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Warum Ausländer für Parfum-
diebstahl in den Bau gehen.
Gastkommentar:
Raiffeisenboss Herbert Stepic
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Gazette für Menschenrechte 2/2007, 2 Euro Spende für KolporteurInnen mit Ausweis
2€
Herausgeberin: SOS Mitmensch, Postfach 220, 1070 Wien, http://moment.sosmitmensch.at
Oe1_INS_SOSMitmensch_201x261 23.07.2007 16:21 Uhr Seite 1
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Probedruck
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MOMENT Redaktion
c/o SOS Mitmensch
Zollergasse 15, 1070 Wien
T +43.1.524 99 00, F +43.1.524 99 00-9
redaktion@sosmitmensch.at
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Redaktion
Leitung: Gunnar Landsgesell (gun)
Magdalena Blaszczuk (Foto),
Petja Dimitrova (Foto, Illustrationen),
Monika Morawetz (Foto), Melanie Ossberger,
Philipp Sonderegger (phs),
Sabine Zhang.
Projektleitung
Sabine Zhang
Graphic Design
Markus Oswald
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Coverbild
Magdalena Blaszczuk
Lektorat >glg2H]lbY<aealjgnY
Thomas Just
Druck
Luigard GmbH
LIEBE LESERIN,
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Leitung: Bianca Wawra LIEBER LESER
Herwig Bauer, Baruch Wolski
anzeigen@sosmitmensch.at
T +43.1.524 99 00-17 Sie hören richtig: Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer stehen hinter SOS Mit-
mensch. Verwundert? Aber nein, das ist keine Enthüllung über geheime Finanzierungska-
Abos
Sabine Zhang näle einer NGO. Falls Sie das kleine Inserat der IV in dieser Ausgabe lesen sollten, verste-
T +43.1.524 99 00-66, hen Sie wahrscheinlich besser. Da sprechen sich die Industrievertreter für einen stärkeren
abos@sosmitmensch.at
Zuzug ausländischer Arbeitskräfte aus. Wie bei einem Doppelpass untermauerte die Wirt-
Vertrieb schaftskammer Wien jüngst diese Forderung per Studie: Migrantische UnternehmerInnen
Die Presse, 50.000 Stück
Die Bunte Zeitung, 20.000 Stück sind eine treibende Kraft der Wiener Wirtschaft geworden. Schon ist die Politik hellhörig. Ein
freie Verteilung, 30.000 Stück Drittel aller Selbstständigen haben Migrationshintergrund. Wie das kommt, erfahren Sie im
Herausgeberin Dossier der vorliegenden Ausgabe. Was die Forderungen von Industrie, Wirtschaft und einer
SOS Mitmensch Menschenrechts-NGO zum Thema Migration aber tatsächlich gemein haben, wird Ihnen in
Postfach 220, 1070 Wien
T +43.1.524 99 00, F +43.1.524 99 00-9 der Anfangsstory „Integrationsleitbild: Unternehmer“ verständlich werden. Nur soviel: Men-
office@sosmitmensch.at schenrechte sind weder saisonbedingt, noch enden sie mit den Nützlichkeitsdiskursen
http://www.sosmitmensch.at
bestimmter Brancheninteressen. Welche Hürden ehemalige GastarbeiterInnen auf dem Weg
Auflage zu UnternehmerInnen überhaupt nehmen müssen, das verrät Akan Keskin, Gastronom des
100.000 Stück
„Orient Occident“ am Wiener Naschmarkt und Wirtschaftskämmerer.
Spenden Was erfahren Sie noch in dieser Ausgabe? In einem Interview erklärt die Kriminalsoziolo-
PSK 60000 Kto 91.000.590
gin Veronika Hofinger, wieso die Zahlen ausländischer Häftlinge deutlich gestiegen sind und
Offenlegung warum das oberösterreichische Dorf Suben sich glücklich über seine afrikanischen Häftlinge
MOMENT versteht sich als Medium von
SOS Mitmensch gegen Rassismus und schätzt. Und, kaum zu glauben: Bereits zum zehnten Mal jährt sich am 1. Oktober die Ver-
Diskriminierung, für Menschenrechte, haftung Franz Fuchs’. Wir haben Helmut Zilk, Maria Loley, Michael Sika und Pfarrer August
Demokratie und Migration. Der Nachdruck
der Beiträge ist bei Nennung der Quelle und Janisch nach den Bombenjahren gefragt – was davon blieb und ob sie das Klima dieses
Übersendung von Belegexemplaren Landes nachhaltig verändert haben.
ausdrücklich erwünscht, wenn das
Copyright nicht ausgewiesen ist. Die Rechte
der Fotografien liegen bei den UrheberInnen. Gunnar Landsgesell
APPELL AN DIE BUNDESREGIERUNG:
Wir fordern die Änderung des Fremdenrechtspaketes. beth Brainin, Tilman Brandl, Lidia Brandstätter, Angelika Brechelmacher, Thomas Pfeffer, Susanna Buchacher-Cha-
jry , John Bunzl, Hannelore und Hans Bürstmayr, Eva Cil, Swantje Cooper, Moritz Csáky, Gerda Daniel, Rudolf de
Es ist menschenrechtswidrig, bürokratisch und inhuman. Cillia, Erna Deutscher, Gundi Dick, Georg Dimitz, Erna Dittelbach, Karin Draxler, Primavera Gruber, Sabine Echsel,
Familien werden auseinander gerissen, gut integrierte Werner Eder, Josef Ehmer, Doris Eisenriegler, Robert Eiter, Andrea Eraslan-Weninger, Regina Erben-Hartig, Annelie-
se Erdemgil-Brandstätter, Sigrid Exenberger-Bernthaler, Renate Faistauer, Klaus Federmair, Susanne Feigl, Marina
Menschen werden zu AbschiebekandidatInnen. Trau- Fischer-Kowalski, Robert Fitzthum, Gabriele Foissner-Weinländer, Clemens Foschi, Elisabeth Fraberger, Ute Frag-
matisierte und Jugendliche sitzen in Schubhaft. Und die ner, Bernhard Friedl, Edith Friedl, Friedhelm Frischenschlager, Elisabeth Fritsch, Peter J. Fuchs, Leo Gabriel, Gerald
Antal Gamauf, Ernst Gehmacher, Moritz Gieselmann, Manuela Glaboniat, Iris Goerner, Leo Graf, Hilde Grammel, Pe-
Asylverfahren dauern immer noch viel zu lange. ter Gründler, Paul Gulda, Birgit Habermann, Wolfgang Hackl , Karin Hamann, Josef Haslinger, Hildegard Hefel, Helga
Hein, Hilde Heindl, Andreas Heller, Monika Heller, Barbara Herzog-Punzenberger, Bernhard Hetzenauer, Cora Hie-
binger, Peter Hirsch, Christoph Hitzenberger, Susanne Hochreiter, Helene Hodor, Konrad Hofer, Peter Höflechner,
Keine Sündenböcke mehr! Susanne Höhne, Otmar Höll, Sonja Hollerweger, Peter Holubar, Eva Holzmann, Christine Huber, Friedrun Huemer,
Peter Huemer, Theo Hug, E. Ingram, Elfriede Jarmai, Helmut Michael Jedliczka, Elfriede Jelinek, Roswitha Jussel-
Wir wollen einen anderen Weg: Fremde und Asylwer- Begle, Franz Kern, Lisa Kernegger, Margarete Kernegger, Fritz Peter Kirsch, Elisabeth Klatzer, Ulla Kleihs, Stefanie
berInnen dürfen nicht länger als Sündenböcke für par- Knauder, Lydia Kniefacz, Robert Kniefacz, Wolfgang Knopf, Jasna Kodemo, Birgitta Kogler, Walter Kohl, Elisabeth
Kohlweiß, Michael Kollmer, Elisabeth Konecny-Knell, Karin König, Matthias K., Lore Korbei, Volker Korbei, Barbara
teipolitische Profilierung missbraucht werden. Zu lange Krammer, Kurt Kratena, Katerina Kratzmann, Wolfgang J. Kraus, Florence Kraus-Irsigler, Alda Kraus-Klein, Thomas
schon lässt sich die politische Mitte treiben. Kreiml, Victoria Kremer, Andreas Krier, Stephanie Krisper, Gordana Krobath-Rothstein, Susanne Krucsay, Hans-
Jürgen Krumm, Ursula Kubes-Hofmann, Elvier Kühlraum, Nikolaus Kunrath, Anita Kux, Julia Kux, Bernd Labugger,
Diese Spirale muss durchbrochen werden. Denn es geht Eva Lachkovics, Erwin Landrichter, Gunnar Landsgesell, Reingard Rosa Lange, Herbert Langthaler, Gabriel Lansky,
nicht um Verschärfung oder Aufweichung - es geht um Dietmar Larcher, Naomi Lassar, Wolfgang Lauber, Peter Ulrich Lehner, Karin Liebhart, Gregor Lingl , Karoline Lingl ,
Doris Linser, Elisabeth List, Veronika Litschel , Oliver Löhlein, Werner Loibl, Nadja Lorenz, Heinz Lunzer und Victoria
Qualität: Darum, ob Gesetze tauglich sind, unser Lunzer-Talos, Doris Lutz, Heinz und Auguste Magenheimer, Erich Makomaski, Ulrike Makomaski, Brigitte Marcher,
Zusammenleben wirksam und ohne unerwünschte Monika Marzoch, Burkhard Mayr, Ute Mayrhofer, Hermann Mehl, Beate Mesner, Christian Mokricky, Monika Mora-
wetz, Eva Mückstein, Ulrike Mueckstein, Helmut Musil, Martin Naegele, Utta Nehonsky, Thomas Neugschwendtner,
Nebenwirkungen zu regulieren. Brita Neuhold, Katarina Noever, Silvia Nossek, Eva Obemeata-Gimoh, Andrea Oberkofler, Heinz Ofenschüßel, Eli-
sabeth Orth, Margit Ötting, Kurt Pant, Ursula Pasterk, Ulli Pastner, Evelyn Patzak, Peter Patzak, Irmi Paulick, Helga
Penz, Christine Pertele, Christine Petioky, Heinrich Pfandl, Arno Pilgram, Verena Plutzar, Ronald J. Pohoryles, Lisl
Für verantwortungsvolle Politik Ponger, Herbert Posch, Max Preglau, Barbara Preitler, Thomas Prorok, Andreas Raab, Doron Rabinovici, Kurt Rau-
bal, Christine Reder, Willi und Irmgard Reichmann, Wolfgang L. Reiter, Uta Ribarits, Sonja Richter, Ilse Rollett, Lena
und qualitätvolle Gesetze! Rothstein-Scholl, Gerhard Ruiss, Peter Samec, Eva Sarközi Pusztai, Renate Saßmann, Walter Sauer, Werner Schaf-
fenrath, Stefan Schandl, Martin Scheriau, René Schindler, Kurt Schneider, Martina Schöberl, Angela Schoibl, Tony
