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Korf
Anatomie
Histologie, Entwicklungsgeschichte,
makroskopische und mikroskopische Anatomie,
Topographie
Unter Berücksichtigung des Gegenstandskatalogs
10., vollständig überarbeitete Auflage
Theodor H. Schiebler Horst-W. Korf
Anatomie
Histologie, Entwicklungsgeschichte,
makroskopische und mikroskopische Anatomie,
Topographie
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung in die Anatomie . . . . . . . . 1 3.6.2 Mesoderm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
1.1 Gestalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 3.6.3 Entoderm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
1.2 Bauplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3.6.4 Ausbildung der Körperform . . . . . . . . 116
3.7 Fetalperiode . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
3.8 Neugeborenes . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
2 Histologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3.9 Mehrlinge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
2.1 Epithelgewebe . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 3.10 Fehlbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
2.1.1 Oberflächenepithel . . . . . . . . . . . . . . . 7
2.1.2 Drüsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
2.2 Binde- und Stützgewebe . . . . . . . . . . 32 4 Blut und Immunsystem . . . . . . . . . . . 125
2.2.1 Bindegewebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 4.1 Blut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
2.2.2 Stützgewebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4.1.1 Blutplasma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
2.3 Muskelgewebe . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 4.1.2 Erythrozyten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128
2.3.1 Glatte Muskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . 59 4.1.3 Leukozyten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
2.3.2 Skelettmuskulatur . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.1.4 Thrombozyten . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
2.3.3 Herzmuskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 4.2 Blutbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
2.3.4 Myoepithelzellen, Myofibroblasten, 4.3 Abwehr-/Immunsystem . . . . . . . . . . . 136
Perizyten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 4.3.1 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
2.4 Nervengewebe . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 4.3.2 Angeborene Immunität . . . . . . . . . . . 138
2.4.1 Neuron, Nervenzelle . . . . . . . . . . . . . . 70 4.3.3 Erworbene Immunität . . . . . . . . . . . . 140
2.4.2 Synapsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 4.3.4 Allergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
2.4.3 Nervenfasern und Nerven . . . . . . . . . . 79 4.4 Lymphknoten . . . . . . . . . . . . . . . . . 150
2.4.4 Gliazellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
2.5 Grundzüge histologischer Techniken . . 87
2.5.1 Untersuchungen an lebenden Zellen 5 Allgemeine Anatomie
und Geweben . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 des Bewegungsapparates . . . . . . . . . 155
2.5.2 Untersuchungen an toten oder 5.1 Knochen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156
abgetöteten Zellen und Geweben . . . . . 88 5.1.1 Knochenformen . . . . . . . . . . . . . . . . 156
2.5.3 Zytochemie, Histochemie . . . . . . . . . . . 90 5.1.2 Periost . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
2.5.4 Verfahren zur Gewinnung räumlicher 5.1.3 Leichtbau der Knochen . . . . . . . . . . . 157
Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 5.1.4 Funktionelle Anpassung . . . . . . . . . . . 159
5.1.5 Kalziumstoffwechsel und Blutbildung . . 159
5.2 Gelenke und Bänder . . . . . . . . . . . . . 160
3 Allgemeine Entwicklungsgeschichte . . . 91 5.2.1 Synarthrose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
3.1 Befruchtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 5.2.2 Diarthrose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161
3.2 Entwicklung des Keims 5.2.3 Sonderstrukturen und Hilfseinrichtungen 162
vor der Implantation . . . . . . . . . . . . . 94 5.2.4 Gefäße und Innervation . . . . . . . . . . . 162
3.2.1 Furchung und Blastozystenentwicklung . 94 3.2.5 Bewegungsführung von Gelenken . . . . 162
3.2.2 Tuben- und Uteruswanderung . . . . . . . 95 5.2.6 Gelenktypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
3.3 Implantation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 5.2.7 Funktionelle Anpassung und Alterung . 165
3.4 Plazenta und Eihäute . . . . . . . . . . . . . 97 5.3 Muskeln, Sehnen und Muskelgruppen . 166
3.4.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 5.3.1 Muskeln als Individuen . . . . . . . . . . . . 167
3.4.2 Reife Plazenta und Eihäute, Amnion . . . 100 5.3.2 Bindegewebige Hüllsysteme . . . . . . . . 168
3.5 Frühentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . 106 5.3.3 Sehnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
3.6 Embryonalperiode . . . . . . . . . . . . . . . 111 5.3.4 Hilfseinrichtungen von Muskeln
3.6.1 Ektoderm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 und Sehnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
VIII Inhaltsverzeichnis
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Studium der Anatomie, gleichzeitig eine in-
teressante Zeit bei der Beschäftigung mit dem Stoff und Freude daran. Gerne stehen
wir Ihnen als Ratgeber zur Seite und sind für kritische Hinweise und Verbesse-
rungsvorschläge dankbar. Ihre Meinung zu der Verknüpfung von klassischem Lehr-
buch mit dem e-learning-Programm im Internet interessiert uns sehr, denn es geht
um die Erweiterung des Programms. Bitte schreiben Sie uns. Sie erreichen uns per
E-Mail unter schieblerkorf@gmx.de.
* Diese Programme gibt es auch als CD; sie kann gegen einen Unkostenbeitrag von 7 1 (incl. Porto)
über die Dr. Senckenbergische Anatomie, Fachbereich Medizin der J. W. Goethe Universität,
Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt (Tel. 069 6301 6901; E-mail: Kaethe.Neumann@em.uni-
frankfurt.de) bezogen werden.
XII Vorwort zur 10. Auflage
Danksagungen. Unser Dank geht an erster Stelle an Herrn Dr. T. Thiekötter in der
Geschäftsführung des Springer Medizin Verlages, und Frau S. Ibkendanz, Verlags-
leiterin beim Dr. Dietrich Steinkopff Verlag. Durch sie wurde die 10. Auflage der
ANATOMIE möglich. Entscheidend war für uns die Mitarbeit von Frau U. Schiebler,
die in aufopferungsvollem Einsatz und äußerst kompetent die gesamte Texterfas-
sung durchgeführt hat. Herzlichen Dank. Unterstützung fanden wir bei der Compu-
tererfassung und Manuskriptbearbeitung durch große Hilfsbereitschaft von Herrn
M. Christof, Herrn B. Dranga, Frau P. Joa, Frau D. von Meltzer und Frau K. Neu-
mann. Geholfen haben uns durch ihren Rat die Herren em. Prof. Dr. W. Schmidt,
Innsbruck, Prof. Dr. M. Davidoff, Hamburg, Prof. Dr. A. Brehmer, Erlangen und
auf studentischer Seite vor allem Matthias Fröhlich und Sebastian Brand, jedoch
auch andere. Unser Dank geht auch an die zurückgetretenen Autoren früherer Auf-
lagen der ANATOMIE, die das Wachstum des Buches beginnend mit der 1. Auflage
1976 mitgetragen haben. Hervorzuheben ist die zeichnerische Kunstfertigkeit von
Frau I. Szasz, die alle neuen Abbildungen angefertigt und die Korrekturen an vor-
handenen in dankenswerter Weise durchgeführt hat. Die e-learning-Programme
zum Kursus der Histologie und mikroskopischen Anatomie wurden unter akribi-
scher Federführung von Herrn Priv.-Doz. Dr. med. F. Dehghani und tatkräftiger
Mitarbeit von Herrn F. Fußer und Herrn A. Kosowski erstellt. Die e-learning-Pro-
gramme zur makroskopischen Anatomie sind dem Ideenreichtum, der Kreativität
und der fachlichen Kompetenz von Herrn Priv.-Doz. Dr. rer. nat. H. Wicht zu ver-
danken, der die Lerneinheiten gemeinsam mit Frau Priv.-Doz. Dr. rer. nat. G. Klauer
und Herrn Dr. med. S. Kornfeld entwickelt hat. Graphische Gestaltung und Pro-
grammierung sind das Ergebnis der professionellen Arbeit von Frau Dipl.-Des.
B. Schwalm und Herrn Dipl.-Ing. S. Grotta. Frau Dipl.-Ing. K. Lang leistete wertvolle
Dienste bei allen Fragen rund ums Internet. Allen Genannten gilt unser herzlicher
Dank für ihr unermüdliches Engagement. Sehr dankbar sind wir auf der Seite des
Steinkopff Verlages unserer Betreuerin Frau Dr. A. Gasser für stete Freundlichkeit
und Bereitschaft auf unsere Wünsche einzugehen, Frau C. Funke für das ausgezeich-
nete Lektorat. Frau S. Lüttges für die Erfassung der Stichworte des Sachregisters.
Herausragend war die Zusammenarbeit mit Herrn K. Schwind, der die Herstellung
des Buches mit Pfiff, großer Erfahrung, vielen eigenen Ideen und größtem Engage-
ment durchgeführt hat. Last but not least danken wir den Mitarbeitern der Setzerei
und Druckerei sowie zahlreichen ungenannten Helfern im Hintergrund. Ohne sie
wäre es nicht gegangen.
bevor Sie mit Ihrer Arbeit beginnen, sollen Sie erfahren, wie dieses Buch konzipiert
und aufgebaut ist.
Zunächst bitten wir Sie, sich nicht durch den Umfang des Buches beeinträchti-
gen zu lassen. Er wird vor allem von den repetitiven und erläuternden Elementen
hervorgerufen, die der Wiederholung, dem Verständnis und der Horizonterweite-
rung dienen. Sie sind typographisch abgesetzt und leicht zu erkennen. Was den
zu erarbeitenden Stoff angeht, bewegt sich das Buch auf der Ebene eines Kurzlehr-
buches. Es ist konzis, prägnant, lerngerecht, examensorientiert, kliniknah und auf
das Wesentliche ausgerichtet. Inhaltlich werden die makroskopische Anatomie ein-
schließlich der Topographie, die Entwicklungsgeschichte, Histologie mit integrier-
ter Zytologie und die mikroskopische Anatomie behandelt, also die Anatomie in ih-
rer Gesamtheit.
Gegliedert ist das Buch in einführende, stärker allgemein gehaltene und speziel-
le Kapitel mit Besprechung der einzelnen Gebiete. In den einführenden Kapiteln fin-
den Sie die Grundbegriffe, die Sie immer wieder nachschlagen können. Die speziel-
len Kapitel basieren auf dem Konzept, Zusammenhänge darzustellen, sodass Sie
den Menschen als Ganzes sehen können.
Lerngerecht wird der Stoff durch eine starke Strukturierung des Textes und
Hervorhebungen innerhalb des Drucks. Sie sehen sofort, worauf es ankommt. Ei-
nige Leitungsbahnen tragen das Symbol + , um anzudeuten, dass diese besonders
im Gedächtnis bleiben sollen. Ergänzt wird der Text durch Tabellen und Abbildun-
gen. Die Abbildungen sind schematisch gehalten und heben das Wesentliche hervor.
Das Buch ist nach dem Modul-Prinzip aufgebaut, so dass Sie jeden Abschnitt
unabhängig von anderen bearbeiten können. Modul-Prinzip bedeutet, dass jedes
Teilgebiet in Bausteine gegliedert ist, die mit Angabe der Lernziele unter der Be-
zeichnung »Kernaussagen« beginnen und mit einer Zusammenfassung unter der
Bezeichnung »In Kürze« enden. Bei umfangreicheren Modulen mit Unterkapiteln
sind weitere Kernaussagen unter der Bezeichnung »Wichtig« eingefügt, um zu ver-
hindern, dass Sie den Faden verlieren. Im Kapitel Zentralnervensystem werden Sie
mit satzförmigen Zwischenüberschriften durch den Stoff geführt.
Für die konkrete Lernarbeit empfehlen wir Ihnen, zunächst Kernaussagen und
Zusammenfassungen zur Kenntnis zu nehmen. Dann kennen Sie das Gerüst des Ka-
pitels. Wenn Sie beim anschließenden Lesen eines Kapitels auf zunächst Nichtver-
standenes stoßen, haben Sie keine Scheu darüber hinwegzugehen. Das Verständnis
kommt bei der Repetition. Im Vordergrund muss immer die Erarbeitung des
Gerüstes stehen.
Die Kliniknähe wird durch »Klinische Hinweise«, vor allem aber durch die Aus-
wahl des schier unbegrenzten Stoffes erreicht. Verblieben ist das für die Examina,
für Ihre weitere Ausbildung zum Arzt und für Ihre spätere Tätigkeit Wichtige.
Um Ihnen die Lernarbeit zu erleichtern, ist die 10. Auflage der ANATOMIE
durch internet-basierte, interaktive Lernprogramme (e-learning) ergänzt, die an
der Dr. Senckenbergischen Anatomie der J. W. Goethe-Universität in Frankfurt
XIV Hinweise zur Benutzung dieses Lehrbuchs
am Main entwickelt wurden. Hierdurch wird die neue Auflage der ANATOMIE um
einen Atlas der Histologie und mikroskopischen Anatomie erweitert, der alle gän-
gigen und examensrelevanten Präparate in verschiedenen Vergrößerungen darstellt
und durch Kurzbeschreibungen erläutert. Mit fanatomic (Frankfurter Anatomie im
Computer) steht Ihnen ein weiteres Lernprogramm mit ausgewählten Kapiteln der
makroskopischen und systematischen Anatomie (Körperregionen, Ebenen, Bewe-
gungen, Osteologie, Kreislaufsystem und Thoraxraum) zur Verfügung.
Beide Lernprogramme finden Sie im Internet unter www.schieblerkorf.de. An al-
len Stellen, an denen es Verknüpfungen zu den elektronischen Lernprogrammen
gibt, erscheint im Buch das Symbol . Verweise zum elektronischen Histologie-
atlas sind mit H und der entsprechenden Präparatenummer gekennzeichnet. Bei
den Verweisen auf fanatomic folgt dem der Text aus dem dortigen Inhaltsver-
zeichnis.
Ihre Scriptores
XV
Alle Bezeichnungen erfolgen nach den Terminologia 4 externus, externa, externum, äußerer, äußere, äußeres
Anatomica (1998) 4 profundus, profunda, profundum, tief, der/die/das
tiefer gelegene
Körperabschnitte Grundlagen: Regionen 4 superficialis, oberflächlich, der/die/das oberflächli-
4 Caput, Kopf cher gelegene
4 Collum, Cervix, Hals 4 transversal, quer
4 Truncus, Stamm, Rumpf 4 sagittal, in Pfeilrichtung von vorne nach hinten
4 Thorax, Brust
4 Abdomen, Bauch Richtungsbezeichnungen von Bewegungen
4 Pelvis, Becken der Gliedmaßen Grundlagen: Bewegungen
4 Dorsum, Rücken 4 Extension, Streckung
4 Cavitas, (Körper-) Höhle 4 Flexion, Beugung
4 Membrum superius, obere Extremität 4 Abduktion, Wegführen in der Frontalebene
4 Brachium, Arm 4 Adduktion, Heranführen in der Frontalebene
4 Cubitus, Ellenbogen 4 Anteversion, Führung nach ventral
4 Antebrachium, Unterarm 4 Retroversion, Führung nach dorsal
4 Manus, Hand 4 Elevation, Erheben über die Horizontale
4 Membrum inferius, untere Extremität 4 Rotation, Innen- bzw. Außendrehung
4 Coxa, Hüfte 4 Zirkumduktion, Kreiseln
4 Femur, Oberschenkel
4 Genu, Knie Am Schädel werden zusätzlich verwendet
4 Crus, Unterschenkel 4 frontal, in Richtung Stirn
4 Pes, Fuß 4 nasal, in Richtung Nase
4 okzipital, in Richtung Hinterhaupt
Richtungsbezeichnungen Alle Richtungsbezeichnungen 4 basal, in Richtung Schädelbasis
sind unabhängig von der Stellung des Körpers im Raum
Grundlagen: Richtungen
4 cranial, kopfwärts
4 caudal, schwanz-/steißbeinwärts
4 ventral, bauchwärts
4 dorsal, rückenwärts
4 axial, in der Längsachse
4 peripher, zur Peripherie hin
4 dexter, dextra, dextrum, rechts, rechter, rechte, rechtes
4 sinister, sinistra, sinistrum, links, linke, linkes
4 anterior, weiter vorne, vordere, vorderer, vorderes
4 posterior, weiter hinten, hinterer, hintere, hinteres
4 superior, weiter oben, oberer, obere, oberes
4 inferior, unten, weiter unten, unterer, untere, unteres
4 lateral, seitlich, von der Mittelebene weg
4 medial, zur Mittelebene hin
4 median, in der Mittelebene gelegen
4 medius, der mittlere (von dreien) . Abb. Richtungs- und Lagebezeichnungen. Richtungsbezeich-
nungen (schwarze Pfeile), Ebenen und Achsen (rote Linien) in Be-
4 proximal, näher zum Rumpf zug auf den Menschen in Normalstellung. Achsen und Ebenen
4 distal, entfernter vom Rumpf (nicht die Medianebene) können in beliebiger Zahl durch den
4 internus, interna, internum, innerer, innere, inneres Körper gelegt werden Grundlagen: Ebenen
XVI Allgemeine Begriffe · Abkürzungen
Abkürzungen
Im Text, in den Abbildungen und Tabellen werden folgende Abkürzungen gebraucht:
ant., anterior, -ius-, iores, -iora; A., Arteria; a., z. B. Sul- Mm., Musculi; N., Nervus; n., z. B. Rr. buccales n(ervi)
cus a(rteriae) vertebralis; Aa., Arteriae; caud., caudalis, facialis; Nn., Nervi; Nd., Nodus lymphaticus; Ndd., Nodi
-e, -es, -ia; cran., cranialis, -e, -es, -ia; dex., dexter, -tra, lymphatici; post., posterior, -ius, -iores, -iora; prof., pro-
-trum, -tri, -trae, tra; dist., distalis, -e, -es, -ia; dors., dor- fundus, -a, -um, -i, -ae, -a; prox., proximalis, -e, -es, -ia;
salis, -e, -es, -ia; ext., externus, -a, -um, -i, -ae, -a; R., Ramus; Rr., Rami; Reg., Regio; sin., sinister, -tra,
For., Foramen; Ggl., Ganglion; Ggll., Ganglia; Gl., Glan- -trum, -tri, -trae, -tra; superf., superficialis, -e, -es, -ia;
dula; Gll., Glandulae; inf., inferior, -ius, -iores, -iora; sup., superior, -ius, -iores, -iora; Tr., Tractus; V., Vena;
lat., lateralis, -e, -es, -ia; Lig., Ligamentum; Ligg., Liga- v., z. B. Bulbus v(enae) jugularis; Vv., Venae; vent., vent-
menta; maj., major, -us, -ores, -ora; med., medialis, -e, ralis, -e, -es, -ia.
-es, -ia; min., minor, -us, -ores, -ora; M., Musculus;
XVII
Grammatikalische Hinweise
Die Anwendung der Terminologia Anatomica erfolgt Hauptwortes (Substantiv). Zu berücksichtigen ist dabei,
nach den Regeln der lateinischen Sprache. dass es im Lateinischen verschiedene Beugungsformen
Dies bedeutet: Das Eigenschaftswort (Adjektiv) rich- (Deklinationen) gibt. Vier von ihnen sind mit Ziffern
tet sich in seiner Endigung nach Geschlecht (Genus), in den folgenden Beispielen aufgeführt:
Anzahl (Singular bzw. Plural) sowie Fall (Kasus) des
die tiefe Vene V. profunda die tiefen Venen Vv. profundae (1)
der tiefe Ring Anulus profundus die tiefen Ringe Anuli profundi (2)
das tiefe Band Ligamentum die tiefen Bänder Ligamenta profunda (2)
profundum
der oberflächliche Canalis superficialis die oberflächlichen Canales superficiales (3)
Kanal Kanäle
der quer verlaufende Processus transversus die quer verlaufenden Processus transversi (4)
Fortsatz Fortsätze
Achtung bei Worten wie anterior (vorne, der vordere), Beispiele: die Arterie für die Lippe: A. labialis (Plu-
z. B. Processus anterior – Processus anteriores, Liga- ral: Aa. labiales), der Nerv für das Hinterhaupt: N. occi-
mentum anterius – Ligamenta anteriora pitalis (Plural: Nn. occipitales), das Seitenband: Liga-
mentum collaterale (Plural: Ligamenta collateralia).
In der Terminologia Anatomica wird zu einer genauen
Bezeichnung einer Struktur zu einem übergeordneten
Begriff eine Bezeichnung adjektivisch angefügt.
1
i Zur Information Kraniokaudale Ordnung. Sie ergibt sich aus dem auf-
Der Begriff der Gestalt spielt auch in Philosophie und Psycho-
rechten Gang des Menschen. Der kranial, »oben« liegen-
logie eine eminente Rolle. In der Philosophie wird die Gestalt
als Erscheinungsform des Geistes aufgefasst, in der Psycho- de Körperabschnitt ist der Kopf (Caput). Er trägt Öff-
logie als Einheit von (Sinnes-) Empfindungen und Leistungen nungen für Nahrungsaufnahme und Luftzufuhr. Der
der empfangenden und ausführenden Organe, z. B. des Bewe- Kopf wird vom Hals (Collum bzw. Cervix) beweglich ge-
gungsapparats. Dies bedingt die »Körpersprache«. halten. Die Hauptmasse des Körpers bildet der Rumpf
( Truncus). Er besteht aus dem knochenbewehrten Tho-
Gestaltwandel. Evident ist ein Gestaltwandel während rax, aus dem Bauch (Abdomen bzw. Venter), aus dem
der Entwicklung. Dabei verschieben sich die Größenver- Rücken (Dorsum) und aus dem Becken (Pelvis). Kopf,
hältnisse der einzelnen Körperteile. Als Maßeinheit gilt Hals und Rumpf werden auch unter der Bezeichnung
die Kopfhöhe. Während beim Neugeborenen der Körper Stamm zusammengefasst. An der vorderen Rumpfwand
4 Kopfhöhen entspricht, sind es beim Erwachsenen 8 sind die primär für die Lokomotion ausgebildeten
(. Abb. 3.18). Die Schamfuge bildet die Mitte. Abwei- Gliedmaßen (Extremitäten) befestigt. Die dorsal gelege-
chungen von diesem Schema ergeben sich in Abhängig- ne Wirbelsäule ist das wichtige, bewegliche Achsen-
keit von Geschlecht und Rasseeigentümlichkeiten. skelett. Es läuft in den Schwanz (Cauda) aus.
Außerdem können zahlreiche Faktoren modulierend Die dorsoventrale Ordnung ist allen Vertebraten und
auf die Gestalt Einfluss nehmen. So führt z. B. Nicht- den Menschen gemeinsam. Dorsal liegt die Wirbelsäule
gebrauch der Muskulatur zur Atrophie, Überbeanspru- (Columna vertebralis) mit dem Rückenmark (Medulla
chung hingegen zur Hypertrophie (Bodybuilding). Der spinalis).
Organismus als Ganzes ist nämlich ein sich selbst re-
gelndes System, das sich innerhalb seiner Variations-
breite den sich dauernd verändernden Umweltbedin- Segmentale Gliederung, Metamerie. Die verschiedenen
gungen optimal anpassen kann. Körperabschnitte lassen einen unterschiedlichen Bau-
plan erkennen. Die Rumpfwand zeigt das Phänomen
der Metamerie. Hierunter versteht man eine Folge
gleichartiger Bauteile (Segmente). Die metamere Glie-
1.2 Bauplan
derung ist beim Fisch noch sehr auffällig. Sie tritt beim
Menschen nur in der Embryonalperiode deutlich in Er-
Unter Bauplan werden generelle, überindividuelle Ge- scheinung (. Abb. 3.13). Reste der Metamerie beim Er-
meinsamkeiten des Menschen verstanden, die von wachsenen sind die segmental angeordneten Wirbel
Körperbautyp, psychischem Status, Hautfarbe und Ras- und Rippen, die Muskeln zwischen den Rippen und ei-
se unabhängig sind. Hierauf baut die Medizin auf, wes- nige Muskelgruppen am Rücken. Auch die Innervati-
halb »Ärzte ohne Grenzen« tätig werden können. onsfelder der Haut lassen noch die ursprüngliche Meta-
Charakteristisch für den Menschen sind seine merie erkennen (7 S. 115).
4 bilaterale Symmetrie, Unsegmentiert, d. h. nicht metamer angelegt, ist der
4 kraniokaudale und dorsoventrale Ordnung und Kopf (Caput) mit dem von Weichteilen umgebenen Ge-
4 segmentale Gliederung. hirnschädel (Neurocranium) und Gesichtsschädel (Vis-
cerocranium), der den Schlunddarm umschließt. Unseg-
Bilaterale Symmetrie. Sie besteht primär nicht nur für mentiert sind auch Gehirn und Rückenmark. Auch den
die äußere Körperform, sondern auch in den Anlagen Eingeweiden und der Leibeshöhle (Zölom) fehlt jegliche
der Organe und Systeme. Sie wird später durch die de- segmentale Gliederung. Das Zölom findet sich nur im
finitive Lage der Organe verwischt. Nur äußerlich bleibt Rumpf. Es fehlt im Kopf-, Hals- und Schwanzbereich.
4 Kapitel 1 · Einführung in die Anatomie
i Zur Information aller Art, mögen sie nun geformte Teilchen enthalten
1 Das Spektrum der Methoden, alle Einzelheiten des mensch- oder nicht, ihr Recht haben. Erst aus der Ermittlung
lichen Körpers und evtl. Veränderungen zu erfassen, ist groß. der Leistungen aller Bestandteile des Körpers und ihrer
Unerlässlich ist in der ärztlichen Praxis die visuelle Inspektion mannigfaltigen Wechselwirkungen wird am Ende eine
ohne jedes weitere Hilfsmittel. In der Anatomie bzw. Patholo-
gie wird sie durch die Präparation bzw. Sektion weitergeführt.
volle Erkenntnis der Lebensvorgänge und ihrer Störun-
Für die ärztliche Praxis haben jedoch die bildgebenden Ver- gen entstehen«.
fahren die denkbar größte Bedeutung. Sie reichen von der An- Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde die heute gülti-
wendung der Röntgenstrahlen (X-Strahlen) – auch in Form ge Lehre von der dynamischen Bauweise der lebendigen
der Computertomographie – bis zu Magnetresonanztomo- Materie entwickelt. Sie geht davon aus, dass sich alle Tei-
graphie, Positronenemissionstomographie und Sonographie.
le der Zellen und Gewebe nie in einem stationären, son-
dern immer in einem höchst dynamischen, dauerndem
Der Bauplan setzt sich aber weit über das Geschilderte
Wechsel unterworfenen, äußert labilen Zustand befin-
hinaus fort. Stationen auf diesem Weg sind in absteigen-
den. Dabei ist abgesichert, dass größere Einheiten, z. B.
der Größenordnung:
Membranen, erhalten bleiben, obgleich ihre Bausteine
4 Organe und Organsysteme
laufend ausgetauscht werden. Ermöglicht wird dies da-
4 Gewebe
durch, dass jeder Umbau geregelt erfolgt. Ein lebender
4 Zellen mit ihren Bestandteilen
Organismus mit all seinen Teilen bildet ein sich selbst
4 molekularer submikroskopischer Bereich.
regulierendes System. Intravital sind Strukturen daher
nie unverrückbar, sondern ein Vorgang: »Funktion ist
Organe sind geschlossene Funktionseinheiten mit be-
Geschehen im Molekulargefüge, d. h. Strukturwandel«
stimmten Leistungen, z. B. der Harnbildung der Niere.
(Bargmann, Anatom 1906–1978). Damit ist die Brücke
Jedes Organ besteht aus mehreren Geweben und hat ei-
von der Struktur zur Funktion geschlagen. Die Anato-
ne charakteristische innere Organisation. Untereinan-
mie bringt dabei den morphologischen Aspekt in die
der stehen die einzelnen Organe des Körpers in enger
Ganzheit des Geschehens ein.
Wechselbeziehung. Dort, wo sie zusammenwirken, bil-
den sie Organsysteme, z. B. Nervensystem, Verdauungs-
system, Urogenitalsystem, Gefäßsystem, endokrines Molekularer Bereich. Er wird von der Molekularbiologie
System usw. abgedeckt. Hierbei handelt es sich um einen Grenz-
bereich zwischen Morphologie, Biochemie und Physio-
Gewebe sind Verbände von Zellen, die einer gemein- logie. Die Molekularbiologie bemüht sich, den moleku-
samen Aufgabe dienen. Die Lehre von den Geweben laren Bau des Organismus in all seinen Teilen und seiner
ist die Histologie (7 S. 6). Die Grundgewebe sind Epi- Dynamik zu erfassen. Hier liegt der gegenwärtige Fort-
thelgewebe, Binde- und Stützgewebe, Muskelgewebe schritt in der Medizin. Die Molekularbiologie mit ihren
und Nervengewebe. Erkrankungen stehen in enger Be- enormen Auswirkungen auf die Klinik, vor allem auf die
ziehung zu Gewebeveränderungen. Therapie von Erkrankungen, ist Forschungsschwer-
punkt. Dabei spielt die Erkenntnis der Morphologie ei-
Die Zelle ist nach Rudolf Virchow (Pathologe, ne wesentliche Rolle, dass alle Systeme einschließlich
1821–1902) »das wirklich letzte Formelement aller leben- des molekularen Bereiches geordnet sind.
digen Erscheinungen, sowohl im Gesunden als auch im Die Verankerung dieser Erkenntnis, der morpholo-
Kranken«. Koelliker (Anatom, 1817–1905) ergänzte dies gische Gedanke, ist ein Leitfaden für das Studium der
durch die Aussage, dass »auch die Zwischensubstanzen Anatomie.
2
Histologie
2.1 Epithelgewebe – 7
2.1.1 Oberflächenepithel – 7
2.1.2 Drüsen – 22
2.3 Muskelgewebe – 58
2.3.1 Glatte Muskulatur – 59
2.3.2 Skelettmuskulatur – 61
2.3.3 Herzmuskulatur – 67
2.3.4 Myoepithelzellen, Myofibroblasten, Perizyten – 69
2.4 Nervengewebe – 70
2.4.1 Neuron, Nervenzelle – 70
2.4.2 Synapsen – 74
2.4.3 Nervenfasern und Nerven – 79
2.4.4 Gliazellen – 85
2 Histologie
2
. Abb. 2.1 a–h. Epithelarten. Jedes Epithel steht mit einer Basallamina in Verbindung und erreicht apikal das Lumen bzw. die Oberfläche
H1–7
a2.1 · Epithelgewebe
9 2
Platte Epithelzellen sind im Schnitt flach und in der Auf- oberflächlichen Zellen lassen sich unterscheiden
sicht plattenförmig. (. Abb. 2.1, . Tabelle 2.1)
Isoprismatische Epithelzellen sind annähernd gleich 4 ein- bzw. mehrschichtiges
hoch und breit. 4 zwei- bzw. mehrreihiges
Hochprismatische Epithelzellen sind höher als breit. 4 verhorntes bzw. unverhorntes Oberflächenepithel
i Zur Information
Einschichtiges Epithel besteht nur aus einer Zelllage.
Lichtmikroskopisch ist häufig die Zellform nicht zu beurteilen,
da die Zellgrenzen ungefärbt bleiben. Jedoch kann (mit Vor-
behalten) von der Form der Zellkerne auf die Epithelform ge- Beim mehrschichtigen Epithel liegt eine Schicht über
schlossen werden: z. B. querovale Zellkerne bei platten Epi- der anderen.
thelzellen, runde Zellkerne bei isoprismatischen Epithelzellen,
längsovale Zellkerne bei hochprismatischen Epithelzellen.
Beim zwei- und mehrreihigen Epithel berühren alle Zel-
Art und Anordnung von Epithelzellen. Nach Zahl der len die Basallamina, aber nicht alle erreichen die Ober-
Zellschichten sowie nach Form und Eigenschaft der fläche. Die Zellkerne liegen in Reihen übereinander.
mehrreihig (alle Zellen erreichen die Basal- Auskleidung von Trachea, Schutz, Partikeltransport,
lamina, aber nicht alle die Oberfläche; Bronchien, Nasenhöhle Sekretion
die Kerne der Zellen liegen in verschiedenen
Ebenen)
Verhornt ist ein Epithel, das an der Oberfläche eines Übergangsepithel, Urothel. Übergangsepithel ist überwie-
mehrschichtigen Epithels eine Hornschicht bildet. gend mehrschichtig, partiell mehrreihig (. Abb. 2.1 g). Es klei-
det die ableitenden Harnwege aus, z. B. Harnleiter, Harnblase
Im Einzelnen (7 S. 398). H5, 73
2 Einschichtiges Plattenepithel (. Abb. 2.1 a) kommt an Oberflä- Charakteristisch für das Übergangsepithel ist die Fähigkeit
chen mit besonders hoher Durchlässigkeit vor. Die Zellen sind seiner Zellen, sich in Abhängigkeit vom Dehnungszustand zu
flach ausgebreitet und oft durch Ausläufer miteinander ver- verändern. Insbesondere werden bei starker Füllung der Harn-
zahnt. Beispiele sind das Endothel von Gefäßen, das Alveolar- wege die an der Oberfläche gelegenen Deckzellen abgeplattet.
epithel in der Lunge, das Epithel der Bowman-Kapsel des Nie- In mittleren Schichten werden die Zellen dann auseinander ge-
renkörperchens, das Hornhautepithel an der Innenseite des zogen, sodass die Schichtenfolge vermindert erscheint.
Auges. Das einschichtige Plattenepithel an der Oberfläche
der serösen Häute (Peritoneum, Pleura, Perikard) wird auch
Mesothel genannt. Sowohl Endothel als auch Mesothel leiten Zelloberflächen
sich vom Mesoderm ab. H1, 2
Einschichtiges iso- bzw. hochprismatisches Epithel (. Abb. Epithelzellen sind polar gegliedert. Hierauf geht die Ge-
2.1 a–c) kommt vor allem an Oberflächen vor, die Austausch- staltung ihrer Oberfläche zurück. Dort lassen sich un-
vorgängen dienen. Als einschichtiges isoprismatisches Epithel terscheiden (. Abb. 2.2) eine
liegt es in Drüsenausführungsgängen, in Teilen des Nephrons,
4 apikale Domäne und eine
in Sammelrohren, als Pigmentepithel des Auges, als Linsenepi-
4 basolaterale Domäne.
thel und an der Oberfläche des Plexus choroideus vor. Ein-
schichtig hochprismatisch ist das Epithel des Verdauungskanals
– vom Magen bis zum Rektum –, in der Gallenblase, in einigen Am deutlichsten ist diese Gliederung bei einschichtigem
Drüsenausführungsgängen, in den Ductus papillares der Nie- Epithel. Die Grenze zwischen den Domänen bildet die
re, in Eileiter und Uterus. H7, 42 Zonula occludens (7 unten).
Apikal zeigen diese Epithelzellen häufig als besondere Dif-
ferenzierung zur Oberflächenvergrößerung Mikrovilli
(7 S. 12), die mit denen der Nachbarzellen einen Bürstensaum
bilden können.
Mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel (. Abb. 2.1 e)
ist das Schutzepithel innerer Oberflächen, z. B. der Mundhöhle,
des Ösophagus, der Vagina. Seltener kommt es als mehrschich-
tiges unverhorntes hochprismatisches Epithel vor: Fornix con-
junctivae, hinteres Ende des Nasenvorhofs. H2, 3
Bei allen mehrschichtigen Epithelien geht der Zellersatz
von der basalen Schicht aus, Stratum basale. Hier sind die Zel-
len meist prismatisch. Die Zellen wandern dann zur Oberflä-
che, wobei sie ihre Form verändern und schließlich in den
obersten Lagen abgeplattet sind. Auch in der oberflächlichsten
Schicht haben die Zellen noch Zellkerne.
Mehrschichtiges verhorntes Plattenepithel (. Abb. 2.1 f )
bildet die Epidermis (7 S. 215), das ist die oberflächlichste
Schicht der Haut. Mehrschichtiges verhorntes isoprismatisches
bzw. hochprismatisches Epithel gibt es nicht. H4
Zwei- und mehrreihiges Epithel (. Abb. 2.1 d) ist auf die
Luftwege, Teile des Urogenitalsystems und einige Drüsenaus-
führungsgänge beschränkt. Zweireihig ist es in Nebenhoden-
gang (mit Stereozilien), Samenleiter, Ductus parotideus.
Häufig weisen die an der freien Oberfläche gelegenen Zel-
len besondere apikale Differenzierungen auf, z. B. Stereozilien
beim zweireihigen Epithel des Nebenhodens, Kinozilien beim
mehrreihigen hochprismatischen Epithel der Atemwege (dort
respiratorisches Epithel). H6, 75
. Abb. 2.2. Domänengliederung der Zelloberfläche
a2.1 · Epithelgewebe
11 2
Zur Zelloberfläche
Die Oberfläche aller Zellen wird von einer Plasmamembran
(auch Plasmalemm genannt) gebildet (. Abb. 2.3). Sie besteht
aus Lipiden und Proteinen und ist dreischichtig. Bedeckt wird
die Oberfläche von einer Glykokalix.
Lipide. Die Dreischichtigkeit der Plasmamembran geht auf
die Anordnung von Phospholipiden zurück, die eine äußere
und innere Schicht bilden (. Abb. 2.3). Zwischen den Schich-
ten befindet sich ein für wasserlösliche Moleküle undurchläs-
siger Bereich. Diese Zwischenschicht entsteht dadurch, dass
die lipophilen Pole der Phospholipide der äußeren und inneren
Schicht einander zugekehrt sind. Die hydrophilen Pole weisen
dagegen nach außen. Gase und kleine lipophile Moleküle pas-
sieren die Plasmamembran ohne Behinderung.
Die Lipidfilme der Plasmamembran befinden sich in ei- . Abb. 2.3. Plasmamembran. Die Phospholipidschichten sind
nem halbflüssigen Zustand. Hierauf nehmen Cholesterin- durch Cholesterinmoleküle (rot) versteift. In die Phospholipidla-
moleküle Einfluss, die sich zwischen den Phospholipiden der mellen sind Proteine eingelagert (integrale, periphere Proteine).
Membranschichten befinden. Insbesondere gibt stark erhöhter Dazu gehören auch Ionenkanäle (rechts). Die Glykokalix besteht
Cholesterolbestand der Membran vermehrte Rigidität. aus Zuckerketten, die an Proteine und Lipide gebunden sind.
Dieser Aggregatzustand ermöglicht den Bestandteilen der An der Membraninnenseite liegen membranassoziierte Proteine,
Plasmamembran im Bereich von Oberflächendomänen eine an denen Filamente des Zytoskeletts befestigt sind
fließende Verlagerung im Sinne einer Lateralverschiebung.
Hinzu kommt die prinzipielle Möglichkeit eines Wechsels Glykokalix (. Abb. 2.3). Bei einem Teil der Membranprotei-
von Lipidmolekülen aus einer Lamelle in die andere (»Flip- ne handelt es sich um Glykoproteine. Sie liegen in der dem ex-
flop-Bewegung«) und (vielleicht damit im Zusammenhang) ei- trazellulären Raum zugewandten Schicht der Plasmamembran
ne Herein- und Herausnahme einzelner Membranmoleküle. und werden durch Glykolipide ergänzt. Glykoproteine und Gly-
Dieses Konzept vom Aufbau der Zytomembranen wird als kolipide besitzen Kohlenhydratseitenketten, die in die äußere
Fluid-mosaic-Modell bezeichnet. Umgebung ragen und dort einen Oberflächenmantel (Glykoka-
Proteine. Die Proteinkomponenten der Plasmamembran lix) bilden.
sind mosaikartig in die bipolaren Lipidfilme eingelagert Die Glykokalix hat in ihrer chemischen Zusammensetzung
(. Abb. 2.3). Sie bilden ein »patchwork« (Flickenteppich) mit außerordentliche Unterschiede und dadurch eine hohe Spezifi-
vielen Spezialfunktionen, u. a. für den Stoff- und Informations- tät. Dies ist eine der Voraussetzungen für die Bildung von Ge-
austausch zwischen Zellumgebung und Zellinnerem. Einige weben. Gleichartig differenzierte Zellen mit gleichartig diffe-
der Proteinmoleküle durchsetzen die ganze Dicke der Memb- renzierten Glykoproteinen/Glykolipiden erkennen einander
ran (integrale Proteine), andere liegen nur in der äußeren, wie- und schließen sich zu Verbänden zusammen. Dabei können
der andere nur in der dem Innenraum zugewandten Lamelle. auch Anteile der Glykokalix, die abgestoßen wurden, infolge
Die nur einer Lamelle zugeordneten Proteine werden als peri- ihrer Spezifität chemotaktisch auf gleichartig differenzierte
phere Proteine bezeichnet. An welche Stelle ein bestimmtes Zellen wirken und auf diese eine Signalwirkung ausüben.
Protein in die Membran eingebaut wird, wird durch Merkmale Lichtmikroskopie. Die lichtmikroskopisch bei üblichen Fär-
seitens der Polypeptidkette sowie durch die Eigenschaften der bungen sichtbare »Zellmembran« ist das Äquivalent des Kom-
ansässigen Lipide festgelegt. plexes aus Plasmamembran + Glykokalix + artifiziell angela-
Im Einzelnen sind die Aufgaben der Membranproteine gerten Zytoplasmabestandteilen, vergröbert durch optische
vielfältig. Sie können als Tunnelproteine für die Aufnahme Phänomene. Sie ist also ein Artefakt.
von Stoffen in die Zelle verantwortlich sein, z. B. als Kalzium-
kanal, Chloridkanal, Aquaporine usw. (. Abb. 2.3). Sie können Apikale Domäne. Apikal können bei Epithelzellen auf-
als Carrierproteine dem Stofftransport durch die Plasmamemb-
treten:
ran dienen. Ferner kann es sich um Enzymproteine, Rezept-
4 Mikrofalten
orproteine, Zelladhäsionsmoleküle oder um membranassozi-
ierte Ansatzproteine für das Zytoskelett handeln. Rezeptorpro- 4 Mikrovilli
teine sind für die Weitergabe von Signalen verantwortlich, die 4 Stereozilien
die Zelle z. B. durch bestimmte Wirkstoffe (u. a. Hormone), 4 Kinozilien und Geißeln
Neurotransmitter (Überträgerstoffe im Nervensystem) und
auch durch manche Medikamente erhält.
12 Kapitel 2 · Histologie
che benachbarter Zellen gegenüberliegen. Alle Zellhaf- Zonula adhaerens (Gürteldesmosom). Sie folgt in der
tungen sind dadurch ausgezeichnet, dass sich unter Regel der Zonula occludens und verläuft gleich dieser
der Plasmamembran Proteinplaques befinden. gürtelförmig um die Zelle. Sie stabilisiert die Zonula
occludens und hat vor allem mechanische Funktionen.
Zonula occludens (tight junction). Sie verläuft gürtelför- Intrazellulär steht sie mit Aktinfilamenten in Verbin-
mig um den apikalen Bereich der zugehörigen Zelle he- dung.
rum und trennt die apikale von der basolateralen Ober- Tragender Molekularanteil der Zonula adhaerens
flächendomäne. Eine Zonula occludens besteht aus ei- sind Cadherine, die mit denen der Gegenzelle verbun-
nem Netzwerk von leistenförmigen Erhebungen der den sind. Die intrazelluläre Verbindung mit Aktinfila-
Plasmamembran, deren Spitze mit den Erhebungen menten wird durch Catenine vermittelt und befindet
der Nachbarzelle durch das transmembranöse Protein sich in Proteinplaques unter der Plasmamembran. Die
Occludin verbunden ist. Eine Vierergruppe von Occlu- Aktinfilamente verlaufen parallel zu den Gürteldesmo-
dinmolekülen umgreift jeweils transmembranöse Clau- somen.
dine, die selektiv für Wasser und bestimmte Ionen Den Zonulae adhaerentes vergleichbar sind leis-
durchlässig sind. Dadurch sind tight junctions eine Dif- tenförmige Fasciae adhaerentes, z. B. in der Herzmusku-
fusionsbarriere mit begrenzter Wirksamkeit. Unterla- latur (7 S. 69).
gert sind die Verbindungsproteine durch Proteinpla-
ques.
a2.1 · Epithelgewebe
15 2
Zytoskelett
Mikrotubuli dienen vor allem der dynamischen Stabili- Aktinfilamente ohne oder mit wenig Myosin bilden
sierung des Zytoplasmas. Dies ist möglich, weil sie ei- 4 Zellkortex,
nerseits relativ starr sind und andererseits bei Form- 4 Ringstrukturen und sind im
veränderungen von Zellen und Zellbewegungen laufend 4 Zytoplasma verteilt.
2 umgebaut werden. Dabei werden Mikrotubuli dort auf-
gebaut, wo an der Zelloberfläche Vorwölbungen und Zellkortex. Es handelt sich um eine Schicht dünner
Fortsätze (Pseudopodien) ausgebildet werden bzw. ab- schichtvernetzter Aktinfilamente, die durch Filamin
gebaut werden, wo Einziehungen entstehen. Damit sind verknüpft sind. Verspannt sind sie durch geringe Men-
Mikrotubuli an den Ordnungsprozessen in der Zelle be- gen Myosin. Dies ermöglicht in begrenztem Umfang
teiligt. Bei diesen Vorgängen wirken mikrotubuliassozi- Zellkontraktionen. Die Aktinfilamente des Zellkortex
ierte Proteine (MAP) mit, die gleichzeitig die Mikro- sind durch Proteine an der Zellmembran befestigt (u. a.
tubuli stabilisieren und der Interaktion mit anderen durch Spektrin, Dystrophin), z. T. an Transmembran-
Zellbestandteilen dienen. proteinen (u. a. durch a-Aktinin, Vinculin). Eine Son-
Ferner spielen die Mikrotubuli für den intrazellulä- derrolle kommt den Vernetzungen von Aktinfilamenten
ren Transport von Partikeln oder Mitochondrien sowie in Mikrovilli zu, die dadurch versteift werden. Sie sind
als Leitstrukturen für den transzellulären Transport, z. B. durch laterale Verankerungsproteine an der Plasma-
von Bläschen, eine wichtige Rolle. Sowohl die Partikel membran befestigt (7 S. 12).
als auch die Transportvakuolen bewegen sich entlang Ringförmige Aktinfilamente wirken bei der Durch-
der Tubulusoberfläche. Dabei ist die Transportrichtung schnürung von Zellen mit, z. B. bei der Mitose.
unterschiedlich. Verlauf im Zytoplasma. Aktinfilamente erstrecken
Für den Kontakt zwischen Organellen und Mikrotu- sich auch ins Zellinnere und können dort mit Zonulae
bulusoberfläche sorgen Proteinkomplexe. Kinesin sorgt adhaerentes (7 oben) und mit der Kernmembran in
für einen Transport zum Plusende, Dynein Richtung Mi- Verbindung stehen.
nusende. Bei Dynein und Kinesin handelt es sich um
ATPasen. Intermediäre Filamente sind die stabilsten Komponen-
Schließlich sind Mikrotubuli charakteristische Be- ten des Zytoskeletts. Sie bestehen aus helikalen Polypep-
standteile von Zilien und Geißeln (7 oben). tidketten, die durch nichthelikale Abschnitte miteinan-
der verbunden sind. Der Durchmesser der intermediä-
Mikrofilamente entstehen durch Polymerisation von Ak- ren Filamente liegt mit 8–10 nm zwischen dem der
tin, einem globulären Protein. Aktinfilamente haben ei- Mikrofilamente und dem der Mikrotubuli. Die Länge
nen Durchmesser von 7 nm. Auch sie haben ein Plus- der intermediären Filamente kann mehrere Mikrometer
und Minusende. Am Plusende erfolgt durch rasche Po- betragen.
lymerisation eine Verlängerung, am Minusende ein eher Intermediäre Filamente bilden um den Zellkern, mit
langsamer Zerfall. Dadurch ist die Länge der Mikrofila- dem sie verknüpft sind, ein Netzwerk, das sich von hier
mente variabel. Durch ihre große Variabilität sind aus über die Zelle hinweg erstreckt und in der Periphe-
Mikrofilamente sowohl an Zellbewegungen als auch an rie an Desmosomen und Hemidesmosomen herantritt.
der Stabilisierung von Zellstrukturen beteiligt. Durch Intermediäre Filamente lassen aufgrund ihrer Ami-
Begleitproteine können Filamentbündel oder -netze ent- nosäurefrequenzen mehrere Gruppen unterscheiden,
stehen. von denen in Epithelzellen vorkommen
Zu unterscheiden sind 4 Zytokeratine und
4 Aktinfilamente, die mit Myosin assoziiert sind, und 4 Vimentine.
4 Aktinfilamente ohne oder mit nur wenig Myosin.
Zytokeratin. Zytokeratinfilamente können in Epithelzel-
Aktinfilamente mit Myosin kommen vor allem in der len bis zu 50% des Zytoplasmaproteins ausmachen. Sie
Muskulatur vor, wo es durch das Zusammenwirken bei- bilden eine komplexe Klasse mit einem Molekularge-
der Proteine zu Zellkontraktionen kommt (7 S. 64). wicht zwischen 40 000 und 68 000 Dalton.
Im Groben ist eine Gliederung in saures und neutra-
les bzw. basisches Keratin möglich. Eine weitere Unter-
teilung mit Zuordnung zu jeweils bestimmten Epithe-
a2.1 · Epithelgewebe
19 2
lien, Haaren und Nägeln ist möglich. In allen Fällen die-
nen Zytokeratine der mechanischen Stabilisierung der
Epithelien sowie dem Schutz vor Wasserverlust und Hit-
ze. Zytokeratinfilamente bilden die Tonofibrillen der
Lichtmikroskopie. Sie verlaufen abhängig von der me-
chanischen Beanspruchung trajektoriell.
Endozytose, Transzytose
Endozytose dient der Stoffaufnahme aus der Zellum- . Abb. 2.9 a–d. Endozytose. b–d Pinozytose
gebung. Sie erfolgt durch Bläschen, die sich von der
Plasmamembran abschnüren und ins Zytosol gelangen Die Stoffaufnahme bei der Pinozytose erfolgt an jeweils
(. Abb. 2.9). Durch Resorption werden Flüssigkeiten festgelegten Domänen des Plasmalemms. Dabei können spezi-
und niedermolekulare Substanzen, durch Absorption fische Membranrezeptoren wirksam werden (rezeptormediier-
Proteine und deren Abbauprodukte sowie anderes te Resorption) oder die Stoffaufnahme ist unspezifisch (Fluid-
phase-Resorption).
höher molekulares Material aufgenommen.
Phagozytose. Hier fehlt ein Clathrinmantel. Als Ab-
Außer durch Endozytose kann es zur Wasseraufnah-
schnürungen des Plasmalemms entstehen Bläschen mit einem
me in die Zelle durch Aquaporine kommen, die als zel-
Durchmesser bis zu mehr als 1 lm und es kommt zu einer Bin-
luläre Wasserschleusen wirken. Sie bestehen aus trans- dung zwischen Proteinen an der Oberfläche der zu resorbie-
membranösen Proteinen um einen Wasserkanal (Poren) renden Produkte und der resorbierenden Zelle, z. B. bei der
(z. B. Nierenepithel). Substanzaufnahme in Makrophagen (7 S. 138).
Regeneration
Zellwachstum. Das Zellwachstum erfolgt unter dem Einfluss tor, induziert wird. Dabei kommt es u. a. zu einer Aktivierung
extrazellulärer Faktoren. Hierzu gehören Hormone, Wachs- intrazellulärer Proteasen (Caspasen = Cystein-abhängige-As-
tumsfaktoren und Zytokine. Wird beim Zellwachstum ein partat-spezifische Proteasen), die ihrerseits Endonukleasen ak-
für die jeweilige Zellart genetisch festgelegter Grenzwert über- tivieren. Bei der Apoptose bleibt die Plasmamembran erhalten.
2 schritten, kommt es zu Mitose oder Polyploidisierung des Die geschrumpften Zellkerne zerfallen jedoch. Die Zelle wird
Kerns (7 oben). Die Zellgröße selbst ist ein Wert, der von dürr und ihre Teile werden von benachbarten phagozytieren-
der Kern-Plasma-Volumenrelation bestimmt wird. Die Steue- den Zellen (Makrophagen) aufgenommen und abgebaut.
rung geht offenbar von der Plasmamembran aus. Apoptose ist während der Embryonalentwicklung formbil-
dend (7 S. 451).
Zelltod. Zum Zelltod kommt es durch irreversible Zellschädi-
gungen.
Zu unterscheiden sind (. Abb. 2.12): > In Kürze
4 Nekrose (provozierter Zelltod) Oberflächenepithel ist ein dynamischer, dennoch
4 Apoptose (programmierter Zelltod). fest gefügter Zellverband an inneren und äuße-
Ein provozierter Zelltod wird durch exogene oder endoge- ren Oberflächen des Körpers. Durch Unterschie-
ne Schädigungen (Noxen) verursacht, z. B. exogen durch Strah-
de zwischen Form und Anordnung der Epithel-
leneinwirkungen, endogen durch mangelhafte Blutversorgung
zellen lassen sich ein- und mehrschichtiges, zwei-
(ischämische Nekrose). Geschädigt werden die Zytomembra-
nen, vor allem die Plasmamembran, und der Zellkern. Zerfal-
und mehrreihiges sowie verhorntes und unver-
len dabei die Membranen der Lysosomen (7 S. 20), gelangen horntes Epithel unterscheiden. Eine spezielle
abbauende Enzyme ins Zytoplasma und bewirken eine Auto- Form ist das Übergangsepithel. An den Epithel-
lyse. Im Zellkern kommt es zu einer Verdichtung des Chroma- zellen sind eine apikale und eine basolaterale
tins, insbesondere unter der Kernhülle (Kernpyknose). Dann Oberflächendomäne zu unterscheiden. Apikal
zerfällt der Kern in einzelne Stücke (Karyorrhexis) und löst sich kommen Falten, Zotten, Zilien und Geißeln vor,
schließlich auf (Karyolyse). basolateral insbesondere Strukturen, die der
Der programmierte Zelltod betrifft immer nur einzelne Zelladhäsion dienen: Zonula occludens (tight-
Zellen. Bei der Apoptose handelt es sich um einen aktiven Vor- junction), Zonula adhaerens (Gürteldesmosom),
gang, der durch Bildung letaler Proteine (z. B. P53) von der Zelle
Macula adhaerens (Punktdesmosom), Hemides-
selbst ausgelöst oder von der Umgebung, u. a. durch Hormon-
mosom. Der metabolischen und elektrischen
entzug, Mangel an Wachstumsfaktoren, Tumor-Nekrose-Fak-
Kopplung dienen Nexus (gap junctions). Stabili-
siert werden die Epithelzellen durch das Zytoske-
lett: Mikrotubuli, Mikrofilamente, intermediäre
Filamente. Der basalen Befestigung des Epithels
am darunterliegenden Bindegewebe dient die
Basallamina. Stoffaufnahme erfolgt durch Endo-
zytose, die Aufnahme von Wasser durch Aquapo-
rine. Das Epithel wird fortlaufend durch Zeller-
satz regeneriert.
Es werden unterschieden:
4 exokrine Drüsen H6, 7, 42–44
. Abb. 2.12. Zelltod. Provozierter und programmierter Zelltod 4 endokrine Drüsen H86–89
a2.1 · Epithelgewebe
23 2
Exokrine Drüsen haben einen Ausführungsgang , durch einsenken. Anschließend entwickeln die Zellen an der Spitze
den sie ihr apikal freigesetztes Sekret durch apikale Se- der Epithelzapfen die Fähigkeit zur Sekretion: Sie werden
kretion an innere oder äußere Körperoberflächen abge- zur Anlage der Drüsenendstücke. Bleibt auch später die Ver-
ben. Das Sekret hat daher überwiegend lokale Wirkung. bindung zwischen der Anlage des Drüsenendstücks und dem
Oberflächenepithel erhalten, entstehen exokrine Drüsen. Aus
der Verbindung zwischen Oberfläche und Drüsenendstück
Endokrine Drüsen (Drüsen mit innerer Sekretion, inkre- wird der Drüsenausführungsgang.
torische Drüsen) sezernieren ihre Produkte (Inkrete, Geht die Beziehung zwischen Oberflächenepithel und
Hormone) durch basale Sekretion in die Blut- bzw. Endstückanlage dagegen verloren, z. B. durch Abbau der Zel-
Lymphbahn (ohne Ausführungsgänge) oder in den In- len, die den Ausführungsgang bilden sollen, entstehen endokri-
terzellularraum (parakrine Sekretion). Sie haben also ne Drüsen (. Abb. 2.13). Eine andere Entstehungsart der endo-
keine Ausführungsgänge. Die Hormone gelangen auf krinen Drüsen ist die Abspaltung der inkretorischen Zellen
aus den Anlagen von Endstücken exokriner Drüsen, z. B. Insel-
humoralem Weg zu allen Zellen und Geweben des
apparat des Pankreas. – Ein Sonderfall ist die Schilddrüse. Hier
Körpers.
entstehen Follikel (. Abb. 2.13), die das von den Follikelepi-
thelzellen gebildete Inkret speichern.
i Zur Information
Zur Sekretion sind jedoch auch Epithelzellen befähigt, die
nicht zu einer Drüse gehören, z. B. das Epithel der Gallenblase. Exokrine Drüsen H6, 7, 42–44
Außerdem kommt Sekretion bei nichtepithelialen Mesen-
chymabkömmlingen vor, z. B. Fibroblasten, Chondroblasten, Kernaussagen |
Osteoblasten. Diese Zellen geben u. a. das zur Bildung von
Bindegewebsfasern und amorpher Grundsubstanz erforderli- 5 Becherzellen sind einzellige intraepitheliale
che Material in den Interzellularraum ab. Drüsen, die vor allem Glykoproteine
(Schleim) bilden.
Zur Entwicklung 5 Mehrzellige Drüsen liegen überwiegend
Drüsen bzw. Drüsenzellen sind überwiegend epithelialer Her- extraepithelial. Sie bestehen aus sekretbil-
kunft. Sie entstehen durch lokale Proliferation von Oberflä-
denden Endstücken und Drüsenausfüh-
chenepithel (. Abb. 2.13). Es bilden sich zunächst Epithelzap-
rungsgängen.
fen, die sich in das unter dem Epithel gelegene Bindegewebe
4 einfach-azinöse und einfach-alveoläre Drüsen. Ihre Endstü- rat die »Verpackung« des Sekrets. Anschließend lösen
cke sind kugelförmig: Beim Azinus sind die Drüsenzellen sich die Sekretgranula vom Golgiapparat, gelangen in
hoch und das Drüsenlumen ist schmal, beim Alveolus sind den apikalen Zellbereich und werden zur Abgabe an
die Drüsenzellen abgeflacht und das Lumen ist weit die Zelloberfläche transportiert. Sekretgranula sind
4 zusammengesetzte Drüsen. Die sezernierenden Endstücke
meist rund, von einer glatten Membran umgeben und
setzen sich zusammen aus unregelmäßig verzweigten tu-
haben einen dichten Inhalt. Die Sekretabgabe erfolgt
bulösen, azinösen oder gemischten tubuloazinösen
Endstücken. Die Ausführungsgänge sind verzweigt. Zu
überwiegend durch Exozytose.
diesem Typ gehören die meisten großen Drüsen.
Einzelheiten über die Biosynthese von Proteinen, Glyko-
proteinen und Sekreten anderer Art finden Sie in den
Lehrbüchern der Zellbiologie und der physiologischen
Drüsenendstücke
Chemie.
Drüsenendstücke bestehen aus Drüsenzellen und wer-
den von einer Basallamina umgeben. Außerdem befin- Zusammenfassende Darstellung der an der Sekretbereitung
den sich bei zahlreichen Drüsen zwischen Basallamina beteiligten Zellorganellen und ihrer Funktionen
und Drüsenzellen Myoepithelzellen, deren Zytoplasma An der Sekretbildung in Drüsenzellen wirken mit:
kontraktile Myofilamente enthält. Möglicherweise wir- 4 Ribosomen
4 endoplasmatisches Retikulum
ken die Myoepithelzellen bei der Sekretentleerung mit.
4 Golgiapparat
Drüsenzellen sind auf Bildung und Ausschüttung
4 Mitochondrien
von Sekreten spezialisiert (. Abb. 2.16). Sie sind polar
gegliedert. Basal beginnt nach dem Prinzip eines Fließ- Ribosomen dienen der Biosynthese von Proteinen. Morpholo-
bandes die Synthese der Produkte, wird aufsteigend gisch handelt es sich um etwa 20nm große Partikel, die als freie
fortgesetzt und apikal vollendet. Apikal erfolgt dann Ribosomen oder in einem spiralig-rosettenförmigen Verband
auch die Sekretfreisetzung. Entsprechend sind die zu- als Polyribosomen (= Polysomen) oder als membrangebundene
gehörigen Strukturen angeordnet. Ribosomen (raues endoplasmatisches Retikulum, RER) vorlie-
Basal liegen der Zellkern und die für die Sekretbil- gen.
dung erforderlichen Zellorganellen. Es handelt sich Ribosomen bestehen aus zwei unterschiedlich großen Ein-
um Ribosomen, an denen aus dem Blut aufgenommene heiten (. Abb. 2.16, oben), die eine mit einer Sedimentations-
Aminosäuren unter dem Einfluss von Messenger- und konstanten von 40 S, die andere von 60 S (S = Svedberg-Einhei-
ten). Beide Untereinheiten werden im Zellkern gebildet und ge-
Transfer-Ribonukleinsäure (7 unten) zu den Vorläufern
trennt ins Zytoplasma abgegeben und dort zusammengefügt.
der Sekretproteine zusammengefügt werden. Diese ge-
An den Ribosomen werden vermittels Transfer-RNA (tRNA)
langen ins Lumen der Membransysteme des endoplas- herangeschaffte Aminosäuren an Messenger-RNA (mRNA),
matischen Retikulums und von dort durch Vesikeltrans- welche die Information für die Aminosäurefrequenz des späte-
port zu dem supranukleär gelegenen Golgiapparat. Dort ren Produktes trägt, in festgelegter Reihenfolge gebunden und
werden die Produkte verdichtet und so modifiziert, dass zu einer jeweils spezifischen Peptidkette zusammengefügt. Für
das fertige Sekret entsteht. Ferner erfolgt im Golgiappa- die Sekretbildung werden unter Fortsetzung der Proteinbio-
26 Kapitel 2 · Histologie
. Abb. 2.16. Sekretbildung. Zugehörige Organellen sind das raue zur Glykosylierung, sekretorische Granula, Vakuolen zum Memb-
endoplasmatische Retikulum (RER) mit angelagerten Ribosomen rantransport. Rote Pfeile Aminosäureinput; t Transfer-RNA, an die
zur Proteinbiosynthese, das glatte endoplasmatische Retikulum Aminosäuren binden; m Messenger-RNA mit genetischer Informa-
(GER) zur Synthese von Membranphospholipiden und Steroidhor- tion
monen, Ribosomen (molekularer Bau rechts oben), Golgiapparat
synthese die Ribosomen an die Membranen des endoplasma- Transportvakuolen übergeben, die sich unter Bildung eines
tischen Retikulums gebunden. Von dort lösen sie sich wieder, Hüllproteins (Coatomer) abschnüren. Die Transportvakuolen
sobald die Peptidketten in die Zisternen des endoplasmati- bringen die Proteine zum Golgiapparat (. Abb. 2.16).
schen Retikulums gelangt sind. Glattes endoplasmatisches Retikulum (GER) tritt bevorzugt
in tubulärer Form auf (. Abb. 2.16). Das GER dient vor allem
Endoplasmatisches Retikulum (ER, . Abb. 2.16). Es handelt sich der Synthese von Membranphospholipiden und Steroidhormo-
überwiegend um flache, abgeplattete Säckchen, aber auch um nen, der Glukoneogenese und der Speicherung von Ionen, z. B.
Tubuli oder Sacculi. Das Lumen des ER ist durchschnittlich Ca++ in Muskelzellen, sowie dem Fremdstoffmetabolismus. Be-
30–50 nm breit, jedoch zu Zisternen erweiterungsfähig. sonders reichlich kommt es in den Zellen der Nebennierenrin-
Es liegt vor als de und in den Zwischenzellen des Hodens (dort als gestapelte
4 raues (granuliertes) endoplasmatisches Retikulum Membransäckchen, Lamellae anulatae) vor.
4 glattes (ungranuliertes) endoplasmatisches Retikulum
Beide Formen können in ein und derselben Zelle vorkom- Der Golgiapparat liegt supranukleär und besteht aus gestapel-
men und ineinander übergehen. ten abgeplatteten Membransäckchen hoher Aktivität
Raues endoplasmatisches Retikulum (RER, . Abb. 2.16). Die (. Abb. 2.16). Im Golgiapparat werden aus dem ER antrans-
Membranen des RER sind an der Außenseite mit Ribosomen portierte Proteine in eine exportable Form gebracht, konden-
besetzt. Es nimmt in Zellen mit umfangreicher Proteinsynthese siert und zum Weitertransport auf Bläschen verteilt.
als Ergastoplasma große Teile des Zytoplasmas ein. Färberisch- Der Golgiapparat ist schüsselförmig. Er hat eine konvex-
lichtmikroskopisch ist es basophil. Im RER werden die wäh- konkave Gestalt und gliedert sich in einen konvexen cis-, einen
rend der Proteinsynthese gesammelten Proteine durch Helfer- mittleren und einen konkaven trans-Bereich. An die konvexe
proteine in eine transportable Form gebracht, gesammelt, wei- cis-Seite treten Vesikel heran, die vom ER abgeschnürt wurden.
tergeleitet und schließlich an ribosomenfreien Abschnitten Sie werden in den Membranstapel des Golgiapparates inkorpo-
a2.1 · Epithelgewebe
27 2
riert (Bildungs- oder Aufnahmeseite). In der mittleren und Permeabilität mindert. Gleichzeitig ist die innere Membran
trans-Zone erfolgt die Sortierung der zur Sekretion vorgesehe- der Sitz der Enzyme der Atmungskette und der oxidativen
nen Proteine und ihre Reifung durch Abspaltung von Seiten- Phosphorylierung im Dienst der ATP-Bildung.
ketten. Auch kann es zur Glykosylierung kommen, da aus- Die innere Membran bildet Aufwerfungen:
schließlich der Golgiapparat die Kohlenhydratanteile von Gly- 4 Cristae mitochondriales (Falten, Cristatyp, . Abb. 2.17 a, b),
koproteinen und Glykolipiden bildet. An der trans-Seite bilden 4 Tubuli mitochondriales (röhrenförmige Bildungen, Tubu-
dann die Golgisäckchen ein Netzwerk und es schnüren sich lustyp, . Abb. 2.17 c; findet sich in Zellen, die Steroidhor-
unter Bildung eines Clathrinmantels Vesikel zur Weitergabe mone bilden) und
der exportablen Sekrete an die Umgebung ab. Die Sekretgranu- 4 Sacculi mitochondriales (bläschenförmige Erweiterungen,
la können Durchmesser bis zu mehreren lm erreichen. Beim Sacculustyp).
Vesikeltransport wird das Sekret konzentriert. Die Freisetzung Die Cristae sind mit 8 nm großen Elementarpartikeln
der Sekrete erfolgt schließlich durch Exozytose (7 unten). Im (. Abb. 2.17 b) besetzt, die Träger von Enzymen, insbesondere
Überschuss gebildete Sekrete können zuvor von Lysosomen der ATP-Synthetase sind. An den Elementarpartikeln findet die
abgebaut werden (Krinophagie). ATP-Synthese statt.
Außer sekretorischen Bläschen bildet der Golgiapparat Durch das innere Membransystem werden innerhalb jedes
auch Lysosomen (7 unten). Mitochondriums zwei voneinander getrennte Räume geschaf-
Ungeklärt ist, ob der Transport der Produkte innerhalb des fen (. Abb. 2.17):
Golgiapparates durch eigene Vesikel oder durch Vorrücken der 4 äußerer Stoffwechselraum zwischen äußerer und innerer
Membransäckchen erfolgt. Membran (Hüllenkompartiment). Hier befindet sich ATP
zusammen mit den Substraten für die verschiedenen Stoff-
Mitochondrien (. Abb. 2.17) sind nicht direkt an der Sekretion wechselzyklen der Mitochondrien und
beteiligt. Sie liefern jedoch die erforderliche Energie, die durch 4 innerer Stoffwechselraum mit der Matrix mitochondrialis.
den oxidativen Abbau von Glukose und Fettsäure und die Syn- Im Matrixraum finden finden Fettsäureoxidation und Zi-
these von ATP (Adenosintriphosphat) entsteht. tratzyklus statt. Er enthält alle hierfür erforderlichen Enzyme.
Mitochondrien sind unterschiedlich lang, formvariabel Außerdem befinden sich in der Matrix noch Desoxyribonukle-
und in der Zelle nicht stationär. Als mittlere Maße gelten eine insäure (mtDNA) in ringförmiger Anordnung und Ribonukle-
Länge von 0,5–5 lm und ein Durchmesser von 0,2 lm. insäure (mtRNA) in Form ribosomenähnlicher Granula. Offen-
Mitochondrien sind von einer bar verfügen die Mitochondrien über einen eigenen geneti-
4 äußeren Membran und einer schen Apparat und sind zur Proteinsynthese befähigt.
4 inneren Membran umschlossen. Schließlich sind in der Matrix 30–50 nm große Granula mi-
Die äußere Membran wird als Hüllmembran bezeichnet. tochondrialia eingebettet (. Abb. 2.17 a), die reich an Ca++ sind
Sie ist für Moleküle bis zu 10 kDa ungehindert permeabel und möglicherweise der Regulation des inneren Milieus des
und weist als spezielles Kanalprotein Porin für die Passage Mitochondriums dienen.
von organischen und anorganischen Anionen und Wasser auf. Die Erhöhung des Energiebedarfs einer Zelle, z. B. durch
Die innere Membran ist dagegen wenig permeabel. Sie eine Leistungssteigerung, führt zu einer reversiblen Aufwei-
verfügt über Cardiolipin als spezielles Phospholipid, das die tung des Spaltraums in den Cristae mitochondriales oder wird
. Abb. 2.17 a–c. Mitochondrien. a Cristatyp, räumlich. b Cristatyp, lia. Daneben: Crista mit Elementarpartikeln. c Mitochondrium vom
Schnitt. Rot DNA-Ringstrukturen; kleine Granula RNA-haltige, ribo- Tubulustyp
somenähnliche Gebilde; große Granula Granula mitochondria-
28 Kapitel 2 · Histologie
Ausgelöst wird die Sekretabgabe durch Erhöhung der zur Abgabe in die Zellumgebung (Apozytose). Ein cha-
Ca++-Konzentration im Zytosol aufgrund nervöser oder rakteristisches Beispiel ist die Abgabe von Fetttropfen
hormonaler Signale aus der Umgebung: regulierte Sek- durch Drüsenzellen der Brustdrüse (7 S. 257). Die Fett-
retion. Sie liegt vor allem in Drüsen mit hoher Sekreti- tropfen sind von einem Zytoplasmasaum umgeben (spe-
onsleistung vor, z. B. in den Speicheldrüsen, in Drüsen zifische Apozytose). Eine unspezifische Apozytose liegt
des Geschlechtsapparats, in allen endokrinen Drüsen. vor, wenn Matrixvesikel mit Zytosol abgegeben werden.
Der regulierten Sekretion steht die konstitutive
Holokrine Sekretion (. Abb. 2.19 c). Hierbei geht die
(kontinuierliche) Sekretion gegenüber (. Abb. 2.16),
Drüsenzelle zugrunde. Das Sekret füllt die Zelle, der
z. B. bei der Freisetzung von Matrixmaterial. Sie erfolgt
Zellkern wird pyknotisch, die Zelle zerfällt. Holokrine
kontinuierlich.
Sekretion findet in den Talgdrüsen der Haut statt.
Zur Exozytose
Bei der Exozytose verbinden sich die Membranen der Sekret-
granula mit der Plasmamembran, öffnen sich und das Sekret Ausführungsgänge H42
wird in die Umgebung abgegeben. Bei der Fusion der Membra-
nen wirken spezielle Proteine mit, SNARE-Proteine (7 Bioche- Alle Ausführungsgänge exokriner Drüsen münden an
mie). Nach der Freisetzung des Sekrets wird die Membran des Epitheloberflächen. Während des Transports durch die
Sekretgranulums in die Plasmamembran eingefügt. Ausführungsgänge werden die Sekrete verändert, ins-
Vesikel des Golgiapparats dienen aber nicht immer dem besondere in ihrer Elektrolytzusammensetzung.
Sekrettransport. Sie können auch für den Plasmalemmersatz Das Ausführungsgangsystem der großen Speichel-
sorgen und dabei Membranproteine verschiedener Art mit- drüse des Mundes besteht aus (. Abb. 2.18):
bringen.
4 Schaltstück, das dem Endstück folgt,
Apokrine Sekretion (. Abb. 2.19 b). Hierbei kommt es 4 Streifenstück (Sekret-, Speichelrohr) und
zur Abschnürung eines umschriebenen Bereichs des 4 Ausführungsgang im engeren Sinne (Ductus excre-
Plasmalemms mit spezifischen Produkten des Zytosols torius)
30 Kapitel 2 · Histologie
. Abb. 2.20 a–c. Endokrine Drüsenzellen. a Endokrine Sekretion, b parakrine Sekretion, c autokrine Sekretion
Eine Besonderheit stellen die im Abwehrsystem Nervenzellen, die Neurohormone bilden, befinden sich
wirksamen Botenstoffe dar, z. B. die Zytokine (7 S. 139). im Hypothalamus (7 S. 756).
Neurohormone. Auch Nervenzellen können Hormo-
ne bilden. Wenn diese Hormone ihr Ziel auf dem Blut- Zur Biosynthese von Hormonen
weg erreichen, werden sie als Neurohormone bezeich- Verglichen mit exokrinen Drüsenzellen wird in den meisten
net. Anders verhält es sich mit parakrin auf die Aktivi- endokrinen Drüsenzellen nur verhältnismäßig wenig, dafür
tät benachbarter Nervenzellen wirkenden Substanzen. aber hochwirksames Sekret gebildet. Dadurch sind in den en-
Sie werden als Neurotransmitter bezeichnet (7 S. 76). dokrinen Zellen die entsprechenden Organellen verhältnis-
mäßig klein, z. B. das RER und der Golgiapparat. Das Ergebnis
der intrazellulären Hormonbildung sind Sekretgranula, in de-
i Zur Information nen die Hormone, teilweise an Trägersubstanzen gebunden,
Hormone sind Botenstoffe, die chemische Signale auf humo- gespeichert werden. Die Hormonabgabe erfolgt durch Exo-
ralem Weg weitergeben. Zur Entfaltung ihrer Wirkung müssen zytose.
am Zielort spezifische Rezeptoren vorhanden sein. Diese be-
Schilddrüse. Unter den proteohormonbildenden Drüsen-
finden sich als Membran- oder als intrazelluläre Rezeptoren
zellen nimmt die Schilddrüse eine Sonderstellung ein. Sie ist
in Zytosol oder Zellkern. Die Hormonwirkung ist stets aus-
gesprochen spezifisch. Dies schließt nicht aus, dass Hormone entwicklungsgeschichtlich eine exokrine Drüse und gibt ihr
auch gleichzeitig auf mehrere Organe wirken können. Hormo- Sekret apikal in das Lumen von Schilddrüsenfollikeln ab.
ne wirken stets in kleiner Menge. Sie nehmen an den Reaktio- Von dort wird das Hormon bei Bedarf mobilisiert (Einzelhei-
nen, die sie anregen, selbst nicht teil. ten 7 S. 651). Die in der Schilddrüse gespeicherte Hormon-
Im Vergleich zum Nervensystem, das gleichfalls der Infor- menge ist auffällig groß.
mationsübertragung dient, arbeitet das endokrine System Steroidhormonbildende Zellen, z. B. in der Nebennieren-
langsam. Zwischen Reiz und Erfolg können Minuten bis Stun- rinde und im Ovar, nehmen gleichfalls eine Sonderstellung ein.
den vergehen. Diese Zellen haben wenig RER und wenig freie Ribosomen.
Dafür ist das glatte endoplasmatische Retikulum und der Gol-
Endokrine Drüsen sind Hypophyse, Zirbeldrüse, Schild- gikomplex relativ groß und es kommen zahlreiche Lysosomen
drüse, Nebenschilddrüsen und Nebennieren. H86–89 und Peroxisomen vor. Auffällig sind ferner Mitochondrien vom
tubulären Typ. Die Zellen speichern nur wenig Hormon, ent-
halten aber Vorstufen in größerer Menge, z. B. Cholesterol.
Endokrine Zellgruppen kommen u. a. als Langerhans-In-
Die Synthese der steroidbildenden Zellen passt sich den jewei-
seln im Pankreas, als Leydig-Zwischenzellen im Hoden,
ligen Anforderungen an.
als Follikelepithelzellen und als Corpus-luteum-Zellen Diffuses neuroendokrines System (DNES). Hierbei handelt
im Ovar sowie in Paraganglien vor. es sich um disseminierte endokrine Zellen, die Polypeptide
mit hormonaler Aktivität bilden und gleichzeitig die Vorläufer
Endokrine Einzelzellen treten an vielen Stellen auf, ge- von biogenen Aminen aufnehmen und verarbeiten (amin pre-
häuft im Gastrointestinaltrakt, aber auch anderen Ortes. cursor uptake and decarboxylation = APUD) können. Zytolo-
32 Kapitel 2 · Histologie
gisch zeichnen sich diese Zellen durch wenig entwickeltes RER geordnete Zentrum im Hypothalamus der Kontrolle so-
und einen kleinen Golgiapparat sowie kleine runde Sekret- wohl durch Hormone als auch durch das Zentralnerven-
granula aus. Die Zellen liegen mehr oder weniger verstreut system. Es wird deswegen von neuroendokriner Regula-
in vielen Organen, teilweise isoliert, teilweise in Gruppen. Da tion gesprochen.
2 die Zellen Proteine bilden, die gleichzeitig für Nervenzellen ty-
pisch sind, werden sie zum diffusen neuroendokrinen System
zusammengefasst. > In Kürze
Regulation der Tätigkeit endokriner Drüsen. Endokrine Endokrine Drüsenzellen kommen in endokrinen
Drüsen hängen in ihrer Funktion voneinander ab. Drüsen, als endokrine Zellgruppen oder als Ein-
Sie sind durch Regelkreise miteinander verbunden zelzellen vor. Hinzu kommen Nervenzellen mit
(. Abb. 2.21). Regelgrößen sind dabei die Hormonkon- endokriner Sekretion. Die Sekrete dieser Zellen
zentrationen. Diese haben überwiegend einen hemmen- sind glanduläre Hormone, Gewebshormone,
den Einfluss auf die im Regelkreis nachgeschaltete Drüse: Neurohormone. Die Sekretabgabe erfolgt ins Ge-
Steigt die Hormonproduktion an einer Stelle und damit fäßsystem (endokrine Sekretion) oder ins Inter-
die Hormonkonzentration im Blut an, bewirkt dies in der stitium (parakrine Sekretion). Bei Rückwirkung
nachgeschalteten Drüse eine Hemmung der dortigen auf die hormonbildenden Zellen selbst handelt
Hormonproduktion. Dies führt rückkoppelnd zu einer es sich um autokrine Sekretion. Bei der Hormon-
Senkung der Hormonproduktion in der Ausgangsdrüse synthese entstehen Sekretgranula, die bei Bedarf
(negative Rückkopplung). Dies ruft dann seinerseits eine durch Exozytose abgegeben werden. Hormon-
Enthemmung (Steigerung) der Tätigkeit der nachgeschal- produktion und -sekretion erfolgen im Rahmen
teten Drüse hervor u.s.w. Im Rahmen der endokrinen geschlossener Regelkreise.
Regelkreise haben Hypothalamus und Adenohypophyse
eine übergeordnete Stellung.
Hormonale Regelkreise wirken eng mit nervalen Re-
gelkreisen zusammen. Insbesondere unterliegt das über-
2.2 Binde- und Stützgewebe H3, 8–22
i Zur Information
Binde- und Stützgewebe sind heterogen. Während Bindege-
webe ubiquitär im Körper vorhanden ist und in sehr unter-
schiedlichen Formen vorliegt, gehören zum Stützgewebe
Knorpel und Knochen. Gemeinsames histologisches Kennzei-
chen aller Binde- und Stützgewebe ist das Vorkommen von
Interzellularsubstanzen, die den interstitiellen Raum zwischen
den zugehörigen Zellen füllen. Sie bilden die Matrix des Bin-
de- und Stützgewebes.
Der histologischen Heterogenität entspricht die Vielzahl
der Aufgaben. Binde- und Stützgewebe haben
4 mechanische Aufgaben, dienen
4 Stofftransport und Speicherung,
4 Schutz und Abwehr und sind an der
4 Wundheilung beteiligt.
Mechanische Aufgaben stehen im Vordergrund. Bindegewebe
gibt als Organkapsel oder Bindegewebsgerüst den Organen
Halt. Es fungiert jedoch auch als Verschiebeschicht zwischen
Muskeln oder Organen. Nerven und Gefäße werden durch
Bindegewebe in den Verbund des Körpers eingefügt. Stützge-
webe, Knorpel und Knochen bilden das Skelett des Körpers.
. Abb. 2.21. Endokrines System, Regelkreise. Durchgezogene Lini- Stofftransport und Speicherung. Der gesamte Stofftrans-
en Wirkungsrichtung auf Zielorgane; unterbrochene Linien rück- port von den Gefäßen zu den Zellen und umgekehrt erfolgt
koppelnde Wirkung der Hormone peripherer endokriner Organe durch den Interzellularraum. Dabei werden Stoffwechselpro-
auf Hypothalamus und Adenohypophyse dukte in der interstitiellen Flüssigkeit gelöst.
a2.2 · Binde- und Stützgewebe
33 2
Zu Bindung und Speicherung von Wasser kommt es vor Ortsständige Bindegewebszellen
allem durch die Hydrophilie der Glykosaminoglykane der In-
terzellularsubstanz. Eine Wasserbewegung erfolgt durch die
im Gewebe herrschenden Druckverhältnisse.
Wichtig | |
Knochen ist das größte Speicherorgan für Kalzium. Ortsständige Bindegewebszellen dienen vor al-
Schutz und Abwehr. Amorphe Interzellularsubstanzen bil- lem der Faser- und Grundsubstanzbildung. Sie
den durch ihre Viskosität einen Schutz gegen die Ausbreitung
fremder Partikel im Gewebe. Insbesondere aber dienen freie
treten in aktiver Form auf (dann als »-blasten«
Bindegewebszellen, soweit sie zum Immunsystem gehören, bezeichnet) oder befinden sich in einer Ruhe-
der Abwehr. phase (dann als »-zyten« bezeichnet).
Wundheilung. Hieran ist das Bindegewebe in allen Phasen
beteiligt. Durch Vermehrung des Bindegewebes an verletzten
Stellen kann es zur Narbenbildung kommen. Typische ortsständige Bindegewebszellen sind
4 Fibrozyten
4 Fibroblasten
2.2.1 Bindegewebe H3, 8–16
Fibrozyten (. Abb. 2.22) sind flach, in Seitenansicht
spindelförmig und haben lange, membranartig ausgezo-
Kernaussagen | gene, äußerst dünne Enden, die verzweigt sein können.
5 Bindegewebe verfügen über ortsständige Der Zellkern ist abgeplattet und erscheint in der Auf-
und freie Bindegewebszellen sowie über sicht ellipsoid, im Profil spindelförmig. Im Zytoplasma
extrazelluläre Matrix mit Fasern bzw. unge- kommen nur wenig RER, wenige Mitochondrien und
formter Interzellularsubstanz. ein kleiner Golgiapparat vor.
5 Kollagene Fasern überwiegen gegenüber
retikulären und elastischen. i Zur Information
5 Kollagene Fasern bestehen aus Tropokolla- In der Gewebekultur sind Fibrozyten außerordentlich tei-
genmolekülen, deren Vorstufen in ortsstän- lungsfreudig, in vivo werden dagegen selten Zellteilungen ge-
funden (Ausnahme: Wundheilung).
digen Bindegewebszellen, Fibroblasten,
gebildet werden.
Fibroblasten sind ebenfalls spindelförmig, jedoch meist
5 Unter den ungeformten Interzellularsubstan-
plump mit gröberen Fortsätzen. Fibroblasten sind Zel-
zen überwiegen Proteoglykane.
len mit hoher Syntheseleistung. Sie haben deswegen
5 Bindegewebe liegen in sehr verschiedenen
ein umfangreiches RER und einen auffälligen Golgi-
Formen vor.
apparat.
5 Sehnen und Bänder sind zugfest.
Fibroblasten bilden die Interzellularsubstanzen: Fa-
5 Bindegewebe haben mechanische und
sern und Grundsubstanzen.
metabolische Aufgaben.
i Zur Information
Die Begriffe Fibrozyt und Fibroblast werden häufig synonym
gebraucht. Tatsächlich kann wegen der fließenden Übergän-
ge zwischen beiden Formen (Stadien) eine Unterscheidung
schwierig sein.
. Abb. 2.22 a, b. Bindegewebszellen. a Fixe Bindegewebszelle: oben Aufsicht, unten Längsschnitt. b Freie Bindegewebszellen
34 Kapitel 2 · Histologie
freie Bindegewebszellen:
neutrophile Granulozyten Faktoren, die Krankheitserreger Zytotoxizität, Phagozytose
eosinophile Granulozyten und Fremdzellen abtöten
Färbungen:
Azan blau blau schwach rot bis violett
HE rot rosa ungefärbt
Elastika-Färbungen ungefärbt ungefärbt rotbraun, violett
Van-Gieson rot rot indifferent
Versilberung hellbraun schwarz ungefärbt
. Tabelle 2.5. Kollagentypen I–IV
I Dermis, Faszien, typische Kollagen- Unterschiede im Fibroblasten, Chond- gering, hauptsächlich zugfest
Sehnen, Sklera, fasern, dick, dicht Durchmesser, roblasten, Osteoblas- mit Dermatansulfat
Organkapseln, gepackt und in Querstreifung der ten, Odontoblasten
a2.2 · Binde- und Stützgewebe
II hyaliner und nur polarisations- sehr dünne Fibrillen Chondroblasten intensiv, hauptsächlich widerstandsfähig
elastischer Knorpel, mikroskopisch sicht- (Durchmesser mit Chondroitinsulfat gegen
Nucleus pulposus, bar 10–20 lm) in viel intermittierende
Glaskörper Grundsubstanz Drücke
III als retikuläre netzförmig, dünn, eher einheitlicher Fibroblasten, retiku- mittelmäßig, Strukturerhaltung
Fasern argyrophil Durchmesser, läre Zellen, glatte hauptsächlich in Organen, die
(Durchmesser 50 lm) Querstreifung der Mi- Muskelzellen, mit Heparansulfat sich ausdehnen
krofibrillen Schwann-Zellen,
Hepatozyten
. Abb. 2.23. Fibrillogenese. Kollagenfaserbildung. Intrazellulär gen in Tropokollagen (3) umgewandelt. Durch Aggregation ent-
entsteht nach Aufnahme von Aminosäuren (1) Prokollagen (2). stehen kollagene Fibrillen (4) mit charakteristischer Querstreifung
Im Golgiapparat werden außerdem saure Proteoglykane gebildet. (5). Kollagene Fibrillen lagern sich zu kollagenen Fasern (6) und
Prokollagen und saure Proteoglykane werden durch Exozytose in diese zu einem Kollagenfaserbündel (7) zusammen
die Umgebung der Zelle abgegeben. Extrazellulär wird Prokolla-
webes dort, wo Schwermetallionen vermehrt gebunden Intrazellulär wird im RER der Fibroblasten als Vorstufe Pro-
bzw. in die Fibrillen eingelagert werden. kollagen synthetisiert (. Abb. 2.23). Dabei erfolgt eine unter-
Tropokollagenmoleküle (. Abb. 2.23) sind die schiedliche Glykolysierung. Die Abgabe von Prokollagen aus
Grundeinheiten des Kollagens. Tropokollagenmoleküle der Zelle erfolgt durch konstitutive Exozytose entweder direkt
aus den Zisternen des RER in die Zellumgebung oder via Gol-
sind gestreckt. Sie sind 300 nm lang und 1,5 nm breit.
giapparat. Die Fibroblasten produzieren außer den Peptiden
Tropokollagenmoleküle setzen sich aus je drei helixartig
noch Glykokonjugate, die gleichfalls in die Zellumgebung ge-
umeinander gewundenen Polypeptidketten mit charak- langen (7 unten).
teristischer Aminosäuresequenz zusammen. Vor allem Extrazellulär wird in unmittelbarer Nähe der Zelloberfläche
kommen die Aminosäuren Glycin, Prolin und Hydroxy- Prokollagen enzymatisch (durch Prokollagenpeptidase) in Tro-
prolin vor. Die Polypeptidketten sind durch Querbrü- pokollagen umgewandelt. Hierbei wird insbesondere an den
cken miteinander verbunden. nichthelikal gewundenen Enden des Prokollagens ein schützen-
Zu Kollagenfibrillen fügen sich die Tropokollagen- des Registerprotein abgespalten, sodass die Verknüpfung der
moleküle extrazellulär dadurch zusammen, dass sie in Tropokollagenmoleküle zu Mikrofibrillen (Durchmesser
Reihen liegen und von Ende zu Ende und von Seite zu 0,03–0,2 lm) und dann zu Kollagenfibrillen möglich wird.
Seite verknüpft sind. Von Reihe zu Reihe sind die Tro-
pokollagenmoleküle jeweils um ein Viertel ihrer Länge Retikuläre Fasern
versetzt.
Die Verknüpfung zwischen den Tropokollagenmo- Wichtig | |
lekülen und ihren Querbrücken rufen die hohe Zugfes- Retikuläre Fasern bestehen überwiegend aus
tigkeit der Kollagenfasern hervor (bis zu 50–100 Typ-III-Kollagen, schließen aber Typ-I-Kollagen
Newton/mm2). Biegungskräften setzen Kollagenfasern ein. Dadurch lässt sich in retikulären Fasern eine
dagegen keinen Widerstand entgegen. Reversibel dehn- Querstreifung nachweisen.
bar sind die Kollagenfasern etwa um 5%. Tritt akut eine
stärkere Dehnung auf, kommt es vor dem Zerreißen zu
Retikuläre Fasern bestehen überwiegend aus Typ-III-
einer irreversiblen Längsdehnung (»fließen«).
Kollagen, schließen aber Typ-I-Kollagen ein. Dadurch
lässt sich in retikulären Fasern eine Querstreifung nach-
Zur Fibrillogenese weisen. In lymphatischen Organen werden retikuläre
Die Fibrillogenese erfolgt teilweise intrazellulär in Fibroblasten, Fasern von Ausläufern der Retikulumzellen allseitig
teilweise extrazellulär. umschlossen (7 S. 42).
a2.2 · Binde- und Stützgewebe
39 2
Retikuläre Fasern sind sehr fein (Durchmesser 2.24 c). Elastische Fasern sind homogen und bestehen
0,2–1,0 lm) und reich an Glykoproteinen (bis 12%, ge- aus einer amorphen glykoproteinreichen Grundsub-
genüber 1% in kollagenen Fasern). Deshalb sind retiku- stanz (Elastin), in die Mikrofibrillen (Durchmesser
läre Fasern durch Silberimprägnation darstellbar (Argy- 10 nm) aus Fibrillin eingelagert sind. Elastin ist ein Pro-
rophilie, argyrophile Fasern). Die Silbersalze legen sich tein, das sich in seiner Aminosäurezusammensetzung
auf die Faseroberfläche. vom Kollagen unterscheidet.
Retikuläre Fasern bilden Fasergerüste, z. B. in den Elastische Fasern werden lediglich von embryonalen
hämatopoetischen Organen (rotes Knochenmark, Milz, oder juvenilen Fibroblasten und glatten Muskelzellen
Lymphknoten) und im Bindegewebe (Stroma) zahlrei- gebildet.
cher anderer Organe. Außerdem kommen sie an der Die färberische Darstellung von elastischen Fasern
Oberfläche von Nervenfasern (7 S. 82), Muskelzellen, gelingt nur mit speziellen Farbstoffen, z. B. Orzein, Re-
Kapillaren und manchen Epithelzellen vor. Retikuläre sorzinfuchsin, Aldehydfuchsin.
Fasern sind wesentlicher Bestandteil der Lamina fibro- Ihre reversible Dehnbarkeit ist begrenzt. Wird ein
reticularis in Nachbarschaft der Basallamina (7 S. 17). Grenzwert überschritten, zerreißen auch sie. Im Alter
Gebildet werden retikuläre Fasern sowohl von Retiku- nimmt die Elastizität der elastischen Fasern ab.
lumzellen als auch von Fibroblasten (7 S. 42). Vorkommen. In der Regel kommen elastische Fasern
Retikuläre Fasern sind geringfügig dehnbar und und Netze (. Abb. 2.24 a) zusammen mit kollagenen Fa-
biegungselastisch; sie geben dem Gewebe eine gewisse sern vor, z. B. in der Kapsel und im Stroma von Orga-
Festigkeit. nen. Der Bestand an elastischen Fasern wechselt jedoch
regional stark. Besonders viele elastische Fasern besitzt
Elastische Fasern die Lunge.
Außer elastischen Fasern kommen elastische ge-
fensterte Membranen vor (. Abb. 2.24 b), z. B. in der
Wichtig | |
Aorta.
Elastische Fasern sind verzweigt und bilden Nur ausnahmsweise bilden elastische Fasern Bänder
dreidimensionale Netze (7 Abb. 2.24 a). Elastische (. Abb. 2.24 c), beim Menschen z. B. zwischen den Wir-
Fasern und Netze sind reversibel dehnbar. belbögen. Sie wirken energiesparend und ersetzen dort
Muskeln. Aufgrund der Eigenfarbe der elastischen Fa-
Der Durchmesser der elastischen Fasern schwankt sern erscheinen sie gelb (Ligg. flava). Die Eigenfarbe
stark: Dünnere haben Durchmesser von 0,2–1,0 lm, der elastischen Fasern (Membranen) ruft auch die
elastische Fasern im Nackenband von 4–5 lm (. Abb. Gelbtönung der Aortenwand hervor.
. Abb. 2.24 a–c. Elastisches Material. Es kann a als elastisches In der oberen Reihe sind die Gebilde in Längsrichtung, in der unte-
Netz, b als elastische Membran, c als elastisches Band vorliegen. ren im Querschnitt dargestellt
40 Kapitel 2 · Histologie
Ungeformte Interzellularsubstanzen
Wichtig | |
2 Ungeformte, amorphe Interzellularsubstanzen
werden auch als Grundsubstanzen bezeichnet.
Sie kommen bei allen Bindegeweben vor. Auf sie
geht der Verbund des Bindegewebes zurück, da
sie mit den geformten Bestandteilen, u. a. den
Kollagenfibrillen, verknüpft sind. Grundsubstan-
zen besitzen je nach chemischer Zusammenset-
zung und physikochemischem Verhalten unter-
schiedliche Konsistenz. Ergänzt werden sie durch
interstitielle Flüssigkeit.
Lymphatische Organe sind Lymphknoten, Milz, Retikulumzellen bilden einen weitmaschigen dreidimen-
Thymus und Tonsillen. Sie gehören zum Abwehrsystem sionalen Zellverband: Ihre langen Ausläufer stehen un-
(7 S. 136). tereinander in Verbindung. Sie dürfen nicht mit »histio-
2 Das retikuläre Bindegewebe (. Abb. 2.28) besteht zytären Retikulumzellen« (= interstitielle Makropha-
aus gen) verwechselt werden.
4 Retikulumzellen Retikuläre Fasern werden von den Retikulumzellen
4 retikulären Fasern gebildet und von ihren Ausläufern umschlossen. Sie be-
stehen aus Typ-III-Kollagen (7 oben). Sie bilden ein fei-
nes, lichtmikroskopisch durch Versilberung erkennba-
res Gitterwerk.
Retikuläre Fasern kommen aber auch zellunabhän-
gig vor. Dann werden sie von Fibrozyten gebildet.
Lockeres Bindegewebe. Charakteristisch sind weite In-
terzellularräume mit viel amorpher Grundsubstanz
(deswegen die Fähigkeit des lockeren Bindegewebes,
Wasser zu speichern) und vielen Bindegewebszellen
(. Abb. 2.29).
Die Kollagenfasern treten im lockeren Bindegewebe
gegenüber der Grundsubstanz zurück, sind aber doch
vorhanden. Sie bilden in der Regel locker angeordnete
Bündel, die häufig im Scherengitter angeordnet sind
(. Abb. 2.30). Dies bedeutet, dass bei Zug der Bindege-
websverband durch Änderung des Winkels zwischen
den einzelnen Faserbündeln nachgeben kann, obgleich
die Kollagenfasern selbst zugfest sind.
Regelmäßig kommen im lockeren Bindegewebe
auch elastische Fasern vor. Sie stellen, wenn der Zug
. Abb. 2.27. Spinozelluläres Bindegewebe H80 nachlässt, die Ausgangsstellung wieder her.
. Abb. 2.28. Retikuläres Bindegewebe H10 . Abb. 2.29. Lockeres Bindegewebe H3, 4
a2.2 · Binde- und Stützgewebe
43 2
Das lockere Bindegewebe füllt Lücken, ermöglicht In Sehnen (. Abb. 2.31) verlaufen die Kollagenfasern
die Verschiebung benachbarter Organe (Verschiebe- parallel, in großen Sehnen häufig in leichten Spiralen.
schicht), kann als Hüllgewebe (interstitielles Bindegewe- In ungedehntem Zustand sind die Kollagenfaserbündel
be) Gefäße u. a. umgeben und bildet im Omentum ma- leicht gewellt.
jus ein netzförmiges Bindegewebe. Verbindet es in einem Zwischen den Kollagenfasern, nun Sehnenfasern,
Organ dessen spezifische Anteile, wird es als Stroma be- liegen die Fibrozyten als Sehnenzellen in Reihenstellung
zeichnet. – Lockeres Bindegewebe ist sehr regenerati- hintereinander. Diese Zellen haben lang gestreckte Ker-
onsfreudig. ne und wenig Zytoplasma. Sie passen sich in ihrer Form
der Umgebung dadurch an, dass ihr schmal ausgezoge-
Dichtes, straffes Bindegewebe ist im Gegensatz zum lo- ner Zelleib »flügelartig« den Sehnenfasern anliegt
ckeren Bindegewebe faserreich, jedoch relativ zellarm. (Flügelzellen).
Es besitzt wenig amorphe Interzellularsubstanz. Es Sehnen werden von lockerem Bindegewebe umhüllt
hat einen vergleichsweise geringen Stoffwechsel. Es ist (Peritendineum externum), das in das Innere der Sehne
mechanisch sehr widerstandsfähig. eindringt (Peritendineum internum) und kleine Bündel
Geflecht- oder filzartig ist das dichte Bindegewebe (primäre Bündel) und größere Bündel (sekundäre
z. B. in den Kapseln vieler Organe, um Sehnen und in Bündel) zusammenfasst. Mit dem lockeren Bindegewebe
Nerven, im Corium der Haut und in der Submukosa dringen Nerven und Blutgefäße in die Sehne ein. – Seh-
des Darmtraktes. Die Faserbündel bilden ein dreidi- nen haben eine gute Regenerationsfähigkeit. H17
mensionales Netzwerk, wodurch den Zugbeanspru-
chungen aus allen Richtungen Widerstand geleistet wer- Bänder. In Bändern, Faszien und Aponeurosen verlaufen
den kann. Schichtweise verlaufen die Kollagenfasern in die Kollagenfaserbündel nach einem festgelegten Mus-
Muskelfaszien (lamelläres Bindegewebe). ter, das der Zugbeanspruchung angepasst ist. In der
Sklera des Auges (7 S. 686), die zu dieser Gruppe von
Sehnen und Bänder Bindegewebsstrukturen gehört, beträgt der Winkel zwi-
schen den einzelnen Faserbündeln nahezu 908.
Wichtig | |
Elastische Bänder. Ein elastisches Band (. Abb. 2.24 c)
Sie bestehen aus parallelfaserigem dichten
besteht aus Bündeln dicker, parallel angeordneter elasti-
Bindegewebe und setzen Zugkräften großen
scher Fasern (7 oben). Jedes Bündel wird von geringen
Widerstand entgegen.
Mengen lockeren Bindegewebes mit abgeplatteten Fib-
44 Kapitel 2 · Histologie
rozyten umfasst. Die elastischen Fasern rufen in fri- Fettgewebe ist eine Sonderform des Bindegewebes. Das
schem Gewebe eine gelbe Farbe hervor. – Beim Men- Fett befindet sich im Zytoplasma der Fettzellen (Adipo-
schen kommen geschlossene elastische Bündel in den zyten). Histologisch nachweisbar ist Fett jedoch nur an
2 Ligg. flava der Wirbelsäule und im Lig. suspensorium Gefrierschnitten bzw. elektronenmikroskopisch nach
penis vor. H16 Osmiumfixierung. Bei der üblichen histologischen
Technik wird Fett herausgelöst (7 S. 89), sodass Fett-
gewebe dann ein wabiges Aussehen hat (. Abb. 2.32).
> In Kürze
Fettgewebe kommt fast überall im Körper vor; es
Ortsständige Bindegewebszellen sind Fibrozyten fehlt jedoch u. a. in Augenlid und Penis. Die Fettzellen
bzw. Fibroblasten. Außerdem kommen freie Bin- können einzeln liegen, z. B. in Organen; meist jedoch
degewebszellen vor: Leukozyten, Plasmazellen, bilden sie kleinere oder größere Gruppen im Bindege-
Makrophagen, Fremdkörperriesenzellen, Mast- webe oder bilden Fettläppchen (Fettorgane), die von ei-
zellen. Interzellulär liegen Bindegewebsfasern ner Bindegewebskapsel umgeben sind; Bindegewebszü-
und amorphe Interzellularsubstanz. Sie bilden ge können Fettgewebsfelder steppkissenartig untertei-
die Bindegewebsmatrix. Im dichten, straffen Bin- len. Das Fettgewebe beträgt durchschnittlich 10–20%
degewebe überwiegen Bindegewebsfasern, im des Körpergewichts.
lockeren Bindegewebe amorphe Grundsubstan-
zen. Fasern fehlen nur im Mesenchym. Unter i Zur Information
Fettgewebe hat regional unterschiedliche Aufgaben. Das sub-
den Bindegewebsfasern herrschen die kollage-
kutane Fettgewebe dient insbesondere bei übermäßiger Ka-
nen Fasern vor und unter diesen die aus Typ- lorienzufuhr als Fettspeicher, z. B. am Bauch. An anderen Stel-
I-Kollagen. Kollagene Fasern setzen sich aus kol- len erfüllt es mechanische Aufgaben, z. B. als Druckpolster an
lagenen Fibrillen zusammen, die elektronenmi- Hand- und Fußsohlen. Es trägt dazu bei, die Körperform zu
kroskopisch eine durch die Gewebevorbehand- modellieren. Im Gegensatz hierzu überwiegen beim Fett-
gewebe der Bauchhöhle metabolische Aufgaben. Dort sezer-
lung hervorgerufene Querstreifung aufweisen.
nieren Fettzellen verschiedene Proteine (Adipokine), u. a. Adi-
Molekularer Baustein aller kollagenen Bindege- ponectin, Interleukin Il 6 und Leptin. Adiponectin erhöht die
websfasern sind Tropokollagenmoleküle. Den Insulinempfindlichkeit von Zellen und unterdrückt atheros-
kollagenen Fasern stehen retikuläre und elasti- klerotische Gefäßveränderungen. Il 6 vermindert dagegen
sche Fasern zur Seite. Bindegewebe liegt in ver- die Insulinempfindlichkeit. Leptin führt durch Wirkung auf
den Hypothalamus (7 S. 755) bei zunehmender Fettspeiche-
schiedenen Formen vor: als Mesenchym, gallerti-
rung zur Verminderung der Nahrungsaufnahme und zur Lipo-
ges, spinozelluläres, retikuläres, lockeres und lyse. Auch bilden Fettzellen in geringer Menge Östrogene; ein
dichtes Bindegewebe sowie als Sehnen und Bän- Umstand, dem im Klimakterium Bedeutung zukommen kann.
der.
Fettgewebe H12–14
Kernaussagen |
5 Fettgewebe besteht aus Fettzellen (Adipozy-
ten) mit Fetttropfen im Zytoplasma.
5 Unterschieden wird zwischen univakuolärem,
weißem Fettgewebe und plurivakuolärem,
braunem Fettgewebe.
5 Univakuoläres Fettgewebe hat mechanische
und metabolische Aufgaben. Es sezerniert
Adipokine.
5 Braunes Fettgewebe ist auf wenige Körper- . Abb. 2.32 a, b. Fettgewebe. a Weißes Fettgewebe mit univakuo-
regionen beschränkt. lären Fettzellen. b Braunes Fettgewebe mit plurivakuolären Fett-
zellen H12–14
a2.2 · Binde- und Stützgewebe
45 2
Es lassen sich unterscheiden: Fettspeicherung. Sie geht auf die Veresterung von Fettsäuren
4 Baufett, das schwer mobilisierbar ist, z. B. an der mit a-Glyzerolphosphat, einem Produkt des Glukosestoff-
wechsels, zu Triazylglyzerol (Neutralfett) im Zytoplasma der
Ferse, in Nierenkapsel und Wange (Bichat-Fettpfrop-
Fettzelle zurück. Die Fettsäuren stammen aus der verdauten
fen), Nahrung, werden auf dem Blutweg in Chylomikronen trans-
4 Speicherfett, das leicht mobilisiert werden kann. Be- portiert, an der Oberfläche der Fettzelle durch Lipoproteinli-
vorzugte Lokalisationen sind das Unterhautbindege- pasen wieder freigesetzt und dann durch Fettsäuretranspor-
webe sowie das große Netz (Omentum majus). ter in die Zelle aufgenommen. Fettsäuren stammen aber auch
aus der Leber. Von dort gelangen sie auf dem Blutweg als very
low density lipoprotein (VLDL) zum Fettgewebe. Schließlich
Histologisch und funktionell liegt Fettgewebe vor als werden Fettsäuren in geringer Menge in der Fettzelle selbst
4 weißes, univakuoläres Fettgewebe synthetisiert.
4 braunes, plurivakuoläres Fettgewebe Gefördert wird die Lipogenese durch Insulin und Östrogen.
Alle Fettzellen, insbesondere die des braunen Fettge- > Klinischer Hinweis
Hohe Anteile von VLDL im Blut begünstigen die Entstehung
webes, haben einen hohen Stoffumsatz. Die biologische von Arteriosklerose und ihren Folgen. Außerdem werden von
Halbwertzeit für Depotfett beträgt 15–20 Tage. Fettzellen Lipoproteine hoher Dichte (high density lipopro-
tein = HDL) freigesetzt, die vor Arteriosklerose schützen.
Zur Entwicklung
Fettzellen entstehen ab der 30. Entwicklungswoche sowie post- Die Fettmobilisierung erfolgt durch hormonsensitive Lipasen
natal in den ersten 2 Lebensjahren und präpubertal. Grund- in den Fettzellen unter dem Einfluss von Adrenalin und Nor-
sätzlich ist jedoch eine Neubildung von Fettzellen während adrenalin sowie der Hypophysenvorderlappenhormone ACTH
und TSH sowie des Schilddrüsenhormons Thyroxin. Es bilden
des ganzen Lebens möglich. Die Herkunft der Fettzellen geht
sich in den Fettzellen 60–100 nm große Bläschen, die ver-
auf pluripotente mesenchymale Stammzellen (Adipoblasten)
schmelzen können und freigesetzte Fettsäuren ausschleusen.
zurück. Ihre Differenzierung erfolgt unter dem Einfluss von Bei Nahrungsentzug kommt es zu einer Steigerung der
Fibroblastenwachstumsfaktoren und Glukokortikoiden sowie Durchblutung und des Stoffwechsels des Fettgewebes. Die
von Insulin und Trijodthyronin. Zahl der mikropinozytotischen Bläschen in den Fettzellen
nimmt zu und der Fetttropfen verkleinert sich. Bei stärkerer
Weißes Fettgewebe besteht aus univakuolären Fettzellen Abmagerung entstehen sog. »seröse Fettzellen«.
(Durchmesser bis zu 100 lm, . Abb. 2.32). Sie enthalten
jeweils einen großen membranlosen Fetttropfen, der Die Fettverteilung ist alters- und geschlechtsabhängig.
von Vimentinfilamenten umgeben wird. Kern und Zyto- Bei Kindern findet sich Fett gleichmäßig verteilt im sub-
plasma sind an den Rand gedrängt (Siegelringform der kutanen Bindegewebe, bei Frauen überwiegt das Vor-
Fettzelle nach Herauslösung des Fettes). Auffällig sind kommen an Brust und Gesäß, bei Männern im Nacken
im randständigen Zytoplasma Caveolae, die die Ober- und am Bauch.
fläche der Plasmamembran vergrößern. Umgeben wird
jede Fettzelle von einer Basallamina mit retikulären Fa- Braunes Fettgewebe setzt sich aus plurivakuolären Fett-
sern. Fettzellen sind verformbar. zellen (. Abb. 2.32) zusammen, die vielgestaltig und
Fettgewebe ist reichlich vaskularisiert und inner- kleiner als die univakuolären Fettzellen sind. Sie enthal-
viert. Rechnerisch kommt auf jede Fettzelle eine Kapil- ten stets mehrere kleinere Fetttropfen, die zahlreich und
lare. Bei den Nerven handelt es sich um postganglionäre dicht gepackt sind. Charakteristisch sind zahlreiche Mi-
sympathische Fasern. Sie setzen an Varikositäten als tochondrien. Die braune Farbe entsteht durch Lipo-
Transmitter Adrenalin und Noradrenalin frei, die an Re- chrome.
zeptoren im Plasmalemm der Fettzellen binden. Plurivakuoläres Fettgewebe kommt beim Säugling
an Hals und Brust und im Retroperitonealraum vor.
i Zur Information Später wird es nur noch an wenigen Stellen angetroffen,
Univakuoläres Fettgewebe ist außerordentlich dynamisch. Es z. B. in der Fettkapsel der Niere.
unterliegt einem dauernden Fettumsatz. Die Halbwertzeit Charakteristisch für braunes Fettgewebe ist das Vor-
zwischen Speicherung und Mobilisierung beträgt 2–3 Wo- kommen zahlreicher vegetativer Nerven, die sich den Zel-
chen. len anlegen und synapsenähnliche Strukturen bilden.
Braunes Fettgewebe kann rasch eingeschmolzen werden.
Die Lipolyse erfolgt auf vegetativ-nervösen Reiz hin.
46 Kapitel 2 · Histologie
Kernaussagen |
5 In histologisch homogen erscheinender In-
terzellularsubstanz liegen Knorpelzellen
(Chondrozyten), z. T. als isogene Zellgruppen.
5 Die Interzellularsubstanz des Knorpels be-
steht aus Proteoglykanen mit Kollagenfibril-
len aus Typ-II-Kollagen.
5 Umgeben werden die Knorpelzellen von ei-
nem Knorpelhof (Territorium).
5 An der Knorpeloberfläche befindet sich ein
. Abb. 2.33 a–c. Knorpel. a Hyaliner Knorpel. b Elastischer Knor-
Perichondrium.
pel. c Faserknorpel H6, 18, 19
a2.2 · Binde- und Stützgewebe
47 2
wird als interstitiell bezeichnet; sie findet nur während der Proteoglykane bestehen aus einem gestreckten zentra-
Knorpelbildung statt. Später wächst der Knorpel appositionell, len Protein (Core-Protein), von dem zahlreiche unver-
d. h. von der Knorpeloberfläche aus. zweigte Glykosaminoglykanketten verschiedener Zu-
sammensetzung ausgehen. Das Core-Protein bindet ei-
nerseits an gestreckte Hyaluronsäuremoleküle, anderer-
Knorpelzellen, Interzellularsubstanzen, Perichondrium
seits an Kollagenfibrillen (. Abb. 2.25). Das wichtigste
Proteoglykan des Knorpels ist Aggrecan (zu 90% aus
Wichtig | |
Chondroitinsulfat).
Knorpelzellen liegen, häufig als isogene Zell-
gruppen, in Knorpelhöhlen, die von einem Kollagene. Knorpelspezifisch ist Typ-II-Kollagen, das
Knorpelhof umgeben werden. Knorpelzellen bil- durch Typen IX und XI ergänzt wird. Die Kollagene bil-
den neue Knorpelgrundsubstanz und sind re- den feine Fibrillennetze.
sorptiv tätig. Knorpelwachstum geht von der Eine Sonderstellung nehmen die Knorpelhöfe ein.
subperichondralen Region aus. Die Knorpel- Sie sind besonders reich an Aggrecan, enthalten aber
grundsubstanz besteht aus Proteoglykanen und nur wenig Kollagen. Außerdem weisen sie das Glyko-
Kollagenfibrillen, insbesondere vom Typ II. protein Chondronektin auf, das die Knorpelzellen am
Kollagen der Grundsubstanz befestigt. Färberisch fällt
Chondrozyten können einzeln liegen, bilden aber häufig der Knorpelhof durch eine zur weiteren Umgebung
Gruppen. Da es sich jeweils um Tochterzellen eines hin abnehmende Basophilie auf.
Chondrozyten handelt, wird von einer isogenen Zell-
gruppe gesprochen. Umgeben werden die Knorpelzellen Perichondrium. Hierbei handelt es sich um das den
von verdichteter basophiler Interzellularsubstanz, einem Knorpel umgebende Bindegewebe. An der Knorpelober-
Knorpelhof (Territorium). Knorpelzellen und Knorpel- fläche ist das Perichondrium sehr zellreich (Stratum cel-
hof bilden ein Chondron. Werden die Knorpelzellen ar- lulare), weiter außen faserreich (Stratum fibrosum).
tifiziell, z. B. durch die Fixierung, aus der umgebenden Vom Perichondrium aus kann Knorpel neu gebildet
Interzellularsubstanz herausgelöst, entsteht der Ein- werden.
druck von Knorpelhöhlen, deren Wand als Knorpelkap- Das Perichondrium ist gefäß- und nervenreich. Da
sel bezeichnet wird. Knorpel gefäß- und nervenfrei ist, erfolgt die Ernäh-
Knorpel unterliegt während des ganzen Lebens ei- rung des Knorpels nur langsam durch Diffusion vom
nem langsamen Umbau. In diesem Rahmen sind die Perichondrium aus.
Chondrozyten sowohl resorptiv als auch sekretorisch Ein Perichondrium fehlt am Gelenkknorpel, der
durch Abgabe von Knorpelgrundsubstanz tätig. Ent- deswegen nicht neu gebildet werden kann. Die Ernäh-
sprechend ist die Ausstattung der Knorpelzellen mit Ly- rung des Gelenkknorpels erfolgt durch die Gelenk-
sosomen und einem umfangreichen RER, Golgiapparat flüssigkeit.
und vielen Mitochondrien. Zusätzlich sind Knorpelzel-
len glykogenreich.
Knorpelarten
Eine Neubildung von Knorpel (Knorpelwachstum)
beim Erwachsenen findet nur subperichondral statt.
Hier sind die Knorpelzellen flach. Im Knorpelinneren
Wichtig | |
sind sie dagegen in der Regel voluminös und oft hyper- Hyaliner Knorpel ist lichtmikroskopisch an seinen
trophiert. Chondronen und seiner homogenen Grundsub-
Die Tätigkeit der Chondrozyten wird durch Thyro- stanz zu erkennen. Elastischer Knorpel hat in
xin und Testosteron gesteigert, durch Kortison, Hydro- seiner Grundsubstanz zusätzlich elastische Fa-
kortison und Östradiol gehemmt. sern. Beim Faserknorpel liegen Chondrone in ei-
nem Geflecht interterritorealer Typ-I-Kollagenfa-
Interzellularsubstanzen (7 auch S. 40). Es handelt sich sern.
vor allem um
4 Proteoglykane
4 Kollagene
48 Kapitel 2 · Histologie
Es lassen sich unterscheiden (. Abb. 2.33, . Tabelle In allen Fällen umgreifen die Kollagenfibrillen die
2.6): Chondrone und bilden unter der Knorpeloberfläche ei-
4 hyaliner Knorpel ne Tangentialfaserschicht, die eigentliche Druckschicht
4 elastischer Knorpel des Knorpels.
4 Faserknorpel
i Zur Information
Hyaliner Knorpel ist die häufigste Knorpelart. Sein Was- Charakteristisch für Knorpel sind seine Druck- und Biegungs-
sergehalt beträgt 60–70%. Da anorganische Substanzen elastizität. Sie gehen auf das Zusammenwirken der Proteogly-
kane der Interzellularsubstanz mit dem Kollagen zurück. Zent-
fehlen, ist hyaliner Knorpel schneidbar. Makroskopisch ral ist die Fähigkeit der Proteoglykane, in großer Menge Was-
hat hyaliner Knorpel ein bläulich-milchglasartiges Aus- ser zu binden. Dadurch entsteht innerhalb des hyalinen Knor-
sehen. H6 pels ein hoher Quelldruck. Lässt nach Kompression des Knor-
Histologisch ist für hyalinen Knorpel die Gliederung pels der Druck nach, wird sofort wieder der Ausgangszustand
in mehr oder weniger weit voneinander entfernte hergestellt.
Chondrone und in lichtmikroskopisch homogene Ma-
trix charakteristisch. Die Matrix (Interzellularsubstanz) Altersveränderungen. Der Wassergehalt des Knorpels
gliedert sich in Territorien (Knorpelhöfe) und Interterri- nimmt im Alter ab. Dadurch lässt die Druckelastizität
torien. Lichtmikroskopisch erscheint die Matrix homo- nach. Gleichzeitig können sich die Proteoglykane ver-
gen, weil das Kollagen im hyalinen Knorpel in Form mindern und es entstehen Kollagenfaserbündel: Es tritt
von Fibrillen vorliegt, jedoch keine Fasern bildet. Die eine sog. Asbestfaserung auf. Ferner kann es zu Höhlen-
Fibrillen können jedoch polarisationsmikroskopisch bildung im Knorpel bzw. Verkalkungen kommen.
und elektronenmikroskopisch nachgewiesen werden. Vorkommen. U. a. während der Knochenentwick-
Die Kollagenfibrillen des hyalinen Knorpels haben lung, als Rippenknorpel, als Gelenkknorpel, in den Luft-
einen jeweils charakteristischen, trajektoriellen Verlauf wegen als Nasenknorpel, als Knorpelspangen in der Tra-
(vgl. 7 S. 157). Er wird von der funktionellen Beanspru- chea, als Knorpelstückchen in den Bronchen.
chung bestimmt. So verlaufen z. B. die Kollagenfibrillen
im Rippenknorpel (. Abb. 2.34 a), der vor allem durch Elastischer Knorpel tritt nur an wenigen Stellen auf, z. B.
Biegung beansprucht wird, S-förmig, oder im Gelenk- in der Ohrmuschel und im äußeren Gehörgang, in der
knorpel, der vor allem Druck ausgesetzt ist, arka- Tuba auditiva und im Kehlkopfskelett (7 S. 645). H18
denförmig zur freien Oberfläche hin (. Abb. 2.34 b).
a2.2 · Binde- und Stützgewebe
49 2
Faserknorpel unterscheidet sich von den anderen Knor-
pelarten dadurch, dass
4 in den Interterritorien Typ-I-Kollagen vorliegt, das
Fasergeflechte bildet,
4 Proteoglykane nur in geringer Konzentration vor-
kommen und
4 ein Perichondrium fehlt. H19
> In Kürze
Die häufigste Knorpelart ist hyaliner Knorpel. Sei-
ne Matrix ist lichtmikroskopisch homogen – ge-
gliedert in Territorien und Interterritorien – und
schließt isogene Zellgruppen ein. Die Matrix ist
ein Verbund aus Fibrillen vom Typ-II-Kollagen
und Proteoglykan-Hyaluronsäure-Aggregaten.
Das wichtigste Proteoglykan ist Aggrecan. Elasti-
. Abb. 2.34 a, b. Hyaliner Knorpel, Anordnung der Knorpelzellen
scher Knorpel hat zusätzlich zum Kollagen elasti-
und Verlauf der Kollagenfasern. a Rippenknorpel: Die Kollagenfa-
sern verlaufen S-förmig. b Gelenkknorpel: Die Kollagenfasern bil- sche Fasern, Faserknorpel Typ-I-Kollagen und
den Arkaden. Die Pfeile geben die Richtungen der möglichen Proteoglykane in geringer Konzentration. Knor-
Krafteinwirkung an H6 pel ist gefäß- und nervenfrei. Seine Ernährung er-
folgt durch Diffusion vom Perichondrium bzw.
vom Gelenkspalt aus.
Elastischer Knorpel ähnelt dem hyalinen Knorpel.
Jedoch sind die Chondrone kleiner und enthalten nur
wenige Zellen. Interterritorial kommen zusätzlich zu
Kollagenfibrillen elastische Fasern vor, die Netze bilden.
Sie umfassen die Chondrone und strahlen ins Peri-
chondrium ein. Färberisch-histologisch können die
elastischen Fasern mit Elastika-Färbungen dargestellt
werden.
50 Kapitel 2 · Histologie
Knochen H20–22
Kernaussagen |
2 5 Knochenzellen (Osteozyten) liegen in Kno-
chenhöhlen der Interzellularsubstanz.
5 In der Interzellularsubstanz des Knochens
sind Kollagenfasern durch anorganische
Hydroxylapatitkristalle verfilzt und geben
dem Knochen seine Festigkeit.
5 Nach der inneren Organisation sind Lamel-
len- und Geflechtknochen zu unterscheiden.
5 Periost und Endost umgeben den Knochen.
5 Knochen unterliegt einem dauernden Abbau
durch Osteoklasten und Wiederaufbau durch
Osteoblasten.
5 Bei der Knochenentwicklung überwiegt die
chondrale Ossifikation gegenüber der des-
. Abb. 2.35. Lamellenknochen. Zu unterscheiden sind Osteonla-
malen. mellen, Schaltlamellen, Generallamellen. Verlaufsrichtung und
Steigungswinkel der Kollagenfasern wechseln von Lamelle zu La-
Knochen besteht aus melle H20
4 Osteozyten (Knochenzellen)
4 Interzellularsubstanzen Osteozyten und Interzellularsubstanzen
Stofftransport im Knochen dürfte allerdings auch in . Abb. 2.37. Osteon mit Osteonlamellen. Zwischen den Osteonen
schmalen perizellulären Räumen erfolgen, die dadurch befinden sich Schaltlamellen H20
entstehen, dass Knochenzellen die Knochenhöhlen un-
vollständig füllen.
Lamellenknochen ist das typische Knochengewebe des
Interzellularsubstanzen setzen sich zusammen aus: Erwachsenen.
4 organischen Bestandteilen Zu unterscheiden sind
4 anorganischen Bestandteilen 4 Osteonlamellen, „Speziallamellen“ in einem Osteon,
4 Schaltlamellen, Lamellen zwischen den Osteonen,
Organische Bestandteile. Zu 95% handelt es sich um Kol- 4 flach liegende Lamellen in Knochenbälkchen und
lagenfasern (Typ-I-Kollagen). Der Rest sind amorphe In- 4 Generallamellen an der äußeren und inneren Kno-
terzellularsubstanzen, vor allem Glykosaminoglykane chenoberfläche eines Knochenschaftes.
und spezielle Proteine, z. B. Osteonektin und Osteokalzin.
Bitte informieren Sie sich jetzt über die Gliederung der
Anorganische Bestandteile (etwa 50% des Trockenge- Knochen (7 S. 156), da im Folgenden dort erklärte Be-
wichts) liegen als intra- und interfibrilläre Kristalle vor, griffe verwendet werden.
vor allem aus Hydroxylapatit (Ca10[PO4]6[OH]2), die die
Kollagenfasern zu einem Kristallfilz vernetzen. Osteone, Osteonlamellen (. Abb. 2.35, 2.37). Osteone
(Durchmesser um 300 lm) sind Komplexe aus 4–20
Lamellenknochen, Geflechtknochen konzentrisch um einen Kanal, den Canalis centralis
(Zentralkanal, auch Havers-Kanal), gelegenen Osteonla-
Wichtig | | mellen. Gegeneinander sind Osteone durch Kittsubstan-
zen abgesetzt.
Überwiegend bestehen die Knochen des Er-
Osteone kommen nur in der Kompakta von langen
wachsenen aus Lamellenknochen. Die Lamellen
Knochen vor (7 S. 156). Sie können mehrere Zentimeter
bilden Osteone mit einem Zentralkanal für Ge-
lang sein (durchschnittlich 0,5–1 cm). Gewöhnlich ver-
fäße. Zwischen den Osteonen liegen Schalt-
laufen sie in der Knochenlängsachse, sind verzweigt
lamellen. Generallamellen bilden die äußere und
und kommunizieren untereinander. Sie bilden ein ver-
innere Knochenoberfläche von Diaphysen der
schachteltes System. Osteone sind jedoch keine statio-
Röhrenknochen. Beim Geflechtknochen verlau-
nären Strukturen, sondern unterliegen einem dauern-
fen die Kollagenfasern der Knochengrundsub-
den, wenn auch langsamen Umbau, vor allem bei Ände-
stanz irregulär.
rung der Statik.
52 Kapitel 2 · Histologie
chen befinden sich derartige Zellen im osteogenen Ge- activation of nuclear factor kappa B ligand) verantwortlich,
webe des Periosts und der Havers-Kanälchen. der an seinen Receptor RANK (receptor for activation of nucle-
Osteoblasten haben die Fähigkeit, ar factor kappa B) an der Oberfläche von Osteoklastenvorläu-
4 Osteoklastenvorläuferzellen zu aktivieren und ferzellen bindet. Zur Hemmung der Osteoklasten kommt es,
2 4 Knochenmatrix zu bilden wenn Osteoprotegerin die Signalwirkung von RANKL behin-
dert. Letztlich erfolgt ein Knochenabbau durch Osteoklasten
nur dann, wenn in den Osteoblasten die Produktion von
Osteoklasten sind vielkernige Riesenzellen. Sie gehen OPG vermindert, die von RANKL jedoch erhöht ist.
aus hämatopoetischen Stammzellen via Monozyten,
Makrophagen und Osteoklastenvorläufern hervor. Os- Matrixbildung durch Osteoblasten (. Abb. 2.39). Sie er-
teoklasten bewirken den Abbau der anorganischen Be- folgt dort, wo Osteoklasten Knochensubstanz abgebaut
standteile des Knochens durch Ansäuerung und der or- haben. Im ersten Schritt werden die Buchten mit Osteo-
ganischen Bestandteile durch Lyse. Osteoklasten liegen id gefüllt. Es folgen Vorgänge wie bei der Knochenent-
in der Regel in Knochenvertiefungen (Howship-Laku- wicklung (7 unten).
nen).
Knochenbruchheilung. Sie geht vom Periost bzw. Endost
aus. Bei Knochenbrüchen ist eine Dislokation der Bruch-
i Zur Information
Osteoklasten zeichnen sich durch zahlreiche kleine Falten an
der dem Knochen zugewandten Seite aus (. Abb. 2.38). Dort
haften sie mit Zelladhäsionsmolekülen an der Knochenober-
fläche und setzen H+-Ionen frei. H+-Ionen werden zusammen
mit HCO3-Ionen durch Carboanhydrasen aus H2CO3 im Zyto-
plasma der Osteoklasten gebildet. Sie säuern das Mikromilieu
zwischen Osteoklasten und Knochenoberfläche an. Es kommt
zum Abbau von Knochen. Die Lyse der organischen Bestand-
teile erfolgt durch lysosomale und nichtlysosomale Enzyme,
u. a. Kathepsin K. Bruchstücke von Kollagenfibrillen und Kno-
chenkristallen werden von Osteoklasten in heterophage Va-
kuolen aufgenommen und abgebaut.
Funktioneller Hinweis
Funktionell stehen Osteoblasten und Osteoklasten in enger Be-
ziehung (. Abb. 2.39). Führend sind die Osteoblasten, sie set-
zen nämlich Faktoren frei, die die Umwandlung von Osteoklas-
tenvorläuferzellen in aktive Osteoklasten bewirken, und eben-
falls Faktoren, die die Aktivität der Osteoklasten hemmen. Au-
ßerdem sezernieren Osteoblasten M-CSF (macrophage colony-
stimulating factor), der die Proliferation von Osteoblastenvor-
läuferzellen fördert.
Aber auch die Osteoblasten unterliegen regelnden Ein-
flüssen. Gefördert wird die Tätigkeit der Osteoblasten zur Ak-
tivierung von Osteoklasten bei Absinken des Kalziumspiegels
im Serum durch vermehrte Ausschüttung von Parathormon
aus der Nebenschilddrüse (7 S. 652). Möglich wird dies, weil
Osteoblasten Rezeptoren für Parathormon besitzen. Zur Hem-
mung der Tätigkeit der Osteoklasten durch die Osteoblasten
kommt es, wenn bei Abbau von Knochen aus dessen Matrix
der Faktor TGFb freigesetzt wird und auf die Osteoblasten
wirkt. Dann setzen die Osteoblasten den Osteoklastenhemmer
Osteoprotegerin (OPG) frei.
. Abb. 2.39. Knochenumbau. Osteoklasten entstehen unter dem
Im Einzelnen Einfluss von Osteoblasten aus Osteoklastenvorläufern (Makropha-
Für die Umwandlung der Osteoklastenvorläuferzellen in aktive gen). Osteoklasten liegen dann in Lakunen und bauen Knochen
Osteoklasten ist der Osteoblastenfaktor RANKL (receptor for ab. Abkürzungen siehe Text
a2.2 · Binde- und Stützgewebe
55 2
enden üblich. Dabei kommt es zum Bluterguss. Gleich- Die mineralischen Bestandteile verlassen den Osteo-
zeitig räumen Makrophagen das an den Bruchenden zu- blasten als Matrixvesikel, die Kalzium in Komplexbin-
grundegegangene Gewebe ab. Anschließend füllt faser- dung mit basischen Proteinen oder Phospholipiden ent-
reiches Bindegewebe die Spalten aus und Osteoblasten halten. Die Matrixvesikel lagern sich auf den Kollagen-
bilden Geflechtknochen oder es kommt zur Knorpelbil- fasern auf, ihr Inhalt kristallisiert und vernetzt sich zu
dung mit folgender Ossifikation. Das neu gebildete Ge- einem Kristallfilz (7 oben). Der so entstandene Kno-
webe wird als Kallus bezeichnet. Schließlich entsteht chen entspricht einem verkalkten faserreichen Bindege-
durch Umbau Lamellenknochen. Der Vorgang dauert webe und ist Geflechtknochen.
mehrere Wochen und ist mit Bildung überschüssigen Diese Art der Knochenbildung erfolgt bei einigen
Kallus verbunden. Die Rückbildung des Kallus dauert Schädelknochen bzw. bei Teilen davon (Os frontale,
sehr viel länger. Os parietale, Teile der Ossa temporalia, des Os occipita-
le, des Os mandibulare, des Os maxillare, 7 S. 553) so-
wie von anderen platten Knochen. Sie geht jeweils von
Knochenentwicklung H21, 22
isoliert gelegenen Zentren aus, die in der Folgezeit ver-
schmelzen, Knochenbälkchen und schließlich eine
Wichtig | |
Spongiosa bilden (bei den Schädelknochen als Diploë
Die Knochenentwicklung erfolgt desmal, bezeichnet). Als Letztes entsteht die äußere und innere
überwiegend aber chondral. Die chondrale Knochenschale.
Knochenentwicklung findet auf der Basis einer
Knorpelmatrize statt. Bei Röhrenknochen ver- Die chondrale Ossifikation (. Abb. 2.40) ist typisch für
läuft die Knochenentwicklung am Schaft peri- die Entwicklung langer und kurzer Knochen. Sie geht
chondral, am Schaftende enchondral. von einer Knorpelmatrize aus. Der hyaline Knochenvor-
läufer ist verglichen mit dem späteren Knochen plump
Zu unterscheiden sind und weist keine Oberflächendetails auf. Erkennbar sind
4 desmale Ossifikation (direkte Knochenbildung), bei jedoch bei den Anlagen von Röhrenknochen die beiden
der Knochen direkt im Mesenchym entsteht, und Epiphysen und die Diaphyse. H22
4 chondrale Ossifikation (indirekte Knochenbildung). Bei der chondralen Ossifikation von langen und kur-
Hierbei geht die Knochenbildung von einer Knor- zen Knochen spielen sich zwei Teilvorgänge ab:
pelmatrize aus, die schrittweise abgebaut und durch 4 perichondrale Ossifikation
Knochen ersetzt wird. 4 enchondrale Ossifikation
In beiden Fällen wird zunächst Geflechtknochen gebil- Die perichondrale Ossifikation (. Abb. 2.40 a) beginnt in
det, der mit wenigen Ausnahmen (7 oben) während der Mitte des Knochenschafts und schreitet von dort bis
der weiteren Entwicklung durch Lamellenknochen er- zum Übergangsbereich zu den Epiphysen fort. Dabei
setzt wird. entsteht um die Knorpelmatrize ein Mantel aus Ge-
flechtknochen (perichondrale Knochenmanschette).
Die desmale Ossifikation (. Abb. 2.38) beginnt mit Ver- Sie wird von Osteoblasten gebildet, die aus dem Mesen-
dichtung und starker Kapillarisierung des Mesenchyms chym des Perichondriums hervorgehen. Später wird der
an den für die Knochenbildung vorgesehenen Stellen. Geflechtknochen in Lamellenknochen umgewandelt.
Die Mesenchymzellen wandeln sich durch Vergröße- Der unter der Manschette liegende Knorpel wird ab-
rung in Knochenvorläuferzellen mit großem ovalen gebaut. Zunächst jedoch hypertrophieren die Knorpel-
Kern und relativ viel Zytoplasma um. Durch weitere zellen, die Interzellularsubstanz vermindert sich und
Vergrößerung der Zellen und Vermehrung der Ausstat- beginnt zu verkalken. Es ist Blasenknorpel entstanden.
tung mit Zellorganellen (RER, Golgiapparat, Mito- Dann wird die Knochenmanschette von Osteoklasten
chondrien) und Ausbildung von Fortsätzen entstehen perforiert. Blutgefäße dringen ein und erreichen den
schließlich Osteoblasten. H21 Knorpel. Miteingedrungene Mesenchymzellen bauen
Die Knochenbildung beginnt mit der Abgabe einer als Chondroklasten den Knorpel teilweise ab. Teilweise
homogenen Grundsubstanz (Osteoid), in die Kollagen- füllen sie die ehemaligen Knorpellakunen aus. Es ist ei-
fibrillen eingelagert sind. ne Einbruchzone entstanden. Viele der Mesenchymzel-
56 Kapitel 2 · Histologie
len werden zu Osteoblasten, die an der Oberfläche der Enchondrale Ossifikation (. Abb. 2.40 b). Die Umbauzo-
Knorpelreste Geflechtknochen bilden. Es resultiert ein ne zwischen Epiphyse und Diaphyse bleibt erhalten, so-
Bälkchenwerk aus Geflechtknochen (primäres Ossifika- lange der Knochen wächst, auch wenn Epiphyse und
tionszentrum). Diaphyse bereits weitgehend verknöchert sind. Die Um-
Die Räume zwischen den Bälkchen werden von Blut- bauzone wird dann als Wachstumsfuge (Metaphyse, Epi-
gefäßen und Mesenchym ausgefüllt (primäres Knochen- physenplatte) bezeichnet. Die Umbauzone lässt eine Zo-
mark). Etwa ab 5. Entwicklungsmonat wandeln sich Me- nengliederung erkennen. Jede Zone entspricht einem
senchymzellen in Retikulumzellen und Blutvorläuferzel- Entwicklungsschritt.
len um. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Blutbildung Von der Epiphyse her folgen aufeinander:
und es wird von sekundärem Knochenmark gesprochen. 4 Reservezone. Sie besteht aus hyalinem Knorpel. In
Die Knochenbälkchen unter der Knochenmanschet- frühen Entwicklungsstadien handelt es sich um die
te werden im Laufe der Zeit durch Osteoklasten abge- ganze Epiphyse; später, wenn in der Epiphyse die
baut; dadurch erweitert sich die Knochenmarkhöhle Verknöcherung beginnt (7 unten), handelt es sich
bis zu einer Umbauzone zwischen Diaphyse und Epiphy- um einen breiten Streifen aus hyalinem Knorpel.
se. Hier erfolgt die enchondrale Ossifikation. 4 Proliferationszone. In dieser Zone teilen sich die
Knorpelzellen lebhaft und ordnen sich säulenartig
a2.2 · Binde- und Stützgewebe
57 2
in der Längsachse des Knochens an; deswegen wird i Zur Information
auch von Säulenknorpel gesprochen. Die Interzellular- Entwicklung und Erhaltung der Knochensubstanz unterliegen
substanzen werden kaum noch gebildet und nehmen ab. humoralen (hormonalen) und mechanischen Einflüssen.
4 Resorptionszone. Diaphysenwärts werden die Knor- Zu den Hormonen, die die Knochenentwicklung beein-
flussen, gehört das Wachstumshormon der Hypophyse. Mangel
pelzellen (und damit die Knorpelhöhlen) immer an diesen Hormonen im Kindesalter bedingt Zwergwuchs,
größer; die Knorpelzellen enthalten viel Glykogen. überschüssige Bildung Gigantismus, beim Erwachsenen Akro-
Es liegt Blasenknorpel vor. Interzellularsubstanz be- megalie (Wachstum der »Akren«: Hände, Füße, Nase, Kinn).
schränkt sich auf schmale Septen, die Kalkeinlage- Ferner haben Geschlechtshormone Einfluss auf das Kno-
rungen aufweisen. chenwachstum und die Erhaltung des Knochens. Bei Mangel
an Geschlechtshormonen kommt es zum vermehrten Kno-
4 Verknöcherungszone. Die Knorpelzellen gehen ent- chenabbau (Osteoporose), z. B. bei der Frau mit Beginn des Kli-
weder zugrunde oder werden aus ihren Knorpel- makteriums.
höhlen durch Chondroklasten freigesetzt – daher Vitamine. Einen direkten Einfluss auf die Ossifikation hat
auch Eröffnungszone. In der Knorpelgrundsubstanz Vitamin D. Bei Vitamin-D-Mangel tritt eine ungenügende Kal-
kommt es zu Kalkablagerungen. Vor allem lagern zifizierung des Knochens ein. Dadurch kann es zur Rachitis
mit Knochenverformungen kommen.
sich aber den verbliebenen, z. T. verkalkten Knorpel- Vitamin A steuert die reguläre Verteilung und Aktivität
spangen Osteoblasten auf, die Geflechtknochen bil- von Osteoblasten und Osteoklasten. Bei Vitamin-A-Mangel
den. Dadurch entsteht ein Netzwerk aus Knochen- wird nicht ausreichend amorphe Interzellularsubstanz synthe-
bälkchen, das mit der perichondralen Knochenman- tisiert.
schette in Verbindung steht. Mechanische Einflüsse. Für die Aufrechterhaltung des Kal-
ziumbestandes ist eine Beanspruchung des Knochens erforder-
lich. Bei Patienten, die lange bettlägerig sind, kommt es zu ei-
Verknöcherung der Epiphyse. Sehr viel später als in den ner Verminderung der anorganischen Bestandteile im Kno-
Diaphysen bildet sich im Inneren der Epiphysen Blasen- chen. Außerdem wirkt die Belastung strukturerhaltend auf
knorpel. Aus der Umgebung wachsen in dieses Gebiet den Knochen; Kalziumverlust tritt bei Aufenthalt im schwere-
Gefäße und Mesenchymzellen ein. Es folgen Umbauvor- losen Raum auf.
gänge, die denen in den Diaphysen während der Ver-
knöcherung entsprechen (7 oben). Die Ausbildung
der Knochenbälkchen schreitet vom Epiphysenzentrum > In Kürze
zur Peripherie hin fort. An der Oberfläche der Epiphy- Stabilität, Plastizität sowie Knochenbruchheilung
sen bildet sich eine Knochenschale. Ausgenommen sind an eine permanente Aktivität von Osteozy-
bleibt der Gelenkbereich (Gelenkknorpel) und – solange ten gebunden. Alle Vorgänge unterliegen regeln-
der Knochen wächst – die Grenze zwischen Epi- und den Einflüssen, vor allem von Hormonen und Vi-
Diaphyse (Metaphyse, Wachstumsfuge, 7 oben). taminen. – Jugendformen von Osteozyten sind
Die Knochenkerne in den Epiphysen bilden sich in Osteoblasten. Sie gehen aus dem Mesenchym
jedem einzelnen Knochen zu festgelegter Zeit, meist hervor und können auch noch im reifen Knochen
postnatal. Zur Zeit der Geburt besitzen lediglich die dis- aus osteogenen Stammzellen entstehen. Osteo-
talen Femurepiphysen und proximalen Tibiaepiphysen blasten bilden die organischen und anorgani-
Knochenkerne. Anhand der bereits gebildeten epiphy- schen Interzellularsubstanzen des Knochens
sären Knochenkerne kann das Alter eines Kindes be- und induzieren beim Knochenumbau die Entste-
stimmt werden (Reifezeichen 7 S. 121). hung von Osteoklasten aus Monozyten bzw.
Knochenwachstum. Beim Dickenwachstum wird im Makrophagen. Osteozyten liegen im reifen Kno-
Wesentlichen Knochen an der äußeren Oberfläche ap- chen in Knochenzellhöhlen, die vermittels feiner
positionell angelagert, während von der inneren Ober- Kanälchen ein Labyrinth bilden. Untereinander
fläche her Knochen abgebaut wird. Das Längenwachs- stehen die Osteozyten über ihre Fortsätze in Ver-
tum kommt dadurch zustande, dass das Gebiet der en- bindung und treten letztlich zu Kapillaren in Be-
chondralen Verknöcherung im Bereich der späteren ziehung. Im Lamellenknochen liegen die Osteo-
Epiphysenplatte unter Beibehaltung der Dicke der zyten an den Lamellengrenzen. Die Lamellen
Wachstumsfuge langsam epiphysenwärts rückt. können als Osteonlamellen um einen Zentral-
kanal (Havers-Kanal) angeordnet sein, aber auch
58 Kapitel 2 · Histologie
i Zur Information
Muskulatur ist kontraktil. Sie kann sich unter ATP-Verbrauch
verkürzen und Spannung entwickeln. Gebunden ist dies an
zytoplasmatische Myofibrillen in den immer langgestreckten
Muskelzellen. Dies gilt für alle drei Arten von Muskelgewebe.
Myofibrillen bestehen aus den Proteinen Aktin und Myo-
sin. Durch ihr Zusammenwirken wird bei der Kontraktion che-
mische Energie direkt in mechanische Energie verwandelt.
Verbindung der Muskelzellen tight und gap junctions, Endomysium, Sarkolemm Disci intercalares
untereinander argyrophile Fasern
charakteristischen Myofibrillen. Die Vermehrung der Myofib- 2.3.1 Glatte Muskulatur H23
rillen erfolgt durch Längsteilung, nachdem durch Anlagerung
von neu gebildeten Myofilamenten eine bestimmte Größe
überschritten ist. Kernaussagen |
Skelettmuskelfasern entstehen durch Verschmelzung 5 Glatte Muskulatur besteht aus spindelförmi-
von Myoblasten und sind deswegen vielkernige Synzytien. Ihre
gen Zellen.
Zellkerne liegen zunächst in der Fasermitte, wandern später je-
5 Die Aktin- und Myosinfilamente sind unre-
doch unter die Zelloberfläche.
Nomenklatur. Muskelfasern sind hoch differenzierte Zel- gelmäßig angeordnet.
len. Ihre Strukturen haben spezielle Bezeichnungen: 5 Eine Querstreifung fehlt.
4 Sarkoplasma: Zytoplasma der Muskelzellen (ohne Myofib- 5 Die Kontraktion der glatten Muskelzellen er-
rillen), folgt langsam und unwillkürlich.
4 sarkoplasmatisches Retikulum: glattes endoplasmatisches
Retikulum,
Glatte Muskulatur kommt dort vor, wo ohne großen
4 Sarkosomen: Mitochondrien,
Energieaufwand ein Tonus gehalten werden muss, z. B.
4 Sarkolemm: Plasmalemm der Muskelfasern. Ursprünglich
stammt dieser Begriff aus der Lichtmikroskopie; mit in Gefäßwänden oder in der Wand der Eingeweide, z. B.
dem Lichtmikroskop sind jedoch die drei Schichten an des Magen-Darmkanals. Damit steht im Zusammen-
der Oberfläche der Muskelfasern, nämlich Plasmalemm, hang, dass glatte Muskulatur nicht ermüdet. Verharrt
Basallamina und Netzwerk retikulärer Fasern, nicht von- glatte Muskulatur in einem Kontraktionszustand, ent-
einander zu unterscheiden. stehen Spasmen oder Koliken. Innerviert wird die glatte
Muskulatur vom vegetativen Nervensystem.
Häufig bilden glatte Muskelzellen Bündel, die durch
Bindegewebe zusammengehalten werden und in denen
sich die Muskelzellen überlappen. Die Verlaufsrichtung
der glatten Muskelzellen kann lagenweise wechseln. In
manchen Organen liegen glatte Muskelzellen jedoch ein-
60 Kapitel 2 · Histologie
zeln und sind locker im Bindegewebe verteilt (z. B. Pros- von dünnen Aktinfilamenten eingenommen, die in man-
tata, Samenblase). Schließlich können glatte Muskelzel- chen glatten Muskelzellen parallel zur Längsachse, in
len kleine Muskeln bilden, beispielsweise die Mm. ar- anderen gitterwerkähnlich angeordnet sind. Sie befesti-
rectores pilorum der Haut (7 S. 225). gen sich an lokalen Verdichtungen des Zytoplasmas und
2 Glatte Muskelzellen (. Abb. 2.41, 2.42) sind meist des Plasmalemms (Plaques). Zwischen den Aktinfila-
spindelförmig und selten verzweigt. Ihre Länge beträgt menten liegen relativ wenige Myosinfilamente, die mit
50–400 lm, ihr Durchmesser 2–10 lm. Besonders lang den Aktinfilamenten kooperieren.
sind die glatten Muskelzellen des Uterus (in der
Schwangerschaft bis zu 500 lm). Glatte Muskelzellen i Zur Information
können sich mitotisch teilen und sind zur Hypertrophie Durch die Kooperation von Aktin und Myosin kommt es zur
befähigt. Glatte Muskelzellen sind an ihrer gesamten Verkürzung (Kontraktion) der glatten Muskelzelle. Sie erfolgt,
Oberfläche von einer Basallamina umgeben. wenn im Zytoplasma der Zelle befindliches Ca++ an Kalmodu-
Der Kern der glatten Muskelzellen ist zigarrenförmig lin (kalziumbindendes Protein) bindet, Myosin aktiviert wird
und ein Gleitmechanismus zwischen Aktin und Myosin ähnlich
und hat abgerundete Enden. Er liegt in der Mitte der dem der Skelettmuskulatur zustande kommt (7 unten). Die
Zellen und fältelt sich bei Kontraktion. Kontraktionen der glatten Muskulatur sind sehr viel lang-
Das Zytoplasma der glatten Muskelzellen weist in samer (wurmartig), jedoch ausdauernder als die der Skelett-
der Umgebung des Kerns wenige Mitochondrien, wenig muskulatur.
GER und einen kleinen Golgiapparat auf. Glatte Muskel-
zellen sind sehr glykogenreich. An der Plasmamembran Außer Myofilamenten kommen in glatten Muskelzellen
befinden sich zahlreiche Caveolae, die wohl Orte des intermediäre Filamente aus Desmin bzw. Vimentin vor,
Einstroms von Ca++-Ionen sind. Außerdem kommen die kreuz und quer durch das Zytoplasma verlaufen
im Zytoplasma glatter Muskelzellen Sekretgranula vor, und zusammen mit Aktinfilamenten an den zytoplas-
da glatte Muskelzellen Kollagen, Elastin und Glykosami- matischen Verdichtungen und an Plaques der Plasma-
noglykane sezernieren können. membran befestigt sind.
Hauptsächlich wird der größte Teil des Zytoplasmas Verbindungen zwischen glatten Muskelzellen. Glatte
der glatten Muskelzellen außerhalb der Kernzone aber Muskelzellen sind, sofern sie nicht einzeln liegen, durch
. Abb. 2.43 a–g. Skelettmuskulatur. a Quer gestreifte Skelett- Myosinfilamente sind miteinander verzahnt. d Querschnitte durch
muskelfaser. N Nukleus; I helle, A dunkle Streifen einer Myofibrille. die verschiedenen Segmente (I, M, H, A). e Molekularer Bau von
b Myofibrille mit I-, A-, H- und Z-Streifen. c Sarkomere von Z- zu Aktin- und Myosinfilamenten. f Sarkomere in Ruhestellung, g bei
Z-Streifen mit ihrer Gliederung. Dünne Aktinfilamente und dicke Kontraktion
Aktin ist ein globuläres Protein. Die einzelnen Partikel schen die Myosinfilamente. Das andere Ende des Aktin-
(Durchmesser 5,5 nm) legen sich zu zwei verdrillten filaments liegt dagegen frei. Daraus ergibt sich die Quer-
Strängen zusammen (. Abb. 2.43 e). In den Rinnen zwi- streifung der Myofibrillen.
schen den Aktinketten liegen lange, starre Tropomyosin-
moleküle, die ihrerseits in regelmäßigen Abständen mit Querstreifung. Licht- und elektronenmikroskopisch las-
Troponin verbunden sind. An Troponin binden während sen sich unterscheiden (. Abb. 2.43 a, b):
der Kontraktion Kalziumionen (7 unten). 4 A-Streifen. A bedeutet anisotrop, d. h. im polarisier-
ten Licht doppelbrechend
Myosinfilamente sind dicker als Aktinfilamente: etwa 4 I-Streifen. I bedeutet isotrop, im polarisierten Licht
1,5 lm lang, 10–15 nm dick. Sie bestehen aus Myosin einfach brechend
(. Abb. 2.43 e), einem Faserprotein von etwa 150 nm 4 Z-Streifen. Z bedeutet Zwischenstreifen
Länge. Ergänzt wird der A-Streifen durch
Die Myosinmoleküle haben einen dünnen, stäb- 4 H-Zone (Hensen-Zone) und
chenförmigen Schaftteil (leichtes Meromyosin) und ei- 4 M-Streifen (Mesophragma).
nen kugelförmigen Kopf (schweres Meromyosin). Der
Kopf besteht aus einem Myosin-ADP-Komplex und hat A-Streifen erscheinen bei Färbungen dunkel. Sie werden
hohe ATPase-Aktivität. Er befindet sich seitlich am En- von dicken (Myosin-)Filamenten mit zwischengelager-
de des Schaftes, mit dem er durch einen spiraligen, be- ten Aktinfilamenten gebildet. Jedoch befindet sich in
weglichen Hals verbunden ist. Bei Kontraktionen bindet der Mitte des A-Streifens ein Bereich, der frei von Aktin
der Kopf kurzfristig an Aktin. ist: H-Zone. Er entsteht dadurch, dass die Aktinfilamen-
te nicht ganz die Mitte von A erreichen. Im Bereich der
Anordnung der Aktin- und Myosinfilamente (. Abb. H-Zone sind die Myosinfilamente besonders dick. Au-
2.43 c, d). Aktin- und Myosinfilamente liegen in einer ßerdem befindet sich in der Mitte der H-Zone ein feiner
Reihe und sind miteinander verzahnt. Es ragt jeweils dunkler Streifen (M-Streifen). Hier sind die dicken Fila-
von beiden Seiten her ein Ende der Aktinfilamente zwi- mente quer verbunden.
a2.3 · Muskelgewebe
63 2
Im Überlappungsbereich von Myosin und Aktin lie-
gen jeweils um ein dickes Myosinfilament sechs dünne
Aktinfilamente, sodass bei Querschnitten eine hexa-
gonale Struktur entsteht.
Zu unterscheiden sind moleküle mit der Basallamina verbunden ist. Die Basal-
4 isotonische Kontraktionen, bei denen sich der Muskel lamina ihrerseits steht in Verbindung mit kollagenen
verkürzt,
Fasern, die sich den Sehnenansätzen der Skelettmuskel-
4 isometrische Kontraktionen, bei denen es ohne Verkür-
2 zung des Muskels zur Kraftentfaltung kommt. faser anschließen.
Die Verbindung zwischen Muskelzellen und Sehnen
Bei isotonischer Kontraktion (. Abb. 2.43 g) ändert sich das
Ausmaß der Überlappung zwischen dünnen und dicken Fila- ist sehr stabil, da die Muskelfasern am Ort der Sehnen-
menten. Es werden in Abhängigkeit von der Stärke der Kon- befestigung fingerförmige Einstülpungen aufweisen, in
traktion die Aktinfilamente mehr oder weniger weit zwischen die sich Sehnenfasern hineinschieben (. Abb. 2.45).
die Myosinfilamente gezogen. Dadurch werden die Sarkomere Dort kommen Hemidesmosomen vor. Die Sehnenfasern
kürzer, I und H schmaler oder können verschwinden. dienen der Befestigung der Muskeln am Knochen
Die Verschiebung der dünnen Filamente kommt nach der
Sliding-Filament-Theorie dadurch zustande, dass induziert (7 S. 168).
durch Ca++-Ionen eine Verbindung zwischen den Köpfchen
des Myosins und den Aktinfilamenten zustandekommt, sich Reparaturvorgänge. Eine Neubildung von Muskelzellen
die Myosinköpfchen umlegen und dünne Filamente durch ei- erfolgt beim Erwachsenen nicht. Jedoch spielen sich Re-
ne Art Ruderbewegung zwischen die dicken gezogen wer-
paraturvorgänge ab. Sie gehen von lichtmikroskopisch
den. Die erforderliche Energie wird in den Myosinköpfchen
durch ATP-Spaltung gewonnen.
kaum abgrenzbaren Satellitenzellen aus, die sich an
Flaut die nervöse Erregung ab, wird die Freisetzung von der Oberfläche von quer gestreiften Muskelfasern befin-
Kalziumionen aus dem sarkoplasmatischen Retikulum unter- den. Es handelt sich um verbliebene Myoblasten, die
brochen und es setzt ein aktiver Rücktransport von Kalziumio- sich zu Muskelfasern differenzieren können.
nen in das sarkoplasmatische Retikulum ein. An den Membra-
nen des sarkoplasmatischen Retikulums kommt es zu einer
Repolarisation. Nicht alle Skelettmuskelfasern sind gleich. Vielmehr gibt
Isometrische Kontraktion. Die Länge der Sarkomere und es mehrere Fasertypen, die sich physiologisch, metabo-
die Breite der Querstreifen ändert sich bei der isometrischen lisch und morphologisch unterscheiden, z. B. nach Kon-
Kontraktion nicht. Zur Kraftentfaltung kommt es dadurch, traktionsgeschwindigkeit, Stoffwechselleistung und
dass die beweglichen Myosinköpfchen zyklisch an immer die- Zellorganellen. In einem Skelettmuskel als Einheit kom-
selbe Stelle der Aktinfilamente herantreten und die durch die
Drehbewegung des Myosinköpfchens entstandene Span- men jedoch alle Fasertypen gleichzeitig vor, wenn auch
nung nach außen abgegeben wird. in unterschiedlichem Verhältnis. Hieraus ergibt sich die
Leistung des Muskels. So bestehen Ausdauermuskeln,
Sarkosomen und weitere Bestandteile des Sarkoplas- z. B. Zwerchfell oder die langen Rückenmuskeln, haupt-
mas. Sarkosomen sind die Mitochondrien der Muskelfa- sächlich aus Slow-Fasern mit hohem oxidativen Stoff-
ser. Sie liegen in einer Reihe zwischen den Myofibrillen wechsel. In Schnellkraftmuskeln, z. B. dem M. extensor
und tragen dadurch zur Längsstreifung der Muskelfa-
sern bei. Sie dienen der Energiegewinnung.
Ferner kommt in größerer Menge Glykogen vor. Es
ist das Energiedepot der Muskelzelle, das während der
Muskelarbeit mobilisiert werden kann.
Schließlich befindet sich im Sarkoplasma noch Myo-
globin. Es ist für die rote Farbe der Muskulatur verant-
wortlich. Myoglobin bindet Sauerstoff und ist besonders
reichlich in Muskelfasern vorhanden, die lang dauernde
Kontraktionen auszuführen haben.
Weniger entwickelt sind dagegen RER und Riboso-
men. Auch der Golgiapparat ist klein. Entsprechend ge-
ring ist die Proteinsynthese der Skelettmuskulatur.
Motorische Endplatten bestehen aus dem Endkolben und efferenten Nervenfasern erreicht, sind Dehnungs-
einer efferenten Nervenfaser und der subsynaptischen rezeptoren. Sie ermitteln die Länge eines Muskels und
Membran der Muskelfaser. Der Endkolben ist wannen- dienen der Regulation der Spannung des jeweiligen
2 förmig in die Muskelfaser eingebuchtet. Die Plasma- Muskels.
membran der Muskelfaser bildet in diesem Bereich tiefe Muskelspindeln sind bis zu 8 mm lang und etwa
parallele Falten, das subneurale Faltenfeld. Zwischen 0,2 mm dick. Sie werden von einer Bindegewebskapsel
den sich gegenüberliegenden Membranen befindet sich (mit elastischen Netzen) umgeben. Muskelspindeln sind
ein Spalt von 30–50 nm, der ein Material enthält, das an ihren beiden Enden mit sehnenartigen Bindege-
kontinuierlich mit der Basallamina der Muskelfaser in webszügen am Perimysium der sie umgebenden Skelett-
Verbindung steht. Der Transmitter motorischer End- muskelfasern befestigt, die in diesem Zusammenhang
platten ist Azetylcholin, das bei Bedarf aus synaptischen als extrafusale Fasern bezeichnet werden.
Bläschen freigesetzt wird (7 S. 77). Im Inneren der Muskelspindel liegen 4–10 quer ge-
streifte Muskelfasern, die als intrafusale Fasern bezeich-
i Zur Information net werden. Sie stehen durch Bindegewebe untereinan-
An den motorischen Endplatten kommt es durch Freisetzung der in Verbindung. Die intrafusalen Fasern verlaufen
von Azetylcholin zur Depolarisation des dem Endkolben der
Nervenfaser gegenüberliegenden Teils des Sarkolemms. Von
parallel zu den extrafusalen Muskelfasern ihrer Umge-
hier breitet sich die Depolarisation über die gesamte Oberflä- bung.
che der Muskelzelle einschließlich des transversalen Systems Jede intrafusale Faser hat in der Mitte einen nicht-
aus. Von dort wird die Kontraktion veranlasst (7 oben). kontraktilen Bereich, während an den Enden der Fasern
quer gestreifte Myofibrillen vorkommen. Nach Form der
Motorische Einheit. Sie besteht aus einer motorischen Fasern und Anordnung der Zellkerne werden unter-
Nervenzelle und allen von ihr innervierten Muskelfa- schieden:
sern. Die Anzahl der innervierten Muskelfasern variiert 4 Kernsackfasern (1–2 pro Muskelspindel)
erheblich (Einzelheiten 7 S. 172). 4 Kernkettenfasern
> In Kürze
Die Muskelzellen der Arbeitsmuskulatur des Her-
zens stehen an Disci intercalares (mit gap junc-
tions) mit einander in Verbindung und bilden
ein Netzwerk. Herzmuskelzellen sind quer ge-
streift, haben in der Regel einen zentral gelege-
nen Zellkern. Die transversalen Tubuli liegen in
Höhe von Z und haben längs orientierte Anteile.
Die Muskelzellen des Erregungsbildungs- und
-leitungssystems sind relativ myofibrillenarm
und haben einen verminderten oxidativen Stoff-
wechsel.
Bei der Nissl-Substanz (. Abb. 2.50) handelt es sich um Neurofilamente und Neurotubuli. Beide Strukturen
basophile Schollen, die sich elektronenmikroskopisch gehören zum Zytoskelett (7 S. 17). Neurofilamente sind
als lokale Anhäufungen von RER und freien Ribosomen intermediäre Filamente (7 S. 18). Sie bilden entweder
Bündel, die lichtmikroskopisch sichtbar sein können
und dann als Neurofibrillen bezeichnet werden, oder
sie sind so angeordnet, dass sie die basophilen Struktu-
ren zu Nissl-Schollen zusammenfassen. – Mikrotubuli
(hier Neurotubuli) kommen vor allem in Axonen vor
und stehen im Dienst des Vesikeltransports.
Weitere Bestandteile des Neuroplasmas. Mitochond-
rien sind in der Regel zahlreich, da der Energiebedarf
der Nervenzellen hoch ist. Er wird fast ausschließlich
durch Glukose gedeckt. Zahlreich sind auch Lysosomen,
die dem Abbau z. B. des aus dem Axon herangeführten
Materials dienen. Schließlich besitzen viele Nervenzel-
len Pigment, weshalb z. B. im Gehirn eine charakteristi-
sche Pigmentarchitektonik entsteht. Besonders auffällig
ist in der Substantia nigra (7 S. 766) das Vorkommen
von Melanin, einem dunkelbraunen bzw. schwarzen Pig-
ment oder im Nucleus ruber des Mittelhirns eines eisen-
haltigen roten Pigments.
Dendriten H92
doch nur perikaryonnah gefunden. Mit jeder Aufzwei- mit der Folgestruktur sind die Axonenden häufig leicht
gung wird der Durchmesser der Dendriten kleiner. In aufgetrieben; sie bilden ein Bouton.
sehr dünnen Dendriten fehlen Mitochondrien.
2 Dendriten haben an ihrer Oberfläche viele kleine Feinbau des Axons. Die Oberflächenmembran des
dorn- oder knospenförmige Fortsätze (Spines), an die Axons wird als Axolemm bezeichnet. Das Zytoplasma
die Fortsätze (Axone) anderer Nervenzellen mit Synap- in den Axonen (Axoplasma) ist organellenarm (nur we-
sen (7 unten) herantreten (axodendritische Synapsen) nige Mitochondrien und wenig GER). Hauptbestandtei-
und ihre Signale übertragen. Spines sind polysomen- le sind Neurofilamente und Neurotubuli. Außerdem
reich, haben viele Aktinfilamente und tubuläre Zister- kommen zahlreiche Bläschen vor.
nen. Von den Spines werden die Signale in Richtung Das Axoplasma ist dauernd im Fluss (axoplasmati-
Perikaryon und von dort zum Axon weitergeleitet. Sy- scher Fluss). Überwiegend ist die Strömung nach distal
napsen finden sich auch an der Oberfläche der Perikarya. gerichtet (anterograd), in geringerem Umfang zum Pe-
rikaryon hin (retrograd).
Anterograd erfolgen ein
Axon H92 4 schneller Transport, 50–400 mm/Tag, und ein
4 langsamer Transport, 0,2–8 mm/Tag.
Das Axon dient der efferenten Erregungsleitung. Der schnelle Transport findet im Zentrum des Axons
Jede Nervenzelle besitzt nur ein Axon. Es kann bis statt, der langsame oberflächennah. Schnell transpor-
zu 1 m lang sein. Die meisten Axone sind von einer tiert wird alles, was im Axon benötigt wird, z. B. Memb-
Hülle umgeben (Nervenfaser, 7 unten). ranproteine oder Vesikel mit Neuropeptiden. Dabei die-
Folgende Abschnitte lassen sich unterscheiden: nen die Mikrotubuli als Leitstrukturen. Langsamer wird
4 Ursprungskegel transportiert, was dem Axoplasmaaustausch dient. Er
4 Initialsegment ist unabhängig von Mikrotubuli.
4 Hauptverlaufsstrecke Der retrograde Transport ist relativ langsam. Er
4 Endverzweigung bringt Produkte aus der Peripherie des Axons zum Ab-
bau durch Lysosomen ins Perikaryon.
Ursprungskegel. Der Ursprungskegel (Axonhügel,
. Abb. 2.50) gehört zum Perikaryon. Er befindet sich
dort, wo das Axon das Perikaryon verlässt, und ist frei Klassifizierung von Nervenzellen
von Nissl-Substanz.
Initialsegment (. Abb. 2.50). Das kurze Initialseg- Zwischen Nervenzellen bestehen hinsichtlich Größe,
ment des Axons ist stets ohne Hülle. Da die Erregungs- Form und Feinbau der Perikarya sowie hinsichtlich Zahl
schwelle des Plasmalemms des Anfangssegments ext- und Art der Verzweigungen der Fortsätze und auch in
rem niedrig ist, nimmt hier die Fortleitung der Erre- funktioneller Hinsicht Unterschiede. Die größten Perika-
gung ihren Ausgang. rya haben Durchmesser bis zu 120 lm (Motoneurone des
Hauptverlaufsstrecke (7 unten). Die Hauptverlaufs- Rückenmarks), die kleinsten von 4–5 lm (Körnerzellen
strecke des Axons kann Abzweigungen aufweisen, die des Kleinhirns). Dadurch, dass viele Nervenzellen glei-
als Kollaterale bezeichnet werden. Sofern es sich um chen Aussehens zusammenliegen und sich von denen
Kollaterale von markhaltigen Nervenfasern handelt, er- der Nachbarschaft unterscheiden, entsteht in Gehirn
folgt die Abzweigung an einem Ranvier-Schnürring und Rückenmark eine zytoarchitektonische Gliederung.
(7 S. 81). Kollaterale können das Axon begleiten und
das gleiche Ziel erreichen, an andere, auch weit entfernt Klassifizierung unter Berücksichtigung der Fortsätze. Es
gelegene Nervenzellen – evtl. der Gegenseite –, oder lassen sich unterscheiden (. Abb. 2.51):
rückläufig an das eigene Perikaryon herantreten, wes- 4 unipolare Nervenzellen
halb sie dann rekurrente Kollaterale genannt werden. 4 pseudounipolare Nervenzellen
Endverzweigungen. Sie werden als Telodendron be- 4 bipolare Nervenzellen
zeichnet. Durch sie kann eine Nervenzelle mit mehreren 4 multipolare Nervenzellen
anderen Nervenzellen bzw. Effektoren, z. B. Skelettmus- Eine Sonderform sind
kelfasern, in Verbindung stehen. An den Kontaktstellen 4 anaxonische Nervenzellen
a2.4 · Nervengewebe
73 2
Unipolare Nervenzellen. Sie haben nur ein Axon, aber Golgi-Typ-I-Nervenzellen. Diese multipolaren Nervenzellen ha-
keine Dendriten, z. B. modifizierte Nervenzellen in der ben ein langes Axon und nur 1–2 dicke Dendriten, die sich stark
Netzhaut des Auges (7 S. 694). verzweigen. Besonders auffällige Beispiele sind die Pyramiden-
Pseudounipolare Nervenzellen (. Abb. 2.51 b). Bei zellen der Großhirnrinde (. Abb. 2.51 e) sowie die Stern- und
Purkinje-Zellen des Kleinhirns (. Abb. 2.51 f ). Die Dendriten
pseudounipolaren Nervenzellen, z. B. im Spinalganglion
der Purkinje-Zellen verzweigen sich wie Spalierobst in einer
(7 S. 201), waren ursprünglich zwei Fortsätze vorhan-
Ebene.
den, die sich dann aber perikaryonnah zu einem Fort- Golgi-Typ-II-Nervenzellen. Sie treten in zahlreichen Unter-
satz vereinigt haben. Der Fortsatz teilt sich nach kurzem formen auf. Gemeinsam ist allen Golgi-Typ-II-Nervenzellen
Verlauf T-förmig, wobei der eine Ast in die Peripherie, ein kurzes Axon, das in unmittelbarer Nachbarschaft des Peri-
der andere zum Zentralnervensystem zieht. Beide Fort- karyons bleibt (. Abb. 2.51d). Sowohl die Axone als auch die
sätze sind von einer Myelinscheide (7 unten) umgeben Dendriten können sich stark verzweigen. Golgi-Typ-II-Nerven-
und sind Axone. zellen sind Interneurone (7 unten, Relaiszellen) und dienen
Bipolare Nervenzellen (. Abb. 2.51a ). Bipolar ist ei- der Integration von Signalen. Sie haben vorzugsweise hem-
ne Nervenzelle dann, wenn außer dem Axon noch ein mende Funktion.
Dendrit vorhanden ist, z. B. im Ganglion cochleare des
Gehörorgans (7 S. 715). Anaxonische Nervenzellen kommen nur an wenigen
Multipolare Nervenzellen (. Abb. 2.51 c–f ). Die Stellen vor: in der Netzhaut des Auges als amakrine Zel-
meisten Nervenzellen sind multipolar, d. h. sie haben len (. Abb. 2.51 g) und im Bulbus olfactorius.
viele Fortsätze. Ein typisches Beispiel sind die motori-
Funktionelle Klassifizierung. Hierbei wird die Richtung
schen Vorderhornzellen des Rückenmarks (Motoneuro-
der Erregungsleitung berücksichtigt.
ne, . Abb. 2.51 c). Diese Nervenzellen haben zahlreiche
Es liegen vor:
Dendriten, die sich in der Umgebung des Perikaryons
4 efferente Neurone (7 S. 200), die die Erregung vom
verzweigen, und ein langes Axon, das in die Peripherie
Zentralnervensystem weg in die Peripherie, z. B. zu
zieht und sich dort verzweigt.
quer gestreifter oder glatter Muskulatur, leiten,
Im Einzelnen
4 afferente Neurone (7 S. 200), die der Erregungslei-
Es lassen sich verschiedene Typen von multipolaren Nervenzel- tung von Reizen aus der inneren und äußeren Körper-
len unterscheiden. peripherie zum Zentralnervensystem dienen, und
Auffällig sind: 4 Interneurone (7 S. 722), die Zwischenglieder neuro-
4 Golgi-Typ-I-Nervenzellen naler Ketten oder Kreise sind.
4 Golgi-Typ-II-Nervenzellen
. Abb. 2.51 a–g. Nervenzelltypen. * Axon; K Kollaterale. a Bipolare le vom Golgi-Typ II. e, f Nervenzellen vom Golgi-Typ I: e Pyrami-
Nervenzelle. b Pseudounipolare Nervenzelle. c, d Multipolare Ner- denzellen der Hirnrinde, f Purkinje-Zellen des Kleinhirns. g Amakri-
venzellen: c multipolare Vorderhornzelle, d multipolare Nervenzel- ne Zelle H92
74 Kapitel 2 · Histologie
. Abb. 2.52 a–d. Synapsen. a Axodendritische, axosomatische bau einer Typ-II-Synapse. d Transportmechanismus und Abbau
und axoaxonale Synapsen. b Feinbau einer Typ-I-Synapse. c Fein- des Überträgerstoffes Azetylcholin
76 Kapitel 2 · Histologie
takt aufnehmen können. Hier werden Transmitter frei- i Information zur Synapsenfunktion
gesetzt. Bei der Weitergabe der Signale von einer Nervenzelle an die
Der synaptische Spalt ist etwa 20 nm breit. Er wird nächste entsteht bei chemischen Synapsen postsynaptisch
von Zelladhäsionsmolekülen zwischen prä- und post- ein Aktionspotenzial, das zum Erfolgsorgan weitergeleitet
2 synaptischer Membran durchquert. Seitlich kommuni-
wird. Eingeleitet wird die Signalübermittlung durch Transmit-
terfreisetzung aus synaptischen Bläschen. Von der Art des
ziert der Spalt mit dem extrazellulären Raum, ist aber Transmitters und den Rezeptoren auf der postsynaptischen
vielfach von Astrozytenfortsätzen (7 unten) bedeckt. Membran hängt ab, ob eine Nervenzelle auf die folgende er-
Subsynaptische Membran. Sie gehört zum Plasma- regend oder hemmend wirkt.
lemm der innervierten Nervenzelle. Die subsynaptische
Membran ist der Teil der postsynaptischen Membran, Transmitter gibt es in reicher Zahl. . Tabelle 2.8 fasst
der der präsynaptischen Membran gegenüberliegt. Die Neurotransmitter zusammen, die histochemisch nach-
subsynaptische Membran weist in unterschiedlicher gewiesen werden können. Der häufigste exzitatorische
Dichte Rezeptoren für präsynaptisch freigesetzte Neu- Neurotransmitter ist Glutamat, der häufigste inhibitori-
rotransmitter auf. Außerdem ist die postsynaptische sche c-Aminobuttersäure (GABA). Transmitter geben
Membran meist durch Substanzanlagerungen verdickt, auch gleichzeitig den Synapsen, an denen sie vorkom-
in die Aktinfilamente einstrahlen. men, den Namen, z. B. cholinerge Synapse, glutamaterge
Synapse usw.
i Zur Information
Gemeinsam ist allen Transmittern, dass sie in den
Transmitter können nach Freisetzung auch auf den präsynap- jeweiligen Nervenzellen synthetisiert, gespeichert und
tischen Bereich wirken, da sich auch hier Rezeptoren befin- bei Bedarf sezerniert werden können. Ein Unterschied
den. Dabei handelt es sich um Autorezeptoren, wenn sie ist jedoch, dass Azetylcholin, Transmitteraminosäuren
die eigenen, im Bouton gebildeten Transmitter binden, um und Monoamine im präsynaptischen Bouton syntheti-
Heterorezeptoren, wenn sie mit anderen Wirkstoffen, z. B.
siert und dort in synaptischen Bläschen gespeichert
Transmittervorläufern oder Pharmaka, reagieren.
werden, während Neuropeptide im Perikaryon entste-
Einzelheiten zu Synapsenformen hen und von dort in Bläschen mit dem axoplasmati-
Morphologisch werden nach der Breite des synaptischen Spalts schen Fluss zur Synapse gelangen.
und dem Aussehen der Verdichtungszonen an den gegenüber-
liegenden Synapsenmembranen in der Großhirnrinde die Sy- i Zur Information
napsentypen I und II (nach Gray 1959) unterschieden. Außer- Was die Zuordnung der Transmitter und neuroaktiven Sub-
dem gibt es Zwischentypen. stanzen zu den Synapsen angeht, so scheinen mehrere
Beim Typ I (. Abb. 2.51 b) ist der synaptische Spalt etwas Möglichkeiten zu bestehen, nämlich dass Synapsen
breiter (30 nm) und die prä- und subsynaptischen Membran- 4 nur einen Transmitter haben,
verdichtungen sind an den ganzen Synapsenflächen vorhanden, 4 über mehr als einen Neurotransmitter bzw. Neuromodu-
jedoch subsynaptisch dicker als präsynaptisch (deswegen asym- lator verfügen und
metrische Synapse). Die synaptischen Bläschen sind rund und 4 ihre Transmitter ändern.
Bei gleichzeitigem Vorkommen mehrerer Transmitter kann
hell. Dieser Synapsentyp (I) soll erregende Funktionen haben.
der eine Transmitter die Wirkung des anderen modulieren.
Beim Typ II (. Abb. 2.51 c) ist der Synapsenspalt schmal Modulierend wirken insbesondere Neuropeptide.
(20 nm) und die Membranverdichtungen sind nur stellenweise Änderung des Transmittergehaltes. Möglicherweise spielen
vorhanden, dann aber symmetrisch. Dieser Synapsentyp (II) extrazelluläre Faktoren eine Rolle. Dies spielt bei der synapti-
soll hemmend wirken. schen Plastiziät eine Rolle. Sie gilt als zelluläre Grundlage kog-
Weitere Unterscheidungen betreffen die Synapsenformen. nitiver Leistungen.
Von einer Dornsynapse wird gesprochen, wenn eine Synapse
an einer dornartigen Vorwölbung eines Dendriten sitzt Transmitterorganellen. Es handelt sich um synaptische
(7 oben). Ist der Dorn unterteilt und trägt er mehrere Synap-
Bläschen. Sie speichern die Transmitter und geben sie
sen, handelt es sich um eine komplexe Synapse. Schließen sich
bei Bedarf frei. Synaptische Bläschen sind jedoch keine
mehrere Axone und Dendriten zu einem Komplex mit vielen
Synapsen zusammen, liegen synaptische Glomeruli vor (z. B. einheitliche Population. Sie unterscheiden sich nach
in der Kleinhirnrinde, 7 S. 790). Schließlich gibt es noch rezi- Größe, Form und Inhalt. Gemeinsam ist ihnen, dass ihre
proke Synapsen, an denen die Signalübermittlung teils axoden- Membran spezielle Glykoproteine aufweist, u. a. Synap-
dritisch, teils in umgekehrter Richtung erfolgt (Synapsen en tophysin, die ein Andocken an das Plasmalemm der
distance 7 S. 78). präsynaptischen Membran ermöglichen.
a2.4 · Nervengewebe
77 2
. Tabelle 2.8. Histochemisch nachweisbare Transmitter, deren Wirkung, Vorkommen und Nachweise
gasförmige Transmitter
Stickoxid (NO) ZNS, z. B. Zerebellum Stickoxidsynthase
PNS, z. B. Plexus myentericus (immunhistochemisch)
Kohlenmonoxid (CO) ZNS, z. B. Hippocampus Hämoxygenase-2
PNS, z. B. Plexus myentericus, Ganglien (immunhistochemisch)
litätszunahme v. a. für Na+ führt zu einer Depolarisation der an einem Neuron schwankt stark, von einzelnen bis
subsynaptischen Membran (Zunahme der positiven Ladun- zu vielen tausenden (etwa 60 000 bei Purkinje-Zellen
gen auf der Innenseite der Membran) und damit zur Ausbil-
des Kleinhirns, 7 S. 789).
dung eines exzitatorischen postsynaptischen Potenzials
2 (EPSP). Durch Summation mehrerer EPSP kann ein fortleit-
bares Aktionspotenzial entstehen. i Zur Information
Es gibt jedoch auch hemmende und modulierende Trans- Zur Konvergenz der Erregungsleitung kommt es, wenn Axone
mitter. Hemmende Transmitter, z. B. GABA, öffnen ihre Rezep- zahlreicher Nervenzellen mit einer Nervenzelle Synasen bil-
toren für den Einstrom von Chloridionen und führen zur Aus- den. Eine Divergenz der Erregungsleitung erfolgt, wenn das
bildung eines inhibitorischen postsynaptischen Signals (IPSP). Axon einer Nervenzelle durch Endverzweigungen mit zahlrei-
– Die modulierenden Transmitter, z. B. Peptidüberträgerstoffe, chen anderen Nervenzellen Synapsen bildet.
wirken auf G-Protein-gekoppelte Rezeptoren, die über intrazel-
luläre Signalketten Einfluss auf die Empfindlichkeit der Zelle Neuromuskuläre (myoneurale) Synapsen (. Abb. 2.46)
gegenüber der Depolarisation nehmen.
Der Abbau der Neurotransmitter findet extrazellulär statt.
befinden sich zwischen Axonende und dem Plasma-
Er erfolgt nach Wirkungseintritt. Der Abbau kann sehr schnell, lemm quer gestreifter Muskelfasern. Sie dienen der Sig-
aber auch sehr langsam erfolgen. Schnell, d. h. innerhalb von nalgebung zur Muskelzellkontraktion (Einzelheiten
Millisekunden, erfolgt er z. B. bei Azetylcholin (enzymatisch 7 S. 63).
durch Azetylcholinesterase) und Noradrenalin, langsam dage-
gen bei Neuropeptiden, die bis zu Minuten im Interzellular-
raum verweilen können. Teile der schnell abgebauten Trans-
Synapsen en distance treten vor allem zwischen Axonen
mitter bzw. ihre Metaboliten werden vom Nervenfaserende vegetativer Nerven und glatten Muskelzellen, z. B. in der
resorbiert und zur Synthese neuer Transmitter wiederverwen- Gefäßwand, aber auch an Herzmuskelzellen auf. In der
det. Glutamat wird teilweise von Astrozyten aufgenommen Regel sind sie gleichzeitig Synapsen en passant. Die
(7 S. 86). Neuropeptide dagegen werden extrazellulär abge- Axone der vegetativen Nerven bilden nämlich perl-
baut und ihre Spaltprodukte von der Glia durch Phagozytose
beseitigt. Bestimmte Neurotransmitter (z. B. Noradrenalin, Se-
schnurartig angeordnete, spindelförmige Verdickungen
rotonin) können wieder in die präsynaptische Endigung auf- ( Varikositäten), in denen gehäuft Transmitterorganellen
genommen werden („re-uptake“). vorkommen. An den Varikositäten wird Transmitter (ty-
pisch ist Noradrenalin) abgegeben. Der synaptische
Synapsen verbinden verschiedene Partner. Nach Lokali- Spalt beträgt bis zu 500 nm.
sation der Synapsen können u. a. unterschieden werden:
4 interneuronale Synapsen Neuroglanduläre Synapsen bestehen zwischen Axonen-
4 neuromuskuläre Synapsen de und der Plasmamembran exokriner und endokriner
4 Synapsen en distance Drüsenzellen.
4 Synapsen en passant
4 neuroglanduläre Synapsen > In Kürze
Überwiegend kommen chemische Synapsen mit
Interneuronale Synapsen (. Abb. 2.52 a). Es gibt Transmittern als Überträgersubstanz vor. Prä-
4 axodendritische Synapsen: Dies ist die häufigste synaptisch befinden sich die Transmitter in sy-
Form der interneuronalen Synapse; naptischen Bläschen, die nach Eintreffen eines
4 axosomatische Synapsen: Sie befinden sich zwi- Signals an die präsynaptische Membran binden
schen Axon und Perikaryon. Axodendritische und und ihren Inhalt in den synaptischen Spalt
axosomatische Synapsen sind überwiegend asym- (Durchmesser 20 nm) freisetzen. Postsynaptisch
metrische, erregende Synapsen; werden an subsynaptischen Membranen durch
4 axoaxonale Synapsen: häufig am Initialsegment des Transmitter Ionenkanäle geöffnet (oder ge-
Axons (Anfangssegmentsynapse) oder am Axonen- schlossen) und exzitatorische oder inhibitorische
de. Sie sind symmetrisch und wirken hemmend. Potenziale ausgelöst.
Kernaussagen |
5 Nervenfasern bestehen aus Axon und
Myelinscheide.
5 Die Durchmesser der Nervenfasern und die
Dicke der Myelinscheiden variieren.
5 Nervenfasern mit Myelinscheide haben Ran-
vier-Schnürringe, auf die die saltatorische
Erregungsleitung zurückgeht.
5 Nerven bestehen aus vielen Nervenfasern,
die durch Bindegewebe gebündelt werden.
Nervenfasern
Nervenfasern bestehen aus einem
4 Axon und seiner
4 Axonscheide/Myelinscheide).
. Abb. 2.54. Nervenfaserbündel mit markreichen und markarmen
Das Axon ist der efferent leitende Fortsatz der Nerven- Nervenfasern. a Markscheiden sind ungefärbt (z. B. bei Hämatoxy-
zelle. Die Besprechung ist oben erfolgt (7 S. 72). lin-Eosin-Färbung), im Zentrum jeder Nervenfaser ist der Quer-
schnitt durch das Axon deutlich zu erkennen. b Markscheiden sind
Die Myelinscheide besteht aus Hüllzellen (. Abb. 2.53): mit einem Fettfarbstoff (z. B. Sudanschwarz) intensiv angefärbt
4 im Zentralnervensystem (Gehirn und Rückenmark) H29, 30
aus Oligodendrozyten
4 im peripheren Nervensystem aus Schwann-Zellen
Die Anzahl der Lamellen variiert stark. Danach las-
Oligodendrozyten und Schwann-Zellen gehören zur sen sich unterscheiden:
Neuroglia (7 unten). Sie sind neuroektodermaler Her- 4 markhaltige Nervenfasern (. Abb. 2.54)
kunft und in der Lage Lamellen zu bilden, die als Mark- – markreich oder
oder Myelinscheide das Axon umhüllen (. Abb. 2.56). – markarm
80 Kapitel 2 · Histologie
Zur Entwicklung
Markhaltige Nervenfasern entstehen dadurch, dass sich wäh-
rend der Entwicklung das Axon in eine flache Einbuchtung ei-
ner Schwann-Zelle legt. Durch Vertiefung der Einbuchtung ent-
steht eine Einfaltung, in deren Bereich sich die Membranen der
Schwann-Zelle aneinander legen und das Mesaxon bilden
(. Abb. 2.56).
In der Folgezeit verlängern sich die Berührungsstellen zwi-
schen den Oberflächenmembranen der Schwann-Zelle und wi-
ckeln sich um das Axon (Myelogenese). Dabei verschmelzen
die Außenschichten der gegenüberliegenden Membranen und
bilden zusammen mit ihrer Glykokalix die Intermediärlinie
der späteren Axonscheide. Durch die Zusammenlagerung der
inneren Blätter der trilaminären Oberflächenmembran entste-
hen die dichten Hauptlinien (. Abb. 2.56). Von der Anzahl der
entstandenen Lamellen hängt ab, ob die Nervenfaser mark-
reich oder markarm ist.
. Abb. 2.55. Ein Oligodendrozyt bildet die Markscheide von meh- Abgeschlossen wird die Myelogenese erst im zweiten Le-
reren Axonen bensjahrzehnt.
markhaltige Nervenfasern
Ab 6–12 lm 30–70 m/s Afferenzen aus der Haut für Berührung und Druck
Ad 3–5 lm 12–30 m/s Afferenzen aus der Haut für Temperatur und Schmerz
marklose Nervenfasern
aus einem Leitstrang in einen anderen überwechseln; Das Bindegewebe eines Nerven gliedert sich in
dadurch können Vernetzungen entstehen. Nie verlieren (. Abb. 2.59)
dabei die einzelnen Axone ihre Integrität. 4 Endoneurium
4 Perineurium
4 Epineurium
Nerven H29
Endoneurium nennt man das zarte kollagene und reti-
Nerven befinden sich im peripheren Nervensystem. Sie kuläre Fasern führende Bindegewebe, das jede einzelne
bestehen aus Bündeln von Nervenfasern, die durch Bin- Nervenfaser umgibt. Die Fasern sind an der Basallami-
degewebe zusammengehalten werden. Hinsichtlich Zahl na der Schwann-Zellen befestigt und stehen mit denen
und Kaliber der Nervenfasern bestehen zwischen Ner- benachbarter Nervenfasern im Austausch. Das Endo-
ven große Unterschiede. neurium führt Blut- und Lymphkapillaren.
Die Nervenfasern verlaufen im Bindegewebe eines Zwischen Endoneurium und Perineurium befindet
Nerven gewellt. Dies verschafft den Nervenfasern eine sich der mit wenig Flüssigkeit gefüllte Endoneuralraum.
Reservelänge, wodurch bei Bewegungen Überdehnun- Im Endoneuralraum soll Flüssigkeit von proximal nach
gen verhindert werden. distal strömen.
. Abb. 2.60 a–e. Regeneration einer Nervenfaser nach Durchtren- ne durch Proliferation von Schwann-Zellen und Beginn des Aus-
nung. a Normale Verhältnisse. b Aufsteigende und absteigende sprossens des Axons. d Erfolgreiche Regeneration. e Amputations-
Degeneration. c Etwa nach 3 Wochen Ausbildung einer Leitschie- neurom, Muskelfaserdegeneration
. Abb. 2.62. Astrozyt. Nach links Astrozytfüßchen an der Oberflä- Zur Diagnostik
che einer Gehirnkapillare. Die Pfeile geben die Richtung eines Im Gegensatz zu Nervenzellen haben Gliazellen keine Nissl-
transzellulären Stofftransports an Substanz. Außerdem ist bei den Astrozyten das Zytoplasma
verhältnismäßig schmal und der Kern teilweise sehr chroma-
tinreich. Schwieriger ist es, die beiden Astrozytentypen von-
i Zur Information einander zu unterscheiden, da es zahlreiche Übergangsformen
In der Umgebung der Synapsen nehmen Astrozytenausläufer
gibt.
überschüssig freigesetzte Aminosäuretransmitter (Glutamat,
GABA, . Tabelle 2.8) sowie Abbauprodukte von Neuropepti-
den auf. Radiäre Glia. Hierbei handelt es sich um eine Frühform
Astrozyten interagieren mit Nervenzellen. So sind sie der Glia, die jedoch auch noch in Teilen des reifen Ge-
durch Aufnahme von Glutamat und GABA aus dem synapti- hirns (z. B. Kleinhirn) vorkommt. Die Zellen haben sehr
schen Spalt am Transmitterstoffwechsel beteiligt. Im Astrozy-
ten wird durch Glutamat die Kalziumkonzentration verändert.
lange Fortsätze, an denen junge Nervenzellen aus ihrer
Steigt sie, z. B. nach Aktivierung der Nervenzellen, wird in den Bildungszone an ihren endgültigen Platz wandern kön-
Astrozytenfüßchen vermehrt Kalzium ausgeschüttet. Dies nen.
führt in der Regel zu einer Erweiterung der zugehörigen Ge-
fäße und einer Steigerung der Durchblutung in betroffenen
Oligodendrozyten (. Abb. 2.55, 2.61 c) sind kleiner als
Gebieten, die mit der Kernspintomographie sichtbar gemacht
werden können. Astrozyten, haben meist ein dunkles, sehr schmales Zy-
Die Abbauprodukte von Neuropeptiden dagegen finden toplasma mit vielen Ribosomen und Mitochondrien
keine Wiederverwendung. und einen kleinen, runden, dichten Zellkern. Ihre Fort-
sätze sind weniger zahlreich und kürzer als die von Ast-
Weitere Aufgaben der Astrozyten sind:
4 Kontrolle des extrazellulären Milieus, z. B. der Kaliumkon-
rozyten. Sie kommen in der grauen und weißen Sub-
zentration durch Aufnahme von K+-Ionen stanz von Gehirn und Rückenmark vor. Oligodendrozy-
4 Aufnahme von Glukose und Abbau zu Laktat, das zur ten bilden die Markscheiden der Axone des Zentralner-
Energiegewinnung an Nervenzellen weitergegeben wird vensystems (7 oben). Dabei kann ein Oligodendrozyt
4 Bildung von Wachstumsfaktoren mehrere Nervenfasern umfassen. Bei Reizung bewegen
4 Bildung von gasförmigem Stickoxid, das die Neurone ak-
tiviert
sich die Oligodendrozyten und umschließen die Ner-
4 Ausbildung von »Kanälen« für Nervenzellen und deren venzellen; sie erscheinen dann als Satellitenzellen.
Isolierung
4 Proliferation und Narbenbildung bei Verletzungen Mikroglia (. Abb. 2.61 d). Zellen der Mikroglia sind me-
senchymaler Herkunft (7 S. 109). Sie kommen in der
Nach ihrer Form lassen sich mehrere Astrozytenarten grauen und weißen Substanz von Gehirn und Rücken-
unterscheiden: mark vor. Im Ruhezustand sind die Zellen klein, ihr
4 Faserastrozyten Zellkörper ist schmal und dicht, der Zellkern lang ge-
4 protoplasmatische Astrozyten streckt und dunkel gefärbt – dadurch unterscheidet er
4 radiäre Glia sich deutlich von den runden Zellkernen der anderen
Gliazellen. Die Mikroglia hat zahlreiche verzweigte,
a2.5 · Grundzüge histologischer Techniken
87 2
wie mit Dornen besetzte Fortsätze. Aktivierte Mikro-
Sonderformen der Glia des ZNS sind Ependymzel-
gliazellen runden sich ab und ziehen ihre Fortsätze ein.
len und Zellen des Plexus choroideus. Gliazellen
– Mikrogliazellen sind umgewandelte Makrophagen
des peripheren Nervensystems sind Schwann-
und gehören damit zu den Abwehrzellen.
zellen und Mantelzellen in Ganglien.
2 Zur Untersuchung lebender Zellen und Gewebe sind Hierbei handelt es sich um die am häufigsten gebrauch-
4 Gewebekulturen geeignet. ten Methoden zur histologischen Untersuchung von
Hinzu kommen Verfahren, bei denen Intravitalbe- Zell- und Gewebsstrukturen.
handlungen vorgenommen werden, die Untersuchungen
selbst aber postmortal erfolgen. Es handelt sich um i Zur Information
4 Vitalfärbungen Anwendung finden diese Verfahren vor allem an Biopsien,
4 Autoradiographie d. h. an Gewebestückchen, die Patienten zur Diagnosestellung
(z. B. bei Krebsverdacht) intravital entnommen wurden.
Durch Anlagerung von Schwermetallionen an bestimm- einer eingeführten markierten Nukleotidsequenz (sog. Son-
te Strukturen wird jedoch deren Elektronendichte den) gekoppelt. Der Nachweis erfolgt je nach Art der Markie-
erhöht (Kontrastierung). Dies bedeutet, dass die auf rung autoradiographisch oder immunhistochemisch. Erfasst
das Präparat auftreffenden Elektronen verstärkt ge- werden damit einzelne Gene, Gensequenzen oder RNA-Spezies.
2 streut werden und diese Strukturen auf dem Bildschirm
dunkler erscheinen.
2.5.4 Verfahren zur Gewinnung
Ungefärbte Präparate. Ihre Untersuchung ist mit speziel- räumlicher Bilder
len optischen Verfahren möglich, z. B. der Phasenkon-
trastmikroskopie (Hervorheben von Brechungsunter- Licht- und Elektronenmikroskopie liefern zweidimen-
schieden), Polarisationsmikroskopie (Bestimmung der sionale Bilder. Zusätzliche Aussagen über räumliche
Doppelbrechung), Fluoreszenzmikroskopie (Nachweis Verhältnisse in Zellen und Geweben ermöglichen
einer Eigenfluoreszenz), Ultrarot-, Ultraviolett- und 4 Stereologie
Röntgenmikroskopie. 4 konfokale Lasermikroskopie
4 Rasterelektronenmikroskopie
2.5.3 Zytochemie, Histochemie Bei der Stereologie wird unter Verwendung von For-
meln, die aus der geometrischen Statistik abgeleitet
werden, die räumlichen Oberflächen von Organellen
Das Ziel dieser Methoden ist der topographisch ein-
aus der Länge ihrer Konturen auf dem Schnitt oder
wandfreie, also ortsrichtige Nachweis von kleinsten Sub-
ihr Volumen aus ihrer Anschnittsfläche berechnet.
stanzmengen bzw. Enzymen in Zellen und Geweben. Sie
Bei der konfokalen Lasermikroskopie entsteht ein
übertragen chemisch-analytische Verfahren auf Mikro-
räumliches Bild dadurch, dass durch feinst fokussiertes
tomschnitte. Es werden hierbei höchste Anforderungen
Laserlicht Signale aus verschiedenen Schichten eines
an Empfindlichkeit und Spezifität der Methoden ge-
Präparats aufgenommen und im Computer zu einem
stellt, da die in Mikrotomschnitten nachzuweisenden
dreidimensionalen Bild zusammengefügt werden.
Substanzmengen sehr klein sind.
Die Raster-(Scanning-)Elektronenmikroskopie liefert
unmittelbar räumliche Bilder von Oberflächen.
Zyto- und histochemische Methoden (für Licht- und
Elektronenmikroskopie) stehen für alle wichtigen Stoff-
klassen (Baustoffhistochemie) sowie für den Nachweis > In Kürze
von etwa 80 Enzymen (Enzymhistochemie) zur Verfü-
Alle histologischen Techniken zielen auf eine le-
gung. Sehr große Bedeutung haben die Feulgen-Reakti-
bensnahe Erhaltung der Zell- und Gewebsstruk-
on zum DNA-Nachweis, immunhistochemische Verfah-
turen. Obgleich auch lebende oder intravital
ren zur Darstellung spezifischer Proteine und Lektin-
markierte Gewebe untersucht werden können,
methoden, mit denen bestimmte Zuckerreste erfasst
werden in der Regel fixierte (konservierte) Gewe-
werden können.
be verwendet. Die Fixierung kann durch Einfrie-
Histochemische Verfahren im Einzelnen
ren oder chemisch erfolgen. Das bekannteste Fi-
Bei immunhistochemischen Verfahren wird das konventionell xierungsmittel ist Formalin. Nach der Fixierung
vorbereitete Präparat mit einer Lösung beschichtet, die einen wird das Gewebe eingebettet, geschnitten (für
Antikörper gegen ein im Gewebe vorhandenes Protein enthält. die Lichtmikroskopie etwa 10 lm, für die Elektro-
Der am Ort des Proteins entstehende Antigen-Antikörper- nenmikroskopie etwa 20 nm dick) und anschlie-
komplex wird anschließend visualisiert. ßend gefärbt. Dabei sollen jeweils gleiche Struk-
Die Perjodsäure-Schiff-(PAS-)Reaktion ist eine sehr häufig turen in gleicher Farbe erscheinen. Unter den vie-
gebrauchte histochemische Methode zum Nachweis von len Färbungen sind HE-, Azan- und Van-Gieson-
1,2-Diolen, die unter den Bedingungen des Paraffinschnitts Färbung die gebräuchlichsten. Spezifisch sind
vor allem in Kohlenhydraten vorkommen.
histochemische Verfahren zum ortsrichtigen
In-Situ-Hybridisation. Hierbei werden durch entsprechende
Substanznachweis (Baustoffe, Enzyme).
Gewebevorbehandlung getrennte DNA- oder RNA-Stränge mit
3
Allgemeine Entwicklungsgeschichte
3.1 Befruchtung – 92
3.2 Entwicklung des Keims vor der Implantation – 94
3.2.1 Furchung und Blastozystenentwicklung – 94
3.2.2 Tuben- und Uteruswanderung – 95
3.3 Implantation – 95
3.4 Plazenta und Eihäute – 97
3.4.1 Entwicklung – 97
3.4.2 Reife Plazenta und Eihäute, Amnion – 100
3 Allgemeine Entwicklungsgeschichte
i Zur Information Die Entwicklung beginnt mit der Befruchtung. Sie er-
Die Entwicklungsgeschichte (Embryologie) beschäftigt sich folgt unter natürlichen Umständen in der Ampulla tu-
mit allen Vorgängen von der Befruchtung bis zur Bildung ei- bae uterinae. Voraussetzung hierfür sind befruchtungs-
nes ausgewachsenen Organismus. Die Entwicklung ist also fähige Keimzellen: Oozyten (7 S. 424) und Spermatozo-
keineswegs mit der Geburt abgeschlossen. Der Zeitpunkt
en (7 S. 409).
der Geburt wird nicht vom Entwicklungszustand des Feten,
sondern durch Umstände bei der Mutter bestimmt. Die Befruchtung selbst besteht aus zahlreichen Teil-
Alle Vorgänge der Entwicklung basieren auf einer zeitlich prozessen, die in ihrer Gesamtheit als Befruchtungskas-
abgestuften Umsetzung genetischer Informationen. Dabei kade bezeichnet werden.
finden Grundvorgänge in den ersten zwei Entwicklungs-
monaten statt, der Embryonalperiode. In dieser Zeit werden Herausragende Ereignisse sind (. Abb. 3.1):
alle Organe und Organsysteme angelegt. Es folgt die Fetal-
4 Auftreten und Vereinigung der Vorkerne
periode (bis zur Geburt), in der die Differenzierung weiter fort-
schreitet und sich spezielle Funktionen herauszubilden begin- 4 Imprägnation
nen.
Die Entstehung der verschiedenen Körpergewebe wird Imprägnation nennt man das Eindringen von Spermien
als Histogenese, die der Organe als Organogenese und die in eine Oozyte. Sie findet nach der Insemination statt,
der Gestalt als Morphogenese bezeichnet. Sie erfolgen bei je- d. h. nachdem männliche Keimzellen in den weiblichen
der Art nach gleichem Muster – die Entstehung der Art ist die Genitaltrakt gelangt sind.
Phylogenese – jedoch bei jedem Individuum in eigener Form
(Ontogenese). Der Entwicklung liegen genetische und mole-
Die Vorgänge bei Insemination und Imprägnation
kulare Mechanismen zugrunde, mit denen sich die Entwick- sind auf 7 S. 435 dargestellt.
lungsbiologie beschäftigt, eine Domäne der Molekularbiolo-
gie. > Klinischer Hinweis
Während der Entwicklung sind Störungen möglich. Da- Etwa 15–20% verheirateter Paare stehen vor ungewollter Kin-
durch kann es zu Fehlbildungen kommen. Mit Fehlbildungen derlosigkeit. Die am häufigsten eingesetzte Infertilitätsthera-
beschäftigt sich die Teratologie. pie ist gegenwärtig die In-vitro-Fertilisation (IVF). Hierzu wer-
den durch Punktion des Ovars gewonnene Oozyten (nach
Hormonstimulation) und Spermatozoen in vitro kultiviert.
Dort erfolgt eine Spontanfertilisation. Es ist aber auch eine as-
3.1 Befruchtung sistierte Fertilisation durch Mikroinjektion eines Spermatozoon
in die Eizelle möglich (intrazytoplasmatische Spermieninjek-
tion = ICSI). Im 4- bis 8-Zellstadium wird dann der Keim ins Ca-
Kernaussagen | vum uteri übertragen, wo es zur Implantation in die Uterus-
5 Die Befruchtung erfolgt in der Ampulla tubae schleimhaut kommt bzw. kommen kann. Den rechtlichen
uterinae. Rahmen zur Durchführung einer IVF gibt das Embryonen-
schutzgesetz vom 13. 12. 1990.
5 Der Imprägnation (Eindringen eines Spermi-
ums in die Oozyte) folgt die Vereinigung von Vorkerne und ihre Vereinigung. Vorkerne sind die nach
mütterlichem und väterlichem Zellkern. der Imprägnation in der Oozyte gleichzeitig vorhande-
5 Die neu entstandene Zelle mit mütterlichen nen Kerne der Oozyte und des Spermienkopfes. Jeder
und väterlichen Chromosomen ist die Zygote. Kern ist haploid, hat also einen halben Chromosomen-
satz. Der Vorkern der Oozyte ist erst nach der Impräg-
nation entstanden, da erst zu dieser Zeit ihre zweite Rei-
feteilung vollendet wurde.
a3.1 · Befruchtung
93 3
. Abb. 3.1. Synoptische Darstellung von Follikelsprung, Befruch- und Uterus. Die Tube ist ebenso wie der Uterus mit einer stark pro-
tung, Furchung und Implantation der Blastozyste. Die Keimstadien liferierten Schleimhaut ausgekleidet, welche hier nur schematisch
sind in einem wesentlich größeren Maßstab gezeichnet als Tube angedeutet ist
Nach der Imprägnation durchläuft jeder Vorkern ge- Bei der geschlechtlichen Befruchtung wird auch das Ge-
trennt eine S-Phase und verdoppelt damit seine DNA- schlecht des neuen Lebewesens festgelegt, genetisches (chro-
mosomales) Geschlecht. Die Geschlechtsfestlegung ist zufällig
Menge. Danach bilden sich die Chromosomen. Es folgt
und hängt von der Chromosomenausstattung des befruch-
die Auflösung der Kernmembran der Vorkerne und die tenden Spermatozoons mit einem X- oder einem Y-Chromo-
homologen Chromosomen von Ei- und Samenzellen som ab. Die Oozyten verfügen stets über ein X-Chromosom,
vereinigen sich zu Paaren (Karyogamie oder Syngamie). weshalb die Kombination entweder XX (weiblich) oder XY
Damit ist die Konzeption erfolgt und die Befruchtungs- (männlich) ist.
Eine ungeschlechtliche Befruchtung findet beim Klonieren
kaskade abgeschlossen. Die neue Zelle ist die Zygote.
statt. Sie ist nur experimentell (extrakorporal) möglich. Unter
Sobald die Zygote entstanden ist, kommt es zu einer »Klon« wird eine identische Kopie eines Organismus verstan-
normalen Mitose. Damit ist die erste Zellteilung des den. Zu diesem Zweck wird durch Mikromanipulation der
neuen Organismus eingeleitet. Gleichzeitig beginnen Zellkern einer befruchteten Eizelle durch den Kern einer so-
die transkriptorischen Tätigkeiten der neu entstande- matischen Zelle des zu klonierenden Organismus ersetzt. Da-
bei müssen die zu transplantierenden Zellkerne aus Zellen in
nen Zellen.
der G0-Phase stammen. Anschließend wird die hybride Zygo-
te in den Uterus eines weiblichen Organismus implantiert, um
i Zur Information sich dort zu entwickeln.
Durch geschlechtliche Befruchtung, d. h. durch Vereinigung ge-
schlechtsdifferenter Keimzellen entsteht ein Individuum mit
einem Genotyp, der durch die Vermischung der halbierten > In Kürze
mütterlichen und väterlichen Chromosomensätze unbere-
chenbar ist. Auch unter Geschwistern – eineiige Zwillinge
Die Befruchtung führt zu einer neuen Zelle (Zy-
weitgehend ausgenommen – gleicht kein Individuum dem gote) mit mütterlichen und väterlichen Chromo-
anderen (Variabilität). somen.
94 Kapitel 3 · Allgemeine Entwicklungsgeschichte
. Abb. 3.2. Halbschematische Darstellung der Furchungsteilun- Blastozystenhöhle durch Konfluieren von Interzellularräumen zu
gen und Blastozystenentwicklung des Menschen. Nach der Be- bilden. Während die Zona pellucida sich ausdünnt (ihr Material
fruchtung wird ungefähr 30 h später das 2-Zellstadium erreicht. wird aufgelöst), vergrößert sich die Blastozyste langsam und hat
Die Blastomeren teilen sich asynchron weiter, sodass ein Zellhau- 5 Tage nach der Befruchtung meist mehr als 100 Zellen
fen, die Morula, entsteht. Im Alter von 3–4 Tagen beginnt sich die
a3.3 · Implantation
95 3
Trophoblast. Bei der Flüssigkeitsaufnahme wirkt der
Trophoblast als selektives Stoffwechselorgan. Er regelt > In Kürze
den Flüssigkeits- und Stoffaustausch vom und zum Während der Tubenwanderung, die 2–3 Tage
mütterlichen Milieu. Deswegen sind die Zellen des Tro- dauert, entwickelt sich durch Furchungen aus
phoblasten früher differenziert als die des Embryoblas- der Zygote die Blastozyste, die aus umhüllendem
ten. Aufgenommen werden in die Blastozystenhöhle aus Trophoblast, aus Embryoblast mit wenig diffe-
dem mütterlichen Organismus Sauerstoff, Ionen, Ami- renzierten embryonalen Stammzellen, die keine
nosäuren, Kohlenhydrate und Proteine. Außerdem ver- Zellkontakte haben, und der Blastozystenhöhle
mag der Trophoblast Hormone zu bilden, speziell hCG besteht. Aus dem Trophoblast geht die Plazenta
(human chorionic gonadotropin = humanes Chorion- hervor.
Gonadotropin), das dem Organismus das Vorliegen ei-
ner Schwangerschaft signalisiert. Morphologisch zeich-
nen sich die Trophoblastzellen durch Mikrovilli, durch
zahlreiche Zellhaften (tight and gap junctions) und Ver-
zahnungen (Interdigitationen) aus. 3.3 Implantation
Der Transport der Blastozyste durch die Tube dauert 2 > Klinischer Hinweis
Nur die ausgewogene Östrogen- und Progesteronsekretion
bis 3 Tage. Dabei gehen etwa 25% der Blastozysten zu-
des Ovars macht den Uterus während der Sekretionsphase
grunde. Für den Transport sorgen der Zilienschlag der »reif« für die Implantation. Daher ist die Erhöhung des Östro-
Flimmerzellen des Tubenepithels, der Flüssigkeitsstrom gen- und Progesteronblutspiegels, z. B. durch »Pilleneinnah-
in der Tube und möglicherweise Kontraktionen der Tu- me«, ebenso implantationshemmend wie die drastische Er-
benmuskulatur. Erreicht wird das Uteruslumen in der niedrigung oder der Entzug der Ovarialhormone, z. B. nach
Ovarektomie oder bei Corpus-luteum-Insuffizienz.
Regel am 4. Tag nach der Befruchtung. Zu dieser Zeit
hat die Blastozyste einen Durchmesser von 2–3 mm.
Die Implantation verläuft in drei Schritten:
Am 6. Tag nach der Befruchtung kommt es zur Einnis-
4 Apposition. Die Blastozyste »schlüpft« aus der sich
tung (Implantation) in die Uterusschleimhaut.
auflösenden Zona pellucida und lagert sich dem
Uterusepithel an.
4 Adhäsion. Die Blastozyste bindet am Implantations-
pol fest an die Epithelzellen der Uterusschleimhaut.
Die dafür erforderlichen Adhäsionsmoleküle (Inte-
grine und deren Liganden) werden nur in einer etwa
96 Kapitel 3 · Allgemeine Entwicklungsgeschichte
24-stündigen rezeptiven Phase des Zyklus (»Implan- Die Trophoblastzellen, die den Synzytiotrophoblast
tationsfenster«) vom Epithel der Uterusschleimhaut als zweite Schicht unterlagern, verschmelzen jedoch
exprimiert. Diese rezeptive Phase muss auch bei In- nicht. Sie werden als Zytotrophoblast bezeichnet
vitro-Fertilisationen getroffen werden, um eine Im- (. Abb. 3.3). Zytotrophoblastzellen sind weiterhin in
plantation gelingen zu lassen. der Lage, sich zu teilen. Sie können mit dem Synzytio-
4 Invasion. Die Trophoblastzellen am Implantations- trophoblast verschmelzen. Die Zellen des Zytotropho-
3 pol verdrängen und zerstören durch Freisetzung blastes sind daher Stammzellen für den Synzytiotro-
proteolytischer Enzyme das Uterusepithel. Die Blas- phoblast.
tozyste gelangt dadurch ins Stroma des Endometri- Mit der Implantation beginnt sich die Uterus-
ums. Es kommt zur interstitiellen Implantation schleimhaut unter Volumenzunahme ihrer Stromazellen
(. Abb. 3.1), die in der Regel am 11. Tag nach der in die Decidua graviditatis umzuwandeln.
Konzeption abgeschlossen ist. Der Epitheldefekt
am Eintrittsort der Blastozyste wird durch ein Fib-
i Zur Information
ringerinnsel verschlossen. Dort zeigt die Uterus- Ermöglicht wird eine Schwangerschaft dadurch, dass das
schleimhaut einen Implantationskegel. mütterliche Immunsystem vorübergehend die vom Vater mit-
gegebenen Fremdmerkmale des Embryos toleriert. Erreicht
i Zur Information wird dies durch Hemmung mütterlicher Abwehrzellen, vor al-
Überwacht wird die Einnistung des Embryos durch NK-Zellen lem der T-Lymphozyten, durch Proteine von Trophoblastzel-
(natürliche Killerzellen, 7 S. 139) des mütterlichen Immunsys- len, z. B. das Enzym Indolaminooxygenase, das Tryptophan
tems, die sich zu dieser Zeit in großen Mengen in der Uterus- abbaut. Tryptophan benötigen T-Lymphozyten für ihr Wachs-
schleimhaut aufhalten. Außerdem dürften regulatorische Lym- tum. Ein weiteres Schutzprotein der Trophoblastzellen bindet
phozyten (7 S. 145) mitwirken, die die Angriffe des mütter- an aktivierte Immunzellen der Mutter und startet bei diesen
lichen Immunsystems auf väterliche Antigene blockieren. ein Selbstmordprogramm (Apoptose).
Implantation in deziduafreien Zonen, z. B. intrauterin über
Narben in der Uteruswand (nach Kaiserschnitt) oder extraute-
Während der Invasion verlieren die oberflächlichen Tro- rin in der Tubenschleimhaut, führt zu überschießender, unge-
phoblastzellen ihre Zellgrenzen und verschmelzen syn- bremster Trophoblastinvasion mit destruktiver Wirkung (Blu-
zytial zum Synzytiotrophoblast. Sie verlieren dabei auch tungen, Rupturen).
ihre Fähigkeit zur DNA-Synthese und damit zur Teilung.
. Abb. 3.3 a, b. Implantation und Invasion. a 8 Tage alter Keim schluss an die mütterlichen Blutgefäße beginnt. b 13 Tage alter
während der Implantation. Aus dem Zytotrophoblast entsteht menschlicher Keim. Synzytiotrophoblast dunkel. In einige Trabe-
durch Auflösung der Zellgrenzen der Synzytiotrophoblast. Ferner kel (oben) ist Zytotrophoblast eingedrungen (Primärzotten). Unten
entstehen die Amnionhöhle und der primäre Dottersack. Der An- primäre Trophoblastschale
a3.4 · Plazenta und Eihäute
97 3
Mit der Implantation kommt der Gelbkörper im mütterli- 3.4.1 Entwicklung
chen Ovar unter den Einfluss von hCG, das der Trophoblast
sezerniert. Der Gelbkörper wird zum Corpus luteum gravidita-
tis (7 S. 424). Dadurch werden weitere Eireifungen und Men- Kernaussagen |
struationen verhindert.
5 Nach der Implantation des Keims in die Ute-
> Klinischer Hinweis russchleimhaut wird mütterliches Gewebe
Blastozysten können sich grundsätzlich an allen epithelialen durch proteolytische Aktivität des Synzytio-
Oberflächen implantieren. Fehlimplantationen sind deswe- trophoblasts abgebaut und dient so der Er-
gen auch außerhalb des Uterus (Extrauteringravidität oder ek- nährung des Keims (histiotrophe Phase).
topische Schwangerschaft) sowie an weniger geeigneten 5 Es folgt die hämatotrophe Phase, in der ein
Stellen im Uterus möglich.
4 Eine Ovarialgravidität liegt vor, wenn die Eizelle während
Lakunensystem im Synzytiotrophoblast ent-
der Ovulation die Follikelhöhle nicht verlässt und es dort steht, das sich durch Gefäßarodierung mit
zu Befruchtung und Embryonalentwicklung kommt. mütterlichem Blut füllt. Versorgung und Ent-
4 Eine Tubenschwangerschaft kann eintreten, wenn der sorgung des Keims erfolgen nun durch die
Transport des befruchteten Keims durch hormonelle Plazentabarriere hindurch mittels mütterli-
Störungen oder durch Verwachsungen der Tuben-
schleimhaut nach entzündlichen Erkrankungen gestört
chen Bluts.
ist. 5 Um den 12. Tag nach der Befruchtung be-
4 Eine Bauchhöhlenschwangerschaft entsteht, wenn die be- ginnen sich aus Synzytiotrophoblast und
fruchtete Eizelle aus dem Infundibulum der Tube heraus- Zytotrophoblast Primärzotten zu entwickeln,
gespült wird und der Keim an der Oberfläche der Bauch- die durch Einwachsen von embryonalem
organe implantiert.
4 Zu einer Placenta praevia kommt es, wenn sich die Blas-
Bindegewebe zu Sekundärzotten, und durch
tozyste in der Nähe des inneren Muttermundes einnistet. Eindringung embryonaler Gefäße zu Tertiär-
Dabei verlegt die Plazenta bei der Geburt den Weg des zotten werden. Die Tertiärzotten entwickeln
Kindes durch den inneren Muttermund und führt so zu sich zu Zottenbäumen.
schwangerschafts- oder geburtsgefährdenden Blutun- 5 Die Zottenbäume sind am Chorion befestigt.
gen.
5 Die Basalplatte besteht aus kindlichem und
mütterlichem Gewebe.
> In Kürze 5 Ab der vierten Woche nach der Befruchtung
Die Implantation der Blastozyste in die Uterus- gliedert sich das Chorion in einen zottentra-
schleimhaut ist nur in einer etwa 24-stündigen genden villösen Abschnitt (plazentarer Be-
Phase um den 6. Tag nach der Befruchtung reich) und einen extravillösen Abschnitt.
möglich. Beendet ist sie um den 11. Tag. Wäh- 5 Durch das Wachstum des Keims verödet das
rend der Implantation wird das Endometrium Uteruslumen.
proteolytisch aufgelöst. Der Trophoblast gliedert
sich in Synzytiotrophoblast und Zytotrophoblast. Die Entwicklung der Plazenta erfolgt schrittweise. Sie
durchläuft mehrere sich überlappende Stadien und ist
eng mit der Umgestaltung der Dezidua verbunden. Im
Vordergrund der Veränderungen steht eine Vergröße-
rung der fetomaternalen Austauschfläche, sodass die
3.4 Plazenta und Eihäute Versorgung des wachsenden Kindes den jeweiligen
Bedürfnissen optimal angepasst ist.
i Zur Information
Die Plazenta (Mutterkuchen) ist ein temporäres Organ für den Bei der Plazentaentwicklung (. Abb. 3.4) folgen auf-
Stoffaustausch zwischen Mutter und Kind. Der Stoffaustauch einander
erfolgt durch die Oberfläche von Plazentazotten (Plazentabar-
4 Trabekelstadium, Tag 8–13 p.c. (post conceptionem)
riere), die vom mütterlichen Blut des intervillösen Raums
bespült werden. Der intervillöse Raum ist mütterlicherseits ei- 4 Zottenstadien:
ne offene Strombahn zwischen Arterien und Venen der Ute- – Primärzottenstadium, Tag 12–15 p.c.
russchleimhaut. – Sekundärzottenstadium, Tag 15–21 p.c.
– Tertiärzottenstadium, Tag 18 p.c. bis zur Geburt
98 Kapitel 3 · Allgemeine Entwicklungsgeschichte
. Abb. 3.5 a–d. Plazentation, Eihautbildung und Ausweitung der c am Ende des zweiten und d des vierten Schwangerschafts-
Amnionhöhle. a Fruchtblase gegen Ende des ersten Monats. Zu monats mit Obliteration des Uteruslumens. Das extraembryonale
unterscheiden sind das zottentragende Chorion frondosum und Zölom ist durch die Verwachsung des Amnions mit dem Chorion
das zottenarme Chorion laeve. b Uterus zu Beginn des zweiten, bereits obliteriert. Rot Entoderm, Chorion und Derivate
Chorionplatte und Basalplatte verschmelzen am Rand Die Basalplatte ist der Boden des intervillösen Raums.
der Plazenta miteinander. Ihre Fortsetzung sind die Ei- Sie ist ein Teil der während der Entwicklung entstande-
häute, die Frucht und Fruchtwasser umgeben. nen Durchdringungszone aus fetalem und maternem
Gewebe (7 oben). Sichtbar wird die Basalplatte erst
Die Chorionplatte H85 ist der Teil des Chorions nach der postnatalen Plazentalösung, wenn sie sich
(Fruchthüllen), der zur Plazenta gehört. Sie besteht vom basalen Teil der Durchdringungszone, dem Plazen-
3 aus (. Abb. 3.7): tabett, trennt.
4 einschichtigem prismatischen Amnionepithel mit ei-
ner dünnen Schicht Amnionbindegewebe Die Basalplatte H185 ist nur wenige 100 lm dick und
4 Chorionbindegewebe, das dem Amnionbindegewe- besteht aus einer bunten Mischung verschiedener Kom-
be locker anhaftet und die Choriongefäße führt, ponenten:
die Äste der Nabelschnurgefäße sind 4 invasive Trophoblastzellen, die durch Größe, poly-
4 einer am Plazentarand meist mehrschichtigen, zen- gonale Form und basophile Anfärbbarkeit auffallen
tralwärts sich auflockernden Lage aus Zytotropho- 4 Deziduazellen mit ovalen, blass angefärbten Zelllei-
blast; im Zentrum kann Zytotrophoblast fehlen bern, die meist in Gruppen liegen
4 einer unterschiedlich dicken Schicht aus Langhans- 4 vielkernige trophoblastische Riesenzellen, die durch
Fibrinoid, das den intervillösen Raum begrenzt Fusion von invasiven Trophoblastzellen entstehen
4 Fibrinoid (7 unten), eine dichte extrazelluläre Mat-
rix, die diese bunte Zellpopulation einbettet
4 uteroplazentare Arterien und Venen, die das mütter-
liche Gefäßsystem mit dem intervillösen Raum ver-
binden
Der Truncus chorii ist etwa 1–5 mm lang und teilt sich
wie jeder folgende Abschnitt – mit Ausnahme der End-
zotten – mehrfach dichotomisch. Insgesamt finden sich
. Abb. 3.8. Querschnitt durch eine Plazentazotte am Ende der
zwischen Truncus chorii und Endzotten 15 bis 25 Auf- Schwangerschaft. Der Pfeil symbolisiert den Weg des Stoff- und
zweigungen. Bei jeder Aufteilung verlieren die Zotten Gasaustausches
an Durchmesser. In Analogie zu einem Baum entspre-
chen die Stammzotten dem Stamm, die Rami und Ra-
muli chorii seinen verholzten Ästen, die Intermediärzot- Stoffaustausch zwischen Mutter und Kind zu. Dabei ver-
ten den Grünholzästen und die Endzotten den Blättern. mag das Synzytium aktiv zu selektieren und in den
Transport einzugreifen.
