................................25
2.5 Körperliche Belastung...........................................................................................................................................................25
2.6 Ausdauertraining ......................................................................................................................................................................25
2.7 Entspannung................................................................................................................................................................................27
3 Indikationen ...........................................................................................................................................................................29
3.1 Kontraindikationen..................................................................................................................................................................29
2 1 Anatomische und physiologische Grundlagen
physiologische Grundlagen alle Muskeln, die das Heben und Senken der Rippen
bei der Ein- und Ausatmung ermöglichen, eine wich-
1.1 Das Atmungssystem tige Rolle. Zusätzlich sind an der forcierten Ausat-
mung die Muskeln der anterolateralen Bauchwand be-
teiligt. Einige Halsmuskeln wirken bei der Einatmung
LERNZIELE als Atemhilfsmuskeln.
Schlüsselbein Schulterblatt
1
2 1
Rippen 1–12
2
3
Brustbein 3
4 4
sternocostale
Verbin- 5 Wirbelsäule
dungen 5
6 6
Rippen-
knorpel
7 7
Rippen-
8 Wirbel- 8 wirbel-
9 körper gelenke
9
Band- 10 10
scheiben
11
11 12
12
Abb. 1.1. Brustkorb von ventral Abb. 1.2. Brustkorb von dorsal
1.1 Das Atmungssystem 3
kig direkt mit dem Brustbein verbunden. Die achte, raxhöhle (Mediastinum) den Thoraxinnenraum glie-
neunte und zehnte Rippe sind nur indirekt mit dem dern, vollständig aus (s. Abb. 1.3 und Abb. 1.4). Die
Brustbein verbunden, denn ihr knorpeliger Teil legt rechte Lunge wird durch tiefe Einschnitte (Fissurae
1
sich jeweils dem nächsthöheren an und bildet so den lobares) in einen Ober-, einen Mittel- und einen
Rippenbogen. Die elfte und zwölfte Rippe enden frei. Unterlappen geteilt. Die linke Lunge ist etwas kleiner.
Bei der Atmung kommt es zu einer Erweiterung Sie umfasst einen Ober- und einen Unterlappen
und Verengung des Thorax.Der Bewegungsablauf der (s.Abb. 1.5 und Abb. 1.6). Die Spitzen des rechten und
Rippen um ihre Rotationsachse erklärt, dass sich bei linken Lungenflügels (Apex pulmonis) reichen 2–3 cm
der Rippenhebung der Brustkorb sowohl in transver- bis oberhalb der ersten Rippe bzw. bis zur Höhe des
saler als auch in sagittaler Ebene erweitert. Bei der ersten Brustwirbels. Die Lungenbasis (Facies dia-
Einatmung bewegen sich die oberen Rippen in ven- phragmatica) passt sich der Form des Zwerchfells an.
tral-cranialer Richtung, die unteren Rippen in lateral- Das Brustfell besteht aus dem Lungenfell (Pleura
cranialer Richtung, die Brustwirbelsäule extendiert visceralis), das den Fissuren folgend die Lunge um-
leicht. Bei der Ausatmung bewegen sich die oberen schließt und dem Rippenfell (Pleura parietalis), das
Rippen in dorsal-caudaler Richtung, die unteren Rip- die Thoraxinnenwand auskleidet.An der Lungenwur-
pen in medial-caudaler Richtung,die Brustwirbelsäu- zel (Hilum pulmonis),dem Eintrittsort der Bronchien
le flektiert leicht. Diese komplexen Bewegungen wer- sowie der Blut- und Lymphgefäße in die Lunge, gehen
den durch ein Zusammenwirken von Bewegungen in Rippenfell und Lungenfell ineinander über. Zwischen
den Rippenwirbelgelenken und in den sternocostalen ihnen liegt der Pleuraspalt,der mit seröser Flüssigkeit
Verbindungen mit der Elastizität der Rippenknorpel gefüllt ist, sodass Brust- und Rippenfell nicht anein-
ermöglicht. ander reiben.Im Pleuraspalt herrscht ein Unterdruck,
durch den Lungen- und Rippenfell einander anliegen,
Die Lunge (Pulmo) und das Brustfell (Pleura) dabei aber gegeneinander verschieblich bleiben. Der
In der Lunge findet die äußere Atmung, der Gasaus- Negativdruck gewährleistet, dass die Lunge jeder
tausch zwischen Atemluft und Blut statt. Beide Lun- Formveränderung des Brustkorbs folgt.
genhälften sind vom Brustfell überzogen. Sie füllen Die Lungen reichen meist nicht so weit nach cau-
die Pleurahöhlen, die mit dem mittleren Teil der Tho- dal wie die Pleura parietalis. Der Anteil des Rippen-
Kehlkopf
Schilddrüse
Trachea
Lungen-
wurzel
Lunge
Herz
Zwerchfell
Leber
Magen
Dickdarm
Niere
Abb. 1.3. Lage der Lunge von ventral Abb. 1.4. Lage der Lunge von dorsal
4 1 Anatomische und physiologische Grundlagen
Theorie
Oberlappen
Mittellappen
Unterlappen
Abb. 1.5. Lage der Lungensegmente von ventral Abb. 1.6. Lage der Lungensegmente von dorsal
fells, der dem Zwerchfell aufliegt (Pleura parietalis, Baucheingeweide gestoppt wird, fungiert das Cen-
Pars diaphragmatica) und der an den Rippen angren- trum tendineum als Punctum fixum. Durch das Zu-
zende Teil (Pleura parietalis, Pars costalis) verlaufen sammenspiel der Intercostalmuskulatur und des Dia-
im unteren Bereich parallel. Bewegt sich das Zwerch- phragmas erfolgt das Anheben der Rippen. Dies wird
fell bei der Inspiration nach caudal, gleitet die Lunge als Eimerhenkel-Bewegung bezeichnet. Vorausset-
in einen sogenannten „Reserveraum“ (Recessus) der zung für diesen Effekt ist eine gute Funktion der
Pleurahöhle und kann ihr Volumen somit ausdehnen. Bauchmuskulatur. Ein geringer Bauchmuskeltonus
vergrößert die Bewegung der Bauchwand zu Lasten
Ausgewählte wichtige Atemmuskeln der Eimerhenkel-Bewegung der unteren Rippen.
Inspiratorische Atemmuskeln An der Ruhe-Inspiration sind außerdem die
Die Einatmung erfolgt unter Ruhebedingungen aktiv Mm. scaleni beteiligt, die das erste und zweite Rip-
über die inspiratorischen Atemmuskeln. Das Zwerch- penpaar und damit den oberen Teil des knöchernen
fell ist der wichtigste Inspirationsmuskel. Es trennt Brustkorbs anheben. Diese Bewegung nach ventral
die Brusthöhle von der Bauchhöhle. Ursprung seiner und cranial wird als Pumpschwengel-Bewegung be-
drei muskulären Teile (Pars sternalis, Pars costalis, zeichnet. Die Inspirationsfunktion der Mm. scaleni
Pars lumbalis) ist die untere Thoraxwand und die LWS kann durch leichtes Zurückbeugen des Halses ver-
(s. Abb. 1.7 und Abb. 1.8). Von diesem breiten Ur- stärkt werden (s. Abb. 1.9).
sprung ziehen die Fasern zu einer zentralen Sehnen-
struktur (Centrum tendineum). Im Zwerchfell befin- Inspiratorische und exspiratorische
den sich Öffnungen, die den Durchtritt der Aorta, der Atemhilfsmuskeln
Vena cava inferior,der Speiseröhre (Oesophagus) und Die Zwischenrippenmuskeln Mm.intercostales inter-
einiger Nerven bzw. Nervenfasern erlauben. Inner- ni, die im Rippenknorpelbereich Mm. intercartilagi-
viert wird das Zwerchfell von den Nervi phrenici. nei genannt werden und die Mm. intercostales exter-
Während der Inspiration sinkt das Zwerchfell durch ni sind je nach Rippenstellung an der inspiratorischen
die Kontraktion seiner muskulären Anteile ab. Dabei (Mm. intercostales externi und Mm. intercostales
wirkt die Pars sternalis mit ihrem Ursprung am Brust- interni, Pars intercartilaginei) bzw. exspiratorischen
bein als Punctum fixum. Der Thoraxinnenraum wird Bewegung (Mm. intercostales interni) beteiligt. Das
vergrößert und durch den nachfolgenden Druckaus- absolute Ausmaß ihrer Anteile an der tatsächlichen
gleich strömt Außenluft in die Lunge ein. Sobald das Bewegung wird in der Literatur noch diskutiert (De
Zwerchfell in seiner Absenkung durch den Zug der Troyer et al.,1985; Wilson et al.,2001).Bei Ruheatmung
Organe im Mediastinum und den Widerstand der stabilisieren die Mm. intercostales interni et externi
1.1 Das Atmungssystem 5
Centrum tendineum
Bewegungsrichtung
1
Pars sternalis bei Einatmung
Pars lumbalis
Pars costalis
Pars sternalis
Pars costalis
Abb. 1.7. Zwerchfell von ventral Abb. 1.8. Zwerchfell von lateral
M. sternocleidomastoideus
Mm. scaleni M. sternocleidomastoideus
M. pectoralis major
Abb. 1.9. Inspiratorische Atemmuskeln von ventral Abb. 1.10. Funktion inspiratorischer Atemhilfsmuskeln von ventral
6 1 Anatomische und physiologische Grundlagen
den Brustkorb als Haltemuskeln und tragen zu den Die Ausatmung erfolgt in Ruhe passiv durch die Re-
Rumpfbewegungen bei.Weiterhin können bei forcier- traktionskraft der Lunge und das Nachlassen der
Theorie
ter Inspiration verschiedene Rumpfmuskeln die Ver- Spannung von Diaphragma und der Mm. scaleni. In
größerung des Thoraxinnenraums verstärken. Ist der der Aufrichtung wirkt zusätzlich die Schwerkraft, die
Schultergürtel fixiert, z. B. durch aufgestützte Arme, Rippen sinken durch ihr eigenes Gewicht. Bei ver-
wirkt der M.pectoralis major durch Vertauschung von stärkter Ausatmung durch Belastung, bei Behinde-
Punctum fixum und Punctum mobile inspiratorisch. rung der Exspiration, beim Sprechen, Singen, Husten,
Der M.sternocleidomastoideus kann bei vollstän- Niesen oder Lachen wird die Ausatmung aktiv durch
diger Ruhehaltung des Kopfes die Inspiration durch die exspiratorischen Atemhilfsmuskeln unterstützt.
Heben des Brustbeins unterstützen. Er wird nur Die Muskeln der Bauchwand (M.rectus abdominis,
atemwirksam, wenn die Intercostalmuskulatur ge- Mm. obliqui externus et internus abdominis und
lähmt oder ausgeschaltet ist (s. Abb. 1.10). M. transversus abdominis) sind sehr kräftige Muskeln,
mit deren Hilfe der intraabdominale Druck erhöht wird
und forciert ausgeatmet werden kann (s. Abb. 1.11).
MEMO Die sich kontrahierenden Bauchmuskeln senken
den unteren Thoraxrand.Der transversale und der sa-
inspiratorische Atemmuskeln: gittale Durchmesser des Bauchraums werden verklei-
• Diaphragma nert. Der hohe intraabdominale Druck verlagert die
• Mm. scaleni Baucheingeweide nach cranial, sie schieben das Dia-
phragma in Richtung Thorax (Exspirationsstellung).
inspiratorische Atemhilfsmuskeln: Hierdurch wird das Zwerchfell gedehnt und kann in
• Mm. intercostales externi der folgenden Inspiration mehr Kraft entwickeln. Die
• Mm. intercostales interni, Pars intercartilaginei Mm. intercostales interni senken die Rippen bei for-
• M. pectoralis major cierter Exspiration (s. Abb. 1.12).
• M. sternocleidomastoideus
Mm. intercostales
interni
M. rectus
abdominis
M. obliquus
externus
abdominis
M. obliquus
externus
M. obliquus
internus
abdominis M. obliquus internus
M. rectus abdominis
M. transversus abdominis
Abb. 1.11. Exspiratorische Atemmuskeln von ventral Abb. 1.12. Funktion exspiratorischer Atemhilfsmuskeln von ventral
1.1 Das Atmungssystem 7
MEMO VORSICHT
1
exspiratorische Atemhilfsmuskeln: • Durch einen Stimmritzenverschluss nach der Inspira-
• Mm. intercostales interni tion bei Anspannung der Exspirationsmuskulatur
• M. rectus abdominis wird ein hoher intrathorakaler und intraabdominaler
• Mm. obliqui externus et internus abdominis Druck aufgebaut. Dieses Atempressen z. B. beim
• M. transversus abdominis Heben schwerer Lasten (s. S. 145, Anheben eines
Gewichtes mit der Ausatmung) und bei der Defäka-
tion ist therapeutisch oft unerwünscht.
Die Atemwege
Die Atemwege oberhalb des Kehlkopfes bezeichnet
man als obere Luftwege. Zu ihnen zählen die Nase mit
den Nasenhöhlen,die Nasennebenhöhlen und der Ra- MEMO
chen. In der Nase und den Nasennebenhöhlen wird
die eingeatmete Luft gereinigt, angefeuchtet und vor- obere Luftwege:
gewärmt. Der Rachen ist der Durchtrittsort für Nah- • Nase mit Nasenhöhlen
rung und Luft. Die unteren Luftwege befinden sich in • Nasennebenhöhlen
Hals und Thorax. Sie werden vom Kehlkopf, der Luft- • Rachen
röhre,den Bronchien und den Lungen gebildet (s.Abb.
1.13 und Abb. 1.14). untere Luftwege:
Der Kehlkopf spielt eine Rolle als Stimmbildungsort. • Kehlkopf
Die Stimmritze (Rima glottidis) im Kehlkopfapparat • Luftröhre
wird beim Schluckvorgang und vor einem Hustenstoß • Bronchien
reflektorisch geschlossen. • Lungen
Kehlkopf
Luftröhre mit
Knorpelspangen
Rachen
Nase mit
Nasenhöhlen und Kehlkopf rechter linker Hauptbronchus
Nasennebenhöhlen Hauptbronchus
Luftröhre
Lappenbronchien
Bronchien rechter
Ober- Lappenbronchien
Lunge lappen
linker
rechter Ober-
Mittel- lappen
lappen
linker
rechter Unter-
Unter- lappen
lappen
Die Luftröhre ist ein elastisches Rohr, das eine Längs- Die Alveolen besitzen ein Stützgerüst aus elastischen
dehnung ohne gleichzeitige Verengung möglich Fasern.Das Alveolarepithel besteht aus Pneumozyten I
Theorie
macht. Sie beginnt unterhalb des Kehlkopfes und teilt und II. Die Pneumozyten vom Typ II bilden eine Sub-
sich auf der Höhe des vierten Brustwirbels in der Luft- stanz, welche die Oberflächenspannung herabsetzt
röhrengabel (Bifurcatio tracheae) in die zwei Haupt- und somit die Entfaltung der Alveole gewährleistet
bronchien (Bronchi principales). Die Trachea wird (s. Abb. 1.18). Dieser Surfactant (Kunstwort aus surfa-
ventral von hufeisenförmigen Knorpelspangen ge- ce active agent = oberflächenaktive Substanz) kleidet
stützt. Die Hinterwand wird von glatten Muskelfasern die Alveolen gleichmäßig aus. Er begrenzt sowohl die
und in Längsrichtung gebündelten,elastischen Fasern Oberflächenvergrößerung der Alveolen (verhindert
gebildet.In der Hinterwand finden sich viele Schleim- ein Platzen) als auch deren Verkleinerung. In der In-
drüsen. Die ganze innere Schleimhautschicht der spirationsphase vergrößert sich die Gesamtoberflä-
Luftröhre trägt ein Flimmerepithel, das Schleim und che auf maximal 120 m2; in der Expirationsphase kann
eingedrungenen Staub rachenwärts transportiert. sie sich auf ca. 80 m2 verkleinern. Außerdem schützt
Die zwei Hauptbronchien versorgen je eine Lun- der Surfactant die Alveolen vor einer Austrocknung
genhälfte. Sie besitzen ebenfalls Knorpelspangen (s. Abb. 1.19).
(s. Abb. 1.14). An der Lungenwurzel teilen sich der
rechte Hauptbronchus in drei Lappenbronchien
(Bronchi lobares),der linke in zwei Lappenbronchien. Bronchien
Die Außenwand der Lappenbronchien ist von platten-
förmigen, unregelmäßig angeordneten Knorpelstü-
cken besetzt. An der Innenseite erlaubt ein Fasernetz
aus glatten Muskelfasern einen Verschluss des Lu-
mens. Im weiteren Verlauf verzweigen sich die Lap-
penbronchien zu Segmentbronchien (Bronchi seg-
mentales), kleinen Bronchien und Bronchiolen. Die
gesamte Wegstrecke ist mit Flimmerepithel ausge-
kleidet.
Im Bronchialbaum verringern sich die Knorpel-
plättchen zur Peripherie hin. Die Bronchiolen weisen
keine Knorpelanteile mehr auf (s. Abb. 1.15). Die gro-
ßen Bronchien verfügen über so viel Eigensteifigkeit,
dass sie auch bei einem Lungenkollaps offen bleiben.
Die kleinen Bronchien, Bronchiolen und die nachfol-
genden Alveolen können jedoch kollabieren. Kolla-
bierte Alveolen, in denen sich wenig oder keine Luft
befindet, nennt man Atelektasen.
Bronchiolen
Als Lobulus bezeichnet man drei bis fünf Endver-
zweigungen der Bronchiolen (Bronchioli terminales),
die sich in Bronchioli respiratorii und die Alveolen
aufteilen. Ein Azinus ist die respiratorische Einheit, Bronchiolus terminalis
die von einem Bronchus terminalis versorgt wird
(s.Abb. 1.16). Zwischen einzelnen Azini und Lobuli ist
ein Luftübertritt über interbronchiale, bronchoalveo-
lare Kollaterale und interalveolare Kollaterale (Kohn- Bronchus respiratori
Lobuli
Poren) möglich. Die Alveolen sind von einem dichten
Kapillarnetz umgeben. Hier findet der eigentliche Alveolen
Gasaustausch statt (s. Abb. 1.17).
Abb. 1.15. Gliederung des Bronchialbaums
1.1 Das Atmungssystem 9
interpulmonale
Blutversorgung
1
terminalis
Arteria pulmonalis
glatter Muskel
elastische Faser Kapillargeflecht
über Alveolen
Azinus
Alveolen
interalveolare Poren
(Kohn-Poren)
Surfactantfilm
Alveolarraum
Bronchiolus
Surfactantfilm
Bronchialepithel
mit Flimmer- und
Pneumozyt II Becherzellen
Pneumozyt I
Pneumozyt I
Pneumozyt II
Alveolarkapillare Alveolarkapillaren
mit Erythrozyten mit Erythrozyten
Abb. 1.18. Bildung des Surfactant Abb. 1.19. Surfactant in der Alveole und dem Bronchiolus
10 1 Anatomische und physiologische Grundlagen
• Das Atmungssystem ermöglicht mit seinen Organen • Welche anatomischen Strukturen sind an der Atmung
die äußere Atmung: den Sauerstoff- und Kohlen- beteiligt?
dioxidaustausch zwischen der Atemluft und dem Blut
des Lungenkreislaufs. • Aus welchen Anteilen besteht der knöcherne Thorax?
• Beim Atmungsvorgang spielen neben den Atem- • In welchen Ebenen erweitert sich der Brustkorb bei
wegen auch das Zwerchfell, das Brustfell, der Brust- der Atmung?
korb und die Muskeln, die das Heben und Senken der
Rippen ermöglichen, eine Rolle. Der Brustkorb um- • Wie gliedert sich die rechte bzw. die linke Lungen-
schließt die Thoraxhöhle. Bei der Atmung kommt es hälfte?
zu einer Erweiterung und Verengung des Thorax.
Diese Bewegungen werden durch die Rippenwirbel- • Beschreiben Sie Bau und Funktion der Pleura.
gelenke, die sternocostalen Verbindungen und die
Elastizität der Rippenknorpel ermöglicht. • Erklären Sie die Funktion des Zwerchfells.
• Die Thoraxinnenwand ist mit dem Rippenfell ausge- • Welche weiteren Muskeln sind unter Belastung an der
kleidet; das Lungenfell umschließt die Lunge. Einatmung beteiligt?
Zwischen ihnen liegt der Pleuraspalt, der mit seröser
Flüssigkeit befeuchtet ist. • Beschreiben Sie die Ein- bzw. Ausatmung unter Ruhe-
bedingungen.
• Durch den Unterdruck im Pleuraspalt folgt die Lunge
den Bewegungen des Brustkorbs. • Welche Rolle spielt die Bauchmuskulatur bei der
Atmung?
• Die Atemmuskulatur leistet die eigentliche Atemar-
beit. Unter Ruhebedingungen ist die Einatmung ein • Nennen Sie die Bestandteile der oberen und der
aktiver Vorgang, die Ausatmung erfolgt passiv durch unteren Luftwege.
ein Nachlassen der Einatemmuskelspannung und die
Retraktionskraft der Lunge. Ein- und Ausatmung kön- • Wann tritt ein Stimmritzenverschluss auf?
nen durch Atemhilfsmuskeln aktiv verstärkt werden.
• Wie verändert sich die anatomische Struktur vom
• Durch die oberen und unteren Luftwege wird die Bronchus principalis bis zum Bronchiolus terminalis?
Atemluft bis zu den Alveolen geleitet. Dort findet der
eigentliche Gasaustausch statt. Im Bronchialbaum • Was ist eine Atelektase?
verringern sich die stützenden Knorpelanteile zur
Peripherie hin. An der mukoziliaren Clearance ist das • Wo wird der Surfactant gebildet?
Flimmerepithel, mit dem die Luftwege bis zu den
Bronchiolen ausgekleidet sind, beteiligt. Der Surfac- • Welche Aufgaben hat der Surfactant?
tant kleidet die Alveolarinnenwand aus und verhin-
dert das Kollabieren der Alveolen.