Eine verantwortungsvolle Fremdenrechtspolitik zielt auf Scholl, Christine Scholten, Dieter und Margit Schrage, Irmgard Schrems, Christoph Schreuer, Heidi Schrodt, Heinz
die langfristige und vorausschauende Gestaltung des Schurawitzki, Reinhard Schurawitzki, Elfriede Schüsseleder , Ernst Schwager, Ernst Schwarcz, Walter A.H. Schwarz,
Christina Seidl, Heide Schmidt, Heimo Sernetz, Michael Sertl, Ingrid Shukri Farag, Max Siller, Stefan Slupetzky,
Zusammenlebens. Im Interesse Zugewanderter und hier Elisabeth Smejkal, Barbara Smetschka, Katharina Sonderegger, Philipp Sonderegger, Ursula und Renate Sova, Her-
Geborener. Eine verantwortungsvolle Fremdenrechts- mann Spielhofer, Thomas Stangl, Hannelore Steinacher, Wolf Steinhuber, Christian Steininger, Gerhard Stemberger,
Thomas Stern, Lisa Sterzinger, Cornelia Stocker-Waldhuber, Gerhard Stumm, Sibylle Summer, Walter Suntinger,
politik versucht Andersdenkende von vernünftigen Karina Suske, Elisabeth Suttner, Erika Svoma, Hilda Swiczinsky, Maria Szepesi, Samy Teicher, Beatrix Teichmann-
Maßnahmen zu überzeugen. Auf symbolische Klientel- Wirth, Maria und Bertram Thaler, Susanne Trauneck, Gerhild Trübswasser, Tamas Ujlaki, Peter K. Unterrainer, Josef
Unterweger, Diana Voigt, Gerhard Wannenmacher, C. Weinberger, Kitty Weinberger, Markus J. Wenninger, Klaus
befriedigung wird verzichtet. Werner Lobo de Rezende, Anna Wernhart, Gottfried Wetzel, Leo Wiebogen, Regine Wieser, Johannes Wiltschko,
Franz Martin Wimmer, Donald Winkler, Marietta Winkler, Moritz Winkler, Kurt Winterstein, Werner Wintersteiner, Bru-
no Wittels, Siegfried Wöber, Martin und Paula Wurzenrainer, Barbara Zangl, Atiye Zauner, Gerhard Zechner, Sabine
Sündenböcke. Für verantwortungsvolle Grenzen, Frauenhetz - feministische Bildung, Kultur & Politik, Frauensolidarität – Entwicklungspolitische Initiative für
Frauen, Gesellschaft für bedrohte Völker - Österreich, HochschülerInnenschaft an der Universität für Musik und dar-
Politik und qualitätvolle Gesetze! stellende Kunst Wien, Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien – 1. Lesben- und Schwulenverband Österreichs, juridikum
– zeitschrift für kritik | recht | gesellschaft, Katholische Frauenbewegung Wien, LehrerInnen des Vorstudienlehrgang
der Wiener Universitäten, Liberales Institut, Longo maï, NCBI - Österreich , Netzwerk SprachenRechte, NIPE – Netz-
werk für interkulturelle Psychotherapie nach Extremtraumatisierung, ÖH Bundesvertretung, OÖ. Netzwerk gegen
Rassismus und Rechtsextremismus, Österreichische HochschülerInnenschaft an der Kunstuni Linz, Österreichische
Liga für Menschenrechte, Österreichischer Verband für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Plattform für Kulturen,
Integration und Gesellschaft, Projektgruppe, Republikanischer Club – Neues Österreich, Rosa-Mayreder-College,
Samariterbund Wien, tdu - Wien, Team ÖH – Beratungszentrum Salzburg, transform!at, Tschetscheniengruppe im
Friedensbüro Salzburg, Übersetzergemeinschaft, Verein Gedenkdienst, Verein Projekt Integrationshaus, Vereinigung
Nähere Infos unter www.sosmitmensch.at demokratischer Tschetschenen in Österrreich, Welser Initiative gegen Faschismus, WIK – Vernetzungsbüro, xlate.at.
fruehling
EINE INITIATIVE VON SOS MITMENSCH FINANZIERT DURCH KOSTENBEITRÄGE DER UNTERSTÜTZERiNNEN.
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INHALT MOMENT#8
3 Editorial, Impressum
5 Inhaltsverzeichnis
7 Reaktionen
8 Handlungsbedarf: Drogenmarkt fest in Hand von Weißeuropäern
9 Handlungsbedarf: Moment enthüllt Bau von neuem Schubhaftzentrum
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27 Neues von Frau Bock. Episoden aus der Mitte unserer Gesellschaft
28 Interview mit Veronika Hofinger: Die Kriminalsoziologin erklärt, warum afrikanische Häftlinge beliebt sind =dna]jC`djYme
30 Hier geblieben! Die Diskussion über das Bleiberecht ist voll entbrannt
Was bietet Österreich Flüchtlingen im internationalen Vergleich? @YffY`?jYZ`]j
33 Stay as You Wish! Das Wirtschaftsministerium hat ihn preisgekrönt
Doch das Innenministerium will den Besitzer des Wiener Lokals „Deewan“ aus dem Land schicken
34 Bombenjahre. Vor zehn Jahren wurde Franz Fuchs verhaftet. Was hat er erreicht? Helmut Zilk, Maria Loley und andere Opfer erinnern sich
38 Freiheit der Kunst. Ein Gesetz sorgt für den Exodus von KünstlerInnen. Wer darf hier noch bleiben?
39 Kommentar: Christoph Kotanko meint: Die „Ausländerpolitik“ braucht Prioritäten statt vaterländischer Parolen
40 Kurznews. Kommt die Integrationsplattform?
42 Medienseite. Neuerscheinungen am Buchsektor
44 Die Familienseite. SOS Mitmensch im Verkaufsrausch
46 Andere über SOS Mitmensch. Raiffeisen-International-Boss Herbert Stepic ruft den NGOs zu: Seid berechenbar!
Cover: Akan
Keskin fotografiert
von Magdalena
Blaszczuk
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MOMENT AUFLAGEORTE
ALLE AKTUELLEN AUFLAGEORTE VON MOMENT IM ÜBERBLICK
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REAKTIONEN ZU NOMENT#7
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ETHNISCHE ÖKONOMIEN
DROGENMARKT
FEST IN HAND
VON WEISSEUROPÄERN
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SCHÖNER WOHNEN
NEUES
SCHUBHAFTZENTRUM
IN LEOBEN
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Offiziell ist es noch nicht: Die Bunde-
simmobilien-Gesellschaft wird einen
Gefängnisse. Man kann die Lobgesänge auf die
neuen Familien-Zellen schon förmlich hören: Fern-
9B
Architektur- Wettbewerb ausschreiben. sehräume, eigene Küchen, vielleicht sogar eigene
Für ein neues Schubhaftzentrum im Grünen. Weit Waschmöglichkeiten in den Zellen; die Häftlinge
weg von den lästigen NGOs sollen die Flüchtlinge werden schon vor Freude Luftsprünge machen.
KI
in Leoben in einem modernen, offenen Vollzug auf Wir denken: Erleichterungen für Eingesperrte sind
den Ausgang ihres Verfahrens warten. Diese Infor- dringend notwendig. Doch sie dürfen nicht zum
mationen liegen Moment exklusiv vor. Das Ver- Ersatz für die Überwindung der Schubhaft werden.
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gabeverfahren wird öffentlich sein, derzeit wer- Wem die Würde des Menschen ein Anliegen ist, der
den die Ausschreibungskriterien zusammenge- wird sich mit baulichen Maßnahmen nicht zufrie-
stellt. Fix ist: Rundherum soll eine Mauer stehen, den geben. Ist das eigentliche Übel an der Schub-
niemand soll raus können. Anstatt Maßnahmen haft nicht der Umstand, dass wir uns die Freiheit
zur Einschränkung der Haft – wie dies jüngst auch nehmen, anderen Menschen die Freiheit zu entzie-
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der Verfassungsgerichtshof für notwendig erklärt hen, weil wir nicht wollen, dass sie auch hier sind? ljglrEY`fmf_ngfN]j^Ykkmf_k_]ja[`l&
hat – greift man lieber zur Schaufel und baut neue red >glgIm]dd]2|NH$EYjcmk@Yee]j
INTEGRATION
DEMOKRATIE LERNEN
MIT STAATSSEKRETÄRIN
MAREK
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G^n^Lmn]b^g[^e^`^g]b^;^]^nmng`
ohgfb`kZgmbl\a^gNgm^kg^af^g_k]b^ „Ethnische Ökonomien sichern Wirtschaftsstandort Wien“, posaunte
die Wiener Rathauskorrespondenz Mitte Mai diesen Jahres in einer
Aussendung. Ein etwas sperriger Begriff für das bunte und mun-
>k_Zak^g]b^;^mkh__^g^ggng]b^eZg` rantischen Bevölkerung ins Bewusstsein treten, so der Plan „Für den Wirt-
schaftsstandort Wien stellen die ethnischen Ökonomien und die damit ver-
ohk^gmaZem^g^:g^kd^ggng`8H]^k bundenen sprachlichen sowie kulturellen Kompetenzen eine wertvolle Berei-
ZUSAMMENHALT STATT GELD. Die Basis liefert eine neue Studie, die die
Stadt in Auftrag gegeben hat. Demnach werden 16.000 Einzelunternehmen
– also ein Drittel des Gesamtbestandes in Wien – von MigrantInnen geführt.
Gerade im Einzelhandel ist das im Alltag durchaus sichtbar: In der Nahver-
sorgung spielen von MigrantInnen geführte Läden eine wachsende Rolle. „Die
Einkaufszentren am Stadtrand ziehen immer mehr Kaufkraft an, deshalb sper-
ren kleine Geschäfte im städtischen Bereich zu. In diese Nische stößt jetzt
migrantisches Unternehmertum vor“, skizziert Gemeinde-Wien-Stadtplaner
Wolfgang Förster den Trend der letzten Jahre. „Viele der Wiener Märkte wür-
den ohne MigrantInnen nicht mehr funktionieren“, sagt Omar Al Rawi, SP-
Gemeinderat und Mitinitiator der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen mit
Verweis auf hot spots wie den Naschmarkt und den Brunnenmarkt. Al Rawi
sieht so wie manche andere in der Stadtverwaltung in migrantischem Unter-
nehmertum eine Chance, vorbildhafte Beispiele für gelungene Integration zu
gewinnen.
