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[Vierundzwanzigstes Kapitel]
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Monotonie
„Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr wird mir bewusst, dass
ich mich vollkommen falsch verhalten habe. Noch immer gelingt es
mir nicht, mich zu beherrschen. Wenn ich nicht lerne, meine Gefühle
zu verbergen, wird mir mein Versagen zum Verhängnis.
Ich hätte es ihr nicht sagen sollen und wahrscheinlich wäre es besser
gewesen, sie anzulügen. Aber konnte ich damit rechnen, dass sie
ausgerechnet an dem Platz auftaucht, wo ich sie niemals erwartet
hätte? Sie weiß doch, dass sie da nicht hingehört.
Ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen, weil ich jeder
Konfrontation aus dem Weg gegangen bin. Normalerweise gehe ich
nicht da hin. Eigentlich gehe ich nirgendwo hin. Ich hasse
Ansammlungen von Menschen, ich hasse die Ausdünstungen und die
Geräusche. Ich will nur mit meiner Alea zusammen sein, und mehr
möchte ich nicht.“
Noui
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Groß-Berlin
Samstag, 11. Mai 2080
Wenn Glück ist nichts anderes ist als gute Gesundheit und
schlechte Erinnerung, dann weiß ich nicht, warum ich jetzt daran
denken muss. Zu viel verschwindet, so als ob das Erlebte nie
geschehen wäre. Andere, eigentlich gewöhnliche Ereignisse haben in
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probe aus meeinem unveröfffentlichten Roman]
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meinem
m Gehirn un
nauslöschlicche Spuren hinterlasseen. Eine Epissode in
meinem
m Leben weerde ich nie vergessen. Sie lebt wiee ein Wurm
m in
meinem
m Gedächtn
nis, der man
nchmal schläft, dann sich wieder tträge
bewegtt, sich windet und streckt.
Es war fünff Jahre vor dem
d denkw
würdigen Treeffen mit Jo
oa, an
einem schwülen Samstagnach
hmittag. Daamals gab es noch Men
nschen,
die jedeen Tag und zu bestimm en eine Tätiigkeit für die
mten Stunde
Gesellsschaft ausüb
ben mussten. In meine
er Erinnerun
ng war es eine
schönee Zeit. Das Leben war mit estgelegten Zeiten der Arbeit
m genau fe
och da und in meiner
und Zeiten der Ruhe geregeltt. Alles ist no
Erinnerrung. Obwo n so lange her ist, kann ich mich so
ohl es schon ogar
noch an
n kleine Dettails erinnern. Sogar de
er gellende Ton der Sirrenen,
der den
n Schichtweechsel von der
d Tagesschicht zur Naachtschichtt
ankünd
digte, klingt immer nocch in meinen Ohren.
Nicht nur einmal
e hattee ich kopfscchüttelnd diie gewagte
Konstru
uktion betraachtet. Abeer schon dam
mals war ess besser, niccht auf
Dinge zu
z achten, die
d einen an
ngingen. An den Außen
nwänden w
waren
ineinan
nder verkeilte Stützbalkken aus Hollz, die weit in den
ausgetrretenen Weeg hinein ragten. Sie saahen aus, als ob sie nurr als
martiallische Verzieerung dieneen, aber keiinen Zweck erfüllen sollten.
Das bau
ufällige Geb
bäude unterbrach die makellos
m gläänzende
Fassadeenfront derr Häuserzeille, wie ein faulender
f Zaahn in einem
m
strahlendweißen Gebiss.
G Warrum die Beh
hörden nich
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ngst den
Abriss angeordnet
a t hatten, wu
usste ich niccht, und eiggentlich warr es mir
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auch eggal. Ich hattte mich zwaar gewundert, aber nicht darüber
nachgeedacht, warum es das schiefe
s Haus mit der altertümlicheen,
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[Vierundzwanzigstes Kapitel]
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grauen Fassade und den verschnörkelten Verzierungen, inmitten der
glitzernden Fassaden der City noch gab.
An der Hauswand, neben dem Torbogen mit dem kaum noch
als Engel erkennbaren Torabschluss befand sich ein mit rostigen
Schrauben befestigtes, blaues Blechschild mit der durch Steinwürfe
nur schwer lesbaren Aufschrift „Ludwigkirchplatz.“
Alle nannten sie nur die graue Maus. Der Zugang zu der Bar
mit dem seltsamen Namen lag gut versteckt in dem
heruntergekommenen Hinterhof des Hauses, und er war nicht leicht
zu finden. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wer mir damals gesagt
hat, dass ich da hingehen soll. Ich kann mich auch nicht mehr
erinnern, was mich an diesem Tag, so ganz entgegen meiner
Gewohnheiten, da hingetrieben hat. Es war nicht wegen einer Frau.
Ich habe mich immer an die gesetzlich festgelegten Regeln gehalten
und meine Erfahrungen mit Frauen waren, wie es meinem Rang und
meinen Privilegien entsprach, auf den nicht vermeidbaren Umgang
und der für uns vorgeschriebenen Regeln der Kommunikation
beschränkt. Ich dachte nicht mehr an Frauen, ich hatte auch keinen
Bedarf. Warum auch? Als privilegierter Bürger genoss ich die
Sicherheit und den Wohlstand der Inneren Stadt, und das war mehr
wert. Zwar war es noch nicht gelungen, mit den frei erhältlichen,
triebdämpfenden Mitteln, die als sozialschädlich identifizierten
Bedürfnisse vollkommen zu unterdrücken. Dazu war die Umformung
mehrerer Generationen notwendig.
Ich war ein strikter Befürworter der neuen Zeit und ich
empfand es nicht als Nachteil, dass ich zur Einhaltung der Gesetze
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inneren
n Bezirke eine zwar niccht offiziell erlaubte,
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ber für die A
Armee
tolerierrte Lebensfo
orm geword
den war. Ich
h hatte einffach keine LLust auf
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Sex, denn Sex bedeutete Verantwortung, die ich damals nicht
übernehmen konnte.
Manchmal empfand ich meine Unscheinbarkeit auch als
Vorteil. Die wenigen Frauen die es in meiner Umgebung noch gab
beachteten mich nicht und ich hatte meine Ruhe.
Mein zweites Erlebnis war mit einer älteren und sehr
betrunkenen Prostituierten aus einem äußeren Bezirk. Danach wollte
ich nur noch vergessen und mich auf meine Arbeit konzentrieren.
Vielleicht weil es eine widernatürliche und eigentlich monströse Tat
war, hat es sich unauslöschlich in meinem Gedächtnis eingebrannt.
Zu der damaligen Zeit konnte man sich in den äußeren Bezirken noch
relativ frei bewegen. An die Bezeichnung des Viertels kann ich mich
nicht mehr erinnern, aber den Geruch der aus dem Loch in der Wand
kam, habe ich immer noch in der Nase. Die Mischung von Urin,
Erbrochenem und aufgekochten Gemüseersatzstoffen war damals
typisch für die gutbürgerlichen Hauseingänge. Sie stand regungslos
da und sie sah mich nicht an, aber ich wusste, dass sie jede meiner
Bewegungen genau wahrnahm. Vielleicht hat mich diese gespielte
Gleichgültigkeit gereizt.
Meine Frage: „Sag mir, wo ich hier bin?“ war eigentlich
dumm, denn ich war ja nicht durch einen Zufall hier. Ich wusste
genau, dass es verboten war, und sie wusste es auch. Zwar waren die
Strafen für Kontakte mit Frauen aus den Außenbezirken noch gering,
aber es bestand immer die Gefahr, dass Kontakte mi Trashys durch
eine Unachtsamkeit bemerkt und in mein Führungsprofil gelangen
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80 gab es fü
Im Jahr 208 ür die Privile
egierten no
och Aufgabeen, die
den Arbeitszyklen auszzuüben waren. Der
täglich und in zwei wechselnd
Morgen
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uert zehn Taage. Der Son
nnenaufgan
ng war der
natürlicche Arbeitsbeginn, und
d der Sonne
enuntergangg markiertee das
Ende der Arbeit. Dann
D gab ess den Nachtzyklus der bis
b zum
Sonnen
naufgang ging. Die sogeenannten „TTage der Ru
uhe“ hatte m
man
vor vier Jahrzehnten als unproduktive Ze
eiten abgescchafft. Nur in
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neuen Zyklen in die verbotene Einteilung der alten Zeit umzurechnen.
Vielleicht ist es nur eine skurrile Angewohnheit, die sich irgendwie in
meinem Gehirn verselbstständigt hat. Nach meinen Notizen gab es
früher einmal einen Tag - der siebte Tag - der ein heiliger Tag war,
aber warum das so war, habe ich vergessen.
Ob die für die Privilegierten staatlich garantierte
Vollbeschäftigung ein Segen oder ein Fluch war, weiß ich nicht, weil
ich nichts anderes kannte. Als operativer System-Analytiker nahm ich
eine besondere Stellung innerhalb der streng abgegrenzten
Hierarchie ein. Seit hundert Arbeitszyklen war ich mit einer
komplexen Aufgabe beschäftigt, die mich voll in Anspruch nahm. Ich
sollte eine Theorie zur Verbreitung von Krankheiten über
internationale Verkehrsknotenpunkte entwickeln. Warum man
ausgerechnet mich dafür ausgewählt hatte, weiß ich nicht.
Für die zu entwickelnde Strategie war ich die denkbar
schlechteste Wahl, denn ich hatte bis auf gelegentliche Ausflüge in
die äußeren Bezirke, noch keine Erfahrung mit den sogenannten
internationalen Verkehrsknotenpunkten. Eigentlich hatte ich
überhaupt keine Vorstellung davon, was unter dem Begriff
„Verkehrsknotenpunkt“ zu verstehen war.
Ich habe nicht nachgefragt. Fragen stellen war unerwünscht,
weil sich die Theorie durchgesetzt hatte, dass aus Fragen alles Unheil
entstehen kann.
Mein Leben spielte sich in meinem Appartement im
achtzehnten Stock eines für meine Begriffe luxuriösen Towers für
Singlemänner und vor meinen Bildschirmen ab. Obwohl ich
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du leben willst, geh raus aus deiner zwanghaften Monotonie. Sei kein
Feigling, zeig endlich Mut und geh in deiner freien Zeit dahin, wo das
Leben ist.“
Auch wenn ich es damals nicht wahrhaben wollte, dieser
Samstag im Mai war der erste, winzige Schritt des Versuchs eines
Ausbruchs aus der Routine meines Lebens. Ein Leben, das so perfekt
geregelt war, dass es mir manchmal vorkam, als ob Andere vor mir es
schon einmal, sozusagen zur Probe und zum ausmerzen aller Ecken
und Kanten gelebt hätten.
Das Gedränge in den verwinkelten Räumen und die
verschiedenen Gerüche empfand ich als unangenehme Erfahrung,
und das laute Stimmengewirr mit Lauten, die so disharmonisch
klangen, dass ich sie nicht als Musik definieren konnte, betäubten
meine Ohren. Zwischen den vielen Männern in der engen Bar fühlte
ich mich wie in einem hermetisch abgeschotteten Behälter. Ich
befand mich am falschen Ort um eine Lösung für meine Probleme zu
finden und schon nach kurzer Zeit wollte ich eigentlich nur noch weg.
