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S t e f a n

T h i e s e n

SETI 1995
Die Suche nach Fremden Intelligenzen

Ein Überblick über Aspekte der Bioastrono-


mie, mit einem Kommentar zum „UFO Phäno-
men“

MindQuest

1
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung.........................................................4
2. Die Drake Formel............................................6
3. Grundlegendes über Leben im Weltall........... 11
4. Planetare Ökosysteme....................................15
5. Die Entwicklung der SETI-Bemühungen von
1960 bis 1994.................................................24
6. Suchstrategien der NASA..............................33
7. „Privat“-SETI..................................................36
8. SETI-Implikationen........................................42
9. Phönix aus der Asche (Januar/Februar 1995).44

SETI und Bioastronomie - Ein Überblick:


Vortrag am Astropeiler Stockert, Frühjahr 1997.47

Von UFOs, Menschen, überschäumender Phanta-


sie und realen Möglichkeiten.........................54

Literaturhinweise................................................64

2
(c) 1994-‘97 by Stefan Thiesen & MindQuest

Stefan Thiesen
Werner Str. 203
D-59379 Selm

3
1. Einleitung
Auf welcher Ebene wir uns auch mit der Entstehung
von Leben im Universum beschäftigen, sei es etwa
mit Detailproblemen der Synthese komplexer orga-
nischer Moleküle in Kometenkernen, der Analyse
von Gasaustauschexperimenten der Viking Sonden
auf dem Mars oder der radioastronomischen Unter-
suchung interstellarer Molekülwolken, stehen zwei
Fragen unausgesprochen im Hintergrund. Zwei der
Fragen, nach deren Antworten wir seit Beginn der
uns bewußten Geschichte suchen - und wohl suchen
müssen. Die Fragen „Woher kommen wir?“ und „Ist
dort draußen noch jemand außer uns?“.
Die Frage nach der Existenz von Leben im
Universum ist trivial und mit Blick auf die Erde
bereits beantwortet. Hier stellt sich vielmehr die
Problematik herauszufinden, ob es sich dabei um
einen unwahrscheinlichen Zufall oder ein typisches
Durchschnittsbeispiel der natürlichen Evolution im
Universum handelt. Auch könnte ja der Beginn der
Suche nach „den anderen“ Teil eines evolutionären
Schrittes sein, der ebenso zur natürlichen kulturellen
Entwicklung gehört wie die Frage „Was bin ich?“,
die am Anfang der bewußten Selbsterkenntnis stand.
Die Bemühungen um SETI sind in den letzten Jahren,
bedingt vor allem durch den technischen Fortschritt
im Bereich der Signalverarbeitung und dem intensiven
Engagement einzelner Wissenschaftler und Privatleu-
te, in eine neue Phase eingetreten. Obwohl wir noch
immer keine eindeutigen Signale extraterrestrischer
Intelligenzen gefunden haben, gab es eine Reihe von
Fortschritten und neuen Erkenntnissen, sowohl bei
der technischen Umsetzung der Suchapparaturen, als

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auch bei den theoretischen Überlegungen in Hinsicht
auf die Rahmenbedingung des Projekts. Dies sind
unter anderem unser theoretisches Wissen bezüglich
der Entwicklung von stabilen Sternen und Planetensy-
stemen, die Beobachtung der Verteilung organischer
Moleküle im Weltall und letztlich die Stabilitätsbedin-
gungen planetarer Ökosysteme. Im zuletzt genannten
Bereich wird dank der Frage nach den Auswirkungen
unseres “zivilisatorischen” Tuns auf unser eigenes
Ökosystem auf der ganzen Welt seit Jahren mit Hoch-
druck geforscht. U.a. die dabei entwickelten dynami-
schen Modelle über Klimaentwicklung, Einbeziehung
der Ozeane in den Kohlenstoffkreislauf und vernetzte
Ökosysteme können sehr wohl, gewissermaßen als
„Abfallprodukt“, eine erste Ahnung der Antwort auf
die Frage nach der Wahrscheinlichkeit der Entstehung
höherer Lebensformen geben. Es ist letztlich durchaus
möglich, daß die Entwicklung von Leben im Weltall
zwar eine sehr alltägliche Angelegenheit ist (wovon
man bei der Betrachtung der Kreativität der Natur, die
schließlich zur schier unvorstellbaren Vielfältigkeit
des Lebens auf der Erde geführt hat, eigentlich ausge-
hen sollte), ebenso besteht jedoch auch die Möglich-
keit, daß eine große Zahl der entstehendenen Ökosy-
steme nicht über die zur Entwicklung höchster Le-
bensformen notwendigen Jahrmilliarden hinweg stabil
bleibt. Aus solchen Überlegungen wird erst ersicht-
lich, welche immens weitgefassten interdisziplinären
Implikationen mit SETI, mit der Suche nach außerir-
dischem Leben und anderen Intelligenzen, verbunden
sind. Die Beurteilung des SETI-Projekts, worunter
hier die Zusammenfassung aller Bemühungen in die-
sem Bereich verstanden werden soll, reicht von „Es ist
das größte wissenschaftliche Abenteuer unserer Zeit“

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bis zum Ausspruch eines US-Senators der meinte „Es
handelt sich um eine unverantwortliche Verschwen-
dung öffentlicher Gelder für die Spielzeuge einiger
verschrobener Wissenschaftler“. Ich meine SETI ist
der Versuch eine der ältesten Fragen der Menschheit
zu beantworten. Wenn wir aufhören, derartige Fragen
zu stellen und nach den Antworten zu suchen, dann
hören wir auch auf Menschen zu sein. Zudem ist
eine Spezies die neugiereig mit Radioteleskopen ins
Weltall hinauslauscht mir persönlich weitaus sympa-
thischer als eine Spezies, die es für wichtiger erachtet,
alles daranzusetzen, sich selber und die Mitbewohner
ihrer Welt geradezu systematisch auszurotten. Leider
leben wir in einer Zeit, in der die Zahl der lauschen-
den Radioteleskope abnimmt...

2. Die Drake Formel


Wenn man sich aber nicht ausschließlich auf den We-
gen von Romantikern, Träumern und Science Fiction
Autoren bewegen, sondern ernsthafte wissenschaftli-
che Forschung betreiben möchte, gibt es eine einfache
Frage, die zunächst so ehrlich, wie es möglich ist,
beantwortet werden muß: lohnt es sich überhaupt,
mit der Suche zu beginnen? Gibt es eine zumindest
geringe Chance auf Erfolg? Diese Frage zerfällt schon
bei oberflächlicher Betrachtung in eine schier unüber-
sehbare Fülle von Einzelfragen, von denen wir einige
beantworten können, bei anderen jedoch noch völlig
im Dunkeln tappen. Prof. Frank Drake machte in
den späten fünfziger Jahren einen ersten Versuch, die
Frage nach der Wahrscheinlichkeit der Existenz von
weiteren technischen Zivilisationen in unserer Galaxis

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zu systematisieren und in eine quantitative Beziehung
zu fassen. Die so entstandene beinahe schon legen-
däre „Drake Formel“ ist nach wie vor die prinzipielle
Grundlage aller Überlegungen in dieser Richtung.

In populäer Form sieht sie wie folgt aus:

N=S*P*E*B*I*F*L

mit N = Anzahl der technischen Zivilisa-


tionen, deren Radiosignale wir
empfangen könnten.

S = Anteil der Sterne, die die Entstehung


eines Planetensystems begünstigen.

P = Bruchteil dieser Sterne, die tatsäch-


lich Planeten besitzen.

E = Der durchschnittliche Anteil von


Planeten je Planetensystem, auf denen
die Voraussetzungen zur Entstehung
von Leben gegeben sind.

B = Wahrscheinlichkeit, daß auf einem


dieser Planeten auch wirklich bio-
logisches Leben entsteht.


I = Anteil der Planeten, auf denen sich
intelligentes biologisches Leben bis
zur Fähigkeit der interstellaren
Kommunikation entwickelt.

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F = Der Anteil der Zivilisationen, die
interstellare Kommunikation betrei
ben können und das dann auch
tatsächlich tun.

L = Lebensdauer einer technischen


Zivili-
sation, ausgedrückt als Bruchteil der
Zeit, die seit der Entstehnung von
Leben auf dem betreffenden Plane-
ten
vergangen ist.

Diese Gleichung ist natürlich nur eine Faustformel,


und die einzelnen Parameter sind zum Teil nach wie
vor nur rein spekulativ abschätzbar. Soweit wir bisher
wissen, gibt es nichts, was prinzipiell gegen die An-
nahme spricht, daß möglicherweise sogar alle Sterne
Planetensysteme besitzen - das reparierte Hubble-
Teleskop und das optische Interferometer, bestehend
aus den Großteleskopen Keck I und II auf dem Mauna
Kea/Hawaii werden hierüber hoffentlich in absehba-
rer Zeit näheren Aufschluß liefern. Allerdings muß
uns ebenso klar sein, daß nur einer der Faktoren den
Wert Null zu haben bräuchte, um auf der linken Seite
der Gleichung ebenfalls eine Null hervorzubringen1.
Einer der wesentlichen begrenzenden Faktoren für
die Entstehung von Leben ist aber immer die Zeit. Bei
der Betrachtung von Sternensystemen müssen also vor
allem die Stabilität und Lebensdauer des Muttersterns
berücksichtigt werden. Ein Stern, der die Entstehung
von Leben auf einem seiner Planeten begünstigen soll,

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muß über Jahrmilliarden hinweg mit weitgehend der-
selben „Sternkonstante“ strahlen und so den Planeten
gleichbleibend mit Energie versorgen. Dies bedingt,
daß nur kleine, stabile, sonnenähnliche Zwergsterne
auf der Hauptreihe des Hertzsprung Russel Dia-
gramms in die Betrachtung eingehen können. Hinzu
kommt, daß wir für diesen Fall ein sehr gutes Posi-
tivbeispiel vorliegen haben. Die Sonne, ein G0 Stern
mit vermutlich neun Planeten, hat eine Ökosphäre,
die seit mehreren Milliarden Jahren weitgehend stabil
ist und in der sich zwei bis drei Planeten befinden,
die die grundlegenden Bedingungen für die Entste-
hung von Leben zu erfüllen scheinen. Auf mindestens
einem dieser Planeten war die biologische Evolution
erfolgreich und führte letztlich zur Entwicklung einer
technischem Zivilisation. Damit ist die wichtigste
Frage schon einmal beantwortet, nämlich die, ob das
Eintreten der Bedingung, daß alle einzelnen für die
Entstehung von Leben und schließlich Zivilisationen
notwendigen Parameter überhaupt zusammentreffen
können, prinzipiell überhaupt möglich ist. Inzwischen
sind wir bereits in der dritten Phase des „dreifältigen“
wissenschaftlichen Weges angelangt. Beobachten
eines Phänomens, Aufstellen einer Hypothese, Veri-
fikation der Hypothese. Die Beobachtung lautet: es
gibt intelligentes Leben im Universum, das in der
Lage ist, interstellare Kommunikation zu betreiben.
Die Hypothese lautet: Die Entstehung intelligenten
Lebens ist ein normaler Entwicklungsweg (hier geht
in gewisser Weise das Prinzip der Homogenität und
Isotropie des Universums ein). Da es mir hier um
prinzipielle Betrachtungen geht, möchte ich nicht auf
die Diskussion um die mögliche Anzahl der derzeit
existierenden und an Kommunikation interessier-

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ten Zivilisationen in der Milchstraße eingehen, weil
letztlich die Fragen nach der Lebensdauer und dem
Verhalten anderer Gesellschaften rein spekulativ sind.
Wir kennen schließlich nicht einmal unsere eigene
Lebensdauer, weder die unserer Zivilisation, noch die
unserer Spezies. Nur eines dazu: Sollte irgendwann
in ferner Vergangenheit, vielleicht vor einer Milliarde
Jahren, auch nur eine einzige Zivilisation die inter-
stellare Raumfahrt entwickelt und damit begonnen
haben, andere Planetensysteme aufzusuchen und zu
besiedeln, wo die Entwicklung sich fortsetzte und man
innerhalb einiger tausend Jahre wieder ein oder zwei
Raumschiffe auf die Reise zu neuen Planetensystemen
schickte, so würde bei einer Ausbreitungsgeschwin-
digkeit von vielleicht 0.1 C schon nach einigen zehn
Millionen Jahren nach den Gesetzen einer einfachen
geometrischen Reihe die gesamte Galaxis von in-
telligentem Leben nur so wimmeln. Wir müssten es
dann nur noch finden - wenn es uns nicht schon längst
gefunden hat. Zumindest kommt man bereits bei der
vorsichtigen Annahme einer Lebensdauer technischer
Zivilisationen von nur eintausend Jahren auf eine Zahl
von 2000 Zivilisationen, die derzeit in unserer Galaxis
existieren, eine eventuelle Ausbreitung nicht einmal
berücksichtigt. Wird die Lebensdauer höher angesetzt,
erhöht sich entsprechend die Anzahl. Aber wie schon
gesagt, haben wir es hier mit purer Spekulation zu tun.
Diese Fragen gilt es ja unter anderem zu beantworten.