1.2 Atemmechanik 11
1
LERNZIELE Die Atemruhe
Als Atemruhe (im Lungenfunktionstest: Atemruhela-
Kenntnisse über: ge) bezeichnet man die Lungen-/Brustkorbsituation
• den mechanischen Ablauf von Atemruhe, zwischen Ausatmung und Einatmung (s. Abb. 1.20).
Einatmung und Ausatmung in Ruhe Die Atemmuskeln sind entspannt. Der Druck im Tra-
sowie bei körperlicher Belastung cheobronchialbaum entspricht dem atmosphärischen
Druck. Die elastische Kraft der Thoraxwand zieht
nach außen und ist genauso groß wie die nach innen
Der Atemzyklus gerichtete elastische Kraft der Lunge (Retraktions-
In Ruhe besteht der Atemzyklus aus Einatmung, Aus- kraft). Es findet keine Bewegung statt. Es strömt kei-
atmung und Atemruhe. Diese drei Phasen sind annä- ne Luft.
hernd gleich lang. Bei körperlicher oder psychischer
Belastung verkürzt sich die Atemruhe oder ver- Die Einatmung (Inspiration)
schwindet ganz.Die Veränderungen der Ein- und Aus- Während der Einatmung kontrahieren die Einatem-
atemphasen hängen vom Trainingszustand und dem muskeln und erweitern den Brustraum.
Einsatz „erlernter Muster“ ab. Beispiel eines solchen Die Lunge ist über die Pleura mit dem Brustkorb
Musters ist eine willentlich verlängerte Ein- oder Aus- verbunden und folgt seiner Bewegung.Dabei wird die
atmung. Auch das Ausatmen gegen Widerstand wie Retraktionskraft der Lunge überwunden und ihr Vo-
2 1 2 1
3 3
5
Abb. 1.20. Thorakale Druckverhältnisse in Atemruhe Abb. 1.21. Thorakale Druckverhältnisse während der Einatmung
Die elastische Kraft der Thoraxwand (1) und die Retraktionskraft Die Kontraktionskraft der Einatemmuskulatur (4) wirkt zusam-
der Lunge (2) sind gleich groß. Sie wirken einander entgegen. Im men mit der elastischen Kraft der Thoraxwand (1). Die Retrak-
Pleuraspalt entsteht dadurch ein negativer Druck (3). Der Alveo- tionskraft der Lunge (2) wird überwunden. Der Pleuradruck (3)
lardruck entspricht dem atmosphärischen Druck. sinkt, der Alveolardruck (5) wird negativ. Luft strömt ein.
12 1 Anatomische und physiologische Grundlagen
Vorgang wird als atemsynchrone Bronchialkaliber- Die Retraktionskraft der Lunge verkleinert das Lun-
schwankung bezeichnet. genvolumen, der Brustkorb folgt der Bewegung, der
In der Lunge entsteht ein Unterdruck, der intra- Bronchialquerschnitt wird kleiner. In der Lunge ent-
pulmonale Druck wird negativ (s. Abb. 1.21). Die Luft steht ein Überdruck, der intrapulmonale Druck wird
strömt in die Lunge, bis der Druckausgleich zwischen positiv (s.Abb.1.23).Die Luft strömt aus der Lunge,bis
dem intrapulmonalen und dem atmosphärischen der Druckausgleich zwischen dem intrapulmonalen
Druck erreicht ist. und dem atmosphärischen Druck erreicht ist.In Ruhe
ist die Ausatmung ein passiver Vorgang.
Die Einatmung bei körperlicher Belastung
Bei körperlicher Belastung erfolgt ein stärkerer Ein- Die Ausatmung bei körperlicher Belastung
atemimpuls vom Atemzentrum. Eine größere Brust- Bei körperlicher Belastung wird die Retraktionskraft
raumerweiterung kann durch verstärkten Einsatz der der Lunge durch den Einsatz der Ausatemmuskulatur
inspiratorischen Atemmuskulatur sowie der inspira- unterstützt. Der intrapulmonale Druck steigt auf-
torischen Atemhilfsmuskulatur erreicht werden. Da- grund der Muskelaktivität stärker an als bei der Aus-
durch wird das Lungenvolumen (und der Bronchial- atmung in Ruhe. Das Lungenvolumen (und der Bron-
querschnitt) stärker vergrößert und mehr Luft strömt chialquerschnitt) wird stärker verkleinert. Das exspi-
in die Lunge. Das inspiratorische Reservevolumen ratorische Reservevolumen (s. S. 20) wird genutzt.
(s. S. 20) wird genutzt (s. Abb. 1.22). Eine forcierte Ausatmung wird außer bei körperlicher
Belastung auch beim Sprechen, Lachen, Niesen und
Husten erforderlich.
3 2 3
5 2 1
Abb. 1.22. Thorakale Druckverhältnisse in maximaler Abb. 1.23. Thorakale Druckverhältnisse während der Ausatmung
Einatemstellung Die Retraktionskraft der Lunge (2) ist stärker als die elastische
Die elastische Kraft der Thoraxwand wirkt nicht in maximaler Ein- Kraft der Thoraxwand (1). Der Pleuradruck (3) ist negativ. Der Al-
atemlage. Die Retraktionskraft der Lunge (2) ist sehr groß. Der veolardruck (5) wird positiv. Luft strömt aus.
Pleuradruck (3) ist stärker negativ als in Atemruhe. Der Alveolar-
druck entspricht dem atmosphärischen Druck.
1.3 Der Gasaustausch 13
1.3 Der Gasaustausch trieben findet in den Alveolen der Gasaustausch zwi-
schen Atemluft und Kapillarblut statt (s. Abb. 1.24).
Auf dem Weg aus der Alveole in das Kapillarblut
1
LERNZIELE durchwandern die Sauerstoffmoleküle den Surfac-
tant, das Alveolarepithel, die miteinander verschmol-
Kenntnisse über: zenen Basalmembranen von Alveolar- und Kapillar-
• Diffusionsvorgänge bei der Atmung epithelzellen, das Kapillarepithel, das Kapillarblut-
• Lungenbelüftung und Lungendurchblutung und plasma und die Membran der Erythrozyten (s. Abb.
deren Verhältnis zueinander 1.25). Die Kohlendioxidmoleküle legen die Strecke in
entgegengesetzter Richtung zurück. Je größer der
Konzentrationsunterschied von Sauerstoff und Koh-
Der Gasaustausch zwischen Alveolarluft und Kapil- lendioxid ist, desto schneller diffundieren die Mole-
larblut ist ein Diffusionsvorgang. Er wird durch die küle in Richtung Konzentrationsausgleich.
Belüftung (Ventilation) und durch die Durchblutung
(Perfusion) der Lunge ermöglicht. Lungenbelüftung
Ventilation ist die Bewegung von Luft durch die Atem-
Diffusion wege bis zu den Alveolen. Die Einatemluft wird auf ih-
Moleküle in Gasen und Flüssigkeiten haben die Ten- rem Weg durch die oberen Luftwege gereinigt, ange-
denz, vom Ort der höheren Konzentration zum Ort feuchtet und auf Körpertemperatur erwärmt. So vor-
der niedrigeren Konzentration zu wandern.Der resul- bereitet erreicht sie die Alveolen. Die Ventilation
tierende Konzentrationsausgleich kann dabei umso erneuert das für die Diffusion notwendige Konzen-
schneller erfolgen, je größer der Konzentrations- trationsgefälle von Sauerstoff und Kohlendioxid. Sau-
unterschied zu Beginn und je kürzer die zurück- erstoff wird mit der Einatmung zugeführt und Koh-
zulegende Strecke ist. Diesen Vorgang nennt man Dif- lendioxid mit der Ausatmung abgeatmet.
fusion. Der Konzentrationsunterschied spielt beim Nicht alle Lungenabschnitte werden gleich stark
Gasaustausch zwischen Alveolarluft und Kapillarblut belüftet. Im Sitzen und Stehen werden die oberen Ab-
eine entscheidende Rolle. Die Inspiration befördert schnitte durch das Eigengewicht der Lunge gedehnt.
Luft bis an die Eingänge der Alveolen. Die Durchmi- Die Alveolarwände sind dann dort im Vergleich zu den
schung der eingeatmeten Luft mit der Alveolarluft ge- tiefer gelegenen Lungenabschnitten steifer,so dass die
schieht durch Diffusion.Ebenfalls durch Diffusion ge- Alveolen der Lungenspitze nicht so viel Atemluft auf-
Plasma
verschmolzene
Basalmembranen
Kapillarepithel
Membran
des Erythrozyten
Kapillare
Erythrozyt Hämoglobin
Gasaustausch Gasaustausch
(CO2 in die Alveole) (O2 in die Kapillare)
Abb. 1.24. Gasaustausch zwischen Alveolarluft und Kapillarblut Abb. 1.25. Diffusion zwischen Alveole und Kapillare
14 1 Anatomische und physiologische Grundlagen
nehmen können wie die Alveolen der Lungenbasis. Die Drücke im Lungenkreislauf sind im Vergleich zum
Nicht die gesamte eingeatmete Luft erreicht die Alve- Körperkreislauf sehr niedrig. Der hydrostatische
Theorie
olen. Bei jedem Atemzug verbleibt ein Teil der Ein- Druck in den Lungengefäßen unterliegt der Schwer-
atemluft in den Atemwegen ohne am Gasaustausch kraft. Dadurch ist die Lungendurchblutung inhomo-
teilzunehmen. Das Volumen dieser nicht am Gasaus- gen verteilt. Im Sitzen und Stehen ist die Perfusion in
tausch beteiligten Luftwege wird als anatomisches To- der Lungenbasis deutlich größer als in den Lungen-
traumvolumen bezeichnet und entspricht beim Er- spitzen. Bei körperlicher Anstrengung kommt es zu
wachsenen ungefähr 150 ml. Die Luft, die sich nach ei- einer Steigerung der Perfusion der Lunge.
ner Exspiration im Totraum befindet, wird bei der
nächsten Inspiration mit der frisch eingeatmeten Luft Ventilations-Perfusions-Verhältnis
durchmischt. Für einen effektiven Gasaustausch ist eine gute Ab-
Der Anteil der Einatemluft, der zwar in die Alveo- stimmung zwischen Ventilation und Perfusion auf al-
len gelangt, dort aber nicht mit Kapillarblut in Berüh- veolarer Ebene ausschlaggebend. Ein ideales Verhält-
rung kommt, wird als alveoläres Totraumvolumen nis entspricht einem Ventilations-Perfusions-Quo-
bezeichnet.Anatomisches und alveoläres Totraumvo- tienten von 1. Dieser Quotient wird aber selbst in einer
lumen ergeben zusammen das funktionelle Totraum- gesunden Lunge selten erreicht.
volumen. In der Aufrichtung nimmt die Ventilation von der
Lungenbasis zur Lungenspitze hin ab.Auch die Perfu-
Lungendurchblutung sion wird von basal nach apikal geringer. Da das Per-
Perfusion der Lunge ist das Durchströmen der Lun- fusionsgefälle größer ist als das Ventilationsgefälle,
genkapillaren mit Blut. Das venöse Blut aus dem Kör- steigt der Ventilations-Perfusions-Quotient von ca.0,6
perkreislauf gelangt über den rechten Vorhof, die an der Basis auf ca. 3 an der Lungenspitze an. Das be-
rechte Herzkammer und die Pulmonalarterien in das deutet, dass apikal die Belüftungsgröße das dreifache
Lungenkapillarbett (s. Abb. 1.26). Die Lungenkapilla- der Durchblutungsgröße erreicht,die Lunge ist also in
ren umgeben die Alveolen netzartig und besitzen so- den obenliegenden Abschnitten stärker belüftet als
mit eine sehr große Gesamtoberfläche.Durch den hier durchblutet. In den unteren, abhängigen Abschnitten
stattfindenden Gasaustausch wird das venöse Blut mit ist sie stärker durchblutet als belüftet. Diese Verände-
Sauerstoff angereichert (arterialisiert). rungen treten abhängig von der Schwerkraft in allen
Körperhaltungen auf (s. Abb. 1.27).
Lungenbasis a b Lungenbasis
(basal) (basal)
1.4 Atemregulation
ZUSAMMENFASSUNG
1
LERNZIELE Atemmechanik, Gasaustausch,
Atemregulation
Kenntnisse über: • Ein Atemzyklus besteht aus Einatmung, Ausatmung
• die Regulationsmechanismen der Atmung und Atemruhe.
• In Atemruhe sind die Atemmuskeln entspannt, der
intrapulmonale Druck entspricht dem atmosphäri-
Das Verhältnis von Sauerstoff zu Kohlendioxid in Blut schen Druck. Es strömt keine Luft.
und Liquor cerebrospinalis bestimmt den Säure-Ba- • Während der Einatmung kontrahieren die Einatem-
sen-Haushalt des Organismus. Ein Großteil der beim muskeln und erweitern den Thorax. Über die Verbin-
Stoffwechsel anfallenden Säure wird in Form von dung von Brustkorb und Lunge durch die Pleura wird
Kohlendioxid über die Lunge ausgeschieden. So hat das Lungenvolumen vergrößert. Durch den entste-
die Atmung einen wesentlichen Anteil an der Regula- henden negativen intrapulmonalen Druck strömt die
tion des Säure-Basengleichgewichts. Luft ein.
Chemorezeptoren im Teilungswinkel der Arteria • Bei der Ausatmung lässt die Einatemmuskelspan-
carotis communis und am Aortenbogen registrieren nung nach. Die Retraktionskraft der Lunge verkleinert
einen Abfall des arteriellen Sauerstoffpartialdrucks. das Lungenvolumen. Der intrapulmonale Druck wird
Rezeptoren im verlängerten Mark (Medulla oblonga- positiv, Luft strömt aus.
ta) reagieren auf einen Anstieg des Kohlendioxidpar- • Am Ende der Einatmung und der Ausatmung sind der
tialdrucks. Die Chemorezeptoren melden ein Miss- intrapulmonale Druck und der atmosphärische Druck
verhältnis von Sauerstoff und Kohlendioxid an das ausgeglichen.
Atemzentrum in der Medulla oblongata. • Bei körperlicher Belastung erhöht sich der Einsatz der
Zusätzlich leiten afferente, vegetative Fasern In- Atemmuskulatur.
formationen u. a. aus dem Herz-Kreislaufsystem, der • Der Gasaustausch in der Lunge ist ein Diffusionsvor-
Lunge, den Gelenken und der Muskulatur an das gang. Der Kohlendioxid- und Sauerstoffaustausch
Atemzentrum. Dort werden diese Reize mit Informa- sind dabei von den Konzentrationsunterschieden bei-
tionen aus der Großhirnrinde, der Brücke (Pons) und der Gase zwischen Atemluft und Kapillarblut und von
der Formatio reticularis koordiniert. Die Reizleitung der Diffusionsstrecke abhängig.
führt von respiratorischen Neuronen in der Medulla • Die Ventilation ist die Bewegung der Luft durch die
oblongata über efferente Nerven zur Atemmuskula- Atemwege bis zu den Alveolen. Man unterscheidet
tur. alveoläre und Totraum-Ventilation.
So wird die Atemform, die sich aus Atemfrequenz, • Die Perfusion ist das Durchströmen der Lungenkapil-
dem Atemzugvolumen, der Atembewegung und dem laren mit Blut.Ventilation und Perfusion unterliegen
Atemrhythmus zusammensetzt, geregelt. Die rhyth- der Schwerkraft. Daraus ergibt sich, dass die Lunge
mische Bildung der Nervenimpulse läuft autonom ab, abhängig von der Ausgangsstellung inhomogen
wird also an Bedürfnisse des Organismus wie körper- belüftet bzw. durchblutet wird.
liche Arbeit, Sprechen oder Schlucken automatisch • Die Atmung hat einen wesentlichen Anteil an der Re-
angepasst. gulierung des Säure-Basen-Gleichgewichts. Chemore-
Schmerz, Kälte- und Wärmereize an der Haut, Än- zeptoren und afferente vegetative Fasern melden ein
derung der Körpertemperatur und Hormone beein- Missverhältnis von Sauerstoff und Kohlendioxid an
flussen die Atemform. das Atemzentrum. Efferente Nerven stimulieren die
Atemmuskulatur. So wird die Atemform an die Be-
dürfnisse des Organismus angepasst.
16 1 Anatomische und physiologische Grundlagen
Atemmechanik, Gasaustausch,
Atemregulation
1
LERNZIELE mehr Luft pro Zeiteinheit die Lunge durchströmt.
turbulente
Strömung
Bronchus bzw.
Bronchiolus
laminare
Strömung
niedrige Stromstärke
luft laminare und turbulente Strömungen. Laminare im Thorax. Während der Einatmung vergrößert sich
Strömungen zeichnen sich durch parallel zur Atem- daher ihr Durchmesser, in der Ausatmung verringert
wegswand laufenden Strömungslinien aus (s. Abb. er sich. Dieser Vorgang wird atemsynchrone Bronchi-
1.29). Der durch die Reibung der Gasmoleküle anein- alkaliberschwankung genannt (s. Abb. 1.30).
ander entstehende Atemwegswiderstand ist gering. Bei starkem Ausatemmuskeleinsatz wird der intra-
Turbulente Strömungen haben keine erkennbare pleurale Druck positiv und übersteigt den Druck in
Ordnung in ihren Strömungslinien (s. Abb. 1.28). Der den Atemwegen. Die großen Bronchien werden ver-
Atemwegswiderstand ist erhöht. engt, können dem Druck aber aufgrund ihrer Knor-
Turbulente Strömungen kommen hauptsächlich pelanteile besser standhalten als die Bronchiolen ohne
in der Trachea und in den großen Atemwegen bei ho- Knorpel. Diese neigen, vor allem bei einem vorge-
her Atemstromstärke vor, an Engstellen und Verzwei- schädigten oder instabilen Bronchialsystem,zum Kol-
gungen kommt es zu einer Mischform beider Strö- labieren. Die Luft in den davor liegenden Alveolen
mungsarten.Die zentralen Luftwege (von der Nase bis kann nicht ausgeatmet werden, der Weg ist „ver-
zu den Bronchien mit einem Durchmesser von sperrt“. Diesen Vorgang bezeichnet man auch als „air
>2 mm) weisen insgesamt einen geringen Gesamt- trapping“.Jeder Versuch,die Exspiration muskulär zu
querschnitt auf. Sie sind für 90 % des Atemwegs- verstärken, baut einen höheren Druck auf die Atem-
widerstands verantwortlich. Laminare Strömungen wege auf und verengt sie zusätzlich.
dominieren in den peripheren Luftwegen (Bronchien
mit einem Durchmesser von <2 mm und Bronchio-
len). Ihr Gesamtquerschnitt ist so groß, dass sie nur MEMO
für 10 % der Atemwegswiderstands verantwortlich
sind. Inspiration:
Den Druck, der den Luftstrom durch die Trachea • Bronchialdurchmesser groß
bewegt, bezeichnet man als treibenden Druck. Dieser Exspiration:
entspricht dem Druckunterschied zwischen Alveolar- • Bronchialdurchmesser klein
druck und atmosphärischem Druck.
Das Verhältnis des treibenden Druckes zur Atem-
stromstärke gibt Aufschluss über den Atemwegs-
widerstand. Bronchialdurchmesser
bei Inspiration
Bronchialdurchmesser
MEMO bei Exspiration
1.6 Reinigungsmechanismen Reizgase oder kalte Luft werden wirkungsvoll aus der
der Lunge Lunge transportiert.
Zunächst wird nach einer tiefen Einatmung die
1
Stimmritze reflektorisch geschlossen. Die Ausatem-
LERNZIELE muskeln spannen an und bauen eine große Druckdif-
ferenz zwischen alveolärem und atmosphärischem
Kenntnisse über: Druck auf. Dann öffnet sich die Stimmritze plötzlich
• die mukoziliare Clearance und die Ausatemluft strömt explosionsartig durch die
• den Hustenvorgang Atemwege. Hierbei entstehen sehr große Drücke, die
Trachea kann teilweise komprimiert werden, der Aus-
atemstrom erreicht Spitzengeschwindigkeit.
Mukoziliare Clearence Bewirkt der Hustenreiz ein Abhusten von Sekret
Die gesamten Atemwege einschließlich der Bronchio- oder einem inhalierten Fremdkörper,spricht man von
len sind mit Flimmerepithel ausgekleidet. Inhalierte produktivem Husten.
Fremdkörper werden mit dem in den Becherzellen Unproduktiver Husten hingegen wird meist durch
produzierten Sekret „eingepackt“ und durch koordi- eine Reizung der Hustenrezeptoren verursacht, und
nierte, peitschenartige Bewegung der Flimmerhär- nicht durch Fremdkörper oder Sekret hervorgerufen
chen (Zilien) mundwärts transportiert (mukoziliare (Reizhusten z. B. durch Entzündungsvorgänge). Er
Clearance). Die Anzahl der Zilien und ihre „Schlag- führt nicht zum Abhusten. Auch ein zu schwacher
zahl“ von 1000 bis 1500 Schlägen pro Minute nimmt Hustenstoß kann unproduktiv bleiben.
zur Peripherie hin ab. Bei einem instabilen Bronchialsystem kann der
hohe intrathorakale Druck die kleinen Atemwege zu-
Husten drücken, die Bronchiolen kollabieren und dort haf-
Das Husten ist ein Schutzreflex des Atmungssystems. tendes Sekret wird zurückgehalten (retiniert). Die
Es wird durch die Reizung mechanischer, chemischer Kompression der Gefäße im Thorax belastet das Herz-
und thermischer Rezeptoren in der Trachea und den Kreislaufsystem und kann zu Schwindel und Husten-
großen Luftwegen ausgelöst. Sekret, Fremdkörper, synkopen führen.