Wie ich an den großen Getränkeausschank gekommen bin
weiß ich nicht mehr. Vielleicht war es eine geheimnisvolle Fügung,
oder nur die Kräfte von Druck und Gegenwirkung. Die sich dicht
drängenden und schwitzenden Leiber hatten mich an diesen Platz
geschoben.
Zuerst waren es undeutliche Wortfetzen, die zwischen dem
lauten Stimmengewirr nur bruchstückhaft zu mir durchdrangen.
„Es ist einfach unbeschreiblich, du musst es ausprobieren“,
war der Satz, der mich aufhorchen ließ. Die drei Typen, die aussahen,
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als ob sie
s aus der Kapitalzute
K ilungsabteillung einer untergeordn
u neten
Behörd
de entlaufen
n wären, redeten ohne
e Scham und
d ohne Angst, dass
sie vielleicht auffliegen könntten, von ein
nem Sexerleebnis wie vo
on einer
Ware. Solche
S Redeen inmitten
n vieler Unifformträger und Privileggierter
waren extrem gefäährlich, den
nn man konnte nie wisssen, wer ein
n
heimliccher Trendb
berichter, un
nd wer ein Freund warr. Zuerst dacchte
ich, dasss sich das Gespräch
G um
m irgendwe
elche Phanttastereien, o
oder
um eine der weniggen noch veerfügbaren Hostessen drehen
d würrde. Ich
dachte auch einen
n Moment an
a die zugew
wiesene Fraau eines And
deren,
aber diese Vorstellung war do
och zu unwahrscheinlicch. Dann klo
opfte
mir jem
mand zu festt und aufdrringlich auf die
d linke Schulter.
„Na, alter Kumpel.
K Wie geht´s dirr? Dich habee ich ja scho
on eine
Ewigkeeit nicht mehr gesehen.“
Ohne mich
h umzudrehen wusste ich wer es war.
w Ika warr weder
ein „altter Kumpel““, noch mocchte ich ihn besonders,, und selbstt
harmlo
os klingendee Fragen waaren gefährllich und geh
hörten nicht zur
tolerierrten Kommunikation.
Ika sprach mit seiner unangenehm
u m hohen Sttimme zu viel
Belangloses, und wenn
w nen Zuhörerr gefunden hatte, gab ees
er ein
gegen seinen
s Redeeschwall kaum eine Ge
egenwehr. Sein
S inakzep
ptables
Benehm
men war ein
n ausreichender Grund
d, ihm soweeit es mir möglich
war, au
us dem Wegg zu gehen. Ich wusste auch, dass Ika mit sein
nen
stumpffsinnigen Witzen
W Anderen ebenso auf die Nerven ging, u
und auf
gekünssteltes Lacheen hatte ich
h keine Lustt.
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vermutlich weil er sich für den Mittelpunkt der Welt hielt. Er hatte
auch die unangenehme Angewohnheit, zu dicht heranzurücken,
sodass ich seinen von schlechten Zähnen beeinflussten Atem und den
intensiven Körpergeruch wahrnehmen konnte. Ich wollte mich schon
mit einer gemurmelten Ausrede wegdrehen, um unauffällig in der
Menge in Richtung Ausgang zu verschwinden, aber als Ika auch noch
seine Hand auf meinen Arm legte und nicht mehr wegnahm, war es
zu spät. Eingekeilt im Gedränge konnte ich nicht mehr weg.
Mit lauter Stimme bestellte Ika ein Getränk. Sofort bekam ich
von einer Hilfskraft mit dem für Dienstpersonal vorgeschriebenen,
enthaarten Schädel, einen weißen Plastikbecher. Ich betrachtete die
dickflüssige rötliche Flüssigkeit, und Ekel stieg in mir auf.
„Ich muss es dir jetzt erzählen. Ich hab mir eine liefern lassen.
Du glaubst ja gar nicht, was das für ein Kracher ist.“
Am Anfang verstand ich nicht, von was Ika so begeistert
schwärmte. Mit einem neutralen „Hauptsache, du bist damit
zufrieden“ wollte ich das Gespräch abwürgen. Ich nahm an, dass er
irgendein, vermutlich vollkommen nutzloses technisches Spielzeug
erworben hätte, und nach ins Unendliche ausufernden Diskussionen
stand mir inmitten der drangvollen Enge und mit meinen bohrenden
Kopfschmerzen nicht der Sinn. Ich nahm einen Schluck aus dem
Plastikbecher. Das Getränk schmeckte bitter und ich spürte ein
Kratzen in meinem Hals. Ich wollte mich abwenden, aber Ika hielt
mich fest und redete einfach weiter.
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„Lass dir do
och erzähleen, es ist nicchts Technissches, es ist eine
geile Frrau“ war Ikaas zu laute, mit einem meckerndeen Lachen
verbun
ndene Antwort.
Ich erschraak. Mir ersch n das Gespräch gefäh
hien nicht nur hrlich,
sondern auch Ikass Gesellschaaft zunehme
end peinlich
h. Zu viele M
Männer
standen in Hörweiite und ich nahm an, dass alle mitthören konn
nten.
Leise und gleichgültig
g erscheinen
nd antworteete ich:
ntlich weißtt du was du
„Hoffen u da machst. Ich weiß jaa, dass du aauf
Plastikn hst, aber du kannst docch so etwas nicht legal
nutten steh
bekommen. Die Beeziehungen
n hast du do
och gar nich
ht, und außeerdem
ist das ja
j auch verboten.“
„Du musst keine Angsst haben. Es ist ganz anders als du
denkst. Da ist jetztt alles erlau
ubt. Die Morralwächter sehen das n
nicht
mehr so streng. Au
ußerdem istt es keine Frau.
F Doch eigentlich
e isst es
eine Frau und auch wieder nicht. Du kan
nnst jetzt so
olche Frauen
n
kaufen. Ganz legall.“
Mein Gesicchtsausdrucck muss irge
endwie däm
mlich ausgessehen
haben, und ich verrstand imm
mer noch niccht, was mirr Ika sagen w
wollte.
In den alten Gesch
hichtsdateieen konnte man
m Bilder von
v käuflich
hen
Frauen betrachten
n, und auch die archaisschen Strafeen mit den
haufen wareen ausführlich dargesteellt. Doch diese
brenneenden Holzh
Zeiten waren längst vorbei. Trotz
T der Verbote war es
e auch in d
den
Zentren
n der Privileegierten mö
öglich, Fraue
en als Gesprächspartneerinnen
zu mietten. Es war nicht leichtt und sehr teuer, aber trotz
t der Veerbote
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Ministerien stillschweigend geduldet wurde. Denn trotz aller
Maßnahmen war es immer noch nicht gelungen, den
Geschlechtstrieb vollständig zu unterdrücken. Darum mussten die
Triebe kanalisiert werden, und von Liebe sprach schon lange niemand
mehr, seit der Begriff und alles damit Zusammenhängende als
unerwünschtes Wort diffamiert war. Ich vertrat schon immer die
Meinung, dass Sex nur als Dienstleistung noch eine zeitlich
beschränkte Funktion haben konnte. Ich war noch nie prüde, und
man konnte mit mir sogar über so etwas Verbotenes wie Sex reden.
Aber den Ort zwischen den vielen laut redenden Männern fand ich
irgendwie unpassend.
Mit einem uninteressierten „das weiß ich doch“ wollte ich das
peinliche Gespräch abtun. Als ich die Hand hob, um dem Keeper
einen Wink zum Bezahlen zu geben, drückte Ika meinen Arm runter.
„Nein, es ist ganz anders. Es ist keine richtige Frau, eher eine
bessere Frau. Es ist sogar erlaubt. Sag bloß, du hast noch nichts
davon gehört?“
„Von was soll ich was gehört haben?“ Das Getränk begann
meinen Verstand zu vernebeln, und ich spürte, wie ich mit meinen
Fragen unvorsichtig wurde.
„Ich hab mir eine von den neuen Züchtungen zugelegt.
Eigentlich ist es eine Mischung zwischen Pflanze und Tier. Es ist
unglaublich, aber es ist wirklich so. Es ist eine Bio-Frau.“
Einen Moment dachte ich, Ika habe zu viele blaue Mind-Drinks
getrunken und wollte mich auf den Arm nehmen, um sich dann
lautstark und ausgiebig über meine Blödheit auszulassen.
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„Was denn
n nun? Hast du dir ein Gewächs
G od
der eine Fraau
gekauftt? Entscheid
de dich docch mal oder hast du zu viel getrunken?“
Ika legte seinen Arm um meine Schulter
S und
d zog mich zu sich
heran. Vermutlich nahm er an
n, dass ich ihn
i in dem Lärm
L in derr Bar
nicht veerstehen würde. Dann flüsterte er mir ins Oh
hr: „Du hastt sie
doch scchon geseheen, die neuen Gebäude
e? Ich weiß
ß, man solltee nicht
zu vielee Fragen steellen, aber ich sag dir, was
w sich darin verbirgtt. Es
sind ho
ochmodernee Human-Faarming-Center. Und daa hab ich miir ein
ganz frisches Exem
mplar liefern
n lassen.“
Ich erinnerrte mich und
deutlich, daass ich etwaas über Hum
man-
Farming gehört, das Gerücht aber als Fake abgetan hatte, denn
n ich
hatte angenomme
a en, dass dass oberste Richtlinienmiinisterium sso
etwas niemals
n toleerieren würrde.
Als Ika die Ereignisse der
d letzten Monate etw
was ausschw
weifend
und ausgeschmückt mit plasttischen Detaails beschrieeb, konnte ich es
nicht glauben. Abeer auch sein
ne selbstbew
wusste Auffforderung: „„Komm
h zeig sie dirr“ ließ mich
mit, ich h noch zweiffeln. Das waas ich zu hö
ören
bekam,, klang einfaach zu unglaublich.
Ika war enttgegen seinen sonstige
en Gewohnh
heiten
überrasschend groß
ßzügig und bezahlte au
uch meine Getränke.
G D
Dann
zog er mich,
m fast so, als ob er es nicht erw
warten kon
nnte, mit.
„Komm mit, du kannstt sie dir anssehen. Es istt alles ganz legal.
Sie ist toll.“
t
Ikas Erzählungen ersch
hienen mir immer noch wie ein
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Wir gingen das kurze Stück zu Ikas Penthouse am Ende der
ehemaligen Lietzenburger Straße. Das Blechschild mit der ungültigen
Straßenbezeichnung war noch nicht entfernt, und das neue
Piktogramm, das endlich den alten Namen ersetzen sollte, war
mannshoch, aber nur provisorisch auf eine Holztafel aufgemalt.
Offensichtlich kamen die Stadtplaner mit dem Auswechseln der
Schilder immer noch nicht voran.
Ika drückte den Schalter neben der Abbildung von vier
Handflächen mit ausgestreckten Fingern. Mit dem Aufzug fuhren wir
ins zwanzigste Stockwerk. Ika sah kurz in den Irisscanner, und die
schwere Metalltür zu seiner Wohnetage öffnete sich.