3. Grundlegendes über Leben im


Weltall

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Vor der Behandlung der Probleme im Zusammenhang
mit den aktuellen SETI Projekten der NASA (das
HRMSP oder MOP) und der Planetary Society (die
Projekte META und BETA), möchte ich beispielhaft
einige Aspekte der Entstehung des Lebens im Weltall
näher beleuchten. Dabei stehen aktuelle Erkenntnisse
im Vordergrund. Über die Bildung von Aminosäuren
in einer Uratmosphäre gibt es einige ausführlichere
Arbeiten bereits aus den fünfziger bis siebziger Jah-
ren, namentlich die Funkenentladungs-Experimente
von Miller und Urey u.a. an der University of Chica-
go seit dem Jahre 1952. Aus den Grundbausteinen
Wasserstoff, Methan, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid,
Ammoniak, Stickstoff und Wasser, konnten selbst
unter den vergleichsweise einfachen experimentellen
Bedingungen von Miller und Urey ein großer Teil
der wichtigsten Aminosäuren sowie einiger Vitamine
und andere Grundbausteine des Lebens synthetisiert
werden. Es ist also nicht weit hergeholt zu vermuten,
daß dieser Prozess überall im Universum stattfindet,
sobald die geeigneten Grundbausteine und genügend
Reaktionsenergie vorliegen. Wir wissen inzwischen,
daß alle notwendigen Elemente und auch die komple-
xeren Moleküle praktisch überall im uns umgebenden
Weltraum vorkommen. In unserem Sonnensystem
gibt es die notwendigen Grundbausteine für die
Synthese komplexer organischer Moleküle z.B. in den
Atmosphären Jupiters und Saturns sowie in großen
Mengen auf dem Saturnmond Titan, der seit einiger
Zeit neben Mars als ein weiterer Kandidat für die
Entstehung primitiver Organismen im Sonnensystem
angesehen wird. Eine wichtige Entdeckung, die einen
ganzen neuen Wissenschaftszweig ins Leben gerufen
hat, ist die Tatsache, daß offenbar die Bildung relativ

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komplexer chemischer Verbindungen keineswegs an
planetare Körper gebunden ist, sondern unter ver-
schiedenen Bedingungen auch im freien Raum des
Sonnensystems und sogar im interstellaren Raum
stattfindet. Im Sonnensystem sind hier die Kometen
beachtenswert, die erst in den letzten Jahren durch
die Kometensonden (besonders Giotto von der Euro-
pean Space Agency, die zum Halleyschen Kometen
geschickt wurde und anschließend Brigg Skjellerup
ansteuern sollte) genauer untersucht werden konnten.
Es wurden erhebliche Anteile organischer Moleküle
oder Molekülbruchstücke, wie etwa Wasser, Kohlen-
monoxid, Kohlendioxid, Methan, Ammoniak, Cyan
sowie verschiedene Elemente, etwa Schwefel, im
Kometenschweif entdeckt. Dies ist weitestgehend
dieselbe Zusammensetzung, die Miller und Urey für
ihre simulierte Uratmosphäre gewählt hatten, und
unter anderem diese Tatsache ist es, die Anlaß zu
Überlegungen und experimentellen Untersuchungen
der Frage gibt, ob sich unter den Bedingungen, die auf
der Oberfläche eines Kometenkerns herrschen, chemi-
sche Prozesse abspielen können, die zur Bildung eben
der bekannten komplexeren Moleküle bis hin zu den
Aminosäuren führen. Entsprechende Experimente zur
Kometensimulation, in denen chemische Reaktionen
und physikalische Festkörperprozesse und Diffusi-
onsvorgänge in Kometenkörpern unter dem Einfluß
simulierter Solarstrahlung untersucht werden, finden
etwa im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogrammes
„Kleine Körper im Sonnensystem“, durchgeführt von
Dr. Kurt Rössler et. al. und dem Institut für Raum-
simulation der DLR Köln (Frau Dr. G. Hornek und
andere) statt. Die Kosmochemie - der neu entstandene
Wissenschaftszweig eben, der sich mit der Untersu-

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chung chemischer bis biochemischer Vorgänge unter
Weltraumbedingungen auseinandersetzt, steckt aber
bisher noch in den Kinderschuhen, obwohl bereits
eine Reihe interessanter Ergebnisse erzielt wurden.
Kosmochemie ist vor allem Strahlen- und Stoßchemie,
im Falle der Kometen angeregt durch die hochenerge-
tische Solarstrahlung, sowie durch den Sonnenwind.
Aber Chemie findet auch in interstellaren Wolken
statt, z.T. ebenfalls angeregt durch die Strahlung be-
nachbarter Sterne, hochenergetische kosmische Strah-
lung sowie durch Stöße und katalytische Oberflächen-
prozesse auf Staubteilchen. Dank der Möglichkeiten
der hochauflösenden Spektralanalyse in der modernen
Radio- und Infrarotastronomie ist es gelungen, die Zu-
sammensetzung interstellarer Wolken zu untersuchen,
und auch hier wurden wieder die bekannten Bausteine
des Lebens und der irdischen Uratmosphäre gefunden.
Etwas flapsig ausgedrückt könnte man sagen, daß die
Milchstraße mit den Zutaten für eine Ursuppe nur so
angefüllt ist. Was uns jetzt noch fehlt, ist lediglich
das richtige Rezept, um daraus schließlich Leben zu
„kochen“.

Wir sind nun an dem Punkt angelangt, an dem sich auf


einem Planeten, der sich in einem geeigneten Abstand
von seinem Mutterstern befindet und so zu einem
bestimmten Zeitpunkt günstige Bedingungen bietet,
Leben in Form irgendwelcher Prokaryota und etwas
später Eukaryota gebildet hat, wie es auf der Erde vor
vielleicht 4,5 Milliarden Jahren vermutlich ebenfalls
geschehen ist. Man stellt sich jetzt zwangsläufig die
Frage, welche Faktoren und Einflüsse zusammenkom-
men müssen, damit letztlich ein derartig immens kom-
pliziertes Ökosystem entstehen kann, wie es seit meh-

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reren hundert Millionen bis Milliarden Jahren auf der
Erde existiert. Der offensichtlichste Faktor ist wohl
die Stabilität. Es muß sich ein Regelsystem heraus-
bilden, das in der Lage ist, Störungen des Gesamtsy-
stems weitgehend abzufangen und eine Schwankung
der mittleren langfristigen Oberflächentemperatur auf
einen Bereich zwischen 0˚C und 100˚C zu begrenzen,
nur um eine plausible Zahl zu nennen. In Wahrheit
dürften die Toleranzen eines planetaren Ökosystems
viel geringer sein, da sich die Organismen sehr fein
auf ihre Umweltbedingungen abstimmen müssen, um
überleben zu können. Wir wissen heute ja bereits, wie
schnell eine ganze Art, ja sogar eine ganze Tier- oder
Pflanzenklasse durch nur mäßige Veränderung der
Umweltbedingungen aussterben kann. Das Klimasy-
stem der Erde beispielsweise hat sich im Laufe von
Jahrmilliarden stabilisiert und besitzt - in gewissen
Grenzen - die Fähigkeit zur Kompensation immer
wieder auftretender natürlicher Einflußfaktoren, wozu
etwa Sonnenflecken, leichte Schwankungen der Ober-
flächentemperatur der Sonne oder interne irdische
Parameteränderungen, z.B. Variationen der atmosphä-
rischen Zusammensetzung durch erhöhte vulkanische
Aktivität etc., gehören. Spätestens hier kommt wieder
die im Zusammenhang mit der Drake-Formel gestellte
Frage nach der Lebensdauer technischer Zivilisa-
tionen ins Spiel. Was ist, wenn zwar die Entstehung
von Leben alltäglich ist, ebenso „alltäglich“ aber die
Selbstzerstörung technischer Zivilisationen durch
Vernichtung ihrer eigenen Umwelt? Es ist schließlich
nicht auszuschließen, daß innerhalb des Klimare-
gelsystems der Erde an irgendeinem Punkt eine Art
Resonanzkatastrophe eintritt, an deren Ende ein totaler
Zusammenbruch in Form eines Runaway Treibhaus-

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effektes steht, der allen zivilisatorischen Bemühungen
der Menschen, also auch dem SETI Projekt, ein jähes
Ende bereitet. Dazu später mehr.

4. Planetare Ökosysteme
In unserem Sonnensystem gibt es drei Planeten, die
sich innerhalb der sogenannten „Habitable Zone“ (der
bereits erwähnten “Ökosphäre”2) der Sonne befinden,
und augenscheinlich hat sich nur auf einem von ihnen
höheres Leben entwickelt bzw. Leben bis zur heutigen
Zeit halten können. Man muß sich auch hier wieder
fragen warum, denn die Größe der lebensbegünsti-
genden Zone um einen Stern ist ein wichtiger Ein-
flußfaktor für die Wahrscheinlichkeit der Entstehung
des Lebens im Weltraum überhaupt. Was wäre etwa,
wenn ein Planet nur in dem Falle ein stabiles Ökosy-
stem hervorbringen kann, daß die Energieeinstrahlung
an seinem Bahnort genau exakt der Solarkonstante
entspricht, die Schwerebeschleunigung an der Ober-
fläche genau 9,81 ms-2 beträgt und vielleicht auch
noch die durchschnittliche Dichte genau der der Erde
entspricht und er ein starkes Magnetfeld hat? Mögli-
cherweise gehen die Bedingungen sogar noch weiter:
Es gibt neuerdings Hinweise darauf, daß ein Planet
normalerweise durch Massenumlagerung in Kern und
Mantel sowie Einschläge von kosmischen Körpern
während seines “Lebens” häufig stark die Neigung
seiner Achse ändert und möglicherweise auch in er-
heblichem Maße seine Rotationsgeschwindigkeit und/
oder Rotationsrichtung. Bei der Erde dagegen liegt
der Fall anders, denn sie hat einen im Verhältnis zu
ihrer Größe und Masse gewaltigen Mond, der durch

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seinen Bahnimpuls über die Gravitationskopplung
ein zusätzliches Drehmoment erzeugt und so dafür
sorgt, daß die Drehachse immer wieder aufgerichtet
wird. Die Folge davon sind einerseits ein weitgehend
stabiler Neigungswinkel der Erdachse, andererseits
die bekannte Lunarpräzession und Nutation. Es gibt
eine Reihe von Modellrechnungen, die zu bestätigen
scheinen, daß tatsächlich alle diese Faktoren weit-
gehend so zusammenkommen müssen, wie sie bei
der Erde vorliegen, damit die geforderte langfristige
Stabilität gewährleistet ist. Sollte dies zutreffen, dann
können wir getrost davon ausgehen, daß die Erde mit
einiger Wahrscheinlichkeit zur Zeit der einzige Planet
in der Milchstraße ist, auf dem Radioteleskope ins
Weltall hinauslauschen. Aber letztlich läßt sich mit
Modellen auf der Basis derartig unsicherer Ausgangs-
daten wahrlich alles und nichts beweisen. Wir können
bisher nicht einmal ein zuverlässiges Modell etwa für
die CO2-Diffusion in den irdischen Ozeanen vorwei-
sen, wie sollte es da möglich sein, das Verhalten eines
kompletten planetaren Ökotops über geologische Zeit-
räume hinweg in ein Computermodell zu fassen!

Dennoch ist es interessant, sich die Bedingungen auf


unseren Nachbarplaneten Venus und Mars unter dem
Gesichtspunkt der Entstehung von Leben genauer
anzusehen. Es steht wohl außer Frage, daß zumindest
auf der Venus heute kein Leben mehr existiert, es sei
denn, es gäbe dort einige unvorstellbar exotische Mi-
kroorganismen in der höheren Atmosphäre. Die Ober-
flächentemperatur, die bedingt durch eine sehr effizi-
ente atmosphärische Durchmischung3 auf der Tag- und
Nachtseite des Planeten im Bereich von über 475°C
liegt und niemals um mehr als 10˚C schwankt, erlaubt

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aber nicht einmal das Vorhandensein komplexerer or-
ganischer Moleküle, ja die Temperatur ist sogar hoch
genug, um prinzipiell Seen geschmolzenen Bleis auf
der Oberfläche zu ermöglichen. Hervorgerufen wird
diese extreme Temperatur durch einen starken Treib-
hauseffekt, dessen Ursache in der Zusammensetzung
der Venusatmosphäre begründet ist. Die Vermutung
liegt zwar nahe, daß die Oberflächentemperatur schon
aufgrund des geringeren Sonnenabstandes höher liegt
als auf der Erde, aber da dieser immerhin noch ca.
0.72 AU beträgt, sollte man keinen Unterschied von
450˚C vorfinden. Der Grund liegt im Wesentlichen in
der Tatsache, daß die Venusatmosphäre zu 96 % aus
CO2 besteht und zudem etwa hundertmal so dicht ist,
wie die der Erde. Auf die Einzelheiten der Mechanis-
men des Treibhauseffektes soll hier nicht weiter ein-
gegangen werden. Es gibt aber seit neuestem Beweise
dafür, daß die Bedingungen auf der Venus ursprung-
lich ganz anders waren. Wie kam es also dazu, daß
sich die beiden Schwesterplaneten4 Venus und Erde
derartig extrem unterschiedlich entwickelt haben?
Zunächst einmal sieht es so aus, daß der Unterschied
in der atmosphärischen Zusammensetzung von Venus
und Erde vor allem durch das Vorhandensein von Le-
ben und flüssigem Wasser auf der Erde und deren völ-
lige Abwesenheit auf der Venus charakterisiert ist. Auf
der Erde wird die Bindung von Kohlenoxid in CaCO3
hauptsächlich von marinen Mikroorganismen, Koral-
len und anderen Meereslebewesen bewirkt. Wenn alles
in Calciumcarbonat gebundene CO2 in die Erdatmo-
sphäre freigesetzt würde, wäre diese etwa siebzigmal
dichter, als dies tatsächlich der Fall ist und würde fast
ausschließlich aus CO2 bestehen, genau wie auf der
Venus. Allerdings muß festgehalten werden, daß sich

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Karbonate auch in Abwesenheit lebendiger Organis-
men bilden würden, solange ausreichende Mengen
flüssigen Wassers zur Verfügung stehen. In Kürze:
Atmosphärisches CO2 löst sich im Wasser, und so ent-
steht eine schwache Säure, die dann zusammen mit Si-
likatgesteinen Karbonate bildet. Durch wasserbedingte
Erosion werden dann immer neue Schichten von
Gestein diesem Prozess ausgesetzt. Flüssiges Wasser
ist also offenbar der Schlüssel bei der Suche nach den
Unterschieden zwischen Erde und Venus. Dazu ein
Gedankenexperiment: Man stelle sich vor, der Koh-
lendioxidanteil der Erdatmosphäre würde sich z.B.
verzehnfachen und damit etwa 0.3 % ihres Massean-
teils ausmachen. Bei der modellhaften Berechnung
des resultierenden Treibhauseffektes müssen die Än-
derung des CO2-Gehaltes (stationär) und der sich mit
steigender Temperatur ändernde Wasserdampfgehalt
(dynamisch) berücksichtigt werden. Man stelle sich
nun weiterhin vor, die Erde würde auf die Venusbahn
gebracht. Die höhere Strahlungstemperatur würde die
Erwärmung weiter beschleunigen, die Ozeane würden
aufgeheizt, der Wasserdampfgehalt der Atmosphäre
stiege und der Treibhauseffekt würde sich so schneller
und schneller selbst verstärken. Diese Entwicklung
wird als „Runaway Treibhauseffekt“ bezeichnet und
stellt innerhalb der Systemschwingungen des Klimas
die weiter oben bereits angesprochene Resonanzkata-
strophe dar. Die Temperatur steigt solange an, bis auf
der Planetenoberfläche kein Wasser mehr vorhanden
ist. Zu diesem Zeitpunkt wäre die Erde bereits ex-
trem heiß, und die Wasserdampfmoleküle würden in
der Atmosphäre hoch genug aufsteigen, um von der
solaren UV-Strahlung aufgespalten zu werden, gemäß
H2O + UV —> H + H + O. Aufgrund ihrer geringen

