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Physiotherapie Basics

Herausgegeben von
Udo Wolf, Frans van den Berg und Bernard C. Kolster
3
Berlin
Heidelberg
New York
Hongkong
London
Mailand
Paris
Tokio
Rega Rutte
Sabine Sturm

Atemtherapie
2. Auflage

Mit 483 Abbildungen und 3 Tabellen


Rega Rutte Sabine Sturm
Frankfurterstraße 6 1/2 Hauptstraße 70
35037 Marburg 68526 Ladenburg
www.rega-rutte.de

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Planung: Marga Botsch, Heidelberg


Projektmanagement: Natalie Brecht, Heidelberg
Gesamtherstellung: KVM Dr. Kolster Produktions- und Verlags-GmbH, Marburg

Wir danken den Firmen Richard Kaphingst GmbH, Physikalische Therapie und Rehabilitation, Marburg ;
R. Cegla GmbH & Co. KG, Medizinische-Technische Geräte, Montabaur; Tyco Healthcare Deutschland GmbH,
Neustadt/Donau sowie Intersport Begro, Marburg für Ihre freundliche Unterstützung.
Fotos: Peter Mertin, Cologne Enterprise Production, Köln

Grafiken und Zeichnungen: Dr. Günter Körtner, Marburg


Satz und Layout: Dr. Günter Körtner, Marburg; Katja Kubisch, Marburg
Umschlaggestaltung: deblik Berlin

SPIN 12830961

Gedruckt auf säurefreiem Papier 22/2122/cb – 5 4 3 2 1 0


V

Atem

Klares Wasser.
Ich tauche in dich –

die Weite:
ein Werden,
ein Lassen

getragen vom Licht. –

Und
Innen und Außen
sind eins.

Ralf Rainer Reimann


01.05.2002
Reihenvorwort VII

Reihenvorwort

Die Reihe „Physiotherapie Basics“ richtet sich in erster Linie an Physiotherapieschüler,


aber auch an Physiotherapeuten in der Praxis.

Die Inhalte sind praxisorientiert aufgearbeitet. Alle Elemente der Untersuchung (z. B. An-
amnese, Inspektion, Tastbefund und Funktionsuntersuchung) werden ausführlich be-
schrieben und erleichtern so eine optimale Befundung und Behandlung. Neben den ma-
nuellen Tests werden auch Messinstrumente und Skalen vorgestellt. Anleitungen für die
Dokumentation und Interpretation der Befunde erleichtern dem Anwender den Einstieg
in die Behandlung. Diese wird nach Behandlungszielen gegliedert dargestellt. Dazu be-
dienen wir uns des bewährten Bildatlas-Konzeptes: Die Praxis wird vorrangig über Bild-
sequenzen mit erklärenden Texten vermittelt.

Über das didaktische Prinzip klassischer Schulbücher hinausgehend, ist es ein Anliegen
der Herausgeber, die physiotherapeutischen Verfahren zusammenhängend und anwen-
dungsbezogen darzustellen. So soll bei der Entscheidung für eine der vielen Techniken
unseres Faches eine wirkungsvolle Entscheidungshilfe für Alltagssituationen in der the-
rapeutischen Praxis gegeben werden. Fundierte Kenntnisse über die zugrunde liegen-
den Wirkungsmechanismen sollen den Dialog mit dem verordnenden Arzt bereichern
und zu einer Optimierung der Indikationsstellung beitragen. Sie werden in ausführ-
lichen Theorie-Kapiteln verständlich dargelegt.

Dem Leser soll durch „Lernziele“ am Beginn und „Zusammenfassungen“ am Ende eines
Kapitels eine Fokussierung auf die Essentials erleichtert werden. Wichtige Informatio-
nen werden durch optische Kästen als „Memo“ und Warnungen unter „Vorsicht“ her-
vorgehoben. Ferner kann das Erlernte durch die unter „Überprüfen Sie Ihr Wissen“ for-
mulierten Fragen im Hinblick auf eine optimale Prüfungsvorbereitung rekapituliert
werden.

Auch der erfahrene Praktiker kann auf unsere „Basics“ zurückgreifen, wenn er sein Wis-
sen auffrischen und aktualisieren möchte. Zudem bietet die Reihe das nötige Know-how,
VIII

um sich die praxisrelevanten Grundlagen für verschiedene Spezialgebiete aneignen zu


können. Dies gilt auch für Studenten der Bachelor-Studiengänge für Physiotherapeuten.

Um die Buchreihe optimal auf die Bedürfnisse von Schülern und Studierenden ausrich-
ten zu können, wurde ein Schülerbeirat in die Planung eingebunden. An dieser Stelle
möchten wir Martin Müller, Alice Kranenburg (Rudolf-Klapp-Schule, Marburg), Silvia
Weber, Martin Dresler, Eva Maria Plack (IFBE, Marburg) sowie Antonia Stieger für ihre
konstruktive Mitarbeit danken.

Marburg und Oppenheim, Dezember 2002 Udo Wolf


Frans van den Berg
Bernard C. Kolster
Vorwort IX

Vorwort

Mit diesem Buch bot sich uns die Möglichkeit, unsere langjährigen Erfahrungen in der
atemtherapeutischen Behandlung und Ausbildung zu bündeln und einer breiten Leser-
schaft zugänglich zu machen. Unser Anliegen war es dabei, ein benutzerfreundliches und
rundum praxisorientiertes Buch zu entwickeln. Es soll den Physiotherapieschüler durch
Ausbildung und Prüfung begleiten und ihm den Einstieg in die therapeutische Arbeit er-
leichtern. Schließlich kann auch der erfahrene Therapeut hier immer wieder auf die voll-
ständige Darstellung der Behandlungsmaßnahmen zurückgreifen.

Aus diesen Grundgedanken heraus ergaben sich Form und Inhalt des Buches. So sind
die anatomischen und physiologischen Grundlagen im Theorie-Abschnitt gezielt auf die
Inhalte des Unterrichtsfachs Atemtherapie ausgerichtet; damit wurde die Informations-
fülle in diesem Bereich auf das für den Schüler wesentliche und überschaubare Ausmaß
begrenzt. Der praktische Teil ist in die Kapitel Befunderhebung, Ziele und Maßnahmen
gegliedert. Aus der eingehend erläuterten Befunderhebung lassen sich die atemthera-
peutischen Behandlungsziele ableiten. Die geeigneten Behandlungsmaßnahmen werden
diesen Zielen zugeordnet und systematisch vorgestellt. Weitere, die Atemtherapie unter-
stützende Behandlungstechniken werden ergänzend beschrieben. Die Kombination aus
ausführlicher Bebilderung und genauer Beschreibung vermittelt dabei einprägsam die
Bewegungsabläufe der atemtherapeutischen Übungen. Ein Überblick über die in der
Atemtherapie eingesetzten Geräte und vier repräsentative Behandlungsbeispiele ver-
vollständigen den praktischen Teil des Buches.

Nach unserer Ausbildung zur Physiotherapeutin haben wir beide unsere Körperwahrne-
hmung durch die Methode des Erfahrbaren Atems nach Ilse Middendorf erweitert. Wir
konnten dabei selbst erleben, wie wohltuend das Bewegen mit dem Atem für Körper und
Seele sein kann. Unsere dabei wachsende Empfindungsfähigkeit machte es möglich, die
Gesetzmäßigkeiten unseres Atems zu entdecken. Dadurch bekamen wir Kriterien an die
Hand, mit denen wir auch unsere krankengymnastische Arbeit besser einschätzen kön-
nen: Mit einer sensibilisierten Wahrnehmung kann der Therapeut im Laufe der Be-
handlung auch geringe Veränderungen beim Patienten erkennen und als Erfolg werten.
X

Da wir dies als große Bereicherung unserer Arbeit empfinden, wollen wir in diesem Buch
auch die Physiotherapieschüler auf die eigene Körperwahrnehmung aufmerksam ma-
chen. Im Kapitel „Der Erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf“ geben wir daher den Le-
sern die Möglichkeit, selbst zu erfahren, wie Dehnen, Bewegen und Tönen auf den Atem
wirkt. Die persönlich gewonnenen Einsichten können eine Erweiterung der atemthera-
peutischen Grundlagen darstellen. Wir hoffen damit einen Transfer aus dem Erfahrba-
ren Atem für die Physiotherapie zu leisten. Dies soll letztlich dazu beitragen, dass die
physiotherapeutischen Behandlungen differenzierter und damit auch erfolgreicher wer-
den.

Unser herzlicher Dank richtet sich an Prof. Ilse Middendorf, die uns an die Erfahrung
des Atems heranführt und begleitet, an Juerg Roffler für seine präzise Atemdidaktik und
an Katrin von der Decken, deren kontinuierlich positive Haltung die Entstehung dieses
Buches maßgeblich unterstützte.

Wir wünschen allen Lesern einen lebendigen Umgang mit Atem und Bewegung.

Marburg und Heidelberg, Dezember 2002 Rega Rutte


Sabine Sturm
Inhalt XI

Inhalt

1 Anatomische und physiologische Grundlagen 1

1.1 Atmungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.2 Atemmechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.3 Gasaustausch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.4 Atemregulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
1.5 Atemarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.6 Reinigungsmechanismen der Lunge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
1.7 Lungenvolumina und Lungenkapazitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

2 Wirkungsprinzipien 24

2.1 Schwerkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.2 Strömungsgeschwindigkeit der Luft in der Lunge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.3 Bronchialkaliberschwankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.4 Vibrationen und Klopfungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.5 Körperliche Belastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.6 Ausdauertraining . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.7 Entspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

3 Indikationen 29

3.1 Kontraindikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf 33

4.1 Erste Einheit: Vom Denken zum Empfinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34


4.2 Zweite Einheit: Von der Kontrolle zum Zulassen des Atems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
4.3 Dritte Einheit: Der Atem bewegt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
XII Inhalt

5 Der Befund 54

5.1 Das Befundformular . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54


5.2 Erläuterungen zum Atembefund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
5.3 Möglicher Ablauf der Befundaufnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
5.4 Ergänzende Befundmöglichkeiten im Rahmen der Rehabilitation . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

6 Der Behandlungsplan 79

7 Maßnahmen 81

7.1 Verbesserung der Beweglichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82


7.2 Verbesserung der Atembewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
7.3 Ausgleichen des Atemrhythmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
7.4 Kräftigung der Atemmuskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
7.5 Unterstützung der bronchialen Reinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
7.6 Weithalten der Atemwege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
7.7 Verbesserung der Belastbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
7.8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152

8 Ergänzende Maßnahmen 161

8.1 Maßnahmen der Hydrotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162


8.2 Maßnahmen der klassischen Massage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165
8.3 Übungen mit dem Pezziball in Anlehunung an FBL (Klein-Vogelbach) . . . . . . . . . . . . . 172
8.4 Übungen aus dem PNF-Konzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181

9 Maßnahmentabelle 187

10 Behandlungsbeispiele 190

10.1 Bronchitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190


10.2 Zustand nach Lungenembolie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
10.3 ACVB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202
10.4 Asthma bronchiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
Inhalt XIII

11 Physiotherapeutische Hilfsmittel 216

11.1 VRP1-Flutter® . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216


11.2 RC-Cornet® . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218
11.3 PEP-Maske® . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220
11.4 Triflo II® . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221
11.5 Threshold® . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222

Anhang 223

Kontaktadressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
Befundbogen (Kopiervorlage) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237
Farblegende, Abkürzungen XV

Farbleitsystem
Theorie Praxis

1 Anatomische und physiologische 4 Der erfahrbare Atem nach Ilse


Grundlagen Middendorf
2 Wirkungsprinzipien
3 Indikationen

5 Der Befund
6 Der Behandlungsplan

7 Maßnahmen

8 Ergänzende Maßnahmen
9 Maßnahmentabelle
10 Behandlungsbeispiele
11 Physiotherapeutische Hilfsmittel

Abkürzungen
AA Ausatmung FLEX Flexion
ABD Abduktion HWS Halswirbelsäule
ACBT Active Cycle of Breathing Technique HZ Handzeichen
ACVB Arteriocoronarer Venenbypass IRO Innenrotation
AD Autogene Drainage LAT EXT Lateralextension
ADD Adduktion LAT FLEX Lateralflexion
ADL Activity of Daily Life LWS Lendenwirbelsäule
ARO Außenrotation M. Musculus
ASTE Ausgangsstellung Mm. Musculi
BL Bauchlage PEP Positive Exspiratory Pressure
BWK Brustwirbelkörper p. O P postoperativ
BWS Brustwirbelsäule RL Rückenlage
EA Einatmung ROT Rotation
EEG Elektroenzephalogramm SL Seitenlage
ESTE Endstellung SWT Shuttle-Walk-Test
EXT Extension WS Wirbelsäule
FBL Funktionelle Bewegungslehre Z. n. Zustand nach
Theorie

1 Anatomische und physiologische Grundlagen ............................................................................1

1.1 Atmungssystem............................................................................................................................................................................2
1.2 Atemmechanik ...........................................................................................................................................................................11
1.3 Gasaustausch ...............................................................................................................................................................................13
1.4 Atemregulation ..........................................................................................................................................................................15
1.5 Atemarbeit .....................................................................................................................................................................................17
1.6 Reinigungsmechanismen der Lunge ......................................................................................................................19
1.7 Lungenvolumina und Lungenkapazitäten .........................................................................................................20

2 Wirkungsprinzipien ......................................................................................................................................................24

2.1 Schwerkraft....................................................................................................................................................................................24
2.2 Strömungsgeschwindigkeit der Luft in der Lunge......................................................................................24
2.3 Bronchialkaliberschwankungen ...................................................................................................................................25
2.4 Vibrationen und Klopfungen..........................................................................................................................................25
2.5 Körperliche Belastung...........................................................................................................................................................25
2.6 Ausdauertraining ......................................................................................................................................................................25
2.7 Entspannung................................................................................................................................................................................27

3 Indikationen ...........................................................................................................................................................................29

3.1 Kontraindikationen..................................................................................................................................................................29
2 1 Anatomische und physiologische Grundlagen

1 Anatomische und Zwerchfell (Diaphragma), das Brustfell (Pleura), der


knöcherne Brustkorb (Thorax), die Thoraxwand und
Theorie

physiologische Grundlagen alle Muskeln, die das Heben und Senken der Rippen
bei der Ein- und Ausatmung ermöglichen, eine wich-
1.1 Das Atmungssystem tige Rolle. Zusätzlich sind an der forcierten Ausat-
mung die Muskeln der anterolateralen Bauchwand be-
teiligt. Einige Halsmuskeln wirken bei der Einatmung
LERNZIELE als Atemhilfsmuskeln.

Kenntnisse über: Der Brustkorb (knöcherner Thorax)


• Aufbau und Funktion von Brustkorb und Lunge Am Aufbau des Brustkorbs sind zwölf Brustwirbel
• die an der Atmung beteiligten Muskeln (Vertebrae thoracicae), ihre Bandscheiben (Disci
• den Aufbau der Atemwege und der Alveolen intervertebrales), das Brustbein (Sternum) sowie
zwölf Rippenpaare (Costae) beteiligt (s. Abb. 1.1 und
Abb. 1.2).
Zum Atmungssystem zählen alle Organe, die an der Der Brustkorb umschließt die Thoraxhöhle (Ca-
äußeren Atmung beteiligt sind. Als äußere Atmung vum thoracis) mit seiner dorsalen und ventralen
bezeichnet man den Sauerstoff- und Kohlendioxid- Wand sowie seinen lateralen Wänden. Die obere Tho-
austausch zwischen der Atemluft und dem Blut des raxöffnung (Apertura thoracis superior) ist deutlich
Lungenkreislaufs. Innere Atmung wird der Gasaus- enger als der untere Thoraxrand (Apertura thoracis
tausch von Kohlendioxid (CO2) und Sauerstoff (O2) inferior). Die Rippen bestehen jeweils aus einem knö-
zwischen dem Kapillarblut des Körperkreislaufs und chernen und einem knorpeligen Teil. Die Form des
dem Gewebe genannt. knöchernen Teils entspricht symmetrisch angeordne-
Das Atmungssystem besteht aus der Nase, den ten, unregelmäßig gekrümmten Spangen. Die erste
Nasennebenhöhlen, dem Rachen (Pharynx), dem und die zwölfte Rippe stehen dorsal mit einem Brust-
Kehlkopf (Larynx), der Luftröhre (Trachea) und den wirbelkörper,die zweite bis elfte Rippe mit zwei Brust-
Lungen mit Bronchialbaum und Alveolarregion.Beim wirbelkörpern in gelenkiger Verbindung. Der knor-
Atmungsvorgang spielen als weitere Strukturen das pelige Teil der ersten sieben Rippen ist jeweils gelen-

Schlüsselbein Schulterblatt
1
2 1
Rippen 1–12
2
3
Brustbein 3
4 4
sternocostale
Verbin- 5 Wirbelsäule
dungen 5
6 6
Rippen-
knorpel
7 7
Rippen-
8 Wirbel- 8 wirbel-
9 körper gelenke
9
Band- 10 10
scheiben
11
11 12
12

Abb. 1.1. Brustkorb von ventral Abb. 1.2. Brustkorb von dorsal
1.1 Das Atmungssystem 3

kig direkt mit dem Brustbein verbunden. Die achte, raxhöhle (Mediastinum) den Thoraxinnenraum glie-
neunte und zehnte Rippe sind nur indirekt mit dem dern, vollständig aus (s. Abb. 1.3 und Abb. 1.4). Die
Brustbein verbunden, denn ihr knorpeliger Teil legt rechte Lunge wird durch tiefe Einschnitte (Fissurae

1
sich jeweils dem nächsthöheren an und bildet so den lobares) in einen Ober-, einen Mittel- und einen
Rippenbogen. Die elfte und zwölfte Rippe enden frei. Unterlappen geteilt. Die linke Lunge ist etwas kleiner.
Bei der Atmung kommt es zu einer Erweiterung Sie umfasst einen Ober- und einen Unterlappen
und Verengung des Thorax.Der Bewegungsablauf der (s.Abb. 1.5 und Abb. 1.6). Die Spitzen des rechten und
Rippen um ihre Rotationsachse erklärt, dass sich bei linken Lungenflügels (Apex pulmonis) reichen 2–3 cm
der Rippenhebung der Brustkorb sowohl in transver- bis oberhalb der ersten Rippe bzw. bis zur Höhe des
saler als auch in sagittaler Ebene erweitert. Bei der ersten Brustwirbels. Die Lungenbasis (Facies dia-
Einatmung bewegen sich die oberen Rippen in ven- phragmatica) passt sich der Form des Zwerchfells an.
tral-cranialer Richtung, die unteren Rippen in lateral- Das Brustfell besteht aus dem Lungenfell (Pleura
cranialer Richtung, die Brustwirbelsäule extendiert visceralis), das den Fissuren folgend die Lunge um-
leicht. Bei der Ausatmung bewegen sich die oberen schließt und dem Rippenfell (Pleura parietalis), das
Rippen in dorsal-caudaler Richtung, die unteren Rip- die Thoraxinnenwand auskleidet.An der Lungenwur-
pen in medial-caudaler Richtung,die Brustwirbelsäu- zel (Hilum pulmonis),dem Eintrittsort der Bronchien
le flektiert leicht. Diese komplexen Bewegungen wer- sowie der Blut- und Lymphgefäße in die Lunge, gehen
den durch ein Zusammenwirken von Bewegungen in Rippenfell und Lungenfell ineinander über. Zwischen
den Rippenwirbelgelenken und in den sternocostalen ihnen liegt der Pleuraspalt,der mit seröser Flüssigkeit
Verbindungen mit der Elastizität der Rippenknorpel gefüllt ist, sodass Brust- und Rippenfell nicht anein-
ermöglicht. ander reiben.Im Pleuraspalt herrscht ein Unterdruck,
durch den Lungen- und Rippenfell einander anliegen,
Die Lunge (Pulmo) und das Brustfell (Pleura) dabei aber gegeneinander verschieblich bleiben. Der
In der Lunge findet die äußere Atmung, der Gasaus- Negativdruck gewährleistet, dass die Lunge jeder
tausch zwischen Atemluft und Blut statt. Beide Lun- Formveränderung des Brustkorbs folgt.
genhälften sind vom Brustfell überzogen. Sie füllen Die Lungen reichen meist nicht so weit nach cau-
die Pleurahöhlen, die mit dem mittleren Teil der Tho- dal wie die Pleura parietalis. Der Anteil des Rippen-

Kehlkopf

Schilddrüse
Trachea

Lungen-
wurzel

Lunge

Herz

Zwerchfell

Leber

Magen

Dickdarm
Niere

Abb. 1.3. Lage der Lunge von ventral Abb. 1.4. Lage der Lunge von dorsal
4 1 Anatomische und physiologische Grundlagen
Theorie

Oberlappen

Mittellappen

Unterlappen

Abb. 1.5. Lage der Lungensegmente von ventral Abb. 1.6. Lage der Lungensegmente von dorsal

fells, der dem Zwerchfell aufliegt (Pleura parietalis, Baucheingeweide gestoppt wird, fungiert das Cen-
Pars diaphragmatica) und der an den Rippen angren- trum tendineum als Punctum fixum. Durch das Zu-
zende Teil (Pleura parietalis, Pars costalis) verlaufen sammenspiel der Intercostalmuskulatur und des Dia-
im unteren Bereich parallel. Bewegt sich das Zwerch- phragmas erfolgt das Anheben der Rippen. Dies wird
fell bei der Inspiration nach caudal, gleitet die Lunge als Eimerhenkel-Bewegung bezeichnet. Vorausset-
in einen sogenannten „Reserveraum“ (Recessus) der zung für diesen Effekt ist eine gute Funktion der
Pleurahöhle und kann ihr Volumen somit ausdehnen. Bauchmuskulatur. Ein geringer Bauchmuskeltonus
vergrößert die Bewegung der Bauchwand zu Lasten
Ausgewählte wichtige Atemmuskeln der Eimerhenkel-Bewegung der unteren Rippen.
Inspiratorische Atemmuskeln An der Ruhe-Inspiration sind außerdem die
Die Einatmung erfolgt unter Ruhebedingungen aktiv Mm. scaleni beteiligt, die das erste und zweite Rip-
über die inspiratorischen Atemmuskeln. Das Zwerch- penpaar und damit den oberen Teil des knöchernen
fell ist der wichtigste Inspirationsmuskel. Es trennt Brustkorbs anheben. Diese Bewegung nach ventral
die Brusthöhle von der Bauchhöhle. Ursprung seiner und cranial wird als Pumpschwengel-Bewegung be-
drei muskulären Teile (Pars sternalis, Pars costalis, zeichnet. Die Inspirationsfunktion der Mm. scaleni
Pars lumbalis) ist die untere Thoraxwand und die LWS kann durch leichtes Zurückbeugen des Halses ver-
(s. Abb. 1.7 und Abb. 1.8). Von diesem breiten Ur- stärkt werden (s. Abb. 1.9).
sprung ziehen die Fasern zu einer zentralen Sehnen-
struktur (Centrum tendineum). Im Zwerchfell befin- Inspiratorische und exspiratorische
den sich Öffnungen, die den Durchtritt der Aorta, der Atemhilfsmuskeln
Vena cava inferior,der Speiseröhre (Oesophagus) und Die Zwischenrippenmuskeln Mm.intercostales inter-
einiger Nerven bzw. Nervenfasern erlauben. Inner- ni, die im Rippenknorpelbereich Mm. intercartilagi-
viert wird das Zwerchfell von den Nervi phrenici. nei genannt werden und die Mm. intercostales exter-
Während der Inspiration sinkt das Zwerchfell durch ni sind je nach Rippenstellung an der inspiratorischen
die Kontraktion seiner muskulären Anteile ab. Dabei (Mm. intercostales externi und Mm. intercostales
wirkt die Pars sternalis mit ihrem Ursprung am Brust- interni, Pars intercartilaginei) bzw. exspiratorischen
bein als Punctum fixum. Der Thoraxinnenraum wird Bewegung (Mm. intercostales interni) beteiligt. Das
vergrößert und durch den nachfolgenden Druckaus- absolute Ausmaß ihrer Anteile an der tatsächlichen
gleich strömt Außenluft in die Lunge ein. Sobald das Bewegung wird in der Literatur noch diskutiert (De
Zwerchfell in seiner Absenkung durch den Zug der Troyer et al.,1985; Wilson et al.,2001).Bei Ruheatmung
Organe im Mediastinum und den Widerstand der stabilisieren die Mm. intercostales interni et externi
1.1 Das Atmungssystem 5

Centrum tendineum

Bewegungsrichtung

1
Pars sternalis bei Einatmung

Pars lumbalis

Pars costalis

Pars sternalis

Pars costalis

Durchtritt Centrum tendineum


Ösophagus Pars lumbalis
Bewegungsrichtung
Durchtritt bei Einatmung
Aorta

Abb. 1.7. Zwerchfell von ventral Abb. 1.8. Zwerchfell von lateral

M. sternocleidomastoideus
Mm. scaleni M. sternocleidomastoideus

M. pectoralis major

Zwerchfell Mm. inter-


costales
externi

Abb. 1.9. Inspiratorische Atemmuskeln von ventral Abb. 1.10. Funktion inspiratorischer Atemhilfsmuskeln von ventral
6 1 Anatomische und physiologische Grundlagen

den Brustkorb als Haltemuskeln und tragen zu den Die Ausatmung erfolgt in Ruhe passiv durch die Re-
Rumpfbewegungen bei.Weiterhin können bei forcier- traktionskraft der Lunge und das Nachlassen der
Theorie

ter Inspiration verschiedene Rumpfmuskeln die Ver- Spannung von Diaphragma und der Mm. scaleni. In
größerung des Thoraxinnenraums verstärken. Ist der der Aufrichtung wirkt zusätzlich die Schwerkraft, die
Schultergürtel fixiert, z. B. durch aufgestützte Arme, Rippen sinken durch ihr eigenes Gewicht. Bei ver-
wirkt der M.pectoralis major durch Vertauschung von stärkter Ausatmung durch Belastung, bei Behinde-
Punctum fixum und Punctum mobile inspiratorisch. rung der Exspiration, beim Sprechen, Singen, Husten,
Der M.sternocleidomastoideus kann bei vollstän- Niesen oder Lachen wird die Ausatmung aktiv durch
diger Ruhehaltung des Kopfes die Inspiration durch die exspiratorischen Atemhilfsmuskeln unterstützt.
Heben des Brustbeins unterstützen. Er wird nur Die Muskeln der Bauchwand (M.rectus abdominis,
atemwirksam, wenn die Intercostalmuskulatur ge- Mm. obliqui externus et internus abdominis und
lähmt oder ausgeschaltet ist (s. Abb. 1.10). M. transversus abdominis) sind sehr kräftige Muskeln,
mit deren Hilfe der intraabdominale Druck erhöht wird
und forciert ausgeatmet werden kann (s. Abb. 1.11).
MEMO Die sich kontrahierenden Bauchmuskeln senken
den unteren Thoraxrand.Der transversale und der sa-
inspiratorische Atemmuskeln: gittale Durchmesser des Bauchraums werden verklei-
• Diaphragma nert. Der hohe intraabdominale Druck verlagert die
• Mm. scaleni Baucheingeweide nach cranial, sie schieben das Dia-
phragma in Richtung Thorax (Exspirationsstellung).
inspiratorische Atemhilfsmuskeln: Hierdurch wird das Zwerchfell gedehnt und kann in
• Mm. intercostales externi der folgenden Inspiration mehr Kraft entwickeln. Die
• Mm. intercostales interni, Pars intercartilaginei Mm. intercostales interni senken die Rippen bei for-
• M. pectoralis major cierter Exspiration (s. Abb. 1.12).
• M. sternocleidomastoideus

Mm. intercostales interni

Mm. intercostales
interni

M. rectus
abdominis

M. obliquus
externus
abdominis
M. obliquus
externus

M. obliquus
internus
abdominis M. obliquus internus
M. rectus abdominis

M. transversus abdominis

Abb. 1.11. Exspiratorische Atemmuskeln von ventral Abb. 1.12. Funktion exspiratorischer Atemhilfsmuskeln von ventral
1.1 Das Atmungssystem 7

MEMO VORSICHT

1
exspiratorische Atemhilfsmuskeln: • Durch einen Stimmritzenverschluss nach der Inspira-
• Mm. intercostales interni tion bei Anspannung der Exspirationsmuskulatur
• M. rectus abdominis wird ein hoher intrathorakaler und intraabdominaler
• Mm. obliqui externus et internus abdominis Druck aufgebaut. Dieses Atempressen z. B. beim
• M. transversus abdominis Heben schwerer Lasten (s. S. 145, Anheben eines
Gewichtes mit der Ausatmung) und bei der Defäka-
tion ist therapeutisch oft unerwünscht.
Die Atemwege
Die Atemwege oberhalb des Kehlkopfes bezeichnet
man als obere Luftwege. Zu ihnen zählen die Nase mit
den Nasenhöhlen,die Nasennebenhöhlen und der Ra- MEMO
chen. In der Nase und den Nasennebenhöhlen wird
die eingeatmete Luft gereinigt, angefeuchtet und vor- obere Luftwege:
gewärmt. Der Rachen ist der Durchtrittsort für Nah- • Nase mit Nasenhöhlen
rung und Luft. Die unteren Luftwege befinden sich in • Nasennebenhöhlen
Hals und Thorax. Sie werden vom Kehlkopf, der Luft- • Rachen
röhre,den Bronchien und den Lungen gebildet (s.Abb.
1.13 und Abb. 1.14). untere Luftwege:
Der Kehlkopf spielt eine Rolle als Stimmbildungsort. • Kehlkopf
Die Stimmritze (Rima glottidis) im Kehlkopfapparat • Luftröhre
wird beim Schluckvorgang und vor einem Hustenstoß • Bronchien
reflektorisch geschlossen. • Lungen

Kehlkopf

Luftröhre mit
Knorpelspangen

Rachen
Nase mit
Nasenhöhlen und Kehlkopf rechter linker Hauptbronchus
Nasennebenhöhlen Hauptbronchus
Luftröhre

Lappenbronchien
Bronchien rechter
Ober- Lappenbronchien
Lunge lappen
linker
rechter Ober-
Mittel- lappen
lappen
linker
rechter Unter-
Unter- lappen
lappen

Abb. 1.13. Die Luftwege Abb. 1.14. Trachea und Hauptbronchien


8 1 Anatomische und physiologische Grundlagen

Die Luftröhre ist ein elastisches Rohr, das eine Längs- Die Alveolen besitzen ein Stützgerüst aus elastischen
dehnung ohne gleichzeitige Verengung möglich Fasern.Das Alveolarepithel besteht aus Pneumozyten I
Theorie

macht. Sie beginnt unterhalb des Kehlkopfes und teilt und II. Die Pneumozyten vom Typ II bilden eine Sub-
sich auf der Höhe des vierten Brustwirbels in der Luft- stanz, welche die Oberflächenspannung herabsetzt
röhrengabel (Bifurcatio tracheae) in die zwei Haupt- und somit die Entfaltung der Alveole gewährleistet
bronchien (Bronchi principales). Die Trachea wird (s. Abb. 1.18). Dieser Surfactant (Kunstwort aus surfa-
ventral von hufeisenförmigen Knorpelspangen ge- ce active agent = oberflächenaktive Substanz) kleidet
stützt. Die Hinterwand wird von glatten Muskelfasern die Alveolen gleichmäßig aus. Er begrenzt sowohl die
und in Längsrichtung gebündelten,elastischen Fasern Oberflächenvergrößerung der Alveolen (verhindert
gebildet.In der Hinterwand finden sich viele Schleim- ein Platzen) als auch deren Verkleinerung. In der In-
drüsen. Die ganze innere Schleimhautschicht der spirationsphase vergrößert sich die Gesamtoberflä-
Luftröhre trägt ein Flimmerepithel, das Schleim und che auf maximal 120 m2; in der Expirationsphase kann
eingedrungenen Staub rachenwärts transportiert. sie sich auf ca. 80 m2 verkleinern. Außerdem schützt
Die zwei Hauptbronchien versorgen je eine Lun- der Surfactant die Alveolen vor einer Austrocknung
genhälfte. Sie besitzen ebenfalls Knorpelspangen (s. Abb. 1.19).
(s. Abb. 1.14). An der Lungenwurzel teilen sich der
rechte Hauptbronchus in drei Lappenbronchien
(Bronchi lobares),der linke in zwei Lappenbronchien. Bronchien
Die Außenwand der Lappenbronchien ist von platten-
förmigen, unregelmäßig angeordneten Knorpelstü-
cken besetzt. An der Innenseite erlaubt ein Fasernetz
aus glatten Muskelfasern einen Verschluss des Lu-
mens. Im weiteren Verlauf verzweigen sich die Lap-
penbronchien zu Segmentbronchien (Bronchi seg-
mentales), kleinen Bronchien und Bronchiolen. Die
gesamte Wegstrecke ist mit Flimmerepithel ausge-
kleidet.
Im Bronchialbaum verringern sich die Knorpel-
plättchen zur Peripherie hin. Die Bronchiolen weisen
keine Knorpelanteile mehr auf (s. Abb. 1.15). Die gro-
ßen Bronchien verfügen über so viel Eigensteifigkeit,
dass sie auch bei einem Lungenkollaps offen bleiben.
Die kleinen Bronchien, Bronchiolen und die nachfol-
genden Alveolen können jedoch kollabieren. Kolla-
bierte Alveolen, in denen sich wenig oder keine Luft
befindet, nennt man Atelektasen.
Bronchiolen
Als Lobulus bezeichnet man drei bis fünf Endver-
zweigungen der Bronchiolen (Bronchioli terminales),
die sich in Bronchioli respiratorii und die Alveolen
aufteilen. Ein Azinus ist die respiratorische Einheit, Bronchiolus terminalis
die von einem Bronchus terminalis versorgt wird
(s.Abb. 1.16). Zwischen einzelnen Azini und Lobuli ist
ein Luftübertritt über interbronchiale, bronchoalveo-
lare Kollaterale und interalveolare Kollaterale (Kohn- Bronchus respiratori
Lobuli
Poren) möglich. Die Alveolen sind von einem dichten
Kapillarnetz umgeben. Hier findet der eigentliche Alveolen
Gasaustausch statt (s. Abb. 1.17).
Abb. 1.15. Gliederung des Bronchialbaums
1.1 Das Atmungssystem 9

interpulmonale
Blutversorgung

Bronchiolus Vena pulmonalis

1
terminalis

Arteria pulmonalis

glatter Muskel
elastische Faser Kapillargeflecht
über Alveolen

Azinus

Alveolen

interalveolare Poren
(Kohn-Poren)

Abb. 1.16. Azinus Abb. 1.17. Kapillargeflecht über den Alveolen

Surfactantfilm
Alveolarraum
Bronchiolus
Surfactantfilm

Bronchialepithel
mit Flimmer- und
Pneumozyt II Becherzellen
Pneumozyt I

Pneumozyt I
Pneumozyt II
Alveolarkapillare Alveolarkapillaren
mit Erythrozyten mit Erythrozyten

Abb. 1.18. Bildung des Surfactant Abb. 1.19. Surfactant in der Alveole und dem Bronchiolus
10 1 Anatomische und physiologische Grundlagen

ZUSAMMENFASSUNG ÜBERPRÜFEN SIE IHR WISSEN


Theorie

Das Atmungssystem Das Atmungssystem

• Das Atmungssystem ermöglicht mit seinen Organen • Welche anatomischen Strukturen sind an der Atmung
die äußere Atmung: den Sauerstoff- und Kohlen- beteiligt?
dioxidaustausch zwischen der Atemluft und dem Blut
des Lungenkreislaufs. • Aus welchen Anteilen besteht der knöcherne Thorax?

• Beim Atmungsvorgang spielen neben den Atem- • In welchen Ebenen erweitert sich der Brustkorb bei
wegen auch das Zwerchfell, das Brustfell, der Brust- der Atmung?
korb und die Muskeln, die das Heben und Senken der
Rippen ermöglichen, eine Rolle. Der Brustkorb um- • Wie gliedert sich die rechte bzw. die linke Lungen-
schließt die Thoraxhöhle. Bei der Atmung kommt es hälfte?
zu einer Erweiterung und Verengung des Thorax.
Diese Bewegungen werden durch die Rippenwirbel- • Beschreiben Sie Bau und Funktion der Pleura.
gelenke, die sternocostalen Verbindungen und die
Elastizität der Rippenknorpel ermöglicht. • Erklären Sie die Funktion des Zwerchfells.

• Die Thoraxinnenwand ist mit dem Rippenfell ausge- • Welche weiteren Muskeln sind unter Belastung an der
kleidet; das Lungenfell umschließt die Lunge. Einatmung beteiligt?
Zwischen ihnen liegt der Pleuraspalt, der mit seröser
Flüssigkeit befeuchtet ist. • Beschreiben Sie die Ein- bzw. Ausatmung unter Ruhe-
bedingungen.
• Durch den Unterdruck im Pleuraspalt folgt die Lunge
den Bewegungen des Brustkorbs. • Welche Rolle spielt die Bauchmuskulatur bei der
Atmung?
• Die Atemmuskulatur leistet die eigentliche Atemar-
beit. Unter Ruhebedingungen ist die Einatmung ein • Nennen Sie die Bestandteile der oberen und der
aktiver Vorgang, die Ausatmung erfolgt passiv durch unteren Luftwege.
ein Nachlassen der Einatemmuskelspannung und die
Retraktionskraft der Lunge. Ein- und Ausatmung kön- • Wann tritt ein Stimmritzenverschluss auf?
nen durch Atemhilfsmuskeln aktiv verstärkt werden.
• Wie verändert sich die anatomische Struktur vom
• Durch die oberen und unteren Luftwege wird die Bronchus principalis bis zum Bronchiolus terminalis?
Atemluft bis zu den Alveolen geleitet. Dort findet der
eigentliche Gasaustausch statt. Im Bronchialbaum • Was ist eine Atelektase?
verringern sich die stützenden Knorpelanteile zur
Peripherie hin. An der mukoziliaren Clearance ist das • Wo wird der Surfactant gebildet?
Flimmerepithel, mit dem die Luftwege bis zu den
Bronchiolen ausgekleidet sind, beteiligt. Der Surfac- • Welche Aufgaben hat der Surfactant?
tant kleidet die Alveolarinnenwand aus und verhin-
dert das Kollabieren der Alveolen.
1.2 Atemmechanik 11

1.2 Atemmechanik bei der dosierten Lippenbremse (s.S.137 f.) verändert


den Atemzyklus.

1
LERNZIELE Die Atemruhe
Als Atemruhe (im Lungenfunktionstest: Atemruhela-
Kenntnisse über: ge) bezeichnet man die Lungen-/Brustkorbsituation
• den mechanischen Ablauf von Atemruhe, zwischen Ausatmung und Einatmung (s. Abb. 1.20).
Einatmung und Ausatmung in Ruhe Die Atemmuskeln sind entspannt. Der Druck im Tra-
sowie bei körperlicher Belastung cheobronchialbaum entspricht dem atmosphärischen
Druck. Die elastische Kraft der Thoraxwand zieht
nach außen und ist genauso groß wie die nach innen
Der Atemzyklus gerichtete elastische Kraft der Lunge (Retraktions-
In Ruhe besteht der Atemzyklus aus Einatmung, Aus- kraft). Es findet keine Bewegung statt. Es strömt kei-
atmung und Atemruhe. Diese drei Phasen sind annä- ne Luft.
hernd gleich lang. Bei körperlicher oder psychischer
Belastung verkürzt sich die Atemruhe oder ver- Die Einatmung (Inspiration)
schwindet ganz.Die Veränderungen der Ein- und Aus- Während der Einatmung kontrahieren die Einatem-
atemphasen hängen vom Trainingszustand und dem muskeln und erweitern den Brustraum.
Einsatz „erlernter Muster“ ab. Beispiel eines solchen Die Lunge ist über die Pleura mit dem Brustkorb
Musters ist eine willentlich verlängerte Ein- oder Aus- verbunden und folgt seiner Bewegung.Dabei wird die
atmung. Auch das Ausatmen gegen Widerstand wie Retraktionskraft der Lunge überwunden und ihr Vo-

2 1 2 1
3 3
5

Abb. 1.20. Thorakale Druckverhältnisse in Atemruhe Abb. 1.21. Thorakale Druckverhältnisse während der Einatmung
Die elastische Kraft der Thoraxwand (1) und die Retraktionskraft Die Kontraktionskraft der Einatemmuskulatur (4) wirkt zusam-
der Lunge (2) sind gleich groß. Sie wirken einander entgegen. Im men mit der elastischen Kraft der Thoraxwand (1). Die Retrak-
Pleuraspalt entsteht dadurch ein negativer Druck (3). Der Alveo- tionskraft der Lunge (2) wird überwunden. Der Pleuradruck (3)
lardruck entspricht dem atmosphärischen Druck. sinkt, der Alveolardruck (5) wird negativ. Luft strömt ein.
12 1 Anatomische und physiologische Grundlagen

lumen vergrößert sich.Die Bronchien folgen ebenfalls Die Ausatmung (Exspiration)


der Bewegung, ihr Querschnitt wird größer. Dieser Die Einatemmuskulatur lässt in ihrer Spannung nach.
Theorie

Vorgang wird als atemsynchrone Bronchialkaliber- Die Retraktionskraft der Lunge verkleinert das Lun-
schwankung bezeichnet. genvolumen, der Brustkorb folgt der Bewegung, der
In der Lunge entsteht ein Unterdruck, der intra- Bronchialquerschnitt wird kleiner. In der Lunge ent-
pulmonale Druck wird negativ (s. Abb. 1.21). Die Luft steht ein Überdruck, der intrapulmonale Druck wird
strömt in die Lunge, bis der Druckausgleich zwischen positiv (s.Abb.1.23).Die Luft strömt aus der Lunge,bis
dem intrapulmonalen und dem atmosphärischen der Druckausgleich zwischen dem intrapulmonalen
Druck erreicht ist. und dem atmosphärischen Druck erreicht ist.In Ruhe
ist die Ausatmung ein passiver Vorgang.
Die Einatmung bei körperlicher Belastung
Bei körperlicher Belastung erfolgt ein stärkerer Ein- Die Ausatmung bei körperlicher Belastung
atemimpuls vom Atemzentrum. Eine größere Brust- Bei körperlicher Belastung wird die Retraktionskraft
raumerweiterung kann durch verstärkten Einsatz der der Lunge durch den Einsatz der Ausatemmuskulatur
inspiratorischen Atemmuskulatur sowie der inspira- unterstützt. Der intrapulmonale Druck steigt auf-
torischen Atemhilfsmuskulatur erreicht werden. Da- grund der Muskelaktivität stärker an als bei der Aus-
durch wird das Lungenvolumen (und der Bronchial- atmung in Ruhe. Das Lungenvolumen (und der Bron-
querschnitt) stärker vergrößert und mehr Luft strömt chialquerschnitt) wird stärker verkleinert. Das exspi-
in die Lunge. Das inspiratorische Reservevolumen ratorische Reservevolumen (s. S. 20) wird genutzt.
(s. S. 20) wird genutzt (s. Abb. 1.22). Eine forcierte Ausatmung wird außer bei körperlicher
Belastung auch beim Sprechen, Lachen, Niesen und
Husten erforderlich.

3 2 3
5 2 1

Abb. 1.22. Thorakale Druckverhältnisse in maximaler Abb. 1.23. Thorakale Druckverhältnisse während der Ausatmung
Einatemstellung Die Retraktionskraft der Lunge (2) ist stärker als die elastische
Die elastische Kraft der Thoraxwand wirkt nicht in maximaler Ein- Kraft der Thoraxwand (1). Der Pleuradruck (3) ist negativ. Der Al-
atemlage. Die Retraktionskraft der Lunge (2) ist sehr groß. Der veolardruck (5) wird positiv. Luft strömt aus.
Pleuradruck (3) ist stärker negativ als in Atemruhe. Der Alveolar-
druck entspricht dem atmosphärischen Druck.
1.3 Der Gasaustausch 13

1.3 Der Gasaustausch trieben findet in den Alveolen der Gasaustausch zwi-
schen Atemluft und Kapillarblut statt (s. Abb. 1.24).
Auf dem Weg aus der Alveole in das Kapillarblut

1
LERNZIELE durchwandern die Sauerstoffmoleküle den Surfac-
tant, das Alveolarepithel, die miteinander verschmol-
Kenntnisse über: zenen Basalmembranen von Alveolar- und Kapillar-
• Diffusionsvorgänge bei der Atmung epithelzellen, das Kapillarepithel, das Kapillarblut-
• Lungenbelüftung und Lungendurchblutung und plasma und die Membran der Erythrozyten (s. Abb.
deren Verhältnis zueinander 1.25). Die Kohlendioxidmoleküle legen die Strecke in
entgegengesetzter Richtung zurück. Je größer der
Konzentrationsunterschied von Sauerstoff und Koh-
Der Gasaustausch zwischen Alveolarluft und Kapil- lendioxid ist, desto schneller diffundieren die Mole-
larblut ist ein Diffusionsvorgang. Er wird durch die küle in Richtung Konzentrationsausgleich.
Belüftung (Ventilation) und durch die Durchblutung
(Perfusion) der Lunge ermöglicht. Lungenbelüftung
Ventilation ist die Bewegung von Luft durch die Atem-
Diffusion wege bis zu den Alveolen. Die Einatemluft wird auf ih-
Moleküle in Gasen und Flüssigkeiten haben die Ten- rem Weg durch die oberen Luftwege gereinigt, ange-
denz, vom Ort der höheren Konzentration zum Ort feuchtet und auf Körpertemperatur erwärmt. So vor-
der niedrigeren Konzentration zu wandern.Der resul- bereitet erreicht sie die Alveolen. Die Ventilation
tierende Konzentrationsausgleich kann dabei umso erneuert das für die Diffusion notwendige Konzen-
schneller erfolgen, je größer der Konzentrations- trationsgefälle von Sauerstoff und Kohlendioxid. Sau-
unterschied zu Beginn und je kürzer die zurück- erstoff wird mit der Einatmung zugeführt und Koh-
zulegende Strecke ist. Diesen Vorgang nennt man Dif- lendioxid mit der Ausatmung abgeatmet.
fusion. Der Konzentrationsunterschied spielt beim Nicht alle Lungenabschnitte werden gleich stark
Gasaustausch zwischen Alveolarluft und Kapillarblut belüftet. Im Sitzen und Stehen werden die oberen Ab-
eine entscheidende Rolle. Die Inspiration befördert schnitte durch das Eigengewicht der Lunge gedehnt.
Luft bis an die Eingänge der Alveolen. Die Durchmi- Die Alveolarwände sind dann dort im Vergleich zu den
schung der eingeatmeten Luft mit der Alveolarluft ge- tiefer gelegenen Lungenabschnitten steifer,so dass die
schieht durch Diffusion.Ebenfalls durch Diffusion ge- Alveolen der Lungenspitze nicht so viel Atemluft auf-

Alveole Luftstrom Alveole

Pulmonalarterie Pulmonalvene Surfactant


(venöses Mischblut) (arterielles Blut)
Alveolarepithel
Blutstrom Blutstrom

Plasma
verschmolzene
Basalmembranen
Kapillarepithel
Membran
des Erythrozyten

Kapillare
Erythrozyt Hämoglobin
Gasaustausch Gasaustausch
(CO2 in die Alveole) (O2 in die Kapillare)

Abb. 1.24. Gasaustausch zwischen Alveolarluft und Kapillarblut Abb. 1.25. Diffusion zwischen Alveole und Kapillare
14 1 Anatomische und physiologische Grundlagen

nehmen können wie die Alveolen der Lungenbasis. Die Drücke im Lungenkreislauf sind im Vergleich zum
Nicht die gesamte eingeatmete Luft erreicht die Alve- Körperkreislauf sehr niedrig. Der hydrostatische
Theorie

olen. Bei jedem Atemzug verbleibt ein Teil der Ein- Druck in den Lungengefäßen unterliegt der Schwer-
atemluft in den Atemwegen ohne am Gasaustausch kraft. Dadurch ist die Lungendurchblutung inhomo-
teilzunehmen. Das Volumen dieser nicht am Gasaus- gen verteilt. Im Sitzen und Stehen ist die Perfusion in
tausch beteiligten Luftwege wird als anatomisches To- der Lungenbasis deutlich größer als in den Lungen-
traumvolumen bezeichnet und entspricht beim Er- spitzen. Bei körperlicher Anstrengung kommt es zu
wachsenen ungefähr 150 ml. Die Luft, die sich nach ei- einer Steigerung der Perfusion der Lunge.
ner Exspiration im Totraum befindet, wird bei der
nächsten Inspiration mit der frisch eingeatmeten Luft Ventilations-Perfusions-Verhältnis
durchmischt. Für einen effektiven Gasaustausch ist eine gute Ab-
Der Anteil der Einatemluft, der zwar in die Alveo- stimmung zwischen Ventilation und Perfusion auf al-
len gelangt, dort aber nicht mit Kapillarblut in Berüh- veolarer Ebene ausschlaggebend. Ein ideales Verhält-
rung kommt, wird als alveoläres Totraumvolumen nis entspricht einem Ventilations-Perfusions-Quo-
bezeichnet.Anatomisches und alveoläres Totraumvo- tienten von 1. Dieser Quotient wird aber selbst in einer
lumen ergeben zusammen das funktionelle Totraum- gesunden Lunge selten erreicht.
volumen. In der Aufrichtung nimmt die Ventilation von der
Lungenbasis zur Lungenspitze hin ab.Auch die Perfu-
Lungendurchblutung sion wird von basal nach apikal geringer. Da das Per-
Perfusion der Lunge ist das Durchströmen der Lun- fusionsgefälle größer ist als das Ventilationsgefälle,
genkapillaren mit Blut. Das venöse Blut aus dem Kör- steigt der Ventilations-Perfusions-Quotient von ca.0,6
perkreislauf gelangt über den rechten Vorhof, die an der Basis auf ca. 3 an der Lungenspitze an. Das be-
rechte Herzkammer und die Pulmonalarterien in das deutet, dass apikal die Belüftungsgröße das dreifache
Lungenkapillarbett (s. Abb. 1.26). Die Lungenkapilla- der Durchblutungsgröße erreicht,die Lunge ist also in
ren umgeben die Alveolen netzartig und besitzen so- den obenliegenden Abschnitten stärker belüftet als
mit eine sehr große Gesamtoberfläche.Durch den hier durchblutet. In den unteren, abhängigen Abschnitten
stattfindenden Gasaustausch wird das venöse Blut mit ist sie stärker durchblutet als belüftet. Diese Verände-
Sauerstoff angereichert (arterialisiert). rungen treten abhängig von der Schwerkraft in allen
Körperhaltungen auf (s. Abb. 1.27).