Die Verankerung der Zottenbäume erfolgt jeweils durch:
4 Truncus chorii an der Chorionplatte Epithelplatten sind 0,5–1 lm dicke Abschnitte des Syn-
4 Haftzotten an der Basalplatte (. Abb. 3.4 e, 3.6 c) zytiums, die in der Regel über sinusoidal erweiterten
Hierbei handelt es sich um Ramuli chorii Kapillaren liegen. Je nach Zottentyp nehmen sie bis zu
4 nachträglich entstandene, durch Fibrinoid vermittel- 40% der Zottenoberfläche ein. Sie dienen vorwiegend
te Verklebungen zwischen peripheren Zottenästen der Diffusion von Atemgasen (O2, CO2), Wasser und
und Chorionplatte, Inseln (7 unten), Septen (7 un- dem Carriertransport von Glukose.
ten) und Basalplatte
Dickeres Synzytium. Es ist 2–6 lm dick, organellenreich
Insgesamt haben die Zottenbäume ein festes Gefüge. Er- und hat viele Mikrovilli. Es kommen kernfreie, aber
halten bleibt jedoch eine gewisse Beweglichkeit der auch kernhaltige Abschnitte vor. Im dicken Synzytiotro-
Endzotten im mütterlichen Blutstrom. phoblast finden bevorzugt energieverbrauchende Trans-
portvorgänge (aktiver Transport) mit Ab- und Umbau-
Bauplan der Zotten H85. Alle Zottentypen haben vorgängen sowie endokrine und metabolische Synthese-
den gleichen Bauplan (. Abb. 3.8). Am deutlichsten leistungen statt.
ist er an den Endzotten zu erkennen. Beteiligt sind:
4 Synzytiotrophoblast Vor allem werden folgende Hormone in der Plazenta ge-
– Epithelplatten bildet:
– dickere Zonen 4 humanes Chorion-Gonadotropin (hCG) zum Erhalt
– Synzytialknoten des Gelbkörpers im Ovar
4 Zytotrophoblast (Langhans-Zellen) 4 Plazenta-Laktogen (hPL), ein wachstums- und brust-
4 Bindegewebe mit fetalen Makrophagen (Hofbauer- drüsenstimulierendes Hormon
Zellen) 4 Progesteron und Östrogene, die den Gesamtorganis-
4 fetale Blutgefäße mus, speziell den Uterus an die Schwangerschaft
adaptieren und weitere Eireifung blockieren
Synzytiotrophoblast. Er bildet eine kontinuierliche, viel- Hinzu kommen Releasinghormone (7 S. 757), welche
kernige, synzytiale, nicht durch laterale Zellgrenzen un- die Hormonsekretion regulieren. Sie werden im Zyto-
terbrochene Epithellage, die mütterlichen und kindli- trophoblast gebildet.
chen Kreislauf voneinander trennt. Er lässt jedoch einen
104 Kapitel 3 · Allgemeine Entwicklungsgeschichte
Unter der Geburt kommt es dort durch die Wehen zu Ge- Kernaussagen |
fäßverletzungen und es entwickelt sich ein retroplazen-
täres Hämatom. Schließlich löst sich die Plazenta zusam- 5 In der 1. Entwicklungswoche entsteht aus
men mit der Basalplatte und den Eihäuten (Nachgeburt). dem Embryoblast der Blastozyste die Keim-
Einzelheiten zum Wochenbett mit seinen Lochien scheibe, die zwei Zelllagen aufweist: Epiblast
7 S. 438. und Hypoblast.
3 5 In der 2. Entwicklungswoche bilden sich
zwischen Epiblast und Trophoblast 1. die
> In Kürze Amnionhöhle, 2. durch Auswandern von
Die reife Plazenta besteht aus der Chorionplatte, Hypoblastzellen der Dottersack, 3. zwischen
60–70 Zottenbäumen, dem intervillösen Raum Dottersackepithel und Trophoblast das
und der Basalplatte. Die Zottenbäume sind an extraembryonale Zölom, entstanden aus
der Chorionplatte und durch Haftzotten an der erweiterten Spalten zwischen extraembryo-
Basalplatte befestigt. Die Endzotten flottieren nalen Mesenchymzellen, die aus ausgewan-
im vorbeiströmenden mütterlichen Blut. Die Zot- derten Hypoblastzellen hervorgegangen
tenoberfläche besteht aus dünnen Epithelplatten sind, und 4. der Haftstiel als eine mesen-
– vor allem für Gasaustausch sowie Glukosetrans- chymale Verbindung zwischen Keimscheibe
port –, dicken Abschnitten mit metabolischen und Trophoblastschale.
Leistungen und Synzytialknoten mit toten Zell- 5 In der 3. Entwicklungswoche treten in der
kernen. Zytotrophoblast unter dem Synzytium Mittellinie der Keimscheibe der Primitivstrei-
ist auch in der reifen Plazenta vorhanden. Er fu- fen mit Primitivrinne und rostralem Primitiv-
sioniert laufend mit dem Synzytium. Im Zotten- knoten auf, von dem der Chordafortsatz
kern stellen Makrophagen (Hofbauer-Zellen) eine auswächst. Vom Primitivstreifen wandern
zweite Barriere zur Verhinderung eines schädi- seitlich Mesenchymzellen aus und schieben
genden Proteinaustausches dar. In der Tropho- sich zwischen Epi- und Hypoblast. Sie bilden
blastschale der Zotten werden Hormone gebil- das Mesoderm. Vom Chordafortsatz wachsen
det. – Eihäute haben weitgehend mechanische seitliche Zellen aus, verdrängen den Hypo-
Aufgaben. Sie werden mit der Nachgeburt aus- blast und werden zum Entoderm.
gestoßen. 5 Der Dottersack bekommt eine Aussackung
(Allantois).
> Klinischer Hinweis ten Zellen gefüllt, die vom Hypoblast auswandern. Zwi-
Von den Differenzierungsmöglichkeiten, die auch noch adulte schen diesen Zellen verbleiben weite Räume mit einer
Stammzellen haben, wird in der Klinik bereits bei der Behand- sol- bis gelartigen Grundsubstanz. Bei dem neu entstan-
lung der Leukämie Gebrauch gemacht, einer bösartigen Tu- denen Gewebe handelt es sich um extraembryonales
morerkrankung der Leukozyten. Nach vollständiger chemo-
Mesenchym (7 unten). Es drängt sich auch zwischen
therapeutischer Zerstörung des erkrankten Knochenmarks
werden dem Patienten suspendierte Blutstammzellen inji- Amnionepithel und Trophoblast.
3 ziert, die zur Neubesiedlung des Knochenmarks und damit Mit fortschreitender Entwicklung fließen die Inter-
zur tumorfreien Blutbildung führen. zellularräume des extraembryonalen Mesenchyms zu-
sammen und es entsteht das extraembryonale Zölom
Zweite Entwicklungswoche. In der 2. Entwicklungswo- (auch Chorionhöhle). Neben Amnion und Dottersack
che werden ist die Chorionhöhle die dritte Höhle des Keims. Mit Er-
4 die zukünftige Kranialregion markiert, weiterung der Interzellularräume im extraembryonalen
4 die Embryonalanhänge angelegt: Zölom wird das extraembryonale Mesenchym an den
– Amnionhöhle Rand gedrängt. Dort liegt es vor als:
– Dottersack 4 extraembryonales Splanchnopleuramesenchym (ex-
– extraembryonales Zälon traembryonales viszerales Mesenchym), das dem
– extraembryonales Mesenchym Dottersack anliegt
4 extraembryonales Somatopleuramesenchym (extra-
Die Markierung der Kranialregion erfolgt durch Ausbil-
embryonales parietales Mesenchym), das dem Zyto-
dung eines Randbogens. Sie geht auf eine Verdichtung
trophoblast anliegt (. Abb. 3.3 b)
der Hypoblastzellen im späteren vorderen Bereich des
Embryos zurück. Haftmesenchym. Zwischen Trophoblast und Amnion
unterbleibt die Ausbildung des extraembryonalen
Amnionhöhle. Sie entsteht über der Keimscheibe. Dort
Zöloms. Dadurch entsteht der Haftstiel als mesenchy-
bilden sich zwischen Epiblast und Zytotrophoblast
male Befestigung der Embryonalanlage (mit Amnion-
Spalträume, die zur primären Amnionhöhle konfluieren.
höhle) am Chorion (. Abb. 3.3 b). Der Haftstiel ist
Sie enthält Interzellularflüssigkeit. In der Folgezeit ver-
der Vorläufer der Nabelschnur.
größert sich der Raum und wird bis zum 9. Entwick-
lungstag von einer Schicht flacher polygonaler Zellen Dritte Embryonalwoche. In der 3. Embryonalwoche wer-
(Amnioblasten) ausgekleidet, die aus dem Epiblast der den als Primitivorgane angelegt:
Keimscheibe auswandern. Dann ist aus der primären 4 Primitivstreifen, Primitivrinne, Primitivknoten
die definitive Amnionhöhle geworden (. Abb. 3.3). 4 intraembryonales Mesoderm
Die Amnionhöhle wird sich weiter um den Embryo he- 4 Chorda dorsalis
rum vergrößern und Fruchtwasser enthalten (7 unten). 4 Allantois
Der Dottersack ist ein temporäres Gebilde mit indukti- Die Entwicklung der Primitivorgane bewirkt die Ausbil-
ven Funktionen (7 unten). Der Dottersack entsteht dung von drei Keimblättern:
durch Auswandern von Hypoblastzellen der Keimschei- 4 Ektoderm
be, die entlang der Innenwand der Blastozyste wachsen 4 Mesoderm
und die Heuser-Membran bilden. Hierdurch entsteht als 4 Entoderm
zweite Höhle des Embryoblastes der primäre Dottersack. Aus den drei Keimblättern entstehen alle Gewebe und
In der Folgezeit zerfällt der primäre Dottersack in kleine Organe des Embryos (7 unten). Schließlich ändert sich
bläschenförmige Teilabschnitte. Der Rest davon wird in der 3. Entwicklungswoche Länge und Form der Emb-
auch als sekundärer Dottersack bezeichnet (. Abb. 3.3). ryonalanlage.
. Abb. 3.10 a–d. 17 Tage alter menschlicher Keim. a Ansicht von im Bereich des Primitivstreifens. Rot Entoderm; schraffiert Ekto-
oben (nach Wegnahme des Amnions, Schnittrand). b Median- derm; punktiert Mesoderm
schnitt. c Querschnitt im Bereich des Chordafortsatzes. d Schnitt
110 Kapitel 3 · Allgemeine Entwicklungsgeschichte
. Abb. 3.11 a, b. Entwicklung der Chorda (massiv schwarz) und Schicht gebildet. – Am kranialen Pol des Keims beginnt die Abfal-
Differenzierung des Mesoderms (punktiert). a Der Chordafortsatz tung. Dabei ändert sich die Stellung der Rachenmembran. – Die
wird in den Hypoblast integriert. b Ausbildung der Chorda dorsa- Pfeile kennzeichnen die Stelle der Querschnitte (rechts im Bild).
lis. Inzwischen hat sich das Entoderm (rot) als geschlossene * Extraembryonales Zölom
a3.6 · Embryonalperiode
111 3
ein kranialer und kaudaler Pol und eine rechte und lin-
Dottersack und Trophoblast. Das extraembryona-
ke Körperseite unterscheiden. Gleichzeitig kommt es in
le Zölom geht auf Erweiterungen von Interzellu-
der 3. Embryonalwoche zu einem verstärkten Wachstum
larräumen im extraembryonalen Mesenchym zu-
des vorderen Teils der Keimscheibe mit starker Verlän-
rück. Der Haftstiel ist ein extraembryonaler Me-
gerung des Chordafortsatzes. Dadurch scheint sich der
senchymsockel zwischen Amnionhöhle und Tro-
Primitivstreifen, der im kaudalen Teil liegt, zu verkür-
phoblast. In der 3. Entwicklungswoche entstehen
zen. Aus der Keimscheibe ist nun ein länglich-ovaler
die Primitivorgane. Führend ist der Epiblast, aus
Keimschild geworden.
dem durch aufeinander folgende Induktionen al-
Infolge des starken Wachstums des vorderen Teils
le drei Keimblätter entstehen: Ektoderm, Meso-
der Keimscheibe verlagert sich der Haftstiel in den kau-
derm, Entoderm. Gleichzeitig werden die Körper-
dalen Bereich der Anlage. Damit wird programmiert,
richtungen festgelegt.
dass sich die zukünftige Kopfregion im Uterus nach un-
ten wendet und bei der Geburt der Kopf vorausgeht.
. Abb. 3.13 a–f. Verschiedene Stadien der Embryonalentwick- des Keims am 25. und am 28. Tag der Entwicklung nach der kra-
lung. a–d Dorsalansicht; Amnion abgeschnitten. * Schnittrand. niokaudalen Krümmung. Rot Schnittführungen durch den Embryo
a Am 18., b am 20., c am 22. und d am 23. Tag. e, f Seitenansicht entsprechend der Querschnitte in Abb. 3.12 a–d
114 Kapitel 3 · Allgemeine Entwicklungsgeschichte
Neuralleistenzellen
4 tragen zum Aufbau des peripheren Nervensystems
bei. Sie differenzieren sich zu:
– Neuronen der Spinalganglien,
– Neuronen der Ganglien des III., V., VII., IX. und
X. Hirnnerven,
3 – Neuronen vegetativer Ganglien,
– chromaffinen Zellen des Nebennierenmarks,
– Glia des peripheren Nervensystems (Mantelzel-
len, Schwann-Zellen),
4 werden zu Melanozyten des gesamten Organismus
(mit Ausnahme der Pigmentzellen der Retina und
des Zentralnervensystems) und ausgewählten endo-
bzw. parakrinen Zellen und
4 bilden das Mesektoderm des Kopfbereichs.
Die Ausführungen über die aus der Neuralleiste her-
vorgehenden Strukturen finden Sie bei den jeweiligen
Organen (Zugang über das Sachregister).
. Abb. 3.14 a, b. Darstellung ektodermaler und entodermaler Bil- Die Linsenplakoden entstehen dort, wo sich die Augen-
dungen eines ungefähr 1 Monat alten Embryos. a Ektodermale Bil- bläschen als Ausstülpungen des Prosencephalons dem
dungen: Neuralrohr, Neuralleiste, Spinalganglien, Augen- und
Ohrbläschen (nach Forssmann u. Heym 1985). b Entodermale Bil-
Oberflächenektoderm nähern. Sie liefern die Epithelzel-
dungen (rot): Darmrohr, Schlundtaschen, Leber- und Pankreas- len der Augenlinse. Die Ohrplakoden (. Abb. 3.13 f )
anlagen. Allantois und Dottersack sind aus dem Hypoblast hervor- senken sich als Ohrbläschen in die Tiefe und verlieren
gegangen. Zwischen Herz- und Leberanlage liegt das Septum den Zusammenhang mit der Epidermis. Aus den Ohr-
transversum, unterhalb der 4. Schlundtasche die Anlage des Thy- und Riechplakoden gehen die Sinneszellen für das Hör-
mus und des oberen Epithelkörperchens. – Nicht berücksichtigt
sind die mesodermalen Bildungen; s. hierzu . Abb. 6.2, Blutge-
und Gleichgewichtsorgan sowie das Geruchsorgan her-
fäße und Herz beim Embryo vor.
Die Geschmacksknospen werden von Neuronen in-
duziert, die aus den epipharyngealen Plakoden hervor-
gehen. Gemeinsam ist allen Plakoden, dass sie Potenzen
wie die Neuralleisten haben. Sie können auch Mesen-
chym bilden.
Zusammenfassung 7 S. 119.
a3.6 · Embryonalperiode
115 3
3.6.2 Mesoderm pers durch (. Abb. 3.13). Dadurch sind die Somiten
leicht zu erkennen, und es ist üblich, zwischen dem
20. und 30. Tag der Entwicklung das Alter des Keims
Kernaussagen | nach der Zahl der Somiten anzugeben.
5 Aus dem paraxialen Mesoderm seitlich der Auf Querschnitten erscheinen Somiten dreieckig,
Chorda dorsalis gehen blockförmige Somiten wobei die Basis der Neuralanlage zugewandt ist
hervor, deren ventromediale Abschnitte, (. Abb. 3.12 a, b). Seitlich haben sie an das intermediäre
Sklerotome, die Hartsubstanzen des Axen- Mesoderm Anschluss gefunden. Anfangs sind die Somi-
skeletts bilden. Dorsolaterale Anteile liefern ten zelldicht, dann jedoch entstehen im Inneren größere
als Dermomyotome das Bindegewebe von Interzellularräume.
Haut und Muskulatur.
5 Aus dem intermediären Mesoderm seitlich In der Folgezeit kommt es unter dem Einfluss von Sig-
der Sklerotome entstehen große Anteile des nalmolekülen und Wachstumsfaktoren aus der Umge-
Urogenitalsystems. bung zu Gestaltwandel und Umstrukturierung der So-
5 Das Seitenplattenmesoderm entwickelt das miten (. Abb. 3.12 c, d). Sie betreffen:
intraembryonale Zölom mit der Splanchno- 4 ventromediale Abschnitte
pleura, u. a. für Bindegewebe und Muskulatur 4 dorsolaterale Abschnitte
des Magen-Darm-Kanals und mit der Soma-
topleura für die Leibeswand. Der ventromediale Abschnitt verliert seine epitheliale
Struktur. Der Zellverband löst sich auf und es entsteht
ein Verband von Mesenchymzellen (Sklerotom), der zu-
Das Mesoderm wird zuerst als unsegmentierte Zell-
sammen mit dem der Gegenseite die Chorda dorsalis
schicht zwischen Ektoderm und Entoderm angelegt.
umgibt. Hieraus gehen die Hartsubstanzen des Achsen-
Aus dieser Stammplatte (primäres Mesoderm) entstehen
skeletts hervor.
durch Induktion seitens der Chorda dorsalis (. Abb.
3.12 a):
Der dorsolaterale Abschnitt bleibt zunächst epithelial.
4 paraxiales Mesoderm
Er bekommt eine zweite epitheliale Schicht. Beide
4 intermediäres Mesoderm
Schichten zusammen werden als Dermomyotom be-
4 Seitenplatten
zeichnet. Aus der zum Oberflächenektoderm hin gelege-
nen Schicht geht das Bindegewebe der Haut hervor, des-
Paraxiales Mesoderm. Das seitlich der Chorda dorsalis wegen Dermatom, aus der zum Sklerotom hin gelegenen
gelegene paraxiale Mesoderm formiert sich unter den Seiten die Skelettmuskulatur, deswegen Myotom.
Neuralfalten zu blockförmigen Zellaggregaten, den
4 Somiten (. Abb. 3.12) Myotom. Bei Weiterdifferenzierung unterteilt sich das
Myotom in:
Somiten sind paarig. Die Somitenbildung beginnt dort, 4 Epimer (dorsaler Anteil)
wo die Neuralfalten anfangen sich zum Neuralrohr zu 4 Hypomer (ventraler Anteil)
vereinigen. Von dort aus bilden sich mit fortschreiten-
dem Längenwachstum des Embryos sowohl nach krani- Die Zellen des Epimer bleiben am Ort ihrer Entstehung
al als auch nach kaudal weitere Somitenpaare. Insge- und liefern das Material für die autochthone Rücken-
samt entstehen 42–44 Somitenpaare: 4 okzipitale, 8 zer- muskulatur. Die Zellen des Hypomer bilden die seitliche
vikale, 12 thorakale, 5 lumbale, 5 sakrale und 8–10 kok- und vordere Rumpfwand. Dort, wo später Extremitäten-
zygeale. Allerdings sind nie alle Somiten gleichzeitig knospen entstehen, verlassen myogene Zellen das Hy-
vorhanden: während die letzten angelegt werden, lösen pomer und bilden die Muskulatur der Gliedmaßen.
sich die ersten bereits wieder auf. Durch die Somitenbil-
dung kommt es zu einer segmentalen Gliederung (Meta- Kopfmesoderm. Eine Sonderstellung hat die zukünftige
merie) des Embryos. Kopfregion. Hier entstehen keine Somiten. Das Mesen-
Die Somiten wölben das Ektoderm etwas vor und chym geht hier vielmehr überwiegend aus der Neural-
schimmern durch die Oberfläche des Embryonalkör- leiste hervor. Es wird als Mesektoderm bezeichnet. Zu-
116 Kapitel 3 · Allgemeine Entwicklungsgeschichte
sätzlich wandern Mesenchymzellen aus der Prächordal- Aus der Somatopleura gehen Anteile der Leibeswand
platte in die Kopfregion ein. hervor. Somato- und Splanchnopleura gemeinsam bil-
Aus dem Mesektoderm gehen Bindegewebszellen, den die serösen Häute der Leibeshöhlen (7 S. 330).
die sich auch an der Bildung der weichen und harten
Hirnhäute beteiligen, Knorpel- bzw. Knochenzellen für Zusammenfassung 7 S. 119.
das Viszeralskelett und die Deckknochen des Schädels
3 sowie Odontoblasten für das Zahndentin und auch Mus-
3.6.3 Entoderm
kulatur hervor.
. Abb. 3.15 a–d. Entwicklungsreihe. Längsschnitte: a am 19., Nabelschnur (Funiculus umbilicalis). Die Nabelschnur
b am 25., c am 28. und d am 35. Tag. Dargestellt ist die Abfaltung entsteht (. Abb. 3.15, 3.16) nach der Abfaltung durch
des Embryos (Pfeilrichtung), die Bildung des Ductus vitellinus und Vereinigung von
die Hereinnahme der Herzanlage, die Bildung der Nabelschnur
nach einer Drehung des Keims, verbunden mit der Aneinander- 4 Haftstiel mit Gefäßen
lagerung von Haftstiel und Dottersackstiel, sowie die Bildung 4 Dottersackstiel
des Amnionüberzugs. * Extraembryonales Zölom 4 Resten des Zöloms
118 Kapitel 3 · Allgemeine Entwicklungsgeschichte
. Abb. 3.16 a–d. Querschnitt durch die Nabelschnur und ihre Ge- entericus (= Ductus vitellinus) und den Vasa vitellina (2 Arterien,
fäße. a Unten Haftstiel mit den Allantois-Begleitgefäßen, A A. um- 2 Venen). b Frühe Nabelschnur; c Nabelschnur in späteren Stadien;
bilicalis, V Vena umbilicalis; die 2. Vene in Rückbildung und nicht d nach der Geburt. Blutgefäße kontrahiert
bezeichnet. Darüber Dottersackstiel mit dem Ductus omphalo-
Der Haftstiel ist die ursprüngliche, mesenchymale Ver- Dort bildet sich der Nabelring. Durch die Bauch-
bindung zwischen extraembryonalem Splanchnopleura- wand hindurch treten die Gefäße des ehemaligen Haft-
und Somatopleuramesenchym (7 oben, . Abb. 3.15 b). stiels, der Dottersack und die Zölomreste. Die Zölom-
Vor der Abfaltung befindet sich der Haftstiel am kau- reste im Bereich des Nabelringes werden bei der Darm-
dalen Pol der Keimscheibe und umschließt Allantois so- entwicklung wichtig, da sie in der Lage sind, vorüber-
wie Gefäßanlagen. Dann gelangt er jedoch durch die gehend Darmschlingen aufzunehmen, die in der Leibes-
Faltenbildung am kaudalen Abschnitt der Keimscheibe höhle keinen Platz finden. Am Nabelring entsteht der
auf die ventrale Seite des Embryonalkörpers. Dort physiologische Nabelbruch.
kommt er in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dotter-
gang.
Die Nabelschnur am Ende der Schwangerschaft ist un-
gefähr 50–70 cm lang und 12 mm dick. Da die Gefäße
Auch der Dottersackstiel entsteht durch die Abfaltung. stärker gewachsen sind als die Nabelschnur selbst und
Er beinhaltet den Dottergang (Ductus omphaloenteri- die Umbilikalvene kürzer als die Arterien ist, sind die
cus) und begleitende Gefäße. Beim Dottergang handelt Nabelschnurgefäße umeinander verdrillt und bilden
es sich um einen englumigen Gang, der den Teil des häufig Krümmungen oder Verschlingungen. Derartige
Dottersacks, der zur Darmanlage geworden ist, und Gefäßschlingen werden als »falsche Knoten« bezeichnet;
den extraembryonalen Dottersackrest verbindet. Der sie sind funktionell belanglos. Die Aa. umbilicales
Dottersackrest, der zunächst noch als Bläschen neben führen kohlensäurehaltiges und schlackenreiches Blut
dem Nabelstrang im extraembryonalen Zölom liegt, bil- (Mischblut) vom Embryo zur Plazenta, die V. umbilicalis
det sich sehr bald zurück. sauerstoff- und nährstoffreiches Blut von der Plazenta
zum Keim. Die Nabelschnur hat durch das mukosub-
stanzreiche Bindegewebe, das die Gefäße umgibt, ein
Reste des Zöloms. Vor der Abfaltung besteht eine breite weißliches Aussehen.
Verbindung zwischen intra- und extraembryonalem Histologisch (. Abb. 3.16 c, d, H9) ist für die reife
Zölom (7 oben). Diese Verbindung bleibt auch bei der Nabelschnur das Bindegewebe in der Gefäßumgebung
Abfaltung erhalten, wird jedoch stark eingeengt. Am charakteristisch. Es besteht aus Fibroblasten mit langen
Embryonalkörper kommt sie in unmittelbarer Nachbar- Fortsätzen. Sie bilden ein dreidimensionales Netzwerk.
schaft zu Haftstiel und Dottergang zu liegen. Dadurch Die Interzellularsubstanz ist weitgehend amorph und
wird die vordere Bauchwand gemeinsam von ehemali- besteht aus sauren Glykosaminoglykanen, die das gal-
gem Haftstiel, Dottergang und Zölomresten erreicht. lertige Aussehen der Nabelschnur hervorrufen (Gallert-
a3.7 · Fetalperiode
119 3
gewebe, Warthon-Sulze). Vereinzelt kommen Kollagen-
fasern vor. Die Nabelarterien haben eine dicke, muskel- > In Kürze
reiche Media aus sich kreuzenden, in Spiraltouren ver- Das Ektoderm gliedert sich in ein neurales und
laufenden Fasern. Eine Elastica interna fehlt. Die Vene epidermales Ektoderm. Aus dem neuralen Ekto-
hat dagegen dünne Muskelschichten, jedoch eine kräfti- derm entsteht über Zwischenschritte (Neural-
ge Elastica interna. Bedeckt wird die Nabelschnur von platte, Neuralrinne, Neuralfalten) das Neuralrohr
Amnionepithel. als Vorläufer von Gehirn und Rückenmark. Ein
weiterer Abkömmling ist die Neuralleiste als Mut-
i Zur Information tergewebe für große Teile des peripheren Ner-
Nach der Geburt führt die Abkühlung zur Kontraktion der
vensystem sowie für die Melanozyten und das
Muskulatur der Nabelschnurgefäße und damit zur Unterbre-
chung des Blutzu- und -abflusses zur Plazenta. Dadurch wird Mesektoderms zur Schädelbildung. Aus dem epi-
ein größerer Blutverlust nach dem »Abnabeln« verhindert. dermalen Ektoderm geht die Epidermis hervor.
Auch nach dem Abbinden der Nabelschnur befindet sich in Außerdem bilden sich Plakoden für Anteile von
den Vasa umbilicalia noch kindliches Blut mit fetalen Stamm- Sinnesorganen. Das Mesoderm gliedert sich in
zellen. Auf sie wird zur Stammzelltherapie zurückgegriffen.
Somiten, intermediäres Mesoderm, Seitenplat-
ten. Aus den Somiten gehen Sklerotome für die
Amnionhöhle. Das Amnion wölbt sich wie eine Kuppel
Bildung des Achsenskeletts, Myotome und Der-
über den Embryo. Bei der Abfaltung vergrößert sich
matome hervor. Das intermediäre Mesoderm lie-
die Amnionhöhle dadurch, dass sie auch auf die ventra-
fert Anteile des Urogenitalsystems und in den
le Seite des Embryonalkörpers gelangt. Dort schlägt das
Seitenplatten entwickelt sich das intraembryona-
Amnion auf die Nabelschnur über (. Abb. 3.15 d). Von
le Zölom sowie Splanchnopleura und Somato-
diesem Zeitpunkt an »schwimmt« der Embryo im
pleura. Das Entoderm liefert das Epithel des
Fruchtwasser, dem Inhalt der Amnionhöhle. Dies si-
Darmrohrs. – Die Körperform entsteht durch Fal-
chert die ungehemmte Entwicklung des Keims und
tenbildung an allen Rändern der Embryonalanla-
schützt ihn vor Austrocknung und Schäden von außen.
ge. Am kranialen Pol kommt es durch starkes
Durch die Vergrößerung der Amnionhöhle wird das
Wachstum und Differenzierung zu Kopf- und
extraembryonale Zölom mehr und mehr eingeengt, bis
Schädelbildung, lateral entstehen die Extremit-
schließlich Splanchnopleuramesenchym und Somato-
ätenanlagen. Ventral bildet sich die Nabelschnur
pleuramesenchym miteinander verkleben. Schließlich
aus Haftstiel, Dottersackstiel und Zölomresten.
bilden Amnion und Chorion mit ihrem Mesenchym ge-
Die Amnionhöhle umgreift den ganzen Embryo.
meinsam wichtige Anteile der Eihäute (7 S. 105).
Längen- und Gewichtsentwicklung (. Abb. 3.17). Die plikation der Zahl der Monate mit dem Faktor 5; sie be-
intrauterine Längen- und Gewichtszunahme des heran- trägt z. B. im 7. Monat 7 ´ 5 = 35 cm. Um aus der SFL den
wachsenden Kindes zeigt einen starken Anstieg beson- Monat zu errechnen, müsste man die Wurzel ziehen
ders in der Fetalperiode. Als Längenmaße werden die bzw. den Wert durch den Faktor 5 dividieren.
Scheitel-Steiß-Länge (SSL) und die Scheitel-Fersen-Län- Erheblichen Veränderungen unterliegen in der Fe-
ge (SFL) verwendet. talperiode auch die Körperproportionen (. Abb. 3.18).
3 Die SSL gibt die Körperlänge von der Scheitelbeuge Dies geht auf ein heterogenes Wachstum der einzelnen
bis zur Schwanzkrümmung an. Da die Krümmungen Teile des Organismus zurück. So nimmt zu Beginn des
sehr verschieden sind, können die SSL-Maße nur unge- 3. Monats der Kopf etwa die Hälfte der SSL ein, zu Be-
fähre Anhaltspunkte liefern. Die SFL dagegen bezieht ginn des 5. Monats ein Drittel, kurz vor der Geburt aber
sich auf die Gesamtlänge des Fetus. Sie gilt besonders nur noch ein Viertel. Durch seine Größe ist der Kopf bei
für die Zeit nach dem 3. Entwicklungsmonat, wenn sich der Geburt der Wegbereiter, dem alle übrigen Körpertei-
der Fetus gestreckt hat und die untere Extremität weiter le relativ leicht durch den Geburtskanal folgen können.
entwickelt ist. Weitere Proportionsveränderungen erfolgen während
des postnatalen Wachstums.
Rückschluss auf das Alter des Feten. Als Faustregel für Abgesehen von der Länge kann auch aus dem äußer-
den Rückschluss von der Scheitel-Fersen-Länge (SFL) lich erkennbaren Differenzierungszustand des Embryos
auf das Alter gilt: Im 3. bis 5. Lunarmonat lässt sich und dem Entwicklungsstand einiger Organe auf das Al-
durch Quadrieren der Anzahl der Monate die SFL in ter geschlossen werden. So haben z. B. gegen Ende der
cm errechnen; sie beträgt z. B. im 4. Monat 4 ´ 4 = 16 cm. Fetalzeit die Gliedmaßen typische Stellungen:
Ab dem 6. Monat erfolgt die Bestimmung durch Multi-
Kernaussagen |
5 Die Geburt erfolgt in der Regel etwa 38 Wo-
chen nach der Befruchtung.
5 Das Neugeborene zeigt Reifezeichen.
5 Die Entwicklung ist mit der Geburt nicht ab-
geschlossen.
3.9 Mehrlinge
Kernaussage |
5 Zu Mehrlingen kann es durch Befruchtung
von mehreren Oozyten oder durch atypische
3 Trennung des Keims während der Entwick-
lung kommen.
Nummerische Störungen gehen auf eine fehlerhafte Ver- Exogene Schäden. Die Liste exogener Faktoren – als Te-
teilung von Chromosomen während der Meiose zurück. ratogene bezeichnet –, die Fehlbildungen hervorrufen,
Durch non-disjunction gelangen jeweils zwei homologe ist lang. Hierzu gehören der Alkohol (zur Zeit in
Chromosomen in eine Keimzelle. Bei der Befruchtung Deutschland das häufigste Teratogen), körpereigene
entsteht dadurch eine Zygote, bei der statt eines Chro- und körperfremde Giftstoffe (z. B. manche Medikamen-
mosomenpaares drei Chromosomen vorhanden sind te), Erreger von Infektionskrankheiten (z. B. Rötelvi-
( Trisomie). Andererseits gibt es nummerische Störun- ren), Röntgenstrahlen und manches andere. Vielfach
gen, bei denen einem Chromosomenpaar ein Chromo- spielt die Art der Teratogene für die Entstehung der
som fehlt (Monosomie). Fehlbildung eine nachgeordnete Rolle. Entscheidend
ist in jedem Fall, dass sich die betroffene Organanlage
Nummerische Störungen können auftreten bei der Ver- in einer gegenüber Teratogenen sensiblen Phase, in
teilung der der teratogenetischen Determinationsperiode, befindet.
4 Autosomen (Autosomen sind die 22 Chromosomen- Diese liegt zeitlich vor der Manifestation der Fehlbil-
paare, die beiden Geschlechtern gemeinsam sind) dung, überwiegend in der Embryonalperiode. Deswe-
und gen werden die Missbildungen, die durch exogene Tera-
4 Gonosomen (Geschlechtschromosomen). togene bis zur 12. Woche der Embryonalentwicklung her-
vorgerufen werden, auch als Embryopathien bezeichnet.
Autosomal-bedingte Fehlbildungen. Am häufigsten ist Fehlbildungen, die durch Teratogene hervorgerufen
die Trisomie von Chromosom 21. Sie führt zum Down- werden, die in der Fetalzeit wirken (z. B. am Gehirn),
Syndrom (überholte Bezeichnung: Mongolismus). Hier- sind Fetopathien.
bei kommt es zu erheblichen Intelligenzdefekten. Die
Fehlbildung entsteht vermehrt bei Kindern von Eltern Mehrfachbildungen entstehen bei eineiigen Zwillingen
höheren Lebensalters. durch unvollständige Trennung der Individuen während
der Entwicklung. Das Ausmaß der Gewebebrücken zwi-
Gonosomal-bedingte Fehlbildungen. Eine gonosomale schen den Zwillingen ist sehr unterschiedlich.
Trisomie oder Polysomie liegt beim Klinefelter-Syndrom Es kommen vor
vor. Die Chromosomenkombination lautet 44 + XXY 4 Kraniopagus (Verbindung im Kopfbereich),
oder 44 + XXXY. Sie führt zu einem Individuum männ- 4 Thorakopagus (Verbindung im Brustbereich, Siame-
lichen Geschlechts mit weiblichem Habitus. Beim »dou- sische Zwillinge),
ble-male-syndrom« liegt die Kombination 44 + XXYY 4 Pygopagus (Verbindung im Kreuz-/Steißbeinbe-
vor. reich),
Die häufigste gonosomale Chromosomenaberration 4 Dizephalus, ein Individuum mit zwei Köpfen; eine
beim weiblichen Geschlecht ist das »triple-x-syndrom« Spaltbildung, die nur den Kopf betrifft,
(»super-femal-syndrom«) mit der Chromosomenkombi- 4 Teratom: Es handelt sich um einen völlig unförmi-
nation 44 + XXX. gen »inkorporierten Zwilling«, der nur aus einigen
Ein Beispiel für eine gonosomale Monosomie ist das Knochenanlagen, Muskeln, Haaren, Zähnen und
Ullrich-Turner-Syndrom. Hier ist nur das mütterliche Epidermis besteht.
124 Kapitel 3 · Allgemeine Entwicklungsgeschichte
4
i Zur Information 5 Blutplättchen (Thrombozyten) dienen der
Blut und Abwehr-/Immunsystem sind eine untrennbare Ein-
Blutgerinnung z. B. nach Verletzungen.
heit, weil im Blut alle zum Abwehrsystem gehörenden Zellen,
Leukozyten (weiße Blutzellen), und extrazelluläre humorale
Abwehrstoffe vorhanden sind. Quantitativ überwiegen im Blut ist ein Abkömmling des Mesenchyms (7 S. 116). Es
Blut jedoch Erythrozyten (rote Blutzellen), die dem Transport strömt von wenigen Ausnahmen abgesehen (Milz, Pla-
der Atemgase dienen. Erythrozyten und Leukozyten haben
nur eine begrenzte Lebenszeit und werden laufend im roten
zenta) in einer geschlossenen Strombahn und dient
Knochenmark aus hämatopoetischen Stammzellen neu ge- dem Transport von:
bildet. Ein wesentlicher Unterschied zwischen Erythrozyten 4 Nährstoffen und Sauerstoff zur Versorgung der Kör-
und Leukozyten ist, dass Erythrozyten mit Ausnahme derer perzellen
in der Milz an die Blutbahn gebunden sind, Leukozyten je- 4 Kohlendioxid und anderen Stoffwechselprodukten
doch die Blutbahn verlassen und auch dorthin zurückkehren
können. Zum Abwehrsystem gehören ferner die lymphati-
der Gewebe zu den Ausscheidungssorganen
schen Organe. In primären lymphatischen Organen (Kno- 4 Wirkstoffen zu ihren Zielorganen
chenmark, Thymus) werden Zellen des Abwehrsystems gebil- 4 Zellen und Molekülen des Immunsystems
det. Sie verlassen die primären lymphatischen Organe jedoch 4 Körperwärme von wärmeproduzierenden Organen
in inaktivem Zustand. In den sekundären lymphatischen Or- zur Haut, über die sie an die Umgebung abgegeben
ganen reifen die Abwehrzellen zu Effektorzellen, d. h. zu akti-
ven Abwehrzellen heran. Der Transport der Abwehr-/Immun-
wird
zellen zum Ort ihrer Tätigkeit in den Geweben, in denen sie der
Vernichtung von Krankheitserregern dienen, erfolgt im Blut. Blut besteht aus (. Abb. 4.1)
4 Blutplasma
4 Blutzellen (Blutkörperchen)
4.1 Blut H31
Blutplasma ist der flüssige Anteil des Blutes.
. Abb. 4.1. Bestandteile des Blutes. Die absoluten Zahlen der angaben der einzelnen Leukozytenarten beziehen sich auf die Ge-
Blutkörperchen beziehen sich jeweils auf 1 Liter Blut; die Prozent- samtzahl der Leukozyten
4.1.1 Blutplasma
Kernaussage |
5 Das Blutplasma ist der zellfreie Anteil des
Blutes. Er macht 54–56% des Blutvolumens
aus.
Wichtig | |
Eosinophile Granulozyten machen im peripheren Blut
2–4% der Leukozyten aus. Ihre Lebensdauer beträgt Basophile Granulozyten und die ihnen nahe
10 Tage, ihre Verweildauer im Blut 4–10 Stunden. Eosi- verwandten Mastzellen können auf entspre-
nophile sind etwas größer (Durchmesser über 12 lm) chende Reize hin durch parakrine Sekretion ak-
als die Neutrophilen und enthalten grobe Zytoplasma- tiver Botenstoffe eine unspezifische Entzün-
granula, die sich mit dem sauren Farbstoff Eosin inten- dungsreaktion auslösen.
siv rot anfärben (Azidophilie) (. Abb. 4.1). Dies geht auf
argininreiches basisches Protein in den Granula zurück. Basophile Granulozyten sind selten, < 1% der Leukozy-
Die Granula liegen in der Regel sehr dicht und ver- ten. Sie sind die kleinsten Granulozyten (Durchmesser
decken teilweise den Kern, der meist aus zwei Segmen- 10 lm). Ihre sehr groben Granula färben sich mit basi-
ten besteht. Ultrastrukturell zeigen die von einer Memb- schen Farbstoffen tief blauschwarz und verdecken meist
ran umgebenen, ovalen Granula zahlreiche längsorien- den glatten Zellkern. Die basophilen Granulozyten ha-
tierte elektronendichte Kristalloide. ben nur kurze Überlebenszeiten: Stunden bis Tage.
Überwiegend kommen sie im Blut vor, können aber
Die Granula eosinophiler Granulozyten enthalten lyso- ins Gewebe gelangen. Sie treten im Bereich von
somale Enzyme sowie hochtoxische kationische Protei- Entzündungen auf.
ne, aber kein Lysozym (im Gegensatz zu neutrophilen
Granula). > Klinischer Hinweis
Basophile sind bei allergischen Erkrankungen, z. B. Heuschnup-
Im Blut sind die Eosinophilen inaktiv. Jedoch verlassen fen, im Blut vermehrt.
sie die Blutbahn bei Befall des Organismus mit vielzel-
ligen Parasiten, z. B. Würmern, oder Allergenen, z. B. i Zur Information
Pollen, unter dem Einfluss spezifischer Zytokine und Strukturelle, molekulare und funktionelle Gemeinsamkeiten
bestehen zwischen basophilen Leukozyten und Mastzellen.
gelangen ins Gewebe. Dort kommt es unter Vermittlung Beide Zellen verfügen über basophile Granula, die bei allergi-
von Antikörpern (Immunglobuline, 7 S. 147) und ande- scher Reizung Mediatoren für lokale Entzündungen freisetzen
ren Mediatoren zur Degranulierung. Freigesetzte toxi- (7 S. 139). Weiter werden von aktivierten Basophilen und
sche Granulaproteine (major basic protein) und freie Mastzellen chemotaktische Faktoren ausgeschüttet, die die
Radikale sind in der Lage, Parasiten und Fremdzellen aus den Gefäßen austretenden Granulozyten und Makropha-
gen gezielt anlocken und aktivieren. Jedoch kommen Mast-
abzutöten. Außerdem synthetisieren Eosinophile zellen nur im Gewebe (nicht im Blut) vor, haben eine andere
Entzündungsmediatoren, Prostaglandine, Leukotriene, Stammzellherkunft und sind langlebiger als Basophile. Mast-
plättchen-aktivierenden Faktor, die weitere Eosinophile zellen sind freie Bindegewebszellen (Einzelheiten 7 S. 34).
sowie andere Entzündungszellen anlocken und Entzün-
dungen bzw. allergische Reaktionen einleiten (7 S. 149). Ausführungen zur Granulopoese 7 S. 136.
132 Kapitel 4 · Blut und Immunsystem
MHC-I-Moleküle auf der Oberfläche einer Zelle vorhan- Zu erworbenen Immunantworten kommt es, wenn an-
den sind, umso besser ist der Schutz vor der toxischen geborene Immunantworten zur Erregerabwehr erfolglos
Wirkung von NK-Zellen. waren. Im Gegensatz zur angeborenen Immunantwort
sind erworbene Immunantworten sehr spezifisch, d. h.
Lösliche Faktoren bilden ein eigenständiges humorales sie richten sich jeweils gegen ein spezielles Antigen.
Abwehrsystem, das Komplementsystem. Wirkt es selb-
ständig, ist es ein Teil der angeborenen Immunantwort, Bei der erworbenen Immunität werden tätig:
komplementiert es Antikörper, die von Plasmazellen ge- 4 antigenpräsentierende Zellen
bildet werden (7 S. 147), ist es der erworbenen Immun- 4 Lymphozyten
antwort zuzurechnen.
Antigenpräsentierende Zellen (. Abb. 4.5) sind erfor-
derlich, um T-Lymphozyten zu aktivieren. Hierzu
Komplemente sind Proteine, die in der Leber gebildet
müssen Lymphozyten durch ihre Rezeptoren die von
werden und im Blut in größerer Menge vorkommen. den antigenpräsentierenden Zellen angebotenen Anti-
Sie tragen zur Beseitigung von Krankheitserregern bei. gene erkennen.
Aktiviert werden die Komplemente durch ihre pro-
teolytische Spaltung, sodass Effektormoleküle entste-
i Zur Information
hen. Diese werden an die Oberfläche von Erregern ge- Bei den Antigenen, die antigenpräsentierende Zellen auf ih-
bunden und hüllen sie ein (Opsonierung). Phagozyten ren Oberflächen anbieten, handelt es sich um Peptide, die
erkennen dann die Komplementfaktoren auf opsonier- durch Abbau von Erregerproteinen in den antigenpräsentie-
ten Pathogenen. Durch Phagozytose werden die Kom- renden Zellen entstanden sind. Die Peptide werden mit MHC-
plemente entfernt und die lysosomalen Enzyme in den Molekülen an die Zelloberfläche gebracht.
MHC (major histocompatibility complex) ist eine Gruppe
Phagolysosomen führen zum Erregerabbau. Komple- von unterschiedlichen spezifischen Membranglykoproteinen,
mente können aber auch direkt auf Erreger einwirken die von stark polymorphen Genen auf Chromosom 6 des
und eine Lyse herbeiführen. Menschen kodiert werden. Sie kommen als MHC-I-Moleküle
a4.3 · Abwehr-/Immunsystem
141 4
in allen kernhaltigen Zellen und als MHC-II-Moleküle aus- Es gibt jedoch Erkrankungen, bei denen sich Immunre-
schließlich in antigenspezifischen Zellen vor. aktionen auch gegen körpereigene Gewebsantigene richten
Die genetisch bedingte hohe Variabilität der MHC-Mole- und charakteristische Gewebsschäden hervorrufen (Autoim-
küle sowie die Diversität der Proteine und Rezeptoren (7 un- munerkrankungen). Sie treten auf, wenn im Organismus die
ten) an der Oberfläche der Lymphozyten führen zur Spezifiät
Fähigkeit, zwischen »selbst« und »nicht-selbst« zu unterschei-
der erworbenen Immunantwort.
den, verloren gegangen ist, z. B. beim Diabetes Typ I (Schädi-
gung der B-Zellen im Pankreas) und vermutlich auch bei mul-
Die Lymphozyten liegen vor als: tipler Sklerose (Schädigung von Gliazellen).
4 T-Lymphozyten Am Ende der Lymphozytenentwicklung in den primären
4 B-Lymphozyten lymphatischen Organen stehen reife naive T-Lymphozyten bzw.
B-Lymphozyten. »Naiv« bedeutet, dass die Zellen noch keinen
T- und B-Lymphozyten gehen gemeinsam aus Knochen- Antigenkontakt hatten, aber darauf vorbereitet sind. Sie sind
markstammzellen hervor. Hieraus entwickeln sich deter- immunologisch inaktiv.
minierte T- bzw. B-Vorläuferzellen.
Die weitere Entwicklung der B-Zellen erfolgt im
Knochenmark, die der T-Zellen im Thymus. Knochen-
mark und Thymus werden als primäre lymphatische Or- T-Lymphozyten
gane bezeichnet H32, 37.
Die weitere Entwicklung der Lymphozyten besteht Wichtig | |
in einer Proliferation der Vorläuferzellen, der Expression T-Lymphozyten sind die führenden Immunzellen.
von Antigenrezeptoren und einer Selektion der heran- Sie werden durch antigenpräsentierende Zellen,
gereiften Zellen. Anschließend verlassen die Lymphozy- insbesondere von interdigitierenden dendriti-
ten ihre Bildungsstätten. Ihre Aktivierung und Um- schen Zellen in lymphatischen Geweben, akti-
wandlung zu Effektorzellen erfolgt in sekundären lym- viert. Als zytotoxische Zellen (Tc-Zellen) erken-
phatischen Organen, u. a. Lymphknoten, Milz, Tonsil- nen sie Zellen mit intrazellulären Krankheits-
len, mucosaassoziierten lymphatischen Geweben, z. B. erregern, die sie vernichten. Als Helferzellen
des Darms, GALT (7 S. 358), und der Luftwege, MALT (TH-Zellen) stimulieren sie B-Lymphozyten, de-
H33–36. ren weiterentwickelte Form (Plasmazellen) An-
tikörper freisetzen, die extrazellulär wirken.
Einzelheiten
Zytotoxische T-Zellen erkennen Peptidfragmente
T steht für thymusabhängig. Gemeint ist damit, dass alle T-Zel-
intrazellulärer Krankheitserreger, die mit MHC-
len auf die im Thymus herangereiften Lymphozyten zurück-
gehen, obgleich der Thymus nach der Pupertät einer Involu- I-Molekülen an die Zelloberfläche gebracht wur-
tion unterliegt (7 S. 294) H13. den. T-Helferzellen sind auf das Erkennen von
B stand ursprünglich für Bursa fabricii des Vogeldarms, in Antigenen auf MHC-II-Molekülen spezialisiert.
der die als B-Zellen bezeichneten Lymphozyten entdeckt wur- Ein Teil der T-Lymphozyten wird zu Gedächtnis-
den. Dem Menschen fehlt dieses Organ, B steht hier für »bone zellen.
marrow« (Knochenmark).
Die Proliferation von T- und B-Vorläuferzellen wird durch
einen von Stromazellen des Knochenmarks bzw. des Thymus T-Lymphozyten erreichen sekundäre lymphatische Or-
freigesetzten Mediator (Interleukin 7) induziert. gane als reife naive Zellen, die noch keinen Antigenkon-
Bei T- und B-Zellen kommt es zunächst zur Expression takt hatten. Bevor sie als Abwehrzellen effektiv werden
von Präantigenrezeptoren. Anschließend differenzieren kom- können, müssen sie aktiviert werden.
plette Antigenrezeptoren, die jedoch bei T- und B-Zellen un- Zur Aktivierung in Lymphknoten verlassen reife nai-
terschiedlich sind. Die hohe Spezifität der erworbenen Immun-
ve T-Lymphozyten die Blutbahn in Venolen, die sich
antwort ist dadurch bedingt, dass die Aminosäurefrequenzen
durch ein spezielles, hohes isoprismatisches Endothel
im Antigenbindungsbereich der Rezeptoren von Lymphozyt
zu Lymphozyt unterschiedlich sind. auszeichnen (hochendotheliale Venolen = HEV, 7 S. 152).
Dann folgt eine Selektion, bei der nur T- bzw. B-Lympho- Im Gewebe der Lymphknoten kommt es dann zu einer
zyten mit schwacher Erkennungsfähigkeit körpereigener Pro- Aktivierungskaskade zwischen reifen antigenpräsentie-
teine übrigbleiben. Dadurch wird erreicht, dass körpereigene renden dendritischen Zellen – sie werden als professio-
Zellen vor Schädigungen durch Immunzellen geschützt sind. nelle antigenpräsentierende Zellen bezeichnet – und
142 Kapitel 4 · Blut und Immunsystem
naiven Lymphozyten. Allerdings können auch Makro- interdigitierender Zellen werden von CD8-positiven T-Lym-
phagen und B-Lymphozyten als nicht-professionelle an- phozyten erkannt. CD8-positive Zellen sind zytotoxisch.
tigenpräsentierende Zellen wirken.
Aktivierung von T-Zellen (Aktivierungskaskade). Der erste
Schritt ist eine Bindung naiver T-Lymphozyten an antigenprä-
Das Ergebnis der Aktivierung sind zwei Arten von T-Ef-
sentierende Zellen durch Adhäsionsmoleküle.
fektorzellen, die sich durch ihre Korezeptoren funktio-
Der darauf folgende Schritt ist die Antigenerkennung
nell unterscheiden: durch die Rezeptoren der T-Lymphozyten. Sie ist spezifisch: je-
4 CD8-T-Zellen, zytotoxische T-Zellen (Tc-Zellen) der Lymphozyt bzw. jedes Lymphozytenklon erkennt ein spezi-
4 4 CD4-T-Zellen, T-Helferzellen (TH-Zellen) fisches Antigen. Hervorgerufen wird diese Spezifität durch die
Diversität der antigenerkennenden Domänen der Rezeptoren
Als mögliche gesonderte Gruppen kommen regulatori- an der Oberfläche der T-Lymphozyten und dadurch, dass
sche T-Zellen sowie der Subtyp CD56-bright-CD16 in der Rezeptor nur an bestimmte Aminosäuresequenzen von
der Gebärmutterschleimhaut hinzu. Peptidfragmenten bindet (. Abb. 4.5, 4.6).
Benachbart sind den Rezeptoren Korezeptoren, die an die
MHC-Moleküle binden. Korezeptoren sind die Oberflächen-
i Zur Information moleküle CD4 bzw. CD8. Sie sorgen für das Zusammenkom-
CD bedeutet Cluster of Differentiation und meint spezielle men der jeweils spezifischen Zellen. CD4 erkennt nur MHC-II-
Zellmembranmoleküle. Die Ziffer bezeichnet lediglich die Rei- und CD8 nur MHC-I-Moleküle.
henfolge ihrer Entdeckung. Die Cluster ermöglichen die Un-
Die dann folgende Aktivierung des T-Lymphozyten hängt
terscheidung von Leukozytenpopulationen des Immunsys-
von der Signalübertragung durch Kofaktoren der T-Zellrezepto-
tems und deren Untergruppen, die morphologisch nicht
möglich ist. ren ab. Die Signale bewirken in den T-Zellen die Expression
verschiedener Proteine, die für Proliferation und Differenzie-
rung der Zellen erforderlich sind.
Im Einzelnen
Zur Aktivierung der T-Zellen bedarf es schließlich eines 2.
Interdigitierende dendritische Zellen gehen aus Vorläuferzellen
kostimulatorischen Signals. Es ist unspezifisch, d. h. es wird
im Knochenmark hervor, aus denen auch Monozyten entste-
von Oberflächenmolekülen abgegeben, die sowohl bei CD8
hen (. Abb. 4.3). Als unreife dendritische Zellen gelangen
als auch bei CD4 vorkommen. Das Signal entsteht, wenn eine
sie ins Blut und von dort in die verschiedensten Organe, in de-
Bindung zwischen dem Molekül B7 an der Oberfläche der an-
nen sie sich weiter entwickeln. In der Epidermis der Haut lie-
tigenpräsentierenden Zellen und CD28 an der Oberfläche des
gen sie als Langerhans-Zellen vor (7 S. 217).
T-Lymphozyten erfolgt ist.
In der Peripherie und auch im Blut können die noch un-
Es gibt den Sonderfall, dass CD8-positive Zellen kostimu-
reifen dendritischen Zellen durch Endozytose Mikroorganis-
latorische Proteine fehlen. Dann sollen CD4-positive (Helfer)
men aufnehmen, in Phagolysosomen abbauen und antigene
Zellen Zytokine freisetzen, die die Aktivierung der CD8-Zellen
Peptide freisetzen (. Abb. 4.5). Peptidfragmente werden dann
übernehmen.
im rauen endoplasmatischen Retikulum an MHC-II-Moleküle
Die Aktivierung von T-Zellen dauert Stunden bis Tage.
gebunden. MHC-II-Moleküle kommen in der Regel nur in an-
tigenpräsentierenden Zellen vor. In diesem Zustand wandern
die dendritischen Zellen in lokale Lymphgewebe. Dort werden Effektormechanismus. Nach ihrer Aktivierung prolife-
sie zu reifen interdigitierenden dendritischen Zellen, die die rieren T-Lymphozyten. Dies geschieht in T-Zellarealen
MHC-II-Antigen beladenen Moleküle in Vakuolen an die Zel- der sekundären lymphatischen Organe in Nachbar-
loberfläche transportieren und die Antigene dort CD4-positive schaft der Lymphfollikel (7 S. 152). Ausgelöst wird die
Lymphozyten (Helferzellen) präsentieren (. Abb. 4.5 a). Außer- Proliferation durch Zytokine (Interleukin 2), die sowohl
dem exprimieren sie Adhäsionsmoleküle und kostimulatori- von den CD8- als auch von den CD4-Lymphozyten ge-
sche Proteine. Die MHC-II-positiven dendritischen Zellen sind bildet und autokrin gebunden werden (. Abb. 4.6).
die effektivsten antigenpräsentierenden Zellen. Als Helfer- Die Proliferationsrate ist bei den CD8-Zellen sehr viel
zellen aktivieren CD4-positive Lymphozyten B-Lymphozyten
höher als bei CD4-Zellen. Dies geht darauf zurück, dass
(7 unten).
CD8-Zellen als zytotoxische Zellen selbst aktiv und in
In dendritischen Zellen kommen auch MHC-I-Moleküle vor.
Sie treten praktisch in allen kernhaltigen Zellen auf und großen Mengen gebraucht werden. CD4-Zellen wirken
binden dort zelleigene Proteine. In antigenpräsentierenden dagegen durch Zytokine aktivierend auf andere Effek-
Zellen werden Peptide an MHC-I-Moleküle gebunden, die torzellen.
im Zytoplasma u. a. nach Virusinfektion freigesetzt werden Nach der Proliferation verlassen die aktivierten
(. Abb. 4.5 b). Mit Antigen beladene MHC-I-Moleküle reifer T-Lymphozyten das lymphatische Gewebe und gelangen
a4.3 · Abwehr-/Immunsystem
143 4
a b
. Abb. 4.5. Antigenpräsentation und Aktivierung von T-Lympho- das an CD28 der T-Zelle bindet. b Aktivierung von CD8-zytotoxi-
zyten. a Aktivierung von CD4-T-Helferzellen durch MHC-II/Peptid- schen T-Zellen durch MHC-I/Peptidkomplexe. Manche Antigene be-
komplexe. In antigenpräsentierenden Zellen gelangen Erreger finden sich im Zytoplasma, besonders solche, die von Viren syn-
nach Phagozytose in Endosomen, die mit Lysosomen zu Phagoly- thetisiert sind. Nach Bindung von mehreren Ubiquitinmolekülen
sosomen verschmelzen. Durch Abbau mikrobieller Proteine wer- werden sie in Proteasomen durch Proteolyse gespalten. Die so
den Peptidfragmente freigesetzt und an MHC-II-Moleküle gebun- entstandenen Peptidfragmente werden im rauen endoplasmati-
den, die im rauen endoplasmatischen Retikulum synthetisiert wer- schen Retikulum an MHC-I-Moleküle gebunden und an die Zell-
den. Die MHC-II/Peptidkomplexe werden an die Zellmembranen oberfläche transportiert. Dort werden sie von CD8-positiven T-Zel-
transportiert und dort von einem T-Zellrezeptor erkannt, der ei- len erkannt. Das zweite kostimulatorische Signal für die Aktivie-
nen CD4-Korezeptor hat (1. Signal). Für die Aktivierung des T-Lym- rung entspricht dem von CD4-Zellen (in Anlehnung an Vollmar
phozyten ist ein 2. Signal durch kostimulatorisches B7 erforderlich, et al. 2005)
auf dem Blutweg zum infizierten Gewebe. Dort durch- Effektorfunktion von CD8-T-Lymphozyten. Sie führt zur
wandern sie das Endothel, das vorher aktiviert wurde. Apoptose (Zelltod) infizierter Zellen. Deswegen sind
Die aktivierten T-Zellen werden, um zu wirken, in der CD8-positive Zellen zytotoxisch (Tc-Zellen, T-Killerzel-
extrazellulären Matrix festgehalten. len; nicht zu verwechseln mit NK-Zellen = natürliche
Killerzellen, 7 S. 139). Tc-Zellen können jede infizierte
Zelle in jedem Gewebe töten. Hierzu setzen sie den In-
halt ihrer Granula durch Exozytose frei.
144 Kapitel 4 · Blut und Immunsystem
. Abb. 4.7. Aktivierung von B-Zellen durch TH2-Helferzellen und Migration in die Keimzentren von Lymphfollikeln kommt es zu
Differenzierung zu Plasmazellen. B-Zellen werden durch extrazel- Proliferation und Selektion hochaffiner B-Zellen, die sich zu anti-
luläre Antigene, die an Immunglobuline der Zelloberfläche binden genproduzierenden Plasmazellen differenzieren. Freigesetzte Im-
(1. Signal), und durch Zytokine von TH2-Zellen (2. Signal) aktiviert, munoglobuline haben unterschiedliche Effektorfunktionen (in An-
deren Freisetzung wiederum von B-Zellen induziert wird. Nach lehnung an Vollmar et al. 2005)
a4.3 · Abwehr-/Immunsystem
147 4
(z. B. Zellwände von gramnegativen Bakterien) oder likuläre dendritische Zellen selektioniert. Die übrigen
Nukleinsäuren. Die Ig-Rezeptoren erkennen und binden B-Lymphozyten gehen zugrunde.
die Antigene, veranlassen aber weder Proliferation noch
Differenzierung der B-Zellen. Hierfür stehen rezeptor- Follikuläre dendritische Zellen dürften aus dem Bindege-
assoziierte Signalmoleküle zur Verfügung. webe der Lymphfollikel hervorgehen. Da sie ortsständig
Die Bindung zwischen Antigen und Immunglobulin sind und nicht wandern, kommen sie nur in Lymphfol-
ist sehr spezifisch. Sie erfolgt an einer variablen Domä- likeln vor (. Abb. 4.8 b). Sie sind langlebig. Follikuläre
ne des Ig-Rezeptors der B-Zelle. Durch diese Spezifität dendritische Zellen haben verzweigte Ausläufer, die
wird erreicht, dass ein Antigen nur passende B-Zellen mit Nachbarzellen durch Desmosomen verknüpft sind.
aktiviert. Ihre Zellkerne sind irregulär und in ihrem Zytoplasma
Ferner bedarf es zur Aktivierung der B-Lymphozy- sind alle Zellorganellen für Phagozytose und Sekretion
ten eines 2. Signals (vgl. T-Zellaktivierung 7 S. 142). vorhanden. Follikuläre dendritische Zellen präsentieren
Es kommt von T2-Helferzellen (. Abb. 4.7). Antigene in Form von Immunkomplexen oder Komple-
Das 2. Signal kann aber auch T-zellunabhängig sein, mentkomplexen auf ihrer Oberflächen, an die B-Zellen
wenn B-Zellen polymere Antigene, z. B. Polysaccharide, mit passenden Oberflächenglobulinen binden. Nur die-
gebunden haben. Das Signal entsteht vor allem durch se B-Zellen überleben.
Quervernetzung der Ig-Rezeptoren. Die überlebenden hochaffinen B-Zellen werden
Zentroblasten genannt. Ihre Tochterzellen sind Zentro-
zyten (. Abb. 4.8 b), die zur weiteren Reifung die
Zur Aktivierung von B-Zellen durch T2-Helferzellen
(2. Signal)
Lymphfollikel verlassen. Aus ihnen gehen Plasmazellen
T2-Helferzellen bedürfen, um aktivierend wirken zu können, bzw. Gedächtniszellen hervor.
zunächst selbst der Aktivierung. Diese erfolgt im Lymphfolli-
kel. Dort treten T2-Helferzellen mit B-Zellen in Wechselwir- Plasmazellen sind die Effektorzellen der B-Lymphozy-
kung (. Abb. 4.7), nachdem die T2-Helferzelle auf ein Antigen ten. Sie produzieren die verschiedenen Immunglobuli-
gestoßen war, das ihr von einer antigenpräsentierenden Zelle ne, die als Antikörper sezerniert werden und mit dem
angeboten wurde (7 oben). Zur Wechselwirkung von T-Hel- Blut jeden beliebigen Infektionsherd im Körper errei-
ferzelle und B-Zelle kommt es, wenn die B-Zelle der T-Helfer- chen.
zelle ein Antigen anbietet, das diese erkennen kann. Dann bil- Plasmazellen kommen in geringer Zahl im Bindege-
det die T-Helferzelle Zytokine, die auf die B-Zelle zurückwir-
webe der meisten Gebiete des Körpers vor. Im Knochen-
ken und sie aktivieren.
mark können sie lange verweilen und laufend geringe
Das Angebot eines Antigens durch die B-Zellen an die
T-Zelle geht darauf zurück, dass die B-Zelle ihren IgM-Rezep-
Mengen Immunglobuline abgeben. Zahlreich sind Plas-
tor mit dem gebundenen Antigen internalisiert. Anschließend mazellen an den Stellen, an denen Bakterien oder
werden der Komplex in den B-Zellen in Phagolysosomen abge- Fremdkörperproteine bevorzugt in den Körper eindrin-
baut, die Peptidfragmente an MHC-II-Moleküle gebunden und gen, z. B. der Darmschleimhaut, und in Gebieten mit
ein neuer Komplex an die Oberfläche der B-Zelle transportiert. chronischer Entzündung.
Dort erkennen T2-Helferzellen mit ihren Rezeptoren das Plasmazellen sind groß, oval und haben einen run-
körperfremde Peptid. den Zellkern. Dessen Heterochromatin ist dicht und
Je nach Subtyp der T-Helferzelle werden unterschiedliche zeigt eine typische Radspeichenstruktur. Charakteris-
Zytokine sezerniert. Diese legen fest, welcher Immunglobulin- tisch für das Zytoplasma ist ein kräftig entwickeltes,
typ in den empfangenden B-Zellen und den aus ihnen hervor-
raues endoplasmatisches Retikulum, in dessen Zister-
gehenden Plasmazellen gebildet werden (7 unten).
nen die speziellen Antikörper nachgewiesen werden
können. In Kernnähe kommen Zentriolen und ein auf-
Die aktivierten B-Lymphozyten gelangen vom Rand der fälliger Golgiapparat vor.
Lymphfollikel in deren zentralen Bereich, das Keimzent-
rum der Follikel (7 unten, . Abb. 4.8 a). Dort proliferie- Effektorfunktion von Antikörpern. Wesentliche Aufga-
ren die aktivierten B-Lymphozyten. ben der Antikörper sind:
Während der Proliferation kommt es zu einer Affini- 4 Neutralisierung von Erregern und Toxinen durch
tätsreifung ihrer Immunglobuline. Die B-Lymphozyten Antikörperbindung an deren Proteinfragmente; es
mit Antikörpern höchster Affinität werden durch fol- entstehen neutrale Antigen-Antikörperkomplexe
148 Kapitel 4 · Blut und Immunsystem
4 Opsonisierung und Phagozytose. Opsonisierung be- wird jedoch zu Gedächtniszellen. Gedächtniszellen ge-
deutet das Umhüllen von Erregern mit Antikörpern, ben, solange sie nicht aktiviert sind, keine Antikörper
durch die eine nachfolgende Phagozytose, insbeson- ab, zirkulieren jedoch im Blut oder überleben im Kno-
dere durch aktivierte Makrophagen, erleichtert wird chenmark. Hat ein erneuter Antigenkontakt stattgefun-
4 antikörpervermittelte Abtötung von Zellen; Antikör- den, werden sie zu antikörperproduzierenden Zellen.
per erkennen infizierte Zellen und binden an deren Gedächtniszellen sind die Zellen der Sekundärantwort.
Oberfläche, so dass NK-Zellen an die markierten Sind sie aktiviert, bilden sie mehr Antikörper mit höhe-
Zellen binden und sie unter Freisetzung zytotoxi- rer Aktivität als die Zellen der Primärantwort. Außer-
4 scher Granula abtöten dem reagieren sie schneller. Ausgelöst werden Sekun-
4 Aktivierung von Mastzellen und Eosinophilen, vor al- därantworten vor allem von Proteinantigenen (7 unten).
lem zur Abwehr von Parasiten
4 Komplementaktivierung > Klinischer Hinweis
Aktive Immunisierung. Nach einer Impfung mit toten oder
abgeschwächten Krankheitserregern entstehen spezifische
Im Einzelnen Gedächtniszellen, die eingedrungene Erreger vor der Krank-
Beim Menschen gibt es fünf Haupttypen von Immunglobuli- heitsauslösung eliminieren.
nen: IgM, IgD, IgG, IgA, IgE (. Abb. 4.7). Sie sind so ausgelegt, Passive Immunisierung. Werden dem Körper exogen (von au-
dass alle Bereiche des Körpers geschützt werden. ßen) spezifische Antikörper zugeführt, entsteht der Impfschutz
IgM und IgD sind vorherrschende Immunglobuline an der zwar unmittelbar, wirkt aber nur für Wochen oder Monate, da
Oberfläche von B-Lymphozyten. Dort bilden sie B-Zellrezepto- die körperfremden Antikörper wieder eliminiert werden.
ren und initiieren die unmittelbare erste Immunantwort, wenn
der Organismus zum ersten Mal von einem bestimmten Erre-
ger befallen wird. Sie kommen bei Erregerbefall, aber auch im > In Kürze
Serum in löslicher Form als Sekrete von Plasmazellen bzw. von Zum erworbenen Immunsystem gehören T- und
T-zellunabhängigen B-Lymphozyten vor. Dem IgM, das von B-Lymphozyten sowie antigenpräsentierende
Plasmazellen sezerniert wird, fehlt die transmembranöse Do-
Zellen. T- und B-Lymphozyten werden unter-
mäne, die IgM-Rezeptormoleküle an der Oberfläche der B-Zel-
schiedlichen Systemen zugerechnet. Antigenprä-
len zur Befestigung aufweisen. Die wesentliche Effektorfunk-
tion von IgM ist die Komplementaktivierung (7 S. 140). IgM
sentierende Zellen sind vor allem interdigitieren-
befindet sich überwiegend im Blut. de dendritische Zellen, aber auch Makrophagen
IgG ist der wichtigste Antikörper der Sekundärantwort. Er und B-Lymphozyten. Sie können Erreger durch
kommt sowohl im Blut als auch extravaskulär vor. Zur Sekun- Phagozytose bzw. unspezifische Rezeptoren auf-
därantwort kommt es durch Aktivierung von Gedächtniszellen nehmen, zerlegen und ihre Peptide durch MHC-
(7 unten). Die wichtigsten Effektorfunktionen von IgG sind Moleküle T-Lymphozyten präsentieren und diese
Neutralisierung, Opsonisierung und Phagozytose mit an- dadurch aktivieren. T-CD8-Lymphozyten richten
schließendem Abbau von Erregern und ihren Toxinen sowie sich als zytotoxische Zellen gegen infizierte Zel-
die Komplementaktivierung. Außerdem ist IgG das einzige pla- len und vernichten diese. T-CD4-Lymphozyten
zentagängige Immunglobulin; es gewährt Neugeborenen in
wirken als T-Helferzellen. T1-Helferzellen sind
den ersten Lebenstagen Schutz vor verschiedenen Infektionen.
für die Aktivierung von Makrophagen wichtig.
IgE hat große Affinität zu Rezeptoren an der Oberfläche
von Mastzellen und Eosinophilen. Es ist für allergische Reak-
T2-Helferzellen wirken durch Zytokine bei Akti-
tionen verantwortlich (7 unten). vierung, Proliferation und Differenzierung von
IgA wird vor allem von Plasmazellen synthetisiert, die sich B-Lymphozyten mit. Die Immunantwort von
unter dem Schleimhautepithel befinden. An die Schleimhaut- B-Lymphozyten wird durch extrazelluläre Pro-
oberfläche gelangt schützt es gegen dort vorhandene Erreger. teine oder polyvalente Antigene ausgelöst. Die
Außerdem ist IgA das Hauptimmunglobulin in Sekreten, z. B. Rezeptoren von B-Zellen sind Immunglobuline
der Tränendrüsen, Nasendrüsen, Speicheldrüsen, Bronchial- (IgM, IgD). Hervorgerufen wird die Immunant-
drüsen, Darmdrüsen usw. wort von Plasmazellen, die aus aktivierten
IgD. Dessen Funktion ist nicht genau geklärt. B-Lymphozyten hervorgehen. Plasmazellen bil-
den Antikörper, die sich extrazellulär im Blut bzw.
Gedächtniszellen. Die Mehrzahl der aktivierten B-Zellen extravasal befinden. Einige aktivierte T- und
stirbt nach überstandener Infektion ab. Ein kleiner Teil
a4.3 · Abwehr-/Immunsystem
149 4
Atemwege und des Darms sowie in der Nähe kleiner Ge-
B-Zellen verbleiben als Gedächtniszellen und ste-
fäße vor. Mastzellen können sich teilen und gehen auf
hen beim Wiederauftreten eines Antigens der
eigene Stammzellen im Knochenmark zurück.
Immunabwehr sofort zur Verfügung.
Mastzellen sind lang oder oval, oft polymorph und ha- Zur Ergänzung
ben gelegentlich Protrusionen. Der Zellkern ist rund Weitere Typen von Überempfindlichkeitsreaktionen kommen
und liegt zentral. Oft wird er von zytoplasmatischen vor. Sie spielen bei Autoimmunerkrankungen eine Rolle, bei
Granula verdeckt. Mastzellen kommen bevorzugt in denen sich Antikörper gegen körpereigene Strukturen richten,
der Subkutis, unter den Oberflächenepithelien der z. B. rheumatoide Arthritis durch Zerstörung der Synovia.
150 Kapitel 4 · Blut und Immunsystem
. Abb. 4.8. Lymphknoten. a Schematische Übersicht. Gliederung wird von reifen inaktiven B-Lymphozyten gebildet. In der Nach-
in Rinde (B-Zellregion) mit Sekundärfollikeln, Parakortex (T-Zell- barschaft liegen T-Helferzellen. Das Keimzentrum gliedert sich
region) mit hochendothelialen Venolen, Markstränge, Marksinus. in eine dunkle Zone mit Zentroblasten und eine helle Zone mit
Die Pfeile geben die Richtung des Lymphflusses an: Vasa afferen- Zentrozyten. Im Keimzentrum kommen follikuläre dendritische
tia, Randsinus, Vas efferens. b Sekundärfollikel. Die Mantelzone Zellen, T-Helferzellen und Makrophagen vor
Anders als die Blutgefäße erreichen die zuführenden sensystem, durch das die Lymphe sehr langsam fließt
Lymphgefäße (Vasa afferentia) die Lymphknoten an ih- und großflächig mit Makrophagen und Fibroblasten in
rer konkaven Oberfläche. Im Lymphknoten fließt die Berührung kommt.
Lymphe in einem System weitmaschiger Lymphsinus.
Sie liegen vor als: i Zur Information
4 Randsinus, der sich unmittelbar unter der Bindege- In Lymphknoten wird die Lymphe nahezu vollständig durch
webskapsel befindet (. Abb. 4.8 a), phagozytierende Makrophagen und dendritische Zellen von
Antigenen befreit.
4 intermediäre Sinus in der Tiefe der Lymphknoten-
rinde und in der Parakortikalzone; sie verlaufen pa-
ratrabekulär Lymphknoten bestehen aus:
4 Marksinus, die weitlumig sind, die Intermediärsinus 4 stationärem Grundgerüst
sammeln und am Hilum des Lymphknotens in Vasa 4 wandernden freien Zellen
efferentia münden; am Übergang zum Vas efferens
bestimmen Klappen die Flussrichtung der Lymphe Stationär ist das lymphoretikuläre Bindegewebe, das aus
H33 mesenchymalem Bindegewebe hervorgegangen ist. Es
besteht aus Fibroblasten oder Fibrozyten sowie retikulä-
Begrenzt werden die Lymphsinus von Fibroblasten ren Fasern.
(Uferzellen), zwischen denen Makrophagen bzw. deren Die freien Zellen befinden sich in den Maschen des
Fortsätze liegen, die auch innerhalb des Sinus ein locke- lymphoretikulären Bindegewebes. Sie liegen stellenwei-
res Schwammwerk bilden. Der Sinus gleicht einem Reu- se so dicht, dass die Fibroblasten nicht zu erkennen
152 Kapitel 4 · Blut und Immunsystem
sind. Bei den freien Zellen handelt es sich überwiegend In der Parakortikalzone überwiegen T-Lymphozyten mit
um die verschiedenen Arten von Lymphozyten. Hinzu allen ihren Formen (7 S. 141). Hinzu kommen antigen-
kommen Makrophagen und interdigitierende dendriti- präsentierende interdigitierende dendritische Zellen so-
sche Zellen, die in der Umgebung der Lymphsinus ver- wie Makrophagen. B-Lymphozyten kommen in geringer
mehrt sind. Zahl vor. Sie sind auf der Wanderung zum Kortex des
Lymphknotens.
Gliederung der Lymphknoten (. Abb. 4.8 a). Von außen Im Parakortex befinden sich außerdem die venösen
nach innen werden unterschieden: Gefäßabschnitte, in denen B- und T-Lymphozyten die
4 4 Rinde (Kortex), ein B-Lymphozyten-Areal Blutbahn verlassen. Es handelt sich um hochendothelia-
4 Parakortikalzone, das T-Lymphozyten-Areal le Venolen. Die Lymphozytenpassage durch die Veno-
4 Mark mit plasmazellreichen Marksträngen zwischen lenwand steht unter dem Einfluss chemotaktischer Sub-
weitmaschigem Marksinus stanzen. Sie bewirken eine Interaktion zwischen ver-
schiedenen Adhäsionsmolekülen auf der Oberfläche
Rinde. Sie ist zelldicht. Es überwiegen reife, naive von Lymphozyten und Endothelzellen (Selektine, Inte-
B-Lymphozyten (7 S. 145). Charakteristisch für die Rin- grine, immunglobulinartige Moleküle), der die Wan-
de sind Lymphfollikel. Sie setzen sich von der übrigen derung (Diapedese) durch die Gefäßwand folgt.
Rinde durch die dichte Lage ihrer B-Lymphozyten ab. Verglichen mit der Diapedese in den hochendothe-
Lymphfollikel können vorliegen als lialen Venolen gelangen nur wenige B- und T-Lympho-
4 Primärfollikel, die vor allem bei Feten und Neugebo- zyten auf dem Lymphweg in den Lymphknoten.
renen, seltener bei Erwachsenen vorkommen; Pro-
liferationen kommen im Primärfollikel nicht vor, Bei den Lymphozyten, die in die Lymphknoten eintre-
da die Zellen noch keinen Antigenkontakt hatten ten, handelt es sich vielfach um rezirkulierende Zellen,
4 Sekundärfollikel (. Abb. 4.8 b) mit die zu einem früheren Zeitpunkt den Lymphknoten
– Keimzentrum als zentrale Aufhellung nach ihrer Aktivierung durch das efferente Lymphsys-
– Mantelzone als dichte Lymphozytenkappe tem verlassen hatten. Solange keine antigene Stimulie-
rung vorliegt, ist die Zahl der auswandernden Lympho-
Keimzentren entstehen, wenn aktivierte B-Lymphozyten zyten relativ klein. Dies ändert sich bei Antigenbefall.
in den primären Lymphfollikel eindringen. Die B-Lym- Die ausgewanderten aktivierten B- und T-Lymphozyten
phozyten haben zuvor die T-Zellregion des Parakortex verteilen sich in den Geweben des Körpers.
(7 unten) durchwandert und wurden durch CD4-T-Hel- B-Lymphozyten können dort zu Plasmazellen wer-
ferzellen vorstimuliert. Im Keimzentrum treffen die den (7 S. 147). Einige Zellen gelangen dann wieder über
B-Lymphozyten erneut auf CD4-T-Helferzellen und auf den Ductus thoracicus ins Blut und kehren in den
follikuläre dendritische Zellen (7 S. 147). Sie reifen, wer- Lymphknoten zurück, von dem aus sie erneut auf Wan-
den selektioniert und beginnen sich zu teilen. Sie wer- derschaft gehen können. In den Lymphknoten ist daher
den zu Zentroblasten. Hieraus werden Zentrozyten, ein ständiges Kommen und Gehen von Lymphozyten,
die innerhalb des Keimzentrums eine eigene helle Zone ohne dass sich die mikroskopisch erkennbare Gliede-
bilden, die sich von der dunklen Zone mit Zentroblasten rung der Lymphknoten ändert.
absetzt. In der hellen Zone entscheidet sich, ob aus den
Zentrozyten Plasmazellen oder Gedächtniszellen wer- Die Markstränge weisen in einer Matrix aus Fibroblas-
den. Anschließend verlassen die Zentrozyten das Keim- ten vor allem B-Lymphozyten und Plasmazellen auf.
zentrum und wandern in die Peripherie. Die Plasmazellen sezernieren Antikörper, die in die
Umgeben wird das Keimzentrum von einer Mantel- Lymphe gelangen. Außerdem gibt es in der Nachbar-
zone (Korona) aus B-Lymphozyten, die kein passendes schaft der Marksinus viele Makrophagen.
Antigen auf der Oberfläche der follikulären dendriti-
schen Zellen gefunden haben. Die Mantelzone ist un-
gleichmäßig dick, zur parakortikalen Zone hin schmä-
ler als zur Gegenseite (. Abb. 4.8).
a4.4 · Lymphknoten
153 4
> In Kürze
Lymphknoten liegen entweder als regionäre zyten, die parakortikale Zone mit verschiedenen
oder als Sammellymphknoten vor. Regionäre T-Lymphozyten. Die Lymphozyten gelangen
Lymphknoten filtern die Lymphe eines bestimm- hauptsächlich über die Blutbahn in den Lymph-
ten Körpergebietes oder Organs. Sammellymph- knoten und verlassen das Blut im Bereich der
knoten sind den regionären Lymphknoten nach- hochendothelialen Venolen im Parakortex. Die
geschaltet. Die Lymphe erreicht die Lymphkno- B-Lymphozyten wandern durch den Parakortex
ten über mehrere lymphatische Vasa afferentia, zum Kortex. Dort befinden sich die charakteristi-
die in den Randsinus münden. Von dort fließt schen Lymphfollikel. Im Keimzentrum des Sekun-
die Lymphe in Rinden-, Intermediär- und Marksi- därfollikels werden B-Lymphozyten aktiviert, se-
nus durch den Lymphknoten. In der Umgebung lektioniert und sie proliferieren. Sie werden zu
der Sinus befinden sich viele Makrophagen und Zentroblasten und Zentrozyten, die zusammen
interdigitierende dendritische Zellen, die zu Pha- mit zytotoxischen T-Lymphozyten die Lymph-
gozytose und Antigenpräsentation befähigt sind. knoten in einem lymphatischen Vas efferens ver-
Die Antigene stammen aus der Lymphe. Über- lassen. Plasmazellen liegen im Mark der Lymph-
wiegend sind die Lymphknoten mit Lymphozy- knoten in Marksträngen. Sie reichern die Lymphe
ten besiedelt, die Rinde (Kortex) mit B-Lympho- mit Antikörpern an.
5
Allgemeine Anatomie
des Bewegungsapparates
5.1 Knochen – 156
5.1.1 Knochenformen – 156
5.1.2 Periost – 157
5.1.3 Leichtbau der Knochen – 157
5.1.4 Funktionelle Anpassung – 159
5.1.5 Kalziumstoffwechsel und Blutbildung – 159
5 Allgemeine Anatomie
des Bewegungsapparates
Der Bewegungsapparat setzt sich aus einem passiven Nach der äußeren Form lassen sich unterscheiden:
5 und einem aktiven Anteil zusammen. Zum passiven Be- 4 lange Knochen
wegungsapparat gehören die Knochen, die zum Skelett 4 kurze Knochen
zusammengefasst und durch Gelenke und Bänder mit- 4 platte Knochen
einander verbunden sind. Der aktive Bewegungsappa-
rat umfasst die Skelettmuskulatur, die die einzelnen Ske- Lange Knochen oder Röhrenknochen finden sich in den
lettteile gegeneinander bewegt oder in einer bestimm- Extremitäten. Sie zeigen von allen Knochen am deut-
ten Stellung fixiert. lichsten den Aufbau aus funktionell unterschiedlichen
Eine Teilaufgabe des Bewegungsapparates ist ent- Abschnitten (. Abb. 5.1):
sprechend die Ausführung von Bewegungen, die andere 4 Die Diaphyse (Schaft) ist das röhrenförmige Mit-
die Haltefunktion. telstück. Dessen Kortikalis ist massiv (Substantia
compacta). Sie umschließt einen mit gelbem Kno-
chenmark gefüllten Hohlraum, die Markhöhle (Cavi-
5.1 Knochen Osteologie tas medullaris).
Kernaussagen |
5 Knochen haben einen gemeinsamen Bau,
aber unterschiedliche Formen.
5 An ihrer äußeren Oberfläche werden Kno-
chen von einer strumpfartigen Hülle aus
Bindegewebe überzogen, dem Periost.
5 Knochen haben eine Leichtbauweise.
5 Die Knochenstrukturen passen sich Druck-,
Zug- und Biegebeanspruchungen an.
5 Knochen haben neben mechanischen auch
metabolische Aufgaben.
5.1.1 Knochenformen
. Abb. 5.2. Materialeinsparung durch Leichtbauweise am Beispiel beanspruchung in verschiedenen Richtungen (Kräfte P1–P7) ist
eines Krans. Die exzentrisch angreifende Kraft P erzeugt links die Rohrform am günstigsten; hier wirken Muskeln als Zuggurte;
Druckbelastung und rechts Biegebelastung. a Massivbauweise. e Leichtbauweise des proximalen Femurendes. Die schwarzen Stri-
Verteilung der Druck- und Zugspannungen (Pfeile); b Leichtbau- che innerhalb des Knochens symbolisieren die Verstärkung der
weise durch Anordnung des Materials in Richtung der Druck- Spongiosa (Trajektorien) (vgl. b). Die roten Striche außerhalb
und Zugspannungen; c Zuggurte vermindern die Biegebeanspru- des Knochens zeigen die Zuggurtung durch Muskeln und Faszien
chung und führen zu weiterer Materialeinsparung; d bei Biege- analog c
Zur Erläuterung
Wird ein massiver Rundstab (. Abb. 5.3) gebogen, so treten an
der Konkavität Druckspannungen und an der Konvexität Zug-
spannungen auf. Sowohl die Druckspannungen als auch die
Zugspannungen sind in der äußersten Zone des Rundstabs
am größten und nehmen nach innen ab (Länge der Pfeile in . Abb. 5.3. Verteilung der Zug- und Druckspannungen bei Bie-
. Abb. 5.3). In der Mitte des Stabs befindet sich dann eine gung eines Rundstabes
»neutrale Zone«, in der weder Druck- noch Zugspannungen
bestehen. Hier kann Material eingespart werden.
. Abb. 5.5. Schema der Biegebeanspruchung bei gleicher Ge- Biegung beansprucht. Das gleichzeitige Vorkommen beider Mus-
wichtsbelastung. Bei der Muskelanordnung in a wird vorwiegend keln in c reduziert die auf beide Knochen einwirkenden Biegekräf-
der Unterarmknochen, in b vorwiegend der Oberarmknochen auf te auf ein Minimum
ben ergeben, dass deren Zugfestigkeit (bis zur Reiß- derung der Beanspruchung. Dieses Verhalten wird als
grenze) erheblich geringer ist als ihre Druckfestigkeit. funktionelle Anpassung bezeichnet. Möglich wird dies,
Am empfindlichsten ist Knochen jedoch gegen Biege- weil Knochengewebe einen vergleichsweise hohen Stoff-
beanspruchung. Sie erreicht bei dynamischer Belastung wechsel hat.
(Sprung, Sturz) hohe Werte und führt häufig zu
Brüchen. Brüche kämen noch viel häufiger vor, würde Aktivitätshypertrophie. Verstärkte systemgerechte, d. h.
die Biegebeanspruchung nicht erheblich durch Muskel- über die Gelenkenden wirkende Belastungen können
zug reduziert. Die Muskeln wirken als Zuggurte (z. B. z. B. bei Röhrenknochen zu einer Verdickung von Kom-
. Abb. 5.2 d, e). pakta und Spongiosabälkchen führen. Umgekehrt
schwindet Knochenmaterial bei Muskellähmung oder
Zuggurtung (ein Begriff aus der Statik; . Abb. 5.2 c) be- längerer Ruhigstellung (Gipsverband).
deutet, dass Biegebeanspruchung durch Zugspannun-
gen von Muskeln aufgefangen wird, die an einer Seite Inaktivitätsatrophie. Sie ist im Röntgenbild an kontrast-
des Knochens ansetzen. Dieses Prinzip ist bei den Ex- armer Spongiosazeichnung zu erkennen. Knochenatro-
tremitäten überall verwirklicht. phie ist im Übrigen eine typische Altersveränderung
und geht mit erhöhter Bruchgefährdung einher. Zum
> Klinischer Hinweis Knochenabbau kommt es auch, wenn konstanter lokaler
Bei Knochenbrüchen hängt der Verlauf der Rissflächen von Druck auf Knochen ausgeübt wird, z. B. durch Tumoren.
der Richtung der Gewalteinwirkung ab. Quere und schräge Besonders deutlich zeigt sich die funktionelle An-
Rissflächen gehen bei Diaphysen der Röhrenknochen in der
passung der Spongiosaarchitektur, wenn sich bei einer
Regel auf Stauchungen oder seitliche Gewalteinwirkung
zurück. winklig verheilten Fraktur eines Röhrenknochens neue
Biegungsbrüche. Frakturen mit schraubiger Rissfläche (Ski- Spannungsverteilungen ergeben. In Richtung der geän-
unfälle) treten durch überhöhte Zugspannungen bei gewalt- derten Druck- und Zugspannungstrajektorien werden
samer Torsion des Knochens auf. Einbrüche der Bälkchen- neue Spongiosabälkchen auf- und an nunmehr unbelas-
struktur der Spongiosa kommen durch Kompression bei Kno-
teten Stellen alte abgebaut.
chen mit dünner Korikalis vor, z. B. beim Wirbel. Sie sind in der
Regel irreversibel.
Verstärkungsbänder in die Membrana fibrosa der Ge- Hilfseinrichtungen der Gelenke bestehen aus Faserknor-
lenkkapsel eingewebt (7 oben), können aber auch ohne pel oder kollagenem Bindegewebe.
engere Beziehung zur Kapsel die artikulierenden Kno-
chen miteinander verbinden, z. B. Ligamentum collate- Ein Discus articularis findet sich u. a. im Kiefergelenk. Er
rale fibulare des Kniegelenks. ist an seiner Zirkumferenz mit der Gelenkkapsel ver-
Gelenkbänder haben zwei Aufgaben: wachsen und teilt somit das Gelenk in zwei Abteilungen.
4 Sie dienen der Gelenkführung, in dem sie Bewegun- Er dient als Druckverteiler und hat Polsterfunktion zum
gen in unerwünschte Richtungen verhindern. Ausgleich inkongruenter Gelenkflächen.
4 Sie begrenzen die Gelenkexkursionen durch Hem-
mung übermäßiger Gelenkausschläge in bestimm- Menisci articulares sind eine Sonderform des Discus ar-
ten Richtungen. ticularis. Sie unterteilen das Gelenk unvollständig, kom-
5 men nur im Kniegelenk vor und haben C-förmige Ge-
Gelenkbänder dienen jedoch nicht dem Zusammen- stalt.
schluss der Gelenkflächen. Dieser wird vielmehr durch
äußere Kräfte bewirkt, z. B. das Körpergewicht oder Labra articularia kommen im Schultergelenk als Labrum
Zugkräfte der Muskeln, die über das Gelenk hinweg zie- glenoidale und im Hüftgelenk als Labrum acetabuli vor.
hen. Sie vergrößern als verformbare Ringwülste den äußeren
Umfang der Gelenkpfanne und damit die Kontaktfläche
Die Gelenkhöhle (Cavitas articularis) ist keine eigentli- der artikulierenden Skelettteile. Außerdem setzen sie
che Höhle, sondern ein kapillärer Spalt mit einer gerin- den am Pfannenrand entstehenden Druck herab.
gen Menge Synovia. Synovia ist ein Gleitmittel und dient
der Ernährung des gefäßlosen Gelenkknorpels. An der
Bildung dieser proteoglykanhaltigen, hyaluronsäurerei- 5.2.4 Gefäße und Innervation
chen, schleimartigen Flüssigkeit sind die Fibrozyten
der Membrana synovialis beteiligt.
Gelenke werden reichlich mit Blut versorgt, insbesonde-
re die stark kapillarisierte Synovialmembran. Die Gefä-
In der Nachbarschaft vieler Gelenke kommen Schleim-
ße bilden Gefäßringe am Übergang vom Periost zur Ge-
beutel vor. Viele kommunizieren mit der Gelenkhöhle.
lenkkapsel.
Gelenke sind schmerzempfindlich. Sie werden von
zahlreichen afferenten Nervenfasern mit freien Nerven-
5.2.3 Sonderstrukturen endigungen erreicht, die im Stratum fibrosum der Ge-
und Hilfseinrichtungen lenkkapsel und ihrer Nachbarschaft verlaufen.
. Abb. 5.7. Formen der Diarthrosen. a Prinzip eines dreiachsigen Scharniergelenk mit querliegender Achse; e einachsiges Gelenk:
Gelenks: Kugelgelenk oder Nussgelenk; b zweiachsiges Gelenk: Ei- Scharniergelenk mit längsverlaufender Achse (Radgelenk). Die
gelenk; c zweiachsiges Gelenk: Sattelgelenk; d einachsiges Gelenk: Pfeile zeigen die Bewegungsmöglichkeiten an
. Abb. 5.8. Verschiedene Muskelformen. a Spindelförmiger Mus- (M. bipennatus); f einfach gefiederter Muskel (M. unipennatus);
kel (M. fusiformis); b ringförmiger Muskel (M. orbicularis); g zweibäuchiger Muskel (M. digastricus); h platter Muskel (M. pla-
c ringförmiger Muskel als Schließmuskel (M. sphincter); nus), dessen platte Sehne als Aponeurose bezeichnet wird; i mehr-
d zweiköpfiger Muskel (M. biceps); e doppelt gefiederter Muskel bäuchiger Muskel, z. B. M. rectus abdominis
168 Kapitel 5 · Allgemeine Anatomie des Bewegungsapparates
4 ringförmige Muskeln (Mm. orbiculares) (. Abb. 4 Epimysium, das eine lockere Hülle um mehrere Se-
5.8 b, c). Die Muskelfasern umkreisen eine Öffnung kundärbündel bildet und größere Bündel von Mus-
und verschließen sie, z. B. M. orbicularis oculi, M. kelfasern oder kleine eigenständige Muskeln entste-
orbicularis oris, M. sphincter ani externus. Zwi- hen lässt und sie verschieblich von der Umgebung
schensehnen unterteilen sie mehr oder weniger abgrenzt. In diesem Fall ist das Epimysium mit
deutlich in zwei muskuläre Halbringe. der Faszie des Muskels identisch.
4 Faszie, die äußerste Hülle eines Muskels oder auch
einer Muskelgruppe. Sie besteht aus faserreichem,
5.3.2 Bindegewebige Hüllsysteme straffen kollagenen Bindegewebe (7 unten).
Zwischen den beiden Schichten der Sehnenscheide be- . Abb. 5.12. Muskelquerschnitte. Rot: anatomischer Muskelquer-
stehen Verbindungen (Mesotendineum), die Gefäße schnitt; schwarz: physiologischer Muskelquerschnitt
und Nerven zur Sehne leiten. Außerdem befindet sich
zwischen den beiden Schichten Synovia, die das Gleiten Der Fiederungswinkel beschreibt die Richtung der An-
der Sehne ermöglicht. Das Auslaufen der Synovia wird heftung der Muskelfasern an ihrer Sehne. Er ist bei pa-
durch Faltenbildungen am Ende der Sehnenscheide ver- rallelfasrigen Muskeln gering, bei gefiederten Muskeln
hindert. groß. Dabei setzen an einer Sehne umso mehr Muskel-
Sehnenscheiden dienen der Reibungsminderung und fasern an, je größer der Fiederungswinkel ist.
kommen an allen Stellen vor, an denen Sehnen durch vor-
springende Knochen oder Haltebänder (Retinacula) um- Zu einer Veränderung des Fiederungswinkels kommt es
gelenkt werden oder in der Nähe von Knochen oder Ge- bei der Muskelkontraktion. Hervorgerufen wird dies
lenken durch osteofibröse Kanäle geführt werden, z. B. durch Verdickung und Verkürzung der Muskelfasern.
bei den langen Sehnen der Hand und des Fußes. Das Muskelfaservolumen bleibt jedoch gleich, während
sich der Abstand zwischen den Muskelfasern vergrö-
ßert. Dadurch wird eine Verengung der Blutkapillaren
5.3.5 Muskelmechanik, Muskelwirkung vermieden und es kommt sogar zur Verbesserung der
an Gelenken Blutversorgung.
Muskeln haben mechanische Eigenschaften und wirken Muskelkraft. Die Kraft eines Muskels hängt von der Ge-
in unterschiedlicher Weise auf Gelenke. Relevant sind: samtquerschnittsfläche aller Muskelfasern eines Mus-
4 Fiederungswinkel der Muskeln kels ab. Sie beträgt etwa 60 N/mm2.
4 Muskelkraft
4 Hub- oder Sehnenkraft Unterschieden wird zwischen (. Abb. 5.12)
4 Hubhöhe 4 physiologischem Querschnitt und
4 Hebelwirkung des jeweiligen Muskels 4 anatomischem Querschnitt.
4 Richtung des Muskelzuges
a5.3 · Muskeln und Sehnen
171 5
Der physiologische Querschnitt ist die Summe der die Hubhöhe direkt der Faserverkürzung. Sie beträgt
Querschnittsflächen, die quer zur Längsachse der ein- von der gedehnten Stellung ausgehend maximal 50%
zelnen Muskelfasern verlaufen. Der anatomische Quer- der Faserlänge. Beim gefiederten Muskel ist die Hub-
schnitt liegt dagegen in der Mitte des Muskels recht- höhe geringer je größer der Fiederungswinkel ist.
winklig zu seiner Längsachse ohne Berücksichtigung Das Produkt aus Hubhöhe und Sehnenkraft be-
der Muskelfaserrichtung. Nur bei parallelfasrigen Mus- stimmt die maximale Arbeitsleistung eines Muskels.
keln stimmen physiologischer und anatomischer Quer- Sie hängt letztlich von Faserzahl, Fiederungswinkel
schnitt überein. und Verkürzungsfähigkeit der Muskelfasern ab.
Die Hub- oder Sehnenkraft ist die auf die Sehne übertra- Hebelwirkung eines Muskels. Ein Muskel kann über ein
gene Muskel(Kontraktions)kraft der Muskelfasern. Sie oder mehrere Gelenke hinwegziehen. Dementsprechend
entspricht bei parallelfasrigen Muskeln mit minimalem werden ein-, zwei- und mehrgelenkige Muskeln unter-
Fiederungswinkel etwa der Muskelkraft. Dagegen ist schieden. Für die Beschreibung der Muskelwirkung gilt,
beim gefiederten Muskel die Sehnenkraft im Vergleich dass ein Muskel potenziell an allen Gelenken wirkt, über
zur Muskelkraft umso geringer, je größer der Fiede- die er hinweg zieht. Das Ausmaß der Wirkung auf die
rungswinkel ist. einzelnen Gelenke (Drehmoment) kann jedoch unter-
schiedlich sein. Es hängt von der Hebelwirkung des
Hubhöhe (. Abb. 5.13). Der Hub bezeichnet die absolu- Muskels ab.
te Verkürzungsgröße eines Muskels. Diese hängt in ers-
ter Linie von der mittleren Länge der einzelnen Muskel- Für ein Scharniergelenk gelten folgende Beziehungen
fasern ab. Verlaufen die Muskelfasern in Richtung der (. Abb. 5.14):
Endsehne, z. B. beim parallelfasrigen Muskel, entspricht 4 Bei gleicher Sehnenkraft ist die Muskelwirkung um-
so größer, je größer der Abstand zwischen Ansatz
(Insertion) des Muskels und Gelenkachse ist (Hebel-
arm).
4 Je länger der Hebelarm ist, umso stärker muss sich
der Muskel verkürzen, also eine größere Hubhöhe
haben, um maximale Gelenkexkursionen zu erzie-
len.
5.3.8 Anpassung
> In Kürze
Skelettmuskeln haben unterschiedliche Formen.
Muskeln passen sich funktionellen Anforderungen jeder
Sie werden durch ein geschachteltes bindegewe-
Art an.
biges Hüllsystem (Endomysium, Perimysium in-
Durch Krafttraining unter kurzzeitigem Einsatz der
ternum und externum, Epimysium) zusammen-
maximalen Muskelkraft (Klimmzüge) entwickelt der
gehalten, das sich zur Sehne fortsetzt. Muskel,
Muskel eine Aktivitätshypertrophie: Jede einzelne Mus-
Sehne, Periost, Knochen und Gelenkkapsel sind
kelfaser verdickt sich, behält jedoch ihre ursprüngliche
ein zusammenhängendes System. – Hilfseinrich-
Länge bei, wodurch der Muskelbauch an Volumen ge-
tungen von Muskeln und Sehnen (Faszien, Bur-
winnt. Eine Aktivitätshypertrophie entsteht auch durch
sen, Sehnenscheiden) tragen zu deren Verschieb-
5 Übungen, bei denen sich der Muskel nur isometrisch
lichkeit gegenüber der Umgebung bei. – Der Fie-
kontrahiert, z. B. Hypertrophie der Fingerbeuger durch
derungswinkel eines Muskels beeinflusst die
kraftvolles rhythmisches Umspannen einer Kugel.
Sehnenkraft, d. h. die auf die Sehne übertragene
Dauerarbeit eines Muskels, bei der nicht die maxi-
Muskelkraft, und die Hubhöhe eines Muskels. Die
male Muskelkraft gefordert wird, führt nicht zur Hyper-
Hebelwirkung eines Muskels steht zum Hebelarm
trophie. Vielmehr wird durch Expansion des Kapillar-
in Beziehung. – Die Richtung des Muskelzuges
systems die Durchblutung und damit die Stoffwechsel-
wird von der wirksamen Endstrecke bestimmt.
leistung gesteigert (Langstreckenläufer).
– Alle Muskelfasern, die von einem a-Motoneu-
Dehnungsübungen führen zunächst zu einer bes-
ron innerviert werden, gehören zu einer motori-
seren Nachgiebigkeit des bindegewebigen Hüllsystems
schen Einheit. – Muskelfasern erhalten ständig
des Muskels, dann auch zu einer Verlängerung der Mus-
Signale von den a-Motoneuronen, die den Ruhe-
kelfasern und damit zu einer größeren Hubhöhe.
tonus aufrechterhalten. Steigert sich die Fre-
Intensives, vielseitiges Bewegungstraining führt
quenz dieser Signale, kommt es zu isometrischen
nicht nur zu Effekten im Muskel, z. B. Hypertrophie,
oder isotonischen Kontraktionen. – Muskeln wir-
besserer Durchblutung und Verlängerung der Muskelfa-
ken stets als Teil einer funktionellen Muskelgrup-
sern, sondern auch durch verbesserte zentralnervöse
pe. Zu unterscheiden sind synergistisch und an-
Verschaltung zu einer besseren Koordination von Syner-
tagonistisch wirkende Muskeln (Muskelgrup-
gisten und Antagonisten. Die resultierenden Bewegun-
pen). – Muskeln passen sich funktionellen Anfor-
gen werden dadurch geschmeidiger, ökonomischer
derungen an.
und ggf. eleganter (Spitzensportler, Balletttänzer).
Mangelnde Betätigung eines Muskels, längere Ru-
higstellung (Gipsverband) oder Ausfall seiner Nerven-
versorgung haben eine Inaktivitätsatrophie zur Folge.
Die einzelnen Muskelfasern werden dünner und der
Muskelbauch insgesamt schlanker.
Bewegungseinschränkung in einem Gelenk führt
zur Faserverkürzung in den entsprechenden Muskeln;
die Enden der Muskelfasern werden dann teilweise seh-
nig umgewandelt.
Regeneration. Skelettmuskeln des Menschen besit-
zen eine geringe Regenerationsfähigkeit. Nach Muskel-
rissen bildet sich meist eine bindegewebige Narbe. Ist
der Narbenkomplex nicht zu ausgedehnt, sind Hubhöhe
und Hubkraft nur unwesentlich beeinträchtigt.
Auch Sehnen passen sich an geänderte Beanspru-
chung mit Hypertrophie oder Atrophie an. Als Bindege-
websformation regenerieren sie relativ gut.
a5.4 · Allgemeine Aspekte der Biomechanik
175 5
5.4 Allgemeine Aspekte Dehnungskräfte stimulieren die Genese von Bindege-
der Biomechanik websfasern. Dehnung wird jedoch nicht nur durch Zug,
sondern auch durch Druck in Längs- und Zugrichtung
erzeugt, solange dieser Druck nicht zu allseitiger Kom-
Kernaussagen | pression führt. Auch Schub (exzentrischer Druck auf ei-
5 Mechanische Einflüsse bestimmen Entste- nen Teil der Oberfläche) hat durch Scherbewegungen
hung sowie Umbau und Heilung des Binde- schräg zur Schubrichtung eine Dehnungskomponente.
und Stützgewebes. Kompressionskräfte (allseitiger Druck) induzieren
5 Dehnungskräfte bewirken die Bildung von im Mesenchym die Bildung von Knorpelgrundsubstanz.
Bindegewebsfasern. Kombinationen von Dehnung und Kompression un-
5 Kompressionskräfte induzieren die Bildung terschiedlichen Ausmaßes erklären die Entstehung der
von Knorpelgrundsubstanz. verschiedenen Bindegewebe- und Knorpelarten.
5 Die Kombination von Dehnung und Kom- Es induzieren:
pression lässt unterschiedliche Bindegewebs- 4 schwache Dehnungskräfte faserarmes Bindegewebe
und Knorpelarten entstehen. 4 starke Dehnungskräfte faserreiches Bindegewebe:
5 Bewegungsruhe in dehnungsbelasteten Ge- Sehnen, Gelenkkapseln, Organkapseln
weben führt zur desmalen Knochenbildung. 4 Dehnungskräfte kombiniert mit Kompression je
5 Bewegungsruhe in einem kompressions- nach Wechselhaftigkeit oder Konstanz der Kräfte
belasteten Gewebe bewirkt enchondrale Os- entweder elastischen oder Faserknorpel
sifikation. 4 starke Kompression hyalinen Knorpel
5 Kurzfristige Formveränderungen sind um-
kehrbar. Bewegungsruhe in dehnungsbelastetem Gewebe ist für
die Entstehung von Knochen durch desmale Ossifikati-
Die Biomechanik beschäftigt sich mit Auswirkungen on erforderlich.
mechanischer Kräfte auf die Binde- und Stützgewebe Bewegungsruhe in kompressionsbelastetem Gewe-
des Körpers. Sie zeigt, dass während der Entwicklung be führt zur Knochenbildung durch enchondrale Ossifi-
die Differenzierung von Mesenchym in Bindegewebe, kation (7 S. 56).
Knorpel und Knochen nicht genetisch determiniert ist,
sondern insbesondere von mechanischer Belastung ab- Während des postnatalen Lebens sind ähnliche Kräfte
hängt. Im späteren Leben sorgen mechanische Kräfte wie in der pränatalen Zeit wirksam. Jedoch spielen Ein-
für die Aufrechterhaltung gegebener funktionsgerechter flüsse aus der Umwelt eine zusätzliche Rolle. Außerdem
Strukturen des Binde- und Stützgewebes trotz fortwäh- unterliegt der Körper laufend ausgeprägten Ab- und
renden Ab- und Umbaus und nehmen Einfluss auf Hei- Umbauvorgängen, die Umstände erforderlich machen,
lungsvorgänge. durch die das Binde- und Stützgewebe funktionsgerecht
erhalten bleibt, insbesondere wenn es zu Schäden
Während der Entwicklung wirken nach der Theorie der kommt.
kausalen Histogenese von Pauwels mechanische Kräfte,
die die Frucht selbst erzeugt, z. B. Wachstumsdruck, Zug
durch Eigenbewegungen, oder welche ihr von der Um- > Klinischer Hinweis
Bei der Knochenbruchbildung erfolgt Neubildung von Kno-
gebung aufgezwungen werden, z. B. Schwerkraft, Lage chen. Dies erfordert Bewegungsruhe. Anderenfalls wird der
im Uterus. Bruchspalt von Bindegewebe überbrückt (Pseudarthrose). Es
werden Dehnungskräfte wirksam. Unterstützt wird die Kno-
Wirksam sind: chenbruchheilung jedoch durch Kompressionsbelastung
4 Dehnungskräfte des Bruchspaltes durch Muskelzug oder durch statische Belas-
tung – bei strikter Vermeidung von Scher- und Biegekräften.
4 Kompressionskräfte Hierdurch erfolgt eine Umwandlung des Bindegewebes in
4 Kombinationen von Dehnung und Kompression Knorpel und anschließend in knöchernen Kallus. Der Kallus
Sie wirken mit Bewegungsruhe zusammen. wird im Laufe der Zeit dort wieder abgebaut, wo er nicht
benötigt wird, weil er nicht in der Belastungsachse liegt.
Schräg zusammengewachsene Knochenbruchenden bauen
176 Kapitel 5 · Allgemeine Anatomie des Bewegungsapparates
die verbleibenden Stufen oder die Achsabweidung solange Bei Überschreitung bestimmter Grenzwerte wird die
um, bis eine neue, optimale Belastungsachse entstanden ist. visköse Verformung irreversibel; das Gewebe hat sich
plastisch verformt. Ein überdehntes Band oder eine
Viskoelastizität. Eine weitere Komponente der Biome- überdehnte Sehne verbleiben in diesem verlängerten
chanik ist die Viskoelastizität der Binde- und Stützge- und dünneren Zustand und sind künftig vermehrt riss-
webe. gefährdet.
Viskoelastizität besitzt eine vollreversible elastische
und eine aus eigener Kraft nur begrenzt reversible vis-
köse Komponente. Mit welcher der Komponenten ein > In Kürze
Gewebe auf Druck oder Zug reagiert, hängt weniger
Mechanische Belastungen führen sowohl wäh-
vom Ausmaß der Kraft als vielmehr von der Dauer ihrer
5 Einwirkung ab.
rend der Entwicklung als auch postnatal zu ge-
richteten Differenzierungsvorgängen im Binde-
Bei kurzfristiger Einwirkung kommt es zu einer Ge-
und Stützgewebe. Während der Entwicklung bil-
staltänderung, die nach Belastungsende innerhalb von
den diese Vorgänge die Grundlage der Histoge-
Sekunden elastisch voll reversibel ist, z. B. Abheben ei-
nese. Postnatal, wenn die Binde- und Stützgewe-
ner Hautfalte vom Handrücken. Diese Reaktion wird
be des passiven Bewegungsapparates kontinu-
entscheidend durch das Bindegewebsfasergerüst, seine
ierlichen Auf- und Abbauvorgängen unterworfen
Faseranordnung und den spezifischen Einbau elasti-
sind, werden die untergegangenen Gewebe in
scher Fasern bestimmt.
Abhängigkeit von biomechanischen Kräften spe-
Längerfristige Belastung führt zu »visköser« Verfor-
zifisch ersetzt: wechselnder Druck führt zur Bil-
mung, die sich erst im Verlauf von Minuten oder Stun-
dung von Knorpel, konstanter Druck bei Bewe-
den zurückbildet, z. B. Schnürfurchen in der Haut durch
gungsruhe zu Ersatzknochen. Angewendet wird
zu engen Gummibund. Entscheidend für diese visköse
dieses Prinzip bei der Behandlung von Kno-
Komponente der Viskoelastizität ist die Fließfähigkeit
chenbrüchen. – Gewebsverformungen können
der Bindegewebsgrundsubstanz. Viskosität ist die ge-
bis zu einem Grenzwert durch die Viskoelastizität
schwindigkeitsabhängige Verformung eines Körpers
der Gewebe ausgeglichen werden.
oder einer Flüssigkeit.
6
In diesem Kapitel werden dargestellt: | Arterien heißen alle großen Gefäße, die das Blut vom
Herzen fortleiten.
5 Organisation des Blutkreislaufs mit dem
6 Herzen als Funktionszentrum Venen sind alle großen Gefäße, die das Blut zum Herzen
5 Entwicklung und mögliche Fehlbildung von zurückführen.
Blutkreislauf und Herz
Die Bezeichnung Arterie bzw. Vene hängt also aus-
5 Bau der Blutgefäße in ihren Teilabschnitten
schließlich von der Richtung des Blutstroms vom und
5 Lymphzirkulation
zum Herzen ab. Ob in den Gefäßen sauerstoff- oder
kohlendioxidreiches Blut fließt, spielt für die Termino-
logie keine Rolle. Trotzdem wird sauerstoffreiches Blut
6.1 Überblick über den Blutkreislauf als arterialisiertes Blut und sauerstoffarmes, kohlen-
dioxidreiches Blut als venöses Blut bezeichnet.
Kernaussagen | Die Gefäße der Mikrozirkulation liegen zwischen dem
5 Der Blutkreislauf ist ein geschlossenes Sys- arteriellen und dem venösen Schenkel der Blutbahn. Da-
tem, das nur in Milz und Plazenta Öffnungen zu gehören die Arteriolen, welche die Arterien fortset-
aufweist. zen, das Netzwerk der Kapillaren, welche die terminale
5 In der terminalen Strombahn sind Gefäß- Strombahn bilden, und die anschließenden Venolen. In
wände für Gase, Nährstoffe und auch für den Kapillaren findet der Stoff- und Gasaustausch zwi-
korpuskuläre Blutbestandteile durchlässig. schen Blut und Gewebe bzw. Atemluft statt.
. Tabelle 6.1. Zusammenfassung embryonal angelegter Gefäße und ihrer späteren Strecken
6 Saccus aorticus Truncus brachiocephalicus, Aorta ascendens, Truncus pulmonalis (z. T.)
Aortae ventrales Aa. carotis externae (?)
Aortae dorsales Aa. carotis internae (?), nach Fusion der paarigen Anlage und Obliteration der rechten Seite
Aorta descendens
Aa. umbilicales Aa. iliacae internae (Stamm), A. vesicalis superior (Lig. umbilicale mediale)
Vv. vitellinae V. portae, Lebersinusoide, Vv. hepaticae, hepatisches Teilstück der V. cava inferior
Vv. cardinales anteriores Vv. jugulares internae, Vv. brachiocephalicae, Vv. subclaviae, V. cava superior, V. obliqua atrii
sinistri
Vv. cardinales communes V. cava superior, links Sinus coronarius
Vv. cardinales posteriores unterster Abschnitt der V. cava inferior und Vv. iliacae
Vv. subcardinales mittlerer Abschnitt der V. cava inferior, Vv. renales, Vv. gonadales
Die Vv. cardinales beider Seiten verbinden sich zum cardinalis inferior aus der unteren Körperhälfte. Aus Tei-
Sinus venosus des Herzens. len der V. cardinalis communis geht später die V. cava
superior hervor. Die V. cava inferior entsteht erst durch
Die V. cardinalis superior sammelt das Blut aus den An- Entwicklung weiterer Venensysteme (Subkardinalve-
lagen von Kopf, Hals und oberen Extremitäten, die V. nen) und deren Umgestaltung.
a6.2 · Entwicklung des Blutkreislaufs
183 6
. Abb. 6.3 a–h. Herzentwicklung nach Vereinigung der Endo- kaudale fällt mit dem Septum transversum zusammen und ist
kardschläuche zum 4-kammrigen Herz. Sv Sinus venosus (fein durch eine doppelte Linie markiert (b–c). g Truncus arteriosus
punktiert); A Atrium primitivum; V Ventriculus primitivus; B Bulbus mit Septum aorticopulmonale. h Zustand nach der Septierung:
cordis primitivus; C Conus arteriosus; Tr Truncus arteriosus. a, b, d Der Sinus venosus ist unterteilt in die Mündung der V. cava supe-
Ansicht von vorn. c Ansicht von der Seite. e und g Ansicht von rior und inferior. Außerdem entstand die Öffnung für den Sinus
hinten. f und h Frontalschnitte. Bitte die Stellungsänderung der coronarius. Die Öffnung zwischen Septum I und Septum II ist
Einmündung des Sinus venosus in das Atrium beachten (rote Kon- das Foramen ovale, Septum I die Klappe. Roter Pfeilkopf in c kenn-
tur). – b–d Die kraniale Begrenzung des Herzbeutels ist durch eine zeichnet die Stelle, die nach Verlängerung des Ausflussteils zum
einfache Linie quer über den Truncus arteriosus markiert, die Sulcus interventricularis wird
Die Veränderungen im Bereich der Vv. vitellinae und der alle Gefäßanteile im Bereich der Vv. advehentes bis auf
Vv. umbilicales führen zur Entwicklung der Lebergefäße. einen einheitlichen Gefäßstamm zurückgebildet, der zur
V. portae hepatis wird. Die aus den Vv. revehentes ent-
Lebergefäße und Ductus venosus als Umgehungsgefäß stehende Strombahn leitet das Blut dem Herzen zu.
der Leber (. Abb. 6.4). Die Entwicklung beginnt mit An die Dottervenen der Leber finden die paarig an-
der Entstehung von Aufzweigungen der Vv. vitellinae gelegten Nabelvenen ( Vv. umbilicales) Anschluss. Wäh-
im Septum transversum (7 S. 264). Diese werden von rend sich die rechte Nabelvene frühzeitig zurückbildet,
Leberzellen in Form von Leberzellbalken umwachsen. bleibt die linke erhalten und gibt ihr Blut mit in die Le-
Die in die Leberanlage hineinführenden Abschnitte bersinusoide (7 S. 367) ab. So erreicht sauerstoffreiches
der Dottervenen werden als Vv. advehentes, die das Blut Plazentablut die Leber. Der Blutzufluss zur Leber wird
abführenden Gefäße als Vv. revehentes bezeichnet. Die dadurch sehr groß. Da jedoch in der Leber ein hoher
Vv. advehentes beider Seiten stehen untereinander in intrahepatischer Strömungswiderstand besteht, bildet
Verbindung. Außerdem bilden die Dottervenen einen sich ein Umgehungsgefäß, der Ductus venosus (Aranti-
Gefäßplexus um das Duodenum. In der Folgezeit werden us). Er verbindet (unter Umgehung der Leber) die V.
184 Kapitel 6 · Blutkreislauf und Herz, Lymphgefäße – Allgemeine Organisation
. Abb. 6.5. Branchialarterien und ihre Derivate (Ventralansicht). Arcus aortae, rechts der Anfang der A. subclavia dextra, aus dem 6.
a Ausgangssituation. Auf jeder Seite verbinden 6 Aortenbögen Aortenbogen, sog. Pulmonalbogen, die Anfangsteile der Pulmo-
die ventrale und dorsale Aorta, ohne jemals gleichzeitig vorhan- nalarterien. Die distalen Teile des 6. Aortenbogens bilden sich
den zu sein. b Umbildung. Von den 6 Aortenbögen entstehen zurück. Ein Rest ist links der Ductus arteriosus. c Zustand nach
aus dem 3. Aortenbogen die A. carotis communis und Anfangstei- der Geburt
le der A. carotis interna, aus dem 4. Aortenbogen links ein Teil des
a6.2 · Entwicklung des Blutkreislaufs
185 6
talli) eine vorgeburtliche Verbindung zwischen lin- ris, dem innen Endokardkissen entsprechen, die die Verbin-
ker A. pulmonalis und definitivem Aortenbogen. dung zwischen Atrium primitivum und Ventriculus primitivus
zu einem H-förmigen Lumen einengen. Dorsales und ventrales
Weitere Herzentwicklung (. Abb. 6.3). Der Herz- Endokardpolster verwachsen in der Mitte, so dass die atrio-
schlauch (7 oben) ist anfangs annähernd gestreckt. Er ventrikuläre Verbindung in zwei Ostien geteilt wird. Durch
gliedert sich von kaudal nach kranial in Sinus venosus Umgestaltung des Gewebes um die Ostien entstehen Segelklap-
mit zuführenden Gefäßen (7 oben), Atrium primitivum, pen, die als Ventile wirken. Am Ostium atrioventriculare dex-
Ventriculus primitivus, Bulbus cordis primitivus, dessen trum bestehen sie aus drei Segeln (Trikuspidalklappe) am Os-
distaler Abschnitt als Conus arteriosus bezeichnet wird, tium atrioventriculare sinistrum aus zwei Segeln (Bikuspidal-
oder Mitralklappe). Später wird im Bereich des Sulcus atrio-
und den Ausströmungsteil Truncus arteriosus mit an-
ventricularis die Muskulatur durch straffes Bindegewebe er-
schließendem Saccus aorticus (7 oben).
setzt, welches das Herzskelett bildet.
Die weitere Entwicklung ist gekennzeichnet durch: Umgestaltungen und Septierungen im Vorhofbereich
4 Entstehung einer Herzschleife (Cor sigmoideum) (. Abb. 6.3 f, h). In der Einstrombahn wird der Sinus venosus
ins Atrium primitivum integriert. Die Zweiteilung des primiti-
4 Umgestaltungen und Septierungen aller Herzteile
ven Vorhofs in rechts und links beginnt mit der Bildung von
4 Teilung des Blutstroms in zwei Bahnen
sichelförmigen Falten, die sich zu Septum primum und Septum
Alle Vorgänge der Umgestaltung und Septierung des secundum entwickeln. Zwischen beiden verbleibt ein Schlitz:
Foramen ovale (. Abb. 6.6).
Herzens finden mit geringen zeitlichen Verschiebungen
Beim Zusammenschluss von Sinus venosus und Atrium
parallel zueinander statt. Dabei entstehen aus dem
primitivum trennen sich die verschiedenen Gefäßmündungen
4 Sinus venosus und Atrium primitivum der rechte der Einstrombahn. Dabei entsteht aus dem Sinus venosus
und linke Vorhof rechts der Anfangsteil der V. cava inferior, aus Teilen der V. car-
4 Ventriculus primitivus (absteigender Abschnitt der dinalis anterior die V. cava superior und aus dem zentralen,
Herzschleife) der linke Ventrikel querverlaufenden Abschnitt des Sinus venosus der größere Teil
4 Bulbus cordis primitivus (anschließender aufsteigen- des Sinus coronarius. Links bildet sich der Sinus venosus weit-
der Abschnitt des Herzschlauches) der rechte Vent- gehend zurück. Er liefert kleinere Teile des Sinus coronarius
rikel und einen distalen Abschnitt der V. obliqua atrii sinistri. Auf
4 Truncus arteriosus der Truncus pulmonalis und die der dorsalen Seite des Atrium primitivum entstehen Ausspros-
Aorta sungen, aus denen sich die Vv. pulmonales mit getrennten
Einmündungen in den linken Vorhof entwickeln.
Einzelheiten zur Entwicklung der Herzabschnitte Umgestaltungen und Septierungen im Kammerbereich
Cor sigmoideum. Am 21. Entwicklungstag erfährt der Herz- (. Abb. 6.3 f, h). Die Herzkammern gehen aus dem Ventriculus
schlauch durch schnelles Längenwachstum in begrenztem
Raum eine nach rechts gerichtete S-förmige Biegung
(. Abb. 6.3). Dadurch kommt es zu erheblichen Verlagerun-
gen, wodurch der Einstromteil des Herzens (Sinus venosus,
Atrium primitivum) hinter dem Ventriculus primitivus, dem
Bulbus und der Ausstrombahn zu liegen kommt. In der Folge-
zeit vergrößert sich der Bulbus cordis erheblich und wird vor
allem zum rechten Ventrikel. Durch weiteres Wachstum der
Herzanlage wird der zukünftige linke Ventrikel zu großen Tei-
len auf die Rückseite des Herzens verlagert und die Herzspitze
weist nach links.
primitivus (Vorläufer von Teilen der linken Kammer) und dem 6.3 Fetaler Kreislauf
Bulbus cordis (für Teile der rechten Kammer) hervor. Ober- und seine Umstellung auf den
flächlich wird am Bulbus dort, wo sich rechter und linker Ven-
postnatalen, bleibenden Kreislauf
trikel trennen werden, ein Sulcus interventricularis sichtbar,
dem im Inneren die Anlage eines Septum interventriculare ent-
spricht. Es verbleibt jedoch zunächst ein Foramen interventri- Das Ergebnis der Entwicklung des Blutkreislaufs ist der
culare, das in der 7. Entwicklungswoche verschlossen wird. fetale Kreislauf.
Bereits vor der Septierung kommt es durch Asymmetrien
während der Herzentwicklung zu einer Teilung des ursprüng-
Kernaussagen |
lich einheitlichen Blutstroms im Herzschlauch in zwei Haupt-
strombahnen mit unterschiedlichen Zielrichtungen: dem klei- 5 Der fetale Kreislauf entspricht bereits
nen Kreislauf und dem großen Kreislauf. Die Teilung der grundsätzlich dem des Neugeborenen.
Strombahn fördert die Bildung des Septum interventriculare. 5 Fetal wird der kleine Kreislauf weitgehend
Umgestaltungen und Septierungen der Ausstrombahn. Der durch Kurzschlüsse umgangen.
6 Ausstrombereich wird durch die Entstehung einer schrau- 5 Bei der Geburt werden durch Wegfall der
benförmigen Scheidewand (Septum aorticopulmonale) in ei-
Versorgung des Kindes aus der Plazenta alle
nen Teil für den Truncus pulmonalis, in den anderen für die
Umgehungswege verschlossen, sowohl im
Aorta unterteilt. Verbunden ist der Septierungsvorgang durch
Bereich der Lunge (kleiner Kreislauf) als auch
die Bildung von Ausstromventilen an der Grenze zwischen Co-
nus und Truncus arteriosus, der Aorten- und Pulmonalklappen der Leber (Ductus venosus).
(= Taschenklappen 7 S. 179). Sie verhindern den Rückstrom
des Blutes während der Diastole.
Im fetalen Kreislauf (. Abb. 6.7) gelangt nährstoff- und
sauerstoffreiches Blut aus der Plazenta durch die V. um-
> In Kürze bilicalis zur Leber, die jedoch zu großen Teilen durch
den Ductus venosus umgangen wird. Anschließend
Die Gefäßentwicklung geht von extra- und intra-
sammelt sich das Blut in der V. cava inferior, wo es sich
embryonalen Blutinseln aus. Von den extra-
mit dem kohlendioxidhaltigen Blut aus der unteren
embryonalen Anteilen verbleiben die Gefäße
Körperhälfte mischt und in den rechten Vorhof gelangt.
des Plazentakreislaufs. Intraembryonal entsteht
Von hier kommt das Blut durch das offene Foramen ova-
am 21. Entwicklungstag durch Längenwachstum
le in den linken Vorhof, erreicht durch das Ostium atrio-
in begrenztem Raum aus einem Herzschlauch die
ventriculare sinistrum die linke Kammer und wird von
Herzschleife. Sinus venosus und Atrium primiti-
dort in die Aorta gepumpt.
vum verlagern sich als Einstrombahn auf die
Einen anderen Weg nimmt das Blut aus dem Hals-/
Rückseite von Truncus arteriosus und Saccus aor-
Kopfbereich. Es ist kohlendioxidhaltig, also nicht ge-
ticus, die die Ausstrombahn bilden. Zwischen
mischt. Das Blut fließt durch die V. cava superior in
den Anlagen von Vorhof und Kammer gehen
den rechten Vorhof und durch das Ostium atrioventricu-
aus Endokardkissen Vorhof-Kammer-Ostien mit
lare dextrum in die rechte Kammer. Diese pumpt das
Segelklappen hervor. Die Vorhofscheidewand
Blut in den Truncus pulmonalis und die Aa. pulmonales.
lässt zunächst ein Foramen ovale offen. Auch
Da die Lungen noch nicht belüftet sind und in den Lun-
die Kammerscheidewand ist zunächst unvoll-
gengefäßen ein hoher Widerstand besteht, wird das Blut
ständig. In der Ausstrombahn trennt das Septum
zu großen Teilen durch den Ductus arteriosus (Botalli)
aorticopulmonale Aorta und Truncus pulmonalis.
in die Aorta geleitet. Der Ductus arteriosus liefert also
Ferner kommt es zu Umgestaltungen im Bereich
einen Rechts-links-Shunt vom Truncus pulmonalis zur
der Einstrombahn, vor allem durch Entwicklung
Aorta (. Tabelle 6.1, . Abb. 6.5 b). Der Sauerstoffgehalt
des Ductus venosus als Umgehung der Leber-
des Blutes in der Aorta mindert sich dadurch weiter. Am
anlage. In der Ausstrombahn werden die Aorten
Ende der Aa. iliacae communes zweigen die Aa. umbili-
angelegt. Von den primitiven Aortenbögen ver-
cales nach ventral ab, gelangen zur Nabelschnur und er-
bleiben der 3. als Aa. carotes communes, der 4.
reichen die Plazenta. Die Aa. umbilicales leiten das koh-
als definitiver Aortenbogen, der 6. als Pulmonal-
lendioxidreiche Blut des Fetus zum Gasaustausch zur
bogen (Aa. pulmonales und Ductus arteriosus).
Plazenta.
a6.3 · Fetaler Kreislauf und seine Umstellung auf den postnatalen, bleibenden Kreislauf
187 6
Der bleibende Kreislauf nimmt seine Tätigkeit mit der
Unterbrechung des Plazentakreislaufs bei der Geburt
und dem Beginn der Lungenatmung auf (»erster
Schrei«). Lungen und kleiner Kreislauf entfalten sich.
Dies führt zu:
4 Verschluss des Ductus arteriosus, dem Kurzschluss
zwischen Truncus pulmonalis und Aorta, von dem
als Rest das Lig. arteriosum verbleibt (7 S. 293)
4 zunächst funktionellem Verschluss des Foramen
ovale durch eine Druckerhöhung im linken Vorhof
infolge des gesteigerten Blutzuflusses aus den Lun-
gen: die unteren Teile des Septum secundum über-
lagern klappenartig den ventralen Rand des Septum
primum (. Abb. 6.6), in der Regel wird das Foramen
ovale nicht nur funktionell, sondern auch durch
Verwachsungen strukturell verschlossen; es ver-
bleibt im rechten Vorhof eine Fossa ovalis (7 S. 286)
4 Unterbrechung des Ductus venosus an der Leber
und Umwandlung in das Lig. venosum (7 S. 336)
4 Umwandlung der intraabdominalen Verlaufsstrecke
der V. umbilicalis in das Lig. teres hepatis (7 S. 336);
ihr prähepatischer Abschnitt bleibt meist zeitlebens
durchgängig
4 Umwandlung des proximalen Abschnitts der Nabel-
arterie zur A. iliaca interna und A. vesicalis superior
> In Kürze
Fetaler und bleibender Kreislauf sind grundsätz-
lich ähnlich. Jedoch werden bei der Geburt das
Foramen ovale im Vorhof, der Ductus arteriosus
zwischen Pulmonalarterie und Aorta, der Ductus
venosus an der Leber und die größten Abschnit-
te von Nabelarterien und Nabelvene verschlos-
sen.
Am Herzen können auftreten (. Tabelle 6.2): Vitien der Kammerausstrombahn und der großen Gefäße
4 Vorhofseptumdefekte mit offenem Foramen ovale ohne Shunt
(atrial septal defect = ASD). Der Verschluss des Fora- Stenosen der Semilunarklappen
men ovale unterbleibt durch Störungen bei der Aus- 5 Pulmonalstenose
bildung der Vorhofsepten bzw. deren Verschmelzun- 5 Aortenstenose
gen, ca. 10% aller angeborenen Herzfehler. Bei völli-
gem Fehlen des Septums (Aplasie) bleibt ein Atrium Aortenanomalien
commune bestehen. In beiden Fällen gelangt im 5 Aortenisthmusstenose
bleibenden Kreislauf sauerstoffreiches Blut vom lin- 5 Anomalien des Aortenbogens
ken (höherer Druck) in den rechten Vorhof (gerin-
gerer Druck): azyanotischer Links-rechts-Shunt. In Vitien zwischen den großen Gefäßen mit Shunt
der Folge kann es zu Hypertrophie von rechtem Vor-
5 offener Ductus arteriosus (Botalli)
hof und Kammer sowie zu einer Erweiterung des
Truncus pulmonalis durch Druckerhöhung kom-
men. 4 Transposition der großen Arterien (TGA). Unter-
4 Kammerseptumdefekt (ventriculoseptal defect = bleibt die Torsion des Septum aorticopulmonale,
VSD) infolge eines unvollständigen Verschlusses entspringt die Aorta aus dem rechten Ventrikel
des Foramen interventriculare. Er ist die häufigste und der Truncus pulmonalis aus dem linken. Diese
Herzfehlbildung und stellt ca. ein Drittel aller ange- Fehlbildung führt zu einem Rechts-links-Shunt, zu
borenen Herzfehler. Blut gelangt dann vom linken vermehrter Lungendurchblutung und zur Zyanose.
(höherer Druck) in den rechten Ventrikel (geringerer Diese Transposition ist oft mit einem Kammerschei-
Druck): azyanotischer Links-rechts-Shunt. Dadurch dewanddefekt und offenem Ductus venosus verge-
kann es zur Hypertrophie des rechten Ventrikels sellschaftet. Das Neugeborene hat nur eine kurze
und Druckerhöhung in den Aa. pulmonales kom- Überlebenschance.
men.
a6.4 · Fehlbildungen am Herzen und im Kreislauf
189 6
4 Truncus arteriosus communis (TAC). Trennt das Sep- 4 Aortenisthmusstenose: die Aorta ist oberhalb oder
tum aorticopulmonale Aorta und Truncus pulmona- unterhalb der Mündung des Ductus arteriosus ein-
lis nicht oder nur unzulänglich, resultiert ein persis- geengt
tierender Truncus arteriosus: Diese Fehlbildung geht 4 rechtsseitiger Arcus aortae, wenn sich der linke
immer mit einem Kammerscheidewanddefekt ein- 4. Aortenbogen zurückbildet
her, weil der untere, im Bulbus cordis gelegene An- 4 ein doppelter Aortenbogen entsteht bei einer man-
teil des Septum aorticopulmonale zum Verschluss gelhaften Rückbildung der rechten dorsalen Aorta;
des Foramen interventriculare fehlt. Es besteht ein die Aorten umschließen Trachea und Ösophagus
zyanotischer Rechts-links-Shunt mit vermehrter ringförmig
Lungendurchblutung. 4 abnormer Gefäßabgang der A. subclavia dextra: sie
4 Fallot-Tetralogie (FT). Vier Phänomene bestimmen zweigt direkt aus der Aorta ab, oft nach der A. sub-
das relativ häufige Syndrom, das ca. 8% der angebo- clavia sinistra, zieht meist hinter dem Ösophagus
renen Herzfehler ausmacht: Pulmonalstenose, Ven- zur rechten Extremität und führt dann zur Kom-
trikelseptumdefekt, »reitende« Aorta und Hypertro- pression der Speiseröhre mit Schluckbeschwerden
phie des rechten Ventrikels. Die Fehlbildung beruht 4 eine linke V. cava superior oder eine Verdoppelung
vermutlich auf einer Verschiebung des Septum dieses Gefäßes infolge einer irregulären Rückbil-
aorticopulmonale nach ventrolateral. Dadurch be- dung der Kardinalvenen
kommt es keinen Anschluss an das Ventrikelseptum
(Septumdefekt). Die Verschiebung nach rechts führt
> In Kürze
außerdem zur Ausbildung eines zu gering kalibrier-
ten Truncus pulmonalis (Pulmonalstenose: deswe- Die häufigsten Fehlbildungen während der Herz-
gen Zyanose als führendes Symptom). Die Strö- entwicklung sind Scheidewanddefekte mit Links-
mungsbeeinträchtigung zieht eine Aktivitätshyper- rechts-Shunt: Vorhofseptumdefekt mit ca. 10%,
trophie der Muskulatur des rechten Ventrikels nach Ventrikelseptumdefekt mit ca. einem Drittel aller
sich. Die relativ weite Aorta liegt über dem Septum angeborenen Herzfehler. Ein Rechts-links-Shunt
interventriculare (reitet auf ihm) und erhält Blut aus liegt bei der Fallot-Tetralogie vor (9%): Pulmo-
beiden Kammern. nalstenose, Ventrikelseptumdefekt, reitende Aor-
4 Tricuspidalatresie (TA). Das angestaute venöse Blut ta, Hypertrophie des rechten Ventrikels. Störun-
gelangt dann rückläufig in den rechten Vorhof, gen bei der Entwicklung der Herzklappen kön-
durch ein persistierendes Foramen ovale in den lin- nen zu Pulmonal- und Aortenstenose führen.
ken Vorhof und durch den Ductus arteriosus, der Transposition der großen Gefäße bzw. ein Trun-
dann gleichfalls offen bleibt, in die Lunge, die da- cus arteriosus communis gehen auf Störungen
durch vermehrt durchblutet wird. in der Entwicklung des Septum aorticopulmona-
le zurück. Die häufigsten Fehlbildungen bei der
Fehlbildungen an der Kammerausstrombahn und den Kreislaufentwicklung sind die Persistenz des
großen Gefäßen: Ductus arteriosus (9%) und die Aortenisthmus-
4 Fehlbildungen der Semilunar(Taschen)klappen kön- stenose.
nen durch ungenügende Ausweitung des Ostium
zu Pulmonal- oder Aortenstenose führen
4 ein offener Ductus arteriosus (persistent ductus arte-
riosus = PDA) ist relativ häufig (ca. 9% der angebo-
renen Herzfehler) und kommt vorwiegend beim
weiblichen Geschlecht vor, es entsteht ein azyanoti-
scher Links-rechts-Shunt; da in den Aa. pulmonales
der Blutdruck niedriger ist als in der Aorta, kann
es zu einem Hochdruck in den Pulmonalarterien
kommen
190 Kapitel 6 · Blutkreislauf und Herz, Lymphgefäße – Allgemeine Organisation
Kernaussagen |
5 Alle Blutgefäße werden von biologisch
hochaktivem Endothel ausgekleidet.
5 Die Wände von Arterien und Venen bestehen
aus glatter Muskulatur und Bindegewebe mit
elastischen und kollagenen Fasern.
5 In den Arterien ist die glatte Muskulatur
dichter und regelmäßiger angeordnet als in
den Venen.
5 Herznahe Arterien sind vom elastischen Typ
6 mit vielen elastischen Fasern.
5 Periphere Arterien sind vom muskulären Typ. . Abb. 6.8 a–c. Querschnitte durch Gefäßwande. a Arterie vom
5 Die Lumenweite der Arteriolen bestimmt den elastischen Typ (Aorta). b Arterie vom muskulären Typ. c Mittel-
große Vene. I Tunica intima, M Tunica media, A Tunica adventitia,
Blutzufluss zu den Kapillaren.
rot glatte Muskelzellen; schwarz elastische Netze H39–41
5 Das Kapillarsystem bildet die terminale
Strombahn und dient Stoff- und Gasaus-
tausch. das umgebende Gewebe. Endothelzellen synthetisieren
5 Die Regulation der Durchblutung erfolgt auch Faktoren, die die Gefäße verengen (Vasokonstrik-
durch neuronale, humorale und lokale Sig- toren, z. B. Angiotensin) oder erweitern (Vasodilatato-
nale. ren). Deswegen ist die Hemmung der Bildung von An-
giotensin durch ACE-Hemmer (ACE = angiotensin con-
verting enzyme) heute eine wichtige Behandlung des
hohen Blutdrucks. Weiterhin können Endothelzellen
6.5.1 Wandbau Angiologie: Gefäßbau
Rezeptoren für vaskuläre Wachstumsfaktoren zur
Förderung der Angiogenese bilden, die bei der Wund-
Arterien und Venen haben drei Wandschichten heilung erwünscht, bei der Tumorbildung aber uner-
(. Abb. 6.8): wünscht ist (für weitere Einzelheiten 7 Lehrbücher der
4 Tunica intima (kurz: Intima) Physiologie).
4 Tunica media (kurz: Media)
4 Tunica externa oder adventitia (kurz: Adventitia) Media. Diese Wandschicht besteht aus glatten Muskel-
zellen, Kollagenfasern und elastischen Fasern in über-
Intima. Die Intima besteht aus Endothel, ein geschlosse- wiegend ringförmiger Anordnung. Mengenanteil und
ner einschichtiger Verband sehr flacher Zellen, die in Dichte richten sich nach der Beanspruchung und sind
der Regel auf einer Basallamina ruhen, und aus sub- in den verschiedenen Gefäßabschnitten unterschiedlich.
endothelialem Bindegewebe mit zarten Kollagenfasern Die elastischen Fasern können an der Grenze zwischen
und feinen elastischen Netzen. Die Faserzüge und die Intima und Media sowie zwischen Media und Adventi-
länglichen Endothelzellen sind vornehmlich parallel tia eine Membrana elastica interna und eine Membrana
zur Richtung des Blutstroms angeordnet. – Die Intima elastica externa bilden.
kontrolliert den Stoff- und Gasaustausch zwischen Blut, Die Media fängt die Ring- und Längsspannungen,
Gefäßwand und Umgebung. die durch Blutdruck und Pulswelle in der Gefäßwand
Endothelzellen sind biologisch hochaktiv. Sie hem- entstehen, auf und reguliert die Gefäßweite durch Mus-
men im Normalfall die intravasale Blutgerinnung. Nach kelkontraktionen.
Verletzungen aktivieren sie jedoch die Blutgerinnung.
Ferner bilden Endothelzellen bei Verletzungen und Adventitia. Die Adventitia ist ein Geflecht aus Kollagen-
Entzündungen Rezeptoren für Leukozyten und fördern fasern mit unterschiedlich umfangreichen elastischen
dadurch deren Wanderung durch die Gefäßwand in Netzen. Die Geflechte verankern die Gefäße in ihrer
a6.5 · Blutgefäße
191 6
Umgebung. Da die Fasern im Wesentlichen in Längs- i Zur Information
richtung orientiert sind, kann die Adventitia äußere Die Arterien des elastischen Typs, insbesondere der Anfangs-
Längsdehnungskräfte aufnehmen, z. B. bei Extremitä- teil der Aorta, besitzen eine sog. Windkesselfunktion. Das in
ten- und Eingeweidegefäßen. der Systole des Herzens ausgeworfene Blutvolumen wird
von den elastischen Arterien unter Wanddehnung aufgenom-
men und in der Diastole durch die elastischen Rückstellkräfte
Ernährung der Gefäße. Die Wand kleiner Gefäße wird der Arterienwand weiterbefördert. Dadurch wird der diskon-
durch Diffusion vom Gefäßlumen her ernährt. Bei tinuierliche Ausstrom des Blutes aus den Ventrikeln in einen
größeren Arterien und Venen dringen zusätzlich Ver- kontinuierlichen Blutfluss umgewandelt.
sorgungsgefäße ( Vasa vasorum) aus der Adventitia in
das äußere Drittel der Media ein. H40 Arterien vom muskulären Typ (. Abb. 6.8 b). Zu ihnen
zählen die mittleren und kleinen Arterien des großen
Innervation. Die Gefäßmuskulatur wird durch Fasern Kreislaufs. Sie zeigen den Dreischichtenbau am deut-
des vegetativen Nervensystems ( Vasomotoren) inner- lichsten. H39
viert, die Weitstellung und Wandspannung regulieren. Intima. Die Intima bildet an der Grenze zur Media
Spannungsrezeptoren liegen in der Adventitia. eine deutliche Membrana elastica interna, die aus stark
vernetzten elastischen Strukturen besteht. Im histologi-
schen Präparat erscheint sie geschlängelt, intravital wird
6.5.2 Arterien H39, 40; Angiologie: Gefäßbau sie durch den Blutdruck gespannt.
Media. Die Media besteht aus Schichten zirkulär
oder flach schraubenförmig angeordnete glatter Muskel-
Wichtig | | zellen. Zwischen ihnen finden sich zarte elastische
Arterien dienen der Blutzufuhr zur terminalen Membranen. An der Grenze zur Adventitia verdichten
Strombahn. Herznah sind sie Arterien vom elas- sich die elastischen Strukturen zu einer multilamellären
tischen Typ, die einen kontinuierlichen Blutfluss Membrana elastica externa. Unabhängig von der Menge
auch während der Erschlaffung des Ventrikels des elastischen Materials ist die Media-Adventitia-Gren-
(Diastole) gewährleisten. Periphere Arterien sind ze der Arterien, im Gegensatz zu der der Venen, durch
vom muskulären Typ. Hier beginnt die Regulie- eine scharfe Grenze zwischen der Schicht der glatten
rung des Blutzuflusses zu den Organen. Muskelzellen und der bindegewebigen Adventitia ge-
kennzeichnet.
Arterien vom elastischen Typ (. Abb. 6.8 a). Zu ihnen
gehören die großen herznahen Gefäße: Aorta, A. carotis > Klinischer Hinweis
communis, A. subclavia, A. iliaca communis, ferner Eine typische Veränderung der Arterienwand ist die Arterio-
sklerose. Durch vermehrte Bildung von kollagenen Fasern
Truncus pulmonalis und Aa. pulmonales.
und Proteoglykanen begleitet von zunehmenden Kalksalz-
Intima. Die Intima ist entsprechend der mechani- und Lipidablagerungen kommt es zu Verhärtungen und Ver-
schen Beanspruchung relativ dick. Unter dem Endothel änderungen in Intima und Media.
kommen neben Kollagen- und elastischen Fasern in
Längsrichtung orientierte glatte Muskelzellen vor.
Media. Die Media ist unscharf gegen Intima und Ad- 6.5.3 Mikrozirkulation
ventitia abgegrenzt und zeichnet sich durch eine Viel- H38; Angiologie: Gefäßbau
zahl konzentrisch angeordneter elastischer Membranen
aus, die untereinander anastomosieren und für den
Stoffdurchtritt gefenstert sind. An den Membranen in-
Wichtig | |
serieren verzweigte glatte Muskelzellen, die den Deh- Im Bereich der Mikrozirkulation spielen sich alle
nungswiderstand der Gefäßwand beeinflussen. Die Bin- Austauschvorgänge zwischen Blut und Gewebe
degewebegrundsubstanz zwischen den Membranen ent- ab. Störungen in diesem System haben daher
hält größere Mengen von Proteoglykanen, in die spärli- große klinische Relevanz.
che Kollagenfasern eingelagert sind.
Adventitia. In der Adventitia verlaufen Vasa vasorum
und Nervenfasern.
192 Kapitel 6 · Blutkreislauf und Herz, Lymphgefäße – Allgemeine Organisation
6.5.4 Venen H39, 41 wand und der Extremitäten vor, besonders zahlreich am Bein.
Sie verhindern durch Klappenschluss den Rückfluss des Blutes.
Bei übermäßiger Dehnung der Venenwand werden die Klappen
Wichtig | | jedoch insuffizient. Der Rückfluss des Blutes zum Herzen
Venen führen das Blut zum Herzen zurück. Hierzu stagniert und die Venen werden ausgeweitet: es entstehen
tragen Skelettmuskeln in der Umgebung der Krampfadern ( Varizen). Sie kommen vor allem bei epifaszialen
Venen der unteren Extremität vor. Durch Verlangsamung des
Venen wesentlich bei (Muskelpumpe). Die Venen
Blutflusses in diesen Gebieten kann es zur intravasalen Blut-
enthalten zwei Drittel des gesamten Blutes.
gerinnung kommen ( Thrombose).
Organisation
des peripheren Nervensystems
7.1 Nn. spinales – 201
7.2 Nn. craniales – 203
7.3 Autonome Nerven – 205
7.3.1 Sympathikus – 206
7.3.2 Parasympathikus – 209
7.3.3 Afferenzen und autonome Geflechte – 210
7.3.4 Darmnervensystem – 211
200 Kapitel 7 · Organisation des peripheren Nervensystems
. Abb. 7.1. Spinales peripheres Nervensystem. Die hintere und rior, R. posterior, Rr. communicantes albus et griseus und R. menin-
vordere Wurzel (Radix posterior, Radix anterior) vereinen sich zu geus
einem Stamm (Spinalnerv), der sich in mehrere Äste teilt: R. ante-
202 Kapitel 7 · Organisation des peripheren Nervensystems
. Abb. 7.3. Segmentale und periphere Innervation der Skelett- mental innerviert. Gleichzeitig erreichen in der Regel Fasern aus
muskulatur (nach Clara 1953). Jeder Nerv führt Fasern aus mehre- einem Segment mehrere Nerven
ren Rückenmarksegmenten. Dadurch wird jeder Muskel multiseg-
204 Kapitel 7 · Organisation des peripheren Nervensystems
Die Nummerierung der 12 Hirnnerven entspricht der Hirnnerven lassen sich gruppieren in:
Reihenfolge ihres Aus- bzw. Eintritts am Gehirn von 4 Sinnesnerven
rostral nach kaudal. – N. olfactorius (N. I) besteht aus den Fortsätzen
der Sinneszellen des Riechepithels der Nasen-
Im Gegensatz zu den Spinalnerven sind die Gehirnner- schleimhaut
ven nicht segmental angeordnet und entstehen nicht aus – N. opticus (N. II) geht aus der Retina hervor, die
einer Vorder- und Hinterwurzel. Efferente und afferente ein in die Peripherie verlagerter Teil des Zwi-
Fasern verlaufen in einem gemeinsamen Stamm. Die schenhirns ist, weshalb er also kein peripherer
Hirnnerven treten an der basalen bzw. anterioren Ober- Nerv, sondern eine zentralnervöse Bahnverbin-
fläche des Gehirns ein oder aus. Hierbei gibt es nur eine dung ist
Ausnahme: der N. trochlearis tritt posterior aus. – N. vestibulocochlearis (N.VIII) ist ein peripherer
Hirnnerv. Er besteht aus den zentralen Fortsät-
Die Hirnnerven sind heterogen. Sie unterscheiden zen der Nervenzellen im Ganglion spirale coch-
sich in Entstehung, Zusammensetzung und Funktion leae und im Ganglion vestibulare (die einzigen
(. Tabelle 7.1). sensorischen Ganglien mit bipolaren Nervenzel-
7 len. In den übrigen sensorischen Ganglien sind
N. I ´
N. II ´
N. III ´ ´
N. IV ´
N. V ´ V3 ´
N. VI ´
N. VII ´ ´ ´ ´
N. VIII ´
N. IX ´ ´ ´ ´
N. X ´ ´ ´ ´
N. XI ´? ´?
N. XII ´
a7.3 · Autonome Nerven
205 7
sie pseudounipolar). Im N. vestibulocochlearis
teriores) der zervikalen und lumbosakralen Spi-
verlaufen auch efferente, auf das Gehörorgan in-
nalnerven bilden Nervengeflechte (Plexus), so
hibitorisch wirkende Fasern aus der oberen Oli-
dass die Nerven der Plexus Axone aus mehreren
ve des Tractus olivocochlearis (7 S. 829)
Segmenten enthalten. Die Innervation der Mus-
4 somatoefferente, motorische Nerven
keln ist multisegmental. Bei der sensorischen In-
– N. trochlearis (N. IV)
nervation der Haut ist ein Segmentbezug nach-
– N. abducens (N. VI). N. IV und VI sind Augen-
weisbar. Die Hautsegmente werden als Dermato-
muskelnerven; hinzu kommen die motorischen
me bezeichnet. Die Nerven des Gehirns sind
Anteile des gemischten N. oculomotorius (N. III)
nicht segmental angeordnet. Einige sind ge-
– N. accessorius (N. XI)
mischt (N. III, N. V, N. VII, N. IX, N. X), die anderen
– N. hypoglossus (N. XII)
motorisch (N. IV, N. VI, N. XI, N. XII) oder senso-
4 gemischte Nerven haben sensorische, motorische
risch (Sinnesnerven, N. I, N. II, N. VIII). Getrennte
und z. T. parasympathische Anteile. Gemeinsam ist
Wurzeln wie beim Rückenmark gibt es nicht.
ihnen, dass in ihren Verlauf Ganglien mit Perikarya
Nur der N. trochlearis (N. IV) verlässt das Gehirn
für ihre sensorischen und viszeromotorischen An-
posterior, alle anderen anterior.
teile eingeschaltet sind (Hirnnervenganglien). Ge-
mischt sind:
– N. oculomotorius (N. III)
– N. trigeminus (N. V)
– N. facialis (N. VII) 7.3 Autonome Nerven
– N. glossopharyngeus (N. IX)
– N. vagus (N. X)
Kernaussagen |
4 Branchialnerven (Innervation der Muskelderivate
der Branchialbögen sowie der äußeren Haut bzw. 5 Zum autonomen (vegetativen) Nervensystem
Schleimhaut des Kopfdarms) sind: gehören zwei sich ausbalancierende Anteile,
– N. trigeminus Sympathikus und Parasympathikus, sowie
– N. facialis das Darmnervensystem.
– N. glossopharyngeus 5 Bei Sympathikus und Parasympathikus be-
– N. accessorius (teilweise) steht die efferente Strecke aus zwei hinter-
– N. vagus einander geschalteten Neuronen.
5 Das erste Neuron liegt im Zentralnervensys-
Einzelheiten zum intrakraniellen Verlauf der Hirnner- tem, das zweite in peripheren autonomen
ven finden sich 7 S. 776, zum Ort der Durchtritte durch (viszeromotorischen) Ganglien.
den Schädel 7 S. 665 f, zu extrakraniellem Verlauf und 5 Die Lage der Neurone ist bei Sympathikus
den Zielorganen 7 Tabelle 13.22. und Parasympathikus verschieden.
5 Die afferente Strecke von Sympathikus und
Parasympathikus gleicht der des somatischen
> In Kürze Nervensystems. Die Perikarya liegen in Spi-
Das periphere Nervensystem ist die Summe aller nalganglien.
Nerven. Es gliedert sich in Rückenmarknerven,
Hirnnerven und vegetative Nerven. Die Rücken- Das autonome Nervensystem gliedert sich in
marknerven (Nn. spinales) entstehen durch 4 Sympathikus
Bündelung der Fasern der hinteren und vorderen 4 Parasympathikus
Wurzel. Die hintere Wurzel führt afferent leitende Hinzu kommt das
Axone der Neurone der Spinalganglien, die vor- 4 Darmnervensystem
dere Wurzel efferent leitende Axone der motori-
schen Nervenzellen des Rückenmarks. Die Nn.
spinales haben 5 Äste. Die vorderen Äste (R. an-
206 Kapitel 7 · Organisation des peripheren Nervensystems
Sympathikus und Parasympathikus unterscheiden sich Die Perikarya der zweiten sympathischen Neurone
voneinander durch (. Abb. 7.6) liegen in
4 ihre Aufgaben 4 paravertebralen Ganglien. Sie bilden gemeinsam
4 die Lokalisation ihrer Zentren im ZNS den Grenzstrang Truncus sympathicus.
4 die Anordnung ihrer Efferenzen 4 prävertebralen Ganglien
Bei den Afferenzen besteht kein prinzipieller Unter- 4 Zielgebieten
schied zwischen Sympathikus, Parasympathikus und
somatischem System. Die Axone der zweiten sympathischen Neurone werden
als postganglionäre Fasern bezeichnet. Diesen fehlt eine
Myelinscheide. Ihr Transmitter ist in der Regel Nor-
7.3.1 Sympathikus adrenalin (deswegen auch noradrenerge Fasern). Zu-
sammen mit Noradrenalin können verschiedene Neuro-
peptide, z. B. Neuropeptid Y, als Botenstoffe auftreten.
i Zur Information
Durch den Sympathikus wird die Leistungsfähigkeit des
Körpers gesteigert. Der Sympathikus beschleunigt u. a. den i Zur Information
7 Herzschlag, erhöht Blutdruck, Atemfrequenz, Schweißabson-
derung und vermindert alle Tätigkeiten des Magen-Darm-Ka-
Als Besonderheit weisen die postganglionären sympathi-
schen Fasern zu den Schweißdrüsen Azetylcholin und nicht
nals. Der Sympathikus bewirkt schnelle vegetative Reaktionen Noradrenalin als Transmitter auf.
bei Notfällen. Da Noradrenalin sehr viel langsamer abgebaut wird als
der Transmitter des Parasympathikus (Azetylcholin), hält die
Wirkung des Sympathikus sehr viel länger an als die des Pa-
Wichtig | | rasympathikus.
Das erste Neuron des Sympathikus liegt im tho- An den Zielgebieten der postganglionären sympathi-
rakolumbalen Teil des Rückenmarks. Das zweite schen Nervenfasern wirkt außer Noradrenalin auch Adrenalin.
Das Adrenalin stammt jedoch nicht von den Nervenenden,
sympathische Neuron befindet sich in den
sondern aus dem Nebennierenmark (7 S. 386) bzw. den
Ganglien des Truncus sympathicus bzw. in prä- Paraganglien (7 unten).
vertebralen Ganglien. Präganglionäre Axone
verwenden Azetylcholin, postganglionäre Fasern Truncus sympathicus (Grenzstrang, . Abb. 7.7). Es han-
Noradrenalin als Transmitter. delt sich um eine paravertebral gelegene Ganglienkette
aus 22–23 Ganglia trunci sympathici, die durch Rami in-
Efferenter Anteil. Die Zentren, erste Neurone des Sym- terganglionares verbunden sind. Sie reicht von der
pathikus, liegen in den thorakalen und lumbalen Seg- Schädelbasis bis zum Os coccygis.
menten des Rückenmarks (C8–L2, . Abb. 7.4). Deswe- Grenzstrangganglien sind:
gen wird der Sympathikus auch als thorakolumbaler Teil 4 Ganglion cervicale superius
des autonomen Nervensystems bezeichnet. 4 Ganglion cervicale medium (inkonstant)
Ihre Axone verlassen das Rückenmark mit den Vor- 4 Ganglion cervicothoracicum (auch Ganglion stella-
derwurzeln und gelangen als Rr. communicantes albi tum)
(. Abb. 7.1) zu den sympathischen Ganglien in der Pe- 4 Ganglia thoracica
ripherie (Grenzstrangganglien). Sie werden deshalb 4 Ganglia lumbalia
auch als präganglionäre Nervenfasern bezeichnet 4 Ganglia sacralia
(. Abb. 7.5). Das Ende beider Grenzstränge bildet das unpaare
Präganglionäre Nervenfasern sind markhaltig (mye- 4 Ganglion impar
linisiert) und gehören zur Kaliberklasse B (Durchmes-
ser 1–3 lm, . Tabelle 2.9). Sie bilden in den Grenz- Die Nervenzellen der Grenzstrangganglien sind über-
strangganglien Synapsen mit den zweiten sympathi- wiegend multipolar. Kleinere Nervenzellen sind mögli-
schen Neuronen. Primärer Neurotransmitter der prä- cherweise Interneurone. H27
ganglionären sympathischen Axone ist Azetylcholin.
a7.3 · Autonome Nerven
207 7
. Abb. 7.4. Vegetatives Nervensystem, Übersicht. Rote Linie rone des Sympathikus. 1 Plexus caroticus, 2 a–d Nn. cardiaci, 3, 4
durchgezogen: präganglionäre Axone des Parasympathikus; rote Nn. splanchnici majores et minores, 5 Nn. splanchnici lumbales, 6
Linie unterbrochen: postganglionäre Neurone des Parasympathi- Fasern zu Spinalnerven, 7 Nn. splanchnici sacrales, 8 Nn. splanch-
kus; schwarze Linie durchgezogen: präganglionäre Neurone des nici pelvici (Nn. erigentes)
Sympathikus; schwarze Linie unterbrochen: postganglionäre Neu-
208 Kapitel 7 · Organisation des peripheren Nervensystems
. Abb. 7.6. Organisation von somatischem und vegetativem Ner- viszeroefferenten Fasern durchgezogen rot, die postganglionären
vensystem. Im somatischen Anteil (links) sind die somatoefferen- Strecken rot durchbrochen, die viszeroafferenten Fasern schwarz
ten Fasern rot, die somatoafferenten Fasern schwarz gezeichnet. gezeichnet
Im vegetativen Anteil (rechts) sind präganglionäre Strecken der
a7.3 · Autonome Nerven
209 7
4 Nn. cardiaci aus den Ganglia cervicalia (zusammen Darmwand. Dann sind ihre Axone kurz. In der Regel
mit postganglionären Fasern des Grenzstrangs) sind die Axone der zweiten sympathischen Neurone je-
4 N. splanchnicus major (7 S. 447) aus dem 5.–9. doch lang.
Grenzstrangganglion In den Zielgebieten (. Abb. 7.4) innervieren die
4 N. splanchnicus minor (7 S. 447) aus dem 9.–11. postganglionären sympathischen Fasern glatte Muskel-
Grenzstrangganglion und Drüsenzellen. Die Transmitter werden an Vari-
kositäten der Axone freigesetzt und aktivieren die Re-
In den prävertebralen Ganglien erfolgt dann die Um- zeptoren der Erfolgsorgane.
schaltung von präganglionären auf postganglionäre
Neurone. Afferente Anteile 7 unten.
Größere prävertebrale Ganglien sind (. Abb. 7.4, 7.7):
4 Ganglia coeliaca, häufig verschmolzen mit Paraganglien. Sie werden aus entwicklungsgeschicht-
4 Ganglion mesentericum superius licher Sicht dem Sympathikus zugerechnet. Es handelt
4 Ganglia aorticorenalia sich um Epithelzellhaufen, die aus Sympathikoblasten
4 Ganglion mesentericum inferius der Neuralleiste (7 S. 734) hervorgegangen sind und sich
sympathischen Nervenfasern anlagern. Sie produzieren
Die Besprechung der prävertebralen Ganglien erfolgt im Adrenalin und Noradrenalin. Paraganglien kommen an
Kapitel Bauchorgane (7 Kapitel 11, S. 447). verschiedenen Stellen des Körpers vor, z. B. Glomus ca-
roticum (7 S. 658), Paraganglia supracardialia, Para-
Zielgebiete. In einigen Fällen befinden sich die zweiten ganglion aorticum abdominale. In die Gruppe der Para-
sympathischen Neurone in den Zielgebieten, z. B. der ganglien gehört auch das Nebennierenmark (7 S. 386).
7.3.2 Parasympathikus
i Zur Information
Der Parasympathikus hat vielfach eine dem Sympathikus ent-
gegengesetzte Wirkung. Es kommt u. a. zu einer Abnahme der
Herz- und Atemfrequenz sowie einer Förderung aller Tätigkei-
ten des Magen-Darmkanals. Jedoch hängen Sympathikus und
Parasympathikus voneinander ab. Die Zunahme der Aktivität
des einen Systems bedeutet ein (dosiertes) Nachlassen des
anderen. In der Regel überwiegt der Parasympathikus als
das die Körpertätigkeit schonende System.
Wichtig | |
Der Parasympathikus ist der kraniosakrale Teil
des autonomen Nervensystems. Die Perikarya
der efferenten präganglionären Neurone liegen
in Kernen der Hirnnerven III, VII, IX und X bzw.
der grauen Substanz sakraler Rückenmarkseg-
mente. Die postganglionären Neurone befinden
sich in Nähe der Erfolgsorgane. Neurotransmitter
sowohl der prä- als auch postganglionären
Neurone ist Acetylcholin. Afferente Axone von
Sympathikus und Parasympathikus unterschei-
den sich nicht. Ihre Perikarya liegen in Spinal-
ganglien bzw. in entsprechenden Ganglien der
. Abb. 7.7. Grenzstrang mit den wichtigsten Ästen, Ganglien und Hirnnerven.
Geflechten
210 Kapitel 7 · Organisation des peripheren Nervensystems
Der Parasympathikus (. Abb. 7.4) hat einen kranialen Sakraler Teil des Parasympathikus. Die ersten Neurone
Teil im Stammhirn und einen sakralen Teil im 2.–5. Sak- liegen in den sakralen Rückenmarksegmenten und ent-
ralsegment des Rückenmarks. Deswegen wird der Para- senden präganglionäre Axone, die das Rückenmark
sympathikus auch als kraniosakraler Teil des autonomen durch die vordere Wurzel verlassen und anschließend
Nervensystems bezeichnet. die Nn. splanchnici pelvici bilden. Die zweiten Neurone
liegen im Plexus hypogastricus (7 S. 447), in den Gan-
Kranialer Teil des Parasympathikus (Efferenzen). Die Pe- glia pelvica und dem intramuralen Plexus der Zielorga-
rikarya der ersten Neurone liegen in den Kernen der ne, dem distalen Drittel des Kolons, dem Rektum und
Hirnnerven III (N. occulomotorius), VII (N. facialis), Urogenitalsystem.
IX (N. glossopharyngeus) und X (N. vagus). Ihre prä-
ganglionären Axone verlaufen auf ganzer Strecke mit
den jeweiligen Hirnnerven. Etwa 75% dieser präganglio- 7.3.3 Afferenzen und autonome Geflechte
nären Fasern gehören zum N. vagus. Die verbleibenden
25% verteilen sich auf die Hirnnerven III, VII und IX. Afferente Neurone. Unterschiede zwischen Sympathikus
Die präganglionären Axone erreichen Ganglien bzw. und Parasympathikus bestehen in der afferenten Strecke
Geflechte, in denen sich die zweiten Neurone befinden,
7 deren Axone die postganglionäre Strecke bilden und die
nicht. Die viszerosensiblen Perikarya für die afferenten
autonomen Fasern, die das Rückenmark erreichen, lie-
zugehörigen Zielgebiete erreichen. gen in den Spinalganglien, die des Gehirns in den Gang-
Die Perikarya der zweiten Neurone liegen in der Nähe lien der Gehirnnerven. Beim N. vagus befinden sich die
der Zielorgane, weshalb die präganglionären Axone län- Perikarya im Ganglion inferius (nodosum 7 S. 72).
ger sind als die postganglionären. Der Transmitter so- Die afferenten autonomen Nervenfasern sind nicht
wohl der prä- als auch der postganglionären Neurone myelinisiert. Sie beginnen in der Regel mit freien Ner-
ist Acetylcholin. Zusätzlich kommen Neuropeptide vor. venendigungen und verlaufen weitgehend mit den effe-
renten Strecken. Das Rückenmark erreichen sie durch
Ganglien, Geflechte und Zielgebiete des kranialen Teils die hintere Wurzel.
des Parasympathikus sind in . Tabelle 7.2 zusammen-
gestellt. Autonome Geflechte. Um Gefäße und in der Leibeshöh-
le liegen autonome Geflechte. Sie sind Sammelpunkte
Die Lage der Ganglien ist auf 7 S. 675 und die der Ge- aller Arten von autonomen Nervenfasern, sowohl des
flechte des N. vagus auf 7 S. 672 beschrieben. Sympathikus als auch des Parasympathikus sowie effe-
Kernaussagen |
5 Die Haut schützt vor schädigenden Einflüssen
aus der Umwelt und hat Barrierefunktion.
5 Die Haut gliedert sich in Oberhaut, Lederhaut
und Unterhaut.
5 Die Oberhaut regeneriert sich fortlaufend.
5 Die Haut beherbergt Zellen des Abwehrsys-
8 tems und Rezeptororgane.
5 Hautanhangsgebilde sind Hautdrüsen, Haare
und Nägel.
Die Haut ist das größte Organ des Menschen. Ihre Ober-
fläche beträgt in Abhängigkeit von der Körpergröße bis
zu 2 m2, ihr Gewicht etwa 3 kg (mit Subkutis bis zu
20 kg).
Stratum basale. Das Stratum basale ist einschichtig und Stratum lucidum und Stratum corneum. Das Stratum lu-
besteht aus hochprismatischen Epithelzellen. Es kom- cidum ist nur in dicker Epidermis vorhanden (Handflä-
men viele Mitosen vor. Deswegen wird diese Schicht che und Fußsohle). Es erscheint lichtmikroskopisch ho-
auch als Stratum germinativum bezeichnet. mogen. Das Stratum corneum, Hornschicht, besteht da-
gegen aus 10–20 Lagen fest zusammenhängender, kern-
loser polygonaler Platten – bis zu 30 lm lang –, die Säu-
len mit Überlappungen und Verzahnungen bilden.
Oberflächlich kommt es durch Abbau von Dichtungs-
substanzen zu einer Abschilferung von Einzelplatten
und Plattenaggregaten.
Außerdem bestehen zwischen Keratinozyten Gap juncti- Stratum corneum. Mit dem Ende der epidermalen Diffe-
ons (7 S. 16). Die Fasernetze haben in den Keratinozy- renzierung verlieren die Keratinozyten sämtliche Zellor-
ten einen von der Belastung abhängigen trajektoriellen ganellen und es bildet sich die Hornschicht. Sie besteht
Verlauf. aus Bausteinen (Keratozyten) die mit hochmolekularem
Durch Migration gelangen basale Keratinozyten in Keratin in einer dichten Filaggrinmatrix sowie verstei-
das Stratum spinosum. Dort werden die niedermoleku- fendem Cornified envelope gefüllt sind. Untereinander
laren basalen Zytokeratine durch hochmolekulare Kera- sind die Bausteine durch Lipide verbunden. Im Stratum
tine ersetzt. Die Wanderung der Keratinozyten erfolgt corneum rücken die Keratinozyten innerhalb von zwei
einzeln, wobei die Zelladhäsionen jeweils gelöst und Wochen an die Oberfläche, wo sie abschilfern.
neu gebildet werden. Die Transitzeit eines Keratinozy-
ten durch das Stratum spinosum beträgt etwa 14Tage. i Zur Information
Dann wird das Stratum granulosum erreicht. Das Stratum corneum ist für Wasser und wasserlösliche Sub-
stanzen fast undurchlässig. Dennoch lässt es einen minimalen
Flüssigkeits- und Stoffaustausch zwischen Organismus und
i Zur Information Umwelt zu (Perspiratio insensibilis). Außerdem kann fast jeder
Die Proliferation der Keratinozyten steht unter dem Einfluss niedermolekulare Stoff in geringem Umfang durch die Haut
von Wachstumsstimulatoren. Die Induktion geht u. a. von eindringen, wobei es regionale Unterschiede gibt. Beeinträch-
Traumen, UV-Licht aber auch von Zytokinen der Keratinozy- tigt wird die Barrierefunktion bei längerer Wasserexposition
ten selbst aus, die autokrin und parakrin wirken. Darüber hi- und durch organische Lösungsmittel (Grundlage der Wirkung
8 naus produzieren Keratinozyten viele biologisch aktive Molek-
üle.
von sog. »Okklusionsverbänden« z. B. zur Hormonbehand-
lung).
die entweder rückläufig Schleifen bilden oder mit An- lung zurück. Lässt die Elastizität nach, wird die Haut
kerplatten in Verbindung stehen. Ankerfibrillen beste- schlaff, z. B. im Alter.
hen aus Kollagen TypVII. Durch die Maschen der An- Die Grundsubstanzen bestehen aus Proteoglykanen
kerfibrillen verlaufen Kollagenfasern der Dermis. Au- und Glykosaminoglykanen, in die die Fasersysteme
ßerdem befestigen sich an den Basallaminae noch Oxy- und die Zellen der Dermis eingelagert sind. Durch ihr
talanfasern, die die Verbindung zum Netzwerk der elas- hohes Wasserbindungsvermögen spielen die Interzellu-
tischen Fasern der Dermis herstellen. Insgesamt ist die larsubstanzen für die Regulierung des Hautturgors eine
Verbindung der Epidermiszellen mit ihrer Unterlage so wichtige Rolle (7 S. 40).
fest, dass es bei Abhebungsversuchen eher zu Zerrei- Zellen der Dermis. Vor allem handelt es sich um Fi-
ßungen innerhalb des Epithels kommt, als dass sich broblasten. Sie sind wie in allen Bindegeweben an der
die Zellen des Stratum basale von ihrer Unterlage lösen. Kollagensynthese beteiligt. Sie nehmen jedoch durch ih-
re Wachstumsfaktoren auch Einfluss auf das Haar- und
Gliederung der Dermis. Die Dermis gliedert sich in zwei
Melanozytenwachstum. Außerdem wird in den Fibro-
nach Dichte und Anordnung der Fasern unterscheid- blasten der Dermis unter Mitwirkung von 5a-Reduktase
bare Schichten (. Abb. 8.1): aus Testosteron 5a-Dehydrotestosteron, die effektivste
4 Stratum papillare Form der Androgene, gebildet.
4 Stratum reticulare Weiter kommen in der Dermis in großer Zahl Ab-
wehrzellen vor, z. B. Granulozyten, Lymphozyten, Mo-
8 nozyten, Plasmazellen und Mastzellen.
Beide Schichten bestehen aus
4 Kollagenfaserbündeln Stratum papillare. Der Papillarkörper liegt unmittelbar
4 elastischen Fasern unter der Epidermis. Er bildet Zapfen, die senkrecht
4 Grundsubstanzen in Vertiefungen der Epidermis hineinragen. Das Stra-
Hinzu kommen die tum papillare ist kapillarreich und enthält zahlreiche
4 Zellen der Dermis Rezeptororgane sowie Melanozyten und auffällig viele
Mastzellen. Der Papillarkörper dient vor allem der
Kollagenfaserbündel. Beim Kollagen der Dermis über- Oberflächenvergrößerung zur Ernährung der Epider-
wiegt TypI. Er bildet mit Kollagen Typ III und VI lange mis, weniger der Befestigung. Er ist sehr kapillarreich.
Fasern, die sich bündeln und lose miteinander vernetzt Der Umfang der Verzapfungen zwischen Epidermis
sind. und Dermis wechselt regional. Dadurch bilden sich ty-
Die Kollagenfaserbündel verlaufen nicht regellos, pische Muster, die an der Oberfläche der Haut in Form
sondern in örtlich unterschiedlicher Ausrichtung. Da- von Aufwerfungen bzw. Einsenkungen der Epidermis in
durch ruft ein Einstich in die Haut kein rundes Loch, Erscheinung treten. Unterschieden werden Felderhaut
sondern einen Spalt hervor. Spalten ordnen sich in und Leistenhaut.
Spaltlinienan. Hierauf wird bei Operationen aus kosme-
tischen Gründen Rücksicht genommen. Werden Haut- Einzelheiten zu Felderhaut und Leistenhaut
schnitte nämlich senkrecht zur Verlaufsrichtung der Felderhaut. Sie macht den weitaus größten Teil der Haut aus.
Spaltlinien gelegt, klafft die Haut. Felderhaut zeichnet sich durch feine Rinnen aus, die die Haut
in polygonale Felder teilen. In den Rinnen liegen Haare und
Talgdrüsen, auf der Höhe münden Schweiß- und in einigen Ge-
i Zur Information bieten Duftdrüsen.
Dehnung und Straffung der Haut gehen vor allem auf die Aus- Die Felderhaut hat unterschiedliche Epidermisverzahnun-
richtung der Kollagenfaserbündel zurück. Je stärker der Zug, gen. Am höchsten und zahlreichsten sind die Bindegewebspa-
umso mehr Faserbündel werden betroffen, bis ein Maximum
pillen in Gebieten starker mechanischer Beanspruchung, z. B.
erreicht ist. Danach wird die Haut überdehnt, z. B. die Bauch-
über Knie und Ellenbogen, am schwächsten in der Haut des
haut in der Schwangerschaft, und es entstehen durch die Epi-
dermis hindurch erkennbare Streifen Striae distensae. Augenlids. Stellenweise können Papillen ganz fehlen.
Bei der Leistenhaut ragen jeweils zwei Reihen hoher Bin-
degewebspapillen in eine Epidermisleiste hinein. Auf jeder
Die elastischen Fasern bringen nach Dehnung der Haut zweiten Leiste münden Ausführungsgänge von Schweißdrüsen.
die Kollagenfasergeflechte wieder in die Ausgangsstel- Haare, Talg- und Duftdrüsen fehlen.
a8.4 · Blut- und Lymphgefäße
219 8
Besonders deutliche Leisten kommen an den Finger- und gen Nerven, Gefäße, Haarwurzeln, Drüsen und stellen-
Zehenspitzen sowie an Handflächen und Fußsohlen vor. Dort weise glatte Muskelzellen (Tunica dartos des Skrotums,
bilden sie Schleifen, Bögen, Wirbel oder Kombinationen da- große Schamlippen, Brustwarze). Außerdem ist die Sub-
von. Sie sind genetisch festgelegt und so typisch, dass jedes In- kutis ein Fettspeicher und wirkt dadurch als Wärmeiso-
dividuum hieran erkannt werden kann (Fingerabdruck).
lator.
Kernaussage | Kernaussage |
5 Die Tela subcutanea ist eine lockere Ver- 5 Die Blutversorgung der Haut erfolgt durch
schiebeschicht mit unterschiedlicher Fett- drei Gefäßplexus, die sich in Dermis und
gewebeeinlagerung. Subkutis befinden.
Die Tela subcutanea (Subcutis, Unterhaut) (. Abb. 8.1) In der Haut lassen sich drei Gefäßbereiche unterschei-
ist eine Schicht meist lockeren Bindegewebes. Sie ver- den (. Abb. 8.3):
bindet die Haut durch bindegewebige Scheidewände 4 Zu- und Ableitungssystems in der Subkutis nahe der
(Retinacula) mit den unter ihr liegenden Strukturen Grenze zur Dermis
(Faszien, Knochenhaut). Im Wesentlichen ist die Sub- 4 tiefe horizontale Plexus im Stratum reticulare nahe
kutis jedoch eine Verschiebeschicht. In der Subkutis lie- der Grenze zur Subkutis
220 Kapitel 8 · Haut und Hautanhangsorgane
i Zur Information
Die Gefäße der Haut haben ernährende Funktion, dienen aber
auch der Regulation der Körpertemperatur. Während im
»Körperkern« (zentrale Anteile von Rumpf und Kopf ) die
hauptsächlich in Muskulatur und Leber erzeugte Temperatur
konstant ist (das Leberblut hat 408–428), ändert sie sich in der
»Körperschale« (periphere und distale Anteile von Rumpf und
Extremitäten) in Abhängigkeit vom Ausmaß der Wärmeabga-
be durch die Haut.
Für das Ausmaß der Wärmeabgabe spielt die Durchblu-
tungssteuerung der Haut die entscheidende Rolle. Sie erfolgt
im Wesentlichen mittels der Muskulatur der Arteriolen im tie-
fen horizontalen Plexus (Widerstandsgefäße, 7 S. 192).
Merkel-Zellen (7 oben) sind Druckrezeptoren. Sie liegen . Abb. 8.4. Meißner-Tastkörperchen. Im Stratum papillare der
einzeln oder in Gruppen im Stratum basale der Epider- Dermis H4, 96
222 Kapitel 8 · Haut und Hautanhangsorgane
> In Kürze
Freie Nervenendigungen, meist C- oder Ad-Fa-
sern, liegen vor allem im Stratum papillare, aber
auch intraepithelial. An Rezeptororgane gebun-
dene Nervenendigungen finden sich an Merkel-
Zellen (im Stratum basale der Epidermis), in
Meißner-Tastkörperchen (im Stratum papillare
der Dermis), im Innenkolben von Vater-Pacini-La-
mellenkörperchen, in Ruffini-Körperchen (im
Stratum reticulare der Dermis) zwischen Kollagen
8 faserbündeln. – Autonome efferente Nervenfa-
sern erreichen Hautmuskeln, Drüsen und Gefäße
der Haut.
. Abb. 8.5. Vater-Pacini-Körperchen H4, 96
einen zentralen Innenkolbenumgeben. Die Innenkolben 8.6 Drüsen der Haut H84, 96
entsprechen den Nervenendigungen (Rezeptortermi-
nal), die dicht von Schwann- und Perineuralzellen um-
wickelt sind. Die Vater-Pacini-Körperchen liegen in der Kernaussagen |
Subkutis hauptsächlich des Handtellers und der Fuß- 5 Die Haut besitzt Schweiß-, Duft- und Talg-
sohle, kommen aber auch außerhalb der Haut an zahl- drüsen.
reichen Stellen vor (Faszien, Periost, Sehnen, Blutgefä- 5 Die Sekrete der Hautdrüsen bilden an der
ßen, Mesenterien, Pankreas). Hautoberfläche einen Schutzmantel.
Ruffini-Körperchen liegen im Stratum reticulare der
Dermis unbehaarter Haut sowie an Haaren. Ruffini- Die Drüsen der Haut sind Abkömmlinge der Epidermis.
Körperchen sind etwa 0,5–2 mm lang und flach. Sie ha- Jede von ihnen bildet ein spezifisches Sekret.
ben eine perineurale Kapsel und beinhalten Kollagenfa- Hautdrüsen sind (. Abb. 8.6):
serbündel. Zwischen den Kollagenfasern liegen büschel- 4 Gll. sudoriferae eccrinae (Schweißdrüsen)
artige Aufzweigungen von Nervenfasern mit ihren 4 Gll. sudoriferae apocrinae (Duftdrüsen)
Schwann-Zellen. Die Faserenden sind kolbenförmig auf- 4 Gll. sebaceae (Talgdrüsen)
getrieben und unbedeckt. Sie nehmen Signale aus den 4 Gll. mammariae (Brustdrüsen, 7 S. 256)
perineuralen Rezeptorzellen auf. Die Ruffini-Körper-
chen gelten als langsam adaptierende Dehnungsrezepto- Gll. sudoriferae eccrinae (Schweißdrüsen) (. Abb. 8.6)
ren. H96. Ihre Gesamtzahl beträgt etwa 2–4 Mio. Sie
kommen in unterschiedlicher Dichte in allen Hautbezir-
Die efferenten Nervenfasern der Haut gehören zum ve- ken vor, vermehrt in der Haut der Stirn, des Handtellers
getativen Nervensystem. Sie treten an die Wand von und der Fußsohle (600/cm). Schweißdrüsen fehlen im
Blutgefäßen, an Drüsen und an die Mm. arrectores pilo- Lippenrot und im inneren Blatt des Preputium penis.
rum (7 unten) mit für das vegetative Nervensystem cha-
rakteristischen freien Nervenendungen heran. Die effe-
a8.6 · Drüsen der Haut
223 8
i Zur Information
In den Endstücken wird der Primärschweiß als Ultrafiltrat des
Blutes gebildet. Er ist daher gegenüber dem Plasma isoton.
Nach Passage durch den Ausführungsgang wird der Schweiß
dann jedoch hypoton und sauer (pH 4,5). Er enthält gelöste
Substanzen mit einem Kochsalzgehalt von etwa 0,4%. Auf
der Oberfläche des Körpers bildet Schweiß einen bakteriziden
»Säureschutzmantel« und dient durch Verdunstung der Wär-
meregulation. Unter Extrembedingungen können bis zu 10 Li-
ter Schweiß pro Tag abgesondert werden.
mantel der Haut beteiligt, da durch bakterielle Spaltung Nur wenige Bezirke der Hautoberfläche sind unbehaart:
von Triglyzeriden des Haartalgs Fettsäuren entstehen. Handflächen, Fußsohlen, Lippenrot, Teile der Geni-
Die Talgproduktion wird durch Wärme gesteigert; »raue talien.
Haut« kommt im Sommer selten vor. Ansonsten ist die Körperoberfläche mit Haaren ver-
Mikroskopische Anatomie. Die Talgdrüsen sind bee- sehen, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß. So beträgt
ren- oder knollenförmige mehrlappige Einzeldrüsen z. B. der Haarbestand am Scheitel etwa 300/cm, am Kinn
(100–1000/cm2) sehr unterschiedlicher Größe. Sie beste- etwa 45/cm, am Mons pubis etwa 30/cm und am Unter-
hen aus vielschichtigem Epithel. Es wird laufend durch schenkel etwa 9/cm.
neue Zellen (Sebozyten) von der Peripherie der Drüsen- Nach Art des Haares lassen sich unterscheiden
beere aus ersetzt. Dabei wirken Androgene stimulie- 4 Terminalhaare
rend. Die neu gebildeten Zellen gelangen zum Drüsen- 4 Vellus
zentrum und wandeln sich hier und zum Haarschaft
hin in Talg um: holokrine Sekretion (7 S. 29). Der Talg Terminalhaare sind lang, dick und pigmentiert. Es han-
wird dann in den Haartrichter abgeschoben (7 unten). delt sich um die Kopfhaare, Wimpern, Brauen, Scham-
haare und beim Mann die Bart- und Brusthaare.
> Klinischer Hinweis Vellus (Wollhaar) ist kurz, dünn und marklos. Es er-
Durch Retension von Talg entstehen sog. »Mitesser« (Comedo- setzt ab 6. postnatalen Monat die Lanugo (Flaumhaar)
nes). Vermehrte Talgproduktion führt zur Seborrhö. Wird ein die ab 4. Entwicklungsmonat gebildet wird. Vellus lässt
8 veränderter Talg produziert, die Talgabgabe behindert und
regionale, dispositionelle und auch geschlechtsspezi-
kommt es gleichzeitig zu bakterieller Besiedlung sowie
Entzündung in der Umgebung, entsteht eine Akne. fische Unterschiede erkennen.
Regionenspezifisch kommen Kräuselhaare als Ach-
selhaare (Hirci) und Schamhaare (Pubes) sowie Borsten-
> In Kürze haare als Wimpern (Cilia), Haare der Augenbrauen (Su-
Schweißdrüsen kommen nahezu ubiquitär vor. percilia), Nasenhaare (Vibrissae) und Haare des äuße-
Ihre englumigen, aufgeknäuelten Endstücke lie- ren Gehörgangs (Tragi) vor.
gen an der Grenze von Dermis und Subkutis. Geschlechtsspezifisch ist der horizontale Abschluss
An der Bildung von Primärschweiß sind helle der Schambehaarung bei der Frau, ihr rautenförmiger
und dunkle Zellen beteiligt. Durch Rückresorpti- Aufstieg zum Nabel beim Mann. Hinzu kommen beim
on im Ausführungsgang entsteht der hypotone Mann eine Behaarung an der Innenfläche der Ober-
saure Sekundärschweiß. – Duftdrüsen treten schenkel und eine starke Behaarung an der Brust.
nur lokalisiert auf. Ihre Endstücke sind weitlumig.
Ihre Sekretion erfolgt durch Exozytose. – Anordnung der Haare. Die Haare sind regelmäßig in Li-
Talgdrüsen sind überwiegend an Haare gebun- nien und Dreiergruppen angeordnet. Sie stecken schräg
den. Ihre Sekretion ist holokrin. in der Hautoberfläche. Haarstrich und Haarwirbel ent-
stehen dadurch, dass Gruppen von Haaren eine gleich-
artige Schrägstellung haben, die sich von der der Umge-
bung unterscheidet.
Haarwechsel. Haare haben eine begrenzte Lebensdauer Die Nägel sind Schutzeinrichtungen für die Endglieder
(Kopfhaare 2–6 Jahre, Wimpern 3–6 Monate). Den der Finger und Zehen. Sie bilden gleichzeitig ein Wider-
größten Teil der Zeit wachsen die Haare (Anagenphase), lager für den Druck auf den Tastballen des Nagelglieds.
durchschnittlich 1 cm pro Monat. Der Wachstumsphase Geht ein Nagel verloren, ist die Tastempfindung in dem
folgen eine kurze Übergangsphase (Katagenphase) und betroffenen Endglied eingeschränkt.
die Ruhepause (Telogenphase, bei Kopfhaaren 2–4 Mo- Nagelplatte. Es handelt sich um eine etwa 0,5 mm
nate). Der Haarwechsel erfolgt dadurch, dass ein neu dicke Hornplatte der Epidermis, die mit dem Nagelbett
gebildetes Haar das von der ernährenden bindegewebi- verbacken ist. Der Nagel wird aus polygonalen, dachzie-
gen Papille abgelöste alte »Kolbenhaar« (wegen des be- gelartig verklebten Hornschuppen (Keratozyten) auf-
senförmigen Wurzelkolbens) herausschiebt. gebaut. Die Festigkeit des Nagels geht auf Zytokeratine
zurück, die wie im Stratum corneum die Hornschuppen
versteifen.
> In Kürze
Nagelwall. Der Nagel wird seitlich und hinten vom
Terminalhaare sind die Kopfhaare, Wimpern, Nagelwall, einer Hautfalte, umrahmt. Im Bereich der
Brauen, Schamhaare und beim Mann die Bart- Nagelwurzel bildet der Nagelwall die etwa 0,5 cm tiefe
haare. Alle übrigen Haare sind Wollhaare. Die Nageltasche. Vom vorderen Rand der Nageltasche
Haarbildung geht von Matrixzellen im Haarbul- wächst ein epitheliales Häutchen, das Eponychium, auf
bus aus. Von hier rücken verhornende Keratino- die Oberfläche des Nagels. Es kann ohne Schaden bei
8 zyten in alle Haarschichten vor: Haarschaft, Kuti- der Nagelkosmetik entfernt werden.
kula, innere und äußere epitheliale Wurzelschei- Nagelbett (Lectulus) ist der Hautbereich unter der
de. Der Haarschaft überragt auch die Epidermis. Nagelplatte. Dort hat die Dermis (Hyponychium) längs
Die Kutikula reicht bis zum Boden des Infundibu- gestellte Leisten. Die Blutkapillaren dieser Leisten
lums des Haarfollikels. Sie dient vor allem der schimmern durch die Nagelplatte hindurch und ver-
Haarbefestigung. Die innere Wurzelscheide löst ursachen die natürliche Nagelfarbe. Das Epithel besteht
sich in der Tiefe des Infundibulums auf. Die äuße- nur aus Stratum basale und Stratum spinosum. Jedoch
re Wurzelscheide setzt sich dagegen nahtlos in befindet sich proximal, z.T. vom Nagelwall bedeckt, eine
die Epidermis fort. Die Stammzellen für die Ma- keratogene Zone (Nagelmatrix). Sie schimmert halb-
trixzellen des Haarbulbus befinden sich im Wulst, mondförmig, hell durch den Nagel hindurch (Lunula).
der zur äußeren epithelialen Wurzelscheide Sie ist nach vorne konvex begrenzt. Ist die Nagelmatrix
gehört. Dort setzt auch der M. arrector pili an. zerstört, kann kein Nagel mehr gebildet werden.
Die Versorgung des Haares erfolgt von der bin- Wachstum. Die Fingernägel wachsen in der Größen-
degewebigen Wurzelscheide aus. In das Infundi- ordnung von 1,5 mm pro Woche, sodass in etwa 3 Mona-
bulum münden die Talgdrüsen. Der Haarwechsel ten ein Fingernagel ersetzt ist. Zehennägel wachsen we-
erfolgt in mehreren Stufen sehr unterschiedli- sentlich langsamer.
cher Dauer.
> In Kürze
Die Nagelplatte besteht aus dachziegelartig ver-
8.8 Ungues klebten Hornschuppen. Sie werden in einer kera-
togenen, hell durchschimmernden Matrixzone
Kernaussagen | des Nagelbettes (Lunula) gebildet. Die Nagelplat-
te ist mit der darunter gelegenen Epidermis ver-
5 Fuß- und Zehennägel (Ungues) gehen aus bunden. Die Dermis bildet hier längs gestellte,
einer keratogenen Matrixzone des Nagel- stark kapillarisierte Leisten (Nagelfarbe).
bettes hervor.
5 Die Nagelplatte ist eine dicke Hornplatte aus
dachziegelartig verklebten Hornschuppen.
9
Rücken
9.1 Wirbelsäule, allgemein – 228
9.1.1 Osteologie der Wirbel – 228
9.1.2 Wirbelgruppen – 229
9.1.3 Entwicklung der Wirbelsäule und der Rückenmuskulatur,
Entwicklungsstörungen – 229
9.1.4 Verbund der Wirbelsäule – 232
9 Rücken
. Abb. 9.2 a–e. Wirbelformen. a Atlas von oben; b Axis von schräg der rechten Seite; e 2. Lendenwirbel von der rechten Seite
vorne; c 5. Halswirbel von der rechten Seite; d 2. Brustwirbel von Osteologie: einzelne Wirbel, Atlas und Axis
Die Wirbelsäule entwickelt sich aus einer Mesenchym- den Zellen unterscheiden. Zwischen den Segmenten lie-
scheide um die Chorda dorsalis. gen Intersegmentalarterien (. Abb. 9.3 a).
Wirbel, Zwischenwirbelscheiben. Etwa in der 4. Während der weiteren Entwicklung verbindet sich
Embryonalwoche entsteht um die Chorda dorsalis (7 S. jeweils ein kaudaler (dichterer) Segmentabschnitt mit
110) durch Auswandern von Mesenchymzellen aus den einem lockerer gebauten kranialen Abschnitt des fol-
Sklerotomen (mediale Somitenabschnitte 7 S. 115), eine genden Segmentes; beide Abschnitte gemeinsam liefern
Mesenchymscheide, die, wenn auch nicht deutlich er- das Ausgangsmaterial für den jeweiligen Wirbelkörper.
kennbar, segmental (metamer 7 S. 115) in Somiten ge- Durch diese Umlagerung wird bei den Wirbeln die ur-
gliedert ist. Sehr bald lässt jedes Mesenchymsegment ei- sprüngliche Metamerie der Sklerotome um eine Seg-
nen kranialen Abschnitt mit locker angeordneten und menthälfte verschoben (. Abb. 9.3 a, b, 9.4 a, b). Das Ma-
einen kaudalen Abschnitt mit dicht zusammenliegen- terial für die spätere Zwischenwirbelscheibe (7 S. 232)
a9.1 · Wirbelsäule, allgemein
231 9
Noch im blastomatösen Stadium vereinen sich die Neu-
ralfortsätze beider Seiten und umschließen die Anlagen
des Rückenmarks.
Schließlich wächst die laterale, myotomnahe, nach
ventral gerichtete »Ecke« der Wirbelanlage zum Rippen-
fortsatz aus (. Abb. 9.3 d).
Alle Anteile der Wirbelsäule sind bis zur 2. Hälfte
des 3. Entwicklungsmonats (SSL 5 cm) angelegt. Sie be-
stehen aus hyalinem Knorpel.
Rückenmuskulatur. Im Gegensatz zu den Wirbeln
ändert sich die segmentale Anordnung der Rückenmus-
kulatur, die aus den lateralen Anteilen der Somiten, den
Myotomen, hervorgeht (7 S. 115) während der Entwick-
lung nicht. Dadurch setzt jeder Segmentmuskel an
Querfortsätzen von zwei aufeinander folgenden Wirbeln
an (. Abb. 9.3 b). Dies schafft die Voraussetzungen für
die Bewegungen der Wirbelsäule.
Besonderheiten. Das aus den obersten vier Somiten
hervorgegangene Sklerotommaterial wird nicht in die
Wirbelsäule einbezogen. Dieses wird vielmehr bei der
Anlage der Pars basilaris ossis occipitalis verwendet
(7 S. 592). Ferner wird Sklerotommaterial für den 1.
Halswirbel (Atlas) an den 2. Halswirbel (Axis) zur Bil-
dung des Dens axis (7 S. 236) abgegeben.
Die Chorda dorsalis wird im Bereich der Bandschei-
ben bis auf Reste abgebaut. Dort dienen diese als Platz-
halter für das gallertige Bindegewebe der Nuclei pulposi
(7 unten). Auch das Lig. apicis dentis (7 S. 238) kann als
. Abb. 9.3 a–d. Frühentwicklung der Wirbelsäule und der Rü- Rest der Chorda aufgefasst werden.
ckenmuskulatur. a Um die Chorda dorsalis ist die Mesenchym-
scheide segmental gegliedert (Metamerie der Myotome). b Nach Verknorpelung und Verknöcherung der Wirbelsäule
Verschiebung der Segmentabschnitte der Wirbelsäulenanlage
überbrücken die Muskeln das Gebiet der Anlage des Discus inter-
(. Tabelle 9.1). Sie erfolgen in kraniokaudaler Richtung.
vertebralis; sie setzen an aufeinander folgenden Wirbeln an. Jeder Dabei entwickeln sich im 3. Monat in jeder Wirbelanla-
Wirbel ist um eine Segmenthälfte gegenüber der Muskulatur ver- ge drei Ossifikationszentren: ein unpaares enchondrales
schoben. c, d Querschnitte durch Teile der Rückenanlage. Die im Wirbelkörper und ein paariges perichondrales am
Myotome sind in Epimer und Hypomer gegliedert. Die Pfeile in Wirbelbogen. Jedoch bleiben auch noch lange nach
c, d deuten die Wachstumsrichtung der Anlage der Wirbelfortsät-
ze bzw. der ventralen Myotomabschnitte und der Rami anteriores
der Geburt – etwa bis zum 20. Lebensjahr – an der obe-
der Spinalnerven an ren und unteren Oberfläche der Wirbelkörper knorpeli-
ge Deckplatten als Wachstumszonen erhalten.
Noch länger zieht sich der Abschluss der Ver-
geht aus dem dichteren, jetzt oberen Segmentabschnitt knöcherung hin. Zwar ist der knöcherne Schluss des
hervor (. Abb. 9.4 a, b). Wirbelbogens schon nach dem 1. Lebensjahr erreicht,
Im Bereich des jeweiligen neuen Grenzgebietes zwi- die knöchernen Randleisten (7 S. 229) an der Ober-
schen den Wirbelanlagen entsteht auch ein Foramen in- und Unterseite der Wirbelkörper treten aber erst um
tervertebrale (7 oben), durch das die Spinalnerven das 10. Lebensjahr auf. Zu gleicher Zeit bilden sich auch
(7 S. 201) die ihnen zugeordnete Muskelanlage errei- an den Spitzen der Querfortsätze und des Dornfortsat-
chen (. Abb. 9.3). zes sekundäre Ossifikationszentren. Erst um das 25. Le-
Die Wirbelbögen gehen aus dorsal gerichteten Neu- bensjahr entsteht ein einheitlicher Knochen.
ralfortsätzen der Wirbelanlage hervor (. Abb. 9.3 d).
232 Kapitel 9 · Rücken
* Zu diesem Zeitpunkt stoppt die Ossifikation. Die sternumnahen knorpeligen Abschnitte bleiben als spätere Cartilago costalis
erhalten. Es folgen aber die üblichen Vorgänge für das Längen- und Dickenwachstum
9
Das Os sacrum entsteht durch Verschmelzung von fünf 4 Spina bifida (Rhachischisis): das Schlussstück (La-
Wirbelanlagen mit allen Anteilen. Die Knochenkerne mina) des Os sacrum oder der Wirbel fehlen; da-
(jeweils drei) treten in den fünf Wirbelkörperanteilen durch verschmelzen die beiden Bogenhälften nicht;
im 4., in den Rippenanlagen (später Partes laterales) diese Fehlbildung kann mit schweren Missbildungen
im 5.–7. Entwicklungsmonat auf. Die Verschmelzung des Rückenmarks und seiner Hüllen einhergehen
der verschiedenen Verknöcherungszentren zu einem (. Abb. 728)
gemeinsamen Knochen erfolgt im 4.–5. Lebensjahr. 4 Blockwirbelbildung infolge unterschiedlicher Tren-
Die Lineae transversae werden erst ab dem 20. Lebens- nung der Sklerotome; es resultieren miteinander
jahr ossifiziert. verschmolzene Wirbelkörper
4 Chordome: Geschwülste an der Schädelbasis aus
Entwicklungsstörungen. Sie können zu Variabilitäten Resten der Chorda dorsalis
der Wirbelsäule und Spaltbildungen führen:
4 Bildung eines 6. Lendenwirbels, als Beispiel für eine
Vermehrung der Wirbelzahl 9.1.4 Verbund der Wirbelsäule
4 Atlasassimilation als Fortsetzung der Verschmelzung
des Sklerotommaterials der vier oberen Somiten
Wichtig | |
(7 oben); Atlas und Os occipitale sind mehr oder
weniger verwachsen Die Wirbel sind durch Disci intervertebrales, Ge-
4 Sakralisation: der 5. Lendenwirbel wird ins Kreuz- lenke und Bänder miteinander verbunden.
bein aufgenommen
4 Lumbosakraler Übergangswirbel: einseitige Ver-
schmelzung des 5. Lendenwirbels mit dem Kreuz- Disci intervertebrales
bein; diese Asymmetrie kann eine Skoliose (7 S. 242)
bedingen Bandscheiben (Disci intervertebrales, Zwischenwirbel-
4 Lumbalisation: der oberste Sakralwirbel ist in die scheiben) befinden sich zwischen den Wirbelkörpern,
Lendenwirbelsäule eingegliedert mit deren Deckplatten sie verwachsen sind. Sie machen
4 Spaltbildungen: Wirbelbogenspalten entstehen ein Viertel der Gesamtlänge der Wirbelsäule aus. Die
durch mangelhaften Verschluss der Neuralfortsätze Form der Bandscheiben ist abschnittsweise verschieden.
a9.1 · Wirbelsäule, allgemein
233 9
Insbesondere nehmen die Bandscheiben in kraniokau- Zwischenwirbelgelenke
daler Richtung an Umfang und Höhe zu und in den
Krümmungen der Wirbelsäule haben sie Keilform. Die Articulationes zygapophysiales (Zwischenwirbelgelen-
Bandscheiben tragen wesentlich zur Eigenform und ke), auch kleine Wirbelgelenke oder, da sie die Wir-
durch ihre Komprimierbarkeit zur Federung der Wir- belbögen verbinden, Wirbelbogengelenke genannt. Sie
belsäule bei. Immer stehen die Bandscheiben unter Be- befinden sich jeweils zwischen einem oberen und einem
lastungsdruck, der im Liegen etwa 70 N beträgt, beim unteren Gelenkfortsatz (Processus articularis superior
Stehen, Sitzen, Heben und Tragen aber erheblich zu- et inferior, 7 oben). Sie sind Anteile der Bewegungsseg-
nimmt. mente (7 unten). Die Bewegungen in den Einzelgelen-
ken sind relativ gering. Sie wirken durch Summation.
Bandscheiben bestehen aus Die Bewegungsrichtung hängt von der Stellung der
4 einem festen Faserring (Anulus fibrosus) Gelenke ab (7 unten, . Abb. 9.2).
4 einem druckfesten Gallertkern im Zentrum (Nu-
cleus pulposus) > Klinischer Hinweis
Beim Morbus Bechterew (Spondylarthritis ankylopoetica)
kommt es zur Verknöcherung der kleinen Wirbelgelenke
Der Anulus fibrosus ist ein Ring aus Faserknorpel H19. und der Zwischenwirbelscheiben mit schmerzhafter Verstei-
Seine Kollagenfasern strahlen in die Randleisten und fung der Wirbelsäule.
Deckplatten der Wirbelkörper ein.
Bewegungssegmente
Der Nucleus pulposus ist ein Relikt der Chorda dorsalis
(7 S. 110), wobei Chordagewebe durch gallertiges Bin- Wichtig | |
degewebe ersetzt wurde.
Die Bandscheiben sind ab dem 4. Lebensjahr gefäß- Die Bewegungssegmente sind die Funktionsein-
frei und werden durch Diffusion ernährt. Bei nachlas- heiten der Wirbelsäule. Sie bestehen jeweils aus
sendem Druck, z. B. beim Liegen, kommt es zu einem zwei benachbarten Wirbeln mit der dazugehöri-
Einstrom von Wasser und Nährstoffen. Dabei erhöht gen Bandscheibe (ventral gelegen) und den da-
sich der Wassergehalt vor allem in den Nuclei pulposi zugehörigen Wirbelbogengelenken (dorsal gele-
und die Bandscheiben werden höher. Bei Belastung gen).
wird Flüssigkeit mit Stoffwechselendprodukten aus
den Bandscheiben abgegeben, die Nuclei pulposi verlie- Die Wirbelsäule hat 25 Bewegungssegmente, nämlich
ren Wasser und die Bandscheiben werden niedriger. zwischen den 24 präsakralen Wirbeln und dem Os sac-
rum.
> Klinischer Hinweis
Bandscheibenveränderungen beginnen bereits in frühen Le- i Zur Information
bensjahren, zunächst ohne Auswirkungen. Übermäßiger Die Bewegungssegmente gehen auf die Somiten des paraxia-
Druck sowie mangelnde Bewegungen führen jedoch zur Be- len Mesoderms zurück (7 S. 115). . Abbildung 9.4 erläutert
schleunigung degenerativer Veränderungen mit Rissen und die Zusammenhänge. Sie zeigt, dass der untere Teil des obe-
evtl. Spaltbildungen im Anulus fibrosus, der dadurch dem ren und der obere Teil des unteren Wirbels einschließlich der
Druck des Nucleus pulposus nachgibt. In der Folge kann es Bandscheibe ursprünglich Anteil eines Somiten sind. Die Um-
zu einer begrenzten, evtl. reversiblen Vorwölbung (Protrusion) lagerungen haben dann aber die Wirbelkörper hälftig aus be-
oder einem irreversiblen Vorfall (Prolaps) von Bandscheiben- nachbarten Somiten entstehen lassen.
material kommen. Diese können durch Reizung der Nerven-
wurzeln zu Taubheitsgefühl, Schmerzen und Lähmungen Die Bewegungen in den Segmenten erfolgen jeweils um
führen. Die Schmerzen erhöhen die Muskelspannung, da- den Nucleus pulposus der Bandscheibe als Drehpunkt
durch wird der Reiz verstärkt.
(. Abb. 9.5). Ein Abgleiten der Wirbel nach vorne wird
Noch stärker als Protrusionen oder Prolaps fallen Band-
scheibenlockerungen ins Gewicht, da es dabei zu Verschiebun-
durch das zugehörige Wirbelbogengelenk verhindert.
gen der Wirbel in den Wirbelgelenken kommen kann. Bevor- Unterstützend wirken die Bänder zwischen den Dorn-
zugt sind der Hals- und Lendenbereich. fortsätzen (7 unten).
234 Kapitel 9 · Rücken
. Abb. 9.5 a–c. An den Bewegungen in den Bewegungssegmen- scheibe. a Ruhestellung; b Kippung nach vorne; c Kippung nach
ten sind die Zwischenwirbelscheiben und die kleinen Wirbelge- hinten
lenke beteiligt. Der Drehpunkt ist der Nucleus pulposus der Band-
a9.1 · Wirbelsäule, allgemein
235 9
weg, alle Bandzüge zwischen Quer- und Dornfort-
sätzen wirken einer übermäßigen Ventralflexion
der Wirbelsäule entgegen
4 Lig. nuchae (Nackenband); es verbindet das Hinter-
haupt (Protuberantia und Crista occipitalis externa)
mit dem Lig. supraspinale der Halswirbel, es steht
mediosagittal und besteht aus Kollagen- und elasti-
schen Fasern; mit ihm sind Muskeln des Nackens
verwachsen
4 Ligg. sacrococcygea (zwischen Kreuzbein und Steiß-
bein)
Foramina intervertebralia
Wichtig | |
Foramina intervertebralia liegen zwischen be-
nachbarten Wirbeln und sind Öffnungen der
Wirbelsäule für Spinalnerven.
9.2.1 Halswirbelsäule
Osteologie: einzelne Wirbel
Wichtig | |
Die Halswirbelsäule ist der beweglichste Teil der
Wirbelsäule. Sie verbindet Kopf und Rumpf.
9
Osteologie der Halswirbel
Atlantookzipitalgelenk ++ ++ + –
Atlantoaxialgelenke – – – +++
Brustwirbelsäule + + + ++
Lendenwirbelsäule + ++ + (+)
Wichtig | |
In der Brustwirbelsäule sind vor allem Rotati-
onsbewegungen, aber auch ventrale, dorsale
und laterale Flexionen möglich (. Tabelle 9.2).
Außerdem haben Brustwirbel gelenkige Verbin-
dungen mit den Rippen.
9.2.5 Steißbein
M. serratus Dornfortsätze der beiden 2. oder 3.–5. Rippe Mitwirkung Rr. anteriores
posterior untersten Hals- und beiden jeweils lateral vom bei der Inspiration der Spinalnerven
superior obersten Brustwirbel Angulus costae
Unter Berücksichtigung ihrer Aufgaben werden die tie- Jedes der aufgeführten Systeme besteht aus einzelnen
fen Muskeln auch unter der Bezeichnung M. erector spi- Muskeln (. Tabellen 9.3 bis 9.8), die teils kuÈrzere Mus-
nae zusammengefasst. kelzuÈge haben, die die Fortsätze benachbarter Wirbel
244 Kapitel 9 · Rücken
. Abb. 9.12. Systeme der tiefen autochthonen Rückenmuskula- nur das Prinzip der einzelnen Systeme dar, jedoch nicht alle Mus-
tur. Rot lateraler Trakt (Longissimusgruppe, Iliokostalisgruppe keln
und M. splenius), schwarz medialer Trakt. Die Zeichnung stellt
verbinden, teils laÈngere, die mehrere Wirbel übersprin- Auf die Beschreibung der einzelnen autochthonen
gen und im Wesentlichen gerade aufwärts ziehen. Rückenmuskeln wird verzichtet. Jedoch geben die
Letztlich wirken aber alle paravertebralen Muskeln – . Tabellen 9.3 bis 9.8 Auskunft über Ursprünge, Ansätze
direkt oder indirekt – auf die Zwischenwirbelgelenke, und Funktionen aller einschlägigen Muskeln einschließ-
die sie entweder durch einen ausgewogenen Tonus in lich ihrer Innervation. Im Folgenden werden die Zusam-
Ruhelage halten und damit die Wirbelsäule bzw. den menhänge dargestellt.
Rücken stabilisieren oder bei einer Änderung des Tonus
(Kontraktion, Erschlaffung) bewegen.
Medialer Trakt. Die größte Muskelmasse findet sich im
Bereich der Lendenwirbelsäule. Sie besteht aus den in
> Klinischer Hinweis der Tiefe gelegenen Anteilen des M. multifidus
Häufig wird die autochthone Rückenmuskulatur mit den
Seilzügen einer Schiffstakelage verglichen, bei der jede Verän- (. Tabelle 9.5), der in mehreren Schichten schräg von
derung an einer Stelle an einer anderen ausgeglichen werden der Seite nach medial verläuft. Weitere Anteile des M.
muss. multifidus finden sich im Brust- und Halsbereich des
a9.3 · Rückenmuskeln
245 9
. Tabelle 9.4. Autochthone Rückenmuskeln, interspinales und spinales System
M. spinalis cervicis Dornfortsätze Dornfortsätze des Streckung der HWS Rr. posteriores
des 4.–7. Hals- 2. und 3. Hals- der zervikalen
wirbels wirbels Spinalnerven
M. spinalis capitis Dornfortsätze zwischen Lineae einseitig: Drehung des Kopfes Rr. posteriores
(fehlt meistens) der unteren Hals- nuchales superior zur selben Seite der zervikalen
und oberen Brust- et inferior zusam- doppelseitig: Streckung Spinalnerven
wirbelsäule men mit dem M. im Atlantookzipitalgelenk
semispinalis capitis und in der HWS
M. rectus capitis Processus spinosus mittleres Drittel einseitig: Drehung und Neigung Äste aus dem
posterior major des Axis der Linea nuchalis des Kopfes zur selben Seite N. suboccipitalis
inferior doppelseitig: Streckung
im Atlantookzipitalgelenk
M. rectus capitis Tuberculum medial unterhalb einseitig: Neigung des Kopfes zur Äste aus dem
posterior minor posterius des der Linea nuchalis selben Seite N. suboccipitalis
Arcus posterior inferior doppelseitig: Streckung
des Atlas im Atlantookzipitalgelenk
Rückens, sind jedoch weniger kräftig. Die Muskulatur > Klinischer Hinweis
im Lendenbereich dient vor allem der Sicherung des Antagonistisch zu den Rückenmuskeln wirken der M. iliopso-
aufrechten Gangs beim Stehen und beim Gehen. Sie as und der M. quadratus lumborum. Der sehr kräftige M. iliop-
gleicht auch kleinste Schwankungen aus. soas (S. 530, . Abb. 12.48) gehört zu den inneren Hüft-
muskeln. Durch ihn wird der Verbund zwischen Wirbelsäule,
Becken und oberer Extremität hergestellt.
246 Kapitel 9 · Rücken
M. semispinalis Querfortsätze des Dornfortsätze des ähnlich wie der M. Rr. posteriores
cervicis (seine 1.–6. Brustwirbels 2.–7. Halswirbels semispinalis thoracis der Spinalnerven
Fasern übersprin-
gen 4–6 Wirbel)
M. semispinalis Querfortsätze zwischen Linea einseitig: Drehung des Kopfes Rr. posteriores
capitis (seine des 3. Hals- bis nuchalis superior zur Gegenseite, Neigung des der Spinalnerven
Fasern übersprin- 6. Brustwirbels und Linea nuchalis Kopfes zur gleichen Seite
gen 4–6 Wirbel) inferior am Hinter- doppelseitig: Streckung im
haupt Atlantookzipitalgelenk und
der HWS
9 Mm. multifidi Facies dorsalis Dornfortsätze einseitig: Drehung der Rr. posteriores
(ihre Fasern des Os sacrum, der Lenden- und Wirbelsäule zur Gegenseite der Spinalnerven
überspringen Processus mamilla- Brustwirbel sowie (nicht in der LWS)
2–3 Wirbel) res der Lendenwir- des 2.–7. Hals- doppelseitig: Streckung
bel, Querfortsätze wirbels
der Brustwirbel,
Processus articula-
res der 4 unteren
Halswirbel
Mm. rotatores Processus Basis der Dorn- Streckung in der LWS; sehr Rr. posteriores
lumborum (ziehen mamillares der fortsätze, geringe Wirkung (in der LWS der lumbalen
zum nächst- Lendenwirbel Wirbelbögen sind kaum Drehungen Spinalnerven
höheren Wirbel) möglich)
Mm. rotatores Querfortsätze Basis der Dorn- Streckung und Rotation Rr. posteriores
thoracis (ziehen der Brustwirbel fortsätze, der BWS der thorakalen
zum nächst- oder Wirbelbögen Spinalnerven
übernächst-
höheren Wirbel)
Mm. rotatores Quer- und Gelenk- Basis der Dorn- Streckung und Rotation der Rr. posteriores
cervicis (ziehen fortsätze der Hals- fortsätze, HWS; sehr geringe Wirkung der zervikalen
zum nächsthöheren wirbel Wirbelbögen Spinalnerven
Wirbel)
Zum medialen Trakt gehören ferner die kürzesten und gungen möglich sind. Im Lendenwirbelbereich ist dage-
am tiefsten gelegenen Muskeln des Rückens, die beson- gen die Rotation durch das Fehlen eines gemeinsamen
ders im Brustwirbelbereich ausgebildeten Drehmuskeln Krümmungsradius der Gelenkflächen der beiden Pro-
(Mm. rotatores) (. Tabelle 9.5), wo stärkere Drehbewe- cessus articulares sehr stark eingeschränkt.
a9.3 · Rückenmuskeln
247 9
. Tabelle 9.6. Autochthone Rückenmuskeln, spinotransversales System
M. splenius Processus spinosus Tuberculum einseitig: Drehung der HWS Rr. posteriores
cervicis des 3.–6. Brust- posterius des zur selben Seite der Spinalnerven
wirbels und Lig. 1.–3. Halswirbels doppelseitig: Streckung
supraspinale der HWS
M. splenius Processus spinosus laterale Hälfte einseitig: Drehung und Rr. posteriores
capitis des 3. Hals- bis der Linea nuchalis Neigung zur selben Seite im der Spinalnerven
3. Brustwirbels superior bis zum Atlantookzipitalgelenk und
Processus der HWS
mastoideus doppelseitig: Streckung im
Atlantookzipitalgelenk und
der HWS
M. obliquus Processus spinosus Processus Drehung in der Articulatio Äste aus dem
capitis inferior des Axis transversus atlantoaxialis mediana N. suboccipitalis
des Atlas et lateralis
Mm. intertransversarii Processus mamillares Processus mamillares einseitig: Seitwärts- Rr. posteriores
mediales lumborum und Processus und Processus neigung der LWS der lumbalen
accessorii der accessorii der Spinalnerven
Lendenwirbel Lendenwirbel
Mm. intertransversarii Processus transversus Processus transversus einseitig: Seitwärts- Rr. posteriores
thoracis (inkonstant) der Brustwirbel der Brustwirbel neigung der BWS der thorakalen
Spinalnerven
M. obliquus capitis Processus transversus seitlich an der Linea Streckung und Seit- N. suboccipitalis
superior des Atlas nuchalis inferior wärtsneigung des
Kopfes im Atlanto-
okzipitalgelenk,
Drehung des Kopfes
zur Gegenseite
Lateraler Trakt. Er hat die längsten Muskelzüge. Vom Be- und tragen bei einseitiger Innervation zur Seitennei-
cken ausgehend erreichen sie die Querfortsätze der Wir- gung der Wirbelsäule (des Rumpfes) bei.
bel bzw. die Rippen. Sie wirken vor allem bei Streckung
248 Kapitel 9 · Rücken
. Tabelle 9.8. Autochthone Rückenmuskeln, sakrospinales System und Mm. levatores costarum
M. iliocostalis Labium externum Angulus costae der Streckung und Rr. posteriores
lumborum der Crista iliaca, 5. oder 6.–12. Rippe Seitwärtsneigung der Spinalnerven
Facies dorsalis des der BWS und LWS;
Os sacrum u. Fascia Exspiration
thoracolumbalis
M. iliocostalis Angulus costae der Angulus costae der Streckung und Seit- Rr. posteriores
thoracis 6 kaudalen Rippen 6 kranialen Rippen wärtsneigung der der thorakalen
BWS; Exspiration Spinalnerven
M. iliocostalis Angulus costae Tuberculum posterius Streckung und Seit- Rr. posteriores
cervicis der 3.–6. Rippe des 3.–6. Halswirbels wärtsneigung der der Spinalnerven
HWS; Inspiration
M. longissimus Facies dorsalis des Querfortsätze der Streckung und Seit- Rr. posteriores
thoracis Os sacrum, Dornfort- Brust- und Lenden- wärtsneigung der der Spinalnerven
sätze der Lenden- wirbel an der 2.–12. BWS und LWS;
9 wirbel, Querfortsätze Rippe Exspiration
der unteren BWS Angulus costae und
Tuberculum costae
M. longissimus Querfortsätze des Tubercula posteriora Streckung und Seit- Rr. posteriores
cervicis 1.–6. Brustwirbels des 2.–7. Halswirbels wärtsneigung der der Spinalnerven
HWS und oberen
BWS
Mm. levatores Querfortsätze des 7. breves: nächst tiefere Streckung und Seit- Rr. posteriores
costarum breves Hals- bis 11. Brust- Rippe; wärtsneigung der der Spinalnerven
et longi wirbels longi: übernächst Wirbelsäule, gering-
tiefere Rippe fügige Drehwirkung
in der unteren BWS
Wichtig | |
> Klinischer Hinweis
Obgleich die Kopfgelenke (zwischen Hinterhaupt und den
Die Faszien des Rückens umhüllen die tiefe
oberen zwei Halswirbeln) so angeordnet sind, dass das Kopf- Muskulatur und führen sie.
gewicht auf die Wirbelsäule übertragen wird, sinkt der Kopf
doch beim Nachlassen des Tonus der Nackenmuskulatur nach
Das tiefe paravertebrale Muskelsystem setzt sich deut-
vorne, z. B. beim Einschlafen im Sitzen.
lich von seiner Umgebung ab, im Brust- und Lenden-
bereich durch die Fascia thoracolumbalis und im Hals-
Charakteristisch für die Nackenmuskulatur ist ein ange-
bereich durch die Fascia nuchae. Dadurch befindet sich
deuteter Schichtenbau, wobei die Schichten jedoch nicht
die paravertebrale Muskulatur in einer eigenen Loge,
in sich geschlossen sind.
osteofibröser Kanal. Aufgelagert sind den Faszien die
Schichten der Nackenmuskulatur
sekundär eingewanderten Muskeln (M. trapezius, Mm.