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Masse würden die Wasserstoffatome aus dem planeta-
ren Schwerefeld entweichen, während der schwerere
Sauerstoff zurückbliebe und sich mit anderen Stof-
fen verbände. Diese hypothetische Überlegung über
die Frage, was mit Wasser auf der Venus geschehen
würde, wurde erst kürzlich überraschend durch die
Entdeckung einer großen Menge von Deuterium in der
Venusatmosphäre verifiziert. Deuterium kann auf-
grund seiner gegenüber dem Wasserstoff doppelt so
hohen Masse dem Schwerefeld nicht so leicht entkom-
men. Das Deuterium/Wasserstoff-Verhältnis sollte also
im Laufe der Zeit zunehmen, und tatsächlich ist es auf
der Venus 100 mal so groß, wie auf der Erde! Diese
Beobachtung wurde inzwischen mehrfach überprüft
und bestätigt.
Man kann letztlich wohl folgenden Schluß ziehen: Ein
Planet, der sich auf einer Umlaufbahn um seinen Mut-
terstern befindet, auf der er mindestens soviel Strah-
lung empfängt, wie im Sonnensystem die Venus, ist
nicht in der Lage, stabile Bedingungen für das dauer-
hafte Vorhandensein von flüssigem Wasser zu ermög-
lichen. Nach unserem Stand des Wissens bedeutet dies
dann auch zugleich, daß unter diesen Umständen kein
Leben in der uns bekannten Art entstehen kann. Die
Frage, ob es einst Leben auf der Venus gab, ist letzt-
lich rein akademisch, weil nicht nachprüfbar. Auch
können wir nur schwer abschätzen, unter welchen
Einstrahlungsbedingungen das System so lange stabil
bleibt, bis sich ausreichend Leben entwickeln konnte,
welches die Stabilisierung der Atmosphäre erheblich
beschleunigt und schließlich zur Bildung eines plane-
taren Ökosystems führt. Es wäre doch eine Ironie des
Schicksals, wenn auf der Erde ausgerechnet das Leben
- repräsentiert durch den Menschen - wiederum einen

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Zustand herbeiführt, der in einen Runaway-Treibhaus-
effekt einmündet, der zu einer Gleichgewichtstempe-
ratur zwar unterhalb der der Venus, aber möglicher-
weise durchaus in wenig angenehmer Höhe jenseits
des Siedepunktes von Wasser führen könnte.

Der einzige andere erdähnliche Kandidat für Leben


im inneren Sonnensystem ist Mars. Im Gegensatz zur
Venus befindet er sich vermutlich noch innerhalb der
Zone um die Sonne, in der die Entstehung von Leben
möglich ist. Alles übrige hängt also von den Bedin-
gungen ab, die durch den Planeten selbst definiert
sind. Diese sind im Falle des Mars nicht sonderlich
günstig, auch wenn es einige Gemeinsamkeiten mit
der Erde gibt (etwa die Tageslänge, Inklination der
Rotationsachse oder totale Landfläche). Die Tempe-
raturen aber sind zu niedrig, und die Atmosphäre ist
zu dünn, um einen wirksamen Schutz der Oberfläche
vor harter Strahlung zu gewährleisten. Auch wenn die
Atmosphäre ebenfalls vorwiegend aus CO2 besteht,
bewirkt der Treibhauseffekt auf dem Mars, bedingt
durch die geringe Dichte, nur einen mittleren Tempe-
raturanstieg von ca. 5°C. Es stellt sich nun vor allem
wieder die gleiche Frage wie zuvor: Finden sich auf
dem Mars die Bedingungen für die Existenz flüssigen
Wassers? Neben der Temperatur ist der atmosphäri-
sche Druck hier der wichtigste Parameter, denn wenn
dieser 0,6 % des irdischen Oberflächendruckes unter-
schreitet, kann flüssiges Wasser auf der Oberfläche des
Mars nicht vorkommen, weil Wassereis nicht schmel-
zen, sondern direkt zu Wasserdampf sublimieren
würde. Offenbar ist genau dies der Fall - zumindest in
der Gegenwart und auf dem durchschnittlichen Hö-
henniveau der Marsoberfläche. Es gibt allerdings eine

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Reihe von Anzeichen dafür, daß die Zustände auf dem
Mars ebenfalls nicht immer so waren, wie wir sie heu-
te vorfinden. Ein Beispiel dafür sind die zahlreichen,
offenbar fluviatilen Erosionsformen großen Ausma-
ßes an verschiedensten Stellen der Marsoberfläche.
Die große Anzahl geologisch relativ junger Vulkane
deutet auf starke vulkanische Aktivität hin, so daß
evtl. enorme Mengen ausgestoßenen Staubes zu einer
deutlichen Abkühlung des Marsklimas geführt haben
könnten. Also kann nicht ausgeschlossen werden,
daß wir den Mars derzeit im Zustand einer extremen
Eiszeit beobachten, zumal jüngste Untersuchungen
eine weitere Abkühlung und einen weiter gesunkenen
Wasserdampfgehalt der Marsatmosphäre im Vergleich
zu den Messungen der Viking-Sonden in den spä-
ten siebziger Jahren ergeben haben. Aber auch unter
diesen Umständen könnten sich immer noch Reste
mikroskopischen Lebens erhalten haben: In tieferen
Senken, Schluchten und Cañons könnte der atmosphä-
rische Druck ausreichend sein, um das Vorhandensein
flüssigen Wassers zu erlauben. Zugleich könnte durch
vulkanische Aktivität an einigen Orten die Tempera-
tur dem Leben recht zuträglich sein, so daß sich an
vor der UV-Strahlung geschützten Stellen, etwa unter
Steinen und Überhängen, einige einfache Lebensfor-
men gehalten haben könnten. Doch dies ist wiederum
bisher alles Spekulation, denn auch die entsprechen-
den Experimente an Bord der Viking-Sonden konnten
keine wirklich eindeutigen Ergebnisse liefern, wobei
dies nicht zwingendermaßen viel zu bedeuten hat - es
handelte sich um zwei stationäre Sonden mit begrenz-
ten Fähigkeiten. Aus den Ergebnissen Rückschlüsse
auf den gesamten Planeten zu ziehen wäre verfrüht.
Genaueres werden wir erst erfahren, sobald ein Biolo-

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ge (gleich ob menschlich oder in Gestalt eines roboti-
schen Rovers) dort vorbeifährt, in einen Cañon hinab-
steigt, die Steine umdreht und nachschaut. Man darf
aber trotz allem Enthusiasmus nicht vergessen, daß
auch der größte Optimist die sehr effiziente Sterilisie-
rung der Marsoberfläche durch solare UV-Strahlung
nicht verleugnen kann.

Ein anderer Kandidat für die Entstehung von Leben,


mit allerdings völlig anderen Randbedingungen, könn-
te der Saturnmond Titan sein. Hier mag es Methan-
meere anstelle flüssigen Wassers geben, aber man muß
unseren derzeitigen Wissensstand schon sehr stark
extrapolieren und mit Phantasie anreichern, um sich
unter den dort herrschenden Bedingungen, über die
bisher leider nur vergleichsweise wenig bekannt ist,
Leben vorstellen zu können. Die Liste der Zusammen-
setzung der Titanatmosphäre sieht zur Zeit folgender-
maßen aus: H2, C2H2, C2H4, C2H6, C3H4, C3H8, C4H2,
HCN, C2N2, HC3N, C4N2, CO und CO2. Titan ist der
einzige der großen Satelliten im Sonnensystem, der
über eine dichte Atmosphäre verfügt, was mit seiner
Masse, Dichte, Temperatur und den Entstehungsbe-
dingungen zusammenhängt5. Zumindest ist es denk-
bar, daß in den möglichen Methanozeanen des Titan
mit all den darin gelösten organischen Komponenten
und Spurenelementen, ein Evolutionsprozess in Gang
gekommen ist, der völlig andere Wege eingeschlagen
hat, als auf der Erde. Der erste Schritt dahingehend,
mehr über die Bedingungen auf Titan zu erfahren,
wird die Cassini-Huygens Mission sein. Die Huygens
Sonde soll an einem Fallschirm langsam in die Atmo-
sphäre hinabsinken, dabei Messungen über deren ver-
tikalen Aufbau anstellen und schließlich sanft auf der

22
Oberfläche des Titan aufsetzen. Insgesamt soll Huy-
gens mindestens drei Stunden lang Messungen an-
stellen können. Der Cassini Orbiter ist zusätzlich mit
Radar und Spektrometern ausgestattet, so daß Karten
der Oberfläche und weitere Analysen der Atmosphäre
erstellt werden können.

Es sieht nun so aus, als würden die Grundvorausset-


zungen für die Entstehung von Leben vergleichsweise
häufig zumindest zeitweise zusammentreffen. Ein Pla-
net jedoch, der über Jahrmilliarden die Aufrechterhal-
tung dieser Bedingungen gewährleisten kann, ist aber
scheinbar zumindest nicht der Regelfall, und es steht
zu erwarten, daß dieses Gleichgewicht recht empfind-
lich ist und behutsam behandelt werden sollte.

5. Die Entwicklung der SETI-


Bemühungen von 1960 bis 1994
Wie bereits angedeutet, war es Frank Drake im Jahre
1960 überlassen, mit seinem „Projekt Ozma“ die Rol-
le des Pioniers bei der wissenschaftlichen Suche nach
außerirdischen Zivilisationen in unserer kosmischen
Nachbarschaft zu übernehmen6. Seitdem sind die Be-
mühungen, bedingt vor allem durch den technischen
Fortschritt, geradezu exponentiell angewachsen.

Zunächst stellen sich vor dem Start einer solchen


Suche einige grundsätzliche Fragen:

1) In welcher Region des Himmels soll gesucht


werden?

23
2) Welche Radiofrequenzen sind am ehesten für
interstellare „Radiosendungen“ geeignet?

3) Welcher Frequenzbereich soll insgesamt


abgesucht werden?

4) Auf welche Art kann eine Kommunikation zustande


kommen, und wie können wir „intelligente“
Signale überhaupt erkennen?

Die Antwort auf Frage 1) wurde bereits vorher gege-


ben: Nur Sterne mit entsprechender Stabilität kommen
als Muttergestirn von Planetensystemen in Frage, in
denen sich Zivilisationen durch natürliche Evolution
über Jahrmilliarden hinweg entwickeln konnten. Es
sind dies die erwähnten sonnenähnlichen F5 bis K3
Sterne, zu denen in unserer „Nachbarschaft“ in einer
Entfernung bis zu vier pc Alpha Centauri A und B,
Epsilon Eridani, 61 Cygni A, Epsilon Indi, Procyon
A und Tau Ceti gehören. Einige davon befinden sich
allerdings in Mehrfachsystemen, und bisher ist es
umstritten, ob in einem Doppel- oder Mehrfachsystem
ohne weiteres stabile Planetenbahnen und die gefor-
derten Strahlungsverhältnisse möglich sind. Zumin-
dest ist es nicht undenkbar, daß auch in solchen Sy-
stemen die gesuchten Bedingungen vorliegen können.
Allerdings finden wir auf diese Art eine derartig große
Anzahl abzusuchender Ziele, daß es kaum noch mög-
lich erscheint, jeden prinzipiell in Frage kommenden
Stern mit der notwendigen Genauigkeit einen nach
dem anderen abzusuchen. Es ist also sinnvoll, nach
Möglichkeiten Ausschau zu halten, diese Anzahl wei-
ter zu verkleinern, vor allem, weil die den SETI-Pro-

24
jekten zur Verfügung stehende Beobachtungszeit nur
die detaillierte Untersuchung einiger tausend Sterne
erlaubt. Man kann in Analogie zum bereits Gesagten
zunächst festlegen, daß nur Sterne mit einem Farben-
index (B-V) zwischen 0.6 und 1.0 untersucht werden,
da Sterne mit einem “blaueren” Farbenindex eine zu
kurze Verweildauer auf der Hauptreihe aufweisen und
Sterne “röter” als 1.0 bisher unbekannt sind. Darüber
hinaus kann man aufgrund der Unsicherheiten bezüg-
lich der Bedingungen in Mehrfachsystemen diese aus
der Suche ausklammern und so die Zahl der abzu-
suchenden Objekte weiter verkleinern. Eine weitere
Bedingung ist, daß innerhalb der „Ökosphäre“ um
den betreffenden Mutterstern kein Objekt kreist, daß
eine deutlich größere Masse hat als Jupiter, weil ein
solches Objekt eine stabile Bahn kleinerer Planeten in
unmittelbarer Umgebung unmöglich machen würde7.
Ein Planet von Erdgröße auf einer Umlaufbahn um
einen anderen Stern ist dagegen mit unseren derzeiti-
gen Mitteln nicht auffindbar. Dennoch wäre es mög-
licherweise nützlich, wenn Planeten von Jupitergröße
auf ferneren Umlaufbahnen um sonnenähnliche Sterne
gefunden werden könnten, da dies ein (zumindest
intuitives) Indiz für die Ähnlichkeit des untersuchten
Systems mit unserem eigenen Sonnensystem wäre.
Darüber hinaus gibt es einige indirekte Möglichkei-
ten, masseärmere Planeten von ungefähr Erdgröße
nachzuweisen. Dies ist hoffentlich in Zukunft mit rein
astrometrischen Methoden durchführbar, basierend
auf extrem exakten Messungen von Positionsschwan-
kungen, die erst in jüngster Zeit durch die Einführung
extragalaktischer Referenzsysteme und deren hoch-
genaue Ankoppelung an stellare Koordinatensysteme
möglich geworden sind. Erst eine Zusammenfassung

25
modernster geophysikalischer und planetologischer
Modelle zur Beschreibung von Variationen der Erd-
bewegung (Lunisolarpräzession, Nutation etc.) bis
hin zu Störungen auf der Erdoberfläche (etwa Gezei-
tenhebung und Kontinentaldrift) mit den weltweiten
VLBI-Beobachtungen und den lokalen und globalen
astrometrischen Messungen des Hubble Teleskops und
des Astrometriesatelliten HIPPARCOS, hat Messun-
gen im Genauigkeitsbereich von Millibogensekunden
(mas) möglich gemacht. Solche Genauigkeiten sind
nötig, um die durch kleine und mittelgroße Planeten
verursachten „Pendelbewegungen“ naher Sterne nach-
zuweisen und somit indirekt auf das Vorhandensein
dieser planetaren Körper schließen zu können. Aber
auch alle Bemühungen in dieser Richtung stecken
noch in den Kinderschuhen, wobei aber mit schnellen
Fortschritten gerechnet werden kann, etwa mit der
Fertigstellung des Keck II Teleskops in Hawaii8.

