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Pneumologie D
Gastroenterologie E
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Rheumatologie G
Endokrinologie H
Infektiologie J
G. Michels
T. Schneider
Klinikmanual
Innere Medizin
1 23
Dr. med. Guido Michels Dr. med. Thorsten Schneider
Klinik III für Innere Medizin Lukaskrankenhaus Neuss
Universitätsklinikum Köln Preußenstr. 84
Kerpener Str. 62 41464 Neuss
50924 Köln
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9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflich-
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SPIN: 12197989
> Vorwort
Das Gebiet der Inneren Medizin umfasst Der Fokus unseres Manuals liegt auf
ein breites Themensprektrum. So breit, der aktuellen Diagnose und Therapie
dass man vor allem als Ärztin und Arzt der häufigsten Krankheitsbilder der In-
in der Weiterbildung zum Internisten, neren Medizin mit möglichst einfach
aber auch schon als Student im prakti- umsetzbaren Therapievorschlägen. Er-
schen Jahr, mit wechselnden Rotations- leichtert wird die tägliche Arbeit durch
stellen schnell den Überblick verlieren detaillierte Medikamentenangaben und
kann oder sich in praxisfernen Details Dosisvorschläge, so dass eine unmittel-
wiederfindet. Auch die Komplexität ei- bare Anwendung im Kliniksalltag ohne
nes typischen internistischen Patienten Verzögerung gelingen kann und Sie
mit Problemen aus verschiedenen Berei- nicht, wie bei Büchern ähnlichen For-
chen der Inneren Medizin erschwert den mats, mit einer unüberschaubaren De-
Kliniksalltag. Die Auswahl an Lehrbü- tailflut alleine gelassen werden. Spezielle
chern ist groß und so sammelt sich ein Markierungen machen dabei auf typi-
hoher Stapel seitenintensiver Fachbü- sche Fallstricke der Krankheiten auf-
cher zu diversen Disziplinen an. Im ent- merksam und verbessern die Sicherheit
scheidenen Augenblick jedoch ist die Ihrer Behandlungsstrategie.
richtige Information nicht griffbereit Wir hoffen, dass unser Buch Ihnen im
oder versteckt sich zwischen den Zeilen Alltag eine wertvolle Hilfe sein wird und
diverser Bände. vielleicht sogar einen festen Platz in Ih-
Diese Problematik war uns ein Anlie- rer Kitteltasche findet.
gen Ihnen mit dem neuartigen Konzept Ohne die Hilfe und praktischen Hin-
dieses Manuals einen steten, praxisna- weise vieler Kolleginnen und Kollegen
hen Begleiter durch die Weiterbildungs- wäre dieses Buch nicht möglich gewe-
zeit verfügbar zu machen. Zahlreiche sen, womit wir uns bei allen, die uns zur
Tipps und Tricks und rasch verfügbare, Seite standen, bedanken möchten.
essentielle Informationen sollen Ihnen
helfen, den Alltag auch in einer Ihnen Guido Michels, Thorsten Schneider
noch fremden internistischen Disziplin Köln, im Mai 2009
sicher zu bestehen oder Ihr Wissen mit
einem kurzen Blick in ein Kapitel aufzu-
frischen. Die Angabe wichtiger aktueller
Studien untermauert zudem die Thera-
pieentscheidungen und soll darüberhin-
aus zur kritischen Auseinandersetzung
bei Visite anregen.
Inhaltsverzeichnis V
> Inhaltsverzeichnis
D Pneumologie
12 Arterielle Verschlusskrankheit (AVK) . . .160
13 Akuter arterieller Verschluss . . . . . . . . .165
14 Akuter Mesenterialarterienverschluss . .169 29 Grundlagen der Lungenfunktions-
15 Pfortaderthrombose . . . . . . . . . . . . . . . . .171 prüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .218
16 Aortenaneurysma . . . . . . . . . . . . . . . . . . .172 30 Akute Atemnot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .223
17 Aortendissektion (Aneurysma 31 »Acute respiratory distress
dissecans aortae) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .174 syndrome« (ARDS) und »acute
18 Raynaud-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . .177 lung injury« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .224
VI Inhaltsverzeichnis
61 Rheumatologische Unter-
suchung, Diagnostik und
E Gastroenterologie
Therapieprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . .548
62 Rheumatoide Arthritis . . . . . . . . . . . . . . .557
38 Akutes Abdomen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .306 63 Spondylarthritiden . . . . . . . . . . . . . . . . . .561
39 Akute gastrointestinale Blutung . . . . .317 64 Infektiöse Arthritiden . . . . . . . . . . . . . . . .568
40 Erkrankungen des Ösophagus . . . . . . .322 65 Arthropathien bei metabolischen
41 Erkrankungen des Magens . . . . . . . . . . .335 und endokrinologischen
42 Erkrankungen des Intestinums . . . . . . .348 Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .570
43 Erkrankungen des Pankreas . . . . . . . . . .392 66 Arthrose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .573
44 Erkrankungen der Gallenwege . . . . . . .405 67 Kollagenosen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .575
45 Erkrankungen der Leber . . . . . . . . . . . . .416 68 Vaskulitiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .586
Ausgewählte Literatur zu Sektion E . . .446 69 Weichteilrheumatismus . . . . . . . . . . . . . .591
Ausgewählte Literatur zu Sektion G . .592
F Nephrologie
H Endokrinologie
46 Glomeruläre Erkrankungen . . . . . . . . . . . 452
47 Tubulointerstitielle Erkrankungen . . . .466 70 Diabetes mellitus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .594
48 Infektionen des harnableitenden 71 Erkrankungen der Schilddrüse . . . . . . .611
Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .470 72 Erkrankungen der Nebenschild-
49 Akutes Nierenversagen (ANV) . . . . . . . .474 drüsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .624
50 Chronische Niereninsuffizienz . . . . . . .482 73 Erkrankungen der Nebennieren . . . . . .630
51 Diabetische Nephropathie . . . . . . . . . . .491 74 Erkrankungen der hypothalamisch-
52 Angeborene Erkrankungen hypophysären Achse . . . . . . . . . . . . . . . .641
des Tubulusapparats und der 75 Erkrankungen der Gonaden . . . . . . . . .649
Glomeruli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .495 76 Osteoporose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .654
53 Tumorerkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . .499 77 Adipositas und Fettstoffwechsel-
54 Nephrolithiasis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .502 störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .660
55 Zystische Nierenerkrankungen . . . . . . .504 Ausgewählte Literatur zu
56 Nierenersatzverfahren . . . . . . . . . . . . . . .506 Sektion H . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .665
Inhaltsverzeichnis VII
I Hämatologie und
Onkologie
78 Blutbildveränderungen . . . . . . . . . . . . . .668
79 Tumorerkrankungen des
hämatologischen Systems:
Hämoblastosen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .677
80 Solide Tumoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .684
81 Chemotherapieinduzierte
Übelkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .691
82 Onkologische Notfälle . . . . . . . . . . . . . . .695
83 Tumorschmerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .697
84 Knochenmetastasen . . . . . . . . . . . . . . . . .699
J Infektiologie
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . .754
VIII Autorenverzeichnis
> Autorenverzeichnis
> Abkürzungsverzeichnis
A Kardiologie
4 Kardiogener Schock – 47
5 Entzündliche Herzerkrankungen – 54
6 Kardiomyopathien – 68
7 Herzrhythmusstörungen – 78
8 Herzinsuffizienz – 111
A1 × V1
Auskultatorische Lautstärkeeinteilung
[ ]
AÖF cm2 = A 2 =
V2
nach Freeman-Levine
z dabei ist A1 die Fläche des
z Grad I: sehr leise, bei maximaler LVOT: π × (LVOT-Durch-
Konzentration hörbar messer/2)2; dabei ist V2 das
z Grad II: leise, aber hörbar VTI des linksventrikulären
z Grad III: mäßig laut Ausflusstrakts nach der Klappe
z Grad IV: laut, leichtes Schwirren z weniger genau, jedoch prakti-
z Grad V: laut, starkes Schwirren kabler lässt sich statt des VTI
z Grad VI: sehr laut, auch ohne aufgelegtes auch die maximale Flussge-
Stethoskop hörbar schwindigkeit Vmax1+2 (Dopp-
lergeschwindigkeit vor und
z Röntgenuntersuchung des Thorax: hinter der Klappe; Normwert:
Schuhherz, poststenotische Dilatation 1–1,7 m/s) in die vereinfachte
der Aorta ascendens Formel einsetzen
z EKG: 5 Bestimmung des maximalen ins-
5 Linksherzhypertrophie: Sokolow- tantanen Druckgradienten (ΔP)
Lyon-Index (SV1 + RV5) >3,5 mV nach der »vereinfachten Bernoulli-
5 Zeichen der »Druck«- bzw. »Wi- Gleichung«: ΔP = 4 × V2
derstandshypertrophie«: präter- z Karotispulskurve: Hahnenkammphä-
minale T-Negativierung (V4–V6), nomen (verzögerter Druckanstieg und
ST-Strecken-Senkungen verzitterte Kurve)
4 Kapitel 1 · Herzklappenfehler und angeborene Herzfehler
enz und arterielle Hypertonie: ASS z Asthma cardiale (Dyspnoe bei pulmo-
(75–325 mg/Tag) nalvenöser Stauung)
z Bei Embolienachweis, gleichzeitig be-
stehendem Vorhofflimmern und Alter Diagnostik
von >65 Jahren oder gleichzeitig beste- z Inspektion: Facies mitralis (rötlich-
hender Hypertonie: Antikoagulanzien livide Wangen, Teleangiektasien) mit
z Bei Arrhythmien: β-Blocker, ggf. oder ohne Zyanose, Hämoptysen
AICD (fortgeschrittene Stadien)
z Operativ: Transposition der Chordae, z Auskultation in Linksseitenlage:
evtl. Klappenersatz 5 paukender 1. Herzton (laut) als
Ausdruck des Doming-Phäno-
mens
1.5 Mitralklappenstenose 5 Mitralöffnungston (MÖT)
5 diastolisches Decrescendo mit
Ätiologie Fortleitung in die Axilla
z Rheumatisches Fieber (Entwicklung 5 bei schwerer Mitralstenose mit
nach einer Latenzzeit von 10–20 Jah- pulmonaler Hypertonie: u. a. Gra-
ren) ham-Steel Phänomen als Zeichen
z Häufig mit einer Insuffizienz kombi- einer relativen Pulmonalklappen-
niert → kombiniertes Mitralklappen- insuffizienz
vitium z EKG:
5 Vorhofflimmern/Tachyarrhythmia
> Die physiologische Mitralklappen- absoluta
öffnungsfläche beträgt etwa 4–5 cm2. 5 Zeichen der Rechtsherzhyper-
trophie: Sokolow-Lyon Index
Einteilung (RV1 + SV5) von ≥1,05 mV, Steil- bis
⊡ Tabelle 1.3 Rechtstyp, P-sinistroatriale
z Röntgenuntersuchung des Thorax:
Klinik Mitralkonfiguration (stehende Ei-
z Symptome meist erst ab einer MÖF form) mit oder ohne Zeichen der
von <2,5 cm2 pulmonalvenösen Stauung
z Palpitationen, Herzrasen z (Transthorakale) Echokardiographie:
z Embolien (z. B. Apoplexie, Nieren- 5 CW-Doppler: Bestimmung des
infarkte, periphere Embolien) mittleren Druckgradienten und
Parameter Stadien
5 Shuntvolumenbestimmung
und Messung des pulmonalen
Gefäßwiderstands (PVR; ≥150–
250 dyn × s × cm–5 oder ≥2–3 WE):
mPAP − PCWP
PVR =
HZV
Therapie
Epidemiologie
z Inzidenz: steigt mit zunehmenden Klinik
Lebensalter z Typische Angina pectoris:
z Häufigste Todesursache in den Indus- 5 retrosternale Schmerzen
trieländern 5 Auslösbarkeit durch Belastung
5 nitropositive Beschwerden
Pathophysiologie z Atypische Angina pectoris: nur 2 Kri-
terien erfüllt
Bei starkem CK-Aktivitätsanstieg ohne MB-Anteil sollte Folgendes stets ausgeschlossen werden:
– neurologisches Geschehen (z. B. zentrale Ischämie → Bestimmung der CK-BB-Aktivität)
– Makro-CK
– Trauma (→ Bestimmung der CK-MM-Aktivität)
Mit LDH ist die Gesamtaktivität des Enzyms gemeint, während α-HBDH das Isoenzym LDH1
darstellt. Bei hohen LDH-Werten kann von einem nicht mehr frischen Myokardinfarkt ausge-
gangen werden.
AST Aspartataminotransferase; CK K(C)reatinkinase; CK-BB Hirn-(Brain-)Anteil der CK; CK-MB Mus-
kel- und Hirnanteil der CK; CK-MM Muskelanteil der CK; HBDH Hydroxybutyratdehydrogenase;
GOT Glutamatoxalazetattransaminase; LDH Laktatdehydrogenase
38 Kapitel 3 · Akutes Koronarsyndrom/instabile koronare Herzkrankheit
Krankenhauseinweisung
12-Kanal-EKG innerhalb von 10 min,
Troponintest sofort (Ergebnis nach < 60 min),
Anamnese, körperliche Untersuchung
Risikomerkmale
Troponinspiegelerhöhung Keine Risikomerkmale
ST-Strecken-Senkung um > 0,1 mV Wiederholte 12-Kanal-EKG, ggf.
hämodynamische und Rhythmus- kontinuierliches ST-Strecken-
instabilität Monitoring,
refraktäre Angina pectoris, Troponinspiegelkontrolle
Diabetes mellitus
Keine Risikomerkmale
Nichtinvasive Diagnostik,
Spätestens innerhalb Risikomerkmale oder Differenzialdiagnostik,
von 72 h erneute Angina pectoris nichtinvasiver Belastungstest
Positver Belastungstest
Troponin- und
GP-IIb/IIIa Rezeptorantagonist (upstream) EKG-Kontrolle
positiv
2 x negativ
Analgetika Morphin (Morphin Merck) 2–5 mg alle 3–5 min i. v., bis Schmerz-
freiheit erreicht ist
Clopidogrel
TIMI- Koronarfluss
Klassifikation
II Darstellung des Gefäßes distal der Stenose mit verlangsamtem Fluss des
Kontrastmittels im Vergleich zu anderen Gefäßarealen (partielle Perfusion)
Killip-Stadien Klinik
I Keine Zeichen der Herzinsuffizienz, nicht dekompensiert
II Zeichen der pulmonalvenösen Stauung, feuchte Rasselgeräusche beid-
seits basal
III Manifestes Lungenödem (systolischer Blutdruck: ≥90 mmHg), feuchte
Rasselgeräusche über der gesamten Lunge
IV Kardiogener Schock (systolischer Blutdruck: <90 mmHg)
Kapitel 4 · Kardiogener Schock 49 4
monaler Stauung z kardial: ggf. ist) und avDO2 die arteriovenöse
neues Herzgeräusch, 3. Herzton Sauerstoffgehaltsdifferenz
(Ausdruck der frühdiastolischen 5 HZV-Bestimmung nach Bestim-
Kammerfüllung) mung der arteriellen und gemischt-
z Basis-Monitoring: (zentral-)venösen O2-Sättigung:
5 Blutdruck (MAP): wenn möglich avDO2 = CaO2 – CcvO2
invasiv (A. radialis oder A. femora- CaO2 = [SaO2 × Hb × 1,34]
lis) CcvO2 = [ScvO2 × Hb × 1,34]
5 EKG: 12-Kanal-Ableitung inklu- 5 dabei ist CaO2 der arterielle Sau-
sive rechtspräkordiale Ableitungen erstoffgehalt, CcvO2 der (zentral-)
5 Pulsoxymetrie (arterielle Sauer- gemischtvenöse Sauerstoffgehalt,
stoffsättigung) SaO2 die arterielle Sauerstoffsätti-
5 Diurese: Dauerkatheteranlage zur gung und ScvO2 die (zentral-)ge-
genauen Bilanzierung mischtvenöse Sauerstoffsättigung
5 Temperatur (Blasenkatheter): 5 Bestimmung des CPI (Norm:
insbesondere bei therapeutischer >0,5–0,7 W/m2; im Schock: 0,1–
Hypothermie nach Reanimation 0,4 W/m2):
z Hämodynamisches Monitoring: CPI = CI × MAP × 0,0022 (W/m2)
5 HZV als wichtigste Regelgröße 5 CPI als Interpretation der Ener-
5 hämodynamisch kontrollierte gie, die zur Verfügung steht, um
Therapiesteuerung, insbesondere die Perfusion vitaler Organe auf-
HZV-Bestimmung: Thermodilu- rechtzuerhalten
tionsmethode (modifizierte Ste-
wart-Hamilton-Gleichung) mittels > Eine Verbesserung der Prognose
konventionellem Pulmonalarteri- durch den Pulmonalarterienkatheter
enkatheter (temporäre HZV-Mes- oder weniger invasive Verfahren konnte
sung) oder modernen Verfahren bisher nicht nachgewiesen werden.
(kontinuierliche HZV-Messung)
bzw. PiCCO-System (kontinuierli- z Labordiagnostik:
che Messung über einen arteriellen 5 insbesondere Herzenzymaktivitä-
und einen zentralvenösen Zugang; ten
nicht bei IABP) 5 BNP-/pro-BNP-Wert
5 ggf. HZV-Bestimmung mittels 5 Laktatspiegel (Parameter der
Echokardiographie oder mittels Gewebeperfusion)
Fick-Prinzip: 5Elektrolytkonzentrationen
VO2 5Retentionswerte
HZV =
a v DO2 5kleines Blutbild
5Blutgasanalysen (peripher und
5 dabei ist VO2 der Sauerstoffver- zentralvenös)
brauch (aus Normtabellen – etwa z Echokardiographie (TTE, ggf. TEE):
3–4 ml/kg KG/min – oder durch 5 »Pumpfunktion« (diagnostische
Messung der mittleren CO2-Kon- bzw. differenzialdiagnostische
zentration mittels Massenspektro- Abklärung)
metrie: VO2 = VCO2/RQ, wobei 5 Klappenfunktion
RQ der respiratorische Quotient 5 Erguss
50 Kapitel 4 · Kardiogener Schock
Hypovolämie ↓ ↓ ↓
Perikardtamponade ↑ ↑ ↑
Kapitel 4 · Kardiogener Schock 51 4
(15 × 1,34 × 1) – (15 × 1,34 × 0,7) = 30 : 2 (Frequenz: 100/min; Ein-
20–14 = 6 ml O2/100 ml Blut drücktiefe: 5–6 cm) → Rhythmus-
5 Maßnahmen: kontrolle: Schock empfohlen oder
5 HZV-Anhebung (Volumen, Ka- nicht empfohlen
techolamine) 5 Schock empfohlen: nur »einmalig«
5 Sauerstoffgabe (Ziel-SaO2: >95 %) Schock und anschließend kardio-
5 ggf. zusätzlich Erythrozytenkon- pulmonale Reanimation
zentrate (Ziel-Hb: >10 g/dl; Ziel- 5 Schock nicht empfohlen: kardio-
Hkt: >30 %) pulmonale Reanimation
z Defibrillation:
Allgemeine Maßnahmen 5 Biphasische Schockform ef-
z Aufrechterhaltung und Stabilisierung fizienter als monophasische
der Vitalfunktionen (konventionelle monophasische
z Oberkörperhochlagerung Defibrillatoren sind den bipha-
z Oxygenierung: >6 l O2/min über sischen bei gleicher Energiestufe
Maske unterlegen)
z Gegebenenfalls invasive Beatmung 5 Monophasischer Schock: 360 J
bei hämodynamischer Instabilität 5 Biphasischer Schock: 200 J
(PEEP von >10 mmHg zur Vorlast- z Medikamente:
senkung; Ausnahmen: Rechtsherz- 5 Adrenalin (1 mg alle 3–5 min):
infarkt, Lungenembolie) einzige Substanz, die derzeit emp-
z Anlage großlumiger Zugänge: fohlen wird
ZVK, Arterienkatheter (invasive 5 weitere Substanzen: z Atropin
Blutdruckmessung, Analyse der (einmalig 3 mg bei Asystolie);
Atemgase und des Säure-Basen- falls ineffektiv: Theophyllin (250–
Haushalts) 500 mg) z Amiodaron (300 mg
bei VT/Kammerflimmern), Lido-
Kardiopulmonale Reanimation cain bei Erfolglosigkeit z Mag-
z 3-Phasen-Modell des Herz-Kreislauf- nesium (2 g bei schockrefraktärer
Stillstands: VT/Kammerflimmern, »torsades
5 elektrische Phase (etwa 4 min): de pointes«, Digoxinüberdosie-
Rhythmusproblem, Defibrillation rung) z Kalzium (bei Verdacht
5 zirkulatorische Phase (4–10 min): auf Hyperkaliämie, Hypokalzämie,
Kombination aus kardiopulmo- Intoxikation mit Kalziumantago-
naler Reanimation, Defibrillation nisten)
und Adrenalingabe
5 metabolische Phase (>10 min): > Medikamente zeigen nur bei ad-
Reperfusionsschäden, Aktivitäts- äquater Hämodynamik eine Wirkung,
bestimmung der NSE (Tage 1, 3, 7) d. h. eine moderate Reanimation ist
z Algorithmus der kardiopulmonalen die Grundlage der Medikamenten-
Reanimation: wirkung.
5 Patient reaktionslos → Kopf
überstrecken/Atmung fehlend 5 präklinische Lysetherapie bei
oder »abnormal« → Beginn der Kreislaufstillstand: keine Progno-
kardiopulmonalen Reanimation severbesserung, Benefit nur bei
52 Kapitel 4 · Kardiogener Schock
Kausaltherapie
> Beim infarktbedingten kardiogenen
Schock hat die primäre PCI oberste Prio-
rität (SHOCK-Trial); ggf. Bypass-OP oder
Lysetherapie bei akuter Lungenembolie.
Frühzeitige hämodynamische
Unterstützung mittels IABP
z Indikation: infarktbedingter kardioge-
ner Schock
z Kontraindikationen: akute Aortendis-
sektion, Aortenaneurysma, höhergra-
dige Aortenklappeninsuffizienz
z Ziele: Steigerung/Augmentation der
diastolischen Koronarperfusion (In-
flation), Senkung der Nachlast (De-
flation), HZV-Steigerung um 10–20 %
durch Verbesserung der Herzökono-
mie (MAP-Anstieg)
54 Kapitel 5 · Entzündliche Herzerkrankungen
> Entzündliche
Herzerkrankungen
G. Michels, T. Schneider
> Ein akuter Perikarderguss kann bereits Blutbild), EKG (Niedervoltage?), Echokar-
ab einer Größe von etwa 150 ml von hä- diographie (zirkulärer oder segmentaler
modynamischer Relevanz sein, während Erguss), Kreuzblut
ein chronischer Perikarderguss von bis zu z Punktiontechnik: Einmalpunktion oder
1 l mit keiner Beeinflussung der Hämody- Einlegen eines Pigtail-Katheters in Seldin-
namik einhergeht. Zur Beurteilung und ger-Technik, ggf. echokardiographische
Punktionsindikation werden die Klinik Lagekontrolle durch Kontrastmittelgabe
(Dyspnoe) und die Hämodynamik (Hypo- (»bubbles«) oder radiologisch (Durch-
tonie plus Tachykardie) sowie echokardi- leuchtung oder evtl. KM-CT des Thorax)
ographische Parameter (Impression des z Durchführung:
rechtenrechten Atriums / Ventrikels, diasto- 5 Lokalanästhesie
lische Einflussstörung) herangezogen. 5 Einstichstelle: etwa 1 cm lateral des
Processus xiphoideus/subxiphoidal
Therapie 5 Nadelstichrichtung: mittlere linke Kla-
z Allgemein: Behandlung der Grund- vikula bzw. Ohrläppchen
krankheit, Bettruhe, NSAR (Ibupr- 5 Einstichwinkel: 30° bei Oberkörper-
ofen: 400 mg alle 6–8 h) hochlagerung
z Akute Perikarditis: NSAR oder ggf. 5 Nadelführung: flach
Steroide, bei hämodynamischer z Nachsorge: Röntgenuntersuchung des
Relevanz Perikarddrainage (bei dia- Thorax und echokardiographische Kont-
stolischer Kompression von rechtem rolluntersuchungen
Atrium und rechtem Ventrikel) z Punktatmaterial zur Diagnostik:
z Chronische Perikarditis: kausale The- 5 BGA aus Perikardflüssigkeit (Hb-
rapie (z. B. Antibiotika bei bakterieller Gehalt, pO2, SO2)
Genese), temporär Kortikosteroide, 5 Serologie (Viren)
Therapieversuch mit Colchizin (Col- 5 Mikrobiologie (natives Material, Blut-
chicum-Dispert, 2-mal 0,5 mg/Tag), kulturflaschen, PCR bezüglich Tuber-
ggf. Perikardese bei malignem Peri- kulose)
karderguss (z. B. 25 mg Bleomycin) 5 Zytologie
z Pericarditis constrictiva: Perikardfens- 5 Pathologie
terung bis Perikardektomie, Dekortika- 5 Hauptlabor (Blutbild, Fett-, CRP- und
tion (operative Schwielenentfernung) Harnsäurewerte)
z Enfernung der Drainage: spätestens nach
> Bei geringer/asymptomatischer Klinik 48 h (Infektionsgefahr), bei Mengen von
der Perikarditis kann eine konservative <80 ml/Tag Restablauf; bei Rezidiv: Peri-
Herangehensweise mit echokardiogra- kardfensterung
phischen Verlaufskontrollen in Erwägung z Komplikationen: Rhythmusstörungen,
gezogen werden. Punktion des Herzens (meist rechter Vent-
rikel: Extrasystolen im EKG, Nadelrückzug,
Monitoring, ggf. Kardiochirurgie), Punk-
Anlage einer Perikarddrainage
tion des linken Leberlappens (Butbildkon-
unter Echokardiographie- und EKG-/
trolle, ggf. Viszeralchirurgie), Pneumotho-
Blutdruckmonitoring
rax, Verletzung der A. mammaria interna
z Vorbereitung: Patientenaufklärung, La-
oder von Koronararterien
borcheck (insbesondere Gerinnung und
5.3 · Perikarditis 67 5.3
Pericarditis constrictiva
> Kardiomyopathien
G. Michels, T. Schneider
Diagnostik z EKG
z Anamnese, Familienanamnese 5 Vorhofflimmern (Folge der vent-
z Körperliche Untersuchung: rikulären Restriktion mit Vergrö-
5 Kussmaul-Zeichen (inspirato- ßerung der Vorhöfe)
rischer Anstieg des ZVD, Hals- 5 Reizbildungs-/-leitungsstörungen
venenstauung) (bei Fibrosierung des Reizleitungs-
5 Zeichen der Mitralinsuffizienz systems)
5 Arrhythmien
Therapie Diagnostik
z Therapie der diastolischen Herz- z Anamnese und Familienanamnese
insuffizienz: Diuretika früh verab- (plötzlicher Herztod)
reichen z EKG:
z Behandlung der Grunderkrankung: 5 T-Wellen-Inversionen in V2/3
5 bei Eosinophilie: Steroide, ggf. 5 Epsilonwelle am Ende des QRS-
Azathioprin Komplexes und Spätpotenziale
5 bei Amyloidose: 5 Rechtsschenkelblock
Chemotherapie mit Melphalan z Echokardiographie:
plus Prednison 5 rechtsventrikuläre Dilatation
z Thromboembolieprophylaxe (häufig 5 lokalisierte Aneurysmen des rech-
Ventrikelthromben) ten Ventrikels
z Gegebenenfalls Herztransplantation 5 rechtsventrikuläre Hypokinesie
(Ultima Ratio) z Kardio-MRT:
5 bestes bildgebendes Verfahren
5 rechtsventrikuläre Fetteinlagerung
6.4 Arrhythmogene (Fibrolipomatose)
rechtsventrikuläre 5 diffuse Dilatation und Dysfunk-
Dysplasie (ARVD) tion des rechten Ventrikels mit
Ausbildung von Aneurysmen im
Definition sog. Dysplasiedreieck (rechtsven-
z Lipomatöse Degeneration des rechts- trikulärer Einflusstrakt, Apex,
ventrikulären Myokards und rechts- Infundibulum)
ventrikuläre Dilatation z Herzkatheterisierung:
z Ein Übergreifen auf den linken 5 Dextrokardiographie: verstärkte
Ventrikel wird ebenfalls beschrieben Trabekelisierung des Septums
(»Pile-d’assiettes«-Phänomen),
Ätiologie regionale Kontraktionsstörungen,
z Genetisch: Nachweis von >9 Genmu- Aneurysmen und Aussackungen
tationen (30. Lebensjahr); Mutationen (»bulgings«)
76 Kapitel 6 · Kardiomyopathien
Therapie
z Akuttherapie: wie bei Patienten mit
akutem Koronarsyndrom, ggf. IABP
z Ansonsten: Standardtherapie der
Herzinsuffizienz (β-Blocker)
Prognose
z Gut
z Normalisierung der Ejektionsfraktion
im Verlauf einiger Wochen
78 Kapitel 7 · Herzrhythmusstörungen
> Herzrhythmusstörungen
G. Michels, U.C. Hoppe
⊡ Abb. 7.1. AV-Knoten-Reentry-Tachykardie vor (links) und nach (rechts) Gabe von 6 mg Adeno-
sin (Adrekar) als i. v. Bolus
 Dosierung Thromboembolieprophylaxe
Amiodaron (Cordarex): > Das Risiko für einen Schlaganfall
z Aufsättigungsdosierung: (2–15 %/Jahr) ist deutlich höher als das
5 parenteral/p. o.: 300 mg über 1 h i. v., Risiko für schwere Blutungen unter einer
orale Fortführung mit 5-mal 200 mg/ oralen Antikoagulation (etwa 1 %/Jahr).
Tag für 10 Tage Trotz höherem Blutungsrisiko profitieren
5 rein parenteral: 900 mg i. v. (Perfusor) auch ältere Patienten (>75 Jahre) von ei-
über 24 h für 10 Tage ner Antikoagulation, da sie ein erhöhtes
z Erhaltungsdosierung: 200 mg/Tag p. o. Schlaganfallrisiko aufweisen.
90 Kapitel 7 · Herzrhythmusstörungen
Akuttherapie Definition
z Vagusreiz (Valsalva-Pressversuch, Ka- z Eine VT liegt bei >3 aufeinander fol-
rotisdruckversuch, Eiswasser trinken genden ventrikulären Aktionen vor
lassen)
z Bei hämodynamischer Instabilität: Ätiologie
Kardioversion z KHK (Myokardinfarkt): häufig
z Bei hämodynamischer Stabilität: z Kardiomyopathien
Pharmakotherapie z Elektrolytstörungen: Hypokaliämie
(⊡ Abb. 7.6), Hypomagnesiämie
 Dosierung z Proarrhythmie durch Medikamente:
Medikamente der 1. Wahl bei Präexzitation: Digitalis, Antiarrhythmika etc.
z Ohne Vorhofflimmern: Adenosin (Adrekar; z Idiopathisch, d. h. bei Ausschluss
bei einem Patienten mit einem KG von einer strukturellen Herzerkrankung
70 kg: 6–12 mg rasch i. v.) z Ionenkanal-/Rezeptorerkrankungen:
z Mit Vorhofflimmern: Ajmalin (Giluryt- Brugada-Syndrom, katecholaminerge
mal; 0,5–1 mg/kg KG langsam i. v.); bei polymorphe VT, Long- und Short-
Präexzitationssyndrom mit antegrad QT-Syndrom
leitfähigem akzessorischen Bündel und z Ausflusstrakt-VT:
gleichzeitig bestehendem Vorhofflim- 5 RVOT-VT: Linksschenkelblock-
mern sind Kalziumantagonisten vom charakteristika und Rechtslagetyp
Verapamil- und Diltiazemtyp, Digitalis 5 LVOT-VT: Rechtsschenkelblock-
wegen der Gefahr der schnellen AV- charakteristika und Linkslagetyp
Überleitung kontraindiziert
⊡ Abb. 7.6. Hypokaliämie (Kaliumspiegel: 2,2 mmol/l; Patient unter alleiniger Furosemidthe-
rapie): T-Wellen-Abflachung, präterminale T-Wellen-Negativierung, TU-Verschmelzungswellen,
normale bis leicht verlängerte QT-Zeit
94 Kapitel 7 · Herzrhythmusstörungen
z »Torsade-de-pointes«-Spitzenumkehr- EKG-Charakteristika
tachykardie: erworbenes oder angebo- z HF: 120–240/min
renes Long-QT-Syndrom z QRS-Komplex-Dauer (⊡ Tab. 7.2):
z Repetitive monomorphe VT vom Gal- 5 Rechtsschenkelblockkonfigura-
lavardin-Typ: salvenartige oder extra- tion: >0,14 s (VT mit linksventri-
systolische Form der kurzen VT, meist kulärem Ursprung)
mit fokalem Ursprung im rechtsven- 5 Linksschenkelblockkonfiguration:
trikulären Ausflusstrakt (RVOT-VT); >0,16 s (VT mit rechtsventrikulä-
sog. idiopathische rechtsventrikuläre rem Ursprung)
Tachykardie mit Linksschenkelblock- z Überdrehter Linkslagetyp: in 70 % der
morphologie und häufig langsamer Fälle
Frequenz (120–140/min) z AV-Dissoziation: Vorhöfe und Ventri-
z »Bundle-branch«-Reentry-VT: meist kel schlagen unabhängig voneinander
bei dilatativer Kardiomyopathie (etwa 50 % der Fälle)
z Kammerflattern: rhythmische, mo- z Fusionsschläge: Ausdruck der gleich-
nomorphe Flatterwellen mit einer zeitigen Erregung von Vorhof und
Frequenz von etwa 300/min, meist Ventrikel, sog. Kombinationssystole
Degeneration in Kammerflimmern z »Capture beats«: Vorkommen verein-
z Kammerflimmern: arrhythmische Un- zelter schmaler QRS-Komplexe
dulationen mit wechselnden Konturen, z Präkordiale Konkordanz: QRS-Kom-
Zeiten und Amplituden (grobes oder plexe in Brustwandableitungen entwe-
feines Flimmern); ursächlich kommen der positiv (Ursprung: Hinterwand)
in 80 % der Fälle eine KHK, bei Infarkt oder negativ gerichtet (Ursprung:
sog. Okklusionsflimmern, eine Kardio- Vorderwand); Diskordanz spricht für
myopathie, Elektrolytstörungen, Vor- eine supraventrikuläre Tachykardie
hofflattern mit schneller Überleitung, z Josephson-Zeichen: Knotung/Ker-
eine Contusio cordis oder ein Long- bung am absteigenden Schenkel der
QT-Syndrom in Betracht S-Zacke
z »Weak action«: bizarre, deformierte z Brugada-Zeichen: zeitlicher Abstand
und unregelmäßige Kammerbreit- zwischen R-Gipfel und S-Tal von
komplexe; mögliche Ursachen: Vo- >70 ms
lumenmangel, Perikardtamponade,
Thoraxtrauma, Azidose, Spannungs- Akuttherapie
pneumothorax, Hypoxie, Lungenem- Hämodynamisch stabile VT
bolie oder Ausdruck des »sterbenden z Primär: Amiodaron (Cordarex) oder
Herzens« Ajmalin (Gilurytmal)
z Ventrikuläre Extrasystolie: z Gegebenenfalls präkordialer Faust-
5 Herzgesunde: keine prognostische schlag oder Kardioversion unter An-
Bedeutung unter Ruhebedingun- algosedierung, zusätzlich Magnesium-
gen, jedoch erhöhtes Risiko bei sulfat (Cormagnesin; 2 g über 20 min
Auftreten unter Belastungsbedin- i. v.)
gungen oder in der Erholungs-
phase (ggf. β-Blocker-Therapie) > Falls initial nicht zwischen einer sup-
V1(–3)-Kriterium bei Steiler Abgang der S-Zacke Träger Abgang der S-Zacke
Linksschenkelblock (<60 ms nach QRS-Beginn) (>60 ms nach QRS-Beginn)
mit S-Zacken-Knotung
⊡ Abb. 7.7. Hyperkaliämie (Kaliumspiegel: 8,7 mmol/l) bei einem Dialyse-Patienten (EKG: 25 mm/s).
Auffällig sind spitzhohe, schmalbasige T-Wellen und eine Sinusbradykardie (etwa 40/min)
7.2 · Bradykarde Rhythmusstörungen 99 7.2
sich innerhalb von 3–14 Tagen wieder 5 ventrikuläre Arrhythmien
zurückbilden. 5 Herzinsuffizienzzeichen (»low cardiac
> Das »sick sinus syndrom« stellt die output«)
häufigste Indikation zur Schrittmacher- z QRS-Komplex:
implantation dar. 5 <0,12 s: Schmalkomplexbrady-
kardien
Diagnostik 5 ≥0,12 s: Breitkomplexbradykardien
z Anamnese: insbesondere Medika- z Rhythmus:
mentenanamnese (z. B. Digitalis- 5 regelmäßige Bradykardie
überdosierung bei untergewichtigen 5 unregelmäßige Bradykardie oder
und niereninsuffizienten Patienten) Bradyarrhythmie
z EKG: Ruhe-EKG, Belastungs-EKG
(z. B. chronotrope Inkompetenz, wenn
eine HF von 90/min nicht überschrit- Schmalkomplexbradykardien
ten wird), ggf. Langzeit-EKG z Rhythmische Schmalkomplex-
z Karotissinusmassage (zuvor Aus- bradykardien:
kultation der Karotiden zum Aus- 5 Sinusbradykardie
schluss einer Karotisstenosierung) 5 AV-Knoten Rhythmus
bei Verdacht auf Syndrom des 5 sinuatrialer oder AV-Block
hypersensitiven Karotissinus; pa- 2.–3. Grades mit regelmäßiger
thologisch: Asystolie über ≥3 s oder Überleitung bzw. junktionalem
systolischer Blutdruckabfall um Ersatzrhythmus (⊡ Abb. 7.8)
≥50 mmHg z Arrhythmische Schmalkomplex-
z Atropintest bei Verdacht auf Si- bradykardien:
nusknotendysfunktion: i. v. Atropi- 5 Bradyarrhythmia absoluta bei
napplikation (0,04 mg/kg KG; 75 kg Vorhofflimmern
schwerer Patient: 3 mg) → normal: 5 Sinusbradykardie mit supraventri-
Herzfrequenzanstieg um ≥15 % der kulären Extrasystolen
Augangsfrequenz bzw. um ≥90/min
z Labordiagnostik: Elektrolytwerte, Breitkomplexbradykardien
Schilddrüsenparameter, ggf. Digita- z Rhythmische Breitkomplex-
lisspiegel bradykardien:
z Gegebenenfalls elektrophysiologi- 5 Sinusbradykardie bei Schenkel-
sche Untersuchung bei Verdacht auf block
Sinusknotendysfunktion 5 Sinusknoten-/AV-Block 2.–3. Gra-
des mit Schenkelblock bzw. ventri-
kulärem Ersatzrhythmus
Differenzialdiagnostik
5 idioventrikulärer Rhythmus (elek-
tromechanische Dissoziation)
Unterscheidung bradykarder z Arrhythmische Breitkomplex-
Rhythmusstörungen bradykardien:
z Hämodynamisch stabil oder instabil; 5 Bradykardie bei Schenkelblock
Instabilitätszeichen: und Vorhofflimmern
5 systolischer Blutdruck: <90 mmHg 5 polymorpher ventrikulärer Ersatz-
5 HF: <40/min rhythmus bei Vorhofflimmern
100 Kapitel 7 · Herzrhythmusstörungen
obligate Monitorpflicht.
Inadäquate Schockabgaben
z Mechanismus: supraventrikuläre Systembezogene Komplikationen
Tachykardien oder »oversensing« füh- z Elektrodenbrüche, Elektrodendislo-
ren zu Fehlinterpretation von EKG- kationen, Aggregatdysfunktionen und
Signalen, welche inadäquat mittels Sensing-Defekte entsprechend den
Schockabgabe terminiert werden Schrittmacherkomplikationen
z Ursachen: z Insbesondere »oversensing« bei Son-
5 supraventrikuläre Tachykardien: dendefekten/Elektrodenbrüchen: hier
z. B. tachykarde Überleitung von werden die Störsignale als Kammer-
Vorhofflimmern, welches als flimmern fehlinterpretiert
ventrikuläre Tachyarrhythmie
fehlinterpretiert und anschließend Therapie von Komplikationen
durch Defibrillation terminiert > Therapiebedürftigkeit nur bei
wird symptomatischen Patienten und
5 »oversensing« (Vortäuschung bei Gefahr der Induktion maligner
von ventrikulären Arrhythmien Rhythmusstörungen
durch verschiedene Störeinflüsse:
Elektrodendefekte, elektromagne- z Magnetauflage:
tische Interferenz – z. B. Elektro- 5 Schrittmacherpatient: Inbetrieb-
kauterisation, Ablationstherapie nahme des Schrittmachers mit
–, Muskelpotenziale, T-Wellen- einer Magnetfrequenzstimulation
Oversensing) von meist 85/min oder 100/min,
z Therapie: d. h. der Schrittmacher wird auf
5 sofortige Inaktivierung des starrfrequente Stimulation umge-
Geräts durch Magnetauflage schaltet (V00- bzw. D00-Modus,
(Ringmagnet) Entrance-Block); falls die Magnet-
5 Umprogrammierung durch z. B. funktion herausprogrammiert sein
Anhebung der Detektionszone sollte, erfolgt keine Reaktion auf
5 ggf. AV-Knoten-Ablation bei die Magnetauflage
tachykarder Überleitung von Vor- 5 ICD-Patient: Inaktivierung der
hofflimmern Schockfunktion
5 evtl. bei psychokardiologischen z Transkutaner externer Schrittmacher:
Folgen von inadäquaten Scho- bei symptomatischer Bradykardie
ckabgaben (Traumatisierung, bzw. Ventrikelasystolie unter Analgo-
110 Kapitel 7 · Herzrhythmusstörungen
> Herzinsuffizienz
G. Michels, T. Schneider, U.C. Hoppe
Stadium/Klasse Beschreibung
NYHA-Stadium (Einteilung aus dem Jahre 1928)
I Herzerkrankung ohne körperliche Limitation
Alltägliche körperliche Belastung verursacht keine inadäquate
Erschöpfung, Rhythmusstörungen oder Angina pectoris
II Herzerkrankung mit leichter Einschränkung der körperlichen Leistungs-
fähigkeit
Keine Beschwerden in Ruhe
Alltägliche körperliche Belastung verursacht Erschöpfung, Rhythmus-
störungen, Luftnot oder Angina pectoris
III Herzerkrankung mit höhergradiger Einschränkung der körperlichen
Leistungsfähigkeit bei gewohnter Tätigkeit
Keine Beschwerden in Ruhe
Geringe körperliche Belastung verursacht Erschöpfung, Rhythmus-
störungen, Luftnot oder Angina pectoris
IV Herzerkrankung mit Beschwerden bei allen körperlichen Aktivitäten
und in Ruhe
Bettlägerigkeit
AHA-Klassen (Einteilung aus dem Jahre 2001)
A Asymptomatisch, jedoch Risikofaktoren für eine linksventrikuläre
Dysfunktion (z. B. KHK)
B Asymptomatisch, jedoch strukturelle Veränderungen
(z. B. linksventrikuläre Hypertrophie)
C Manifeste Herzinsuffizienz, vorliegend oder ehemals vorgelegen habend
D Manifeste Herzinsuffizienz unter maximaler Therapie
Kapitel 8 · Herzinsuffizienz 113 8
bzw. PCWP von >12 mmHg) Pathophysiologie und hämo-
bei normalen Füllungsvolumina dynamische Veränderungen
(EDV, ESV, SV) und normaler EF
sowie Symptomen der pulmonalen Determinanten der kardialen
Stauung (Dyspnoe: führendes Pumpleistung
Symptom, kann klinisch nicht von z Inotropie:
einer systolischen Herzinsuffizienz 5 Bestimmung der maximalen Druck-
getrennt werden) anstiegsgeschwindigkeit während
z Nach Stadien: ⊡ Tab. 8.1 der isovolumetrischen Anspannungs-
phase (Normwert: 1500 mmHg/s) bei
> Im Rahmen der manifesten Herzinsuf- der Linksherzkatheterisierung
fizienz lassen sich meistens Störungen 5 indirekter Parameter für die Kontrakti-
sowohl der systolischen als auch der onskraft: SV bzw. EF:
diastolischen Funktion nachweisen. SV EDV – ESV
EF = =
EDV EDV
Ätiologie
> Herzinsuffizienzstudien (z. B. SOLVD
z Nachlast (»afterload«) als endsystoli-
sche Wandspannung (systolisches Wand-
oder SAVE) stellen die KHK und die arte-
spannungsintegral):
rielle Hypertonie in den Mittelpunkt der
5 Parameter: MAP, SVR
Pathogenese der Herzinsuffizienz.