Den Anblick werde ich niemals vergessen. Er war eine
atemberaubende, wie die bis ins kleinste Detail auf Wirkung geplante
Inszenierung. Eine vollkommene Frau mit einem ebenmäßigen
Gesicht, umrahmt von hellblonden, leicht gelockten und wie pures
Gold schimmernden Haaren stand am großen, im Boden
eingelassenen Fenster, an der gegenüberliegenden Seite des Raums.
Im Hintergrund konnte man die glitzernde Skyline der weiten Stadt
und am Horizont zwei der neuen mächtigen Gebäude in der glutrot
leuchtenden, von kleinen schwarzgrauen Wolken umrahmten
Abendsonne sehen. Dazwischen stiegen wie von bizarren
Gewächsen, dunkle Rauchwolken auf, die sich am Himmel zerrissen.
Ich war von dem Anblick wie elektrisiert. Ika, der Spinner, der
Aufschneider hatte nicht zu viel, eher zu wenig erzählt.
Die hohen Wangenknochen gaben ihr ein exotisch eurasisches
Aussehen, oder jedenfalls das, was ich dafür hielt. Ihre Augen
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Beinen sahen wunderschön aus und keine Unebenheit zeichnete sich
auf Ihrer Haut ab. Ika besaß eine schöne Frau, die er mir, seinem
Freund vollkommen nackt vorführte. Ich konnte es an seinen Gesten
erkennen. Mit dem Stolz des Besitzers genoss er meine unverhohlene
Bewunderung.
Als ob er mir die Rechtmäßigkeit seiner Erwerbung zusätzlich
beweisen wollte, deutete er auf das breite, schwarze Halsband aus
einem unzerstörbaren Kunststoff.
„Ich sehe es dir an, dass du mir nicht glaubst. Da steht es,
schau es dir an.“
Zu der schönen Frau sagte er: „Komm mal her.“
Als ob sie darauf abgerichtet wäre, jedes Wort ihres Besitzers
bedingungslos zu befolgen, kam sie näher.
„Sieh dir mal die Kennmarke an. Alles ist legal und amtlich
registriert.“
Ika gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, was sie tun
sollte. Als sie sich lächelnd zu mir vorbeugte, sah ich ein in das
Halsband eingeschweißtes Plastikschild, das mit einem Siegel des
Güterverteilungsministeriums und einem Bild Ika als rechtmäßigen
Eigentümer auswies. Meine Gefühle schwankten zwischen Neid und
Bewunderung. Gleichzeitig wünschte ich Ika zum Teufel und für sein
Verhalten die Pest an den Hals. Damals ahnte ich nicht, dass nicht nur
der Teufel verführerisch seine Beute betrachtete.
„Du kannst sie haben, wenn du willst, ich leih sie dir“ war Ikas
herablassend-gönnerhafte Antwort und er lachte, als er meinen
verblüfften Gesichtsausdruck sah.
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Zuerst dach
hte ich an einen
e schlecchten Witz, an ein Spiel, das
manchmal auf Parrtys mit Ahn
nungslosen gespielt wirrd, die dann
n zu viel
belachtten Akteureen werden. Aber Ikas Lachen klangg echt.
„Stell dich nicht so an,, du kannst alles mit ihr machen. A
Alles,
auf wass du Lust haast. Ich lass euch auch allein, wenn du zu wen
nig
Übung oder Hemm
mungen vorr mir hast.“
Mein verlegenes Schw
weigen verriiet meine Empfindungeen
überdeeutlich. So ein
e Angebott hatte ich noch
n nie zuvvor bekomm
men.
pel. Ich meine es ernst. Es ist
„Es ist einee Einladung,, alter Kump
doch nur irgendein
ne exotisches Pflanzen d ich hab mir schon
nwesen und
ein zweeites Exemp
plar bestelltt. Bald gibt es
e genug daavon.“
Ich wehrte sein Angeb
bot heftig ab
b. Mir war nicht
n nach SSex mit
der Fraau eines And
deren, obwohl ich imm
mer noch niccht begriffen
hatte, dass
d diese Frau
F nur ein
ne Züchtungg, ein Kunstprodukt und keine
Mensch
henfrau war. Ich wusstte nicht, wie
e ich mich verhalten
v so
ollte,
aber eines wusste ich genau, so ein Wessen wollte icch auch bessitzen.
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Vorbereitung
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Seite 21
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______
hatte die
d Liebe mit eigenen Augen
A geseh
hen. Menschenfrauen waren
sehr seelten geworden, aber jeetzt gab es für
f Noui diee realistisch
he
Möglichkeit ein Wesen
W zu bessitzen, das all
a das besaaß, was er siich in
seinen Träumen und in den virtuellen
v Ab
benteuern der
d für die
Privileggierten reseervierten Welten des In
nternets zussammengetträumt
hatte.
In den geseetzlich vorgeschrieben Ruhezyklen
n, in denen sich
Noui niicht um sein
ne Arbeit kü
ümmern konnte, waren
n seine Zweeifel
wie weeggewischt, er wollte es auch tun – sofort und
d ohne Ängste.
Dann kam
k der Kam
mpf mit sein
nen Bedenkken, aber ess war nur ein
n
aussich
htsloser Kam
mpf zwischeen einer Enttscheidung, die sein Heerz
schon längst getro
offen hatte und seinen kleinlichen Ängsten, w
was er
danach
h, wenn er so
s eine Frau
u besitzen würde,
w damit tun solltee. Wenn
er überr seine Sicheerheit als Bewohner de
er inneren Bezirke
B
nachdaachte, kam ihm
i die Verrgangenheitt wie eine permanente
p e
Vergew
waltigung seeiner Bedürfnisse vor.
„Was soll das
d alles? Moralische
M Überlegunge
Ü en sind doch ein
überho
olter Zwang.“ Wenn No
oui sich solcche, sein Geewissen
beruhiggende Wortte zuflüsterte, zerbrach
hen seine Ängste
Ä wie eeine
bröckelnde Mauerr.
„Es war doch schon im en Mutigen gehört die Welt
mmer so. De
und Feiglinge beko n kümmerlicchen Rest.““ Wie unter einem
ommen den
magischen Zwang betrachtete er immer wieder die farbigen Biilder
oser Biofrau
makello uen auf sein
nem Bildsch
hirm, die sicch vor ihm in
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lasziven
n Posen räkkelten und in sanften Laauten zu ihm sprachen
n. Noch
nie zuvvor war es ih
hm möglich gewesen, solche
s Wesen zu betraachten.
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Doch offensichtlich hatten die Zensurbehörden neue Richtlinien
bekommen, und gesperrte Bereiche für die Privilegierten geöffnet.
Noui konnte sich nicht satt sehen. „Mein Leben dauert noch lang und
ich will nicht mehr allein sein.“ Noui wollte auch so eine Frau
besitzen.
Irgendwo hatte Noui gelesen, dass nur die Mutigen
Entscheidungen treffen können. Damit schaffen sich die Mutigen ihre
eigene Moral, und die Anderen, die Mutlosen müssen sich dieser
Moral unterwerfen. Noui musste noch nie Entscheidungen treffen. Er
musste auch nicht um die Erfüllung seiner Grundbedürfnisse
kämpfen. Noui war in Sicherheit. Er zeichnete sich nicht durch
übermäßige Intelligenz oder durch herausragende Fähigkeiten aus.
Noui war aus einem ihm unbekannten Grund schon seit seiner
Geburt privilegiert. Manchmal dachte er, dass es vielleicht mit seiner
Herkunft zusammen hängen könnte. Marius, sein Vater hatte
weitreichende Verbindungen besessen hatte und früher wurde Noui
häufig von Beauftragten der MCG3000 oder den Mitarbeitern
irgendeiner Regierungsbehörde besucht. Es waren harmlose, fast
freundschaftlich aussehende Besuche, deren Zweck Noui nicht
deuten konnte. Manchmal wurde er gebeten, einen
Geschicklichkeitstest durchzuführen. In regelmäßigen Abständen
waren auf seinem Bildschirm umfangreiche Fragenkataloge einer
Behörde für Sozial- und Bevölkerungshygiene, die er beantworten
sollte. Obwohl er die ungehörige Aufforderung als eine Zumutung
empfand, beantwortete er die vielen Fragen oft wahrheitsgemäß,
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[Lesep
probe aus meeinem unveröfffentlichten Roman]
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dann lo
og er wieder und oft gaab er auch vollkommen
v n unsinnige
Antworrten. Niemaand schien ihm
i das zu verübeln.
v
Als er noch
h ein Kind war,
w hatte ih
hn Marius manchmal
m in
n ein
großes Gebäude gebracht,
g wo
o ernst blickende Männer Kabel aan ihn
anschlo
ossen. Noui fand das im
mmer lustigg, denn das tat
t nicht weeh. Er
durfte auch mit an
nderen Junggs in einem großen Rau
um voller rieesiger
Geräte spielen. Es waren schö
öne Erlebnisse, die abeer aufhörten
n, als er
älter geeworden waar. Was es bedeutet
b haatte, wusstee Noui nichtt.
wachsenderr, war er so gut es ging allen Konflikten
Später,, als Heranw
aus dem
m Weg gegaangen und darum stan
nd er auch noch
n nie vorr einer
hen Herausforderung.
wirklich
Mit siebzeh
hn Jahren hatte
h er Marrius verlasseen müssen. Noui
bekam einen Job in der Analyyseabteilungg des Ministeriums fürr
internaationale Kom
mmunikatio
on und ein kleines
k Appaartement in
n einem
luxuriösen Living-TTower in deer sicheren Berliner
B Cityy 1. Er wussste,
dass ess nur Weniggen vergönn
nt war, ohne
e umständliiche
Bewerb
bungsprozeedur ein hocchmoderness Appartem
ment zugeteilt zu
bekommen, aber die
d Gründe für seine Bevorzugungg hatten ihn
n nie
interessiert. Die errsten fünf Jaahre musste Noui noch
h zu seinem
m
Arbeitssplatz in einem nur wenige hundert Meter vo
on seinem
Appartement entffernten Büro
ocenter geh
hen. Später konnte er d
die
verlanggten Analysen in seinem
m Appartem
ment bearbeiten. Er saß vor
seinen Bildschirmeen und konnte ohne Le
eistungsdruck arbeiten
n, wann
und wiee er wollte. Niemand schien
s sich für
f die Qualität oder daas
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Quantu
um seiner Arbeit
A zu interessieren. Aber das, was
w er in deen
ersten Jahren als ruhiges,
r unggebundeness Leben ohn
ne Verpflich
htungen
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[Vierundzwanzigstes Kapitel]
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empfunden hatte, verkam zu einer Reduzierung seiner
gleichförmigen Bedürfnisse. Ikas neue Frau und seine Träume waren
die Ursachen, dass er etwas verändern wollte.