Schleim
Zilien
Flimmerzelle Becherzelle
(Schleimzelle)
Nerv
Basalzelle
Basalmembran
Lungenvolumina
LERNZIELE AZ/TV = Atemzugvolumen/Tidal Volumen
IRV = Inspiratorisches Reservevolumen
Kenntnisse über: + IK = Inspiratorische Kapazität
• Lungenvolumina und Lungenkapazitäten ERV = Exspiratorisches Reservevolumen
• Begriffe und Aussagen der Lungenfunktions- RV = Residualvolumen
untersuchung + FRK = Funktionelle Residualkapazität
VK = Vitalkapazität
+ TK = Totalkapazität
Die Luftmenge, die bei einer normalen Ein- und Aus- Das respiratorische Atemminutenvolumen (AMV)
atmung in Ruhe bewegt wird, macht etwa einen hal- gibt die Luftmenge an, die in einer Minute ventiliert
ben Liter aus.Sie wird als Atemzugvolumen (AZ) oder wird. Sie ergibt sich aus dem Produkt von Atemzug-
auch als Tidal-Volumen (TV) bezeichnet. volumen und der Atemfrequenz pro Minute.
Die Luftmenge, die nach einer normalen Inspira-
tion noch maximal eingeatmet werden kann, ist das
Inspiratorische Reservevolumen (IRV).
Inspirationskapazität (IK) wird die Summe aus
Atemzugvolumen und inspiratorischem Reservevolu- MEMO
men genannt. Es ist die Menge Luft, die aus der nor-
malen Ausatemlage (Atemruhelage) heraus eingeat- • AMV = AZV x Atemfrequenz/Minute
met werden kann.
Die Luftmenge, die nach einer normalen Exspira-
tion noch maximal ausgeatmet werden kann, wird als
Exspiratorisches Reservevolumen (ERV) bezeichnet. Atemruhelage und Atemmittellage
Das Volumen, das auch nach maximaler Aus- Als Atemruhelage bezeichnet man die Lungen-/Brust-
atmung in der Lunge verbleibt, ist das Residual- korbsituation zwischen Ausatmung und Einatmung.
volumen (RV). Im Lungenfunktionsdiagramm erscheint sie als Linie
Funktionelle Residualkapazität (FRK) wird die und gibt das Lungenvolumen in Atemruhe an
Summe aus exspiratorischem Reservevolumen und (s. Abb. 1.33).
dem Residualvolumen genannt. Es ist die Menge Luft, Die Atemmittellage gibt die Lungen-/Brustkorb-
die sich in der Atemruhelage in der Lunge befindet. situation in der Mitte des Atemzugvolumens an.Ist die
Die Vitalkapazität (VK) setzt sich aus dem Atem- Atemmittellage zur Inspiration hin verschoben
zugvolumen, dem inspiratorischen und dem exspira- (s. Abb. 1.34), ist dies ein Ausdruck für eine Verringe-
torischen Reservevolumen zusammen. Sie entspricht rung des inspiratorischen Reservevolumens bei
der Menge Luft,die nach einer maximalen Einatmung gleichzeitiger Vergrößerung der funktionellen Resi-
ausgeatmet werden kann. dualkapazität. Ist die Atemmittellage zur Exspiration
Die Totalkapazität (TK), die Summe von Vitalka- hin verschoben, verringert sich die FRK.
pazität und Residualvolumen, entspricht dem Luftvo-
lumen, das sich bei maximaler Einatmung in der Lun-
ge befindet (s. Abb. 1.32).
1.7 Lungenvolumina und Lungenkapazitäten 21
Volumen
TV = Tidal Volumen
IRV = Inspiratorisches Reservevolumen
1
+ IK = Inspiratorische Kapazität
ERV = Exspiratorisches Reservevolumen
RV = Residualvolumen
+ FRK = Funktionelle Residualkapazität
VK = Vitalkapazität
+ TK = Totalkapazität
Zeit
Abb. 1.32. Lungenkapazitäten
Lungenfunktionsuntersuchung
Zur Feststellung der einzelnen Lungenvolumina und wegen werden über eine Fluss-Volumen-Messung er-
-kapazitäten sowie zur Bestimmung der Atemwegs- mittelt.Hierzu wird nach einer maximalen Einatmung
widerstände steht die Lungenfunktionsprüfung im forciert, rasch und so vollständig wie möglich ausge-
Pneumotachographen oder im Bodypletysmogra- atmet.Das in einer Sekunde ausgeatmete Volumen be-
phen zur Verfügung. Die Volumina und Kapazitäten stimmt den FEV1 (= forced expiratory volume)
werden in Prozent der zu erwartenden Sollgrößen an- (s.Abb.1.35).Der FEV1-Wert wird in Relation zur nor-
gegeben. Die Strömungsverhältnisse in den Atem- malen Vitalkapazität als FEV1/VK % angegeben.
Atemmittellage
Atemmittellage
Atemruhelage
Atemruhelage
Abb. 1.33. Atemruhelage und Atemmittellage Abb. 1.34. Verschiebung der Atemmittellage
Die Atemruhelage gibt das Lungenvolumen in Atemruhe an. Die Ist die Atemmittellage zur Inspiration hin verschoben, wird das
Atemmittellage gibt das mittlere Lungenvolumen während ei- IRV kleiner und die FRK größer.
nes Ruheatemzuges an.
22 1 Anatomische und physiologische Grundlagen
FEV 1
Abb. 1.35. FEV 1
Exspirationsfluss
2
Inspirationsfluss
4 4
IRV VT ERV
Abb. 1.37. Fluss-Volumen-Kurve bei Obstruktion
Bei einer obstruktiven Ventilationsstörung verläuft die exspirato-
rische Kurve konvex. Der Ausprägungsgrad gibt Aufschluss über
TK den Schweregrad der Obstruktion.
1
Atemarbeit, Atemarbeit,
Reinigungsmechanismen der Lunge, Reinigungsmechanismen der Lunge,
Lungenvolumina und Lungenkapazitäten Lungenvolumina und Lungenkapazitäten
• Beim Passieren der Atemwege entstehen in der • Was versteht man unter atemsynchronen Bronchial-
Atemluft Strömungen.Turbulente Strömungen set- kaliberschwankungen?
zen der Luft einen höheren Atemwegswiderstand
entgegen als laminare Strömungen. • Welche Strukturen sind an der mukoziliaren
Clearance beteiligt?
• Den Druck, der den Luftstrom durch die Trachea be-
wegt, bezeichnet man als treibenden Druck. Das Ver- • Beschreiben Sie den Vorgang des Hustens.
hältnis des treibenden Drucks zur Atemstromstärke
gibt Aufschluss über den Atemwegswiderstand. Er • Wodurch unterscheiden sich produktiver und unpro-
wird bei der Lungenfunktionsuntersuchung gemes- duktiver Husten?
sen und als Resistance angegeben.
• Welche Atemvolumina und -kapazitäten kennen Sie?
• Der Bronchialdurchmesser verändert sich in Abhän-
gigkeit von Inspiration und Exspiration. • Was bedeutet „Atemmittellage“?
• Bei der mukoziliaren Clearance werden die in Sekret • In welcher Einheit wird der Flow angegeben?
eingekleideten Fremdkörper über die Bewegung der
Zilien mundwärts transportiert. • Wie wird der FEV 1-Wert ermittelt?
Bei einer forcierten Exspiration (z. B. autogene Drai- 2.5 Körperliche Belastung
nage, Huffing) wird willentlich die Muskelaktivität
beim Ausatmen erhöht. Der hohe Flow versetzt die an Bei körperlicher Belastung kommt es zu einer deut-
2
den Bronchien anliegende Schleimschicht in Schwin- lichen Steigerung des Herzzeitvolumens. Durch die
gung und transportiert sie in Richtung Trachea und große Elastizität der Arteria pulmonalis ist der Druck-
Mundraum. Im englischen Sprachraum nennt man anstieg in den Lungengefäßen deutlich geringer als
die therapeutische Anwendung einer vertieften Inspi- im Körperkreislauf, trotzdem kommt es zu einer
ration mit folgender forcierten Exspiration zum bes- gleichmäßigen Steigerung der Perfusion auch in den
seren Schleimtransport „active cycle of breathing Lungenspitzen.
technique“ (ACBT). In Folge des erhöhten Atemantriebs kommt es zu
einer gesteigerten Ventilation. Die Ausatmung wird
muskulär unterstützt, die Fließgeschwindigkeit der
2.3 Bronchialkaliberschwankungen Ausatemluft nimmt zu und verstärkt den Sekrettran-
sport.
Die Atemwege unterliegen den Druckschwankungen Unter Belastung wird die Ausschüttung der Kate-
im Thorax. Während der Einatmung vergrößert sich cholamine erhöht.Diese stellen die Bronchien weit,so
ihr Durchmesser, während der Ausatmung verringert dass sich die Ventilation und die Clearance verbes-
er sich. Bei einer vertieften Ein- und Ausatmung sind sern.
diese Bronchialkaliberschwankungen sehr groß. Sie
fördern die Ablösung des Schleims von der Bronchi-
alwand und seinen Transport zum Rachen. 2.6 Ausdauertraining
Bei einem instabilen Bronchialsystem besteht bei
aktiver Exspiration (z. B. Husten) eine Bereitschaft Unter Ausdauer wird allgemein die psycho-physische
zum Bronchialkollaps. Eine beim Ausatmen gesetzte Ermüdungswiderstandsfähigkeit des Sportlers ver-
Stenose (Husten gegen leicht geschlossene Lippen) standen (J. Weineck, 1994).
„bremst“ die Ausatemluft, verringert den Druckabfall In der Atemtherapie sind die Anpassungsmecha-
und verhindert eine zu starke Verengung des Bron- nismen des Organismus an die Ausdauerbelastung
chialdurchmessers. von Bedeutung: Führt eine Atemwegs-/Lungener-
krankung zu einer eingeschränkten Sauerstoffzufuhr,
wirkt eine Verbesserung der Sauerstoffausnutzung di-
2.4 Vibrationen und Klopfungen rekt auf die Lebensqualität. Der Patient erlebt sich im
Alltag körperlich belastbarer.
Vibrationen und Klopfungen sind Techniken,die zum Durch Ausdauertraining soll zum einen die aero-
Lösen und zur Hilfe beim Abtransport von Sekret ein- be Kapazität (die maximale Sauerstoffaufnahme),
gesetzt werden. Die manuell ausgelösten Schwingun- zum anderen die anaerobe Kapazität (sauerstoffun-
gen sollen über die Thoraxwand auf die Bronchien abhängige Energiegewinnung aus der Phosphataus-
wirken. Der Schleim löst sich leichter von den Bron- nutzung unter Bildung von Laktat) gesteigert werden.
chialwänden und kann besser abgehustet werden. In Das kardiopulmonale System reagiert vielfältig
der Literatur beschriebene Untersuchungen (Van der auf Ausdauertraining.
Schans et al., 1986; Wollmer et al., 1985) können diese Um mit Patienten ein angepasstes Ausdauertrai-
Wirkungen nicht bestätigen.Die Erfahrung zeigt aber, ning durchführen zu können, sind Grundkenntnisse
dass manche Patienten Klopfungen und Vibrationen, der Trainingslehre nötig (s. Kap. 7, S. 146 ff.).
eventuell durch die Anregung der Atmung, als Hilfe
beim Sekrettransport erleben.Vibrationen und Klop-
fungen sollten nur bei Patienten eingesetzt werden,
die in der Lage sind, aktiv abzuhusten. Sollte ein Ab-
sinken des Sauerstoffpartialdrucks beobachtet wer-
den, muss die Maßnahme abgebrochen werden.
26 2 Wirkungsprinzipien
Ausdauertraining
ventilatorische Lungenkapazität...............................................................vergrößert
Perfusionskapazität........................................................................................vergrößert
maximale Sauerstoffaufnahme..................................................................vergrößert
Tab. 2.1. Auswahl an Anpassungen des kardiopulmonalen Systems (nach Hollmann und Hettinger, 2000)
2.7 Entspannung 27
2
Person und äußeren Bedingungen unterschiedlich dämpft. Die elektrische Leitfähigkeit der Haut hängt
leicht und intensiv auftritt. Manche Menschen ent- von der Schweißdrüsen-Sekretion ab und nimmt
spannen intuitiv, andere lernen sich mit Hilfe einer daher in der Entspannung ab. Elektrodermale Verän-
Entspannungsübung oder eines Entspannungsver- derungen werden in Studien zur Wirkung von Ent-
fahrens zur Ruhe zu bringen. Nur durch regelmäßiges spannungstechniken als Indikatoren verwendet. Eine
Üben kann es gelingen, einer Stress auslösenden All- Erhöhung des Hautwiderstands entspricht einer Sen-
tagssituation leichter zu begegnen und danach kung der Hautleitfähigkeit und weist auf Entspan-
schneller wieder zu entspannen. nung hin.
Entspannung vollzieht sich auf einer physiologi-
schen und einer psychischen Ebene. Zentralnervöse Veränderungen
Für die Atemtherapie sind folgende Wirkungen Hirnelektrische Aktivitäten der Großhirnrinde, ge-
der Entspannung von Bedeutung: messen an der Schädeloberfläche, geben Auskunft
über den Wachheitsgrad einer Person. Im Elektro-
Neuromuskuläre Veränderungen enzephalogramm (EEG) lassen sich Zustände von
Während der Entspannungssituation werden die Rei- hoher Aufmerksamkeit bis zu Einschlafphasen und
ze auf das motorische System durch die Aufgaben- Schlafstadien differenziert bestimmen.
stellung reduziert. Das Gehirn erhält weniger Signale Zum Nachweis der Wirkung von Entspannungs-
und reagiert mit einer Verminderung der Signale an verfahren wird meist die Veränderung der Spontan-
die Organe. Die Spannung der Skelettmuskulatur aktivität im EEG herangezogen. Eine Veränderung
nimmt ab. zugunsten so genannter „Alphawellen“ weist auf
Eine Ausgangsstellung in der wenig Stützaktivität einen entspannten Wachzustand hin.
nötig ist (z. B. Liegen) fördert diesen Vorgang.
Psychische Ebene
Kardiovaskuläre Veränderungen Eine gelungene Entspannung vermittelt einen Ein-
Durch Entspannung wird die Sympathikus-Aktivität druck von Erholung und geistiger Frische. Negative
des autonomen Nervensystems gedämpft. Dies hat Gefühle wie z. B. Angst können abgebaut werden,
eine Gefäßerweiterung in der Peripherie (Vasodilata- angenehme Empfindungen verstärken sich.Durch die
tion), ein leichtes Sinken der Herzfrequenz und da- Verminderung der Wahrnehmungsschwelle für Außen-
durch eine Verringerung des arteriellen Blutdrucks reize steigt die Konzentrationsfähigkeit und das mo-
zur Folge. torische Aktivitätsniveau sinkt. Die Folge kann inne-
re Ruhe und Gelassenheit sein.
Respiratorische Veränderungen Die Atemtherapie selbst kann entspannend wir-
In der Entspannung wird das Atemzugvolumen klei- ken. Es können aber auch innerhalb der Atemtherapie
ner, die Atemfrequenz nimmt ab. Der Atemrhythmus Entspannungstechniken angewandt werden.
wird gleichmäßiger, die Pausen zwischen den Atem-
phasen werden länger. Die Atemform während einer
Entspannungsübung unterscheidet sich aber nicht
oder nicht wesentlich von der Atemform, die norma-
lerweise bei körperlicher Ruhe zu finden ist.
28 2 Wirkungsprinzipien
Wirkungsprinzipien Wirkungsprinzipien
• Die Schwerkraft beeinflusst das Ventilations-Perfu- • Welche Komplikationen können bei Drainagelagen
sions-Verhältnis der Lunge. Bei eingeschränkter Funk- mit negativem Kopfteil eintreten?
tion des Flimmerepithels wird die Schwerkraft thera-
peutisch zur Unterstützung des Sekrettransports ein- • Welche Auswirkung hat die Strömungsgeschwindig-
gesetzt. keit der Luft in den Atemwegen auf den Schleim-
transport und den Atemwegswiderstand?
• Eine geringe Strömungsgeschwindigkeit während
der Einatmung verbessert die Ventilation. Eine gerin- • Stellen Sie einen Zusammenhang zwischen Bronchi-
ge Strömungsgeschwindigkeit während der Ausat- alkaliberschwankungen und dem Schleimtransport
mung verringert den Atemwegswiderstand. Eine er- her.
höhte Strömungsgeschwindigkeit in der Ausatmung
unterstützt die bronchiale Reinigung. • Worauf müssen Sie bei der Anwendung von Vibratio-
nen und Klopfungen achten?
• Eine vertiefte Ein- und Ausatmung kann die Bronchi-
alkaliberschwankungen vergrößern und damit den • Welche kardiopulmonalen Wirkungen zeigt körper-
Schleimtransport verbessern. liche Belastung?
• Vibrationen und Klopfungen werden als sekretlösen- • Nennen Sie Anpassungen des kardiopulmonalen
de Techniken eingesetzt. Ihre Wirkung ist umstritten. Systems durch aerobes Ausdauertraining.
• Bei körperlicher Belastung kommt es zu einer Steige- • Erklären Sie die physiologischen und psychischen
rung des Herzzeitvolumens und somit zu einer Ver- Veränderungen durch Entspannung in der Atem-
besserung der Perfusion der Lunge. Der gleichzeitig therapie.
gesteigerte Atemantrieb verbessert die Ventilation.
3
Atemtherapie indizieren sind Atemnot (auch anfalls- rapie nicht nennbar. Bei Patienten mit Nebenerkran-
weise auftretend), Auswurf, Husten und respiratori- kungen müssen diese bei der Auswahl der Maßnah-
sche Funktionsstörungen. Die dazugehörigen Er- men mit berücksichtigt werden. Der Therapeut muss
krankungen der Lunge und der Atemwege sind: sich über die Wirkungsweise der gewählten Maßnah-
- chronisch-obstruktive Erkrankungen, z. B.Asth- men im Klaren sein, um schädigende Nebeneffekte zu
ma bronchiale, chronisch-obstruktive Bronchi- vermeiden. Beispielsweise setzen manuelle Thorax-
tis; kompressionen oder Stretchs am Thorax stabile Rip-
- restriktive Erkrankungen, wie z. B. Pneumonie, pen und Wirbelkörper voraus und sind somit bei ei-
Lungenfibrose, Mukoviszidose; ner fortgeschrittenen Osteoporose ungeeignet.
- chirurgische Erkrankungen nach Thorax- oder
Bauchoperationen;
- Traumen im Thorax- und Abdominalbereich. VORSICHT
Auch Erkrankungen, die nicht primär die Lunge oder
die Atemwege betreffen, können zu respiratorischen • Manuelle Thoraxkompressionen oder Stretchs am
Problemen führen: Thorax setzen stabile Rippen und Wirbelkörper
- neurologische Erkrankungen wie Querschnitts- voraus und sind somit bei einer fortgeschrittenen
lähmung, Multiple Sklerose, amyotrophische Osteoporose ungeeignet.
Lateralsklerose und progressive Muskelerkran-
kungen;
- orthopädische Erkrankungen wie z. B. Kypho-
skoliose und Traumen im Thorax- und Abdomi-
nalbereich.
MEMO
Den Autorinnen Rega Rutte und Sabine Sturm gebührt Die Autorinnen sind den Weg des Erfahrbaren Atems
große Anerkennung und Dank. Sie greifen das Problem intensiv gegangen und werden nun aus eigenem Erle-
unserer Zeit auf, denn die Überbetonung der mentalen ben die Erfahrung vieler Interessenten (oder deren
Lebensform bringt uns nicht nur tiefes Unbehagen, Schülerschaft) wecken. Das innere Verständnis und die
sondern auch Not. Immer wieder von rationalem Den- Präzision mit der die Autorinnen den Erfahrbaren
ken regiert, ja beherrscht, bedürfen wir dringend der Atem dargebracht haben, wird ein gutes Fundament
Hinwendung zu Lebensqualitäten, die Jahrhunderte für die Übenden bilden.
nicht beachtet wurden bzw. im Unbewussten blieben. Ich wünsche diesem inhaltsreichen Buch aufnah-
Es ist die Erfahrung – dem Thema der Autorinnen ge- mebereite Leser, die ihren Atem durch das erweckte
mäß die leibliche Erfahrung die durch das Empfin- Empfindungsvermögen als wachsende Kraft erfahren
dungsvermögen, durch den Tastsinn, in das Bewusst- können.
sein dringt. Es bedeutet einen großen Schritt, durch die
Praxis
4
es sinnvoll, dass der Therapeut bereits eigene körper- „Wir lassen den Atem kommen, wir lassen ihn gehen
liche Selbsterfahrung gemacht hat. Die Methode des und warten, bis er von selbst wiederkommt“ (I. Mid-
Erfahrbaren Atems bietet eine Möglichkeit die Kör- dendorf,1988).In diesem Satz sind die drei Phasen des
perwahrnehmung auszubilden. Atmens beschrieben. Der Einatem kommt und füllt.
Mit dieser Methode können Abläufe und Gesetz- Der Ausatem entweicht ohne eine eingesetzte Akti-
mäßigkeiten des Atems entdeckt werden. Der Weg, vität.Es folgt die Atempause oder Atemruhe.Der neue
sich dieses Wissen zu erschließen, führt nicht über Einatem setzt alleine wieder ein. In diesem Zyklus ist
den Verstand bzw. das Verstehen, sondern über die das Weiten im Einatem und das Zurückschwingen im
Empfindungsfähigkeit des Körpers. Empfindungsfä- Ausatem zu spüren. Es wird bewusst, wie der Atem
higkeit ist das bewusste Wahrnehmen eines auf den ohne Zutun bewegt. Die Atembewegung wird empfin-
Körper wirkenden Reizes. Um diese Empfindungsfä- dungsbewusst. Die Atemform, die sich hier zeigt, ist
higkeit auszubilden, bedarf es der Sammlung. Der der Ausdruck der körperlichen, seelischen und geisti-
Übende lässt sich ein auf das, was er tut, nimmt wahr gen Befindlichkeit, ein Spiegel des Seins. Um diese Er-
und füllt es mit seiner Anwesenheit. Somit werden fahrung zu machen, gilt es eine „goldene Schwelle“ zu
nicht Vorstellung, Konzentration und Denken die überwinden. Diese fordert Geduld, abwarten können,
Grundlage des Lernens, sondern Hinwenden, Sam- Vorurteile ablegen, forschen und lauschen. „Ich bin
meln und Empfinden.Bei dieser Form der Atemarbeit anwesend und ich lasse zu.“ Dieses Zulassen benötigt
kann der Übende, ob Physiotherapeut, Patient oder einige Übung, doch dann ist es möglich, sich die re-
Interessierter ohne medizinische Vorkenntnisse seine gulierende und ausgleichende Kraft des zugelassenen
individuelle Atemform kennen lernen. Der Atem wird Atems zu erschließen. Die Wirkung ist unmittelbar
erfahren. Dies ist eine Erweiterung des Wissens, die spürbar. Das Bewusst-Sein kann wachsen. Der erfah-
über den physiologischen Vorgang der Atmung hin- rene Atem wird zur Hilfe im Alltag und zur soliden Ba-
aus geht. sis für die Genesung und Gesundheit.