5 Beurteilung der Druckbelastung (Aus-
wurfwiderstand)
Chronische Herzinsuffizienz
z Vorlast (»preload«) als enddiastolische
z Systolische Ventrikelfunktionsstörung: Wandspannung (Vordehnung):
5 KHK (70–75 %) 5 Parameter für das rechte Herz: ZVD
5 arterielle Hypertonie/Druck- (Normwert: 4–8 cmH2O)
belastung (20–40 %) 5 Parameter für das linke Herz: LVEDP
5 Kardiomyopathien (DCM; (Normwert: <12 mmHg)
15–20 %) 5 Beurteilung der Volumenbelastung
5 Vitien (selten) 5 Beschreibung durch den Frank-Star-
z Diastolische Ventrikelfunktions- ling-Mechanismus: mit zunehmender
störung (Relaxations- und/oder Vorlast nimmt das SV zu (Kraft-Span-
Compliance-Störungen): nungs-Beziehung: beschreibt den Zu-
5 arterielle Hypertonie bzw. sammenhang zwischen Vordehnung
hypertensive Herzerkrankung der Muskelfasern in Längsrichtung
5 ischämische Herzerkrankung und Kontraktionskraft; Verbesserung
(KHK) der Kontraktionsamplitude mit zu-
5 hypertrophe, restriktive oder nehmender Vordehnung; molekularer
infiltrative Kardiomyopathien Hintergrund: dehnungsabhängige
(z. B. Amyloidosen) Empfindlichkeitsänderung von Tropo-
5 obstruktives Schlafapnoesyndrom nin C für Kalziumionen)
(u. a. Entwicklung einer arteriellen z HF (Bowditch-Effekt oder Kraft-Frequenz-
Hypertonie) Beziehung): HF-Steigerung führt beim
5 Herzbeuteltamponade Gesunden zur Kontraktilitätszunahme,
beim herzinsuffizienten Patienten nimmt
5 langjährige Aortenklappenstenose
diese dagegen ab
5 Pericarditis constrictiva
114 Kapitel 8 · Herzinsuffizienz
Normal >55 60
5 Dopplerechokardiographie: z Herzkatheteruntersuchung:
z »Time-to-peak-filling«-Rate 5 Ausschluss/Nachweis einer KHK
(Zeit bis zur maximalen Fül- 5 Hämodynamik: Bestimmung
lung): bei diastolischer Dysfunk- systolischer (u. a. EF) und diastoli-
tion verlängert z transmitrales scher Parameter (u. a. LVEDP)
Flussprofil: E/A-Wellen-Verhält-
nis, d. h. Verhältnis der schnellen Differenzialdiagnostik
ventrikulären Füllung (E) zur z Pulmonale Erkrankungen: z. B.
atrialen Kontraktion (A) z Er- COPD, Lungenemphysem, Lungen-
mittlung der Mitralklappenring- embolie
geschwindigkeit (früher links- z Endokrinologische Erkrankungen:
ventrikulärer Einstrom) mittels z. B. Myxödem, Hyperthyreose
»tissue doppler imaging«: Ratio z Neurologische Erkrankungen: z. B.
aus Mitralklappenflussgeschwin- Myopathien
digkeit (E) und Mitralklappen- z Psychiatrische Erkrankungen: z. B.
ringgeschwindigkeit (E’ oder Em) Depression, Erschöpfungszustände
am anterioren Segel (Norm: <8); z Andere Erkrankungen: ausgeprägte
schätzt den LVEDP ab (>15, bei Anämie, Niereninsuffizienz, Leberzir-
LVEDP >15 mmHg) z Strain- rhose
Rate: Myokardiale Deformation
in 2D- oder 3D-Darstellung Therapie der akuten
z Pulmonalvenendopplerun- Herzinsuffizienz
tersuchung: PVs (maximale Allgemeine Maßnahmen
systolische Pulmonalvenenge- z Aufrechterhaltung und Stabilisierung
schwindigkeit), PVd (maximale der Vitalfunktionen
diastolische Pulmonalvenen- z Oberkörperhoch- und Beintieflage-
geschwindigkeit), PVa (reverse rung zur Senkung des venösen Rück-
atriale Flussgeschwindigkeit stroms
durch Vorhofkontraktion) z Oxygenierung:
z die meisten Parameter sind 5 2–6 l O2/min über Nasensonde
vorlastabhängig → dynamische oder >6 l O2/min über Maske
Aktionen (z. B. Valsalva-Manö- 5 ggf. Beatmung: z hoher PEEP
ver) zur Demaskierung einer → Senkung der Vorlast durch
diastolischen Dysfunktion im Abnahme des venösen Rück-
Stadium der Pseudonormalisie- stroms mit Abnahme der Wand-
rung sinnvoll spannung (»Nitroeffekt«) z Me-
z Röntgenuntersuchung des Thorax: thode der 1. Wahl: nichtinvasive
5 Zeichen der pulmonalvenösen Beatmung (Masken- oder Helm-
Stauung → Kerley-(A-, B-, C-) CPAP-Beatmung) z Methode
Linien als Zeichen des intersti- der 2. Wahl: invasive Beatmung
ellen Lungenödems oder diffuse (BiPAP)
Verschattungen bei alveolärem
Lungenödem Leichte Sedierung/Analgosedierung
5 Kardiomegalie (Herz-Thorax- z Substanzen: Morphin (MSI), Diaze-
Quotient: >0,5) pam (Valium)
Kapitel 8 · Herzinsuffizienz 119 8
Vorlastsenkung bei pulmonaler 5 Vorteil: Widerstandssenkung
Stauung (kann eine Hypotonie initial ver-
z Nitrate (Voraussetzung: systolischer stärken → Gegensteuerung mit
Blutdruck von >90 mmHg): Glycerol- Noradrenalin oder Volumengabe)
trinitrat (Nitroglycerin) i. v. 5 obwohl häufig eine initiale Bolus-
z Diuretika: Schleifendiuretika (Furose- gabe empfohlen wird, kann auch
mid – Lasix) i. v. → Diuresesteigerung eine kontinuierliche Infusion mit
mit Abnahme der kardialen Füllungs- 0,05 μg/kg KG/min für 24 h erfol-
drücke und des pulmonalen Wider- gen (oft günstiger)
stands
> Die OPTIMIZE-HF-Studie zeigte eine
Nachlastsenkung bei hohem peri- um 40 % niedrigere Sterberate, wenn
pheren Widerstand (hypertensive bei Patienten mit dekompensierter chro-
Entgleisung) nischer Herzinsuffizienz der β-Blocker
z Arterielle Vasodilatatoren: z. B. Urapi- nicht abgesetzt wurde. Ein generelles
dil (Ebrantil), Nitrate (Glyceroltrinit- Absetzen der β-Blocker-Therapie bei Pa-
rat, Nitroglycerin) tienten mit chronischer Herzinsuffizienz
und Dekompensation ist demnach mit
Gabe von Inotropika einem höheren Mortalitätsrisiko assozi-
z Katecholamine: iert. Limitierend sind jedoch weiterhin
5 Dobutamin (Dobutrex), Norad- eine Katecholamintherapie und eine
renalin (Arterenol), Adrenalin symptomatische Bradykardie.
(Suprarenin)
5 Dobutamin als Katecholamin der Therapie der chronischen
1. Wahl: β1-stimulatorisch ohne systolischen Herzinsuffizienz
wesentliche Zunahme des SVR, Kausaltherapie
d. h. optimal bei fehlender Hypo- z Zum Beispiel koronare Intervention
tonie oder Behandlung der arteriellen Hy-
5 Nachteile der Katecholamine: pertonie
kardiodepressiv (IL-6-Spiegel-
Erhöhung), Anstieg des myo- Nichtmedikamentöse Basistherapie
kardialen Sauerstoffverbrauchs, z Gewichtsnormalisierung:
proarrhythmogener Begleiteffekt, 5 bei BMI >30 (Hip/Waist-Ratio zur
Mortalitätszunahme (Trend) Risikoabschätzung möglicherweise
z PDE-III-Inhibitoren (Inodilatoren): besser geeignet): regelmäßige
5 bei gleichzeitiger β-Blocker- Gewichtskontrollen und »mode-
Therapie und fehlender An- rate« Gewichtsreduktion um <5 %
sprechbarkeit auf Katecholamine innerhalb von 6 Monaten bezogen
(Katecholamintoleranz) auf BMI ohne Ödeme (CHARM-
5 Substanzen: Milrinon (Corotrop), Weight-Loss-Studie)
Enoximon (Perfan) 5 Vermeidung einer kardialen
5 keine Prognoseverbesserung Kachexie
(OPTIME-CHF-Studie) z Reduktion von Risikofaktoren für
z Kalziumsensitizer: eine KHK
5 Substanz: Levosimendan (Simdax) z Nikotinkarenz
120 Kapitel 8 · Herzinsuffizienz
Bei den ACE-Hemmern wird von einem Klasseneffekt ausgegangen, sodass auch Substanzen ein-
gesetzt werden, für die keine groß angelegten, randomisierten, prospektiven Studien existieren.
Kapitel 8 · Herzinsuffizienz 121 8
> Eine Dosissteigerung bei einem z Kardiale Verschlechterungen sind
Kreatininwert von >3 mg/dl ist un- gerade in der Einleitungsphase zu be-
tersagt. achten
z Eine symptomatische Besserung ist in
z Bei ACE-Hemmer-Intoleranz und der Regel erst nach etwa 2–3 Monaten
-Unverträglichkeit: AT1-Antagonisten zu erwarten
als Alternative; zur Behandlung der z Anders als bei den ACE-Hemmern
Herzinsuffizienz zugelassen sind: geht man bei den β-Blockern nicht
Losartan (z. B. Lorzaar; ELITE-II), von einem Gruppeneffekt aus → nur
Candesartan (z. B. Atacand; CHARM) die oben aufgeführten Substanzen
und Valsartan (z. B. Diovan; Val- anwenden
HeFT) z Eine Kombination mit einem ACE-
z Unverträglichkeiten mit ACE-Hem- Hemmer ist schnellstmöglichst anzu-
mern und AT1-Antagonisten: Hydra- streben
lazin, Nitrate z Häufige Nebenwirkungen: Hypotonie,
Bradykardie, Gewichtszunahme
β-Blocker
z ⊡ Tab. 8.5 > Eine Senkung von Morbidität und Mor-
z Indikation: ab NYHA-Stadium II talität bei systolischer Herzinsuffizienz ist
(nach Myokardinfarkt ab NYHA- für folgende β-Blocker belegt: Bisoprolol,
Stadium I) Carvedilol, Metoprolol-Succinat, Nebivolol.
z Substanzen: Carvedilol (COPERNI-
CUS, US-Carvedilol-Programm), Aldosteronantagonisten
Metoprolol (MERIT-HF), Bisoprolol z Indikation: ab NYHA-Stadium III
(CIBIS-II), Nebivolol (SENIORS, bei bzw. LVEF ≤35%
älteren Patienten ab dem 70. Lebens- z Substanzen: Spironolacton (RALES-II;
jahr) z. B. Aldactone, 12,5–50 mg/Tag),
z Dosierung: Beginn mit 1/10 der Ziel- Eplerenon (EPHESUS; z. B. Inspra,
dosis → langsame Dosissteigerung 25–50 mg/Tag; insbesondere bei
Schleifendiuretika
Thiaziddiuretika
Digoxin1 Lanicor 2-mal 0,5 mg/Tag über 0,25 mg/Tag 0,5–3 μg/l
3 Tage
Digitoxin2 Digimerck 3-mal 0,1 mg/Tag über 0,07 mg/Tag 10–30 μg/l
3 Tage
(ggf. schnelle i. v. Auf-
sättigung: 2- bis 4-mal
0,25 mg/Tag für 2 Tage)
1
Plasmaeiweißbindung: 20–30 %; Eliminationshalbwertszeit: 40 h
2
Plasmaeiweißbindung: >95 %; Eliminationshalbwertszeit: 6–8 Tage
124 Kapitel 8 · Herzinsuffizienz
Digitalispräparate
z Indikation: tachykardes Vorhofflim-
mern (Frequenzkontrolle)
z bei Sinusrhythmus möglichst vermei-
den, da eine Steigerung der Kontrak-
tilität (intrazelluläre Kalziumüber-
ladung) bei erhaltener systolischer
Funktion und Sinurrhythmus nicht
hilfreich erscheint
z DIG-ancillary-Substudie: bei Pati-
enten mit einer EF von >45 % und
Sinusrhythmus fand sich keine signi-
fikante Senkung der Mortalität oder
der Hospitalisationsrate durch zusätz-
liches Digoxin (zu ACE-Hemmer und
Diuretika)
Aldosteronantagonisten
z Ziel: Reduktion der kardialen Fibrose
mit Regression der Hypertrophie
z Studienergebnisse stehen noch aus
(TOPCAT-Studie: Spironolacton)
> Hypotone
Kreislaufdysregulation
und Synkope
G. Michels
Medikamentöse Begleittherapie
z Nicht gesicherte Medikamente: Diso-
pyramid, Etilefrin, Verapamil, Scopo-
lamin, Theophyllin
z Keine generelle Empfehlung:
5 Mineralokortikoid: 9-Fludrocorti-
son (Astonin H; 0,1–0,3 mg/Tag)
5 α-Adrenoagonist: Midodrin (Gut-
ron; 2- bis 3-mal 2,5 mg/Tag)
5 selektiver β-Blocker: Metoprolol
(Beloc-Zok; 47,5–100 mg/Tag;
Wirksamkeit konnte in der POST-
Studie nicht bestätigt werden)
10.1 · Arterielle Hypertonie 133 10.1
Joint National Committee, Report No. 7 ESH/ESC-Leitlinien (aus dem Jahre 2007) und
(aus dem Jahre 2003) Leitlinien der Deutschen Hochdruckliga (aus
dem Jahre 2008)
Kardiovaskuläre oder Hohes Sehr hohes Sehr hohes Sehr hohes Sehr hohes
IV
renale Erkrankung Risiko Risiko Risiko Risiko Risiko
(Pentagramm der Therapie der arteri- 5 für die neueren β-Blocker wie
ellen Hypertonie) Carvedilol, Celiprolol und Ne-
z Aliskiren: derzeit einziger oral appli- bivolol liegen für die Indikation
zierbarer direkter Renin-Inhibitor, »arterielle Hypertonie« keine End-
gut verträgliche Alternative zu AT1- punktstudien vor
Antagonsiten und ACE-Hemmern, z Die volle Wirkung der Antihyperten-
allerdings fehlen Langzeitstudien mit siva wird in der Regel innerhalb von
harten Endpunkten 2–6 Wochen erreicht
z Weitere Antihypertensiva als Kombi- z Erhöhung der Zuverlässigkeit der Me-
nationspartner: zentrale Antisympa- dikamenteneinnahme: vorzugsweise
thotonika, postsynaptische α1-Blocker, Anwendung von Antihypertensiva mit
α-Methyldopa (bei Schwangerschafts- Einmalgabe und gesicherter Wirkung
hypertonie), Dihydralazin, Minoxidil über 24 h sowie Verwendung von Fix-
z AT1-Antagonisten und kombinationen
ACE-Hemmer: z Primäre Kombinationstherapie:
5 bei hohem kardiovaskulärem bei Blutdruckwerten von systolisch
Risiko gleich gut wirksam >20 mmHg oder diastolisch >10 mmHg
5 niedrigere Nebenwirkungsrate der über dem Zielblutdruck, bei hohem
AT1-Antagonisten oder sehr hohem Risiko oder bei nied-
5 Kombination: keine zusätzlichen rigem Zielblutdruck, z. B. Kombina-
Effekte, jedoch mehr Nebenwir- tion aus ACE-Hemmer und Kalzium-
kungen (Nierenschäden) antagonist → bei Hochrisikopatienten
z β-Blocker: signifikante Mortalitätssenkung im
5 ohne zusätzliche Indikation wegen Vergleich zur Kombination aus ACE-
einer Begleiterkrankung als Mittel Hemmer und Hydrochlorothiazid
der 1. Wahl umstritten (gilt v. a. z Ausnutzung zusätzlicher Effekte:
für Atenolol) z. B. Osteoporoseprophylaxe durch
144 Kapitel 10 · Arterielle Hypertonie und hypertensiver Notfall
Definition Ätiologie
z Pulmonale Hypertonie: wenn in Ruhe z Multifaktoriell
ein pulmonalarterieller Mitteldruck z Vasokonstriktion: u. a. Dysbalance
(mPAP) von >20–25 mmHg (»bor- zwischen Mediatoren (einschließlich
derline«) bzw. >25 mmHg (manifeste Prostazyklin, Endothelin und Throm-
pulmonale Hypertonie) vorliegt oder boxan), Hemmung spannungsabhän-
ggf. bei Belastung (50 W) ein mPAP giger Kaliumkanäle
von 30 mmHg überschritten wird – z Endotheliale Dysfunktion: u. a. redu-
bei gleichzeitig normalem oder redu- zierte Expression der endothelialen
ziertem HZV und normalem PCWP NO-Synthetase
(<15 mmHg); der PVR beträgt >3 WE z Pulmonalgefäß-Remodeling: Prolife-
bzw. >240 dyn × s × cm–5 ration von Endothel- und Gefäßmus-
kelzellen
> Obwohl per definitionem häufig der z In-situ-Thrombosierung: prokoagula-
mPAP herangezogen wird, findet nach torischer Status
echokardiographischen Kriterien in der z Genetik bei primärer pulmonaler
Regel der sPAP Anwendung (sPAP von Hypertonie (6–12 % der Fälle):
>35 mmHg oder mPAP von >25 mmHg Chromosom 2q31-32, autosomal-
in Ruhe). dominante Vererbung, BMPR-II-
Gen (»bone morphogenetic protein
z Latente pulmonale Hypertonie: in receptor« Typ II; entspricht etwa dem
Ruhe normaler Druck, welcher bei TGF-β-Typ-II-Rezeptor)
körperlicher Belastung überschießend
ansteigt Pathogenetische Einteilung
z Cor pulmonale: Vergrößerung des z Präkapilläre pulmonale
rechten Ventrikels, welche sich sekun- Hypertonie:
där bei thorakopulmonalen Erkran- 5 Ursache: isolierte Erhöhung des
kungen entwickelt PAP
z Eisenmenger Syndrom: angeborenes 5 Lokalisation: arterielle Strombahn
Vitium (z. B. VSD) mit primärem des Lungenkreislaufs (pulmo-
Links-rechts-Shunt, beim dem infolge nalarterielle Hypertonie)
einer massiven Steigerung des PVR 5 Kennzeichen: normaler PCWP,
eine Shuntumkehr (Rechts-links d. h. keine Linksherzbeteiligung
Shunt) resultiert (Ursache: irreversible 5 Folge: Cor pulmonale bis Rechts-
pulmonalarterielle Vaskulopathie) herzversagen
Kapitel 11 · Pulmonale Hypertonie 151 11
z Postkapilläre pulmonale Hypertonie: z Pulmonale Hypertonie aufgrund
5 Ursache: Linksherzerkrankung thromboembolischer Erkrankungen:
unterschiedlicher Genese thrombotische und nichtthromboti-
5 Lokalisation: venöse und arterielle sche (Tumor, Parasiten – Schistosomi-
Strombahn des Lungenkreislaufs asis) Lungenembolien
5 Kennzeichen: PCWP-Erhöhung z Pulmonale Hypertonie aufgrund
5 Folge: sekundäre pulmonale Hy- anderer pulmonalvaskulärer Erkran-
pertonie bei erhöhtem PCWP kungen: inflammatorisch (Sarkoidose,
Langhans-Histiozytose), fibrosierende
WHO-Klassifikation Mediastinitis, Adenopathie/Tumoren
z Pulmonalarterielle Hypertonie: (mit Kompression von Pulmonalgefä-
5 idiopathische Form (unbekannte ßen), Morbus Behçet
Ätiologie; etwa 40 % der Fälle)
5 familiäre Form (Mutationen der Klinik
BMPR-II-Gene, autosomal-domi- z Belastungsdyspnoe (60–80 % der Fälle)
nant vererbt, monoklonale plexi- z Müdigkeit
forme Läsionen und Endothelzell- z Abnahme der körperlichen Belast-
proliferation in der Lungenarterie) barkeit
5 assoziierte Form: z Bindegewe- z Belastungssynkope
beerkrankungen/Kollagenosen z Thorakale Schmerzen: Angina pecto-
(etwa 15 % der Fälle): systemischer ris durch Dehnung von Pulmonalarte-
Lupus erythematodes, CREST-, rien oder Zeichen rechtsventrikulärer
Sharp- oder Sjörgen-Syndrom Ischämien
z Rechts-links-Shuntvitien z por- z Zeichen der Rechtsherzinsuffizienz
tale Hypertonie z HIV-Infektion (Beinödeme, reduzierter Allgemein-
z Drogen/Medikamente: z. B. zustand)
Appetitzügler z andere: Sichel- z Eventuell Stimmbandparese mit
zellenanämie, Thrombozytosen, Heiserkeit bei extrem erweiterter Pul-
Morbus Osler-Weber-Rendu etc. monalarterie, welche den linksseitigen
5 mit venöser/kapillärer Manifes- N. recurrens kompremiert
tation: pulmonale venookklusive
Krankheit, pulmonalkapilläre Hä- Diagnostik
mangiomatose z Anamnese/Familienanamnese:
5 persistierende pulmonale Hyper- 5 aktuelles Beschwerdebild
tonie des Neugeborenen 5 funktioneller Schweregrad (ent-
z Pulmonale Hypertonie bei Links- sprechend der NYHA-Klassifika-
herzerkrankungen: linksatriale oder tion)
linksventrikuläre Erkrankungen 5 Medikamente/Drogen (Appetit-
(Linksherzinsuffizienz), Mitralvitien zügler, Amphetamine)
z Pulmonale Hypertonie mit Assozia- 5 Risikofaktoren (HIV-Infektion,
tion mit Lungenerkrankungen/Hypo- Lebererkrankungen etc.)
xie: COPD, interstitielle Lungener- z Körperliche Untersuchung:
krankung, Schlafapnoe, alveoläre 5 Jugularvenenstauung
Hypoventilation, Höhenbewohner, 5 Auskultation mit gespaltenem Ton
Entwicklungsanomalien über der Trikuspidalklappe
152 Kapitel 11 · Pulmonale Hypertonie
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158 Ausgewählte Literatur zu Sektion A
B Angiologie
und Phlebologie
15 Pfortaderthrombose – 171
16 Aortenaneurysma – 172
18 Raynaud-Syndrom – 177
20 Varikosis/Varizen – 181
> Arterielle
Verschlusskrankheit (AVK)
G. Michels, T. Schneider
IVa Nekrose
IVb Entzündungsgangrän
Des Weiteren existiert eine Stadieneinteilung nach Rutherford und nach den TASC-II-Guide-
lines.
Stadium Symptomatik
z Kreislaufüberwachung/-stabilisierung: Besonderheiten
Volumensubstitution, u. a. zur Verbes- z Eine plötzliche klinische Symptomatik
serung der Rheologie wird in der Mehrzahl der Fälle durch
arterielle Embolien und selten durch
> Das therapeutische Zeitfenster von arterielle Thrombosen hervorgerufen.
6 h sollte möglichst eingehalten werden. z Bei vorbekannter pAVK ist eine intra-
operative Angiographie sinnvoll, um
Systemische Heparinisierung die Therapie zu optimierten (Stent,
z Initial: Heparin als i. v. Bolus Bypass, Lyse etc.)
(5000-10.000 IE)
z Danach: Heparinperfusor
(25.000 IE/50 ml; PTT-gesteuert:
2- bis 3fache Verlängerung)
z Ziel: Vermeidung weiterer Embolien
und venöser Stagnationsthrombosen
Fibrinolyse
z Möglichkeiten: systemische oder
lokale intraarterielle Thrombolyse
z Substanzen: Streptokinase, Urokinase,
rt-PA
Interventionelle radiologische
Therapie
z Intervention (PTA) mit/ohne lokale
Lyse
z Perkutane transluminale Aspirations-
thromboembolektomie
Chirurgische Therapie
z Embolektomie
z Thrombendarteriektomie
z Bypassanlage
z Gegebenenfalls Fasziotomie
Rezidivprophylaxe
z Ultima Ratio bei Vorhofflimmern:
Verschluss des Vorhofohrs (operativ
oder mittels Device: Watchman), falls
keine Antikoagulation möglich ist
Therapie Therapie
> Eine akute Darmischämie hat eine z asymptomatischer Verlauf: keine The-
hohe Mortalität. Die rechtzeitige Angio- rapie notwendig
graphie und eine ggf. erforderlich Opera- z symptomatischer Verlauf: interven-
tion sind essenziell. tionelle Therapie, ggf. chirurgische
Dekompression bei Dunbar-Syndrom
z Bei Embolie/Thrombose: chirurgische
Rekanalisation und evtl. explorative
Laparotomie mit Darmresektion
z Falls technisch erreichbar: Stenting/
PTA
z Vasodilatierende Therapie (z. B. mit
Papaverin): bei Spasmen und NOMI
z Lyse/Antikoagulation: bei Thrombosen
z Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit
Gastroenterologie, Abdominalchirur-
gie und Radiologie
Chronische Mesenterialischämie
Ätiologie
z Häufig: Arteriosklerose
z Selten: Gefäßanomalien, Entzün-
dungen, externe Gefäßkompression
(Dunbar-Syndrom: Kompression des
Truncus coeliacus durch Zwerchfell-
ansätze)
Klinik
z Leitsymptom: postprandiale Schmerz-
symptomatik (1–2 h postprandial,
Dauer: 2–3 h)
z Angina abdominalis
z Gewichtsverlust
z Nausea
z Diarrhö / Obstipation
Diagnostik
z Anamnese (z. B. Diabetes mellitus)
z Klinische Untersuchung
z Farbduplexsonographie (Truncus coe-
liacus)
z CT-/MR-Angiographie
z Intraarterielle digitale Substraktions-
angiographie
Kapitel 15 · Pfortaderthrombose 171 15
> Pfortaderthrombose
G. Michels, T. Schneider
> Aortenaneurysma
G. Michels, T. Schneider
Ätiologie Diagnostik
z Atherosklerotisch (Hauptrisikofaktor: z Anamnese: kardiovaskuläre Grunder-
arterielle Hypertonie) krankungen
Kapitel 16 · Aortenaneurysma 173 16
z Körperliche Untersuchung z Aneurysmadurchmesser 4–5,4 cm und
z Labordiagnostik: Retentionsparame- asymptomatisch: konservativ und CT-/
ter, Blutbild, ggf. Herzenzymwerte MRT-Kontrollen 1- bis 2-mal/Jahr
z Bildgebung: z Aneurysmadurchmesser ≥5,5 cm oder
5 Röntgenuntersuchung des Thorax symptomatisch: operativ
5 KM-CT von Thorax und Abdomen
5 MRT: nur im speziellen Fall z Konservativ:
(Abgrenzung inflammatorischer 5 β-Blocker/Kalziumantagonisten
Prozesse gegenüber einem Morbus mit systolisch blutdrucksenkender
Ormond) Wirkung (<110 mmHg); Prinzip:
5 PET: Entzündungs-(aktivitäts-) Verminderung der Wandspan-
nachweis im speziellen Fall nung durch Reduktion der Druck-
5 Angiographie: nicht zum Aneu- anstiegsgeschwindigkeit
rysmanachweis, nur bei zusätzli- 5 Vermeiden körperlicher Belastun-
chen Fragen wie z. B. nach Angina gen (v. a. isotone Anstrengungen
abdominalis oder Nierenarterien- wie Gewichte heben)
beteiligung sowie zur Operations- 5 bei Marfan-Syndrom ist die Gabe
oder Interventionsplanung von β-Blockern nach neueren
5 Doppler-/Duplexsonographie: Ergebnissen ohne Einfluss auf
Routineuntersuchung bei stabilem Progression und Letalität; AT1-
infrarenalen Bauchaortenaneu- Blocker scheinen vorteilhafter
rysma (1- bis 2-mal/Jahr); bei z Interventionell-radiologisch: bei
Dissektion des Aortenbogens: Un- infrarenalen Aneurysmen (Endos-
tersuchung der Karotiden und des tenting ist mindestens gleichwertig
Vertebralisflusses zur konservativen Chirurgie, Langzei-
tergebniss müssen folgen: EVAR-1-,
Therapie EVAR-2-, DREAM-Studie)
> Therapiemanagement: infrarenales z Operativ:
Aortenaneurysma 5 offen operativ oder ggf. laparosko-
z Aneurysmadurchmesser <4 cm pisch: Kunststoffprothesen
und asymptomatisch: konservativ 5 ggf. Hybrid-Verfahren: kombi-
und sonographische Kontrollen nierte endovaskuläre und chirur-
alle 2 Jahre gische Vorgehensweise
z Aneurysmadurchmesser 4–5,4 cm 5 ggf. Bentall-OP mit Aorten-
und asymptomatisch: konservativ klappenersatz bei Klappennahen
und sonographische Kontrollen 1- bis Aneurysmata
2-mal/Jahr
z Aneurysmadurchmesser ≥5,5 cm oder
symptomatisch: operativ oder inter-
ventionell
> Therapiemanagement: infrarenales
Aortenaneurysma
z Aneurysmadurchmesser <4 cm und
asymptomatisch: konservativ und CT-/
MRT-Kontrollen 1-mal/Jahr
174 Kapitel 17 · Aortendissektion (Aneurysma dissecans aortae)
> Aortendissektion
(Aneurysma dissecans
aortae)
G. Michels, T. Schneider
> Raynaud-Syndrom
G. Michels, T. Schneider
> Chronisch-venöse
Insuffizienz (CVI)
G. Michels, T. Schneider
Beispiele:
z Aktives Ulkus bei primärer Varikose der
V. saphena magna mit Klappeninsuffizienz
ohne Obliteration tiefer Venen: C6, Ep,
AS, PR
z TVT mit Ausbildung eines Ulkus cruris:
C6, Es, AD, PO
Diagnostik
z Anamnese
z Körperliche Untersuchung
z Doppler-/Duplexsonographie mit Val-
salva-Manöver inklusive Bestimmung
des ABI ( Kap. 12) plus Tourniquet-
Test (Okklusion der Insuffizienzstre-
cken)
z Venöse Okklusionsplethysmographie
z Phlebographie mit Spezialaufnahmen
Therapie
z Behandlung der Grunderkrankung,
z. B. Therapie der Varikosis
5 Bewegungstherapie und Einsatz
der Muskelpumpe (insbesondere
bei sitzenden Tätigkeiten), ansons-
ten: L-L-L-S-S-S (lieber Laufen und
Liegen statt Stehen und Sitzen)
z Kompressionsverbände bzw. Kom-
pressionsstrümpfe, um Spätkomplika-
Kapitel 20 · Varikosis/Varizen 181 20
> Varikosis/Varizen
G. Michels, T. Schneider
Therapie
z Basistherapie:
5 Hochlagerung der Beine
5 Kompressionsstrümpfe: Klasse I
(20–30 mmHg) → Klasse II
Kapitel 21 · Tiefe Beinvenenthrombose (TVT) 183 21
Definition 5 Faktor-II-Leiden-Mutation
z Partielle oder komplette Verlegung (Prothrombinmutation)
von Beinvenen durch ein intravasales 5 Anti-Phospholipid-Syndrom
Blutgerinnsel 5 Faktor-VIII-Erhöhung
z Lokalisation auf 4 Etagen: V. iliaca 5 Plasminogen-Mangel
(10 %), V. femoralis (50 %), V. poplitea 5 Sichelzellenanämie
(20 %), Unterschenkelvenen (20 %)
Ätiologie
Ätiologie und Risikofaktoren z Vorangegangene Operation → Immo-
z Erworbene Risikofaktoren bilisierung
5 Hohes Alter z Unfallverletzungen
5 Vorangegangene Operation z Erworbene und hereditäre Thrombo-
5 Trauma, Unfallverletzungen philien
5 Immobilisation, Parese z Risikofaktoren (s. oben)
5 Malignom (Hyperkoagulabilität,
Kompression): z. B. Pankreaskarzi- Pathophysiologie
nom, Tumoren der Lunge und der z ⊡ Tab. 21.1
Prostata z Virchow-Trias:
5 Chemotherapie 5 Blutstromveränderungen: z Stase
5 Z.n. TVT bei z. B. Immobilistation, Herzin-
5 Diabetes mellitus suffizienz und Schock z Tumor-
5 Schwangerschaft (5-fach erhöhtes kompression z Turbulenzen,
Risiko) z. B. bei Varikosis → verlängerte
5 Nephrotisches Syndrom Kontaktzeit der Thrombozyten
5 Adipositas mit physiologisch vorhandenen
5 Varikosis gerinnungsaktiven Mediatoren
5 orale Kontrazeptiva (relativ 2- bis (ATP, Faktor X, Thrombin, Fibrin)
5-faches Risiko) 5 Intimaschädigung: Inflamma-
5 Rauchen tion, Infektion, Atherosklerose,
5 Anti-Phospholipid-Syndrom Trauma/Operation, Neoplasie,
5 Erworbene Thrombophilien Ischämie, Rauchen
z Angeborene Risikofaktoren 5 Hyperkoagulabilität: z Lebersyn-
5 Protein-C-, Protein-S-Mangel these- oder Abbaustörungen von
5 AT-III-Mangel Gerinnungsfaktoren z hereditäre
5 Faktor-V-Leiden-Mutation Störungen: AT-III-, Protein-C-,
184 Kapitel 21 · Tiefe Beinvenenthrombose (TVT)
Inzidenz 10 % 0,5–3 %
Besonderheiten
z Wie bei der akuten Lungenarterie-
nembolie sind auch die klinischen
Zeichen einer TVT sehr unspezifisch;
bei Bettlägerigkeit verläuft die TVT
häufig asymptomatisch
z Die Diagnostik beinhaltet daher die
Bestimmung der »klinischen Wahr-
scheinlichkeit« (Wells-Score) durch
klinisch-empirische Beurteilung
(Anamnese, Risikofaktoren, Unter-
suchung) und/oder Anwendung ver-
schiedener Scores
z Akuter thrombotischer Verschluss
der V. subclavia bzw. der V. axilla-
ris (Paget-von-Schrötter-Syndrom,
»thrombose par effort«, »Thoracic-
inlet«-Syndrom):
5 Ätiologie: ZVK, Portkatheter,
Tumorkompression (Lymphom,
Struma), Radiatio, kostoklavi-
kuläres Syndrom, Klavikulaf-
raktur, Gerinnungsstörungen,
Traumata
Kapitel 22 · Lungenembolie (LE) 191 22
Parameter Schweregrade
aPTT-Bereich Dosierung
<35 s Erneuter Bolus von 80 IE/kg KG, dann Perfusor um 4 IE/kg KG auf
22 IE/kg KG (3,3 ml/h) steigern
35–45s (1,2- bis 1,5fach Erneuter Bolus von 40 IE/kg KG, anschließend Perfusor um 2 IE/
verlängert) kg KG auf 24 IE/kg KG (3,6 ml/h) steigern
71–90 s (2,3- bis 3fach Perfusordosierung um 2 IE/kg KG auf 22 IE/kg KG (3,3 ml/h) senken
verlängert)
>90s (>3fach verlän- Perfusor für 1 h pausieren, dann um 3 IE/kg KG auf 19 IE/kg KG
gert) bis durchlaufend senken
C Hämostaseologie
> Hämorrhagische
Diathesen
K. Severin
Kriterien Schweregrade
Schwer Mittelschwer Leicht
Faktorengehalt <1 % 1–4 % 5–14 %
Blutungs- Häufig Blutung bei leichter Blutung bei schwerer
charakteristik Spontanblutung Verletzung Verletzung/Operation
Gelenke Immer betroffen Selten betroffen Kaum betroffen
z Therapie:
Potenzielle Wirkungsverstärkung von 5 bei leichter Blutungsneigung:
Kumarinen Vitamin K (Konakion oder Kana-
z Häufig: vit i. v.)
5 Allopurinol
5 Amiodaron > Bleibt nach i. v. Gabe von Vitamin K
5 Antibiotika (v. a. Sulfonamide) bei Leberparenchymerkrankungen ein
5 Fibrate Anstieg des Quick-Wertes aus, sind wei-
5 Glukagon tere Gaben meist ohne Nutzen.
5 Isoniazid
5 Pyrazolonderivate (Phenylbutanon) z bei bedrohlichen Blutungen: PPSB
z Selten: (1 IE/kg KG hebt den Quick-Wert um
5 Chloraldurat etwa 1 % an); bei schwerer Leberpa-
5 6-Mercaptopurin renchymschädigung ist aufgrund des
27.3 · Disseminierte intravasale Gerinnung 213 27.3
Mangels an weiteren Gerinnungsfak- (z. B. myelo- oder lymphoproliferative
toren ggf. die zusätzliche Gabe von Erkrankungen) oder Einnahme be-
FFP erforderlich stimmter Medikamente (z. B. Valproat
oder Ciprofloxacin), u. a. auch bei
Patienten mit künstlichen Herzklap-
27.2 Erworbene Hämostase- penprothesen
defekte bei verschiedenen
Erkrankungen
27.3 Disseminierte intravasale
z Leberzirrhose: stadienabhängig ein- Gerinnung (DIC,
geschränkte Produktion der Gerin- Verbrauchskoagulopathie)
nungsfaktoren
z Virushepatitis: Hämostasefaktoren Definition
verringert (Ausnahmen: Faktor VIII:C z Komplexe, akut oder chronisch
und vWF, die als Akut-Phase-Proteine verlaufende Störung des Gerinnungs-
vermehrt produziert werden) systems, gekennzeichnet durch eine
z Niereninsuffizienz: Kumulation generalisierte intravasale Gerinnungs-
von renal eliminierten (niedermo- aktivierung
lekularen) Heparinen und anderen
kleinmolekularen Substanzen (Pen- Ätiologie
tasaccharide, Hirudin); urämische z Kein eigenständiges Krankheitsbild,
Zustände mit Thrombozytenfunkti- sondern Komplikation verschiede-
onsstörungen → mangelnde Throm- ner Erkrankungen
bozytenaggregationsfähigkeit z Gemeinsame Endstrecke ist die
z Tumoren: therapiebedingte Thrombo- überschießende, unkontrollierte
zytopenien, latente Gerinnungsakti- Entstehung von Thrombin mit
vierung und Thrombozytenverbrauch disseminierter intravasaler Ak-
durch gewebethromboplastinähnliche tivierung von plasmatischen
Strukturen auf Tumorzellen oder aus- Gerinnungsfaktoren (Fibrinogen,
gedehnte Lebermetastasierung Faktoren XIII, V und VIII) und
z Myeloproliferative Erkrankungen: von Thrombozyten, Verbrauch
5 Polycythaemia vera: Thromboem- von Gerinnungsinhibitoren (z. B.
bolierisiko Antithrombin) und sekundärer Sti-
5 essenzielle Thrombozythämie: mulation der Fibrinolyse
Thrombozytose z Aktivierung des extrinsischen Ge-
5 Blastenschub einer Leukämie mit rinnungssystem u. a. durch massive
Thrombozytopenie und Anämie: Expression oder Freisetzung des
Blutungen Gewebefaktors (z. B. nach Zytokin-
z Antikörper gegen Faktor VIII: Autoan- stimulation bei Sepsis)
tikörper gegen den Faktor VIII sind in z Aktivierung des intrinsischen Gerin-
50 % der Fälle mit Autoimmunerkran- nungssystems
kungen assoziiert und neutralisieren z Direkte Thrombozytenaktivierung
die Funktion des Faktor VIII z Direkte Aktivierung von Faktor X
z Erworbenes vWJS: Assoziation mit durch von Karzinomzellen produzier-
bestimmten Grunderkrankungen tes Cancer-Procoagulant
214 Kapitel 27 · Erworbene Störungen der sekundären Hämostase
Diagnostik
z Systemische Hyperfibrinolyse: Nach-
weis erhöhter Konzentrationen von
Fibrin(ogen)spaltprodukten mit ver-
längerter Thrombinzeit
z Niedrige Fibrinogen- und
Plasminogen-α2-Antiplasmin-Spiegel
Therapie
z Kausale Behandlung der Grunder-
krankung
z Tranexamsäure: bei primärer Hyper-
fibrinolyse oder bei Blutungen unter
Fibrinolysetherapie
z Gegebenenfalls FFP und Fibrinogen-
konzentrate
Maßnahmen
z Absetzen potenziell blutungsverstär-
kender Medikamente (gerinnungs-
und plättchenhemmende Substanzen)
z Pharmako- und Transfusionstherapie
Gerinnungsfördernde Medikamente/
Hämotherapie
z Medikamente:
5 Desmopressin (DDAVP – Minirin)
5 Antifibrinolytika, z. B. Tranexamsäure
(Cyklokapron)
5 rekombinanter Faktor VIIa: aktivierter
Faktor VIIa (NovoSeven)
5 rekombinante Gerinnungsfaktoren:
z Faktor VIII (Kogenate, Helixate, Ad-
vate, Refacto) z Faktor IX (Benefix)
D
D Pneumologie
33 Bluthusten – 231
35 Lungenerkrankungen – 260
36 Pleuraerkrankungen – 295
lumen → Fluss-Volumen-Diagramm
Untersuchungen zur Differenzierung (⊡ Abb. 29.1)
von Lungenerkrankungen mittels Lun- z Die Befunde sind von der Mitarbeit
genfunktionsprüfung des Patienten abhängig
z Spirometrie (Bestimmung dynamischer z Kernabschnitt der Untersuchung:
Parameter) Tiffeneau-Manöver (forcierte maxi-
z Bodyplethysmographie (Bestimmung von male Exspiration nach vollständiger
statischen Lungenvolumina und Atem- Inspiration)
wegswiderständen) z Referenzwerte: Kalkulation anhand ei-
z Bronchospasmolysetest (Bestimmung der ner »Normalpopulation« (Soll-Werte),
Reversibilität → obstruktive Ventilations- Darstellung der gemessenen Werte in
störung) Liter und als Prozent der Referenzwerte
z Provokationstest (Bestimmung der bron- z Hauptparameter:
chialen Reagibilität) 5 forcierte Vitalkapazität (FVC):
z Diffusionstestung (Bestimmung des nach vollständiger Inspiration
Krogh-Index: TLCO/VA) unter stärkster Anstrengung
z Mundverschlussdruckmessung (Einschät- schnellstmöglich ausgeatmetes
zung der Atempumpe) Volumen (Tiffeneau-Manöver)
z BGA (meist kapillär) 5 Einsekundenkapazität (forciertes
exspiratorisches Volumen in 1 s,
FEV1): im Rahmen des Tiffeneau-
Manövers gemessenes Volumen,
29.1 Spirometrie das in der ersten Sekunde ausgeat-
met wird
z Indikation: Diagnostik von Ventila- 5 relative Einsekundenkapazität
tionsstörungen (obstruktive, restrik- (FEV1 %): FEV1 im Verhältnis zur
tive) FVC: FEV1/FVC (oder im Verhält-
z Prinzip: Messung dynamischer (d. h. nis zur inspiratorischen Vitalkapa-
bewegter) Lungenvolumina mittels zität, VCin)
Pneumotachograph (neueres Verfah- 5 »peak exspiratory flow« (PEF):
ren: Ultraschallflussaufnehmer) maximale exspiratorische Strom-
z Graphische Darstellung: Volumenän- stärke/Flussgeschwindigkeit (im
derungen gegen die Zeit und Flussge- Rahmen des Tiffeneau-Manövers
schwindigkeit (»flow«) gegen das Vo- gemessen); dient der Verlaufskon-
29.2 · Bodyplethysmographie 219 29.2
Flow [l/s] Sollwert
Gemessener Wert
PEF FVC
MEF75 Verlauf des Atem-
Exspiration
manövers
MEF50
Flow [l/s]
MEF25
Inspiration
Flow [l/s]
Flow [l/s]
Flow [l/s]
PPlethysmograph PPlethysmograph
[kPa] [kPa]
Obstruktive
Normalbefund Ventilationsstörung
Definition z Mechanisch:
z Subjektives Empfinden von er- 5 Verlegung der Atemwege bei Aspi-
schwerter Atmung oder Luftnot, ration oder Stenose der zentralen
entstanden innerhalb von Minuten Atemwege
bis Stunden 5 Glottisödem/akute Laryngitis/
Anaphylaxie
Differenzialdiagnostik 5 Versagen der Atemmuskulatur,
z Kardiovaskulär: z. B. myasthene Krise
5 akutes Koronarsyndrom 5 abdominelles Kompartmentsyn-
5 Linksherzinsuffizienz → Asthma drom (unphysiologische Erhöhung
cardiale, u. a. zusätzlich reflektori- des intraabdominellen Drucks mit
sche Bronchokonstriktion Einschränkung der Atmung, z. B.