„Nur meine Mutlosigkeit ist an allem schuld. Mit meiner
Mutlosigkeit werde ich niemals etwas beherrschen können, außer
vielleicht mich selbst.“ Aber wenn Noui die Bilder und kurzen
Präsentationssequenzen der angebotenen Biofrauen auf seinen
Bildschirmen betrachtete und Hand an sich legte, ahnte er, dass er
dabei war, sich vor sich selbst zu rechtfertigen.
„Ich werde alles sehr genau auf Legalität und Seriosität
prüfen. Wenn es sich zeigen sollte, dass irgendetwas nicht korrekt
abläuft, mach ich es nicht.“ Für Noui war es eine unerträgliche
Vorstellung, dass er auf Scharlatane hereinfallen könnte. Der zu
erwartende Spott, dem er vielleicht ausgesetzt wäre, ließ ihn immer
wieder zweifeln.
Es dauerte einige Tage und er hatte Ika noch einmal besucht.
Noui dachte sogar daran, Ikas Angebot anzunehmen, aber als Ikas
schöne Biofrau mit ihm allein im Raum war, verließ ihn der Mut.
„Ich helf dir, sonst wird das nichts.“ Ika drängte Noui, sich
doch endlich zu entscheiden. „Ich geh mit, wenn du dich nicht
traust.“
Zuerst wollte Noui Ikas Hilfe nicht annehmen, aber die
Entscheidung den ersten Schritt zu tun, war schwieriger als er dachte.
Noui bekam keine Erlaubnis, eines der mächtigen schwarzen
Gebäude zu betreten. In einer höflich formulierten Nachricht wurde
Noui mitgeteilt, dass der Schutz vor möglichen Verunreinigungen
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ab. Jede Zwillingsfrucht wird von uns rund um die Uhr beobachtet.
Eine computergesteuerte Sondentechnik sorgt dafür, dass die
Früchte im Reifungsprozess mit genau dosiertem Wasser und allen
wichtigen Nährstoffen versorgt werden. Sobald die Messgeräte zum
Beispiel einen Kalium-Mangel registrieren, versorgt die
Computersteuerung die notleidende Pflanze umgehend mit einer
Extra-Portion Kalium. Wir können damit zielgenau die Wünsche
unserer Kunden steuern und zum Beispiel das Wachstum, aber auch
bestimmte Merkmale, beeinflussen.“
Noui hörte aufmerksam zu, während sich Ika mehr für die in
den Gängen zwischen den Aufzuchtwannen geschäftig hin und
hergehenden Technikerinnen zu interessieren schien.
„Wir messen mit den Sonden auch elektrische Spannungen
und die Konzentration von Nährstoffen. Eine weitere weltweit
einzigartige Errungenschaft kommt dem Bedürfnis unserer Kunden
nach ökologischer Aufzucht entgegen. Vor dem Hintergrund der
weltweiten Wasserknappheit haben wir festgestellt, dass sich das
Wachstum und die Qualität der Früchte durch die Bewässerung mit
Brauch- und Abwasser erheblich verbessern. Wir nutzen damit alle
wertvollen Ressourcen und schaffen gleichzeitig qualitativ
hochwertige Biofrauen, die nicht nur über einen hohen individuellen
Customer-Individualwert verfügen, sondern auch der Allgemeinheit
dauerhaft nutzen. Wir können Ihnen heute schon die vierte
Generation von Biofrauen präsentieren, die durch unbehandelte
Abwässer, die reich an Phosphaten und Nitraten sind, eine bessere
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geben. Inzwischen
n konnte maan sich Biofrauen nach persönlichen
Vorlieb
ben und für jeden Verw
wendungszw
weck züchteen lassen. D
Das
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kostete natürlich mehr, aber für Noui war es eine
Selbstverständlichkeit, wie mit technischen Sonderwünschen für ein
beliebiges Produkt. Ika hatte Noui zugeflüstert: „Wer daran Spaß hat,
warum nicht.“
Nur eines war nicht möglich. Es gab keine Biofrau, die
einmalig war. Es gab immer einer zweite, die der ersten bis ins
kleinste Detail glich und die auf einen anderen Erwerber wartete –
und es war nicht möglich zwei zusammengehörende Biofrauen zu
erwerben.
Bevor Noui den Kauf- und Liefervertrag unterschreiben
konnte, wurden seine Privilegierten-Legitimation und seine
Befähigung überprüft. Die vielen Erklärungen, die er an einem
Terminal abgeben musste, empfand Noui als lästige, aber
notwendige Pflicht. Er hasste es, dass Ika dabei war und sich mit
seinen Bemerkungen und Ratschlägen nicht abschütteln ließ.
Noui musste versichern, dass er für den Unterhalt und die
geeignete Unterbringung seiner neuen Frau aufkommen würde. Die
Beitrittserklärung in einen anerkannten Schutzbund für biologische
Nutzwesen unterschrieb er ohne zu zögern. Als er seine Biofrau
aussuchen und gleich mitnehmen wollte, bekam Noui zur Antwort:
„Ihre ganz persönliche Biofrau wird nach Ihren Vorstellungen
gezüchtet. Sie erhalten Qualität und die Produktion dauert eine
gewisse Zeit.“
Als Noui an einem Bildschirm eine umfangreiche Wunschliste
zu den Eigenschaften seiner Wunschfrau erstellen sollte, begann für
ihn der schwierigste Teil. Zuerst wusste er nicht, wie er seine
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Pflanzen mit weiblicher Natur gab, die wie perfekte Frauen aussahen.
Es war noch nicht gelungen, Pflanzen mit männlichen
Primärmerkmalen zu züchten, aber die Referentinnen des Seminars
verstanden es, rhetorisch geschickt, auch die geheimsten Phantasien
zu wecken. „Es ist nur eine Frage der Zeit bis auch ungewöhnliche
Wünsche erfüllt werden können.“ Als die Referentin den Satz
ausgesprochen hatte, gab es im Saal Gelächter und Getuschel.
Nach den ausführlichen Erklärungen der Vorteile, erschien die
Pflege der Biofrauen einfach.
„Biofrauen sind weitgehend anspruchslos“ war der Satz, der
Noui überzeugte. Sie kannten keine geregelten Essenszeiten. Die
Nahrung bestand aus einer Art Tablette mit einer faserigen
Konsistenz die man in Wasser auflösen musste und die sie tranken.
Sie benötigten viel Wasser, aber das wurde nur am Rande, eher
beiläufig erwähnt. Ansonsten konnten sie wochenlang ohne Nahrung
auskommen.
„Biofrauen sind sehr reinlich. Sie baden gern, oft mehrere
Male am Tag.“
Den Hinweis empfand Noui als eine Beruhigung. Reinlichkeit
war für ihn eine positive Eigenschaft. Mehr musste nicht beachtet
werden.
„Biofrauen sind äußerst robust. Bis heute sind keine
Anfälligkeiten für Krankheiten bekannt. Verletzungen verheilen sehr
schnell und man kann sie für jeden gewünschten Zweck einsetzen.“
Das aufkommende Gelächter im Saal empfand Noui als
peinliche Reaktion auf eine geschmacklose Bemerkung. Aber die
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Referen
ntin sprach mit einem Lächeln und
d einem Au
ugenzwinkerrn
ungerü
ührt weiter: „Biofrauen
n lernen schnell und es entstehen keine
Problem
me mit den Lebensumsständen und den indivviduellen
Gewoh
hnheiten der Besitzer. Es
E gibt prakktisch keine Risiken und
d
Nachwuchs kann man
m mit ihn
nen auch niccht zeugen..“
Noui war überzeugt,
ü d er mit seinem
dass s Kau
uf die richtigge
Entscheeidung getrroffen hattee. Es gab soggar ein Umttausch- und
d
Rückgaaberecht, falls irgendeine Eigensch
haft nicht zu
ufrieden steellend
sei. Auff seine Bem
merkung: „Die zurückge
egebenen Biofrauen
bekommen doch sicher
s einen
n neuen Bessitzer?“ wurrde nicht reeagiert.
Als Nou ort verlangtee, wurde ein
ui mutig auffstand und eine Antwo
Beraterr gerufen, der
d etwas vo
on „Recyclin
ng“ murmelte und mit einem
verschm
mitzten Lächeln auf ein
ne große Glasvitrine deeutete, in dem
dekorative Metallb
behälter staanden. Sie enthielten
e d Tabletteen, die
die
den Bio
ofrauen als Nahrung dienten. Es gab keine weeiteren Fraggen.
Nouis ärztliche Unterssuchung dau
uerte sehr lang.
l Zum Schluss
des Kau
uf- und Übeertragungsvvorgangs mu
usste er sein
ne rechte H
Hand
auf einen Scannerr legen. Bei dem Hinwe
eis: „Jede Biofrau bekommt
die langglebigen Geene ihres Errstbesitzers.. Sie entsteh
ht sozusageen aus
Ihren Genen
G und fühlt
f sich daarum ihrem
m Erstbesitzeer zugehörigg“,
spürte er wie sich zwei kleinee Nadeln in seine Fingerkuppen bo
ohrten
und ihm
m etwas Blu
ut entnomm
men wurde.
Mit einem Lächeln saggte ihm die Ärztin: „Es ist wie bei A
Adam
und Evaa. Eva entsttand auch aus
a der Ripp
pe des Mann
nes und war ihm
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dann Untertan.
U Heeutzutage isst es nicht anders.
a Einee Voraussetzung
für die Zufriedenheit der Erwerber ist die
e Qualität des
d Genmatterials.“
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Noui musste über die schlagfertige Antwort lachen und
antwortete nicht darauf. Er sah, wie hinter einer Glaswand mehrere
Ärztinnen aufgeregt miteinander tuschelten. Aber er dachte sich
nichts weiter dabei.
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Alea
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Freitag, 13. November 2082
um die Mittagsszeit
Lieferw
wagen im drritten Unterrgeschoß de
er Tiefgaragge. Noui hattte
diesen Zeitpunkt herbeigeseh
h hnt, aber au
uch Angst daavor. Zuerstt
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dachte Noui, dass seine Wohnungsnachbarn darüber reden würden.
Aber er wusste, dass seit neuestem, auffallend viele schöne Frauen in
seinem Living-Tower lebten und er ahnte schon länger, dass er mit
seinem Kauf nicht mehr allein war. Noui war kein Außenseiter mehr,
er gehörte jetzt dazu.
Es ist schon seit Menschengedenken so. Der erste Eindruck
entscheidet über die Kräfte der Liebe. Bei Noui war es nicht anders.
Die Lieferbox war makellos weiß und besaß die Form eines eineinhalb
Meter hohen Würfels. An der linken Seite klebte ein kleines grünes
Siegel mit der Aufschrift „geprüfte Markenqualität“, das Noui ein
intuitives Gefühl der Sicherheit für einen guten Kauf vermitteln sollte.
Als die Plomben an den Verriegelungen geöffnet und die
gepolsterten Seitenwände und die Abdeckung der Box entfernt
waren, fiel ihm zuerst auf, dass der Stahl ihres eng anliegenden
Halsbandes matt in der Mittagssonne schimmerte. Sie streckte sich
und Noui sah, wie sich die Muskeln unter ihrer Haut bewegten. Vor
Noui lag nackt und halb aufgerichtet, in einer obszön unschuldigen
Pose, eine wunderschöne Frau. Noui besaß wenige
Vergleichsmöglichkeiten, aber sie kam ihm vor, als ob sie gerade
achtzehn Jahre alt geworden wäre.