Das Klischee von Kebapständen und Call-Centern als Inbegriff migran-
tisch geprägter Kleinunternehmen wird der Vielfalt der Geschäftszweige,
in denen MigrantInnen tätig sind, bei weitem nicht gerecht. Die Studie zeigt
aber durchaus eine Konzentration bestimmter Nationalitäten auf einzelne
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Branchen. Ein-Personen-Unternehmen aus Polen schäfts. Auch Bäckereibesitzer Hüseyin K. kennt standen werden, ist ein drastisches Beispiel für
sind zum Beispiel vorwiegend in Bauhilfsgewerbe diese Mechanismen: „Erstens gibt es diese Com- eine solche Dynamik.
und Reinigung tätig, TürkInnen fast zur Hälfte im munity, in Österreich leben schließlich eine Vier-
Handel. Während das rassistische Bewusstsein telmillion Türken. Da kann man schon mit eini- WAS IST „ETHNISCH“? In den Sozialwissen-
in diesen Mustern einen Anlass für biologistische gen Stammkunden rechnen. Zweitens gibt es bei schaften erfreuen sich Studien zur „ethnischen
Zuschreibungen („Die Polen sind halt soundso…“) der Finanzierung Unterstützung von der Familie, Ökonomie“ wachsender Beliebtheit. Jetzt wird
wittert, hat die Forschung andere Erklärungen: von Bekannten, vom Freundeskreis. Das habe ich auch in Österreich die Forschung intensiviert: Die
Für MigrantInnen ist der Zusammenhalt mit Men- selbst erlebt. Ich habe von meinen Eltern so viel erwähnte Erhebung der Stadt Wien folgt unmit-
schen gleicher Herkunft oft das einzige verblie- Geld bekommen, das glaubt mir niemand. Fami- telbar auf eine gesamtösterreichische Studie, die
bene Mittel, weil Geld und soziale Kontakte in die lienbetriebe sind natürlich auch ein Vorteil. Die vom AMS in Auftrag gegeben wurde. Die Eth-
Mehrheitsgesellschaft fehlen. Die herkunftsba- Familie hält zusammen, man arbeitet sehr hart nologin Elisabeth Timm ist von der Debatte ge-
sierten Netzwerke werden genutzt, um Kredite zu und lange. Am Anfang habe ich drei Monate lang nervt. „Als ‚ethnic entrepreneurs’ gelten nicht
beschaffen, Angestellte zu finden und besondere täglich 20 Stunden gearbeitet.“ Seit 21 Jahren lebt etwa einheimische Informatikstudierende mit
Beziehungen zu Kundschaft und Lieferanten auf- der 44jährige K. in Österreich, seit vier Jahren führt Softwarefirmen, noch französische Ökobauern.
zubauen, die oft branchenspezifisch sind und des- er seine erfolgreiche Bäckerei. Dieser notgedrun- Ethnisch sind „Koreaner in Los Angeles“, „Chi-
halb zu einer Konzentration bestimmter Nationa- gene Zusammenhalt hilft den Beteiligten, führt nesen in New York“, „Türken in Westberlin“. Eth-
litäten in wenigen Geschäftszweigen führen. „Wir aber auch häufig zu Feindseligkeit missliebiger nisch sind immer die anderen, das heißt diejeni-
helfen uns immer gegenseitig. Das ist aber nichts Mehrheitsangehöriger. Die Aufregung um „nigeria- gen, die schon seit Jahrhunderten für eine Verkör-
Ungewöhnliches. Ich spende ja auch für die Poli- nische Drogendealer“, in der regelmäßig die Häss- perung dessen herhalten müssen, was die okzi-
zei oder für das Kinderspital. Business as usual“, lichkeiten des illegalen Drogengeschäfts als eth- dental-kapitalistische Gesellschaft an sich selbst
meint Viktor J., Inhaber eines kleinen Textilge- nische Eigenschaften beteiligter Dealer missver- nicht in der Lage ist zu identifizieren und analy-
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sieren“, schreibt sie in einem Beitrag für die Zeit- FAMILIENBETRIEBE Gleichzeitig wird der digkeit: Keine Arbeitsbewilligung, Einheimischen-
schrift „Prokla“. In der Debatte um „ethnische Öko- Zusammenhalt ethnischer Bande gern verklärt. Bevorzugung bei Stellenangeboten, mangelnde
nomie“ wird immer nach kulturellen und sozialen In Wirklichkeit sind die wirtschaftlichen Realitäten Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikati-
Besonderheiten migrantischer UnternehmerInnen oft so hart, dass auch die engste Community- onen, Sprach-schwierigkeiten:„ …dann ist oft die
gesucht, die vom rationalen Wirtschaften abwei- Bindung da häufig nicht kitten kann. „Die kleinen einzige Möglichkeit, in einem fremdsprachigen
chen, das in der Mehrheitsgesellschaft vermeint- Friseure hassen sich gegenseitig, das ist bein- Betrieb zu arbeiten. Aber dort sind oft die Arbeits-
lich üblich ist. Dabei wird übersehen, dass Netz- harte Konkurrenz“, bekommt man zum Beispiel bedingungen so schlecht, dass es viele bald mit
werke und Bekanntschaften, alle anderen angeb- von N., einer Angestellten in einem Friseurladen der Selbstständigkeit versuchen“, sagt die Fri-
lichen kulturellen Besonderheiten migrantischen im Ottakringer Brunnenviertel auf die Frage nach seurangestellte N. Auch einschlägige Vorkennt-
Unternehmertums für alle Unternehmensformen dem Zusammenhalt unter kleinen Geschäftsleu- nisse aus Herkunftsländern, in denen Kleinge-
wichtig sind, auch wenn das nicht oft thematisiert ten zu hören. werbe noch stärker verbreitet ist, spielen eine
wird, so Timm. Warum sind Unternehmensgründungen unter Mig- Rolle. „Mein Vater hat das Geschäft gegründet,
Das reicht von der Bedeutung von Manieren, Takt rantInnen so verbreitet? Die Studie der Stadt Wien weil es nicht anders ging. Er war auch in Russ-
und bürgerlichen Umgangsformen für beruflichen hat eine Umfrage nach den Motiven gemacht. Die land schon Unternehmer, er konnte nichts ande-
Aufstieg bis zum Trend, Angestellte zur Identifi- Mehrheit gab „Selbstverwirklichung“ als Begrün- res“, sagt Viktor J., der sein kleines Textilgeschäft
kation mit einer „Unternehmenskultur“ und damit dung an, viele jedoch auch Mangel an Alterna- in Gürtel-nähe vor sechs Jahren von seinem Vater
zu besonderer Leistung anzuspornen. Auch hier tiven. Das weist auf die weniger funkelnde Schat- übernommen hat.
stützt eine (eingebildete) Verwandtschaft das tenseite des Unternehmerbooms hin. Bäckereibesitzer K. über die Gründe und Wid-
Funktionieren des Betriebes. „Kultureller Zusam- Viele Gründungen sind schlicht aus der Not rigkeiten des migrantischen Gründungseifers:
menhalt“ als Wirtschaftsfaktor ist also kein Min- geboren. Die Diskriminierung in der österrei- „Erstens liegt das an der Arbeitsmarktlage. Für
derheitenphänomen. chischen Arbeitswelt treibt sie in die Selbstän- Ausländer ist es am Arbeitsmarkt sehr schwer.
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Zweitens sind Immigranten meist aus finanziel- Viele Familien gehen kaputt, manche bleiben als bar ändern, zumindest in Wien. Mit maßgeschnei-
len Gründen hier in Österreich. Sie wollen Geld Arbeitslose im Markt.“ derten Informationskampagnen, Beratungs- und
verdienen und sie sehen bei Freunden, Verwand- Unterstützungsleistungen, und Aufbereitung in
ten, dass sie als Selbständige Erfolg haben und POLITIK ENTDECKT MIGRANTISCHE UNTER- mehreren Sprachen soll der stadteigene Wie-
versuchen es genauso. Erfolg heißt aber hier NEHMEN Im Jahr 2000 kam die Sozialforsche- ner Wirtschaftsförderungsfonds (WWFF) migran-
nicht, dass sie Millionen verdienen, sondern dass rin Regina Haberfellner in einer Untersuchung tische UnternehmerInnen gezielt fördern. Warum
sie einfach mehr verdienen als ein Arbeiter oder migrantischer Unternehmensgründungen zu dem plötzlich dieses Interesse?
Angestellter. Die Leute haben oft keine andere Schluss, dass diese dabei vor allem auf gegensei- Für die einen sind die MigrantInnen Hoffnungsträ-
Möglichkeit und stecken ihre gesamten Erspar- tige Hilfe zurückgreifen konnten: mithelfende Fami- gerInnen für die schwächelnde heimische Unter-
nisse in Unternehmensgründungen. Aber viele lienangehörige, Unterstützung durch die nationale nehmensgründungslandschaft. Weil Großbe-
scheitern. Das merkt man auch daran, dass die Community. Aber auch, dass dieses weitgehende triebe in den letzten Jahren eher MitarbeiterInnen
Banken langsam den Kredithahn zudrehen. Es Stützen auf Ressourcen der eigenen Herkunfts- abbauen, setzen viele Wirtschaftsstrategien auf
ist mittlerweile fast unmöglich, ohne Sicherheit gruppe in der Regel keine frei gewählte Strate- Neugründungen, die neue Arbeitsplätze schaffen.
einen Kredit zu bekommen. Und deshalb werden gie ist. Ihr Resümee: „Rechtliche Barrieren, unge- Die von der Stadt Wien initiierte Studie ergibt, dass
die Neugründungen und Firmenübernahmen jetzt nügende Weiterbildungs- und Informationsange- die migrantischen Unternehmen im Schnitt etwas
auch wieder weniger. Viele scheitern und müs- bote für diese Gruppe und geringe Anerkennung weniger Angestellte haben als der Rest der Unter-
sen dann Konkurs oder Privatkonkurs anmel- ihrer Beiträge zum (lokalen) Wirtschaftsgeschehen nehmen. Darin sehen die Stadtgranden ein Poten-
den. Meistens steckt da die ganze Familie mit befördern die Entwicklung einer marginalisierten, zial, das es zu nutzen gilt. Insbesondere zur Lehr-
drin. Falls sie dann Arbeit finden, geht der Groß- unterschichteten ethnischen Unternehmerland- lingsausbildung sollen die migrantischen Unter-
teil des Verdienstes an die ehemaligen Gläubiger. schaft.“ Sieben Jahre später soll sich das offen- nehmen ermutigt werden. Die Stadt Wien will nun
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den Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds den sollen. In der heimischen Wirtschaft liegt die keit legalisiert, könnte zu einem Anwachsen von
(waff) in dieses Segment zum Lehrstellen-Kei- Lehrlingsausbildung insgesamt im Argen, weil es „Neugründungen“ führen, die wenig mit einem
len ausschicken. „Innerhalb von drei Jahren sol- die hohe Arbeitslosigkeit für Unternehmen mög- Gründerboom im Sinne wirtschaftlicher Expansion
len in Wien dadurch 150 neue Lehrstellen in Eth- lich macht, jederzeit günstig bereits Ausgebildete mit Arbeitsplatzschaffungspotenzial zu tun hat.