Eine andere Methode wäre der direkte Nachweis eines


Planeten durch Beobachtungen im Infrarotbereich.
Im sichtbaren Licht werden alle Planeten um mehrere
Größenordnungen von ihren Muttersternen über-
strahlt, im Infraroten verschiebt sich dieses Verhältnis
im Falle eines erdähnlichen Planeten und eines son-
nenähnlichen Sterns jedoch etwa um einen Faktor 100
zugunsten des Planeten. Wenn also Planeten in ande-
ren Sternsystemen direkt beobachtet werden sollen,
dann muß dies in längeren Wellenlängenbereichen
geschehen, als dem des sichtbaren Lichtes.
Die Astronomen Sargent und Beckwith haben auch
tatsächlich mit dieser Methode, unter Verwendung
des IRAS Satelliten, bereits kühleres Material in der
unmittelbaren Umgebung sonnenähnlicher Sterne

26
gefunden, wenn auch noch kein direkter Hinweis auf
einen Planeten vorliegt.

Die zuvor beschriebenen Bedingungen treffen im


großen und Ganzen auf etwa 150 Sterne in einer
Sonnenentfernung von bis zu 25 Parsec zu. Um auf
eine Stichprobe von 2000 zu untersuchende Sterne zu
kommen, müssen wir unseren Blick weiter hinaus-
richten, bis zu einer Entfernung von etwa 50 Parsec.
Unsere Sonne hätte aus einer Entfernung von 50 pc
gerade eine Helligkeit von 8.3m, und wie der Zufall
so spielt, mißt die HIPPARCOS-Mission der ESA zur
Zeit Farben und Parallaxen aller Sterne bis zu einer
Helligkeit von gerade 8.3m. Auf diese Weise bekommt
man in absehbarer Zeit, praktisch wiederum als Ne-
benprodukt, eine Anzahl von ca. 5000 genau vermes-
senen G-Sternen in einem begrenzten Volumen um
die Sonne. Allerdings dauert es noch einige Jahre, bis
alle exakt reduzierten Daten aus den HIPPARCOS-
Beobachtungen zur Verfügung stehen, aber für den
Anfang gibt es immerhin eine vorläufige Liste mit ca.
2000 Sternen. Der nächste Schritt wird es sein, das
Alter der Sternkandidaten zu untersuchen, da zu junge
Sterne noch nicht zu einer Entwicklung intelligenten
Lebens in ihrem System beigetragen haben können.
Ein solches Programm läuft am Mount Wilson Ob-
servatorium, von dem aus ca. 75 % der Kandidaten
für das NASA SETI-Microwave-Observation-Project
beobachtet werden können, das im November 1992
gestartet wurde und bis 1996 Schritt für Schritt weiter
ausgebaut werden wird9. Neben all diesen Überlegun-
gen ist aber schon auf den ersten Blick ersichtlich,
daß eine Zivilisation in einem unserer Nachbarsyste-
me erheblich leichter zu entdecken wäre, schon weil

27
die Radiobotschaften von dort (bei angenommener
gleicher Stärke) alle weiter entfernten „Sendungen“
einfach aufgrund des 1/r2-Gesetzes überstrahlen
würde. Technisch sind wir allerdings bereits jetzt in
der Lage, weitaus weiter draußen zu suchen und auch
kommunikative Zivilisationen mit einer der unseren
vergleichbaren Ausstrahlung noch in einer Entfernung
von 50 pc und mehr aufzuspüren.

Die Fragen nach der Eignung bestimmter Frequenzen


des elektromagnetischen Spektrums für die Kommu-
nikation und danach, welcher Frequenzbereich abge-
sucht werden sollte, gehören natürlich eng zusammen.
Bisher wurde stillschweigend vorausgesetzt, daß
im Radiobereich gesucht wird, was natürlich unter
anderem damit zusammenhängt, daß wir selber unsere
Nachrichten und Informationen ebenfalls im Ra-
diobereich übertragen, und anthropozentrisch wie wir
nun einmal sind, erwarten wir von anderen instinktiv
dasselbe, was allerdings nicht unbedingt zutreffen
muß. Vielleicht besitzen andere Zivilisationen keine
militärischen Radars, erledigen ihre Flugüberwachung
mit Laser und haben ausschließlich Kabelfernsehen!
Aber grundsätzlich haben Radiowellen derart viele
Vorteile bei der Signalübertragung, daß es uns einfach
als vernünftig erscheint, sie als bevorzugtes Kommu-
nikationsmittel technischer Zivilisationen in unserem
Entwicklungsstadium anzusehen. Hinzu kommt, daß
zumindest an interstellarer Kommunikation interes-
sierte Zivilisationen schon aus dem einfachen Grund
Radiowellen benutzen müssen, weil Photonen anderer
Energiestufen großenteils von interstellarem Gas und
Staub absorbiert werden. Dies ist ja der Grund, warum
überhaupt soviel in die Radioastronomie investiert

28
wurde, denn wir konnten mit optischen Instrumenten
in viele Bereiche des Universums, etwa das Zentrum
der Milchstraße, nicht hineinsehen. Aber auch im
Radiobereich gibt es eine Reihe von Problemen. Die
kommerziellen AM-Wellenlängen beispielsweise drin-
gen gar nicht erst aus der Erdatmosphäre heraus, weil
sie von der Ionosphäre immer wieder zur Erdoberflä-
che zurückreflektiert werden, ein Phänomen, das im
FM- und UHF-Bereich nicht auftritt. Hinzu kommen
die Absorption bestimmter Wellenlängen durch die
Erdatmosphäre, sowie eine Unzahl natürlicher Radio-
quellen, die ein Hintergrundrauschen von erheblichem
Ausmaß hervorrufen und in jedem Falle aufwendig
aus den gewonnenen Daten reduziert werden müs-
sen. Es gibt also vor allem zwei Störfaktoren, die zu
beachten sind: Das Hintergrundrauschen, wozu z.B.
galaktisches Hintergrundrauschen (die Summe aller
galaktischen Radioquellen) und die 3 Kelvin Hin-
tergrundstrahlung gehören, und die atmosphärische
Absorption der Erde, die vor allem im hochfrequenten
bzw. kurzwelligen Bereich auftritt. Wenn man die-
se Einflüsse quantitativ in einem Graphen aufträgt,
erhält man ein Minimum aller störenden Einflüsse, das
zwischen den Absorptionslinien des atomaren Was-
serstoffs und des OH-Radikals liegt und aus diesem
Grunde auch als das „Wasserloch“ oder „Water Hole“
bezeichnet wird. Die im Wasserloch zwischen 1420
MHz und 1721 MHz liegenden Frequenzen bieten
sich deshalb natürlicherweise für die interstellare
Kommunikation an. Neben der rein technisch prakti-
schen Überlegung gibt es noch einen anderen, mehr
spekulativ-psychologischen Aspekt, der für die Nut-
zung von Frequenzen im „Water Hole“ spricht. Ausge-
hend von der Überlegung, daß Wasser für alle uns

29
ähnlichen Lebensformen gleich essentiell ist, könnte
man vermuten, daß sich hier ein regelrechter interstel-
larer Radiotreffpunkt befindet, da alle Beteiligten um
diesen Umstand wissen sollten.

Die nächste Schwierigkeit ist in der unbekannten


Bandbreite der gesuchten Signale begründet. Wenn
wir nach Signalen suchen, die eine erheblich weitere
Bandbreite haben als das tatsächliche Signal, dann
wird das Signal mit zuviel Hintergrundrauschen kom-
biniert, so daß schwache Signale unauffindbar bleiben.
Andererseits betrachten wir nur einen kleinen Aus-
schnitt des tatsächlichen Signals, wenn wir die Band-
breite zu schmal wählen, so daß schwache Signale
wiederum übersehen werden. Allerdings ergeben sich
Mindestwerte für die Bandbreiten, die für die Suche
verwendet werden müssen. Das hat zwei Gründe:
Durch interstellare Dispersion sowie die unbekann-
te Dopplerverschiebung aufgrund der unbekannten
Relativbewegung von Quelle und Beobachter (also
uns) werden die Wellenlängen der verwendeten Ra-
diosignale in unberechenbarer Weise verändert, so daß
selbst, wenn wir die exakte Sendefrequenz wüßten,
wir das Signal kaum exakt auf dem entsprechenden
Band finden würden. Überlegungen in dieser Hinsicht
führen dazu, daß eine Verwendung von Bandbreiten
kleiner als 0.1 Hz für interstellare Nachrichtenüber-
mittlung eine sinnlose Verschwendung von Energie
wären. Jeder „astronomische Nachrichtentechniker“
im Weltall müßte zum selben Ergebnis gelangen.
Radiostationen auf der Erde benutzen Bandbreiten
von 10 kHz für AM-Übertragungen und 200 kHz für
FM-Übertragungen, während das Fernsehen erheblich
weitere Bandbreiten von etwa 6 MHz pro Kanal be-

30
nötigt. Etwa die Hälfte der Gesamtenergie, die für ein
Fernsehsignal ausgestrahlt wird, fließt in das nur ein
Hertz breite Video-Trägersignal ein, das weit aus dem
Hintergrundrauschen heraussticht und deshalb erheb-
lich leichter zu entdecken wäre, als das sechs MHz
breite Signal mit den Bildinformationen. Es ist denk-
bar, daß es auch solche interstellaren Trägersignale
gibt, nach denen wir suchen können, wobei der Trick
dann darin besteht herauszufinden, welche Frequen-
zen die Träger der eigentlichen Information sind. Die
gesamte Bandbreite des Wasserlochs beträgt immerhin
300 MHz. Wir müssen also bei einer zu untersuchen-
den Signalbandbreite von 0.1 Hz 3 Milliarden Kanäle
absuchen und das bei zunächst 2000 Sternen in unse-
rer näheren Umgebung. Hierbei gibt es verschiedene
Suchstrategien, die angewendet werden können, und
es ist sinnvoll, zumindest zwei Strategien zu kombi-
nieren. Es muß nach zwei grundsätzlich verschiedenen
Signaltypen geforscht werden: Signalen die absicht-
lich mit dem Zweck, Aufmerksamkeit zu erregen und
interstellaren Kontakt aufzunehmen, ausgesendet
wurden und Signalen, die nichts weiter sind, als der
anfallende Radiolärm einer der unseren ähnlichen
technischen Zivilisation. Letzteres sieht im Falle der
Erde aus kosmischen Distanzen betrachtet fast so aus
wie ein superlangsamer Pulsar mit einem typischen,
immer wiederkehrenden Muster von Ausstrahlungs-
Maxima und Minima, immer wenn aufgrund der
Erddrehung die USA, Europa und Japan hinter dem
Horizont aufsteigen oder versinken. In diesem Falle
wäre es schwer, bei in sehr großer Entfernung ausge-
sandten Signalen den Informationsgehalt zu entschlüs-
seln, aber durch einen Vergleich mit bekannten natür-
lichen Radioemmissionen sollte zumindest ein künstli-

31
cher Ursprung festgestellt werden können. Allerdings
kann wohl auch niemand völlig ausschließen, daß man
immer wieder auf neue, bis dahin unbekannte, natürli-
che Phänomene treffen wird (wer mag, kann sich nun
trefflich streiten, ob eine technische Zivilisation nicht
in gewisser Weise auch ein natürliches Phänomen
darstellt).

6. Suchstrategien der NASA


Die NASA verfolgt zwei Suchstrategien, die unter den
Stichworten „Targeted Search“ und „Sky Survey“
firmieren. Targeted search bedeutet, daß gezielt Sterne
untersucht werden, die nach ähnlichen Kriterien aus-
gewählt wurden, wie weiter oben erläutert. Es werden
zunächst 800 Sterne aus der näheren Sonnenumge-
bung betrachtet, die folgende Bedingungen erfüllen:

• Sie alle liegen in einer Kugel mit einem Radius


von 25 pc mit dem Sonnensystem im Zentrum.

• Sie alle sind Population I Sterne, also Sterne mit


einem hohen Anteil von schweren Elementen, wie
sie für die Entstehung des Lebens unverzichtbar
sind.

• Sie alle sind Einzelsterne oder Sterne in Doppel-


oder Mehrfachsystemen, in denen die Komponen-
ten einen Abstand haben, der groß genug ist, um
stabile Planetenorbits zu gewährleisten.

32
• Sie alle sind Hauptreihensterne der stabilen
Spektraltypen F, G oder K, von denen angenom-
men wird, sie haben Ökosphären, die für mindest
109 Jahre stabil bleiben, was als hypothetisches
Minimum für die Entstehung intelligenten Lebens
angesetzt wird.

Jeder der ausgewählten Sterne wird 5 bis 15 Minu-


ten lang im Frequenzbereich zwischen 1000 MHz
und 3000 MHZ (in dem sich auch das „Water Hole“
befindet), unter anderem mit dem mit einem Durch-
messer der Parabolantenne von 305 m größten Radio-
teleskop der Welt in Arecibo, Puerto Rico, untersucht.
Die ersten Wochen nach dem Start des Projektes
waren dabei mehr als ein Einsatztest zu verstehen,
während dem Erfahrungen mit irdischen Störquellen,
der Zuverlässigkeit des Empfängers, der Algorithmen
zur Datenreduktion und des gesamten Suchsystems
überhaupt gemacht werden sollten und wurden.
Während dieser ersten fünf Wochen wurden während
200 Beobachtungsstunden 25 Sterne im Umkreis von
100 Lichtjahren angepeilt und im Frequenzbereich
zwischen 1300 MHz und 2400 MHz untersucht,
wobei insgesamt 300 MHz abgedeckt wurden. Das
TSS (Targeted Search System) kann simultan mehrere
zehn Millionen Kanäle bei Auflösungen von 1, 2, 4,
7, 14 und 28 Hertz analysieren. Jede Beobachtung
eines bestimmten Sterns erfolgte in drei Schritten:
Zunächst wurden Daten gesammelt, nachdem die
Antenne direkt auf den Stern ausgerichtet worden war,
dann weitere Daten, nachdem die Antenne vom Stern

33
weggerichtet worden war und schließlich ein weiteres
Mal Daten aus der Richtung des untersuchten Sterns.
Jeder Schritt dauerte entweder 92 oder 299 Sekunden.
Signale, die nur dann auftraten, wenn die Antenne
in die Richtung des Sternes zeigte, zog man dann in
Betracht als potentielle Kandidaten für ein extraterre-
strisches Signal. Allerdings erwiesen sich bisher alle
positiven Signale letztlich als irdische Störsignale und
die gesamte Anlage als zu wenig differenzierend in
dieser Hinsicht. Die Ergebnisse der Testphase führten
schließlich zu dem Entschluß, einige Schaltungen aus-
zutauschen oder zu verändern, wobei unter anderem
der beobachtbare Frequenzbereich auf bis auf 20000
MHz erweitert wurde.

