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Hauptvertreter des Stoizismus

Zenon (333-262) Athen, M.T. Cicero (106-43) von Antonius ermordet


Vorträge in der Bunten Halle,
Stoa Poikile,
Tod durch Selbstmord,
erhielt von der Stadt ein Ehrengrab.

Kleanthes (?-232): Schüler Zenons; Marc Aurel (121-180),


leitet nach dessen Tod die Schule; von stoischen Philosophen ausgebildet,
war zuerst Faustkämpfer ab 161 Kaiser in Rom
verdiente sein Studium als Brunnenschöpfer.
Tod durch Selbstmord

Die Schriften der älteren und mittleren Stoa sind sämtlich verloren, wir haben nur die
Berichte von
-Diogenes Laertius (Leben und Meinungen der alten Philosophen, ca. 250 n.C.) und von
- Cicero (De Finibus).
Epiktet (50 - 120)

- als Sklave geboren, kam nach Rom, später freigelassen, lehrte in Italien

- wurde 89 von Kaiser Domitian zusammen mit allen Philosophen des Landes verwiesen

- lehrte dann in Nikopolis in Epirus

- überliefert sind keine von Epiktet selbst


geschriebenen Werke

Wir haben Vorlesungsmitschriften:


Zusammenstellung wichtiger Thesen seines Schülers
Flavius Arrianus:
- Unterredungen/Dissertationes (vier Bücher)
und das daraus zusammengestellte
- Handbüchlein/Encheiridion
(encheiridios - in der Hand gehalten, Dolch)
Epiktet
50 - 120
II. Wesentliche Thesen:

i. Einige Dinge sind in unserer Gewalt, andere nicht (HB 1).


- In unserer Gewalt ist alles, was von uns ausgeht: Denken, Tun, Begehren, Neigungen und
Abneigungen.
- Nicht in unserer Gewalt ist alles, was nicht von uns ausgeht: Körper, Besitz, Ansehen, Macht, Leben.

ii. Was in unserer Gewalt steht, ist von Natur aus frei und kann nicht von anderen gehindert werden. Was
nicht in unserer Gewalt steht, ist anfällig, abhängig und kann gehindert werden.

iii. Das Begehren zielt auf die Erreichung des Begehrten (analog mit Ablehnen) (HB 2).

iv. Wer nicht erreicht, was er begehrt, wird unglücklich sein (HB 2).

v. Wer das seiner Natur nach Abhängige für frei und in seiner Gewalt stehend hält und dieses begehrt, dessen Pläne
werden oft durchkreuzt werden, der wird viel Aufregung und Trauer haben, wird mit Menschen und Gütern zu
hadern haben (HB 1).

vi. Wer Frustration vermeiden will, muss seine Abneigung und sein Begehren von dem zurückziehen, was nicht in
seiner Gewalt steht (HB 2).

vii. Frei ist nur der, der nicht erstrebt, was in eines anderen Macht steht.

viii. Wer sein Begehren von dem abwendet, was nicht in seiner Macht steht, d.h. all dies nicht mehr für
Güter hält (und deren Verlust für Übel), der wird unerschütterlich (ataraxia, Kröner S.81)) sein (U III, 3-1).
HB 8: Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es willst, sondern wolle,
dass alles so geschieht, wie es geschieht, und dein Leben wird heiter dahinfließen
(eu-roeo).

Mit einer solchen Einstellung wird man ohne Trauer, Furcht und Unruhe leben
HB 39
Als Maß für den Besitz soll jedem der Körper gelten, wie für den Schuh der Fuß.
Bleibst du dessen eingedenk, so wirst du Maß halten. Andernfalls geht es unaufhaltbar die schiefe
Bahn hinab
Es ist wie mit dem Schuh: gehst du über das Bedürfnis des Fußes hinaus, so wird er zuerst
vergoldet, danach mit Purpur verbrämt, endlich gar gestickt.
Ist erst einmal das Maß überschritten, so gibt es keine Grenze mehr.
Umgang mit Verlusten

HB 11
Sage nie von einem Ding: ich habe es verloren, sondern: ich habe es zurückgegeben.
Ein Kind ist dir gestorben: du hast es zurückgegeben.
Deine Frau ist gestorben: du hast sie zurückgegeben.

Betrachte [alle äußeren Güter] als ein fremdes Gut, wie ein Reisender das Gasthaus betrachtet.