5 Cor hypertensivum Aszites, Darmischämie, Pankreati-
5 Perikardtamponade tis, Peritonitis)
z Pulmonal: z Psychogen:
5 akute Exazerbation einer COPD 5 Hyperventilationssyndrom
mit oder ohne Emphysem 5 Panikattacken
5 Asthma bronchiale (allergisch, 5 Angst
nichtallergisch, Mischformen, 5 Schmerzen
Churg-Strauss-Syndrom, Karzi- z Andere Ursachen:
noid) 5 Hyperthyreose
5 postinfektiöse bronchiale Hyper- 5 Anämie
reaktivität (mit Husten) 5 metabolische Azidose
5 Lungenembolie 5 »vocal cord dysfunction« (funktio-
5 Pneumothorax neller Laryngospasmus)
5 Pneumonie 5 Kyphoskoliose
5 Pleuraerguss 5 Säureaspiration bei gastroösopha-
5 Pleuraschwarte gealer Refluxkrankheit in Assozia-
5 Thoraxtrauma tion mit chronischem Husten
5 pulmonale Hypertonie 5 abdominelle Raumforderung (z. B.
5 Inhalationstrauma (z. B. Rauch- Hepatosplenomegalie, Adipositas)
gasintoxikation) 5 (neuro-)muskuläre Erkrankungen
5 Lungenblutung
5 exogen-allergische Alveolitis
224 Kapitel 31 · »Acute respiratory distress syndrome« (ARDS) und »acute lung injury«
Prognose
z ARDS-Letalität: 25–50 %
z Überlebende können Gasaustausch-
störungen und generalisierte Be-
schwerden (»wasting«) beibehalten
226 Kapitel 32 · Aspiration und Aspirationspneumonie
Therapie
z Flexible Bronchoskopie: gezielte
therapeutische Sekretabsaugung und
mikrobiologische Diagnostik sind
»umgehend« anzustreben (innerhalb
von Minuten)
z Initiale empirische Antibiotika-
therapie:
5 ambulant erworbene Aspirations-
pneumonie: z Ampicillin plus
β-Laktamase-Inhibitor, z. B. Am-
picillin/Sulbactam (1,5 g/8 h i. v.)
oder z Clindamycin (0,6 g/8 h
i. v.) plus Cephalosporin der
2. Generation (z. B. Cefuroxim;
1,5 g/8 h) z Alternativen: Sulta-
micillin (Unacid), Moxifloxacin
(Avalox; 400 mg/d)
5 nosokomial erworbene Aspira-
tionspneumonie: z Cephalo-
sporin der 3. Generation (z. B.
Ceftriaxon; 2 g/24 h i. v.) plus
Clindamycin (0,6 g/8 h i. v.) oder
z Breitspektrumpenicillin plus
β-Laktamase-Inhibitor (Piperacil-
lin/Tazobactam; 4,5 g/8 h i. v.) oder
z Carbapeneme (z. B. Imipenem
plus Cilastatin; 1 g/8 h i. v.)
z Therapiedauer: mindestens 14 Tage,
bei Empyem/Abszess mindestens
21 Tage
z Kortikosteroide sind umstritten
z Gegebenenfalls Therapieumstellung
bei Vorliegen des Antibiogrammes
Kapitel 33 · Bluthusten 231 33
> Bluthusten
A. Bäumer, G. Michels
Therapie
z Seitenlagerung mit der blutendenden
Seite (wenn bekannt) nach unten
z Aufrechterhaltung der Oxygenierung:
O2-Gabe
z Sofortige Verlegung in pneumologi-
sche Fachabteilung
z Bei Hb-Wert-wirksamer Blutung: Be-
reitstellung von Blutkonserven (sofort
und auf Abruf)
z Bei Blutung im endoskopisch nicht
einsehbaren Bereich: endoskopische
temporäre Anlage eines Bronchus-
blockers (Ballonkatheter) in starrer
oder flexibler Bronchoskopietechnik,
alternativ Intubation mit Doppellu-
mentubus und Tubusblockade der
blutenden Seite (z. B. Univent-Tubus),
sofortiges thoraxchirurgisches und
radiologisches Konsil (operatives vs.
interventionelles Vorgehen: Embolisa-
tion)
z Blutung im endoskopisch einsehbaren
Bereich: Neodym-YAG-Laserung/
Argonplasmakoagulation, ggf. Bron-
chial-/Trachealstentimplantation bei
blutender Fistel, jeweils in starrer
Bronchoskopietechnik
34.1 · Akute Bronchitis 233 34.1
sche Kultur aus Abstrich, ggf. PCR; > Bei Infektionen mit Bordetella per-
bei Bestehen der klinischen Symp- tussis (Keuchhusten) erfolgt immer
tomatik (Husten) für >14 Tage: hohe eine antibiotische Therapie (Makrolid).
Sicherheit der serologischen Tests, Keuchhusten ist bei Auftreten in einer
Sensitivität der Kultur/PCR nimmt Gemeinschaftseinrichtung melde-
deutlich ab pflichtig.
Grad Klinik
1 Intermittierend:
Symptome seltener als 1-mal wöchentlich
Kurze Exazerbationen
Nächtliche Beschwerden höchstens 2-mal monatlich
FEV1 oder PEF: ≥80 %
FEV1- oder PEF-Variabilität: <20 %
2 Mild persistierend:
Symptome seltener als 1-mal täglich, aber häufiger als 1-mal wöchentlich
Exazerbationen können tägliche Aktivität und Schlaf beeinträchtigen
Nächtliche Beschwerden häufiger als 2-mal monatlich
FEV1 oder PEF: ≥80 %
FEV1- oder PEF-Variabilität: <20–30 %
3 Mäßig persistierend:
Symptome täglich
Exazerbationen können Aktivität und Schlaf beeinträchtigen
Nächtliche Beschwerden häufiger als 1-mal wöchentlich
Täglicher Gebrauch inhalativer Bedarfsmedikamente
FEV1 oder PEF: 60–80 %
FEV1- oder PEF-Variabilität: >30 %
4 Schwer persistierend:
Symptome täglich
Häufige Exazerbationen
Häufige nächtliche Beschwerden
Einschränkung der körperlichen Aktivität
FEV1 oder PEF: ≤60 %
FEV1- oder PEF-Variabilität: >30 %
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34.5 · Asthma bronchiale 243 34.5
chiolitis im Säuglingsalter, Krupp-Syn- Fremdkörper, Tracheomalazie,
drom im Kindesalter oder Fremdkörpera- COPD, Bronchiektasen, obstruktive
spiration während des 2. Lebensjahrs). Bronchiolitis, rezidivierende Lungen-
embolien
z Differenzialdiagnosen der Dyspnoe:
Kap. 30) Akuttherapie
z Im Kindesalter: Fremdkörperaspiration z Aufrechterhaltung und Stabilisierung
oder Infektionen wie viral-bedingte der Vitalfunktionen
obstruktive Bronchitiden, Bronchi- z Lagerung: sitzende Position, been-
olitis, Krupp (durch Haemophilus gende Kleidung öffnen
influenza Typ B) oder Pseudokrupp z Sedierung: für Ruhe sorgen (Um-
(durch »Respiratory-syncytial«- oder gebung, Gespräch); Hypnotika bzw.
Parainfluenzaviren), zystische Fibrose Sedativa (z. B. Midazolam) sollten we-
z Differenzialdiagnosen des schweren gen ihrer atemdepressiven Wirkung
Asthmas: »vocal cord dysfunction«, möglichst vermieden werden
Stufe Maßnahmen
5 Hohe Dosis eines inhalativen Kortikoids plus lang wirksamer β2-Agonist und
Anti-IgE bei Patienten mit Allergien (Omalizumab s. c.)
6 Hohe Dosis eines inhalativen Kortikoids plus lang wirksamer β2-Agonist plus
orales Kortikoid und Anti-IgE bei Patienten mit Allergien (Omalizumab s. c.)
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34.5 · Asthma bronchiale 245 34.5
z Symptomatische medikamentöse The- z Physikalische Therapie (Atemgym-
rapie: nastik, Asthmasportgruppen): kör-
5 »reliever« (Bedarfsmedikamente): perliches Training führt zur Verrin-
Broncholytika wie kurzwirksame gerung der Asthmasymptomatik und
β2-Mimetika oder Anticholiner- zur Verbesserung der Belastbarkeit/
gika Lebensqualität
5 »controler« (Dauermedikamente,
regelmäßige Gabe): Entzündungs- Therapie der Infektexazerbation
hemmer wie Kortikosteroide, z Siehe oben, »Akuttherapie«
lang wirksame β2-Mimetika oder z Systemische Kortikoidtherapie:
Anticholinergika oder retardiertes vorübergehend (initiale Dosierung
Theophyllin nach klinischer Beurteilung und
z Kausaltherapie: spezifische Immun- bestehender Dauertherapie), begin-
therapie (Hyposensibilisierung) nend mit 20–100 mg Prednisolon
z Gewichtsreduktion bei Adipositas (Decortin H)
z Strukturierte Patientenschulung z Antibiotische Therapie: sofort bei
z Prävention von Exazerbationen purulentem Sputum (z. B. Ampicillin),
z Behandlung in »Disease- gezielte Therapie bei Vorliegen eines
management«-Programmen Antibiogramms
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246 Kapitel 34 · Erkrankungen der Trachea und der Bronchien
0 >80 >70
II (mittel) 50–80
IV (sehr schwer) <30 oder <50 und paO2 von <60 mmHg
Grad Maßnahmen
II Wie Grad I
Additiv inhalative, lang wirksame β2-Agonisten/Anticholinergika
Gegebenenfalls retardiertes Theophyllin
Parameter Punkte
0 1 2 3
2]
B: BMI [kg/m >21 ≤21 – –
⊡ Tab. 34.8. Gegenüberstellung von akutem Asthma bronchiale und akuter Exazerbation
einer COPD (AE-COPD)
⊡ Tab. 34.9. Medikamente zur Behandlung der akuten Exazerbation der COPD
> Lungenerkrankungen
> Kriterien zur Diagnosestellung einer ! Husten und ein fokaler neuer Lungen-
Pneumonie: befund (auskultatorisch) plus Fieber für
z Hauptkriterium: neu aufgetretenes In- >4 Tage sowie Dyspnoe/Tachypnoe oder
filtrat auf dem Röntgenbild des Thorax bei älteren Patienten ein fokaler neuer
z Nebenkriterien: Lungenbefund und unspezifische Allge-
5 Fieber (≥38,5°C) oder Hypothermie meinsymptome sollten zur Veranlassung
(<36,5°C) einer Röntgenuntersuchung des Thorax
5 Leukozytose (>12.000/μl) oder Leu- führen.
kopenie (<4000/μl) Für die Diagnose »CAP« gilt: Die Sensi-
5 purulentes Sputum tivität der klinischen Kriterien beträgt
5 typischer Befund bei der körperli- im Vergleich zur Thoraxröntgenuntersu-
chen Untersuchung (Auskultation) chung nur 50 %.
5 Nachweis eines typischen Erregers
Zur Diagnosestellung gehören neben z Mikrobiologie (Nachweis einer infek-
dem Hauptkriterium mindestens 2 Ne- tiösen Genese): Blutkulturen (unab-
benkriterien. hängig vom Fieberverlauf; stationär
immer; bei CAP plus ambulanter
z Anamnese: kardiopulmonale Vor- Therapie nicht notwendig), Sputum-
erkrankungen, Raucheranamnese, mikrobiologie (bei Rezidiv-CAP, HAP
Immundefizienz, Medikamente oder chronischen schweren Lungener-
z Körperliche Untersuchung: krankungen, z. B. CF)
5 Bewusstseinszustand z Diagnostische Pleurapunktion: bei
5 pulmonale Auskultation z Nor- Verdacht auf Empyem ( Kap. 36)
malbefund (meist Bronchitis oder z Gegebenenfalls Serologie: Legio-
atypische Pneumonie) z klin- nellenantigen im Urin und/oder im
gende, kleinblasige bis grobblasige BAL-Material, Aspergillusantigen im
Rasselgeräusche (meist typische EDTA-Blut
Pneumonie) z verlängertes Exspi- z Eventuell Bronchoskopie mit BAL:
rium bei zusätzlicher spastischer Keimgewinnung (insbesondere bei
Komponente z Bronchialatmen, beatmeten Patienten)
d. h. verlängertes, lautes Exspirium z Gegebenenfalls CT des Thorax (zur
z verstärkter Stimmfremitus (»99«) Differenzialdiagnostik): z. B. bei Fieber
und Bronchophonie (»66«) in Aplasie (Pilzpneumonie mit typi-
5 Perkussion: absolute Dämpfung, schen Merkmalen: »Halo«, Milchglas-
ggf. Zeichen eines Ergusses muster, Luftsichelzeichen – »air cres-
z Monitoring: EKG, Hämodynamik, cent«, Einschmelzung innerhalb einer
Atmung (AF, SaO2) Lungenparenchymkonsolidierung)
z Basislabordiagnostik: BGA, Blutbild z Pathologische Stadien der Lobär-
(Leukozytose oder auch Leukopenie), pneumonie: Anschoppung (Knis-
Prokalzitonin- und CRP-Konzentration, terrasseln, Crepitatio indux) → rote
Leber- und Nierenwerte, Urinanalyse Hepatisation → graue Hepatisation
z Röntgenuntersuchung des Thorax in → gelbe Hepatisation → Lyse oder
2 Ebenen: radiologisch Einteilung in Karnifikation bis Abszessbildung
Lobär-, atypische und Bronchopneu- (Entfaltungsknistern, Crepitatio redux
monie bei Lyse)
35.4 · Pneumonien 265 35.4
Differenzialdiagnostik ⊡ Tab. 35.1. CRB-65-Index
z Fieber und Husten:
5 infektiös: akute Infekte der oberen Kriterien Punkte
(Sinusitis, Otitis media acuta,
C: K(C)onfusion bzw. Ver- 1
Tonsillitis, Pharyngitis, Laryngi- wirrtheit
tis, Tracheitis) oder der unteren
Atemwege (akute Bronchitis, akute R: »respiratory rate« bzw. AF 1
Pneumonie), ggf. akute Pleuritis (≥30/min)
(meist viral), Tuberkulose
B: »blood pressure« bzw. Blut- 1
5 nichtinfektiös: Lungenembolie druck (systolisch ≤90 mmHg
(insbesondere bei pleuritischem oder diastolisch ≤60 mmHg)
Thoraxschmerz), Lungeninfarkt,
Neoplasien, exogen-allergische 65: Alter von ≥65 Jahren 1
Alveolitis, chemisch induzierte
Pneumonitis (z. B. Mendelson- Durch Addition eines Punktes für das Vorlie-
gen jeweils eines der aufgelisteten Kriterien
Syndrom), Perikarditis, akutes
wird der Index berechnet; Auswertung:
Koronarsyndrom 0–1 Punkte: ambulante Therapie
z Dyspnoe: Kap. 30 >2 Punkte: stationäre Therapie
>3 Punkte: intensivmedizinische Betreuuung
Prognose
Risikostratifizierung
> Zeit ist der wesentlichste Faktor für
z CRB-65-Index (⊡ Tab. 35.1): initiale Risi-
die Prognose → Erstgabe eines kalkuliert
kostratifizierung, später Einschätzung der
ausgewählten Antibiotikums innerhalb
Prognose und des therapeutischen Proze-
von 4 h (idealerweise i. v. bei fraglicher
dere (ambulant/stationär/Intensivstation);
Compliance)
alternativ: CURB-Index (anstelle von »Al-
Klinische Kontrolle bei ambulanter The-
ter«: »Harnstoff >7 mmol/l«), Pneumonia
rapie nach 24–48 h
Severity Index nach Fine
Stationäre Patienten 4–8 h nach der Auf-
z Modifizierte Kriterien der American
nahme klinisch re-evaluieren
Thoracic Society zur Abschätzung der
Intensivtherapiepflichtigkeit:
Ambulant erworbene Pneumonie
5 Hauptkriterien: Beatmungspflichtig-
keit, septischer Schock (Katechola-
(»community-acquired pneumonia«,
mine notwendig)
CAP)
5 Nebenkriterien: AF von ≥30/min,
paO2/FiO2 von <250, systolischer z Per definitionem bei immunkompe-
Blutdruck von <90 mmHg, Bewusst-
tenten Patienten, im häuslichen oder
seinstrübung, Röntgenbefund des
beruflichen Umfeld erworben oder in
Thorax mit multilobulären Infiltraten,
den ersten 48 h eines Krankenhaus-
Urämie (Harnstoffspiegel: >20 mg/dl),
aufenthalts diagnostiziert
Leukopenie (<4000/mm3), Thrombo- z Erregerspektrum: Streptococcus
penie (<100.000/mm3), Hypothermie
pneumoniae, Mykoplasma pneu-
(<36°C)
moniae, Staphylococcus aureus,
Haemophilus influenzae (insbeson-
266 Kapitel 35 · Lungenerkrankungen
Gruppe Therapie
Ambulante CAP-Patienten 1. Wahl: Aminopenicillin (z. B. Amoxicillin für 5–7 Tage p. o.)
ohne Risikofaktoren 2. Wahl: Makrolide (Azi-/Roxi-/Clarithromycin)
Ambulante CAP-Patienten 1. Wahl: Amoxicillin plus Clavulansäure
mit Risikofaktoren (z. B. Amoclav plus für 7 Tage) oder Sultamicillin (für 7 Tage)
2. Wahl: Levo-/Moxifloxacin (für 5–7 Tage; nicht Ciprofloxa-
cin: Pneumokokkenresistenz) oder Cefpodoxim-Proxetil
(für 7 Tage)/Cefuroxim-Axetil (für 7 Tage)
Hospitalisierte Aminopenicillin plus β-Laktamase-Inhibitor (z. B. Amoxi-
CAP-Patienten ohne cillin/Clavulansäure, Ampicillin/Sulbactam) mit oder ohne
Pseudomonasrisiko Makrolid oder
Fluorchinolon (Levofloxacin, Moxifloxacin über 7–14 Tage)
Hospitalisierte Acylaminopenicillin plus β-Laktamase-Inhibitor
CAP-Patienten mit (z. B. Piperacillin/Tazobactam) oder Carbapenem mit oder
Pseudomonasrisiko ohne Makrolid oder
Fluorchinolon (z. B. Levofloxacin für 7–14 Tage)
Gruppe Therapie
HAP bei hoher MRSA-Wahr- Immer primär Vancomycin (30 mg/kg KG/Tag) oder
scheinlichkeit Linezolid (2-mal 600 mg/Tag) einsetzen
HAP-Risikofaktoren:
– Alter von >65 Jahren: 1 Punkt
– Strukturelle Lungenerkrankung: 2 Punkte
– Antibiotische Vorbehandlung: 2 Punkte
– »Late-onset«-Form: 3 Punkte
– Schwere respiratorische Insuffizienz mit oder ohne Beatmung: 3 Punkte
– Extrapulmonales Organversagen (z. B. DIC, akutes Nierenversagen): 4 Punkte
Immer i. v. Gabe
268 Kapitel 35 · Lungenerkrankungen
Nebenwirkungen:
Isoniazid: Polyneuropathie, Hepatoxiziät, Krampfanfälle, immunallergische Erkrankungen
Rifampizin: Enzyminduktor; (Cave: Ovulationshemmer) cholestatische Hepatitis
Ethambutol: Sehstörungen, Optikusneuritis
Pyrazinamid: Blutbildveränderungen, Hepatotoxizität, Hyperurikämie
Amikain/Kanamycin 15 600–1000
Levofloxacin – 500–1000
Moxifloxacin – 400
1
oto- und nephrotoxisch (→ HNO-ärztliches Konsil)
35.6 · Andere Mykobakteriosen 273 35.6
z Spezielle Fälle: eines der injizierbaren Medikamente
5 Schwangerschaft (Initialtherapie: Amikacin, Capreomycin oder Kana-
INH, RMP, EMB) mycin (in Deutschland nur vereinzelt
5 Wiederholungs-(Zweit-)Behand- vorkommend)
lung, »multi drug resistant tuber- z Neuerdings auch »X extensively drug
culosis« (MDR), »extensively drug resistance« (X-XDR): Resistenz gegen
resistant tuberculosis« (XDR): alle Erst-und Zweitlinienmedikamente
Kontaktaufnahme mit Zentren
Präventive tuberkulostatische Therapie
Im Rahmen der Tuberkulosetherapie z Einzelfallentscheidung
sind folgende Aspekte zu beachten z Definition: Therapie bei positivem
z Medikamenteneinnahme: 30 Minuten Tuberkulinhauttest ohne jegliche Kli-
vor dem Essen, ggf. überwachte Tab- nik (latente Tuberkulose)
letteneinnahme, ggf. parenteral z Präventionsschema: 5 mg INH/kg KG/
z Gegebenenfalls Isolation bei offener Tag über 9 Monate
Tuberkulose z Zu diskutieren bei sehr starker Haut-
z Vor Therapiestart: Urinstatus, ophtal- reaktion beim Tuberkulinhauttest
mologische Untersuchung (Ethambu- (Induration von >15 mm) und fehlen-
tol), Hörtest (bei geplanter Streptomy- der Klinik, bei geplanter iatrogener
cin-Therapie), Standardlabor Immunsuppression und bei radiolo-
z Während der Therapie: alle 1–4 gischen/serologischen Zeichen einer
Wochen laborchemische Diagnostik alten Tuberkulose
(Leberwerte) z Alternative: engmaschige ärztliche
z Medikamentennebenwirkungen: Kontrolluntersuchungen
Interaktionen bei Einnahme ande-
rer Medikamente (z. B. Cumarine), Bacillus-Calmette-Guérin-Impfung (BCG)
Transaminasenerhöhung, Hapatitis, z Primär nicht mehr empfohlen, nur
Übelkeit, Hyperurikämie (Gichtanfall: in Hochrisikogebieten/-situationen
Therapie mit Benzbromaron und nicht (inklusive häufiger Kontakt zu »Multi-
mit Allopurinol), Retrobulbärneuritis drug-resistance«-Tuberkulose)
z Abbruch der Therapie: GPT-Anstieg auf
das 5fache über der Norm bzw. 3fache
über der Norm plus Bilirubinanstieg 35.6 Andere Mykobakteriosen
Ätiologie Erkrankungen
Viren Masern
Stadien Erläuterung
T: Primärtumor
Tx Primärtumor kann nicht beurteilt werden oder Nachweis von malignen Zellen
im Sputum oder bei Bronchialspülungen, jedoch Tumor weder radiologisch
noch bronchoskopisch sichtbar
Stadien Erläuterung
T3 Tumor jeder Größe mit direkter Infiltration einer der folgenden Strukturen:
Brustwand (einschließlich Tumoren des Sulcus superior), Zwerchfell,
mediastinale Pleura, parietales Perikard
Hauptbronchus <2 cm distal der Carina, aber Carina selbst nicht befallen
Tumor mit Atelektase oder obstruktiver Entzündung der gesamten Lunge
N: regionäre Lymphknoten
M: Fernmetastasen
M0 Keine Fernmetastasen
Stadium T N M
0 Carcinoma in situ
IA T1 N0 M0
IB T2 N0 M0
IIA T1 N1 M0
IIB T2 N1 M0
T3 N0 M0
IIIA T3 N1 M0
T1 N2 M0
T2 N2 M0
T3 N2 M0
IIIB T4 N0 M0
T4 N1 M0
T4 N2 M0
T1 N3 M0
T2 N3 M0
T3 N3 M0
T4 N3 M0
IV Jedes T Jedes N M1
M1-Stadium Ja
Palliative Therapie
(»best supportive care«),
Nein
Monotherapie oder
Hinweis auf M1-Stadium Polychemotherapie/
FDG-PET
Radiatio
Negativ
CT des Abdomens,
MRT des Schädels
Weiterhin kein
Hinweis auf M1-Stadium
LK-Status (N2-/N3-Stadium)
Abklärung LK-Histologie
(endoskopisch/operativ: Mediastinoskopie)
CT des Thorax
(Verdacht auf SCLC, Verdacht auf limited disease
Histo-/Zytologie »erzwingen«)
Ja
M1-Stadium
Nein
CT des Abdomens
MRT des Schädels,
Skelettszintigraphie »Extensive disease«
Polychemotherapie,
…
Ja
M1-Stadium
Nein
Beckenkammbiopsie
Ja
M1-Stadium
Nein
»limited disease«
(ggf. »very limited disease« − entsprechend UICC-Stadium IA)
R0-Resektion + adjuvante Radio-Chemo-Therapie;
sonst: in palliativer Absicht Polychemotherapie, Radiatio des
Primarius und bei Erreichen einer kompletten Remission adjuvante
Schädelradiatio
OpB
Pathologisch OpB
Erfolgreiche Lungenfunktions-
Ja testung
Therapie
der Herz- FEV1- und DLCO-
erkrankung Bestimmung Beide
Werte >80 %
FEV1 und/oder
DLCO <80 %
Bestimmung der
ppo für FEV1
Beide und DLCO Beide
Werte <40 % Werte >40 %
Resektion im
Inoperabel Pneumektomie
berechneten Umfang
⊡ Abb. 35.3. Algorithmus zur Diagnostik vor Lungenresektion. Der zu erwartende Verlust an
Lungenvolumen wird nach präoperativer Lungenfunktionstestung und Lungenperfusionsszin-
tigraphie mit quantitativer Auswertung der Lungenabschnitte kalkuliert. OpB ohne pathologi-
schen Befund; ppo prädiktiver postoperativer Wert. Mod. nach Bolliger u. Perruchoud (1998)
294 Kapitel 35 · Lungenerkrankungen
Diagnostik
z Bronchoskopie: meist »kirschroter«,
polypöser Tumor; Blutungsgefahr bei
Biopsie
z Sonographie/CT des Abdomens:
Suche nach Lebermetastasen
z MRT des Schädels
z Knochen-/Octreotidszintigraphie
z Labordiagnostik: 5-Hydroxyindoles-
sigsäure-Spiegel (im 24-h-Urin nur
bei Filiae nachweisbar)
Therapie
z Chirurgie:
5 prinzipiell R0-Resektion mit
Lymphadenektomie
5 zusätzlich Resektion einzelner
Metastasen
36.1 · Pneumothorax 295 36.1
> Pleuraerkrankungen
A. Bäumer, G. Michels
Definition
z Maligne Entartung von Pleurame-
sothelzellen
z Meist asbestinduziert (Signaltumor)
z Lokalisation: vorwiegend Pleura (etwa
70 %) und Peritoneum (ungefähr
25 %), selten Perikard
Klinik
z Pleuraschmerzen, zum Teil lokal
begrenzt (»wie rohes Fleisch«)
z Initial Pleuraerguss
z Dyspnoe
z Reizhusten
z Allgemeinsymptome: Gewichtsab-
nahme, Reduktion des Allgemein-/
Ernährungszustands
Diagnostik
z Anamnese: Berufsanamnese (Asbest-
exposition)
z Körperliche Untersuchung
z Pleurasonographie → diagnostische
Pleurapunktion
z Röntgenuntersuchung/CT des Thorax
z Diagnosestellung: videoassistierte
Thorakoskopie mit Biopsie
Differenzialdiagnostik
z Pleurametastasen
z Asbestose
z Rundatelektase
z Pleuraschwarte
Therapie
z Operativ: extrapleurale Pleuropneu-
mektomie mit Zwerchfell- und Pe-
rikardresektion in kurativer Absicht
(nur frühe Stadien)
z Chemotherapie: Kombinationschemo-
therapie mit Pemetrexed und Cisplatin
z Palliativ: Radiatio, Talkumpleurodese,
symptomatisch (Analgetika)
300 Kapitel 37 · Schlafbezogene Atmungsstörungen
> Schlafbezogene
Atmungsstörungen
A. Bäumer
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304 Ausgewählte Literatur zu Sektion D
E Gastroenterologie
Endgültige Diagnose Alter von <50 Jahren [%] Alter von ≥50 Jahren [%]
Unspezifischer Bauchschmerz 32 10
Appendizitis 27 14
Gallenwegserkrankung 4 20
Dyspepsie 9 7
Ileus 1 11
Urolithiasis 3 4
Harnwegsinfekt 4 1
Divertikulitis 1 8
Ulkuserkrankung 1 3
Pankreatitis 1 3
Sonstiges 17 19
⊡ Abb. 38.2. Diagnostischer Algorithmus bei akutem Abdomen. Mod. nach Steffen et al. (2008)
Kapitel 38 · Akutes Abdomen 313 38
z Gastrografinbreipassage: Nachweis dumpfer abdomineller Druckschmerz
eines Kontrastmittelstopps; wegen der mit Nausea/Erbrechen und Fieber
propulsiven Wirkung u. U. therapeuti- z Dünndarm-/Bridenileus: plötzlich
sche Wirkung bei Subileuszuständen eintretende Koliken im Mittelbauch,
z KM-CT des Thorax/Abdomens: allen pathologische Darmgeräusche, häufig
anderen Verfahren in Hinblick auf die nach abdominalchirurgischen Eingrif-
Zuverlässigkeit der Diagnose überlegen fen (postoperative Adhäsionen) oder
bei inkarzerierter Hernie
> Eine interdisziplinäre Zusammenar- z Hohlorganperforation: plötzlicher
beit bezüglich des weiteren Prozedere Schmerzbeginn mit konsekutivem
mit Gastroenterologen (ggf. Endoskopie) freien Intervall und anschließend
und Chirurgen (ggf. Probe- oder Notfall- konstant zunehmendem somatischen
laparotomie) ist absolut notwendig. Schmerz
z Akute Pankreatitis:
Differenzialdiagnostik 5 plötzlicher Schmerzbeginn mit
z Akute Appendizitis: dauerhaft anhaltenden Ober-
5 initialer periumbilikaler Schmerz bauchbeschwerden und gürtel-
mit Wanderung in den rechten förmiger Ausstrahlung bis in den
Unterbauch (typischer primär Rücken
viszeraler und sekundär peritoniti- 5 häufig Nausea und Unruhe
scher Schmerz) und zunehmender 5 Gummibauch
Intensität 5 Darmparalyse
5 Schmerzpunkte: McBurney, Lanz 5 als prognostisch ungünstige Zei-
5 Loslassschmerz chen können bläulich-grünliche
5 positives Blumberg-Zeichen Ekchymosen (Hautblutungen)
(linksseitig ausgelöster Loslass- paraumbilikal (Cullen-Zeichen),
schmerz mit Schmerzausstrahlung an den Flanken (Grey-Turner-Zei-
in den rechten Unterbauch) chen) oder inguinal (Fox-Zeichen)
5 Douglas-Schmerz bei rektaler Un- beobachtet werden
tersuchung z Mesenterialinfarkt:
5 Psoasschmerz bei Anhebung des 5 Beginn mit krampfartigen ab-
gestreckten rechten Beines dominellen Schmerzen (1–2 h),
5 Rovsing-Zeichen (Schmerzen bei gefolgt von einer schmerzfreien
retrogradem Ausstreichen des Ko- Phase (infolge Wandnekrose:
lons) »fauler Friede«), welche nach etwa
12 h von peritonitischen Zeichen
> Die akute Appendizitis kann jede an- abgelöst wird (paralytischer Ileus,
dere Erkrankung des Magen-Darm-Trakts Durchwanderungsperitonitis)
imitieren (wichtige Differenzialdiagno- 5 Hinweiszeichen für eine Mesen-
sen: Pseudoappendiztis bei Infektion mit terialischämie: chronische Herz-
Yersinia pseudotuberculosis). insuffizienz (Diuretika, Digitalis),
bekannte KHK, Vorhofflimmern,
z Akute Cholezystitis: Koliken (visze- Mitralvitium, allgemeine Zeichen
raler Schmerz), in die rechte Schul- der Atherosklerose (insbesondere
terregion ausstrahlender Schmerz, ältere, multimorbide Patienten)
314 Kapitel 38 · Akutes Abdomen
> Erkrankungen
des Ösophagus
S. Schulte, H.-M. Steffen
Komplikationen Klinik
z Aspiration z Dysphagie
z Blutung z Regurgitation → Gefahr der Aspirati-
z Perforation onspneumonie
z Fistel z Krampfartige retrosternale Schmer-
zen, retrosternales Völlegefühl
Therapie
z Zenker-Divertikel: Divertikelabtra- Diagnostik
gung und zeitgleiche Myotomie des z Anamnese: nahrungsabhängige
oberen Ösophagussphinkters (Rezi- Symptome
divrate: 4 %; Letalität: <0,4 %) z Bildgebung:
z Traktionsdivertikel: operative Abtra- 5 Ösophagusbreischluck: prästeno-
gung nur bei Beschwerden tisch dilatierter, atonischer »Mega-
z Epiphrenisches Divertikel: bei ent- ösophagus« (Sektglasform)
sprechender Größe besteht wegen der 5 ÖGD mit Biopsien: Ausschluss
Gefahr der Regurgitation die Indika- von Sklerodermie, Pseudoacha-
tion zur operativen Divertikelexzision lasie bei Kardiakarzinom und
mit gleichzeitiger Myotomie des unte- Chagas-Krankheit
ren Ösophagussphinkters z Manometrie: fehlende oder unvoll-
ständige Erschlaffung des unteren
Ösophagusphinkter beim Schluckakt,
40.4 Achalasie keine peristaltischen Kontraktionen,
positiver Ruhedruck des Ösophagus
Definition
z Motilitätsstörung des Ösophagus, Differenzialdiagnostik
basierend auf degenerativen Verände- z Tumoren: Ösophagus-, Kardia-
rungen des Plexus myentericus (Au- karzinom
40.6 · Hyperkontraktiler Ösophagus 325 40.6
z Diffuser Ösophagusspasmus Klinik
z Angina pectoris z Retrosternale, krampfartige
z Amyloidose Schmerzen
z Sarkoidose z Dysphagie
z Neurofibromatose z Sodbrennen
z Eosinophile Gastroenteritis
z MEN Typ 2b Diagnostik
z Sjögren-Syndrom z Ausschluss einer KHK
z Chronische intestinale Pseudo- z Manometrie
obstruktion z ÖGD
z Morbus Fabry
Therapie
Therapie z Bei Refluxbeschwerden: Protonen-
z Endoskopisch: pumpenhemmer
5 Methode der Wahl (65- bis 85%ige z Bei Dysphagie: evtl. endoskopische
Erfolgsquote): pneumatische Dila- Dilatation
tation z Gegebenenfalls Injektion von Botuli-
5 Injektion von Botulinumtoxin numtoxin
(zu >50 % Rezidive nach 6–9 Mo-
naten)
z Pharmakotherapie (temporär): Nife- 40.6 Hyperkontraktiler
dipin, Isosorbiddinitrat (30 min vor Ösophagus
dem Essen) (Nussknackerösophagus)
z Operativ: Myotomie nach Gottstein-
Heller mit Fundoplastik nach Nissen Definition
(90%ige Erfolgsquote) z Peristaltische hyperkontraktile
Ösophaguskontraktionen
> Wegen des erhöhten Risikos für ein
Ösophaguskarzinom sollte regelmäßig Klinik und Diagnostik
eine ÖGD mit Biopsie veranlasst werden. z Es besteht ein nichtkardialer Brust-
schmerz ohne Dysphagie
z Gesteigerte Irritabilität des Öso-
40.5 Diffuser phagus auf verschiedene Reize, z. B.
Ösophagusspasmus Stress
z Manometrie
Definition z ÖGD: Ausschluss einer Refluxöso-
z Nicht peristaltisch ablaufende, phagitis
sondern simultane Ösophaguskon- z Ausschluss einer KHK
traktionen
Therapie
> Bei etwa 10 % aller Herzkatheterpati- z Rein symptomatisch
enten mit Angina pectoris und unauffäl- z Eventuell niedrigdosierte trizyklische
ligem koronarangiographischen Befund Antidepressiva (z. B. täglich 25–50 mg
finden sich manometrisch nachweisbare Imipramin – Tofranil)
Ösophagusspasmen.
326 Kapitel 40 · Erkrankungen des Ösophagus
Grad Erosionen
A <5 mm im Durchmesser
B ≥5 mm im Durchmesser
> Jeder Patient mit Refluxkrankheit stellen des Kopfteils des Bettes,
sollte mindestens einmal im Verlauf Berücksichtigung individueller Nah-
seiner Erkrankung zum Ausschluss eines rungsunverträglichkeiten
Barrett-Ösophagus endoskopiert werden. z Medikamente:
Bei Alarmsymptomen – Odynophagie, 5 Mittel der 1. Wahl sind Proto-
Dysphagie, Gewichtsverlust, Blutung, An- nenpumpenblocker (⊡ Tab. 40.2):
ämie – ist eine dringliche Endoskopie an- z keine Evidenz für Kombi-
gezeigt, auch bei fehlendem Ansprechen nation mit Prokinetika z bei
auf eine Therapie mit Protonenpumpen- unzureichendem Effekt korrekte
blockern (nach etwa 4 Wochen). Einnahme (vor der Mahlzeit)
überprüfen z bei unzureichen-
Differenzialdiagnostik dem Effekt: 2-mal tägliche Gabe
z Ösophageale Motilitätsstörungen: oder Präparatewechsel; Erhöhung
diffuser Ösophagusspasmus, hyper- der Einzeldosis praktisch ohne
kontraktiler Ösophagus stärkere Wirkung (Ausnahme
z Achalasie Omeprazol: 40 mg statt 20 mg)
z Ösophagusulzera (durch Tablettenein- z Initialtherapie: Standarddosis
nahme: z. B. Doxycyclin, Kaliumkap- für 4 Wochen, bei schwerer Öso-
seln, Bisphosphonat) phagitis für 8 Wochen geben; bei
z Ösophaguskarzinom kontrollierter Symptomatik Aus-
z Ösophagusdivertikel lassversuch, sonst Fortsetzung der
z KHK Therapie in doppelter Dosis und
Re-Evaluation nach 4 bzw. 8 Wo-
Therapie chen z Rezidivtherapie: konti-
z Ziel: Symptombefreiung und Wie- nuierliche Einnahme und Versuch
derherstellung der Lebensqualität, der Dosisreduktion (»step down«)
probatorische Therapie bei extraöso- oder intermittierende Gabe (»on
phagealen Manifestationen demand«)
z Allgemeinmaßnahmen: Gewichts- 5 bei Therapieversagern: trizyklische
reduktion, Nikotin-/Alkoholkarenz, Antidepressiva oder SSRI zur Sen-
Meiden voluminöser (insbesondere kung der ösophagealen Schmerz-
spätabendlicher) Mahlzeiten, Hoch- schwelle
330 Kapitel 40 · Erkrankungen des Ösophagus
Lansoprazol Agopton 30
Lanzor 30
Pantoprazol Pantozol 40
Rabeprazol Pariet 20
40.13 Infektionen
40.14 Gutartige
Allgemeines Ösophagustumoren
z Auftreten meist unter Immunsuppres-
sion z Leiomyome:
z Ein additiver Säurereflux führt neben 5 von der glatten Muskulatur aus-
der direkten Schleimhautschädigung gehend, meist im mittleren und
durch den Erreger zur Symptomver- distalen Drittel
stärkung 5 Männer häufiger betroffen als
Frauen
> Neben der spezifischen Therapie des 5 Operation bei symptomatischen
Erregers ist eine Säureblockade not- Tumoren bzw. bei einer Größe von
wendig. >3–4 cm durch thorakoskopische
Enukleation
Klinik z Polypen: endoskopische Schlingen-
z Dys-/Odynophagie abtragung als Therapie der Wahl
z Retrosternale Schmerzen z Seltene Tumoren: gastrointestinale
z Übelkeit/Erbrechen Stromatumoren, Hämangiome, Gra-
z Abdominelle Beschwerden nularzelltumoren
332 Kapitel 40 · Erkrankungen des Ösophagus
Ein parasitärer Befall des Ösophagus ist äußerst selten (Trypanosoma cruzi, Entamoeba histoly-
tica, Echinokokken).