Innerlich aufgewühlt und nervös gab er sich alle Mühe, ruhig
und souverän zu wirken. Sie sah ihn mit einem lockenden und
gleichzeitig fragenden Blick an. So als ob sie ihm sagen wollte: „Du
bist mein Herr, wie kann ich dir gehorchen?“
Für die zwei Mitarbeiter der Lieferfirma war es alltägliche
Routine. Sie standen mit einem gleichgültig erscheinenden
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um. Er nahm
Eigentu m sich vor, sie
s immer gut
g zu behan
ndeln und läächelnd
sagte er:
e „Du bist jetzt
j mein Besitz
B bis an
ns Ende meiner Tage.“
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Ihr Gesicht war perfekt und doch auf eine wunderschöne Art
unvollkommen. Die schulterlangen, tiefschwarzen Haare fielen ihr
wie sinnlich schimmernder Samt weich über die weißen Schultern.
Wie gebannt sah Noui in ihre blaugrauen Augen mit den etwas
geweiteten, tiefschwarzen Pupillen, die für ihn ein geheimnisvolles
Feuer ausstrahlten. Noui versprachen diese Augen Unnahbarkeit und
bedingungslose Hingabe. Eigentlich war sie noch schöner, als er es
sich in seinen Träumen vorgestellt hatte. Er war unsterblich in die
nach seinen Wünschen gezüchtete Frau verliebt.
Noui war es schwer gefallen, sein Geheimnis für sich zu
behalten. Biofrauen waren zwar bekannt, aber durch die seit Jahren
eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten und die rigiden
Beschränkungen des zensierten Internets hatten noch nicht allzu
viele Männer von den einfachen Anschaffungsmöglichkeiten
Gebrauch gemacht. Selbst bei den Privilegierten mit einfacheren
Zugangsmöglichkeiten, rankten sich immer noch viele Gerüchte um
die Erwerber, weil die Wenigen die eine Biofrau besaßen, ihre neue
Sexualität zu offensichtlich auslebten und darum als etwas
verschroben galten. Auch moralisch fühlte sich Noui noch unwohl.
Die religiösen Gebote waren noch nicht geändert und es gab noch
keine allgemein gültigen Stellungnahmen der
Glaubenskongregationen.
Noui nahm an, dass er etwas sehr Seltenes gekauft hätte.
Vielleicht wollte er mit seinem Kauf auch demonstrieren, dass er jetzt
unzweifelhaft und offensichtlich zu den Privilegierten des inneren
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Kreisess gehörte un
nd es zu etw
was gebrach
ht hätte. In seiner Vorfreude
hatte er
e an ein kleeines Begrüß
ßungsfest mit
m seinen wenigen
w Freeunden
gedach
ht. Er wollte die Blicke spüren
s und die Gedankken lesen, d
die mit
nichts anderem
a als mit Neid und
u Vergleichen besch
häftigt wären. Noui
dachte auch daran
n, Ika einzulladen, aber den Gedan
nken verwarrf er
gleich wieder.
w Derr Wert seineer Frau wäre
e durch Ikass zweite Bio
ofrau
und seiin lautstarkes und unberechenbarres Auftreteen geschmäälert
worden
n.
Fasziniert sah
s Noui in ihre sinnlich glitzerndeen Augen. A
Als sie
sich aufrichtete, sttellte sie ihrre Beine lan
ngsam, fast auffordernd
auseinaander. In diesem Mom
ment fiel Nou
ui spontan der
d Name A
Alea ein
und so nannte er sie.
s Ihre Auggen versenkkten sich in seine und ees war
ein leicchtes, fast sp
pitzbübisch
hes Lächeln in ihrem schönen Gesiicht zu
sehen. Als sie mit einem leisee gurrenden
n Laut antwo
ortete, spürrte
Noui, dass
d ihr der Name Alea gefiel. Jetzt, in diesem
m Moment aahnte
Noui, dass
d Besitz und
u Abhänggigkeiten zu
usammen geehören. Er w
wollte
sein ko
ostbares Juw
wel für sich allein. Niem
mand sollte es betrachtten
oder beerühren.
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[Vierundzwanzigstes Kapitel]
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Wir
„Am Anfang aller Zeiten stand nicht das Wort. Es war auch nicht
dunkel und die Welt war nicht öd und leer. Alles was geschrieben
steht ist falsch. Ganz am Anfang gab es nur die Phantasie. Daraus ist
die Welt entstanden. Das Leben besteht aus Phantasie und das Ende
ist ohne Phantasie nicht denkbar.
Aber die Phantasie ist schwach. Allein kann sie kann nichts
erschaffen und nichts erobern. Ihr fällt nichts ein – sie ist dumm. Sie
braucht einen Antrieb.
Sex ist der Antrieb der Phantasie.
Sex bewegt die Welt. Sex verwandelt Phantasien in Produkte,
versieht sie mit Preisschildern und verkauft sie an phantasielose
Menschen. Produkte sind Treibstoff für die Phantasie.
Sex und Phantasie gehören zusammen –
sie sind der Anfang, das Leben und das Ende der Welt.“
Noui
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Groß-Berlin
November 2082 bis Dezember 2083
Seite 39
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Leben im
i Paradiess nicht einigg. Früher waar mir mein Leben als
Vorbereitungszeit für das Parradies wichttig. Ich hatte alles daraauf
ausgeriichtet. Doch
h mit Alea war
w alles anders. Das erstrebensw
werte
ukunft. Das Paradies war
Paradiees lag nicht in ferner Zu w zu mir
gekommen.
Damals waaren das verrbotene Ged
danken, diee man besseer nicht
ausspraach, aber an
nders kann ich es nichtt beschreibeen. Vielleich
ht war
es auch
h nur eine besondere
b F
Form der Erwartung, weil
w ich sie m
mit
meinem
m Blut zum Leben erweeckt hatte. Aber
A schon in den erstten
Sekund
den war zwischen mir und
u meiner Alea eine intime
Vertrau
utheit, ganzz so, als ob sie
s ein Teil meines
m Körp
pers und au
us mir
und meeinem Leib erschaffen worden wääre.
Ich erinnerre mich noch gut an das Leben in den
d ersten
Wocheen mit ihr. Als
A Verpacku
ung hatte man
m ein keim
mfreies,
bodenlanges Kleid
dungsstück aus
a einem weißen
w Plasstikmateriall
mitgeliefert, aber sie zog es nicht
n an und
d ließ es unb
benutzt auff dem
Boden liegen. Naccktheit war für
f sie ein natürlicher
n Z
Zustand.
hliche Begriiffe wie Sch
Mensch ham kannte sie nicht. Jeetzt, mit
zeitlichem Abstand
d klingt es dumm
d und unbeholfen
n. Aber mein
ne
Freudee über den Kauf
K wurde durch mein
ne Angst und meine
Hilflosiggkeit nicht geschmäler
g rt.
Ich war aucch etwas irrritiert, wagtte aber nich
ht mich zu
beschw
weren. Vielleeicht war icch bei der Bestellung niicht sorgfälttig
genug auf
a die Detaails eingegaangen, obwo
ohl ich mir sicher
s war, dass
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ich an alles
a gedach
ht hatte.
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[Vierundzwanzigstes Kapitel]
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Schon Monate vor der Lieferung wurde ich mit
Werbeinformationen über die Ausstattung, Pflege und Unterbringung
von Biofrauen überhäuft. Eines Tages stand für mich vollkommen
überraschend sogar eine Verkaufshostess des Biodesign-Centers vor
meiner Tür und in einem Anfall von Großzügigkeit und Vorfreude
habe ich ohne zu überlegen eine Erstausstattung mit hochhackigen
Schuhen und einigen kurzen Oberteilen bestellt. Ich habe die Schuhe
meiner Alea hingestellt und es sah aus, als ob die Schuhe nur für sie
gemacht wären.
Im ersten Moment hat es mich etwas irritiert. Mit Schuhen
war sie etwa fünfzehn Zentimeter größer als ich, was durch die
hochhackigen, roten Schuhe noch verstärkt wurde. Ich hätte es nicht
gedacht, ich habe mich schnell daran gewöhnt. Es war ein ganz
besonderes Gefühl, eine schöne selbstbewusste Frau an meiner Seite
zu haben, auch wenn ich zu ihr aufsehen musste.
Wie lang ich sie nur betrachtet habe, weiß ich nicht mehr. Für
mich war es ein unbekannter, ästhetischer Genuss ihr zuzusehen, wie
sie mit ihrem stolzen Gang und kleinen Schritten einen Fuß vor den
anderen setzte. Mir gefiel ihr gerader Rücken, der durch die hohen
Schuhe noch edler wirkte. Ich konnte mich nicht satt sehen. Alles hat
mich fasziniert, ihre festen Brüste, ihre hohen Pobacken und das Spiel
der Muskeln unter ihrer straffen Haut. Es war eine unbeschreiblich,
erotischer Anblick, wenn sie sich voller Genuss auf dem Boden
räkelte und vor mir kniete.
Meine vorsichtigen Berührungen beantwortete sie mit leisen,
zärtlichen Lauten, die meinen Körper und meine Seele durchdrangen.
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Noch wagte
w ich niccht, sie rich
htig anzufassen, aber meinen
m
behutsamen Berührungen wiich sie nichtt aus. Alea war
w ohne Sccheu
und siee kam mir ohne Angst und
u Vorsich
ht - Reflexe die
d Fluchttieren zu
Eigen sind, entgeggen. Wenn ich sie betraachtete, hattte ich sogar das
Gefühl,, dass sie sicch vom erstten Momen
nt des Beisammenseinss nach
meinem
m Körper un
nd meiner Seele
S sehnte
e. Obwohl sie
s mein Eiggentum
war und ich mit ihr machen konnte,
k wass ich wollte, war sie fürr mich
immer noch eine unerreichba
u are Frau mitt einem makellosen Kö
örper.
Jedes Pikto
ogramm derr dreiseitige
en Bedienun
ngsanleitun
ng und
die beb
bilderten Abrichtungseempfehlunggen hatte ich mir eingeeprägt.
Ich hab
be auch verssucht, mir die
d Einzelhe
eiten des Wo
ochenendseeminar
wiederr in Erinneru
ung zu rufen
n. Eine Emp
pfehlung waar mir beson
nders in
Erinnerrung geblieb
ben. Die Erw
werber solltten ihre Bio
ofrauen in den
ersten Monaten der Eingewö
öhnungszeit zur Sicherh
heit angeleint
lassen und einen Schlafplatz
S a dem Bo
auf oden auf ein
ner Decke
zuweisen. Die neu
ue Biofrau würde
w sich schnell
s an ih
hren zustehenden
Platz geewöhnen. Man
M hatte mich
m auch darauf
d hingeewiesen, siee mit
Strengee und falls erforderlich
e h mit dem mitgelieferte
m en Stock auss
blauem
m Kunststofff zu erziehen. Nur dann
n würde siee für mich eiine
Quelle der Zufried
denheit und Freude – das
d war der eindringlich
he Rat.