4 Oberflächlich M. trapezius (eingewanderter sekundärer rhomboidei, M. latissimus dorsi).
Rückenmuskel, . Tabelle 12.2)
4 Mm. splenius cervicis et capitis (. Tabelle 9.6) Fascia thoracolumbalis. Sie befestigt sich mit ihrem tie-
4 M. semispinalis capitis (. Tabelle 9.5), der teilweise den fen Blatt an der 12. Rippe, an den Processus costales der
M. semispinalis cervicis überlagert Lendenwirbel und an der Crista iliaca, mit ihrem ober-
4 M. iliocostalis cervicis (. Tabelle 9.8) flaÈchlichen Blatt an den Dornfortsätzen. Beide Blätter
4 Mm. longissimus cervicis et capitis (. Tabelle 9.8) vereinigen sich lateral vom M. iliocostalis. Das ober-
4 kurze Nackenmuskulatur (7 unten) flächliche Blatt dient außerdem als Ursprungsaponeuro-
4 in der Tiefe des Nackens obere Anteile des M. multifidus
se für den M. latissimus dorsi (. Tabelle 12.3) und für
(. Tabelle 9.5) sowie
den M. serratus posterior inferior (. Tabelle 9.3). Am
Mm. rotatores cervicis (. Tabelle 9.5) und
Mm. spinalis cervicis et capitis (. Tabelle 9.4)
tiefen Blatt entspringt der M. obliquus internus abdomi-
nis (7 S. 310) und teilweise der M. transversus abdomi-
Kurze Nackenmuskeln (. Abb. 9.13). Folgende vier Mus- nis (7 S. 311). Die Festigkeit der Fascia thoracolumbalis
keln, die alle zur autochthonen Rückenmuskulatur ge- nimmt von unten nach oben ab; im Brustbereich ist sie
hören, bilden eine Funktionsgruppe: nur noch sehr dünn.
4 M. rectus capitis posterior minor (. Tabelle 9.4)
> Klinischer Hinweis
4 M. rectus capitis posterior major (. Tabelle 9.4) Durch die Fascia thoracolumbalis wird ein Verbund zwischen
4 M. obliquus capitis superior (. Tabelle 9.7) Rücken- und Bauchmuskulatur hergestellt, dem große physio-
4 M. obliquus capitis inferior (. Tabelle 9.6) therapeutische Bedeutung zukommt. So wirkt z. B. eine kräf-
Funktionell kommen noch der M. rectus capitis late- tige Bauchmuskulatur einer übermäßigen Lendenlordose und
ralis (7 S. 243) und der prävertebrale M. rectus capitis damit einer zu starken Beckenkippung entgegen und kann
dadurch eine »schlechte Haltung« und »Rückenschmerzen«
anterior hinzu.
verhindern. Ferner steigert eine trainierte Bauchmuskulatur
Die kurzen Nackenmuskeln dienen vor allem der den intraabdominalen Druck und wirkt dadurch stabilisierend
Feinsteuerung der Bewegungen in den Kopfgelenken: und entlastend auf die Wirbelsäule.
bei Rückwärtsneigen, Seitneigen und Drehung des Kop-
fes. Gemeinsam wirken sie bei der Streckung mit, da sie Fascia nuchae. Sie ist die kraniale Fortsetzung der Fascia
hinter der Beuge- und Streckachse der Kopfgelenke lie- thoracolumbalis. Medial ist sie mit dem Lig. nuchae ver-
gen. Im Übrigen beteiligen sie sich an den Drehbewe- wachsen und nach lateral durch die Faszie des M. leva-
gungen des Kopfes. Die Wirkung ist umso kräftiger, je tor scapulae (. Tabelle 12.2) mit der Lamina praever-
weiter sie von der Rotationsachse durch den Dens axis tebralis der Halsfaszie verbunden.
250 Kapitel 9 · Rücken
. Abb. 9.13 a, b. Kurze Nackenmuskeln und Nerven des Nackens. a Ansicht von dorsal. b Ansicht von lateral. h. Transversale Achse für das
Atlantookzipitalgelenk
a9.5 · Topographie und angewandte Anatomie des Rückens
251 9
Lumbalpunktion. Dabei wird die Punktionsnadel in den
Subarachnoidalraum unterhalb des Rückenmarks ein- > In Kürze
geführt. Bei gekrümmtem Rücken wird in der Median- Angelpunkt für das Verständnis der Wirbelsäule
ebene oberhalb des Wirbelbogens von L5 eingestochen. und die Funktion des Rückens sind die Bewe-
Die Nadel durchdringt das Lig. supraspinale und Lig. gungssegmente. Sie haben ihren Drehpunkt in
interspinale. Die Ligg. flava lassen dagegen in der Medi- den Nuclei pulposi der Disci intervertebrales.
anebene einen 2–3 mm breiten Spalt frei. Dann gelangt Die Bewegungen selbst werden in den »kleinen«
die Nadel in den mit Fettgewebe und Plexus venosus Wirbelgelenken zwischen den Processus articula-
vertebralis internus gefüllten spaltförmigen Epidural- res ausgeführt. Durch die Stellung der Gelenkflä-
raum und anschließend nach Durchstoßen der Dura chen werden die in den verschiedenen Wirbel-
mater und der Arachnoidea in den Liquorraum säulenabschnitten unterschiedlichen Bewe-
(. Abb. 15.70). Durch Liquorentnahme sinkt der Druck gungsrichtungen und durch den Bandapparat
im gesamten Liquorraum, was zu Kopfschmerzen und der Wirbelsäule der Bewegungsumfang festge-
Übelkeit führen kann. legt. Am umfangreichsten sind die Bewegungen
in der Halswirbelsäule. – Die Rückenmuskulatur
Epiduralanästhesie. Sie wird als Leitungsanästhesie für
gehört z. T. zum Schultergürtel (oberflächliche
die Plexus lumbalis et sacralis (7 S. 569) an gleicher Rückenmuskeln). Sie ist eingewandert. Die tiefen,
Stelle wie die Lumbalpunktion durchgeführt. Die Nadel autochthonen Rückenmuskeln sind ortsständig
durchdringt dabei das äußere Blatt der Dura (= Periost), entstanden. Sie sind überwiegend Halte-, nur
nicht jedoch das innere Blatt (7 S. 848). zum kleineren Teil Bewegungsmuskeln (Mm. ro-
tatores). Autochthone Rückenmuskeln werden
Trigonum lumbale. Es liegt im Bereich der hinteren
von dorsalen Ästen der Spinalnerven innerviert.
Bauchwand zwischen den Rändern des M. latissimus
dorsi und des M. obliquus externus abdominis.
10
Thorax
10.1 Gliederung des Thorax – 254
10.2 Brustdrüse – 256
10.3 Oberflächliche Thoraxmuskulatur – 258
10.4 Thoraxwand – 259
10.4.1 Knöcherner Thorax, Bänderthorax – 260
10.4.2 Tiefe Thoraxmuskulatur und Faszien des Thorax – 262
10.4.3 Gefäße und Nerven der Thoraxwand – 263
10 Thorax
In diesem Kapitel wird dargestellt, | Die Wand des Thorax stabilisieren die Rippen (Cos-
tae) und das Brustbein (Sternum). Der Thorax kann
wie durch die autochthone, d. h. am Ort entstandene Brust-
5 die Brustdrüse (Mamma) gebaut ist und muskulatur bewegt werden.
funktioniert,
5 der Thorax seinen inneren Organen Schutz Die Brusthöhle (Cavitas thoracis) gliedert sich in zwei
gewährt und durch seine Beweglichkeit der getrennte Pleurasäcke, die die Lungen (Pulmones; Sin-
Atmung dient, gular: Pulmo) umschließen, und ein Gebiet dazwischen
5 die Lungen im Cavum thoracis von zwei ge- (Mediastinum) (. Abb. 10.2).
trennten Pleurasäcken umschlossen werden,
zwischen denen sich das Mediastinum Zur Anschaulichkeit
befindet, Die Pleurasäcke sind bildlich gesehen von außen durch die
5 die Lunge gebaut ist, um den Austausch der Lungen – wie von einer Faust – eingestülpt. Hierdurch lagern
10 Atemgase zu ermöglichen, sich die Hüllen der Säcke eng aneinander und lassen lediglich
5 das Herz den Blutkreislauf in Gang hält, einen schmalen Spalt zwischen sich frei. Die Hülle, die unmit-
5 Herz, große Leitungsbahnen, Trachea und telbar der Lunge anliegt, ist das Lungenfell (Pleura pulmonalis/
Bronchien, Ösophagus und Thymus im visceralis), die Hülle am Thorax ist das Rippenfell (Pleura pa-
Mediastinum untergebracht sind. rietalis) (7 unten). Der Spalt dazwischen wird als Pleu-
ra»höhle« bezeichnet.
Kernaussagen |
Die Brustdrüse der Frau
5 besteht aus 15–20 Drüseneinheiten,
5 ist in Lappen und Läppchen gegliedert,
5 unterliegt zyklischen Veränderungen,
5 bildet beim Stillen durch apokrine und
ekkrine Sekretion Milch.
Auch auf dem Lymphweg kann es beim Mammakarzi- 10.3 Oberflächliche Thoraxmuskulatur
nom zu Metastasen kommen, zunächst in den regionä-
ren Lymphknoten (7 oben).
Kernaussagen |
5 Die oberflächliche Thoraxmuskulatur gehört
> In Kürze
zur Schultermuskulatur. Sie ist nicht orts-
Die Mamma besteht aus 15–20 tubuloalveolären ständig entstanden.
Drüsen, die durch umgebendes Binde- und Fett-
gewebe in Lobi und Lobuli gegliedert werden.
Oberflächliche Thoraxmuskeln (. Abb. 10.7, . Tabelle
Die Drüsenausführungsgänge münden auf der
10.1) sind:
Brustwarze. Auch die ruhende Mamma unterliegt
4 M. pectoralis major
zyklischen Veränderungen mit Sprossung, Län-
4 M. pectoralis minor
genwachstum und Rückbildung von Ductus lacti-
4 M. subclavius
feri und Endstücken. Während des Stillens
kommt es hormonell geregelt zur apokrinen Sek-
> Hinweis
retion der Fettanteile und zur ekkrinen Abgabe Die Muskeln entspringen zwar an der vorderen Thoraxwand,
der Proteine der Milch. Der Lymphabfluss erfolgt gehören aber hinsichtlich Herkunft, Funktion und Innervation
überwiegend zu den regionären Lymphknoten (durch Äste aus dem Plexus brachialis) zur Muskulatur des
der Axilla. Schultergürtels (. Tabelle 12.2). Auf den Thorax wirken sie le-
diglich bei aufgestütztem Arm als Atemhilfsmuskeln (. Tabel-
le 10.3).
10
M. pectoralis major
Pars clavicularis Mediale Hälfte Crista tuberculi Innenrotation, Adduktion, N. pectoralis
der Klavikula majoris humeri Anteversion, Inspiration medialis und N.
bei aufgestützten Armen pectoralis lateralis
Pars Manubrium sterni,
sternocostalis Corpus sterni,
2.–7. Rippenknorpel
Pars vorderes Blatt Senkung der Schulter
abdominalis der Rektusscheide
M. subclavius vordere Fläche der 1. untere Fläche hält die Klavikula im N. subclavius
Rippe an der Knorpel- der Extremitas Sternoklavikulargelenk, (Plexus brachialis)
Knochen-Grenze acromialis polstert die Vasa subclavia
der Klavikula
Die Wand des Thorax besteht aus (. Abb. 10.1) leisten, die zunächst die Knorpelanlage des Sternums bilden.
4 Anteilen des Skeletts (knöcherner Thorax) Die folgende Verknöcherung ist erst im 20. bis 25. Lebensjahr
4 Bandapparat (Bänderthorax) abgeschlossen.
4 autochthonen tiefen Brustmuskeln
Der Thorax ist als Ganzes beweglich. Rippen
Wichtig | |
10.4.1 Knöcherner Thorax, Bänderthorax Die 2.–11. Rippe (Costa) weist jeweils eine
Osteologie: Thorax Flächenkrümmung, eine Kantenkrümmung und
eine Torsion um ihre Längsachse auf.
Wichtig | |
Die Grundlage des Thorax ist ein bewegliches Gemeinsam ist allen Rippen ein längerer knöcherner
Gerüst aus Knochen, Gelenken und Bändern. hinterer Teil und ein kürzerer knorpeliger ventraler Teil
(Cartilago costalis) (. Abb. 10.1).
Zu knöchernem Thorax und Bänderthorax gehören: Unterschiedlich angeordnet ist der ventrale Bereich der
4 12 Rippenpaare (Costae) Rippen. Dort stehen die Rippen 1–7 direkt mit dem Ster-
4 Brustbein (Sternum) num in Verbindung (Costae verae), die 8.–10. Rippe je-
4 Brustwirbel ( Vertebrae thoracicae) doch jeweils mit der darüber gelegenen (Costae affixae).
4 Bandapparat Die Rippen 11–12 enden frei (Costae fluctuantes). Die
Zwischen den Rippen befinden sich Interkostalräume Costae affixae bilden den knorpeligen Rippenbogen (Ar-
(Zwischenrippenräume). cus costalis) (. Abb. 10.1).
10
Alle knöchernen Teile des Thorax sind durch Gelenke Bau der Rippen. Der Rippenkopf (Caput costae) der
miteinander verbunden: 2.–10. Rippe hat zwei Gelenkflächen, die durch eine
4 die Rippen mit den Brustwirbeln durch Articulatio- Leiste getrennt sind. Sie artikulieren mit zwei benach-
nes costovertebrales barten Wirbeln. Anders die 1., 11. und 12. Rippe; sie ha-
4 die Rippen mit dem Brustbein durch straffe Articu- ben jeweils nur eine Gelenkfläche für den entsprechen-
lationes sternocostales den Brustwirbel.
4 die Rippen 8–10 untereinander durch Articulationes Einem kurzen Halsabschnitt (Collum costae) folgt
interchondrales von einem Rippenhöcker ( Tuberculum costae) an der
Diese Konstruktion verleiht dem Thorax eine beträcht- Rippenkörper (Corpus costae).
liche Festigkeit bei hoher Viskoelastizität. So kann der Das Tuberculum costae artikuliert mit dem Brust-
Thorax seine inneren Organe, insbesondere Herz und wirbelquerfortsatz (Articulatio costotransversaria)
Lungen, schützen und sich bei der Atmung bewegen. (7 unten).
Das Corpus costae ist gekrümmt. Der Knick liegt im
Zur Entwicklung der Rippen und des Sternums dorsalen Teil (Angulus costae).
Die Rippen entwickeln sich aus Kostalfortsätzen der Wirbel-
Am Unterrand des Corpus costae jeder Rippe befin-
anlagen im Bereich des späteren Thorax (7 S. 231). Es entste-
det sich innen der Sulcus costae. In ihm verlaufen von
hen lange Knorpelspangen, die gegen Ende des 2. Monats zu
verknöchern beginnen. Ventral verbleiben jedoch Rippenknor- oben nach unten aufeinanderfolgend V. intercostalis,
pel (Cartilagines costales). Die Knorpel-Knochen-Grenze ver- A. intercostalis und N. intercostalis (. Abb. 10.8).
schiebt sich im Laufe des Lebens immer weiter zum Sternum
hin. > Klinischer Hinweis
Kostalfortsätze der Hals- und Lendenwirbel können über- Wegen der Lage von Gefäßen und Nerven ist bei Punktion der
zählige Rippen bilden, besonders beim 7. Halswirbel (Halsrip- Pleurahöhle die Nadel stets am oberen Rippenrand einzu-
pe) oder beim 1. Lendenwirbel (Lendenrippe). Andererseits führen.
kann die 12. Rippe fehlen.
Das Sternum geht an den ventralen Enden der Rippenanla- Der Rippenknorpel (hyaliner Knorpel) ist in der Kante
gen aus der Somatopleura hervor. Dort entstehen zwei Sternal- gebogen oder abgewinkelt.
a10.4 · Thoraxwand
261 10
4 Corpus sterni (Brustbeinkörper)
4 Processus xiphoideus (Schwertfortsatz)
Manubrium sterni. Das Manubrium sterni ist der ver-
breiterte obere Teil des Sternums. Der obere Rand ist
eingebuchtet (Incisura jugularis). Oberhalb davon liegt
die Fossa jugularis (Drosselgrube). Seitliche Einkerbun-
gen (Incisurae) dienen der gelenkigen Verbindung mit
dem Schlüsselbein und einer Knorpelhaft mit der 1. Rip-
pe (Synchondrosis costosternalis).
Mm. intercostales oberer Rand unterer Rand der verspannen die Rr. anteriores
interni der Rippen nächsthöheren Interkostalräume; (Nn. intercostales) der
Rippe (im Sulcus Exspiration thorakalen Spinalnerven
costae)
Mm. intercostales oberer Rand unten am inneren verspannen die Rr. anteriores
intimi der Rippen Rand der nächst- Interkostalräume (Nn. intercostales)
(inkonstant) höheren Rippe der thorakalen
(hinterer Rand des Spinalnerven
Sulcus costae)
Mm. subcostales sehnig am oberen dorsale Fläche der verspannen die Thorax- Rr. anteriores
Rand der kaudalen übernächsten oder wand, exspiratorische (Nn. intercostales) der
Rippen zwischen höherer Rippen Wirkung thorakalen Spinalnerven
Tuberculum und
Angulus costae
M. transversus dorsal am Processus mit 5 Zacken am verspannt die Thorax- Rr. anteriores
thoracis xiphoideus und unteren Rand wand, exspiratorische (Nn. intercostales) der
unteren Bereich des 2.–6. Rippen- Wirkung thorakalen Spinalnerven
des Corpus sterni knorpels
a10.4 · Thoraxwand
263 10
Sie setzt sich als verstärkte Membrana suprapleuralis
. Tabelle 10.3. Atem- und Atemhilfsmuskeln
über die Pleurakuppe und als Fascia phrenicopleuralis
Inspiratorisch wirkende Muskeln über dem Zwerchfell fort.
Atemmuskeln
10.4.3 Gefäße und Nerven der Thoraxwand
Zwerchfell
Mm. intercostales externi
Wichtig | |
Atemhilfsmuskeln Gefäße und Nerven der Thoraxwand sind seg-
Mm. scaleni (. Tabelle 13.14) mental angeordnet.
M. serratus posterior superior (. Tabelle 9.3)
M. serratus posterior inferior (. Tabelle 9.3) Die Arterien (. Abb. 10.9) gehen hervor:
M. serratus anterior bei festgestellter Skapula 4 dorsal überwiegend aus dem thorakalen Teil der
(. Tabelle 12.2) Aorta, die im hinteren Mediastinum liegt (7 S. 302):
M. sternocleidomastoideus (. Tabelle 13.14) Aa. intercostales posteriores,
M. pectoralis major et minor (. Tabelle 10.1) 4 ventral aus der A. thoracica interna, die im vorderen
Mediastinum verläuft (7 S. 304), bzw. deren Endast
Exspiratorisch wirkende Muskeln A. musculophrenica: meist zwei Rr. intercostales an-
teriores.
Mm. intercostales interni
In jedem Interkostalraum anastomosieren die A. inter-
Mm. subcostales
costalis posterior und Rr. intercostales anteriores mit-
M. transversus thoracis einander.
Bauchmuskeln
M. latissimus dorsi Einzelheiten zu den Aa. intercostales posteriores
Die Aa. intercostales posteriores I und II entspringen aus der
A. intercostalis suprema, einem Ast des Truncus costocervica-
richtung und Funktion der Externi und Interni sind gegensin- lis (7 S. a), die übrigen aus der Aorta, wobei die rechten Aa.
nig (. Abb. 10.1): Die Externi ziehen von außen oben nach in- intercostales posteriores die Wirbelsäule überqueren, da die
nen unten und bewirken die Inspiration. Die Interni ziehen von Aorta links von der Wirbelsäule liegt (. Abb. 10.9). Die Aa. in-
innen oben nach außen unten und unterstützen die Exspirati- tercostales posteriores geben Rr. spinales zur Versorgung des
on, die jedoch überwiegend passiv erfolgt. Rückenmarks ab.
Zur Inspiration kommt es, weil sich die Kontraktion aller
Externi summiert und der Thorax in seiner Gesamtheit be- > Klinischer Hinweis
wegt: Rippenbögen und Sternum heben sich. Dabei wird be- Bei Operationen an der thorakalen Aorta kann es bei Beein-
trächtigung der Rr. spinales zu Rückenmarkschädigungen
sonders der untere Bereich der Cavitas thoracis erweitert.
mit Querschnittslähmungen kommen.
Mm. intercostales intimi sind Abspaltungen der Mm. inter-
costales interni – beginnend am Angulus costae. Durch die Ab-
Venen. Der venöse Abfluss erfolgt durch Begleitvenen
spaltung entsteht ein Kanal für die Interkostalgefäße und -ner-
der Arterien, links über Vv. hemiazygos und hemiazy-
ven (7 oben, . Abb. 10.8). Zwischen Wirbelsäule und Angulus
costae verlaufen diese Leitungsbahnen in der Fascia endotho-
gos accessoria letzlich zur V. brachiocephalica, rechts
racica. über V. azygos zur V. cava sup. (7 unten).
muskeln (. Abb. 10.8). Sie haben motorische (Rr. mus- 10.5 Zwerchfell Thoraxraum, Zwerchfell
culares) und sensorische Anteile (Rr. cutanei). Die bei-
den ersten Interkostalnerven bilden Nn. intercostobra-
chiales, die sich mit zwei Hautnerven des Armes verbin- Kernaussagen |
den. Das Zwerchfell (Diaphragma)
10 Nn. intercostales VII-XI und der 12. Interkostalnerv 5 ist der wichtigste Atemmuskel,
als N. subcostalis. Sie versorgen motorisch und senso- 5 hat Öffnungen für Gefäße, Nerven und den
risch große Teile der Bauchwand. Ösophagus.
> In Kürze Das Zwerchfell ist ein platter, 3–5 mm dicker, quer-
gestreifter Muskel, der ein Gewölbe bildet (. Abb.
Die Thoraxwand besteht aus einem beweglichen
10.10), in dessen Kuppel eine Sehnenplatte liegt (Cent-
Gerüst aus Rippen und dem Brustbein. Heben
rum tendineum). Das Zwerchfell begrenzt die untere
und Senken des Thorax erfolgt durch Drehbewe-
Thoraxapertur und trennt Brust- und Bauchhöhle. Bei
gungen in den Kostovertebralgelenken. Dies
Einatmung flacht sich das Gewölbe des Zwerchfells
führt – gemeinsam mit der Kontraktion des
durch Kontraktion der Muskulatur ab (7 unten).
Zwerchfells – zur Erweiterung des Thoraxinnen-
raums. Veranlasst werden die Bewegungen vor Zur Entwicklung des Zwerchfells
allem durch die tiefen Thoraxmuskeln, die zu Das Zwerchfell entwickelt sich aus den Myoblasten des 3.–5.
den Atemmuskeln gehören. Die Mm. intercosta- Zervikalsegmentes. Sie wandern in sichelförmige Falten (Pli-
les externi wirken als »Rippenheber« und dienen cae pleuroperitoneales) ein, die zum Septum transversum gehö-
der Inspiration. Die Exspiration ist durch Rück- ren, einer Mesenchymplatte zwischen Herzanlage und Anlage
stellkräfte überwiegend passiv, kann aber durch der Leber. Mit fortschreitendem Wachstum kommt es zu einem
Deszensus des Zwerchfells. Hierauf geht die Innervation des
die Mm. intercostales interni forciert werden.
Zwerchfells durch den N. phrenicus aus dem Plexus cervicalis
Bei extremen Thoraxbewegungen wirken die
(hauptsächlich C4) zurück.
Atemhilfsmuskeln mit. Die Leitungsbahnen der
Thoraxwand sind als Aa., Vv. und Nn. intercosta-
Das Zwerchfell entspringt auf der Innenseite des unte-
les segmental angeordnet. Sie verlaufen über
ren Thoraxrandes (Sternum, Rippen) und dorsal an
weite Strecken gemeinsam im Sulcus costae am
der Lendenwirbelsäule. Entsprechend lassen sich unter-
Unterrand der Rippen.
scheiden (. Tabelle 10.4):
a10.5 · Zwerchfell
265 10
. Abb. 10.10. Zwerchfell in der Ansicht von vorne unten. Der Pfeil arcuatum mediale dextrum die Verlaufsrichtung des M. psoas
unter dem Lig. arcuatum laterale dextrum bezeichnet die Verlaufs- Thoraxraum: Zwerchfell
richtung des M. quadratus lumborum, der Pfeil unter dem Lig.
Hiatus aorticus zwischen den Partes mediales des Pars descendens aortae,
Crus dextrum et sinistrum in Höhe Ductus thoracicus
des 1. LW
Nachbarschaftsbeziehungen. Unter der rechten Zwerch- Innervation. Das Zwerchfell wird motorisch durch den
fellkuppel befindet sich die Leber, deren Area nuda dor- N. phrenicus (C4) und ggf. zusätzlich durch den Neben-
sal fest mit dem Centrum tendineum verwachsen ist. phrenicus (aus C3–C5) (7 S. 298) innerviert. Die Rr.
Auf der rechten Kuppel liegt der Lobus inferior der phrenicoabdominales des N. phrenicus führen sensori-
rechten Lunge. An die Unterseite der linken Zwerchfell- sche Fasern. Sie erreichen auch das Peritoneum parieta-
kuppel grenzen Magenfundus (hinter dem linken Leber- le des Oberbauchs.
lappen) und Milz. Der linken Zwerchfellkuppel aufgela-
gert ist der Lobus inferior der linken Lunge. Auf dem
> In Kürze
Herzsattel liegt das Herz, dessen Pericardium fibrosum
mit dem Centrum tendineum verwachsen ist (7 S. 264). Das Diaphragma bildet ein Gewölbe, in dessen
Dadurch wirken sich Lageveränderungen des Zwerch- Kuppeln das Centrum tendineum liegt. Die Mus-
fells auf die Herzlage aus (7 S. 284). Schließlich erreicht kulatur des Zwerchfells entspringt von der Innen-
im Trigonum lumbocostale die Niere mit ihrem oberen seite des Thoraxrandes und der Lendenwirbel-
Pol das Diaphragma (7 S. 381). säule und gliedert sich in Pars sternalis, Pars cos-
talis und Pars lumbalis. Die größten Öffnungen
im Diaphragma sind der Hiatus oesophageus,
Hiatus aorticus und das Foramen venae cavae.
Bei Zwerchfellkontraktionen (Einatmung) flacht
sich die Zwerchfellkuppel ab.
Kernaussagen |
5 Die Gestalt des Thorax variiert individuell.
5 Bei der Brustatmung wird die Brusthöhle vor
allem in transversaler und sagittaler Richtung
erweitert.
5 Bei der Bauchatmung kommt es durch Ab-
flachung des Zwerchfells zu einer Erweite-
rung der Brusthöhle vor allem in vertikaler
Richtung.
. Abb. 10.11. Veränderungen des Zwerchfellstandes, der Lungen- Größe, Form und Elastizität des Thorax hängen von Al-
grenzen und der Herzlage bei Ein- bzw. Ausatmung ter, Geschlecht und Konstitution ab.
268 Kapitel 10 · Thorax
Beim Kind ist der Thorax in der Ansicht von vorne Zu unterscheiden sind:
glockenförmig. Im Gegensatz zum Erwachsenen ist 4 Brustatmung (thorakale Atmung)
der sagittale Durchmesser größer als der transversale. 4 Bauchatmung (abdominale Atmung)
Dies geht auf die fehlende Brustkyphose zurück. Da-
durch stehen beim Kind die Rippen annähernd hori- Inspiration. Bei der Atmung kommt es vor allem zu Be-
zontal; die Zwerchfellatmung überwiegt. Erst durch wegungen in den Kostovertebralgelenken, zu Verän-
das Längenwachstum des Rumpfes kommt es beim Er- derungen der Rippenstellung und zu Kontraktion bzw.
wachsenen zur Steilstellung der Rippen und einer effek- Erschlaffung des Zwerchfells. Da die Fixpunkte der Rip-
tiveren Thoraxatmung (7 unten). pen dorsal liegen und höher als die ventralen Rippen-
Beim Greis sind die Rippen noch steiler abwärts ge- enden stehen, und die Bewegungen in den Kostover-
richtet und nur gering beweglich. tebralgelenken zu Drehbewegungen der Rippen um eine
Frauen haben meist einen schmäleren Thorax als Achse im Collum costae führen (. Abb. 9.8), werden bei
Männer. Der Thorax des Pyknikers ist fassförmig, der der Einatmung die vorderen Rippenenden angehoben.
des Leptosomen flach und schmal (»schmalbrüstig«). Dabei wandert das Brustbein nach vorn und oben und
der Brustraum erweitert sich in sagittaler Richtung.
> Klinischer Hinweis Hebt sich der vordere Teil des Brustkorbs, erweitert sich
Erkrankungen können die Form des Thorax verändern. So ist der Brustraum auch in transversaler Richtung, da der
bei der Rachitis der Thorax unten übermäßig erweitert. Beim mittlere Bereich jeder Rippe sowohl unterhalb des vor-
Emphysematiker (Emphysem: krankhafte Erweiterung der re-
deren als auch des hinteren Rippenendes liegt. Diese Be-
spiratorischen Anteile der Lunge) wird der Thorax fassförmig.
wegungen sind für die Brustatmung charakteristisch.
Variabilitäten. Die Trichterbrust ist eine angeborene Die vertikale Erweiterung des Brustraums erfolgt durch
Anomalie unbekannter Ursache, bei der Corpus sterni Kontraktion und Abflachung des Zwerchfells. Sie ist
10 und Rippenknorpel muldenförmig nach unten einge- charakteristisch für die Bauchatmung. In der Regel er-
sunken sind. gänzen sich Brust- und Bauchatmung zur gemischten
Atmung.
Bei der Kielbrust (Hühnerbrust) springen das Brust-
bein und vordere Anteile der Rippen kielartig vor, z. B.
bei Rachitis. Forcierte Inspiration. Bei vertiefter Inspiration wirkt die
Atemhilfsmuskulatur mit (. Tabelle 10.3). Beteiligt sind
Atemmechanik (. Abb. 10.12). Bei der Inspiration (Ein- die Mm. sternocleidomastoidei (7 S. 637, Halsmuskula-
atmung) kommt es durch Bewegungen des Thorax zur tur), wenn der Kopf zurückgenommen und die Halswir-
Erweiterung, bei der Exspiration (Ausatmung) zur Ver- belsäule gestreckt werden, die oberflächlichen Brust-
engung des Cavum thoracis. muskeln (Mm. pectorales 7 oben), wenn der Schulter-
gürtel durch Aufstützen der Arme festgestellt ist, und
die Mm. serrati posteriores inferiores, wenn die unteren
Abschnitte des Thorax erweitert werden sollen.
Cavitas pleuralis. Zwischen den beiden Pleurablättern Reserve- bzw. Komplementärräume (. Abb. 10.13). Im
befindet sich ein mit seröser Flüssigkeit gefüllter Spal- medialen und kaudalen Bereich der Pleurahöhle befin-
traum, die Pleurahöhle (Cavitas pleuralis). den sich tiefe Buchten (Recessus), in die sich bei tiefer
Einatmung die Lunge ausdehnen kann, ohne sie jedoch
i Zur Information vollständig zu füllen. Wichtig sind:
Die Cavitas pleuralis enthält etwa 5 ml einer viskösen, inkom- 4 Recessus costodiaphragmaticus (in der Axillarlinie
pressiblen Flüssigkeit, die gleichzeitig Haftung und Verschieb- 6–7 cm tief)
lichkeit der Pleurablätter ermöglicht. In der Pleurahöhle
4 Recessus costomediastinalis (besonders im Bereich
herrscht ein Unterdruck, der durch die Oberflächenspannung
in den Lungenalveolen und durch elastische Fasernetze im der Incisura cardiaca)
Lungengewebe hervorgerufen wird. Durch den Unterdruck 4 Recessus phrenicomediastinalis (dorsal zwischen
im Pleuraraum wird die Lunge an die parietale Wand der Pleu- Zwerchfell und Mediastinum)
rahöhle gezogen, so dass sie den Bewegungen der Brustwand
bei der Ein- und Ausatmung folgen kann.
Projektion der Pleuragrenzen auf die Thoraxoberfläche
(. Abb. 10.13, . Tabelle 10.6). Die Pleuraspitze befindet
> Klinischer Hinweis sich 3–4 cm oberhalb des 1. Rippenknorpels. Von hier
Eine Vermehrung der serösen Flüssigkeit im Pleuraraum (Pleu-
raerguss) liegt bei einer feuchten Rippenfellentzündung (Pleuri-
aus lässt sich die Pleuragrenze an der Hinterfläche des
tis) vor. In der Folge kann es zu Verwachsungen (Adhäsionen) Manubrium sterni bis zum Ansatz der 4. Rippe verfol-
zwischen Pleura parietalis und Pleura pulmonalis kommen, gen. In der rechten Sternallinie liegt sie in Höhe der 7.
die die Lungenbewegungen beeinträchtigen können. – Bei Rippe, der sie bis zur Medioklavikularlinie folgt. In
Eröffnung der Pleurahöhle, z. B. durch Messerstiche, wird der Axillarlinie schneidet sie die 10. (9.), in der Skapu-
die inkompressible Pleuraflüssigkeit durch Luft ersetzt und
die Kapillarattraktion zwischen den Pleurablättern aufgeho-
larlinie die 11. Rippe und zieht dann mehr oder weniger
ben (Pneumothorax): die Lunge kollabiert durch Zug der elas- steil zum 12. Brustwirbel. In der Axillarlinie besteht
10 tischen Fasern in Richtung auf das Hilum auf ein Drittel ihres durch den Recessus costodiaphragmaticus eine deutli-
ursprünglichen Volumens. che Differenz zwischen der unteren Lungengrenze und
der unteren Grenze der Pleura parietalis. Sie beträgt
. Abb. 10.13. Lungen- und Pleuragrenzen (rot) in der Ansicht von tebrallinie (e). Pfeil, Verschiebung der Lungengrenze bei forcierter
vorne (links) und von hinten (rechts); außerdem sind eingetragen: Atmung. Parallel zur 4. Rippe verläuft die Fissura horizontalis. Zwi-
Sternal- (a), Medioklavikular- (b), Axillar- (c), Skapular- (d), Paraver- schen Lungen- und Pleuragrenzen liegen die Komplementärräume
a10.7 · Brusthöhle
271 10
bei mittlerer Respirationslage ca. 5 cm (. Abb. 10.13, Die respiratorischen Abschnitte machen die Endab-
. Tabelle 10.6). schnitte des Bronchialbaums in den Lungen aus.
. Abb. 10.14 a–d. Entwicklung der Lungenanlage. a Bildung der (Embryo von 14 mm SSL); Lappenbildung bereits erkennbar; bron-
Laryngotrachealrinne, b Zustand der Abschnürung vom Verdau- chopulmonale Segmente angelegt (arabische Ziffern), Segment 6
ungsrohr (5 mm SSL). c Die Abschnürung ist erfolgt; Trachea z. T. verdeckt. Pfeile weisen auf die Stellen, an denen der Splanch-
und Ösophagus sind getrennt. Rechts sind 3 Lungenknospen, nopleuramantel vom Mediastinum abgetrennt wurde, also die
links 2 entstanden. Sie beginnen sich bereits wieder zu teilen Stellen des Umschlags vom viszeralen auf das parietale Blatt der
(9 mm SSL). d Entodermaler und mesenchymaler Anteil der Lunge Pleura. Aa. pulmonales in c rot eingezeichnet
Trachea und Bronchi H6, 69 Charakteristisch für die Wand der Trachea sind 10–20
hufeisenförmige, nach hinten offene Cartilagines tra-
Kernaussagen | cheales aus hyalinem Knorpel, die durch Kollagenfasern
(Ligg. anularia) sowie elastische Geflechte miteinander
10 5 Luftröhre und Hauptbronchien gehören zu
verbunden sind. Dorsalwärts sind die Knorpelspangen
den extrapulmonalen Luftwegen.
offen. Dort befindet sich ein System aus Bindegewebe
5 Die Luftröhre (Trachea) endet in Höhe des
und glatter Muskulatur (M. trachealis). Dieses System
4. Brustwirbels und teilt sich dann in einen
bildet die Rückwand der Trachea (Paries membranaceus)
rechten und linken Hauptbronchus.
(. Abb. 10.16).
5 Trachea und Hauptbronchien werden durch
Knorpelringe offen gehalten.
5 Die inneren Oberflächen von Trachea und > Klinischer Hinweis
Bei einer Stenose im Kehlkopf kann die Vorderwand der
Bronchien sind von einer Schleimhaut mit
Luftröhre zwischen 3. und 4. Trachealknorpel eröffnet werden,
Flimmerepithel, Becherzellen und neuro- um eine Kanüle einzuführen (Tracheotomie).
endokrinen Zellen bedeckt.
Die Bronchi principales (. Abb. 10.15) bilden die Fort-
Trachea (Luftröhre) (. Abb. 10.15). Die Trachea ist setzung der Trachea und liegen extrapulmonal im obe-
10–12 cm lang und hat einen mittleren Durchmesser ren Mediastinum (7 S. 298). Sie verzweigen sich auf bei-
von 12 mm. Sie gliedert sich in: den Seiten baumartig (Arbor bronchialis).
4 Pars cervicalis
4 Pars thoracica
Der Bronchus principalis dexter ist weitlumiger, steht
Die Pars cervicalis beginnt in Höhe des 6./7. Halswirbels steiler und setzt damit die Verlaufsrichtung der Trachea
am Ringknorpel des Kehlkopfs (. Abb. 13.44 a) und fort. Er gibt bereits nach einem Verlauf von 1–2 cm,
reicht bis zur Apertura thoracica superior. noch vor Erreichen des Lungenhilums den Bronchus
lobaris für den rechten Lungenoberlappen ab (. Abb.
Die Pars thoracica erstreckt sich bis zur Bifurcatio tra- 10.15). Der Bronchus principalis sinister ist mit 4–5 cm
cheae in Höhe des 4. Brustwirbels. Dort teilt sie sich doppelt so lang und verläuft horizontaler. Die Haupt-
in die beiden Hauptbronchien (Bronchus principalis si- bronchien bilden einen Winkel von ungefähr 708. Der
nister et dexter). Ins Lumen der Bifurcatio ragt eine Wandknorpel besteht teilweise aus Halbringen, teilweise
knorpelunterlegte Leiste vor (Carina tracheae). aus Knorpelplatten.
a10.7 · Brusthöhle
273 10
. Abb. 10.17 a, b. Lungen. a Rechte und linke Lunge von lateral: ke Lunge von medial: Facies mediastinalis. Dargestellt ist das Lun-
Facies costalis. Segmentgrenzen rot, Lungensegmente durch Zif- genhilum mit Arterien (schwarz), Venen (rot) und Bronchien (Bron-
fern gekennzeichnet (vgl. Abb. 10.15); Segment 7 ist nur auf der chus principalis sinister nicht bezeichnet). Die Lobi sind durch un-
mediastinalen Seite (b) der rechten Lunge zu sehen. Die Felderung terschiedliche Tönung voneinander abgegrenzt (in Anlehnung an
der Lungenoberfläche entspricht Lungenlobuli. b Rechte und lin- Feneis 1993)
Durch die Anordnung der Fissuren liegt der Lobus su- Die linke Lunge hat ein geringeres Volumen (1400 cm3)
perior vor allem dem oberen ventrolateralen Bereich, als die rechte (1500 cm3). Sie hat zwei Lappen, die durch
der Lobus medius dem unteren ventrolateralen und die Fissura obliqua getrennt sind. Der Verlauf der Fissu-
der Lobus inferior dem dorsalen unteren Bereich der ra obliqua links entspricht etwa dem der rechten Seite
Brustwand an (. Abb. 10.13). Entsprechend können (7 oben). Der Lobus superior grenzt vor allem an den
die Lungenlappen auskultiert werden. oberen ventrolateralen Bereich der Brustwand, der Lo-
Die mediale Oberfläche der rechten Lunge hat Kon- bus inferior an den dorsalen unteren (. Abb. 10.13).
takt mit Herzbeutel und Herz, V. cava inferior, V. cava Medial hat die linke Lunge Kontakt mit Herzbeutel
superior, V. azygos und Ösophagus, die im Mediastinum und Herz, Aortenbogen, thorakaler Aorta und Ösopha-
liegen. Die Lungenspitze steht in Verbindung mit der gus. Das Herz ruft in der linken Lunge eine tiefe Impres-
rechten A. und V. subclavia. sio cardiaca hervor und wird teilweise von einem zun-
genartigen Fortsatz des Lobus superior (Lingula pulmo-
nis) überdeckt.
276 Kapitel 10 · Thorax
Lungengrenzen in der Projektion auf die Körperoberflä- sind funktionelle Einheiten und können operativ ein-
che bei respiratorischer Mittelstellung (. Abb. 10.13, zeln entfernt werden.
. Tabelle 10.6): Die Bronchi segmentales teilen sich jeweils in 6–12
4 rechte Lunge: die Lungenspitze befindet sich 3–5 cm Bronchioli mit eigenen Ausbreitungsgebieten.
über der Klavikula in Höhe des 1. Brustwirbels: hier Die Bronchioli setzen sich in Bronchioli terminales
Auskultation der Lungenspitze. Hinter Manubrium (Durchmesser 0,5–0,8 mm) fort. Bis hierher reicht das
und Corpus sterni verläuft die Lungengrenze bis Luftleitungssystem. Diesem folgen die respiratorischen
zur 6. Rippe abwärts, der sie bis zur Medioklaviku- Endabschnitte (. Abb. 10.18) mit Bronchioli respiratorii,
larlinie folgt; in der mittleren Axillarlinie kreuzt sie Ductus alveolares, Sacculi alveolares und Alveoli. Die Al-
die 8., in der Skapularlinie die 10. und in der Para- veolengruppe, die von einem Bronchiolus terminalis
vertebrallinie die 11. Rippe mit Luft versorgt wird, wird als Azinus bezeichnet.
4 linke Lunge: die Grenzen verlaufen ähnlich wie
rechts, sie weichen nur in der Incisura cardiaca ab; > Klinischer Hinweis
dadurch folgt die Lungengrenze links der Sternal- Mittels Bronchoskopie kann die Schleimhaut des Bronchial-
baums untersucht werden. Mit Spezialinstrumenten lassen
linie nur bis zur 4. Rippe, zieht dann bogenförmig
sich Biopsien und therapeutische Eingriffe durchführen.
nach unten, um in der Medioklavikularlinie die 6.
Rippe zu erreichen. Der weitere Verlauf entspricht Wandbau. Die einzelnen Abschnitte des Bronchial-
dem der rechten Seite baums zeigen einen unterschiedlichen Aufbau
(. Tabelle 10.7, H69). Vor allem nimmt die Höhe
Veränderungen der Lungengrenze während der Atmung des Epithels nach distal ab, es wird immer flacher. Hin-
(. Abb. 10.11). Bei tiefer Einatmung tritt die untere zu kommt, dass in den Bronchioli sowohl Knorpel als
Lungengrenze aus der mittleren Respirationsstellung auch Drüsen fehlen. Dagegen nimmt die in Spiraltouren
10 (. Tabelle 10.6) ventral 2–3 cm, lateral und dorsal ca. angeordnete glatte Muskulatur zu. Sie kontrahiert sich
3–4 cm nach unten und bei tiefer Ausatmung um den postmortal, weshalb das Lumen der Bronchioli im his-
gleichen Betrag nach oben. Dadurch erreicht die untere tologischen Präparat häufig sternförmig erscheint.
Lungengrenze selbst bei tiefster Inspiration die Pleura- In den Bronchioli terminales treten sezernierende
grenze nicht (in der Skapularlinie die 12. Rippe). Oft Zellen, so genannte Clara-Zellen auf, die jedoch keinen
steht die untere Grenze der linken Lunge tiefer als die Schleim bilden. Sie geben Proteine ab, die vermutlich
der rechten. im Dienst der Abwehr stehen.
Der Gasaustausch zwischen Atemluft und Blut findet
Bronchialbaum H69 schließlich in den Alveolen statt. Vereinzelt gehen sie
von den Bronchioli respiratorii ab, finden sich aber über-
Wichtig | | wiegend als Aussackungen der Ductus alveolares und
Sacculi alveolares (. Abb. 10.18, H69).
Durch die starke Aufzweigung des Bronchial-
baums (Arbor bronchialis) entsteht in den respi-
ratorischen Endabschnitten eine große Oberflä- Lungenalveolen
che für den Austausch der Atemgase. Alveolen haben einen Durchmesser von 250–300 lm.
Ihre Wand wird von Alveolarepithel und Bindegewebe
Die Bronchi principales (7 S. 272) teilen sich in sekun- gebildet, in dem sich zahlreiche Kapillaren und elasti-
däre und tertiäre Bronchien (Bronchi lobares, Bronchi sche Fasern befinden ( H71). Voneinander sind die
segmentales) (. Abb. 10.15). Die Bronchi lobares ver- Alveolen durch Septa interalveolaria mit vereinzelten
sorgen die Lungenlappen. Durch Verzweigung der Bron- Poren getrennt (. Abb. 10.18). Bei mittlerer Atemtiefe
chi segmentales entstehen bronchopulmonale Segmen- beträgt die innere Oberfläche aller Alveolen etwa
te (rechts 10, links 9; . Abb. 10.17). Bronchien und Äste 140 m2.
der Lungenarterien verlaufen durch das Zentrum dieser Das Alveolarepithel besteht aus (. Abb. 10.18 b,
Segmente (»zentrosegmental«). Die Äste der V. pulmo- H69):
nalis verlaufen im Bindegewebe der Segmentgrenzen 4 Alveolarepithelzellen Typ I
(»intersegmental«). Die bronchopulmonalen Segmente 4 Alveolarepithelzellen Typ II
a10.7 · Brusthöhle
277 10
. Tabelle 10.7. Wandbau der luftleitenden Abschnitte der unteren Atemwege
. Abb. 10.18 a–c. Lunge, respiratorischer Abschnitt. a Ein Bron- Die Basallaminae (rot) von Kapillaren und Alveolarepithelzellen
chiolus respiratorius setzt sich in zwei Ductus alveolares fort. verschmelzen an der Kontaktstelle zu einer gemeinsamen Basalla-
Von hier gehen Sacculi alveolares und Alveolen aus H69. b In- mina. E Erythrozyt. c Blut-Luft-Schranke. Die Pfeile zeigen den Weg
teralveolarseptum. Im Bindegewebe zwei Kapillarquerschnitte. des Gasaustauschs
278 Kapitel 10 · Thorax
Im Mediastinum liegen in Bindegewebe eingebettet: Das Perikard (. Abb. 10.19) umschließt das Herz,
4 Herz mit Herzbeutel ermöglicht ihm reibungsfreie Kontraktionen und stabi-
4 Thymus bzw. Thymusrestkörper lisiert es in seiner Lage.
4 Trachea
4 Ösophagus Das Perikard besteht aus:
4 große Arterien: Aorta, Aa. pulmonales 4 Pericardium fibrosum, einem sehr festen äußeren
4 große Venen: V. cava superior, Vv. pulmonales Blatt
4 große Lymphbahnen: Ductus thoracicus und Lymph- 4 Pericardium serosum, einem sehr viel dünneren in-
knoten neren Blatt
4 Nerven: N. phrenicus, N. vagus, Grenzstrang des
Sympathikus Das Pericardium fibrosum verfügt über derbe Kollagen-
fasern in scherengitterartiger Anordnung und einge-
Alle Strukturen des Mediastinums werden durch Binde- lagerte elastische Fasernetze. Es verhindert eine extreme
gewebe in ihrer Lage gehalten, unterliegen aber durch Dilatation des Herzens, lässt aber eine Erweiterung bis
Atem- und Eigenbewegungen leichten Verschiebungen. zu 30% zu.
Gegliedert ist das Mediastinum in (. Abb. 10.2, Das Pericardium fibrosum ist durch Bindegewebe
10.32): locker mit der Pleura mediastinalis verbunden, mit
4 Mediastinum superius: oberhalb einer Horizontalen dem Centrum tendineum des Zwerchfells jedoch fest
durch den Angulus sterni und Thorakalwirbel 4 verwachsen. Straffe Faserzüge befestigen das Perikard
bzw. 5 ferner am Sternum (Ligg. sternopericardiaca), an der Bi-
4 Mediastinum inferius furcatio tracheae und den Bronchi principales (Memb-
– Mediastinum medium mit Herzbeutel, Herz und rana bronchopericardiaca).
10 großen Gefäßstämmen
Das Pericardium serosum (. Abb. 10.19) verfügt über die
– Mediastinum posterius, hinter dem Herzbeutel
gelegen 4 Lamina parietalis: sie liegt dem Pericardium fibro-
– Mediastinum anterius zwischen Herzbeutel und sum fest an
Sternum 4 Lamina visceralis (auch Epikard): sie ist durch eine
Tela subepicardialis mit dem Myokard verbunden.
Im Epikard verlaufen die Herzkranzgefäße und de-
10.8.1 Herzbeutel, Herz ren Äste
und große Gefäßstämme
Cavitas pericardiaca. Zwischen Lamina parietalis und
Lamina visceralis befindet sich ein Spaltraum mit
Bei Eröffnung des Thorax von ventral wird zunächst der
15–35 ml seröser Flüssigkeit. Der Spaltraum bildet die
Herzbeutel sichtbar.
Cavitas pericardiaca (Perikardhöhle) für Gleitbewegun-
gen bei Kontraktion (Systole) und Erschlaffung (Diasto-
le) des Herzens. Die beiden einander zugekehrten Seiten
Herzbeutel
der Laminae tragen einschichtiges transportierendes
Plattenepithel (Mesothel). Es handelt sich um eine serö-
Kernaussagen |
se Haut (Tunica serosa) (7 S. 330).
Das Perikard (Herzbeutel) Der Umschlag vom parietalen auf das viszerale Blatt
5 besteht aus Pericardium fibrosum und Peri- des Pericardium serosum befindet sich auf der Oberflä-
cardium serosum, che der großen Gefäße (. Abb. 10.19) bzw. bei der Aorta
5 hat einen Spaltraum (Perikardhöhle, Cavitas am Anfang des Arcus aortae, bei den anderen Gefäßen
pericardiaca), näher am Herzen. Diese Gefäße liegen also herznahe
5 umfasst das Herz weiträumig. mit im Herzbeutel.
Die Lamina visceralis des Pericardium serosum um-
scheidet einerseits gemeinsam Aorta und Truncus pul-
monalis (Ausstrombahnen), andererseits alle Venen (V.
a10.8 · Mediastinum
281 10
. Abb. 10.19 a, b. Perikard. a Nach Eröffnung des Herzbeutels und Entfernung des Herzens Blick auf das Perikard mit Sinus obliquus und
Sinus transversus. b Schichten des Herzbeutels
cava superior, V. cava inferior, Vv. pulmonales (= Ein- Gefäßversorgung. A. pericardiacophrenica aus der A.
strombahnen). Durch diese Trennung entsteht in der thoracica interna. Das gleichlautende venöse Gefäß
Perikardhöhle an der Umschlagsstelle zur Lamina visce- mündet in die V. brachiocephalica.
ralis (Epikard) der Sinus transversus pericardii (. Abb.
10.19). Ferner entsteht an den Umschlagstellen der La- Innervation. R. pericardiacus der Nn. phrenici, Äste des
mina visceralis von der Oberfläche der Venen auf das N. vagus und des Sympathikus.
Perikard der Sinus obliquus pericardii (. Abb. 10.19).
Hinsichtlich des Pericardium fibrosum ist zu beach- > Klinischer Hinweis
ten, dass es lediglich der Lamina parietalis des Pericar- Bei der Perikarditis kann die Herzfunktion durch Verwachsun-
dium serosum folgt. Es endet also an der Oberfläche der gen im Herzbeutel beeinträchtigt sein. Blutergüsse in den
Herzbeutel, z. B. nach Stichverletzungen, führen zu einer Herz-
Gefäße, an denen es befestigt ist.
beuteltamponade. Bei Reizung des parietalen Perikards kön-
nen via N. phrenicus Schmerzen in die supraklavikuläre Regi-
on der Schulter ausstrahlen.
282 Kapitel 10 · Thorax
> In Kürze
Das Pericardium fibrosum ist locker mit der Pleu-
ra mediastinalis, aber fest mit Hauptbronchien,
Sternum und Centrum tendineum des Zwerch-
fells verbunden. Zwischen parietalem und visze-
ralem Blatt des Pericardium serosum befindet
sich als Spalt mit seröser Gleitflüssigkeit die Cavi-
tas pericardiaca (Perikardhöhle). Bei eröffnetem
Herzbeutel und nach Entnahme des Herzens sind
der Sinus transversus pericardii und der Sinus
obliquus percardii zu erkennen.
Herz
. Abb. 10.21. Projektion der linken und rechten Herzränder auf ICR parasternal zum 5. ICR 1 cm medial der Medioklavikularlinie
die Körperoberfläche. Die Projektion des rechten Herzrandes (Ve- und wird von Aortenbogen, Pulmonalisbogen, linkem Herzohr
na cava superior, rechter Vorhof) verläuft 2 cm vom rechten Ster- und linker Kammer gebildet
nalrand. Der linke Herzrand projiziert sich als Bogen vom 2. linken
284 Kapitel 10 · Thorax
vikularlinie, wo der Herzspitzenstoß getastet wird. Der dialem Bindegewebe mit elastischen Fasern und ver-
Herzspitzenstoß entsteht dadurch, dass der linke Ventri- zweigten glatten Muskelzellen getragen wird. Hierdurch
kel bei Dilatation (Diastole) die innere Brustwand be- entsteht ein elastisch-muskulöses System, das das Endo-
rührt. kard den Volumenänderungen des Herzens anpasst.
Der untere Herzrand bildet einen kurzen, konvexen Ferner verlaufen im subendokardialen Bindegewebe
Bogen vom Projektionspunkt der Herzspitze bis zum die Verzweigungen des Erregungsleitungssystems
Ansatz der 6. Rippe rechts. (7 unten). Blutgefäße fehlen.
Der obere Herzrand ergibt sich aus der Projektion
der großen Gefäße. Er liegt etwa zwischen dem Ober- Das Myokard besteht aus Herzmuskelzellen (. Abb.
rand des 3. Rippenknorpels rechts und dem 2. Interkos- 2.41 c, H25). Sie bilden die Arbeitsmuskulatur des
talraum links. Herzens (Einzelheiten 7 S. 67).
Ortsständige Unterschiede. Die Vorhöfe sind dünn-
> Klinischer Hinweis wandig und ihre Herzmuskelzellen wesentlich kleiner
Aus der Ermittlung der Herzgrenzen an der Thoraxoberfläche (Durchmesser 5–6 lm, Länge 20 lm) als die der Ventri-
kann auf eine Veränderung von Lage und Größe des Herzens
geschlossen werden. Die Projektion des Herzens ist allerdings
kel (Durchmesser 17–25 lm, Länge 60–140 lm). Außer-
auch von Körperlage, Stellung des Zwerchfells, Konstitution dem haben sie weniger T-Tubuli (7 S. 67). Ferner kom-
und Lebensalter abhängig. So steht z. B. die Längsachse des men im Sarkoplasma des Vorhofmyokards neuroendo-
Herzens beim Astheniker senkrechter (Tropfenherz) als beim krine Granula mit atrialem natriuretischem Peptid
Pykniker, die eher quer gestellt ist. Der Herzspitzenstoß liegt (ANP) vor, das bei starker Vorhofdehnung abgegeben
beim Kind im 4., beim Greis infolge altersbedingter Senkung
der Organe im 6. Interkostalraum.
wird. Es steigert die renale Ausschüttung von Natrium
(natriuretische Wirkung) und Wasser (diuretische Wir-
Nachbarschaft. Das Herz liegt in der Incisura cardiaca kung) und mindert dadurch Blutdruck und Blutvolu-
10 der linken Lunge und wird dadurch auf der Vorderseite men. Außerdem besitzen die Vorhöfe Dehnungsrezepto-
teilweise von lufthaltigem Lungengewebe mit dazugehö- ren.
riger Pleura bedeckt (»relative Herzdämpfung«). Die Die Wände der Ventrikel (Ventriculi cordis) sind viel
Lungenränder verlaufen dabei über die Vorderwand muskelzellreicher und daher dicker als die der Vorhöfe,
des rechten Ventrikels. Sie verändert sich bei Ein- und da die Ventrikel einen hohen Druck zur Überwindung
Ausatmung. Wichtig ist ferner, dass der Ösophagus der Widerstände in den ableitenden Gefäßen aufzubrin-
dem linken Vorhof von hinten anliegt, lediglich durch gen haben. Dies gilt besonders für den linken Ventrikel,
den Herzbeutel getrennt. der das Blut in den großen Kreislauf befördert. Die
Wand des linken Ventrikels ist etwa dreimal so dick
wie die des rechten.
Herzwände
Verlauf der Ventrikelmuskulatur. In den Kammerwänden
Wichtig | | lagern sich die Herzmuskelzellen zu Muskelzellsträngen
Die Wand aller Herzabschnitte ist gleichartig zusammen, die einen schraubigen Verlauf nehmen
gebaut, die Muskelschicht ist jedoch unter- (. Abb. 10.22). Von einer äußeren, beide Kammern um-
schiedlich dick. Sie ist im linken Ventrikel be- gebenden Schicht scheren Muskelfaserbündel aus, die
sonders kräftig und besonders störanfällig. fast zirkulär jede Herzhälfte getrennt umfassen. Diese
bilden die mittlere Schicht der Kammermuskulatur,
die bei der Systole bevorzugt tätig wird. Die innere
Die Wand aller Herzabschnitte besteht aus:
Schicht enthält steil aufwärts ziehende Muskelbündel,
4 Endokard
die z. T. in den Papillarmuskeln und den Trabeculae car-
4 Myokard
neae (7 unten) enden. An der Herzspitze bilden ober-
4 Epikard
flächlich sehr steil verlaufende Fasern, die in die Tiefe
Hinzu kommt an den Vorhof-Kammer-Grenzen das umbiegen, den Vortex cordis. Die Schichtenbildung des
Herzskelett (Faserringe aus straffem Bindegewebe). Myokards ist am linken Ventrikel am deutlichsten. Die
Das Endokard kleidet alle Hohlräume des Herzens einzelnen Muskelschichten sind durch lockeres Binde-
mit einschichtigem Endothel aus, das von subendokar- gewebe voneinander getrennt.
a10.8 · Mediastinum
285 10
der Entwicklung in den Vorhof einbezogen. Die Vorhof- Hier entspringen die Aa. coronariae zur Versorgung
wand ist hier relativ dünn und glattwandig. Im vorderen des Myokards.
Bereich befindet sich das linke Herzohr (Auricula sinist- Dem Sinus entspricht außen eine Anschwellung der
ra), dessen Innenrelief mit Mm. pectinati versehen ist. – Aorta (Bulbus aortae). Ihm schließt sich die Pars ascen-
Als Valvula foraminis ovalis wird am Vorhofseptum ein dens aortae an, durch die das Blut in den Körperkreis-
Rest des Septum primitivum bezeichnet. Es kann vor- lauf gelangt.
kommen, dass der ehemals offene Bereich zwar funktio-
nell, jedoch sondierbar und morphologisch nicht voll- > Klinischer Hinweis
ständig geschlossen ist. Bei Herzklappenfehlern werden die Klappen entweder unvoll-
ständig verschlossen (Insuffizienz) oder sie werden beispiels-
Valva atrioventricularis sinistra (. Abb. 10.25 b). Sie ist – weise durch Verklebungen nur unvollständig geöffnet (Steno-
sen). Als Folge einer Mitralklappeninsuffizienz kann es zu Er-
wie die Valva atrioventricularis dextra – eine Segelklap- weiterung des linken Vorhofs, Hypertrophie des linken Ventri-
pe, besteht jedoch nur aus zwei Segeln und wird daher kels, Druckerhöhung in den Vv. pulmonales und Lungenödem
als Valva bicuspidalis oder Mitralklappe bezeichnet. Die kommen. Herzklappenfehler können nach bakteriellen Infek-
Stellung von Cuspis anterior und Cuspis posterior ist aus tionen und entzündlichen Prozessen am Endokard (Endocar-
. Abb.10.23 ersichtlich. Auch hier sind die Segel jeweils ditis) auftreten.
über Chordae tendineae mit einem Papillarmuskel ver-
Der Begriff Ventilebene drückt aus, dass sich die Basis
bunden. Bei geöffneter Mitralklappe strömt in der Dias-
der vier großen Herzklappen in einer Ebene befindet.
tole das sauerstoffangereicherte Blut vom linken Vorhof
Die Pulmonalklappe liegt ventral, dahinter gestaffelt
in den linken Ventrikel (. Abb. 10.26).
die Aortenklappe und nahezu parallel die Atriovent-
Ventriculus cordis sinister (. Abb. 10.23 b, 10.25 b). Die rikularklappen (. Abb. 10.23 a). In Projektion auf die
Wand der linken Kammer ist muskelstark. Das Innenre- Körperoberfläche verläuft die Ventilebene rechtwinklig
10 lief bilden Trabeculae carneae und die Mm. papillares zur anatomischen Herzachse, also schräg vom Ansatz
anterior et posterior. An beiden sind die Chordae tendi- der linken 3. Rippe am Sternum nach rechts unten
neae der Mitralklappe befestigt. Die Einstrombahn biegt zum Sternum in Höhe der 5. Rippe. Die Ventilebene ver-
an der Herzspitze in die Ausstrombahn um und leitet lagert sich mit der Herzaktion: bei der Kammersystole
das Blut zum Ostium aortae. zur Herzspitze, bei der Diastole zur Herzbasis hin.
Valva aortae. Am Übergang zur Aorta befindet sich im Herzgeräusche. Bei der Tätigkeit der Herzklappen ent-
Ostium aortae die Aortenklappe ( Valva aortae) (. Abb. stehen durch den Blutdurchfluss sog. Herzgeräusche
10.23 a). Sie ist eine Taschenklappe mit kräftigen Valvu- (. Abb. 10.26). Sie können durch Auskultation wahr-
lae semilunares dextra, sinistra et posterior. Kurz ober- genommen werden. Die Auskultationsstellen für die ver-
halb der Anheftungsstelle der Taschenklappen buchtet schiedenen Herzklappen befinden sich jedoch nicht un-
sich die Aortenwand zum Sinus aortae (Valsalvae) aus. mittelbar dort, wo die Klappen liegen, sondern an Fort-
rechte Atrioventrikularklappe Sternum in Höhe des 5. Rippenknorpels 4./5. ICR a rechts/5. Rippenknorpel
a
ICR Interkostalraum
a10.8 · Mediastinum
289 10
die höchste Erregungs(Depolarisations)frequenz und
bestimmt den Eigenrhythmus der Herztätigkeit mit
60–90 Schlägen/min in Ruhe. Der Sinusknoten liegt in
der Wand des rechten Vorhofs im Sulcus terminalis,
im Winkel zwischen rechtem Herzohr und V. cava supe-
rior. Die Erregung des Sinusknotens wird an die Ar-
beitsmuskulatur des Vorhofs weitergegeben und gelangt
von dort zum nächsten Abschnitt des Erregungslei-
tungssystems, dem Atrioventrikular(AV)knoten. Zwi-
schen Sinusknoten und AV-Knoten gibt es kein spezi-
fisches Erregungsleitungssystem.
Gefäßversorgung des Sinusknotens: R. nodi sinuat-
rialis aus der A. coronaria dextra.
. Abb. 10.28. Topographischer Bezug des Herzens und der gro-
ßen Gefäßstämme (dünne Linien) zur vorderen Thoraxwand in Der Atrioventrikularknoten (Nodus atrioventricularis,
mittlerer Respirationslage. Zu beachten ist die Stellung der Herz- auch Aschoff-Tawara-Knoten, AV-Knoten) liegt am Bo-
klappen. Rot punktiert, Auskultationsstellen. Die rot punktierte Linie den des rechten Vorhofs dicht neben der Mündung
begrenzt das Feld der absoluten Herzdämpfung, das auch bei ma-
ximaler Inspiration niemals von Lungengewebe überlagert wird
des Sinus coronarius. Im AV-Knoten erfolgt eine Verzö-
gerung der Erregungsleitung um 0,1 s, um dann im an-
leitungsstellen der Klappengeräusche (. Tabelle 10.8, schließenden AV-System beschleunigt (ca. 2 m/s) wei-
. Abb. 10.28). Unterschieden wird ein systolisches tergeleitet zu werden. Bei Ausfall des Sinusknotens kann
und ein diastolisches Geräusch (. Abb. 10.26). der AV-Knoten Schrittmacherfunktion übernehmen, je-
doch lediglich mit einer Frequenz von 40–60 Schlägen/
min. Fällt auch der AV-Knoten aus, sinkt die Schlagfre-
Erregungsleitungssystem und Herzinnervation quenz auf 20/min.
Gefäßversorgung des AV-Knotens: R. nodi atriovent-
Wichtig | | ricularis aus der A. coronaria dextra über den R. inter-
Die Funktion des Herzens wird autonom durch ventricularis posterior.
das Erregungsbildungs- und -leitungssystem ge-
Atrioventrikularsystem (AV-System). Das spezifische Ge-
steuert und durch das autonome Nervensystem
webe des AV-Knotens setzt sich kontinuierlich in den
moduliert.
Fasciculus atrioventricularis (His-Bündel) fort, der das
Trigonum fibrosum dextrum durchbricht.
Das Erregungsbildungs- und -leitungssystem besteht Gefäßversorgung des AV-Systems: R. interventricu-
aus modifiziertem, sog. spezifischem Herzmuskelgewe- laris septalis der A. coronaria dextra.
be, das durch Bindegewebe von der Umgebung isoliert
ist. Es induziert die rhythmischen Kontraktionen der Hinter der Membrana septi teilt sich das His-Bündel in
Arbeitsmuskulatur des Herzens und arbeitet autonom. die Kammerschenkel (Crus dextrum, Crus sinistrum). Die
Das System setzt sich aus Zentren für die Erregungsbil- Crura ziehen zu beiden Seiten des Septum interventricu-
dung und aus schnell leitenden, unidirektionalen Mus- lare herzspitzenwärts und zweigen sich in Rr. subendo-
kelbündeln für die Erregungsausbreitung zusammen. cardiales auf. Einige biegen in Richtung Herzbasis um.
An seinen Endstrecken steht das Erregungsleitungssys- Diese und die Endverzweigungen des Kammerschenkels
tem mit Arbeitsmuskelzellen in Verbindung. bilden das Netz der Purkinje-Fasern, die an der Arbeits-
Das System besteht aus (. Abb. 10.22): muskulatur, bevorzugt den Papillarmuskeln, enden. Ein-
4 Sinusknoten zelne Purkinje-Fasern können als sog. falsche Sehnenfä-
4 Atrioventrikularknoten den den Ventrikelraum durchqueren. Die Muskelzellen
4 Atrioventrikularsystem der Purkinje-Fasern sind größer als die der Arbeitsmus-
kulatur. Sie sind sarkoplasmareich aber myofibrillenarm.
Der Sinusknoten (Nodus sinuatrialis, auch Keith-Flack- Die Myofibrillen liegen überwiegend randständig. In der
Knoten) gibt den Anstoß zur Erregungsbildung. Er hat Fasermitte kommen mehrere Zellkerne vor.
290 Kapitel 10 · Thorax
Versorgungsgebiete: linker Vorhof, Wand des linken . Abb. 10.31 a, b. Äste der Aa. coronaria sinistra et dextra.
Ventrikels einschließlich eines Großteils des Septum in- a Ansicht von ventral. b Ansicht von dorsal
terventriculare und eines kleinen Anteils der Vorder-
wand der rechten Kammer. Anastomosen. Obwohl zwischen den Endverzweigun-
gen der beiden Koronararterien Anastomosen bestehen,
A. coronaria dextra (. Abb. 10.31). Sie entspringt im Si- reichen sie in der Regel für einen funktionierenden Kol-
nus aortae dexter, verläuft zunächst auf der Vorderseite lateralkreislauf nicht aus. Deswegen sind die Koronarien
unter dem rechten Herzohr im Sulcus coronarius dexter funktionelle Endarterien.
bis auf die Facies diaphragmatica und biegt in den Sul-
cus interventricularis posterior ein, dem sie als R. inter-
ventricularis posterior (posterior descendens artery = > Klinischer Hinweis
PDA) bis zur Herzspitze folgt. Durch Einengung oder Verlegung der Lumina der Koronarar-
terien kann es zu einer Mangeldurchblutung der Herzmusku-
Auf der Facies sternocostalis gibt die A. coronaria dextra latur kommen (Angina pectoris). Kommt es zu einem Missver-
ab: hältnis zwischen Sauerstoffbedarf und -angebot, beispiels-
weise durch Verschluss eines Koronararterienastes, entsteht
4 R. nodi sinuatrialis zum Vorhof
ein Myokardinfarkt mit Untergang von Herzmuskelgewebe
4 R. marginalis dexter zur Versorgung von Vorder- in den nicht versorgten Gebieten sowie Narbenbildung.
und Seitenwand der Kammer
Auf der Facies diaphragmatica werden abgegeben: Herzvenen (. Abb. 10.29). Sammelgefäß für den größ-
4 Rr. atrioventriculares mit dem R. nodi atrioventricula- ten Anteil des venösen Blutes aus dem Herzen ist der Si-
ris nus coronarius. Er liegt an der Rückwand des linken
Vorhofs im Sulcus coronarius und mündet in den rech-
Versorgungsgebiete: rechter Vorhof, rechte Kammer, ten Vorhof.
hinterer Abschnitt des Septum interventriculare, Sinus-
und AV-Knoten.
292 Kapitel 10 · Thorax
Die . Abbildungen 10.32 a und b zeigen die Lagebezie- Die Thymusepithelzellen bilden unter einer bindegewe-
hungen der verschiedenen Gebilde im oberen Mediasti- bigen Organkapsel eine geschlossene Zellschicht. Sie
num zueinander. grenzen dadurch den Binnenraum des Thymus gegenü-
ber der Umgebung ab. Von der Kapsel reichen Bindege-
websfalten (Septen) in die Organtiefe, ohne jedoch das
Thymus H13, 37
Organinnere zu erreichen. Dadurch gliedert sich der
Thymus in Rinde mit unvollständigen Lappen und ei-
Kernaussagen | nem zusammenhängenden Mark (Medulla thymi). An
5 Der Thymus gehört zu den lymphatischen der Rinden-Mark-Grenze verlaufen Gefäße, deren Äste
Organen. und Kapillaren sowohl zur Rinde als auch zum Mark zie-
5 Im Thymus reifen T-Lymphozyten. hen. Umgeben werden die Kapillaren von einer dichten
5 Nach der Pubertät verbleibt vom Thymus Hülle aus Thymusepithelzellen, die im Organinneren ein
lediglich ein Restkörper. dreidimensionales Netz bilden. Die Kapillarhülle schützt
10 den Innenraum des Thymus gegen Schadstoffe (Anti-
Der Thymus befindet sich unmittelbar hinter dem Ma- gene) aus dem Blut. Gemeinsam mit dem Kapillarendo-
nubrium sterni zwischen den beiden Pleurasäcken (Tri- thel und der Basalmembran bilden die anliegenden
gonum thymicum) (. Abb. 10.13). Beim Jugendlichen Thymusepithelzellen die Blut-Thymus-Schranke. Im
ist der Thymus am größten (Gewicht 40 g). Zu dieser Mark legen sich Thymusepithelzellen zwiebelschalen-
Zeit reicht das Organ von den oberen Abschnitten des artig zu so genannten Hassall-Körperchen zusammen.
Herzbeutels über die Apertura thoracis superior hinaus
bis zur Schilddrüse. Nach der Pubertät beginnt eine un- T-Lymphozyten. Eingelagert in das Maschenwerk aus
vollständige physiologische Rückbildung (Involution). Thymusepithelzellen sind aus dem Knochenmark einge-
Auch der Thymusrestkörper bleibt begrenzt funktions- wanderte Vorläuferzellen der T-Lymphozyten. Sie unter-
fähig, jedoch ist das lymphatische Gewebe weitgehend liegen einer Reifung, die von der Rindenoberfläche zum
durch weißes Fettgewebe ersetzt ( H3). Mark fortschreitet. Dabei entwickeln sich unter dem
Einfluss von Signalstoffen (Hormonen) aus den Thy-
Zur Entwicklung des Thymus musepithelzellen in den T-Lymphozyten T-Zellrezepto-
Der Thymus ist ein Abkömmling der 3. Schlundtasche
ren zur spezifischen Immunabwehr. Jedoch reifen nur
(7 S. 635). Aus deren ventralen Anteil gehen entodermale Thy-
etwa 5% aller Vorläuferzellen aus. Die Mehrzahl geht zu-
musepithelzellen hervor. Weitere Thymusepithelzellen leiten
sich vom Ektoderm der 3. Schlundfurche ab. Die Thymusan- grunde und wird durch Makrophagen abgeräumt. Da-
lage wandert nach der 4. Embryonalwoche abwärts. Ab der durch ist die Rinde des Thymus sehr zellreich, das Mark
9. Embryonalwoche treten lymphoide Vorläuferzellen in die dagegen zellärmer. Reife T-Lymphozyten gelangen in
Anlage ein. den venösen Schenkeln der Kapillaren ins Blut.
a10.8 · Mediastinum
295 10
> In Kürze
Im jugendlichen Thymus reifen aus dem Kno-
chenmark eingewanderte Vorläuferzellen unter
dem Einfluss von Signalstoffen aus Thymusepi-
thelzellen zu T-Lymphozyten. Die Reifung schrei-
tet von der Organoberfläche zum -inneren fort.
Dort gelangen reife T-Lymphozyten ins Blut.
Der Rest der Zellen (95%) wird abgebaut. Der In-
nenraum des Thymus ist durch Thymusepithel-
zellen unter der Organoberfläche und an der
Thymus-Blut-Schranke gegen Schadstoffe aus
der Umgebung geschützt.
Wichtig | |
Die großen Venen des oberen Mediastinums
sammeln das Blut aus der oberen Körperhälfte
10 und liegen am weitesten ventral.
Die Vena cava superior ist etwa 4–5 cm lang und pro-
jiziert sich in ihrem Verlauf auf den rechten Sternalrand.
a10.8 · Mediastinum
297 10
Der Ursprung der Aorta ascendens liegt in Höhe der
Unterseite des 3. linken Rippenknorpels und hinter
der linken Hälfte des Sternums. Sie zieht leicht nach
rechts geneigt aufwärts zum Niveau des 2. Rippenknor-
pels rechts, um sich in den Aortenbogen fortzusetzen.
Die Aorta ascendens befindet sich im Perikard (. Abb.
10.34 a).
Wichtig | | Wichtig | |
Im oberen Mediastinum verlaufen eng benach- Der N. phrenicus innerviert das Diaphragma. Er
bart Trachea – mehr ventral gelegen – und verläuft im Mediastinum hinter den großen Ve-
Ösophagus, prävertebral gelegen. Die Bifurcatio nenstämmen, jedoch vor den Lungenwurzeln.
tracheae befindet sich in Höhe des 4. Brust-
wirbels. Der N. phrenicus (. Abb. 10.34 a) entspringt als ge-
mischter Nerv aus dem Plexus cervicalis, im Wesentli-
Trachea und Ösophagus gelangen gemeinsam durch die chen aus C4. Aus dem Halsbereich gelangt er rechts zwi-
Apertura thoracis superior ins Mediastinum: die Tra- schen V. brachiocephalica dextra und Truncus brachio-
chea liegt ventral vom Ösophagus, der Ösophagus un- cephalicus, links zwischen V. brachiocephalica sinistra
mittelbar vor der Wirbelsäule, beide sind untereinander und V. subclavia sinistra durch die obere Thoraxaper-
durch lockeres Bindegewebe verbunden. In ihrem Ver- tur, vorbei am Vorderrand der Pleurakuppel in das Me-
lauf entfernt sich die Trachea immer weiter von der vor- diastinum entlang der Herzkontur zum Zwerchfell. Der
deren Thoraxwand; ihre Längsachse ist also schräg nach N. phrenicus innerviert motorisch das Zwerchfell und
hinten gerichtet. In der Rinne zwischen Trachea und sensorisch die Pleura mediastinalis, das Perikard und
Ösophagus zieht auf beiden Seiten der N. laryngeus re- das Peritoneum parietale an Zwerchfell, Leber und Gal-
currens nach oben. Links an der Trachea läuft der Aor- lenblase. – Häufig wird der N. phrenicus im oberen Me-
tenbogen vorbei und drängt sie etwas nach rechts diastinum vom N. phrenicus accessorius (Nebenphreni-
(. Abb. 10.34 b). Die Pulsationen der Aorta sind an die- cus aus C5 und C6 als Abzweigung des N. subclavius)
ser Stelle im Bronchoskop sichtbar. Vorn wird die Tra- (7 S. 505) begleitet.
10 chea vom Truncus brachiocephalicus gekreuzt (. Abb.
10.34 b). Seitlich liegen der Trachea Nodi lymphoidei Verläufe im Mediastinum (. Abb. 10.34a):
paratracheales an. 4 Der rechte N. phrenicus läuft lateral der V. brachio-
In Höhe des 4. Brustwirbels, unmittelbar über der cephalica dextra und der V. cava superior, dann im
höchsten Stelle des linken Vorhofs, befindet sich die Bi- mittleren Mediastinum vor der Lungenwurzel, an-
furcatio tracheae. Vorn entspricht dies einer Verbin- schließend entlang der Herzkontur zwischen Pleura
dungslinie zwischen linker und rechter 3. Rippe. In mediastinalis und Perikard begleitet von der A. peri-
der Bifurcatio befinden sich größere Lymphknotenpake- cardiacophrenica zum Zwerchfell. Nahe dem Fora-
te (Nodi lymphoidei tracheobronchiales inferiores). men venae cavae tritt er in die Bauchhöhle (7 S.
266).
In der Bifurcatio tracheae, bereits im hinteren Mediasti- 4 Der linke N. phrenicus unterkreuzt die V. subclavia
num gelegen, teilt sich die Trachea in die beiden Haupt- sinistra und die Einmündungsstelle des Ductus tho-
bronchien (. Abb. 10.15). Der rechte Bronchus wird am racicus in den linken Venenwinkel. An der linken
oberen Ende (ventral) von der V. cava superior gekreuzt. Seite des Aortenbogens gelangt er ins mittlere Me-
Um ihn herum schlingt sich von dorsal her die V. azy- diastinum. Dabei überkreuzt er den N. vagus, ver-
gos. Dem distalen Teil des rechten Bronchus lagert sich läuft dann vor dem Lungenhilum und zieht in der
die A. pulmonalis dextra an, vor der ventral die Vv. pul- Nähe der Herzspitze durch das Zwerchfell.
monales verlaufen.
Über den Anfang des linken Bronchus zieht der Aor-
tenbogen (. Abb. 10.34 b) und über den distalen Teil die
A. pulmonalis sinistra hinweg.
a10.8 · Mediastinum
299 10
N. vagus
Wichtig | |
Der N. vagus innerviert alle Brusteingeweide
parasympathisch. Er verläuft im Mediastinum
links vor dem Arcus aortae, beiderseits hinter
den Hauptbronchien bzw. der Lungenwurzel und
bildet am Ösophagus den Plexus oesophageus.
Ein rückläufiger Ast ist der N. laryngeus recurrens
zum Kehlkopf.
Verläufe im Mediastinum: . Abb. 10.35. Ösophagus mit benachbarten Gefäßen und Ner-
4 Der rechte N. vagus begleitet im oberen Mediasti- ven. Die römischen Ziffern kennzeichnen die Engen. Zur über-
num die Trachea. Dann gelangt er hinter dem Bron- sichtlicheren Darstellung sind im oberen Bereich die beiden Nn.
chus principalis dexter ins hintere Mediastinum und vagi zur Seite gezogen
erreicht die dorsale Oberfläche des Ösophagus. Bei
seinem Verlauf durch das obere Mediastinum gibt oberen Mediastinum. Bei seinem Verlauf umschlingt er
er Äste zum Ösophagus, zum Plexus cardiacus am links den Aortenbogen links vom Lig. arteriosum,
Aortenbogen, an der Wurzel des Truncus pulmona- rechts die A. subclavia. Beide Nerven steigen zwischen
lis und den Koronargefäßen sowie zum Plexus pul- Trachea und Ösophagus zum Kehlkopf auf, den sie in-
monalis am Lungenhilum ab. nervieren.
4 Der linke N. vagus verläuft vor dem Arcus aortae
und im hinteren Mediastinum hinter dem Bronchus
principalis sinister und hinter der linken Lungenwur- > In Kürze
zel, um dann zur ventralen Fläche des Ösophagus zu Im oberen Mediastinum des Erwachsenen domi-
gelangen. Auch der linke N. vagus gibt im oberen nieren die großen Gefäße. Es handelt sich um die
Mediastinum Äste zum oberen Ösophagus, Plexus Stämme der großen Venen aus Kopf, Hals und
cardiacus und pulmonalis ab. oberen Extremitäten sowie die Aorta ascendens
4 Plexus oesophageus (. Abb. 10.35). Es handelt sich und der folgende Aortenbogen. Die Vv. brachio-
um ein Nervenfasergeflecht an der Oberfläche des cephalicae gehen rechts wie links aus der V. jugu-
Ösophagus, das überwiegend aus Ästen beider Nn. laris interna und der V. subclavia hervor. Die län-
vagi hervorgeht, jedoch auch sympathische Fasern gere V. brachiocephalica sinistra, die schräg über
aus dem Brustgrenzstrang enthält. In Zwerchfell- dem Aortenbogen verläuft, bildet mit der mehr
nähe geht aus dem Plexus oesophageus der Truncus senkrecht stehenden V. brachiocephalica dextra
vagalis anterior (überwiegend Fasern aus dem lin- die V. cava superior. Der Aortenbogen steht an-
ken N. vagus) und der Truncus vagalis posterior nähernd sagittal im Körper und zieht dann in
(überwiegend Fasern aus dem rechten N. vagus) die Tiefe des oberen Mediastinums. Dabei tritt
hervor. Beide Vagusstämme gelangen durch den er mit der Trachea in Beziehung. Äste des Aorten-
Hiatus oesophageus in die Bauchhöhle. bogens: Truncus brachiocephalicus, A. carotis
communis sinistra, A. subclavia sinistra. Durch
Der N. laryngeus recurrens (. Abb. 10.35) ist beidseitig die obere Thoraxapertur wird das obere Media-
ein rückläufiger aufsteigender Ast des N. vagus aus dem
300 Kapitel 10 · Thorax
Tunica adventitia Bindegewebe zum Einbau oder Serosaüberzug mit subserösem Bindegewebe
Tunica serosa an frei in der Bauchhöhle liegenden Abschnitten
302 Kapitel 10 · Thorax
Rechts entsteht die V. azygos (. Abb. 10.37) durch das > Klinischer Hinweis
Zusammentreffen von V. lumbalis ascendens und V. sub- Bei Verlegung oder Einengung der V. portae (portale Hyper-
costalis. Die V. azygos verläuft im Mediastinum auf der tension z. B. bei Lebererkrankungen) kann rückgestautes Blut
u. a. über Vv. gastricae, Vv. oesophageales (dort evtl. Ösopha-
rechten Vorderseite der Brustwirbelkörper zwischen N.
gusvarizen) zur V. azygos und dann zur V. cava superior gelan-
splanchnicus major (lateral) und Ductus thoracicus so- gen (7 portokavale Anastomosen, . Abb. 11.110).
wie Aorta (medial) bis zur Höhe des 4. Brustwirbels
nach oben, biegt dann als Arcus venae azygos nach vor-
ne um, überquert den Bronchus principalis dexter und Ductus thoracicus, Ductus lymphaticus dexter
mündet in die V. cava superior.
Links findet sich die V. hemiazygos (. Abb. 10.37). Wichtig | |
Sie verläuft an der linken Seitenfläche der Brustwirbel-
In Ductus thoracicus und Ductus lymphaticus
säule und gibt ihr Blut dann durch eine, manchmal zwei
dexter sammelt sich die Lymphe aller Körper-
Anastomosen in Höhe des 7., 8. oder 9. Brustwirbels in
regionen.
die V. azygos ab. Sie kann Blut aus einer absteigenden V.
304 Kapitel 10 · Thorax
Ductus thoracicus (Milchbrustgang) (. Abb. 10.37). Der Auf seinem Weg durchs Zwerchfell begleitet der N.
etwa 7 mm dicke Gang entsteht im Abdomen durch Ver- splanchnicus major die V. azygos bzw. V. hemiazygos
einigung der beiden Trunci lumbales mit dem Truncus (. Tabelle 10.4).
intestinalis etwas unterhalb des Hiatus aorticus des
Zwerchfells. Die Vereinigungsstelle ist bisweilen zur Cis-
terna chyli erweitert. Gemeinsam mit der Aorta tritt der Vorderes Mediastinum
Ductus thoracicus im Hiatus aorticus durch das
Zwerchfell. Im Mediastinum verläuft der Ductus thora- Wichtig | |
cicus vor den Wirbelkörpern zwischen Aorta und V. Das vordere Mediastinum ist sehr schmal. Es
azygos hinter dem Ösophagus. Den Thorax verlässt er enthält in oberflächlicher Lage die A. thoracica
in Begleitung der A. carotis communis sinistra durch interna.
die obere Thoraxapertur. Nach kurzem, bogenförmigen
Verlauf über der Pleurakuppel (Arcus ductus thoracici)
nimmt er die Trunci bronchomediastinalis sinister, jugu- Das Mediastinum anterius befindet sich zwischen Peri-
laris sinister und subclavius sinister auf und mündet kard und Sternum (. Abb. 10.32 c). Es ist schmal und
hinter der Klavikula von dorsal in den linken Venenwin- weitgehend mit Fettgewebe gefüllt. Wichtig sind:
kel (Angulus venosus sinister), die Vereinigung der lin-
4 A. thoracica interna
ken V. jugularis interna mit der linken V. subclavia (7 S. 4 Nodi lymphoidei parasternales
197). Der Wandbau des Ductus thoracicus ähnelt dem
der Venen (7 S. 194). H39 Die A. thoracica interna (. Abb. 10.38) entspringt an der
konkaven Seite der A. subclavia (7 S. 656). Sie verläuft
zunächst hinter der V. subclavia und der Klavikula,
Ductus lymphaticus dexter. Der kurze Stamm des dann 1–2 cm seitlich vom Brustbeinrand, zunächst hin-
10 Ductus lymphaticus dexter entsteht durch die Vereini- ter den Rippenknorpeln und den Interkostalmuskeln.
gung der Trunci bronchomediastinalis, subclavius et ju- Ab dem 3. Interkostalraum schiebt sich der M. transver-
gularis der rechten oberen Körperhälfte. Er mündet in sus thoracis zwischen Gefäß und Pleura.
den rechten Angulus venosus. Mit ihren Ästen versorgt die A. thoracica interna die
Muskulatur des 1.–6. ICR (Aa. intercostales ant. I–VI),
den vorderen Bereich der Brustwand einschließlich
Truncus sympathicus, Nn. splanchnici
des medialen Teils der Brustdrüse (7 S. 257, . Abb.
10.6), das vordere Mediastinum sowie durch die A. peri-
Wichtig | | cardiacophrenica, die unter der Pleura mediastinalis
Der Truncus sympathicus (Grenzstrang) gehört den N. phrenicus begleitet, Teile des Perikards, der
zum vegetativen Nervensystem und erstreckt Pleura und des Zwerchfells.
sich vom Hals- bis zum Sakralbereich. Es handelt Im 6. Interkostalraum teilt sich die A. thoracica in-
sich um eine Kette von Ganglien, die beiderseits terna in ihre beiden Endäste: die A. musculophrenica,
der Wirbelsäule liegt. die Rr. intercostales anteriores VII–IX abgibt und Teile
des Zwerchfells und der Bauchmuskulatur versorgt, so-
wie die A. epigastrica superior, die durch das Trigonum
Die Pars thoracica des Truncus sympathicus befindet
sternocostale nach kaudal zieht.
sich im hinteren Mediastinum. Von seinen insgesamt
Die Nodi lymphoidei parasternales bilden eine Kette
11–12 Ganglien liegen die oberen fünf vor den Rippen-
parallel zu den Vasa thoracica interna. Ihre Zuflüsse
köpfchen, die restlichen unteren seitlich von den Wir-
kommen u. a. aus den medialen Abschnitten der Mam-
belkörpern. Die oberen fünf Ganglia thoracica entlassen
ma (7 S. 257) und aus den Interkostalräumen. Abgelei-
Rr. viscerales zu Nervengeflechten an Herz, Lungen und
tet wird die Lymphe durch den Truncus parasternalis,
Ösophagus. Die präganglionären Nervenfasern aus den
der entweder in den Truncus subclavius oder direkt in
6.–9. thorakalen Grenzstrangganglien bilden den N.
den Venenwinkel mündet.
splanchnicus major, die aus dem 10. und 11. den N.
splanchnicus minor. Beide Nn. splanchnici erreichen
die prävertebralen Ganglien im Abdomen (7 S. 447).
a10.8 · Mediastinum
305 10
> In Kürze
Im hinteren Mediastinum liegen Ösophagus und
Aorta. Hinzu kommen der N. vagus mit seinem
Plexus oesophageus sowie in Nachbarschaft zur
Aorta thoracica das venöse Azygos-System, das
aus V. azygos, V. hemiazygos und V. hemiazygos
accessoria besteht, und der Ductus thoracicus.
Vor den Rippenköpfchen liegen die fünf oberen
Ganglien der Pars thoracica des Truncus sym-
pathicus, die folgenden seitlich der Wirbelkörper.
Die Ganglien 5–9 entlassen den N. splanchnicus
major, 10 und 11 den N. splanchnicus minor. –
Im Mediastinum anterius befinden sich die A.
thoracica interna und Nodi lymphoidei paraster-
nalis.
11.1 Übersicht
11.2.1 Bauchoberfläche
11
Abdomen und Pelvis (Bauch und Becken) sind eine un-
trennbare Einheit. Sie sind Teile des Rumpfes und befin- > Klinischer Hinweis
den sich zwischen Thorax und Beckenboden. Ihre Ober- Erkrankungen der Bauch- und Beckenorgane gehen häufig
mit Bauchschmerzen einher, die diffus oder lokalisiert auftre-
flächen werden von Haut und subkutanem Fett (Panni-
ten können. Zu Befunderhebung und ärztlicher Verständi-
culus adiposus, Bauchfett), Muskeln und im Bereich gung spielt daher die regionale Gliederung der Bauch- und
des Beckens vom paarigen Hüftbein (Os coxae) sowie Beckenoberfläche eine wichtige Rolle.
dorsal von Anteilen der Wirbelsäule ( Vertebrae lumba-
les und Os sacrum) gebildet. Gemeinsam umschließen Die Bauchoberfläche gliedert sich in (. Abb. 11.1):
die Wände von Abdomen und Pelvis die Cavitates abdo- 4 Regio epigastrica (Epigastrium); sie entspricht den
minis et pelvis (Bauch- und Beckenhöhle), die die Bauch- mittleren Abschnitten des Oberbauchs und liegt me-
und Beckenorgane sowie als eigene Einheit die Cavitas dial von beiden Medioklavikularlinien unter den
peritonealis (Peritonealhöhle) beinhalten (7 S. 329). Rippenbögen
In dieses Gebiet projizieren
– Teile des Magens, die beim Stehen der vorderen
Bauchwand anliegen (Magenfeld)
– ein Teil des linken Leberlappens, der unter dem
Angulus infrasternalis liegt (Leberfeld)
– der Fundus der Gallenblase unter die Spitze der
9. Rippe
4 Regiones hypochondriacae (Hypochondrium); sie
schließen sich lateral rechts und links der Regio epi-
gastrica an
a11.3 · Bauchwand
309 11
Die Bauchwand besteht aus drei Schichten: M. rectus abdominis und M. quadratus lumborum (7 unten)
4 Haut mit Unterhautbinde- und -fettgewebe und eine Längsgurtung der Leibeswand.
oberflächlicher Bauchfaszie M. obliquus externus abdominis (oberflächliche Schicht
4 Bauchmuskulatur mit ausgedehnten Aponeurosen der Bauchmuskulatur, . Abb. 11.3 a und 11.4). Seine Verlaufs-
richtung entspricht der der Mm. intercostales externi. Die Ur-
4 innere Bauchfaszie mit Bauchfell
sprungszacken an den Rippen verzahnen sich mit den Ur-
sprüngen des M. serratus anterior und M. latissimus dorsi (Li-
Gemeinsam umschließen sie das Cavum abdominis. nea serrata). Im oberen Teil wirkt der Muskel über die Linea
Bauchhöhle und Bauchwand zusammen bilden das Ab- alba mit dem M. obliquus internus der Gegenseite zusammen
domen. (Schräggurtung, . Abb. 11.5), im unteren über das Tuberculum
pubicum des Beckens mit den Adduktoren (Obliquus-externus-
Adduktoren-Schlinge, . Abb. 11.5).
11.3.1 Bauchmuskeln und Faszien
> Klinischer Hinweis
Selten kommt es zwischen dem hinteren Rand des M. obli-
Die Bauchmuskeln (Mm. abdomines) mit ihren Aponeu-
quus externus abdominis und dem M. latissimus dorsi ober-
rosen (. Abb. 11.3 und 11.4) fügen sich aufgrund ihrer halb des Darmbeinkamms zu Durchbrüchen von Abszessen
Muskelfaseranordnung zu einem außerordentlich an- aus dem Bauchraum, da die Bauchwand hier nur vom M. ob-
passungsfähigen Verspannungssystem zusammen. liquus internus abdominis gebildet wird (Trigonum lumbale).
Die Beschreibung der einzelnen Bauchmuskeln mit
Ursprüngen, Ansätzen, Funktionen und Innervationen M. obliquus internus abdominis (mittlere Schicht, . Abb. 11.3 a
ist . Tabelle 11.1 zu entnehmen. und 11.4). Seine Fasern verlaufen fächerförmig in drei Haupt-
richtungen, die hinteren mit Ursprung an der Crista iliaca zie-
Einzelheiten zu den Bauchmuskeln (. Abb. 11.3 und 11.4) hen steil aufwärts bis zu den vier unteren Rippen – ihre Ver-
Der M. rectus abdominis (. Abb. 11.3 b) besitzt meist drei bis laufsrichtung entspricht der der Mm. intercostales interni. Fa-
vier unvollständige Zwischensehnen (Intersectiones tendine- sern mit Ursprüngen von der Spina iliaca anterior superior ver-
11 ae). Da diese mit dem vorderen Blatt der Rektusscheide (7 un-
ten) verwachsen sind, sind sie bei athletischen Menschen im
laufen fast horizontal und Fasern, die am Leistenband ent-
springen, ziehen schräg nach unten. Die unteren Partien sind
Oberflächenrelief erkennbar. In der Regel befindet sich die 3. nicht vom M. transversus abdominis zu trennen. – Die Faser-
Intersectio in Höhe des Nabels. – Durch ihren Verlauf bedingen anteile, die an der Spina iliaca anterior superior entspringen,
. Abb. 11.4 a–c. Bauchwand. a Querschnitt durch den Stamm et- oberhalb, c unterhalb der Linea arcuata (in Anlehnung an Lippert
wa in Höhe des 1. Lendenwirbels. b Teile der vorderen Bauchwand 1975)
M. pyramidalis Ramus superior ossis Linea alba Anspannung Linea alba Rami
(inkonstant) pubis, Symphysis pubica, ventrales der
liegt vor dem M. rectus Spinalnerven
abdominis Th12 (L1, L2)
M. obliquus Außenfläche der 5. vorderes Blatt der Rektus- einseitig: Drehung des Rami
externus oder 6.–12. Rippe scheide und Linea alba, Rumpfes zur Gegenseite ventrales der
abdominis Labium externum der (obere Fasern); nähert Spinalnerven
Crista iliaca, im Lig. Thorax und Becken Th5–Th12
inguinale an der Spina einander auf derselben (L1)
iliaca anterior superior Seite (seitliche Fasern);
und dem Tuberculum doppelseitig: Beugung
pubicum der BWS und LWS,
Exspiration, Bauchpresse
M. obliquus laterale Hälfte des Lig. unterer Rand der 9.–12. einseitig: Drehung des Rami
internus inguinale, Spina iliaca Rippe, vorderes und Rumpfes zur selben Seite, ventrales der
11 abdominis anterior superior, Linea hinteres Blatt der Rektus- die dorsalen Muskelfasern Spinalnerven
intermedia der Crista scheide, Linea alba nähern Thorax und Be- Th8–L1 (L2),
iliaca, tiefes Blatt der (unterhalb der Linea cken einander, Seitwärts- N. iliohypo-
Fascia thoracolumbalis arcuata liegen beide neigung der Wirbelsäule; gastricus,
Blätter vor dem M. rectus doppelseitig: Beugung in N. ilioingui-
abdominis) BWS und LWS, nalis, N. geni-
Exspiration, Bauchpresse tofemoralis
M. transversus Innenfläche der 6 kauda- hinteres Blatt der Rektus- »Einziehen« des Bauches, Rami
abdominis len Rippenknorpel, am scheide, unterhalb der Steigerung des intra- ventrales der
tiefen Blatt der Fascia Linea arcuata vorderes abdominalen Druckes, Spinalnerven
thoracolumbalis und den Blatt der Rektusscheide, Bauchpresse Th5–Th12,
Processus costarii, Labium Linea alba N. iliohypo-
internum der Crista iliaca, gastricus, N.
Spina iliaca anterior ilioinguinalis
superior, laterale Hälfte (N. genito-
des Lig. inguinale femoralis)
M. cremaster Abspaltung aus dem M. umgreift den Hoden, Hodenheber, bildet eine R. genitalis
obliquus internus abdo- bei Frauen schließen der Hüllen von Samen- des N. geni-
minis und M. transversus sich die Fasern dem strang und Hoden tofemoralis
abdominis Lig. teres uteri an
M. quadratus Labium internum der 12. Rippe, Processus Seitwärtsneigen der LWS N. subcostalis
lumborum Crista iliaca, Lig. costales der 1.–4. Th12
iliolumbale Lendenwirbel Plexus lumba-
lis L1–L3
a11.3 · Bauchwand
313 11
streben dem lateralen Rand des M. rectus abdominis zu epigastrica superior et inferior (. Abb. 10.38) und Endäs-
und bilden gemeinsam die Rektusscheide. Die Aponeu- te der N. intercostalis XI und N. subcostalis (7 S. 264).
rosen verknüpfen die Bauchmuskeln zu gemeinsamer Die Rektusscheide besteht aus einem vorderen Blatt
Wirkung. (Lamina anterior) und oberhalb des Nabels aus einem
Der untere Rand der Aponeurose des M. obliquus hinteren Blatt (Lamina posterior). Beide Blätter sind
externus abdominis, der sich zwischen Spina iliaca an- oberhalb bzw. unterhalb der Linea arcuata (unterhalb
terior superior und Tuberculum pubicum des Beckens des Nabels) unterschiedlich aufgebaut (. Abb. 11.4 c).
ausspannt, ist verstärkt und wird als Lig. inguinale (Pou-
parti, . Abb. 11.6 und 11.7) bezeichnet, obgleich es sich Oberhalb der Linea arcuata besteht das vordere Blatt der Rek-
im strikten Sinne nicht um ein Ligamentum handelt. In tusscheide aus der Aponeurose des M. obliquus externus abdo-
das Lig. inguinale strahlt von lateral die Fascia iliopsoas minis und dem vorderen Teil der Internusaponeurose; das hin-
tere Blatt ist aus dem hinteren Teil der Internusaponeurose und
(7 unten) ein. Ein abzweigender Teil der Fascia iliopso-
der Transversusaponeurose zusammengesetzt. Das hintere
as, der zur Eminentia iliopubica zieht, bildet den Arcus
Blatt endet in der bogenförmigen Linea arcuata.
iliopectineus (. Abb. 11.7). Am medialen Ansatz des Unterhalb der Linea arcuata ist der M. rectus abdominis
Lig. inguinale zieht das Lig. lacunare zum Os pubicum dorsal nur von der Fascia transversalis bedeckt (. Abb. 11.4 c).
(. Abb. 11.7). Außerdem ist das Lig. inguinale mit der Für die Transversusaponeurose ergibt sich also eine Lageän-
oberflächlichen Bauchfaszie verbunden, die sich unter- derung: kranial der Linea arcuata liegt sie im hinteren Blatt,
halb des Leistenbandes in die Fascia lata fortsetzt. kaudal im vorderen Blatt der Rektusscheide.
Durch eine feste Verbindung mit der Bauchhaut entsteht
über dem Lig. inguinale die Leistenfurche. Am medialen Rand des M. rectus abdominis kreuzen
Die Rektusscheide (Vagina musculi recti abdominis) und durchflechten sich die Sehnenfasern aller drei
(. Abb. 11.4 b, c) umhüllt und führt den M. rectus abdo- Bauchmuskeln mit denen der Gegenseite und lassen in
minis. Außerdem verlaufen in der Rektusscheide die Aa. der Mittellinie die Linea alba entstehen.
. Abb. 11.6. Vordere Bauchwand. Ansicht von innen; das Perito- zwischen R. pubicus der A. epigastrica inferior und R. pubicus der
neum ist nicht dargestellt. »Corona mortis« = Ramus obturatorius A. obturatoria (7 S. 441)
314 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
der sich bis zur Geburt zurückbildet. Sofern dies nicht ge-
schieht, liegt als Hemmungsmissbildung eine Omphalozele
vor.
11.3.3 Regio inguinalis Osteologie: Os coxae; Fossa inguinalis medialis. Die Fossa inguinalis medialis
Topographie der Regio inguinalis ist eine grubenförmige Vertiefung zwischen Plica umbi-
licalis medialis und lateralis. Sie projiziert sich auf den
Anulus inguinalis superficialis (7 unten).
In der Regio inguinalis befindet sich eine Schwachstelle
Im Bereich der Fossa inguinalis medialis besteht die
der Bauchwand. Dadurch kann es hier zu Leisten-
Bauchwand nur aus der Fascia transversalis mit Perito-
brüchen (Herniae inguinales) kommen.
neum; Muskulatur fehlt. Deswegen befindet sich hier
Besonderheiten im Aufbau der Bauchwand in der
die schwächste Stelle der Bauchwand. Es ist der Ort
Regio inguinalis:
der medialen (= direkten) Leistenbrüche (7 unten).
4 Falten und Gruben auf der Innenseite
Der mediale Rand der Fossa inguinalis medialis wird
4 Leistenkanal (Canalis inguinalis)
durch die Falx inguinalis verstärkt. Ihre Fasern spalten
sich von Rektusscheide und Fascia transversalis ab.
Fossa inguinalis lateralis. Diese seichte Grube liegt seit-
Falten und Gruben auf der Innenseite lich von der Plica umbilicalis lateralis und entspricht
der vorderen Bauchwand dem inneren Leistenring (7 unten, laterale = indirekte
Leistenhernie).
Kernaussagen |
5 Falten auf der Innenseite der Bauchwand in
Leistenkanal
der Regio inguinalis gehen als Plicae umbili-
calis mediana et medialis auf entwicklungs-
geschichtliche Residualstrukturen und als
Kernaussagen |
Plica inguinalis lateralis auf die A. et V. epi- 5 Der Leistenkanal (Canalis inguinalis) befindet
gastricae inferiores zurück. sich oberhalb des Leistenbandes und verläuft
5 Die Gruben befinden sich zwischen den Fal- schräg von dorsolaterokranial nach ventro-
11 ten. mediokaudal.
5 Im Bereich der Fossa inguinalis medialis be- 5 Der Leistenkanal hat eine innere und eine
steht die Bauchwand nur aus der Fascia äußere Öffnung.
transversalis mit Peritoneum. 5 Beim Mann enthält der Leistenkanal den Fu-
niculus spermaticus (Samenstrang), bei der
Plica umbilicalis mediana (. Abb. 11.6 und 11.8). Sie Frau das Lig. teres uteri (rundes Mutterband).
zieht vom Scheitel der Harnblase zum Nabel, hervor-
gerufen durch das Lig. umbilicale medianum, einem bin- Der Leistenkanal (. Abb. 11.8 a) ist 4–6 cm lang und
degewebigen Rest des Urachus/Allantois (7 S. 111). durchzieht die Bauchwand in schräger Richtung von in-
nen, oben, lateral nach außen, unten, medial. Seine in-
Plica umbilicalis medialis. Unter dieser Bauchfellfalte nere Öffnung ist der lateral liegende Anulus inguinalis
verbirgt sich beiderseits ein strangartiger, obliterierter profundus (innerer Leistenring), seine äußere Öffnung
Rest der Nabelarterie (7 S. 187). der medial gelegene Anulus inguinalis superficialis (äu-
ßerer Leistenring). Durch den Leistenkanal verlaufen
Plica umbilicalis lateralis. Sie wird durch die A. epigastri- beim Mann der Samenstrang (Funiculus spermaticus)
ca inferior mit ihren Begleitvenen aufgeworfen. Die Ge- (. Tabelle 11.3), begleitet von N. ilioinguinalis
fäße liegen auf dem Lig. interfoveolare, einer zum (. Tabelle 11.9) und R. genitalis des N. genitofemoralis
Bauchraum hin gerichteten Verstärkung der Fascia (. Tabelle 11.9), bei der Frau das Lig. teres uteri (rundes
transversalis. Sie verlaufen annähernd parallel zum M. Mutterband) (7 S. 385).
rectus abdominis.
Anulus inguinalis profundus. Die innere Öffnung des
Fossa supravesicalis. Sie liegt oberhalb der Harnblase Leistenkanals liegt ungefähr 1,5 cm oberhalb der Mitte
zwischen Plica umbilicalis mediana und medialis (inne- des Leistenbandes und befindet sich in der Fossa ingui-
re Bruchpforte der seltenen Hernia supravesicalis). nalis lateralis der inneren Bauchwand.
a11.3 · Bauchwand
317 11
. Abb. 11.8 a–d. Regio inguinalis (a) und Leistenbrüche. b Hernia Anulus inguinalis profundus. Stern: Fossa inguinalis medialis,
inguinalis lateralis congenita. c Hernia inguinalis lateralis acquisita. A = Anulus inguinalis superficialis
d Hernia inguinalis medialis. Pfeile: Fossa inguinalis lateralis mit
. Tabelle 11.2. Wände des Leistenkanals . Tabelle 11.3. Homologe Schichten von Bauchwand,
Funiculus spermaticus und Skrotum
Wände wichtigste Begrenzungen
Bauchwand Funiculus spermaticus
und Skrotum
Dach untere Ränder des M. obliquus internus
abdominis und M. transversus abdominis
Cutis (Bauchhaut) Cutis (Skrotalhaut)
Boden nach innen umgebogener kaudaler Teil
des Lig. inguinale, Lig. reflexum (nur medial) Tela subcutanea Tunica dartos
vordere Aponeurose des M. obliquus externus Fascia abdominalis Fascia spermatica externa
Wand abdominis, Fibrae intercrurales superficialis (und
(breit) Aponeurose des
M. obliquus externus
abdominis)
hintere Peritoneum parietale, Fascia transversalis,
Wand Lig. reflexum (nur medial), Lig. interfoveo-
(breit) lare, Plica umbilicalis lateralis mit Inhalt M. obliquus internus M. cremaster und
abdominis und Fascia cremasterica
M. transversus ab-
dominis mit Faszien
Zur Entwicklung
Aus der Entwicklung des Leistenkanals ergibt sich das Ver- Fascia transversalis Fascia spermatica interna
ständnis für die verschiedenen Formen der Leistenbrüche. (Tunica vaginalis communis)
Ausgangspunkt ist der Descensus testis.
Die Hoden werden in der Lendenregion an der dorsalen Peritoneum parietale Tunica vaginalis testis (Cavum
Leibeswand in der von Peritoneum überzogenen Genitalleiste serosum testis, Rest des
11 (. Abb. 11.67) angelegt. Beginnend im 3. Monat wandern die Processus vaginalis peritonei)
Hoden hinter dem Peritoneum in zwei Schritten kaudalwärts, Lamina parietalis (Periorchium)
geführt von einem Leitband (Gubernaculum testis). Diese Ver- Lamina visceralis (Epiorchium)
lagerung (Descensus testis) beruht vor allem auf dem zu dieser
Zeit schnellen Wachstum der unteren Körperhälfte und wird
hormonal kontrolliert (Schritt 1 transabdominal durch Wachs- Bei der Frau unterbleibt die Bildung des Processus vagina-
tumsfaktoren, Schritt 2 inguinoskrotal durch Androgene). Das lis peritonei. Der sehr enge Kanal enthält das Lig. teres uteri,
Gubernaculum testis durchsetzt die vordere Bauchwand und das aus dem unteren Keimdrüsenligament hervorging.
endet in der Skrotalanlage (Tuber labioscrotalium). Um das
gallertige Band formieren sich Bindegewebszellen und bilden
> Klinischer Hinweis
die begrenzenden Wände des Leistenkanals. Am Gubernacu- Bei jedem neugeborenen Knaben ist zu prüfen, ob die Testes
lum testis entlang schiebt sich Anfang des 3. Monats durch im Skrotum angekommen sind. Ist dies nicht der Fall, liegen
den primitiven Leistenkanal eine handschuhfingerförmige die Hoden an atypischer Stelle. Man spricht von Kryptorchis-
Ausstülpung des Peritoneum parietale (Processus vaginalis pe- mus, je nach Lage von Bauchhoden, Leistenhoden usw. Auch
ritonei) bis in die Skrotalwülste hinein. Im 7. Entwicklungs- völlig atypische Lagen (Dysplasien) kommen vor, z. B. im sub-
monat beginnen dann die Hoden die Wanderung durch den kutanen Bindegewebe des Oberschenkels oder des Dammes.
Leistenkanal, außerhalb des Processus vaginalis, geführt vom Bleibt der Processus vaginalis peritonei offen, kann sich hier
Gubernaculum testis. Kurz vor der Geburt sind die Hoden seröse Flüssigkeit ansammeln; es liegt eine angeborene Hyd-
rozele (Wasserbruch) vor.
im Skrotum angekommen. Beim Deszensus nehmen die Hoden
Samenleiter, Blutgefäße, Nerven, Muskulatur und Faszien mit,
die dann gemeinsam den Samenstrang bilden (. Tabelle 11.3).
Nach Abschluss des Deszensus verödet der Processus vaginalis
peritonei im Bereich des Samenstrangs. Es verbleibt jedoch ein
nicht verödeter Abschnitt in der Umgebung des Hodens, (Ves-
tigium processus vaginalis) mit der Tunica vaginalis testis (7 S.
405).
a11.3 · Bauchwand
319 11
Leistenbrüche Unterschieden werden (. Abb. 11.8 b, c, . Tabelle 11.4):
4 indirekter (lateraler, schräger) Leistenbruch entweder
Kernaussagen | – angeboren: Hernia inguinalis lateralis congenita
oder
5 Leistenbrüche (Herniae inguinales) gelangen
– erworben: Hernia inguinalis lateralis acquisita
stets am äußeren Leistenring (äußere Bruch-
4 direkter (medialer, gerader), stets erworbener Leis-
pforte) in das subkutane Bindegewebe und
tenbruch: Hernia inguinalis medialis
können sich beim Mann bis ins Skrotum ab-
senken.
i Zur Information
5 Indirekte Leistenbrüche nehmen ihren Weg
Die Bezeichnungen lateraler bzw. medialer Leistenbruch be-
durch den schräg verlaufenden Leistenkanal. ziehen sich auf die innere Bruchpforte, entweder im Bereich
5 Direkte Leistenbrüche durchsetzen die der Fossa inguinalis lateralis oder der Fossa inguinalis medialis
Bauchwand direkt (dorsoventral). Sie gehen (. Abb. 11.8 a, 7 oben). Die äußere Bruchpforte ist in jedem
überwiegend von der Fossa inguinalis me- Fall der Anulus inguinalis superficialis.
dialis (innere Bruchpforte) aus.
Angeborene Leistenhernie. Alle angeborenen Leisten-
brüche sind laterale Leistenbrüche. Bei ihnen bleibt
der Processus vaginalis peritonei offen, sodass sich
Darmschlingen bzw. Teile des Omentum majus in ihn
verlagern können.
Ausgangsstelle Fossa inguinalis Fossa inguinalis Fossa inguinalis innen medial von
der Hernie lateralis lateralis medialis der V. femoralis
Beziehung zu lateral von lateral von medial von den Vasa medial von der
Leitungsbahnen den Vasa epigastrica den Vasa epigastrica epigastrica inferiora V. femoralis, lateral
inferiora inferiora vom Lig. lacunare
Lage des innerhalb des innerhalb der Fascia außerhalb der Fascia vor dem Hiatus
Bruchsacks im Processus vaginalis spermatica interna spermatica interna, saphenus im sub-
Endstadium peritonei im Skrotum im Skrotum meistens vor dem kutanen Gewebe
äußeren Leistenring
320 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
Erworbene laterale Leistenhernie, z. B. als Folge einer 11.4 Becken und Beckenwände
(angeborenen) »Bindegewebsschwäche«. Je nachdem
wie weit sich Peritoneum vorwölbt, besteht eine
4 Hernia interstitialis (Peritonealvorwölbung verbleibt Kernaussagen |
im Leistenkanal) 5 Das Becken besteht aus drei Knochen: rech-
4 Hernia completa (Vorwölbung erreicht den äußeren tem und linkem Hüftbein (Os coxae) und dem
Leistenring) dorsalen Kreuzbein (Os sacrum). Sie bilden
4 Hernia scrotalis (Hodenbruch) (Vorwölbung er- gemeinsam den nahezu unbeweglichen Be-
streckt sich in den Hodensack) ckenring.
5 Das Becken gliedert sich in großes und klei-
Erworbene mediale Leistenhernie. Die innere Bruch- nes Becken.
pforte liegt in der Fossa inguinalis medialis (. Tabelle 5 Das kleine Becken bildet bei der Frau den
11.4). Die Wand des Bruchsacks besteht aus Peritoneum trichterförmigen Geburtskanal. Er hat Weiten
und Fascia transversalis. und Engen.
5 Der Abschluss des Beckenraums nach unten
> Klinischer Hinweis erfolgt durch die mehrschichtige Beckenbo-
Das Risiko aller Leistenbrüche ist, dass Darmschlingen in den denmuskulatur mit Faszien.
Bruchsack gelangen und durch Kontraktionen der Bauch-
wandmuskulatur abgeschnürt werden. Ein solcher »einge-
klemmter« Leistenbruch kann zum lebensbedrohlichen
Darmverschluss (Ileus) führen. Deswegen sollte die Bruchpfor- Das Becken (Pelvis) wird von drei Knochen gebildet, die
te stets operativ verschlossen werden. Dabei wird das Leisten- zu einer stabilen, nahezu unbeweglichen Einheit zusam-
band dauerhaft mit dem M. obliquus internus abdominis, M. mengefügt sind, dem Beckenring. Bei den Knochen
transversus und der Fascia transversalis vernäht (Operation
handelt es sich um:
nach Bassini).
4 paarige Ossa coxae (Hüftbeine), ventral durch eine
Symphyse verbunden
11 > In Kürze 4 Os sacrum (Kreuzbein = Anteil der Wirbelsäule)
In der Regio inguinalis befinden sich – besonders (7 S. 240), beidseits mit jedem Os coxae durch eine
beim Mann – die auffälligsten Schwachstellen Amphiarthrose (Articulatio sacroiliaca) straff gelen-
der vorderen Bauchwand. Eine liegt im Bereich kig verbunden
der Fossa inguinalis medialis. Dort besteht die
Aufgaben. Das Becken hat eine Doppelfunktion. Einer-
Bauchwand lediglich aus der Fascia transversalis
seits dient es der Übertragung der Körperlast auf die
mit Peritoneum. Hier können mediale (direkte)
untere Extremität. Hier wirken innere und äußere
Leistenbrüche entstehen. Eine andere liegt am
Hüftmuskeln mit, die vom Becken zur unteren Extre-
inneren Eingang des Leistenkanals im Bereich
mität ziehen. Die innere Hüftmuskulatur beteiligt sich
der Fossa inguinalis lateralis. Der Leistenkanal
außerdem an der Wandbildung des Beckenraums. An-
durchsetzt die Bauchwand schräg nach medial
dererseits beherbergt das Becken in der Beckenhöhle
zum Anulus inguinalis superficialis. Bei Männern
innere Organe, insbesondere des Urogenitalsystems,
wurde der Hoden während der Fetalzeit durch
und bildet bei der Frau den Geburtskanal.
den Leistenkanal ins Skrotum verlagert und
Im Folgenden werden die knöcherne Grundlage des
nahm eine Ausstülpung des parietalen Perito-
Beckenrings und die Gestaltung des Beckeninnenraums
neums (Processus vaginalis peritonei) mit. Bei of-
besprochen. Die Anbindung der unteren Extremität an
fen gebliebenem Processus vaginalis peritonei
das Becken wird im Kapitel der unteren Extremität be-
kann es zu einem angeborenen (lateralen) Leis-
sprochen (7 S. 526).
tenbruch kommen.
a11.4 · Becken und Beckenwände
321 11
11.4.1 Hüftbein Osteologie: Os coxae ca anterior superior, der in Fortsetzung des Knochen-
randes nach einer leichten Einziehung die Spina iliaca
anterior inferior folgt. Dorsal befindet sich entsprechend
Wichtig | | die Spina iliaca posterior superior und die Spina iliaca
Biomechanisch ist die Hüftgelenkspfanne (Ace- posterior inferior, gefolgt von der Incisura ischiadica ma-
tabulum) das Zentrum des Hüftbeins (Os coxae). jor (weitere Einzelheiten in . Abb. 11.9).
Hier wird der Druck der Körperlast auf den
Oberschenkel übertragen. Os ischii. Prominente Knochenvorsprünge sind der Sitz-
beinhöcker ( Tuber ischiadicum) und die Spina ischiadi-
Das Hüftbein (. Abb. 11.9) besteht aus: ca, die die tiefe Incisura ischiadica major von der seich-
4 Os ilium (Darmbein) teren Incisura ischiadica minor trennt.
4 Os ischii (Sitzbein)
4 Os pubis (Schambein) Os pubis. Es trägt die Facies symphysialis zur Verbin-
dung mit dem Os pubis der Gegenseite. Lateral von
Os ilium. Kennzeichnend ist die breite Ala ossis ilii ihr liegt das Tuberculum pubicum, von dem eine scharfe
(Darmbeinschaufel), deren Innenfläche (Fossa iliaca) Kante (Pecten ossis pubis) zur Eminentia iliopubica ver-
vom Corpus ossis ilii durch die wulstförmige Linea ar- läuft.
cuata abgegrenzt ist. Sie ist ein Teil der Linea terminalis,
die die Grenze zwischen großem und kleinem Becken Gemeinsam sind alle drei Knochen des Hüftbeins am
bildet (7 unten). Dorsal der Darmbeinschaufel befindet Aufbau des Acetabulum beteiligt; Sitz- und Schambein
sich die Facies auricularis als Gelenkfläche für das Ilio- begrenzen das Foramen obturatum (. Abb. 11.9).
sakralgelenk (7 unten).
Der kraniale Rand der Darmbeinschaufel ist zur Das Acetabulum (. Abb. 11.9 b) ist die knöcherne
Crista iliaca verdickt. Sie endet ventral an der Spina ilia- Hüftgelenkpfanne. Ihren Rand bildet ein fast ringförmi-
. Abb. 11.9 a, b. Rechtes Hüftbein, a von innen, b von außen. Die Os ischii an. Sie treffen sich in der Fossa acetabuli Osteologie:
roten Linien deuten die Begrenzungen von Os ilium, Os pubis und Os coxae
322 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
ger Knochenwulst (Limbus acetabuli). In der Tiefe der > Klinischer Hinweis
Pfanne liegt die Fossa acetabuli, die sich nach unten Während der Schwangerschaft kommt es zu einer hormon-
vorn in der Incisura acetabuli öffnet. Diese ist jedoch abhängigen Lockerung der Symphyse, so dass sie sich unter
in situ durch das Lig. transversum acetabuli verschlos- der Geburt dehnen kann. Durch Überdehnung kann es zur
Symphysensprengung kommen.
sen. In der Fossa acetabuli befindet sich die sichelförmi-
ge, mit hyalinem Knorpel bedeckte Facies lunata, über
die das Körpergewicht auf den Femurkopf übertragen
11.4.2 Articulatio sacroiliaca
wird. Der Boden der Fossa acetabuli ist dünnwandig
und wird von Fettgewebe ausgefüllt.
Wichtig | |
Zur Entwicklung Die Articulationes sacroiliacae sind Amphiarthro-
Das Acetabulum verändert sich während Entwicklung und
sen, die Os sacrum und Ossa coxae zum Becken-
Wachstum. Zur Zeit der Geburt ist das Acetabulum verhältnis-
ring zusammenfassen.
mäßig flach; der Femurkopf kann daher aus der Pfanne ver-
lagert werden (Luxation). Später vertieft sich das Acetabulum
und unterliegt einer Stellungsänderung. Zur Beurteilung einer Die geringe Beweglichkeit (Federung) der Articulatio-
evtl. Störung wird im Röntgenbild (bzw. Ultraschallscreening) nes sacroiliacae beruht auf der keilförmigen Verzah-
der sog. Acetabulum(AC)winkel bestimmt: zwischen Pfannen- nung des Os sacrum mit den beiden Ossa iliaca. Außer-
dachtangente und querer Beckenachse. Er vermindert sich von dem ist die Gelenkkapsel straff und das Gelenk durch
maximal 358 beim Säugling bis auf maximal 258 beim Klein- kräftige extra- und intraartikuläre Bänder gesichert
kind.
(. Abb. 11.10):
4 Lig. sacroiliacum anterius an der Vorderseite
Foramen obturatum (. Abb. 11.9). Es entspricht dem
4 Lig. sacroiliacum interosseum von der Tuberositas
Gebiet der geringsten Druckbeanspruchung des Hüft-
sacralis zur Tuberositas iliaca
beins. Es wird von Ästen der Ossa pubis und ischii um-
4 Lig. sacroiliacum posterius auf der Rückseite des Be-
fasst und von der Membrana obturatoria verschlossen,
11 einer Fortsetzung des Periosts der umgebenden Kno-
ckens von der Seitenfläche des Os sacrum zu den
Spinae iliacae posterior superior und inferior
chen. Ventrokranial hat die Membrana obturatoria eine
Öffnung (Canalis obturatorius), die sich außen in den
Sulcus obturatorius des Os pubis fortsetzt. Hier verlau-
fen die Vasa obturatoria, der N. obturatorius und
Lymphgefäße.
4 den Abstand zwischen den beiden Tubera ischiadica: Der Beckeneingangsraum befindet sich zwischen Be-
bei der Frau größer als beim Mann ckeneingangsebene und einer etwa 1 cm darunter gele-
4 die Darmbeinschaufeln: bei der Frau ausladender als genen Terminalebene des Beckeneingangs, die an der
beim Mann am weitesten nach innen vorspringenden Stelle der
Auch der Beckeneingang ist unterschiedlich gestaltet Symphyse beginnt. Zum Beckeneingangsraum gehört
(7 unten). der kleinste sagittale Durchmesser: Conjugata vera. Er
befindet sich zwischen Hinterrand von Symphyse und
Promontorium und beträgt normal mindestens 11 cm
11.4.4 Beckenraum (. Abb. 11.12). Der Querdurchmesser (Diameter trans-
versa) beträgt bei Regelform des weiblichen Beckenein-
Wichtig | | gangs 13,5 cm und ist als Abstand zwischen den am wei-
testen lateral gelegenen Punkten der Lineae terminales
Der Beckenraum hat Trichterform mit einer wei-
beider Seiten definiert.
ten Öffnung des großen Beckens nach oben und
zunehmender Verengung im kleinen Becken, das > Klinischer Hinweis
bei der Frau den Geburtskanal bildet. Die Conjugata vera ist für die Passage des kindlichen Kopfes
bei der Geburt kritisch. Exakte Messungen sind sonogra-
phisch und tomographisch möglich. Als Faustregel für eine
Durch die Gestaltung des Beckenrings mit weit nach
unbehinderte Geburt gilt, dass das Promontorium bei vagina-
kranial auslaufenden Beckenschaufeln und einem sich ler Untersuchung digital nicht erreichbar sein soll. Hierbei
kaudal verengenden Abschnitt gliedert sich der Becken- wird allerdings die Conjugata diagonalis (vom Unterrand
raum in: der Symphyse zum Promontorium) untersucht, die etwa
4 Pelvis major (großes Becken) 1,5 cm länger ist als die Conjugata vera (. Abb. 11.12). Unter
der Geburt kann es durch Auflockerung des Beckenrings im
4 Pelvis minor (kleines Becken)
Bereich der Symphyse und der Articulationes sacroiliacae zu
Zum Pelvis minor gehört die Beckenhöhle (Cavitas pel- einer Erweiterung der Conjugata vera um 0,5–1 cm kommen.
vis).
11 Weitere Durchmesser des Beckeneingangsraums sind
Die Grenze zwischen großem und kleinem Becken bildet
die Diametrae obliquae mit 12,5 cm. Sie verlaufen zwi-
die Linea terminalis. Sie beginnt am Oberrand der Sym-
schen der Eminentia iliopubica und der Articulatio sac-
physe, setzt sich über das Pecten ossis pubis über die Li-
roiliaca der Gegenseite: von links vorne nach rechts hin-
nea arcuata des Os ischii fort und erreicht schließlich das
ten I. schräger Durchmesser und von rechts vorn nach
Promontorium. Die Linea terminalis umfasst die Aper-
links hinten II. schräger Durchmesser (. Abb. 11.12).
tura pelvis superior (Beckeneingang). In der Geburtshilfe
wird von der sich hier befindenden oberen Schoßfugen-
randebene (Beckeneingangsebene) gesprochen.
Wichtig | | Beckenboden
Von den Muskeln, die den Beckenraum umge-
ben, hat die Beckenbodenmuskulatur tragende Wichtig | |
Funktion. Sie ist dreischichtig und bildet zusam- Der Beckenboden ist trichterförmig und besteht
men mit Beckenfaszien den unteren (kaudalen) aus Muskeln und Faszien, die der Lagesicherung
trichterförmigen Abschluss des Bauch- und Be- der Beckenorgane dienen und die Beckenhöhle
ckenraums. nach unten verschließen. Sie lassen jedoch Öff-
nungen für den Enddarm und das Urogenital-
Beckenmuskeln sind system frei. Die Muskeln können durch Kontrak-
4 innere und äußere Hüftmuskeln tion und Erschlaffung die Weite der Öffnungen
4 Beckenbodenmuskeln von Darm, Harnröhre und Vagina beeinflussen.
Innere und äußere Hüftmuskeln stehen vor allem im Muskeln des Beckenbodens
11 Dienst der Stabilisierung bzw. der Bewegungen des
Die Muskeln des Beckenbodens sind in Schichten ange-
Hüftgelenks. Sie werden deshalb im dortigen Zusam-
ordnet (. Abb. 11.13 und 11.14):
menhang besprochen (7 S. 529).
4 M. levator ani (tiefe Schicht)
4 M. transversus perinei profundus (mittlere Schicht,
Die inneren Hüftmuskeln bilden gleichzeitig die Wände
jedoch nur im ventralen Bereich zwischen den
des Beckenraums:
Schambeinästen vorhanden)
4 M. obturatorius internus
4 Dammmuskulatur (oberflächliche Schicht)
4 M. piriformis
Zu allen Schichten gehören umhüllende Faszien.
Einzelheiten zu M. levator ani und M. coccygeus Das Perineum ist das auch äußerlich erkennbare Gebiet
Der Ursprung des M. levator ani – oberer Trichterrand – ver- zwischen Anus und Genitale, das vom Centrum perinei
läuft an der Beckenwand vom Os pubis, entlang eines Verstär- aus durch straffes Bindegewebe mit einzelnen glatten
kungsstreifens der Faszie des M. obturatorius internus (7 S. Muskelzellen unterlegt ist.
532) (Arcus tendineus musculi levatoris ani) zur Spina ischia-
dica. Der M. levator ani hat einen medialen und einen lateralen Der M. sphincter ani externus umgreift die Darmöff-
Teil. nung und ist besonders mit seiner tiefen Schicht am
Der mediale Teil besteht aus dem M. puborectalis, dessen Verschlussapparat des Anus beteiligt (7 S. 365). Seine
Fasern das Levatortor umschließen. Bei der Frau bilden einige
oberflächlichen Fasern verbinden sich im Centrum ten-
Fasern den M. pubovaginalis. Weitere Fasern bilden als Fibrae
dineum mit denen des M. bulbospongiosus, wodurch
praerectales den M. puboperinealis, der die Darmöffnung von
der Urogenitalöffnung trennt. beide Muskeln gemeinsam eine Achterschlinge bilden.
Der laterale Teil besteht aus M. pubococcygeus und M. ilio-
coccygeus. Beide setzen am Lig. anococcygeum an. M. bulbospongiosus. Seine Fasern umgreifen beim Mann
Der M. coccygeus, sofern isolierbar, verläuft an der Innen- den Schwellkörper (7 S. 419) und erreichen teilweise den
fläche der Spina ischiadica zum Steißbein. Penisrücken. Durch reflektorische Kontraktion kompri-
328 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
mieren sie den Bulbus penis und wirken auf die Membrana perinei. Sie befindet sich an der Unterseite
Harnröhre. Bei der Frau umgreift der Muskel den Bulbus des M. transversus perinei profundus, von dem sie
vestibuli und bildet die Begrenzung des Vestibulum va- durch einen Bindegewebsraum (Spatium profundum pe-
ginae. Seine Fasern befestigen sich an der Klitoris. rinei) getrennt ist.
Bei beiden Geschlechtern verlaufen durch das Spati-
Der M. ischiocavernosus ist kein Dammmuskel, befindet um profundum perinei die Urethra, beim Mann begleitet
sich aber seitlich des M. bulbospongiosus in der Regio von den Gll. bulbourethrales. Bei der Frau liegen hier
urogenitalis. Er verläuft vom Ramus ossis ischii über außerdem die Vagina und die Gll. vestibulares majores.
das Crus penis/clitoridis auf den Rücken des Penis bzw. Ferner finden sich hier die A. urethralis, die A. bulbi
der Klitoris, wo er sich mit dem Muskel der Gegenseite penis, die A. profunda penis bzw. clitoridis und die
trifft. Er wirkt auf die Schwellkörper. A. dorsalis penis bzw. clitoridis.
Der M. transversus perinei superficialis, sofern isolier- Fascia perinei (superficialis). Sie ist die Fortsetzung der
bar, verläuft vom Tuber ischiadicum zum Centrum ten- oberflächlichen Körperfaszie und begrenzt den Binde-
dineum. Seine Fasern beteiligen sich an der Spannung gewebsraum unter der Membrana perinei (Spatium su-
des Damms. perficiale perinei).
Im Spatium superficiale perinei liegen der M. ischio-
cavernosus und der M. bulbospongiosus in geschlechts-
Faszien des Beckenbodens
spezifischer Anordnung, außerdem beim Mann Bulbus
Die Muskulatur des Beckenbodens wird an ihrer Ober- penis und Crura penis, bei der Frau Venengeflechte
und Unterseite von Faszien bedeckt (. Abb. 11.14): des Bulbus vestibuli, Corpora cavernosa clitoridis und
im Bereich des Diaphragma pelvis Crura clitoridis. Ferner verlaufen im Spatium perinei
4 Fascia superior diaphragmatis pelvis superficiale Gefäße und Nerven für Skrotum, Labien
4 Fascia inferior diaphragmatis pelvis und Perineum.
im Bereich des M. transversus perinei profundus
11 4 Membrana perinei Die genannten Muskeln umschlingen beim Mann den Penis
unter der Haut und bei der Frau die Klitoris; sie fixieren beide Strukturen
4 Fascia perinei superficialis an der Schambeinfuge. Bei der Frau legen sich die Labia mino-
ra von medial her den Mm. bulbospongiosi an. Die Fasern der
Mm. bulbospongiosi setzen sich in die Fasern des M. sphincter
Die Fascia superior diaphragmatis pelvis bedeckt zur Be-
ani externus fort.
ckenhöhle hin den M. levator ani mit seinen Teilen. Sie
ist ein Teil der Fascia pelvis parietalis.
> Klinischer Hinweis
Abszesse in der Umgebung des Anus treten oberhalb des M.
Die Fascia inferior diaphragmatis pelvis (. Abb. 11.14) levator ani oder innerhalb des M. sphincter ani auf und setzen
liegt auf der Außenseite des M. levator ani und des M. sich nach Durchbruch in die Fossa ischioanalis fort.
sphincter ani externus. Lateral erreicht sie die Fascia ob-
turatoria, die hier einen sehnenartigen Faserring bildet . Tabelle 11.6 stellt die Unterschiede von männlichem
(Arcus tendineus musculi levatoris ani), an dem der M. und weiblichem Beckenboden unter Berücksichtigung
levator ani entspringt. Unterhalb beider Faszien befin- der äußeren Geschlechtsorgane gegenüber.
det sich ein Bindegewebsraum, der bis zur Haut reicht.
Er wird als Fossa ischioanalis bezeichnet und ist mit
dem Corpus adiposum fossae analis gefüllt (. Abb.
11.14). Die Fossa ischioanalis reicht medial bis an die
Muskulatur, nach vorne bildet sie unter dem M. trans-
versus perinei profundus eine Tasche. An der lateralen
Wand der Fossa ischioanalis verlaufen in einer Duplika-
tur der Fascia obturatoria (Canalis pudendalis) der N.
pudendus internus sowie die A. und V. pudenda interna
zur Versorgung der Regio analis und urogenitalis.
a11.5 · Cavitas abdominis et pelvis
329 11
. Tabelle 11.6. Geschlechtsspezifische Unterschiede zwi- boden bilden, und Faszien verschlossen. Die Öff-
schen männlichem und weiblichem Beckenboden unter nungen im Beckenboden für Enddarm, Harnröhre
Berücksichtigung der äußeren Geschlechtsorgane und Vagina sind durch Muskelringe gesichert: M.
sphincter ani externus, M. bulbocavernosus.
Mann Frau
An die Mm. Bulbus penis Venenplexus des 11.5.1 Gliederung Thoraxraum: Situs
transversi Crura penis Bulbus vestibuli
perinei legen Corpora cavernosa
sich kaudal an clitoridis (mit den Kernaussagen |
Crura clidoridis
am Schambein 5 Die Bauch- und Beckenhöhle gliedert sich in
angeheftet) eine Peritonealhöhle und ein Spatium extra-
peritoneale.
An Schambein Crura penis Crura clitoridis 5 Das Spatium extraperitoneale besteht aus
und Diaphrag- Spatium retroperitoneale, Spatium subperi-
ma sind durch
toneale und Spatium retropubicum.
Mm. ischioca-
vernosi be- 5 Die Organe in der Bauch- und Beckenhöhle
festigt können intraperitoneal, primär retroperito-
neal, sekundär retroperitoneal oder extra-
An den Mm. Bulbus penis Venenplexus des peritoneal liegen.
bulbospongiosi Bulbus vesibuli
sind befestigt Die Cavitas abdominis et pelvis (Bauch- und Becken-
höhle) ist ein zusammenhängender Raum, der als
»Höhle« nur dann vorliegt, wenn sein Inhalt entfernt ist.
In situ enthält der Bauchraum die Cavitas peritonea-
> In Kürze lis (Peritonealhöhle) als seröse Höhle, die sich bis in den
Das Becken besteht aus den beiden Ossa coxae, Beckenraum ausdehnt. Dadurch gliedert sich der
die durch Verschmelzung von Os ilium, Os ischii Bauch- und Beckenraum in einen intraperitonealen Be-
und Os pubis entstanden sind. Ventral sind die reich, der innerhalb der Peritonealhöhle liegt und von
Ossa coxae durch die Symphysis pubica mit- Bauchfell (Peritoneum) umschlossen ist, und einen
einander verbunden. Dorsal sind sie mit dem extraperitonealen Bereich (Spatium extraperitoneale).
Os sacrum durch Amphiarthrosen (Articulationes Das Spatium extraperitoneale ist ein Bindegewebsraum
sacroiliacae) verbunden. zwischen Peritoneum und den Wänden der Bauch- und
Das Becken ist beim stehenden Menschen Beckenhöhle. Der Extraperitonealraum ist in der Cavi-
um etwa 608 gegenüber der Körperachse nach tas abdominalis dorsal zum Spatium retroperitoneale
vorne unten geneigt. Dadurch lastet der Druck erweitert, das sich kaudal in die Cavitas pelvis fortsetzt.
des Bauchinhalts im Wesentlichen auf der Rück- Dort besteht der Bindegewebsraum aus dem Spatium
seite der Symphyse. subperitoneale und Spatium retropubicum hinter der
Der Binnenraum des Beckens gliedert sich in Schambeinfuge und vor der Harnblase. Das Spatium
Beckeneingangsraum (Conjugata vera, ca. subperitoneale hat durch das Foramen ischiadicum ma-
11 cm), Beckenmitte und Beckenausgang und jus und den Canalis obturatorius im Foramen obtur-
ist trichterförmig durch M. levator ani (Diaphrag- atum des Beckens (7 S. 322) Verbindung mit den Binde-
ma pelvis) und ventral durch den M. transversus gewebsräumen des Oberschenkels.
perinei profundus, die den muskulären Becken- Im Bauch- und Beckenraum liegen Organe, die zu
verschiedenen Systemen gehören: das Verdauungs-
330 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
. Abb. 11.15 a–c. Beziehungen der Baucheingeweide zum Bauch- gastrium dorsale. b Für die Organe des Unterbauchs (Duodenum
fell während der Entwicklung. Schematische Darstellung. Quer- und alle folgenden Dünndarmabschnitte) besteht nur ein Meso
schnitte durch den Rumpf eines Embryo. a und b Intraperitoneale dorsale. Während der Entwicklung werden Duodenum, Colon as-
Lage, c sekundär retroperitoneale Lage. Bei der intraperitonealen cendens und descendens und Pankreas zunächst intraperitoneal
Lage bestehen Unterschiede zwischen Oberbauch und Unter- angelegt (b), später kommen sie in sekundär retroperitoneale
bauch. a Der Magen hat ein Mesogastrium ventrale und ein Meso- Lage (c)
> In Kürze
Die Cavitas peritonealis ist ein System von Spal-
ten mit einer geringen Menge seröser Flüssigkeit
zwischen Peritoneum parietale und Peritoneum
viscerale. Das Bauchfell besteht aus Mesothel
mit einer Lamina propria und einer Tela subsero-
sa. Es wird durch Transsudate feucht gehalten.
Mesos entwickeln sich aus Mesenchymplatten
zwischen den Anlagen der primitiven Leibeshöh-
le. Im späteren Oberbauch gibt es ein Meso vent-
rale und ein Meso dorsale, im Unterbauch ledig-
lich ein Meso dorsale.
Wichtig | |
Unter Bauchsitus werden die Lage der Organe
und die Peritonealverhältnisse in der Bauchhöhle
verstanden. Kenntnisse hierüber haben große
Bedeutung für das ärztliche Handeln.
11
Bei Eröffnung der Bauchhöhle wird als erstes das Omen-
tum majus (großes Netz) sichtbar (. Abb. 11.16). Es ent-
springt an der großen Kurvatur des Magens und be-
deckt schürzenförmig alle Darmteile. Fest verbunden
ist das Omentum majus mit dem Quercolon, das den
Bauchraum in zwei Etagen gliedert (. Abb. 11.17):
4 Oberbauch
4 Unterbauch
Im Oberbauch liegen
4 Leber mit Gallenblase
4 Magen
4 Milz
4 obere Teile des Zwölffingerdarms (Duodenum)
4 Bauchspeicheldrüse (Pankreas)
11
. Abb. 11.18 a–e. Form- und Lageentwicklung des Darmkanals. wachstum des Dünndarms, die Schlingenbildung ist angedeutet.
a Der Darmkanal hat in seiner ganzen Länge ein dorsales Meso. d Zustand nach Drehung der Nabelschleife. Das Zäkum hat einen
Im Magenbereich ist darüber hinaus ein ventrales Meso ausgebil- Deszensus durchgeführt und seine endgültige Lage in der Fossa
det. Bildung der primären Nabelschleife. Die A. mesenterica supe- iliaca dextra erreicht. Rot unterlegt sind die Abschnitte des Meso-
rior bildet die Achse. b Die Nabelschleife ist zu einer langen, sagit- kolons, die mit der dorsalen Bauchwand verkleben und dadurch
tal gestellten Schlinge ausgewachsen. Am Scheitel der Nabel- die zugehörigen Kolonteile in eine sekundär retroperitoneale Lage
schleife befindet sich der Ductus vitellinus (omphaloentericus) bringen. e Situs nach Abschluss der Entwicklung. Das Omentum
(Pfeil). Ungleiche Wachstumsprozesse führen zu Lageveränderun- majus bedeckt die Dünndarmschlingen. Es ist an der großen Kur-
gen des gesamten Magen-Darm-Traktes. Der gebogene Pfeil gibt vatur des Magens befestigt (c–e nach Langman 1985)
die Richtung der Darmdrehung an (auch in a). c Starkes Längen-
Anlagen und gelangen hinter den Magen an die dorsale Leibes- Kurvatur des Magens. Der übrige Teil des Magens
wand und so mit Teilen des Duodenum in eine sekundär retro- berührt Brust- und Bauchwand; dort befindet sich ober-
peritoneale Lage. flächlich das Magenfeld, das überwiegend links liegt
(. Abb. 11.1). Am linken Rand des Magens (Curvatura
Übersicht über die Organe im Oberbauch. Im Ober- major) befestigt sich das Omentum majus. Die Milz und
bauch ist auf der rechten Seite die Leber das dominie- die dem Oberbauch zugerechneten Teile des Duodenum
rende Organ (. Abb. 11.17). Sie überdeckt die kleine sind bei Eröffnung der Bauchhöhle nicht sichtbar.
a11.5 · Cavitas abdominis et pelvis
335 11
webskapsel ( Tunica fibrosa, auch Glisson-Kapsel) aus-
gehen. Hinzu kommt eine Gliederung in acht keilförmi-
ge Segmente (. Abb. 11.22 b), die durch die Aufzwei-
gung der intrahepatischen Gefäße entstehen (7 S. 367).
Die Lebersegmente können einzeln reseziert werden.
Projektion auf die Oberfläche (. Abb. 11.17). Der
untere Leberrand folgt dem rechten Rippenbogen bis
zur rechten Medioklavikularlinie und zieht durch die
Regio epigastrica bis etwa zur linken Parasternallinie.
Beim gesunden Erwachsenen ist der Leberrand nicht
unter dem Rippenbogen tastbar. Beim Kind jedoch
überragt die Leber stets den rechten Rippenbogen um
mehrere Zentimeter.
Nach oben legt sich die Leber in die rechte Zwerch-
. Abb. 11.19. Bauchfell- und Mesenterialverhältnisse im Ober-
bauch nach Abschluss der Entwicklung, Querschnitt. schraffiert: fellkuppel und ist mit dem Centrum tendineum des
ein ursprünglich vorhandener Spalt hinter dem Pankreas hat sich Zwerchfells verwachsen. Dieser Bereich (Area nuda)
zurückgebildet, so dass das Pankreas sekundär retroperitoneal der Facies diaphragmatica der Leber ist nicht von Peri-
liegt toneum überzogen (. Abb. 11.23).
Die Unterseite der Leber ist die Eingeweidefläche
Leber (Hepar). Die Leber ist die größte Drüse des (Facies visceralis) (. Abb. 11.22 a). Sie berührt zahlrei-
Körpers. Sie wiegt ca. 1500 g. Ihr Sekret ist die Galle. che Nachbarorgane: Ösophagus, Gallenblase, Magen,
Die Oberfläche der Leber ist von Peritoneum viscerale Duodenum, rechte Colonflexur, rechte Niere und Ne-
bekleidet und spiegelnd glatt. Intravital ist die Leber benniere. Außerdem befindet sich an der viszeralen Sei-
weich, verformbar, hat eine dunkelbraune Farbe und te der Leber die Leberpforte (Porta hepatis) mit ein- und
passt sich den Nachbarorganen an. austretenden Leitungsbahnen (A. hepatica propria, V.
Die Leber besteht aus vier Lappen: Lobus dexter, Lo- portae, in der Regel am weitesten dorsal, Ductus hepa-
bus sinister, Lobus quadratus, Lobus caudatus (. Abb. ticus dexter et sinister, Nerven). Ferner trennt die Fissu-
11.22 a). Die Gliederung kommt durch Bindegewebssep- ra ligamenti teretis, die sagittal verläuft, den Lobus si-
ten zustande, die von einer oberflächlichen Bindege- nister von den übrigen Lappen (. Abb. 11.22 a). An die-
. Abb. 11.20 a, b. Entstehung von Omentum majus und Bursa gewachsen und liegt schürzenförmig vor den Dünndarmschlin-
omentalis. a Pankreas und Duodenum befinden sich in retroperi- gen. Das rücklaufende Blatt des Omentum majus ist mit Querko-
tonealer Position. Das Mesogastrium dorsale wölbt sich zur Bil- lon und Mesocolon transversum verwachsen
dung des Omentum majus vor. b Das Omentum majus ist aus-
336 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
. Abb. 11.21 a–d. Entwicklung von Leber und Pankreas. a Embryo dorsale Pankreasgang mündet auf der Papilla minor in das Duo-
vom 30. Tag, b vom 35. Tag. Die ventrale Pankreasknospe liegt ne- denum, der ventrale auf der Papilla major. d Die Verschmelzung
ben der Anlage von Gallenblase und Leber. c Embryo vom 40. Tag, der Pankreasgänge ist erfolgt. Sie münden gemeinsam mit dem
d vom 45. Tag. Die ventrale Pankreasanlage ist um das Duodenum Ductus choledochus ins Duodenum (nach Langman 1985)
herum gewandert und liegt nun dicht neben der dorsalen. Der
11
. Abb. 11.22 a, b. Leber. a Facies visceralis der Leber mit ihren vier den Nachbarorganen hervorgerufene Impressionen. b Leberseg-
Lappen: Lobus dexter, Lobus sinister, Lobus quadratus, Lobus cau- mente in der Ansicht von der Facies diaphragmatica (in Anleh-
datus, sowie Leberpforte und Gallenblase. Zu beachten sind von nung an Siewert 2001)
ser Fissur befestigen sich ventral das Lig. teres hepatis reich der Area nuda (7 oben, . Abb. 11.23). Am Rand
(Reste der Nabelvene) und dorsal das Lig. venosum (ob- der Area nuda schlägt das Peritoneum viscerale von
literierter Ductus venosus Arantii 7 S. 183). In einer der Facies diaphragmatica der Leber auf das Perito-
rechten sagittal verlaufenden Furche liegt vorne die Gal- neum parietale der Zwerchfellunterseite und der vor-
lenblase, hinten die V. cava inferior. Rechts davon befin- deren Bauchwand um. Den Umschlag bildet das Lig. co-
det sich der Lobus dexter. Die Facies visceralis der Leber ronarium.
steigt schräg von vorn (ventral) nach hinten (dorsal) auf Das Lig. coronarium setzt sich nach rechts und links
und wird nur nach Anhebung des unteren Leberrandes in die Ligg. triangulare dextrum et sinistrum fort. Das
sichtbar. Lig. triangulare sinistrum läuft in die Appendix fibrosa
Peritonealverhältnisse an der Leber. Die Leber liegt hepatis aus. Das Lig. triangulare dextrum setzt sich zur
intraperitoneal (. Abb. 11.19) – bis auf den kleinen Be- rechten Niere als Lig. hepatorenale fort.
a11.5 · Cavitas abdominis et pelvis
337 11
Das Omentum minus gliedert sich in (. Abb. 11.24)
4 Ligamentum hepatogastricum
4 Ligamentum hepatoduodenale
. Abb. 11.24. Magen, Omentum minus und Leber von vorne. Der Massiver roter Pfeil: Zugang zur Bursa omentalis durch das Fora-
untere Leberrand ist hochgezogen. Durch einen Schnitt in der ge- men omentale (in Anlehnung an Platzer 1982)
strichelten Linie wird die Bursa omentalis (. Abb. 11.25) eröffnet.
Die Hinterwand des Magens grenzt an die Bursa nem Meso befestigt. Das Omentum majus ist ein Meso,
11 omentalis und an das hinter der Bursa gelegene Pankre- das ursprünglich einen vorderen und hinteren Anteil
as. Von der kleinen Kurvatur entspringt das kleine Netz (Blatt, . Abb. 11.20 b) mit jeweils zwei Oberflächen hat.
(Omentum minus) (7 S. 337, . Abb. 11.24). Die Oberflächen verkleben jedoch in der Regel mit-
Der linke Magenrand (Curvatura major) hat ein einander. Das Omentum majus verwächst meist mit
wechselnd großes Berührungsfeld mit dem Colon trans- dem Colon transversum. Der Abschnitt des Omentum
versum (. Abb. 11.17); links schiebt sich die Milz zwi- majus zwischen Magen und Colon transversum wird
schen Magen und Zwerchfell. Ferner befestigt sich an als Lig. gastrocolicum bezeichnet.
der großen Kurvatur das Lig. gastrosplenicum (. Abb.
11.19), am Fundus das Lig. gastrophrenicum sowie als Milz (Splen, Lien). Die Milz befindet sich in der linken
Teil des Omentum majus das Lig. gastrocolicum Regio hypochondriaca hinter dem Magen und projiziert
(. Abb. 11.24). sich zwischen der 9. und 11. Rippe auf die Oberfläche der
Magengefäße. An der Curvatura minor verlaufen linken Körperseite. Die Milzachse folgt etwa dem Verlauf
die A. gastrica sinistra und die A. gastrica dextra. An der 10. Rippe. Durchschnittlich ist die Milz 10–12 cm
der Curvatura major liegen die Aa. gastroomentales lang, 6–8 cm breit, 3–4 cm dick und wiegt ca. 150 g.
dextra und sinistra und am Magenfundus die Aa. gastri- Sie überragt den Rippenbogen nicht und ist bei gesunden
cae breves. Alle Gefäße stehen untereinander in Verbin- Menschen von der Oberfläche her nicht tastbar.
dung. Die Venen begleiten die Arterien (Einzelheiten Die Milz liegt intraperitoneal und ist durch das Lig.
über alle Leitungsbahnen des Magens 7 S 352). gastrosplenicum (. Abb. 11.19 und 11.24) am Zwerch-
fell und das Lig. splenorenale an der Rückseite der
Das Omentum majus (. Abb. 11.16 und 11.24) geht von Bauchwand befestigt. Beide Ligamenta sind aus dem
der Curvatura major des Magens aus. Es ist der ventrale Mesogastrium dorsale hervorgegangen (7 oben). Sie
Teil des embryonalen Mesogastrium dorsale, der breit- treffen am Hilum lienale auf der ventralen Milzseite zu-
flächig abwärts gewachsen und dann umgeschlagen ist. sammen.
Rückläufig hat es sich am Colon transversum und sei-
a11.5 · Cavitas abdominis et pelvis
339 11
Untergebracht ist die Milz in der so genannten Milz- Das Foramen omentale ist für etwa zwei Finger durch-
nische, die unten (kaudal) vom Lig. phrenicocolicum, ei- gängig und wird vom freien rechten Rand des Ligamen-
ner Bauchfellduplikatur zwischen Zwerchfell und Colon tum hepatoduodenale des Omentum minus (. Abb.
descendens, und lateral und dorsal vom Zwerchfell be- 11.24), kaudal von der Pars superior duodeni, dorsal
grenzt wird. von der V. cava inferior und kranial von der Leber be-
Nachbarbeziehungen. Die Milz berührt mit ihrer Fa- grenzt.
cies diaphragmatica das Zwerchfell. Dort kommt sie in Das Vestibulum bursae omentalis hat oben den Lo-
Nachbarschaft zur linken Pleurahöhle. Ihre Facies visce- bus caudatus der Leber, unten die Bauchspeicheldrüse,
ralis hat Kontakt mit dem Magenfundus, dem Colon dorsal V. cava inferior und Aorta, ventral das Omentum
transversum bzw. der Flexura coli sinistra, sowie der minus zur Nachbarschaft. Ferner steht der Recessus su-
linken Niere (. Abb. 11.64). Ferner erreicht die Cauda perior bursae omentalis mit dem Vorraum in Verbin-
pancreatis das Hilum splenicum. dung, der eine Nische zwischen V. cava inferior und
Die Blutversorgung der Milz erfolgt durch die A. Ösophagus bzw. Kardia bildet.
splenica (7 S. 440). Der Übergang vom Vor- zum Hauptraum wird von
dorsal durch die Plicae gastropancreaticae (mit der A.
Bursa omentalis (Netzbeutel) (. Abb. 11.25). Die Bursa gastrica sinistra und A. hepatica communis) eingeengt.
omentalis ist ein spaltförmiger Nebenraum der Cavitas Hauptraum der Bursa omentalis. Ein Überblick ist
peritonealis. Sie ist während der Entwicklung durch erst nach Durchtrennung des Ligamentum gastrocoli-
Spaltbildungen im Mesogastrium dorsale entstanden cum zu gewinnen (. Abb. 11.25). Der Hauptraum liegt
(7 oben). hinter Magen und Omentum minus. Die dorsale Wand
An der Bursa omentalis lassen sich unterscheiden: bildet das Peritoneum parietale, das Zwerchfell, linke
4 Foramen omentale Nebenniere und Pankreas überzieht. Die Bursa omenta-
4 Vestibulum bursae omentalis lis endet nach links im Recessus splenicus (lienalis), der
4 Hauptraum durch die Milzbänder begrenzt wird. Nach unten weist
4 Recessus ein Recessus inferior bursae omentalis zwischen Magen
. Abb. 11.25. Blick in die Bursa omentalis nach Durchtrennung in den Recessus superior omentalis (in Anlehnung an Sobotta
des Omentum majus und Hochschlagen des Magens. Der massive 1972)
rote Pfeil liegt in der Bursa omentalis. Kleiner heller roter Pfeil weist
340 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
und Colon transversum; gelegentlich kann sich der Re- 4 Pars ascendens
cessus inferior zwischen die beiden Blätter des Omen- 4 Flexura duodenojejunalis (an dieser Krümmung
tum majus fortsetzen. setzt sich das Duodenum in das Jejunum fort)
Pars horizontalis. Sie ist kurz, beginnt mit der Flexura > In Kürze
duodeni inferior, verläuft quer von rechts nach links Das größte Organ des Oberbauchs ist die Leber.
über die Wirbelsäule und lagert sich dem Pankreaskopf Tastbar ist sie jedoch nur in der Regio epigastrica.
von unten her an. Unter dem Pankreaskopf erscheinen Auf die Spitze der 9. Rippe projiziert der Fundus
die A. und V. mesenterica superior, die über die Vorder- der Gallenblase. Mit dem Zwerchfell ist die Leber
fläche der Pars horizontalis abwärts ziehen und in die an der Area nuda fest verwachsen. Von der Leber
Radix mesenterii gelangen. Hinter der Pars horizontalis ziehen Peritonealduplikaturen als Lig. falciforme
verläuft die V. cava inferior. zu vorderer Bauchwand und als Omentum minus
zu Magen und Anfangsteil des Duodenum. Die Le-
Pars ascendens. Sie geht ohne scharfe Grenze aus der
ber überdeckt die Curvatura minor des Magens.
Pars horizontalis hervor. Die Pars ascendens steigt nach
Von der Curvatura major des Magens zieht das
kranial an und erreicht etwa 5 cm links des 2. LW die
Omentum majus mit seinem Anfangsteil (Lig. gas-
Flexura duodenojejunalis, eine scharfe Biegung, an der
trocolicum) abwärts. Die Milz liegt intraperitoneal
das sekundär retroperitoneal gelegene Duodenum in
in der Milznische. Vom Milzhilum ziehen Peritone-
das intraperitoneale Jejunum übergeht. Die Pars ascen-
alduplikaturen als Lig. gastrosplenicum zum Ma-
dens ist durch den glatten M. suspensorius duodeni mit
gen und als Lig. splenorenale zur hinteren Bauch-
der A. mesenterica superior verbunden. Nach kranial
wand. Hinter dem Magen befindet sich die Bursa
legt sich die Pars ascendens dem Pankreas an. Dorsal
omentalis. Bis auf die Pars superior liegt das Duo-
von ihr liegt die Aorta.
denum genau wie das Pankreas sekundär retro-
Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (. Abb. 11.26). Die peritoneal. Nachfolgend eine Zusammenfassung
Bauchspeicheldrüse gliedert sich in Caput, Corpus und der Peritonealverhältnisse.
Cauda. Sie ist 13–18 cm lang und leicht S-förmig
gekrümmt. Der Kopf der Bauchspeicheldrüse liegt in Bauchfellduplikaturen und -falten, Recessus
der Konkavität des Duodenums. Dann überquert die in der Cavitas abdominalis
Drüse den 2. LW und wölbt sich dort vor ( Tuber omen-
Oberbauch
tale). Nach unten zeigt ein hakenförmiger Processus un-
4 Lig. falciforme – als ventrale Bauchfellduplikatur –
cinatus. Mit ihrem Schwanz erreicht die Bauchspei-
mit am Unterrand gelegenem Lig. teres hepatis
cheldrüse das Milzhilum. Insgesamt ist die Achse der
4 Lig. coronarium als Umschlag des Peritoneum visce-
Bauchspeicheldrüse nach links oben gerichtet.
rale der Leber auf das Peritoneum parietale in der
Die Bauchspeicheldrüse liegt sekundär retroperito-
Umgebung der Area nuda und dessen seitliche Fort-
neal. An ihrer Vorderseite bildet das Peritoneum die
setzung als
Rückwand der Bursa omentalis (7 oben).
4 Lig. triangulare dextrum und Lig. triangulare sinist-
Hinter dem Pankreaskopf entsteht aus dem Zusam-
rum
menfluss der V. mesenterica superior, der V. mesenteri-
4 Lig. hepatorenale
ca inferior und der V. splenica die V. portae hepatis
4 Recessus subphrenici
(7 S. 444). Ferner verläuft hinter dem Pankreaskopf
4 Recessus subhepatici
die A. mesenterica superior kaudalwärts (. Abb. 11.55),
4 Recessus hepatorenalis
überquert die Pars horizontalis duodeni und tritt in die
Wurzel des Mesenterium ein. Weiterhin befindet sich am Omentum minus
hinter dem Pankreaskopf der Ductus choledochus, der 4 Lig. hepatogastricum
häufig in einem eigenen Kanal aus Pankreasgewebe 4 Lig. hepatoduodenale; in dessen freiem Rand verlau-
liegt. Am Oberrand der Drüse verläuft die A. splenica, fen Ductus choledochus, V. portae hepatis und A.
ein Ast des Truncus coeliacus. Die V. splenica befindet hepatica propria
sich kaudal davon in einer Rinne hinter dem Pankreas. 4 Lig. hepatocolicum (inkonstant)
342 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
Jejunum und Ileum bilden gemeinsam das Dünndarm- . Abb. 11.27. Mesenterium, Colon. Magen und Colon transver-
konvolut. Es liegt intraperitoneal und ist je nach Kon- sum sind in die Höhe geschlagen, der Dünndarm ist am Mesente-
traktion der Muskulatur der Darmwand bis zu 5 m lang. rium abgetragen. Dunkelgraues Raster: Peritoneum parietale
344 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
Besondere Verhältnisse liegen am Anfang des Jeju- Die nachfolgenden Darmabschnitte Rectum (Mast-
num und am Ende des Ileum vor. Das Jejunum beginnt darm) und Canalis analis (Analkanal) liegen sub- bzw.
an der Flexura duodenojejunalis. Hier setzt sich das re- extraperitoneal.
troperitoneal gelegene Duodenum in das intraperito-
neale Jejunum fort. An dieser Stelle entstehen durch Pli- Das Caecum (Zäkum) befindet sich in der Fossa iliaca
cae duodenalis superior et inferior jeweils kleine Bauch- dextra auf dem M. iliacus unterhalb der Einmündung
felltaschen (Recessus duodenalis superior et inferior). In des Dünndarms in den Dickdarm (Ostium ileale). Es
diese Recessus können Dünndarmschlingen gelangen ist etwa 7 cm lang. Falls das Zäkum während der Ent-
(innere oder Treitz-Hernie). wicklung nicht nach kaudal gewandert ist, liegt es unter
Am Übergang des intraperitoneal gelegenen Ileum der Leber (Hochstand des Zäkum).
in den sekundär retroperitoneal gelegenen Anfang des Das Ostium ileale (. Abb. 11.29) wird von zwei
Kolons befindet sich der Recessus ileocaecalis superior Schleimhautlippen begrenzt (Labra ileocaecales), die
mit der Plica caecalis vascularis, die einen Ast der A. sich seitlich in ein Frenulum ostii ilealis fortsetzen.
ileocaecalis einschließt, und der Recessus ileocaecalis in- Durch diese Lippen wird ein Reflux von Dickdarminhalt
ferior zwischen Ileum und Appendix vermiformis. in den Dünndarm verhindert.
Peritonealverhältnisse. Das Zäkum weist unter-
Gefäße. Die versorgenden Arterien sind Aa. jejunales et schiedliche Peritonealverhältnisse auf. Es kann vorlie-
ileales. Sie erreichen den Dünndarm durch das Mesen- gen als
terium und bilden Arkaden. Die Aa. jejunales und ilea- 4 Caecum fixum, wenn es breit mit der Rückwand des
les sind Äste der A. mesenterica superior. Die Venen be- Bauchraums verwachsen ist (sekundär retroperito-
gleiten die Arterien. neale Lage)
4 Caecum mobile, wenn eine mesoartige Verbindung
Der Dickdarm (Intestinum crassum) (. Abb. 11.28) ist zwischen Peritoneum viscerale des Zäkum und Peri-
1,3–1,5 m lang und besteht aus toneum parietale gering oder unvollständig ist
4 Caecum (Blinddarm) mit 4 Caecum liberum, wenn ein vollständiges Meso (Me-
11 – Appendix vermiformis (Wurmfortsatz) socaecum) ausgebildet ist
4 Colon (Grimmdarm) Sowohl beim Caecum mobile als auch beim Caecum
– Colon ascendens liberum befindet sich hinter dem Blinddarm ein Reces-
– Colon transversum
– Colon descendens
– Colon sigmoideum
. Abb. 11.28. Dickdarm von vorne gesehen. Die Flexura coli dex-
ter liegt in situ ventral, die Flexura coli sinister mit Colon descen- . Abb. 11.29. Ileum, Caecum und Colon ascendens sind eröffnet.
dens dorsal im Oberbauch. Darstellung nach Röntgenbildern Zu beachten ist die Abgangsstelle des Wurmfortsatzes
a11.5 · Cavitas abdominis et pelvis
345 11
sus retrocaecalis, in den sich die Appendix vermiformis (. Abb. 11.1). Er liegt auf der Verbindungslinie zwischen Spi-
hineinlegen kann. na iliaca anterior superior und Nabel am Übergang zwischen
lateralem und mittlerem Drittel. Der Lanz-Punkt entspricht der
Appendix vermiformis (Wurmfortsatz). Die Appendix Spitze der Appendix beim absteigendem Typ. Er befindet sich
am Übergang vom rechten und mittleren Drittel einer Verbin-
vermiformis ist durchschnittlich 8–9 cm lang und durch dungslinie zwischen den beiden Spinae iliacae anteriores su-
ihre intraperitoneale Lage frei beweglich. Sie hat ein ei- periores. Es bestehen jedoch große Variabilitäten.
genes Meso (Mesoappendix, auch Mesenteriolum).
Durch ihre Beweglichkeit kann die Appendix verschie- Colon ascendens. Es schließt kontinuierlich an das Zä-
dene Positionen zum Zäkum einnehmen. In der Meso- kum an, liegt im Normalfall sekundär retroperitoneal
appendix verlaufen die versorgenden Blutgefäße, A. und verläuft seitlich auf dem M. quadratus lumborum
und V. appendicularis, und werden hier bei der Ap- bzw. M. transversus abdominis bis zur Unterfläche des
pendektomie (operative Entfernung der Appendix) un- rechten Leberlappens. Dort ruft es die Impressio colica
terbunden. hervor. Vor dem unteren Pol bzw. dem Hilum der rech-
ten Niere befindet sich die Flexura coli dextra, der
Lagevarianten der Appendix vermiformis Übergang ins Colon transversum. Vorn wird das Colon
4 Kaudalposition: ragt in das kleine Becken hinein: abstei- ascendens von Dünndarmschlingen überlagert.
gender Typ (30%) (bei der Frau liegt sie dann in enger
Nachbarschaft zum Ovar) Colon transversum (. Abb. 11.27). Das Colon transver-
4 Medialposition: nach medial verlagert zwischen den Dünn- sum liegt intraperitoneal und ist durch ein unterschied-
darmschlingen lich langes Mesocolon transversum beweglich befestigt.
4 Lateralposition: zwischen lateraler Bauchwand und Zäkum Dadurch ist die Lage des Colon transversum variabel;
4 retrozäkale Kranialposition: hinter dem Zäkum nach oben
im Extremfall kann das Colon transversum bis ins klei-
geschlagen im Recessus retrocaecalis (65%)
ne Becken durchhängen. In der Regel jedoch legt sich
4 anterozäkale Kranialposition: vor dem Zäkum nach oben
geschlagen das Colon transversum der Facies visceralis der Leber,
der Gallenblase, bei größerer Füllung dem Magen und
> Klinischer Hinweis der Facies visceralis der Milz an.
Druckpunkte auf der vorderen Bauchwand haben für die Di-
agnose von Entzündungen der Appendix vermiformis (Appen- Mesocolon transversum. Es verbindet das Colon trans-
dicitis) große klinische Bedeutung. Der McBurney-Punkt gilt als versum mit der hinteren Bauchwand. Die Wurzel des
Projektionsstelle der Basis der Appendix auf die Bauchwand Mesocolon transversum (. Abb. 11.30) an der hinteren
. Abb. 11.30. Peritoneum parietale mit Radix mesenterii (rote Linien). Die intraperitonealen Organe sind entfernt. Der Pfeil verläuft durch
das Foramen omentale (epiploicum) in die Bursa omentalis
346 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
Bauchwand verläuft leicht schräg aufsteigend von der Fossa iliaca sinistra, wo es sich in das Colon sigmoi-
Flexura coli dextra zur Flexura coli sinistra. Sie beginnt deum fortsetzt. Häufig befinden sich seitlich an der Be-
über der Pars descendens duodeni, folgt dem Unterrand festigung des Colon descendens kleine Sulci paracolici.
des Pankreas und erreicht in unterschiedlicher Höhe die
linke Niere, an deren Fascia praerenalis das Kolon ohne Das Colon sigmoideum (. Abb. 11.17, 11.28) ist etwa
Bauchfellduplikatur fixiert ist. Das Mesocolon transver- 45 cm lang und verläuft S-förmig. Durch seine Schleife
sum setzt sich von der Flexura coli sinistra und dem An- gelangt es vor S2–S3. Dort setzt es sich in den Mastdarm
fangsteil des Colon descendens zum Zwerchfell als Liga- (Rectum) fort. Es liegt intraperitoneal und ist über das
mentum phrenicocolicum fort, das die Milznische nach Mesocolon sigmoideum beweglich an der hinteren
unten begrenzt (7 oben). Bauchwand befestigt.
Weitere peritoneale Verbindungen hat das Colon
Das Mesocolon sigmoideum (. Abb. 11.30) ist unter-
tansversum zur Leber (Ligamentum hepatocolicum)
schiedlich lang. Entsprechend dem S-förmigen Verlauf
und mit dem Magen (Ligamentum gastrocolicum). Au-
des Mesencolon hat seine Haftlinie an der Bauchrück-
ßerdem zieht das schürzenförmige Omentum majus
wand einen gebogenen Verlauf (. Abb. 11.30). Dadurch
vom Colon transversum bis ins Becken.
entsteht ein Recessus intersigmoideus, in dessen Bereich
Im Mesocolon transversum verlaufen die versorgen-
retroperitoneal der linke Ureter verläuft. Ferner über-
den Gefäße A. und V. colica media.
quert die Wurzel des Mesocolon sigmoideum den M.
psoas und die Vasa iliaca.
Colon descendens (. Abb. 11.27). Es beginnt an der Fle-
xura coli sinistra, die stets höher liegt als die rechte Fle- Gefäße. Die versorgenden Gefäße, Arterien und Venen
xur und bis zum Zwerchfell aufsteigen kann. Im Ext- verlaufen retroperitoneal sofern die Dickdarmabschnit-
remfall kann die Flexura coli sinistra einen aufsteigen- te sekundär retroperitoneal liegen: A. und V. caecalis
den und einen absteigenden Schenkel besitzen (Doppel- anterior et posterior zum Zäkum, A. und V. colica dext-
flintenform). Das Colon descendens liegt sekundär ret- ra zum Colon ascendens, A. colica sinistra für das Colon
roperitoneal und ist mit der hinteren Bauchwand ver- descendens, im Meso sofern die Abschnitte intraperito-
11 wachsen. Es verläuft lateral der linken Niere bis in die neal liegen: A. und V. appendicularis im Mesoappendix,
. Abb. 11.31. Schematisiertes Computertomogramm der Bauchhöhle in Höhe des Pankreas; dies entspricht der des 2. LW. Blick von
unten (kaudal) (nach Takahashi 1983)
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
347 11
A. und V. colica media im Mesocolon transversum, Aa. Magen H52–55
und Vv. sigmoideae im Mesosigmoideum. Die Gefäße
gehen etwa bis zur Flexura coli sinistra aus der A. me- Kernaussagen |
senterica superior, dann aus der A. mesenterica inferior
5 Der Magen (Gaster, Ventriculus) gliedert sich
hervor (7 S. 440). Sie werden von vegetativen Nerven-
in Cardia, Fundus, Corpus und Pars pylorica.
geflechten begleitet.
5 Parallel zur kleinen Kurvatur verläuft die
Magenstraße.
Rectum (Mastdarm). Der Endabschnitt des Darms be-
5 Die Oberfläche der Magenschleimhaut ist von
findet sich bereits außerhalb der Cavitas peritonealis
Schleim bedeckt, der von Isthmuszellen und
im subperitonealen Bindegewebsraum der Beckenhöhle
Nebenzellen der Magendrüsen gebildet wird.
(7 S. 329).
5 Hauptzellen sezernieren Pepsinogen und
weitere Proteasen, Parietalzellen vor allem
> Klinischer Hinweis
Wasserstoffionen zur Bildung des sauren
Einen noninvasiven Überblick über die Bauchhöhle verschaf-
fen bildgebende Verfahren. Den gewohnten anatomischen Magensaftes.
Querschnittsbildern am nächsten kommen dabei Computer- 5 Endokrine Zellen nehmen Einfluss auf die
tomogramme. . Abbildung 11.31 entspricht einem Röntgen- Magensekretion.
computertomogramm (CT) in Höhe des 2. LW. 5 Die mehrschichtige Muskulatur der Magen-
wand durchmischt den Mageninhalt und
sorgt für die Magenentleerung.
> In Kürze
Im Unterbauch umrahmen Colon ascendens, Der Magen hat eine vorgegebene, jedoch veränderliche
transversum und descendens das Dünndarmkon- Form. Dadurch sind verschiedene Magenformen mög-
volut aus Jejunum und Ileum. Zäkum und Appen- lich (. Abb. 11.32).
dix vermiformis liegen in der Fossa iliaca dextra. Außerdem vergrößert sich der Magen bei Füllung
Das Colon sigmoideum ist S-förmig gekrümmt und schrumpft nach längerem Hungern. Während der
und gelangt vor S2–S3. Jejunum und Ileum, Co- Verdauung laufen Kontraktionswellen der Magenmus-
lon transversum und sigmoideum liegen intrape- kulatur über die Oberfläche des Magens und führen
ritoneal. zu wandernden Einschnürungen.
i Zur Information
In diesem Kapitel werden die Gliederung, der Bau, die mikro-
skopische Anatomie und die Leitungsbahnen der Organe des
Verdauungssystems besprochen, die sich in der Bauch- und
z. T. in der Beckenhöhle befinden: Magen, Dünndarm, Dick-
darm, Mastdarm, Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse.
Ihre Lage, Nachbarschaftsbeziehungen und Peritonealverhält-
nisse wurden in den Kapiteln Bauch- bzw. Beckensitus dar-
gestellt.
Die Pars cardiaca befindet sich am Mageneingang (Osti- Das Innenrelief der Magenwand (. Abb. 11.35) wird ge-
um cardiacum). Sie zeigt innen einen 1–3 cm breiten, bildet von
ringförmigen Schleimhautstreifen, der sich histologisch 4 Plicae gastricae
11 und gastroskopisch scharf von der Pars abdominalis oe- 4 Areae gastricae
sophagi absetzt. 4 Plicae villosae
4 Foveolae gastricae
. Abb. 11.34 a–c. Magen. a Schematische Darstellung der Magenmuskulatur mit Fibrae obliquae. b Schleimhautrelief des Magens.
c Magenarterien. * Truncus coeliacus
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
349 11
4 Lamina propria mucosae (mit Magendrüsen)
4 Lamina muscularis mucosae
Tunica mucosa (. Abb. 11.36). Die Tunica mucosa gast- Tunica muscularis. Sie besteht aus drei Schichten glatter
rica gliedert sich in Muskelzellen (. Abb. 11.34 a), von innen nach außen:
4 Lamina epithelialis mucosae 4 Stratum circulare ergänzt durch
350 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
. Abb. 11.36 a–d. Magendrüsen. a Senkrechter Schnitt durch die der Regio pylorica. c Querschnitte durch Fundusdrüsen. d Quer-
Magenschleimhaut im Fundusgebiet. Die Parietalzellen sind schnitte durch Pylorusdrüsen H52–55
11 schwarz dargestellt. b Senkrechter Schnitt durch die Schleimhaut
4 Fibrae obliquae Funktion. Bevor die Speise den Magen erreicht hat er-
4 Stratum longitudinale schlafft die Magenmuskulatur. Wird jedoch die Magen-
wand durch die Speise bzw. den Speisebrei weiter ge-
Das Stratum circulare ist die kräftigste Schicht der Ma- dehnt, beginnen rhythmische, zum Magenausgang hin
genwand. Sie hängt mit dem Stratum circulare des Öso- gerichtete Kontraktionen. Solange der Pylorus geschlos-
phagus zusammen. Im Bereich des Canalis pyloricus sen bleibt, wird der Mageninhalt durch die Peristaltik
bildet die Muskelschicht den M. sphincter pyloricus. gemischt. Die Magenentleerung erfolgt sobald der Pylo-
Die Fibrae obliquae gehen aus dem Stratum circula- rus unter dem Einfluss des vegetativen Nervensystems
re hervor und sind die innerste Schicht der Tunica mus- und gastrointestinaler Hormone erschlafft.
cularis. Die Fasern verlaufen schräg. Diese Schicht ist
auf das Corpus gastricum beschränkt, lässt aber die Magendrüsen ( H53). Zu unterscheiden sind:
kleine Kurvatur frei. 4 Glandulae gastricae propriae
Das Stratum longitudinale ist die äußere Schicht. Sie 4 Glandulae cardiacae
ist eine kontinuierliche Fortsetzung des Stratum longi- 4 Glandulae pyloricae
tudinale der Speiseröhre. Die Schicht ist an den beiden
Kurvaturen des Magens besonders kräftig. Im Bereich Glandulae gastricae propriae (. Abb. 11.36 a). Sie befin-
der Incisura angularis ist sie unterbrochen und beginnt den sich in der Schleimhaut von Fundus und Korpus, et-
erst wieder in der Pars pylorica. wa 100 pro mm2. Ihre Drüsenschläuche sind etwa 6 mm
Zwischen Ring- und Längsmuskulatur befindet sich lang, dann verzweigen sie sich in 2–3 kurze Endab-
eine dünne Bindegewebsschicht mit dem vegetativen schnitte. Mehrere Drüsen münden gemeinsam mit
Plexus myentericus (Auerbach-Plexus) (7 unten). schmalen Halsstücken in die etwa 1,5 mm tiefen Foveo-
lae gastricae.
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
351 11
Die Wand der Drüsenschläuche besteht aus
4 Schleimzellen
4 Nebenzellen
4 Hauptzellen
4 Parietalzellen (Belegzellen)
4 gastrointestinalen endokrinen Zellen
genwand vor. Vielfach haben die Kardiadrüsen zystische gastrici zu Vorder- und Hinterfläche des Magens sowie
Erweiterungen. Die Zellen der Gl. cardiacae produzieren Rr. omentales zum Omentum majus ab.
Schleim und vermutlich das Enzym Lysozym.
Der Magenfundus wird außerdem von mehreren
Glandulae pyloricae (Pylorusdrüsen) (. Abb. 11.36 b). 4 Aa. gastricae breves, Ästen der A. splenica, versorgt.
Es handelt sich um kurze tubulöse Drüsen in der Regio
pylorica, die sich in der Tiefe der Schleimhaut verzwei- Venen. Die Venen des Magens münden in die V. portae
gen und aufknäueln. Die Drüsen münden in langen Fo- hepatis. Sie begleiten die Magenarterien.
veolae gastricae.
Die Drüsenschläuche bestehen aus prismatischen > Klinischer Hinweis
Drüsenzellen, die einen neutralen Schleim bilden. Au- Bei Rückstau in der V. portae hepatis kann es zur Umkehr der
ßerdem kommen endokrine G-Zellen vor (7 S. 356). Blutstromrichtung kommen, so dass das Blut aus dem Vv.
gastricae zum Venenplexus des Ösophagus abfließt und dort
Ösophagusvarizen hervorruft.
i Zur Information
Angeregt wird die Gastrinsekretion durch lokale Reize (Ma-
gendehnung, aber auch durch Inhaltsstoffe der Nahrung) so- Lymphgefäße. Die Lymphgefäße beginnen in der Lami-
wie durch Azetylcholin, das in der Magenwand aus Nervenen-
na propria der Magenwand. Der größte Lymphgefäßple-
digungen freigesetzt wird. Gehemmt wird die Gastrinsekreti-
on, wenn im Antrum des Magens der pH-Wert unter 2,5 liegt. xus befindet sich jedoch in der Tiefe der Submukosa.
Von dort gelangt die Lymphe in ein dichtes Lymph-
gefäßnetz an der Magenoberfläche. Die größeren ab-
Leitungsbahnen. Die Arterien des Magens (. Abb.
führenden Lymphgefäße folgen in der Regel den großen
11.34 c) stammen aus dem Truncus coeliacus und bilden
Venen, verlaufen also an den Kurvaturen, wo sich auch
an den Kurvaturen einen Gefäßkranz.
die regionären Lymphknoten befinden.
An der Curvatura minor liegen Folgende drei Lymphabflussgebiete der Magenwand
4 A. gastrica sinistra aus dem Truncus coeliacus (7 S. lassen sich unterscheiden:
11 439) 4 aus der Pars cardiaca und großen Teilen der Vorder-
4 A. gastrica dextra aus der A. hepatica propria (7 S. und Rückseite des Magens an der Curvatura minor
439). zu den Nodi lymphoidei gastrici an der kleinen Kur-
vatur
Die A. gastrica sinistra tritt in der Plica gastropancreati- 4 aus den milznahen Gebieten der großen Kurvatur
ca in Höhe der Kardia an den Magen heran, biegt nach einschließlich der Fundusteile zu den Nodi lymphoi-
abwärts um und folgt dann der kleinen Kurvatur, wobei dei splenici
sie Äste an die Vorder- und Hinterfläche des Magens ab- 4 aus der Pars pylorica und dem Pylorus in die Nodi
gibt. Sie anastomosiert mit der A. gastrica dextra, die lymphoidei pylorici et gastroomentales
vom Pylorus her der A. gastrica sinistra entgegen-
kommt (Arterienbogen der kleinen Kurvatur) und in Alle genannten Lymphknoten sind regionäre Lymphknoten.
der Regel aus der A. hepatica propria, gelegentlich auch Von hier gelangt die Lymphe in die Nodi lymphoidei coeliaci
aus der A. hepatica communis entspringt. als zweite Filterstation und in den Truncus intestinalis, der
schließlich in den Ductus thoracicus mündet (7 S. 304).
An der Curvatura major verlaufen
4 A. gastroomentalis dextra aus der A. gastroduodena- Nerven. Der Magen wird extrinsisch von Sympathikus
lis bzw. Parasympathikus und intrinsisch vom enterischen
4 A. gastroomentalis sinistra aus der A. splenica (A. Nervensystem (Plexus myentericus Auerbach; ein nen-
lienalis) nenswerter Plexus submucosus existiert im Magen
nicht) innerviert.
Beide Gefäße verlaufen etwa fingerbreit von der großen Die sympathischen Fasern entstammen dem Plexus
Kurvatur des Magens entfernt im Lig. gastrocolicum des coeliacus (7 S. 447) und gelangen mit den Arterien
großen Netzes. Sie anastomosieren und bilden an der zum Magen. Der Sympathikus hemmt die Peristaltik
großen Kurvatur einen Arterienbogen. Sie geben Rr. des Magens.
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
353 11
Die parasympathischen Fasern sind Äste der Nn. va- Dünndarm H7, 56, 57
gi. Sie gelangen mit dem Ösophagus in die Bauchhöhle.
Die Fasern des linken N. vagus, die im Truncus vagalis Kernaussagen |
anterior die Bauchhöhle erreichen, bilden auf der Vor-
5 Die innere Oberfläche des Dünndarms (In-
derfläche des Magens den ventralen Anteil des Plexus
testinum tenue) wird durch Plicae circulares,
gastricus (einige Fasern ziehen weiter zum Plexus hepa-
Zotten und Krypten sowie durch Mikrovilli
ticus). Fasern des rechten N. vagus im Truncus vagalis
der Epithelzellen (Enterozyten) vergrößert.
posterior versorgen vorwiegend die Rückseite des Ma-
5 Das Oberflächenepithel weist außer resor-
gens (einige Fasern ziehen weiter zum Plexus coelia-
bierenden Enterozyten Becherzellen, Paneth-
cus). In beide Geflechte strahlen auch sympathische Fa-
Zellen, enteroendokrine Zellen und M-Zellen
sern ein. Der N. vagus beschleunigt die Magenmotorik
auf.
und fördert die Sekretion (Sekretomotorik).
5 In der Lamina propria mucosae befinden sich
Intrinsisches Nervensystem. Das enterische Nerven-
Lymphfollikel als Anteile des darmassoziier-
system des Magens besteht im Wesentlichen aus dem
ten lymphatischen Systems.
Plexus myentericus mit zahlreichen Ganglien, der zwi-
5 Als Besonderheit des Duodenums liegen in
schen Ring- und Längsmuskulatur liegt. Submuköse
der Tela submucosa Glandulae duodenales
Ganglien sind spärlich. Obwohl im Plexus myentericus
(Brunner-Drüsen).
lokale Reflexbögen existieren, wird die dominierende
5 Die Muskulatur der Tunica muscularis bewirkt
reflektorische Kontrolle der Magentätigkeit vom Hirn-
Pendel- und Segmentierungsbewegungen
stamm (über den N. vagus) ausgeübt. Postganglionäre
zur Durchmischung und peristaltische Bewe-
Fasern des Sympathikus hemmen indirekt durch Zwi-
gungen zum Transport von Darminhalt.
schenschaltung myenterischer Neurone, Magenmotorik
sowie Drüsensekretion und bewirken direkt Vasokon-
striktion. i Zur Information
Im Dünndarm wird die in der Mundhöhle begonnene, im Ma-
gen fortgesetzte Verdauung der Nahrung weitergeführt und
zum Abschluss gebracht. Hierfür stehen Verdauungssekrete
> In Kürze
zur Verfügung, die von den großen Anhangsdrüsen von
Die Magenabschnitte sind: Cardia, Fundus, Cor- Darm, Leber und Bauchspeicheldrüse gebildet und ins Duo-
pus, Pars pylorica. Die Magenkontur entsteht denum und von den Drüsen der Darmschleimhaut in alle
Dünndarmabschnitte ins Dünndarmlumen abgesondert wer-
durch die Curvaturae major et minor, an denen
den. Ferner erfolgen Durchmischung und Transport des
die versorgenden Gefäße verlaufen. Die Innen- Darminhalts durch Peristaltik und Pendelbewegungen des
wände des Magens zeigen ein Hochrelief aus Fal- Dünndarms. Sie werden durch die Muskulatur der Darmwand
ten, die an der Curvatura minor die Magenstraße hervorgerufen. Schließlich werden die abgebauten Nahrungs-
bilden. Areae gastricae sorgen für ein Flachrelief bestandteile von den Darmepithelzellen resorbiert und gelan-
gen in die Blut- und Lymphkapillaren der Darmwand. Dem
und Plicae villosae für ein Mikrorelief. Glandulae
Schutz vor Schadstoffen dienen Anteile des Abwehrsystems,
gastricae sind von der Lamina propria mucosae die in der Darmwand untergebracht sind, MALT (Mucosa as-
umgeben. Sie bestehen aus Schleimzellen, Ne- sociated lympoid tissue).
ben-, Haupt- und Parietalzellen sowie endokri-
nen Zellen. Die Zellen sind in den Drüsen der ver- Der Bau der Dünndarmwand entspricht im Prinzip dem
schiedenen Magenregionen (Kardia-, Fundus- aller Abschnitte des Magen-Darm-Kanals (7 S. 301).
und Pylorusdrüsen) unterschiedlich zusammen- Von innen nach außen folgen aufeinander: Tunica mu-
gesetzt und angeordnet. Die Muskulatur der Ma- cosa mit Oberflächenepithel, Lamina propria und Lami-
genwand ist im Stratum circulare am kräftigsten na muscularis mucosae, die Tela submucosa und die Tu-
und am Pylorus verstärkt. nica muscularis mit innerer Ring- und äußerer Längs-
muskulatur. Jedoch weist die Dünndarmwand zahlrei-
che Besonderheiten auf, die sie von der des Magens
und dem Dickdarm unterscheidet. Außerdem bestehen
Unterschiede zwischen den Dünndarmabschnitten.
354 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
i Zur Information
Eine Resorption erfolgt nur in der oberen Hälfte jeder Zotte
und nicht in allen Dünndarmabschnitten zu gleicher Zeit,
da Enterozyten unterschiedlich resorptionsbereit sind.
. Abb. 11.38. Oberes Jejunum mit hohen Plicae circulares (nach Die Mikrovilli des Dünndarms haben eine mittlere Länge
Benninghoff 1979) von 1,2–1,5 lm und einen Durchmesser von 0,1 lm. Sie
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
355 11
. Abb. 11.39 a–d. Darmwände in Längsschnitten. a Duodenum: num: schlanke Plica circularis mit fingerförmigen Zotten und Kryp-
breite Plica circularis mit Zotten und Krypten. In der Tela submuco- ten. c Ileum: niedrige und flache Plicae circulares. d Colon: Zotten
sa charakteristische Gll. duodenales (Brunner-Drüsen). b Jeju- fehlen, nur Krypten H7, 56–59
werden von längs gerichteten Aktinfilamenten durch- ( Terminalgespinst) des Zytoskeletts des Enterozyten,
zogen, die untereinander und mit der Plasmamembran das außer Aktin auch Myosin enthält. Übertragene
durch spezielle Proteine verbunden sind (7 S. 12). Ver- Verkürzungen des terminal webs können zu geringen
ankert sind die Aktinfilamente im sog. »terminal web« Kontraktionsbewegungen der Mikrovilli führen. Die
. Abb. 11.40 a, b. Zotte und Krypte des Dünndarms (unterschied- b Lieberkühn-Krypte mit Paneth-Körner- und basalgekörnten Zel-
liche Vergrößerung). a Längsschnitt durch eine Dünndarmzotte. len (enterochromaffine Zellen) H7
356 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
Oberfläche der Mikrovilli ist reich an hydrolytischen krinen System (7 S. 374) und sind Teile des diffusen
Enzymen (Bürstensaumenzymen), die zur Verdauung neuroendokrinen Systems (DNES), zu dem disseminier-
beitragen und der Resorption dienen. Enzyme mit ho- te endokrine Zellen verschiedener Organe gehören u. a.
her Aktivität sind u. a. Disaccharidasen und Peptidasen. der Atemwege, des Urogenitalsystems, der Schilddrüse
und Nebenschilddrüse, wo sie teilweise als Neurotrans-
> Klinischer Hinweis mitter und Neuromodulatoren wirken.
Mangel an Bürstensaumenzymen führt zu Resorptionsstörun- In enteroendokrinen Zellen werden verschiedene
gen; das Malabsorptions-Syndrom beispielsweise ist die Folge Peptidhormone und biogene Amine, besonders Seroto-
eines Disaccharidasemangels. nin gebildet.
Die von Enterozyten aufgenommenen, niedermolekula- Peptidhormonbildende endokrine Zellen des Darms:
ren Bausteine werden z. T. in der Zelle resynthetisiert 4 Gastrin(G)-Zellen. Sie kommen in der Schleimhaut von
(z. B. Fettstoffe) und basal in den Interzellularraum Duodenum und Jejunum sowie in der Pars pylorica des Ma-
und in die Lamina propria (Zottenstroma) abgegeben, gens und im Pankreas vor. – Gastrin regt die Sekretions-
wo sie in Lymph- bzw. Blutkapillaren gelangen. tätigkeit der Drüsen in der Fundus- und Korpusregion
des Magens an und stimuliert wahrscheinlich auch die
Sekretion der Duodenalschleimhaut und der Bauchspei-
Becherzellen liegen zwischen den Saumzellen (. Abb.
cheldrüse. Gastrin wirkt im ganzen Dünndarm hemmend
11.40). Sie werden analwärts häufiger. Das Sekret der auf die Wasserresorption.
Becherzellen überzieht die Darmoberfläche mit einer 4 Entero-Glukagon(A)-Zellen. Sie kommen in der Schleim-
schützenden Schleimschicht, erhöht die Gleitfähigkeit haut des ganzen Magen-Darm-Trakts vor. Entdeckt wurden
des Darminhalts und stellt das Bindemittel des Kots dar. die glukagonbildenden Zellen in den Langerhans-Inseln
des Pankreas (A-Zellen 7 S. 375). Glukagon führt zur
> Klinischer Hinweis Erhöhung des Blutzuckers.
Bei entzündlichen Reizungen der Darmschleimhaut können 4 Sekretin(S)-Zellen. Sie sind besonders zahlreich im Duode-
die Becherzellen große Mengen Schleim bilden (Schleimstüh- num, kommen aber auch in Jejunum und Dickdarm vor.
le). Wird der saure Speisebrei aus dem Magen in das Duode-
11 num befördert, löst er dort die Freisetzung von Sekretin
Paneth-Zellen. Am Grunde der Darmkrypten, beson- aus. Sekretin gelangt dann über den Blutweg, also endo-
ders reichlich in Jejunum und Ileum, treten Zellen mit krin, zum Pankreas und fördert die Ausscheidung von
einer Lebensdauer von 20 Tagen auf, die apikal große Pankreassaft (Bauchspeichel). Außerdem stimuliert Sekre-
azidophile proteinreiche Granula aufweisen (. Abb. tin die Abgabe von Pepsinogen aus den Hauptzellen der
11.40 b). Paneth-Zellen sezernieren Alpha-Defensine, Magenschleimhaut und von Gallensekret.
4 Cholezystokininbildende Zellen (I-Zellen). Cholezystokinin
die im Darm Bakterien, Pilze, Viren und andere Mikro-
regt die Gallenblase zu rhythmischen Kontraktionen an
organismen unschädlich machen können. Es handelt
und führt zu einer maximalen Ausschüttung von Gallen-
sich um Peptide aus 30–42 Aminosäuren. flüssigkeit aus der Gallenblase. Gleichzeitig wird die Gal-
lensekretion der Leber angeregt. Im Pankreas stimuliert
Enteroendokrine Zellen. Es handelt sich um eine Popu- Cholezystokinin die Abgabe eines enzymreichen Bauch-
lation verschiedener hormonbildender Zellen, die in der speichels und hemmt die gastrale Phase der Magensekre-
Regel einzeln, gelegentlich in kleinen Gruppen vorkom- tion. Cholezystokinin ist mit Pankreozymin identisch.
men und lichtmikroskopisch durch ein helles Zytoplas- Deshalb wird dieses Hormon auch als Cholezystokinin-
ma auffallen (helle Zellen). Teilweise erreicht ihr apika- Pankreozymin (CCK-PZ) bezeichnet.
ler Zellpol das Darmlumen. Dennoch geben die entero- 4 K-Zellen. Sie kommen im gesamten Dünndarm vor und bil-
endokrinen Zellen ihre Sekrete basal ab. Die Sekrete den das gastroinhibitorische Peptid (GIP), das hemmend
auf Motilität und Sekretion des Magens wirkt.
wirken teilweise lokal, parakrin, teilweise werden sie
4 Motilin-Zellen. Sie sind zahlreich in Duodenum und Jeju-
in die Blutbahn abgegeben, um an ihren Wirkort zu ge-
num und werden durch niedrigen pH-Wert und Fettsäuren
langen (7 S. 30). aktiviert. Motilin stimuliert die Motilität von Magen und
Die hormonbildenden Epithelzellen des Dünndarms Dünndarm.
gehören zusammen mit entsprechenden Zellen des Ma- 4 D-Zellen. Sie bilden Somatostatin, das hemmend auf Ma-
gens (7 S. 351), der Langerhans-Inseln (7 S. 374) und gensekretion und peptidhormonbildende Zellen im
des Kolons zum gastroenteropankreatisch(GEP)-endo- Dünndarm wirkt (Generalhemmung).
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
357 11
4 D1-Zellen. Ihr Hormon ist das vasoaktive intestinale Poly- Lamina propria mucosae. Sie trägt das Oberflächenepi-
peptid (VIP), das die Darmsekretion steigert. Sie werden thel und bildet das Zottenstroma. Es besteht aus locke-
in der Schleimhaut von Magen und allen Darmteilen ge- rem Bindegewebe.
funden. In ihrem Aussehen ähneln sie enterochromaffinen Im Zottenstroma kommen außer lockerem Bindege-
Zellen.
webe vor:
4 P-Zellen. Sie bilden Ghrelin, ein hochwirksames Peptidhor-
4 glatte Muskelzellen
mon, das Nahrungsaufnahme und Wachstum steuert und
u. a. die Freisetzung des Wachstumshormons GH aus
4 engmaschiges Blut- und Lymphkapillarnetz
dem Hypophysen-Vorderlappen stimuliert. 4 Zellen des Abwehrsystems
Darmlymphe in ein submuköses Lymphgefäßnetz, das degewebe mit scherengitterartig angeordneten Kolla-
mit den mesenterialen Chylusgefäßen in Verbindung genfaserbündeln und elastischen Netzen. Sie enthält
steht. zahlreiche Lymphozyten, Blutgefäße, Lymphgefäße
und das Nervengeflecht des Plexus submucosus. Im
Darmassoziiertes lymphatisches System (GALT). Auffäl- Duodenum enthält die Tela submucosa als Besonderheit
ligster Anteil des darmassoziierten lymphatischen Sys- Gll. duodenales (Brunner-Drüsen) (7 unten).
tems sind Lymphfollikel (7 S. 150), die als Solitärfollikel
(Nodi lymphoidei solitarii) meist in der Lamina propria Tunica muscularis (. Abb. 11.39). Sie stabilisiert das
mucosae liegen oder als aggregierte Lymphfollikel (Nodi Darmrohr und bewegt es gleichzeitig. Die Tunica mus-
lymphoidei aggregati, auch Peyer-Plaques) die Lamina cularis hat eine innere Ring- und eine äußere Längs-
muscularis mucosae durchbrechen und bis in die Tela schicht glatter Muskelzellen (Stratum circulare, Stratum
submucosa reichen (. Abb. 11.39 c). Hinzu kommen dif- longitudinale). Dazwischen liegt dünnes Bindegewebe
fus verteilte Lymphozyten und Makrophagen in den La- mit Gefäßen und dem Plexus myentericus. Das Stratum
minae propria und epithelialis sowie die M-Zellen longitudinale ist wesentlich schwächer als das Stratum
(7 oben) im Epithel über den Peyer-Plaques und über circulare.
den Solitärfollikeln. Alle Anteile wirken zusammen. Bei Kontraktion der Ringmuskelschicht wird die
Darmlichtung enger, während eine Kontraktion des
i Zur Information Stratum longitudinale zu Verkürzung und Erweiterung
Die Antigene aus dem Darm erreichen nach transepithelialem des Darmrohrs führt.
Transport durch die M-Zellen das spezialisierte darmassoziier-
te lymphatische Gewebe, wo die primäre Immunreaktion er-
folgt. Bei dieser Reaktion werden Antikörper gebildet, die sich i Zur Information
mit dem Antigen zu Antigen-Antikörper-Komplexen zusam- Stratum circulare und longitudinale bewirken gemeinsam die
menlagern. Diese Komplexe werden anschließend von folliku- Peristaltik des Darms. Unter Peristaltik werden rhythmische
lären dendritischen Zellen in den Keimzentren der Peyer- Kontraktionswellen mit einer Geschwindigkeit von 2–15 cm/s
Plaques und Solitärfollikel gebunden. Bei einer Sekundärre- verstanden, die den Darminhalt analwärts bewegen.
11 aktion, d. h. nach erneutem Eindringen von Antigen oder an-
haltendem Antigenkontakt, helfen die gebundenen Antigen-
Daneben treten rhythmische Pendel- und Segmentati-
onsbewegungen auf, die zur Durchmischung des Darminhalts
Antikörper-Komplexe auf den follikulären dendritischen Zel- führen. Bei den Pendelbewegungen ändert sich die Länge, bei
len antigenspezifische B-Lymphozyten zu stimulieren. Die sti- den Segmentierungsbewegungen die Weite einzelner Darm-
mulierten B-Lymphozyten teilen sich, reifen weiter, verlassen abschnitte.
das Keimzentrum und werden im ganzen Körper verteilt. Viele
der stimulierten B-Lymphozyten kehren in die Lamina propria Tela subserosa und Tunica serosa (= Peritoneum viscera-
des Darms zurück. Dort proliferieren sie und wandeln sich zu le 7 S. 331). Die Tunica subserosa besteht aus lockerem
immunglobulinsezernierenden Plasmazellen um. Diese setzen
Bindegewebe und verbindet die Tunica muscularis mit
IgA frei, das von Enterozyten gebunden und schließlich als
sekretorisches IgA (SIgA) an der Darmoberfläche abgegeben der Tunica serosa.
wird. Dort nimmt SIgA Einfluss auf die Agglutination groß-
molekularer Antigene, beeinträchtigt die Adhärenz von Bakte-
Tunica adventitia. Sie gehört zum Bindegewebslager der
rien und die Aufnahme antigener Nahrungsanteile. sekundär retroperitoneal gelegenen Dünndarmab-
schnitte.
Lamina muscularis mucosae. Sie bewirkt die Bewegun-
gen der Schleimhaut. Die Lamina muscularis mucosae . Tabelle 11.7 fasst die Unterschiede im Wandbau der
besteht aus mehreren Lagen glatter Muskelzellen, die verschiedenen Dünndarmabschnitte zusammen.
in Links- und Rechtsspiralen das Darmrohr umkreisen.
Sie bilden ein Muskelgitter, dessen Maschenweite mit Duodenum. Der Zwölffingerdarm besitzt sehr hohe Pli-
dem Kontraktionszustand des Darms wechselt. Bei Deh- cae circulares, von denen sich plumpe, teilweise blattför-
nung des Darms sorgt die Muscularis mucosae für eine mige Zotten erheben. Das kennzeichnende Merkmal des
gleichmäßige Entfaltung der Schleimhaut. Duodenum sind jedoch die Gll. duodenales (Brunner-
Drüsen) (. Abb. 11.39 a). Sie liegen in der Tela sub-
Tela submucosa (. Abb. 11.39 b). Sie gewährleistet die mucosa und bestehen aus gewundenen und verzweigten
Verschieblichkeit zwischen Tunica mucosa und Tunica Schläuchen, die mit einer beeren-, teils bläschenförmi-
muscularis. Die Submukosa besteht aus lockerem Bin- gen Auftreibung enden. Die Ausführungsgänge der
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
359 11
. Tabelle 11.7. Histologische Merkmale von Magen, Dünn- und Dickdarm H7, 52–59
Drüsen durchbrechen die Lamina muscularis mucosae ten werden allmählich kürzer und seltener. Die Krypten
und münden entweder in Darmkrypten oder zwischen vertiefen sich gegen Ende des Ileum und die Anzahl der
den Zotten. Die Gll. duodenales sind muköse Drüsen Becherzellen nimmt zu.
und beteiligen sich an der Bildung des Darmsaftes. Das Ileum enthält als charakteristisches Merkmal
Ihr schleimiges Sekret enthält proteolytische Enzyme zahlreiche Folliculi lymhoidei aggregati (Peyer-Plaques).
(Maltase und Amylase). Sie können bis zu 400 Sekundär- oder Primärfollikel
enthalten und liegen gegenüber dem Mesenterialansatz.
Jejunum. Die Plicae circulares werden von der Mitte die-
ses Darmabschnitts niedriger und stehen weiter aus-
einander. Die Zotten sind lang und fingerförmig, ihre Leitungsbahnen des Dünndarms
Dichte nimmt ileumwärts ab. Brunner-Drüsen gibt es
Arterielle Versorgung. Der Anfang des Duodenum (bis
nicht.
zur Pars descendens) wird vom Truncus coeliacus aus
versorgt. Alle übrigen Teile des Dünndarms von der A.
Ileum. Das Ileum unterscheidet sich von den oberen mesenterica superior.
Dünndarmabschnitten durch sehr niedrige Plicae circu- Truncus coeliacus:
lares, die in weiten Abständen voneinander auftreten 4 Rr. duodenales (7 S. 349) sind Äste der Aa. pancrea-
und im unteren Ileum sogar ganz fehlen. Auch die Zot- ticoduodenales superior posterior und superior an-
360 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
terior; beide Arterien gehen aus der A. gastroduode- Der parasympathische N. vagus enthält präganglio-
nalis, einem Ast der A. hepatica communis, hervor, näre Fasern, die teils im Ganglion coeliacum/Ganglion
die ihr Blut aus dem Truncus coeliacus erhält mesentericum superius, teils in den intramuralen Gang-
4 Aa. retroduodenales aus der A. gastroduodenalis lien auf das zweite parasympathische Neuron umge-
ziehen zur Rückfläche des Duodenum schaltet werden. Der N. vagus innerviert den gesamten
Äste der A. mesenterica superior sind Dünndarm und große Teile des Dickdarms bis zur Fle-
4 A. pancreaticoduodenalis inferior : sie verlässt die A. xura coli sinistra. Der klassische Neurotransmitter des
mesenterica superior hinter dem Pankreas als erster Parasympathikus (Acetylcholin) fördert Darmsekretion
Ast und versorgt den Pankreaskopf einschließlich und Peristaltik.
Processus uncinatus und die unteren Duodenalab-
Intrinsisches (enterisches) Nervensystem. Das enterische
schnitte. Anastomosen bestehen zu den Aa. panc-
Nervensystem des Dünndarms besteht aus miteinander
reaticoduodenales superior anterior und posterior.
verbundenen Nervenfasergeflechten (Plexus entericus),
4 Aa. jejunales et ileales. Sie entspringen dem Stamm
die in verschiedenen Schichten der Darmwand liegen.
der A. mesenterica superior auf der linken Seite. In
Einige dieser Geflechte enthalten zahlreiche Ganglien
Darmnähe bilden sie Arkaden, die verhindern, dass
mit enterischen Nervenzellen (Plexus myentericus Auer-
die Gefäße bei wechselnder Lage und Länge des
bach, Plexus submucosus Meissner), andere sind über-
Dünndarms gestaucht oder gedehnt werden. Die
wiegend nervenzellfrei, z. B. Plexus subserosus, Plexus
Darmarterien versorgen alle Schichten der Darm-
muscularis, Plexus mucosus.
wand und sind funktionelle Endarterien
Der Plexus myentericus (Auerbach-Plexus) liegt zwi-
schen Ring- und Längsmuskelschicht, der Plexus sub-
Venen. Die Venen des Dünndarms verlaufen mit den Ar-
mucosus (Meißner-Plexus) in der Tela submucosa; letz-
terien und werden wie diese bezeichnet. Der Stamm der
terer besteht aus drei Teilgeflechten. Obwohl an die en-
V. mesenterica superior liegt rechts von der Arterie und
terischen Ganglien sympathische und parasympathische
vereinigt sich hinter dem Pankreaskopf mit V. splenica
Nervenfasern herantreten, dominieren zur Regulation
und V. mesenterica inferior zur V. portae hepatis (7 S.
11 444).
von Peristaltik und Schleimhautmotorik lokale, enteri-
sche Reflexbögen. Wichtig ist für den Wasserhaushalt
des Organismus, dass der Sympathikus teils direkt, teils
Lymphgefäße. Die Lymphgefäße des Dünndarms begin-
indirekt (über enterische Neurone) Sekretion und Re-
nen als Lymphkapillaren der Darmzotten, verlaufen mit
sorption in der Schleimhaut entscheidend beeinflusst.
den Venen und erreichen zahlreiche Lymphknoten, die
teils direkt am Mesenterialansatz, teils in der Nähe der
Radix mesenterii liegen (Nodi lymphoidei mesenterici > In Kürze
superiores und ileocolici). Anschließend fließt die Lym-
Der Dünndarm dient der Resorption abgebauter
phe in den Truncus intestinalis, der in den Truncus lum-
Fette, Kohlenhydrate und Proteine der Nahrung.
balis sinister oder direkt in die Cisterna chyli (7 S. 446)
Der Abbau erfolgt durch Sekrete aus Darm-
mündet.
drüsen, der Bauchspeicheldrüse und der Leber
(Galle). Zur Resorption wird die Oberfläche des
Nerven. Der Dünndarm wird innerviert durch:
Dünndarms durch Plicae circulares, Zotten und
4 sympathisches Nervensystem
Mikrovilli auf 100 m2 vergrößert. Vom Duode-
4 N. vagus
num zum Ileum hin nimmt die Höhe der Zotten
4 intrinsisches Nervensystem
und der Plicae circulares ab. Die Resorption er-
folgt durch Enterozyten unter Beteiligung von
Die sympathischen Nervenfasern sind postganglionär
Bürstensaumenzymen. Die Darmtätigkeit wird
und entspringen aus den zweiten efferenten Sympathi-
durch Sympathikus, N. vagus, intrinsisches (intra-
kusneuronen im Ganglion coeliacum bzw. im Ganglion
murales) Nervensystem und das enteroendokri-
mesentericum superius. Sie gelangen als periarterielle
ne System gesteuert. Der Abwehr dient das GALT,
Geflechte zum Darm. Der klassische Neurotransmitter
das im Ileum in Form der Peyer-Plaques beson-
dieser Fasern (Noradrenalin) hemmt Darmsekretion
ders ausgeprägt ist.
und Peristaltik.
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
361 11
Dickdarm H58, 59 Mesokolon verwachsen ( Taenia mesocolica), die andere
mit dem großen Netz ( Taenia omentalis).
Kernaussagen | Haustra coli sind Aussackungen der Dickdarmwand,
die durch quer gestellte Einschnürungen der Darmwand
5 Der Dickdarm (Intestinum crassum) ist in al-
zustande kommen. Es handelt sich um Kontraktionsfal-
len Teilabschnitten, Caecum und Colon,
ten, die wandern und auch verstreichen können. Ihnen
gleichartig gebaut.
entsprechen Plicae semilunares coli auf der Innenseite
5 Kennzeichnend für den Dickdarm sind Aus-
der Dickdarmwand (. Abb. 11.29). Sie springen ins Lu-
sackungen (Haustren) und drei längsorien-
men vor und sehen halbmondförmig aus, da die Ein-
tierte Taenien, die von der äußeren Längs-
schnürungen durch die längs verlaufenden Taenien un-
muskulatur gebildet werden.
terbrochen werden. An den Aufwerfungen der Dick-
5 Die Schleimhaut der Dickdarmwand hat
darmfalten ist die gesamte Darmwand beteiligt.
Krypten mit dichtstehenden Becherzellen.
Appendices epiploicae sind zipfelförmige Anhängsel
5 In der Wand der Appendix vermiformis liegen
des subserösen Bindegewebes, vorwiegend entlang der
dichte Lymphozytenansammlungen.
Taenia libera. Sie bestehen im Wesentlichen aus Fett-
gewebe.
i Zur Information
Im Dickdarm werden aus dem Darminhalt Wasser und Elektro-
Dickdarmwand ( H59). Die Schleimhaut des Dick-
lyte resorbiert. Dadurch wird der Kot auf ca. 100–200 ml pro
Tag eingedickt. Prinzipiell kann das Dickdarmepithel nach rek- darms ist einheitlicher gebaut als die des Dünndarms.
taler Zufuhr aber auch Monosaccharide, Aminosäuren und Sie besitzt keine Zotten, sondern lediglich Krypten.
Fettsäuren sowie Pharmaka resorbieren. Hinzu kommen se- Die Krypten sind etwa 0,5 mm tief und stehen dicht ne-
kretorische Funktionen. Insbesondere produzieren Becherzel- beneinander (. Abb. 11.42).
len Schleim, der als Schutz- und Gleitmittel dient. Besiedelt ist
Im Übrigen entspricht der prinzipielle Wandbau
das Colon von Darmflora. Diese bewirkt einen weiteren Ab-
bau von Kohlenhydraten (durch Gärung) und Eiweißen (durch dem der anderen Teile des Verdauungskanals (7 S. 359,
Fäulnis). . Tabelle 10.7, . Abb. 11.39 d).
Lamina epithelialis mucosae. Das Epithel ist hoch-
Der Dickdarm besteht aus mehreren Abschnitten: prismatisch und besteht aus Enterozyten und zahlrei-
4 Caecum (Blinddarm) mit der Appendix vermiformis chen Becherzellen (. Abb. 11.42). Die Enterozyten tra-
(Wurmfortsatz) gen längere Mikrovilli als jene des Dünndarms.
4 Colon von der Einmündung des Ileum ins Caecum Lamina propria mucosae. Sie enthält zahlreiche
bis zum Rektum (Mastdarm) Lymphozyten und stellenweise Lymphfollikel.
– Colon ascendens Lamina muscularis mucosae. Sie ist kräftig ent-
– Colon transversum wickelt und besteht aus mehreren Muskelzelllagen un-
– Colon descendens terschiedlicher Verlaufsrichtungen.
– Colon sigmoideum Tela submucosa. In der breiten Submukosa kommen
reichlich Fettzellen und Fettgewebsläppchen vor. Stel-
Gemeinsame Kennzeichen aller Dickdarmabschnitte lenweise sind Lymphfollikel vorhanden.
sind: Tunica muscularis. Die Ringmuskelschicht ist überall
4 drei Taenien gleichmäßig stark. Ihre umschriebenen Kontraktionen
4 Haustra coli führen zu quer gestellten, wandernden Falten (Plicae se-
4 Appendices epiploicae milunares) (7 oben), die beim Transport des Dickdarm-
inhalts mitwirken. Die Längsmuskelschicht ist auf die
Taenien sind etwa 1 cm breite Bündel der äußeren drei Taenien zusammengedrängt (7 oben). Die Kon-
Längsmuskulatur der Darmwand. Zwischen den Tae- traktion der Taenien führt zur Verkürzung des Dick-
nien ist die übrige Längsmuskulatur sehr schwach. darms. Insgesamt wird der Speisebrei im Dickdarm
Von den drei Taenien ist an allen Kolonabschnitten langsamer als im Dünndarm transportiert.
nur die vordere sichtbar, Taenia libera, die beiden ande-
ren sind der hinteren Bauchwand zugekehrt. Am Colon Appendix vermiformis (7 S. 345). Der Wurmfortsatz
transversum ist eine dieser hinteren Taenien mit dem (. Abb. 11.43, H58) unterscheidet sich von den
362 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
Colon descendens, Colon sigmoideum und oberer Teil des Rek- dextri, medii und sinistri). Von hier aus gelangt die
tums erhalten ihr arterielles Blut durch die A. mesenterica in- Lymphe über die Mesenteriallymphknoten entlang der
ferior (. Abb. 11.43).
V. mesenterica superior und inferior in den Truncus in-
Äste sind:
testinalis (7 S. 446).
4 A. colica sinistra: sie verläuft im Retroperitonealraum und
geht aus einem Ast der A. mesenterica inferior hervor, wel-
cher auch eine der Aa. sigmoideae bildet Nerven. Die nervöse Versorgung erfolgt durch den Ple-
4 Aa. sigmoideae: bestehen aus zwei oder mehreren Ästen, xus mesentericus superior, der sympathische Fasern aus
die in das Mesosigmoideum eintreten und durch breite Ar- den Nn. splanchnici und parasympathische Fasern des
kaden mit dem Gefäßgebiet der A. colica sinistra in Ver- N. vagus erhält. Das Versorgungsgebiet des N. vagus
bindung stehen reicht etwa bis zum letzten Drittel des Colon transver-
4 A. rectalis superior: ist der Endast der A. mesenterica infe- sum (Cannon-Böhm-Punkt).
rior und zieht hinter dem Rektum in die Beckenhöhle; Ver- Colon descendens et sigmoideum beziehen ihre sym-
bindungen bestehen zur A. rectalis media aus der A. iliaca
pathischen Nervenfasern aus dem Plexus mesentericus
interna und zur A. rectalis inferior aus der A. pudenda in-
inferior. Die parasympathischen Fasern stammen aus
terna (7 S. 441)
dem Plexus hypogastricus inferior.
Intramural weist der Dickdarm – ähnlich dem
Venen. Die Venen verlaufen mit den Arterien und wer-
Dünndarm – ganglienzellhaltige Nervengeflechte zwi-
den wie diese bezeichnet. Das venöse Blut aus dem
schen Ring- und Längsmuskulatur (Plexus myentericus
Dickdarm gelangt über die V. mesenterica superior
Auerbach) sowie in der Tela submucosa (Plexus sub-
und inferior in die V. portae hepatis (7 S. 444).
mucosus Meissner mit drei Teilgeflechten) auf.
Rectum und Canalis analis Rektum. Gegenüber dem Kolon fehlen dem Rektum Tae-
nien und Haustren sowie Appendices epiploici. Die
Kernaussagen | Längsmuskulatur ist vielmehr breitflächig. Eine relativ
5 Dem Rektum fehlen Taenien, Haustren und konstante, tastbare halbmondförmige Querfalte (Plica
Appendices epiploici. transversa recti, auch Kohlrausch-Falte) liegt etwa
5 Die Plica transversi recti ist bei rektaler Un- 6–7 cm oberhalb des Anus. Distal dieser Falte befindet
tersuchung tastbar. sich ein als Ampulla recti bezeichneter Abschnitt, der
5 Das Rektum ist im Bereich der Ampulla recti besonders erweiterungsfähig ist und Kot speichern
stark erweiterungsfähig. kann. Die Schleimhaut des Rektum entspricht der des
5 Der Canalis analis hat Falten und Buchten. Kolon.
5 Der Anus wird von einem Verschlussapparat Der Canalis analis ist 3–4 cm lang, tritt durch den
aus Muskulatur, Bindegewebe und einem Beckenboden und endet mit dem Anus. Er gliedert sich
Venusplexus umgriffen. in (. Abb. 11.45):
4 Zona columnaris
Das Rektum (Mastdarm) ist der Endabschnitt des Darms. 4 Pecten analis
Er setzt sich in den Canalis analis (Analkanal) mit dem 4 Zona cutanea
Anus als Öffnung fort. Beide Abschnitte gehören funk-
Zona columnaris. Die Schleimhaut zeigt 6–10 Längs-
tionell zum Verdauungssystem. Sie liegen jedoch retro-
falten (Columnae anales) (. Abb. 11.45), die durch
bzw. extraperitoneal und befinden sich in der Cavitas
Bündel glatter Muskulatur, Venenkonvolute und Lymph-
pelvis. Die Besprechung von Lage und Peritonealverhält-
gefäße aufgeworfen werden. Zwischen den Columnae
nissen erfolgt daher im Zusammenhang der retro- bzw.
anales finden sich Vertiefungen (Sinus anales), die kau-
extraperitoneal gelegenen Organe (7 S. 382).
dal durch kleine Querfalten ( Valvulae anales) abge-
Zur Entwicklung schlossen werden. Dadurch haben die Sinus anales fla-
Rektum und Canalis analis sind unterschiedlicher Herkunft. che Taschen (Analkrypten), die in der Tiefe der seit-
11 Das Rectum geht im Wesentlichen aus dem embryonalen End- lichen Rektumwand den M. sphincter ani internus
darm, der Analkanal aus der Kloake (7 S. 399) hervor. durchdringen. Die Columnae anales tragen Platten-
. Abb. 11.45. Rektum und Analkanal mit Sphinkteren, venösen Geflechten und der A. rectalis sup. (rot). Rechts: Zonierung der Anal-
schleimhaut (nach Töndury 1970)
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
365 11
epithel, die Sinus anales haben einschichtiges hoch- Bindegewebsfasern und submuköser Venenplexus. Un-
prismatisches Epithel. terstützt wird der Verschluss des Canalis analis passiv
durch Bindegewebsfasern, die den M. sphincter ani ex-
Pecten analis. Dieses Gebiet ist sehr schmerzempfind- ternus durchsetzen, in die perianale Haut einstrahlen
lich. Die Schleimhautoberfläche ist glatt und mit nicht und bei forcierter Kontraktion die Haut in den Anal-
verhornendem Plattenepithel bedeckt. Die kaudale kanal hineinziehen. Ferner wirken der Plexus venosus
Grenze bildet eine helle Linie (Linea anocutanea). Hier rectalis der Analkanalschleimhaut und der subkutane
strahlen longitudinale Muskelfasern, die die Ringmus- Plexus im Bereich der Zona cutanea mit (. Abb. 11.45).
kelschicht durchbrochen haben, in die Darmschleim-
haut ein. i Zur Information
Die Defäkation erfolgt reflektorisch, kann aber willkürlich be-
Zona cutanea. Sie umgreift den Anus und weist das ver- herrscht werden. Ausgelöst wird der Reflex durch Dehnung
hornte Plattenepithel der Haut auf. Hinzu kommen der Rektumwand von großen Kotmassen. Die Dehnung löst
Schweißdrüsen und apokrine Gll. circumanales. Durch viszeroefferente Impulse aus, die sympathische (Th11–L3)
und parasympathische (S2–S5) Reflexzentren im Rückenmark
Bindegewebsfasern wird die Haut in feine radiäre Falten
erreichen. Die Viszeroefferenzen bewirken Kontraktion der
gelegt. Die Zona cutanea ist stark pigmentiert und glatten Muskulatur des Rektum. Gleichzeitig führen sie zu ei-
gleichfalls schmerzempfindlich. ner Erschlaffung des quer gestreiften M. sphincter ani exter-
nus, der jedoch auch über den N. pudendus willkürlich inner-
Verschlussapparat des Anus: viert wird und dadurch auch bei Kotfüllung der Ampulla recti
4 Muskulatur den Anus geschlossen hält. Die Entleerung erfolgt dann un-
4 Bindegewebe terstützt von der Bauchpresse durch peristaltische Wellen,
die über das Rektum hinweglaufen und den Kot austreiben.