Ilse Middendorf (1988) unterscheidet drei Formen
des Atmens: Die folgenden drei Übungseinheiten sollen den Leser
anregen, das oben Beschriebene auszuprobieren. Die
Die unbewusste Atemfunktion: Übungsauswahl ist so gestaltet, dass einige grundle-
das Sein im Nichtwissen gende Atemerfahrungen gemacht werden können. Sie
Es ist die Atemfunktion, die uns von der ersten bis zur bauen inhaltlich aufeinander auf. Sollte beim Lesen
letzten Minute begleitet. Zentral gesteuert reagiert eine Übung spontan besonderes Interesse wecken, ist
diese Atemfunktion auf alle Erfordernisse. Körperli- es gut, dem zu folgen.
che Belastung, Konzentration, Freude, Schreck – im-
mer reagiert der Atem unmittelbar. Er bleibt im Un-
bewussten bis zu dem Moment, in dem er als nicht
ausreichend empfunden wird.
34 4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf
kann.
4.1 Erste Einheit: Vom Denken zum Empfinden 35
Dehnen
4
1 2
3 4
Klopfungen
Praxis
1 2
3 4
4
1 2
Oberer Raum – costale Atembewegung nach Oberer Raum – costale Atembewegung nach lateral
ventral-cranial Der Übende legt eine Hand in Höhe der Achselhöhle flächig auf
Der Übende legt eine Hand oder beide Hände flächig unterhalb die Rippen. Er sammelt sich auf die entstehende Bewegung un-
der Schlüsselbeine auf. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf die dort ter seiner Hand.
ruhenden Hände. Er sammelt sich auf die entstehende Bewe- „Findet unter der Hand Atembewegung statt?“
gung unter seinen Händen. „Kann ich das Weit und Schmal des
Atems – die Atembewegung – unter meinen Händen spüren?“
3 4
Mittlerer Raum – costoabdominale Atembewegung nach Unterer Raum – abdominale Atembewegung nach ventral,
ventral und dorsal dorsal und caudal
Der Übende legt eine Hand auf die Bauchdecke unterhalb des Der Übende legt eine Hand unterhalb des Bauchnabels auf die
Brustbeins, die andere Hand mit der Dorsalseite in entsprechen- Bauchdecke, die andere liegt mit dem Handrücken auf dem
der Höhe auf den Rücken. Kreuzbein.
„Kann ich den Raum zwischen den Händen wahrnehmen?“ „Kann ich den Raum zwischen den Händen wahrnehmen?“
„Findet hier eine Atembewegung statt?“ „Findet hier eine Atembewegung statt?“
38 4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf
Fußarbeit
Praxis
1 2
Schlittschuhschritt
1 2
Flankensägen
4
1 2
Tönen SCH
1 2
Partnerarbeit am Schulterblatt
Praxis
1 2
3 4
Freie Bewegung der Schulterblätter Oberer Raum – costale Atembewegung nach dorsal
Der Behandler legt nun beide Hände auf die Schulterblätter. Die Die Behandlerhände ruhen auf den Schulterblättern. Beide sam-
frei gewählten Bewegungen der Schulterblätter können so groß meln sich auf die entstehende Atembewegung.
werden, dass die Wirbelsäule mit einbezogen wird. Der Behand-
ler hält den Kontakt zu beiden Schulterblättern und gibt die Be-
weglichkeit in seinen eigenen Schultern frei.
4.1 Erste Einheit: Vom Denken zum Empfinden 41
4
5 1
Unterer Raum
Sitzbeinhöcker vorbereiten
Tönen F
Beckenkreis
Mittlerer Raum
die Mitte vorbereiten
stimmloses P
Mittenkreis
Tönen HOLLA
Sammlung auf den zugelassenen Atem
42 4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf
Dehnen
Praxis
1 2
Federn
1 2
Unterer Raum
Sitzbeinhöcker vorbereiten Tönen F
4
1 1
Beckenkreis
1 2
1 1
Mittenkreis
1 2
Tönen HOLLA
4
1 2
1 2
Oberer Raum
die Hände bewusst machen
Öffnung in den oberen Raum
Praxis
Unterer Raum
Dehnen
1 2
Körperschwung
4
1 2
Kreuzbeinbeuge
1 2
1 2
4
1 2
3 4
1 2
3 4
4
1 2
1 2
Nachspüren
3 1
befund), lässt sich die Effektivität der Maßnahmen Arztes und muss vom Therapeuten entsprechend an-
dokumentieren. gepasst werden.
Befund und Wiederbefund dienen dem Thera-
peuten als Grundlage für das Gespräch mit dem
Patienten und für den Informationsaustausch im the-
rapeutischen Team und mit dem verordnenden Arzt.
5.1 Das Befundformular 55
Atembefund
Therapeut:................................................................... Datum:.................................
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ Alter:.....................................
Diagnose: ................................................................................................................................................................................................
Nebendiagnose: ...................................................................................................................................................................................
5
Rollstuhl
sonstige Hilfsmittel .......................................................................................................................................................................
1 2 3 4 5 6 7
kann/darf nicht (völlige (völlige
ausgeführt Unselb- Selb-
werden ständigkeit) ständigkeit)
Transfer RL/SL
Transfer SL (RL)/Sitz
Schuhe anziehen
Transfer Sitz/Stand
kleine Gegenstände
aufheben
Treppe steigen
2.Thoraxverhältnisse
(in die Skizzen einzeichnen)
a Atembewegung ---
b Gewebetonus ///
c Schmerz *
d Besonderheiten
costal
costo -
abdominal
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(kein (maximaler
Schmerz) Schmerz)
subjektive
Schmerzempfindung
Schmerzqualität: ..................................................................................................................................................................................
5.1 Das Befundformular 57
3. Atemform in Ruhe
Atemfrequenz: ........................................./min Atemweg: ......................................................
4. spontanes Husten
produktiv unproduktiv Räuspern
Sekret: sehr zäh zäh lässt sich leicht abhusten
rot/braun gelb/grün klar/weiß
Muskelaktivität
beim Husten: zu schwach angemessen zu stark
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
5
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot in Ruhe
6. Beweglichkeit
Einschränkung È, ÈÈ, ÈÈÈ
Schmerz *
Bewegungsausmaß ohne Befund ✔
kann/darf nicht ausgeführt werden
rechts links
hand behind neck
hand behind back
58 5 Der Befund
7. Muskeltonus
hypoton normoton hyperton schmerzhaft hyperton
re li re li re li re li
M. trapezius
M. pectoralis
Bauchmuskeln
autochthone
Rückenmuskeln
8. Belastbarkeit
6-min-Gehen in der Ebene ....................m mit ............s Pause
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Praxis
Anstrengung) Anstrengung)
subjektive
Anstrengung
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot bei
Belastung
5.2 Erläuterungen zum Atembefund auch einen extremen Anstieg unter Belastung. Um
trotzdem die Anstrengung der ausgeführten Übung
Adressette oder auf den Patienten einschätzen zu können, wird zu-
Name: sätzlich oder ersatzweise die Atemfrequenz ermittelt.
Station/Zimmer: Steht bei der Behandlung eine Wiedergewöhnung
Alter: an Belastung oder Steigerung der Ausdauer im
Vordergrund, sollte der Patient sein `-Sympathomi-
Im stationären Bereich kann eine genaue Zuordnung metikum mitführen. Die gesteigerte Belastung wird
zum Patienten durch das Aufkleben einer Adressette die Atemfrequenz erhöhen und kann bei Patienten
gewährleistet werden. mit belastungsabhängiger Obstruktion der Atemwege
die Verengung verstärken.
Diagnose: Wichtige Medikamente des Patienten wie z. B.
Nebendiagnose: Cortison oder Cumarine sollten im Befundformular
vermerkt werden.
Bei den Nebendiagnosen sollten nur solche aufge-
führt werden, die für die Auswahl der Behandlungs- 1. Activity of Daily Life (ADL)
maßnahmen relevant sind. Ein Beispiel hierfür ist die Hilfsmittel:
Herzinsuffizienz, welche die Belastbarkeit des Patien- zusätzliche Gabe von Sauerstoff
ten reduziert und möglicherweise nicht mehr alle Handstock
Ausgangsstellungen (ASTEN) zulässt. Das gleiche gilt Unterarmgehstützen
für Osteoporose, vor allem wenn der Patient sie be- Rollator
sonders schmerzhaft erlebt und eventuell die Wirbel- Rollstuhl
säule in ihrer Stabilität beeinträchtigt ist. sonstige Hilfsmittel......................
5
allgemeine Belastbarkeit (nach ärztlicher Vorgabe): Die vom Patienten benutzen Hilfsmittel werden an-
im Bett Sitz an der Bettkante gekreuzt oder aufgelistet.
Stand Gehen im Zimmer
Gehen in der Ebene Treppe Transfer RL/SL (s. Abb. 1, S. 60)
Transfer SL (RL)/Sitz (s. Abb. 2, S. 60)
max. Blutdruck: max. Puls: Schuhe anziehen (s. Abb. 3, S. 61)
Transfer Sitz/Stand (s. Abb. 4, S. 61)
blutdruck-/pulssenkendes Medikament kleine Gegenstände aufheben (s. Abb. 5, S. 61)
`-Sympathomimetikum Treppe steigen (s. Abb. 6, S. 61)
sonstige Medikamente....................
kann/darf nicht ausgeführt werden
1 (völlige Unselbständigkeit)
Hier geben der Arzt bzw. die Ärztin die Belastbarkeit 2 3 4 5 6
vor, die der Patient zur Zeit einhalten oder erreichen 7 (völlige Selbständigkeit)
soll. Diese Angabe bestimmt die Auswahl der Maß-
nahmen und den Grad der Mobilisation durch den
Physiotherapeuten. Hier geht es um die Bewertung von Alltagsbewegun-
Bei der Vorgabe von maximalen Blutdruck- und gen, die wesentlich die Selbständigkeit und/oder die
Pulswerten müssen diese Werte während der Be- Abhängigkeit des Patienten bestimmen. Anhand der
handlung ermittelt werden. Dies gewährleistet, dass Punkte-Skala ist eine differenzierte Einschätzung
sich die gewählten Maßnahmen in ihrer Wirkung auf möglich. Beim späteren Wiederbefunden kann eine
den Kreislauf im vorgegebenen Rahmen bewegen. mögliche Verbesserung dokumentiert werden. Die
Blutdruck- und pulssenkende Medikamente sen- Punktwerte sind eine Aussage darüber, wie viel Hilfe
ken nicht nur die Ruhewerte, sondern verhindern der Patient benötigt und werden nachfolgend be-
60 5 Der Befund
schrieben (von völliger Selbständigkeit hin zu völliger 4: Kontakthilfe oder geringe Hilfestellung ist not-
Unselbständigkeit): wendig:
– der Patient benötigt eine Hilfsperson mit gerin-
7: Völlige Selbständigkeit: ger Hilfestellung und geringem Körperkontakt.
– ohne Hilfsmittel, ohne Hilfsperson – die Eigenaktivität des Patienten liegt bei mehr
– in angemessener Zeit als 75 %.
1 2
3 4
5 6
Timed up and go (aufstehen, 3 m gehen, drehen, Der Patient wird über den gesamten Bewegungsablauf
zurückgehen und setzen) ........................... s des Timed-up-and-go-Tests informiert. Der Thera-
peut misst die dafür benötigte Zeit. Bei dem Test darf
der Patient seine Gehhilfen benutzen.
1 2
Vom Stuhl aufstehen 3 m Gehen
Der Patient steht von einer üblichen Sitzgelegenheit auf. Der Patient legt eine Strecke von 3 m zurück.
3 4
Drehen Hinsetzen
Der Patient dreht sich. Der Patient geht zurück und setzt sich wieder.
5.2 Erläuterungen zum Atembefund 63
5
dern der costalen und costo-abdominalen Atembe- mal ist der Patient nicht in der Lage, geeignete Worte
wegung nach dorsal. zu finden, dann bietet der Therapeut eine Wortaus-
Der Gewebetonus (b) wird am Thorax und unte- wahl wie: stechend, bohrend, verkrampft, brennend,
ren Brustkorbrand durch Packegriffe geprüft. Die atemabhängig, usw. an.
Stellen mit erhöhtem Gewebetonus werden schraffiert
eingezeichnet (///). 3. Atemform in Ruhe
Schmerzen (c) werden an der Stelle der Lokalisa- Atemfrequenz: ............../min
tion eingetragen . Sind es mehrere Stellen, empfiehlt Atemweg:............................................
*
sich eine Durchnummerierung nach der Priorität, die
der Patient angibt. Atemrhythmus:
Zu den Besonderheiten am Thorax (d) zählen z. B. Fehlen der Atempause unregelmäßig
Narben, Veränderungen der Wirbelsäule und des häufiges Seufzen Länge EA = Länge AA
Brustkorbs sowie inspiratorische Einziehungen. Die- EA verlängert AA verlängert
se Besonderheiten werden in die Skizzen eingezeich-
net. Inspiratorische Einziehungen zeigen sich in den Atemnebengeräusche:
Zwischenrippenräumen, bevorzugt am unteren Tho- rau hörbar Rasseln Giemen
raxrand. Sie weisen indirekt auf ein tiefstehendes
Zwerchfell und einen in Einatemstellung fixierten
Thorax (Fassthorax) hin. Die Atemfrequenz ist die Anzahl der Atemzüge pro
Minute. Ein Atemzug besteht aus einer Einatmung
und einer Ausatmung.
Der Atemweg kann sowohl in der Einatmung als
auch in der Ausatmung durch Nase oder Mund er-
folgen.
64 5 Der Befund
gelb/grün
Es ist ein Hinweis auf Krankheitserreger.
Produktiver Husten
Bei dieser Form des Hustens löst sich Sekret und klar/weiß
wird bis in den Mundraum transportiert. Es ist gesundes, unauffälliges Sekret.
Unproduktiver Husten
Praxis
Die Kraft des Hustenstoßes reicht nicht für den Muskelaktivität beim Husten:
Sekrettransport aus. zu schwach angemessen zu stark
Oder:
Das Husten wird durch einen Hustenreiz ausgelöst
(Reizhusten), es kommt nicht zum Abhusten von Hier wird der Einsatz der exspiratorischen Atemmus-
Sekret. keln beim Husten bewertet. Die Muskelaktivität soll
einen ausreichenden Druck aufbauen, um Sekret in
Manche Patienten räuspern, um Husten schmerz- Richtung Mundraum zu transportieren. Ein zu hoher
bedingt zu vermeiden. Druck führt zu einer zusätzlichen Belastung aller Or-
Patienten mit obstruktiven Lungenerkrankungen gane im Thorax. Ein zu geringer Druck lässt keinen
versuchen unbewusst und erfolglos durch das produktiven Husten zu.
Räuspern die Verengung zu beseitigen.
zu schwach
Die Muskelaktivität reicht nicht aus, um Sekret zu
Sekret: transportieren.
sehr zäh zäh lässt sich leicht abhusten
rot/braun gelb/grün klar/weiß angemessen
Die Muskelaktivität ist optimal für den Sekret-
transport.
sehr zäh
Das Sekret zeigt kaum Flüssigkeit. Es haftet sehr zu stark
stark an, wenn das Sekret sich löst, ist es nur mit Die Muskelaktivität ist zu hoch.Es kommt zu einer
großem Kraftaufwand abzuhusten. zusätzlichen Druckbelastung im Thorax oder im
Kopf bis hin zum Schwindel. Diese kann eine Ob-
struktion der Atemwege auslösen oder verstärken.
5.2 Erläuterungen zum Atembefund 65
5
kennen. 10 = maximale Atemnot
Einsatz Atemhilfsmuskeln
1 2
È Das Bewegungsausmaß ist zu 1/3 einge- auf die LWS zu legen und soweit wie möglich in Rich-
schränkt. tung BWS zu schieben. Diese Bewegung wird auf bei-
ÈÈ Das Bewegungsausmaß ist zu 2/3 einge- den Seiten getestet.
schränkt.
Beweglichkeit der WS
Beweglichkeit der HWS
1 2
3 4
5
Beweglichkeit der BWS
1 2
3 4
1 2
3 4
5
Beweglichkeit der Schulter
1 2
7. Muskeltonus 8. Belastbarkeit
hypoton hyperton 6-min-Gehen in der Ebene ..........m
normoton schmerzhaft mit .......... s Pause
hyperton
re li re li re li re li Puls in Ruhe: Puls nach Belastung:
Blutdruck in Ruhe: Blutdruck nach Belastung:
M. trapezius Atemfrequenz in Ruhe: Atemfrequenz nach Bela-
stung:
M. pectoralis
subjektive Anstrengung
Bauchmuskeln 0 (keine Anstrengung) 1 2 3 4 5
6 7 8 9 10 (maximale Anstrengung)
autochthone
Rückenmuskeln
subjektive Atemnot bei Belastung
0 (keine Atemnot) 1 2 3 4 5
Um den Muskeltonus zu bestimmen, führt der Thera- 6 7 8 9 10 (maximale Atemnot)
peut in den genannten Muskelgruppen im Seitenver-
gleich weiche Knetungen durch und lässt sich eine
Rückmeldung über die Schmerzhaftigkeit vom Pa- Benötigtes Material für den Belastungstest:
tienten geben. Der zutreffende Muskeltonus wird an- • Blutdruckmessgerät
gekreuzt. • Stoppuhr
• ausgemessene Gehstrecke
Praxis
hypoton • Stuhl
Den Knetungen wird kein Widerstand entgegen- • eventuell Gehhilfen
gebracht. Der Therapeut informiert den Patienten über die
Durchführung des Belastungstests, bei der es um die
normoton zurückgelegte Strecke (m) in einer festgesetzten Zeit
Es lassen sich weiche Knetungen ohne großen (6 min) geht. Vor der Belastung werden Puls, Atem-
Kraftaufwand in den Muskeln durchführen. frequenz und Blutdruck in Ruhe gemessen.
Der Patient wählt ein Gangtempo, das er seiner
hyperton Meinung nach 6 min beibehalten kann. Er geht auf
Die Knetungen müssen mit deutlichem Kraftauf- der ausgemessenen Gehstrecke hin und her. Benötigt
wand durchgeführt werden, um die hohe Muskel- er eine Pause (stehend/sitzend), legt er sie selbständig
spannung zu überwinden. ein. Der Therapeut misst die Dauer der Pausen. Um
eine therapeutenunabhängige Vergleichbarkeit des
schmerzhaft hyperton Tests zu gewährleisten, motiviert er weder zu Pausen
Der Patient gibt Schmerzen bei den Knetungen in noch zum Durchhalten.
der sehr gespannten Muskulatur an. Nach der Belastung werden Puls, Atemfrequenz
und Blutdruck gemessen und notiert. Der Patient
schätzt die subjektive Anstrengung und die subjektiv
erlebte Atemnot ein. Eine Skala von 0–10 ist hier
wiederum eine geeignete Kommunikationshilfe zwi-
schen Therapeut und Patient. Die Bewertung liegt
beim Patienten, die genannten Werte werden ange-
kreuzt.
5.3 Möglicher Ablauf der Befundaufnahme 71
5
5.3 Ablauf der Befundaufnahme
1 2
Vorinformation Vorstellung
Der Therapeut informiert sich über die ärztlichen Vorgaben aus Der Therapeut stellt sich in seiner Funktion vor, erkundigt sich
dem Rezept oder der Verordnung. Im stationären Bereich erfragt nach dem Befinden des Patienten. Er informiert ihn darüber, dass
der Therapeut von den Pflegenden Näheres über die Tagesform er einen Befund aufnehmen wird.
des Patienten.
72 5 Der Befund
3 4
5 6
7 8
9 10
11 12
13 14
15 16
17 18
19
21 22
5
jeweils zum Ende einer Stufe „steady-state“-Bedin- hintereinander geschalteten Teilsysteme Lunge,
gungen von Atmung, Kreislauf und Stoffwechselpro- Herz/Kreislauf und Zellstoffwechsel wieder. Eine Lei-
zessen vorliegen. Bei einem Rampenprotokoll hinge- stungsschwäche in einem dieser Teilsysteme hat not-
gen wird die Belastung kontinuierlich in unmerklich wendigerweise eine Reduktion der Gesamtleistung,
kleinen Schritten, also „rampenförmig“, verstärkt. also der maximalen Sauerstoffaufnahme, zur Folge.