nischen Ökonomien geschaffen werden“, kündig- anzuwerben (und wenn das einmal nicht klappt, Die mehrsprachigen Informationsangebote, die
ten Stadträtinnen Brauner und Frauenberger bei wird nach bereits ausgebildeten Arbeitskräften aus die Stadt Wien einrichten will, dürften nur zum
der Vorstellung der Studie an. dem Ausland gerufen). Im eigenen Betrieb selbst Teil hilfreich sein. Die Unternehmensförderungen
Leute auszubilden scheint zum Luxus geworden, und Beratungsangebote sind den meisten mig-
DIE LEHRLINGSOFFENSIVE Die Befragungen in den sich kaum noch jemand zu leisten braucht. rantischen Unternehmen laut eigenen Angaben
der Wiener Studie haben ergeben, dass migran- Gerade migrantische Unternehmen sind zu einem nicht geläufig, es herrscht also ein Informations-
tische Unternehmen hauptsächlich aus Geldman- Großteil in Sektoren tätig, in denen Hilfsarbeiten defizit. Aber an mangelnden Deutschkenntnissen
gel und schlechter Auftragslage darauf verzichten, dominieren. Dass ein überdurchschnittlich hoher liegt das nicht, die sind nämlich mehrheitlich gut,
Angestellte und Lehrlinge einzustellen. „Ohne die Anteil von ihnen im Bauhilfsgewerbe zu finden ist, so die Studie.
Familie wäre es sehr schwer. Angestellte kann ich ist ein Indiz für die zweifelhafte Aussagekraft des
mir nicht leisten“, seufzt etwa Textilhändler Vik- Unternehmerbegriffs für die gesamte Gruppe. Die SPEERSPITZEN DER DEREGULIERUNG? Die
tor J. Ob die Überredungskünste der stadteigenen von den österreichischen Bauunternehmen in die Wirtschaftskammer schließlich, die die Studie mit
Lehrstellen-Aquisiteure daran etwas ändern kön- Scheinselbständigkeit gezwungenen Billigarbeits- in Auftrag gegeben hat, betont die Gemeinsam-
nen, ist fraglich. Außerdem stellt sich die Frage, kräfte werden wohl kaum Angestellte einstellen keiten zwischen migrantischen und einheimischen
wieso gerade migrantische Unternehmen beson- können. Auch die Neuregelung der Pflege in Öster- Unternehmen. Und hebt die Schwierigkeiten der
ders zur Lehrlingsausbildung drangsaliert wer- reich, die bestehende prekäre Scheinselbständig- migrantischen Unternehmen mit Behörden und
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Gesetzesauflagen hervor, die die Studie erhoben Beitrag der Zugewanderten für die lokale Wirt- gene Integration, eine Unternehmerpersönlichkeit
hat. Denn die Reduktion staatlicher Auflagen für schaft hervorgestrichen werden. Schließlich gilt zu sein und auch noch Arbeits- und Ausbildungs-
Unternehmen ist selbstverständlich ein langge- wirtschaftliche Selbständigkeit als Inbegriff von plätze für Einheimische zur Verfügung zu stellen?
hegtes Interesse des Unternehmensverbands. Erfolg und Anerkennung. Dass diese Argumenta- Dann würde die Akzeptanzhürde für die Mehrheit
Eine „Vereinfachung“ zugunsten einer förderwür- tion provokantes Potenzial birgt, zeigt sich an der der MigrantInnen weiter erhöht: „Wer bleiben will,
digen neuen Zielgruppe würde dann allen zugute reflexartigen Reaktion des FP-Landessekretärs muss Arbeitsplätze schaffen“
kommen, so wohl die Hoffnung der Kämmerer. Jenewein auf die Initiative der Stadtregierung. Das
Manch einem mögen die oft unorthodoxen Über- liberale Modell wirtschaftlicher Integration prallt ZWEI AKTUELLE STUDIEN SIND ZUM
lebensstrategien in wenig lukrativen Geschäftsni- hier auf ein konservatives Leitkultur-Modell. Inte- THEMA MIGRANTISCHES UNTER-
schen, in denen die migrantischen Unternehmen gration definiert Jenewein als Erlernen der Staats- NEHMERTUM ERSCHIENEN:
verbreitet sind, auch als willkommene Speerspitze sprache, weshalb er etwa mehrsprachigen Infor-
für eine Deregulierungsoffensive erscheinen. mationsangeboten nichts abgewinnen kann. „Entrepreneurship von Personen mit
„Mein Chef hält sich nicht an die gesetzlich vorge- Selbst wenn es damit gelingt, reaktionäre Positi- Migrationshintergrund“, Studie vom
schriebenen Öffnungszeiten, er kennt sie nicht ein- onen herauszufordern, hat der Versuch, Akzep- Institut für Bildungsforschung der Wirt-
mal. Wir Mitarbeiter müssen immer bleiben, solang tanz für MigrantInnen durch Hinweis auf ihre wirt- schaft (ibw), KMU Forschung Austria und
Kundschaft da ist. Manchmal ist das bis 21 Uhr. schaftliche Nützlichkeit für die Mehrheitsbevölke- Soll&Haberfellner, im Auftrag des AMS
Wir haben auch sonntags geöffnet. Das machen rung herzustellen, doch seine Tücken. Denn was Österreich, Dezember 2006. Verfügbar unter
alle so“, so die Friseurin N. Was Gewerkschaften passiert mit jenen, die diesen Nützlichkeitskrite- http://www.kmuforschung.ac.at
den Schlaf raubt, wird die Augen so mancher Wirt- rien nicht entsprechen? Wenn migrantische Unter-
schaftsliberaler zum Leuchten bringen. nehmerInnen gehypt werden, werden migrantische „Ethnische Ökonomien – Bestand und
SozialhilfeempfängerInnen dann umso stärker ver- Chancen für Wien“, Studie von L und R
ROLE MODELS FÜR VERÄNDERTE INTEGRA- dammt? In der Debatte um eine Green Card für Social Research im Auftrag der Stadt Wien
TIONSANFORDERUNGEN Für die Auftraggebe- „Schlüsselkräfte“ aus dem Ausland vor einigen und Wirtschaftskammer Wien, Februar 2007.
rInnen der Studie aus der Stadtverwaltung war ein Jahren wurde bereits der Beitrag zur heimischen Verfügbar unter
wichtiges Motiv, MigrantInnen vom Image der Pro- Wirtschaft als Zugangskriterium hervorgestrichen. http://www.lrsocialresearch.at
blemgruppe zu befreien. Stattdessen sollte der Wird es jetzt zur neuen Anforderung an gelun-
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Herr Keskin, dürfen wir Sie Ali nennen? drückt in einem Betrieb. Ich selbst habe für
Wie? Ach so, Sie spielen auf meine erste Lehr- die gleiche Arbeit nicht den gleichen Lohn wie
stelle an. Ich hab 1972 eine Lehre als Autoschlos- die Kollegen erhalten. Es wurde mir auch nicht
ser begonnen. Damals anscheinend als einer der gezeigt, dass man meine Leistung honoriert. Das
ersten mit Migrationshintergrund. Ich hab gesagt, sind Kleinigkeiten, dass man nie als erster – oder
Akan heiß ich. Sie haben geantwortet: Bei uns hei- auch weniger freundlich – begrüßt wird. Der Chef
ßen alle Türken Ali, du heißt jetzt auch Ali. Da hab sagt: Grias di, Seavas Franzl! aber Grüss Sie,
ich gesagt, OK, sagts zu mir auch Ali. Als 15-jäh- Herr Keskin. Drum hab ich mich zuerst am Han-
riger Bursche wehrst dich halt nicht so. novermarkt, dann am Naschmarkt selbstständig
gemacht. Und eben das Lokal Orient-Occident
Ist diese Ignoranz nicht typisch für Österreich? hier am Naschmarkt eröffnet.
Diesen Eindruck hatte ich damals auch. Ich
möchte aber betonen, dass ich auch viel aus die- Was sagt uns der Name?
ser Zeit gelernt habe. Ich wäre nicht da , wo ich Ich komme vom Orient, hier ist der Okzident, wir
jetzt bin. wollten beides verbinden. Orient sind die Betrei-
ber, Okzident seids Ihr.
Trotzdem haben Sie sich selbständig gemacht.
Im nächsten Betrieb hab ich von 6 bis 22.00 Uhr In Ihrem Lokal gibt’s Frühstück bis 17 Uhr. Wie
gearbeitet, sieben Tage die Woche. Und weniger kommt man als Frühaufsteher auf die Idee, für
verdient, als die anderen. Trotzdem hab ich mir Langschläfer ein Lokal zu machen?
etwas gespart und gedacht: Soviel arbeiten kann Das kann ich aus meinem Leben beantworten.
ich auch für mich. Wenn man um drei oder vier Uhr das Gemüse am
Großmarkt einkauft, bleibt keine Zeit fürs Früh-
Ist das ein Grund für viele MigrantInnen, sich selbst- stück. Bis alles fertig eingeräumt und hergerich-
ständig zu machen? tet ist, wird’s schon zwölf oder eins. Eigentlich
Ja. Viele fühlen sich schon ein bisschen unter- ungesund.
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Als Obmann der Marktstandler in der Wiener Wirt- bern schon zehn Lehrlinge untergebracht. Ich per-
schaftskammer treten Sie dafür ein, die deutsche sönlich. Die meisten wissen über die Förderungen
Sprache zu erlernen. ja gar nicht Bescheid. Außerdem gibt’s bei den
Sprache ist sehr wichtig. Ich steh immer noch zwei Unternehmern eine gewisse Angst vor Lehrlingen.
Tage die Woche hinterm Stand und spreche ein Ich weiß nicht warum. Das war früher anders. Man
bisschen Persisch, Jugoslawisch und Ungarisch. hat viel leichter einen Platz gekriegt.