Der zweite Ansatz zieht eine völlige Abwesenheit von


weiteren technischen Zivilisationen in unserer näheren
astronomischen Umgebung in Betracht, wobei die
Möglichkeit einbezogen wird, daß es einige weiter
entfernte Zivilisationen geben mag, die eine um ein
Vielfaches höhere Radioausstrahlung haben als wir.
Man versucht sich einen Überblick über einen Groß-
teil des Himmels zu verschaffen, wobei Antennen auf
der Nord- und Südhalbkugel (unter anderem am Deep-
Space-Network 34 m Teleskop in Goldstone, Kalifor-
nien und in Tidbindilla, Australien) den Frequenzbe-
reich zwischen 1000 MHz und 10000 MHz absuchen,
indem jeder einzelne kleine Himmelsabschnitt nur für
die Dauer einer Sekunde beobachtet wird. Der Sky
survey ist auf eine Dauer von ca. sieben Jahren ausge-
legt. Beide Strategien zusammen repräsentieren nach
Ansicht der NASA die derzeit beste und am meisten
erfolgversprechende Möglichkeit bei der Suche nach
außerirdischem Leben. Darüber hinaus werden als

34
Nebenprodukt eine große Menge astronomischer Da-
ten über die Sterne in unserer Umgebung gesammelt,
die von großem wissenschaftlichen Wert sind, so daß
die Bemühungen in keinem Falle völlig umsonst sein
werden. Abgesehen davon wäre bei dieser Suche auch
ein negatives Resultat ein bedeutendes und überra-
schendes Ergebnis von zumindest großer philosophi-
scher Tragweite. Aber es würde lange dauern, bis wir
uns wirklich sicher sein könnten. Zwar hat das NASA
SETI-MOP bereits in der ersten Sekunde nach seinem
Start millionenfach mehr Frequenzen untersucht, als
alle bisherigen SETI-Bemühungen zusammen, aber
dennoch wird es nur einen geringen Bruchteil des
beobachtbaren Himmels absuchen können. Ein große
Portion Glück ist also nach wie vor vonnöten, aber sie
wird stetig kleiner und nach und nach von systemati-
scher Forschung abgelöst.

7. „Privat“-SETI
Die Planetary Society, eine private, gemeinnützige
Gesellschaft zur weltweiten Förderung der Weltraum-
forschung, unterhält eines der kontinuierlichsten Pro-
gramme zur Suche nach außerirdischen Intelligenzen
überhaupt. Seit 1979 gibt es fortwährend verbesserte
Bemühungen in dieser Richtung unter Leitung von
Paul Horowitz, Prof. für Physik an der Harvard Uni-
versity, und unterstützt von Leuten mit so berühmten
Namen wie Carl Sagan, Lois D. Friedman und vielen
anderen bekannten Astronomen, Wissenschaftlern und
Privatleuten. Unter anderem die finanzielle Unter-
stützung durch Steven Spielberg, neben Carl Sagan,
Bruce Murray, Lois Friedman, Norman Augustine,

35
John E. Bryson und Joseph Ryan einer der Direktoren
der Planetary Society, hat im Jahre 1985 den Start-
schuß zunächst für das Projekt META ermöglicht.
META steht für „Megachannel Extra-Terrestrial Es-
say“, und war als erstes System weltweit in der Lage,
mehrere Millionen Frequenzen (8.388.608 Kanäle)
synchron nach Signalen zu durchforsten. Das Projekt
läuft inzwischen seit mehr als acht Jahren, und es ist
durchaus angebracht, nun einmal die Ergebnisse unter
die Lupe zu nehmen. In Anbetracht all der Probleme,
die im Zusammenhang mit der Suche auftreten, müs-
sen die Ergebnisse des META-Projektes allerdings
relativiert werden. Die hohe Frequenzauflösung des
Empfängers (0.05 Hz) und die ausgefeilte Software
zur Signalanalyse können nicht darüber hinwegtäu-
schen, daß nur ein vergleichsweise kleines Radiotele-
skop von lediglich 26 m Durchmesser zur Verfügung
stand, mit dem nicht im entferntesten vergleichbare
Ergebnisse erwartet werden können, wie mit dem
305 m Teleskop in Arecibo. So sind das META-, und
das nachfolgende BETA-Projekt vor allem als eine
Ergänzung und Erweiterung aller anderen weltweiten
SETI-Untersuchungen anzusehen.
Schon aufgrund der geringen Größe des zur Ver-
fügung stehenden Instrumentes muß eine andere
Suchstrategie eingeschlagen werden, als beim NASA
SETI-MOP, dem die gewaltigen Ressourcen der
NASA (wie das DSN) zur Verfügung stehen. Diese
Strategie besteht nun darin, anstatt nach dem „zivili-
satorischen Hintergrundrauschen“ unserer potentiellen
Nachbarn zu suchen, nach absichtlichen Funkfeuern
Ausschau zu halten, die mit dem klaren Ziel installiert
wurden, Kontakt mit uns (oder wem auch immer)
aufzunehmen. Wie bereits erläutert, gibt es bestimmte

36
Frequenzbereiche, die sich für ein solches interstella-
res Leuchtfeuer natürlicherweise anbieten, wozu der
Bereich des „Water Holes“ gehört, aber auch - und vor
allem - die 21 cm-Emmissionslinie des interstellaren
Wasserstoffs, die zudem noch fast vollständig frei ist
von Hintergrundstörungen. Daneben tritt wieder das
Problem der Dopplerverschiebungen auf, die durch
die relativen Bewegungen der möglichen Sender
und uns hervorgerufen werden. Um eine Zweiwege-
Kommunikation zu ermöglichen, müssen gemeinsame
Koordinatensysteme zugrundegelegt werden, damit
eine Reduktion der unbekannten Dopplerverschiebung
aus den Eingangsdaten möglich wird. Es bieten sich
vor allem zwei Standard Koordinatensysteme an: Das
Gravitationszentrum der Milchstraße und die durch-
schnittliche Eigenbewegung der Sterne in unserer un-
mittelbaren Nachbarschaft (Local Standard of Rest).

Der eigentliche META-Empfänger wurde mit Hilfe


von Studenten und wissenschaftlichen Hilfskräften
mehr oder weniger in Eigenarbeit gebaut.
Zu Beginn gab es dasselbe Problem, das auch der
NASA zu schaffen machte: Man fand tatsächlich
künstliche Radiobotschaften im Universum, sie kamen
jedoch von der Erde selbst, und wiederum mußte eine
Methode gefunden werden, diese Störsignale aus den
Messungen herauszufiltern. Die beim META-Projekt
angewandte Methode ist vergleichsweise einfach und
doch sehr genau: Zunächst wird nur in einem sehr
schmalen Wellenlängenbereich gesucht, was durch die
hohe Messgenauigkeit des META-Empfängers begün-
stigt wird. Wenn man ein Signal aus einer bestimmten
Richtung des interstellaren Raums empfängt, so kann
man exakt voraussagen, welche zeitliche Änderung

37
der Frequenz und Wellenlänge dieses Signal allein
durch die Dopplerverschiebung aufgrund der Rotati-
on der Erde und ihrer Bahnbewegung erfährt. Jedes
Signal, bei dem diese charakteristische Verschiebung
fehlt, kann somit nur ein irdisches Signal bzw. das Si-
gnal eines die Erde umkreisenden Satelliten sein. Auf
diese Weise ist eine sehr sichere Unterscheidung von
irdischen und interstellaren Signalen möglich.
Dennoch: Bisher wurde kein eindeutiges Signal ge-
funden, wenn es auch einige Kandidaten gibt, die es
verdienen noch genauer untersucht zu werden.
META hat bisher den nördlichen Sternhimmel fünfmal
auf der 21 cm Wellenlänge und ihrer zweiten harmo-
nischen bei 10,5 cm durchmustert. META reagiert auf
jede Art von starkem Signal und sammelt alles, was
unmittelbar darauf folgt, in seinem Archiv, in dem
sich während der Laufzeit des Projekts aus den rund
1014 untersuchten Kanälen (über acht Millionen alle
20 Sekunden während einer Projektlaufzeit von sechs
Jahren) mehr als eine Million Kandidaten angesam-
melt haben. Es war die Aufgabe von Nancy Hecker,
einer graduierten Studentin in Harvard, diese Daten
zunächst auf wenige tausend zu reduzieren, indem
bestimmte Kriterien zugrunde gelegt wurden, wie
etwa die Länge des Signals. Ein Signal von zwanzig
Minuten Dauer konnte z.B. unmöglich ein außerirdi-
sches Signal sein, da jeder Punkt des Himmels jeweils
maximal 20 Minuten im Beobachtungsbereich der
Antenne verblieb. Die Anforderungen an die Signale
wurden immer weiter erhöht, bis schließlich nur noch
72 Kandidaten aus der ursprünglichen Datensamm-
lung übrigblieben. Und auch alle diese erwiesen sich
letztlich als leider sehr irdischen Ursprungs, waren
entweder Schwankungen in der Meßelektronik oder
terrestrische Radiosignale. Keine der Beobachtungen

38
konnte wiederholt werden, obwohl der Astronom Joe
Caruso jeden Ort am Himmel, an dem scheinbar Si-
gnale gemessen wurden, noch mehrfach manuell unter
die Lupe nahm.

Das Ergebnis von META war also negativ - was sagt


dies nun aus über das Vorhandensein anderer Zivili-
sationen im Weltall? Der russische Astronom Nikolai
Kardashev erdachte im Jahre 1964 die schon klassi-
sche Definition des Entwicklungsstandes einer Zivi-
lisation über die ihr zur Verfügung stehende nutzbare
Energiemenge. Paul Horowitz benutzt eine ähnliche
Definition wie Kardashev: Eine Typ I Zivilisation ver-
fügt demnach über eine Energiemenge entsprechend
der Solarenergie, die auf die Erdoberfläche trifft - etwa
1017 Watt, wohingegen eine Typ II Zivilisation bereits
eine Energie zur Verfügung hat, die dem gesamten
Energieausstoß der Sonne entspräche. Wir selber
entsprächen in dieser Definition einer Typ 0 Zivilisa-
tion mit einer gesamten Energieerzeugung von gerade
einmal 1013 Watt. Alles, was das negative Ergebnis des
META-Projektes letztlich aussagt, ist, daß es in einem
Umkreis von 25 Lichtjahren keine Typ 0 Zivilisation
gibt, die ihre gesamte Energie dafür verwendet, ein
interstellares Leuchtfeuer im von META untersuchten
Frequenzbereich zu betreiben, daß omnidirektional in
alle Richtungen und zu allen Zeiten ausstrahlt, und es
gibt ebenfalls in der gesamten Galaxis keine solche
Zivilisation, die auf unseren Frequenzen mit einer
Antenne von der Größe des Arecibo Teleskops exakt
in unsere Richtung strahlt. Für Typ I Zivilisationen
verschieben sich die Werte aufgrund der höheren
möglichen Sendeleistungen zu größeren Entfernun-
gen, und Typ II Zivilisationen scheinen überhaupt

39
nicht auf der 21 cm Linie zu senden. Natürlich ist es
fraglich, ob nicht Typ I und II Zivilisationen längst
eine völlig andere Art der Kommunikation betreiben,
beruhend auf Naturgesetzen und Technologien die uns
bisher verborgen sind.10.