HB 14
Wenn du wünschst, deine Kinder, deine Frau, deine Freunde möchten ewig leben, so bist du ein Narr.
Denn du wünschst Macht über etwas, was nicht in deiner Macht steht.
Du betrachtest als dein Eigentum, was dir nicht gehört.
Umgang mit dem Tod

HB 5
Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Vorstellungen
von den Dingen.
So ist z.B. der Tod nichts Furchtbares – sonst hätte er auch dem Sokrates furchtbar
erscheinen müssen –
sondern die Vorstellung, er sei etwas Furchtbares, das ist das Furchtbare.

Der Ungebildete macht anderen Vorwürfe, wenn es ihm übel ergeht.
Der philosophische Anfänger macht sich selber Vorwürfe.
Der wahrhaft Gebildete tut weder das eine noch das andere.
Das Wesen der Freiheit

HB 14
Derjenige ist Herr über einen anderen, der die Macht hat, ihm zu geben, was er will, und
von ihm fern zu halten, was er nicht will.
Wer frei sein will, soll also weder erstreben noch vermeiden wollen, was in eines
anderen Macht steht, sonst wird er unweigerlich ein Sklave.

HB 19
Siehst du einen hochgeehrt, vermögend oder sonstwie angesehen, so hüte dich – vom
Schein getäuscht – ihn glücklich zu preisen.
Denn wenn das Wesen des Guten zu dem gehört, was in unserer Macht steht, so ist
solchen Leuten gegenüber weder Neid noch Eifersucht am Platze.

[Wenn du wahrhaft frei sein willst, so] führt dazu nur ein Weg: Verachtung all dessen,
was nicht in unserer Macht steht.
Ataraxia und Fatalismus

FR 3 Alles gehorcht dem Kosmos, alles dient ihm.



Darum ist es vernünftig, dass auch das, was in unserer Gewalt steht, nämlich
unser Urteil, ihm nicht widerstrebt.
Denn der Kosmos ist gewaltig und stärker als wir.
….
Ihm zu widerstreben ist unvernünftig und führt zu nichts als vergeblichem
Bemühen, Schmerz und Kummer

HB 52 Führe mich Zeus und du allmächtiges Schicksal,


dahin, wo ich nach eurem Willen stehen soll.
Ich will nicht zögern, euch zu folgen. Wollt‘ ich nicht,
Ich wär ein Frevler, und ich müßte doch!
Das freie Tun:

U II, 10
Nun aber, da wir die Zukunft nicht vorauswissen, ist es unsere
Schuldigkeit, immer das Beste zu tun, das in unserer Macht liegt.
Rollen

U II, 10
Dann bist du ein Bürger dieser Welt, ein Teil von ihr [, der Bewußtsein hat].. von dem
Zusammenhang und der Ordnung der Dinge.
Was verlangt man nun von einem Bürger? Dass er nichts ausschließlich zum eigenen
Nutzen besitze, über nichts eine Meinung so abgebe, als wäre er allein maßgebend.

Sodann bedenke, dass du Sohn bist. Was fordert deine Stellung von dir?

Weiter bedenke, dass du Bruder bist. Und auch in dieser Stellung ziemt dir
Nachgiebigkeit und Verträglichkeit.

HB 17
Merke: Du hast eine Rolle zu spielen in einem Schauspiel, das der Direktor bestimmt.
Deine Aufgabe ist einzig und allein, die zugeteilte Rolle gut durchzuführen. Die Rolle
auszuwählen, steht nicht bei dir.
Problem: Wie kann man Handelnder sein, Ziele verfolgen und zugleich unerschütterlich sein?

Eine Trennung der Perspektiven: Man gibt sein Bestes in der Situation, aber man erwartet nicht, dass dies zu
einem bestimmten Resultat führt. Das lässt man den Göttern, dem Kosmos anheimgestellt.

Die Bezugnahme auf das Beste schadet nichts, solange man als das Gute das eigene Bemühen und nicht den
äußeren Erfolg betrachtet. Und die Orientierung an Standards ist uns als Vernunftwesen einfach eigen.

Wie ist es mit Bindungen an Personen?


Man muss in den Bindungen zwei Komponenten unterscheiden:
- Das Besitzenwollen, das was man für sich vom anderen will. Das ist aufzugeben.
- Das Wohlwollen. Dies ist eine innere Einstellung, gehört zum Freien, man kann sie immer
zeigen, solange es den anderen gibt.
Freiheit und Moral

FR 4: In unsere Macht gab Gott das Herrlichste und Erhabenste, wodurch er


selbst glückselig ist: den Gebrauch der Vorstellungen
Wenn wir sie recht gebrauchen, bedeutet das für uns ein freies, heiteres,
beständiges Dasein.
Es bedeutet Recht, Gesetz, und Selbstbeherrschung, überhaupt jede
Tugend.

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