In ein Geschäft kommen aber auch Einheimische
und wenn einer dann nicht Deutsch kann, dann Weil die Unternehmensstruktur anders war?
hat er ein bisserl ein Problem. Ich glaube, wer hier Vielleicht hat sich das Verhalten der Lehrlinge
lebt, muss auch die Sprache können. So ist man geändert? Ich weiß es nicht. Naja, ich war als Lehr-
erfolgreich. ling auch nicht gerade einfach. Ich hatte Tage, wo
ich nicht zur Arbeit gegangen bin. Vereinzelt. Aber
Der Anteil migrantischer Unternehmer in Wien ist sehr das hat der Chef mir nicht übel genommen. Hab
hoch. Sollte das auch am Arbeitseinsatz liegen? ich den Tag halt eingearbeitet. Vielleicht ist heute
Migranten können auf den Märkten tatsächlich ja auch die Konkurrenz zu stark.
nur überleben, weil sie ausbeuten: sich selbst, 9dk=d^b`ja_]jdYf\]l]9cYfC]kcafYe>dm_`Y^]f
die Familie und die wenigen Angestellten. Meine Finden Sie es komisch, dass man migrantische K[`o][`Ylealro]aE]dgf]fmfl]je9je&@]ml]akl]j
zwei Kinder gehen ihrer eigenen Arbeit nach, UnternehmerInnen jetzt so speziell hervorhebt? ]j^gd_j]a[`]jMfl]jf]`e]jmf\Oajlk[`Y^lkn]jlj]l]j&
aber am Wochenende kommen sie auf den Markt, Ich finde das nicht komisch, ich freue mich darü-
um mitzuhelfen. Unsere Arbeitswoche endet am ber. Ich mach ja deshalb diesen Job, weil ich will,
Sonntag um zwölf und die nächste hat schon um dass das in der Öffentlichkeit vorkommt. In der EU
elf begonnen. So wars zumindest zwanzig Jahre gibt’s schon ganz andere Förderungen und Mög-
lang. Das heisst wenig Lebensqualität. lichkeiten. In Belgien und Holland ist die Stellung
der Migranten auch eine ganz andere.
Dafür aber Chancen auf sozialen Aufstieg?
Als Kleinunternehmer gibt’s das glaub ich nicht. Geht’s um das bessere Image?
Egal wie gut du Deutsch sprichst, du kannst dir Sicherlich. Aber auch um gesetzliche Fragen wie
nicht leisten, jemanden anzustellen. Du musst das passive Wahlrecht. Das ist eines meiner Ziele.
immer selbst im Geschäft stehen. Bei Einheimi- Bis zur Kammerreform 2010 spielt‘s das aber
schen funktioniert das manchmal, aber bei den nicht. Der ÖVP-Wirschaftsbund und die Fachliste
Migranten spür ich die Angst sehr stark, dass es Freiheitliche Unternehmer haben abgelehnt.
nicht gut genug laufen könnte, wenn man nicht
selbst vor Ort ist. Braucht Wien mehr ausländische Unternehmens-
gründungen?
Die Stadt Wien jedenfalls freut sich: Sie will 150 Lehr- Das weiß ich nicht. Aber wenn jemand Unterneh-
linge bei migrantischen Unternehmen unterbringen. mer werden will, dem stehe ich zur Seite.
Wie soll das bei Einzelunternehmen gehen?
Das Problem sind die Ausbildner. Als Ausbildner Zu einem anderen Thema: Fallen ihnen rassisti-
muss man eine Meisterbrief haben, den besitzen sche Beschmierungen an Wiens Hauswänden auf?
viele Migranten nicht. Ich hab das auch nicht. Aber Besonders vor den Wahlen.
die Staträtinnen Renate Brauner und Sandra Frau-
nberger haben die Absichtserklärung gegeben, Hauseigentümer sagen meist, wie komme ich dazu,
dass sie den 150 Lehrlingen 150 Ausbildner bei- ständig meine Fassade zu renovieren?
stellen. Da haben sie Recht. Da müsste man den Haus- Zur Person:
eigentümern etwas zuschießen. Dafür müssten Akan Keskin wurde 1957 in Istanbul gebo-
Und dann...? sie aber auch gesetzlich verpflichtet werden, die ren. Mit elf Jahren holten ihn seine Eltern
Geht das so: Wenn ich einen Lehrling aufnehme, Beschmierungen zu entfernen. nach Österreich. Nach einer KFZ-Lehre
stellt die Stadt Wien mir unentgeltlich einen Ausbil- und der Arbeit als Schlosser machte er
dner zur Verfügung. Der kommt hierher, überprüft Bürgermeister Häupl bezeichnet das als Unsinn. sich als Marktstandler selbständig. Schon
die Arbeitssituation und erzählt dem Lehrling, was Nach dem Motto: Ein öffentlicher Fonds bedeutet bald kürten ihn die Standler des Nasch-
er zu wissen hat. Wie er kellnern soll und so weiter. eine Benachteiligung der sozial Schwachen. marktes zu ihrem Sprecher. Später wurde
Was ein Ausbildner eben so macht. Ich kommentiere das jetzt nicht. Ich bin nicht dieser er Obmann der Markstandler in der Wirt-
Meinung. Steuern sind dazu da, um das Zusam- schaftskammer Wien und Vizepräsident
Wieviele Lehrlinge werden Sie aufnehmen? menleben zu verbessern. Wie man den Mist in der des Sozialdemokratischen Wirschafts-
Ich könnte zwei aufnehmen. Aber ich bin ja nicht Stadt wunderbar wegräumt, sollte man auch ras- verbandes. Keskin ist verheiratet und hat
nur Unternehmer, sondern auch Funktionär in der sistische Beschmierungen wegräumen. Und das zwei erwachsene Töchter.
Wirtschaftskammer. Ich habe bei anderen Betrei- sollte man aus dem Steuertopf finanzieren.
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DES KAISERS
NEUE
KLEIDER
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]b^l^lEZg]^bg^ Alle wissen es, dachte der Minister, als
er seinen Blick über die KollegInnen im
Ministerrat schweifen ließ. Aber niemand
matInnen mit dunklerer Hautfarbe sicher. Wie sol-
len wir unseren eifrigen Polizeikräften Offenheit
beibringen?! Sie tun doch genau das, was der Sou-
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und Arbeitsbedingungen betreffend, auch jene ten die Beschäftigungszahlen aufgrund von Out- sah, einzulenken und mit der Gewerkschaft einen
nach der Legalisierung des Aufenthaltsstatus bzw. sourcing-Maßnahmen und im Gefolge des dama- Kollektivvertrag abzuschließen. Die Kampagne
Bleiberechts, aber auch nach zusätzlichen öffent- ligen Baubooms in die Höhe, andererseits konn- insgesamt wurde zur erfolgreichsten Gewerk-
lichen Mitteln für den Pflegebereich. ten die Gewerkschaften davon aber nicht profitie- schaftsaktion in der Latino-Community der 80er
Damit wären aber letztlich auch die Knotenpunkte ren. Der Organisationsgrad unter den Reinigungs- und 90er Jahre und fand auch in anderen Städten
für politische Allianzen zwischen migrantischen kräften sank vielmehr rapide. Das lag im wesent- Nachahmung. Wesentliche Eckpfeiler der entspre-
Communities, sozialen Bewegungen und Gewerk- lichen daran, dass der Anteil von Frauen und chenden Kampagnen waren jeweils die Selbst-
schaften markiert. Allianzen, die selbst im arbeits- Immigranten an den Beschäftigten in der L.A.- organisation der betroffenen MigrantInnen und
kampfscheuen Österreich einer entsprechenden Reinigungsbranche in die Höhe schnellte. In die- die Unterstützung ihrer Kämpfe durch die Com-
Streikinitiative zu einem veritablen Erfolg verhel- ser Community war aber für die SEIU mit einer munity.
fen könnten. traditionellen, bürokratisch von oben gelenkten
und an den Interessen von “weißen” Stammbe- SELBSTORGANISATION Für Traditionalisten
USA: STREIK DER PUTZKOLONNEN Wie sich legschaften orientierten Kampagne kein Blumen- überraschend, waren es also scheinbare „Rand-
eine derartige Initiative erfolgreich entwickeln topf zu gewinnen. gruppen“, zumal solche, die keineswegs in strate-
lässt und wo deren Grenzen liegen, zeigen die Also setzten die SEIU-AktivistInnen Ende der 80er gisch bedeutenden Positionen tätig sind, die eine
Er fahrungen der US-Dienstleistungsgewerk- Jahre stattdessen sowohl thematisch als auch wichtige Gewerkschaftskampagne zu einem über-
schaft SEIU. Mit ihrer “Justice for Janitors”-Kam- organisatorisch auf Öffnung der Gewerkschaften zeugenden Erfolg führten.
pagne versuchte die SEIU Ende der 80er Jahre sowie Entfaltung öffentlichen Drucks gegenüber Tatsächlich war es wohl die Verbindung aus poli-
der schwindenden gewerkschaftlichen Vertretung den Reinigungsfirmen. Entsprechend konzipierten tischer Community-Arbeit und gewerkschaft-
von HausmeisterInnen und GebäudereinigerInnen sie die “Justice for Janitors”-Kampagne bewusst licher Kampfmaßnahmen, die wiederum auf eine
(eben: Janitors) im Großraum Los Angeles gegen- auf Aktivierung der Beschäftigten und Unterstüt- Mischung aus Selbstorganisation/Empowerment
zusteuern. Sie verdichtete damit ihre Orientierung zung durch deren Communities hin. und Unterstützung durch einen professionellen
auf eine verstärkte “Organisierung der Unorgani- Den Durchbruch erlebte die Kampagne in Los Apparat setzten, die im Kontext einer öffentlichen
sierten” zu einer stringenten Strategie, die erst- Angeles, als DemonstrantInnen während einer Debatte über grundsätzliche gesellschaftliche
mals die Neuzusammensetzung der US-Arbei- medienwirksamen Aktion im Sommer 1990 brutal Entwicklungen den Nerv der Zeit traf und dabei
terklasse ernst nahm. Darüber hinaus leitete sie von der Polizei angegriffen wurden. Die öffentliche MigrantInnen als wesentliche Subjekte der immer
so eine grundlegende Demokratisierung gewerk- Empörung sowie die massive Mobilisierung der noch andauernden Kämpfe um die konkrete Aus-
schaftlicher Kampagnenpolitik ein. L.A.-Latino-Community für die Rechte der Jani- gestaltung prekarisierter Arbeits- und Lebensver-
Damals unterlag der Gebäudereinigungs-Sektor tors führte schließlich dazu, dass sich die größte hältnisse ins Zentrum gesellschaftlicher Kämpfe
einem tiefgreifenden Wandel: Einerseits schnell- Gebäudereinigungsfirma der Stadt gezwungen rücken ließ.