Inzwischen gibt es zwei weitere SETI-Bemühungen


der Planetary Society: Zum einen die Fortführung des
Projektes META auf der Südhalbkugel, zum anderen
das META-Nachfolgeprogramm BETA für „Billion
Channel ExtraTerrestrial Array“. BETA ist in der
Lage, zunächst 240 Millionen Kanäle zugleich zu
analysieren und stellt damit wiederum zur Zeit das
leistungsfähigste System seiner Art dar. Es kann somit
das gesamte Spektrum zwischen den H- und OH-
Emmissionslinien abdecken. Auch werden jetzt drei
Empfänger anstelle von einem eingesetzt, wobei der
dritten Antenne, die sich an einem anderen Standort
befindet, vor allem eine Kontrollfunktion bezüglich
der „Echtheit“ eines eventuellen Signals zukommt, so
daß irdische Signale mit noch höherer Präzision als
zuvor ausgeschlossen werden können. Das BETA Pro-
jekt geht einen neuen Weg, indem es die hohe Auflö-
sung der gezielten Suche (Targeted Search) des NASA
HRMS-SETI Projekts (oder SETI MOP) mit der Ab-
deckung des gesamten Himmels vereinigt, wenn auch
antennenbedingt mit geringerer Verstärkerleistung und
räumlicher Auflösung. Alle Projekte, die der NASA,
Planetary Society sowie kleinere Anläufe verschie-
dener Hochschulen (etwa SERENDIP/Berkley) und
Institutionen auf der ganzen Welt sollten mittelfristig
genug Daten liefern können, um eine etwas bessere
Aussage über das Vorhandensein von technischen

40
Zivilisationen im Weltall zu machen.

8. SETI-Implikationen
Es sind aber nicht nur Empfänger, Antennengröße und
die Methoden der Spektralanalyse, die Grenzen setzen
bei der Möglichkeit, intelligente Signale zu entdec-
ken. Schließlich ist es sehr gut möglich, daß wir ein
tatsächlich intelligentes Signal gar nicht als solches
erkennen würden, weil die zugrundeliegende Logik
uns in jeder Hinsicht fremd erscheint und wir es aus
diesem Grunde schlicht als Störsignal, weißes Rau-
schen oder im Extremfall vielleicht auch rätselhaften,
scheinbar völlig unmodulierten Gammaburst interpre-
tieren. Alles, wonach wir suchen, wird definiert über
unsere eigenen Erwartungen, Erfahrungen, Phantasien
und unseren Kenntnisstand, was sich als völlig unzu-
reichend erweisen kann, da wir auf diese Weise mögli-
cherweise nur solche Zivilisationen aufspüren können,
die diesem Stand entsprechen. Die Wahrscheinlichkeit
ist nicht sehr hoch, daß es davon allzuviele im näheren
Umkreis gibt. Eine Möglichkeit, die bereits beobach-
teten Signale verschiedener SETI-Bemühungen unter
möglichst vielen verschiedenen Gesichtspunkten zu
betrachten und zu analysieren, ist der Vorschlag des
französischen Astronomen Jean Heidman, im Rahmen
der IAU-Kommission 51 (Bioastronomy) die vor-
handenen Signaldaten zusammenzufassen und welt-
weit an jeden Interessenten zu verteilen. Dies würde

41
sowohl zu einer sorgfältigeren Analyse der Daten
beitragen, als auch den SETI-Bemühungen weite-
res Gehör verschaffen. Tatsächlich ist in Zeiten der
knappen Finanzmittel und wirt-schaftlicher Rezession
die Kommission 51 der IAU aufgrund von organisato-
rischen Umstrukturierungen in ihrer Existenz bedroht,
wie viele andere Bereiche der Grundlagenforschung
ohne unmittelbaren wirtschaftlichen oder militäri-
schen Bezug dies ebenfalls sind.
An dieser Stelle stellt sich die berechtigte Frage: Was
hätten wir denn überhaupt von einem Kontakt mit
einer möglicherweise höherentwickelten extraterrestri-
schen Zivilisation? Können wir „Tips“ und Ratschläge
darüber erwarten, wie man die „Kindheitsprobleme“
in der eigenen zivilisatorischen Entwicklung in den
Griff bekommt? In ihrem Buch „The Search For Life
In The Universe“ schreiben Donald Goldsmith und
Tobias Owen: „Vielleicht können wir eine Abkürzung
bei der Lösung aller unserer Probleme finden, indem
wir von einer hochentwickelten Gesellschaft lernen,
die diese seit langem überwunden hat. Aber es ist
nicht schwer, sich einen Kontakt ohne solche Vorteile
auszumalen. Letztlich wissen wir ja durchaus, wie wir
die meisten unserer Probleme in den Griff bekommen
könnten - alles, was wir tun müssen ist uns selber zu
überzeugen! Höchstwahrscheinlich würde eine Bot-
schaft aus der Andromeda Galaxie, die uns mitteilt
‚Betreibt Aluminium Recycling!‘, ebenso konsequent
ignoriert werden, wie es mit vergleichbaren irdischen
Botschaften geschieht, die wir Tag für Tag in der
Zeitung lesen. Auf der anderen Seite würde wohl eine
Botschaft mit dem Inhalt ‚Betreibt Aluminium Recy-
cling, oder wir jagen euren Planeten in die Luft!‘ ein
wenig mehr Aufmerksamkeit erregen....“

42
In meinen Augen ist dieses Zitat eine treffende Be-
schreibung des Entwicklungsstandes der sogenannten
menschlichen Zivilisation. Mit Vernunft ist dieser Spe-
zies als Ganzes bisher noch nicht beizukommen, und
möglicherweise sind wir einfach noch nicht reif für
den Eintritt in den vielzitierten „galaktischen Club“,
solange wir uns wissentlich selber zugrunde richten
und auf nichts reagieren als Gewalt und Drohungen,
weil wir selber gewohnheitsmäßig diese Mittel zur
Durchsetzung unserer Ziele einsetzen. Es ist Selbst-
betrug wenn wir sagen: „Die menschliche Zivilisation
sucht nach anderen Zivilisationen.“ So etwas wie die
menschliche Zivilisation als eine planetare Einheit
gibt es bisher noch nicht, und es ist realistischerweise
nicht abzusehen, daß es sie in näherer Zukunft geben
wird. Ganz im Gegenteil: Wir befinden uns in einer
erschreckenden neuen Phase der Zersplitterung und
der Gewalt, und die Kräfte konzentrieren sich weniger
und weniger auf die hehren Ziele des menschlichen
Geistes, wie die Erlangung von Wissen durch For-
schen und Denken oder die Suche nach einer höheren
Moral und Ethik. Dies aber sind die Dinge, an denen
der Entwicklungsstand einer Zivilisation gemessen
werden muß. Ich kann nur hoffen, daß Leute wie etwa
Herr von Däniken mit ihren phantastischen Ideen tat-
sächlich im Unrecht sind, denn ansonsten könnte eines
Tages der unangenehme Fall eintreten, daß überra-
schend Jemand vorbeikommt und sich wenig geduldig
mit unseren kleinen und großen Schwächen zeigt.

9. Phönix aus der Asche

43
(Januar/Februar 1995)
Totgesagte leben länger - ein berühmter Philosoph
meinte einmal:”Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist”.
Zwar wurden die öffentlichen Gelder für das HRMS
der NASA komplett gestrichen, doch ist es den betei-
ligten Wissenschaftlern gelungen, es mittels privater
Fördermittel unter Leitung des SETI-Institutes in
Mountain View, Kalifornien, unter dem treffenden
Namen “Projekt Phönix” wiederauferstehen zu las-
sen. Wie wenig die verantwortlichen Politiker von
den wissenschaftlichen Hintergründen verstehen,
wird wieder einmal überdeutlich, wenn man sich das
folgende Zitat des SETI-Hauptgegners US-Senator
Richard Byron vor Augen führt:”Die großartige Jagd
nach den Marsianern kommt vielleicht endlich zu ei-
nem Ende. Bis heute wurden Millionen verschleudert,
und es steht noch aus, daß wir auch nur einen einzigen
kleinen grünen Kerl erbeuten. Nicht ein einziger Mar-
sianer ist bisher aufgetaucht mit den Worten “Bringt
mich zu Eurem Anführer”, und nicht eine einzige
Fliegende Untertasse hat sich um eine FAA-Zulassung
beworben”. Soweit die “Fachlichen Ausführungen”
des Herrn Senators. Es sieht aber auf der anderen Sei-
te beinahe so aus, als würden inzwischen Kreativität
und Begeisterung der internationalen SETI-Gemeinde
die schwindenden öffentlichen Forschungsetats mehr
als wettmachen - so gibt es etwa “Amateure” mit 30
m Radioteleskopen und professionelle, speziell für
SETI entwickelte Ausrüstungen zur Frequenzanalyse
für unter $ 3000 mit einer Sensitivität nahe der des ab-
gebrochenen NASA all Sky Survey. Das System wird
derzeit anhand der Radioausstrahlungen der Voyager 2
Sonde getestet, die in einer Entfernung von ca. 40 AU

44
mit einer Sendeleistung von 20 W auf 8 GHz sendet.
Die Idee für das System stammt von Dr. Kent Cul-
lers und William Alschuler und wird in dem von Ben
Nova und Byron Preiss herausgegebenen Buch “First
Contact - The Search for Extraterrestrial Intelligen-
ce” ausführlich beschrieben (siehe auch “Water Hole
Notes” in SETI-Quest, 01/1995).
Wie Ideenreichtum mangelnde Mittel ersetzen kann,
zeigt das SERENDIP III SETI Program. Tucker Hiatt
von der UC-Berkley bezeichnet die Strategie als
“Lauschen auf den Schultern von Riesen”. Der Grund-
gedanke ist einfach und wirkungsvoll: SERENDIP
lauscht im Hintergrund anderer radioastronomischer
Untersuchungen, ohne diese zu beeinträchtigen. Da-
durch fällt eine systematische Zielauswahl zwar fort,
es steht jedoch im Prinzip beliebig viel Beobachtungs-
zeit auf den größten Teleskopen der Welt zur Verfü-
gung. Finanziert wird dieses ursprünglich auf Prof.
Arthur C. Clarke zurückgehende Projekt durch eine
private Stiftung, die “Friends of SERENDIP”. Daß
hier nicht von Amateuren herumgespielt wird zeigen
die Eindrucksvollen Daten des neuen SERENDIP IV
Systems, das eine Rechenleistung erbringt, welche die
von 200 CRAY II Supercomputern übersteigt.

Die Suche geht weiter, allerdings meint Sam Gulkis


vom Jet Propulsion Laboratory, daß in der jetzigen
Form allenfalls noch fünf bis zehn Jahre weiterge-
forscht werden kann, da der irdische Radiolärm über
kurz oder lang alle diesbezüglichen Bemühungen
zunichte machen wird. Dann gäbe es nur noch die
Möglichkeit, die Antennen auf die Rückseite des
Mondes zu verlegen.

45
Literaturhinweise

Zum SETI-Themenkomplex gibt es nur wenig


deutsch-sprachige Literatur, wenn man einmal von
einer Vielzahl sehr populär gehaltener Titel absieht.
Es gibt auch in Deutschland keine mir bekannten
bedeutenderen Aktivitäten in dieser Hinsicht, und
auch dieser zwangsläufig nur sehr unvollständige
Übersichtsartikel entstand fast ausschließlich auf der
Basis amerikanischer, britischer und franzö-sischer
Literatur. Die folgende Literaturliste enthält Titel
sowohl direkt aus dem Bereich SETI, wie auch ver-
wandter Gebiete aus Astronomie, Chemie, Biologie
und weiteren Naturwissenschaften, dem interdiszipli-
nären Charakter der SETI-Problematik entsprechend.
Bei der Zusammenstellung der Literaturliste habe ich
mich um Ausgewogenheit bemüht und auch ältere Ti-
tel einbezogen, soweit mir diese von Interesse erschie-
nen. Dennoch erhebt diese Liste keinen Anspruch auf
Vollständigkeit.

Aburto, Alfred A.:Waterhole Notes, SETI-Quest, Vol.


1, No. 1 1994
Arnold, B.: Frank Drake Assesses the NASA Search,
in „SETI News, erstes Quartal 1993.
Ashpole, E.: The Search for Extraterrestrial Intelli-
gence, Blandford, London, 1989.
Asimov, I.: Asimov’s Biographical Encyclopedia of
Science and Technology, Doubleday, Garden City,
New York, 1972.
Attenborough, D.: The Living Planet, Little Brown,
Boston, 1984.

46
SETI und Bioastronomie - Ein
Überblick

Vortrag am Astropeiler
Stockert, Frühjahr 1997

Bioastronomie auf dem Weg zur Wissenschaft

Aktuelle interdisziplinäre Forschung in Bioastro-


nomie

Bioastronomie und SETI als Konzept für wissen-


schaftliche Bildung

Aktuelle SETI Projekte (Profis und “Amateure”)

SETI am Stockert?
Bioastronomie auf dem (langen) Weg zur Wissen-
schaft

Spekulationen über “Leben außerhalb der Erde”


im weitesten Sinne bereits seit der Antike

• Lucretius: Über ein endlos bevölkertes Universum


in “De Rerum Natura” (ca. 70 v. Chr.)

• Giordano Bruno: On the Infinite Universe and


Worlds (1584)

47
• Fontenelle: Conversations on the Plurality of
worlds (1686)

• Christian Huygens: Cosmotheoros, or New Con-


jectures Concerning the Planetary worlds, Their
Inhabitants and Productions (1698)

• Voltaire: Micromégas (1752)

• Auch Newton philosophierte insgeheim ueber das


Thema, wagte aber keine Veröffentlichung

In unserem Jahrhundert Beginn der wissenschaft-


lichen Bioastronomie:

• Cocconi/Morrison Paper in Nature: Searching for


Interstellar Communication (1959)

• Zeitgleich: Frank Drake et. al., Project Ozma (das


erste Radio-SETI Projekt)
Weitere frühe Meilensteine:

• Otto Struves Beobachtung des “fehlenden” Dreh-


impules bei sonnenähnlichen Hauptreihen-sternen
(40er)

• Millers und Ureys Simulation der Uratmosphäre


(1953)

Seitdem einige Dutzend SETI Projekte mit ständig


verbesserter Technik sowie erhebliche Fortschritte in
anderen relevanten Forschungsbereichen

48
Viele Beiträge weiterer bekannter Wissenschaft-ler
zum Thema, u.a.:

Thomas Kuiper, Nikolai Kardashev, Sebastian v.


Hoerner, Carl Sagan, Gerard O’Neill, Francis Crick,
Leslie Orgel, Fred Hoyle, Chandra Wickrama-singhe,
James Jeans, Norman Horowitz, Christian de Duve,
Manfred Eigen, Charles Towns, Tobias Owen, Gerrit
Verschuur, Freeman Dyson u.v.a.

Streitpunkt war Anfangs die Zuständigkeit: Sind für


“Leben im Weltall” die Astronomen, die Biologen
oder gar am Ende die Philosophen zuständig?

Anfangs:

• Exobiologie für biologisch relevante Aspekte


• Astrobiologie & SETI für astronomische Aspekte

1982 Gründung der IAU Kommission 51:

Bioastronomy: Search for Life in the Universe

Aufgabe der Kommission ist “...das Studium aller


astronomischen Phänomene, die in irgend einer Weise
mit Leben im Zusammenhang stehen.”

Dazu gehören:

• Planetenmissionen im Sonnensystem (Untersu-


chung der Atmosphären, Geologie, Geochemie
etc.)

49
• Kosmochemie

• Suche nach extrasolaren Planeten

• Labor-Astrophysik

• Paläonotologische und biologische Forschung


über den Ursprung des Lebens

• Suche nach Extraterrestrischer Intelligenz (SETI)

Aktuelle Ergebnisse und Entwicklungen in allen


Bereichen wurden auf der fünften internationalen
Konferenz über Bioastronomie auf Capri vorgestellt
(Sommer 1996), m.E. die wahre “Geburt” dieser neu-
en Wissenschaft.

Bioastronomie und SETI als Konzept für wissen-


schaftliche Bildung

These: Problem Nr. 1 des Wissenschaftsunterichtes in


Schule und Erwachsenenbildung ist Motivation

• Aufgrund der Faszination des Themas und einer


gewissen Nähe zur Science Fiction kann Bioastro-
nomie/SETI die Motivation liefern

• In den USA seit Jahren erfolgreich praktiziert (an


Colleges und Universitäten sowie High Schools;
Untersützung v. Planetary Society, AAAS etc.)