Körperkreislauf linker Vorhof Lungenkreislauf

Arterien rechter Vorhof Arterien


Lungenspitze Lungenspitze
(apikal) (apikal)

Lungenbasis a b Lungenbasis
(basal) (basal)

Venen rechte Venen


Herzkammer Abb. 1.27. Ventilations- (a) und Perfusionsverteilung (b) im Stand
linke Das Ventilationsgefälle ist kleiner als das Perfusionsgefälle. Im
Herzkammer
Stand bedeutet dies eine relative Mehrbelüftung der oberen und
Abb. 1.26. Körper- und Lungenkreislauf eine relative Mehrdurchblutung der unteren Lungenabschnitte.
1.4 Atemregulation 15

1.4 Atemregulation
ZUSAMMENFASSUNG

1
LERNZIELE Atemmechanik, Gasaustausch,
Atemregulation
Kenntnisse über: • Ein Atemzyklus besteht aus Einatmung, Ausatmung
• die Regulationsmechanismen der Atmung und Atemruhe.
• In Atemruhe sind die Atemmuskeln entspannt, der
intrapulmonale Druck entspricht dem atmosphäri-
Das Verhältnis von Sauerstoff zu Kohlendioxid in Blut schen Druck. Es strömt keine Luft.
und Liquor cerebrospinalis bestimmt den Säure-Ba- • Während der Einatmung kontrahieren die Einatem-
sen-Haushalt des Organismus. Ein Großteil der beim muskeln und erweitern den Thorax. Über die Verbin-
Stoffwechsel anfallenden Säure wird in Form von dung von Brustkorb und Lunge durch die Pleura wird
Kohlendioxid über die Lunge ausgeschieden. So hat das Lungenvolumen vergrößert. Durch den entste-
die Atmung einen wesentlichen Anteil an der Regula- henden negativen intrapulmonalen Druck strömt die
tion des Säure-Basengleichgewichts. Luft ein.
Chemorezeptoren im Teilungswinkel der Arteria • Bei der Ausatmung lässt die Einatemmuskelspan-
carotis communis und am Aortenbogen registrieren nung nach. Die Retraktionskraft der Lunge verkleinert
einen Abfall des arteriellen Sauerstoffpartialdrucks. das Lungenvolumen. Der intrapulmonale Druck wird
Rezeptoren im verlängerten Mark (Medulla oblonga- positiv, Luft strömt aus.
ta) reagieren auf einen Anstieg des Kohlendioxidpar- • Am Ende der Einatmung und der Ausatmung sind der
tialdrucks. Die Chemorezeptoren melden ein Miss- intrapulmonale Druck und der atmosphärische Druck
verhältnis von Sauerstoff und Kohlendioxid an das ausgeglichen.
Atemzentrum in der Medulla oblongata. • Bei körperlicher Belastung erhöht sich der Einsatz der
Zusätzlich leiten afferente, vegetative Fasern In- Atemmuskulatur.
formationen u. a. aus dem Herz-Kreislaufsystem, der • Der Gasaustausch in der Lunge ist ein Diffusionsvor-
Lunge, den Gelenken und der Muskulatur an das gang. Der Kohlendioxid- und Sauerstoffaustausch
Atemzentrum. Dort werden diese Reize mit Informa- sind dabei von den Konzentrationsunterschieden bei-
tionen aus der Großhirnrinde, der Brücke (Pons) und der Gase zwischen Atemluft und Kapillarblut und von
der Formatio reticularis koordiniert. Die Reizleitung der Diffusionsstrecke abhängig.
führt von respiratorischen Neuronen in der Medulla • Die Ventilation ist die Bewegung der Luft durch die
oblongata über efferente Nerven zur Atemmuskula- Atemwege bis zu den Alveolen. Man unterscheidet
tur. alveoläre und Totraum-Ventilation.
So wird die Atemform, die sich aus Atemfrequenz, • Die Perfusion ist das Durchströmen der Lungenkapil-
dem Atemzugvolumen, der Atembewegung und dem laren mit Blut.Ventilation und Perfusion unterliegen
Atemrhythmus zusammensetzt, geregelt. Die rhyth- der Schwerkraft. Daraus ergibt sich, dass die Lunge
mische Bildung der Nervenimpulse läuft autonom ab, abhängig von der Ausgangsstellung inhomogen
wird also an Bedürfnisse des Organismus wie körper- belüftet bzw. durchblutet wird.
liche Arbeit, Sprechen oder Schlucken automatisch • Die Atmung hat einen wesentlichen Anteil an der Re-
angepasst. gulierung des Säure-Basen-Gleichgewichts. Chemore-
Schmerz, Kälte- und Wärmereize an der Haut, Än- zeptoren und afferente vegetative Fasern melden ein
derung der Körpertemperatur und Hormone beein- Missverhältnis von Sauerstoff und Kohlendioxid an
flussen die Atemform. das Atemzentrum. Efferente Nerven stimulieren die
Atemmuskulatur. So wird die Atemform an die Be-
dürfnisse des Organismus angepasst.
16 1 Anatomische und physiologische Grundlagen

ÜBERPRÜFEN SIE IHR WISSEN


Theorie

Atemmechanik, Gasaustausch,
Atemregulation

• Beschreiben Sie den Ablauf


„Einatmung – Ausatmung – Atemruhe“
unter Berücksichtigung der Druckverhältnisse und
der atemrelevanten Kräfte.

• Wodurch unterscheidet sich die Atmung unter


körperlicher Belastung von der Ruheatmung?

• Von welchen Faktoren ist der Diffusionsvorgang


abhängig?

• Was versteht man unter Ventilation?

• Was versteht man unter Perfusion?

• Erläutern Sie das Ventilations-Perfusions-Verhältnis


in der Lunge in Abhängigkeit von der Ausgangs-
stellung.

• Welche Strukturen sind an der Atemregulation


beteiligt?

• Stellen Sie eine Verbindung zwischen dem Säure-


Basen-Haushalt des Körpers und der Atmung her.

• Wie kann sich die Atmung über die Stimulation des


Atemzentrums verändern?
1.5 Atemarbeit 17

1.5 Atemarbeit Ein großes Atemzugvolumen (s. S. 20) erfordert mehr


Atemarbeit gegen elastische Widerstände. Eine hohe
Atemfrequenz erhöht den Atemwegswiderstand, da

1
LERNZIELE mehr Luft pro Zeiteinheit die Lunge durchströmt.

Kenntnisse über: Elastische Widerstände (Compliance)


• den Einfluss von bronchialen Strömungs- und Druck- Der elastische Widerstand ergibt sich aus der Elasti-
verhältnissen bei der Atemarbeit zität des Brustkorbs, des Lungengewebes, der Rumpf-
• den Einfluss der elastischen Widerstände und des muskulatur, der Haut, der Baucheingeweide und der
Atemwegswiderstands auf die Atemarbeit Bauchdecke. Diese Strukturen setzen der Atemmus-
kulatur Widerstände bei der Änderung des Lungen-
volumens entgegen. Die Veränderung des transpul-
Der Aufbau der Volumen- und Druckunterschiede des monalen Drucks (transpulmonaler Druck = Druck-
Brustraums geschieht durch den Einsatz der Atem- unterschied zwischen Alveolar- und Pleuradruck)
muskulatur. Bei dieser Arbeit müssen elastische gibt Aufschluss über den elastischen Widerstand der
Widerstände (z. B. die Retraktionskraft der Lunge) Lunge.
und Atemwegswiderstände (z. B. Turbulenzen, ausge-
löst durch Sekret in den Atemwegen) überwunden
werden.
Die physikalische Formel MEMO
Arbeit = Kraft x Weg
lässt sich für die Atemarbeit anwenden als • elastischer Widerstand der Lunge =
Atemarbeit = Druck x Volumen. Änderung des transpulmonalen Druckes/
Änderung des Lungenvolumens

Die elastischen Widerstände werden bei der Lungen-


hohe Stromstärke funktionsuntersuchung gemessen und als Compli-
ance angegeben.
Bei Erkrankungen mit verminderter Dehnfähig-
keit des Lungengewebes (Restriktion) sind diese
Trachea bzw. Widerstände erhöht und erschweren die Einatmung.
großer Bronchus
Der Patient muss vermehrt Atemarbeit leisten.

turbulente
Strömung

Bronchus bzw.
Bronchiolus

laminare
Strömung

niedrige Stromstärke

Abb. 1.28. Turbulente Strömung Abb. 1.29. Laminare Strömung


18 1 Anatomische und physiologische Grundlagen

Atemwegswiderstand (Resistance) Druckschwankungen in den Atemwegen


Beim Passieren der Atemwege entstehen in der Atem- Die Atemwege unterliegen den Druckschwankungen
Theorie

luft laminare und turbulente Strömungen. Laminare im Thorax. Während der Einatmung vergrößert sich
Strömungen zeichnen sich durch parallel zur Atem- daher ihr Durchmesser, in der Ausatmung verringert
wegswand laufenden Strömungslinien aus (s. Abb. er sich. Dieser Vorgang wird atemsynchrone Bronchi-
1.29). Der durch die Reibung der Gasmoleküle anein- alkaliberschwankung genannt (s. Abb. 1.30).
ander entstehende Atemwegswiderstand ist gering. Bei starkem Ausatemmuskeleinsatz wird der intra-
Turbulente Strömungen haben keine erkennbare pleurale Druck positiv und übersteigt den Druck in
Ordnung in ihren Strömungslinien (s. Abb. 1.28). Der den Atemwegen. Die großen Bronchien werden ver-
Atemwegswiderstand ist erhöht. engt, können dem Druck aber aufgrund ihrer Knor-
Turbulente Strömungen kommen hauptsächlich pelanteile besser standhalten als die Bronchiolen ohne
in der Trachea und in den großen Atemwegen bei ho- Knorpel. Diese neigen, vor allem bei einem vorge-
her Atemstromstärke vor, an Engstellen und Verzwei- schädigten oder instabilen Bronchialsystem,zum Kol-
gungen kommt es zu einer Mischform beider Strö- labieren. Die Luft in den davor liegenden Alveolen
mungsarten.Die zentralen Luftwege (von der Nase bis kann nicht ausgeatmet werden, der Weg ist „ver-
zu den Bronchien mit einem Durchmesser von sperrt“. Diesen Vorgang bezeichnet man auch als „air
>2 mm) weisen insgesamt einen geringen Gesamt- trapping“.Jeder Versuch,die Exspiration muskulär zu
querschnitt auf. Sie sind für 90 % des Atemwegs- verstärken, baut einen höheren Druck auf die Atem-
widerstands verantwortlich. Laminare Strömungen wege auf und verengt sie zusätzlich.
dominieren in den peripheren Luftwegen (Bronchien
mit einem Durchmesser von <2 mm und Bronchio-
len). Ihr Gesamtquerschnitt ist so groß, dass sie nur MEMO
für 10 % der Atemwegswiderstands verantwortlich
sind. Inspiration:
Den Druck, der den Luftstrom durch die Trachea • Bronchialdurchmesser groß
bewegt, bezeichnet man als treibenden Druck. Dieser Exspiration:
entspricht dem Druckunterschied zwischen Alveolar- • Bronchialdurchmesser klein
druck und atmosphärischem Druck.
Das Verhältnis des treibenden Druckes zur Atem-
stromstärke gibt Aufschluss über den Atemwegs-
widerstand. Bronchialdurchmesser
bei Inspiration

Bronchialdurchmesser
MEMO bei Exspiration

• Atemwegswiderstand = treibender Druck/Atem-


stromstärke

Der Atemwegswiderstand wird bei der Lungenfunk-


tionsuntersuchung gemessen und als Resistance an-
gegeben.
Bei Erkrankungen mit Verengung der Atemwege
(Obstruktion) nimmt dieser Widerstand zu und er-
schwert die Ausatmung.Eine erhöhte Atemarbeit wird
erforderlich.

Abb. 1.30. Bronchialkaliberschwankung


1.6 Reinigungsmechanismen der Lunge 19

1.6 Reinigungsmechanismen Reizgase oder kalte Luft werden wirkungsvoll aus der
der Lunge Lunge transportiert.
Zunächst wird nach einer tiefen Einatmung die

1
Stimmritze reflektorisch geschlossen. Die Ausatem-
LERNZIELE muskeln spannen an und bauen eine große Druckdif-
ferenz zwischen alveolärem und atmosphärischem
Kenntnisse über: Druck auf. Dann öffnet sich die Stimmritze plötzlich
• die mukoziliare Clearance und die Ausatemluft strömt explosionsartig durch die
• den Hustenvorgang Atemwege. Hierbei entstehen sehr große Drücke, die
Trachea kann teilweise komprimiert werden, der Aus-
atemstrom erreicht Spitzengeschwindigkeit.
Mukoziliare Clearence Bewirkt der Hustenreiz ein Abhusten von Sekret
Die gesamten Atemwege einschließlich der Bronchio- oder einem inhalierten Fremdkörper,spricht man von
len sind mit Flimmerepithel ausgekleidet. Inhalierte produktivem Husten.
Fremdkörper werden mit dem in den Becherzellen Unproduktiver Husten hingegen wird meist durch
produzierten Sekret „eingepackt“ und durch koordi- eine Reizung der Hustenrezeptoren verursacht, und
nierte, peitschenartige Bewegung der Flimmerhär- nicht durch Fremdkörper oder Sekret hervorgerufen
chen (Zilien) mundwärts transportiert (mukoziliare (Reizhusten z. B. durch Entzündungsvorgänge). Er
Clearance). Die Anzahl der Zilien und ihre „Schlag- führt nicht zum Abhusten. Auch ein zu schwacher
zahl“ von 1000 bis 1500 Schlägen pro Minute nimmt Hustenstoß kann unproduktiv bleiben.
zur Peripherie hin ab. Bei einem instabilen Bronchialsystem kann der
hohe intrathorakale Druck die kleinen Atemwege zu-
Husten drücken, die Bronchiolen kollabieren und dort haf-
Das Husten ist ein Schutzreflex des Atmungssystems. tendes Sekret wird zurückgehalten (retiniert). Die
Es wird durch die Reizung mechanischer, chemischer Kompression der Gefäße im Thorax belastet das Herz-
und thermischer Rezeptoren in der Trachea und den Kreislaufsystem und kann zu Schwindel und Husten-
großen Luftwegen ausgelöst. Sekret, Fremdkörper, synkopen führen.

Schleim

Zilien

Flimmerzelle Becherzelle
(Schleimzelle)

Nerv

Basalzelle

Basalmembran

Abb. 1.31. Flimmerepithel im Bronchus


20 1 Anatomische und physiologische Grundlagen

1.7 Lungenvolumina und


Lungenkapazitäten MEMO
Theorie

Lungenvolumina
LERNZIELE AZ/TV = Atemzugvolumen/Tidal Volumen
IRV = Inspiratorisches Reservevolumen
Kenntnisse über: + IK = Inspiratorische Kapazität
• Lungenvolumina und Lungenkapazitäten ERV = Exspiratorisches Reservevolumen
• Begriffe und Aussagen der Lungenfunktions- RV = Residualvolumen
untersuchung + FRK = Funktionelle Residualkapazität
VK = Vitalkapazität
+ TK = Totalkapazität

Die Luftmenge, die bei einer normalen Ein- und Aus- Das respiratorische Atemminutenvolumen (AMV)
atmung in Ruhe bewegt wird, macht etwa einen hal- gibt die Luftmenge an, die in einer Minute ventiliert
ben Liter aus.Sie wird als Atemzugvolumen (AZ) oder wird. Sie ergibt sich aus dem Produkt von Atemzug-
auch als Tidal-Volumen (TV) bezeichnet. volumen und der Atemfrequenz pro Minute.
Die Luftmenge, die nach einer normalen Inspira-
tion noch maximal eingeatmet werden kann, ist das
Inspiratorische Reservevolumen (IRV).
Inspirationskapazität (IK) wird die Summe aus
Atemzugvolumen und inspiratorischem Reservevolu- MEMO
men genannt. Es ist die Menge Luft, die aus der nor-
malen Ausatemlage (Atemruhelage) heraus eingeat- • AMV = AZV x Atemfrequenz/Minute
met werden kann.
Die Luftmenge, die nach einer normalen Exspira-
tion noch maximal ausgeatmet werden kann, wird als
Exspiratorisches Reservevolumen (ERV) bezeichnet. Atemruhelage und Atemmittellage
Das Volumen, das auch nach maximaler Aus- Als Atemruhelage bezeichnet man die Lungen-/Brust-
atmung in der Lunge verbleibt, ist das Residual- korbsituation zwischen Ausatmung und Einatmung.
volumen (RV). Im Lungenfunktionsdiagramm erscheint sie als Linie
Funktionelle Residualkapazität (FRK) wird die und gibt das Lungenvolumen in Atemruhe an
Summe aus exspiratorischem Reservevolumen und (s. Abb. 1.33).
dem Residualvolumen genannt. Es ist die Menge Luft, Die Atemmittellage gibt die Lungen-/Brustkorb-
die sich in der Atemruhelage in der Lunge befindet. situation in der Mitte des Atemzugvolumens an.Ist die
Die Vitalkapazität (VK) setzt sich aus dem Atem- Atemmittellage zur Inspiration hin verschoben
zugvolumen, dem inspiratorischen und dem exspira- (s. Abb. 1.34), ist dies ein Ausdruck für eine Verringe-
torischen Reservevolumen zusammen. Sie entspricht rung des inspiratorischen Reservevolumens bei
der Menge Luft,die nach einer maximalen Einatmung gleichzeitiger Vergrößerung der funktionellen Resi-
ausgeatmet werden kann. dualkapazität. Ist die Atemmittellage zur Exspiration
Die Totalkapazität (TK), die Summe von Vitalka- hin verschoben, verringert sich die FRK.
pazität und Residualvolumen, entspricht dem Luftvo-
lumen, das sich bei maximaler Einatmung in der Lun-
ge befindet (s. Abb. 1.32).
1.7 Lungenvolumina und Lungenkapazitäten 21

Volumen

TV = Tidal Volumen
IRV = Inspiratorisches Reservevolumen

1
+ IK = Inspiratorische Kapazität
ERV = Exspiratorisches Reservevolumen
RV = Residualvolumen
+ FRK = Funktionelle Residualkapazität
VK = Vitalkapazität
+ TK = Totalkapazität

Zeit
Abb. 1.32. Lungenkapazitäten

Lungenfunktionsuntersuchung
Zur Feststellung der einzelnen Lungenvolumina und wegen werden über eine Fluss-Volumen-Messung er-
-kapazitäten sowie zur Bestimmung der Atemwegs- mittelt.Hierzu wird nach einer maximalen Einatmung
widerstände steht die Lungenfunktionsprüfung im forciert, rasch und so vollständig wie möglich ausge-
Pneumotachographen oder im Bodypletysmogra- atmet.Das in einer Sekunde ausgeatmete Volumen be-
phen zur Verfügung. Die Volumina und Kapazitäten stimmt den FEV1 (= forced expiratory volume)
werden in Prozent der zu erwartenden Sollgrößen an- (s.Abb.1.35).Der FEV1-Wert wird in Relation zur nor-
gegeben. Die Strömungsverhältnisse in den Atem- malen Vitalkapazität als FEV1/VK % angegeben.

Atemmittellage
Atemmittellage
Atemruhelage
Atemruhelage

Abb. 1.33. Atemruhelage und Atemmittellage Abb. 1.34. Verschiebung der Atemmittellage
Die Atemruhelage gibt das Lungenvolumen in Atemruhe an. Die Ist die Atemmittellage zur Inspiration hin verschoben, wird das
Atemmittellage gibt das mittlere Lungenvolumen während ei- IRV kleiner und die FRK größer.
nes Ruheatemzuges an.
22 1 Anatomische und physiologische Grundlagen

Die Ausatemstromstärke (Flow) wird im Verlauf der


Exspiration gemessen und in Liter pro Sekunde ange- MEMO
Theorie

geben. In der gesunden Lunge erreicht sie im ersten


Zehntel der Ausatmung ein Maximum (peak-flow, • FEV 1 Forciertes Exspirationsvolumen in einer
PEF) und nimmt dann gleichmäßig bis zum Erreichen Sekunde (Liter)
des Residualvolumens ab (s. Abb. 1.36). • FEV 1 % FEV1 in Prozent der max.Vitalkapazität
• PEF Maximaler exspiratorischer Fluss
(Liter pro Sekunde)

PEF = maximaler exspiratorischer Fluss 1s

FEV 1
Abb. 1.35. FEV 1
Exspirationsfluss

Nach einer tiefen Inspira-


tion erfolgt eine forcierte
Exspiration. Das in einer
3 3
Sekunde ausgeatmete Volu-
men wird gemessen und
ergibt den FEV 1-Wert.
1
0

2
Inspirationsfluss

4 4

IRV VT ERV
Abb. 1.37. Fluss-Volumen-Kurve bei Obstruktion
Bei einer obstruktiven Ventilationsstörung verläuft die exspirato-
rische Kurve konvex. Der Ausprägungsgrad gibt Aufschluss über
TK den Schweregrad der Obstruktion.

Abb. 1.36. Fluss-Volumen-Kurve


In der abgebildeten Fluss-Volumenkurve sind die Flüsse eines
Ruheatemzugs (1), der Fluss einer tiefen Einatmung (2) und die
Flüsse der anschließenden maximalen Ausatmung (3) und Einat-
mung (4) dargestellt.
Eine normale inspiratorische Kurve zeigt typisch einen halbkreis-
förmigen Verlauf. Abb. 1.38. Fluss-Volumen-Kurve bei Restriktion
Eine normale exspiratorische Kurve zeigt einen schnellen An- Bei einer restriktiven Ventilationsstörung erscheint die Form der
stieg in den ersten 10 % der Ausatmung, mündet in den Spitzen- Kurve weitgehend erhalten. Das Lungenvolumen und die Flüsse
fluss (PEF) und fällt von da nahezu linear ab. sind deutlich geringer.
1.7 Lungenvolumina und Lungenkapazitäten 23

ZUSAMMENFASSUNG ÜBERPRÜFEN SIE IHR WISSEN

1
Atemarbeit, Atemarbeit,
Reinigungsmechanismen der Lunge, Reinigungsmechanismen der Lunge,
Lungenvolumina und Lungenkapazitäten Lungenvolumina und Lungenkapazitäten

• Die Atemmuskulatur überwindet die elastischen • Erläutern Sie die Formel:


Widerstände und den Atemwegswiderstand. Sie Atemarbeit = Druck x Volumen
leistet damit Atemarbeit.
• In welcher Formel findet eine restriktive Ventilations-
• Die elastischen Widerstände ergeben sich aus der störung Ausdruck?
Elastizität der beteiligten Strukturen. Sie werden bei
der Lungenfunktionsuntersuchung gemessen und als • In welcher Formel findet eine obstruktive Ventila-
Compliance angegeben. tionsstörung Ausdruck?

• Beim Passieren der Atemwege entstehen in der • Was versteht man unter atemsynchronen Bronchial-
Atemluft Strömungen.Turbulente Strömungen set- kaliberschwankungen?
zen der Luft einen höheren Atemwegswiderstand
entgegen als laminare Strömungen. • Welche Strukturen sind an der mukoziliaren
Clearance beteiligt?
• Den Druck, der den Luftstrom durch die Trachea be-
wegt, bezeichnet man als treibenden Druck. Das Ver- • Beschreiben Sie den Vorgang des Hustens.
hältnis des treibenden Drucks zur Atemstromstärke
gibt Aufschluss über den Atemwegswiderstand. Er • Wodurch unterscheiden sich produktiver und unpro-
wird bei der Lungenfunktionsuntersuchung gemes- duktiver Husten?
sen und als Resistance angegeben.
• Welche Atemvolumina und -kapazitäten kennen Sie?
• Der Bronchialdurchmesser verändert sich in Abhän-
gigkeit von Inspiration und Exspiration. • Was bedeutet „Atemmittellage“?

• Bei der mukoziliaren Clearance werden die in Sekret • In welcher Einheit wird der Flow angegeben?
eingekleideten Fremdkörper über die Bewegung der
Zilien mundwärts transportiert. • Wie wird der FEV 1-Wert ermittelt?

• Das Husten ist ein Schutzreflex. Nach tiefer Einat-


mung wird die Stimmritze reflektorisch geschlossen.
Die Ausatemmuskeln spannen an und bauen einen
hohen intrathorakalen Druck auf. Das plötzliche Öff-
nen der Stimmritze führt zu einer hohen Geschwin-
digkeit des Ausatemstroms. Man unterscheidet pro-
duktiven und unproduktiven Husten.

• In der Diagnostik stehen Messungen der Lungenvolu-


mina, der Lungenkapazitäten und des Fluss-Volumen-
verhältnisses zur Verfügung.
24 2 Wirkungsprinzipien

2 Wirkungsprinzipien Der Einfluss der Schwerkraft auf


andere Organe
Die Schwerkraft wirkt auf alle Organe.Zu beachten ist
Theorie

LERNZIELE dabei Folgendes:


• Bei einer Drainagelage mit negativem Kopfteil
Kenntnisse über: kann es zu einer Erhöhung des intrakraniellen
• den Einfluss der Schwerkraft, der Strömungsge- Druckes kommen.
schwindigkeit der Luft in der Lunge, der Bronchial- • Bei Vorliegen einer kardiovaskulären Insuffi-
kaliberschwankungen, von Vibrationen und Klopfun- zienz besteht die Gefahr einer Angina pectoris.
gen, von körperlicher Belastung, von Ausdauer- • Patienten mit instabilen Bronchien können einen
training und Entspannung auf die Atmung Bronchospasmus entwickeln.
• Bei Lungenabszessen oder -fisteln sollte die Aus-
gangsstellung nach Absprache mit dem Arzt aus-
2.1 Schwerkraft gewählt werden.

Der Einfluss der Schwerkraft


auf die Lungenperfusion und -ventilation 2.2 Strömungsgeschwindigkeit
Die Schwerkraft beeinflusst die Durchblutung der der Luft in der Lunge
Lunge (s. S. 14).
Durch die Wahl der Lagerung, in der die Behand- Die Strömungsgeschwindigkeit (Flow) wird in Liter
lung stattfindet,bestimmt der Therapeut,welche Lun- pro Sekunde (l/s) gemessen.
genabschnitte des Patienten stärker durchblutet wer- Eine geringe Strömungsgeschwindigkeit während
den. Durch Lagewechsel bzw. Umlagerungen kann der Einatmung verbessert die Verteilung der Luft in
diese Wirkung auf mehrere Lungenabschnitte ausge- der Lunge und erreicht eine gesteigerte Ventilation in
weitet werden. den basalen Lungenabschnitten. Dadurch können
Auch die Lungenbelüftung unterliegt der Schwer- Atelektasen eröffnet werden.
kraft. Der Therapeut kann dies zur verstärkten Venti- Die Lobuli stehen durch Kollaterale in Verbin-
lation bestimmter Lungenabschnitte nutzen. dung.Sollte der direkte Zugang zu einer Alveole durch
Das Verhältnis von Perfusion und Ventilation ist Schleim verlegt sein, kann über die Kollateralen eine
für eine gute Arterialisierung von entscheidender Be- teilweise Kompensation stattfinden. Ein Anhalten der
deutung. Durch die Wahl der Lagerung, der Umlage- Atemluft nach dem Einatmen kann diesen Mecha-
rungen oder der Lagewechsel bestimmt der Thera- nismus unterstützen. Die Luft, die sich auf diese Weise
peut die Schwerpunkte. distal des Schleimpfropfes befindet, kann beim fol-
genden Ausatmen den Schleim zu den Bronchien be-
Der Einfluss der Schwerkraft fördern und so die Reinigung unterstützen.
auf den Sekrettransport in der Lunge Durch eine geringe Strömungsgeschwindigkeit
Die Schwerkraft wird zum Abtransport von Schleim während der Ausatmung nimmt der Atemwegswider-
vor allem in den größeren Atemwegen ausgenutzt. In stand ab, es muss weniger Atemarbeit geleistet wer-
der gesunden Lunge ist die Wirkung der Schwerkraft den. Therapeutisch kann die Verlangsamung z. B.
auf das Sekret zu vernachlässigen. Ist aber die Funk- durch einen exspiratorischen Widerstand wie die Lip-
tion des Flimmerepithels beeinträchtigt und eine ver- penbremse (s. S. 137 f.) erreicht werden Bei obstruk-
mehrte Produktion viskösen Schleims zu beobachten, tiven Atemwegserkrankungen wirkt sich die Verlän-
können Lagerungen (Drainagelagen) die Transport- gerung der Ausatmung günstig auf die nächste Inspi-
geschwindigkeit positiv beeinflussen. Bei der Anwen- ration und somit auf die Ventilation aus.
dung von Drainagelagen muss der Therapeut über Eine erhöhte Strömungsgeschwindigkeit während
sehr gute Anatomiekenntnisse verfügen und die der Ausatmung ist eine wirksame Methode zur Unter-
Lokalisation des Sekrets genau diagnostiziert sein. stützung der bronchialen Reinigung.
2.3 Bronchialkaliberschwankungen 25

Bei einer forcierten Exspiration (z. B. autogene Drai- 2.5 Körperliche Belastung
nage, Huffing) wird willentlich die Muskelaktivität
beim Ausatmen erhöht. Der hohe Flow versetzt die an Bei körperlicher Belastung kommt es zu einer deut-

2
den Bronchien anliegende Schleimschicht in Schwin- lichen Steigerung des Herzzeitvolumens. Durch die
gung und transportiert sie in Richtung Trachea und große Elastizität der Arteria pulmonalis ist der Druck-
Mundraum. Im englischen Sprachraum nennt man anstieg in den Lungengefäßen deutlich geringer als
die therapeutische Anwendung einer vertieften Inspi- im Körperkreislauf, trotzdem kommt es zu einer
ration mit folgender forcierten Exspiration zum bes- gleichmäßigen Steigerung der Perfusion auch in den
seren Schleimtransport „active cycle of breathing Lungenspitzen.
technique“ (ACBT). In Folge des erhöhten Atemantriebs kommt es zu
einer gesteigerten Ventilation. Die Ausatmung wird
muskulär unterstützt, die Fließgeschwindigkeit der
2.3 Bronchialkaliberschwankungen Ausatemluft nimmt zu und verstärkt den Sekrettran-
sport.
Die Atemwege unterliegen den Druckschwankungen Unter Belastung wird die Ausschüttung der Kate-
im Thorax. Während der Einatmung vergrößert sich cholamine erhöht.Diese stellen die Bronchien weit,so
ihr Durchmesser, während der Ausatmung verringert dass sich die Ventilation und die Clearance verbes-
er sich. Bei einer vertieften Ein- und Ausatmung sind sern.
diese Bronchialkaliberschwankungen sehr groß. Sie
fördern die Ablösung des Schleims von der Bronchi-
alwand und seinen Transport zum Rachen. 2.6 Ausdauertraining
Bei einem instabilen Bronchialsystem besteht bei
aktiver Exspiration (z. B. Husten) eine Bereitschaft Unter Ausdauer wird allgemein die psycho-physische
zum Bronchialkollaps. Eine beim Ausatmen gesetzte Ermüdungswiderstandsfähigkeit des Sportlers ver-
Stenose (Husten gegen leicht geschlossene Lippen) standen (J. Weineck, 1994).
„bremst“ die Ausatemluft, verringert den Druckabfall In der Atemtherapie sind die Anpassungsmecha-
und verhindert eine zu starke Verengung des Bron- nismen des Organismus an die Ausdauerbelastung
chialdurchmessers. von Bedeutung: Führt eine Atemwegs-/Lungener-
krankung zu einer eingeschränkten Sauerstoffzufuhr,
wirkt eine Verbesserung der Sauerstoffausnutzung di-
2.4 Vibrationen und Klopfungen rekt auf die Lebensqualität. Der Patient erlebt sich im
Alltag körperlich belastbarer.
Vibrationen und Klopfungen sind Techniken,die zum Durch Ausdauertraining soll zum einen die aero-
Lösen und zur Hilfe beim Abtransport von Sekret ein- be Kapazität (die maximale Sauerstoffaufnahme),
gesetzt werden. Die manuell ausgelösten Schwingun- zum anderen die anaerobe Kapazität (sauerstoffun-
gen sollen über die Thoraxwand auf die Bronchien abhängige Energiegewinnung aus der Phosphataus-
wirken. Der Schleim löst sich leichter von den Bron- nutzung unter Bildung von Laktat) gesteigert werden.
chialwänden und kann besser abgehustet werden. In Das kardiopulmonale System reagiert vielfältig
der Literatur beschriebene Untersuchungen (Van der auf Ausdauertraining.
Schans et al., 1986; Wollmer et al., 1985) können diese Um mit Patienten ein angepasstes Ausdauertrai-
Wirkungen nicht bestätigen.Die Erfahrung zeigt aber, ning durchführen zu können, sind Grundkenntnisse
dass manche Patienten Klopfungen und Vibrationen, der Trainingslehre nötig (s. Kap. 7, S. 146 ff.).
eventuell durch die Anregung der Atmung, als Hilfe
beim Sekrettransport erleben.Vibrationen und Klop-
fungen sollten nur bei Patienten eingesetzt werden,
die in der Lage sind, aktiv abzuhusten. Sollte ein Ab-
sinken des Sauerstoffpartialdrucks beobachtet wer-
den, muss die Maßnahme abgebrochen werden.
26 2 Wirkungsprinzipien

Kriterium Veränderungen durch aerobes


Theorie

Ausdauertraining

ventilatorische Lungenkapazität...............................................................vergrößert

Diffusionskapazität der Lunge ...................................................................gleich oder vergrößert

Perfusionskapazität........................................................................................vergrößert

Atmungsökonomie auf gegebene Belastung......................................verbessert

maximale Sauerstoffaufnahme..................................................................vergrößert

aerob-anaerobe Schwelle ............................................................................erhöht

maximale Schlagfrequenz ...........................................................................gleich oder leicht reduziert

Ruhe-Schlagfrequenz .................................................................................... reduziert

Systolen- und Diastolendauer....................................................................verlängert

systolischer Druck ...........................................................................................gleich oder vermindert

Vaskularisierung (Herz) .................................................................................verbessert

Sauerstoffbedarf des Myokards


für eine gegebene Herzleistung................................................................verringert

Arterien ...............................................................................................................Durchmesser vergrößert

Tab. 2.1. Auswahl an Anpassungen des kardiopulmonalen Systems (nach Hollmann und Hettinger, 2000)
2.7 Entspannung 27

2.7 Entspannung Elektrodermale Veränderungen


In der Entspannung ist die Sympathikus-Aktivität
Entspannung ist ein natürlicher Vorgang, der je nach und damit auch die Schweißdrüsen-Sekretion ge-

2
Person und äußeren Bedingungen unterschiedlich dämpft. Die elektrische Leitfähigkeit der Haut hängt
leicht und intensiv auftritt. Manche Menschen ent- von der Schweißdrüsen-Sekretion ab und nimmt
spannen intuitiv, andere lernen sich mit Hilfe einer daher in der Entspannung ab. Elektrodermale Verän-
Entspannungsübung oder eines Entspannungsver- derungen werden in Studien zur Wirkung von Ent-
fahrens zur Ruhe zu bringen. Nur durch regelmäßiges spannungstechniken als Indikatoren verwendet. Eine
Üben kann es gelingen, einer Stress auslösenden All- Erhöhung des Hautwiderstands entspricht einer Sen-
tagssituation leichter zu begegnen und danach kung der Hautleitfähigkeit und weist auf Entspan-
schneller wieder zu entspannen. nung hin.
Entspannung vollzieht sich auf einer physiologi-
schen und einer psychischen Ebene. Zentralnervöse Veränderungen
Für die Atemtherapie sind folgende Wirkungen Hirnelektrische Aktivitäten der Großhirnrinde, ge-
der Entspannung von Bedeutung: messen an der Schädeloberfläche, geben Auskunft
über den Wachheitsgrad einer Person. Im Elektro-
Neuromuskuläre Veränderungen enzephalogramm (EEG) lassen sich Zustände von
Während der Entspannungssituation werden die Rei- hoher Aufmerksamkeit bis zu Einschlafphasen und
ze auf das motorische System durch die Aufgaben- Schlafstadien differenziert bestimmen.
stellung reduziert. Das Gehirn erhält weniger Signale Zum Nachweis der Wirkung von Entspannungs-
und reagiert mit einer Verminderung der Signale an verfahren wird meist die Veränderung der Spontan-
die Organe. Die Spannung der Skelettmuskulatur aktivität im EEG herangezogen. Eine Veränderung
nimmt ab. zugunsten so genannter „Alphawellen“ weist auf
Eine Ausgangsstellung in der wenig Stützaktivität einen entspannten Wachzustand hin.
nötig ist (z. B. Liegen) fördert diesen Vorgang.
Psychische Ebene
Kardiovaskuläre Veränderungen Eine gelungene Entspannung vermittelt einen Ein-
Durch Entspannung wird die Sympathikus-Aktivität druck von Erholung und geistiger Frische. Negative
des autonomen Nervensystems gedämpft. Dies hat Gefühle wie z. B. Angst können abgebaut werden,
eine Gefäßerweiterung in der Peripherie (Vasodilata- angenehme Empfindungen verstärken sich.Durch die
tion), ein leichtes Sinken der Herzfrequenz und da- Verminderung der Wahrnehmungsschwelle für Außen-
durch eine Verringerung des arteriellen Blutdrucks reize steigt die Konzentrationsfähigkeit und das mo-
zur Folge. torische Aktivitätsniveau sinkt. Die Folge kann inne-
re Ruhe und Gelassenheit sein.
Respiratorische Veränderungen Die Atemtherapie selbst kann entspannend wir-
In der Entspannung wird das Atemzugvolumen klei- ken. Es können aber auch innerhalb der Atemtherapie
ner, die Atemfrequenz nimmt ab. Der Atemrhythmus Entspannungstechniken angewandt werden.
wird gleichmäßiger, die Pausen zwischen den Atem-
phasen werden länger. Die Atemform während einer
Entspannungsübung unterscheidet sich aber nicht
oder nicht wesentlich von der Atemform, die norma-
lerweise bei körperlicher Ruhe zu finden ist.
28 2 Wirkungsprinzipien

ZUSAMMENFASSUNG ÜBERPRÜFEN SIE IHR WISSEN


Theorie

Wirkungsprinzipien Wirkungsprinzipien

• Die Schwerkraft beeinflusst das Ventilations-Perfu- • Welche Komplikationen können bei Drainagelagen
sions-Verhältnis der Lunge. Bei eingeschränkter Funk- mit negativem Kopfteil eintreten?
tion des Flimmerepithels wird die Schwerkraft thera-
peutisch zur Unterstützung des Sekrettransports ein- • Welche Auswirkung hat die Strömungsgeschwindig-
gesetzt. keit der Luft in den Atemwegen auf den Schleim-
transport und den Atemwegswiderstand?
• Eine geringe Strömungsgeschwindigkeit während
der Einatmung verbessert die Ventilation. Eine gerin- • Stellen Sie einen Zusammenhang zwischen Bronchi-
ge Strömungsgeschwindigkeit während der Ausat- alkaliberschwankungen und dem Schleimtransport
mung verringert den Atemwegswiderstand. Eine er- her.
höhte Strömungsgeschwindigkeit in der Ausatmung
unterstützt die bronchiale Reinigung. • Worauf müssen Sie bei der Anwendung von Vibratio-
nen und Klopfungen achten?
• Eine vertiefte Ein- und Ausatmung kann die Bronchi-
alkaliberschwankungen vergrößern und damit den • Welche kardiopulmonalen Wirkungen zeigt körper-
Schleimtransport verbessern. liche Belastung?

• Vibrationen und Klopfungen werden als sekretlösen- • Nennen Sie Anpassungen des kardiopulmonalen
de Techniken eingesetzt. Ihre Wirkung ist umstritten. Systems durch aerobes Ausdauertraining.

• Bei körperlicher Belastung kommt es zu einer Steige- • Erklären Sie die physiologischen und psychischen
rung des Herzzeitvolumens und somit zu einer Ver- Veränderungen durch Entspannung in der Atem-
besserung der Perfusion der Lunge. Der gleichzeitig therapie.
gesteigerte Atemantrieb verbessert die Ventilation.

• Ausdauertraining verbessert die Sauerstoffaus-


nutzung.

• Entspannung vollzieht sich auf einer physiologischen


und einer psychischen Ebene. Atemtherapie kann
entspannen. Um diese Wirkung zu fördern, können
innerhalb der Atemtherapie Entspannungstechniken
angewandt werden.
3 Indikationen 29

3 Indikationen 3.1 Kontraindikationen


Die Leitsymptome die eine physiotherapeutische Kontraindikationen sind allgemein für die Atemthe-

3
Atemtherapie indizieren sind Atemnot (auch anfalls- rapie nicht nennbar. Bei Patienten mit Nebenerkran-
weise auftretend), Auswurf, Husten und respiratori- kungen müssen diese bei der Auswahl der Maßnah-
sche Funktionsstörungen. Die dazugehörigen Er- men mit berücksichtigt werden. Der Therapeut muss
krankungen der Lunge und der Atemwege sind: sich über die Wirkungsweise der gewählten Maßnah-
- chronisch-obstruktive Erkrankungen, z. B.Asth- men im Klaren sein, um schädigende Nebeneffekte zu
ma bronchiale, chronisch-obstruktive Bronchi- vermeiden. Beispielsweise setzen manuelle Thorax-
tis; kompressionen oder Stretchs am Thorax stabile Rip-
- restriktive Erkrankungen, wie z. B. Pneumonie, pen und Wirbelkörper voraus und sind somit bei ei-
Lungenfibrose, Mukoviszidose; ner fortgeschrittenen Osteoporose ungeeignet.
- chirurgische Erkrankungen nach Thorax- oder
Bauchoperationen;
- Traumen im Thorax- und Abdominalbereich. VORSICHT
Auch Erkrankungen, die nicht primär die Lunge oder
die Atemwege betreffen, können zu respiratorischen • Manuelle Thoraxkompressionen oder Stretchs am
Problemen führen: Thorax setzen stabile Rippen und Wirbelkörper
- neurologische Erkrankungen wie Querschnitts- voraus und sind somit bei einer fortgeschrittenen
lähmung, Multiple Sklerose, amyotrophische Osteoporose ungeeignet.
Lateralsklerose und progressive Muskelerkran-
kungen;
- orthopädische Erkrankungen wie z. B. Kypho-
skoliose und Traumen im Thorax- und Abdomi-
nalbereich.

Atemtherapie wird außerdem zur Verbesserung der


Körperwahrnehmung,zur Selbsteinschätzung der Be-
lastbarkeit und zur Entspannung unabhängig vom
Krankheitsbild angewandt.
Spezielle Techniken finden auch in der Geburts-
hilfe Anwendung.

MEMO

Leitsymptome der Atemtherapie:


• Atemnot
• Auswurf
• Husten
• Respiratorische Funktionsstörungen
Praxis

4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf ..................................................................................31

4.1 Erste Einheit: Vom Denken zum Empfinden ......................................................................................................34


4.2 Zweite Einheit: Von der Kontrolle zum Zulassen des Atems................................................................41
4.3 Dritte Einheit: Der Atem bewegt .................................................................................................................................46
32 4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf

Den Autorinnen Rega Rutte und Sabine Sturm gebührt Die Autorinnen sind den Weg des Erfahrbaren Atems
große Anerkennung und Dank. Sie greifen das Problem intensiv gegangen und werden nun aus eigenem Erle-
unserer Zeit auf, denn die Überbetonung der mentalen ben die Erfahrung vieler Interessenten (oder deren
Lebensform bringt uns nicht nur tiefes Unbehagen, Schülerschaft) wecken. Das innere Verständnis und die
sondern auch Not. Immer wieder von rationalem Den- Präzision mit der die Autorinnen den Erfahrbaren
ken regiert, ja beherrscht, bedürfen wir dringend der Atem dargebracht haben, wird ein gutes Fundament
Hinwendung zu Lebensqualitäten, die Jahrhunderte für die Übenden bilden.
nicht beachtet wurden bzw. im Unbewussten blieben. Ich wünsche diesem inhaltsreichen Buch aufnah-
Es ist die Erfahrung – dem Thema der Autorinnen ge- mebereite Leser, die ihren Atem durch das erweckte
mäß die leibliche Erfahrung die durch das Empfin- Empfindungsvermögen als wachsende Kraft erfahren
dungsvermögen, durch den Tastsinn, in das Bewusst- können.
sein dringt. Es bedeutet einen großen Schritt, durch die
Praxis

unmittelbare Wahrnehmung das Körperliche bis in Berlin, den 6. Mai 2002


tiefe Schichten kennenzulernen und damit bewährte Prof. Ilse Middendorf
Methoden mit neuen Erkenntnissen zusammenzu-
schließen.
4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf 33

4 Der erfahrbare Atem Die willkürliche Atemführung:


nach Ilse Middendorf das Tun von außen nach innen
Der Atem wird willentlich geführt. Das Denken be-
stimmt den Ablauf des Atemvorgangs.Meistens ist da-
Die Körperwahrnehmung bietet jedem Menschen die mit ein bestimmtes Ziel verbunden wie zum Beispiel
Möglichkeit sich in seiner Befindlichkeit und in sei- den Kreislauf anzuregen, Kraft im Ausatmen zu ent-
nem gesundheitlichen Zustand zu spüren. Je differen- wickeln, die Leistungsfähigkeit zu erhöhen, Stimme
zierter die Körperwahrnehmung ist, um so leichter ist und Gesang zu unterstützen. Von außen wird dem
es, gesundheitlich schädigendes Verhalten zu vermei- Atem eine Form übergestülpt.
den oder einzudämmen.
Die Atemtherapie bietet vielen Patienten einen er- Der Erfahrbare Atem:
sten Zugang zur Schulung der Körperwahrnehmung. Bewusst-Sein in beruhter Bewegung,
Um den Patienten den Lernweg zu erleichtern, ist Bewusst-Sein in bewegter Ruhe

4
es sinnvoll, dass der Therapeut bereits eigene körper- „Wir lassen den Atem kommen, wir lassen ihn gehen
liche Selbsterfahrung gemacht hat. Die Methode des und warten, bis er von selbst wiederkommt“ (I. Mid-
Erfahrbaren Atems bietet eine Möglichkeit die Kör- dendorf,1988).In diesem Satz sind die drei Phasen des
perwahrnehmung auszubilden. Atmens beschrieben. Der Einatem kommt und füllt.
Mit dieser Methode können Abläufe und Gesetz- Der Ausatem entweicht ohne eine eingesetzte Akti-
mäßigkeiten des Atems entdeckt werden. Der Weg, vität.Es folgt die Atempause oder Atemruhe.Der neue
sich dieses Wissen zu erschließen, führt nicht über Einatem setzt alleine wieder ein. In diesem Zyklus ist
den Verstand bzw. das Verstehen, sondern über die das Weiten im Einatem und das Zurückschwingen im
Empfindungsfähigkeit des Körpers. Empfindungsfä- Ausatem zu spüren. Es wird bewusst, wie der Atem
higkeit ist das bewusste Wahrnehmen eines auf den ohne Zutun bewegt. Die Atembewegung wird empfin-
Körper wirkenden Reizes. Um diese Empfindungsfä- dungsbewusst. Die Atemform, die sich hier zeigt, ist
higkeit auszubilden, bedarf es der Sammlung. Der der Ausdruck der körperlichen, seelischen und geisti-
Übende lässt sich ein auf das, was er tut, nimmt wahr gen Befindlichkeit, ein Spiegel des Seins. Um diese Er-
und füllt es mit seiner Anwesenheit. Somit werden fahrung zu machen, gilt es eine „goldene Schwelle“ zu
nicht Vorstellung, Konzentration und Denken die überwinden. Diese fordert Geduld, abwarten können,
Grundlage des Lernens, sondern Hinwenden, Sam- Vorurteile ablegen, forschen und lauschen. „Ich bin
meln und Empfinden.Bei dieser Form der Atemarbeit anwesend und ich lasse zu.“ Dieses Zulassen benötigt
kann der Übende, ob Physiotherapeut, Patient oder einige Übung, doch dann ist es möglich, sich die re-
Interessierter ohne medizinische Vorkenntnisse seine gulierende und ausgleichende Kraft des zugelassenen
individuelle Atemform kennen lernen. Der Atem wird Atems zu erschließen. Die Wirkung ist unmittelbar
erfahren. Dies ist eine Erweiterung des Wissens, die spürbar. Das Bewusst-Sein kann wachsen. Der erfah-
über den physiologischen Vorgang der Atmung hin- rene Atem wird zur Hilfe im Alltag und zur soliden Ba-
aus geht. sis für die Genesung und Gesundheit.
Ilse Middendorf (1988) unterscheidet drei Formen
des Atmens: Die folgenden drei Übungseinheiten sollen den Leser
anregen, das oben Beschriebene auszuprobieren. Die
Die unbewusste Atemfunktion: Übungsauswahl ist so gestaltet, dass einige grundle-
das Sein im Nichtwissen gende Atemerfahrungen gemacht werden können. Sie
Es ist die Atemfunktion, die uns von der ersten bis zur bauen inhaltlich aufeinander auf. Sollte beim Lesen
letzten Minute begleitet. Zentral gesteuert reagiert eine Übung spontan besonderes Interesse wecken, ist
diese Atemfunktion auf alle Erfordernisse. Körperli- es gut, dem zu folgen.
che Belastung, Konzentration, Freude, Schreck – im-
mer reagiert der Atem unmittelbar. Er bleibt im Un-
bewussten bis zu dem Moment, in dem er als nicht
ausreichend empfunden wird.
34 4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf

Es erscheint sinnvoll, selbst leiblich zu erfahren, wie 4.1 Erste Einheit:


Dehnen, Bewegen und Tönen auf den Atem wirken, Vom Denken zum Empfinden
bevor der Therapeut den Atem des Patienten mit einer
bestimmten Absicht beeinflusst. Diese Erfahrungen Dehnen
sollten auch in einer Gruppe gemacht werden.Obwohl Klopfungen
der Atem bestimmten Gesetzmäßigkeiten folgt, ist die Wahrnehmen der Atembewegung
Varianz, wie der Atem sich zeigt und was er bewirkt, Fußarbeit
sehr groß. Dies wird durch die Rückmeldung anderer Schlittschuhschritt
Gruppenteilnehmer noch deutlicher. Die hier gewon- Flankensägen
nenen Einsichten werden dazu führen, dass der The- Tönen SCH
rapeut präziser in seiner Beobachtung wird und indi- Partnerarbeit am Schulterblatt
viduell und differenziert mit dem Patienten arbeiten Nachspüren
Praxis

kann.
4.1 Erste Einheit: Vom Denken zum Empfinden 35

Dehnen

4
1 2

Beginnendes Dehnen über Arm und Bein Dehnen mit Rumpfbeteiligung


Der Übende sitzt auf dem Hocker und dehnt sich sanft und ge- Das Dehnen breitet sich über Rücken und Flanken aus. Die Inten-
nüsslich. Die Dehnstellung wird nicht gehalten, sondern gleich sität des Dehnens wird so gewählt, dass der Atem nicht angehal-
wieder gelöst. ten werden muss, sondern weiterlaufen kann.