4 Venenplexus
. Abb. 11.47 a, b. Leber, Feinbau. a Lebersinusoid mit Endothel- lenreichtum. Mikrovilli an der dem Disse-Raum zugewandten
zellen, Kupffer-Zellen, Pit-Zellen und Vit. A speichernde Stern-Zel- Oberfläche
len, H Hepatozyten. b Leberzelle. Zu beachten ist der Organel-
Die Vv. centrales sammeln das Blut aus den Lebersinu- Klassisches Läppchen (Lobulus hepatis) (. Abb. 11.48 b
soiden eines Leberläppchens. Im Gegensatz zu der Gal- bis 11.50 H60). Beim Lobulus hepatis wird die V.
lenwegs- und Gefäß-Trias in den Bindegewebsstraßen centralis als Läppchenmittelpunkt angesehen. Räumlich
verlaufen die Vv. centrales allein. Aus Vv. centrales ge- sind Lobuli hepatis unregelmäßig geformte, meist läng-
hen größere sublobuläre Venen hervor, die die Leber liche Gebilde mit Kanten und Flächen; ihr Durchmesser
in sagittaler Richtung durchziehen. Schließlich entste- beträgt etwa 1 mm, ihre Höhe 1,5–2 mm. Benachbarte
hen in der Regel drei Vv. hepaticae: aus Lobus dexter, Läppchen sind durch spärliche Bindegewebszüge von-
Lobus sinister und Lobus caudatus. Sie münden in die einander getrennt. Dort, wo mehrere Läppchen mit ih-
V. cava inferior. ren Kanten zusammenstoßen, entstehen aus den Aus-
läufern der Bindegewebsstraßen Periportalfelder mit
Mikroskopische und funktionelle Gliederung der Leber. der Trias aus Gallenweg, A. und V. interlobularis
Im Hinblick auf die Anordnung der Leberzellen bzw. Le- (. Abb. 11.48 c).
berzellbalken und ihre Beziehung zu den Verlaufsstre-
cken der Gefäße sind verschiedene Betrachtungsweisen Portales Läppchen. Beim portalen Läppchen befindet
möglich. sich das Periportalfeld im Mittelpunkt eines im Schnitt
dreieckigen Gebietes. In den Ecken des portalen Läpp-
chens liegen die Vv. centrales (. Abb. 11.48 a). An der
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
369 11
. Abb. 11.48 a–c. Schemata von Leberläppchen. a Die polygona- läppchen: links oben sind die Leberzellbalken (räumlich gesehen =
len Felder stellen die Zentralvenenläppchen, die schwarz einge- Leberzellplatten) eingezeichnet, rechts oben die nach Silber-
zeichneten Dreiecke die Portalläppchen und der rot eingezeichnete imprägnation dargestellten Gallenkapillaren. Im Leberläppchen
Rhombus einen Leberazinus dar. Der Mittelpunkt des klassischen unten sind die Gefäße (Sinusoide) durch eine Farbstoffinjektion
Leberläppchens ist die Zentralvene (ZV), der Mittelpunkt des por- hervorgehoben. c Periportales Feld. Bindegewebszwickel mit Tri-
talen Leberläppchens das Periportalfeld (PF). b Klassisches Leber- as: V. interlobularis, A. interlobularis, Ductus interlobularis
Bildung eines portalen Läppchens sind Teile von drei Bindegewebe herum fügen sich die Leberzellen zu
angrenzenden »klassischen« Leberläppchen beteiligt. Grenzplatten zusammen, die von Zugangsgefäßen zu
den Lebersinusoiden und von Gallenkanälchen durch-
Leberazinus. Ein Leberazinus hat die Form eines Rhom- brochen werden.
bus, bei dem die Ecken jeweils von zwei gegenüberlie- Leberzellen sind sehr organellenreich und enthalten
genden Zentralvenen und zwei gegenüberliegenden pe- einen, häufig auch zwei locker strukturierte Kerne mit
riportalen Feldern gebildet werden (. Abb. 11.48 a, rote deutlichen Nukleoli. Ihr Zytoplasma enthält viele Mito-
Markierung). In der Achse des Rhombus verlaufen die chondrien vom Cristatyp, viel raues und glattes endo-
Endäste der A. und V. interlobulares. An einem Leber- plasmatisches Retikulum sowie freie Ribosomen. Wäh-
azinus sind Teile von zwei benachbarten »klassischen« rend das glatte endoplasmatische Retikulum diffus in
Läppchen beteiligt. der Leberzelle verteilt ist, tritt das raue endoplasmati-
Stoffwechselzonen. Bei jeder Gliederung der Leber ist sche Retikulum eher schollenförmig auf. Der Golgiappa-
zu berücksichtigen, dass die Sauerstoffkonzentration rat ist an der Produktion der Galle beteiligt und liegt
in der Umgebung der Äste der A. interlobularis am stets zwischen Zellkern und Gallenkapillare. Unmittel-
höchsten ist und in Richtung auf die Zentralvene hin bar benachbart befinden sich Lysosomen. Die vielseiti-
abnimmt. Parallel dazu ändert sich die Stoffwechselakti- gen Stoffwechselfunktionen der Leberzelle spiegeln sich
vität der Leberzellen in der Gefäßnachbarschaft. Es ent- auch an zahlreichen Einschlüssen wider: Glykogen, Lipi-
stehen verschiedene Stoffwechselzonen, die unter- de, Proteingranula und Pigmente. Die Leberzellen ste-
schiedlich auf Schädigungen reagieren. hen in lebhaftem Stoffaustausch mit dem langsam die
Lebersinusoide durchströmenden Blut bzw. mit dem
Leberzellen (Hepatozyten) (. Abb. 11.47 b H60) Blutplasma im perisinusoidalen Raum.
sind polyedrisch. Sie bilden lückenhafte, einschichtige, Untereinander sind die Leberzellen durch Nexus, die
gelegentlich mehrschichtige untereinander verbundene 4% der Zelloberfläche einnehmen können, sowie durch
Platten, die in einem klassischen Läppchen strahlen- Desmosomen und Zonulae occludentes (tight junctions)
förmig auf die V. centralis zulaufen. Um das periportale verbunden. Mit ihren einander zugewandten Oberflä-
370 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
Kernaussagen |
5 Die Gallenwege beginnen mit Canaliculi bili-
feri zwischen den Leberzellen.
5 Es folgen intrahepatische Schaltstücke mit
isoprismatischem Epithel, Ductuli und Ductus
biliferi interlobulares sowie Ductus hepaticus
dexter bzw. sinister.
5 Die intrahepatischen vereinigen sich zu
extrahepatischen Gallenwegen (Ductus
hepaticus communis, Ductus choledochus).
5 Im Nebenschluss liegt die Gallenblase.
5 In der Gallenblase wird die Galle durch
Flüssigkeitsresorption eingedickt und ge-
speichert.
5 Die Gallenblase wird unter dem Einfluss des
vegetativen Nervensystems und von Darm-
hormonen durch Kontraktion ihrer glatten
Wandmuskulatur entleert.
Die Schaltstücke sind lang und eng. Sie werden von Endokriner Anteil des Pankreas. Er besteht aus der Ge-
einem einschichtigen platten bis isoprismatischen Epi- samtheit der Langerhans-Inseln, dem Inselorgan. Hier
thel ausgekleidet. Sie münden in intralobuläre Ausfüh- werden hauptsächlich Insulin, Glukagon und Somatosta-
rungsgänge, die zu interlobulären Ausführungsgängen tin gebildet.
mit hochprismatischem Epithel, Becherzellen und ver- Bei den Langerhans-Inseln (Insulae pancreaticae)
einzelten enterochromaffinen Zellen werden. Die Epi- (. Abb. 11.54, H68) handelt es sich um 1–2 Millio-
thelzellen der Ausführungsgänge geben Bikarbonatio- nen rundliche, seltene längliche Epithelzellkomplexe,
nen ab, die dazu beitragen, den saueren Speisebrei aus die sich im Schnittpräparat als hell gefärbte Bezirke (In-
11 dem Magen im Duodenum zu neutralisieren und die seln) sehr deutlich vom exokrinen Pankreasgewebe ab-
Pankreasenzyme zu aktivieren. Schließlich münden alle heben. Sie liegen inmitten der Drüsenläppchen, gele-
Ausführungsgänge in den Hauptausführungsgang , der gentlich auch im interlobulären Bindegewebe und in
in seinem Aufbau weitgehend den interlobulären Gang- unmittelbarer Umgebung von Ausführungsgängen. Ihre
abschnitten gleicht. Zahl ist im Schwanz der Bauchspeicheldrüse am
Der Hauptausführungsgang (Ductus pancreaticus größten. Die Durchmesser der Inseln schwanken zwi-
major) ist 2 mm dick und verläuft durch die ganze Län- schen 50 und 500 lm.
ge der Bauchspeicheldrüse (. Abb. 11.26). Er liegt nä- Die Langerhans-Inseln bestehen aus:
her an der Hinterfläche des Pankreas als an der Vorder- 4 A-Zellen
fläche. Schließlich vereinigt sich der Ductus pancreati- 4 B-Zellen
cus major mit dem Ductus choledochus. Die Mündung 4 D-Zellen
liegt auf der Papilla duodeni major der Pars descendens 4 PP-Zellen
duodeni (7 S. 340).
B-Zellen sind die häufigsten Inselzellen (80%). Sie pro-
Zum gastroenteropankreatischen Regelkreis duzieren Insulin, das den Blutzuckerspiegel senkt und die
Die Bauchspeicheldrüse bildet mit Magen und Dünndarm ei- Aufnahme von Glukose in verschiedenen Zellen (z. B. Le-
nen Funktionskreis. Er steuert die Tätigkeit des exokrinen
berzellen) fördert. Glukose hat für den Energiehaushalt
Pankreas dadurch, dass Cholezystokinin und Sekretin aus
der Zellen und Gewebe zentrale Bedeutung. Lichtmikro-
der Dünndarmschleimhaut, aber auch Insulin starke Sekreto-
gene sind. Hemmend wirken dagegen verschiedene Neuropep-
skopisch sind B-Zellen an rundlichen, locker gebauten
tide, Glukagon, Somatostatin und pankreatisches Polypeptid Zellkernen und an einem zart gekörnten Zytoplasma
der Langerhans-Inseln. Die Sekrete der Bauchspeicheldrüse ih- zu erkennen. Elektronenmikroskopisch fallen zahlreiche
rerseits sind für die Verdauung von Proteinen, Kohlenhydraten stäbchenförmige Mitochondrien und elektronendichte
und Fetten unerlässlich. Elementargranula auf, die einen breiten hellen Saum zwi-
schen ihrer Matrix und ihrer Membran aufweisen.
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
375 11
> Klinischer Hinweis
Bei gestörter Funktion der B-Zellen kann es zu einer Erhöhung
des Blutzuckerspiegels durch Insulinmangel kommen (Dia-
betes Typ I). Aber auch eine Verminderung der Insulinemp-
findlichkeit der Zellen in den Zielgebieten kann zum Diabetes
führen (Diabetes Typ II).
Kernaussagen |
5 Die Milz ist durch Lymphozytenansammlun-
gen um die Milzgefäße gekennzeichnet: pe-
riarterioläre lymphatische Scheide und Milz-
follikel.
5 Die Durchblutung der Milz erfolgt durch ein
geschlossenes und ein offenes System.
5 Im offenen System der Milz kommt es durch
Makrophagen zum Abbau überalterter
Erythrozyten, Entfernung von Fremdkörpern
. Abb. 11.56. Pankreasvenen. Zusammenfluss von V. splenica, und immunologischen Reaktionen.
V. pancreaticoduodenalis und Vv. mesentericae zur V. portae he-
patis an der Hinterseite des Caput pancreatis (in Anlehnung an
Töndury 1970) Die Milz (Lien, Splen) dient der immunologischen Über-
wachung des Blutes. Lebensfrisch ist die Milz blaurot
Lymphgefäße. Die Lymphgefäße verlassen die Drüse an und weich und deswegen formveränderlich (. Abb.
verschiedenen Stellen ihrer Oberfläche und münden in 11.57). Außerdem hängen Größe und Gewicht vom Be-
benachbarte Lymphknoten. Klinisch bedeutsam sind stand gespeicherten Blutes ab.
Verbindungen zwischen den Lymphgefäßen von Pank-
reas und Duodenum. Milzkapsel und Milztrabekel. Die Milz umhüllt eine deh-
nungsfähige, von Peritoneum viscerale bedeckte Kapsel.
Nerven. Die Innervation erfolgt durch Äste des N. vagus Sie besteht aus einem Kollagenfasergeflecht mit weni-
und des Sympathikus. Die Nervenfasern gelangen teils gen glatten Muskelzellen und einem dichten Netz elasti-
11 direkt aus dem Plexus coeliacus in das Drüsengewebe, scher Fasern. Von der Kapsel ziehen Trabeculae spleni-
teils über periarterielle Geflechte (Plexus pancreaticus). cae (Milzbalken) mit größeren Blutgefäßen ins Organ-
innere.
> In Kürze
Der exokrine Anteil des Pankreas besteht aus
Drüsenazini, deren Drüsenzellen Zymogengranu-
la mit Vorstufen von Verdauungsenzymen ent-
halten. Das Sekret wird in Schaltstücke abge-
geben und gelangt über intra- und interlobuläre
Ausführungsgänge und den Ductus pancreaticus
major ins Duodenum. Das Sekret enthält Enzyme
zum Abbau von Proteinen, Kohlenhydraten und
Fetten. Es ist reich an Bikarbonationen, die den
pH im Duodenum erhöhen und Enzyme aktivie-
ren. Die endokrinen Anteile des Pankreas sind
die Langerhans-Inseln (etwa 2% des Organvolu-
mens). Hier wird in B-Zellen Insulin, in A-Zellen
Glukagon gebildet. Diese Hormone steuern den
Kohlenhydratstoffwechsel. In den D-Zellen der
Inseln wird Somatostatin gebildet, das eine gene-
rell hemmende Wirkung hat. Eine Direktwirkung . Abb. 11.57. Milz mit Nebenmilz. Facies visceralis mit Hilum lie-
des Inselapparates auf das exokrine Pankreas nale und Berührungsfeldern von Nachbarorganen. Am Milzhilum
ermöglicht der insuloazinäre Pfortaderkreislauf. sind nur die Verästelungen der A. splenica dargestellt (nach Ben-
ninghoff 1985)
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
377 11
Gliederung der Milz (. Abb. 11.58, H35). Die Milz gefäße herum. Die weiße Pulpa übt immunologische
gliedert sich in Funktionen aus.
4 rote Milzpulpa Anteile der weißen Milzpulpa sind:
4 weiße Milzpulpa 4 periarterioläre lymphatische Scheiden (PALS)
4 T-Zellareale
i Zur Information 4 Milzfollikel (Ansammlungen von B-Lymphozyten)
Die Begriffe „rote“ und „weiße Milzpulpa“ kommen ur-
sprünglich aus der makroskopischen Anatomie, werden aber Funktionell sind rote und weiße Pulpa eine untrennbare
zunehmend auch in der mikroskopischen Anatomie und His- Einheit.
tologie verwendet.
Als Besonderheit der Milz erfolgt der Blutdurchfluss im
Die rote Milzpulpa besteht aus einer weichen, dunkelro- Gegensatz zu nahezu allen anderen Organen gleichzeitig
ten, bei unfixierter Milz mit dem Messer abstreifbaren und parallel zueinander in
Masse. Die rote Milzpulpa enthält alle Bestandteile des 4 geschlossenem Kreislauf
strömenden Blutes. Sie befinden sich im Kapillarsystem 4 offenem Kreislauf
der Milz, vor allem in ihren erweiterten Anteilen, den
Milzsinus, und in den Milzsträngen, die aus retikulärem Das geschlossene System wird von Gefäßen mit einer
Bindegewebe bestehen ( H34). Außerdem kommen Endothelauskleidung gebildet:
in der roten Pulpa Makrophagen und Plasmazellen vor; 4 Trabekelarterien
hier wird das Blut gefiltert. 4 Zentralarterien (Pulpaarterien) und -arteriolen
Die weiße Pulpa ist in die rote Pulpa eingebettet. Sie 4 Pinselarteriolen
besteht aus einer Summe strangförmiger und steck- 4 Hülsenkapillaren
nadelkopfgroßer Lymphozytenansammlungen um Milz- 4 Milzsinus
4 Pulpavenen, Trabekelvenen
. Abb. 11.59. Milzgefäße mit ihren verschiedenen Abschnitten. PALS = periarterioläre lymphatische Scheide. Milzfollikel (in Anlehnung an
Steiniger 2000)
B-Lymphozyten. Sie bilden eine Schicht, die mit einer Hülsenkapillaren. Die Kapillaren werden von einer ein-
inneren Marginalzone in den Follikeln in Verbindung bis zweischichtigen Hülle aus Makrophagen umgeben,
steht. auch als Schweigger-Seidel-Hülsen bezeichnet. Für die
Angeheftet an die PALS oder in ihr befinden sich menschliche Milz ist noch nicht abschließend geklärt,
stellenweise Ansammlungen von B-Lymphozyten. Diese wie das Blut aus den Hülsenkapillaren in die Milzsinus
11 werden als Milzfollikel bezeichnet. In den Milzfollikeln bzw. in die Interzellularräume der roten Milzpulpa ge-
verlaufen die Zentralarterien häufig exzentrisch. Sie ge- langt.
ben radiär Arteriolen ab, die den Follikelrand erreichen.
Milzfollikel können aber auch um Seitenäste der Zent- Die Milzsinus (. Abb. 11.60) bilden ein ausgedehntes
ralarterie liegen. Netz teils langer und weiter, teils kurzer und enger,
Milzfollikel können als Primärfollikel ohne spezielle buchtenreicher Röhrchen, die miteinander kommuni-
Innenstruktur oder als Sekundärfollikel auftreten. Die zieren (histologisch nur in der blutleer-gespülten Milz
Sekundärfollikel der Milz (. Abb. 11.59) haben wie sichtbar). Die Wände der Sinus bestehen aus lang-
die anderer lymphatischer Organe ein helles Keimzent- gestreckten spezialisierten Endothelzellen, die in der
rum und eine umgebende Korona (Mantelzone) mit al- Regel nicht phagozytieren. Ihre Kerne buckeln sich in
len jeweils typischen Zellen (7 S. 152). Anders als bei die Lichtung der Sinus vor. Die Sinusendothelzellen ste-
den Follikeln der Lymphknoten erreichen die Antigene hen durch quer verlaufende Zytoplasmafortsätze in Ver-
die Milzfollikel jedoch auf dem Blut- und nicht auf dem bindung und lassen zwischen sich längliche Schlitze
Lymphweg. frei, durch die Blutzellen, z. B. Erythrozyten, aus den
Umgeben wird die Korona von einer Marginalzone, Milzsträngen wieder in die Sinus gelangen können.
der eine perifollikuläre Zone folgt. Die Marginalzone be- Milzsinus haben keine durchgehende Basallamina.
herbergt wandernde B-Lymphozyten und B-Gedächt- Die Endothelzellen befestigen sich vielmehr an quer
niszellen. Beide Zonen stellen die Verbindung zur roten verlaufenden Streifen eines basallaminaartigen Materi-
Milzpulpa her; in der perifollikulären Zone befinden als, die auch als Reifenfasern bezeichnet werden. Die
sich bereits extravasale Blutzellen. Streifen werden von retikulären Fasern umsponnen,
die mit dem retikulären Bindegewebe der Milzstränge
Pinselarteriolen. Am Follikelrand oder kurz danach in Verbindung stehen (. Abb. 11.60). Umgeben werden
können sich Zentralarteriolen pinselartig aufzweigen. die Milzsinus von einer Ansammlung von Makrophagen
Hieraus gehen Kapillaren hervor. und Plasmazellen.
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
379 11
> In Kürze
Die Milz besteht aus einer weißen und einer ro-
ten Pulpa. Die weiße Pulpa ist die Summe der pe-
riarteriolären Lymphozytenscheiden (PALS) und
der Milzfollikel. Die rote Pulpa ist das blutgefüllte
Maschenwerk zwischen der weißen Pulpa. Dort
kommt das Blut mit antigenpräsentierenden Zel-
len in Berührung und alternde Erythrozyten wer-
den abgebaut. Außerdem durchqueren Blutgefä-
ße die rote Pulpa: Pinselarteriolen, Hülsenkapilla-
ren, Milzsinus, Pulpavenen.
Die Bindegewebsverdichtungen lassen Faszien entste- Die Niere des Erwachsenen wiegt 120–200 g, ist etwa
hen, die als Fasziensack Niere und Nebenniere ein- 10–12 cm lang, 6 cm breit und 4 cm dick. Sie wird von
schließlich der Capsula adiposa umhüllen (. Abb. einer derben bindegewebigen Kapsel (Capsula fibrosa)
11.62). Er besteht aus zwei Blättern, der prärenalen überzogen, die sich vom gesunden Organ leicht abzie-
und der retrorenalen Faszie. hen lässt.
. Abb. 11.62. Nieren, Nierenfaszien, Capsula adiposa. Querschnitt der lateralen Rumpfwand ist nur der M. transversus abdominis
durch die dorsale Rumpfwand in Höhe der linken Niere. Von berücksichtigt
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
381 11
. Abb. 11.65 a, b. Beckenorgane und ihre Peritonealverhältnisse. a Männliches Becken. b Weibliches Becken. Medianer Sagittalschnitt
tio rectouterina und Centrum tendineum perinei. Die (Öffnung des Uterus in die Scheide unterhalb des Schei-
Excavatio rectouterina (in der Klinik: Douglas-Raum) dengewölbes) von rektal ertastet werden.
wird von Plicae rectouterinae begrenzt. Ihr Boden er-
reicht das hintere Scheidengewölbe (Fornix vaginalis > Klinischer Hinweis
post.) (. Abb. 11.65 b), das nur aus einer dünnen, mus- Die Excavatio rectovesicalis beim Mann und die Excavatio
kelschwachen Wand besteht. Am hinteren Scheiden- rectouterina bei der Frau sind jeweils die tiefsten Stellen
des Cavum peritoneale. Dort kann es zu Eiter- oder Flüssig-
gewölbe schlägt das Peritoneum urogenitale auf die keitsansammlungen kommen. Bei der Frau ist eine Punktion
Oberfläche des Rektum über. Dadurch kann sowohl durch das hintere Scheidengewölbe möglich. Auf diesem
das hintere Scheidengewölbe als auch der Muttermund Weg können auch Eizellen bei der In-vitro-Fertilisation ge-
wonnen werden.
384 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
Kernaussagen |
5 Die Nebennieren sind endokrine Organe, die
den Nieren kappenartig aufliegen.
5 Nebennierenrinde und Nebennierenmark
sind verschiedener Herkunft.
5 Die Nebennierenrinde ist dreischichtig. Dort
werden Steroidhormone gebildet: Mineralo-
kortikoide, Glukokortikoide, Androgene.
5 Das Nebennierenmark ist ein Derivat der
Neuralleiste. Es sezerniert Adrenalin und
Noradrenalin.
i Zur Information
Zona glomerulosa. In der unter der Kapsel gelegenen
Funktionell steht die Zona glomerulosa unter dem Einfluss
schmalen Zona glomerulosa sind die Epithelzellstränge von Angiotensin II (7 S. 393); die Zona fasciculata wird durch
knäuelartig gewunden oder zu unregelmäßigen, von das adrenokortikotrope Hormon (ACTH) des Hypophysenvor-
zartem Bindegewebe umfassten Nestern oder Ballen zu- derlappens gesteuert. Zwischen Hypophysenvorderlappen
sammengefasst, deren azidophile Zellen chromatinrei- und Nebennierenrinde besteht ein Rückkopplungsmechanis-
mus, in den der Hypothalamus mit seinem Corticoliberin
che Kerne besitzen. In der Zona glomerulosa wird
(= CRF, . Tabelle 15.3) eingeschaltet ist. Die Tätigkeit der Rin-
hauptsächlich das Mineralokortikoid Aldosteron gebil- de wird auch von sympathischen Nerven kontrolliert, die mit
det, das bei der Steuerung des Elektrolyt- und Wasser- Rindenzellen in Kontakt treten. Die Nerven entstammen den
haushalts mitwirkt: Renin-Angiotensin-Aldosteron-Me- Ganglia coeliaca, dem Plexus renalis und suprarenalis.
chanismus (7 Lehrbücher der Physiologie).
Das Nebennierenmark ( H88) besteht aus Nestern
Zona fasciculata. Diese Zone ist breit. Sie besteht aus und Strängen polygonaler Zellen mit unterschiedlich
Zellsäulen, die parallel zueinander und senkrecht zur großen chromatinarmen Kernen. Sie werden von weiten
Organoberfläche verlaufen. Meistens sind 2–3 Zellsträn- gefensterten Kapillaren umgeben. Die Mehrzahl der Zel-
ge zusammengeschlossen. Die großen polygonalen Zel- len (80%) besitzt in ihrem Zytoplasma kleine Granula,
len dieser Schicht besitzen locker strukturierte Kerne. die Adrenalin enthalten (A-Zellen). Die anderen Zellen
Ihr helles Zytoplasma ist reich an Lipoiden. Da die Li- (N-Zellen) verfügen über Granula mit Noradrenalin. Ei-
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
387 11
nige Granula enthalten beide Hormone. Neben Adrena-
lin und Noradrenalin bilden die Zellen des Nebennie- > In Kürze
renmarks verschiedene Neuropeptide. Die Nebenniere gliedert sich in Mark und Rinde.
Die Rinde hat drei Schichten, die breiteste ist die
Histologischer Hinweis Zona fasciculata (Kortisolbildung). Sie bildet mit
Die Unterscheidung zwischen den beiden Zellarten des Neben- der innen gelegenen Zona reticularis (Androgen-
nierenmarks ist nur fluoreszenzmikroskopisch, histochemisch
bildung) eine funktionelle Einheit. Beide Zonen
oder elektronenmikroskopisch möglich. Das gesamte Neben-
stehen unter dem Einfluss von ACTH aus dem Hy-
nierenmark nimmt aber nach Behandlung mit Kaliumbichro-
pophysenvorderlappen. In der oberflächlichen
mat eine braune Farbe an. Deshalb werden die Markzellen
auch chromaffine oder phäochrome Zellen genannt. Zona glomerulosa wird Aldosteron gebildet. Sie
ist Angiotensin-II-abhängig. Im Nebennieren-
mark werden Katecholamine gebildet: in A-Zel-
> Klinischer Hinweis
Die Tumoren des Nebennierenmarks werden als Phäochromo- len Adrenalin, in N-Zellen Noradrenalin. Das Ne-
zytome bezeichnet. Die Patienten haben krisenhafte Blut- bennierenmark hat eine doppelte Gefäßversor-
druckanstiege. gung: direkt aus dem subkapsulären Gefäßple-
xus und außerdem aus Kapillaren der Rinde.
Im Nebennierenmark kommen multipolare sympathi- Die Nebennierenrinde ist frei von Venen.
sche Ganglienzellen vor, an denen präganglionäre choli-
nerge Fasern des N. splanchnicus enden.
Niere H72 Kurz vor Einmündung in die Kloake bekommt der Urnie-
rengang bei beiden Geschlechtern eine epitheliale Knospe
Kernaussagen | (Ureterknospe). Sie entsteht unter dem Einfluss von Botenstof-
fen aus dem umgebenden Mesenchym. Die vorwachsende Ure-
5 Die bleibende Niere entwickelt sich aus der
terknospe induziert im umgebenden metanephrogenen Gewe-
Nachniere, die zwei Vorläufer hat: Vorniere,
be die Differenzierung des Nachnierenblastems.
Urniere. Nachniere (. Abb. 11.70). Sie differenziert sich im Bereich
5 Die Niere gliedert sich in Rinde und Mark mit des 13. bis 27./28. Somiten. Aus dem Nachnierenblastem gehen
Nierenpyramiden. die harnproduzierenden Anteile der bleibenden Niere (Nie-
5 Die funktionelle Einheit der Niere ist das renkörperchen, Nierenkanälchen) hervor. Die Nierenkörper-
Nephron. Es besteht aus dem Corpusculum chen entstehen durch Einsprossen von Blutgefäßen in die ha-
renale (Nierenkörperchen) mit Glomerulus kenförmigen Enden der Nierenkanälchen. Aus den Gefäßen
und Tubulussystem. werden Glomeruli, in denen der Primärharn durch Filtration
5 Die Tubuli münden in Sammelrohre, die sich aus dem Blut gebildet wird.
ins Nierenbecken öffnen. Die harnableitenden Anteile der Niere entstehen an der
Spitze der Ureterknospe. Dort wird das Nierenbecken (Pelvis
5 Die Harnbildung erfolgt durch Filtration,
renalis) angelegt. Durch Unterteilung gehen hieraus vier Nie-
Sekretion und Reabsorption.
renkelche hervor (Calices renales majores). Weitere Ausspros-
5 Zum juxtaglomerulären Apparat gehören die sungen teilen sich jeweils dichotom (2fach) bis zur 12. Genera-
Macula densa als Sensor zur Ermittlung der tion. Davon werden acht ins spätere Nierenparenchym ein-
Natriumkonzentration des Harns, juxtaglo- bezogen. Die ersten bilden Calices renales minores.
meruläre Zellen (Bildungsort von Renin, das
für die Blutdruckregulierung Bedeutung hat) Nierenaszensus. Durch Wachstum der fetalen Lumbal- und
und extraglomeruläre Mesangiumzellen. Sakralregion verlagern sich die Nieren in ihre endgültige Posi-
5 Im Niereninterstitium befinden sich interstiti- tion. Dieser Vorgang wird als Aszensus bezeichnet (. Abb.
11.70 b, c).
elle Zellen, die Prostaglandine, Erythropoetin
und Thrombopoetin u. a. Wirkstoffe bilden.
11 Fehlbildungen. Es können auftreten:
4 Nierenagenesie: durch Wegfall der induzierenden Wirkung
Zur Entwicklung des Mesenchyms unterbleibt die Entstehung der Ureter-
Nierenanlagen entstehen an der dorsalen Leibeswand in einem knospe (nicht mit dem Leben vereinbar)
nephrogenen Strang, einem Anteil der Urogenitalleiste (. Abb.
11.67). Die Leiste ist eine Mesodermvorwölbung in Nachbar-
schaft der Mesenterialwurzel. In zeitlicher Überlappung bilden
sich von kranial nach kaudal fortschreitend drei Nierengenera-
tionen (. Abb. 11.69), die jedoch niemals gleichzeitig vorhan-
den sind:
4 Pronephros (Vorniere)
4 Mesonephros (Urniere)
4 Metanephros (Nachniere)
Gliederung der Niere . Abb. 11.71. Niere, Frontalschnitt mit Rinden- und Markzone, Lo-
bus, Nierenkelchen, Nierenbecken und Ureter. Der Sinus renalis ist
Das Nierenparenchym gliedert sich in (. Abb. 11.71): mit Fettgewebe gefüllt (graues Raster), in dem die Aa. interlobares
4 Nierenmark (Medulla renalis) verlaufen, bevor sie in die Columnae renales eintreten
390 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
Nephron H72
Wichtig | |
Nephrone sind die harnbildenden funktionellen
Einheiten der Niere. Beide Nieren zusammen
enthalten etwa 2–2,5 Millionen Nephrone.
Corpusculum renale
Das Corpusculum renale (Nierenkörperchen) besteht aus
. Abb. 11.72. Juxtamedulläres und midkortikales Nephron mit 4 Glomerulus
Sammelrohr. Zu beachten sind die Zuordnungen zu den verschie- 4 Capsula glomeruli (Bowman-Kapsel)
denen Nierenzonen
Lokalisation
kapsel wird der Primärharn als proteinfreies Ultrafiltrat (7 oben). Die Podozyten besitzen primäre Fortsätze,
des Blutplasmas abgegeben. Von hier gelangt der Pri- von denen zahlreiche sekundäre Fortsätze ausgehen.
märharn am Harnpol, der dem Gefäßpol gegenüberliegt, Diese erreichen mit verbreiterten Füßchen die Basalla-
in das Kanälchensystem. mina, wo sie in der Lamina rara externa verankert sind.
Die Wand der Glomeruluskapillaren besteht aus ei- Zwischen den Fußfortsätzen bestehen Schlitze, deren
nem dünnen Endothel mit 70–90 nm großen Poren ohne Weite funktionsbedingt wechselt, im Mittel aber etwa
Diaphragmen (Fenestrationen) und einer geschlossenen, 40 nm beträgt (Filtrationsschlitze). Diese Schlitzporen,
relativ dicken (0,24–0,34 lm) Basallamina, deren effek- welche die letzte Barriere für den Durchtritt harnpflich-
tive Porenweite ungefähr 2–3 nm beträgt und die für Mo- tiger Substanzen darstellen, werden von etwa 6 nm
leküle mit einem Molekulargewicht von 20–30 kD durch- dünnen Membranen (Schlitzmembranen) überbrückt
lässig ist. Größere Moleküle, z. B. Plasmaalbumin (. Abb. 11.73 c): sie ähneln den Diaphragmen von ge-
(69 kD) werden zurückgehalten. Der Basallamina liegen fensterten Kapillaren.
außen, gefäßabgewandt Deckzellen (Podozyten) auf. Zwischen unmittelbar benachbarten Kapillaren
Die glomeruläre Basallamina ist dreischichtig; sie kommen Mesangiumzellen vor. Sie bilden das intraglo-
besteht aus einer Lamina densa, die auf jeder Seite meruläre Mesangium. Es handelt sich um fortsatzreiche
von einer Lamina rara flankiert wird. Die Lamina densa Zellen, die von der Basallamina der Kapillaren einge-
enthält Kollagen Typ IV, Laminin und Fibronektin. Sie schlossen sind. Sie sind zur Phagozytose befähigt. Sie
soll als mechanischer Filter wirken. Die elektronen- sollen in der Lage sein, Anteile der Basallamina, die lau-
optisch hellen Laminae rarae weisen negativ geladenes fend von Podozyten neugebildet wird, abzuräumen. Au-
Heparansulfat auf, das polyanionische Plasmaproteine ßerdem werden ihnen mechanische Aufgaben zum Aus-
abstößt und so eine Blockade des Filters verhindert. gleich des hohen hydrostatischen Drucks in den Glome-
Die Podozyten (Füßchenzellen) (. Abb. 11.73 b), ruluskapillaren zugeschrieben. Durch ihre Kontrakti-
sind stark verzweigte und fortsatzreiche Deckzellen, onsfähigkeit können sie die glomeruläre Filtrationsrate
die das viszerale Blatt des Corpusculum renale bilden beeinflussen.
392 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
11
. Abb. 11.73 a–c. Nierenkörperchen. a Plastische Rekonstruktion. Darstellung der Füßchen von Podozyten mit Schlitzporenmemb-
b Wand eines Glomerulus, elektronenmikroskopisch. c Räumliche ran
Capsula glomeruli (Bowman-Kapsel). Am Gefäßpol ge- aber auch extrarenale Vorgänge. Der juxtaglomeruläre
hen die Podozyten in das einschichtige Plattenepithel Apparat ist reich innerviert.
des äußeren Blatts der Bowman-Kapsel über. Außen
wird das Nierenkörperchen von einer Gitterfaserhülle Zum juxtaglomerulären Apparat gehören
umgeben, die mit den retikulären Fasern der benach- 4 Macula densa
barten Harnkanälchen in Verbindung steht. Am Harn- 4 epitheloide, juxtaglomeruläre Zellen (Polkissen)
pol setzt sich das parietale Kapselepithel ins Epithel 4 extraglomeruläre Mesangiumzellen
des anschließenden Tubulus proximalis fort.
Macula densa. In der Gefäßgabel zwischen Vas afferens
und Vas efferens legt sich die Pars recta distalis des Nie-
i Zur Information rentubulus (7 unten) dem Nierenkörperchen unmittel-
Im Glomerulus werden harnpflichtige Substanzen aus dem
bar an. An der Berührungsstelle ist das Tubulusepithel
Blut filtriert. Die glomeruläre Filtrationsrate beträgt etwa
120–125 ml/min aus 1,2–1,3 l Blut. Pro Tag entstehen auf die- höher und die Zellen stehen dichter, deswegen Macula
se Weise etwa 180 l Primärharn, von denen etwa 178 l wieder densa. Die Zellen enthalten nur wenige kurze Mitochon-
reabsorbiert werden, sodass die Endharnmenge etwa 1,5–2 l drien, der Golgiapparat liegt basal.
pro Tag beträgt. In der Macula densa wird die Natriumionenkonzen-
tration des Tubulusharns ermittelt.
Juxtaglomerulärer Apparat (. Abb. 11.73 a). Er liegt am
Gefäßpol des Corpusculum renale. Der juxtaglomerulä- Polkissen. Im präglomerulären Abschnitt der Arteriola
re Apparat dient der Autoregulation der Niere, steuert afferens sind die glatten Muskelzellen der Tunica media
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
393 11
teilweise durch relativ große, epitheloide juxtaglomeru- 4 intermediärer Tubulus (Überleitungsstück) mit
läre Myoepithelzellen ersetzt. Diese Zellen sind schwach – Pars descendens (dünner absteigender Schlei-
basophil und enthalten Speichergranula, aus denen das fenschenkel)
Enzym Renin, eine Protease, freigesetzt und ins Blut ab- – Pars ascendens (dünner aufsteigender Schleifen-
gegeben werden kann. Die Reninabgabe wird bei Abfall schenkel)
der Na+-Konzentration im Harn des distalen Tubulus 4 distaler Tubulus (Mittelstück) mit
aktiviert. Renin setzt den Angiotensinmechanismus in – gestrecktem Teil (Pars recta distalis, dicker auf-
Gang, der u. a. der Blutdruckregulierung dient (7 Lehr- steigender Schleifenschenkel)
buch der Physiologie). – gewundenem Teil (Pars convoluta distalis)
4 Tubulus reuniens (Verbindungstubulus) mündet in
Extraglomeruläre Mesangiumzellen. Zwischen Macula ein Sammelrohr.
densa und der Gefäßgabel liegen etwa 30 fortsatzreiche
extraglomeruläre Mesangiumzellen, die mit den Aus der Aufstellung wird ersichtlich, dass jeder Tubu-
Endothelzellen der Arteriola afferens in Verbindung ste- lusteil aus gewundenen und gestreckten Abschnitten be-
hen und sich ins intraglomeruläre Mesangium fortsetzen. steht.
Möglicherweise sind sie an der Regulation der Nieren- Die gestreckten Teile des Nephrons (. Tabelle 11.8)
durchblutung beteiligt. bilden eine mehr oder weniger lange Schleife (Henle-
Schleife), deren Scheitel zum Mark gerichtet ist. Die
Zur Lage der Nierenkörperchen Henle-Schleife reicht unterschiedlich weit ins Mark
Alle Nierenkörperchen liegen in der Nierenrinde, sind dort je- (. Abb. 11.72): die Tubulussysteme von kortikal gelege-
doch unterschiedlich verteilt. Sie liegen teilweise in der äuße- nen Nierenkörperchen sind kurz und liegen in der Rin-
ren Rindenzone, teilweise in tieferen Lagen: midkortikal, jux- de, die von midkortikalen erreichen den Innenstreifen
tamedullär. Die anschließenden Kanälchensysteme sind unter-
der Außenzone des Marks und die von juxtamedullären
schiedlich lang (7 unten).
sind lang und ziehen bis in die Markinnenzone.
Tubulussystem
Proximaler Tubulus, Hauptstück. Am Harnpol beginnt
Das Tubulussystem (. Abb. 11.72) der Niere besteht aus der proximale Tubulus des Nierenkanälchens. Er kann
mehreren Abschnitten, die sich morphologisch und je nach Lage des Nierenkörperchens bis zu 14 mm lang
funktionell unterscheiden. Im Tubulussystem wird der sein.
Primärharn verändert. Sein Anfangsteil ist stark geschlängelt: Pars convolu-
Tubulusabschnitte sind: ta proximalis.
4 proximaler Tubulus (Hauptstück) mit Ausgekleidet wird dieser Kanälchenabschnitt von
– gewundenem Teil (Pars convoluta proximalis) iso- bis hochprismatischem Epithel (. Abb. 11.74 a),
– gestrecktem Teil (Pars recta proximalis; dicker das sowohl apikal als auch basal erhebliche Oberflä-
absteigender Schleifenschenkel) chenvergrößerungen aufweist.
. Abb. 11.74 a–d. Nierenkanälchen. Feinstruktur der Epithelzellen ximalis, Pars convoluta. b Tubulus intermedius. c Tubulus distalis,
verschiedener Abschnitte eines Nierenkanälchens. a Tubulus pro- Pars recta. d Sammelrohr, helle Zelle
394 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
> Klinischer Hinweis Arterien und Venen. Jede Niere wird arteriell in der Re-
Mangelnde hypophysäre ADH-Freisetzung oder Mutation des gel von einer A. renalis versorgt, die aus der Aorta ent-
ADH-Rezeptors in den Sammelrohren der Niere führen zum springt. Der venöse Abfluss erfolgt über die V. renalis,
seltenen Krankheitsbild des Diabetes insipidus centralis bzw. die in die V. cava inferior mündet (7 S. 443). Im typi-
renalis. Die Patienten scheiden täglich bis zu 25 l eines hy-
poosmolaren Urins aus.
schen Fall entspringen die Aa. renales dextra et sinistra
in Höhe von L2 aus der Aorta, die rechte in der Regel
etwas tiefer als die linke. Die gesamte zirkulierende
Blutmenge des Körpers durchströmt die Nieren alle
4–5 Minuten.
396 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
Die A. renalis dextra ist 3–5 cm lang und zieht hinter der
V. cava inferior zum Nierenhilum. Die sie begleitende V.
renalis dextra liegt vor und etwas unterhalb der Arterie.
Beide Gefäße werden ventral vom Caput pancreatis und
der Pars descendens duodeni überlagert.
Die A. renalis sinistra ist nur 1–3 cm lang. Ihre topo-
graphischen Beziehungen zur Vene sind variabler. Die V.
renalis sinistra ist 6–7 cm lang. Sie überkreuzt die Aorta
unterhalb des Ursprungs der A. mesenterica superior.
Die Nierenarterien geben Äste zur Nebenniere (A.
suprarenalis inferior), zu Ureter und Fettkapsel ab. –
An der Oberfläche der Niere gelegene Kapselarterien
bilden in der Regel ein Gefäßnetz, von dem feine Äste
in die oberflächlichen Schichten der Nierenrinde ein-
dringen. – Die abfließenden Venen bilden unter der
Kapsel Vv. stellatae.
Variationen
Hervorgerufen durch den Nierenaszensus während der Ent-
wicklung weisen die Nierenarterien zahlreiche Varianten hin-
sichtlich Anzahl, Ursprung und Verlauf auf. Häufig sind aber-
rierende Arterien, die nicht am Nierenhilum, sondern in der
Nähe der beiden Pole in das Parenchym eindringen (Polarte-
rien). Untere akzessorische Arterien können Ursache einer
Harnleiterobstruktion sein.
11
Die A. renalis teilt sich, bevor sie das Hilum renale er-
reicht, in: . Abb. 11.75. Gefäßarchitektur der Niere. Die Pfeile geben die
4 Ramus anterior: verläuft im Sinus renalis vor dem Richtung des Blutstroms an (in Anlehnung an Benninghoff 1985)
Nierenbecken
4 Ramus posterior: verläuft hinter dem Nierenbecken
4 Ramus inferior (optional) 4 Aa. arcuatae, die zwischen Rinde und Mark leicht
bogenförmig verlaufen. Aus ihnen geht eine große
Der Ramus anterior versorgt den gesamten vorderen Zahl von radiär gestellten
Nierenbereich, den lateralen Rand und den unteren 4 Aa. interlobulares (Aa. corticales radiatae renis) her-
Pol (Versorgungstyp 1). Der Ramus posterior versorgt vor, die kapselwärts ziehen und die
die Nierenhinterfläche. Beim Versorgungstyp 2 versorgt 4 Arteriolae glomerulares afferentes (Arteriolae affe-
ein Ramus inferior den unteren Nierenpol. rentes) abgeben. Diese speisen die
In der Regel teilt sich jeder Ramus in vier bis fünf 4 Kapillarknäuel (Glomeruli) der Nierenkörperchen.
Äste (Segmentarterien), die ins Nierenparenchym ein- Nach Durchströmung der Glomeruli sammelt sich
treten und dort etwa keilförmige Parenchymbezirke das noch sauerstoffhaltige Blut in den
(Nierensegmente) versorgen. Es handelt sich stets um 4 Arteriolae glomerulares efferentes (Arteriolae effe-
Endarterien. rentes):
– die Arteriolae efferentes der kortikalen Glomeruli
Verlauf der Anschlussstrecken (. Abb. 11.75): treten in das Kapillarnetz der Rinde ein, wo sie
4 Aa. interlobares befinden sich jeweils zwischen zwei die Tubuli netzartig umspinnen. Der Abfluss er-
Pyramiden und ziehen rindenwärts. In Höhe der folgt in Vv. interlobulares (Vv. corticales radiatae
Rinden-Mark-Grenze biegen sie um, verzweigen renis). Diese münden an der Mark-Rinden-
sich strauchförmig und bilden Grenze in Vv. arcuatae und schließlich in Vv. in-
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
397 11
terlobares, die mit den entsprechenden Arterien Ableitende Harnwege H5, 73
verlaufen und am Hilum die V. renalis bilden.
– Die Arteriolae efferentes der marknahen Glome- Kernaussagen |
ruli versorgen das Nierenmark. Sie bilden nach
5 In den harnableitenden Wegen bleibt der
Aufteilung lange Arteriolae rectae, die abstei-
Urin unverändert.
gend ins Mark ziehen und dort in Kapillarplexus
5 Die harnableitenden Wege beginnen mit
einmünden. Den absteigenden Arteriolae rectae
dem Nierenbecken, Pelvis renalis, im Sinus
legen sich lange aufsteigende Venulae rectae an
renalis.
(Gegenstromprinzip), die in die Vv. interlobula-
5 Der Harntransport im Harnleiter erfolgt durch
res (Vv. corticales radiatae renis) einmünden.
peristaltische Wellen der schraubenförmig
Die Venulae rectae aus der Außenzone des Marks
angeordneten glatten Wandmuskulatur.
gelangen direkt in die zugehörige V. arcuata.
5 Die glatte Muskulatur des Blasenhalses be-
wirkt die Kontinenz.
Lymphgefäße verlaufen mit den größeren Blutgefäßen
5 In die männliche Harnröhre münden Samen-
und treten am Hilum aus. Ferner kommen Lymphgefäße
leiter, Ausführungsgänge der Prostata und
in Capsula fibrosa und Capsula adiposa vor.
schleimbildende Drüsen.
Nerven. Die sympathischen Nerven stammen von den
Ganglia coeliaca, gelangen mit der A. renalis als Plexus Ableitende Harnwege:
renalis in die Niere und versorgen vornehmlich die Ge- 4 Nierenbecken (Pelvis renalis)
fäße. Außerdem wird der juxtaglomeruläre Apparat 4 Harnleiter (Ureter)
reichlich sympathisch innerviert. 4 Harnblase (Vesica urinaria)
4 Harnröhre (Urethra)
Harnleiter H73
Wichtig | |
Der Ureter (Harnleiter) ist 25–30 cm lang, hat drei
Engstellen und leitet den Harn vom Nieren-
becken in die Blase. Er wird von Übergangsepi-
thel ausgekleidet.
Pars abdominalis. Sie liegt auf der Psoasfaszie, wird . Abb. 11.77. Ureter, mikroskopisch. Die Tunica muscularis be-
ventral vom Peritoneum parietale bedeckt und von A. steht aus einer inneren longitudinalen und einer kräftigen, äuße-
ovarica bzw. A. testicularis überkreuzt (7 S. 440). ren, annähernd kreisförmig angeordneten Schicht glatter Muskel-
zellen H73
Lymphgefäße gelangen zu den Nodi lymphoidei lumba- Eingeleitet wird die Gliederung des Sinus urogenitalis dadurch,
dass der Urnierengang Anschluss an den Sinus bekommt und
les.
nahe der Einmündung des Urnierengangs die Ureterknospe
entsteht (7 S. 388). In der Folgezeit trennt sich die aus der Ure-
Nerven. In allen Schichten der Ureterwand kommen au- terknospe hervorgehende Ureteranlage vom Urnierengang.
tonome Nervengeflechte vor. Sensorische Nerven errei- Dadurch münden beide Gänge getrennt in den Sinus urogeni-
chen die Nn. splanchnici. talis ein: kranial der Urnierengang, weiter kaudal der Ureter.
Anschließend wandert die Ureteröffnung nach oben in den
> Klinischer Hinweis zukünftigen Harnblasenbereich. Der Urnierengang, der nur
Gelegentlich existiert ein doppelter Harnleiter, der distal in ein beim Mann erhalten bleibt und aus dem der Samenleiter ent-
gemeinsames Endstück übergehen kann. – Nierenkoliken ge- steht, gelangt dagegen nach unten in den Bereich der zukünf-
hen auf äußerst schmerzhafte Kontraktionen der glatten Mus- tigen Urethra. Aus den Knospen der Samenleiter beider Seiten
kulatur der ableitenden Harnwege zurück, u. a. hervorgerufen werden die Gll. vesiculosae.
durch Nierenbeckenentzündungen (Pyelitis) oder Steine in
Nierenbecken oder Ureter.
> Klinischer Hinweis
Harnblase Unterbleibt das Einreißen der Analmembran, liegt eine Atresia
ani vor. Fehlt der Endabschnitt des Rektums (Atresia recti)
Zur Entwicklung von Harnblase (Vesica urinaria) können Analfisteln zu Harnblase, Harnröhre oder Vagina ent-
und Harnröhre stehen.
Harnblase und Harnröhre gehen aus dem Sinus urogenitalis,
dem ventralen Abschnitt der Kloake hervor.
Die Kloake bildet im Frühstadium den gemeinsamen End- An der Harnblase lassen sich unterscheiden:
abschnitt von Darmkanal und Urogenitalsystem und ist nach 4 Apex vesicae (Blasenspitze); dort ist der obliterierte
außen durch die Kloakenmembran verschlossen, in deren Be- Urachus befestigt
reich sich Entoderm und Ektoderm berühren (7 S. 110, . Abb. 4 Corpus vesicae (Blasenkörper)
11.70 a). 4 Fundus vesicae (Blasengrund) mit den Einmündun-
Zwischen der 4. und 7. Embryonalwoche wird die Kloake gen der Ureteren (Ostium ureteris) und dem Trigo-
durch eine transversale, mesenchymunterfütterte Falte (Sep- num vesicae
tum urorectale) in einen ventralen primitiven Sinus urogenitalis 4 Collum (Cervix) vesicae (Blasenhals); er beginnt mit
und einen dorsalen Canalis analis unterteilt (. Abb. 11.70). Aus
dem Ostium urethrae internum. An die Ureteröff-
dem Canalis analis gehen der obere Abschnitt des Analkanals
nung tritt von hinten her ein Wulst heran (Uvula ve-
und das Rektum hervor. Dabei reißt der zugehörige Teil der
Kloakenmembran (Analmembran) ein. Das Rektum bekommt sicae), in dessen Bereich beim Mann der Mittellap-
eine offene Verbindung nach außen, d. h. zur Fruchtwasser- pen der Prostata die Schleimhaut vorwölbt. Die
höhle. Schleimhautfalte der Uvula ist muskelzell- und ge-
Der Sinus urogenitalis (. Abb. 11.70) wird bald nach seiner fäßreich (Venenplexus). Die Uvula setzt sich nach
Entstehung gestreckt und gliedert sich in drei Teile. unten in die Crista urethralis fort
400 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
Befestigt ist die Harnblase vor allem am Blasenhals, der verschlossen. Sie öffnen sich jedoch beim Eintreffen von Kon-
in den Levatorspalt hineinragt. Dort wird er von einem traktionswellen des Ureters.
Muskelbindegewebsapparat umfasst: nach ventral vom
Lig. puboprostaticum beim Mann bzw. vom Lig. pubove- Eine Sonderstellung nimmt das Trigonum vesicae ein
sicale bei der Frau (jeweils mit glatten Muskelfasern), (. Abb. 11.78). Es handelt sich um ein faltenfreies drei-
nach dorsal durch Verbindungen mit Rektum bzw. Vagi- eckiges Gebiet zwischen den Einmündungen der Urete-
na und Rektum (7 S. 382). Außerdem bestehen seitlich ren und dem Beginn der Urethra. Es fällt durch weiß-
feste Verbindungen zwischen der Fascia vesicalis und liche Farbe auf. Dort ist die Schleimhaut unverschieb-
der Fascia diaphragmatis pelvis superior. Die übrigen lich mit der Muskulatur verbunden, die hier keine
Teile der Harnblase sind gut verschieblich, weshalb sie Schichtenanordnung aufweist.
sich bei Füllung ausdehnen können.
Collum vesicae. Funktionell gehören zum Blasenhals
i Zur Information beim Mann alle Abschnitte der Urethra zwischen Osti-
Die entleerte Harnblase liegt dem Beckenboden breitflächig um urethrae internum und Bulbus penis (unterhalb
und schüsselförmig auf. Bei Füllung wird die breite Form zu- des Beckenbodens). Bei der Frau entspricht das Collum
nächst beibehalten, dann jedoch tritt die Harnblase entlang vesicae dem Ostium urethrae internum.
der vorderen Bauchwand aus dem kleinen Becken heraus
und schiebt gleichzeitig das Peritoneum von der vorderen
Bauchwand ab. Bei noch stärkerer Füllung wird die Symphy-
Die Muskulatur in diesem Bereich besteht aus:
senlinie überschritten. Die Blase steigt aber normalerweise 4 M. sphincter urethrae internus
nicht über Nabelhöhe auf. Eine maximale Füllung ist bei 4 Längsmuskulatur
1500 ml erreicht, Harndrang tritt jedoch bereits bei einem In- 4 M. sphincter urethrae externus
halt von 250–500 ml ein.
11
. Abb. 11.80 a, b. Venen der Harnblase a beim Mann, b bei der Frau
i Zur Information
Beim Einlegen eines Katheters sind Engstellen, Erweiterungen
und Biegungen der Urethra zu berücksichtigen (. Abb.
11.65 a, 11.81):
4 Engstellen: Ostium urethrae internum, Pars membrana-
cea, Ostium urethrae externum
4 Erweiterungen: im Bereich von Pars prostatica, Ampulla
urethrae, Fossa navicularis
4 Biegungen: zwischen Pars membranacea und Pars spon-
giosa sowie zwischen proximalem und distalem Teil der
Pars spongiosa
Einige Epithelzellen vor und in der Fossa navicularis reiche elastische Fasern und außerdem ein venöses Ge-
sind auffällig glykogenreich. Das Lumen der Fossa ist fäßgeflecht sowie im distalen Teil zahlreiche tubulöse
– wie die Vagina – mit schützenden apathogenen Milch- Schleimdrüsen (Gll. urethrales). Beiderseits vom Ostium
säurebakterien besiedelt. urethrae externum münden größere Gruppen dieser
Drüsen mit je einem Ausführungsgang (Ductus para-
Drüsen der Harn-Samen-Röhre sind: urethrales, auch Skene-Gänge).
4 Glandulae bulbourethrales
4 Glandulae urethrales
4 Lacunae urethrales > In Kürze
Die ableitenden Harnwege bestehen aus Pelvis
Die Glandulae bulbourethrales (Cowper-Drüsen) (. Abb.
renalis, Ureter, Vesica urinaria, Urethra. Der Ure-
11.65 a) befinden sich am hinteren Ende des Bulbus pe-
ter ist 25–30 cm lang, hat drei Engen, durchquert
nis im Bindegewebe oder in der Muskulatur des Becken-
die Muskulatur der Harnblase und mündet an der
bodens. In der Regel handelt es sich um zwei erbsengro-
Basis des Trigonum vesicae. – Die Harnblase ist
ße Drüsen, deren etwa 5 mm lange Ausführungsgänge
im Bereich des Levatorspalts sowohl nach ventral
zunächst parallel zur Harnröhre verlaufen. Sie münden
als auch nach dorsal durch Ligamenta mit glatten
von unten in die Ampulla urethrae. Auch akzessorische
Muskelzellen stabilisiert. Bei Verschluss und Öff-
Drüsenmündungen kommen vor. Vor der Ejakulation
nen der Harnblase wirken M. detrusor vesicae,
wird durch die umgebenden Muskeln ein schleimartiges
M. sphincter urethrae internus und M. sphincter
Sekret ausgepresst. Es unterstützt die Lubrikation
urethrae externus zusammen. – Die Urethra des
(Gleitfähigkeit) der Urethra.
Mannes ist etwa 20 cm lang und hat Biegungen,
Glandulae urethrales (Littré-Drüsen). Sie sind muk-
Engen und Erweiterungen; die der Frau verläuft
ös und befinden sich vorwiegend in der oberen Wand
nahezu gestreckt, ist etwa 4 cm lang und mündet
der Pars spongiosa, aber auch häufig in der Pars mem-
in das Vestibulum vaginae. Bis auf die distalen
branacea. Die Drüsenkörper liegen im Gewebe um die
Anteile der Urethra sind die ableitenden Harnwe-
11 Harnröhre und münden mit langen geschlängelten
ge mit Übergangsepithel ausgekleidet.
und verzweigten Ausführungsgängen in die Urethra.
Lacunae urethrales (Morgagni) sind kleine Buchten
der Schleimhaut der Pars spongiosa.
Urethra feminina (. Abb. 11.65 b). Bei der Frau ist die
11.5.9 Männliche Geschlechtsorgane
Harnröhre nur 3–5 cm lang und verläuft in leicht nach
vorn konvexem Bogen unter dem Schambein und zwi-
schen den Crura clitoridis. Ihr Ostium urethrae exter- i Zur Information
num befindet sich im Vestibulum vaginae 2–3 cm hinter Männliche und weibliche Geschlechtsorgane dienen der Fort-
pflanzung und ermöglichen sexuelle Beziehungen.
der Glans clitoridis am vorderen Rand des Ostium vagi- Beide Geschlechter verfügen über
nae (7 S. 433). Hier ist gleichzeitig die engste Stelle der 4 innere Geschlechtsorgane
weiblichen Harnröhre. 4 äußere Geschlechtsorgane
Der Verschluss der Harnblase entspricht dem des Die Einteilung in innere und äußere Geschlechtsorgane ist
Mannes und nimmt die proximalen zwei Drittel der entwicklungsgeschichtlich begründet: die inneren Ge-
schlechtsorgane sind aus der Urogenitalleiste (. Abb. 11.67)
weiblichen Harnröhre ein. Das Lumen der Harnröhre und ihren Abkömmlingen hervorgegangen (7 S. 406), die äu-
ist durch Falten sternförmig verengt, kann aber auf ßeren Geschlechtsorgane aus dem definitiven Sinus urogenita-
7–8 mm Durchmesser erweitert werden. lis (7 S. 415).
Kernaussagen |
5 Der Hoden (Testis) hat ein großes Tubulus-
kompartiment (90%) mit Tubuli seminiferi zur
Spermiogenese.
5 Im Interstitium des Hodens befindet sich ein
kleines endokrines Leydig-Zellen-Komparti-
ment.
. Abb. 11.83 a–e. Hoden und Nebenhoden. a Hodenhüllen. b Sa- die Septula testis, das Bindegewebe des Rete testis (in Anlehnung
menbereitende und -leitende Anteile. c Arterien. d Venen. an Johnson et al. 1970)
e Lymphgefäße. Jeweils sind eingezeichnet: die Tunica albuginea,
406 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
i Zur Information
Die Dauer der Spermatogenese und Spermiohistogenese be-
trägt etwa 64 Tage. In dieser Zeit wandern die sich ent-
wickelnden Keimzellen schraubenförmig von der Basis der
Hodenkanälchen zum Tubuluslumen. Da Gruppen von Zellen
der Spermiogenese durch Zytoplasmabrücken verbunden
sind – sie bilden Keimzellklone – kommt eine schraubenförmi-
ge Architektur im Keimepithel zustande. Die Zytoplasmabrü-
cken lösen sich erst während der Spermiation.
Zur Entwicklung
Ductuli efferentes, Epididymis, Ductus deferens, Glandula ve-
siculosa sind mesodermaler Herkunft. Sie sind aus dem Urnie-
rensystem hervorgegangen (7 S. 388, . Abb. 11.89). Residual-
strukturen sind Appendix testis am oberen Pol des Hodens
(Rest des Müller-Gangs), Appendix epididymidis und Paradi-
dymis im Bereich des Nebenhodens (Urnierenrest). Die Pros-
tata dagegen ist entodermaler Herkunft. Sie ist in der Pars pel-
vica des Sinus urogenitalis entstanden (. Abb. 11.89).
. Abb. 11.90 a–c. Ableitende Geschlechtswege beim Mann, Quer- c Ductus deferens. Zu beachten ist die Anordnung der Muskulatur.
schnitte. a Ductulus efferens. b Ductus epididymidis. Über den Abbildungen Vergrößerungsmaßstäbe H74–78
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
413 11
Zur Nebenhodenwand gehört ferner eine ringförmig
angeordnete, kräftige glatte Muskulatur, die in peristal-
tischen Wellen den Transport von Spermatozoen be-
wirkt.
Die Tätigkeit des Nebenhodens ist androgenabhän-
gig. Sie beginnt erst im Laufe der Pubertät.
i Zur Information
Die Spermatozoen verweilen nach neuen Ergebnissen nur 3
Tage im Nebenhoden, bis sie anschließend im Nebenhoden-
schwanz und nebenhodennahen Teil des Ductus deferens bis
zur Ejakulation gespeichert werden. Im Nebenhoden gewin-
nen die Spermatozoen ihre volle Befruchtungsfähigkeit.
Die vegetativen Nervenäste stammen aus den Be- Prostata (Vorsteherdrüse) (. Abb. 11.91, H77). Die
ckengeflechten mit überwiegend a-adrenergen und we- Prostata ist eine etwa kastaniengroße tubuloalveoläre
11 niger mit cholinergen Rezeptoren an den Rezeptororga- exokrine Drüse (sagittaler Durchmesser 2,5– 3,7 cm,
nen. transversaler 4,5–5,7 cm, longitudinaler 2,8–4 cm). Sie
liegt extraperitoneal und umgreift die Pars prostatica
Glandula vesiculosa (Bläschendrüse) (. Abb. 11.91, der Urethra. Ihre Basis berührt die Harnblase, mit ihrer
H76). Die 4–5 cm lange Bläschendrüse liegt lateral Spitze ragt sie durch den Levatorspalt. Die abgeplattete
der Ampulla ductus deferentis dem Blasenfundus an. Hinterfläche der Prostata ist dem Rektum zugewandt.
Ihr Ausführungsgang (Ductus excretorius) liegt inner- Von dort ist sie tastbar. Umgeben wird die Prostata
halb der Prostata (7 oben). von einer derben Kapsel, deren innere Schicht viele
Die Bläschendrüse besteht aus einem unregelmäßig Muskelzellen enthält.
gewundenen, etwa 5–12 cm langen, mit Schleimhaut
ausgekleideten Gang. Dadurch entstehen Schleimhaut- Es lassen sich drei Prostatazonen unterscheiden (. Abb.
falten. Das Epithel ist einschichtig, gelegentlich zwei- 11.92 b, c):
oder mehrreihig. Es zeigt apokrine und ekkrine Sekre- 4 periurethrale Zone: sie umgreift die Urethra und be-
tion. Die Wand der Bläschendrüse ist muskelzellreich. steht aus Drüsen, die aus Divertikeln der Harnröhre
Muskelzellen fehlen jedoch in den Schleimhautfalten. hervorgegangen sind (Schleimhautdrüsen)
Das Sekret der Bläschendrüsen macht etwa 60% des 4 Innenzone: macht 25% der Prostata aus und um-
Ejakulatvolumens aus, ist alkalisch und enthält u. a. viel schließt die Ductus ejaculatorii; sie besteht aus ver-
Fruktose, Prostaglandine, Laktoferrin. Während der zweigten Drüsen; ihr Stroma ist sehr dicht und ent-
Ejakulation werden die Bläschendrüsen weitgehend ent- hält glatte Muskelzellen
leert. Die Tätigkeit der Bläschendrüsen ist androgen- 4 Außenzone (75% der Prostata): besteht aus etwa
abhängig. 30–50 tubuloalveolären Drüsen, die in einen Drü-
Die arterielle Versorgung erfolgt aus Ästen der A. ve- senkörper mit ausgedehnten elastischen Fasernet-
sicalis inferior sowie der A. ductus deferentis. zen und glatten Muskelzellen eingebettet sind; das
Drüsenepithel ist je nach Funktionszustand wech-
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
415 11
selnd hochprismatisch, stellenweise mehrreihig; ge- Lymphgefäßen des Rektum und zu den Nodi lymphoi-
legentlich, besonders im Alter, kommen in den dei sacrales.
Drüsenlumina Prostatasteine vor, die aus eingedick- Die Nerven stammen aus dem Plexus prostaticus.
tem Sekret bestehen
> In Kürze
Während der Ejakulation kontrahiert die Muskulatur
Die ableitenden Geschlechtswege (Ductuli effe-
und entleert die Prostata durch 15–20 Ausführungsgän-
rentes, Nebenhoden, Samenleiter) und die An-
ge, die seitlich vom Colliculus seminalis in die Urethra
hangsdrüsen (Glandula vesiculosa, Prostata) wer-
münden (. Abb. 11.92 a). Das Sekret der Prostata hat ei-
den von sezernierendem Epithel ausgekleidet.
nen pH-Wert von 6,4 und ist reich an Enzymen, vor al-
Durch die Sekrete werden die Spermatozoen
lem an saurer Phosphatase. Außerdem enthält es viele
auf die Befruchtung vorbereitet. Die Muskulatur
andere Bestandteile, die u. a. die Bewegungsfähigkeit
des Nebenhodens dient dem Transport von Sper-
der Spermatozoen beeinflussen (z. B. Spermin, das auch
mien und Sekreten zum Nebenhodenschwanz,
den typischen Geruch des Ejakulates hervorruft) oder
wo eine Speicherung erfolgt. Die Muskulatur
das Ejakulat verflüssigen (Proteasen). Das Prostata-
von Ductus deferens, Ductus ejaculatorius und
sekret macht etwa 30% des Seminalplasmas aus.
Anhangsdrüsen wird bei der Ejakulation tätig.
11
. Abb. 11.93. Entwicklung des äußeren Genitale. Oben: indiffe- spezifische Stadien in der 10. Entwicklungswoche, im 4. Entwick-
rentes Stadium (6. Entwicklungswoche). Darunter: geschlechts- lungsmonat und später (nach Langman 1985)
die zwischen den beiden Genitalfalten liegt. Am Ende des 3. Die Öffnung der Urethra befindet sich zunächst nicht auf
Embryonalmonats schließen sich die Genitalfalten und es ent- der Spitze der Glans penis. Es sprosst jedoch von der Spitze des
steht der Urethraanteil des Penis. Penis ein Strang ektodermalen Gewebes in die Tiefe, der mit
dem Urethralumen Kontakt aufnimmt. Später wird dieser Epi-
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
417 11
thelstrang kanalisiert, woraufhin sich das definitive Ostium Er reicht vom inneren Leistenring bis zum Schwanz des
urethrae externum an der Spitze des Penis befindet. Nebenhodens. Im Samenstrang ist der Ductus deferens
Mit der Verschmelzung der Urogenitalfalten vereinigen aufgrund seiner festen Konsistenz gut tastbar.
sich unter Vergrößerung auch die Genitalwülste. Sie werden
zum Skrotum, in das die Hoden unter Ausbildung des Proces-
Leitungsbahnen. Versorgt wird die Skrotalhaut von Äs-
sus vaginalis peritonei einwandern (Descensus testis). Dabei
ten der A. pudenda interna, Vv. pudendae internae und
werden ihre Leitungsbahnen und Teile der Bauchwand mit-
gezogen.
externae und N. pudendus. Die Lymphgefäße fließen zu
den Nodi lymphoidei inguinales superficiales (horizon-
taler Trakt) ab.
> Klinischer Hinweis
Unterbleibt der Verschluss der Urogenitalrinne, öffnet sich die
Urethra auf der Unterseite des Penis (Hypospadie). Öffnet sich
Penis
durch Fehlanlage des Genitalhöckers die Urethra auf der
Oberseite des Penis, liegt eine Epispadie vor. Am Penis (Glied) sind zu unterscheiden (. Abb. 11.81):
4 Radix penis (Pars affixa)
Scrotum 4 Corpus penis (frei beweglich, Pars pendulans)
Das Skrotum (Hodensack) ist durch das Septum scroti,
Radix penis. Der Penis ist durch Bandzüge mit zahlrei-
dem oberflächlich die Raphe scroti entspricht, in zwei
chen elastischen Fasern an Bauchwand und Symphyse
Kammern geteilt.
befestigt. Das Lig. fundiforme penis entspringt an der
Bauchwandfaszie und der Linea alba. Es umschlingt
Hodenhüllen (. Abb. 11.83, . Tabelle 11.9):
mit seinen beiden Schenkeln das Corpus penis. Das Lig.
4 fettfreie Skrotalhaut mit Tunica dartos (eine Schicht
suspensorium penis zieht vom Unterrand der Symphyse
glatter Muskulatur)
zum Dorsum penis (Fascia penis profunda).
4 Fascia spermatica externa; aus der Fascia abdominis
superficialis abgeleitet
Corpus penis (. Abb. 11.94). Das Corpus penis besteht
4 M. cremaster; Abkömmling des M. obliquus internus
aus Penisschaft und Eichel (Glans penis). Abgesetzt wird
abdominis und/oder des M. transversus abdominis
die Eichel vom Schaft durch eine ringförmige Furche
4 Fascia cremasterica (Bindegewebe in oder auf dem
(Collum glandis), der ein vorspringender Rand (Corona
M. cremaster)
glandis) folgt.
4 Fascia spermatica interna: entstammt der Fascia
Umhüllt wird der Penis von einer dünnen, fettfreien,
transversalis und umhüllt den Funiculus spermaticus
gut verschieblichen Haut, die am Collum glandis eine
Nur an Hoden und Nebenhoden befindet sich ein Rest
der ehemaligen Peritonealaussackung (7 S. 318) (Tunica
vaginalis testis) (. Abb. 11.83) mit
4 Lamina parietalis (Periorchium)
4 Lamina visceralis (Epiorchium)
Zwischen beiden Laminae befindet sich um die Vor-
derseite des Hodens ein kapillärer Spalt: Cavum sero-
sum testis
Ductus deferens setzt den Ductus epididymidis fort, mündet als Ductus ejaculatorius in die Pars prostatica
(Samenleiter) der Urethra und ist 45–60 cm lang; Tastbefund: der Ductus deferens ist so dick wie eine Kugel-
schreibermine und sehr hart (glatte Muskulatur)
A. ductus deferentis kommt aus dem durchgängig gebliebenen Abschnitt der A. umbilicalis (Regelfall) oder aus
den Aa. vesicales oder der A. iliaca interna. Ein Zweig begleitet den Ductus deferens
durch den Leistenkanal; ein anderer zieht zur Vesicula seminalis
M. cremaster spaltet sich aus dem M. obliquus internus abdominis und M. transversus abdominis ab;
der Muskel wird innerviert vom R. genitalis des N. genitofemoralis
A. testicularis kommt aus der Pars abdominalis aortae; anastomosiert mit der A. cremasterica und A. ductus
deferentis
Plexus paminiformis, ist das Venengeflecht in Samenstrang und Hoden; fließt ab durch die V. testicularis rechts
V. testicularis in die V. cava inferior, links in die V. renalis; anastomisiert mit der V. ductus deferentis
11 und V. cremasterica
Vestigium processus ist der Rest eines im Bereich des Funiculus spermaticus unvollständig verödeten Processus
vaginalis (inkonstant) vaginalis peritonei
Plexus deferentialis ist ein Nervengeflecht des autonomen Nervensystems um den Ductus deferens
Plexus testicularis wird gebildet von autonomen Fasern um die A. testicularis aus dem Plexus aorticus
abdominalis für Hoden und Nebenhoden
Fascia spermatica externa setzt die Fascia abdominis superficialis und die Aponeurose des M. obliquus externus
abdominis fort
N. ilioinguinalis legt sich im Leistenkanal an den Samenstrang; am äußeren Leistenring liegt er anterolateral
am Funiculus spermaticus; seine Äste (Nn. scrotales anteriores bzw. Nn. labiales anteriores)
versorgen die vordere Skrotalhaut bzw. die Labia majora, den Mons pubis und einen Teil
der Oberschenkelhaut
R. genitalis des zieht durch den Anulus inguinalis profundus, liegt medial am Samenstrang, läuft durch den
N. genitofemoralis Anulus inguinalis superficialis und innerviert motorisch den M. cremaster, sensibel die Skrotal-
haut bzw. Labia majora
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
419 11
Reservefalte (Preputium penis, Vorhaut) bildet. Die Vor- Proximal ist das Corpus spongiosum penis aufge-
haut umschließt die Eichel weitgehend, verstreicht je- trieben, Bulbus penis, an den Faszien des Beckenbodens
doch bei der Erektion und gibt die Glans penis frei. (7 S. 328) befestigt und auf beiden Seiten vom M. bulbo-
Ein zu starkes Zurückweichen der Vorhaut wird durch spongiosus umgeben (7 S. 327). Distal setzt sich der
das vom inneren Blatt gebildete Vorhautbändchen (Fre- Schwellkörper in die Eichel fort, wo er über das zuge-
nulum preputii) verhindert. spitzte Ende der Corpora cavernosa penis gestülpt ist.
Am Frenulum befinden sich Talgdrüsen. Ihr Sekret Das Corpus spongiosum penis besteht aus unregel-
vermischt sich mit dem Detritus aus abgeschilferten mäßig erweiterten venösen Gefäßabschnitten, die anas-
Zellen des mehrschichtigen Plattenepithels der Glans tomosieren. Ihr Abfluss wird auch während der Erekti-
penis und Bakterien und bildet das Smegma preputii. on nicht gedrosselt, weshalb der Harnröhrenschwell-
Unter dem subkutanen Bindegewebe des Penisschaf- körper kompressibel bleibt und sich nicht sehr versteift.
tes befindet sich eine zarte Faszie mit glatten Muskelzel- Damit bleibt die Harn-Samen-Röhre zur Passage des
len (Fascia penis superficialis). Haut und oberflächliche Ejakulats offen.
Faszie können sich der wechselnden Größe des Penis
anpassen. Blutgefäße des Penis. Sie ermöglichen die Erektion.
Der oberflächlichen Faszie folgt die tiefere, derbe
Fascia penis profunda, die die Schwellkörper gemeinsam Arterien. Sie sind Äste der A. pudenda interna, die im
umfasst. Spatium superficiale perinei abgegeben werden (7 S.
328):
Schwellkörper (. Abb. 11.81, 11.94): 4 A. profunda penis: sie durchbricht an der Innenseite
4 Corpus cavernosum penis der Crura penis die Tunica albuginea corporum ca-
4 Corpus spongiosum penis vernosorum und verläuft dann in den Corpora ca-
vernosa penis (. Abb. 11.94) zur Penisspitze; ihre
Äste sind gewundene
Corpora cavernosa penis. Sie liegen in Radix und Cor- – Aa. helicinae, die in die Kaverne am Corpus ca-
pus penis und werden von einer gemeinsamen derben vernosum münden
Hülle ( Tunica albuginea corporum cavernosorum) 4 A. dorsalis penis: sie verläuft unter der Fascia penis
umhüllt. profunda zur Glans penis; Äste von ihr gelangen in
Die Corpora cavernosa penis werden durch eine die Corpora cavernosa, wo sie mit der A. profunda
kammförmige, mediane Scheidewand (Septum penis), penis anastomosieren
die distal unvollständig ist, in zwei Teile geteilt (. Abb. 4 A. bulbi penis (zum Bulbus penis)
11.94). Nach proximal setzen sich die Corpora caverno- 4 A. urethralis zu Bulbus penis und Corpus spongio-
sa penis in die Crura penis (Schwellkörperschenkel) fort sum sowie zu dem im Penis gelegenen Teil der
(. Abb. 11.81), die auf jeder Seite an der Knochenhaut Urethra (Anastomose mit der A. dorsalis penis)
der unteren Schambeinäste angeheftet sind. Umfasst
werden die Crura penis von den Mm. ischiocavernosi Venen. Der venöse Abfluss aus dem Penis erfolgt durch
(7 S. 328). 4 Vv. profundae penis aus den Wurzeln der Corpora
Die Schwellkörper selbst bestehen aus Blutkavernen, cavernosa und des Corpus spongiosum zur V. dorsa-
die mit Endothel ausgekleidet und von einem dicken lis profunda penis
Muskelmantel umgeben sind. Sie füllen sich bei der 4 V. bulbi penis aus dem Bulbus penis zur V. dorsalis
Erektion (7 unten). In der Umgebung finden sich elas- profunda penis
tische Netze, Bindegewebe und Geflechte glatter Mus- 4 V. dorsalis profunda penis unter der Fascia profunda
kelzellen. penis aus der Glans penis. Sie wird dann zum Sam-
melgefäß: Hauptabfluss zum Plexus venosus prosta-
Corpus spongiosum penis. Es ist ein gesonderter unpaa- ticus, Zweige zur V. pudenda interna
rer Schwellkörper, der die Harn-Samen-Röhre umhüllt 4 Vv. dorsales superficiales penis aus der Penishaut:
und den Corpora cavernosa penis von unten anliegt. verläuft epifaszial (außerhalb der Fascia penis pro-
Das Corpus spongiosum penis wird von einer eigenen funda), Abfluss zur V. saphena magna oder zur V. fe-
Tunica albuginea corporis spongiosi umhüllt. moralis
420 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
Erektion. Sie beginnt nach sexueller Erregung, ausgelöst kulat in die Pars prostatica urethrae gelangt ist – die antero-
durch taktile genitale Reizung oder psychogen über zent- grade Ejakulation durch klonische Kontraktionen der Becken-
bodenmuskulatur und der quer gestreiften Mm. ischiocaver-
rale Zentren. Vermittelnd wirken ein parasympathisches
nosi und bulbocavernosi.
Erektionszentrum im Sakralmark (S2–S4) bzw. sympathi- Das Ejakulat selbst ist milchig-trübe, opaleszent, von
sche Fasern der thorakolumbalen Rückenmarksegmente weißlich-gelblicher Farbe. Es besitzt einen charakteristischen
Th11–L2. Bei den Afferenzen zum Erektionszentrum kastanienartigen Geruch. Die Durchschnittsmenge beträgt
handelt es sich um sensorische Fasern des N. dorsalis pe- 2–5 ml. 1 ml Ejakulat enthält 60–120 Millionen Spermien.
nis, einem Ast des N. pudendus. Die efferenten Fasern
verlaufen mit den Nn. pelvici splanchnici (Nn. erigentes) > In Kürze
zum Plexus hypogastricus inferior und erreichen dann
Das Corpus cavernosum penis ist der Träger der
die Gefäße im Penis. Die sympathischen Fasern verlaufen
Erektion. Es füllt den Penisschaft und läuft pro-
über den Grenzstrang zum N. hypogastricus und dann
ximal in die Crura penis aus. Umfasst wird der
gleichfalls zum Plexus hypogastricus inferior.
Schwellkörper von einer festen Tunica albuginea,
Die Erektion selbst kommt durch Weiterstellung der
die bei Blutfüllung der arteriellen Schwellkörper-
zuführenden Penisgefäße und eine Vermehrung der
kavernen der Drucksteigerung standhält. Der
Blutfüllung in den Kavernen der Schwellkörper bei Re-
Blutzufluss erfolgt durch die A. profunda penis.
laxation der glatten Muskulatur zustande. Bewirkt wird
– Das Corpus spongiosum penis umschließt die
die Relaxation durch Freisetzung von NO (Stickstoff-
Urethra. Es besteht aus erweiterten venösen Ge-
monoxid) aus den Endothelzellen unter Einfluss von va-
fäßabschnitten und bleibt auch bei Erektion
soaktivem intestinalem Polypeptid als Transmitter aus
komprimierbar. Proximal ist das Corpus spongio-
den Nervenendigungen. Die mit Blut gefüllten Kavernen
sum penis zum Bulbus penis aufgetrieben. Distal
pressen sich gegen die feste Tunica albuginea der
füllt es die Glans penis. – Erektion und Ejakulati-
Schwellkörper und komprimieren dabei die mit Klap-
on erfolgen reflektorisch.
pen versehenen abführenden Venen, sodass sich der
Blutabfluss stark vermindert. Dadurch versteift sich
11 der Penis.
Zum Abschwellen des Gliedes werden die Vorgänge 11.5.10 Weibliche Geschlechtsorgane
rückgängig gemacht. Der Tonus der Gefäßmuskulatur H80–83
nimmt wieder zu und der Blutzufluss vermindert sich.
Schließlich entleeren sich die Kavernen.
i Zur Information
Zur Ejakulation kommt es durch Erregung der sympathi- Kennzeichnend für die weiblichen Geschlechtsorgane sind ih-
re zyklischen Veränderungen während der fortpflanzungs-
schen Efferenzen aus dem unteren Thorakalmark mit fol- fähigen Lebenszeit der Frau. Die Veränderungen betreffen
gender Kontraktion der glatten Muskulatur in den ablei- die primären und sekundären inneren Geschlechtsorgane,
tenden Samenwegen einschließlich der Anhangsdrüsen nicht jedoch die äußeren Geschlechtsteile.
(Orgasmus). Beteiligt ist auch die Beckenmuskulatur.
Die Afferenzen gehen von den zahlreichen Rezeptoren
Innere weibliche Geschlechtsorgane
des Penis aus: viele freie Nervenendigungen, Meißner-
Körperchen (7 S. 221), Vater-Pacini-Körperchen (7 S. Innere weibliche Geschlechtsorgane (. Abb. 11.65 b,
221) und speziellen Genitalnervenkörperchen. 11.95):
4 Ovar (Eierstock) H80
i Zur Information 4 Tuba uterina (Eileiter) H81
Vor der Ejakulation werden einige Tropfen einer wasserklaren, 4 Uterus (Gebärmutter) H82
alkalischen und mäßig viskösen Flüssigkeit abgesondert, die 4 Vagina (Scheide) H83
fadenziehend ist und aus den Urethraldrüsen (Littré-Drüsen)
und den Bulbourethraldrüsen (Cowper-Drüsen) stammt. In Die Grenze zu den äußeren weiblichen Geschlechtsorga-
enger zeitlicher Koordination folgen die Entleerung der Sa-
menspeicher im Nebenhodenschwanz (Samenemission) mit nen ist durch das Jungfernhäutchen (Hymen) markiert,
Samentransport, eine Blasenhalskontraktion (Verhinderung das die Vagina vom Scheidenvorhof (Vestibulum vagi-
des Samenrückflusses in die Harnblase) und – sobald das Eja- nae) trennt.
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
421 11
Ovar H80
. Abb. 11.96. Follikelentwicklung bis zur Follikelatresie. Schraffiert sind die verschiedenen einander entsprechenden Gewebsanteile des
Follikels H80
Primärfollikel haben sich gegenüber den Primordial- ten herantreten und dem Substanzaustausch dienen,
follikeln vergrößert (Durchmesser jetzt 50 lm). Der u. a. von OMI (Oozyten-Meiose-Inhibitor). Die Follikel-
Durchmesser der zugehörigen Eizellen beträgt etwa epithelzellen werden nun ihrer Granulierung wegen als
20 lm. Das Follikelepithel ist einschichtig iso- bis hoch- Granulosazellen bezeichnet. Vermutlich durch Signale
prismatisch. Es setzt sich durch einen Spaltraum von aus der Umgebung bilden sich in den Granulosazellen
der Oozyte ab, in den sich eine amorphe Substanz ein- Rezeptoren für das hypophysäre FSH (follikelstimulie-
lagert. rendes Hormon), das die Proliferation der Granulosa-
Sekundärfollikel (. Abb. 11.96) gehen kontinuierlich zellen fördert und einen Enzymkomplex (Aromatase-
aus dem Pool der Primärfollikel hervor. Dies erfolgt wie komplex) zur Östrogensynthese aus Androgenen indu-
alle weiteren Follikelentwicklungen im Zusammenwir- ziert. Androgene stammen aus der Theca folliculi, einer
ken von lokalen und überregionalen Regelkreisen Schicht modifizierter Stromazellen, die in der Umge-
(7 unten). In nennenswertem Umfang beginnen diese bung der Sekundärfollikel entstanden ist. Die Interzellu-
Vorgänge erst präpubertär. Von dieser Zeit an liegen larräume zwischen den Follikelepithelzellen erweitern
Sekundärfollikel in verschiedenen Entwicklungsstadien sich und werden mit einer als Liquor folliculi bezeichne-
vor, bis sie schließlich Durchmesser von etwa 400 lm ten Flüssigkeit gefüllt.
(Oozyten bis zu 80 lm) bei acht Follikelepithelschichten Die Follikelepithelzellen exprimieren Rezeptoren für
erreichen. Um die Oozyte entsteht als homogene Schicht hypophysäres LH (luteinisierendes Hormon), das die
die Zona pellucida. Induktion von androgensynthetisierenden Enzymen be-
Durchbrochen wird die Zona pellucida von Fortsät- wirkt. Viele der ursprünglich vorhandenen Primär- und
zen des Follikelepithels, die an die Oberfläche der Oozy- Sekundärfollikel gehen in allen Stadien der Follikuloge-
424 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
nese zugrunde. Es verbleiben lediglich Reste der Zona Ovulation (Follikelsprung) bedeutet Ruptur eines
pellucida, Corpus atreticum. sprungreifen Follikels mit Freigabe des Ovum ein-
Tertiärfollikel (Bläschenfollikel) (. Abb. 11.96) schließlich umgebender Zellen des Cumulus oophorus,
durchlaufen frühe, mittlere und spätere Phasen. Ihre der sich kurz zuvor von der Follikelwand gelöst hat.
Entwicklung ist zyklisch. Die Ruptur erfolgt an einer Stelle, an der die Follikel-
In die frühe Phase treten unter Einfluss von hypo- wand verdünnt wurde und sich durch ein diskontinuier-
physärem FSH jeweils 6–8 Sekundärfollikel ein (Follikel- lich gewordenes Oberflächenepithel des Ovars vorge-
rekrutierung). wölbt hat, als Stigma bezeichnet. Ausgelöst wird die
Durch Zusammenfließen der Interzellularspalten Ovulation durch eine plötzlich vermehrte Ausschüttung
entwickelt sich eine Follikelhöhle mit Liquor folliculi der gonadotropen Hormone der Hypophyse (7 unten).
(Antrum folliculi). Dieser Prozess wird als antrale Phase Ovum und Corona radiata werden von den Fimbrien
der Follikulogenese bezeichnet. Kleine Tertiärfollikel ha- des Eileiters aufgefangen, in die Ampulle geleitet und
ben einen Durchmesser von 1 mm. zum Uterus transportiert.
Mit der Vergrößerung der Follikelhöhle entsteht an
der Stelle, an der sich die Eizelle befindet, ein Zellhügel Corpus rubrum, Corpus luteum, Corpus albicans. Nach
(Cumulus oophorus). Die Granulosazellen in unmittel- der Ovulation entstehen im Inneren der Follikelhöhle
barer Umgebung der Eizelle bilden die Corona radiata. eine Blutung an der Rissstelle des Follikels und ein
Etwa am 7. Tag nach Beginn der Follikelrekrutierung Thrombus. Aus dem Tertiärfollikel ist ein Corpus rub-
hat einer der Follikel unter dem Einfluss von LH durch rum geworden. Gleichzeitig schwellen die Zellen der
vermehrte Androgensynthese und gesteigerte Östrogen- Theca interna an und lagern Lipide ein. Die Luteinisie-
sekretion die Vorhand bekommen: dominanter Follikel. rung der Thekazellen, jetzt als Thekaluteinzellen be-
Bei seiner weiteren Vergrößerung lösen sich die Verbin- zeichnet, ist 6–8 h nach dem Follikelsprung vollendet.
dungen zwischen Granulosazellen und Oozyt, sodass Parallel dazu erfolgt unter dem Einfluss von hypophysä-
die Meioseinhibition entfällt. Nun wird die 1. Reifetei- rem LH die Umwandlung der Granulosazellen in Granu-
lung vollendet. Es entsteht eine große sekundäre Oozyte losaluteinzellen. Sie produzieren neben Östrogenen Ge-
11 (Durchmesser auf 110 lm ansteigend) und als zweite stagene, besonders Progesteron.
Zelle ein kleines erstes Polkörperchen. Die sekundäre Die Granulosaluteinzellen vermehren sich stark,
Oozyte tritt sogleich in die Metaphase der 2. meioti- werden größer und bilden Falten, in die strangförmig
schen Teilung ein. Sie ist kurz vor der Ovulation er- Thekaluteinzellen hineinragen. Durch die Einlagerung
reicht. Dann erfolgt ein erneuter, 2. meiotischer Arrest. gelblich gefärbter Lipide in die Granulosaluteinzellen
In diesem Zustand ist die Oozyte befruchtungsfähig bekommt das Gebilde eine gelbliche Farbe und wird
und kann als Ovum bezeichnet werden. deswegen als Corpus luteum (Gelbkörper) bezeichnet
In den Eizellen treten zahlreiche Golgikomplexe auf (. Abb. 11.96).
und unter der Zellmembran entstehen Rindengranula Sofern keine Befruchtung erfolgt ist, bildet sich der
mit dichtem Material, das im Fall des Eindringens eines Gelbkörper zurück – wegen des Abfalls des LH-Spiegels
Spermiums (Imprägnation) nach außen abgegeben wird – und hinterlässt nach 4–6 Wochen eine weißliche bin-
(7 S. 436). degewebige Narbe (Corpus albicans). Der Gelbkörper,
Dieses Stadium ist am 12. Tag nach Beginn der Rek- der sich nach der Menstruation zurückbildet, wird als
rutierung erreicht. Es liegt nun ein präovulatorischer, Corpus luteum menstruationis bezeichnet.
sprungreifer Follikel (Graaf-Follikel) vor (Durchmesser Tritt jedoch eine Schwangerschaft ein, entwickelt
2–2,5 cm). Die anderen zur Entwicklung angetretenen sich der Gelbkörper unter dem Einfluss von HCG (hu-
Tertiärfollikel gehen zugrunde. manes Choriongonadotropin), das im Keim gebildet
In der Umgebung des Tertiärfollikels gliedert sich wird, zum Corpus luteum graviditatis weiter und er-
die Theca folliculi in eine Theca interna mit endokrinen reicht einen Durchmesser bis zu 3 cm. In dieser Größe
Zellen in epitheloider Anordnung und eine Theca exter- bleibt er unter dem Einfluss von HCG, das später von
na aus Myofibroblasten. Von den zugrunde gegangenen der Plazenta gebildet wird, 6 Monate erhalten; dann
Tertiärfollikeln verbleiben lediglich Theca-interna-Zel- wird er kleiner, ohne während der Schwangerschaft
len als interstitielle Zellen. vollständig zu verschwinden.
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
425 11
Zur hormonalen Kontrolle der Follikulogenese schreitender Follikelreifung die Östrogen- und damit die
und des Corpus luteum GnRH-Ausschüttung steigt. Dann kommt es zu einem plötzlich
Es wirken zusammen: starken Anstieg der gonadotropen Hypophysenhormone
4 neuroendokrine Neurone im Hypothalamus (. Abb. 11.97). Bei hohen FSH-Werten werden in den Granu-
4 gonadotrope Zellen in der Adenohypophyse losazellen LH-Rezeptoren gebildet, unter deren Einfluss die
4 Granulosa- und Thekazellen der Follikel Vorbereitung zur Ovulation erfolgt. Die Ovulation selbst ist
4 Granulosa- und Thekaluteinzellen des Corpus luteum die Folge von Spitzenwerten besonders von LH, in geringerem
Maß von FSH. Eine Ovulationshemmung ist durch Hemmung
der GnRH- und Gonadotropinausschüttung möglich (»Pille«).
Der Hypothalamus ist das übergeordnete Zentrum. Hier wird
Granulosa- und Thekaluteinzellen des Corpus luteum bilden
in verstreuten Neuronen das Hormon Gonadoliberin (GnRH,
Progesteron, das rückkoppelnd über den Hypothalamus die
. Tabelle 15.3) gebildet und pulsatorisch im Minutenabstand
Gonadotropinbildung in der Hypophyse hemmt. Progesteron
in den portalen Kreislauf der Hypophyse (7 S. 757) freigesetzt.
bereitet das Endometrium des Uterus auf die Aufnahme der
Es stimuliert die Synthese gonadotroper Hormone in der Ade-
Blastozyste vor und dient außerdem der Erhaltung der
nohypophyse.
Schwangerschaft. Tritt keine Schwangerschaft ein, verfällt der
Die Hormonfreisetzung im Hypothalamus wird durch eine
Gelbkörper und löst durch Absinken der Östrogen- und Gesta-
Rückkopplungsschleife von der Konzentration der Ovarialhor-
genausschüttung die Regelblutung (Menstruation) aus.
mone im Blut gesteuert. Außerdem wird sie durch übergeord-
nete zerebrale (limbische) Zentren beeinflusst.
In der Adenohypophyse wird in basophilen gonadotropen
Zellen Follitropin (FSH = follicle stimulatory hormone) und Lut-
ropin (LH = luteinizing hormone) gebildet und sezerniert. LH
bindet an Rezeptoren in den Thekazellen, FSH an Rezeptoren
in den Granulosazellen. FSH bewirkt die Follikelreifung.
Als weiteres hypophysäres Hormon kommt Prolaktin hin-
zu, das zyklische Veränderungen in der Brustdrüse hervorruft.
Pubertät. Sie beginnt mit einer stetig zunehmenden Pro-
duktion und Freisetzung von Gonadotropinen, nachdem die
pulsative Ausschüttung von GnRH im Hypothalamus in Gang
gekommen ist. Unter Einfluss der Gonadotropine wird im Ovar
die Follikulogenese stimuliert, sodass Sekundärfollikel und
erste Stadien von Tertiärfollikeln entstehen. Die Pubertät dau-
ert 3 bis 6 Jahre, etwa ab dem 8. bis 10. Lebensjahr.
Granulosa- und Thekazellen der Ovarialfollikel. In den The-
ca-interna-Zellen werden Androgene gebildet, die in den Gra-
nulosazellen enzymatisch durch einen Aromatasekomplex in
Östrogene umgewandelt werden. LH verstärkt die Androgen-
bildung in den Thekazellen, FSH fördert die Expression von
Umwandlungsenzymen in den Granulosazellen und aktiviert
die Östrogenrezeptoren, wirkt also steigernd auf Östrogenbil-
dung und -ausschüttung.
Östrogene selbst fördern das Follikelwachstum. Darüber
hinaus nehmen sie auf die Schleimhäute von Tube, Uterus
und Vagina Einfluss und haben breite systemische Wirkung
einschließlich der Rückkopplung auf Hypothalamus und Hy-
pophyse.
Zwischen Theka- und Granulosazellen bestehen außerdem
vermittels verschiedener Zytokine intraovarielle Regelkreise.
Das Zytokin Aktivin hemmt die Androgensekretion, Inhibin ak-
tiviert sie und steigert damit die Östrogenbildung. Außerdem
wirkt Inhibin hemmend auf die Freisetzung von Gonadotropin . Abb. 11.97. Zusammenhänge zwischen der Hormonsekretion
in der Adenohypophyse. Dadurch unterbindet es in der antra- der Hypophyse, den morphologischen Veränderungen im Ovar,
len Phase der Follikulogenese die Reifung weiterer Follikel. der Sekretion der Ovarialhormone und der Basaltemperatur (0
Diese Hemmung wird jedoch überwunden, wenn mit fort- ist der Tag des Follikelsprungs)
426 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
Leitungsbahnen. Die A. ovarica entspringt aus der Aorta Tuba uterina H81
und erreicht das Hilum ovarii über das Lig. suspensori-
um ovarii. Sie bildet mit dem R. ovaricus der A. uterina Kernaussage |
eine Anastomose. 5 Die Tuba uterina (Eileiter) ist Befruchtungsort
Die Venen sammeln sich zur V. ovarica, die rechts in für die Eizelle und Transportweg zum Uterus.
die V. cava inferior und links im Regelfall in die V. rena-
lis sinistra mündet. Die Tuba uterina (auch Salpinx) (. Abb. 11.95) ist ein
Die Lymphgefäße ziehen zu den Nodi lymphoidei 10–18 cm langer mit Schleimhaut ausgekleideter mus-
lumbales (paraaortal). kulöser Schlauch mit einer freien Öffnung zur
Nerven. Sympathische und parasympathische Ner- Bauchhöhle. Das Lumen der Tube ist stets mit Sekret
ven stammen aus Plexus mesentericus superior, Plexus gefüllt. Die Tuba uterina hat sich aus dem Müller-Gang
renalis sowie Plexus rectalis. Sie gelangen mit den Gefä- (7 unten) entwickelt.
ßen bis in die Rinde des Ovars. Der Eileiter verläuft am kranialen Rand einer vom
Lig. latum aufgeworfenen Peritonealduplikatur (Meso-
salpinx) (7 S. 384).
> In Kürze
Abschnitte der Tuba uterina:
Oogonien sind durch Mitose aus Urgeschlechts- 4 Pars uterina tubae, eingebettet in die obere Ecke des
11 zellen hervorgegangen. Bevor sie von Follikelepi- Uterus; sie ist die engste Stelle der Tube: Durchmes-
thelzellen umgeben werden, treten sie in die Pro- ser 0,1–1 mm
phase der 1. Reifeteilung ein und werden nun als 4 Isthmus tubae uterinae (Lumendurchmesser
Oozyten bezeichnet. Die Follikelepithelzellen, die 2–3 mm)
zunächst flach und einschichtig angeordnet sind, 4 Ampulla tubae uterinae, entspricht zwei Drittel der
unterbinden durch Inhibitoren die Fortführung Eileiterlänge (Lumendurchmesser 4–10 mm)
der Meiose. Oozyten und einschichtiges Follikel- 4 Infundibulum tubae uterinae: trichterförmiges dis-
epithel bilden die Primordialfollikel, deren Be- tales Eileiterende mit fransenförmigen beweglichen
stand sich bis zur Pubertät auf 50 000 mindert. Fortsätzen (Fimbriae tubae); eine besonders lange
Lokale Faktoren bewirken jeweils die Umwand- Fimbrie (Fimbria ovarica) erreicht das Ovar, durch
lung von Primordialfollikeln in Primärfollikel mit die Fimbrien wird bei der Ovulation das Ei mit Cu-
einschichtig iso- bis hochprismatischem Epithel. mulus oophorus in die Tube geleitet, wo evtl. eine
Vor allem hypophysäre Hormone lassen Sekun- Befruchtung stattfindet
därfollikel mit mehrschichtigem Follikelepithel
entstehen. Die Follikulogenese erfolgt jeweils Die Wand der Tuba uterina hat drei Schichten (. Abb.
gruppenweise. Nur ein Teil der Follikel erreicht 11.98):
das nächste Stadium. Im Follikelepithel werden 4 Tunica mucosa
Östrogene gebildet, deren Vorstufe Androgene 4 Tunica muscularis
sind, die aus der Theca interna stammen. Aus 4 Tunica serosa
Gruppen von Sekundärfollikeln bilden sich mit
Beginn der Pubertät Tertiärfollikelkohorten, un- Die Tunica mucosa ist stark gefaltet mit deutlichen
ter denen einer dominant wird. Kennzeichnend Längsfalten, die in der Ampulla tubae uterinae am
für Tertiärfollikel ist die Ausbildung eines Antrum höchsten sind. Das Epithel ist einschichtig iso- bis
hochprismatisch und besteht aus kinozilientragenden
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427 11
> In Kürze
Das distale Ende der Tuba uterina berührt mit be-
. Abb. 11.98. Tuba uterina (Querschnitt) H81
weglichen Fimbrien die Oberfläche des Ovars.
Durch sie wird bei der Ovulation das Ei zur evtl.
Befruchtung ins Lumen der Tube geleitet. Das Epi-
Flimmerepithel- und sezernierenden Zellen (. Abb.
thel der Tube besteht aus Flimmerepithelzellen
11.99). Hinzu kommen Stiftchenzellen, vermutlich un-
mit Kinozilien und sezernierenden Zellen, die zyk-
tergehende Epithelzellen. Flimmerepithelzellen kom-
lischen Veränderungen unterliegen. Der Sekret-
men hauptsächlich im Infundibulum vor und nehmen
fluss in der Tuba uterina ist uteruswärts gerichtet.
zum Uterus hin kontinuierlich an Zahl ab. In der Zyk-
lusmitte – kurz vor und nach der Ovulation – ist das
Epithel am höchsten und die Sekretion am stärksten.
Der Sekretfluss und der Kinozilienschlag sind uterus-
wärts gerichtet. Uterus H82
. Abb. 11.100 a–c. Uterus. a Uterus mit seinen verschiedenen Ab- IV kein Peritonealüberzug. b Längsschnitt durch den Uterus mit
schnitten. Linke Hälfte: die rote Linie bezeichnet diejenigen Gebie- seinen Schichten. Der Uterus befindet sich in Anteflexio-/Antever-
te im Cavum uteri, die zyklischen Veränderungen unterliegen. siostellung. c Sagittalschnitt durch die Plica lata, dick schraffiert die
Rechte Hälfte: Peritonealverhältnisse: I Peritoneum nicht abtrenn- Haltebänder an der Cervix uteri
bar, II Peritoneum mit dem Messer abtrennbar, III zurückschiebbar,
Die Längsachse des Uterus bildet mit der Längsach- Zur Entwicklung
se der Vagina einen nach vorne offenen stumpfen Win- Der Uterus entwickelt sich zusammen mit der Tuba uterina aus
kel (Anteversio uteri). Das Korpus ist gegen die Zervix den Müller-Gängen (. Abb. 11.86). Möglich ist dies, weil beim
11 ebenfalls nach vorne abgeknickt (Anteflexio uteri). Da- weiblich determinierten Keim Androgene und Anti-Müller-
Hormon fehlen. Andererseits wird die Differenzierung des
durch legt sich der Uterus auf die Blase (. Abb. 11.65 b).
Wolff-Ganges unterdrückt. Es verbleiben davon lediglich Resi-
Varianten sind Retroflexio/Retroversio uteri, die Kreuz-
dualstrukturen: Epoophoron neben dem Ovar und Appendix ve-
schmerzen hervorrufen können, sowie Dextro- und Si- siculosa nahe dem Fimbrienende der Tuba uterina. Im Lig. latum
nistropositio. bleibt als Rest vom kaudalen Urnierenkanälchen das Paroopho-
Die Wand des Corpus uteri umschließt den dreiecki- ron.
gen Spalt der Cavitas uteri. In die beiden seitlichen obe- Aus dem trichterförmigen Beginn der Müller-Gänge gehen
ren Zipfel münden die Tuben. Die Fortsetzung der Ca- die Fimbrien der Pars ampullaris der Tube hervor. Der nächste
vitas uteri ist ein spindelförmiger Kanal, der am inneren Abschnitt der Müller-Gänge liegt im ersten Teil lateral des
Muttermund als Canalis isthmi beginnt. Im Bereich der Wolff-Ganges (7 S. 388), der folgende ist nach medial gerichtet
Cervix uteri wird er als Canalis cervicis uteri bezeichnet. und überkreuzt den Wolff-Gang ventral. Beide Abschnitte wer-
Dort weist die Schleimhaut palmenblattartige Falten den muskelstark und bilden die Tubae uterinae. Der dann fol-
gende Abschnitt der Müller-Gänge beider Seiten verschmilzt
(Plicae palmatae) auf. Der Canalis cervicis mündet am
mit dem der Gegenseite. Hieraus gehen Corpus und Cervix
äußeren Muttermund (Ostium uteri) im Bereich der
uteri hervor. Das umgebende Mesenchym bildet das Lig. latum.
Portio vaginalis cervicis in die Vagina. Die vordere Be- Das Ende der vereinigten Müller-Gänge tritt zum Sinus uroge-
grenzung des äußeren Muttermundes ist das Labium an- nitalis in Beziehung.
terius, die hintere das Labium posterius. Die Gesamt-
länge von Cavum uteri, Canalis isthmi und Canalis Am Uterus lassen sich folgende Wandschichten unter-
cervicis beträgt 6–7 cm. Überkleidet ist der Uterus ven- scheiden:
tral und dorsal von Peritoneum (Perimetrium). Seitlich 4 Myometrium (Tunica muscularis); es ist am Fundus
ist er in Bindegewebe eingebettet (Parametrium) (7 S. uteri und im oberen Korpusabschnitt dicker als in
384). der Cervix uteri
4 Endometrium (Tunica mucosa, Schleimhaut): unter-
liegt im Corpus uteri zyklischen Veränderungen, die
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429 11
jeweils der Vorbereitung auf die Implantation einer > Klinischer Hinweis
Blastozyste nach einer Befruchtung dienen (7 S. 95) Bereits zu Beginn einer Schwangerschaft kommt es in Isthmus
und Cervix uteri zu einer geringen Kollagenolyse. Dadurch
Das Myometrium besteht aus glatter Muskulatur, die in fühlt sich dieser sonst so harte Uterusabschnitt weicher an
(Hegar-Schwangerschaftszeichen). Kurz vor der Geburt er-
mehreren Schichten angeordnet ist. Die Faserzüge ver- folgt eine weitere Auflockerung.
laufen im Corpus uteri außen und innen hauptsächlich
longitudinal, in der am stärksten ausgebildeten und be- Das Endometrium im Corpus uteri besteht aus ein-
sonders gefäßreichen Zwischenschicht (Stratum vascu- schichtigem hochprismatischem Oberflächenepithel,
lare) in allen Richtungen. Im Isthmus nimmt die Musku- tubulösen Drüsen (Glandulae uterinae) und einem als
latur ab, die Zervixwand besteht vor allem aus kollage- Stroma uteri bezeichneten spinozellulären Bindegewebe
nen und elastischen Fasern. mit progesteronempfindlichen interstitiellen Zellen.
Zur Kontraktion der Uterusmuskulatur kommt es
bei der Menstruation, evtl. von krampfartigen Schmer- Das Endometrium gliedert sich in (. Abb. 11.101)
zen begleitet, bei der sexuellen Erregung (Orgasmus) 4 Stratum functionale (kurz: Funktionalis): es unter-
und unter der Geburt (Wehen). liegt Zyklusveränderungen und wird in der Desqua-
mationsphase abgestoßen
4 Stratum basale (kurz: Basalis): hiervon geht die ren beginnen. Im histologischen Schnitt zeigen sie eine
Schleimhautregeneration nach der Menstruation aus »Sägeblattstruktur«. In den Epithelzellen liegt das Gly-
kogen jetzt apikal. Mit fortschreitender Reifung der
> Klinischer Hinweis Schleimhaut vergrößern sich einige Stromazellen und
Endometrium kann ektopisch gebildet werden (Endometriose) lagern Proteine, Lipide und vermehrt Glykogen ein.
sowohl im Bereich der inneren Geschlechtsorgane als auch an
anderen Stellen des kleinen Beckens (z. B. im Douglas-Raum,
Sie werden als Prädeziduazellen bezeichnet. Kommt es
7 S. 383). zu einer Implantation, wandeln sie sich in Deziduazel-
len um (7 S. 96). Schließlich verlaufen in der späten Se-
Folgende Zyklusphasen sind zu unterscheiden kretionsphase die Arterien der Uterusschleimhaut in
(. Abb. 11.101): Spiralen (Spiralarterien).
4 Proliferationsphase: etwa vom 5.–14. Tag des Zyklus
4 Sekretionsphase: etwa vom 15.–28. Tag des Zyklus, > Klinischer Hinweis
4 ischämische Phase: einige Stunden, Durch Blockierung von Progesteronrezeptoren im Endometri-
um kann die sekretorische Tätigkeit der Uterusschleimhaut
4 Desquamationsphase: etwa vom 1.–4. Tag des Zyklus
unterbunden und damit die Implantation eines Embryos ver-
(Menstruation) hindert werden (»Pille danach«, Mifepriston).
> Klinischer Hinweis Ischämische Phase (. Abb. 11.101 e). Geht die Eizelle
Zwar dauert der Zyklus im Durchschnitt 28 Tage, jedoch sind zugrunde, bildet sich das Corpus luteum zurück. Durch
erhebliche Schwankungen möglich. Eine Zykluslänge von 24
bis 31 Tagen gilt noch als physiologisch. Zyklusstörungen
Versiegen der Progesteron- und Öströgensekretion
können hormonell, aber auch entzündlich oder durch Tumo- kommt es zu einer »Hormonentzugsblutung« (Men-
ren bedingt sein. Es kann u. a. zu Veränderungen in Regeltem- struation).
po, d. h. in den Regelabständen, Regeltypus (verstärkt, ver- Eingeleitet wird die Ischämiephase durch parakrine
mindert, verkürzt, verlangsamt) sowie zu azyklischen Dauer- Wirkung von Endothelin, einem hochaktiven Vasokon-
blutungen oder Zusatzblutungen kommen.
striktor des Uterusepithels. Dies führt u. a. zu Spasmen
In der Proliferationsphase (. Abb. 11.101 a, b) wird un- der Spiralarterien an der Grenze zwischen Zona basalis
11 ter dem Einfluss von Östradiol das durch die voran- und functionalis und damit zu einer Minderdurchblu-
gegangene Menstruation verlorengegangene Stratum tung (Ischämie) der Zona functionalis. Die Schleimhaut
functionale wieder aufgebaut. Zunächst geht aus dem schrumpft und geht oberhalb der Drosselungsstelle der
Epithel der Drüsenreste im Stratum basale neues Ober- Gefäße zugrunde.
flächenepithel hervor. Dann beginnt die Proliferation
Desquamationsphase. Durch Blutung aus rupturierten
des Bindegewebes. Gefäße sprossen ein. Gleichzeitig
Gefäßen werden die nekrotischen Bezirke der Zona
wachsen Drüsen aus und strecken sich in die Länge.
functionalis abgehoben und gelangen samt Blut ins Ute-
Da in dieser Zeit im Ovar die Follikel heranwachsen,
ruslumen. Von dort werden sie ausgeschwemmt. Das
wird für die Uterusschleimhaut von Follikelphase ge-
Blut ist durch Enzyme aus dem Zelldetritus ungerinn-
sprochen.
bar. Der durchschnittliche Blutverlust bei einer Men-
Die Sekretionsphase (. Abb. 11.101 c, d) beginnt nach struation beträgt etwa 50 ml.
dem Follikelsprung. Sie steht unter dem Einfluss von
> Klinischer Hinweis
Progesteron und Östrogenen aus dem Corpus luteum
Unter Kürettage wird Gewinnung bzw. Entfernung von Gewe-
und wird deswegen als Lutealphase bezeichnet. In die- be der Innenfläche eines Hohlorgans verstanden. Eine Ute-
ser Phase wird die Schleimhaut 5–8 mm dick. ruskürettage (Ausschabung) wird für Diagnosezwecke oder
Als Früheffekt kommt es in den Epithelzellen basal therapeutisch, z. B. nach einem Abort, durchgeführt.
vom Zellkern und in den Stromazellen des Endometri-
ums zu Glykogeneinlagerungen. Ferner vermehren sich i Zur Information
die Zellen im basalen Teil des Stratum functionale und Die erste Regelblutung ist die Menarche (statistisch gegen-
unterteilen es in ein Stratum compactum und ein zellär- wärtig bei 12,5 Jahren mit breiten Schwankungen). Meist
ist sie anovulatorisch, d. h. ohne Eisprung. Bald folgen aber re-
meres Stratum spongiosum. gelmäßig Ovulationen. Sie halten bis in die 1. oder 2. Hälfte
Progesteron bewirkt auch ein starkes Wachstum der des 5. Lebensjahrzehntes an. Die Menstruation nach dem letz-
Drüsenschläuche, die sich schlängeln und zu sezernie- ten Zyklus ist die Menopause. Kurz zuvor wird der Blutungs-
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
431 11
ablauf bereits unregelmäßig (Prämenopause, Wechseljahre) und Nodi lymphoidei sacrales. Die Lymphe des Corpus
und danach dominieren die Ausfallerscheinungen (Post- uteri gelangt direkt in die Nodi lymphoidei lumbales.
menopause). Es folgt das Senium mit einer Atrophie der hor-
Lymphgefäße entlang des Lig. teres uteri stellen eine
monabhängigen Geschlechtsorgane.
Verbindung mit den Nodi lymphoidei inguinales super-
Cervix uteri. Die Zervixschleimhaut nimmt nur in be- ficiales her.
schränktem Umfang an den zyklischen Veränderungen
teil und wird nicht abgestoßen. Das Epithel der Cervix Nerven. Die vegetative Innervation erfolgt über den Ple-
uteri ist hochprismatisch und setzt sich auf den äußeren xus uterovaginalis (Frankenhäuser-Plexus) zwischen
Muttermund fort. Dort grenzt es sich scharf, auch mak- Cervix uteri und Scheidengewölbe. Die parasympathi-
roskopisch sichtbar, vom mehrschichtigen unverhorn- schen Fasern stammen aus S3 und S4.
ten Plattenepithel der Vagina ab. An dieser Grenzzone
finden laufend Regenerationsprozesse statt, weil das > In Kürze
Drüsenepithel der Zervix den Umgebungsbedingungen
der Scheide nicht gewachsen ist (Transformationszone). Funktionsträger des Uterus ist das Corpus uteri.
Die Glandulae cervicales uteri sind stark verzweigt Hier ist die Wandmuskulatur kräftig und die
und sezernieren einen hochviskösen Schleim, der je- Schleimhaut (Funktionalis) unterliegt bei der
doch in der Zyklusmitte dünnflüssig und leichter von fortpflanzungsfähigen Frau zyklischen Verände-
Spermien durchwandert werden kann als die zähe rungen. Es folgen aufeinander: Desquamations-
Schleimformation in der übrigen Zeit. phase vom 1.–4. Tag des Zyklus, Proliferations-
phase vom 5.–14. Tag, Sekretionsphase vom
15.–28. Tag, ischämische Phase von wenigen
> Klinischer Hinweis
Im Bereich der Transformationszone der Portio uteri kommt Stunden. Nach der ischämischen Phase kommt
es häufig zu Läsionen und Veränderungen, die zu Neoplas- es zur Menstruation. Das Stratum basale der
men (Zervixkarzinom) führen können. Schleimhaut bleibt auch während der Desqua-
mationsphase erhalten. Die Veränderungen spie-
Leitungsbahnen. Die arterielle Versorgung des Uterus len sich im Stratum functionale ab. Am auffälligs-
erfolgt durch: ten ist der Auf- und Abbau umfangreicher tu-
4 A. uterina (aus der A. iliaca interna); sie tritt in Höhe bulöser Drüsen. – Die Schleimhaut von Isthmus
der Zervix an die Seitenwand des Uterus heran und Cervix uteri macht nur geringe zyklische Än-
(. Abb. 11.95), verläuft und verzweigt sich im Lig. derungen durch, da dort in der Wand kollagene
latum; der nach oben führende Hauptast ist stark und elastische Fasern überwiegen. Mit der Portio
geschlängelt, im Bereich des Fundus anastomosiert vaginalis cervicis ragt der Uterus in die Vagina.
er mit dem der Gegenseite Hier befindet sich der äußere Muttermund.
4 Äste der A. uterina:
– R. ovaricus: er verläuft im Lig. ovarii proprium
und bildet eine Anastomose mit der A. ovarica
aus der Aorta abdominalis
– R. tubarius für die Tuba uterina Vagina H83
– Rr. vaginales zur Vagina
Kernaussagen |
Venen. Der venöse Abfluss erfolgt über die sehr ausge-
5 Die Vagina (Scheide) ist durch elastische und
prägten Plexus venosus uterinus und Plexus venosus va-
scherengitterartig angeordnete Bindege-
ginalis zu den Vv. iliacae internae. Die Mitte des Uterus
websfasern in ihrer Wand stark erweite-
ist weitgehend gefäßfrei, sodass bei operativen Eingrif-
rungsfähig.
fen am Uterus hier mit nur geringen Blutungen zu rech-
5 Im Vaginalabstrich ist die Häufigkeit des
nen ist.
Vorkommens von Zellen aus den verschie-
denen Schichten des Vaginalepithels zyklus-
Lymphgefäße der Cervix uteri ziehen entlang der A.
abhängig.
iliaca interna zu den Nodi lymphoidei iliaci interni
432 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
Die Vagina (. Abb. 11.65 b) ist 6–8 cm lang und etwa i Zur Information
2–3 cm breit. Ihr Lumen wird bei der Kohabitation er- Die Zellen der verschiedenen Schichten der Vagina treten im
weitert und kann sich als Teil des Geburtskanals dem Vaginalabstrich in den Zyklusphasen in unterschiedlicher
Umfang des kindlichen Kopfes anpassen. Normalerwei- Häufigkeit auf:
4 Basalzellen fehlen
se liegen jedoch Vorder- und Hinterwand aneinander. 4 Parabasalzellen überwiegen in Abstrichen bei Kindern
Der Abschnitt unterhalb des Levatorspalts ist verhält- und Frauen nach der Menopause
nismäßig eng. Ihre größte Weite hat die Vagina im Be- 4 große Intermediärzellen herrschen bei der fortpflan-
reich der Portio vaginalis cervicis, die der Hinterwand zungsfähigen Frau mit Ausnahme der präovulatorischen
anliegt. Das hintere Scheidengewölbe (Fornix vaginae Phase vor, die Zellen haben einen bläschenförmigen
Kern. Ihr Zytoplasma erscheint bei der Färbung nach Pa-
post.) ragt über die Einmündung der Cervix uteri
panicolaou blau, außerdem weisen alle Intermediärzellen
beckenwärts. Hinten grenzt es in die Excavatio rectoute- Glykogeneinlagerungen auf – dadurch werden sie im Va-
rina (Douglas-Raum), hat also direkten Kontakt mit ginallumen von Laktobakterien zersetzt.
dem Peritoneum (7 S. 383). 4 Superfizialzellen beherrschen den Abstrich um die Zeit
der Ovulation. Charakteristisch ist ihr pyknotischer Kern.
Bei hohem Östrogenspiegel ist ihr Zytoplasma eosinophil.
Zur Entwicklung
Sie ist noch Gegenstand der Diskussion. Gegenwärtig über-
wiegt die Vorstellung, dass die Wände der Vagina auf die End- Leitungsbahnen (. Abb. 11.95). Die arterielle Gefäßver-
abschnitte der Müller-Gänge zurückgehen, das Epithel, das das sorgung erfolgt durch den R. vaginalis aus der A. uteri-
Lumen der Vagina auskleidet, jedoch aus dem Sinus urogeni- na sowie durch Rr. vaginales aus der A. pudenda interna
talis stammt. und der A. vesicalis inferior.
Die Wand der Vagina hat nur wenige glatte Muskelfa- Venen und Lymphgefäße. Die Venen bilden den Plexus
serbündel, weist aber ein enges Maschenwerk elasti- venosus vaginalis, der in enger Verbindung mit dem
scher Fasern sowie scherengitterartig angeordnete kol- Plexus venosus vesicalis steht. Der Abfluss erfolgt zu
lagene Fasern auf. Dadurch ist sie passiv dehnbar, z. B. den Vv. iliacae internae. Die Lymphabflüsse gehen zu
11 während der Geburt. Sowohl an der Vorder- als auch den Nodi lymphoidei iliaci interni.
an der Hinterwand ist die Innenseite der Vagina zu Co-
lumnae rugarum aufgeworfen, die mit Venengeflechten Nerven. Die nervöse Versorgung erfolgt über den Plexus
unterpolstert sind. Querfalten sind Rugae vaginales. In uterovaginalis.
Verlängerung der Columna rugarum anterior wölbt
die Harnröhre die Carina urethralis vaginae vor.
> In Kürze
Ausgekleidet ist die Vagina mit mehrschichtigem
nichtverhorntem Plattenepithel, das auch die Portio va- Durch elastische Fasernetze und scherengitter-
ginalis bis zum scharf abgesetzten Rand der Zervix- artig angeordnete kollagene Fasern bei nur we-
schleimhaut bedeckt. Das Stratum basale besteht aus nig glatter Muskulatur ist die Vaginalwand er-
kubischen bis zylindrischen Zellen (Basalzellen). Die heblich dehnbar. Das Epithel zur Auskleidung
folgenden Schichten sind das Stratum spinosum profun- der Vagina lässt Basalzellen, Intermediärzellen
dum), ihre Zellen werden als Parabasalzellen bezeichnet, und Superfizialzellen unterscheiden, die je nach
das Stratum spinosum superficiale mit kleinen Interme- Zykluszeitpunkt in unterschiedlicher Kombinati-
diärzellen und das Stratum superficiale mit großen In- on im Vaginalausstrich nachweisbar sind. Die
termediärzellen sowie oberflächlichen Superfizialzellen. Feuchtigkeit in der Vagina wird durch Transsuda-
Drüsen fehlen in der Vaginalwand. Die Vagina wird tion aufrechterhalten.
aber durch Transsudation aus den Gefäßen feucht gehal-
ten. Bedingt durch eine Bakterienflora besteht ein saue-
res Milieu (pH 4,0).
a11.5 · Cavitas abdominalis et pelvis
433 11
Äußere weibliche Geschlechtsteile Dahinter befindet sich die äußere Vaginalöffnung (Osti-
um vaginae). Der dorsale Rand des Ostium vaginae wird
Kernaussagen | durch das Hymen begrenzt. Dieses kann unterschiedlich
5 Die Rima pudendi wird von den großen und ausgebildet sein und unter Umständen als Schleimhaut-
kleinen Schamlippen umfasst. lamelle das Ostium vaginae vollständig verschließen
5 Gll. vestibulares minores et majores münden (Hymen imperforatus). Reste des Jungfernhäutchens
in den Scheidenvorhof. werden als Carunculae hymenales bezeichnet.
5 Genitalreflexe werden vor allem von Genital- In das untere Drittel des Vestibulum vaginae mün-
nervenkörperchen in der Schleimhaut der den an der Innenseite jeder kleinen Schamlippe die
Clitoris ausgelöst. Glandula vestibularis major und um das Ostium ureth-
rae externum die Glandulae vestibulares minores. Alle
Das äußere weibliche Genitale (. Abb. 11.102) besteht Glandulae vestibulares sind Schleimdrüsen.
aus:
4 Labia majora pudendi (große Schamlippen) > Klinischer Hinweis
4 Labia minora pudendi (kleine Schamlippen) In der Klinik werden alle Anteile des äußeren weiblichen Ge-
nitale einschließlich Mons pubis, Ostium vaginae und Ostium
4 Clitoris (Kitzler)
urethrae externum zusammenfassend als Vulva bezeichnet.
4 Glandulae vestibulares majores et minores
Zur Entwicklung
Rima pudendi, Vestibulum vaginae. Die großen Scham-
Dem indifferenten Stadium (. Abb. 11.93) folgt ab der 10. Ent-
lippen fassen die Rima pudendi zwischen sich. Sie bede-
wicklungswoche die Umgestaltung der Urogenitalfalten zu den
cken die kleinen Schamlippen, an deren vorderem Ende Labia minora und der Genitalwülste zu den Labia majora (.
die Clitoris liegt. Zwischen den Labia minora befindet Abb. 11.93). Beide verschmelzen nicht – anders als beim männ-
sich der Scheidenvorhof ( Vestibulum vaginae), in den lichen Geschlecht – und lassen die Urogenitalspalte offen, aus
Harnröhre und Vagina einmünden. Die Harnröhren- der das Vestibulum vaginae hervorgeht. Der Genitalhöcker
mündung (Ostium urethrae externum) liegt im vorderen wächst nur wenig und wird zur Klitoris.
Teil. Sie tritt durch eine Vorwölbung ihrer dorsalen
Wand (Carina urethralis vaginae) etwas stärker hervor. Labia majora pudendi. Die großen Schamlippen sind
zwei behaarte Hautfalten. Die Behaarung setzt sich auf
den Schamberg (Mons pubis) fort. Im Korium der gro-
ßen Schamlippen kommen zahlreiche glatte Muskelzel-
len, straffe Fettpolster und Venenplexus vor, die sich
wie Schwellkörper verhalten.
Die Labia majora pudendi beider Seiten treffen vent-
ral in der Commissura labiorum anterior und dorsal in
der Commissura labiorum posterior zusammen. An der
Commissura labiorum posterior ist ein feines verbin-
dendes Häutchen ausgebildet, das als Frenulum labio-
rum pudendi bezeichnet wird.
Unter den großen Schamlippen liegt ein von einer
bindegewebigen Faszie abgegrenztes dickes Venenge-
flecht (Bulbus vestibuli). Es grenzt medial an die
Schleimhaut des Vestibulum. Diese Venennetze entspre-
chen dem Schwellkörper der männlichen Harnröhre.
Sie werden auch bei der Frau vom M. bulbospongiosus
umfasst.
ten. Sie werden von Schleimhaut bedeckt. Innen beste- Der venöse Abfluss geht zur
hen sie aus mehrschichtigem unverhornten und außen 4 V. pudenda interna von
aus schwach verhorntem Plattenepithel. – Vv. labiales posteriores aus den kleinen Schamlip-
pen
Glandula vestibularis major (Bartholin-Drüse). Diese – Vv. profundae clitoridis aus dem Crus clitoridis
paarige erbsengroße Drüse liegt am stumpfen Ende – Vv. bulbi vestibuli aus dem Bulbus vestibuli
des Bulbus vestibuli unter dem M. transversus perinei 4 V. dorsalis clitoridis profunda aus Corpus und Glans
profundus in den kleinen Schamlippen. Es handelt sich clitoridis zum Plexus venosus vesicalis
um eine tubuloalveoläre Drüse, die ein schleimartiges
alkalisches Sekret liefert. Nerven. Sie erreichen als
4 Nn. labiales posteriores als Äste des N. pudendus die
Glandulae vestibulares minores. Es sind zahlreiche klei- hintere Region der Schamlippen
ne Drüsen. Sie ähneln der Gl. vestibularis major. 4 N. dorsalis clitoridis aus dem N. pudendus die Klito-
ris
Die Clitoris (Kitzler) ist ein erektiler Schwellkörper, der 4 Nn. labiales anteriores aus dem N. ilioinguinalis den
durch die Crura clitoridis, in die das Corpus cavernosum vorderen Anteil der Labia majora und das Praeputi-
clitoridis ausläuft, und durch ein Aufhängeband (Lig. um clitoridis
suspensorium clitoridis) am Ramus inferior ossis pubis 4 R. genitalis/N. genitofemoralis zusätzlich die Labia
befestigt ist. majora
Der Bau des Schwellkörpers entspricht dem des Cor-
pus cavernosum penis. Umhüllt wird der Schwellkörper
> In Kürze
von den Mm. ischiocavernosi, die ebenfalls der Befesti-
gung der Schwellkörper an Schambein und Diaphragma Labia majora pudendi umrahmen die Rima pu-
urogenitale dienen. dendi sowie die Labia minora pudendi, die die
Das abgerundete, mit Schleimhaut überzogene Ende Klitoris umfassen, das Vestibulum vaginae mit
11 der Klitoris (Glans clitoridis) wird von den Schleimhaut- den Öffnungen von Harnröhre und Vagina. Au-
falten der kleinen Schamlippen umschlossen. Von vorn ßerdem münden Gll. vestibulares an den kleinen
überzieht sie eine Schleimhautfalte (Preputium clitori- Schamlippen. Schwellkörper befinden sich in der
dis). Der dorsale Ansatz der kleinen Schamlippen wird Klitoris und als Bulbus vestibuli im Bereich der
als Frenulum clitoridis bezeichnet. Das abschuppende großen Schamlippen.
Epithel der Glans und des Präputium bildet mit dem
Sekret der Talgdrüsen der kleinen Schamlippen das
Smegma clitoridis. Die Glans clitoridis enthält Venen-
geflechte, die mit dem Bulbus vestibuli in Verbindung Kohabitation und Spermienwanderung
stehen.
In der Schleimhaut der Klitoris kommen viele sen- Kernaussagen |
sible Nervenendigungen vor: Meißner-Tastkörperchen,
5 Bei der Kohabitation finden sexuelle Reakti-
Vater-Pacini-Körperchen und vor allem Genitalnerven-
onszyklen statt, die bei Mann und Frau un-
körperchen. Durch sie werden die Genitalreflexe ausge-
terschiedlich verlaufen.
löst.
5 Nach der Ejakulation kommt es zur Sper-
mienwanderung vom Receptaculum seminis
Leitungsbahnen. Die arterielle Blutversorgung erfolgt
der Vagina zur Tuba uterina.
durch
5 Im weiblichen Genitale unterliegen die Sper-
4 Äste der A. pudenda interna (7 S. 441): A. bulbi ves-
matozoen einer Akrosomreaktion, durch die
tibuli, A. dorsalis clitoridis, A. profunda clitoridis,
Penetrationsenzyme zum Eindringen in die
A. perinealis mit den Rr. labiales posteriores
Eizelle freigesetzt werden.
4 Äste der A. femoralis: Rr. labiales anteriores
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435 11
Der sexuelle Reaktionszyklus durchläuft Bläschendrüse und Prostata. Durch Kontraktion der
4 Erregungsphase kaudalen Blasenmuskulatur vor Beginn der Ejakulation
4 Plateauphase wird eine Beimischung von Harn zum Samen und das
4 Orgasmusphase Eindringen von Samen in die Harnblase verhindert.
4 Rückbildungsphase Bei der Frau erfolgen im Orgasmus Kontraktionen
der Muskulatur der Vaginalwand, der Mm. bulbospon-
In der Erregungsphase löst der sakrale Parasympathi- giosi und der Dammmuskulatur. Ferner kontrahiert
kus (Nn. erigentes) beim Mann eine Verlängerung, Ver- die Muskulatur des Uterus wellenförmig vom Fundus
dickung und Versteifung des Penis (Erektion) aus (7 S. zum Isthmus. Bei der Frau sind mehrere aufeinander
420). folgende Orgasmen möglich, beim Mann erst nach je-
Bei der Frau dauert die Erregungsphase in der Regel weils längerer Refraktärzeit.
länger als beim Mann. Sie dient der Vorbereitung der
Aufnahme des männlichen Gliedes in die Vagina. In Rückbildungsphase. Beim Mann wird in der Rückbil-
der Erregungsphase kommt es zur Erweiterung und dungsphase das Blut aus dem Penis über die V. dorsalis
Verlängerung der Scheide. Gleichzeitig wird der Uterus penis abgeleitet. Die Erektion klingt ab und die Ruhela-
nach oben und hinten gezogen. Dadurch entsteht im ge der Hoden wird wieder hergestellt.
oberen Teil der Vagina freier Raum für die Aufnahme Bei der Frau dauert die Rückbildungsphase länger.
des Ejakulats (Receptaculum seminis). Ferner erfolgt ei- Dabei senkt sich die Cervix uteri gegen die Dorsalwand
ne Lubrikation, d. h. eine vermehrte Abgabe eines der Vagina und taucht die Portio mit dem äußeren Mut-
tröpfchenförmigen Transsudats aus der Vaginalwand termund in das Receptaculum seminis ein und verbes-
und, wenn der Östrogenspiegel hoch ist, von Sekret sert so die Spermienaufnahme. Die Erweiterung der Va-
aus der Cervix uteri. Dadurch entsteht in der Vagina gina klingt ab.
ein geschlossener Film aus Gleitflüssigkeit. Eine Immis-
sion des Penis in die Vagina ist möglich. Spermienwanderung. Sie ist nur dann möglich, wenn
periovulatorisch der Zervixschleim dünnflüssiger ge-
Plateauphase. Beim Mann kommt es zu einer deutlichen worden ist. Der Schleim selbst ist ein Spermienresevoir,
Anschwellung der Corona glandis. Die Hoden werden aus dem eine kontinuierliche Abgabe von Samenzellen
durch Kontraktion des M. cremaster und der Tunica erfolgen kann. Insgesamt erreicht nur jede 100000ste
dartos des Skrotum angehoben. Dabei wird der Funicu- Samenzelle die Tube. Dort müssen 100 bis 200 Sperma-
lus spermaticus verkürzt. Es werden Tropfen wasserkla- tozoen anwesend sein, damit schließlich eine Eizelle
ren Sekrets aus den paraurethralen (Littré-)Drüsen und durch ein Spermium befruchtet werden kann.
den Gll. bulbourethrales (Cowper-Drüsen) abgegeben. Die Spermienwanderung erfolgt gegen den Flüssig-
Bei der Frau tritt während der Plateauphase, die län- keitsstrom des Uterus- und Tubensekrets. Die Samen-
ger dauert als beim Mann, eine Blutstauung in den sub- zellen bewegen sich durchschnittlich 3–3,6 mm/min,
epithelialen Venengeflechten der distalen Hälfte der Va- der Weg vom Muttermund bis zur Ampulle beträgt
ginalwand ein. Dadurch entsteht dort bei zunehmender 12–15 cm. Dort bleiben sie 2–4 Tage befruchtungsfähig.
Erregung die sog. orgastische Manschette. Auch der Die Eizelle ist es nur 6 (maximal 24) Stunden nach
Schwellkörper des Bulbus vestibuli und die Labia mino- der Ovulation.
ra werden größer. Während der Wanderung im weiblichen Genitale
müssen die Spermien einen Reifungsprozess durchlau-
Orgasmusphase. Beim Mann entspricht die Ejakulation fen, der als Kapazitation bezeichnet wird. Dazu gehören
der Orgasmusphase. Kennzeichnend für die bevorste- die Ablösung des Dekapazitationsfaktors von der Sper-
hende Ejakulation ist die Anhebung des Hodens an matozoenmembran und die Akrosomreaktion.
den Damm. Die Ejakulation wird durch Muskelkontrak-
tion der samenleitenden Wege, beginnend an den Die Akrosomreaktion (. Abb. 11.103) erfolgt nur bei
Ductuli efferentes testis ausgelöst. Es folgen dann meh- den Spermatozoen, die mit der bei der Ovulation freige-
rere unwillkürliche Kontraktionen der Mm. bulbospon- setzten Eizelle und ihrem Cumulus oophorus Kontakt
giosi, Mm. ischiocavernosi und der Beckenbodenmus- aufnehmen. Es kommt zu einer Verschmelzung der äu-
kulatur sowie der Muskulatur von Urethra, Samenleiter, ßeren Akrosommembran (7 S. 409) mit der Plasma-
436 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
. Abb. 11.103 a–f. Akrosomreaktion und Eindringen des Spermiums in die Eizelle (Einzelheiten im Text)
hen funduswärts zusammen. Ihr Fixum ist die Veranke- Das Wochenbett (Puerperium) dauert 6–8 Wochen. In
rung der Zervix im Beckenbindegewebe. Die Austrei- dieser Zeit verschwinden alle Schwangerschafts- und
bung der Frucht wird durch die Betätigung der Bauch- Geburtsveränderungen.
presse aktiv unterstützt. Zunächst wird nach Abstoßung der Plazenta durch
Unter dem Einfluss der Wehen wird das Kind zu die Retraktion des Uterus die Blutung zum Stillstand
einer Fruchtwalze zusammengedrückt. Außerdem passt gebracht. Eine große Wunde verbleibt und es kommt
es sich bei der Passage durch das Becken den Krüm- zum Wochenfluss (Lochien). Etwa am 10. postpartalen
mungen sowie den Engen und Weiten des Geburtsweges Tag beginnt wie in der Proliferationsphase die Epithelia-
an. Dabei macht es Drehungen durch, weil der Becken- lisierung der Oberfläche des Endometrium, die nach
eingang in der Transversalrichtung, der Beckenausgang wenigen Tagen abgeschlossen ist.
in der Sagittalrichtung oval geformt sind. Im Becken- Noch schneller regeneriert sich die Zervixschleim-
eingang stellt sich der kindliche Kopf zunächst quer haut, die an der Deziduabildung nicht beteiligt war.
ein (ovale Kopfform: Durchmesser transversal 9 cm, sa- Der innere Muttermund ist ab 10.–12. Tag geschlossen,
gittal 12 cm). Sobald der Kopf diesen Bereich passiert der äußere Muttermund wird oft zu einem queren Spalt
hat und tiefer tritt, dreht sich das Kind um 908 so, dass umgeformt.
der Kopf im Beckenausgang sagittal steht. Dann stehen Mit der Nachgeburt entfallen die in der Plazenta ge-
die Schultern mit ihrem längsten Durchmesser in der bildeten großen Mengen von Östrogen, Progesteron und
Beckeneingangsebene. HCG. Dadurch sinken die Östrogen- und Progesteron-
Anschließend drängt der Kopf des Kindes die Mus- spiegel abrupt. Durch den Wegfall der Östrogenbildung
kulatur des Beckenbodens auseinander (. Abb. 11.105). wird die Abgabe von Prolaktin aus der Adenohypophyse
Dabei bildet der M. levator ani eine große Schlinge. stimuliert. Damit wird die Milchsekretion in Gang ge-
Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur fördern setzt. Dieses erfolgt nicht unmittelbar nach der Geburt,
die Austreibung. sondern erst in den ersten Tagen danach. Die Milch ist
daher zunächst fettarm (Kolostrum).
Nachgeburtsphase. Der Geburt folgen weitere Retrak- Die 1. postpartalen Zyklen treten meist erst gegen
11 tionen der Uterusmuskulatur und es kommt an präfor- Ende der Stilltätigkeit auf; trotzdem ist schon vorher ei-
mierten Stellen der Plazenta zu Einrissen und Blutung. ne Befruchtung möglich.
Es entsteht ein retroplazentares Hämatom, das unter an-
dauernden Kontraktionen des sich verkleinernden Ute-
> Klinischer Hinweis
rus die Ausstoßung von Plazenta und Eihäuten fördert. Jede Geburt ist für Mutter und Kind eine große Belastung. Sie
Sie erfolgt etwa 30 Minuten nach der Geburt des Kindes. wird riskant, wenn es zu Verzögerungen kommt. Dafür gibt es
mütterliche Ursachen (z. B. Beckenanomalien), kindliche Ursa-
chen (z. B. Lage- und Einstellungsanomalien, u. a. Vorfall eines
Arms) oder Ursachen seitens der Plazenta, der Nabelschnur
oder des Amnions.
> In Kürze
Die Anpassung des mütterlichen Organismus an
die Schwangerschaft erfolgt hormonell. Ausge-
löst wird sie durch das HCG (human chorionic go-
nadotropin) der Blastozyste nach der Implantati-
on. Der Uterus steigt bis zum 9. Schwanger-
schaftsmonat bis in Höhe des Processus xiphoi-
deus des Sternums auf. Die Geburt beginnt mit
starken Wehen. Einer Eröffnungsperiode folgt
die Austreibungsperiode, in der das Kind schrau-
benförmig durch die Beckenengen und -weiten
. Abb. 11.105. Geburt. Beckenboden in der Austreibungsperiode gepresst wird. Durch die Lösung der Plazenta
der Geburt
a11.6 · Leitungsbahnen in Abdomen und Pelvis
439 11
entsteht im Uterus eine große Wunde, die nach
etwa zwei Wochen geschlossen ist.
11.6.1 Arterien
Kernaussagen |
5 Die beherrschenden Arterien der Bauch- und
Beckenhöhle sind die Pars abdominalis aor-
tae und die paarigen Aa. iliacae communes.
– A. splenica (lienalis). Sie verläuft hinter dem 4 A. suprarenalis media geht tiefer aus der Bauchaorta
Oberrand des Pankreas durch das Lig. splenore- hervor und verläuft lateralwärts zur Nebenniere
nale zum Milzhilum und verzweigt sich: 4 A. renalis entspringt zwischen dem 1. und 2. LW un-
– Rami pancreatici (7 S. 375) und andere Pan- terhalb der A. mesenterica superior rechtwinklig aus
kreasgefäße der Bauchaorta. Jede A. renalis gibt eine
– A. gastroomentalis sinistra zur großen Kur- – A. suprarenalis inferior (7 S. 396) ab
vatur des Magens (7 S. 352) 4 A. testicularis bzw. ovarica entspringt unterhalb der
– Aa. gastricae breves zum Magenfundus (7 S. Nierenarterien aus dem ventrolateralen Umfang
352) der Bauchaorta; bei beiden Geschlechtern zieht die
Arterie auf dem M. psoas abwärts und überkreuzt
4 A. mesenterica superior. Sie ist das Gefäß der Nabel- den Ureter; die A. testicularis tritt an den inneren
schleife (. Abb. 11.18 a). Ihr Versorgungsgebiet Leistenring heran und zieht dann als Bestandteil
reicht vom Duodenum bis in die Nähe der linken des Samenstrangs (. Tabelle 11.9) zum Mediasti-
Kolonflexur. Die A. mesenterica superior entspringt num des Hodens, die A. ovarica tritt am Rand des
in Höhe von Th12–L1 unterhalb des Truncus coelia- kleinen Beckens in das Lig. suspensorium ovarii
cus aus der Aorta, verläuft hinter dem Pankreas ab- ein (7 S. 384).
wärts und tritt zwischen dessen unterem Rand und 4 Aa. lumbales sind paarige dorsale Äste der Bauch-
der Pars horizontalis duodeni in das Mesenterium aorta und entsprechen den Interkostalarterien; bei-
ein, wo sie sich aufteilt in: derseits entspringen 4 Lumbalarterien zur Versor-
– A. pancreaticoduodenalis inferior (. Abb. 11.55); gung der Bauchwand; sie geben Äste zur Rücken-
sie beginnt hinter der Bauchspeicheldrüse und muskulatur und feine Zweige zur arteriellen Versor-
bildet mit den Aa. pancreaticoduodenales supe- gung des Wirbelkanals ab; sie anastomosieren mit
riores einen Gefäßkranz anderen Bauchwandarterien: mit den Aa. epigastri-
– Aa. jejunales (7 S. 360) cae superiores et inferiores, iliolumbales und circum-
– Aa. ileales (7 S. 360) flexae ilium profundae.
11 – A. ileocolica (7 S. 362) mit Aa. caecalis anterior et
posterior und A. appendicularis A. iliaca communis (. Abb. 11.107). Sie ist 4–6 cm lang,
– A. colica dextra (7 S. 362) verläuft medial am M. psoas major und teilt sich vor der
– A. colica media (7 S. 362); sie verlässt die A. me- Articulatio sacroiliaca in:
senterica superior in ihrem Anfangsteil, verläuft 4 A. iliaca externa
im Mesocolon transversum zum Colon transver- 4 A. iliaca interna
sum und steht mit der A. colica sinistra (7 un-
ten) in Verbindung Die A. iliaca externa gelangt im lockeren retroperitonea-
4 A. mesenterica inferior. Sie entspringt aus der Aorta, len Bindegewebe parallel zur Linea terminalis zur Lacu-
etwa 5 cm oberhalb ihrer Bifurkation in Höhe des 3. na vasorum (7 S. 575). Hier unterkreuzt sie das Leisten-
LW und liegt in weiten Teilen retroperitoneal. band in der Lacuna vasorum und wird zur A. femoralis.
Äste der A. mesenterica inferior: Zuvor gibt sie im Beckenbereich die A. circumflexa ili-
– A. colica sinistra um profunda und A. epigastrica inferior ab (. Abb.
– Aa. sigmoideae 10.38).
– A. rectalis superior
Die A. iliaca interna dient der Versorgung der Eingewei-
Paarige Aortenäste. Die paarigen Aortenäste ziehen zu de und Wände des Beckens. Sie folgt der Gelenklinie der
den paarigen Eingeweiden (Nebennieren, Nieren, Articulatio sacroiliaca ins kleine Becken. Sie hat dort
Keimdrüsen) sowie als paarige dorsale Äste zur Bauch- 4 parietale dorsale Äste
wand: 4 einen parietalen ventralen Ast
4 A. phrenica inferior entspringt beiderseits dicht un- 4 viszerale Äste
ter dem Zwerchfell und versorgt dessen Unterfläche;
sie gibt die
– A. suprarenalis superior zur Nebenniere ab
a11.6 · Leitungsbahnen in Abdomen und Pelvis
441 11
Parietale dorsale Äste (. Abb. 11.107): legt sich das Gefäß eng dem unteren Schambeinast
4 A. iliolumbalis; sie gelangt nach einem Verlauf hinter an, verläuft im Canalis pudendalis (Alcock-Kanal),
der A. iliaca interna und unter dem M. psoas major einer Duplikatur der Faszie des M. obturatorius in-
in die Fossa iliaca. Ihre Äste sind: ternus, zur Regio urogenitalis und verzweigt in:
– R. lumbalis zum M. psoas und M. quadratus – A. rectalis inferior zum Canalis analis
lumborum – tiefere Äste (Verlauf im Spatium perinei profun-
– R. iliacus in der Fossa iliaca dum); sie versorgen beim Mann als A. bulbi pe-
4 Aa. sacrales laterales (gelegentlich aus der A. glutea nis, A. urethralis, A. dorsalis penis und A. pro-
superior) ziehen zu den Foramina sacralia pelvina funda penis Penis und Harnröhre, bei der Frau
und in den Sakralkanal als A. bulbi vestibuli, A. dorsalis clitoridis und
4 A. glutea superior: verlässt den Beckenraum durch A. profunda clitoridis die Vulva
das Foramen suprapiriforme (7 S. 574). Dann ver- – oberflächliche Äste (im Spatium perinei super-
sorgt sie mit ficiale): A. perinealis, die den M. bulbospongio-
– R. superficialis die M. gluteus maximus und M. sus und den M. ischiocavernosus versorgt, und
gluteus medius (oberer Teil) sowie mit Rr. scrotales/labiales
– R. profundus die Mm. gluteus medius (unterer
Teil) et minimus
4 A. glutea inferior; sie verlässt den Beckenraum durch Parietaler ventraler Ast (. Abb. 11.107):
das Foramen infrapiriforme (7 S. 574), beteiligt sich 4 A. obturatoria. Das Gefäß läuft nach ventral und gibt
an der Versorgung des M. gluteus maximus und der Äste an den M. obturatorius internus und den M.
kleinen Hüftmuskeln und bildet zahlreiche Anasto- iliopsoas ab, verlässt das kleine Becken durch den
mosen mit der A. glutea superior, A. obturatoria Canalis obturatorius; vorher gibt sie ab:
und A. circumflexa femoris – R. pubicus, der mit dem R. pubicus der A. epi-
4 A. pudenda interna: verlässt den Beckenraum durch gastrica inferior anastomosiert (. Abb. 10.38);
das Foramen infrapiriforme, schlingt sich um das danach:
Lig. sacrospinale und gelangt so durch das Foramen – R. anterior, im Wesentlichen für die Adduktoren-
ischiadicum minus in die Fossa ischioanalis; dort gruppe
442 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
– R. posterior für die tieferen äußeren Hüftmus- Der venöse Abfluss aus der Dammregion erfolgt im We-
keln sentlichen durch Venen, die den Arterien gleichnamig
– R. acetabularis, der im Lig. capitis femoris zum sind, zur V. pudenda interna. Außerdem bilden ober-
Oberschenkelkopf verläuft (oft verödet) flächliche Venen dieser Gegend durch ausgiebige Anas-
tomosen einen Plexus, der über die Vv. pudendae exter-
Viszerale Äste (. Abb. 11.107): nae zur V. femoralis abfließt und auch noch Verbindun-
4 A. umbilicalis: proximaler Rest einer ursprünglich im gen zur V. obturatoria hat. Besonderheiten liegen inso-
Lig. umbilicale mediale und in der Nabelschnur zur fern vor, als der Blutrückfluss aus den Vv. dorsales su-
Plazenta ziehenden A. umbilicalis (7 S. 180); Äste: perficiales penis/clitoridis zu den Vv. pudendae externae
– A. ductus deferentis und dann in die V. saphena magna (7 S. 567), der V. dor-
– Aa. vesicales superiores zu den oberen und mitt- salis profunda penis zum Plexus prostaticus, der V. dor-
leren Teilen der Harnblase salis profunda clitoridis teilweise zum Plexus vesicalis
4 A. vesicalis inferior zum Harnblasengrund; sie gibt und dann in die V. pudenda interna erfolgt.
beim Mann Rami zur Prostata und zur Vesicula se-
minalis, bei der Frau zur Vagina ab Für den Blutabfluss aus dem Becken stehen viszerale
4 A. rectalis media zum Rektum, wo sie mit der A. und parietale Äste zur Verfügung (. Abb. 11.108), die
rectalis superior und A. rectalis inferior anastomo- entsprechende Arterien begleiten. Die viszeralen Äste
siert; sie gibt beim Mann Äste zur Prostata und gehen von ausgedehnten Geflechten (Plexus venosi)
zur Vesicula seminalis, bei der Frau zum unteren um die Beckenorgane aus: Plexus venosus sacralis, recta-
Scheidenabschnitt ab lis, vesicalis, prostaticus, uterinus, vaginalis.
4 A. uterina (entspricht der A. ductus deferentis des Schließlich sammeln sich alle Venen in der V. iliaca
Mannes); sie verläuft im Ligamentum latum über interna, die dorsal von der A. iliaca interna und näher
den Ureter hinweg zur Cervix uteri und dann ge- an der Beckenwand als diese liegt. V. iliaca interna
schlängelt seitlich am Uterus aufwärts; Äste: und V. iliaca externa, die aus der V. femoralis hervor-
– Rr. vaginales absteigend zur Scheide gehen, bilden die V. iliaca communis.
11 (. Abb. 11.95)
– R. ovaricus im Lig. ovarii proprium (7 unten) > Klinischer Hinweis
zum Ovar; dieser bildet eine Anastomose mit Lungenembolien gehen häufig auf ausgeschwemmte Throm-
der A. ovarica ben der Beckenvenen zurück, z. B. bei längerer Bettruhe.
– R. tubarius zur Tuba uterina
4 A. vaginalis zum oberen Scheidenabschnitt V. cava inferior (. Abb. 11.109). Sie entsteht rechts von
der Wirbelsäule zwischen dem 4. und 5. LW durch Ver-
> Klinischer Hinweis einigung der beiden Vv. iliacae communes. Der Zusam-
Folge und Verlauf der von den Hauptstämmen abzweigenden menfluss wird von der A. iliaca communis dextra über-
Arterien variieren erheblich. Die hier geschilderten Verhältnis- deckt. Der Stamm der V. cava inf. steigt dann im Retro-
se treffen in 60% der Fälle zu. peritoneum rechts von der Aorta an der hinteren Bauch-
wand aufwärts zum Centrum tendineum des Zwerch-
fells, um durch das Foramen venae cavae zum rechten
11.6.2 Venen Vorhof des Herzens zu gelangen. Im sehnigen Anteil
des Zwerchfells ist sie fest fixiert und hat einen Durch-
Kernaussagen | messer von 3 cm. Die Vorderfläche der V. cava inferior
wird im kaudalen Bereich von Peritoneum bedeckt, kra-
5 Die sammelnde Vene des Blutes aus Beinen, nial ist sie von Radix mesenterii, Pars horizontalis duo-
Becken, Beckenorganen, Bauchwand und deni und Pankreaskopf überlagert.
paarigen Organen der Bauchhöhle ist die V. Dicht unterhalb des Zwerchfells nimmt die V. cava
cava inferior. inferior die Vv. phrenicae inferiores und die Vv. hepati-
5 Das Blut aus den unpaaren Bauchorganen cae (in der Regel drei) auf. Im Übrigen entsprechen ihre
gelangt in die V. portae hepatis. paarigen Wurzeln den paarigen Ästen der Aorta.
a11.6 · Leitungsbahnen in Abdomen und Pelvis
443 11
Besonderheiten
4 Die Vv. lumbales sind vor den Rippenfortsätzen der
Lumbalwirbel durch Längsanastomosen, V. lumbalis
ascendens, verbunden. Diese die V. iliaca communis
und die Vv. lumbales verbindende Anastomose
mündet rechts in die V. azygos, links in die V. hemia-
zygos. Da die V. azygos in die V. cava superior
mündet, ist durch diese Anastomose eine seitlich
von der Wirbelsäule gelegene Verbindung zwischen
oberer und unterer Hohlvene hergestellt, ein Paral-
lelkreislauf, der bei Obstruktionen der V. cava infe-
rior Bedeutung erlangt.
4 Die Vv. testiculares gehen aus dem jederseitigen Ple-
xus pampiniformis hervor. Die rechte V. testicularis
mündet in die V. cava inferior, die linke gelangt un-
ter dem Sigmoid zur V. renalis sinistra.
. Abb. 11.109. V. cava inferior mit ihren Zuflüssen 4 Die Vv. ovaricae verhalten sich in ihrem Verlauf wie
die Vv. testiculares.
4 Die Vv. renales liegen vor den gleichnamigen Arte-
Cava-Cava-Anastomosen. Zwischen V. cava inferior und rien und münden unterhalb des Ursprungs der A.
V. cava superior bestehen zahlreiche Verbindungen (re- mesenterica superior in die V. cava inferior. Die
levant bei Stauungen in der V. cava inferior, z. B. bei Le- rechte ist nur kurz und wird von der Pars descen-
berzirrhose): dens duodeni bedeckt. Die linke ist länger und sehr
4 V. lumbalis ascendens (7 unten) viel dicker, verläuft ventral von der Bauchaorta nach
4 Anastomosen zwischen V. epigastrica inferior und rechts und ist vom Pankreas verdeckt.
Vv. epigastricae superiores (. Abb. 11.110)
444 Kapitel 11 · Abdomen und Pelvis
Extremitäten
12.1 Entwicklung – 450
12.2 Schultergürtel und obere Extremität – 454
12.2.1 Osteologie – 454
12.2.2 Schultergürtel und Schulter – 461
12.2.3 Oberarm und Ellenbogen – 473
12.2.4 Unterarm und Hand – 478
12.2.5 Leitungsbahnen im Schulter-/Armbereich – 500
12.2.6 Topographie und angewandte Anatomie – 511
12 Extremitäten
Obere Extremität
Klavikula Diaphyse 6.–7. Embr. Wo. Epiphyse 16.–18. Leb. Jahr 20.–24. Leb. Jahr
Humerus Diaphyse 7.–8. Embr. Wo. Epiphysen 2. Leb. Wo.– 20.–25. Leb. Jahr (prox.)
12. Leb. Jahr 15.–18. Leb. Jahr (distal)
Radius Diaphyse 7.–8. Embr. Wo. Epiphysen 1.–2. Leb. Jahr 15.–20. Leb. Jahr
Processus styloideus 12. Leb. Jahr 20.–25. Leb. Jahr
Ulna Diaphyse 7.–8. Embr. Wo. Epiphysen 8.–12. Leb. Jahr 14.–18. Leb. Jahr
5.–7. Leb. Jahr 20.-24. Leb. Jahr
452 Kapitel 12 · Extremitäten
Ossa metacarpi Diaphyse 9.–10. Embr. Wo. Epiphysen 2.–3. Leb. Jahr 15.–20. Leb. Jahr
Mittelphalanx Diaphyse 11.–12. Embr. Wo. Epiphysen 2.–3. Leb. Jahr 20.–24. Leb. Jahr
Untere Extremität
Os coxae Os ilium 2.–3. Entw. Wo. Nebenkerne 10.–13. Leb. Jahr 14.–18. Leb. Jahr
Os ischii 4. Entw. Mo. Nebenkerne 20.–24. Leb. Jahr
Os pubis 5.–6. Entw. Mo.
Femur Diaphyse 7.–8. Entw. Wo. Epiphysen 1. Leb. Jahr 17.–19. Leb. Jahr
10. Entw. Mo. 19.–20. Leb. Jahr
Tibia Diaphyse 7.–8. Entw. Wo. Epiphysen 10. Entw. Mo. 19.–21. Leb. Jahr
2. Leb. Jahr 17.–20. Leb. Jahr
12
Fibula Diaphyse 8. Entw. Wo. Epiphysen 4.–5. Leb. Jahr 17.–20. Leb. Jahr
2. Leb. Jahr
Ossa metatarsi Diaphyse 2.–3. Entw. Mo. Epiphysen 3.–4. Leb. Jahr 15.–20. Leb. Jahr
Mittelphalanx Diaphyse 8. Entw. Mo. Epiphysen 1.–5. Leb. Jahr 15.–20. Leb. Jahr
Entw. Wo. und Entw. Mo., Entwicklungswoche oder -monat; Leb. Jahr, Lebensjahr; Leb. Wo., Lebenswoche nach der Geburt. Bei den
Terminangaben zum Schluss der Epiphysenfugen beziehen sich die ersten beiden Zahlenwerte auf die proximale, die folgenden auf
die distale Epiphyse. Durch die zeitliche Differenz zwischen Schluss der proximalen und distalen Epiphysenlinie wächst der Humerus
vor allem proximal. Der Radius dagegen wächst mehr distal
a12.1 · Entwicklung der Extremitäten
453 12
Zum Zeitplan der Entwicklung i Zur Information
Obere Extremität. Die Ossifikation der oberen Extremität be- Bei beiden Extremitäten ist primär die Beugeseite der Leibes-
ginnt etwa in der 6.–7. Entwicklungswoche bei der Klavikula. wand zugekehrt. Dann drehen sich jedoch die Extremitäten.
Besonders ist hier, dass die Verknöcherung der Klavikula am Bei der oberen Extremität kommt die Beugeseite ventral
Schaft ohne vorherige Knorpelmatritze desmal erfolgt. und die Streckseite mit den Extensoren dorsal zu liegen. Ent-
Als Letztes bilden sich zwischen 1. und 12. Lebensjahr Kno- sprechend ist die Beugung im Ellenbogengelenk nach ventral
chenkerne in den Ossa carpi. gerichtet. Bei der unteren Extremität ist die Drehung invers.
Für den Beckengürtel ist charakteristisch, dass die Ver- Die Streckseite gelangt nach vorne und die Beugeseite nach
hinten. Dadurch ist die Beugung im Knie nach hinten gerich-
knöcherung im Bereich der Hüftgelenkpfanne mit Bildung ei-
tet.
ner breiten Y-förmigen Knorpelfuge stehen bleibt. In ihr treten
im 10.–13. Lebensjahr und zu gleicher Zeit auch in der knorpe-
ligen Crista iliaca sowie in den Apophysen (14.–16. Lebensjahr) Die mit dem Auswandern der Muskelanlagen in die An-
Nebenkerne auf. Erst kurz vor oder zum Zeitpunkt der Puber- lagen der Extremitäten mitgezogenen Rr. anteriores der
tät vereinigen sich Os ilium, Os pubis und Os ischii zu einem Spinalnerven verflechten sich an der jeweiligen Basis
einheitlichen Knochen. der Anlage zum Plexus brachialis bzw. Plexus lumbo-
Bei der unteren Extremität ist bemerkenswert, dass z. Z. sacralis. Dadurch wird der Segmentbezug undeutlich.
der Geburt je ein Knochenkern in der distalen Femurepiphyse Erhalten bleibt er jedoch bei der sensiblen Hautinnerva-
und (meist) in der proximalen Tibiaepiphyse vorhanden ist. tion.
Das Auftreten dieser Knochenkerne ist so konstant, dass sie
als Reifezeichen (7 S. 121) gewertet werden. Postnatale Entwicklung der unteren Extremität. Das
Kleinkind kann die Kniegelenke nicht durchdrücken,
Entwicklung der Extremitätenmuskulatur. Sie beginnt in weil die proximale Gelenkfläche der Tibia noch stark
der 7. bzw. 8. Entwicklungswoche und geht bei beiden nach hinten geneigt ist. Auch ist die Torsion von Femur
Extremitäten von Myoblasten der lateralen Dermato- und Tibia noch nicht erfolgt. Dadurch sind die Füße ge-
myotomkante der jeweiligen Somiten aus (. Abb. 115): rade nach vorne gerichtet. Erst allmählich stellt sich ei-
für die obere Extremität von denen der Halssomiten, für ne Auswärtsrichtung der Fußspitzen ein. Schließlich
die untere Extremität von denen der Lendensomiten. sind bis zum 2. Lebensjahr ein leichtes O-Bein und etwa
Von hier aus wandern Myoblasten unter dem Einfluss bis zum 6. Lebensjahr ein leichtes X-Bein physiologisch.
verschiedener Wachstumsfaktoren, die der Weg- und Beides korrigiert sich in der Regel zum Abschluss des
Zielfindung dienen, in die oberflächlichen Schichten Wachstums.
der Extremitätenanlagen. Sie ziehen die Fortsätze der
zugehörigen Nervenzellen mit. In der Peripherie fügen Fehlbildungen. Folgende Fehlbildungen treten sowohl
sich die Myoblasten zu einer Vormuskelmasse zusam- bei den oberen als auch bei den unteren Extremitäten
men, aus der unter dem Einfluss von myogenen Deter- auf:
minationsfaktoren (MDF) über mehrere Zwischenstufen 4 Amelie: völliges Fehlen einer oder mehrerer Extre-
Muskelfasern und Satellitenzellen entstehen. Demgegen- mitäten, die schwerste Form der angeborenen Fehl-
über entsteht der Bindegewebsapparat der Muskeln ein- bildungen der Extremitäten
schließlich der Sehnen örtlich. 4 Meromelie (auch Peromelie): einzelne Skelettteile
fehlen
4 Syndaktylie: einzelne Finger bzw. Zehen sind unvoll-
Obere Extremität. Bei der Einwanderung ordnen sich
ständig getrennt
die myogenen Zellen sogleich auf der Beuge- und
4 Polydaktylie: überzählige Finger bzw. Zehen
Streckseite an. An den Schultergürtel bekommen außer-
4 Spalthand (Hummerscherenhand) bzw. Spaltfuß:
dem Muskelblasteme aus dem Branchialbereich An-
Spaltbildungen zwischen den Hand- bzw. Fußwur-
schluss.
zelknochen
Untere Extremität. Die Muskelblasteme gliedern sich Sonderformen von Fehlbildungen an der oberen Extre-
frühzeitig in Flexoren, Adduktoren und Extensoren. mität:
Am Oberschenkel spaltet sich von den Streckern die 4 Phokomelie (Sonderform der Meromelie): Hand
Glutealmuskulatur und am Unterschenkel die Fibularis- sitzt direkt am Rumpf oder an einem kurzen Extre-
gruppe ab. mitätenstummel
454 Kapitel 12 · Extremitäten
Kernaussagen |
> In Kürze
5 Die Klavikula (Schlüsselbein) ist die
Die Entwicklung der Extremitäten verläuft über
Führungsstange für alle Bewegungen des
die Stufen einer Extremitätenknospe, der Aufglie-
Arms gegen den Rumpf. Sie hat Gelenk-
derung der Anlage in verschiedene Abschnitte,
flächen zur Verbindung mit Brustbein und
der lokalen Ausbildung eines Knorpelskeletts
Schulterblatt.
und des Einwanderns von Myoblasten bis zur
5 Das Schulterblatt hat als weitere Gelenk-
Ausbildung der Muskulatur. Die Vorgänge sind
fläche die Pfanne für das Schultergelenk.
terminiert, sodass insbesondere am Auftreten
5 Der Humerus ist der größte Knochen der
von Knochenkernen der Reifegrad von Fetus
oberen Extremität. Seine Gelenkflächen die-
bzw. Neugeborenen bestimmt werden kann.
nen der Verbindung mit dem Schulterblatt
und den beiden Unterarmknochen.
5 Die Unterarmknochen sind Ulna (Elle),
die medial dem Radius (Speiche) anliegt.
5 Die Hand besteht aus 8 Handwurzel-,
5 Mittelhand- und 12 Fingerknochen.
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
455 12
Schlüsselbein Schulterblatt
12
. Abb. 12.2 a, b. Schultergürtel und obere Extremität a von vent- nen Skelettabschnitte sind unter der Haut tastbar; hinzu kommt
ral, b von dorsal. In die Umrisse sind die oberflächlich gelegenen bei herabhängendem Arm der Proc. coracoideus. A Eminentia car-
Regionen sowie die Knochen eingezeichnet. Die dunkel gehalte- palis radialis; B Eminentia carpalis ulnaris
Tuberculum infraglenoidale für den langen Trizeps- nen Fortsätzen der Skapula über dem Schultergelenk
kopf (. Tabelle 12.5) ein Dach bildet (Schultergelenkdach)
4 an der dorsalen Seite die Spina scapulae (Schulter- 4 an der ventralen Fläche (Facies costalis) die seichte
blattgräte), die lateral mit dem Acromion (Akromi- Fossa scapularis, als Ursprungsfläche für den M.
on, Schulterblatthöhe) endet subscapularis
4 am Oberrand die Incisura scapulae, die vom biswei- Weitere osteologische Einzelheiten und die jeweili-
len verknöcherten Lig. transversum scapulae über- gen Muskelursprünge bzw. -ansätze an der Skapula fin-
brückt wird, unter dem Band verläuft der N. supra- den Sie in . Abb. 12.1 a.
scapularis, über dem Band die A. und V. suprasca-
pularis, die Fortsetzung des Oberrandes der Skapula Taststellen (. Abb. 12.2). Akromion mit Angulus acromialis,
nach lateral ist der Processus coracoideus, zwischen Margo medialis, Angulus inferior und Spina scapulae. Der Pro-
Processus coracoideus und Akromion spannt sich cessus coracoideus ist bei abduziertem Arm in der Tiefe des
das Lig.coracoacromiale aus, das in beiden knöcher- Trigonum clavipectorale zu tasten.
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
457 12
Oberarmknochen An der Diaphyse (Corpus humeri, Humerusschaft)
Osteologie: Röhrenknochen, Humerus ist der Knochen seitlich in Höhe der Crista tuberculi
majoris zur Tuberositas deltoidea aufgeraut (Ansatz
Wichtig | | des M. deltoideus . Tabelle 12.3). Auf der Rück- und
Der Humerus ist das Schulbeispiel eines langen
Außenseite des Schaftes befindet sich eine flache, schräg
Röhrenknochens.
nach ventral verlaufende Rinne (Sulcus nervi radialis),
der sich der N. radialis und die A. und V. profunda bra-
chii anlagern.
Der Humerus (Oberarmknochen) (. Abb. 12.3) besteht Der distale Abschnitt des Humerus ist abgeplattet
aus dem Corpus humeri und der Extremitas proximalis und die Ränder des Schaftes gehen in die Cristae supra-
et distalis. condylares über. Das distale Ende des Condylus humeri
An den halbkugelförmigen Oberarmkopf (Caput hu- bilden die Trochlea humeri (Gelenkfläche für die Ulna)
meri) schließt sich das Collum anatomicum an. Das un-
und lateral von ihr das Capitulum humeri (Gelenkfläche
terhalb von ihm liegende Tuberculum majus ist nach la- für den Radius). Die Vertiefung auf der Vorderseite
teral, das Tuberculum minus nach ventral gerichtet. Bei- oberhalb des Capitulums ist die Fossa radialis, oberhalb
de Tubercula setzen sich distalwärts in Leisten fort (Cris- der Trochlea die Fossa coronoidea. Ihr entspricht auf der
ta tuberculi majoris und Crista tuberculi minoris). Zwi- Rückseite die Fossa olecrani. Die Crista supracondylaris
schen beiden liegt eine Rinne (Sulcus intertubercularis), lateralis läuft distal unter Verbreiterung des Schaftendes
in der die Sehne des langen Bizepskopfs gleitet. Knapp in den Epicondylus lateralis aus und die Crista supracon-
unterhalb von Tuberculum majus et minus liegt eine be- dylaris medialis in den weiter vorspringenden Epicondy-
sonders bruchgefährdete Stelle: Collum chirurgicum. lus medialis. An seiner Unterseite liegt der Sulcus nervi
ulnaris für den N. ulnaris.
Wichtig | |
Es gibt zwei Unterarmknochen: Ulna (Elle) und
Radius (Speiche).
Wichtig | |
Kernaussagen |
Das einzige Gelenk zwischen Rumpf und Schul-
5 Schultergürtel und Schulter sind eine un- tergürtel ist die Articulatio sternoclavicularis. Die
trennbare Einheit. Sie befestigen die obere Articulatio acromioclavicularis dagegen dient der
Extremität am Rumpf und ermöglichen die Einstellung der Skapula für die Bewegungen im
Bewegungen des Arms als Ganzes. Schultergelenk.
5 Die Leitstruktur von Schultergürtel und
Schulter ist die Skapula mit ihren Muskel-
Articulatio sternoclavicularis. Es verbindet das sternale
ansätzen bzw. Muskelursprüngen und Ge-
Ende des Schlüsselbeins (Gelenkkopf) mit der Incisura
lenken.
clavicularis des Manubrium sterni (und einem Teil des
5 Die Führungsstange der Skapula ist die Kla-
1. Rippenknorpels) als Gelenkpfanne. Die Gelenkflächen
vikula, die durch das mediale Schlüsselbein-
sind annähernd sattelförmig. Sie bestehen aus Faser-
gelenk mit dem Sternum und das laterale
Schlüsselbeingelenk mit der Skapula ver-
knorpel. Außerdem teilt ein Discus articularis die Ge-
bunden ist.
lenkhöhle. Die Gelenkkapsel ist schlaff.
5 Alle Bewegungen des Schultergürtels sind
mit einem Gleiten der Skapula auf der dor- Bänder mit Einfluss auf die Bewegungen im Schlüsselbein
salen Rumpfwand verbunden. 4 Ligg. sternoclaviculare anterius und posterius (Verstärkung
5 Mit Änderung der Stellung der Skapula än- der Gelenkkapsel) verhindern bei seitlichem Zug eine Dis-
traktion des Gelenks und begrenzen die Vor- und Rück-
dert sich die Stellung der Gelenkpfanne des
wärtsbewegungen des Schlüsselbeins
Schultergelenks. Dies ermöglicht umfangrei-
4 Lig. interclaviculare verbindet die sternalen Enden beider
che Bewegungen des Arms.
Schlüsselbeine. Das Band hemmt die Absenkung des dis-
5 Das Schultergelenk ist sehr störanfällig. Es talen Schlüsselbeinendes
wird durch die Rotatorenmanschette gesi- 4 Lig. costoclaviculare zwischen dem Knorpelteil der 1. Rippe
chert. und dem Schlüsselbein; es wird bei Aufwärtsbewegung
und Hebung der Klavikula angespannt
. Abb. 12.6. Frontalschnitt durch das rechte Schultergelenk. Ansicht der dorsalen Hälfte von vorne
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
463 12
Einzelheiten zu Gelenkkapsel und Bändern Die in die Gelenkkapsel eingefügten Bänder befinden sich
des Schultergelenks ventral. Sie wirken dem Herausgleiten des Humeruskopfes so-
Befestigt ist die Gelenkkapsel an Collum scapulae und Labrum wie einer Außenrotation entgegen. Es handelt sich um:
glenoidale und distal am Collum anatomicum humeri. Da- 4 Lig. coracohumerale von der Basis des Processus coracoi-
durch bleiben Tuberculum majus und Tuberculum minus ext- deus zur Oberkante des Tuberculum majus et minus
rakapsulär, wogegen die Epiphysenfuge intrakapsulär liegt. Bei 4 Ligg. glenohumeralia superius, medium, inferius (. Abb.
herabhängendem Arm hat die Gelenkkapsel medial unterhalb 12.7 a) vom Labrum glenoidale zum Collum anatomicum
des Labrum glenoidale eine Reservefalte (Recessus axillaris).
Innerhalb der Gelenkkapsel verläuft die Sehne des lan- > Klinischer Hinweis
gen Bizepskopfes (. Abb. 12.6). Sie entspringt an Tuber- Schmerzhafte degenerative Veränderungen im subakromia-
culum supraglenoidale und Labrum glenoidale, zieht len Raum sind häufig (Periarthropathia humeroscapularis =
dann frei durch die Gelenkhöhle über das Caput humeri PHS). Sie können durch Einklemmungen (Impingement) der
Sehnen der Rotatorenmanschette unter dem Schulterdach,
hinweg und verlässt sie im Bereich des Sulcus intertu- besonders der des M. supraspinatus, zustande kommen
bercularis umhüllt von der Vagina tendinis intertuber- und reichen von entzündlichen Erkrankungen an den
cularis. Schleimbeuteln und Sehnen bis zu Verkalkungen und Ruptu-
ren. Bei längerer Ruhigstellung des Armes schrumpft der Re-
cessus axillaris, das Schultergelenk ist deshalb in Abduktions-
Wichtig | | stellung ruhig zu stellen.
Die Sicherheit des Schultergelenks garantieren in
die Gelenkkapsel einstrahlende Sehnen. Sie sind i Zur Information
die gelenknächsten Führungsstrukturen. Sie bil- Trotz der Verstärkung der Gelenkkapsel durch Rotatorenman-
den die Rotatorenmanschette. Außerdem sichern schette und ventrale Bänder verbleiben »schwache Stellen«.
Gleitschichten reibungsfreie Bewegungen. Sie befinden sich insbesondere zwischen Lig. coracohumerale
und Oberrand des M. subscapularis sowie am unteren mus-
kelfreien Teil der Gelenkkapsel.
Rotatorenmanschette (. Abb. 12.7). Sie besteht aus den
Sehnen des M. teres minor (dorsal), M. infraspinatus Gelenkmechanik Grundlagen: Bewegungen. Das
(dorsal), M. supraspinatus (kranial) und M. subscapula- Schultergelenk hat als typisches Kugelgelenk drei Frei-
ris (ventral), die mit der Gelenkkapsel des Schulterge- heitsgrade. Daher lassen sich bei herabhängendem
lenks am Tuberculum majus bzw. minus humeri anset- Arm drei senkrecht aufeinander stehende Hauptbewe-
zen (. Tabelle 12.2). Die Rotatorenmanschette wirkt bei gungsachsen beschreiben:
allen Bewegungen des Schultergelenks mit, besonders 4 Rotationsachse: sie verläuft vertikal durch das Zent-
bei der Rotation. rum des Humeruskopfes parallel mit der Schaftach-
se (Longitudinalachse); um diese Achse erfolgen In-
Akromiohumerale Gleitschicht. Zwischen dem Schulter- nen- und Außenrotationen
dach – gebildet vom Processus coracoideus, Lig. cora- 4 Abduktions- und Adduktionsachse: sie verläuft sa-
12 coacromiale und Akromion – und dem Humeruskopf gittal durch das Zentrum des Humeruskopfes; auf
befindet sich ein nur sehr schmaler subakromialer sie beziehen sich das Abspreizen – bis etwa 908
Raum. In ihm befinden sich Anteile der Rotatorenman- möglich (Abduktion) – und das Heranführen des
schette, die bei jeder Bewegung des Schultergelenks Arms an den Rumpf (Adduktion). Ein Heben des
Gleitbewegungen ausführen. Für die Herabsetzung der Arms über die Horizontale (Elevation) erfordert
Reibung sorgen Schleimbeutel. das Drehen der Skapula mit Stellungsänderung der
Folgende Schleimbeutel umgeben das Schulterge- Cavitas glenoidalis, das allerdings schon bei einer
lenk: Abduktion von 608 beginnt; einer Abduktion im
4 Bursa subacromialis zwischen Schulterdach und der Schultergelenk über 908 steht das Dach des Schulter-
Sehne des M. supraspinatus (. Abb. 12.6, 12.7), gelenks im Wege. Gleiches gilt für die Anteversion
4 Bursa subdeltoidea zwischen M. deltoideus und der 4 Anteversions- und Retroversionsachse. Es handelt
Gelenkkapsel (. Abb. 12.7 b) sich um eine transversale Achse durch den Mittel-
4 Bursa subtendinea musculi subscapularis zwischen punkt des Humeruskopfes, um die Vor- und
Ansatzsehne des M. subscapularis und Gelenkkapsel Rückwärtsbewegungen des Arms ausgeführt werden
(. Abb. 12.7 a) Als weitere Bewegung kommt die Zirkumduktion
Bursa subacromialis und Bursa subdeltoidea stehen hinzu, eine kreisförmige Bewegung des Arms als eine
in der Regel miteinander in Verbindung und werden Kombination aller Bewegungen im Schultergelenk.
auch als Schulternebengelenk (akromiohumerale Gleit- Hierbei beschreibt die freie Extremität einen Kegelman-
schiene) bezeichnet, da sie bei allen Bewegungen im tel und die Fingerspitzen annähernd eine Kreisfigur.
Schultergelenk beansprucht werden. – Die Bursa sub- Deshalb wird die Bewegung auch »Armkreisen« ge-
tendinea musculi subscapularis kommuniziert meistens nannt (nicht zu verwechseln mit »Armkreiseln«, iden-
mit der Gelenkhöhle. tisch mit der Rotation).
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
465 12
. Tabelle 12.2. Schultergürtelmuskeln
dorsale Gruppe
M. trapezius
Pars Protuberantia laterales Drittel der zieht das Schulterblatt
descendens occipitalis externa Klavikula und des nach oben medial
zwischen Linea Akromions
nuchalis superior
und suprema
Pars trans- von einem rauten- mittleres Drittel zieht das Schulterblatt
versa förmigen Sehnen- der Spina scapulae nach medial
spiegel um den
7. HW
Pars von den Proc. Spina scapulae zieht das Schulterblatt hauptsächlich
ascendens spinosi der am weitesten medial nach unten medial, N. accessorius, außer-
Brustwirbel gemeinsam mit anderen dem Zweige aus den
Muskeln dreht er das Rr. anteriores der
Schulterblatt oder hält es zervikalen Spinalnerven
fest; Drehung des Kopfes (Plexus cervicalis)
und der Wirbelsäule; Dor-
salflexion des Kopfes und
der HWS
M. levator Tubercula posteriora Angulus superior des zieht das Schulterblatt N. dorsalis scapulae
scapulae der 4 oberen Hals- Schulterblatts und oben nach medial oben (Plexus brachialis), zu-
wirbelquerfortsätze am Margo medialis sätzlich Plexus cervicalis
M. rhom- Processus spinosi Margo medialis des zieht das Schulterblatt N. dorsalis scapulae
boideus des 6. und 7. Hals- Schulterblatts oberhalb nach mediokranial, hält (Plexus brachialis)
minor wirbels der Spina scapulae das Schulterblatt am
Rumpf fest
M. rhom- Processus spinosi Margo medialis des zieht das Schulterblatt N. dorsalis scapulae
boideus der 4 oberen Schulterblatts unterhalb nach mediokranial, hält (Plexus brachialis)
major Brustwirbel der Spina scapulae das Schulterblatt am
Rumpf fest
M. serratus seitlich mit Ur- Margo medialis, unterer Teil dreht die N. thoracicus longus
anterior sprungszacken Angulus superior, Skapula beim Erheben (Plexus brachialis)
von der 1.–9. Rippe Angulus inferior des Arms über die Hori-
scapulae zontale, hält die Skapula
am Thorax; untere Teile
wirken als Atemhilfs-
muskeln
466 Kapitel 12 · Extremitäten
ventrale Gruppe
M. sub- vordere Fläche der untere Fläche der hält die Klavikula im Ster- N. subclavius
clavius 1. Rippe an der Extremitas acromialis noklavikulargelenk, (Plexus brachialis)
Knorpel-Knochen- der Klavikula polstert die Vasa subclavia,
Grenze hält Lumen der V. sub-
clavia offen
M. pecto- 2. oder 3.–5. Rippe Processus coracoideus zieht das Schulterblatt N. pectoralis medialis
ralis minor 1–2 cm seitlich der scapulae nach vorn unten, bei auf- und N. pectoralis
Knorpel-Knochen- gestützten Armen wirkt lateralis
Grenze er inspiratorisch
Letztlich sind alle Bewegungen im Schultergelenk der Schulterhöhe teils an der Klavikula, teils an
Mischbewegungen. Am deutlichsten wird dies, wenn der Skapula
der Arm auf den Rücken geführt wird oder vom abdu- 4 Schultermuskulatur (. Tabelle 12.3), Ursprünge über-
zierten, retrovertierten und außenrotierten Arm durch wiegend an der Skapula und nur zum geringen Teil
gleichzeitige Adduktion, Anteversion und Innenrotation an der Klavikula, Ansätze allein im proximalen Be-
ein kraftvoller Wurf ausgeführt wird. reich des Humerus
– dorsale Gruppe
Bewegungswinkel des Schultergelenks – ventrale Gruppe
Folgende Bewegungswinkel lassen sich für das Schultergelenk Skapula und Klavikula sind also Verbindungsglieder
12 mit der Neutral-Null-Methode ermitteln (7 S. 165):
4 bei festgestellter Skapula
zwischen Rumpfgürtelmuskulatur und Schultermusku-
latur. Sonderfälle sind die M. latissimus dorsi und M.
– Abduktion-Adduktion: 908–08–108
pectoralis major.
– Anteversion-Retroversion: 908–08–908
– Außenrotation-Innenrotation: 78–08–708
4 bei beweglicher Skapula (Gesamtbewegungen von Schul- i Zur Information
tergelenk und beiden Schlüsselbeingelenken) Phylogenetisch ist es möglich, zwischen autochthonen Mus-
keln und solchen zu unterscheiden, die während der stam-
– Abduktion-Adduktion: 1808–08–408
mesgeschichtlichen Entwicklung der oberen Extremität aus
– Anteversion-Retroversion: 1808–08–408 dem Branchialbogenbereich und aus der ventrolateralen Lei-
– Außenrotation-Innenrotation: 908–08–908 beswand eingewandert sind und so das »Aufhängen« der
oberen Extremität am Rumpf bewirkt haben.
Muskulatur
Muskeln des Schultergürtels
Ohne funktionell getrennt zu sein, sind bezogen auf ihre
Lage zu unterscheiden: Wichtig | |
4 Schultergürtelmuskulatur (. Tabelle 12.2)
Die Schultergürtelmuskeln befestigen die obere
– dorsale Gruppe (. Abb. 12.8), Ursprünge am Os
Extremität am Rumpf. Der größte Teil dieser
occipitale des Schädels, an den Hals- und Brust-
Muskeln umrahmt die Skapula und bringt sie in
wirbeln sowie seitlich an den Rippen, Ansätze
die jeweils geeignete Stellung für Haltung und
fast ausschließlich an der Skapula
Bewegung des Arms. Nur wenige Muskeln haben
– ventrale Gruppe, Ursprünge mit wenigen Aus-
Verbindung mit der Klavikula.
nahmen an den Rippen, Ansätze im Bereich
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
467 12
. Tabelle 12.3. Schultermuskeln
dorsale Gruppe
M. supra- Fossa supraspinata, obere Facette des Abduktion (Außenrotation) N. suprascapularis aus
spinatus Fascia supraspinata Tuberculum majus, dem Plexus brachialis
Gelenkkapsel (Pars supraclavicularis)
M. teres Margo lateralis untere Facette des Außenrotation, Adduktion N. axillaris aus dem
minor der Skapula Tuberculum majus Fasciculus posterior
M. deltoi- laterales Drittel der Klavikula Tuberositas Innenrotation, Adduktion, N. axillaris aus dem
deus deltoidea Anteversion (Abduktion bei Fasciculus posterior
über 608 Stellung)
M. latissi- Processus spinosi der sechs an der Crista Innenrotation, Adduktion N. thoracodorsalis
mus unteren Brustwirbel und tuberculi minoris und Retroversion des Arms (Plexus brachialis)
dorsi aller Lendenwirbel, Facies vor dem Ansatz (Schürzenbindermuskel),
dorsalis des Os sacrum, des M. teres zieht den erhobenen Arm
Labium externum der major herab, spannt sich beim
Crista iliaca, 9.–12. Rippe Aufschwung am Reck
und meistens auch vom und bei Klimmzügen, wirkt
Angulus inferior der exspiratorisch (»Husten-
Skapula. Ursprungsapo- muskel«)
neurose: oberflächliches
Blatt der Fascia thora-
columbalis
468 Kapitel 12 · Extremitäten
ventrale Gruppe
M. pecto-
ralis major
Pars clavi- mediale Hälfte Crista tuberculi Innenrotation, Adduktion, N. pectoralis medialis
cularis der Klavikula majoris humeri Anteversion, Inspiration und N. pectoralis
bei aufgestützten Armen lateralis
Pars sterno- Manubrium sterni, Corpus
costalis sterni, 2.–7. Rippenknorpel
Pars abdo- vorderes Blatt Senkung der Schulter
minalis der Rektusscheide
Schultergürtelmuskeln sind (. Tabelle 12.2, . Abb. 12.8): und die Mm. rhomboidei (. Abb. 12.8). Zusätzlich wir-
4 M. trapezius ken Teile des M. latissimus dorsi mit.
4 M. levator scapulae
4 Mm. rhomboidei major et minor > Klinischer Hinweis
4 M. serratus anterior Bei Lähmungen des M. serratus anterior hebt sich der mediale
4 M. subclavius Rand der Skapula flügelartig ab (Scapula alata).
4 M. pectoralis minor
4 M. sternocleidomastoideus Wichtig | |
4 M. omohyoideus
Die Bewegungen im Schultergürtel werden nie
Von diesen Muskeln erreichen M. subclavius, M.
12 sternocleidomastoideus und M. omohyoideus die Klavi- von einzelnen Muskeln, sondern stets durch
Muskelgruppen ausgeführt, die Schlingen bilden.
kula. Die beiden letztgenannten Muskeln werden bei der
Halsmuskulatur besprochen (. Tabelle 13.14). Die übri-
gen Muskeln befestigen sich an der Skapula und bilden . Abbildung 12.8 zeigt, welche Muskeln bzw. Muskeltei-
Muskelschlingen um diesen Knochen. le auf die jeweilige Bewegungsrichtung der Skapula Ein-
fluss nehmen und . Abb. 12.9 den Verlauf eines Teils
dieser Muskeln. Im Wesentlichen bewegt sich die Ska-
Wichtig | |
pula, der das akromiale Ende der Klavikula folgt, in
Auch in Ruhehaltung des Schultergürtels sind die 4 kraniokaudaler Richtung: Heben und Senken der
beteiligten Muskeln tonisch aktiv. Schulter
4 transversaler Richtung: Vor- und Rückwärtsführen
Das Verharren des Schultergürtels in Ruhe setzt einen der Schulter
ausgewogenen, sich gegenseitig kompensierenden To- 4 Drehbewegungen
nus aller beteiligten Muskeln voraus, der auch das Ei- Funktionell führt jede Bewegung im Schultergürtel
gengewicht der Extremität kompensieren muss. Weiter- zu einer Stellungsänderung der Gelenkpfanne der Arti-
hin vermögen die Muskeln zusätzliche Belastungen culatio humeri und schafft dadurch die Voraussetzun-
beim Tragen von Lasten auf der Schulter oder in der gen für die Bewegungen des Arms, besonders für die
Hand auszugleichen, vor allem der M. levator scapulae Elevation über die Horizontale durch Drehung des
und die Pars descendens des M. trapezius. Ferner sorgt Schulterblatts (7 oben, . Abb. 12.10). Bei der Drehung
die Schultergürtelmuskulatur dafür, dass die Skapula des Schulterblatts schwenkt der Angulus inferior der
dem Rumpf (verschieblich) anliegt. Erreicht wird dies Skapula nach lateral und die Cavitas glenoidalis richtet
vor allem durch Synergismus von M. serratus anterior sich nach oben.
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
469 12
. Abb. 12.9 a, b. Rückenmuskeln. a Sekundäre Rückenmuskeln und ihre Beziehungen zur Skapula, b M. serratus anterior
Die Faszien des Schultergürtels und der Schulter hängen Fascia pectoralis. Sie ist mit der Oberfläche des M.
untrennbar zusammen. Jedoch lassen sich nach ihrer pectoralis major, der Klavikula und dem Sternum fest
Lage beschreiben: verwachsen, jedoch verschieblich mit der Haut bzw.
472 Kapitel 12 · Extremitäten
bei der Frau mit der Brustdrüse (7 S. 256) verbunden. Fascia axillaris. Sie spannt sich zwischen den Rändern
Die Fascia pectoralis setzt sich in Lamina superficialis des M. pectoralis major und des M. latissimus dorsi aus.
der Fascia colli, Fascia abdominis superficialis und Fas- Vorne geht sie in die Fascia pectoralis, hinten in die
cia axillaris fort und steht lateral mit der Fascia clavi- Rückenfaszie, unten in die Fascia abdominis superficia-
pectoralis in Verbindung, sodass sich der M. pectoralis lis und lateral in die Fascia brachii über. Medial oben in
major in einer Faszienloge befindet. der Tiefe steht die Fascia axillaris mit der Fascia clavi-
pectoralis in Verbindung. Die Fascia axillaris hat zahl-
Fascia clavipectoralis. Sie ist das tiefe Blatt der Fascia reiche kleine Öffnungen für den Durchtritt von Lymph-
pectoralis und umfasst ihrerseits M. pectoralis minor und Blutgefäßen sowie Nerven. Bogenförmige Bindege-
und M. subclavius. Oben ist die Fascia clavipectoralis webszüge verstärken sie (sog. Achselbögen). Bei Abduk-
mit dem Periost der Klavikula und dem Processus cora- tion des Arms ist die Faszie gespannt, bei Adduktion
coideus verwachsen, wo sie eine Lücke zwischen dem entspannt. Sie lässt dann die palpatorische Untersu-
Oberrand des M. pectoralis minor, dem Schlüsselbein- chung des Inhalts der Achselhöhle zu (7 S. 513).
anteil des M. deltoideus und der Klavikula abdeckt (Tri-
gonum clavipectorale). Über den Inhalt des Trigonum
clavipectorale 7 S. 511.
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
473 12
12.5, 12.9 bis 12.11). Auf der Vorderseite des Ellenbogens 4 Articulatio humeroulnaris (Humeroulnargelenk)
wird das Relief des Ellenbogens durch die Fossa cubita- 4 Articulatio humeroradialis (Humeroradialgelenk)
lis bestimmt (Regio cubitalis anterior), auf der Rückseite 4 Articulatio radioulnaris proximalis (proximales Ra-
durch das Olecranon (Regio cubitalis posterior). Lateral dioulnargelenk)
und medial sind am Ellenbogen die Epikondylen tastbar
(Inhalt der Fossa cubitalis, 7 S. 514). In der Tiefe befin- Ausgeführt werden in diesen Gelenken
det sich das Ellenbogengelenk. 4 Scharnierbewegungen zwischen Humerus und bei-
den Unterarmknochen
4 Drehbewegungen zwischen Radius und Ulna sowie
Ellenbogengelenk Radius und Humerus
Deswegen ist das Ellenbogengelenk ein Drehscharnier-
Wichtig | | gelenk ( Trochoginglymus).
Im Ellenbogengelenk sind drei Gelenke von einer
gemeinsamen Kapsel umgeben, die durch Bän- Articulatio humeroulnaris. In diesem Gelenk gleitet die
der und muskuläre Kapselspanner gesichert sind. Hohlkehlung der Incisura trochlearis (ulnae) um die
Die Articulatio humeroulnaris ist ein Scharnier- Trochlea humeri (. Abb. 12.3, 12.4), weshalb es sich
gelenk mit Knochenführung, die Articulatio hu- um ein Scharniergelenk mit Knochenführung handelt.
meroradialis ein Kugelgelenk, dessen Ab- und Es lässt nur Beugung und Streckung zu.
Adduktion durch Bänder gehemmt wird, die Ar-
ticulatio radioulnaris proximalis ein Drehgelenk. Articulatio humeroradialis. Das Capitulum humeri bildet
den Gelenkkopf und die Fovea articularis (radii) die Ge-
lenkpfanne. Der Form nach handelt es sich um ein Ku-
Im Ellenbogengelenk (. Abb. 12.13) artikuliert der Hu-
gelgelenk, jedoch fehlt ein Freiheitsgrad (Abduktion/
merus mit Ulna und Radius. Bei gestrecktem Arm bildet
Adduktion). Der Radius ist nämlich mit dem Ringband
die Humerusschaftachse gegenüber den Unterarmkno-
(Lig. anulare radii) und einer straffen Bindegewebs-
chen einen nach außen offenen Winkel von ungefähr
membran (Membrana interossea antebrachii) an der El-
1708 auf (Armaußenwinkel).
le befestigt und wird zwangsläufig von ihr mitgeführt.
Die drei Einzelgelenke des Ellenbogengelenks, die
12 jedoch eine gemeinsame Gelenkkapsel besitzen, sind:
In der Articulatio humeroradialis sind Beugung und
Streckung sowie Rotation (Supination, Pronation)
möglich.
M. biceps brachii
M. distale Hälfte bis zwei Drittel der Tuberositas ulnae, beugt im Ellenbogen- N. musculo-
brachialis Vorderfläche des Humerus; mit wenigen Fasern gelenk, spannt die cutaneus
Septum intermusculare brachii an der Gelenkkapsel Gelenkkapsel
mediale et laterale
M. triceps brachii
M. articu- dorsale Fläche des Humerus dorsal an der Gelenk- Kapselspanner N. radialis
laris cubiti kapsel der Articulatio
humeri
M. anco- dorsal vom Epicondylus lateralis Olekranon, Facies Streckung im Ellen- N. radialis
neus posterior der Elle bogengelenk
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
477 12
4 M. anconeus: eine Abspaltung vom medialen Kopf
des M. triceps
i Zur Information
Die physiologischen Querschnitte der Flexoren verhalten sich
zu denen der Extensoren im Verhältnis 3 : 2. Dies macht ver-
ständlich, dass in Ruhe die Wirkung der Flexoren etwas über-
wiegt und der Arm leicht gebeugt ist.
. Tabelle 12.6. Beugung und Streckung im Ellenbogen- sie wirken deswegen bevorzugt auf die Wende-
gelenk (Auswahl) bewegungen des Unterarms. Letztlich wirken alle
Muskeln zusammen, deren Sehnen über das El-
Beugung Streckung
lenbogengelenk hinwegziehen.
> In Kürze Das Profil des Unterarms wird proximal durch Muskel-
Oberarm und Ellenbogen bilden den mittleren gruppen, distal durch Elle und Speiche sowie durch
Bereich der Gliederkette des Arms. Funktionell die langen Sehnen der Unterarmmuskeln bestimmt.
wirken sie auf die Hand, nämlich durch Beugung Proximal radial liegen die Muskelbäuche der Extensoren
und Streckung sowie durch Wendebewegungen (7 S. 491), proximal ulnar die der Flexoren (7 S. 488).
im Ellenbogengelenk, die die umfassenden Be- Distal volar ist in der Längsachse des Unterarms die
wegungen des Schultergelenks spezialisieren. Sehne des M. palmaris longus zu erkennen und radial
Im Ellenbogengelenk wirken Muskeln des Ober- benachbart bei leicht gebeugter Hand die des M. flexor
arms mit denen des Unterarms zusammen. Da carpi radialis, in dessen Nachbarschaft der Radialispuls
die Muskeln des Oberarms ihren längeren Hebel tastbar ist.
am Oberarm haben, wirken sie bevorzugt auf
Beugung und Streckung des Unterarms. Die Un- Das Profil der Hand bestimmt ihr Gewölbe mit einem
terarmmuskeln haben dort den kürzeren Hebel, Quer- und einem Längsbogen. Ihre Anteile sind Hohl-
hand (Palma manus), Daumenballen ( Thenar), Kleinfin-
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
479 12
gerballen (Hypothenar) sowie Handrücken (Dorsum Die charakteristische Bewegung des Unterarms ist die
manus) und die Finger (Digiti). Der Scheitel des Ge- Wendebewegung, bei der sich Radius um Ulna dreht.
wölbes liegt im Bereich der Metakarpalköpfe II und III. Stehen Ulna und Radius parallel, weist die Handfläche
je nach Stellung des Unterarms – ob gebeugt oder ge-
> Klinischer Hinweis streckt – nach oben oder vorne: Supination. Überkreuzt
Knickt das Gewölbe ein, wie etwa bei Polyarthritis, nach Ver- der Radius die Ulna, sieht die Handfläche nach unten
letzung oder Ulnarislähmung, wird die Hand weitgehend un- oder hinten: Pronation. In Ruhestellung allerdings, z. B.
brauchbar.
bei herabhängendem Arm, stellt sich eine Mittelstellung
Für die Hohlhand sind Handlinien charakteristisch. Es ein: leichte Pronation, der Daumen weist nach vorne
handelt sich um Hautfalten, die besonders beim Faust- oder oben. Dies entspricht der Gebrauchsstellung der
schluss hervortreten. Hand, bei der die meisten handwerklichen Arbeiten
Auf dem Handrücken sind bei starker Streckung die durchgeführt werden.
vier Sehnen der langen Fingerstrecker zu erkennen. Auf An den Wendebewegungen des Unterarms beteili-
der Daumenseite sind es bei maximaler Streckung die gen sich als funktionell zusammengehörige Gelenke:
Sehnen der Mm. extensores pollicis longus und brevis 4 Articulatio radioulnaris proximalis einschließlich Ar-
– zwischen beiden liegt die anatomische Tabatière – so- ticulatio humeroradialis
wie am weitesten lateral die des M. abductor pollicis 4 Articulatio radioulnaris distalis
longus (7 S. 491). 4 Membrana interossea antebrachii als Führungs-
Auf die Gestalt der Hände als Ganzes nehmen zahl- struktur
reiche Umstände Einfluss, insbesondere die Arbeit.
Darüber hinaus gibt es große individuelle Unterschiede: i Zur Information
schmale Hände, plumpe Hände, schlanke Finger usw. Wendebewegungen im Unterarm werden vor allem beim
Schrauben sowie beim Drehen von Schlüsseln oder Türknöp-
Die Hand ist aber auch ein Sinnesorgan. Insbeson- fen ausgeführt.
dere dienen die Fingerspitzen der taktilen Gnosis (Fin-
gerspitzengefühl). Auch die volaren und seitlichen Flä-
Articulatio radioulnaris proximalis 7 Ellenbogengelenk
chen der Finger haben hohe taktile Empfindlichkeit.
S. 474.
i Zur Information
Articulatio radioulnaris distalis. In der Articulatio radio-
Differenziertes Fingerspitzengefühl und Feinmotorik der
Hand finden ihre Repräsentation in der Ausdehnung der zu- ulnaris distalis artikulieren die Circumferentia articula-
gehörigen sensiblen und motorischen Rindenfelder im Groß- ris des Caput ulnae mit der Incisura ulnaris des Radius
hirn. Dies gilt besonders für die des Daumens. (. Abb. 12.4). Die Gelenkkapsel ist schlaff und weit.
Proximal ist sie zu einem Recessus sacciformis (distalis)
erweitert. Verbunden ist die Gelenkkapsel mit einem
Gelenke Discus articularis, der am Processus styloideus ulnae ei-
nerseits und am Radius andererseits befestigt ist. Er ist
Zu besprechen sind: unverschieblich und füllt den Spalt zwischen Caput ul-
4 Gelenke des Unterarms (Articulationes radioulnares) nae, Os triquetrum und einem Teil des Os lunatum, wes-
4 Handgelenke (Articulationes manus) halb die Ulna keinen direkten Anteil am Handgelenk
4 Fingergelenke hat.
Ergänzt wird die Membrana interossea durch ein Am Aufbau der Handgelenke sind 15 Knochen beteiligt
strangförmiges Band (Chorda obliqua), das an der Tu- (. Abb. 12.15). Sie bilden die:
berositas ulnae entspringt (. Abb. 12.13) und nach dis- 4 Articulatio radiocarpalis (proximales Handgelenk)
tal zum Radius zieht. Das Band bremst übermäßige Su- 4 Articulatio mediocarpalis (distales Handgelenk)
pination. Durch eine Aussparung zwischen Membrana 4 Articulationes intercarpales
interossea und Chorda obliqua ziehen Leitungsbahnen 4 Articulationes carpometacarpales
(7 S. 502). 4 Articulationes intermetacarpales
12
. Abb. 12.15 a, b. Bänder der Handwurzelknochen. a Palmare Sei- rote Linie 2 entspricht dem Verlauf des Gelenkspalts im proximalen
te, b dorsale Seite (vgl. . Tabelle 12.7). Die rote Linie 1 entspricht Handgelenk. Der Punkt in a kennzeichnet die dorsopalmare Achse
dem Verlauf des Gelenkspalts des distalen Handgelenks, das an für Radial- und Ulnarabduktion im Os capitatum
der Beugung und Streckung der Handgelenke beteiligt ist. Die
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
481 12
Articulatio radiocarpalis (proximales Handgelenk). Die stellung ein, da es den Daumen frei beweglich und
Facies articularis carpalis des Radius und der dem Ul- durch Kombination seiner Bewegungsmöglichkeiten
nakopf aufliegende Discus articularis bilden die Gelenk- die Hand zu einer Greifzange macht. Es rückt den Dau-
pfanne, die proximale Reihe der Handwurzelknochen men aus der Ebene der übrigen Finger heraus.
den Gelenkkopf (Os scaphoideum, Os lunatum, Os tri- Im Karpometakarpalgelenk I artikulieren das Os
quetrum, nicht das Os pisiforme). Durch die bogen- trapezium mit der Basis des Os metacarpale I. Dem
förmige Anordnung der proximalen Reihe der Hand- Bau nach handelt es sich um ein Sattelgelenk, das eine
wurzelknochen handelt es sich um ein Ellipsoidgelenk feste Gelenkführung hat, sodass es nicht abgleitet.
mit zwei Freiheitsgraden (7 unten). Möglich sind:
Die Gelenkkapsel ist an der Knorpelgrenze der be- 4 Abduktion und Adduktion um eine Achse durch die
teiligten Knochen befestigt und mit dem Diskus ver- Basis des Os metacarpale I, die von radiodorsal nach
wachsen. Sie wird durch straffe Bänder an der palma- ulnopalmar verläuft (. Abb. 12.23). Sie steht in ei-
ren, dorsalen, ulnaren und radialen Seite verstärkt nem Winkel von etwa 458 zur Ebene der gestreckten
(. Abb. 12.15). Hand.
4 Flexion und Extension. Die Achse für diese Bewe-
Articulatio mediocarpalis (distales Handgelenk). Es liegt gung geht durch das Os trapezium von radiopalmar
zwischen der proximalen und der distalen Reihe der nach ulnodorsal. Projiziert man diese Achse auf die
Handwurzelknochen. Der Gelenkspalt verläuft wellen- Abduktions-Adduktions-Achse, dann stehen beide
förmig (. Abb. 12.5) und steht mit dem der Interkarpal- in einem Winkel von 908 aufeinander.
gelenke in Verbindung. Die Gelenkkapsel ist auf der 4 Rotation ist nur bei Aufhebung des Gelenkflächen-
Palmarseite straff, auf der Dorsalseite weit. Man kann kontakts und lediglich geringfügig möglich; sie ist
ein solches Gelenk auch als verzahntes Scharniergelenk zwangsläufig mit den anderen Bewegungen gekop-
bezeichnen. Seine Bewegungsachse verläuft quer durch pelt.
das Zentrum des Os capitatum. Um diese Achse werden 4 Opposition und Reposition sind die typischen Dau-
als mögliche Bewegungen Dorsalextension und Palmar- menbewegungen. Bei der Oppositionsbewegung
flexion ausgeführt. wird der Daumen und mit ihm der 1. Mittelhand-
knochen den anderen Fingern gegenübergestellt.
Articulationes intercarpales. Diese Bezeichnung führen Die Rückbewegung ist die Reposition.
die Gelenke zwischen den Handwurzelknochen der pro- 4 Zirkumduktion als Kombination von Adduktion-Op-
ximalen und der distalen Reihe (mit Ausnahme des Os position und Abduktion-Reposition. Hierbei be-
pisiforme). Alle Gelenkspalten kommunizieren. Gesi- schreiben 1. Mittelhandknochen und Daumen einen
chert werden die Verbindungen durch Ligg. intercarpa- Kegelmantel, dessen Spitze im Sattelgelenk liegt.
lia interossea. Besonders straff sind sie in der distalen
Reihe (Amphiarthrosen), weniger straff in der proxima- > Klinischer Hinweis
len Reihe, sodass sich dort die Knochen etwas gegen- Das Sattelgelenk des Daumens ist sehr störanfällig. Starke
einander verschieben können. – Ein eigenes Gelenk bil- Stöße, z. B. beim Boxen, können zu Brüchen an der Basis
des Os metacarpale I führen. Im Alter kommt es häufig zu ei-
det die Articulatio ossis pisiformis zwischen Os triquet- ner Arthrose in diesem Gelenk (Rhizarthrose). Dann ist die
rum und Os pisiforme. Funktion der Hand als Greifwerkzeug erheblich einge-
schränkt.
Articulationes carpometacarpales. Die Ossa trapezoi-
deum, capitatum und hamatum bilden mit den Basen Articulationes intermetacarpales sind die Gelenke zwi-
der Ossa metacarpi II–V Amphiarthrosen mit einem schen den Mittelhandknochen (. Abb. 12.15). Die Ba-
straffen Bandapparat. Die Gelenkhöhlen dieser Gelenke sen der einander zugekehrten Gelenkflächen des (2.)
kommunizieren untereinander und mit denen der be- 3.–5. Mittelhandknochens bilden Amphiarthrosen.
nachbarten Interkarpal- und Intermetakarpalgelenke.
Bänder der Hand (. Tabelle 12.7, . Abb. 12.15 a,b). Die
Articulatio carpometacarpalis pollicis (Karpometakar- einzelnen Bänder der Hand sind z. T. nur durch gezielte
palgelenk I). Es handelt sich um ein eigenes Gelenk. Präparation zu isolieren. Es lassen sich vier Hauptgrup-
Es nimmt unter allen Gelenken der Hand eine Sonder- pen unterscheiden:
482 Kapitel 12 · Extremitäten
von den Ossa Lig. collaterale carpi radiale Processus styloideus (radii) Os scaphoideum
antebrachii zu
den Ossa carpi
Lig. collaterale carpi ulnare Processus styloideus (ulnae) Os triquetrum und
Os pisiforme
zwischen Ossa Ligg. carpometacarpalia Ossa carpi der distalen Reihe palmar an den Basen
carpi und Ossa palmaria der Ossa metacarpi
metacarpi
Ligg. carpometacarpalia Ossa carpi der distalen Reihe dorsal an den Basen
dorsalia der Ossa metacarpi
zwischen den Ligg. metacarpalia palmaria Verbindung der Basen der Ossa meta-
Basen der Ossa carpi II–V palmar
metacarpi
Ligg. metacarpalia dorsalia Verbindung der Basen der Ossa meta-
carpi II–V dorsal
Wichtig | |
Durch Zusammenwirken aller Handgelenke kann
Wichtig | |
die Hand als Ganzes gebeugt und gestreckt, nach Fingergelenke sind die Articulationes metacar-
radial und ulnar abduziert und zirkumduziert pophalangeae und die Articulationes interpha-
werden. langeae manus.
Beugung und Streckung. Die Beugung der Hand aus der Articulationes metacarpophalangeae (Fingergrundge-
Mittelstellung (Neutral-Null-Stellung) nennt man Pal- lenke) (. Abb. 12.22). An den Articulationes metacar-
marflexion, oft auch nur Flexion, die Streckung Dorsal- pophalangeae II–V sind die Köpfe der Mittelhandkno-
extension oder nur Extension. An der Palmarflexion ist chen und die Basen der Phalangen beteiligt. Es sind Ku-
vorwiegend das proximale, an der Dorsalextension das gelgelenke (der Form nach Ellipsoidgelenke), deren Be-
distale Handgelenk beteiligt. Da die Bewegungen in wegungsumfang durch die Ligg. collateralia begrenzt
den beiden Gelenken erfolgen, kann man vereinfachend wird. Die relativ weiten Gelenkkapseln sind an der
eine kombinierte Achse (Summationsachse) annehmen, Knorpel-Knochen-Grenze befestigt. Auf der Palmarseite
die transversal durch das Zentrum des Os capitatum werden sie durch Platten derber Faserzüge (Ligg. pal-
verläuft. Bei Beteiligung beider Gelenke beträgt die Dor- maria) verstärkt. Die Köpfe der einzelnen Knochen ver-
salextension 708, die Palmarflexion ungefähr 808. bindet das Lig. metacarpale transversum profundum.
Radial- und Ulnarabduktion, auch Radial- und Ul- Gelenkmechanik. In den Metakarpophalangealgelen-
nardeviation, sind die Bewegungen der Hand aus der ken ist eine Beugung der Finger um 808–908 und eine
Mittelstellung zu der entsprechenden Seite des Unter- Streckung um 108–308 möglich. Das Spreizen der Finger,
arms. Sie erfolgen um eine dorsopalmare Achse, die das man Abduktion nennt, erfolgt wie die Adduktion
gleichfalls durch das Zentrum des Os capitatum ver- um eine dorsopalmare Achse. Bezogen wird die Bewe-
läuft. Die Radial-/Ulnarbewegung erfolgt überwiegend gung auf den Mittelfinger, d. h. man adduziert zum Mit-
in der Articulatio radiocarpalis. Aus der Mittelstellung telfinger hin und spreizt vom Mittelfinger weg. Spreizen
(Unterarmachse und Längsachse des Mittelfingers bil- ist nur bei gestreckten Fingern möglich. Die Zirkum-
den eine Gerade) beträgt der Umfang der Ulnarabduk- duktion ist mit dem Zeigefinger besonders gut ausführ-
tion 408, der Umfang der Radialabduktion nur 158. bar. Die Rotation kann in den Fingergrundgelenken
Zirkumduktion. Durch die Kombination der vier Be- nicht aktiv ausgeführt werden. In gestrecktem Zustand
wegungen ist die Zirkumduktion der Hand möglich. besteht jedoch die Möglichkeit, die Finger passiv in ei-
Zu diesen Bewegungen kommen die Wendebewe- nem geringen Umfang zu beiden Seiten um ihre Längs-
gungen hinzu (Supination und Pronation) (7 oben). achse zu drehen. Dies misslingt jedoch am gebeugten
Finger, da die Ligg. collateralia dorsal von der transver-
sal verlaufenden Bewegungsachse liegen. Sie sind des-
halb in Beugestellung gespannt, zumal sich der Krüm-
484 Kapitel 12 · Extremitäten
M. flexor digitorum superficialis M. extensor carpi ulnaris M. extensor carpi radialis brevis
M. pronator teres
M. extensor indicis
Insertion Lage Insertion an den Ossa metacarpi Lage Insertion am Finger Lage
am Radius
12
. Abb. 12.17 a–d. Supination und Pronation des Unterarms. a Su- lung. Der Radius überkreuzt die Ulna. c Supinationsbewegung
pinationsstellung des Unterarms: Ulna und Radius liegen neben- (Pfeilrichtung). Eingezeichnet sind bei der Supination aus der Pro-
einander. Eingezeichnet sind Querachse durch das Humeroulnar- nationsstellung mitwirkende Muskeln. d Der Pfeil gibt die Rich-
und Humeroradialgelenk, um die Flexion und Extension im Ellen- tung an, in der sich der Radius beim Wechsel von der Pronations-
bogengelenk erfolgen, und Pronations-/Supinationsachse, die in die Supinationsstellung dreht. Dabei wirken M. supinator (links)
durch Caput radii zum Caput ulnae verläuft, sowie die der Pronati- und M. biceps brachii (rechts) mit
on dienenden Beuger der Unterarmmuskeln. b Pronationsstel-
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
487 12
. Tabelle 12.9. Unterarmmuskeln, Flexoren
oberflächliche Schicht
M. pronator
teres
Caput Epicondylus medialis laterale und dorsale Beugung im Ellenbogengelenk, N. medianus
humerale (humeri) Fläche des mittleren Pronation
Radiusdrittels
Caput Processus coro- laterale und dorsale Pronation N. medianus
ulnare noideus der Ulna Fläche des mittleren
Radiusdrittels
M. flexor carpi Epicondylus medialis palmar an der Beugung in den Handgelenken, N. medianus
radialis (humeri) mit Unter- Basis des Os meta- Pronation aus extremer Supina-
armfaszie carpale II tion, Radialabduktion
tiefe Schicht
M. flexor
digitorum
profundus
ulnarer Teil Vorderfläche palmar an der Basis Beugung in den Handgelenken N. ulnaris
der Ulna der Endphalangen und allen Fingergelenken des 2.–5.
des 2.–5. Fingers Fingers; der ulnare Teil ist an der
Ulnarabduktion im Handgelenk
beteiligt
radialer Teil Membrana inter- N. medianus
(interossärer ossea antebrachii
Teil)
M. flexor Vorderfläche des palmar an Basis Beugung in den Hand- und Dau- N. medianus
pollicis longus Radius, Membrana der Endphalanx mengelenken, Beugung und Ad-
interossea ante- des Daumens duktion im Sattelgelenk, geringe
brachii Radialabduktion im proximalen
Handgelenk
oberflächliche Schicht
tiefe Schicht
M. abductor Membrana interossea radial an der Basis Abspreizung des 1. Mittelhand- R. profundus
pollicis longus antebrachii, dorsale des Os metacarpale I knochens, Radialabduktion des N. radialis
Fläche von Ulna und und Os trapezium im proximalen Handgelenk
Radius
M. extensor dorsale Fläche des dorsal an der Basis Streckung um Daumengrund- R. profundus
pollicis brevis Radius distal des der Grundphalanx gelenk, Radialabduktion im des N. radialis
Vorigen, Membrana des Daumens proximalen Handgelenk und
interossea antebrachii 1. Karpometakarpalgelenk
M. extensor Facies posterior dorsal an der Basis Streckung im Grund- und End- R. profundus
pollicis longus der Ulna, Membrana der Endphalanx des gelenk des Daumens, Adduktion des N. radialis
interossea antebrachii Daumens und Reposition im Sattelgelenk,
Streckung in den Handgelenken
M. extensor carpi Crista supracondy- dorsal an der Basis Beugung im Ellenbogen- N. radialis
radialis longus laris lateralis am des Os metacarpale II gelenk, Streckung in den
Übergang zum Handgelenken, zusammen
Epicondylus lateralis mit dem M. flexor carpi
radialis Radialabduktion,
Pronation aus extremer
Supination
M. extensor carpi ra- Epicondylus lateralis dorsal an der Basis Streckung in den Hand- R. profundus
dialis brevis (humeri) des Os metacarpale III gelenken des N. radialis
. Abb. 12.18 a, b. Flexoren des Unterarms. a Oberflächliche und b tiefe Flexoren am Unterarm. Ansicht der palmaren (volaren) Fläche des
rechten Unterarms
Extensoren des Unterarms. Viele entspringen am Epicondylus M. extensor digiti minimi. Seine Sehne zieht durch das 5.
lateralis (humeri) und seiner Umgebung, andere am Unterarm. Fach des Retinaculum musculorum extensorum und erreicht
Viele wirken streckend (dorsalflexierend) auf das Handgelenk dann gemeinsam mit der 4. Sehne des M. extensor digitorum
und streckend auf die Finger, sofern sie sie erreichen. die Dorsalaponeurose des kleinen Fingers.
M. extensor carpi ulnaris. Von den Muskeln der oberfläch-
Extensoren oberflächliche Schicht (. Tabelle 12.10, . Abb. lichen Schicht liegt er am weitesten medial. Er ist der kräftigste
12.19 a). Alle Muskeln sind mehrgelenkig. Ulnarabduktor im Handgelenk, wirkt aber gleichzeitig bei der
M. extensor digitorum. Er ist der wichtigste Fingerstrecker. Dorsalextension mit. Seine Sehne zieht durch das 6. Fach des
Seine Sehnen ziehen durch das 4. Sehnenfach unter dem Reti- Retinaculum musculorum extensorum und inseriert dorsal an
naculum musculorum extensorum zu den Dorsalaponeurosen der Basis ossis metacarpalis V.
des 2.–4. Fingers. Auf dem Handrücken sind sie durch sehnige
Querzüge (Connexus intertendinei) verbunden, die die unab- Extensoren tiefe Schicht (. Abb. 12.19 b, . Tabelle 12.10).
hängige Beweglichkeit der einzelnen Finger einschränken. M. supinator. Er liegt versteckt in der Tiefe auf der Kapsel
des Ellenbogengelenks. Der platte Muskel windet sich von la-
teral dorsal um den Radius und setzt mittels einer kurzen End-
> Klinischer Hinweis sehne an der Vorder- und Seitenfläche des Radius zwischen
Die Faust kann mit Gewalt geöffnet werden, wenn man die Tuberositas radii und dem Ansatz des M. pronator teres an.
Handgelenke in eine maximale Beugestellung drückt, da in
Zwischen einer oberflächlichen und tiefen Portion durchsetzt
dieser Stellung die Sehnen des Fingerstreckers »zu kurz« sind
der R. profundus des N. radialis den Muskel (Supinatoren-
(passive Insuffizienz). Sie verhindern deshalb einen wirkungs-
vollen Faustschluss, da sie die Finger etwas strecken. Anderer-
schlitz). Muskelfunktionen 7 oben.
seits ist in Dorsalextension der Hand ein kräftiger Faustschluss M. abductor pollicis longus und M. extensor pollicis brevis.
möglich, weil die in Dorsalextension bestehende Vordehnung Oft sind die Muskeln miteinander verwachsen. Die Sehnen bei-
der langen Fingerbeuger ihre aktive Insuffizienz verhindert der Muskeln überkreuzen die Sehnen des M. extensor carpi ra-
(7 S. 172). dialis brevis et longus sowie die A. radialis mit ihren Begleit-
492 Kapitel 12 · Extremitäten
. Abb. 12.19 a–c. Unterarmmuskeln. a Extensoren, oberflächliche Schicht; b Extensoren, tiefe Schicht; c radiale Gruppe. Ansicht von dor-
sal, rechter Arm
12 venen und ziehen durch das 1. Fach unter dem Retinaculum M. extensor carpi radialis longus und M. extensor carpi ra-
musculorum extensorum. dialis brevis. Beide Muskeln wirken auf die Handgelenke. Ihre
M. extensor pollicis longus. Der Muskel verläuft von der ul- Endsehnen verlaufen unter dem Retinaculum musculorum ex-
naren Seite des Unterarms auf die radiale. Seine Sehne zieht tensorum im 2. Sehnenfach und inserieren dorsal an der Basis
durch das 3. Fach, überkreuzt dann die Sehnen der Mm. exten- ossis metacarpalis II (longus) bzw. des 3. Mittelhandknochens
sor carpi radialis brevis et longus und zieht zur Endphalanx I. (brevis).
M. extensor indicis. Die Sehne verläuft durch das 4. Fach
unter dem Retinaculum musculorum extensorum und dann
gemeinsam mit der 1. Sehne des M. extensorum digitorum Wichtig | |
zur Dorsalaponeurose des Zeigefingers. Die Bewegungen im Handgelenk gehen stets auf
ein ausgewogenes Zusammenspiel der Muskeln
Radiale Muskelgruppe (. Tabelle 12.11, . Abb. 12.19 c). Sie ist zurück, die an der Handwurzel und an den Mit-
eine Abspaltung der oberflächlichen Schicht der dorsalen Un-
telhandknochen ansetzen.
terarmmuskeln und während der Entwicklung so verlagert,
dass die Muskeln vor der Flexions-/Extensionsachse des Ellen-
bogengelenks nach distal ziehen. Dadurch wurden sie dort zu Bei der Palmarflexion wirken gleichsinnig Mm. flexor
Flexoren. Auf das Handgelenk, sofern sie es erreichen, wirken
carpi ulnaris und radialis, der M. palmaris longus, die
sie jedoch als Extensoren.