50
• Ein deutsches Beispiel für diese Art der Motiva-
tion: Unser Star-Trek-Physik-Seminar in Münster
(WS 96/97)

Vorteil: Bioastronomie als Grundlage des Wissen-


schaftsunterricht ist extrem fächerübergreifend und
fördert (garantiert) Phantasie und Vorstellungskraft.

Beispiele für “betroffene” Fachgebiete:

Siehe Lehrbuch “The Search for Life in the Universe”


von Tobias Owen

Aktuelle SETI Projekte im Radiobereich (Profis


und “Amateure”)

Die Profis:

• NASA SETI MOP, wurde vom Kongress gestri-


chen, der “All Sky Survey” fällt dadurch weg.

• Projekt Phoenix: Mit privaten Mitteln weiterge-


führter Teil des ehem. NASA Projektes (Targeted
Search), SETI Institute (Jill Tartet et. al.)
—> “Super SETI”, große Rechenleistung und
große Teleskope ausschließlich für das Projekt.

• META & BETA: Planetary Society/Harvard Uni-


versity (Horowitz et.al.)
—> “Hoffnungs-SETI”, große Rechenleistung, sehr

51
gute Frequenzauflösung (1Hz), kleine Tele-
skope; META ist transportabel.

• SERENDIP, the Search for Extraterrestrial Radio


Emissions from Nearby Developed Intelligent
Populations, UC Berkeley (Stewart Boyer et. al.)
—>“Super SETI”, SERENDIP lauscht bei anderen
Forschungsprojekten im Hintergrund mit. Hard-
und Software sind erstklassig, Teleskope waren/
sind u.a. Goldstone, Tidbindilla, Parkes, Arecibo,
Nançay (geplant).

SERENDIP hat bisher mehr “Suchraum” (Frequenz-


ab-deckung * Himmelsabdeckung * Sensitivität(-3/2))
beobachtet als alle anderen SETI Projekte zusammen.

Die “Amateure”:

SETI@Home - SERENDPI Daten werden von Privat-


leuten heruntergeladen und immer wenn ein Screensa-
ver läuft analysiert ein Programm im Hintergrund die
Daten.

Project ARGUS, SETI League: kleine Antennen,


geringe Empfindlichkeit etc. aber große Anzahl (Real-
Time All-Sky Survey)

52
SETI am Stockert?

Drei Aspekte:

• Öffentliches Interesse

• Wissenschaftlicher Wert

• Finanzierbarkeit

Das öffentliche Interesse ist scheinbar recht groß, was


ein Projekt evtl. auch dann rechtfertigen kann, wenn
sein wissenschaftlicher “Wert” nicht eindeutig ist.

Der wissenschaftliche Wert ist schwer zu definieren.


Rein technisch hängt er vom Projekt ab, philosophisch
davon, ob man SETI prinzipiell für sinnvoll hält, oder
nicht. Allerdings sollte auch der Aspekt der wissen-
schaftlichen Bildung/Motivation beachtet werden.

Die Finanzierbarkeit hängt wiederum vom Projekt


und vom öffentlichen Interesse ab. Ist das öffentliche
Interesse groß, lassen sich evtl. auch Sponsoren (Me-
dien? Firmen?) für PROFI SETI finden.

Beispiel: Der Stockert als FUDD und zur Rauschun-


terdrückung für das geplante SETI Projekt am Nançay
Teleskop.

53
Von UFOs, Menschen,
überschäumender Phantasie
und realen Möglichkeiten
Die UFO-Welle greift derzeit wahrlich um
sich wie eine Krankheit, und der Vergleich mit Re-
ligion und Okkultismus ist zumeist in der Tat sehr
treffend. Darüber hinaus behaupte ich einmal, daß
der größte Teil der mit erheblichem Werbeaufwand
angepriesenen Veröffentlichungen im UFO-Umfeld
nichts weiter als rein kommerziell motivierte Unter-
nehmungen sind, deren tatsächlicher inhaltlicher Wert
für den Verleger unwesentlich ist, solange der Kunde
nur kauft. Aber läßt sich aus dem Umstand, daß die
Mehrzahl der selbsternannten Propheten Scharlatane
sind, automatisch darauf schließen, daß alle Propheten
lügen? Oder sind am Ende doch einige Wahrheiten un-
ter dem gewaltigen Wust von haarsträubendem Unfug
verborgen? Das läßt sich nur schwer oder vielleicht
sogar gar nicht zufriedenstellend beantworten - gegen
Mythenbildung ist kein Kraut gewachsen. Allerdings
kann man zumindest versuchen, sich ein Bild von
den Fakten zu machen und eine fundierte Meinung zu
bilden. Solche Fakten müssen naturwissenschaftlich
hieb- und stichfest sein, denn bisher ist die naturwis-
senschaftliche Methodik die einzige Verfahrensweise,
die wir kennen, mit der sich reproduzierbare und so-
mit de facto beweisbare Forschungsergebnisse erzie-
len lassen.
Die sich aus der Natur der Sache ergebende
Schwierigkeit ist nun, daß sich das UFO-Phänomen
auf fatale Weise einer direkten Untersuchung entzieht:
Alle Daten basieren auf Aussagen von Menschen,

54
stammen aus zweiter oder dritter Hand und sind
oft sogar nur durch Höhrensagen bekannt. Welchen
Wert haben aber die Aussagen von “Otto Normalbür-
ger” in einer derartigen Angelegenheit? Nicht nur,
daß Menschen mit schöner Regelmäßigkeit aus den
verschiedensten Gründen lügen und betrügen, an
realitätsverzerrenden Wahnvorstellungen leiden, unter
Drogeneinfluß stehen oder sich schlicht und einfach
irren - auch die sogenannten “objektiven” Beweise
sind praktisch wertlos. Photographische Abbildungen
und Videoaufnahmen von UFOS zu fälschen, ist für
einen ausgebufften Videoamateur mit moderner Aus-
rüstung heutzutage ein Kinderspiel, und unter Hypno-
se gewonnene Aussagen von Menschen mit Entfüh-
rungsphantasien sind ebenfalls mit großer Vorsicht zu
genießen, da die Hypnose nur zutage fördert, was die
untersuchten Personen selber glauben. Bekanntlich
ist aber leider der bloße Glaube an eine Sache noch
kein Beweis für ihre Existenz - ebenso wenig wie die
Tatsache, daß etwas im Fernsehen gezeigt wird, in
der Zeitung zu lesen ist oder Steven Spielberg einen
Kinofilm darüber dreht!
Ein schönes Beispiel für die überragende
Fähigkeit von Menschen, sich täuschen zu lassen,
beschreibt der bekannte US-amerikanische Astrono-
mie-Professor Frank Drake anhand einer amüsanten
Anekdote in seinem Buch “Is Anyone Out There” (Ist
Dort Draußen Irgend Jemand?). Im Rahmen eines For-
schungsprojektes versuchten Drake und einige Kol-
legen, Bruchstücke von Meteoriten zu finden. Dazu
fuhren sie jeweils in die Gegend, von der bekannt
war, daß dort kürzlich ein Meteorit niedergegangen
war, und interviewten die örtliche Bevölkerung, um
den genauen Standort des Einschlages in Erfahrung

55
zu bringen. Nicht selten mußten sich die erstaunten
Forscher haarsträubende Berichte über das anhören,
was die Leute gesehen haben wollten: Da gab es bunt
ausgemalte Geschichtchen über scheibenförmige
Raumschiffe mit vielen Antennen oder zigarrenförmi-
ge Objekte mit langen Fensterreihen. Dabei logen die
Leute nicht etwa böswillig, sondern waren wirklich
überzeugt davon, jeweils ein außerirdisches Raum-
schiff gesehen zu haben. Nun ja - zumindest handelte
es sich tatsächlich um interessante außerirdische Ob-
jekte, wenn auch von einer recht natürlichen Art, die
erst durch die ünerschäumende Phantasie der Zeugen
zu “Raumschiffen” wurden.

Auf die Möglichkeit des Besuches außer-


irdischer Raumschiffe auf der Erde angesprochen,
reagiert der ernsthafte Weltraumforscher in der Regel
allenfalls mit unwillig gekräuselter Stirn - etwa so, als
würde man ihn auf “Astrologie” ansprechen. Dennoch
gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen der
Frage nach dem eingebildeten Einfluß weit entfernt
leuchtender Sonnen auf unser irdisches Schicksal und
der nach Besuchern aus dem Weltall: Die Astrologie
muß aus naturwissenschaftlicher Sicht als Unsinn be-
zeichnet werden, da es beim besten Willen auch nicht
den entferntesten akzeptierbaren naturwissenschaft-
lichen Anhaltspunkt für ihre Existenzberechtigung
gibt. Man kann ihr bestenfalls einen gewissen Unter-
haltungswert zugestehen, aber den kann auch Micky
Maus für sich beanspruchen (darüber hinaus hat
Micky sicherlich einen wesentlich stärkeren EInfluß
auf unser Leben als die Stellung der Planeten!). Eine
Vermischung von Astrologie und New Age Gedanken-
gut mit der ernsthaften Suche nach Leben im Weltall,

56
der “Bioastronomie” ist mehr als nur an den Haaren
herbeigezogen. Bei den ersteren handelt es sich um
“religionsähnliche” Kulturerscheinungen, bei der
Frage nach unseren Weltraumvagabunden allerdings
grundlegend anders aus, denn die Bioastronomie stellt
ein gewaltiges wissenschaftliches Puzzelspiel dar,
von dem einige Teile bereits wohlgeordnet auf dem
Tisch liegen, während einige andere vorhanden sind,
aber noch nicht eingeordnet werden konnten. Diese
bekannten Stücke des kosmischen Puzzles kann man
sich anhand einer Frageliste klarmachen.

Die dringendste Frage vorab: Gibt es intelligente Le-


bewesen im Weltall?
Antwort: Aber ja! Eines liest z.B. gerade diesen
Artikel. Diese Antwort hört sich dumm an, doch sie
ist es ganz und gar nicht. Vielmehr ist die Existenz
von Leben auf der Erde in unglaublicher Vielfältigkeit
und mit sagenhafter Anpassungsfähigkeit ein positiver
Beweis für die lebendige Kreativität der Natur. Wir
müssen uns von der Vorstellung lösen, etwas Beson-
deres zu sein. Die Erde ist grundsätzlich ein ziemlich
gewöhnlicher kleiner Planet der einen ziemlich durch-
schnittlichen kleinen Stern umkreist.

Die nächste Frage ist allerdings schwieriger zu be-


antworten: Gibt es Leben in der uns bekannten Form
auch anderswo, als auf der Erde? Zunächst einmal
konnten wir uns in unserem eigenen Sonnensystem
danach umschauen und kamen nach allerdings bisher
noch recht oberflächlicher Suche zu einem pessimi-
stischen Ergebnis. Suche nach Leben heißt in diesem
Zusammenhang nicht etwa nur Suche nach Pyramiden
auf dem Mars, sondern vielmehr und vor allem Suche

57
nach mikroskopischen Spuren von Bakterien, Pilzen
oder Flechten auf dem Mars. Aber wir stehen in dieser
Hinsicht erst am Anfang, und das letzte Wort ist noch
längst nicht gesprochen. Zudem gibt es eine Reihe
von Anzeichen dafür, daß die Bedingungen auf den
beiden Nachbarplaneten der Erde einst für die Entste-
hung von Leben günstiger waren als heute. So gibt es
Hinweise darauf, daß es vor unbekannter Zeit große
Mengen flüssigen Wassers sowohl auf dem Mars als
auch auf der Venus gab - und jüngste geologische
Untersuchungen geben Anlaß zu der Vermutung, daß
auf dem Mars auch heute noch Grundwasser existiert.
Vielleicht gab es dort einst primitives Leben oder gibt
es an geschützten Stellen gar heute noch? Das sind
allerdings Spekulationen, die nicht durch ominöse
Konferenzen oder Stammtischdiskussionen sondern
ausschließlich durch weitere Forschung geklärt wer-
den können. Viel wichtiger ist es aber festzustellen, ob
es andere Planetensysteme ähnlich dem Sonnensystem
gibt. Der berühmte Astronom Otto Struve hat bereits
vor Jahrzehnten aus spektroskopischen Beobachtun-
gen der Rotationsgeschwindigkeit sonnenähnlicher
Sterne auf das Vorhandensein von Planetensystemen
überall im Universum geschlossen - und diese zu ihrer
Zeit mutige Hypothese fand erst während der letzen
Jahre durch mit modernsten Methoden durchgeführte
Beobachtungen ihre Bestätigung. Ja! Offenbar gibt es
andere Planetensysteme mit stabilen Muttersternen
überall um uns herum. Aber sind dort auch die wei-
teren Voraussetzungen für die Entstehung von Leben
erfüllt? Eines der Ergebnisse der astronomischen
Forschung ist, daß im Weltraum dieselben chemischen
Elemente vorkommen, wie hier auf der guten alten
Erde. Diese Tatsache wird noch übertroffen durch

58
die Erkenntnisse der Radioastronomie während der
letzten fünfundzwanzig Jahre: die Forscher entdeckten
nicht nur dieselben chemischen Elemente, sondern in
den Tiefen des Alls finden sich sogar ganze Wolken,
die aus komplexen organischen Molekülen bestehen
- bis hin zu einigen essentiellen Grundbausteinen des
Lebens.
Bleibt also festzuhalten, daß es offenbar über-
all im Universum reichlich Zutaten gibt, um daraus
ein Lebenssüppchen zu köcheln. Damit ist noch nichts
über die Wahrscheinlichkeit, daß dies auch passiert,
ausgesagt - aber noch einmal: Der Leser dieses
Artikels höchst perönlich ist bereits ein nicht hin-
wegzudiskutierender Beweis dafür, daß diese Wahr-
scheinlichkeit von Null doch ziemlich verschieden ist.
Darüber, wie denkbar oder undenkbar es ist, daß sich
auf einer nennenswerten Anzahl von Planeten Le-
ben auch eine nennenswerte Anzahl von technischen
Zivilisationen entwickelt, brauchen wir hier nicht zu
diskutieren. Wir wissen es einfach nicht, und auch alle
dahingehenden Berechnungen - selbst wenn sie noch
so wissenschaftlich aussehen und von noch so gelehr-
ten Leuten stammen - sind nichts weiter als Ausdruck
persönlicher Meinungen und Spekulation. Die beiden
Extreme dieser Meinungen sind auf der einen Seite,
daß die Menschheit die einzige “intelligente” Spezies
nicht nur in der Milchstraße, sondern gleich im ganzen
Universum ist, und auf der anderen Seite, daß das All
bereits vor Milliarden von Jahren vollständig besiedelt
und bis in den letzten Winkel bevölkert wurde. Welche
Ansicht der Wahrheit näher kommt wissen wir derzeit
einfach nicht, und es lassen sich immer hübsche, tref-
fende Argumente für beide Meinungen finden. Viel-
leicht liegt aber auch hier wieder einmal die Wahrheit