Zwar lassen sich dabei keine Messungen unter Eine krankhafte Einschränkung der Leistungsfähig-
Steady-state-Voraussetzungen durchführen, dafür keit lässt sich hiermit objektivieren und quantifizie-
kann aber die natürlicherweise lineare Antwort des ren. Typische Ursachen hierfür stellen beispielsweise
Atmungs- und Kreislaufsystems auf eine stetig zu- obstruktive Ventilationsstörungen beim Asthma
nehmende körperliche Belastung studiert werden.An bronchiale, aber auch eine Herzleistungsschwäche
der erwarteten oder pathologisch erniedrigten Lei- durch koronare Durchblutungsstörungen oder Herz-
stungsgrenze des kardiopulmonalen Systems lässt klappenfehler dar. Zu beachten ist die Abhängigkeit
sich dann sehr gut eine auffällige „Knickbildung“ und der betreffenden Normwerte von Alter, Geschlecht,
Abweichung vom bis dahin gleichförmigen Anstieg Körpergröße und Gewicht. So ist die erwartete maxi-
der Messparameter beobachten. male Sauerstoffaufnahme bei Männern größer als bei
Bei allen Leistungstests sind die einschlägigen Ab- Frauen und nimmt mit dem Alter ab.
bruchkriterien streng zu beachten. Insbesondere das Ein weiteres Schätzverfahren für die maximale
Auftreten von Atemnot, Brustenge, EKG-Veränderun- Sauerstoffaufnahme stellt folgendes Vorgehen dar: In
gen oder Schwindel muss Anlass zum sofortigen Be- einem Stufenprotokoll wird zum Ende einer Stufe un-
lastungsabbruch geben.Keinesfalls darf über das Auf- ter Steady-state-Bedingungen die Herzfrequenz be-
treten dieser Symptome hinaus ein maximaler Lei- stimmt und das Vorgehen bei mindestens zwei Stufen
stungstest erzwungen werden. wiederholt.Nach Eintrag der Werte in eine Grafik und
Extrapolieren der Verbindungsgerade bis zur errech-
neten maximalen Herzfrequenz (220 minus Lebensal-
78 5 Der Befund
ter) kann die erwartete maximale Leistungsfähigkeit dem Test, sofort und 2 Minuten nach Testende gemes-
und Sauerstoffaufnahme abgeschätzt werden. sen. Eine Beurteilung der Messwerte erfolgt über den
Vergleich mit alters- und geschlechtsabhängigen Re-
Fahrradergometer ferenzwerten. Darüber hinaus gibt der Proband seine
Alle oben beschriebenen Messungen lassen sich auch subjektiv empfundene Belastungsstärke auf einer
auf dem Fahrradergometer durchführen. Beim Fahr- Rangskala an.
rad fahren allerdings werden die Rumpf- und Arm- Ein Nachteil des Gehtests ist seine mangelnde
muskulatur wesentlich weniger beansprucht als auf Standardisierung. Bei Anwendung des Tests sollten
dem Laufband, so dass die dabei gemessene maxima- deshalb zumindest die Anweisungen an die Proban-
le Sauerstoffaufnahme und Leistungsabgabe geringer den nicht geändert und die Messungen möglichst
sind als bei der Laufbandbelastung. Dementspre- mehrmals wiederholt und gemittelt werden.
chend müssen für eine Fahrradbelastung andere
Normwerte zugrunde gelegt werden. Shuttle-Walk-Test (SWT)
Die Ausdauer bei submaximaler Belastung kann Auch für diesen Gehtest liegen keine standardisierten
mit dem Fahrrad-Ausdauertest bestimmt werden.Ge- Vergleichswerte vor. Der Proband wird angewiesen,
stoppt wird die Zeit, welche der Proband bei 60–80 % eine definierte Strecke (z. B. 10 m) hin und zurück zu
der maximalen Belastung durchhält.Herz- und Atem- laufen. Die Laufgeschwindigkeit wird vom Testleiter
frequenz sowie subjektive Ermüdungserscheinungen vorgegeben und jede Minute gesteigert.
geben Auskunft über die Leistungsfähigkeit. Zur Bestimmung der maximalen Ausdauer lässt
Eine Testvariante, mit der die Leistungssteigerung sich der Test erweitern zum Ausdauer-Shuttle-Walk-
bestimmt werden kann, ist der Astrand-Test. Man er- Test: Man errechnet 85 % der maximalen Gehge-
rechnet 60 % der maximalen Belastung im Fahrrad- schwindigkeit und weist den Patienten an, so lange
ergometertest und lässt den Probanden bei dieser Be- wie möglich in diesem Tempo zu gehen. Erreicht er
Praxis
12-Minuten-Gehtest, 6-Minuten-Gehtest
Auch mit dem Gehtest können Belastbarkeit und Aus-
dauer bestimmt werden.
Gemessen wird die Entfernung in Metern, die der
Proband in einer definierten Zeit (6 bzw. 12 Minuten)
zurücklegen kann.Die Gehgeschwindigkeit bestimmt
er dabei selbst. Er darf auch Pausen einlegen, be-
kommt jedoch die Anweisung,soweit wie irgend mög-
lich zu laufen.Zur Ermittlung der Beanspruchung von
Herz- und Kreislauf wird die Herzfrequenz direkt vor
6 Der Behandlungsplan 79
6
Bei der Durchführung der Behandlung entschei-
den das Befinden des Patienten und seine Möglich-
keiten die Maßnahmen umzusetzen darüber, ob der
Therapeut seinem Plan folgen kann oder ob eine An-
passung notwendig ist.
Nach der Behandlung bewertet und kommentiert
der Therapeut den Verlauf schriftlich im Behand-
lungsplan. Die Reaktion des Patienten wird notiert.
Die gemachten Erfahrungen fließen in die Pla-
nung der nächsten Behandlung mit ein.
Durch diese Vorgehensweise reflektiert der Thera-
peut sein bisheriges Tun.Seine Behandlungen werden
damit effektiver und qualifiziert.
Der Vordruck zum Behandlungsplan soll helfen,
die Behandlungen systematisch und strukturiert zu
dokumentieren.
80 6 Der Behandlungsplan
Der Behandlungsplan
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ Alter:.....................................
Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7 Maßnahmen ..........................................................................................................................................................................81
• BWS Beweglichkeit ROT Zuerst werden Arme, Schultergürtel und Kopf gelöst,
• BWS Beweglichkeit LAT FLEX dann Beine und Becken.
• WS Beweglichkeit FLEX/EXT
• WS Beweglichkeit ROT In der vierten und letzten Phase spürt der Patient in
• WS Beweglichkeit LAT FLEX Rückenlage nach. Um die Wirkung zu verdeutlichen,
stellt der Therapeut Fragen zur Körperwahrnehmung,
die nicht beantwortet werden müssen.
Verbesserung der Beweglichkeit im Liegen „Wie ist jetzt die Kontaktfläche zur Unterlage?“
„Gibt es einen Unterschied zwischen der rechten
Dreh-Dehnlagen und linken Körperhälfte?“
Die Dreh-Dehnlagen wurden von Frau Scharschuch „Liegt eine Seite höher oder tiefer, leichter oder
und Frau Haase entwickelt. Diese Übungen stammen schwerer auf?“
aus dem Konzept der Lösungstherapie (Haase, 1985) „Wie nehmen Sie jetzt Ihren Atem wahr?“
und wurden von den Autorinnen für den Einsatz in „Spüren Sie einen Unterschied darin,wie der Atem
der Atemtherapie modifiziert. Ihre rechte bzw. linke Körperhälfte bewegt?“
Der Behandlungsablauf der Dreh-Dehnlagen lässt
sich in vier Phasen unterteilen: Der zeitliche Bedarf für eine Körperseite liegt bei
20 min. Es kann auch nur mit einer Seite gearbeitet
In der ersten Phase erspürt der Patient die Auflageflä- werden, dann kann der Patient erleben, wie der Kör-
che in Rückenlage. Der Therapeut kann durch das per die Asymmetrie ausgleicht.
Aufzählen der möglichen Auflageflächen (z. B. Gesäß, Bei großer Bewegungseinschränkung unterlagert
Oberschenkel,Unterschenkel,Fersen,Raum zwischen man die betreffende Extremität, um so ein Ablegen
LWS und Unterlage, Rücken, Schulterblätter, Arme, oder Sinken lassen zu ermöglichen.
Hände sowie Hinterhaupt) dem Patienten das Erspü-
ren erleichtern. Durch die Anweisung, sich sinken zu Beobachtungskriterien:
lassen, kann der Patient leichter unnötige Muskel- • motorische Unruhe
spannung aufgeben und eine größere Kontaktfläche • subjektive Äußerungen
bekommen. Zum Abschluss dieser Phase stellt der • Atemfrequenz
Therapeut Fragen, auf die der Patient nicht antworten • Gesichtsausdruck
soll. Dadurch wird die Wahrnehmung gelenkt. • vegetative Zeichen
„Wie liegen Sie jetzt auf?“ • Bewegungsausmaß
„Wie nehmen Sie Ihren Atem wahr?“ • Atembewegung
In der zweiten Phase wird die Dreh-Dehnlage schritt- Sind die Übungen dem Patienten bekannt, kann er sie
7
weise aufgebaut. Der Therapeut leitet an, die Bewe- später selbständig durchführen.
gung wird vom Patienten ausgeführt.
In der erreichten Lage wird die Dehnung mehr-
mals zuerst über den Hebel Becken/Bein, dann über
den Hebel Schulter/Arm verstärkt. Eine Intensivie-
rung erreicht der Patient durch den gleichzeitigen
Einsatz beider Partien. Die Dehnung ist ein Impuls
für das Einatmen. Das Lösen und Sinkenlassen kann
durch das Ausatmen begleitet werden. Ist der Patient
in der Lage, die Dehnung seinem Atemrhythmus an-
zupassen, erreicht die Übung eine höhere Qualität.
Nach der Aktivität bleibt der Patient noch einige Mi-
nuten in der Dehnlage liegen.
Die dritte Phase ist das Auflösen der Dreh-Dehnlage.
84 7 Maßnahmen
1 2
3 4
Dreh-Dehnlagen: Rückendrehlage
1 2
3 4
Dreh-Dehnlagen: Halbmondlage
1 2
3 4
Ölschiene
1 2
7
88 7 Maßnahmen
Verbesserung der Beweglichkeit im Vierfüßlerstand
WS Beweglichkeit FLEX/EXT
1 2
3 4
5 6
WS Beweglichkeit ROT
1 2
1 2
Vierfüßlerstand, LAT FLEX vom Becken her Vierfüßlerstand, LAT FLEX vom Becken her
Der Patient steht im Vierfüßlerstand, die Knie berühren sich. Er Der Patient steht im Vierfüßlerstand, die Knie berühren sich. Er
hebt beide Unterschenkel an und dreht sie nach rechts und links hebt beide Unterschenkel an und dreht sie nach rechts und links
bis es zu einer weiterlaufenden Bewegung (LAT FLEX) in der WS mit weiterlaufender Bewegung. Die Bewegung in die LAT FLEX
kommt. wird durch Blickkontakt zu den Füßen und der Bewegung des
Schultergürtels vergrößert.
Praxis
3 4
1 2
3 4
5 6
7 8
1 1
Schinkengang
1 2
Beckenacht
1 2
1 2
1 2
1 2
WS Beweglichkeit FLEX/EXT
1 2
WS FLEX WS EXT
Im aufrechten Sitz hängen die Arme seitlich, die Daumen der Der Patient leitet die ARO der Arme über die Hand ein. Diese Be-
Hand zeigen nach vorne. Der Patient leitet eine IRO der Arme wegung läuft als ADD der Schulterblätter und EXT der gesamten
über die Hand ein, die Daumen fungieren als Zeiger. Diese Bewe- Wirbelsäule weiter. Über ein Lösen der Dehnung wird der auf-
gung läuft als ABD der Schulterblätter und FLEX der gesamten rechte Sitz wieder erreicht. Bei der Bewegung aus der FLEX in die
Wirbelsäule weiter. Über ein Lösen der Dehnung wird der auf- EXT und umgekehrt wird der Moment des aufrechten Sitzes mit
rechte Sitz wieder erreicht. ein bis zwei Atemzügen gefüllt.
1 1
Beobachtungskriterien:
• Atemfrequenz
7
• Atembewegung
• Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
• produktiver/unproduktiver Husten
• Entspannung
Wiederbefund:
• Die geförderte Atembewegung wird beurteilt.
• Die Atemfrequenz wird ermittelt.
• Der Einsatz der Atemhilfsmuskeln wird bewertet.
98 7 Maßnahmen
1 2
Costo-abdominale Atembewegung nach ventral aus Rückenlage Costale Atembewegung nach lateral aus Seitlage
Der Patient streicht sich wohltuend mit beiden Händen die Der Patient liegt in Seitlage. Der Therapeut steht vor dem Patien-
Bauchdecke. Dann legt er sie flächig auf und lenkt die Aufmerk- ten, um seinen Gesichtsausdruck beurteilen zu können. Er führt
samkeit unter seine Hände. Der Therapeut stellt Spürhilfefragen: auf einem anliegenden Hemd oder auf dem freien Oberkörper
„Spüre ich das Weit und Schmal des Atems unter meinen Packegriffe an der Flanke durch. Ist dieser Bereich empfindungs-
Händen?“ bereit, legt er seine Hände flächig auf.
„Kann ich die Atembewegung unter meinen Händen „Spüren Sie eine Atembewegung unter den Händen?”
wahrnehmen?“
Praxis
3 4
1 2 3
1
1 1
7
100 7 Maßnahmen
Nasenstenose
1 2
Nasenstenose Nasenstenose
Der Patient hält sich ein Nasenloch zu und atmet durch das freie Der Patient hält ein Nasenloch zu und unterbricht durch Betup-
vertieft ein. Dann verschließt er dieses Nasenloch und atmet fen des anderen Nasenflügels mehrmals den Einatemstrom. Er
durch die andere Seite aus. Anschließend wechselt der Patient atmet durch die Nase oder den Mund aus.
erneut die Seite.
1 2
1 2
3 4
5 6
1 2
3 4
1 2 1 2
1 2
1 2
Pusten Hauchen
Der Patient pustet in seine eigene Handfläche. Der Patient haucht in seine Handfläche und nimmt den Unter-
schied zum Pusten wahr.
7.2 Verbesserung der Atembewegung 105
1 2
3 4
5 6
7
Beobachtungskriterien:
• Atemrhythmus: Folge von
„Einatmung – Ausatmung – Atemruhe”
• Atemfrequenz
• Atembewegung
• Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
Wiederbefund:
• Die geförderte Atembewegung wird beurteilt.
• Die Atemfrequenz wird ermittelt.
• Der Atemrhythmus wird beobachtet.
• Der Einsatz der Atemhilfsmuskulatur wird
bewertet.
108 7 Maßnahmen
Ausgleichen des Atemrhythmus, aktiv
Aktives Dehnen
1 2
3 4
1 2
Passive Dehnung des Beines aus Rückenlage Passive Dehnung des Armes aus Rückenlage
Der Patient legt in Rückenlage ein Bein leicht in ABD. Der Thera- Der Patient liegt in Rückenlage. Ein Arm ist in FLEX/ABD/ARO auf
peut fasst mit der proximalen Hand unter die Kniekehle. Die den seitlichen Beckenkamm des Therapeuten bequem gelagert.
distale Hand umschließt von dorsal das obere Sprunggelenk. Die Der Therapeut umfasst mit beiden Händen den Oberarm und
Dehnung beginnt mit der Einatmung des Patienten. Mit dem dehnt mit Beginn der Einatmung des Patienten den Arm sanft in
Ausatmen des Patienten vermindert der Therapeut die Dehnung. Verlängerung der Oberarmlängsachse. Mit der Ausatmung des
Bei hoher Atemfrequenz wird die Dehnung über mehrere Atem- Patienten löst der Therapeut die Dehnung.
züge gehalten.
7
3 4
Passiver Dehnzug des Beines aus Seitlage Passiver Dehnzug des Armes aus Seitlage
Der Patient liegt in Seitlage. Das untere Bein ist angewinkelt, das Der Patient liegt in Seitlage. Beide Beine sind angewinkelt. Der
obere auf ein Lagerungskissen in Neutralstellung gelagert. Der obere Arm wird durch den Therapeuten möglichst weit in FLEX
Therapeut fasst mit der proximalen Hand an die mediale Seite und ARO gehalten. Der Therapeut umfasst mit der proximalen
des Knies. Hand den Oberarm, mit der distalen das Handgelenk. Er dehnt
Die distale Hand greift das obere Sprunggelenk. Die Dehnung be- den Arm mit Beginn der Einatmung des Patienten sanft in
ginnt mit der Einatmung des Patienten. Mit dem Ausatmen des Verlängerung der Oberarmlängsachse. Mit der Ausatmung des
Patienten vermindert der Therapeut die Dehnung.Bei hoher Atem- Patienten löst der Therapeut die Dehnung.
frequenz wird die Dehnung über mehrere Atemzüge gehalten.
110 7 Maßnahmen
Atem und Hand (nach I. Middendorf)
Die Hände bewusst machen
1 2
3 4
1 2
3 4
1 2
Druck von Daumen und Zeigefinger Druck von Ringfinger und kleinem Finger
Der deutliche, flächige, nicht zu starke Druck der Daumen- und Werden die Fingerkuppen der Ringfinger und der kleinen Finger
Zeigefingerkuppen beider Hände gegeneinander wird über gegeneinander gedrückt, nicht nur an den Spitzen, sondern an
mehrere Atemzüge gehalten. der ganzen palmaren Fläche der 3. Fingerglieder, kann eine deut-
„Wo vergrößert sich die Atembewegung?“ liche Atembewegung im Beckenraum erfahren werden.
Nach der Gesetzmäßigkeit des Erfahrbaren Atems verstärkt sich
die Atembewegung im oberen Brustkorbabschnitt.
Praxis
3 4
1 2
7
114 7 Maßnahmen
Beobachtungskriterien:
• Puls/Blutdruck/Atemfrequenz
• therapeutisch möglicher Widerstand
• Anzahl der Wiederholungen
• subjektiv erlebte Atemnot des Patienten
• subjektive Anstrengung des Patienten
7.4 Kräftigung der Atemmuskulatur 115
1 2
Rückenlage Bauchlage
In flacher Rückenlage drücken die Bauchorgane aufgrund der In Bauchlage drücken die Bauchorgane aufgrund der Schwer-
Schwerkraft das Zwerchfell vermehrt in Ausatemstellung. Bei kraft das Zwerchfell vermehrt in Ausatemstellung. Zusätzlich
der Einatmung arbeitet das Zwerchfell gegen ihren Widerstand. können die Bauchorgane nicht nach ventral ausweichen. Des-
Patienten mit eingeschränktem Allgemeinzustand erleben diese halb leistet das Zwerchfell vermehrt Arbeit. Die Forderung ist
Ausgangsstellung als Forderung. größer als in der Rückenlage.
1 2
3 4
5 6
1 2
3 4
5 6
7
strengung und Atemnot.
• Der Therapeut motiviert zum produktiven Hu-
sten.
Beobachtungskriterien:
• Atembewegung
• Atemnebengeräusch
• Husten
• subjektive Atemnot
• subjektive Anstrengung
120 7 Maßnahmen
Sekretlösung und Sekrettransport
Tiefe Einatmung Einatem halten
1 2 1 3
1 1
1 2
1 1
1 2
Vibrationen/Klopfungen
1 2
Selbstklopfungen
1 2
Lagewechsel
Lagewechsel aus Rückenlage in Seitlage
Jede Umlagerung unterstützt die Sekretmobilisation und verän-
dert das Perfusions-Ventilationsverhältnis in der Lunge. Nach
dem Wechsel von der Rückenlage in die Seitlage findet in den
nun unten liegenden Lungenabschnitten eine gesteigerte Perfu-
sion und Ventilation statt. Da das Ventilationsgefälle kleiner ist
als das Perfusionsgefälle, bedeutet dies eine relative Mehrbelüf-
tung der oberen und relative Mehrdurchblutung der unteren
Lungenabschnitte.
3
124 7 Maßnahmen
Lagewechsel (Fortsetzung)
Lagewechsel aus Seitlage in Bauchlage
Eine Umlagerung in die Bauchlage sollte, wenn möglich, mit in
die Behandlung eingebaut werden.
2
Praxis
3
7.5 Unterstützung der bronchialen Reiningung 125
Lagerungen
Lagerung zum Sekrettransport, oberer Brustkorbabschnitt
1 2
1 2
Bauchlage Rückenlage
Der Patient liegt für die Dauer von 15–20 min auf dem Bauch. Der Patient liegt für die Dauer von 15–20 min auf dem Rücken.
Sekret wird aus dem hinteren Mittellappen drainiert. Ist ein Sekret wird aus dem vorderen Mittellappen drainiert. Ist ein
Trachealrasseln zu hören, setzt sich der Patient zum Abhusten Trachealrasseln zu hören, setzt sich der Patient zum Abhusten
auf. auf.
126 7 Maßnahmen
1 2
3 4
Kopftieflage auf der linken Seite Oberkörpertieflage auf der rechten Seite
Der Patient liegt für die Dauer von 15–20 min in Kopftieflage auf Der Patient liegt für die Dauer von 15–20 min auf der rechten
der linken Seite. Sekret wird aus dem rechten seitlichen Unter- Seite. Das Becken ist so unterlagert, dass es zu einem Gefälle im
lappen drainiert. Diese Lage erfordert eine erhöhte Zwerchfell- Oberkörper kommt. Sekret wird aus dem linken seitlichen Unter-
aktivität und stellt eine erhöhte Belastung für das Herz-Kreislauf- lappen drainiert.
system dar. Ist ein Trachealrasseln zu hören, setzt sich der Patient
zum Abhusten auf.
7.5 Unterstützung der bronchialen Reiningung 127
1 2
2
1
3 4
1 3
1 2
1 2
1 2
1 2
3 4
2 4 5
3
1
6
Praxis
1 2
3 4
5 6
1 2
3 4
4a 4b
Knie-Ellbogenstütz Knie-Ellbogenstütz
Ist das Sprunggelenk in seiner Beweglichkeit eingeschränkt, er- Sind die Knie- und/oder Hüftgelenke in ihrer Beweglichkeit ein-
möglicht eine Lagerungsrolle unter dem Sprunggelenk den geschränkt, ermöglicht ein zusätzliches Kissen zwischen Ober-
Knie-Ellbogenstütz. und Unterschenkel den Knie-Ellbogenstütz.
Praxis
5 6
7 8
9 10
1 2
3 4
Dosierte Lippenbremse
1 2
3 4
1 4 6 3
3
2
1 2
Beobachtungskriterien:
7
• Atemfrequenz
• Puls
• Blutdruck
• subjektive Anstrengung
• subjektive Atemnot
Wiederbefund:
• Nach mehreren Behandlungseinheiten werden
der Timed-up-and-go-Test und die Belastbarkeit
geprüft.