Mm. flexores digitorum superficialis et profundus und
M. brachioradialis. Der Muskel ist eingelenkig. Er ist Leit-
muskel für die radiale Gefäß-Nerven-Straße (. Tabelle 12.17). der M. flexor pollicis longus. An der Dorsalextension
Seine wichtigste Aufgabe ist die Flexion im Ellenbogengelenk. sind synergistisch beteiligt der M. extensor carpi ulna-
Dabei entwickelt er seine größte Beugekraft in Supinationsstel- ris und die Mm. extensores carpi radialis longus et bre-
lung. Bei gebeugtem Arm vermag er aus der Supinationsstel- vis, der M. extensor digitorum mit dem M. extensor di-
lung zu pronieren. giti minimi und der M. extensor indicis.
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
493 12
Von der Fascia antebrachii gehen im proximalen Be-
reich des Unterarms Bindegewebssepten aus, die die
Muskelgruppen (Beuger, Strecker und radiale Gruppe)
jeweils in eigenen Muskellogen führen. Sie bilden Grup-
penfaszien. Im Bindegewebe zwischen den Muskeln ver-
laufen Gefäß-Nerven-Straßen. Weiter distal fehlt die
bindegewebige Trennung der Muskelgruppen.
Verstärkungen. An den Handgelenken ist die Fascia
antebrachii verstärkt, sowohl dorsal als auch volar:
4 dorsal durch das Retinaculum musculorum extenso-
rum (. Abb. 12.21 a); durch das Retinaculum mus-
culorum extensorum verlaufen die Sehnen der Ex-
tensoren in sechs Fächern (7 S. 494)
4 volar durch das Retinaculum musculorum flexorum
(. Abb. 12.21 b), das den Sulcus carpi überdacht
und zum Canalis carpi (Karpaltunnel) ergänzt (7 S.
460); durch den Kanal verlaufen die Sehnen der lan-
gen Fingerbeuger und der N. medianus
Wichtig | |
An Hand- und Fingergelenken wird das rei-
bungsfreie Gleiten der Sehnen durch Sehnen-
scheiden ermöglicht. Volar befinden sich im Be-
reich der Handwurzel karpale Sehnenscheiden,
an den Fingern digitale Sehnenscheiden. Karpale
und digitale Sehnenscheiden für den 2.–4. Finger
. Abb. 12.20 a, b. a Unterarmmuskeln und b ihre Wirkung sind getrennt, für den Daumen und den kleinen
Finger häufig verbunden.
Über das Zusammenspiel der Muskeln bei der Ul-
nar-/Radialabduktion der Hand gibt . Abb. 12.20 Aus- > Klinischer Hinweis
kunft. Im entspannten Zustand steht die Hand leicht ul- Vereiternde Entzündungen der Sehnenscheiden des kleinen
nar abduziert. Fingers können sich über die karpalen Sehnenscheiden bis
zu der des Daumens bzw. vom Daumen bis zum kleinen Fin-
ger ausbreiten (V-Phlegmone).
Faszien und Sehnenscheiden des Unterarms
Faszien. Für die Führung der Unterarmmuskeln spielen Sehnenscheiden auf der volaren Seite der Hand (. Abb.
die Faszien eine große Rolle. 12.21 b)
Gemeinsam werden alle Unterarmmuskeln von der 4 Vagina communis tendinum musculorum flexorum:
Fascia antebrachii umhüllt, die vielen oberflächlich gele- gemeinsame Sehnenscheide für die Sehnen des tie-
genen Beugern und Streckern als zusätzlicher Ursprung fen und des oberflächlichen Fingerbeugers; sie
dient. Proximal ist die Fascia antebrachii an den Epi- umhüllt nur eine Strecke weit die Sehnen für den
kondylen des Humerus und am Olekranon befestigt, 2., 3. und 4. Finger, jedoch vollständig die für den
weiter distal am Margo posterior der Ulna. 5. Finger
494 Kapitel 12 · Extremitäten
M. adductor pollicis
Caput obliquum Basis des Os metacar- mediales Sesambein, Adduktion, Opposi- N. ulnaris
pale II, Os capitatum, Grundphalanx des tion, Beugung im (R. profundus)
Os hamatum Daumens Daumengrundgelenk
Caput transversum palmare Fläche des Os mediales Sesambein, Adduktion, N. ulnaris
metacarpale III Grundphalanx des Opposition (R. profundus)
Daumens
496 Kapitel 12 · Extremitäten
12
. Abb. 12.22. Handmuskeln der rechten Hand von palmar. Die Ansatzsehnen der drei Mm. interossei palmares laufen vor dem Lig. me-
tacarpeum transversum profundum
Mm. lumbricales radial an den Sehnen Dorsalaponeurose Beugen in den Grundgelen- I und II vom
I–IV (Nr. I und II des M. flexor digito- des 2.–5. Fingers ken N. medianus,
einköpfig, Nr. III rum profundus Strecken in den Mittel- und III und IV vom
u. IV zweiköpfig) Endgelenken der Langfinger N. ulnaris
(R. profundus)
Mm. interossei ulnare Seite des Os Dorsalaponeurose Beugen in den Grundgelen- N. ulnaris
palmares I–III metacarpale II sowie des 2., 4. und ken (R. profundus)
(einköpfig) radiale Seite der Ossa 5. Fingers Strecken in den Mittel-
metacarpalia IV et V und Endgelenken der ent-
sprechenden Finger
Adduzieren in Richtung
auf den Mittelfinger
M. flexor digiti Retinaculum flexorum, Basis der Grundpha- beugt im Grundgelenk R. profundus
minimi brevis Hamulus ossis hamati lanx des 5. Fingers des Kleinfingers des N. ulnaris
M. palmaris Palmaraponeurose Haut über dem schützt die ulnaren Leitungs- R. superficialis
brevis Kleinfingerballen bahnen, spannt die Haut des N. ulnaris
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
499 12
Hypothenargruppe (Muskeln des Kleinfingerballens) maraponeurose mit dem Retinaculum musculorum fle-
(. Abb. 12.22, . Tabelle 12.13). Sie ermöglichen eigene xorum verbunden. Dann strahlt sie mit longitudinalen
Bewegungen des kleinen Fingers. Bindegewebsfasern (Fibrae longitudinales) fächerför-
mig zu den Köpfen des 2.–5. Os metacarpale. Hinzu
Einzelheiten zu den Muskeln des Kleinfingerballens kommen Fibrae transversae, die distal Grundlage der
M. abductor digiti minimi. Er liegt oberflächlich im palmoulna- interdigitalen Hautfalten (Schwimmhäute) sind.
ren Bereich des Kleinfingerballens.
M. flexor digiti minimi brevis. Er ist an seinem Ursprung
mit dem M. abductor digiti minimi verwachsen. > Klinischer Hinweis
M. opponens digiti minimi. Er liegt in der Tiefe des Klein- Eine fortschreitende Schrumpfung der Palmaraponeurose
fingerballens. führt zur Dupuytren-Beugekontraktur der Finger. Betroffen
M. palmaris brevis. Einzelne Muskelbündel strahlen seitlich sind besonders der 4. und 5. Finger.
am Kleinfingerballen in das Corium der Haut. Dort rufen sie
bei Ulnarabduktion der Hand Runzeln hervor. Fehlt der M.
Bindegewebssepten sind Fortsetzungen der Oberflä-
palmaris longus, ist der M. palmaris brevis besonders kräftig
chenfaszie in die Tiefe. Sie erreichen das Os metacarpale
ausgebildet.
I bzw. V.
Tiefe Hohlhandfaszien. Die tiefe Hohlhand- und die
Faszien und Aponeurosen der Hand tiefe Handrückenfaszie, die sich beide an den Ossa me-
tacarpi befestigen, fassen die Mm. interossei zwischen
Wichtig | | sich.
Die Hand ist durch Faszien und Septen in
Bindegewebslogen gekammert.
> In Kürze
12.2.5 Leitungsbahnen brachialis unter den Mm. pectorales vorn in der Ach-
im Schulter-/Armbereich selhöhle. Dabei fügt sie sich zwischen die beiden Zinken
Angiolosie: arterielle Stämme – Pulsmann der Medianusgabel (. Abb. 12.30) ein. Der Puls der A.
axillaris kann im distalen Teil der Achselhöhle gefühlt
werden.
Möchten Sie sich zunächst einen Überblick über die Organisa-
tion der Leitungsbahnen des menschlichen Körpers verschaf-
fen, lesen Sie für die Blutgefäße 7 S. 178, für die Lymphbahnen Äste der A. axillaris
7 S. 196, für die Nerven 7 S. 200. Rr. subscapulares. Sie versorgen den M. subscapularis.
Im Folgenden werden die großen Leitungsbahnen und de- A. thoracica superior, ein variables Gefäß zu Muskeln der
ren Äste, die eine besondere Bedeutung haben, mit einem + vorderen Thoraxwand.
gekennzeichnet. A. thoracoacromialis entspringt unter dem M. pectoralis
minor und verzweigt sich im Trigonum clavipectorale. Ihre Äs-
te versorgen M. subclavius, M. deltoideus, die Mm. pectoralis
Arterien major et minor und erreichen das Rete acromiale auf dem
Akromion.
Kernaussagen | A. thoracica lateralis läuft am Seitenrand des M. pectoralis
minor im Bereich der vorderen Achsellinie auf dem M. serra-
5 Arteriell werden Schulter und Arm von
tus anterior, den sie versorgt, nach unten. Ihre Rr. mammarii
A. subclavia, A. axillaris, A. brachialis,
laterales ziehen zur Brustdrüse.
A. radialis, A. ulnaris und ihren Ästen versorgt. A. subscapularis +. Das kurze, starke Gefäß läuft hinter der
V. axillaris und spaltet sich in die
A. subclavia +. Die A. subclavia ist an der arteriellen Ver- 4 A. thoracodorsalis, die die Richtung der A. subscapularis
sorgung von Brustwand, Schultergürtel, Nackenmusku- fortsetzt und sich zur Versorgung von M. latissimus dorsi,
latur, Hals und okzipitalen Teilen des Gehirns sowie des M. teres major und M. serratus anterior verzweigt. Die A.
zervikalen und thorakalen Rückenmarks beteiligt thoracodorsalis liegt dorsal vom N. thoracicus longus. Ihre
distalen Zweige können den Nerv begleiten.
(7 S. 657). Ihr wichtigster Ast zur Versorgung von
4 A. circumflexa scapulae, die durch die mediale Achsellücke
Schlüsselbein und Schultergelenk mit umgebenden
zusammen mit begleitenden Venen zur Fossa infraspinata
Muskeln ist die A. suprascapularis (. Abb. 12.26). zieht. Sie bildet eine wichtige Anastomose mit der A. sup-
12 A. axillaris +. Die Fortsetzung der A. subclavia wird rascapularis.
vom Unterrand der Klavikula bis zum Unterrand des A. circumflexa humeri anterior, ein dünnes Gefäß, das vorn
M. pectoralis major als A. axillaris bezeichnet (. Abb. um das Collum chirurgicum zum Schultergelenk und zum M.
12.26). Die A. axillaris verläuft entlang dem M. coraco- deltoideus zieht.
. Abb. 12.30. Der Plexus brachialis bildet sich aus den vorderen lus medialis. Der Fasciculus posterior erhält Zugänge aus allen drei
Ästen von C5–Th1. Aus dem Truncus superior und medius ent- Trunci. (In Anlehnung an Feneis 1982)
12 steht der Fasciculus lateralis, aus dem Truncus inferior der Fascicu-
4 N. suprascapularis läuft durch die Incisura scapulae Pars infraclavicularis. Sie besteht nun bereits aus den
unterhalb des Lig. transversum scapulae zu M. sup- drei Faszikeln, die Teile der Schulter und den Arm ver-
raspinatus und M. infraspinatus sorgen. Am Arm innervieren Fasciculus posterior die
4 N. pectoralis medialis und N. pectoralis lateralis lau- Strecker, Fasciculi medialis et lateralis die Beuger.
fen ventralwärts und versorgen den M. pectoralis
major et minor Übersicht über die Hauptäste der Fasciculi plexus brachialis
4 N. subscapularis besteht meistens aus mehreren Äs- (. Abb. 12.30)
ten und versorgt den M. subscapularis, gelegentlich Fasciculus lateralis
auch den M. teres major 4 N. musculocutaneus
4 Radix lateralis des N. medianus
4 N. thoracodorsalis geht bisweilen auch aus dem Fas-
Fasciculus medialis
ciculus posterior hervor, in seinem weiteren Verlauf
4 N. cutaneus brachii medialis
zieht er am seitlichen Rand der Skapula entlang und 4 N. cutaneus antebrachii medialis
versorgt M. latissimus dorsi sowie M. teres major 4 N. ulnaris
(wird gelegentlich auch vom N. subscapularis inner- 4 Radix medialis des N. medianus
viert) Fasciculus posterior
4 N. axillaris
4 N. radialis
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
507 12
Fasciculus lateralis +
Variationen. Sie sind zahlreich, sei es, dass die Wurzeln des Me-
dianus gespalten sind und dadurch die Medianusgabel gedop-
pelt ist oder überhaupt fehlt, sei es, dass sich Medianusfasern
dem N. musculocutaneus anschließen, bevor sie in der Ober- . Abb. 12.31. N. medianus und sein motorisches Innervations-
armmitte zum N. medianus zurückkehren. gebiet
Fasciculus medialis +
lus medialis, wo er dicht unter der Haut liegt (sog.
4 N. cutaneus brachii medialis (. Abb. 12.30). Er zieht Musikantenknochen). Im Oberarm gibt der N. ulna-
mit den Vv. brachiales nach distal, durchbricht die ris keine Äste ab. Anschließend dringt er zwischen
Oberarmfaszie und versorgt sensibel die Haut an Caput humerale und Caput ulnare des M. flexor car-
der medialen Seite des Oberarms (. Abb. 12.34). pi ulnaris zur Beugeseite des Unterarms vor und
Er bildet Anastomosen mit den Nn. intercostobra- zieht unter diesem Muskel mit der A. ulnaris (ulnare
chiales aus dem 2. und 3. Interkostalnerven. Gefäß-Nerven-Straße) über das Retinaculum mus-
4 N. cutaneus antebrachii medialis. Er schließt sich der culorum flexorum hinweg zur Hand.
V. basilica an und teilt sich am Hiatus basilicus in
zwei Äste. Der R. anterior versorgt sensibel die me- Äste des N. ulnaris zum Unterarm
diale Hälfte der Beugeseite des Unterarms, der R. ul- Rr. musculares für den M. flexor carpi ulnaris und den ulnaren
Teil des M. flexor digitorum profundus.
naris die ventroulnare Hautzone des Unterarms
R. dorsalis nervi ulnaris. Er zweigt etwa am Übergang vom mitt-
(. Abb. 12.34 a).
leren zum distalen Unterarmdrittel ab, läuft unter dem M. fle-
4 Radix medialis des N. medianus (7 oben). xor carpi ulnaris zum Handrücken, anastomosiert mit dem R.
4 N. ulnaris + (aus C8 und Th1, . Abb. 12.30, 12.32). Er superficialis des N. radialis und gibt die Nn. digitales dorsales +
läuft auf der medialen Seite des Oberarms hinter zur sensiblen Innervation der ulnaren zweieinhalb Finger im
dem Septum intermusculare brachii mediale zum Bereich des jeweiligen Grund- und Mittelgliedes ab; die End-
Sulcus nervi ulnaris an der Unterseite des Epicondy- glieder werden von palmar aus versorgt.
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
509 12
R. palmaris nervi ulnaris +. Er zweigt am Unterarm ab und ver- Äste des N. axillaris
sorgt die Haut an der ulnaren Seite der Hohlhand (Kleinfinger- Rr. musculares für den M. deltoideus und M. teres minor und N.
ballen). cutaneus brachii lateralis superior. Dieser Endast erscheint am
R. superficialis. Er liegt unter der Palmaraponeurose, anasto- hinteren Rand des Deltamuskels, versorgt sensibel die oberen
mosiert mit dem N. medianus, gibt einen Ast für den M. pal- seitlichen und dorsalen Hautgebiete des Oberarms.
maris brevis ab und spaltet sich in die folgenden Nerven:
4 Nn. digitales palmares communes, aus dem N. ulnaris, > Klinischer Hinweis
meistens nur in der Einzahl Lähmungen des N. axillaris. Ursache für motorische Lähmun-
4 Nn. digitales palmares proprii + für die Haut der ulnaren gen des N. axillaris (Topographie 7 S. 513).
anderthalb Finger einschließlich der der Dorsalseite der Symptome. Die Abduktionsfähigkeit im Schultergelenk
Endglieder ist herabgesetzt. Wenn auch der sensible Ast des N. axillaris
R. profundus +. Er ist der motorische Ast für alle Hypothe- betroffen ist, entstehen Sensibilitätsstörungen seitlich über
narmuskeln (M. flexor digiti minimi brevis, M. abductor digiti dem Deltamuskel.
minimi, M. opponens digiti minimi), für alle Mm. interossei
palmares et dorsales, die Mm. lumbricales III et IV sowie für 4 N. radialis + (aus C5–Th1, . Abb. 12.33). Er läuft dor-
den M. adductor pollicis und das Caput profundum des M. fle- sal am Humerus in einer steilen Schraubentour im
xor pollicis brevis. Sulcus nervi radialis mit der A. profunda brachii
zwischen Caput mediale et laterale des M. triceps
Das Autonomgebiet des N. ulnaris liegt am Endglied
des Kleinfingers.
brachii nach unten. Zwischen Nerv und Knochen R. profundus +. Er durchbohrt den M. supinator, läuft dann
befindet sich nur eine 1–3 mm dicke Bindegewebs- zwischen oberflächlicher und tiefer Schicht der Streckergrup-
schicht. Distal durchbricht er das Septum intermus- pe und versorgt die Streckergruppe des Unterarms.
culare brachii laterale und gelangt in der Tiefe zwi- N. interosseus antebrachii posterior. Als Endast des R. profun-
dus erreicht er auf der Membrana interossea antebrachii die
schen M. brachioradialis und M. brachialis in die El-
Handgelenke, die er sensibel versorgt.
lenbeuge. Hier spaltet er sich vor dem Speichenkopf
R. superficialis. Er begleitet die A. radialis (radiale Gefäß-Ner-
in einen oberflächlichen und einen tiefen Ast. ven-Straße), läuft am Übergang des mittleren zum unteren Ra-
diusdrittel unter dem M. brachioradialis zur Streckseite und
Äste des N. radialis zum Handrücken und innerviert dort die Haut (. Abb. 12.34).
N. cutaneus brachii posterior zur Haut der Dorsalseite des R. communicans cum nervo ulnari. Er verbindet den R. super-
Oberarms (. Abb. 12.34). ficialis mit dem R. dorsalis nervi ulnaris.
N. cutaneus brachii lateralis inferior für den unteren seitlichen Nn. digitales dorsales + sind sensible Endäste des R. superficia-
Hautbezirk am Oberarm (. Abb. 12.34). lis für die Grund- und Mittelglieder der radialen zweieinhalb
N. cutaneus antebrachii posterior zur Haut der Unterarm- Finger im dorsalen Bereich (. Abb. 12.34 ). Die Endglieder
streckseite. werden von palmar aus erreicht.
Rr. musculares + zum M. triceps brachii, M. anconeus, M. arti-
cularis cubiti, M. brachioradialis und zum M. extensor carpi
radialis longus.
12
. Abb. 12.34 a, b. Sensorische Innervation des Arms. a Beugeseite; b Streckseite. Sensible Autonomgebiete dunkel
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
511 12
> Klinischer Hinweis 12.2.6 Topographie
Lähmungen des N. radialis können auftreten bei Nerven- und angewandte Anatomie
unterbrechung im Bereich der Axilla (Krückenlähmung), bei
Oberarmschaftbrüchen, Frakturen und Luxationen des pro-
ximalen Speichenendes, auch nach chronischen Bleivergiftun- Kernaussagen |
gen.
Symptome. Wenn die Streckergruppe des Unterarms aus- 5 Die großen Leitungsbahnen verlaufen in
fällt, kann die Dorsalextension im Handgelenk nicht mehr aktiv Schultergürtel und obere Extremität gebün-
ausgeführt werden. Es entsteht durch das Überwiegen der Fle- delt in Gefäß-Nerven-Straßen, die insbeson-
xoren eine »Fallhand«. Dadurch ist ein Faustschluss nicht mehr dere in Gelenknähe topographisch definierte
in voller Stärke möglich, da die volle Kraft hierfür nur bei ge-
Regionen passieren (. Tabelle 12.15).
streckter oder dorsalflektierter Hand entfaltet werden kann.
Beim Ausfall des M. triceps brachii ist der Patient nicht
mehr in der Lage, im Ellenbogengelenk aktiv zu strecken.
Bei gestrecktem Arm kann infolge der Lähmung des M. supi-
nator nicht mehr supiniert werden (der M. biceps brachii kann Schultergürtel
nur bei gebeugtem Ellenbogengelenk supinieren).
Schließlich sind auch Trizeps-Brachii-Reflex und Brachiora-
dialis-Reflex abgeschwächt. Skalenuslücke. Sie gehört topographisch zum Hals, wird
jedoch hier besprochen, da die Leitungsbahnen hin-
Segmentzuordnung. Über die Zuordnung der Dermato- durchtreten, die den Schultergürtel und die obere Extre-
me 7 S. 795. mität versorgen. Die dreieckige Skalenuslücke wird von
M. scalenus medius, M. scalenus anterior und der
> In Kürze 1. Rippe begrenzt. Durch den oberen Teil der Lücke tritt
der Plexus brachialis und durch den unteren die A. sub-
Der Plexus brachialis entsteht aus den vorderen
clavia (sie überquert die 1. Rippe im Sulcus arteriae sub-
Ästen der Spinalnerven C5–Th1 des Rücken-
claviae). Im Gegensatz zur A. subclavia verläuft die V.
marks. Er teilt sich in Fasciculus lateralis (wich-
subclavia vor dem M. scalenus anterior und hinter
tigste Äste: Radix lateralis des N. medianus, N.
dem M. sternocleidomastoideus.
musculocutaneus), Fasciculus medialis (wichtigs-
te Äste: N. ulnaris, Radix medialis des N. media-
> Klinischer Hinweis
nus) und Fasciculus posterior (wichtigste Äste:
In der Skalenuslücke kann durch Muskelwirkung oder Binde-
N. axillaris, N. radialis). Der N. medianus versorgt gewebsstränge Druck auf den Plexus brachialis ausgeübt wer-
am Unterarm alle Flexoren (. Abb. 12.31) mit Aus- den und zu Schmerzen im Arm führen: Skalenussyndrom. Ähn-
nahme des M. flexor carpi ulnaris und des ulna- liche Beschwerden können durch eine Halsrippe ausgelöst
ren Teils des M. flexor digitorum profundus, an werden. Dann wird nämlich beim Tragen von Lasten der Ple-
xus auf die Halsrippe gedrückt, auf der er liegt.
der Hand die Mm. lumbricales I et II sowie von
den Thenarmuskeln M. abductor pollicis brevis,
Trigonum clavipectorale (hierzu 7 S. 472). Das Trigo-
M. opponens pollicis und den oberflächlichen
num clavipectorale wird von M. deltoideus, M. pectora-
Kopf des M. flexor pollicis brevis. – Der N. ulnaris
lis major und der Klavikula begrenzt. Oberflächlich be-
versorgt motorisch den M. flexor carpi ulnaris
steht eine kleine Grube (Fossa infraclavicularis, Moh-
und den ulnaren Teil des M. flexor digitorum pro-
renheim-Grube). Unter der Haut befindet sich die V. ce-
fundus, der R. profundus alle Hypothenarmus-
phalica, die hier die Fascia clavipectoralis durchbricht
keln, einen Teil der Thenarmuskeln, alle Mm. in-
und in die Tiefe zieht. Die V. cephalica ist an der unteren
terossei und die Mm. lumbricales III et IV
Spitze des Dreiecks, das sich in den Sulcus deltoideo-
(. Abb. 12.32), sensorisch palmar anderthalb,
pectoralis fortsetzt, leicht aufzufinden.
dorsal zweieinhalb Finger (. Abb. 12.34). – Der
Gleichfalls wird hier die Fascia clavipectoralis von
N. radialis versorgt motorisch die Streckergruppe
Leitungsbahnen durchbrochen, die unter ihr liegen
von Ober- und Unterarm (. Abb. 12.33), sensorisch
(mittlere Schicht): Nn. pectorales für die Mm. pectora-
die Haut auf der Streckseite von Ober- und Unter-
les. In der tiefen Schicht (4–5 cm unter der Haut) findet
arm, sowie dorsal die Haut der Grund- und Mittel-
man von medial nach lateral V. axillaris, A. axillaris und
glieder der radialen zweieinhalb Finger.
Plexus brachialis. Alle Leitungsbahnen werden bei ihrem
512 Kapitel 12 · Extremitäten
Schulter
mediale Achsel- A. et Vv. circumflexae scapulae
lücke
Spatium subdeltoideum. Es befindet sich unter dem M.
deltoideus und wird im Wesentlichen von der Bursa sub-
Fossa cubitalis epifaszial
Hautvenen (u. a. V. mediana cubiti) deltoidea gefüllt. Die seitlich davon gelegenen Bindege-
N. cutaneus antebrachii medialis, websräume stehen mit der Axilla und entlang den Seh-
R. anterior, R. ulnaris nen der Muskeln mit Fossa supraspinata und Fossa inf-
N. cutaneus antebrachii lateralis raspinata in Verbindung. Im Bindegewebe des Spatium
subfaszial subdeltoideum liegen die A. circumflexa posterior hume-
A. brachialis ri und der N. axillaris.
A. radialis
* Im Verlauf der vorderen Gefäß-Nerven-Straße kommt es zu Verlagerungen: im oberen Abschnitt liegt der N. medianus vor
der Arterie, überkreuzt sie und liegt dann weiter distal an der ulnaren Seite
a12.2 · Schultergürtel und obere Extremität
515 12
A. ulnaris. Sie gibt die A. recurrens ulnaris ab und zieht un-
ter dem M. pronator teres in die ulnare Gefäß-Nerven-Straße.
Die gleichnamigen Begleitvenen vereinigen sich in der Grube
zu den Vv. brachiales.
N. medianus. Er liegt zunächst medial der A. brachialis und
A. ulnaris, senkt sich dann meist zwischen humeralen und ul-
naren Kopf des M. pronator teres in die Tiefe und erreicht am
Unterarm die mittlere Gefäß-Nerven-Straße.
N. radialis. Er befindet sich in der Bindegewebsschicht zwi-
schen M. brachioradialis und M. brachialis. Etwas weiter distal
teilt er sich in R. superficialis und R. profundus.
interossäre Gefäß- auf der Membrana interossea antebrachii N. interosseus antebrachii anterior
Nerven-Straße zwischen M. flexor digitorum profundus
und M. flexor
pollicis longus A. interossea antebrachii anterior
Vv. interosseae antebrachii anteriores
dorsale Gefäß- zwischen oberflächlicher und tiefer Schicht R. profundus des N. radialis, distaler Endast
Nerven-Straße der Streckergruppe; distal auf der Membrana
12 interossea antebrachii
N. interosseus antebrachii posterior
A. interossea antebrachii posterior
Vv. interosseae antebrachii posteriores
ven-Straßen, die in . Tabelle 12.17 zusammengestellt Bedeckt wird der Canalis carpi vom Retinaculum
und in . Abb. 12.36 in ihrer Lokalisation im mittleren musculorum flexorum. Auf engstem Raum liegen im Ca-
Drittel des Unterarms zu erkennen sind. nalis carpi der N. medianus, in einer gemeinsamen Seh-
nenscheide die Sehnen der Mm. flexores digitorum su-
> Klinischer Hinweis perficiales et profundi und in eigenen Sehnenscheiden
Im distalen Bereich der Regio antebrachii anterior ist an der die Sehnen der M. flexor pollicis longus und M. flexor
lateralen Seite der Endsehne des M. flexor carpi radialis auf carpi radialis.
der Vorderfläche der Radialispuls zu tasten. – Zwischen der
Über das Retinaculum musculorum flexorum hin-
Sehne des M. flexor carpi radialis und der Sehne des M. pal-
maris longus liegt knapp oberhalb des Handgelenks in nur weg, jedoch unter einer eigenen Bindegewebsbrücke,
geringer Tiefe der N. medianus, der hier bei Schnittverletzun- ziehen N. ulnaris und A. ulnaris mit ihren Begleitvenen
gen leicht betroffen sein kann. (sog. Ulnariskanal, Guyon-Loge). Außerdem liegen über
dem Retinaculum die Sehne des M. palmaris longus, der
Hand Osteologie: Hand. Die markanteste Struktur R. palmaris medianus und der R. palmaris n. ulnaris.
der Handwurzel ist der Canalis carpi. Den Boden des
Canalis carpi bilden die Handwurzelknochen, die seitli- Foveola radialis. Ist der Daumen maximal gestreckt, ent-
chen Wände die Eminentia carpi ulnaris (medialis) und steht zwischen der auffällig vorspringenden Sehne des
die Eminentia carpi radialis (lateralis). M. extensor pollicis longus und der lateral von ihr gele-
a12.3 · Untere Extremität
517 12
genen Sehne des M. extensor pollicis brevis ein 12.3 Untere Extremität
Grübchen (Foveola radialis, anatomische Tabatière),
das proximal vom Retinaculum extensorum begrenzt
wird. In der Foveola radialis verläuft die A. radialis i Zur Information
Die untere Extremität hat tragende Funktion und dient gleich-
mit ihren Begleitvenen. Hier zweigt der R. carpalis dor- zeitig der Fortbewegung. Die Bewegungsrichtung ist vor al-
salis von der Arterie ab. Die Endverzweigungen des R. lem nach vorne gerichtet. Skelett und Muskulatur der unteren
superficialis n. radialis überqueren hier die beiden das Extremität sind besonders kräftig. Sie betragen etwa 18% des
Grübchen flankierenden Sehnen. Körpergewichtes.
Die untere Extremität ist im Hüftgelenk mit dem Becken
verbunden. Durch Bewegungen und Belastungen werden
> Klinischer Hinweis Hüft-, aber auch Knie- und Sprunggelenke mechanisch be-
Den Boden der Foveola radialis bilden Os scaphoideum und sonders beansprucht und sind deshalb sehr störempfindlich.
Os trapezium. Bei einer Fraktur des Os scaphoideum lässt sich
an dieser Stelle gezielt ein Druckschmerz auslösen.
12
. Abb. 12.37 a, b. Rechtes Femur. a Ansicht von vorne, b Ansicht von hinten. Rot Muskelursprünge (O = Origo) und -ansätze (I = Insertio)
Das Collum femoris ist ein Teil der Diaphyse des Femurs.
Vom Korpus setzt sich das Collum durch den Trochanter
major mit der Fossa trochanterica, ventral durch die Li-
nea intertrochanterica, dorsal durch die Crista intertro-
chanterica und den Trochanter minor ab.
Corpus und Collum femoris sind abgewinkelt: Kol-
lum-Korpus-Winkel (. Abb. 12.38).
> Klinischer Hinweis
Statt Kollum-Korpus-Winkel wird häufig von Kollodiaphysen-
winkel gesprochen. Die Bezeichnung ist jedoch unrichtig, weil
das Kollum zur Diaphyse gehört. In der Röntgenologie wird
die Bezeichnung CCD (Centrum-Collum-Diaphysenwinkel) . Abb. 12.38 a–c. Kollum-Korpus-Winkel. a Normal; b Coxa valga,
verwendet. Mit Centrum ist das Zentrum des Femurkopfes ge- die Belastung ist auf den Pfannenerker konzentriert; c Coxa vara,
meint. die Belastung liegt auf dem Schenkelhals
a12.3 · Untere Extremität
519 12
Der Kollum-Korpus-Winkel wird gemessen zwischen Condyli. Durch die Schrägstellung des Femurschaftes
der Achse des Schenkelhalses und der Femurschaftach- befinden sich im Körper die Kondylen des Femurs in
se. Durchschnittlich beträgt er 1278 (. Abb. 12.38 a) mit der Horizontalen.
Abweichungen zwischen 1208 und 1408. Er ändert sich Die Kondylen des Femurs, der breitere Condylus la-
während des Lebens von 1508 am Ende des 2. Lebensjah- teralis und der schmalere Condylus medialis, tragen eine
res bis 1208 im hohen Lebensalter. gemeinsame vordere Gelenkfläche zur Artikulation mit
In Abhängigkeit vom Korpus-Kollum-Winkel wer- der Patella (Facies patellaris) und zwei getrennte hintere
den Hüftgelenk und Schenkelhals unterschiedlich belas- für die Artikulation mit den Kondylen der Tibia.
tet. Je steiler der Schenkelhals steht, umso größer ist die Auf der Rückseite liegt zwischen den Kondylen des
Belastung der Gelenkpfanne, aber die des Schenkelhal- Femurs die Fossa intercondylaris, die nach oben durch
ses geringer. Umgekehrt verhält es sich bei einem fla- die Linea intercondylaris begrenzt ist. Die Gelenkflä-
chen Korpus-Kollum-Winkel (. Abb. 12.38). chen beider Kondylen sind hinten stärker gekrümmt
als vorne.
> Klinischer Hinweis Oberhalb der Kondylen befinden sich weit vorsprin-
Vergrößerung oder Verkleinerung des Kollum-Korpus-Winkels gend die Epicondylus medialis bzw. lateralis. Als Varia-
führen zu pathologischen Veränderungen sowohl in Hüft- als nte kann der Epicondylus medialis ein Tuberculum ad-
auch Kniegelenk. Ist der Kollum-Korpus-Winkel über die ductorium ausbilden.
Grenzwerte erhöht (Steilstellung des Kollum), liegt eine Coxa
valga, ist er vermindert, eine Coxa vara vor (. Abb. 12.38 b, c).
Je geringer der Kollum-Korpus-Winkel ist, umso größer ist die > Klinischer Hinweis
Gefahr von Schenkelhalsbrüchen, besonders im Alter. Weichen Bau oder Stellung des Femurs im Körper von der
Norm und ihren Schwankungen ab, treten Veränderungen
im Knochen selbst auf: Änderung des Widerstands gegen
Das Collum femoris ist gegenüber dem Schaft, aber Druck-, Zug- und Biegungsbeanspruchungen sowie Fehlbe-
auch nach ventral gedreht (Antetorsion). Der Winkel be- lastungen in den zugehörigen Gelenken mit degenerativen
trägt etwa 128, wenn auch mit großer Streubreite. Er be- Veränderungen. Ursächlich kann es sich bei den Abweichun-
gen um angeborene Fehlbildungen, Wachstumsdeformitäten
trägt bei der Geburt 308–508. Der Winkel ergibt sich,
oder Knochenerkrankungen handeln.
wenn die Querachse durch die (distalen) Femurkondy-
len auf die Kollumachse projiziert wird. Taststellen (. Abb. 12.39). Trochanter major, Epicondylus me-
dialis und lateralis, Knochenkanten medial und lateral am
> Klinischer Hinweis Kniegelenkspalt. Beim Stehen in Normalstellung sind die Tro-
Bei falscher Torsion des Schenkelhalses sind Rotation und Fle- chanteren beider Seiten in gleicher Höhe tastbar.
xion im Hüftgelenk gestört. Die Antetorsion ermöglicht näm-
lich die Beugung im Hüftgelenk, z. B. beim Sitzen, ohne dass
der Schenkelhals an den Rand des Azetabulum stößt, das sei-
Kniescheibe
nerseits nach ventral gerichtet ist.
12
. Abb. 12.39 a, b. Rechtes Hüftbein und untere Extremität. a An- der Patella; Epicondylus medialis und lateralis von Tibia und
sicht von vorne; b Ansicht von hinten. In die Umrisse sind die Femur; medial und lateral die Grenzen des Gelenkspaltes
oberflächlich gelegenen Regionen sowie die Knochen eingezeich- 4 Unterschenkel: am Tibiakopf Tuberositas tibiae, Facies medialis
net. Die dunkel gehaltenen Skelettteile sind unter der Haut tastbar: und Margo anterior tibiae bis zum Malleolus medialis; Caput
4 Becken: Crista iliaca mit Spina iliaca anterior superior und pos- fibulae und Malleolus lateralis
terior superior, Tuberculum pubicum, Tuber ischiadicum von 4 Fuß: Tuber calcanei; auf der Dorsalseite des Fußes Caput tali;
dorsal (besonders im Sitzen), Spina ischiadica (nur vaginal *) Dorsalseiten der Ossa metatarsi; Tuberositas ossis navicularis;
4 Oberschenkel und Knie: seitlich der Trochanter major; im Be- Dorsalseiten der Phalangen
reich der Regio genus Vorderfläche, Seiten- und Oberkante
a12.3 · Untere Extremität
521 12
Unterschenkelknochen nach hinten geneigt (Retroversio tibiae). Zwischen den
Kondylen erhebt sich die nicht überknorpelte Eminentia
Kernaussagen | intercondylaris mit einem Tuberculum intercondylare
5 Unterschenkelknochen sind Tibia (Schien- mediale et laterale. Vor den Tubercula liegt die Area in-
bein) und Fibula (Wadenbein). Die Fibula tercondylaris anterior, hinter ihnen die Area intercondy-
liegt der Tibia lateral an. laris posterior. Laterodorsal am Tibiakopf befindet sich
5 Nur die Tibia artikuliert mit dem Femur. Sie die Facies articularis fibularis.
allein hat tragende Funktion. Das Corpus tibiae ist im Querschnitt dreieckig. Die
5 Distal bilden beide Unterschenkelknochen vordere, scharfe Schienbeinkante (Margo anterior) ver-
gemeinsam eine Gelenkgabel für die Auf- breitert sich proximal zu der dicht unter dem Tibiakopf
nahme der Sprungbeinrolle. gelegenen Tuberositas tibiae als Ansatz des Lig. patellae.
An der Facies posterior befindet sich die Linea musculi
Tibia (. Abb. 12.40). Proximal weist die Tibia zwei ge- solei für den Ursprung des gleichnamigen Muskels. Am
trennte Gelenkknorren auf: Condylus medialis und Con- Margo interosseus befestigt sich die Membrana inter-
dylus lateralis. Sie sind nach dorsal verschoben und ossea.
. Abb. 12.40 a, b. Rechte Tibia. a Ansicht von vorne, b Ansicht von hinten. Rot Muskelursprünge (O = Origo) und -ansätze (I = Insertio)
522 Kapitel 12 · Extremitäten
. Abb. 12.41. Fußskelett, rechter Fuß. Ansicht von dorsal. Die tibiale Hauptstrebe ist durch hellgrauen Raster hervorgehoben. Die Gelenk-
linien sind rot gekennzeichnet
Am Rand der Trochlea befinden sich Processus late- Nachbarknochen dienen die dem Talus korrespondie-
ralis tali und Processus posterior tali mit einer Rinne renden Gelenkflächen Facies articulares talaris posteri-
(Sulcus tendinis musculi flexoris hallucis longi) für die or, media und anterior sowie ventral die Facies articula-
Sehne des langen großen Zehenbeugers. Sie wird von ris cuboidea. An der medialen Seite des Kalkaneus be-
Tubercula mediale et laterale begrenzt. findet sich unter einem breiten Knochenvorsprung (Sus-
tentaculum tali) der Sulcus tendinis musculi flexoris hal-
lucis longi. An der lateralen Seite dient ein kleiner Kno-
Taststellen (. Abb. 12.39). Ränder des Sinus tarsi, bei Plantar-
flexion Teile des Caput tali, Collum tali und Trochlea tali. chenvorsprung, Trochlea fibularis mit dem Sulcus tendi-
nis musculi fibularis longi, der Sehne des M. fibularis
longus als Hypomochlion.
Calcaneus (. Abb. 12.41, 12.42). Der Kalkaneus steht als Talus und Kalkaneus grenzen sich von den ventral
Teil des Rückfußes mit der Unterfläche des Tuber calca- gelegenen Fußwurzelknochen durch die Chopart-Ge-
nei (Fersenbeinhöcker), einem der drei Stützpunkte des lenklinie ab.
Fußes, auf dem Boden (7 unten). Am Tuber calcanei be-
festigen sich die Achillessehne und an der Unterseite Taststellen (. Abb. 12.39). Tuber calcanei, medialer Rand des
das Lig. calcaneocuboideum. Der Verbindung mit den Sustentaculum tali, Trochlea fibularis.
524 Kapitel 12 · Extremitäten
. Abb. 12.42. Fußwurzelknochen. Gelenkflächen (schwarz) und Bewegungsachse durch Talus und Calcaneus (rot) des unteren Sprung-
gelenks
. Abb. 12.43 a–d. Fußskelett. a Ansicht von plantar, rotes Raster: Stützpunkte an der Fußsohle; c Senk- und Plattfuß, das mediale
Druckverteilung auf die Fußsohle beim Stehen, rote Punkte: Längsgewölbe ist abgeflacht und eingeknickt; d Hohlfuß, das me-
Stützpunkte beim Stehen und Gehen; b Fußgewölbe von medial, diale Längsgewölbe ist überhöht, das Os metatarsale I steht steil,
die Pfeile markieren die Körperlast und ihre Verteilung auf die sein Köpfchen ist überlastet
Zehenknochen
> In Kürze
Das Femur ist im Kollumbereich gewinkelt und
steht schräg im Körper. Dadurch überträgt sich
die Last des Rumpfes zunächst auf den Schenkel-
. Abb. 12.44. Distaler Fußwurzelknochen, Querschnitt. Einge-
hals und wird im Knie auf die Tragachse des
zeichnet sind Verlauf und Wirkungsrichtung von Muskeln
Beins weitergeleitet. Im Unterschenkel ist allein
die Tibia der Lastträger. Der eigentliche Lastemp-
fänger ist der Talus, der die Last auf ein boden-
berührendes Dreieck überträgt, das aus Kalka-
neus und den Metatarsalköpfchen I und V be-
steht.
526 Kapitel 12 · Extremitäten
Kernaussagen |
5 Die Hüfte mit ihrem Gelenk und ihren Mus-
keln gehört durch den aufrechten Gang zu
den mechanisch am stärksten belasteten Re-
gionen des menschlichen Körpers.
5 Das Hüftgelenk ist durch kräftige Bänder
gesichert, die den Femurkopf spiralförmig
umfassen.
5 Beugung und Streckung sind bevorzugte
Bewegungen des Hüftgelenks. Außerdem
sind Ab- und Adduktion sowie Innen- und
Außenrotation möglich.
5 Die Funktion der Hüftmuskeln hängt von
deren Lage zu den drei Hauptbewegungs-
achsen des Hüftgelenks ab.
. Abb. 12.45. Rechtes Hüftgelenk. Frontalschnitt
i Zur Information
Der Femurkopf ist konzentrisch in das Azetabulum
Im Sprachgebrauch werden unter Hüfte (Coxa) das Hüftgelenk
(Articulatio coxae) und die auf das Hüftgelenk wirkende Mus- eingepasst. Die artikulierende Gelenkfläche ist jedoch
kulatur verstanden, innere und äußere Hüftmuskeln, sowie die allein die knorpelbedeckte Facies lunata. Hier erfolgt
Adduktorengruppe. Hinzu kommen zweigelenkige Muskeln, die Kraftübertragung. Das Lig. capitis femoris
die gleichzeitig das Kniegelenk bewegen. Sie gehören zu (7 S. 517), das zur Incisura acetabuli zieht, leitet – zu-
den Oberschenkelmuskeln (7 S. 543).
mindest in der Jugend – Blutgefäße zum Oberschenkel-
kopf (R. acetabularis aus der A. circumflexa femoris me-
12 dialis und A. obturatoria), hat aber keine Haltefunktion.
Hüftgelenk Das Hüftgelenk ist ein Nussgelenk, eine Sonderform
des Kugelgelenks (7 S. 164). Der Drehpunkt liegt im
Wichtig | | Zentrum des Caput femoris.
Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk mit einge-
schränkter Beweglichkeit. Gelenkkapsel und Gelenkbänder (. Abb. 12.46, . Tabelle
12.18). Die Gelenkkapsel entspringt am Pfannenrand.
Am Femur ist sie vorn an der Linea intertrochanterica,
Das Hüftgelenk (Articulatio coxae) dient der Bewegung hinten etwa 1,5 cm proximal von der Crista intertro-
der unteren Extremität gegenüber dem Rumpf. Beim chanterica am Schenkelhals befestigt (. Abb. 12.37).
Gehen und Stehen trägt das Hüftgelenk des Standbeins Die Epiphysenfuge liegt also intrakapsulär, wichtig z. B.
die ganze Körperlast (7 S. 563). Das Hüftgelenk ist tief bei der Behandlung einer jugendlichen Hüftkopf-Epi-
in Weichteile eingebettet und dadurch einer Inspektion physenlösung und beim Morbus Perthes (spontane
unzugänglich. aseptische Osteonekrose des Hüftkopfes).
Gelenkkörper (. Abb. 12.45). Er besteht aus dem ku- Bänder des Hüftgelenks (. Abb. 12.46, . Tabelle 12.18):
gelförmigen Caput femoris als Gelenkkopf und dem 4 Lig. iliofemorale
Azetabulum mit dem Lig. transversum acetabuli als Ge- 4 Lig. ischiofemorale
lenkpfanne. Ergänzt wird das Azetabulum durch eine 4 Lig. pubofemorale
ringförmige Gelenklippe aus Faserknorpel (Labrum Sie sind die widerstandsfähigsten Bänder des Kör-
acetabuli). Dadurch liegt mehr als die Hälfte des Ober- pers. Sie entspringen an den durch die Namen gekenn-
schenkelkopfes innerhalb der Pfanne. zeichneten Anteilen des Os coxae (Os ilium, Os ischii,
a12.3 · Untere Extremität
527 12
deutlichen, gleichsinnigen Spirale. Sie wird vor allem
bei der Streckung (Retroversion) im Hüftgelenk wirk-
sam. Je ausgedehnter das Bein retrovertiert wird, desto
stärker presst die Bänderschraube den Oberschenkel-
kopf in das Azetabulum. Zusammengehalten werden
die Bänder durch die ringförmig um den Schenkelhals
gelegene Zona orbicularis, mit der sie fest verwachsen
sind (Einzelheiten . Tabelle 12.18).
Schwache Stellen der Gelenkkapsel liegen zwischen
Lig. pubofemorale und Lig. iliofemorale. Hier liegt der
Kapselwand die der Sehne des M. iliopsoas unterlagerte
Bursa iliopectinea an, die an dieser Stelle gelegentlich
mit dem Gelenkraum kommuniziert.
Os pubis) und befestigen sich an der Linea intertro- Bewegungen im Hüftgelenk Grundlagen: Bewegun-
chanterica des Femurs. Die Bänder sind in die Gelenk- gen. Sie werden vor allem vom Bandapparat geführt,
kapsel eingewebt: Ligg. iliofemorale et pubofemorale aber auch eingeschränkt. Möglich sind folgende Bewe-
in die Kapselvorderseite, das Lig. ischiofemorale in die gungen:
Kapselhinterseite. Die Bänder umfassen Femurkopf 4 Ante- und Retroversion, auch als Beugung (Flexion)
und -hals (. Abb. 12.46) in einer mehr oder weniger und Streckung (Extension) des Beins bezeichnet. Sie
Lig. ilio- Spina iliaca anterior fächerförmig mit ver- Linea intertrochanterica, verhindert die Über-
femorale inferior stärkten Flanken; Pars Trochanter major, Zone streckung bzw. das
medialis et lateralis orbicularis Zurückkippen des Be-
(umgekehrtes »V«), ckens über 10–158 hi-
schraubenförmiger naus; der starke laterale
Verlauf Teil hemmt Außenrota-
tion und Adduktion,
der mediale Teil die
übermäßige Innen-
rotation
Lig. ischio- Corpus ossis ischii schraubenförmig dorsal seitlich oben an der verstärkt die dorsale
femorale und kranial um Caput Linea intertrochanterica, Kapselwand, hemmt
et Collum femoris Fossa trochanterica, Innenrotation und Beu-
Zona orbicularis gung sowie gering-
fügig die Adduktion
Lig. pubo- Ramus superior ossis ventromedial Zona orbicularis, unten verstärkt die mediale
femorale pubis medial an der Linea Kapselwand, hemmt
intertrochanterica und eine zu ausgedehnte
dem Trochanter minor Abduktion und Außen-
rotation
Zona orbi- Bindegewebsfasern, zirkulär die Gelenk- in sich geschlossener hält den Kopf in der
cularis die aus den drei erst- kapsel verstärkend um Faserring Pfanne; ist mit der Ge-
genannten Bändern Schenkelhals und -kopf lenkkapsel verwachsen
12 abzweigen
Lig. capitis Rand der Incisura läuft intraartikulär, Fovea capitis femoris enthält den R. acetabu-
femoris acetabuli, Lig. trans- Anfangsteil eingebettet laris aus der A. oburato-
versum acetabuli in das Fett- u. Binde- ria; angespannt nur
gewebe der Fossa bei extremer Adduktion
acetabuli und Außenrotation
Lig. trans- Rand der Incisura in der Incisura Rand der Incisura verschließt die Incisura
versum acetabuli acetabuli acetabuli acetabuli bis auf
acetabuli Lücken für Gefäße;
Mitbeteiligung an der
Gelenkfläche
Labrum Rand von Acetabulum kreisförmig, mit der – vergrößert als Faser-
acetabuli und Lig. transversum Gelenkkapsel größten- knorpelring die
acetabuli teils nicht verwachsen Gelenkfläche
a12.3 · Untere Extremität
529 12
erfolgt um eine Transversalachse (. Abb. 12.47). Im Als Bewegungskombination ergibt sich eine Zirkum-
Stand, also bei festgestelltem Femur, kann um diese duktion, die eine Ellipse beschreibt. Durch Training
Achse der Rumpf nach vorne und hinten gebeugt lässt sich der physiologische Bewegungsumfang be-
werden, z. B. um etwas vom Boden aufzuheben. trächtlich erweitern (Artisten).
Die Anteversion entspricht der Fortbewegungsrichtung.
Sie ist lediglich durch Weichteile (bei gebeugtem Knie) > Klinischer Hinweis
oder bei passiver Insuffizienz der dorsal gelegenen Mus- Hüftgelenkserkrankungen sind häufig. Sie treten in allen Le-
bensphasen auf. Beispiele sind
keln (bei gestrecktem Knie) eingeschränkt. 4 Luxatio congenita (angeborene Hüftgelenksluxation): die
Bei der Retroversion sind dagegen alle drei Bänder Gelenkpfanne ist unzureichend tief, sodass das Caput fe-
durch Spiralisierung gespannt. Sie wickeln sich um moris heraustritt
den Femurhals, besonders der vordere Anteil des Lig. 4 Hüftgelenksdysplasien im Wachstumsalter durch Störun-
iliofemorale, der fast vertikal verläuft. Die Bänder ver- gen im Gestaltwandel des Hüftgelenks
4 schmerzhafte Koxarthrosen mit Bewegungseinschränkun-
hindern eine Überstreckung im Hüftgelenk und damit gen als degenerative Erkrankung im späteren Lebens-
im Stehen ein Kippen des Beckens nach hinten. alter, z. B. durch pathologische Überbeanspruchungen
4 Adduktion und Abduktion um eine Sagittalachse. nach Frakturen, Entzündungen u. a.; dabei kann es zu un-
Um diese Achse kann außerdem auf der Seite des regelmäßigen Druckverteilungen im Gelenk mit Knorpel-
Standbeins in geringen Umfang eine Seitneigung verschleiß, Nekrosen und Verlagerungen des Hüftgelenks
kommen. Der Behandlung dienen Hüftgelenkendoprothe-
des Rumpfes erfolgen. sen, bei der eine Schale als künstliche Pfanne im Acetabu-
lum verankert und ein künstlicher Hüftkopf mit einem
Einzelheiten zu Adduktion und Abduktion Stiel im proximalen Femurende fixiert werden
Bei Adduktion wird der obere horizontale Anteil des Lig. ilio-
femorale deutlich, der mittlere und untere Anteil gering ange-
spannt; das Lig. pubofemorale ist entspannt. Bei Abduktion Hüftmuskulatur und Adduktoren
spannt sich umgekehrt das Lig. pubofemorale an, das Lig. ilio-
femorale entspannt sich. Das Lig. ischiofemorale wird durch Wichtig | |
Adduktion entspannt, durch Abduktion gespannt. Dadurch
sind die Abduktion vor allem durch das Lig. pubofemorale
Auf das Hüftgelenk wirken Muskeln, die an Be-
und die Adduktion, z. B. beim Überkreuzen der Beine, durch cken oder Wirbelsäule entspringen und mit we-
den lateralen Anteil des Lig. iliofemorale und durch das Lig. nigen Ausnahmen am proximalen Ende des Fe-
ischiofemorale begrenzt. murs ansetzen. Hinzu kommen zweigelenkige
Oberschenkelmuskeln, die jedoch am Hüftgelenk
4 Innen- und Außenrotation um eine Vertikalachse. den kürzeren Hebelarm haben.
Die Achse geht senkrecht durch den Mittelpunkt
des Femurkopfes und die Eminentia intercondylaris Hüftmuskeln und Adduktoren stabilisieren das Hüftge-
des Schienbeinkopfes. Sie ist identisch mit der Trag- lenk und bewegen es. Sie bewirken aber auch bei festste-
linie des Beins (. Abb. 12.47). hendem Bein Stellungsänderungen des Beckens und da-
Bei der Innenrotation sind das Lig. ischiofemorale mit Haltungsänderungen des Rumpfes.
und der mediale Anteil des Lig. iliofemorale gespannt. Die Funktion der einzelnen Muskeln hängt von ihrer
Bei der Außenrotation ist es umgekehrt. Lage zu den drei Hauptbewegungsachsen des Hüftge-
Ausmaße von Rotations- und Abduktionsbewegun- lenks ab:
gen erweitern sich bei gebeugtem Hüftgelenk. Das Lig. 4 vor der Transversalachse gelegene Muskeln beugen
iliofemorale ist dann entspannt und die Beine können im Hüftgelenk (antevertieren das Bein)
bis 1808 gespreizt werden. 4 dorsal von der Transversalachse gelegene Muskeln
strecken (retrovertieren) das Bein
Der Bewegungsumfang im Hüftgelenk beträgt nach der 4 lateral von der Sagittalachse gelegene Muskeln abdu-
Neutral-Null-Methode (7 S. 165): zieren
4 Strecken-Beugen 108–08–1308 4 medial von der Sagittalachse gelegene Muskeln ad-
4 Abduktion-Adduktion 408–08–308 duzieren das Bein
4 Außenrotation-Innenrotation 508–08–408 4 vor der Rotationsachse gelegene Muskeln drehen das
Bein nach innen
530 Kapitel 12 · Extremitäten
4 hinter der Rotationsachse gelegene Muskeln drehen Einzelheiten zu den inneren Hüftmuskeln
nach außen Der M. iliopsoas zieht unter dem Leistenband durch die Lacuna
Die Funktion der einzelnen Muskeln hängt von der musculorum (. Abb. 12.48). Danach liegt er vor dem Hüftge-
Ausgangsstellung des Beins ab. Dadurch wirken sie sehr lenk und dessen Transversalachse. Er ist (mit dem M. rectus
femoris) der effizienteste Beuger, da die langfaserige Psoas-
unterschiedlich. Hinzu kommt, dass innerhalb eines
komponente mit großer Hubhöhe gemeinsam mit der breitflä-
Muskels Teile antagonistisch wirken können.
chigen Iliakuskomponente mit ihrem großen physiologischen
Querschnitt einen optimalen Wirkungsgrad ermöglicht. Ist
Nach topographischen Gesichtspunkten lassen sich un-
das Bein so eingestellt, dass die Fußspitze nach vorne gerichtet
terscheiden:
ist (die Füße also parallel stehen), dann verläuft die wirksame
4 innere Hüftmuskeln: Ursprung an der Wirbelsäule, Endstrecke zu dem dorsal gelegenen Trochanter minor, dreht
vor allem aber an der inneren Beckenwand bei Kontraktion diesen nach vorne und rotiert das Bein nach
4 äußere Hüftmuskeln: Ursprung an der äußeren Be- außen. In Normalstellung läuft die wirksame Endstrecke dage-
ckenwand gen lateral von der Rotationsachse. Infolgedessen kann aus die-
4 mediale Muskeln (Adduktoren): Ursprung am Kno- ser Ausgangsstellung das Bein nach innen rotiert werden. Da
chenrahmen des Foramen obturatum der M. psoas an der Wirbelsäule entspringt, wirkt er auf der
Seite des Standbeins auf die Lendenwirbelsäule im Sinne einer
Innere Hüftmuskeln (. Tabelle 12.19): Lateral-Ventral-Flexion. – Die Bursa iliopectinea (7 S. 527)
4 M. iliopsoas (. Abb. 12.48) mit seinen Anteilen, die ermöglicht ein reibungsloses Gleiten des Muskels auf dem Lig.
unterhalb des Leistenbandes vereinigt sind: iliofemorale und über dem knöchernen Beckenrand.
– M. iliacus Faszien des M. iliopsoas. Sie sind im distalen Abschnitt des
– M. psoas major M. psoas besonders derb, über dem M. iliacus (Fascia iliaca)
hingegen dünn. Die Fascia iliopsoas beteiligt sich am Aufbau
– M. psoas minor
des Arcus iliopectineus zur Abgrenzung der Lacuna musculo-
4 M. piriformis
rum von der Lacuna vasorum.
4 M. obturatorius internus
12
innere Hüftmuskeln
M. psoas ventrale Schicht: 12. Trochanter minor Lateralflexion der LWS, Plexus lumbalis
major BWK und 1.–4. LWK Beugung im Hüftgelenk, (N. femoralis)
mit zugehörigen Zwi- Innenrotation aus Normal-
schenwirbelscheiben stellung, sonst Außenrotation
dorsale Schicht: Pro-
cessus costales d. LW
M. psoas 12. BWK und 1. LWK Fascia iliaca, Arcus Lateralflexion der Wirbelsäule Plexus lumbalis
minor (in- iliopectineus
konstant)
M. iliacus Fossa iliaca Trochanter minor Beugung und Rotation im Plexus lumbalis
Hüftgelenk; Innenrotation (N. femoralis)
aus Normalstellung, sonst
Außenrotation, Abduktion
M. piri- Facies pelvica des Os Spitze des Trochanter Abduktion, Außenrotation Plexus sacralis
formis sacrum major (N. piriformis)
äußere Hüftmuskeln
M. gluteus zwischen Linea glutea innen an der Spitze wie M. gluteus medius N. gluteus
minimus anterior et inferior des Trochanter major superior
M. tensor Spina iliaca anterior Tractus iliotibialis Beugung und Innenrotation N. gluteus
fasciae superior im Hüftgelenk, spannt die superior
latae Fascia lata
532 Kapitel 12 · Extremitäten
M. adductor Corpus ossis pubis, Labium mediale der Linea Adduktion, Außenrotation N. obturatorius
longus Symphysis pubica aspera des mittleren und je nach Ausgangs-
Femurdrittels stellung Beugung und
Innenrotation
M. gracilis Ramus inferior ossis mittels Pes anserinus Hüftgelenk: Adduktion N. obturatorius
pubis am Condylus medialis
Kniegelenk: Beugung
der Tibia
und Innenrotation
M. adductor Ramus inferior ossis Labium mediale der Linea Adduktion, Außenrotation N. obturatorius
brevis pubis aspera des oberen Femur-
drittels
M. adductor Ramus ossis ischii, Labium mediale der Linea Adduktion, Außenrotation, N. obturatorius
magnus Ramus inferior ossis aspera des oberen und Innenrotation des nach und N. tibialis
pubis, Tuber mittleren Femurdrittels, außen rotierten Beins (über oder N.-tibialis-
ischiadicum Epicondylus medialis des Septum intermusculare Anteil des N.
Femurs und Septum vastoadductorium, Epicondy- ischiadicus (Dop-
intermusculare vasto- lus medialis), Streckung pelinnervation)
adductorium
534 Kapitel 12 · Extremitäten
an der Rückseite des Femurs an. Der M. adductor lon- lenks unterschiedlich an Flexion, Extension und Rotati-
gus liegt oberflächlich und der M. adductor magnus on des Beins (vgl. . Tabelle 12.21). Schließlich wirken
am weitesten hinten (. Abb. 12.47). Dazwischen schie- sie einer Verbiegung des Femurschaftes nach außen ent-
ben sich die anderen Adduktoren. M. pectineus, M. ad- gegen.
ductor longus und M. gracilis bilden die Hinterwand
des Trigonum femorale (7 S. 576). Ferner sind die Ad-
duktoren am Aufbau von Canalis adductorius und Hia- i Zur Information
12 tus adductorius beteiligt (7 unten).
Wichtiger als die Wirkung der einzelnen Adduktoren ist deren
Zusammenwirken, z. T. mit Oberschenkelmuskeln (. Tabelle
12.21).
> Klinischer Hinweis
Bei starkem Spreizen der Beine ist die Ursprungssehne des
M. adductor longus von medial her tastbar. Canalis adductorius (Adduktorenkanal), Hiatus adducto-
rius (Adduktorenschlitz). M. adductor longus, M. ad-
Adduktoren stabilisieren die Lage des Beckens und be- ductor magnus und M. vastus medialis begrenzen den
teiligen sich an der Aufrechterhaltung des Körpergleich- Canalis adductorius mit seinen Leitungsbahnen (7 S.
gewichts. So verhindern sie beim Stand auf beiden Bei- 577). Die vordere Wand des Kanals wird von einer bin-
nen das Kippen des Beckens nach vorne, beim Stand auf degewebigen Membran gebildet, die sich zwischen M.
einem Bein das Kippen zur Spielbeinseite. Ferner halten vastus medialis und M. adductor magnus ausspannt
die Adduktoren die Beine zusammen und verhindern, (Septum intermusculare vastoadductorium). Die distale
dass das Spielbein beim Aufsetzen auf den Boden nach Öffnung des Canalis adductorius ist der Hiatus adducto-
außen rutscht. Darüber hinaus beteiligen sich die ein- rius. Er befindet sich zwischen den beiden Anteilen der
zelnen Muskeln je nach Bewegungsablauf und Lage Endsehne des M. adductor magnus und dem Femur. Der
zur Longitudinal- bzw. Transversalachse des Hüftge- Hiatus adductorius führt in die Kniekehle.
a12.3 · Untere Extremität
535 12
. Tabelle 12.21. Muskelwirkung auf das Hüftgelenk aus der Normalstellung. Muskeln mit hohem Drehmoment stehen jeweils
am Anfang
* Funktion stellungsabhängig
536 Kapitel 12 · Extremitäten
Kernaussagen |
5 Zweigelenkige Oberschenkelmuskeln wirken
auf Hüft- und Kniegelenk oder auf Knie- und
oberes Sprunggelenk. Eingelenkige Ober-
schenkelmuskeln wirken lediglich auf das
Kniegelenk.
5 Im Kniegelenk artikulieren Femurkondylen
und die Kondylen des Tibiakopfes.
5 Zum Ausgleich unregelmäßiger (inkongruen-
ter) Gelenkflächen dienen zwei intraartikulä-
re halbrunde Menisci.
. Abb. 12.50. Beinachsen. Schwarz Oberschenkelschaftachse;
rot Traglinie (Rotationsachse, in der Orthopädie Mikulicz-Linie)
a12.3 · Untere Extremität
537 12
Der Oberschenkel gleicht einem nach distal gerichteten
Kegel. Seine Basis ist dorsal die Gesäßfalte (Sulcus glu-
tealis), die jedoch nicht dem unteren Rand des M. glu-
teus maximus entspricht, sondern ihn überquert. Auf
der Vorderseite liegt die Grenze zwischen Unterbauch
und Oberschenkel im Sulcus inguinalis. Der Oberschen-
kel beherbergt vor allem die Muskulatur für das Kniege-
lenk und ist ein Durchgangsgebiet für Leitungsbahnen.
Auf seiner Oberfläche (Regio femoris anterior und pos-
terior) zeichnen sich deutlich Muskel- und Sehnenfelder
ab. Seine Innenseite ist durch die Adduktoren leicht ein-
gezogen.
. Abb. 12.51 a–c. Traglinie des Beins. a Normal, b bei Genu val-
gum; c bei Genu varum. Die Traglinie ist mit der mechanischen
Achse = Rotationsachse des Beins identisch. Um die Rotationsach-
se erfolgt die Drehung des Beins im Hüftgelenk. (Nach Frick et al.
1980) Kniegelenk
Wichtig | |
richteten Füßen berühren sich die medialen Femurkon- Das Kniegelenk ist das größte und verletzungs-
dylen. empfindlichste Gelenk des Körpers. Es lässt
Beim X-Bein liegt die Mitte des Kniegelenks medial Beugung und Streckung sowie bei gebeugtem
der Traglinie (Genu valgum) (. Abb. 12.51 b); das Knie Knie begrenzte Innen- und Außenrotation zu.
ist nach innen gebogen. So stehen die Beine nach dem 2.
Lebensjahr, hervorgerufen durch die Stellungsänderung Im Kniegelenk (Articulatio genu) artikulieren Femur,
in der Hüfte während des Wachstums (7 S. 519). Zwi- Tibia und Patella. Im Normalfall bilden die Längsachsen
schenzeitlich, in einer Übergangsphase, stehen die Bei- des Femur- und Tibiaschaftes bei gestrecktem Bein ei-
ne gerade. Endgültig wird die Geradestellung der Beine nen Winkel von 1748 (wegen der Schrägstellung des Fe-
im 2. Lebensjahrzehnt erreicht. murschaftes). Wichtig ist, dass die Traglinie des Beins –
Beim O-Bein liegt die Mitte des Kniegelenks lateral Verbindungslinie zwischen dem Zentrum des Caput fe-
der Traglinie (Genu varum) (. Abb. 12.51 c); das Bein moris und Mitte des Kalkaneus – senkrecht durch die
ist nach außen gebogen. Diese Abweichung steht mit Mitte des Kniegelenks verläuft, da so der Druck im
der Stellung des Collum femoris in Zusammenhang Kniegelenk gleichmäßig verteilt wird.
(7 S. 518). Sie ist für das Neugeborene charakteristisch.
> Klinischer Hinweis
> Klinischer Hinweis Achsenfehlstellungen führen zu asymmetrischer Druckvertei-
Bei gestörtem Wachstum, z. B. bei Rachitis oder nach Verlet- lung im Kniegelenk und dadurch zu Gonarthrosen. Asym-
zungen, können sowohl Genu varum als auch Genu valgum metrische Gonarthrosen können Achsenabweichungen her-
lebenslang erhalten bleiben. Beim Erwachsenen können O- vorrufen und damit die Gonarthrose verstärken, ein häufiger,
oder X-Bein Folge von Frakturen oder Arthrosen sein. schmerzhafter Circulus vitiosus.
538 Kapitel 12 · Extremitäten
Das Kniegelenk unterteilt sich bei gemeinsamer Gelenk- Der Meniscus lateralis gleicht einem Dreiviertelring.
kapsel in: Seine medialen Befestigungen liegen nahe beieinander.
4 tibiofemuraler Anteil Eine Bandbefestigung fehlt. Der laterale Meniskus ist
4 patellofemuraler Anteil beweglicher als der mediale und kann Belastungen
leichter ausweichen (. Abb. 12.52 b).
Tibiofemuraler Anteil (Kniegelenk im engeren Sinne).
Kennzeichnend sind ein lateraler und ein medialer Me- > Klinischer Hinweis
Meniskusverletzungen sind häufig, vor allem durch eine zu
niskus (Meniscus lateralis, Meniscus medialis) (. Abb.
starke Drehbewegung nach innen unter Belastung, z. B. beim
12.52 a). Sie umfassen beiderseits halbmondförmig die Fußball, Skilaufen. Bei einem Abriss von Teilen, besonders des
Gelenkflächen und vergrößern dadurch die Kontaktflä- medialen Meniskus, kommt es zu einer federnden Bewe-
che zwischen den stark gekrümmten Femurkondylen gungssperre im Kniegelenk in leichter Beugestellung.
und der flachen Gelenkpfanne des Tibiakopfes. Im
Querschnitt sind die Menisken keilförmig. Sie bestehen Gelenkkapsel. Sie lässt die Epikondylen extrakapsulär.
aus Faserknorpel und sind (nur) an ihrem äußeren Kennzeichnend ist eine bemerkenswerte Oberflächen-
Rand mit der Membrana synovialis der Gelenkkapsel vergrößerung ihrer Membrana synovialis. Sie dient ei-
verwachsen. Von hier aus werden sie mit Nährstoffen nem verbesserten Stoffaustausch mit der Synovia und
versorgt. Zusätzlich ist der hintere Anteil des medialen füllt bei Bewegungen die unterschiedlich weiten Gelenk-
Meniskus mit dem medialen Kreuzband verwachsen. räume. Es handelt sich um Faltenbildungen: Plicae ala-
Untereinander sind die Menisken durch ein Lig. trans- res – sie ragen vorne seitlich in den Raum zwischen den
versum genus verbunden. Insgesamt sind die Menisken beiden Kondylen – und die dünne in der Medialebene
verschieblich und fungieren als transportable Gelenkflä- gelegene Plica synovialis infrapatellaris. Sie liegen über
chen. Sie fangen unter Normalbedingungen 30–35% der einem Fettkörper, der sich zwischen Membrana fibrosa
Druckbelastung im Kniegelenk auf. und Membrana synovialis der Gelenkkapsel befindet
Der Meniscus medialis sieht in der Aufsicht (Corpus adiposum infrapatellare).
C-förmig aus. Sein vorderer Anteil ist dünner als sein
hinterer und dadurch leichter verletzlich (Abriss mög- Recessus. Die Gelenkhöhle hat Aussackungen:
lich). Der Meniscus medialis ist mit dem medialen Kol- 4 Recessus superior (Recessus oder Bursa suprapatel-
12 lateralband verwachsen. Außerdem ist er im Bereich der laris); er liegt oberhalb der Kniescheibe zwischen
Area intercondylaris anterior und posterior befestigt Quadrizepssehne und Femur; in Streckstellung ragt
und dadurch nur wenig verschieblich. er meist 5–6 cm über die Basis der Patella hinaus
. Abb. 12.52 a, b. Facies articularis superior der rechten Tibia. se. b Verschiebungen des lateralen Meniskus bei Rotationsbewe-
a Menisken angedeutet. Rot und schwarz umrandet Befestigungs- gungen im Kniegelenk
stellen der Kreuzbänder; Punkt im Kreis markiert die Rotationsach-
a12.3 · Untere Extremität
539 12
4 Recessus subpopliteus; er ist klein und befindet sich Gelenkbänder (. Abb. 12.53) sichern die Gelenkfunk-
an der Rückseite des Kniegelenks, er steht mit der tion. Es bestehen:
Bursa musculi poplitei in Verbindung und kann 4 Außenbänder
auch mit der Articulatio tibiofibularis (7 unten) 4 Binnenbänder
kommunizieren.
Außenbänder. Sie liegen außerhalb der Gelenkkapsel:
Patellofemuraler Gelenkanteil. Er befindet sich zwischen 4 Lig. collaterale tibiale zwischen Epicondylus media-
Patella und Femurkondylen. Die Patella ist in die Memb- lis (femoris) und Condylus medialis (tibiae). Die Be-
rana fibrosa der Gelenkkapsel eingelagert und liegt festigungsstelle am Femur liegt oberhalb und hinter
gleichzeitig als Sesambein in der Sehne des M. quadri- dem Krümmungsmittelpunkt des Gelenks. Von dort
ceps femoris und deren Fortsetzung, dem Lig. patellae. verläuft es schräg nach vorne unten. Das Band ist
Bei Bewegungen im Kniegelenk gleiten die Femurkon- breit und mit der Gelenkkapsel sowie dem Meniscus
dylen bis zu 10 cm an der Patella vorbei. Dabei steigert medialis verwachsen. Es hat einen vorderen und hin-
sich bei Beugung der Druck der Patella auf das Gelenk, teren Anteil.
sodass nach langem Sitzen Gelenkschmerzen auftreten 4 Lig. collaterale fibulare. Es verbindet Epicondylus la-
können (Patellarsyndrom). Bei gestrecktem Knie liegt teralis und Caput fibulae. Das Band hat einen run-
die Patella auf dem Recessus suprapatellaris und lässt den Querschnitt und ist nicht mit der Gelenkkapsel
sich verschieben. verwachsen.
Beide Bänder gemeinsam verhindern eine Ab- und
> Klinischer Hinweis Adduktion im Kniegelenk. Außerdem sind sie in Streck-
Zum »Tanzen« der Patella, d. h. zur lateralen Verschieblichkeit stellung gespannt. Bei gebeugtem Knie ist nur die hin-
der Patella auf Fingerdruck bei gestrecktem Knie, kommt es tere Portion des medialen Kollateralbandes gespannt.
bei vermehrter Flüssigkeit im Kniegelenk. Zu Luxationen der
Dadurch ist bei Beugung eine begrenzte Außenrotation
Patella kommt es häufiger beim X-Bein. Die Patella verschiebt
sich nach lateral. möglich.
. Abb. 12.53 a, b. Bänder des Kniegelenks. a Ansicht von vorne; b Ansicht von hinten
540 Kapitel 12 · Extremitäten
> Klinischer Hinweis Verlaufsrichtung ist ähnlich wie die des Lig. crucia-
Sind die Kollateralbänder (häufiger das mediale als das latera- tum anterius (7 unten).
le) gerissen (Sportverletzungen), dann lässt sich bei gestreck- 4 Lig. popliteum arcuatum. Das Band überbrückt bo-
tem Kniegelenk der Unterschenkel schmerzhaft gegen den genförmig den M. popliteus. Es verstärkt ebenfalls
Oberschenkel zur unverletzten Seite hin ad- oder abduzieren.
Bei einem unbehandelten Kollateralbandschaden kommt es
die rückseitige Kapselwand.
zum »Wackelknie«.
Binnenbänder (. Abb. 12.53, 12.54). Sie befinden sich in-
4 Lig. patellae von der Patella zur Tuberositas tibiae. nerhalb der Gelenkkapsel, aber außerhalb der von der
4 Retinaculum patellae mediale und Retinaculum pa- Membrana synovialis ausgekleideten Gelenkhöhle. Es
tellae laterale liegen beiderseits der Patella und handelt sich um die Kreuzbänder (Ligg. cruciata genus).
strahlen in das Periost des Tibiakopfes ein. Sie ver- 4 Lig. cruciatum anterius. Das vordere Kreuzband zieht
stärken die Kniegelenkkapsel und werden als Reser- von der medialen Fläche des Condylus lateralis
vestreckapparat bezeichnet, da bei quer gebrochener (. Abb. 12.53) zur Area intercondylaris anterior
Patella das Kniegelenk noch (in sehr geringem Um- der Tibia (Verlaufsrichtung gleich den Mm. inter-
fang) gestreckt werden kann. costales externi). Der vordere mediale Teil des Ban-
4 Lig. popliteum obliquum. Das Band ist eine Abspal- des spannt sich bei Streckung und Innenrotation
tung der Sehne des M. semimembranosus (7 S. 545). (. Abb. 12.54 a), der hintere laterale bei Beugung
Es verstärkt die Rückseite der Kapselwand. Seine im Kniegelenk (. Abb. 12.54 b).
12
. Abb. 12.54 a–d. Bänder des rechten Kniegelenks bei Streckung Teil des Lig. cruciatum laterale und der mediale Teil des Lig. cru-
und Beugung. a, b Ansicht von vorne. Rot die in der jeweiligen ciatum posterius. c, d Veranschaulichung der Gleitbewegungen
Stellung gespannten Bänder bzw. Bandanteile. c, d Ansicht von la- der Patella auf den Femurkondylen und die Verschiebung des Me-
teral. a Streckstellung: gespannt sind die beiden Kollateralbänder, niscus lateralis bei Beugung des Kniegelenks. (Nach v. Lanz u.
der vordere mediale Teil des Lig. cruciatum laterale und des Lig. Wachsmuth 1972)
cruciatum posterius. b Beugestellung: gespannt sind der laterale
a12.3 · Untere Extremität
541 12
4 Lig. cruciatum posterius. Das hintere Kreuzband 4 Lig. meniscofemorale anterius (inkonstant) von der
nimmt einen entgegengesetzten Verlauf: von der la- Rückseite des Meniscus lateralis zum vorderen
teralen Fläche des Condylus medialis zur Area inter- Kreuzband.
condylaris posterior. Der hintere mediale Teil des 4 Lig. meniscofemorale posterius dorsal vom Meniscus
Bandes spannt sich bei maximaler Beugung und ex- lateralis zur Innenfläche des Condylus medialis (fe-
tremer Streckung. Beide Teile des hinteren Kreuz- moris).
bandes stehen bei Innenrotation unter Spannung
(. Abb. 12.54 a, b). Bursae. In der Umgebung des Kniegelenks kommen bis
zu 30 Bursen vor. Einige sind von klinischer Bedeutung:
Die Kreuzbänder dienen dem Zusammenhalt der Ge- 4 Bursa (Recessus) suprapatellaris kommuniziert mit
lenkkörper. Sie verhindern das Abgleiten der Ober- dem Kniegelenk (7 oben)
schenkelkondylen von den flachen Gelenkpfannen des 4 Bursae prae- und infrapatellares, sowohl im sub-
Schienbeinkopfes. Bei Außenrotation haben sie die Ten- kutanen Bindegewebe als auch in tieferen Schichten
denz, sich voneinander abzuwickeln. Bei Innenrotation 4 Bursa subcutanea tuberositatis tibiae unter der Haut
wickeln sie sich umeinander und begrenzen dadurch vor der Tuberositas tibiae
diese Bewegung. Neben mechanischen Funktionen ha- 4 Bursae musculi poplitei unter dem Muskel in Verbin-
ben die Kreuzbänder wichtige Sinnesfunktionen (Pro- dung mit der Gelenkhöhle (7 oben)
priozeption). 4 Bursae subtendineae musculi gastrocnemii medialis
et lateralis zwischen Gelenkkapsel und den beiden
> Klinischer Hinweis Köpfen des M. gastrocnemius
Bei Verletzungen der Kreuzbänder (Dehnung, Riss) kann bei
rechtwinklig gebeugtem Knie der Unterschenkel in dorso- Gelenksicherung (. Abb. 12.55). In Streckstellung ist
ventraler Richtung passiv verschoben werden (Schubladen- das Kniegelenk gesichert durch
phänomen). 4 ventral: Quadrizepsgruppe mit Patella und Lig. pa-
4 Lig. transversum genus. Das Band verbindet vorne tellae
den medialen mit dem lateralen Meniskus (7 oben). 4 dorsal: Lig. popliteum obliquum et arcuatum, Caput
mediale und laterale des M. gastrocnemius, M. pop-
liteus
Bewegung Muskel
Extensoren
M. sartorius Spina iliaca anterior Pes anserinus, Hüftgelenk: Beugung, Au- N. femoralis
superior Condylus medialis ßenrotation und Abduktion
der Tibia, proximaler Kniegelenk: in Abhängig-
Teil der medialen keit von der Stellung/
Tibiafläche Beugung und Innenrotation
Flexoren
M. biceps femoris
Caput longum Tuber ischiadicum Caput fibulae Hüftgelenk: Streckung, N. tibialis oder
(zweigelenkig) Außenrotation, Adduktion N. tibialis-Anteil
Kniegelenk: Beugung, des N. ischiadicus
Außenrotation
Caput breve Labium laterale der Caput fibulae Kniegelenk: Beugung, N. fibularis
(eingelenkig) Linea aspera des Außenrotation communis oder
mittleren Femur- N.-peroneus-Anteil
drittels des N. ischiadicus
M. semi- Tuber ischiadicum mittels des Pes anseri- Hüftgelenk: Streckung, N. tibialis
tendinosus nus am Condylus me- Adduktion
dialis der Tibia Kniegelenk: Beugung,
Innenrotation
a12.3 · Untere Extremität
545 12
. Tabelle 12.23 (Fortsetzung)
i Zur Information Hiatus saphenus. In der Fascia lata liegt knapp unter-
Zwischen vorderer und hinterer Muskelgruppe des Ober- halb des Leistenbandes eine große Öffnung für V. saphe-
schenkels schiebt sich von der Seite her die Adduktorengrup- na magna, Lymphgefäße und kleine Nerven. Der laterale
pe ein. Sie ist von der vorderen Gruppe durch das Septum in- Rand des Hiatus ist durch Kollagenfaserzüge scharf be-
termusculare mediale, von der hinteren Gruppe durch eine
grenzt (Margo falciformis). An der Oberfläche ist der
Schicht lockeren Bindegewebes getrennt. Die Adduktoren
gehören zu den Muskeln des Hüftgelenks (7 S. 533). Hiatus saphenus durch eine dünne durchlöcherte Bin-
degewebsplatte (Fascia cribrosa) verschlossen.
Faszien des Oberschenkels
Die Oberschenkelmuskulatur ist von der derben Fascia > In Kürze
lata umgeben, die an Leistenband und Labium exter- Das Kniegelenk ist das größte und störanfälligste
num der Crista iliaca befestigt ist. Distal heftet sie an Gelenk des Körpers. Es ist vor allem durch Kreuz-
Condylus lateralis femoris, Patella und Caput fibulae bänder (Ligg. cruciata anterius et posterius) und
an und setzt sich in die Fascia cruris fort. Von der Fascia Kollateralbänder (Ligg. collateralia tibiale et fibu-
lata ziehen die Septa intermuscularia femoris laterale, lare), aber auch durch die Sehnen der Ober-
mediale und posterius in die Tiefe, wo sie entlang der schenkelmuskulatur gesichert. Alle sind bei ge-
Linea aspera ansetzen. strecktem Knie, also beim Stehen, gespannt.
Die Faszien unterteilen den Oberschenkel in ge- Die Sicherung lässt bei Beugung nach. Neben
trennte Kammern. Während die vordere Kammer für Beugung und Streckung sind weitere Bewegun-
die Extensoren weitgehend abgeschlossen ist, stehen gen möglich: begrenzte Außenrotation, stark ein-
die hintere Kammer (mit den Flexoren) durch das Fora- geschränkte Innenrotation, aber keine Ab- und
men infrapiriforme und der Adduktorenraum durch Adduktion.
den Canalis obturatorius im Foramen obturatum mit Bei den Bewegungen im Kniegelenk finden
dem Bindegewebsraum des kleinen Beckens in Verbin- Roll-Gleit-Bewegungen zwischen den artikulie-
dung. Die hintere Kammer setzt sich in die Kniekehle renden Gelenkflächen von Femur und Tibia statt.
fort. Ferner begrenzt das Septum intermusculare femo- Dabei bewegen sich auch die Menisken, vor al-
ris mediale die Bindegewebsstraße für die Vasa femora- lem der laterale.
12 lia und den N. saphenus (. Abb. 12.80). Bei Beugung haben die Kreuzbänder die Ten-
Über eigene Faszienlogen verfügen M. sartorius, M. denz sich abzuwickeln. Da dann nur der hintere
gracilis und M. tensor fasciae latae. Teil des medialen Kreuzbandes gespannt ist, ist
eine begrenzte Außenrotation möglich. Gefähr-
Tractus iliotibialis. Es handelt sich um eine seitliche Ver-
lich ist gewaltsame Innenrotation, da es zu Ver-
stärkung der Fascia lata. Oben strahlen in den Tractus
letzungen des medialen Meniskus kommen
Sehnenfasern des M. gluteus maximus und des M. tensor
kann. Bei Streckung im Kniegelenk erfolgt eine
fasciae latae – während der Evolution von der kleinen
Schlussrotation.
Glutealmuskulatur abgespalten – ein. Insbesondere der
Das Kniegelenk hat Recessus und in seiner
M. tensor fasciae latae spannt den Tractus iliotibialis.
Umgebung zahlreiche Schleimbeutel. Beim Knie-
> Klinischer Hinweis gelenkerguss kann die Patella durch Druck auf
Da der Muskel bei Leichtathleten oft hypertrophiert, wird er den Recessus (Bursa) suprapatellaris zum »Tan-
auch als »Sprintermuskel« bezeichnet. zen« gebracht werden.
Von der Oberschenkelmuskulatur wirken die
Distal befestigt sich der Tractus iliotibialis am Condylus vordere Gruppe streckend, die hintere, ischiokru-
lateralis tibiae. Mit einigen Faserzügen setzt er sich in rale Muskelgruppe beugend auf das Kniegelenk.
das Retinaculum patellae laterale fort. Bei gebeugtem Knie rotieren die medial an der
Der Tractus iliotibialis sichert das Kniegelenk, dem Tibia ansetzenden Beuger nach innen, die lateral
eine Knochensicherung fast völlig fehlt, und erhöht ansetzenden nach außen.
die Belastbarkeit des Femurs, da er die bei Belastung la-
teral am Femurschaft auftretende Zugspannung herab-
setzt (Zuggurtung 7 S. 159).
a12.3 · Untere Extremität
547 12
12.3.4 Unterschenkel und Fuß wird der Fuß beim Stehen und Gehen auf die Ferse (Regio
calcanea) und die beiden Metatarsalköpfchen I und V.
Von den Zehen (Digiti pedis) ragt bei erhaltenen Fuß-
Kernaussagen | gewölben der zweite am weitesten vor.
5 Unterschenkel und Fuß sind durch das obere
Sprunggelenk miteinander verbunden. Es Gelenke
dient beim Laufen dem Abrollen des Fußes.
5 Im unteren Sprunggelenk erfolgen Supinati- Zu besprechen sind:
on (Heben des medialen Fußrandes) und 4 Gelenke des Unterschenkels
Pronation des Fußes (Heben des lateralen 4 Fußgelenke (Articulationes pedis)
Fußrandes). – im Bereich der Fußwurzel
5 Die Zehengrundgelenke sind Kugelgelenke – im Bereich des Mittelfußes
mit eingeschränkter Beweglichkeit; es über- 4 Zehengelenke
wiegt die Dorsalextension. Die übrigen Ze-
hengelenke sind Scharniergelenke, vor allem Gelenke des Unterschenkels
für die Plantarflexion.
5 Die Unterschenkelmuskeln bilden Gruppen: Wichtig | |
ventrolateral Extensoren, lateral Mm. fibula-
Schien- und Wadenbein sind durch eine proxi-
res, dorsal oberflächliche und tiefe Flexoren.
male Amphiarthrose, eine Membrana interossea
5 Die Unterschenkelmuskeln passen den Fuß
und eine distale Syndesmose unbeweglich mit-
zusammen mit den Fußmuskeln beim Stehen
einander verbunden.
und Gehen den jeweiligen Anforderungen
sowie den Unebenheiten des Bodens an.
5 Die Gewölbekonstruktion des Fußes wird Die Articulatio tibiofibularis ist eine Amphiarthrose zwi-
durch Bänder (in drei Schichten) und Muskeln schen Condylus lateralis tibiae und Caput fibulae. Die
(in vier Schichten, ergänzt durch Sehnen der straffe Gelenkkapsel wird durch Ligg. capitis fibulae an-
Flexoren des Unterschenkels) aufrechterhal- terius et posterius verstärkt.
ten. Die Membrana interossea cruris ist eine straffe bin-
degewebige Verbindung zwischen den Margines interos-
sei beider Unterschenkelknochen. Proximal und distal
Das Profil des Unterschenkels wird durch die exzentri- bestehen Lücken für Blutgefäße.
sche Lage von Tibia und Fibula sowie dadurch be- Die Syndesmosis tibiofibularis wird durch Ligg. ti-
stimmt, dass viele Sehnen der Unterschenkelmuskulatur biofibularia anterius et posterius verstärkt und fixiert
weit proximal beginnen. Dadurch sind die Schienbein- die Malleolengabel.
kante (Margo anterior tibiae) und die Facies medialis ti- Malleolengabel. Ihre Gelenkflächen bilden die Pfan-
biae auf ganzer Länge tastbar und die Muskelbäuche, ne des oberen Sprunggelenks. Sie bestehen aus Facies
insbesondere die des mächtigen M. gastrocnemius, las- articularis medialis malleoli, Facies articularis inferior
sen die Wade (Sura) entstehen. Sie macht einen Teil der tibiae und Facies articularis malleoli fibulae.
Regio cruris posterior aus. Gemeinsam setzt sich diese
mit der Regio cruris anterior in die Regiones malleolaris Fußgelenke
lateralis et medialis fort, die gekennzeichnet sind durch
Malleolus lateralis und Malleolus medialis, Hypomochlia Wichtig | |
für Unterschenkelmuskeln.
Die Beweglichkeit des Fußes wird durch das
Das Profil des Fußes zeigt auf der Dorsalseite (Dor-
obere und untere Sprunggelenk ermöglicht. Bei
sum pedis) über den distalen Fußwurzel- und den Mittel-
den übrigen Fußgelenken handelt es sich um
fußknochen die Sehnen der Zehenstrecker. Medialer und
straffe, durch zahlreiche Bänder gesicherte Ge-
lateraler Fußrand leiten zur Planta pedis (Fußsohle) über,
lenke (Articulationes pedis), die den Fuß zu einer
das unterpolstert von Fettgewebe und Fußmuskulatur
Einheit zusammenfügen.
das Längs- und Quergewölbe erkennen lässt. Aufgesetzt
548 Kapitel 12 · Extremitäten
Oberes Sprunggelenk (Articulatio talocruralis). Es dient tibionavicularis, Partes tibiotalaris anterior et poste-
dem Heben und Senken der Fußspitze (Dorsalextension rior, Pars tibiocalcanea zum Sustentaculum tali
208–308), Plantarflexion (308–508) bzw. dem Abrollen 4 Lig. collaterale laterale mit Ligg. talofibulare anterius
des Fußes beim Laufen. Es handelt sich um ein Schar- et posterius und Lig. calcaneofibulare
niergelenk mit einem Freiheitsgrad.
Im oberen Sprunggelenk artikulieren die Rolle des > Klinischer Hinweis
Talus und die Gelenkflächen der Malleolengabel, die Beim Umknicken des Fußes nach medial oder lateral kann es
von beiden Seiten und von oben die Trochlea tali um- zu Bänderrissen oder durch die Hebelwirkung zur Abspren-
gung der Malleolen kommen. Hierbei ist wichtig, ob der Bruch
fasst. Die Gelenkachse verläuft quer durch Malleolenga-
oberhalb oder unterhalb der Syndesmosis tibiofibularis liegt.
bel und Sprungbeinrolle. Besonders fest ist der Gelenk-
schluss bei maximaler Dorsalextension, weil die Troch-
Unteres Sprunggelenk (. Abb. 12.42). Es besteht aus
lea tali vorne breiter ist als hinten und in die Gabel
zwei durch das Lig. talocalcaneum interosseum (7 un-
hineingepresst wird.
ten) getrennten Anteilen, die jedoch funktionell mit-
einander gekoppelt sind:
Gelenkkapsel und Bänder (. Abb. 12.58). Die Gelenk- 4 Articulatio subtalaris (hintere Kammer)
kapsel wird zur Sicherung der Gelenkführung durch 4 Articulatio talocalcaneonavicularis (vordere Kam-
kräftige Kollateralbänder verstärkt. Die Bänder verhin- mer); wichtigster Bestandteil ist das Lig. calcaneona-
dern u. a. beim Gehen den Rückschub der Tibia gegen viculare plantare (Pfannenband)
den Talus. Außerdem verhüten sie ein seitliches Verkan- Im unteren Sprunggelenk kann der Fuß proniert
ten des Fußes. Es handelt sich um: und supiniert werden. Die Pronation (Heben des latera-
4 Lig. collaterale mediale (deltoideum): vom Innen- len Fußrandes) ist mit einer Abduktion des Fußes, die
knöchel aus strahlt es mit vier Anteilen fächer- Supination (Heben des medialen Fußrandes) mit einer
förmig zu Talus, Os naviculare und Kalkaneus: Pars Adduktion verbunden. An diesen Bewegungen sind in
12
gleichfalls durch straffe Bänder gesichert. Zwischen den > Klinischer Hinweis
Köpfen der Mittelfußknochen befindet sich das Lig. me- Wenn der Kopf des 1. Mittelfußknochens und die Basis der
tatarsale transversum profundum. Grundphalanx nach medial verlagert sind, liegt ein Hallux val-
gus vor. Die Abweichung wird durch Zug der Sehnen zur
Großzehe verstärkt.
12 Zehengelenke Bei der Hammerzehe, einer erworbenen Deformität, ste-
hen das Zehengrundgelenk in Dorsalextension und das End-
Es handelt sich um Diarthrosen: gelenk in fixierter Beugestellung.
4 Articulationes metatarsophalangeae (Zehengrund-
gelenke) zwischen Mittelfuß und Zehen
4 Articulationes interphalangeae pedis zwischen Mit-
Unterschenkelmuskulatur
tel- und Endgelenken der Zehen
Articulationes metatarsophalangeae. Die Zehengrund- Wichtig | |
gelenke sind Kugelgelenke, deren Bewegungsspielraum Die Muskulatur des Unterschenkels wirkt auf die
durch konzentrisch angeordnete Kollateralbänder auf Sprunggelenke. Die Art der Wirkung hängt von
zwei Freiheitsgrade eingeschränkt ist. In den Zehen- ihrer Lage zu den Gelenkachsen ab.
grundgelenken sind Plantarflexion und vor allem Dor-
salextension, Abduktions- und Adduktionsbewegungen
jedoch nur in geringem Ausmaß möglich. Unten ver- Die Unterschenkelmuskulatur (. Abb. 12.60) gliedert
stärken die Ligg. plantaria die Gelenkkapsel. Am Groß- sich in
zehengrundgelenk sind in das Lig. plantare medial und 4 vordere Gruppe (Extensoren)
lateral je ein Sesambein eingebaut, die mit dem Kopf des 4 hintere Gruppe (Flexoren)
1. Mittelfußknochens eigene Gelenke bilden. – oberflächliche Schicht
– tiefe Schicht
Articulationes interphalangeae sind Scharniergelenke. 4 seitliche Gruppe (Fibularisgruppe)
a12.3 · Untere Extremität
551 12
i Zur Information
Genetisch gehört die Fibularisgruppe zu den Extensoren, wie
die gemeinsame Innervation durch den N. fibularis (N. pero-
neus) erkennen lässt: Extensoren durch den N. fibularis pro-
fundus, Fibularisgruppe durch den N. fibularis superficialis.
Die Flexoren versorgt der N. tibialis.
M. extensor Facies medialis der dorsal an der Basis der Dorsalextension in N. fibularis
hallucis Fibula, Membrana Phalanx distalis hallucis oberem Sprunggelenk profundus
longus interossea cruris sowie Grund- und End-
gelenken der Großzehe,
geringe Pronationswirkung
M. fibularis Margo anterior Basis und seitliche Fläche Dorsalextension im oberen N. fibularis
tertius der Fibula des Os metatarsale V Sprunggelenk, Pronation profundus
(variabel)
552 Kapitel 12 · Extremitäten
oberflächeliche Flexoren
M. gastrocnemius
Caput oben medial vom mit der Achillessehne Beugung im Kniegelenk, Plantar- N. tibialis
mediale Condylus medialis am Tuber calcanei flexion im oberen Sprunggelenk,
(femoris) Supination im unteren Sprung-
gelenk
Caput seitlich vom mit der Achillessehne Beugung im Kniegelenk, N. tibialis
laterale Condylus lateralis am Tuber calcanei Plantarflexion im oberen Sprung-
(femoris) gelenk, Supination im unteren
Sprunggelenk
M. soleus Caput et Collum mit der Achillessehne Plantarflexion im oberen Sprung- N. tibialis
fibulae, Linea am Tuber calcanei gelenk, Supination im unteren
musculi solei tibiae Sprunggelenk
tiefe Flexoren
M. flexor Facies posterior der Basis der Endphalangen Plantarflexion im oberen Sprung- N. tibialis
digitorum Tibia und mit einem II–V gelenk, Supination im unteren
longus Sehnenbogen von Sprunggelenk, Verspannung des
der Fibula Fußlängsbogens, Beugung in den
Zehengelenken 2–5
M. tibialis Tibia, Fibula, Tuberositas ossis navi- Plantarflexion im oberen Sprung- N. tibialis
posterior Membrana inter- cularis, zusätzlich plan- gelenk, Supination im unteren
ossea cruris tar an den Ossa cunei- Sprunggelenk, Verspannung
formia und den Ossa des Fußlängs- und Querbogens,
metatarsalia II–III Antivalguswirkung
M. flexor distale zwei Drittel Endphalanx der Groß- Plantarflexion im oberen Sprung- N. tibialis
hallucis der Facies posterior zehe, über abzweigende gelenk, Supination im unteren
longus der Fibula, Memb- Faserbündel zu Sehnen Sprunggelenk, Verspannung des
rana interossea des M. flexor digitorum Fußlängsbogens, Beugung in
cruris longus an den End- den Großzehengelenken, zusätz-
phalangen der 2. und lich Beugung der 2. und 3. Zehe
3. Zehe
M. popliteus am Übergang des an der Tibia oberhalb Beugung und Innenrotation im N. tibialis
Condylus lateralis fe- der Linea musculi solei Kniegelenk, verhindert die Ein-
moris und Hinterhorn klemmung der Kniegelenkkapsel
des Außenmeniskus bei Beugung, zieht das Hinterhorn
sowie der Kniegelenk- des Meniscus lateralis bei der Beu-
kapsel gung im Kniegelenk nach hinten
554 Kapitel 12 · Extremitäten
M. fibularis mittleres und unteres Drittel (untere Tuberositas ossis Plantarflexion, N. fibularis
brevis Hälfte) der seitlichen Fläche des metatarsalis V Pronation superficialis
Wadenbeins, Septum intermusculare
anterius et posterius cruris
Einzelheiten zu den Unterschenkelmuskeln als Supinator auf das untere Sprunggelenk, da die Achillesseh-
Extensoren ne medial von der Pro- und Supinationsachse ansetzt (. Abb.
M. tibialis anterior (. Abb. 12.60, 12.65, 12.66). Der Muskel- 12.42). Auf der Seite des Standbeins verhindert er das Einkni-
bauch liegt lateral der vorderen Schienbeinkante und ist dort cken im oberen Sprunggelenk beim Gehen.
zu tasten. Der Muskel bewirkt im oberen Sprunggelenk, da
er vor der Bewegungsachse liegt, eine Dorsalextension des Fu-
> Klinischer Hinweis
ßes, z. B. beim Laufen. Im unteren Sprunggelenk kann er, da
Plötzliche maximale Anspannung des M. triceps surae kann zu
seine Sehne fast in der Pro- und Supinationsachse verläuft, einem Riss der Achillessehne etwa 3–5 cm oberhalb ihrer Be-
aus Supinationsstellung heraus pronieren, aus der Pronations- festigung am Tuber calcanei führen. Degenerative Vorschädi-
stellung heraus supinieren. gungen der Sehne sind fast immer vorhanden.
M. extensor hallucis longus. Sein Ursprung liegt in der Tie-
fe zwischen M. tibialis anterior und M. extensor digitorum lon-
Flexoren, tiefe Schicht (. Tabelle 12.25, . Abb. 12.63)
gus.
12 M. extensor digitorum longus. Da die Sehnen der Zehen-
Ihre Sehnen verlaufen hinter der Bewegungsachse des obe-
ren Sprunggelenks und medial der Pronations-/Supinations-
strecker vor der Achse des oberen Sprunggelenks und seitlich
achse des unteren Sprunggelenks (. Abb. 12.65). Hieraus er-
oberhalb der Achse des unteren Sprunggelenks liegen, bewir-
klären sich ihre Funktionen (. Tabelle 12.25). Außerdem tra-
ken sie im oberen Sprunggelenk Dorsalextension, im unteren
gen sie zur Verspannung des Fußlängsgewölbes (7 unten) bei.
Sprunggelenk Pronation.
M. flexor digitorum longus. An seinem Ursprung (. Abb.
12.40 b) bildet er eine kleine Sehnenarkade, unter der der N.
Anatomie am Lebenden. Von den Extensoren sind auf der Vor- tibialis verläuft. Seine Sehne überkreuzt (Ansicht von dorsal)
derseite des Unterschenkels der M. tibialis anterior sowie im am Unterschenkel die des M. tibialis posterior im Chiasma cru-
Bereich des oberen Sprunggelenks die Sehnen von M. tibialis rale (. Abb. 12.63), auf der plantaren Seite des Fußes die des
anterior, M. extensor hallucis longus und M. extensor digito- M. flexor hallucis longus (Chiasma plantare) (7 S. 558). Seine
rum bei Dorsalflexion des Fußes tastbar. vier Endsehnen durchdringen im Bereich der Zehen in Schlit-
zen die der Mm. flexores digitorum breves.
Flexoren, oberflächliche Schicht (. Tabelle 12.25, . Abb. 12.62) M. tibialis posterior (. Abb. 12.63). Im proximalen und
M. triceps surae. Er besteht aus dem M. gastrocnemius, der mittleren Drittel des Unterschenkels liegt er zwischen M. flexor
zweiköpfig und zweigelenkig ist, und dem unter ihm gelegenen digitorum longus und M. flexor hallucis longus. Dann gelangt
flachen M. soleus. Zwischen den beiden Ursprüngen des M. so- seine Sehne um den medialen Knöchel herum auf die Planta
leus befindet sich ein bogenförmiger Sehnenstreifen (Arcus pedis. Dort unterfängt sie das Lig. calcaneonaviculare plantare
tendineus) als Durchtrittsstelle für Leitungsbahnen. Die End- (7 oben) und trägt dadurch dazu bei, das Fußlängsgewölbe zu
sehne des Trizeps surae ist die Achillessehne (Tendo calca- stabilisieren.
neus), die am Tuber calcanei befestigt ist. Ihr Verlauf ist ober- M. flexor hallucis longus. Innerhalb der tiefen Flexoren-
flächlich sichtbar. gruppe liegt er am weitesten lateral, gelangt aber im weiteren
Der M. triceps surae wirkt auf das obere Sprunggelenk als Verlauf ganz nach medial. Auf die Plantarseite des Fußes zieht
Plantarflektor, da er hinter der Bewegungsachse verläuft, und er im Sulcus tendinis musculi flexoris hallucis longi des Sus-
a12.3 · Untere Extremität
555 12
. Tabelle 12.27. Wirkung der wichtigsten Muskeln auf
die Sprunggelenke
Bewegung Muskel
oberes Sprunggelenk
Plantarflexion M. gastrocnemius
M. soleus
M. flexor hallucis longus
M. tibialis posterior
M. flexor digitorum longus
M. fibularis longus
M. fibularis brevis
unteres Sprunggelenk
Supination M. gastrocnemius
M. soleus
M. tibialis posterior
M. tibialis anterior
M. flexor digitorum longus
M. flexor hallucis longus
Pronation M. fibularis longus . Abb. 12.63. Unterschenkelmuskulatur, tiefe Schicht der Flexo-
M. fibularis brevis ren
M. extensor digitorum longus
M. fibularis tertius
M. tibialis anterior *
M. extensor hallucis longus
neus. Sie wirken plantarflektierend, weil sie hinter der trans-
* M. tibialis anterior kann in Abhängigkeit von der Stellung versalen Achse des oberen Sprunggelenks liegen, und pronie-
supinieren und pronieren; in Normalstellung überwiegt seine rend, weil sie vor der Pro- und Supinationsachse des unteren
Supinationswirkung
Sprunggelenks verlaufen.
M. fibularis longus. Seine Sehne biegt um den seitlichen
Fußrand nach medial (. Abb. 12.65), läuft dann in einer Kno-
chenrinne des Würfelbeins (Sulcus tendinis musculi fibularis
tentaculum tali und setzt sich zur Endphalanx der Großzehe longi) schräg durch die Tiefe der Fußsohle und erreicht den
fort. Der Muskel trägt zur Aufrechterhaltung des Fußlängs- medialen Fußrand. Hier inseriert sie an der Basis von Os me-
bogens bei und ist maßgeblich am Abrollvorgang beim Gehen tatarsale I und Os cuneiforme mediale (. Abb. 12.66). An der
(7 S. 563) beteiligt. gleichen Stelle setzt der M. tibialis anterior an. Die Sehnen bei-
M. popliteus. Er liegt in der Tiefe der Kniekehle und wirkt der Muskeln bilden eine Art Steigbügel. Der M. fibularis longus
nur leicht beugend auf das Kniegelenk. trägt wesentlich zur Verspannung der Querwölbung des Fußes
bei.
Fibularisgruppe (. Tabelle 12.26, . Abb. 12.62). Die beiden M. fibularis brevis. Er setzt am 5. Mittelfußknochen an der
Muskeln dieser Gruppe liegen in der Wade lateral und verlau- weit vorspringenden Tuberositas ossis metatarsi V an. Hier-
fen zunächst gemeinsam um das distale Ende des Malleolus la- durch verfügt er über ein günstiges Drehmoment für die Pro-
teralis herum. Dann trennen sie sich an der Seite des Kalka- nation.
556 Kapitel 12 · Extremitäten
. Abb. 12.64 a, b. Retinacula und Sehnenscheiden im Bereich der Sprunggelenke. a Ansicht von lateral, b Ansicht von medial
a12.3 · Untere Extremität
557 12
M. adductor hallucis
Caput obliquum Os cuneiforme laterale, laterales Sesambein, Adduktion und Beugung N. plantaris
Os cuboideum, Großzehengrund- im Großzehengrundgelenk, lateralis
plantare Bänder phalanx verspannt den Fußlängs-
bogen
Caput Gelenkkapseln des laterales Sesambein Adduktion im Großzehen- N. plantaris
transversum 2.–5. Zehengrund- und Großzehen- grundgelenk, verspannt lateralis
gelenks. Lig. metatar- grundphalanx den Fußquerbogen
sale transversum
profundum
mittlere Gruppe
M. flexor Tuber calcanei, plantare Basis der Plantarflexion in den Grund- N. plantaris
digitorum proximal an der Mittelphalanx und Mittelgelenken der medialis
brevis Aponeurosis plantaris der 2.–5. Zehe 2.–5. Zehe, Verspannung
des Fußlängsbogens
M. quadratus Kalkaneus, Lig. seitlich an der Sehne Spannung der Sehne des N. plantaris
plantae plantare longum des M. flexor digi- M. flexor digitorum longus lateralis
torum longus
Mm. lumbricales Sehnen des M. flexor ziehen von medial her Beugung im Grundgelenk I u. II vom
(vier Muskeln) digitorum longus, zur medialen Fläche der 2.–5. Zehe bzw. Stre- N. plantaris
M. lumbricalis l der Grundphalangen ckung im Mittel- und End- medialis, III
einköpfig, II–IV zwei- II–V bzw. zur Dorsal- gelenk der 2.–5. Zehe, u. IV vom
köpfig aponeurose der Medialadduktion der N. plantaris
2.–5. Zehe 2.–5. Zehe lateralis
Mm. interossei medioplantare Fläche mediale Fläche der Beugung im Grundgelenk N. plantaris
plantares des 3.–5. Mittelfuß- Grundphalangen III–V der 3.–5. Zehe bzw. Stre- lateralis
(drei Muskeln, knochens, Lig. bzw. Dorsalapo- ckung im Mittel- und End-
einköpfig) plantare longum neurosen III–V gelenk der 3.–5. Zehe,
Medialadduktion im Grund-
gelenk der 3.–5. Zehe
laterale Gruppe
M. flexor digiti Basis des Os metatar- plantare Basis der Beugung im Grundgelenk N. plantaris
minimi brevis sale V, Lig. plantare Grundphalanx der der Kleinzehe, Verspannung lateralis
longum Kleinzehe des Fußlängsbogens
M. opponens Lig. plantare longum, plantare und seitliche Verspannung des N. plantaris
digiti minimi am Ursprung mit dem Fläche des Os meta- Fußlängsbogens lateralis
(inkonstant) Vorigen verwachsen tarsale V
560 Kapitel 12 · Extremitäten
12
. Abb. 12.66. Fuß, plantar mit
Sehnen (schwarz) und Insertionsstellen (rot).
Zu beachten ist das Chiasma plantare
Von der Plantaraponeurose strahlen Retinacula cutis in des M. flexor digitorum longus in einer gemeinsamen
das Corium ein. Sie verhindern Verschiebungen zwi- Sehnenscheide mit den Endsehnen des M. flexor digito-
schen Haut und Aponeurose beim Gehen. Zwischen rum brevis. Eine eigene Sehnenscheide umhüllt die
den Retinacula liegt Fettgewebe, das als viskoelastisches Endsehne des M.fibularis longus.
Druckpolster beim Abrollen des Fußes wirkt. Von der
Bindegewebsplatte senken sich Bindegewebssepten
(Septa plantaria mediale et laterale) in die Tiefe bis zu Fuß als Ganzes
den Skelettteilen ein, heften sich dort an und grenzen
getrennte Räume (Muskellogen) für die drei Muskel- Während der Evolution ist der Greiffuß zum Gehfuß ge-
gruppen ab. worden. Er besteht aus einer komplizierten federnd-
dämpfend wirkenden Gewölbekonstruktion aus den Os-
Sehnenscheiden auf der Planta pedis. Die langen Seh- sa tarsi und Ossa metatarsi mit ihren Knorpelüberzügen
nen des M. flexor hallucis longus und M. flexor digito- und Bändern. Die Kuppel bildet der Talus. Die Gewölbe
rum longus verlaufen im Bereich des Chiasma plantare bestehen aus einem Längsbogen und einem Querbogen,
und distal im Bereich ihrer digitalen Abschnitte in Seh- die von den straffen, in drei Etagen angeordneten Lig.
nenscheiden. Im Zehenbereich liegen die Endsehnen calcaneonaviculare plantare, Lig. plantare longum und
a12.3 · Untere Extremität
561 12
der Aponeurosis plantaris getragen werden. Gemeinsam Pes calcaneus (Hackenfuß). Wenn die oberflächliche und
fangen Knochen und Bänder die Last des Körpers auf, tiefe Flexorengruppe des Unterschenkels ausfällt, überwiegen
die Extensoren. Die Ferse ist nach unten, die Fußspitze nach
die zunächst von der Tibia auf den Talus übertragen
oben gerichtet. Zehenstand ist nicht möglich.
wird (. Abb. 12.43). Von hier pflanzt sich die Last dann Pes valgus (Knickfuß). Der Talus verschiebt sich gegen den
einerseits zum Kalkaneus (Tuber calcanei), andererseits Kalkaneus nach medial und das Fersenbein steht in Valgus-
über die tibiale Hauptstrecke, namentlich das mediale stellung, übersteigerte Pronationsstellung. Beim Kind, das
Längsgewölbe, und die fibulare Nebenstrecke, die beim Laufen lernt, ist eine Valgusstellung physiologisch.
Pes equinus (Spitzfuß). Der Fuß steht in Plantarflexion und
Podogramm einen Abdruck hinterlässt, auf die
kann nicht in die Mittelstellung bewegt werden. Ursache ist
Metatarsalköpfchen I und V fort. Zwischen diesen bei- oft eine spastische Lähmung des N. fibularis profundus
den Metatarsalköpfchen befindet sich das Quergewölbe (7 dort).
des Fußes. Durch diese Lastverteilung stützt sich der Pes planus (Plattfuß). Der Fußlängsbogen flacht ab, weil
Fuß beim Stehen auf nur drei Punkte, das Tuber calca- die Bänder nachgeben oder der M. tibialis posterior gelähmt
ist.
nei und die zwei Metatarsalköpfchen. An allen drei
Pes planovalgus (Knick-Platt-Fuß). Er ist die Folge einer
Stützpunkten zeigt der Fuß dicke Druckpolster aus Bau- Kombination des Pes valgus mit einer Abflachung des Fuß-
fett; es kann zu Schwielenbildung kommen. längsbogens unter Belastung. Os naviculare und Taluskopf
Knochen und Bänder reichen jedoch nicht aus, die treten nach medial und plantar vor. Die Ferse ist nach außen
Gewölbekonstruktion aufrechtzuerhalten. Bänder geben geknickt.
Pes equinovarus (Klumpfuß). Der Fuß befindet sich in Va-
nämlich bei Dauerbelastung nach. Wesentlich ist daher
rus-, d. h. in extremer Supinationsstellung, die seitliche Fuß-
ein aktives Verspannungssystem, das aus langen und kante sieht nach unten, die mediale nach oben (Pes equino-
kurzen Fußmuskeln besteht. Sie wirken der Abflachung varus excavatus et adductus). Ein Klumpfuß kann angeboren
beider Bögen entgegen. oder erworben sein.
Pes transversus (Spreizfuß). Der Querbogen des Fuß-
gewölbes flacht sich ab. Dadurch vergrößern sich die Abstän-
Beim Längsbogen werden wirksam: de zwischen den Mittelfußköpfen. Oft ist er mit einem Hallux
4 passive Verspannung durch Bänder (. Abb. 12.59): valgus kombiniert.
– Lig. plantare longum Pes excavatus (Hohlfuß). Das Fußlängsgewölbe ist über-
mäßig hoch.
– Lig. calcaneonaviculare plantare (Pfannenband)
– Lig. calcaneocuboideum plantare
– interossäre Bänder > In Kürze
4 aktive Verspannung durch Sehnen (. Abb. 12.59,
Bewegungsmittelpunkt von Unterschenkel und
12.65, 12.66) von
Fuß sind die Sprunggelenke. Das obere Sprung-
– M. flexor hallucis longus gelenk befindet sich zwischen der Malleolenga-
– M. flexor digitorum longus
bel aus Tibia und Fibula und der Talusrolle, das
– M. tibialis posterior
untere Sprunggelenk zwischen Talus, Kalkaneus
– kurzen Muskeln der Fußsohle
und Os naviculare. Beide Gelenke haben starke
– M. abductor hallucis
Bändersicherungen. Bewegt werden die Gelenke
durch Unterschenkelmuskeln, die in Gruppen zu-
Der Querbogen wird verspannt durch die Sehne des M. sammenliegen: Extensoren ventrolateral, Fibula-
fibularis longus, M. tibialis anterior (. Abb. 12.44) und risgruppe lateral, Flexoren, oberflächliche und
kurze Muskeln der Fußsohle (M. adductor hallucis, Mm. tiefe Schicht, dorsal. Jede Gruppe liegt in einer ei-
interossei), außerdem durch das Lig. metatarsale trans- genen Faszienloge. Im oberen Sprunggelenk be-
versum profundum und durch andere plantare Bänder. wirken die Muskeln Plantarflexion bzw. Dorsalex-
tension, im unteren Sprunggelenk in verschiede-
> Klinischer Hinweis nen Kombinationen Supination und Pronation.
Zu Fehlstellungen des Fußes kommt es, wenn sich die Ver- Außerdem beugen und strecken die Unterschen-
spannung durch erhöhte Belastung ändert, z. B. nach Läh- kelmuskeln vermittels langer Sehnen die Zehen.
mungen oder aus anderen Ursachen.
562 Kapitel 12 · Extremitäten
Kernaussagen |
5 Beim Stehen in Normalstellung sind beide
Beine gleichmäßig belastet.
5 Bei entspannter Haltung ist der Körper-
schwerpunkt nach hinten, bei straffer Hal-
tung nach vorne verlagert.
5 Beim Gehen wechseln für jedes Bein Stand-
phase und Schwungphase ab.
i Zur Information
Menschen haben einen charakteristischen Gang. In nicht ge-
ringem Umfang ist dies wie die Körperhaltung Ausdruck von
Persönlichkeit und Emotion, da jede Bewegung unwillkürli-
che, automatische und halbautomatische Komponenten hat.
Dazu gehört auch die pendelnde Mitbewegung der Arme.
Welch hoher Grad an Spezialisierung durch Übung erreicht
werden kann, zeigen Tänzer und Akrobaten.
> In Kürze
Beim Stehen und Gehen ergänzen sich die Span-
nungen der Gelenkbänder und der Tonus der
Muskulatur so, dass das Gleichgewicht des
Körpers stets gesichert ist. In der Normalstellung
und bei entspannter Haltung überwiegt die
Spannung der Bänder, bei der Kontrapoststel-
. Abb. 12.69. A. femoralis mit Ästen. R. profundus der A. circum-
lung und beim Gehen kommt es vor allem auf
flexa femoris medialis, der in ihrer Fortsetzung hinter dem Schen-
das Zusammenwirken antagonistischer Muskel- kelhals verläuft, ist in der Abbildung nicht bezeichnet
gruppen an, wobei beim Gehen beide Beine pha-
senhaft unterschiedlich belastet werden.
den Puls der A. femoralis liegt unter der Mitte des Leis-
12 tenbandes.
. Abb. 12.71 a, b. A. tibialis. a Verlauf der A. tibialis anterior, b Verlauf der A. tibialis posterior. (Nach Lippert 1975)
12
> In Kürze
Die A. femoralis ist unterhalb des Leistenbands
ventral in der Fossa iliopectinea erreichbar, z. B.
für Punktionen oder Einführung eines Herzkathe-
ters. Auf die Dorsalseite des Oberschenkels ge-
langt sie durch den Adduktorenkanal. Am Unter-
rand der Kniekehle teilt sich ihre Fortsetzung (A.
poplitea) in die A. tibialis anterior, die durch die
Membrana interossea in die Extensorenloge ge-
langt, und A. tibialis posterior, die ihrerseits die
A. fibularis abgibt.
Kernaussagen |
5 Der venöse Abfluss aus dem Bein erfolgt
durch ein oberflächliches Venensystem und
durch tiefe Beinvenen. Beide stehen durch
perforierende Äste in Verbindung.
Zu unterscheiden sind
4 oberflächliche Beinvenen . Abb. 12.73. Oberflächliche Venen und oberflächliche Lymph-
4 tiefe Beinvenen knoten der unteren Extremität
568 Kapitel 12 · Extremitäten
sie proximal durch den Hiatus saphenus in die Fossa iliopecti- V. poplitea +. Sie ist das Sammelgefäß aller Venen aus dem
nea ein und mündet in die V. femoralis. Unterschenkel einschließlich der V. saphena parva und aus
In der Gegend des Hiatus saphenus entsteht ein Venenstern dem Bereich des Kniegelenks. Die V. poplitea liegt in der Tiefe
durch Zuflüsse zur V. saphena magna bzw. zur V. femoralis aus der Kniekehle und gelangt dann in den Adduktorenkanal.
dem Genitalbereich (Vv. pudendae externae) sowie der Haut V. femoralis +. Sie ist die Fortsetzung der V. poplitea. Pro-
um das Leistenband. ximal zum Hiatus adductorius nimmt sie die V. profunda femo-
Vv. saphenae accessoriae: inkonstante Seitenäste der V. sa- ris mit Blut aus der ischiokruralen Muskulatur auf. Letztlich
phena magna an der Vorderseitenfläche des Oberschenkels, die sammelt die V. femoralis das venöse Blut aus dem Bein. Sie ver-
gelegentlich mit der V. saphena parva anastomosieren. läuft durch die Lacuna vasorum (7 S. 575), wo sie unter dem
V. saphena parva +. Die Vene beginnt am lateralen Fuß- Leistenband zur V. iliaca externa wird.
rand. Sie ist schwächer als die V. saphena magna. Die V. saphe-
na parva läuft hinter dem Außenknöchel zur Beugeseite des i Zur Information
Unterschenkels, durchbricht unterhalb oder in der Kniekehle Oberflächliche und tiefe Beinvenen stehen durch zahlreiche
die Faszie und mündet zwischen den beiden Ursprungsköpfen Anastomosen untereinander in Verbindung. Die klinisch wich-
des M. gastrocnemius in die V. poplitea. Die V. saphena parva tigsten befinden sich an der medialen Seite 7, 14 und 18 cm
steht am Unterschenkel mit tiefen Beinvenen in Verbindung. oberhalb der Fußsohle, unterhalb des Kniegelenks und in
Sie bildet oberflächliche netzartige Anastomosen mit der V. sa- Höhe des Adduktorenkanals. Der Blutstrom geht von den
phena magna. oberflächlichen zu den tiefen Venen.
Nerven
Kernaussagen |
5 Die untere Extremität wird vom Plexus
lumbosacralis (aus den Rückenmarksseg-
menten L1–S3) innerviert.
. Abb. 12.77 a, b. Hautinnervation des Beins. a Vorderseite, b Rückseite. Sensible Autonomiegebiete dunkel
N. tibialis (. Abb. 12.76). Er setzt den Verlauf des N. die Syndesmosis tibiofibularis, das obere Sprunggelenk
ischiadicus fort. Aus der Kniekehle gelangt er unter und die mediale Fersengegend.
dem Arcus tendineus musculi solei zwischen die ober- Die laterale Unterschenkelseite einschließlich der la-
flächliche und tiefe Flexorengruppe des Unterschenkels. teralen Knöchelregion und in Fortsetzung die laterale
Dann zieht er hinter dem Malleolus medialis und unter Fußseite versorgen Nervenfasern, die aus dem N. tibialis
dem Retinaculum musculorum flexorum im Malleolar- (als N. cutaneus surae medialis) und N. fibularis com-
kanal (7 S. 579) auf die Fußsohle. Hier oder etwas ober- munis (als R. communicans fibularis) stammen und
halb teilt er sich in den N. suralis bilden.
4 N. plantaris medialis
Endäste des N. tibialis
4 N. plantaris lateralis N. plantaris medialis (. Abb. 12.76) ist der mediale Endast des
Motorische Äste des N. tibialis erreichen M. gastro- N. tibialis auf der Fußsohle und teilt sich auf in:
cnemius, M. plantaris, M. soleus, M. popliteus, M. tibia- 4 Rr. musculares für den M. abductor hallucis, das Caput me-
lis posterior, M. flexor digitorum longus, M. flexor hal- diale des M. flexor hallucis brevis, den M. flexor digitorum
lucis longus, sensible Äste das Periost der Ossa cruris, brevis und die Mm. lumbricales I et II
574 Kapitel 12 · Extremitäten
4 Nn. digitales plantares communes et plantares proprii, sen- 12.3.7 Topographie und
sible Äste für die medialen dreieinhalb Zehen; sie versor- angewandte Anatomie (. Tabelle 12.31)
gen die plantaren Flächen dieser Zehen und die Dorsalseite Grundlagen: Regionen
ihrer Endglieder
Osteologie: Os coxae
N. plantaris lateralis (. Abb. 12.76). Er ist der schwächere
fibulare Endast des N. tibialis. Seine Endverzweigungen sind:
4 R. superficialis: spaltet sich in die Nn. digitales plantares Kernaussagen |
communes und dann in die Nn. digitales plantares proprii 5 Große Leitungsbahnen gelangen aus dem
für die sensible Versorgung der lateralen anderthalb Zehen Becken durch das Foramen ischiadicum ma-
(kleine Zehe und laterale Seite der 4. Zehe) jus in die tiefe Gesäßgegend, durch den Ca-
4 R. profundus: innerviert die Mm. interossei, Mm. lumbri-
nalis obturatorius in die mediale und unter
cales III und IV und den M. adductor hallucis
dem Leistenband in die ventrale Hüftgegend.
> Lähmungen. Bei einer Schädigung des N. tibialis fallen die 5 Am Oberschenkel befinden sich proximal ei-
Wadenmuskeln – Ausfall des Achillessehnenreflexes – und Ze- ne ventrale, im mittleren Drittel eine mediale
henbeuger aus. sowie auf ganzer Länge eine dorsale Gefäß-
Symptome. Der Zehenstand ist nicht mehr möglich. Es Nerven-Straße.
entwickelt sich ein Krallen- und Hackenfuß, d. h. der Fuß ist 5 Alle großen Leitungsbahnen zum Unter-
stark dorsal extendiert. Die Sensibilität fehlt auf der Innenseite
schenkel verlaufen durch die Kniekehle.
des Unterschenkels und an der Fußsohle.
5 Im Unterschenkel liegen Gefäß-Nerven-Stra-
N. pudendus + (aus S2–S4). Er gehört systematisch zum ßen in der Flexoren- und Extensorenloge mit
Plexus sacralis. Seine Innervationsgebiete liegen jedoch Leitungsbahnen zum Fußrücken und in der
im Bereich des Beckenbodens: Anus, äußere männliche Fibularisloge mit Leitungsbahnen zur Fuß-
und weibliche Geschlechtsorgane. Er wird in diesem sohle. In der Fibularisloge verläuft der
Zusammenhang besprochen (7 S. 447). N. fibularis superficialis.
Plexus coccygeus. Er entsteht aus den Rr. ventrales 5 Die Fußsohle hat eine mediale und eine
von S4 und S5 sowie aus den vorderen Ästen einer vari- laterale Gefäß-Nerven-Straße.
ablen Anzahl von Kokzygealnerven (meist nur ein Kok-
zygealsegment). Er versorgt die Haut über dem Steiß- Regio glutealis. Subkutan liegen die Rr. clunium supe-
12 bein bis zum Anus. riores, mediales et inferiores und die Rr. cutanei des
N. iliohypogastricus, subfaszial der M. gluteus maxi-
Zusammenfassend ist die Hautsensibilität der unteren mus. In der Tiefe befinden sich:
Extremitäten in . Abb. 12.77 dargestellt. Auskunft über 4 Foramen ischiadicum majus (. Abb. 12.78) vom hin-
die segmentale Zuordnung der sensiblen Hautgebiete durchtretenden M. piriformis unterteilt in:
(Dermatome) gibt . Abb. 15.48. – Foramen suprapiriforme, durch das A. und V.
glutea superior, N. gluteus superior und N. mus-
> In Kürze culi quadratus femoris aus dem Becken zur Glu-
tealmuskulatur gelangen
Die Innervation des Beins erfolgt durch Äste der
– Foramen infrapiriforme für N. ischiadicus mit A.
Plexus lumbalis und sacralis. Die Hauptäste des
comitans nervi ischiadici, A. und V. glutea infe-
Plexus lumbalis sind N. obturatorius (für die Ad-
rior, N. gluteus inferior, N. cutaneus femoris
duktorengruppe und die Haut der medialen Seite
posterior, Rr. musculares aus dem Plexus sacra-
des Oberschenkels) und N. femoralis (für die Ex-
lis sowie der N. pudendus und die A. und V. pu-
tensoren des Oberschenkels, die Haut auf der
denda interna
Vorderseite des Oberschenkels sowie der Innen-
4 Foramen ischiadicum minus (. Abb. 12.78), durch
seite des Unterschenkels). Der Plexus sacralis ent-
das, auf einem Schleimbeutel gleitend, der M. obtu-
lässt als größten Nerven den N. ischiadicus, auf
ratorius internus hindurchtritt; durch den freiblei-
der Rückseite des Oberschenkels gelegen, mit
benden Spalt zwischen Lig. sacrospinale und Lig.
Anteilen für den N. fibularis und N. tibialis. Alle
sacrotuberale ziehen A. und V. pudenda interna
nicht von N. obturatorius und N. femoralis ver-
mit dem N. pudendus wieder ins Becken (Fossa
sorgten Anteile des Beins werden vom Plexus
ischioanalis), sie schlingen sich dabei um das Lig.
sacralis innerviert.
sacrospinale
a12.3 · Untere Extremität
575 12
> Klinischer Hinweis
Bei einer Obturatoriushernie schiebt sich der Bruchsack ne-
ben den Vasa obturatoria im Canalis obturatorius vor. Durch
Druck auf den N. obturatorius können Sensibilitätsstörungen
und Schmerzen medial an Oberschenkel und Knie auftreten
(sensibles Endgebiet des N. obturatorius).
Reithosenanästhesie. Druck auf den Conus medullaris des
Rückenmarks oder raumfordernde Prozesse im Bereich von
S4, S5 und Co1 können zu Sensibilitätsausfällen der zugehö-
rigen Dermatome am Oberschenkel führen.
. Abb. 12.79. Topographie der ventralen und medialen Leitungsbahnen am Becken. Rote Flächen: Muskelquerschnitte und -ursprünge
nach lateral: V. femoralis, A. femoralis und der sich hier Eine zusammenhängende Information über die Gefäß-
fächerartig aufzweigende N. femoralis; außerdem Nerven-Straßen am Oberschenkel findet sich in
Lymphknoten und Lymphgefäße. . Tabelle 12.32 und . Abb. 12.80.
Hiatus saphenus, eine ovale dünne Stelle in der Fas-
cia lata (7 S. 546). Sie liegt über der Fossa iliopectinea. Regio genus anterior. Von hier aus kann das Kniegelenk
Durch die zahlreichen kleinen Öffnungen in der dünnen untersucht werden (7 S. 537).
Fascia cribrosa laufen Lymphgefäße und Hautnerven. Regio genus posterior, Fossa poplitea. Als Fossa
Durch den Hiatus saphenus tritt die V. saphena magna poplitea wird ein rhombenförmiges Feld der Regio ge-
aus ihrer epifaszialen Verlaufsstrecke in die Tiefe, wo sie nus posterior (Kniekehle) bezeichnet, das oben medial
in die V. femoralis einmündet. durch M. semimembranosus und M. semitendinosus,
Canalis adductorius (Adduktorenkanal). Zwischen oben lateral durch M. biceps femoris, unten medial
M. vastus medialis (lateral), M. adductor magnus (me- durch Caput mediale und unten lateral durch Caput la-
dial) und M. adductor longus (dorsal) spannt sich das terale des M. gastrocnemius begrenzt wird. Bedeckt
Septum intermusculare vastoadductorium aus. Es be- wird die Fossa durch die Fascia poplitea, wie der Ab-
grenzt vorne gemeinsam mit den drei genannten Mus- schnitt zwischen Fascia lata und Fascia cruris heißt. Alle
keln den etwa 7 cm langen Adduktorenkanal. Das distale wichtigen Leitungsbahnen, die vom Oberschenkel zum
Ende des Kanals ist der Hiatus adductorius. Unterschenkel ziehen, durchlaufen diesen Raum. Sie
Durch den Adduktorenkanal gelangen A. und V. fe- sind hier in einen verformbaren Bindegewebsfettkörper
moralis aus der Fossa iliopectinea von der Vorderseite in typischer Reihenfolge eingebaut.
des Oberschenkels auf seine Rückseite in die Kniekehle. A. und V. femoralis gelangen aus dem Canalis ad-
Im oberen Drittel begleitet der N. saphenus die beiden ductorius in die Fossa poplitea, wo sie als A. und V. pop-
Gefäße, durchbricht jedoch bald gemeinsam mit der litea bezeichnet werden. Der N. tibialis zieht entlang sei-
A. descendens genus das Septum intermusculare vasto- nem Leitmuskel (Caput longum musculi bicipitis femo-
adductorium und verlässt damit den Kanal. ris) in die Kniekehle. Er verlässt sie gemeinsam mit der
578 Kapitel 12 · Extremitäten
. Abb. 12.81. Querschnitt durch den rechten Unterschenkel, An- Fibularisloge (links von der Fibula) und die tiefe und oberflächliche
sicht von distal. Durch die Septa intermuscularia cruris und die Flexorenloge abgegrenzt. Zu beachten sind die Gefäß-Nerven-
Membrana interossea werden die Extensorenloge (oben), die Straßen (7 . Tabelle 12.34)
580 Kapitel 12 · Extremitäten
dorsale Gefäß-Nerven-Straße A. dorsalis pedis meist unmittelbar seitlich neben der Sehne des
Vv. dorsales pedis M. extensor hallucis longus am Fußrücken, subfaszial
N. fibularis
profundus
Lymphgefäße
medioplantare Gefäß-Nerven-Straße A. plantaris medialis anfangs zwischen M. abductor hallucis brevis und
Vv. plantares M. flexor digitorum brevis, später trennt sich der Nerv
mediales von den Gefäßen
N. plantaris medialis
Lymphgefäße
In diesem Kapitel wird dargestellt, | nen Schädelbasis (Hörknöchelchen, Proc. styloideus), Kopf-
muskulatur und im Halsbereich Zungenbein und Anteile des
dass Kopf und Hals Skeletts des Kehlkopfs hervor. Ergänzt wird die knorpelig prä-
5 entwicklungsgeschichtlich zusammengehö- formierte Schädelbasis zur Schädelkapsel durch desmal sich
ren, entwickelnde Knochen (Deckknochen).
5 Anteile des Verdauungssystems, des respira-
torischen Systems und des Zentralnerven-
systems beherbergen,
5 topographisch eigene Entitäten sind, die 13.1.1 Schädel
durch Kopfgelenke zwischen Wirbelsäule und
Schädel sowie durch Muskulatur verbunden
sind. Kernaussagen |
5 Der Schädel (Cranium) ist der knöcherne
Anteil des Kopfes.
5 Er umschließt und schützt Gehirn, Augen und
13.1 Kopf Ohren.
5 Der Schädel besteht aus 17 Einzelknochen,
Zum Kopf (Caput) gehören die durch Synostosen zu Neurokranium und
4 Cranium (Schädel) Viszerokranium zusammengeschlossen sind.
4 Mandibula (Unterkiefer) mit Articulatio temporo- 5 Die Schädelbasis hat zahlreiche Öffnungen
13 mandibularis (Kiefergelenk) für Gehirnnerven bzw. deren Äste und ver-
4 Kopfmuskulatur sorgende Gefäße.
4 Anteile des Verdauungssystems: Mundhöhle mit ih- 5 Zum Viszerokranium gehören Nasen- und
ren Organen Nasennebenhöhlen sowie die Mundhöhle.
4 Anteile des respiratorischen Systems: Nase, Nasen- 5 Der Unterkiefer ist der einzige Schädelkno-
nebenhöhlen chen mit gelenkiger Verbindung zum übri-
gen Schädel.
Entwicklungsgeschichtlicher Hinweis
Die Kopfentwicklung geht auf die Differenzierung des Mesen- Die 17 Einzelknochen des Schädels (. Tabelle 13.1) sind
chyms um die Neuralanlage zurück. Im Gegensatz zum Rumpf durch mehr oder weniger deutliche Nähte (Suturae) ver-
(7 S. 230) liegt dem Kopf keine metamere (segmentale) Glie- bunden. Nach ihrer Lage und ihrer Beziehung zu den
derung zu Grunde. Hervorgegangen ist das Mesenchym der Organen, die sie umfassen, lassen sich die Schädelkno-
Kopfregion aus der Neuralleiste (7 S. 733). Wichtig für die
chen zusammenfassen zu:
Kopfentwicklung sind die Branchialbögen. Außerdem wirkt
4 Neurocranium (Gehirnschädel)
die wachsende Gehirnanlage formgestaltend bei der Kopfent-
wicklung mit. Die Branchialbögen befinden sich in der Über- 4 Viszerocranium (Splanchnocranium, Gesichtsschä-
gangsregion zwischen Kopf- und Rumpfanlage. Es handelt sich del).
um 4 (6) bogenförmige Abschnitte, in denen Mesenchym an-
einander liegendes Ekto- und Entoderm auseinander gedrängt Die Grenze folgt einer Linie von der Nasenwurzel zum
hat. Aus den Branchialbögen gehen Bestandteile der knöcher- Oberrand der Augenhöhle bis zum äußeren Gehörgang.
a13.1 · Kopf
583 13
Die Schädelknochen gehören in die Gruppe der plat- 4 teils auf knorpeliger, teils auf bindegewebiger Grundlage
ten bzw. der pneumatisierten Knochen (7 S. 157). Bei (Mischknochen).
den platten Schädelknochen befindet sich zwischen ei-
ner Lamina externa und einer Lamina interna die Dip- Die Entwicklung des Schädels beginnt in der 7. Entwicklungs-
woche mit der Anlage der Schädelbasis. Die Entwicklung des
loë mit Knochenmark. Die Lamina externa ist von Pe-
Schädeldaches erfolgt später und ist erst weit nach der Geburt
riost (Pericranium) bedeckt. An der Lamina interna
abgeschlossen.
übernimmt die harte Hirnhaut (Dura mater cranialis Während der Entwicklung ändern sich die Proportionen
7 S. 846) Periostfunktion. Die pneumatisierten Kno- des Schädels. Zunächst steht das Wachstum des Neurokranium
chen beinhalten mit Schleimhaut ausgekleidete Hohl- im Vordergrund; das Viszerokranium (Gesichtsschädel) bleibt
räume. zurück. Mit der postnatalen Entwicklung des Kauapparates än-
dern sich jedoch die Verhältnisse, bis schließlich die bleiben-
Das Neurokranium besteht aus: den Proportionen zwischen Neuro- und Viszerokranium ent-
4 Calvaria (Schädeldach) stehen (. Abb. 13.1, 13.7).
4 Basis cranii (Schädelbasis) Auch verändern sich die Proportionen zwischen Gesamt-
Sie umschließen das Gehirn mit den Meningen (Ge- schädel und Körper. Durch das starke pränatale Wachstum
hirnhäute). des Gehirns ist auch noch beim Neugeborenen der Kopf über-
proportional groß.
Das Viszerokranium bildet die knöcherne Grundlage des
Gesichtes. Im Viszerokranium befinden sich die Au-
genhöhlen, die Nasen- und mehrere Nasennebenhöhlen. Schädeldach
Außerdem bildet es das Dach der Mundhöhle.
Wichtig | |
Zur Entwicklung des knöchernen Schädels
Verbunden sind die Knochen des Schädeldachs
Die Schädelknochen entstehen (. Tabelle 13.1) teils
4 auf knorpeliger Grundlage (Chondrocranium) durch chon- (Calvaria) durch Nähte: Sutura coronalis, Sutura
drale Ossifikation (Ersatzknochen), teils sagittalis, Sutura lambdoidea. In den ersten zwei
4 auf bindegewebiger Grundlage (Desmocranium) durch Lebensjahren befinden sich an ihren Treffpunk-
desmale Ossifikation (Deckknochen). Hierzu gehören die ten Fontanellen: Fonticulus anterior, Fonticulus
meisten Knochen des Viszerokraniums, aber auch einige posterior, Fonticulus sphenoidalis, Fonticulus
des Neurokraniums (7 unten) mastoideus.
Neurokranium Viszerokranium
Eine scharfe oder festgelegte Grenze zwischen Schädel- 4 Fonticulus mastoideus zwischen Scheitelbein, Hinter-
dach und Schädelbasis besteht nicht. Dennoch werden hauptsbein und Schläfenbein; Fonticuli sphenoidalis et
beide Anteile unterschieden. Die Trennlinie entspricht mastoideus schließen sich bald nach der Geburt
etwa einer Horizontalen durch die Squama frontalis,
Bei der Geburt können sich die Schädelknochen in Nähten und
den unteren Teil des Os parietale und der Squama occi-
Fontanellen zusammenschieben, sodass sich der Kopf bis zu
pitalis. Dementsprechend sind Os occipitale, die beiden
einem gewissen Grade den Raumverhältnissen des Geburts-
Ossa parietalia und das Os frontale sowohl am Aufbau kanals anpassen kann.
der Schädelkalotte als auch der Schädelbasis beteiligt.
Fehlbildungen. Die ausgedehnteste Fehlbildung ist die Akranie.
Zur Entwicklung des Schädeldachs Hierbei fehlen die Schädelkalotte und gelegentlich Teile der
Die Knochen des Schädeldachs entstehen rein desmal. An den Schädelbasisknochen. In der Regel sind damit schwere Miss-
Stellen, an denen zwei benachbarte Knochenanlagen aneinan- bildungen des Gehirns verbunden (Anenzephalie). Weitere
der stoßen, entstehen Knochennähte (Suturae) (. Abb. 13.1) Fehlentwicklungen entstehen, wenn sich Schädelnähte vorzei-
und an den Stellen, an denen mehrere Knochen zusammen- tig schließen (Kraniosynostosen).
treffen, zunächst größere, von bindegewebigen Membranen
bedeckte Lücken, die als Fonticuli cranii (Fontanellen) bezeich- Schädelnähte. Zwischen den Knochen der Calvaria sind
net werden und beim Kleinkind auch noch vorhanden sind.
auch noch beim Erwachsenen zu erkennen (. Abb.
Der Verschluss geht von randständigen Proliferationszonen
13.7):
der benachbarten Knochen aus.
Die Verknöcherung von Suturae und Fontanellen erfolgt 4 Sutura coronalis (Kranznaht); sie liegt zwischen dem
nach Abschluss des Wachstums. verschmolzenen Os frontale und den beiden Ossa
Größere Fontanellen sind (. Abb. 13.1): parietalia
4 Fonticulus anterior: groß und viereckig; sie befindet sich 4 Sutura sagittalis (Pfeilnaht); sie liegt median zwi-
zwischen den noch nicht verschmolzenen Ossa frontalia schen den beiden Ossa parietalia und kann sich
und den beiden Ossa parietalia; der Verschluss erfolgt bei ausgebliebener Synostose des Os frontale bis in
im 2. Lebensjahr das Nasenbein erstrecken (Sutura frontalis persis-
4 Fonticulus posterior, kleine dreieckige Fontanelle; sie liegt tens oder Sutura metopica)
zwischen den Ossa parietalia und dem unpaaren Os occi- 4 Sutura lambdoidea (Lambdanaht) bildet sich zwi-
pitale; der Verschluss erfolgt im 3. Lebensmonat
schen der Schuppe (Squama) des Os occipitale
4 Fonticulus sphenoidalis zwischen Stirnbein, Scheitelbein,
und den beiden Ossa parietalia aus
Schläfenbein und Keilbein
13
. Abb. 13.1 a, b. Fontanellen des kindlichen Schädels. a Ansicht von der linken Seite; b Ansicht von oben
a13.1 · Kopf
585 13
Ferner sind am Schädeldach zu erkennen:
len und einen davon stufenartig abgesetzten
4 von außen
hinteren neuralen Abschnitt. An der Stufe liegen
– am Os frontale: Tubera frontalia
die hinteren Öffnungen der Nasenhöhlen
– am Os parietale: Tuber parietale, Lineae tempo-
(Choanen). Die Schädelbasis hat zahlreiche Öff-
rales superior et inferior (7 S. 594)
nungen für den Durchtritt von Hirnnerven und
4 von innen
Gefäßen. Im neuralen Abschnitt dient das Fora-
– am Os frontale: Crista frontalis
men magnum für die Verbindung von Hirn-
– am Os parietale und Os occipitale: Sulci arteriosi,
stamm und Rückenmark.
Foveolae granulares für Granulationes arachnoi-
dales (7 S. 847)
Die Schädelbasis erscheint in der Ansicht von innen an-
ders als in der von außen. Hervorgerufen wird dies da-
Schädelbasis durch, dass nur ein Teil der Innenseite des Schädels eine
unmittelbare Korrespondenz zur Außenseite hat, näm-
Wichtig | | lich in der hinteren Hälfte. In der vorderen Hälfte ent-
Die Schädelbasis (Basis cranii) lässt auf der In- spricht die Innenseite der Schädelbasis einem Dach
nenseite drei von vorn nach hinten stufenförmig über dem Viszerokranium mit seinen Augen-, Nasen-
abgesetzte Schädelgruben erkennen: Fossa cra- und Nasennebenhöhlen. Die Unterseite wird vom Boden
nii anterior, media und posterior. Die mittlere der Nasen- sowie der Kieferhöhlen gebildet.
Schädelgrube ist paarig. Die Trennung erfolgt
durch das Corpus ossis sphenoidalis mit der Zur Entwicklung der Schädelbasis
Fossa hypophysialis. Die Grenze zwischen der Die Entwicklung der Schädelbasis geht von Zentren mit Knor-
hinteren und den beiden mittleren Schädelgru- pelbildung aus. Sie liegen (. Abb. 13.2):
ben befindet sich an der Oberkante des Felsen- 4 parachordal, in enger Beziehung zum Kopfanteil der Chor-
beins, das das Innenohr umschließt. Die hintere da dorsalis (7 S. 110)
4 prächordal in einer trabekulären Region vor der Chorda
Grenze der vorderen Schädelgrube bildet der
dorsalis
kleine Keilbeinflügel. Auf der Außenseite gliedert
4 lateral und rostral als knorpelige Sinnesorgankapseln, für
sich die Schädelbasis in einen vorderen viszera- Hörorgan, Geruchsorgan und Sehorgan
. Abb. 13.2 a, b. Entwicklung der Schädelbasis. a Anfang des 2. Entwicklungsmonats (nach Langman 1985); b Mitte des 2. Entwicklungs-
monats
586 Kapitel 13 · Kopf und Hals
Parachordales Gebiet. Um den kranialen Abschnitt der Chorda Umwandlung der knorpeligen Anlage der Schädelbasis in Kno-
dorsalis entsteht im Kopfmesenchym ein unpaarer plattenarti- chen. Sie beginnt mit dem Auftreten von Knochenkernen in
ger Knorpel (Cartilago parachordalis, Basalplatte). Unmittelbar der Knorpelplatte (Bildung von Ersatzknochen). Es folgen seit-
kaudal befinden sich die vier am weitesten kranial gelegenen lich davon desmale Ossifikationen (Deckknochenbildung), so-
okzipitalen Somiten. Von diesen verschwindet der oberste, dass letztlich Mischknochen entstehen.
die restlichen bleiben erhalten, verlieren jedoch ihre Segmen-
tierung. Ihr Sklerotomanteil verschmilzt mit dem parachor- Die Basis cranii interna (. Abb. 13.3) lässt drei Schädel-
dalen Zentrum und verknorpelt, sodass ein einheitliches Knor- gruben unterscheiden, die von vorn nach hinten stu-
pelgebiet entsteht, das von der Spitze der Chorda dorsalis, die fenförmig abgesetzt sind:
etwa dem Hinterrand der späteren Hypophysengrube ent- 4 Fossa cranii anterior
spricht, bis an das spätere Foramen magnum reicht. Es ist dies 4 Fossa cranii media
die Anlage der Pars basilaris ossis occipitalis.Von der Basalplatte 4 Fossa cranii posterior
gehen zwei Fortsätze aus, die das obere Ende der Rückenmark-
anlage umwachsen und das Foramen magnum bilden. Durch Fossa cranii anterior. Ihr liegt der Lobus frontalis des
die Knorpelbildung werden die kranialen Spinalnerven zum Großhirns auf.
N. hypoglossus vereinigt, der, jetzt in die Schädelkapsel ein- Gebildet wird die vordere Schädelgrube durch:
bezogen, zu einem Hirnnerven wird. Er verlässt den Schädel 4 Partes orbitales ossis frontalis
durch den Canalis nervi hypoglossi des Os occipitale (7 S. 4 Lamina cribrosa ossis ethmoidalis
594). 4 Corpus ossis sphenoidalis und Alae minores ossis
Prächordales Gebiet. Vor dem vorderen Ende der Chorda dor- sphenoidalis
salis entstehen zwei Paare von später ossifizierenden Zentren: Die Fossa cranii anterior weist wie alle Schädelgruben
die Cartilagines hypophyseales und davor die Cartilagines tra-
Öffnungen zur Passage von Gefäßen und Nerven auf. Ei-
beculares. Diese vier Anlagen verschmelzen während der Ent-
ne Zusammenstellung aller Öffnungen der Schädelbasis
wicklung und bilden die Körper von Keilbein und Siebbein. Je-
doch verbleibt median ein breiter Spalt, die spätere Hypophy- finden Sie in . Tabelle 13.2.
sengrube. Auch verschmelzen die prächordalen und parachor-
Einzelheiten (. Abb. 13.4)
dalen Knorpel, wodurch eine längliche, bizzar geformte Knor- Die Partes orbitales ossis frontalis bilden das Dach der Au-
pelplatte entsteht, die von der Vorderseite des Schädels bis zum genhöhle. Sie sind durch Impressiones gyrorum modelliert,
vorderen Rand des Foramen magnum reicht. Auf dieser Knor- die durch Auffaltungen (Gyri) des Gehirns hervorgerufen wer-
pelplatte ruht das sich entwickelnde Gehirn wie in einer Mulde. den.
In der Folgezeit treten in der Umgebung des vorderen Teils
der Gehirnanlage zwei Knorpel in Erscheinung (Ala orbitalis
13 und Ala temporalis) (. Abb. 13.2 a); sie verschmelzen bald
mit der basalen Knorpelplatte. Die Ala orbitalis umgreift dabei
den N. opticus und es entsteht das Foramen opticum (. Abb.
13.2 b). Aus der Ala orbitalis wird letztlich der kleine Keilbein-
flügel. Aus der Ala temporalis geht der große Keilbeinflügel her-
vor, der mehrere Gehirnnerven umwächst und dadurch Öff-
nungen aufweist (z. B. Foramen rotundum, Foramen ovale;
. Abb. 13.2 b). Zwischen großem und kleinem Keilbeinflügel
bleibt bei der späteren Verknöcherung die Fissura orbitalis su-
perior für Gefäße und Nerven frei.
Fissura orbitalis zwischen Ala major und mittlere Schädelgrube – N. oculomotorius (N. III),
superior minor ossis sphenoidalis Orbita N. trochlearis (N. IV),
N. ophthalmicus (N. V1),
N. abducens (N. VI),
V. ophthalmica superior
For. rotundum Ala major ossis sphenoidalis mittlere Schädelgrube – N. maxillaris (N. V2)
Fossa pterygopalatina
For. ovale Ala major ossis sphenoidalis mittlere Schädelgrube – N. mandibularis (N. V3), Plexus
Fossa infratemporalis venosus foraminis ovalis
For. spinosum Ala major ossis sphenoidalis mittlere Schädelgrube – A. meningea media (aus A.
Fossa infratemporalis maxillaris), R. meningeus nervi
mandibularis (N. V3)
For. lacerum Spalte zwischen Ala major mit Faserknorpel verschlos- N. petrosus major und
ossis sphenoidalis und Spitze senes Foramen in der N. petrosus prof. durchziehen
der Pars petrosa ossis mittleren Schädelgrube ge- den Faserknorpel und ge-
temporalis währt den Zugang zum langen in den Canalis
Canalis pterygoideus pterygoideus
Canalis caroticus gebogener Kanal durch die Apertura externa vor der Fossa A. carotis interna,
Pars petrosa ossis temporalis jugularis – Apertura interna an Plexus caroticus
der Spitze der Pars petrosa
Canaliculi Pars petrosa ossis temporalis vom Genu des Canalis sympathische Nn.
caroticotympanici caroticus zum Cavum tympani caroticotympanici
Porus acusticus Facies posterior partis hintere Schädelgrube – Innen- N. facialis (N. VII),
internus – Meatus petrosae ossis temporalis ohr bzw. For. stylomastoideum N. vestibulocochlearis (N. VIII),
acusticus internus A. u. V. labyrinthi
Apertura canaliculi lateral des Porus acusticus hintere Schädelgrube – unter dem Dach liegt der
vestibuli internus unter einem Innenohr Saccus endolymphaticus, das
knöchernen Dach subdurale Ende des Ductus
endolymphaticus
588 Kapitel 13 · Kopf und Hals
For. jugulare Spalte zwischen Pars petrosa hintere Schädelgrube (Fossa im vorderen, kleinen Abschnitt:
ossis temporalis und der Pars jugularis) und Spatium Sinus petrosus inf. und N.
lateralis ossis occipitalis latero(para)pharyngeum glossopharyngeus (N. IX); im
hinteren, größeren Abschnitt:
V. jugularis interna, N. vagus
(N. X) und N. accessorius
(N. XI), A. pharyngea ascendens
Canaliculus am Boden der Fossa jugularis Fossa jugularis – R. auricularis nervi vagi
mastoideus in der Pars petrosa ossis Meatus acusticus externus (sensibler Ast des N. X)
temporalis
Apertura cana- am medialen Rand der Kno- äußere Schädelbasis – Aqueductus cochleae
liculi cochleae chenleiste zwischen Fossa Innenohr
jugularis und äußerer Öffnung
des Canalis caroticus
Canalis musculo- horizontal verlaufender Kanal, Pharynx – Cavitas M. tensor tympani im kranial
tubarius dessen knöcherner Anteil vor tympanica gelegenen Semicanalis musculi
der Apertura externa canalis tensoris tympani, Tuba auditiva
carotici beginnt im kaudal gelegenen
Semicanalis tubae auditivae
13
Canalis nervi durchzieht die Basis hintere Schädelgrube – N. hypoglossus (N. XII)
hypoglossi der Kondylen äußere Schädelbasis
Canalis zieht horizontal durch die Foramen lacerum – N. petrosus major (sekret.
pterygoideus Wurzeln des Proc. Fossa pterygopalatina Nerv des N. intermedius),
pterygoideus N. petrosus profundus (sym-
pathische Fasern aus dem
Plexus caroticus)
For. stylo- Os temporale zwischen äußere Öffnung des Canalis N. facialis (N. VII),
mastoideum Proc. mastoideus und nervi facialis, der am Porus A. stylomastoidea
Proc. styloideus acusticus internus beginnt
For. spheno- zwischen Lamina perpendi- Fossa pterygopalatina – Aa. nasales post. (aus A.
palatinum cularis ossis palatini und Nasenhöhle maxillaris), Rr. nasales post.
Os sphenoidale sup. et inf. (aus N. V2)
Fissura orbitalis zwischen Ala major ossis Fossa pterygopalatina – A. u. V. infraorbitalis (aus A.
inf. sphenoidalis und Pars Orbita maxillaris), V. ophthalmica inf.,
orbitalis maxillae N. infraorbitalis, N. zygo-
maticus (beide aus N. V2)
For. (Canalis) Corpus maxillae Orbita – Haut über der Maxilla A. u.V. infraorbitalis,
infraorbitale N. infraorbitalis
Fissura spheno- am hinteren Rand des For. mittlere Schädelgrube – N. petrosus minor (sekretori-
petrosa lacerum, mediale Fortsetzung Fossa infratemporalis scher Ast des N. glosso-
der Fissura petrosquamosa pharyngeus) (7 Jacobson-
Anastomose, . Abb. 13.29
und 7 S. 676)
Fissura petro- am Hinterrand der Fossa Cavum tympani – Chorda tympani (sekretorischer
tympanica mandibularis Regio infratemporalis Ast des N. intermedius zur
Innervation der Gll. submandi-
bularis et sublingualis, Ge-
schmacksfasern der vorderen
zwei Drittel der Zunge)
For. ethmoidale zwischen Facies orbitalis ossis Orbita – vordere Schädel- A., V. und N. ethmoidalis ant.
ant. frontalis und Lamina orbitalis grube (aus N. V1) ziehen extradural
ossis ethmoidalis durch vordere Schädelgrube
und durch Lamina cribrosa
zur Nasenhöhle
For. ethmoidale zwischen Facies orbitalis ossis Orbita – hintere Siebbeinzellen A., V. und N. ethmoidalis post.
post. frontalis und Lamina orbitalis und Sinus sphenoidalis (aus N. V1) ziehen zu hinteren
ossis ethmoidalis Siebbeinzellen und Sinus
sphenoidalis
590 Kapitel 13 · Kopf und Hals
For. (Canales) Facies infratemporalis maxillae Fossa infratemporalis – Rr. alveolares sup. post. aus
alveolaria hintere Oberkieferzähne N. infraorbitalis (Ast des N. V2),
Vasa alveolaria sup. post.
For. (Canalis) Unterkiefer von Mitte des Ramus N. alveolaris inf. (aus N. V3)
mandibulae mandibulae bis zur Öffnung für Unterkieferzähne und Haut
außen an der Mandibula des Unterkiefers,
A. u. V. alveolaris inf.
Fissura pterygo- zwischen Proc. pterygoideus Fossa infratemporalis – A. maxillaris; Nn. alveolares
maxillaris ossis sphenoidalis und Tuber Fossa pterygopalatina sup. post. treten aus der Fissur
maxillae in die Canales alveolares
maxillae ein
13
Lamina cribrosa ossis ethmoidalis befindet sich zwischen Fossa cranii media (. Abb. 13.3, 13.4). Sie ist paarig. Auf
den Partes orbitales ossis frontalis. Sie bedeckt die Nasen- jeder Seite sind an ihrem Aufbau beteiligt:
höhle. In der Mitte der Lamina cribrosa steht als solide Leiste 4 Os sphenoidale mit
die Crista galli, an der sich die Durasichel (Falx cerebri) befes- – Corpus ossis sphenoidalis
tigt.
– Ala minor
Die Crista galli des Os ethmoidale setzt sich als Crista fron-
– Ala major
talis auf das Os frontale fort. Am Übergang der Crista galli zur
Crista frontalis liegt das kleine Foramen caecum mit einem Du-
4 Os temporale mit
razapfen. – Vorderfläche der Pars petrosa
Corpus ossis sphenoidalis, Alae minores ossis sphenoidalis. – Pars squamosa
Sie bilden die Grenze zur mittleren Schädelgrube. Beidseits
seitlich des Corpus ossis sphenoidalis liegt die Öffnung des Ca- Die Grenze zur vorderen Schädelgrube bildet jeweils die
nalis opticus für den N. opticus und die A. ophthalmica. Die Ala minor ossis sphenoidalis, zur hinteren Schädelgru-
Öffnungen sind durch den Sulcus prechiasmaticus verbunden. be die Oberkante der Pars petrosa ossis temporalis. Ge-
Die Alae minores ossis sphenoidalis laufen medial in den Pro- trennt sind die beiden Schädelgruben durch das Corpus
cessus clinoideus anterior aus. ossis sphenoidalis. Den Boden der Schädelgrube bilden
die Ala major ossis sphenoidalis und die Pars squamosa
ossis temporalis.
a13.1 · Kopf
591 13
Einzelheiten (. Abb. 13.4) Zwischen Ala major und Pars petrosa ossis temporalis liegt als
Corpus ossis sphenoidalis. In der Mitte liegt die Sella turcica mit Spalte das Foramen lacerum. Es ist unvollständig mit Faser-
der Fossa hypophysialis und seitlich der Sulcus caroticus. knorpel gefüllt und wird von N. petrosus major und N. petro-
Die Fossa hypophysialis wird vorne durch das Tuberculum sus profundus durchzogen.
sellae, hinten durch das Dorsum sellae begrenzt. Das Dorsum An der Spitze der Pars petrosa ossis temporalis zum Cor-
sellae läuft auf jeder Seite in einen Processus clinoideus poste- pus ossis sphenoidalis hin öffnet sich der Canalis caroticus
rior aus. für die A. carotis interna.
Unten seitlich vom Sulcus caroticus befindet sich die Lin- Vorderseite der Pars petrosa ossis temporalis. Sie lässt als
gula sphenoidalis als spitzer Knochenfortsatz. kleine Vorwölbung die Eminentia arcuata erkennen, die durch
Das Corpus sphenoidalis enthält als Hohlraum den Sinus den oberen Bogengang des Gleichtgewichtsorgans hervorgeru-
sphenoidalis. fen wird. Seitlich davon befindet sich das Dach der Pau-
Zwischen Ala minor und Ala major ossis sphenoidalis befin- kenhöhle ( Tegmen tympani).
det sich als breiter Spalt die Fissura orbitalis superior zur Pas- Als Impressio trigeminalis liegt nahe der Apex partis petro-
sage der Hirnnerven III, IV, V1, VI sowie der V. ophthalmica sae eine kleine Vertiefung für das Ganglion trigeminale.
superior. Im vorderen Teil der Facies anterior partis petrosae öffnen
Ala major ossis sphenoidalis zeigt aufeinander folgend von sich:
medial vorn nach lateral hinten 4 Hiatus canalis nervi petrosi majoris mit Fortsetzung in den
4 Foramen rotundum zur Verbindung mit der Flügelgaumen- Sulcus nervi petrosi majoris für den N. petrosus major
grube, Fossa pterygopalatina; hindurch treten der N. ma- (7 S. 676 und 710)
xillaris (V2) sowie kleinere Blutgefäße 4 Hiatus canalis nervi petrosi minoris mit Fortsetzung in den
4 Foramen ovale zum Durchtritt des N. mandibularis (V3) Sulcus nervi petrosi minoris für den N. petrosus minor mit
4 Foramen spinosum zum Durchtritt von A. und V. meningea sekretorischen Fasern aus dem Plexus tympanicus (N. IX)
media, Ramus meningeus recurrens aus N. V3
Die Oberkante der Pars petrosa bildet der Margo superior par-
tis petrosae. In diesem Bereich liegt der Sulcus sinus petrosi su-
perioris, der einen gleichnamigen venösen Blutleiter enthält.
592 Kapitel 13 · Kopf und Hals
Fossa cranii posterior (. Abb. 13.3, 13.4). Am Aufbau der Facies posterior des Felsenbeins. In der Mitte der hinteren
hinteren Schädelgrube sind beteiligt: Pyramidenfläche fällt der Porus acusticus internus als Eingang
4 Os occipitale mit Pars basilaris, Pars lateralis und in den Meatus acusticus internus auf. Lateral oben davon befin-
Squama occipitalis det sich unter der Pyramidenoberkante eine kleine Fossa sub-
arcuata sowie lateral von ihr, unter einem kleinen Knochenvor-
4 Os sphenoidale mit Corpus ossis sphenoidalis
sprung, die Apertura canaliculi vestibuli, die Öffnung des Aque-
4 Os temporale mit der Facies posterior partis petrosae
ductus vestibuli.
13
. Abb. 13.5. Schädelbasis, Ansicht von unten. Die linke Schädelhälfte ist nicht dargestellt, die Suturen sind nicht bezeichnet
a13.1 · Kopf
593 13
Einzelheiten Os temporale. Die Facies inferior partis petrosae ist unre-
Der knöcherne Gaumen besteht aus den beidseitigen Processus gelmäßig gestaltet (. Abb. 13.6). Ventral befindet sich der
palatini maxillae und Laminae horizontales des Os palatinum. Proc. zygomaticus und dahinter die Fossa mandibularis (Pfan-
Sie stehen durch Nähte in Verbindung. Am vorderen Ende ne des Kiefergelenks). Am lateralen Rand ragt der Processus
der Sutura palatina mediana zwischen den Processus palatini styloideus nach kaudal. Unmittelbar dorsal liegt das Foramen
maxillae liegt die Fossa incisiva mit der Öffnung (Foramen in- stylomastoideum für N. facialis (N. VII) und Gefäße.
cisivum) des paarigen Canalis incisivus. Die Lamina horizonta- Ventromedial vom Processus styloideus befindet sich die
lis des Os palatinum weist hinten seitlich das Foramen palati- Fossa jugularis, die den Bulbus superior venae jugularis inter-
num majus und Foramina palatina minora auf und endet hinten nae beherbergt. Sie setzt sich nach ventral in das Foramen ju-
mit der Spina nasalis posterior. Hier ist der Vomer verzapft. gulare fort. Am Boden der Fossa jugularis liegt der kleine Ca-
Die Processus alveolares maxillae tragen auf jeder Seite naliculus mastoideus.
acht Alveoli dentales für die Zähne des Oberkiefers. Ventromedial der Fossa jugularis liegt der Eingang in den
bogenförmigen Canalis caroticus für die A. carotis interna, der
Neuraler, hinterer Anteil. Am Aufbau sind beteiligt An- sich nahe der Spitze der Pars petrosa in die mittlere Schädel-
teile von grube öffnet (7 oben).
4 Os sphenoidale mit Corpus, Processus pterygoidei, Vom Canalis caroticus ziehen die kleinen Canaliculi caroti-
Alae majores cotympanici zur Paukenhöhle (. Abb. 13.6).
Zwischen Fossa jugularis und äußerer Öffnung des Canalis
4 Os temporale mit Facies inferior partis petrosae, Pro-
caroticus befinden sich die Fossula petrosa und daneben die
cessus mastoideus, Pars squamosa
Apertura canaliculi cochleae (. Abb. 13.6). In der Tiefe der Fos-
4 Os occipitale mit Pars basilaris, Partes laterales, sula petrosa öffnet sich der Canaliculus tympanicus, der zur
Squama occipitalis Paukenhöhle zieht.
Einzelheiten
Os sphenoidale. In der Mitte befindet sich das Corpus mit dem
Tuberculum pterygoideum zur Befestigung der Raphe pharyn-
gis (7 S. 642). Auf jeder Seite gehen vom Corpus der Processus
pterygoideus und die Ala major aus.
Die Processus pterygoidei ragen nach unten und begrenzen
die Choanen lateral. Jeder Fortsatz wird an seiner Wurzel von
einem horizontal verlaufenden Kanal (Canalis pterygoideus)
durchbohrt. Ferner besteht jeder Processus pterygoideus aus
zwei spitzwinkelig abstehenden Knochenplatten (Lamina late-
ralis und Lamina medialis). Zwischen beiden Laminae liegt
die Fossa pterygoidea.
Die Lamina medialis weist an der Wurzel die längliche Fos-
sa scaphoidea auf, in der der M. tensor veli palatini entspringt.
Die Sehne dieses Muskels läuft um einen kleinen, hakenförmi-
gen Fortsatz der Lamina medialis (Hamulus pterygoideus) he-
rum.
Die Ala major weist als Grenze ihrer horizontalen Unterflä-
che die Crista infratemporalis auf. Sie läuft in die Spina ossis
sphenoidalis mit Foramen spinosum aus. Medial davon befin-
det sich das Foramen ovale, sowie zwischen Ala major und
Spitze des Felsenbeins das Foramen lacerum (vgl. mittlere . Abb. 13.6. Os temporale. Blick von kaudal auf den isolierten
Schädelgrube, 7 oben). Knochen
594 Kapitel 13 · Kopf und Hals
Wichtig | |
Das Viszerokranium wird von den sich nach vorn
öffnenden pyramidenförmigen Augenhöhlen
(Orbitae) und den Nasenhöhlen mit einmünden-
den Nasennebenhöhlen beherrscht. Die Maxilla
trägt die Oberkieferzähne und bildet das Dach
der Mundhöhle. Der Unterkiefer trägt die Unter-
kieferzähne und bildet mit dem Processus
condylaris das Kiefergelenk.
Einzelheiten
Os frontale. Beherrschend ist die Squama frontalis. Sie lässt bei-
derseits je einen Stirnbeinhöcker ( Tuber frontale) und unter-
halb davon einen Arcus superciliaris (Augenbrauenbogen) er-
kennen. Zwischen beiden Augenbrauenbögen liegt die Glabella
(Stirnglatze), ein abgeflachtes Knochenfeld. Die Grenze zur
Augenhöhle bildet der Margo supraorbitalis. In der medialen
Hälfte dieses Randes befinden sich das Foramen supraorbitale
bzw. die Incisura supraorbitalis und medial davon das Foramen
frontale bzw. die Incisura frontalis. Dem Arcus superciliaris
folgt nach lateral der Processus zygomaticus ossis frontalis.
Dieser steht in syndesmalem Kontakt mit dem Os zygomati-
cum.
Maxilla. Der zentrale Teil ist das Corpus maxillae. In seiner
Facies anterior liegt etwa 0,5 cm unter dem unteren Rand der
. Abb. 13.8. Schädel von vorne Orbita das Foramen infraorbitale. Unterhalb davon befindet
596 Kapitel 13 · Kopf und Hals
sich die Fossa canina. Medial davon bildet die Incisura nasalis gebildet wird und dessen Spitze nach hinten medial
den Rand der knöchernen Nasenöffnung. Sie läuft nach vorne weist.
unten in die Spina nasalis anterior aus. Den Oberrand des Aditus orbitalis bildet der Margo
Vom Corpus maxillae geht der Processus frontalis aus. Er supraorbitalis, der sich nach medial zur Crista lacrimalis
verbindet sich vorne mit dem Os nasale, hinten mit dem Os
anterior des Processus frontalis maxillae fortsetzt. Der
lacrimale und oben mit der Pars nasalis des Os frontale.
Unterrand ist der Margo infraorbitalis der Maxilla und
Am lateralen Rand des Processus frontalis liegt der Sulcus
lacrimalis, der nach vorne durch die Crista lacrimalis anterior
des Os zygomaticum.
begrenzt wird. Der Sulcus lacrimalis wird durch das Os lacri- Am Aufbau der Orbitawände sind beteiligt (. Abb.
male zum Canalis nasolacrimalis ergänzt (7 S. 699). 13.10):
Ferner entlässt das Corpus maxillae den Processus zygo- 4 Os frontale: Dach der Orbita
maticus zur Verbindung mit dem Jochbein und den Processus 4 Os zygomaticum: laterale Wand
alveolaris maxillae mit den Alveoli dentales für die Oberkiefer- 4 Os zygomaticum und Maxilla: Boden der Orbita
zähne. Die Zahnwurzeln rufen kleine Aufwulstungen auf der 4 Os lacrimale und Os ethmoidale: mediale Wand
Außenseite des Kiefers hervor (Juga alveolaria). 4 Os palatinum und Os sphenoidale (mit großem und
Das Os zygomaticum (Jochbein) ergänzt den Processus zy- kleinem Keilbeinflügel): die stumpfe Spitze der Or-
gomaticus maxillae und Processus zygomaticus ossis tempora-
bitapyramide
lis zum Arcus zygomaticus. Auf der Facies lateralis des Joch-
beins öffnet sich das Foramen zygomaticofaciale.
Öffnungen verbinden die Orbita mit:
Orbita, Augenhöhle (. Abb. 13.10). Sie hat etwa die 4 mittlerer Schädelgrube:
Form einer Pyramide, deren Basis vom Aditus orbitalis – Canalis opticus; durchbohrt die Ala minor ossis
sphenoidalis
13
. Abb. 13.10. Rechte Orbita. 1 Fissura orbitalis superior; 2 Canalis zygomaticoorbitale; 8 Foramen zygomaticotemporale; 9 Eingang
opticus; 3 Fissura orbitalis inferior; 4 Canalis infraorbitalis; 5 Fora- zum Canalis nasolacrimalis
men infraorbitale; 6 Foramen ethmoidale ant. et post.; 7 Foramen
a13.1 · Kopf
597 13
– Fissura orbitalis superior ; liegt zwischen Ala ma- Maxillahälften und Ossa nasalia begrenzen. Die hin-
jor und Ala minor ossis sphenoidalis teren Öffnungen (Choanae) zwischen Nasenhöhle und
4 Fossa pterygopalatina: Rachenraum sind dagegen wieder getrennt.
– Fissura orbitalis inferior zwischen Maxilla und
großem Keilbeinflügel am Boden der Orbita In . Tabelle 13.3 sind die am Aufbau der Nasenwände
4 Nasenhöhle: beteiligten Knochen bzw. Knochenabschnitte zusam-
– Canalis nasolacrimalis; beginnt an der medialen mengestellt.
Seite der Fossa sacci lacrimalis der Augenhöhle;
begrenzt wird die Fossa lacrimalis von der Crista
Einzelheiten
lacrimalis anterior des Os frontale und der Crista
Septum nasi (Nasenscheidewand). Es wird gebildet durch den
lacrimalis posterior des Os lacrimale
Vomer, die Lamina perpendicularis ossis ethmoidalis und die
4 Gesicht: Cartilago septi nasi. Der Vomer ist am Boden der Nasenhöhle
– Foramen frontale und Foramen supraorbitale des mit der Crista nasalis des Processus palatinus der Maxilla und
Os frontale der Lamina horizontalis des Os palatinum verbunden.
– Foramina zygomaticoorbitale, zygomaticotem- Dach. Das Dach der Nasenhöhle bilden die Lamina cribrosa
porale et zygomaticofaciale des Os zygomaticum des Siebbeins sowie vorne die Pars nasalis des Stirnbeins und
– Sulcus und Canalis infraorbitalis der Facies orbi- des Nasenbeins und hinten die abfallende Vorderfläche des
talis des Corpus maxillae Corpus ossis sphenoidalis.
4 vorderer Schädelgrube: Boden. Der Boden der Nasenhöhle besteht vorne aus den
Processus palatini der Maxilla, hinten aus den Laminae horizon-
– Foramen ethmoidale anterius des Os frontale, an
tales der Gaumenbeine. Vorne durchbricht der Canalis incisivus
der medialen Wand der Orbita
(meist mehrere Kanäle) den Boden der Nasenhöhle (N. naso-
4 hinteren Siebbeinzellen:
palatinus 7 S. 669).
– Foramen ethmoidale posterius zwischen Os Seitenwand (. Abb. 13.11). Die knöcherne Seitenwand je-
frontale und Os ethmoidale an der medialen der Nasenhöhle wird von der medialen Wand des Labyrinthus
Wand der Orbita ethmoidalis mit der oberen und mittleren Nasenmuschel auf-
gebaut. Außerdem beteiligen sich die Facies nasalis der Maxilla
Cavitas nasalis ossea. Die Nasenhöhlen (. Abb. 13.9, und die Lamina perpendicularis des Os palatinum sowie das
13.11) sind paarig durch das Septum nasi (Nasenschei- Tränenbein und als eigener Knochen die untere Nasenmuschel
dewand) getrennt. Gemeinsam ist jedoch der Zugang daran. Oberhalb der oberen Nasenmuschel befindet sich der
von vorne durch die Apertura piriformis, die die beiden spaltförmige Recessus sphenoethmoidalis.
Zur Entwicklung
. Abb. 13.11. Laterale Nasenwand. Die Concha nasalis media ist Die Entwicklung der am Ende der Fetalzeit angelegten Ne-
z. T. abgetragen, ihre natürliche Grenze mit einer roten Linie mar- benhöhlen vollzieht sich durch Ausstülpung des Epithels der
kiert Nasenschleimhaut nach der Geburt. Ein stärkeres Wachstum
setzt im Anschluss an das Durchbrechen der bleibenden Zähne
ein. Die endgültige Ausdehnung erreichen die Nebenhöhlen
Meatus nasi. Unter jeder Nasenmuschel liegt ein Meatus
erst nach der Pubertät.
nasi:
4 Meatus nasi superior (oberer Nasengang) unter der Einzelheiten
oberen Nasenmuschel Sinus maxillaris (. Abb. 13.9). Die Kieferhöhle ist die geräu-
4 Meatus nasi medius (mittlerer Nasengang) unter der migste Nebenhöhle der Nase. Sie grenzt, nur durch eine dünne
mittleren Muschel Knochenlamelle getrennt, oben an die Orbita, medial an die
4 Meatus nasi inferior (unterer Nasengang) unter der Nasenhöhle, unten an die Oberkieferzähne bzw. an den harten
unteren Nasenmuschel Gaumen und dorsal an die Fossa pterygopalatina. Der tiefste
4 Meatus nasi communis zwischen Nasenseptum und Punkt der Kieferhöhle liegt über dem 2. Prämolaren und 1. Mo-
Nasenmuscheln laren, jedoch unter dem Niveau des Nasenbodens. Die Öffnung
13 der Kieferhöhle zur Nasenhöhle liegt nahe ihrem Dach und be-
findet sich im mittleren Nasengang im sichelförmigen Hiatus
Das Gebiet vom Hinterrand der Nasenmuscheln bis zu
semilunaris (7 oben). Durch diese Anordnung kann Eiter
den Choanen wird als Meatus nasopharyngeus bezeich-
aus der Kieferhöhle nicht abfließen.
net. In seinem oberen Bereich, hinter der mittleren Na- Cellulae ethmoidales(. Abb. 13.9). Die Siebbeinzellen
senmuschel, liegt das Foramen sphenopalatinum, eine grenzen medial an die Nasenhöhle, lateral an die Augenhöhle,
Öffnung zwischen Nasenhöhle und Flügelgaumengrube kaudal an die Kieferhöhle, kranial an die vordere Schädelgrube
(Fossa pterygopalatina) (7 oben). bzw. die Stirnbeinhöhle. Bei den Siebbeinzellen handelt es sich
Unter der mittleren Nasenmuschel stellt der Hiatus um ein differenziertes System unvollständig getrennter Kam-
semilunaris die Verbindung zu Sinus frontalis, Sinus mern, die sich nach ihrer Lage in vordere, mittlere und hintere
maxillaris und zu den Cellulae ethmoidales anteriores Zellen unterteilen. Die größte Siebbeinzelle ist die Bulla eth-
her. Der Hiatus semilunaris wird durch den Processus moidalis. Ihre Wand bildet den hinteren Abschluss des Hiatus
uncinatus des Os ethmoidale, der mit dem Processus semilunaris (. Abb. 13.11). Die vorderen und mittleren Sieb-
beinzellen münden in den Hiatus semilunaris des mittleren
ethmoidalis der unteren Nasenmuschel verbunden ist,
Nasengangs, die hinteren Siebbeinzellen in den Meatus nasi
sowie durch die Knochenwand der Bulla ethmoidalis
superior.
eingeengt (7 unten). Unter dem Processus uncinatus Sinus frontalis (. Abb. 13.9, 13.11). Er ist nur durch eine
befindet sich die Verbindung von Os lacrimale, Maxilla dünne Knochenlamelle von der Orbita getrennt. Zwischen
und Processus lacrimalis ossis conchae nasalis inferioris den Sinus frontales beider Seiten liegt das Septum sinuum fron-
zum Tränennasengang , der unter der unteren Nasen- talium, in der Regel paramedian. Der Sinus frontalis mündet
muschel mündet. im Bereich des Hiatus semilunaris in den mittleren Nasengang.
a13.1 · Kopf
599 13
Sinus sphenoidalis (. Abb. 13.11). Die Keilbeinhöhle liegt > Klinischer Hinweis
im Corpus ossis sphenoidalis. Das Septum sinuum sphenoida- Eine Vergrößerung des Unterkiefers mit Vortreten des Kinn
lium trennt paramedian zwei ungleich große Höhlen voneinan- (Progenie) ist ein Kardinalsymptom der Akromegalie. Bei die-
der. Der knöcherne Boden der Keilbeinhöhle bildet das Dach ser Erkrankung wird trotz Abschluss der Wachstumsperiode
des Meatus nasopharyngeus. Das Dach der Keilbeinhöhle er- vermehrt Wachstumshormon gebildet, z. B. bei einem Hypo-
scheint durch Ausbildung der Fossa hypophysialis konvex. physenvorderlappentumor.
Die Seitenwand hat topographische Beziehung zu Sinus caver-
nosus und A. carotis interna, die Vorderwand zu den hinteren Auffällige Strukturen am Corpus mandibulae sind die
Siebbeinzellen sowie dem hinteren Abschnitt der medialen Or- Alveoli dentales (Zahnfächer), außen das Foramen men-
bitalwand und zum N. opticus. Die Keilbeinhöhle öffnet sich in tale, innen die aufsteigende Linea mylohyoidea, am Ra-
den Recessus sphenoethmoidalis. mus mandibulae außen die Tuberositas masseterica, in-
nen das Foramen mandibulae mit der Lingula mandibu-
> Klinischer Hinweis lae, kranial Processus coronoideus und Processus con-
Infolge der engen Nachbarschaft können einerseits die Na-
dylaris sowie dazwischen die Incisura mandibulae.
sennebenhöhlen von Erkrankungen der Umgebung in Mitlei-
denschaft gezogen werden, andererseits Erkrankungen der
Nebenhöhle auf die Umgebung übergreifen. So können Ent- Einzelheiten
zündungen der Nasenschleimhaut zu einer Nasennebenhöh- Corpus mandibulae. Die Alveolen sind bogenförmig angeord-
lenvereiterung (Sinusitis) oder Granulome an der Wurzel des net und bilden den Arcus alveolaris. Die Septa interalveolaria
2. Prämolaren und 1. Molaren zu einer Entzündung der Kie- werden im Alter abgebaut, sodass sich die Zähne lockern.
ferhöhle führen. Eine Entzündung der Kieferhöhle kann sich An der Außenfläche befindet sich unter den Alveoli des 1.
über die Cellulae ethmoidales bis zum Sinus frontalis ausbrei- oder 2. Prämolaren das Foramen mentale (für N. und A. men-
ten. Entzündungen der Siebbeinzellen können zu retrobul- talis). Vom Corpus zieht die Linea obliqua zum Ramus mandi-
bären Abszessen und zur Meningitis führen.
bulae.
An der Innenfläche des Corpus mandibulae befinden sich
Mandibula. Der Unterkiefer (. Abb. 13.7, 13.8) gliedert zur Muskelbefestigung in der Mitte die Spinae mentales und
sich in: die Fossa digastrica sowie seitlich schräg aufsteigend die Linea
4 Corpus mandibulae mylohyoidea. Oberhalb der Linea mylohyoidea befindet sich
4 Ramus mandibulae vorn die Fovea sublingualis für die Gl. sublingualis und unter-
halb der Linea weiter hinten die Fovea submandibularis für die
Corpus und Ramus sind durch den Angulus mandibulae Gl. submandibularis.
gegeneinander abgeknickt. Der Winkel beträgt beim Er- Der Ramus mandibulae weist an seinem Angulus als Mus-
wachsenen etwa 1208; beim Neugeborenen ist er größer kelansätze außen die Tuberositas masseterica und korrespon-
dierend innen die Tuberositas pterygoidea auf. In der Mitte
(1508) und nähert sich diesem Wert wieder im Greisen-
des Ramus befindet sich auf der Innenseite das Foramen man-
alter.
dibulae (Eingang in den Canalis mandibulae für A., V. und N.
alveolaris inferior; letzterer innerviert die Unterkieferzähne)
Zur Entwicklung mit der Lingula mandibulae. Das Foramen mandibulae liegt
Angelegt wird der Unterkiefer als paariger Belegknochen. Er ca. 2 cm hinter und 1 cm oberhalb der Krone des 3. Dens mo-
liegt den Resten des 1. Branchialbogens (Meckel-Knorpel) late- laris.
ral auf (7 S. 634). Die beiden Unterkieferkörper verschmelzen Der Canalis mandibulae zieht von lateral hinten nach me-
im Kinnbereich und bilden eine Symphyse. Diese synostosiert dial vorn durch Ramus und Corpus mandibulae.
am Ende des 1. Lebensjahres. Die Verschmelzungsstelle (Sym- Ferner befindet sich an der Innenseite des Ramus der Sul-
physis mentalis) bildet den Kinnvorsprung, die Protuberantia cus mylohyoideus für den gleichnamigen Nerven.
mentalis. Hierbei handelt es sich um ein dreieckiges Feld, des- Am kranialen Ende des Ramus befindet sich der Processus
sen untere Ecken beidseits ein Tuberculum mentale bilden. condylaris, ein Gelenkfortsatz. Er trägt auf dem Collum mandi-
bulae den walzenförmigen Gelenkkopf des Kiefergelenks
(Caput mandibulae). Medial am Collum mandibulae liegt die
Fovea pterygoidea.
Getrennt durch die Incisura mandibulae folgt dem Proces-
sus condylaris nach ventral der Processus coronoideus für den
Ansatz des M. temporalis.
600 Kapitel 13 · Kopf und Hals
Schädel als Ganzes Schwachstellen hat der Schädel vor allem an den Squa-
mae: Squama occipitalis, Pars squamosa ossis tempora-
Wichtig | | lis. Hier kann es bei umschriebenen Gewalteinwirkun-
gen leicht zu Impressionsfrakturen kommen.
Der Schädel wird durch Verstrebungen stabili-
siert.
> Klinischer Hinweis
Der Schädel kann sehr unterschiedliche Formen haben, Brüche der Schädelbasis entstehen in der Regel bei breitflä-
von lang bis kurz, von niedrig bis hoch. Hinzu kommen chigen Gewalteinwirkungen (Sturz auf den Kopf ) (Berstungs-
Unterschiede des Gesichtsschädels: von breit bis schmal. brüche). Sie können je nach Richtung der Gewalteinwirkung
die Schädelgruben einzeln oder in Mehrzahl betreffen.
Diese Unterschiede sind zum Teil genetisch bedingt, an- Brüche im Bereich der vorderen Schädelgrube können Li-
dererseits passt sich der Schädel bis zur Verknöcherung quor- und Blutaustritte aus der Nasenhöhle, sowie Blutungen
der Schädelnähte den Raumanforderungen seines In- in die Orbita mit Brillenhämatom hervorrufen. Die mittlere
halts an, insbesondere denen des Gehirns. Bei gestörter Schädelgrube ist besonders bei sehr starken Gewalteinwirkun-
Schädelentwicklung kann allerdings auch die Entwick- gen betroffen. Dabei bersten die Verstrebepfeiler der Ala mi-
nor ossis sphenoidalis. Einbezogen sind dann auch die Fora-
lung des Gehirns beeinträchtigt werden, z. B. bei vorzei- mina der mittleren Schädelgrube, wodurch durchtretende
tiger Nahtverknöcherung. Einfluss auf die Schädelform Nerven verletzt werden. Bei Frakturen in der hinteren Schädel-
hat auch der Kauapparat (Zähne und Kaumuskulatur). grube kann es oft zu subkutanen Blutungen im Bereich des
Schließlich ist die Schädelform geschlechtsabhängig: Processus mastoideus kommen.
Frauen haben in der Regel eine grazilere Schädelform.
Trotz aller Elastizität, vieler Öffnungen und Hohl-
räume im Viszerokranium hat der Schädel eine hohe > In Kürze
Stabilität. Sie geht auf Verstrebungen sowohl im Ge-
Mit Ausnahme der Mandibula sind alle anderen
sichtsschädel als auch an der Schädelbasis zurück. Hin-
(insgesamt 17) Schädelknochen durch Nähte un-
zu kommt eine innere Verspannung durch die Falx cere-
trennbar verbunden. Die Ossa parietalia und Tei-
bri und das Tentorium cerebelli (7 S. 847).
le des Os occipitale, der Ossa temporalia und des
Verstrebungen im Gesichtsschädel sind
Os frontale bilden die Schädelkalotte. Die Schä-
4 Stirnnasenpfeiler für die Ableitung des Kaudrucks
delbasis gehört zum Neurokranium. Das Viszero-
von den Schneide- und Eckzähnen über den Proces-
kranium bildet die knöcherne Grundlage des Ge-
sus frontalis maxillae zur Glabella des Os frontale
13 4 senkrechter Jochpfeiler für die Ableitung des Kau-
sichts. Die Schädelbasis lässt auf ihrer Innenseite
drei stufenförmig angeordnete Schädelgruben
drucks der Prämolaren über den Processus zygoma-
erkennen. Größter Knochen der vorderen Schä-
ticus des Os frontale in die seitliche Stirnregion
delgrube ist das Os frontale. Die mittlere Schädel-
4 horizontaler Jochpfeiler für die Ableitung des Kau-
grube besteht aus Teilen des Os sphenoidale und
drucks von den Molaren über das Corpus maxillae
Os temporale und die hintere Schädelgrube vor
und den Processus zygomaticus maxillae.
allem aus dem Os occipitale. Die auffälligsten
Verstrebungen an der Schädelbasis sind
Knochen des Viszerokraniums sind die Maxilla
4 Längsverstrebungen von der Wurzel der Ala minor
und die Ossa zygomatica. Zum Viszerokranium
ossis sphenoidalis durch das Corpus ossis sphenoi-
gehören die Orbita, die Nasen- und Nasen-
dalis und den Clivus zu den Partes laterales des Os
nebenhöhlen mit ihren begrenzenden Knochen.
occipitale um das Foramen magnum herum
Die Stabilität des Schädels beruht auf Verstre-
4 Querverstrebungen an den Begrenzungen der Schä-
bungen, zwischen denen sich zahlreiche Öffnun-
delgruben: im Bereich der Ala minor ossis sphenoi-
gen für Gefäße und Nerven befinden.
dalis und der Pars petrosa ossis temporalis
a13.1 · Kopf
601 13
13.1.2 Gesicht
Kernaussagen |
5 Den Gesichtsausdruck bestimmt die mimi-
sche Muskulatur. Sie wird vom N. facialis in-
nerviert.
5 Die Gesichtshaut innerviert der N. trigemi-
nus.
5 Die Gesichtsentwicklung geht von Wulstbil-
dungen um die Anlagen der Mundbucht, der . Abb. 13.12. Gesichtsentwicklung. 4.–5. Entwicklungswoche
Riechplakoden und der Augenanlage aus:
Oberkieferwülste, Unterkieferwülste, media- Weiter spielt für die Entwicklung dieser Region die
ler und lateraler Nasenwulst, Stirnwulst. Ausbildung der Riechplakoden an beiden Seiten des
5 Die Oberlippe entsteht aus Anteilen der Stirnfortsatzes eine wichtige Rolle. Bei den Riechplako-
Oberkiefer- und medialen Nasenwülste. den handelt es sich um Epithelverdickungen, aus denen
5 Die Mundspalte kommt durch Verschmel- in der Folgezeit in jeder Nasenhöhle die Regio olfactoria
zung von Oberkiefer- und Unterkieferwülsten (7 S. 627) hervorgeht. Die Riechplakoden werden von
zustande. Mesenchymverdickungen umschlossen, die schnell pro-
5 Die Entstehung der Nase geht auf die Um- liferieren. Aus ihnen entstehen:
gestaltung der medialen und lateralen Na- 4 mediale Nasenwülste
senwülste zurück. 4 laterale Nasenwülste
5 Die Augenanlage liegt zunächst lateral, wird
dann aber nach medial verlagert. Die Wulstbildungen in der Umgebung der Riechplako-
den und unterschiedliche Wachstumsvorgänge führen
dazu, dass die Riechplakoden im Laufe der Entwicklung
Das Gesicht ist der ausdrucksstärkste Teil des Körpers.
von der Oberfläche abgesenkt werden und Riechgruben
Dies geht auf die mimische Muskulatur und deren Inner-
entstehen.
vation zurück. Sie umgreift die großen Öffnungen des
Ferner nimmt das außerordentlich schnelle Wachs-
Gesichts: die Augen- und Nasenhöhle sowie den Mund.
tum der Hirnanlage, insbesondere des Endhirns, Ein-
fluss auf die Gesichtsentwicklung.
zwischen den Wülsten verwischt. Für das Verständnis durch Bindegewebe ersetzt; im Mesenchym der
von Hemmungsmissbildungen ist wichtig, dass die Nasenwülste bilden sich Knochen und Knorpel
Oberlippe aus Anteilen der Oberkiefer- und mittleren und gestalten die äußere Nase
Nasenwülsten entstanden ist. Zur seitlichen Einengung 4 Die Furche zwischen dem seitlichen Nasenwulst und
des Stomatodeums kommt es durch eine beiderseits dem Oberkieferwulst vertieft sich, das Epithel der
nach medial fortschreitende Verschmelzung von Ober- Furchentiefe löst sich von der Oberfläche ab, wird
kiefer- und Unterkieferwulst (. Abb. 13.12). Dabei kanalisiert und zum Ductus nasolacrimalis
bleibt die Mundspalte (relativ) im Wachstum zurück.
Lippen und Wangen entstehen schließlich dadurch, Augen, Ohren. Die Entwicklung dieser Organe wird im
dass vor den sich ausbildenden Alveolarfortsätzen Epi- Kapitel 14 ausführlich besprochen. Sie spielt aber auch
thelleisten in das daruntergelegene Mesenchym ein- für die Gestaltung des Gesichts eine große Rolle. Die
wachsen und durch Auseinanderweichen der Zellen ei- beiden Organanlagen werden im Laufe der Zeit erheb-
nen Spaltraum ( Vestibulum oris) (7 S. 615) bilden. lich verlagert: die Augenanlage nach medial, die des äu-
ßeren Gehörgangs, der im Bereich der 1. Kiemenfurche
Nase. Die Ausbildung der Nase, die eng mit der Entste-
entsteht (7 unten), nach lateral oben.
hung der Nasenhöhle (7 unten) verknüpft ist, nimmt
längere Zeit in Anspruch. Folgende Vorgänge sind wich-
tig: Fehlbildungen kommen im Bereich der Oberkiefer- und
4 Die Orte der durch unterschiedliche Wachstumsvor- Nasenwülste nicht selten vor. Sie sind vielfach mit Spalt-
gänge in die Tiefe verlagerten Riechplakoden ent- bildungen im Kiefer- und Gaumenbereich verbunden
sprechen den äußeren Nasenöffnungen; sie rücken und werden deshalb im Zusammenhang der Kiefer-
im Laufe der Entwicklung aus einer mehr seitlichen und Gaumenentwicklung besprochen (7 S. 606).
Position zur Mitte hin zusammen
4 Die Nasenwülste sind so angeordnet, dass sie zwar
gemeinsam die Riechplakode umgeben, der mediale Mimische Muskulatur
Nasenwulst aber weiter nach unten (kaudal) reicht;
an ihn tritt von der Seite her der laterale Nasenwulst Die mimische Muskulatur inseriert anders als alle übri-
heran; am Unterrand der Riechgrube verkleben die ge Skelettmuskulatur direkt in der Haut. Dadurch
Epithelzellen des lateralen und medialen Nasenwuls- kommt es bei ihrer Kontraktion zu Hautverschiebungen
tes und bilden eine Epithelmauer, die sich vom Bo- oder es entstehen Hautfalten. Hierauf beruht die
13 den der Riechgrübchen bis zum Dach des Stoma- menschliche Mimik. Einzelheiten sind . Tabelle 13.4
todeums erstreckt; die Epithelmauer wird später und . Abb. 13.13 zu entnehmen.
Venter frontalis musculi Haut der Augenbraue Galea aponeurotica runzelt die Stirn (Erstaunen)
occipitofrontalis zieht Augenbraue aufwärts
Venter occipitalis musculi Linea nuchalis suprema Galea aponeurotica zieht die Galea aponeuro-
occipitofrontalis tica nach dorsal
M. temporoparietalis kraniale Wurzel der Galea aponeurotica zieht die Ohren hoch
Ohrmuschel (bedeutungslos)
M. corrugator supercilii Pars nasalis des Os Haut über der Glabella llegt die Stirn in senkrechte
frontale Falten (Zornesfalten)
Pars palpebralis Lig. palpebrale mediale Lig. palpebrale laterale bewirkt Lidschlag
und Lidschluss
Pars orbitalis Crista lacrimalis anterior konzentrisch um Orbital- kneift das Auge zu
rand
Pars lacrimalis Crista lacrimalis posterior, Pars palpebralis erweitert den Tränensack
Saccus lacrimalis
M. levator palpebrae Ala minor ossis Bindegewebe des Tarsus hebt das Lid
superioris sphenoidalis (7 S. 697)
Canalis opticus
Mm. tarsales sup. et inf. Sehnen der großen Tarsus sup. erweitert die Lidspalte
(glatte Muskeln) Augenmuskeln Tarsus inf.
M. auricularis anterior Fascia temporalis Spina helicis zieht Ohr nach vorne
M. auricularis superior Galea aponeurotica Ohrmuschelwurzel zieht Ohr nach aufwärts
M. auricularis posterior Proc. mastoideus Ohrmuschelwurzel zieht Ohr nach hinten
Innervation
. Abb. 13.17 a –c. Gaumenentwicklung. Bereich hinter dem primären Gaumen. a 7. Entwicklungswoche; b Ende der 8. Woche; c 10. Wo-
che
. Abb. 13.18 a–d. Fehlbildungen im Gesichts- und Gaumenbe- ramen incisivum. c Palatoschisis = Gaumenspalte, tritt auf, wenn
reich. a Cheiloschisis = Lippenspalte (Hasenscharte), kann einseitig die beiden Gaumenfortsätze nicht miteinander verschmelzen.
oder doppelseitig auftreten. b Cheilognathoschisis = Lippen-Kie- d Cheilognathopalatoschisis = Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte. Dop-
fer-Spalte. Diese ein- oder doppelseitige Spalte reicht bis zum Fo- pelseitig wird diese Missbildung Wolfsrachen genannt
sie sich zwischen lateralem Schneidezahn und Eck- 4 Makro- bzw. Mikrostomie infolge ungenügender oder
zahn; ist sie sehr tief, erreicht sie das Foramen inci- zu weit fortgeschrittener Vereinigung von Oberkie-
sivum am Hinterrand des primären Gaumens fer- und Unterkieferwulst
4 Gaumenspalte (Palatoschisis) (. Abb. 13.18 c); kann
bis zur Uvula reichen, die dann gespalten ist
4 Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte (Cheilognathopalato- Kauapparat
schisis, Wolfsrachen) (. Abb. 13.18 d); ist eine Kom-
bination von mehreren Spalten Kernaussagen |
5 Der Kauapparat umfasst Zähne (Dentes),
Seltenere Missbildungen sind:
Kiefergelenk (Articulatio temporomandibula-
4 mediane Oberlippenspalte durch unvollständige
ris) und Kaumuskulatur.
Vereinigung der beiden medialen Nasenwülste in
5 Der Kauapparat bewegt den Unterkiefer ge-
der Mittellinie oder ungenügende Mesenchymunter-
gen den Oberkiefer. Er bewirkt Schneide- und
fütterung
Mahlbewegungen der Zähne.
4 schräge Gesichtsspalte durch ungenügende Vereini-
gung des Oberkieferwulstes mit dem lateralen Na-
senwulst oder Störung bei der Bildung des Ductus
nasolacrimalis
608 Kapitel 13 · Kopf und Hals
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2 20 Z
ahne
212 5
a13.1 · Kopf
609 13
. Tabelle 13.5. Zahndurchbruch und Zahnwechsel
. Abb. 13.20 a–d. Zahnentwicklung. a Zahnleiste. Mitte des der in d stärker vergrößert dargestellt ist. d Bildung der Hartsub-
2. Entwicklungsmonats. b, c Zahnglocke. b 3. Entwicklungsmonat. stanzen H45
c 4. Entwicklungsmonat. Das Rechteck gibt einen Ausschnitt an,
bleibt als Ersatzleiste erhalten, von der die Bildung der Dentes Die Schmelzbildung beginnt im Bereich der späteren Kau-
permanentes ausgeht. Reste der Zahnleiste werden gelegentlich fläche des Zahns und schreitet langsam seitlich bis in das Ge-
als Malassez-Epithelreste beim Erwachsenen gefunden. biet des zukünftigen Zahnhalses fort. Das Schmelzorgan selbst
Schmelzorgan. Das Schmelzorgan erfährt durch Ansamm- wächst aber weiter und bildet eine Epithelscheide ( Vagina ra-
lung proteinreicher Interzellularflüssigkeit im Inneren eine dicularis epithelialis), die bis in den Bereich der späteren Zahn-
Gliederung in (. Abb. 13.20 c) wurzel nach unten reicht.
4 äußeres Schmelzepithel, das die Grenze zum Zahnsäck- Im Laufe der weiteren Entwicklung wird das Schmelz-
chen bildet organ nahezu vollständig zurückgebildet. Lediglich Reste des
4 Schmelzpulpa, in der die Zellen durch Ansammlung der Schmelzepithels bleiben als Saumepithel im Bereich des Zahn-
13 Interzellularflüssigkeit sternförmig sind halses erhalten. Es setzt sich kontinuierlich in das Epithel der
4 inneres Schmelzepithel, das der Zahnpapille zugewandt ist Gingiva fort. Da auch die zugehörigen Basallaminae erhalten
An der Grenze zwischen innerem Schmelzepithel und bleiben, erfolgt der Zahndurchbruch der Milchzähne unblutig
Zahnpapille entsteht eine dicke Basalmembran mit retikulären (7 oben).
Fasern (Membrana praeformativa). Dentinbildung (. Abb. 13.20 d). Die Dentinbildung beginnt
Durch weitere Induktionsvorgänge wandeln sich die Zellen am Ende des 4. Entwicklungsmonats durch Odontoblasten der
des inneren Schmelzepithels in Präameloblasten und die Zel- Zahnpapille (7 oben). Sie bleiben während des ganzen Lebens
len, die der Membrana praeformativa auf der Seite der Zahn- erhalten und können zeitlebens unverkalktes Prädentin bilden.
papille anliegen, zu Odontoblasten (Dentinbildnern) um. Die Dentin geht durch Mineralisation aus Prädentin hervor.
Odontoblasten beginnen mit der Sekretion der Dentinmatrix Eingeleitet wird die Dentinbildung durch Sekretion von Den-
und aus den Präameloblasten werden, etwas verzögert, Amelo- tingrundsubstanz an dem dem inneren Schmelzepithel zuge-
blasten (Schmelzbildner), die anfangen, Schmelzmatrix abzu- wandten apikalen Pol junger Odontoblasten. Charakteristisch
scheiden. für die weitere Entwicklung ist die Ausbildung eines langen
Schmelzbildung (. Abb. 13.20 d). Sie erfolgt durch die Tä- apikalen, sich begrenzt verzweigenden Odontoblastenfortsat-
tigkeit der Ameloblasten. Ameloblasten sind hochprismati- zes ( Tomes-Faser) sowie eine fortschreitende Prädentinsekreti-
sche, 60–70 lm hohe Zellen, die zunächst organische Schmelz- on. Dabei bleibt der Zellleib der Odontoblasten stets außerhalb
matrix und dann auch Kalzium und Phosphat sezernieren. des Dentins; lediglich die Odontoblastenfortsätze werden von
Sehr bald bekommen die Ameloblasten lange in die Tiefe ge- Dentin umgeben. Das zunächst gebildete, dem Schmelz anlie-
richtete Fortsätze ( Tomes-Fortsätze), an deren Oberfläche gende Dentin wird als Manteldentin – gekennzeichnet durch
Schmelzprismen (Apatitkristalle) abgegeben werden. Diese ge- das Vorkommen dicker Kollagenbündel (Korff-Fasern) –, die
winnen im Laufe der Zeit eine charakteristische Anordnung. Hauptmasse als zirkumpulpäres Dentin bezeichnet.
a13.1 · Kopf
611 13
Entwicklung von Zement, Periodontium und Alveolarkno- Zement gleicht Geflechtknochen. Wichtigste Be-
chen. Diese Strukturen zusammen bilden den Zahnhalteappa- standteile sind Zementozyten, die Osteozyten gleichen,
rat. Sie befinden sich im Bereich der Zahnwurzel. Gemeinsam Kollagenfibrillen und verkalkte Grundsubstanz.
gehen sie aus dem Zahnsäckchen (7 oben) hervor. Beendet Die Pulpa dentis füllt das Cavum dentis einschließ-
wird die Entwicklung des Zahnhalteapparates erst nach Ab-
lich der Wurzelkanäle und besteht aus lockerem Binde-
schluss des Zahndurchbruchs.
gewebe. Außer Fibrozyten kommen undifferenzierte
Die Bildung von Zement erfolgt in der der Zahnanlage zu-
gewandten Schicht des Zahnsäckchens nach Art der desmalen
Mesenchymzellen und freie Bindegewebszellen vor. An
Ossifikation. Die zementbildenden Zellen sind die Zemento- der Dentingrenze liegen pallisadenförmig die Odonto-
blasten; sie werden von Zement umschlossen und liegen daher blasten (7 oben). Die Pulpa ist reich vaskularisiert
im Zement. und innerviert. Vereinzelt können marklose Nervenfa-
Für die Entstehung des Alveolarknochens ist die äußere sern in Dentinkanälchen eindringen.
Schicht des Zahnsäckchens verantwortlich; die Ossifikation er-
folgt desmal. Zum Zahnhalteapparat (. Abb. 13.19 H48) gehören
Der verbleibende intermediäre Teil des Zahnsäckchens 4 Zement (7 oben)
schließlich wird zum Periodontium (Desmodont), das aus Kol- 4 Periodontium
lagenfaserbündeln besteht. 4 Alveolarknochen
Mikroskopische Anatomie der bleibenden Zähne Das Periodontium ist der Bindegewebsapparat, der die
H46. Der Schmelz ist die härteste Substanz des Zähne befestigt und den Kaudruck auffängt. Es füllt
menschlichen Körpers und enthält über 97% anorgani- den Raum zwischen der Oberfläche des Zements und
sche Substanzen, vorwiegend Hydroxylapatit. den umgebenden Alveolarfortsätzen. Die Kollagenfa-
Schmelz ist zellfrei und besteht aus Schmelzprismen, sern (Sharpey-Fasern) verlaufen von der Alveolarwand
die durch interprismatische Kittsubstanz zusammen- zum Zement hin absteigend, im Bereich des Zahnhalses
gefügt sind. Ihr Verlauf ruft vor allem polarisations- jedoch horizontal bzw. aufsteigend. Zwischen den Kolla-
mikroskopisch nachweisbare Schräger-Hunter-Streifen genfaserbündeln liegen freie Nervenenedigungen, Vater-
hervor. Quer hierzu lassen sich im Dentin zirkulär um- Pacini-Körperchen (7 S. 221) und zahlreiche knäuel-
greifende Linien (Retzius-Streifen) erkennen, die auf artige Gefäßschlingen und mit Flüssigkeit gefüllte Ge-
rhythmisches Verkalken des Schmelzes während der webespalten, die bei Belastung des Zahns eine Art hy-
Entwicklung zurückgehen. draulische Pufferwirkung ausüben.
Dentin. Dentin ist härter als Knochen, aber weniger Alveolarknochen. Es handelt sich um die Processus
hart als Schmelz; es besteht zu etwa 70% aus anorgani- alveolares maxillae bzw. mandibulae. Sie bestehen aus
schen Bestandteilen, 20% organischer Matrix, 10% Was- Lamellenknochen und dienen der Befestigung der Shar-
ser. Unter den anorganischen Bestandteilen überwiegen pey-Fasern.
Hydroxylapatitkristalle.
Gefäße und Nerven der Zähne (7 Kapitel 13.3, Leitungs-
Charakteristisch für das Dentin sind Dentinkanäl-
bahnen).
chen. Sie verlaufen radiär und enthalten Odontoblasten-
Die arterielle Versorgung der oberen Mahlzähne er-
fortsätze sowie freie Nervenendigungen (Schmerzemp-
folgt über die Rr. dentales der A. alveolaris superior
findungen). Der Zellleib der Odontoblasten liegt außer-
posterior; die entsprechenden Äste für die übrigen
halb des Dentins an der Pulpa-Dentin-Grenze (7 Zahn-
Oberkieferzähne stammen aus den Aa. alveolares supe-
entwicklung).
riores anteriores, die aus der A. infraorbitalis abzweigen.
Umgeben werden die Dentinkanälchen von peritu-
Beide Versorgungsäste stammen aus der A. maxillaris
bulärem Dentin, das sehr dicht und fest ist. Dazwischen
(7 S. 660).
liegt weniger dichtes intertubuläres Dentin mit Kolla-
Die Unterkieferzähne werden von den Rr. dentales
genfibrillen, die vorwiegend in Längsrichtung des
der A. alveolaris inferior versorgt, die ebenfalls aus
Zahns angeordnet sind. Die dem Schmelz zugewandte
der A. maxillaris entspringt.
Oberfläche des Dentins besteht aus relativ wenig stark
Lymphgefäße. Die Zahnpulpa enthält zarte Lymph-
mineralisiertem Manteldentin.
gefäße. Die Lymphe der Unterkieferzähne gelangt über
ein zentrales Gefäß im Canalis mandibulae in die Nodi
lymphoidei cervicales profundi. Die dentalen Lymphge-
612 Kapitel 13 · Kopf und Hals
Zusammenfassung 7 S. 615.
Kiefergelenk
Wichtig | |
Das Kiefergelenk befindet sich zwischen Mandi-
bula und Os temporale und ist ein Schiebe- und
Scharniergelenk für Bewegungen des Unterkie-
fers. Es enthält einen Discus articularis. Aus-
geführt werden die Bewegungen durch die . Abb. 13.21. Rechtes Kniegelenk. a Kapsel und Bandapparat.
b Bei Kieferschluss liegen Caput mandibulae und der Discus arti-
Kaumuskulatur, die Zungenbeinmuskultur und
cularis in der Fossa mandibularis. Der Pfeil gibt die Bewegungs-
Muskeln, die das Atlantooccipitalgelenk bewe- richtung bei einer zukünftigen Mundöffnung an. c Verschiebung
gen. des Discus articularis bei beginnender Mundöffnung
13 Im Kiefergelenk (Articulatio temporomandibularis) ein- oder beidseitig aus der Fossa mandibularis auf das
(. Abb. 13.21) artikulieren das Caput mandibulae des Tuberculum articulare vorverlagert wird (7 unten).
Processus condylaris mit der Facies articularis der Fos- Die Gelenkkapsel ist relativ weit und trichterförmig.
sa mandibularis und dem Tuberculum articulare des Os Sie entspringt in der Fossa mandibularis vor der Fissura
temporale (7 S. 594). Außerdem weist das Gelenk einen petrotympanica und schließt ventral das Tuberculum
Discus articularis auf, der ringsum mit der Gelenkkapsel articulare ein. Sie setzt oberhalb der Fovea pterygoidea
verwachsen ist. Dadurch wird das Kiefergelenk in zwei am Collum mandibulae an. Dorsal wird sie durch die
getrennte Kammern unterteilt: kollagenen Fasern der bilaminären Zone ersetzt.
4 obere diskotemporale Kammer
4 untere diskomandibulare Kammer Bänder am Kiefergelenk
Bänder am Kiefergelenk sind:
Die obere Kammer kann isoliert als Schiebegelenk oder 4 Lig. laterale (. Abb. 13.21 a) vom Processus zygomaticus
zum Collum mandibulae; es hemmt die Verschiebung
gemeinsam mit der unteren benutzt werden. Dann wirkt
des Caput mandibulae nach dorsal und lateral; Teile des
das Kiefergelenk als Scharniergelenk.
Bandes gehören zur Gelenkkapsel
Der Discus articularis ist der funktionell wichtigste 4 Lig. stylomandibulare vom Processus styloideus zum An-
Teil des Kiefergelenks. Er besteht aus Faserknorpel, sein gulus mandibulae; dieses und die folgenden Bänder haben
hinterer Teil, die bilaminäre Zone, aus kollagenen und keine Verbindung zur Gelenkkapsel
elastischem Bindegewebe. Der Discus ermöglicht, dass 4 Lig. sphenomandibulare von der Spina ossis sphenoidalis
bei Bewegungen im Kiefergelenk das Caput mandibulae (lateral des Foramen spinosum) zur Innenseite des Ramus
a13.1 · Kopf
613 13
mandibulae; es liegt zwischen M. pterygoideus lateralis Einzelheiten
und M. pterygoideus medialis M. temporalis. Der Muskel verläuft wie ein Fächer (Temporalis-
4 Raphe pterygomandibularis vom Hamulus des Processus fächer). Er füllt die Schläfengrube und gestaltet damit die
pterygoideus zum Ramus mandibulae; an der Naht inse- Oberfläche des Kopfes. Der M. temporalis ist der Kaumuskel
riert von lateral der M. buccinator; die Naht ist gleichzeitig mit der größten Kraftentfaltung. Beim festen Zubeißen wölbt
Ursprung des M. constrictor pharyngis superior; beide sich der Muskelbauch kräftig vor. Seine hinteren Fasern dienen
Muskeln bilden mit der Raphe die ventrale Begrenzung dem Zurückziehen des Unterkiefers.
des Spatium retro- und lateropharyngeum (. Abb. 13.40, Fascia temporalis. Die Fascia temporalis bedeckt mit zwei
7 S. 640). Blättern den M. temporalis. Beide Blätter liegen an der oberen
Anheftungsstelle (Linea temporalis superior) dicht aneinander,
Kaumuskulatur und Bewegungen im Kiefergelenk weichen jedoch kaudal auseinander. Die Lamina superficialis
befestigt sich an der Außenseite des Arcus zygomaticus, die La-
Kaumuskeln sind (. Abb. 13.22, . Tabelle 13.6)
mina profunda an der Innenseite des Jochbogens. Zwischen
4 M. temporalis
beiden Blättern findet sich lockeres Binde- und Fettgewebe,
4 M. masseter ferner die A. und V. temporalis media.
4 M. pterygoideus medialis M. masseter. Er ist der auffälligste Kaumuskel. Er besteht
4 M. pterygoideus lateralis aus zwei Portionen, einer oberflächlich schrägen und einer tie-
fen, senkrecht absteigenden. Er wirkt stets mit M. temporalis
und M. pterygoideus medialis zusammen.
Fascia masseterica. Auch die Fascia masseterica lässt eine
Lamina superficialis und eine Lamina profunda erkennen.
Die Lamina superficialis bedeckt den M. masseter bis zum Ar-
cus zygomaticus und erreicht dorsal mit dem M. masseter die
Gl. parotidea. Um den dorsalen Rand des Ramus mandibulae
und um den unteren Rand des Angulus mandibulae geht die
Lamina superficialis in die Lamina profunda über, die die me-
diale Fläche des M. pterygoideus medialis bedeckt.
Kranial erreicht sie die Schädelbasis.
M. pterygoideus medialis. Er liegt dem Ramus mandibulae
von innen an und bildet zusammen mit dem M. masseter (dem
Ramus mandibulae von außen angelagert) eine Muskelschlinge,
die den Kieferwinkel umgreift. Die Kontraktionskraft von M.
temporalis, M. masseter und M. pterygoideus medialis zusam-
men ist gewaltig, sodass Kauleistungen mit einem großen
Druck erbracht werden können.
M. pterygoideus lateralis. Er zieht horizontal duch die Fos-
sa infratemporalis. Zwischen seinen beiden Köpfen verläuft der
N. buccalis. Zwischen M. pterygoideus lateralis und medialis
verlaufen N. lingualis und N. alveolaris inferior. Der M. ptery-
goideus lateralis schafft dadurch, dass er den Unterkiefer nach
vorne zieht, die Voraussetzung für das Öffnen des Mundes. Au-
ßerdem bewirkt er die Mahlbewegungen.
Außer den Kaumuskeln im engeren Sinne wirken weitere
Muskeln beim Kauen mit, insbesondere die Muskeln von Zun-
ge (7 S. 620), Lippen, Wangen und Atlantooccipitalgelenk.
. Tabelle 13.6. Kaumuskulatur. Alle Kaumuskeln bis auf den M. pterygoideus lat. sind Schließmuskeln. Die motorische Innerva-
tion aller Kaumuskeln erfolgt durch Äste der Radix motoria nervi trigemini (N. V3)
M. temporalis Linea temporalis der Proc. coronoideus schließt den Kiefer, Nn. temporales prof.
Squama ossis temporalis mandibulae der dorsale Teil zieht
u. des Os parietale vorgeschobenen
Unterkiefer zurück
M. pterygoideus Fossa pterygoidea Tuberositas ptery- schließt den Kiefer N. pterygoideus med.
medius goidea am Angulus
mandibulae
M. pterygoideus lateralis
Pars superior Crista infratemporalis Discus articularis zieht Discus articu- N. pterygoideus lat.
ossis sphenoidalis laris nach vorn, leitet
damit Kieferöffnung
ein
Pars inferior Lamina lat. des Proc. Proc. condylaris einseitig: verschiebt N. pterygoideus lat.
pterygoideus mandibulae den Unterkiefer zur
Gegenseite
doppelseitig: zieht
den Unterkiefer
nach vorn
13 kombinierten Bewegung verläuft durch die Foramina lenk statt und ist stets mit einer geringgradigen Sen-
mandibulae. kung der Mandibula und einem Gleiten des Discus arti-
Mitwirkende Muskeln sind beim cularis verbunden: nach vorne auf das Tuberculum arti-
4 Heben des Unterkiefers: M. temporalis, M. masseter, culare, zurück in die Fossa mandibularis.
M. pterygoideus medialis Mitwirkende Muskeln beim
4 Senken des Unterkiefers die Mundbodenmuskula- 4 Vorschieben des Unterkiefers: M. pterygoideus late-
tur: M. digastricus (Venter ant.), M. mylohyoideus, ralis, vorderer Anteil des M. masseter
M. geniohyoideus, vor allem ermöglicht aber bei 4 Rückschieben des Unterkiefers: hinterer Anteil des
Nachlassen des Tonus der Kaumuskulatur die M. temporalis
Schwerkraft das Senken des Unterkiefers
Mahlbewegung. Hierbei kommt es zu einer Seitwärts-
> Klinischer Hinweis verschiebung der Mandibula. Da die Capita mandibulae
Bei übermäßigem Öffnen des Mundes, z. B. beim Gähnen, Sin- bei Mahlbewegungen nie zu gleicher Zeit in gleicher
gen oder beim Zahnarzt kann das Caput mandibulae vor das Höhe stehen, kommt es bei seitlicher Verschiebung zu
Tuberculum articulare gelangen und dort von der Kaumusku- einer Schräglagerung des Unterkiefers. Das Caput der
latur arretiert werden (Maulsperre). Seite, zu der der Unterkiefer verschoben wird, dreht sich
um die vertikale Achse, während das Köpfchen der Ge-
Schiebebewegung vor- und rückwärts. Die Bewegung genseite gleichzeitig eine Bewegung nach ventrokaudal
findet ausschließlich im oberen, diskotemporalen Ge- macht und auf das Tuberculum articulare rückt.
a13.1 · Kopf
615 13
5 Zwischen beiden Gaumenbögen liegt die
> In Kürze
Gaumenmandel (Tonsilla palatina).
Die Zähne bestehen aus Zahnkrone, Zahnhals
und Zahnwurzel. Die Zahnkrone geht aus dem
ektodermalen Schmelzorgan hervor. Schmelz ist Vestibulum oris
zellfrei und hat weder Gefäße noch Nerven. Den-
tin und Zement sind mesenchymaler Herkunft. Wichtig | |
Im Dentin befinden sich Dentinkanälchen mit
In das Vestibulum oris münden Glandulae labia-
Odontoblastenfortsätzen. Die zugehörigen Zell-
les et buccales sowie beidseits gegenüber dem 2.
leiber liegen außerhalb des Dentins am Rand
oberen Molar der Ductus parotideus der jeweili-
der Zahnpulpa. Die Zahnpulpa ist gefäß- und
gen Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea).
nervenreich. Das Zement der Zahnwurzel gleicht
Geflechtknochen. Es gehört zum Zahnhalteappa-
rat. Zement reicht bis zum Zahnhals. – Die Den- Der Vorhof der Mundhöhle ist der Raum zwischen Lip-
ditionen (Milchgebiss mit 20 Zähnen, Dauer- pen, Wangen und äußeren Zahnflächen. Er vermag Luft,
gebiss mit 32 Zähnen) verlaufen in festgelegter Flüssigkeit oder Nahrung aufzunehmen (Backenta-
Reihenfolge. – Zum Kauapparat gehört das Kie- schen), die durch die Backenmuskulatur in die Cavitas
fergelenk. Es wird durch den Discus articularis oris propria befördert werden können.
in eine obere und untere Kammer geteilt. Bei Das Vestibulum oris wird von mehrschichtigem un-
Schiebebewegungen gleitet der Discus articula- verhornten Plattenepithel der Mundschleimhaut mit ge-
ris auf das Tuberculum articulare des Os tempo- mischten Speicheldrüsen (Gll. labiales und Gll. buccales)
rale und wieder zurück. Bei Heben und Senken ausgekleidet. Ins Vestibulum oris mündet in Höhe des 2.
des Unterkiefers, z. B. beim Öffnen und Schließen oberen Molaren auf einer kleinen Papille der Ductus pa-
des Mundes, wird diese Bewegung mit einer rotideus (7 S. 623).
Scharnierbewegung kombiniert. Mahlbewegun- Das Lippenrot ( H100) bildet an der Rima oris
gen sind Seitswärtsverschiebungen der Mandi- den Übergang von Oberhaut zur Schleimhaut. Hier feh-
bula. Die Kaumuskulatur ist an allen Bewegun- len Pigmentzellen und Pigmenteinlagerungen und die
gen des Kiefergelenks in unterschiedlichem Um- sehr kapillarreichen Bindegewebspapillen reichen so
fang beteiligt. Sie wird von der Radix motoria des weit an die Oberfläche, dass die Farbe des Blutes durch-
N. trigeminus (N. V3) innerviert. schimmert.
Gingiva (Zahnfleisch). Die Schleimhaut von Wange
und Lippe schlägt in einer oberen und unteren Aus-
sackung (Fornix vestibuli) auf die Alveolarfortsätze des
Mundhöhle Ober- und Unterkiefers um und bildet dort die Gingiva.
Zwischen Zahnfleisch und Ober- bzw. Unterlippe befin-
Kernaussagen | det sich jeweils eine mediane Schleimhautfalte (Frenu-
lum labii superioris bzw. inferioris).