3 4

Dehnen im Stehen Nachspüren im Sitzen


Das frei gestaltete Dehnen in den Raum setzt sich im Stehen fort. Zum Nachspüren sitzt der Übende mit gutem Kontakt der Füße
zum Boden, die Hände liegen gelöst auf der Mitte der Ober-
schenkel.
„Ist es leiblich zu spüren, dass ich mich gedehnt habe?“
„Kann ich meinen Atem wahrnehmen?“
36 4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf

Klopfungen
Praxis

1 2

Kreuzbein klopfen Klopfen der unteren Extremität


Im Sitzen klopft der Übende das Kreuzbein anregend mit Die Klopfungen werden über Oberschenkel, Unterschenkel und
gelösten Händen. Fuß weitergeführt.
Nach der Anregung des einen Beines spürt der Übende die Wir-
kung im Seitenvergleich.

3 4

Klopfen von Rumpf und Armen Klopfen des Rückens in Partnerarbeit


Die vordere Rumpfseite und die Arme werden in gleicher Weise In Partnerarbeit wird der Rücken im Stehen wach geklopft. Der
empfindungsbereit gemacht. behandelte Partner gibt Rückmeldung, in welcher Stärke die
Klopfungen angenehm sind.
Im Anschluss spüren die Übenden im Sitzen nach.
4.1 Erste Einheit: Vom Denken zum Empfinden 37

Wahrnehmen der Atembewegung

4
1 2

Oberer Raum – costale Atembewegung nach Oberer Raum – costale Atembewegung nach lateral
ventral-cranial Der Übende legt eine Hand in Höhe der Achselhöhle flächig auf
Der Übende legt eine Hand oder beide Hände flächig unterhalb die Rippen. Er sammelt sich auf die entstehende Bewegung un-
der Schlüsselbeine auf. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf die dort ter seiner Hand.
ruhenden Hände. Er sammelt sich auf die entstehende Bewe- „Findet unter der Hand Atembewegung statt?“
gung unter seinen Händen. „Kann ich das Weit und Schmal des
Atems – die Atembewegung – unter meinen Händen spüren?“

3 4

Mittlerer Raum – costoabdominale Atembewegung nach Unterer Raum – abdominale Atembewegung nach ventral,
ventral und dorsal dorsal und caudal
Der Übende legt eine Hand auf die Bauchdecke unterhalb des Der Übende legt eine Hand unterhalb des Bauchnabels auf die
Brustbeins, die andere Hand mit der Dorsalseite in entsprechen- Bauchdecke, die andere liegt mit dem Handrücken auf dem
der Höhe auf den Rücken. Kreuzbein.
„Kann ich den Raum zwischen den Händen wahrnehmen?“ „Kann ich den Raum zwischen den Händen wahrnehmen?“
„Findet hier eine Atembewegung statt?“ „Findet hier eine Atembewegung statt?“
38 4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf

Fußarbeit
Praxis

1 2

Kneten des Fußes Bergen des Sprunggelenks


Der Übende legt einen Fuß auf den Oberschenkel des anderen Beide Hände legen sich bergend um das Sprunggelenk. In der
Beines und knetet den Fußrücken und die Fußsohle wohlig mit Ruhe sammelt sich der Übende auf seinen Fuß. Er stellt den Fuß
beiden Händen durch. Das Sprunggelenk bezieht er mit ein. ab und vergleicht seine beiden Seiten.
„Wie nehme ich meine Füße im Seitenvergleich wahr?“
„Wo kann ich noch einen Unterschied wahrnehmen?“
Die Arbeit und das Nachspüren mit der anderen Seite schließt
sich an.

Schlittschuhschritt

1 2

Schlittschuhschritt im Sitzen Schlittschuhschritt im Raum


Ohne den Kontakt zum Boden zu verlieren, gleiten die Fußsohlen Der Übende bewegt sich gleitend durch den Raum.Wieder
in alle Richtungen. schleift die ganze Fußsohle über den Boden. Beim Nachspüren
im Sitzen liegen die Hände auf Unterbauch und Kreuzbein.
„Wie klingt die Bewegung leiblich nach?“
„Kann ich Atembewegung zwischen meinen Händen spüren?“
4.1 Erste Einheit: Vom Denken zum Empfinden 39

Flankensägen

4
1 2

Bewegungsende ventral Bewegungsende dorsal


Mit der Spange aus Daumen und Zeigefinger reibt der Übende Die dynamische Bewegung erinnert an ein Flügelschlagen.
die Flanken zwischen Achselhöhle und Beckenkamm in einer Der Daumen sollte die Rückenstrecker erreichen.
schnellen Vor- und Zurückbewegung. Zum Nachspüren liegen die Hände locker auf dem Oberschenkel.
„Wo nehme ich jetzt Atembewegung wahr?“

Tönen SCH

1 2

Mundstellung beim SCH SCH mit Handkontakt am Thorax


Beide Hände liegen auf dem unteren Thoraxrand. Der Übende Während des Tönens ist die Bewegung am unteren Thoraxrand
variiert den SCH-Laut. Er kann ihn eine vollständige Ausatem- zu spüren.
phase lang tönen, mehrere Male unterbrechen oder mit der Luft- „Kann ich die Bewegung des Zwerchfells spüren?“
säule im Ein- und Ausatem spielen. „Findet Atembewegung im mittleren Raum statt?“
40 4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf

Partnerarbeit am Schulterblatt
Praxis

1 2

Betasten der Schulterblätter Behandlerhand liegt auf dem Schulterblatt


Der Behandler ertastet die Form der Schulterblätter und massiert Der Behandler legt eine Hand als Spürhilfe auf ein Schulterblatt.
dabei die umgebende und aufliegende Muskulatur. Die einfühl- Der Behandelte spielt mit den Bewegungsmöglichkeiten dieses
samen Griffe ermöglichen dem Behandelten die Sammlung in Schulterblattes. Die Behandlerhand folgt den Bewegungen. Kur-
diese Körperregion. zer Seitenvergleich.

3 4

Freie Bewegung der Schulterblätter Oberer Raum – costale Atembewegung nach dorsal
Der Behandler legt nun beide Hände auf die Schulterblätter. Die Die Behandlerhände ruhen auf den Schulterblättern. Beide sam-
frei gewählten Bewegungen der Schulterblätter können so groß meln sich auf die entstehende Atembewegung.
werden, dass die Wirbelsäule mit einbezogen wird. Der Behand-
ler hält den Kontakt zu beiden Schulterblättern und gibt die Be-
weglichkeit in seinen eigenen Schultern frei.
4.1 Erste Einheit: Vom Denken zum Empfinden 41

Partnerarbeit am Schulterblatt (Fortsetzung) Nachspüren

4
5 1

Das Wahrnehmen der Atembewegung Nachspüren als Abschluss


Wenn die Hände gelöst sind, nimmt der Behandelte die Atembe- Das Nachspüren ist der Abschluss dieser Übungsfolge. Hier rich-
wegung ohne Handkontakt wahr. Der Behandler beobachtet die tet der Übende seine neu gewonnene Empfindungsfähigkeit auf
Atembewegung. Partnerwechsel. die Veränderung im Leib, im Atem und in seiner Stimmung.
„Wie spüre ich mich jetzt in meiner Leiblichkeit?“
„Wo bewegt mich mein Atem?“
„Wie ist meine Stimmung?“

4.2 Zweite Einheit: Von der Kontrolle


zum Zulassen des Atems
Dehnen
Federn

Unterer Raum
Sitzbeinhöcker vorbereiten
Tönen F
Beckenkreis

Mittlerer Raum
die Mitte vorbereiten
stimmloses P
Mittenkreis
Tönen HOLLA
Sammlung auf den zugelassenen Atem
42 4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf

Dehnen
Praxis

1 2

Dehnen im Einatem Lösen im Ausatem


Der Übende beginnt mit Dehnen und Lösen. Er kann erst im Sit- Meist ergibt sich ein Einatem im Dehnen und ein Ausatem im
zen, dann im Stehen arbeiten. Die Frage: „Wann kommt der Ein Lösen. Stellt sich dieser Rhythmus nicht ein, achtet man auf den
atem? – Wann kommt der Ausatem?“ begleitet das Tun. laufenden Atem. In der Ruhe danach sammelt sich der Übende
auf seinen Atem.
„Wie nehme ich meinen Atem wahr?“

Federn

1 2

Lockern des Fußes vor dem Federn Federn


Der Übende umfasst im Sitz mit beiden Händen das Sprungge- Die Beine stehen beckenbreit auseinander, die Zehenspitzen zei-
lenk. Er schüttelt den Fuß, der Fuß lässt sich schütteln. Bevor er gen nach vorne. Der Übende federt aus dem Sprunggelenk, die
sich dem zweiten Fuß zuwendet, erfolgt ein Seitenvergleich. Fersen berühren immer wieder den Boden. Alle Gelenke lassen
diese Bewegung zu. Die Muskulatur der Waden, der Oberschen-
kel, des Gesäßes und der Schultern darf loslassen. Anschließend
spürt der Übende dem Atem im Sitzen nach.
4.2 Zweite Einheit: Von der Kontrolle zum Zulassen des Atems 43

Unterer Raum
Sitzbeinhöcker vorbereiten Tönen F

4
1 1

Sitzbeinhöcker spüren Mundstellung F


Um die Sitzbeinhöcker spürbar zu machen, setzt sich der Übende Im Sitzen legt der Übende Mittelfinger und Zeigefinger vor die
auf die Fingerrücken beider Hände. Er entlastet eine Hand, legt Sitzbeinhöcker. Für den Laut F liegen die Schneidezähne auf dem
sie auf den Oberschenkel und nimmt bewusst mit dem Sitzbein- hinteren Drittel der Unterlippe. Der Übende variiert den Laut F
höcker dieser Seite Kontakt zum Hocker auf. In gleicher Weise und spürt die ankommenden Schwingungen am Beckenboden.
arbeitet der Übende mit der anderen Seite.
„Nehme ich meine Sitzbeinhöcker wahr?“

Beckenkreis

1 2

Beckenkreis vorderes Viertel Beckenkreis hinteres Viertel


Der Übende probiert vier Positionen des Beckens aus: Gewicht Das Kreisen kann durch die Anpassung in Größe und Geschwin-
hinter den Sitzbeinhöckern, der untere Rücken ist geneigt; digkeit zu einer wohltuenden Bewegung wachsen. Der Übende
Gewicht vor den Sitzbeinhöckern, die Bauchdecke ist gedehnt; bestimmt selbst das persönliche Ende der Übung und legt zum
Gewicht auf einen Sitzbeinhöcker, die Flanke dieser Seite ist Nachspüren die Hände auf den Unterbauch und das Kreuzbein.
gedehnt. Dann verbindet er die vier Positionen durch Kreisen. „Wie sitze ich jetzt?“ „Findet ohne mein Zutun Atembewegung
unter meinen Händen statt?“
44 4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf
Mittlerer Raum
Die Mitte vorbereiten Stimmloses P
Praxis

1 1

Streichen der Mitte Mundstellung stimmloses P


Wahrnehmend und flächig wird der untere Brustkorbrand mit Beide Hände liegen mit der Handmitte auf dem unteren Brust-
beiden Händen gestrichen. korbrand. Die Wangen werden bei geschlossenem Mund gebläht
und durch den stimmlosen Laut P explosionsartig gelöst.
„Kann ich die Schwingung unter meinen Händen zulassen?“

Mittenkreis

1 2

Mittenkreis vorderes Viertel Mittenkreis hinteres Viertel


Der Bereich des unteren Brustkorbrandes ist durch das Streichen Der Übende bestimmt selbst das persönliche Ende der Übung
und das Tönen von P geweckt. Der Übende kreist mit diesem und legt zum Nachspüren eine Hand auf den Oberbauch und
Leibabschnitt. Die Körperwände werden dabei gedehnt. Die an- den Handrücken in den Bereich des BWK XII.
genehme Bewegung wird bei zugelassenem Atem ausgeführt. „Findet ohne mein Zutun Atembewegung unter meinen Händen
statt?“
„Erleichtert diese Atembewegung die Aufrichtung?“
4.2 Zweite Einheit: Von der Kontrolle zum Zulassen des Atems 45

Tönen HOLLA

4
1 2

Rückenbeuge vor dem Laut Aufrichtung nach dem Laut


Der Übende lässt im Sitzen beide Arme gelöst hängen. Durch ein Der Laut HOLLA lässt die Arme und den Oberkörper nach vorne
Rollen hinter die Sitzbeinhöcker erfährt der Rücken eine leichte schwingen. Über die Wiederholung kann die Bewegung größer
Dehnung. Die Arme begleiten durch ein sanftes Nach-innen-Dre- werden und das Gesäß vom Sitz lösen.Varianten mit den Lauten
hen die Rückenbeuge. HOPPLA oder HEY sind möglich.

Sammlung auf den zugelassenen Atem

1 2

Sitzhaltung beim Nachspüren Den zugelassenen Atem spüren


Die Füße des Übenden haben guten Kontakt zum Boden. Die Zum Abschluss legt der Übende beide Hände auf den Ober-
Hände liegen gelöst auf den Oberschenkeln. Der Oberkörper ist bauch. Er sammelt sich auf das Kommen und Gehen des Atems.
über den Sitzbeinhöckern ausbalanciert. Um die Sammlung zu „Kann ich den Einatem kommen lassen?“
erleichtern, können die Augen geschlossen sein. „Kann ich den Ausatem gehen lassen?“
„Wo bewegt mein Atem die Körperwände, kann ich die Atembe- „Kann ich warten bis der neue Einatem kommt?“
wegung zulassen?“
46 4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf

4.3 Dritte Einheit: Der Atem bewegt


Unterer Raum
Dehnen
Körperschwung
Kreuzbeinbeuge
Aufstehen mit dem Ausatem
Gang aus der Tiefe

Oberer Raum
die Hände bewusst machen
Öffnung in den oberen Raum
Praxis

unteren und oberen Raum verbinden


Nachspüren

Unterer Raum
Dehnen

1 2

Dehnen in der tiefen Hocke Gewichtsverlagerung in der tiefen Hocke


Der Übende beginnt mit Dehnen und Lösen. Er kann erst im In der tiefen Hocke wird das Gewicht von einem auf das andere
Sitzen, dann im Stehen arbeiten. Diesmal wird das Dehnen des Bein verlagert, um besonders den Beckenboden und die Ober-
Beckens und der Beine betont. schenkelinnenseite zu erreichen. Das Steißbein ist in Richtung
Boden ausgerichtet.
4.3 Dritte Einheit: Der Atem bewegt 47

Körperschwung

4
1 2

Körperschwung im Einatem Körperschwung im Ausatem


Aus dem Stand neigt der Übende den Oberkörper, dabei wird Mit der Kraft des Ausatems kommt der Übende mit Schwung in
sein Rücken rund. Er lässt die Beugung in Hüfte, Knie und die Aufrichtung, die Arme heben sich. Der nächste Einatem führt
Sprunggelenk zu, sein Kopf ist mit einbezogen. Der Einatem wird ihn in die gebeugte Haltung zurück.
von der Bewegung der Arme nach hinten begleitet.

Kreuzbeinbeuge

1 2

Kreuzbeinbeuge im Einatem Kreuzbeinbeuge im Ausatem


Der Übende sammelt sich im Sitzen auf seinen Beckenraum. Mit der Kraft des Ausatems kommt der Übende zurück in die
Er neigt das Kreuzbein nach hinten und lässt den Einatem kom- Aufrichtung. Die Ausführung sollte nicht anstrengen. Stellt der
men. beschriebene Rhythmus sich nicht ein, führt er die Bewegung
mit laufendem Atem durch. Im Nachspüren stehen Atembewe-
gung und Aufrichtung im Mittelpunkt.
48 4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf

Aufstehen mit dem Ausatem


Praxis

1 2

Vorbereitung im Einatem Bewegung im Ausatem


Die Füße stehen mehr als beckenbreit auseinander auf dem Die Bewegung in den Stand wird von einem stimmloses HU
Boden und sind zur Sitzfläche zurückgezogen. Die Kniebeugung begleitet.Während des Hinsetzens kommt der neue Einatem.
beträgt mehr als 90°. Die Arme stützen innenrotiert auf das vor- Der nächste Ausatem trägt wieder in den Stand.
dere Drittel der Oberschenkel. Der Rücken des Übenden wird mit „Kann ich den Einatem im Rücken zulassen?“
dem Einatem rund und breit. „Erleichtert das Ausatmen auf HU das Aufstehen?“
„Erlebe ich den Ausatem als aufrichtende Kraft?“
4.3 Dritte Einheit: Der Atem bewegt 49

Gang aus der Tiefe

4
1 2

Dehnen in die Tiefe Aufrichtung mit dem Ausatem


Der Einatem wird in der beschriebenen tiefen Hocke zugelassen. In der tiefen Hocke verlagert der Übende sein Gewicht auf ein
Bein. Der Ausatem richtet ihn über diesem Bein auf. Dieser Bewe-
gungsablauf wird mehrmals auf beiden Seiten wiederholt.

3 4

Dehnen in die Tiefe in Schrittstellung Aufrichtung und Schritt im Ausatem


Wieder verlagert der Übende sein Gewicht in der tiefen Hocke Es kommt zu einer Fortbewegung im Raum, bei der der Einatem
auf ein Bein und lässt den Einatem zu. Der Ausatem richtet ihn immer in der Hocke stattfindet und der Schritt im Ausatem er-
über diesem Bein auf und ermöglicht einen Schritt mit dem folgt. Der Übende spürt im Sitzen nach.
freien Bein. „Wie spüre ich mich jetzt in Rumpf und Beinen?“
„Wo nehme ich Atembewegung wahr?“
„Erlebe ich den Atem als tragende Atemkraft?“
50 4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf
Oberer Raum
Die Hände bewusst machen
Praxis

1 2

Begrüßen der Hände Begrüßen des Handgelenks


Die Hände werden durch Reiben und Kneten geschmeidig ge- Auch das Handgelenk erfährt besondere Zuwendung. Es kann
macht. Die Handfläche und die Finger werden durch Streichen gestrichen, geschüttelt und sorgsam gehalten werden.
besonders begrüßt.

3 4

Der Weg der Hand Die Öffnung der Hand


Beide Hände liegen auf dem Oberschenkel. Der Übende hebt ei- „Wann kommt der Einatem?“
nen Arm und öffnet dabei die Handinnenfläche nach vorne. Er „Wann kommt der Ausatem?“
legt die Hand sofort wieder auf den Oberschenkel. Beide Seiten
führen im Wechsel diese Bewegung aus.
4.3 Dritte Einheit: Der Atem bewegt 51

Öffnung in den oberen Raum

4
1 2

Dehnen der Hand in den Raum Der Weg zurück im Lösen


Eine Hand liegt zwischen Brustbein und Nabel. Die andere Hand Das Lösen bringt Sie wieder zurück zur Mitte. Die Bewegung
bewegt sich über die Schulterhöhe dehnend in den Raum. wird mehrere Male auf einer Seite ausgeführt, dann erfolgt ein
Wechsel.
„Wann kommt der Einatem?“
„Wann kommt der Ausatem?“
52 4 Der erfahrbare Atem nach Ilse Middendorf

Den unteren und den oberen Raum verbinden


Praxis

1 2

Dehnen in den unteren Raum Die Aufrichtung


Aus dem Stand mit vergrößerter Spurbreite begibt sich der Die Aufrichtung aus der tiefen Hocke geschieht durch die Kraft
Übende in die Hocke, dabei werden die Arme innenrotiert auf des Ausatems durch Beine und Rumpf. Die Hände begleiten die
den Oberschenkel aufgestützt. Er lässt den Einatem zu. Bewegung vor dem Körper bis zu dem Bereich zwischen Brust-
bein und Bauchnabel.

Nachspüren

3 1

Dehnen in den oberen Raum Sammeln in der Mitte


Von dort heben sich Arme und Hände dehnend in den oberen Am Ende der Übung setzt sich der Übende, lässt beide Hände auf
Raum. Der Einatem strömt ein. Die sanfte Kraft des Ausatems der Mitte ruhen und spürt der Wirkung der Übung nach.
führt durch Arme und Rumpf. Die Hände begleiten diese Bewe- „Wie spüre ich mich jetzt in meiner gesamten Leiblichkeit?“
gung zur Mitte. Auf der Mitte verweilen die Hände für zwei bis „Wie bewegt mich der Einatem?“
drei Atemzüge. Der folgende Einatem führt wieder in die ange- „Wie bewegt mich der Ausatem?“
deutete Hocke. „Erlebe ich den Atem als tragende Atemkraft?“
Praxis

5 Der Befund ..............................................................................................................................................................................53

5.1 Das Befundformular................................................................................................................................................................54


5.2 Erläuterungen zum Atembefund................................................................................................................................59

6 Der Behandlungsplan ...............................................................................................................................................79


54 5 Der Befund

5 Der Befund Der Vordruck des Atembefundes (Kopiervorlage


s. Anhang, S. 232 ff.) ist so aufgebaut, dass er die All-
5.1 Das Befundformular tagsbewegungen (Activity of Daily Life), die Thorax-
verhältnisse, die Atemform in Ruhe, den Einsatz der
Die Grundlage der atemtherapeutischen Behandlung Atemhilfsmuskulatur, die Beweglichkeit, den Muskel-
ist die Befunderhebung. Ein präziser Atembefund er- tonus und die Belastbarkeit des Patienten erfasst.
laubt eine Übersicht über die Symptome des Patien- Die verwendeten Skalen und Felder zum Ankreu-
ten. zen vereinfachen und vereinheitlichen die Dokumen-
tation. Der schriftliche Befund informiert das thera-
peutische Team schnell und eindeutig.
MEMO Die vollständige Befunderhebung kann anteilig in
zwei Behandlungseinheiten von 30 min durchgeführt
Die Symptome bestimmen die Ziele der Behandlung. werden. Die verbleibende Zeit wird für den Behand-
lungsbeginn verwendet.
Arbeitet der Therapeut regelmäßig mit dem Be-
Durch die Befunderhebung erhält der Therapeut fundbogen, wird er sicherer in der Beurteilung und
außerdem einen Gesamteindruck über die Motorik, benötigt weniger Zeit für die Durchführung.
die Fähigkeit Übungsaufträge umzusetzen und die Nach der Erläuterung der Befunderhebung wird
Motivation des Patienten. Mit Berücksichtigung die- beispielhaft ein möglicher Ablauf dieses Vorgangs
ser Informationen wählt der Therapeut die zielorien- vorgestellt. Im Bereich der Rehabilitation können
tierten Maßnahmen aus und erstellt den Behand- noch ergänzende Belastungstests zur Anwendung
lungsplan. Wird der Befund ganz oder teilweise im kommen. Der Ablauf orientiert sich immer an den
späteren Verlauf der Behandlung wiederholt (Wieder- Möglichkeiten des Patienten und den Vorgaben des
Praxis

befund), lässt sich die Effektivität der Maßnahmen Arztes und muss vom Therapeuten entsprechend an-
dokumentieren. gepasst werden.
Befund und Wiederbefund dienen dem Thera-
peuten als Grundlage für das Gespräch mit dem
Patienten und für den Informationsaustausch im the-
rapeutischen Team und mit dem verordnenden Arzt.
5.1 Das Befundformular 55

Atembefund
Therapeut:................................................................... Datum:.................................
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ Alter:.....................................

Diagnose: ................................................................................................................................................................................................

Nebendiagnose: ...................................................................................................................................................................................

allgemeine Belastbarkeit (nach ärztlicher Vorgabe):

im Bett Sitz an der Bettkante Stand Gehen im Zimmer


Gehen in der Ebene Treppe

max. Blutdruck:........................ max. Puls: ..................................

blutdruck-/pulssenkendes Medikament `-Sympatho- sonstige Medikamente .............................


mimetikum
1. Activity of Daily Life (ADL)
Hilfsmittel:
zusätzliche Gabe von Sauerstoff
Handstock
Unterarmgehstützen
Rollator

5
Rollstuhl
sonstige Hilfsmittel .......................................................................................................................................................................

1 2 3 4 5 6 7
kann/darf nicht (völlige (völlige
ausgeführt Unselb- Selb-
werden ständigkeit) ständigkeit)

Transfer RL/SL

Transfer SL (RL)/Sitz

Schuhe anziehen

Transfer Sitz/Stand

kleine Gegenstände
aufheben

Treppe steigen

Timed up and go (aufstehen, 3 m gehen, drehen, zurückgehen und setzen) ........................................s


56 5 Der Befund

2.Thoraxverhältnisse
(in die Skizzen einzeichnen)

a Atembewegung ---
b Gewebetonus ///
c Schmerz *
d Besonderheiten

von vorne von hinten von der Seite

rechts links links rechts


lateral lateral lateral lateral ventral dorsal
Praxis

costal

costo -
abdominal

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(kein (maximaler
Schmerz) Schmerz)

subjektive
Schmerzempfindung

Schmerzqualität: ..................................................................................................................................................................................
5.1 Das Befundformular 57

3. Atemform in Ruhe
Atemfrequenz: ........................................./min Atemweg: ......................................................

Atemrhythmus: Fehlen der Atempause unregelmäßig häufiges Seufzen


Länge EA = Länge AA EA verlängert AA verlängert
Atemnebengeräusche: rau hörbar Rasseln Giemen

4. spontanes Husten
produktiv unproduktiv Räuspern
Sekret: sehr zäh zäh lässt sich leicht abhusten
rot/braun gelb/grün klar/weiß
Muskelaktivität
beim Husten: zu schwach angemessen zu stark

sonstige Besonderheiten des Hustenverhaltens:.....................................................................................................................

5. Einsatz der Atemhilfsmuskeln in Ruhe


kein mäßig stark
Bauchmuskulatur
Intercostalmuskulatur
M. pectoralis major
M. sternocleidomastoideus

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

5
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot in Ruhe

6. Beweglichkeit
Einschränkung È, ÈÈ, ÈÈÈ
Schmerz *
Bewegungsausmaß ohne Befund ✔
kann/darf nicht ausgeführt werden

Beweglichkeit der Wirbelsäule

FLEX EXT LAT FLEX ROT


li. konkav re. konkav pos. neg.
HWS
BWS
LWS

Beweglichkeit der Schulter

rechts links
hand behind neck
hand behind back
58 5 Der Befund

7. Muskeltonus
hypoton normoton hyperton schmerzhaft hyperton

re li re li re li re li

M. trapezius
M. pectoralis
Bauchmuskeln
autochthone
Rückenmuskeln

8. Belastbarkeit
6-min-Gehen in der Ebene ....................m mit ............s Pause

Puls in Ruhe: ............................................................... Puls nach Belastung: ....................................................................


Blutdruck in Ruhe: .................................................... Blutdruck nach Belastung:.........................................................
Atemfrequenz in Ruhe:........................................... Atemfrequenz nach Belastung: ...............................................

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Praxis

Anstrengung) Anstrengung)
subjektive
Anstrengung

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot bei
Belastung

Behandlungsziele des Patienten:

Behandlungsziele des Therapeuten:


5.1 Das Befundformular 59

5.2 Erläuterungen zum Atembefund auch einen extremen Anstieg unter Belastung. Um
trotzdem die Anstrengung der ausgeführten Übung
Adressette oder auf den Patienten einschätzen zu können, wird zu-
Name: sätzlich oder ersatzweise die Atemfrequenz ermittelt.
Station/Zimmer: Steht bei der Behandlung eine Wiedergewöhnung
Alter: an Belastung oder Steigerung der Ausdauer im
Vordergrund, sollte der Patient sein `-Sympathomi-
Im stationären Bereich kann eine genaue Zuordnung metikum mitführen. Die gesteigerte Belastung wird
zum Patienten durch das Aufkleben einer Adressette die Atemfrequenz erhöhen und kann bei Patienten
gewährleistet werden. mit belastungsabhängiger Obstruktion der Atemwege
die Verengung verstärken.
Diagnose: Wichtige Medikamente des Patienten wie z. B.
Nebendiagnose: Cortison oder Cumarine sollten im Befundformular
vermerkt werden.
Bei den Nebendiagnosen sollten nur solche aufge-
führt werden, die für die Auswahl der Behandlungs- 1. Activity of Daily Life (ADL)
maßnahmen relevant sind. Ein Beispiel hierfür ist die Hilfsmittel:
Herzinsuffizienz, welche die Belastbarkeit des Patien- zusätzliche Gabe von Sauerstoff
ten reduziert und möglicherweise nicht mehr alle Handstock
Ausgangsstellungen (ASTEN) zulässt. Das gleiche gilt Unterarmgehstützen
für Osteoporose, vor allem wenn der Patient sie be- Rollator
sonders schmerzhaft erlebt und eventuell die Wirbel- Rollstuhl
säule in ihrer Stabilität beeinträchtigt ist. sonstige Hilfsmittel......................

5
allgemeine Belastbarkeit (nach ärztlicher Vorgabe): Die vom Patienten benutzen Hilfsmittel werden an-
im Bett Sitz an der Bettkante gekreuzt oder aufgelistet.
Stand Gehen im Zimmer
Gehen in der Ebene Treppe Transfer RL/SL (s. Abb. 1, S. 60)
Transfer SL (RL)/Sitz (s. Abb. 2, S. 60)
max. Blutdruck: max. Puls: Schuhe anziehen (s. Abb. 3, S. 61)
Transfer Sitz/Stand (s. Abb. 4, S. 61)
blutdruck-/pulssenkendes Medikament kleine Gegenstände aufheben (s. Abb. 5, S. 61)
`-Sympathomimetikum Treppe steigen (s. Abb. 6, S. 61)
sonstige Medikamente....................
kann/darf nicht ausgeführt werden
1 (völlige Unselbständigkeit)
Hier geben der Arzt bzw. die Ärztin die Belastbarkeit 2 3 4 5 6
vor, die der Patient zur Zeit einhalten oder erreichen 7 (völlige Selbständigkeit)
soll. Diese Angabe bestimmt die Auswahl der Maß-
nahmen und den Grad der Mobilisation durch den
Physiotherapeuten. Hier geht es um die Bewertung von Alltagsbewegun-
Bei der Vorgabe von maximalen Blutdruck- und gen, die wesentlich die Selbständigkeit und/oder die
Pulswerten müssen diese Werte während der Be- Abhängigkeit des Patienten bestimmen. Anhand der
handlung ermittelt werden. Dies gewährleistet, dass Punkte-Skala ist eine differenzierte Einschätzung
sich die gewählten Maßnahmen in ihrer Wirkung auf möglich. Beim späteren Wiederbefunden kann eine
den Kreislauf im vorgegebenen Rahmen bewegen. mögliche Verbesserung dokumentiert werden. Die
Blutdruck- und pulssenkende Medikamente sen- Punktwerte sind eine Aussage darüber, wie viel Hilfe
ken nicht nur die Ruhewerte, sondern verhindern der Patient benötigt und werden nachfolgend be-
60 5 Der Befund

schrieben (von völliger Selbständigkeit hin zu völliger 4: Kontakthilfe oder geringe Hilfestellung ist not-
Unselbständigkeit): wendig:
– der Patient benötigt eine Hilfsperson mit gerin-
7: Völlige Selbständigkeit: ger Hilfestellung und geringem Körperkontakt.
– ohne Hilfsmittel, ohne Hilfsperson – die Eigenaktivität des Patienten liegt bei mehr
– in angemessener Zeit als 75 %.

6: Eingeschränkte Selbständigkeit: 3: Mäßige Hilfestellung ist notwendig:


– Hilfsmittel sind erforderlich, aber keine Hilfs- – die Hilfestellung erfordert Körperkontakt.
person. – die Eigenaktivität des Patienten liegt bei mehr
– der Patient braucht erheblich mehr Zeit, als ein als 50 %.
gesunder Gleichaltriger.
– es bestehen geringfügige Sicherheitsbedenken, 2: Ausgeprägte Hilfestellung ist notwendig:
die selbst beachtet werden. – die Eigenaktivität des Patienten liegt bei mehr
als 25 %.
5: Beaufsichtigung oder Vorbereitung ist notwendig:
– der Patient benötigt eine Hilfsperson in Bereit- 1: Völlige Unselbständigkeit:
schaft, aber ohne Körperkontakt für Hinweise, – die Eigenaktivität des Patienten liegt bei
Zureden, Stichworte, Anleitung, Beaufsichtigung. unter 25 %.
– die Hilfsperson legt erforderliche Dinge bereit.
– Sicherheitsbedenken erfordern eine ständige Be- „kann/darf nicht ausgeführt werden”:
aufsichtigung. Kann oder darf die Übung zur Zeit nicht ausgeführt
werden, ist das in dieser Spalte zu vermerken.
Praxis

Activity of Daily Life

1 2

Transfer RL/SL Transfer RL/Sitz


Der Therapeut wartet das spontane Bewegungsverhalten ab. Der Therapeut wartet das spontane Bewegungsverhalten ab.
Eventuelle Hilfe wird bewertet. Eventuelle Hilfe wird bewertet.
5.2 Erläuterungen zum Atembefund 61

Activity of Daily Life (Fortsetzung)

3 4

Schuhe anziehen Transfer Sitz/Stand


Der Therapeut wartet das spontane Bewegungsverhalten ab. Der Therapeut wartet das spontane Bewegungsverhalten ab.
Eventuelle Hilfe wird bewertet. Eventuelle Hilfe wird bewertet.
Der Patient wählt seinen eigenen Weg, die Schuhe anzuziehen.
Die ASTE ist frei.

5 6

Kleinen Gegenstand aufheben Treppen steigen


Der Therapeut wartet das spontane Bewegungsverhalten ab. Der Therapeut wartet das spontane Bewegungsverhalten ab.
Eventuelle Hilfe wird bewertet. Eventuelle Hilfe wird bewertet.
Dabei ist zu beachten, dass der Patient frei im Raum steht. Der Patient wählt seinen eigenen Weg. Er geht aufwärts und ab-
wärts.
62 5 Der Befund

Timed up and go (aufstehen, 3 m gehen, drehen, Der Patient wird über den gesamten Bewegungsablauf
zurückgehen und setzen) ........................... s des Timed-up-and-go-Tests informiert. Der Thera-
peut misst die dafür benötigte Zeit. Bei dem Test darf
der Patient seine Gehhilfen benutzen.

Activity of Daily Life


Timed-up-and-go-Test
Praxis

1 2
Vom Stuhl aufstehen 3 m Gehen
Der Patient steht von einer üblichen Sitzgelegenheit auf. Der Patient legt eine Strecke von 3 m zurück.

3 4
Drehen Hinsetzen
Der Patient dreht sich. Der Patient geht zurück und setzt sich wieder.
5.2 Erläuterungen zum Atembefund 63

2.Thoraxverhältnisse subjektive Schmerzempfindung:


(in die Skizzen einzeichnen)
0 (kein Schmerz) 1 2 3 4 5
a Atembewegung ----- 6 7 8 9 10 (maximaler Schmerz)
b Gewebetonus ///
c Schmerz *
d Besonderheiten Schmerzqualität: …………………………………

von vorne von der Seite


von hinten Die Intensität mit der der Schmerz erlebt wird ist sub-
jektiv. Die Einschätzung von Wert 0 (kein Schmerz)
bis Wert 10 (maximaler Schmerz) liegt ausschließlich
costal beim Patienten. Der Therapeut kreuzt den genannten
Wert an.
costo -
abdominal subjektive Schmerzempfindung:
0 = kein Schmerz
1,2,3 = geringer Schmerz
4,5,6 = Schmerz
7,8,9 = starker Schmerz
In die Skizzen können mit gestrichelter Linie (----) die 10 = maximaler Schmerz
sichtbaren Atembewegungen (a) eingezeichnet wer-
den. Die aufgeführten Begriffe sollen später bei der Um die Qualität des Schmerzes beurteilen zu können,
Formulierung der Ziele verwendet werden, z. B. För- verwendet man das Vokabular des Patienten. Manch-

5
dern der costalen und costo-abdominalen Atembe- mal ist der Patient nicht in der Lage, geeignete Worte
wegung nach dorsal. zu finden, dann bietet der Therapeut eine Wortaus-
Der Gewebetonus (b) wird am Thorax und unte- wahl wie: stechend, bohrend, verkrampft, brennend,
ren Brustkorbrand durch Packegriffe geprüft. Die atemabhängig, usw. an.
Stellen mit erhöhtem Gewebetonus werden schraffiert
eingezeichnet (///). 3. Atemform in Ruhe
Schmerzen (c) werden an der Stelle der Lokalisa- Atemfrequenz: ............../min
tion eingetragen . Sind es mehrere Stellen, empfiehlt Atemweg:............................................
*
sich eine Durchnummerierung nach der Priorität, die
der Patient angibt. Atemrhythmus:
Zu den Besonderheiten am Thorax (d) zählen z. B. Fehlen der Atempause unregelmäßig
Narben, Veränderungen der Wirbelsäule und des häufiges Seufzen Länge EA = Länge AA
Brustkorbs sowie inspiratorische Einziehungen. Die- EA verlängert AA verlängert
se Besonderheiten werden in die Skizzen eingezeich-
net. Inspiratorische Einziehungen zeigen sich in den Atemnebengeräusche:
Zwischenrippenräumen, bevorzugt am unteren Tho- rau hörbar Rasseln Giemen
raxrand. Sie weisen indirekt auf ein tiefstehendes
Zwerchfell und einen in Einatemstellung fixierten
Thorax (Fassthorax) hin. Die Atemfrequenz ist die Anzahl der Atemzüge pro
Minute. Ein Atemzug besteht aus einer Einatmung
und einer Ausatmung.
Der Atemweg kann sowohl in der Einatmung als
auch in der Ausatmung durch Nase oder Mund er-
folgen.
64 5 Der Befund

Der Atemrhythmus beschreibt die Folge von Einat- zäh


mung (EA), Ausatmung (AA) und Atempause. Auffäl- Das Sekret ist anhaftend, aber ein kräftiger Hu-
ligkeiten werden angekreuzt. stenstoß reicht zum Abtransport aus.
Ein normaler Atemzug ist kaum hörbar. Ein rau
hörbares Atemgeräusch kann ein Hinweis auf eine be- lässt sich leicht abhusten
ginnende Obstruktion sein. Das vorhandene Sekret ist ausreichend flüssig. Es
Ein rasselndes Atemgeräusch ist ein Hinweis auf wird leicht abgehustet.
Sekret in den Luftwegen.
Das Giemen ist ein pfeifendes Atemgeräusch. Es rot/braun
weist auf eine Obstruktion oder eine Verengung der Diese Farbe ist ein Hinweis auf Blut bzw. geronne-
Atemwege durch Sekret hin. nes Blut. Dieses Blut kann aus den Nasen- und
Mundschleimhäuten stammen oder aus der Lun-
ge. Es empfiehlt sich daher mit dem Arzt Rück-
4. spontanes Husten sprache zu halten, ob weitere diagnostische Maß-
produktiv unproduktiv Räuspern nahmen eingeleitet werden müssen.

gelb/grün
Es ist ein Hinweis auf Krankheitserreger.
Produktiver Husten
Bei dieser Form des Hustens löst sich Sekret und klar/weiß
wird bis in den Mundraum transportiert. Es ist gesundes, unauffälliges Sekret.

Unproduktiver Husten
Praxis

Die Kraft des Hustenstoßes reicht nicht für den Muskelaktivität beim Husten:
Sekrettransport aus. zu schwach angemessen zu stark
Oder:
Das Husten wird durch einen Hustenreiz ausgelöst
(Reizhusten), es kommt nicht zum Abhusten von Hier wird der Einsatz der exspiratorischen Atemmus-
Sekret. keln beim Husten bewertet. Die Muskelaktivität soll
einen ausreichenden Druck aufbauen, um Sekret in
Manche Patienten räuspern, um Husten schmerz- Richtung Mundraum zu transportieren. Ein zu hoher
bedingt zu vermeiden. Druck führt zu einer zusätzlichen Belastung aller Or-
Patienten mit obstruktiven Lungenerkrankungen gane im Thorax. Ein zu geringer Druck lässt keinen
versuchen unbewusst und erfolglos durch das produktiven Husten zu.
Räuspern die Verengung zu beseitigen.
zu schwach
Die Muskelaktivität reicht nicht aus, um Sekret zu
Sekret: transportieren.
sehr zäh zäh lässt sich leicht abhusten
rot/braun gelb/grün klar/weiß angemessen
Die Muskelaktivität ist optimal für den Sekret-
transport.
sehr zäh
Das Sekret zeigt kaum Flüssigkeit. Es haftet sehr zu stark
stark an, wenn das Sekret sich löst, ist es nur mit Die Muskelaktivität ist zu hoch.Es kommt zu einer
großem Kraftaufwand abzuhusten. zusätzlichen Druckbelastung im Thorax oder im
Kopf bis hin zum Schwindel. Diese kann eine Ob-
struktion der Atemwege auslösen oder verstärken.
5.2 Erläuterungen zum Atembefund 65

sonstige Besonderheiten des mäßig


Hustenverhaltens:.................................................................. Es ist eine atemabhängige Muskelaktivität zu er-
kennen.

Hier können Besonderheiten, wie z. B. eine ange- stark


wandte Hustentechnik, eine vom Patienten entwickel- Eine Steigerung der atemabhängigen Muskelakti-
te Selbsthilfe oder Schmerzen beim Husten eingetra- vität ist nicht mehr möglich.
gen werden.

subjektive Atemnot in Ruhe


5. Einsatz der Atemhilfsmuskeln in Ruhe 0 (keine Atemnot) 1 2 3 4 5
kein mäßig stark 6 7 8 9 10 (maximale Atemnot)
Bauchmuskulatur
Intercostalmuskulatur
M. pectoralis major Entsprechend der subjektiven Schmerzempfindung
M. sternocleidomastoideus bewertet der Patient die subjektive Atemnot selbst.
Auch hier orientiert er sich an einer Skala von 0–10.
Der genannte Wert wird angekreuzt.
Die jeweils zutreffende Muskelaktivität wird ange-
kreuzt.Die Objektivierbarkeit des Einsatzes der Atem- subjektive Atemnot:
hilfsmuskeln ist sehr schwierig. 0 = keine Atemnot
1,2,3 = geringe Atemnot
kein 4,5,6 = Atemnot
Es ist keine atemabhängige Muskelaktivität zu er- 7,8,9 = starke Atemnot

5
kennen. 10 = maximale Atemnot

Einsatz Atemhilfsmuskeln

1 2

Atemhilfsmuskeln Hals/Schulter Atemhilfsmuskeln Bauchdecke


Der Einsatz der Atemhilfsmuskeln wird in Ruhe bewertet. Der Der Therapeut richtet seinen Blick auf die Bauchdecke und den
Therapeut richtet seinen Blick auf Hals und Schulterregion. unteren Thoraxrand.
66 5 Der Befund

6. Beweglichkeit ÈÈÈ Das Bewegungsausmaß ist vollständig einge-


Einschränkung È, ÈÈ, ÈÈÈ schränkt, in einer Schonhaltung oder in der
Schmerz * Gegenrichtung fixiert.
Bewegungsausmaß ohne Befund ✔ Schmerzhafte Bewegungen werden mit ei-
kann/darf nicht ausgeführt werden
* nem Stern (*) gekennzeichnet.
✔ Das Häkchen steht für das altersentsprechen-
Beweglichkeit der Wirbelsäule de, schmerzfreie und ausreichende Bewe-
FLEX/EXT LAT FLEX ROT gungsausmaß.
re. konkav li. konkav pos. neg. “kann/darf nicht ausgeführt werden”
HWS wird gegebenenfalls handschriftlich notiert
BWS
LWS
Beweglichkeit der Schulter
rechts links
Hier kann sich der Therapeut einen Überblick über hand behind neck
die Beweglichkeit der Gelenke verschaffen, die im Zu- hand behind back
sammenhang mit der Atmung wichtig sind. Es geht
nicht darum, einen orthopädischen Status zu erhe-
ben, deshalb wird auf genaue zeitaufwendige Gelenk- Um die Schulterbeweglichkeit zu prüfen, wird der Pa-
messungen verzichtet. Der Patient sitzt und führt alle tient aufgefordert,eine Hand hinter den Kopf zu legen
genannten Bewegungen selbst aus. und soweit wie möglich in Richtung HWS zu schie-
ben. Diese Bewegung wird auf beiden Seiten getestet.
Einschränkungen werden wie folgt bewertet: Der Patient wird aufgefordert, einen Handrücken
Praxis

È Das Bewegungsausmaß ist zu 1/3 einge- auf die LWS zu legen und soweit wie möglich in Rich-
schränkt. tung BWS zu schieben. Diese Bewegung wird auf bei-
ÈÈ Das Bewegungsausmaß ist zu 2/3 einge- den Seiten getestet.
schränkt.