Aber in
nsgeheim ho
offte ich vom
m ersten Moment,
M dasss sie freiwillig in
meinem
m Bett schlaafen würde und den mitgelieferte
m en, Plastiksto
ock
wollte ich auf kein
nen Fall ausp
probieren. Das hatte icch mir
woren.
geschw
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ich vier Arbeitszyklen ausfallen lassen, und ich genoss das die Zeit
ohne den ständigen Blick auf meine Bildschirme. Schon am ersten
Abend legte sie sich mit leisen, fast zärtlichen Lauten zu mir. Ihr
fester, gelenkiger Körper schmiegte sich an mich und ich wagte nicht,
mich zu bewegen. Aleas Haut war glatt, aber ich spürte auf meinen
Fingerspitzen kleine weiche Härchen auf ihrer Haut, die sich bei
meinen Berührungen wie elektrisiert aufstellten. Am intensivsten
empfand ich die Wärme ihres Körpers, als sie sich ihren den
samtweichen Haaren an meinem Oberschenkel rieb. Hellwach hielt
ich sie eng umschlungen in meinen Armen. Aleas kaum
wahrnehmbarer Geruch, eine feine Mischung von sinnlichem
Moschus, Vanille, frischen Rosenblättern und duftenden Wiesen,
benebelte meine Sinne. Es war ein mir bis dahin unbekannter,
erotischer Rausch, der die Schranken meiner Persönlichkeit zerriss. In
diesem Moment war ich mir hundertprozentig sicher: Sie wollte
mich, nur mich und sonst nichts anderes, und das war unser Paradies.
Sex hatten wir erst am frühen Morgen des nächsten Tages, als
die Sonne glutrot aufging. Alea war für mich die virtuose Liebesgöttin
und eine Hohepriesterin der Lust. Eine wundervolle Mischung
zwischen unschuldigem Mädchen, herrschender Göttin und läufiger
Schlampe. Das Zittern, das in kleinen Schauern ihren Körper durchlief,
empfand ich als unbeschreiblich sinnlich. Sie konnte sich vollkommen
hingeben und ich dachte einen Moment an die weit offenen
Schlafzimmerfenster. Vielleicht war es auch die Angst, dass die
Nachbarn sie in der Morgenstille durch die dünnen Wände hören
könnten. Denn offiziell war der Kontakt mit Frauen immer noch
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verboteen. Aber eiggentlich war es mir egaal. Alle sollteen uns höreen und
mich beewundern.
Ich konnte nicht genug von ihr be
ekommen und
u sie nicht von
mir. Es war mir egal, ob sie in
n die letzten
n Winkel meeiner Gedan
nken
eindrin
ngen konntee. Sie erriet Dinge, die tief
t versteckt in meiner
Phantasie ruhten und
u die ich zuvor noch
h nie erlebt und nieman
nd
erzählt hatte. Sie wollte
w mehrr und sie triieb mich zu immer neu
uen
ungslosigkeeiten. Tage und
Hemmu u Nächte
e verbrachteen wir im Beett und
wir lieb n und es waar immer ein
bten uns in unzähligen Variationen
unbescchreibliches Erlebnis.
Die ersten Tage verbraachten wir nur in mein
ner kleiner
Wohneeinheit. Wir liebten unss, alberten herum
h und ich freute m
mich
über jeeden Fortsch
hritt, den Alea machte. Sie besaß die Fähigkeeit in
einer unglaublicheen Geschwin
ndigkeit und Intensitätt zu lernen. Bald
verstan
nd sie es, in einer faszin
nierend opttimistischen
n Art zu spreechen
und ihrr Lachen hattte einen weichen,
w herrzlichen Klang. Wir führten
fast endlose Gesprräche, und ich wurde nicht
n müde,, mich mit ih
hr zu
beschäftigen.
Am Anfangg war es meehr ein unbe
eschwertes,, fast kindlicches
nkel mit einffachen Worrten. Ich braachte ihr beei, wie man Worte
Geplän
ausspraach, worin der
d Sinn in den
d Betonu
ungen und rhetorischen
r n
Wendu
ungen lag un
nd sie spracch mir alles nach. Jedess Wort, jedeen
meinerr Sätze sog sie
s auf, als wären
w es Offfenbarungeen ihres götttlichen
Herrsch
hers. Manch
hmal versucchte ich sie mit falscheen Details zu
u
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foppen
n. Aber Alea verstand sehr schnell den Untersschied zwiscchen
dem, was
w gesagt und
u dem, was
w gemeint war.
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[Vierundzwanzigstes Kapitel]
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Ich brachte ihr Begriffe und abstraktes Denken bei. Auf einem
Blatt Papier, das ich trotz der Abgabeappelle noch besaß, zeichnete
ich einen Kreis. Alea sah die Zeichnung an und sagte: „Rad“, obwohl
sie noch nie zuvor ein Rad gesehen hatte.
Als ich sie erstaunt fragte, ob sie denn wüsste, welchen Sinn
und Zweck das Rad hätte, bekam ich ein leises „Ja“ zu Antwort.
Ich lachte und dachte, dass es nicht sein könnte, dass meine
Alea, ein ungebildetes Wesen, das in der Entwicklungskette weit
unter dem Menschen stehen müsste, so eine komplexe Frage
vollständig beantworten könnte. Mit einem überheblichen Lächeln
fragte ich nach: „Sag mir doch mal, wie du darauf kommst, dass die
Zeichnung ein Rad ist und wozu der Mensch das Rad erfunden hat.“
Ich wollte Alea necken, um ihr dann mein Wissen zu zeigen.
Alea, die ich erst wenige Tage besaß und die nur eine Züchtung war,
begann zuerst zögernd, dann zusammenhängend mit leiser,
sinnlicher Stimme zu sprechen: „Der Kreis ist die eindimensionale
Vollkommenheit. Der Kreis ist das Transportmittel, um den Weg in
die Zukunft zu finden. Also muss es ein Rad sein. Aber um die
Zukunft, die Gegenwart und die Vergangenheit zu einen, bedarf es
mehr. Es bedarf einer perfekten Kugel ...“
Ich war verblüfft. Die Antwort auf meine Frage überstieg mein
Begriffsvermögen und ich musste über das Gehörte zuerst
nachdenken. In dieser Zeit habe ich wieder viel gelesen. Zwar gab es
nicht mehr viele frei erhältliche Schriftstücke, aber Marius hatte eine
große Büchersammlung besessen und ich hatte, obwohl es streng
verboten war, einige der alten Bücher in die neue Zeit gerettet. Einige
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probe aus meeinem unveröfffentlichten Roman]
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Tage sp
päter, nahm
m ich ein dicckes Buch mit
m technisch
hen Zeichnu
ungen
und wisssenschaftlichen Besch
hreibungen über Ölförd
dermöglichkeiten
in der Nordsee
N aus meinem Versteck
V und gab es ihrr. Niemand
wusstee, dass ich noch Bücherr besaß, abe
er ich vertraaute Alea. Icch war
neugierig, was sie damit machen würde..
Es war wie ein Wundeer. Als ob sie
e Bücher keennen würde,
begriff meine Aleaa in wenigen
n Stunden, welche Maccht Buchstaaben
und Zahlen bedeuteten. Scho
on am Ende der ersten Zehn-Tage--Woche
konntee sie in einerr atemberaubenden Ge
eschwindigkeit lesen u
und sie
begann
n nach weniigen Tagen über komplexe Zusammenhänge zu
sprecheen. Die wen
nigen Bücheer die ich no
och besaß, blätterte
b siee durch,
und ich
h sah, dass es
e für sie keein Spiel war. Jede Seitee und jedess Wort
branntee sich in Sekkunden in ih
hrem Gedächtnis fest.
Als sie das erste Mal einen
e endlos langen, un
nd schon längst
von der Geschichte überholteen Text übe
er die Entwiccklung der
internaationalen Geeldströme im Jahr 2006 las, diskuttierte sie au
us
eigenem
m Antrieb mit
m mir darü
über. Es geffiel mir, wiee unkompliziert sie
die Dinge sah, und
d ich muss zugeben,
z ich
h verstand nur
n wenig vvon
diesem
m Thema.
Alea intereessierte sich
h für alles un
nd bald brachte sie micch mit
harmlo
osen Fragen dazu, überr mich und mein
m Leben
n zu sprecheen. Ich
fühlte mich
m geschm
meichelt un
nd erzählte ihr Dinge, die
d eine norrmale
Frau veermutlich niiemals interressiert und
d ich nehmee an, noch w
weniger
verstan
nden hätte. Alea war hochintellige
ent und schon nach den
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ersten Stunden sp
pürte ich, daass ich ohne
e meine schöne Alea niicht
mehr leeben wolltee.
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Erst viel später habe ich die Zusammenhänge verstanden.
Neues Leben passt sich nun mal schnell neuen Situationen an, oder
es geht als Missgriff der Natur unter. Zwischen mir und Alea war es
wie ein Wettrüsten zwischen konkurrierenden Lebensformen. Zuerst
war ich hilfreich und nützlich. Durch meine Existenz habe ich ihr
Leben gesichert. Erst sehr viel später habe ich erkannt, dass mit
zunehmendem Wissen die Vorteile, die sie in mir gesehen hat,
zunehmend weniger wurden. Sie hat sich mir angepasst, weil es die
beste aller Möglichkeiten war. Ihr Organismus war schon Millionen
Jahre vorhanden und aus den Sedimenten der Urzeit haben wir sie
wieder zum Leben erweckt. Ich war nur ein unbedeutender Teil der
Wirtspopulation. Sie war stärker, Menschen sind zu schwach.
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„Kannst du
u mir sagen,, ob es Mittel und Wegge gibt, in diie
Zukunfft zu sehen?? Sag mir, ob
b du weißt was gescheehen wird?““
Solche Fragen en
ntspringen aus
a deiner Angst.
A
Du willst
w nur ein
nem vermeintlich düsteren Schickksal entkom
mmen.
Maanche Mensschen betäu
uben ihre Ängste
Ä durch
h den Glaub
ben
an eine
e überird
dische, alless lenkende Macht, die nur den Gu
uten,
n Konformeen schützt und den Bössen, den No
den onkonformissten
bestraft. Ess ist die Projjektion eine
er Vorstellung wie einee
g
gerechte Weelt zu funktionieren haat.
Da du aber auss eigener Krraft und durrch deine ku
urze Lebensszeit
nu
ur eine bescchränkte An
nzahl guter Taten
T vollbrringen kann
nst,
siehst du es als deine ehrenvvolle Pflichtt, den vermeintlich Bössen auf
d rechten
den n Weg zu führen. Damitt wird nur dein
d geringeer
Verrdienst aufggewertet un
nd die überm
mächtige Macht
M der An
ngst
so untterdrückt, dass
d die Zukkunft zu einer scheinbaar berechen
nbaren
Grö
öße wird. Zu
uerst wird ein harmlose
er Zwang mit
m Gebeten und
beeschwörenden Gespräcchen verstärrkt.