5 Die Mundhöhle besteht aus dem Vestibulum An jedem Zahn weist die Gingiva einen bis zu 0,5
oris und der Cavitas oris propria. mm tiefen, rinnenförmigen Sulcus gingivalis auf. Hier
5 Alle Teile der Mundhöhle sind mit mehr- setzt sich das mehrschichtige unverhornte Plattenepi-
schichtigem unverhornten Plattenepithel thel der Mund- und Alveolarschleimhaut in papillen-
ausgekleidet, das von Sekreten der Speichel- freies Saumepithel (7 Entwicklungsgeschichte) fort, das
drüsen feucht gehalten wird. bis zum Oberrand des Zements reicht und sich am
5 Die Cavitas oris propria umschließt die Zunge. Zahnschmelz befestigt (. Abb. 13.19).
5 Die Schlundenge (Isthmus faucium) zwischen
Mundhöhle und Pharynx wird von den > Klinischer Hinweis
Schlundbögen und der Uvula als Fortsetzung Durch Schwund des Saumepithels kann es am Zahnhals zur
des weichen Gaumens gebildet. Sie öffnet Taschenbildung und in den Taschen zur Ansammlung von
Speiseresten und Bakterien mit folgender Entzündung kom-
sich beim Schluckakt.
men (Parodontose).
616 Kapitel 13 · Kopf und Hals
Wichtig | |
Die Cavitas oris propria ist der Hauptraum der
Mundhöhle. Ihr Dach bildet der Gaumen mit ei-
nem knöchernen Palatum durum und einem
muskulären Palatum molle. Der Übergang zum
Schlund (Pharynx) ist die Schlundenge (Isthmus . Abb. 13.23. Muskeln des weichen Gaumens
faucium). Bei geschlossener Zahnreihe wird die
Cavitas oris propria bis auf einen Spaltraum von
der sehr beweglichen Zunge gefüllt. Beim Essen In die Aponeurosis palatina strahlen Sehnen von
erfolgt in der Cavitas oris propria die Durchmi- vier paarigen Muskeln und einem unpaaren Muskel
schung der zerkleinerten Nahrung, ihre Ge- ein (. Abb. 13.23, Tabelle 13.7):
schmackskontrolle und der Beginn der enzyma- 4 M. levator veli palatini; er wirkt beim Spannen des
tischen Verdauung. weichen Gaumens mit, sein distaler Teil, der sich
beidseitig an den Hamuli pterygoidei befestigt, kann
Zur Cavitas oris propria gehören auch das Gaumensegel anheben und gegen die hin-
4 Palatum (Gaumen) tere Pharynxwand drücken
4 Fauces (Schlund) mit Isthmus faucium (Schlundenge) 4 M. tensor veli palatini; er verläuft um den Hamulus
4 Tonsilla palatina (Gaumenmandel) pterygoideus herum, der als Hypomochlion wirkt;
4 Mundboden dadurch strahlt der Muskel horizontal in die Apo-
13 4 Lingua (Zunge) neurose ein und spannt sie. M. levator veli palatini
und M. tensor veli palatini wirken außerdem auf
Gaumen die Tuba auditiva (7 S. 707)
4 M. palatoglossus
Der Gaumen (Palatum) gliedert sich in
4 M. palatopharyngeus
4 Palatum durum
4 M. uvulae (unpaar)
4 Palatum molle
Palatum durum. Der harte Gaumen nimmt die vorderen Mikroskopische Anatomie. Am harten Gaumen ist die
zwei Drittel des Gaumens ein. Seine knöcherne Grund- Schleimhaut unverschieblich mit dem Periost verbun-
lage sind die beidseitigen Processus palatini maxillae und den.
die Lamina horizontalis der Ossa palatina (. Abb. 13.5). Ihr mehrschichtiges Epithel hat ein Stratum corne-
um. Velum palatinum und Uvula werden dagegen oral
Palatum molle. Der weiche Gaumen ist das hintere, be- von mehrschichtigem unverhornten Plattenepithel, pha-
wegliche Drittel des Gaumens, auch als Velum palati- ryngeal von mehrreihigem Flimmerepithel (respiratori-
num (Gaumensegel) bezeichnet. Die Grundlage ist eine sches Epithel) bedeckt. Die Grenze zwischen den beiden
derbe Bindegewebsplatte (Aponeurosis palatina) die am Epithelien ist scharf. In der Schleimhaut des Gaumens
hinteren Rand des Palatum durum ansetzt und sich seit- einschließlich des Zäpfchens kommen zahlreiche
lich bis zu den Hamuli pterygoidei ausspannt. Nach hin- muköse bzw. auf der pharyngealen Seite des Gaumense-
ten läuft das Gaumensegel in die Uvula (Zäpfchen) aus. gels seromuköse Gll. palatinae vor.
a13.1 · Kopf
617 13
. Tabelle 13.7. Muskeln des weichen Gaumens
M. levator veli Knorpel der Tuba Sehnen der Muskeln hebt Gaumensegel und Plexus pharyngealis
palatini auditiva, Facies beider Seiten durch- drückt es gegen hintere (N. IX, N. X, mög-
inferior partis flechten sich und bilden Pharynxwand, öffnet das licherweise auch
petrosae Muskelschlingen zur Ostium pharyngeum tu- N. VII und Truncus
Aponeurosis palatina bae auditivae sympathicus)
M. tensor veli Fossa scaphoidea der zieht um Hamulus pte- spannt Gaumensegel, N. musculi tensoris
palatini Ala major ossis sphe- rygoideus herum zur öffnet Tuba auditiva veli palatini
noidalis u. Lamina Aponeurosis palatina (aus N.V3)
membranacea tubae
auditivae
M. uvulae Aponeurosis palatina Spitze der Uvula schließt den Isthmus Plexus pharyngealis
faucium ab
Gefäße und Nerven des Gaumens (7 Kapitel 13.3, Lei- Der Isthmus faucium (Schlundenge) befindet sich zwi-
tungsbahnen). schen den Gaumenbögen: Arcus palatoglossus und Ar-
Die arterielle Versorgung des Gaumens erfolgt durch cus palatopharyngeus.
4 A. palatina ascendens aus der A. facialis Der Isthmus faucium wird von drei Muskeln um-
4 A. palatina descendens aus der A. maxillaris rahmt. Der M. uvulae ist die muskuläre Grundlage der
4 A. pharyngea ascendens aus der A. carotis externa Uvula. Der M. palatoglossus wirft am Isthmus faucium
den Arcus palatoglossus, der weiter dorsal gelegene M.
Das venöse Blut wird in den Plexus pterygoideus abge- palatopharyngeus den Arcus palatopharyngeus auf.
leitet. Zwischen den beiden Gaumenbögen befindet sich die
Regionäre Lymphknoten sind die Nodi lymphoidei Fossa tonsillaris. Ihre muskuläre Grundlage bilden Teile
submandibulares. Überregionale Lymphknoten sind des M. constrictor pharyngis superior sowie M. stylo-
die Nodi lymphoidei cervicales profundi (auch für die glossus und M. stylopharyngeus.
Gingiva). Schlundbogen und Uvula gemeinsam verschließen
Die Innervation der Gaumenschleimhaut, sensibel die Mundhöhle nach hinten, z. B. bei der Nasenatmung.
und sekretorisch, erfolgt durch die Nn. palatini major Bei der Mundatmung und beim Schlucken öffnet sich
et minor (aus N. maxillaris, N. V2) und Äste des N. glos- der Isthmus faucium jedoch, wobei die Uvula verkürzt
sopharyngeus (N. IX) und des N. intermedius (N. VII). (Kontraktion des M. uvulae) und nach oben geschlagen
wird und das Gaumensegel mit der vorgewölbten hin-
teren Pharynxwand (Passavant-Wulst 7 S. 643) in Kon-
Fauces und Isthmus faucium
takt kommt.
Als Fauces (Schlund) wird das Gebiet zwischen Gau- Zu einer fast gewaltsamen Öffnung des Isthmus fau-
mensegel, Zäpfchen und Zungenrücken bezeichnet. cium kommt es beim Würgen. Verbunden ist dies mit
618 Kapitel 13 · Kopf und Hals
Wichtig | |
Die Tonsilla palatina dient der Abwehr von
Schadstoffen der Mundhöhle. Funktionell wichtig
ist die subepitheliale Durchdringungszone mit T-
und B-Lymphozyten.
die Krypten liegt lymphoretikuläres Bindegewebe mit Die arterielle Gefäßversorgung der Tonsilla palatina ist
zahlreichen Folliculi lymphoidei mit Reaktionszentren variabel (7 Kapitel 13.3, Leitungsbahnen). Am konstantes-
(Primär- und Sekundärfollikel, B-Zellzone). Sekundär- ten und stärksten ist der Blutzufluss durch den R. tonsil-
follikel zeigen auf der dem Oberflächenepithel zugewand- laris, einem Ast der A. palatina ascendens, der gelegent-
ten Seite eine kappenartige Verstärkung des Lymphozy- lich direkt aus der A. facialis hervorgehen kann. Das Ge-
tenwalls, Lymphozytenkappen. In den Gebieten zwischen fäß tritt meist kaudal, seltener lateral an die Tonsille he-
den Follikeln (interfollikuläre Zone) dominieren T-Zel- ran und kann sich schon vor der Kapsel in zahlreiche
len, die aus hier gelegenen Venolen auswandern. Äste aufspalten. Weitere kleinere an der Gefäßversor-
Das Epithel über den Folliculi lymphoidei ist durch gung der Tonsille beteiligte Äste stammen aus A. lingua-
Abbau der Desmosomen netzartig aufgelockert. Außer- lis und A. pharyngea ascendens.
dem besitzt es M-Zellen (7 S. 357). In die Maschen des Die Venen leiten ihr Blut in den Plexus pharyngeus.
»entdifferenzierten« Epithelverbandes sind aus den Die Lymphgefäße fließen zu den Nodi lymphoidei
Lymphozytenkappen Lymphozyten und Makrophagen submandibulares, von dort in die Nodi lymphoidei cer-
eingewandert. Die Makrophagen gelangen im Bereich vicales profundi ab, von denen der oberste (Nodus jugu-
dieser Durchdringungszone mit Bakterienantigenen in lodigastricus) bei Entzündungen der Tonsille von außen
Kontakt und geben ihre Antigeninformation an antigen- getastet werden kann.
sensitive T- oder B-Lymphozyten weiter. Derart stimu-
lierte Lymphozyten wandern in die Reaktionszentren Zusammenfassung 7 S. 626.
a13.1 · Kopf
619 13
. Tabelle 13.8. Differenzialdiagnose der Tonsillen
M. mylohyoideus Linea mylohyoidea der Raphe mylohyoidea öffnet den Kiefer, N. mylohyoideus
(bildet Diaphragma Mandibula u. Os hyoideum hebt das Zungenbein (aus N. V3)
oris) beim Schluckakt
M. geniohyoideus Spina mentalis der Corpus ossis hyoidei zieht Zungenbein Rr. anteriores
Mandibula (oberhalb nach vorne aus C1,2
M. mylohyoideus)
M. digastricus
Venter posterior Incisura mastoidea Zwischensehne zum hebt das Zungenbein N. VII
ossis temporalis Venter anterior beim Schluckakt
Venter anterior Zwischensehne ist mit Fossa digastrica öffnet den Kiefer N. mylohyoideus
dem Cornu min. ossis (aus N. V3)
hyoidei verbunden
M. stylohyoideus Proc. styloideus Cornu min. ossis hebt das Zungenbein N. VII
hyoidei (der gespal- beim Schluckakt
tene Muskelbauch
umfasst die Sehne
des M. digastricus)
Ferner gehören zu den Mundbodenmuskeln: rer Anlage während des starken Schädelwachstums (weitere
4 M. geniohyoideus; er liegt mundhöhlenwärts vom Einzelheiten 7 S. 634, Entwicklung der Branchialbögen).
M. mylohyoideus
4 M. digastricus (. Abb. 13.39); er verläuft durch die Zungenmuskulatur. Gemeinsame Grundlage aller Antei-
gespaltene Ansatzsehne des M. stylohyoideus und le der Zunge ist die Zungenmuskulatur. Sie besteht aus
kommt an dieser Stelle in enge Nachbarschaft zum Skelettmuskulatur, die teilweise aus der Umgebung in
Zungenbein die Zunge einstrahlt (Außenmuskulatur) und solcher,
die auf die Zunge beschränkt ist (Binnenmuskulatur).
Innervation . Tabelle 13.9 Gemeinsam bewirken die Muskeln eine außerordentli-
che Beweglichkeit und Verformbarkeit der Zunge.
Zusammenfassung 7 S. 626. Die Zungenmuskulatur inseriert überwiegend an
der Aponeurosis linguae, einer derben Bindegewebs-
platte unter der Schleimhaut des Zungenrückens. In
Zunge H49–51
der Medianebene trennt das Septum linguale die Zunge
unvollständig in zwei Hälften.
Wichtig | |
Außenmuskulatur (. Tabelle 13.10):
Die Zunge ist ein von Schleimhaut bedeckter 4 M. genioglossus; er entspringt an der Spina mentalis
Muskelkörper. Ihre kraniale Oberfläche ist durch mandibulae und verläuft fächerförmig; die vorderen
Zungenpapillen mit Geschmacksknospen auf- Fasern ziehen nahezu senkrecht in die Zungenspit-
geworfen. ze, die hinteren nahezu horizontal zum Zungen-
grund
Die Zunge (Lingua) gliedert sich in: 4 M. hyoglossus; er strahlt vor allem in den seitlichen
4 Corpus linguae (Zungenkörper) mit Apex linguae hinteren Zungenrand ein
(Zungenspitze) 4 M. styloglossus; er verläuft im Wesentlichen am
4 Radix linguae (Zungenwurzel) Zungenrand bis zur Zungenspitze
Binnenmuskulatur :
Zur Entwicklung
4 M. verticalis linguae
Die Gliederung der Zunge in Corpus und Radix geht auf Un-
4 M. longitudinalis superior
terschiede in der Herkunft beider Abschnitte zurück. Das Cor-
pus linguae geht auf den 1. Branchialbogen (Mandibularbo- 4 M. longitudinalis inferior
4 M. transversus linguae
13 gen), die Radix auf den 2. und 3. sowie teilweise den 4. zurück.
Corpus und Radix verschmelzen dann, wobei die Verschmel-
zungsgrenze als Sulcus terminalis erhalten bleibt. Ihre endgülti- Die Fasern der Binnenmuskeln stehen in den drei
ge Lage erhält die Zunge erst durch ein relatives Absenken ih- Raumebenen senkrecht aufeinander und durchflechten
M. genioglossus Spina mentalis Aponeurosis linguae zieht die Zunge nach vorne N. XII
mandibulae und unten
M. hyoglossus Cornu majus et Corpus Aponeurosis linguae zieht Zunge nach hinten u. N. XII
ossis hyoidei am Zungenrand unten, senkt Zunge zur gleichen
Seite bei einseitiger Kontraktion
M. styloglossus Proc. styloideus am Zungenrand zieht Zunge nach hinten, oben N. XII
bis zur Spitze und zur gleichen Seite bei ein-
seitiger Kontraktion
a13.1 · Kopf
621 13
sich. Sie bewirken die starke Verformung der Zunge beim
Kauen, Saugen, Singen, Sprechen und Pfeifen. Lang und
schmal wird die Zunge bei Kontraktion der transversalen
und vertikalen Muskelbündel, kurz und dick bei Kon-
traktion der longitudinalen und transversalen, kurz,
breit und niedrig bei Kontraktion der longitudinalen
und vertikalen.
. Abb. 13.29. Sekretorische Innervation der Kopfdrüsen. Innerva- cum – N. auriculotemporalis – Gl. parotidea (Jacobson-Anastomo-
tion der Gl. lacrimalis: Nucl. salivatorius sup. – Pars intermedia nervi se). Innervation der Gl. submandibularis und Gl. sublingualis: Nucl.
facialis – N. petrosus major – Ggl. pterygopalatinum – N. zygoma- salivatorius sup. – N. intermedius nervi facialis – Chorda tympani –
ticofacialis – N. lacrimalis – Gl. lacrimalis. Innervation der Gl. paro- N. lingualis – Ggl. submandibulare – Gl. submandibularis und Gl.
tidea (Parotis): Nucl. salivatorius inf. – N. glossopharyngeus – N. sublingualis
tympanicus – Plexus tympanicus – N. petrosus minor – Ggl. oti-
Rr. nasales interni N. ethmoidalis ant. N. nasociliaris aus sensibel, vordere laterale
laterales et mediales N. ophthalmicus (N. V1) und mediale Nasenwand
Rr. nasales anteriores N. infraorbitalis N. maxillaris (N. V2) sensibel und sekretorisch,
laterales vordere laterale Nasenwand
Rr. nasales posteriores Ggl. pterygopalatinum N. maxillaris (N. V2) sensibel und sekretorisch,
sup. lat. et med. hintere lat. und med. Nasenwand
Rr. nasales posteriores N. palatinus major N. maxillaris (N. V2) sensibel und sekretorisch,
inf. lat. hintere lat. Nasenwand
Rr. septales nasi N. nasopalatinus N. maxillaris (N. V2) sensibel, hinterer Anteil
Nasenseptum
buccae (Bichat-Fettpfropf, in der Tasche zwischen M. Von der Fossa infratemporalis aus tritt der N. auricu-
buccinator und Ramus mandibulae). Von der Fossa ret- lotemporalis (aus N. V3) dorsal in die Fossa retroman-
romandibularis her tritt die A. maxillaris in den Haupt- dibularis ein und umschlingt dabei mit seinen beiden
raum der Fossa infratemporalis ein und durchzieht sie Ursprungsarmen die A. meningea media.
(. Abb. 13.32). Sie verläuft in der Regel zwischen M. Über die Crista infratemporalis der Ala major ossis
pterygoideus lateralis und M. pterygoideus medialis. sphenoidalis ziehen die beiden Nn. temporales profundi
Nicht selten tritt die A. maxillaris zwischen beiden und die Aa. und Vv. temporales profundae zum M. tem-
Köpfen des M. pterygoideus lateralis hindurch. Über poralis.
die Fossa infratemporalis, wo sie zahlreiche Äste abgibt, Der N. massetericus gelangt durch die Incisura man-
13 gelangt die A. maxillaris in die Fossa pterygopalatina, in dibulae aus der Fossa infratemporalis in den M. masse-
welcher sie sich in ihre drei Endäste aufzweigt (7 S. 660). ter.
Medial und lateral des M. pterygoideus lateralis Das Ganglion oticum (7 S. 676) liegt in der Fossa
dehnt sich der Plexus pterygoideus aus, ein Venenge- infratemporalis medial des Hauptstammes des N. man-
flecht, das nach vorne und unten Verbindungen mit dibularis, unmittelbar unter dem Foramen ovale.
der V. facialis, nach dorsal einen Abfluss zu V. maxillaris
und V. retromandibularis, von oben einen Zufluss aus V. Fossa pterygopalatina (Flügelgaumengrube) (. Abb.
meningea media und V. ophthalmica inferior hat. 13.33). Sie kann als ein Teil der Fossa infratemporalis
In der Fossa infratemporalis verzweigt sich auch der aufgefasst werden, mit der sie durch die Fissura pterygo-
N. mandibularis (N. V3 7 S. 669). Von den Ästen des N. maxillaris in Verbindung steht.
mandibularis verlaufen N. buccalis, N. lingualis und N. Wände:
alveolaris inferior in dieser Reihenfolge von ventral nach 4 Dach: Corpus ossis sphenoidalis
dorsal auf dem M. pterygoideus medialis abwärts. Die 4 mediale Wand: Lamina perpendicularis des Os pala-
Nerven werden in der Regel lateral von der A. maxillaris tinum
überkreuzt. 4 hintere Wand: Processus pterygoideus des Os sphe-
Medial hinter dem N. alveolaris inferior zieht die noidale, die Facies maxillaris alae majoris ossis
Chorda tympani, von der Fissura petrotympanica her, sphenoidalis
zum N. lingualis, mit dem sie in einer gemeinsamen
Bindegewebsscheide in die Regio sublingualis gelangt.
a13.1 · Kopf
631 13
Parotisloge. Diese Loge besteht aus einem Fasziensack,
der teils mit der Fascia masseterica in Verbindung steht
und dessen tiefes Blatt sich in die Fossa retromandibu-
laris fortsetzt. Der Fasziensack ist bis auf einen Zugang
zum Spatium lateropharyngeum allseitig geschlossen.
Er beinhaltet die Glandula parotidea.
Der Fasziensack besteht aus
4 oberflächlichem Blatt
4 tiefem Blatt
rasympathische Ganglion submandibulare angelagert. verläuft. Die untere Halsgrenze folgt der Klavikula
Ferner liegt in der Regio sublingualis der N. hypoglossus zum Akromion und zum Processus spinosus des 7. Hals-
(N. XII), der am Hinterrand des M. mylohyoideus in die wirbels.
Region eintritt. Er liegt kaudal der Gl. sublingualis und
spaltet sich in seine Endäste auf. In seinem Verlauf über-
quert der N. hypoglossus die V. lingualis sowie A. und V.
sublingualis. Die A. lingualis läuft dagegen nicht durch 13.2.1 Gliederung und Entwicklung
die Regio sublingualis, sondern dringt medial des M.
hypoglossus in die Zungenmuskulatur ein.
Wichtig | |
Der Hals gliedert sich in mehrere Schichten. Im
> In Kürze prävertebralen Eingeweideraum liegen der Pha-
In der Fossa temporalis liegt der M. temporalis. rynx, der sich in den Ösophagus fortsetzt, der
Die Fossa infratemporalis enthält die Mm. ptery- Kehlkopf (Larynx) sowie Schilddrüse, Neben-
goideus lateralis et medialis, die A. maxillaris so- schilddrüsen und eine Gefäß-Nerven-Straße. –
wie Verzweigungen des N. mandibularis (V3). – Während der Entwicklung bilden sich im Über-
Die Fossa pterygopalatina beinhaltet die Ver- gangsgebiet zwischen Kopf und Rumpf vier
zweigungen von N. maxillaris (V2) und A. maxil- (sechs) Branchialbögen, zwischen denen sich
laris sowie das Ganglion pterygopalatinum. – Die Schlundtaschen und Schlundfurchen befinden.
Gl. parotidea liegt oberflächlich in der Parotislo- Aus diesen Strukturen gehen Anteile des Schä-
ge. In der Tiefe erreicht sie die Fossa retromandi- dels, des Kopfes und des Halses hervor.
bularis. Durch die Fossa retromandibularis ver-
laufen A. carotis externa, V. retromandibularis
und N. facialis. – In der Regio sublingualis liegen Gliederung
Gl. sublingualis, Teile der Gl. submandibularis
und N. hypoglossus. Der Hals gliedert sich in (. Abb. 13.34):
4 Gebiet der Halswirbelsäule mit den dazugehörigen
Muskeln (. Tabelle 13.14)
4 prävertebralen Bereich (Hals im engeren Sinne)
13 13.2 Hals Osteologie: Atlas und Axis Der prävertebrale Bereich lässt unterscheiden:
4 Eingeweideraum
Kernaussagen | 4 drei Schichten
5 Der Hals (Collum) ist durch die Gelenke der Der Eingeweideraum befindet sich in der Halsmitte und
Halswirbelsäule und die Halsmuskulatur sehr wird von Muskeln umgeben. Er beinhaltet die Organe
beweglich. des Halses: Pharynx, Larynx, Glandula thyroidea und
5 Die Halsorgane und Leitungsbahnen liegen Glandulae parathyroideae mit begleitenden und versor-
im Bindegewebe der mittleren, prävertebra- genden Gefäßen und Nerven. Außerdem liegt dorsal ein
len Halsschicht. Sie sind verschieblich unter- Gefäß-Nerven-Strang mit großen Leitungsbahnen (A.
gebracht und können sich bei Bedarf erwei- carotis communis, V. jugularis interna, N. vagus), der
tern. von einer Hülle ( Vagina carotica) umgeben ist.
5 Umhüllt werden die Halsmuskeln und -ein-
geweide von Faszien. Schichten. Sie werden durch Faszienblätter abgegrenzt
(7 unten).
Der Hals verbindet Kopf und Rumpf. Als obere Grenze Es handelt sich um eine:
gilt eine Linie, die vom Unterkieferwinkel zur Spitze 4 oberflächliche Schicht: Leitstrukturen sind ventral
des Processus mastoideus, dann entlang der Linea nu- der M. sternocleidomastoideus und dorsal der M.
chalis superior zur Protuberantia occipitalis externa trapezius
a13.2 · Hals
633 13
. Abb. 13.35 a, b. Branchialbögen. 4. Entwicklungswoche. a Seitenansicht; b Querschnitt mit Branchialnerven, Knorpel (schwarz) und Ar-
terien (rot)
. Abb. 13.36 a, b. Zungenentwicklung. a Boden der primitiven Mundhöhle und des Kiemendarms mit den Branchialbögen 1–4; b Zunge,
frühes Stadium
1. Branchialbogen, häufig auch als Mandibularbogen doch desmal. Im Fall der Mandibula erfolgt sie auf der
bezeichnet. In seinem Bereich entstehen Oberkiefer- Oberfläche des Meckel-Knorpels, bei den anderen Kno-
und Unterkieferwulst (Gesichtsentwicklung 7 S. 601) chen nach Knorpelrückbildung.
sowie Mandibula, Maxilla, Os palatinum, Squama ossis Aus dem ventralen Anteil des 1. Branchialbogens ge-
temporalis und von den Gehörknöchelchen Amboss (In- hen außerdem ein unpaarer Zungenwulst (Tuberculum
cus) und Malleus (Hammer). Hinzu kommen als zu- impar) und zwei seitliche Zungenwülste hervor
gehörige Gelenke das Kiefer- und Hammer-Amboss-Ge- (. Abb. 13.36). Die drei Zungenwülste verschmelzen
lenk. während der weiteren Entwicklung und bilden das Cor-
Die Entwicklung der Knochen und Gelenke steht zu pus linguae.
den knorpeligen Anteilen des Kiemenbogens in Bezie- 2. Branchialbogen (Hyoidbogen). Sein dorsaler knor-
hung: Mandibula und Hammer zu einem vorderen An- peliger Anteil bildet die Anlage des 3. Gehörknöchel-
teil, dem Meckel-Knorpel (. Abb. 13.37), die übrigen chens (Stapes, Steigbügel) (. Abb. 13.37) sowie den
Knochen zu einem hinteren Anteil. Mit Ausnahme der Knorpelring der Fenestra vestibuli (7 S. 707). Der ven-
Gehörknöchelchen ist die Entwicklung der Knochen je- trale knorpelige Anteil des Hyoidbogens wird im We-
a13.2 · Hals
635 13
. Abb. 13.37. Entwicklung der Branchialbögen. Die Abkömmlin- und 5. Branchialbogens rot schraffiert, die des 6. Branchialbogens
ge des 1. Branchialbogens sind rot, die des 2. Branchialbogens transparent gezeichnet
transparent) die des 3. Branchialbogens rot punktiert, die des 4.
sentlichen zum Processus styloideus, der mit dem Os Die 2. Schlundtasche wird zum größeren Teil
temporale verschmilzt, ferner zu Lig. stylohyoideum zurückgebildet. Der verbleibende Rest wird zur Fossa
und Cornu minus ossis hyoidei. supratonsillaris (7 S. 618). Ein Teil des Entoderms pro-
Beteiligt ist der vordere Anteil des 2. Branchialbogens liferiert jedoch und liefert Oberflächen- und Krypten-
ferner an der Entwicklung der Radix linguae. Der Zun- epithel der Tonsilla palatina (7 S. 618). Das tonsilläre
gengrund erhält sein Material allerdings auch aus dem 3. Lymphgewebe entsteht durch Differenzierung des um-
sowie teilweise aus dem 4. Branchialbogen. Sie bilden ge- gebenden Mesenchyms und durch einwandernde Lym-
meinsam einen 2. medialen Zungenwulst (Copula) phozyten.
(. Abb. 13.36). – Später verschmelzen die verschiedenen Die 3. Schlundtasche lässt eine ventrale und eine
Zungenanteile zu einem einheitlichen Organ. dorsale Ausstülpung erkennen. Aus dem Entoderm
3. bis 6. Branchialbogen (. Abb. 13.37). Vom 3. der ventralen Anlage entsteht durch Zellproliferation
Branchialbogen bleibt nur der vordere Abschnitt erhal- der epitheliale Anteil des Thymus (7 S. 294), aus dem
ten und liefert das Cornu majus ossis hyoidei. Die Ver- der dorsalen Anlage die Gll. parathyroideae inferiores.
schmelzungsbrücke zwischen 2. und 3. Branchialbogen Beide Anlagen wandern in mediokaudaler Richtung ab-
wird zum Corpus ossis hyoidei. wärts und verlieren dabei ihre Verbindung zum Mutter-
Der 4. und 5. Branchialbogen werden nicht mehr als boden.
Knorpelspangen angelegt. Der 4. Branchialbogen liefert Die Gll. parathyroideae inferiores finden ihren
aber Material für die Anlage der Epiglottis (Kehldeckel) endgültigen Platz an der Hinterfläche der Gl. thyroidea,
(. Abb. 13.36) sowie der 4. und 5. Branchialbogen für nahe dem unteren Pol der beiden Schilddrüsenlappen
die der Cartilago thyroidea (Schildknorpel). Seitlich hin- (7 S. 652).
ter der Epiglottisanlage befinden sich die Arytänoid- Die Thymusanlage zieht sich dagegen lang aus. Die
wülste, die die Anlage des Aditus laryngis zwischen sich Schwanzanteile bilden sich in der Regel zurück. Reste
fassen (. Abb. 13.36). können in der Gl. thyroidea persistieren. Der übrige Teil
Aus dem 6. Branchialbogen entsteht wahrscheinlich verschmilzt mit dem der Gegenseite zu einem einheitli-
die Cartilago cricoidea (Ringknorpel). chen Organ, das im oberen Mediastinum seine endgülti-
ge Lage findet (7 S. 294).
Die 1. Schlundtasche (. Abb. 13.38) bewahrt den Cha- Die 4. Schlundtasche lässt auch eine ventrale und ei-
rakter einer Tasche (Recessus tubotympanicus). Sie bil- ne dorsale Ausstülpung erkennen. Aus dem Epithel der
det sich zur Tuba auditiva und ihr lateraler Endabschnitt dorsalen Ausstülpung gehen die Gll. parathyroideae su-
zur Cavitas tympanica (Paukenhöhle) des Mittelohrs um periores hervor. Sie wandern zum dorsalen oberen Pol
(7 S. 707). der Schilddrüsenlappen.
636 Kapitel 13 · Kopf und Hals
. Abb. 13.38. Entwicklung der Schlundtaschen und Schlundfur- zum Sinus cervicalis. Die 1. Schlundtasche vertieft sich zur Tuba au-
chen. Aus der 1. Schlundfurche (a) entsteht der Meatus acusticus ditiva. An der Bildung der übrigen Schlundtaschenabkömmlinge ist
externus. Die folgenden Schlundfurchen (b–d) vereinigen sich vor allem das Epithel der entsprechenden Tasche beteiligt
Oberflächliche Halsmuskeln
Platysma Basis mandibulae, Fascia pectoralis Spannung der Haut R. colli nervi
Fascia parotidea des Halses facialis (N. VII)
M. sternocleido- Caput med.: Proc. mastoideus, Linea einseitig: Beugung der N. accessorius
mastoideus Manubrium sterni, nuchalis sup. HWS zur gleichen Seite, (N. XI), Plexus
Caput lat.: Drehung des Gesichts cervicalis
Klavikula zur Gegenseite, Hebung
des Gesichts
Doppelseitig: Beugung
der HWS nach vorne,
Hebung des Gesichts,
Atemhilfsmuskulatur
M. omohyoideus Venter sup.: Corpus über eine Zwischensehne Senkung des Zungen- Ansa cervicalis
ossis hyoidei sind beide Bäuche ver- beins, Anspannen der
Venter inf.: Lig. einigt, diese ist über die Lamina praetrachealis
transversum mittlere Halsfaszie mit der
scapulae Vagina carotica verbunden
Skalenusgruppe
Prävertebrale Muskulatur
9
M. longus colli Körper der unteren Körper der oberen Hals- >
>
>
>
(sive cervicis) Hals- und oberen wirbel, Tuberculum ant. >
> 9
>
> >
Brustwirbel, Tuber- atlantis, Querfortsätze >
> >
>
>
Beugung der Hals- >
>
culum ant. Proc. der unteren Halswirbel >
> >
>
>
> wirbelsäule bzw. des >
=
transversi der = Rr. ventrales der
Kopfs nach ventral;
oberen Halswirbel > einseitig: Neigen und >
> Nn. cervicales
>
> >
>
>
> >
>
9 >
> Drehen des Kopfes >
;
> >
>
M. longus capitis Tuberculum ant., >
> >
> zur gleichen Seite
> >
>
13 Proc. transversi des >
=
Pars basilaris ossis
>
>
>
;
3.–6. Halswirbels >
>
>
occipitalis
M. rectus capitis ant. Proc. transversus >
>
;
atlantis
Zusammenfassung 7 S. 640.
a13.2 · Hals
639 13
13.2.3 Fascia cervicalis, Spatien einem Bindegewebsstrumpf um den Gefäß-Nerven-
Strang des Halses. Kontraktionen der Mm. omohyoi-
dei spannen die Faszie und üben einen Zug auf die
Wichtig | | Vaginae caroticae aus. Dadurch wird beidseitig das
Die Halsfaszien bestehen aus mehreren Blättern, Lumen der V. jugularis interna offengehalten, in
die Bindegewebsräume, Spatien, zwischen sich der als herznahe Vene der Venendruck während
fassen. der Diastole des Herzens abnimmt.
4 Lamina praevertebralis. Dieses Blatt überlagert die
Die Fascia cervicalis (. Abb. 13.34), auch Fascia colli ge- Mm. scaleni, M. longus capitis und M. longus colli.
nannt, besteht aus: Sie ist am Lig. longitudinale anterius der Wirbelsäu-
4 Lamina superficialis. Sie liegt unter dem Platysma, le fixiert. Die prävertebrale Halsfaszie erstreckt sich
umhüllt den M. sternocleidomastoideus und be- von der Schädelbasis bis in den Brustkorb, wo sie
deckt als Fascia nuchae die dorsale Oberfläche des sich in die Fascia endothoracica fortsetzt. Sie be-
M. trapezius. Die Lamina superficialis ist an der Un- deckt den Truncus sympathicus, den Plexus bra-
terkante der Mandibula befestigt, setzt sich in die chialis und die A. subclavia.
Fascia masseterica des Kopfes fort (7 S. 613) und
bildet eine Faszientasche für Gl. submandibularis Spatien. Zwischen den Blättern der Halsfaszie verblei-
und Gl. parotidea (7 S. 623). Ferner befestigt sie sich ben Gebiete lockeren Bindegewebes (Spatia), die teil-
am Zungenbein. Kaudal verbindet sie sich mit Kla- weise mit Bindegewebsräumen von Kopf bzw. Thorax
vikula und Fascia pectoralis. in Verbindung stehen. Besonders benannt sind:
4 Lamina praetrachealis zwischen den kranialen Bäu- 4 Spatium peripharyngeum
chen der beiden Mm. omohyoidei. Sie hat dadurch 4 Spatium retropharyngeum
die Form eines Dreiecks, dessen Spitze sich am Cor- 4 Spatium lateropharyngeum
pus ossis hyoidei und dessen Basis sich an Klavikula
und Innenseite des Sternums befindet. Die Lamina Einzelheiten
praetrachealis umschließt die infrahyale Muskulatur Das Spatium peripharyngeum liegt vor der Lamina praever-
und ist außerdem mit der Vagina carotica verbunden, tebralis fasciae cervicalis und umgibt den Pharynx (. Abb.
. Abb. 13.40. Spatium retro- und lateropharyngeum. Horizontal- parotidea; c Fascia buccopharyngea; d Lamina praevertebralis fas-
schnitt in Höhe des Axis. Spatien: I Spatium retropharyngeum; II ciae cervicalis; e Septum sagittale; f Aponeurosis stylopharyngea
Spatium lateropharyngeum. Faszien: a Fascia masseterica; b Fascia
640 Kapitel 13 · Kopf und Hals
4 Pars laryngea pharyngis (Hypopharynx) nach vent- den M. levator veli palatini hervorgerufen wird. Umge-
ral durch den Aditus laryngis in Verbindung mit ben wird die Tubenöffnung insgesamt von der Tonsilla
dem Kehlkopf und nach kaudal durch den Ösopha- tubaria, die sich nach unten in die »Seitenstränge« fort-
gusmund mit der Speiseröhre. setzt.
Dem Unterrand des Zungengrundes folgt der Ober- das zusammen mit den zu Tonsillen verdichteten Ab-
rand des Kehldeckels. Hier liegt eine Grube ( Vallecula schnitten den sog. Waldeyer-Rachenring bildet. In der
epiglottica), die durch die Plica glossoepiglottica media- Schleimhaut kommen zahlreiche muköse Glandulae
na unterteilt und seitlich von der Plica glossoepiglottica pharyngeales vor.
lateralis begrenzt wird.
i Zur Information
Pars laryngea pharyngis. Hier trennen sich Atem- und
In der Regel ist der Luftweg offen, der Eingang in den Ösopha-
Speiseweg. gus dagegen verschlossen. Dies ändert sich beim Schluckakt.
Ventral befindet sich der Aditus laryngis. Er wird Dann wird der Luftweg kurzfristig verschlossen.
vom oberen Rand der Epiglottis (Kehldeckel), von den
Plicae aryepiglotticae und der Incisura interarytaenoi- Faszien und Muskeln des Pharynx. Die hintere Pha-
dea umfasst. rynxwand wird oben von der Fascia pharyngobasilaris,
Kehlkopfeingang und Rückseite des Kehlkopfs einem muskelfreien Abschnitt, im Übrigen von Muskeln
wölben sich ins Pharynxlumen vor. Dadurch entstehen gebildet. Befestigt ist der Pharynx an der Schädelbasis.
seitliche Schleimhauttaschen (Recessus piriformes) Auffällig ist an der Hinterwand des Pharynx die Raphe
(. Abb. 13.43). Sie lassen eine kleine Falte (Plica nervi pharyngis, eine Bindegewebsnaht, an der die Schlund-
laryngei superioris) erkennen, die durch den R. internus schnürer ansetzen und die sich ihrerseits am Tubercu-
des N. laryngeus superior (aus dem N. vagus, N. X) her- lum pharyngeum des Os occipitale befestigt.
vorgerufen wird. Die Muskulatur des Pharynx (. Abb. 13.42, . Tabelle
13.15) besteht aus Skelettmuskulatur. Sie gliedert sich in
> Klinischer Hinweis
4 Schlundschnürer:
Fremdkörper, die in den Recessus piriformis geraten, können
den sensorischen N. laryngeus superior reizen und damit hef- – M. constrictor pharyngis superior
tige Würgereflexe auslösen. – M. constrictor pharyngis medius
– M. constrictor pharyngis inferior
Mikroskopische Anatomie. Die Schleimhautoberfläche 4 Schlundheber:
von Pars oralis und Pars laryngea besteht aus mehr- – M. palatopharyngeus
schichtigem unverhornten Plattenepithel. Die Lamina – M. stylopharyngeus
propria weist reichlich lymphoretikuläres Gewebe auf, – M. salpingopharyngeus
13
Schlundschnürer
M. constrictor
pharyngis sup.
9
Pars pterygopharyngea Lamina med. proc. Raphe pharyngis >
>
>
>
pterygoidei u. Hamulus >
>
>
>
pterygoideus >
>
>
> 9
>
> >
Pars buccopharyngea Raphe pterygo- Raphe pharyngis >
> >
=
>
>
mandibularis >
>
>
> N. IX
>
> >
>
Pars mylopharyngea Linea mylohyoidea Raphe pharyngis >
> ;
>
>
mandibulae >
>
>
>
>
>
Pars glossopharyngea Radix linguae Raphe pharyngis >
>
>
>
M. constrictor = Verengung des
Pharynx beim
pharyngis med. >
> 9
>
> Schluckakt
>
>
> >
= Plexus
Pars chondropharyngea Cornu min. ossis hyoidei Raphe pharyngis >
>
>
>
Pars ceratopharyngea Cornu. maj. ossis hyoidei Raphe pharyngis >
> pharyngeus
>
> >
>
>
> ; (N. IX u. N. X)
M. constrictor >
>
>
>
pharyngis inf. >
>
>
>
>
> 9
Pars thyropharyngea Seitenfläche der Cartilago Durchflechten sich >
>
>
> >
>
thyroidea gegenseitig >
> =
>
>
>
> N. X
Pars cricopharyngea Cartilago cricoidea Durchflechten sich >
> >
>
; ;
gegenseitig
Schlundheber
Schlundschnürer. Bei Kontraktion verengen die Muskeln sätzlich führen die zur Raphe pharyngis aufwärtsstrebenden
dieser Gruppe den Schlund, heben und verkürzen ihn Fasern der unteren Schlundschnürer bei Kontraktion zu einer
aber auch. Verkürzung des Pharynx und beteiligen sich am Heben von
Zungenbein und Kehlkopf.
Einzelheiten
Besondere Bedeutung kommt dem oberen Konstriktor
Die Schlundschnürer verlaufen halbringartig von vorne (Ur-
sprung) nach hinten (Ansatz an der Raphe pharyngis). Jeder beim Schlucken zu. Er wölbt bei Kontraktion die
einzelne Konstriktor ist jedoch fächerförmig angeordnet. Da- Schleimhaut gegen das Rachenlumen vor, sodass ein
durch hat jeder Konstriktor in sich verschiedene Verlaufsrich- Ringwulst (Passavant-Wulst) entsteht, der dem Gau-
tungen. Außerdem überlagern sich die Konstriktoren dachzie- mensegel zum Verschluss des Nasenrachenraums als
gelförmig. Dies erklärt ihre Funktion als Schlundschnürer. Zu- Widerlager dient.
644 Kapitel 13 · Kopf und Hals
Schlundheber. Diese Muskeln sind ausschließlich Ver- Nerven. Die Innervation erfolgt durch einen nervö-
kürzer und Heber des Schlundes. Der M. palatopharyn- sen Plexus pharyngeus, der von Ästen des N. glossopha-
geus ruft eine Schleimhautfalte (Plica palatopharyngea) ryngeus (N. IX), N. vagus (N. X), Truncus sympathicus
hervor. Beide Schlundheber befestigen sich am Kehl- und möglicherweise auch des N. facialis (N. VII) gebil-
kopf und wirken deswegen auch als Kehlkopfheber. det wird. Der Plexus enthält motorische, sensorische,
sekretorische und sympathische Fasern.
i Zur Information
Der Schluckakt ist ein kontinuierlicher Vorgang, bei dem zu- Zusammenfassung 7 S. 653.
sammenwirken
4 Heben des Gaumensegels; dabei öffnen sich die Tubae au-
ditivae durch Kontraktion der Gaumensegelmuskeln
4 Kontraktion der Pars pterygopharyngea des M. constrictor Kehlkopf
pharyngis superior; hierdurch entsteht der Passavant-
Ringwulst, an den das hintere Gaumensegel gepresst wird Wichtig | |
und die Pars nasalis pharyngis von den übrigen Pharynx-
abschnitten abschließt Der Kehlkopf (Larynx) besteht aus Schildknorpel,
4 Kontraktion der Mundbodenmuskulatur; dadurch wird der Ringknorpel, und Stellknorpeln, die durch Kehl-
Larynx angehoben und nach vorne gezogen, sodass sich kopfmuskeln gegeneinander bewegt werden.
die Epiglottis über den Aditus laryngis legt und Kehlkopf-
Hinzu kommt der Kehldeckel, durch den beim
eingang und Zugang zu den unteren Luftwegen ver-
schließt Schlucken der Zugang zum Larynx verschlossen
4 Kontraktion der Mm. styloglossi und Mm. hyoglossi führt wird. Die Bewegungen der Kehlkopfknorpel be-
die Zunge nach hinten und drückt die Speise von der wirken das Öffnen und Schließen der Stimmritze
Mundhöhle in die Pars oralis pharyngis und dann in sowie die Spannungseinstellung der Stimmbän-
den Ösophagus
der, die bei der Tonerzeugung mitwirken.
4 Kontraktion der unteren Pharynxmuskulatur; nun verstärkt
sich der Druck auf die zu transportierende Speise, wobei
sich durch Kontraktion des M. constrictor pharyngis infe- Lage. Der Kehlkopf befindet sich am Eingang der dem
rior die Rachenwand verkürzt und über die Speise kranial-
Pharynx folgenden Luftwege. Er projiziert sich beim Er-
wärts hinweggezogen wird; hinter dem Isthmus faucium
unterliegt der Weitertransport der Speise einer reflektori- wachsenen mit seinem Oberrand auf die Oberkante des
schen Peristaltik 5. Halswirbels. Seine untere Grenze liegt vor dem unte-
ren Rand des 6. Halswirbels. Beim Schlucken, Sprechen
usw., aber auch bei Bewegungen der Halswirbelsäule
13 > Klinischer Hinweis
verschiebt sich der Kehlkopf nach oben bzw. unten, ma-
Verschlucken bedeutet, dass feste oder flüssige Bestandteile
in den Larynx gelangt sind. Dies geschieht z. B. beim gleich- ximal in jede Richtung bis zu 2 cm.
zeitigen Atmen und Schlucken, besonders wenn gleichzeitig Beim Neugeborenen steht der Kehlkopf höher
gelacht wird. In der Folge kommt es zu Husten oder Würgen. (Oberkante 2., Unterrand 4. HW), im Alter tiefer als
in mittleren Lebensjahren.
Gefäße und Nerven des Pharynx (7 Kapitel 13.3, Leitungs-
bahnen). Gliederung. Der Kehlkopf gliedert sich in (. Abb.
Arterien. Die arterielle Versorgung des Pharynx er- 13.43):
folgt durch die A. pharyngea ascendens, dem einzigen 4 Aditus laryngis
medialen Ast der A. carotis externa, sowie durch Rr. 4 Vestibulum laryngis, bis zu den Plicae vestibulares
pharyngei der A. thyroidea inferior. (Taschenbändern); der Abstand zwischen Aditus la-
Venen. Das venöse Blut fließt in den dorsal der Mm. ryngis und Plicae vestibulares beträgt 4–5 cm; die
constrictores pharyngis gelegenen Plexus pharyngeus Plicae vestibulares fassen die Rima vestibuli zwi-
ab. schen sich
Lymphbahnen. Zwischen dem venösen Plexus pha- 4 Ventriculus laryngis, eine seitliche Aussackung mit
ryngeus liegen die regionären Lymphknoten des Pha- Blindsack (Sacculus laryngis) unter der Plica vesti-
rynx, Nodi lymphoidei retropharyngei, von denen die bularis; der Ventriculus gehört zur Glottis, deren un-
Lymphe in die Nodi lymphoidei cervicales laterales pro- tere Begrenzung die Plicae vocales (Stimmbänder)
fundi weitergeleitet werden. sind; zwischen den Plicae vocales liegt die Rima glot-
a13.2 · Hals
645 13
Zur Entwicklung
. Abb. 13.44 a, b. Kehlkopfskelett mit Zungenbein und Band-
Der Kehlkopf entsteht aus zwei Anteilen: apparat. a Die Cartilago thyroidea ist transparent gezeichnet; b Lig.
4 mesenchymaler Anteil für Skelett, Muskeln und Gefäße; sie vocale und Conus elasticus von oben
stammen aus dem 4. und den folgenden Branchialbögen
(7 S. 635, . Abb. 13.37); durch Mesenchymproliferation
werden um den Y-förmigen Aditus laryngis ein Epiglottis- Die Kehlkopfknorpel wandeln sich im Laufe des Le-
wulst und zwei Arytänoidwülste aufgeworfen (. Abb. bens mehr oder weniger in Knochen um.
13.36)
Einzelheiten
4 entodermal-epithelialer Anteil, der die Schleimhaut bildet;
Die Epiglottis ist ein elastischer Knorpel und hat die Form ei-
dieser Anteil leitet sich von der Laryngotrachealrinne ab,
nes Tischtennisschlägers, dessen »Stiel« (Petiolus) nach unten
die sich von der Ventralseite des Vorderdarms vorbuchtet
gerichtet ist. Die Epiglottis hat keine gelenkigen Verbindungen,
(7 S. 271)
der Petiolus ist aber durch das Lig. thyroepiglotticum an der
Innenfläche an Schildknorpel befestigt. An der rückwärtigen
Das Kehlkopfskelett besteht aus (. Abb. 13.44): Schleimhaut des Kehldeckels ist beim Spiegeln des Kehlkopfs
4 Cartilago epiglottica (Epiglottis, Kehldeckel) über dem Petiolus ein Höckerchen ( Tuberculum epiglotticum)
4 Cartilago thyroidea (Schildknorpel) sichtbar.
4 Cartilago cricoidea (Ringknorpel) Die Cartilago thyroidea (. Abb. 13.44) setzt sich aus zwei
4 Cartilagines arytenoideae (Aryknorpel) großen Platten zusammen, die winkelig in der Medianebene
646 Kapitel 13 · Kopf und Hals
zusammentreffen. Zwischen beiden Platten besteht kranial ein beiden Facies articulares arytenoideae der Lamina car-
tiefer Einschnitt (Incisura thyroidea superior), der bis zu dem tilaginis cricoideae. – Verstärkt wird die Gelenkkapsel
am weitesten vorspringenden Teil des Kehlkopfs, der Pro- durch das elastische Lig. cricoarytenoideum.
minentia laryngis (Adamsapfel) reicht. Unten besteht nur eine Die Articulatio cricoarytenoidea ist ein Drehgelenk,
kleine Einkerbung (Incisura thyroidea inferior). Der dorsale
dessen Achse vertikal durch die Gelenkfläche zieht. In
Rand beider Platten lässt je ein oberes und ein unteres Horn
diesem Gelenk erfolgen gleichzeitig Scharnier- und
erkennen: Cornu superius zur Befestigung des Lig. thyrohyoi-
deum laterale und Cornu inferius.
Gleitbewegungen. Dabei können sich die beiden Ary-
Die Cartilago cricoidea hat Siegelringform. Die dorsale knorpel aufeinander zu bewegen oder voneinander
»Siegelplatte« (Lamina cartilaginis cricoideae) liegt in der dor- wegrücken. Dies ermöglicht eine Erweiterung bzw. Ver-
salen Öffnung des Schildknorpels. Der Bogen (Arcus cartilagi- engung der Stimmritze sowie eine Spannung der
nis cricoideae) befindet sich unter der Schildplatte der Cartila- Stimmfalten.
go thyroidea. Am Übergang von Lamina in Arcus cartilaginis
cricoideae liegt beiderseits eine Gelenkpfanne (Facies articula-
Rima glottidis (Stimmritze). Sie gliedert sich in:
ris thyroidea) für die Artikulation mit dem Cornu inferius des
Schildknorpels. Am seitlichen Rand der Lamina cartilaginis
4 Pars intermembranacea, vorderer Anteil der Stimm-
cricoideae findet sich ebenfalls auf beiden Seiten eine Gelenk- ritze zwischen den Ligg. vocalia, auch als Rima pho-
fläche für die Artikulation mit der Basis der beiden Stellknor- netica bezeichnet
pel (Facies articulares arytenoideae). 4 Pars intercartilaginea, hinterer Anteil zwischen bei-
Cartilagines arytenoideae. Die beiden Stell- oder Giesbe- den Processus vocales der Aryknorpel (Rima respi-
ckenknorpel reiten und bewegen sich auf dem Oberrand des ratoria)
Ringknorpels. Ihre Form ähnelt einer dreikantigen Pyramide.
Die mediane, plane Fläche steht sagittal. Sie bildet mit einer
unteren Kante den Processus vocalis, an dem das Lig. vocale
Bandapparat des Kehlkopfs. Es lassen sich unterschei-
(Stimmband) ansetzt. Nach lateral ragt von der Basis der Pro- den:
cessus muscularis vor (Ansatz von M. cricoarytenoideus latera- 4 innere Kehlkopfbänder und Membranen
lis und M. cricoarytenoideus posterior). 4 äußere Kehlkopfbänder
Kleinere Knorpel. Weitere sehr kleine Knorpel sind die Car-
tilagines cuneiformes (in den Plicae aryepiglottica, inkonstant)
Innere Kehlkopfbänder und Membranen sind zur
und die Cartilagines triticeae, beiderseits im Lig. thyrohyoide-
Membrana fibroelastica laryngis zusammengefasst.
um.
Sie untergliedern sich in:
4 Conus elasticus (. Abb. 13.44), der an der Innenseite
13 Kehlkopfgelenke sind:
des Ringknorpels beginnt, sich dann als
4 Articulatio cricothyroidea
4 Articulatio cricoarytenoidea – Lig. cricothyroideum medianum zwischen Arcus
Die Achsen dieser beiden Gelenke stehen senkrecht cartilaginis cricoideae und unterer Kante des
aufeinander. Schildknorpels ausspannt und hier befestigt ist;
es setzt sich dann nach oben fort und verengt
Die Articulatio cricothyroidea befindet sich zwischen sich derart, dass nur ein sagittal stehender
der Innenseite jedes Cornu inferius der Cartilago thyroi- Schlitz übrig bleibt; die freien Ränder des Schlit-
dea und der jeweilig korrespondierenden Facies articu- zes bilden die
laris thyroidea der Cartilago cricoidea. In diesem Gebiet – Ligg. vocalia (. Abb. 13.44 b), die sich zwischen
können um eine horizontal-transversale Achse Schar- den Processus vocales der Aryknorpel und der
nierbewegungen und um eine sagittale Achse geringe Innenfläche der Cartilago thyroidea ausspannen,
Schiebebewegungen ausgeführt werden. Dadurch kann zusammen mit dem M. vocalis und der bede-
die Einheit der Cartilago cricoidea und Cartilagines ckenden Schleimhaut die Stimmritze begrenzen
arytenoideae gegen die Cartilago thyroidea (als Fix- und sich an der Tonerzeugung beteiligen
punkt) bewegt werden und es kommt zu einer Anspan- 4 Membrana quadrangularis; entspricht dem oberen
nung bzw. Erschlaffung des Lig. vocale. Teil der Membrana fibroelastica laryngis im Bereich
des Vestibulum laryngis; die Verstärkung der
Articulatio cricoarytenoidea. Sie liegt zwischen der Fa- Membran in der Plica vestibularis ist das
cies articularis cricoidea beider Aryknorpel und den – Lig. vestibulare (Taschenband)
a13.2 · Hals
647 13
Äußere Kehlkopfbänder. Die äußeren Kehlkopfbänder
dienen der Befestigung des Kehlkopfs am Zungenbein
bzw. am oberen Trachealknorpel:
4 Membrana thyrohyoidea (. Abb. 13.46): flächenhaf-
tes Band, das den oberen Rand der Cartilago thyroi-
dea in seiner ganzen Ausdehnung mit dem Zungen-
bein verbindet; es zeigt Verstärkungen in der Mitte
(Lig. thyrohyoideum medianum) und an den freien
lateralen Rändern (Ligg. thyrohyoidea lateralia);
mit der Membrana thyrohyoidea ist der Kehlkopf
am Zungenbein aufgehängt; sie überträgt alle Ver-
schiebungen des Zungenbeins auf den Larynx, z. B.
beim Schlucken (7 S. 644) und besitzt auf jeder Seite
eine Öffnung für die A. und V. laryngea superior
und den R. internus des N. laryngeus superior (aus
dem N. vagus, N. X)
4 Lig. cricopharyngeum: befindet sich auf der Rücksei-
te der Cartilago cricoidea und zieht zur Pharynx-
wand
Muskulatur des Kehlkopfs. Zu unterscheiden sind: . Abb. 13.45 a, b. Wirkungsrichtung der Kehlkopfmuskeln, Pfeile.
4 Muskeln, die den Kehlkopf als Ganzes bewegen: In- a Blick von rechts, die Cartilago thyroidea ist teilweise entfernt.
fra- und suprahyale Muskeln einschließlich der Mus- b Blick von oben auf das Kehlkopfskelett
keln, die am Kehlkopf selbst ansetzen (M. sternothy-
roideus, M. thyrohyoideus, M. constrictor pharyngis
inferior) die beiden letzten wirken auch auf die Pars intercarti-
laginea (7 unten); die Muskeln insgesamt bewirken
4 Kehlkopfmuskeln im engeren Sinne:
Phonationsbewegungen
– äußere Kehlkopfmuskeln (M. cricothyroideus)
Spannapparat. Wichtigste Bestandteile sind
– innere Kehlkopfmuskeln 4 M. cricothyroideus, der den Ringknorpel gegen den durch
die Zungenbeinmuskeln festgestellten Schildknorpel be-
Die Kehlkopfmuskeln im engeren Sinne (. Tabelle 13.16) wegt
dienen den Bewegungen der Kehlkopfknorpel gegen- 4 M. vocalis, der für die zur jeweiligen Tonerzeugung erfor-
einander und beeinflussen Spannung und Stellung der derliche Spannung der Stimmbänder sorgt
Stimmbänder.
> Klinischer Hinweis
Einzelheiten zu den Kehlkopfmuskeln Bei Schädigung des N. laryngeus recurrens kann es zur Läh-
Funktionell kommt es beim Kehlkopf auf das Öffnen und mung des M. cricoarytenoideus posterior kommen, dem ein-
Schließen der Stimmritze sowie das Einstellen der Stimmlip- zigen Öffner der Rima glottidis. Dadurch können Atmung und
Stimmbildung beeinträchtigt sein. Ursächlich kommen Druck-
penspannung an (. Abb. 13.45). Hierzu dienen
schädigungen bei Kropf oder Operationsfolgen in Frage. Das
4 Stellapparat
Krankheitsbild wird als Rekurrensparese bezeichnet; sein Leit-
4 Spannapparat symptom ist Heiserkeit.
Der Stellapparat umfasst
4 passive Anteile: Conus elasticus einschließlich Ligg. vocalia
Schleimhaut des Kehlkopfs. Ausgekleidet sind die Bin-
als verstärkter oberer Rand, sowie Lig. cricoarytenoideum
nenräume des Kehlkopfs mit mehrreihigem respiratori-
(. Abb. 13.44)
4 aktive Anteile: schem Flimmerepithel, das zu einer auf der Unterlage
– M. cricoarytenoideus posterior, »Posticus« der Kliniker, verschieblichen Schleimhaut mit überwiegend gemisch-
der einzige Öffner der Stimmritze ten Glandulae laryngeales gehört.
– M. cricoarytenoideus lateralis, M. thyroarytenoideus, M. Im Bereich der Stimmbänder (Plicae vocales) ist die
arytenoideus transversus und obliquus als Schließer, Schleimhaut jedoch unverschieblich mit der Unterlage
648 Kapitel 13 · Kopf und Hals
verwachsen und zeigt ein mehrschichtiges, stellenweise Gefäße und Nerven des Kehlkopfs (7 Kapitel 13.3, Lei-
verhorntes Plattenepithel. tungsbahnen).
Die arterielle Versorgung des Larynx erfolgt durch
A. laryngea superior (aus der A. thyroidea superior)
i Zur Information und A. laryngea inferior (aus der A. thyroidea inferior).
Die wichtigste Aufgabe des Larynx ist der Schutz der Atemwe- Die obere Arterie durchbohrt in Begleitung des R. inter-
ge. Ihm dienen der Kehldeckel, der beim Schlucken den Adi- nus des N. laryngeus superior die Membrana thyrohyoi-
tus laryngis verschließt, und die Einengung der Atemwege
durch die Rima glottidis.
dea. Die A. thyroidea inferior zieht dorsal der Trachea
Bei ruhiger Atmung ist von der Rima vocalis nur die Pars aufwärts und erreicht den Larynx, nachdem sie den
intercartilaginea geöffnet. Bei Forcierung der Atmung öffnen M. constrictor pharyngis inferior durchbrochen hat.
sich auch die vorderen Teile der Stimmritze. Beim Eindringen Beide Arterien anastomosieren untereinander.
reizender Gase, kleiner Partikel, Flüssigkeiten oder fester Be- Venen. Die V. laryngea superior leitet das Blut des
standteile in den Kehlkopf kommt es zu einem reflektorischen
Glottisverschluss. Es folgt häufig reflektorisches Husten. Dabei
kranialen Larynxanteils in die V. thyroidea superior
öffnen sich die Stimmritzen explosionsartig. ab. Das Blut der V. laryngea inferior ergießt sich in
Eine weitere Aufgabe ist die Phonation (Tonerzeugung) den Plexus thyroideus impar.
(nicht die Bildung von Sprachlauten). Bei der Tonerzeugung Lymphgefäße. Die Lymphe aus dem Larynx wird in
kommt es zu Schwingungen der Stimmlippen. Die Tonerzeu- die Nodi lymphoidei cervicales anteriores profundi drai-
gung wird dadurch eingeleitet, dass nach vorangehender In-
spiration die Stimmritzen verschlossen werden und dann der
niert.
Verschluss durch Exspiration gesprengt wird. Die Tonerzeu- Motorische Innervation. Von den äußeren Kehlkopf-
gung selbst beginnt, sobald die Stimmlippen in Schwingung muskel wird der M. cricothyroideus vom R. externus des
geraten. Ändert sich die Spannung des Stimmbandes – da- N. laryngeus superior, alle inneren Kehlkopfmuskeln
durch, dass sich der Tonus der Mm. vocales und Mm. cricothy- werden vom N. laryngeus recurrens innerviert. Beide
roidei ändert –, ändert sich auch die Schwingungszahl
(Tonhöhe). Eine Sonderstellung nimmt das Flüstern ein. Die
Nn. laryngei (superior und inferior) sind Äste des N. va-
Sprache wird dann durch das Ansatzrohr, d. h. durch den gus (N. X) und führen neben motorischen auch senso-
dem Kehlkopf kranial aufsitzenden Teil gestaltet. rische und sekretorische Fasern.
650 Kapitel 13 · Kopf und Hals
Die sensorische Innervation erfolgt bis zur Stimm- gen sich der Cartilago cricoidea und Cartilago thyroidea
ritze durch den N. laryngeus superior, unterhalb der vorn an. Die Schilddrüse wiegt 25–30 g.
Stimmritze durch den N. laryngeus recurrens. Umgeben wird die Schilddrüse von zwei Bindege-
webskapseln:
Zusammenfassung 7 S. 653. 4 innere Kapsel; sie ist äußerst zart und fest mit dem
Bindegewebe der Drüse selbst verbunden
4 äußere Kapsel; liegt der Lamina praetrachealis fas-
Schilddrüse H87 ciae cervicalis an und steht vorn mit infrahyalen
Muskeln und deren Faszien, dorsolateral mit der Ge-
Wichtig | | fäß-Nerven-Scheide und hinten mit der Trachea in
Die Schilddrüse (Glandula thyroidea) wirkt bei Verbindung; durch die Verbindung mit dem Gefäß-
der Regulierung des Stoffwechsels mit. Sie ist die Nerven-Strang legt sich die A. carotis communis der
einzige endokrine Drüse, die Hormone (Thyroxin Schilddrüse an; außerdem steht der hintere medio-
und Trijodthyronin) extrazellulär in inaktiver kaudale Anteil der Drüse in Beziehung zum N. la-
Form im Kolloid von Schilddrüsenfollikeln spei- ryngeus recurrens
chert. Die Freisetzung der Hormone erfolgt nach 4 zwischen den Kapseln befindet sich lockeres Binde-
Bedarf. Kalzitonin als weiteres Schilddrüsenhor- gewebe mit zu- und abführenden Blutgefäßen sowie
mon wird in parafollikulären C-Zellen gebildet. dorsal den Epithelkörperchen (7 unten).
Zur Entwicklung
Die Anlage der Schilddrüse geht auf eine Epithelknospe zwi-
schen Tuberculum impar und Copula der Zungenanlage
zurück (. Abb. 13.36). Der Anlageort entspricht dem auch spä-
13 ter erkennbaren Foramen caecum. Von hier aus wächst ein Epi-
thelstrang in das daruntergelegene Mesenchym ein. Bald wird
aus dem Strang ein Schlauch (Ductus thyroglossalis). Das soli-
de Ende des Ductus entwickelt sich zur Schilddrüse. Wenn
schließlich die Schilddrüsenanlage in der 17. Embryonalwoche
ihre endgültige Position vor dem 3. Luftröhrenknorpel erreicht
hat, bildet sich der Ductus thyroglossalis zurück. Als Rest kann
der Lobus pyramidalis verbleiben.
i Zur Information
Thyroxin und Trijodthyronin wirken bei der Regulierung von
Stoffwechselprozessen mit; u. a. steigern sie bei stoffwechsel-
aktiven Organen Sauerstoffaufnahme und -verbrauch – mess-
bar am Grundumsatz – und die Erregbarkeit des vegetativen
Nervensystems. Kalzitonin hemmt die Kalziumfreisetzung aus
. Abb. 13.47. Schilddrüsenfollikel mit parafollikulären C-Zellen Knochen und senkt dadurch die Kalziumkonzentration des
H87 Blutplasmas.
13.2.5 Topographie des Halses Das Trigonum submandibulare befindet sich zwischen
Mandibula und Os hyoideum und enthält vor allem
die Gl. submandibularis. Sie liegt zusammen mit Nodi
> Klinischer Hinweis
lymphoidei submandibulares in einer Tasche der Lami-
Es empfiehlt sich, bei der Bearbeitung der Topographie des
Halses die Ausführungen über die Leitungsbahnen von Kopf na superficialis der Halsfaszie. Außerdem verlaufen
und Hals in Kapitel 13.3 mit heranzuziehen (ab 7 S. 656). Dort durch das Trigonum submandibulare A. und V. facialis
sind Herkunft, Verlauf und Zielgebiete der großen Gefäße und (teilweise durch die Gl. submandibularis hindurch), N.
Nerven dargestellt, die im vorliegenden Kapitel nur punktuell mylohyoideus (motorischer Ast aus N. V3) und eine
erwähnt sind. Ferner ist für die Erarbeitung der Topographie
kurze Strecke N. hypoglossus unter M. stylohyoideus
des Halses die Anschauung unersetzbar (Präpariersaal, anato-
mische Sammlung). und Venter posterior musculi digastrici.
4 tiefe Etage; zwischen Fascia omoclavicularis und La- 13.3 Leitungsbahnen an Kopf und Hals,
mina praevertebralis fasciae cervicalis liegen A. sub- systematische Darstellung
clavia, A. und V. cervicalis superficialis, Ductus thora-
cicus, N. phrenicus und am laterodorsalen Rand Teile
Die systematische Darstellung der Leitungsbahnen in Kopf und
des Plexus brachialis. – Die V. subclavia bleibt hinter
Hals dient dem Aufzeigen von Zusammenhängen zwischen
der Klavikula verborgen deren Ursprung, Verlauf und Zielgebieten. Die Ausführungen
sind detailliert und vor allem zum Nachschlagen gedacht.
Die Angaben über die großen Stämme und Äste müssen jedoch
> In Kürze
im Gedächtnis bleiben. Sie sind durch + gekennzeichnet.
Der M. sternocleidomastoideus gliedert den Hals
in ein mittleres und ein seitliches Halsdreieck.
Über dem M. sternocleidomastoideus verläuft 13.3.1 Arterien
die V. jugularis externa, unter dem Muskel in Angiologie: Arterielle Stämme – Pulsmann
der Vagina carotica A. carotis communis, V. jugu-
laris interna und N. vagus. Medial vom M. sterno-
cleidomastoideus befindet sich im Trigonum ca-
Wichtig | |
roticum die Aufteilung der A. carotis communis Die Blutversorgung von Kopf und Hals erfolgt
in A. carotis externa (Äste: A. thyroidea superior, durch Äste der A. subclavia und der A. carotis
A. facialis) und A. carotis interna begleitet von externa. Die A. carotis interna ist im Halsbereich
der V. jugularis interna. Am Oberrand des Trigo- astfrei.
num caroticum verläuft der N. hypoglossus auf
dem M. hypoglossus. Im mittleren Bereich liegt Die großen, Kopf und Hals Blut zuführenden Gefäße
der Larynx mit Gl. thyroidea und Gll. parathyroi- sind:
deae. Dorsal befindet sich der Larynx und be- 4 A. subclavia
nachbart die A. thyroidea superior. In der Tiefe 4 A. carotis communis
verläuft zwischen Trachea und Ösophagus der – A. carotis externa
N. laryngeus inferior als Endast des N. laryngeus – A. carotis interna
recurrens. Am hinteren Rand des M. sternocleido-
mastoideus befindet sich das Punctum nervosum Die A. subclavia + ist an der arteriellen Versorgung von
mit N. transversus colli, Nn. supraclaviculares, N. Brustwand, Schultergürtel, Nackenmuskulatur, Hals und
13 auricularis magnus, N. occipitalis minor und in okzipitalen Teilen des Gehirns sowie des zervikalen und
der Regio cervicalis lateralis der N. accessorius. thorakalen Rückenmarks beteiligt. Die A. subclavia si-
Abgeteilt vom lateralen Halsdreieck durch den nistra + entspringt aus dem Arcus aortae, die A. subcla-
schräg verlaufenden M. omohyoideus ist das Tri- via dextra + geht hinter dem Sternoklavikulargelenk aus
gonum omoclaviculare zu finden, in dessen Tiefe dem Truncus brachiocephalicus hervor. Auf beiden Sei-
als große Leitungsbahnen A. subclavia, N. phre- ten zieht die A. subclavia bogenförmig über die Pleura-
nicus und Plexus brachialis liegen. kuppel. Dann tritt sie zwischen M. scalenus anterior
und M. scalenus medius (»hintere« Skalenuslücke) in
den Bereich des Halses ein. Hier liegt die A. subclavia
ventrokaudal der Wurzel des Plexus brachialis. Dann
zieht die Arterie bogenförmig zwischen Klavikula und
1. Rippe in die Tiefe des Trigonum clavipectorale
(7 S. 511) weiter. Sie hinterlässt an der 1. Rippe eine fla-
che Rinne (Sulcus arteriae subclaviae). Jenseits des
Sulcus setzt sich die A. subclavia in die A. axillaris fort.
a13.3 · Leitungsbahnen an Kopf und Hals, systematische Darstellung
657 13
> Klinischer Hinweis lantis, . Abb. 9.7 c), dringt durch die Membrana at-
Durch kräftigen Zug am Arm nach hinten unten kann die A. lantooccipitalis posterior in das Cavum subarach-
subclavia zwischen 1. Rippe und Klavikula bei lebensbedroh- noidale ein und gelangt durch das Foramen mag-
lichen Blutungen komprimiert werden. num in die hintere Schädelgrube (Pars intracrania-
Äste der A. subclavia (. Abb. 12.26, . Tabelle 13.17): lis); auf dem Clivus, in Höhe des unteren Randes
4 A. thoracica interna +; sie entspringt an der kon- des Pons, vereinigen sich die Aa. vertebrales beider
kaven Seite des Subklaviabogens und gelangt dann Seiten zur A. basilaris (. Abb. 15.20).
in den Thorax (Einzelheiten 7 S. 304) 4 Truncus thyrocervicalis (. Abb. 12.26); er entspringt
4 A. vertebralis +; sie beteiligt sich an der Blutversor- am medialen Rand des M. scalenus anterior aus der
gung des Gehirns und ist der 1. Ast der A. subclavia A. subclavia und teilt sich in vier Äste:
auf der konvexen Seite; ihr 1. Abschnitt ist die Pars – A. thyroidea inferior +; sie kreuzt unter der Lami-
praevertebralis; dann tritt sie in das Foramen trans- na praetrachealis fasciae cervicalis die Gefäß-
versarium des 6. Halswirbels ein und zieht durch die Nerven-Straße des Halses und durchbohrt am
gleichnamigen Foramina der übrigen kranialen unteren Pol die Schilddrüsenkapsel; sie versorgt
Halswirbel (Pars transversaria); hinter der Massa la- die Schilddrüse sowie Teile des Pharynx, des
teralis des Atlas beschreibt sie einen Bogen (Pars at- Ösophagus und der Trachea mit gleichnamigen
Ästen und gibt die A. laryngea inferior + zum
Kehlkopf ab
. Tabelle 13.17. Äste der A. subclavia
– A. cervicalis ascendens; sie zieht medial vom N.
Hauptast Verästelung
phrenicus auf dem M. scalenus anterior kranial-
wärts und versorgt mit Rr. musculares die Mm.
scaleni sowie die tiefe Nackenmuskulatur, mit
1. A. thoracica Rr. mediastinales
interna Rr. thymici
Rr. spinales Teile des Rückenmarks (Eintritt in
A. pericardiacophrenica den Wirbelkanal durch Foramina intervertebra-
Rr. mammarii lia)
Rr. intercostales anteriores – A. suprascapularis zur Versorgung von Schlüssel-
A. musculophrenica bein- und Schultergelenk sowie umgebender
A. epigastrica superior
Muskeln; direkt hinter der Klavikula entsendet
sie einen R. acromialis zum Rete acromiale, zieht
2. A. vertebralis Rr. spinales
dann über dem Lig. transversum scapulae weiter
R. meningeus
Aa. spinales posteriores in die Fossa supraspinata und bildet am seitli-
A. spinalis anterior chen Rand der Spina scapulae eine Anastomose
A. inferior posterior cerebelli mit der A. circumflexa scapulae aus der A. sub-
A. basilaris scapularis; die A. suprascapularis kann auch di-
– A. inferior anterior cerebelli
rekt aus der A. subclavia entspringen
– Rr. ad pontem
– A. superior cerebelli 4 A. transversa cervicis/colli; sie verläuft zwischen den
– A. cerebri posterior Wurzeln des Plexus brachialis und teilt sich dann in
einen R. superficialis zur Versorgung des M. trapezi-
3. Truncus A. thyroidea us und der Nackenmuskeln sowie einen R. profundus
thyrocervicalis A. cervicalis ascendens (wenn dieser Ast direkt aus der A. subclavia hervor-
A. cervicalis superficialis geht, wird er als A. dorsalis scapulae bezeichnet) zur
A. suprascapularis Versorgung der Mm. rhomboidei und des M. latissi-
mus dorsi; sie entsendet außerdem Äste zum Rete
4. Truncus A. cervicalis profunda scapulae
costocervicalis A. intercostalis suprema 4 Truncus costocervicalis; er entspringt hinter dem M.
scalenus anterior aus der dorsalen Wand der A. sub-
5. A. transversa R. superficialis clavia und teilt sich in zwei Äste:
cervicis R. profundus – A. cervicalis profunda; sie verläuft zwischen den
(A. dorsalis scapulae)
Querfortsätzen des 7. Halswirbels und des 1.
658 Kapitel 13 · Kopf und Hals
Die A. carotis externa + versorgt den größten Teil der 7. A. maxillaris A. auricularis profunda
Kopfweichteile und der Dura mater. A. tympanica anterior
Die A. carotis externa (. Abb. 13.52, . Tabelle 13.18) A. alveolaris inferior
13 liegt in ihrem Anfangsteil im oberen Abschnitt des Tri- – R. mylohyoideus
– A. mentalis
A. meningea media
A. masseterica
Rr. pterygoidei
Aa. temporales profundae
A. buccalis
A. alveolaris superior posterior
A. palatina descendens
A. canalis pterygoidei
A. sphenopalatina
A. infraorbitalis
– Aa. alveolares superiores medii
et anteriores
Vordere Astgruppe der A. carotis externa: Mediale Astgruppe der A. carotis externa:
4 1. A. thyroidea superior + entspringt im Trigonum 4 4. A. pharyngea ascendens +; sie verläuft zunächst
caroticum. Ihre Äste sind zwischen A. carotis externa und interna, gelangt
– A. laryngea superior +; sie tritt gemeinsam mit dann an die Seitenwand des Pharynx im Spatium la-
dem R. internus des N. laryngeus superior durch teropharyngeum und gibt ab:
die Membrana thyrohyoidea und versorgt den – Rr. pharyngeales in die Pharynxmuskulatur
Larynx bis zur Rima glottidis – A. tympanica inferior durch den Canaliculus
– R. sternocleidomastoideus zur Innenfläche des tympanicus in die Paukenhöhle
M. sternocleidomastoideus, nachdem er den Ar- – einen Endast, der durch das Foramen jugulare in
cus nervi hypoglossi überkreuzt hat die hintere Schädelgrube zieht und dort die A.
– R. cricothyroideus zieht zum M. cricothyroideus meningea posterior bildet; sie versorgt die Dura
– Rr. glandulares zur Schilddrüse mater der hinteren Schädelgrube
4 2. A. lingualis + versorgt mit ihren Ästen die Zunge
und Gl. sublingualis; sie entspringt im Trigonum ca- Hintere Astgruppe der A. carotis externa:
roticum, zieht kraniomedial zwischen M. hyoglossus 4 5. A. occipitalis; sie versorgt die seitliche und hintere
und M. genioglossus bis zur Zungenspitze; ihr Ver- Kopfoberfläche und außerdem mit Ästen, die die
lauf ist stark geschlängelt, sodass sie sich den Zun- Schädelknochen durchbrechen, die Dura mater der
genbewegungen anpassen kann hinteren Schädelgrube; sie verläuft hinter dem Ven-
4 3. A. facialis + entspringt auch noch im Bereich des ter posterior des M. digastricus über die V. jugularis
Trigonum caroticum; bedeckt vom M. stylohyoideus interna, dann in einem Sulcus arteriae occipitalis
und vom Venter posterior des M. digastricus sowie des Os temporale, bedeckt vom M. sternocleidomas-
der Gl. submandibularis erreicht sie den Unterkiefer toideus, nach dorsal; sie durchbohrt den Ursprung
an der Insertionsstelle des M. masseter; im Bereich des M. trapezius lateral von der Protuberantia occi-
des Gesichts ist sie von Ausläufern des Platysmas so- pitalis externa und erstreckt sich mit ihren Endäs-
wie dem M. zygomaticus major bedeckt; zieht dicht ten, begleitet von der gleichnamigen Vene und
an Mundwinkel und Nasenflügel vorbei und reicht dem N. occipitalis major, bis in die Gegend der Su-
mit ihrem Endast (A. angularis) in die Gegend des tura coronalis
medialen Augenwinkels 4 6. A. auricularis posterior ; sie zieht über den M. sty-
Die A. facialis hat sechs Äste; ihre Versorgungs- lohyoideus und teilt sich vor dem Processus mastoi-
gebiete gehen aus den Gefäßbezeichnungen hervor: deus in Rr. auriculares für die Ohrmuschel, A. stylo-
– A. palatina ascendens; sie zieht an der Seiten- mastoidea zum Mittel- und Innenohr und Rr. occipi-
wand des Pharynx nach kranial; ihr Leitmuskel tales; Rr. occipitales treten in das Arteriennetz der
ist der M. stylopharyngeus; es besteht eine Anas- Kopfschwarte ein, weitere Äste erreichen Pauken-
660 Kapitel 13 · Kopf und Hals
höhle (A. tympanica posterior), Cellulae mastoideae 4 A. meningea media +; sie gelangt, begleitet vom R. menin-
und M. stapedius geus des N. mandibularis, durch das Foramen spinosum in
die mittlere Schädelgrube und versorgt mit einem vorderen
und einem hinteren Ast die Dura mater dieser Schädelgru-
Endäste:
be; auf der Innenfläche des Os parietale hinterlässt sie tiefe
4 7. A. maxillaris + (. Abb. 13.53); sie versorgt als stär- Sulci arteriosi; in ihrem Anfangsteil wird die Arterie von
kerer Endast der A. carotis externa die tiefe Gesichts- den beiden Wurzeln des N. auriculotemporalis umschlun-
region; sie entsteht innerhalb der Gl. parotidea, läuft gen, ein kleines Ästchen, das durch den Porus acusticus in-
zwischen dem Collum mandibulae und dem Lig. ternus zieht, versorgt den M. tensor tympani
sphenomandibulare und dann zwischen den beiden 4 A. masseterica zieht durch die Incisura mandibulae zum M.
Köpfen des M. pterygoideus lateralis zur Fossa pte- masseter
rygopalatina. Die 13 Äste der A. maxillaris lassen 4 Aa. temporales profundae gelangen auf dem Planum tem-
sich zu vier Gruppen zusammenfassen: porale zum M. temporalis
– 1. Gruppe versorgt die Dura mater der mittleren 4 Rr. pterygoidei zu beiden Mm. pterygoidei
4 A. buccalis versorgt mit dem N. buccalis auf dem M. buc-
Schädelgrube und den Unterkiefer
cinator verlaufend Muskeln, Schleimhaut und äußere Haut
– 2. Gruppe sendet Äste in sämtliche Kaumuskeln
13 – 3. Gruppe versorgt Wange und Oberkiefer
der Wange; sie anastomosiert mit Ästen der A. facialis
4 A. alveolaris superior posterior zweigt vor Eintritt in den
– 4. Gruppe versorgt Gaumen und Nasenhöhle Canalis infraorbitalis ab und zieht zu den Molaren und
4 8. A. temporalis superficialis ist der schwächere End- Prämolaren, zur Gingiva des Oberkiefers und zur Schleim-
ast der A. carotis externa; sie zieht zwischen Unter- haut der Kieferhöhlen
kieferköpfchen und äußerem Gehörgang über die 4 A. palatina descendens zur Versorgung des Gaumens; das
Fascia temporalis in die Regio temporalis Gefäß tritt von der Fossa pterygopalatina aus in den Cana-
lis palatinus major ein und teilt sich hier in eine A. pala-
tina major, die durch das Foramen palatinum majus zum
Äste der A. maxillaris :
harten Gaumen zieht, und die Aa. palatinae minores, die
4 A. auricularis profunda zu Kiefergelenk, äußerem Gehör-
die Foramina palatina minora zum weichen Gaumen hin
gang und Cavum tympani
verlassen; sie bildet Anastomosen mit A. palatina ascen-
4 A. tympanica anterior, die gleichfalls einen Ast an das Kie-
dens und A. pharyngea ascendens
fergelenk abgibt und durch die Fissura petrotympanica in
4 A. canalis pterygoidei nach Verlauf im Canalis pterygoi-
die Paukenhöhle gelangt, wo sie mit der A. tympanica pos-
deus zu den kranialen Abschnitten des Pharynx
terior anastomosiert
4 A. sphenopalatina gelangt durch das Foramen sphenopala-
4 A. alveolaris inferior zu Zähnen und Zahnfleisch des Unter-
tinum in den hinteren Teil der Nasenhöhle und verzweigt
kiefers; sie läuft gemeinsam mit dem N. alveolaris inferior
sich dort in Gefäße für die Schleimhaut der Nasenhöhle
durch den Canalis mandibulae; vor dem Eintritt in den Ca-
und Nasennebenhöhlen: Aa. nasales posteriores mediales
nalis mandibulae gibt sie einen R. mylohyoideus zum gleich-
et laterales
namigen Muskel ab; ihr Endast ist die A. mentalis, die durch
das Foramen mentale zu Kinn und Unterlippe zieht
a13.3 · Leitungsbahnen an Kopf und Hals, systematische Darstellung
661 13
4 A. infraorbitalis geht in der Fossa pterygopalatina aus der 13.3.2 Venen
A. maxillaris hervor, verläuft durch die Fissura orbitalis in-
ferior in den Canalis infraorbitalis und gelangt durch das
Foramen infraorbitale in die Weichteile der Oberkieferregi- Wichtig | |
on; innerhalb des Canalis infraorbitalis gibt die A. infraor- Das Sammelgefäß für das Blut aus dem Schä-
bitalis Aa. alveolares superiores medii et anteriores ab, die delinneren und den Weichteilen des Kopfes ist
die vorderen Zähne und die Gingiva des Oberkiefers versor-
die Vena jugularis interna.
gen
Äste der A. temporalis superficialis: Die Venen von Kopf und Hals nehmen Blut auf aus
4 Rr. auriculares anteriores zur Versorgung der Ohrmuschel 4 Schädelinneren
und des äußeren Gehörgangs 4 Weichteilen von Kopf und Hals
4 A. transversa faciei +, ein relativ starker Ast; er zieht durch
die Gl. parotidea quer über den M. masseter und versorgt Das Blut aus dem Schädelinneren (7 S. 852) gelangt zum
einen großen Teil der mimischen Gesichtsmuskulatur größten Teil in die V. jugularis interna (7 unten). Hinzu
4 A. zygomaticoorbitalis zum lateralen Augenwinkel kommen als kleinere Abflüsse aus dem Schädelinneren:
4 A. temporalis media zum M. temporalis
4 Vv. diploicae
4 Rr. parotidei zur Ohrspeicheldrüse
4 Vv. emissariae
4 R. frontalis und R. parietalis beteiligen sich an der Bildung
des Arteriennetzes der Kopfschwarte
Die Vv. diploicae sind dünnwandige Venen in der Spon-
Die A. carotis interna + versorgt den größten Teil von giosa des Schädeldachs. Sie stehen mit den Sinus durae
Gehirn, Orbita, Schleimhäuten der Siebbeinzellen, Stirn- matris (7 S. 852, . Tabelle 13.19) in Verbindung und lei-
höhle und z. T. Nasenhöhle. ten Blut zu den oberen Kopfvenen ab. Sie nehmen auch
Die A. carotis interna ist an der Bildung des Circulus Blut aus den Vv. diploicae der Knochen des Schädel-
arteriosus cerebri (Willisi) beteiligt (7 S. 746). Mit der dachs sowie der Dura mater selbst auf.
A. vertebralis übernimmt sie die Versorgung des Ge- Die Vv. emissariae (. Tabelle 13.20) sind etwas
hirns und der Orbita. größere Venen, die durch Öffnungen der Schädelkno-
Die A. carotis interna geht im Trigonum caroticum chen hindurchtreten. Auch sie verbinden venöse Sinus
aus der A. carotis communis hervor (7 S. 654) und glie- durae matris des Schädelinneren mit oberflächlichen
dert sich in Kopfvenen. Es wird angenommen, dass sie einen Über-
4 Pars cervicalis druck in den Sinus verhindern.
4 Pars petrosa
4 Pars cavernosa Venen der Schädelweichteile und des Halses. Das venöse
4 Pars cerebralis Blut der äußeren Schädelweichteile sammelt sich in V.
facialis, V. retromandibularis und V. jugularis externa.
Pars cervicalis (Verlauf 7 S. 658). Von dort wird es in V. jugularis interna oder direkt in
Pars petrosa. In den Schädel tritt die A. carotis inter- V. subclavia abgeleitet.
na durch den Canalis caroticus der Pars petrosa ossis Kopfvenen sind:
temporalis ein. Im Kanal beschreibt sie einen nach fron- 4 V. facialis +; beginnt am medialen Augenwinkel als V.
tomedial gerichteten Bogen. Innerhalb dieses Bogens angularis; dann zieht die V. facialis unter der mimi-
gibt sie Rr. caroticotympanici zur Paukenhöhle ab. schen Gesichtsmuskulatur schräg über die Wange
Pars cavernosa. Über die Fibrocartilago des Fora- zur Mitte der Unterkante des Corpus mandibulae
men lacerum hinweg gelangt die A. carotis interna im (. Abb. 13.50)
Schädelinneren in den Sulcus caroticus an der Seitenflä- – V. angularis + hat eine Anastomose zur V. oph-
che des Corpus ossis sphenoidalis und zieht hier durch thalmica superior und über V. supraorbitalis
den Sinus cavernosus hindurch (7 S. 854). zur V. diploica frontalis
Pars cerebralis zur Blutversorgung des Gehirns (7 S.
746).
Zusammenfassung 7 S. 679.
662 Kapitel 13 · Kopf und Hals
. Tabelle 13.20. Verbindungen der Vv. emissariae zu intra- und extrakraniellen Abflüssen
> Klinischer Hinweis 4 Plexus venosus pterygoideus; er breitet sich als Ve-
Beide Anastomosen können Entzündungen der äußeren Haut nengeflecht in der Fossa infratemporalis, vorwie-
in die Sinus durae matris (Sinus-cavernosus-Thrombose) und in gend unter dem M. pterygoideus lateralis, aus; er
die Meningen (Meningitis) fortleiten. Voraussetzung ist, dass hat Zuflüsse aus den Vv. meningeae mediae, den
es zu einer Umkehr der Blutströmung kommt: in der Regel
Vv. auriculares anteriores, Vv. tympanicae aus der
13 strömt das Blut zur V. facialis, bei Umkehr aber zentripetal.
Paukenhöhle, den Vv. parotideae aus der Gl. paroti-
– Zuflüsse zur V. facialis sind Vv. palpebrales supe- dea und den Vv. articulares temporomandibulares
riores et inferiores, Vv. nasales externae, Vv. la- vom Kiefergelenk
biales superiores et inferiores, V. profunda facia- 4 V. jugularis externa +; sie entsteht durch Zusammen-
lis, Rr. parotidei, V. palatina externa, V. submen- fluss der V. occipitalis und V. auricularis posterior,
talis (. Abb. 13.50), V. thyroidea superior. läuft am Hinterrand des M. sternocleidomastoideus
4 V. retromandibularis; sie entsteht durch Zusammen- und mündet gemeinsam mit der V. transversa colli/
fluss der Vv. temporales superficiales, V. temporalis cervicis in die V. subclavia
media und V. transversa faciei; außerdem erhält sie 4 V. jugularis anterior +; sie entsteht aus der Vereini-
Blut aus dem Plexus venosus pterygoideus (7 unten). gung der V. facialis mit der V. retromandibularis
Die V. retromandibularis verläuft vor dem Meatus und sammelt das Blut aus dem vorderen Hals-
acusticus externus, durchquert oft die Gl. parotidea abschnitt; rechte und linke V. jugularis anterior
und mündet entweder direkt oder nach Vereinigung können durch den Arcus venosus jugularis im Bereich
mit der V. facialis zur V. jugularis anterior in die V. des Spatium suprasternale in Verbindung stehen
jugularis interna; häufig zieht ein kräftiger Ast über 4 V. jugularis interna +; sie geht aus dem Sinus sigmoi-
den M. sternocleidomastoideus zur V. auricularis deus (7 S. 854), nach dessen Durchtritt durch das
posterior bzw. zur V. jugularis externa Foramen jugulare, hervor; ihr Beginn ist durch eine
Auftreibung (Bulbus superior venae jugularis) ge-
kennzeichnet, der die Fossa jugularis des Os tempo-
a13.3 · Leitungsbahnen an Kopf und Hals, systematische Darstellung
663 13
rale ausfüllt; der Bulbus soll strömungsmechanisch Lymphknoten des Kopfes
eine Wirbelbildung des Blutes erzeugen und damit
verhindern, dass die in ihrer Weite nicht veränder- Die Lymphgefäße der Kopfschwarte und der vorderen
baren Sinus durae matris leer laufen; im Anfangsteil Gesichtsregion sammeln sich in vier Gruppen von
liegt die V. jugularis dorsal, dann lateral der A. caro- Lymphknoten, die dicht oberhalb des Ramus mandibu-
tis interna bzw. der A. carotis communis im Gefäß- lae liegen (. Abb. 13.54, . Tabelle 13.21):
Nerven-Strang des Halses; zwischen beiden Gefäßen 4 Nodi lymphoidei buccinatorii auf dem M. buccinator,
verläuft der N. vagus (N. X) ihr Einzugsgebiet ist das Gesicht
4 Nodi lymphoidei parotidei superficiales et profundi,
Hinter der Articulatio sternoclavicularis vereinigt sich größtenteils unter der derben Fascia parotidea gele-
die V. jugularis interna im Angulus venosus mit der V. gen; eine Anschwellung dieser Lymphknoten ist da-
subclavia zur V. brachiocephalica. Kurz vor der Einmün- her sehr schmerzhaft (Druck auf den N. auriculo-
dung findet sich eine weitere Erweiterung, der Bulbus temporalis); ihr Einzugsgebiet liegt im Bereich der
inferior venae jugularis, an dessen kranialem Ende die Wange und der vorderen Kopfschwarte bis in die
einzigen Klappen der V. jugularis interna liegen. Die Gegend des Ohres
Adventitia der V. jugularis interna ist über die Vagina 4 Nodi lymphoidei mastoidei auf dem Processus mas-
carotica mit der Lamina praevertebralis fasciae cervica- toideus; ihr Einzugsgebiet ist der hintere Teil der
lis verbunden (7 S. 639). Kopfschwarte und die Haut hinter dem Ohr
4 Nodi lymphoidei occipitales sammeln die Lymphe
Zusammenfassung 7 S. 679. aus dem hinteren Bereich der Kopfschwarte
13.3.3 Lymphgefäßsystem
Lymphknoten des Halses (. Tabelle 13.21)
Wichtig | |
Ein Drittel aller Lymphknoten des Körpers liegen im
Die Lymphe aus Kopf und Hals erreicht Lymph-
Halsbereich. Zum einen sind es entlang der V. jugularis
knoten, die in Reihen um die großen Halsvenen
anterior die regionalen Lymphknoten aller im Hals- und
liegen. Von dort gelangt die Lymphe in den
Mundbodenbereich gelegenen Organe (Nodi lymphoidei
Truncus jugularis, der links in den Ductus thora-
cervicales anteriores et laterales superficiales), zum an-
cicus, rechts in den Ductus lymphaticus dexter
deren handelt es sich um die überregionalen Lymph-
mündet.
knoten von Kopf und Hals, die sich um die V. jugularis
Ndd. occipitales (2–4) in Höhe der Linea Kopfschwarte Ndd. cervicales prof.
nuchalis inf.
Ndd. mastoidei auf dem Proc. mastoideus Kopfschwarte, Mandibular- Ndd. cervicales prof.
region
Ndd. parotidei superf. vor dem äußeren Gehörgang Wange, Parotis, Augenlider Ndd. submandibulares
et prof.
Ndd. submentales unter dem Kinn Kinn und Unterlippe, Gingiva Ndd. cervicales prof.
Ndd. submandibulares im Bereich der Gl. sub- Gesicht, Zunge,Tonsillen, Ndd. cervicales prof.
mandibularis Zähne
Ndd. cervicales superf. entlang der V. jugularis ant. Oberfläche des Halses, Parotis Ndd. cervicales prof.
Ndd. tracheales, oesophagei, regionale Ndd. der entsprechenden Organe Ndd. cervicales prof.
retropharyngeales,
thyroideae, linguales
interna gruppieren (Nodi lymphoidei cervicales anterio- Die Lymphe aus den überregionalen Lymphknoten
res et laterales profundi). Zu den Nodi lymphoidei cer- des Halsbereichs fließt in den Truncus jugularis, der sich
vicales laterales profundi zählen Nodus lymphoideus ju- vor Einmündung in den Venenwinkel auf der linken Sei-
gulodigastricus und Nodus lymphoideus juguloomohyoi- te mit dem Ductus thoracicus, auf der rechten Seite mit
deus. Beide sind nach ihrer topographischen Lage be- dem Ductus lymphaticus dexter vereint.
nannt und sind wichtige überregionale Lymphknoten
der Zunge. Zusammenfassung 7 S. 679.
a13.3 · Leitungsbahnen an Kopf und Hals, systematische Darstellung
665 13
13.3.4 Nerven Im Folgenden wird der Verlauf der N. III–N. VII sowie
N. IX–N. XII nach Verlassen des Schädels besprochen.
Sie innervieren die Weichteile des Kopfes bzw. sind an
Wichtig | | der Innervation des Halses beteiligt (N. XI, N. XII).
Motorische und sensorische Innervation von Die Hirnnerven I, II und VIII sind Sinnesnerven und
Kopf und Hals erfolgen durch Äste der Nn. cra- werden an anderer Stelle behandelt (7 S. 696, 820, 828)
niales und des Plexus cervicalis. Hinzu kommt die (Beschreibung des intrakraniellen Verlaufs aller Hirn-
vegetative Innervation. nerven 7 S. 776).
Die Innervation von Kopf und Hals erfolgt durch Der N. oculomotorius + (N. III) führt somatomotorische
4 Nn. craniales (Hirnnerven) und parasympathische Fasern. Die afferenten Fasern
4 Plexus cervicalis aus den Muskelspindeln der zugehörigen Augenmuskeln
Einer gesonderten Besprechung bedarf die laufen in Ästen von N. V1 (7 unten). Der N. oculo-
4 vegetative Innervation motorius verlässt die mittlere Schädelgrube durch die
Fissura orbitalis superior und gelangt in die Orbita
(Verlauf, Äste und Innervationen 7 S. 702).
Hirnnerven
Der N. trochlearis + (N. IV) ist somatomotorisch. Er ge-
Die 12 Hirnnerven (Nn. craniales) sind (. Tabelle 13.22):
langt durch die Fissura orbitalis superior in die Orbita.
N. olfactorius N. I N. facialis N. VII (Einzelheiten 7 S. 703).
N. opticus N. II N. vestibulo- N. VIII
cochlearis Der N. trigeminus + (N. V, . Abb. 13.55) hat somatoaf-
N. oculomotorius N. III N. glosso- N. IX ferente (sensorische) und branchiomotorische Anteile
pharyngeus (7 S. 634, . Tabelle 13.13). Die sensorischen Fasern
N. trochlearis N. IV N. vagus N. X (Portio major), die intrakraniell im Ganglion trigemina-
N. trigeminus N. V N. accessorius N. XI le ihre Perikarya haben, verlaufen in allen drei Ästen des
N. abducens N. VI N. hypoglossus N. XII N. trigeminus:
4 N. ophthalmicus (N. V1); tritt in die Orbita ein
Zur Nomenklatur
4 N. maxillaris (N. V2), zweigt sich in der Fossa ptery-
Die Hirnnerven führen unterschiedliche Faserqualitäten. Ent- gopalatina auf
sprechend werden unter Berücksichtigung des klinischen 4 N. mandibularis (N. V3), gelangt in die Fossa infra-
Sprachgebrauches folgende Bezeichnungen verwendet (auch temporalis
in . Tabelle 13.22):
Der motorische Anteil schließt sich dem N. mandibula-
somatomotorisch synonym: motorisch,
ris als Portio minor an.
somatoefferent
somatoafferent synonym: sensorisch
N. ophthalmicus + (N. V1, . Abb. 13.55). Der rein soma-
parasympathisch synonym: viszeroefferent,
toafferente (sensorische) N. ophthalmicus gelangt durch
sekretorisch
die Fissura orbitalis superior in die Orbita, wo er sich in
präganglionär
sekretorisch vier Äste teilt. Die Besprechung erfolgt im Zusammen-
postganglionär hang der Orbita (7 S. 703).
sympathisch
i Zur Information
Als branchiomotorisch werden die Nerven bezeichnet, Bei der Beschreibung des Verlaufs somatoafferenter Äste der
welche die aus dem Kiemenbogen entstandene Musku- Gehirnnerven wird von den Verhältnissen im Präpariersaal
latur innervieren (. Tabelle 13.13). ausgegangen: Aufteilung der Äste von proximal nach distal.
Die Erregungsleitung erfolgt jedoch in entgegengesetzter
Außerdem lassen sich die Hirnnerven zu Gruppen zusammen- Richtung.
fassen (7 S. 204): Sinnesnerven, somatoefferente Nerven, ge-
mischte Nerven, Branchialnerven.
666 Kapitel 13 · Kopf und Hals
Hirnnerven Versorgungsgebiet
N. II N. ophthalmicus Retina
Hirnnerven Versorgungsgebiet
N. maxillaris + (N. V2, . Abb. 13.55). Auch der N. maxil- pathische Ganglion pterygopalatinum des N. facialis
laris ist ein rein somatoafferenter (sensorischer) Nerv. (7 unten) an. Die sekretorischen postganglionären Fa-
Er tritt durch das Foramen rotundum aus der mittleren sern des Ganglion begleiten dann die Äste des N. maxil-
Schädelgrube in die Fossa pterygopalatina, wo er sich in laris zu Teilen der Gesichtshaut (. Abb. 13.14), Tränen-
seine Endäste aufteilt. In der Fossa pterygopalatina la- drüse, Nasenschleimhaut, Mundschleimhaut und Ober-
gert sich dem N. maxillaris mediokaudal das parasym- kieferzähnen.
668 Kapitel 13 · Kopf und Hals
. Abb. 13.55. N. trigeminus und Äste. Die branchiomotorischen in den gleichnamigen Kanal eintritt und ihn verlässt, ebenso die
Anteile des Nerven sind rot gezeichnet. Sie ziehen ohne Umschal- Stelle, an der der N. alveolaris inf. in den Canalis mandibulae ein-
13 tung am Ganglion oticum vorbei. Markiert sind die Durchtritts-
foramina der drei großen Nervenäste durch die Schädelbasis. Es
tritt und ihn verlässt (x, xx). Der N. auriculotemporalis umgibt mit
einer Schlinge die rot gezeichnete A. meningea media
ist ebenfalls eingezeichnet, an welcher Stelle der N. infraorbitalis * Trigeminusdruckpunkte
Die Äste des N. maxillaris sind: – R. zygomaticotemporalis; er tritt durch das Fora-
4 R. meningeus; er wird vor dem Durchtritt durch das men zygomaticotemporale des Os temporale und
Foramen rotundum zur Dura mater der mittleren versorgt die Haut der Schläfengegend
Schädelgrube abgegeben – Rr. ganglionares ad ganglion pterygopalatinum;
4 N. zygomaticus; er tritt durch die Fissura orbitalis sie stellen die sensorische Wurzel des parasym-
inferior in die Orbita ein; an der lateralen Wand pathischen Ganglions dar
der Orbita spaltet sich der Nerv in: 4 N. palatinus major ; er gibt Rr. nasales posteriores in-
– R. zygomaticofacialis; er zieht durch das Fora- feriores und Nn. palatini minores mit den Rr. tonsil-
men zygomaticofaciale des Os zygomaticum lares ab; die Nerven führen sensorische und post-
zur Haut über dem Jochbogen; ihm lagern sich ganglionäre sekretorische Fasern aus dem Ganglion
postganglionäre parasympathische Fasern aus pterygopalatinum zu Schleimhaut und Drüsen der
dem Ganglion pterygopalatinum an, die über ei- Nasenhöhle und des Gaumens
ne Anastomose mit dem N. lacrimalis (aus N. 4 Nn. alveolares superiores +; spalten sich in Rr. alveo-
V1) zur Tränendrüse gelangen lares superiores posteriores, R. alveolaris medius und
Rr. alveolares superiores anteriores; über den Plexus
a13.3 · Leitungsbahnen an Kopf und Hals, systematische Darstellung
669 13
dentalis superior versorgen sie die oberen Molaren, 4 N. auriculotemporalis; er umschließt mit seinen bei-
Prämolaren und die zugehörige Gingiva den Wurzeln die A. meningea media, trifft hinter
4 Rr. nasales posteriores superiores mediales et latera- dem Collum mandibulae auf die A. temporalis su-
les ziehen durch das Foramen sphenopalatinum und perficialis, der er sich im weiteren Verlauf anlagert
leiten sensorische und postganglionäre sekretori- und die Haut in der Schläfengegend versorgt; kleine-
sche Fasern für die Schleimhaut und die Drüsen re Äste des N. auriculotemporalis dienen der senso-
der oberen lateralen und septalen Nasenwand rischen Versorgung der Gl. parotidea (Rr. parotidei),
4 N. nasopalatinus; er gelangt zwischen Periost und ferner des äußeren Gehörgangs (N. meatus acustici
Schleimhaut des Nasenseptums in den Canalis inci- externi) sowie des Trommelfells (Rr. membranae
sivus und versorgt die vordere Gaumenschleimhaut tympani) und des Kiefergelenks (Rr. articulares);
sowie die oberen Schneidezähne mit ihrer Gingiva Endäste sind die Rr. temporales superficiales
4 N. infraorbitalis +; der Hauptstamm des N. maxillaris 4 N. alveolaris inferior +; er verläuft zwischen den Mm.
tritt als N. infraorbitalis mit den zugehörigen Gefä- pterygoidei medialis et lateralis und tritt mit gleich-
ßen durch die Fissura orbitalis inferior, dann in den namigen Gefäßen durch das Foramen mandibulae in
Canalis infraorbitalis ein und gelangt durch das Fo- den Canalis mandibulae ein; im Mandibularkanal
ramen infraorbitale zur Gesichtshaut seitlich der Na- zweigen aus dem Nerven Rr. dentales inferiores
senflügel; innerhalb des Canalis infraorbitalis zwei- und Rr. gingivales inferiores für die Unterkieferzäh-
gen Äste zu den Rr. alveolares superiores posteriores ne und die Gingiva des Unterkiefers ab; die Äste für
et anteriores und dem R. alveolaris superior medius Zähne und Gingiva sind über den Plexus dentalis in-
ab und ergänzen damit den Plexus dentalis superior ferior miteinander verbunden; die Endäste des N. al-
veolaris inferior gelangen als N. mentalis aus dem
> Klinischer Hinweis Foramen mentale zur Haut des Kinns und der Unter-
Der Canalis infraorbitalis ist nur durch eine dünne Knochenla- lippe
melle von der Oberkieferhöhle getrennt. Eine Entzündung der
4 N. lingualis +; er zieht bogenförmig ventral vor dem
Oberkieferhöhle kann daher zu einer schmerzhaften Reizung
des N. infraorbitalis führen. N. alveolaris inferior, zwischen M. pterygoideus me-
dialis und lateralis, nach kaudal; am Mundboden
N. mandibularis + (N. V3, . Abb. 13.55). Dem somatoaf- liegt er oberhalb der Gl. submandibularis unmittel-
ferenten (sensorischen) N. mandibularis schließt sich bar unter der Mundbodenschleimhaut, unterkreuzt
die motorische Portio minor des N. trigeminus an. Beide lateral den Ductus submandibularis und dringt un-
verlassen die mittlere Schädelgrube durch das Foramen terhalb des Zungenseitenrands in den Zungenkörper
ovale. Unmittelbar unter dem Foramen ovale legt sich ein; in seinem Verlauf gibt der Nerv Äste zum wei-
dem Nerv das parasympathische Ganglion oticum des chen Gaumen (Rr. isthmi faucium) und zur Schleim-
N. glossopharyngeus (7 S. 676) medial an. haut des Mundbodens (N. sublingualis) ab; der N.
Die somatoafferente, sensorische Portio major + lingualis versorgt sensorisch die vorderen zwei Drit-
(Radix sensoria) hat fünf Äste zu Teilen der Gesichts- tel des Zungenrückens; während seines Verlaufs zwi-
haut, Unterkieferzähnen, Mund- und Zungenschleim- schen M. pterygoideus medialis und M. pterygoi-
haut (Ausnahme harter Gaumen): deus lateralis lagert sich dem N. lingualis die Chorda
4 R. meningeus; er geht unmittelbar unter dem Fora- tympani von dorsal kommend an, sie enthält sekre-
men ovale aus dem Stamm des N. mandibularis her- torische Fasern und Geschmacksfasern (7 unten)
vor, zieht in Begleitung der A. meningea media
durch das Foramen spinosum und innerviert sensi- > Klinischer Hinweis
bel die Dura mater der mittleren Schädelgrube, die Bei operativen Eingriffen an den Unterkieferzähnen kann der
Schleimhaut des Sinus sphenoidalis und der Cellulae N. alveolaris inferior kurz vor Eintritt in den Canalis mandibu-
mastoideae lae horizontal über und hinter den Unterkiefermolaren anäs-
4 N. buccalis; er zieht zwischen den beiden Köpfen des thesiert werden.
M. pterygoideus lateralis und dann auf der Außen-
fläche des M. buccinator zur äußeren Wangenhaut, Die motorische Portio minor + (Radix motoria) inner-
gibt auch Äste zur Wangenschleimhaut und zur buc- viert sämtliche Kaumuskeln (. Tabelle 13.6). Sie führt
calen Gingiva des Unterkiefers ab auch propriozeptive Fasern. Äste sind
670 Kapitel 13 · Kopf und Hals
4 N. massetericus N. facialis + (N. VII, . Abb. 13.56). Der N. facialis ist ein
4 Nn. temporales profundi gemischter Nerv ; er führt branchiomotorische, somato-
4 N. pterygoideus lateralis afferente (sensorische), viszeroefferente (sekretorische)
4 N. pterygoideus medialis; er versorgt mit entspre- Fasern und Geschmacksfasern. Die viszeroefferenten Fa-
chenden Ästen auch den M. tensor veli palatini sern bilden zusammen mit den Geschmacksfasern einen
und den M. tensor tympani, da sich beide Muskeln eigenen Teil des N. facialis, den N. intermedius. Der N.
aus dem M. pterygoideus medialis abgespalten haben, facialis tritt (mit dem N. vestibulocochlearis) durch Po-
4 N. mylohyoideus; er innerviert den M. mylohyoideus rus und Meatus acusticus internus in das Os temporale
und den Venter anterior des M. digastricus; in sei- ein (der Verlauf des N. facialis im Os temporale ist auf
nem Verlauf lagert sich der Nerv streckenweise 7 S. 710 geschildert). Schließlich verlässt der VII. Hirn-
dem N. alveolaris inferior (7 oben) an; vor dem Fo- nerv das Os temporale am Foramen stylomastoideum
ramen mandibulae verlässt er diesen Leitnerven und und tritt dann bogenförmig in die Gl. parotidea ein. In-
liegt dann im Sulcus mylohyoideus mandibulae nerhalb der Gl. parotidea bildet er den Plexus intraparo-
tideus. Seine Äste strahlen vom vorderen Rand der
N. abducens + (N. VI, . Abb. 14.14). Der N. abducens ist Drüse fächerförmig in die mimische Gesichtsmuskulatur
ein Augenmuskelnerv. Er gelangt durch die Fissura or- aus.
bitalis superior in die Orbita, wo er den M. rectus late-
ralis innerviert (7 S. 703). Branchiomotorischer Teil + (. Tabelle 13.13). Äste sind
4 N. stapedius; er verlässt den N. facialis noch inner-
> Klinischer Hinweis
Der N. abducens kann bei einer Commotio cerebri (Gehirner- halb des Canalis nervi facialis und innerviert den
schütterung) schon am Duraeintritt geschädigt werden. Da- M. stapedius
durch kann es zum Strabismus convergens (Einwärtsschielen) 4 N. auricularis posterior; er zweigt kurz nach Austritt
kommen. des N. facialis aus dem Foramen stylomastoideum
13
. Abb. 13.56. N. facialis mit Ästen. Intrakranialer Verlauf trans- minderung der Tränendrüsensekretion; 5 Kleinhirnbrückenwinkel-
parent gezeichnet. Die bei 1–6 lokalisierten Schädigungen des läsion, meist Akustikusneurinom, daher auch Störung des VIII.
Nerven führen zu charakteristischen Symptomen: 1 Periphere Fa- Hirnnerven; 6 zentrale Fazialisschädigung (7 S. 806): Ausfall der Fi-
zialislähmung. Ausfall der gesamten mimischen Muskulatur der brae corticonucleares (Tractus corticobulbaris); in der Regel mit
betroffenen Seite; 2 einseitige Lähmung der mimischen Gesichts- einer Hemiplegie verbunden. Der obere Fazialisast bleibt wegen
muskulatur sowie Geschmacks- und Speichelsekretionsstörung; 3 der Versorgung seines Ursprungsgebiets aus beiden Hemisphären
zusätzlich zu den unter (2) genannten Störungen eine Hyperaku- von der Lähmung verschont (Augenschluss, Stirnrunzeln intakt)
sis; 4 zusätzlich zu den unter (3) genannten Störungen eine Ver-
a13.3 · Leitungsbahnen an Kopf und Hals, systematische Darstellung
671 13
ab und zieht zwischen Processus mastoideus und – Geschmacksfasern + sind afferent und leiten die
Ohrmuschel zu den Muskeln der Ohrmuschel und Empfindungen aus den Geschmacksknospen der
zum Venter occipitalis des M. occipitofrontalis vorderen zwei Drittel des Zungenrückens über
4 R. digastricus zum hinteren Bauch des M. digastricus den N. lingualis der Chorda tympani zu; sie besit-
4 R. stylohyoideus zum M. stylohyoideus zen im Bereich des Geniculum nervi facialis ein
4 Plexus intraparotideus + mit Ästen zur mimischen Ganglion, Ganglion geniculi +, mit pseudouni-
Gesichtsmuskulatur: Rr. temporales, Rr. zygomatici, polaren Ganglienzellen (7 S. 710), deren zentrale
Rr. buccales, R. marginalis mandibulae Fortsätze zum Nucleus solitarius ziehen
4 R. colli; der am weitesten kaudal gelegene Ast bildet – somatoafferente Fasern stammen von der
mit einem Ast des N. transversus colli aus dem Ple- Schleimhaut der Paukenhöhle und gelangen
xus cervicalis eine Anastomose, über die er das Pla- (vermutlich) zum Ganglion geniculi
tysma versorgt
N. glossopharyngeus + (N. IX, . Abb. 13.57). Der N.
glossopharyngeus führt branchiomotorische (. Tabelle
Somatoafferenter (sensorischer) Teil. Bei den somatoaf- 13.13), viszeroefferente (sekretorische), somatoafferente
ferenten Anteilen handelt es sich um zwei kleine Rr. (sensorische) Fasern und Geschmacksfasern. Am Hirn-
communicantes, die sensible Afferenzen aus dem R. au- stamm tritt er gemeinsam mit N. vagus (N. X) und N.
ricularis cum nervo vago (7 unten) und aus dem Plexus accessorius (N. XI) im Sulcus posterolateralis (Sulcus re-
tympanicus des N. glossopharyngeus (7 unten) über- troolivaris) aus (. Abb. 13.38, 7 S. 777). Die hintere
nehmen. Durch diese Äste ist der N. facialis an der sen- Schädelgrube verlässt er durch den vorderen medialen
siblen Innervation der Haut des äußeren Gehörgangs Teil des Foramen jugulare. Im Foramen jugulare bildet
und der Schleimhaut des Tympanons beteiligt. Schließ- der N. glossopharyngeus das Ganglion superius, unmit-
lich scheint auch die Zungenspitze sensible Fasern des telbar unter dem Foramen das Ganglion inferius
N. facialis zu enthalten. Die Perikarya dieser somatoaf- (. Abb. 13.57). In beiden Ganglien liegen die pseudou-
ferenten Fasern liegen im Ganglion geniculi. Ungeklärt nipolaren Perikarya viszerosensorischer und gustatori-
ist noch, ob der N. facialis auch propriozeptive Fasern scher Fasern. Der Nerv verläuft zwischen A. carotis in-
besitzt. terna und V. jugularis interna und zieht zwischen M.
stylopharyngeus und A. carotis interna weiter nach kau-
dal. Schließlich gelangt er zwischen M. stylopharyngeus
N. intermedius +. Der N. intermedius besteht aus sekre- und M. styloglossus zum Seitenrand der Radix linguae
torisch-parasympathischen (viszeroefferenten) Ästen und zur lateralen Pharynxwand.
und Geschmacksfasern. Die Aufteilung in seine beiden
Endäste erfolgt im Geniculum nervi facialis:
4 N. petrosus major (. Abb. 13.61); er erreicht als prä-
ganglionärer parasympathischer Ast das Ganglion
pterygopalatinum + (Einzelheiten dazu 7 S. 676)
4 Chorda tympani +; sie enthält parasympathische Fa-
sern und Geschmacksfasern (Verlauf der Chorda
tympani 7 S. 677):
– parasympathische Fasern; hierbei handelt es sich
um präganglionäre Fasern; sie verlaufen am
Ganglion geniculi vorbei, gelangen in die Chorda
tympani und ziehen dann mit dem N. lingualis
zum Ganglion submandibulare +, das über klei-
ne Nervenbrücken dem N. lingualis an seinem
kaudalen Punkt anhängt; die postganglionären
parasympathischen Fasern erreichen die Gl. sub-
mandibularis, Gl. sublingualis und Gll. linguales . Abb. 13.57. N. glossopharyngeus. Verlauf und Aufzweigungen.
anteriores Leitmuskel ist der M. stylopharyngeus
672 Kapitel 13 · Kopf und Hals
Äste sind:
4 N. tympanicus + (. Abb. 13.61) mit somatoafferen-
ten (sensorischen) Fasern für die Paukenhöhle und
mit parasympathischen (sekretorischen) Fasern für
die Gl. parotidea; er verlässt den Stamm des N. glos-
sopharyngeus unmittelbar unter dem Ganglion infe-
rius, gelangt über den Canaliculus tympanicus, der
in der Fossula petrosa an der basalen Fläche der Pars
petrosa ossis temporalis beginnt, in die Cavitas (ca-
vum) tympanica:
– sensorische Fasern bilden auf dem Promontori-
um der Paukenhöhle dicht unter der Schleim-
haut gemeinsam mit den sympathischen Nn. ca-
roticotympanici den Plexus tympanicus (. Abb.
13.61); aus dem Plexus tympanicus zweigt ein R.
tubarius ab, der sensorisch und sekretorisch die . Abb. 13.58. N. vagus dexter mit Ästen im Halsbereich. Der Nerv
Schleimhaut der Tuba auditiva proximal inner- läuft mit der A. carotis communis und der V. jugularis interna
viert (nicht dargestellt) in der Vagina carotica
– sekretorische Fasern für die Gl. parotidea ziehen
nach Passieren des Plexus tympanicus als N. pe- N. vagus + (N. X, . Abb. 13.58). Der N. vagus führt bran-
trosus minor zum Ganglion oticum (Jacobson- chiomotorische (. Tabelle 13.13), parasympathische
Anastomose; . Abb. 13.29) (weitere Einzelheiten (viszeroefferente und sekretorische) und somatoafferen-
dort 7 S. 676) te (sensorische) Fasern sowie Geschmacksfasern. Er tritt
4 Rr. pharyngei innervieren branchiomotorisch den M. durch den hinteren Abschnitt des Foramen jugulare aus
constrictor pharyngis superior und Teile der Mus- der hinteren Schädelgrube aus. Im Foramen jugulare
kulatur des weichen Gaumens (. Tabelle 13.9), ver- bildet er ein kleines sensorisches Ganglion superius +
sorgen ferner sensorisch die Pharynxschleimhaut (jugulare), unterhalb des Foramen ein spindelförmiges
und sekretorisch die Gll. pharyngei; Rr. pharyngei Ganglion inferius + (nodosum). Der Nerv verläuft am
bilden mit den gleichnamigen Ästen des N. vagus Hals im Gefäß-Nerven-Strang zwischen A. carotis inter-
(N. X) und des Truncus sympathicus den Plexus na und V. jugularis interna. Er besitzt Rr. communican-
13 pharyngeus, der den M. constrictor pharyngis me- tes zu allen großen Hirnnerven der Region (N. VII, IX,
dius innerviert XI, XII) und zum Truncus sympathicus.
4 R. musculi stylopharyngei (. Abb. 15.57) innerviert Auf der linken Seite + verläuft er, nach Eintritt durch
den M. stylopharyngeus die obere Thoraxapertur, vor dem Arcus aortae und
4 R. tubarius versorgt sensorisch die Tuba auditiva hinter dem Bronchus principalis sinister, um dann zur
4 Rr. tonsillares (. Abb. 13.57) versorgen sensorisch ventralen Fläche des Ösophagus zu gelangen, auf der
Tonsilla palatina und das Palatum molle er mit dem rechten N. vagus den Plexus oesophageus
4 parasympathische und afferente Fasern ziehen als R. bildet. Durch den Hiatus oesophageus des Zwerchfells
sinus carotici begleitet von sympathischen Fasern gelangt er als Truncus vagalis anterior auf die Vorderflä-
aus dem Plexus sympathicus der A. carotis interna che des Magens und gibt Äste in das Ganglion coeliacum
(. Abb. 13.61) sowie von Fasern aus dem N. laryn- ab.
geus superior (aus N. X) zum Glomus caroticum Auf der rechten Seite + zieht der N. vagus über die
(Chemorezeptoren) und zum Sinus caroticus (Pres- A. subclavia dextra durch die obere Thoraxapertur,
sorezeptoren) dann zwischen V. brachiocephalica dextra und Truncus
4 Rr. linguales (. Abb. 13.57) enthalten sensorische brachiocephalicus, dicht an der Trachea hinter dem
und gustatorische (Geschmacks-)Fasern des hinteren Bronchus principalis dexter zur dorsalen Fläche des
Zungendrittels; die Neurone beider Faserqualitäten Ösophagus. Nach dem Durchtritt durch den Hiatus oe-
haben im Ganglion inferius bzw. superius nervi sophageus des Zwerchfells gelangt er als Truncus vagalis
glossopharyngei ihre Perikarya posterior auf die dorsale Magenfläche und gibt Äste in
a13.3 · Leitungsbahnen an Kopf und Hals, systematische Darstellung
673 13
das Ganglion coeliacum dextrum ab (zum Verlauf des N. net, weil sie eine negative (hemmende) chronotrope
vagus im Thorax vgl. 7 S. 299). und inotrope Wirkung auf das Herz ausüben
Äste sind 4 N. laryngeus recurrens +; er umschlingt links den
4 R. meningeus; er zieht durch das Foramen jugulare Aortenbogen lateral vom Lig. arteriosum, rechts
zurück und übernimmt die sensorische Innervation die A. subclavia, zieht zwischen Trachea und Öso-
der Dura mater der hinteren Schädelgrube phagus, die er in seinem Verlauf innerviert, aufwärts
4 R. auricularis; er zweigt als sensorischer Nerv vom und liegt dorsal der Schilddrüse; mit seinem Endast
Hauptstamm innerhalb des Ganglion superius ab, innerviert er branchiomotorisch die inneren Kehl-
durchzieht den Canaliculus mastoideus, den er an kopfmuskeln, sensibel und sekretorisch die Kehlkopf-
der Fissura tympanomastoidea verlässt, um den in- schleimhaut unterhalb der Rima glottidis
neren Teil des äußeren Gehörgangs und einen Teil 4 Rr. cardiaci cervicales inferiores +, parasympathische
des Trommelfells zu innervieren Fasern zum Plexus cardiacus, die teilweise vom N.
laryngeus recurrens abgehen
> Klinischer Hinweis 4 Rr. tracheales, Rr. bronchiales und Rr. oesophagei
Berühren der Haut des Gehörgangs kann durch Reizung des enthalten für die genannten Organe sensible, visze-
R. auricularis nervi vagi Hustenreflexe auslösen. Das Spülen
romotorische und sekretorische Fasern; Rr. trachea-
des äußeren Gehörgangs mit kaltem Wasser kann zu einer va-
gotonen Reaktion führen. les und Rr. bronchiales bilden den Plexus pulmonalis
4 Plexus oesophageus +; unterhalb der Bifurcatio tra-
4 Rr. pharyngei führen sensorische, sekretorische und cheae löst sich der N. vagus beider Seiten in den Ple-
motorische Fasern, mit gleichnamigen Ästen des N. xus oesophageus auf; im unteren Abschnitt des Öso-
glossopharyngeus (N. IX), des Truncus sympathicus phagus gruppiert sich der Plexus oesophageus in ei-
und möglicherweise des N. facialis (N. VII) bilden nen stärkeren
sie den Plexus pharyngeus; über diesen Plexus wer- – Truncus vagalis posterior auf der Rückseite der
den branchiomotorisch M. levator veli palatini, M. Speiseröhre und einen schwächeren
uvulae und M. constrictor pharyngis medius inner- – Truncus vagalis anterior auf der Vorderseite des
viert Ösophagus (7 oben); die beiden letztgenannten
4 R. lingualis enthält Geschmacksfasern aus der Radix Stämme führen sensible, viszeromotorische
linguae und der Regio epiglottica und sekretorische Fasern
4 N. laryngeus superior ; er zweigt unmittelbar unter- 4 Rr. gastrici anteriores + werden vom Truncus vagalis
halb des Ganglion inferius nervi vagi ab und ver- anterior
läuft medial der A. carotis interna und den Ver- 4 Rr. gastrici posteriores + werden vom Truncus vaga-
ästelungen der A. carotis externa; schon bald danach lis posterior gebildet; über das Ganglion coeliacum
teilt er sich in einen branchiomotorischen R. exter- und das Ganglion mesentericum superius reichen
nus und einen sensiblen und sekretorischen R. inter- die Fasern des N. vagus im Eingeweidesystem bis
nus zum Cannon-Böhm-Punkt, der an der Grenze zum
– R. externus; er zieht mediokaudal der A. thyroi- linken Drittel des Colon transversum (nahe der pri-
dea superior zum M. cricothyroideus, den er in- mären Kolonflexur) zu suchen ist; Rr. hepatici zie-
nerviert; kleinere Äste gehen an den M. con- hen zur Leber
strictor pharyngis inferior ab
– R. internus; er ist stärker und verläuft kraniome- N. accessorius + (N. XI). Der N. accessorius führt moto-
dial der A. thyroidea superior und durchbricht rische Fasern (7 S. 776). Er hat Radices spinales und Ra-
mit der A. laryngea superior die Membrana thy- dices craniales. Diese verlassen die Medulla spinalis
rohyoidea, um sensibel die Kehlkopfschleimhaut (. Abb. 15.31, 7 S. 777) bzw. Medulla oblongata im Sul-
oberhalb der Rima glottidis zu versorgen; am cus posterolateralis. Die Radices spinales ziehen, in
Boden des Recessus piriformis ruft der R. inter- Höhe von C6 beginnend,durch das Foramen magnum
nus die Plica nervi laryngei superioris hervor in die hintere Schädelgrube, um sich dort mit den Radi-
4 Rr. cardiaci cervicales superiores + sind parasym- ces craniales zu vereinen. Der vereinigte Nerv verlässt
pathisch und ziehen zum Plexus cardiacus auf dem die Schädelhöhle durch das Foramen jugulare, um dann
Arcus aortae; sie werden als N. depressor bezeich- im Halsbereich ein kurzes Stück gemeinsam mit N. va-
674 Kapitel 13 · Kopf und Hals
gus und N. hypoglossus zu verlaufen (. Abb. 13.40). und M. hyoglossus zur Binnenmuskulatur der Zunge,
Anschließend tritt der N. accessorius in die mediale Flä- die er innerviert. Von den äußeren Zungenmuskeln in-
che des oberen Drittels des M. sternocleidomastoideus nerviert er über Rr. linguales die Mm. styloglossus, hy-
ein, den er mit Rr. musculares versorgt. In seinem wei- oglossus und genioglossus. Der N. hypoglossus dient
teren Verlauf durchzieht der N. accessorius auf dem M. streckenweise als Leitbahn für Fasern aus C1 und C2
levator scapulae das seitliche Halsdreieck und gelangt (. Abb. 13.59).
an die Innenfläche des M. trapezius, den er gemeinsam
mit Ästen des Plexus cervicalis motorisch innerviert
(. Tabelle 13.22). Plexus cervicalis
N. hypoglossus + (N. XII). Der somatomotorische N. hy- Der Hals wird zu großen Teilen von Ästen des Plexus
poglossus ist ein zerebralisierter Spinalnerv, dessen Ra- cervicalis (. Abb. 13.59) innerviert. Dabei handelt es
dices posteriores (sensorische Wurzeln) zurückgebildet sich um Rr. ventrales der Nn. spinales C1–C4. Die Nerven
wurden. Er verlässt die Schädelhöhle durch den Canalis treten zwischen dem M. scalenus anterior und M. scale-
nervi hypoglossi, verläuft lateral über die A. carotis in- nus medius in das seitliche Halsdreieck ein.
terna und externa sowie über die V. jugularis interna, Der Plexus cervicalis umfasst
zieht bogenförmig unter den Venter posterior musculi 4 Radix sensoria
digastrici in eine Spalte zwischen M. mylohyoideus 4 Radix motoria
13
. Abb. 13.59. Plexus cervicalis. Er wird von der Rr. ventrales des 1.–4. Spinalnerven gebildet. Schwarz motorische Nerven; transparent
sensorische Nerven
a13.3 · Leitungsbahnen an Kopf und Hals, systematische Darstellung
675 13
Radix sensoria. Die Radix sensoria des Plexus cervicalis Kurze Äste. Sie dienen der Innervation des M. rectus ca-
versorgt sensibel die Haut hinter dem Ohr, die Gegend pitis anterior (C1,2), M. longus capitis (C1–4), M. longus
des Kieferwinkels, ferner die Haut des vorderen und seit- colli (C3,4), Mm. scaleni (C3,4) und M. levator scapulae
lichen Halsdreiecks bis unterhalb der Klavikula. Sie tritt (C3).
in der Mitte des hinteren Randes des M. sternocleido- Lange Äste:
mastoideus aus den tiefen Muskelschichten in die Sub- 4 Ansa cervicalis (. Abb. 13.59); mit dieser Nerven-
kutis. Von diesem Punctum nervosum + (Erb-Punkt) brücke verbinden sich Fasern aus C1, die sich stre-
aus streben die vier sensiblen Hauptstämme fächer- ckenweise dem N. hypoglossus (XII. Hirnnerv) anla-
förmig in ihr Versorgungsgebiet (. Abb. 13.50): gern, mit Fasern aus C2–4 zur Innervation der unte-
4 N. occipitalis minor (C2,3); er steigt am hinteren ren Zungenbeinmuskeln; die Ansa läuft streckenwei-
Rand des M. sternocleidomastoideus auf dem M. se innerhalb der Vagina carotica (7 S. 639)
splenius capitis aufwärts und versorgt die Haut 4 R. sternocleidomastoideus (C2,3)
der seitlichen Hinterhauptgegend; seine Endzweige 4 R. trapezius (C3,4)
stehen mit N. occipitalis major (dorsaler Ast aus 4 N. phrenicus + (C3 und C4, außerdem als »Neben-
C2,3) und dem N. auricularis magnus in Verbindung phrenikus« Fasern aus C5, die zunächst mit dem
4 N. auricularis magnus (C3); dies ist der stärkste Ast N. subclavius verlaufen); der N. phrenicus zieht
des Plexus cervicalis; er steigt, anfangs vom Platysma auf dem M. scalenus anterior vor oder in der Lamina
bedeckt, auf dem M. sternocleidomastoideus auf- praevertebralis fasciae cervicalis zwischen A. und V.
wärts und überquert den Muskel; in Nähe des Kiefer- subclavia ins Mediastinum (weiterer Verlauf und In-
winkels teilt er sich in einen R. anterior für die Haut nervationsgebiete 7 S. 298).
der unteren, lateralen Gesichtshälfte, des Ohrläpp-
chens und einen Teil der Ohrmuschel und einen R. i Zur Information
posterior für den hinteren Teil der Ohrmuschel Anders als die Rr. ventrales bilden die Rr. dorsales der Halsner-
ven Einzelnerven. Sie ziehen um die Processus articulares der
4 N. transversus colli (C2,3); nach Überquerung des M. Halswirbel nach dorsal und spalten sich in überwiegend sen-
sternocleidomastoideus zieht er in die vordere Hals- sible Rr. mediales, die Nackenhaut und Hinterhauptregion ver-
region; noch unter dem Platysma teilt er sich in sei- sorgen, und in die vorwiegend motorischen Rr. laterales, für
ne zahlreichen Endäste auf; sein Versorgungsgebiet die Innervation der Nackenmuskulatur (7 S. 249). Besonders
reicht vom Unterkieferrand bis zum Oberrand des benannt sind N. suboccipitalis (C1), N. occipitalis major (C2)
und N. occipitalis tertius (C3) (Einzelheiten 7 S. 250).
Sternums; R. colli nervi facialis benutzt Aufsplitte-
rungen des N. transversus colli, um in einer gemein-
samen Perineuralscheide mit diesen Ästen die unte- Vegetative Innervation
ren Abschnitte des Platysmas zu innervieren
4 Nn. supraclaviculares (C3,4); zahlreiche kräftige Äs- Die vegetative Innervation ist prinzipiell bineural. Dies
te, die, bedeckt vom Platysma, abwärts in das seitli- bedeutet, dass die präganglionären Fasern vor Errei-
che Halsdreieck ziehen; sie überkreuzen den Plexus chen des Erfolgsorgans in Ganglien außerhalb des
brachialis und den M. omohyoideus; die Endzweige ZNS auf postganglionäre Neurone umgeschaltet werden
überschreiten teilweise die Grenze des Halses und (7 S. 206).
versorgen in drei Gruppen, Nn. supraclaviculares
mediales, intermedii, laterales, die Haut über der Kopfganglien. Alle Kopfganglien besitzen drei Wurzeln,
Pars clavicularis des M. pectoralis, die Gegend des nämlich je eine parasympathische, eine sympathische
Schlüsselbeins und der Schulter und eine sensorische. Im Gegensatz zur parasympathi-
schen Afferenz werden die Fasern der sympathischen
Radix motoria +. Die Radix motoria des Plexus cervica- und sensorischen Wurzeln in den Kopfganglien nicht
lis innerviert die prävertebrale Halsmuskulatur, die Mm. umgeschaltet.
scaleni, die untere Zungenbeinmuskulatur, das Zwerch- Kopfganglien sind:
fell und einen Teil von M. trapezius (zusätzlich N. acces- 4 Ganglion ciliare +; es liegt im hinteren Teil der Orbi-
sorius), M. sternocleidomastoideus (zusätzlich N. acces- ta dem N. opticus lateral an, die präganglionären pa-
sorius) und M. levator scapulae (zusätzlich N. dorsalis rasympathischen Fasern stammen aus den Nucleus
scapulae). Sie verfügt über kurze und lange Äste. accessorius nervi oculomotori (Westphal-Edinger-
676 Kapitel 13 · Kopf und Hals
Kern 7 S. 773) und gelangen über den N. oculo- pterygopalatinum führt. Die postganglionären para-
motorius und die Radix oculomotoria (Radix para- sympathischen Fasern dienen der Innervation der
sympathica) zum Ganglion ciliare. Mit der Radix na- Tränendrüse (über N. zygomaticus, N. zygomatico-
sociliaris (Radix sensoria) durchlaufen sensorische facialis, R. communicans cum nervo lacrimali), der
Fasern das Ganglion. Die Radix sympathica geht Nasendrüsen (über die Rr. nasales posteriores supe-
aus dem postganglionären, sympathischen Plexus riores laterales et mediales und die Rr. nasales pos-
ophthalmicus hervor. Die aus dem Ganglion heraus- teriores inferiores) sowie der Gaumendrüsen (über
tretenden Nn. ciliares breves führen neben postgan- N. nasopalatinus, N. palatinus major, Nn. palatini
glionären parasympathischen Fasern auch sensori- minores). Sympathische Fasern innervieren über
sche und sympathische Axone. Sie durchbrechen Rr. orbitales den glatten M. orbitalis.
die Sklera in Nähe der Austrittsstelle des N. opticus. 4 Ganglion oticum +; es liegt unterhalb des Foramen
Die postganglionären parasympathischen Fasern in- ovale dem N. mandibularis (N. V3) medial an. Der
nervieren M. ciliaris und M. sphincter pupillae, die dritte Trigeminusast liefert dann auch die sensori-
sympathischen Fasern den M. dilatator pupillae. sche Wurzel (Radix sensoria) für das Ganglion. Die
4 Ganglion pterygopalatinum + (. Abb. 13.60); es legt parasympathische Wurzel beschreibt den langen
sich dem N. maxillaris (N. V2) kurz nach seinem Weg der Jacobson-Anastomose (. Abb. 13.29, vom
Durchtritt durch das Foramen rotundum an und N. glossopharyngeus, N. IX, zum N. mandibularis,
liegt damit in der Fossa pterygopalatina. Der N. ma- N. V3): vom N. glossopharyngeus (N. IX) zweigt
xillaris liefert auch die sensorische Wurzel für das der N. tympanicus ab. Er zieht durch den Canalicu-
Ganglion (Rr. ganglionares der Radix sensoria). lus tympanicus und löst sich im Plexus tympanicus
Die präganglionäre parasympathische Wurzel (N. auf dem Promontorium ossis temporalis auf (. Abb.
petrosus major) ist ein Ast des N. intermedius (Teil 13.61). Ein Teil der präganglionären Fasern durch-
des N. VII). Der N. petrosus major zweigt am Gang- zieht den Plexus tympanicus und formiert sich
lion geniculi aus dem N. facialis ab und zieht dann zum N. petrosus minor, der im Sulcus nervi petrosi
im Sulcus nervi petrosi majoris des Os temporale minoris der Pars petrosa ossis temporalis durch
auf das Foramen lacerum zu. In der Vorderwand die mittlere Schädelgrube verläuft. Das Ganglion
des Foramen lacerum erreicht der Nerv den Canalis oticum erreicht er nach Durchtritt durch die Fissura
pterygoideus, den er durchzieht, um als Radix facia- sphenopetrosa. Die sympathische Wurzel für das
lis im Ganglion pterygopalatinum zu enden. Durch Ganglion oticum entstammt dem postganglionären
den Canalis pterygoideus zieht auch der N. petrosus sympathischen Plexus der A. meningea media. Die
13 profundus, der postganglionäre Sympathikusfasern postganglionären parasympathischen Fasern sind
aus dem Plexus caroticus internus zum Ganglion vor allem für die Gl. parotidea bestimmt. Sie errei-
. Abb. 13.61. Plexus tympanicus auf dem Promontorium der Pau- ganglionäre sekretorische Fasern durchlaufen den Plexus und zie-
kenhöhle. Der Plexus erhält sekretorische Fasern über den N. tym- hen als N. petrosus minor zum Ganglion oticum (Jacobson-Anas-
panicus aus dem N. glossopharyngeus und sympathische Fasern tomose zur Innervation der Gl. parotidea)
über die Nn. caroticotympanici aus dem Plexus caroticus. Prä-
chen diese über die Rr. parotidei des N. auriculotem- Pars cervicalis des Truncus sympathicus + (. Abb.
poralis (N. III), dem sie sich über den R. communi- 13.62). Der Halssympathicus erstreckt sich von der
cans cum nervo auriculotemporale anschließen. Schädelbasis bis zum 1. BW. Er liegt eingeschlossen zwi-
4 Ganglion submandibulare +; es liegt am oberen schen den Bindegewebslamellen in der Lamina praever-
Rand der Glandula submandibularis und ist über tebralis fasciae cervicalis vor den Processus transversi
kleine Rr. communicantes mit dem N. lingualis (Ast der Halswirbel. In der Regel bilden sich drei Ganglien
des N. mandibularis, N. V3) verbunden. Der N. lin- aus: Ganglion cervicale superius, medium und inferius.
gualis liefert sowohl die sensorische Wurzel als auch Nicht selten fehlt das Ganglion cervicale medium; oft
die parasympathische präganglionäre Wurzel für das ist das Ganglion cervicale inferius mit dem 1. Brustgan-
Ganglion. Die parasympathischen Fasern stammen glion zum Ganglion cervicothoracicum, synonym Gan-
aus dem N. intermedius (Teil des N. VII). Sie verlas- glion stellatum, verschmolzen. Die Rr. interganglionares
sen als Chorda tympani den N. facialis im Canalis fa- zwischen den Ganglien sind oft kein einheitlicher
cialis, ziehen unter der Schleimhaut der Pau- Strang, sondern Geflechte, die die A. thyroidea inferior
kenhöhle durch die Fissura petrotympanica medio- in Form der Ansa thyroidea und die A. subclavia in
dorsal des Kiefergelenks. Nach Austritt aus dieser Form der Ansa subclavia umgeben (. Abb. 13.62).
Spalte lagert sich die Chorda tympani dem N. lin- 4 Ganglion cervicale superius +; es liegt in Höhe des 2.
gualis an (die Chorda tympani führt neben para- und 3. HW und wird ventral von A. carotis interna
sympathischen Fasern auch Geschmacksfasern und V. jugularis interna bedeckt; ventrolateral ver-
7 S. 822). Die sympathische postganglionäre Wurzel läuft der N. vagus (N. X); vom Ganglion cervicale
entstammt dem sympathischen Plexus der A. facia- superius aus wird der gesamte Kopf mit postgang-
lis. Die postganglionären parasympathischen Fasern lionären sympathischen Nervenfasern versorgt; das
erreichen über Rr. glandulares vorwiegend die Gl. Ganglion verlassen efferente Nervenfasern:
submandibularis und Gl. sublingualis. – N. jugularis; er ist dem R. communicans griseus
der thorakalen Ganglien vergleichbar: er leitet
Halsganglien. Führend ist die Pars cervicalis des Truncus postganglionäre Sympathikusfasern, die sich
sympathicus. Hinzu kommt der Plexus pharyngealis für dem N. vagus und N. glossopharyngeus an-
die parasympathische Innervation der Halsorgane. schließen
– N. caroticus internus, dessen Fasern um die A.
carotis interna den Plexus caroticus internus bil-
678 Kapitel 13 · Kopf und Hals
. Abb. 13.62. Truncus sympathicus dexter, Pars cervicalis Der Plexus pharyngealis befindet sich dorsal in der
Wand des Pharynx und enthält branchiomotorische Fa-
sern für den Pharynx sowie präganglionäre parasym-
pathische Fasern des N. glossopharyngeus (N. IX) und
N. vagus (N. X); im Plexus pharyngealis selbst erfolgt
die Umschaltung auf postganglionäre parasympathische
Fasern. Innerviert werden alle Halsorgane, u. a. die
Glandulae pharyngeales, Glandulae laryngeales. Zum
Plexus pharyngealis gelangen außerdem efferente Fa-
sern aus dem oberen Sympathikusgrenzstrang.
a13.3 · Leitungsbahnen an Kopf und Hals, systematische Darstellung
679 13
> In Kürze
Der wichtigste Ast der A. subclavia im Halsbe- nimmt. Die Lymphknoten an Kopf und Hals bil-
reich ist die A. vertebralis, die in den Foramina den Lymphknotenreihen um die großen Venen
transversaria der Halswirbel verläuft und sich des Halses. Eine zusammenfassende Darstellung
an der Blutversorgung des Gehirns beteiligt. In der Gehirnnerven mit ihren Versorgungsgebie-
der Aufteilung der A. carotis communis liegt ten an Kopf und Hals liefert . Tabelle 13.22. Er-
das Glomus caroticum. Von den acht Ästen der gänzt wird die Halsinnervation durch Äste des
A. carotis externa haben die A. lingualis, A. facia- Plexus cervicalis. Für die vegetative Innervation
lis und A. maxillaris mit 13 Ästen die größten Ver- sorgen Äste der parasympathischen Kopfgan-
sorgungsgebiete. Ableitende Venen aus Kopf glien (Ganglion ciliare, Ganglion pterygopalati-
und Hals sind die V. facialis, V. retromandibularis, num, Ganglion submandibulare), parasympathi-
V. jugularis externa sowie die V. jugularis interna, sche Äste des N. glossopharyngeus und N. vagus,
die auch das Blut aus dem Schädelinneren auf- und postganglionäre sympathische Fasern aus
dem Ganglion cervicale superius.
14
Sinnesorgane
14.1 Organe der somatischen
und viszeralen Sensibilität – 682
14.2 Sehorgan – 683
14.2.1 Bulbus oculi – 683
14.2.2 Hilfsapparat – 697
14.2.3 Gefäße und Nerven der Orbita – 701
14 Sinnesorgane
In diesem Kapitel wird dargestellt, | toren (z. B. in Gelenkkapsel, Zahnpulpa, Periost, Haut
u. a.).
5 dass die inneren und äußeren Oberflächen
des Körpers mit zahlreichen Sensoren ver- Eingekapselte Nervenendigungen und Sinnesorgane
sehen sind, die auf Sinnesreize reagieren sind
5 dass Sensoren als freie bzw. eingekapselte 4 Organe der somatischen und viszeralen Sensibilität
Nervenendigungen (z. B. in der Haut) oder 4 Sehorgan
als Sinneszellen vorliegen, die Signale an 4 Hör- und Gleichgewichtsorgan
Nervenendigungen weitergeben (z. B. im
Auge oder Ohr) Die Funktion der Sinnesorgane ist an Rezeptorzellen
5 dass Sinnesorgane dazu beitragen, den Or- (Sensoren) gebunden. Sie liegen vor als
ganismus den Bedingungen der äußeren und 4 primäre Rezeptorzellen
inneren Umwelt anzupassen sowie der Kom- 4 sekundäre Rezeptorzellen (überwiegend)
munikation dienen
Primäre Rezeptorzellen sind aus dem Neuroepithel her-
Sinnesreize, die die äußere und innere Oberfläche des vorgegangen. Es handelt sich um modifizierte Nerven-
Körpers erreichen, führen zur Erregung afferenter sen- zellen, deren Fortsatz (»Axon«) das Zentralnervensys-
sorischer Nervenfasern. Sie liegen vor als tem erreicht. Dies ist z. B. bei den Sinneszellen des Au-
4 freie Nervenendigungen ges und des Geruchsorgans der Fall.
4 eingekapselte Nervenendigungen Sekundäre Rezeptoren sind Sinneszellen, die mit
4 Nervenendigungen, die in Sinnesorganen an spezia- (dendritischen) Axonen von Nervenzellen in synapti-
lisierte Sinneszellen herantreten schen Kontakt treten.
14
Außerdem gibt es primäre Rezeptorzellen. 14.1 Organe somatischer
und viszeraler Sensibilität
Freie Nervenendigungen. Freie Nervenendigungen be-
stehen aus blind endenden Nervenfasern (meist Ad- Die Organe somatischer und viszeraler Sensibilität sind
oder C-Fasern 7 S. 82), die von einer oft durchbroche- korpuskulär gebaut. Sie dienen:
nen Hülle aus Schwann-Zellen umgeben sind. Bindege- 4 Mechanorezeption
websstrukturen (Perineurium) fehlen. Ortsabhängig 4 Chemorezeption
dienen sie der Wahrnehmung von mechanischen und
thermischen Reizen sowie Schmerzen. Freie Nervenen- Organe der Mechanorezeption bestehen aus Perineural-
digungen treten auf als Dehnungsrezeptoren (z. B. an zellen, die am Ende dendritischer Axone sensorischer
den Haaren) oder in den Wänden von Hohlorganen Nervenzellen Kapseln bilden. Die Perineuralzellen wir-
(z. B. den Herzvorhöfen), als Pressorezeptoren (Baro- ken bei der Transduktion spezifischer Reize mit. Die
rezeptoren, Druckrezeptoren) (z. B. in den Wänden Nervenfasern der Nervenendkörperchen selbst sind
der großen thorakalen und zervikalen Arterien), als meist markscheidenführende Fasern vom Ab-Typ
Thermorezeptoren (z. B. in der Haut), als Schmerzrezep- (7 S. 82).
a14.2 · Sehorgan
683 14
Organe der Mechanorezeptoren sind Träger von Die Besprechung des Riechorgans erfolgt im Zu-
4 Oberflächensensibilität sammenhang der Nasenhöhle (7 S. 627), die der Ge-
4 Viszerosensibilität schmacksknospen in dem der Zunge (7 S. 621).
4 Tiefensensibilität
> In Kürze
Oberflächensensibilität H4. Die Rezeptororgane lie-
gen in der Haut: Die häufigsten Rezeptoren für Sinnesreize sind
4 Merkel-Zellen freie Nervenendigungen. Sie wirken vor allem
4 Ruffini-Körperchen als Mechanorezeptoren, dienen aber auch der
4 Meissner-Tastkörperchen Wahrnehmung von Schmerz und Temperatur.
4 Genitalnervenkörperchen Daneben gibt es Rezeptororgane verschiedens-
4 Vater-Pacini-Lamellenkörperchen ter Art, in denen Nervenendigungen an (sekun-
däre) Sinneszellen bzw. Kapselzellen (Perineural-
Die Besprechung der Organe erfolgt in 7 Kapitel 8 zellen) herantreten. Sie dienen der Chemo- oder
(7 S. 221). Mechanorezeption. Chemorezeptorzellen befin-
den sich in den Geschmacksorganen, in Spezial-
Viszerosensibilität. Überwiegend wird die Viszerosensi- organen des Blutkreislaufs und als primäre Sin-
bilität durch freie Nervenendigungen vermittelt neszellen im Riechorgan.
(7 oben). Hinzu kommen im Bereich der Eingeweide
Vater-Pacini-Körperchen. Sie liegen im Bindegewebe
der Organe bzw. deren Umgebung, z. B. im Pankreas
oder in der Umgebung der Harnblase. 14.2 Sehorgan H94, 95
Der Bulbus oculi besteht aus: und ein hinteres Segment (Segmentum posterius),
4 Tunicae bulbi (Augenhäuten): dem Gebiet hinter Linse und Zonula ciliaris.
– Tunica fibrosa bulbi Aufrecht erhalten wird die Form des Bulbus oculi
– Tunica vasculosa bulbi durch den Augeninnendruck (7 unten) und die derbe
– Tunica interna bulbi (Retina, Netzhaut) Tunica fibrosa bulbi.
4 dioptischen Systemen: Der Durchmesser des Augapfels beträgt etwa
– Cornea (Hornhaut) als Teil der Tunica fibrosa 24 mm. Jedoch ist der Krümmungsindex der Kornea,
bulbi die vorne wie ein Uhrglas in die Tunica fibrosa bulbi
– Humor aquosa (Kammerwasser) in der vorderen eingelassen ist, größer als der des übrigen Bulbus.
und hinteren Augenkammer (Camera anterior,
Camera posterior) Augenachsen (. Abb. 14.1). Unterschieden werden:
– Iris (Regenbogenhaut) mit Pupille 4 Axis bulbi
– Lens (Linse) 4 Axis opticus
– Corpus vitreum (Glaskörper) im Glaskörperraum 4 Aequator bulbi oculi
(Camera postrema)
Der Axis bulbi (Augenachse) verbindet den vorderen
Die Sensoren für Lichtsignale befinden sich in der Pars und hinteren Augenpol.
optica der Retina (Netzhaut). Der Axis opticus (Sehachse) verläuft durch die
Krümmungsmittelpunkte der im Strahlengang liegen-
Augenabschnitte. Unterschieden werden ein vorderes den Grenzflächen der brechenden Medien (vordere
Segment (Segmentum anterius) mit Cornea und Linse und hintere Hornhaut- und Linsenflächen) und erreicht
14
die Fovea centralis der Tunica interna bulbi, den Ort des Tunica fibrosa bulbi, Tunica vasculosa bulbi. Sie gehen aus
schärfsten Sehens (7 unten). Er liegt lateral vom Discus dem Mesenchym der Umgebung des Augenbechers hervor. Da-
nervi optici, dem Abgang des N. opticus. bei ist die Schicht, die dem Augenbecher unmittelbar anliegt
Der Äquator kennzeichnet den größten Querdurch- (später Tunica vasculosa bulbi), der Pia mater des Gehirns,
die äußere Schicht (später Tunica fibrosa bulbi) der Dura ma-
messer des Augapfels; er teilt den Bulbus in eine annä-
ter vergleichbar.
hernd gleich große vordere und hintere Hemisphäre.
Kornea und vordere Augenkammer. Das Epithel der Kornea
geht – induziert vom Augenbecher – aus dem Oberflächenepi-
Zur Entwicklung (. Abb. 14.2) thel, die übrigen Anteile aus dem Mesenchym der Umgebung
Tunica interna bulbi. Am Ende des 1. Entwicklungsmonats tre- des Augenbechers hervor. Die vordere Augenkammer entsteht
ten seitlich am Vorderhirn zwei Augenbläschen auf, die direk- durch Spaltbildungen im Mesenchym unter der Anlage des
ten Kontakt mit dem Ektoderm der embryonalen Oberfläche Korneaepithels. Dabei verbleibt zunächst eine Mesenchym-
bekommen. Dort wird die Linsenanlage induziert. Die Augen- scheide vor der Linse (Membrana iridopupillaris), die die Pu-
bläschen selbst werden in der Folgezeit eingebuchtet und zu pille anfangs komplett verschließt.
Augenbechern. Durch die Einbuchtung bekommt der Augen- Der Glaskörper entsteht durch Umwandlung des Mesen-
becher ein äußeres und ein inneres Blatt. Hieraus gehen die chyms, das durch den Augenbecherspalt in das Augenbecher-
Schichten der Tunica interna bulbi (Retina) hervor. Auch bei innere gelangt ist.
weiterem Wachstum bleibt der Augenbecher durch den Augen-
becherstiel mit der Anlage des Gehirns verbunden.
Bei der Entstehung des Augenbechers wird sein mittlerer
unterer Rand eingestülpt und es entsteht die Augenbecherspal-
Tunica fibrosa bulbi
te, die bis in den Augenbecherstiel reicht. In der Augenbecher-
spalte verlaufen im Bindegewebe die Vasa hyaloidea. Wichtig | |
Die Linse geht aus dem Oberflächenektoderm hervor Die Tunica fibrosa oculi ist die derbe schützende
(7 oben). Ihre Anlage tritt zunächst als Linsenplakode auf, Hülle des Bulbus oculi. Sie besteht aus der Sclera
wird dann aber zum Linsenbläschen, das in der Folgezeit im
und der am vorderen Pol uhrglasförmig einge-
Augenbecher versinkt und seinen Kontakt mit dem Ektoderm
lassenen lichtdurchlässigen Hornhaut (Cornea).
verliert.
Pupille. Die Augenpupille entsteht in der 7. Entwicklungs-
woche aus dem mesenchymalen Rand des Augenbechers,
nachdem sich die Augenbecherspalte geschlossen hat. – Unter-
bleibt der Verschluss der Augenbecherspalte, entsteht ein Kolo-
bom.
686 Kapitel 14 · Sinnesorgane
Die Bruch-Membran (. Abb. 14.6) besteht aus einer Das Ziliarepithel ist zweischichtig und liegt zwischen ei-
Schicht elastischer Fasern (Stratum elasticum), die bei- ner inneren Basallamina – zum subepithelialen Binde-
derseits durch Kollagenfasern zuggesichert wird. Die gewebe hin – und einer äußeren Basallamina an der
Bruch-Membran endet vorne an der Ora serrata (vor- freien Oberfläche. Die Zellschicht, die dem Bindegewe-
dere Grenze der Pars optica retinae 7 unten). Dort setzt be aufliegt, ist pigmentiert.
der M. ciliaris des Corpus ciliare an.
Entwicklungsgeschichtlicher Hinweis
Das Epithel des Corpus ciliare geht auf den Augenbecher mit
Corpus ciliare H94
einem inneren und äußeren Blatt zurück (deswegen zwei-
Das Corpus ciliare (Strahlenkörper) (. Abb. 14.1, 14.4) schichtig 7 oben). Es ist daher Teil der Retina (Tunica interna
setzt die Choroidea fort. Es ist durch glatte Muskulatur bulbi 7 unten).
verdickt und radiärstrahlig gegliedert.
Das Corpus ciliare ist in zwei Zonen unterteilt, die Vom Corpus ciliare wird Kammerwasser abgegeben. Es
wie eine Halskrause die Basis der Iris umgreifen entsteht durch Ultrafiltration aus den Gefäßen und
(. Abb. 14.5): durch Sekretion des Epithels.
4 Orbiculus ciliaris ist eine etwa 4 mm breite basale
Ringzone mit direktem Anschluss an die Ora serrata Fibrae zonulares (. Abb. 14.4). Sie entspringen von der
und hat feine Plicae ciliares inneren Basallamina der Pars ciliaris retinae und errei-
4 Corona ciliaris folgt ihrerseits nach vorne dem Orbi- chen die Linse (7 unten). Zu unterscheiden sind lange
culus ciliaris, ist 2 mm breit und besteht aus 70–80 Fasern, die von den hinteren Processus ciliares, und
Processus ciliares, die zur Linse hin am höchsten kurze Fasern, die von den vorderen Processus ciliares
sind und 0,5 cm vom Linsenrand entfernt enden ausgehen.
14
Iris (Regenbogenhaut) (. Abb. 14.4, 14.5). Sie umgreift Muskulatur. Um die Pupille herum liegen
die Pupille, deren Durchmesser durch die Irismuskulatur 4 M. sphincter pupillae
verändert werden kann. 4 M. dilatator pupillae
Die Iris weist auf:
4 Margo pupillaris als Rand des Pupillarteils; er bildet Der M. sphincter pupillae (nichtpigmentierte glatte
den Anulus iridis minor (Iriskrause) Muskelzellen) umgreift die Pupille. Er vermag die Pupil-
4 Margo ciliaris als Rand des dickeren Ziliarteils an der le zu verengen.
Iriswurzel (Anulus iridis major)
Der M. dilatator pupillae besteht aus grazilen Mus-
kelbündeln, die radiär verlaufen. Seine Muskelzellen
sind pigmentiert, da sie dem Pigmentepithel der Iris
entstammen. Sie können die Pupille erweitern.
. Abb. 14.5. Iris und Corpus ciliare. Hinterfläche (links), nach Ent-
fernung der Linse (rechts)
690 Kapitel 14 · Sinnesorgane
Das Kammerwasser gelangt in einem dauernden Fluss Die Linsenfasern verlaufen lamellenförmig und treffen
aus der hinteren Augenkammer am Pupillenrand vorbei an Linsensternen zusammen. Sie werden laufend durch
in die vordere Augenkammer. Dort kommt es im Angu- Linsenfasern ergänzt, die aus Epithelzellen am Linsenä-
lus iridocornealis (Kammerwinkel) in ein labyrintharti- quator hervorgehen und früher entstandene Fasern
ges Maschenwerk aus Bindegewebsbälkchen (Retinacula schalenförmig umgeben. Durch Wasserabgabe werden
trabeculares) mit dazwischen liegenden Fontana-Räu- die zentral gelegenen Fasern im Laufe der Zeit dünner
men. Von dort wird das Kammerwasser über den Sinus und bilden den Linsenkern.
a14.2 · Sehorgan
691 14
> Klinischer Hinweis i Zur Information
Mit zunehmendem Alter vergrößert und verhärtet sich der Der Glaskörper trägt durch seinen Quelldruck zur Aufrecht-
Linsenkern. Dadurch nimmt die Elastizität der Linse ab, sodass erhaltung der Form des Augapfels bei und legt sich der Retina
Schrift im üblichen Abstand von 35–40 cm nicht mehr mühe- an. Dadurch werden die Sinneszellen der Retina an das Pig-
los gelesen werden kann (Alterssichtigkeit, Presbyopie). mentepithel gepresst. Löst sich der Glaskörper von der Retina,
Kommt es durch weiteren Wasserverlust zur Linsentrübung, z. B. nach Verletzungen oder altersbedingt durch Schrump-
entsteht eine Katarakt (grauer Star). fung, kann es zur Ablatio retinae (Netzhautablösung) mit aku-
ter Bedrohung des Sehvermögens kommen. Erhöht sich der
Fibrae zonulares. Die Linse wird durch die radiär orien- Quelldruck des Glaskörpers kann ein Glaukom, grüner Star,
mit Schäden an den Sinneszellen der Retina entstehen. Im Al-
tierten Fibrae zonulares (7 oben) in ihrer Lage gehalten. ter kann es zu Verdichtungen der kollagenen Fasern und zu
Die Zonulafasern inserieren an der Linsenkapsel. Sie Inhomogenitäten im Glaskörper kommen, die zu beweg-
ermöglichen die Akkommodation. Die Fibrae zonulares lichen Glaskörpertrübungen, »mouches volant« (fliegende
bilden mit den zwischen ihnen gelegenen Plicae circula- Mücken), führen können.
res die Zonula ciliaris (. Abb. 14.5).
. Abb. 14.6 a, b. Schichten der Retina, Choroidea und Sklera. a Schichtenfolge, b Schaltschema H95
A ? Basalkomplex (Bruch-Membran)
Stratum pigmentosum
Schicht der Stäbchen und Zapfen
Stratum neuroepitheliale ? Stratum limitans externum
Stratum nucleare externum (äußere Körnerschicht)
Stratum plexiforme externum (äußere plexiforme Schicht)
Stratum nucleare internum (innere Körnerschicht) Stratum nervosum
Stratum plexiforme internum (innere plexiforme Schicht)
Stratum ganglionare (Ganglienzellschicht)
;
6 G Richtung des Stratum neurofibrarum (Nervenfaserschicht)
I Lichteinfalls ? Stratum limitans internum
tionsmaxima für Blau (420 nm), Grün (530 nm) und Rot Ganglienzellen (. Abb. 14.6 b). Sie sind das 3. Neuron in
(560 nm). der Folge der Nervenzellen der Retina. Es handelt sich
Dies ermöglicht das trichromatische Helligkeits- um großkernige multipolare Ganglienzellen, deren zu-
sehen (photopisches Sehen). nächst marklose Axone in der Nervenfaserschicht zum
Gemeinsam ist den Stäbchen und Zapfen eine lau- Discus nervi optici ziehen. Ihr Neurotransmitter ist
fende Erneuerung ihrer Außenglieder. Dabei wird zu- Glutamat.
nächst die Fortsatzspitze einschließlich der Disci bzw.
Einfaltungen abgestoßen und vom Pigmentepithel pha- i Zur Information
gozytiert. Die verloren gegangenen Außengliedteile wer- Die Nervenzellen des Stratum ganglionare unterscheiden sich
in ihrer Größe:
den von basal her ersetzt. Dabei wandern die Disci bzw. 4 Y-Zellen sind die größten Nervenzellen des Stratum gang-
Einfaltungen einschließlich der eingelagerten Sehpig- lionare (»magnozelluläres System«). Ihre Dendriten sind
mente innerhalb weniger Tage von basal nach apikal. stark verzweigt, sodass sie von vielen Bipolarzellen er-
reicht werden. Dadurch erhalten Y-Zellen Signale aus ei-
Pigmentepithel (. Abb. 14.6). Zusammen mit den Stäb- nem großen »rezeptiven Feld« des Sinnesepithels. Y-Zel-
len wirken vor allem bei der Wahrnehmung beweglicher
chen und Zapfen bildet es eine metabolische Einheit. Bilder mit, tragen aber wenig zur Strukturauflösung bei.
Das Pigmentepithel ist einschichtig isoprismatisch und 4 X-Zellen sind mittelgroß und haben nur einen kleinen
hat Fortsätze mit vielen Melaningranula. Die Fortsätze Dendritenbaum (»parvozelluläres System«), an den nur
dringen je nach Beleuchtungsstärke unterschiedlich wenige Bipolarzellen herantreten. Dadurch stehen sie
weit zwischen die Außenglieder der Stäbchen und Zap- mit einem kleinen »rezeptiven Feld« in Verbindung. X-Zel-
len wirken insbesondere beim Farbsehen und bei der
fen. Auf der Gegenseite ist das Pigmentepithel fest mit Auflösung von Strukturen im Sehfeld mit.
der Bruch-Membran verbunden. Jede der beiden Zellgruppen lässt außerdem On- und Off-Zel-
Das Pigmentepithel dient der Phagozytose ver- len unterscheiden, je nach ihren Synapsen mit On- oder Off-
brauchter Teile der Außenglieder der Photorezeptoren Bipolarzellen. Nach neuen Erkenntnissen sind bestimmte
und dem Stofftransport zur Ernährung des Sinnesepi- Ganglienzellen direkt lichtempfindlich, ohne ein Außenglied
zu besitzen. Sie enthalten als Photopigment Melanopsin
thels durch die Kapillaren der Lamina choroidocapilla- und als Neurotransmitter Glutamat und das Neuropeptid
ris (7 oben). Es baut das nach Lichteinfall zerfallene PACAP. Sie dienen der Zeitmessung.
Photopigment wieder auf. Ferner fängt das Pigmentepi-
thel durch sein Melanin Streulicht auf, verhindert Licht- Interneurone. Zu unterscheiden sind (. Abb. 14.6 b)
reflektionen und beeinflusst dadurch die Bildauflösung 4 Horizontalzellen
und Sehschärfe. 4 amakrine Zellen
Bipolarzellen (. Abb. 14.6 b) sind das 2. Neuron in der Die Horizontalzellen verbinden im Nebenschluss Zapfen
14 Kette der Nervenzellen der Retina (der Sehbahn). Ihre und Stäbchen in der äußeren plexiformen Schicht poly-
Dendriten haben synaptischen Kontakt mit den Axonen synaptisch, z. T. über weite Strecken. Es treten immer
der Sinnesepithelzellen, ihre Axone mit dem 3. Neuron zwei Fortsätze von zwei Horizontalzellen und ein Fort-
der Sehbahn, den Nervenzellen des Stratum gangliona- satz einer Bipolarzelle an eine Invagination des End-
re. Ihr Neurotransmitter ist Glutamat. köpfchens eines Stäbchens oder Zapfens heran. Da-
durch entstehen synaptische Triaden. – Die Perikaryen
i Zur Information der Horizontalzellen liegen im äußeren Drittel der inne-
Die Bipolarzellen sind uneinheitlich. Sie liegen als »Licht-an-« ren Körnerschicht (. Tabelle 14.1).
(On-center-) oder als »Licht-aus-« (Off-center-) Neurone vor. Bei
On-Bipolaren vermindert Licht ihre Hemmung; dadurch wir-
ken sie exzitatorisch. Bei Off-Bipolaren wirkt Licht hemmend; i Zur Information
dadurch inhibieren sie. Es gibt Stäbchen- und Zapfen-Bipolar- Die Horizontalzellen werden durch erregende Synapsen von
zellen. den Photosensoren erreicht, die sie retrograd über hemmen-
de GABA-erge Synapsen beeinflussen (laterale Hemmung).
Dies führt dazu, dass in der Retina um jedes lichtinduzierte
Erregungszentrum (rezeptives Feld) ein hemmendes Umfeld
liegt (Center-surround-Antagonismus). Dies führt zu einer
Kontrastverstärkung.
a14.2 · Sehorgan
695 14
Die amakrinen Zellen verbinden im Nebenschluss in der rone zur Seite verlagert, sodass einfallendes Licht nicht
inneren plexiformen Schicht die bipolaren Zellen, die gestreut wird.
ihre Signale von Stäbchen und Zapfen erhalten, mit
den Nervenzellen des Stratum ganglionare. Amakrine Im Discus nervi optici (. Abb. 14.1) beginnt der Sehnerv
Zellen haben kein typisches Axon und enthalten ver- (7 unten). Die Stelle befindet sich etwa 1 cm medial der
schiedene Neuropeptide und Serotonin. Macula. Im Bereich des Discus nervi optici fehlen Sin-
nes- und Nervenzellen, deswegen blinder Fleck. In der
i Zur Information Mitte des Discus nervi optici befinden sich die A. und
Die amakrinen Zellen sind eine uneinheitliche Population. Ge- V. centralis retinae.
meinsam ist ihnen eine hemmende Funktion, durch die sie
modulierend auf Signalübertragungen in der Retina wirken Randbezirke der Retina. Hier überwiegen die Stäbchen-
können.
zellen. Deswegen ist dieser Bezirk bei Dämmerung ak-
tiv. Außerdem vermitteln die Randbezirke der Retina
Müller-Zellen sind die Gliazellen der Netzhaut. Ihre die Wahrnehmung von Hindernissen und Bewegungen,
Fortsätze enden mit breiter Auffächerung. Sie bilden ohne sie jedoch genau erkennen zu lassen. Reflektorisch
das Stratum limitans externum und internum. Die erfolgen dann Augen- bzw. Kopfbewegungen. Und
Müller-Zellen spielen eine wichtige Rolle bei der Siche- schließlich befinden sich im Randbezirk der Retina
rung des Ionenaustausches in der Retina und bei der die Rezeptorzellen für den Pupillenreflex auf Licht.
Wiederaufnahme von Glutamat und GABA an synapti-
schen Spalten. > Klinischer Hinweis
Das Stratum limitans externum kommt durch Zell- Fällt die Netzhautperipherie aus (z. B. bei Retinitis pigmentosa),
verbindungen zwischen Ausläufern der Müller-Zellen wird das Gesichtsfeld stark eingeschränkt, röhrenförmig, und
und Perikarya der Stäbchen und Zapfen zustande der Patient stößt an jedes Hindernis.
(. Abb. 14.6). Die Außenglieder der Stäbchen und Zap-
fen liegen außerhalb der Gliagrenzschicht. Zusammenfassung 7 S. 696.
Das Stratum limitans externum bildet eine Glia-
grenzschicht auf der Innenseite der Retina.
Kernaussagen |
5 Der Hilfsapparat des Sehorgans dient vor al-
lem dem Schutz des Auges und ermöglicht
dessen Bewegungen.
5 Die Augenlider werden durch Bindegewebs-
platten gestützt und können durch die Lid-
muskulatur willkürlich geöffnet und ge-
schlossen werden.
5 Die Sekrete der Tränendrüse (Gl. lacrimalis)
und der Drüsen der Augenlider halten die
vordere Augenoberfläche feucht und tragen
zu ihrer Ernährung bei.
5 Die Conjunctiva bulbi (Bindehaut) bedeckt
. Abb. 14.9. Augenlider
die Augenlider von innen und den vordersten
Abschnitt der Sklera bis zum Rand der Cor-
Zur Entwicklung
nea.
Die Augenlider (Palpebrae) werden im 2. Entwicklungsmonat
5 Die äußeren Augenmuskeln ermöglichen
durch Ausbildung von Ringwülsten der Haut angelegt, deren
Bewegungen des Bulbus oculi in alle Rich- freie Ränder zur Lidnaht verkleben. Die Naht löst sich zwi-
tungen. Die Bewegungen der Bulbi beider schen 5. und 8. Entwicklungsmonat wieder.
Seiten sind koordiniert.
5 Umgeben wird der Bulbus oculi von der Va- > Klinischer Hinweis
gina bulbi. Mongolenfalte (Epicanthus) nennt man eine vom Oberlid
5 Zwischen Vagina bulbi und dem Periost der schräg nach medial unten über den inneren Lidwinkel ziehen-
Orbita (Periorbita) liegt das Corpus adiposum de Hautfalte, die bei Asiaten verbreitet und bei Trisomie 21
orbitae mit Gefäßen und Nerven für den (Mongolismus) ein charakteristisches Symptom ist.
Bulbus oculi und die Augenmuskeln.
Bau der Augenlider (. Abb. 14.9). Die Grundlage der
Augenlider ist das Septum orbitale, zwei zarte Bindege-
websblätter, die am Margo supraorbitalis bzw. infraorbi-
Zum Hilfsapparat des Sehorgans gehören als talis vom Periost der Orbita (Periorbita) ausgehen und
4 Schutzeinrichtungen (. Abb. 14.9) in die derben Lidplatten des Tarsus superior bzw. infe-
– Palpebrae (Augenlider) rior einstrahlen. Diese sind zusätzlich durch kräftige
– Tunica conjunctiva (Bindehaut) Ligg. palpebralia mediale et laterale am inneren und äu-
– Apparatus lacrimalis (Tränenapparat) ßeren Augenwinkel aufgehängt.
4 Bewegungsapparat des Bulbus
– Mm. bulbi (äußere Augenmuskeln)
> Klinischer Hinweis
Zur Fremdkörpersuche in der Konjunktiva lässt sich durch Zug
Ergänzt wird der Hilfsapparat des Auges durch: an der Wimpernreihe das Oberlid hoch- und umklappen,
4 Vagina bulbi wenn der Oberrand des Tarsus superior fixiert wird, z. B. mit
4 Corpus adiposum bulbi einem Streichholz.
gerade Augenmuskeln
M. rectus superior Anulus tendineus communis N. oculomotorius
M. rectus inferior Anulus tendineus communis vor dem Aequator bulbi N. oculomotorius
M. rectus medialis Anuzlus tendineus communis N. oculomotorius
M. rectus lateralis Anulus tendineus communis und N. abducens
Ala min. ossis sphenoidalis
schräge Augenmuskeln
M. obliquus inferior mediale Orbitawand, nahe dem dorsal und lateral der Ab- und N. oculomotorius
Eingang zum Canalis nasolacrimalis Adduktionsachse des Bulbus
M. obliquus superior Anulus tendineus communis N. trochlearis
700 Kapitel 14 · Sinnesorgane
Äußere Augenmuskeln (Mm. externi bulbi oculi) Schräge Augenmuskeln (. Abb. 14.12, . Tabelle 14.2).
Die beiden schrägen Augenmuskeln setzen hinter (dor-
Unterschieden werden sal) und lateral von der Ab- und Adduktionsachse des
4 vier gerade Augenmuskeln Bulbus an:
4 zwei schräge Augenmuskeln 4 M. obliquus inferior ; der untere Schrägmuskel ver-
bindet Ursprung (am vorderen Rand der Orbita)
Gerade Augenmuskeln sind die Mm. recti superior, in- und Ansatz auf kürzestem Weg miteinander
ferior, medialis et lateralis (. Tabelle 14.2). Ihr gemein- 4 M. obliquus superior ; der obere Schrägmuskel zieht
samer Ursprung (. Abb. 14.11) ist der Anulus tendineus von seinem Ursprung am Corpus ossis sphenoidalis
communis. Hierbei handelt es sich um einen sehnigen und der Durascheide des Sehnerven zunächst nach
Ring, der sich über die Öffnung des Canalis opticus vorn, seine Sehne wird an der oberen medialen
und den mittleren Teil der Fissura orbitalis superior Wand der Orbita in der Fovea trochlearis durch ei-
spannt. Er bildet die Spitze einer Muskelpyramide, in nen diese Grube überziehenden knorpeligen Halb-
die N. opticus, A. ophthalmica, N. oculomotorius, N. ring (Trochlea) geführt, wendet sich dann in einem
nasociliaris und N. abducens eintreten. Winkel von etwa 508 zurück, zieht unter der Sehne
Der Ansatz aller geraden Augenmuskeln befindet des M. rectus superior hindurch und setzt am hin-
sich vor dem (ventral zum) Aequator bulbi, jedoch in teren lateralen Quadranten gegenüber dem Ansatz
unterschiedlicher Entfernung vom Hornhautrand des M. obliquus inferior am Bulbus an
(. Abb. 14.12 a).
Funktion. Beide Muskeln wirken synergistisch geringfü-
Funktion (. Abb. 14.12 b). Der M. rectus medialis addu- gig abduzierend. Der M. obliquus superior senkt den
ziert, der M. rectus lateralis abduziert, der M. rectus su- Bulbus, der M. obliquus inferior hebt ihn.
perior hebt, der M. rectus inferior senkt den Augapfel.
i Zur Information
Beide wirken zusätzlich synergistisch adduzierend, be-
Jede Augenbewegung erfolgt durch Kontraktion mehrerer
sonders bei Abduktionsstellung des Bulbus. Augenmuskeln bei gleichzeitiger – »reziproker« – Erschlaffung
der Antagonisten. Außerdem sind die Kontraktionen der Au-
genmuskeln beider Bulbi zentral gekoppelt. Bei Lähmungen
treten Doppelbilder auf (Diplopie).
14
. Abb. 14.11 a, b. Äußere Augenmuskeln. a Ursprünge. b Frontal- beachten ist die Lage der Gefäße und Nerven zur Augenmuskel-
schnitt durch die hintere Orbita etwa 1 cm hinter dem Bulbus. Zu pyramide
a14.2 · Sehorgan
701 14
Bei der Vagina bulbi handelt es sich um eine derbe
Bindegewebshülle, die nur an zwei Stellen, dem Optikus
durchtritt und einer kreisförmigen Verwachsungszone
in der Nähe des Limbus corneae, direkt mit dem Aug-
apfel verbunden ist. Die Vagina bulbi trennt damit
den Augapfel vom retrobulbären Fettkörper (Corpus
adiposum orbitae), dessen bindegewebig verstärkte,
formstabile vordere Wand sie bildet. Der schmale Spalt-
raum zwischen Vagina bulbi und Sklera (Spatium epi-
sclerale) ist durch zartes Bindegewebe ausgefüllt, das
ein Gleiten der Sklera gegen die Vagina bulbi ermög-
licht. Die Endsehnen der äußeren Augenmuskeln drin-
gen durch schlitzförmige Spalten durch die Vagina bulbi
hindurch, bevor sie am Bulbus ansetzen.
Die Periorbita ist der periostale Überzug der Au-
genhöhle. Ihr ein- bzw. angelagert sind glatte Muskelzel-
len, als M. orbitalis zusammengefasst.
Außerhalb der Periorbita, jedoch innerhalb der
knöchernen Orbita liegen der Saccus lacrimalis und
der N. infraorbitalis.
Die Gefäße und Nerven der Orbita stehen in engem to- V. ophthalmica superior (. Abb. 14.11b). Sie sammelt
pographischen Bezug zum Sehorgan und seinen Antei- das Blut aus dem Bulbus und der oberen Orbita (sowie
len, die sie auch gleichzeitig versorgen. von oberem Augenlid und Siebbeinzellen). Anastomo-
sen bestehen zur V. facialis und dem Sinus cavernosus.
A. ophthalmica (. Abb. 14.11 b, 14.13). Die A. ophthal- Sie mündet nach Verlassen der Orbita durch die Fissura
mica zweigt als ein Ast der A. carotis interna nach deren orbitalis superior in den Sinus cavernosus.
Austritt aus dem Sinus cavernosus ab. Die Orbita erreicht
sie durch den Canalis opticus. Dann zieht sie durch den V. ophthalmica inferior. Sie entsteht am Boden der Orbi-
Anulus tendineus communis in die Augenmuskelpyra- ta, hat Zuflüsse aus Unterlid und Nasenhöhle, Anasto-
mide hinein, liegt zunächst lateral, dann medial über mosen mit der V. facialis und mündet entweder in die
dem N. opticus und verläuft mit dem M. obliquus supe- V. ophthalmica superior oder – durch die Fissura orbi-
rior nach vorn, wo sie in zwei kleinen Endästen endet, talis inferior – in den Plexus pterygoideus.
der A. dorsalis nasi und der A. supratrochlearis.
N. oculomotorius (N. III, . Abb. 14.11b, 14.14). Er ver-
Äste der A. ophthalmica: läuft durch die Fissura orbitalis superior, den Anulus
4 A. centralis retinae (7 oben) tendineus communis und in der Augenmuskelpyramide
4 Aa. ciliares posteriores breves (7 oben) unter dem M. rectus superior.
4 Aa. ciliares posteriores longae (zwei, 7 oben)
4 A. lacrimalis zur Tränendrüse und zum lateralen Augen- Äste des N. oculomotorius:
winkel 4 R. superior, ein schwächerer oberer Ast zum M. rectus su-
4 A. supraorbitalis für die Stirn perior und M. levator palpebrae superioris
4 A. ethmoidalis posterior durch das Foramen ethmoidale 4 R. inferior, stärkerer unterer Ast, der sich aufteilt in
posterius zur Schleimhaut der Siebbeinzellen (7 S. 628) – Rr. musculares zum M. rectus medialis, M. rectus infe-
4 A. ethmoidalis anterior durch das Foramen ethmoidale an- rior und M. obliquus inferior
terius zur vorderen Schädelgrube, wo sie den R. meningeus – Radix oculomotoria mit parasympathischen Fasern
anterior abgibt; dann tritt sie durch die Lamina cribrosa in zum Ganglion ciliare, das lateral am N. opticus liegt;
die Nasenhöhle (7 S. 597) hier findet die Umschaltung auf die 2. Neurone statt,
4 Rr. musculares für die äußere Augenmuskulatur nahe dem deren Axone über Nn. ciliares breves Augenbinnen-
Hornhautrand geben zahlreiche Aa. ciliares anteriores ab, muskeln, M. sphincter pupillae und M. ciliaris inner-
die durch die Sklera hindurch zu Corpus ciliare und Iris vieren
gelangen
14
i Zur Information
Hör- und Gleichgewichtsorgan liegen im Felsenbein des Os
temporale. Gemeinsam bilden sie das Innenohr. Ihre Rezept-
orfelder befinden sich im Innenohr. Funktionell sind Hör- und
Gleichgewichtsorgan unabhängig voneinander. Der adäquate
Reiz für das Hörorgan ist der Schall, der über das äußere Ohr
aufgenommen und über die Gehörknöchelchenkette im Mit-
telohr an das Innenohr übertragen wird. Der Reiz für das
Gleichgewichtsorgan sind Bewegungs- und Lageveränderun-
gen des Kopfes/Körpers im Raum.
Das Mittelohr liegt im Os temporale, das Innenohr in Das Innenohr nimmt seinen Ausgang von einer ektoder-
dessen Pars petrosa (7 S. 591). malen Ohrplakode (1. Entwicklungsmonat), die vom Neuroepi-
thel der benachbarten Anlage des Rhombenzephalons indu-
Zur Entwicklung (. Abb. 14.16) ziert wird. Die Ohrplakode schnürt sich dann von der Oberflä-
Das äußere Ohr wird von Abschnitten des 1. und 2. Branchial- che ab und wird in der Tiefe zum Ohrbläschen. In der Folgezeit
bogens sowie der 1. Schlundfurche gebildet. gehen aus dem Ohrbläschen die Anlagen des Gleichgewichts-
Das Mittelohr entwickelt sich aus der 1. Schlundtasche so- organs und von Teilen des Hörorgans hervor.
wie Anteilen der begrenzenden Pharyngealbögen (7 S. 635).
Kernaussagen |
14 5 Das äußere Ohr dient der Schallaufnahme
und leitet den Schall durch den äußeren
Gehörgang (Meatus acusticus externus) zum
Trommelfeld (Membrana tympani).
5 Das Trommelfell schließt den äußeren
Gehörgang ab und bildet die Grenze zum
Mittelohr. Es wird durch den Schall in
Schwingungen gesetzt.
. Abb. 14.15. Hörorgan. Übersicht. Der Schleimhautüberzug von Auricula (. Abb. 14.17). Die Ohrmuschel ist eine trich-
Cavum tympani und Tuba auditiva ist rot gekennzeichnet, der Pe- terförmige Hautfalte, die die Öffnung des äußeren
rilymphraum des Labyrinths rot ausgefüllt. Knorpel schraffiert Gehörgangs umgibt. Sie erleichtert das Richtungshören.
a14.3 · Hör- und Gleichgewichtsorgan
705 14
Mikroskopische Anatomie. Der äußere Gehörgang hat
ein mehrschichtiges verhorntes Plattenepithel mit Haa-
ren – besonders am äußeren Eingang –, Talgdrüsen und
apokrinen tubulösen Knäueldrüsen (Gll. ceruminosae),
die unabhängig von Haarbälgen sind. Die Drüsensekre-
te bilden zusammen mit abgestoßenen Epithelzellen das
Cerumen (Ohrschmalz).
Die Ohrmuschel wird durch elastischen Knorpel form- Innervation. N. auriculotemporalis für die Vorderfläche
stabil gehalten. Knorpelfrei ist jedoch das Ohrläppchen. der Ohrmuschel und den äußeren Gehörgang. Zusätz-
lich R. auricularis nervi vagi für einen Teil der Hinter-
Meatus acusticus externus. Der äußere Gehörgang ist wand und des Bodens des äußeren Gehörgangs sowie
beim Erwachsenen 3–3,5 cm lang. Er endet am Trom- die Außenfläche des Trommelfells, N. auricularis mag-
melfell (Membrana tympanica). nus für die Hinterseite der Ohrmuschel.
. Abb. 14.18. Rechtes Trommelfell. Von lateral mit den dahinter 14.3.2 Mittelohr
gelegenen Gebilden der Paukenhöhle (nach Rohen 1969)
Kernaussagen |
5 Das Mittelohr (Auris media) besteht aus der
luftgefüllten Paukenhöhle (Cavum tympani),
in der sich drei gelenkig miteinander ver-
bundene Gehörknöchelchen (Hammer, Am-
boss, Steigbügel) befinden, an denen die
Binnenohrmuskeln M. tensor tympani und
M. stapedius ansetzen.
5 Das Mittelohr ist durch die Tuba auditiva mit
dem Epipharynx verbunden.
5 Der Hammer ist am Trommelfell befestigt, der
Steigbügel mit der Steigbügelplatte im ova-
len Fenster (Fenestra vestibuli), das die Ver-
bindung zum Innenohr herstellt.
14 5 Die Gehörknöchelchen leiten den Schall zum
Innenohr und verstärken den Schalldruck.
Die Muskeln des Mittelohrs spannen die
Gehörknöchelchenkette, der M. stapedius
dämpft die Schallübertragung.
5 Die Schleimhaut der Paukenhöhle wird durch
Äste der A. carotis externa versorgt und von
. Abb. 14.19. Cavitas tympanica. Frontalschnitt. Schleimhaut der Ästen des N. glossopharyngeus (N. IX) in-
Paukenhöhle rot nerviert.
Die Pars tensa tympani hat zusätzlich eine faser- und Zu besprechen sind:
gefäßreiche Lamina propria. Sie ist gegen die Pars flac- 4 Cavitas tympani (Paukenhöhle)
cida durch zwei von der Trommelfellinnenseite durch- 4 drei Ossicula auditoria (Gehörknöchelchen)
schimmernde Schleimhautfalten begrenzt (Plica mallea- 4 M. tensor tympani und M. stapedius, halten die
ris anterior und posterior, 7 unten). Gehörknöchelchen in Spannung
Die Pars tensa tympani kann durch zwei senkrecht 4 Schleimhaut der Paukenhöhle mit Falten und Buch-
zueinander stehende Linien in vier Quadranten geteilt ten
a14.3 · Hör- und Gleichgewichtsorgan
707 14
Zur Entwicklung perilymphatischen Raums des Innenohrs (7 unten)
Die Paukenhöhle ist entodermaler Herkunft. Sie geht aus dem und ist durch die Steigbügelplatte verschlossen
distalen Ende der 1. Schlundtasche hervor (7 S. 635). Dort bil- – Fenestra cochleae (rundes Fenster): sie ist durch die
det sich als Erweiterung der Recessus tubotympanicus (. Abb. Membrana tympani secundaria verschlossen und
14.16). Der proximale Teil der 1. Schlundtasche wird zur Tuba grenzt gleichfalls an das Vestibulum
auditiva, die später mit dem Epipharynx eine offene Verbin- – Prominentia canalis facialis; sie liegt über und hinter
dung hat. Bis zum 7. Entwicklungsmonat sind die Anlagen dem Vorhoffenster, darüber befinden sich:
der 1. Schlundtasche mit lockerem Mesenchym gefüllt. –Prominentia canalis semicircularis lateralis
In der Umgebung der Anlage der Paukenhöhle entstehen –Abdrücke des Canalis musculotubarius
im Mesenchym des 1. Schlundbogens Vorläufer von Gehör- 4 obere Wand (Tegmen tympani); sie ist eine dünne Kno-
knöchelchen und Muskeln des Mittelohrs: Malleus (Hammer) chenplatte, die die Paukenhöhle von der mittleren Schädel-
und Incus (Amboss) sowie M. tensor tympani, im Mesenchym grube trennt und im Alter Dehiszenzen aufweisen kann
des 2. Schlundbogens Stapes (Steigbügel) und M. stapedius. Al- 4 untere Wand (Paries jugularis); sie bildet den Boden der
le Anteile werden bei der weiteren Entwicklung in die Pau- Paukenhöhle; hier trennt eine dünne Knochenwand Pau-
kenhöhle einbezogen und mit entodermalem Epithel überklei- kenhöhle und Bulbus venae jugularis internae voneinander
det. 4 vordere Wand (Paries caroticus); sie ist dem Canalis caroti-
cus benachbart; hier mündet die Tuba auditiva und der M.
Die Paukenhöhle (. Abb. 14.19) ist lufthaltig. Sie ist et- tensor tympani tritt in die Paukenhöhle
4 hintere Wand (Paries mastoideus); sie grenzt an den War-
wa 20 mm hoch, 10 mm lang und an ihrer schmalsten
zenfortsatz des Schläfenbeins; oben öffnet sie sich zum
Stelle 1,3 mm breit. Sie befindet sich unter der hinteren
Antrum mastoideum (7 oben)
Außenseite der Schläfenbeinpyramide und verläuft in
median absteigender Richtung.
Formal lassen sich drei Etagen unterscheiden > Klinischer Hinweis
Entzündungen des Mittelohrs werden nicht selten durch die
(. Abb. 14.19): obere und untere Wand der Paukenhöhle in die Schädelhöhle
4 Epitympanon (Kuppelraum, Attikus) mit dem Reces- fortgeleitet. Häufiger sind Entzündungen, die in die Cellulae
sus epitympanicus zur Aufnahme von Hammerkopf mastoideae fortgeleitet werden.
und Ambosskörper, vom Epitympanon führt der
Aditus ad antrum mastoideum ins Antrum mastoi- Tuba auditiva (Ohrtrompete). Sie verläuft schräg nach
deum und von dort in die Cellulae mastoideae, die vorne unten und verbindet die Paukenhöhle mit dem
den Proc. mastoideus pneumatisieren Epipharynx (. Abb. 14.15). Sie ist 36 mm lang und
4 Mesotympanon, der engste mittlere Teil der Pau- hat einen knöchernen, der Paukenhöhle benachbarten,
kenhöhle: lateral liegt die Pars tensa des Trommel- und einen folgenden knorpeligen Abschnitt (zwei Drit-
fells, medial als Vorwölbung das Promontorium so- tel der Länge). Beide Abschnitte gehen am Isthmus tu-
wie zum Innenohr hin das ovale und runde Fenster, bae ineinander über.
vorne die Öffnung der Tuba auditiva zur Verbindung Der knorpelige Abschnitt hat an seiner mittleren
mit dem oberen Pharynx (hinteren) und oberen Wand eine Knorpelspange. Die
4 Hypotympanon (Paukenkeller) unter dem Niveau seitliche und untere Wand ist knorpelfrei und durch ei-
des Trommelfells ne Lamina membranacea bindegewebig verstärkt. Hier
entspringen die Mm. tensor et levator veli palatini, die
Einzelheiten den bindegewebigen Teil der Tuba auditiva erweitern
Die Paukenhöhle hat sechs Wände: können, z. B. beim Schlucken. Die von Knorpel und
4 laterale Wand (Paries membranaceus); sie wird weitgehend Knochen umfassten Teile der Tuba auditiva stehen stets
vom Trommelfell gebildet, zum kleineren Teil knöchern offen.
vom Felsenbein (. Abb. 14.20)
Der knöcherne Abschnitt der Tuba auditiva ist
4 mediale Wand (Paries labyrinthicus) mit der Grenze der
durch ein knöchernes Septum, Septum canalis musculo-
Paukenhöhle zum Innenohr; an ihr sind zu erkennen
(. Abb. 14.19): tuburii, von einem Kanälchen für den M. tensor tympa-
– Promontorium, eine breite Vorwölbung, bedingt durch ni getrennt (. Abb. 14.20). Beide Kanälchen zusammen
die basale Schneckenwindung werden als Canalis musculotubarius bezeichnet, jeder
– Fenestra vestibuli (ovales Fenster): führt hinter und einzelne als Semikanal: Semicanalis musculi tensoris
oberhalb des Promontoriums in das Vestibulum des tympani, Semicanalis tubae auditivae.
708 Kapitel 14 · Sinnesorgane
. Abb. 14.20. Rechte Paukenhöhle. Laterale Wand von medial ge- Zu beachten ist der Verlauf der in einer Schleimhautfalte gelege-
sehen. Schnittrand der Schleimhaut von Paukenhöhle, Tuba audi- nen Sehne des M. tensor tympani sowie die Falten und Buchten
tiva und angrenzenden pneumatisierten Räumen rot gezeichnet. hinter dem Trommelfell
Ossicula auditoria (Gehörknöchelchen) (. Abb. 14.21). . Abb. 14.21. Gehörknöchelchen. Rechtes Mittelohr von medial
Es handelt sich um: gesehen. Rot artikulierende Flächen
4 Malleus (Hammer)
4 Incus (Amboss)
4 Stapes (Steigbügel) schen Raum des Labyrinths der Schnecke. Die Knöchel-
chen sind syndesmotisch miteinander verbunden; nur
Die Kette der drei Gehörknöchelchen überträgt die gelegentlich ist zwischen Hammer und Amboss ein Ge-
Schwingungen des Trommelfells auf den perilymphati- lenkspalt vorhanden.
a14.3 · Hör- und Gleichgewichtsorgan
709 14
Einzelheiten Muskeln des Mittelohrs. Sie sind quer gestreift, entstam-
Malleus (Hammer). Er gleicht einer Keule, deren Handgriff men dem 1. und 2. Kiemenbogen und halten die Span-
(Manubrium mallei) in das Trommelfell eingewebt ist (Stria nung in der Kette der Gehörknöchelchen aufrecht.
mallearis, 7 oben). Das Manubrium setzt sich in den kurzen Es handelt sich um:
Processus lateralis fort, der am Trommelfell die Prominentia
4 M. tensor tympani
mallearis hervorruft (. Abb. 14.18). Der längere Processus an-
4 M. stapedius
terior dient dem Lig. mallei anterius zum Ansatz. Zwischen Ma-
nubrium und Hammerkopf (Caput mallei) ist ein schmales Einzelheiten
Halssegment (Collum mallei) ausgebildet, von dem das Lig. mal- M. tensor tympani (. Abb. 14.20). Dieser doppelt gefiederte
lei laterale zur lateralen Wand der Paukenhöhle gerade über Muskel liegt in der oberen Abteilung des Canalis musculotuba-
dem Trommelfellansatz zieht. Vom Hammerkopf aus erreicht rius (7 oben). Seine zentrale Sehne zieht rechtwinklig um den
das Lig. mallei superius das Dach der Paukenhöhle. Hinten Processus cochleariformis nach lateral und setzt am Hammer-
und medial artikuliert das Hammerköpfchen mit der korres- hals an.
pondierenden Fläche des Amboss in einem angedeuteten Sat- Funktion. Bei Kontraktion des Muskels werden das Trom-
telgelenk, dessen straffe Gelenkkapsel nur geringe Bewegung melfell eingezogen, Hammerkopf und Ambosskörper nach au-
zulässt. ßen, Crus longum incudis nach innen bewegt und damit die
Stapesplatte in das ovale Fenster hineingedrückt.
Incus (Amboss). Das Corpus incudis ist über das Hammer-Am- Innervation durch den N. mandibularis (N. V3).
boss-Gelenk mit dem Hammer verbunden. Das Crus longum Der M. stapedius liegt in der Eminentia pyramidalis der
artikuliert über ein winziges Zwischenstück (Processus lenticu- hinteren Paukenhöhlenwand; seine Sehne zieht von der Pyra-
laris) mit dem Steigbügel (. Abb. 14.21); das kürzere Crus bre- midenspitze nach vorne zum Steigbügelkopf.
ve ist durch das Lig. incudis posterius mit der lateralen Wand Funktion. Bei Kontraktion des Muskels wird der Stapes-
der Paukenhöhle verbunden. Der Ambosskörper wird zusätz- kopf nach hinten gezogen und die Stapesplatte entsprechend
lich durch das Lig. incudis superius fixiert, das wie das Lig. verkantet. So dämpft die Kontraktion des M. stapedius die
mallei superius zum Dach der Paukenhöhle zieht. Schallübertragung.
Innervation durch den N. facialis.
Stapes (Steigbügel). Die Basalplatte (Basis stapedis) ist durch
das Lig. anulare stapediale in das ovale Fenster eingehängt. > Klinischer Hinweis
Zwischen den beiden Steigbügelschenkeln spannt sich die Ausfall der Innervation des M. stapedius (N. VII) führt zur Hy-
Membrana stapedialis aus. perakusis.
> Klinischer Hinweis Die Schleimhaut der Paukenhöhle besteht aus ein-
Bei Otosklerose verkalkt das Lig. anulare stapediale und behin- schichtig plattem bis isoprismatischem Epithel, in
dert damit durch Immobilisierung der Stapesplatte die Über- Nachbarschaft der Tubenmündung mit Kinozilienbe-
tragung der Schwingungen auf den Perilymphraum. Dies satz. Unter dem Epithel findet sich eine zarte, gefäßrei-
führt zur (Schallleitungs-)Schwerhörigkeit.
che Lamina propria.
Schleimhautfalten befinden sich zwischen der Wand
i Zur Information
der Paukenhöhle, den Gehörknöchelchen und ihren
Das Trommelfell wird durch ankommende Schallwellen in
Schwingungen versetzt. Diese werden durch den Hammer- Haltebändern. Sie lassen Nischen (Taschen) entstehen,
griff auf die Reihe der Gehörknöchelchen und dadurch auf die die Raumaufteilung der Paukenhöhle zusätzlich un-
die Stapesplatte übertragen (. Abb. 14.21). Dabei bewirkt übersichtlich machen.
die Reihe der Gehörknöchelchen eine Minderung der Schwin-
gungsamplitude zugunsten höheren Schalldrucks. Dieser Ef- Einzelheiten
fekt wird durch das Flächenverhältnis von Trommelfell zu Fe- Die relativ größten Schleimhautfalten und -taschen befinden
nestra vestibuli (45–55/3–5 mm2) verstärkt. Beide Faktoren sich an der Innenseite des Trommelfells:
bedingen eine Erhöhung der auf den perilymphatischen 4 Plicae malleares anterior et posterior
Raum einwirkenden Schalldrücke um das 22fache. Damit wird
4 Recessus membranae tympani anterior et posterior
weitgehend eine Schallreflexion, d. h. ein Energieverlust beim
4 Recessus membranae tympani superior (Prussak-Raum)
Übergang vom Medium Luft auf das Medium Perilymphe ver-
mieden.
Durch beide Falten hindurch und damit zwischen Manubrium
mallei und Crus longum incudis verläuft quer über das Trom-
melfell hinweg die Chorda tympani. Ferner begrenzen die
Hammerfalten die oberen und unteren Trommelfelltaschen.
710 Kapitel 14 · Sinnesorgane
Einzelheiten Einzelheiten
4 A. tympanica anterior aus der A. maxillaris durch die Fis- N. facialis (7 S. 670). Er tritt (mit dem N. vestibulocochlearis)
sura petrotympanica durch den Porus und Meatus acusticus internus in das Felsen-
4 A. tympanica inferior aus der A. pharyngea ascendens bein ein. Dicht unter der vorderen Felsenbeinwand biegt er
durch den Canaliculus tympanicus rechtwinkelig um (Geniculum nervi facialis, an dem sich das
4 A. tympanica superior aus der A. meningea media durch Ganglion geniculi befindet) und verläuft unter dem lateralen
den Sulcus und Canalis nervi petrosi minoris Bogengang, über der Paukenhöhle im Canalis nervi facialis
4 A. stylomastoidea aus der A. auricularis posterior durch nach dorsal (Prominentia canalis facialis 7 S. 707). Anschlie-
den Facialiskanal ßend zieht der N. facialis bogenförmig um die Paukenhöhle he-
4 Rr. caroticotympanici aus der A. carotis interna durch den rum nach kaudal und kommt somit in nahe topographische
Paries caroticus hindurch Beziehung zum Sinus sigmoideus (7 S. 592). Der Canalis nervi
facialis ist in seinem distalen, vertikal orientierten Teil si-
Venöse Abflüsse führen zu Plexus pharyngeus, V. menin- chelförmig von Cellulae mastoideae umgeben.
gea media und Sinus durae matris (Infektionsweg bei
Mittelohrentzündungen). Chorda tympani (7 S. 671). Sie gehört zum N. intermedius,
dem parasympathischen und sensorischen Anteil des N. facia-
Lymphabflüsse verlaufen gemeinsam mit denen des
lis. Sie führt (afferente) Geschmacksfasern, deren Perikaryen
äußeren Ohres zu den retroaurikulären Lymphknoten.
im Ganglion geniculi liegen, und (efferente) präganglionäre
Die Innervation der Schleimhaut der Paukenhöhle parasympathische Fasern zum Ganglion submandibulare.
erfolgt durch Die Chorda tympani verlässt den N. facialis im Canalis nervi
4 N. tympanicus und teilweise durch facialis kurz vor dem Foramen stylomastoideum, erreicht die
4 Plexus tympanicus unter der Schleimhaut der Paries Paukenhöhle durch den Canaliculus chordae tympani, verläuft
labyrinthicus unter der Schleimhaut des Mittelohrs und liegt in den Plicae
14 Einzelheiten
malleares anterior et posterior (7 oben) dem Trommelfell zwi-
schen Pars flaccida und Pars tensa an; sie verlässt das Mittelohr
Der N. tympanicus ist der 1. Ast des N. glossopharyngeus. Er ge- durch die Fissura petrotympanica und schließt sich in der Fos-
langt durch den Canaliculus tympanicus (zusammen mit der sa infratemporalis dem N. lingualis an (7 S. 671).
A. tympanica inferior) in die Paukenhöhle, wo er in den Plexus
tympanicus eingeht und die Paukenschleimhaut sensibel in-
> Klinischer Hinweis
nerviert.
Bei otoskopischer Untersuchung kann bei dünnem Trommel-
Der Plexus tympanicus ist im Wesentlichen eine Aus- fell die Chorda tympani sichtbar sein; daher die Bezeichnung
tausch- und Durchgangsstation von Nerven, die nur zum ge- »Paukensaite«.
ringeren Teil der Innervation der Schleimhaut der Pauken-
höhle dient. N. petrosus major (7 S. 671). Er verlässt den N. facialis am
Der Plexus tympanicus führt Ganglion geniculi ohne direkte funktionelle und topographi-
4 sensorische Fasern des N. glossopharyngeus sche Bezüge zur Paukenhöhle, abgesehen von Verbindungen
4 parasympathische Fasern des N. glossopharyngeus, die im zum Plexus tympanicus. Der N. petrosus major erreicht in ei-
N. tympanicus in die Paukenhöhle gelangen nem kurzen Knochenkanal die Vorderfläche des Felsenbeins
4 parasympathische Fasern des Intermediusanteils des N. fa- und damit die mittlere Schädelgrube (7 S. 591).
cialis Der N. stapedius innerviert den M. stapedius.
4 sympathische Fasern des periarteriellen Plexus caroticus
(internus)
a14.3 · Hör- und Gleichgewichtsorgan
711 14
14.3.3 Innenohr Zur Entwicklung
Aus dem Ohrbläschen (7 S. 704) entsteht das membranöse La-
byrinth. Mit geringem zeitlichen Abstand entwickeln sich
Wichtig | | (. Abb. 14.23)
Das Innenohr (Auris interna) enthält die Sinnes- 4 Ductus endolymphaticus mit einer Erweiterung (Saccus en-
dolymphaticus)
organe. Es beherbergt in verschiedenen Organ-
4 Utriculus, eine Aussackung, aus der die Bogengänge
abschnitten die Sinnesepithelien und Nerven-
(Ductus semicirculares) hervorgehen
zellen für Hör- und Gleichgewichtssinn.
4 Sacculus, eine Ausstülpung, von der der Ductus cochlearis
abgeht
Das Innenohr (. Abb. 14.22) besteht aus:
4 Labyrinthus osseus (knöchernes Labyrinth) Ductus endolymphaticus, Utriculus und Sacculus gehören zum
4 Labyrinthus membranaceus (membranöses Laby- Gleichgewichtsorgan, Ductus cochlearis zum Hörorgan.
rinth) Utriculus und Sacculus sind zunächst ungetrennt. Dann bil-
det sich eine Grenzfurche, die zu einer Einschnürung wird,
dem Ductus utriculosaccularis. Ferner wird die Verbindung
Das knöcherne Labyrinth ist ein System von Räumen
zwischen Sacculus und Ductus cochlearis zum haarfeinen
und Kanälchen im Felsenbein, das mit Perilymphe
Ductus reuniens.
gefüllt ist. Darin befindet sich das membranöse Laby- Alle aus dem Ohrbläschen hervorgegangenen Abschnitte
rinth mit Endolymphe. Es passt sich in seiner Form sind mit Endolymphe gefüllt.
weitgehend dem knöchernen Labyrinth an. Das Sinnesepithel des Innenohrs entsteht um die 12. Ent-
wicklungswoche unter dem Einfluss von Wachstumsfaktoren
Nach der Funktion lassen sich unterscheiden: aus Epithelverdickungen. Die Sinnesfelder für das Gleichge-
4 Labyrinthus cochlearis wichtsorgan entstehen im Bereich der Grenzfurche zwischen
4 Labyrinthus vestibularis Utriculus und Sacculus als Macula und am Eingang der Bogen-
gänge als Cristae ampullares sowie für das Hören im Ductus
Der Labyrinthus cochlearis beherbergt das Hörsinnes- cochlearis als Corti-Organ. Später teilt sich die Macula in Ma-
cula utriculi und Macula sacculi.
organ (Corti-Organ).
Um die Anlage des membranösen Labyrinths liegt Mesen-
Der Labyrinthus vestibularis enthält den Vestibular-
chym. In diesem Mesenchym bilden sich Spalträume, die zu-
apparat zur Wahrnehmung von Bewegungs- und Lage- sammenfließen und sich mit Perilymphe füllen. Aus dem wei-
veränderungen. ter entfernt gelegenen Mesenchym geht die knorpelige, später
knöcherne Ohrkapsel (aus Geflechtknochen) hervor. Die peri-
Der Zellwall des Corti-Organs wird von drei Kanälchen Unterschiede zwischen äußeren und inneren Haarzellen
durchzogen (. Abb. 14.26): stehen mit unterschiedlichen Aufgaben beim Hörvor-
4 innerer Tunnel zwischen inneren und äußeren Pfei- gang in Zusammenhang (7 Zur Information).
lerzellen Die äußeren Haarzellen (etwa 12 000 pro Ohr) sind
4 mittlerer Tunnel (Nuël-Raum) zwischen den äußeren zahlreicher als die inneren. Ihre Stereozilien sind V-
Pfeilerzellen und der inneren Reihe der äußeren bzw. W-förmig angeordnet. Die Spitzen der längsten
Haar- und Phalangenzellen berühren die Membrana tectoria. Dadurch werden sie
4 äußerer Tunnel, der die Reihe der äußeren Haarzel- bewegt, wenn sich die Membrana tectoria beim Hörvor-
len nach lateral begrenzt gang verschiebt. Die äußeren Haarzellen sind kontraktil.
a14.3 · Hör- und Gleichgewichtsorgan
715 14
Durch ihre Kontraktionen kommt es zur Strömungsver- > Klinischer Hinweis
stärkung der Endolymphe unter der Membrana tectoria. Bei Störungen der Endolymphbewegungen kann es zur
Äußere Haarzellen haben praktisch nur mit efferenten (Schallempfindungs-)Schwerhörigkeit kommen, z. B. durch
Nervenfasern Synapsen und sind für “otoakustische verminderte Endolymphproduktion, oder, wenn die Kontrak-
tionen der äußeren Haarzellen unterbleiben.
Emissionen“ verantwortlich.
Die inneren Haarzellen (etwa 3500 pro Ohr). Nur sie
Ganglion(spirale) cochleae (. Abb. 14.24). Es liegt im
leiten Schallsignale an das Nervensystem weiter. Ihre
Modiolus und beherbergt das 1. Neuron der Hörbahn.
Stereozilien sind in einer Reihe angeordnet. Sie berüh-
Die Ganglienzellen sind bipolar. Ihre “dendritischen“
ren die Membrana tectoria nicht. Sie werden jedoch
Axone erreichen durch Foramina nervosa der Basil-
durch Endolymphströmungen bewegt. Ihre Bewegung
armembran die Haarzellen. Die Nervenfasern zu den
ist der adäquate Reiz zur Weitergabe von Hörsignalen.
äußeren Haarzellen ziehen quer durch den inneren Tun-
Basal sind die inneren Haarzellen korbgeflechtartig
nel und Nuel-Raum.
von Nervenendigungen umhüllt. Dabei handelt es sich
Die zentripetalen Axone der Ganglienzellen gelan-
im Wesentlichen um afferente Axone großer Bipolarzel-
gen im Tractus spiralis foraminosus in den Meatus acus-
len des Ganglion spirale (7 unten). Efferente Fasern tre-
ticus internus.
ten teils an afferente Fasern, teils an afferente Boutons
Informationen über das auditive System im Gehirn
heran und haben hemmende, also steuernde Funktion
7 S. 828.
für die Weitergabe der Signale. Sie stammen aus der
oberen Olive des Hirnstammes.
> In Kürze
Innere und äußere Pfeilerzellen stehen in zwei Zellreihen Äußeres Ohr und Innenohr sind als Derivate des
und sind mit ihren apikalen Abschnitten gegeneinander Ohrbläschens ektodermaler, das Mittelohr ist als
geneigt. Dadurch entsteht der dreieckige innere Tunnel Abkömmling des Recessus tubotympanicus en-
(Corti-Kanal), der mit dem Nuel-Raum in Verbindung todermaler Herkunft. Das äußere Ohr endet in
steht. Die Zellspitzen der Pfeilerzellen sind verbreitert der Tiefe des äußeren Gehörgangs mit dem
und bilden Kopfplatten, die sich zu einer Membrana re- Oberflächenepithel des Trommelfells. Der unmit-
ticularis zusammenfügen und durch Tight junctions mit telbaren Inspektion ist das Trommelfell nur nach
den Spitzen von Sinneszellen verbunden sind. Durch die Ausgleich der Abknickung des äußeren Gehör-
Kopfplatten treten lediglich die Stereozilien in den Endo- gangs zugängig. – Die Paukenhöhle (Mittelohr)
lymphraum der Scala media ein. Durch die tight juncti- ist lufthaltig und durch die Tuba auditiva offen
ons wird an dieser Stelle der Raum der Endolymphe von mit dem Epipharynx verbunden. Durch gelenk-
dem der Corti-Lymphe getrennt. ähnlich verbundene Gehörknöchelchen (Malleus,
Incus, Stapes) werden Schwingungen des Trom-
i Zur Information melfells am ovalen Fenster (Fenestra vestibuli,
Beim Hörvorgang werden die Schwingungen der Steigbügel- Befestigung der Stapesplatte) ans Innenohr wei-
platte im ovalen Fenster auf die Perilymphe der Scala vestibuli tergegeben. Unterhalb liegt das runde Fenster
übertragen. Als Folge bilden sich Wanderwellen, die Auf- und (Fenestra cochleae mit der Membrana tympani
Abwärtsbewegungen der kochlearen Membranen bewirken.
secundaria). M. tensor tympani und M. stapedius
Frequenzabhängig entstehen dann an jeweils eng umschrie-
benen Orten Amplitudenmaxima. Diese führen zu Scherbewe- regulieren die Spannung der Gehörknöchelchen-
gungen zwischen Membrana tectoria und den Stereozilien der kette. – Das Innenohr besteht aus Labyrinthus
äußeren Haarzellen. In der Folge kommt es durch Einstrom von membranaceus et osseus. Der Schallaufnahme-
K+-Ionen aus der Endolymphe in die Haarzellen zur Depolari- apparat befindet sich im Labyrinthus cochleae.
sation der Zellmembranen und zu Zellkontraktionen (bis zu
Die schneckenförmig 2,5 ´ gewundene Kochlea
20000-mal pro Sekunde). Träger der Längenänderungen ist
das Motorprotein Prestin in den lateralen Zellmembranen. gliedert sich in Scala vestibuli, Scala media
Die Kontraktionen der äußeren Haarzellen verstärken die En- (Ductus cochlearis), Scala tympani. Das Corti-Or-
dolymphbewegungen unter der Membrana tectoria und be- gan ruht auf der Basilarmembran; es hat innere
wirken die Auslenkung der Stereozilien der inneren Haarzellen. und äußere Haarzellen sowie verschiedene
Dies ist der adäquate Reiz für die Transformation der Schall-
Stützzellen. Stereozilien der äußeren Haarzellen
wellen in Signale zur Weitergabe ans Zentralnervensystem.
716 Kapitel 14 · Sinnesorgane
haben Kontakt mit der Membrana tectoria. Durch statoconiorum verschoben. Die Verschiebung
Kontraktionen verstärken die äußeren Haarzellen führt zum Abscheren der Zilien der Haarzellen
die Strömung der Endolymphe. Dadurch werden und adäquater Reizung der Sinneszellen.
die inneren Haarzellen erregt. Sie allein transfor-
mieren Schallreize für das Nervensystem. Das Gleichgewichtsorgan ( Vestibularapparat) (. Abb.
14.27) besteht aus:
4 Sacculus
4 Utriculus
14.3.5 Gleichgewichtsorgan 4 drei Ductus semicirculares (Bogengänge), die vom
Utriculus ausgehen
Kernaussagen |
Sacculus und Utriculus sind durch den Ductus utriculo-
5 Das Gleichgewichtsorgan besteht aus Saccu- saccularis miteinander verbunden und der Sacculus
lus, Utriculus und drei Bogengängen. durch den Ductus reuniens mit dem Ductus cochlearis
5 In Sacculus und Ultriculus befinden sich (7 oben). Der Ductus utriculosaccularis entlässt den
Macula sacculi und ultriculi. Ductus endolymphaticus. Er zieht im Aqueductus vesti-
5 Die Sinneszellen der Maculae (Haarzellen) buli zur Hinterwand des Felsenbeins und mündet in den
ragen mit Zilien in eine gallertige Deck- im Epiduralraum gelegenen Saccus endolymphaticus.
membran (Membrana statoconiorum) mit Eingelagert sind in die Wand von Utriculus und Sac-
Statoconien hinein. culus je ein 2–3 mm2 großes Sinnesfeld:
5 Jeder Bogengang hat vor der Einmündung in 4 Macula sacculi
den Utriculus eine ampulläre Erweiterung mit 4 Macula utriculi
einer Crista ampullaris, die aus Stütz- und
Sinneszellen besteht. Die Macula sacculi steht senkrecht, die Macula utriculi
5 Bei Bewegungen des Kopfes wird die Endo- horizontal zur Körperachse. Die Maculaorgane nehmen
lymphe in Sacculus, Utriculus und Bogen- Linearbewegungen wahr.
gängen beschleunigt und die Membrana
Ductus semicirculares (. Abb. 14.22). Sie befinden sich
leicht exzentrisch im Perilymphraum des knöchernen
Labyrinths, der hier im Gegensatz zum Vestibulum
und zur Kochlea mit lockerem Bindegewebe gefüllt ist.
14
. Abb. 14.27. Vestibularapparat. Rot Sinnesfelder; A Ampulla . Abb. 14.28. Labyrinth. Lage im durchscheinend gedachten Fel-
membranacea senbein
a14.3 · Hör- und Gleichgewichtsorgan
717 14
Zu unterscheiden sind (. Abb. 14.27): Die Sinnesfelder bestehen aus:
4 hinterer Bogengang (Ductus semicircularis posteri- 4 Sinneszellen
or) 4 Stützzellen
4 vorderer Bogengang (Ductus semicircularis anteri- Sie werden bedeckt von einer
or) 4 Gallertmembran; sie ist unterschiedlich gebaut: als
4 lateraler Bogengang (Ductus semicircularis lateralis) Capula in Cristaorganen, als Membrana statoconio-
rum in den Maculaorganen.
Die Bogengänge verlaufen schräg im Winkel von ca. 458
zur vertikalen, horizontalen bzw. frontalen Körperebene Die Sinneszellen des Vestibularapparates sind sekundäre
(. Abb. 14.28). Untereinander stehen die Bogengänge Sinneszellen und wirken als Mechanorezeptoren.
senkrecht aufeinander, wobei der Ductus semicircularis Zu unterscheiden sind
lateralis horizontal verläuft. Der vordere Bogengang 4 bauchige Haarzellen (Typ I)
wirft an der oberen Felsenbeinfläche die Eminentia ar- 4 schlanke Haarzellen (Typ II)
cuata auf (7 S. 591).
Jeder Bogengang hat kurz vor einer seiner Einmün- Gemeinsam sind beiden Sinneszelltypen lange Stereo-
dungen in den Utriculus eine Erweiterung (Ampulla zilien (pro Zelle etwa 50–80) und jeweils ein Kinozilium.
membranacea) (anterior, posterior, lateralis). Dort be- Die Zilien ragen in die gelatinöse Glykoproteindeck-
findet sich eine kammartige Erhebung (Crista ampulla- schicht hinein.
ris), auf der Sinnesepithel liegt. Die medialen Schenkel Unterschiedlich ist die Innervation der beiden Haar-
der vorderen und hinteren Bogengänge bilden das ge- zelltypen. Typ-I-Zellen werden kelchförmig von afferen-
meinsame Crus membranaceum commune. ten Nervenfaserenden umfasst. Dabei treten vor allem
basal zwischen Sinneszellen und Nervenfaserenden Sy-
Mikroskopische Anatomie der Sinnesfelder (. Abb. napsen mit synaptic ribbons auf. An den afferenten Fa-
14.29). Der Aufbau der Sinnesfelder ist in allen Anteilen serenden bilden Axone efferenter, wahrscheinlich hem-
des Vestibularapparates gleich. mend wirkender Nervenzellen des N. vestibularis latera-
lis Synapsen. Durch die Aufzweigung der Nervenfasern
werden jeweils mehrere Sinneszellen von einer Nerven-
faser erreicht. Typ-II-Zellen bilden Synapsen (mit synap-
tic ribbons) sowohl mit afferent als auch mit efferent lei-
tenden Nervenzellfortsätzen.
Zentralnervensystem
15.1 Einführung – 720
15.2 Entwicklung – 724
15.2.1 Entwicklung von Nervenzellen und Gliazellen – 724
15.2.2 Entwicklung des Rückenmarks – 726
15.2.3 Entwicklung des Gehirns – 728
15.2.4 Entwicklung des peripheren Nervensystems – 732
15 Zentralnervensystem
i Zur Information
Nahezu alle Systeme des ZNS stehen untereinander in Verbin-
dung. Dabei kann die Erregung des einen Systems ein ande-
res erregen oder hemmen. Unterschiedliche Funktionsabläufe
in den verschiedenen Systemen können durch Integrations-
zentren koordiniert werden.
Am Aufbau eines Leitungsbogens sind beteiligt: Afferent ist ein Neuron, wenn es einem anderen Neuron
4 Rezeptor ein Signal zuleitet. Dies gilt sowohl für die Zugänge aus
4 afferentes Neuron Rezeptoren als auch innerhalb einer Neuronenkette bei
4 Interneuron(e) (fakultativ) Übertragung eines Aktionspotenzials auf ein folgendes
4 efferentes Neuron Neuron. Sofern es sich um Neurone des somatischen
4 Effektor Nervensystems handelt, werden die zuleitenden Neuro-
ne als somatoafferent bzw. somatosensorisch, die des
Fehlen Interneurone, liegt ein einfacher (. Abb. 15.2), autonomen Systems als viszeroafferent bezeichnet.
sind Interneurone vorhanden, ein zusammengesetzter
Leitungsbogen vor (. Abb. 15.3). i Zur Information
Im Sprachgebrauch wird oft (noch) für somatoafferent der Be-
Rezeptoren sind Strukturen, die auf spezifische Reize griff »sensibel« verwendet. Der Begriff »sensorisch« soll dage-
reagieren (7 S. 221). gen die Impulse aus den sog. höheren Sinnesorganen (Auge,
Ohr) bezeichnen. Funktionell bestehen jedoch keine Unter-
schiede zwischen »sensibel« und »sensorisch«. Deswegen
wird einheitlich, wie im wissenschaftlichen Schrifttum üblich,
von »sensorisch« gesprochen. Die Bezeichnung geht darauf
zurück, dass die Empfänger der Signale »Sensoren« sind.
In der Klinik weiter üblich ist jedoch die Bezeichnung
»Sensibilitätsstörungen«. Gemeint sind damit Störungen bei
Aufnahme und Verarbeitung von Reizen, z. B. Dysästhesien
für veränderte Wahrnehmungen, Parästhesien für Fehlempfin-
dungen (»Kribbeln, Pelzigsein« u. a.).
. Abb. 15.4 a–d. Wirkung von hemmenden Interneuronen. a Vorwärtshemmung, b Rückwärtshemmung, c präsynaptische Hemmung,
d Desinhibition
Ferner können Interneurone dieser Art in Erre- Efferent ist ein Neuron, wenn es ein Signal weiterleitet,
gungskreisen liegen. Erregungskreise werden dadurch sei es vom Zentralorgan zu seinem Erfolgsorgan in der
gebildet, dass eine Kollaterale einer Nervenzelle an ein Peripherie (Effektor), sei es zu einem weiteren Neuron.