Beweglichkeit der WS
Beweglichkeit der HWS

1 2

HWS FLEX HWS EXT


5.2 Erläuterungen zum Atembefund 67

Beweglichkeit der HWS (Fortsetzung)

3 4

HWS LAT FLEX rechts konkav HWS neg. ROT

5
Beweglichkeit der BWS

1 2

BWS FLEX BWS EXT


68 5 Der Befund

Beweglichkeit der BWS (Fortsetzung)

3 4

BWS LAT FLEX rechts konkav BWS neg. ROT


Praxis

Beweglichkeit der LWS

1 2

LWS FLEX LWS EXT


5.2 Erläuterungen zum Atembefund 69

Beweglichkeit der LWS (Fortsetzung)

3 4

LWS LAT FLEX rechts konkav LWS neg. ROT

5
Beweglichkeit der Schulter

1 2

hand behind neck hand behind back


70 5 Der Befund

7. Muskeltonus 8. Belastbarkeit
hypoton hyperton 6-min-Gehen in der Ebene ..........m
normoton schmerzhaft mit .......... s Pause
hyperton
re li re li re li re li Puls in Ruhe: Puls nach Belastung:
Blutdruck in Ruhe: Blutdruck nach Belastung:
M. trapezius Atemfrequenz in Ruhe: Atemfrequenz nach Bela-
stung:
M. pectoralis
subjektive Anstrengung
Bauchmuskeln 0 (keine Anstrengung) 1 2 3 4 5
6 7 8 9 10 (maximale Anstrengung)
autochthone
Rückenmuskeln
subjektive Atemnot bei Belastung
0 (keine Atemnot) 1 2 3 4 5
Um den Muskeltonus zu bestimmen, führt der Thera- 6 7 8 9 10 (maximale Atemnot)
peut in den genannten Muskelgruppen im Seitenver-
gleich weiche Knetungen durch und lässt sich eine
Rückmeldung über die Schmerzhaftigkeit vom Pa- Benötigtes Material für den Belastungstest:
tienten geben. Der zutreffende Muskeltonus wird an- • Blutdruckmessgerät
gekreuzt. • Stoppuhr
• ausgemessene Gehstrecke
Praxis

hypoton • Stuhl
Den Knetungen wird kein Widerstand entgegen- • eventuell Gehhilfen
gebracht. Der Therapeut informiert den Patienten über die
Durchführung des Belastungstests, bei der es um die
normoton zurückgelegte Strecke (m) in einer festgesetzten Zeit
Es lassen sich weiche Knetungen ohne großen (6 min) geht. Vor der Belastung werden Puls, Atem-
Kraftaufwand in den Muskeln durchführen. frequenz und Blutdruck in Ruhe gemessen.
Der Patient wählt ein Gangtempo, das er seiner
hyperton Meinung nach 6 min beibehalten kann. Er geht auf
Die Knetungen müssen mit deutlichem Kraftauf- der ausgemessenen Gehstrecke hin und her. Benötigt
wand durchgeführt werden, um die hohe Muskel- er eine Pause (stehend/sitzend), legt er sie selbständig
spannung zu überwinden. ein. Der Therapeut misst die Dauer der Pausen. Um
eine therapeutenunabhängige Vergleichbarkeit des
schmerzhaft hyperton Tests zu gewährleisten, motiviert er weder zu Pausen
Der Patient gibt Schmerzen bei den Knetungen in noch zum Durchhalten.
der sehr gespannten Muskulatur an. Nach der Belastung werden Puls, Atemfrequenz
und Blutdruck gemessen und notiert. Der Patient
schätzt die subjektive Anstrengung und die subjektiv
erlebte Atemnot ein. Eine Skala von 0–10 ist hier
wiederum eine geeignete Kommunikationshilfe zwi-
schen Therapeut und Patient. Die Bewertung liegt
beim Patienten, die genannten Werte werden ange-
kreuzt.
5.3 Möglicher Ablauf der Befundaufnahme 71

subjektive Anstrengung Behandlungsziele des Therapeuten:


0 = keine Anstrengung
1,2,3 = geringe Anstrengung
4,5,6 = Anstrengung Jeder Befundungspunkt wird vom Therapeuten auf
7,8,9 = starke Anstrengung notwendige Behandlungsziele überprüft. Ein Be-
10 = maximale Anstrengung handlungsziel kann ein im Befund erfasstes Symptom
abdecken oder aber auch mehrere. Die Ziele werden
subjektive Atemnot im Befundbogen notiert.
0 = keine Atemnot Manchmal unterscheiden sich die Ziele des Pa-
1,2,3 = geringe Atemnot tienten von den Zielen des Therapeuten. Dann ist eine
4,5,6 = Atemnot Absprache notwendig, die ebenfalls dokumentiert
7,8,9 = starke Atemnot wird.
10 = maximale Atemnot

5.3 Möglicher Ablauf der


Behandlungsziele des Patienten: Befundaufnahme
Der Ablauf der Befunderhebung richtet sich immer
Hier äußert der Patient, welche Ziele er innerhalb ei- nach den Möglichkeiten des Patienten und nach den
ner Behandlung oder langfristig hat. Für den Patien- ärztlichen Vorgaben. Im Folgenden wird ein mög-
ten ist es häufig einfacher, das vorrangige Problem zu licher Ablauf vorgestellt.
nennen. Der Therapeut kann dann bei der Formulie-
rung des Ziels behilflich sein.

5
5.3 Ablauf der Befundaufnahme

1 2

Vorinformation Vorstellung
Der Therapeut informiert sich über die ärztlichen Vorgaben aus Der Therapeut stellt sich in seiner Funktion vor, erkundigt sich
dem Rezept oder der Verordnung. Im stationären Bereich erfragt nach dem Befinden des Patienten. Er informiert ihn darüber, dass
der Therapeut von den Pflegenden Näheres über die Tagesform er einen Befund aufnehmen wird.
des Patienten.
72 5 Der Befund

Ablauf der Befundaufnahme

3 4

Spontanes Husten abwarten Transfer RL/SL


Der Therapeut beobachtet, ob sich während der Befundaufnah- Der Therapeut bittet den Patienten sich an die Bettkante zu set-
me ein eventueller spontaner Hustenstoß ereignet. Ist dies der zen. Dabei achtet er auf den Transfer von Rückenlage in Seitlage.
Fall, wird es entsprechend notiert.
Praxis

5 6

Transfer RL/Sitz Schuhe anziehen


Er achtet zusätzlich auf den Transfer in den Sitz. Der Therapeut Der Patient zieht sich die Schuhe an. Der Therapeut bewertet.
bewertet die Bewegungsabläufe.
5.3 Möglicher Ablauf der Befundaufnahme 73

Ablauf der Befundaufnahme

7 8

Transfer Sitz/Stand Sitz mit freiem Oberkörper


Der Patient steht auf. Der Therapeut bewertet. Der Therapeut bittet den Patienten, sich mit freiem Oberkörper
auf einen Stuhl zu setzen. Jetzt beurteilt er Atembewegung,
-weg, -frequenz und Besonderheiten am Thorax wie z. B. inspira-
torische Einziehungen oder eine Skoliose.

9 10

Prüfung des Gewebetonus Atemhilfsmuskeln Hals/Schulter


Der Therapeut fragt nach Schmerzen im Thoraxbereich. Er prüft Werden in Ruhe Atemhilfsmuskeln eingesetzt?
den Gewebetonus durch Packegriffe. Das Prüfen sollte so ausge-
führt werden, dass der Patient es als Behandlung empfindet.
74 5 Der Befund

Möglicher Ablauf der Befundaufnahme

11 12

Atemmuskeln Bauchdecke Beispiel: BWS Beweglichkeit


Ist die Bauchdecke in der Ausatmung aktiv? Die Beweglichkeit der Wirbelsäule wird im Sitz geprüft.
Praxis

13 14

Beispiel: FLEX Schultergelenk Beispiel: Knetungen am M. trapezius


Die Beweglichkeit der Schultergelenke wird im Sitz geprüft. Das Prüfen des Muskeltonus erfolgt durch weiche Knetungen
oder Packegriffe. Diese Maßnahme wird so durchgeführt, dass
der Patient sie als Behandlung empfindet.
5.3 Möglicher Ablauf der Befundaufnahme 75

Möglicher Ablauf der Befundaufnahme

15 16

Beispiel: Packegriffe ventral Beispiel: Knetung der Rückenmuskeln


Der Bauchmuskeltonus wird mit Hilfe von Packegriffen geprüft. Der Tonus der Rückenmuskulatur wird durch Knetungen geprüft.

17 18

Kleinen Gegenstand aufheben Timed-up-and-go-Test


Im freien Raum soll der Patient einen kleinen Gegenstand vom Der Therapeut informiert den Patienten über den vollständigen
Boden aufheben. Ablauf des Timed-up-and-go-Tests und führt ihn durch.
76 5 Der Befund

Ablauf der Befundaufnahme

19

Messen von Puls, Blutdruck und Atemfrequenz


Der Therapeut misst Puls, Blutdruck und Atemfrequenz des Pa- 20
tienten in Ruhe. Er informiert ihn über den vollständigen Ablauf
des 6-min-Gehtests. Gehtest,Therapeut und Patient gehen gemeinsam
Der Therapeut führt mit dem Patienten den Gehtest durch. Der
Patient bestimmt die Geschwindigkeit. Der Therapeut ermittelt
anschließend die Belastungswerte.
Praxis

21 22

Treppen steigen Abschluss des Befundes


Vor dem Prüfen der ADL „Treppensteigen“ bietet der Therapeut Der Therapeut legt gemeinsam mit dem Patienten die Ziele der
dem Patienten die Möglichkeit einer vollständigen Pause. Bei Pa- Behandlungen fest.
tienten mit eingeschränkter Belastbarkeit kann dieser Test in der
folgenden Behandlung durchgeführt werden.
5.4 Ergänzende Befundmöglichkeiten im Rahmen der Rehabilitation 77

5.4 Ergänzende Befundmöglichkeiten Laufband


im Rahmen der Rehabilitation Ein Testgerät, welches einen sehr natürlichen Bewe-
(Leistungstests) gungsablauf simuliert, ist das Laufband. Es findet be-
vorzugt Anwendung in der sportphysiologischen Lei-
Zur Objektivierung der Belastbarkeit von Patienten stungsdiagnostik sowie in der kardiologischen Beur-
mit Herz-/Kreislauf- und Lungenerkrankungen ste- teilung herzkranker Kinder und Erwachsener.
hen zahlreiche Testverfahren zur Verfügung. Solche Zur Ausdauerdiagnostik ist der so genannte Stu-
Testungen werden in der Regel notwendig, wenn Pa- fentest besonders geeignet: In einem Stufenprotokoll
tienten im Rahmen der Rehabilitation wieder in das werden alle drei Minuten sowohl Steigung als auch
Berufsleben eingegliedert werden und hierzu ihre die Geschwindigkeit des Bandes erhöht, bis der Pro-
körperliche Leistungsfähigkeit bekannt sein muss. band seine Leistungsgrenze erreicht hat. Sofern keine
Aber auch in früheren Phasen einer Erkrankung, bei- Möglichkeit zur Spiroergometrie, d. h. der direkten
spielsweise während der Erstbehandlung, ist es wich- Messung von Atemfluss und Sauerstoffextraktion aus
tig, kardiopulmonale Leistungseinschränkungen zu der Atemluft, besteht, können hilfsweise über das Al-
erkennen und zu quantifizieren, um einen Therapie- ter und die maximal erreichte Laufzeit sowohl die ma-
bzw. Trainingsplan erstellen oder Angaben zu Krank- ximale Sauerstoffaufnahme (VO2-Peak) als auch die
heitsverlauf und -prognose machen zu können. Dabei Abnahme der funktionellen aeroben Kapazität auf ei-
werden Art und zeitliche Abfolge der Belastungsstei- nem Nomogramm bestimmt werden. Nach Ablesen
gerung, das so genannte Belastungsprotokoll, der je- der Abnahme der funktionellen aeroben Kapazität er-
weiligen Fragestellung angepasst. hält man den VO2-Peak durch Multiplikation mit der
Prinzipiell stehen Stufenprotokolle und Rampen- Laufzeit in Sekunden und Addition einer Konstanten k
protokolle zur Verfügung. Bei ersteren erfolgt eine (k = 3,88 für Frauen, 1,06 für Männer).
gleich bleibende Belastung, deren Stärke nach mehre- Die maximale Sauerstoffaufnahme spiegelt die
ren Minuten „treppenförmig“ gesteigert wird, so dass höchstmögliche Sauerstoff-Transportkapazität der

5
jeweils zum Ende einer Stufe „steady-state“-Bedin- hintereinander geschalteten Teilsysteme Lunge,
gungen von Atmung, Kreislauf und Stoffwechselpro- Herz/Kreislauf und Zellstoffwechsel wieder. Eine Lei-
zessen vorliegen. Bei einem Rampenprotokoll hinge- stungsschwäche in einem dieser Teilsysteme hat not-
gen wird die Belastung kontinuierlich in unmerklich wendigerweise eine Reduktion der Gesamtleistung,
kleinen Schritten, also „rampenförmig“, verstärkt. also der maximalen Sauerstoffaufnahme, zur Folge.
Zwar lassen sich dabei keine Messungen unter Eine krankhafte Einschränkung der Leistungsfähig-
Steady-state-Voraussetzungen durchführen, dafür keit lässt sich hiermit objektivieren und quantifizie-
kann aber die natürlicherweise lineare Antwort des ren. Typische Ursachen hierfür stellen beispielsweise
Atmungs- und Kreislaufsystems auf eine stetig zu- obstruktive Ventilationsstörungen beim Asthma
nehmende körperliche Belastung studiert werden.An bronchiale, aber auch eine Herzleistungsschwäche
der erwarteten oder pathologisch erniedrigten Lei- durch koronare Durchblutungsstörungen oder Herz-
stungsgrenze des kardiopulmonalen Systems lässt klappenfehler dar. Zu beachten ist die Abhängigkeit
sich dann sehr gut eine auffällige „Knickbildung“ und der betreffenden Normwerte von Alter, Geschlecht,
Abweichung vom bis dahin gleichförmigen Anstieg Körpergröße und Gewicht. So ist die erwartete maxi-
der Messparameter beobachten. male Sauerstoffaufnahme bei Männern größer als bei
Bei allen Leistungstests sind die einschlägigen Ab- Frauen und nimmt mit dem Alter ab.
bruchkriterien streng zu beachten. Insbesondere das Ein weiteres Schätzverfahren für die maximale
Auftreten von Atemnot, Brustenge, EKG-Veränderun- Sauerstoffaufnahme stellt folgendes Vorgehen dar: In
gen oder Schwindel muss Anlass zum sofortigen Be- einem Stufenprotokoll wird zum Ende einer Stufe un-
lastungsabbruch geben.Keinesfalls darf über das Auf- ter Steady-state-Bedingungen die Herzfrequenz be-
treten dieser Symptome hinaus ein maximaler Lei- stimmt und das Vorgehen bei mindestens zwei Stufen
stungstest erzwungen werden. wiederholt.Nach Eintrag der Werte in eine Grafik und
Extrapolieren der Verbindungsgerade bis zur errech-
neten maximalen Herzfrequenz (220 minus Lebensal-
78 5 Der Befund

ter) kann die erwartete maximale Leistungsfähigkeit dem Test, sofort und 2 Minuten nach Testende gemes-
und Sauerstoffaufnahme abgeschätzt werden. sen. Eine Beurteilung der Messwerte erfolgt über den
Vergleich mit alters- und geschlechtsabhängigen Re-
Fahrradergometer ferenzwerten. Darüber hinaus gibt der Proband seine
Alle oben beschriebenen Messungen lassen sich auch subjektiv empfundene Belastungsstärke auf einer
auf dem Fahrradergometer durchführen. Beim Fahr- Rangskala an.
rad fahren allerdings werden die Rumpf- und Arm- Ein Nachteil des Gehtests ist seine mangelnde
muskulatur wesentlich weniger beansprucht als auf Standardisierung. Bei Anwendung des Tests sollten
dem Laufband, so dass die dabei gemessene maxima- deshalb zumindest die Anweisungen an die Proban-
le Sauerstoffaufnahme und Leistungsabgabe geringer den nicht geändert und die Messungen möglichst
sind als bei der Laufbandbelastung. Dementspre- mehrmals wiederholt und gemittelt werden.
chend müssen für eine Fahrradbelastung andere
Normwerte zugrunde gelegt werden. Shuttle-Walk-Test (SWT)
Die Ausdauer bei submaximaler Belastung kann Auch für diesen Gehtest liegen keine standardisierten
mit dem Fahrrad-Ausdauertest bestimmt werden.Ge- Vergleichswerte vor. Der Proband wird angewiesen,
stoppt wird die Zeit, welche der Proband bei 60–80 % eine definierte Strecke (z. B. 10 m) hin und zurück zu
der maximalen Belastung durchhält.Herz- und Atem- laufen. Die Laufgeschwindigkeit wird vom Testleiter
frequenz sowie subjektive Ermüdungserscheinungen vorgegeben und jede Minute gesteigert.
geben Auskunft über die Leistungsfähigkeit. Zur Bestimmung der maximalen Ausdauer lässt
Eine Testvariante, mit der die Leistungssteigerung sich der Test erweitern zum Ausdauer-Shuttle-Walk-
bestimmt werden kann, ist der Astrand-Test. Man er- Test: Man errechnet 85 % der maximalen Gehge-
rechnet 60 % der maximalen Belastung im Fahrrad- schwindigkeit und weist den Patienten an, so lange
ergometertest und lässt den Probanden bei dieser Be- wie möglich in diesem Tempo zu gehen. Erreicht er
Praxis

lastungsstärke 6 Minuten lang fahren. zweimal hintereinander nicht in der vorgegebenen


Zeit das Ende der Strecke, wird der Test beendet.
Step-Test
Neben der oben beschriebenen Testung der maxima-
len Leistungsfähigkeit gibt es auch Verfahren, die
unterhalb der maximalen Belastungsgrenze bleiben
und lediglich die Ausdauer testen. Ein solcher subma-
ximaler Belastungstest ist der so genannte Step-Test.
Hier simuliert der Proband an einem speziellen Trai-
ningsgerät (Stepper) das Aufsteigen von Treppenstu-
fen. Dabei wird die Herzfrequenz bei definierter Bela-
stungsstärke und -dauer gemessen. Der Test ist insbe-
sondere als Screening-Test für die Bestimmung der
kardiopulmonalen Ausdauer geeignet.

12-Minuten-Gehtest, 6-Minuten-Gehtest
Auch mit dem Gehtest können Belastbarkeit und Aus-
dauer bestimmt werden.
Gemessen wird die Entfernung in Metern, die der
Proband in einer definierten Zeit (6 bzw. 12 Minuten)
zurücklegen kann.Die Gehgeschwindigkeit bestimmt
er dabei selbst. Er darf auch Pausen einlegen, be-
kommt jedoch die Anweisung,soweit wie irgend mög-
lich zu laufen.Zur Ermittlung der Beanspruchung von
Herz- und Kreislauf wird die Herzfrequenz direkt vor
6 Der Behandlungsplan 79

6 Der Behandlungsplan Vordruck zum Behandlungsplan


Der auf der folgenden Seite abgebildete Vordruck er-
Zur Erstellung des Behandlungsplans greift der The- füllt den aktuellen Standard einer Dokumentation. Er
rapeut auf die im aktuellen Atembefund formulierten enthält die Angaben über das Datum und die ausge-
Behandlungsziele zurück. Im Vordruck sind zur Ver- führten Maßnahmen der Behandlung. Im stationären
einfachung neun Ziele vorformuliert. Sie können er- Bereich wird die Uhrzeit ergänzt.
gänzt oder weiter differenziert werden. Diese Ziele Eventuelle Reaktionen des Patienten werden no-
bilden die Grundlage für den Behandlungsplan. Der tiert. Die Richtigkeit der Angaben wird durch eine
Therapeut wählt zu den Zielen die geeigneten Maß- Unterschrift oder durch ein Handzeichen (HZ) bestä-
nahmen aus. Dabei müssen Alter, Belastbarkeit und tigt.
die Vorerfahrung des Patienten berücksichtigt wer-
den.
Um den Behandlungsablauf so wirklichkeitsnah
wie möglich zu planen, benötigt der Therapeut Infor-
mationen über die Rahmenbedingungen.Dazu zählen
die Behandlungsdauer, die Räumlichkeiten, das vor-
handene Material und der organisatorische Ablauf der
Einrichtung.
Der Therapeut legt die Reihenfolge der Maßnah-
men im Behandlungsplan schriftlich fest.
Ein guter Aufbau kann die Wirkung der einzelnen
Maßnahmen verstärken.Können in einer Behandlung
nicht alle Ziele abgedeckt werden, setzt der Therapeut
Schwerpunkte.

6
Bei der Durchführung der Behandlung entschei-
den das Befinden des Patienten und seine Möglich-
keiten die Maßnahmen umzusetzen darüber, ob der
Therapeut seinem Plan folgen kann oder ob eine An-
passung notwendig ist.
Nach der Behandlung bewertet und kommentiert
der Therapeut den Verlauf schriftlich im Behand-
lungsplan. Die Reaktion des Patienten wird notiert.
Die gemachten Erfahrungen fließen in die Pla-
nung der nächsten Behandlung mit ein.
Durch diese Vorgehensweise reflektiert der Thera-
peut sein bisheriges Tun.Seine Behandlungen werden
damit effektiver und qualifiziert.
Der Vordruck zum Behandlungsplan soll helfen,
die Behandlungen systematisch und strukturiert zu
dokumentieren.
80 6 Der Behandlungsplan

Der Behandlungsplan
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ Alter:.....................................

Behandlungsziele: 1 Verbesserung der Beweglichkeit


2 Verbesserung der Atembewegung
3 Ausgleichen des Atemrhythmus
4 Kräftigung der Atemmuskulatur
5 Unterstützung der bronchialen Reinigung
6 Weithalten der Atemwege
7 Verbesserung der Belastbarkeit
8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit
9 Detonisierung des hypertonen Gewebes und der hypertonen Muskulatur

Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Datum Ziele Maßnahmen Verlauf/Reaktion HZ


(Nr. eintragen)
Praxis
Praxis

7 Maßnahmen ..........................................................................................................................................................................81

7.1 Verbesserung der Beweglichkeit.................................................................................................................................82


7.2 Verbesserung der Atembewegung...........................................................................................................................97
7.3 Ausgleichen des Atemrhythmus..............................................................................................................................107
7.4 Kräftigung der Atemmuskulatur...............................................................................................................................114
7.5 Unterstützung der bronchialen Reinigung .....................................................................................................119
7.6 Weithalten der Atemwege ............................................................................................................................................132
7.7 Verbesserung der Belastbarkeit .................................................................................................................................139
7.8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit .......................................................................................................152
82 7 Maßnahmen

7 Maßnahmen • Der Therapeut kann bei Bedarf Korrekturen an-


bieten:
Die atemtherapeutischen Behandlungsmaßnahmen - dem Patienten einen taktilen Reiz geben,
sind nach Zielen geordnet. - die Übung mit besonderem Hinweis nochmals
Vor der Beschreibung der Maßnahmen finden sich beschreiben oder vormachen,
differenzierte Hinweise zum Befund, zur allgemeinen - die Übung anpassen oder ändern.
Durchführung und zur Beobachtung. • Der Patient versucht die Korrektur umzusetzen.
Unter Befund sind die Symptome aufgeführt, die • Manche Übungen können in unterschiedlichen
zur Formulierung des Zieles führen. Tempi ausprobiert werden.
Die Hinweise zur Durchführung der Maßnahmen • Der Therapeut fördert den Spaß an der Bewe-
beinhalten Besonderheiten bei der Anleitung, mögli- gung.
che Korrekturen und Anpassungen.
Anhand der Beobachtungskriterien kann der The- Beobachtungskriterien:
rapeut beurteilen, ob die gewählte Maßnahme ange- • Puls, Blutdruck, Atemfrequenz
messen und wirkungsvoll ist. Ist dies nicht der Fall, • subjektive Anstrengung
sollte die Maßnahme korrigiert oder angepasst wer- • Bewegung um die korrekte Achse in der korrek-
den. ten Ebene
Unter Wiederbefund wird eine sinnvolle Auswahl • Leichtigkeit in der Bewegung
der im Befund eingeschränkten Funktionen genannt, • Während des Übens sollte der Atem weiterlaufen.
die am Ende der Behandlung überprüft werden.
Wiederbefund:
• Eine wichtige Aufgabe der ADL wird exempla-
7.1 Behandlungsziel: risch geprüft.
Verbesserung der Beweglichkeit • Die geförderte Atembewegung wird beurteilt.
• Die geförderte Bewegungsrichtung wird befun-
Im Befundbogen können folgende Symptome proto- det.
kolliert sein:
• Zu Punkt 1 Activity of Daily Life (ADL): Es sind Liste der Maßnahmen
eine oder mehrere Aufgaben nur eingeschränkt Verbesserung der Beweglichkeit im Liegen:
möglich. • Dreh-Dehnlagen
• Zu Punkt 2 Thoraxverhältnisse: Es sind eine oder - untere Drehlage
mehrere Atembewegungen eingeschränkt oder - Rückendrehlage
fehlen. Der Gewebetonus ist im thorakalen Be- - Halbmondlage
Praxis

reich erhöht. • Ölschiene


• Zu Punkt 6 Beweglichkeit: Die Beweglichkeit ist
im Thorax, der Wirbelsäule und/oder in einem Verbesserung der Beweglichkeit im Vierfüßlerstand:
oder beiden Schultergelenken eingeschränkt. • WS Beweglichkeit FLEX/EXT
• WS Beweglichkeit ROT
Hinweise zur Durchführung der Maßnahmen: • WS Beweglichkeit LAT FLEX
• Alle Übungen werden vom Therapeuten vorab
beschrieben oder vorgeführt. Verbesserung der Beweglichkeit im Sitzen:
• Der Patient wird bei der Ausführung genau be- • der aufrechte Sitz
obachtet. • LWS Beweglichkeit LAT FLEX
• Erlebt der Patient das Bewegen als schmerzhaft, • LWS Beweglichkeit ROT
verringert er das Bewegungsausmaß und/oder • Schinkengang
wird zu einer koordinierteren Bewegung ange- • Beckenacht
leitet. • BWS Beweglichkeit FLEX/EXT
7.1 Verbesserung der Beweglichkeit 83

• BWS Beweglichkeit ROT Zuerst werden Arme, Schultergürtel und Kopf gelöst,
• BWS Beweglichkeit LAT FLEX dann Beine und Becken.
• WS Beweglichkeit FLEX/EXT
• WS Beweglichkeit ROT In der vierten und letzten Phase spürt der Patient in
• WS Beweglichkeit LAT FLEX Rückenlage nach. Um die Wirkung zu verdeutlichen,
stellt der Therapeut Fragen zur Körperwahrnehmung,
die nicht beantwortet werden müssen.
Verbesserung der Beweglichkeit im Liegen „Wie ist jetzt die Kontaktfläche zur Unterlage?“
„Gibt es einen Unterschied zwischen der rechten
Dreh-Dehnlagen und linken Körperhälfte?“
Die Dreh-Dehnlagen wurden von Frau Scharschuch „Liegt eine Seite höher oder tiefer, leichter oder
und Frau Haase entwickelt. Diese Übungen stammen schwerer auf?“
aus dem Konzept der Lösungstherapie (Haase, 1985) „Wie nehmen Sie jetzt Ihren Atem wahr?“
und wurden von den Autorinnen für den Einsatz in „Spüren Sie einen Unterschied darin,wie der Atem
der Atemtherapie modifiziert. Ihre rechte bzw. linke Körperhälfte bewegt?“
Der Behandlungsablauf der Dreh-Dehnlagen lässt
sich in vier Phasen unterteilen: Der zeitliche Bedarf für eine Körperseite liegt bei
20 min. Es kann auch nur mit einer Seite gearbeitet
In der ersten Phase erspürt der Patient die Auflageflä- werden, dann kann der Patient erleben, wie der Kör-
che in Rückenlage. Der Therapeut kann durch das per die Asymmetrie ausgleicht.
Aufzählen der möglichen Auflageflächen (z. B. Gesäß, Bei großer Bewegungseinschränkung unterlagert
Oberschenkel,Unterschenkel,Fersen,Raum zwischen man die betreffende Extremität, um so ein Ablegen
LWS und Unterlage, Rücken, Schulterblätter, Arme, oder Sinken lassen zu ermöglichen.
Hände sowie Hinterhaupt) dem Patienten das Erspü-
ren erleichtern. Durch die Anweisung, sich sinken zu Beobachtungskriterien:
lassen, kann der Patient leichter unnötige Muskel- • motorische Unruhe
spannung aufgeben und eine größere Kontaktfläche • subjektive Äußerungen
bekommen. Zum Abschluss dieser Phase stellt der • Atemfrequenz
Therapeut Fragen, auf die der Patient nicht antworten • Gesichtsausdruck
soll. Dadurch wird die Wahrnehmung gelenkt. • vegetative Zeichen
„Wie liegen Sie jetzt auf?“ • Bewegungsausmaß
„Wie nehmen Sie Ihren Atem wahr?“ • Atembewegung

In der zweiten Phase wird die Dreh-Dehnlage schritt- Sind die Übungen dem Patienten bekannt, kann er sie

7
weise aufgebaut. Der Therapeut leitet an, die Bewe- später selbständig durchführen.
gung wird vom Patienten ausgeführt.
In der erreichten Lage wird die Dehnung mehr-
mals zuerst über den Hebel Becken/Bein, dann über
den Hebel Schulter/Arm verstärkt. Eine Intensivie-
rung erreicht der Patient durch den gleichzeitigen
Einsatz beider Partien. Die Dehnung ist ein Impuls
für das Einatmen. Das Lösen und Sinkenlassen kann
durch das Ausatmen begleitet werden. Ist der Patient
in der Lage, die Dehnung seinem Atemrhythmus an-
zupassen, erreicht die Übung eine höhere Qualität.
Nach der Aktivität bleibt der Patient noch einige Mi-
nuten in der Dehnlage liegen.
Die dritte Phase ist das Auflösen der Dreh-Dehnlage.
84 7 Maßnahmen

Dreh-Dehnlagen: untere Drehlage

1 2

Beginn in Rückenlage Entwicklung und Fußhaltung


Der Patient liegt in Rückenlage und erspürt die Auflagefläche. Beide Beine werden aufgestellt, die Füße berühren sich. Der Pa-
„Wo habe ich Kontakt zur Unterlage?“ tient lässt ein Knie zur Seite sinken, bis das Knie seitlich aufliegt.
„Kann ich Gewicht an die Unterlage abgeben?“ Der Fuß des anderen Beines wird auf den liegenden Fuß aufge-
setzt, die Arme liegen in U-Halte.
Praxis

3 4

Dehnung in dieser Körperhaltung Auflösen der Dehnlage


Das zweite Knie lässt sich auf das untere sinken. Der Kopf dreht Im Anschluss kann der Patient einige Zeit in der Drehlage
in die entgegengesetzte Richtung der Beine. Die Dehnung vom verweilen. Um sie aufzulösen, gleitet der untere Fuß mit dem
Hebel Becken/Bein geht in Richtung der Oberschenkellängs- oberen in die Streckung. Die Arme werden neben dem Körper
achse. Sie wird mehrmals wiederholt und bewusst gelöst. Das abgelegt. Der Patient spürt in Rückenlage nach.
Ausmaß der Bewegung kann zu einer Rotation bis zur oberen „Hat sich der Kontakt zur Unterlage verändert?“
BWS führen. „Spüre ich einen Unterschied zwischen der rechten und linken
Seite?“
7.1 Verbesserung der Beweglichkeit 85

Dreh-Dehnlagen: Rückendrehlage

1 2

Beginn in Seitlage Entwicklung der Drehlage


Nach dem Erspüren der Auflagefläche in RL wird die Rücken- Der obere Arm geht in einem Bogen über den Kopf bis es zu ei-
drehlage aus der Seitlage entwickelt. Das untere Bein ist ge- ner weiterlaufenden Bewegung im Oberkörper kommt und der
streckt und das obere gebeugt. Der untere Arm liegt in ungefähr Schultergürtel aufdreht. Ist das Bewegungsausmaß nicht ausrei-
120° Flexion. chend, empfiehlt es sich, den Arm so weit zu unterlagern, dass
das gebeugte Knie den Kontakt zur Unterlage halten kann.

3 4

Dehnung in der Drehlage Variation in der Drehlage


Die Dehnung beginnt durch den Hebel Becken/Bein, sie verläuft Die Hand der nicht gedehnten Seite kann das oben liegende
in Richtung der Oberschenkellängsachse. Die Dehnung wird Knie beschweren. Zum Nachspüren begibt sich der Patient
über den Hebel Schulter/Arm fortgesetzt. Dieser dehnt in Rich- immer in die Rückenlage.
tung der Oberarmlängsachse. Die Dehnung wird mehrmals
wiederholt und bewusst gelöst. Eine Steigerung ist die gleich-
zeitige Dehnung über beide Hebel.
86 7 Maßnahmen

Dreh-Dehnlagen: Halbmondlage

1 2

Entwicklung über die Beine Entwicklung über den Schultergürtel


Der Patient liegt in Rückenlage. Die Beine werden nacheinander Die vom Becken eingeleitete Lateralflexion wird durch den Arm
so weit zu einer Seite gelegt, wie dies ohne ein Aufdrehen im und den Schultergürtel verstärkt. Der Oberkörper neigt sich zur
Becken möglich ist. Beide Beckenhälften haben weiterhin guten Seite. Der Arm der konvexen Seite legt sich über den Kopf, so
Kontakt zur Unterlage. dass die Körperlage an eine Mondsichel erinnert.
Praxis

3 4

Dehnung in der Drehlage Asymmetrie in Rückenlage


Die Dehnung beginnt durch den Hebel Becken/Bein, sie verläuft Die Auflösung erfolgt schrittweise, zuerst über Arm und Ober-
in Richtung der Oberschenkellängsachse. Die Dehnung wird körper, dann über Beine und Becken. Der Therapeut stellt Fragen
über den Hebel Schulter/Arm fortgesetzt. Dieser dehnt in Rich- zum Nachspüren. Ist dies abgeschlossen, soll der Patient die
tung der Oberarmlängsachse. Eine Steigerung ist die gleichzeiti- Symmetrie durch Hinsehen überprüfen.
ge Dehnung über beide Hebel. Sie wird mehrmals wiederholt
und bewusst gelöst.
7.1 Verbesserung der Beweglichkeit 87

Ölschiene

1 2

Bewegungsende ventral Bewegungsende dorsal


Der Patient liegt in der Seitlage, seine Beine sind angewinkelt, Die Wiederholung macht die Bewegung zunehmend leichter
beide Arme liegen in 90° Flexion. Daumen, Handfläche und Fin- und flüssiger. Nach einseitigem Üben vergleicht der Patient in
ger der unteren Hand bilden in der Vorstellung eine „geölte” Rückenlage seine Körperhälften in Bezug auf die Auflagefläche,
Schiene, auf welcher der obere Arm im Ellbogen locker gestreckt die Muskelspannung und die Atembewegung.
vor und zurück gleitet. Der Patient wird aufgefordert, sich ohne
Anstrengung im schmerzfreien Bereich zu bewegen.

7
88 7 Maßnahmen
Verbesserung der Beweglichkeit im Vierfüßlerstand
WS Beweglichkeit FLEX/EXT

1 2

Vierfüßlerstand,WS in FLEX Vierfüßlerstand,WS in EXT


Im korrekten Vierfüßlerstand stützen die Knie unter den Hüftge- Der Patient bewegt die Wirbelsäule im Sinne der Extension. Er
lenken, die Hände unter den Schultern. In der Ausgangsstellung kann das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Wirbelsäulen-
ist die Wirbelsäule bezüglich FLEX/EXT in einer neutralen Hal- bewegung variieren.
tung. Der Patient bewegt die Wirbelsäule im Sinne der Flexion
(„Katzenbuckel“).
Praxis

3 4

Fingerspitzen stützen,WS in FLEX Fingerspitzen stützen,WS in EXT


Über den Abstand der vorderen und hinteren Unterstützungs- Der Patient führt die FLEX/EXT Bewegung in dieser Ausgangs-
punkte kann der Patient den Wirkungsbereich verändern: Er ver- stellung durch. Der Therapeut hilft durch taktile Reize, so dass
stärkt die Aktivität im BWS-Bereich, indem er die Fingerspitzen auch unbewusste Segmente mit in die Bewegung einbezogen
direkt vor den Knien aufsetzt. werden können.
7.1 Verbesserung der Beweglichkeit 89

WS Beweglichkeit FLEX/EXT (Fortsetzung)

5 6

Unterarmstütz,WS in FLEX Unterarmstütz,WS in EXT


Er verstärkt die Aktivität im LWS-Bereich, indem er die Unterarme Der Patient führt die FLEX/EXT Bewegung in dieser Ausgangs-
aufstützt. stellung durch. Beide Bewegungsrichtungen können sowohl mit
der Ein- als auch mit der Ausatmung kombiniert werden.

WS Beweglichkeit ROT

1 2

Diagonale Belastung,WS in ROT Unterarmstütz,WS in ROT


Feine Rotationsbewegungen der Wirbelsäule entstehen beim Im Unterarmstütz werden Arm und Bein der Diagonalen leicht
wechselseitigen Belasten der diagonalen Unterstützungspunkte angehoben.
im Vierfüßlerstand.
90 7 Maßnahmen

WS Beweglichkeit LAT FLEX

1 2

Vierfüßlerstand, LAT FLEX vom Becken her Vierfüßlerstand, LAT FLEX vom Becken her
Der Patient steht im Vierfüßlerstand, die Knie berühren sich. Er Der Patient steht im Vierfüßlerstand, die Knie berühren sich. Er
hebt beide Unterschenkel an und dreht sie nach rechts und links hebt beide Unterschenkel an und dreht sie nach rechts und links
bis es zu einer weiterlaufenden Bewegung (LAT FLEX) in der WS mit weiterlaufender Bewegung. Die Bewegung in die LAT FLEX
kommt. wird durch Blickkontakt zu den Füßen und der Bewegung des
Schultergürtels vergrößert.
Praxis

3 4

Vierfüßlerstand, beginnende LAT FLEX Flankendehnung,WS in LAT FLEX


Für die Lateralflexion der WS hebt der Patient den Arm in die Ho- Aus dieser Stellung dreht der Patient die Flanke nach oben auf.
rizontale. Das Bein der gleichen Seite wird nach hinten gestreckt, Die Zehen bleiben Unterstützungspunkt.
die Zehen dieses Beines berühren den Boden.
7.1 Verbesserung der Beweglichkeit 91

Verbesserung der Beweglichkeit im Sitzen


Der aufrechte Sitz

1 2

Schütteln des Beines Aufsetzen des Fußes


Der aufrechte Sitz wird in mehreren Einzelschritten erarbeitet. Die Aufmerksamkeit auf den Fuß gerichtet, setzt der Patient sehr
Der Patient sitzt auf einem Hocker oder Stuhl. Er umfasst mit bei- langsam, an der Zehenspitze beginnend, den Fuß auf den Boden.
den Händen das angewinkelte Knie und schüttelt das gesamte Vor der Arbeit mit dem zweiten Bein bietet sich ein Seitenver-
Bein. Der Fuß hängt dabei passiv. gleich an.

3 4

Sitzbeinhöcker bewusst machen Sitzen auf der Hand


Mit Mittel- und Zeigefinger umkreist und betastet der Patient Nach dem Massieren bringt der Patient Gewicht auf die Finger. Er
den Sitzbeinhöcker einer Seite. Er macht sich dabei den Sitzbein- zieht dann die Hand heraus und nimmt mit dem Sitzbeinhöcker
höcker bewusst. bewusst Kontakt zur Sitzfläche auf.Vor der Arbeit mit der zwei-
ten Seite bietet sich ein Seitenvergleich an.
92 7 Maßnahmen

Der aufrechte Sitz (Fortsetzung)

5 6

Kreuzbein nach hinten neigen Kreuzbein nach vorne neigen


Der Patient legt beide Hände auf das Kreuzbein. Er neigt das Der Patient neigt das Becken nach vorne, die Bauchdecke wird
Becken nach hinten, das Kreuzbein lehnt sich in die Hände. gedehnt. Er spürt sein Gewicht vor den Sitzbeinhöckern. Der Pa-
Der Rücken wird rund und der Patient spürt sein Gewicht hinter tient rollt das Becken gleichmäßig vor und zurück, lässt die Be-
den Sitzbeinhöckern. wegung kleiner werden und sucht die Aufrichtung über den
Sitzbeinhöckern. Bleibt der Patient in der rollenden Bewegung,
fördert es die Beweglichkeit.
Praxis

7 8

Klopfen am Scheitelpunkt Aufrichtung im Sitz


Mit einer Fingerkuppe klopft der Patient den höchsten Punkt am Die Hände ruhen auf den Oberschenkeln, die Arme sind nicht in
Scheitel des Kopfes. Dieses Empfindungsfeld schiebt er leicht in Stützaktivität.
Richtung Decke.
7.1 Verbesserung der Beweglichkeit 93

LWS Beweglichkeit LAT FLEX LWS Beweglichkeit ROT

1 1

LAT FLEX der LWS LWS ROT


Im aufrechten Sitz legt der Patient die Hände über Kreuz auf die Im aufrechten Sitz legt der Patient die Hände über Kreuz auf die
Schultern. Im Wechsel hebt er die rechte und linke Gesäßhälfte Schultern. Im Wechsel schiebt er das rechte und linke Knie in der
an. Der Oberkörper bleibt möglichst ruhig. Richtung der Oberschenkellängsachse nach vorn. Der Oberkör-
per bleibt möglichst ruhig.

Schinkengang

1 2

Gewichtsverlagerung beim Schinkengang Schritt beim Schinkengehen


Im aufrechten Sitz legt der Patient die Hände auf die Oberschen- Die entlastete Gesäßhälfte macht einen „Schritt“ nach hinten.
kel. Er verlagert sein Gewicht über eine Gesäßhälfte. Die entlas- Berührt die Kniekehle die Sitzfläche, kann der Bewegungsablauf
tete Gesäßhälfte wird angehoben. auch nach vorne durchgeführt werden.
94 7 Maßnahmen

Beckenacht

1 2

Umkreisen eines Sitzbeinhöckers Umkreisen beider Sitzbeinhöcker


Im Sitzen spürt der Patient seine Sitzbeinhöcker. Er verlagert sein Nun verbindet er beide Kreise zu einer „Achterbewegung”.
Gewicht auf einen Sitzbeinhöcker und umkreist ihn mit seinem Die Beckenacht wird in beide Richtungen durchgeführt.
Eigengewicht. Nach mehreren Wiederholungen auf dieser Seite
wechselt er zum anderen Sitzbeinhöcker und umkreist diesen.

BWS Beweglichkeit FLEX/EXT


Praxis

1 2

BWS FLEX BWS EXT


Zum bewussten Bewegen und Üben der FLEX/EXT der BWS legt Die Verkürzung der Rückenmuskulatur während der BWS EXT
der Therapeut eine Hand auf das Brustbein und die andere zwi- leitet der Therapeut durch einen taktilen Reiz ein. Aus der Deh-
schen die Schulterblätter. Die Verlängerung der Rückenmuskula- nung der Therapeutenhand gehen die Fingerkuppen zu einem
tur während der BWS FLEX begleitet der Therapeut durch einen Punkt zusammen.
taktilen Reiz, bei dem sich seine Hand dehnt.
7.1 Verbesserung der Beweglichkeit 95

BWS Beweglichkeit ROT

1 2

BWS ROT BWS und HWS ROT


Im aufrechten Sitz legt der Patient beide Hände auf das Brust- Im aufrechten Sitz legt der Patient beide Hände auf das Brust-
bein. Das Becken bewegt sich nicht, der Schultergürtel dreht mit bein. Das Becken bewegt sich nicht, die Augen ruhen auf einem
dem Kopf. Punkt, der Schultergürtel dreht.

BWS Beweglichkeit LAT FLEX

1 2

ASTE LAT FLEX der BWS LAT FLEX der BWS


Im aufrechten Sitz legt der Patient beide Hände auf die gleich- Die weiterlaufende Bewegung auf die Wirbelsäule im Sinne einer
seitigen Schultern. Über die Seite bewegt sich der Ellbogen nach LAT FLEX wird zugelassen.
oben.
96 7 Maßnahmen

WS Beweglichkeit FLEX/EXT

1 2

WS FLEX WS EXT
Im aufrechten Sitz hängen die Arme seitlich, die Daumen der Der Patient leitet die ARO der Arme über die Hand ein. Diese Be-
Hand zeigen nach vorne. Der Patient leitet eine IRO der Arme wegung läuft als ADD der Schulterblätter und EXT der gesamten
über die Hand ein, die Daumen fungieren als Zeiger. Diese Bewe- Wirbelsäule weiter. Über ein Lösen der Dehnung wird der auf-
gung läuft als ABD der Schulterblätter und FLEX der gesamten rechte Sitz wieder erreicht. Bei der Bewegung aus der FLEX in die
Wirbelsäule weiter. Über ein Lösen der Dehnung wird der auf- EXT und umgekehrt wird der Moment des aufrechten Sitzes mit
rechte Sitz wieder erreicht. ein bis zwei Atemzügen gefüllt.

WS Beweglichkeit ROT WS Beweglichkeit LAT FLEX


Praxis

1 1

WS ROT WS LAT FLEX


Im aufrechten Sitz auf einem Hocker dreht der Patient den Ober- Im aufrechten Sitz verkürzt der Patient eine Rumpfseite durch
körper mit dem Ziel, mit beiden Händen die hintere Hockerkante das Anheben einer Gesäßhälfte und das Neigen des Schultergür-
zu berühren. Die Augen leiten die Bewegung ein. tels der gleichen Seite. Die Hand liegt auf der Schulter, der Ellbo-
gen bewegt sich in Richtung Beckenkamm.
7.2 Verbesserung der Atembewegung 97

7.2 Behandlungsziel: Verbesserung Liste der Maßnahmen


der Atembewegung Wahrnehmung der Atembewegung:
• Wahrnehmen der Atembewegung
Im Befundbogen können folgende Symptome proto-
kolliert sein: Verbesserung der Atembewegung bei der Einatmung,
• Zu Punkt 2 Thoraxverhältnisse: Es sind eine oder aktiv:
mehrere Atembewegungen eingeschränkt oder • Schnüffeln
fehlen. • Einatmung halten
• Zu Punkt 3 Atemform in Ruhe: Die Atemfrequenz • Nasenstenose
ist erhöht.
• Zu Punkt 5 Einsatz der Atemhilfsmuskeln in Verbesserung der Atembewegung bei der Einatmung,
Ruhe: Der Einsatz der Atemhilfsmuskulatur ist passiv unterstützt:
zu erkennen. • Falte wegatmen
• Dehnung der Körperwände
Hinweise zur Durchführung der Maßnahmen:
• Alle Übungen werden vom Therapeuten vorab Verbesserung der Atembewegung bei der Ausatmung,
beschrieben oder vorgeführt. aktiv:
• Der Therapeut macht, wenn möglich, die Übung • den Ausatem sichtbar machen
mit. • den Ausatem hörbar machen
• Der Patient wird bei der Ausführung genau be- • den Ausatem spürbar machen
obachtet.
• Hat der Patient eine hohe Atemfrequenz oder er- Verbesserung der Atembewegung bei der Ausatmung,
lebt er die Übungen als subjektiv anstrengend, passiv unterstützt:
baut der Therapeut Pausen ein. • manuelle Thoraxkompression
• Die Übungen werden 3–6-mal wiederholt.
• Zeigt der Patient Hyperventilationszeichen
(Schwindel, feuchte Hände, Kribbeln in den Ex-
tremitäten),leitet der Therapeut zum aktiven Be-
wegen an.
• Der Therapeut weckt die Neugierde auf die
Wahrnehmung des Atems.

