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Für

Sina
[noch
h sieben Jaahre und vier
v Monaate …]
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Seite 2
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Inhalt

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R Warum ein kleiner Mord so schwierig ist
R Warum ein Mann tun muss, was ein Mann tun muss
R Frauentausch
R Warum Mordgedanken zur Liebe gehören
R Jeder Anfang ist auch ein Anfang vom Ende
R Entsorgungsprobleme und Gewissensqualen
R Erweckungsspiele
R Seidenstrümpfe
R Philosophisches Korsett
R Liebes- und vorbereitende Mordzeiten
R Spurensicherung und Geständnis
R Rettungsversuche
R Interessengeficke (Kopenhagener Deutung der
Quantentheorie)
R Rote Pumps
R Wie ich als Prophet erfolgreich wurde
R Von einem uralten Apfelbaum und einer Wiese im Sonnenlicht
Tarot, goldene Kugeln, und von einem Drachen, der mit
seinem Schwanz die Sterne vom Himmel holt
R Gerechter Mord mit Apfelbaum
R Mörderische Heiratsgedanken
R Komplizen
R Philosophisches Ehekonzept
R Ursache, Plan und Wirkung
R Nonnenkleid und Bar Bizarr
R Natursekt
R Nachtrag
R Mein Profil
R Meine Bücher und Veröffentlichungen
R Meine Schutz- und Nutzungsrechte

Seite 3
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______

W
Warum ein kleiner Mo
ord so schw
wierig ist

Diie brave Hausfrau liest im Blättcheen


von Lastern
n selten dusstrer Art, vo
om Marktprreis fleißiger
Erzkoketttchen, vom Lustgreis au
uch mit Fuß
ßsackbart.
Mein Gott, deenkt sich diee junge Gatttin, mein Gott!
G welch ein
Spektakulum
m!
„Daas schlanke Frauenzimm
mer hat ihn
n …“ Ja was?? Sie bringt sich
reinw
weg um. O Frau!
F Die Ph
hantasie hatt Grenzen, sie
s ist so en
ng - es
gibt nicht viel.
v Nach wenigen
w Tou
uren, weniggen Tänzen
ist’s sttets das altee, gleiche Sp
piel. Der lieb
bt die Knaben. Dieser ZZiegen.
Die will
w die Männer laut und m bei Seeeoffizieren liegen.
d fett. Die mag
Und der
d geht nurr mit sich ins Bett. Hausbacken sch
hminkt sich selbst
das Laster.
L Sieh hin - und Illlusionen fliiehn.
Es gründen noch
h die Päderaaster „Vere
ein für Unzucht, Sitz Berlin“.
Was kaann der Men
nsch denn mit
m sich machen! Wie er
e sich anstellt und
verren
nkt: Was Neeues kann er nicht entfaachen.
Es sind doch stets
s dieselb
ben Sachen
n ...
Geschenkt! Gesch
henkt!
Kurt Tucholskyy.

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Die Gedankken sind freei, wer kann


n sie erraten
n? Das ist eiine
gute Frrage, wenn man die begrenzte Gedankenweltt des
durchscchnittlichen
n Gehirns beetrachtet. Es
E strebt ein
ndimensional nach
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Brauchbarkeit, etw
wa wie der dürftige Inh
halt eines Krrokodilkopffes, der
nur diee Reflexe „V
Vorwärts“, „Zuschnappe
en“, „Zurücck“ und
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„Verdauen“ kennt. Nur das scheinbar Naheliegende wird vom

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gewöhnlichen Kleinhirn als Möglichkeit akzeptiert, und was nicht sein
kann, kann auch nicht erdacht werden. Geniale Ideen können in
solchen Kleinhirnen nicht entbunden werden – das ist eine
unumstößliche Tatsache, und dazu stehe ich.
Für die Minimalgeister, die Untermittelmäßigen und die
Bescheidenen sind die alltäglichen Dinge spannend, aber für mich,
den grandiosen Gedankenschöpfer und Zuendedenker kann nur gut
sein, was ich in den letzten Winkeln der verkommenen Seelen finde.
Darum sage ich ehrlich und aufrichtig: „Aus meinem Wissen um die
Abgründe der Realität schöpfe ich die Kraft, das zu tun was getan
werden muss, aber nur weil ich muss.“
Wenn ich das, für das man mich mit einem läppischen
Vorschuss bezahlt hat, mit den kritischen Augen des Genies
betrachte, steht es für mich unumstößlich fest: Ein Mord ohne Gehirn
führt zu einer hirnlosen Aktion.
Hinterrücks meucheln und dann wie ein Schnitzel zu
Schaschlik metzeln passt nicht zu meiner Wesensart, weil ich auch
sensibel bin, und außerdem einen Auftrag habe, den ich erfüllen
muss, und zwar schon bald, sonst gibt es gewaltigen Ärger.
Alles vorbei Raoul Yannik. Morgen dann bist du tot. Ich spüre
es überdeutlich: Nicht morgen, schon heute, jetzt, in diesem Moment
bin ich tot, denn schon seit Stunden fühle ich nichts mehr.
Bin ich ganzkörpermäßig so richtig mit allem Drum und Dran
tot, oder ist nur mein Gehirn tot?
Lebt mein Körper - noch?