Interneuron herantritt, dessen Axon rückläufig mit Pe- Die entsprechenden Neurone des somatischen Systems
rikaryon (oder Dendriten) der Ausgangsnervenzelle ei- werden als somatoefferent, die des autonomen Systems
ne Synapse bildet (. Abb. 15.4 b). Meist handelt es sich als viszeroefferent bezeichnet. Verwirrung kann da-
um inhibitorische Interneurone. Erregungskreise kön- durch entstehen, dass in einer Neuronenkette ein effe-
nen auch mehrere Interneurone haben. rentes Neuron für ein nachfolgendes afferent sein kann.
i Zur Information Effektor ist das Erfolgsorgan, dessen Tätigkeit von den
Zu einer ausgewogenen Funktion des Nervensystems tragen efferenten Nervenimpulsen beeinflusst wird. Typischer
vor allem hemmende Interneurone bei. Sie können bewirken Effektor der somatoefferenten Neurone ist die quer ge-
(. Abb. 15.4 a–d):
streifte Skelettmuskelfaser. Die Qualität der in den so-
4 Vorwärtshemmung; das hemmende Interneuron liegt
zwischen erregter Zelle und Folgezelle, es hemmt die matoefferenten Neuronen geleitete Erregung wird als
Weitergabe der Erregung »motorisch« bezeichnet. Die Effektoren des autonomen
4 Rückwärtshemmung (rekurrente Hemmung); sie kommt Nervensystems sind u. a. glatte Muskulatur und Drüsen.
dadurch zustande, dass das erregte Neuron durch eine
Kollaterale ein Interneuron erregt, das seinerseits an
das erregte Neuron herantritt und es hemmt > In Kürze
4 präsynaptische Hemmung (nur im Rückenmark); das in-
hibitorische Neuron bildet mit dem Endabschnitt eines Das Nervensystem lässt sich unter verschiedenen
erregten Axons Synapsen (axoaxonale Synapse) Gesichtspunkten gliedern: zentral – peripher, ani-
4 Desinhibition; bei aufeinander folgenden hemmenden malisch – autonom, graue Anteile – weiße Antei-
Interneuronen wird die hemmende Wirkung auf das Ziel- le, Neuronensysteme. Basis hierfür ist die Anord-
neuron aufgehoben (Prinzip der doppelten Hemmung)
nung der Neurone mit ihren Fortsätzen in funk-
tionellen Systemen und in Leitungsbögen mit af-
> Klinischer Hinweis
ferenten und efferenten Anteilen. Durch Inter-
Bestimmte Gifte, sog. Konvulsiva, schalten im Rückenmark
durch Störung der neuronalen Transmission die Wirkung neurone mit inhibitorischen bzw. exzitatorischen
hemmender Interneurone aus und erzeugen dadurch lang Fähigkeiten entsteht im ZNS ein Netzwerk, das
anhaltende Krämpfe (z. B. Tetanustoxin). ein ausbalanciertes Zusammenwirken aller betei-
ligten Anteile des Nervensystems ermöglicht.
724 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
Klein- und Endhirnrinde erfolgt die Wanderung an ge- des Gehirns zur Volumenzunahme kommt. Jedoch überleben
streckten Fortsätzen von Gliazellen, die sich vor der Ent- nur diejenigen Nervenzellen, die von den Axonen anderer
Nervenzellen erreicht und in das neuronale Netzwerk ein-
stehung der Proneurone gebildet haben, der Radialglia.
bezogen werden.
Die ausgewanderten Proneurone bilden die Anlage der In umschriebenen Gebieten des Gehirns verbleiben sogar
grauen Substanz von Rückenmark und Gehirn. Jedoch lebenslang undifferenzierte neuronale Vorläuferzellen
nicht alle Proneurone entwickeln sich weiter. Etwa (Stammzellen), die sich unter dem Einfluss von Wachstums-
50% gehen durch Apoptose zugrunde. faktoren bzw. Zytokinen teilen, dann wandern und zu fertigen
Neuronen bzw. Glia werden können. Stammzellgebiete des
Während der Differenzierung bekommen Proneuro-
Gehirns befinden sich subventrikulär, in Hippocampus und
ne Zytoplasmafortsätze, aus denen feine Dendriten und Bulbus olfactorius. – Bemerkenswert ist, dass im Hippocam-
in der Regel ein Axon hervorgehen. Dabei werden meh- pus Antidepressiva, die die Wiederaufnahme von Serotonin
rere Stadien durchlaufen: in serotoninerge Axone hemmen, zur Bildung neuer Nerven-
4 apolares Proneuron (Proneuron ohne Fortsätze) zellen führen.
4 bipolares Proneuron (Proneuron mit einem Dendri-
ten und einem Axon) Glioblasten. Auch die Glioblasten verlassen das Neuro-
4 junges Neuron (mit meist mehreren Dendriten und epithel und differenzieren sich in der Marginalzone
einem Axon) der Neuralanlage zu Astrozyten und Oligodendrozyten.
Sie behalten ihre Teilungsfähigkeit während des ganzen
In der Folgezeit differenzieren sich die Neurone und es Lebens bei.
entstehen unterschiedliche Zelltypen. In der Folgezeit bildet die Oligodendroglia im Zent-
ralnervensystem um die Axone Markscheiden. Dabei
umgreift jeweils eine Oligodendrogliazelle mehrere
i Zur Information Axone.
Bei der Differenzierung der Neurone wirken intrinsische Regu-
Die Markscheidenbildung (Myelogenese) beginnt
latorgene mit extrinsischen Signalen aus der Zellumgebung
zusammen. Die Regulatorgene werden in Form einer fortlau- im 4. Entwicklungsmonat, ist aber mit der Geburt noch
fenden Kaskade angeschaltet. Hierauf nehmen neurotrophe nicht in allen Teilen des Nervensystems abgeschlossen.
Proteine (Wachstumsfaktoren u. a.) als extrinsische Signale
Einfluss.
Die Nervenzellbildung ist nicht mit der Geburt abge- Weitere Abkömmlinge des Neuroepithels sind das Epen-
schlossen. Auch 13- bis 18-Jährige generieren noch größere dym (7 S. 87), das den Zentralkanal des Rückenmarks
Mengen neuer Nervenzellen, so dass es an einzelnen Stellen und die Ventrikelräume des Gehirns auskleidet, sowie
726 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
> In Kürze
In der Mantelzone der Rückenmarkanlage entste-
hen Flügel- und Grundplatte und daraus in der
Folgezeit Vorder- und Hinterhorn der grauen
Substanz. Dazwischen bildet sich das Seitenhorn.
Diese Anordnung führt zu einer Längsgliederung
der grauen Substanz des späteren Rückenmarks.
In der Marginalzone der Rückenmarkanlage ge-
hen aus der Zusammenlagerung von Nervenfa-
sern Hinter-, Seiten- und Vorderstrang hervor. –
Während der Entwicklung bleibt das Wachstum
des Rückenmarks gegenüber dem der Wirbelsäu-
le zurück, der Aszensus des Rückenmarks ist je-
doch scheinbar. Die Wurzelfasern der unteren
Rückenmarksegmente werden zur Cauda equina
ausgezogen.
Kernaussagen |
5 Der kraniale Teil des Neuralrohrs weitet sich
zum Prosencephalon und Rhombencephalon
aus.
5 Aus dem Prosencephalon gehen Großhirn-
15 bläschen, Augenbecher und Zwischenhirn
hervor.
5 Aus dem Rhombencephalon entwickeln sich
Mittelhirn und Nachhirn sowie die Rauten-
lippen als Vorläufer des Kleinhirns.
. Abb. 15.7 a–d. Missbildungen des Rückenmarks. Linke Spalte: 5 Durch unterschiedliches Wachstum der ein-
Oberflächenansichten. Rechte Spalte: Querschnitte. a Myelozele.
b Myelomeningozele. c Meningozele. d Spina bifida occulta. Hyper-
zelnen Abschnitte kommt es zur Krümmung
trichose: atypisch-vermehrte Haarbildung. Rote Linie: Dura mater der Anlage mit Scheitelbeuge, Nackenbeuge
und Brückenbeuge.
5 Das stärkste Wachstum erfahren die Groß-
4 Spina bifida occulta: wird die Entwicklung in einem
hirnbläschen. Die Großhirnanlage führt eine
noch späteren Stadium gestört, kommt es lediglich
Art Rotationsbewegung durch.
zu einem Defekt der Wirbelbögen; die bedeckende
5 Im Rhombencephalon bleibt der Bauplan des
Haut zeigt manchmal kleine Haarbüschel, die auf
Rückenmarks erhalten.
gestörte epidermale Induktionsprozesse hinweisen
a15.2 · Entwicklung
729 15
Die Entwicklung des Gehirns (. Abb. 15.8) beginnt nach 4 Nackenbeuge zwischen den Anlagen von Rücken-
Verschluss des Neuroporus cranialis in der Mitte der 4. mark und Rautenhirn
Entwicklungswoche mit einer Ausweitung des kranialen 4 Scheitelbeuge im Gebiet der Mittelhirnanlage
Teils des Neuralrohrs. Dort bilden sich zwei primäre Ge- 4 Brückenbeuge: nach ventral gerichtete Abknickung
hirnbläschen: im Bereich des Rhombencephalon
4 Prosencephalon (Vorderhirn)
4 Rhombencephalon (Rautenhirn) i Zur Information
Im frühen Stadium der Gehirnentwicklung sind die einzelnen
Teile des Gehirns (Telencephalon, Diencephalon, Mesence-
Die Gehirnbläschen haben weite Hohlräume, die Anla-
phalon und Rhombencephalon) wie die Glieder einer (abge-
gen der zukünftigen Ventrikel. knickten) Kette von rostral nach kaudal hintereinander ange-
ordnet. Dies ist ein stammesgeschichtlich altes Hirnmuster,
Prosencephalon. Bereits in der 5. Entwicklungswoche das bei Fischen und Amphibien vorliegt. Funktionell sind Tel-
bilden sich bilateral die Vorläufer der Augenbecher encephalon, Cerebellum und Tectum mesencephali anderen
Hirnteilen übergeordnet; sie werden zu Integrationsorten, in
(. Abb. 15.8 a) und rostral davon auf jeder Seite ein
denen Informationen aus verschiedenen Systemen verarbei-
Großhirnbläschen als Anlage des Endhirns (Telencepha- tet werden.
lon). Der verbleibende Teil des Prosencephalon wird in
der Folgezeit zum Zwischenhirn (Diencephalon). Aus Bei der nun folgenden Morphogenese des Gehirns ist
der Vorderwand des Prosencephalon entstehen zwi- das starke Wachstum der Großhirnbläschen dominie-
schen den beiden Großhirnbläschen die Lamina termi- rend. Dabei werden zunächst im 3. Entwicklungsmonat
nalis (. Abb. 15.9) und aus dem Teil der Deckplatte End- und Zwischenhirnanlage durch den Sulcus telodi-
der Neuralanlage im späteren Zwischenhirnbereich encephalicus voneinander abgesetzt. Dann entstehen
der Plexus choroideus des III. Ventrikels. am Zwischenhirnboden die Anlagen der Hypophyse so-
wie der Corpora mammillaria.
Rhombencephalon. Der dem Diencephalon folgende Im 4. Entwicklungsmonat vergrößern sich die Groß-
Teil des Rhombencephalon wird zum Mittelhirn (Mes- hirnbläschen insbesondere nach kaudal und basal, aber
encephalon). Auf seiner Dorsalseite wird das Tectum auch nach frontal. Es kommt zu einer Rotationsbewe-
mesencephali angelegt (. Abb. 15.8 b, c). Weitere gung (. Abb. 15.8 d), deren Achse etwa quer durch
Wachstumsvorgänge führen zu einer Gliederung der an- die Übergangsregion zwischen Di- und Telencephalon
schließenden Teile des Rhombencephalon in Nachhirn verläuft. Dadurch hat das spätere Großhirn Bogenform.
(Metencephalon) und verlängertes Mark (Myelencepha- Bei der Bewegung wandern ursprünglich dorsal gelege-
lon). In diesem Bereich wird die Ventrikelanlage zu ei- ne sowie Teile frontal gelegener Bezirke nach basal.
ner rautenförmigen Grube (Fossa rhomboidea) erwei- Das Wachstum geht auf eine Vergrößerung des
tert (. Abb. 15.9) und von einem nur einschichtigen Großhirnmantels zurück. Das Wachstum ist jedoch
Epithel bedeckt, dem Vorläufer der Lamina epithelialis nicht gleichmäßig. Vielmehr bleibt ab dem 6. Entwick-
des Plexus choroideus des IV. Ventrikels. lungsmonat an den Großhirnseitenflächen ein um-
Ferner entstehen in der 6. Entwicklungswoche am schriebener Bezirk zurück. Er wird in der Folgezeit
rostralen Ende der Rautengrube die paarigen Rautenlip- von umgebenden Abschnitten überwachsen (operkula-
pen (. Abb. 15.8 b), die Vorläufer des Kleinhirns (Cere- risiert) und als Insel in die Tiefe verlagert. Weitere Zell-
bellum) (. Abb. 15.8 d). Ontogenetisch ist daher das vermehrungen führen zur Bildung von Furchen und Fal-
Kleinhirn dem Metencephalon zuzurechnen. Der zwi- ten an der Großhirnoberfläche (7 unten).
schen den Rautenlippen verbleibende basale Teil des Parallel zur Morphogenese des Großhirns verändert
Metencephalon wird zur Brücke (Pons). Das Myelence- sich auch der Bauplan der Neuralanlage im Bereich des
phalon entwickelt sich zum verlängerten Mark (Medulla Gehirns. Dabei bleiben im Rhombencephalon Deckplat-
oblongata). te, Flügelplatte, Grundplatte und Bodenplatte (7 oben)
erhalten, wenn auch in modifizierter Form. Hinzu
Durch das schnelle, aber unterschiedliche Wachstum kommt die Entwicklung des Kleinhirns aus den Rauten-
der verschiedenen Abschnitte der frühen Gehirnanlage lippen. Anders sieht es im Prosencephalon aus. Hier
kommt es zu Verformungen. Es entstehen drei Krüm- kommt es durch Proliferation des Neuroepithels zu ei-
mungen (. Abb. 15.8 a, b): ner vom Grundbauplan abweichenden Gestaltung.
730 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
15
. Abb. 15.10. Abkömmlinge der Neuralleiste. Links: Wanderwege der Neuralleistenzellen, rechts: Derivate der Neuralleiste (nach Britsch
2006)
Die viszeroafferenten und viszeroefferenten Neurone Der in die Peripherie wachsende Fortsatz schließt sich
gehören zum autonomen System. den Pionierfasern der somatoefferenten Neuronen an,
sodass um die Pionierfasern herum ein Bündel von ef-
Weitere Abkömmlinge der Neuralleiste sind die chro- ferenten und afferenten Fasern entsteht (Faszikulation).
maffinen Zellen des Nebennierenmarks, Melanozyten Bewirkt wird die Bündelung durch Zelladhäsionsmole-
der Haut, das Mesektoderm des Kopfbereichs. küle.
Somatoafferente Neurone. Die hierfür determinierten Viszeroafferente Neurone. Ihre Proneurone verhalten
Zellen wandern von der Neuralleiste zu den Anlagen sich teilweise wie somatoafferente Neurone, jedoch sind
der Kopfganglien bzw. am Rückenmark zu den noch un- ihre Zielgebiete innere Organe bzw. prävertebrale Gan-
gegliederten Anlagen der Spinalganglien. Dort bekom- glien (7 unten). Ihre zentripetalen Äste schließen sich
men die Proneurone einen Fortsatz, der sich teilt. Der zunächst den efferenten Verlaufsstrecken des auto-
eine Ast wächst in die Peripherie und erreicht dort sein nomen Systems an, ziehen dann aber zu Spinalganglien
zukünftiges Innervationsgebiet. Der andere wächst und den hinteren Wurzeln des Rückenmarks.
zentralwärts zur Anlage des Rückenmarks bzw. Gehirns.
734 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
15.3.2 Telencephalon
i Zur Information
Das Telencephalon (Endhirn) wird auch als Cerebrum be-
zeichnet. Es ist mit seinen Verbindungen zu Diencephalon
und Mesencephalon in der nichtinvasiven kurativen Medizin
die Domäne von Psychiatrie und Psychotherapie.
Im Telencephalon erfolgt die assoziative Verarbeitung
von Signalen aus der Umwelt und aus dem Körperinneren.
Gedächtnis, Denken, Lernen, Vernunft, bewusste Aufmerk-
samkeit, selbst Gefühle sind Leistungen des Endhirns, vielfach
in Kooperation mit anderen Teilen des Gehirns. Es handelt
sich um sensorische, kognitive und emotionale Vorgänge.
. Abb. 15.11. Medianer Sagittalschnitt durch das Gehirn. Sie können in Handeln umgesetzt werden, das stets moto-
Rot: Diencephalon risch ist, z. B. die Sprache. An jeder Leistung sind zahlreiche
Gebiete des Telencephalons beteiligt.
Zur Nomenklatur An der Basis jeder Hemisphäre liegen vorn Bulbus ol-
Weitere bei der Unterteilung des Gehirns verwendete Begriffe factorius und Tractus olfactorius (. Abb. 15.13 c). In
sind Prosencephalon, Rhombencephalon und Stammhirn. den Bulbus olfactorius treten feine, marklose Nervenfa-
736 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
i Zur Information
Alle folgenden Ausführungen haben zur Grundlage, dass das
Endhirn in seinem inneren Aufbau besteht aus
4 grauer, nervenzellreicher Rinde (Cortex cerebri)
4 subcortikalen Kernen mit Basalganglien
4 weißer Substanz mit myelinisierten Axonen
Im Cortex cerebri können Informationen verarbeitet, gespei-
chert und komplexe Prozesse gesteuert werden. Ferner
können dort Ereignisse bewusst gemacht sowie Absichten
und Pläne entwickelt werden. Schließlich kann das Endhirn
Handlungen veranlassen, z. B. Lokomotion, Sprechen, Schrei-
ben u. a.
Die subcortikalen Gebiete haben komplementäre Auf-
gaben und die weiße Substanz mit ihren Axonen dient Zu-
und Ableitung aller Signale zu den grauen Gebieten des End-
. Abb. 15.13 a–c. Oberflächenansichten des Telencephalon mit hirns.
Kennzeichnung wichtiger Gyri und Sulci. a Seitenansicht, b An- Graue Rinde und weiße Substanz gemeinsam bilden das
sicht von medial (vergrößert dargestellt), c Ansicht von kaudal. Lo- Pallium (Hirnmantel). Die Bezeichnung geht darauf zurück,
bus frontalis, Lobus parietalis, Lobus occipitalis, Lobus temporalis, dass die Hemisphären des Endhirns große Teile von Zwischen-
Lobus limbicus sind durch Raster gekennzeichnet hirn und Hirnstamm »mantelförmig« überdecken.
738 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
Die morphologische Gliederung des Endhirns in Lap- Der motorische Cortex ist ein Teil des motorischen Sys-
pen und Gyri lässt sich mit einer funktionellen Glie- tems des ZNS, dessen Besprechung erfolgt 7 S. 805.
derung in Gebiete unterschiedlicher Aufgabenstellung
korrelieren. Es wird von einer Arealgliederung gespro- Präfrontaler Cortex. Er umfasst die vordere Hälfte des
chen. Frontallappens. Zu ihm gehören mehrere Gebiete, durch
deren Zusammenwirken weitgehend die Persönlichkeit
i Zur Information bestimmt wird. Sie sind u. a. an dem beteiligt, was als
Heute gelingt es mit Magnetresonanztomographie (MRT) und Verstand und Vernunft bezeichnet wird. Der präfrontale
Positronenemissionstomographie (PET) Cortexareale intravi- Cortex hat zahlreiche Verbindungen insbesondere mit
tal im Moment ihrer Aktivierung sichtbar zu machen, z. B. den subcortikalen Gebieten des limbischen, für Emotio-
beim Hören, Tasten, Sehen. Dabei zeigt sich, dass die Zuwei- nen und Affekte zuständigen Systems (7 S. 832).
sung von Aufgaben nicht starr ist. Vielmehr sind Umfunktio-
nierungen möglich. So kann z. B. bei Erblindung innerhalb we-
niger Tage der visuelle Cortex an der Verarbeitung taktiler
> Klinischer Hinweis
und akustischer Reize beteiligt werden. Fällt der präfrontale Cortex aus, geht die intellektuelle Kon-
trolle über sich selbst verloren sowie die Fähigkeit, über Prob-
leme nachzudenken oder Zukunftspläne zu entwickeln.
Im Frontallappen befinden sich:
4 motorische Areale: motorischer Cortex Parietal-, Temporal- und Occipitallappen. Hier liegen die
4 Areale für höhere psychische Leistungen, z. B. Er- sensorischen Rindengebiete (. Abb. 15.15).
kenntnisgewinn, Verhalten, vorausschauende Pla- Dazu gehören im
nung, Antrieb: präfrontaler Cortex 4 Parietallappen der somatosensorische Cortex zur
Wahrnehmung von Berührungsreizen und für die
Motorischer Cortex. Die motorischen Gebiete des Cortex Tiefensensibilität
liegen in der hinteren Hälfte des Lobus frontalis. 4 Occipitallappen das visuelle Rindengebiet (Sehrin-
Zu unterscheiden sind (. Abb. 15.15): de) für Lichteindrücke aus dem Auge
4 primär-motorischer Cortex; er liegt vor dem Sulcus 4 Temporallappen das auditive Rindengebiet (Hörrin-
centralis, ist etwa 2 cm breit und entspricht weit- de) für auditive Signale aus dem Hörorgan
gehend dem hinteren Teil des Gyrus praecentralis
(. Abb. 15.13 a); von hier gehen die Signale für Hinzu kommen als spezielle Gebiete:
die Betätigung der Muskeln aus 4 Rindengebiet nach Wernicke: sensorisches Sprach-
4 prämotorischer Cortex; er befindet sich vor dem pri- zentrum
mär-motorischen Cortex, hier erfolgen Planung und 4 parietooccipitales Assoziationsgebiet
Koordination der Muskelinnervation 4 Lobus limbicus und Hippocampus
4 supplementär-motorischer Cortex; dieses Gebiet
liegt oberhalb des prämotorischen Cortex überwie- i Zur Information
15 gend auf der medialen Hemisphärenseite; es steuert Alle sensorischen Gebiete weisen auf:
4 primäre Rindenfelder
komplexe Bewegungen, z. B. beim Tanzen oder Klet-
4 sekundäre Rindenfelder
tern; ergänzt wird es durch ein zweites Gebiet im Die primären Rindenfelder erhalten ihre Signale von den ver-
hinteren Teil des Parietallappens, das Signale aus schiedenen sensorischen Rezeptoren. Dadurch sind sie ent-
dem visuellen, akustischen und vestibulären Cortex sprechend der Körperoberfläche topisch gegliedert. Aller-
erhält (7 S. 843); prämotorischer und supplementär- dings werden die Signale vorher in Thalamus bzw. Metatha-
motorischer Cortex werden auch als sekundärer mo- lamus (7 S. 749) umgeschaltet, sodass die primären sensori-
schen Rindenfelder eigentlich Projektionsgebiete von Thala-
torischer Cortex bezeichnet mus und Metathalamus sind.
4 frontales Augenfeld im hinteren Teil des Gyrus fron- Signale, die die sekundären Rindenfelder erreichen, wer-
talis medius den vorher in den primären Rindenfeldern »bearbeitet«. Au-
4 Rindenfeld nach Broca (Broca-Zentrum); es ist das ßerdem erhalten die sekundären Rindenfelder jeweils weitere
motorische Sprachzentrum, es liegt am lateralen Signale aus anderen cortikalen und subcortikalen Gebieten.
Dadurch sind beim Menschen die sekundären Rindenfelder
Rand des prämotorischen Cortex (Partes opercularis umfangreicher als die primären. Sie dienen vor allem der In-
et triangularis des Gyrus frontalis inferior) meist terpretation der Signale und ermöglichen z. B. die Unterschei-
der linken Seite (7 S. 844). dung von Baum und Strauch.
a15.3 · Gehirn
739 15
Somatosensorischer Cortex. Die primär-somatosensori- che des Temporallappens (. Abb. 15.61). Wenn zwei
sche Rinde entspricht größtenteils dem Gyrus postcent- Heschl-Querwindungen auf einer Seite vorkommen,
ralis (. Abb. 15.15). Die Signale kommen von verschie- liegt die primäre Hörrinde in der vorderen Querwin-
denen Mechanorezeptoren sowie Schmerz-, Thermo- dung, vor allem in ihrem medialen Teil. Hier werden
und Tiefenrezeptoren des Körpers. – Das sekundär-so- die Hörmuster, z. B. nach Frequenz und Intensität der
matosensorische Rindengebiet nimmt einen großen Teil Schallreize, entschlüsselt. – Die sekundäre Hörrinde um-
des übrigen Parietallappens ein (Einzelheiten über das gibt die primäre Hörrinde hufeisenförmig. Teile dieses
somatosensorische System 7 S. 814). Gebietes ermöglichen das Erkennen auditiver Signale,
z. B. einer Türklingel (auditive Erinnerungen) (Einzel-
Sehrinde. Sie beansprucht den ganzen Occipitallappen heiten zum auditiven System 7 S. 828).
(. Abb. 15.15). Der größte Teil der primären Sehrinde
liegt um den Sulcus calcarinus (. Abb. 15.15 b) auf der Rindengebiet nach Wernicke (Wernicke-Zentrum)
medialen Seite jeder Hemisphäre, nimmt aber auch (. Abb. 15.15). Es ist das sensorische Sprachzentrum
den hinteren Pol des Occipitallappens ein. Die primäre und liegt im Gyrus temporalis superior der dominanten
Sehrinde nimmt visuelle Signale auf und leitet sie ge- Hemisphäre (7 S. 843).
trennt nach Art der Sinneseindrücke, z. B. Farbe, Kon-
trast und Bewegung, an sekundäre Sehrindengebiete Parietooccipitales Assoziationsgebiet. Diese Region be-
weiter. – Die sekundäre Sehrinde umfasst den übrigen findet sich im Übergangsgebiet zwischen Parietal-,
Teil des Occipitallappens. Ihre Aufgabe ist die Interpre- Occipital- und Temporallappen (Gyrus supramarginalis,
tation der visuellen Informationen. Dies führt u. a. zu Gyrus angularis, . Abb. 15.15 a) und dient der Interpre-
visuellen Erinnerungsbildern (Einzelheiten zum visuel- tation taktiler, visueller und auditiver Informationen,
len System 7 S. 822). die aus den jeweiligen sekundären Rindengebieten
stammen (Einzelheiten 7 S. 843).
Hörrinde. Die primäre Hörrinde liegt im Gyrus tempora-
lis transversus (Querwindung nach Heschl). Sie befindet Lobus limbicus. Er bildet zusammen mit dem Hippo-
sich in der Tiefe des Sulcus lateralis auf der oberen Flä- campus (7 S. 832) einen äußeren und einen inneren
. Abb. 15.14. Frontalschnitt durch das Endhirn in Höhe der Insel- tum, Globus pallidus, vordere und mittlere Thalamuskerne sowie
rinde. Auf diesem Schnittniveau werden gleichzeitig Corpus stria- Corpus amygdaloideum getroffen
740 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
Zur Entwicklung
Die Nervenzellen des Cortex stammen aus dem periventriku-
lären Neuroepithel der Endhirnbläschen. Dort entstehen post-
mitotische unreife Proneurone (7 S. 724 f.), die zur äußeren
Oberfläche des Hirnmantels wandern (Migration). Dabei wer-
den sie von Gliastrukturen (Radiärfasern) geleitet. Als Erstes
bildet sich eine Marginalzone, ein Vorläufer der späteren Mo-
lekularschicht der Großhirnrinde (Schicht I). Unter dieser bau-
en neu herangewanderte Neurone eine weitere Zellschicht auf
(cortikale Platte). In der Folgezeit durchwandern neu eintref-
fende Proneurone die zunächst noch dünne cortikale Platte
und lagern sich ihr von außen auf. Auf diese Weise wird die
cortikale Platte immer dicker und es entstehen die Schichten
II–VI des Cortex. Die Zellen der äußeren Lage sind jeweils
jünger als die der inneren.
i Zur Information
Die Unterteilung des Cortex cerebri in Archi-, Paleo- und Neo-
cortex geht auf die Phylogenie des Gehirns zurück. Es haben
sich in deren Verlauf Umfang und funktionelle Gewichte der
verschiedenen Endhirngebiete erheblich verändert.
Beim Menschen werden unterschieden:
4 Paleocortex bzw. Paleopallium (palaios = sehr alt)
. Abb. 15.15 a, b. Telencephalon mit neurofunktionellen Gebie- 4 Archicortex bzw. Archipallium (archaios = alt)
ten. a Seitenansicht, b Ansicht von medial 4 Neocortex bzw. Neopallium (neos = neu)
Paleocortex, Paleopallium befinden sich im basalen Bereich
des Endhirns und gehören zum olfaktorischen System
(7 S. 820). Phylogenetisch sind es die ältesten Teile des End-
Ring um den Balken (. Abb. 15.13, 7 S. 832). Beide Ge- hirns.
biete gehören zum limbischen System. Sie sind an allen Archicortex, Archipallium entstehen an der dorsomedialen
Seite des Endhirnbläschens. Sie liegen wie ein Saum (Limbus)
emotionalen Vorgängen beteiligt. Außerdem nehmen sie
15 durch ihre Verbindungen mit neocortikalen Gebieten,
oberhalb der Anlage des Plexus choroideus in der Nähe der
Endhirnganglien. Aus ihnen geht die Hippocampusformation
speziell dem Frontalhirn, Einfluss auf Motivationen, hervor, ein wichtiger Teil des limbischen Systems (7 S. 832).
Lernen und Gedächtnis (Einzelheiten zum limbischen Neocortex, Neopallium bilden beim Menschen den
System 7 S. 832). größten Teil des Cortex cerebri. Sie machen das Neencephalon
aus. Durch starkes Wachstum verdrängt die Anlage des Neo-
pallium alle anderen Endhirnabschnitte aus ihrer Lage. Der
Der Cortex cerebri ist laminar gebaut und glie- Vorgang wird als Neencephalisation bezeichnet. – Der Begriff
dert sich in zytoarchitektonische Areale. »Großhirn« bezieht sich im engeren Sinne nur auf das Neopal-
lium.
Die Übergangsregion zwischen Paleo- bzw. Archicortex
Der Cortex cerebri (graue Rinde) bedeckt die gesamte ist der Mesocortex.
Oberfläche des Endhirns, auch in den Sulci (. Abb.
15.14). Er ist bis zu 5 mm dick (Gyrus praecentralis; Isocortex. Die Schichten des Isocortex unterscheiden
in der Sehrinde jedoch nur 2 mm) und hat eine Schich- sich vor allem durch unterschiedliches Aussehen der
tengliederung. Die Schichten entstehen durch entspre- Nervenzellen und unterschiedliche Anordnung. Außer-
chende Anordnung von Nervenzellen und -fasern. dem sind die Schichten in sich nicht uniform, sondern
a15.3 · Gehirn
741 15
gebietsweise different. Dies führt zu einer zytoarchitek- Schichten des Isocortex im Einzelnen. Von außen nach innen
tonischen Gliederung des Isocortex (7 unten). folgen aufeinander (. Abb. 15.16):
Ferner wird die horizontale Schichtung des Isocor- 4 Lamina I (Lamina molecularis, Molekularschicht); sie ist ner-
tex durch vertikale Säulen ergänzt (7 unten). venzellarm aber faserreich, die Nervenzellen sind klein
(Golgi-Zellen Typ II 7 S. 73), ihre Fortsätze verbreiten sich
im Wesentlichen in der eigenen Schicht; ein gröberes Fa-
Übersicht
serbündel dieser Schicht (Exner-Streifen) enthält wohl im
Generalisierend gilt, dass im Isocortex (6 Schichten)
Wesentlichen Axone, die intralaminär benachbarte Rin-
4 afferente Fasern bevorzugt zur Lamina IV (innere Körner-
denregionen miteinander verbinden; an der Oberfläche
schicht 7 unten) ziehen; sie leiten der Rinde via Thalamus
der Schicht bilden Astrozyten eine Gliamembran (Memb-
oder Metathalamus Erregungen aus umschriebenen Gebie-
rana limitans gliae superficialis), die oberflächlich am Ge-
ten der Körperperipherie zu (spezifische Fasern 7 unten)
hirn von einer Basallamina bedeckt wird
4 efferente Fasern der Schichten II (äußere Körnerschicht)
4 Lamina II (Lamina granularis externa, äußere Körner-
und III (äußere Pyramidenzellschicht) durch die weiße
schicht); sie ist nervenzellreich, vor allem kommen kleine
Substanz zu ipsi- bzw. kontralateralen Cortexarealen und
Nervenzellen vor (Körnerzellen), deren Axone in der wei-
die aus den Schichten V (innere Pyramidenzellschicht)
ßen Substanz meist zu anderen, ipsilateralen Cortexarea-
und VI (multiforme Schicht) zu subcortikalen Gebieten
len ziehen (corticocortikale Assoziationsfasern)
ziehen
. Abb. 15.16. Schichten des Cortex cerebri. a Efferente Neuro- architektonische Schichtengliederung. c Faserbild nach Mark-
nensysteme: Projektionsfasern, Kommissurenfasern, Assoziations- scheidenfärbung H90
fasern und ihre Zuordnung zu den Schichten des Cortex. b Zyto-
742 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
4 Lamina III (Lamina pyramidalis externa, äußere Pyramiden- und unterschiedliche Formen haben. Sie tragen durch ihre fein
zellschicht); sie wird von kleineren und mittleren Pyrami- abgestufte exzitatorische und vor allem inhibitorische Wirkung
denzellen gebildet; der Dendrit an der Spitze der Pyrami- wesentlich zur intracortikalen Informationsverarbeitung bei.
denzellen verläuft senkrecht zur Oberfläche und erreicht
die Schicht I; die Axone der kleineren, mehr oberflächlich Zytoarchitektonische Areale sind Gebiete des Cortex, in
gelegenen Pyramidenzellen bleiben ipsilateral, die der tie- denen die Perikarya gleiche Form, Größe und Anord-
fer gelegenen größeren Pyramidenzellen – sie verlassen nung haben. Unterschieden werden etwa 50 Areale. Die-
das Perikaryon in der Regel in der Mitte der Basis – gelan-
se Aufteilung geht auf Brodmann (1909) zurück und
gen durch den Balken als Kommissurenfasern zu homolo-
steht in enger Beziehung zur funktionellen Gliederung
gen Gebieten des Cortex der gegenüberliegenden He-
misphäre; in manchen Rindengebieten ist ein horizontales
des Cortex, z. B. entspricht die Area 4 nach Brodmann
Nervenfaserbündel deutlich zu erkennen (Kaes-Bechterew- dem Gebiet der primär-motorischen Rinde (. Abb.
Streifen) 15.15, 7 S. 805) oder die Area 17 nach Brodmann der pri-
4 Lamina IV (Lamina granularis interna, innere Körnerschicht); mären Sehrinde (. Abb. 15.15, 7 S. 825).
hier endet ein großer Teil der Afferenzen (vor allem aus Vertikale Säulen. Die vertikalen Säulen sind vor al-
Thalamus und Metathalamus 7 S. 749), je nach Anzahl lem eine elektrophysiologisch, in speziellen Fällen aber
der Fasern variiert die Dicke dieser Schicht stark: sie kann auch anatomisch nachweisbare Organisationsform des
beim Erwachsenen partiell fehlen (agranulärer Cortex, Cortex. Es handelt sich um miteinander synaptisch ver-
z. B. in der Area 4 nach Brodmann im Gyrus praecentralis, bundene, immer wiederkehrende cortikale Neuronen-
einem motorischen, also efferenten Rindenfeld, . Abb.
gruppen (Module), die senkrecht zur Oberfläche des
15.13 a), gut entwickelt sein (in den Areae 3, 1, 2 im Gyrus
Gehirns alle sechs oder auch weniger Schichten umfas-
postcentralis, einem somatosensorischen, also afferenten
Rindenfeld, . Abb. 15.13 a) oder weitere Unterschichten sen. Sehr deutlich sind sie im somatosensorischen und
aufweisen (z. B. Area 17 in der Sehrinde 7 S. 825); ins- primär-visuellen Cortex. Jede Zellsäule hat je nach spe-
gesamt ist die Schicht sehr nervenzellreich; vor allem han- zifischem Typ einen Durchmesser von 200–300 lm.
delt es sich um Neurone, deren kurze Axone sich in der ei-
genen Schicht verzweigen bzw., wenn sie von größeren Zel- i Zur Information
len ausgehen, in tiefere Lagen gelangen. Markhaltige, pa- Die vertikalen Zellsäulen entstehen dadurch, dass umschrie-
rallel zur Oberfläche verlaufende Fasern können einen bene Rindengebiete Signale aus einem umschriebenen peri-
mit bloßem Auge sichtbaren weißen Streifen bilden (äuße- pheren Gebiet mit definierter Modalität erhalten, z. B. im so-
rer Baillarger-Streifen), der als Gennari (Vicq d’Azyr)-Strei- matosensorischen Cortex von spezifischen Rezeptoren eines
fen die Sehrinde kennzeichnet kleinen Hautgebietes. In den Zellsäulen gelangen die Impulse
bevorzugt zu Interneuronen der Schicht IV, deren Axone u. a.
4 Lamina V (Lamina pyramidalis interna (ganglionaris), inne-
an apikale oder basale Dendriten von Pyramidenzellen heran-
re Pyramidenzellschicht); sie besitzt große Pyramidenzel-
treten. Da deren Dendriten vertikale Bündel bilden, breitet
len, deren Perikarya in der Area gigantopyramidalis (Area sich die Erregung zunächst in einem begrenzten Cortex-
4 nach Brodmann 7 S. 805) einen Durchmesser von bereich aus. Jedoch sind die vertikalen Zellsäulen durch kurze
100 lm erreichen können (Betz-Riesenpyramidenzellen); neuronale Verbindungen auch untereinander verknüpft. Dies
15 ihre Spitzendendriten gelangen bis in die Schicht I, basale
Dendriten bleiben in der eigenen Schicht; ihre Axone be-
ermöglicht eine horizontale Ausbreitung der Signale. Dabei
beeinflussen sich benachbarte Säulen gegenseitig. Letztlich
teiligen sich als Projektionsfasern an den cortikonukleären werden in einer vertikalen Säule die eingehenden Signale un-
und cortikospinalen Bahnen (7 S. 806); andere Axone zie- ter Beteiligung zahlreicher teils hemmend, teils erregend wir-
hen als Assoziations- oder Kommissurenfasern zu anderen kender Neurone auch anderer Zellsäulen »verrechnet« und in
efferente Signale umgesetzt.
Rindengebieten; außerdem beinhaltet die Schicht horizon-
tal verlaufende Axone bzw. Axonkollateralen aus den
Schichten II, III und V, die sich zum inneren Baillarger- Gebiete mit abweichendem Schichtenbau. Es handelt
Streifen zusammenfügen sich um die phylogenetisch älteren Gebiete des Cortex
4 Lamina VI (Lamina multiformis, multiforme Schicht); sie (Paleocortex, Archicortex), die durch die Größenzunah-
enthält vielgestaltige, häufig spindelförmige Nervenzellen; me des Neocortex auf die mediobasale Fläche des Te-
ihre Axone ziehen als Projektionsfasern in die weiße Sub- lencephalon bzw. ins Innere des Temporallappens ver-
stanz oder rückläufig in die Rinde ihres Ausgangsareals drängt wurden (7 oben). Zu diesen Gebieten gehören
das Riechhirn und die Hippocampusformation (Einzel-
Nicht berücksichtigt sind bei dieser Zusammenstellung die heiten über das olfaktorische Systems 7 S. 820, den
zahlreichen Interneurone, die in allen Schichten vorkommen Hippocampus 7 S. 832).
a15.3 · Gehirn
743 15
Der vordere Anteil des Nucleus caudatus ist wulstförmig
Unter der Rinde des Großhirns befinden sich
(Caput nuclei caudati), die folgenden Abschnitte (Cor-
subcortikale Kerne, die im Dienst definierter
pus und Cauda nuclei caudati) werden zunehmend
Systeme stehen.
schlanker. Die vordersten Teile des Nucleus caudatus
liegen in der Tiefe des Frontallappens, die darauffolgen-
Die subcortikalen Kerne liegen in der Tiefe des Telence- den ziehen durch den Parietallappen, um schließlich in
phalons (. Abb. 15.14, 15.17). Zu ihnen gehören: den Temporallappen zu gelangen.
4 Basalganglien (im engeren Sinne)
4 weitere Kerngebiete
Putamen. Es wird nach einer älteren Nomenklatur mit
dem Globus pallidus zum Nucleus lentiformis (Linsen-
Die Kerne werden zusammen mit den cortikalen Struk-
kern) zusammengefasst. Diese liegen teilweise unter
turen, die eng benachbart sind, unter der Bezeichnung
dem Bogen des Nucleus caudatus und lateral des Thala-
Pars basalis telencephali zusammengefasst.
mus. Dabei wird der Globus pallidus (stärker medial ge-
legen) lateral vom Putamen überdeckt. Der Globus pal-
Basalganglien sind:
lidus gehört entwicklungsgeschichtlich zum Diencepha-
4 Nucleus caudatus (Schweifkern)
lon, das Putamen zum Telencephalon.
4 Putamen (Schalenkörper)
Nucleus accumbens. Nucleus caudatus und Putamen
Beide Gebiete sind durch streifenförmige Faserbrücken,
sind nicht vollständig getrennt, sondern in ihren vor-
die Nervenzellen enthalten, verbunden, weshalb sie un-
deren Abschnitten durch den Nucleus accumbens mit-
ter der Bezeichnung Corpus striatum (Streifenkörper)
einander und dem lateralen Septum verbunden.
zusammengefasst werden. Eingeschlossen ist der Nuc-
leus accumbens. Funktionell gehören sie zusammen
mit dem Globus pallidus zum motorischen System i Zur Information
Am Nucleus accumbens greifen Drogen und Psychopharmaka
(7 S. 809). an.
i Zur Information
Im klinischen Sprachgebrauch werden Nucleus caudatus, Pu-
tamen, Globus pallidus, Claustrum und Corpus amygdaloi-
deum häufig unter der Bezeichnung Stammganglien zusam-
mengefasst.
. Abb. 15.17. Subkortikale Kerne: Nucleus caudatus, Putamen, Das Corpus amygdaloideum befindet sich vor der Spitze
Globus pallidus und Corpus amygdaloideum in ihrer räumlichen der Cauda nuclei caudati (. Abb. 15.14, 15.17). Funktio-
Lage zueinander und zum Thalamus nell gehört das Corpus amygdaloideum (7 S. 836) zum
744 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
Die Commissura anterior verbindet hauptsächlich vor- Zwischen Cortex und Capsula interna haben die Fasern
dere und mittlere Teile der gegenüberliegenden Tempo- der Projektionsbahnen eine fächerförmige Anordnung:
rallappen und außerdem kleine Felder der Stirnlappen. sie bilden die Corona radiata, der sich hinten Seh- und
Hörstrahlung anschließen (. Abb. 15.19).
15
. Abb. 15.20. Blutversorgung des Gehirns durch den Circulus arteriosus cerebri
a15.3 · Gehirn
747 15
Die arterielle Versorgung des Telencephalon er- Die Venen des Gehirns verlaufen unabhängig
folgt durch Gefäße, die von der Oberfläche her in von den Arterien.
Cortex cerebri und Substantia alba eindringen.
An der Blutentsorgung des Endhirns sind beteiligt:
Arteriell werden Cortex cerebri und Substantia alba ver- 4 Vv. superficiales cerebri
sorgt durch: 4 Vv. profundae cerebri
4 A. cerebri anterior 4 V. magna cerebri
4 A. cerebri media
4 A. cerebri posterior Das Blut aller Venen gelangt schließlich in die Sinus du-
rae matris (7 S. 853).
Die Gefäße verlaufen an der Oberfläche des Endhirns
und sind in die Pia mater eingebettet (7 S. 848). Ihre Äs- Vv. superficiales cerebri. Sie verlaufen an der Oberfläche
te (in der Regel Arteriolen) dringen von hier aus in die des Telencephalon und nehmen das Blut aus Cortex ce-
Großhirnrinde und die darunterliegende weiße Sub- rebri und Substantia alba auf.
stanz ein und bilden dort engmaschige Kapillarnetze.
Die Versorgungsgebiete der Arterien sind lappenun- Einzelheiten
abhängig. Vv. superficiales cerebri sind:
4 Vv. superiores cerebri
> Klinischer Hinweis 4 Vv. inferiores cerebri
Alle drei Aa. cerebri sind funktionelle Endarterien. Der Ver- 4 V. media superficialis cerebri
schluss eines dieser Gefäße führt zu schweren funktionellen Die Vv. superiores cerebri setzen sich aus präfrontalen, fronta-
Ausfällen (zerebraler Insult, Schlaganfall). len, parietalen und occipitalen Ästen zusammen. Alle streben
bogenartig aufwärts, ziehen dann über die Wölbung der Groß-
Die A. cerebri anterior zweigt von der A. carotis interna hirnhemisphäre hinweg und münden in den Sinus sagittalis
ab. Sie gelangt in der Fissura longitudinalis cerebri auf superior. In Sinusnähe durchbrechen die Venen die Arachnoi-
die mediale Hemisphärenfläche, die sie von frontal bis dea und vereinigen ihre Adventitia mit dem straffen Bindege-
zum Sulcus parietooccipitalis versorgt. Außerdem ver- webe der Dura mater. Diese Venen werden Brückenvenen ge-
sorgt die A. cerebri anterior etwa vier Fünftel des Bal- nannt.
kens mit Ausnahme des Splenium. Sie gibt feine Äste
für einen 2–3 cm breiten Streifen lateral der Mantelkante > Klinischer Hinweis
ab. Dieser Bezirk umfasst den Gyrus frontalis superior, Werden die Brückenvenen, z. B. beim gewaltsamen Kopf-
den mantelkantennahen Streifen der Gyri prae- und schütteln bei Kindesmisshandlungen, verletzt, kann es zu sub-
duralen Blutungen kommen (Hämatome).
postcentralis sowie die oberen Parietalwindungen. Im
Versorgungsbereich der A. cerebri anterior liegen moto-
Die Vv. inferiores cerebri ziehen von der Außenfläche des
risches und somatosensorisches Primärfeld für das kont-
Stirn-, Schläfen- und Occipitallappens abwärts. Die frontalen
ralaterale Bein. Entsprechend sind die Störungen bei Lä-
Venen münden am häufigsten in die V. media superficialis ce-
sionen der terminalen Äste der A. cerebri anterior. rebri, die temporalen und occipitalen in den Sinus transversus.
Die A. cerebri media ist die unmittelbare Fortsetzung Die V. media superficialis cerebri entsteht an der seitlichen
der A. carotis interna. Sie gelangt von medial her in den Hemisphärenfläche über dem Sulcus lateralis. Sie mündet via
Sulcus lateralis und breitet sich dann fächerförmig auf Sinus sphenoparietalis in den Sinus cavernosus (7 S. 854),
der lateralen Hemisphärenoberfläche aus, die sie zum oder mittels Sinus paracavernosus in die Venen des Foramen
großen Teil einschließlich der Insel versorgt. ovale oder in den Sinus petrosus superior (7 S. 854).
Die A. cerebri posterior geht nach jeder Seite bo-
genförmig aus der unpaaren A. basilaris hervor. Sie ver- Die Vv. profundae cerebri dränieren mediale und basale
läuft auf dem Tentorium cerebelli um das Mittelhirn Areale des frontalen, temporalen und occipitalen Cor-
nach hinten, wo sie partiell Lobus occipitalis und Lobus tex, die Marksubstanz des Endhirns und dort gelegene
temporalis versorgt. Ihre Endäste erreichen u. a. das Kerngebiete sowie Teile von Zwischenhirn, Mittelhirn,
Splenium des Balkens, das primäre Sehfeld und den Pons und Cerebellum. Aus zahlreichen Einzelvenen ent-
Hippocampus. stehen
748 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
4 zwei Sammelvenen
zum Neopallium. Das Neopallium entspricht im
– V. basalis
Wesentlichen dem Isocortex und hat sechs
– V. interna cerebri, die ihr Blut in die
Schichten. Aufgliedern lässt sich der Isocortex
4 V. magna cerebri abgeben
in etwa 50 zytoarchitektonische Areale. Außer-
dem bestehen vertikale Säulen. Subcortikale Ker-
Einzelheiten
ne sind die Basalganglien (Nucleus caudatus, Pu-
Die V. basalis beginnt an der Substantia perforata anterior, läuft
am Tractus opticus occipitalwärts, umgreift den Pedunculus tamen, Globus pallidus) sowie Claustrum, Corpus
cerebri und tritt posterior in die V. magna cerebri ein. amygdaloideum, Nucleus basalis Meynert. Die
Die V. interna cerebri verläuft leicht gewellt zwischen For- Substantia alba des Telencephalons kommt
nix und Thalamus nach posterior. Aus ihrer Umgebung nimmt durch myelinisierte Faserbündel zustande: intra-
sie u. a. auf: hemisphärische Assoziationsbahnen, interhemi-
4 V. choroidea superior aus dem Plexus choroideus, Hippo- sphärische Kommissurenbahnen und Projekti-
campus, Fornix und Balken onsbahnen. Die Projektionsbahnen durchlaufen
4 V. septi pellucidi aus dem Frontalgebiet (Septum pelluci- die Basis des Telencephalon. Engstellen sind Cap-
dum)
sula interna, Capsula externa und Capsula extre-
4 V. thalamostriata superior ; sie verläuft im Winkel zwischen
ma. Die arterielle Blutversorgung des Gehirns er-
Thalamus und Nucleus caudatus und mündet häufig in die
folgt durch die paarige A. carotis interna und
V. anterior septi pellucidi, wobei der Zusammenfluss als
Venenwinkel (Angulus venosus) bezeichnet wird und in A. vertebralis, die an der Basis des Gehirns den
der Höhe des Foramen interventriculare liegt Circulus arteriosus cerebri bilden. Die Aa. cerebri
anterior et media sind Äste der A. carotis interna;
die A. cerebri posterior gehört zum Stromgebiet
Die V. magna cerebri (Galeni) ist unpaar und entsteht
der A. vertebralis. Die Venen verlaufen unabhän-
unter dem Splenium des Balkens aus der Vereinigung
gig von den Arterien. Sie sammeln sich zu Vv. su-
der Vv. internae cerebri; sie nimmt auch die Vv. basales
perficiales et profundae cerebri und V. magna ce-
auf, sofern diese nicht in die Vv. internae cerebri
rebri.
münden. Die V. magna cerebri ist etwa 1 cm lang und
mündet über der Vierhügelplatte in den Anfang des Si-
nus rectus.
15.3.3 Diencephalon
> In Kürze
Das Telencephalon besteht aus zwei Hemisphä-
i Zur Information
ren, die durch Corpus callosum und Commissura Das Diencephalon (Zwischenhirn) geht mit dem Telencepha-
anterior verbunden sind. Die Oberfläche des lon aus dem Prosencephalon hervor. Es erfüllt ähnlich wie das
15 Endhirns zeigt Furchen und Windungen und ist Endhirn übergeordnete Aufgaben, jedoch im vegetativen Be-
reich. Dazu gehören die Einstellung einer Balance zwischen
in Lappen gegliedert. Dem Lobus frontalis sind
Sympathicus und Parasympathicus, die Steuerung des Bio-
motorische Areale zugeordnet. Eine Sonderstel-
rhythmus, des Ess- und Trinkverhaltens, der Sexualität u. a.
lung hat der präfrontale Cortex. Im Parietallap- Gleichzeitig nimmt es durch den Thalamus Einfluss auf die
pen befinden sich somatosensorische Gebiete, Passage von Signalen zum Großhirn. Telencephalon und Di-
im Occipitallappen die Sehrinde, im Temporallap- encephalon wirken eng zusammen.
pen die Hörrinde, im Gyrus temporalis superior
das sensorische Sprachzentrum sowie in den Gyri Das Zwischenhirn liegt zwischen Endhirn und Hirn-
supramarginalis und angularis das parietooccipi- stamm (. Abb. 15.11). Durch seine vielfachen Verbin-
tale Assoziationszentrum. Lobus limbicus und dungen mit Endhirn, Mittelhirn und den folgenden Ab-
Hippocampus gehören zum limbischen System. schnitten ist seine Abgrenzung jedoch schwierig.
Aus phylogenetischer Sicht gehören das Riech- Zum Zwischenhirn gehören (. Abb. 15.21):
hirn zum Paleopallium, der Hippocampus zum 4 Thalamus mit Metathalamus
Archipallium, der größte Teil des Endhirns jedoch 4 Hypothalamus
a15.3 · Gehirn
749 15
i Zur Information . Abb. 15.22. Zwischenhirn und obere Hälfte des Hirnstamms,
Der Thalamus ist ein großes Umschalt- und Integrationszent- Ansicht von posterior. Entfernt sind das Endhirn lateral vom Nuc-
rum für alle zum Cortex cerebri aufsteigenden Fasern (Aus- leus caudatus sowie das Dach des III. Ventrikels
nahme: Axone des olfaktorischen Systems, die im Thalamus
nicht umgeschaltet werden). Er ist dem Cortex vorgeschaltet.
Durch rückläufige, hemmend wirkende Fasern kontrolliert der
Thalamus den afferenten Zustrom von Informationen zum Brücke grauer Substanz die Thalami beider Seiten (Ad-
Cortex. Dies gilt präferent für sensorische Signale, Signale
haesio interthalamica) (. Abb. 15.21).
aus dem limbischen System, das u. a. Verhalten, Lernen und
Gedächtnis beeinflusst, und für Signale des Aktivierungssys- Überlagert wird der Thalamus dorsolateral vom Cor-
tems des Gehirns. Der Thalamus hat immensen Einfluss auf pus nuclei caudati (. Abb. 15.22). In der Furche zwi-
das Bewusstsein (»Tor zum Bewusstsein«). Auf die Motorik schen beiden Kernen verlaufen V. thalamostriata supe-
wirkt der Thalamus modulierend. Signale hierfür erhält er rior und Stria medullaris, der sich Faserbündel aus
aus Basalganglien und Kleinhirn. Ohne die ungestörte Funk-
der Stria terminalis, einer bogenförmigen Faserbahn
tion des Thalamus ist eine geregelte Tätigkeit des Großhirns
nicht möglich. vom Corpus amygdaloideum (7 S. 837) zum vorderen
Hypothalamus, anschließen.
Der Thalamus nimmt vier Fünftel des Zwischenhirns Ferner ist an der Oberfläche des Thalamus ein ge-
ein, ist eiförmig und liegt zentral im Gehirn (. Abb. fäßreiches Bindegewebe als Lamina affixa befestigt,
15.17). Mit Ausnahme seiner Unterseite wird er von das sich nach beiden Seiten und nach medial hin in
Endhirn und Mittelhirn umgeben. die Zotten der Plexus choroidei der Seitenventrikel bzw.
Medial grenzt der Thalamus an den III. Ventrikel des III. Ventrikels fortsetzt (. Abb. 15.23). Die Grenze
(. Abb. 15.14). Dort verbindet häufig eine schmale zwischen Lamina affixa und Plexus choroideus ventri-
750 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
culi tertii ist die Taenia thalami und zum Plexus choroi-
deus ventriculi lateralis die Taenia choroidea.
Zur Entwicklung
Der Zusammenhang zwischen den Plexus choroidei der Sei-
tenventrikel und des III. Ventrikels kommt dadurch zustande,
dass die Großhirnbläschen den unpaaren Anteil des Prosence-
phalon überwachsen und dabei gefäßreiches Mesenchym aus
der Umgebung in die Tiefe gelangt. Es bildet mit der ehemali-
gen Deckplatte die Falten des Plexus choroideus.
Nuclei anteriores Corpus mammillare des Hypo- Frontallappen limbisches System; Betei-
thalami thalamus via Tractus mammillo- Gyrus cinguli ligung an der Regulation
thalamicus Hippocampus von Aufmerksamkeit,
Mesencephales limbisches System emotionalem Verhalten,
(Nuclei tegmentales) Gedächtnis
Nuclei ventrales
thalami mit
Nucleus ventralis Pallidum breit gestreut zu extrapyramidalmotorisches
anterior Substantia nigra Frontallappen System
prämotorische Rinde vorderen Teil (über Basalganglien)
des Scheitellappens
Nuclei ventrales vorderer Teil supplementär motorischer extrapyramidalmotorisches
laterales Pallidium Rinde System
präcentrale Rinde
hinterer Teil primär motorischer Rinde Beeinflussung der Will-
Kleinhirnkerne kürmotorik durch
Tractus spinothalamicus Kleinhirnkerne
präcentrale Rinde
Nucleus ventralis Hinterstrangbahn Gyrus postcentralis somatosensorisches
posterolateralis et (via Lemniscus medialis) System
posteromedialis Trigeminuskerne
(via Lemniscus trigeminalis)
Tractus spinothalamicus
15
Pulvinar Corpus geniculatum laterale Parietallappen als Schaltkerne in der
Opticusfasern dorsalen Temporallappen Seh- bzw. Hörbahn
Corpus geniculatum mediale
posterior die mittleren und hinteren Rindengebiete. Die un- medullares. Efferent ziehen Axone durch die Commissu-
spezifischen Kerngruppen gehören in der Regel zum Weck- ra habenularum zur Gegenseite und außerdem zum
system, das vom Hirnstamm ausgeht. Problematisch ist diese
Hirnstamm, insbesondere zur Formatio reticularis
Einteilung dadurch, dass spezifische Kerne auch unspezifische
Projektionen haben. (7 S. 778) und den Kernen für die Steuerung der Spei-
chelsekretion sowie der Kau- und Schluckmuskulatur.
Die Nuclei habenulares sind daher eine Relaisstation
Gefäßversorgung. Die wichtigsten Gefäße für die Blut-
zwischen limbischem System und vegetativen Steuer-
versorgung des Thalamus sind Äste der A. cerebri poste-
zentren im Hirnstamm sowie zwischen olfaktorischem
rior: Aa. centrales posteromediales et posterolaterales,
System und Zentren für Kau- und Sekretionsvorgänge
Rami thalamici sowie Äste der Rr. choroidei posteriores.
im Mundbereich.
Hinzu kommen direkte Äste aus der A. communicans
posterior.
Die Glandula pinealis (Epiphyse, Zirbeldrüse) ist knapp
Der Epithalamus mit Habenulakernen und Epi- 1 cm lang und am hinteren Rand des Zwischenhirn-
physe liegt dorsoposterior des Thalamus und hat dachs befestigt. Sie liegt wie ein kleiner Pinienzapfen
Verbindungen zu limbischem System, Hypothala- (daher der Name) zwischen den beiden Colliculi supe-
mus und Hirnstamm. riores des Tectum mesencephali (. Abb. 15.22).
Mikroskopische Anatomie. In stark vaskularisiertem
Bindegewebe liegen in einem Maschenwerk aus Gliazel-
Der Epithalamus grenzt an den oberen Rand des III.
len Pinealozyten, die nachts das Neurohormon Melato-
Ventrikels (. Abb. 15.22).
nin bilden. Die Glandula pinealis wird von postganglio-
Zu ihm gehören:
nären sympathischen Nervenfasern aus dem oberen
4 Striae medullares thalami und in Fortsetzung die
Halsganglion innerviert. Nach dem 17. Lebensjahr kann
paarigen Habenulae
die Glandula pinealis, mit dem Alter zunehmend, Hirn-
4 Glandula pinealis
sand (Acervulus) enthalten. Es handelt sich um Kalk-
4 Commissura posterior
konkremente, die im Röntgenbild sichtbar werden.
Die Striae medullares thalami führen Fasern aus den
Nuclei septales (7 S. 833) und der lateralen präopti-
schen Region des Hypothalamus (7 unten). Das Bündel i Zur Information
Die Epiphyse hat sich während der Phylogenie stark verän-
zieht posteromedial über den Thalamus hinweg und bil- dert. Ursprünglich war sie Sinnesorgan (mit Photorezeptoren)
det auf jeder Seite die Habenula (Zügel) (. Abb. 15.22). und endokrine Drüse. Beim Säuger jedoch ist sie lediglich en-
Die Habenulae beider Seiten vereinigen sich und setzen dokrine Drüse. Ihr Hormon (Melatonin) beeinflusst als neuro-
sich zur Glandula pinealis fort. Bevor die Striae medul- endokrines Signal in Hypothalamus und Hypophyse vermit-
lares die Habenulae bilden, verbreitern sie sich zum Tri- tels spezifischer Rezeptoren die Tätigkeit der inneren Uhr
des Organismus. Wichtigster Zeitgeber ist das Licht. – Unab-
gonum habenulare. hängig davon existieren in fast allen Organen des Körpers ei-
Dem Trigonum habenulare liegen Nuclei habenula- gene »Uhren«. So stehen in der Leber circadiane Rhythmen in
res zugrunde. Ihre Afferenzen entstammen den Striae Beziehung zur Nahrungsaufnahme.
754 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
Die Commissura posterior (. Abb. 15.21) liegt anterior des Gefühlslebens ergeben. In den Kernen des Hypothalamus
der Colliculi superiores des Mesencephalon und ober- werden dann Signale u. a. für die Konstanterhaltung des inne-
ren Milieus des Körpers gebildet, z. B. der Flüssigkeits- und
halb der Öffnung des Aquaeductus mesencephali in
Elektrolytbalance (Trinkverhalten), Energiebalance (Essverhal-
den III. Ventrikel. Sie besteht aus Fasern verschiedener ten), Thermoregulation, Regulation des Biorhythmus und vie-
Herkunft, u. a. solchen, die Kerngruppen des Mittel- ler emotionaler Reaktionen. Die Weitergabe der Signale erfolgt
hirns miteinander verbinden. durch autonomes Nervensystem und endokrines System, die
der Hypothalamus kontrolliert und steuert. Bei diesen Vorgän-
gen spielen Neuropeptide (7 S. 841) eine entscheidende Rolle.
Der Subthalamus liegt basoventral des Thalamus Die Tätigkeit des Hypothalamus erfolgt unbewusst.
und gehört funktionell zu den Basalganglien.
Der Hypothalamus ist ein kleines graues Gebiet (1 cm3)
an der Basis des Zwischenhirns. Er befindet sich unmit-
Der Subthalamus befindet sich unter dem Thalamus,
telbar unter dem vorderen Thalamus und umschließt
teils medial und teils lateral der Capsula interna, und la-
den basalen Teil des III. Ventrikels (. Abb. 15.14).
teral vom Hypothalamus. Zu ihm gehören mehrere
Begrenzungen (. Abb. 15.21). Nach anterior grenzt
Kerngebiete: Zona incerta, Nucleus subthalamicus, Glo-
der Hypothalamus an Lamina terminalis und Commis-
bus pallidus (. Abb. 15.14). Funktionell gehört der Sub-
sura anterior. Die basale Begrenzung entspricht im We-
thalamus zum extrapyramidalen System (7 S. 807).
sentlichen dem Boden des III. Ventrikels und ist der In-
spektion der Gehirnbasis zugängig. Dem Hypothalamus
Einzelheiten
lagert sich hier ventrobasal das Chiasma opticum an.
Zona incerta. Ihre Funktion ist unbekannt. Sie wird von zwei
Das Gebiet vor dem Chiasma wird als Area praeoptica
Faserzügen umfasst, dorsal vom Forel Feld H1 und ventral
von Forel Feld H2.
bezeichnet. Unmittelbar hinter dem Chiasma befindet
Nucleus subthalamicus steht mit dem Kern der Gegenseite, sich der Übergang des Hypothalamus in den Hypophy-
sowie mit Globus pallidus und Tegmentum des Mittelhirns im senstiel. An der Übergangsstelle befindet sich als schwa-
Faseraustausch. Schädigungen führen zum Hemiballismus: un- che Erhebung die Eminentia mediana. Dann folgt das
gewollte, teils einseitige Schleuderbewegungen der oberen Ex- Tuber cinereum. Kaudal schließen sich die Corpora
tremität. mammillaria an. Nach lateral reicht der Hypothalamus
Globus pallidus (kurz Pallidum). Der Globus pallidus liegt bis zum Nucleus subthalamicus (7 oben). Medial mar-
lateral der Capsula interna (. Abb. 15.14). Auf Frontalschnitten kiert auf jeder Seite in der Wand des III. Ventrikels
erscheint er keilförmig und »eingeklemmt« zwischen Capsula der Sulcus hypothalamicus die Grenze zum Thalamus.
interna und Putamen (. Abb. 15.17, 15.19). Durch eine Markla-
Gliederung. Der Hypothalamus gliedert sich in meh-
melle (Lamina medullaris medialis) wird er in laterales und
rere Bereiche mit jeweils charakteristischen Kernen, die
mediales Segment unterteilt. Das Pallidum steht mit Putamen,
Nucleus subthalamicus, Thalamus (7 oben) sowie Substantia
zu unterschiedlichen vegetativen Funktionen in Bezie-
nigra und Tegmentum des Mesencephalon in Faseraustausch. hung stehen.
Das Pallidum ist eine wichtige Relaisstation im extrapyramidal-
15 motorischen System (7 S. 807). Areale und Kerne des Hypothalamus (. Abb. 15.25). Es
lassen sich unterscheiden:
4 Area hypothalamica rostralis zwischen Chiasma op-
Der Hypothalamus umrahmt den ventralen Be- ticum und Commissura anterior mit
reich des III. Ventrikels und hält zusammen mit – Nuclei suprachiasmaticus, praeopticus und ante-
dem endokrinen System die Körperfunktionen rior hypothalami; Nucleus suprachiasmaticus ge-
im Gleichgewicht. neriert einen körpereigenen circadianen Rhyth-
mus, der durch exogene Zeitgeber mit dem
i Zur Information 24-Stunden-Rhythmus (Tag-/Nachtrhythmus)
Der Hypothalamus integriert, balanciert und kontrolliert. Er ist synchronisiert wird; Nuclei praeoptici regulieren
ein übergeordnetes Schalt- und Koordinationszentrum im den Zyklus der Frau durch Steuerung der Gona-
Dienst der Erhaltung von Individuum und Art. Ihn erreichen dotropinfreisetzung im Hypophysenvorderlap-
Signale aus dem Körperinneren und via Oberflächenrezepto-
ren aus der Umwelt. Diese Signale werden mit denen koor- pen
diniert, die sich aus der Tätigkeit des Cortex zur Bewertung – großzelligen (magnozellulären) Nuclei para-
von Ereignissen und dem limbischen System als dem Ort ventricularis und Nucleus supraopticus; sie gehö-
a15.3 · Gehirn
755 15
ein Hormon der Fettzellen, dessen Ausschüttung
bei Hunger abnimmt; hinsichtlich der Wasserauf-
nahme können Störungen in diesem Bereich zur
Adipsie (»Durstlosigkeit«) führen
4 Area hypothalamica posterior mit Nucleus posterior
hypothalami und den Kernen des Corpus mammilla-
re; von hier werden Schweißsekretion, Eingeweide-
tätigkeit sowie bei Absenkung der Körpertempera-
tur das Zittern gesteuert
4 Area hypothalamica lateralis; sie schließt sich den
bisher genannten Gebieten lateral an und ist mit
Ausnahme der Nuclei tuberales wenig deutlich in
einzelne Kerne aufgegliedert; in der lateralen Zone
enden im Wesentlichen die Afferenzen zum Hypo-
thalamus; zwischen den medialen Gebieten und
der lateralen Zone verläuft der Fornix, ein großes,
auffälliges Faserbündel, das u. a. Hippocampus und
Corpora mammillaria verbindet (7 S. 833)
. Abb. 15.25. Kerngruppen des Hypothalamus, räumliche Dar-
4 ferner kommen im Hypothalamus Neurone vor, die
stellung
zu netzförmig angeordneten Transmittersystemen
gehören, z. B. zum dopaminergen System (7 S. 840),
ren zum neuroendokrinen Hypothalamus und diese Neurone sind nur bedingt an spezielle Kern-
regulieren durch das antidiuretische Hormon gruppen gebunden
(ADH, Vasopressin) den Wasserhaushalt und
durch Oxytocin die Wehentätigkeit (7 unten) Verbindungen des Hypothalamus:
4 intrahypothalamische Verbindungen
i Zur Information 4 extrahypothalamische Verbindungen
Nervenzellen in der Regio praeoptica und im Nucleus para-
4 Verbindungen zur Hypophyse
ventricularis können durch Geschlechtshormone aktiviert
werden und Libido sowie sexuelle Erregung initiieren. Sie wir-
ken mit dopaminergen Zellgruppen in Hypothalamus und Intrahypothalamische Verbindungen bestehen durch
Mesencephalon zusammen. Gemeinsam lassen diese Zentren
zahlreiche Afferenzen und Efferenzen zwischen Kernen
sexuelles Wohlbefinden entstehen.
bzw. Kernteilen des Hypothalamus. Dadurch sind alle
Tätigkeiten des Hypothalamus komplex koordiniert.
4 Area hypothalamica intermedia mit
– diffus verteilten periventrikulären Nervenzellen,
Extrahypothalamische Verbindungen. Sie stellen vor al-
zum Teil in der Umgebung der Nuclei paravent-
lem Verknüpfungen zu limbischem System und Hirn-
ricularis et supraopticus, und dem Nucleus in-
stamm her. Die Verbindungen sind in der Regel reziprok.
fundibularis am Übergang in den Hypophysen-
stiel; sie gehören als kleinzellige (parvozelluläre)
Kerne gleichfalls zum neuroendokrinen Hypo- Einzelheiten
thalamus und steuern mit Effektorhormonen Afferente Faserbündel erreichen in der Regel den lateralen Hy-
die Tätigkeit des Hypophysenvorderlappens pothalamus. Sie
4 stammen aus dem limbischen System: von Corpus amygda-
(7 unten)
loideum (über die Stria terminalis 7 S. 837) und Hippo-
– Nucleus ventromedialis hypothalami und Nucleus
campus (über den Fornix 7 S. 833)
dorsomedialis hypothalami; sie sind in die Regu- 4 bringen rückläufige Fasern aus Gebieten, mit denen der
lation der Nahrungs- und Wasseraufnahme ein- Hypothalamus efferent verbunden ist
gebunden: der ventromediale Kern vermittelt ein Efferente Verbindungen sind:
Sättigungsgefühl, während der laterale Kern die 4 Fasciculus mammillothalamicus, gegenläufig zwischen Cor-
Nahrungsaufnahme anregt; regelnd wirkt Leptin, pus mammillare und Nucleus anterior thalami
756 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
4 Fasciculus mammillotegmentalis zur Verbindung des Hy- 4 Antidiuretisches Hormon (ADH) (Synonym: Vaso-
pothalamus mit dem Tegmentum des Mittelhirns und pressin) überwiegend im Nucleus supraopticus
von dort zur Formatio reticularis des Hirnstamms (7 S. 4 Oxytocin überwiegend im Nucleus paraventricularis;
837) allerdings wird in jedem Kern jeweils auch ein klei-
4 Fasciculus longitudinalis dorsalis, der von der periventriku-
ner Teil (etwa ein Sechstel) des Hormons gebildet,
lären Zone des Hypothalamus bis ins Rückenmark zieht; in
das überwiegend in dem anderen Kern synthetisiert
seinem Verlauf gibt das Bündel zahlreiche Fasern an die
parasympathischen Anteile der Hirnnerven im Hirnstamm
wird
sowie zu dort gelegenen autonomen Zentren, z. B. für
Kreislauf, Atmung, Nahrungsaufnahme usw., ab
i Zur Information
ADH ist an der Kontrolle des Volumens der Körperflüssigkeit
4 Axone zu Gebieten des Telencephalon: zum frontalen Asso-
beteiligt und wirkt vor allem auf das Sammelrohr der Niere
ziationsgebiet (zur Mitwirkung bei der Steuerung von Auf- (7 S. 395). Außerdem erhöht ADH den peripheren Widerstand
merksamkeit und Bewusstsein; arousal system) in den Gefäßen und damit den Blutdruck (vasopressorische
Wirkung).
Verbindungen zur Hypophyse (. Abb. 15.26). Das zu- Oxytocin steuert die Tätigkeit der glatten Muskulatur des
gehörige Gebiet des Hypothalamus – hypophysiotrope graviden Uterus während der Geburt (Wehen) und wirkt in
der Stillzeit auf die Myoepithelzellen der Brustdrüse, wodurch
Zone – wird als neuroendokriner Hypothalamus be-
es zur Milchejektion kommt.
zeichnet. Dort werden produziert:
4 Effektorhormone; ihre Zielorgane befinden sich in Mit dem Hormon wird jeweils in den Perikarya auch
der Peripherie des Körpers gleichzeitig ein Trägerprotein (Neurophysin) syntheti-
4 Steuerhormone; sie wirken auf die endokrinen Zel- siert: mit Oxytocin Neurophysin I, mit ADH Neurophy-
len des Hypophysenvorderlappens sin II. Nie kommen Oxytocin und ADH gleichzeitig in
einer Nervenzelle vor.
Die Effektorhormone werden in Nucleus supraopticus Intrazellulär befinden sich Hormon und Trägersub-
und Nucleus paraventricularis gebildet (. Abb. 15.25): stanz in Granula, die vom Golgiapparat gebildet und in
den Nervenzellfortsätzen mit dem axoplasmatischen
Fluss in wenigen Tagen zum Hypophysenhinterlappen
transportiert werden. Dort werden die Hormone durch
Exozytose freigesetzt und von benachbarten Kapillaren
in den Blutkreislauf aufgenommen. – Die Axone der
Nervenzellen der Nuclei supraopticus und paraventricu-
laris gemeinsam bilden den Tractus hypothalamohypo-
physialis (. Abb. 15.26).
Die Bildung und Freisetzung von ADH wird durch
Osmorezeptoren, die sich im Hypothalamus befinden,
15 und durch Afferenzen aus verschiedenen Kernen von
Hirnstamm und limbischem System geregelt.
. Abb. 15.26. Hypothalamohypophysäres System mit Tractus tu- Steuerhormone. Die Nervenzellen, welche Steuerhor-
beroinfundibularis und Tractus hypothalamohypophysialis mone bilden, liegen überwiegend in vorderem und in-
a15.3 · Gehirn
757 15
termediärem Hypothalamus, insbesondere periventriku-
pothalamus hat zahlreiche Kerngruppen, die mit-
lär. Ihre Verteilung ist relativ diffus, jedoch mit einer ge-
einander verknüpft sind und der Steuerung ve-
wissen Anhäufung im Nucleus infundibularis (Bildung
getativer Funktionen dienen. In den Nervenzel-
von Somatoliberin). Außerdem wird Kortikoliberin im
len einiger Areale des Hypothalamus werden
Nucleus paraventricularis gebildet.
Hormone gebildet, die als Effektorhormone (anti-
diuretisches Hormon, Oxytocin) in der Neuro-
i Zur Information
hypophyse ins Blut gelangen bzw. als Steuerhor-
Bei den Steuerhormonen handelt es sich um verschiedene
Hormone (. Tabelle 15.3). Alle wirken auf die endokrinen Zel- mone über das Portalgefäßsystem die Adeno-
len des Hypophysenvorderlappens. Diejenigen, die dort zu ei- hypophyse erreichen. In der Epiphyse wird in
ner Hormonfreisetzung führen, werden als releasing hormone der Nacht das Hormon Melatonin gebildet. Der
(RH, Liberine) bezeichnet, diejenigen, die hemmen, als release Subthalamus ist Teil des extrapyramidal-motori-
inhibiting hormone (RIH, Statine).
schen Systems.
15
Prolactostatin (PIF = Prolaktin release Prolaktin (PRL = Mammotropic stimuliert Proliferation und Sekret-
inhibiting factor, Dopamin) hormone) (= Luteotropic hormone = bildung der Milchdrüse (hält bei
LTH); azidophile Zellen Nagetieren das Corpus luteum
funktionstüchtig)
15
. Abb. 15.31. Hirnstamm, Ansicht von anterior. Zusätzlich Zwi- nalnervenwurzeln. Die drei Augenmuskelnerven und der N. hypo-
schenhirn und oberer Teil des Rückenmarks. Zu beachten sind glossus sind rot gezeichnet
die Austrittsstellen der Hirnnerven III–XII und zwei anteriore Spi-
Im 4. Entwicklungsmonat verdünnt sich das Neuroepithel des 4 viszeroafferente (viszerosensorische) Längszone, hervor-
IV. Ventrikels an drei Stellen und es entstehen zwei laterale und gegangen aus dem ventralen Teil der Flügelplatte
eine mediane Öffnung zwischen Ventrikelsystem und Umge- 4 viszeroefferente (viszeromotorische) Längszone, hervor-
bung. gegangen aus dem dorsalen Teil der Grundplatte
Grund- und Flügelplatte werden während der Entwicklung 4 somatoefferente (somatomotorische) Längszone, hervor-
des Rhombencephalon – wie bei einem sich öffnenden Buch – gegangen aus dem ventralen Teil der Grundplatte
zur Seite geklappt, behalten jedoch ihre grundsätzliche Anord-
nung bei. Dadurch entstehen unter der Rautengrube vier Läng- Zusätzlich geht aus der Flügelplatte die Formatio reticularis her-
szonen, in denen sich Kerne für Hirnnerven entwickeln. vor. Sie entsteht, weil Proneurone auswandern und mit ihren
Von lateral nach medial folgen aufeinander: Fortsätzen ein nur wenig gegliedertes lockeres Maschenwerk
4 somatoafferente (somatosensorische) Längszone, hervor- netzartiger (retikulärer) Strukturen bilden, die sich nach kra-
gegangen aus dem dorsalen Teil der Flügelplatte nial bis zum Zwischenhirn fortsetzen.
764 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
. Abb. 15.32. Hirnstamm, Ansicht von posterior mit Teilen von Kleinhirnstielen. Das Kleinhirn ist abgetragen und der IV. Ventrikel
Zwischenhirn, Tectum mesencephali und Rautengrube mit den eröffnet
15
. Abb. 15.34. Mittelhirn, Querschnitt in Höhe der Colliculi superiores. +++ Gebiet der Formatio reticularis
766 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
Lateral ist die Oberfläche des Mesencephalon im Be- 4 Substantia grisea centralis (zentrales Höhlengrau);
reich des Tegmentum durch das Trigonum lemnisci late- sie liegt um den Aquaeductus cerebri mit peptider-
ralis leicht vorgewölbt. gen Neuronen (VIP, Endorphine, Cholecystokin u. a.
Die posteriore Oberfläche (Lamina tecti) besteht aus 7 S. 841); das Gebiet gehört zum limbischen System
vier Vorwölbungen und wird deswegen als Vierhügel- und soll eine wichtige Rolle bei der Schmerzwahr-
platte (Lamina quadrigemina) bezeichnet. Die zwei obe- nehmung spielen
ren Hügel (Colliculi superiores) sind höher und breiter 4 Formatio reticularis als Teil der Formatio reticularis
als die unteren (Colliculi inferiores) (. Abb. 15.32). Bei- des Hirnstamms (7 unten)
de Hügelpaare stehen nach lateral durch makroskopisch 4 Substantia nigra; sie liegt auf jeder Seite unmittelbar
erkennbare, nahezu parallel verlaufende Faserwülste mit hinter dem Crus cerebri; die dem Tegmentum zuge-
dem Zwischenhirn in Verbindung. Der obere Faserwulst wandte Seite der Substantia nigra (Pars compacta)
(Brachium colliculi superioris) zieht vom Colliculus su- besteht aus großen melaninhaltigen Neuronen, die
perior zum Corpus geniculatum laterale des Metathala- die schwarze Farbe des Kerns hervorrufen; dieser
mus und gehört zur Sehbahn. Das Brachium colliculi in- Teil der Substantia nigra führt dopaminerge Neuro-
ferioris verläuft vom Colliculus inferior zum Corpus ge- ne, deren Axone im nigrostriatalen dopaminergen
niculatum mediale des Metathalamus und ist ein Teil System zum Corpus striatum ziehen (7 S. 809); au-
der Hörbahn. ßerdem gehört zur Substantia nigra eine Pars reticu-
Unmittelbar kaudal der Colliculi inferiores verlässt laris mit Efferenzen zum Thalamus
der N. trochlearis (N. IV) das Gehirn. Er ist der einzige
Hirnnerv, der posterior aus dem Gehirn austritt. Da- i Zur Information
nach läuft er um das Mittelhirn herum und gelangt Funktionell gehört die Substantia nigra zum motorischen Sys-
nach anterior. tem (7 S. 807). Sie wird afferent von Fasern aus dem Lobus
frontalis des Kortex erreicht und steht efferent mit dem Tha-
lamus sowie reziprok mit dem Corpus striatum in Verbindung.
In den Crura cerebri verlaufen absteigende Bah- Vor allem nimmt die Substantia nigra Einfluss auf Mitbewe-
nen aus dem Neencephalon. gungen.
In den Cura cerebri liegen von medial nach lateral ne- > Klinischer Hinweis
beneinander (. Abb. 15.34): Ausfall der dopaminergen Neurone der Substantia nigra ruft
4 Fibrae frontopontinae (frontale Großhirnbrücken- die Parkinson-Erkrankung hervor (7 S. 810).
bahn) für Signale zum Kleinhirn (nach Umschal-
tung in Brückenkernen) 4 Nucleus ruber ; seine rötliche Farbe ist nur an fri-
4 Fibrae corticonucleares (motorische Großhirnbahn) schen Schnitten zu erkennen, sie geht auf einen ho-
zu den Hirnnervenkernen hen intrazellulären Eisengehalt zurück; ein Nucleus
4 Fibrae corticospinales (Pyramidenbahn) zum Rü- ruber befindet sich auf jeder Seite im posterioren
15 ckenmark Teil des Tegmentum, ist eine Relaisstation für rezi-
4 Fibrae parietopontinae et temporopontinae (parie- proke Signale aus Cerebellum sowie Thalamus und
tale und temporale Großhirnbrückenbahn) gleich- hat Verbindungen mit Neocortex und Rückenmark
falls für Signale zum Kleinhirn (nach Umschaltung (Tractus rubrospinalis 7 S. 810)
in Brückenkernen)
i Zur Information
Im Tegmentum befinden sich Kerne und Bahnen Signale aus dem Nucleus ruber nehmen Einfluss auf den Mus-
keltonus. Dadurch ist er gemeinsam mit Basalganglien und
mit unterschiedlichen Funktionen. Cerebellum an der Koordination von Muskelbewegungen be-
teiligt.
Das Tegmentum enthält Kerne und Bahnen (. Abb.
15.34) im Dienst jeweils spezifischer Funktionen. Es 4 Nuclei nervi oculomotorii (N. III), Nucleus nervi
handelt sich um: trochlearis (N. IV); von hier aus werden die Augen-
muskeln innerviert (. Tabelle 14.2); die Kerne be-
finden sich anterior vom zentralen Höhlengrau
a15.3 · Gehirn
767 15
4 Nucleus mesencephali nervi trigemini; er liegt lateral Einzelheiten
des zentralen Höhlengraus mit verstreuten größeren Die Colliculi superiores bestehen aus einer siebenschichtigen
Nervenzellen Rinde, deren obere drei Schichten vor allem Afferenzen aus
4 Nucleus interpeduncularis in Höhe des unteren der Sehnerven und Sehrinde erhalten (7 S. 812: okulomotorisches
System). In den tieferen Schichten enden Fasern aus Kleinhirn,
vier Hügel mit peptidergen Neuronen (Enkephalin);
Substantia nigra und Formatio reticularis sowie die Neuriten
hier enden Axone aus dem Nucleus habenularis,
des Tractus spinotectalis (7 S. 802). Der Tractus spinotectalis
Tractus habenulointerpeduncularis leitet den Colliculi superiores propriozeptive Signale aus der
4 Bahnen (. Abb. 15.34); die im Tegmentum verlau- Körperperipherie zu. Efferenzen aus den oberen Schichten
fenden Bahnen werden in allen Teilen des Hirn- steigen vor allem auf, die aus den tieferen Schichten vor allem
stamms angetroffen; als absteigende Bahnen neh- ab. Die aufsteigenden Efferenzen erreichen die unmittelbar un-
men Tractus tectobulbaris, Tractus tectospinalis ter dem Tectum gelegenen Augenmuskelkerne des III. und IV.
und Tractus rubrospinalis ihren Ursprung im Me- Hirnnerven und mit langen Axonen den Thalamus, die abstei-
sencephalon; die Fasern der Tractus tectobulbaris genen Efferenzen via Tractus tectobulbaris (7 S. 781) und
et tectospinalis kreuzen in der Decussatio tegmenta- Tractus tectospinalis (7 S. 803) verschiedene motorische Hirn-
lis posterior (Meynert), die des Tractus rubrospinalis nervenkerne bzw. Motoneurone im Rückenmark (für Hals-
und Kopfbewegungen), aber auch Parasympathicusneurone.
in der Decussatio tegmentalis anterior die Seite
(. Abb. 15.34); aufsteigend verlaufen die Fasern
Die Colliculi inferiores liegen unterhalb der oberen
des Lemniscus lateralis als Teil der Hörbahn zum un-
Hügel. Anders als die Colliculi superiores bestehen sie
teren der vier Hügel und die des Lemniscus medialis
jeweils aus einem geschlossenen Kerngebiet. Sie dienen
als Teil der sensorischen Bahnen aus Rückenmark
der Umschaltung von auditiven Signalen zum Neocor-
und Hirnstamm zum Thalamus; schließlich verbin-
tex. Ihre efferenten Fasern schließen sich weitgehend
det der Fasciculus longitudinalis medialis, der vom
denen aus den oberen Hügeln an. Zusätzlich spielen
Mesencephalon bis zum Rückenmark verläuft, zahl-
die Colliculi inferiores bei der Auslösung von Kopf-
reiche Kerne im Hirnstamm (7 S. 771)
und Körperbewegungen in Antwort auf Töne eine Rolle
(auditives Reflexzentrum 7 S. 829).
Das Tectum mesencephali, gebildet von der La-
mina quadrigemina, ist eine Schaltstelle im Ver- Pedunculus cerebellaris superior. Es handelt sich um ei-
lauf optischer und akustischer Bahnen. ne Verbindung zwischen Mesencephalon und Kleinhirn
beidseits.
Das Tectum mesencephali (. Abb. 15.32) besteht aus
4 Colliculi superiores (obere Hügel)
4 Colliculi inferiores (untere Hügel) > In Kürze
Das Mesencephalon gliedert sich in Crura cere-
Die Colliculi superiores liegen unmittelbar unter den bri, Tegmentum mesencephali, Tectum mesence-
hinteren Polen der Thalami. Bei niederen Tieren, spe- phali. Die Crura cerebri führen die großen abstei-
ziell bei Fischen, sind sie die wichtigste Endigung der genden Bahnen aus dem Neencephalon. Das
Sehbahn. Beim Menschen haben die oberen Hügel diese Tegmentum weist als auffällige Kerne die Sub-
Aufgabe an den Neocortex abgegeben, sind aber noch stantia nigra mit dopaminergen Zellen, den Nu-
Zentren für die Augenbewegungen sowie für Bewegun- cleus ruber als Relais für Verbindungen zwischen
gen des Rumpfes bei plötzlichen Lichtsignalen, z. B. bei Cerebellum, Thalamus, Neocortex und Rücken-
einem Lichtblitz auf einer Seite des Sehfeldes oder bei mark, die Kerne der Nn. oculomotorius und
plötzlichen Bewegungen in der näheren Umgebung (vi- trochlearis sowie zahlreiche Bahnen auf. Das
suelles Reflexzentrum 7 S. 813). Tectum mesencephali besteht aus Colliculi supe-
riores als visuelles und Colliculi inferiores als au-
ditives Schaltzentrum.
768 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
Die Pars basilaris pontis (Brückenfuß) ist eine größere i Zur Information
anteriore Vorwölbung, die in der Mitte eine längs ver- Weil die Fibrae pontis transversae überwiegend die Seite
laufende Furche (Sulcus basilaris) (. Abb. 15.31) für kreuzen und die meisten der reziproken Fasern des Kleinhirns
die A. basilaris aufweist. im Hirnstamm zur Gegenseite gelangen, wirkt die rechte Hälf-
Im Brückenfuß verlaufen (. Abb. 15.35): te des Kleinhirns hauptsächlich mit der linken Hälfte des
Großhirns und die linke Hälfte des Kleinhirns hauptsächlich
4 Fibrae pontis longitudinales mit der rechten Hälfte des Großhirns zusammen.
4 Fibrae pontis transversae
15
. Abb. 15.35. Kaudaler Teil der Brücke, Querschnitt in Höhe des Colliculus facialis
a15.3 · Gehirn
769 15
Medulla oblongata
Das Tegmentum der Brücke beherbergt Hirn-
nervenkerne, Fasersysteme und Teile der For-
i Zur Information
matio reticularis. Die Medulla oblongata (verlängertes Mark) des Hirnstamms
steht mit dem Rückenmark in Verbindung. Im Anschluss-
Tegmentum pontis (Brückenhaube) (. Abb. 15.35) wird gebiet liegt eine Übergangszone, die dem Rückenmark ver-
gleichbare Strukturen aufweist. Jedoch ist deren Lage verän-
von der Formatio reticularis mit ihren Kernen be- dert. Außerdem passieren Bahnen vom und zum Rückenmark.
herrscht. Pigmentierte Nervenzellen in ihrer lateralen Kranial der Übergangszone treten dann die dem Stammhirn
Zone lassen am Boden der Rautengrube den Locus cae- eigenen Strukturen auf, vor allem Kerne von Hirnnerven mit
ruleus entstehen (7 unten). Außerdem liegen in der den zugehörigen Bahnen und Verschaltungen, Formatio reti-
Brückenhaube Kerne bzw. Kernanteile von N. trigemi- cularis und Olivensystem als Kerngebiet zur Verbindung mit
dem Kleinhirn. Klinisch sind Syndrome bekannt, die bei
nus (N. V), N. abducens (N. VI), N. facialis (N. VII), Nu- Durchblutungsstörungen der Medulla oblongata auftreten.
cleus salivatorius superior und N. vestibulocochlearis
(N. VIII) (Einzelheiten 7 unten). Auffällig ist, dass um
den Ursprungskern des VI. Hirnnerven die Fasern des Oberfläche der Medulla oblongata
N. facialis herumziehen und das innere Fazialisknie (Ge-
Die Medulla oblongata ist ca. 3 cm lang und hat an der
nu nervi facialis) bilden (7 S. 776). Diese Fasern rufen
breitesten Stelle einen Durchmesser von 2 cm.
am Boden der Rautengrube den Colliculus facialis her-
Anterior (. Abb. 15.31) befindet sich in der Mittel-
vor (7 unten).
linie die Fissura mediana anterior, die vom Rückenmark
Charakteristisch für das Tegmentum ist ferner das
bis zum Unterrand der Brücke verläuft. Sie endet mit ei-
Corpus trapezoideum (Hauptkreuzung der Hörbahn)
nem Foramen caecum. Beidseits der Fissura anterior
mit benachbarten Nuclei corporis trapezoidei (7 S. 828).
davon liegt die Pyramis (Pyramide) mit der Pyramiden-
An weiteren Faserzügen sind vorhanden: Fasciculus lon-
bahn (7 unten). Als kaudale Grenze der Medulla oblon-
gitudinalis medialis et dorsalis, Tractus spinothalami-
gata – und damit als Grenze zwischen Gehirn und
cus, Tractus tegmentalis centralis, Tractus spinalis n.
Rückenmark – gilt die Decussatio pyramidum (Pyrami-
trigemini (Einzelheiten zu den Bahnen im Hirnstamm
denkreuzung), in der Fasern des Tractus corticospinalis
7 S. 780).
lateralis die Seite kreuzen.
Lateral der Pyramiden – Gebiet des Tegmentum –
Im Bereich des Pons ist das Ventrikelsystem des wölben sich beidseits die unteren Oliven (Olivae inferio-
Gehirns zum IV. Ventrikel erweitert. res, . Abb. 15.31; Anmerkung: der Nucleus olivaris su-
perior gehört zur Hörbahn und liegt in der Brücke). Vor
Das Tegmentum des Pons bildet einen Teil des Bodens jeder Olive liegen der Sulcus anterolateralis, dahinter
des IV. Ventrikels (7 unten). Das Dach des IV. Ventrikels der Sulcus retroolivaris. Von jeder Olive zieht ein Pedun-
im Bereich des Pons ist das Velum medullare superius culus cerebellaris inferior zum Kleinhirn.
(7 S. 852). Posterior (. Abb. 15.32) befindet sich in den unteren
zwei Dritteln der Medulla oblongata in der Mittellinie in
Fortsetzung des Rückenmarks der Sulcus medianus pos-
> In Kürze terior. Er endet an einem transversalen Riegel (Querver-
Der Pons führt im Brückenfuß Fibrae corticospi- bindung; Obex). Oberhalb des Obex verdickt sich die
nales und Fibrae corticonucleares und weist Nuc- Medulla oblongata zwiebelartig (weshalb die Medulla
lei pontis auf, an denen kortikopontine Fasern oblongata auch Bulbus heißt). Die Verdickung entsteht
enden und deren Axone als Fibrae pontis trans- durch ein beidseits des Sulcus gelegenes Tuberculum
versae in das Kleinhirn gelangen. Die Brücken- gracile und ein lateral davon befindliches Tuberculum
haube wird von der Formatio reticularis be- cuneatum (Hinterstrangkerne 7 unten).
herrscht und beherbergt außerdem Teile der
Hirnnervenkerne N. V, N. VI, N. VII, N. VIII. Auffäl- Im Gebiet von Pons und Medulla oblongata ist
lig ist das innere Fazialisknie sowie das Corpus das Ventrikelsystem des Gehirns zum VI. Ventri-
trapezoideum (Hauptkreuzung der Hörbahn). kel erweitert.
770 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
Bedeckt wird der IV. Ventrikel von einem zeltartigen Kaudal der Striae medullares liegt medial vom Sul-
Dach ( Tegmen ventriculi quarti) (. Abb. 15.30), über cus limitans dicht unter dem Boden der Rautengrube
dem sich das Kleinhirn befindet. Das Tegmen ventriculi der Ursprungskern des XII. Hirnnerven ( Trigonum ner-
quarti besteht aus einer oberen, zwischen rechtem und vi hypoglossi). Daneben erscheint als grauer Bezirk das
linkem Pedunculus cerebellaris superior ausgespannten Gebiet des X. (und IX.) Hirnnerven ( Trigonum nervi va-
Marklamelle ( Velum medullare superius) (. Abb. 15.30) gi). Es folgt nach unten die Area postrema. Schließlich
und einem unteren Teil ( Velum medullare inferius). Ein senkt sich die Rautengrube nach kaudal spitz in die Tie-
Teil des unteren Dachs besteht aus der Tela choroidea fe und setzt sich in den Zentralkanal von unterer Medul-
ventriculi quarti, die den Plexus choroideus ventriculi la oblongata und Rückenmark fort.
quarti trägt.
Nach Entfernung des Ventrikeldachs entsteht der Die innere Gliederung der Medulla oblongata
Eindruck einer Grube, die in der Mitte breiter ist als entspricht der von Mesencephalon und Pons.
oben und unten. Sie wird deswegen als Rautengrube
(Fossa rhomboidea) bezeichnet.
Die Medulla oblongata gliedert sich in (. Abb. 15.36)
Der Boden des IV. Ventrikels (. Abb. 15.32) zeigt ei-
4 anteriores Gebiet
ne Mittelfurche (Sulcus medianus) und seitlich den
4 Tegmentum
adult nur schwach ausgebildeten Sulcus limitans. An
4 posteriores Gebiet
der breitesten Stelle verlaufen quer über den Boden
der Rautengrube Striae medullares ventriculi quarti Anteriorer Anteil. Er besteht aus den Fasern des mäch-
mit markhaltigen Faserbündeln aus Olivensystem und tigen Tractus corticospinalis (Pyramidenbahn) zur
Hörbahn (7 unten). In ihrem Bereich liegt seitlich Steuerung der Muskeltätigkeit.
vom Sulcus limitans die Area vestibularis mit den senso-
rischen Vestibulariskernen. Weiter lateral befindet sich Tegmentum. Es nimmt den größten Teil der Medulla
das Gebiet für die beiden Cochleariskerne. Vestibularis- oblongata ein und beherbergt:
kerne und Cochleariskerne gehören zum VIII. Hirnner- 4 unteres Olivensystem
ven (7 unten). 4 verschiedene Hirnnervenkerne (Teile von N. V, VIII,
Kranial der Striae medullares ventriculi befinden IX, X, XII)
sich im Bereich des Pons Colliculus facialis und Locus 4 Teile der Formatio reticularis
caeruleus (7 oben). 4 zahlreiche Faserbahnen
15
15
a15.3 · Gehirn
773 15
Somatoafferente (somatosensorische) Kerne sind: Der kaudale Teil der Nuclei solitarii bekommt sensorische
4 afferente Trigeminuskerne: zuständig für die Sensorik von Afferenzen aus den Versorgungsgebieten des N. vagus
Gesichtshaut, Binde- und Hornhaut des Auges, Schleim- (7 S. 672, Schleimhäute der oberen und mittleren Verdau-
haut der Nasen- und Mundhöhle und der Zähne ungsorgane, Atemwege, Herz).
(. Tabelle 15.4); die afferenten Trigeminuskerne sind nach
anterolateral in die Tiefe des Tegmentum verlagert; sie glie- Viszeroefferente Kerne. Sie gehören zum Parasympathicus. Eine
dern sich im Hirnstamm (. Abb. 15.37 b) in: Sonderform bilden Kerne, die die Skelettmuskulatur versorgen,
– Nucleus mesencephalicus nervi trigemini (. Abb. die aus den Branchialbögen hervorgegangen ist (»branchio-
15.34), der sich vom Mittelhirn bis in die Mitte des motorische« Kerne) (. Tabelle 13.13). In den parasympathi-
Pons erstreckt und pseudounipolare Nervenzellen ent- schen Kernen liegt das erste Neuron. Die Axone dieser Neuro-
hält, die Signale von den Muskelspindeln des Kauappa- ne werden synaptisch in parasympathischen Ganglien in der
rates vermitteln Peripherie umgeschaltet.
– Nucleus principalis nervi trigemini: Hauptkern des Tri- Kerne des Parasympathikus sind:
geminus im Pons (. Abb. 15.35) zur Mechanorezep- 4 Nucleus accessorius nervi oculomotorii (Edinger-Westphal,
tion (Druck- und Berührungsempfindungen in Ge- unpaar); er liegt median im Mesencephalon anterior
sicht und Mundhöhle) vom zentralen Höhlengrau; seine Fasern erreichen das
– Nucleus spinalis nervi trigemini (. Abb. 15.36) für Ganglion ciliare, das den M.sphincter pupillae und den
Schmerz- und Temperaturleitung von der Gesichts- M. ciliaris innerviert
oberfläche her; er gehört zum Tractus spinalis nervi
trigemini, der von der Mitte der Rautengrube bis Die kaudal folgenden parasympathischen Kerne liegen unmit-
telbar unter dem Boden des IV. Ventrikels (. Abb. 15.37 b). Sie
zum Halsmark reicht (7 S. 817)
dienen der sekretorischen Innervation der Kopfdrüsen und der
Nucleus principalis und Nucleus spinalis nervi trigemini er- Schleimhautdrüsen des Verdauungskanals, der Versorgung der
halten als Endkerne die Informationen aus der Peripherie über unwillkürlichen (glatten) Muskulatur von Atemtrakt, Magen
die zentralen Fortsätze der pseudounipolaren Ganglienzellen und Darm sowie der Herzmuskulatur. Die Kerne gehören zu
des Ganglion trigeminale. N. facialis (N. VII), N. glossopharyngeus (N. IX) und N. vagus
(N. X). Sie bilden eine Kernsäule (. Abb. 15.37 a), die sich von
Viszeroafferente (viszerosensorische) Kerne sind Nerven- kranial nach kaudal in drei Abschnitte gliedert:
zellgruppen im 4 Nucleus salivatorius superior; seine Neurone bilden den pa-
rasympathischen Anteil des N. facialis, dessen Axone wer-
4 Nucleus solitarius; die Neurone dieses langen Kerns sind
den in Ganglion pterygopalatinum und Ganglion subman-
dem Tractus solitarius (7 unten) zugeordnet (. Abb.
15.36); der superiore Teil des Nucleus solitarius erhält In-
dibulare umgeschaltet; von hier aus werden die Glandulae
formationen aus den Geschmacksrezeptoren der Zunge, lacrimalis, submandibularis, sublingualis und die Drüsen
des Gaumens und des Pharynx. Diese werden über pseu- der Nasen- und Mundschleimhaut parasympathisch-
dounipolare Ganglienzellen in Ganglion geniculi (N. VII) sekretorisch versorgt
und Ganglion inferius der Nn. IX und X vermittelt 4 Nucleus salivatorius inferior ; er ist der Ursprungskern für
(. Tabelle 15.4). Die zentralen Fortsätze dieser Ganglien den parasympathischen Anteil des N. glossopharyngeus;
bilden synaptische Kontakte mit Nervenzellen des Nucleus er liegt im oberen Teil der Medulla oblongata und entsen-
solitarius, die das zweite Neuron der Geschmacksbahn bil- det Axone zum Ganglion oticum, das wiederum parasym-
den. pathisch-sekretorische Fasern zur Glandula parotidea ent-
sendet
9 4 Nucleus posterior (dorsalis) nervi vagi (. Abb. 15.36); der
. Abb. 15.37 a, b. Lage und Anordnung der Hirnnervenkerne III Kern ist etwa 2 cm lang und liegt in der Medulla oblongata
bis XII. Sie bilden sechs längsorientierte Reihen, die jedoch nicht im Bereich des Trigonum nervi vagi der Rautengrube
in einer Ebene liegen. a Auf der linken Seite sind die Endkerne der (7 oben); am stärksten ist er im mittleren Bereich der Oli-
afferenten Anteile eingezeichnet, die aus der Flügelplatte hervor-
ve entwickelt; dieser Kern ist der Anteil des N. vagus, der
gegangen sind; sie liegen lateral des Sulcus limitans. Auf der rech-
Brust- und Bauchorgane mit präganglionären parasym-
ten Seite sind die Ursprungskerne der efferenten Anteile der Hirn-
nerven dargestellt; sie befinden sich medial des Sulcus limitans. pathischen Fasern versorgt (einschließlich der Schleim-
Der viszeroefferente Kern von N. III nimmt eine Sonderstellung ein, hautdrüsen der Eingeweide)
er ist unpaar und liegt median. b Querschnitt durch die Medulla
oblongata. Die schematische Darstellung zeigt, dass die somato- Kerne zur Versorgung von ehemaliger Kiemenbogenmuskula-
afferenten Kerne und die Kerne zur Versorgung der ehemaligen tur. Die Kerne sind nach anterior verlagert (. Abb. 15.37 b). Ih-
Kiemenmuskulatur während der Entwicklung aus der subventriku- re Axone schließen sich N. facialis (N. VII), N. glossopharyn-
lären Lage nach anterior verlagert wurden geus (N. IX), N. vagus (N. X) an und bilden den N. accessorius
774 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
VIII. N. vestibulo- sensorische Kerne Nucleus vestibularis sensorisch über Ggl. vestibulare aus
cochlearis sup. (Bechterew) Sinneszellen der Macula
Vestibularis- Nucleus vestibularis utriculi, Macula sacculi,
anteil med. (Schwalbe) Cristae ampullares
Nucleus vestibularis
lat. (Deiters)
Nucleus vestibularis
inf. (Roller)
Cochlearis- sensorische Kerne Nucleus cochlearis sensorisch über Ggl. spirale
anteil posterior cochleae aus
Nucleus cochlearis Haarzellen des
anterior Corti-Organs
IX. N. glosso- sensorischer Kern Nucleus spinalis sensorisch über Ggl. inferius aus
pharyngeus nervi trigemini Schleimhaut des
Gaumens und des
Rachens
sensorische Kerne Nuclei tractus solitarii viszeroafferent Geschmacksknospen
des hinteren Drittels
der Zunge
parasympathischer Nucleus salivatorius viszeroefferent über Ggl. oticum zur
Kern inferior Gl. parotidea
branchio- Nucleus ambiguus branchiomotorisch Pharynxmuskulatur
motorischer Kern
X. N. vagus sensorischer Kern Nucleus spinalis nervi somatoafferent über Ggl. superius aus
trigemini äußerem Gehörgang
sensorische Kerne Nucleus tractus viszeroafferent über Ggl. inferius aus
solitarii Geschmacksknospen
des Rachens, Schleim-
haut der Brusteinge-
weide und Oberbauch-
organe
parasympathischer Nucleus posterior viszeroefferent über Plexus cardiacus,
Kern nervi vagi submucosus, myenteri-
cus, Brusteingeweide,
Oberbauchorgane und
Intestinaltrakt bis
Cannon-Böhm-Punkt
branchio- Nucleus ambiguus branchiomotorisch Larynxmuskeln,
motorischer Kern z. T. Pharynxmuskulatur
(N. XI). Charakteristisch für den Verlauf der Axone einiger die- 4 Nucleus nervi hypoglossi (. Abb. 15.36); er bildet eine 1 cm
ser Kerne ist, dass sie innerhalb des Rhombencephalon ein in- lange Zellsäule am Boden des kaudalen Teils der Rauten-
neres Knie, d. h. einen nach posterior gerichteten Bogen bilden. grube; an seinen Neuronen enden u. a. Faserbündel aus an-
Es handelt sich um deren Hirnnervenkernen, z. B. der motorischen Hirnrinde;
4 Nucleus motorius nervi trigemini (. Abb. 15.37); er ist etwa seine Axone versorgen die Zungenmuskulatur
4 mm lang und liegt im Gebiet der Brücke; die Axone bil-
den die Portio minor des N. trigeminus, die Kaumuskulatur, Die afferenten und efferenten Axone der Hirn-
Mundbodenmuskulatur, M. tensor veli palatini und M.
nerven erreichen und verlassen den Hirnstamm
tensor tympani motorisch versorgt (7 S. 670); an den Ner-
jeweils in geschlossenen Bündeln. Sie sind nicht
venzellen des Kerns enden u. a. Kollateralen der afferenten
in Wurzeln angeordnet
Trigeminusfasern (Reflexkollateralen) und Fasern vom
Tractus corticonuclearis
4 Nucleus nervi facialis (. Abb. 15.35); er liegt in der Brücke Hirnnerven. Das Gehirn verlassen bzw. erreichen
anterior vom Nucleus nervi abducentis; seine Axone um- (. Abb. 15.31):
schlingen den Abduzenskern und bilden das innere Fazia- 4 N.oculomotorius (N. III) in der Fossa interpeduncularis
lisknie (Genu nervi facialis) mit einer Vorwölbung am Bo-
den des IV. Ventrikels (Colliculus facialis) und versorgen Verlauf. Anschließend durchbohrt der Nerv die Cisterna inter-
mimische Muskulatur, Muskeln des Hyalbogens und den peduncularis, liegt zwischen A. superior cerebelli und A. cere-
M. stapedius motorisch (. Tabelle 13.22) bri posterior, tritt im Bereich des Processus clinoideus poste-
4 Nucleus ambiguus (. Abb. 15.36), eine zusammenhängen- rior durch die Dura mater, gelangt zur lateralen Wand des Si-
de Zellsäule für branchiomotorische Anteile von N. glosso- nus cavernosus und verlässt die mittlere Schädelgrube durch
pharyngeus, N. vagus und Radix cranialis nervi accessorii; die Fissura orbitalis superior.
der Nucleus ambiguus liegt in der Medulla oblongata; sei-
ne Fasern versorgen die Pharynxmuskulatur (N. glosso- 4 N. trochlearis (N. IV) unmittelbar kaudal der unteren
pharyngeus), den oberen Teil des Ösophagus und die Kehl- vier Hügel des Mittelhirns (. Abb. 15.32)
kopfmuskulatur (N. vagus)
4 Nucleus nervi accessorii (. Abb. 15.37); er liegt teils in der Verlauf. Der N. trochlearis ist der einzige Hirnnerv, der den
Medulla oblongata, teils im Rückenmark (C1–C5) und kann Hirnstamm posterior verlässt. Er zieht nach seinem Austritt
als ein selbständig gewordener Teil des Nucleus ambiguus nach anterior in der Cisterna ambiens um das Mittelhirn he-
aufgefasst werden; seine Fasern bilden die Radix spinalis rum, verläuft weiter nach anterior, liegt im Dach des Sinus ca-
nervi accessorii vernosus und gelangt durch die Fissura orbitalis superior in
die Orbita.
genden Systems liegen kaudal von denen des absteigen- ronen, die ihre stark verzweigten Axone praktisch in al-
den Systems und umgekehrt. Dies ermöglicht eine Ab- le Gebiete des Zentralnervensystems entsenden (. Abb.
stimmung derjenigen Signale, die die Formatio reticula- 15.39).
ris aus den verschiedenen Bereichen des Zentralnerven- Die Neurone der medianen Zone haben durch das
systems erreichen. aufsteigende Retikularissystem Verbindungen mit
4 limbischem System
Die Formatio reticularis gliedert sich in drei 4 Neocortex (via Capsula interna und Thalamus)
Längszonen. und durch das absteigende Retikularissystem mit dem
4 Rückenmark
Die drei Längszonen der Formatio reticularis sind
Zur Funktion
4 mediane Zone
Verbindungen mit dem limbischen System (7 S. 837) bestehen
4 mediale magnozelluläre Zone afferent und efferent. Dadurch kann das serotoninerge System
4 laterale parvozelluläre Zone modulierend und regulierend Einfluss auf die Tätigkeit des
limbischen Systems nehmen, einschließlich des Verhaltens
i Zur Information (viele Antidepressiva wirken über das serotoninerge System).
In jeder Zone lassen sich zahlreiche, nicht immer klar abgrenz- Verbindungen mit dem Neocortex. Nach gegenwärtigem
bare Nervenzellgruppen (Kerne) nachweisen. Außerdem kom- Wissen ist das serotoninerge System am Zustand der Bewusst-
men in allen drei Gebieten chemisch identifizierbare Neurone seinslage beteiligt. Im Retikularissystem aufsteigende, seroto-
vor, die eigene Systeme bilden. Die Gruppierung dieser Neu-
ninerge Fasern vermitteln u. a. via Thalamus (7 S. 751) Erre-
rone deckt sich nur begrenzt mit den färberisch-histologisch
gungen, die zur Aktivierung des Cortex und zu Weckreaktio-
erfassbaren Nervenzellgruppen. Nach den histochemisch
nachweisbaren Transmittersubstanzen bzw. den zugehörigen nen führen – ggf. kommt es schlagartig zu einem hellwachen
Enzymen werden serotoninerge, noradrenerge, adrenerge und Zustand. Das System wird deswegen auch als ARAS (aufstei-
cholinerge Systeme unterschieden (7 S. 839). gendes, retikuläres, aktivierendes System) bezeichnet.
Schmerzkontrolle. Die Raphekerne wirken zusammen mit
Mediane Zone. Sie besteht aus mehreren undeutlich be- Neuronen der Substantia grisea centralis des Mesencephalon,
aber auch mit denen anderer Gebiete (Formatio reticularis me-
grenzten Nuclei raphes. Beherrscht wird die mediane
dialis et lateralis) über den Tractus reticulospinalis inhibierend,
Zone jedoch von diffus verteilten, serotoninergen Neu-
d. h. schmerzunterdrückend auf diejenigen Gebiete im Grau
des Rückenmarks, die nozizeptorische Impulse empfangen.
Hierbei spielt u. a. die Freisetzung von Endorphinen an Synap-
sen im Rückenmark eine Rolle (7 S. 841).
i Zur Information
Endorphine sind körpereigene Neurotransmitter mit mor-
phinartiger Wirkung, die an Opiatrezeptoren binden.
15
Motorische Funktionen. Es handelt sich um Neurone, deren
Axone im Tractus reticulospinalis abwärts ins Rückenmark zie-
hen und dort aktivierend an den Motoneuronen der Extenso-
ren und Flexoren enden.
Einzelheiten
Kreislaufzentren in der Formatio reticularis der Medulla oblon-
gata. Afferenzen treffen über sensorische Vagus- und Glosso-
pharyngeusfasern ein (Rezeptoren in Aortenbogen, Sinus caro-
ticus, Herzwand). Efferenzen benutzen den N. vagus bzw. ins
Rückenmark absteigende Fasern zu präganglionären Neuronen
des Sympathicus.
Ferner gehören zum Kreislaufzentrum Gebiete, die auf die
Herzfrequenz Einfluss nehmen. Exzitatorische Impulse führen
über sympathische Nervenfasern zu einer Steigerung der
Schlagfrequenz und der Kontraktilität des Herzens. Fasern
aus der Nachbarschaft des Nucleus posterior nervi vagi senden
über den N. vagus Signale zur Verminderung der Herzfre-
quenz.
Vasomotorenzentrum. Es liegt anterolateral in der Forma-
tio reticularis der Medulla oblongata. Das Vasomotorenzent-
rum sorgt für den Ruhetonus der Gefäße. Es wirkt dadurch,
dass ein weiter oben gelegenes Vasokonstriktorengebiet durch
. Abb. 15.40. Noradrenerges System. Der Locus caeruleus hat aufsteigende Fasern aus einem weiter unten gelegenen Vasodi-
Verbindungen zu limbischem System, Neocortex, Cerebellum latationsgebiet gehemmt wird. Die Neurone im Vasokonstrik-
und Rückenmark. Von den lateralen tegmentalen Zellgruppen be- torengebiet bilden Noradrenalin und ihre Fortsätze erreichen
stehen vor allem Projektionen zu Hypothalamus, Corpus amygda- in der Vasokonstriktorenbahn die vasokonstriktorisch wirken-
loideum und Rückenmark den Neurone in den Sympathicusanteilen des Rückenmarks.
Beeinflusst wird das Vasokonstriktorensystem außerdem
durch Fasern aus dem Hypothalamus und vom Cortex.
Noradrenerge Zellgruppen. Die Nervenzellen projizieren
Atemzentrum. Für die Steuerung der Atmung befinden
vor allem auf den Hypothalamus und das Corpus amygdaloi-
sich inspiratorisch wirkende gigantozelluläre Neurone in der
deum. Sie nehmen aber auch Einfluss auf die Regulierung
Umgebung des superioren Teils des Nucleus ambiguus, exspi-
der Atmung und wirken bei der kardiovaskulären Kontrolle
ratorische parvozelluläre Neurone vor allem posteromedial im
mit (7 unten). Im Hypothalamus beeinflussen Signale der nor-
Gebiet der Nuclei tractus solitarii. Exspiratorische Neurone
adrenergen Zellgruppen die Hormonfreisetzung und damit die
wirken hemmend auf die gigantozellulären inspiratorischen
Abgabe von Hypophysenvorderlappenhormonen.
Neurone. Das Zusammenspiel zwischen diesen Neuronen steu-
ert ein pneumotaktisches Zentrum im Pons. Auch das Husten
Adrenerge und cholinerge Zellgruppen. Ihre Bedeutung unterliegt der Steuerung durch das Atemzentrum.
ist noch wenig bekannt. Brechzentrum. Als hypothetisches Brechzentrum gilt die
Area postrema in Höhe der Oliven (. Abb. 15.32). Sie ist reich
In der Formatio reticularis lassen sich Areale zur vaskularisiert und enthält weite Sinusoide. Eine Blut-Hirn-
15 Steuerung vegetativer Regulationen abgrenzen. Schranke fehlt hier. Die Area postrema besitzt Verbindungen
zum Nucleus posterior nervi vagi und zum Tractus solitarius.
Außerdem wird angenommen, dass Primärafferenzen des N.
Vegetative Zentren in der Formatio reticularis sind u.a. vagus in der Area postrema enden. Den Ganglienzellen dieser
in: Zone werden chemorezeptorische Funktionen für Erregungen
4 lateralem Tegmentum der Brücke ein pneumotakti- aus Verdauungskanal und Atmungsorganen zugeschrieben.
sches und ein Miktionszentrum (Zentrum für die
Entleerung der Harnblase)
Bahnen im Hirnstamm
4 der Medulla oblongata Kreislaufzentrum, Vasomoto-
renzentrum, Atemzentrum, Zentrum für die
i Zur Information
Schweißabsonderung, Brechzentrum
Im Hirnstamm befindet sich ein dichtes Geflecht nur teilweise
gebündelter Axone. Auffälliger sind große überregionale auf-
steigende bzw. absteigende Leitungsbahnen.
a15.3 · Gehirn
781 15
Im Hirnstamm lassen sich unterscheiden (. Abb. 15.34 Fasciculus longitudinalis posterior (Schütz). Er reicht
bis 15.36): vom Zwischenhirn bis in die Medulla oblongata und be-
4 Faserbündel für Verbindungen innerhalb des Hirn- findet sich posterolateral vom Fasciculus longitudinalis
stamms medialis. Seine Fasern verbinden auf- und absteigend
4 lange aufsteigende Bahnen limbische Zentren (7 S. 821) mit sekretorischen und
4 lange absteigende Bahnen motorischen Kernen im Hirnstamm: Nucleus oculo-
motorius accessorius, Nucleus salivatorius superior
Faserbündel innerhalb des Hirnstamms verbin- und inferior, Nucleus dorsalis (posterior) n. vagi, moto-
den Hirnnervenkerne sowie vegetative und mo- rischem Trigeminuskern, Facialis- und Hypoglossus-
torische Zentren. kern. Aufsteigend führt der Fasciculus longitudinalis
posterior serotoninerge Fasern aus der Formatio reticu-
laris zum Hypothalamus und zu verschiedenen telence-
Faserbündel für Verbindungen innerhalb des Hirn-
phalen Arealen (7 oben, . Abb. 15.39).
stamms sind:
4 Fasciculus longitudinalis medialis (mediales Längs-
Tractus tegmentalis centralis (zentrale Haubenbahn).
bündel)
Der Tractus tegmentalis centralis ist ein Faserbündel,
4 Fasciculus longitudinalis posterior (posteriores
das auf- und absteigende Axone verschiedener Herkunft
Längsbündel)
und unterschiedlicher Zielgebiete sammelt. Seine wich-
4 Tractus tegmentalis centralis (zentrale Haubenbahn)
tigsten Fasern gehören zu den Neuronen des extrapyra-
4 Tractus tectobulbaris
midal-motorischen Systems, die Anschluss an die Nu-
clei olivares inferiores bekommen; von dort gelangen
Fasciculus longitudinalis medialis (. Abb. 15.34, 15.35).
die Signale ins Kleinhirn. Die Neuronenketten nehmen
Dieses deutlich erkennbare Faserbündel reicht vom
ihren Ausgang von den Basalganglien des Endhirns,
rostralen Mittelhirn bis ins obere Thorakalmark. Im
dem Thalamus sowie dem Nucleus ruber. Die zentrale
Mittelhirn liegt es unmittelbar basal und lateral der Ur-
Haubenbahn verläuft im Mittelfeld des Tegmentum
sprungskerne des III. und IV. Hirnnerven, in den fol-
des Hirnstamms (. Abb. 15.34).
genden Abschnitten beidseits der Mittellinie. Es besteht
aus Fasern verschiedener Herkunft und reziproker Lei-
Tractus tectobulbaris. Das Faserbündel entspringt in
tungsrichtung. Das mediale Längsbündel ist die größte
den Colliculi superiores des Mesencephalon (7 S. 766).
Assoziationsbahn des Hirnstamms. Es verbindet
Nach Kreuzung der Seite (im Mesencephalon, Decussa-
4 Augenmuskelkerne (Kerne des N. III, IV, VI) unter-
tio tegmentalis posterior) dorsale Haubenkreuzung,
einander und mit den spinalen Anteilen des Nucleus
Meynert 7 S. 767, verläuft es unmittelbar anterior vom
nervi accessorii (C1–C4)
Fasciculus longitudinalis medialis durch den Hirn-
4 Vestibulariskerne mit den Augenmuskelkernen so-
stamm. Die Fasern enden in motorischen Hirnnerven-
wie mit dem Rückenmark (Tractus vestibulospina-
kernen, u. a. in Augenmuskelkernen sowie in den Nuclei
lis); dadurch ist der Fasciculus longitudinalis media-
pontis und in der Formatio reticularis. Die Bahn ist ein
lis ein Reflexweg zwischen Gleichgewichtszentren
Teil des okulomotorischen Systems (7 S. 820).
und Zentren für Augen- und Kopfbewegungen
(7 S. 831),
4 weitere motorische Hirnnervenkerne untereinander, Lange aufsteigende Bahnen gehören zum sen-
sodass unter dem Einfluss der koordinierenden Wir- sorischen System, lange absteigende Bahnen
kung der Zentren in der Formatio reticularis reflek- zum motorischen System.
torisch- motorische Funktionen möglich werden,
z. B. beim Essen und Trinken (Schlucken, Würgen) Lange aufsteigende Bahnen bilden im Hirnstamm die
oder beim Niesen Lemniskussysteme. Die Lemniskusbahnen erhielten die
4 motorische Hirnnervenkerne mit dem extrapyrami- Bezeichnung »Schleife«, weil ihre Fasern die Seite kreu-
dal-motorischen System zen.
782 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
In der Medulla oblongata wird das laterale Territori- 15.3.6 Cerebellum H91, 93
um versorgt von Ästen aus den Rami medullares latera-
les der A. inferior posterior cerebelli. Sie erreichen u. a.
i Zur Information
Nucleus spinalis nervi trigemini, Tractus spinothalami-
Das Kleinhirn (Cerebellum) ist ein großes Koordinations- und
cus, vestibuläre Kerngebiete, austretende Wurzeln des Regulationszentrum für die Motorik. Im Zusammenwirken mit
IX. und X. Hirnnerven. dem Labyrinthorgan hält es das Körpergleichgewicht aufrecht
und koordiniert den Muskeltonus sowie die zeitliche Abfolge
> Klinischer Hinweis der Bewegungen, ohne sie jedoch auszulösen. Zur Erfüllung
Ein einseitiger Ausfall des lateralen Bezirks der Medulla oblon- dieser Aufgaben steht das Kleinhirn afferent und efferent
gata führt zum Wallenberg-Syndrom: durch Läsion des Nuc- mit allen motorischen Zentren des Zentralnervensystems,
leus spinalis nervi trigemini wird die Schmerz- und Tempera- von Rückenmark bis Neocortex, in Verbindung. Außerdem er-
turempfindung im Gesichtsbereich auf der gleichen Seite hält das Kleinhirn Signale aus den Nuclei vestibulares (Gleich-
gestört. Eine Unterbrechung des Tractus spinothalamicus gewicht) und aus dem visuellen Cortex. Die Tätigkeit des
(oberhalb der Kreuzung) resultiert in einer Störung der Kleinhirns erfolgt unbewusst.
Schmerz- und Temperaturleitung im kontralateralen Arm-
Rumpf-Bein-Bereich. Ein Ausfall des vestibulären Systems Das Kleinhirn ist nach dem Großhirn der umfangreichs-
zeigt sich in Schwindel, Erbrechen, Nausea (Übelkeit) und Nys- te Gehirnteil. Es sitzt dorsal auf dem Hirnstamm, den es
tagmus (unwillkürliches Augenzittern). Eine Läsion der IX. und teilweise umgreift. Topographisch liegt es unter den
X. Hirnnerven kann sich in Schluckstörungen und Heiserkeit Occipitallappen der Großhirnrinde, von denen es durch
äußern.
das Tentorium cerebelli getrennt ist (zeltförmige Platte
der Dura mater cranialis) (7 S. 847). Das Kleinhirn liegt
Das venöse Blut aus Hirnstamm und Kleinhirn zusammen mit Teilen des Hirnstamms infratentoriell in
gelangt in die großen Blutleiter. der Fossa cranii posterior.
Das Blut aus dem Mesencephalon wird nach anterior Das Kleinhirn ist durch drei Kleinhirnstiele mit
über Vv. pedunculares und Vv. interpedunculares zur dem Hirnstamm verbunden.
V. basalis und posterior zur V. magna cerebri abgeleitet.
Bei Pons und Medulla oblongata bestehen dagegen Die drei Kleinhirnstiele sind (. Abb. 15.32):
anterior und posterior ein longitudinales und ein trans- 4 Pedunculus cerebellaris superior zum Mittelhirn
versales Venensystem, aus dem das Blut seitlich zur V. 4 Pedunculus cerebellaris medius zur Brücke
petrosa superior bzw. inferior abfließt, um schließlich 4 Pedunculus cerebellaris inferior zur Medulla oblon-
zum Sinus petrosus superior zu gelangen. gata
Fissura prima
Fissura posterolateralis
4 phylogenetische Gliederung: Archicerebellum, Pa- gungen; phylogenetisch ist dieser Teil jung: Neocere-
leocerebellum, Neocerebellum bellum
In der Zusammenfassung ergeben sich unter Berück- Das Kleinhirn besteht aus der dreischichtigen
sichtigung der klinischen Relevanz: Kleinhirnrinde und dem Kleinhirnmark mit
4 mediale Zone mit Lobus flocculonodularis und kau- Kleinhirnkernen.
dalen Anteilen des Vermis; sie ist vor allem direkt
bzw. indirekt mit den Nuclei vestibulares verbunden Cortex cerebelli. Die Rinde des Kleinhirns ist etwa 1 mm
und wird deswegen als Vestibulocerebellum bezeich- dick und besteht aus grauer Substanz. Sie folgt allen
net; es erhält Informationen über die Stellung des Windungen und ist im Gegensatz zur Großhirnrinde
Kopfes im Raum und Kopfbewegungen und beein- fast gleichförmig gebaut.
flusst die spinale Stützmotorik, das Gehen und die Das Corpus medullare cerebelli (Kleinhirnmark) ist
Okulomotorik; es gehört zum phylogenetisch ältes- die weiße Substanz des Kleinhirns. Sie strahlt in die
ten Teil des Kleinhirns (Archicerebellum) und ist Windungen des Kleinhirns ein und erinnert auf Schnit-
bei allen Wirbeltieren vorhanden ten an einen Lebensbaum (Arbor vitae) (. Abb. 15.43).
4 intermediäre Zone; sie hat ihre stärkste Ausprägung Eingelagert in die weiße Substanz sind Kleinhirnkerne
in Lobus anterior, Pyramis und Uvula; diese Zone (Nuclei cerebelli).
wird vor allem von aufsteigenden Rückenmarksbah-
nen beeinflusst, deswegen Spinocerebellum; es Kleinhirnkerne und Kleinhirnrinde stehen in enger Ver-
koordiniert Haltung und Lokomotion und trägt bindung. Sie wirken zusammen.
zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes bei; phy- 4 Kleinhirnkerne werden afferent von Kollateralen al-
logenetisch gehört die intermediäre Zone zum Pa- ler Systeme innerviert, die das Kleinhirn erreichen,
leocerebellum dadurch befinden sich die Kleinhirnkerne in einem
4 laterale Zone ist umfangreich; zu ihr gehören vor al- Dauertonus mit ständiger Basisaktivität
lem der Lobus posterior der Hemisphären; ihre Zu- 4 Von den Kleinhirnkernen gehen alle Efferenzen des
flüsse kommen aus den sensomotorischen Rinden- Kleinhirns aus
feldern, den präfrontalen und parietalen Assoziati- 4 Die Impulsgebung der Kleinhirnkerne wird von Pur-
onsfeldern des Cortex sowie dem visuellen Cortex; kinje-Zellen der Kleinhirnrinde (7 unten) gesteuert
da die zugehörigen Bahnen in den Nuclei pontes 4 Purkinje-Zellen sind GABAerg, also inhibitorisch;
umgeschaltet werden, wird dieser Teil als Pontocere- sie bilden die einzige Efferenz der Kleinhirnrinde;
bellum bezeichnet; er steht im Dienst von Zielbewe- erst wenn die inhibitorische Wirkung der Purkinje-
15
. Abb. 15.43 a, b. Kleinhirn. a Querschnitt mit Rinde und Mark. Im zentralem Marklager (Arbor vitae) und Schichten der Kleinhirnrin-
Marklager befinden sich die Kleinhirnkerne. b Sagittalschnitt mit de H91, 93
a15.3 · Gehirn
787 15
Zellen moduliert wird, können Erregungen aus den den oberen Kleinhirnstiel – während der Evolution
Kleinhirnkernen weitergeleitet werden wurden durch die Entwicklung von Neukleinhirn
4 Purkinje-Zellen ihrerseits werden von den Impulsen und mittlerem Kleinhirnstiel die ursprünglich zu-
der afferenten Systeme, die alle die Kleinhirnrinde sammenhängenden spinozerebellären Bahnen aus-
erreichen, im Zusammenwirken mit inhibitorischen einander gedrängt
Neuronen in der Kleinhirnrinde selbst gesteuert 4 Tractus olivocerebellaris (. Abb. 15.53); er ent-
(Prinzip der doppelten Hemmung) springt kontralateral von den Nuclei olivares inferio-
4 Bestimmte Rindenabschnitte sind jeweils bestimm- res der Medulla oblongata (7 S. 771); die Kerne sind
ten Gebieten der Kleinhirnkerne zugeordnet mit Rückenmark, Basalganglien sowie verschiede-
nen Gebieten des Hirnstamms (z. B. Nucleus ruber,
Das Kleinhirn erhält Afferenzen von propriozep- Formatio reticularis) verbunden; der Tractus olivo-
tiven, exterozeptiven, vestibulären, auditiven cerebellaris verläuft durch den unteren Kleinhirn-
und visuellen Rezeptoren des menschlichen stiel zu allen Gebieten der Kleinhirnrinde (7 unten):
Körpers. auf diesem Weg erhält das Kleinhirn Informationen
aus Basalganglien und Formatio reticularis
4 Fibrae pontocerebellares; die Axone der Nuclei pon-
Das Verhältnis der für die Kleinhirnrinde afferenten Fa-
tis (7 S. 768) gelangen durch die kontralateralen
sern zu den efferenten Fasern liegt etwa bei 40 : 1.
mittleren Kleinhirnstiele in den neocerebellären Teil
des Lobus cerebelli posterior; an Masse überwiegen
Folgende afferente Bahnen sind herauszustellen diese Fasern gegenüber allen anderen Afferenzen
(. Tabelle 15.6): des Kleinhirns; die Signale der Fibrae pontocerebel-
4 Tractus vestibulocerebellaris; er besteht aus direkten lares stammen aus dem Neocortex; sie werden in
Fasern aus den Vestibulariskernen; die Bahn gelangt den Brückenkernen umgeschaltet
durch den unteren Kleinhirnstiel ins Archicerebel-
lum (Vestibulozerebellum 7 oben), wo sie im Lobus Zu diesen größeren Faserzügen kommen weitere affe-
flocculonodularis endet rente Verbindungen zum Kleinhirn, die nicht speziell
4 Tractus spinocerebellaris anterior und Tractus spino- bezeichnet sind. Die Axone der afferenten Bahnen ge-
cerebellaris posterior ; beide Bahnen vermitteln vor langen als Kletter- bzw. Moosfasern in die Kleinhirnrin-
allem Signale über die Tiefensensibilität ins Paleoce- de (7 unten).
rebellum (Spinocerebellum, Lobus cerebelli anterior,
Pyramis et Uvula vermis, . Abb. 15.42); der Tractus
Die Kleinhirnefferenzen nehmen ihren Ursprung
spinocerebellaris posterior verläuft durch den unte-
in den Kleinhirnkernen.
ren, der Tractus spinocerebellaris anterior durch
. Abb. 15.44. Kleinhirnrinde. Afferente Fasern enden an Golgi- Die Punktierungen an der Kleinhirnoberfläche markieren die Lage
Zellen, Körnerzellen und Purkinje-Zellen. Den gesamten Output der Dendriten von Purkinje-Zellen, die im Schnitt nicht getroffen
der Kleinhirnrinde übernehmen die Axone der Purkinje-Zellen. sind H91, 93
Erreicht werden die Purkinje-Zellen von Signalen Funktionell wird sie von den Dendriten der Purkinje-
der afferenten Systeme teils direkt (Kletterfaser 7 un- Zellen beherrscht (7 oben).
ten), teils nach Umschaltung (in Stratum granulosum), Erreicht wird das Stratum moleculare von
jedoch auch von Zellen des Stratum moleculare (7 un- 4 Kletterfasern
ten). In allen Fällen kommt es zur Bildung von Synap- 4 Parallelfasern
sen. Dabei sind die Oberflächen der Perikarya der Pur- Ferner weist das Stratum moleculare auf:
kinje-Zellen und die der dicken Dendritenanteile glatt, 4 Sternzellen
die der Dendriten von der 3. Ordnung an reich an Dor- 4 Korbzellen
nen. Es wird mit 60 000, nach anderen Angaben mit Hinzu kommen
20 000 Dornsynapsen pro Purkinje-Zelle gerechnet. 4 Dendritenbäume von Golgi-Zellen des Stratum gra-
Die Axone der Purkinje-Zellen passieren das Stratum nulosum
granulosum und erreichen die Kleinhirnkerne bzw. die
Nuclei vestibulares. Die Axone der Purkinje-Zellen sind Kletterfasern sind afferente Fasern, deren Perikarya au-
die einzigen efferenten Fasern der Kleinhirnrinde. ßerhalb des Kleinhirns liegen – vor allem in den Nuclei
olivares inferiores des Hirnstamms. Jede Kletterfaser hat
10–15 Kollateralen. Jede Kollaterale tritt nur an eine Pur-
Stratum moleculare. Die Molekularschicht ist zellarm, kinje-Zelle heran, umrankt diese und bildet mit ihr
aber faserreich. Sie ist die dickste Schicht der Kleinhirn- zahlreiche Synapsen an glatten Abschnitten des Dendri-
rinde und befindet sich unter der Kleinhirnoberfläche. tenbaums.
790 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
Parallelfasern. Sie machen die Hauptmasse der Fa- 5–8 lm) und liegen dicht benachbart. Jede Körnerzelle
sern des Stratum moleculare aus. Bei Parallelfasern hat etwa fünf Dendriten, die zu verschiedenen Glomeru-
handelt es sich um Körnerzellaxone, die aus dem Stra- li des Stratum granulosum ziehen und dort mit Moosfa-
tum granulosum kommen und sich im Stratum molecu- sern Synapsen bilden. Die Axone der Körnerzellen ge-
lare T-förmig teilen. Die Parallelfasern verlaufen parallel langen dagegen in das Stratum moleculare, wo sie sich
zur Oberfläche in Längsrichtung der Windungen, also T-förmig teilen und als Parallelfasern mit Dendriten der
senkrecht zu den Dendritenspalieren der Purkinje-Zel- Purkinje-Zellen, Korb- und Sternzellen in exzitatori-
len. Parallelfasern treten mit den Dornen der Purkinje- schen synaptischen Kontakt treten (7 oben).
Zelldendriten in synaptischen Kontakt (7 oben). Für Golgi-Zellen. Ihre Zahl ist gering (etwa 10% der
die Funktion der Kleinhirnrinde ist wichtig, dass sich Körnerzellzahl). Es handelt sich vor allem um Nerven-
jede Parallelfaser über eine Strecke von etwa 3 mm aus- zellen, die rückkoppelnd hemmen. Erregt werden sie
breitet – nach der T-förmigen Teilung etwa 1,5 mm nach von Parallelfasern (der Körnerzellen), die im Stratum
jeder Seite – und dabei mit etwa 350 Purkinje-Zellbäu- moleculare an ihre dort gelegenen buschartigen Dendri-
men Kontakt bekommt. Dadurch werden folienparallele ten herantreten, sowie von Kollateralen der Axone von
Einheiten geschaffen, die jedoch nach Bedarf verändert Purkinje-Zellen und Moosfasern. Ihre hemmende Wir-
werden können. kung – ihr Neurotransmitter ist GABA – üben die Golgi-
Sternzellen. Sie liegen oberflächennah. Ihre Dendri- Zellen über ihre Neuriten aus, die in den Glomeruli an
ten verlaufen in allen Richtungen und treten an die die Dendriten der Körnerzellen herantreten.
Dendriten von etwa 12 Purkinje-Zellen heran. Ihre Axo- Moosfasern sind afferente Fasern von Neuronen au-
ne dagegen sind oberflächenparallel orientiert und bil- ßerhalb des Kleinhirns, vor allem der Nuclei pontis. Sie
den an den glatten Oberflächen der Dendriten der Pur- leiten der Kleinhirnrinde exzitatorische Signale aus vi-
kinje-Zellen Synapsen. suellem und sensomotorischem Cortex sowie aus parie-
Korbzellen liegen in den tieferen Schichten des Stra- talen, prämotorischen und präfrontalen Assoziations-
tum moleculare. Das Axon verläuft oberhalb der Pur- gebieten zu. Moosfasern teilen sich im Stratum granulo-
kinje-Zellschicht, bildet aber durch Kollateralen mit sum innerhalb der Glomeruli in zahlreiche Endäste auf.
den Perikarya der Purkinje-Zellen Synapsen. Von den Glomeruli aus erreichen die Signale der Moos-
Sternzellen und Korbzellen sind inhibitorische fasern vermittels der Körnerzellen und ihrer Parallelfa-
Schaltneurone. sern die Purkinje-Zellen.
auf die Wirbelsäule zwischen 4. Hals- und 1. Brust- . Abb. 15.46. Rückenmarksegmente und ihre Projektion auf die
Wirbel beim Erwachsenen
15 wirbel
4 Intumescentia lumbosacralis (Segment L2–S2) zur
Innervation des Beckengürtels und der Beine befin-
det sich in Höhe des 10.–12. Brustwirbels det sich jeweils ein Sulcus anterolateralis. Hier verlassen
die motorischen vorderen Wurzeln das Rückenmark.
Nach kaudal spitzt sich das Rückenmark zum Conus Auf der posterioren Seite sind ausschließlich flache Rin-
medullaris zu, dem ein 25 cm langer Endfaden (Filum nen zu erkennen: Sulcus medianus posterior, der im In-
terminale) folgt. Dieser nervenzellfreie Faden ist am neren des Rückenmarks vom Septum medianum poste-
kaudalen Ende des Wirbelkanals befestigt und wird rius erreicht wird, Sulcus posterolateralis und im oberen
von den Wurzeln der kaudalen Spinalnerven (Cauda Brust- und Halsmark Sulcus intermedius posterior. Im
equina) (. Abb. 15.46) begleitet. Sulcus posterolateralis treten die sensorischen hinteren
Wurzeln aus dem Spinalganglion in das Rückenmark.
Die Oberfläche des Rückenmarks (. Abb. 15.47) ist auf Vordere und hintere Wurzel kommen im Foramen inter-
der anterioren Seite durch eine längs verlaufende Furche vertebrale zusammen und bilden einen Spinalnerven
(Fissura mediana anterior) gekerbt. Seitlich davon befin- (7 S. 202).
a15.4 · Medulla spinalis
793 15
Die Gliederung des Rückenmarks ist sekundär. Sie geht i Zur Information
auf die Bündelung der Wurzelfasern zurück, die jeweils Da embryonal die Anlage des obersten Halswirbels mit dem
zwischen den Wirbeln in einem Foramen intervertebra- Hinterhauptsbein verschmilzt, wird auf jeder Seite der Spinal-
le in den Wirbelkanal ein- bzw. austreten (. Abb. 7.1). nerv, der zwischen definitivem Hinterhauptsbein und Atlas
austritt, der zervikalen Gruppe zugerechnet (8 cervikale Spi-
Eine morphologisch erkennbare Segmentbegrenzung nalnerven, jedoch lediglich 7 Halswirbel).
gibt es jedoch weder an der Oberfläche noch im Inneren
des Rückenmarks. Die Segmente des Rückenmarks be- 4 12 Thorakalsegmente (Segmenta thoracica =
ziehen sich auf die Spinalnerven. Es lassen sich 31 Th1–Th12); sie bilden das Thorakalmark (Pars tho-
Rückenmarksegmente unterscheiden (. Abb. 15.46, racica medullae spinalis): Projektion auf Thorakal-
. Tabelle 15.7): wirbel 1 bis Mitte 9 mit Verbindungen zu den thora-
4 8 Cervikalsegmente (Segmenta cervicalia = C1–C8); kalen Spinalnerven Th1–Th12
sie bilden das Cervikalmark (Pars cervicalis medul- 4 5 Lumbalsegmente (Segmenta lumbalia = L1–L5); sie
lae spinalis): Projektion auf die Halswirbel 1 bis Mitte bilden das Lumbalmark (Pars lumbalis medullae spi-
7 mit Verbindung zu den zervikalen Spinalnerven nalis): Projektion auf die Mitte des 9. Thorakalwir-
C1–C8
. Tabelle 15.7. Rückenmarksegmente und Wirbelsäule sowie Projektion der Dermatome auf die Körperoberfläche
C5–C8 Arm
Th1–Th2
Th2–Th12 Rumpf
L1 dorsal: zwischen Schulterblattgräte bis dicht unterhalb
des Darmbeinkamms
ventral: 2. Rippe bis Höhe des Leistenbandes
L2–L5 Bein
S1–S3
. Abb. 15.48 a, b. Dermatome a der ventralen und b der dorsalen Oberfläche des Körpers. Fünf für die Diagnostik wichtige Dermatome
sind hervorgehoben
. Tabelle 15.8. Graue und weiße Substanz des Rückenmarks in Abhängigkeit von den Segmenten
graue Substanz besonders reichlich schmächtige H-Form besonders reichlich nach kaudal
in der Intumescentia in der Intumescentia hin spärlich
cervicalis lumbosacralis
15
. Abb. 15.50 a, b. Rückenmark, Querschnitte a in Höhe der oberen Halssegmente, b der unteren Lumbalsegmente
Zwischen Hinterstrang und Seitenstrang befindet sich Bestandteile. Die weiße Substanz besteht aus
dorsal der Hinterhornspitze der Tractus posterolateralis 4 markhaltigen und marklosen Nervenfasern
(Lissauer). Vorderstrang und Seitenstrang sind nicht 4 Glia
klar getrennt. Sie werden auch gemeinsam als Vordersei-
tenstrang bezeichnet. Rechter und linker Vorderstrang Glia. Astrozyten bilden mit ihren Fortsätzen unter der
sind durch die Commissura alba verbunden, die anterior Oberfläche des Rückenmarks eine Membrana limitans
der Commissura grisea liegt. gliae externa. Um die Gefäße herum liegt eine Membra-
na perivascularis gliae. Besonders dicht ist das Filzwerk
a15.4 · Medulla spinalis
799 15
der Gliafortsätze subependymal um den Zentralkanal Efferente Wurzelfasern sind überwiegend Axone der
herum (Substantia gelatinosa centralis). Motoneurone sowie der Neurone von Sympathikus
und Parasympathicus. Die Axone verlassen die Vor-
Nervenfasern. Es handelt sich um Axone bzw. Nervenfa- derhörner fächerförmig und vereinigen sich anterolate-
serbündel ral zu den vorderen Wurzeln.
4 aus der afferenten Hinterwurzel
4 für die efferente Vorderwurzel Leitungsbahnen. Die Faserbündel der Leitungssysteme
4 von Leitungsbahnen des Rückenmarks werden als Tractus bezeichnet. Sie lie-
gen in den Hinter-, Seiten- und Vordersträngen. Die
Afferente Wurzelfasern. Sie sind die zentralen Fortsätze Tractus erhalten ihre Detailnamen nach den Neuronen-
der pseudounipolaren Ganglienzellen im Spinalgangli- populationen, die sie miteinander verbinden, z. B.
on. Tractus spinothalamicus zur Verknüpfung von Rücken-
Die afferenten Wurzelfasern bilden vor dem Eintritt mark und Thalamus.
ins Rückenmark ein laterales und ein mediales Bündel.
Die Bündel gehen von unterschiedlichen Rezeptororga- i Zur Information
nen aus (. Tabelle 15.9). Im Rückenmark selbst gabeln Viele Bahnen sind somatotop gegliedert. Dies bedeutet, dass
sich die meisten Axone T-förmig in einen ab- und auf- sich innerhalb einer Bahn die Axone bündeln oder Lamellen
steigenden Ast und geben in ihrem Verlauf Kollateralen bilden, die sich einem bestimmten Gebiet der Peripherie bzw.
ab. einer Neuronenpopulation im Zentralnervensystem zuordnen
lassen. Deutlich ist dies vor allem bei langen Bahnen. So la-
Die Fasern des lateralen Bündels sind dünn (Ad-Fa-
gern sich z. B. im Tractus spinobulbaris neu hinzukommende
sern) und überwiegend marklos (C-Fasern). Viele der Fasern (aus den oberen Spinalnerven) jeweils bereits vorhan-
C-Fasern ziehen durch den Tractus posterolateralis oder denen (aus den unteren Segmenten) lateral an. Beim Tractus
medial davon zu den Laminae spinales I und II spinothalamicus im Vorderseitenstrang, dessen Fasern über-
(7 oben). wiegend die Seite kreuzen, ist es umgekehrt: Dort liegen
die Fasern aus den oberen Segmenten medial von denen
Die Fasern des medialen Bündels sind dicker (Aa-,
aus den sakralen und lumbalen Segmenten.
Ab-, Ac-Fasern). Sie treten selbst oder mit Kollateralen Morphologisch sind die einzelnen Bahnen nur während
in die graue Substanz ein – von medial her – und bilden der Ontogenese und nach einer Schädigung zu identifizieren.
dort in der Lamina spinalis VII mit Neuronen der Hin- Die Schädigungen führen zum Verlust der Markscheiden. Ge-
terhorn- bzw. Vorderhornbasis Synapsen. Viele Fasern schädigte Bahnen treten deshalb in histologischen Schnitten
bei Markscheidenfärbungen als Aussparungen hervor.
ziehen jedoch im Hinterstrang ohne Unterbrechung
bis zur Medulla oblongata.
Die Leitungssysteme des Rückenmarks lassen unter-
scheiden:
. Tabelle 15.9. Fasern der hinteren Wurzel des Rücken- 4 Eigenapparat
marks
4 Verbindungsapparat
Laterale Bündel Mediale Bündel
(Ad-, C-Fasern) (Aa, Ab-, Ac-Fasern) Der Eigenapparat des Rückenmarks wird von
spinospinalen Verbindungen gebildet, die der
Fasern aus exterozeptiven Fasern aus exterozeptiven reflektorischen Koordination von Bewegungen
Rezeptoren: Rezeptoren: dienen.
für Hitze, Kälte, Schmerz- (Hautsensibilität)
freie Nervenendigungen z. B. Meissner-Tastkörper-
chen für Druck und Die Faserbahnen des Eigenapparates befinden sich vor-
Berührung wiegend im Grenzgebiet zwischen grauer und weißer
Substanz und werden ihrer Topik wegen als Grundbün-
Fasern aus viszerozeptiven Fasern aus propriozeptiven del (Fasciculi proprii) bezeichnet (. Abb. 15.50).
Rezeptoren: Rezeptoren: Nach ihrer Lage werden unterschieden:
für Spannung und Muskelspindeln, Sehnen- 4 Fasciculi proprii posteriores
Dehnung der glatten spindeln, Gelenkkapsel-
Muskulatur organe
4 Fasciculi proprii laterales
4 Fasciculi proprii anteriores
800 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
Hinzu kommen zwei Faserbahnen, die innerhalb der Andererseits können mehrere Neurone Synapsen
weißen Substanz der Hinterstränge liegen: mit einem einzigen nachgeschalteten Neuron bilden
4 Fasciculus septomarginalis (ovales Bündel) am Sep- (Konvergenz).
tum medianum posterius (. Abb. 15.50 b) Ferner weist jedes Neuron des Verbindungsappa-
4 Fasciculus interfascicularis (Schultze-Komma) zwi- rates an seiner Oberfläche erregende (exzitatorische)
schen Goll- und Burdach-Strang (. Abb. 15.50 a) und hemmende (inhibitorische) Synapsen auf. Dies
Beide Faszikel bestehen aus Bündeln absteigender ermöglicht Bahnung und Hemmung, also eine mehr
Äste von Hinterwurzelfasern. oder weniger ausgeprägte Filterung der Signale. Es er-
Eine Sonderstellung nimmt der Tractus spinocervi- reicht beispielsweise nur ein Bruchteil der afferenten
calis ein. Er leitet vor allem Signale von Haarfollikel- Signale, die in den Rezeptoren der Haut ständig aus-
rezeptoren parallel zum Hinterstrangsystem (7 unten). gelöst werden, die Großhirnrinde (das Tragen von Klei-
Die Fasern verlaufen posterolateral vom Hinterhorn dung würde sonst unerträglich sein).
und treten im oberen Halssegment wieder ins Hinter- Der Verbindungsapparat des Rückenmarks besteht
strangsystem ein. aus:
4 langen aufsteigenden Bahnen
i Zur Information 4 langen absteigenden Bahnen
Die Tätigkeit des Eigenapparates spiegelt sich in spinalen Re- Die aufsteigenden Bahnen sind vorwiegend somato-
flexen wider (. Tabelle 15.10). Sie spielen sich auf segmen- afferent, die absteigenden Bahnen somato- oder viszero-
taler Ebene ab und erfolgen unbewusst.
efferent.
Der Eigenapparat steht aber auch unter dem Einfluss sup-
raspinaler Zentren. Diese sind u. a. in der Lage, das Mosaik der
segmentalen Einzelleistungen des Rückenmarks zu koordinie- Aufsteigende Bahnen befinden sich sowohl in den Hin-
ren und Reflexaktivitäten – vor allem durch Hemmung – zu tersträngen als auch in den Vorderseitensträngen des
steuern. Rückenmarks. Im Hinterstrang überwiegen lange auf-
steigende Bahnen stark gegenüber anderen Fasersyste-
> Klinischer Hinweis men; lange absteigende Bahnen fehlen hier. In den Vor-
Die Funktionstüchtigkeit des Rückenmarks und seiner Seg- derseitensträngen nehmen die aufsteigenden Bahnen
mente kann durch Auslösung dieser spinalen Reflexe geprüft
werden (. Tabelle 15.10).
vor allem die Randpartien ein.
Sie sind nachweisbar, solange alle im Reflexbogen zusam- Aufsteigende Bahnen des Rückenmarks sind (. Abb.
menarbeitenden Neurone intakt sind. – Spinale Reflexe die- 15.50):
nen aber auch der Prüfung des Zusammenwirkens mit supra- 4 Tractus spinobulbaris. Er dient der Informations-
spinalen Zentren. So können beim Erwachsenen nach Unter- übertragung der Oberflächen- und Tiefensensibilitä-
brechung absteigender Bahnsysteme erneut Reflexe auftre-
ten, die beim Säugling mit noch unreifen Bahnsystemen vor-
ten mit Ausnahme der Schmerz- und Temperatur-
handen waren. So erfolgt z. B. beim Säugling und beim Er- sensibilität. Der Tractus spinobulbaris liegt im Hin-
wachsenen nach Unterbrechung der Pyramidenbahn nach terstrang. Er besteht aus Axonen, deren Perikarya
15 Bestreichen des äußeren Fußrandes keine Plantarflexion, son-
dern eine Dorsalextension der großen Zehe (Babinski-Reflex).
(1. Neuron) in den Spinalganglien liegen. Die Signale
aus der Körperperipherie werden ohne Unterbre-
chung ipsilateral bis zur Medulla oblongata (zu
Der Verbindungsapparat des Rückenmarks leitet den Hinterstrangkernen 7 S. 771) geleitet. Im obe-
in definierten Bündeln Signale zum und vom ren Brust- und Zervikalmark trennt das Septum cer-
Gehirn. vicale intermedium die Axone aus der unteren
Rumpfhälfte und den Beinen von denen aus den
Der Leitungsweg im Verbindungsapparat besteht aus Dermatomen und Myotomen der oberen Rumpfhälf-
Neuronenketten. Viele ihrer Axone geben Kollateralen te sowie den Armen. Dadurch gliedert sich der
ab oder verzweigen sich terminal. Sie verbinden sich Tractus spinobulbaris hier in:
dann mit mehreren Folgeneuronen. Es kommt zu einer – Fasciculus gracilis (Goll-Strang), der medial liegt
Divergenz der Erregungsleitung. – Fasciculus cuneatus (Burdach-Strang), der lateral
liegt
Der Tractus spinobulbaris ist ein Teil des Hinter-
strang-medialen-Lemniskussystems (7 S. 815).
a15.4 · Medulla spinalis
801 15
. Tabelle 15.10. Eigen- und Fremdreflexe des Rückenmarks
L5, S1–S2 Triceps-surae- ASR Schlag auf M. triceps Eigen- N. tibialis (7 S. 573)
Reflex (Achilles- Achilles- surae reflex
sehnenreflex) sehne
4 Tractus spinothalamicus. Er vermittelt Temperatur- 4 Tractus spinotectalis. Seine Fasern gehören zum af-
und Schmerzempfindungen (Tractus spinothalami- ferenten Teil einer Reflexbahn, die im Colliculus su-
cus lateralis, 7 S. 819) sowie undifferenzierte Mecha- perior des Tectum mesencephali endet (7 S. 767).
nosensibilität (Tractus spinothalamicus anterior). – Der Tractus liegt in der Nähe des Tractus spinotha-
Das 1. Neuron befindet sich im Spinalganglion, die lamicus. Die Perikarya seiner Axone befinden sich
Perikarya des 2. Neurons in Hintersäule und Lamina im Hinterhorn der Gegenseite
spinalis VII. Die Axone kreuzen fast vollständig in
der Commissura alba die Seite und ziehen dann Die absteigenden Bahnen des Verbindungsapparates
als Tractus spinothalamicus im Vorderseitenstrang verlaufen im Vorderseitenstrang. Sie übertragen Signale
aufwärts. Schließlich gelangen sie zum Nucleus ven- aus motorischen oder vegetativen Zentren des Gehirns
tralis posterolateralis des Thalamus (7 S. 751) an den Eigenapparat des Rückenmarks. Absteigende
4 Tractus spinoreticularis. Seine Fasern stammen aus Bahnen sind (. Abb. 15.50):
den gleichen kontralateralen Gebieten, wie die des 4 Tractus corticospinalis (Pyramidenbahn) (7 S. 806);
Tractus spinothalamicus; es kommen aber auch ipsi- er überträgt motorische Impulse vom Neocortex
laterale Fasern vor. In seinem Verlauf schließt sich teilweise über Interneurone zu den Motoneuronen
der Tractus spinoreticularis bis zur Formatio reticu- im Vorderhorn. Im Rückenmark besteht die Pyrami-
laris dem Tractus spinothalamicus an. Dann jedoch denbahn aus:
trennen sich die Bahnen und Fasern des Tractus spi- – Tractus corticospinalis lateralis; er befindet sich
noreticularis treten in verschiedenen Höhen in die im Seitenstrang; seine Fasern (70–90% der Pyra-
Formatio reticularis ein. Der Tractus spinoreticula- midenbahn) haben in der Decussatio pyramidum
ris gehört zum unspezifischen sensorischen System der Medulla oblongata die Seite gekreuzt
– Tractus corticospinalis anterior ; er verläuft neben
Die Tractus spinothalamicus et spinoreticularis bilden der Fissura mediana anterior und führt Fasern
das anterolaterale System (7 S. 815). der gleichen Seite, die im Segment kreuzen, in
dem sie enden (genauere Beschreibung des
4 Tractus spinocerebellares. Ihre Axone leiten dem Tractus corticospinalis 7 S. 806)
Kleinhirn vor allem Informationen über den Tonus 4 extrapyramidal-motorische Bahnen; sie entspringen
der Muskulatur sowie die Position der Glieder zu. in Gebieten des Gehirns, die motorische Regulati-
Die Tractus liegen unter der lateralen Oberfläche onsaufgaben ohne Einschaltung des Bewusstseins
des Rückenmarks. Sie gliedern sich in: erfüllen (z. B. Stützmotorik); die Bahnen sind poly-
– Tractus spinocerebellaris posterior (Flechsig), synaptisch, sie enden direkt oder über Interneurone
dessen Perikarya im Nucleus thoracicus poste- vor allem an c-Motoneuronen, aber auch an a-Moto-
rior (Stilling-Clarke 7 oben) derselben Seite lie- neuronen:
gen; das Kleinhirn wird durch den Pedunculus – Tractus reticulospinalis mit Fasern aus der For-
15 cerebellaris inferior erreicht matio reticularis des Pons (pontine Fasern)
– Tractus spinocerebellaris anterior (Gowers), des- und der Medulla oblongata (medulläre Fasern);
sen Perikarya ungebündelt basolateral im Hin- die pontinen Fasern verlaufen im Vorderstrang
terhorn derselben oder der Gegenseite liegen; und wirken fördernd auf a- und c-Motoneurone
das Kleinhirn wird durch den Pedunculus cere- der Extensoren (jedoch hemmend auf die der
bellaris superior erreicht (weitere Einzelheiten Flexoren); die medullären Fasern liegen im Sei-
über die Tractus spinocerebellares 7 S. 811). tenstrang, erregen a- und c-Motoneurone der
4 Tractus spinoolivaris. Auch in dieser Bahn werden Flexoren (inhibieren aber die der Extensoren)
dem Kleinhirn (propriozeptive) Signale zugeleitet, – Tractus vestibulospinales (7 S. 831); sie vermit-
die jedoch zuvor in den Nuclei olivares inferiores teln Reflexe des Lage- und Gleichgewichtssinns
umgeschaltet werden. Der Tractus liegt im Seiten- und bewirkt vor allem eine Erhöhung des Tonus
strang (Helweg-Dreikantenbahn) unmittelbar lateral der Streckmuskeln bei gleichzeitiger Entspan-
vor Austritt der vorderen Wurzel. Seine Axone kom- nung der Flexoren der gleichseitigen Extremit-
men durch die Commissura alba von Perikarya im äten. Der Tractus vestibulospinalis endet direkt
Hinterhorn der Gegenseite oder indirekt an a- und c-Motoneuronen
a15.4 · Medulla spinalis
803 15
– Tractus tectospinalis vermittelt vor allem visuelle tige Strecken abgebaut, kaudal stärker als kranial. Es verbleiben
Stellreflexe; er verläuft medial im Vorderstrang in der Regel sechs anteriore und meistens 15 feine posteriore
und endet bereits in den oberen Cervikalseg- Radikulararterien sowie die Äste der Aa. vertebrales. Klinisch
menten; er kommt von den Colliculi superiores bedeutsam ist vor allem die A. radicularis magna (7 unten).
des Tectum mesencephali, kreuzt im Mittelhirn
(dorsale Haubenkreuzung 7 S. 781) und zieht Versorgt wird das Rückenmark durch:
zu kontralateralen Motoneuronen 4 A. spinalis anterior (unpaar)
– Tractus rubrospinalis; er erreicht nur das Hals- 4 Aa. radiculares
mark; die meisten Efferenzen des Nucleus ruber 4 Aa. spinales posteriores
werden in der Formatio reticularis umgeschaltet
4 Vegetative Bahnen. Absteigende vegetative Fasern Die A. spinalis anterior ist die Vereinigung paariger int-
stammen aus vegetativen Zentren des Hypothala- rakranialer Äste der A. vertebralis. Sie verläuft in der
mus. Im Hirnstamm verlaufen sie im Fasciculus lon- Fissura mediana anterior. Von der Mitte des Zervikal-
gitudinalis posterior, im Rückenmark verstreut im marks an erhält die A. spinalis anterior jedoch ihren
Vorderseitenstrang. Sie enden an den viszeroeffe- Hauptzustrom von den Aa. radiculares (7 unten). Die
renten Seitenhornneuronen, die Eingeweide, Genita- A. spinalis anterior versorgt etwa die vorderen zwei
le und Schweißdrüsen der Haut versorgen. Geson- Drittel des Rückenmarks. Weitere Äste bilden an der
dert lässt sich als ein relativ geschlossenes Bündel Außenzone des Vorderseitenstrangs einen Gefäßring.
eine Vasokonstriktorenbahn abgrenzen. Sie befindet Die Aa. radiculares sind Äste der A. subclavia bzw.
sich anterior von der Pyramidenseitenstrangbahn der segmentalen Arterien der Aorta: A. cervicalis ascen-
und leitet Signale, die den Tonus der glatten Musku- dens, A. cervicalis profunda, Aa. intercostales und Aa.
latur der Gefäße beeinflussen lumbales. Die Aa. radiculares verlaufen durch die Fora-
mina intervertebralia in den Wirbelkanal. Dort geben
> Klinischer Hinweis sie die Aa. radiculares anteriores für die A. spinalis an-
Werden alle Anteile des Verbindungsapparates unterbrochen, terior ab. Für das Halsmark gibt es in der Regel drei, für
kommt es zu einer Querschnittslähmung. Dabei treten Ausfal-
das Thorakalmark zwei Aa. radiculares anteriores, im
lerscheinungen auf, die von der Lokalisation der Unterbre-
chung abhängen. Bei einer Läsion kaudal von Th2 erfolgt eine Lumbosakralmark meist nur eine A. radicularis magna.
bilaterale Lähmung der unteren Extremitäten (Paraplegie), bei
einem Defekt kranial von C5 eine Lähmung aller vier Extremit-
äten (Tetraplegie). Unmittelbar nach der Verletzung sind alle
> Klinischer Hinweis
Reflexe gesteigert, da die zentrale Hemmung entfällt, oder Bei einer Läsion der A. radicularis magna kommt es zu einer
es treten pathologische Reflexe auf (z. B. Babinski-Reflex schlaffen Lähmung der Beine.
7 S. 800). – Ist die Schädigung des Rückenmarks nur halbsei-
tig, wird von einer Halbseitenläsion des Rückenmarks gespro- Die Aa. spinales posteriores verlaufen an der Dorsalflä-
chen. Unterhalb der Läsion gehen ipsilateral weitgehend die
Mechanosensibilität (Tractus spinobulbaris) und kontralateral
che des Rückenmarks, sind dünn und plexiform. Sie ge-
die Schmerz- und Temperaturleitung (Tractus spinothalami- hen aus den Aa. vertebrales und Aa. radiculares poste-
cus) verloren. Außerdem ist ipsilateral die Motorik (Tractus riores der Aa. intercostales hervor. Sie versorgen das
corticospinalis lateralis) gestört (Brown-Séquard-Symptomen- hintere Drittel des Rückenmarks.
komplex).
4 durch Vv. basivertebrales mit dem Venengeflecht vor Neurofunktionelle Systeme sind:
und hinter der Wirbelsäule: Plexus venosus verte- 4 somatomotorische Systeme
bralis externus 4 somatosensorisches System
4 mit den segmentalen Venen durch die Vv. interver- 4 olfaktorisches System
tebrales 4 gustatorisches System
4 visuelles System
4 auditives System
> In Kürze
4 vestibuläres System
Das Rückenmark ist durch seinen Verbindungs- 4 limbisches System
apparat Mittler zwischen Körperperipherie und 4 vegetatives System
Gehirn sowie umgekehrt, hat aber durch seinen 4 Neurotransmittersysteme
Eigenapparat ebenfalls modulierenden Einfluss
auf alle weitergeleiteten Signale und ist zudem
zu Eigen- und Fremdreflexen fähig. Das Rücken-
mark endet mit dem Conus medullaris (L1–L2).
15.5.1 Somatomotorische Systeme
Aufgrund der Bündelung der Fasern der vorde-
ren und hinteren Wurzeln zu 31 Spinalnerven i Zur Information
werden 31 Rückenmarksegmente unterschieden, Jedes Handeln ist Motorik. Führend sind Zentren im Cortex
die zu den Dermatomen der Peripherie in Bezie- des Großhirns. Beeinflusst wird ihre Tätigkeit von Vorgängen,
die sich an anderen Stellen des Gehirns abspielen.
hung stehen. Die graue Substanz des Rücken-
Das somatomotorische System ermöglicht die Aus-
marks hat H-Form, besteht aus Wurzel-, Binnen- führung ziel- und zweckgerichteter Bewegungen. Außerdem
und Strangzellen und lässt 10 zytoarchitektoni- sorgt es für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts beim
sche Areale unterscheiden. Die weiße Substanz Stehen und Gehen. Das somatomotorische System besteht
beinhaltet die Leitungssysteme des Rücken- aus einem Verbund sich gegenseitig beeinflussender Regel-
kreise.
marks: Eigenapparat und Verbindungsapparat
Bewegungen können willkürlich, d. h. gewollt ausgeführt
mit langen aufsteigenden und absteigenden werden; überwiegend sind sie jedoch unwillkürlich. Zur Aus-
Bahnen. Alle Systeme haben eine festgelegte To- führung willkürlicher Bewegungen steht als direkte, schnelle
pik. Sie stehen im Dienst motorischer, sensori- Verbindung die Pyramidenbahn zwischen Cortex und
scher und vegetativer Funktionen. Die Blutver- Rückenmark bzw. somato- und branchiomotorischen Antei-
len der Hirnnervenkerne zur Verfügung. Unwillkürliche Bewe-
sorgung des Rückenmarks erfolgt durch Äste
gungen sind dagegen in der Regel Begleitbewegungen. Sie
von A. vertebralis und Aorta. sind unbewusst und stehen unter dem Einfluss polysynapti-
scher Schleifen, die sich außerhalb des Pyramidensystems be-
finden, deswegen extrapyramidales System. Pyramidales und
extrapyramidales System sind morphologisch und funktionell
miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig.
15 15.5 Neurofunktionelle Systeme Bei jeder Bewegung sind sie gemeinsam tätig.
i Zur Information
Die somatomotorischen Systeme stehen im Dienst des
Neurofunktionelle Systeme sind Neuronenpopulationen mit aktiven Bewegungsapparates. Sie ermöglichen:
gerichteter Signalübertragung und bestimmten Aufgaben- 4 willkürliche, gewollte Bewegungen
stellungen. Sie sind vielgliedrig und bestehen in der Regel 4 unwillkürliche Bewegungen
aus mehreren Subsystemen. Durch die Vernetzung der Sub-
systeme und durch das »Verrechnen« von Signalen in den zwi-
Hinzu kommt als spezialisiertes System das
schengeschalteten Neuronen können Signale verstärkt oder
abgeschwächt werden. 4 okulomotorische System
Die meisten neurofunktionellen Systeme sind longitudi-
nal angeordnet und kreuzen in ihrem Verlauf die Seite. Einige Die Auslösung bewusster, gewollter Bewegun-
haben jedoch auch nichtkreuzende Anteile, sodass manche
Systeme sowohl kontralaterale als auch ipsilaterale Verlaufs-
gen ist ein komplexer Vorgang, bei dem mehrere
strecken aufweisen. Gebiete des Cortex sowie Kontrollsysteme zu-
sammenwirken.
a15.5 · Neurofunktionelle Systeme
805 15
Initiiert werden Bewegungen durch Aktivierungen von: prämotorischen Cortex nehmen Signale aus den Regel-
4 supplementärmotorischem Cortex kreisen des extrapyramidalen Systems Einfluss (7 un-
4 prämotorischem Cortex ten).
4 primär-motorischem Cortex
Hinzu kommt das i Zur Information
4 frontale Augenfeld (7 S. 738) Im prämotorischen Cortex können Kenntnisse über immer
wieder ausgeführte Bewegungen gespeichert werden, bei-
i Zur Information spielsweise für das Schreiben.
Zur Aktivierung des motorischen Cortex kommt es durch:
4 intracortikale Verbindungen Im primärmotorischen Cortex (. Abb. 15.15; Area 4
4 thalamocortikale Verbindungen nach Brodmann im lateralen und medialen Hemisphä-
4 extrathalamische Verbindungen renbereich des Lobus frontalis) werden alle Signale
aus den übrigen Gebieten des motorischen Cortex ge-
Intracortikale Verbindungen. Im Vordergrund stehen rezipro-
ke Verbindungen zwischen supplementärmotorischen, prä-
sammelt und in Einzelaufgaben unterteilt.
motorischen und primärmotorischen Arealen. Die Gebiete
werden außerdem von reziproken Fasern aus dem somatosen- Einzelheiten
sorischen Cortex (Gyrus postcentralis) erreicht. Hinzu kommen Gliederung. Der primärmotorische Cortex ist somatotop geglie-
Verbindungen mit dem hinteren parietalen Cortex, der Signale dert, d. h. es bestehen Punkt-zu-Punkt-Verbindungen zwi-
aus visuellem, akustischem und vestibulärem System erhält. schen Cortex- und Innervationsgebiet. Die Projektionsgebiete
Von hier bekommt der supplementär-motorische Cortex Infor- für Kehlkopf und Schlund liegen auf der lateralen Hemisphä-
mationen, die es ermöglichen, Bewegungen einer gegebenen renseite in der Nähe des Sulcus lateralis cerebri. Dann folgen
Räumlichkeit anzupassen, z. B. Gehen durch Stuhlreihen. nach oben Gebiete für Kopf, Arm, Rumpf und an der Mantel-
Thalamocortikale Verbindungen zum motorischen Cor-
kante für den Oberschenkel sowie auf der medialen Hemisphä-
tex. Sie gehen in erster Linie vom Nucleus ventralis postero-
renseite für die übrige Beinmuskulatur, Rektum und Blase (am
lateralis des Thalamus aus (7 S. 751) und erreichen bevorzugt
die primärmotorische Rinde. Fasern vom vorderen Teil des Nu- weitesten unten).
cleus ventralis lateralis thalami gelangen zu prämotorischem Die größten Repräsentationsgebiete haben die Finger (be-
und supplementärmotorischem Cortex. Im Cortex setzen die sonders der Daumen) und die Zunge. Eine elektrische Reizung
Axone aus dem Thalamus den exzitatorisch wirkenden Trans- in diesen Gebieten ruft die Kontraktion einzelner Muskeln her-
mitter Glutamat frei. vor, die anderer Gebiete in der Regel von Muskelgruppen.
Extrathalamische Verbindungen. Sie gehen von subcor- Histologisch zeichnet sich der primärmotorische Cortex
tikalen Kerngebieten aus. Wesentlich sind die reziproken Ver- durch auffällig große exzitatorische, glutamaterge Pyramiden-
bindungen mit dem limbischen System (vor allem dem mag- zellen aus (Betz-Riesenpyramidenzellen in Schicht V 7 S. 742
nozellulären basalen Vorderhirnkomplex mit cholinergen Fa-
H90, 92). Die Axone dieser Zellen sind myelinreich (Faser-
sern) einschließlich des Hypothalamus (Nucleus tuberomam-
durchmesser bis zu 20 lm) und schnellleitend. Sie machen bis
millaris mit GABA-ergen Fasern) und des Mesencephalon
(Nucleus caeruleus mit noradrenergen Fasern, Nuclei raphes zu 4% der efferenten motorischen Fasern des Cortex aus. Die
mit serotoninergen Fasern). Sie wirken über das frontale Asso- meisten Fasern des motorischen Cortex sind jedoch dünn. Es
ziationsfeld. Funktionell kommt es auf diesem Weg zu emotio- handelt sich um Axone kleiner Zellen der Schichten II, III und
nal ausgeführten Bewegungen, z. B. bei Furcht oder Schreck VI.
bzw. zu Emotionen, die durch Bewegungen ausgelöst wer- Funktionell ist der primärmotorische Cortex in vertikale
den, z. B. bei Schauspielern. Säulen gegliedert (7 S. 742). In der Regel wirken mehrere Säu-
len zusammen, um die Impulse zur Kontraktion eines Muskels
Im supplementärmotorischen Cortex werden komplexe oder einer synergistischen Muskelgruppe hervorzubringen.
Bewegungen geplant und initiiert, die den ganzen Ausgegangen wird davon, dass für die Veranlassung einer Mus-
Körper betreffen, z. B. beim Klettern. Der supplementär- kelkontraktion mindestens 50–100 Pyramidenzellen erforder-
motorische Cortex liegt überwiegend auf der medialen lich sind. Funktionell werden zwei Pyramidenzellpopulationen
Hemisphärenseite (. Abb. 15.15 b) und schließt ein unterschieden, nämlich solche für den Beginn einer Kontrak-
tion (dynamische Neurone) und solche für die Aufrechterhal-
Areal im Gyrus cinguli ein.
tung der Kontraktion (statische Neurone).
Im prämotorischen Cortex (. Abb. 15.15 a, laterale
Hemisphärenseite) werden vor allem Bewegungen für
Axone der Nervenzellen des primärmotorischen
einzelne Gebiete entworfen, z. B. für das Bein. Dabei
Cortex bilden einen wesentlichen Teil der Pyra-
kommt es auf die Aufeinanderfolge von Muskelkontrak-
midenbahn.
tionen und deren Abstufung an. Auf die Vorgänge im
806 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
Die Bezeichnung Pyramidenbahn ( Tractus pyramidalis), Fibrae corticonucleares. Sie beginnen in den Projekti-
geht darauf zurück, dass die Fasern, die das Rücken- onsgebieten der mimischen Muskulatur der Rachen-,
mark erreichen, durch die Pyramis medullae oblongatae Kehlkopf- und Zungenmuskulatur des Cortex. Die Fa-
verlaufen. sern verlaufen bis zum Tegmentum des Hirnstamms zu-
Zur Pyramidenbahn gehören: sammen mit den Fibrae corticospinales. Dort liegen sie
4 Fibrae corticospinales im Crus cerebri medial der Fibrae corticospinales
4 Fibrae corticonucleares (. Abb. 15.34). Beginnend im unteren Mesencephalon
verlassen die Fibrae corticonucleares die Pyramiden-
Fibrae corticospinales. Sie stammen zu vier Fünftel aus bahn und ziehen zu den motorischen Hirnnervenker-
dem primär, einige auch aus dem sekundärmotorischen nen V, VII, IX, X, XI und XII. Sie kreuzen die Seite. Al-
Cortex sowie zu einem Fünftel aus dem somatosensori- lerdings werden die Ursprungskerne der N. V, IX und X
schen (parietalen) Cortex (7 S. 739). auch von ipsilateralen Fasern erreicht, wodurch deren
Innervation doppelt gesichert ist.
Verlauf der Fibrae corticospinales (. Abb. 15.51) Different ist die Innervation des Ursprungskerns des
Nach Verlassen des Cortex werden die Fibrae corticospinales N. facialis (N. VII). Die Neurone des Nucleus facialis, de-
zu einem Teil der fächerförmigen Corona radiata (7 S. 745), ren Axone M. frontalis und M. orbicularis oculi errei-
die in der Capsula interna eingeengt wird. Die Fibrae cortico- chen, werden ipsilateral und kontralateral, alle übrigen
spinales befinden sich dort im hinteren Schenkel (. Abb.
Muskeln nur kontralateral innerviert (. Abb. 15.51).
15.19). Im weiteren Verlauf nehmen die Fibrae corticospinales
im Crus cerebri des Mesencephalon eine mittlere Position ein.
Kaudal des Pons sind die die Fibrae corticospinales begleiten- > Klinischer Hinweis
Diagnostisch wird zwischen einer zentralen und einer periphe-
den Fibrae corticonucleares (7 unten) weitgehend ausge-
ren Facialislähmung unterschieden. Bei einer einseitigen zent-
schert, sodass der Faserzug jetzt deutlich abgrenzbar ist. Die
ralen Facialislähmung, z. B. nach einem Schlaganfall, kann der
nächste markante Stelle ist die Decussatio pyramidum im kau- Patient durch deren Doppelversorgung noch M. frontalis und
dalen Teil der Pyramide. Die Mehrzahl der Fibrae corticospi- M. orbicularis oculi beider Gesichtsseiten innervieren, d. h. die
nales (etwa 70–90%) kreuzt hier die Seite und steigt kontrala- Stirn beidseitig runzeln. Bei einer peripheren Facialislähmung
teral im Funiculus lateralis des Rückenmarks ab. Sie bilden den ist dies nicht mehr möglich; dann sind alle mimischen Mus-
Tractus corticospinalis lateralis. Verbleibende ipsilaterale Fasern keln der betroffenen Seite gelähmt.
verlaufen als Tractus corticospinalis anterior im Funiculus ante-
rior, um dann – bis auf einen Rest ipsilateraler Fasern – auf
Höhe des zu innervierenden Segments gleichfalls die Seite
Das extrapyramidale System ist ein unbewusst
zu kreuzen.
tätiges Regelsystem mit eigenen schleifenförmi-
gen Bahnen. Es passt die Motorik den jeweiligen
Im Rückenmark treten nur wenige Fasern der Tractus
Bedürfnissen an.
corticospinales direkt an Motoneurone des Vorderhorns
heran, vor allem an die für die Innervation der Hände
15 und Finger. Die meisten Fasern enden an Interneuronen Zum extrapyramidalen System gehören zwei große poly-
in Lamina spinalis VII zwischen Vorder- und Hinter- synaptische Schleifen:
horn. Von hier gelangen die Signale über weitere Inter- 4 Basalganglienschleife
neurone zu den Motoneuronen im Vorderhorn. 4 Kleinhirnschleife
Ein anderes Zielgebiet haben die Fasern der Fibrae
corticospinales aus dem somatosensorischen Cortex Beide Schleifen stehen mit dem Cortex in Verbindung
(7 unten). Sie enden in den Hinterstrangkernen und – und nehmen dort auf die Bewegungsausführung Ein-
auch über Interneurone – an somatosensorischen Re- fluss. Außerdem bringen sie Muster für unbewusste so-
laisneuronen im Hinterhorn, auf die sie inhibierend wir- wie erlernte Bewegungsabläufe ein.
ken. Sie regulieren den Einfluss sensibler Erregungen
auf das ZNS. Die Basalganglienschleife sorgt für die Ausfüh-
rung koordinierter ausgeglichener Bewegungen.
a15.5 · Neurofunktionelle Systeme
807 15
. Abb. 15.51. Pyramidenbahn: Tractus corticonuclearis und viert wird. Die Fasern des Tractus corticospinalis lateralis kreuzen
Tractus corticospinalis. Zu beachten ist, dass der obere Anteil in der Medulla oblongata die Seite (Decussatio pyramidum), der
des Nucleus n. facialis bilateral, der untere nur kontralateral inner- Tractus corticospinalis anterior in Segmenthöhe
Die Basalganglienschleife (. Abb. 15.52) besteht aus 4 mehreren Nebenschleifen; sie beeinflussen modulie-
4 einer Hauptschleife; sie beginnt und endet im Cor- rend und steuernd die Hauptschleife; Stationen sind:
tex und hat drei Stationen: – Nucleus subthalamicus
– Corpus striatum – Substantia nigra
– Globus pallidus (auch Pallidum) – weitere Thalamuskerne
– Nuclei ventrales thalami
808 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
15
. Abb. 15.52. Basalganglienschleife und ihre Neurotransmitter. NCM = Nucleus centromedianus, NIL = Nuclei intralaminares,
ACh = Acetylcholin, GABA = c-Aminobuttersäure, Thalamuskerne: NVA = Nucleus ventralis anterior, NVL = Nuclei ventrales laterales
Das Corpus striatum (Nucleus caudatus und Putamen im dorsalen Putamen. Die Axone aus dem übrigen Cor-
7 S. 743) wird von Axonen aus allen Regionen des Cor- tex gelangen zum Nucleus caudatus. In den Zielgebieten
tex erreicht. Die Axone aus den somatomotorischen Ge- konvergieren die zuleitenden Fasern auf mittelgroße
bieten gelangen bevorzugt zum Putamen, das entspre- Neurone mit dichtem Dornenbesatz und Synapsen an
chend dem primär-motorischen Cortex topographisch den Dendriten. Sie sind glutamaterg und wirken exzita-
gegliedert ist: Gesichtsregion im ventralen, Beinregion torisch.
a15.5 · Neurofunktionelle Systeme
809 15
i Zur Information inhibitorischen Neuronen der Hauptschleife entgegen
Das Striatum teilt sich beim Nachweis von Acetylcholinestera- und stufen deren Wirkung ab. Erreicht wird der Nucleus
se in Gebiete hoher und niedriger Enzymaktivität. Die fleck- subthalamicus jedoch auch von rückläufigen inhibitori-
förmigen Gebiete niedriger Aktivität werden als Striosomen schen Neuronen aus dem Pallidum, die ihrerseits Ein-
bezeichnet. Sie werden von Fasern aus Allocortex und prä-
frontalem Isocortex erreicht.
fluss auf die Signalvermittlung im Nucleus subthalami-
cus nehmen. Insgesamt sorgt der Nucleus subthalami-
Weitere Afferenzen zum Corpus striatum kommen von cus für abgestufte und ausgeglichene Bewegungen.
den Nuclei intralaminares et centromedianus thalami Die Substantia nigra (7 S. 766) erreichen Axone aus
mit cholinergen Axonen, von der Substantia nigra mit Striatum und Nucleus subthalamicus. Die Substantia
Dopamin als Transmitter (7 unten), den Raphekernen nigra ihrerseits projiziert aus ihrer Pars reticularis mit
mit serotoninergen Fasern sowie vom Corpus amygda- GABAergen inhibitorischen Neuronen auf die motori-
loideum. Sie beeinflussen (regeln) die Transmission schen Thalamuskerne und aus ihrer Pars compacta
der Signale im Striatum. mit großen dopaminergen, gleichfalls inhibitorischen
Im Hauptweg projizieren die Neurone des Striatum Neuronen zum Corpus striatum. An beiden Stellen wir-
auf den Globus pallidus, von dort zu den motorischen ken die Fasern der Substantia nigra dämpfend.
Thalamuskernen (Nuclei ventrales anterior et lateralis Die dopaminergen Neurone bilden das nigrostriatale
thalami) und in deren Fortsetzung nach Umschaltung System (7 S. 766), dessen Axone durch den lateralen
zu prämotorischem und supplementärmotorischem Cor- Hypothalamus und die Capsula interna zum Striatum
tex. Dort bekommen sie Anschluss an das Pyramiden- verlaufen.
system.
Die Neurone, deren Axone vom Striatum zum Palli- i Zur Information
dum ziehen, sind exzitatorisch cholinerg, jene vom Pal- Die Tätigkeit der Basalganglienschleife wirkt sich vielfach aus.
lidum zum Thalamus inhibitorisch; ihr Transmitter ist So nimmt sie Einfluss auf die Ausführung
GABA. Sie hemmen die exzitatorischen Neurone der 4 komplexer (gelernter) Bewegungen, z. B. beim Schreiben
motorischen Thalamuskerne. Dadurch wird die Weiter- (7 oben) (fällt das Putamen aus, wird die Schrift der eines
Schulanfängers vergleichbar)
leitung von Erregungen aus dem Thalamus zum moto- 4 von Bewegungen als Ergebnis kognitiver Prozesse, z. B.
rischen Cortex geregelt. Flucht bei Lebensbedrohung; die Signale gehen von allen
Zur Desinhibition der Thalamuskerne kommt es Teilen des Cortex, insbesondere von den großen Assozia-
dann, wenn die inhibitorischen Striatum-Pallidum- tionsgebieten des hinteren parietalen Cortex aus, die u. a.
Neurone ihrerseits durch die Aktivierung der Neurone der Wahrnehmung von Sinneseindrücken und der Beur-
teilung der Beziehungen des Körpers zur Umgebung die-
des Cortex inhibiert werden (Prinzip der doppelten nen
Hemmung 7 S. 723). 4 von Ausdrucksbewegungen, z. B. Gestik, durch Verbin-
In der Zusammenfassung ergibt sich, dass Inhibition dung mit dem limbischen System; die Signale kommen
und Desinhibition der motorischen Thalamuskerne die vom Corpus amygdaloideum und erreichen den vorderen
Aktivität des motorischen Cortex steuern, insbesondere Teil des Corpus striatum
Durch Verbindungen mit dem Frontallappen sind die Basal-
bei der Bewegungsplanung. Das übergeordnete Integra- ganglien an der Entwicklung von Motivationen und am Den-
tionszentrum ist das Striatum. Durch die Verbindung der ken beteiligt.
Amygdala mit dem Striatum kann das motorische Ver-
halten emotional beeinflusst werden (7 S. 837).
> Klinischer Hinweis
Nebenschleifen (. Abb. 15.52). Auf die Hauptschleife Erkrankungen der Basalganglien führen zu Dyskinesien und
Veränderungen des Muskeltonus.
nehmen Nebenschleifen Einfluss. Sie bedienen sich Typische Beispiele sind
des Nucleus subthalamicus und der Substantia nigra. 4 Chorea (»Veitstanz«): unkoordinierte, unwillkürliche,
Der Nucleus subthalamicus (7 S. 754) erhält seine schnelle Muskelkontraktionen
Afferenzen gleich dem Striatum aus allen Regionen 4 Athetosen: langsame, unwillkürliche, wurmförmige
des Cortex. Gleichfalls projiziert er auf das Pallidum, je- Spreiz-, Streck- und Beugebewegungen insbesondere
der Finger, Hände und Füße (Hypokinese)
doch mit exzitatorischen Fasern, und außerdem auf die 4 Hemiballismus: durch Störungen im Nucleus subthalami-
Substantia nigra (7 unten). Im Pallidum wirken die ex- cus kommt es zu spontanen, quälenden Schleuderbewe-
zitatorischen Neurone des Nucleus subthalamicus den gungen beispielsweise eines Arms
810 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
mis cerebelli, Flocculus und Nodulus) durch den Pedunculus Oculomotorisches System
cerebellaris inferior. Durch rückläufige Fasern gelangen Signale
aus dem Archizerebellum im Tractus vestibulospinalis zum i Zur Information
Rückenmark. Weitere Fasern ziehen zu den Augenmuskelker- Das oculomotorische System sorgt für das Zusammenwirken
nen. der verschiedenen Augenmuskeln bei Augenbewegungen.
Ferner nimmt es Einfluss auf Bewegungen von Kopf und
Körper. Im Zentrum des oculomotorischen Systems stehen
> Klinischer Hinweis blickmotorische Zentren in der mesencephalen und pontinen
Bei Schäden im Vestibulozerebellum kommt es zu Gleichge- Formatio reticularis mit direkten und indirekten Verbindun-
wichtsstörungen sowie zum Nystagmus (Zittern des Bulbus gen zu Cortex cerebri, Colliculi superiores der Lamina quadri-
oculi). Bei Gleichgewichtsstörungen treten Unsicherheiten gemina des Mesencephalon, Augenmuskelkernen, Kleinhirn
beim Stehen und Gehen auf: die Koordination der Muskulatur und Rückenmark.
ist gestört. Beim Nystagmus kann der Blick nicht mehr fixiert
werden.
Das oculomotorische System steuert
4 vertikale, horizontale und torquierende Augenbewe-
> In Kürze gungen
4 Augenfolgebewegungen
Pyramidales und extrapyramidales System zur
4 Vergenzbewegungen der Augen beim Wechsel von
Steuerung der Motorik bilden eine untrennbare
Nah- zu Entfernungssehen und umgekehrt
Einheit. Beide Systeme wirken letztlich auf die
Motoneurone in Rückenmark und Hirnnerven-
Alle aufgeführten Bewegungen erfolgen durch äußere
kernen. Erreicht werden die Motoneurone – in
Augenmuskeln (7 S. 700). Hinzu kommen Bewegungen,
der Regel über Interneurone – von Tractus corti-
die von inneren, vegetativ innervierten Augenmuskeln
cospinalis bzw. Fibrae corticonucleares und pa-
veranlasst werden (7 S. 689).
rallel dazu von Fasern aus den Integrationszent-
ren des Hirnstamms, z. B. in Tractus reticulospina-
Vertikale, horizontale und torquierende Augenbewe-
lis und Tractus vestibulospinalis. Zur Ausführung
gungen. Sie werden von blickmotorischen Zentren ge-
zweck- und zielgerichteter, dabei ausgeglichener
steuert (. Abb. 15.54):
Bewegungen – gewollt und ungewollt – kommt
4 mesencephales Blickzentrum
es durch Vielstufigkeit aller motorischer Regel-
4 pontines Blickzentrum
kreise. Im Cortex stehen dafür supplementärmo-
4 Nucleus interstitialis fasciculi longitudinalis medialis
torischer, prämotorischer und primärmotorischer
Cortex zur Verfügung. Signale erhalten diese Ge-
Das mesencephale Blickzentrum liegt in der mesence-
biete u. a. über Basalganglien- und Kleinhirn-
phalen Formatio reticularis (MRF) und dient vertikalen
schleife. Die Basalganglienschleife besteht aus
Blickbewegungen.
Striatum, Putamen und motorischen Thalamus-
15 kernen. Ihre Aktivität wird durch Signale aus Ne-
Das pontine Blickzentrum befindet sich paramedian
in der pontinen Formatio reticularis (PRRF) und dient
benschleifen geregelt, u. a. durch den Nucleus
bevorzugt horizontalen Blickbewegungen.
subthalamicus und die Substantia nigra. Klein-
Der Nucleus interstitialis fasciculi longitudinalis me-
hirnschleifen dienen vor allem der Koordination
dialis ist eine lockere Ansammlung von Nervenzellen im
von Muskeltätigkeit. Die laterale, neozerebelläre
Fasciculus longitudinalis medialis lateral vom Nucleus
Kleinhirnzone sorgt durch aufsteigende Fasern
nervi oculomotorii und steuert die Torsionsbewegun-
zum Thalamus und in Fortsetzung zum Cortex
gen der Augen.
cerebri für eine Abgleichung der cortikalen Sig-
nale zur Muskelinnervation, die mediane und in-
Die blickmotorischen Zentren wirken über die Augen-
termediäre Kleinhirnzone mit Verbindung zu Nu-
muskelkerne (Nuclei nervi oculomotori, trochlearis, ab-
clei vestibulares, Formatio reticularis und Nu-
ducentis), deren Axone die jeweiligen Augenmuskeln er-
cleus ruber für einen ausgewogenen Muskelto-
reichen (. Tabelle 14.2). Untereinander sind die Augen-
nus, der die Stellung des Körpers im Raum si-
muskelkerne durch Interneurone verbunden (7 S. 781).
chert.
Außerdem gelangen Fasern des Tractus corticonuclearis
a15.5 · Neurofunktionelle Systeme
813 15
. Abb. 15.54. Oculomotorisches System. MRF mesencephales gen zwischen den verschiedenen Anteilen des oculomotorischen
Blickzentrum, PRRF pontines Blickzentrum, PT Nuclei praetectales. Systems
Die Linien repräsentieren die wichtigsten neuronalen Verbindun-
sowie Signale der medialen Kleinhirnkerne via Nuclei Blickzentrum) im Gyrus frontalis medialis (Teil der Area
fastigii und von den Nuclei vestibulares zu den Augen- 8) zur Verfügung (7 S. 738, . Abb. 15.15).
muskelkernen. Durch die Verbindung mit den Nuclei Das frontale Augenfeld liegt anterior des prämotori-
vestibulares, die ihrerseits auf das Rückenmark projizie- schen Cortex. Es ist afferent mit visuellen sowie auditi-
ren (Tractus vestibulospinalis), kann reflektorisch auch ven Gebieten des Cortex (7 S. 738) sowie reziprok mit
bei Kopf- und Körperbewegungen ein Gesichtsfeld auf prämotorischem, supplementärmotorischem und pri-
der Retina festgehalten werden (vestibulooptischer Re- märmotorischem Cortex verbunden, die mit Fasern
flex). im Tractus corticonuclearis auf die Augenmuskelkerne
Vervollständigt wird der Verbund zwischen Blick- projizieren. Weitere Projektionen gehen vom frontalen
zentren und Augenmuskelkernen dadurch, dass die Augenfeld zum oberen der vier Hügel, zu den Blickzent-
Blickzentren in Verbindung stehen mit: ren in der Formatio reticularis und nach Umschaltung
4 cortikalen Zentren im Nucleus interstitialis zu den okulomotorischen Ker-
4 Colliculi superiores der Lamina quadrigemina nen.
4 Nuclei praetectales (7 unten) Impulse für langsame Augenfolgebewegungen, bei
denen die Augen so geführt werden, dass kleine bewegte
Augenfolgebewegungen. Aufgabe ist es, Objekte beim Objekte kontinuierlich in der Fovea centralis abgebildet
Umherblicken zu erfassen und bei Objektbewegungen bleiben, gehen vor allem von occipitalen Augenfeldern
»im Auge« zu behalten. Zu diesem Zweck kommt es zu aus. Sie befinden sich in Area 18 und 19, die Area 17
4 schnellen sakkadischen (ruckartigen) Augenbewe- (primäres Augenfeld um den Sulcus calcarinus) (7 S.
gungen (z. B. beim Umherblicken) 739) begleiten. Die von hier ausgehenden Augenbewe-
4 langsamen gleitenden Augenbewegungen (beweg- gungen sind reflektorisch.
ten Objektem mit den Augen folgen) Die Colliculi superiores (7 S. 767) wirken vor allem
4 Kopfbewegungen bei Augen- und Kopfbewegungen mit, wenn das Ge-
sichtsfeld verändert werden soll. Hierzu erhalten die
Als Steuerzentrum für schnelle sakkadische Augen- oberen Hügel direkte Signale aus beiden Augen
bewegungen, die beide Augen von einem Fixpunkt (. Abb. 15.58 a), von den cortikalen Zentren (7 oben)
zum anderen führen, z. B. beim Erfassen eines neuen und dem vestibulocochleären System (z. T. über die Col-
Objektes, steht ein frontales Augenfeld (= cortikales liculi inferiores). Die Colliculi superiores wirken nach
814 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
. Tabelle 15.11. Somatosensorische Systeme. Trigeminussystem 1 meint den Anteil, der mechanosensorische Signale leitet,
Trigeminussystem 2 denjenigen für Schmerz- und Temperaturempfindungen
Funktion Leitung für Leitung für Leitung für Leitung für Leitung für
feine Mechano- Schmerz, feine Mechano- Schmerz, Tiefensensibilität
rezeptoren und Temperatur und rezeption Temperatur, der Kaumuskula-
Tiefensensibilität grobe Mechano- grobe Mechano- tur
rezeption rezeption
a15.5 · Neurofunktionelle Systeme
817 15
lateralis zur Gegenseite. Sie lagern sich dem Tractus spinotha-
lamicus an und verlaufen mit ihm. Im Cortex liegt das zugehö-
rige Primärfeld am Fuß des Gyrus postcentralis in Nachbar-
schaft zum Sulcus lateralis cerebri.
Die Bahn für propriozeptive Signale aus Kaumuskulatur,
Kiefergelenken und Zähnen nimmt eine Sonderstellung ein.
Die afferenten pseudounipolaren Nervenzellen liegen nämlich
im Nucleus mesencephalicus nervi trigemini. Ihre Fortsätze zie-
hen zum motorischen Ursprungskern des N. trigeminus – auf
diesem Wege kann der monosynaptische Masseterreflex aus-
gelöst werden – und in die Formatio reticularis.
. Abb. 15.56 a, b. Körperprojektionen a auf den Gyrus postcentralis (somatosensorischer Kortex), b auf den Gyrus praecentralis (moto-
rischer Kortex)
Für Schmerzsignale stehen zwei Wege zur Verfügung. Der Cortex wird nur von relativ wenigen Schmerzfasern
Jeder ist einem anderen Schmerztyp zugeordnet. Es die- erreicht. Er dient der Schmerzinterpretation, z. B. ste-
nen chend oder brennend. Die Schmerzlokalisation dagegen
4 Tractus neospinothalamicus der Fortleitung schnel- ist sehr ungenau, beim schnellen Schmerz beträgt die
ler, hauptsächlich mechanisch und thermisch verur- Abweichung zum tatsächlichen Schmerzort bis zu
sachter Schmerzen 10 cm. Die Lokalisation wird jedoch wesentlich verbes-
4 Tractus paleospinothalamicus der Fortleitung lang- sert, evtl. sogar sehr genau, wenn gleichzeitig Berüh-
samer und dumpfer Schmerzen rungsrezeptoren erregt werden. Der langsame Schmerz
bleibt stets diffus; seine Lokalisation beschränkt sich et-
Beide Anteile sind im Tractus spinothalamicus lateralis wa auf Bein oder Arm.
zusammengefasst (. Abb. 15.50, 7 S. 802).
i Zur Information
i Zur Information Schmerzsignale haben starke Weckeffekte auf den Cortex.
Der schnelle Schmerz tritt innerhalb von 0,1 s auf, nachdem Diese gehen von der Formatio reticularis und den intralami-
der Schmerzreiz gesetzt wurde. Die Signale werden von nären Thalamuskernen aus.
dünnen Ad-Nervenfasern mit einer Geschwindigkeit zwischen
12 und 30 m/s dem Rückenmark zugeleitet. Der langsame Schmerzintensität. Als Transmitter wird an den Rücken-
Schmerz beginnt nach einer oder mehreren Sekunden und marksynapsen der langsam leitenden C-Fasern Sub-
nimmt dann langsam über viele Sekunden bis Minuten zu. stanz P freigesetzt. Substanz P wird wie alle Neuropep-
Die Schmerzleitung erfolgt in C-Fasern mit einer Geschwin-
digkeit von 0,5–2 m/s.
tide langsam an den Synapsen gebildet und abgegeben,
aber auch langsam abgebaut. Deswegen ist damit zu
Die Schmerzfasern, zentrale Fortsätze von Spinalgang- rechnen, dass die Konzentration von Substanz P lang-
lienzellen, erreichen das Rückenmark durch die hintere sam ansteigt – evtl. über die Dauer des Schmerzreizes
Wurzel und steigen im Tractus posterolateralis (Lissau- hinaus – und dass sie noch vorhanden ist, wenn der
er) 1–3 Segmente auf bzw. ab und enden an Neuronen Schmerzreiz bereits vorüber ist. Dies erklärt fortschrei-
im Hinterhorn. Hier beginnen die beiden Schmerzwege. tende Zunahme und langanhaltende Intensität von
Schmerzen.
Einzelheiten Andererseits können Schmerzsignale, die das Rü-
Der Tractus neospinothalamicus beginnt hauptsächlich in der ckenmark aus der Peripherie erreichen, dadurch unter-
Lamina spinalis I des Hinterhorns (Nucleus marginalis medul- drückt werden, dass Fasern, die aus der Substantia gri-
lae spinalis), kreuzt dann in der vorderen Kommissur des sea centralis des Mesencephalon (wohl auch des Hypo-
820 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
. Abb. 15.58 a, b. Visuelles System. a Pupillenreflexbogen. Die Gesichtsfeldhälften aus (Scheuklappenblindheit = bitemporale
Zahlen 1, 2 und 3 geben Läsionsorte an, denen in b die entspre- Hemianopsie), da die Leitung der Signale aus den beiden nasalen
chenden Gesichtsfeldausfälle zugeordnet sind. 1 Bei einer einsei- Retinahälften unterbrochen ist. 3 Bei einseitiger Unterbrechung
tigen Unterbrechung der Signalleitung im N. opticus kommt es zu der Signalleitung im Tractus opticus kommt es zu einer beidseiti-
einer totalen Erblindung des zugehörigen Auges (Amaurose). 2 Bei gen Halbblindheit der korrespondierenden Gesichtsfeld- und Reti-
Unterbrechung der sich kreuzenden Fasern im Chiasma opticum, nahälften (homonyme Hemianopsie)
z. B. bei einem Hypophysentumor, fallen die beiden temporalen
824 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
. Abb. 15.60. Primäre Sehrinde. Links: Schichtenfolgen. Rechts: Je Die Zahlen an den Eingängen geben die Herkunft aus den magno-
eine okuläre Dominanzsäule für kontralaterales und ipsilaterales (1, 4, 6) und parvozellulären (3, 5 und 2) Schichten des Corpus ge-
Auge. Sie bestehen aus je sieben Orientierungssäulen. Die roten niculatum laterale an. Die Zylinder entsprechen »Farbflecken«
Striche markieren unterschiedliche Richtungen von Lichtsignalen.
ken beider Dominanzsäulen ermöglicht räumliches Se- gendominanzsäulen verstanden (in den Schichten II
hen und eine Koordination der Bewegung beider Augen. und III), die Signale aus dem kleinzelligen System erhal-
ten und der Verarbeitung von Farbinformationen die-
> Klinischer Hinweis nen. Die Farbflecken können histochemisch durch ihre
Beim angeborenen Schielen können korrespondierende Reti- hohe Zytochromoxidaseaktivität nachgewiesen werden.
naabschnitte der beiden Augen nicht dieselben Abschnitte
des Gesichtsfeldes erfassen. Deswegen werden Informatio-
Die Orientierungssäulen ermöglichen die Rich-
nen aus einer Retina unterdrückt, so dass sich die Augen- tungsanalyse (Orientierung) einer Kontur im Raum.
dominanzsäulen der dominierenden Seite gegenüber der an- Die Orientierungssäulen sind funktionelle Einheiten in
15 deren verbreitern. den Augendominanzsäulen und enthalten jeweils Zellen
gleicher Reizorientierung.
Zur Integration der Signale aus benachbarten Augen-
dominanzsäulen kommt es dadurch, dass Fortsätze Augenreflexe dienen der Anpassung an Licht-
von Interneuronen (z. B. Sternzellen) zweier Augendo- verhältnisse und Akkommodation. Die Zentren
minanzsäulen an gemeinsame Pyramidenzellen heran- befinden sich in Mesencephalon bzw. oberem
treten. Die Axone der Pyramidenzellen der Schichten Rückenmark.
II und III ziehen zu den sekundären visuellen Rindenfel-
dern (7 unten). Die Neurone der Schichten V und VI Reflektorisch gesteuert werden
bilden corticofugale Fasern zum Corpus geniculatum 4 Pupillenweite (Pupillenreflex)
laterale sowie zu Pulvinar, Colliculus superior und an- 4 Akkommodation (Akkommodationsreflex)
deren Mittelhirngebieten.
Unter Farbflecken in der primären Sehrinde werden Pupillenreflex. Fällt Licht ins Auge, verengen sich die
Neuronenpopulationen vor allem im oberen Teil der Au- Pupillen reflektorisch.
a15.5 · Neurofunktionelle Systeme
827 15
i Zur Information Pupillen bei Mittelhirnläsionen auf. Eine Seitendifferenz in der
Durch den Pupillenreflex werden die Augen schnellen Licht- Pupillenweite (Anisokorie) kann auf einseitiger Erweiterung
veränderungen angepasst (Adaptation) und die Retinae vor (Läsion des parasympathischen Ursprungskerns oder des pa-
Überbelichtung geschützt. rasympathischen Anteils des N. oculomotorius) oder einseiti-
ger Verengung (Schädigung der sympathischen Innervation)
Reflektorisch wird aber nicht nur die Verengung der Pu- beruhen. Reflektorische Pupillenstarre bei Lichteinfall (Ausfall
des Pupillenreflexes) bei erhaltener Sehfähigkeit und Konver-
pille (auf minimal 1,5 mm), sondern auch deren Erwei-
genzreaktion ist ein Frühsymptom einer syphilitischen Erkran-
terung (auf maximal 8 mm) gesteuert. Für Verengung kung des Hirnstamms (Phänomen nach Robertson). Weitere
der Pupille (Miosis, verbunden mit Abnahme der Pupil- Störungen der Pupillenreaktionen können durch Schäden im
lenapertur) und Erweiterung (Mydriasis, Zunahme der N. opticus, Läsion des Nucleus accessorius nervi oculomotorii
Pupillenapertur) werden getrennte Wege benutzt. oder des oberen, zervikalen Sympathicus verursacht werden.
15
. Abb. 15.61 a, b.. Auditives System. a Neuronale Verbindungen, und 42 werden anterolateral Signale von tiefen Tönen (20 Hz),
b Hörzentren. Im Gyrus temporalis transversus mit den Areae 41 posteromedial von hohen Tönen (16 000 Hz) verarbeitet
a15.5 · Neurofunktionelle Systeme
829 15
afferente Signale aus beiden Corti-Organen und wir- suellen Systems im Hirnstamm, z. B. den Colliculi su-
ken dadurch beim Richtungshören mit; efferente periores, wodurch konjugierte Augenbewegungen,
Axone erreichen die Kerne der Mittelohrmuskeln aber auch Kopf- und Körperbewegungen als Reakti-
(M. tensor tympani, M. stapedius, innerviert vom on auf Geräusche bewirkt werden (Zuwendung, Ab-
motorischen Anteil des N. trigeminus bzw. vom N. wendung)
facialis 7 S. 709) und bewirken eine reflektorische
Dämpfung der Vibration der Gehörknöchelchen Die Verarbeitung auditiver Signale erfolgt in der
bei hohen Tonfrequenzen; weitere Efferenzen bilden Hörrinde.
den Tractus olivocochlearis (7 unten)
4 Colliculus inferior der Lamina quadrigemina
Die Hörrinde gliedert sich in:
(7 S. 766, 3. Neuron); hier erfolgt eine erneute Sig-
4 primäre Hörrinde (A 1, Area 41 nach Brodmann)
nalübertragung. Außerdem gelangen von hier Kolla-
4 sekundäre Hörrinde (A 2, Area 42)
teralen zu den Colliculi superiores (akustisch-opti-
sche Fasern)
Die primäre Hörrinde (. Abb. 15.61) befindet sich im
4 Corpus geniculatum mediale (4. Neuron), das über
vorderen Teil des Gyrus temporalis transversus. Sie ist
das Brachium colliculi inferioris erreicht wird
tonotop gegliedert, d. h. verschiedene Frequenzbereiche
4 primäre Hörrinde, deren Fasern durch den retrolen-
werden in der Hörrinde auch verschiedenen, neben-
tikulären Teil der Capsula interna und die Radiatio
einander angeordneten Neuronenpopulationen zugelei-
acustica verlaufen
tet. Diese sind als funktionelle Einheiten nachweisbar.
Die Gebiete für den Empfang niedriger Frequenzen be-
i Zur Information
finden sich in den anterolateralen, für hohe Frequenzen
Das akustische System ist tonotop gegliedert. Dies beginnt in
der Cochlea. Die Fasern, die hohe Frequenzen leiten, erhalten in den posteromedialen Abschnitten der primären Hör-
ihre Signale von den basalen Teilen der Schneckenwindung, rinde (. Abb. 15.61 b).
während die Fasern für die Leitung niedriger Frequenzen Zum Richtungshören trägt bei, dass in jeder Hörrin-
den apikalen Abschnitten der Schneckenwindung entstam- de die Orte zum Empfang von Signalen aus korrespon-
men. Im weiteren Verlauf liegen die Fasern für die Leitung ho-
dierenden Gebieten beider Hörorgane jeweils benach-
her Frequenzen überwiegend auf der posterioren Seite der
Hörbahn. Die tonotope Gliederung setzt sich bis in die primä- bart sind.
re Hörrinde fort (7 unten).
Die sekundäre Hörrinde umgibt die primäre Hörrinde
Richtungshören wird ermöglicht, weil jede Hemisphäre hufeisenförmig. Sie hat assoziative Aufgaben. Sie erhält
Signale aus beiden Hörorganen erhält. Erreicht wird insbesondere Signale aus der primären Hörrinde, aber
dies dadurch, dass ein etwas größerer Teil der Fasern auch direkte aus dem Corpus geniculatum mediale. An-
die Seite kreuzt, andere jedoch ipsilateral verlaufen. ders als bei der primären antwortet die sekundäre Hör-
rinde nicht auf spezifische Tonfrequenzen, sondern ver-
Die Hörbahn entlässt im Hirnstamm Kollaterale, bindet diese und vergleicht die Signale mit auditiven Er-
durch die akustische Reflexe ausgelöst werden innerungen. Dadurch trägt sie dazu bei, die Bedeutung
können. von Geräuschen, Tönen, Melodien, Worten, Sätzen usw.
aufzuklären. Sie ist eng mit dem hinteren Abschnitt des
Gyrus temporalis superior (Wernicke-Zentrum für das
Durch Kollateralen der Hörbahn, die das Corpus trape-
Sprachverständnis 7 S. 843) verbunden.
zoideum verlassen, ist das akustische System verbunden
mit
4 Formatio reticularis; dort wird das retikuläre Akti- Absteigende auditive Fasersysteme aus der pri-
vierungssystem erreicht; da dieses System diffus mären Hörrinde modulieren auditive Signale.
nach oben in den Cortex und nach unten in das
Rückenmark projiziert, kann das ganze Nervensys- Die Modulation auditiver Signale erfolgt durch hem-
tem durch akustische Signale aktiviert werden mende absteigende auditive Fasersysteme aus der pri-
4 Augenmuskelkernen (über den Fasciculus longitudi- mären Hörrinde. Die Fasern gelangen in den Hirn-
nalis medialis) sowie weiteren Steuerzentren des vi- stamm zur oberen Olive und ziehen von dort im Tractus
830 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
Nuclei vestibulares, Globus pallidus und Colliculus 4 Diencephalon (7 S. 748): Hypothalamus, Epithala-
superior erreicht mus und Nuclei anteriores thalami
4 Mesencephalon (7 S. 765): Tegmentum mit Substan-
> Klinischer Hinweis tia grisea um den Zentralkanal
Bei Ausfall des vestibulären Systems in seiner Gesamtheit ein-
schließlich der propriozeptiven Bahnen aus dem Körper kann i Zur Information
das Gleichgewicht über das visuelle System aufrechterhalten Alle Teile des Telencephalon, die an den bogenförmigen
bleiben, solange sich das Sehfeld nicht oder nur extrem lang-
Strukturen um den Balken beteiligt sind, werden unter der Be-
sam verändert. Werden jedoch die Augen geschlossen oder zeichnung limbischer Cortex zusammengefasst.
erfolgen schnelle Sehfeldveränderungen, ist das Gleichge-
wicht sofort gestört. Bei einer Hirnläsion kann das visuelle Sys-
tem die cerebelläre Ataxie nicht kompensieren. Der Hippocampus ist ein großes Integrations-
gebiet mit Verbindungen zu allen Arealen des
Cortex und des limbischen Systems.
> In Kürze
Das vestibuläre System arbeitet mittels der Nu-
Der Hippocampus gehört zum Archicortex (7 S. 740). Er
clei vestibulares überwiegend reflektorisch. Da-
liegt auf der medialen Seite jeder Hemisphäre, ist ein
bei bedient es sich des Archi- und Paleocerebel-
Teil des Lobus temporalis und bildet einen nach okzipi-
lum sowie der Motoneurone des Hals- und obe-
tal gerichteten Bogen. Er schließt sich medial dem an
ren thorakalen Rückenmarks für Kopf- und Au-
der unteren Oberfläche des Gehirns erkennbaren Gyrus
genbewegungen und der Motoneurone des ge-
parahippocampalis (. Abb. 15.13 b, c) an, befindet sich
samten Rückenmarks für die Aufrechterhaltung
jedoch in der Tiefe, da er um einen längs verlaufenden
des Gleichgewichts. Ferner bestehen Verbindun-
Sulcus hippocampalis eingerollt ist (. Abb. 15.64). Der
gen zu Formatio reticularis und Augenmuskelker-
Hippocampus wölbt sich von unten her in das Unter-
nen.
horn des Seitenventrikels vor (Cornu ammonis, Am-
monshorn). Er ist von einer als Alveus bezeichneten Fa-
serschicht bedeckt, in der sich efferente Fasern des Hip-
pocampus sammeln. Sie setzen sich in die Fimbria hip-
pocampi fort (7 unten). Der anteriore Abschnitt des
15.5.8 Limbisches System Hippocampus ist vorgewölbt (Pes hippocampi) und bil-
det Ausstülpungen (Digitationes hippocampi). Ferner
steht der Hippocampus mit dem Uncus in Verbindung,
i Zur Information
Das limbische System fasst Strukturen aus Telencephalon, Di- einer hakenförmigen Verdickung am vorderen Ende des
encephalon und Hirnstamm zusammen, die kognitive, emo- Gyrus parahippocampalis (. Abb. 15.13 c).
tionale und vegetative Vorgänge abgleichen. Ursprünglich Zwischen Hippocampus und Gyrus parahippocam-
15 waren mit dem limbischen System morphologisch eng ver-
knüpfte Randgebiete um den Balken gemeint (Limbus =
palis befinden sich lateral als spezielle Gebiete Subicu-
lum, Praesubiculum, Parasubiculum (. Abb. 15.64) so-
Saum, Rand). Aus heutiger Sicht ist das limbische System um-
fassender. Funktionell ist es an allen neuronalen Vorgängen wie die Regio entorhinalis, die teilweise zum Gyrus pa-
beteiligt, die mit dem Gefühlsleben eines Menschen in Zu- rahippocampalis gehört.
sammenhang stehen. Morphologisch ist der Hippocampus mehrschichtig
(Stratum lacunosum et moleculare, Stratum radiatum,
Zum limbischen System gehören (. Abb. 10.63) in Stratum pyramidale, Stratum oriens, . Abb. 15.64 c),
4 Telencephalon funktionell ein großes Integrationsgebiet, das die ihm
– bogenförmige Strukturen um den Balken: zugeleiteten Informationen in zahlreichen Schaltkreisen
als »innerer« Bogen vor allem Hippocampus, For- verarbeitet. Der Hippocampus ist vor allem an Vorgän-
nix, Nuclei septales gen beim Lernen und Erinnern (Kurzzeitgedächtnis)
als »äußerer« Bogen Gyrus parahippocampalis, beteiligt, ohne der Ort des bleibenden Gedächtnisses
Gyrus cinguli, der sich in die Areae subcallosa zu sein.
und paraolfactoria fortsetzt
– Corpus amygdaloideum (Mandelkern)
a15.5 · Neurofunktionelle Systeme
833 15
Afferenzen zum Hippocampus. Die wesentlichen affe- aller früheren Signale erforderlich, sondern es genügt ein ein-
renten Signale kommen aus den sensorischen Cortex- ziges (oder wenige), um die Gesamtheit der Gedächtnisinhal-
te abrufbar zu machen.
gebieten (für Sehen, Hören, Riechen, Berührung), aber
auch aus dem limbischen System selbst, z. B. aus Gyrus
cinguli (7 unten), Nuclei septales (7 unten), Corpus > Klinischer Hinweis
amygdaloideum (7 unten) sowie Hypothalamus und Fällt der Hippocampus aus, z. B. durch Erkrankung (Tumoren)
oder im Alter, kann Neues nicht mehr mit Altem verknüpft
Hirnstamm. Auf diesem Weg kann die Tätigkeit des
werden. Jeder Eindruck ist neu und wird nur kurzfristig be-
Hippocampus aus dem Unbewussten, z. B. beim Lernen wahrt (Kurzzeitgedächtnis). So können auch langjährige Be-
beeinflusst werden. kannte nicht mehr erkannt oder gerade Erlebtes nicht gespei-
Alle Afferenzen enden zunächst in der Regio ento- chert werden.
rhinalis, in der sie »vorverarbeitet« werden. Von dort
werden die Signale durch den Tractus perforans zum Die Nuclei septales sind wichtige Relaisstationen
Hippocampus weitergleitet. im limbischen System.
15
. Abb. 15.63. Limbisches System. Wegen der Komplexität der der Amygdala in Verbindung stehen: Stria terminalis, Area septalis,
Verbindungen wurde zeichnerisch das limbische System geteilt Hypothalamus und dann weiter zur Habenula und zum Mittelhirn.
in a und b. a umfasst die Teile, die den sog. Papez-Kreis aus- – In situ sind alle Anteile des limbischen Systems verknüpft, wobei
machen: Hippocampus, Fornix, Corpora mammillaria, Nucleus an- die Nuclei septales eine Schlüsselstellung haben. – In den Zeich-
terior thalami, Gyrus cinguli, Gyrus parahippocampalis. Vom Gyrus nungen konnten nur Teile der vorhandenen Verbindungen des
cinguli aus bestehen rückläufige Verbindungen zu allen weiteren limbischen Systems dargestellt werden
Gebieten des Cortex cerebri. b umfasst die Teile, die vor allem mit
a15.5 · Neurofunktionelle Systeme
835 15
Gyrus cinguli und Gyrus parahippocampalis bilden den sen beteiligt ist, sowie mit somatosensorischen und vi-
»äußeren« Bogen des telencephalen Anteils des limbi- suellen Assoziationsgebieten in den Lobi parietalis, oc-
schen Systems. cipitalis und temporalis. Afferent wird der Gyrus cinguli
Der Gyrus cinguli liegt auf der medialen Seite der von Signalen aus Corpus amygdaloideum und Hippo-
Hemisphären und umfasst den Balken (. Abb. 15.13 b). campus unter Vermittlung der Septumkerne und über
Er hat ausgedehnte reziproke Verbindungen mit dem or- die Nuclei anteriores thalami erreicht. Im Gyrus cinguli
bitofrontalen Assoziationsareal des Frontallappens, das können die Zu- bzw. Ableitung von Signalen zu bzw.
der Handlungsplanung dient und an kognitiven Prozes- von den Assoziationsgebieten des Cortex gefördert oder
836 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
i Zur Information
Das menschliche Gehirn unterscheidet sich von dem aller an-
deren Spezies dadurch, dass Regionen, die komplexen Asso-
ziationsleistungen dienen, besonders groß und differenziert
sind, z. B. diejenigen für Planen, Sprechen, Lesen, Schreiben,
Rechnen usw. Ihre Leistungen ermöglichen Menschen eine
einzigartige, differenzierte Kommunikation sowie Wahrneh-
mungen (Kognition), Denken, Willensbildung u. a.
Das präfrontale Assoziationsgebiet ist den Arealen 9 rent und efferent mit zahlreichen Gebieten des Cortex in
und 46 nach Brodmann zugeordnet und liegt im Be- Verbindung, nicht zuletzt mit dem präfrontalen Asso-
reich des Gyrus frontalis medialis auf der lateralen Seite ziationsgebiet. Die limbischen Assoziationsgebiete tra-
des Frontallappens. Es ist funktionell eng mit dem Areal gen dazu bei, das Verhalten abzuschätzen. Sie können
11 verbunden, das sich im orbitofrontalen Gebiet des Aggressionen mindern oder verstärken und Lernprozes-
Frontallappens befindet. Der präfrontale Cortex hat re- se durch Steigerung der Motivation beeinflussen. Den
ziproke Verbindungen mit anteriorem und dorsomedia- limbischen Assoziationsgebieten kommt Bedeutung
lem Thalamus, Hypothalamus, Mesencephalon sowie für die soziale Einordnung zu.
durch die Nuclei septales mit Hippocampus und Corpus
amygdaloideum. Innerhalb des Cortex ist der präfronta- Das Zusammenwirken von Cortexarealen ist die Voraus-
le Cortex mit dem motorischen Cortex, darüber hinaus setzung für integrierte Leistungen des menschlichen
durch Assoziationsfasern mit den anderen Assoziations- Gehirns. Dies hat herausragende Bedeutung u. a. für:
gebieten des Cortex sowie mit den korrespondierenden 4 Sprechen
Gebieten der anderen Hemisphäre verbunden. Funktio- 4 Lernen, Erinnern, Denken, Erkenntnisgewinn, Wil-
nell steuert das präfrontale Assoziationsgebiet das Han- lensbildung
deln, beeinflusst soziales Verhalten und ermöglicht Zu-
kunftsplanungen einschließlich der Einschätzung damit Sprechen. Voraussetzung sind
verbundener Konsequenzen. Es ist um das 18. Lebens- 4 Entwicklung von Gedanken
jahr ausgereift. 4 Wortwahl
4 Steuerung der Motorik der Sprechwerkzeuge
i Zur Information
Der präfrontale Cortex ist gegenwärtig seiner immensen Entwicklung von Gedanken und Wortwahl. Hierzu be-
funktionellen Bedeutung wegen ein Forschungsschwerpunkt. darf es des Zusammenwirkens zahlreicher Gebiete des
– Die Tätigkeit des präfrontalen Cortex steht im Zusammen- Cortex, aber auch subcorticaler Gebiete (Striatum, Hy-
hang mit Verstand und Vernunft, d. h. der Fähigkeit, Probleme pothalamus, Thalamus, limbisches System). Außerdem
durch logisches Denken unter Verwendung von Erfahrung zu
müssen Engramme vorhanden sein. Engramme sind
erkennen, gegebenenfalls zu lösen. Voraussetzung ist, dass
die Sachlage erfasst, die Aufgabe identifiziert und eine Ziel- komplexe, abrufbare Gedächtnisspuren wahrgenom-
vorstellung entwickelt werden. Dies bedarf zunächst umfang- mener oder erlernter Eindrücke aus der äußeren und in-
reicher Informationen. Diese gelangen zu den Arealen 9 und neren Erlebniswelt. Beteiligt sind u. a. Hörrinde, Sehrin-
46, werden hier eingespeichert, koordiniert, bewertet und de, somatosensorische Gebiete und der präfrontale Cor-
führen zu Signalen, die an die für das Handeln wichtigen Ge-
tex. Die Informationen aus diesen Gebieten werden im
biete der Hirnrinde abgegeben werden. Der Speicherung der
Information wegen werden die Gebiete 9 und 46 auch als Ar- Wernicke-Zentrum integriert (. Abb. 15.15, 15.66).
beitsspeicher bezeichnet. Für die geregelte Funktion des prä-
frontalen Cortex ist die ungestörte cholinerge und serotoni- Steuerung der Motorik der Sprechwerkzeuge. Vom Wer-
15 nerge Innervation des Areals entscheidend. nicke-Zentrum gelangen Signale über Assoziations-
fasern zum Broca-Zentrum im Frontallappen (7 S. 738,
> Klinischer Hinweis . Abb. 15.15 a), wo vorhandene Programme für die
Früher unternommene präfrontale Leukotomie zur Beseiti- grammatikalische und syntaktische Sprachstrukturie-
gung von Schmerzwahrnehmungen mit Durchtrennung der
rung aktiviert werden, die sich etwa im 3. Lebensjahr
Verbindungen zwischen Thalamus und orbitofrontalem Cor-
tex führten zu tief greifenden Veränderungen der Persönlich- zu bilden beginnen. Diese Signale werden zum prä-
keit. Sie haben die emotionale Balance, das Verhalten und den motorischen und dann zum primären motorischen
Intellekt erheblich beeinflusst. Heute sind Leukotomien durch Sprechzentrum im Gyrus praecentralis (. Abb. 15.13 a)
Behandlungen mit Psychopharmaka ersetzt, insbesondere übertragen. Von dort erhalten subcorticale Gebiete (z. B.
solchen, die auf die serotoninergen und cholinergen Systeme
Basalganglien, Hirnnervenkerne) Anweisungen zur In-
Einfluss nehmen.
nervation der Sprechwerkzeuge.