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AL9DA=FAK;@7
chern. Mit der üppig belegten, dampfenden Pizza vor der Nase,
dezenter italienischer Musik im Hintergrund und in einem som-
merlich-gemütlichen Garten, womöglich sogar noch im Schat-
ten wilder Weinreben, ist „bella Italia“ spürbar nahe. Doch der
Schein trügt. Der vermeintliche Italiener ist in den meisten Fäl-
BmZeb^gbl\a^K^lmZnkZgml`b[m^lpb^ len schon seit jeher Ägypter oder Türke und gehört damit jenem
Feindbild an, das so mancher Bürger dieses Landes sehr eifrig
LZg]ZfF^^k';^bga^k^k;^mkZ\amng` pflegt. Beim Genuss des vermeintlich italienischen Essens ist
Zee^k]bg`ll\ag^eebgEn_mZn_' PIZZA AUS LEIDENSCHAFT Usama ist Anfang 40 und kam vor
20 Jahren von Ägypten nach Österreich, seit drei Jahren gehört
L]pl2Ea[`Y]dO]a>glg2H]lbY<aealjgnY ihm die „Pizzeria Mamanoso“ im 19. Wiener Gemeindebezirk.
Er sieht den Grund für die Dominanz der MigrantInnen in sei-
ner Branche vor allem in den schlechten Arbeitsbedingungen.
„Als Pizzakoch arbeitet man normalerweise zwölf Stunden am
Tag. Wenn man Familie hat, hat man dafür nicht genug Zeit. Als
Zuwanderer, der allein nach Österreich kommt, ist man aber
dankbar für jede Arbeit“. Mittlerweile ist Usama verheiratet und
hat drei Kinder, mit ein Grund für die Entscheidung, sich selb-
ständig zu machen. Auf die Frage, warum er italienisches Essen
verkauft und nicht mit einem ägyptischen Restaurant etwas
Neues versucht, antwortet er schlicht: „Weil ich nicht ägyptisch
kochen kann. Ich habe immer schon Pizza gemacht.“
Programmänderungen vorbehalten!
LENA CHAMAMYAN –– Ethno-Jazz
Ethno-Jazz aus
aus Damaskus
Damaskus
Fr, 9.11.07 | Sargfabrik
OMER IHSAS & THE PEACE MESSENGERS ––
Afro-Pop
Afro-Pop aus
aus dem
dem Sudan
Sudan *
Sa, 10.11.07 | Restaurant Nayeb
HAFLA –– Ein
Ein arabisches
arabisches Fest
Fest mit
mit Tanz
Tanz &
& Musik
Musik
INFO UNTER: www.szenewien.com | +43 (0)1 749 33 41
* in Kooperation mit der Sargfabrik
+ in Kooperation mit dem Wiener Konzerthaus im Rahmen von world - Musik der Welt
Mein Julius hat keine Lust mehr auf ein dienstbotenartig gesenktes Haupt. Er geht, wann er will. Und wohin er will. Wenn
er nicht will, bleibt er. Sein Leben ist kein Schicksal, aber er nimmt es selbst in die Hand. Wie die Bilder, die in der
Öffentlichkeit von ihm existieren. Rassistische Klischees haben im öffentlichen Raum nichts verloren, egal ob es dabei um
verhetzende Beschmierungen auf Hauswänden oder um das “traditionsreiche” Logo einer Kolonialwarenhandlung geht.
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Ins_allg_Wie ichs schaff ... 11.07.2007 10:07 Uhr Seite 1
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NEUES
VON
FRAU BOCK
>iblh]^gZnl]^kFbmm^ngl^k^k@^l^eel\aZ_m'
>d[`ldaf_k`]d^]jafMl]:g[c& DAS BEGABTE MÄDCHEN DER ISLAM UND DAS KREUZ EIN ROM MIT HERZINFARKT
>glg2EY_\Yd]fY:dYk[r[mc Eine Frau aus Indien flüchtet aus Frau Bock quartiert zwei Familien Ein Rom aus Rumänien: „Er war seit
dem Flüchtlingslager Traiskirchen, in einem Haus in einem kleinen fünf bis sechs Jahren hier, ist der
weil sie sich dort um ihre vier Kinder Ort in der Steiermark ein: eine Öffentlichkeit nie zur Last gefallen,
Spenden an:
und deren Zukunft Sorgen macht. armenische – also christliche hat schwarz gearbeitet. Bis zum
Verein Ute Bock, Spendenkonto
Sie schafft es, im 3. Bezirk eine – und eine tschetschenische Umfallen – Herzinfarkt. Der war so
Hypo Bank Tirol, BLZ 57 000,
Existenz aufzubauen, arbeitet als – also muslimische. „Die Frau aus schwer, dass er fast nicht überlebt
Konto Nr. 520 110 174 99
Putzkraft. „Die Inder“, sagt Frau Armenien“, erinnert sich Frau Bock, hat. Im Hanuschkrankenhaus
www.fraubock.at
Bock, „helfen sich gegenseitig gut.“ „hat ausgesehen wie ihre eigene wurde er operiert, der Arzt hat
Indem die Frau das Bundesland Großmutter: grau, eingefallen, eine ihn dann am Kafreitag entlassen.
wechselt, riskiert sie ihre Grund- schlecht behandelte Schußver- Der Mann kommt zu mir mit einer
versorgung. Ihre 16-jährige Tochter letzung, asthmatisch, die Kinder elendslangen Liste der Medika-
wird als hochbegabt eingestuft, krank. Die Familie hat 14 Tage am mente, die er braucht. Die kosten
ihre Lehrerin vermittelt einen Westbahnhof gehaust, im November. gesamt 279 Euro.“ Frau Bock ruft
Eignungstest auf der Rudolf Steiner Der Vater nervlich zerrüttet, zwei den behandelnden Arzt im Hanusch
Schule. Selbstmordversuche in Schubhaft.“ an: „Können Sie dem Mann nicht
Das Mädchen besteht und Auch die tschetschenische Familie wenigstens über die Feiertage die
erhält einen Freiplatz. Doch ihre stand auf der Straße. „Ich dachte Medikamente geben?“ Der Arzt:
Mutter hat nicht das Geld für die mir, wenn ich beide gleichzeitig in „Der hat soviel Besuch gehabt,
Schulkleidung, Schulbücher, ein dem Haus einquartiere, das mir die helfen ihm schon.“ Frau Bock:
Notebook. Nicht verzagt, schnorrt eine Frau zur Verfügung gestellt hat, „Haben Sie nicht gesehen, dass
der Elternverein alles zusammen. dann wird das schon funktionieren. die Leute kein Geld haben?“ Er: „Ja
Los geht’s – noch nicht ganz. Frau Im Ort selbst haben sich die Leute dann hätte der Mann nicht gehen
Bock: „Die Direktorin ruft mich an gleich aufgebäumt, wie sie die sollen nach so einer schweren
und fragt, wie das Mädchen vom kleinen Kinder gesehen haben, die Operation.“ Frau Bock: „Ja und da
3. in den 23. Bezirk kommen soll. der Pfarrer in den Kindergarten riskieren Sie sein Leben?“ Er: „Der
Ich frage daraufhin bei den Wiener gebracht hat, war die Aufregung Mann ist ja freiwillig gegangen.“
Linien wegen einer Schulfreifahrt aber vorbei.“ Nur in der Landesleit- Frau Bock: „Eine Schwester des
nach. Die sagen mir wortwörtlich: stelle nicht, „was mir denn einfällt, Mannes hat Sie gefragt, ob er schon
‚Wir sind keine Sozialeinrichtung.’ in den Ort eine christliche und eine gehen könne.“ Daraufhin habe der
Dann ruf ich den Fonds Soziales muslimische Familien zu verlegen... Arzt einfach „Ja“ gesagt.
Wien an. Die lehnen ab, weil die Daraufhin hat der Pfarrer dort gleich Für Frau Bock ein ganz gewöhn-
Frau ja nicht in ihrer Grundver- einen Wirbel gemacht, mit Erfolg: licher Fall von Rassismus. Jetzt
sorgung ist. Und überhaupt: Dann seither sind die zwei Familien in der versucht sie ihm zur Grundver-
würden ja alle kommen.“ Sollte das Grundversorgung. Die muslimische sorgung zu verhelfen. Dort könnte
begabte Mädchen wirklich an einer Frau hat dann zum Beispiel Advent- der einfache Mann schon lange
Freifahrt scheitern? Also zahlt Frau kränze geflochten, auch ihr Mann ist sein, hätte er sich getraut, seine
Bock den Ausweis – sie tut es bis gut im Ort aufgenommen worden.“ Asylgründe geltend zu machen.
heute, weil’s die Stadt Wien nicht Und die zwei Familien unterein- P.S.: Die Medikamente hatte Frau
„kann“. ander? „Die haben sich bestens Bock noch am Karfreitag vom
verstanden, gemeinsam die Küche Krankenhaus der Barmherzigen
und das Wohnzimmer benutzt. An Brüder bekommen.
der Wand ist der Herrgott aus Holz gun
g’hängt und dem wars auch wurscht,
dass die einen Muslime war’n.
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Ln[^gk^`^ek^\am]Zgd[Zkblm'
L]pl2=dna]jC`djYme>glg2EY_\Yd]fY:dYkr[rmc
Frau Hofinger, Sie haben die Situation von Auslän- sich schwieriger. Ein Anstaltsleiter sagte mir ein- reguläres Einkommen nachweisen können oder
dern in österreichischen Gefängnissen untersucht. mal, wenn er 100 Arbeitsplätze hat und 200 Insas- immer wieder erwischt werden, nimmt die Justiz
Werden ausländische Häftlinge dort diskriminiert? sen, dann sei „der Russe“ oder „der Georgier“ der Gewerbsmäßigkeit an – dadurch verzehnfacht sich
Ausländer, das versicherten mir Justizbeamte im letzte, der drankommt. Ein modernes Verständnis der Strafrahmen. Das Risiko inhaftiert zu werden,
Rahmen der Studie, würden völlig gleich wie Inlän- von Resozialisierung wäre aber: berufliche Ausbil- steigt also enorm.
der behandelt. Das Paradoxe daran ist: Genau das dung in Haft und vielleicht sogar eine Arbeitsstelle
kann auch diskriminierend wirken. Fremde haben für die Zeit danach. Durch den Kontakt nach drau- Im Gefängnis im oberösterreichischen Dorf Suben
eine andere Ausgangsituation, sprechen häufig ßen sollten zudem soziale Bindungen gestärkt wer- gibt’s einen besonders hohen Ausländeranteil.
nicht gut Deutsch, erhalten weniger Besuch. Sie den, damit der Häftling nach der Entlassung einen Wieso?
verfügen oft über keine feste Wohnadresse und sozialen Empfangsraum vorfindet, wie Experten Österreichweit liegt der Ausländeranteil bei rund
wandern daher schneller in Untersuchungshaft. das nennen. 45 Prozent, in Suben sind es knapp 70 Prozent –
fast die Hälfte der Insassen dort kommt aus Afrika.