140 7 Maßnahmen
Verbesserung der Belastbarkeit durch Ökonomisierung von Bewegungen
Verbindung von Bewegung und Atmung in FLEX/EXT im Liegen
1 2
3 4
5 6
7
142 7 Maßnahmen
1 2
3 4
5 6
7
144 7 Maßnahmen
1 2
3 4
1 2
1 2
1 2
die Arbeitsweise der Muskulatur statisch oder dyna- Ausdauertraining kann in einer intermittierenden
misch ausgeführt wird und ob die Energie anaerob oder kontinuierlichen Ausdauerbelastung durchge-
(ohne Sauerstoff) oder aerob (mit Sauerstoff) gewon- führt werden.
nen wird. Die Dauermethode ist eine kontinuierliche Bela-
Die Kurzzeitausdauer hat eine Belastungsphase stung ohne Pause. Die gleich bleibende Geschwindig-
von 45 s bis 2 min. Die Energiebereitstellung ist dabei keit bedeutet eine gleich bleibende Belastung aller Or-
vorwiegend anaerob. Die Mittelzeitausdauer hat eine gane. Die Energiebereitstellung ist vorwiegend aerob.
Belastungsphase von 2 bis 8 min. Die Energiebereit- Im Laufe der Zeit findet eine körperliche Anpassung
stellung wird dabei zunehmend aerob. Die Langzeit- statt und der Reizumfang kann zunehmen.
ausdauer hat eine Belastungsphase von über 8 min. Die Wechselmethode ist eine kontinuierliche Be-
Die Energiebereitstellung ist ausschließlich aerob. lastung, bei der es zu einer geplanten Änderung der
Geschwindigkeit kommt. Bei geringer Belastbarkeit
wechselt man z. B. vom langsamen Gehen ins zügige
Gehen und wieder zurück ins langsame Gehen.
7.7 Verbesserung der Belastbarkeit 147
Die Intervallmethode ist eine intermittierende Bela- Außer dem Alter wird bei folgender Formel zusätzlich
stung mit lohnender Pause. Die lohnende Pause ist so die Ruhefrequenz des Patienten berücksichtigt:
kurz,dass keine vollständige Erholung eintreten kann. (220-Lebensalter-Ruhefrequenz) x 2/3 + Ruhe-
Der neue Trainingsreiz beginnt vorher. frequenz = max. Herzfrequenz
Bei der Durchführung des Ausdauertrainings sol- Ist die Pulsfrequenz bei einem Patienten medika-
len Beobachtungskriterien helfen,die tatsächliche Be- mentös verändert, sind die anderen Beobachtungs-
lastbarkeit des Patienten einzuschätzen. kriterien maßgebend:
Die subjektive Anstrengungsskala (0–10) und die
Beobachtungskriterien: subjektive Atemnotskala (0–10), Änderung der Atem-
• Puls form unter Einbeziehung von Atembewegung,Einsatz
• Blutdruck der Atemhilfsmuskeln,Gesichtsausdruck,Gesichtsfar-
• Atemfrequenz be, Schwitzen oder eventuell auftretendem Schwindel.
• subjektive Anstrengung
• subjektive Atemnot Gestaltung der Pausen
• Atemform Nicht nur die Belastungsphasen sind für den Erfolg
• Gesichtsausdruck entscheidend,sondern auch die vom Therapeuten an-
• Gesichtsfarbe gebotenen Pausen. Sie sollten so gestaltet sein, dass
• Schwitzen wirklich eine Erholung im gewünschten Umfang er-
• Schwindel reicht werden kann. Die schwierigste Pause ist das
„Nichts-Tun“. Nur sehr geübte Patienten bleiben mit
Pulsfrequenz, Atemfrequenz und Blutdruck werden ihrer inneren Haltung bei der Erholung.Ab einer Pau-
in Ruhe gemessen. Diese Messungen werden während sendauer von 60 s warten die meisten Patienten auf
und/oder nach der Belastung wiederholt und aus- den Beginn der nächsten Belastung, manche schon
gewertet. bei kürzeren Pausen.Deshalb ist die Pausengestaltung
Mit einer einfachen Formel kann die Trainings- ein wichtiger Bestandteil der Belastungsdosierung. In
pulsfrequenz berechnet werden: untenstehender Tabelle werden einige Anregungen
180-Lebensalter = max. Herzfrequenz aufgeführt.
Pausenmöglichkeiten
Liegen Sitz Stehen/Gehen
Auflagefläche wahrnehmen
Puls/Blutdruck messen Puls/Blutdruck messen Puls/Blutdruck messen
7
Atemfrequenz zählen Atemfrequenz zählen Atemfrequenz zählen
Einschätzen von Anstrengung Einschätzen von Anstrengung Einschätzen von Anstrengung
Einschätzen von Atemnot Einschätzen von Atemnot Einschätzen von Atemnot
Den Atem wahrnehmen Den Atem wahrnehmen Den Atem wahrnehmen
Atemübungen Atemübungen Atemübungen
Beschreiben lassen, woran Bewegung Beschreiben lassen, woran Bewegung Beschreiben lassen, woran Bewegung
spürbar bleibt spürbar bleibt spürbar bleibt
Kutschersitz
Lockern und Schütteln Lockern und Schütteln
Gewichtsverlagerung Gewichtsverlagerung
Dehnen Dehnen
Koordination reduzieren Koordination reduzieren
Tempo reduzieren Tempo reduzieren
Zurück in niedrigere ASTE Zurück in niedrigere ASTE
148 7 Maßnahmen
Anstrengungsempfinden: Anstrengungsempfinden:
starke Anstrengung starke Anstrengung
Anstrengung Anstrengung
10 geringe Anstrengung 10 geringe Anstrengung
9 keine Anstrengung 9 keine Anstrengung
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
0 0 15 30 45 60 75 Zeit (s) 0 0 15 30 45 60 75 90 Zeit (s)
1 2
15-s-15-s-Gehen 30-s-15-s-Gehen
Patienten mit stark eingeschränkter Belastbarkeit oder bela- Als Steigerung geht der Patient 30 s und pausiert 15 s im Wech-
stungsabhängiger Obstruktion können wie folgt an das Ausdau- sel über einen Zeitraum von 3 min. Er wählt ein angemessenes
ertraining herangeführt werden: Tempo, mit dem er ausdauernd gehen kann. Bei Obstruktion
Der Patient geht 15 s und pausiert 15 s im Wechsel über einen wird die Belastung mit der dosierten Lippenbremse verbunden.
Zeitraum von 3 min. Der Patient soll dabei ein Gangtempo wäh- Nach einer vollständigen Pause kann dieses Intervall wiederholt
len, bei dem er eine Anstrengung von 4–6 der Skala empfindet. werden.
3-min-1-min-Gehen
Anstrengungsempfinden:
starke Anstrengung
Anstrengung
10 geringe Anstrengung
9 keine Anstrengung
8
Praxis
7
6
5
4
3
2
1
0 0 3 4 7 Zeit (min)
3-min-1-min-Gehen
Eine Steigerung ist das Gehen über einen Zeitraum von
3 min. Nach einer Pause von 1 min wiederholt sich das Belas-
tungsintervall.
7.7 Verbesserung der Belastbarkeit 149
1 2
3 4
1 2
6-min-Gehen
Anstrengungsempfinden:
starke Anstrengung
Anstrengung
10 geringe Anstrengung
9 keine Anstrengung
8
7
6
5
4
3
2
1
0 0 6 Zeit (min)
6-min-Gehen
Während des Belastungsintervalles von 6 min kann der Patient
das Gangtempo variieren. Das subjektive Belastungsempfinden
sollte im Bereich „anstrengend“ bleiben.
1 2
Schneckenlaufen Schneckenlaufen
Um zusätzlich zur Ausdauer die Kraftausdauer und Koordination Reizdauer und Reizumfang richten sich nach dem Trainingszu-
zu trainieren, geht der Patient sehr langsam. Bei der Anleitung stand des Patienten. Durch das langsame Gehen verringert sich
hilft das Bild der Zeitlupe oder der Schnecke. meist die Schrittgröße.
152 7 Maßnahmen
Beobachtungskriterien:
• Atemfrequenz
• Atembewegung
• Einsatz der Atemhilfsmuskeln
• Gesichtsausdruck
• Muskeltonus
• subjektive Empfindung von Entspannung
Wiederbefund:
• Die Atembewegung wird beurteilt.
• Die Atemfrequenz wird ermittelt.
• Der Atemrhythmus wird beobachtet.
7.8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit 153
1 2
3 4
5 6
Schüttelungen
Praxis
1 2
FLEX des Armes unter leichtem Zug Schüttelungen ausgehend vom Arm in max. FLEX
Der Patient liegt mit ausgestreckten Beinen in Rückenlage. Der Der Zug wird rhythmisch verstärkt und nachgelassen. Die richti-
Therapeut steht am Kopfende, flektiert einen Arm des Patienten ge Frequenz erkennt man an der weiterlaufenden Bewegung
so weit wie möglich und legt ihn auf seinem Beckenkamm ab. Er über den Rumpf.
umfasst den Oberarm flächig mit beiden Händen und zieht
leicht am Arm.
7.8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit 155
Schüttelungen (Fortsetzung)
3 4
Schüttelungen ausgehend vom Arm in 90° FLEX Schüttelungen ausgehend vom Bein
Der Patient liegt mit ausgestreckten Beinen in Rückenlage. Der Der Patient liegt mit ausgestreckten Beinen in Rückenlage. Der
Therapeut steht seitlich in Schulterhöhe, umfasst mit beiden Therapeut steht am Fußende und greift mit einer Hand von late-
Händen das Handgelenk des Patienten und hebt den Arm in ral flächig unter die Kniekehle, mit der anderen von medial ober-
90° FLEX. Er zieht leicht am Arm. Der Zug wird rhythmisch ver- halb der Ferse. Er zieht leicht am Bein. Der Zug wird rhythmisch
stärkt und nachgelassen. Die richtige Frequenz erkennt man an verstärkt und nachgelassen. Die richtige Frequenz erkennt man
der weiterlaufenden Bewegung über den Rumpf. an der weiterlaufenden Bewegung über den Rumpf.
5 6
Schüttelungen (Fortsetzung)
7 8
1 2
1 2
Einatmungstrom Ausatmungstrom
Der Therapeut beschreibt den Weg der Luft bei der Einatmung. Der Therapeut beschreibt den Weg der Luft bei der Ausatmung.
Berührt die Luft die Nasenlöcher, wird sie zum eigenen Atem. Der Brustkorb schwingt zurück, der Atem strömt durch die Atem-
Dieser Atem durchfließt die Nase, wendet sich an der Nasenwur- wege über die Nase aus. Der Patient lenkt die Aufmerksamkeit
zel, strömt durch Luftröhre und Bronchien in die Lunge und brei- auf den Atemstrom, ohne ihn willkürlich zu verändern. Diese
tet sich im Brustkorb aus. Übung kann nach Erlernen unabhängig vom Therapeuten und in
unterschiedlichen Ausgangsstellungen durchgeführt werden.
1 2
Ziel: Verbesserung der Beweglichkeit 4. Leiten Sie einen Patienten zur Nasenstenose an.
5. Sie möchten den Packegriff am Thorax mit dem
1. Welche Möglichkeiten der Übungsanleitung kennen Atem kombinieren.Wann verstärken Sie Ihren Zug?
Sie? Kreuzen Sie die richtige Aussage an und demonstrie-
2. Eine Bewegung ist schmerzhaft.Welche Anpassungs- ren Sie den Packegriff:
möglichkeiten können Sie anbieten? in der Einatmung
3. Welche Möglichkeiten der Korrekturen kennen Sie? in der Ausatmung
4. Die Dreh-Dehnlage kann man in vier Phasen auftei- 6a.Bei der Flankendehnung liegen die Hände des Thera-
len. Nennen Sie diese vier Phasen. peuten am Beckenkamm und an den unteren Rip-
5. Wie können Sie die Wirkung einer Dreh-Dehnlage pen.Wann verstärkt der Therapeut die Dehnung?
verstärken? mit Beginn der Einatmung
Kreuzen Sie die richtige Aussage an: mit Beginn der Ausatmung
Sie lassen den Patienten in der Dreh-Dehnlage am Ende der Einatmung
länger liegen. 6b. Die Bewegungsrichtung der Hände am Becken-
der Therapeut verstärkt die Dehnung. kamm geht dabei nach:
der Patient verstärkt die Dehnung über die Hebel caudal cranial ventral dorsal
Becken/Bein und Schulter/Arm. 6c. Die Bewegungsrichtung der Hände an den unteren
6. Nennen und zeigen Sie Orientierungen am Körper, Rippen geht dabei nach:
die eine Hilfe sind, den aufrechten Sitz zu erarbeiten. caudal cranial ventral dorsal
7. Zeigen Sie eine Übung für die FLEX/EXT der WS im 7. Wie können Sie die Ausatmung spürbar machen?
Sitzen und im Vierfüßlerstand (ROT, LAT FLEX). 8. Der Patient empfindet die Thoraxkompression durch
den Therapeuten als Anstrengung.Welche der fol-
genden Anpassung(en) sind richtig?
Ziel: Verbesserung der Atembewegung Der Therapeut komprimiert in der Ausatmung
langsamer.
1. Wie oft lassen Sie aktive Atemübungen wiederholen? Der Therapeut komprimiert in der Ausatmung
Kreuzen Sie die richtige Aussage an: schneller.
1- bis 2-mal Der Therapeut komprimiert in der Einatmung.
3- bis 6-mal Der Therapeut legt Pausen ein.
7- bis 10-mal 9. Der Patient soll in der Ausatmung den Thorax selbst
Praxis
2. Was sind die Zeichen einer Hyperventilation? komprimieren. Er neigt dazu, dabei eine Obstruktion
Kreuzen Sie die richtige Aussage an: zu entwickeln.Welche zusätzliche Anweisung geben
Kribbeln in den Extremitäten Sie?
Schwindel, feuchte Hände Kreuzen Sie die richtige Aussage an:
Druckschmerz hinterm Brustbein Die Methode ist ungeeignet, der Patient soll sie
3. Mit welchen zusätzlichen passiven Maßnahmen kön- nicht mehr durchführen.
nen Sie das Wahrnehmen der Atembewegung vor- Der Patient soll die dosierte Lippenbremse
bereiten? einsetzen.
Kreuzen Sie die richtige Aussage an und demonstrie- Der Patient soll auf HU oder HA ausatmen.
ren Sie diese Maßnahme(n):
Streichungen
Klopfungen
Packegriffe
Überprüfen Sie Ihr Wissen 159
Ziel: Ausgleichen des Atemrhythmus Atmen Sie schnell und tief ein.
Atmen Sie langsam und tief ein.
1. Bewerten Sie folgende Aussagen mit richtig (R) oder Atmen Sie schnell und tief ein und halten Sie
falsch (F). dann die Luft an.
Der Impuls für die Einatmung kommt im passiven 2. Warum lassen Sie die Hände auf Vorder- und Rück-
Dehnen. seite des Brustkorbes beim Tönen von P/T/K und M
Der Impuls für die Einatmung kommt im aktiven auflegen?
Dehnen. Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an:
Der Impuls für die Einatmung kommt im Lösen. Der Patient soll Vibrationen spüren.
2. Wie leiten Sie das Dehnen der Hand an? Der Patient soll Vibrationen vermeiden.
3. Der Handwurzelgriff wird eingesetzt: 3. Welche Laute erzeugen leichte Thorax-
Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an. schwingungen?
bei Patienten mit Obstruktion Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an:
bei Patienten mit Restriktion HU, P, M
um den Einatem zu verstärken HA, HU, M
um den Ausatem zu verstärken M,T, K
4. Welche passiven Maßnahmen zum Sekretlösen
kennen Sie?
Ziel: Kräftigung der Atemmuskulatur 5. Welche Lungenbereiche sind in Seitlage stärker
durchblutet?
1. Atemerschwerende ASTEN sind? Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an:
Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an: die der oben liegenden Seite
Rückenlage die der unten liegenden Seite
Bauchlage es gibt keinen Unterschied
Sitz 6. Wie lange wird eine Lagerung zum Drainieren von
Kutschersitz Sekret idealerweise durchgeführt?
Reitsitz Kreuzen Sie die richtige Aussage an:
Stand 10–15 min
2. Woran erkennen Sie eine korrekte Muskelaktivität 20–30 min
des Unterbauches? 45–60 min
Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an: 7. Leiten Sie die autogene Drainage an.
7
Die Bauchdecke bewegt sich nach innen. 8. Der Patient baut beim Husten einen zu hohen Druck
Die Bauchdecke bewegt sich nach außen. auf und verengt dadurch die instabilen Bronchien.
Die Bauchdecke bewegt sich nicht. Kreuzen Sie die richtige Aussage an:
3. Zeigen Sie eine Übung zur Kräftigung der Bauch- Der Therapeut lässt den Patienten vor dem
muskulatur im Sitz. Husten etwas Luft ausatmen.
Der Therapeut lässt den Patienten vor dem
Husten etwas Luft mit der dosierten Lippen-
Ziel: Unterstützung der bronchialen bremse ausatmen.
Reinigung Der Therapeut fordert den Patienten zum kurz-
zeitigen Anhalten der Luft auf.
1. Was sagen Sie einem Patienten, um ihn zu einem
tiefen Atemzug zur Sekretlösung anzuleiten?
Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an:
160 7 Maßnahmen
9. Wie können Sie bei Bedarf das Husten unterstützen? 6. Welches Intervall wählen Sie bei einem Patienten,
Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an: der sehr stark in seiner Belastbarkeit eingeschränkt
durch manuelle Thoraxkompression ist?
durch Thoraxkompression mit Tuch Kreuzen Sie die richtige Aussage an:
durch Stretch am Thorax 15s–15s
10. Welche Technik gegen Reizhusten ist besonders für 15s–30s
Kinder geeignet? 30s–15s
7. Wie lange ist die Reizdauer beim „Sinn-vollen“
Gehen? Nennen Sie die sechs unterschiedlichen
Ziel: Weithalten der Atemwege Pausenmöglichkeiten.
8. Was wird beim Schneckenlaufen trainiert?
1. Wann setzen Sie atemerleichternde ASTEN ein? Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an:
Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an: Ausdauer, Koordination
nach körperlicher Belastung Kraftausdauer, Ausdauer
bei vermehrtem Einsatz der Atemmuskulatur Koordination, Kraftausdauer, Ausdauer
bei Obstruktion
2. Mit welchen Atemtechniken können die atemer-
leichternden ASTEN ergänzt werden? Ziel: Verbesserung der Entspannungs-
3. Zeigen Sie 10 atemerleichternde ASTEN. fähigkeit
4. Leiten Sie einen Patienten zum gähnenden
Einatmen an. 1. Wie führen Sie die schnelle Lagerung durch?
5. Leiten Sie einen Patienten zur dosierten Lippen- Nummerieren Sie die Reihenfolge der korrekten
bremse an. Antworten:
6. Leiten Sie einen Patienten zur gähnenden Einat- Anheben Becken
mung und zur dosierten Lippenbremse beim Ausstreichen Arm
Treppensteigen an.Wie lange nach der Belastungs- Anheben Arm
phase soll der Patient mit diesen Atemtechniken Ausstreichen Bein
weiteratmen? Anheben Kopf
Anheben Bein
Anheben Schulter
Praxis
Ziel: Verbesserung der Belastbarkeit 2. Woran erkennen Sie die Richtigkeit der gewählten
Frequenz beim Schütteln?
1. Verbinden Sie die Bewegungen LAT FLEX der WS aus 3. Nennen Sie Möglichkeiten, die Entspannungsfähig-
Seitlage mit der Atmung. keit über den Atem zu fördern.
2. Verbinden Sie die Bewegungen ROT der WS aus
Seitlage mit der Atmung.
3. Zeigen Sie, wie die Atmung das Aufstehen vom Stuhl
unterstützen kann.
4. Nennen Sie die Beobachtungskriterien zum Aus-
dauertraining.
5. Zeigen Sie jeweils drei unterschiedliche Pausenmög-
lichkeiten im Liegen, Sitzen, Stehen/Gehen (ohne
Wiederholung).
Praxis
9 Maßnahmentabelle ..................................................................................................................................................187
10 Behandlungsbeispiele ..........................................................................................................................................190
10.1 Bronchitis......................................................................................................................................................................................190
10.2 Zustand nach Lungenembolie ..................................................................................................................................196
10.3 ACVB .................................................................................................................................................................................................202
10.4 Asthma bronchiale ...............................................................................................................................................................208
Beobachtungskriterien:
• Hyperämisierung der Haut
• Gewebetonus
Praxis
• Muskeltonus
• spontanes Husten
8.1 Maßnahmen der Hydrotherapie 163
Heiße Rolle
1 2
Wickeltechnik der heißen Rolle, Schritt 1 Wickeltechnik der heißen Rolle, Schritt 2
Ein Frotteehandtuch wird der Länge nach halbiert und vom Ein entsprechend gefaltetes zweites Handtuch wird überlap-
schmalen Ende her trichterförmig unter Zug aufgerollt. pend mit aufgerollt.
3 4
5 6
Abrollen der heißen Rolle in Seitlage Abrollen der heißen Rolle in Bauchlage
Mit der heißen Rolle wird die Haut des zu behandelnden Gebiets Abgekühlte Handtuchschichten werden zu einer Gegenrolle ge-
betupft, bis der Patient die feuchte Wärme toleriert. Dann wird wickelt. Die heiße Rolle kann mit den Lagerungen zum Sekret-
aus dem Betupfen eine rollende Bewegung. transport kombiniert werden.
Die Wärmetoleranz bestimmt die Kontaktzeit der heißen Rolle
mit der Haut.
Praxis
8.2 Maßnahmen der klassischen Massage 165
Beobachtungskriterien:
• Gewebetonus
• Muskeltonus
• Hyperämisierung der Haut
• subjektive Empfindung von Entspannung
Wiederbefund:
• Der Gewebetonus und der Muskeltonus werden
geprüft.
8
166 8 Ergänzende Maßnahmen
Streichungen
Streichung, autochthone Rückenmuskeln
1 2
ASTE Streichung der autochthonen Rückenmuskeln ESTE Streichung der autochthonen Rückenmuskeln
Der Therapeut legt beide Hände paravertebral auf die Muskel- Die flächige Streichung nach cranial wird mit mäßigem Druck
bäuche der langen Rückenstrecker. Die flächige Streichung be- ausgeführt. Auf dem Weg zurück zum Kreuzbein halten die Hän-
ginnt in der Höhe des Kreuzbeines. de den Kontakt zum Rücken.