Beobachtungskriterien:
• Atemfrequenz

7
• Atembewegung
• Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
• produktiver/unproduktiver Husten
• Entspannung

Wiederbefund:
• Die geförderte Atembewegung wird beurteilt.
• Die Atemfrequenz wird ermittelt.
• Der Einsatz der Atemhilfsmuskeln wird bewertet.
98 7 Maßnahmen

Wahrnehmen der Atembewegung

1 2

Costo-abdominale Atembewegung nach ventral aus Rückenlage Costale Atembewegung nach lateral aus Seitlage
Der Patient streicht sich wohltuend mit beiden Händen die Der Patient liegt in Seitlage. Der Therapeut steht vor dem Patien-
Bauchdecke. Dann legt er sie flächig auf und lenkt die Aufmerk- ten, um seinen Gesichtsausdruck beurteilen zu können. Er führt
samkeit unter seine Hände. Der Therapeut stellt Spürhilfefragen: auf einem anliegenden Hemd oder auf dem freien Oberkörper
„Spüre ich das Weit und Schmal des Atems unter meinen Packegriffe an der Flanke durch. Ist dieser Bereich empfindungs-
Händen?“ bereit, legt er seine Hände flächig auf.
„Kann ich die Atembewegung unter meinen Händen „Spüren Sie eine Atembewegung unter den Händen?”
wahrnehmen?“
Praxis

3 4

Costo-abdominale Atembewegung nach lumbodorsal Costale Atembewegung nach dorsal, Kutschersitz


aus Bauchlage Der Patient sitzt im Kutschersitz. Der Therapeut führt Hohlhand-
Der Patient liegt in Bauchlage. Der Therapeut streicht den lum- klopfungen auf dem oberen Rücken durch. Ist dieser Bereich ge-
bodorsalen Bereich von medial nach lateral beidhändig aus. Er weckt, legt er beide Hände flächig auf.
legt seine Hände flächig auf und stellt Spürhilfefragen: „Können Sie die Atembewegung im Rücken wahrnehmen?“
„Spüren Sie das Heben und Senken des Rückens durch den „Können Sie über mehrere Atemzüge bei der Wahrnehmung der
Atem?“ Atembewegung bleiben?”
7.2 Verbesserung der Atembewegung 99

Verbesserung der Atembewegung bei der Einatmung, aktiv


Schnüffeln Einatem halten

1 2 3
1

1 1

Atemverlaufskurve: Schnüffeln Atemverlaufskurve: Einatem halten


Der Patient schnüffelt mehrmals während einer Einatemphase (1). Der Patient atmet langsam und gleichmäßig tief ein (1), hält den
Durch Auflegen einer Hand auf die weiche Bauchdecke spürt er Atem ohne Druck aufzubauen kurz an (2) und atmet langsam
die Atemrichtung. Dadurch soll ein Einsatz der inspiratorischen wieder aus (3).Wenn der Ausatem groß wird, ist es günstig, durch
Atemhilfsmuskulatur vermieden werden. Die Ausatmung (2) den Mund auszuatmen.
kann durch die Nase oder durch den Mund erfolgen.

7
100 7 Maßnahmen

Nasenstenose

1 2

Nasenstenose Nasenstenose
Der Patient hält sich ein Nasenloch zu und atmet durch das freie Der Patient hält ein Nasenloch zu und unterbricht durch Betup-
vertieft ein. Dann verschließt er dieses Nasenloch und atmet fen des anderen Nasenflügels mehrmals den Einatemstrom. Er
durch die andere Seite aus. Anschließend wechselt der Patient atmet durch die Nase oder den Mund aus.
erneut die Seite.

Verbesserung der Atembewegung bei der Einatmung, passiv unterstützt


Falte wegatmen
Praxis

1 2

Packegriff Packegriff durch den Patienten


In jeder ASTE kann der Therapeut mit einem Packegriff eine Binde- Packegriffe kann der Patient leicht erlernen und unabhängig
gewebsfalte an Brustkorb, Rücken oder Bauchdecke des Patienten vom Therapeuten durchführen. Er hält die Packegriffe über meh-
abheben. Der Patient wird aufgefordert, die Falte aus den Händen rere Atemzüge oder arbeitet in seinem Atemrhythmus. Er dehnt
des Therapeuten weg zu atmen.Wenn möglich, hält der Therapeut beim Einatmen und löst beim Ausatmen.
die Bindegewebsfalte über mehrere Atemzüge des Patienten. Er
kann die Dehnung beim Einatmen zusätzlich verstärken.
7.2 Verbesserung der Atembewegung 101

Dehnung der Körperwände

1 2

ASTE Flankendehnung Flankendehnung, passiv


Der Patient liegt mit angewinkelten Beinen in Seitlage. Der The- Mit Beginn der Einatmung dehnt der Therapeut gleichzeitig mit
rapeut steht vor dem Patienten und greift mit einer Hand den der einen Hand an den Rippen nach cranial und mit der anderen
Beckenkamm, mit der anderen die unteren Rippen. Hand am Beckenkamm nach caudal. Die Ausatembewegung
wird von beiden Händen bewusst begleitet.

3 4

ASTE Dehnung der Bauchdecke Dehnung der Bauchdecke, passiv


Der Patient liegt mit aufgestellten Beinen in Rückenlage. Der Mit Beginn der Einatmung kippt der Therapeut mit beiden
Therapeut umfasst mit beiden Händen den Beckenkamm Händen die Beckenschaufel nach ventral. Dadurch wird die
seitlich. Bauchdecke gedehnt. Die Ausatembewegung wird von beiden
Händen bewusst begleitet.
102 7 Maßnahmen

Dehnung der Körperwände (Fortsetzung)

5 6

ASTE Dehnung lumbal Dehnung lumbal, passiv


Der Patient befindet sich in Bauchlage. Der Therapeut umfasst Mit Beginn der Einatmung hebt der Therapeut mit beiden Hän-
mit beiden Händen den Beckenkamm seitlich. den die Beckenschaufel nach dorsal. Dadurch wird die Lumbal-
region gedehnt. Die Ausatembewegung wird von beiden Hän-
den bewusst begleitet.
Praxis
7.2 Verbesserung der Atembewegung 103

Verbesserung der Atembewegung bei der Ausatmung, aktiv


Den Ausatem sichtbar machen

1 2

Watte blasen Taschentuch blasen


Der Patient hält beide Handflächen hintereinander auf Kinnhöhe Der Patient hält ein Papiertaschentuch an einer Ecke in ca. 20 cm
vor sein Gesicht. Mit einem geformten Ausatem bläst er vorsich- Entfernung vor den Mund. Er versucht, mit einem kräftigen und
tig einen Wattebausch von der vorderen auf die hintere Handflä- kontinuierlichen Ausatemstrom das Taschentuch in Schräglage
che. Der Wattebausch sollte nicht hinunterfallen. zu halten.

3 4

Seifenblasen Spiegel anhauchen


Durch die Veränderung des Ausatemstroms kann die Größe der Der Patient haucht einen Spiegel an.
Seifenblasen variiert werden.
104 7 Maßnahmen

Den Ausatem hörbar machen

1 2 1 2

1 2

Stoßweise auf F/PF/SCH ausatmen Ausatmen auf HU, HA


Der Patient atmet langsam ein (1) und während einer Ausat- Der Patient atmet langsam ein (1) und atmet verlängert und kon-
mung auf die Laute F-F-F, PF-PF-PF oder SCH-SCH-SCH stoßweise tinuierlich auf die stimmlosen Laute HU oder HA aus. (2) Diese
aus (2). Der Therapeut übt mit, um dem Patienten die Hemmun- Atemweise ist ungeeignet für Patienten, die zu einer Obstruktion
gen zu nehmen. Er passt sich in seinen Anleitungen an den neigen.
Atemrhythmus des Patienten an. Bei hoher Atemfrequenz pau-
siert der Patient zwischen den Übungen.

Den Ausatem spürbar machen


Praxis

1 2

Pusten Hauchen
Der Patient pustet in seine eigene Handfläche. Der Patient haucht in seine Handfläche und nimmt den Unter-
schied zum Pusten wahr.
7.2 Verbesserung der Atembewegung 105

Verbesserung der Atembewegung bei der Ausatmung, passiv unterstützt


Manuelle Thoraxkompression

1 2

Thoraxkompression in Rückenlage Thoraxkompression in Rückenlage


Der Patient liegt mit aufgestellten Beinen in Rückenlage. Der Der Therapeut kündigt die Unterstützung an und komprimiert
Therapeut hält Blickkontakt zum Patienten. Er legt die Hände flä- beim Ausatmen den Brustkorb. Die Druckrichtung ist medial-
chig auf den Brustkorb, die Handwurzeln auf den Rippenbögen, caudal.Während der Einatmung halten die Hände Kontakt und
die Finger etwa im Verlauf der Rippen. Die Hände begleiten über begleiten die Bewegung. Empfindet der Patient die Thoraxkom-
mehrere Atemzüge den Atemrhythmus des Patienten. pression als Anstrengung, überprüft der Therapeut seinen even-
tuell zu langsamen Arbeitsrhythmus oder baut Pausen ein.

3 4

ASTE Thoraxkompression in Seitlage Thoraxkompression in Seitlage


Der Patient liegt mit leicht gebeugten Beinen in Seitlage. Der Der Therapeut kündigt die Unterstützung an und komprimiert
Therapeut hält Blickkontakt zum Patienten. Er legt die Hände beim Ausatmen die oben liegende Brustkorbhälfte. Die Druck-
flächig auf die obere Brustkorbhälfte auf, die Handwurzeln liegen richtung ist medial-caudal.Während der Einatmung halten die
im Bereich der Rippenbögen. Die Hände begleiten über mehrere Hände Kontakt und begleiten die Bewegung. Empfindet der Pa-
Atemzüge den Atemrhythmus des Patienten. tient die Thoraxkompression als Anstrengung, überprüft der The-
rapeut seinen eventuell zu langsamen Arbeitsrhythmus oder
baut Pausen ein.
106 7 Maßnahmen

Manuelle Thoraxkompression (Fortsetzung)

5 6

Thoraxkompression im Sitz mit aufgelegten Armen Thoraxkompression durch den Patienten


Der Patient sitzt mit aufgelegten Armen. Der Therapeut legt die Im angelehnten Sitz legt der Patient seine Hände auf die unteren
Hände flächig dorsolateral auf den Brustkorb. Die Handwurzeln Rippenbögen. Er unterstützt selbst die Ausatmung durch Druck.
liegen auf den Rippenbögen. Die Druckrichtung in der Ausat- Neigt er zur Entwicklung einer Obstruktion, kann er diese Tech-
mung ist medial-caudal.Während der Einatmung halten die Hän- nik mit der dosierten Lippenbremse kombinieren.
de Kontakt und begleiten die Bewegung.
Praxis
7.3 Ausgleichen des Atemrhythmus 107

7.3 Behandlungsziel: Ausgleichen des Liste der Maßnahmen


Atemrhythmus Ausgleichen des Atemrhythmus, aktiv:
• aktives Dehnen
Im Befundbogen können folgende Symptome proto-
kolliert sein: Ausgleichen des Atemrhythmus, passiv:
• Zu Punkt 2 Thoraxverhältnisse: Es sind eine oder • Dehnzüge
mehrere Atembewegungen eingeschränkt oder
fehlen. Atem und Hand (die Übungen sind dem Konzept des
• Zu Punkt 3 Atemform in Ruhe: Die Atemfrequenz Erfahrbaren Atems nach I. Middendorf entlehnt)
ist erhöht. Der Atemrhythmus ist auffällig • die Hände bewusst machen
verändert. • Dehnen der Hand
• Zu Punkt 5 Einsatz der Atemhilfsmuskulatur in • Druck der Fingerkuppen
Ruhe: Der Einsatz der Atemhilfsmuskulatur ist • Griffe zur Förderung des Ausatems
zu erkennen.

Hinweise zur Durchführung der Maßnahmen:


• Alle Übungen werden vom Therapeuten vorab
beschrieben oder vorgeführt.
• Der Therapeut macht, wenn möglich, die Übun-
gen mit.
• Der Patient wird bei der Ausführung genau be-
obachtet.
• Hat der Patient eine hohe Atemfrequenz oder er-
lebt er die Übung als subjektiv anstrengend, baut
der Therapeut Pausen ein oder lässt die Übung
schneller ausführen.
• Die Übungen werden ungefähr 10-mal wieder-
holt. Empfindet der Patient die Übung als ange-
nehm, kann die Sequenz verlängert werden.
• Der Patient soll die Wirkung der Übung selbst
erfahren und benennen.
• Der Therapeut leitet die Übungen so an, dass der
Patient eine wohltuende Verbindung zwischen
Körper und Atem entdecken kann.

7
Beobachtungskriterien:
• Atemrhythmus: Folge von
„Einatmung – Ausatmung – Atemruhe”
• Atemfrequenz
• Atembewegung
• Einsatz der Atemhilfsmuskulatur

Wiederbefund:
• Die geförderte Atembewegung wird beurteilt.
• Die Atemfrequenz wird ermittelt.
• Der Atemrhythmus wird beobachtet.
• Der Einsatz der Atemhilfsmuskulatur wird
bewertet.
108 7 Maßnahmen
Ausgleichen des Atemrhythmus, aktiv
Aktives Dehnen

1 2

Beispiel: Dehnen in Rückenlage Beispiel: Dehnen im Sitzen


Der Therapeut leitet den Patienten an, sich genüsslich zu dehnen In die Dehnung kann der Rumpf mit einbezogen werden. Der Pa-
und zu räkeln. Nur wenn nötig, macht er Vorschläge, wie der Pa- tient sucht einen Rhythmus beim Dehnen und Lösen, bei dem er
tient sich dehnen kann. Jede Dehnung verstärkt seinen Einatem- den Atem nicht anhält.
impuls. Das Lösen geschieht in der Ausatmung.
Praxis

3 4

Beispiel: Dehnen im Stand Beispiel: Dehnen kleiner Muskelgruppen


Das freie Dehnen kann in jeder Ausgangsstellung, auch im Ste- Der Schulter-Nackenbereich kann sanft gedehnt werden. Die
hen, ausgeführt werden. Wirkung ist unabhängig von der Größe der beteiligten Muskel-
gruppen.
7.3 Ausgleichen des Atemrhythmus 109

Ausgleichen des Atemrhythmus, passiv


Dehnzüge

1 2

Passive Dehnung des Beines aus Rückenlage Passive Dehnung des Armes aus Rückenlage
Der Patient legt in Rückenlage ein Bein leicht in ABD. Der Thera- Der Patient liegt in Rückenlage. Ein Arm ist in FLEX/ABD/ARO auf
peut fasst mit der proximalen Hand unter die Kniekehle. Die den seitlichen Beckenkamm des Therapeuten bequem gelagert.
distale Hand umschließt von dorsal das obere Sprunggelenk. Die Der Therapeut umfasst mit beiden Händen den Oberarm und
Dehnung beginnt mit der Einatmung des Patienten. Mit dem dehnt mit Beginn der Einatmung des Patienten den Arm sanft in
Ausatmen des Patienten vermindert der Therapeut die Dehnung. Verlängerung der Oberarmlängsachse. Mit der Ausatmung des
Bei hoher Atemfrequenz wird die Dehnung über mehrere Atem- Patienten löst der Therapeut die Dehnung.
züge gehalten.

7
3 4

Passiver Dehnzug des Beines aus Seitlage Passiver Dehnzug des Armes aus Seitlage
Der Patient liegt in Seitlage. Das untere Bein ist angewinkelt, das Der Patient liegt in Seitlage. Beide Beine sind angewinkelt. Der
obere auf ein Lagerungskissen in Neutralstellung gelagert. Der obere Arm wird durch den Therapeuten möglichst weit in FLEX
Therapeut fasst mit der proximalen Hand an die mediale Seite und ARO gehalten. Der Therapeut umfasst mit der proximalen
des Knies. Hand den Oberarm, mit der distalen das Handgelenk. Er dehnt
Die distale Hand greift das obere Sprunggelenk. Die Dehnung be- den Arm mit Beginn der Einatmung des Patienten sanft in
ginnt mit der Einatmung des Patienten. Mit dem Ausatmen des Verlängerung der Oberarmlängsachse. Mit der Ausatmung des
Patienten vermindert der Therapeut die Dehnung.Bei hoher Atem- Patienten löst der Therapeut die Dehnung.
frequenz wird die Dehnung über mehrere Atemzüge gehalten.
110 7 Maßnahmen
Atem und Hand (nach I. Middendorf)
Die Hände bewusst machen

1 2

Streichen der Handfläche Ausstreichen der Finger


Das Bewusstmachen der Hände ist eine Vorbereitung, um den Die Finger werden einzeln ausgestrichen.
Zusammenhang zwischen Atem und Hand erfahrbar zu machen.
Sie ist unabhängig von der ASTE.
Die Hände werden durch Reiben und Kneten geschmeidig ge-
macht. Der Patient streicht jeweils mit einer Hand die andere
Handfläche von der Mitte sternförmig nach außen.
Praxis

3 4

Streichen des Handgelenks Schütteln der Hand


Mit einer Spange aus Daumen und Zeigefinger reibt der Patient Der Patient hält ein Handgelenk geborgen, die Hand und das
seine Handgelenke nacheinander warm. Handgelenk bleiben so gelöst wie möglich. Die nun hängende
Hand wird sanft wachgeschüttelt.
7.3 Ausgleichen des Atemrhythmus 111

Dehnen der Hand

1 2

Dehnen der Hände in Rückenlage Dehnen einer Hand in Rückenlage


In der Rückenlage dehnt der Patient beide Hände aus der Hand- Der Patient legt eine Hand auf die Bauchdecke, die andere Hand
mitte heraus. Die Fingergelenke werden dabei nicht völlig ge- dehnt und löst er in einem ihm angenehmen Rhythmus. Mit der
streckt. Die Bewegung erinnert an ein „Herauswachsen” der Fin- Zeit kann sich eine Übereinstimmung zwischen seinem Atem-
ger aus der Handmitte, die dabei entstehende Muskelspannung und seinem Bewegungsrhythmus einstellen, die er aber nicht
wird anschließend vollständig gelöst. Im Dehnen und Lösen willkürlich herbeiführen sollte. Die Hand auf der Bauchdecke
sucht der Patient einen ihm angenehmen Rhythmus. spürt die Verbindung zur Atembewegung.

3 4

Dehnen der Handmitten in den Raum Lösen der Handmitten


Beide Hände liegen auf der Bauchdecke. Die Handinnenflächen Die Hände lösen die Dehnung und kehren zurück zur Bauchdecke.
dehnen sich und nehmen die Unterarme mit zu einer Bewegung „Gibt es eine Verbindung zum Atem?“,„Wann kommt der Ein-
in den Raum. „Gibt es eine Verbindung zum Atem?“ atem?“,„Wann kommt der Ausatem?“,„Kann sich die Bewegung
„Wann kommt der Einatem?“,„Wann kommt der Ausatem?“ im Dehnen und Lösen dem Atem anpassen?“
„Gibt es eine Verbindung der Handmitte zur Atembewegung der Diese Atemerfahrung kann unabhängig von der ASTE gemacht
Bauchdecke?” werden.
112 7 Maßnahmen

Druck der Fingerkuppen

1 2

Druck von Daumen und Zeigefinger Druck von Ringfinger und kleinem Finger
Der deutliche, flächige, nicht zu starke Druck der Daumen- und Werden die Fingerkuppen der Ringfinger und der kleinen Finger
Zeigefingerkuppen beider Hände gegeneinander wird über gegeneinander gedrückt, nicht nur an den Spitzen, sondern an
mehrere Atemzüge gehalten. der ganzen palmaren Fläche der 3. Fingerglieder, kann eine deut-
„Wo vergrößert sich die Atembewegung?“ liche Atembewegung im Beckenraum erfahren werden.
Nach der Gesetzmäßigkeit des Erfahrbaren Atems verstärkt sich
die Atembewegung im oberen Brustkorbabschnitt.
Praxis

3 4

Druck der Mittelfingerkuppen Druck aller zehn Finger


Der flächige Druck der Mittelfingerkuppen fördert eine deutliche Drückt der Patient alle zehn Fingerkuppen gegeneinander, wird
Atembewegung im Bereich des unteren Thoraxrandes. Der Atem die Atembewegung in ihrer Gesamtheit größer. Dieser Druck
darf kommen und gehen und sollte nicht beeinflusst werden. Es sollte nicht länger als 7–10 Atemzüge gehalten werden.
ist günstig, forschend mit dem Druck der Fingerkuppen zu arbei-
ten und ihre Wirkung auf die Atembewegung zu vergleichen.
7.3 Ausgleichen des Atemrhythmus 113

Griffe zur Förderung des Ausatems

1 2

Fingerkuppendruck bei gefalteten Händen Handwurzelgriff


Der Patient faltet seine Hände und gibt mit jeder Fingerkuppe Eine andere Möglichkeit den Ausatem zu verstärken und zu ver-
einen leichten Druck auf den Handrücken. Der Druck wird über längern, bietet der Druck der Fingerkuppen auf die Handwurzel
mehrere Atemzüge gehalten. Er fördert den Ausatem. der gleichen Hand. Dieser Griff kann bei Obstruktion in Ruhe und
bei Belastung eingesetzt werden.

7
114 7 Maßnahmen

7.4 Behandlungsziel: Wiederbefund:


Kräftigung der Atemmuskulatur • Die geförderte Atembewegung wird beurteilt.
• Die Atemfrequenz wird ermittelt.
Im Befundbogen können folgende Symptome proto- • Die Muskelaktivität beim spontanen Husten wird
kolliert sein: beobachtet.
• Zu Punkt 2 Thoraxverhältnisse: Es sind eine oder • Der Einsatz der Atemhilfsmuskulatur wird be-
mehrere Atembewegungen eingeschränkt oder wertet.
fehlen. • Der Muskeltonus der Bauchdecke wird geprüft.
• Zu Punkt 3 Atemform in Ruhe: Die Atemfrequenz • Nach mehreren Behandlungseinheiten wird die
ist erhöht. Belastbarkeit geprüft.
• Zu Punkt 4 spontanes Husten: Die Muskelakti-
vität beim Husten ist zu schwach.
• Zu Punkt 5 Einsatz der Atemhilfsmuskulatur in Liste der Maßnahmen
Ruhe: Der Einsatz der Atemhilfsmuskulatur ist Kräftigung der Einatemmuskulatur:
zu erkennen. • Atmen in atemerschwerender ASTE
• Zu Punkt 7 Muskeltonus: Der Muskeltonus der • Atmen gegen manuellen Widerstand
Bauchdecke ist hypoton.
• Zu Punkt 8 Belastbarkeit: Die Belastbarkeit des Kräftigung der Ausatemmuskulatur:
Patienten ist eingeschränkt. • Kräftigung der Bauchmuskulatur

Hinweise zur Durchführung der Maßnahmen:


• Alle Übungen werden vom Therapeuten vorab
beschrieben oder vorgeführt.
• Der Patient wird bei der Ausführung genau be-
obachtet.
• Hat der Patient eine hohe Atemfrequenz oder er-
lebt er die Übung als subjektiv anstrengend, baut
der Therapeut Pausen ein.
• Der gewählte Widerstand muss so dosiert sein,
dass mehrere Wiederholungen möglich sind.
• Die Anzahl der Wiederholungen richtet sich nach
der Kraftausdauer des Patienten.
• Der Therapeut ermöglicht dem Patienten die Er-
Praxis

fahrung, dass ein Kraftzuwachs der Atemmusku-


latur die körperliche Belastbarkeit im Alltag er-
höht.

Beobachtungskriterien:
• Puls/Blutdruck/Atemfrequenz
• therapeutisch möglicher Widerstand
• Anzahl der Wiederholungen
• subjektiv erlebte Atemnot des Patienten
• subjektive Anstrengung des Patienten
7.4 Kräftigung der Atemmuskulatur 115

Kräftigung der Einatemmuskulatur


Atmen in atemerschwerender ASTE

1 2

Rückenlage Bauchlage
In flacher Rückenlage drücken die Bauchorgane aufgrund der In Bauchlage drücken die Bauchorgane aufgrund der Schwer-
Schwerkraft das Zwerchfell vermehrt in Ausatemstellung. Bei kraft das Zwerchfell vermehrt in Ausatemstellung. Zusätzlich
der Einatmung arbeitet das Zwerchfell gegen ihren Widerstand. können die Bauchorgane nicht nach ventral ausweichen. Des-
Patienten mit eingeschränktem Allgemeinzustand erleben diese halb leistet das Zwerchfell vermehrt Arbeit. Die Forderung ist
Ausgangsstellung als Forderung. größer als in der Rückenlage.

Atmen gegen manuellen Widerstand

1 2

ASTE Widerstand im Einatem Rückenlage Widerstand im Einatem Rückenlage


Der Patient liegt in Rückenlage mit aufgestellten Beinen. Die Der Therapeut begleitet die Ausatembewegung nach medial-
Arme sind in FLEX abgelegt. caudal. Er gibt das Kommando zum Einatmen. Dabei setzt er der
Der Griff des Therapeuten entspricht dem der manuellen Thorax- Einatembewegung der Rippen einen dosierten Widerstand ent-
kompression. gegen.
116 7 Maßnahmen

Atmen gegen manuellen Widerstand (Fortsetzung)

3 4

ASTE Widerstand im Einatem Seitlage Widerstand im Einatem Seitlage


Der Patient liegt mit leicht gebeugten Beinen in Seitlage, der Der Therapeut geht mit der Ausatmung medial-caudal und gibt
obere Arm ist in FLEX abgelegt. Der Griff des Therapeuten ent- das Kommando zum Einatmen. Dabei setzt er der Einatembewe-
spricht dem der manuellen Thoraxkompression. gung der Rippen einen dosierten Widerstand entgegen.
Praxis

5 6

Widerstand im Einatem Bauchlage Widerstand im Einatem Bauchlage


Der Patient liegt in Bauchlage, die Arme werden in U-Halte abge- Der Therapeut geht mit der Ausatmung und gibt das Komman-
legt. Die Hände des Therapeuten umfassen den Brustkorb dorso- do zum Einatmen. Dabei setzt er der Einatembewegung einen
lateral. dosierten Widerstand entgegen.
7.4 Kräftigung der Atemmuskulatur 117

Kräftigung der Ausatemmuskulatur


Kräftigung der Bauchmuskeln

1 2

Anspannen des Unterbauches Bauchmuskelaktivität im Sitz


Im Stand legt der Patient beide Hände auf den Unterbauch zwi- Der Patient sitzt aufrecht auf der Stuhlkante. Die Füße haben
schen Symphyse und Nabel. Durch die Anspannung des Unter- guten Bodenkontakt. Mit Unterbauchspannnung bewegt er den
bauches bewegt sich die Bauchdecke nach innen. Es kommt da- gesamten Rumpf in einer kleinen, schnellen Bewegung vor und
bei nicht zu einer Bewegung in der LWS. Diese Bauchmuskel- zurück.
spannung soll der Patient auch im Sitzen und im Liegen mehrere
Male ausführen.

3 4

Kräftigung der geraden Bauchmuskeln Taktiler Reiz am Oberbauch


Der Patient liegt in Rückenlage mit aufgestellten Beinen, die Der Patient nimmt die Spannung im unteren Bauch auf, hebt den
Arme liegen neben dem Körper. Er nimmt die Spannung im Kopf an und schaut zu den Knien.
Unterbauch auf, hebt den Kopf an und schaut zu den Knien. Das Zum Bewusstmachen der Oberbauchaktivität gibt der Therapeut
Anheben des Kopfes kann mit dem Ausatmen, das Ablegen mit einen taktilen Reiz ventral am unteren Thoraxrand.
dem Einatmen kombiniert werden.
118 7 Maßnahmen

Kräftigung der Bauchmuskeln (Fortsetzung)

5 6

Kräftigung der schrägen Bauchmuskeln Kräftigung der schrägen Bauchmuskeln


Der Patient liegt in Rückenlage mit aufgestellten Beinen, die Der Patient liegt in Rückenlage mit angestellten Beinen, die Hän-
Hände berühren die gleichseitige Schulter. Er nimmt die Unter- de berühren die gleichseitige Schulter. Er nimmt die Unterbauch-
bauchspannung auf und bewegt die Ellbogen abwechselnd in spannung auf. Ellbogen und das gegenüberliegende Knie be-
Richtung des jeweils gegenüberliegenden Knies. Er hebt den wegen sich beim Ausatmen aufeinander zu.
Oberkörper beim Ausatmen bis zum unteren Schulterblatt-
rand an.
Praxis
7.5 Unterstützung der bronchialen Reiningung 119

7.5 Behandlungsziel: Wiederbefund:


Unterstützung der bronchialen • Die geförderte Atembewegung wird beurteilt.
Reinigung • Die Atemnebengeräusche werden befundet.
• Das spontane Husten wird beobachtet.
Im Befundbogen können folgende Symptome proto- • Nach mehreren Behandlungseinheiten wird die
kolliert sein: Belastbarkeit geprüft.
• Zu Punkt 2 Thoraxverhältnisse: Es sind eine oder
mehrere Atembewegungen eingeschränkt oder
fehlen. Liste der Maßnahmen
• Zu Punkt 3 Atemform in Ruhe: Atemnebenge- Sekretlösung und Sekrettransport:
räusche sind hörbar. • tiefe Einatmung
• Zu Punkt 4 spontanes Husten: Der Husten führt • Einatem halten
nicht oder nicht angemessen zum produktiven • verlängerte Ausatmung
Abhusten. • Active cycle of breathing technique (ACBT)
Die Muskelaktivität beim Husten ist nicht ange- • Tönen von P, T, K oder M
messen. • Vibrationen/Klopfungen
• Zu Punkt 8 Belastbarkeit: Die Belastbarkeit ist • Selbstklopfungen
eventuell eingeschränkt. • Lagewechsel
• Lagerung oberer Brustkorbabschnitt
Hinweise zur Durchführung der Maßnahmen: • Lagerung mittlerer Brustkorbabschnitt
• Bei der Auswahl der Maßnahmen sollte die Akti- • Lagerung unterer Brustkorbabschnitt
vität, wenn möglich, beim Patienten liegen. • autogene Drainage
• Alle Übungen werden vorab vom Therapeuten
beschrieben und vorgeführt. Hustentechniken und Hustenhilfen:
• Die Übungen werden 3–6-mal wiederholt. Stellt • Huffing
sich kein produktiver Husten ein, kann die • Hustentechnik bei zu hohem intrathorakalem
Übungsserie nach einer Pause wiederholt wer- Druck
den. • Hustentechnik bei zu niedrigem intrathorakalem
• Die gesamte Behandlungszeit sollte eine Dauer Druck
von 60 min nicht überschreiten. • Hustenhilfe durch Kompression
• Der Therapeut bietet chronisch erkrankten Pa- • Atemhilfen gegen Reizhusten
tienten eine Übungsauswahl zum selbständigen
Üben an.
• Der Therapeut bittet um Rückmeldung über An-

7
strengung und Atemnot.
• Der Therapeut motiviert zum produktiven Hu-
sten.

Beobachtungskriterien:
• Atembewegung
• Atemnebengeräusch
• Husten
• subjektive Atemnot
• subjektive Anstrengung
120 7 Maßnahmen
Sekretlösung und Sekrettransport
Tiefe Einatmung Einatem halten

1 2 1 3

1 1

Vertieftes Einatmen Gehaltener Einatem


Der Patient atmet langsam und vertieft nach Möglichkeit Der Patient kann eine bessere Luftverteilung in verlegten Atem-
costo-abdominal ein (1). Die Ausatmung (2) kann durch die Nase wegen fördern, indem er am Ende der Einatmung (1) für 2–3 s
oder den Mund erfolgen. den Atem hält (2). Die Ausatmung (3) kann durch die Nase oder
den Mund erfolgen.

Verlängerte Ausatmung Active Cycle of Breathing Technique (ACBT)


Praxis

1 2

1 1

Verlängertes Ausatmen Active Cycle of Breathing Technique (ACBT)


Der Patient atmet langsam bis ins exspiratorische Reservevolu- Der Patient atmet langsam bis in das inspiratorische Reservevo-
men aus (1). Der folgende Einatem wird meist größer (2). Durch lumen ein. Das Ausatmen erfolgt aktiv (forcierte Exspiration) bis
eine Hand auf der Bauchdecke kann der Patient die leichte in das exspiratorische Reservevolumen.
Bauchmuskelspannung bei der Verlängerung der Ausatmung
spüren.
7.5 Unterstützung der bronchialen Reiningung 121

Tönen von P,T, K oder M

1 2

Thoraxerschütterung durch P,T, K Thoraxvibration durch M


Der Patient atmet auf die Explosivlaute P,T oder K mehrmals aus. Der Patient atmet auf den Summton M aus, ohne die Ausatmung
Er legt dabei eine Hand auf das Brustbein oder die unteren Rip- deutlich zu verlängern. Er legt eine Hand auf das Brustbein, den
pen um die entstehende Thoraxschwingung zu spüren. anderen Handrücken ungefähr auf die Höhe von BWK X–XII. So
kann er die dabei entstehenden Thoraxvibrationen spüren.

Vibrationen/Klopfungen

1 2

Hohlhandklopfungen dorsal Vibrationen lateral


Der Therapeut führt Hohlhandklopfungen auf den betroffenen Der Therapeut führt Vibrationen auf den betroffenen Lungen-
Lungenabschnitten aus. Die Maßnahme ist nur erfolgreich, wenn abschnitten aus. Die Maßnahme ist nur erfolgreich, wenn ein
ein Trachealrasseln hörbar wird und es zum produktiven Husten Trachealrasseln hörbar wird und es zum produktiven Husten
kommt. kommt.
122 7 Maßnahmen

Selbstklopfungen

1 2

Klopfungen mit den Fingerkuppen Hohlhandklopfungen


Der Patient kann sich selbst ventral und lateral mit den Finger- Der Patient kann sich ventral und lateral mit der hohlen Hand
kuppen abklopfen. abklopfen.
Praxis
7.5 Unterstützung der bronchialen Reiningung 123

Lagewechsel
Lagewechsel aus Rückenlage in Seitlage
Jede Umlagerung unterstützt die Sekretmobilisation und verän-
dert das Perfusions-Ventilationsverhältnis in der Lunge. Nach
dem Wechsel von der Rückenlage in die Seitlage findet in den
nun unten liegenden Lungenabschnitten eine gesteigerte Perfu-
sion und Ventilation statt. Da das Ventilationsgefälle kleiner ist
als das Perfusionsgefälle, bedeutet dies eine relative Mehrbelüf-
tung der oberen und relative Mehrdurchblutung der unteren
Lungenabschnitte.

3
124 7 Maßnahmen

Lagewechsel (Fortsetzung)
Lagewechsel aus Seitlage in Bauchlage
Eine Umlagerung in die Bauchlage sollte, wenn möglich, mit in
die Behandlung eingebaut werden.

2
Praxis

3
7.5 Unterstützung der bronchialen Reiningung 125

Lagerungen
Lagerung zum Sekrettransport, oberer Brustkorbabschnitt

1 2

Angelehnter Sitz Nach vorne geneigter Sitz


Der Patient sitzt für die Dauer von 15–20 min angelehnt. Sekret Der Patient sitzt für die Dauer von 15–20 min nach vorne ge-
wird aus dem vorderen Oberlappen drainiert. Meistens werden neigt, seine Arme sind abgelegt. Sekret wird aus dem hinteren
in einer Behandlungseinheit 2–3 Lagerungen durchgeführt und Oberlappen drainiert. Durch den Wechsel der Körperhaltung
mit anderen sekretlösenden Maßnahmen kombiniert. wird das Belüftungs- und Durchblutungsverhältnis günstig
beeinflusst.

Lagerung zum Sekrettransport, mittlerer Brustkorbabschnitt

1 2

Bauchlage Rückenlage
Der Patient liegt für die Dauer von 15–20 min auf dem Bauch. Der Patient liegt für die Dauer von 15–20 min auf dem Rücken.
Sekret wird aus dem hinteren Mittellappen drainiert. Ist ein Sekret wird aus dem vorderen Mittellappen drainiert. Ist ein
Trachealrasseln zu hören, setzt sich der Patient zum Abhusten Trachealrasseln zu hören, setzt sich der Patient zum Abhusten
auf. auf.
126 7 Maßnahmen

Lagerung zum Sekrettransport, unterer Brustkorbabschnitt

1 2

Kopftieflage auf dem Rücken Kopftieflage auf dem Bauch


Der Patient liegt für die Dauer von 15–20 min in Kopftieflage auf Der Patient liegt für die Dauer von 15–20 min in Kopftieflage auf
dem Rücken. Sekret wird aus dem vorderen Unterlappen drai- dem Bauch. Sekret wird aus dem hinteren Unterlappen drainiert.
niert. Diese Lage erfordert eine erhöhte Zwerchfellaktivität und Diese Lage erfordert eine erhöhte Zwerchfellaktivität und stellt
stellt eine erhöhte Belastung für das Herz-Kreislaufsystem dar. Ist eine erhöhte Belastung für das Herz-Kreislaufsystem dar. Ist ein
ein Trachealrasseln zu hören, setzt sich der Patient zum Abhusten Trachealrasseln zu hören, setzt sich der Patient zum Abhusten
auf. auf.
Praxis

3 4

Kopftieflage auf der linken Seite Oberkörpertieflage auf der rechten Seite
Der Patient liegt für die Dauer von 15–20 min in Kopftieflage auf Der Patient liegt für die Dauer von 15–20 min auf der rechten
der linken Seite. Sekret wird aus dem rechten seitlichen Unter- Seite. Das Becken ist so unterlagert, dass es zu einem Gefälle im
lappen drainiert. Diese Lage erfordert eine erhöhte Zwerchfell- Oberkörper kommt. Sekret wird aus dem linken seitlichen Unter-
aktivität und stellt eine erhöhte Belastung für das Herz-Kreislauf- lappen drainiert.
system dar. Ist ein Trachealrasseln zu hören, setzt sich der Patient
zum Abhusten auf.
7.5 Unterstützung der bronchialen Reiningung 127

Autogene Drainage (AD)

1 2

ASTE autogene Drainage Einatmungphase autogene Drainage


Die autogene Drainage ist eine Selbsthilfetechnik zur Sekretent- Am Ende der Einatmung (1) hält der Patient den Atem 2–3 s an (2).
fernung aus den Atemwegen. Der Patient sitzt entspannt. Die Die Größe der Atemzüge richtet sich nach der Lokalisation und
Einatmung erfolgt langsam und tief durch die Nase. Um eine der Menge des Sekrets.
ausgeglichene Atembewegung zu fördern, werden die Hände als
Wahrnehmungshilfe auf das Brustbein und auf die Bauchdecke
gelegt.

2
1

3 4

Dosierter Einsatz der Bauchmuskulatur Ausatmungphase autogene Drainage


Die Ausatmung ist in der ersten Phase passiv, in der zweiten Pha- Die autogene Drainage kann beim Ausatmen (3) mit der dosier-
se aktiv, d. h. unterstützt durch dosierten Einsatz der Atemhilfs- ten Lippenbremse kombiniert werden. Der Patient führt die AD
muskulatur. Die Ausatmung in das exspiratorische Reservevolu- so lange durch, bis der Schleim in die Luftröhre drainiert ist.
men bleibt langsam. Dann ist das eigentliche Abhusten mit geringem Kraftaufwand
Bei viel Sekret ist die Ausatmung kurz, bei wenig Sekret länger. möglich.
128 7 Maßnahmen
Hustentechniken und Hustenhilfen
Huffing

1 3

1 2

Haltung beim Huffing Huffing


Nach einer langsamen Einatmung (1) hält der Patient kurz den Die schnelle Ausatmungsströmung (3) transportiert das Sekret in
Atem an (2). Die Ausatmung erfolgt über ein schnelles Aushau- den großen Atemwegen rachenwärts. Der dabei aufgebaute
chen der Luft (Huffing) ohne Glottisschluss. Eine auf dem Bauch Druck ist geringer als beim Husten. Nach zwei oder drei Huffs fol-
liegende Hand kann die sofortige Muskelaktivität spüren. gen ruhige, tiefe Atemzüge.

Hustentechnik bei zu hohem intrathorakalem Druck


Praxis

1 2

Lippenbremse vor dem Husten Husten gegen vorgehaltene Hand


Baut der Patient beim Husten einen zu hohen Druck auf, wird er Das Sekret wird mit zwei bis drei kurzen Hustenstößen herausbe-
aufgefordert, nur mäßig tief einzuatmen und etwas Luft über die fördert. Hält der Patient eine Hand vor den Mund, kann er die In-
dosierte Lippenbremse auszuatmen. tensität des Hustens kontrollieren.
7.5 Unterstützung der bronchialen Reiningung 129

Hustentechnik bei zu niedrigem intrathorakalem Druck

1 2

Vor dem Husten Kompression beim Husten


Ist der Patient zu schwach, das schon hörbare Sekret abzuhusten, Nach dieser Einatemphase gibt der Therapeut das Kommando
wartet der Therapeut nicht auf einen spontanen Husten, sondern zum Husten und verstärkt den Hustenstoß durch eine manuelle
gibt Anweisung zum Hustenvorgang. Der Therapeut fordert den Thoraxkompression.
Patienten auf, tief einzuatmen und danach den Atem kurz anzu-
halten.

Hustenhilfe durch Kompression

1 2

Manuelle Thoraxkompression Thoraxkompression mit Tuch


Der Patient sitzt oder liegt mit erhöhtem Kopfteil. Beobachtet Der Patient legt im Sitz selbst ein Tuch um den unteren Thorax-
der Therapeut, dass die Muskelkraft beim Husten zu gering ist, rand und greift es an den Enden über Kreuz. Im Hustenrhythmus
unterstützt er den folgenden spontanen Hustenstoß mit einer zieht er an beiden Tuchenden und komprimiert so den Thorax.
Thoraxkompression.
130 7 Maßnahmen

Hustenhilfe durch Kompression (Fortsetzung)

3 4

Fixation beim Husten am Unterbauch Fixation am Brustbein


Patienten nach einer Operation oder Verletzung am Rumpf erle- Die Fixation der Wunde ist unabhängig von der Ausgangsstel-
ben das Abhusten häufig als schmerzhaft. Das Fixieren der Wun- lung, in der sich der Patient befindet.
de mit den Händen oder einem Tuch dämpft die Erschütterun-
gen des Hustenvorgangs an der empfindlichen Stelle.

Atemhilfen gegen Reizhusten

2 4 5
3
1
6
Praxis

1 2

Atemfolge bei Reizhusten Atemfolge unterbrochen durch Husten


Um unproduktiven Reizhusten zu vermeiden, atmet der Patient Ist der Hustenreiz zu stark, versucht der Patient, leicht gegen ge-
vermehrt ein (1) und hält den Atem kurz an (2). Atmet er weiter, schlossene Lippen anzuhusten (7). Er setzt sobald als möglich die
sind die folgenden Atemzüge kleiner (3) und schneller (4, 5), sie Atemtechnik wieder ein und kann zusätzlich bei der Ausatmung
können in das inspiratorischen Reservevolumen verschoben die dosierte Lippenbremse einsetzen. Üben verbessert die
sein. Nach Abklingen des Hustenreizes atmet der Patient wieder Sicherheit in der Anwendung.
vollständig aus (6).
7.5 Unterstützung der bronchialen Reiningung 131

Atemhilfen gegen Reizhusten (Fortsetzung)

3 4

Atem anhalten Rückenstreichen bei Reizhusten


Eine leicht umsetzbare Atemtechnik zur Vermeidung von Reiz- Um von dem Hustenreiz abzulenken und das Entspannen zu er-
husten ist das kurzzeitige Anhalten des Atems. möglichen, wird dem Patienten über den Rücken gestrichen.
Diese Maßnahme ist besonders für Kinder geeignet.

5 6

Kutschersitz und Atembewegung bei Reizhusten Trinken gegen Reizhusten


Um von dem Hustenreiz abzulenken und das Entspannen zu er- Schlucken von Speichel oder das Trinken eines warmen oder
möglichen, nimmt der Patient eine atemerleichternde Ausgangs- zimmertemperierten Getränkes kann den Reiz zum unprodukti-
stellung ein. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf die costo-abdomi- ven Husten unterbrechen.
nale Atembewegung.
132 7 Maßnahmen

7.6 Behandlungsziel: Beobachtungskriterien:


Weithalten der Atemwege • Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
• Atemfrequenz
Im Befundbogen könne folgende Symptome proto- • Atembewegung
kolliert sein: • Atemnebengeräusch
• Zu Punkt 2 Thoraxverhältnisse: Es sind eine oder • Husten
mehrere Atembewegungen eingeschränkt oder • subjektive Atemnot
fehlen. Eine oder mehrere Atembewegungen • subjektive Anstrengung
überwiegen im Übermaß.
• Zu Punkt 3 Atemform in Ruhe: Es ist ein raues Wiederbefund:
oder ein giemendes Atemnebengeräusch zu hö- • Die Atemnebengeräusche werden beurteilt.
ren. • Der Einsatz der Atemhilfsmuskulatur wird
• Zu Punkt 4 spontanes Husten: Ein unproduktiver bewertet.
Husten verstärkt die Obstruktion. Häufiges • Die Atemfrequenz wird ermittelt.
Räuspern tritt auf. Die Muskelaktivität beim Hu-
sten ist zu stark.
• Zu Punkt 5 Einsatz der Atemhilfsmuskeln in Liste der Maßnahmen
Ruhe: Es ist ein mäßiger oder starker Einsatz der Weithalten der Atemwege durch Körperstellungen:
Atemhilfsmuskulatur zu sehen. • atemerleichternde Körperstellungen
• Zu Punkt 7 Muskeltonus: Im Befund genannte
Muskeln oder Muskelgruppen sind hyperton Weithalten der Atemwege durch Atemtechniken:
oder schmerzhaft hyperton. • gähnendes Einatmen
• Zu Punkt 8 Belastbarkeit: Unter Belastung erlebt • dosierte Lippenbremse
der Patient Atemnot und/oder Anstrengung. Die
Atemfrequenz steigt unter Belastung stark an.

Hinweise zur Durchführung der Maßnahmen:


• Alle Übungen werden vom Therapeuten be-
schrieben oder vorgeführt.
• Der Patient wird bei der Ausführung genau be-
obachtet.
• Die Übungen werden in der Atemfrequenz des
Patienten angeleitet; das Senken der Atemfre-
Praxis

quenz ist ein gewünschtes Ziel,soll aber nicht for-


ciert werden.
• Die angebotenen Maßnahmen müssen zu einer
subjektiven Erleichterung führen.
• Der Therapeut übt mit chronisch kranken Pa-
tienten die Maßnahmen, bis sie therapeuten-
unabhängig durchgeführt werden können.
7.6 Weithalten der Atemwege 133

Weithalten der Atemwege durch Körperstellungen


Atemerleichternde Körperstellungen

1 2

Seitlage mit erhöhtem Oberkörper Hocksitz, Kopf auf Knie


Bei vermehrtem Einsatz der Atemhilfsmuskulatur und erhöhter Der Patient sollte mehrere atemerleichternde Körperstellungen
Atemfrequenz, ausgelöst durch körperliche Anstrengung oder ausprobieren und kennen.
Obstruktion, kann der Patient atemerleichternde Körperstellun-
gen einnehmen.

3 4

Sitz, Arme hinten aufgestützt Knie-Ellbogenstütz


Der Patient wählt sich eine Ausgangsstellung aus, die er als er- In allen atemerleichternden Körperstellungen kann das Richten
leichternd erlebt. der Aufmerksamkeit auf die Atembewegung eine zusätzliche Er-
leichterung verschaffen.
134 7 Maßnahmen

Atemerleichternde Körperstellungen (Fortsetzung)

4a 4b

Knie-Ellbogenstütz Knie-Ellbogenstütz
Ist das Sprunggelenk in seiner Beweglichkeit eingeschränkt, er- Sind die Knie- und/oder Hüftgelenke in ihrer Beweglichkeit ein-
möglicht eine Lagerungsrolle unter dem Sprunggelenk den geschränkt, ermöglicht ein zusätzliches Kissen zwischen Ober-
Knie-Ellbogenstütz. und Unterschenkel den Knie-Ellbogenstütz.
Praxis

5 6

Sitz, seitlich an der Bank Reitsitz


Die atemerleichternden Körperstellungen können mit dem gäh- Der Patient verweilt so lange in einer dieser Haltungen, bis er
nenden Einatmen und der dosierten Lippenbremse kombiniert sich vollständig erholt hat und/oder die Obstruktion nachlässt.
werden.
7.6 Weithalten der Atemwege 135

Atemerleichternde Körperstellungen (Fortsetzung)

7 8

Sitz, Schultergürtel vorne abgelegt Stand, Arme aufgestützt


Der Abstand der Sitzfläche zur Auflagefläche sollte ausreichend Zum persönlichen Repertoire des Patienten sollte auch eine
sein, um eine Kyphosierung in der BWS nicht zu verstärken. atemerleichternde Körperstellung im Stehen gehören.

9 10

Arme über dem Kopf angelehnt Torwarthaltung


Für die Körperstellung „Arme über dem Kopf angelehnt“ braucht Die Torwarthaltung nehmen Kinder gerne ein.
der Patient eine gute Beweglichkeit in den Schultern. Diese Hal-
tung unterstützt die Aufrichtung in der BWS.
136 7 Maßnahmen
Weithalten der Atemwege durch Atemtechniken
Gähnendes Einatmen

1 2

Vorbereitung zum gähnenden Einatmen Gähnendes Einatmen mit Handkontakt


Um das gähnende Einatmen zu erlernen, sitzt der Patient be- Mit der Empfindung eines weiten Rachenraumes lässt der Pa-
quem. Eine Hand liegt auf der Bauchdecke, die Fingerrücken der tient die Einatmung zu. Er spürt dabei die Bewegung des Mund-
anderen Hand berühren die weiche Stelle unter dem Kinn. Die grundes auf die Fingerrücken und die Atembewegung unter sei-
Zunge legt sich in den Mundgrund, dadurch verstärkt sich der ner Hand auf der Bauchdecke.
Druck auf die Fingerrücken leicht.
Praxis

3 4

Gähnendes Einatmen ohne Handkontakt Gähnendes Einatmen in der Fortbewegung


Der Ausatmung erfolgt durch die Nase oder mit der dosierten Das gähnende Einatmen kann in Ruhe und unter Belastung
Lippenbremse. Die positive Wirkung des gähnenden Einatmens angewandt werden.
kann auch ohne Handkontakt am verminderten Einsatz der
Atemhilfsmuskulatur und an der verstärkten Atembewegung in
den costo-abdominalen Bereichen erkannt werden.
7.6 Weithalten der Atemwege 137

Dosierte Lippenbremse

1 2

Dosierte Lippenbremse im Sitz an der Bank Mundstellung der dosierten Lippenbremse


Der Patient nimmt eine atemerleichternde Ausgangsstellung Der Patient dosiert den Lippenwiderstand so, dass die Luft durch
zum Erlernen der dosierten Lippenbremse ein. Er legt eine Hand die aufeinander gelegten Lippen ausströmt. Empfindet er die
auf die Bauchdecke, um die Atemfrequenz und die Aktivität der Atemtechnik als anstrengend, ist meist eine zu langsame Atem-
Bauchmuskulatur zu spüren. Der Patient atmet gegen locker auf- frequenz die Ursache. Die Bauchmuskelaktivität sollte sich etwas
einanderliegende Lippen aus. verringern, auf keinen Fall verstärken.