Was bedeutet das für den Strafvollzug? Wie könnte man hier entgegenwirken? Suben ist ein interessanter Ort: Die Anstalt liegt
Gefängnisse werden gesetzlich dadurch legitimiert, Die grundsätzliche Frage ist, wieso wir Menschen mitten in einem kleinen Dorf in Oberösterreich,
dass Menschen dort resozialisiert werden. Die monatelang einsperren. Ist es wirklich notwen- direkt neben der Kirche. Aus fast jeder Familie
Bestrafung ist auch ein Aspekt, der Hauptzweck dig, ausländische Ladendiebe hinter Gittern zu arbeitet jemand im Gefängnis. Die Anstalt hätte
soll aber die Wiedereingliederung in die Gesell- sehen? Ist das Gefängnis wirklich für jene da, die vor einigen Jahren zugesperrt werden sollen, weil
schaft sein. Nun stellt sich die Frage: Wie soll man der gewerbsmäßigen Kleinkriminalität verfallen? sie als unmodern galt und als zu weit fernab städ-
jemanden in die österreichische Gesellschaft reso- Statistiken zeigen ja, dass immer mehr Ausländer tischer Zentren. Man erzählte mir, dass man sich
zialisieren, der nach der Entlassung nicht legal in wegen kleinerer Delikte sitzen, für die Österreicher damals informell auf Ausländer spezialisiert hat
Österreich leben darf? meist nicht eingesperrt werden. unter dem Motto: „Dann nehmen wir halt alles“ –
so konnte das Gefängnis samt den damit verbun-
Heißt das, Ausländer kommen gar nicht in den Was sind denn die häufigsten Delikte, für die Haft ver- denen Arbeitsplätzen erhalten werden.
Genuss von Resozialisierungsprogrammen? hängt wird?
Es ist nicht so, dass man Ausländer von Resozi- Vorweg: Die Mehrheit der Insassen in Österreichs Die inhaftierten Ausländer haben den Subenern also
alisierungsmaßnahmen und Vollzugslockerungen Gefängnissen ist nicht gefährlich und muss nicht die Jobs garantiert?
ausschließt, weil sie Ausländer sind. Aber bei ihnen zu unserem Schutz weggesperrt werden. Die Genau. Das kann man dem Dorf freilich nicht vor-
wird öfter Fluchtgefahr angenommen, sie erhalten Hälfte der Gefangenen sitzt wegen Drogen- und werfen. Aber das erklärt auch ein wenig, warum die
deshalb viel seltener Aus- und Freigang. Auch die Diebstahlsdelikten, bei den Ausländern ist die- Situation in den Interviews, die wir geführt haben,
Beschäftigung in Gefängnisbetrieben gestaltet ser Anteil noch viel höher. Weil diese Leute kein nicht als änderungsbedürftig erlebt wurde.
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Sie haben auch in anderen Justizanstalten Interviews dass sie in Zellen hinein gehen müssen, in denen Wieso sind manche Gruppen von Ausländern bei den
geführt. Welche Probleme sehen Justizbedienstete es 45 Grad hat, und wo zehn Mann drin sitzen. Anzeigen überrepräsentiert?
mit ausländischen Insassen? Ein Grund ist sicher die Arbeitssituation. Asylwer-
Sie klagen insgesamt weniger über den hohen Aus- Sprechen wir über den hohen Ausländeranteil in Haft. ber aus Afrika beispielsweise haben oft enorme
länderanteil als über den Überbelag – die Gefäng- Sind Ausländer denn krimineller? Schulden und stehen unter dem Druck ihrer
nisse sind voll wie seit Jahrzehnten nicht. Auslän- Bestimmte Nationalitäten sind in der Anzeigensta- Schlepper. Auch ihre Verwandten erwarten Geld.
der werden nicht als prinzipiell schwierige Insassen tistik überrepräsentiert, besonders bei den genann- Doch in Europa ist ihnen der legale Arbeitsmarkt
gesehen, außer jene aus den Ex-Sowjetrepubliken. ten Delikten Diebstahl und Drogenhandel. Aus- versperrt. Nun treffen sie auf Communities, die
Mit ihnen gibt es zum Teil große Verständigungs- länder wandern aber auch schneller ins Gefäng- ihnen illegale und scheinbar lukrative Jobangebote
schwierigkeiten; ein Personalvertreter beklagt im nis. Zum einen profitieren sie weniger von der so machen – etwa Drogenhandel oder Prostitution.
Interview, man habe die Kommunikation verloren. genannten Diversion also Geldbußen, gemein- Sie sind bereit ein enormes Risiko einzugehen. Ziel
Die Beamten fürchten vor allem auch eine ausge- nützigen Leistungen oder dem außergerichtlichen muss es sein, diese Communities besser verstehen
prägte Gefängnis-Subkultur. Manche dieser Insas- Tatausgleich. Ein anderer Nachteil ist die häufiger zu lernen. Dazu gibt es leider kaum wissenschaft-
sen bringen Bürgerkriegserfahrung mit, oft sind sie verhängte Untersuchungshaft – ist jemand ein- liche Forschungen.
traumatisiert, und viele sind drogensüchtig. mal inhaftiert, werden meist teilbedingte Haftstra-
fen verhängt und keine reinen Geldstrafen. Wegen N]jgfacY@gÕf_]jakloakk]fk[`Y^lda[`]
In ihrer Studie schreiben Sie, dass Afrikaner beson- Diebstahl kommt man als Österreicher nicht in Haft. EalYjZ]al]jafYeAfklalml^jJ][`lk%mf\
ders beliebte Insassen sind. Zumindest nicht wegen ein paar Parfumflaschen. CjaeafYdkgragdg_a]afOa]f&
Das wichtigste im Gefängnis ist die Anpassung
der Insassen an den Gefängnisalltag. Afrikaner, so
erzählen es die Beamten, würden sich besonders
gut anpassen. Ich habe ungewöhnliche Szenen
beobachtet: In Suben sitzen Afrikaner in Werkstät-
ten und basteln Mausefallen, so genannte Hausar-
beiter wünschen Besuchern höflich „Mahlzeit“. Ich
dachte: Hier also finden sie Arbeit! Das Paradoxe
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ist ja, dass Ausländer, die in Freiheit nicht arbeiten
dürfen, plötzlich in Strafhaft zur Arbeit verpflichtet
sind. Dieses kleine Dorf ist schon ein Panoptikum
weltpolitischer Phänomene. Menschen, die es aus
Subsahara-Afrika bis nach Österreich schafften
und irgendwann in Wien Drogen verkauften, töp-
fern dann in Suben Vasen, die am örtlichen Weih-
nachtsmarkt alle irrsinnig kreativ finden.
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Khan Waheed humpelt. Das Gebrechen ist ein Land geblieben sind? Und was passiert mit jenen einige Länder Europas geschickt. Welche Per-
Souvenir aus seiner Heimat. Der Mann war einmal Menschen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, die sonengruppen profitieren von welchem Modell?
Generalsekretär der Pakistanischen Volkspartei aber nicht in ihr Heimatland abgeschoben werden Welche Interessen stecken hinter den jeweiligen
in Kahuta. Dort, 40 Kilometer östlich von Islama- können, weil dort Krieg herrscht? Modellen? Und welche politischen Akteure und
bad, zerschossen ihm Schergen des politischen Während Österreich um ein Bleiberechtsmo- gesellschaftlichen Kräfte haben diesen Model-
Gegners 1998 die Beine. Waheed konnte bis nach dell ringt, lässt Karl Korinek, Präsident des len zum Durchbruch verholfen?
Österreich fliehen. Aber Waheed schlug sich bis Verfassungsgerichtshofs, aufhorchen. Er
Österreich durch. Die heimischen Behörden lehn- verwies im Juni auf ein Urteil des Europä- ÖSTERREICH – GERICHTE
ten seinen Antrag auf Asyl ab. Der Pakistani ging in ischen Gerichtshofs für Menschenrechte STATT POLITIK
Berufung und legte neue Beweismittel vor. Derzeit (EuGH), wonach Drittstaatsangehörige, Ehepaare werden auseinander geris-
prüft der Unabhängige Bundesasylsenat Waheeds die sich seit fünf Jahren im Land aufhal- sen, Familien im Morgengrauen abge-
Glaubwürdigkeit. Ein Papier fehlt im noch, er soll ten und integriert sind, nicht abgescho- holt, Kinder von der Schulbank weg
seine Haftzeit in Pakistan offiziell bestätigen las- ben werden dürfen. Dieses Bleiberecht, so abgeschoben. Immer öfter treffen die
sen. Das lange Warten auf einen endgültigen Korinek, sei eine Tatsache. Hält sich Öster- Härten des Fremdenrechts integrierte
Bescheid verbringt der Mann in diversen Notquar- reich nicht daran, riskiert es mit jedem Fall Ausländer; doch immer öfter stellen
tieren. Das bedeutet: fünf Jahre ohne Arbeit, ohne eine neuerliche Verurteilung durch den sich Einheimische schützend vor jene,
Perspektive. EuGH. Denn, die europäische Menschen- die sich in Österreich eingelebt haben,
In Österreich ist die Diskussion um das Bleibe- rechtskonvention steht über nationalem die arbeiten und Steuern zahlen. Kürz-
recht voll entbrannt. Wer soll überhaupt in den Gesetz. Die Bleiberechtsmodelle euro- lich drohte einer 80-jährigen, pflege-
Genuss des Bleiberechts kommen? Menschen, päischer Staaten lassen sich nur schwer bedürftigen Türkin die Abschiebung
die hier um Asyl angesucht haben und seit Jah- vergleichen. Um für die heimische Dis- in die Türkei, wo sie kaum jemanden
ren auf einen Bescheid warten? Ehemalige Sai- kussion dennoch etwas Licht in die kennt. Ihre Verwandten leben seit
sonarbeiterInnen, die sich bis heute in Österreich Sache zu bringen, hat Moment Khan langem in Vorarlberg. Lauter Einzel-
aufhalten? TouristInnen, die seit vielen Jahren im Waheed auf eine virtuelle Reise durch fälle. Das Innenministerium hatte die
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Kinder vier Jahre lang warten, bevor sie nach- nister Jesús Caldera, der das Paket mit Gewerk-
ziehen dürfen. Selbst ein Ehering ist kein Garant schaften und Arbeitgeberverbänden ausgehan-
mehr, im Land bleiben zu dürfen. Wer nach der delt hatte. Andere EU-Länder, allen voran Öster-
Heirat mit einem/einer französischen Staatsange- reich, die Niederlande und Deutschland, fühlten
hörigen eingebürgert werden möchte, muss den sich übergangen und kritisierten den Alleingang:
Behörden nachweisen, dass er mit dem oder der Schließlich könne jeder, der legal in Spanien lebe,
Angetrauten mindestens vier Jahre in einem Haus- sich im gesamten EU-Raum niederlassen. Madrid
halt zusammen gelebt hat. spricht hingegen von einer “intelligenten Legalisie-
rung”. Die Begünstigten seien schließlich wegen
SPANIEN – LEGALISIERUNG GEGEN ihrer Arbeitsplätze an Spanien gebunden und dort
SCHATTENWIRTSCHAFT integriert.