40.15 · Ösophaguskarzinom 333 40.15
40.15 Ösophaguskarzinom z Topographisch (unter chirurgischen
Gesichtspunkten):
Allgemeines 5 Plattenepithelkarzinome: z sup-
z Inzidenz (Deutschland): 4–5/100.000 rabifurkal: etwa 5 % z bifurkal:
(Männer) bzw. 0,5–1/100.000 ungefähr 40 % z infrabifurkal:
(Frauen) etwa 60 %
z Medianes Erkrankungsalter: 65 Jahre 5 Adenokarzinome des ösophago-
z Zweittumor beim Staging von HNO- gastralen Übergangs: Einteilung
Tumoren (Schluck- und Rauchstraße) nach Siewert: z Typ I (Barrett-
z 70 % werden erst in fortgeschrittenen Karzinom): 5 cm oral der Kardia
Stadien diagnostiziert z Typ II (Kardiakarzinome): in
z Pathologie: Plattenepithelkarzi- Höhe der Kardia z Typ III (sub-
nome (50–60 %), Adenokarzinome kardiale Karzinome): 5 cm aboral
(40–50 %, steigende Tendenz), seltene der Kardia
Malignome (primäre oder infiltrie-
rende kleinzellige Karzinome, primäre Klinik
oder sekundäre Lymphome) z Leitsymptom: progrediente »Dyspha-
z Metastasierung: gie« bis Schluckunfähigkeit
5 frühe lymphogene Metastasierung: z Gewichtsverlust
im Tumorstadium T1 bereits zu z Retrosternale Schmerzen
30 % z Regurgitationen
5 späte hämatogene Metastasierung: z Tastbare zervikale Lymphknoten
Lunge, Leber, Skelett
z Risikofaktoren: Diagnostik (Staging → TNM-
5 Plattenepithelkarzinom: Alko- Klassifikation)
hol- und Nikotinabusus, Zöliakie, z Endoskopie:
Sklerodermie, perniziöse Anämie 5 ÖGD mit Biopsie
(Morbus Biermer), Säure-/Laugen- 5 Endosonographie: Bestimmung
verätzungen, Strahlentherapie der Tumoreindringtiefe
5 Adenokarzinom: Übergewicht, z Bildgebung:
Refluxkrankheit, Barrett-Öso- 5 Ösophagusbreischluck und Ma-
phagus gen-Darm-Passage
z Screening: Empfehlung nur für den 5 Röntgenuntersuchung des Thorax
Barrett-Ösophagus in 2 Ebenen
5 CT: Hals, Thorax und Abdomen
Einteilung 5 PET: meist in Form von PET-CT,
z Pathologisch: insbesondere bei Adenokarzino-
5 Plattenepithelkarzinome: v. a. pro- men
ximales und mittleres Drittel z HNO-Konsil: bei zervikalem Tumor
5 Adenokarzinome des ösophago- und Verdacht auf Rekurrensparese
gastralen Übergangs: steilste In- z Bronchoskopie: bei suprabifurkalen
zidenzzunahme aller epithelialen Tumoren, Darstellung des Bezugs
Tumoren, in den USA inzwischen zum Tracheobronchialsystem
häufiger als Plattenepithelkarzi- z Laparoskopie: bei infrabifurkalem
nom Adenokarzinom
334 Kapitel 40 · Erkrankungen des Ösophagus
Einteilung Klinik
z Akute Gastritis z Völlig asymptomatisch oder
z Chronische Gastritis: Typen A, B, C, dyspeptische oder abdominelle
(D) Schmerzen
z Schwere der Klinik korreliert schlecht
Akute Gastritis mit dem endoskopischen Befund
z Eventuell spezifische Symptome, je
Ätiologie nach der Ursache
z Infektiös: Viren (Norovirus, Rotavi-
rus), lebensmittelassoziiert durch Bak- Einteilung
terien oder deren Toxine, Helicobacter ⊡ Tabelle 41.1
pylori, bei Immunkompromitierten
Herpes-simplex-Virus und CMV Typ-A-Gastritis
z Exogene Noxen: exzessiver Alkohol-
konsum, Medikamente wie NSAR, Allgemeines
Zytostatika, Laugen, Säuren, Galle- > Erhöhtes Risiko für Magenkarzinome
reflux vom intestinalen Typ und für Magenkar-
z Akuter Stress: Trauma, Sepsis, Schock, zinoide
schwere Verbrennungen, Hypoten-
sion, Intensivtherapiepflichtigkeit z Überwachung in Industrieländern
umstritten
Klinik z Assoziation mit Hashimoto-Thyreoi-
z Epigastrische Schmerzen ditis und Vitiligo
z Übelkeit und Erbrechen z Autosomal-dominante Vererbung
41.2 · Gastritis 337 41.2
⊡ Tab. 41.1. Einteilung der chronischen Gastritis nach der Ätiologie
Risikofaktoren Klinik
z Gastritis z Gewichtsverlust, v. a. durch redu-
z Hoher Nitratgehalt des Essens (geräu- zierte Kalorienzufuhr, aber auch
cherte, gesalzene und getrocknete Le- durch Katabolismus
bensmittel) → bakterielle Reduktion z Abdominelle/epigastrische un-
zu kanzerogenem Nitrit spezifische Beschwerden oder
z Vorangegangene Magenoperation Schmerzen
(höchstes Risiko 15–20 Jahre postope- z Schnelles Sättigungsgefühl
rativ) z Übelkeit, Erbrechen
z Niedriger sozioökonomischer Status z Ekel gegenüber Fleisch
z Rauchen z Dysphagie
z Epstein-Barr-Virus-Infektion (5–10 % z Teerstuhl oder andere Blutungs-
weltweit damit assoziiert, meist vom zeichen
diffusen Typ)
z Familiäre Prädisposition: unklare Einteilung
familiäre Häufungen, Magenpolypen z ⊡ Tab. 41.3 u. 41.4
(u. a. hereditäres nichtpolypöses z Klassifikation nach Borrmann:
Kolonkarzinom, familiäre Adenoma- 5 lokalisiert-polypös
tosis coli, Peutz Jeghers Syndrom), 5 lokalisiert-ulzerierend
Mutation des E-Cadherin-Gens beim 5 infiltrativ-exulzerierend
diffusen Magenkarzinom 5 infiltrativ-endophytisch
z Magenulzera: 25 % der Patienten mit z Klassifikation nach Lauren:
Magenkarzinom haben oder hatten 5 intestinaler Typ (etwa 70 %):
ein Ulkus z gut abgrenzbarer Tumor,
z Morbus Ménétrier dessen Zellen gut differen-
ziert sind und drüsenähnliche
Magenfrühkarzinom (»early Strukturen bilden z häufig
cancer«) ulzeriert z meist Antrum und
z Adenokarzinom, das die Lamina kleine Magenkurvatur betroffen
submucosa nicht überschreitet, unab- z entsteht meist auf dem Boden
hängig vom Stadium der regionären einer intestinalen Metaplasie
Lymphknoten (T1 NX) z prognostisch günstiger
z Infiltration von Mukosa und maximal 5 diffuser Typ (ungefähr
Submukosa 30 %): z schlecht differen-
z Aufgrund seiner deutlich besseren ziert z diffuse Infiltration der
Prognose abzugrenzen (nach operati- Magenwand ohne Ausbildung
ver Resektion: 5-Jahres-Überlebens- einer umschriebenen Tumor-
rate von 85–90 %) masse z »Linitis plastica«
z Endoskopisch oft schwer zu diagnos- (diffus-infiltrativ wachsendes
tizieren Magenkarzinom mit sekundärer
z Im Rahmen von Screening Program- Schrumpfung, sog. Cirrhosis
men oder als Zufallsbefund diagnosti- gastrica) z maligne Zellen in
ziert makroskopisch unauffälliger
z Einteilung nach dem endoskopisch- Magenwand z Patienten jünger
makroskopischen Aspekt z Prognose schlechter
41.7 · Magenkarzinom 345 41.7
⊡ Tab. 41.3. Staging nach der TNM Klassifikation
Stadium Beschreibung
Tumorstadium (T)
N0 Keine Lymphknotenmetastasen
M0 Keine Fernmetastasen
M1 Fernmetastasen
Kompartimente:
I: Lymphknotenstationen der großen und kleinen Kurvatur
II: Lymphknoten entlang der großen Gefäße (Tripus Halleri: A. gastrica sinistra, A. hepatica
communis, A. lienalis)
III: Fernmetastasen und andere abdominelle Lymphknoten (paraaortal, mesenterial, retro-
pankreatisch etc.)
346 Kapitel 41 · Erkrankungen des Magens
IA T1 N0 M0 95
IB T1 N1 M0 oder T2a/b N0 M0 85
IIIB T3 N2 M0 11
Diagnostik Therapie
z Klinische Untersuchung: »Virchow- > Siebzig Prozent der Frühkarzinome
Drüse« (Lymphknoten links suprakla- heilen zunächst ab, was ein Malignom
vikulär) jedoch nicht ausschließt.
z Endoskopie einschließlich Biopsie
zur Histologiegewinnung: sorgfältige Endoskopische Therapie mittels
Nachkontrollen von Ulcera ventriculi Mukosektomie
z Endosonographie: Beurteilung des T- z Indikation: Frühkarzinom, jedoch nur
und des N-Stadiums bei streng ausgewählten Patienten mit
z CT des Abdomens: Beurteilung des niedrigem Risiko für Lymphknoten-
N- und M-Stadiums befall nach den Kriterien der Japanese
z CT des Thorax: zusätzlich bei Karzi- Society for Gastroenterological En-
nomen des gastroösophagealen Über- doscopy (endoskopische Mukosare-
gangs sektion oder Submukosadissektion;
z Laparoskopie: Ausschluss von Perito- R0-Resektion ist obligat)
nealkarzinose, Lebermetastasen und
Befall lokoregionärer Lymphknoten Chirurgische Therapie
bei Tumoren im Stadium >T1 und z Auswahl der Operation und des Aus-
unauffälligem CT-Befund, um Resek- maßes der Lymphadenektomie nach
tabilität zu sichern Tumorlokalisation, Stadium, Histolo-
z Tumormarker: CEA, CA 19-9 und gie sowie individueller Risikobeurtei-
CA 72-4 mit niedriger Sensitivität lung
und Sensibilität (zur Verlaufsbeur- z Ziel jeder Operation: R0-Resektion
teilung) (Resektion im Gesunden)
z Gegebenenfalls Magen-Darm-Passage z Methoden:
mit Bariumbrei: Verdacht auf »Linitis 5 Magenkarzinome des proximalen
plastica« Drittels/Adenokarzinome des öso-
41.8 · Weitere maligne Tumoren des Magens 347 41.8
phagogastralen Übergangs: trans- z Lasertherapie zur lokalen Tumorab-
hiatal erweiterte Gastrektomie tragung, v. a. bei Tumoren des gastro-
5 Magenkarzinome des mittleren ösophagealen Übergangs
Drittels: totale Gastrektomie z Bei Blutungen: endoskopische Thera-
5 Magenkarzinome des distalen pie, ggf. Gabe von Blutkonserven
Drittels: subtotale Gastrektomie z Schmerztherapie
(4/5-Magenresektion)
5 Lymphadenektomie: z D1: nur
perigastrische Lymphknoten 41.8 Weitere maligne Tumoren
(große und kleine Kurvatur) des Magens
z D2: zusätzlich Lymphknoten
an A. hepatica, A. gastrica sinistra z Primäre Magenlymphome:
und A. lienalis sowie des Milzhilus 5 häufigstes Malignom des Magens
(Stationen 1–11) z D3: zusätzlich (neben dem Karzinom): 15 %
Lymphknoten der Leberpforte und 5 ätiologisch spielt die Infektion mit
paraaortal (Stationen 1–16) Helicobacter pylori v. a. bei den
niedrigmalignen MALT-Lympho-
Neoadjuvante und adjuvante Therapie men eine Rolle; eine Eradikations-
z Neoadjuvante plus adjuvante Chemo- therapie führt in 70–90 % der Fälle
therapie: Epirubicin, Cisplatin plus zu einer kompletten Remission
5-Fluorouracil (3 Zyklen prä- und 5 endoskopische Kontrollen: alle
postoperativ) 2–3 Monate
z Adjuvante Radio-Chemo-Therapie: z Leiomyosarkome: entstehen aus
1 Zyklus mit 5-Fluorouracil plus Leu- Leiomyomen, meist an der großen
kovorin über 5 Tage → nach 1 Monat Kurvatur
Radiatio sowie begleitend 5-Flu- z Karzinoide: maligne Entartung von
orouracil plus Leukovorin → 2 weitere der Größe abhängig (>1 cm)
Zyklen mit 5-Fluorouracil plus Leuko-
vorin in monatlichen Abständen
Palliative Therapie
z Nur bei gutem Allgemeinzustand
sinnvoll
z ECF-Schema: Epirubicin, Cisplatin,
5-Fluorouracil
z PLF-Schema: 5-Fluorouracil, Folin-
säure, Cisplatin
z FLO-Schema: Oxaliplatin, 5-Flu-
orouracil, Folinsäure
> Erkrankungen
des Intestinums
J. Mertens, H.-M. Steffen
z Gastrointestinale Malignome, Tumoren tests lässt sich eine Sprue nicht definitiv
im HNO-Bereich, maligne Lymphome ausschließen.
42.3 · Tropische Sprue 351 42.3
z ÖGD mit tiefen Duodenalbiopsien (≥4): > Etwa 5 % aller Patienten sind thera-
5 makroskopisch: verplumpte Zot- pierefraktär.
ten, Rattenbissläsionen, Aphthen,
5 mikroskopisch: Zottenatrophie, z Bei Therapieversagen an folgende
Vermehrung intraepithelialer Lym- Differenzialdiagnosen denken:
phozyten (MARSH-Klassifikation) 5 kollagene Sprue
5 Diagnose unsicher → Kontrollbi- 5 therapierefraktäre Sprue Typ 1
opsien unter glutenfreier Diät, ggf. (Phänotyp der intraepithelialen
Re-Exposition (Cave: Zöliakiekrise) Lymphozyten normal: CD3-positiv,
z Abdomensonographie: zum Aus- CD8-positiv, polyklonaler T-Zell-
schluss von Komplikationen (z. B. Rezeptor γ): spricht gut auf syste-
intestinale Lymphome) mische Kortikosteroide, aber auch
z Hydro-MRT des Dünndarms, Röntgen- auf topische Steroide (Budesonid,
untersuchung nach Sellink, Kapselen- 9–12 mg/Tag) und Azathioprin an
doskopie: bei Verdacht auf Kompli- 5 therapierefraktäre Sprue Typ 2
kationen der Sprue (z. B. intestinale (abnormer klonaler Phänotyp der
Lymphome) intraepithelialen Lymphozyten:
CD3-positiv, CD8-negativ, mo-
Differenzialdiagnostik noklonaler T-Zell-Rezeptor γ):
z Malabsorption anderer Ursache spricht nur schlecht auf Steroide
z Zottenatrophie anderer Ätiologie: an, häufig ulzeröse Jejunitis und
tropische Sprue, Morbus Whipple, enteropathieassoziierte T-Zell-
Autoimmunenteropathie, kollagene Lymphome
Sprue, Aids, Morbus Waldenström,
hypoglobulinämische Sprue, Giardiasis
z Amyloidose, 42.3 Tropische Sprue
z Morbus Crohn
z Intestinales Lymphom Definition
z Eine in den Tropen vorkommende,
Therapie vermutlich durch intestinale Infektion
z Lebenslange Glutenkarenz (Anti-En- oder bakterielle Überwucherung
domysium-Antikörper innerhalb von verursachte, erworbene Dünndar-
1–12 Monaten nicht mehr nachweis- merkrankung mit fortschreitendem
bar, Anti-Gliadin-Antikörper schnel- Malabsorptionssyndrom
ler; Antikörper bei wenigen Patienten
auch unter konsequent glutenfreier Klinik
Diät nachweisbar) z Chronische Diarrhö/Steatorrhö
z Laktosefreie Diät bei sekundärem z Abdominelle Krämpfe
Laktasemangel z Meteorismus
z Bei erneuten Beschwerden unter Diät/ z Verstärkte Darmgeräusche
therapierefraktärer Sprue: Ausschluss z Gewichtsverlust
von Diätfehlern und Evaluation be- z Übelkeit, Erbrechen
züglich bakterieller Fehlbesiedlung, z Malabsorptionssymptome (im chroni-
Pankreasinsuffizienz, Adenokarzinom schen Stadium)
und Lymphom z Fieber (im akuten Stadium)
352 Kapitel 42 · Erkrankungen des Intestinums
Klinik
z Nach Genuss von Milch oder Milch- 42.6 Bakterielle Fehl-/
produkten: Bauchschmerzen/-koliken, Überbesiedlung des
Völlegefühl, Blähungen, Flatulenz, Dünndarms
Diarrhö, Übelkeit
Definition
Diagnostik z Bakterielle Besiedlung des Dünn-
z Anamnese: Auftreten von Beschwer- darms mit einer Keimzahl von >105/
den nach Aufnahme laktosehaltiger ml Aspirat bei funktioneller oder ana-
Produkte und Beschwerdefreiheit tomischer Stase des Dünndarminhalts
unter Karenz, Familienanamnese, eth-
nische Zugehörigkeit Ätiologie
z H2-Atemtest mit Laktose: H2-Konzen- z Störung der Anatomie (z. B. Blind-
tration von >20 ppm nach Aufnahme sackbildung, vorangegangene Ileozä-
von 50 g Laktose p. o. kalresektion)
z Störung der Peristaltik (z. B. Sklero-
Differenzialdiagnostik dermie, chronische intestinale Pseudo-
z Milcheiweißallergie (gegen Lactalbu- obstruktion, diabetische Enteropathie)
min, Kasein; Nachweis spezifischer
IgE-Antikörper beim RAST) Folgen
z Reizdarmsyndrom z Dekonjugation von Gallesalzen →
z Chronisch-entzündliche Darmerkran- Steatorrhö durch Störung der Fett-
kungen resorption und vermehrte Bildung
z Sprue toxischer Gallensäuren
z Lambliasis z Zottenschädigung mit Störung der
z Mukoviszidose Resorption
42.7 · Enterales Eiweißverlustsyndrom 355 42.7
Klinik z ÖGD, Hydro-MRT des Dünndarms,
z Diarrhö, Steatorrhö, Gewichtsverlust Röntgenuntersuchung nach Sellink:
z Blässe bei Anämie Nachweis einer anatomischen oder
z Abdominelle Schmerzen, Meteoris- funktionellen Stase, Biopsie zur Diffe-
mus, Flatulenz renzialdiagnostik
z Mangelerscheinungen
Differenzialdiagnostik
Diagnostik z Sprue
z Anamnese: z Morbus Crohn
5 frühere Darmoperationen z Morbus Whipple
5 rezidivierende intestinale Obstruk- z Lambliasis
tionen als Hinweis auf Strikturen,
Adhäsionen oder Stenosen Therapie
5 Sklerodermie, langjähriger Diabe- z Konservativ: antibiotische The-
tes mellitus, chronische Pankreatitis rapie mit z. B. Amoxicillin plus
5 chronische Darmerkrankungen, Clavulansäure (2-mal 875 mg/Tag
insbesondere Morbus Crohn und über 2–3 Wochen), evtl. intermit-
ulzerierende Jejunitis tierend
z Körperliche Untersuchung: z Chirurgisch: Korrektur einer
5 Abdomenuntersuchung: klingende Passagestörung, wenn möglich
Darmgeräusche, geblähtes Abdo-
men, Resistenzen
5 Blässe, Ödeme, Aszites, neurolo- 42.7 Enterales
gische Auffälligkeiten und andere Eiweißverlustsyndrom
Symptome von Mangelerschei-
nungen Definition
z Labordiagnostik z Intestinal gesteigerter Eiweißverlust
5 Blutbild: Anämie
5 Hypoalbuminämie, Kalziumman- Allgemeines
gel, Vitaminmangel (Vitamine D, z Eiweißausscheidung über intestinale
K, A und B12) Sekrete liegt bei 45–140 g/Tag und aus
5 charakteristisch: durch die Gabe abgestoßenen Epithelien bei 10–25 g/
von »intrinsic factor« nicht beheb- Tag
barer Mangel an Vitamin B12 bei z Beim Gesunden gehen nur 10–20 %
normalem Folsäurewert (Folsäure des umgesetzten Albumins über den
wird von Bakterien im Dünndarm Verdauungstrakt verloren
synthetisiert) z Multiple Erkrankungen können zu ei-
z Bakteriologische Diagnostik: Kultur nem enteralen Eiweißverlustsyndrom
(>105 Keimen/ml Aspirat, endosko- führen; Mechanismen:
pisch unter anaeroben Kautelen ge- 5 Verlust intestinaler Sekrete
wonnenen: beweisend) 5 vermehrter Zellumsatz des Darm-
z H2-Atemtest mit Glukose: H2-Konzen- epithels
tration von >20 ppm nach Gabe von 5 Permeabilitätssteigerung der
80 g Glukose oder 10–12 g Laktulose Darmschleimhautbarriere
p. o. 5 Kombinationen
356 Kapitel 42 · Erkrankungen des Intestinums
⊡ Tabellen 42.4–42.4
Enteritische Initiales Erbrechen 8–48 h/kontaminierte Heilung spontan: Stuhl Antibiotika: nur bei
Salmonellen Tenesmen Lebensmittel 3–5 Tage Rektalabstrich schwerem Verlauf
Diarrhö Ausscheidung im Serologie: wenig (Fieber, positive
Fieber Stuhl: 3–6 Wochen spezifisch und Blutkultur, Grunder-
Reiter-Syndrom sensitiv krankungen)
Zu 0,1 % Dauer- Antibiotika verzö-
ausscheider gern die Keimelimi-
nation
Kapitel 42 · Erkrankungen des Intestinums
Ciprofloxacin: 2-mal
500 mg/Tag
Salmonella typhi/ 3 Stadien: 1–3 Wochen/ in Zu 2–3 % Daueraus- Erst Blutkulturen Antibiotika erfor-
paratyphi Abendlich Fieber, Endemiegebieten: scheider Später Stuhl, derlich
(Typhus) meist Verstopfung kontaminiertes Trink- Komplikationen: Knochenmark Ciprofloxacin über
Roseolen, Fieber wasser, verunreinigte Perforation, 10–14 Tage
vom Kontinuatyp, Nahrungsmittel Ulkusblutungen,
erbsenbreiartige Hirnödem, Chole-
Diarrhö zystitis, Infektion
Erholung ohne An- der Endothelien,
tibiotikatherapie in Knocheninfekt
einem Zeitraum von
▼ 3–4 Wochen
Shigellen Je nach Serotyp: 1–7 Tage/fäkal ver- Erkrankungsdauer: Stuhl (frisch oder Ciprofloxacin,
(4 Serotypen: Wässrige Diarrhö, unreinigtes Wasser 1 Woche Transportmedium) Levofloxacin,
dysenteriae, auch blutig-schlei- und kontaminierte Komplikationen: Keine Serologie Ampicillin (über
boydii, flexneri, mige Diarrhö Nahrungsmittel, von Reiter-Syndrom, Endoskopie: ähnelt 5 Tage)
sonnei) Schwere Verläufe: Mensch zu Mensch Sepsis, toxisches Colitis ulcerosa
Tenesmen, Fieber Megakolon, Perfo-
(40°C), Meningis- ration
mus, Hyponatriämie
Vibrio cholerae Meist symptomarm Wenige Stunden bis Cholera gravis: En- Rektal- oder Stuhl- Flüssigkeit/Elekt-
Reiswasserdiarrhö 3 Tage/kontaminierte dotoxinvergiftung abstrich mittels Wat- rolyte
Hohe Wasser- und Nahrungsmittel, ver- (kann in kurzer Zeit tetupfer (schneller Keine Opiate/Peris-
42.9 · Infektiöse Darmerkrankungen
(Kreuzantigenität patienten
mit Brucella spp.)
Campylobacter Kopf- und Glieder- 2–5 Tage/Tierkontakte, Erkrankungsdauer: Stuhl Symptomatische
spp. schmerzen kontaminierte 1 Woche Therapie
Wässrige Diarrhö, Lebensmittel Komplikationen: In schweren Fällen
teils blutige Diarrhö (Geflügel, Rohmilch) reaktive Arthritis Antibiotika (Makro-
Tenesmen (<1 %), Guillain- lide, Chinolone)
Barré-Syndrom
▼ Zu 10 % Rezidive
42.9
360
⊡ Tab. 42.2. Fortsetzung
Enteropathogene Säuglingsenteritis –/von Mensch zu Toxikose: auch heute Stuhl: PCR, Nachweis
Escherichia coli (wässrige, breiige Mensch noch Todesursache von Pathogenitäts-
(EPEC) Diarrhö) im Säuglingsalter genen
Schleimbeimengun-
gen zum Stuhl
Myokardschäden
Darmtuberkulose Fehlen pathogno- als primäre Infektion Vorwiegend Prob- Schwierige Diag- Wie extrapulmonale
monischer Symp- oder Folge einer In- lem in Entwicklungs- nostik Tuberkulose. (Iso-
Kapitel 42 · Erkrankungen des Intestinums
tome fektion anderen Ortes ländern und bei Stuhl: mikroskopisch niazid, Rifampicin,
Bauchschmerzen, über hämatogene Immunsupprimier- und kulturell Ethambutol über
v. a. im rechten Streuung ten (HIV-Infektion) Koloskopie mit 6 Monate, Pyrazi-
Unterbauch (kann von Mund bis Differenzialdiagno- Biopsie (Histologie namid über 2 Mo-
Konglomerattumor Anus auftreten, meist sen: Morbus Crohn, und Kultur: 30- bis nate)
Fieber Ileozäkalregion be- Yersinienenteroko- 80%ige Diagnose-
Übelkeit troffen) litis, Amöbenkolitis, wahrscheinlichkeit)
Gewichtsverlust Aktinomykose, vas- Bildgebung (Lymph-
Peritonismus kuläre Insuffizienz, knotenvergrößerun-
Fissuren Sarkoidose, maligne gen): Hinweise
Fisteln Lymphome Chirurgie/empiri-
Obstruktion sche Therapie
▼ Perianale Abszesse
Noroviren Abdominalkrämpfe 1–3 Tage/fäkal-oral Häufigster Erreger Meist aus klinischer Keine spezifische
Übelkeit über Schmierinfektion nichtbakterieller Sicht keine Notwen- Therapie
Diarrhö und kontaminierte Gastroenteritiden digkeit zur Diag- Hygienemaßnah-
Erbrechen Lebensmittel sowie Endemische nostik, sondern aus men
Myalgien verunreinigtes Wasser Ausbrüche in Ge- epidemiologischen/ Beurlaubung Er-
Abgeschlagenheit meinschaftseinrich- seuchenhygieni- krankter bis 2 Tage
tungen schen Gründen nach Abklingen der
»Winter vomiting RT-PCR aus Stuhl Symptome
disease«
Hohe Umwelt-
resistenz
Hohe Genom-
42.9 · Infektiöse Darmerkrankungen
variabilität
Rotaviren Erbrechen 1–3 Tage/fäkal-oral, Weltweit für etwa Stuhluntersuchung: Keine spezifische
Diarrhö (gelblich, Schmierinfektionen, 50 % aller kranken- durch Enzymim- Therapie
wässrig mit etwas kontaminierte hausbedürftigen muntest Nachweis Hygienemaßnahme
Schleim) Nahrungsmittel, kindlichen eines gruppenspe- mit speziellen
Fieber verunreinigtes Wasser Diarrhöen verant- zifischen Antigens, Desinfektionsmitteln
Dehydratation wortlich kulturelle Isolierung
Resistent gegenüber (schwierig)
vielen Desinfektions- RT-PCR
mitteln
363
Komplikationen:
Invaginationen, evtl.
nekrotisierende Ente-
rokolitis, möglicher-
weise biliäre Atresie,
Laktoseintoleranz,
zerebrale Symptome
wie (febrile) Krampf-
anfälle und Enzepha-
lopathien
42.9
364
⊡ Tab. 42.3. Lebensmittelvergiftungen durch Enterotoxinbildner
Staphylococcus Übelkeit, Erbrechen 4–6 h/unterschiedlichste Häufigste Ursache von Keine spezifische Therapie
aureus Kreislaufsymptome Speisen (v. a. mit hohem Salz- Nahrungsmittelintoxika-
und/oder Zuckergehalt) tionen
Krankheitsdauer: 1–3 Tage,
meist 24 h
Clostridium Diarrhö 7–15 h/Typ A: nicht frisch zu- Typ A: häufig; Krankheits- Typ A: keine Therapie
perfringens Abdominelle Krämpfe bereitetes Fleisch und nicht dauer: 6–24 h notwendig;
Übelkeit, Erbrechen frisch zubereitete Fleisch- Typ C: selten; Enteritis Typ C: Penicillin G
Fieber produkte necroticans; kann (20–40 Mio. IE/Tag)
innerhalb von 24 h
zum Tod führen; in
Kapitel 42 · Erkrankungen des Intestinums
Bacillus cereus Diarrhoische Form: profuse, Diarrhoische Form: 8–16 h; Diarrhoische Form: Dauer Keine spezifische Therapie
wässrige Diarrhö, abdo- emetische Form: <6 h/v. a. von 24–36 h
minelle Krämpfe, selten Nahrungsmittel, die nach Emetische Form: Dauer
Erbrechen dem Kochen gekühlt werden von max. 24 h
Emetische Form: (Pudding, Nudelsalate; der
Erbrechen, abdominelle Temperaturbereich von
Krämpfe 55–7°C sollte dabei mög-
lichst schnell durchlaufen
▼ werden)
Clostridium Erbrechen 12–36 /ubiquitär im Boden, Ubiquitär im Boden vor- Frühzeitig Antitoxin,
botulinum Diarrhö Milchprodukte, schlecht kon- kommend Intensivtherapie
Obstipation servierte Fleischwaren, un- Nachweis des Toxins in
Akkomodationsstörungen, genügend haltbar gemachte Serum, Stuhl und Lebens-
Doppelbilder, Lichtemp- Konserven mitteln
findlichkeit (Selbsteingemachtes), bei Toxinbildung im Darm
Schluckstörungen Säuglingen Honig möglich (Säuglinge), aber
Symmetrische absteigende v. a. unter anaeroben Be-
schlaffe Parese dingungen
Hemmung der Acetyl-
cholinfreisetzung aus den
42.9 · Infektiöse Darmerkrankungen
präsynaptischen Nerven-
endigungen
Toxine: hitzelabil, säure-
empfindlich
Mortalität: 25–50 %
42.9365
366
⊡ Tab. 42.4. Ausgewählte parasitäre Infektionen
Protozoen
Entamoeba Häufig asympto- 1–4 Wochen; Abszess: Tropen/Subtropen Frischer, warmer Intestinale Form:
histolytica matisch Monate bis Jahre/ Importierte Reise- Stuhl oder Biopsate Metronidazol über
Amöbenkolitis: fäkal-oral auf direktem krankheit (Nachweis der Mag- 10 Tage, danach
himbeergeleeartige Weg oder über 40.000 Menschen naform) Kontaktamöbizid
Durchfälle (Perfora- fäkalienkontaminierte sterben jährlich PCR aus Stuhl (Paromomycin); The-
tionen), Tenesmen, Lebensmittel/verun- Schwere Infektionen Serologie (2 ver- rapieerfolg durch
evtl. Fieber, Amö- reinigtes Wasser bei Kleinkindern, schiedene Antikör- Stuhlproben prüfen
bom, chronisch-rezi- Schwangeren und pernachweise) Extraintestinale
divierende Kolitis Patienten mit Korti- Form: wie intestinale
Amöbenabszesse: sontherapie; Aidspa- Form; in Ausnahme-
Kapitel 42 · Erkrankungen des Intestinums
Giardia lamblia Asymptomatische 1–45 Tage/fäkal-oral Dauer der Sympto- Frischer, normal ge- Metronidazol für
Träger, chronische über fäkalienkontami- matik: 3–20 Tage formter Stuhl (Nach- 7 Tage
Infektionen nierte Lebensmittel/ Passagere Laktosein- weis von Zysten)
Akut: Stuhldrang, verunreinigtes toleranz möglich Giardiaantigentest
faulig riechende, Wasser, von Mensch zu an Stuhl, Duodenal-
wässrige bis breiige Mensch flüssigkeit oder
Diarrhö, Schmerzen, Duodenalbiopsat
Übelkeit, Gewichts-
▼ verlust
Zestoden (Bandwürmer)
Taenia saginata Wenige und unspe- Verzehr von rohem Komplikationen Stuhluntersuchung: Intestinale Taeniasis:
(Rinderfinnen- zifische Symptome: oder nicht ausrei- durch wandernde Nachweis von Eiern Praziquantel (Ein-
bandwurm), Hungergefühl, chend gekochtem Proglottiden: und Proglottiden; maldosis: 10 mg/
Taenia solium Diarrhö, Gewichts- Fleisch, welches infek- Appendizitis, ggf. Untersuchung kg KG); 3 Monate
(Schweinefin- abnahme, perianaler tiöse Zystizerkuslarven Cholangitis von mehreren Stuhl- nach der Therapie:
nebandwurm), Pruritus enthält Zystizerkrose: bei proben und Anwen- Stuhluntersuchung
Diphyllobothrium Perniziöse Anämie Taenia solium dung verschiedener auf Eier
latum (Fischfin- beim Fischfinnen- (Ingestion von Anreicherungstech- Zystizerkrose:
nenbandwurm) bandwurm Eiern und Ablage niken Therapie unter
42.9 · Infektiöse Darmerkrankungen
Echinococcus Verdrängungsgefühl Kontamination mit Kot Ruptur der Serologie Chirurgie, PAIR-
granulosus (Hun- Schmerzen vom Hund Hydatiden mit Sonographie der Methode (Punktion,
debandwurm; Gallenstau allergischem Schock Leber: Echinokok- Aspiration, Injektion,
zystische Echino- kuszyste Re-Aspiration)
367
Echinococcus Oberbauchschmerz Kontaminierte Wald- Infiltratives Wachs- Bildgebung: Sono- Chirurgie bis Leber-
multilocularis Ikterus früchte tum wie ein Tumor graphie, CT, MRT transplantation
(Fuchsband- Zunehmende Leber- Einbruch in Gefäße Antigennachweis Albendazol, Meben-
wurm; alveoläre insuffizienz mit Metastasierung (Em2) dazol
Echinokokkose)
▼
42.9
368
⊡ Tab. 42.4. Fortsetzung
Nematoden (Fadenwürmer)1
Ascaris Pulmonale Askari- Aufnahme von Eiern Larven durchwan- Stuhluntersuchung Mebendazol (2- bis
lumbricoides diasis: über Nahrungsmittel, dern den Darm auf Wurmeier 3-mal 100 mg/Tag
(Spulwurm) Löffler-Syndrom Wasser und bei Kin- und gelangen in Untersuchung der über 3 Tage)
Husten (eosinophi- dern beim Spielen die Lunge, wo sie peranal abgegange- Albendazol (Einmal-
les Lungeninfiltrat) vom Boden reifen; anschließend nen oder ausgehus- dosis: 400 mg)
Asthmatoide wandern sie über teten Würmer
Anfälle die Trachea erneut
Atemnot in den Magen-Darm-
Urtikaria Trakt
Subfebrile Tempe- Lebt im Dünndarm,
Kapitel 42 · Erkrankungen des Intestinums
Strongyloides Pruritus Penetration durch die Nach Migration lebt Stuhluntersuchung: Albendazol (2-mal
stercoralis Lineare, rote Erup- Haut der adulte Wurm im Larven 400 mg/Tag für
(Zwergfaden- tion bei Wanderung Dünndarm Duodenalsaft: 3–7 Tage,
wurm) der Larven unter der Durch Autoinfektion Larven; evtl. sind Wiederholung nach
Haut kann eine Infektion Anreicherungstech- 3 Wochen)
Eosinophilie über Jahre persis- niken notwendig Mebendazol,
Bei Migration pul- tieren (Baermann- Tiabendazol
monale Symptome Adulte Würmer sind Untersuchung)
Pruritus analis 2 mm lang Kontrolluntersu-
369
Enterobius/ Perianaler Pruritus Eier werden oral über Vor allem Vor- und Mikroskopie eines Mebendazol (100 mg
Oxyuris nachts oder früh- fäkal kontaminierte Schulkinder in über- perianalen Ab- über 3 Tage) oder
vermicularis morgens Nahrungsmittel und bevölkerten Gebie- klatschpräparats Albendazol (400 mg)
(Madenwurm) Wasser aufgenommen ten betroffen (durchsichtiger Kle- mit einer 2. und
oder direkt anal-oral Weibliche adulte bestreifen morgens 3. Gabe nach 2 und
(Autoinfektioszyklus) Würmer sind auf die perianale 4 Wochen
8–13 mm, männliche Region aufkleben Gegebenenfalls
Würmer 2–5 mm und auf einen Ob- Familienbehandlung
lang jekträger geben; ggf.
Reifung im Dünn- mehrmals wieder-
darm holen)
Adulte Würmer leben
Kapitel 42 · Erkrankungen des Intestinums
im Kolon, v. a. in Zä-
kum und Appendix
Nach der Begattung
sterben die männ-
lichen Würmer, die
weiblichen wandern
zur Eiablage in die
perianale Region
1 Weitere
Fadenwürmer: Trichuris trichiuria (Peitschenwurm), Trichinella spiralis (Trichine; larvale Nematodeninfektion)
Filarien:
Wucheria bancrofti/Brugia malayi, Brugia timori (Lymphödem, Elephantiasis)
Loa-Loa (Augenbefall)
Onchocerca volvulus (Flussblindheit)
Mansonella spp.
42.11 · Neuroendokrine Tumoren (NET) 371 42.11
42.10 Dünndarmtumoren z Palliative Sicherung der Passage
durch endoskopische Anlage eines
Gutartige Dünndarmtumoren Metallstents
z Adenome: histologische Einteilung in
Analogie zu Dickdarmpolypen
z Weitere mesenchymale Tumoren: z. B. 42.11 Neuroendokrine Tumoren
Leiomyome, Lipome, und Hamar- (NET) des Dünn- und
tome; zahlenmäßig untergeordnete Dickdarms
Rolle
z Adenom-Karzinom-Sequenz auch bei Allgemeines
Dünndarmtumoren; Risikogruppen: z Kap. 43
Patienten mit familiärer Adenomato- z NET des gastroenteropankreatischen
sis coli oder hereditärem nichtpolypö- Systems sind selten; die Namensge-
sem Kolonkarzinom bung beruht auf tumor- und zellbiolo-
z Je nach Größe und Lokalisation ggf. gischen Gemeinsamkeiten neuronaler
endoskopische oder chirurgische Re- und endokriner Zellen, die beide in
sektion ähnlicher Form Peptidhormone und
biogene Amine synthetisieren und
Maligne Dünndarmtumoren ausschütten können
z Selten: 1–2,5 % aller gastrointestinalen z NET des Vorderdarms (Ösophagus bis
Malignome Treitz-Band): u. a. NET des Duode-
z Adenokarzinom (35–50 %), Karzi- nums, die sowohl sporadisch als auch
noide (20–40 %), Lymphome (14 %), im Rahmen eines MEN-1-Syndroms
Sarkome einschließlich gastrointesti- vorkommen können
nale Stromatumoren (11–13 %) z NET des Mitteldarms (Treitz-Band
z Symptome durch Obstruktion, Blu- bis linke Kolonflexur): können
tungen und Gewichtsverlust funktionell (Karzinoidsyndrom) und
nichtfunktionell (Stenosesymptome)
Diagnostik sein
z Enteroklysma nach Sellink, konventi- z NET des Hinterdarms (distal der lin-
onell oder mittels MRT ken Kolonflexur): in der Regel nicht-
z Push- und Doppelballonendoskopie funktionell
zur Lokalisation und Biopsie z Lokalisation: 68 % distales Ileum,
z Abdomensonographie zum Aus- 37 % proximales Ileum, 6 % distales
schluss von Lebermetastasen Jejunum (in bis zu 35 % der Fälle mul-
tiple Primärtumoren)
Therapie z Ein Karzinoidsyndrom tritt bei 10 %
z Nach Möglichkeit chirurgische Re- aller NET des Dünndarms auf, aber
sektion nach onkologischen Grund- bei <1 % der NET des Appendix
sätzen z Karzinoidsyndrom der NET des
z Bei Lymphom: kombinierte Chemo- Mitteldarms: erst bei Auftreten von
therapie Lebermetastasen, da die Sekretions-
z Bei inoperablem gastrointestinalem produkte des Primärtumors hepa-
Stromatumor: Imatinib (Glivec; tisch metabolisiert und inaktiviert
400 mg/Tag p. o.) werden
372 Kapitel 42 · Erkrankungen des Intestinums
Allgemeines Therapie
z Häufigkeitszunahme mit dem Alter z Komplette Entfernung aller Polypen
→ Prävalenz zwischen 50. und 60. Le- → »clean colon«; histologische Unter-
bensjahr: 29 % suchung der Polypen ist obligat (nach
z Entartungsrisiko hängt ab von: Ade- WHO-Kriterien)
nomgröße, Histologie, Wuchsform 5 endoskopische Abtragung:
(gestielt, sessil) z Adenome mit einer Größe von
≤5 mm: zangenbioptische Ab-
Klinik tragung z Adenome mit einer
z Meist asymptomatisch Größe von >5 mm: Schlingenab-
z Selten Blutungen (Polypen mit einer tragung in toto, endoskopische
Größe von >1 cm: in 20–40 % der Mukosaresektion
Fälle positiver Haemoccult-Test) oder 5 alternative Verfahren: z transa-
Ileussymptomatik (Obstruktion, Inva- nale endoskopische Mikrochirur-
gination) gie z laparoskopische oder kon-
ventionelle Resektionsverfahren:
Diagnostik bei größeren Adenomen, die nicht
z Koloskopie: Methode der Wahl → sicher mit der Schlinge abgetragen
Diagnostik und Therapie im Rahmen werden können
einer Untersuchung möglich 5 Kontrollendoskopien: ⊡ Tab. 42.7
42.16 · Kolorektale Karzinome 387 42.16
⊡ Tab. 42.7. Kontrollendoskopien nach Polypektomie. Nach der DGVS-Leitlinie »Kolorektales
Karzinom« aus dem Jahre 2008
Befund Zeitraum
1 oder 2 Adenome mit einer Größe von <1 cm ohne höhergradige IEN 5 Jahre
3–10 Adenome, oder 1 Adenom mit einer Größe von >1 cm oder 1 villöses 3 Jahre
Adenom
Nach unauffälliger Kontrollendoskopie (nach initial auffälliger Koloskopie) sind weitere Kontrol-
len in 5-jährlichen Abständen angezeigt. Für Polyposesyndrome gelten andere Überwachungs-
protokolle.