Daann, wenn aus
a dem Zw
wang eine Gewohnheit geworden ist,
entsteeht eine Verpflichtung,, die Botsch
haft des schmalen Wegges zur
Errettu
ung weiterzu
ugeben.
G
Glaub mir, Ängstliche
Ä errkennen sicch.
Angst verb
bindet und durch
d Angstt wird man gebunden,
um des eigenen Vorteils willen.
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Dann nach einer kleinen Pause: „… und auch nichts.“
Sein kaum handflächengroßes, uraltes Notizbuch gab ihm Halt
und den Glauben an die Wiederkunft einer längst untergegangenen
Welt. Mit tränenden Augen streichelte er sein Heiligtum, den
abgegriffenen Plastikeinband, der nur noch notdürftig die
zerfledderten und fleckigen Seiten zusammenhalten konnte. Seine
gemurmelten Worte endeten in einem Hustenanfall, und der Schleim
lief aus den Mundwinkeln über sein Kinn und an seinem Hals entlang.
Der im Verhältnis zu seinem ausgemergelten Körper viel zu groß
wirkender Kopf mit den tiefliegenden Augen und den eingefallenen
Wangen, bewegte sich in kreisenden Bewegungen scheinbar
unkontrolliert auf den Schultern. Dann, wie um lästige Geister
abzuwehren, schüttelte er den Kopf und mit der rechten Hand
begann er sich zwischen den grauen, verfilzten Haaren an den kahlen
Stellen zu kratzen.
„Wenigstens die Läuse haben genug zu fressen“, dachte er
und sein leerer Magen machte sich wieder mit einem stechenden
Schmerz bemerkbar. Seit vielen Tagen hatte Noui nichts zum Essen
gefunden, wenn er die zwei Ratten, die vielleicht zu dumm oder im
Liebesrausch zu unvorsichtig gewesen waren, nicht mitzählte.
„Warum ich? Warum muss ausgerechnet ich weiterleben?“
Der Regen hatte aufgehört und Noui war aus der Sicherheit
seines Verstecks herausgekrochen, um vielleicht das letztemal in
seinem Leben die Wärme des Sonnenlichts zu spüren. Die Sonne war
immer noch stark. Nach den langen Jahren der Dämmerung und des
Verfalls besaß sie immer noch genug Kraft, um die Mauerreste und
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Schickssals? Jetzt, am
a 24. Dezeember, am Ende eines langen dun
nklen
Jahrzeh
hnts, stand die Sonne groß
g und glu e gemächlich
utrot, wie ein
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verlöschender Feuerball am Himmel.
„Manchmal braucht man sehr lang, um alles zu verstehen.
Und dann entdeckt man nur und Irrtümer und hat doch nichts
verstanden …“
Mit blinzelnden Augen sah er ins ungewohnte Licht und sein
Lächeln wurde wieder von einem schleimigen Husten unterbrochen.
Noui versuchte sich an Alea zu erinnern, aber in seinem Gedächtnis
war nur noch ihr Lachen und ihr Gesicht war zu einem
verschwommenen Fleck verkommen.
„Es ist doch eigenartig. Eigentlich sind es nie die großen,
scheinbar weltbewegenden Ereignisse. Nur kleine Momente bleiben
für kurze Zeit in deiner Erinnerung lebendig. Lange bevor du stirbst ist
alles verschwunden.“
Dann sah er wieder auf sein schwarzes Buch und murmelte
vor sich hin: „Dich darf ich niemals verlieren. Alles ist unwichtig, aber
du bist alles in meinem Leben. Du bist mein Glaube und meine
Erinnerung …“
Vielleicht war es nur der ständige Hunger, der seinem Gehirn
einen Streich spielte. Noui hob den Kopf und sah in die glutrote
Scheibe zwischen den sich auftürmenden, am Himmel treibenden
Wolken. Plötzlich kam es ihm vor, als ob sich in dem Feuerball
tiefschwarze Flecken ausdehnen und dann wieder in sich
zusammenfallen würden.
Die Wärme der Sonne hatte die Nässe aufgesogen und den
grauen Beton aufgewärmt. Für Noui war es schön, in dem
schützenden Eck zwischen zerborstenen Betonplatten und wie
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blutend
des Gewürm
m aussehen
ndem Metall zu sitzen. Für eine kurze Zeit
und vor der bald anbrechend
a en Dunkelh
heit spürte er
e das bohrende
Gefühl in seinem Magen
M nich
ht mehr. Hie
er an dem warmen
w Plattz,
angeleh
hnt an die Mauerreste
M einer untergegangeneen Zivilisatio
on,
wollte Noui endlicch einschlafeen und nie wieder aufw
wachen.
den Trü
ümmern auf. Wie er mit
m seinen zittternden Häänden so prräzise
treffen konnte, waar ihm ein Rätsel,
R aber Noui dachtte nicht weiiter
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darüber nach.
Noui fühlte sich zu schwach um aufzustehen. Der Weg durch
Trümmer und bizarr verbogenem Metall erschien ihm zu
beschwerlich. Schwer atmend dachte er: „Lohnt es sich noch da hin
zu kriechen?“
Seine Hände zitterten und er griff, einem inneren Zwang
folgend, nach dem Wichtigsten in seinem Leben, seinem schwarzen
Buch. Dann spürte er wieder das nagende Hungergefühl. Mit
Schmerzen im Rücken, wie Stiche mit einem glühenden
Metallsplitter, stand er vorsichtig auf. Sein linkes Bein knickte ein,
und keuchend versuchte er sich an der Mauer abzustützen. Langsam
und mit zitternden Bewegungen tastete er sich vorwärts, zu dem
leblosen Körper zwischen den Trümmern.
Dunkelrot glänzendes Blut lief aus der weit aufgerissenen
Brust über die Steine und sickerte in den grauen Staub. Fast liebevoll
betrachtete Noui die bizarre Schönheit des rot glitzernden Rinnsals.
Es war ein faszinierender Anblick und Nouis aufgesprungene Lippen
verzerrten sich zu einer Grimasse, die wie ein Lächeln aussah. Der
Leib rührte sich nicht mehr, nur das, und nichts anderes im Leben war
noch wichtig. Vorsichtig witternd sah sich Noui um, aber er konnte
nichts Auffälliges entdecken.
„Vielleicht ist dein Blut ein Zeichen? Vielleicht ein Weg in eine
andere Welt, irgendwo tief unter der Erde?“ Niemand antwortete auf
die leisen, fast liebevoll geflüsterten Worte. Noui war mit seiner
Beute allein.
Obwohl Noui die Zeit zwischen dem längst verhallten Schuss
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„Das Leben
n hatte auch
h angenehm
me Seiten …“
… Das sich
auslöseende Fett trropfte mit einem
e zische
enden Gerääusch in die Glut.
Voller Zuveersicht betraachtete Noui die zwei schmorend
den
Stücke Fleisch übeer dem Feueer. Auf den Knochen war
w wenig Fleisch
geweseen und die Sehnen
S hattten sich in den
d Lücken seiner faulenden
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Zähne verfangen,
v aber für No
oui war es ein
e wertvollees
Weihnaachtsgescheenk und dass Fleisch half ihm weiteerzuleben.
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„Du bist mein Vorrat für die nächsten Wochen. Jedenfalls
solange sich die Maden nicht zu sehr vermehren.“ Nouis
Lebensgeister begannen sich zu erholen. Er fühlte sich wieder sicher
und zufrieden.
„Es ist schon seltsam. Manchmal denkt man, es ist alles
verloren. Aber wenn ich ihn nicht zuerst gesehen hätte, wäre ich sein
Weihnachtsbraten geworden.“
Nouis Weihnachtsgeschenk war nicht nur Fleisch für einige
Wochen. Der Mistkerl hatte eine uralte AK-74 besessen, und
zufrieden streichelte Noui das verschrammte Metall. Die Dinger
waren noch relativ weit verbreitet und scheinbar unverwüstlich,
obwohl seine schon fast achtzig Jahre alt war. Aber noch wertvoller
waren die drei vollen Magazine. Jetzt besaß Noui neunzig Chancen
zum weiterleben.
Der schwere Revolver, den er mit Lederbändern unter seiner
linken Achselhöhle befestigt hatte, war etwas Besonderes. Noch nie
zuvor hatte Noui so eine Waffe gesehen. Sie glänzte mattschwarz und
gefährlich. An den Kanten war sie abgestoßen und das blanke Metall
schimmerte durch. Das Gewicht der Waffe lag Noui schwer in der
Hand. Nachdenklich las er die eingeprägte Schrift „RUGER SUPER
BLACKHAWK, 44 Magnum.“
Ungläubig betrachtete Noui die Zeichen. War es eine
Botschaft aus einer längst untergegangenen Welt, als die Menschen
noch die Macht über die Schrift besaßen? Die Ruger musste vor
hundert Jahren eine ungeheure Durchschlagkraft gehabt haben. Aber
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seines Opfers auf. Dann untersuchte der die zerrissenen Taschen der
Hose, dann die ausgebesserten Nähte und die Flicken der graugrünen
Jacke und auch die dreckverschmierten und löchrigen Stiefel. Jede
Kleinigkeit erschien ihm wichtig. Noui betrachtete noch einmal die
Waffen von allen Seiten. Dann hob er die altertümliche
Pappschachtel, in der er die Munition für die Ruger gefunden hatte,
und die achtlos aufgerissen im Blut lagen auf. Aber er fand keinen
Hinweis.
„Woher kam denn der? Den darf es doch gar nicht mehr
geben?“
Der Schweiß auf Nouis Stirn zeichnete kleine Furchen in sein
dreckverschmiertes Gesicht. Wenn der Kerl, sein
Weihnachtsgeschenk, höchstens fünfzehn Jahre alt war und älter
konnte er auf keinen Fall gewesen sein, dann war er in einer Zeit
geboren, in der es fruchtbare Menschenfrauen schon seit
Jahrzehnten nicht mehr gab.
„Der hat eine menschliche Mutter gehabt …“
Um Noui herum begann sich alles zu drehen. Je länger er
darüber nachdachte, umso sicherer war er sich: „Irgendwo gibt es
noch Menschenfrauen. Es muss sie noch geben. Ich muss sie finden.“
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Sie mieden
n die Ruinen
n der großen Städte. In
nnerhalb weeniger
Jahre waren
w sie au
ufgetaucht und
u genau so
s schnell wieder
w aus d
den
verfalleenden Städtten verschw
wunden.
n in uns ein biologische
„Die haben es Problem gesehen. Die
haben das gut gep
plant. Ohne Ordnung erledigt sich das Problem von
allein. Die
D Pest und gegenseittiges Totsch
hlagen habeen ausgereiccht …“
Nicht nur Noui
N dachtee so. Zwischen den wen
nigen
Überlebenden kurrsierten imm
mer noch viele Gerüchtte, aber nieemand
wusstee, wohin sie sich zurückkgezogen haatten. Auch die ehemals gut
gesicheerten Zentreen der Städte, mit ihren mächtigeen Bauwerkeen und
den allees beherrscchenden Ministerien, waren
w inzwischen verw
waist.