Meningen sind: In der periostalen Lage der Dura verlaufen die Hirn-
4 Dura mater hautarterien
4 Arachnoidea mater 4 R. meningeus anterior aus der A. ethmoidalis ante-
4 Pia mater rior (7 S. 702)
4 A. meningea media aus der A. maxillaris (7 S. 660)
Obgleich alle Meningen aus Bindegewebe bestehen, un- 4 A. meningea posterior aus der A. pharyngea ascen-
terscheiden sie sich in Aufbau und Festigkeit. Unter die- dens (7 S. 659)
sem Gesichtspunkt werden die Dura mater als Pachyme-
ninx (harte Hirnhaut), Arachnoidea und Pia mater ge- Die Gefäße hinterlassen auf der inneren Oberfläche der
meinsam als Leptomeninx (weiche Hirnhaut) bezeich- Schädelknochen Sulci arteriosi.
net.
Unterschiede bestehen auch zwischen der Anord- > Klinischer Hinweis
nung der Meningen des Gehirns und Rückenmarks. Bei Verletzungen der Meningealgefäße (meist A. meningea
media) nach einem Schädeltrauma entstehen epidurale Hä-
matome, die die Dura mater von der Lamina interna des Kno-
chens abdrängen. Diese arteriellen Blutergüsse vergrößern
Hüllen des Gehirns sich in der Regel schnell und können zu einem erhöhten, le-
bensbedrohenden Hirndruck führen. Therapeutisch muss
Gemeinsam umhüllen alle Blätter der Meningen das Ge- dann die Schädelkalotte eröffnet (trepaniert), das Hämatom
hirn und die Anfangsteile der Gehirnnerven. In ganzer ausgeräumt und die Blutung gestillt werden.
Länge wird nur der Sehnerv von Hirnhäuten umgeben.
Die Dura mater cranialis (harte Hirnhaut) (. Abb. In der inneren Lage der Dura mater verlaufen allseitig
15.67) besteht aus zwei Lagen straffen, faserigen Binde- von straffem Bindegewebe umschlosse venöse Blutleiter
gewebes. Sie kleiden die Innenfläche des Schädels aus, (Sinus durae matris 7 S. 852), sensorische Nerven, klei-
wobei die äußere Schicht gleichzeitig Periost der Schä- ne Äste der Aa. meningeae sowie kleine Venen.
delknochen ist. Die Befestigung der Dura an den Schä- Der Dura folgt eine Neurothelschicht mit weiten in-
delknochen ist überwiegend nicht sonderlich stabil. terzellulären Räumen, die Dura und Arachnoidea
15
Die Pia mater liegt der Oberfläche des Gehirns an. Sie
besteht aus mehreren Schichten von Meningealzellen
und enthält Blutgefäße. Die Pia begleitet die Arterien
bzw. Arteriolen ins Gehirn hinein. Zwischen den Me-
ningealzellen, besonders intrazerebral in der Umgebung
der Gefäße, kommen erweiterte Interzellularräume (pe-
rivaskuläre Spalträume, auch Virchow-Robin-Räume)
vor. Ferner dient die Pia mater den Plexus choroidei
der Ventrikel als gefäßführende bindegewebige Unterla-
ge (7 unten).
schiede aufweist. Auffällig sind vor allem die Plexus cho- Pars centralis. Der Mittelteil ist aufgrund des vor-
roidei, die den Liquor cerebrospinalis bilden (7 unten). gewölbten Thalamus verengt. Der Boden wird medial
von der Lamina affixa und lateral vom Corpus nuclei
> Klinischer Hinweis caudati gebildet, das Dach durch den Balken. Durch
Die Darstellung der Ventrikelräume erfolgt durch Zisternogra- das Foramen interventriculare wölbt sich der Plexus
phie oder üblicherweise durch die schmerzfreie und risikoar-
choroideus ventriculi lateralis (7 unten) von der media-
me Computer- und Magnetresonanztomographie.
len Seite in den Hohlraum vor. Er ist zwischen Fornix
Zu unterscheiden sind (. Abb. 15.69): und Lamina affixa aufgehängt. Der Mittelteil reicht bis
4 Seitenventrikel zum Splenium corporis callosi, wo er sich in Hinterhorn
4 III. Ventrikel und Unterhorn gabelt.
4 IV. Ventrikel Cornu occipitale. Das Hinterhorn wird von einer
Ausstrahlung des Balkens, Forceps major (occipitalis),
Die Ventriculi laterales (Seitenventrikel) befinden sich überdacht. Seine mediale Wand ist durch den tief ein-
im Bereich der Hemisphären des Telencephalon: links schneidenden Sulcus calcarinus vorgewölbt. Die Vor-
I. und rechts II. Ventrikel. Sie haben die Form zweier wölbung bildet den Calcar avis.
Widderhörner (. Abb. 15.69). Die Seitenventrikel ste- Cornu temporale. Das Unterhorn schert in einem
hen mit dem III. Ventrikel jeweils durch ein Foramen schwachen Bogen nach laterobasal aus. Im Dach liegt
interventriculare (Monro) in Verbindung (. Abb. 15.69). die Cauda nuclei caudati. An der Spitze des Unterhorns
Jeder Seitenventrikel hat vier Abschnitte (. Abb. befindet sich das Corpus amygdaloideum. Auf der me-
15.70), die den vier Lappen des Endhirns entsprechen: dialen Seite des Cornu temporale schließt sich der Ple-
4 Cornu frontale (Vorderhorn) im Stirnlappen xus choroideus bis zur Fimbria hippocampi an. Es folgt
4 Pars centralis (Mittelteil) im Scheitellappen mediobasal das Cornu ammonis (Ammonshorn), das
4 Cornu occipitale (Hinterhorn) im Hinterhauptlappen sich mit seinem Alveus hippocampi in das Unterhorn
4 Cornu temporale (Unterhorn) im Schläfenlappen vorwölbt. Ein Teil der Sehbahn umschlingt das Unter-
horn und verläuft an seiner Außenseite okzipitalwärts.
Cornu frontale. Das Vorderhorn bildet den anterioren
Pol des Seitenventrikels. Es reicht bis zum Foramen in- Der Ventriculus tertius gehört zum Diencephalon. Er ist
terventriculare. Medial wird das Vorderhorn vom Sep- ein unpaarer, spaltförmiger Raum in der Medianebene.
tum pellucidum und lateral vom Caput nuclei caudati Seine Seitenwände werden von superior nach inferior
begrenzt. Die Balkenstrahlung bildet das Dach. von Epithalamus, Thalamus und Hypothalamus gebil-
det. In 75% der Fälle besteht zwischen den beiden Tha-
15
. Abb. 15.70. Liquorräume. Rot Plexus choroidei. Die Pfeile geben tura mediana ventriculi quarti und Aperturae laterales ventriculi
die Zirkulationsrichtung des Liquors an. Seitenventrikel und III. quarti stellen die Verbindung zwischen Ventrikel und subarach-
Ventrikel sind durch Foramina interventricularia, der III. und IV. noidalem Liquorraum her
Ventrikel durch den Aquaeductus mesencephali verbunden. Aper-
lami eine Adhaesio interthalamica (. Abb. 15.69). Au- Oberhalb des Recessus pinealis wölben sich die Com-
ßerdem verläuft in der Ventrikelwand zwischen Fora- missura habenularum, unterhalb die Commissura poste-
men interventriculare und dem Übergang in den rior vor (. Abb. 15.69), wo der III. Ventrikel in den
Aquaeductus mesencephali eine Furche (Sulcus hypo- Aquaeductus mesencephali übergeht.
thalamicus) (7 S. 754). Überdacht wird der III. Ventrikel oberhalb des Fora-
Die anteriore Begrenzung des III. Ventrikels bildet men interventriculare vom Plexus choroideus ventriculi
die Lamina terminalis. Dort befindet sich etwa in Höhe tertii. Die Bindegewebsplatte dieses Plexus (Tela choroi-
des Sulcus hypothalamicus eine Vorwölbung die durch dea ventriculi tertii) ist zwischen den Striae medullares
die Commissura anterior hervorgerufen wird (. Abb. thalami ausgespannt und mit der Taenia thalami an der
15.21, 15.69). Oberfläche des Thalamus befestigt (. Abb. 15.23, 15.25,
7 S. 750 und 755). Sie steht mit der Tela choroidea der
> Klinischer Hinweis Seitenventrikel in Verbindung.
Bei arteriellen Subarachnoidalblutungen kann die dünne La-
mina terminalis reißen; hierdurch entsteht eine Ventrikelein-
Der Aquaeductus mesencephali (cerebri, Sylvius) ver-
bruchblutung.
bindet III. mit IV. Ventrikel (. Abb. 15.69). Er liegt
Der III. Ventrikel hat mehrere Ausbuchtungen, von de- im Mittelhirn und verläuft leicht abwärts gekrümmt.
nen zwei im Gebiet des Hypothalamus liegen (. Abb.
15.21, 15.69): > Klinischer Hinweis
4 Recessus opticus oberhalb der Chiasma opticum Der Aquaeductus mesencephali ist die engste Stelle des Ven-
trikelsystems. Treten dort »Verklebungen« auf, kann es zu ei-
4 Recessus infundibuli im Anfang des Hypophysen-
nem Stopp der Liquorzirkulation kommen. Als Folge erwei-
stiels tern sich die beiden Seitenventrikel und der III. Ventrikel (Hy-
drocephalus internus). Verbunden ist damit meist eine Rückbil-
Weitere Ausbuchtungen befinden sich im Epithalamus: dung des Hirngewebes.
4 Recessus suprapinealis oberhalb der Glandula pinea-
lis Der Ventriculus quartus gehört zum Rhombencephalon.
4 Recessus pinealis am Abgang der Glandula pinealis Er hat die Form eines Zeltes. Seinen Boden bildet die
Rautengrube (7 S. 770, . Abb. 15.62). Das Dach (Teg-
852 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
. Abb. 15.72. Venöse Abflüsse aus dem Schädelinnenraum durch Sinus. Blick von posterolateral rechts. Der Plexus pterygoideus ist nur
rechts, die V. occipitalis nur links dargestellt
854 Kapitel 15 · Zentralnervensystem
Sinus transversus. Der paarige Sinus transversus be- Abfluss. Das Blut des Sinus cavernosus fließt ab in:
findet sich an der Anheftungsstelle des Tentorium cere- 4 Sinus petrosus superior et inferior (7 oben)
belli und hinterlässt an der Pars squamosa ossis tempo- 4 Plexus basilaris
ralis den Sulcus sinus transversi. Er setzt sich in den Si- 4 Plexus pterygoideus (durch das Foramen ovale)
nus sigmoideus fort.
Sinus sigmoideus. Der Sinus sigmoideus verläuft Zusätzliche kleinere Abflusswege für venöses Blut aus
S-förmig und ruft in der Pars mastoidea des Os tempo- dem Schädelinneren sind:
rale den Sulcus sinus sigmoidei hervor. Der Sinus sig- 4 Venen im Carotiskanal
moideus erreicht den lateralen Abschnitt des Foramen 4 Vv. emissariae, die die Sinus durae matris mit Vv. di-
jugulare, wo er in den Bulbus superior der V. jugularis ploicae und Venen der Kopfhaut verbinden, sie ver-
interna übergeht. hindern einen Überdruck in den Sinus durae matris
Sinus occipitalis. Der selten vorhandene, unpaare Si-
nus occipitalis liegt an der Anheftungsstelle der Falx ce- i Zur Information
rebelli und verbindet den Sinus marginalis mit dem Vv. diploicae sind dünnwandige Venen in der Spongiosa der
Confluens sinuum. Knochen des Schädeldachs, die durch Vv. emissariae mit den
Plexus basilaris. Der Plexus basilaris liegt auf dem Sinus durae matris und mit den Venen der Schädelweichteile
in Verbindung stehen.
Clivus und hat Verbindungen zu beiden Sinus cavernosi.
Sinus petrosus superior. An der oberen Kante der
Pars petrosa ossis temporalis gelegen leitet er das Blut
aus dem Sinus cavernosus in den Sinus sigmoideus. > In Kürze
Sinus cavernosus. Der Sinus cavernosus, ein
Dura mater, Arachnoidea und Pia mater um-
schwammartiger venöser Raum, breitet sich beiderseits
hüllen als Meningen Gehirn und Rückenmark.
der Sella turcica aus und bildet mit dem Sinus interca-
Die Dura mater cerebri bildet Septen, vor allem
vernosus ein ringförmiges Venengeflecht. Durch den Si-
Falx cerebri, Tentorium und Diaphragma sellae.
nus hindurch ziehen die A. carotis interna und der N.
Zwischen Arachnoidea und Pia befindet sich
abducens (N. VI). Seiner lateralen Wand liegen von kra-
der äußere Liquorraum (Spatium subarachnoida-
nial nach kaudal der N. oculomotorius (N. III), N.
le). An einigen Stellen kommen Erweiterungen
trochlearis (N. IV) und N. ophthalmicus (N. V1) an.
vor (Cisterna cerebellomedullaris, Cisterna basa-
Der Sinus cavernosus erhält Zuflüsse:
lis, Cisterna fossae lateralis cerebri, Cisterna lum-
4 V. ophthalmica superior, die laterokranial des Anulus
balis). Der äußere Liquorraum steht durch Aper-
tendineus communis durch die Fissura orbitalis su-
tura mediana und Aperturae laterales im Bereich
perior aus der Orbita kommt
des IV. Ventrikels mit dem inneren Liquorraum
4 V. ophthalmica inferior, die das Blut des Orbitabo-
der vier Ventrikel des Gehirns in Verbindung.
dens unterhalb des Anulus tendineus communis
Die Seitenventrikel liegen im Telenzephalon,
15 nach Vereinigung mit der V. ophthalmica superior
der III. Ventrikel im Diencephalon, der Aquae-
durch die Fissura orbitalis inferior in den Sinus ca-
ductus mesencephali im Mesencephalon und
vernosus leitet; sie kann aber auch in der Orbita in
der IV. Ventrikel im Rhombencephalon. Die Fort-
die V. ophthalmica superior einmünden; die V. oph-
setzung ist der schmale, z. T. verödete Canalis
thalmica inferior hat über die Fissura orbitalis infe-
centralis des Rückenmarks. Der Liquor cerebro-
rior wichtige Anastomosen zu V. facialis, V. retro-
spinalis wird in den Plexus choroidei der Ventri-
mandibularis und Plexus pterygoideus
kel des Gehirns gebildet und zirkuliert zu seinen
4 V. cerebri media superficialis
Resorptionsorten. – In der Dura mater cerebri
4 Sinus sphenoparietalis, der unterhalb des freien
verlaufen große Sinus durae matris, die venöses
Randes der Ala minor ossis sphenoidalis verläuft
Blut aus dem Gehirn vor allem zur V. jugularis in-
und das Blut aus der V. cerebri media superficialis
terna ableiten.
aufnimmt
855
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Um eine zuverlässige Alphabetisierung sicherzustellen, sind Begriffe, deren erstes Wort sich vielfach wiederholt, unabhängig vom Text, je nach
dem Regelfall in Einzahl bzw. Mehrzahl aufgeführt, z. B. Arteria, Musculus, Nervus, Vena. Beim Nachschlagen im Text ergibt sich die jeweilige örtli-
che Situation.
In wenigen Fällen werden Benennungen von Organen, die in Einzahl vorkommen von denen getrennt, die in Mehrzahl vorkommen, z. B.
Glandula/Glandulae.
Arteria communicans Arteria gastrica dextra 338, Arteria interlobularis renis 396 – Pankreasäste 375
anterior 746 A348, 352, 439 Arteria interlobularis Arteria metacarpalis
Arteria communicans Arteria gastrica brevis 338, hepatis 367 dorsalis 502
posterior 746 A348, 352, 440 Arteria interossea Arteria metacarpalis
Arteria conjunctivalis A695 Arteria gastrica sinistra 302, anterior A501 f., T516 palmaris A502
Arteria conjunctivalis 338, A348, 352, 439 Arteria interossea Arteria metatarsalis
anterior 698 Arteria gastroduodena- communis A501, 502 plantaris A566
Arteria coronaria dextra A285, lis A348, 375, 439 Arteria interossea Arteria metatarsalis
290 f. Arteria gastroomentalis posterior A501 f., T516 dorsalis 565, A566, 580
– Äste A291 dextra 338, A348, 352, 439 Arteria interossea Arteria metatarsalis V A566
– Versorgungsgebiete 291 Arteria gastroomentalis recurrens A501, 502 Arteria musculophrenica 267,
Arteria coronaria sinistra 290 f. sinistra 338, A348, 352, 440 Arteria intersegmentalis T182 304, A305, T657
– Äste A291 Arteria glutea inferior 441, Arteria interventricularis Arteria nasalis posterior
– Versorgungsgebiete 291 574, A575, T576 anterior 283 lateralis T589, 628
Arteria cremasterica T418 Arteria glutea superior 441, Arteria jejunalis 344, 360, 440 Arteria nuclei dentati 791
Arteria cystica 373, 439 574, A575, T576 Arteria labialis inferior T658, Arteria nutricia 52
Arteria digitalis dorsalis Arteria helicina 419 659 Arteria nutricia humeri A501
(manus) 502 Arteria hepatica Arteria labialis superior T658, Arteria obturatoria A313, 441,
Arteria digitalis dorsalis communis A348, 439 659 575, T576
(pedis) 565 Arteria hepatica propria A336, Arteria labyrinthi T587, 718, Arteria occipitalis T658, 659
Arteria digitalis palmaris 337, A348, 367, 439 A746 Arteria ophthalmica T587, 695,
communis 502 f. – Äste 439 Arteria lacrimalis 699, A700, A700, 702
Arteria digitalis palmaris Arteria hypophysialis 702 Arteria ovarica A421, 426, 440
propria A502, 503 inferior 759 Arteria laryngea inferior 649, – Entwicklung T182
Arteria digitalis plantaris A566 Arteria hypophysialis 657 Arteria palatina
Arteria digitalis propria 503 superior 759 Arteria laryngea superior 649, ascendens 617 f., T658, 659
Arteria dorsalis clitoridis 328, Arteria ilealis 362, 440 654, T658, 659 Arteria palatina
434, 441 Arteria ileocolica 362, 440 Arteria lienalis 440 descendens 617, A630,
Arteria dorsalis pedis 565, Arteria iliaca 344, 360 Arteria ligamenti teretis T658, 660
A566, T580 Arteria iliaca externa A305, uteri T418 Arteria pancreatica
– Puls 580 A313, 440 Arteria lingualis 622, T658, dorsalis 375
Arteria dorsalis penis 328, Arteria iliaca communis 440 659 Arteria pancreatica
A417, 419, 441 Arteria iliaca interna 440 Arteria lumbalis 440, 803 inferior 375
Arteria dorsalis scapulae 657 – Entwicklung T182, 187 Arteria malleolaris anterior Arteria pancreatica
Arteria ductus Arteria iliolumbalis 441 lateralis A566 magna 375
deferentis 413 f., 417, T418, Arteria inferior anterior Arteria malleolaris anterior Arteria pancreaticoduodenalis
442 cerebelli T657, A746, 782, medialis A566 inferior 360, 375, 440
Arteria epigastrica 790 f. Arteria masseterica A630, Arteria pancreaticoduodenalis
inferior A305, 313, 316, 440 Arteria inferior lateralis T658, 660 superior anterior 375, 439
Arteria epigastrica genus 565, A566 Arteria maxillaris T590, A630, Arteria pancreaticoduodenalis
superficialis A305, 564 Arteria inferior medialis 631, T658, A660 superior posterior 375, 439
Arteria epigastrica genus 565, A566 – Entwicklung T182 Arteria perforans 564
superior 304, A305, 313, Arteria inferior posterior Arteria media genus 565 Arteria pericardiacophreni-
T657 cerebelli T657, A746, 782, Arteria mediana A501, A502 ca 267, 281, 304, A305,
– Diaphragma 266 790 f. Arteria meningea media T587, T657
Arteria ethmoidalis Arteria infraorbitalis T589, A630, T658, 660, 846 Arteria perinealis 434, 441
anterior T587, T589, 628, A630, T658, 661, 698 Arteria meningea Arteria pharyngea
702 Arteria intercostalis 257, 260, posterior T658, 659 ascendens T588, 617, 644,
Arteria ethmoidalis A261, 304, 803 Arteria mentalis 590, T658, T658, 659
posterior T589, 628, 702 – Entwicklung T182 660 Arteria phrenica inferior 267,
Arteria facialis 625, 654, T658, Arteria intercostalis Arteria mesenterica 440
659, 698 posterior 263, A264, A297, inferior 362 f., 440 Arteria phrenica superior 267,
Arteria femoralis 575, T576, 303 – Entwicklung T182 303
A577 f Arteria intercostalis Arteria mesenterica Arteria plantaris lateralis A566,
– Verlauf 564 suprema A305, A500, T657, superior A334, A340, 362, 567, T580
Arteria fibularis A566, A579 658 440 Arteria plantaris medialis 567,
– Verlauf 565 Arteria interlobaris renis A389, – Äste 360 T580
Arteria frontobasalis A746 396 – Entwicklung T182 Arteria pontis 782
aSachverzeichnis
861 A
Arteria poplitea T576, 577 Arteria spinalis posterior T657, Arteria thyroidea superior 652, Articulatio acromioclavicula-
– Verlauf 565 T588, 803 T658, 659 ris 461
Arteria princeps pollicis A502 Arteria splenica A339, 341, Arteria tibialis anterior A566, Articulatio atlantoaxialis
Arteria profunda brachii 457, A348, 379, 440 578, A579 lateralis 238
501, T514 – Pankreasäste 375 – Äste 565 Articulatio atlantoaxialis
Arteria profunda clitoridis 328, Arteria stylomastoidea T589, – Verlauf 565 mediana A236, 238
434, 441 T658 f., 710 Arteria tibialis posterior A566, – Bandapparat A236
Arteria profunda femoris 564, Arteria subclavia 500, 511, T576, 578, A579 – Rotation T237
A578 T512, A655, 656 – plantar 567 Articulatio atlantooccipitalis
Arteria profunda linguae T658, Arteria subclavia dextra 297, – Puls 579 237
659 A299, A305, 656 Arteria transversa – Bandapparat 236
Arteria profunda penis 328, – Entwicklung T182, 184 cervicis A500, 657 – Beweglichkeit T237
A417, 419, 441 Arteria subclavia sinistra A295, Arteria transversa faciei 624, Articulatio calcaneocuboidea
Arteria prostatica A402 A297, 656 T658, 661, 698 549
Arteria pudenda externa 564 Arteria subcostalis 303 Arteria tympanica Articulatio capitis costae 239,
Arteria pudenda interna A402, Arteria sublingualis T658, 659 anterior T658, 660, 710 261
417, 419, 434, 441, 574, A575, Arteria submentalis 625, T658 Arteria tympanica Articulatio carpometacarpa-
T576 Arteria subscapularis 500 inferior T658, 659, 710 lis 481
Arteria pulmonalis 179, 278 Arteria superior cerebelli T657, Arteria tympanica Articulatio carpometacarpalis
– Entwicklung 184 A746, 782, 790 f. posterior T658, 659 pollicis 481
Arteria pulmonalis Arteria superior lateralis Arteria tympanica Articulatio composita 161
dextra A275, A282, 293 genus 565 superior 710 Articulatio costotransversaria
– Entwicklung T182 Arteria superior medialis Arteria ulnaris 502, 515, T516, 239, 260, 261
Arteria pulmonalis genus 565 517 Articulatio costovertebralis
sinistra A275, A282, 293 Arteria supraorbitalis 702 – Verlauf 515 239, 260 f.
Arteria radialis 501, A502, Arteria suprarenalis, Arteria umbilicalis 118, 442 Articulatio coxae 526 ff.
T512, T516, 517 Entwicklung T182 Arteria urethralis 328, 419, Articulatio cricoarytaenoidea
– Verlauf 514 Arteria suprarenalis 441 646
Arteria radialis indicis A502 inferior 387, 396, 440 Arteria uterina A421, 431, Articulatio cricothyroidea 646
Arteria radicularis 803 Arteria suprarenalis 442 Articulatio cuneocuboidea
Arteria radicularis magna 803 media 387, 440 Arteria vaginalis 442 549
Arteria rectalis inferior A365, Arteria suprarenalis Arteria vertebralis A230, A236, Articulatio cuneonavicularis
366, 441 superior 387, 440 250, A500, T588, A633, A655, 549
Arteria rectalis media A365, Arteria suprascapularis 456, 657, A746, 782, 803 Articulatio ellipsoidea,
366, 415, 442 657 Arteria vesicalis inferior 401, Eigelenk 164
Arteria rectalis superior 363, Arteria tarsalis medialis A566 A402, 414 f., 442 Articulatio genus 537 f.
A364, 365, 440 Arteria tarsalis lateralis A566 Arteria vesicalis superior 401, Articulatio humeri 461 ff.
Arteria recurrens radialis A501, Arteria temporalis A402, 442 Articulatio humeroradialis 474
502 profunda 630, T658, 660 – Entwicklung T182, 187 Articulatio humeroulnaris 474
Arteria recurrens tibialis Arteria temporalis Arteria vitellina 180, T182 Articulatio incudomallearis
anterior A566 media T658, 661 Arteria zygomaticoorbitalis A708
Arteria recurrens tibialis Arteria temporalis T658, 661 Articulatio incudostapedialis
posterior A566 superficialis 624, 629, T658, Arterielle Kollateralen 194 A708
Arteria recurrens ulnaris A501, 660, 705 Arterien 178 Articulatio intercarpalis 481
502, 515 Arteria testicularis A313, 411, – elastischer Typ 191 Articulatio interchondralis
Arteria renalis 395, 440 417, T418, 440 – muskulärer Typ 191 A255, 260, 262
– Entwicklung T182 – Entwicklung T182 – Nervenfasern 191 Articulatio intercuneifor-
Arteria renalis dextra 396 Arteria thoracica interna A257, Arteriola afferens 390, A392, mis 549
Arteria renalis sinistra 396 A264, 304, A305, A500, 657 396 Articulatio intermetacarpalis
Arteria retroduodenalis 360, Arteria thoracica lateralis 257, Arteriola efferens 390, A392, 481
375, 439 500 396 Articulatio intermetatarsa-
Arteria sacralis lateralis 441 Arteria thoracica superior 500 Arteriola recta 397 lis 549
Arteria sigmoidea 347, 363, Arteria thoracoacromialis 257 Arteriolen 178, 192 Articulatio interphalangea
440 Arteria thoracodorsalis 500 Arteriovenöse Anastomo- manus 484
Arteria sphenopalatina T658, Arteria thyroidea ima 297, sen 195 Articulatio interphalangea
660 652 Arthrodese, Schulterge- pedis 550
Arteria spinalis anterior T588, Arteria thyroidea inferior 302, lenk 471 Articulatio mediocarpalis
T657, A746, 803 A500, 652 ff., A655, 657 Arthrose 165 481
862 Sachverzeichnis
Blastozystenhöhle 94, A96 Bowman-Kapsel, Capsula Bronchus segmentalis 276 Bulbus vestibuli 328, 433
Blastozystenwanderung 95 glomeruli 390, 392 – Wandbau T277 Bulla ethmoidalis 598
Bleibender Kreislauf 187 Bowman-Membran, Cornea Brown-Séquard-Symptomen- Büngner-Bänder 83
Blickmotorische Zentren 812 A686, 687 komplex 803 Burdach-Strang, Fasciculus
Blinddarm, Caecum 344 BP180 A15, 17 Bruch-Membran 687, A692, cuneatus 797, 800, 815
Blinder Fleck 695 Brachiocephale Lymphknoten T693 Bursa, Bauchfelltasche 331
Blockwirbel 232 279 Brücke, Pons 768 Bursa bicipitoradialis 475
Blut 126 ff. Brachium colliculi – Entwicklung 729 Bursae praepatellaris 541
Blutbildung 133 ff., A135 inferioris A764 f., 766, A828 Brückenanastomosen 195 Bursa iliopectinea 527, 530,
– Knochenmark 134 Brachium colliculi Brückenbeuge 729 A577
– postnatale 134 superioris 766 Brückenfuß 768 Bursa infrapatellaris 541
– pränatal 134 Bradykinin 149, T842 Brückenhaube 768 Bursa ischiadica musculi glutei
Blütendoldenförmige Endi- Brain natriuretic peptide 68, Brückenmuskel 689 maximi 532
gung 66 285 Brückenvenen, Vv. superiores Bursa musculi poplitei 541
Blutgefäße 178 Branchialarterien A184 cerebri 747 Bursa omentalis A335, 342
– Ernährung 191 Branchialbögen 58, A113, Brunner-Drüsen, Gll. – Entwicklung 333, A335
– Herkunft T112 633 ff., T634 intestinales 354, A355, 358 Bursa subacromialis A462 f.,
– Innervation 191 Branchialmuskulatur 173, Brust, Pecten 254 464
– Wandbau 190 f. T634 Brustatmung 268 Bursa subcoracoidea A463
Blutgerinnsel 133 Branchialnerven T204, 205, Brustbein, Sternum 261 Bursa subcutanea malleoli
Blutgerinnung 127 T634 Brustdrüse, Glandula lateralis A556
Blutgruppen 128 Branchiogene Halsfistel 636 mammaria 256 Bursa subcutanea malleoli
Blut-Hirn-Schranke 758 Branchiogene Halszyste 636 – Entwicklung A255, 256 medialis A556
Bluthochdruck 192 Braunes Fettgewebe A44, 45 – Myoepithelzelle 69, 257 Bursa subcutanea olecrani 475
Blut-Hoden-Schranke 408, Brechzentrum 780 Brusthöhle, Cavitas Bursa subcutanea
411 Bries, Thymus 294 thoracis 269 trochanterica 532
Blutkreislauf Brillenhämatom 600 Brustkorb, Thorax 254 Bursa subcutanea tuberositatis
– Entwicklung 180 ff. Broca-Band, Stria diagonalis Brustkyphose 241 tibiae 541
– Organisation 178 ff. 821 Brustmuskeln 254, 258, 262 Bursa subdeltoidea A463, 464,
Blut-Liquor-Schranke 852 Broca-Zentrum 738, A740, Brustwarze, Papilla 512
Blut-Luft-Schranke 278 A843, 844 mammaria 256 Bursa subtendineae musculi
Blutmauserung 128 Bronchialbaum 276 – Talgdrüse 223 gastrocnemii 541
Blutmenge 126 – Wandbau 276 Brustwirbel A228, 229, A230, Bursa subtendinea m.
Blutplasma 126, A127 Bronchiale Lymphknoten 279 239 subscapularis A463
Blutplättchen, Thrombozyten Bronchien Brustwirbelsäule 239 Bursa subtendinea m. tibialis
133 – vegetative Innervation – Beweglichkeit T237 anterior A556
Blutsenkungsgeschwindig- A207 BSG, Blutsenkungsgeschwindig- Bursa subtendinea musculi
keit 127 – Wandbau 273, T277 keit 127 subscapularis 464
Blutserum A127 Bronchiolus 276 BSR, Bizepssehnenreflex T801 Bursa subtendinea musculi
Blut-Thymus-Schranke 294 – Wandbau T277 B-Tubulus, Zilie A12 tricipitis brachii 475
Blutverlust 128 Bronchiolus respiratorius 276 Bucca, Wange 605 Bursa suprapatellaris 541
Blutzellbildung A136 – Wandbau T277 Bulbäre Reflexe 779 Bursa synovialis,
Blutzellen 126, A127 Bronchiolus terminalis 276 Bulbus aortae 288, 293 Schleimbeutel 162, A172
B-Lymphozyten 145 ff., 152 – Wandbau T277 Bulbus cordis primitivus 185 Bursa trochanterica musculi
– Aktivierung 145, A146, 147 Bronchopulmonale Segmente Bulbus duodeni 340, A348 glutei maximi 532
– Definition 141 276 Bulbus inferior venae Bürstensaum 12
– reife naive 141 Bronchus lobaris 276, A297 jugularis 663 – Dünndarm 354, A355
BNP, Brain natriuretic Bronchus lobaris inferior dexter/ Bulbus oculi 683 ff. – Nierenhauptstück 394
peptide 285 sinister A273 – Arterien 695 B-Vorläuferzellen 141
Bochdalek-Blumenkörbchen Bronchus lobaris medius A273 – Entwicklung 685 BWS, Brustwirbelsäule 229
852 Bronchus lobaris superior dexter Bulbus olfactorius 735, A737, B-Zellen
Bochdalek-Dreieck, Trigonum sinister A273 820, A835 – Entwicklung 141
lumbocostale 266 Bronchus principalis 254 – anaxonische Nervenzelle – Lmyphozyten A135, 145
Bochdalek-Hernie 266 Bronchus principalis 73 – Pankreas 374 f.
Bodenplatte 726, A727 dexter 272, A273, A275, – Stammzellen 725
Bogengänge 716 A295 Bulbus penis 328, A383, 403,
Borstenhaare 224 Bronchus principalis sinister 419
Bouton 72, 75 272, A273, A295, A297 Bulbus pili 225
aSachverzeichnis
865 B–C
Canalis nasolacrimalis T589, Caput nuclei candati 743 Cavitas pelvis,
C A596, 597 Caput pancreatis A340, 341 Beckenhöhle 329
Canalis nervi facialis 710 Caput radii 458 Cavitas pericardiaca,
C Nervenfaser T82 Canalis nervi hypoglossi 586, Caput tali A520, A523, A524 Perikardhöhle 280
Cadherin 13 f., T14, A15 T588, A591, 594 Caput ulnae 458 Cavitas peritonealis,
– Haut 215 Canalis neurentericus 110 Cardia 337, 348 Peritonealhöhle 330 f.
Caecum, Zäkum, Canalis obturatorius 322, Cardiodilatin 68 Cavitas pleuralis,
Blinddarm 344 A530, 575, T576, A577 Cardiolipin 27 Pleurahöhle 270
– Entwicklung A334, 343 Canalis opticus T587, 590, Cardionatrin 68 Cavitas thoracis 254, A255,
Caecum fixum 344 A591, 596 Carina tracheae 272 269 f.
Caecum liberum 344 Canalis palatinus major 631 Carina urethralis vaginae 432 f. Cavitas tympani A704, 706 f.
Caecum mobile 344 Canalis palatinus minor 631 Carrierproteine 11 Cavitas uteri 428
Cajal 70 Canalis perforans, Cartilago articularis 161 Cavum serosum testis 417
Calcaneus, Fersenbein 522 f. Volkmannkanal 52 Cartilago arytenoidea 645 f. Cavum trigeminale 847
– Taststellen 523 Canalis pterygoideus T587, Cartilago corniculata A645 CCD, Centrum-Collum-Diaphy-
Calcar avis 850 T589, 593, 631 Cartilago costalis A255, 260 senwinkel 518
Calices renales 397 Canalis pudendalis A327, 328, Cartilago cricoidea T48, 645 f., CD, Cluster of Differentiation
– Entwicklung 388 441, 447 A645 142
Calor, Entzündung 139 Canalis pyloricus 348 Cartilago cuneiformis 646 – Differenzierungscluster 134
Calvaria 583 Canalis radicis dentis 609 Cartilago epiglottica T48, 645 CD28 142, A144
Canaliculi caroticotympanici Canalis sacralis 240 Cartilago hypophysealis A585, CD4-Lymphozyten 142, A143,
T587, 593 Canalis semicircularis 586 144, 152
Canaliculi ossei 50, A51 anterior A716, 717 Cartilago nasi 626 CD56-bright-CD16 142, 145
Canaliculus biliferus 370 f., Canalis semicircularis Cartilago parachordalis A585, CD8-Lymphozyten 14 f., A144
A368 lateralis A716, 717 586 Cell junctions 13
Canaliculus cochleae A704, Canalis semicircularis Cartilago septi nasi 597 Cellulae ethmoidales
A711, 713 posterior A711, A716, 717 Cartilago thyroidea T48, 645 f. anteriores 598
Canaliculus chordae Canalis spiralis cochleae 712 – Herkunft 635 Cellulae ethmoidales
tympani 710 Canalis tarsi 522 Cartilago trabecularis A585, mediae 598
Canaliculus lacrimalis 699 Canalis uterovaginalis A407, 586 Cellulae ethmoidales
Canaliculus mastoideus T588, 428 Cartilago trachealis 272, A273 posteriores 598
A592, 593 Canalis vertebralis 229 Cartilago triticea A645, 646 Cellulae mastoideae 707
Canaliculus tympanicus T588, Capitulum humeri 457, A474 Carunculae hymenales 433 Centrum anospinale 838
A592, 593 Capsula adiposa, Niere 380 Caruncula sublingualis 624 Centrum ciliospinale 838
Canalis adductorius 534, T576, Capsula articularis 161 Caspasen 22, 144 Centrum genitospinale 839
577 Capsula externa A739, A745, CAT, Cholinazetyltransferase Centrum perinei 327
Canalis alveolaris T590 746 T77 Centrum tendineum,
Canalis analis 364 f., 382, Capsula extrema A739, A745, Catenin 13 f., A15 Zwerchfell 264, A265, 266,
A384, A389, 399, A416 746 Cauda epididymidis 412 337, A383
– Entwicklung 364 Capsula fibrosa perivascularis, Cauda equina 792 – Oberflächenprojektion 266
Canalis caroticus T587, 591, Periportalfeld 367 – Entwicklung 727 Centrum vesicospinale 838
A592, 593 Capsula glomeruli 390, 392 Cauda nuclei caudati 743 Cerebelläre Ataxie 810
Canalis carpi 483, 493, T512, Capsula interna A739, A745, Cauda pancreatis A340, 341 Cerebellum A762, 784 ff.
516 746, 806, A807 Cava-Cava-Anastomosen 443 – Entwicklung 729, A730
Canalis centralis, – retrolentikulärer Teil 825 Caveolae 45, 60 – glutamaterg 841
Havers-Kanal 51 Capsula lentis 690 Cavitas abdominis, Cerebrum 735 ff.
Canalis centralis, Capsula nasalis 586 Bauchhöhle 308, 329 f., 332 Cerumen 705
Rückenmark 795 Capsula otica, Ohr- – Recessus 341 Cervix uteri 427, 431
Canalis cervicis uteri 428 kapsel A585, 586 Cavitas articularis 162 Cheilognathopalatoschisis
Canalis condylaris 594, T662 Capsula renalis 380, A389 Cavitas dentis 609 607
Canalis femoralis 576 Caput, Kopf 582 Cavitas glenoidalis 455, 462 Cheilognathoschisis 606, A607
Canalis incisivus 593, 597, Caput costae A239, 260 Cavitas infraglottica 645 Cheiloschisis 606, A607
A598, 606 Caput epididymidis 412 Cavitas medullaris 156 Chemische Fixierung 88
Canalis infraorbitalis T589, 597 Caput femoris 517, 526 Cavitas nasalis ossea 595, 597 Chemische Synapse 74
Canalis isthmi uteri 428 Caput fibulae A520, T544 Cavitas nasi, Chemoarchitektonik 721
Canalis mandibulae T590, 599 Caput humeri 457 Nasenhöhle 626 ff. Chemokine 139
Canalis musculotubarius T588, Caput mallei A708, 709 Cavitas oris, Mundhöhle 605 ff. Chemorezeptoren 196, 683
A593, 594, 707 Caput mandibulae 599, 612 Cavitas oris propria 605, 616 Chiasma crurale 554
866 Sachverzeichnis
Chiasma opticum A749, 754, Circulus arteriosus iridis Collum vesicae 399 Concha nasalis superior
A755, A763, A823, 824 major 689, A695 – Muskulatur 400 f. T597
Chiasma plantare 554, A560 Circulus arteriosus iridis Colon, Grimmdarm 361 Condylus humeri 457
Choanen 592, 597, 626 minor 689 – Anlage A334, 343 Condylus lateralis
– primäre 606 Circumferentia articularis – Gefäße 346, 362 femoris A518, 519
Cholesterin 11 radii 458 – Histologie A355, 361 Condylus lateralis tibiae A520,
Cholezystokinin T842 Cisterna ambiens 849 Colon ascendens A332, A343, 521
Cholezystokininbildende Cisterna basalis 849 345, 361 Condylus medialis
Zellen 356 Cisterna cerebellomedulla- – Arterien 362 femoris A518, 519
Cholinazetyltransferase T77 ris 849 – Entwicklung A334, 343 Condylus medialis tibiae A520,
Cholinerge Synapse 76 Cisterna chiasmatica 849 Colon descendens A332, 521, T533, T544
Cholinerge Systeme 839 Cisterna chyli 197, 304, 360 A344 ff., 361 Condylus occipitalis A592,
Cholinerge Zellgruppen 780 Cisterna fossae lateralis – Arterien 363 593, 594
Chondrale Ossifikation 55 cerebri 849 – Entwicklung 343 Confluens sinuum 791, 853
Chondroblasten 46 Cisterna interpeduncularis 849 Colon sigmoideum A332, Conjugata externa T325
Chondrocranium 583 Cisterna lumbalis 849 A344 ff., 361 Conjugata vera 324, T325
Chondroitinsulfat 40 Cisterna pontocerebellaris 849 – Arterien 363 Conjunctiva bulbi 698
– Mastzellen 35 Clara-Zellen 276 – Entwicklung 343 – Gefäße 698
Chondron 47, A49 Clathrin 19 Colon transversum A332, – Innervation 698
Chondronektin 47 Claudin 14, A15, 16 A335, 338, A339, A343, A344, Conjunctiva palpebrae 698
Chondrozyten T34, 46 f. Claudius-Zellen A714 345, 361 Conjunctivitis 698
Chopart-Gelenklinie A523, Claustrum A739, 743, A745 – Arterien 362 Connexin A15, 16
549 Clavicula 454 f. – Entwicklung A334, 343 Connexon T14, 16
Chorda dorsalis 108, 110, – Ossifikation T451, 453 Colostrum 256 Conus aorticus 185
A113, A117, 230 f. – Taststellen 455 Columna analis 364 Conus arteriosus A282, 287
Chordae tendineae 286 Clitoris A383, 433 f. Columna anterior, Conus elasticus A645, 646
Chordafortsatz 106, A109, 110 – Entwicklung A416 Rückenmark 794 Conus medullaris 792
Chorda obliqua 480 – Nervenendigungen 434 Columna anterior fornicis 833 – Entwicklung 727
Chordaplatte 110 Clivus A591, 592 Columna renalis A389, 390 Copula A634
Chorda tympani T589, 594, Coated pits 19 Columna rugae 432 Cor, Herz 282
623, 625 f., A630, 671, 677, Coated vesicle 19 Columna intermedia, Core-Protein 40, 47
A706, A708 f., 710 Coatomer 26 Rückenmark 794 Corium 217
– Paukenhöhle 710 Coccygealsegmente 794 Columna posterior, Cornea A684, 686
Chordom 232 Cochlea, Kochlea, Rückenmark 794 Cornified envelope 216
Chorea 809 Schnecke 712 Columna posterior Cornu ammonis 832, A836,
Chorion 99 Cohnheim-Felderung 61 fornicis 833 850
Chorionbindegewebe 102 Colliculus facialis A764, Columna vertebralis, Cornu anterius,
Chorion frondosum 99, A100 A768 ff., 776 Wirbelsäule 228 Rückenmark 794
Chorionhöhle A96, 108 Colliculus inferior A749, A764, Commissura alba, Cornu coccygeum 241
Chorion laeve 99, A100 766, 767, A828, 829 Rückenmark A794 Cornu frontale 850
Chorionplatte A98, A101 f., – Entwicklung 765 Commissura anterior 735, Cornu inferius A645, 646
102 Colliculus seminalis A400, 744 f., A749 Cornu laterale,
– primäre 98 A403, 413, A414 – Entwicklung 745 Rückenmark 794, 797
Choroidea A684, 687 Colliculus superior A749, Commissura fornicis 735, 745, Cornu majus ossis hyoidei 636
Chromaffine Zellen A764 f., 766, 767, 813, 824, 833 – Herkunft T634
– Nebennieren 114, 387, 733 829 Commissura grisea 795 Cornu minus ossis hyoidei 636
Chromatiden 21 – Entwicklung 765 Commissura habenula- – Herkunft T634
Chromatolyse 71 Collum, Hals 632 ff. rum 753 Cornu occipitale 850
Chromophile Zellen 759 Collum anatomicum 457 Commissura labiorum Cornu posterius,
Chromophobe Zellen 759 Collum chirurgicum 457 anterior 433 Rückenmark 794
Chromosomenanalyse 88 Collum costae A239, 260 Commissura labiorum Cornu sacrale, Os sacrum
Chromosomenstörungen 122 Collum dentis 608, A609 posterior 433 240
Chrondroklasten 138 Collum femoris 518 Commissura posterior, Cornu superius, Cartilago
Chylusgefäße 197 Collum glandis 417 Epithalamus A749, 754 thyroidea A645, 646
Cilia, Wimpern 224, 697 Collum mallei 709 Commotio cerebri 670 Cornu temporale 850
Ciliospinales Zentrum 827 Collum radii 458 Concha nasalis inferior T583, Corona ciliaris 688, A689
Cingulum 744, A834, 836 Collum scapulae 455 T597, A598 Corona dentis 608, A609
Circulus arteriosus cerebri 746 Collum tali A524 Concha nasalis media A598 Corona glandis 417
aSachverzeichnis
867 C–D
Corona penetrating Corpus nuclei caudati 743, Costae fluctuantes 260 Crus membranaceum
enzym 436 749 Costae verae 260 commune, Gleichgewichts-
Corona radiata, Ovar A423, Corpus ossis hyoidei 636 Costimulation A144 organ A704, A711, 717
424 – Herkunft T634 Cotamere 63 Crus penis 328, A403, 419
Corona radiata, innere Corpus ossis ilii 321 Cowper-Drüse, Glandula Crus sinistrum, Erregungs-
Kapsel 745, 806 Corpus ossis ischii T528 bulbourethralis 404 leitungssystem 289
Corpus adiposum buccae 630 Corpus ossis pubis T533 Coxa valga A518, 519 Crusta 398
Corpus adiposum fossae Corpus ossis sphenoidalis 586, Coxa vara A518, 519 Crypta palatina 618
analis 328 591, A596, T597 CR, Cremasterreflex T801 Cuboideum, Würfelbein 524
Corpus adiposum Corpus pancreatis A340, 341 Cranium, Schädel 582 ff. Culmen A785
infrapatellare 538 Corpus penis 417 Cremasterreflex T801 Cumulus oophorus 424
Corpus adiposum orbitae 701 Corpus radii 458 Crena interglutealis 532 Cuneus A737
Corpus albicans 422, A423, Corpus rubrum 422, A423, CRF, Corticotropin releasing Cupula ampullaris 717
424 424 hormon T761 Cupula cochleae 712
Corpus amygdaloideum A739, Corpus spongiosum Crista ampullaris 711, 717, 830 Cupula pleurae 269
743, 836 penis A383, 403, A417, 419 Crista basilaris 712 Cupula pulmonis A255
Corpus atreticum A423 Corpus sterni A255, 261 Crista frontalis 585 Curvatura major 333, 338,
Corpus callosum 735, A737, Corpus striatum A739, 743, Crista galli 590, A591 347
744 f., A749 808 Crista iliaca A242, 321, A520 Curvatura minor 333, 337 f.,
– Entwicklung 745 Corpus tibiae 521 Crista infratemporalis 593, 348
Corpus cavernosum Corpus trapezoideum A768, T614, A631 Cuspis anterior, Valva
clitoridis 328, 434 769, 828 Crista intertrochanterica 518, bicuspidalis 288
Corpus cavernosum Corpus ulnae 458 526, T532 Cuspis anterior, Valva
penis A383, A403, A417, Corpus uteri 427 Crista lacrimalis anterior 596 f. tricuspidalis 286
419 Corpus vertebrae, Crista lacrimalis posterior 597 Cuspis posterior, Valva
Corpus ciliare A684, 687 ff. Wirbelkörper A230 Crista mitochondrialis 27 bicuspidalis 288
– Entwicklung 688 Corpus vesicae 399 Crista musculi supinatoris 458 Cuspis posterior, Valva
– Innervation 689 Corpus vitreum 684, 691 Crista nasalis 597 tricuspidalis A285, 286 f.
Corpus claviculae 455 Cor sigmoideum 185 Crista occipitalis interna A591 Cuspis septalis, Valva
Corpus costae 260 Cortex pili 225 Crista oesophagotrachealis tricuspidalis A285, 286
Corpusculum renale, Cortexareale, Zusammenwir- 271 Cuticula 225
Nierenkörperchen 390 ken 844 Crista sacralis lateralis 240 Cysterna chyli 446
Corpus epididymidis 412 Cortex cerebelli 786, 788 Crista sacralis medialis 240 Cytoarchitektonische Areale
Corpus femoris 519 – arterielle Blutversor- Crista sacralis mediana 240, 742
Corpus fibulae 522 gung 790 250 C-Zellen 636, 651
Corpus fornicis A750, 833 – Entwicklung 788 Crista supracondylaris
Corpus gastricum 348 Cortex cerebri 721, 735, 740 lateralis 457 f.
Corpus geniculatum – funktionelle Gliederung Crista supracondylaris
laterale A749, 750 f., T752, 738 ff. medialis 457 D
A823, 824 – Furchen 736 f. Crista supraventricularis 287
Corpus geniculatum – Gyri 737 Crista terminalis 286 D1-Zellen, Magen-Darm 357
mediale A749, 750 f., T752, – Lappen 736 Crista tuberculi majoris 457 f. Damm 327
A764, A828, 829 – Schichten A741 Crista tuberculi minoris 457 – Muskulatur 326 f.
Corpus humeri 457 – weiße Substanz 744 Crista urethralis 399, 403, Dämmerungssehen 693
Corpus incudis A708, 709 Cortex ovarii 421 A414 Darm 340, 343 ff.
Corpus linguae 620 f. Cortex renalis, Crus antihelix A705 – Entwicklung 333, A334,
Corpus luteum A423, 424 Nierenrinde 389 Crus breve incudis A708, 709 342
Corpus luteum graviditatis 97, Corticocortikale Assoziations- Crus cerebri A763, 765 – Antigene 358
424 fasern 741 Crus clitoridis 328, 434 – Epithel T9
Corpus luteum Corticoliberin T761, T842 Crus dextrum, Erregungs- Darmassoziiertes lymphatisches
menstruationis 424 Corticotropin T761, T842 leitungssystem 289 System 357 f., 358
Corpus mammillare A749, 754, Corti-Kanal 715 Crus fornicis 833 Darmbein, Os ilium 321
755, A763, A834 Cortikotrope Zellen 759 Crus laterale, Anulus inguinalis Darmbucht 117
– Entwicklung 729 Corti-Lymphe 714 f. superficialis A314, 317 Darmdrehung A334, 343
Corpus mandibulae 599 Corti-Organ 713, A714 Crus longum incudis A708, Darmnervensystem 211 f.
Corpus maxillae T589, 595 Costae 254, A255, 260 f. 709 Darmpforte
Corpus medullare – Entwicklung 260 Crus mediale, Anulus inguinalis – hintere 117
cerebelli 786 Costae affixae 260 superficialis A314, 317 – vordere 117
868 Sachverzeichnis
Daumen, Pollex 460 – decidui 608 Diaphragma pelvis 327 Discus intervertebralis,
– Abduktion T495 Dentes 608 Diaphragma sellae 757, 847 Bandscheibe T48, 232
– Adduktion T495 – incisivi 608 Diaphragma urogenitalis Discus nervi optici A684, 695
– Beugung T488, T495 – molares 608 327 Diskontinuierliche Kapillaren
– Kreiselung T495 – permanentes 608 Diaphyse 156 193
– Opposition 495 – praemolares 608 Diarthrose 161 f. Disse-Raum 367, A368
Daumenballen, Muskeln 495 Dentin 609 – Typen 163 f., A164 Dissoziierte Empfindungs-
Daumenballenatrophie 496 – Entwicklung 610 Diaster 21 störung 817
Daumengrundgelenk 484 – Histologie 611 Diastole 179, A287 Distaler Tubulus T391, 393 f.
Daumen-Kleinfinger-Probe Dentinkanälchen 611 Dichtes, straffes Distales Handgelenk 481
508 Depotfett 219 Bindegewebe 43 Distantia intercristalis T325
Decidua basalis 100, A101 Depression 841 Dickdarm, Intestinum Distantia interspinosa T325
Decidua capsularis 100 Dermatansulfat 40 crassum 344, 361 Distantia intertrochanterica
Decidua graviditatis 96 Dermatome A113, 203, 794, – Arterien 362 T325
Decidua parietalis 100 A795 – Histologie T359, 361 Distorsion 165
Deciduazellen 102 Dermis 214, 217 ff. – Krypten 362 Divergenz
Deckknochen, Schädel 583 – Gliederung 218 – Lymphgefäße 363 – Erregungsleitung 78
Deckplatte, Wirbelkörper 229, Dermoepidermale Verbin- – Nerven 363 – Rückenmark 800
A230 dung 217 – Venen 363 Divergenzbewegungen 814
– Entwicklung Rücken- Dermomyotom 115 Dickdarmkrypten 362 Diverticulum ilei 343
mark 726, A727 Descemet-Membran A686, Dickenwachstum, Knochen 57 Dizephalus 123
– Entwicklung Rhombence- 687 Dicker absteigender DNA-damage-checkpoint 21
phalon 762, A764 Descensus cordis 181 Schleifenschenkel T391, DNES, diffuses neuroendokrines
Deckzellen 10 Descensus testis 318 393 System 31, 74, 356, 841
– Alveolen 278 Descensus Zwerchfell 264 Dicker aufsteigender Dolor, Entzündung 139
– Ureter 398 Desinhibition 723 Schleifenschenkel T391, Domänen, Zelloberfläche A10
Declive T785 Desintegrin 13 393 Dominanter Follikel 424
Decorin 40 Desmale Ossifikation 55 Diencephalon 748 ff. Dominanzsäule 825 f.
Decussatio pyramidum 769, Desmin 19, 60 f. – Anlage 112 Dopamin T77, 840
806 Desminfilamente 63 – Entwicklung 729, A730 Dopamin b-Hydroxylase T77
Decussatio tegmentalis Desmocollin 15 – limbisches System 832 Dopaminerge Neurone 766,
anterior 767 Desmocranium 583 Differentielle Zellteilung 21 840
Decussatio tegmentalis Desmodontium 611 Diffuses neuroendokrines Doping 136
posterior 767, 781 Desmoglein T14, 15 System 31, 356, 841 Doppelflintenform 346
Defäkation 365 Desmoplakin 15 Digitationes hippocampi 832 Doppelt gefiederter
Defensine 137 Desmosom 15 Digitus manus, Finger 460, Muskel 167
Degeneration 6 Desquamationsphase A429, 479 Dornfortsatz, Processus
Dehnungskräfte 175 430 Digitus pedis, Zehe 524 spinosus A228, 229, 239 f.
Dehnungsrezeptoren 196 Determinationsperiode 107, Dilatation, Pupille 827 Dornsynapse 76
Deiters, Nucleus vestibularis 123 Diphydont 608 Dorsale Haubenkreuzung
lateralis 830 Dezidua 100 Diploë 55, 583 781
Deiters-Stützzellen 713 Diabetes Diploëvenen 661, T662 Dorsoventrale Ordnung 3
Deklaratives Lernen 833 – Typ I 141 Diplopie 700 Dorsum, Rücken 228
Dekubitus 220 – Typ II 375 Diplosom 21 Dorsum linguae 621
Demenz 744, 845 Diabetes insipidus 395, 756 Direkte sensorische Dorsum manus 478
Dendrit 70 ff. Diaden 68 Kleinhirnbahn 831 Dorsum nasi 626
Dendritenbäume, Klein- Diameter obliqua 324, T325 Discus articularis 162 Dorsum pedis A520, 580
hirn 789 Diameter transversa 324, T325 Discus articularis (art. Dorsum sellae A591
Dendritisches Kelchsys- Diapedese 130 radioulnaris) 479, A480, Dottergang, Ductus
tem 397 Diaphragma 254, 264 ff., 481 omphaloentericus A117,
Dendritische Zellen 132, A135 A265, T266 Discus articularis (art. 118
– Blut 132 – Defekte 266 sternoclavicularis) 461 Dottersack 106, 108, A117
– Epidermis 217 – Deszensus 264 Discus articularis (art. – primärer A96, 108
– Lymphnkoten 152 – Entwicklung 264 temporomandibularis) 612, Dottersackkreislauf A181
– Milz 377 – Faszien 266 614 Dottersackstiel 118
– Thymus 294 – Gefäßversorgung 267 Discus intercalaris, Glanz- Douglas-Raum 383
Dens axis A230, 236 – Innervation 267 streifen 67 f., A69 Down-Syndrom 731
– caninus 608 Diaphragma oris 619 Discus interpubicus 322 Drehbeschleunigung 717
aSachverzeichnis
869 D–E
Dreiecksbein, Os Ductus excretorius, Gl. – Gefäße 357 Eigenapparat, Rücken-
triquetrum 459 vesiculosa 414 Dünner absteigender mark 722, 796
Drillinge 122 Ductus hepaticus dexter/ Schleifenschenkel T391, Eihäute 105
Drogen 840 sinister A336, 371 393 Eileiter, Tuba uterina 426
Drosselgrube 261 Ductus hepaticus Dünner aufsteigender Einachsiges Gelenk 163,
Drosselvenen 195 communis 367, 371 Schleifenschenkel T391, 164,173
Druckfestigkeit 158 f. Ductus lactifer colligens 256 393 Einbettung 89
Druckrezeptoren 221 Ductus lactiferi 256 Duodenum 334, A338, A340, Einbruchzone, Knochen-
Druckspannung 158 – prämenstruell 256 354, 358 entwicklung 55
Drüsen 22 ff. – Schwangerschaft 256 – Entwicklung 333 Eineiige Zwillinge 122
– einzellige 24 Ductus lymphaticus – Histologie 354, A355, T359 Einfach gefiederter
– endokrine 30 ff. dexter 198, 296, 304 Dupuytren-Beugekontrak- Muskel 167
– Entwicklung 23 Ductus nasolacrimalis T589, tur 499 Einfach-tubulöse Drüsen 24,
– exokrine 23 f. 699 Duralsack 848 A25
– gemischte 28 – Entwicklung 602 Dura mater cranialis 846 Eingekapselte Nervenendigun-
– Klassifizierung 24, A25 Ductus omphaloenteri- – Gefäße 659 f. gen 682
– muköse 28 cus 118, A334, 343 – Innervation 848 Eingelenkiger Muskel 171
– seröse 28 Ductus pancreaticus Dura mater spinalis 848 Einschichtiges Epithel 9
Drüsenausführungsgänge accessorius 340 – Innervation 848 – hochprismatisch A8, 10
29 f. Ductus pancreaticus Durasepten 847 – isoprismatisch A8, 10
– Entwicklung 23 major 340, 374 Durchdringungszone – Plattenepithel A8, 10
Drüsenendstücke 25 Ductus papillaris 389, A390, – Plazenta 102 Einstellungsanomalien,
Drüsenzellen 25 395 – Tonsilla palatina 618 Geburt 438
– endokrine 30, A31 Ductus paraurethralis 404 Dynamische Neurone 805 Eiter 130
Ductuli biliferi Ductus parotideus 623 Dynein 13, 18 Eizellen, Oozyte 422
interlobulares 371 Ductus reuniens A704, Dynorphin T842 Ejakulat 415
Ductuli efferentes testis 405, A711 ff., 716 Dyskinese 809 Ejakulation 415, 420
412 Ductus semicircularis Dyslexie 843 Ekkrine Sekretion 28
– Entwicklung 388, A407 – anterior A711, 717 Dysmetrie 810 Ektoderm 108, A109, 110 ,
Ductulus aberrans A405 – Entwicklung 711 Dysostosis cleidocranialis 454 111 ff.
Ductus alveolaris 276, A277 – lateralis A711, 717 Dysraphien 112, 727 – epidermales 111, 114
Ductus arteriosus 184, 186 f. – posterior A711 Dystaxie, ipsilaterale 783 – neurales 111, 112 ff.
– Entwicklung T182 Ductus submandibularis 624, Dystrophin 18 Elastische Bänder 39, 43
– offener 189 631 D-Zellen Elastische Fasern T36, 39, A42,
Ductus cervicalis 636 Ductus thoracicus 197, A295, – Darm 356 49
Ductus choledochus 337, 296, 304, A655, 656 – Pankreas 374 f. Elastische Membranen 39
A340, 341, 371, A376 Ductus thyroglossus 650 – Arterien 191
Ductus cochlearis A704, Ductus utriculosaccularis Elastische Netze 39
A711 ff., 713, A716 A711 f., 716 Elastischer Knorpel A46, 48
– Entwicklung 711 Ductus venosus 183, A184, E Elektrische Kopplung 16
Ductus cysticus A371, 372 187 Elektrische Synapse 74
Ductus deferens, – Entwicklung T182, 183 Ebenes Gelenk 165 Elektronenmikroskop, Auflö-
Samenleiter A313, A317, Ductus vitellinus A113, A117, Ebner-Halbmond 28 sung 87
384, A412 f., 413, T418 343 Eckzahn, Dens caninus 608 Elektronenmikroskopie 89
– Arterien 413 Duftdrüsen, Gll. sudoriferae EC-Zellen, enterochromaffine – Fixierung 89
– Entwicklung 388, A407, apocrinae 223 Zellen 351, 357 Elementarpartikel 27
412 Dünndarm, Intestinum Edinger-Westphal, Nucl. acc. Elle, Ulna 458
– Nerven 414 tenue 343, 353 n. oculomot. 827 Ellenbogen, Cubitus
– Venen 413 – intrinsisches Nervensys- Effektor 723 – Arterien A501
Ductus ejaculatorius A405, tem 360 Effektorhormone 756, A760 – Topographie 514
413 – Leitungsbahnen 359 f. Efferent 723 Ellenbogenfraktur 459
– Arterien 413 – Oberflächenepithel 354 Efferentes Neuron 73 Ellenbogengelenk 474 f., 479
Ductus endolymphaticus – vegetative Innervation EGF, epidermal growth – Bewegungen T478
A704, A711 f., 716 A207, 360 factor 20 Ellenbogenluxation 459
– Entwicklung 711 – Schichten der Wand 353, Eiballen 421 Embolie 133
Ductus epididymidis 12, A405, 354 Eierstock, Ovar 421 Embryoblast A94, 95, 106
412 Dünndarmzotten, Villi Eigelenk, Articulatio Embryologie 92
Ductus excretorius 30 intestinales 354, 357 ellipsoidea 164 Embryonalanhänge 106, 108
870 Sachverzeichnis
Fertilisation, assistierte 92 Fibrinoid, Plazenta A101 f., 105 Fixationslabil 89 Follikuläre dendritische
Fetaler Kreislauf 186 Fibroblasten 33, T34 Fixationsstabil 89 Zellen 147, A151, 152
Fetalperiode 92, 119 ff. – Dermis 218 Fixe Bindegewebszellen 33, Follikulogenese 422
– Wachstum A120 Fibroblast growth factor 450 T34 – hormonale Kontrolle 425
Fetopathien 123 Fibronektin T14, A15, 40 Fixierung 88 Follitropin 411, T761
a-Fetoprotein 119 Fibrozyten 33, T34, A42 Flachrelief 349 – Follikulogenese 425
Fettgewebe 44 ff. Fibula 522 Flachrücken 241 Fontana-Räume 690
– braunes A44, 45 – Ossifikation T452 Flagella 13 Fontanellen 584
– plurivakuläres 45 – Taststellen 522 Flechsig, Tractus spino- Fonticulus anterior 584
– univakuoläres 45 Fibularisloge T579 cerebellaris posterior 802 Fonticulus cranii 584
– weißes A44, 45 Fiederungswinkel 170 Fleckdesmosom T14, 15 Fonticulus mastoideus 584
Fettläppchen 44 Filaggrin 216 Flexion 163 Fonticulus posterior 584
Fettmobilisierung 45 Filamente, intermediäre 18 Flexorenloge T514, T579 Fonticulus sphenoidalis 584
Fettorgane 44 Fila olfactoria T587, 820 Flexura coli dextra A338, A344, Foramen alveolare T590
Fettspeicherung 45 Fila radicularia A201 345 Foramen apicis dentis 609
Fettverteilung 45 Filtrationsschlitze 391 Flexura coli sinistra A332, Foramen caecum, Crista
Fettzellen T34, 44 Filum terminale 792 A344 f., 346 galli 590, A591
– Entwicklung 45 Fimbriae tubae 421, 426 Flexura duodeni inferior 341 – linguae 621, A634, 650
– plurivakuoläre A44 Fimbria hippocampi 832 f., Flexura duodeni superior 340 – Medulla oblongata 769
– univakuoläre A44, 45 A836 Flexura duodenojejunalis Foramen ethmoidale
Feulgen-Reaktion 90 Fimbria ovarica 426 A340, 341 f., A343 anterius 589, A596, 597
FGF, Fibroblast growth Fimbrinbrücken A12 Flexura perinealis 382, A384 Foramen ethmoidale
factor 450 Finger, Digitus manus 460 Flexura sacralis 382, A384 posterius 589, A596, 597
Fibrae 721 – Entwicklung 451 Flip-flop-Bewegung 11 Foramen frontale 595, 597,
Fibrae arcuatae cerebri 744 – Gefäß-Nerven-Straße T512, Flocculus 785 593
Fibrae arcuatae externae 517 Flucht 809 Foramen incisivum T588,
anteriores 771, T787 – Ossifikation T452 Flügelgaumengrube, Fossa A592, 593, 606
Fibrae arcuatae externae Fingerabdruck 219 pterygopalatina 630 f. Foramen infraorbitale T589,
posteriores 771, T787 Fingergelenke 483 f. Flügelplatte 726, A727 595, A596
Fibrae arcuatae internae 815 Fingerknochen 460 – Rhombencephalon 762 f. Foramen infrapiriforme 447,
Fibrae corticonucleares A741, Fingernägel 226 Flügelzellen 43 A530, 532, 571, 574, T576
A765, 766, A768, 806 Fischgrätenmuster 49 Fluid-Mosaik-Modell 11 Foramen interventriculare
Fibrae corticopontinae A741, Fissura horizontalis 274, A275, Fluid-phase Resorption 19 731, A850
768 A785 Fluoreszensmikroskopie 90 – Entwicklung 186
Fibrae corticospinales A741, Fissura ligamenti teretis 335 Fluoreszenzmikroskop 87 Foramen intervertebrale 229,
A745, A765, 766, A768, 806 Fissura longitudinalis FOG-Fasern, Fast-Fasern 65 235
Fibrae frontopontinae A765, cerebri 735, A736 Folia cerebelli 785 – Entwicklung 231
766 Fissura mediana anterior, Folium vermis 785 Foramen ischiadicum
Fibrae intercrurales A314, 317 Medulla oblongata A727, Folliculi lymphoidei aggregati, majus A322, A530, 532,
Fibrae lentis 690 A763, 769 Ileum 359 574, T576
Fibrae meridionales 689 – Rückenmark 792, A794 Follikel Foramen ischiadicum
Fibrae obliquae, Magen A348, Fissura obliqua, Lunge 274, – dominant 424 minus A322, 441, A530,
350 A275 – sprungreif 424 532, 574, T576
Fibrae parietopontinae A765, Fissura orbitalis inferior T589, Follikelatresie A423, 424 Foramen jugulare 586, T588,
766 597, 631 Follikelentwicklung 422 f., A591, 592 f.
Fibrae pontis Fissura orbitalis superior A585, A423 Foramen lacerum T587,
longitudinales 768 T587, 591, 597 Follikelepithel 422 A591 f., 593
Fibrae pontis Fissura petrosquamosa 594 Follikelepithelzellen, Foramen magnum A585, 586,
transversae A768 Fissura petrotympanica T589, Schilddrüse 651 T588, A59, 592
Fibrae pontocerebellares A592 f., 594, 677, 710 Follikelhöhle A423 Foramen mandibulae T590,
A768, 787, A811 Fissura posterolateralis 785 Follikelkohorte 422 599
Fibrae temporopontinae Fissura prima 785 Follikelphase A425, A429, Foramen mastoideum T662
A745, A765, 766 Fissura pterygomaxilla- 430 Foramen mentale T590,
Fibrae zonulares 688, 691 ris T590, 631 Follikelreifung 422 A594 f., 599
Fibrilläres Kollagen 35 Fissura secunda A785 Follikelrekrutierung 424 Foramen nutricium 52, A156
Fibrillogenese 38 Fissura sphenopetrosa T589 Follikelsprung A93, A423, 424 Foramen obturatum 322, T531
Fibrin 127 Fissura Sylvii 736 Follikelstimulierendes Hormon Foramen omentale 333, 339
Fibrinogen 127 Fissura transversa cerebri 735 423 Foramen opticum 586
aSachverzeichnis
873 F
Foramen ovale (Cor) 185, 187, Fornix vestibuli (oris) 615 Fossa supraclavicularis FSH, follikelstimulierendes
286, 586, T587, A591 f., 593 Fossa acetabuli 322 major 655 Hormon A760, T761
Foramen ovale (Os Fossa axillaris 512 f., T512, 513 Fossa supraclavicularis – Follikulogenese 423, 425
sphenoidale) A585 Fossa canina 596 minor 638 FT, Fallot-Tetralogie 189
Foramen palatinum minus 593 Fossa condylaris A592, 594 Fossa supraspinata A455 Fundusdrüse 350
Foramen palatinum Fossa coronoidea 457, A474 Fossa supratonsillaris 618 Fundus gastricus 337, 348,
majus T588, 592, 593 Fossa cranii anterior 586 – Entwicklung 635 T359
Foramen parietale T662 Fossa cranii media A586, 590 f. Fossa supravesicalis A313, 316 Fundus uteri 427
Foramen rotundum A585, 586, Fossa cranii posterior A586, Fossa temporalis 594 Fundus vesicae 399
T587, 591, 631 592 – Topographie 629 Funiculus anterior 797
Foramen sacrale anterius 240 f. Fossa cubitalis A456, 512, 514 Fossa tonsillaris 617 f. – Entwicklung 727
Foramen sacrale Fossa digastrica 599, T619 Fossa trochanterica 518, T528, Funiculus lateralis 797
posterius 240 f. Fossa hypophysialis A591, 599, T532 – Entwicklung 727
Foramen sphenopalati- 757 Fossa vesicae felleae 337 Funiculus posterior 797
num T589, 598, 631 Fossa iliaca 321, T531 Fossula petrosa A592, 593 – Entwicklung 727
Foramen spinosum T587, Fossa iliaca dextra 344 Fossula tonsilla 618 Funiculus spermaticus 316,
A591 f., 593 Fossa iliopectinea 564, 576 Fovea articularis (Cap. 417, T418
Foramen stylomastoi- Fossa incisiva A592, 593 radii) 458 – Schichten T318
deum T589, A592, 593, 670 Fossa infraclavicularis 511 Fovea capitis femoris 517 Funiculus umbilicalis 117
Foramen supraorbitale 595, Fossa infraspinata A455 Fovea centralis A684, 695 Funktionalis 429
597 Fossa infratemporalis 594, Fovea costalis inferior A230, Funktionelle Anpassung,
Foramen suprapiriforme 441, A630 A235 Knochen 159
446, A530, 532, 571, 574, – Topographie 629 Fovea costalis processus Funktionelle Endarterien 195
T576 Fossa inguinalis lateralis A313, transversi A228, A230, – Koronarien 291
Foramen transversarium A230, 316, A317 A235, A239 – Lunge 278
236 Fossa inguinalis Fovea costalis superior A230, Funktionelle Muskelgrup-
Foramen venae cavae T265, medialis A313, 316, A317 A235, A239 pen 173
266 Fossa intercondylaris 519 Fovea dentis A230, 236 Furchung A93, 94
Foramen vertebrale 228 f. Fossa interpeduncularis A763, Fovea pterygoidea 599 Furunkel 130
– Lendenwirbel 240 A765, 776 Fovea sublingualis 599 Fuß, Pes
Foramen zygomaticofaciale Fossa ischioanalis A327, 328, Fovea submandibularis 599 – Abrollen 549
T590, 596 f. 441, 447, 574 f. Foveola gastrica 349, A350 – Arterien A566
Foramen zygomaticoorbitale Fossa jugularis 261, A592 f Foveola granularis 585, 847 – Bänder 548, 549, 550
597 Fossa lateralis cerebri 736 Foveola radialis 460, T512, – Bewegungsumfang 549
Foramen zygomaticotemporale Fossa malleoli lateralis 522 516 – Dorsalextension T551,
T590, A596, 597 Fossa mandibularis A592 f., Frankenhäuser-Plexus 431 T555, T557
Foramen papillare (Ren) 389 594, 612 Freie Bindegewebszellen A33, – Faszien 558
Forceps major 745 Fossa navicularis 34, T34 – Fehlstellungen 561
Forceps minor 745 urethrae A383, 403 Freie Nervenendigungen 682 – fibulare Nebenstrecke 561
Formalin 89 Fossa olecrani 457 – Haut 221 – als Ganzes 560
Formatio reticularis A765, 766, Fossa ovalis, Herzvorhof 286 Fremdkörperriesenzellen 34 f., – Gefäß-Nerven-Straßen
A768, 769, A770, 777 ff. Fossa ovarica 382 138 T580
– akustisches System 829 Fossa paravesicalis 401 Frenulum clitoridis 434 – Längsbogen 561
– cholinerges System 839 Fossa poplitea A520, 537, 564, Frenulum labii 615 – Längsgewölbe A525, 547
– Entwicklung 763, 765 T576, 577 f. Frenulum labiorum – Muskeln A550, 556
– Längszonen 778 Fossa pterygoidea 593, T614 pudendi 433 – Plantarflexion T553 f
– Regulation der Motorik 779 Fossa pterygopalatina 594, Frenulum linguae 621 – Plantarflexions-/Dorsal-
– sensorische Regulation 779 597, 630 f., A631 Frenulum ostii ilealis 344 extensionsachse A557
– vegetative Regulation 780 Fossa radialis 457, A474 Frenulum preputii 419 – Profil 547
– Vestibularissystem 831 Fossa retromandibularis 631 Frontale Großhirnbrücken- – Pronation 548, T554
Fornix A735, A739, A749, 833, Fossa rhomboidea 770 bahn 766 – Pronations-/Supinations-
A834 – Entwicklung 729 Frontales Augenfeld 738, achse 557
Fornix conjunctivae T9, 698 Fossa sacci lacrimalis 597, A740, 805, 813 – Querbogen 524, 561
Fornix gastricus 348 699 Frontallappen 738 – Quergewölbe 547, 555
Fornix pharyngis 641 Fossa scaphoidea 593, T617 Fruchthüllen 105 – Sehnen 557
Fornix vaginae anterior A383 Fossa scapularis 456 Fruchtwalze 438 – Sehnenfach 556
Fornix vaginae posterior A383, Fossa subarcuata 592 Fruchtwasser 119 – Sehnenscheiden 558
432 Fossa subinguinalis 576 Frühentwicklung 106 ff. 6
874 Sachverzeichnis
Fuß, Pes – Venen 373 – Radix sensoria 676 Gebärmutter, Uterus 427
– Sesambeine 550 Gallenblasenkoliken 373 – sympathische Wurzel 676 Geburt 436 ff.
– Stabilisierung 554 Gallenblasenmuskulatur 372 Ganglion pelvicum 448 – Zeitpunkt 121
– Supination 549, T553 Gallenblasenwand 372 Ganglion pterygopalatinum Geburtskanal 326
– Supinationsachse 549 Gallenkanälchen 367, 371 A207, T210, A625, T628, 631, Gedächtnis 845
– Taststellen 523, 534 Gallenkapillaren 367, A368, 671, 676 Gedächtniszellen 145, 147 f.
– tibiale Hauptstrecke 561 370 Ganglion sacralium 206 Gedanken 844
– Tragstrahlen 522 Gallenwege 371 Ganglion spinale 201, A848 Gefäße 190 ff.
– Umknicken 548 Gallertgewebe, Nabel- – Herkunft A733 – Innervation 195 f.
– Venen A567 schnur 118 – Histologie 201 Gefäßentwicklung
– Verspannung 561 Gallertiges Bindegewebe 41 Ganglion spirale cochleae 204, – extraembryonal 180
– Zirkumduktion 549 Gallertmembran 717 A712 – intraembryonal 180
Fußgelenke 547 ff. GALT, darmassoziiertes Ganglion stellatum 206, A207, Gefäß-Nerven-Straße
Fußgewölbe A525, 547 lymphatisches System 357 677 f. – Axilla 513
Fußkreisen 549 Gammaaminobuttersäure 841 Ganglion submandibulare – Finger 517
Fußplatte 451 c-Motoneurone 796 A207, T210, 626, 632, 671, – Fuß T580
Fußrücken 580 Ganglienzellen, Retina 694 677 – Oberarm 514
– Arterienpuls 565 Ganglienzellschicht, Retina Ganglion superius n. – Oberschenkel T578
– Hautinnervation 573 A692, T693, 694 glossopheryngei 671 – Unterarm 515
– Muskeln 556, T5577 Ganglion aorticorenalium Ganglion superius n. vagi 672 – Unterschenkel T579
Fußskelett 522 ff. A207, 209, 447 Ganglion thoracicum 206 Gefäßpol 390
Fußsohle 547, 580 Ganglion cardiacum 290 Ganglion trigeminale 591, 815 Gefiederter Muskel 171
– Arterien A566 Ganglion cervicale Ganglion trunci Geflechtknochen 50, 52, 55
– Baufett 219 inferioris 677 sympathici 206 Gehen 549
– Haut 215 Ganglion cervicale medium Ganglion vestibulare 204, 718, – Schwungphase 563
– Merkel-Zellen 217 206, A207, A209, 677 f. 830 – Standphase 563
– Muskeln 556, T558 Ganglion cervicale Gap junction, Nexus T14, 16 Gehirn 734 ff.
– – laterale Gruppe 558, T559 superius 206, A207, A209, Gartner-Gang A407 – Blutversorgung 746 ff.
– – mediale Gruppe 556, T558 624, 677, 827 Gasförmige Transmitter 842 – Entwicklung 112, 728 ff.,
– – mittlere Gruppe 556, T559 Ganglion cervicothoracicum, Gaster, Magen 347 A730
– Schweißdrüsen 222 Ganglion stellatum 206, Gastrin 356, T842 – Gewicht 734
– Sehnenscheiden 560 A207, A209, 677 f. Gastrinsekretion 352 – Gliederung 735
Vater-Pacini-Körperchen 222 Ganglion ciliare A207, T210, Gastrin-Zellen, Magen 351 f., – Hüllen 845
Fußsohlenreflex T801 675, A700, 702, A823, 827 356 – Nomenklatur 735
Fußwurzelgelenke 549 Ganglion cochleare 715, 828 Gastritis 351 – Oberfläche 736
Fußwurzelknochen, Ossa Ganglion coeliacum 360, 447, Gastroenteropankreatisches en- Gehirnbläschen 729, A730
tarsi 522, A524 672 dokrines System 356, 374 Gehirnerschütterung 670
– dextrum 447 Gastroninhibitorisches Pep- Gehirnschädel 582
– sinistrum 447 tid 356 Gehörgang, Meatus acusticus
Ganglion geniculi 671, 710, Gastrulation 109 externus 705
G 822 Gaumen, Palatum 605, 616 Gehörgangplatte 705
Ganglion impar 206 – Entwicklung 605, A606 Gehörknöchelchen, Ossicula
G0-Phase 21 Ganglion inferius nervi – Gefäße 617, 660 auditiva T583, 708 f.
G1-Phase 20 glossopharyngei A625, – knöcherner 593 Geißeln, Flagella 13
G2-Phase 20 671, 822 – primärer 606 Gekreuzte Sensibilitäts-
GABA, Gammaamino- Ganglion inferius nervi – sekundärer 606 störung 817
buttersäure 841 vagi 672, 822 Gaumenbein, Os Gekröse 343
GAD, Glutamatdecarboxylase Ganglion jugulare 672 palatinum T583, 593 Gelbes Knochenmark 156
T77 Ganglion lumbalium 206, Gaumendrüsen 616, 623 Gelbkörper, Corpus
Galea aponeurotica 604 A209 – Innervation 617, 676 luteum 424
Gallenblase, Vesica fellea 308, Ganglion mesentericum Gaumenfortsätze 606 Gelenk 160 ff.
A336, A338, A371, 372 inferius A207, 209, 447 Gaumenmandel, Tonsilla – Alterung 165
– Arterien 373 Ganglion mesentericum palatina 618 – Bewegungsführung 162 f.
– Entwicklung 333 superius A207, 209, 360, – Gefäße 659 – funktionelle Anpas-
– Epithel T9, 372 447 Gaumenplatte 606 sung 165
– Innervation A207, T210, Ganglion nodosum 672 Gaumensegel, Velum – Ruhigstellung 165
373 Ganglion oticum A207, T210, palatinum 616 – straffes 161
– Lymphgefäße 373 624, A625, 630, 672, 676 Gaumenspalte 607 Gelenkbänder 161 f.
aSachverzeichnis
875 F–G
Gelenkexkursion 162 Gesicht 601 ff. Glandula submandibula- Glandulae sebaceae
Gelenkfläche 161 – Entwicklung 601 ris 624, A625, 631, 654 liberae 223
Gelenkhöhle 161 f. – Fehlbildungen 606 f. – Gefäße 625, 659 Glandulae sebaceae
Gelenkinnenhaut, Membrana – Innervation 604 – Innervation A207, T210, pilorum 223
synovialis 161 Gesichtsschädel, Viscero- 625, 671 Glandulae sudoriferae
Gelenkkapsel 161 cranium 582, 595 f. Glandula suprarenalis, apocrinae 223
Gelenkkapselorgane 67 – Verstrebungen 600 Nebenniere 385 Glandulae sudoriferae
Gelenkknorpel T48, 161 Gesichtsspalte, schräge 607 Glandula thyroidea 650 ff., eccrinae 222
– Kollagenfibrillen 48, A49 Gestagenphase A425 654 Glandulae tarsales,
– Regeneration 165 Gestalt 2 Glandula vesiculosa, Meibom-Drüse 698
Gelenkspalt 161 Gestaltwandel 2 f. Bläschendrüse 405, 414 Glandulae tracheales 273
Gelenktypen 163 ff. Gewebe 6 ff. – Lage 384 Glandulae urethrales A403,
Gemischte Drüsen 28 Gewebekultur 88 Glandula vestibularis 404
– Vorkommen 28 Gewebeschnitte 89 major 328, 433 f. Glandulae uterinae 429
Gemischte Nerven 205 Gewebshormone 30 Glandulae areolares 223, 256 Glandulae vestbulares
Generallamellen A50, 51 f. Gewundene-tubulöse Glandulae bronchiales 273 minores 433 f.
Genetische Muskelgrup- Drüsen 24, A25 Glandulae buccales 615, 623 Glans clitoridis 434
pen 173 GFAP, glial fibrillary acidic Glandulae bulbourethrales Glans penis A383, 417
Genetisches Geschlecht 93 protein 19, 86 328, 403 f., A405, A414 – Entwicklung A416
Geniculum nervi facialis A625, Ghrelin 357 – Anlage A412 Glanzstreifen 67
671, 710 Gianuzzi-Halbmond 28 Glandulae cardiacae 350 f. Glaser-Spalte 594
Genitalfalte 415, A416 Gigantismus 57, 759 Glandulae ceruminosae 223, Glaskörper, Corpus
Genitalhöcker A389, 415, Gingiva 615 705 vitreum 684, 691
A416 – Innervation 616 Glandulae cervicales uteri – Entwicklung 685
Genitalleiste A385, A406 – Oberkiefer, Gefäße 660 f. 431 – Typ II Kollagen T37
Genitalnervenkörperchen Ginglymus, Scharnierge- Glandulae ciliares, Glaskörpergrenzmem-
420, 434, 683 lenk 164 Moll-Drüsen 697 bran 691
Genitalwulst 415, A416 GIP, gastroinhibitorisches Glandulae circumanales 223, Glaskörperraum 684
Gennari-Streifen 742, 825 Peptide 356 365 Glatte Muskelzellen 60
Genu 537 Glabella 595 Glandulae duodenales 354, Glatte Muskulatur 58 ff.
Genu corporis callosi 745 Glandula lacrimalis A625, A355, 358 – Entwicklung 58
Genu nervi facialis A768, 776 698 f. Glandulae gastricae – Innervation 61
Genu valgum 537 Glandula lingualis anterior propriae 350 f. Glattes endoplasmatisches
Genu varum 537 621 Glandulae gustatoriae 621 Retikulum 26
GER, glattes endoplasmatisches – Innervation 671 Glandulae intestinales 354, Glaukom 690
Retikulum 26 Glandula mammaria 223 357 Gleichgewichtsorgan
Gerade Augenmuskeln 700 – Lobi 256 Glandulae labiales 615, 623 716 ff.
Gerstenkorn, Hordeolum 698 – Lobuli 256 Glandulae laryngeales 647 Gleichgewichtsregulierung
Geschlecht, genetisches 93 – Lymphknoten 257 Glandulae linguales 622 811
Geschlechtsdimorphismus 2 – Prämenstruell 256 Glandulae nasales 627 Gleichgewichtsstörungen
Geschlechtshormone – Schwangerschaft 256 Glandulae oesophageae 812, 831
– Hoden 410 – Septa interlobaria 256 cardiacae 301 Glia 85
– Nebenniere 386 Glandula parotidea 623, A625, Glandulae oesophageae – Entwicklung 85
– Ovar 423, 425 631 propriae 301 – peripheres Nervensystem
Geschlechtsorgane, äußere – Gefäße 624 Glandulae olfactoriae 627 87
– Entwicklung 415, A416 – Innervation A207, T210, Glandulae palatinae 616, 623 – radiäre 86, 725
– männliche 404 ff. 624, 676 Glandulae parathyroideae Gliaarchitektonik 721
– weibliche 420 ff. Glandula pinealis, Zirbel- 652, 654 Glial fibrillary acidic
Geschmacksbahn 822 drüse A749, 753, A758, – Entwicklung 635, A636 protein 19, 86
Geschmacksfasern 671 A764 Glandulae pharyngeales 642 Gliazellen 70, 85 f., A85
Geschmacksknospen 621, Glandula pituitaria, Glandulae pyloricae 350 f., – Diagnostik 86
A622 Hypophyse 757 A350, 352 – Entwicklung 724, 725, 732,
– Entwicklung 114 Glandula seromucosa 28 Glandulae salivariae 734
– Innervation 623, 822 Glandula sublingualis A625, majores 623 Glioblasten 725
Geschmacksorgan 621, 683 631 Glandulae salivariae Glisson-Kapsel 335
Geschmackssinneszellen 622, – Gefäße 625, 659 minores 623 Glisson-Trias 367
822 – Innervation A207, T210, Glandulae sebaceae, Globus pallidus A739, 743,
Geschmackszentren 822 625, 671 Zeis-Drüsen 697 A745, 754, 809
876 Sachverzeichnis
Hippocampus 738, 832, Hofbauer-Zellen 103 f., 104, – Außenrotation T528, 529, – Gefäße 759
A834 138 T535 – Portalgefäßsystem 757
– Afferenzen 832 Hohlfuß A525, 561 – Bänder 526, T528 Hypophysengrube 586, 591
– Efferenzen 833 Hohlhand 479 – Beugung T528 Hypophysenhinterlappen 758
– Entwicklung 836 Hohlhandbogen – Bewegung 527 f., T544 Hypophysenhormone A760
– glutamaterg 841 – oberflächlicher 503 – Innenrotation T528, 529, Hypophysenstiel 754, 757 f.
– Schichten 832 – tiefer 502 T535 Hypophysentasche A585
– Stammzellen 725 Hohlhandfaszie, tiefe 499 – Muskelwirkung T535 Hypophysenvorderlappen 757
Hirci, Achselhaare 224 Hohlhandmuskeln, tiefe 496 – Retroversion 527, T535 Hypophysenzwischenlap-
Hirnhäute 720, 846 f. Hohlrücken 241 – Rotationsachse A536 pen 757
– Entwicklung 847 Holokrine Sekretion 29 – Zirkumduktion 529 Hypophysiotrope Zone 756
Hirnmantel, Pallium 737 – Talgdrüsen 224 Hüftgelenkluxation, angebore- Hypoplasie 6
Hirnnerven 203 ff., 665 ff., 720 Homeobox 107 ne 454 Hypospadie 417
– funktionelle Organisati- Homeotische Gene 107 Hüftgelenksdysplasie 529 Hypothalamische Neuropepti-
on T204 Homonyme Hemianop- Hüftmuskeln 529, T531 de 756, T842
Hirnnervenkerne 771 f., T774 f sie A823 – Adduktoren A527, 529, Hypothalamohypophysäres Sys-
– Entwicklung 763 Hörbahn 828 533 f. tem 756
– Lage und Anordnung A772 Hordeolum 698 – äußere T531, 532 Hypothalamus A739, 748,
Hirnstamm 735, 762 Horizontale Blickbewegun- – innere 326, 530, T531 A749, 754 ff.
– anteriorer Bereich A763 gen 812 Hühnerbrust 268 – Effektorhormone 756
– Arterien 782, A783 Horizontale Blicklähmung 814 Hülsenkapillaren 378 – afferente Faserbündel 755
– Bahnen 780 ff. Horizontalzellen A692, 694 Humanes Chorion-Gonadotro- – Areale 754 f.
– Entwicklung 762 Hormone pin 103 – Blutgefäße 757
– Faserbündel 781 – Biosynthese 31 Humerus 457, 473 f. – efferente Verbindun-
– Gliederung 762 – Hoden 404 – Ossifikation T451 gen 755
– laterales Versorgungs- – Hypophyse 557 – Taststelle 458 – Follikulogenese 425
gebiet 783 – Hypothalamus 754 Hummerscherenhand 453 – Gliederung 754
– limbisches System 837 – Knochenentwicklung 57 Humor aquosus 684 – Kerne 754 f.
– mediales Versorgungs- – Langerhans Inseln, Pankreas Husten 274 – limbisches Systems 837
gebiet 783 374 HWS, Halswirbelsäule 229 – Steuerhormone 756, T761
– posteriorer Bereich A764 – Nebenniere 385 Hyaliner Gelenkknorpel 48, – vegetative Zentren 838
– vegetative Zentren 838 – Ovar 421 A49, 161 Hypothenar 479, T498, 499
– Venen 784 Horner-Syndrom 690 – Regeneration 165 Hypothyreotischer Zwerg-
His-Bündel A285, 289 Hornhaut, Cornea 684 Hyaliner Knorpel A46, 48, A49 wuchs 652
Histamin 35, T77, 149 – Innervation 687 Hyalomer 133 Hypotympanon 707
Histidindecarboxylase T77 Hornhautendothel A686, 687 Hyaluronsäure 40 H-Zone 62
Histiotrophe Phase 98 Hornhautepithel 686 Hydrocephalus 731, 851
Histiozyten 35, A42, 138 Hornschicht 215 Hydroxylapatit 51
Histochemie 90 Hörorgan 704 f., 712 f. Hydrozele 318
Histogenese 92 Hörrinde 739, A828, 829 Hymen 433 I
Histologie 4 ff. Hörvorgang 715 Hyoidbogen T634
Histologische Technik 87 f. Howship-Lakunen 54 Hyperchrome Anämie 128 ICSI, Intrazytoplasmatische
HIV-Infektion 145 HOX, Homeobox 107 Hyperplasie 6 Spermieninjektion 92
Hochendotheliale Veno- Hoyer-Grosser-Organ 195 Hypertrichose A728 IFN, Interferone 139
len 141, A151, 152 hPL, Plazenta-Laktogen 103 Hypertrophie 6 IgA A146, 148
Hochprismatische Epithelzel- Hubhöhe 171 – Muskel 174 IgD A146, 148
len 9 Hubkraft 171 – Sehne 174 IgE A146, 148
Hochrelief, Magen 349 Hufeisenniere 389 Hypoblast A96, 106 IgG A146, 148
Hoden 404 ff. Hüftbänder 322 f. Hypoblastzellen 108 IgM A146, 148
– Arterien 411 Hüftbein, Os coxae 321 ff. Hypochondrium 308 IL, Interleukin 139
– Entwicklung 406 – Taststellen 322, A520 Hypochrome Anämie 128 Ileum 343
– Histologie 406 ff. Hüftgelenk, Articulatio Hypokinese 810 – Plicae circulares A355, 359
– Lymphgefäße 411 coxae 526 ff. Hypomochlion 172 Iliokostale Gruppe A244, T248
– Nerven 411 – Abduktion T528, 529, T535 Hypopharynx 641 Immersionsfixierung 88
– Venen 411 – Achsen A527, 529 f. Hypophyse A749, 757 Immunantwort 136
Hodenbruch 320 – Adduktion T355, T528, 529, – Adenom 759 Immunglobulinadhaesionsmo-
Hodenhüllen 417, T418 T535 – Entwicklung 729, A730, leküle 13, A15
Hodenstränge 406, A407 – Anteversion 527, T535 758 Immunglobuline 148
aSachverzeichnis
879 H–I
Immunisierung Incisura thyroidea Innerer Baillarger-Streifen Interstitielle Implantation 96
– aktive 148 superior A645, 646 A741, 742 Interstitielles Bindegewebe
– passive 148 Incisura trochlearis 458 Innerer Leistenring 316 43
Immunität Incisura ulnaris (radii) 458 f. Innerer Liquorraum 720 Interterritorien 48
– angeborene 138 ff. Incisura vertebralis Innerer Muttermund 428 Intertransversales System 243,
– erworbene 140 ff. inferior A230, 235 Innerer Tunnel, Corti- A244, T247
Immunkompetente Zellen Incisura vertebralis Organ A714, 715 Intervillöser Raum 97, A98,
136 superior A228, A230, 235 Inneres Fazialisknie 769 101, 105
Immunoglobuline 13 Incus, Amboss T583, A704, Inneres Mesaxon 80 Interzellularräume 16
Immunsystem 126 ff. 708 f. Innere weibliche Interzellularsubstanzen
Implantation A93, 95 – Entwicklung 707 Geschlechtsorgane 420 ff. – Knochen 51
– interstitielle 96 – Herkunft 634 Insemination 92 – Knorpel 46
Implantationsfenster 96 Indolaminooxygenase, Implan- In-situ-Hybridisation 90 – ungeformte 40
Implantationshemmung 95 tation 96 Inspiration T243, 263, 268 Intestinum crassum, Dick-
Implantationspol 95 Induktion 107 – Atemmuskeln 262 darm 361 ff.
Imprägnation 92, A93, 436 Indusium griseum A750, 833, – Atemhilfsmuskeln T263 Intestinum tenue, Dünn-
Impressio cardiaca A835 Inspiratorische Neurone 780 darm 353 ff.
(Pulmo) A275 Infarkt 285 Insula 736, A739, A745 Intima 190 f.
Impressio colica (Hepar) A336 Infrahyale Muskulatur 636, Insulae pancreaticae, Intraabdominaler Druck 315
Impressio duodenalis T637 Langerhans-Inseln 374 Intracortikale Verbindun-
(Hepar) A336 Infundibulum, Haare 224 Insulin 374, T842 gen 805
Impressio gastrica Infundibulum hypophysis Integrale Proteine 11 Intraembryonales Meso-
(Hepar) A336 A479, A755, A756, 758, A763 Integrin 13, A15, 17, 40, 95 derm 106, 109
Impressio gyrorum 586 Infundibulum tubae Intentionstremor 810 Intraembryonales Zölom
Impressio ligamenti uterinae 426 Intercostale Lymphknoten 257 A113, 116
costoclavicularis 455 Inhibin 410 f., 425 Interdentalzellen, Limbus Intrafusale Faser 66
Impressio oesophagealis Inhibitorische Synapse 74 laminae spiralis 714 Intraglomeruläres Mesangium
(Hepar) A336 Initialsegment A71, 72 Interdigitale Nekrosezone 451 391
Impressio renalis (Hepar) A336 Innenohr, Auris interna 711 Interdigitierende dendritische Intrahepatische Gallenwege
Impressio suprarenalis – Entwicklung 704, 711, Zellen 142 371
(Hepar) A336 A712 Interferon 139 Intrahepatisches Gefäßsystem
Impressio trigeminalis 591 – Gefäße 659, 718 Interkostalmuskeln A255, 367
Inaktivitätsatrophie 6 Innenstreifen, Niere 389, T391 A261, 262 Intrahepatisches Pfortader-
– Knochen 159 Innenzone, Niere 389, T391 Interkostalräume 260 system 367
– Muskel 174 – Prostata 414 Interleukin 139 Intrahypothalamische
Incisura acetabuli 322, T528 Innere Augenhaut, Retina 691 Interleukin 2 142, A144 Verbindungen 755
Incisura angularis 348 Innere Beckenmaße 324, T325 Interleukin 8 130, A144 Intraperitoneal gelegene
Incisura cardiaca pulmonis Innere Grenzzellen, Claudius- Intermediäre Filamente A15, Organe 330
sinistra A275 zellen 714 18 Intrathalamische Mark-
Incisura cardialis 348 Innere Haarzellen, Corti- Intermediärer Sinus 151 lamellen 750
Incisura clavicularis A255, 461 Organ 713, A714, 715 Intermediärer Tubulus T391, Intrazelluläre Poren,
Incisura costalis 261 Innere Hernien 314 393 f. Kapillaren 193
Incisura fibularis A521, 522 Innere Hüftmuskeln 326, Intermediäres Mesoderm Intrazellulärer Transport 18
Incisura frontalis 595 T531, 532 A113, 116 Intrazelluläre Sekretkanälchen
Incisura interarytaenoidea 642 Innere Körnerschicht, Stratum Intermediärlinie 80 351
Incisura intertragica A705 nucleare internum 742 Intermediärzellen 432 Intrazytoplasmatische
Incisura ischiadica major 321 Innere männliche Intermediärzotten 103 Spermieninjektion 92
Incisura ischiadica minor 321 Geschlechtsorgane 404 Interneuronale Synapsen 78 Intrinsic factor 351
Incisura jugularis A255, 261, Innere Pfeilerzellen, Corti- Interneurone 73, 722 Intrinsisches Nervensystem
A473 Organ 713, A714, 715 Interphase 20 – Dickarm 363
Incisura mandibulae 599 Innere Phalangenzellen, Corti- Intersectio tendinea 310 – Dünndarm 360
Incisura mastoidea A593, 594, Organ 713, A714 Interspinalebene T325 – Magen 353
T619 Innere plexiforme Schicht, Interspinales System 243, – Rectum 366
Incisura nasalis 596 Stratum plexiforme A244, T245 Intumescentia cervicalis 791,
Incisura radialis 458 internum T693, 695 Interspinallinie A324, T325 A792
Incisura scapulae A455, 456 Innere Pyramidenzellschicht, Interstitielle Drüsenzellen, Intumescentia lumbosacralis
Incisura tentorii 847 Lamina pyramidalis Ovar 421 792
Incisura thyroidea inferior 646 interna 742 Interstitielle Flüssigkeit 40 Invasion, Blastozyste 96
880 Sachverzeichnis
Ligamentum pisometacarpale Ligamentum supraspinale 235 Ligamentum vocale A645, 646 Linsenbläschen 685
A480, T482, A491 Ligamentum suspensorium Liganden-gesteuerte Rezep- Linsenepithel T9, A688, 690
Ligamentum plantare clitoridis 314, A383, 434 toren 77 Linsenfasern 690
longum A525, 549, A550, Ligamentum suspensorium Limbischer Lappen 736 Linsenkapsel 690
561 ovarii 384, A421 Limbisches Assoziations- Linsenkern 690
Ligamentum plantare 550 – Entwicklung 421 gebiet 843 f. Linsenplakode A113, 114,
Ligamentum popliteum Ligamentum suspensorium Limbisches System 832 ff., 685
arcuatum 540 f. penis 314, A383, 417 A834 f Linsenstern 690
Ligamentum popliteum Ligamentum talocalcaneum – serotoninerge Fasern 778 Lipide, Plasmamembran 11
obliquum 540 f. interosseum 548, 549 Limbus acetabuli 322 Lipidhaltige interstitielle
Ligamentum Pouparti 313 Ligamentum talocalcaneum Limbus corneae A684, 686 Zellen 395
Ligamentum pubicum laterale 549 Limbus fossae ovalis 286 Lipofuszin 68
inferius 322 Ligamentum talocalcaneum Limbus laminae spiralis 712, Lipogenese 45
Ligamentum pubicum mediale 549, A550 A713 f Lipoidstabilisatoren 89
superius 322 Ligamentum talofibulare Limen nasi 627 Lipotropin 759
Ligamentum pubofemorale anterius 548 Linea alba A310, 313 f. Lippen, Labia 605
526 f., T528, 529 Ligamentum talofibulare Linea anocutanea A364, 365 – Entwicklung 601
Ligamentum puboprostaticum posterius 522, 548 Linea arcuata, Os ilium 321 Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte
A383, 384, 400, A402 Ligamentum talonaviculare Linea arcuata, Rektus- 607
Ligamentum pubovesicale A548, 549 scheide 313, 321 Lippen-Kiefer-Spalte 606,
A383, 400 Ligamentum tarsometatarsali- Linea aspera A518, 519, A527, A607
Ligamentum pulmonale 269, um dorsale A548 T533, T544 Lippenrot 615
A275 Ligamentum teres Linea glutea A321 – Talgdrüsen 223
Ligamentum radiocarpale hepatis 187, A336 ff. Linea intercondylaris A518, Lippenspalte, laterale 606,
dorsale A480, T482, A497 Ligamentum teres uteri 316, 519 A607
Ligamentum radiocarpale 318, 385, A421, A428 Linea intertrochanterica 518, – mediane 607
palmare T482 – Entwicklung 421 526 f., T528 Liquor amnii 119
Ligamentum reflexum A314, Ligamentum thyroepiglotti- Linea musculi solei 521, A555 Liquor-Blut-Schranke 852
317 cum 645 Linea mylohyoidea 599, T619 Liquor cerebrospinalis 720,
Ligamentum sacrococcygeum Ligamentum thyrohyoideum Linea nuchalis inferior 594 845, 847, 852
235, A322 laterale A645, 646, 647 Linea nuchalis superior 594 Liquor folliculi 423
Ligamentum sacroiliacum Ligamentum thyrohyoideum Linea nuchalis suprema 594 Liquorraum, äußerer 720, 845,
anterius 322, A530, A534 medianum A645, 647 Linea obliqua, Mandibula 599 849, A851
Ligamentum sacroiliacum Ligamentum tibiofibulare Linea pectinea A518, T533 – innerer 720, 849, A850
interosseum 322 anterius 547, A548 Linea semilunaris A310, 311 Liquorzirkulation 852
Ligamentum sacroiliacum Ligamentum tibiofibulare Linea temporalis inferior 585, Lisfranc-Gelenklinie 524,
posterius 322 posterius 547, A548 594 549
Ligamentum sacrospinale Ligamentum transversum Linea temporalis superior 585, Lissauer, Tractus postero-
A322, 323, A530, A534, A575 acetabuli 322, 526, T528 594 lateralis 798
Ligamentum sacrotuberale Ligamentum transversum Linea terminalis 321, 324, Lissencephal 736
A322, 323, A438, A530, T531, atlantis A236, 238 A534 Littré-Drüse, Glandula
A575 Ligamentum transversum Linea transversa 240 urethralis 404
Ligamentum sphenomandibu- genus 538, A539, A541 Linea trapezoidea 455 Lobulus biventer T785
lare 612 f. Ligamentum transversum Lingua, Zunge 620 Lobulus centralis, Klein-
Ligamentum spirale 712, A713 scapulae 456 Lingula cerebelli A785, T785 hirn A785
Ligamentum splenorenale Ligamentum trapezoi- Lingula mandibulae 599 Lobulus corticalis, Niere 390
333, A335, 338, 342 deum 462 Lingula pulmonis 275 Lobulus epididymidis A405
Ligamentum sternoclaviculare Ligamentum triangulare Lingula sphenoidalis 591 Lobulus gracilis T785
anterius 461 dextrum 336, 341 Linke Atrioventrikularklappe Lobulus hepatis 368
Ligamentum sternoclaviculare Ligamentum triangulare 179, 288 Lobulus quadrangularis anterior,
posterius 461 sinistrum 336, 341 Linker Ventrikel 179, 288 Kleinhirn T785
Ligamentum sternopericardia- Ligamentum ulnocarpale – Entwicklung 185 Lobulus quadrangularis
cum 280 palmare A480, T482, A496 Linker Vorhof 179, 287 posterior, Kleinhirn T785
Ligamentum stylohyoi- Ligamentum umbilicale – Entwicklung 185 Lobulus semilunaris
deum 635 f. medianum A313, 316 Links-rechts-Shunt 188 f. inferior T785
– Herkunft T634 Ligamentum venosum 187, Linksverschiebung 130 Lobulus semilunaris
Ligamentum stylomandibulare A336 Linse, Lens A688, 690 superior T785
612, A613 Ligamentum vestibulare 446 – Entwicklung 685 Lobulus testis 405
aSachverzeichnis
885 L–M
Lobus anterior, – Gefäße 278 f. Lymphknotenmetastase 150 – Plazenta 103 f.
Hypophyse 757 – linke, Oberflächenprojekti- Lymphopoese 136 – Thymus 294
Lobus caudatus 335, A336 on 276 Lymphozyten T34, 132 Makrosmatiker 820
Lobus cerebelli anterior 785 – Lymphgefäße 279 – große A127, 132 Makrostomie 607
Lobus cerebelli posterior 785 – Lymphknoten 279 – kleine A127, 132 Malassez-Epithelreste 610
Lobus dexter, Leber 335 – Makrophagen 278 – Normalwerte T129 Malleolengabel 522, 547
Lobus flocculonodularis 785, – Nerven 278 f. Lymphozytenstammzel- Malleolus lateralis A520, 522,
831 – rechte, Oberflächenprojekti- len 132 547
Lobus frontalis 736 on 276 Lymphstämme 197 Malleolus medialis A520 f.,
Lobus inferior, Lunge A270, – respiratorischer Abschnitt Lysosom 20 522, 547
275 276 – primäres A20 Malleus, Hammer T583, A704,
– Oberflächenprojektion 275 – Vasa privata 279 – sekundäres A20 708 f.
Lobus insularis 736 – Vasa publica 278 – Entwicklung 707
Lobus limbicus 736, 738, Lungenalveolen 276 f. – Herkunft T634
739 f. Lungenarterie 179, 278 Mamma 256 f.,
Lobus medius, Lunge A270, Lungenembolie 442 M – Gefäßversorgung 257
275 Lungenemphysem 278 – Involution 257
Lobus occipitalis 736 Lungenfell, Pleura Macrophage colony-stimulating Mammakarzinom 256
Lobus paracentralis A737 pulmonalis 269 factor, M-CSF 54 – Metastasen 257
Lobus parietalis 736, 818 Lungengrenzen A270, T271, Macula adhaerens, Punkt- Mammotrope Zellen 759
Lobus posterior, 276 desmosom T14, 15 Mandelkern, Corpus
Hypophyse 757 f. – Atmung 276 – Herzmuskel 68 amygdaloideum 743, 836
Lobus pyramidalis, Lungeninfarkt 279 Macula densa A392, 394 Mandibula T583, A594 f.,
Schilddrüse 650 Lungenknospen A117, 271 Macula lutea 695 599
Lobus quadratus hepatis 335, Lungenkreislauf 178, 180 Macula sacculi 711, 716 f. – Entwicklung 599
A336, A338 Lungenlappen A270, 274 f. Macula utriculi 711, 716 f. Mandibularbogen 634
Lobus renalis 390 Lungenödem 278 Magen, Gaster A332, 334, 337, Männliche Geschlechtsorgane
Lobus sinister, Leber 335 Lungentuberkulose 279 347 404 ff.
Lobus superior, Lunge A270, Lungenvenen 179, 279 – Entwicklung 333, A334 – äußere 415 f.
275 Luschka, Apertura lateralis 852 – Gefäße 338, 352 – innere 404 ff., A405
– Oberflächenprojektion 275 Lutealphase A425, A429, 430 – Innervation A207, T210, Manteldentin 610 f.
Lobus temporalis 736 Lutropin 410, 423, T761, T842 352 Mantelzellen 87, 201, A202
Lochien 106, 438 – Follikulogenese 425 – Nachbarschaft 337 – Entwicklung 114
Lockeres Bindegewebe 42 Luxatio congenita 529 Magenabschnitte 374 f. Mantelzone
Locus caeruleus A764, 769 f., Luxation, habituelle 165 Magenblase 348 – Rückenmark 726
779 LWS, Lendenwirbelsäule 229 Magendie, Apertura – Sekundärfollikel A151, 152
Longissimus-Gruppe A244, Lymphadenitis 279 mediana 852 Manubrium mallei A708, 709
T248 Lymphatische Gewebe 137 Magendrüsen 349 ff. Manubrium sterni A255, 261,
Longitudinales System, Lymphatische Organe 42, 126 Magenfeld 308, A309, 334 A473
Muskelfaser A63, 68 – sekundäre 150 Magenformen 347 MAP, mikrotubuliassoziierte
Lordose 241 Lymphatische Vorläuferzelle Magenstraße 348 Proteine 18
L-System, Herzmuskel 68 A135, 136 Magenwand, Histologie 349 Marchi-Stadium 83
LTH, Luteotropic hormone Lymphfollikel 150, 152 Magnetresonanztomogra- Marginalzone 724, A727
T761 – primäre 152 phie 738 – Rhombencephalon 762,
Luftröhre, Trachea 272 – sekundäre A151, 152 Magnozellulärer basaler 765
Luliberin 410, T842 Lymphgefäße 196 ff. Vorderhirnkomplex 744, – Rückenmark 726 f.
Lumbalisation 232 – allgemein 178 837, 839 Margo ciliaris 689
Lumbalnervenpaare 202 – Herkunft T112 Mahlbewegungen 614 Margo falciformis 546
Lumbalpunktion 251 – Systematik 197 Mahlzähne, Dentes Margo interosseus (Fibula) 522
Lumbalsegmente 793 Lymphkapillaren 196 molares 608 Margo interosseus (Tibia) 521
Lumbalsyndrom 240 Lymphknoten 150 ff., A151 Major basic protein 131, 149 Margo interosseus (Ulna) 458
Lumbosakraler Übergangwir- – Gliederung 152 Major histocompatibility Margo linguae 621
bel 232 – Mark 152 complex, MHC 140 Margo pupillaris 689
Lunge, Pulmo 274 – parakortikale Zone A151, Makrophagen A33, T34, 35, Margo superior partis
– Anastomosen 279 152 132, A135, 138 petrosae 591
– Entwicklung 271, A272 – Parenchym 151 – aktivierte 139 Margo supraorbitalis 595 f.
– funktionelle Endarte- – regionärer 197 – Lunge 278 Markarme Nervenfaser 79
rien 278 – Rinde A151, 152 – ortsständige 35 Markballen 83
886 Sachverzeichnis
Mund-Nasen-Höhle 606 Musculus auricularis Musculus digastricus A613, Musculus extensor pollicis
Mundspalte 602 superior A602, T604 T619, 620, A637 longus 459, T485, A486,
Mundspeicheldrüsen 623 Musculus biceps brachii 458, – Herkunft T634 T489 f., 491, A492, 495, A497,
Musculus abdominis 310 A462, A474, 475, T476, 477, Musculus dilatator A515
Musculus abductor digiti A486, 488, T490, A515 pupillae A688, 689 – Innervation A509
minimi (manus) A496, Musculus biceps – Innervation A207, 676 – Sehnenfach 494
T498, 499 femoris A518, T535, 542, Musculus dorsi proprii 243 Musculus externus bulbi
– Innervation A508 T543 f., 545, A578 Musculus epicranius T603, 604 oculi 700
– (pedis) 558, T559 – Innervation A572 Musculus erector spinae 242 Musculus fibularis
– Innervation A572 Musculus bipennatus, doppelt Musculus extensor carpi radialis brevis A551, 552, T554 f.,
Musculus abductor gefiederter Muskel 167 brevis 459, T478, T485, A557, A560
hallucis 556, T558, 561 Musculus brachialis A457, 458, A486, T490, 492, A493, A515 – Innervation A570
– Innervation A572 475, T476, 477, A515 – Innervation A509 Musculus fibularis longus 523,
Musculus abductor pollicis Musculus brachioradialis T485, – Sehnenfach 494 A525, A551, 552, T554 f.,
brevis T495, 496, A497 A486, T490, 492, A493, A515, Musculus extensor carpi radialis A557
– Innervation A507, A508 T516 longus 459, T478, T485, – Innervation A570
Musculus abductor pollicis – Innervation A509 A486, T490, 492, A493, A515 – Sehnenscheide 560
longus T485, A486, T489 f., Musculus bronchooesopha- – Innervation A509 Musculus fibularis tertius
491, A492, 495, A497, A515 geus 273 – Sehnenfach 494 T551, A552, T555, A557
– Innervation A509 Musculus buccinator T604, Musculus extensor carpi – Innervation A570
– Sehnenfach 494 A613, A630, A637, A642 ulnaris T485, A486, T489, Musculus flexor carpi
Musculus adductor Musculus bulbospongiosus 491, A492 f., A515 radialis T478, T485, A486,
brevis A527, T533, A534, A326, 327 f., A383, A438 – Innervation A509 T487, 488, T490, A491, A493,
T535, A577 Musculus ciliaris 688 – Sehnenfach 495 T512, A515
– Innervation A570 – Innervation A207, T210, Musculus extensor digiti – Innervation A507
Musculus adductor 676 minimi T485, A486, T489, Musculus flexor carpi
hallucis 556, T558, 561 Musculus coccygeus 327, 491, A492, A515 ulnaris 459, T485, A486,
– Innervation A572 A530 – Innervation A509 T487, 488, A491, A493, A515,
Musculus adductor Musculus constrictor pharyngis – Sehnenfach 495 T516
longus A527, T533, A534, inferior A637, 642, T643 Musculus extensor – Innervation A508
T535, A577 f Musculus constrictor pharyngis digitorum T485, A486, Musculus flexor digiti minimi
– Innervation A570 medius 642, T643 T489, 491, A492, A497, brevis (manus) A496, T498,
Musculus adductor Musculus constrictor pharyngis A515 499
magnus A518, A527, T533, superior A637, 642, – Innervation A509 – Innervation 508
T535, A577 f T643 – Sehnenfach 494 – (pedis) 558, T559
– Doppelinnervation A570, Musculus coracobrachialis Musculus extensor digitorum – Innervation A572
A572 T471, A473, T476, 477 brevis 556, T557 Musculus flexor digitorum
Musculus adductor Musculus corrugator – Innervation A570 brevis 556, T559
pollicis T495, 496, A497 supercilii T603 Musculus extensor digitorum – Innervation A572
– Innervation A508 Musculus cremaster 311, longus 552, 554, T555, – Sehnenscheide 560
Musculus anconeus T476, 477 T312, A317, A405, 417, T418 A557, A579 Musculus flexor digitorum
– Innervation A509 Musculus cricoarytenoideus – Innervation A570 longus A521, A525, A551,
Musculus arrector pili 225 lateralis 646 f. Musculus extensor hallucis 552, T553, 554, A555, A557,
– Innervation 222 Musculus cricoarytenoideus brevis 556, T557 561, A579
Musculus articularis posterior 646 f., T648 – Innervation A570 – Innervation A572
cubiti 475, T476, 477 Musculus cricothyroideus Musculus extensor hallucis – Sehnenscheide 560
Musculus articularis A645, 647, T648 longus A551, 552, 554, Musculus flexor digitorum
genus A518, T544 Musculus deltoideus A455, T555, A579 profundus T485, A486,
Musculus aryepiglotticus A457, T467, 469 f., T471, – Innervation A570 T488, 490, A491, A497, T512,
A645, T649 A472 f., A477 Musculus extensor A515
Musculus arytenoideus – Innervation A509 indicis T485, T489 f., 492 – Innervation A507 f., A508
obliquus 647, T649 – Lähmungen 471 – Innervation A509 Musculus flexor digitorum
Musculus arytenoideus Musculus depressor anguli – Sehnenfach 494 superficialis T485, A486,
transversus 647, T648 oris A602, T604, A637 Musculus extensor pollicis T487, 488, A491, A497, T512,
Musculus auricularis Musculus depressor labii brevis T485, A486, T489 f., A515
anterior T604 inferioris A602, T604 491, A492, 495, A497, A515 – Innervation A507
Musculus auricularis Musculus detrusor – Innervation A509 Musculus flexor hallucis
posterior A602, T604 vesicae A400 – Sehnenfach 494 brevis 556, T558
aSachverzeichnis
889 M
– Innervation A572 Musculus infraspinatus A455, Musculus longissimus Musculus orbicularis, ring-
Musculus flexor hallucis A457, A463, 464, T467, 469 f., cervicis A244, T248 förmiger Muskel 168
longus A525, A550 f., 552, T471, A472 Musculus longissimus Musculus orbicularis
T553, 554, A555, A557, 561, Musculus intercostalis externus thoracis A244, T248 oculi A602, T603, 698
A579 A255, A261, T262, 262 Musculus longitudinalis Musculus orbicularis
– Innervation A572 Musculus intercostalis inferior 620 oris A602, T603, A613
– Sehnenscheide 560 internus A261, T262, 262 Musculus longitudinalis Musculus orbitalis 701
Musculus flexor pollicis Musculus intercostalis superior 620 – Innervation 676
brevis T495, 496, A497 intimus A261, T262, 263 Musculus longus capitis T638 Musculus palatoglossus 616 f.
– Innervation A507 Musculus interosseus dorsalis Musculus longus colli A633, Musculus palatopharyn-
Musculus flexor pollicis (manus) 497, T498 T638 geus 616 f., 642, T643
longus T485, A486, T488, – (pedis) 558, T559, 561 Musculus lumbricalis Musculus palmaris
490, 495, A497, T512, A515 Musculus interosseus (manus) 496, A497, T498 brevis T498, 499
– Innervation A507 palmaris 497, T498 – Innervation A507, A508 – Innervation A508
Musculus fusimormis, spindel- Musculus interosseus – (pedis) 556 Musculus palmaris
förmiger Muskel 167 plantaris 558, T559, 560 – Innervation A572 longus T478, T485, A486,
Musculus gastrocnemius Musculus interspinalis Musculus masseter 613, T614, T487, 488, T490, A515
A518, 541, T543, A551, 552, cervicis A244, T245 A637 – Innervation A507
T553, 554, T555, A579 Musculus interspinalis – Gefäße 660 Musculus papillaris anterior
– Innervation A572 lumbalis A244, T245 Musculus mentalis T604 – linke Kammer 288
Musculus gemellus Musculus interspinalis Musculus multifidus 244, T246 – rechte Kammer 287
inferior T532 thoracis T245 Musculus multipennatus, Musculus papillaris posterior
Musculus gemellus Musculus intertransversarius mehrfach gefiederter – linke Kammer 288
superior T532 anterior cervicis 243 Muskel 167 – rechte Kammer 287
Musculus genioglossus 620 Musculus intertransversarius Musculus mylohyoideus 619, Musculus papillaris septalis,
Musculus geniohyoideus lateralis lumbalis 243 A637 rechte Kammer 287
T619, 620 Musculus intertransversarius Musculus nasalis T603 Musculus pectinatus
Musculus gluteus medialis lumbalis A244, Musculus obliquus capitis – linker Vorhof 288
maximus A438, A527, T531, T247 inferior T247, A250 – rechter Vorhof 287
532 f., T535, 563 Musculus intertransversarius Musculus obliquus capitis Musculus pectineus T533,
– Innervation A572 posterior medialis superior T247, A250 A534, T535, A570, A577
– Lähmung 533 cervicis A244, T247 Musculus obliquus externus – Doppelinnervation A570
Musculus gluteus medius Musculus intertransversarius abdominis 310, T312, A317 Musculus pectoralis
A518, A527, T531, 533, A534, thoracis T247 Musculus obliquus major 258, T259, A455,
T535, A545 Musculus ischiocavernosus inferior T699, 700, A701 T468, A469, 470, T471, 472,
– Innervation A572 A326 f., 328, 419 Musculus obliquus internus A473
Musculus gluteus Musculus latissimus dorsi 242, abdominis 310, T312, A317 Musculus pectoralis
minimus A518, A527, T531, T467, A469, 470, T471, A472, Musculus obliquus minor 258, T259, T466,
533, A534, T535 A473 superior T699, 700, A701 468, A469, 472, A473
– Innervation A572 Musculus levator anguli Musculus obturatorius externus Musculus piriformis 326,
Musculus gracilis T533, 534, oris T604 T532, T535, A545, A577 A518, 530, T531, 532, T535,
T535, A541, T543, A545, Musculus levator ani A326, – Innervation A570 A545, A575, T576
A570, A577 f 327, A438, A530 Musculus obturatorius Musculus plantaris T543, 552,
– Faszienloge 546 Musculus levator costae T248 internus 326, A327, 530, T553, A557, A579
Musculus hyoglossus 620, Musculus levator labii T531, 532, T535, 574, T576 – Innervation A572
A637 superioris A602, T603 Musculus occipitofrontalis Musculus planus, platter
Musculus iliacus 530, T531, Musculus levator labii superioris A602, T603, A637 Muskel 167
A577 alaeque nasi A602, T603 Musculus omohyoideus 468, Musculus popliteus A521, 541,
– Innervation A570 Musculus levator palpebrae A633, A637, T638 T543, 552, T553, A555
Musculus iliocostalis superioris T603, 698, Musculus opponens digiti – Innervation A572
cervicis A244, T248 A700 minimi (manus) A496, Musculus procerus A602, T603
Musculus iliocostalis Musculus levator T498, 499 Musculus pronator quadratus
lumborum A244, T248 scapulae T465, 468, A469, – Innervation A508 T485, A486, T488, T490, A491
Musculus iliocostalis A472, A637, A655 – (pedis) 558, T559 – Innervation A507
thoracis A244, T248 Musculus levator veli – Innervation A572 Musculus pronator teres T478,
Musculus iliopsoas 530, T535, palatini 616, T617 Musculus opponens T485, A486, T487, 488, T490,
563, 575, T576 Musculus longissimus pollicis T495, 496, A497 A491
– Faszien 530 capitis A244, T248 – Innervation A507 – Innervation A507
890 Sachverzeichnis
Musculus psoas 266 Musculus risorius A602, T604 Musculus sphincter urethrae – Entwicklung 707
Musculus psoas major 311, Musculus rotator cervicis T246 externus A383, 400 f., 403 – Herkunft T634
530, T531, A577 Musculus rotator Musculus sphincter urethrae Musculus tensor veli
– Innervation A570 lumborum T246 internus 400 f. palatini 616, T617
Musculus psoas minor 530, Musculus rotator thoracis 244, Musculus spinalis capitis T245 – Herkunft T634
T531 T246 Musculus spinalis Musculus teres major A455,
Musculus pterygoideus Musculus salpingopharyn- cervicis T245 469 f., T471, A472
lateralis 613, T614, 629 geus 642, T643 Musculus spinalis Musculus teres minor A455,
– Gefäße 660 Musculus sartorius T535, 542, thoracis A244, T245 A457, A463, 464, T467, 469,
Musculus pterygoideus T543 f., A578 Musculus splenius capitis 470, T471, A472
medialis 613, T614, 629, – Faszienloge 546 A244, T247, A637 – Innervation T467, A509
A630 – Innervation A570 Musculus splenius cervicis Musculus thyroarytenoideus
– Gefäße 660 Musculus scalenus T247 A645, 647, T648
Musculus puboprostati- anterior 261, A637, T638, Musculus stapedius 709 Musculus thyroepiglotticus
cus 384 A655 – Entwicklung 707 T649
Musculus puborectalis 327, Musculus scalenus – Herkunft T634 Musculus thyrohyoideus T637,
365 medius T638 Musculus sternocleidomastoi- T648
Musculus pubovaginalis 327 Musculus scalenus deus A250, A455, 468, Musculus tibialis
Musculus pubovesicalis 400 posterior A637, T638 A469, A473, A633, A637, anterior A521, A525, 551,
Musculus pyramidalis T312 Musculus semimembranosus T637, 638, 654 A552, 554, T555, A557,
Musculus quadratus T535, 542, T543, 545, 563, Musculus sternohyoideus A560 f., 563,
femoris A518, T532, T535 A578 A633, T637 – Innervation A570
Musculus quadratus – Innervation A572 Musculus sternothyroideus Musculus tibialis
lumborum 266, 311, T312, Musculus semispinalis A633, T637 posterior A521, A525,
A530, A534 capitis T246 Musculus styloglossus 620 A550 f., 552, T553, 554, A555,
Musculus quadratus Musculus semispinalis Musculus stylohyoideus A613, A557, 561, A579
plantae 556, T559, A560 cervicis T246, A250 T619, A637 – Innervation A572
Musculus quadriceps Musculus semispinalis – Herkunft T634 Musculus trachealis 272, A273
femoris 539, T543 thoracis T246, A244 Musculus stylopharyngeus Musculus transversus
Musculus rectourethralis 382 Musculus semitendinosus 642, T643 abdominis A310, 311,
Musculus rectovesicalis 382 T535, 541, T543, T544, 545, Musculus subclavius 258, T312, A317
Musculus rectus 563, A578 T259, T466, 468, 472 Musculus transversus
abdominis A310, T312, 313 – Innervation A572 Musculus subcostalis T262 linguae 620
Musculus rectus capitis Musculus serratus Musculus subscapularis 456, Musculus transversus perinei
anterior T638 anterior T465, 468, A469, A463, 464, T467, 470, T471, profundus 326, A327, A383,
Musculus rectus capitis A471, A473 A472, A477 A414, A438
lateralis 243 Musculus serratus posterior Musculus supinator 458, T485, Musculus transversus perinei
Musculus rectus capitis inferior T243 A486, 488, T489, T490, 491, superficialis A326, 327,
posterior major T245, A250 Musculus serratus posterior A492 A438
Musculus rectus capitis superior T243 – Innervation 489, A509 Musculus transversus
posterior minor T245, A250 Musculus soleus A521, A551, Musculus supraspinatus thoracis T262
Musculus rectus femoris T535, 552, T553, 554, T555, A455, A457, A462 f., 464, Musculus trapezius 242, A455,
543, T544, 563, A578 A579 T467, 469, 470, T471, A472 T465, 468, A469, A471, A637
– Innervation A570 – Innervation A572 – Lähmungen 471 Musculus triceps brachii A457,
Musculus rectus inferior T699, Musculus sphincter ampullae Musculus tarsalis inferior T603, 475, T476, 477, A515
700, A701 hepaticopancreaticae 371 698 – Innervation A509
Musculus rectus lateralis Musculus sphincter ani Musculus tarsalis superior Musculus triceps surae 552,
T699, 700, A701 externus A326, 327, 365, T603, 698 A556 f
Musculus rectus A383, A438 Musculus temporalis 613, Musculus uvulae 616 f.
medialis T699, 700, A701 Musculus sphincter ani T614, 629 Musculus vastus
Musculus rectus superior internus 365 – Gefäße 660 f. intermedius A518, 543,
T699, 700, A701 Musculus sphincter ductus Musculus temporoparietalis T544, A578
Musculus rhomboideus choledochi 371 A602, T603 – Innervation A570
major T465, 468, A469, Musculus sphincter Musculus tensor fasciae Musculus vastus lateralis
A477 pupillae A688, 689, 827 latae T531, A534, T535, A518, 543, T544, A578
Musculus rhomboideus – Innervation 207, T210, 676 T543, 546 – Innervation A570
minor T465, 468, A469, Musculus sphincter Musculus tensor tympani Musculus vastus medialis
A477 pyloricus 350 T588, A706, A708, 709 A518, 543, T544, A578
aSachverzeichnis
891 M–N
– Innervation A570 Myelinscheide 79 Nagelplatte 226 – Herkunft T112, A733
Musculus verticalis Myeloarchitektonik 721 Nageltasche 226 – vegetative Innervation
linguae 620 Myelogenese 80 f., 725 Nagelwall 226 A207
Musculus vesicoprostaticus Myeloide Vorläuferzelle A135 Narbe 6 Nebennierenrinde 385 f.
400 Myelomeningozele 727, Nares, Nasenlöcher 626 – Entwicklung 385
Musculus vesicovaginalis 400 A728 Nase 626 ff. – Herkunft T112
Musculus vocalis A645, 647, Myelozele 727, A728 – Entwicklung 602 Nebenphrenicus 267, 298
T648 Myelozyt 136 – Muskeln T603 Nebenschilddrüse, Glandula
Musculus zygomaticus Myoblasten 58 Nasenatmung 617 parathyroidea 652 f.
major A602, T604 Myoepithel 7 Nasenbein, Os nasale T583 – Herkunft T112
Musculus zygomaticus Myoepithelzellen 58, 69 Nasendach 597 Nebenzellen, Magen 351
minor A602, T604 – Drüsenendstück 25, A28 Nasendrüsen 627 Nebulin 63
Muskel 166 ff., A167 – Glandula mammaria 257 – Innervation T210, 676 Nekrose 22
– Anpassung 174 – Vorkommen 69 Nasenflügelatmung T603 Neocerebellum 786, 810
– Arbeitsleistung 171 Myofibrillen 58, 61, A62 Nasenhaare, Vibrissae 224 Nephroblastom 389
– doppelt gefiedert 167 Myofibroblasten 34, 58, 69 Nasenhöhle, Cavitas nasi 626 f. Nephrogener Strang A113,
– einfach gefiedert 167 Myofilamente 61, A62 – Entwicklung 605 388
– eingelenkig 171 Myogene Determinationsfak- – Gliederung 627 Nephron 390 f.
– gefiedert 171 toren 453 – Seitenwände 597, A598 Nerven 82, 200
– Hebelwirkung 171 Myoglobin 64 Nasenkapsel A585 Nervenendigungen
– Hilfseinrichtungen 169 Myokard 284 Nasenknorpel T48, 626 – eingekapselte 682
– Hüllsysteme 168 Myometrium 428 f., A429 Nasenlöcher, Nares 626 – freie 682
– mehrbäuchig 167 Myosin 18 Nasenmuscheln 597 Nervenfaser 79
– mehrfach gefiedert 167 Myosinfilamente 60 ff. – untere, Concha nasalis – Entwicklung 80
– mehrgelenkig 171 – glatte Muskulatur 60 inferior T583, 597 – Klassifizierung T82
– mehrköpfig 167 – Skelettmuskulatur 61 ff. Nasennebenhöhlen, Sinus – markarme 79
– parallelfasrig 171 Myotom A113, 115 paranasales A595, 598, – markhaltige 79, T82
– platt 167 Myxödem 652 628 – marklose 80 f., T82
– ringförmig 168 M-Zellen, darmassoziiertes – Entwicklung 598 – markreiche 79
– spindelförmig 167 lymphatisches System 354, – Gefäße 628, 660 – markscheidenfreie 80
– zweibäuchig 167 357 – Innervation 628 – Regeneration 83
– zweigelenkig 171 – Tonsilla palatina 618 Nasenscheidewand, Septum Nervenfaserbündel A79, 83
Muskelbauch 167 nasi 597 Nervengeflechte 202
Muskeldifferenzierung 58 – Entwicklung 606 Nervengewebe 6, 70 ff.
Muskelfaser Nasenschleimhaut Nervensystem
– rot 65 N – Epithel T9 – Herkunft T112
– weiß 65 – Gefäße 628 – Histogenese 724, A725
Muskelfaserriss 168 Nabel 314 – Innervation 628 Nervenzellen 70 f.
Muskelfasertypen 65 Nabelarterie, A. umbilicalis Nasenwülste 601 f. – Energiebedarf 71
Muskelführung 163 118, 180, T182, 187, 442 Natriuretisches Peptid 284 – Entwicklung 724
Muskelgewebe 6, 58 ff., A58, Nabelhernien 314 Natürliche Killerzellen 139 f. – Golgi Typ I 73
T59 Nabelring 118 Nebenhoden, Epididymis 404, – Golgi Typ II 73
– Herkunft T112 Nabelschleife 342 A405, 412 – Klassifizierung 72 f., A73
Muskelgruppen 173 Nabelschnur 41, A113, 117 f. – Arterien 413 Nervenzellfortsätze 70
Muskelhemmung 163 Nabelschnurgefäße 180 – Entwicklung 412 Nervus abducens T587, T666,
Muskelkraft 170 Nachgeburtsphase 438 – Epithel 412 670, T699, A700, 703, A763,
Muskelloge A169 Nachhirn, Metencephalon 729 – Venen 413 A768, T774, 776
Muskelmechanik 170 f. Nachniere, Metanephros 388 Nebenniere, Glandula Nervus accessorius T465,
Muskelpumpe 194 Nachnierenblastem 388 suprarenalis 385 ff. T588, T637, 654, A655, T667,
Muskelspindel 66 Nachnierenentwicklung 388, – Anpassung 386 673, A763, T775, 777
Muskosaassoziiertes lymphati- A389 – Arterien A386, 387 Nervus alveolaris inferior T590,
sches Gewebe, Trachea 273 Nackenband, Ligamentum – Innervation 387 612, A630, T666, 669
Muttermund, Ostium uteri nuchae 235 – Lage 381 Nervus alveolaris superior
– äußerer 428 Nackenbeuge 729, A730 – Venen 386, 387 T590, 611 f., T666, 668
– innerer 428 Nackenmuskeln 249 Nebennierenleiste A385, Nervus ampullaris
Mydriasis 827 – kurze 249, A250 A406 posterior 718
Myelencephalon 729 Nagelbett, Lectulus 226 Nebennierenmark 209, 386f. Nervus analis inferior 447
Myelin 80 Nagelmatrix 226 – Entwicklung 385 Nervus anococcygeus T801
892 Sachverzeichnis
Nervus auricularis magnus Nervus cutaneus dorsalis – Kerne T774 Nervus intermedius 617, 671,
A604, 605, A655, A674 f., medialis (N. fibularis – Kleinhirnbrückenwin- A763
705 superficialis) A573 kel 777 – Kerne T774
Nervus auricularis Nervus cutaneus femoris – parasympathischer An- Nervus interosseus antebrachii
posterior 670 lateralis A569, 570, A573, teil 773 anterior T488, 507, T516
Nervus auriculotemporalis 575, T576, A577 f – Paukenhöhle 710 Nervus interosseus antebrachii
A604, 605, 624, A625, 629, Nervus cutaneus femoris – somatoafferenter Teil 671 posterior 510, T516
A630, 631, T666, 669, 705 f. posterior 447, A569, 571, Nervus femoralis T531, T533, Nervus ischiadicus 447, T532 f.,
Nervus axillaris T467, 509 f., A573, 574, A575, T576, A578 T544, A569, 570, 575, T576, T544, A569, 571, A575, T576,
512 Nervus cutaneus surae A577, T578 T578
– Lähmungen 471, 509 lateralis A573, A579 – Äste 571 – Aufteilung 572
Nervus buccalis A604, 605, Nervus cutaneus surae – Lähmungen 571 – Lähmungen 571
A630, T666, 669 medialis A573, A579 Nervus fibularis Nervus jugularis 677
Nervus cardiacus cervicalis Nervus depressor 673 communis T544, A570, 572, Nervus labialis anterior
inferior 290 Nervus digastricus 671 T576, 578 (Schamlippen) 443
Nervus cardiacus cervicalis Nervus digitalis dorsalis (N. – Lähmungen 572 Nervus labialis posterior 434,
superior 290, 678 fibularis superficialis) 510, Nervus fibularis 447
Nervus cardiacus 572 profundus T551, T557, 572, Nervus lacrimalis 605, A625,
thoracicus 290 Nervus digitalis dorsalis hallucis A579, T580 T666, A700, 703
Nervus caroticotympanicus lateralis A573 – Lähmungen 572 Nervus laryngeus inferior
T587 Nervus digitalis dorsalis n. Nervus fibularis T634, 652
Nervus caroticus radialis 510 superficialis T554, A570, Nervus laryngeus recurrens
internus 677 f. Nervus digitalis dorsalis n. 572, A579 298 f., A633, T648, 650, A655,
Nervus ciliaris brevis 676, ulnaris 508, A510 – Lähmungen 572 673
702 f. Nervus digitalis dorsalis Nervus frontalis 605, T666, Nervus laryngeus superior
Nervus ciliaris longus 687, 698, pedis A573 A700, 703 T634, 652, 654, 673
703 Nervus digitalis palmaris Nervus genitofemoralis T312, Nervus lingualis 622, A625,
Nervus clunium inferior 571 communes (N. medianus) A569, 570, T801 A630, 631, T666, 669, 671,
– medius 569 507 Nervus glossopharyngeus 677
– superior 569 – (N. ulnaris) 509 T210, T588, 617, 622 f., T634, Nervus lumbalis 569
Nervus coccygeus 569 Nervus digitalis palmaris T643, 654, 671, 678, A763 Nervus mandibularis T587,
Nervus cochlearis T667, A712 proprius (N. medianus) – branchiomotorische Anteile 605, A625, 630, T634, 665,
Nervus costalis XI 313 A510 776 T666, 669 f., 709
Nervus cutaneus dorsalis Nervus digitalis palmaris – Kerne T775 Nervus massetericus T614,
medialis 572 proprius (N. ulnaris) 509, – parasympathischer Anteil A630, 670
Nervus cutaneus antebrachii A510 773 Nervus maxillaris T587, 605,
lateralis 507, A510, T512, Nervus digitalis plantaris – Wurzeln 777 A625, 628, 665, T666,
A515 communis 573 f. Nervus gluteus inferior 447, 667 f.
Nervus cutaneus antebrachii Nervus digitalis plantaris T531, 571, 574, A575, T576 – Äste 668
medialis 508, A510, T512, proprius 573 f. Nervus gluteus superior 446, Nervus medianus 459, T476,
513, T514, A515 Nervus dorsalis clitoridis 434, T531, A569, 571, 574, A575, 484, T487 f., 493, T495, T498,
Nervus cutaneus antebrachii 447 T576 507, T512, T514, 515, T516
posterior 510 Nervus dorsalis penis A417, Nervus hypogastricus 447 – Autonomgebiete 508
Nervus cutaneus brachii lateralis 447 Nervus hypoglossus 203, – Lähmungen 508
inferior 510, T514 Nervus dorsalis scapulae T465, T588, T620, 622, 654, T667, Nervus mentalis T590, A604,
Nervus cutaneus brachii lateralis 505 674, A763, A770, 777 605
superior 509, A510, T514 Nervus ethmoidalis – Kern T775 Nervus motorius nervi
Nervus cutaneus brachii anterior T587, T589, 605, Nervus iliohypogastricus trigemini 776
medialis 508, A510, 513, T628, 703 T312, A569, 570, T801 Nervus musculi quadrati
T514, A515 Nervus ethmoidalis Nervus ilioinguinalis T312, femoris T532, 574
Nervus cutaneus brachii posterior T589, 703 316, T418, A569, 570, T801 Nervus musculi tensoris veli
posterior 510, T514, A515 Nervus facialis 203, T210, Nervus infraorbitalis T589, palatini T617, 670
Nervus cutaneus dorsalis A507, T587, T589, T619, 623, A604, 605, T628, A630, T666, Nervus musculocutaneus
intermedius (N. fibularis A625, T645, 670, A706, 709, 669, A700, 703 T476, 507, A510, 513, T514,
superficialis) 572 A763, A768, 806 Nervus infratrochlearis 605, A515, T801
Nervus cutaneus dorsalis – Augenlid 698 703 – Lähmungen 507
lateralis (N. suralis) A573, – branchiomotorischer Nervus intercostalis 260, A261, Nervus mylohyoideus T619,
T576, 580 Teil 670 263 f., T801 A630, 654, 670
aSachverzeichnis
893 N
Nervus nasalis medialis Nervus pterygoideus Nervus trigeminus 203, 665 f., Neuralrinne 112, A113
703 lateralis T614, A630, 670 T666, A763 Neuralrohr 112, A113, 724,
Nervus nasociliaris 605, 628, Nervus pterygoideus – Innervationsgebiete 604 732
T666, A700, 703 medialis T614, 670 – intracraniel 776 Neuroblasten 724
Nervus nasopalatinus T588, Nervus pudendus 417, 447, – Kerne T774 Neurocranium 582. T583
T628, 669 574, A575, T576 – Portio major 665 Neurodegenerative Erkrankun-
Nervus obturatorius A313, Nervus radialis 457, T476, 484, – Portio minor 665, 669, gen 721
446, T532 f., A569, 570, 575, T489 f., 509, T514, 515, T801 776 Neuroendokrine Granula
T576, A577 – Lähmungen 511 Nervus trochlearis 203, T587, – Herz 68, 284
– Lähmungen 570 Nervus saccularis 718 665, T666, T699 f., A702, 703, Neuroendokriner Hypothala-
Nervus occipitalis major 250 Nervus sacralis 569 A763 f., 766, A772 mus 756
Nervus occipitalis minor A655, Nervus salivatorius – intracraniel 776 Neuroepithel 724
A674, 675 inferior 773 – Kern T774 Neurofibrillen 71
Nervus occipitalis tertius 250, Nervus saphenus 571, T576, Nervus tympanicus T588, Neurofilamentäres Triplett-
A604 577, A578 f A625, T667, 672, 710 protein 19
Nervus oculomotorius T210, Nervus scrotalis posterior 447 Nervus ulnaris 457, 484, T495, Neurofilamente 71 f.
T587, 665, T666, 689, T699, Nervus splanchnicus T487 f., 498, 508, T514, A515, Neurofunktionelle Systeme
702, A763, A765 lumbalis A207 516 804 ff.
– Äste 702 Nervus splanchnicus major – Autonomgebiet 509 Neuroglanduläre Synapsen 78
– Augenlid 698 A207, 209, 304, 447 – Lähmungen 509 Neurohormone 31
– intracraniel 776 – Diaphragma 266 Nervus utriculoampullaris 718 Neurohypophyse 757 f.
– Kerne T774 – Nebenniere 387 Nervus vagus 203, T210, A295, Neurom 84
Nervus olfactorius 203, 627, Nervus splanchnicus minor 299, T588, 622 f., A633, T634, Neuromuskuläre Synapsen 65,
T666 A207, 209, 304, 447 643, 654, A655, 672 f., 678, 78
Nervus ophthalmicus T587, – Diaphragma 266 706, A763, A770 Neuron 70
605, 628, 665, T666, 703 Nervus splanchnicus pelvicus – Äste T667, 673 Neuronales Netzwerk 722
– Äste 703 A207 – branchiomotorische Antei- Neuronenketten 721
Nervus opticus 203, T587, Nervus splanchnicus sacralis le 776 Neuropeptide 76 f., 841, T842
A684, 696, A700, A763, 824 A207 – Diaphragma 266 – Abbau 78
Nervus palatinus major T588, Nervus stapedius 670 – Dickdarm 363 Neuropeptid Y 206
617, T628, T666, 668 Nervus subclavius T466, 505 – Dünndarm 360 Neurophysin 756
Nervus palatinus minor T588, Nervus subcostalis T312, 313, – intracraniel 777 Neuroporus caudalis 112
617, T660, 668 T801 – Kerne T775 Neuroporus rostralis 112,
Nervus pectoralis Nervus suboccipitalis T245, – Magen 353 A113
lateralis T466, T468, 506 T247, 250 – Nebenniere 387 Neurotensin T842
Nervus pectoralis Nervus subscapularis 506, Nervus vestibulocochlea- Neurothel A846, 847
medialis T466, T468, 506, 513 ris 203, T587, T667, 718, Neurotransmitter 31
513 Nervus supraclavicularis A763, A828 – Abbau 78
Nervus perinealis 447 A604, 655, A674, 675 – Kerne T775 Neurotransmittersyste-
Nervus petrosus major T587, Nervus supraorbitalis A604, – Kleinhirnbrückenwin- me 839 ff.
T589, 671, 676 605, 703 kel 777 Neurotubuli A71, 72
– Paukenhöhle 710 Nervus suprascapularis 456, Nervus zygomaticus T589, Neutral-Null-Methode 165
Nervus petrosus minor T589, T467, 471, 506 605, T666, 668, A700 Neutrophile Granulozy-
A625, 672, 676 Nervus supratrochlearis 605, Nesselsucht 149 ten T34, A127, 130, A135,
Nervus petrosus 698, 703 Netzbeutel, Bursa 139
profundus T587, T589, 676 Nervus suralis 573 omentalis 342 – Funktion 130
Nervus phrenicus 267, 298, Nervus temporalis profundus Netzförmiges Bindegewe- – Normalwerte T129
A655, 656, A674, 675 T614, A630, 670 be 43 Nexinbrücken A12
– accessorius 298 Nervus thoracicus longus Netzhaut, Retina 691 Nexus T14, A15, 16
– dexter A295, A297 T465, 505 Netzhautablösung 691 – Herzmuskel 68
– Diaphragma 266 Nervus thoracodorsalis T467, Neugeborenes 121 ff. NGF, nerve growth factor 83
– sinister A295 506, 513 Neurales Ektoderm 111 f. Niere 380, 388 ff.
Nervus plantaris Nervus tibialis T533, T544 f., Neuralfalte 112, A113 – Arterien 395, A396
lateralis T558 f., A573, 574, T553, 573, T576 f., 578, A579, Neuralleiste 112 f., 209, 732 – Außenstreifen 389, A390
T580, T801 T801 – Abkömmlinge A733 – Außenzone 389, A390
Nervus plantaris – Lähmungen 574 Neuralleistenzellen 113 f., – Berührungsfelder A381
medialis T558 f., 573, T580, Nervus transversus colli A604, A113 – Bewegungen A380
T801 654, A655, A674, 675 Neuralplatte 112, A113 6
894 Sachverzeichnis
Präfrontaler Cortex 738, A740 Primitivgrube A109, 110 Processus posterior tali 523, Promontorium, Becken 241,
Präfrontales Assoziations- Primitivknoten 106, 108 f., A524 324
gebiet 843 f. A109, 110, A113 Processus pterygoideus 593, Promontorium, Pauken-
Präganglionäre Fasern 206 Primitivrinne 106, 108 f., A109 594, T614, T617 höhle 707
– Parasympathicus A208, 210 Primitivstreifen 106, 108 f., Processus sphenoidalis A598 Promyelozyt 136
– Sympathicus 206, A208 A113 Processus spinosus 229, A230, Pronation, Fuß 548, T551,
Präimplantationsdiagnos- Primordiale Geschlechtszel- 250 T553, T554
tik 95 len 406 – Brustwirbel 239 Pronation, Unterarm 458, 484,
Präkapilläre Sphinkteren 192 Primordialfollikel 422 f. – Lendenwirbel 240 A486
Prämolaren, Gefäße 660 PRL, Mammotropic hormone Processus styloideus (Os Pronephros, Vorniere 388
Prämotorischer Cortex 738, T761 temporale) A592 ff., 593, Proneuron 724 f., 732
A740, 805, 809 Processus accessorius A230, T619 Prophase 21
Prämyocard 181 239 – Herkunft T634 Propriorezeptoren 67
Präputium clitoridis 434 Processus alveolaris Processus styloideus Prosencephalon, Vorder-
Präputium penis A383, 419 maxillae 592, 593, 596 (Radius) A456, 459, T482 hirn 729
Präsubiculum 832, A836 Processus anterior mallei 709 Processus styloideus Prosopagnosie 843
Präsynaptische Hemmung Processus articularis superior (Ulna) A456, 458, T482 Prospermatogonien 406
723 – Bruswirbel 229, A230 Processus transversus 229, Prostaglandin 131, 149
Präsynaptische Membran 75 – Kreuzbein 240 A230 – Niere 395
Prävertebrale Ganglien, – Lendenwirbel 240 Processus uncinatus A340, Prostata, Vorsteherdrüse 404,
Sympathicus 206, 208 f., Processus articularis 341, 598 414
447 inferior 229, A230 Processus vaginalis – Arterien 415
– Entwicklung 734 Processus axillaris peritonei 318 – Entwicklung T112, 412
Prävertebrale Halsmuskulatur mammae A257 Processus vocalis A645, 646 – Lage 384
T638 Processus ciliaris 688, A689 Processus xiphoideus A255, – Lymphgefäße 415
Presbyopie 691 Processus clinoideus 261 – Nerven 415
Primäre Choanen 606 anterior 590, A591 Processus zygomaticus – Venen 415
Primäre Chorionplatte 98 Processus cochleariformis maxillae 596 Prostatahyperplasie 415
Primäre Hörrinde 739, A828, A708 Processus zygomaticus ossis Prostatasekret 415
829 Processus condylaris frontalis 595 Prostatazonen 414
Primäre Keimstränge mandibulae 599, T614 Processus zygomaticus ossis Proteasom 20
– Hoden 406 Processus coracoideus A258, temporalis A593, 594, 596 Proteine, Plasmamembran 11
– Ovar 421 A455, 456, T476, A477 Proerythroblast 134 – integrale 11
Primäre lymphatische Processus coronoideus Progenie 599 – periphere 11
Organe 132 mandibulae 599, T614 Progesteron 424 f. Proteinkoagulatoren 89
Primäre Oozyten 422 Processus coronoideus – Basaltemperatur A425, 426 Proteinplaque 14, A15
Primärer Dottersack A96 ulnae 458, A474, T487 – Plazenta 103 Proteinzyklase 21
Primäre Rezeptorzellen 682 Processus costalis A230, 239 Programmierter Zelltod 22 Proteoglykane A38, 40 f.
Primärer Gaumen 606 Processus ethmoidalis 598 Projektionsbahnen A741, – Knorpel 47
Primäre Rindenfelder 738 Processus frontalis 744 f. Prothrombin A127
Primäre Sehrinde 739, 824, maxillae 596, T597 Prokollagen 38 Protoplasmatische Astrozyten
826 Processus lateralis mallei 709 Proktodeum 117 A85, 86
Primäres Lysosom 19 f., A20 Processus lateralis tali 523 Prolaktin A760, T761, T842 Protuberantia mentalis 599
Primärfollikel Processus lateralis tuberis – Follikulogenese 425 Protuberantia occipitalis
– Ovar 422, A423 calcanei A523 f Prolaktostatin T761 externa 250, 592, 594
– Lymphfollikel 152 Processus lenticularis 709 Proliferation 6, 20 Protuberantia occipitalis
Primärharn 391 Processus mammillaris A230, Proliferationsphase A429, interna A591, 592
Primärmotorischer Cor- 239 430 Provozierter Zelltod 22
tex 738, A740, 805 Processus mastoideus A592 f., Proliferationszone, Knochen- Proximaler Tubulus T391, 393
Primärpapillen, Zunge 621 594, A631 entwicklung 56 Proximales Handgelenk 481
Primär retroperitoneal gelegene Processus medialis tuberis Prometaphase 21 Prussak-Raum 709
Organe 330 calcanei A523 Prominentia canalis Pseudopodien 18
Primärschweiß 223 Processus muscularis, Carilago facialis 707, 710 Pseudounipolare Nervenzel-
Primär somatomotorischer arytenoidea A645, 646 Prominentia canalis len 73, 201
Cortex 738, A740, 805 Processus orbitalis ossis semicircularis lateralis 707 Psoasarkade 266
Primär somatosensorischer palatini A596, A598 Prominentia laryngis 646, 654 PSR, Patellarsehnenreflex T801
Cortex 739, 817 Processus palatinus Prominentia mallearis A706, Ptosis 690
Primärzotten A96, 97, A98, 99 maxillae 592, 593, 597 709 Pubertät 425
aSachverzeichnis
901 P–R
Pubes, Schamhaare 224 Radix spinalis n. Ramus cluneus inferior
Puerperium 438 Q accessorii T588, 776 (N. cutaneus femoris post.)
Pulmo, Lunge 274 Radix sympathica, Ganglion 571, A573, 574
Pulmonalbogen 184 Quadratusarkade 266 ciliare 676 Ramus cochlearis 718
Pulmonalklappe, Valva trunci Querbogen 524 Radspeichenstruktur 147 Ramus colli nervi facialis 671,
pulmonalis 179, A285, 287 Querfortsatz, Processus Ramus acetabularis 442 T637
– Entwicklung 186, A187 transversus A228, 229 Ramus acromialis (a. ax.) A500 Ramus communicans albus
– Projektion T288 – Brustwirbel 239 – (a. suprascapularis) 657 A201, 202, 206, A208
Pulmonalstenose 189 – Halswirbel 237 Ramus ad musculi obliquum Ramus communicans cum
Pulpa dentis 609 Quergestreifte Muskelfaser 61, inferioris (N. III) A700, 702 ganglio ciliari 703
– Histologie 611 A63 Ramus ad pontem (a. Ramus communicans cum
Pulpahöhle 609 Querschnittslähmung 794, basilaris) T657, 782 f. nervo ulnari
Puls 803 Ramus alveolaris superior – N. medianus 507
– A. carotis communis 655 Querwindung nach anterior/posterior – N. radialis 510
– A. femoralis 564 Heschl 739 (n. infraorb.) 669 Ramus communicans
– A. tibialis posterior 565 Ramus anterior (a. griseus A201, 202, 208
– A. dorsalis pedis 580 obturatoria) 441 Ramus conjunctivalis 703
– radialis 502 Ramus anterior n. spinalis 202 Ramus cricothyroideus T658,
– ulnaris 502 R Ramus atrialis (a. coron. 659
Pulvinar thalami A749 f., 751, dex.) A291 Ramus cutaneus anterior n.
T752 Rachen, Pharynx 640 f. Ramus auricularis anterior (a. femoralis 571, A573,
Punctum adhaerens T14 Rachendachhypophyse 759 temp. sup.) T658, 661 A578
Punctum lacrimale 699 Rachenmembran 110, 116, Ramus auricularis (a. aur. Ramus cutaneus cruris medialis
Punctum nervosum 655 A117, 601 post.) T658, 659 (N. saphenus) A573
Punktdesmosom 13 f. Rachischisis 727, A728 Ramus auricularis nervi Ramus cutaneus n.
Pupille 684, 691 Rachitis 57, 261, 268, 537 vagi T588, 673, 705 iliohypogastrici A573, 574
– Dilatation 827 Radgelenk A164, 165 Ramus bronchialis Ramus cutaneus n.
– Entwicklung 685 Radialabduktion 483 (Aorta) 279, 303 obturatori 570, A573
– Verengung 827 Radialispuls 502 Ramus bronchialis (N. X.) Ramus deltoideus
Pupillenreflex 826 f. Radiäre Glia 86, 725 A299, 673 – A. profunda brachii 501
Purkinje-Fasern A285, 289 Radiatio acustica A745 Ramus buccalis 671 – A. thoracoacromialis 500
Purkinje-Zellen 73, 788, A789 Radiatio optica A745, 825 Ramus calcaneus (a. tib. post.) Ramus dextra (A. hep. comm.)
– Axone 789 Radiatio thalami A475, 750 A566 439
– Dendriten 788 Radikuläre Innervation 203 Ramus calcaneus lateralis (n. Ramus digastricus 671
– Synapsen 78 Radioanuläre Luxation 475 suralis) A573 Ramus dorsalis linguae T658,
Purkinje-Zellschicht 788 Radius 458 Ramus calcaneus medialis (N. 659
Putamen A739, 743, A745, – Ossifikation T451 tibialis) A573 Ramus dorsalis n. ulnaris 508,
808 Radiusfraktur 459 Ramus cardiacus thoracis A510
Pyelitis 399 Radiusperiostreflex T801 290 Ramus duodenalis 359, 439
Pygopagus 123 Radix anterior, Rücken- Ramus cardiacus cervicalis Ramus externus (n. laryngeus
Pykniker 2 mark 201 inferior 290, A299, 673 superior) T648, 649
– Herzlage 284 Radix cranialis nervi accessorii Ramus cardiacus cervicalis Ramus femoralis n.
– Thorax 268 776 superior 290, A299, 673 genitofemoralis 316, T418,
Pylorus 337 Radix dentis 608, A609 Ramus caroticotympanicus 434, A569, 570, A573, 575,
Pylorusdrüsen 352 Radix linguae 620, 622 710 A577, T801
Pyramidenbahn, Tractus – Entwicklung 635 Ramus carpalis dorsalis A502, Ramus frontalis T658, 661
corticospinalis 766, A770, Radix medialis n. mediani 508 503 Ramus ganglionaris ad
802, 806, A807 Radix mesenterii 342, A343, Ramus carpalis palmaris A502, ganglion pterygo-
Pyramidenkreuzung, Decussatio A345 503 palatinum 668
pyramidum A763, 806 Radix mesocolon transversum Ramus chorii 102 Ramus gastricus (n. vagi) 673
Pyramidenzelle, Großhirnrin- A339, 345 f. Ramus circumflexus (a. coron. Ramus genitalis n.
de 73, 742 Radix nasi 626 sin.) A285, 291 genitofemoralis 316, T418,
Pyramides renales 389 Radix oculomotoria 702 Ramus circumflexus fibularis 434, A569, 570, A573
Pyramis, medullae – Ganglion ciliare 676 (a. tibialis posterior) A566 Ramus iliacus 441
oblongatae 769 Radix penis 417 Ramus cluneus medius (Plexus Ramus inferior n. oculo-
Pyramis vermis A785, T785 Radix posterior, Rücken- lumbalis) 569, A573, 574 motori 702
P-Zellen, Darm 357 mark 201 Ramus cluneus superior (Plexus Ramus infrapatellaris 571,
Radix pulmonis 274 lumbalis) 569, A573, 574 A573
902 Sachverzeichnis
Ramus intercostalis anterior Ramus nasalis externus Ramus sternalis A305 Raphe pharyngis 593, A642,
(a. thoracica int.) 263, A264, (N. ethmoidalis) 605, 703 Ramus sternocleidomastoi- 643
A305 Ramus nodi deus Raphe pterygomandibularis
Ramus interganglionaris 206 atrioventricularis 289, 291 – A. thyroidea superior T658, A613, A642
Ramus intermedius Ramus nodi sinuatrialis 289, 659 Raphe scroti 417
(A. hep. comm.) 439 A291 – Plexus cervicalis A674, 674 Raster-Elektronenmikroskopie
Ramus interventricularis septalis Ramus occipitalis T658, 659 Ramus stylohyoideus 671 90
(a. cor. dex.) 291, A291 Ramus oesophagealis Ramus subscapularis 500 Rathke-Tasche A758, 759
Ramus interventricularis septalis (Aorta) 303 Ramus superficialis (A. glut. Raucher 273, 278
(a. cor. sin.) 289, 291 Ramus oesophageus (n. sup.) 441 Raues endoplasmatisches
Ramus interventricularis vagus) 673 Ramus superficialis n. Retikulum 25 f.
anterior A285, 291 Ramus omentalis A348, 352 radialis 510, T516 Rautengrube 770
Ramus interventricularis Ramus ovaricus 426, 431, Ramus superficialis n. Rautenhirn 112, 729, A730
posterior A285, 289, A291 442 ulnaris 509, T512 Rautenlippe 729, A730, 784
Ramus labialis anterior Ramus palmaris nervi Ramus superior n. Receptor for activation of
(Schamlippe) 434 mediani 507, A510 oculomotorii A700, 702 nuclear kappa B 54
Ramus labialis posterior Ramus palmaris nervi Ramus temporalis n. facialis Receptor for activation of
(Schamlippe) 434 ulnaris 509, A510 671 nuclear kappa B ligand 54
Ramus labialis superior Ramus palmaris profundus Ramus temporalis superficialis Recessus, Cavitas abdominalis
(Lippe) 605 A502, 503 n. auriculotemporalis 605 331, 341 f.
Ramus laryngopharyngeus Ramus palmaris Ramus tentorii n. Recessus axillaris A462, 463
678 superficialis A502, 517 ophthalmicus 703 Recessus costodiaphragmaticus
Ramus lingualis Ramus palpebralis (n. Ramus thymicus (a. thoracica A255, 270
– N. IX 672 lacrimalis) 703 int.) A305 Recessus costomediastina-
– N. X 673 Ramus pancreaticus 375, 440 Ramus tonsillaris n. IX 672 lis 270
Ramus lumbalis 441 Ramus parotideus T658, 661 f. Ramus tonsillaris (a. palatina Recessus duodenalis
Ramus mammarii Ramus perforans (a. fibularis) asc.) 618, T658, 659 inferior 342, 344
lateralis A257, 500 566 Ramus trachealis 274, 673 Recessus duodenalis
Ramus mammarii Ramus perforans (Arcus Ramus trapezius A674, 675 superior 342, 344
medialis 257, A305 palmaris prof.) 502 Ramus tubarius (a. uterina) Recessus epitympanicus
Ramus mandibulae 599 Ramus pericardiacus 427, 431, 442 A704, A706, 707, A708
Ramus marginalis dexter – Aorta thoracica 303 Ramus tubarius n. IX 672 Recessus hepatorenalis 337,
(a. coron. dex.) 291 – Nerven 281 Ramus vaginalis (A. uterina) 341
Ramus marginalis Ramus perinealis 571 A421, 431, 432, 442 Recessus ileocaecalis
mandibulae 671 Ramus pharyngeus (a. carot. Ramus ventricularis inferior 342, 344
Ramus marginalis sinister (a. ext.) 644, T658, 659 anterior A291 Recessus ileocaecalis
coron. sin.) 291 Ramus pharyngeus (N. IX) Ramus vestibularis 718 superior 342, 344
Ramus mediastinalis 303, 672 f. Ramus zygomaticofacia- Recessus inferior bursae
A305 Ramus phrenicoabdomina- lis T590, A604, 605, T666, omentalis 339, 342
Ramus medullaris lis 267, 446 668 Recessus infundibuli A749,
medialis 782 Ramus posterior (A. Ramus zygomaticotemporalis A756, A850, 851
Ramus meningeus (Nerv) obturatoria) 442 T590, A604, 668 Recessus intersigmoideus
– N. maxillaris 668 Ramus posterior n. Randbogen 108 342, A345, 346
– N. spinalis A201, 202 spinalis 202 Randleiste, Wirbel A228, 229, Recessus membranae
– N. vagus 673 Ramus profundus (A. glut. 231, 450 tympani A706, 709
Ramus meningeus a. sup.) 441 – Extremitäten Knospe 450 Recessus opticus A749, A850,
vertebralis T657 Ramus profundus n. radialis – Ossifikation T232 851
Ramus meningeus anterior 510 Randsinus 151 Recessus paraduodenalis 342
(a. ethmoidalis ant.) 846 Ramus profundus n. ulnaris RANK, receptor for activation of Recessus pharyngeus 641
Ramus meningeus recurrens 509, T512 nuclear kappa B 54 Recessus phrenicomediastina-
(N. V) T666 Ramus pterygoideus T658, RANKL, receptor for activation lis 270
Ramus musculi 660 of nuclear kappa B ligand Recessus pinealis A850, 851
stylopharyngeus 672 Ramus pubicus A305, 441 54 Recessus piriformes 642, A645
Ramus mylohyoideus T658, Ramus scrotalis 441 Ranvier-Schnürring 80 f. Recessus retrocaecalis 342,
660 Ramus septi nasi T628 Raphekerne 778 345
Ramus nasalis anterior T628 Ramus sinister (A. hep. Raphe mylohyoidea T619 Recessus sphenoethmoidalis
Ramus nasalis internus T628 comm.) 439 Raphe Penis, 597, 599
Ramus nasalis posterior T628 Ramus sinus carotici 672 Entwicklung A416 Recessus splenicus 339, 342
aSachverzeichnis
903 R
Recessus subhepaticus 337, Regio infrascapularis A242 Reservestreckapparat 540 Retinaculum musculorum
341 Regio inguinalis 309, A314, Reservezone, euchondrale extensorum superius, Fascia
Recessus subphrenicus 337, 316, A317 Ossifikation 56 cruris 556
341 Regio lumbalis A242 Residualkörper A20 Retinaculum musculorum
Recessus subpopliteus 539 Regio malleolaris Resorption 19 fibularium inferius, Fascia
Recessus superior bursae lateralis A520, 547, T576, – fluid-phase 19 cruris 556
omentalis 339, 342 580 – rezeptormediierte 19 Retinaculum musculorum
Recessus suprapatellaris 538 f. Regio malleolaris medialis Resorptionszone, enchondrale fibularium superius, Fascia
Recessus suprapinealis A850, 547, T576, 579 Ossifikation 57 cruris 556
851 Regionäre Lymphknoten 150, Respiratorisches Epithel 10, Retinaculum musculorum
Recessus tubotympani- 197 T112 flexorum, manus 483, 493,
cus 635, 707 Regio olfactoria 627 Restitutionsphase 21 516, 556
Rechte Atrioventrikular- Regio perinealis A309 Restriktionspunkt 20 Retinaculum musculorum
klappe 179 Regio pubica 309 Rete acromiale 500 f., 657 flexorum, pes 556
Rechter Ventrikel 179, 287 Regio respiratoria 627 Rete articulare cubiti 501, Retinaculum patellae
– Entwicklung 185 Regio sacralis A242 503 laterale 540, 542, A543
Rechter Vorhof 179 Regio scapularis A242, A456 Rete articulare genus 565 Retinaculum patellae
– Entwicklung 185 Regio sternocleidomastoi- Rete calcaneum A566 mediale 540 f., A543
Rechts-links-Shunt 188 f. dea 655 Rete carpale dorsale 502 f. Retinaculum trabeculare 686,
Rechtsverschiebung 130 Regio subinguinalis 575 Rete carpale palmare A502, A688, 690
Rectum, Mastdarm A344 , 364, Regio sublingualis 631 503 Retinitis pigmentosa 695
A383, A389 Regio suprascapularis A242 Rete malleolare laterale A566 Retroflexio uteri 428
Reflektorische Pupillenstarre Regio umbilicalis 309 Rete malleolare mediale A566 Retrograde Degeneration 83
827 Regio urogenitalis 309 Rete scapulae 657 Retrograder Transport 72,
Reflexbögen 721 Regio vertebralis A242 Rete testis 405 f., A405 A75
Regenbogenhaut, Iris 684, Registerprotein 38 – Entwicklung 406, A407 Retroperitoneale Abszesse
687, 689 Regulatorgen 107 Rete venosum dorsale 532
Regeneration 6, 20 f. Regulatorische T-Zellen 142, manus 504 Retroperitoneal gelegene
Regio abdominalis 308, A309 145 Rete venosum dorsale Organe 330
Regio analis 309 Regulierte Sekretion A26, 28 pedis A567 Retroplazentares Häma-
Regio antebrachii Reife naive Retikuläre Fasern T36, T37, 38, tom 438
anterior A456 B-Lymphozyten 141 42 Retrositus 379 ff.
Regio antebrachii Reife naive Retikuläres Bindegewebe 41, Retroversio tibiae 521
posterior A456 T-Lymphozyten 141 A42 Retroversio uteri 428
Regio brachii anterior A456 Reifenfasern, Milz 378 Retikuläres System Retzius-Streifen 611
Regio brachii posterior A456 Reifezeichen 57, 121 – absteigend 777 Reward-Mechanismus 840
Regio calcanea A520 Reissner-Membran 713 – aufsteigend 777 Rezeptoren 11, 76, 722
Regio cervicalis anterior 654 Reitende Aorta 189 Retikulozyten A127, 134, A135 Rezeptormediierte Resorption
Regio cervicalis lateralis 655 Reithosenanästhesie 575 Retikulumzellen T34, 42 19
Regio cervicalis Rektum s. Rectum 364, 382, Retina A684, 691, T692, 824 Rezeptororgane 221
posterior A242 A384 – Entwicklung 692 Rezeptorzellen
Regio cruris anterior A520, – Arterien 363, 365 – Randbezirke 695 – primäre 682
547, T576, 578 – Entwicklung 364 Retinaculum – sekundäre 682
Regio cruris posterior A520, – Lymphgefäße 366 – Haut 219 Reziproke Synapse 76
547, 578 – Innervation A207, 366 – Mamma 256 Rezirkulierende Zellen 152
Regio cubitalis anterior A456, – Venen 366 – Muskel 172 Rhachischisis 232
474 Rektusscheide 313 – Sehne 170 Rhodopsin 693
Regio cubitalis posterior A456, Rekurrente Hemmung 723 Retinaculum cutis, Fuß- Rhombencephalon, Rauten-
474 Rekurrente Kollaterale 72 sohle 560 hirn 729
Regio deltoidea A456 Relaisneurone 806 Retinaculum laterale, Augen- – Entwicklung 762
Regio entorhinalis 832, 836 Releasing Hormone 737 muskel 701 Ribosomen 25
Regio epigastrica 308 – Plazenta 103 Retinaculum mediale, Augen- – freie 25
Regio femoris anterior A520 Renculus, Nieren 390 muskel 701 – membrangebundene 25
Regio genus anterior 577 Renin 393 Retinaculum musculorum Richtungshören 829
Regio genus posterior 577 Renshaw-Zelle 796 extensorum, manus 493 Riechepithel 627
Regio glutealis A242, A520, Replikative Seneszenz 21 Retinaculum musculorum Riechgruben 605
574, A575 RER, raues endoplasmatisches extensorum inferius, Fascia Riechorgan 627, 683, 820
Regio hypochondriaca 308 Retikulum 25 cruris 556 – Herkunft T112
904 Sachverzeichnis
Septumkerne, Verbindun- Sinus cervicalis 636 – Fasertypen 64 – Trigeminus 815 ff., T816
gen 833 Sinus coronarius 286, A290, – Kontraktion 64 Somatostatin 356, T761, T842
Septum medianum posterior, 291 – Ultrastruktur 61 ff. – Pankreas 375
Rückenmark 792, A794 – Entwicklung T182, 185 Skelettmuskulatur 58, T59, Somatotop 799
Septum nasi 597, 626 Sinus durae matris 710, 846, 61 ff., A62 Somatotropin T761, T842
Septum nuchae 249, A250 852 ff. – Entwicklung 58 Somatotrope Zellen 759
Septum oesophagotrachea- Sinusendothelzellen, Milz – Innveration 172 Somiten 58, A113, 115
le 271 378 – Regeneration 64, 174 Spaltfuß 453
Septum orbitale 697 Sinus frontalis A595, 598 Skene-Gänge, Ductus Spalthand 453
Septum pellucidum 745, Sinus intercavernosus 854 paraurethrales 404 Spaltlinien 218
A749, A762 Sinusitis 599 Skiunfälle 159 Spannungsrezeptoren 191,
Septum penis A417, 4193 Sinusknoten 289 Sklera, Sclera 686 196
Septum primum 185 – Gefäßversorgung 289 Sklerotom A113, 115 Spatien, Hals 639
Septum rectovaginale 382, Sinus lactiferi 256 Skotopisches Sehen 693 Spatium epidurale 848
A383, 384 Sinus maxillaris A595, 598 Skrotum, Scrotum 417 Spatium episclerale 701
Septum rectovesicale 382 – Innervation 628 Sliding-Filament-Theorie 64 Spatium extraperitoneale 329,
Septum scroti 417 Sinus obliquus pericardii 281 Slow-Fasern 64 f. 379 ff.
Septum secundum, Sinus occipitalis 854 Smegma clitoridis 434 Spatium lateropharyn-
Herzentwicklung 185 Sinus paranasalis 598, 628 Smegma preputii 419 geum 639 f.
Septum sinuum Sinus petrosus inferior T588, SO-Fasern 65 Spatium peripharyngeum 639
frontalium 598 A853, 854 Solitärfollikel 150 Spatium profundum
Septum sinuum Sinus petrosus superior 784, – Dünndarm 358 perinei 328
sphenoidalium 599 791, A853, 854 Somatisches Nervensystem Spatium retroperitoneale 329,
Septum transversum 264 Sinus prostaticus 403 A208, 720 A330, A335, 379 ff.
Septum urorectale A389, 399 Sinus rectus 791, 853 Somatoafferent 200, A208, Spatium retropharyn-
Serosamakrophagen 138 Sinus renalis 389 722 geum 639 f.
Seröse Drüsen 28 Sinus sagittalis inferior 847, – Entwicklung, Rücken- Spatium retropubicum 329,
– Vorkommen 28 853 mark 727 382, A402
Seröser Halbmond A28 Sinus sagittalis superior 847, – Hirnnerven T204, 205 Spatium subarachnoideum
Seröses Endstück A28 853 Somatoafferente Längszone, A846, 847 f.
Serotonin T77, 840 Sinus sigmoideus 854 Hirnstamm 773 Spatium subdeltoideum 512
Serotoninbildende Zellen, Sinus sphenoidalis 591, 599 – Entwicklung 763 Spatium subdurale 846
Darm 357 Sinus sphenoparietalis 854 – Hirnnervenkerne 771, Spatium subperitoneale 329
Serotoninerge Neurone 778, Sinus tarsi 522 A772, 773 Spatium superficiale
840 Sinus transversus 791, 853 Somatoafferentes Neuron, perinei 328
Serotoninerges System A778, Sinus transversus Entwicklung 732 f. Speiche, Radius 458
840 pericardii 280 Somatoefferent 200, A208, Speicheldrüsen 623
Sertoli-Zellen 408, 410 Sinus urogenitalis A389, 399, 723 – Differenzialdiagnose T624
– Entwicklung 406 A416 – Hirnnerven T204, 205 – Myoepithelzellen 69
Sesambein 172 Sinus valsalvae (Sinus Somatoefferente Längszone, Speicherfett 45
Sexueller Reaktionszyklus 435 arotae) 288 Hirnstamm Speiseröhre, Ösophagus 300
SFL, Scheitel-Fersen-Länge Sinus venarum cavarum 286 – Entwicklung 763 Spektrin A12, 18
120 Sinus venosus 182, A184, 185 – Hirnnervenkerne 771, Spermatiden 408
Sharpey-Fasern 157, 168 Sinus venosus sclerae A688, A772, 776 Spermatogenese 406, A408
– Periodontium 611 690, A695 Somatoliberin 757 – hormonale Kontrolle 410
Shrapnell-Membran 705 Sirenenbildung 454 Somatomotorischer Cortex Spermatogonien 406, A408
Siebbein, Os ethmoidale T583, Situs inversus 124 738 f. Spermatozoon 409
A586, 590, 597 Sitzbein, Os ischii 321 Somatomotorisches System Spermatozyten 406 f., A408 f
Siebbeinzellen 598 Skalenusgruppe 638 804 ff. Spermiation 408
– Gefäße 661 Skalenuslücke 505, 511, T512, Somatopleura A113, 116 Spermienwanderung 434 f.
Sinnesnerven 204 656 Somatopleuramesenchym, ex- Spermiohistogenese 408
Sinnesorgane 682 ff. Skalenussyndrom 511 traembryonales 108 Spermium 409
Sinus analis 364 Skandierende Sprache 810 Somatosensorische Assoziati- Spermplasma 408
Sinus aortae 288 Skapula, Scapula 455 onsgebiete 817 f. Sperrarterien 195
Sinus caroticus 196, 658 Skapulothorakale Gleit- Somatosensorischer Cor- Speziallamellen 51
Sinus cavernosus 854 schicht 461 tex 817 S-Phase 20
Sinus-cavernosus-Thrombose Skelettmuskelfasern 61 Somatosensorische Systeme Spherulus 693
662 – Entwicklung 59 814 Sphincter Oddi 371
aSachverzeichnis
907 S
Spielbein 563 Spongiosa, Endometrium – Kleinhirn 73, A789, 790 Stratum limitans internum,
Spina bifida 112, 232, 728 A429, 430 – Leber 367, A368 Retina A692, T693, 695
Spina bifida occulta 728 Sprechen A843, 844 Steuerhormone 756 f., A760 Stratum longitudinale
Spina iliaca anterior inferior – Steuerung A843 STH = somatotropic hormo- – Dünndarm 358
321, T528, A543, T544 Spreizfuß 561 ne = Growth hormone = GH – Magen 350
Spina iliaca anterior Sprintermuskel 546 T761 Stratum lucidum A214, 215
superior 321, A520, T531, Sprungbein, Talus 522 Stickoxid T77, 842 Stratum moleculare,
A543, T544 Sprunggelenk Stickoxidsynthase T77 Kleinhirn 789
Spina iliaca posterior – oberes 548 Stierhornmagen A347 Stratum nervosum,
inferior 321 – unteres 548 Stiftchenzellen 427 Retina 691, T693
Spina iliaca posterior Sprungreifer Follikel 424 Stigma, Ovulation 424 Stratum neuroepitheliale,
superior A242, 321, A520 Squama frontalis 595 Stilling-Clarke-Säule, Nucleus Retina T693
Spina ischiadica 321, A520, Squama occipitalis 592 ff. thoracicus posterior 797, Stratum neurofibrarum,
T532 SRIF, Somatotropin release 802 Retina T693
Spinale Reflexe 800 inhibitor factor T761 Stimmbänder 644 Stratum nucleare externum,
Spinales System, autochthone SSL, Scheitel-Steiß-Länge 120 Stimmbandlähmung 650 Retina T693
Rückenmuskulatur 243, Stäbchen 692 f Stimmritze 645 f. Stratum nucleare internum,
T245 – Außenglieder 693 Stirnbein, Os frontale T583, Retina T693
Spinalganglion 201, A202 – Innenglied 693 595 Stratum oriens, Hippo-
– Entwicklung 114 Stabkernige Granulozy- Stirnhöhle 598 campus 832, A836
Spinalnerven 201 f., 720 ten 130, 136 – Gefäße 661 Stratum osteogenicum,
Spina mentalis 599, T619 Stachelzellschicht 215 Stirnlappen, Lobus Periost 52, 157
Spina nasalis anterior 596, Stammzellen 21, 107 frontalis 736, 740, 844 Stratum papillare A214, 218
A598 – Gehirn 725 Stirnnasenpfeiler 600 Stratum pigmentosum,
Spina nasalis ossis – Haar 225 Stirnrunzeln T603 Retina 692, T693, 694
frontalis A598 – hämatopoetische 126 Stirnwulst 601 Stratum plexiforme externum,
Spina nasalis posterior, Os – osteogene 52 Stomatodeum 117, 601, 605 Retina T693
palatinum 593, A598 – Periost 157 Strabismus 670 Stratum plexiforme internum,
Spina ossis sphenoidalis Stammzotten 102 Straffes Gelenk 161 Retina T693
593 Standbein 526, 563 Strahlenkörper, Corpus Stratum purkinjense,
Spina scapulae A455, 456 Stapes, Steigbügel T583, ciliare 688 Kleinhirn 788
Spindelförmiger Muskel 167 A704, 708 f., A711 Strangzellen 795 f. Stratum pyramidale,
Spines 72 – Entwicklung 707 Stratum basale Hippocampus A836
Spinocerebellum 786, 810 – Herkunft T634 – Endometrium A429, 430 Stratum radiatum
Spinokostale Muskeln T243 Statische Neurone 805 – Epithel 10 lacunosum-moleculare,
Spinotransversales Sys- Statoconia 717 – Haut A214, 215 Hippocampus 832, A836
tem 243, A244, T247 Stauungslunge 278 Stratum circulare Stratum reticulare,
Spinozelluläres Bindewebe 41, Stechapfelform 128 – Dünndarm 358 Dermis A214, 218 f.
A42 Stehen 549 – Magenwand 349 Stratum spinosum,
Spiralarterien, Zyklus 430 – entspannte Haltung 562 Stratum compactum, Epidermis A214, 215
– Basalplatte 105 – Normalstellung 562 Endometrium 430 Stratum spongiosum,
Spirem 21 – straffe Haltung 562 Stratum corneum, Endometrium 430
Spitzfuß 561 Steigbügel, Stapes T583, 708 f. Hornhaut A214, 215 f. Stratum synoviale, Sehnen-
Splanchnocranium 582 Steigbügelplatte 707 Stratum fibrosum, Periost scheide 170
Splanchnopleura A113, 116 Steißbein 229, 241 157 Stratum vasculosum,
Splanchnopleuramesenchym, Steißwirbel 229 Stratum fibrosum vaginae Myometrium 429
extraembryonales 108, Stellreflex 811 tendinis 170, 494 Streckung, Extension 163
A110 Stereologie 90 Stratum functionale, Streifenstück, Drüse A28, 30
Splen, Milz 376 Stereozilien 10, 12 Endometrium 429 Stria cochlearis posterior
Splenium corporis callosi 745 – Nebenhoden 412 Stratum ganglionare, 828
Spondylarthritis ankylopoeti- Steriodhormonbildende Zel- Retina A692, T693, 694 Stria diagonalis 821
ca 233 len 31 Stratum germinativum 215 Stria distensa 218
Spondylolisthesis 229 Sternalleiste 260 Stratum granulosum Stria gravida 437
Spondylolyse 229 Sternum, Brustbein 254, 261 – Epidermis 215 , 216 Stria longitudinalis
Spongiosa, Knochen 157, – Entwicklung 260 – Kleinhirn 788, A789, 790 lateralis 833, A835
A429 – Ossifikation T232 – Ovar 423 Stria longitudinales
– funktionelle Anpas- Sternzellen 789 f., A789 Stratum limitans externum, medialis 833, A835
sung 159 – Adenohypophyse 759 Retina A692, T693, 695 Stria mallearis 706
908 Sachverzeichnis
Stria medullaris ventriculi Substanz P 819, 841, T842 Sulcus limitans, Entwicklung Sulcus terminalis
quarti A764, 770 Subsynaptische Membran 66, Rückenmark 726, A727, – cordis A282, 283
Stria medullaris thalami 749, 76 Sulcus limitans, IV-Ventrikel – linguae 620, 621, A622
753, A835, 837 Subthalamus 749, 754 A764, 770 Sulcus tympanicus 705
Stria olfactoria lateralis 821 Subventrikuläre Stammzel- Sulcus lunatus A737 Sulcus venae subclaviae 261
Stria olfactoria medialis 821 len 725 Sulcus malleolaris A521, 522 Sulfatierte Glykosaminoglykane
Stria terminalis A749 f., A835, Sudeck-Punkt A365, 366 Sulcus medianus, IV-Ventrikel 40
837 Sulcus anterolateralis A764, 770 Supercilia, Augenbraue 224
Striatum 743, 808, 837 – Medulla oblongata 769, Sulcus medianus posterior Super-femal-syndrome 123
Stria vascularis A712, 713 777 – Medulla oblogata 769 Superfizialzellen 432
Stroma 6, 43 – Rückenmark 792, A794 – Rückenmark 792, A794 Supination, Unterarm 484
Stroma ovarii 421 f., A423 Sulcus aortae descendens, Sulcus musculi subclavii 455 Supinationsstellung, Unter-
Stroma uteri 429 Lunge A275 Sulcus mylohyoideus 599 arm 458
Strömungseinheiten, Plazenta Sulcus arteriae Sulcus nervi petrosi Supinatorenschlitz 491
105 occipitalis A593 minoris 591 Supplementärmotorischer Cor-
Struma 650 Sulcus arteriae subclaviae Sulcus nervi radialis 457, 477, tex 738, 805, 809
Stützgewebe 6, 32, 46 ff. 261, A275, 656 T514 Supplementärsomatosensori-
– Herkunft T112 Sulcus arteriae vertebralis Sulcus nervi spinalis A230, 237 scher Cortex A740, 818
Stützmotorik 788, 810 A230, 236 Sulcus occipitalis Suprahyale Muskulatur 636
Stützzellen, Vestibularappa- Sulcus atrioventricularis 185 transversus A736 – Gefäße 659
rat 717 Sulcus basilaris A763, 768 Sulcus occipitotemporalis Sura, Wade 547
Subcortikale Kerne 743 Sulcus bicipitalis lateralis 475, A737 Surfactant A277, 278
Subcortikale Zentren 735 478 Sulcus olfactorius A737 – Entwicklung 278
Subcutis 219 Sulcus bicipitalis medialis 475, Sulcus orbitalis A737 Sustentaculum tali 523, A555
Subdurales Hämatom 847 478 Sulcus paracolicus 342, A345, Sutura coronalis 584, A594
Subiculum 832, A836 Sulcus calcanei 522 346 Sutura frontalis persistens 584
Subkardinalvenen 182 Sulcus calcarinus A737, 739 Sulcus parietooccipitalis A736, Sutura lambdoidea 584
Subkutis A214, 219 Sulcus carpi 460 737 Sutura metopica 584
Sublobuläre Venen 368 Sulcus centralis 736, A737, Sulcus postcentralis A737 Sutura palatina mediana 593
Subneurales Faltenfeld A65, A739 Sulcus posterolateralis Sutura palatina
66 Sulcus cerebri 736 – Medulla oblongata 777 transversa A598
Subokzipitalpunktion 250 Sulcus cinguli 737 – Rückenmark 792, A794 Sutura sagittalis 584
Subperitonealer Bindegewebs- Sulcus circularis insulae 737 Sulcus praecentralis 737 Symmetrische Synapse 76
raum A327, 329 Sulcus coronarius A282, 283, Sulcus praechiasmaticus 590, Sympathikoblasten 209, 734
Subperitoneal gelegene A297 A591 Sympathikus 206 ff., A208
Organe 330 Sulcus corporis callosi 737 Sulcus retroolivaris 769 – Dickdarm 363
Substantia alba 721 Sulcus costae 260, A261 Sulcus rhinalis A737 – Dünndarm 360
Substantia compacta, Sulcus frontalis inferior A736 Sulcus sclerae 686 – Gefäße 195
Röhrenknochen 156 Sulcus frontalis superior A736, Sulcus sinus petrosi inferioris – Ösophagus 302
Substantia corticalis, A737 A593 – Rektum 366
Knochen 156 Sulcus gingivalis 615 Sulcus sinus petrosi superioris – Rückenmark 796
Substantia gelatinosa A794, Sulcus glutealis A242, 537 591 Symphysensprengung 322
797 Sulcus hippocampalis 737, Sulcus sinus sagittalis superioris Symphysis mentalis 599
Substantia gelatinosa centralis 832, A836 592 Symphysis pubica T48, 320,
797 Sulcus hypothalamicus 754 Sulcus sinus sigmoideus A591, 322, T533
Substantia grisea 721 Sulcus infraorbitalis 597 592 – Faserknorpel 49
Substantia grisea centralis, Sulcus infraparietalis A737 Sulcus sinus transversus A591, Symplasma 21
Mesencephalon 766 Sulcus inguinalis 537 592 Sympodie 454
Substantia innominata Sulcus intermedius Sulcus spiralis lateralis 714 Synapse en distance 76, 78, A81
743 f. posterior 792, A794 Sulcus spiralis medialis 714 – Gefäße 195
Substantia nigra 71, A765, Sulcus interventricularis Sulcus tali 522 Synapse 74 ff., A75
766, 809, 840 anterior A282, 283 Sulcus telodiencephalicus – axoaxonale A71, 78
Substantia perforata – Entwicklung 186 729 – axodendritische A71, 72, 78
anterior 821 Sulcus interventricularis Sulcus tendinis musculi – axosomatische A71, 78
Substantia perforata posterior 283 fibularis longi 523 f. – chemische 75
posterior 765 Sulcus lacrimalis T589, 596 Sulcus tendinis musculi – Entwicklung 75
Substantia spongiosa, Sulcus lateralis (Sylvii) 736, flexoris hallucis longi 523, – interneuronale 78
Knochen 156 A737, A739 A555 – neuroglanduläre 78
aSachverzeichnis
909 S–T
– neuromuskuläre 78 Tectum mesencephali A749, Tertiärzotten 97, A98, 99 – dendritische Zellen 294
– Rezeptoren 70 A762, A764 f., 767 Testis, Hoden 404 – Entwicklung 294, 635,
Synapsen en passant 78 – Entwicklung 729, A730, Testosteron 410 A636
Synapsenformen 76 765 Tetraplegie 803 – Histologie 294, A296
Synapsenfunktion 76 Tegmentum mesencephali TGA, Transposition der großen – Makrophagen 294
Synapsenkolben 75 A765, 766 Arterien 188 – Mark 294
Synaptische Bläschen 76 f. Tegmentum pontis 768 f. TGFb, Knochenumbau 54 – Rinde 294
Synaptische Glomeruli 76 Tegmen tympani A706, 707 TH1-Helferzellen 144 – Septen 294
Synaptischer Spalt 75 f. Tegmen ventriculi quarti 770, TH2-Helferzellen 145, 147 – T-Lymphozyten 294
Synaptophysin 76 851 Thalamocortikale Verbindun- Thymusepithelzellen 294
Synarthrose 160 f. – Entwicklung 762 gen 805 Thyroglobulin 651
Synchondrose 160 Tela choroidea ventriculi Thalamus A739, A743, A745, Thyroliberin T761, T842
Synchondrosis costoster- quarti 770, A852 748 f., A749 f., 802 Thyrotrope Zellen 759
nalis 261 Tela subcutanea 219 – Funktion 809, 818 Thyrotropin T761, T842
Synchondrosis manubriosterna- Tela submucosa T301 – Gefäßversorgung 753 Thyroxin 651
lis 261, A473 – Dickdarm 361 – gustatorisches System 822 TH-Zellen, T-Helferzellen 142
Syndaktylie 453 – Dünndarm 358 – Kerngruppen 751, T752, Tibia 521
Syndecan 40 – Magen 349 T753, 809 – Facies articularis
Syndesmose 160 – Ösophagus 302 – Sehbahnen 824 superior A538
Syndesmosis tibiofibularis Tela subserosa Thalidomid-Embryopa- – Ossifikation T452
547 – Dünndarm 358 thie 454 – Taststellen 522
Synergist 173 f. – Magen 349 Theca externa A423, 424 Tibialis-anterior Syndrom 551
Syngamie 93 – Peritoneum 331 Theca folliculi 423 Tibialis-anterior-Puls 565
Synostose 160 Telencephalon 735 ff. Theca interna A423, 424 Tibialis-posterior-Puls 579
Synovia 162 – Anlage 112, 729, A730 Thekaluteinzellen A423, 424 Tibiatorsion 522
– Sehnenscheide 170 – limbisches System 832 – Corpus luteum 425 Tiefe Handrückenfaszie 499
Synzytialknoten 103 f. – neurofunktionelle Gebiete Thekazellen 425 Tiefe Hohlhandfaszie 499
Synzytiotrophoblast A96, 98, A740, 805, A818, 843 T-Helferzellen 142, 144 Tiefe Hohlhandmuskeln 496
103 f. Telodendron 72 Thenar, Daumenballen 478 Tiefensensibilität 683
Synzytium 21 Telogenphase, Haarwech- Thenarmuskeln 495, 490, Tiefer Hohlhandbogen
Systole 179, A287 sel 226 A497 502
S-Zellen, Sekretin-Zellen 356 Telophase 21 Thermogenese 46 Tight junction, Zonula
Temperaturempfindungen, Tri- Thorakalmark 839 occludens 14
geminussystem 817 Thorakalnervenpaare 202 Titin 63
Temperatursignale 820 Thorakalsegmente 793 T-Killerzellen 143
T Temporale Großhirnbrücken- Thorakopagus 123 T-Lymphozyten 141 ff.
bahn 766 Thorax 254 ff. – Aktivierungskaskade 141 ff.
TA, Tricuspidalatresie 189 Temporallappen 738 – Bänder 261 – Lymphopoese 136
TAC, Truncus arteriosus Tenascin 40 – Faszien 262 – Proliferation 142
communis 188 f. Tendo, Sehne 43, 168 f. – Gelenke 261 – reife naive 141
Taenia choroidea A749 f, 750 Tendo calcaneus A552, 554 – Gliederung 254 – Rezeptoren 142
Taenia fornicis A750 Tendorezeptoren 67 – Knochen A255, 260 ff. – Vorläuferzellen 294
Taenia libera A344, 361 Tendovaginitis stenosa 494 Thoraxmuskulatur 258 f. TNF, Tumornekrosefaktor 22
Taenia mesocolica 361 Tennisellenbogen 475 – autochthone 262 TOLL-like-Rezeptoren 138
Taenia omentalis 361 Tenon-Kapsel 701 – oberflächliche 258, T259 Tomes-Faser 610
Taenia thalami 750 Tentorium cerebelli 735, 784, – tiefe 262 Tomes-Fortsätze 610
Talgdrüsen 223 847 Thoraxwand 259 ff. Tonofibrillen 19
– holokrine Sekretion 29 Teratogene 123 – Gefäße 263 Tonotop 829
Talus 522 Teratome 109, 123 – Lymphgefäße 263 Tonsilla cerebelli A785
– Taststellen 523 Terminale Strombahn 178, – Nerven 263 Tonsilla lingualis T619, 622
Tangentialfaserschicht, Knorpel 192 Thromben 133 Tonsilla palatina 618, T619
48 Terminalgespinst, Terminal Thrombin A127 – Entwicklung 618, 635,
Tanyzyten 87 web 12, 355 Thrombokinase A127, 133 A636
Tarsus inferior 697 Terminalhaare 224 Thrombopoese 136 – Gefäße 618
Tarsus superior 697 Territorium 47, 48 Thrombose 194 Tonsilla pharyngea T619, 641
Taschenband 644, 647 Tertiärfollikel A93, 422, A423, Thrombozyten A127, 133, Tonsilla tubaria 641
Tc-Zellen, zytotoxische 424 A135 Tonsillen, Differenzialdiagnose
T-Zellen 142 – kleiner 424 Thymus 132, 294 T619
910 Sachverzeichnis
Tonsillitis 618 Tractus olivocochlearis 829 Tragus 224, A705 Trigonum fibrosum
Torsionsbewegungen, Tractus opticus A739, A763, Trajektorien 157 f. dextrum/sinistrum 285
Augen 812 A823, 824 Tränenapparat 698 Trigonum habenulare 753,
Torus levatorius 641 Tractus paleospinothalamicus Tränenbein, Os lacrimale T583, A764
Torus tubarius 641 819 596 f. Trigonum lemnisci lateralis
Totipotent 94 Tractus perforans 841 Tränendrüse 30, 698 766
Trabeculae arachnoideae 847 Tractus pontocerebellaris 768, – Gefäße 699 Trigonum lumbale 251
Trabeculae carneae A286, T787 – Innervation T210, 676, 699 Trigonum lumbocostale A265,
287 f. Tractus pyramidalis, Tractus Tränenfilm 686 266
Trabeculae corporum corticospinalis 806 Tränenfluss 699 Trigonum musculare, Hals 654
cavernosum penis 419 Tractus reticulocerebellaris Tränennasenfurche 601 Trigonum nervi hypoglossi
Trabeculae splenicae 376 T787, 810 Tränennasenkanal, Ductus A764, 770
Trabecula septomarginalis 287 Tractus reticulospinalis 778 f., nasolacrimalis 699 Trigonum nervi vagi A764,
Trabekel, Lymphknoten 150 A798, 802 Tränenpunkt 699 770, 773
– Milz 376 Tractus retinohypothalami- Tränensack 699 Trigonum olfactorium 821
Trabekelarterien 377 cus 824 Transferrin 410 Trigonum omoclaviculare
Trabekelstadien, Plazentaent- Tractus rubrospinalis A765, Transfer-RNA 25 655
wicklung 98 767, A798, 803 Transformationsfelder 386 Trigonum sternocostale T265,
Trabekelvenen 379 Tractus spinalis nervi Translationsbeschleuni- 266
Trachea, Luftröhre 254, 272 f., trigemini A768, 817 gung 717 Trigonum submandibulare
A295, 298 Tractus spinobulbaris A798, Transmembranproteine 18 654
– Gefäße 274 799 f. Transmitter 76, T77 Trigonum suboccipitale 250
– Histologie 273, T277 Tractus spinocerebellaris – erregende 74 Trigonum thymicum A270,
– Innervation A207, 274 anterior 787, 797, A798, – hemmende 74 294
– Lymphfollikel 273 802, 811 – modulierende 78 Trigonum vesicae 400, A403
Tracheobronchiale Lymph- Tractus spinocerebellaris Transmitterfreisetzung 77 Trijodthyronin 651
knoten 279 posterior 787, 797, A798, Transmitterorganellen 76 Trikuspidalklappe 285
Tracheotomie 272, 655 802, 811 Transmitterwirkung 77 f. – Entwicklung 185
Tractus 721 Tractus spinocervicalis 800 Transport 16, 18 Triple-x-syndrome 123
Tractus bulbothalamicus 771, Tractus spinoolivaris A798, Transportierende Epithe- Tripus Halleri, Truncus
815 802 lien 16 coeliacus 439
Tractus cerebellorubralis T787, Tractus spinoreticularis 802, Transportvakuolen 26 Trisomie 123, 697, 731
788 815 Transposition der großen Trizepssehnenreflex T801
Tractus cerebellothalamicus Tractus spinotectalis A798, Arterien 188 Trizyklische Antidepressi-
T787, 788 802 Transversale Tubuli 63 va 841
Tractus cerebellovestibularis Tractus spinothalamicus A765, – Herzmuskel 68 tRNA, Transfer-RNA 25
811 797, 802, 815 Transversospinales Sys- Trochanter major 518, A520,
Tractus corticonuclearis A745, Tractus spinothalamicus tem 243, A244 T528
782, A807 anterior A798, 802 Transzellulärer Transport 16, Trochanter minor 518, T528,
Tractus corticopontinus 782, Tractus spinothalamicus 18 T531
A811 lateralis A798, 802, 819 Transzytose 19 Trochlea, Orbita 700
Tractus corticospinalis Tractus tectobulbaris 767, 781 Treitz-Hernie 344 Trochlea fibularis 523
anterior A798, 802, 806, Tractus tectospinalis A765, Trendelenburg-Zeichen 533 Trochlea humeri 457, A474
A807 767, A798 Treppensteigen 563 Trochlea tali 522, A523 f
Tractus corticospinalis Tractus tegmentalis TRF, Thyrotropin releasing Trommelfell 705, A706
lateralis A798, 802, 806, centralis A765, A768, 781 factor T761 – Innervation 706
A807 Tractus thalamocorticalis 750, Triaden 63 Trommelfellnabel 706
Tractus habenulointerpeduncu- A811 Trichterbrust 268 Tropfenherz 284
laris 767, A835 Tractus trigeminothalami- Tricuspidalatresie 189 Trophoblast A94, 95
Tractus hypothalamohypophy- cus 817 Trigeminusdruckpunkte A668 Trophoblastische Riesenzel-
sialis 756, 758 Tractus tuberoinfundibularis Trigeminussysteme 814 f., len 102
Tractus iliotibialis T531, A534, A756, 757 T816, A817 Trophoblastzellen, invasi-
542, A578 Tractus vestibulocerebella- Trigonum caroticum 654 ve 102
Tractus neospinothalami- ris 787, A811 Trigonum clavipectorale Trophoblastzelleninvasion 96,
cus 819 Tractus vestibulospinalis A258 , 259, 456, 472, 500, 145
Tractus olfactorius 735 A798, 802 511 f., T512, 656 Tropokollagen 35 f., 38
Tractus olivocerebellaris 771, – lateralis 831 Trigonum femorale A520, 534, Tropomyosin 61
T787, 810, A811 – medialis 831 576 Troponin 61
aSachverzeichnis
911 T
Truncus aorticus 185 – Entwicklung 635, A636 Tuberculum sellae 591 Tunica conjunctiva 698
Truncus arteriosus 184 f. – Knorpel 48 Tuberculum supraglenoidale Tunica dartos A317, A405, 417
Truncus arteriosus Tuba uterina, Eileiter A421, 456, T476 Tunica fibromusculocartilagi-
communis 189 426 ff., A428 Tuber frontale 595 nea 273
Truncus brachiocephalicus – Arterien 427 Tuber ischiadicum 321, A520, Tunica fibrosa, Leber 335
A297, 656 – Histologie 426 T532 f., T544 f., A577 Tunica fibrosa bulbi 685 ff.
– Entwicklung T182 – Lymphgefäße 427 Tuber labioscrotalium 318 – Entwicklung 685
Truncus bronchomediastinalis – Nerven 427 Tuber maxillae A631 Tunica interna bulbi,
dexter A197, 198 – Venen 427 Tuber parietale 585, 594 Retina 684, 691 ff.
Truncus bronchomediastinalis Tubenkatarrh 708 Tuber vermis T785 – Entwicklung 685
sinister A197, 198, 304 Tubenschwangerschaft 97 Tuberositas deltoidea 457 Tunica intima 190
Truncus carporis callosi 745 Tubenwinkel 384 Tuberositas glutea A518, 519, Tunica media 190
Truncus chorii 102 f. Tubenwulst 641 T531 Tunica mucosa, Verdauungs-
Truncus coeliacus 359, 439 Tuber calcanei A520, 523 Tuberositas masseterica 599, rohr T301
– Entwicklung T182 Tuber cinereum A749, 754, T614 – Dickdarm 361 f.
Truncus costocervicalis A500, A756 Tuberositas ossis metatarsi I, V – Dünndarm 353 f.
657 Tuberculum adductorium A520, A523, 524 – Magen 349
Truncus encephali 762 ff. A518, 519 Tuberositas ossis navicularis – Ösophagus 301
Truncus inferior, C8–Th1 505 Tuberculum anterius, A520, A523, 524 Tunica muscularis, Verdauungs-
Truncus intestinalis 197, 304, Halswirbel A230, 237 Tuberositas ossis sacri 240 rohr T301
360, 446 Tuberculum areolum mammae Tuberositas pterygoidea 599, – Dickdarm 361
Truncus jugularis dexter 198, 256 T614 – Dünndarm 358
664 Tuberculum articulare fossae Tuberositas radii 458, A477 – Magen 349
Truncus jugularis sinister 198, mandibularis A593, 594, Tuberositas tibiae A520, 521, – Ösophagus 302
664 612 537, T544 Tunica serosa, Verdauungs-
Truncus lumbalis dexter A197, Tuberculum conoideum 455 Tuberositas ulnae 458, A477 rohr T301
304, A446 Tuberculum costae A239, 260 Tubuli mitochondriales 27 – Bauchfell 330
Truncus lumbalis Tuberculum cuneatum A764, Tubuli seminiferi, – Dünndarm 358
sinister A197, 304, 360 769, A852 Samenkanälchen 406 – Magen 349
Truncus lumbosacralis A569, Tuberculum dorsale radii 459 Tubuli seminiferi contorti 405 Tunica subserosa,
570 Tuberculum epiglotticum 646 Tubuli seminiferi recti 405 Bauchfell 330
Truncus medius, C7 505 Tuberculum gracile A764, 769, Tubuline 17 Tunica vaginalis testis 318,
Truncus pulmonalis 278, A852 Tubulinprotofilamente 17 A405, 417
A282, A297 Tuberculum impar 634 Tubuloalveoläre Drüse, Tunica vasculosa bulbi 684,
– Entwicklung T182, 185 Tuberculum infraglenoidale Mamma 256 687
Truncus subclavius dexter 198 A455, 456, T476 Tubuloazinose Drüsen A25 – Entwicklung 689
Truncus subclavius Tuberculum intercondylare Tubulöse Drüsen 24, A25 Tunnelproteine 11
sinister 198, 304 laterale 521, A538 Tubulovakuolärer Apparat 394 T-Vorläuferzellen 141
Truncus superior, C5–C6 505 Tuberculum intercondylare Tubulus distalis T391, 393 f. Typ-I-Kollagen, retikuläre
Truncus sympathicus 206, mediale 521, A538 Tubulus intermedius T391, Fasern 38
447, A633, 654 f. Tuberculum jugulare 594 393 f. Typ-I-Kollagen
– Diaphragma A265, 266 Tuberculum majus A456, 457 f. Tubulus proximalis T391, 393 – Faserknorpel 49
– Pars cervicalis 677, A678 Tuberculum minus A456, 457 f. Tubulus renalis 390, 391, 393 – Knochen 51
– Pars thoracica 304 Tuberculum musculi scaleni Tubulus reuniens T391, 393 f. Typ-I-Muskelfasern 65
Truncus thyrocervicalis A500, anterioris 261 Tumornekrosefaktor 22 Typ-I-Synapse 76
657 Tuberculum olfactorium 821, Tumor-suppressing protein 21 Typ-II-Kollagen, Knorpel 47,
Truncus vagalis anterior A299, A835 Tunica adventitia T48
448, 672 Tuberculum ossis – Dünndarm 358 Typ-II-Muskelfasern 65
Truncus vagalis posterior 299, scaphoidei A456, 459 – Oesophagus 302 Typ-II-Synapse 76
448, 672 Tuberculum ossis – Gefäße 190 Typ-III-Kollagen 42
Tryptophanhydroxylase T77 trapezii A456, A459, 460 Tunica albuginea – retikuläre Fasern 38
TSH, Thyrotropic hormone Tuberculum pharyngeum 642 – Hoden 405 f. Tyrosinase 216
A760, T761 Tuberculum posterius, – Ovar 421 Tyrosinhydroxylase T77
TSR, Trizepssehnenreflex T801 Halswirbel A230, 236 f. Tunica albuginea corporis T-Zellen A135, 141
T-Tubuli, Transversale Tubuli Tuberculum pterygoideum spongiosi A417, 419 – Aktivierung 142
– Herzmuskel 68 593 Tunica albuginea corporum – Entwicklung 141
– Skelettmuskel 63 Tuberculum pubicum A314, cavernosum A417, 419
Tuba auditiva T588, A704, 707 321, A520 Tunica bulbi 684
912 Sachverzeichnis
Vena media superficialis Vena pulmonalis 179, A275, Vena tibialis anterior A579 Vertebrae coccygeae, Steiß-
cerebri 747 279, 293 Vena tibialis posterior A579 wirbel 241
Vena meningea media 662, – Entwicklung 185 Vena transversa faciei 662, Vertebrae lumbales, Lenden-
710, 853 Vena pulmonalis dextra A290 698 wirbel 239
Vena mesenterica inferior 341, Vena pulmonalis sinistra A282, Vena tympanica 662 Vertebrae thoracicae, Brust-
360, A376, A444 A290 Vena ulnaris 504, T516 wirbel 239
Vena mesenterica Vena radialis 504, T516 Vena umbilicalis 118, 180, 181, Vertebra prominens 237, A242
superior A340, 341, 360, Vena radicularis 803 T182, 183, A184, 187 Vertikale Blickbewegun-
A376, 444 Vena rectalis inferior A364, Vena ventriculi sinistri gen 812
Vena minima 286 366, A444 posterior A290, 292 Vertikale Blicklähmung 814
Vena nasalis externa 662 Vena rectalis media A364, 366 Vena vertebralis A230, 250, Vertikale Säulen 741 f., 805
Vena nutritia 52 Vena rectalis superior A364, A633 Very low density
Vena obliqua atrii sinistri A290 366, A444 Vena vesicalis inferior A402 lipoprotein 45
– Entwicklung T182, 185 Vena renalis 395, 397, 443 Vena vesicalis superior A402 Verzweigte-tubulöse
Vena obturatoria A443, 575, – Entwicklung T182 Vena vitellina 180 f., 183, A184 Drüsen 24, A25
T576 Vena retromandibularis 624, Vena vorticosa 687, A695, 696 Vesica fellea, Gallenblase 372
Vena occipitalis 662, A853 631, 654, A655, 662 Venenklappen 194 Vesican 40
Vena oesophagealis 302 f., Vena revehens 183 Venenpunktion 504 Vesica urinaria, Harnblase
A444 Vena sacralis lateralis A443 Venensektion 504 399
Vena ophthalmica Vena sacralis media A443 Venenwand 194 Vesicula cervicalis 636
inferior T589, 702, 854 Vena sacralis mediana A443 Venenwinkel, Angulus venosus Vestibularapparat 716 ff.
Vena ophthalmica Vena saphena – linker 304 – Innervation 718
superior T587, 628, A700, accessoria A567, 568 – rechter 304 – Sinneszellen 717
702, 854 Vena saphena magna 442, Venolen 178, 193 Vestibuläres System 830 ff.
Vena ovarica 426, 443 567, T576, 577, A578 f. Venöse Kollateralwege 194 Vestibularisreflex 831
Vena palatina externa 662 Vena saphena parva A567, Venöse Sinus 193 Vestibulocerebellum 785 f.,
Vena palpebralis inferior 662 568, T576, A579, 580 Ventilebene 285, 288 810 f.
Vena palpebralis superior 662 Vena septi pellucidi 748 Ventriculus, Magen 347 Vestibulooptischer Reflex 813
Vena pancreatica 445 Vena sigmoidea 347, A444 Ventriculus cordis 179, 284 Vestibulum, Innenohr A706,
Vena pancreaticoduodenalis Vena splenica 341, 360, A376, – Muskelverlauf 280 A711, 712
A376, A444, 445 379, A444 Ventriculus cordis dexter 287 Vestibulum bursae
Vena pancreaticoduodenalis Vena subcardinalis T182 Ventriculus cordis sinister 288 omentalis 339, 342
superior posterior A376 Vena subclavia A297, 504, 512, Ventriculus laryngis 644 Vestibulum laryngis 644
Vena paraumbilicalis A444, A655 Ventriculus lateralis 850 Vestibulum nasi 627
445 – Entwicklung T182 Ventriculus primitivus 185 Vestibulum oris 605, 615
Vena parotidea 662 Vena sublingualis 625 Ventriculus quartus A762, 851 Vestibulum vaginae 433
Vena pericardiaca 303 Vena submentalis 625, A655, Ventriculus tertius A762, 850 Vestigium processus
Vena petrosa 791 662 Ventrikel, Gehirn 849 f., A850 vaginalis 318, T418
Vena phrenica inferior 442 Vena superficialis cerebri 747 – Entwicklung 731 Vibrationsempfindung 221
Vena plantaris lateralis T580 Vena superior cerebri 747 Ventrikelseptumdefekt 189 Vibrissen, Nasenhaare 224,
Vena plantaris medialis T580 Vena supracardinalis T182 Venula 193 627
Vena poplitea 568, T576, 577 Vena suprarenalis 398 Venula recta 397 Vicq d’Azyr-Streifen 742
Vena portae hepatis 180, Vena suprascapularis 456 Verankerungsproteine 12 Villi intestinales, Dünndarm-
A336, 337, 341, 360, 367, 444 Vena temporalis profunda 630 Verbindungsapparat 796 zotten 354
– Entwicklung 183 Vena temporalis superficialis Verbindungstubulus, Nie- Villinbrücken 12
Vena praepylorica 445 629, A655, 662 re 390, T391, 393, 395 Villi synoviales 161
Vena profunda brachii 457 Vena testicularis 417, T418, Verdauungssystem 347 ff. Vimentin 18, 60
Vena profunda cerebri 747 443 – Schichtenfolge T301 Vimentinfilamente 19, 63
Vena profunda clitoridis 434 Vena thalamostriata – Entwicklung T112, 333, Vincula tendinum A497
Vena profunda facialis 662 superior 748 f., A750 342 Vinculin 18, 63
Vena profunda femoris 568, Vena thoracica interna 257, Vergenzbewegungen 814 Vinculum lingulae, Klein-
A578 A297, A444 Verknöcherungszone A56, 57 hirn T785
Vena profunda penis 419 Vena thoracoepigastrica A444 Vermis cerebelli 785 VIP, vasoaktives intestinales
Vena pudenda externa 417, Vena thyroidea inferior 296, Vernix caseosa 121 Polypetid 357
442, A567 652 Verrenkung 165 Virchow-Robin-Räume 848
Vena pudenda interna 417, Vena thyroidea media 652 Versilberung 74 Viskoelastizität 176
434, 442, A443, 574, Vena thyroidea superior 652, Vertebrae cervicales, Hals- Visuelles Reflexzentrum 767
T576 A655, 662 wirbel 236 Visuelles Rindengebiet 738 f.
aSachverzeichnis
915 V–Z
Visuelles System 822 ff., A823 VSD, ventricular septal Wirbelfortsätze 229 Zähne 608 ff.
Viszerales Mesoderm 116 defect 188 Wirbelgruppen 229 ff. – Gefäße 611
Viszeroafferent 722, A727 Vulva 433 Wirbelkörper 228 – Histologie 611 f.
Viszeroafferente Längszo- – Entwicklung 230 – Nerven 611
ne 763, 771, 773 – Ossifikation T232 Zahnentwicklung 609 ff., A610
Viszerocranium 582, T583 Wirbelsäule 228 ff. Zahnersatzleiste 609
Viszeroefferent 723, A727 W – Bänder 234 f.,A235 Zahnfleisch, Gingiva 615
Viszeroefferente Längszo- – Beweglichkeit T237, 241 Zahnformel
ne 763, 771, 773 Wachstumsfuge 56 f. – Eigenform 241 – bleibende Zähne 608
Vizerosensibilität 683 Wachstumshormon 57 – Entwicklung 229 f., A231 – Milchgebiss 608
Viszerosomatische Reflexe 211 Wachstumskolben 83 – Entwicklungsstörungen Zahnhals 608
Viszeroviszerale Reflexe 211 Wackelknie 540 232 Zahnhalteapparat 608, A609,
Vitalfärbungen 88 Wade 547 – Neugeborenes 241 611
Vitronektin 40 Waldeyer-Rachenring 622, – Verknöcherung 231 Zahnknospe 609
VLDL, very low density 642 – Verknorpelung 231 Zahnkrone 608
lipoprotein 45 Wallenberg-Syndrom 784 Wirksame Endstrecke 172 Zahnleiste 609
Volkmann-Kanäle 52 Waller-Degeneration 83 Wirksamer Hebelarm 172 Zahnpapille 609
Vomer T583, 592, T597 Wanderzellen 35, A42 Wochenbett 438 Zahnpulpa 609, 611
Vordere Augenkammer 684, – ruhende 35 Wolff-Gang 388, A389, A407 Zahnregulierung 53
A688, 690 Wangen 605 Wolff-Parkinson-White-Syn- Zahnsäckchen 609, A610
– Entwicklung 685 – Entwicklung 601 drom 290 Zahnschmelz 611
Vordere Darmpforte 117 – Gefäße 660 Wolfsrachen 607 Zahnwechsel 608, T609
Vorderer Bogengang 716 Wärmeregulation 222 Wollhaar 224 Zahnwurzel 608
Vordere Wurzel 201 Warthon-Sulze 119 Wortwahl 844 Zahnzement 609, 611
Vorderhirn 112 Warzenhof, Areola Würfelbein, Os Zäkum, Caecum 344, 361
Vorderhirnkomplex, magnozel- mammae 256 cuboideum 524 – Arterien 362
lulärer basaler 839 Wasserblasen 220 Würgen 617 – Entwicklung 343
Vorderhorn, Rückenmark Watschelgang 533 Wurm, Vermis 785 – Peritonealverhältnisse 344
A727, 794 f., A794, 806 Wehen 429 Wurmfortsatz, Appendix Zapfen A692 f., 695
– Entwicklung 726 Weibliche Geschlechtsorga- vermiformis 345, 361 Zehen
– Motoneurone 795, 796, 797 ne 420 ff. Wurzelfasern 799 – Entwicklung 451
Vorderhorn, Seitenventri- – äußere 433 f. Wurzelkanal, Canalis radicis – Gelenke 550
kel 850 – innere 420 ff. dentis 609 – Knochen 524
Vordersäule 794 Weichteilhemmung 163 Wurzelscheide, Haar 225 – Ossifikation T452
Vorderseitenstrang 798, 800, Weiße Milzpulpa 377 Wurzelzellen 796 Zehennägel 226
802, 815 Weiße Muskelfasern 65 Zeis-Drüse 697
Vorderstrang A794, 797 Weißes Fettgewebe 45 Zelladhaesionsmoleküle 13
– Entwicklung 727 Weiße Substanz, Substantia Zelle 4
Vorderwurzel, efferente 799 alba 721 X Zelleinfaltungen, basale 16
Vorfuß A523 – Cortex cerebri 744 Zellgruppen, endokrine 31
Vorhaut 419 Wernicke-Zentrum A740, X-Bein 537 Zellhaftung 13
Vorhof 179 843 f. X-Chromosom 93 Zellinseln, Plazenta 105
– linker 287 Wespenbein, Os XX-Chromosom 93 Zellkortex 18
– Muskulatur 284 sphenoidale T583, 593 XY-Chromosom 93 Zellmauserung 20
– rechter 286 Wharton-Sulze 41 X-Zellen, Retina 694 Zelloberfläche 10 f.
Vorhof-Kammer-Klappe Widerstandsgefäße 192 – apikale Domäne 11 ff.
– links 179, 286 Wilms-Tumoren 389 – basolaterale Domäne 13
– rechts 179, 288 Wimpern, Cilia 224, 697 Zellsäulen, Plazenta 105
Vorhofseptumdefekt 188 Windkesselfunktion 191 Y Zelltod 22
Vorkern 92 Wirbel 228, A230 Zellverbindungen 13, T14
Vorknorpel 46 – Entwicklung 230, A234 Y-Zellen, Retina 694 Zellwachstum 22
Vorläuferzellen, Blutbildung – Gelenkfortsätze 229 Zellzyklus 20 f.
A135 – Ossifikationszentren 231 Zementoblasten 611
Vorniere, Pronephros 388 – Osteologie 228 ff. Zementozyten 611
Vornierengang 388 Wirbelbögen 228 Z Zentrale Fazialislähmung 806
Vorsteherdrüse, Prostata 414 – Entwicklung 231 Zentrale Haubenbahn 781
Vorwärtshemmung 723, 796 Wirbelbogengelenke 233 Zahnbögen 608 Zentrales Höhlengrau A765,
V-Phlegmone 493 Wirbelbogenspalte 232 Zahndurchbruch 608, T609 766
916 Sachverzeichnis
Histologie 5 2
Allgemeine Entwicklungsgeschichte 91 3
Rücken 227 9
Thorax 253 10
Extremitäten 449 12
Sinnesorgane 681 14
Zentralnervensystem 719 15
Quellenverzeichnis 855
Sachverzeichnis 857