3 4

Dosierte Lippenbremse und gähnendes Einatmen im Gehen Atemtechniken beim Treppensteigen


Die dosierte Lippenbremse wird in entspannter Situation erlernt Unter der Anstrengung des Treppensteigens wird das gähnende
und muss geübt werden, damit sie bei Obstruktion unter Bela- Einatmen und die dosierte Lippenbremse kombiniert.
stung oder in Ruhe angewandt werden kann. Das gähnende Ein- Beide Atemtechniken werden nach der Belastung bis zum Errei-
atmen und die dosierte Lippenbremse sollten kombiniert wer- chen des Erholungszustandes weitergeführt.
den.
138 7 Maßnahmen

Dosierte Lippenbremse (Fortsetzung)

1 4 6 3

3
2

1 2

Atmung bei Obstruktion Atmung mit dosierter Lippenbremse


Der sehr starke Einsatz der Atemhilfsmuskulatur während der Die Lippenbremse (5) verlangsamt den Luftstrom beim Ausat-
Ausatmung (1) führt zu einem hohen intrathorakalen Druck (2). men. Der intrabronchiale Druck ist erhöht (6) und hält die Bron-
Dieser Druck fördert die Kollapsneigung der Bronchien (3). chien weit (3). Der Obstuktion wird entgegengewirkt.
Eine Obstruktion entsteht, die Atemluft kann nur schwer Mehr Luft wird ausgeatmet.
entweichen(4).
Praxis
7.7 Verbesserung der Belastbarkeit 139

7.7 Behandlungsziel: Liste der Maßnahmen


Verbesserung der Belastbarkeit Verbesserung der Belastbarkeit durch Ökonomisie-
rung von Bewegungen:
Im Befundbogen können folgende Symptome proto- • Verbindung von Bewegung und Atmung in
kolliert sein: FLEX/EXT im Liegen
• Zu Punkt 1 Activity of daily life (ADL): Es sind • Verbindung von Bewegung und Atmung in LAT
eine Aufgabe oder mehrere Aufgaben nur einge- FLEX im Liegen
schränkt möglich. • Verbindung von Bewegung und Atmung in ROT
Die Durchführung des Timed-up-and-go-Tests im Liegen
benötigt viel Zeit. • Aufstehen vom Stuhl mit der Ausatmung
• Zu Punkt 3 Atemform in Ruhe: Die Atemfrequenz • Anheben eines Gewichts mit der Ausatmung
in Ruhe ist erhöht. • Treppe steigen mit der Ausatmung
• Zu Punkt 8 Belastbarkeit: Die Belastbarkeit ist
eingeschränkt. Verbesserung der Belastbarkeit durch Steigern der
Ausdauer:
Hinweise zur Durchführung der Maßnahmen: • 15-s-15-s-Gehen (nach Lars Wiraeus)
• Alle Übungen werden vom Therapeuten vorab • 30-s-15-s-Gehen
beschrieben oder vorgeführt. • 3-min-1-min-Gehen
• Der Therapeut macht, wenn möglich, die Übun- • Gehen mit „Sinn-vollen“ Pausen (nach Lars
gen mit. Wiraeus)
• Der Patient wird bei der Ausführung genau be- • 6-min-Gehen
obachtet. • Schneckenlaufen (nach Lars Wiraeus)
• Hat der Patient eine hohe Atemfrequenz oder er-
lebt er die Übungen als subjektiv sehr anstren-
gend, baut der Therapeut Pausen ein oder ver-
mindert die Belastung.
• Durch Hinweise auch auf kleine Fortschritte,
kann der Therapeut die Motivation des Patienten
fördern.
• Der Therapeut ermöglicht dem Patienten die Er-
fahrung, dass ein Zuwachs an Belastbarkeit die
Lebensqualität im Alltag erhöht.

Beobachtungskriterien:

7
• Atemfrequenz
• Puls
• Blutdruck
• subjektive Anstrengung
• subjektive Atemnot

Wiederbefund:
• Nach mehreren Behandlungseinheiten werden
der Timed-up-and-go-Test und die Belastbarkeit
geprüft.
140 7 Maßnahmen
Verbesserung der Belastbarkeit durch Ökonomisierung von Bewegungen
Verbindung von Bewegung und Atmung in FLEX/EXT im Liegen

1 2

Beckenbewegung beim Einatmen Beckenstellung nach dem Ausatmen


Der Patient liegt mit aufgestellten Beinen in Rückenlage. Kreuz- Beim Ausatmen bewegt sich das Becken in die Ausgangsstellung
bein und Lendenwirbelbereich bewegen sich in Richtung Unter- zurück.
lage.Während dieser Bewegung lässt der Patient die Einatmung
zu.
Praxis

3 4

Beckenbewegung beim Einatmen Beckenstellung nach dem Ausatmen


Mit dem nächsten Einatmen löst sich das Becken mit der LWS Beim Ausatmen bewegt sich das Becken in die Ausgangsstellung
von der Unterlage, das Gewicht ist zum Steißbein hin verlagert. zurück.
7.7 Verbesserung der Belastbarkeit 141

Verbindung von Bewegung und Atmung in FLEX/EXT im Liegen (Fortsetzung)

5 6

Becken-/Armbewegung beim Einatmen Bewegung beim Ausatmen


Der Patient liegt mit aufgestellten Beinen in Rückenlage. Kreuz- Beim Ausatmen bewegen sich die Arme und das Becken in die
bein und Lendenwirbelbereich bewegen sich in Richtung Unter- Ausgangsstellung zurück.
lage. Gleichzeitig flektiert der Patient beide Arme und lässt bei
dieser Bewegung die Einatmung zu.

7
142 7 Maßnahmen

Verbindung von Bewegung und Atmung in LAT FLEX im Liegen

1 2

Armbewegung beim Einatmen Armstellung nach dem Ausatmen


Der Patient liegt mit leicht angewinkelten Beinen und flektier- Beim Ausatmen wird der Arm in die Ausgangsstellung zurückge-
tem oberen Arm in der Seitlage. Er schiebt den Arm nach cranial führt.
und lässt die Bewegung auf die Wirbelsäule im Sinne einer LAT
FLEX zu. Bei dieser Bewegung atmet er ein.
Praxis

3 4

Beinbewegung beim Einatmen Beinstellung nach dem Ausatmen


Der Patient liegt in der Seitlage, das untere Bein ist leicht ange- Mit der Ausatmung wird das Bein in die Ausgangsstellung
winkelt, das obere gestreckt. Er schiebt das Bein nach caudal und zurückgeführt.
lässt die Bewegungsübertragung auf die Wirbelsäule im Sinne
einer LAT FLEX zu. Bei dieser Bewegung atmet er ein.
7.7 Verbesserung der Belastbarkeit 143

Verbindung von Bewegung und Atmung in LAT FLEX im Liegen (Fortsetzung)

5 6

Arm-/Beinbewegung beim Einatmen Arm-/Beinstellung nach dem Ausatmen


Der Patient liegt in der Seitlage, das untere Bein ist leicht ange- Mit der Ausatmung werden das Bein und der Arm in die Aus-
winkelt, das obere gestreckt. Der obere Arm ist flektiert. Beim gangsstellung zurückgeführt.
Einatmen schiebt er gleichzeitig den oberen Arm nach cranial
und das obere Bein nach caudal. Er lässt die Bewegungsüber-
tragung auf die Wirbelsäule im Sinne einer LAT FLEX zu.

7
144 7 Maßnahmen

Verbindung von Bewegung und Atmung in ROT im Liegen

1 2

Beinbewegung beim Einatmen Beinstellung nach dem Ausatmen


Der Patient liegt mit angewinkelten Beinen in Rückenlage. Mit der Ausatmung werden die Beine in die Ausgangsstellung
Er lässt beide Beine zu einer Seite sinken. Bei dieser Bewegung zurückgeführt.
atmet er ein.
Praxis

3 4

Schultergürtel beim Einatmen Arm-/Schultergürtelstellung nach dem Ausatmen


Der Patient liegt mit leicht angewinkelten Beinen in der Seitlage. Mit der Ausatmung werden Arm und Schultergürtel in die Aus-
Er legt die Hand des oben liegenden Armes auf die gleichseitige gangsstellung zurückgeführt.
Schulter und bewegt den Ellbogen nach hinten.Wenn das Bewe-
gungsausmaß der Schulter ausgeschöpft ist, dreht der Oberkör-
per auf. Bei dieser Bewegung atmet der Patient ein.
7.7 Verbesserung der Belastbarkeit 145

Aufstehen vom Stuhl mit der Ausatmung

1 2

Einatmen vor dem Aufstehen Aufstehen mit der Ausatmung


Der Patient sitzt, die Füße stehen in Schrittstellung. Er neigt das Mit der Kraft der Ausatmung kommt er in den Stand. Der Ausa-
Becken nach hinten und atmet ein. tem wird durch den Schwung der Arme unterstützt.Vor einem
Aufstehen kann die Beckenbewegung in Verbindung mit der
Atmung 2-mal „vorgeübt“ werden.

Anheben eines Gewichts mit der Ausatmung

1 2

Einatmen vor dem Anheben Anheben mit der Ausatmung


Der Patient steht in leichter Schrittstellung vor dem anzuheben- Mit der Kraft der Ausatmung kommt er in den Stand. Das Ge-
den Gewicht. Er geht in die Knie, fasst das Gewicht und atmet wicht hält er dabei nahe am Körper. Um die Ausatmung in der
ein. Übungsphase bewusst zu machen, atmet der Patient auf einen
Laut, ein stimmloses HU, aus.
146 7 Maßnahmen

Treppe steigen mit der Ausatmung

1 2

Einatmen vor dem Treppensteigen Treppensteigen mit der Ausatmung


Patienten mit stark eingeschränkter Belastbarkeit oder bela- Mit der Kraft des Ausatems steigt der Patient eine Stufe. Er wartet
stungsabhängiger Obstruktion können wie folgt an das Treppen- eine neue Einatmung ab, bevor er die nächste Stufe geht. Ist die-
steigen herangeführt werden: ser Bewegungsablauf erlernt, kann er mit der Ausatmung mehre-
Der Patient steht vor der Treppe, ein Fuß ist auf der untersten re Stufen bewältigen.
Stufe aufgesetzt. Er atmet ein.

Verbesserung der Belastbarkeit durch


Steigern der Ausdauer MEMO

Arten der Ausdauer Kurzzeitausdauer 45 s bis 2 min


Bei der lokalen Muskelausdauer arbeiten weniger als Mittelzeitausdauer 2 bis 8 min
1/7–1/6 der Skelettmuskelmasse. Bei der allgemeinen Langzeitausdauer über 8 min
Ausdauer sind es mehr als 1/7–1/6 der Skelettmuskel-
masse.
Beim Ausdauertraining wird unterschieden, ob Methoden im Ausdauertraining
Praxis

die Arbeitsweise der Muskulatur statisch oder dyna- Ausdauertraining kann in einer intermittierenden
misch ausgeführt wird und ob die Energie anaerob oder kontinuierlichen Ausdauerbelastung durchge-
(ohne Sauerstoff) oder aerob (mit Sauerstoff) gewon- führt werden.
nen wird. Die Dauermethode ist eine kontinuierliche Bela-
Die Kurzzeitausdauer hat eine Belastungsphase stung ohne Pause. Die gleich bleibende Geschwindig-
von 45 s bis 2 min. Die Energiebereitstellung ist dabei keit bedeutet eine gleich bleibende Belastung aller Or-
vorwiegend anaerob. Die Mittelzeitausdauer hat eine gane. Die Energiebereitstellung ist vorwiegend aerob.
Belastungsphase von 2 bis 8 min. Die Energiebereit- Im Laufe der Zeit findet eine körperliche Anpassung
stellung wird dabei zunehmend aerob. Die Langzeit- statt und der Reizumfang kann zunehmen.
ausdauer hat eine Belastungsphase von über 8 min. Die Wechselmethode ist eine kontinuierliche Be-
Die Energiebereitstellung ist ausschließlich aerob. lastung, bei der es zu einer geplanten Änderung der
Geschwindigkeit kommt. Bei geringer Belastbarkeit
wechselt man z. B. vom langsamen Gehen ins zügige
Gehen und wieder zurück ins langsame Gehen.
7.7 Verbesserung der Belastbarkeit 147

Die Intervallmethode ist eine intermittierende Bela- Außer dem Alter wird bei folgender Formel zusätzlich
stung mit lohnender Pause. Die lohnende Pause ist so die Ruhefrequenz des Patienten berücksichtigt:
kurz,dass keine vollständige Erholung eintreten kann. (220-Lebensalter-Ruhefrequenz) x 2/3 + Ruhe-
Der neue Trainingsreiz beginnt vorher. frequenz = max. Herzfrequenz
Bei der Durchführung des Ausdauertrainings sol- Ist die Pulsfrequenz bei einem Patienten medika-
len Beobachtungskriterien helfen,die tatsächliche Be- mentös verändert, sind die anderen Beobachtungs-
lastbarkeit des Patienten einzuschätzen. kriterien maßgebend:
Die subjektive Anstrengungsskala (0–10) und die
Beobachtungskriterien: subjektive Atemnotskala (0–10), Änderung der Atem-
• Puls form unter Einbeziehung von Atembewegung,Einsatz
• Blutdruck der Atemhilfsmuskeln,Gesichtsausdruck,Gesichtsfar-
• Atemfrequenz be, Schwitzen oder eventuell auftretendem Schwindel.
• subjektive Anstrengung
• subjektive Atemnot Gestaltung der Pausen
• Atemform Nicht nur die Belastungsphasen sind für den Erfolg
• Gesichtsausdruck entscheidend,sondern auch die vom Therapeuten an-
• Gesichtsfarbe gebotenen Pausen. Sie sollten so gestaltet sein, dass
• Schwitzen wirklich eine Erholung im gewünschten Umfang er-
• Schwindel reicht werden kann. Die schwierigste Pause ist das
„Nichts-Tun“. Nur sehr geübte Patienten bleiben mit
Pulsfrequenz, Atemfrequenz und Blutdruck werden ihrer inneren Haltung bei der Erholung.Ab einer Pau-
in Ruhe gemessen. Diese Messungen werden während sendauer von 60 s warten die meisten Patienten auf
und/oder nach der Belastung wiederholt und aus- den Beginn der nächsten Belastung, manche schon
gewertet. bei kürzeren Pausen.Deshalb ist die Pausengestaltung
Mit einer einfachen Formel kann die Trainings- ein wichtiger Bestandteil der Belastungsdosierung. In
pulsfrequenz berechnet werden: untenstehender Tabelle werden einige Anregungen
180-Lebensalter = max. Herzfrequenz aufgeführt.

Pausenmöglichkeiten
Liegen Sitz Stehen/Gehen
Auflagefläche wahrnehmen
Puls/Blutdruck messen Puls/Blutdruck messen Puls/Blutdruck messen

7
Atemfrequenz zählen Atemfrequenz zählen Atemfrequenz zählen
Einschätzen von Anstrengung Einschätzen von Anstrengung Einschätzen von Anstrengung
Einschätzen von Atemnot Einschätzen von Atemnot Einschätzen von Atemnot
Den Atem wahrnehmen Den Atem wahrnehmen Den Atem wahrnehmen
Atemübungen Atemübungen Atemübungen
Beschreiben lassen, woran Bewegung Beschreiben lassen, woran Bewegung Beschreiben lassen, woran Bewegung
spürbar bleibt spürbar bleibt spürbar bleibt
Kutschersitz
Lockern und Schütteln Lockern und Schütteln
Gewichtsverlagerung Gewichtsverlagerung
Dehnen Dehnen
Koordination reduzieren Koordination reduzieren
Tempo reduzieren Tempo reduzieren
Zurück in niedrigere ASTE Zurück in niedrigere ASTE
148 7 Maßnahmen

15-s-15-s-Gehen (nach Lars Wiraeus) 30-s-15-s-Gehen

Anstrengungsempfinden: Anstrengungsempfinden:
starke Anstrengung starke Anstrengung
Anstrengung Anstrengung
10 geringe Anstrengung 10 geringe Anstrengung
9 keine Anstrengung 9 keine Anstrengung
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
0 0 15 30 45 60 75 Zeit (s) 0 0 15 30 45 60 75 90 Zeit (s)

1 2

15-s-15-s-Gehen 30-s-15-s-Gehen
Patienten mit stark eingeschränkter Belastbarkeit oder bela- Als Steigerung geht der Patient 30 s und pausiert 15 s im Wech-
stungsabhängiger Obstruktion können wie folgt an das Ausdau- sel über einen Zeitraum von 3 min. Er wählt ein angemessenes
ertraining herangeführt werden: Tempo, mit dem er ausdauernd gehen kann. Bei Obstruktion
Der Patient geht 15 s und pausiert 15 s im Wechsel über einen wird die Belastung mit der dosierten Lippenbremse verbunden.
Zeitraum von 3 min. Der Patient soll dabei ein Gangtempo wäh- Nach einer vollständigen Pause kann dieses Intervall wiederholt
len, bei dem er eine Anstrengung von 4–6 der Skala empfindet. werden.

3-min-1-min-Gehen

Anstrengungsempfinden:

starke Anstrengung
Anstrengung
10 geringe Anstrengung
9 keine Anstrengung
8
Praxis

7
6
5
4
3
2
1
0 0 3 4 7 Zeit (min)

3-min-1-min-Gehen
Eine Steigerung ist das Gehen über einen Zeitraum von
3 min. Nach einer Pause von 1 min wiederholt sich das Belas-
tungsintervall.
7.7 Verbesserung der Belastbarkeit 149

Gehen mit „Sinn-vollen“ Pausen nach Lars Wiraeus

1 2

Pause: den Atem wahrnehmen Pause: dem Herzen zuhören


Der Patient geht 1 min. Die Pausendauer beträgt 30 s. In dieser Der Patient geht 1 min. Die Pausendauer beträgt 30 s. In dieser
Zeit nimmt er seinen Atem im Stehen wahr. Zeit „hört er seinem Herzen zu“.

3 4

Pause: die Belastung spüren Pause: den Puls messen


Der Patient geht 1 min. Die Pausendauer beträgt 30 s. In dieser Der Patient geht 1 min. Die Pausendauer beträgt 30 s. In dieser
Zeit nimmt der Patient wahr, wo er die Belastung spürt. Zeit misst er seinen Puls.
150 7 Maßnahmen

Gehen mit „Sinn-vollen“ Pausen nach Lars Wiraeus (Fortsetzung)

1 2

Pause: Hören Pause: bewusst Sehen


Der Patient geht 1 min. Die Pausendauer beträgt 30 s. In dieser Der Patient geht 1 min. Die Pausendauer beträgt 30 s. In dieser
Zeit richtet der Patient seine Aufmerksamkeit auf das Hören. Zeit schließt der Patient kurz die Augen und öffnet sie wieder,
um seine Umgebung bewusst anzusehen.
Praxis
7.7 Verbesserung der Belastbarkeit 151

6-min-Gehen

Anstrengungsempfinden:

starke Anstrengung
Anstrengung
10 geringe Anstrengung
9 keine Anstrengung
8
7
6
5
4
3
2
1
0 0 6 Zeit (min)

6-min-Gehen
Während des Belastungsintervalles von 6 min kann der Patient
das Gangtempo variieren. Das subjektive Belastungsempfinden
sollte im Bereich „anstrengend“ bleiben.

Schneckenlaufen (nach Lars Wiraeus)

1 2

Schneckenlaufen Schneckenlaufen
Um zusätzlich zur Ausdauer die Kraftausdauer und Koordination Reizdauer und Reizumfang richten sich nach dem Trainingszu-
zu trainieren, geht der Patient sehr langsam. Bei der Anleitung stand des Patienten. Durch das langsame Gehen verringert sich
hilft das Bild der Zeitlupe oder der Schnecke. meist die Schrittgröße.
152 7 Maßnahmen

7.8 Behandlungsziel: Verbesserung Liste der Maßnahmen


der Entspannungsfähigkeit • schnelle Lagerung (nach Schaarschuch/Haase)
• Schüttelungen
Im Befundbogen können folgende Symptome proto- • Erspüren der Auflagefläche
kolliert sein: • dem Atemstrom folgen
• Zu Punkt 2 Thoraxverhältnisse: Es sind eine oder • Wahrnehmen der Atembewegung
mehrere Atembewegungen eingeschränkt oder
fehlen. Eine oder mehrere Atembewegungen
überwiegen im Übermaß.
• Zu Punkt 3 Atemform in Ruhe: Die Atemfrequenz
ist erhöht. Der Atemrhythmus ist auffällig verän-
dert.
• Zu Punkt 5 Einsatz der Atemhilfsmuskeln in
Ruhe: Es ist ein mäßiger oder starker Einsatz der
Atemhilfsmuskulatur in Ruhe zu sehen.
• Zu Punkt 7 Muskeltonus: Der Muskeltonus ist er-
höht.

Hinweise zur Durchführung der Maßnahmen:


• Der Therapeut achtet auf entspannungsfördern-
de Rahmenbedingungen. Dazu gehören beque-
me Kleidung des Patienten, ein warmer und
ruhiger Raum sowie ausreichend Zeit.
• Die Wortwahl des Therapeuten ist klar, seine
Stimmlage ist ruhig.
• Das Zulassen der Entspannung erfordert einen
Lernprozess und muss geübt werden. Der Thera-
peut beginnt mit kurzen Sequenzen, die mit der
Zeit gesteigert werden.
• Der Therapeut übt mit dem Patienten, bis dieser
therapeutenunabhängig Entspannungsübungen
durchführen kann.
Praxis

Beobachtungskriterien:
• Atemfrequenz
• Atembewegung
• Einsatz der Atemhilfsmuskeln
• Gesichtsausdruck
• Muskeltonus
• subjektive Empfindung von Entspannung

Wiederbefund:
• Die Atembewegung wird beurteilt.
• Die Atemfrequenz wird ermittelt.
• Der Atemrhythmus wird beobachtet.
7.8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit 153

Schnelle Lagerung nach Schaarschuch/Haase

1 2

Anheben der Schulter Ausstreichen des Armes


Der Patient liegt in Rückenlage und genießt das Bewegtwerden. Der Therapeut greift mit einer Hand von medial, mit der anderen
Der Therapeut schiebt von der Seite beide Hände flächig bis zum von lateral unter das Schultergelenk. Er streicht den Arm an der
medialen Schulterblattrand. Er hebt diesen Teil des Schultergür- Unterseite von proximal nach distal bis zu den Fingerspitzen hin
tels leicht an und zieht die Hände beim Absenken langsam her- aus, ohne ihn dabei anzuheben.
aus.

3 4

Anheben des Beckens Beginn des Beinausstreichens


Anschließend schiebt der Therapeut von derselben Seite beide Der Therapeut greift mit einer Hand von medial, mit der anderen
Hände flächig bis zur Mitte des Kreuzbeines. Er hebt diesen Teil von lateral unter den Oberschenkel.
des Beckens leicht an und zieht die Hände beim Absenken
langsam heraus.
154 7 Maßnahmen

Schnelle Lagerung nach Schaarschuch/Haase (Fortsetzung)

5 6

Ausstreichen des Beines Anheben des Kopfes


Der Therapeut streicht das Bein an der Unterseite von proximal Zum Abschluss der Lagerung schiebt der Therapeut beide Hän-
nach distal bis zu den Zehenspitzen hin aus, ohne es dabei an- de flächig von lateral unter das Hinterhaupt. Er löst den Kopf ge-
zuheben. Nach einem Seitenvergleich durch den Patienten wird ring von der Unterlage. Nach dem sanften Ablegen des Kopfes
die andere Seite behandelt. werden die Hände nach cranial herausgezogen.

Schüttelungen
Praxis

1 2

FLEX des Armes unter leichtem Zug Schüttelungen ausgehend vom Arm in max. FLEX
Der Patient liegt mit ausgestreckten Beinen in Rückenlage. Der Der Zug wird rhythmisch verstärkt und nachgelassen. Die richti-
Therapeut steht am Kopfende, flektiert einen Arm des Patienten ge Frequenz erkennt man an der weiterlaufenden Bewegung
so weit wie möglich und legt ihn auf seinem Beckenkamm ab. Er über den Rumpf.
umfasst den Oberarm flächig mit beiden Händen und zieht
leicht am Arm.
7.8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit 155

Schüttelungen (Fortsetzung)

3 4

Schüttelungen ausgehend vom Arm in 90° FLEX Schüttelungen ausgehend vom Bein
Der Patient liegt mit ausgestreckten Beinen in Rückenlage. Der Der Patient liegt mit ausgestreckten Beinen in Rückenlage. Der
Therapeut steht seitlich in Schulterhöhe, umfasst mit beiden Therapeut steht am Fußende und greift mit einer Hand von late-
Händen das Handgelenk des Patienten und hebt den Arm in ral flächig unter die Kniekehle, mit der anderen von medial ober-
90° FLEX. Er zieht leicht am Arm. Der Zug wird rhythmisch ver- halb der Ferse. Er zieht leicht am Bein. Der Zug wird rhythmisch
stärkt und nachgelassen. Die richtige Frequenz erkennt man an verstärkt und nachgelassen. Die richtige Frequenz erkennt man
der weiterlaufenden Bewegung über den Rumpf. an der weiterlaufenden Bewegung über den Rumpf.

5 6

Schüttelungen in Seitlage ausgehend vom Becken Schüttelungen mit aufgestellten Beinen


Der Patient liegt in Seitlage, der Kopf ist in Verlängerung der Wir- Der Patient liegt mit aufgestellten Beinen in Rückenlage. Der
belsäule unterlagert. Der Therapeut steht hinter dem Patienten Therapeut legt flächig beide Hände proximal auf die ventrale
und greift flächig mit beiden Händen an den lateralen Becken- Seite der Oberschenkel. Die Schüttelungen entstehen durch ein
kamm. Er schüttelt das Becken leicht vor und zurück. Die richtige symmetrisches und rhythmisches Ziehen und Nachlassen. Die
Frequenz erkennt man an der weiterlaufenden Bewegung über richtige Frequenz erkennt man an der weiterlaufenden Bewe-
den Rumpf. gung über den Rumpf.
156 7 Maßnahmen

Schüttelungen (Fortsetzung)

7 8

Schüttelungen mit seitlich abgelegten Beinen Anpassung der ASTE


Der Patient legt die angewinkelten Beine seitlich ab. Der Thera- Ist der Patient nicht in der Lage, die Beine seitlich abzulegen,
peut steht in Verlängerung der Oberschenkellängsachse. Er legt können die Beine am Rumpf des Therapeuten angelehnt wer-
beide Hände flächig an den oberen Beckenkamm. Die Schütte- den. Er legt beide Hände flächig an den oberen Beckenkamm.
lungen entstehen durch ein symmetrisches und rhythmisches Die Schüttelungen entstehen durch ein symmetrisches und
Ziehen und Nachlassen. Die richtige Frequenz erkennt man an rhythmisches Ziehen und Nachlassen. Die richtige Frequenz er-
der weiterlaufenden Bewegung über den Rumpf. kennt man an der weiterlaufenden Bewegung über den Rumpf.

Erspüren der Auflagefläche


Praxis

1 2

Erspüren der Auflagefläche in Rückenlage Erspüren der Auflagefläche im Sitz


Der Patient liegt in Rückenlage. Der Therapeut lenkt die Auf- Der Patient sitzt angelehnt, die Füße haben Kontakt zum Boden.
merksamkeit des Patienten auf die Auflagefläche. Er nennt Der Therapeut lenkt die Aufmerksamkeit des Patienten auf die
Rücken, Becken, Beine und Fersen. Dann weist er noch einmal auf Auflagefläche. Er nennt Füße, Gesäß, Rücken und Arme.
die Auflagefläche des Rückens hin und zählt außerdem Schul- Geht der Patient im Stillen für sich die Auflagepunkte durch,
tern, Arme, Hals und Kopf auf. In dieser entspannten Lage kann kann er die Entspannungsübung unabhängig vom Therapeuten
der Atem wahrgenommen werden. durchführen.
7.8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit 157

Dem Atemstrom folgen

1 2

Einatmungstrom Ausatmungstrom
Der Therapeut beschreibt den Weg der Luft bei der Einatmung. Der Therapeut beschreibt den Weg der Luft bei der Ausatmung.
Berührt die Luft die Nasenlöcher, wird sie zum eigenen Atem. Der Brustkorb schwingt zurück, der Atem strömt durch die Atem-
Dieser Atem durchfließt die Nase, wendet sich an der Nasenwur- wege über die Nase aus. Der Patient lenkt die Aufmerksamkeit
zel, strömt durch Luftröhre und Bronchien in die Lunge und brei- auf den Atemstrom, ohne ihn willkürlich zu verändern. Diese
tet sich im Brustkorb aus. Übung kann nach Erlernen unabhängig vom Therapeuten und in
unterschiedlichen Ausgangsstellungen durchgeführt werden.

Wahrnehmen der Atembewegung

1 2

Wahrnehmen der Atembewegung in Rückenlage Wahrnehmen der Atembewegung im angelehnten Sitz


Der Patient streicht sich in Rückenlage wohltuend mit beiden Der Patient streicht sich im angelehnten Sitz wohltuend mit bei-
Händen die Bauchdecke. Dann legt er sie flächig auf und lenkt den Händen die Bauchdecke. Dann legt er sie flächig auf und
die Aufmerksamkeit unter seine Hände. Diese Übung kann nach lenkt die Aufmerksamkeit unter seine Hände. Diese Übung kann
Erlernen unabhängig vom Therapeuten durchgeführt werden. nach Erlernen unabhängig vom Therapeuten durchgeführt wer-
den.
158 7 Maßnahmen

ÜBERPRÜFEN SIE IHR WISSEN

Ziel: Verbesserung der Beweglichkeit 4. Leiten Sie einen Patienten zur Nasenstenose an.
5. Sie möchten den Packegriff am Thorax mit dem
1. Welche Möglichkeiten der Übungsanleitung kennen Atem kombinieren.Wann verstärken Sie Ihren Zug?
Sie? Kreuzen Sie die richtige Aussage an und demonstrie-
2. Eine Bewegung ist schmerzhaft.Welche Anpassungs- ren Sie den Packegriff:
möglichkeiten können Sie anbieten? in der Einatmung
3. Welche Möglichkeiten der Korrekturen kennen Sie? in der Ausatmung
4. Die Dreh-Dehnlage kann man in vier Phasen auftei- 6a.Bei der Flankendehnung liegen die Hände des Thera-
len. Nennen Sie diese vier Phasen. peuten am Beckenkamm und an den unteren Rip-
5. Wie können Sie die Wirkung einer Dreh-Dehnlage pen.Wann verstärkt der Therapeut die Dehnung?
verstärken? mit Beginn der Einatmung
Kreuzen Sie die richtige Aussage an: mit Beginn der Ausatmung
Sie lassen den Patienten in der Dreh-Dehnlage am Ende der Einatmung
länger liegen. 6b. Die Bewegungsrichtung der Hände am Becken-
der Therapeut verstärkt die Dehnung. kamm geht dabei nach:
der Patient verstärkt die Dehnung über die Hebel caudal cranial ventral dorsal
Becken/Bein und Schulter/Arm. 6c. Die Bewegungsrichtung der Hände an den unteren
6. Nennen und zeigen Sie Orientierungen am Körper, Rippen geht dabei nach:
die eine Hilfe sind, den aufrechten Sitz zu erarbeiten. caudal cranial ventral dorsal
7. Zeigen Sie eine Übung für die FLEX/EXT der WS im 7. Wie können Sie die Ausatmung spürbar machen?
Sitzen und im Vierfüßlerstand (ROT, LAT FLEX). 8. Der Patient empfindet die Thoraxkompression durch
den Therapeuten als Anstrengung.Welche der fol-
genden Anpassung(en) sind richtig?
Ziel: Verbesserung der Atembewegung Der Therapeut komprimiert in der Ausatmung
langsamer.
1. Wie oft lassen Sie aktive Atemübungen wiederholen? Der Therapeut komprimiert in der Ausatmung
Kreuzen Sie die richtige Aussage an: schneller.
1- bis 2-mal Der Therapeut komprimiert in der Einatmung.
3- bis 6-mal Der Therapeut legt Pausen ein.
7- bis 10-mal 9. Der Patient soll in der Ausatmung den Thorax selbst
Praxis

2. Was sind die Zeichen einer Hyperventilation? komprimieren. Er neigt dazu, dabei eine Obstruktion
Kreuzen Sie die richtige Aussage an: zu entwickeln.Welche zusätzliche Anweisung geben
Kribbeln in den Extremitäten Sie?
Schwindel, feuchte Hände Kreuzen Sie die richtige Aussage an:
Druckschmerz hinterm Brustbein Die Methode ist ungeeignet, der Patient soll sie
3. Mit welchen zusätzlichen passiven Maßnahmen kön- nicht mehr durchführen.
nen Sie das Wahrnehmen der Atembewegung vor- Der Patient soll die dosierte Lippenbremse
bereiten? einsetzen.
Kreuzen Sie die richtige Aussage an und demonstrie- Der Patient soll auf HU oder HA ausatmen.
ren Sie diese Maßnahme(n):
Streichungen
Klopfungen
Packegriffe
Überprüfen Sie Ihr Wissen 159

Ziel: Ausgleichen des Atemrhythmus Atmen Sie schnell und tief ein.
Atmen Sie langsam und tief ein.
1. Bewerten Sie folgende Aussagen mit richtig (R) oder Atmen Sie schnell und tief ein und halten Sie
falsch (F). dann die Luft an.
Der Impuls für die Einatmung kommt im passiven 2. Warum lassen Sie die Hände auf Vorder- und Rück-
Dehnen. seite des Brustkorbes beim Tönen von P/T/K und M
Der Impuls für die Einatmung kommt im aktiven auflegen?
Dehnen. Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an:
Der Impuls für die Einatmung kommt im Lösen. Der Patient soll Vibrationen spüren.
2. Wie leiten Sie das Dehnen der Hand an? Der Patient soll Vibrationen vermeiden.
3. Der Handwurzelgriff wird eingesetzt: 3. Welche Laute erzeugen leichte Thorax-
Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an. schwingungen?
bei Patienten mit Obstruktion Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an:
bei Patienten mit Restriktion HU, P, M
um den Einatem zu verstärken HA, HU, M
um den Ausatem zu verstärken M,T, K
4. Welche passiven Maßnahmen zum Sekretlösen
kennen Sie?
Ziel: Kräftigung der Atemmuskulatur 5. Welche Lungenbereiche sind in Seitlage stärker
durchblutet?
1. Atemerschwerende ASTEN sind? Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an:
Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an: die der oben liegenden Seite
Rückenlage die der unten liegenden Seite
Bauchlage es gibt keinen Unterschied
Sitz 6. Wie lange wird eine Lagerung zum Drainieren von
Kutschersitz Sekret idealerweise durchgeführt?
Reitsitz Kreuzen Sie die richtige Aussage an:
Stand 10–15 min
2. Woran erkennen Sie eine korrekte Muskelaktivität 20–30 min
des Unterbauches? 45–60 min
Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an: 7. Leiten Sie die autogene Drainage an.

7
Die Bauchdecke bewegt sich nach innen. 8. Der Patient baut beim Husten einen zu hohen Druck
Die Bauchdecke bewegt sich nach außen. auf und verengt dadurch die instabilen Bronchien.
Die Bauchdecke bewegt sich nicht. Kreuzen Sie die richtige Aussage an:
3. Zeigen Sie eine Übung zur Kräftigung der Bauch- Der Therapeut lässt den Patienten vor dem
muskulatur im Sitz. Husten etwas Luft ausatmen.
Der Therapeut lässt den Patienten vor dem
Husten etwas Luft mit der dosierten Lippen-
Ziel: Unterstützung der bronchialen bremse ausatmen.
Reinigung Der Therapeut fordert den Patienten zum kurz-
zeitigen Anhalten der Luft auf.
1. Was sagen Sie einem Patienten, um ihn zu einem
tiefen Atemzug zur Sekretlösung anzuleiten?
Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an:
160 7 Maßnahmen

ÜBERPRÜFEN SIE IHR WISSEN (Fortsetzung)

9. Wie können Sie bei Bedarf das Husten unterstützen? 6. Welches Intervall wählen Sie bei einem Patienten,
Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an: der sehr stark in seiner Belastbarkeit eingeschränkt
durch manuelle Thoraxkompression ist?
durch Thoraxkompression mit Tuch Kreuzen Sie die richtige Aussage an:
durch Stretch am Thorax 15s–15s
10. Welche Technik gegen Reizhusten ist besonders für 15s–30s
Kinder geeignet? 30s–15s
7. Wie lange ist die Reizdauer beim „Sinn-vollen“
Gehen? Nennen Sie die sechs unterschiedlichen
Ziel: Weithalten der Atemwege Pausenmöglichkeiten.
8. Was wird beim Schneckenlaufen trainiert?
1. Wann setzen Sie atemerleichternde ASTEN ein? Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an:
Kreuzen Sie die richtige(n) Aussage(n) an: Ausdauer, Koordination
nach körperlicher Belastung Kraftausdauer, Ausdauer
bei vermehrtem Einsatz der Atemmuskulatur Koordination, Kraftausdauer, Ausdauer
bei Obstruktion
2. Mit welchen Atemtechniken können die atemer-
leichternden ASTEN ergänzt werden? Ziel: Verbesserung der Entspannungs-
3. Zeigen Sie 10 atemerleichternde ASTEN. fähigkeit
4. Leiten Sie einen Patienten zum gähnenden
Einatmen an. 1. Wie führen Sie die schnelle Lagerung durch?
5. Leiten Sie einen Patienten zur dosierten Lippen- Nummerieren Sie die Reihenfolge der korrekten
bremse an. Antworten:
6. Leiten Sie einen Patienten zur gähnenden Einat- Anheben Becken
mung und zur dosierten Lippenbremse beim Ausstreichen Arm
Treppensteigen an.Wie lange nach der Belastungs- Anheben Arm
phase soll der Patient mit diesen Atemtechniken Ausstreichen Bein
weiteratmen? Anheben Kopf
Anheben Bein
Anheben Schulter
Praxis

Ziel: Verbesserung der Belastbarkeit 2. Woran erkennen Sie die Richtigkeit der gewählten
Frequenz beim Schütteln?
1. Verbinden Sie die Bewegungen LAT FLEX der WS aus 3. Nennen Sie Möglichkeiten, die Entspannungsfähig-
Seitlage mit der Atmung. keit über den Atem zu fördern.
2. Verbinden Sie die Bewegungen ROT der WS aus
Seitlage mit der Atmung.
3. Zeigen Sie, wie die Atmung das Aufstehen vom Stuhl
unterstützen kann.
4. Nennen Sie die Beobachtungskriterien zum Aus-
dauertraining.
5. Zeigen Sie jeweils drei unterschiedliche Pausenmög-
lichkeiten im Liegen, Sitzen, Stehen/Gehen (ohne
Wiederholung).
Praxis

8 Ergänzende Maßnahmen ..................................................................................................................................161

8.1 Maßnahmen der Hydrotherapie...............................................................................................................................162


8.2 Maßnahmen der klassischen Massage................................................................................................................165
8.3 Übungen mit dem Pezziball in Anlehnung an FBL (Klein-Vogelbach) .....................................172
8.4 Übungen aus dem PNF-Konzept.............................................................................................................................181

9 Maßnahmentabelle ..................................................................................................................................................187

10 Behandlungsbeispiele ..........................................................................................................................................190

10.1 Bronchitis......................................................................................................................................................................................190
10.2 Zustand nach Lungenembolie ..................................................................................................................................196
10.3 ACVB .................................................................................................................................................................................................202
10.4 Asthma bronchiale ...............................................................................................................................................................208

11 Physiotherapeutische Hilfsmittel ............................................................................................................216

11.1 VRP1-Flutter® .............................................................................................................................................................................216


11.2 RC-Cornet®..................................................................................................................................................................................218
11.3 PEP-Maske®.................................................................................................................................................................................220
11.4 Triflo II® ...........................................................................................................................................................................................221
11.5 Threshold®...................................................................................................................................................................................222
162 8 Ergänzende Maßnahmen

8 Ergänzende Maßnahmen Wiederbefund:


• Die Atembewegung wird beurteilt.
Die in diesem Kapitel beschriebenen Übungen wer- • Der Gewebetonus und der Muskeltonus werden
den nicht in erster Linie im Bereich der Atemtherapie geprüft.
eingesetzt. Sie stellen eine bereichernde Ergänzung • Die Atemnebengeräusche werden befundet.
dar. • Das spontane Husten wird beobachtet.
Den Maßnahmen der klassischen Massage, den
Pezziballübungen aus dem FBL-Konzept und den Pat- Maßnahme:
terns aus dem PNF-Konzept sind atemtherapeutische • heiße Rolle
Ziele zugeordnet.
Die Erfahrungen der Autorinnen führten teilweise
zu einer Anpassung der Übungen.

8.1 Maßnahmen der Hydrotherapie


Behandlungsziele:
• Detonisierung des hypertonen Gewebes und der
hypertonen Muskulatur
• Unterstützung der bronchialen Reinigung

Im Befundbogen können folgende Symptome proto-


kolliert sein:
• Zu Punkt 2 Thoraxverhältnisse: Eine oder meh-
rere Atembewegungen sind schmerzhaft. Der
Gewebetonus ist im thorakalen Bereich erhöht.
• Zu Punkt 3 Atemform in Ruhe: Atemnebenge-
räusche sind hörbar.
• Zu Punkt 4 spontanes Husten: Der Husten ist un-
produktiv, das Sekret ist hörbar. Das Sekret ist
sehr zäh oder zäh.

Hinweise zur Durchführung der Maßnahmen:


• Der Therapeut bietet eine bequeme ASTE an.
• Die heiße Rolle kann sowohl in atemerleichtenr-
den Ausgangsstellungen als auch in der Lagerung
zur Drainage bestimmter Brustkorbabschnitte
angewandt werden.
• Der Therapeut setzt die heiße Rolle als vorberei-
tende Maßnahme ein.

Beobachtungskriterien:
• Hyperämisierung der Haut
• Gewebetonus
Praxis

• Muskeltonus
• spontanes Husten
8.1 Maßnahmen der Hydrotherapie 163

Heiße Rolle

1 2

Wickeltechnik der heißen Rolle, Schritt 1 Wickeltechnik der heißen Rolle, Schritt 2
Ein Frotteehandtuch wird der Länge nach halbiert und vom Ein entsprechend gefaltetes zweites Handtuch wird überlap-
schmalen Ende her trichterförmig unter Zug aufgerollt. pend mit aufgerollt.

3 4

Handtuchrolle Füllen der Handtuchrolle


Durch die beschriebene Wickeltechnik entsteht eine feste Hand- In die trichterförmige Öffnung wird langsam so viel sehr heißes
tuchrolle mit einer trichterförmigen Öffnung. Wasser eingefüllt, bis Feuchtigkeit in das äußere Handtuch
dringt.
8
164 8 Ergänzende Maßnahmen

Heiße Rolle (Fortsetzung)

5 6

Abrollen der heißen Rolle in Seitlage Abrollen der heißen Rolle in Bauchlage
Mit der heißen Rolle wird die Haut des zu behandelnden Gebiets Abgekühlte Handtuchschichten werden zu einer Gegenrolle ge-
betupft, bis der Patient die feuchte Wärme toleriert. Dann wird wickelt. Die heiße Rolle kann mit den Lagerungen zum Sekret-
aus dem Betupfen eine rollende Bewegung. transport kombiniert werden.
Die Wärmetoleranz bestimmt die Kontaktzeit der heißen Rolle
mit der Haut.
Praxis
8.2 Maßnahmen der klassischen Massage 165

8.2 Maßnahmen der klassischen Liste der Maßnahmen


Massage Streichungen:
• Autochthone Rückenmuskeln
Behandlungsziel: • Bauchdecke
• Detonisierung des hypertonen Gewebes und der • Mm. trapezii
hypertonen Muskulatur • Intercostalmuskeln

Im Befundbogen können folgende Symptome proto- Knetungen:


kolliert sein: • Gerade Bauchmuskeln
• Zu Punkt 2 Thoraxverhältnisse: Der Gewebeto- • M. trapezius
nus im thorakalen Bereich ist erhöht.
• Zu Punkt 7 Muskeltonus: Der Muskeltonus der Zirkelungen:
im Atembefund genannten Muskeln oder • M. pectoralis
Muskelgruppen ist hyperton oder schmerzhaft • Rückenmuskeln
hyperton. • Autochthone Rückenmuskeln
• Intercostalmuskeln
Hinweise zur Durchführung der Maßnahmen:
• Der Therapeut bietet dem Patienten eine beque- Packegriffe:
me Ausgangsstellung an. • Bauchdecke
• Der Therapeut achtet darauf, dass die Massage- • unterer Thoraxrand
griffe nur vorbereitend eingesetzt werden und
genügend Raum für weitergehende Maßnahmen
bleibt.
• Der Therapeut vermittelt dem Patienten, wenn
möglich, Techniken der Massage zur Selbstbe-
handlung.

Beobachtungskriterien:
• Gewebetonus
• Muskeltonus
• Hyperämisierung der Haut
• subjektive Empfindung von Entspannung

Wiederbefund:
• Der Gewebetonus und der Muskeltonus werden
geprüft.
8
166 8 Ergänzende Maßnahmen
Streichungen
Streichung, autochthone Rückenmuskeln

1 2

ASTE Streichung der autochthonen Rückenmuskeln ESTE Streichung der autochthonen Rückenmuskeln
Der Therapeut legt beide Hände paravertebral auf die Muskel- Die flächige Streichung nach cranial wird mit mäßigem Druck
bäuche der langen Rückenstrecker. Die flächige Streichung be- ausgeführt. Auf dem Weg zurück zum Kreuzbein halten die Hän-
ginnt in der Höhe des Kreuzbeines. de den Kontakt zum Rücken.

Streichung, Bauchdecke

1 2

ASTE Streichung der Bauchdecke ESTE Streichung der Bauchdecke


Die Hände werden versetzt auf die Bauchdecke aufgelegt. Die Die Streichungen werden in beide Richtungen flächig und mit
Bauchdecke wird im queren Verlauf gegengleich gestrichen. angepasstem Druck ausgeführt.
Praxis
8.2 Maßnahmen der klassischen Massage 167

Streichung, Mm. trapezii

1 2

ASTE Streichung der Mm. trapezii ESTE Streichung der Mm.trapezii


Der Therapeut umfasst mit beiden Händen die Bereiche der Die Streichungen erfolgen flächig mit angepasstem Druck über
Ursprünge der Mm.trapezii. die Muskelbäuche bis zu den Schulterkuppen. Die Streichungen
beginnen immer an den Ursprüngen der Muskeln.

Streichung, Intercostalmuskeln

1 2

ASTE Streichung der Intercostalmuskeln Verlauf der Streichung der Intercostalmuskeln


Der Therapeut setzt die Fingerkuppen einer Hand paravertebral Mit angepasstem Druck streichen die Fingerkuppen alle Inter-
in den Intercostalräumen auf. costalräume vollständig nach ventral aus.
Die Streichungen beginnen immer paravertebral.
8
168 8 Ergänzende Maßnahmen
Knetungen
Knetung, gerade Bauchmuskeln

1 2

ASTE Knetung der geraden Bauchmuskeln ESTE Knetung der geraden Bauchmuskeln
Der Therapeut umfasst mit beiden Händen flächig die geraden Die weichen Knetungen werden rhythmisch und detonisierend
Bauchmuskeln. Die Knetung erfolgt durch eine gegenläufige ausgeführt.
Bewegung der Finger einer Hand zum Handballen der anderen
Hand.

Knetung, M. trapezius

1 2

ASTE Knetung des M. trapezius ESTE Knetung des M. trapezius


Der Therapeut umfasst mit beiden Händen flächig den M. trape- Die weichen Knetungen werden rhythmisch und detonisierend
zius. Die Knetung erfolgt durch eine gegenläufige Bewegung der über die gesamte Muskellänge ausgeführt.
Praxis

Finger einer Hand zum Handballen der anderen Hand.