Streichung, Bauchdecke
1 2
1 2
Streichung, Intercostalmuskeln
1 2
1 2
ASTE Knetung der geraden Bauchmuskeln ESTE Knetung der geraden Bauchmuskeln
Der Therapeut umfasst mit beiden Händen flächig die geraden Die weichen Knetungen werden rhythmisch und detonisierend
Bauchmuskeln. Die Knetung erfolgt durch eine gegenläufige ausgeführt.
Bewegung der Finger einer Hand zum Handballen der anderen
Hand.
Knetung, M. trapezius
1 2
Zirkelungen
Zirkelung, M. pectoralis
1 2
ASTE flächige Zirkelung des M. pectoralis ESTE flächige Zirkelung des M. pectoralis
Der Therapeut legt flächig die Finger der rechten Hand auf den Die linke Hand unterstützt die Bewegung. Auf der Gegenseite
Muskelbauch des M. pectoralis der Gegenseite. Durch gleichför- führt entsprechend die linke Hand die Zirkelung durch.
miges Kreisen in radialer Richtung detonisiert er den Muskel.
Zirkelung, Rückenmuskeln
1 2
ASTE flächige Zirkelung der Rückenmuskeln ESTE flächige Zirkelung der Rückenmuskeln
Der Therapeut legt flächig eine Hand im Bereich der zu behan- Die weichen Zirkelungen werden rhythmisch und detonisierend
delnden Rückenmuskeln auf. Der untere Bogen der Zirkelung über die gesamte Muskellänge ausgeführt.
wird mit dem Handballen, der obere Bogen mit den Fingern
8
ausgeführt.
170 8 Ergänzende Maßnahmen
Zirkelungen (Fortsetzung)
Zirkelung, autochthone Rückenmuskeln
1 2
ASTE Zirkelung der autochthonen Rückenmuskeln ESTE Zirkelung der autochthonen Rückenmuskeln
Der Therapeut setzt die Fingerkuppen auf den Muskelbauch der Die Zirkelungen beginnen im Lendenwirbelbereich und können
Gegenseite des Patienten auf. Die aufsteigende kreisende Zirke- bis zum Halswirbelbereich ausgeführt werden.
lung wird in Richtung Wirbelsäule ausgeführt.
Zirkelung, Intercostalmuskeln
1 2
Bewegung.
8.2 Maßnahmen der klassischen Massage 171
Packegriffe
Packegriff, Bauchdecke
1 2
1 2
Cowboy
1 2
3 4
Cowboy (Fortsetzung)
5 6
1 2
guten Bodenkontakt. Beide Hände liegen auf dem Brustbein. so weit wie möglich in der Aufrichtung.
8.3 Übungen mit dem Pezziball 175
1 2
Hula-Hula in EXT/FLEX
1 2
1 2
3 4
Die Galionsfigur
1 2
3 4
1 2
3 4
Zunehmende Streckung der Arme und Beine ESTE Eslein streck’ dich
Durch das Ausstrecken der Beine rollt der Ball nach hinten. Die In der Endstellung ist die vollständige Streckung von Armen und
Hände hinter dem Kopf können sich lösen und die Arme in die Beinen erreicht. Rumpf und Kopf sind auf dem Ball abgelegt. Die-
Praxis
Streckung führen. se ESTE ist unter Umständen erst nach einigen Übungseinheiten
zu erreichen.
8.3 Übungen mit dem Pezziball 179
5 6
8
180 8 Ergänzende Maßnahmen
Der Seeigel
1 2
3 4
Beobachtungskriterien:
• stattfindende Bewegung
• Anzahl der möglichen Wiederholungen
• gegebener Widerstand
• subjektive Anstrengung
Wiederbefund:
• Die geförderte Atembewegung wird beurteilt.
• Das spontane Husten wird beobachtet.
• Die geförderte Bewegungsrichtung wird befun-
det.
8
182 8 Ergänzende Maßnahmen
Fazilitation der Atmung
Sternale Atembewegung Costale Atembewegung
1 1
Widerstand gegen die Einatembewegung, Sternum Widerstand gegen die Einatembewegung, Rippen ventral
Der Patient liegt in Rückenlage. Der Therapeut steht am Kopf- Der Patient liegt in Rückenlage. Der Therapeut steht am Kopfende
ende des Patienten, seine Hände liegen flächig übereinander auf des Patienten, seine Hände liegen flächig, seitlich im Verlauf der
dem Sternum. Der Therapeut begleitet die Bewegung des Ster- Rippen. Der Therapeut begleitet die Bewegung der Rippen bei
nums bei der Ausatmung, dann erfolgt ein Stretch nach caudal- der Ausatmung, dann erfolgt ein Stretch nach caudal-medial. Er
dorsal. Er gibt einen dosierten Widerstand gegen die Einatem- gibt einen dosierten Widerstand gegen die Einatembewegung.
bewegung.
1 2
ASTE Widerstand gegen die Einatembewegung, Rippen lateral Widerstand gegen die Einatembewegung, Rippen lateral
Der Patient liegt in Seitlage. Der Therapeut steht hinter dem Pa- Dann erfolgt ein Stretch nach caudal-medial. Der Therapeut gibt
tienten und legt seine Hände auf den Bereich der Rippen, in der einen dosierten Widerstand gegen die Einatembewegung.
Praxis
1 2
Widerstand gegen die Einatembewegung, Rippen dorsal ESTE Widerstand gegen die Einatembewegung, Rippen dorsal
Der Patient liegt in Bauchlage. Der Therapeut steht am Kopfende Dann erfolgt ein Stretch nach caudal. Der Therapeut gibt einen
des Patienten, seine Hände liegen flächig, seitlich im Verlauf der dosierten Widerstand gegen die Einatembewegung.
Rippen. Der Therapeut begleitet die Bewegung der Rippen bei
der Ausatmung.
Diaphragmale Atembewegung
1 2
ASTE Widerstand gegen die Einatembewegung, diaphragmal ESTE Widerstand gegen die Einatembewegung, diaphragmal
Der Patient liegt in Rückenlage. Der Therapeut steht seitlich mit Der Stretch erfolgt mit den Daumen unter den Rippenbögen
Blickkontakt zum Patienten, seine Daumen liegen flächig im nach cranial. Der Therapeut gibt einen dosierten Widerstand
epigastrischen Winkel. Der Therapeut begleitet mit Daumen und gegen die caudale Bewegung des Zwerchfells.
8
1 2
1 2
gebaut werden.
Scapula anteriore Elevation und Scapula posteriore Depression
können im Sinne der dynamischen Umkehrbewegungen (Slow
reversal) durchgeführt werden.
8.4 Übungen aus dem PNF-Konzept 185
1 2
1 2
1 2
1 2
9 Maßnahmentabelle
In der auf den nächsten Seiten folgenden Tabelle der
Behandlungsmaßnahmen findet der Therapeut alle
im Buch beschriebenen Übungen übersichtlich auf-
gelistet. Sie sind Zielen zugeordnet.
Die Übersicht erleichtert dem Therapeuten die
9
... im Liegen Wahrnehmung der Atem- Ausgleichen des Atem- Kräftigung der Einatem-
Maßnahmen • untere Drehlage bewegung rhythmus, aktiv muskulatur
• Rückendrehlage • Wahrnehmen der Atem- • aktives Dehnen • Atmen in atemerschwe-
• Halbmondlage bewegung render ASTE
• Ölschiene Ausgleichen des Atem- • Atmen gegen manuellen
... bei der Einatmung, rhythmus, passiv Widerstand
... im Vierfüßlerstand aktiv • Dehnzüge
• WS Beweglichkeit • Schnüffeln Kräftigung der Ausatem-
FLEX/EXT • Einatmung halten Übungen aus dem Kon- muskulatur
• WS Beweglichkeit ROT • Nasenstenose zept des Erfahrbaren • Kräftigung der Bauch-
• WS Beweglichkeit LAT Atems, muskulatur
FLEX ... bei der Einatmung, Atem und Hand
passiv unterstützt • die Hände bewusst Übungen aus dem PNF-
... im Sitzen • Falte wegatmen machen Konzept
• der aufrechte Sitz • Dehnung der Körper- • Dehnen der Hand • sternale Atembewegung
• LWS Beweglichkeit LAT wände • Druck der Fingerkuppen • costale Atembewegung
FLEX • Griffe zur Förderung des • diaphragmale Atembe-
• LWS Beweglichkeit ROT ... bei der Ausatmung, Ausatems wegung
• Schinkengang aktiv • Schulterblatt-Pattern
• Beckenacht • den Ausatem sichtbar aus Seitlage
• BWS Beweglichkeit machen • Becken-Pattern
FLEX/EXT • den Ausatem hörbar aus Seitlage
• BWS Beweglichkeit ROT machen
• BWS Beweglichkeit LAT • den Ausatem spürbar
FLEX machen
• WS Beweglichkeit
FLEX/EXT ... bei der Ausatmung,
• WS Beweglichkeit ROT passiv unterstützt
• WS Beweglichkeit LAT • manuelle Thoraxkom-
FLEX pression
Detonisierung
Unterstützung Verbesserung der des hypertonen
Weithalten Verbesserung
der bronchialen Entspannungs- Gewebes und
der Atemwege der Belastbarkeit
Reinigung fähigkeit der hypertonen
Muskulatur
Sekretlösung und Sekret- Weithalten der Atem- Verbesserung der Belast- • schnelle Lagerung Streichungen
transport wege durch Körperstel- barkeit durch Ökonomi- • Schüttelungen • autochthone Rücken-
• tiefe Einatmung lungen sierung von Bewegungen • Erspüren der Auflage- muskeln
• Einatem halten • atemerleichternde Kör-• Verbindung von Bewe- fläche • Bauchdecke
• verlängerte Ausatmung perstellungen gung und Atmung in • dem Atemstrom folgen • Mm. trapezii
• Active Cycle of Breathing FLEX/EXT im Liegen • Wahrnehmen der Atem- • Intercostalmuskeln
Technique (ACBT) Weithalten der Atemwe- • Verbindung von Bewe- bewegung
• Tönen von P,T, K oder M ge durch Atemtechniken gung und Atmung in LAT Knetungen
• Vibrationen/Klopfungen • gähnendes Einatmen FLEX im Liegen • gerade Bauchmuskeln
• Selbstklopfungen • dosierte Lippenbremse • Verbindung von Bewe- • M. trapezius
• Lagewechsel gung und Atmung in ROT
• Lagerung oberer Brust- im Liegen Zirkelungen
korbabschnitt • Aufstehen vom Stuhl mit • flächige Zirkelung des
• Lagerung mittlerer Brust- der Ausatmung M. pectoralis
korbabschnitt • Anheben eines Gewichts • flächige Zirkelung der
• Lagerung unterer Brust- mit der Ausatmung Rückenmuskeln
korbabschnitt • Treppe steigen mit der • Zirkelung der autochtho-
• autogene Drainage Ausatmung nen Rückenmuskeln
• Zirkelung der Intercostal-
Hustentechniken und Verbesserung der Belast- muskeln
Hustenhilfen barkeit durch Steigern
• Huffing der Ausdauer Packegriffe
• Hustentechnik bei zu • 15-s-15-s-Gehen • Bauchdecke
hohem intrathorakalem • 30-s-15-s-Gehen • unterer Thoraxrand
Druck • 3-min-1-min-Gehen
• Hustentechnik bei zu nie- • Gehen mit „Sinn-vollen“ Hydrotherapeutische
drigem intrathorakalem Pausen Maßnahme
Druck • 6-min-Gehen • heiße Rolle
• Hustenhilfe durch Kom- • Schneckenlaufen
pression
• Atemhilfen gegen Reiz- Übungen mit dem Pezzi-
husten ball in Anlehnung an FBL
• Cowboy
Hydrotherapeutische • Hula-Hula in LAT FLEX
Maßnahme (abgewandelt)
• heiße Rolle • Hula-Hula in LAT FLEX
• Hula-Hula in EXT/FLEX
Übungen mit dem Pezzi- • die Brunnenfigur
ball in Anlehnung an FBL (abgewandelt)
• Cowboy • die Galionsfigur
• die Galionsfigur • Eslein streck’ dich
• Eslein streck’ dich • der Seeigel
• der Seeigel
9
190 10 Behandlungsbeispiele
Atembefund
Therapeut:................................................................... Datum:.................................
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ 47
Alter:.....................................
Bronchitis
Diagnose: ................................................................................................................................................................................................
1 2 3 4 5 6 7
kann/darf nicht (völlige (völlige
ausgeführt Unselb- Selb-
werden ständigkeit) ständigkeit)
Transfer RL/SL
Transfer SL (RL)/Sitz
Schuhe anziehen
Transfer Sitz/Stand
kleine Gegenstände
aufheben
Treppe steigen
Praxis
2.Thoraxverhältnisse
(in die Skizzen einzeichnen)
a Atembewegung ---
b Gewebetonus ///
c Schmerz *
d Besonderheiten
4
costal
costo -
abdominal
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(kein (maximaler
Schmerz) Schmerz)
subjektive
Schmerzempfindung
10
3. Atemform in Ruhe
Atemfrequenz: 14
........................................./min Nase/Nase
Atemweg: ......................................................
4. spontanes Husten
produktiv unproduktiv Räuspern
Sekret: sehr zäh zäh lässt sich leicht abhusten
rot/braun gelb/grün klar/weiß
Muskelaktivität
beim Husten: zu schwach angemessen zu stark
subjektive
Atemnot in Ruhe
6. Beweglichkeit
Einschränkung È, ÈÈ, ÈÈÈ
Schmerz *
Bewegungsausmaß ohne Befund ✔
kann/darf nicht ausgeführt werden
rechts links
hand behind neck kann nicht ausgeführt werden
hand behind back kann nicht ausgeführt werden
10.1 Befund 1: Bronchitis 193
7. Muskeltonus
hypoton normoton hyperton schmerzhaft hyperton
re li re li re li re li
M. trapezius
M. pectoralis
Bauchmuskeln
autochthone
Rückenmuskeln
8. Belastbarkeit
6-min-Gehen in der Ebene /
....................m /
mit ............s Pause
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Anstrengung) Anstrengung)
subjektive
Anstrengung
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot bei
Belastung
Der Behandlungsplan 1
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ Alter:.....................................
SP.
10.1 Befund 1: Bronchitis 195
10.1 Befund 1: Bronchitis • 3–4 tiefe Atemzüge: langsam ein – Atem halten,
der Patient nimmt die costo-abdominale Atem-
Übersicht über die patientengeeigneten bewegung dabei wahr.
Maßnahmen • Sanfte Fingerklopfungen des Therapeuten auf
Zu 5: Unterstützen der bronchialen Reinigung dem Brustbein und dem oberen Brustkorb.
• tiefe Einatmung Die schmerzende Stelle besonders bearbeiten.
• Einatem halten • Wahrnehmen der costo-sternalen Atembewe-
• verlängerte Ausatmung gung nach ventral mit Patientenhandkontakt,
• Tönen von P/T/K oder M der Therapeut fixiert die Hand.
• Vibrationen oder Klopfungen • 3–4 tiefe Atemzüge: langsam ein – Atem halten,
• Lagewechsel der Patient nimmt die costo-sternale Atem-
• autogene Drainage bewegung dabei wahr.
• Huffing • Pause zwischen den Atemübungen für Finger-
• Hustenhilfe durch Thoraxkompression klopfungen nutzen.
Zu 2: Verbesserung der Atembewegung • 3–4-mal Schnüffeln.
• Wahrnehmen der Atembewegung • Pause zwischen den Atemübungen für Patienten-
• Schnüffeln information nutzen (z. B. den Zusammenhang
• Falte wegatmen von tiefen Atemzügen und Sekretlösung er-
• Dehnung der Körperwände klären).
• den Ausatem sichtbar machen • 3–4-mal stoßweises Ausatmen auf den P-Laut.
• den Ausatem hörbar machen • Umlagern in SL rechts (SL links aufgrund von
• manuelle Thoraxkompression Schmerzen nicht möglich).
Zu 3: Ausgleichen des Atemrhythmus • Hohlhandklopfungen auf der linken Flanke
• Dehnen der Hand durchführen.
Zu 4: Detonisierung des hypertonen Gewebes und der • Wahrnehmen der costalen Atembewegung nach
hypertonen Muskeln lateral mit Therapeutenhandkontakt
• Streichungen an M. trapezius und M. pectoralis • 3-mal die Atemübungskombination: schnüffelnd
einatmen, Einatem halten, langsam ausatmen.
Besonderheiten der Behandlung • Pause zwischen den Atemübungen für Patienten-
Die Maßnahmen sollen erlernt und möglichst mehr- information nutzen (z. B. für die Aufforderung,
mals täglich selbständig ausgeführt werden können. die Kombinationen mehrmals täglich zu üben).
Der Patient kann selbst nur die Finger und Hände • Dreimal die Atemübungskombination: Langsam
gegen die Schwerkraft bewegen, deshalb werden einatmen, Einatem halten, stoßweise auf P-P-P
hauptsächlich aktive Maßnahmen gewählt, die keine ausatmen.
Muskelkraft erfordern. • Umlagern in Rückenlage.
Falls unter der Behandlung spontan Husten auf- • Vermitteln von „Huffing“ zum Abhusten.
tritt, wird er manuell mit einer Thoraxkompression • Dehnen der Hand mit beiden Händen gleich-
unterstützt. zeitig.
• Wahrnehmen der costo-abdominalen Atembe-
Behandlungsablauf wegung mit Patientenhandkontakt.„Hat sich die
Dauer: 30 min (Behandlung einschließlich Doku- Atembewegung vergrößert?“
mentation)
• Streichen der Bauchdecke durch den Thera- Dokumentation in Krankenblatt oder
peuten Patientenkartei
• Wahrnehmen der costo-abdominalen Atembe- Klopfungen, tiefe Atemzüge, Huffing, Patient hustete
10
Atembefund
Therapeut:................................................................... Datum:.................................
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ 68
Alter:.....................................
1 2 3 4 5 6 7
kann/darf nicht (völlige (völlige
ausgeführt Unselb- Selb-
werden ständigkeit) ständigkeit)
Transfer RL/SL
Transfer SL (RL)/Sitz
Schuhe anziehen
Transfer Sitz/Stand
kleine Gegenstände
aufheben
Treppe steigen
Praxis
2.Thoraxverhältnisse
(in die Skizzen einzeichnen)
a Atembewegung ---
b Gewebetonus ///
c Schmerz *
d Besonderheiten
costal
costo -
abdominal
Narbe
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(kein (maximaler
Schmerz) Schmerz)
subjektive
Schmerzempfindung
10
Schmerzqualität: ..................................................................................................................................................................................
198 10 Behandlungsbeispiele
3. Atemform in Ruhe
Atemfrequenz: 18
........................................./min Nase/Nase
Atemweg: ......................................................
4. spontanes Husten
produktiv unproduktiv Räuspern
Sekret: sehr zäh zäh lässt sich leicht abhusten
rot/braun gelb/grün klar/weiß
Muskelaktivität
beim Husten: zu schwach angemessen zu stark
rechts links
hand behind neck ÈÈÈ * È
hand behind back ÈÈ * È
10.2 Befund 2: Zustand nach Lungenembolien 199
7. Muskeltonus
hypoton normoton hyperton schmerzhaft hyperton
re li re li re li re li
M. trapezius
M. pectoralis
Bauchmuskeln
autochthone
Rückenmuskeln
8. Belastbarkeit
6-min-Gehen in der Ebene 440
....................m /
mit ............s Pause
60
Puls in Ruhe: ............................................................... 78
Puls nach Belastung: ....................................................................
125 / 80
Blutdruck in Ruhe: .................................................... 135 / 85
Blutdruck nach Belastung:.........................................................
18
Atemfrequenz in Ruhe:........................................... 48
Atemfrequenz nach Belastung: ...............................................
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Anstrengung) Anstrengung)
subjektive
Anstrengung
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot bei
Belastung
Behandlungsziele des Patienten: • Verspannungen lösen
• Verbesserung der körperlichen Gesamtleistung
• ausdauernder gehen können
Behandlungsziele des Therapeuten: 1 Verbesserung der Beweglichkeit
2 Verbesserung der Atembewegung
3 Ausgleichen des Atemrhythmus
4 Kräftigung der Atemmuskulatur
5 Unterstützung der bronchialen Reinigung
6 Weithalten der Atemwege
7 Verbesserung der Belastbarkeit
10
Der Behandlungsplan 2
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ Alter:.....................................
Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9 • Sitz:
Streichungen am M. trapezius, flä-
chige Zirkelungen am M. pectoralis
2 • manuelle Thoraxkompression
• Wahrnehmen der Atembewegung
• Tönen SCH
4 • Kräftigung der Bauchmuskeln
7 • Verbindung von Atem und Bewegung
LWS FLEX/EXT
• Aufstehen mit Ausatem
• Gehen 30-s-15-s
• Treppensteigen mit Ausatem Atemfrequenz
steigt sehr
stark an (auf
48/min)
Praxis
RR.
10.2 Befund 2: Zustand nach Lungenembolien 201
Atembefund
Therapeut:................................................................... Datum:.................................
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ 67
Alter:.....................................
ACVB 7 Tg. p. OP
Diagnose: ................................................................................................................................................................................................
Nebendiagnose: ...................................................................................................................................................................................
1 2 3 4 5 6 7
kann/darf nicht (völlige (völlige
ausgeführt Unselb- Selb-
werden ständigkeit) ständigkeit)
Transfer RL/SL
Transfer SL (RL)/Sitz
Schuhe anziehen
Transfer Sitz/Stand
kleine Gegenstände
aufheben
Treppe steigen
Praxis
2.Thoraxverhältnisse
(in die Skizzen einzeichnen)
a Atembewegung ---
b Gewebetonus ///
c Schmerz *
d Besonderheiten
Narbe
costal
costo -
abdominal
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(kein (maximaler
Schmerz) Schmerz)
subjektive
Schmerzempfindung
10
Schmerzqualität: ..................................................................................................................................................................................
204 10 Behandlungsbeispiele
3. Atemform in Ruhe
Atemfrequenz: 24
........................................./min Nase/Nase
Atemweg: ......................................................