Manchmal, an bessonders kaltten Tagen, konnte
k man
n ein lautes
Knirsch
hen, Krachen und Splitttern hören. Dann brach
h wieder ein
nes der
leer steehenden Geebäude in siich zusamm
men und risss andere mitt. Nur
die sechs gigantiscchen, schwaarzen Quader am Horizzont schieneen
unzersttörbar und wie bedroh nde Riesen aus einer anderen
hlich glitzern
Welt daarüber zu wachen,
w dasss die Menschen ihre Hölle
H nicht m
mehr
verlassen konnten
n.
Als er noch
h jünger war und die Krraft besaß, hatte Noui oft
überleggt, ob er es wagen solltte, aufzubre
echen um die
d sterbend
de Stadt
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immer stärker gewesen. Viele vor ihm hatten es versucht, aber sie
waren einfach verschwunden und nie zurückgekehrt. Wer alleine
aufbrach, um sich mühsam zu Fuß durch die Ruinen, hinaus aus der
Agonie der verfallenden Städte zu bewegen, begab sich in
Lebensgefahr. Ein Menschenleben besaß keinen Wert mehr. Man
konnte von Glück sprechen, wenn man nur zusammengeschlagen
und seiner Waffen beraubt wurde.
Vor vielen Jahren hatte es auch Hungerrevolten gegeben.
Verzweifelte Männer hatten mit Gewalt versuchten, die Sperren weit
draußen vor der Stadt zu durchbrechen, aber es stellte sich schnell
heraus, dass es ein vergebliches Vorhaben war. Was konnte man mit
ein paar Messern und verrosteten Gewehren gegen eine
übermächtige Streitmacht, ausgerüstet mit modernsten Waffen und
Suchgeräten auch ausrichten. Und es gab zu viele Spitzel, die für
kleine Vorteile jeden aufkeimenden Widerstand verrieten. Noui hatte
sich mit seinem Schicksal abgefunden. Nur manchmal machte ihm
das Leben in der zerstörten Stadt Ruinen auch Spaß. Besonders dann,
wenn er die Chance bekommen hatte, mit vollem Magen noch einige
Wochen zu überleben.
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Der Versam
mmlungsplaatz war eine
e große Freifläche mit eeiner
proviso
orisch zusam
mmengebau
uten Tribüne. Auf leereen Ölfässern
n waren
Bretterr gelegt und
d die Chefs der
d vier gro
oßen Gangs wollten, beewacht
von ihrren brutalsten Männern und abgeschirmt vom
m übrigen V
Volk,
die Mo
odalitäten eines dauerh
haften Wafffenstillstand
ds aushandeeln.
Auf dem grroßen Platz brannten Feuer
F und die
d flackernd
den
Lichter erleuchteteen die gesp
penstische Szene.
S Schw
wer bewaffn
neten
Ordnerr achteten misstrauisch
m h darauf, daass es in dieser Nacht friedlich
zuging.
Er spürte, dass
d er sich in einer gefährlichen Situation
S beefand.
htig und darrauf achten, nirgendwo
Vorsich o anzustoßeen bewegtee sich
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Noui zwischen stehenden und liegenden den Gestalten. Es war
besser, nicht aufzufallen und möglichst unscheinbar zu wirken. „Nur
niemand direkt ansehen, das ist zu gefährlich. Jedem möglichen Streit
aus dem Weg gehen und sofort zurück in die Dunkelheit.“ Das hatte
er sich vorgenommen.
Was sich als Waffe eignete, wurde demonstrativ gezeigt, oder
unter Lumpen versteckt mitgeführt. In der Dunkelheit konnte Noui
Keulen aus gezackten Blechstücken erkennen. Er sah lange Stangen
an denen messerscharfe Granatsplitter befestigt waren, und Lanzen
mit sichelartigen Spitzen, die einem Angreifer schreckliche Wunden
zufügen konnten. Nur vereinzelt entdeckte Noui ein automatisches
Gewehr oder eine Pistole, oft nur noch zur Abschreckung, denn
passende Munition war nur noch sehr schwer zu bekommen.
Hinter der Tribüne, wie eine schaurige Kulisse für einen
Totentanz, ragten fünf riesige Säulen wie mahnende und blutrote
Finger in die Dunkelheit der Nacht. Am Stein waren die Spuren von
Einschüssen erkennbar. Offensichtlich hatte es um diesen Ort
schwere Kämpfe gegeben. Die kaum noch lesbare Inschrift „DEM
DEUTSCHEN VOLKE“ auf den Mauerresten über den Säulen las sich
wie Hohn. Das, was sich davor versammelt hatte, war nicht mehr das
Volk. Es war überhaupt kein Volk mehr. Es waren die traurigen
Überreste, der Bodensatz einer aussterbenden Spezies.
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darunter versteckt. Sie war zu wertvoll, um sie zu zeigen und
Begehrlichkeiten zu wecken. Noui liebte die Sicherheit seiner neuen
Waffe und er schwor sich, sie nie wieder herzugeben.
Noui wusste nicht genau was es war. Der fleckige, mit einem
Gemisch von Schmieröl und Staub beschmierte Armeehelm in der
Menge sah aus, wie viele andere auch. Vielleicht war es ein
wiedererwachender Instinkt, irgendwo zwischen ungläubigem „es
kann nicht sein“, von „aber“, von „wie“ und „warum.“
Noui stand etwa zwei Meter hinter der Gestalt. Die geflickte
Lederjacke mit den schweren Ketten und den Metallbeschlägen sah
nach Kampf, Abschreckung und skrupelloser Erfahrung aus. Auf dem
Rücken, festgeschnallt mit Lederriemen, trug er eine Waffe, die wie
ein langes, gebogenes Schwert aussah, und Noui zweifelte keinen
Moment, dass er wusste, wie man das Mordinstrument einsetzen
musste, um eine Gasse in die Meute zu schlagen.
Als Noui sich durch die dicht gedrängten Körper näher an ihn
heran schob, konnte er erkennen, dass er auch mehrere Messer und
sogar eine Pistole besaß. An seinen Unterarmen hatte er lange
Manschetten mit scharfgezackten Metallteilen befestigt. Eine falsche
Bewegung und er würde sein Messer ziehen und Noui ohne lange zu
diskutieren, mit einem vermutlich oft geübten Stich niederstrecken.
Noui hatte keine Lust, aufgeschlitzt als namenlose Leiche im eigenen
Blut zu enden. Aber trotz der Gefahr blieb er unauffällig in seiner
Nähe.
Vielleicht war es Intuition oder ein animalischer Jagdtrieb.
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Noui sp
pürte es gen
nau. Er konn
nte es fühle
en und einen Moment bildete
er sich ein, es auch
h zu riechen
n - unter de
er martialiscchen Verkleidung
stecktee kein alter Mann, sond
dern eine Frrau. Noui lieeß sie nicht mehr
aus den
n Augen. Siee hatte ein schmutzige
es Tuch über ihr Gesich
ht bis
zur Nasse hochgezo
ogen und in
n der Dunke
elheit konnte er auch nicht die
Augen erkennen. Ihr
I Helm waar tief ins Gesicht gezo
ogen. Auf deem
Helm trrug sie einee altertümlicch anmuten brille, die mit
nde Schutzb
zusamm
mengeknoteeten Stoffbändern befestigt war. Ihre Hände
steckteen in schwarrzen, löchriggen Lederhandschuhen und die zu
u einer
Faust geballten
g nger ihrer linken Hand hielten eine aus verro
Fin osteten
Blechsttücken zu einem Schlaggring geboggene Waffe,, mit langen
n,
gefährlich zugefeillten Spitzen
n. Noui hatte schon öftter die zerfeetzten
Gesichtter gesehen
n, die solchee Faustringe
e rissen.
Langsam drängte sie sich
s durch die
d Menge zum
z Rand des
Feldes und Noui fo
olgte ihr so unauffällig,, wie es ihm
m möglich w
war.
Offensiichtlich gehörte sie nicht zu den Gangs.
G Sie war
w eine
Einzelggängerin und
d wollte weeg, zurück in
n den Schuttz der Ruineen, der
Keller und
u versteckten Schäch
hte. Als sie am Rande des
d Feldes
ommen warr, verschmolz ihre Gesttalt mit der Dunkelheit. Aber
angeko
Noui beesaß genug Erfahrung. Es waren kaum
k hörbare Geräusche,
leise fallende Stein
ne und flüch
htige Schattten, die ihm
m den Weg w
wiesen.
Seine In
ntuition saggte ihm, wo
o sie sich bew
wegte und er folgte ihr wie
ein die Beute witteerndes Raubtier.
Langsam und dicht an das Mauerrwerk gedrü
ückt ging No
oui
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durch den
d großen Torbogen, durch den sie verschw
wunden warr. Er
s nicht zu sehr erschrecken. We
wollte sie enn sie gelerrnt hatte, so
o lange
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in dieser Hölle zu überleben, war sie gefährlich und unberechenbar.
Noui hatte die schwere Ruger in der rechten Hand, den Lauf auf den
Boden gerichtet und den Arm dicht an seinen Körper gepresst.
Nahrung hatte er für mehrere Tage, und wenn er sparsam damit
umging sogar für einige Wochen, und Noui hatte sich vorgenommen,
sie nur zu töten, wenn es sich nicht umgehen ließ. Seine
Kalaschnikow war noch auf dem Rücken festgeschnallt.
Noui stand unschlüssig in der Dunkelheit des Torbogens und
bewegte sich nicht. Sein Atem ging stoßweise und kam ihm vor, wie
ein unüberhörbares Schnauben, obwohl er kaum zu atmen wagte.
Sein Blut schien laut und pochend in seinen Ohren zu rauschen. Wie
aus weiter Entfernung konnte er die Schreie und das Gegröle der
Männer auf dem Versammlungsplatz hören. Sonst war nichts zu
hören. Noui schüttelte resigniert den Kopf und murmelte „Scheiße,
ich hab sie verloren“ vor sich hin. Als er langsam den Kopf hob,
konnte er in der Mitte eines Torbogens eine steinerne Fratze
erkennen, die ihm die Zunge herausstreckte. Dann spürte er einen
mächtigen Schlag und sein Kopf schien zu explodieren.
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______
Mein Profil
R
Raoul Yanniik
Geboren im
m Oktober 1950
1 in der damals besschaulichen
n,
schwäb
bischen Kleiinstadt Sind
delfingen. Nach Abitur und Ausbild
dung
schlosss sich ein län
ngeres, aus heutiger Sicht ziemlich
h nutzloses
Studium
m in Berlin an.
a Heute, nach
n einer kurzen
k Ehe und andereen
Missgeschicken lebe ich aus Lebens-
L und
d Liebesgrün
nden in Essen. Ich
schreib
be Essays, Kurzgeschich
hten und Ro
omane überr die Abgrün
nde der
Seele, über
ü die Irrw
wege der Liiebe, über das
d was sein
n könnte un
nd was
ist.
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[Vierundzwanzigstes Kapitel]
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HEXENMACHT
Roman 560 Seiten Schweitzerhaus Verlag
ISBN-10: 3939475211 ISBN-13: 978-3939475217
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