8.2 Maßnahmen der klassischen Massage 169

Zirkelungen
Zirkelung, M. pectoralis

1 2

ASTE flächige Zirkelung des M. pectoralis ESTE flächige Zirkelung des M. pectoralis
Der Therapeut legt flächig die Finger der rechten Hand auf den Die linke Hand unterstützt die Bewegung. Auf der Gegenseite
Muskelbauch des M. pectoralis der Gegenseite. Durch gleichför- führt entsprechend die linke Hand die Zirkelung durch.
miges Kreisen in radialer Richtung detonisiert er den Muskel.

Zirkelung, Rückenmuskeln

1 2

ASTE flächige Zirkelung der Rückenmuskeln ESTE flächige Zirkelung der Rückenmuskeln
Der Therapeut legt flächig eine Hand im Bereich der zu behan- Die weichen Zirkelungen werden rhythmisch und detonisierend
delnden Rückenmuskeln auf. Der untere Bogen der Zirkelung über die gesamte Muskellänge ausgeführt.
wird mit dem Handballen, der obere Bogen mit den Fingern
8

ausgeführt.
170 8 Ergänzende Maßnahmen
Zirkelungen (Fortsetzung)
Zirkelung, autochthone Rückenmuskeln

1 2

ASTE Zirkelung der autochthonen Rückenmuskeln ESTE Zirkelung der autochthonen Rückenmuskeln
Der Therapeut setzt die Fingerkuppen auf den Muskelbauch der Die Zirkelungen beginnen im Lendenwirbelbereich und können
Gegenseite des Patienten auf. Die aufsteigende kreisende Zirke- bis zum Halswirbelbereich ausgeführt werden.
lung wird in Richtung Wirbelsäule ausgeführt.

Zirkelung, Intercostalmuskeln

1 2

ASTE Zirkelung der Intercostalmuskeln ESTE Zirkelung der Intercostalmuskeln


Der Therapeut setzt die Kuppe des Zeigefingers paravertebral im Mit angepasstem Druck zirkelt die Fingerkuppe alle Intercostal-
Intercostalraum auf. Der Mittelfinger unterstützt die kreisende räume im gesamten Verlauf aus.
Praxis

Bewegung.
8.2 Maßnahmen der klassischen Massage 171

Packegriffe
Packegriff, Bauchdecke

1 2

ASTE Packegriff an der Bauchdecke ESTE Packegriff an der Bauchdecke


Der Therapeut legt beide Hände auf die Bauchdecke des Patien- Daumen und Finger umfassen eine Hautfalte und dehnen sie
ten. Die ausgesparte Fläche zwischen Daumen und Zeigefingern leicht vom Körper weg. Die Hautfalte wird gehalten und langsam
entspricht einem Dreieck. gelöst.

Packegriff, unterer Thoraxrand

1 2

ASTE Packegriff am unteren Thoraxrand ESTE Packegriff am unteren Thoraxrand


Der Therapeut legt beide Hände im Bereich des unteren Thorax- Daumen und Finger umfassen eine Hautfalte und dehnen sie
randes des Patienten auf. Die ausgesparte Fläche zwischen Dau- leicht vom Körper weg. Die Hautfalte wird gehalten und langsam
men und Zeigefingern entspricht einem Dreieck. gelöst.
8
172 8 Ergänzende Maßnahmen

8.3 Übungen mit dem Pezziball in An- Beobachtungskriterien:


lehnung an FBL (Klein-Vogelbach) • Puls
• Blutdruck
Behandlungsziele: • Atemfrequenz
• Verbesserung der Beweglichkeit • subjektive Anstrengung
• Verbesserung der Belastbarkeit • Bewegung um die korrekte Achse in der korrek-
• Unterstützung der bronchialen Reinigung ten Ebene
• laufender Atem
Im Befundbogen können folgende Symptome proto-
kolliert sein: Wiederbefund:
• Zu Punkt 2 Thoraxverhältnisse: Es sind eine oder • Die Atembewegungen werden beurteilt.
mehrere Atembewegungen eingeschränkt oder • Das spontane Husten wird bewertet.
fehlen. • Die geförderte Bewegungsrichtung wird befun-
• Zu Punkt 4 spontanes Husten: Die ausgeführte det.
Form führt nicht oder nicht angemessen zum
produktiven Husten. Liste der Maßnahmen
• Zu Punkt 6 Beweglichkeit: Die Beweglichkeit ist • Cowboy
im Thorax, der Wirbelsäule und/oder den an- • Hula-Hula
grenzenden Gelenken eingeschränkt. - in LAT FLEX (abgewandelt)
• Zu Punkt 7 Muskeltonus: Die Rumpfmuskulatur - in LAT FLEX
ist hypoton. - in EXT/FLEX
• Zu Punkt 8 Belastbarkeit: Die Belastbarkeit ist • die Brunnenfigur (abgewandelt)
eingeschränkt. • die Galionsfigur
• Eslein streck’ dich
Hinweise zur Durchführung der Maßnahmen: • der Seeigel
• Der Therapeut gewöhnt den Patienten an das Ge-
rät Pezziball.
• Alle Übungen werden vom Therapeuten vorab
beschrieben oder vorgeführt.
• Komplexe Bewegungen vermittelt er in Sequen-
zen.
• Der Patient wird bei der Ausführung genau be-
obachtet.
• Erlebt der Patient das Bewegen als schmerzhaft,
verringert er das Bewegungsausmaß und/oder
wird zu einer koordinierteren Bewegung ange-
leitet.
• Der Therapeut kann bei Bedarf Korrekturen an-
bieten:
- dem Patienten einen taktilen Reiz geben
- die Übungen mit besonderem Hinweis noch-
mals beschreiben oder vorführen
- die Übung anpassen oder ändern
Praxis
8.3 Übungen mit dem Pezziball 173

Cowboy

1 2

Sitzkorrektur auf dem Pezziball Bewegungsimpuls über die Beine


Der Übende sitzt auf einem Pezziball, die Beine beckenbreit, bei- Der Übende reitet/hopst auf dem Ball. Die Füße halten guten
de Füße haben Bodenkontakt. Er klopft sich mit dem Finger Bodenkontakt, der Bewegungsimpuls kommt aus den Beinen. Zu
leicht auf den Scheitelpunkt des Kopfes. Damit ist der Rücken einem besseren kurzzeitigen „Überblick“ verhilft ein verstärkter
aufgerichtet und bewegungsbereit. Die angestrebte Geschwin- Druck der Füße auf dem Boden.
digkeit der folgenden Übungen liegt bei 120 „Hopser“ pro
Minute.

3 4

Bewegungsimpuls über die Füße Bewegungsimpuls über die Unterarme


Der Bewegungsimpuls wird über das rhythmische Anheben bei- Der Impuls zum Hopsen wird über eine rhythmische, hackende
der Fersen ausgelöst. Bewegung der Unterarme nach unten oder nach oben ausge-
löst. Um die aufrechte Haltung zu bewahren, muss sich jetzt die
8

Aktivität im Rumpf erhöhen.


174 8 Ergänzende Maßnahmen

Cowboy (Fortsetzung)

5 6

Bewegungsimpuls über die Schultern Bewegungsimpuls über die Gehbewegung


Das Fallenlassen des Schultergürtels gibt einen vertikalen Bewe- Die Beine gehen rhythmisch auf der Stelle, die Arme schwingen
gungsimpuls in den Ball. Der Ball federt. Bei einem Tempo von reziprok mit. Dadurch wird das Hopsen ausgelöst.
120 Hopsern pro Minute kann der Ball einmal nachfedern, dann
zieht der Übende die Schultern wieder hoch.

Hula-Hula in LAT FLEX (abgewandelt)

1 2

LAT FLEX rechts konkav LAT FLEX links konkav


Der Übende nimmt einen aufrechten, bewegungsbereiten Sitz Der Ball rollt nach rechts und links. Diese Bewegung wird durch
ein. Die Füße halten während des gesamten Bewegens einen ein Schwenken des Beckens ausgelöst. Der Oberkörper bleibt
Praxis

guten Bodenkontakt. Beide Hände liegen auf dem Brustbein. so weit wie möglich in der Aufrichtung.
8.3 Übungen mit dem Pezziball 175

Hula-Hula in LAT FLEX

1 2

LAT FLEX rechts konkav LAT FLEX links konkav


Im aufrechten, bewegungsbereiten Sitz legt der Übende beide Der Ball rollt nach rechts und links. Diese Bewegung wird durch
Hände über dem Kopf zusammen. Die Füße halten während der ein Schwenken des Beckens ausgelöst. Der Oberkörper und die
gesamten Bewegung einen guten Bodenkontakt. Arme bleiben so weit wie möglich in der Aufrichtung.

Hula-Hula in EXT/FLEX

1 2

EXT des Beckens FLEX des Beckens


Der Übende befindet sich im aufrechten, bewegungsbereiten Der Ball rollt nach vorne und nach hinten, der Brustkorb bleibt an
Sitz. Aus dieser Haltung rollt er den Ball nach vorne. der Stelle. Bei einer größeren Bewegung hängen die Arme seit-
lich und bewegen sich reaktiv.
8
176 8 Ergänzende Maßnahmen

Die Brunnenfigur (abgewandelt)

1 2

ASTE abgewandelte Brunnenfigur Drehen des Rumpfes


Der Übende befindet sich im aufrechten, bewegungsbereiten Auf dem Ball drehen Kopf und Rumpf gemeinsam z. B. nach
Sitz. Die Füße stehen etwas mehr als beckenbreit auf dem rechts. Das Gewicht verlagert sich auf die rechte Ferse und den
Boden. Die Hände liegen auf der gleichseitigen Schulter. linken Zehenballen.

3 4

Weiterdrehen des Rumpfes Zurückdrehen des Rumpfes


Der Kopf, der Oberkörper und die waagrechten Oberarme dre- Der Bewegungsablauf wird zurück bis in den aufrechten Sitz aus-
hen weiter. Die aufrechte Haltung wird beibehalten. geführt. Es empfiehlt sich, den Bewegungsablauf nach einer Sei-
Praxis

te mehrmals zu wiederholen, bevor die andere Richtung beübt


wird.
8.3 Übungen mit dem Pezziball 177

Die Galionsfigur

1 2

ASTE Galionsfigur ESTE Galionsfigur


Der Übende kniet hinter dem Ball, seine Zehen sind aufgestellt. Durch einen Impuls der Füße und das Strecken der Knie rollt der
Er hält den Ball zwischen den beiden Händen, der Bauch liegt auf Ball nach vorne. Das Kinn löst sich vom Ball. Die Arme stützen
dem Ball, das Kinn berührt ihn. und der Rücken streckt sich.

3 4

Bewegung zurück Kurz vor der ASTE


Die Knie lassen in ihrer Streckung nach, dadurch rollt der Ball Der Ball rollt so weit zurück, dass der Oberkörper sich wieder auf
zurück. den Ball ablegen kann. Am Ende der Bewegung berührt auch das
Kinn wieder den Ball.
8
178 8 Ergänzende Maßnahmen

Eslein streck’ dich

1 2

ASTE Eslein streck’ dich Ball rollt unter den Rücken


Im aufrechten Sitz faltet der Übende die Hände hinter dem Kopf. Die Füße wandern nach vorne. Der Ball wird für den Rücken und
Sie dürfen im Verlauf der Bewegung den Kopf unterstützen. den Kopf zur Auflagefläche.

3 4

Zunehmende Streckung der Arme und Beine ESTE Eslein streck’ dich
Durch das Ausstrecken der Beine rollt der Ball nach hinten. Die In der Endstellung ist die vollständige Streckung von Armen und
Hände hinter dem Kopf können sich lösen und die Arme in die Beinen erreicht. Rumpf und Kopf sind auf dem Ball abgelegt. Die-
Praxis

Streckung führen. se ESTE ist unter Umständen erst nach einigen Übungseinheiten
zu erreichen.
8.3 Übungen mit dem Pezziball 179

Eslein streck’ dich (Fortsetzung)

5 6

Bewegung zurück Kurz vor der ASTE


Die Knie lassen eine Beugung zu. Die Hände werden wieder hin- Die Füße wandern nach hinten, der Oberkörper richtet sich dabei
ter dem Kopf gefaltet und helfen diesem, sich anzuheben. bis zum aufrechten Sitz auf.

8
180 8 Ergänzende Maßnahmen

Der Seeigel

1 2

ASTE Seeigel Schwungholen


Der Übende sitzt im Fersensitz, der Ball liegt auf den Oberschen- Um das Rollen nach vorne über den Ball einzuleiten, holt der
keln und wird von den Armen vor dem Rumpf gehalten. Oberkörper Schwung.

3 4

Flugphase ESTE Seeigel


Der Oberkörper rollt mit Schwung nach vorne über den Ball, Die Hände stützen vor dem Ball. Die Knie werden angezogen, der
Arme und Beine kommen dabei in Streckung. Ball rollt mit. Das Strecken der Beine und das Abstoßen der Hän-
Praxis

de leitet den Rückweg ein.


8.4 Übungen aus dem PNF-Konzept 181

8.4 Übungen aus dem PNF-Konzept Liste der Maßnahmen


Fazilitation der Atmung:
Behandlungsziele: • sternale Atembewegung
• Kräftigung der Atemmuskulatur • costale Atembewegung
• Verbesserung der Atembewegung • diaphragmale Atembewegung
• Verbesserung der Beweglichkeit
Fazilitation der Schulterblattbewegung:
Im Befundbogen können folgende Symptome proto- • Schulterblatt-Pattern aus der Seitlage
kolliert sein:
• Zu Punkt 2 Thoraxverhältnisse: Es sind eine oder Fazilitation der Beckenbewegung:
mehrere Atembewegungen eingeschränkt oder • Beckenpattern aus der Seitlage
fehlen.
• Zu Punkt 4 Spontanes Husten: Die Muskelakti-
vität beim Husten ist zu schwach.
• Zu Punkt 6 Beweglichkeit: Die Beweglichkeit ist
im Thorax, der Wirbelsäule und/oder in einem
der beiden Schultergelenke eingeschränkt.

Hinweise zur Durchführung der Maßnahmen:


• Der Therapeut begleitet oder führt zu Beginn der
Übung die gewünschte Bewegung.
• Der Therapeut gibt ein klares Kommando mit
präzisem Timing.
• Die Anzahl der Wiederholungen richtet sich nach
der Kraftausdauer des Patienten.
(außer bei der Übung „Fazilitation der Atmung“:
hier sind 4–5 Wiederholungen und eine darauf
folgende Pause zu empfehlen).
• Der Therapeut richtet seinen Widerstand nach
der Kraft des Patienten.

Beobachtungskriterien:
• stattfindende Bewegung
• Anzahl der möglichen Wiederholungen
• gegebener Widerstand
• subjektive Anstrengung

Wiederbefund:
• Die geförderte Atembewegung wird beurteilt.
• Das spontane Husten wird beobachtet.
• Die geförderte Bewegungsrichtung wird befun-
det.
8
182 8 Ergänzende Maßnahmen
Fazilitation der Atmung
Sternale Atembewegung Costale Atembewegung

1 1

Widerstand gegen die Einatembewegung, Sternum Widerstand gegen die Einatembewegung, Rippen ventral
Der Patient liegt in Rückenlage. Der Therapeut steht am Kopf- Der Patient liegt in Rückenlage. Der Therapeut steht am Kopfende
ende des Patienten, seine Hände liegen flächig übereinander auf des Patienten, seine Hände liegen flächig, seitlich im Verlauf der
dem Sternum. Der Therapeut begleitet die Bewegung des Ster- Rippen. Der Therapeut begleitet die Bewegung der Rippen bei
nums bei der Ausatmung, dann erfolgt ein Stretch nach caudal- der Ausatmung, dann erfolgt ein Stretch nach caudal-medial. Er
dorsal. Er gibt einen dosierten Widerstand gegen die Einatem- gibt einen dosierten Widerstand gegen die Einatembewegung.
bewegung.

Costale Atembewegung (Fortsetzung)

1 2

ASTE Widerstand gegen die Einatembewegung, Rippen lateral Widerstand gegen die Einatembewegung, Rippen lateral
Der Patient liegt in Seitlage. Der Therapeut steht hinter dem Pa- Dann erfolgt ein Stretch nach caudal-medial. Der Therapeut gibt
tienten und legt seine Hände auf den Bereich der Rippen, in der einen dosierten Widerstand gegen die Einatembewegung.
Praxis

die Atembewegung gefördert werden soll. Der Therapeut beglei-


tet die Bewegung der Rippen bei der Ausatmung.
8.4 Übungen aus dem PNF-Konzept 183

Costale Atembewegung (Fortsetzung)

1 2

Widerstand gegen die Einatembewegung, Rippen dorsal ESTE Widerstand gegen die Einatembewegung, Rippen dorsal
Der Patient liegt in Bauchlage. Der Therapeut steht am Kopfende Dann erfolgt ein Stretch nach caudal. Der Therapeut gibt einen
des Patienten, seine Hände liegen flächig, seitlich im Verlauf der dosierten Widerstand gegen die Einatembewegung.
Rippen. Der Therapeut begleitet die Bewegung der Rippen bei
der Ausatmung.

Diaphragmale Atembewegung

1 2

ASTE Widerstand gegen die Einatembewegung, diaphragmal ESTE Widerstand gegen die Einatembewegung, diaphragmal
Der Patient liegt in Rückenlage. Der Therapeut steht seitlich mit Der Stretch erfolgt mit den Daumen unter den Rippenbögen
Blickkontakt zum Patienten, seine Daumen liegen flächig im nach cranial. Der Therapeut gibt einen dosierten Widerstand
epigastrischen Winkel. Der Therapeut begleitet mit Daumen und gegen die caudale Bewegung des Zwerchfells.
8

Händen die Ausatembewegung.


184 8 Ergänzende Maßnahmen
Fazilitation der Schulterblattbewegung
Schulterblatt-Pattern aus der Seitlage

1 2

ASTE Scapula anteriore Elevation ESTE Scapula anteriore Elevation


Der Therapeut steht hinter dem Patienten und legt beide Hände Der Patient wird aufgefordert, die Schulter in Richtung Kinn zu
flächig auf das Acromion auf. ziehen. Dabei gibt der Therapeut einen dosierten Widerstand.
Diese Bewegung kann zu einer Rumpfrotation ausgebaut wer-
den.

Schulterblatt-Pattern aus der Seitlage (Fortsetzug)

1 2

ASTE Scapula posteriore Depression ESTE Scapula posteriore Depression


Der Therapeut steht hinter dem Patienten und legt beide Hände Der Patient wird aufgefordert, das Schulterblatt in Richtung
unterhalb der Spina scapulae auf. Kreuzbein zu ziehen. Dabei gibt der Therapeut einen dosierten
Widerstand. Diese Bewegung kann zu einer Rumpfrotation aus-
Praxis

gebaut werden.
Scapula anteriore Elevation und Scapula posteriore Depression
können im Sinne der dynamischen Umkehrbewegungen (Slow
reversal) durchgeführt werden.
8.4 Übungen aus dem PNF-Konzept 185

Schulterblatt-Pattern aus der Seitlage (Fortsetzung)

1 2

ASTE Scapula anteriore Depression ESTE Scapula anteriore Depression


Der Therapeut steht am Kopfende des Patienten. Eine Hand liegt Der Patient wird aufgefordert, die Schulter in Richtung Bauch-
an der ventralen Seite des Schultergelenks flächig auf dem nabel zu ziehen. Dabei gibt der Therapeut einen dosierten
Processus coracoideus, die andere Hand liegt dorsal. Widerstand.

Schulterblatt-Pattern aus der Seitlage (Fortsetzung)

1 2

ASTE Scapula posteriore Elevation ESTE Scapula posteriore Elevation


Der Therapeut steht am Kopfende des Patienten und legt beide Der Patient wird aufgefordert, die Schulter in Richtung hinter das
Hände flächig auf das Acromion auf. Ohr zu ziehen. Diese Bewegung kann zu einer Rumpfrotation
ausgebaut werden. Scapula anteriore Depression und Scapula
posteriore Elevation können im Sinne der dynamischen Umkehr-
8

bewegungen (Slow reversal) durchgeführt werden.


186 8 Ergänzende Maßnahmen
Fazilitation der Beckenbewegung
Beckenpattern aus der Seitlage

1 2

ASTE Pelvis anteriore Elevation ESTE Pelvis anteriore Elevation


Der Therapeut steht schräg hinter dem Patienten. Beide Hände Der Patient wird aufgefordert, den Beckenkamm nach vorne
umfassen flächig die Spina iliaca anterior superior. oben zu ziehen. Dabei gibt der Therapeut einen dosierten Wider-
stand.

Beckenpattern aus der Seitlage (Fortsetzung)

1 2

ASTE Pelvis posteriore Depression ESTE Pelvis posteriore Depression


Der Therapeut steht schräg hinter dem Patienten. Beide Hände Der Patient wird aufgefordert, die Beckenhälfte nach hinten un-
liegen flächig übereinander auf dem Tuber ossis ischii. ten zu bewegen („sich in die Hand zu setzen“). Dabei gibt der
Praxis

Therapeut einen dosierten Widerstand. Pelvis anteriore Elevation


und Pelvis posteriore Depression können im Sinne der dynami-
schen Umkehrbewegungen (Slow reversal) durchgeführt wer-
den.
9 Maßnahmentabelle 187

9 Maßnahmentabelle
In der auf den nächsten Seiten folgenden Tabelle der
Behandlungsmaßnahmen findet der Therapeut alle
im Buch beschriebenen Übungen übersichtlich auf-
gelistet. Sie sind Zielen zugeordnet.
Die Übersicht erleichtert dem Therapeuten die
9

Auswahl der geeigneten Maßnahmen zur Erstellung


des Behandlungsplans.
188 9 Maßnahmentabelle

Ziel Verbesserung der Verbesserung der Ausgleichen des Kräftigung der


Beweglichkeit... Atembewegung... Atemrhythmus Atemmuskulatur

... im Liegen Wahrnehmung der Atem- Ausgleichen des Atem- Kräftigung der Einatem-
Maßnahmen • untere Drehlage bewegung rhythmus, aktiv muskulatur
• Rückendrehlage • Wahrnehmen der Atem- • aktives Dehnen • Atmen in atemerschwe-
• Halbmondlage bewegung render ASTE
• Ölschiene Ausgleichen des Atem- • Atmen gegen manuellen
... bei der Einatmung, rhythmus, passiv Widerstand
... im Vierfüßlerstand aktiv • Dehnzüge
• WS Beweglichkeit • Schnüffeln Kräftigung der Ausatem-
FLEX/EXT • Einatmung halten Übungen aus dem Kon- muskulatur
• WS Beweglichkeit ROT • Nasenstenose zept des Erfahrbaren • Kräftigung der Bauch-
• WS Beweglichkeit LAT Atems, muskulatur
FLEX ... bei der Einatmung, Atem und Hand
passiv unterstützt • die Hände bewusst Übungen aus dem PNF-
... im Sitzen • Falte wegatmen machen Konzept
• der aufrechte Sitz • Dehnung der Körper- • Dehnen der Hand • sternale Atembewegung
• LWS Beweglichkeit LAT wände • Druck der Fingerkuppen • costale Atembewegung
FLEX • Griffe zur Förderung des • diaphragmale Atembe-
• LWS Beweglichkeit ROT ... bei der Ausatmung, Ausatems wegung
• Schinkengang aktiv • Schulterblatt-Pattern
• Beckenacht • den Ausatem sichtbar aus Seitlage
• BWS Beweglichkeit machen • Becken-Pattern
FLEX/EXT • den Ausatem hörbar aus Seitlage
• BWS Beweglichkeit ROT machen
• BWS Beweglichkeit LAT • den Ausatem spürbar
FLEX machen
• WS Beweglichkeit
FLEX/EXT ... bei der Ausatmung,
• WS Beweglichkeit ROT passiv unterstützt
• WS Beweglichkeit LAT • manuelle Thoraxkom-
FLEX pression

Übungen mit dem Pezzi- Übungen aus dem PNF-


ball in Anlehnung an FBL Konzept
• Cowboy • sternale Atembewegung
• Hula-Hula in LAT FLEX • costale Atembewegung
(abgewandelt) • diaphragmale Atembe-
• Hula-Hula in LAT FLEX wegung
• Hula-Hula in EXT/FLEX
• die Brunnenfigur (abge-
wandelt)
• die Galionsfigur
• Eslein streck’ dich
• der Seeigel

Übungen aus dem PNF-


Konzept
• Schulterblatt-Pattern aus
Seitlage
• Becken-Pattern aus Seit-
lage
Praxis
Behandlungsziele und Maßnahmen 189

Detonisierung
Unterstützung Verbesserung der des hypertonen
Weithalten Verbesserung
der bronchialen Entspannungs- Gewebes und
der Atemwege der Belastbarkeit
Reinigung fähigkeit der hypertonen
Muskulatur
Sekretlösung und Sekret- Weithalten der Atem- Verbesserung der Belast- • schnelle Lagerung Streichungen
transport wege durch Körperstel- barkeit durch Ökonomi- • Schüttelungen • autochthone Rücken-
• tiefe Einatmung lungen sierung von Bewegungen • Erspüren der Auflage- muskeln
• Einatem halten • atemerleichternde Kör-• Verbindung von Bewe- fläche • Bauchdecke
• verlängerte Ausatmung perstellungen gung und Atmung in • dem Atemstrom folgen • Mm. trapezii
• Active Cycle of Breathing FLEX/EXT im Liegen • Wahrnehmen der Atem- • Intercostalmuskeln
Technique (ACBT) Weithalten der Atemwe- • Verbindung von Bewe- bewegung
• Tönen von P,T, K oder M ge durch Atemtechniken gung und Atmung in LAT Knetungen
• Vibrationen/Klopfungen • gähnendes Einatmen FLEX im Liegen • gerade Bauchmuskeln
• Selbstklopfungen • dosierte Lippenbremse • Verbindung von Bewe- • M. trapezius
• Lagewechsel gung und Atmung in ROT
• Lagerung oberer Brust- im Liegen Zirkelungen
korbabschnitt • Aufstehen vom Stuhl mit • flächige Zirkelung des
• Lagerung mittlerer Brust- der Ausatmung M. pectoralis
korbabschnitt • Anheben eines Gewichts • flächige Zirkelung der
• Lagerung unterer Brust- mit der Ausatmung Rückenmuskeln
korbabschnitt • Treppe steigen mit der • Zirkelung der autochtho-
• autogene Drainage Ausatmung nen Rückenmuskeln
• Zirkelung der Intercostal-
Hustentechniken und Verbesserung der Belast- muskeln
Hustenhilfen barkeit durch Steigern
• Huffing der Ausdauer Packegriffe
• Hustentechnik bei zu • 15-s-15-s-Gehen • Bauchdecke
hohem intrathorakalem • 30-s-15-s-Gehen • unterer Thoraxrand
Druck • 3-min-1-min-Gehen
• Hustentechnik bei zu nie- • Gehen mit „Sinn-vollen“ Hydrotherapeutische
drigem intrathorakalem Pausen Maßnahme
Druck • 6-min-Gehen • heiße Rolle
• Hustenhilfe durch Kom- • Schneckenlaufen
pression
• Atemhilfen gegen Reiz- Übungen mit dem Pezzi-
husten ball in Anlehnung an FBL
• Cowboy
Hydrotherapeutische • Hula-Hula in LAT FLEX
Maßnahme (abgewandelt)
• heiße Rolle • Hula-Hula in LAT FLEX
• Hula-Hula in EXT/FLEX
Übungen mit dem Pezzi- • die Brunnenfigur
ball in Anlehnung an FBL (abgewandelt)
• Cowboy • die Galionsfigur
• die Galionsfigur • Eslein streck’ dich
• Eslein streck’ dich • der Seeigel
• der Seeigel
9
190 10 Behandlungsbeispiele

Atembefund
Therapeut:................................................................... Datum:.................................
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ 47
Alter:.....................................

Bronchitis
Diagnose: ................................................................................................................................................................................................

Muskelatrophie n. Kugelberg-Wilander / Skoliose


Nebendiagnose: ...................................................................................................................................................................................

allgemeine Belastbarkeit (nach ärztlicher Vorgabe):

im Bett Sitz an der Bettkante Stand Gehen im Zimmer


Gehen in der Ebene Treppe

max. Blutdruck:........................ max. Puls: ..................................

blutdruck-/pulssenkendes Medikament `-Sympatho- sonstige Medikamente .............................


mimetikum
1. Activity of Daily Life (ADL)
Hilfsmittel:
zusätzliche Gabe von Sauerstoff
Handstock
Unterarmgehstützen
Rollator
 Rollstuhl
Elektrorollstuhl, Lifter, höhenverstellbares Bett
sonstige Hilfsmittel .......................................................................................................................................................................

1 2 3 4 5 6 7
kann/darf nicht (völlige (völlige
ausgeführt Unselb- Selb-
werden ständigkeit) ständigkeit)

Transfer RL/SL 
Transfer SL (RL)/Sitz 
Schuhe anziehen 
Transfer Sitz/Stand 
kleine Gegenstände
aufheben 
Treppe steigen 
Praxis

Timed up and go (aufstehen, 3 m gehen, drehen, zurückgehen und setzen) ........................................s


/
10.1 Befund 1: Bronchitis 191

2.Thoraxverhältnisse
(in die Skizzen einzeichnen)

a Atembewegung ---
b Gewebetonus ///
c Schmerz *
d Besonderheiten

von vorne von hinten von der Seite

rechts links links rechts


lateral lateral lateral lateral ventral dorsal

4
costal

costo -
abdominal

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(kein (maximaler
Schmerz) Schmerz)

subjektive
Schmerzempfindung 
10

stechend bei tiefer Einatmung


Schmerzqualität: ..................................................................................................................................................................................
192 10 Behandlungsbeispiele

3. Atemform in Ruhe
Atemfrequenz: 14
........................................./min Nase/Nase
Atemweg: ......................................................

Atemrhythmus: Fehlen der Atempause unregelmäßig häufiges Seufzen


Länge EA = Länge AA EA verlängert AA verlängert
Atemnebengeräusche: rau hörbar Rasseln Giemen

4. spontanes Husten
produktiv unproduktiv Räuspern
Sekret: sehr zäh zäh lässt sich leicht abhusten
rot/braun gelb/grün klar/weiß
Muskelaktivität
beim Husten: zu schwach angemessen zu stark

sonstige Besonderheiten des Hustenverhaltens:.....................................................................................................................

5. Einsatz der Atemhilfsmuskeln in Ruhe


kein mäßig stark
Bauchmuskulatur 
Intercostalmuskulatur 
M. pectoralis major 
M. sternocleidomastoideus 
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)


subjektive
Atemnot in Ruhe

6. Beweglichkeit
Einschränkung È, ÈÈ, ÈÈÈ
Schmerz *
Bewegungsausmaß ohne Befund ✔
kann/darf nicht ausgeführt werden

Beweglichkeit der Wirbelsäule

FLEX EXT LAT FLEX ROT


li. konkav re. konkav pos. neg.
HWS kann nicht ausgeführt werden
BWS kann nicht ausgeführt werden
LWS kann nicht ausgeführt werden
Beweglichkeit der Schulter
Praxis

rechts links
hand behind neck kann nicht ausgeführt werden
hand behind back kann nicht ausgeführt werden
10.1 Befund 1: Bronchitis 193

7. Muskeltonus
hypoton normoton hyperton schmerzhaft hyperton

re li re li re li re li

M. trapezius  
M. pectoralis  
Bauchmuskeln  
autochthone
Rückenmuskeln  
8. Belastbarkeit
6-min-Gehen in der Ebene /
....................m /
mit ............s Pause

Puls in Ruhe: ............................................................... Puls nach Belastung: ....................................................................


Blutdruck in Ruhe: .................................................... Blutdruck nach Belastung:.........................................................
Atemfrequenz in Ruhe:........................................... Atemfrequenz nach Belastung: ...............................................

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Anstrengung) Anstrengung)
subjektive
Anstrengung

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot bei
Belastung

Behandlungsziele des Patienten: • Schmerzen hinter dem Brustbein beseitigen


• alleine abhusten können

Behandlungsziele des Therapeuten: 1 Verbesserung der Beweglichkeit


2 Verbesserung der Atembewegung
3 Ausgleichen des Atemrhythmus
4 Kräftigung der Atemmuskulatur
5 Unterstützung der bronchialen Reinigung
6 Weithalten der Atemwege
7 Verbesserung der Belastbarkeit
8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit
10

9 Detonisierung des hypertonen Gewebes und der hypertonen


Muskeln M. pectoralis, M. trapezius
Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
194 10 Behandlungsbeispiele

Der Behandlungsplan 1
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ Alter:.....................................

Behandlungsziele: 1 Verbesserung der Beweglichkeit


2 Verbesserung der Atembewegung
3 Ausgleichen des Atemrhythmus
4 Kräftigung der Atemmuskulatur
5 Unterstützung der bronchialen Reinigung
6 Weithalten der Atemwege
7 Verbesserung der Belastbarkeit
8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit
9 Detonisierung des hypertonen Gewebes und der hypertonen Muskeln
M. pectoralis, M. trapezius
Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Datum Ziele Maßnahmen Verlauf/Reaktion HZ


(Nr. eintragen)

2 • Wahrnehmen costo-abdominale Atem-


bewegung nach ventral
5 • Einatem halten
2 • Wahrnehmen costo-sternale Atem-
bewegung
• Schnüffeln
5 • Tönen von P
• Umlagern in SL
2 • Wahrnehmen der costalen Atem-
bewegung nach lateral
5 • verlängerte Ausatmung
• Umlagern in Rückenlage 2x produktiv
• Huffing gehustet mit
Thoraxkom-
3 • Dehnen der Hand pression
Praxis

SP.
10.1 Befund 1: Bronchitis 195

10.1 Befund 1: Bronchitis • 3–4 tiefe Atemzüge: langsam ein – Atem halten,
der Patient nimmt die costo-abdominale Atem-
Übersicht über die patientengeeigneten bewegung dabei wahr.
Maßnahmen • Sanfte Fingerklopfungen des Therapeuten auf
Zu 5: Unterstützen der bronchialen Reinigung dem Brustbein und dem oberen Brustkorb.
• tiefe Einatmung Die schmerzende Stelle besonders bearbeiten.
• Einatem halten • Wahrnehmen der costo-sternalen Atembewe-
• verlängerte Ausatmung gung nach ventral mit Patientenhandkontakt,
• Tönen von P/T/K oder M der Therapeut fixiert die Hand.
• Vibrationen oder Klopfungen • 3–4 tiefe Atemzüge: langsam ein – Atem halten,
• Lagewechsel der Patient nimmt die costo-sternale Atem-
• autogene Drainage bewegung dabei wahr.
• Huffing • Pause zwischen den Atemübungen für Finger-
• Hustenhilfe durch Thoraxkompression klopfungen nutzen.
Zu 2: Verbesserung der Atembewegung • 3–4-mal Schnüffeln.
• Wahrnehmen der Atembewegung • Pause zwischen den Atemübungen für Patienten-
• Schnüffeln information nutzen (z. B. den Zusammenhang
• Falte wegatmen von tiefen Atemzügen und Sekretlösung er-
• Dehnung der Körperwände klären).
• den Ausatem sichtbar machen • 3–4-mal stoßweises Ausatmen auf den P-Laut.
• den Ausatem hörbar machen • Umlagern in SL rechts (SL links aufgrund von
• manuelle Thoraxkompression Schmerzen nicht möglich).
Zu 3: Ausgleichen des Atemrhythmus • Hohlhandklopfungen auf der linken Flanke
• Dehnen der Hand durchführen.
Zu 4: Detonisierung des hypertonen Gewebes und der • Wahrnehmen der costalen Atembewegung nach
hypertonen Muskeln lateral mit Therapeutenhandkontakt
• Streichungen an M. trapezius und M. pectoralis • 3-mal die Atemübungskombination: schnüffelnd
einatmen, Einatem halten, langsam ausatmen.
Besonderheiten der Behandlung • Pause zwischen den Atemübungen für Patienten-
Die Maßnahmen sollen erlernt und möglichst mehr- information nutzen (z. B. für die Aufforderung,
mals täglich selbständig ausgeführt werden können. die Kombinationen mehrmals täglich zu üben).
Der Patient kann selbst nur die Finger und Hände • Dreimal die Atemübungskombination: Langsam
gegen die Schwerkraft bewegen, deshalb werden einatmen, Einatem halten, stoßweise auf P-P-P
hauptsächlich aktive Maßnahmen gewählt, die keine ausatmen.
Muskelkraft erfordern. • Umlagern in Rückenlage.
Falls unter der Behandlung spontan Husten auf- • Vermitteln von „Huffing“ zum Abhusten.
tritt, wird er manuell mit einer Thoraxkompression • Dehnen der Hand mit beiden Händen gleich-
unterstützt. zeitig.
• Wahrnehmen der costo-abdominalen Atembe-
Behandlungsablauf wegung mit Patientenhandkontakt.„Hat sich die
Dauer: 30 min (Behandlung einschließlich Doku- Atembewegung vergrößert?“
mentation)
• Streichen der Bauchdecke durch den Thera- Dokumentation in Krankenblatt oder
peuten Patientenkartei
• Wahrnehmen der costo-abdominalen Atembe- Klopfungen, tiefe Atemzüge, Huffing, Patient hustete
10

wegung nach ventral mit Patientenhandkontakt. produktiv.


196 10 Behandlungsbeispiele

Atembefund
Therapeut:................................................................... Datum:.................................
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ 68
Alter:.....................................

Z.n. 4 Lungenembolien vor 3 Monaten


Diagnose: ................................................................................................................................................................................................

dilatative Kardiomyopathie, Hypertonie


Nebendiagnose: ...................................................................................................................................................................................

allgemeine Belastbarkeit (nach ärztlicher Vorgabe):

im Bett Sitz an der Bettkante Stand Gehen im Zimmer


Gehen in der Ebene Treppe
max. Blutdruck:........................ max. Puls: ..................................

blutdruck-/pulssenkendes Medikament `-Sympatho- sonstige Medikamente .............................


mimetikum
1. Activity of Daily Life (ADL)
Hilfsmittel:
zusätzliche Gabe von Sauerstoff
Handstock
Unterarmgehstützen
Rollator
Rollstuhl
sonstige Hilfsmittel .......................................................................................................................................................................

1 2 3 4 5 6 7
kann/darf nicht (völlige (völlige
ausgeführt Unselb- Selb-
werden ständigkeit) ständigkeit)

Transfer RL/SL 
Transfer SL (RL)/Sitz 
Schuhe anziehen 
Transfer Sitz/Stand 
kleine Gegenstände
aufheben 
Treppe steigen 
Praxis

Timed up and go (aufstehen, 3 m gehen, drehen, zurückgehen und setzen) ........................................s 14


10.2 Befund 2 : Zustand nach Lungenembolien 197

2.Thoraxverhältnisse
(in die Skizzen einzeichnen)

a Atembewegung ---
b Gewebetonus ///
c Schmerz *
d Besonderheiten

von vorne von hinten von der Seite

rechts links links rechts


lateral lateral lateral lateral ventral dorsal

costal

costo -
abdominal

Narbe

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(kein (maximaler
Schmerz) Schmerz)

subjektive
Schmerzempfindung
10

Schmerzqualität: ..................................................................................................................................................................................
198 10 Behandlungsbeispiele

3. Atemform in Ruhe
Atemfrequenz: 18
........................................./min Nase/Nase
Atemweg: ......................................................

Atemrhythmus: Fehlen der Atempause unregelmäßig häufiges Seufzen


Länge EA = Länge AA EA verlängert AA verlängert
Atemnebengeräusche: rau hörbar Rasseln Giemen

4. spontanes Husten
produktiv unproduktiv Räuspern
Sekret: sehr zäh zäh lässt sich leicht abhusten
rot/braun gelb/grün klar/weiß
Muskelaktivität
beim Husten: zu schwach angemessen zu stark

unproduktiver Husten morgens


sonstige Besonderheiten des Hustenverhaltens:.....................................................................................................................

5. Einsatz der Atemhilfsmuskeln in Ruhe


kein mäßig stark
Bauchmuskulatur 
Intercostalmuskulatur 
M. pectoralis major 
M. sternocleidomastoideus 
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot in Ruhe 
6. Beweglichkeit
Einschränkung È, ÈÈ, ÈÈÈ
Schmerz *
Bewegungsausmaß ohne Befund ✔
kann/darf nicht ausgeführt werden

Beweglichkeit der Wirbelsäule

FLEX EXT LAT FLEX ROT


li. konkav re. konkav pos. neg.
HWS ✔ ✔ ÈÈ * ÈÈ * ÈÈ ÈÈ
BWS ✔ ✔ ✔ ✔
LWS ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔
Beweglichkeit der Schulter
Praxis

rechts links
hand behind neck ÈÈÈ * È
hand behind back ÈÈ * È
10.2 Befund 2: Zustand nach Lungenembolien 199

7. Muskeltonus
hypoton normoton hyperton schmerzhaft hyperton

re li re li re li re li

M. trapezius  
M. pectoralis  
Bauchmuskeln  
autochthone
Rückenmuskeln  
8. Belastbarkeit
6-min-Gehen in der Ebene 440
....................m /
mit ............s Pause

60
Puls in Ruhe: ............................................................... 78
Puls nach Belastung: ....................................................................
125 / 80
Blutdruck in Ruhe: .................................................... 135 / 85
Blutdruck nach Belastung:.........................................................
18
Atemfrequenz in Ruhe:........................................... 48
Atemfrequenz nach Belastung: ...............................................

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Anstrengung) Anstrengung)
subjektive
Anstrengung 
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot bei
Belastung

Behandlungsziele des Patienten: • Verspannungen lösen
• Verbesserung der körperlichen Gesamtleistung
• ausdauernder gehen können
Behandlungsziele des Therapeuten: 1 Verbesserung der Beweglichkeit
2 Verbesserung der Atembewegung
3 Ausgleichen des Atemrhythmus
4 Kräftigung der Atemmuskulatur
5 Unterstützung der bronchialen Reinigung
6 Weithalten der Atemwege
7 Verbesserung der Belastbarkeit
10

8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit


9 Detonisierung des hypertonen Gewebes und der hypertonen
Muskeln
Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
200 10 Behandlungsbeispiele

Der Behandlungsplan 2
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ Alter:.....................................

Behandlungsziele: 1 Verbesserung der Beweglichkeit


2 Verbesserung der Atembewegung
3 Ausgleichen des Atemrhythmus
4 Kräftigung der Atemmuskulatur
5 Unterstützung der bronchialen Reinigung
6 Weithalten der Atemwege
7 Verbesserung der Belastbarkeit
8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit
9 Detonisierung des hypertonen Gewebes und der hypertonen Muskeln

Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Datum Ziele Maßnahmen Verlauf/Reaktion HZ


(Nr. eintragen)

9 • Sitz:
Streichungen am M. trapezius, flä-
chige Zirkelungen am M. pectoralis
2 • manuelle Thoraxkompression
• Wahrnehmen der Atembewegung
• Tönen SCH
4 • Kräftigung der Bauchmuskeln
7 • Verbindung von Atem und Bewegung
LWS FLEX/EXT
• Aufstehen mit Ausatem
• Gehen 30-s-15-s
• Treppensteigen mit Ausatem Atemfrequenz
steigt sehr
stark an (auf
48/min)
Praxis

RR.
10.2 Befund 2: Zustand nach Lungenembolien 201

10.2 Befund 2: Zustand nach Behandlungsablauf


Lungenembolien Dauer: 30 min (Behandlung einschließlich Doku-
mentation)
Übersicht über die patientengeeigneten • ASTE aufrechter Sitz
Maßnahmen: • Rücken ausstreichen.
Zu 2: Verbessern der (costo-abdominalen) Atem- • Streichungen am M. trapezius.
bewegung • flächige Zirkelungen am M. pectoralis.
• Wahrnehmen der Atembewegung • 4-mal Thoraxkompression als Ausatemunter-
• Nasenstenose stützung, dosierter Widerstand gegen die Ein-
• Tönen SCH atembewegung der Rippen.
• Falte wegatmen • Wahrnehmen der costo-abdominalen Atem-
• Dehnung der Körperwände bewegung nach lateral mit Therapeutenhand-
• den Ausatem sichtbar machen kontakt (Patientenhandkontakt wegen schmerz-
• den Ausatem hörbar machen hafter Schulter nicht möglich).
• den Ausatem spürbar machen • 4-mal stoßweise auf den SCH-SCH-SCH-Laut
• manuelle Thoraxkompression ausatmen.
Zu 9: Detonisierung des hypertonen Gewebes und • Wahrnehmen der costo-abdominalen Atem-
der hypertonen Muskeln bewegung nach ventral mit Patientenhandkon-
• Streichung am M. trapezius takt.
• flächige Zirkelung am M. pectoralis • Kräftigung der Bauchmuskulatur im Sitz.
• Schulterblattpattern aus Seitlage • FLEX/EXT Bewegung der LWS, gekoppelt mit
Zu 4: Kräftigung der Atemmuskulatur (Bauch- dem Atem: in LWS FLEX den Einatem abwarten,
muskulatur) mit der LWS EXT ausatmen.
• Kräftigung der Bauchmuskeln • Wahrnehmen der costo-abdominalen Atem-
Zu 7:Verbesserung der Belastbarkeit: Ökonomisieren bewegung nach lumbodorsal mit Therapeuten-
von Bewegungen, Verbessern der Ausdauer handkontakt.
• Aufstehen vom Stuhl mit dem Ausatem • Ca.4-mal Aufstehen vom Stuhl mit dem Ausatem.
• Anheben eines Gewichtes mit dem Ausatem • 30-s-15-s-Gehen über einen Zeitraum von 3 min.
• Treppe steigen mit dem Ausatem • Die Pausen zur Wahrnehmung der costo-abdo-
• 30-s-15-s-Gehen minalen Atembewegung nutzen
• Gehen mit „Sinn-vollen“ Pausen oder
• 6-min-Gehen • Treppe mit dem Ausatem gehen.
• Schneckenlaufen
Dokumentation in Krankenblatt oder
Besonderheiten der Behandlung: Patientenkartei
Der Patient gibt als vorrangiges Ziel die Verbesserung Detonisierung der Muskulatur, tiefe Atemzüge,
der Belastbarkeit und die Beseitigung der schmerz- Ökonomisierung von Bewegungen,
haften Verspannungen an. In Ruhe hat er keine Atem- Gehen 3 min mit Pausen.
not. Entsprechend wird der Schwerpunkt der Be-
handlung gesetzt.

Um die Belastung zu begrenzen, wird innerhalb einer


Behandlungseinheit entweder das Treppensteigen
oder ein Baustein aus dem Ausdauerprogramm
geübt.
10
202 10 Behandlungsbeispiele

Atembefund
Therapeut:................................................................... Datum:.................................
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ 67
Alter:.....................................

ACVB 7 Tg. p. OP
Diagnose: ................................................................................................................................................................................................

Nebendiagnose: ...................................................................................................................................................................................

allgemeine Belastbarkeit (nach ärztlicher Vorgabe):

im Bett Sitz an der Bettkante Stand Gehen im Zimmer


 Gehen in der Ebene Treppe

max. Blutdruck:........................ max. Puls: ..................................

blutdruck-/pulssenkendes Medikament `-Sympatho- sonstige Medikamente .............................


mimetikum
1. Activity of Daily Life (ADL)
Hilfsmittel:
zusätzliche Gabe von Sauerstoff
Handstock
Unterarmgehstützen
Rollator
Rollstuhl
sonstige Hilfsmittel .......................................................................................................................................................................

1 2 3 4 5 6 7
kann/darf nicht (völlige (völlige
ausgeführt Unselb- Selb-
werden ständigkeit) ständigkeit)

Transfer RL/SL 
Transfer SL (RL)/Sitz 
Schuhe anziehen 
Transfer Sitz/Stand 
kleine Gegenstände
aufheben 
Treppe steigen 
Praxis

Timed up and go (aufstehen, 3 m gehen, drehen, zurückgehen und setzen) ........................................s 20


10.3 Befund 3: ACVB 203

2.Thoraxverhältnisse
(in die Skizzen einzeichnen)

a Atembewegung ---
b Gewebetonus ///
c Schmerz *
d Besonderheiten

von vorne von hinten von der Seite

rechts links links rechts


lateral lateral lateral lateral ventral dorsal

Narbe

costal

costo -
abdominal

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(kein (maximaler
Schmerz) Schmerz)

subjektive
Schmerzempfindung
10

Schmerzqualität: ..................................................................................................................................................................................
204 10 Behandlungsbeispiele

3. Atemform in Ruhe
Atemfrequenz: 24
........................................./min Nase/Nase
Atemweg: ......................................................

Atemrhythmus: Fehlen der Atempause unregelmäßig häufiges Seufzen


Länge EA = Länge AA EA verlängert AA verlängert
Atemnebengeräusche: rau hörbar Rasseln Giemen

4. spontanes Husten
produktiv unproduktiv Räuspern
Sekret: sehr zäh zäh lässt sich leicht abhusten
rot/braun gelb/grün klar/weiß
Muskelaktivität
beim Husten: zu schwach angemessen zu stark

sonstige Besonderheiten des Hustenverhaltens:.....................................................................................................................