IV Tx Nx M1 Fernmetastasen
Weitere Einteilungen:
Resektionsränder zur Tiefe und zur Seite: R-Klassifikation
Tiefeninfiltration: pT-Kategorie
Bei sessilen Polypen: Submukosainvasionsstrecke
Differenzierungsgrad/Grading: G-Klassifikation
Lymphgefäßinvasion: L-Klassifikation
42.16 · Kolorektale Karzinome 391 42.16
oder adjuvante Chemotherapie z Systemische Chemotherapie bei
bzw. Radio-Chemo-Therapie bei Metastasierung/Palliativsituation:
Rektumkarzinom 5 UICC-Stadium IV: je nach Situ-
5 palliatives Konzept (metastasiertes ation intensivierte systemische
Stadium): systemische Kombinati- Therapie, Deeskalation und
onschemotherapie, ggf. sekundäre Re-Induktionsschemata, primär
Metastasenresektion, Supportiv- sequenzielle oder intermittierende
maßnahmen Therapie
z pT1-Tumoren: 5 Therapieschemata: z Monothe-
5 »Low-risk«-Situation (G1/2, L0): rapie mit Fluoropyrimidinen, z. B.
z endoskopische Abtragung Capecitabin z Kombinations-
komplett (R0): keine Nachresek- chemotherapie (z. B. FOLFOXIRI:
tion notwendig, endoskopische Folinsäure/5-Fluorouracil, Oxa-
lokale Nachsorge nach 6 und liplatin, Irinotecan z Zweifach-
24 Monaten z endoskopi- kombinationen (z. B. FOLFOX)
sche Abtragung inkomplett: mit einem Biological/Angioge-
komplette endoskopische oder neseinhibitor (EGFR-Antikörper:
lokale chirurgische Entfernung Cetuximab; VEGF-Antikörper:
z R0-Situation nicht erreichbar Bevacizumab)
oder Zweifel am Vorliegen einer
pT1-Situation: onkologisch- > Vor Anti-EGFR-Therapie Überprüfung
chirurgische Resektion des k-ras-Status (der Wildtyp k-Ras ist ein
5 »High-risk«-Situation (G3/4, prädiktiver Faktor für die Wirksamkeit
L1): radikale onkologisch- der Anti-EGFR-Therapie)
chirurgische Behandlung (auch
bei kompletter endoskopischer 5 Zweit- und Drittlinientherapie:
Abtragung) je nach Vorbehandlung; alle ver-
z Adjuvante Chemotherapie: fügbaren Substanzen sollten im
5 Indikation je nach UICC-Stadium Behandlungsverlauf eingesetzt
und Risikosituation (z. B. T4- werden
Tumorperforation)
5 Vorraussetzung: R0-Resektion des Prognose
Primärtumors nach onkologischen z 5-Jahres-Überlebensraten zwischen
Grundsätzen (»En-bloc«-Resek- >90 % (pT1-Stadium) und 5 %
tion und »No-touch«-Technik) (UICC-Stadium IV)
und histopathologische Stadienbe-
stimmung, insbesondere des pN-
Status (12 oder mehr regionäre
Lymphknoten)
5 Standardchemotherapie des me-
tastasierten kolorektalen Karzi-
noms: 5-Fluorouracil/Folinsäure
i. v., Capecitabin p. o., Oxaliplatin
(FOLFOX-Kombinationschemo-
therapie)
392 Kapitel 43 · Erkrankungen des Pankreas
> Erkrankungen
des Pankreas
H.-M. Steffen
Definition Klinik
Leitsymptom der Pankreaserkrankungen z Exokrine Pankreasinsuffizienz:
ist der gürtelförmige Oberbauchschmerz Steatorrhö (Fettstühle, bei Verminde-
mit Ausstrahlung in den Rücken, häufig rung der Lipasesekretion um >90 %),
mit Übelkeit und Erbrechen, bei chro- Diarrhö, Gewichtsverlust
nischem Verlauf mit den Zeichen des z Endokrine Pankreasinsuffizienz: Stö-
progredienten Funktionsverlustes. rung der Glukosetoleranz, Entwick-
lung eines pankreopriven Diabetes
Allgemeines mellitus
z Pankreatische Azinuszellen: Synthese
von stärke- und fettspaltenden sowie Diagnostik
proteolytischen Enzyme (Letztere als z Anamnese:
inaktive Proenzyme) 5 familiäre Erkrankungen (u. a.
z Duodenale Enterokinasen: Aktivie- hereditäre Pankreatitis, fa-
rung proteolytischer Enzyme miliäres Pankreaskarzinom,
z Trypsininhibitoren (Pankreassaft) hereditäres nichtpolypöses ko-
sowie Trypsinautolyse: Schutz vor Au- lorektales Karzinom, familiäre
todigestion adenomatöse Polypose, Peutz-
z Selbstverdauung: Auslösung durch Jeghers-Syndrom) und eigene
intrazelluläre Trypsinaktivierung oder Vorgeschichte
-stabilisierung bei hoher intrazellulä- 5 Alkoholabusus → alkoholische
rer Kalziumkonzentration Pankreatitis
z Sekretin: Sekretion von Natriumbi- 5 bekannte Cholelithiasis, voran-
karbonat und Wasser gegangene Cholezystektomie →
z Cholezystokinin: Sekretion der Pank- biliäre Pankreatitis
reasenzyme 5 Autoimmunerkrankungen →
z Chloridsekretion: via CFTR (»cystic Autoimmunpankreatitis
fibrosis transmembrane conductance 5 kürzliche ERCP → Post-ERCP-
regulator«), passiv gefolgt von H2O Pankreatitis
und Na+ 5 Hypertriglyzeridämie, Hyper-
z Bikarbonatsekretion: via membran- kalzämie, Bauchtrauma, In-
ständigem Chloridaustauscher fektion, Skorpionbiss → akute
z Obstruktion der Drüsenausführungs- Pankreatitis
gänge durch zähflüssiges Sekret bei 5 Vaskulitis, Schock → ischämische
CFTR-Mutationen Pankreatitis
Kapitel 43 · Erkrankungen des Pankreas 393 43
5 Ikterus, Stuhlentfärbung, Ge- bei etwa 50 % der Patienten mit
wichtsverlust, Diabetes mellitus → Pankreaskopftumor
chronische Pankreatitis, Pankreas- 5 Thrombophlebitis migrans → pa-
kopfkarzinom raneoplastische Manifestation
5 rezidivierende venöse Thrombo- 5 bullöse nekrotisierende Dermatitis
sen (Trousseau-Phänomen) → → typische Hauterscheinung des
Pankreaskarzinom Glukagonoms
5 Hypoglykämie, Diarrhö, rezidivie- z Labordiagnostik:
rende peptische Ulzera, Diabetes 5 Blutbild/Differenzialblutbild,
mellitus → neuroendokrine Tu- CRP-Konzentration, evtl. Pro-
moren des Pankreas kalzitoninspiegel, Harnstoff-,
5 Medikamente, die eine akute Pan- Kreatinin-, Natrium-, Kalium-,
kreatitis auslösen können (s. nach- Kalzium- und Nüchternblutzu-
folgende Übersicht) ckerkonzentration, LDH-Aktivi-
5 Auslandsaufenthalte → parasitäre tät, TPZ, PTT, Albumin- und Tri-
Papillenobstruktion glyzeridspiegel, BGA → Schwe-
regrad einer akuten Pankreatitis,
Hinweise auf Genese
Medikamente, die eine akute
5 Enzymaktivitäten (AP, γ-GT,
Pankreatitis auslösen können
ALT), Konzentration des direkten
z Klasse I (≥20 Fälle berichtet, ≥1 positive Bilirubins → Hinweis auf biliäre
Re-Exposition): Didanosin, Asparaginase, Genese einer Pankreatitis oder
Azathioprin, Valproinat, 5-wertiges mechanische Obstruktion bei Pan-
Antimon, Pentamidin, Mercaptopurin, kreaskopftumor
Mesalazin, Östrogene, Opiate, Tetrazyk- 5 Lipase- (höhere Spezifität) und
line, Cytosinarabinosid, Glukokortikoide, Amylaseaktivität (schneller wieder
Cotrimoxazol, Sulfasalazin, Furosemid, im Normbereich) → Hinweise auf
Sulindac Entzündung
z Klasse II (10–20 Fälle berichtet, mit oder 5 ANA, Anti-Carboanhydrase-
ohne positive Re-Exposition): Rifampicin, Antikörper, Anti-Laktoferrin-
Lamivudin, Octreotid, Carbamazepin, Antikörper, quantitative IgG4-
Paracetamol, Phenformin, Interferon α 2b, Bestimmung → Hinweis auf
Enalapril, Hydrochlorothiazid, Cisplatin, Autoimmunpankreatitis
Erythromycin, Cyclopenthiazid z Funktionsuntersuchungen:
5 Sekretin-Pankreozymin-
z Körperliche Untersuchung: (Cholezystokinin-)Test: Bestim-
5 Abwehrspannung und »Gummi- mung von Menge, Bikarbonatge-
bauch« → akute Pankreatitis halt und Enzymaktivitäten (Chy-
5 selten bläulich-grünliche Ekchy- motrypsin, Amylase, Lipase) des
mosen: paraumbilikal (Cullen- via Duodenalsonde gewonnenen
Zeichen), Leistenregion (Fox-Zei- Sekrets nach sukzessiver i. v. Gabe
chen) oder Flanke (Grey-Turner- von Sekretin und Cholezystokinin
Zeichen) → ungünstige Prognose! oder Cerulein: Goldstandard zum
5 tastbare, nicht schmerzhafte Gal- Nachweis der exokrinen Pankre-
lenblase (Courvoisier-Zeichen) → asinsuffizienz, jedoch wegen des
394 Kapitel 43 · Erkrankungen des Pankreas
Akute Pankreatitis
Verdacht auf biliäre
Genese
Cholangitis
Ja Nein
Schweregrad
Sepsis/infizierte Nekrose
Stadium Klinik/Charakteristika
I Präklinisches Stadium mit bereits vorhandenen chronisch-entzündlichen
Organveränderungen
II Rezidivierende akute Schübe und sekundäre Komplikationen oder chronisches
Schmerzsyndrom ohne typische Schübe
III Progrediente exokrine und endokrine Insuffizienz, Diarrhö, Steatorrhö,
Gewichtsverlust, Symptome des Diabetes mellitus
Anmerkung: typische Trias von Malnutrition mit oder ohne Steatorrhö, pankreoprivem Diabetes
mellitus und radiologisch nachweisbaren Kalzifikationen bei etwa 1/3 der Patienten im Stadium II
Stadium Charakteristika
Medikament Dosierung
Somatostatinom
Allgemeines
z Pathologie: 50 % maligne, gelegentlich
im Rahmen eines MEN Typ 1
Kapitel 44 · Erkrankungen der Gallenwege 405 44
> Erkrankungen
der Gallenwege
H.-M. Steffen
> Die Gallenkolik ist definiert als akut 5 bekanntes Steinleiden, vorausge-
einsetzender, heftiger, gut erinnerlicher gangene Operationen oder Inter-
Schmerz im Epigastrium oder im rechten ventionen an den Gallewegen →
Oberbauch, der >15 min anhält, in die Verschlussikterus mit infektiöser
rechte Schulter oder den Rücken aus- Cholangitis
strahlt und bis zu 5 h andauern kann. 5 Autoimmunerkrankungen, Colitis
Besteht der Schmerz für >5 h, muss an ulcerosa → PBC bzw. PSC
Komplikationen gedacht werden (Chole- 5 Transplantatabstoßung, »Graft-
zystitis, Cholangitis, Pankreatitis). versus-host«-Erkrankung → im-
munologische Cholangiopathie
z Akute Cholezystitis: biliäre Schmerzen 5 septischer Schock, Verbrennungen,
(>6 h anhaltend) und Fieber mit oder Polytrauma, Morbus Hodgkin, His-
ohne laborchemische Entzündungs- tiozytosis X → sekundär sklerosie-
zeichen und sonographisch erkenn- rende Cholangitis mit Duktopenie
bares Gallenblasenwandödem mit 5 intraarterielle Infusion, Chemo-
lokalem Druckschmerz embolisation → ischämische Cho-
z Akute Cholangitis (Charcot-Trias): langiopathie
Ikterus, Fieber (u. U. Schüttelfrost bis 5 Auslandsaufenthalte, HIV-Infek-
Sepsis) und rechtsseitige Oberbauch- tion → parasitäre Cholangitiden
schmerzen 5 Medikamente, die eine toxische
z Maligne Obstruktion: schmerzloser Cholangitis und eine Duktopenie
Ikterus mit Allgemeinbeschwerden, auslösen können: Acetamino-
Inappetenz und Gewichtsverlust phen, Amitriptylin, Amoxicillin,
z Zeichen einer chronischen Cholestase Ampicillin, Carbamazepin, Chlor-
(z. B. bei primär biliärer Zirrhose, PBC promazin, Diazepam, Erythro-
oder primär sklerosierender Cholangi- mycin, Haloperidol, Imipramin,
tis, PSC): Pruritus (der sehr heftig sein Methyltestosteron, Phenylbutazon,
kann), Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Thiabendazol → toxische Cholan-
mangelnde Leistungsfähigkeit giopathie
z Gallengangsverschluss: acholischer 5 vorbestehende Lebererkrankun-
Stuhl, evtl. Steatorrhö und bierbrau- gen, Risikofaktoren für infektiöse
ner Urin Hepatitiden, Alkohol und andere
Drogen, toxische Arbeitsplatzbe-
Diagnostik und lastungen, Schwangerschaft →
Differenzialdiagnostik Differenzialdiagnose: intrahepati-
z Anamnese: sche nichtobstruktive Cholestase
5 familiäre Erkrankungen (hereditäre z Körperliche Untersuchung:
Cholangiopathien, z. B. polyzys- 5 Murphy-Zeichen: Schmerz im
tische Nieren- und Lebererkran- rechten oberen Quadranten, ver-
kung) und eigene Vorgeschichte stärkt bei tiefer Inspiration und
5 Adipositas, metabolisches Syn- Palpation am rechten Rippenbo-
drom, rasche Gewichtsreduktion, genrand (Sensitivität von 65–97 %
hämolytische Anämie, multiple für die akute Cholezystitis)
Schwangerschaften, lange parente- 5 Courvoisier-Zeichen: tastbare,
rale Ernährung → Cholelithiasis nicht schmerzhafte Gallenblase
Kapitel 44 · Erkrankungen der Gallenwege 407 44
(spricht für eine maligne Obstruk- γ-GT, außerdem Konzentration
tion des Ductus hepatocholedo- des direkten Bilirubins → Choles-
chus) taseparameter z Amylase, Lipase
5 Kratzspuren (v. a. an den Extremi- → Differenzialdiagnose: Pankre-
täten): Zeichen einer länger beste- aserkrankung
henden Cholestase 5 Retikulozytenzahl, Konzentration
5 Xanthome oder Xanthelasmen: des indirekten Bilirubins, LDH-
Hinweis auf Hypercholesterinämie Aktivität, Haptoglobinspiegel →
bei PBC Hämolyseparameter
5 Leberhautzeichen, Hepatosple- 5 Albuminkonzentration, Cholines-
nomegalie bzw. derbe Leber mit teraseaktivität, INR (Quick-Wert),
knotiger Oberfläche, Aszites, PTT → Parameter der Lebersyn-
Unterschenkelödeme, Zeichen theseleistung
der Enzephalopathie: Hinweise 5 Urin: Stix, Sediment → Differen-
auf chronische Lebererkrankung zialdiagnose: Nephrolithiasis
( Kap. 45)
z Labordiagnostik: > Mit Hilfe der oben genannten Labor-
5 Blutbild/Differenzialblutbild, CRP- parameter ist der erste Schritt zur Abklä-
und Prokalzitoninkonzentration rung eines Ikterus möglich (⊡ Abb. 44.1).
→ infektiöse Cholangitis, Chole- Die hämatologischen bzw. hepatologi-
zystitis schen Differenzialdiagnosen finden sich
5 Enzymaktivitäten: z AST (GOT), in den entsprechenden Kapiteln. Fami-
ALT (GPT) → Marker der hepa- liäre Cholestasesyndrome sind in erster
tozellulären Schädigung z AP, Linie bei der Differenzialdiagnostik im
Ja Nein Nein Ja
extrahepatisch mit Strikturen und ab- z Leberbiopsie mit Histologie zur Stadi-
schnittsweiser Dilatation auf dem Bo- eneinteilung
den der fibrosierenden Entzündung z Keine gesicherten Methoden zur
Früherkennung des cholangiozellu-
Einteilung und Ätiologie lären Karzinoms, das allerdings als
⊡ Tabelle 44.3 Zufallsbefund in der explantierten
Leber (20–30%) keinen Einfluss auf
Diagnostik der PSC das Langzeitüberleben nach Leber-
z Gezielte Anamnese: transplantation hat
5 Ausschluss anderer Cholangiopa- z Regelmäßige koloskopische Überwa-
thien (⊡ Tab. 44.3) chung der Patienten mit gleichzeitiger
5 typische Klinik: Juckreiz, Mü- Colitis ulcerosa
digkeit, rechtsseitige Oberbauch-
schmerzen, Fieber, selten Ikterus Therapie der PSC
5 Frage nach Colitis ulcerosa z Medikamentös: Ursodeoxychol-
z Labordiagnostik: pANCA positiv (in säure (z. B. Ursofalk; 15–20 mg/
etwa 70 % der Fälle), ggf. virologische kg KG/Tag lebenslang), Colestyra-
Untersuchungen (CMV, HCV, HIV), min (z. B. Quantalan; 4–16 g/Tag,
Cholestasezeichen einschleichend dosieren) oder
z ERCP: (noch) Goldstandard, insbe- Colestipol (Cholestabyl; 15–30 g/
sondere zum Nachweis der Verän- Tag) → Besserung des Juckreizes;
derungen auch an den kleinen Gal- auf ausreichenden Zeitabstand zur
lengängen, die der MRCP entgehen Einnahme anderer Medikamente
können (typische »perlschnurartige« achten
Erweiterungen bzw. Stenosen) z Bei rezidivierenden bakteriellen
Cholangitiden: antibiotische Lang-
! Obwohl kontrollierte Studien fehlen, zeittherapie mit Präparatewechsel
wird in den gültigen Leitlinien vor Durch- nach etwa 4 Wochen
führung einer diagnostischen oder in- z Osteoporoseprophylaxe: Kalzium
terventionellen ERCP eine antibiotische (1000 mg/Tag) und Cholecalciferol
Prophylaxe empfohlen (⊡ Tab. 44.2). (1000 IU/Tag)
Ätiologie Krankheitsbilder/Auslöser
Ätiologie Krankheitsbilder/Auslöser
Immunologisch PBC
PSC
Chronische »Graft-versus-host«-Erkrankung
Vorangegangene Stammzelltransplantation
Lebertransplantatabstoßung
Sarkoidose
Autoimmune Cholangitis
Toxisch Acetaminophen
Amitriptylin
Amoxicillin
Ampicillin
Carbamazepin
Chlorpromazin
Diazepam
Erythromycin
Floxuridin
Formaldehyd/20%iges NaCl
(Echinokokkuszysteninjektion)
Haloperidol
Imipramin
Methlytestosteron
Paracetamol
Paraquat
Phenylbutazon
Thiabendazol
Prognose
z 5-Jahres-Überlebensrate: 30–45 %
z Mittlere Überlebenszeit bei Klatskin-
Tumoren: 2 Jahre
416 Kapitel 45 · Erkrankungen der Leber
Das Spektrum reicht von den akuten Er- typisch für alle Erkrankungen mit
krankungen – gekennzeichnet durch Le- Leberzelluntergang
berzellnekrose mit Einschränkungen der z Cholestatische Lebererkrankungen:
Entgiftungs- und Syntheseleistung bis Aktivitätssteigerung von AP und
hin zum akuten Leberversagen – über γ-GT mit oder ohne Hyperbilirubin-
die chronischen Schädigungen mit Stö- ämie, normalem Albuminspiegel und
rungen der Transportmechanismen in niedrigem Quick-Wert, der nach pa-
den Hepatozyten, Leberzellverfettung, renteraler Vitamin-K-Substitution an-
bindegewebigem Ersatz des Leberparen- steigt (positiver Koller-Test); typisch
chyms und Umbau im Sinne der Leber- für Cholangiopathien mit und ohne
zirrhose bis zur Entwicklung ortsständi- Obstruktion
ger Tumoren oder Infiltration durch z Infiltrative Lebererkrankungen: Ak-
Metastasen primär extrahepatischer Er- tivitätssteigerung v. a. der AP, meist
krankungen. ohne Hyperbilirubinämie und mit
normalem Albuminspiegel sowie
> Vor Einleitung einer weiterfüh- normalem Quick-Wert; typisch bei
renden Diagnostik sollte beim asym- Sarkoidose und andere granulomatöse
ptomatischen Patienten zunächst Lebererkrankungen
innerhalb von 1–3 Monaten eine
Bestätigung der erhöhten Leberwerte > Bei einem akut aufgetretenen Ikterus
abgewartet werden. Chronische Leber- mit hohen Transaminasenaktivitäten
erkrankungen stellen eine Indikation und eingeschränkter Syntheseleistung
zur Grippeschutzimpfung dar. muss frühzeitig die Frage einer evtl.
rasch erforderlichen Lebertransplan-
Definition prinzipieller tation erörtert und Kontakt mit einem
Schädigungsmuster entsprechenden Zentrum aufgenom-
z Hepatozelluläre Lebererkrankun- men werden.
gen: Aktivitätssteigerung von AST
(GOT) und ALT (GPT) mit vorwie- Ätiologie
gend konjugierter Hyperbilirubin- z Akute und chronische Infektionen:
ämie sowie – je nach Ausmaß der z. B. Hepatitiden A–E, Begleithepatiti-
Schädigung – niedrigem Albumin- den, Echinokokkose
spiegel und Quick-Wert, der nicht z Stoffwechselerkrankungen: z. B.
auf eine Vitamin-K-Substitution Hämochromatose, Morbus Wilson,
reagiert (negativer Koller-Test); hepatische Porphyrie
Kapitel 45 · Erkrankungen der Leber 417 45
z Toxische Schäden: durch Alkohol, 5 Adipositas, metabolisches
Medikamente, Arbeitsplatzbelas- Syndrom → nichtalkoholische
tungen Fettleber
z Autoimmunerkrankungen: z. B. Auto- 5 Autoimmunthyreoiditis, Sicca-
immunhepatitis oder PBC syndrom, Sklerodermie → PBC,
z Infiltration der Leber bei granuloma- Autoimmunhepatitis
tösen Erkrankungen, z. B. Sarkoidose, 5 Gelenkschmerzen, Diabetes melli-
oder Metastasen tus (»Bronzediabetes«) → Hämo-
z Schwangerschaftsspezifische Leber- chromatose
erkrankungen 5 Emphysem, rezidivierende Bron-
chopneumonien, Mekoniumileus
Klinik → α1-Antitrypsin-Mangel, zysti-
z Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, sche Fibrose
Exantheme, Arthralgien, Myalgien, 5 Wesensveränderung, Psychose →
Fieber → akute Virushepatitis Morbus Wilson
z Ikterus, Schläfrigkeit bis zum Koma, 5 Pericarditis constrictiva, schwere
Übelkeit und Erbrechen, Foetor hepa- Rechtsherzinsuffizienz →
ticus → akutes Leberversagen »cirrhose cardiaque«
z Pruritus, der bei cholestatischen 5 Medikamente (auch pflanzliche
Lebererkrankungen sehr heftig Arzneimittel) → toxische Hepa-
sein kann, Müdigkeit, mangelnde titis
Leistungsfähigkeit, Inappetenz und 5 toxische Arbeitsplatzbelastungen,
Gewichtsverlust → unspezifische Zei- z. B. Tetrachlorkohlenstoff → toxi-
chen sche Hepatitis
z Acholischer Stuhl und bierbrauner 5 Auslandsaufenthalte, Tierkontakte
Urin → Gallesekretionsstörung → parasitäre Erkrankungen
z Druckgefühl im Oberbauch → Fett- 5 bariatrische Chirurgie mit Dünn-
leber darmbypass, Kurzdarmsyndrom
z Schmerzen → tumoröse Raumforde- mit total parenteraler Ernährung
rungen → Fettleberhepatitis
z Libidoverlust, erektile Dysfunktion, 5 vorbestehende Lebererkrankun-
Persönlichkeitsveränderungen, Kon- gen, Risikofaktoren für infektiöse
zentrationsstörungen, Zunahme des Hepatitiden, Alkohol und andere
Leibesumfangs, Ödeme → fortge- Drogen
schrittener Leberparenchymschaden 5 Schwangerschaft
z Hämatemesis → akute Ösophagus- z Körperliche Untersuchung:
varizenblutung bei portaler Hyper- 5 Bewusstseinsstörungen, Tremor,
tonie Foetor hepaticus, Haut- und
Schleimhautblutungen → akutes
Diagnostik Leberversagen
z Anamnese: 5 Größe, Konsistenz, Leberoberflä-
5 familiäre Erkrankungen (he- che, Milzgröße → Leberzirrhose
reditäre Cholestasesyndrome, mit portaler Hypertonie
Hämochromatose) und eigene 5 Leberhautzeichen → chronische
Vorgeschichte Lebererkrankung
418 Kapitel 45 · Erkrankungen der Leber
Hepatitisserologie,
Amöben-, Echinokokkenserologie,
Bestimmung der Transferrinsättigung
und des Ferritinspiegels
Hepatitisserologie, Antikörperbestimmung:
Quantitative Immunglobulinbestimmung, ANA, ASMA, LKM-Antikörper, SLA,
Antikörperbestimmung: Bestimmung des A1-Antitrypsin-und
ANA, AMA, pANCA, des Coeruloplasminspiegels,
Rektumbiopsie bei Verdacht auf Kupferspiegelbestimmung im 24-h-Urin,
Amyloidose Spiegelbestimmung von δ -Aminolävulinsäure,
löslicher IL-2-Rezeptor und ACE-Aktivität Porphobilinogen, Uroporphyrin und
im Serum, Leberbiopsie mit Histologie Koproporphyrin im Urin,
Leberbiopsie mit Histologie
Hepatitiden,
Hepatitiden, fokal entzündliche Erkrankungen,
Autoimmuncholangitis, Alkoholhepatopathie,
PBC, NAFL/NASH,
PSC, Autoimmunhepatitis,
medikamentös-toxischer Schaden, Hämochromatose,
benigne rekurrierende intrahepatische A1-Antitrypsin-Mangel,
Cholestase, Wilson-Krankheit,
Amyloidose, Porphyria cutanea tarda,
granulomatöse Hepatitis, Sprue,
Sarkoidose Zirrhose
Hepatitis A Hepatitis B
z Akute Infektion mit dem HAV z Akute Infektion mit dem HBV
(RNA-Virus aus der Familie der (DNA-Virus aus der Familie der
Picornaviren) Hepadnaviren)
z Fäkal-oraler Übertragungsweg z Perinataler/vertikaler, sexueller und
z Inkubationszeit: 3–6 Wochen parenteraler Übertragungsweg; bei
z Prävalenz von Anti-HAV-Antikörpern hoher Viruslast (1012 Viruspartikel/
bei jungen Blutspendern in Mitteleu- ml) genügen minimale Blutspuren
ropa: etwa 10 % (0,0001 ml) für die Infektion
45.1 · Akute Hepatitiden 421 45.1
z Inkubationszeit: 1–6 Monate z Booster-Impfungen nach Grundim-
z 0,3–0,5 % der deutschen Bevölkerung munisierung bei immundefizienten
sind Virusträger, in tropischen Län- Patienten und Abfall des Anti-
dern Afrikas und Asiens etwa 30 %; HBs-Titers auf <10 IE/l ratsam, bei
weltweit ungefähr 300 Mio. chroni- Immunkompetenten wahrscheinlich
sche Hepatitis-B-Carrier überflüssig
z Risikogruppen: Drogenabhängige, z Therapie: körperliche Schonung, ggf.
Prostituierte, Homosexuelle, Dialyse- spezifische Behandlung mit Nukle-
patienten, medizinisches Personal osidanaloga (z. B. Lamivudin – Zeffix)
z Virusnachweis: Blut, Speichel, im Rahmen von Studien
Sperma, Vaginalsekret, Schweiß, Mut-
termilch, Tränenflüssigkeit, Urin > Hepatitis-B-Serologie (Eselsbrücke:
z Das Virus selbst ist nicht zytopatho- »Secces«):
gen, sondern die zelluläre Immunant- z HBs-Antigen: Diagnosesicherung bei
wort verursacht die Hepatitis akuter und chronischer Hepatitis; in
z Extrahepatische Manifestationen 5 % der Fälle HBs-Antigen-negative
durch zirkulierende Immunkomplexe: akute Hepatitis B
Exantheme, Arthralgien, Glomerulo- z HBe-Antigen: spricht für eine beträcht-
nephritis, Panarteriitis nodosa, Kryo- liche Virämie → Zeichen hoher Infek-
globulinämie tiosität; es existieren HBe-Antigen-
z Krankheitsverlauf schwerer als bei negative HBV-Mutanten, bei denen die
akuter Hepatitis A Virusreplikation nur mit der HBV-DNA-
z Im Erwachsenenalter bei etwa 95 % Bestimmung mittels PCR nachgewie-
der Infizierten selbstlimitierende Er- sen werden kann
krankung, fulminante Verläufe in <1 % z Anti-HBc-IgM: Screening-Parameter;
der Fälle (dann meist Superinfekion Nachweis bereits bei Auftreten des
mit Hepatitis D oder Ko-Infektionen) Ikterus
z Chronische Verläufe bei ungefähr z Anti-HBc-IgG: bestätigt die durchge-
90 % der perinatalen Infektionen, machte Infektion (lebenslang nach-
20–30 % der Infektion im Kindes- weisbar)
und Jugendalter sowie etwa 5 % der z Anti-HBe-Antikörper: erscheint mit der
Erkrankungen im Erwachsenenalter Elimination des HBe-Antigens, persis-
z Prävention: tiert bei chronischer Hepatitis mit HBe-
5 Aktivimpfung mit gentechnisch Minus-Mutante
hergestelltem HBs-Antigen (bei z Anti-HBs-Antikörper: erscheint mit der
immunsupprimierten Patienten, Elimination des HBs-Antigens in der
z. B. Dialysepatienten, doppelte Rekonvaleszenz, signalisiert Immuni-
Dosis verabreichen) tät; einziger Antikörper nach Impfung
5 nach Inokulation von kontami- z HBV-DNA: empfindlichstes Nach-
niertem Material, insbesondere weisverfahren mittels PCR; beweist
bei Neugeborenen HBs-Antigen- Virusreplikation, belegt bei HBe-
positiver Mütter, zusätzlich passive Antigen-negativen HBV-Mutanten die
Immunisierung durch Hepatits- Infektiosität
B-Immunglobulin (0,06 ml/kg KG z HBc-Antigen: lässt sich nur in infizier-
bzw. bei Neugeborenen 1 ml i. m.) ten Hepatozyten nachweisen.
422 Kapitel 45 · Erkrankungen der Leber
Hepatitis D Hepatitis C
z Akute Infektion mit dem HDV (»in- z Akute Infektion mit dem HCV (RNA-
komplettes« RNA-Virus, sog. Viroid, Virus aus der Familie der Flaviviren)
das der Helferfunktion des HBV z 6 verschiedene Genotypen (geogra-
bedarf, da die Hülle aus HBs-Antigen phisch unterschiedlicher Verbreitung
gebildet wird → entweder Ko-Infek- für Typen 4–6); Unterscheidung kli-
tion mit HBV oder Superinfektion bei nisch bedeutsam, da ein unterschied-
HBs-Antigen-Trägern) liches Therapieansprechen dokumen-
z Übertragungsweg wie bei HBV, tiert ist
allerdings sehr selten perinatal z Vor allem parenterale, selten sexuelle
z Inkubationszeit: 4–6 Wochen oder perinatale Übertragung
z Prävalenz: 2 % der Patienten z Inkubationszeit: 2–4 Monate
mit chronischer Hepatitis B in z Prävalenz: 0,2–0,8 % der deutschen
Deutschland sind mit dem HDV Bevölkerung sind Virusträger, in tro-
infiziert; höchste Prävalenz im pischen Ländern Afrikas bis zu 20 %;
Mittelmeeraum, im Mittleren weltweit etwa 200 Mio. chronisch Infi-
Osten sowie im Amazonasgebiet, zierte
weltweit geschätzt etwa 5 % der z Risikogruppen: Drogenabhängige,
HBs-Antigen-Carrier Homosexuelle, Hämophile, Dialysepa-
z Risikogruppen: Drogenabhängige, tienten, medizinisches Personal
Hämophile, Dialysepatienten z Virusnachweis: Blut und Sperma;
z Das Virus selbst scheint zytopathogen bislang kein gesicherter Nachweis in
zu sein anderen Körperflüssigkeiten
z Bei >90 % der Ko-Infektionen selbst- z Das Virus selbst ist nicht zytopatho-
limitierende Erkrankung mit häufig gen, sondern die zelluläre Immunant-
2-gipfligem Verlauf, im Fall einer wort verursacht die Hepatitis
Superinfektion fulminante Verläufe z Virusvermehrung auch extrahepatisch
bei 2–20 % sowie Chronifizierung bei (z. B. hämatopoetische Zellen)
etwa 90 % der Patienten z Extrahepatische Manifestationen: Ar-
z Prävention: Aktivimpfung gegen He- thritis, Glomerulonephritis, Porphyria
patitis B cutanea tarda, Kryoglobulinämie,
z Keine spezifische Therapie → körper- Lichen ruber planus
liche Schonung z Sehr häufig (75–80 %) inapparenter
klinischer Verlauf, bei symptomati-
> Hepatitis-D-Serologie: scher Infektion häufiger Ausheilung,
z Ko-Infektion: Anti-HDV-Antikörper fulminante Verläufe extrem selten,
(oder HDV-RNA → PCR) zusammen Chronifizierung bei etwa 85–90 % der
mit hochtitrig positivem Anti-HBc- Patienten
IgM z Aktivimpfung nicht verfügbar (hohe
z Superinfektion: Anti-HDV-Antikörper Mutationsrate des Virus)
(oder HDV-RNA → PCR) bei negativem/ z Therapie:
niedrigtitrig positivem Anti-HBc-IgM 5 körperliche Schonung
(Suppression der HBV-Synthese durch 5 ggf. spezifische Therapie im
die HDV-Infektion) Rahmen von Studien, beginnend
45.1 · Akute Hepatitiden 423 45.1
12 Wochen nach Exposition (z. B. minante Verläufe bei Schwangeren im
Nadelstichverletzung) oder Be- III. Trimenon mit einer Letalität von
ginn der Symptome: pegyliertes 20–25 %, insbesondere in Indien
IFNα-2b für 12 Wochen (falls z Anfang 2008 wurde erstmals eine
HCV-RNA-Nachweis nach 4-wö- Chronifizierung bei Organtrans-
chiger Therapie negativ ist) bzw. plantierten unter Immunsuppression
24 Wochen, bei HCV-Genotyp 1, beschrieben
fehlendem frühen Therapieanspre- z Prävention: Aktivimpfung in klini-
chen bzw. Rückfall nach kürzerer scher Erprobung
Therapiedauer in Kombination z Keine spezifische Therapie → körper-
mit Ribavirin (10,6 mg/kg KG/Tag) liche Schonung
Infektion Krankheitsbilder
Stadium Charakteristika
III Sopor: Patient meist schlafend, aber erweckbar, desorientiert, verwirrt, ataktisch
40 mg/Tag 1 Woche
30 mg/Tag 2 Wochen
Alternative Remissionserhaltung
Rezidivtherapie
z Osteoporose 5 Hyperlipidämie
z Steatorrhö 5 PBC: z AMA z Anti-M2-Anti-
z Vitaminmangel (Vitamine A, D, E, K) körper → PBC-spezifisch (>95 %
z Xanthelasmen, Xanthome der Fälle)
z Extrahepatisch: Sjögren-Syndrom, 5 Autoimmuncholangitis: keine
Hashimoto-Thyreoidits, weitere Auto- AMA, stattdessen finden sich
immunerkrankungen ANA sowie Antikörper gegen
SMA
Diagnostik z Leberbiopsie:
z Labordiagnostik: 5 histologische Sicherung bei Ver-
5 Cholestasezeichen: Aktivitäten dacht auf Autoimmuncholangitis
von AP und γ-GT sowie Bilirubin- 5 bei Nachweis von Anti-M2-Anti-
spiegel erhöht körpern nur zur prognostischen
5 quantitative Immunelektropho- Abschätzung und zur Indikations-
rese: Hyper-γ-Globulinämie und stellung für eine eventuelle Leber-
hoher IgM-Wert transplantation
436 Kapitel 45 · Erkrankungen der Leber
Klinik
45.6 Metabolische z Manifestation der hereditären Hä-
Lebererkrankungen mochromatose: bei Männern im
20.–40. Lebensjahr, bei Frauen nach
Allgemeines der Menopause
Die Leber spielt im Stoffwechsel eine z Frühsymptom: Arthralgien (Metakar-
zentrale Rolle und ist daher bei einer pophalangealgelenke II und III)
45.6 · Metabolische Lebererkrankungen 437 45.6
z Kardiomyopathie mit Herzrhythmus- kontraindiziert sind (meist sekundäre
störungen (häufige Todesursache) Hämochromatosen bei schweren,
z Diabetes mellitus (»Bronzediabetes«) transfusionsbedürftigen Anämien,
z Dunkle Pigmentierung der Haut, v. a. z. B. Thalassämie)
an lichtexponierten Stellen
z Impotenz Morbus Wilson (hepatolentikuläre
z Leberzirrhose mit Hepatosplenome- Degeneration)
galie
Ätiologie
Komplikation z Autosomal-rezessiver Erbgang
z Entwicklung eines hepatozellulären z Defekt im ATP-7B-Gen (ATP-ab-
Karzinoms (30 % der Fälle), auch hängiges Kupfertransportprotein der
nach erfolgreicher Aderlasstherapie Hepatozyten) → verminderte biliäre
→ Überwachung Kupferausscheidung → pathologische
Kupferablagerung in Geweben; zudem
Diagnostik ist der Spiegel des kupferbindenden
z Transferrinsättigung: >45 % Proteins Coeruloplasmin erniedrigt
z Ferritinspiegel: >300 μg/l bei Män-
nern, >200 μg/l bei Frauen Klinik
z Leberbiopsie mit Histologie → Be- z Manifestation nach dem 6. Lebensjahr,
stimmung des Lebereisengehaltes sehr selten nach dem 32. Lebensjahr
(indiziert bei Patienten mit erhöhten z Sehr variable klinische Verläufe: fulmi-
Transaminasenaktivitäten und Trans- nante Hepatitis (meist jüngere, weib-
ferrinsättigung von >50–60 %) liche Patienten, auffallend niedrige
z Bei nachgewiesenem Gendefekt AP-Aktivitäten), Coombs-negative
(s. oben): Untersuchung der Familien- hämolytische Anämie (Folge der
angehörigen massiven Kupferfreisetzung aus den
nekrotischen Hepatozyten), akute oder
> Durch frühzeitige Diagnosestellung chronische Hepatitis mit nachfolgen-
können die durch die Eisenablagerung der Entwicklung einer Leberzirrhose
entstehenden Organschäden verhindert z Eventuell neurologische und psy-
werden → normale Lebenserwartung im chiatrische Auffälligkeiten: Tremor,
Vergleich zur Normalbevölkerung. Spastik, Dysarthrie, Affektausbrüche,
Wesensveränderungen, Psychose
Therapie z Etwa 80 % der Patienten zeigen einen
z Eisendepletierende Aderlassbehand- bei der Spaltlampenuntersuchung
lung (etwa 250 mg/500 ml Blut): erkennbaren Kayser-Fleischer-
wöchentlich bis zu einem Ferritin- Kornealring (typisch, aber nicht pa-
spiegel von <50 μg/l (in der Regel thognomonisch, da gelegentlich auch
über 1,5–2 Jahre), danach lebenslang bei PBC und anderen cholestatischen
4–8 Aderlässe/Jahr Lebererkrankungen nachzuweisen)
z Chelattherapie: Deferasirox (Exjade;
20 mg/kg KG/Tag p. o.) oder Defero- Diagnostik
xamin (Desferal; 20–40 mg/kg KG/ z Coeruloplasmin- und Kupferkonzen-
Tag s. c. oder i. v.), wenn Aderlässe tration im Serum: niedrig (90 % der
438 Kapitel 45 · Erkrankungen der Leber
Auswertung: Child A: 5–6 Punkte, Child B: 7–9 Punkte, Child C: 10–15 Punkte
45.9 · Benigne Lebertumoren 443 45.9
z Etwa 42 % der Fälle eines Ikterus sind akutes Leber- und Nierenversagen mit
Folge einer Virushepatitis erhöhter mütterlicher und kindlicher
z Biliäre Obstruktion: bei etwa 6 % der Sterblichkeit → die Schwangerschaft
Erkrankten sollte möglichst unverzüglich beendet
werden
Schwangerschaftsspezifische
Erkrankungen mit Leberbeteiligung 45.9 Benigne Lebertumoren
z Hyperemesis gravidarum (6 %)
z Schwangerschaftscholestase (21 %) z Kavernöse Hämangiome:
z Präeklampsie und HELLP-Syndrom (5 %) 5 häufigste gutartige Lebertumoren
z Akute Schwangerschaftsfettleber (0,05 %) 5 typischerweise sonographisch
Diese Erkrankungen sind mit der Entbin- echoreich; bei KM-Gabe: Iris-
dung voll reversibel, allerdings manifestiert blendenphänomen, d. h. frühe
sich das HELLP-Syndrom in 30 % der Fälle periphere Anreicherung mit zent-
erst nach der Entbindung. ripetaler Füllung
5 Therapie: bei Komplikationen (z. B.
z Schwangerschaftscholestase Ruptur) Operation/Embolisation
(idiopathischer Schwangerschaft- z Hepatozelluläre Adenome:
ikterus): 5 überwiegend bei Frauen, assoziiert
5 Auftreten: in 1/3 der Fälle bereits mit der Einnahme von Ovulati-
im späten II. Trimenon onshemmern
5 Prognose: für die Mutter gut, für 5 eher echoarme Raumforderung
das Kind besteht das Risiko von 5 keine sichere Differenzierung mit-
Früh- und Fehlgeburtlichkeit tels bildgebender Verfahren
5 Ätiologie: Mutationen im MDR3- 5 eine neue molekulare und patho-
Gen → auch erhöhtes Risiko für logische Klassifikation ermöglicht
Gallensteinentwicklung die Risikoabschätzung für eine
5 Labordiagnostik: Gallensäuren- maligne Transformation in ein
spiegel im Serum erhöht, Aktivi- hepatozelluläres Karzinom →
tätssteigerungen der Transamina- Punktion und Resektion, insbe-
sen, meist normale γ-GT-Aktivität sondere bei Größenzunahme oder
5 Therapie: Ursodeoxycholsäure Rupturgefahr
(10–15 mg/kg KG/Tag) unter regel- z Fokal noduläre Hyperplasie:
mäßiger Überwachung des Fetus 5 überwiegend bei Frauen; Ovula-
z Hyperemesis gravidarum (Erkran- tionshemmer spielen bei der Ent-
kung des I. Trimenon): Übelkeit und stehung keine Rolle, fördern aber
Erbrechen als Leitsymptom, Ikterus u. U. das Größenwachstum
und erhöhte Transaminasenaktivitä- 5 kein Entartungsrisiko
ten bei etwa 50 % der Patientinnen 5 eher echoarm mit zentralem Nar-
z HELLP-Syndrom und die sehr seltene benstern und typischer Radspei-
akute Schwangerschaftsfettleber: chenstruktur der Gefäße bei der
treten typischerweise im letzten Farbdoppleruntersuchung
Trimenon auf, und zwar mit Kompli- 5 Therapie großer symptomatischer
kationen wie DIC, Leberruptur sowie Herde: Resektion/Embolisation
444 Kapitel 45 · Erkrankungen der Leber
z Neben diesen vergleichsweise häu- > Das Überleben der Patienten hängt
figen fokalen Leberläsionen gibt es auch vom Schweregrad der Lebererkan-
eine Reihe weiterer Tumoren und Ha- kung ab, der wesentlich über das weitere
martome, die aber zahlenmäßig eine Vorgehen entscheidet.
untergeordnete Rolle spielen
Diagnostik
z Regelmäßige Überwachung von Ri-
45.10 Maligne Lebertumoren sikopatienten erforderlich, da durch
frühzeitige Entdeckung kurativer
Metastasen Anspruch erhalten bleibt → bei
prinzipiell transplantablen Patienten
z Häufigste Tumoren der Leber besonders sinnvoll
z Sehr variable sonographische Präsen- z Scoring-Systeme: z. B. CLIP-, BCLC-
tation Klassifikation
z Bei Läsionen mit einer Größe von z Bildgebung:
<1 cm: Verlaufskontrolle nach 5 KM-verstärkte Abdomensono-
3–4 Monaten graphie, CT und MRT der Leber
z Bei Läsionen mit einer Größe von zum Nachweis der typischen
>1 cm ohne bekannte Lebererkran- früharteriellen Hypervaskula-
kung oder extrahepatisches Malig- risation mit schnellem Auswa-
nom: weitere bildgebende Diagnostik schen in der Parenchymphase
(CT, MRT oder kontrastmittelver- 5 Läsionen bei Leberzirrhose mit
stärkte Sonographie) einer Größe von <1 cm: Ver-
z Bei bekanntem extrahepatischem laufskontrolle nach 3 Monaten
Malignom und einer Läsion mit einer 5 Läsionen bei Leberzirrhose mit
Größe von >1 cm: histologische Siche- einer Größe von 1–2 cm und ty-
rung mittels Biopsie pischem Muster in 2 bildgeben-
den Darstellungen: Einstufung
Hepatozelluläres Karzinom (HCC) als hepatozelluläres Karzinom
5 Läsionen bei Leberzirrhose mit
Epidemiologie einer Größe von >2 cm Einstu-
z Höchste Inzidenzen (bis 150/100.000) fung als hepatozelluläres Karzi-
in den Verbreitungsgebieten der He- nom bei typischem Vaskularisa-
patitis B tionsmuster oder AFP >200 ng/
ml (europäische Leitlinie sieht
Ätiologie eine Grenzwert von 400 ng/ml
z Leberzirrhose (etwa 90 %) vor)
z Hepatitiden B auch ohne Leberzirrhose 5 bei untypischem Vaskularisati-
onsmuster, Diskrepanz zwischen
Klinik den bildgebenden Verfahren
z Gewichtsverlust oder Läsion in nichtzirrhotischer
z Rechtsseitige Oberbauchschmerzen Leber erfolgt die histologische
z Leistungsminderung Sicherung mittels Biopsie
z Ikterus z Labordiagnostik: alleinige AFP-
z Aszites (Spätsymptom) Spiegelbestimmung ungenügend
45.10 · Maligne Lebertumoren 445 45.10
(Sensitivität: 39–64 %; Spezifität: 5 Afrikaner mit einem Lebensalter von
76–91 %) ≥20 Jahren
z Staging: CT von Abdomen und 5 HBV-Infizierte ohne Zirrhose mit aus-
Thorax geprägter Virämie und nekroinflamm-
atorischer Aktivität in der Leber
Therapie z Nicht-HBV-assoziierte Zirrhose bei:
z Kurativ: orthotope Lebertransplanta- 5 chronischer Hepatitis C
tion unter Einhaltung der Mailand- 5 alkoholischer Hepatitis
Kriterien (1 Herd mit einer Größe von 5 genetischer Hämochromatose
≤5 cm oder ≤3 Herde mit einer Größe 5 PBC
von jeweils ≤3 cm); Unter diesen Be- z Patienten auf der Warteliste für eine Le-
dingungen 5-Jahres-Überlebensrate bertransplantation
von 70 % Die regelmäßige Überwachung in Hinblick
z Palliative Lokaltherapie: Radiofre- auf die Entwicklung eines hepatozellulären
quenzablation (RFA) oder transarteri- Karzinoms sollte durch Abdomensono-
elle Chemoembolisation (TACE) graphien alle 6–12 Monate erfolgen. Bei
z Palliative systemische Therapie: orale nachgewiesener fokaler Läsion muss sich
Chemotherapie mit dem Tyrosinkina- der Nachweis des typischen Vaskularisati-
seinhibitor Sorafenib (Nexavar) onsmusters anschließen, danach ggf. Spie-
gelbestimmung des AFP.