4. spontanes Husten
produktiv unproduktiv Räuspern
Sekret: sehr zäh zäh lässt sich leicht abhusten
rot/braun gelb/grün klar/weiß
Muskelaktivität
beim Husten: zu schwach angemessen zu stark
subjektive
Atemnot in Ruhe
6. Beweglichkeit
Einschränkung È, ÈÈ, ÈÈÈ
Schmerz *
Bewegungsausmaß ohne Befund ✔
kann/darf nicht ausgeführt werden
rechts links
hand behind neck È ✔
hand behind back ✔ ✔
10.3 Befund 3: ACVB 205
7. Muskeltonus
hypoton normoton hyperton schmerzhaft hyperton
re li re li re li re li
M. trapezius
M. pectoralis
Bauchmuskeln
autochthone
Rückenmuskeln
Abbruch nach 3 min.
8. Belastbarkeit
6-min-Gehen in der Ebene 160
....................m /
mit ............s Pause
72
Puls in Ruhe: ............................................................... 80
Puls nach Belastung: ....................................................................
120 / 70
Blutdruck in Ruhe: .................................................... 140 / 60
Blutdruck nach Belastung:.........................................................
24
Atemfrequenz in Ruhe:........................................... 28
Atemfrequenz nach Belastung: ...............................................
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Anstrengung) Anstrengung)
subjektive
Anstrengung
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot bei
Belastung
Behandlungsziele des Patienten: Für den Patienten nicht formulierbar. Auf Angebot: länger gehen.
Behandlungsziele des Therapeuten: 1 Verbesserung der Beweglichkeit
2 Verbesserung der Atembewegung
3 Ausgleichen des Atemrhythmus
4 Kräftigung der Atemmuskulatur
5 Unterstützung der bronchialen Reinigung
6 Weithalten der Atemwege
7 Verbesserung der Belastbarkeit
8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit
9 Detonisierung des hypertonen Gewebes und der hypertonen
10
Muskeln
Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
206 10 Behandlungsbeispiele
Der Behandlungsplan 3
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ Alter:.....................................
Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Behandlungsablauf
Dauer: 30 min (Behandlung einschließlich Doku-
mentation)
• Messen von Atemfrequenz, Puls, Blutdruck, in
Ruhe
• Der Patient soll auf einem Stuhl ohne Lehne Platz
nehmen, der Therapeut sitzt gegenüber. Er
erklärt die Übungen, führt sie vor und führt sie
dann mit dem Patienten zusammen aus.
• Den aufrechten Sitz erarbeiten – ohne das Schüt-
teln der Füße.
• Beckenacht
• Packegriffe am unteren Thoraxrand, ventral
ausgeführt durch den Patienten,dorsal durch den
Therapeuten.
10
Atembefund
Therapeut:................................................................... Datum:.................................
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ 37
Alter:.....................................
Asthma bronchiale
Diagnose: ................................................................................................................................................................................................
Nebendiagnose: ...................................................................................................................................................................................
1 2 3 4 5 6 7
kann/darf nicht (völlige (völlige
ausgeführt Unselb- Selb-
werden ständigkeit) ständigkeit)
Transfer RL/SL
Transfer SL (RL)/Sitz
Schuhe anziehen
Transfer Sitz/Stand
kleine Gegenstände
aufheben
Treppe steigen
Praxis
2.Thoraxverhältnisse
(in die Skizzen einzeichnen)
a Atembewegung ---
b Gewebetonus ///
c Schmerz *
d Besonderheiten
4
costal
costo -
abdominal
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(kein (maximaler
Schmerz) Schmerz)
subjektive
Schmerzempfindung
10
dumpf
Schmerzqualität: ..................................................................................................................................................................................
210 10 Behandlungsbeispiele
3. Atemform in Ruhe
Atemfrequenz: 13
........................................./min Nase/Nase
Atemweg: ......................................................
4. spontanes Husten
produktiv unproduktiv Räuspern
Sekret: sehr zäh zäh lässt sich leicht abhusten
rot/braun gelb/grün klar/weiß
Muskelaktivität
beim Husten: zu schwach angemessen zu stark
rechts links
hand behind neck ✔ ✔
hand behind back ✔ ✔
10.4 Befund 4: Asthma bronchiale 211
7. Muskeltonus
hypoton normoton hyperton schmerzhaft hyperton
re li re li re li re li
M. trapezius
M. pectoralis
Bauchmuskeln
autochthone
Rückenmuskeln
8. Belastbarkeit
6-min-Gehen in der Ebene 560
....................m /
mit ............s Pause
80
Puls in Ruhe: ............................................................... 92
Puls nach Belastung: ....................................................................
140 / 90
Blutdruck in Ruhe: .................................................... 140 / 90
Blutdruck nach Belastung:.........................................................
13
Atemfrequenz in Ruhe:........................................... 18
Atemfrequenz nach Belastung: ...............................................
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Anstrengung) Anstrengung)
subjektive
Anstrengung
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot bei
Belastung
Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3 • Dehnen
2 • Wahrnehmen der costo-abdominalen
Atembewegung nach ventral
6 • Kutschersitz
• gähnendes Einatmen
9 • Packegriffe am lateralen Brustkorb
2 • Wahrnehmen der costalen
Atembewegung nach lateral
Praxis
KD.
10.4 Befund 4: Asthma bronchiale 213
Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Patient war
sehr unruhig
während der
Behandlung
SP.
10
214 10 Behandlungsbeispiele
Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Patient emp-
fand die Ent-
spannung als
angenehm
Ausgleich des
Praxis
Atemrhyth- KK.
mus
10.4 Befund 4: Asthma bronchiale 215
lernen
• Packegriffe am lateralen Brustkorb durch den Pa-
tienten
216 11 Physiotherapeutische Hilfsmittel
11 Physiotherapeutische (s. Abb. 11.1.2b), der Druck lässt nach und die Kugel
Hilfsmittel fällt zurück in den Trichter (s. Abb. 11.1.2c). Dieser
Vorgang wiederholt sich 10- bis 30-mal pro Sekunde.
In den Bronchien kommt es während der Anwen-
In der Atemtherapie werden unterschiedliche Hilfs- dung zu Druckschwankungen und schnellen Luft-
mittel angeboten und verwendet. strömungsänderungen.Die Bronchialwände bewegen
Zur Verbesserung der Sekretlösung und des Se- sich rasch.Anhaftender Schleim wird durch diese Be-
krettransports haben sich in der praktischen Arbeit wegungen gelöst und kann leichter transportiert und
Hilfsmittel bewährt, die mit einem positiven exspira- abgehustet werden.
torischen Druck (Positive Exspiratory Pressure, PEP)
arbeiten. Hier wird auf die Geräte VRP1-Flutter®, den Anwendung
RC-Cornet® und die PEP-Maske® eingegangen. Diese Der VRP1-Flutter® wird meist im Sitzen oder im Lie-
Geräte können mit einer Inhalation kombiniert wer- gen mit erhöhtem Kopfteil angewandt.Nach einer ver-
den.Ihre Akzeptanz,besonders bei chronisch kranken tieften, ruhigen Einatmung durch die Nase wird der
Patienten, ist hoch. Atem 2–3 Sekunden gehalten.Anschließend wird lan-
Zur Vergrößerung des Atemzugvolumens können ge, aber ohne zu pressen, durch den Flutter ausgeat-
so genannte „Incentive Spirometer“ eingesetzt wer- met. Dabei können Vibrationen im Brustkorb wahr-
den. Es handelt sich um Atemtrainer, die den Patien- genommen werden.
ten dazu motivieren, willkürlich tiefer einzuatmen. In Wenn sich Sekret im Trachealbereich befindet,
diesem Produktbereich herrscht eine große Vielfalt. wird es durch Räuspern, Anhusten gegen die Lippen
An dieser Stelle gehen wir beispielhaft auf das Gerät oder eine kurze, forcierte Ausatmung abgehustet.
Triflo II® ein.
Zur Kräftigung der Einatemmuskulatur werden Einstellmöglichkeiten
Einatemmuskeltrainer angeboten. Hier wird das Ge- Der VRP1-Flutter® wird zunächst horizontal im Mund
rät Threshold® exemplarisch vorgestellt. gehalten (s. Abb. 11.1.3).
Der Ausatemwiderstand kann durch Veränderung
des Stellungswinkels an die Kraft der Atemmuskula-
11.1 VRP1-Flutter® tur, an die wahrgenommenen Vibrationen im Brust-
korb und an die Beschaffenheit des Sekrets angepasst
Aufbau werden (s. Abb. 11.1.4).
Der VRP1-Flutter® (Vario Resistance Pressure1-Flut-
ter®) erinnert an eine Trillerpfeife. Er besteht aus ei-
nem Mundstück mit dem „Pfeifenkörper“, einem
Trichter mit einer Öffnung für die Ausatemluft, der in
dem „Pfeifenkopf“ liegt,einer Metallkugel,die in Ruhe
die Öffnung im Trichter verschließt und einem durch-
löcherten Deckel (s. Abb. 11.1.1).
Wirkung
Der VRP1-Flutter® ist ein PEP (Positive Exspiratory
Pressure)-System. Während der Ausatmung wird der
Druck in den Bronchien erhöht. Dadurch wird einem
Bronchialkollaps entgegengewirkt.
Wird durch den VRP1-Flutter® ausgeatmet, ver-
Praxis
VRP1-Flutter®
Abb. 11.1.2b.
Der Ausatemdruck hebt die
1 2b Kugel an.
3 4
Abb. 11.1.3. Anwendung des VRP1-Flutter® Abb. 11.1.4. Mögliche Anpassung des VRP1-Flutter®
Nach einer vertieften, ruhigen Einatmung durch die Nase hält Der Ausatemwiderstand kann durch Veränderung des Stellungs-
der Patient kurz den Atem an und atmet ohne zu pressen durch winkels angepasst werden.
11
RC-Cornet®
1a 1b 1c 1d
Abb. 11.2.1a–d. Funktion des RC-Cornet®
ohne „Schalldämpfer”
Die Röhre gibt dem Schlauch eine spezielle Biegung, die für
Druck- und Flussschwankungen erforderlich ist.
Beim Ausatmen in das RC-Cornet® kommt es zu Schwingungen
des Ventilschlauches in der Röhre.
2 3
Abb. 11.2.2. Anwendung des RC-Cornet® im Sitzen Abb. 11.2.3. Anwendung des RC-Cornet® im Liegen
Nach einer vertieften Einatmung wird ohne zu pressen durch Der RC-Cornet® kann unabhängig von der ASTE eingesetzt
den RC-Cornet® ausgeatmet. werden.
11
220 11 Physiotherapeutische Hilfsmittel
PEP-Maske®
1 2
Abb. 11.3.1. Aufbau der PEP-Maske® Abb. 11.3.2. Anwendung der PEP-Maske®
Die PEP-Maske® besteht aus einer durchsichtigen Gesichtsmaske Der Patient atmet unter der Maske langsam tief ein und hält kurz
Praxis
(1) und einem Kunststoff-T-Stück (2). den Atem an. Der Ausatem erfolgt gegen den Widerstand in der
Maske.
11.4 Triflo II® 221
Triflo II®
1 2
Kugeln (2) und einem Schlauch (3) mit Mundstück (4). werden. Dies führt zu einer vertieften Einatmung.
222 11 Physiotherapeutische Hilfsmittel
Threshold®
Kontaktadressen................................................................................................................................................................................................224
Literatur.....................................................................................................................................................................................................................225
Glossar........................................................................................................................................................................................................................229
Befundbogen (Kopiervorlage) ...............................................................................................................................................................232
Sachverzeichnis..................................................................................................................................................................................................237
224 Kontaktadressen
Kontaktadressen
AFA
Arbeits- und Forschungsgemeinschaft für Atempflege e.V.
Wartburgstraße 41
10823 Berlin
Tel. (0 30) 3 95 38 60
www.AFA-atem.de
BEAM
Berufsvereinigung der AtemtherapeutInnen/-pädagogInnen
des Erfahrbaren Atems nach Prof. Ilse Middendorf e.V.
Postweg 23
64743 Beerfelden-Falkengesäß
Tel. (0 60 68) 91 20 26
www.erfahrbarer-atem.de/berufsbild.htm
IFK
Bundesverband selbständiger PhysiotherapeutInnen e.V.
Königsallee 178a
44799 Bochum
Tel. (02 34) 9 77 45-0
www.ifk.de
VDB-Physiotherapieverband e.V.
Prinz-Albert-Str. 41
53113 Bonn
Tel. (02 28) 21 05 06
www.physio.de/vdb
ZVK
Deutscher Verband für Physiotherapie – Zentralverband der
Physiotherapeuten/Krankengymnasten e.V.
Postfach 21 02 80
50528 Köln
Tel. (02 21) 9 81 02 70
www.physio.de/zvk
Literatur 225
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Glossar 229
Glossar
Afferente, vegetative Fasern Teil der Fasern Compliance, pulmonale Die pulmonale Com-
des vegetativen (autonomen) Nervensystems; hier pliance beschreibt die mechanischen Eigenschaf-
werden afferente (sensible) und efferente (motori- ten der Lunge. Die Compliancemessung ist eine
sche und sekretorische) Fasern unterschieden. Die Messung der volumenabhängigen Dehnbarkeit
afferenten Fasern leiten Impulse zum ZNS, die effe- von Lunge und Thorax. Sie gibt gleichzeitig Aus-
renten Fasern leiten Impulse vom ZNS in die Peri- kunft über die Wechselwirkungen zwischen den
pherie. elastischen Rückstellkräften von Brustwand und
Lunge. Die Compliance steigt an bei einer Verstei-
Amyotrophische Lateralsklerose Unheilbare, fung der Lunge und fällt ab bei einer Erschlaffung
degenerative Erkrankung des Zentralnervensys- der Lunge, da bei einer steifen Lunge hohe trans-
tems unbekannter Ursache, die rasch voranschreitet pulmonale Druckänderungen für geforderte Volu-
und nach mehreren Jahren meist zum Tode führt. menänderungen aufgebracht werden müssen.
Die Symptome erklären sich durch eine Degenera-
tion motorischer Nervenzellen im Rückenmark und Defäkation Stuhlentleerung
in den Hirnnerven. Man unterscheidet eine sporadi-
sche, eine familiäre und eine endemische Form. Die Diffusion Die auf eine gleichmäßige Verteilung
Patienten fühlen sich kraftlos und sind in vielen Be- (Durchmischung) im Raum gerichtete Ausbreitung
wegungen stark eingeschränkt. Komplikationen er- von Molekülen oder Ionen bis zum Konzentrations-
geben sich, wenn aufgrund einer Lähmung der zum ausgleich. Die Diffusion erfolgt immer entlang eines
Schlucken benötigten Muskulatur Nahrungsmittel Konzentrationsgradienten (Konzentrationsunter-
in die Luftwege gelangen. schieds) und ohne äußeren Einfluss.
Formatio reticularis Kerngebiete des Hirnstam- vom Kohlendioxid verursacht wird). Normalwerte
mes, die netzartig miteinander verbunden sind. im Mischblut: 45 mmHg, in den Alveolen 40 mmHg.
Schaltzentrum, das hirnwärts geleitete Impulse
(Afferenzen) von Sinnesorganen, Rückenmark und Kollaterale, Kollateralgefäß Nebengefäß, Um-
Großhirn verarbeitet und in efferente (organgerich- gehungsgefäß (auch Umleitung) im Sinne einer
tete) Impulse umwandelt. Die Formatio reticularis Querverbindung zwischen Hauptgefäßen des Blut-
ist u. a. Sitz des lebenswichtigen Atem- und Kreis- gefäßsystems, oder auch als interbronchiale Verbin-
laufzentrums. dungen im Bronchialsystem.
Hydrostatischer Druck Druck, den eine Wasser- Oberflächenspannung Kraft, die an Grenzflä-
säule aufgrund der Erdanziehungskraft (Gravita- chen flüssiger Phasen wirksam ist und durch gegen-
tion) auf die Auflagefläche ausübt. Der hydrostati- seitige Anziehung der Moleküle die Tendenz zur
sche Druck steigt, je höher die Wassersäule steigt. Verkleinerung der Oberfläche hat. Die Oberflächen-
spannung hat Bedeutung in der Physiologie des
Incentive Spirometer einfaches Feedback- Alveolarepithels, das eine Flüssigkeitsschicht (Sur-
Gerät, welches das eingeatmete Volumen oder den factant) enthält, deren Oberflächenspannung ge-
inspiratorischen Flow optisch darstellt. Der Patient ringer ist als die des Wassers, wodurch die Atem-
kann dadurch seine Atemübungen unterstützen. arbeit vermindert und ein Kollaps der Alveolen
verhindert wird.
Intrakranieller Druck, Hirndruck Druck, der im
Schädelinneren einschließlich der Liquorräume Obstruktive Atemwegserkrankung Erkran-
herrscht. Der Normwert bei Erwachsenen liegt im kung mit Behinderung der Atmung durch Einen-
Liegen bei 8–10 mmHg. gung der Atemwege (z. B. Asthma bronchiale).
Atembefund
Therapeut:................................................................... Datum:.................................
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ Alter:.....................................
Diagnose: ................................................................................................................................................................................................
Nebendiagnose: ...................................................................................................................................................................................
1 2 3 4 5 6 7
kann/darf nicht (völlige (völlige
ausgeführt Unselb- Selb-
werden ständigkeit) ständigkeit)
Transfer RL/SL
Transfer SL (RL)/Sitz
Schuhe anziehen
Transfer Sitz/Stand
kleine Gegenstände
aufheben
Treppe steigen
2.Thoraxverhältnisse
(in die Skizzen einzeichnen)
a Atembewegung ---
b Gewebetonus ///
c Schmerz *
d Besonderheiten
costal
costo -
abdominal
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(kein (maximaler
Schmerz) Schmerz)
subjektive
Schmerzempfindung
Schmerzqualität: ..................................................................................................................................................................................
234 Befundbogen (Kopiervorlage)
3. Atemform in Ruhe
Atemfrequenz: ........................................./min Atemweg: ......................................................
4. spontanes Husten
produktiv unproduktiv Räuspern
Sekret: sehr zäh zäh lässt sich leicht abhusten
rot/braun gelb/grün klar/weiß
Muskelaktivität
beim Husten: zu schwach angemessen zu stark
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot in Ruhe
6. Beweglichkeit
Einschränkung È, ÈÈ, ÈÈÈ
Schmerz *
Bewegungsausmaß ohne Befund ✔
kann/darf nicht ausgeführt werden
rechts links
hand behind neck
hand behind back
Befundbogen (Kopiervorlage) 235
7. Muskeltonus
hypoton normoton hyperton schmerzhaft hyperton
re li re li re li re li
M. trapezius
M. pectoralis
Bauchmuskeln
autochthone
Rückenmuskeln
8. Belastbarkeit
6-min-Gehen in der Ebene ....................m mit ............s Pause
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Anstrengung) Anstrengung)
subjektive
Anstrengung
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot bei
Belastung
Sachverzeichnis
A C
Active Cycle of Breathing Technique (ACBT) 25 Centrum tendineum 4
Alveolen 8 Clearance, mukoziliare 19
Anstrengung, subjektive 71 Compliance 17
Atelektasen 8, 24
Atemform 33 D
Atemminutenvolumen 20 Dauermethode 146
Atemmittellage 20 Diffusion 13
Atemnot, subjektive 65, 71 Drainage, autogene 25
Atempressen 7 Dreh-Dehnlagen 83
Atemruhelage 20 Durchblutung 13
Atemwegswiderstände 17
Atemzugvolumen 20 E
Atemzyklus 11 Empfindungsfähigkeit 33
Atmung 2 Entspannung 27
–, äußere 2 Exspiration 12
–, innere 2
Atmungssystem 2 F
Ausatemstromstärke 22 FEV1 21
Ausdauer 25 Flow 22
Ausdauerdiagnostik 77
Ausdauertraining 146 G
Azinus 8 Gasaustausch 13
Giemen 64
B
Befunderhebung 58 H
Behandlungsablauf 79 Hauptbronchien 8
Behandlungsziele 79 Huffing 25
Belastungsprotokoll 77 Husten 19
Belüftung 13 –, produktiver 19
Bronchialbaum 8 –, unproduktiver 19
Bronchialkaliberschwankung, atemsynchrone
12, 18, 25 I
Brustfell 3 Inspiration 11
Brustkorb 2 Inspirationskapazität 20
Intervallmethode 147
238 Sachverzeichnis
K Retraktionskraft 11
Katecholamine 25 Rippenfell 3
Kehlkopf 7
Klopfungen 25 S
Körperwahrnehmung 33 Sammlung 33
Kurzzeitausdauer 146 Sauerstoffaufnahme, maximale 77
Schmerzempfindung, subjektive 63
L Schwerkraft 24
Langzeitausdauer 146 Sekrettransport 24
Leistungstests 77 Strömungsgeschwindigkeit 24
Leitsymptome 29 Strömungslinien 18
Lippenbremse 24 Stufenprotokoll 77
Lobulus 8 Surfactant 8
Luftröhre 8
Luftwege 7 T
–, obere 7 Thorax, knöcherner 2
–, untere 7 Tidal-Volumen 20
Lunge 3 Totalkapazität 20
Lungenperfusion 24 Totraumvolumen 14
Lungenventilation 24 –, alveoläres 14
Lungenwurzel 3 –, anatomisches 14
–, funktionelles 14
M
Mittelzeitausdauer 146 V
M. pectoralis major 6 Ventilation 13
M. rectus abdominis 6 Ventilations-Perfusions-Verhältnis 14
M. sternocleidomastoideus 6 Vibrationen 25
M. transversus abdominis 6 Vitalkapazität 20
Mm. intercostales externi 4
Mm. intercostales interni 4 W
Mm. obliqui externus et internus abdominis 6 Wechselmethode 146
Mm. scaleni 4 Widerstände, elastische 17
P Z
Pausen 147 Zwerchfell 4
Peak-flow 22
Perfusion 13, 14
Pleuraspalt 3
R
Rampenprotokoll 77
Reservevolumen 20
–, exspiratorisches 20
–, inspiratorisches 20
Residualvolumen 20
Residualkapazität, funktionelle 20
Resistance 18