5. Einsatz der Atemhilfsmuskeln in Ruhe


kein mäßig stark
Bauchmuskulatur 
Intercostalmuskulatur 
M. pectoralis major 
M. sternocleidomastoideus 
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)


subjektive
Atemnot in Ruhe

6. Beweglichkeit
Einschränkung È, ÈÈ, ÈÈÈ
Schmerz *
Bewegungsausmaß ohne Befund ✔
kann/darf nicht ausgeführt werden

Beweglichkeit der Wirbelsäule

FLEX EXT LAT FLEX ROT


li. konkav re. konkav pos. neg.
HWS ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔
BWS kann nicht getestet werden
LWS kann nicht getestet werden

Beweglichkeit der Schulter


Praxis

rechts links
hand behind neck È ✔
hand behind back ✔ ✔
10.3 Befund 3: ACVB 205

7. Muskeltonus
hypoton normoton hyperton schmerzhaft hyperton

re li re li re li re li

M. trapezius  
M. pectoralis  
Bauchmuskeln  
autochthone
Rückenmuskeln  
Abbruch nach 3 min.
8. Belastbarkeit
6-min-Gehen in der Ebene 160
....................m /
mit ............s Pause

72
Puls in Ruhe: ............................................................... 80
Puls nach Belastung: ....................................................................
120 / 70
Blutdruck in Ruhe: .................................................... 140 / 60
Blutdruck nach Belastung:.........................................................
24
Atemfrequenz in Ruhe:........................................... 28
Atemfrequenz nach Belastung: ...............................................

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Anstrengung) Anstrengung)
subjektive
Anstrengung 
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot bei 
Belastung

Behandlungsziele des Patienten: Für den Patienten nicht formulierbar. Auf Angebot: länger gehen.
Behandlungsziele des Therapeuten: 1 Verbesserung der Beweglichkeit
2 Verbesserung der Atembewegung
3 Ausgleichen des Atemrhythmus
4 Kräftigung der Atemmuskulatur
5 Unterstützung der bronchialen Reinigung
6 Weithalten der Atemwege
7 Verbesserung der Belastbarkeit
8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit
9 Detonisierung des hypertonen Gewebes und der hypertonen
10

Muskeln
Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
206 10 Behandlungsbeispiele

Der Behandlungsplan 3
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ Alter:.....................................

Behandlungsziele: 1 Verbesserung der Beweglichkeit


2 Verbesserung der Atembewegung
3 Ausgleichen des Atemrhythmus
4 Kräftigung der Atemmuskulatur
5 Unterstützung der bronchialen Reinigung
6 Weithalten der Atemwege
7 Verbesserung der Belastbarkeit
8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit
9 Detonisierung des hypertonen Gewebes und der hypertonen Muskeln

Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Datum Ziele Maßnahmen Verlauf/Reaktion HZ


(Nr. eintragen)

• Messen von Atemfrequenz, Puls und


Blutdruck
1 • Der aufrechte Sitz (ohen das
Schütteln der Füße)
9 • Packegriffe unterer Thoraxrand
2 • Wahrnehmen der costalen
Atembewegung nach lateral
9 • Knetungen am M. trapezius
1 • WS FLEX/EXT im schmerzfreien
Bereich
7 • subjektive Anstrengung einschätzen es ist für den
•Gehen mit „Sinn-vollen” Pausen Patienten
schwierig, die
• Messen von Atemfrequenz, Puls und Belastung
Praxis

Blutdruck einzuchätzen MK.


10.3 Befund 3: ACVB 207

10.3 Befund 3: ACVB • Knetungen am M. trapezius durch den Patienten


• WS FLEX/EXT im schmerzfreien Bereich
Übersicht über die patientengeeigneten • Messen von Puls und Atemfrequenz
Maßnahmen: • Der Patient soll die Behandlung an diesem Punkt
Zu 2: Verbesserung der (costalen) Atembewegung in Bezug auf subjektive Anstrengung bewerten.
• Wahrnehmen der Atembewegung • Gehen mit „Sinn-vollen“ Pausen.
• Schnüffeln • Einschätzen der subjektiven Anstrengung durch
• Einatem halten den Patienten.
• Nasenstenose • Messen von Atemfrequenz, Puls, Blutdruck.
• Falte wegatmen
Zu 7: Verbesserung der Belastbarkeit: Steigern der Dokumentation in Krankenblatt oder
Ausdauer Patientenkartei
• 30-s-15-s-Gehen Ruhewert Atemfrequenz/Puls/Blutdruck, Übungen
• 3-min-1-min-Gehen im Sitz, 6 min Gehen mit Pausen (evtl. Strecke in m),
• Gehen mit „Sinn-vollen“ Pausen Belastungswert Atemfrequenz/Puls/Blutdruck.
Zu 1: Verbesserung der Beweglichkeit
• der aufrechte Sitz
• LAT FLEX LWS
• ROT LWS
• Schinkengang
• Beckenacht
• BWS Beweglichkeit FLEX/EXT
• WS Beweglichkeit FLEX/EXT
Zu 9: Detonisierung des hypertonen Gewebes und der
hypertonen Muskeln
• Packegriffe am unteren Thoraxrand
• Ausstreichen der Intercostalmuskeln
• Leichte Knetungen der hypertonen Muskeln
• Packegriffe durch den Patienten ausgeführt

Behandlungsablauf
Dauer: 30 min (Behandlung einschließlich Doku-
mentation)
• Messen von Atemfrequenz, Puls, Blutdruck, in
Ruhe
• Der Patient soll auf einem Stuhl ohne Lehne Platz
nehmen, der Therapeut sitzt gegenüber. Er
erklärt die Übungen, führt sie vor und führt sie
dann mit dem Patienten zusammen aus.
• Den aufrechten Sitz erarbeiten – ohne das Schüt-
teln der Füße.
• Beckenacht
• Packegriffe am unteren Thoraxrand, ventral
ausgeführt durch den Patienten,dorsal durch den
Therapeuten.
10

• Wahrnehmen der costalen Atembewegung nach


lateral mit Patientenhandkontakt. Die Hände des
Patienten liegen so weit lateral wie möglich.
208 10 Behandlungsbeispiele

Atembefund
Therapeut:................................................................... Datum:.................................
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ 37
Alter:.....................................

Asthma bronchiale
Diagnose: ................................................................................................................................................................................................

Nebendiagnose: ...................................................................................................................................................................................

allgemeine Belastbarkeit (nach ärztlicher Vorgabe):

im Bett Sitz an der Bettkante Stand Gehen im Zimmer


Gehen in der Ebene Treppe

max. Blutdruck:........................ max. Puls: ..................................

blutdruck-/pulssenkendes Medikament `-Sympatho- sonstige Medikamente .............................


Cortison
mimetikum
1. Activity of Daily Life (ADL)
Hilfsmittel:
zusätzliche Gabe von Sauerstoff
Handstock
Unterarmgehstützen
Rollator
Rollstuhl
sonstige Hilfsmittel .......................................................................................................................................................................

1 2 3 4 5 6 7
kann/darf nicht (völlige (völlige
ausgeführt Unselb- Selb-
werden ständigkeit) ständigkeit)

Transfer RL/SL 
Transfer SL (RL)/Sitz 
Schuhe anziehen 
Transfer Sitz/Stand 

kleine Gegenstände
aufheben

Treppe steigen 
Praxis

Timed up and go (aufstehen, 3 m gehen, drehen, zurückgehen und setzen) ........................................s 7


10.4 Befund 4: Asthma bronchiale 209

2.Thoraxverhältnisse
(in die Skizzen einzeichnen)

a Atembewegung ---
b Gewebetonus ///
c Schmerz *
d Besonderheiten

von vorne von hinten von der Seite

rechts links links rechts


lateral lateral lateral lateral ventral dorsal

4
costal

costo -
abdominal

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(kein (maximaler
Schmerz) Schmerz)

subjektive
Schmerzempfindung 
10

dumpf
Schmerzqualität: ..................................................................................................................................................................................
210 10 Behandlungsbeispiele

3. Atemform in Ruhe
Atemfrequenz: 13
........................................./min Nase/Nase
Atemweg: ......................................................

Atemrhythmus: Fehlen der Atempause unregelmäßig häufiges Seufzen


Länge EA = Länge AA EA verlängert AA verlängert
Atemnebengeräusche:  rau hörbar Rasseln Giemen

4. spontanes Husten
produktiv unproduktiv Räuspern
Sekret: sehr zäh zäh lässt sich leicht abhusten
rot/braun gelb/grün klar/weiß
Muskelaktivität
beim Husten: zu schwach angemessen zu stark

sonstige Besonderheiten des Hustenverhaltens:.....................................................................................................................

5. Einsatz der Atemhilfsmuskeln in Ruhe


kein mäßig stark
Bauchmuskulatur 
Intercostalmuskulatur 
M. pectoralis major 
M. sternocleidomastoideus 
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot in Ruhe 
6. Beweglichkeit
Einschränkung È, ÈÈ, ÈÈÈ
Schmerz *
Bewegungsausmaß ohne Befund ✔
kann/darf nicht ausgeführt werden

Beweglichkeit der Wirbelsäule

FLEX EXT LAT FLEX ROT


li. konkav re. konkav pos. neg.
HWS
* ✔ È * ✔ ✔ *
BWS ✔ ✔ ✔ È ✔ *
LWS ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔
Beweglichkeit der Schulter
Praxis

rechts links
hand behind neck ✔ ✔
hand behind back ✔ ✔
10.4 Befund 4: Asthma bronchiale 211

7. Muskeltonus
hypoton normoton hyperton schmerzhaft hyperton

re li re li re li re li

M. trapezius  
M. pectoralis  
Bauchmuskeln  
autochthone
Rückenmuskeln  
8. Belastbarkeit
6-min-Gehen in der Ebene 560
....................m /
mit ............s Pause

80
Puls in Ruhe: ............................................................... 92
Puls nach Belastung: ....................................................................
140 / 90
Blutdruck in Ruhe: .................................................... 140 / 90
Blutdruck nach Belastung:.........................................................
13
Atemfrequenz in Ruhe:........................................... 18
Atemfrequenz nach Belastung: ...............................................

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Anstrengung) Anstrengung)


subjektive
Anstrengung

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot bei 
Belastung

Behandlungsziele des Patienten: • Asthma-Attacke vermeiden

Behandlungsziele des Therapeuten: 1 Verbesserung der Beweglichkeit


2 Verbesserung der Atembewegung
3 Ausgleichen des Atemrhythmus
4 Kräftigung der Atemmuskulatur
5 Unterstützung der bronchialen Reinigung
6 Weithalten der Atemwege
7 Verbesserung der Belastbarkeit
8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit
10

9 Detonisierung des hypertonen Gewebes und der hypertonen


Muskeln
Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
212 10 Behandlungsbeispiele

Der Behandlungsplan 4/1


Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ Alter:.....................................

Behandlungsziele: 1 Verbesserung der Beweglichkeit


2 Verbesserung der Atembewegung
3 Ausgleichen des Atemrhythmus
4 Kräftigung der Atemmuskulatur
5 Unterstützung der bronchialen Reinigung
6 Weithalten der Atemwege
7 Verbesserung der Belastbarkeit
8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit
9 Detonisierung des hypertonen Gewebes und der hypertonen Muskeln

Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Datum Ziele Maßnahmen Verlauf/Reaktion HZ


(Nr. eintragen)

3 • Dehnen
2 • Wahrnehmen der costo-abdominalen
Atembewegung nach ventral
6 • Kutschersitz
• gähnendes Einatmen
9 • Packegriffe am lateralen Brustkorb
2 • Wahrnehmen der costalen
Atembewegung nach lateral
Praxis

KD.
10.4 Befund 4: Asthma bronchiale 213

Der Behandlungsplan 4/2


Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ Alter:.....................................

Behandlungsziele: 1 Verbesserung der Beweglichkeit


2 Verbesserung der Atembewegung
3 Ausgleichen des Atemrhythmus
4 Kräftigung der Atemmuskulatur
5 Unterstützung der bronchialen Reinigung
6 Weithalten der Atemwege
7 Verbesserung der Belastbarkeit
8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit
9 Detonisierung des hypertonen Gewebes und der hypertonen Muskeln

Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Datum Ziele Maßnahmen Verlauf/Reaktion HZ


(Nr. eintragen)

3 • Dehnen im Sitzen und im Stehen


2 • Wahrnehmen der Atembewegung
6 • gähnendes Einatmen wiederholen
• dosierte Lippenbremse im Reitsitz
• Knie-Ellenbogenstütz mit gähnendem
Einatem und dosierter Lippenbremse

Patient war
sehr unruhig
während der
Behandlung

SP.
10
214 10 Behandlungsbeispiele

Der Behandlungsplan 4/3


Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ Alter:.....................................

Behandlungsziele: 1 Verbesserung der Beweglichkeit


2 Verbesserung der Atembewegung
3 Ausgleichen des Atemrhythmus
4 Kräftigung der Atemmuskulatur
5 Unterstützung der bronchialen Reinigung
6 Weithalten der Atemwege
7 Verbesserung der Belastbarkeit
8 Verbesserung der Entspannungsfähigkeit
9 Detonisierung des hypertonen Gewebes und der hypertonen Muskeln

Weitere Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Datum Ziele Maßnahmen Verlauf/Reaktion HZ


(Nr. eintragen)

6 • Wiederholung gähnendes Einatmen


und dosierte Lippenbremse
• atemerleichternde Ausgangsstellungen
ausprobieren
8 • Erspüren der Auflagefläche
3 • Dehnzüge
8 • dem Atemstrom folgen
3 • Handwurzelgriff

Patient emp-
fand die Ent-
spannung als
angenehm
Ausgleich des
Praxis

Atemrhyth- KK.
mus
10.4 Befund 4: Asthma bronchiale 215

10.4 Befund 4: Asthma bronchiale • Wahrnehmen der costalen Atembewegung nach


lateral, der Patient legt selbst die Hände auf.
Übersicht über die patientengeeigneten • Die Wahrnehmung der costalen Atembewegung
Maßnahmen: nach lateral mit dem gähnenden Einatmen kom-
Zu 2: Verbesserung der Atembewegung (v. a. der binieren.
costalen und costo-abdominalen nach dorsal und
lateral) Zweite Behandlung:
• Wahrnehmen der Atembewegung • ASTE Sitz
• Falte wegatmen • Aktives Dehnen im Sitzen und im Stehen
• Dehnung der Körperwände • Ohne Handkontakt Wahrnehmen der Atembe-
• den Ausatem spürbar machen wegung, wo sie im Moment am deutlichsten
Zu 9: Detonisierung des hypertonen Gewebes und der spürbar ist. Dort legt der Patient die Hände auf
hypertonen Muskeln und achtet auf die Veränderung der Atembewe-
• Packegriffe, Knetungen der hypertonen Muskeln gung durch den Handkontakt
Zu 6: Weithalten der Atemwege (bei beginnendem • Wiederholen des gähnenden Einatmens
Asthmaanfall) • Erlernen der dosierten Lippenbremse im Reitsitz
• atemerleichternde Körperstellungen • Ausprobieren des Knie-Ellbogenstütz mit gäh-
• gähnendes Einatmen nendem Einatem und dosierter Lippenbremse
• dosierte Lippenbremse
Zu 3: Ausgleichen des Atemrhythmus Dritte Behandlung:
• aktives Dehnen • Kurze Wiederholung von gähnendem Einatmen
• Dehnzüge und dosierter Lippenbremse. Atemerleichternde
• die Hände bewusst machen ASTE vorstellen, Fragen dazu beantworten
• Dehnen der Hand • Atemtechniken in atemerleichternder ASTE nach
• Druck der Fingerkuppen Wahl des Patienten durchführen
• Förderung des Ausatems • Erspüren der Auflagefläche
Zu 8: Verbesserung der Entspannungsfähigkeit • Dehnzüge mit anschließender Rückmeldung des
• schnelle Lagerung Patienten, wie sich die Auflagefläche durch die
• Erspüren der Auflagefläche Dehnzüge verändert hat
• dem Atemstrom folgen • dem Atemstrom folgen
• Wahrnehmen der Atembewegung • Fördern des Ausatems über den Handwurzelgriff

Behandlungsablauf Dokumentation in Krankenblatt oder


Dauer: 30 min (Behandlung einschließlich Doku- Patientenkartei
mentation) Erste Behandlung: Wahrnehmen der Atembewegung,
Hier soll eine Folge von drei Behandlungen vor- Kutschersitz, gähnendes Einatmen
gestellt werden, in denen das Erlernen und Festigen
von Selbsthilfetechniken im Vordergrund stehen. Zweite Behandlung: gähnendes Einatmen, dosierte
Lippenbremse, Knie-Ellbogenstütz
Erste Behandlung:
• ASTE Sitz Dritte Behandlung: gähnendes Einatmen, dosierte
• aktives Dehnen Lippenbremse in atemerleichternder ASTE, Entspan-
• Wahrnehmen der vorhandenen costo-abdomi- nungsübungen
nalen Atembewegung nach ventral
• im Kutschersitz das gähnende Einatmen er-
10

lernen
• Packegriffe am lateralen Brustkorb durch den Pa-
tienten
216 11 Physiotherapeutische Hilfsmittel

11 Physiotherapeutische (s. Abb. 11.1.2b), der Druck lässt nach und die Kugel
Hilfsmittel fällt zurück in den Trichter (s. Abb. 11.1.2c). Dieser
Vorgang wiederholt sich 10- bis 30-mal pro Sekunde.
In den Bronchien kommt es während der Anwen-
In der Atemtherapie werden unterschiedliche Hilfs- dung zu Druckschwankungen und schnellen Luft-
mittel angeboten und verwendet. strömungsänderungen.Die Bronchialwände bewegen
Zur Verbesserung der Sekretlösung und des Se- sich rasch.Anhaftender Schleim wird durch diese Be-
krettransports haben sich in der praktischen Arbeit wegungen gelöst und kann leichter transportiert und
Hilfsmittel bewährt, die mit einem positiven exspira- abgehustet werden.
torischen Druck (Positive Exspiratory Pressure, PEP)
arbeiten. Hier wird auf die Geräte VRP1-Flutter®, den Anwendung
RC-Cornet® und die PEP-Maske® eingegangen. Diese Der VRP1-Flutter® wird meist im Sitzen oder im Lie-
Geräte können mit einer Inhalation kombiniert wer- gen mit erhöhtem Kopfteil angewandt.Nach einer ver-
den.Ihre Akzeptanz,besonders bei chronisch kranken tieften, ruhigen Einatmung durch die Nase wird der
Patienten, ist hoch. Atem 2–3 Sekunden gehalten.Anschließend wird lan-
Zur Vergrößerung des Atemzugvolumens können ge, aber ohne zu pressen, durch den Flutter ausgeat-
so genannte „Incentive Spirometer“ eingesetzt wer- met. Dabei können Vibrationen im Brustkorb wahr-
den. Es handelt sich um Atemtrainer, die den Patien- genommen werden.
ten dazu motivieren, willkürlich tiefer einzuatmen. In Wenn sich Sekret im Trachealbereich befindet,
diesem Produktbereich herrscht eine große Vielfalt. wird es durch Räuspern, Anhusten gegen die Lippen
An dieser Stelle gehen wir beispielhaft auf das Gerät oder eine kurze, forcierte Ausatmung abgehustet.
Triflo II® ein.
Zur Kräftigung der Einatemmuskulatur werden Einstellmöglichkeiten
Einatemmuskeltrainer angeboten. Hier wird das Ge- Der VRP1-Flutter® wird zunächst horizontal im Mund
rät Threshold® exemplarisch vorgestellt. gehalten (s. Abb. 11.1.3).
Der Ausatemwiderstand kann durch Veränderung
des Stellungswinkels an die Kraft der Atemmuskula-
11.1 VRP1-Flutter® tur, an die wahrgenommenen Vibrationen im Brust-
korb und an die Beschaffenheit des Sekrets angepasst
Aufbau werden (s. Abb. 11.1.4).
Der VRP1-Flutter® (Vario Resistance Pressure1-Flut-
ter®) erinnert an eine Trillerpfeife. Er besteht aus ei-
nem Mundstück mit dem „Pfeifenkörper“, einem
Trichter mit einer Öffnung für die Ausatemluft, der in
dem „Pfeifenkopf“ liegt,einer Metallkugel,die in Ruhe
die Öffnung im Trichter verschließt und einem durch-
löcherten Deckel (s. Abb. 11.1.1).

Wirkung
Der VRP1-Flutter® ist ein PEP (Positive Exspiratory
Pressure)-System. Während der Ausatmung wird der
Druck in den Bronchien erhöht. Dadurch wird einem
Bronchialkollaps entgegengewirkt.
Wird durch den VRP1-Flutter® ausgeatmet, ver-
Praxis

sperrt zunächst die Kugel den Ausatmungsweg


(s. Abb. 11.1.2a). Es entsteht ein erhöhter Druck im
Mund und in den Bronchien. Dieser Druck hebt die
Kugel an, die Ausatemluft kann teilweise entweichen
11.1 VRP1 Flutter® 217

VRP1-Flutter®

1 Abb. 11.1.2a. Funktion des


VRP1 Flutter®
2 3 4
Während der Ausatmung ver-
sperrt die Kugel zunächst den
2a Ausatmungsweg.

Abb. 11.1.2b.
Der Ausatemdruck hebt die
1 2b Kugel an.

Abb. 11.1.1. Aufbau des VRP1-Flutter®


Der VRP1 besteht aus einem Mundstück mit „Pfeifenkörper” (1),
einem Trichter mit Öffnung für die Ausatemluft (2), einer Metall-
kugel (3) und einem durchlöcherten Deckel (4). Abb. 11.1.2c.
Bei nachlassendem Ausatem-
druck fällt die Kugel zurück in
2c den Trichter.

3 4

Abb. 11.1.3. Anwendung des VRP1-Flutter® Abb. 11.1.4. Mögliche Anpassung des VRP1-Flutter®
Nach einer vertieften, ruhigen Einatmung durch die Nase hält Der Ausatemwiderstand kann durch Veränderung des Stellungs-
der Patient kurz den Atem an und atmet ohne zu pressen durch winkels angepasst werden.
11

den Flutter aus.


218 11 Physiotherapeutische Hilfsmittel

11.2 RC-Cornet® Anwendung


Der RC-Cornet® kann unabhängig von der Ausgangs-
Aufbau stellung angewandt werden (s. Abb. 11.2.2).
Der RC-Cornet® besteht aus einem drehbaren Spezi- Nach einer etwas vertieften Einatmung wird lan-
almundstück, einem Ventilschlauch, einer gebogenen ge, aber ohne zu pressen, durch den RC-Cornet® aus-
Röhre aus Kunststoff und einem „Schalldämpfer“. geatmet (s. Abb. 11.2.3).
Wenn sich Sekret im Trachealbereich befindet,
Wirkung wird es durch Räuspern, Anhusten gegen die Lippen
Der RC-Cornet® ist ein PEP (Positive Exspiratory oder eine kurze, forcierte Ausatmung abgehustet.
Pressure)-System.Während der Ausatmung wird der
Druck in den Bronchien erhöht und einem Bronchial- Einstellmöglichkeiten
kollaps entgegengewirkt. Bei dem RC-Cornet® können der Druck, gegen den
Die gebogene Röhre knickt den Ventilschlauch leicht angeatmet werden muss, und die Schwingungen, die
ab. Wird mit der Grundeinstellung des Mundstücks in sich auf die Bronchien auswirken, nach Bedarf durch
den RC-Cornet® geblasen, muss zunächst Druck er- die Drehung des Mundstücks eingestellt werden.
zeugt werden, damit die Ausatemluft durch den abge-
knickten Schlauch entweichen kann.Dabei kommt es zu
Schwingungen des Ventilschlauchs, die kleine Druck-
schwankungen bei dauernd positivem Druck in den
Bronchien hervorrufen (s.Abb. 11.2.1 a–d).
Durch Verdrehen des Mundstücks wird der
Schlauch diagonal abgeknickt. Um den Schlauch zu
öffnen, wird nun ein höherer Druck erforderlich. Die-
ser setzt sich bis in die Bronchien hinein fort und fällt
bei Öffnung des Ventilschlauchs plötzlich ab.
In dieser Einstellung werden die Bronchien star-
ken Druck- und Strömungsgeschwindigkeitsände-
rungen ausgesetzt. Anhaftender Schleim kann gelöst,
transportiert und abgehustet werden.
Praxis
11.2 RC-Cornet® 219

RC-Cornet®

1a 1b 1c 1d
Abb. 11.2.1a–d. Funktion des RC-Cornet®
ohne „Schalldämpfer”
Die Röhre gibt dem Schlauch eine spezielle Biegung, die für
Druck- und Flussschwankungen erforderlich ist.
Beim Ausatmen in das RC-Cornet® kommt es zu Schwingungen
des Ventilschlauches in der Röhre.

2 3

Abb. 11.2.2. Anwendung des RC-Cornet® im Sitzen Abb. 11.2.3. Anwendung des RC-Cornet® im Liegen
Nach einer vertieften Einatmung wird ohne zu pressen durch Der RC-Cornet® kann unabhängig von der ASTE eingesetzt
den RC-Cornet® ausgeatmet. werden.
11
220 11 Physiotherapeutische Hilfsmittel

11.3 PEP-Maske® Anwendung


Die Maske wird im Sitzen auf die Nase und den geöff-
Aufbau neten Mund gehalten. Der Patient atmet langsam und
Die Maske besteht aus einem transparenten Gesichts- tief ein, hält die Luft 1–3 Sekunden an und atmet ge-
teil aus Weichkunststoff und einem Kunstoff-T-Stück gen den Widerstand aus (s. Abb. 11.3.2). Die Aus-
mit Ventilsystem für die Ein- und Ausatmung. In die- atmung erfolgt aktiv mit dem Einsatz der Atemmu-
sem T-Stück befinden sich Widerstandslöcher und skeln und so vollständig wie möglich.
Sauerstoff- bzw.Druckabnahmestutzen (s.Abb.11.3.1). Nach jeweils 10–20 Atemzügen ruht der Patient
Die Maske ist in verschiedenen Größen erhältlich. kurz aus. Gelöstes Sekret wird durch Räuspern, An-
husten gegen die Lippen oder eine forcierte Ausat-
Wirkung mung (Huffing) abgehustet.Das Husten ist auch in die
Durch das Atmen über die PEP-Maske® (Positive Maske möglich.Dies erleichtert und verkürzt den Vor-
Exspiratory Pressure Maske) wird ein positiver Aus- gang.
atemdruck aufgebaut. Während der Ausatmung wird Je nach Menge des Sekrets wird die PEP-Atmung
der intrabronchiale Druck erhöht und somit einem wiederholt.
Bronchialkollaps entgegengewirkt.Die Vertiefung der
Atemzüge und die verbesserte Luftströmung in der Einstellungsmöglichkeiten
Ausatmung erleichtert die Sekretlösung und den Der Widerstand gegen den ausgeatmet wird, kann
Sekrettransport. variiert und damit individuell angepasst werden.

PEP-Maske®

1 2

Abb. 11.3.1. Aufbau der PEP-Maske® Abb. 11.3.2. Anwendung der PEP-Maske®
Die PEP-Maske® besteht aus einer durchsichtigen Gesichtsmaske Der Patient atmet unter der Maske langsam tief ein und hält kurz
Praxis

(1) und einem Kunststoff-T-Stück (2). den Atem an. Der Ausatem erfolgt gegen den Widerstand in der
Maske.
11.4 Triflo II® 221

11.4 Triflo II® Anwendung


Der Triflo II® wird im Sitzen oder im Liegen mit er-
Aufbau höhtem Kopfteil angewendet. Der Patient atmet lang-
Der Triflo II® besteht aus drei durchsichtigen Zylin- sam und tief durch das Mundstück ein.Durch den Sog
dern, die jeweils eine Kugel enthalten und einem werden eine oder zwei Kugeln angehoben und kurz in
Schlauch mit Mundstück. der Schwebe gehalten. Die dritte Kugel soll zur Ver-
meidung einer zu schnellen Einatemströmung nicht
Wirkung abheben. Die Ausatmung erfolgt ohne Einsatz der
Der Triflo II® ist ein „Incentive Spirometer“,sein Spiel- Atemmuskulatur außerhalb des Gerätes.
zeugcharakter motiviert den Patienten zum regelmä- Voll effektiv wird der Einsatz des Triflo II®, wenn
ßigen Üben. Die langsame, tiefe Einatmung mit end- stündlich zehn tiefe Atemzüge mit ihm durchgeführt
inspiratorischer Pause fördert die Entfaltung der Al- werden.
veolen. Die gesteigerte Ventilation ist in der prä- und
postoperativen atemtherapeutischen Behandlung Einstellmöglichkeiten
sinnvoll. Der Patient hebt je nach seiner Inspirationskapazität
nur eine oder zwei Kugeln hoch.

Triflo II®

1 2

Abb. 11.4.1. Prinzip des Triflo II® Abb. 11.4.2.Triflo II®


Der Triflo II® besteht aus drei durchsichtigen Zylindern (1) mit Durch den Sog bei der Einatmung sollen 1–2 Kugeln angehoben
11

Kugeln (2) und einem Schlauch (3) mit Mundstück (4). werden. Dies führt zu einer vertieften Einatmung.
222 11 Physiotherapeutische Hilfsmittel

11.5 Threshold® Anwendung


Der erforderliche Trainingsdruck wird durch Drehen
Aufbau am Kontrollknopf eingestellt. Er entspricht ca. 30 %
Der Threshold®-Atemmuskeltrainer besteht aus ei- des vom Patienten maximal aufgebrachten Einatem-
nem Gehäuse mit Federventil und Druckanzeiger, ei- drucks. Der Patient sitzt bequem, die Nasenklemme
nem Mundstück und einer Nasenklemme. verhindert die Nasenatmung, er atmet durch das
Mundstück ein. Die erhöhte Belastung darf ermüden,
Wirkung aber nicht erschöpfen.
Mit dem Threshold®-Atemmuskeltrainer wird eine Bei Atemnot oder Schwindel soll das Training so-
gleichmäßige Zusatzbelastung der Einatemmuskula- fort abgebrochen werden.
tur erreicht. Ein Federventil, das bei der Einatmung Ein 10–30 min langes Training 5-mal wöchentlich
geöffnet werden muss, setzt der Einatemmuskulatur wird empfohlen.
einen Widerstand entgegen. Das Ventil bleibt solange
geöffnet, wie der vorgegebenen Einatemdruck aufge- Einstellmöglichkeiten
bracht wird. Der erforderliche Druck kann angepasst oder gestei-
Das Training mit diesem Gerät kann die Kraft und gert werden.
die Ausdauer der Einatemmuskulatur durch die vor-
übergehende Erschwerung der Einatmung steigern.

Threshold®

Abb. 11.5.1. Anwendung des Threshold®


Der Patien atmet durch den Atemmuskeltrainer Threshold® ein
Praxis

um seine Einatemmuskulatur zu kräftigen.


Anhang

Kontaktadressen................................................................................................................................................................................................224
Literatur.....................................................................................................................................................................................................................225
Glossar........................................................................................................................................................................................................................229
Befundbogen (Kopiervorlage) ...............................................................................................................................................................232
Sachverzeichnis..................................................................................................................................................................................................237
224 Kontaktadressen

Kontaktadressen

AFA
Arbeits- und Forschungsgemeinschaft für Atempflege e.V.
Wartburgstraße 41
10823 Berlin
Tel. (0 30) 3 95 38 60
www.AFA-atem.de

BEAM
Berufsvereinigung der AtemtherapeutInnen/-pädagogInnen
des Erfahrbaren Atems nach Prof. Ilse Middendorf e.V.
Postweg 23
64743 Beerfelden-Falkengesäß
Tel. (0 60 68) 91 20 26
www.erfahrbarer-atem.de/berufsbild.htm

IFK
Bundesverband selbständiger PhysiotherapeutInnen e.V.
Königsallee 178a
44799 Bochum
Tel. (02 34) 9 77 45-0
www.ifk.de

VDB-Physiotherapieverband e.V.
Prinz-Albert-Str. 41
53113 Bonn
Tel. (02 28) 21 05 06
www.physio.de/vdb

ZVK
Deutscher Verband für Physiotherapie – Zentralverband der
Physiotherapeuten/Krankengymnasten e.V.
Postfach 21 02 80
50528 Köln
Tel. (02 21) 9 81 02 70
www.physio.de/zvk
Literatur 225

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Glossar 229

Glossar

Afferente, vegetative Fasern Teil der Fasern Compliance, pulmonale Die pulmonale Com-
des vegetativen (autonomen) Nervensystems; hier pliance beschreibt die mechanischen Eigenschaf-
werden afferente (sensible) und efferente (motori- ten der Lunge. Die Compliancemessung ist eine
sche und sekretorische) Fasern unterschieden. Die Messung der volumenabhängigen Dehnbarkeit
afferenten Fasern leiten Impulse zum ZNS, die effe- von Lunge und Thorax. Sie gibt gleichzeitig Aus-
renten Fasern leiten Impulse vom ZNS in die Peri- kunft über die Wechselwirkungen zwischen den
pherie. elastischen Rückstellkräften von Brustwand und
Lunge. Die Compliance steigt an bei einer Verstei-
Amyotrophische Lateralsklerose Unheilbare, fung der Lunge und fällt ab bei einer Erschlaffung
degenerative Erkrankung des Zentralnervensys- der Lunge, da bei einer steifen Lunge hohe trans-
tems unbekannter Ursache, die rasch voranschreitet pulmonale Druckänderungen für geforderte Volu-
und nach mehreren Jahren meist zum Tode führt. menänderungen aufgebracht werden müssen.
Die Symptome erklären sich durch eine Degenera-
tion motorischer Nervenzellen im Rückenmark und Defäkation Stuhlentleerung
in den Hirnnerven. Man unterscheidet eine sporadi-
sche, eine familiäre und eine endemische Form. Die Diffusion Die auf eine gleichmäßige Verteilung
Patienten fühlen sich kraftlos und sind in vielen Be- (Durchmischung) im Raum gerichtete Ausbreitung
wegungen stark eingeschränkt. Komplikationen er- von Molekülen oder Ionen bis zum Konzentrations-
geben sich, wenn aufgrund einer Lähmung der zum ausgleich. Die Diffusion erfolgt immer entlang eines
Schlucken benötigten Muskulatur Nahrungsmittel Konzentrationsgradienten (Konzentrationsunter-
in die Luftwege gelangen. schieds) und ohne äußeren Einfluss.

Bodypletysmograph Gerät zur Durchführung Fazilitation Erleichtern bzw. Stimulieren von


einer Lungenfunktionsprüfung. Die Messung findet motorischen Aktivitäten.
in einer geschlossenen, durchsichtigen Kammer
statt. Flimmerepithel, auch Bronchialepithel Eine
mit Flimmerhärchen besetzte Schicht aus flachen
Chemorezeptoren Rezeptoren, die durch che- Epithelzellen, welche die gesamte Oberfläche des
mische Stoffe erregbar sind wie beispielsweise Bronchialsystems überzieht. Außer einer Schutz-
Sinnesrezeptoren des Geschmacks- und Geruchs- funktion haben diese Zellen auch die Fähigkeit zur
organs (chemischer Sinn). Periphere und zentrale Bildung von zähem Schleim, der Fremdkörper bin-
Chemorezeptoren wirken über die Messung des det; anschließend werden diese durch den Zilien-
Sauerstoffpartialdrucks, des Kohlendioxidpartial- schlag in Richtung Nasen-Rachenraum befördert.
drucks und des pH-Wertes auf die Atemregulation.
230 Glossar

Formatio reticularis Kerngebiete des Hirnstam- vom Kohlendioxid verursacht wird). Normalwerte
mes, die netzartig miteinander verbunden sind. im Mischblut: 45 mmHg, in den Alveolen 40 mmHg.
Schaltzentrum, das hirnwärts geleitete Impulse
(Afferenzen) von Sinnesorganen, Rückenmark und Kollaterale, Kollateralgefäß Nebengefäß, Um-
Großhirn verarbeitet und in efferente (organgerich- gehungsgefäß (auch Umleitung) im Sinne einer
tete) Impulse umwandelt. Die Formatio reticularis Querverbindung zwischen Hauptgefäßen des Blut-
ist u. a. Sitz des lebenswichtigen Atem- und Kreis- gefäßsystems, oder auch als interbronchiale Verbin-
laufzentrums. dungen im Bronchialsystem.

Herzzeitvolumen Blutvolumen, das pro Zeitein- Lungenkollaps Das Zusammenfallen (Kollabie-


heit vom Herzen ausgeworfen wird. Das Herzzeitvo- ren) eines Lungensegmentes („Selektivkollaps“),
lumen errechnet sich aus Herzfrequenz mal Schlag- -lappens oder -flügels in Richtung Lungenwurzel
volumen. Das vom Herz pro Minute ausgeworfene (Hilum pulmonis).
Volumen, das Herzminutenvolumen beträgt ca.
5 l/min. Nomogramm Grafische Darstellung eines funk-
tionellen Zusammenhangs mehrerer voneinander
Hustensynkope Durch einen Hustenanfall aus- abhängiger Größen in einem Skalensystem. Hierbei
gelöste Druckerhöhung im Gehirn, die eine akute kann von bekannten oder einfach messbaren Merk-
Durchblutungsminderung des Gehirns verursacht malen auf unbekannte Größen geschlossen werden
und so zu Bewusstseinseinschränkung bzw. Be- (z. B. Bestimmung der Körperoberfläche aus Größe
wusstseinsverlust führt („Hustenschlag“). und Gewicht).

Hydrostatischer Druck Druck, den eine Wasser- Oberflächenspannung Kraft, die an Grenzflä-
säule aufgrund der Erdanziehungskraft (Gravita- chen flüssiger Phasen wirksam ist und durch gegen-
tion) auf die Auflagefläche ausübt. Der hydrostati- seitige Anziehung der Moleküle die Tendenz zur
sche Druck steigt, je höher die Wassersäule steigt. Verkleinerung der Oberfläche hat. Die Oberflächen-
spannung hat Bedeutung in der Physiologie des
Incentive Spirometer einfaches Feedback- Alveolarepithels, das eine Flüssigkeitsschicht (Sur-
Gerät, welches das eingeatmete Volumen oder den factant) enthält, deren Oberflächenspannung ge-
inspiratorischen Flow optisch darstellt. Der Patient ringer ist als die des Wassers, wodurch die Atem-
kann dadurch seine Atemübungen unterstützen. arbeit vermindert und ein Kollaps der Alveolen
verhindert wird.
Intrakranieller Druck, Hirndruck Druck, der im
Schädelinneren einschließlich der Liquorräume Obstruktive Atemwegserkrankung Erkran-
herrscht. Der Normwert bei Erwachsenen liegt im kung mit Behinderung der Atmung durch Einen-
Liegen bei 8–10 mmHg. gung der Atemwege (z. B. Asthma bronchiale).

Katecholamine Gruppenbezeichnung, unter der Pattern Bewegungsmuster bzw. -diagonalen,


die körpereigenen Substanzen Adrenalin, Noradre- hierbei handelt es sich um synergistische Bewe-
nalin und deren Vorstufe Dopamin zusammenge- gungsabläufe, die Bestandteile normaler funktionel-
fasst werden. Es werden damit aber auch Medika- ler Bewegungen sind.
mente bezeichnet, die wie Katecholamine wirken
(z. B. Erhöhung des Blutdrucks, Erweiterung der Pneumotachograph Medizinisches Gerät zur
Bronchien). Bestimmung der Strömungsgeschwindigkeit der
Atemluft.
Kohlendioxidpartialdruck Der im arteriellen
oder venösen Blut vorhandene Teildruck des gelö- Pneumozyten Typ I, Alveolarepithelzellen Typ I
sten Kohlendioxids (Anteil am Gesamtdruck, der Sehr flache Deckzellen, die dem Gasaustausch
dienen.
Glossar 231

Pneumozyten Typ II, Alveolarepithelzellen Sauerstoffpartialdruck Der im arteriellen oder


Typ II Große Nischenzellen, die den Antiatelekta- venösen Blut vorhandene Teildruck des gelösten
sefaktor (Surfactant) sezernieren. Sauerstoffs (Anteil am Gesamtdruck, der vom Sau-
erstoff verursacht wird). Die Normalwerte liegen
Resistance, Atemwegswiderstand Wider- arteriell bei ca. 100 mmHg, gemischtvenös bei
stand, den die einströmende Luft überwinden ca. 35–40 mmHg. Im Alter sinken die Werte ab
muss, um die Atemwege und das Lungengewebe (arteriell bis auf 60 mmHg).
zu durchströmen. Je weiter die Bronchien geöffnet
sind, desto geringer ist dieser Widerstand; je enger Seröse Flüssigkeit Flüssigkeit, die zell- und
sie sind, desto größer ist dieser Widerstand. Der eiweißfrei ist und in den Körperhöhlen zwischen
Atemwegswiderstand ist deshalb ein sehr wichti- dem viszeralen und dem parietalen Blatt als Gleit-
ges Maß für die Beurteilung der Atemsituation. flüssigkeit den Spaltraum ausfüllt. Seröse Flüssig-
keit findet sich im Pleuraspalt, in der freien Bauch-
Respiratorische Neurone Nervenzellen, die Teil höhle und im Herzbeutel.
des Atemzentrums sind, sie befinden sich in der
Medulla oblongata (verlängertes Mark). Respiratori- Threshold engl. „Schwelle”
sche Neurone sind „Schrittmacherneurone“ (endo-
gene Taktgeber), da sie die Eigenschaft besitzen,
autonom, d. h. auch nach Ausschalten aller anderen
Zellen des Netzwerkes, Impulse zu erzeugen.
232 Befundbogen (Kopiervorlage)

Atembefund
Therapeut:................................................................... Datum:.................................
Adressette oder
Name: ................................................ Station/Zimmer:........................................................ Alter:.....................................

Diagnose: ................................................................................................................................................................................................

Nebendiagnose: ...................................................................................................................................................................................

allgemeine Belastbarkeit (nach ärztlicher Vorgabe):

im Bett Sitz an der Bettkante Stand Gehen im Zimmer


Gehen in der Ebene Treppe

max. Blutdruck:........................ max. Puls: ..................................

blutdruck-/pulssenkendes Medikament `-Sympatho- sonstige Medikamente .............................


mimetikum
1. Activity of Daily Life (ADL)
Hilfsmittel:
zusätzliche Gabe von Sauerstoff
Handstock
Unterarmgehstützen
Rollator
Rollstuhl
sonstige Hilfsmittel .......................................................................................................................................................................

1 2 3 4 5 6 7
kann/darf nicht (völlige (völlige
ausgeführt Unselb- Selb-
werden ständigkeit) ständigkeit)

Transfer RL/SL

Transfer SL (RL)/Sitz

Schuhe anziehen

Transfer Sitz/Stand

kleine Gegenstände
aufheben

Treppe steigen

Timed up and go (aufstehen, 3 m gehen, drehen, zurückgehen und setzen) ........................................s


Befundbogen (Kopiervorlage) 233

2.Thoraxverhältnisse
(in die Skizzen einzeichnen)

a Atembewegung ---
b Gewebetonus ///
c Schmerz *
d Besonderheiten

von vorne von hinten von der Seite

rechts links links rechts


lateral lateral lateral lateral ventral dorsal

costal

costo -
abdominal

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(kein (maximaler
Schmerz) Schmerz)

subjektive
Schmerzempfindung

Schmerzqualität: ..................................................................................................................................................................................
234 Befundbogen (Kopiervorlage)

3. Atemform in Ruhe
Atemfrequenz: ........................................./min Atemweg: ......................................................

Atemrhythmus: Fehlen der Atempause unregelmäßig häufiges Seufzen


Länge EA = Länge AA EA verlängert AA verlängert
Atemnebengeräusche: rau hörbar Rasseln Giemen

4. spontanes Husten
produktiv unproduktiv Räuspern
Sekret: sehr zäh zäh lässt sich leicht abhusten
rot/braun gelb/grün klar/weiß
Muskelaktivität
beim Husten: zu schwach angemessen zu stark

sonstige Besonderheiten des Hustenverhaltens:.....................................................................................................................

5. Einsatz der Atemhilfsmuskeln in Ruhe


kein mäßig stark
Bauchmuskulatur
Intercostalmuskulatur
M. pectoralis major
M. sternocleidomastoideus

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot in Ruhe

6. Beweglichkeit
Einschränkung È, ÈÈ, ÈÈÈ
Schmerz *
Bewegungsausmaß ohne Befund ✔
kann/darf nicht ausgeführt werden

Beweglichkeit der Wirbelsäule

FLEX EXT LAT FLEX ROT


li. konkav re. konkav pos. neg.
HWS
BWS
LWS

Beweglichkeit der Schulter

rechts links
hand behind neck
hand behind back
Befundbogen (Kopiervorlage) 235

7. Muskeltonus
hypoton normoton hyperton schmerzhaft hyperton

re li re li re li re li

M. trapezius
M. pectoralis
Bauchmuskeln
autochthone
Rückenmuskeln

8. Belastbarkeit
6-min-Gehen in der Ebene ....................m mit ............s Pause

Puls in Ruhe: ............................................................... Puls nach Belastung: ....................................................................


Blutdruck in Ruhe: .................................................... Blutdruck nach Belastung:.........................................................
Atemfrequenz in Ruhe:........................................... Atemfrequenz nach Belastung: ...............................................

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Anstrengung) Anstrengung)
subjektive
Anstrengung

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(keine (maximale
Atemnot) Atemnot)
subjektive
Atemnot bei
Belastung

Behandlungsziele des Patienten:

Behandlungsziele des Therapeuten:


Sachverzeichnis 237

Sachverzeichnis

A C
Active Cycle of Breathing Technique (ACBT) 25 Centrum tendineum 4
Alveolen 8 Clearance, mukoziliare 19
Anstrengung, subjektive 71 Compliance 17
Atelektasen 8, 24
Atemform 33 D
Atemminutenvolumen 20 Dauermethode 146
Atemmittellage 20 Diffusion 13
Atemnot, subjektive 65, 71 Drainage, autogene 25
Atempressen 7 Dreh-Dehnlagen 83
Atemruhelage 20 Durchblutung 13
Atemwegswiderstände 17
Atemzugvolumen 20 E
Atemzyklus 11 Empfindungsfähigkeit 33
Atmung 2 Entspannung 27
–, äußere 2 Exspiration 12
–, innere 2
Atmungssystem 2 F
Ausatemstromstärke 22 FEV1 21
Ausdauer 25 Flow 22
Ausdauerdiagnostik 77
Ausdauertraining 146 G
Azinus 8 Gasaustausch 13
Giemen 64
B
Befunderhebung 58 H
Behandlungsablauf 79 Hauptbronchien 8
Behandlungsziele 79 Huffing 25
Belastungsprotokoll 77 Husten 19
Belüftung 13 –, produktiver 19
Bronchialbaum 8 –, unproduktiver 19
Bronchialkaliberschwankung, atemsynchrone
12, 18, 25 I
Brustfell 3 Inspiration 11
Brustkorb 2 Inspirationskapazität 20
Intervallmethode 147
238 Sachverzeichnis

K Retraktionskraft 11
Katecholamine 25 Rippenfell 3
Kehlkopf 7
Klopfungen 25 S
Körperwahrnehmung 33 Sammlung 33
Kurzzeitausdauer 146 Sauerstoffaufnahme, maximale 77
Schmerzempfindung, subjektive 63
L Schwerkraft 24
Langzeitausdauer 146 Sekrettransport 24
Leistungstests 77 Strömungsgeschwindigkeit 24
Leitsymptome 29 Strömungslinien 18
Lippenbremse 24 Stufenprotokoll 77
Lobulus 8 Surfactant 8
Luftröhre 8
Luftwege 7 T
–, obere 7 Thorax, knöcherner 2
–, untere 7 Tidal-Volumen 20
Lunge 3 Totalkapazität 20
Lungenperfusion 24 Totraumvolumen 14
Lungenventilation 24 –, alveoläres 14
Lungenwurzel 3 –, anatomisches 14
–, funktionelles 14
M
Mittelzeitausdauer 146 V
M. pectoralis major 6 Ventilation 13
M. rectus abdominis 6 Ventilations-Perfusions-Verhältnis 14
M. sternocleidomastoideus 6 Vibrationen 25
M. transversus abdominis 6 Vitalkapazität 20
Mm. intercostales externi 4
Mm. intercostales interni 4 W
Mm. obliqui externus et internus abdominis 6 Wechselmethode 146
Mm. scaleni 4 Widerstände, elastische 17

P Z
Pausen 147 Zwerchfell 4
Peak-flow 22
Perfusion 13, 14
Pleuraspalt 3

R
Rampenprotokoll 77
Reservevolumen 20
–, exspiratorisches 20
–, inspiratorisches 20
Residualvolumen 20
Residualkapazität, funktionelle 20
Resistance 18

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