Fibrolamelläres hepatozelluläres
Karzinom
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F
F Nephrologie
53 Tumorerkrankungen – 499
54 Nephrolithiasis – 502
56 Nierenersatzverfahren – 506
57 Nierentransplantation – 513
Endothelzellen
Blutlumen Blutlumen
Basalmembran
Viel Wenig
Mesangioproliferative GN
Rapid progressive GN
Membranoproliferative GN
Proteinurie
Hämaturie
Fokal-segmental sklerosierende GN
Membranöse GN
»Minimal-change«-GN
Ödeme Möglich Ja
Hypoproteinämie Nein Ja
Hypoalbuminämie Nein Ja
Hypercholesterinämie Nein Ja
Klinik
46.6 IgA-Nephropathie z Sehr variabler Verlauf: asymptomati-
(Morbus Berger, mesangial sches Krankheitsbild bis zum nephri-
proliferierende GN) tischen Syndrom bzw. bis zur RPGN
z Asymptomatisch: persistierende
Allgemeines Mikrohämaturie mit Episoden von
z Immunkomplexerkrankung mit Abla- rezidivierenden Makrohämaturien
gerung von IgA im Mesangium (und (oft getriggert durch Infekte der
in anderen Anteilen des Glomerulus) oberen Atemwege; im Gegensatz zur
z Häufigste Form der idiopathischen GN postinfektiösen GN keine Latenzzeit
z Imponiert meist als isolierter Defekt zwischen Infekt und Auftreten der
(persistierende Mikrohämaturie) Mikro-/Makrohämaturie)
z 25 % der terminal niereninsuffizienten z Chronische Niereninsuffizienz (etwa
Patienten in Europa betroffen, Frauen 20 % der Fälle)
doppelt so häufig wie Männer
Diagnostik
Ätiologie z Urinsediment mit dysmorphen Ery-
z Unklar, möglicherweise inadäquate throzyten/Akantozyten und/oder
mukosale IgA-Ablagerung (sekretori- Erythrozytenzylindern (glomeruläre
sches IgA) und vermehrte IgA-Bildung Hämaturie), unselektive Proteinurie,
im Knochenmark (B-Lymphozyten) Mikrohämaturie
z IgA-Ablagerung im Mesangium führt z Serum: erhöhter IgA-Spiegel in etwa
zur Aktivierung von Mesangialzellen, 50 % der Fälle (IgA1 > IgA2)
zur Stimulation von Zytokinen und z Nierenbiopsie (Diagnosesicherung):
zur Proliferation von Mesangiumzel- mesangiale IgA-Ablagerung (Immun-
len (sog. mesangioproliferative Glo- fluoreszenz) und mesangiale Prolife-
merulonephritis) ration (mesangioproliferative GN)
46.7 · Nephrotisches Syndrom 461 46.7
Therapie 46.7 Nephrotisches Syndrom
z Antihypertensive/antiproteinurische
Therapie: Definition
5 Zielwerte: Blutdruck von z Das nephrotische Syndrom wird
<125/75 mmHg, Proteinurie von durch das Auftreten folgender Merk-
<0,5 g/Tag male definiert:
5 Substanzen: ACE-Hemmer/AT1- 5 Proteinurie von >3,5 g/Tag
Rezeptor-Blocker mit Dosistitra- 5 Hypoproteinämie
tion 5 Ödeme
z Vorgehen bei Kreatininspiegel von 5 Hyperlipidämie (durch Absinken
<1,5 mg/dl (GFR: >70 ml/min) und des onkotischen Drucks synthe-
5 Poteinurie von <0,5 g/Tag: keine tisiert die Leber reaktiv vermehrt
Therapie, wenn GFR und Blut- VLDL bzw. LDL)
druck normal sind z Die gemeinsame Endstrecke sowohl
5 Proteinurie von 0,5–1 g/Tag: ACE- primärer als auch sekundärer Ursa-
Hemmer/AT1-Rezeptor-Blocker, chen des nephrotischen Syndroms ist
ggf. Fischöl; bei ausbleibendem eine Schädigung der Podozyten mit
Abfall auf <0,5 g/Tag: Steroide histopathologischen Merkmalen wie
5 Proteinurie von >1 g/Tag: Pozzi- z. B. Fußfortsatzverschmelzung
Schema: z Methylprednisolon:
1 g/Tag i. v. an den Tagen 1–3 in Einteilung
den Monaten 1, 3 und 5 z konti- z Primär glomeruläre Erkrankungen:
nuierliche Gabe von Prednisolon 5 »Minimal-change«-GN
(0,5 mg/kg KG p. o. jeden 2. Tag für 5 membranöse GN
6 Monate) z begleitende Osteo- 5 fokal-segmentale Glomeruloskle-
poroseprophylaxe (Vitamin D plus rose (FSGS)
Kalzium, ggf. Bisphosphonate) z Nephrotisches Syndrom im Rahmen
z Vorgehen bei progredientem Krea- von Systemerkrankungen:
tininspiegelanstieg (GFR: 30–70 ml/ 5 diabetische Nephropathie ( Kap. 51)
min): 5 Lupusnephritis
5 Induktionstherapie: Prednisolon 5 Amyloidose
(40 mg/Tag über 3 Monate, danach 5 Neoplasien (Lymphome, chro-
langsam auf 10 mg/Tag einstellen) nische lymphatische Leukämie,
plus Cyclophosphamid (1,5 mg/ solide Tumoren)
kg KG/Tag über 3 Monate) 5 Infektionen (z. B. chronische
5 Erhaltungstherapie: Azathioprin Hepatitis B)
(1,5 mg/kg KG/Tag über 2 Jahre) z Nephrotisch-nephritische Erkrankungen
z Vorgehen bei Patienten mit RPGN: 5 IgA-Nephropathie
Behandlung wie RPGN Typ II 5 membranoproliferative GN
Prognose Klinik
z Gut, falls IgA-Ablagerung auf das z Ödeme durch Natriumretention
Mesangium beschränkt bleibt (aufgrund einer Hypovolämie bzw.
(klinisch meist nur Mikrohäma- hypalbuminämisch)
turie) z Arterielle Hypertonie
462 Kapitel 46 · Glomeruläre Erkrankungen
> Tubulointerstitielle
Erkrankungen
G. Michels, N. Andriopoulos, M. Pollok
Verlaufsformen
z Hämorrhagisches Fieber mit renalem 47.3 Balkannephritis
Syndrom (HFRS):
5 Vorkommen: Mittel- und Nord- Allgemeines
europa z Vorkommen (endemisch): Balkanre-
5 Übertragung: Rötelmaus gion, Bosnien, Bulgarien, Kroatien,
5 Klinik (3 Phasen): plötzliche Rumänien, Serbien nach langjährigem
Fieberentwicklung (>38,5°C) → Aufenthalt (>15 Jahre)
Lumbalgien/Rückenschmerzen
durch Kapselspannung → inter- Ätiologie
stitielle Nephritis (Proteinurie/ z Genaue Ätiologie ist noch unklar
Oligurie bis Anurie) sowie Se- z Hypothesen:
47.3 · Balkannephritis 469 47.3
5 chronische Intoxikation mit Aris- z Bei 50 % der Patienten in der 5.–6. Le-
tolochia (Pfeifenblume, Osterluzei; bensdekade Auftreten von urothelia-
wächst in Getreidefeldern → len Neoplasien
verunreinigtes Mehl); u. a. auch
für die »Chinese-herb«-Neph- Therapie
ropathie verantwortlich, deren z Keine spezifische Therapie bekannt
histopathologisches Bild dem der → Behandlung der Komplikationen
Balkannephropathie sehr ähnelt z Jährliche urologische Vorstellung zum
(⊡ Tab. 47.1.) Ausschluss urothelialer Tumoren
5 Mykotoxin (Schimmelpilzgift)
5 polyzyklische Hydrocarbone Prognose
z Wahrscheinlich Kombination aus z In der Regel in der 5.–6. Lebensdekade
genetischer Prädisposition und Um- dialysepflichtige Niereninsuffizienz
weltfaktoren
Klinik
z Bereits früh Partialstörungen der
Tubulusfunktion (Aminoazidurie,
Glukosurie, niedermolekulare Prote-
inurie)
z Unfähigkeit der Harnkonzentration
mit Polyurie
z Oft ausgeprägte renale Anämie
Ein ähnliches Krankheitsbild zeigt sich bei der Intoxikation mit dem Orellanustoxin (Gift des
Pilzes Cortinarius speciocissimus).
470 Kapitel 48 · Infektionen des harnableitenden Systems
Komplikationen
z Eitrige Nephritis
z Urosepsis
z Paranephritischer Abszess mit Psoas-
verschattung
z Pyonephrose
z Hypertonie
z Niereninsuffizienz
Therapie
z Allgemein: Flüssigkeitszufuhr (Spül-
effekt)
z Unkomplizierte Pyelonephritis:
Chinolone (Ciprofloxacin, 2-mal
250–500 mg/Tag; oder Norfloxacin,
2-mal 400 mg/Tag) oder Breitband-
penicillin (Amoxicillin plus Clavulan-
säure, 3-mal 1 g/Tag); Therapiedauer:
7–14 Tage
z Komplizierte Pyelonephritis: Cipro-
floxacin (2-mal 500 mg/Tag p. o./i. v.),
bei zusätzlichen Risikofaktoren Ceft-
riaxon i. v.; Therapiedauer: 10–14 Tage
z Urosepsis:
5 Fokussanierung
5 Antibiotika: z Ampicillin/
Sulbactam (z. B. Unacid; 3-mal
3 g/Tag) oder Cefuroxim z bei
nosokomialer Infektion: Pipera-
cillin/Tazobactam (z. B. Tazobac;
3-mal 4,5 g/Tag) oder Imipenem
(z. B. Zienam; 3-mal 1 g/Tag) über
≥14 Tage z ggf. Spülkatheteran-
lage
474 Kapitel 49 · Akutes Nierenversagen (ANV)
Definition Risikofaktoren
z Rasche Abnahme der GFR inner- z Beeinträchtigung der renalen
halb von Stunden bis Wochen mit Perfusion:
Anstieg der Retentionswerte, die 5 reduzierter Blutzustrom: Herz-
prinzipiell reversibel sein können; insuffizienz, Nierenarterienste-
eine genaue Definition des ANV nose
existiert nicht 5 gesteigerter Blutabstrom: Sepsis,
z Akute Nierenschädigung (⊡ Tab. 49.1): Leberzirrhose
5 Anstieg des Serumkreatininspie- z Hypoproteinämie:
gels um ≥0,5 mg/dl (≥44 μmol/l) 5 nephrotisches Syndrom
oder um 50 % des Ausgangswerts 5 Leberzirrhose
innerhalb von 48 h und/oder 5 Verbrennungen
5 Rückgang der Diurese auf <0,5 ml/ 5 Malabsorptionssyndrom
kg KG/h für >6 h und/oder (chronisch-entzündliche
5 Abfall der errechneten Kreatinin- Darmerkrankungen)
Clearance auf <50 % des Ausgang- z Einschränkung der Gefäß-
werts reagibilität:
z Klinische Präsentation des ANV 5 Diabetes mellitus
(⊡ Tab. 49.1): 5 Alkoholerkrankung
5 anurisches ANV: Urinaus- 5 Amyloidose
scheidung von <100 ml/Tag 5 andere Polyneuropathien
5 oligurisches ANV: Urinaus- z Einschränkung der Nierenfunktion
scheidung von <400 ml/Tag
5 nichtoligurisches ANV: Urinaus- Einteilung und Ätiologie
scheidung von >400 ml/Tag
Einteilung des ANV
Epidemiologie
z Prärenal (55–60 %)
z Bis zu 5 % aller stationärer Patienten z Intrarenal (35–40 %):
z 5–30 % der Patienten auf Intensivsta- 5 akute Tubulusnekrose
tionen, meist im Rahmen eines Multi-
5 akute GN
organversagens
5 akute interstielle Nephritis
z >50 % der Patienten im septischen 5 vaskuläre Schädigung
Schock
z Postrenal (5 %)
z Mortalität des ANV: etwa 50 %
Kapitel 49 · Akutes Nierenversagen (ANV) 475 49
⊡ Tab. 49.1. Schweregradeinteilung des ANV nach den RIFLE-Kriterien
Totales Nierenversagen (»loss«) Kompletter Verlust der Nierenfunktion für >4 Wochen
z GN:
5 Behandlung nur nach exakter Dia- 49.1 Spezielle Formen
gnosestellung mittels Nierenbiopsie
5 Ausnahme: bei klinisch-anamnes- Multiples Myelom und Niere
tisch eindeutigem Vorliegen einer
postinfektiösen GN kann evtl. z Cast Nephropathie (Myelomniere):
zunächst von einer Biopsie abgese- durch Ausfällung von Leichtketten
hen werden (Tamm-Horsfall Proteinen) bis zur
z Interstitielle Nephritis: Absetzen des Entwicklung eines akuten Nierenver-
auslösenden Agens, Behandlung der sagens
Grunderkrankung z Light chain deposition disease: Ab-
z Rhabdomyolyse: lagerung von Leichtketten an der
5 initial: Flüssigkeitssubstitution Basalmembran mit nephrotischem
(1,5 l NaCl 0,9 %/h), bis Diurese Syndrom und progredienter Nierenin-
etwa 300 ml/h beträgt suffizienz
5 anschließend: 0,45%iges NaCl plus z AL-Amyloidose
10 g Mannitol in 40 mmol NaHCO3 z Tubuläre Dysfunktionen
480 Kapitel 49 · Akutes Nierenversagen (ANV)
z Hyperkalzämie
z Hyperviskositätssyndrom (bei sehr Risikofaktoren für eine CIN
hohem Paraproteinlevel) z Ausgeprägte Multimorbidität
z Plasmazellinfiltration der Niere z Chronische Niereninsuffizienz (Serumkre-
z Uratnephropathie atininspiegel: >1,5 mg/dl)
z Tumorlysesyndrom mit Hyperphos- z Diabetes mellitus
phatämie (>2,56 mmol/l), Hyperuri- z Hypo-/Hypertonie
kämie (>15-20mg/dl), Hypokalzämie, z Alter von >75 Jahren
Hyperkaliämie, Harnsäurekristalle im z Herzinsuffizienz mit eingeschränkter
Urinsediment, fraktionelle Harnsäu- Pumpfunktion
reexkretion > 1 (normal:0,6-0,75) und z Kardiogener Schock
akutem Nierenversagen z Anämie
z Prädisposition für Pyelonephritiden z Begleitmedikation (z. B. Diuretika, NSAR,
z Prädisposition für ANV bei Verab- Aminoglykoside, ACE-Hemmer, AT1-Anta-
reichung nephrotoxischer Substanzen gonisten)
(Cave: KM, NSAR, Aminogykoside) z Hohe KM-Menge
z Plasmozytom mit Ausscheidung von
KM-induzierte Nephropathie Leichtketten
(»contrast-induced nephropathy«, z Amyloidose
CIN)
> Chronische
Niereninsuffizienz
G. Michels, N. Andriopoulos, M. Pollok
Definition Verlauf
z Irreversibler Verlust der Nieren- Versagen der exkretorischen Nieren-
funktion, unabhängig von der funktion mit Störungen des Wasser-,
zugrunde liegenden Ursache, mit Elektrolyt- und Säuren-Basen-Haushalts
entweder stabilem Verlauf oder z Natrium- und Wasserretention →
Progress bis hin zur terminalen Hypertonie, Ödeme (meist erst im
Niereninsuffizienz späteren Stadium)
z Nierenschaden während ≥3 Mo- z Hyperurikämie → sekundäre Gicht
naten mit oder ohne Funktions- z Gestörte tubuläre Kaliumsekretion →
einschränkung (GFR-Abnahme); ggf. Hyperkaliämie
manifestiert sich durch strukturelle z Retention von Urämietoxinen mit toxi-
Veränderungen (Histopathologie) schen Organschäden → Neuropathie,
oder Marker des Nierenschadens Enzephalopathie, Perikarditis, Hämo-
(Proteinurie, Albuminurie, Hämatu- lyse, Thrombozytenfunktionsstörung
rie, sonographische Veränderungen) z Hyperphosphatämie: erhöhtes
und/oder eine GFR von <60 ml/ Kalzium-Phosphat-Produkt mit Hy-
min/1,73 m2 KOF während ≥3 Mo- pokalzämie und sekundärem Hyper-
naten mit oder ohne Nachweis eines parathyreoidismus → renale Osteopa-
Nierenschadens thie, extraossäre/vaskuläre Kalzifika-
tion, Anstieg des Parathormonspiegels
Ätiologie (auch um die exkretorische Funktion
z Diabetische Nephropathie (etwa der Restnephrone zu erhöhen), u. a.
30–35 %) urämische Enzephalopathie, Kardio-
z Vaskuläre Nephropathien (ungefähr myopathie und Neuropathie – Para-
20–25 %) thormon als Urämietoxin
z Glomerulonephritiden/Glomerulo- z Entwicklung von Schrumpfnieren:
pathien (etwa 10–15 %) auslösende Noxen → GFR-Abnahme
z Interstitielle Nephritiden (ungefähr → Zunahme der Proteinurie → An-
5–10 %) stieg der tubulären Re-Absorption
z Unbekannte Ursachen (etwa 10 %) → Einbau von Eiweiß in die Zellen
z Kongenitale Nierenerkrankungen, → Entzündungsreaktion durch Ak-
z. B. polyzystische Nephropathien tivierung des Komplementsystems
(ungefähr 5 %) (C3) mit Fibroblastenanregung →
z Systemerkrankungen (etwa 5 %) verstärkte Fibrogenese
Kapitel 50 · Chronische Niereninsuffizienz 483 50
Störungen der inkretorischen z Vaskulär: Hypertonie durch Was-
Nierenfunktion mit hormonellen ser- und Salzretention sowie RAAS-
Adaptationsvorgängen Aktivierung, Gefäßkalzifikationen
z Vitamin-D-Mangel (renale 1-Hydro- z Hämatologisch/laborchemisch: nor-
xylase) → renale Osteopathie, sekun- mochrome Anämie (Urämiegifte,
därer Hyperparathyreoidismus EPO-Mangel, verkürzte Erythrozyten-
z Verminderte EPO-Synthese → renale lebensdauer), urämische Dyslipopro-
Anämie teinämie, urämische Blutungsneigung
z Gestörte Reninproduktion → sekun- (Thrombozytenfunktionsstörung,
däre Hypertonie (hoher Reninspiegel) Thrombozytopenie)
oder Hyperkaliämie (niedriger Renin- z Ossär: renale Osteopathie
spiegel) z Immunsystem: Immunsuppression
z Inadäquates Ansprechen der distalen (Funktionsstörung der weißen Zell-
Tubuli/Sammelrohre auf ADH → Po- reihe)
lyurie, renaler Diabetes insipidus z Elektrolythaushalt: Hyperkaliämie,
Hyperphosphatämie, Hyponatriämie
> Kardiovaskuläre Erkrankungen wie (Verdünnungseffekt)
KHK oder Bluthochdruck sind Hauptur- z Säure-Basen-Haushalt: metabolische
sache der Morbidität und Mortalität von Azidose (verminderte Säureexkreti-
Patienten mit chronischer Niereninsuf- onskapazität)
fizienz.
Diagnostik
Klinik z ⊡ Tab. 50.1
z Gastrointestinal: urämischer Fötor z Anamnese und körperliche Unter-
durch Abbau von Harnstoff und suchung
Ammoniak im Speichel (u. a. mit z Labordiagnostik: Retentions- und
Geschmacksstörungen assoziiert), Elektrolytwerte, BGA (pH-Wert, Bi-
autonome Gastroparese, urämische karbonatkonzentration, Basenexzess,
Magenblutung, Kolonulzera pCO2), HbA1c-Wert, Eisen-, Ferritin-
z Dermatologisch: »Café-au-lait«-Farbe und Transferrinspiegel, Konzentration
der Haut (Anämie und Urochrome) des intakten Parathormons, 1,25-
mit Pruritus, Einblutungen (hämor- Dihydroxycholecalciferol-Spiegel,
rhagische Diathesen), verminderte Blutfettwerte, Urinanalyse
Schweißproduktion, Haarausfall, Käl- z Bestimmung bzw. Abschätzung der
teempfindlichkeit Kreatinin-Clearance (endogener GFR-
z Neurologisch: Konzentrationsschwä- Marker): 120 ± 25 (Männer) bzw.
che, Bewusstseinsstörungen bis Koma, 95 ± 20 ml/min/1,73 m2 KOF (Frauen)
Reflexsteigerung, periphere Poly- und z Berechnung der GFR (in ml/min/
Mononeuropathien, »Restless-legs«- 1,73 m2 KOF) nach der MDRD4-
Syndrom Formel (MDRD: Modification of
z Pulmonal: »fluid lung«, Lungenödem Diet in Renal Disease; Nachteil: keine
z Kardial: urämische Perikarditis, KHK, Anwendung der Formel bei Kindern
Klappenvitien (Aortenklappenste- oder bei Patientin über 70 Jahren so-
nose), Herzrhythmusstörungen durch wie bei sich schnell verändernder Nie-
Elektrolytentgleisungen renfunktion, extremer Körperlänge/
484 Kapitel 50 · Chronische Niereninsuffizienz
Kreatininspiegel ↑ ↑
Harnstoffspiegel ↑ ↑
Kalziumspiegel Normal ↓
AP-Aktivität Normal ↑
Stadium 5
8 Stadium 4
Stadium 3
Serumkreatininspiegel [mg/dl]
7 Stadium 2
6 Stadium 1
5
4
3
2
⊡ Abb. 50.1. Korrelation
1
zwischen Serumkrea-
0 tininspiegel und GFR in
0 20 40 60 80 100 120 140 160 Abhängigkeit vom CKD-
GFR [ml/min] Stadium der chroni-
Serumkreatinin- Serumkreatininspiegel insensitiv schen Niereninsuffizienz
spiegel sensitiv
(⊡ Tab. 50.2)
486 Kapitel 50 · Chronische Niereninsuffizienz
Prognose
z Im Stadium der Mikroalbuminurie:
bei optimaler Therapie noch reversi-
bel
z Ab dem Stadium der Makroalbumi-
nurie: hier lässt sich die Verschlech-
terung der Nierenfunktion nur noch
verlangsamen; irreversible Schädigung
z Die Prognose wird hauptsächlich
durch kardiovaskuläre Komplikatio-
nen bestimmt
z 5-Jahres-Überlebensrate bei diabeti-
scher Nephropathie und terminaler
Niereninsuffizienz:
5 unter Dialyse: etwa 30 %
5 nach Nierentransplantation: >45 %
5 nach Nieren-Pankreas-Transplan-
tation (Typ-1-Diabetiker): >70 %
52.1 · Angeborene tubuläre Erkrankungen 495 52.1
⊡ Tabelle 52.1
Bartter Syndrome
⊡ Tabelle 52.2
> Tumorerkrankungen
G. Michels
> Nephrolithiasis
G. Michels
> Zystische
Nierenerkrankungen
G. Michels
Therapie
z Interdisziplinäre Behandlung: Urologe 55.3 Erworbene zystische
und Nephrologe Nierenerkrankungen
z Symptomatisch bis Dialyse und/oder (Nierenzysten)
Nierentransplantation
z Erworbene zystische Nierenerkran-
kung: meist Folge der Hämodialyse
55.2 Angeborene zystische wegen terminaler Niereninsuffizienz,
Nierenerkrankungen ggf. maligne Transformation
(Zystennieren) z Einfache Zysten: meist Zufallsbefund,
Entstehung aus tubulären Divertikeln
z Kongenitale zystische Nierendysplasie: oder als Folge der Obstruktion von
5 Ausdruck einer frühembryonalen Tubuli oder kleiner Infarkte
Anlagestörung mit traubenartig
angeordneten Zysten
506 Kapitel 56 · Nierenersatzverfahren
> Nierenersatzverfahren
S. Teschner
Eliminationsziel HD HF »Slow
(intermit- (intermit- continuous
tierend) tierend) therapies«
Maschinell Cycler
APD (»automated peritoneal dialysis«)
Therapie
PD-Peritonitis z Empirische antibiotische Therapie
(in Abhängigkeit vom örtlichen Keim-
Diagnostik spektrum)
z Klinik: abdominelle Beschwerden, 5 Vancomycin: 1 g/1–2 l intraperi-
Fieber, trübes Dialysat (Lesen von toneal (in frischen Dialysatbeutel
Text durch den Beutel mit Auslauf injizieren), Wiederholung nach
möglich?) Spiegel plus Ceftazidim: initial
z Labordiagnostik: >100 Leukozyten/μl 500 mg/l intraperitoneal, dann
mit >50 % Neutrophilen im Dialysat 125 mg/l intraperitoneal
z Mikrobiologische Diagnostik: Keim- 5 oder Claforan (2 g/Tag intraperi-
nachweis toneal) plus Refobacin (0,6 mg/
kg KG/Tag intraperitoneal)
> Bei Zutreffen von 2 der 3 genannten plus z 5 ml Mecain/Scandi-
Kriterien: dringender Verdacht auf infek- cain 1 %/Dialysatbeutel: bei
tiöse Peritonitis → antibiotische Therapie starken abdominellen Schmerzen
z 5000 IE Heparin/Dialysatbeutel:
z Inspektion: Exit → Abstrich bei loka- bei starken Proteinflocken oder
len Infektzeichen oder Nachweis eines Fibrinfäden
Tunnelinfekts z Falls keine Besserung der Symptoma-
z Sonographie des Kathetertunnels: tik oder kein Rückgang der Zellzahl
Nachweis/Ausschluss eines Tunnelin- innerhalb von 24–96 h eintritt:
fekts (Flüssigkeitssaum: >2 mm) 5 Wiederholung der initialen Pro-
bengewinnung
Probengewinnung (vom Dialysat- 5 Suche nach Ursachen, z. B. intra-
auslauf in der Klinik vor Therapie- abdominelle Pathologie bei multi-
beginn) und -lagerung plen Darmkeimen (z. B. gedeckte
z Hauptlabor: Dialysat in Blutbild- Darmperforation)
röhrchen (Zellanalyse); Lagerung bei 5 evtl. Katheterexplantation (immer
Raumtemperatur bei Pilznachweis)
z Zytologisches Labor (Mikroskopie):
Dialysat in 10-ml-Spritze; Lagerung Kardiovaskuläre Ereignisse
im Kühlschrank
z Mikrobiologisches Labor: z Etwa 50 % der Todesfälle von Dialyse-
5 2 Blutkulturenflaschen mit je patienten sind kardiovaskuläre Ereig-
10 ml Dialysat (je eines aerob nisse:
510 Kapitel 56 · Nierenersatzverfahren
Zugang Lage
PD
Temporärer Zugang –
HD
> Nierentransplantation
S. Teschner
Everolimus Certican
Mycophenolat(natrium) Myfortic
Daclizumab Zenapax
Bluthochdruck – +++ ++ – +
Fettstoffwechsel- +++ ++ + – –
störungen
Leberschäden + + + + –
Pankreasschäden + + ++ – –
Gingivahyper- – ++ + – –
plasie
Hypertrichose – ++ + – –
Leukopenie + + + +++ –
Thrombopenie ++ + + + –
Ödeme – + + – ++
Wundheilungs- ++ – – + ++
störungen
+++ stark ausgeprägt; ++ mittelgradig ausgeprägt; + schwach ausgeprägt; (+) sehr schwach
ausgeprägt; – nicht vorhanden
Kapitel 57 · Nierentransplantation 517 57
⊡ Tab. 57.3. Abstoßungen und Therapieoptionen
lADH nANP
lRenin
lAldosteron
lNatrium-/Wasserrückresorption
Niere
Störung Auswirkungen
ZNS Kardiovaskuläres Nieren Gastroin- Muskulatur
System testinal-
trakt
[Na+] ↓ Gangstörung, Eventuell – – Krämpfe,
Krampfanfälle, Hypotonie Schwäche
Verwirrtheit,
Koma
[Na+] ↑ Koma, Durst, Orthostase Poly- oder Obsti- –
Lethargie Oligure pation
[K+] ↓ Hyporeflexie, U-Welle im EKG, Harnverhalt, Obstipa- Schwäche,
Adynamie, Rhythmus- interstitielle tion, Ileus Rhabdomyo-
Apathie, Koma störungen Nephritis lyse, Paralyse
[K+] ↑ Parästhesien, Hohe T-Welle, Polyurie – Schwäche,
Hypo-/ U-Welle, AV-Block schlaffe
Areflexie und QRS-Kom- Paresen
plex-Verbreite-
rung im EKG
[Ca2+] ↓ Krampfanfälle, QT-Zeit-Ver- – Diarrhö Pfötchen-
Parästhesien längerung im stellung der
EKG, Rhythmus- Hände, Mus-
störungen kelkrämpfe
[Ca2+] ↑ Psychose, QT-Zeit-Verkür- Polyurie, Übelkeit, Schwäche,
Somnolenz bis zung im EKG, Polydipsie, Erbrechen, Lähmung
Koma Rhythmusstö- Exsikkose Obstipa-
rungen tion
Urinosmolalität
700 mosmol/l
>700–800 mosmol/l < 300 (< 100) mosmol/l
bis Plasmaosmolalität
Diagnostik
z Venöse BGA: Blutabnahme ohne
venöse Stauung aus großem Gefäß
z EKG: flache T-Welle, U-Welle, PQ-
Zeit-Verkürzung, Veränderungen
zum Vor-EKG? (⊡ Abb. 7.6)
z Kaliumspiegelbestimmung im Urin:
5 <20 mmol/l: enteraler Verlust
5 >20 mmol/l: renaler Verlust
59.5 · Hyperkalzämie 531 59.5
59.5 Hyperkalzämie Albumin bindet 0,2 mmol Kal-
zium) z Eiweiß- und Immun-
Definition elektrophorese in Serum und Urin
z Gesamtkalziumkonzentration von z ggf. Knochenmarkpunktion
>2,6 mmol/l 5 >1,3 mmol/l: »echte« Hyperkalzä-
mie: z Anamnese: Immobili-
Korrekturformeln sation, Medikamente z Klinik:
z Korrektur des Serumkalziumspiegels Knochenschmerz, Nierenin-
anhand des Serumeiweißgehalts: suffizienz, organspezifische
Symptome z Labordiagnostik:
korrigierte Kalziumkonzentration [mmol/l] = Phosphatkonzentration im Se-
rum, Magnesium-, Kalium- und
gemessene Kalziumkonzentration [mmol/l]
Vitamin-D3-Spiegel, Konzentrati-
Gesamtproteingehalt [g/l]
(
0, 6 +
194 ) onen des Parathormons und des
»parathormon-related protein«,
z Korrektur des Serumkalziumspiegels AP-Aktivität (knochenspezifisch),
anhand des Serumalbumingehalts Eiweißelektrophorese, ggf. Kon-
zentrationen von ACE und lösli-
korrigierter Kalziumspiegel [mmol/l] = chem IL-2-Rezeptor z apparative
gemessener Kalziumspiegel [mmol/l] + Diagnostik: Sonographie, Rönt-
0,02 × (40 – Albumingehalt [g/l]) genuntersuchung/CT des Thorax,
organspezifische Diagnostik
! Nur orientierende Korrekturen
(Formeln können im jeweiligen Labor Differenzialdiagnostik der
abweichen) Hyperkalzämie
z Kalziumzufuhr und verminderte Kal-
Diagnostik ziumausscheidung: pharmakaindu-
z Anamnese, klinische Untersuchung, zierte Hyperkalzämie (z. B. Thiazid-
Röntgenuntersuchung des Thorax, diuretika, Kalziumsupplemente,
Labordiagnostik mit Elektrophorese → Vitamin-D-haltige Medikamente),
korrekte Diagnose in 95 % der Fälle Milch-Alkali-Syndrom
z Zusätzlich Konzentrationsbestim- z Endokrine Erkrankungen (Hyperpa-
mung des intakten Parathormons: rathyreoidismus): Nebenschilddrü-
korrekte Diagnose in 99 % der Fälle senadenom
z Proliferative Erkrankungen: Bron-
Differenzialdiagnostische Unter- chialkarzinom, Lymphom, Metas-
scheidung zwischen Pseudo- und tasen, Granulomatosen, Nierenzell-
»echter« Hyperkalzämie karzinom
z Korrektur des Kalziumwertes anhand z Differenzialdiagnostik durch
der Albumin- oder Gesamteiweißkon- Konzentrationsbestimmungen:
zentration (s. oben) 5 Parathormonkonzentration nor-
z Bestimmung des Spiegels des ioni- mal, Vitamin-D3-Konzentration
sierten Kalziums: erhöht: Granulomatosen (Sarko-
5 <1,3 mmol/l: Pseudohyperkalzä- idose, Tuberkulose, Lymphome
mie: z Hyperproteinämie? (1 g und seltene Formen)
532 Kapitel 59 · Störungen des Elektrolythaushalts
Nieren- ↓ ↑ ↓ ↑
insuffizienz
Vitamin-D- ↓ Normal ↓ ↑
Mangel
534 Kapitel 59 · Störungen des Elektrolythaushalts
Auswirkungen z Sonstiges:
z Nicht spezifisch, da häufig mit Hypo- 5 Rhabdomyolyse
kaliämie/Hypokalzämie kombiniert 5 Eklampsie
z ZNS: 5 Lithiumtherapie
5 Reizbarkeit 5 Zytostatika
5 Depressionen
5 Tetanie Auswirkungen
5 Parästhesien z Neuromuskulär:
5 Koma 5 Muskelschwäche
5 Krampfanfälle 5 Parästhesien
z Gastrointestinaltrakt: Spasmen 5 Hypoventilation
z Herz: 5 Koma
5 Extrasystolen z Kardiovaskulär: Blutdruckabfall
5 erhöhte Digitalisempfindlichkeit (EKG: PQ-Zeit-Verlängerung,
5 Koronarspasmen (EKG: ST-Stre- QRS-Komplex-Verbreiterung)
cken-Senkung, T-Wellen-Abfla- z Gastrointestinal:
chung, QT-Zeit-Verlängerung) 5 Erbrechen
5 Obstipation
Therapie 5 Ileus
z Kausal
z Symptomatisch: Therapie
5 akute Symptome (Eklampsie, »tor- z Kausal
sade de pointes« etc.): Gabe von z Symptomatisch: wie bei Hyperkaliämie:
Magnesiumsulfat, initial 4 mmol 5 Insulin und Glukose
über 15 min, dann 1 mmol/kg KG/h 5 fraktionierte Gabe von 1 Amp.
5 chronischer Mangel: magnesium- 10%igem Kalziumglukonat
reiche Kost (Obst, Nüsse) oder 5 Hämodialyse
Magnesiumsalze
Hyperphosphatämie
Hypermagnesiämie
Definition
Definition z Phosphatkonzentration von
z Magnesiumkonzentration von >1,4 mmol/l bzw. >4,4 mg/dl
>1,6 mmol/l bzw. >3,9 mg/dl
Ursachen
Ursachen z Verminderte Ausscheidung: Nieren-
z Verminderte Ausscheidung: Nieren- insuffizienz
insuffizienz z Vermehrter Anfall: Zellzerfall
z Erhöhte Zufuhr: (Tumor/Rhabdomyolyse)
5 Antazida z Laktat-/Ketoazidose
5 Laxanzien z Laxanzien
z Endokrin: z Vermehrte Resorption
5 Morbus Addison z Akromegalie
5 Morbus Cushing z Hypoparathyreoidismus
5 Hypothyreose z Bisphosphonattherapie
59.7 · Weitere relevante Störungen 535 59.7
Chronische Niereninsuffizienz. Die Vitamin-D- und Kalziumsubstitution,
Hauptursache einer Hyperphosphatämie um den Stimulus für die Parathormon-
ist die chronische Niereninsuffizienz. sekretion zu unterbinden. Zur Senkung
Eine seltenere Ursache ist eine erhöhte des Phosphatspiegels existieren ver-
Zufuhr, z. B. durch parenterale oder spe- schiedene Typen von Phosphatbindern
zielle Ernährung (Schmelzkäse, Gepö- (⊡ Tab. 59.3) und die Dialyse.
keltes) bei eingeschränkter Nierenfunk-
tion. Bei der chronischen Niereninsuf- Kalzium-Phosphat-Produkt bei
fizienz kommt es zu einer Kombination sekundärem Hyperparathyreoi-
aus verminderter Phosphatausscheidung dismus
und gehemmter renaler Hydroxylierung z Gesamtkalziumkonzentration
von Vitamin D und damit zu einer kon- [mmol/l] × Phosphatkonzentration
sekutiven Hypokalzämie. In der Folge [mmol/l]: >4,5
wird von den Nebenschilddrüsen sekun- z Gesamtkalziumkonzentration
där Parathormon ausgeschüttet. Dieses [mmol/l] × Phosphatkonzentration
aktiviert Osteoklasten und führt zur [mg/dl] × 4: >55
Ausbildung einer Osteopathie sowie bei
erhöhten Kalzium- und Phosphatwerten > Ein Produkt von >4,5 bzw. >55 zeigt
zu einer akzelerierten Atherosklerose eine Überschreitung des Löslichkeitspro-
(kardiovaskuläre Ereignisse). Therapeu- dukts an, und es droht eine systemische
tisches Ziel ist die Kontrolle der Serum- Ausfällung von Kalziumphosphatkristal-
phosphatkonzentration mit begleitender len (Vorsicht bei Kalziumsubstitution).
Respiratorische Azidose ↓ ↑ ↑
Respiratorische Alkalose ↑ ↓ ↓
Metabolische Azidose ↓ ↓ ↓
Metabolische Alkalose ↑ ↑ ↑
5 Mukoviszidose Therapie
5 Tubulusfunktionsstörung (Gitel- z Hypovolämie: Volumenrepletion
mann-, Bartter-Syndrom) (NaCl 0,9 %; Urin-pH-Wert steigt bei
z Endokrin: erfolgreicher Therapie auf >7)
5 primärer Hyperaldosteronismus z Hypochlorämie, Hypokaliämie: Gabe
5 sekundärer Hyperaldosteronis- von Kaliumchlorid
mus bei Leber- oder Herzinsuffi- z Schwerer Kaliummangel: evtl. zusätz-
zienz lichen Magnesiummangel ausgleichen
5 Nierenarterienstenose z Bikarbonatretention: Gabe von Aze-
5 Cushing-Syndrom tazolamid (Diamox; 250–500 mg/Tag;
z Ein Sonderfall ist die chronische Cave: Hypokaliämie; Therapieüberwa-
respiratorische Azidose mit renaler chung: Urin-pH-Wert steigt auf >7)
Kompensation, die sich akut verbes- z Erbrechen/Magensonde: Gabe von
sert und mit einem pCO2-Abfall ein- Protonenpumpeninhibitoren
hergeht; hier ist der Bikarbonatspiegel z Nierenversagen: ggf. Dialyse
physiologischerweise erhöht, und z Hyperaldosteronismus:
Bikarbonat wird in der Folge rasch 5 Kaliumausgleich
spontan eliminiert 5 Gabe von Spironolacton und
ACE-Hemmern
Diagnostik 5 Tumorentfernung
z Anamnese: 5 ggf. Dexamethasontherapie
5 Nierenerkrankung, Diuretika- z Therapierefraktäre Alkalose: paren-
therapie, Durst terale Säuregabe (z. B. Argininhydro-
5 Blutdruck- und Gewichtsverlauf, chlorid oder HCl):
Orthostase 5 Bedarf: 0,3 × BE × Körperge-
5 Diarrhö, Erbrechen, Magen- wicht [kg] = mmol Säure
sonde 5 initial 50 % infundieren
5 Medikation
5 Ernährungsgewohnheiten in
Hinblick auf Milchprodukte
z Körperliche Untersuchung:
5 Volumenstatus (Halsvenen,
Schleimhäute, Hautturgor etc.)