59
in der Mitte - was meiner zugegebenermaßen pragma-
tischen persönlichen Ansicht entspricht. Angenommen
also, es gibt sie, unsere extraterrestrischen Nachbarn
- die größte und wichtigste Frage ist dann: Ist es denn
theoretisch auch möglich, daß sie der Erde einen Be-
such abstatten oder in vergangenen Zeiten abgestattet
haben? Wenn man über die Entfernungen zwischen
den Sternen ernsthaft nachdenkt, dann ist es angeraten
aufzupassen, daß man nicht den Verstand verliert. Die
Dimensionen, um die es hier geht, sind dermaßen weit
von der menschlichen Erfahrungswelt entfernt, daß sie
sich unseren Gefühlen vollkommen verschließen und
vom Verstand nur mit mathematischer Methodik sinn-
voll behandelt werden können. Unsere Sprache stellt
einfach keine Worte bereit, um kosmische Distan-
zen zu erfassen (und das nicht nur, weil die in Frage
kommenden Superlative bereits von der Fernsehwer-
bung für die Beschreibung etwa von Waschmitteln
und Zahnpasta reserviert sind). Die enorme Größe des
Weltalls und der enorme Abstand zwischen den Son-
nensystemen sind der Hauptgrund dafür, daß sich die
große Mehrzahl der Fachleute immer darin einig war,
daß interstellare Raumfahrt - also die Raumfahrt von
Stern - zu - Stern - für alle Zeiten eine Utopie bleiben
wird. Zum einen, weil sich in diesem unseren Univer-
sum kein Objekt schneller als das Licht bewegen kann
(was auf große interstellare Distanzen nur dem Tem-
po einer kosmischen Schnecke gleichkommt), zum
anderen, weil der zu erwartende Gewinn schlichtweg
den riesigen Energieaufwand niemals rechtfertigen
kann. Ich schließe mich dieser Ansicht der konserva-
tiven Damen und Herren Wissenschaftler ohne Wenn
und aber an, denn diese Einschätzung beruht auf zwei
stillschweigenden Voraussetzungen: Die eine ist, daß

60
seltsamerweise davon ausgegangen wurde, daß sich
die Ergebnisse der zukünftigen Wissenschaft weitge-
hend aus unserer jetzigen Wissenschaft extrapolieren
lassen, daß wir mithin also bereits im wesentlichen
alles wissen. Die zweite Voraussetzung ist direkt mit
der ersten gekoppelt. Sie geht wiederum davon aus,
daß die ingenieurtechnischen Errungenschaften der
Zukunft sich direkt aus unserer heutigen Technik
ableiten lassen. Die gesamte Menschheitsgeschichte
ist nun allerdings ein leuchtendes Beispiel dafür, daß
beide Voraussetzungen ganz offensichtlich nur ganz
selten in absoluten Ausnahmefällen zutreffen. Eltern
haben zudem scheinbar immer eine gewisse Neigung
dazu, ihre Kinder zu unterschätzen. Doch das allein ist
natürlich kein stichhaltiges Argument. Ein Argument
ist aber, daß sich in den letzten Jahren die Ansichten
der Spezialisten langsam verändert haben. Der sonst
sehr konservative Steven Hawking redet plötzlich von
Zeitreise (wenn er auch ihre praktische Machbarkeit
bezweifelt), und - erstaunlicher noch - in der Oktober-
ausgabe 1994 des amerikanischen Wissenschaftsjour-
nals “American Scientist”, dem offiziellen Sprachrohr
der altehrwürdigen amerikanischen im Jahre 1886
gegründeten Sigma Xi Forschungsgesellschaft, konnte
man einen Artikel bestaunen, der so begann:”In einer
zukünftigen Zeit wird 1994 vielleicht als das histori-
sche Jahr gefeiert werden, in dem die physikalische
Möglichkeit des Warp-Antriebes erkannt wurde”.
Diese Entdeckung geschah rein “zufällig” quasi als
Abfallprodukt, während ein bekannter Physiker der
Universität von Wales (Miguell Alcubierre, jetzt am
Albert Einstein Institut in Potsdam) an ganz anderen
Problemen im Zusammenhang mit der allgemeinen
Relativitätstheorie arbeitete. Natürlich können wir

61
jetzt nicht loslegen und Raumschiff Enterprise nach-
bauen, ebensowenig wie Isaac Newton hätte einen
Space Shuttle entwerfen oder Roboter, die zum Mars
fliegen, planen können. Aber er war durchaus in der
Lage, sich vage Möglichkeiten in dieser Hinsicht
ausmalen, Möglichkeiten, die von seinen Ur-Ur-Ur-
Enkeln virtuos umgesetzt und in unfaßbarem Ausmaß
erweitert wurden.
Ein anderes Beispiel das zu denken gibt sind
die Experimente von Günther Nimtz et. al. an der Uni
Köln: Sie haben experimentell nachgewiesen, daß sich
sowohl Energie als auch Signale ueber kurze Strec-
ken mit mehrfacher Überlichtgeschwindigkeit ans
Ziel “tunneln” lassen. Dabei handelt es sich nicht wie
zunächst vermutet um Artefakte, die auf Messfehlern
basieren, sondern um einen echten Effekt.
Was bedeuten solche Überlegungen jetzt für
das aktuelle UFO-Problem? Ich selber habe noch nie
ein eindeutig unirdisches UFO gesehen, und ich kenne
auch niemanden, der eines gesehen hat. Seltsamer-
weise scheint es jedoch immer jemanden zu geben,
der einen kennt, der einen kennt. Daß Außerirdische
sich auf der Erde tummeln, halte ich letztlich für
ziemlich unwahrscheinlich. Auf der anderen Seite ist
ein großangelegtes Lügengebäude, eine Art Komplott
mit Beteiligung von Politikern und Geheimdiensten
bestimmt wahrscheinlicher, als die Möglichkeit, daß
der Stand unserer Wissenschaft auch nur entfernt der
Weisheit letzter Schluß ist. Populäre UFO-Bücher
sollte man aber allenfalls als Unterhaltung (wie heißt
das so schön? Non-Fiction-Science-Fiction? Oder
besser “Non-Science Fiction-Fiction”?) ansehen und
nicht als ernsthafte Sachliteratur - auch wenn es dann
sicherlich unterhaltsamer ist, sich direkt an gute Sci-

62
ence Fiction Literatur zu halten, an die der üble UFO-
Kitsch bei weitem nicht heranreicht. Den Sinn oder
Unsinn der momentanen UFO Welle zu hinterfragen,
ist wohl eher so, als würde man nach dem Sinn oder
Unsinn der letzten Frühjahrsmode suchen - die Leute
haben halt offenbar nichts Besseres zu tun.

Die beste Science Fiction ist immer die, die sich


knapp am Rande der Wahrheit und der Möglichkeit
bewegt, und dabei geschickt mit beidem jongliert.
Halten wir uns also doch auch in der SF an die Fas-
zination der realen Welt - hier gibt es schon mehr als
genug Raum, um unsere Phantasie für alle Zeiten
wandern zu lassen.
In meinem Buch Star-Trek Science versuche ich eine
Verbindung zwischen der Sci-Fi Welt von Star-Trek
und unserer realen Welt herzustellen - mit zum Teil
überraschenden Ergebnissen. Viel Spaß!

Und dann war da noch die seltsame UFO-Beobach-


tung, die meine Familie und ich in der Sylvesternacht
1998/99 gemacht haben. Seltsam. Sehr, sehr seltsam.

63
Bach, W. et al: Modeling the influence of CO2 on the
global and regional climate, Münster, 1985.
Backus, P.: Targeted Search Update, in „SETI News“,
erstes Quartal 1993.
Billingham, J. (Hrsg).: Life in the Universe, MIT
Press, Cambridge, Mass., 1981.
Blum, H.: Out there, Simon & Schuster, New York,
1990.
Bova, B., Preiss, B. (Hrsg.): First Contact, New
American Library, New York, 1990.
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Danksagung

Ich möchte hiermit besonders der Planetary Society


danken, die mir freundlicherweise einige aktuelle In-
formationen zum SETI Projekt überlassen hat. Ebenso
möchte ich Herrn Dr. Kurt Rössler danken, der mir
die Gelegenheit gab, im Rahmen seines Seminars über
„Kosmochemie - Wege zu Bausteinen des Lebens
im Weltall“ die vorliegende, kurze, vielleicht etwas
unorthodoxe Arbeit über dieses interessante Thema
zu verfassen. Vielen Dank auch an all meine Freunde,
mit denen es eine Reihe angeregter Diskussionen mit
zum Teil sehr interessanten, neuen und hochspeku-

69
lativen Gedanken zu diesem Thema gab. Natürlich
kann ein solch knapper Übersichtsartikel unmöglich
alle Probleme des Themenkomplexes SETI auch nur
annähernd erschöpfend behandeln, denn über jeden
einzelnen Aspekt ließe sich ein ganzes Buch schreiben
oder eine Vorlesung halten. Dennoch hoffe ich, einen
Einblick in die aktuelle wissenschaftliche Behandlung
dieses Themas gegeben zu haben.

Kaneohe, Hawaii, im März 1994

Nochmals überarbeitet im Januar/Februar 1995

1
Zum Glück können wir dies für die Milchstraße
ausschließen. Wäre auch nur ein Faktor gleich null,
so wäre diese Fußnote nie geschrieben worden. Das
sollte uns optimistisch stimmen.
2
Der Begriff Ökosphäre bezieht sich auf das Volumen-
segment einer theoretisch berechneten Kugelschale
um die Sonne/den Stern in dem die Strahlungsverhält-
nisse die Entstehung eines selbstregulierenden erdähn-
lichen Klimasystems begünstigen. Je nach Sterntyp
kann die Größe dieser “Habitable Zone” um mehrere
Größenordnungen variieren.
3
Die atmosphärische Zirkulation der Venus unter-
scheidet sich grundlegend von der irdischen. Die
Zirkulation in der Erdatmosphäre wird dominiert
von der Erdrotation (Corioliskraft), die Hadleyzel-
len reichen auf der Erde nur bis in mittlere Breiten,
Druckgradientkraft und Corioliskraft halten sich die
Waage (geostrophisches Gleichgewicht). Es entsteht
ein Strahlstrom parallel zu den Breitenkreisen, und der

70
Wärmetransport zu den Polen erfolgt zum Großteil
durch Meeresströmungen. Auf der Venus reichen die
Hadleyzellen wegen der langsamen Rotation bis zu
den Polen, die Rotation der Atmosphäre ist bedingt
durch den Temperaturausgleich zwischen Tag- u
Nachtseite sehr schnell - es enteteht ein zyklostrophi-
sches Gleichgewicht.
4
Die jüngsten Ergebnisse der Magellan Sonde (Stand
02/’95) scheinen allerdings zu belegen, daß Venus und
Erde geologisch bei weitem nicht so eng verwandt
sind wie bislang angenommen.
5
(Die großen Monde des Jupiter haben keine Atmo-
sphären - trotz vergleichbarer Massen. Es gibt aber
Wassereis und Vulkanismus, etwa auf IO und Europa.)
6
Es gab bereits frühere Bemühungen in dieser Rich-
tung, namentlich von Marconi, Tesla und anderen, auf
die ich hier nicht eingehe, da sie aus heutiger Sicht
allenfalls historische Kuriositäten sind (siehe Planeta-
ry Report 1/’95).
7
Diese Aussage ist nicht ganz korrekt - wie erwähnt
unterscheidet sich die Ausdehnung der “Habitable
Zone” erheblich von Stern zu Stern. Ein roter Zwerg,
wie etwa Barnards Stern, hat eine vergleichsweise
winzige H.Z., und ein großer Planet würde einen
kleineren auch dann noch stören, wenn er sich weit
außerhalb der Zone befände. Qualitativ kann man also
nur sagen, die Planetenbahnen müssen Abstände ha-
ben die, “groß genug” sind, um sich nicht “erheblich”
zu stören.
8
Bereits 1990 hat Alexander Wolszczan von der Penn-
sylvania State University mit astrometrischen Metho-
den zwei Planeten entdeckt, deren Existenz im April
1994 bestätigt wurde. Überraschend ist, daß es sich
bei deren Mutterstern um einen Millisekunden Pulsar -

71
also einen Neutronenstern - handelt. Detaillierte Bahn-
berechnungen sprechen für die Existenz eines dritten
Planeten. Zwei der Planeten haben je etwa die dreifa-
che Erdmasse und Bahnperioden von 66.6 und 98.2
Tagen - weitere Objekte werden inzwischen vermutet.
(Science, April 22 1994; Astronomy, August 1994).
9
Leider nicht mehr aktuell: Obwohl der Bärenanteil
der Investitionen getätigt und der Entwicklungsarbeit
vollbracht war hat der Amerikanische Congress das
HRMS Mitte 1994 ersatzlos gestrichen (wie auch vie-
le andere kleine und große Projekte der Grundlagen-
forschung, der Superconducting Supercollider ist das
prominenteste Opfer). Der Militäretat dagegen wurde
trotz gegenteiliger Versicherungen natürlich nicht
gekürzt - eine in meinen Augen verheerende Tendenz,
die auch bei uns in Europa zu beobachten ist, nur daß
es in den USA im Gegensatz zu Europa eine große
Anzahl privater Sponsoren und Mäzene gibt, durch
die auch so manche exotische Projekte am Leben
erhalten werden. (Siehe Nachtrag)
10 Auch ist die Vorstellung, eine Zivilisation würde 100% der ihr zur Verfügung stehenden

Energie zur Aussendung von Radiobotschaften verwenden, zumindest etwas skurril. Dies

zeigt um so mehr, wie stark die bisherigen SETI-Ergebnisse relativiert werden müssen.

72
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