Ein Armutsflüchtling aus einem afrikanischen
Land. Einmal am spanischen Festland, erwar- SCHWEIZ – AUFENTHALT FÜR OPFER
tet die Flüchtlinge das anstrengende Leben eines HÄUSLICHER GEWALT
„Clandestinos“. Doch die Chancen stehen gut, In der Schweiz wird das Bleiberecht als
dass eine Amnestiewelle sie irgendwann daraus Mittel gegen häusliche Gewalt eingesetzt.
erlöst. Seit 1985 gab es in Spanien davon sieben, Opfer prügelnder Ehegatt-Innen ebenso wie
die meisten noch unter der früheren konservativen Zwangsverheiratete, deren Aufent-
Regierung von José María Aznar. 2005 gewährte haltsbewilligung nach einer Schei-
die Regierung rund 600.000 Papierlosen einen dung erlischt, sollen nicht ausgewie-
gesicherten Aufenthalt. Illegal aufhältige Einwan- sen werden. Im Kanton St. Gallen
dererInnen hatten drei Monate lang Zeit, in einem wirft die Polizei seit 2003 Gewalttäter
der landesweit knapp 200 Büros der Sozialver- aus der Wohnung. Die Hälfte der Täte-
sicherung eine Arbeits- und Aufenthaltsgenemi- rInnen stammt aus dem Ausland, ähn-
gung zu beantragen. Sie mussten lich hoch ist der Anteil bei den Opfern.
bloß ihren Pass vorlegen, ein poli- Oft sind es Frauen, die im Rahmen
zeiliches Leumundszeugnis und des Familiennachzugs in die Schweiz
einen Meldezettel, der zeigte, kamen und die ihr Aufenthaltsrecht
dass sie vor dem August 2004 verlieren, wenn sie sich vom Mann
ins L and gekommen waren. trennen. Viele nahmen bisher lieber
Zu d e m m u s s te n s i e s e c h s Demütigungen und Prügel in Kauf,
Monate lang gearbeitet haben. als ins Herkunftsland zurückzukeh-
Aus der Sicht der SpanierInnen ren, wo sie oft sogar von der eige-
waren damit brennende sozial- nen Familie geschmäht würden.
politische Probleme gelöst. Ein Allerdings erhalten vermeintliche
Teil der Bevölkerung, der vor- Opfer häuslicher Gewalt nicht auto-
her offiziell nicht einmal exis- matisch einen Aufenthaltstitel. Es muss
tiert hatte – unter ihnen viele glaubhaft gemacht werden, dass ein
StaatsbürgerInnen aus Ecua- Opfer wirklich Opfer ist. Dabei hält sich
dor, Rumänien, Marokko, Ko- die Ausländerbehörde auch an die Aus-
lumbien und Bolivien –, zahlt sagen von Frauenhäusern, Opferhilfe, Migranten-
nun brav Steuern und Sozi- vereinen und natürlich Polizei und Staatsanwalt-
alabgaben. 1,4 Milliarden schaft. Khan Waheed würde laut Statistiken über
Euro jährlich bringe die ein- die Geschlechterverteilung bei häuslicher Gewalt
malige Aktion, triumphierte leer ausgehen. Statistiken zufolge sind Gewalttä-
der spanische Arbeitsmi- terInnen fast ausnahmslos Männer.
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„Zu Beginn meiner Tätigkeit“, erinnert sich Loley, nern vermittelte: „Die Leute fahren ja gerne in Leute gibt, die an die Existenz eines rechts-
„überwog das Mitleid, Ortsbevölkerungen organi- exotische Länder auf Urlaub, aber als plötzlich extremen Netzwerks hinter Fuchs glauben.“
sierten selbst Nachbarschaftshilfe für Flüchtlinge. Afrikaner auf dem Stadtplatz saßen, war ihnen „Offenbar“, so der damalige Generaldirektor für
Nach dem Bombenanschlag aber hat meine das suspekt.“ Viel seiner mühsam geleisteten öffentliche Sicherheit, „darf es in diesem Land
Ausgrenzung begonnen. Ich wurde als „Volks- Vertrauensarbeit ging in den Folgejahren verloren, keine andere Erklärung geben.“ Eigentlich war
schädling“ und gezielte Lügen diffamiert, zum die Toleranz sei gesunken. Zu seiner Arbeit steht Fuchs jener unauffällige Bürger, wie ihn schon
Sündenbock gestempelt.“ Mit dem Glauben aber, Janisch wie auch Helmut Zilk, dem mehrfach, der Profiler Thomas Müller in einem seiner
ersucht Frau Loley auszurichten, könne man aber nicht nur in einem BBA-Schreiben, während der Täterprofile – das freilich millionenfach zutrifft –
selbst aus solchen Situationen gestärkt hervor- Jugoslawien-Kriege die „Balkanisierung Wiens“ beschrieben hatte: katholisch, wohnhaft in einem
gehen. Der Grund für die Anfeindungen war banal: vorgeworfen wurde. Zilk: „Das ist nicht mein Einfamilienhaus, Hobbybastler. Dazu will Sika sich
Das Gerücht, dass für die Flüchtlingshilfe Loleys Begriff, war aber eine notwendige Maßnahme. aber wie erwartet nicht äußern, sondern verweist
der Steuerzahler aufkommen müsse. Das kommt Was sollten wir mit den schulpflichtigen Kindern auf sein – vergriffenes – Buch. Dabei beweist er
Ihnen bekannt vor? denn tun? Ich hab später einmal eine Klasse im Humor, wenn er meint: „Ich möchte Ihnen das
2. Bezirk besucht, mit zwei Drittel Nicht-Österrei- nicht zumuten, aber in der Häftlingsbücherei der
SCHÖNSTES DEUTSCH Wie sehr sich die chern. Dort haben die ‚balkanischen’ Kinder ein Justizanstalt Josefstadt finden Sie ein Exemplar.“
Stimmung im Land gegenüber MigrantInnen schöneres Deutsch gesprochen als die einheimi- Bleibt die Frage, was die BBA erreicht hat, außer
geändert hat, davon weiß auch der Hartberger schen. Was gibt es schöneres?“ dem Mord an vier Roma in Oberwart (Interview
Pater August Janisch zu berichten. Als das Innen- mit Stefan Horvath in Noment Nr. 7) sowie zahl-
ministerium „ohne viel Einfühlungsvermögen“, MILLIONENFACHES PROFIL Um Franz Fuchs’ reiche weitere Menschen lebensgefährlich zu
wie er sagt, „etwa 1.000 Flüchtlinge in Hartberg Themenwahl zu verstehen, muss er also nicht verletzen? Außer polizeiliche Methoden wie die
unterbrachte, gab es dafür keinerlei Infrastruktur. zum Neonazi stilisiert werden. Seine Forderungen Rasterfahndung zu forcieren; die Durchleuchtung
Die Leute besaßen nichts, ich organisierte Kugel- finden sich auch heute noch im tagespolitischen der rechtsextremen Szene auszulösen; Grenzen
schreiber, Babykleider, Dolmetscher, eine Rechts- Geschäft. Etwa „Ausländer“ abzuschieben, auch infamer Diskurse auszuweiten. „Nichts“, sagen
beratung, einfach alles. Schon dass ihnen jemand wenn sich die Idee eines der BBA-Schreiben die Betroffenen trotzig. „Einfach vergessen“, rät
zuhörte, hat den Leuten gut getan.“ Janisch übte bisher nicht durchgesetzt hat, das auf Kosten Zilk. Und Sika: „Vielleicht hat er etwas bewirkt
sanften Druck auf die Behörden aus, während er des Erstarbeitgebers abzuwickeln. Michael Sika gegen Fremdenfeindlichkeit, zumindest vorüber-
zwischen den Flüchtlingen und Hartbergs Bewoh- jedenfalls wundert sich, „dass es immer noch gehend. Aber das bezweifle ich.“
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MUSIK UND 05 07 MASCHEK XKC-TGFKVMCTVG
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KULTUR VON 06 07 THE BLOOD ARM
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NISCHEN 12 07 VIRGINIA JETZT! 8QNMUVJGCVGT0GWUVKHVICUUG9KGP
BIS POP 12 07 ANAJO 6GN
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13 07 LAMBCHOP 5VCCVUQRGT7PVGT FGP#TMCFGP
14 07 KOSHEEN (LIVE) *X-CTCLCP2NCV\9KGP
ALTES
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sommerloch 07
In Wien müsste man sein!
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FREIHEIT DER
KUNST UND
WISSENSCHAFT
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STÄRKEN ERINNERN Gusenbauers ein. Wenig später – andere SPler hatten Bedenken
geäußert – wollte es der Kanzler so nicht gemeint haben. Am Don-
nerstag stellte der Sprecher des Verfassungsgerichtshofs fest,
geltendes Recht gestatte es unbescholtenen Asylwerbern, nach
einer gewissen Zeit zu bleiben.
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Das sei gar keine politische Frage, sondern die Vorgabe der Men-
schenrechtskonvention. Wozu also der Gesinnungsmüll der Ta-
gespolitik? Mit dem Thema „Ausländer“ lässt sich leicht punkten.
In einem Teil der Wählerschaft gibt es unterschwellige Aggres-
sionen, die „bedient“ werden. Doch diese negative Darstellung
hat mit der Lebenswirklichkeit nicht mehr viel zu tun. Österreich
könnte „das Erfolgsmodell für Europa“ sein, berichtete unlängst
der Korrespondent der großen deutschen Rundfunkanstalt ARD
aus Wien. Schon zu Zeiten der Donaumonarchie habe das Land
=b^Û:nleg]^kihebmbdÊ[kZn\amIkbhkbmm^g eine Vorreiterrolle bei der Integration gehabt. Die vergleichsweise
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NOMENT ABO
Ja, ich will 4x jährlich Noment lesen
Name:
Adresse:
Stadt:
RASSISMUS STREICHEN
Ich will Pickerl zum Überkleben von rassistischen Beschmierungen
Name:
Adresse:
Stadt:
SEID BERECHENBAR!
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