5 Hypoventilation (Atemfrequenz
von <8/min) oder flache
Atmung
z Labordiagnostik:
5 Urin-pH-Wert
5 Hypokaliämie oder Hypochlorid-
ämie?
5 Kortisolspiegel
5 Plasmareninaktivität und Aldoste-
ronspiegel bei Verdacht auf Hype-
raldosteronismus
Ausgewählte Literatur zu Sektion F 545
G Rheumatologie
63 Spondylarthritiden – 561
66 Arthrose – 573
67 Kollagenosen – 575
68 Vaskulitiden – 586
69 Weichteilrheumatismus – 591
> Rheumatologische
Untersuchung, Diagnostik
und Therapieprinzipien
O. Schultz
z Sonographie: 5 Prostaglandinsynthesehemmung
5 schnelle Verfügbarkeit, dynamische (COX-1/-2)
Untersuchung, keine Kontraindi- 5 rasche Wirkung
kationen, gezielte Gelenkpunktion 5 topisch häufig unzureichender
möglich Effekt
5 gute Beurteilbarkeit artikulärer 5 nicht unbeträchtliches Nebenwir-
(Erosionen, Synovitis, Pannus, kungsprofil: gastrointestinale Ne-
Erguss) und periartikulärer Struk- benwirkungen (v. a. bei höherem
turen (Tenosynovitis, Bursitis, Alter, Frauen und Ulkusanamnese;
Sehnenruptur) Gastritis, Kolitis, Ulzera, Blutun-
5 dopplersonographische Untersu- gen), erhöhtes kardiovaskuläres
chungen (lokale Entzündung) Risiko, Nierenfunktionsstörungen
z Skelettszintigraphie: (ANV), ZNS-Symptome (Schwin-
5 sensitives, aber unspezifisches del, Verwirrtheit, Sehstörungen)
Verfahren 5 nach Möglichkeit bedarfsorien-
5 Beurteilung über Ausdehnung und tierte Gabe, ggf. zusätzlich Proto-
Intensität entzündlicher Verände- nenpumpenhemmer
rungen z Speziell: COX-2-Inhibitoren:
5 Auffindung schwer zugänglicher 5 vergleichbare Wirkung und
Entzündungsherde Nebenwirkungen wie klassische
5 Frühdiagnostik entzündlich-rheu- NSAR, aber geringere gastrointes-
matischer Erkrankungen tinale und höhere kardiovaskuläre
5 Differenzialdiagnostik von Kno- Risiken
chenerkrankungen (Tumoren, 5 Substanzen: z. B. Celecoxib, Etori-
Osteomyelitis, Morbus Paget) coxib
z MRT/CT: z Analgetika:
5 aufwendige, teure Untersuchungen 5 additiv, alternativ (Nebenwirkungs-
5 Indikationen: v. a. Wirbelsäulen- profil)
diagnostik (HWS-Dislokation, 5 Substanzen: Paracetamol, Metami-
Bandscheibenprozesse, Sakroiliitis, zol, schwach wirksame Opioide,
Osteonekrosen; gute Weichteildar- Opiate
stellung, Differenzialdiagnostik) z Adjuvante Therapie: Antidepressiva
(Amitriptylin), Gabapentin, Pregaba-
lin, Lokalanästhetika (topische Thera-
61.7 Therapieprinzipien pie), Muskelrelaxanzien (Tetrazepam)
in der Rheumatologie z Glukokortikoide:
5 ⊡ Tab. 61.2
Entzündungshemmung und 5 hocheffektive Entzündungs-
Analgesie hemmung, Einsatz bei vielen
entzündlich-rheumatischen Er-
z Physikalische Maßnahmen: Physio- krankungen
therapie, Ruhigstellung, Kälte 5 komplexer Wirkmechanismus und
z NSAR: ubiquitäre Effekte (Nebenwirkun-
5 Substanzen: z. B. Ibuprofen, Dic- gen): antiphlogistisch, antiexsuda-
lofenac, Indometacin, Naproxen tiv, immunmodulierend
61.7 · Therapieprinzipien in der Rheumatologie 553 61.7
⊡ Tab. 61.2. Glukokortikoidtherapie
Prednisolondosis Anwendung
Kleine (15–30 mg) bis Rheumatoide Arthritis und andere Arthritiden, Kollagenosen,
mittlere (30–50 mg) Uveitis, Polymyalgia rheumatica, Purpura Schoenlein-Henoch
Initialdosis
Anmerkungen:
Rasche Reduktion bei hoher Initialdosis
Langsame Reduktion bei niedriger Initialdosis
Kein abruptes Absetzen nach langer Glukokortikoidtherapie (Nebennierenrindeninsuffizienz,
Krankheitsrezidiv)
Osteoporoseprophylaxe bei Langzeittherapie (Vitamin D, Kalzium)
Substanz Charakteristika
Physikalische Medizin
Therapieempfehlung (Beispiel)
z Milde Arthritis:
5 Prednisolon (initial 10–20 mg/Tag,
dann schrittweise Dosisreduktion)
und Hydroxychloroquin
5 alternativ: Sulfasalazin, Methot-
rexat, Minocyclin (Antibiotika
mit antiinflamatorischer Wir-
kung, Hemmung von Metallo-
proteinasen)
z Moderate Arthritis:
5 Prednisolon (initial 20–30 mg)
und Methotrexat (15 mg/Woche)
5 alternativ: Leflunomid
(10–20 mg/Tag)
z Schwere Arthritis:
5 Prednisolon (initial 30 mg/Tag)
und Methotrexat (bis 25 mg/
Woche)
5 alternativ: Leflunomid (20 mg/
Tag)
5 frühzeitig Kombinationstherapie
und Biologika
63.1 · Ankylosierende Spondylitis 561 63.1
> Spondylarthritiden
O. Schultz
Ätiologie
z Genetische Prädisposition, Assozia-
tion mit HLA-B27 (20fach erhöhtes 63.1 Ankylosierende
Risiko für Spondyloarthropathie) Spondylitis (Morbus
z Infektionen, Persistenz bakterieller Bechterew)
Antigene bei defekter Immunant-
wort Definition
z Durch molekulare Mimikry be- z Chronisch-entzündliche Erkrankung
dingte Kreuzreaktion zwischen mit Hauptmanifestation am Achsen-
Darmbakterien und HLA-B27 (?) skelett
z Entzündliche, destruktiv-proliferative
und ossifizierende Veränderungen mit
Klassifikationskriterien der Spondylo- Ankylosenbildung
arthritiden z Bei 90 % der Patienten Nachweis von
z Hauptkriterien: HLA-B27
5 entzündlicher Wirbelsäulenschmerz z Manifestationsalter: 16.–40. Lebens-
von ≥3-monatiger Dauer jahr
562 Kapitel 63 · Spondylarthritiden
Rheumatisches Fieber
Borrelien-Arthritis
Definition Labordiagnostik
z Entzündliche Gelenkerkrankungen z Wenig richtungsweisend, laborche-
und Arthralgien im Rahmen unter- mische Entzündungszeichen können
schiedlicher Virusinfektionen mit fehlen
meist guter Prognose z Reaktive Lymphozytose
z Zuordung sowohl zu infektiösen als z Serologische Diagnostik nicht immer
auch zu reaktiven Arthritiden (meist verlässlich
kein Erregernachweis im Gelenk
möglich) Therapie, Verlauf und Prognose
z Symptomatisch: NSAR, Schonung
Ätiologie z Meist völlige Remission
z Direkte Invasion (Rubellavirus, Parvo- z Selten chronische und destruierende
virus, Enterovirus) Verläufe (Rötelnarthritis)
570 Kapitel 65 · Arthropathien
65.1 Übersicht
⊡ Tabelle 65.1
> Arthrose
O. Schultz
Klinik Diagnostik
z Steifigkeit, Kälteempfindlichkeit z Labordiagnostik: nicht richtungs-
(Wetterfühligkeit) weisend
574 Kapitel 66 · Arthrose
z Röntgenuntersuchungen:
5 asymmetrische Gelenkspalt-
verschmälerung
5 subchondrale Sklerosierung
5 Geröllzysten als zystoide Spon-
giosadefekte
5 Knochenabbau: Osteophyten,
Deformierung, Chondrokalzinose
Therapie
z Bisher keine adäquate Arthrose-
therapie verfügbar
z Schmerzlinderung
z Symptomatische Therapie: NSAR,
COX-2-Hemmer, Analgetika
z Lokaltherapie: intraartikuläre Gluko-
kortikoide (befristete Anwendung)
und Hyaluronsäurepräparate
z Verbesserung der funktionellen Be-
weglichkeit: physikalische Therapie
(Wärme, Physio- und Elektrotherapie)
z Gelenkschutz: orthopädietechnische
Maßnahmen
z Operative Therapie: Osteotomien,
Débridement, endoprothetische Ver-
sorgung
z Radiosynoviorthese
67.1 · Systemischer Lupus erythematodes (SLE) 575 67.1
> Kollagenosen
O. Schultz
Definition Ätiologie
z Systemische Bindegewebeerkrankun- z Genetische Prädisposition
gen, die durch immunpathologische z Infektionen als Auslöser (Viren?)
Mechanismen und eine variable kli- z Beeinflussung durch hormonelle
nische Symptomatik mit unterschied- (Östrogene) und Umweltfaktoren
licher Organmanifestation charak- (UV-Strahlung, Stress, Infektionen,
terisiert sind (bessere Bezeichnung: Medikamente)
systemische Autoimmunopathien)
Klinik
Einteilung Allgemeinsymptomatik
z Systemischer Lupus erythematodes z Leistungsinsuffizienz
z Progressive systemische Sklerodermie z Erschöpfung
z Dermato- und Polymyositis z Fieber
z Mischkollagenose (Overlap-/Sharp- z Gewichtsabnahme
Syndrom)
z Sjögren Syndrom Variable Hautmanifestationen
z Klassisches Schmetterlingserythem
(50 %) mit Aussparung der Nasolabi-
67.1 Systemischer Lupus alfalten
erythematodes (SLE) z Erythematosquamöse Plaques, morbil-
liformes Exanthem, diskoider Lupus
Definition z Vaskulitiseffloreszenzen (Ulzera, Pur-
z Prototyp einer systemischen Auto- pura, Livedo, subkutane Knoten)
immunopathie z Urtikaria, Pannikulitis, Vesikel etc.
z Generalisierte entzündlich-rheuma- z Haarausfall (Alopezie bei bis zu 70 %
tische Erkrankung mit Autoimmun- der Patienten)
pathogenese und variablem Befall z Raynaud-Syndrom
zahlreicher Organsysteme
Lupusnephritis
Epidemiologie z Bei 50 % der Patienten
z Zu >80 % Frauen betroffen (Östro- z Lupus-GN als Immunkomplexnephri-
gene als Trigger) tis; WHO Stadieneinteilung:
z Erstmanifestation häufig nach UV- 5 Klasse-I-Läsion: Normalbefund
Exposition 5 Klasse-II-Läsion: mesangiale GN
z Mittleres Erkrankungsalter: 30. Le- 5 Klasse-III-Läsion: fokal-segmen-
bensjahr tale GN
576 Kapitel 67 · Kollagenosen
Kriterium Definition
Therapie Klinik
z Physikalische Therapie: hyperämi- z Raynaud Syndrom (90 %): häufig
sierende Maßnahmen, Kälteschutz, Erstsymptom
Lymphdrainage, Krankengymnastik z Polyarthritis (90 %): ähnlich wie bei
z Vasoaktive Therapie bei Raynaud- rheumatoider Arthritis (seltener
Syndrom, akraler Ischämie und Erosionen); im Frühstadium diffuse
pulmonaler Hypertonie: Kalzium- (ödematöse) Hand- und Finger-
antagonisten, i. v. Prostaglandi- schwellungen, Sklerodaktylie/Akro-
nanaloga (Ilomedin, Prostavasin), sklerose
Endothelinantagonisten (Bosen- z Hautveränderungen (40 %): ähnlich
tan), Sildenafil wie bei systemischem Lupus erythe-
z Glukokortikoide: kurzfristig, im matodes oder Sklerodermie
Frühstadium (Cave: renale Krise) z Sjögren-Syndrom: Sicca-Sympto-
sowie bei Alveolitis, Serositis und matik
Myositis z Myositis (80 %): Muskelschwäche und
z Immunsuppressive Therapie: Cyc- Myalgien der proximalen Extremitä-
lophosphamid, D-Penicillamin, Me- tenmuskulatur
thotrexat, Ciclosporin, Azathioprin z Lungenbeteiligung (80 %): oft asym-
z ACE-Hemmer: bei renaler Beteili- ptomatisch; Pleuritis, pulmonale Hy-
gung pertonie
z Experimentelle Therapieansätze: z Herzbeteiligung: Perikarditis
autologe Stammzelltransplantation, z Ösophagusmotilitätsstörungen (80 %),
Rituximab, Imatinib Malabsorptionssyndrom
582 Kapitel 67 · Kollagenosen
Diagnostik
z Labordiagnostik: 67.6 Sjögren-Syndrom
5 Entzündungsparameter
5 Muskelenzyme (CK, Aldolase, Definition
LDH, GOT) z Autoimmune Exokrinopathie bzw.
5 Antikörper: ANA (20 %), Rheu- Sialadenitis mit charakteristischer
mafaktor (30 %), myositisspezi- Sicca-Symptomatik
fische Antikörper (Antisynthe- z Häufig Assoziation mit anderen Au-
tasenantikörper: Assoziation mit toimmunerkrankungen: rheumatoide
Lungenfibrose/Alveolitis) mit Arthritis, systemischer Lupus ery-
Anti-Jo-1-Antikörpern thematodes, Vaskulitis, Hashimoto-
z EMG: Kombination von myopathi- Thyreoiditis
schen und Denervierungszeichen (Po-
lyphasie, Fibrillationen, pathologische Epidemiologie
Spontanaktivität) z Zu 90 % Frauen betroffen
z MRT: Nachweis der Myositis, Planung z Hauptmanifestationsalter: 50. Lebens-
der Biopsie jahr
z Muskelbiopsie: entzündliche Zellinfil-
tration, Nekrosen, Fibrose, Regenera- Ätiologie
tionszeichen z Genetische Prädisposition (HLA-
z Tumorsuche Assoziation)
584 Kapitel 67 · Kollagenosen
Kriterium Definition
Beurteilung:
Primäres Sjögren-Syndrom: 4 Kriterien erfüllt
Sekundäres Sjögren-Syndrom: Kriterium 1 oder 2 plus 2 Kriterien von 3–5
67.6 · Sjögren-Syndrom 585 67.6
Diagnostik Verlauf und Prognose
z Labordiagnostik: BSG-Erhöhung, z Meist unkomplizierter, aber therapie-
Anämie, Leukopenie, Eosinophilie, resistenter Verlauf
Hypergammoglobulinämie (80 %), z Bei generalisiertem Verlauf: multiple
Kryoglobuline Lymphome, Hepatosplenomegalie,
z Autoantikörpernachweis: Anti-La- lymphozytäre Organinfiltration
(Anti-SS-B-)Antikörper (50–70 %),
Anti-Ro-(SS-A-)Antikörper > Risiko für maligne Lymphome auf das
(50–70 %), Rheumafaktor, ANA 50fache erhöht
z Augenkonsil: Spaltlampenuntersu-
chung (Keratitis), Schirmer-Test
z Lippendrüsenbiopsie
Differenzialdiagnostik
z Speicheldrüsenerkrankungen und
-tumoren: z. B. Küttner-Tumor (chro-
nische Sialadenitis der Glandula sub-
mandibularis)
z Lymphoproliferative Erkrankungen
z Virusinfektionen: z. B. virale Sial-
adenitis (Parotitis epidemica bzw.
Mumps)
z Heerfordt-Syndrom: extrapulmonale
Manifestation des Morbus Boeck mit
Fieber, Uveitis, Parotisschwellung und
Fazialisparese
z Medikamentös induziertes Sicca-
Syndrom
Therapie
z Symptomatisch: künstliche Tränen-
flüssigkeit, Zahnpflege/Kariespro-
phylaxe, Kaugummikauen, Pilokar-
pin (Parasympathomimetikum),
Bromhexin (Ambroxol als aktiver
Metabolit; Stimulation der Sekre-
tion)
z Bei sekundärem Sjögren-Syndrom:
Behandlung der Grunderkrankung,
Antimalariamedikamente
z Bei schwerer Organmanifestation
oder Vaskulitis: Glukokortikoide,
Cyclophosphamid, Immunsuppres-
siva, Rituximab, i. v. Immunglobu-
line
586 Kapitel 68 · Vaskulitiden
> Vaskulitiden
O. Schultz
Krankheitsbild Beschreibung
Takayasu-Arteriitis Granulomatöse Arteriitis der Aorta und ihrer Hauptäste, sog. ent-
(Aortenbogen- zündliche Form des Aortenbogensyndroms; jüngere Patientinnen
syndrom, »pulseless betroffen (Manifestationsalter: <40 Jahre)
disease«) Klinik: Claudicatio intermittens der oberen und unteren Extremi-
tät (Blutdruckdifferenz), Nierenarterienstenose, Hypertonie mit
Blutdruckdifferenz an den Armen von systolisch >20 mmHg,
Angina abdominalis, KHK, Aortenklappeninsuffizienz
Diagnostik: hohe Entzündungsparameter, Farbdopplersono-
graphie, Angiographie
Therapie: Steroide, evtl. Cyclophosphamid
Krankheitsbild Beschreibung
Krankheitsbild Beschreibung
Krankheitsbild Beschreibung
Krankheitsbild Beschreibung
> Weichteilrheumatismus
O. Schultz
H Endokrinologie
76 Osteoporose – 654
77 Adipositas und
Fettstoffwechselstörungen – 660
Diagnostik
Allgemeines > Zur Diagnosestellung eines Diabe-
z Bei Verdacht auf Diabetes mellitus mit tes mellitus gemäß WHO eignet sich
typischen Symptomen wie Polyurie, allein die BZ-Bestimmung, die mit einer
Polydipsie, nicht erklärter Gewichts- validierten Labormethode erfolgen
verlust und Leistungsschwäche: un- muss. Geräte zur BZ-Selbstmessung
verzügliche Diagnostik (»Teststreifengeräte«) sind zur Diagno-
z Auch bei asymptomatischen Personen sestellung nicht hinreichend, ebenso
mit Verdacht auf Diabetes mellitus kann die Diagnose nicht aufgrund von
sollte eine Diagnostik eingeleitet HbA1c-Wert-Messungen, Konzentra-
werden; hierzu gehören z. B. Personen tionsbestimmungen von Insulin oder
über >45 Jahren (bei Normalbefun- C-Peptid, dem Vorhandensein von
den: Wiederholung der Diagnostik Autoantikörpern oder einer Glukosurie
nach 3 Jahren) gestellt werden.
> Die Diagnose eines Diabetes mellitus
Indikationen für eine Frühdiagnostik darf nicht während akuter Erkrankungen
oder eine Testung in kürzeren Ab- (z. B. Infektionen) oder während der
ständen Einnahme ergebnisverfälschender Medi-
z Übergewicht: BMI von ≥27 kg/m2 kamente (z. B. Glukokortikoide) gestellt
z Erstgradiger Verwandter mit Diabetes werden.
mellitus Typ 2
z Vorliegen einer arteriellen Hypertonie BZ-Bestimmung
(Blutdruck von ≥140/90 mmHg) z Gelegenheits-BZ:
z Vorliegen einer Dyslipidämie: HDL- 5 Bestimmung zu jeder Tageszeit
Cholesterin-Spiegel von ≤35 mg/dl 5 die Beziehung zu Mahlzeiten ist
und/oder Triglyzeridkonzentration unerheblich
von ≥250 mg/dl 5 bei BZ-Werten ≥100 mg/dl
z Gestörte Glukosetoleranz (≥5,6 mmol/l) ist eine weitere
z Vorliegen einer Albuminurie Diagnostik erforderlich (Bestim-
z Vorliegen makrovaskulärer Erkran- mung des Nüchtern-BZ oder
kungen oGTT)
596 Kapitel 70 · Diabetes mellitus
5 bei typischen Symptomen (Poly- > Sofern keine Spezialröhrchen zur BZ-
urie, Polydipsie, sonst nicht erklär- Bestimmung verwendet werden, ist da-
ter Gewichtsverlust) ist die einma- mit zu rechnen, dass die Glukosekonzen-
lige Messung eines Gelegenheits-BZ tration um bis zu 6 mmol/l/h abnehmen
von ≥200 mg/dl (≥11,1 mmol/l) zur kann. Bei Aufbewahrung im Kühlschrank
Diagnosestellung hinreichend ist die Abnahme geringer, beträgt aber
z Nüchtern-BZ: nach >24 h immer noch 20 %. Dieses
5 Bestimmung nach 8-stündiger Phänomen geht auf die weiter statt-
Nahrungskarenz findene Glykolyse der Blutkörperchen
5 wird hierbei 2-malig ein BZ im zurück. Spezialröhrchen enthalten des-
venösen Plasma von ≥126 mg/ halb Glykolysehemmstoffe, z. B. Fluorid.
dl (≥7 mmol/l) gemessen, ist die > Außerdem muss bei der Interpretation
⊡ Tab. 70.2. Beurteilung des Nüchtern-BZ und des 2-h-Wertes beim oGTT, Angaben in
mg/dl (mmol/l)
oGTT Normal <140 (<7,8) <160 (<8,9) <120 (<6,7) <140 (<7,8)
(2-h-Wert)
Diabetes ≥200 ≥220 ≥180 ≥200
mellitus (≥11,1) (≥12,2) (≥10,0) (≥11,1)
Eine IFG und eine IGT stellen keine eigenständigen Erkrankungen dar, sondern bezeichnen eine
Risikokonstellation für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2. Innerhalb von 6 Jahren ent-
wickeln statistisch gesehen 40 % dieser Patienten einen Diabetes mellitus Typ 2. Darüber hinaus
ist das kardiovaskuläre Risiko gegenüber der Normalbevölkerung erhöht.
Kapitel 70 · Diabetes mellitus 597 70
Kontrolle der langfristigen BZ-Einstel- klinischen und anamnestischen
lung mittels HbA1c-Wert Merkmalen (⊡ Tab. 70.3) ggf. Bestim-
z HbA1c: Unterform eines glykosylierten mung des C-Peptid-Spiegels und
Hämoglobins, »BZ-Langzeitgedächt- Autoantikörpernachweis
nis« der vorangegangenen 120 Tage z Autoantikörper: bei Verdacht auf
z Falsch-niedrige Werte: Hämolyse, Diabetes mellitus Typ 1 kann in
Blutverlust, Transfusionen, Hämoglo- der Frühphase der Erkrankung
binopathien die einmalige Bestimmung folgen-
z Falsch-hohe Werte: Niereninsuffi- der Autoantikörper sinnvoll sein
zienz, Alkoholismus, Leberzirrhose, (die Wahrscheinlichkeit, dass in
Eisenmangelanämie, Polyzythämie den ersten 10 Erkrankungsjahren
z Bestimmung des HbA1c-Wertes bei zumindest einer dieser Autoan-
Diabetikern: alle 3 Monate tikörper vorhanden ist, liegt bei
z Ziel-HbA1c-Wert: <6,5–7 % (keine etwa 80 %):
aggressive Senkung auf <6,5 %; AD- 5 ICA (»islet cell antibody«)
VANCE-, ACCORD-, VADT-Studie) 5 IAA (»insulin autoantibody«)
5 GADA (»glutamatdecarboxylase
Oraler Glukosetoleranztest (oGTT) antibody«)
z Durchführungszeitpunkt: morgends 5 IA-2 (»tyrosine-phosphatase-like
nach 16-stündiger Nahrungskarenz protein antibody«)
z C-Peptid-Spiegel:
> Drei Tage vor dem Test sollte nicht 5 da für jedes endogen hergestellte
gefastet werden (Aufnahme von nicht Molekül Insulin auch ein Molekül
weniger als 150 g Glukose/Tag, sonst C-Peptid produziert und dieses
falsch-positive Ergebnisse). langsamer abgebaut wird, kann
der C-Peptid-Spiegel als Maß für
z Während des Tests: sitzende oder lie- die endogene Insulinproduktion
gende Position genutzt werden
z Durchführung: BZ-Bestimmung mit 5 Anwendung: schwierige Abgren-
einer validierten Labormethode → zung zwischen Diabetes mellitus
Trinken von 75 g Glukoseäquivalent Typ 1 und Typ 2
in 300 ml Flüssigkeit innerhalb von 5 Konzentrationsverminderung bei
5 min → nach 120 min erneute BZ- Insulinmangel (Diabetes mellitus
Bestimmung Typ 1 oder Erkrankungen des exo-
krinen Pankreas)
Klassifikation des Diabetes mellitus 5 Konzentrationserhöhung in der
z Nach der Diagnosesicherung erfolgt Frühphase des Diabetes mellitus
die Einteilung → ätiologische Klas- Typ 2 sowie falsch-hohe Werte bei
sifikation des Diabetes mellitus (z. B. Niereninsuffizienz wegen vermin-
Typ 2) derter Clearance
z Auftreten eines Diabetes mellitus
erstmalig in der Schwangerschaft → Akute Komplikationen
Gestationsdiabetes z Hypoglykämie
z Differenzierung zwischen Diabetes z Ketoazidotisches und hyperosmolares
mellitus Typ 1 und Typ 2: neben Koma
598 Kapitel 70 · Diabetes mellitus
⊡ Tab. 70.3. Differenzialdiagnostische Abgrenzung von Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2
Ketoazidoseneigung Ja Nein
⊡ Tab. 70.4. Diagnostische Richtwerte für den Gestationsdiabetes. Angaben in mg/dl (mmol/l)
 Dosierung
70.2 Ketoazidotisches und Volumensubstitution:
hyperosmolares Koma z Defizit: 3–5 l (400–800 mmol Na+)
z 0,5–1 l NaCl 0,9 %/h, ZVD-gesteuert und
Ätiologie unter Berücksichtigung des Serumnatri-
z Erstmanifestation eines Diabetes mel- umwerts
litus, sog. Manifestationskoma: in 25 %
der Fälle im Rahmen von Infektionen z BZ von <300 mg/dl (<16 mmol/l):
(Pneumonie, Harnwegsinfekt etc.) NaCl 0,9 % sukzessiv durch Glukose
z Fehlende Insulinzufuhr, z. B. Vergess- 5 % ersetzen
lichkeit, Insulinpumpendefekt z BZ von <120 mg/dl (<7 mmol/l):
z Inadäquate Dosierung von Antidi- Glukose 10 % (>10 % nur über ZVK);
abetika oder Insulin, z. B. erhöhter Insulinsubstitution ggf. reduzieren,
Insulinbedarf: aber nicht absetzen
5 Begleiterkrankungen: Infektion,
Hyperthyreose, Myokardinfarkt Kaliumsubstitution
5 Steroidtherapie z Menge nach Serum-pH- und Serum-
5 Operation (mit erhöhten Adrena- kaliumwert bestimmen (stündliche
lin- und Kortikoidkonzentrationen) Kontrollen)
5 Diätfehler bei unzureichender z Maximal 240 mmol/Tag
Schulung z Zielserumkaliumwert: 4–5 mmol/l
Klinik Insulinsubstitution
⊡ Tabelle 70.5 z Voraussetzung: Serumkaliumwert von
>3,3 mmol/l
Diagnostik
z Anamnese und körperliche Unter- Â Dosierung
suchung Normalinsulin:
z BZ-Bestimmung z Bolus: etwa 0,1 IE/kg KG
70.2 · Ketoazidotisches und hyperosmolares Koma 601 70.2
⊡ Tab. 70.5. Differenzialdiagnostische Unterscheidung zwischen ketoazidotischem und
hyperosmolarem Koma
! Bikarbonat ist schlecht und CO2 ist > Die diabetische Retinopathie ist die
gut ZNS- bzw. schrankengängig, sodass Komplikation, die am stärksten mit der
der pH-Wert bei der Azidosekorrektur BZ-Einstellung korreliert. Allerdings stellt
nur langsam angehoben werden sollte, auch die arterielle Hypertonie einen ent-
um eine paradoxe Liquorazidose zu scheidenden Risikofaktor dar.
vermeiden.
Diagnostik
z Augenärztliche Kontrollen beim
70.3 Chronische asymptomatischen Patienten:
Komplikationen 5 bei unauffälligem Befund ≥1-mal
jährlich
Übersicht 5 Sehtests (z. B. beim Optiker) sind
nicht ausreichend
z Mikrovaskulär: z Unterscheidung der Retinopathie:
5 Augenerkrankungen: Retinopathie 5 nichtproliferative diabetische
(proliferativ/nichtproliferativ), Retinopathie: retinale Mikroaneu-
Makulaödem rysmen, intraretinale Blutungen,
5 Neuropathie: sensibel und moto- »Cotton-wool«-Herde
risch (meist Polyneuropathie) 5 proliferative diabetische Retino-
5 Nephropathie pathie: Auftreten von Neovaskula-
z Makrovaskulär: risationen in der Nähe des N. op-
5 KHK ticus und/oder der Makula →
5 pAVK Ruptur → Glaskörperblutungen,
5 zerebrovaskuläre Erkrankungen Fibrose, Traktionsamotio (Netz-
z Andere Komplikationen: hautablösung durch Zugkräfte
5 gastrointestinal: Gastroparese, nach Glaskörpervernarbung)
Diarrhö
5 sexuell: erektile Dysfunktion Therapie
5 dermatologisch z Effektivste Therapie: Prävention
5 infektiös z Strenge BZ-Einstellung und Blut-
5 Katarakt, Glaukom druckkontrolle (ggf. temporäre Ver-
70.3 · Chronische Komplikationen 603 70.3
schlechterung der Retinopathie trotz der Nylonfaden etwa 1 cm weit
Optimierung der BZ-Einstellung) durchbiegt
z Eventuell prophylaktische Laserbe- 5 Testung erfolgt plantar im Bereich
handlung der Netzhaut der Zehen, des Ballens, des Mittel-
fußes und der Ferse
Diabetische Neuropathie 5 Nicht testen sollte man über stark
überhornten Hautarealen
> Die häufigste Form der diabetischen z Überprüfung der Vibrationsempfin-
Neuropathie ist die distale symmetrische dung (Pallästhesie) mit 128-Hz-Stimm-
Polyneuropathie. gabel nach Rydell-Seiffer (⊡ Tab. 70.6)
Therapie Allgemeines
z Beste Therapie: Prävention (Patien-
tenschulung: u. a. sorgfältige Schuh- Therapieziele
auswahl, tägliche Selbstinspektion der z Vermeidung akuter hyperglykämi-
Füße, tägliche Fußhygiene) scher Komplikationen
z Nikotinkarenz z Verhinderung von Spätschäden
z Behandlung der Dyslipidämie und der
arteriellen Hypertonie Therapieprinzipien
z Optimierung der BZ-Einstellung z Diabetes mellitus Typ 1: absoluter
z Bei Ulkus: konsequente Druckentlas- Insulinmangel → Insulinsubstituti-
tung (z. B. orthopädisch angepasste onstherapie
Schuhe), stadiengerechtes Wundma- z Diabetes mellitus Typ 2: relativer In-
nagement, ggf. Antibiotika und Rheo- sulinmangel → Lebensstilumstellung,
logika sowie Fußpflege orale Antidiabetika, ggf. Insulinthera-
70.4 · Therapie des Diabetes mellitus 605 70.4
pie, Therapie der Dyslipoproteinämie Kurzzeitinsuline (intensivierte kon-
sowie der arteriellen Hypertonie ventionelle Therapie bzw. »intensive
conventional therapy«, ICT) oder
Diabetes mellitus Typ 1 Insulinpumpentherapie; im Rahmen
der ICT kommen außer Normal- und
z Langzeit- oder Intermediärinsuline NPH-Insulin auch andere kurz- oder
zur Substitution des basalen Insulin- langwirksame Insuline, oft sog. Ana-
bedarfs sowie mahlzeitenangepasste loga, zur Anwendung (⊡ Tab. 70.8)
α-Glukosidase- Acarbose 3-mal 50–100 mg Hemmung der intesti- Meteorismus, Einnahme vor den
Hemmer (z. B. Glucobay) nalen α-Glukosidase Flatulenz, Diarrhö Mahlzeiten
Biguanide Metformin 1- bis 3-mal 500– Hemmung der Laktatazidose Einnahme nach den
(z. B. Glucophage) 1000 mg, hepatischen Mahlzeiten, bei Nie-
max. 2-mal 1000 mg Glukoneogenese reninsuffizienz
kontraindiziert
Kapitel 70 · Diabetes mellitus
Thiazolidindione Pioglitazon (Actos) 1-mal 15–30 mg Aktivierung des Zellkern- Gewichtszunahme Kontrolle der Leber-
(Glitazone)1 rezeptors PPAR-γ enzymwerte
Sulfonyl- Glibenclamid 1- bis 3-mal 3,5 mg, Blockade von KATP-Kanälen Hypoglykämien, Einnahme zu Beginn
harnstoffe (z. B. Euglucon N) max. 10,5 mg → Steigerung der Insulin- Gewichtszunahme der Mahlzeit
freisetzung
Glimepirid 1-mal 1–4 mg,
(z. B. Amaryl) max. 6 mg
Inkretinmimetika Exenatide 2- bis 3-mal 5–10 μg Nachahmung des natür- Induktion von Übel- Nur s. c. Applikation
(GLP-1-Analoga) (z. B. Byetta) s. c. (etwa 60 min vor lichen Inkretinhormons keit (durch Aktivierung möglich
609
Parameter Zielwerte
Glukosespiegel im Plasma 80–120 mg/dl (4,4–6,7 mmol/l)
HbA1c-Wert ≤6,5–7 %
BMI ≤25 kg/m2 bzw. Gewichtsreduktion um 5–10 %/Jahr
Albuminurie <20 mg/l
Blutdruckwerte Ohne Albuminurie: <130/85 mmHg
Mit Albuminurie (>1 g/Tag): <125/75 mmHg
Lipidkonzentrationen Gesamtcholesterin: <150 mg/dl
LDL-Cholesterin (auch ohne Atherosklerose): <100 mg/dl
LDL-Cholesterin bei KHK: evtl. <70 mg/dl
HDL-Cholesterin: >60 mg/dl
Triglyzeride: <150 mg/dl
71.2 · Schilddrüsenfunktionsstörungen 611 71.2
TSH-Spiegel ↓ ↓ ↑ ↑
Bei der Bestimmung des Gesamt T3-/T4-Spiegels muss beachtet werden, dass der überwiegende
Teil der Hormone an Proteine gebunden ist (thyroxinbindendes Globulin, Transthyretin, Albu-
min). In Situationen mit abnormem Bluteiweißgehalt (z. B. Schwangerschaft, orale Antikon-
zeption, Lebersynthesestörungen, nephrotisches Syndrom etc.) kann es zu Veränderungen der
Gesamt-T3-/T4-Spiegel kommen, ohne dass tatsächlich Funktionsstörungen vorliegen.
612 Kapitel 71 · Erkrankungen der Schilddrüse
Hypothyreose Hyperthyreose
Gewichtszunahme Gewichtsabnahme
Kälteintoleranz Wärmeintoleranz
Obstipation Diarrhö
Hypercholesterinämie Osteoporose
Die klinische Ausprägung bei manifesten Störungen ist sehr variabel. Insbesondere bei älteren
Menschen können auch schwere Schilddrüsenfunktionsstörungen oligo- bis asymptomisch
verlaufen. Allgemein gilt, dass die Klinik und die Schwere der Erkrankung nicht mit den Schild-
drüsenwerten korrelieren.
99mTc-
Erkrankung fT3- fT4- TSH- Tg- TRAK- TPO-
Spiegel Spiegel Spiegel Spiegel Nach- Antikörper- Uptake
weis Nachweis
Autonomie ↑ ↑ ↓ ↑ – – ↑
Hyperthyreosis
↑ ↑↑ ↓ ↓ – – ↓↓
facticia
Transiente Hy-
perthyreose, z. B. Normal/
↑ ↑ ↑ (+) ++ ↓
bei Hashimoto- ↓
Thyreoiditis
Carbimazol ist ein sog. Prodrug und wird im Körper in das aktive Thiamazol umgewandelt. Auf-
grund der Kinetik können Thiamazol und Carbimazol in einer einmal täglichen Dosis appliziert
werden, während Propylthiouracil in 3 tägliche Dosen aufgeteilt werden sollte.
71.2 · Schilddrüsenfunktionsstörungen 617 71.2
5 nach Erreichen einer peripheren Vorliegen eines Morbus Basedow
Euthyreose kann die symptomati- z in <10 % der Fälle keine TRAK
sche Therapie beendet werden nachweisbar z in seltenen Fällen
z Der weitere Verlauf der Therapie ist werden TRAK produziert, die nicht
von der Grunderkrankung abhängig aktivierend, sondern inhibierend
(s. unten, »Morbus Basedow« und auf den TSH-Rezeptor wirken →
»Schilddrüsenautonomie«) Entwicklung einer Hypothyreose
z Schilddrüsensonographie:
Morbus Basedow 5 Volumen erhöht bis normal
5 typisch ist eine echoarme, unru-
Ätiologie und Epidemiologie hige Binnenstruktur
z Autoimmunthyreopathie: T-Helfer- 5 Farbdopplersonographie: massive
Zellen aktivieren B-Zellen → Bildung thyreoidale Perfusionszunahme
von TSH-Rezeptor-Antikörpern → z Szintigraphie: meist nicht erforderlich
Antikörperbindung an TSH-Rezeptor (gesteigertes 99mTc-Uptake)
der Thyreozyten → TSH-unabhängige
Stimulation der Schilddrüsenhormon- Therapie
produktion und -sekretion z Wiederherstellung einer Euthyreose:
z Weitere pathogenetische Faktoren: ggf. initiale supportive, symptomati-
Genetik, Hormone (Frauen 7-mal sche Therapie
häufiger betroffen), Psychosomatik z Hohe Spontanremissionsrate:
z Rauchen verdoppelt das Risiko für die 5 Erhöhung dieser Rate durch
Erkrankung euthyreote Einstellung über
z Inzidenz: 50/100.000 Einwohner/Jahr 6–18 Monate → medikamentöse
z Altersgipfel: 30–50 Jahre Einstellung einer Euthyreose für
etwa 12 Monate, anschließend
Klinik Therapie beenden und Kontrolle
z Meist plötzlicher Beginn mit Sympto- der Schilddrüsenwerte
men einer Hyperthyreose (⊡ Tab. 71.2) 5 in etwa 50 % der Fälle kommt es
z Gegebenenfalls mit endokriner Orbi- nach Absetzen zu einem Rezidiv
topathie (etwa 50 % der Fälle; s. un- 5 aufgrund der hohen Remissions-
ten), gleichzeitig oder zeitlich versetzt rate ist initial nicht zu einer sog.
mit Zeichen der Hyperthyreose; nur definitiven Therapie (Operation
selten geht eine endokrine Orbitopa- oder Radiojodtherapie) zu raten
thie der Hyperthyreosesymptomatik z Der Bedarf an Thyreostatika kann im
voraus, sehr selten zeigt sie sich ohne Verlauf stark schwanken
Schilddrüsenfunktionsstörung z Auftreten von wechselnden hyper-
und hypothyreoten Phasen (sind für
Diagnostik Patienten belastend und können den
z Labordiagnostik: Verlauf einer endokrinen Orbitopa-
5 TSH-Spiegel (vermindert), fT3- thie verschlechtern): Kombination
und fT4-Konzentration (erhöht) aus Thyreostatika und Levothyroxin
5 TRAK-Nachweis (⊡ Tab. 71.4): (Thyreostatika supprimieren die en-
z auch eine nur geringe Erhöhung dogene Schilddrüsenhormonproduk-
ist ein deutliches Indiz für das tion, Levothyroxin zur Vermeidung
618 Kapitel 71 · Erkrankungen der Schilddrüse
Entzündung Klinik
Subakute Abgeschlagenheit
Thyreoiditis Krankheitsgefühl
de Quervain Subfebrile Temperaturen bis Fieber
Druckschmerzhaftigkeit bis schmerzlos (»silent thyreoiditis«)
Initial häufig temporäre hyperthyreote Stoffwechsellage
Charakteristisch sind die wechselnde Intensität und das Wandern der
Schmerzen von einem Lappen zum anderen
Kalzium- ↑ ↑ Normal ↑ ↓ ↑↑
spiegel bis ↓
72.4 Hypoparathyreoidismus
Komplexe Bindung
Hemmung der renalen
von ionisiertem Kalzium
1-Hydroxylase
(Kalzium-Phosphat-Produkt l)
Renale Osteopathie
(u.a. Looser-Umbauzonen im
Bereich von Sitz- und Schambein)
> Erkrankungen
der Nebennieren
G. Michels, M. Faust
Androstendiol Androstendion
Testosteron 17β-Östradiol
(Zona reticularis)
5α-Reduktase Aromatase
5α-Dihydrotestosteron 17β-Östradiol
Aldosteron- ↑ ↑
konzentration
Renin- ↓ ↑
konzentration
ACTH- ↑ ↑↑ ↓
Konzentration
im Plasma
Ätiologie Klinik
z Primäre Nebennierenrindeninsuffizi-
enz (Morbus Addison): Addison-Krise (akute Nebennieren-
5 autoimmunologisch: Autoimmu- rindeninsuffizienz)
nadrenalitis mit Nebennierenrin-
z Auslöser:
denantikörpern 5 akuter Hypokortisolismus (z. B.
5 Sonderformen (autoimmun-po- hämorrhagische Infarzierung bei
lyglanduläre Syndrome): z z. B. Waterhouse-Friderichsen-Syndrom,
Carpenter-Syndrom: Morbus Etomidatebehandlung)
Addison plus Hashimoto-Thyreo- 5 Exazerbation einer bekannten chroni-
iditis plus Typ-1-Diabetes mellitus schen oder einer unerkannten laten-
z z. B. Schmidt-Syndrom: Morbus ten Nebennierenrindeninsuffizienz
Addison plus Hashimoto-Thyreoi- (Trauma, Operation, Infektion)
ditis plus Hypothyreose 5 abrupter Abbruch einer Glukokortiko-
5 Enzymdefekte der Steroidbiosyn- idtherapie
these (z. B. adrenogenitales Syn- z Leitsymptome:
drom) 5 allgemeine Schwäche und Abgeschla-
5 infektiös: Tuberkulose, CMV- genheit
Infektion (Aidspatienten) 5 Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit,
5 Metastasen: primäres Nierenzell- Übelkeit, Erbrechen, abdominelle
karzinom, Bronchial-, Mamma- Schmerzen
karzinom 5 Hypotonie, ggf. Reflextachykardie
5 Ursachen einer akuten Neben- 5 Erhöhung des Kalium-, Erniedrigung
nierenrindeninsuffizienz: Wa- des Natriumspiegels: [Na+]/[K+] <30
terhouse-Friderichsen-Syndrom 5 Dehydratation (bis Koma)
(Meningokokkensepsis), Neben- 5 Hypoglykämie
nierenrindenblutung (unter Anti- z Maßnahmen:
koagulation), bilaterale Nebennie- 5 sofortige Bestimmung von Kortisol-
renvenenthrombose und ACTH-Konzentration
5 beidseitige Adrenalektomie (z. B. 5 Volumensubstitution (2–4 l 0,9%ige
bei Nierenzelltumoren) NaCl- oder 5- bis 10%ige Glukoselö-
z Sekundäre Nebennierenrinden- sung)
insuffizienz: 5 Glukokortikoide: z Hydrokortison
5 hypophysäre oder hypothalami- (Kortisol): initial 100 mg i. v. als Kurz-
sche Erkrankungen (Hypophysen- infusion, anschließend über 24 h via
insuffizienz) Perfusor z Prednisolon (Decortin H):
5 iatrogen: Langzeittherapie mit Kor- initial 50 mg i. v. (nur wenn kein Hyd-
tikosteroiden (häufigster Grund rokortison verfügbar ist)
für eine Nebennierenrindeninsuffi-
zienz; Steroidtherapie mit ≥7,5 mg z Weitere klinische Zeichen: gastroin-
Prednisonäquivalent über 4 Wo- testinale Beschwerden, Verlust von
73.4 · Nebennierenrindeninsuffizienz 637 73.4
Libido und Schambehaarung bei der Nebennierenrindeninsuffizienz
Frau (Abnahme der Androgenwerte) z Gabe von 0,1 IE Normalinsulin/
z Gegebenenfalls Hinweise auf wei- kg KG i. v. → Hypoglykämie (BZ:
tere Autoimmunerkrankungen <40 mg/dl) z starker Stimulus
(z. B. Hashimoto-Thyreoiditis) zur Ausschüttung kontrainsuli-
närer Hormone (hier: Kortisol
Diagnostik und Wachstumshormon) z ein
z Anamnese und körperliche Unter- Anstieg des Kortisolspiegels auf
suchung >180 μg/dl spricht gegen eine
z Labordiagnostik Nebennierenrindeninsuffizienz
5 ⊡ Tab. 73.3 z Kontraindikationen: aktive Epi-
5 Elektrolyte: Erhöhung des Serum- lepsie, KHK z der Test sollte nur
kalium-, Erniedrigung des Serum- von endokrinologisch Erfahrenen
natriumspiegels durchgeführt werden
5 Basalwerte: Kortisol, Androgene 5 Nachweis von Nebennierenrin-
(Dehydroepiandrosteron, Andros- denautoantikörpern bei Morbus
tendion), ACTH, Renin Addison (fehlende Antikörper
5 ACTH-Test: z ACTH-Gabe schließen einen Morbus Addison
beim Gesunden → Anstieg des jedoch nicht aus)
Serumkortisolspiegels z ein An- z Bildgebung:
stieg des Serumkortisolspiegels 5 Röntgendiagnostik: Verkalkungen
60 min nach i. v. Gabe von 250 μg der Nebennieren bei Tuberkulose
ACTH (Synacthen) auf >200 ng/ 5 primäre Nebennierenrindeninsuf-
ml schließt eine primäre Ne- fizienz: CT des Abdomens
bennierenrindeninsuffizienz aus 5 sekundäre Nebennierenrindenin-
z auch bei länger bestehender suffizienz: MRT der Sella
sekundärer/tertiärer Nebennie-
renrindeninsuffizienz kann der Therapie
Test verwendet werden (z. B. vor Primäre Nebennierenrinden-
Absetzen einer Steroid-Langzeit- insuffizienz (Morbus Addison)
therapie) z Glukokortikoide:
5 Insulin-Hypoglykämie-Test: 5 Hydrokortison: 15–25 mg/Tag
z Goldstandard zum Nachweis p. o., aufgeteilt in 2–3 Einzeldosen
einer sekundären oder tertiären (z. B. 8 und 15 Uhr)
Definition
z Zufällig entdeckte Nebennierenraum- 73.7 Phäochromozytom/
forderung (meist bei CT oder MRT Paragangliom
des Abdomens, die aus anderer Indi-
kation durchgeführt werden) Allgemeines
z Katecholaminproduzierende neuroen-
> Die meisten Inzidentalome sind klinisch dokrine Tumoren chromaffiner Zellen:
unbedeutend und zeigen keine Wachs- 5 85–90 % adrenal (im Nebennie-
tumstendenz. Dennoch sollte die mögliche renmark lokalisiert), etwa 90 %
hormonelle Aktivität der Raumforde- einseitig
rungen abgeklärt und durch eine bildge- 5 10–15 % extraadrenal: meist sog.
bende Kontrolluntersuchung eine Wachs- Paragangliome des abdominellen
tumstendenz ausgeschlossen werden. oder thorakalen Grenzstrangs, z. B.
am Abgang der A. mesenterica su-
Diagnostik perior (Zuckerkandl-Ganglion)
z Hormonelle Abklärung: 5 85–90 % gutartig (Paragangliome:
5 Dexamethasonhemmtest: Aus- nur etwa 70 %)
schluss eines Hyperkortisolismus 5 75 % sporadisch, 25 % hereditär
5 Untersuchung des 24-h-Sammelu-
rins: Konzentrationen von frakti-
Hereditäre Syndrome mit möglicher
onierten Metanephrinen und Ka-
Bildung von Phäochromozytomen
techolaminen → Ausschluss eines
Phäochromozytoms ( Kap. 73.7) z MEN Typ 2 (Ret-Protoonkogen)
5 Bestimmung des Aldosteron- z Von-Hippel-Lindau-Syndrom (VHL-Gen-
Renin-Quotienten: bei arterieller Mutationen)
Hypertonie z Neurofibromatose Typ (Morbus Reckling-
z Bildgebung (CT): Raumforderung mit hausen; Neurofibromatose-Typ-1-Gen)
>10 Hounsfield-Einheiten → Verdacht z Familiäres Paragangliom (Mutationen im
auf Phäochromozytom, Metastase SDHB- bzw. SDHD-Gen)
oder Nebennierenrindenkarzinom;
nach Ausschluss eines Phäochromo- Klinik
zytoms sollte eine Biopsie durchge- z Arterielle Hypertonie: etwa 50 %
führt werden Dauerhochdruck und ungefähr 50 %
z Verlaufskontrollen: intermittierende Hypertonie, ggf. mit
5 Bildgebung: nach 6, 12 und krisenhaften Blutdruckanstiegen
24 Monaten z Plus Trias: Kopfschmerzen, Schwit-
5 Hormondiagnostik: 1-mal/Jahr zen, Tachykardie; typisch ist auch die
über 4 Jahre während der Krisen zu beobachtende
Gesichtsblässe (im Gegensatz zu
Therapie »flush« bei Karzinoiden)
z Raumforderungen mit einer Größe z Eventuell B-Symptomatik: Fieber,
von >4 cm und Wachstum um Nachtschweiß, Gewichtsverlust
640 Kapitel 73 · Erkrankungen der Nebennieren
Diagnostik 5 123Jod-Metajodobenzylguanidin-
Serum-ADH-Spiegel ↓ ↑ ↑
beim Durstversuch
Auswirkung der ADH-/ Anstieg der Urinos- Keine Auswirkung Anstieg der
Desmopressintestdosis molalität auf die Urinosmo- Urinosmolalität
lalität
648 Kapitel 74 · Erkrankungen der hypothalamisch-hypophysären Achse
Klinik
z Appetitlosigkeit
z Nausea
z Kopfschmerzen (Hirnödem)
z Bewusstseinsstörungen
Diagnostik
z Hypotone Hyperhydratation, meist
ohne Ödeme
z Serumbefunde: Hyponatriämie,
Hypoosmolarität (<295 mosmol/l)
75.2 · Hirsutismus und Hyperandrogenämie 649 75.2
> Erkrankungen
der Gonaden
G. Michels, M. Faust
> Osteoporose
G. Michels, C. Schumann, M. Faust
Stadium Kriterien
⊡ Tab. 76.4. Empfehlung für oder gegen eine spezifische medikamentöse Therapie
Frauen Männer –2,0 bis –2,5 bis –3,0 bis –3,5 bis Weniger
–2,5 –3,0 –3,5 –4,0 als –4,0
Keine Wirbelkörperfrakturen
>75 >85 Ja Ja Ja Ja Ja
Wirbelkörperfrakturen
Normalgewicht 18,5–24,9
Adipositas I 30,0–34,9
Adipositas II 35,0–39,9
Adipositaschirurgie (bariatrische
Therapie Chirurgie)
Indikationen z Indikation: BMI von >40 kg/m2 und
z BMI von ≥30 kg/m2 und/oder BMI gleichzeitig bestehender Diabetes mel-
von 25–29,9 kg/m2 mit Ko-Morbidi- litus
täten, z. B. Typ-2-Diabetes mellitus, z Methoden: z. B. laparoskopisches
Hypertonie oder stammbetonte Fett- »gastric banding«, vertikale Gastro-
verteilung plastik, Magenbypass
662 Kapitel 77 · Adipositas und Fettstoffwechselstörungen
I Hämatologie
und Onkologie
78 Blutbildveränderungen – 668
83 Tumorschmerzen – 697
84 Knochenmetastasen – 699
668 Kapitel 78 · Blutbildveränderungen
> Blutbildveränderungen
M. Weihrauch
Infekt Anamnese
Medikamentös Bei deutlich erhöhter Thrombozytenzahl
(>600.000/μl) Absetzen des Medikaments
Leukozytenzahl: im TTP (selten; eher junge Eine TTP ist immer ein akut
Normbereich Frauen betroffen, evtl. lebensbedrohlicher Zustand und
Hb-Wert: ↓ (<10 g/dl) mit neurologischen muss sofort in einem Spezial-
Thrombozytenzahl: Störungen) zentrum behandelt werden
↓ (<50.000/μl) Akute Leukämie/MDS
(auch in dieser Konstel-
lation möglich)
NHL
▼
Kapitel 79 · Tumorerkrankungen 679 79
⊡ Tab. 79.1. Fortsetzung
Leukämien
RA refraktäre Anämie; RAEB »refractory anemia with excess of blasts« (refraktäre Anämie mit
Blastenüberschuss); RARS refraktäre Anämie mit Ringsideroblasten
680 Kapitel 79 · Tumorerkrankungen des hämatologischen Systems: Hämoblastosen
Stadium Kriterien
I Befall einer einzigen Lymphknotenregion oder eines einzigen extranodalen
Herdes
II Befall von ≥2 Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells
III Befall von ≥2 Lymphknotenregionen auf beiden Seiten des Zwerchfells
(III-1: oberhalb des Truncus coeliacus; III-2: unterhalb des Truncus coeliacus)
IV Disseminierter Befall eines oder mehrerer extralymphatischer Organe mit/
ohne Befall von Lymphknoten (z. B. Knochenmarkbefall: immer Stadium IV)
Stadium Kriterien
Stadium Kriterien
Prostatakarzinom Bei höherem Alter evtl. »watch Die Prognose wird hauptsächlich
and wait«, ansonsten alleinige durch die Art der Metastasierung
Operation oder Kombination (z. B. nur Knochen) bestimmt;
von Operation, Strahlentherapie, Langzeitverläufe sind auch mit
Seed-Implantation, Hormonthe- Metastasierung möglich
rapie und/oder Chemotherapie
DCF Docetaxel, Cisplatin, 5-Fluorouracil; ECF Epirubicin, Cisplatin, 5-Fluorouracil; FOLFIRI 5-Fluo-
rouracil, L-Folinsäure, Irinotecan; FOLFOX 5-Fluorouracil, L-Folinsäure, Oxaliplatin; IFL Irinotecan,
5-Fluorouracil, Leukovorin; PEB Platinol, Etoposid, Bleomycin; PLF Platinol, Leucovorin, 5-Fluorou-
racil; XELIRI Capecitabine, Irinotecan; XELOX Capecitabin, Oxaliplatin
Diagnostik
z Allgemein (in der folgenden Reihen-
folge):
5 CT des Thorax/Abdomens (ggf.
kraniale CT/MRT bei neurologi-
scher Symptomatik sowie immer
bei SCLC)
5 Histologie (nach CT, um den
einfachsten Zugangsweg für die
Biopsie zu wählen)
5 komplette Labordiagnostik
5 Skelettszintigraphie
5 Echokardiographie, Lungenfunk-
tionstestung, EKG → Operabilität,
Chemotherapievorbereitung
5 Virologie: Ausschluss von Hepa-
titiden B und C sowie einer HIV-
Infektion
z Zusätzliche Untersuchungen bei Ver-
dacht auf unklaren Primarius:
5 ggf. histologische Nachfärbungen
(z. B. TTF-1: bei 90 % der Ade-
nokarzinome der Lunge positiv;
Östrogen-/Progesteronrezeptoren:
bei Verdacht auf Mammakarzi-
nom; CK8/18/20: Ausschluss oder
Beweis von gastrointestinalen Tu-
moren; PSA: Prostatakarzinom)
5 Gastroenterologie: Gastroskopie,
Koloskopie, Endosonographie
5 gynäkologisches Konsil: Unter-
suchung, vaginale Sonographie,
Mammographie
5 Schilddrüsensonographie (Aus-
schluss eines Schilddrüsenkarzi-
noms)
5 Tumormarker: β-HCG, AFP (Aus-
schluss eines Keimzelltumors sehr
wichtig, da auch im metastasierten
Stadium gute Prognose besteht),
PSA, ggf. CA19-9 (gastrointestina-
ler Tumor etwas wahrscheinlicher,
aber kein Beweis), CYFRA (Bron-
chialkarzinom etwas wahrscheinli-
cher)
Kapitel 81 · Chemotherapieinduzierte Übelkeit 691 81
> Chemotherapieinduzierte
Übelkeit
M. Weihrauch
82.4 Tumorlysesyndrom
Allgemeines
z Ein Tumorlysesyndrom entsteht
durch den raschen Zerfall von Tu-
morzellen und die Freisetzung von
Metaboliten, v. a. bei akuten Leukä-
mien und hochmalignen NHL
Klinik
z Übelkeit, Erbrechen
z Schwäche, Müdigkeit
z Muskelschmerzen
z Dunkelfärbung des Urins
Labordiagnostik
z Hyperurikämie
z Hyperkaliämie
z Hyperphosphatämie
z Hypokalzämie
z Laktatazidose
Therapie
z Behandlung der Elektrolytstörungen
und des akuten Nierenversagens
Prävention
z Therapie evtl. niedriger dosieren oder
über einen längeren Zeitraum appli-
zieren
z Ausreichende Hydrierung: z. B. 3 l
0,9%ige NaCl-Lösung/Tag
z Pufferung: z. B. 250 ml 8,4%iges
Natriumbikarbonat/24 h
z Urikostatika: Allopurinol, ggf.
Uratoxidaseenzym Rasburicase
für 3–4 Tage
z Urin-pH-Wert-Bestimmungen
Kapitel 83 · Tumorschmerzen 697 83
> Tumorschmerzen
M. Weihrauch
> Knochenmetastasen
M. Weihrauch
J Infektiologie
β-Laktam-Antibiotika
Monobactame Aztreonam
Gruppe Substanzen
Polyene Nystatin
Amphotericin B
Azole Ketoconazol
Fluconazol
Itraconazol
Voriconazol
Posaconazol
Pyrimidinanaloga 5-Flucytosin
Echinocandine Micafungin
Caspofungin
Anidulafungin
⊡ Tab. 85.3. Überblick »klinisch gängiger« Antibiotika
Amoxicillin + 3-mal 250–500 mg p. o. Gastrointestinale Sym- Keine bekannte Embryo- Tritt in die Muttermilch über,
Clavulansäure ptome, Hepatotoxizität toxizität, erhöhtes Risiko wahrscheinlich geringe
(Augmentan) einer fetalen nekrotisie- Gefährdung
renden Enterokolitis bei
vorzeitigem Blasensprung
während der Therapie
Azithromycin Urethritis: 2 g als Einmal- Übelkeit, Diarrhö Im Tierversuch nicht to- Nicht bekannt, ob die
(Makrolid, Zithromax) gabe xisch, keine kontrollierten Substanz in die Muttermilch
Mukoviszidose: <40 kg: Studien, plazentagängig; übergeht
3-mal 250 mg/Woche p. o.; empfohlen bei maternaler
>40 kg: 3-mal 500 mg/ Infektion mit Chlamydien
▼ Woche p. o. oder Mycobacterium avium
85.3
706
⊡ Tab. 85.3. Fortsetzung
Aztreonam 3- bis 4-mal 2 g Allergie, gastrointestinale Keine ausreichenden Daten Nicht bekannt, ob die Sub-
(Monobactam, Symptome vorhanden stanz in die Muttermilch
Azactam) übergeht.
Cefpodoxim Variiert, s. Angabe bei der Exanthem, Diarrhö, Nausea, Unbedenklich Tritt in die Muttermilch über,
Kapitel 85 · Umgang mit Antibiotika und Antimykotika
Clindamycin 3-mal 600 mg Hepatotoxizität, pseudo- Relativ unbedenklich Geht in die Muttermilch über;
(Lincosamid, Sobelin) membranöse Kolitis nicht empfohlen
▼
85.3
708
⊡ Tab. 85.3. Fortsetzung
Daptomycin Haut- und Weichteilinfek- Insgesamt gute Verträglich- Im Tierversuch nicht tera- Nicht bekannt, ob die
(Lipopeptid, Cubicin) tion: 1-mal 4 mg/kg KG/Tag keit; beobachtet wurden: togen, Erfahrungen beim Substanz in die Muttermilch
Bakteriämie, Endokarditis: Anämie, gastrointestinale Menschen liegen nicht vor übergeht
1-mal 6 mg/kg KG/Tag (In- Störungen, Neurotoxizität,
▼ fusion über ≥30 min) kardiovaskuläre Störungen,
Hypokaliämie, Exanthem, He-
patotoxizität, CK-Aktivitäts-
steigerung, Nephrotoxizität
Applikation)
Ethambutol 3-mal 400 mg (oder Neuritis nervi optici Teratogen im Tierversuch; Tritt in die Muttermilch über;
(Antituberkulotikum, 15–20 mg/kg KG in 3 Einzel- sehr restriktiv einzusetzen restriktiver Einsatz
Myambutol) dosen)
Erythromycin 3- bis 4-mal 0,5–1 g i. v. Intrahepatische Cholestase, Unbedenklich Tritt in die Muttermilch über;
(Makrolid, Erythrocin) 3-mal 500 mg p. o. gastrointestinale Krämpfe, restriktiver Einsatz
Exanthem, QT-Zeit-Verlän-
gerung
85.3
710
⊡ Tab. 85.3. Fortsetzung
Fosfomycin 3-mal 5 g Hepatotoxizität, pseudo- Im Tierversuch nicht embry- Tritt in die Muttermilch über,
(Epoxydantibiotikum, membranöse Kolitis, Hyper- otoxisch, Plazentaschranke nicht empfohlen
Infectofos) natriämie wird überschritten; bisher
wenige Fallberichte, bisher
kein Hinweis auf embry-
onale Schädigung beim
Menschen
Isoniazid (Antituber- 300 mg p. o. (in Kombina- Polyneuritis, Hepatopathie Passiert die Plazenta- Tritt in die Muttermilch über;
kulotikum, Isozid) tion mit 16 mg Pyridoxin) schranke, Risiko nicht restriktiver Einsatz
▼ 5 mg/kg KG i. v. ausgeschlossen; strenge
Indikationsstellung
Linezolid Infektionen durch Neurotoxizität, Exanthem, Im Tierversuch embryoto- Nicht bekannt, ob die Sub-
(Oxazolidinon, vancomycinresistente gastrointestinale xisch, Erfahrungen beim stanz in die Muttermilch
Zyvoxid) Enterokokken, nosok- Störungen, Zytopenie Menschen liegen nicht vor übergeht
omiale und ambulant
erworbene Pneumonien,
komplizierte Haut-/
Weichteilinfektionen:2-
mal 600 mg/Tag
Unkomplizierte Haut-/
Weichteilinfektionen:2-
85.3 · Einteilung und Übersicht
Moxifloxacin 1-mal 400 mg p. o. oder i. v. Herzrhythmusstörungen Im Tierversuch teratogen, Nicht bekannt, ob die Sub-
(Gyrasehemmer der (über ≥60 min) (QTc-Zeit-Verlängerung), Erfahrungen beim Men- stanz in die Muttermilch
711
Pyrazinamid 1-mal 2 g (30 mg/kg KG) Hepatopathie, Arthralgien, Keine Erkenntnisse über Tritt in geringen Konzentrati-
(Antituberkulotikum, Hyperurikämie Embryotoxizität; wird nicht onen in die Muttermilch über
Kapitel 85 · Umgang mit Antibiotika und Antimykotika
Rifabutin 1-mal 300 mg Hepatopathie, Leukopenie, Überschreitung der Plazen- Nicht bekannt, ob die Sub-
(Antituberkulotikum, Uveitis taschranke unbekannt, kei- stanz in die Muttermilch
Alfacid) ne Daten aus kontrollierten übergeht.
Studien oder Tierversuchen,
wahrscheinlich vergleichbar
▼ mit Rifampicin
Rifampicin 1-mal 600 mg p. o. oder i. v. Hepatopathie Relativ kontraindiziert (I. Tri- Tritt in die Muttermilch über;
(Antituberkulotikum, (10 mg/kg KG) menon), bei dringender In- restriktive Handhabung
Rifa) dikation Einzelfallabwägung
Streptomycin Amino- 1-mal 1 g i. v. (15 mg/kg KG) Neurotoxizität, Ototoxizität, Kontraindiziert Kontraindiziert
glykosid, Antituberku- Nephrotoxizität
lotikum, Strepto-Fatol)
Sulbactam 3-mal 1 g Allergie, gastrointestinale – –
(β-Laktamase- Störungen
Hemmer,
85.3 · Einteilung und Übersicht
Combactam)
Sulfadiazin Toxoplasmose: 4-mal 1 g Neurotoxizität, Exanthem, Im Tierversuch nicht tera- Tritt in signifikanter Konzen-
(Sulfonamid, (mit Pyrimethamin) für gastrointestinale Stö- togen, Erfahrungen beim tration in die Muttermilch
Sulfadiazin-Heyl) 6 Wochen, dann 2-mal 1 g rungen, Zytopenie, Nephro- Menschen liegen nicht vor; über, kontraindiziert
(Erhaltungstherapie) toxizität, Hepatotoxizität, verursacht bei Applikation
hepatische Cholestase nach der 32. Schwanger-
schaftswoche Neugebore-
nenikterus
Tigecyclin 100 mg als Erstgabe, dann Gastrointestinale Stö- Im Tierversuch embryoto- Tritt bei der Ratte in signi-
(Glycylglycin,Tygacil) 2-mal 50 mg/Tag rungen, Leukozytose, xisch, plazentagängig, Er- fikanter Konzentration in
Thrombozytose, Nephro- fahrungen beim Menschen die Muttermilch über, Ge-
713
toxizität, Hepatotoxizität, liegen nicht vor; allerdings fährdung für den Säugling
Pankreatitis strukturverwandt mit Tetra- unbekannt
zyklinen (beim Menschen
embryotoxisch)
Vancomycin 2-mal 1 g (Talspiegelbe- Ototoxizität, Allergie; selten: Kontraindiziert Kontraindiziert
(Glykopeptid, stimmung bei gleichzeitiger Nephrotoxizität,
Vancomycin) Gabe potenziell nephroto- Blutbildveränderungen
xischer Substanzen empfoh-
len; Ziel: 5–12 μg/ml)
85.3
714
⊡ Tab. 85.4. Überblick »klinisch gängiger« Antimykotika
Amphotericin B Desoxycholat (Amphotericin B): Kryptokokkose Renal und hepatisch, Schüttel- Ausreichende Er-
wegen hoher Frequenz allergischer Reaktionen frost, Fieber, gastrointestinale fahrungen über die
Testgabe von 1 mg in 20 ml 5%iger Glukoselösung Symptome Anwendung beim Men-
über 20–30 min i. v.; 1 mg/kg KG/Tag über 1–4 h i. v. schen liegen nicht vor
Liposomales Amphotericin B (AmBisome): Zweitlinientherapie der Kryp- Renal Ausreichende Er-
Aspergillose, invasive Candidiasis, persistierendes tokokkose und auch seltener fahrungen über die
Fieber in Neutropenie: 3 mg/kg KG/Tag i. v. invasiver Mykosen, empirische Anwendung beim
Zygomykose: 5 mg/kg KG/Tag i. v. Behandlung persistierenden Menschen liegen
Viszerale Leishmaniose: bei immunkompetenten Fiebers in Neutropenie, Zweit- nicht vor
Patienten 1–1,5 mg/kg KG/Tag i. v. über 21 Tage linientherapie der viszeralen
oder 3 mg/kg KG/Tag i. v. über 10 Tage, bei Leishmaniose (Leishmania
immunsupprimierten Patienten (z. B. mit HIV- donovani)
Infektion) 1,9 mg/kg KG/Tag i. v. über 21 Tage
oder 4 mg/kg KG/Tag i. v. über 10 Tage
Anidulafungin (Ecalta): 200 mg/Tag i. v. an Tag 1, Invasive Candidiasis, v. a. Candidä- Hautrötung, hepatisch –
dann 100 mg/Tag i. v. mie bei erwachsenen, nichtneu-
Kapitel 85 · Umgang mit Antibiotika und Antimykotika
tropenischen Patienten
Caspofungin (Cancidas): 70 mg/Tag i. v. an Tag 1, Invasive Candidiasis, Zweitlini- Hitzewallungen, hepatisch Ausreichende Er-
dann 50 mg/ Tag i. v. (bei Körpergewicht von entherapie der invasiven Asper- fahrungen über die
>80 kg: Erhaltungsdosis von 70 mg/Tag; gillose, empirische Behandlung Anwendung beim
bei Child-Score von 7–9: Erhaltung mit 35 mg/Tag; bei persistierendem Fieber in Menschen liegen
bei Child-Score von >9: keine Erfahrungen; bei Neutropenie nicht vor
gleichzeitiger Gabe von Stoffwechselinduktoren:
Erhaltungsdosis von 70 mg/kg KG)
▼
Fluconazol (Diflucan): Hefepilzinfektionen, Candidämie, Gastrointestinal, hepatisch; Ausreichende Er-
Invasive Candidiasis/Candidämie: 800 mg/Tag i. v. Candidurie, invasive Candidose, Wechselwirkungen, z. B. mit Anti- fahrungen über die
an Tag 1, dann 400 mg/Tag i. v. Candidosen oberflächlicher koagulanzien (CYP2C9-Substrat; Anwendung beim
Candidosen oberflächlicher Schleimhäute, Schleimhäute, Kryptokokkenme- Senkung des Quick- Wertes) oder Menschen liegen
z. B. oropharyngeale/ösophageale Candidose: ningitis Midazolam (CYP3A4-Substrat; nicht vor
50–100 mg/Tag p. o. Anstieg der Plasmaspiegel)
nach Stabilisierung 2-mal 400 mg/Tag p. o. dioidomykose, oropharyngeale Plasmaspiegel u. a. von Tacro- Menschen liegen
Candidose, Prophylaxe invasiver limus und Ciclosporin nicht vor
Mykosen bei remissionsinduzie- Induktoren von UDP-Glucu-
render Chemotherapie bei AML ronidase und P-Glykoprotein-
oder MDS und bei allogener Effluxpumpen (z. B. Rifam-
Stammzellentransplantation mit picin, Rifabutin, Cimetidin,
»Graft-versus-host«-Erkrankung bestimmte Antiepileptika
etc.) → vermindern Posaco-
▼ nazolspiegel
85.3
716
⊡ Tab. 85.4. Fortsetzung
Chemotherapie, Posaconazol (3-mal 200 mg/ Blutkulturen (2-mal 2); Ceftriaxon (1-mal 2 g/Tag Piperacillin/Tazobactam
hämatologische Tag p. o.; gilt für AML und Bildgebung nur bei i. v.) + Gentamicin (1-mal (3-mal 4,5 g/Tag i. v.) oder
Systemerkrankung MDS unter Induktions- Verdacht auf Pneumonie 5 mg/kg KG/Tag i. v., max. Aztreonam (3-mal 2 g/Tag
chemotherapie), Trime- (CT des Thorax) 360 mg/Tag), Beginn i. v.) + Clindamycin
thoprim-Sulfamethoxazol innerhalb von 1 h nach (3-mal 600 mg/Tag i. v.)
(3-mal 160/800 mg/Woche) Auffiebern
Persistierendes Fieber Mit Posaconazolprophylaxe CT des Thorax Antibiotika auf Piperacillin/ Meropenem
ohne klinische (falls nicht bereits erfolgt), Tazobactam (3-mal 4,5 g/ (3-mal 1 g/Tag i. v.)
Besserung, Blutkulturen (2-mal 2) Tag i. v.) umsetzen
keine rückläufige
CRP-Konzentration Ohne Posaconazol- Zusätzlich: Caspofungin Liposomales Amphotericin B
prophylaxe (70 mg/Tag i. v. an Tag 1, (3 mg/kg KG/Tag i. v.)
dann 50 mg/Tag i. v.)
Nachweis eines – Obligat CT des Thorax, falls Zusätzlich: Caspofungin Liposomales Amphotericin B
Lungeninfiltrats nicht bereits erfolgt (70 mg/Tag i. v. an Tag 1, (3 mg/kg KG/Tag i. v.)
721
Aufenthalt in Malariagebiet?
Ja Nein
Zusätzliche Leit-
Malariadiagnostik symptome/Leitbefunde
Negativ
Positiv Wiederholen
Ja Nein
Ja Nein
Differenzialdiagnostik
Spezielle Therapie
nichtinfektiöser Fieberursachen
Leukozytose Amöbenleberabszess
Sepsis
Pyogene Infektionen
Miliartuberkulose
Rheumatisches Fieber
Leukopenie Viruserkrankungen
Malaria
Typhus/Paratyphus
Tuberkulose
Viszerale Leishmaniose
Brucellose
Eosinophilie Helminthosen
Kokzidioidomykose
Allergische pulmonale Aspergillose
Diagnostik
Komplizierte bzw. schwere Verlaufsform z Kap. 86, ⊡ Abb. 86.1
der Malaria tropica z Anamnese: Herkunft des Patienten,
Vorerkrankungen etc.
z Lebensbedrohliche Form mit Indika-
tion für Intensivbehandlung: z Körperliche Untersuchung
5 Bewusstseinseintrübung bis Koma, z Labordiagnostik: Thrombopenie
zerebraler Krampfanfall
(60 % der Fälle), geringer Hb-Wert,
Bilirubinämie, hohe LDH-Aktivität
5 Lungenödem, respiratorische Insuffizi-
enz bis ARDS z Mikroskopie: sog. Dicker Tropfen
oder dünner Blutausstrich (EDTA-
5 Hypoglykämie (Blutzuckerspiegel:
<40 mg/dl)
Blut, Giemsa-Färbung) für den Plas-
modiennachweis:
5 Azidose (pH-Wert: <7,3)
5 Hyperkaliämie 5 Goldstandard der Malaria-
diagnostik
5 Hypotension bis Schock
5 Spontanblutungen bis DIC 5 bei negativem Befund, jedoch
weiter bestehendem Verdacht
z Bedrohliche Form mit Indikation zur
engmaschigen Überwachung:
Untersuchung nach 24 h wieder-
holen
5 hämolytische Anämie (Hb-Wert:
<8 g/dl) 5 Differenzierung der 4 Spezies ist
aufgrund morphologischer Krite-
5 Makrohämaturie/Hämoglobinurie
(Schwarzwasserfieber)
rien möglich
5 Niereninsuffizienz bis ANV z Antigen-Malaria-Schnelltest:
5 Aktivitätssteigerung der Transamina- 5 Nachweis parasitenspezifischer
sen (3fach erhöht)
Antigene (immunchromatographi-
scher Nachweis)
5 Ikterus/Bilirubinämie (Bilirubinspiegel:
>3 mg/dl) 5 Nachteil: auch bei ausgeprägten
Parasitämien treten falsch-nega-
5 Hyperparasitämie (>5 % der Erythro-
zyten zeigen Plasmodienbefall oder
tive Befunde auf
>100.000 Plasmodien/μl Blut) z Antikörperbestimmung: hat keinen
Stellenwert
728 Kapitel 87 · Tropen- und Reisekrankheiten
Blutausstriche an das Zentrallabor versenden; bei negativem Befund und weiter bestehendem
Verdacht: Untersuchung nach 24 h wiederholen
2 Cave: Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel (vorher ausschließen, da Hämolysegefahr
besteht)
3 Kriterien für das Therapieansprechen: klinische Besserung, Normalisierungstendenz von
erkrankungen, Niereninsuffizienz
3 1–2 Tage vor bis 4 Wochen nach Aufenthalt im Malariagebiet; Cave: phototoxische Reaktionen;
Chloroquin (Resochin; Initial 600 mg Base (4 Tbl. Re- 10 mg/kg KG, dann nach 6,
300 mg Chloroquinbase sochin), dann nach 6, 24 und 24 und 48 h jeweils 5 mg/
entsprechen 500 mg 48 h jeweils 300 mg Base (2 Tbl. kg KG
Chloroquinsalz) Resochin); ausschließlich zur
Notfallselbstbehandlung in
Mittelamerika und Mexiko
Diagnostik
z Mikroskopie: Einachweis im Urin/
Stuhl
z Analschleimhaut- und Blasenbiopsie
(Quetschpräparat)
z Serologie
Therapie
z Praziquantel:
5 40 mg/kg KG/Tag über 3 Tage:
Schistosoma haematobium, Schis-
tosoma intercalatum, Schistosoma
mansoni
5 60 mg/kg KG/Tag verteilt auf
2 Dosen im Abstand von 4–6 h
(über insgesamt 3 Tage): Schis-
tosoma japonicum, Schistosoma
mekongi, Mischinfektionen
z Kortikosteriodgabe bei ZNS-Befall:
z. B. Prednisolon (1-mal 40 mg/Tag
über 5 Tage)
Kapitel 88 · SIRS, Sepsis und septischer Schock 735 88
1. Hämodynamische
Stabilisierung
3. Hydrokortisongabe
2. Herdsanierung
5. Beatmung 4. Gabe von aktiviertem
+ Antibiotika
6. Blutzuckereinstellung Protein C
7. Dialyse
8. Ernährung
9. Sonstiges
Kreislaufstabilisierung
<8 mmHg
ZVD Volumentherapie
8–12 mmHg
<65 mmHg
MAP Katecholamingabe
Nein
>65 mmHg
<70 % Gabe von Erythrozyten- <70 % Gabe von
Zentralvenöse
konzentraten, bis Hkt Inotropika
Sauerstoffsättigung
von >30% erreicht ist
Ja
Ziel erreicht? Neuevaluierung
≥500/μl A1 B1 C1
200–499/μl A2 B2 C2
<200/μl A3 B3 C3
CD4-Helferzell-Zahl Therapieentscheidung
>500/μl Zuwarten
1
Es gibt (fast) keine Notfallindikation für die Einleitung einer antiretroviralen Therapie bei
chronisch Infizierten. Notwendige Untersuchungen (CD4-Zell-Zahl, Menge an HIV-RNA, HIV-
Resistenztest) sollten zuvor durchgeführt und die Ergebnisse abgewartet werden
746 Kapitel 89 · HIV-Erkrankung und Aids
Kombinationspräparate
Präparat Einnahmemodus
> Stichwortverzeichnis
F Gallenblasendyskinesie 411
Gallenblasenkarzinom 414
Gallenblasenpolyp 414
Fadenwürmer 368 Gallenblasenstein 408
Faktor-VII-Mangel 210 Gallengangskarzinom 414, 686
Faktor-XI-Mangel 209 Gallengangsstein 408
Faktor-XIII-Synthesestörung 21 Gallenkolik 406
Fallot-Tetralogie 22, 23 – Therapie 409
Fanconi-Syndrom 495 Gasser-Syndrom 206, 476
Farmerlunge 281 Gastrektomie
Fasziotomie 168 – erweiterte 347
Felty-Syndrom 558 – subtotale 347
Fettleber, nichtalkoholische 432 – totale 347
Fettstoffwechselstörungen 662, 663 Gastrinom 403
Fibrinogen 203 Gastritis 336
Fibrinogensynthesestörung 210 – akute 336
Fibrinolyse 168, 189 – chronische 336, 337
Fibrolipomatose 75 – Eradikationstherapie 338
Fibromyalgie 591 – Typ A 336
Fibrose – Typ B 337
– nephrogene systemische 481 – Typ C 338
– zystische s. Mukoviszidose – Typ D 339
762 Stichwortverzeichnis
Lutembacher-Syndrom 17 – Mitralklappenprolaps 11
Lyme-Krankheit 581 – Osteoporose 655
Lymphadenektomie 347 Marie-Baberger-Syndrom 286
Lymphknotensyndrom 588 Markschwammniere 505
Lymphoblastenleukämie, akute 679, 680 Mc-Burney-Punkt 313
Lymphozytose 725 MDRD4-Formel 483
Lysetherapie 44, 189, 198 Medianecrosis Erdheim-Gsell 174
Megakolon, toxisches 315, 375, 378
Meigs-Syndrom 298
Meläna 686
M MELD-Score 442
MEN
– Typ 1 403
Mackler-Trias 326 – Typ 2 639
Madenwürmer 370 Menell-Handgriff 549
Magenkarzinom 343–347 Meningokokkensepsis 636
– Diagnostik 346 Menorrhagie 204
– Einteilung 344, 345 Merkel-Zell-Tumor 290
– Klinik 686, 689 Mesaortitis luetica 8, 174
– Therapie 346, 347, 687 Mesenterialinfarkt 169, 170, 313
Magentumoren, gutartige 342, 343 Mesenterialischämie, akute 315
Mahorn-Ochsner-Test 181 metabolisches Syndrom 141, 661
Makrohämaturie 452 Methylxanthine 244, 249
Makrolide 703, 704 Metrorrhagie 204
Malabsorption 348 Mikroalbuminurie 603
Malaria 726–731 Mikrohämaturie 452
– Fieber 722 Mikroprolaktinom 644
– Prophylaxe 730 Mikrosporidien 357
– quartana 727 Mikrostomie 580
– tertiana 727 Miliartuberkulose 270
– Therapie 728–731 Miller-Test 647
– tropica 726 β2-Mimetika 248
Malassimilation 348, 349 Mineralokortikoidhypertonie 140
Maldigestion 348 Minimal-change-Glomerulopathie 463
Mallory-Weiss-Läsion 326 Mischkollagenose 581, 582
Malzarbeiterlunge 281 Mitralklappeninsuffizienz 14–16
Mammakarzinom – Diagnostik 14
– Klinik 686 – Klinik 14
– Therapie 687, 688 – Therapie 16
Marfan-Syndrom Mitralklappenprolapssyndrom 11
– Aortenaneurysma 173 Mitralklappenstenose 12, 13
– Aortendissektion 174 Mönkeberg-Mediasklerose 162
– Aortenklappeninsuffizienz 8 Monobactame 703
– dilatative Kardiomyopathie 69 Monozytose 725
– Mitralklappeninsuffizienz 14 Montreal-Klassifikation 328
Stichwortverzeichnis 769 L–N
Morbus – Ätiologie 62
– Addison 636–638 – Diagnostik 63
– Basedow 615, 617, 618 – Einteilung 62, 63
– Bechterew 561–563 – infektiöse 62
– Behçet 590 – nichtinfektiöse 62
– Boeck-Besnier-Schaumann 277 – Therapie 64
– Crohn 375–378 Myositis, Mischkollagenose 581
– – Diagnostik 376 Myxödemkoma 614
– – Klinik 375
– – Therapie 377, 378
– Fabry 68, 498
– Horton 587
– Ménétrier 339
N
– Still 558
– Uhl 76 Nachlast 50, 113
– Weil 418 Nebennierenrindeninsuffizienz 636–636
– Werlhoff 206 Nebennierenrindentumoren 635
– Whipple 352, 353 Neisseria gonorrhoeae 566
– Wilson 437, 438 Nematoden 368
– Winiwarter-Bürger 590 Nephritis
Moschcowitz-Syndrom 672 – glomeruläre s. Glomerulonephritis
Mukoviszidose 237, 238 – interstitielle
– Bronchiektase 235 – – akute 466
– Diagnostik 237 – – chronische 467
– Klinik 237 nephritisches Syndrom 454, 455
– Therapie 238 Nephroblastom 499
Murphy-Zeichen 308, 406 Nephrolithiasis 502, 503
Muskelvenenthrombose 189 Nephronblockade, sequenzielle 523
Musset-Zeichen 9 Nephronophthise 505
Mycobacerium Nephropathie
– avium 273, 274 – diabetische 482, 491–494
– intracellulare 273, 274 – – Diagnostik 491
– tuberculosis 269 – – Einteilung 492
myelodysplastisches Syndrom 679 – – Therapie 493, 494
Myelom, multiples 479–481, 678, 680, 682, – – kontrastmittelinduzierte 28, 480
683 – vaskuläre 482
Myelose, funikuläre 337 Nephrosklerose, maligne 632
Mykobakterien 269 nephrotisches Syndrom 452, 461, 462
Mykobakteriose NET
– s.a. Tuberkulose – Dickdarm 371, 372
– nicht tuberkulöse 273, 274 – Dünndarm 371, 372
Myokardinfarkt neuroendokrine Tumoren s. NET
– Bradykardie 98 Neurofibromatose Typ 1 639
– Rehabilitation 46 Neuropathie, diabetische 603
Myokarditis 62–64 Neutropenie, Fieber 719, 721
770 Stichwortverzeichnis
X
Xanthelasmen 662
Xerophthalmie 584
Xerostomie 584
Y
Yersinia enterocolitica 359, 566
Z
Zenker-Divertikel 324
Zerkariendermatitis 733
Zervixkarzinom 685, 752
Zestoden 367
Zieve-Syndrom 432
Erratum
G. Michels, T. Schneider: Klinikmanual Innere Medizin
ISBN 978-3-540-89109-3
Springer Medizin Verlag 2010
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Therapie
> Therapiemanagement: infrarenales Aortenaneurysma
z Aneurysmadurchmesser <4 cm und asymptomatisch: konservativ und
sonographische Kontrollen alle 2 Jahre
z Aneurysmadurchmesser 4–5,4 cm und asymptomatisch: konservativ und
sonographische Kontrollen 1- bis 2-mal/Jahr
z Aneurysmadurchmesser ≥5,5 cm oder symptomatisch: operativ oder inter-
ventionell
> Therapiemanagement: suprarenales Aortenaneurysma
z Aneurysmadurchmesser <4 cm und asymptomatisch: konservativ und CT-/
MRT-Kontrollen 1-mal/Jahr
z Aneurysmadurchmesser 4–5,4 cm und asymptomatisch: konservativ und
CT-/MRT-Kontrollen 1- bis 2-mal/Jahr
z Aneurysmadurchmesser ≥5,5 cm oder symptomatisch: operativ