Seite 5
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Ich denke, dass ich no


och denken kann, also bin
b ich, aber so
sicher wie
w das Amen in der Kiirche ist ein
ne Tatsache: Keiner wirrd um
mich weinen,
w auf meinem
m lettzten Gang – wenn ich meinen Aufftrag
nicht in
nnerhalb deer mir vorgeegebenen Ze
eit erfülle.
Um einen Mord
M zu begehen muss ich wie ein
Hochleistungssporrtler trainieren. Quälen m versuche icch die
nd mühsam
düstereen Versagen
nsängste au
us meinem Kopf zu verttreiben. Flü
üsternd
und bewusst gesch
hwindigkeittsreduziert zähle ich vo
on hundert
rückwäärts und sitzzend betrachte ich dab
bei die Tür aus altem Ho
olz. Auf
diese verschlossen
v ne Tür bin icch sehr stolz. Meinen Auftrag
A hab
be ich
seit siebzehn Tageen, aber diese Tür habe
e ich vor vieer Tagen
eigenhäändig mit feeinem Schm
mirgelpapierr abgeschlifffen und in d
der
Farbe Kobaltblau
K (
(RAL 5013) glanzlackiert.
Mit der kon
nventionellen Aufwärttszählmetho
ode wäre ich in
diesem
m Moment bei
b der Sieben vor der runden
r Fün
nfzig angeko
ommen.
Die Sieben, die dreei plus vier, ist eine heiilige Zahl, und die Fünffzig ist
die Zah
hl der Freud
de. Früher, im Altertum
m war jedes fünfzigste JJahr ein
Jubeljahr, in dem die
d Sklaven wieder freigestellt, diee Schulden
erlassen, die Feldeer nicht beaackert, und die verpfän
ndete Äcker und
Häuserr wieder zurrückgegeben wurden.
Im Wissen um die Folggen, und daass ich mein
nen
Verpflicchtungen nachkommen muss, abe
er in der un
nerschütterllichen
Ahnungg von der Größe meineer Genialitätt, zähle ich abwärts. Noch bin
ich in guter
g Hoffnu
ung, dass du
urch diese Zähl-Übung
Z mein Gehirrn
wiederrbelebt werd
den kann.
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Insgeheim hoffe ich, dass


d spätesttens bei derr fünf vor Zeehn
eine schöne und rothaarige Frau
F die kob
baltblaue Tü
ür öffnet und den
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gehirntoten Raoul, den optisch gutaussehenden Clyde mit festem

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Auftrag um Rat bittet, wie es weiland dem genialen Philip Marlowe1
geschehen ist.
Mein Gehirn ist leblos und mein geistiger Horizont entwickelt
sich zu einer imaginären Linie, die ich mit den vier Fingern meiner
linken Hand ergreifen will, die sich aber beim Näherkommen von mir
weg bewegt. Noch immer zählend, warte ich sehnsuchtsvoll auf die
Reinkarnation meiner leidenschaftliche Bonnie, nicht blond getönt,
sondern echt rot und mit grünen Augen wie Velma, die der
Bankräuber Moose Malloy2 mit den Worten: „Süß, süß wie ein
Spitzenunterhöschen“ präzise beschrieben hat.
Ich unterbreche meine rituelle Zählung und sende ein kurzes
Zwischengebet: „Bitte schick mir einen echten und unrasierten
Rotfuchs“3 zum allmächtigen und gerechten Weltenlenker.
Ich bewege mich nicht, denn jede Andeutung einer Bewegung
könnte in meinem meditativen Zustand vom Allmächtigen als eine
respektlose Geste interpretiert werden.
Endlich ist die Drei vor Null angezählt, und sein Wille
geschehe, in der Hölle meines Wohnzimmers. Ich höre das leise
Geräusch eines sich in der veralteten Mechanik drehenden
Bartschüssels.

1
Nach einer Romanfigur von Raymond Chandler in dem Film „Fahr zur Hölle Liebling“
mit Robert Mitchum
2
Aus dem Film „Fahr zur Hölle Liebling“
3
Etwa wie Velma oder Helen Grayle (Charlotte Rampling) aus dem Film „Fahr zur Hölle Liebling“

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Versteht sich „Bewegu


ung“ von se
elbst, oder ist Fortschritt nur
eine reflexartige Erschütterun
E ng in den un
nzähligen Nichtigkeiten
N n einer
baren Ewigkkeit?
unfassb
Ist sie es, und
u kann siee mich aus meinem
m unttoten Zustaand
erlösen
n, oder wird
d sie mir lächelnd einen
n spitzen Ho
olzpfahl ins kalte
Herz scchlagen, so wie
w es Professor Abron
nsius als Heeilmittel
empfoh
hlen hat?
Darf ich auf meinem Stuhl
S bis zum
m Anbruch der letzten Stunde
des letzzten aller Taage sitzen bleiben,
b ode
er muss ich aufstehen, weil
ich schnödes Geld für einen Auftrag
A bezü
üglich einess, oder bessser
mehrerrer Morde angenomme
a en habe?
Phantasie kennt
k keinee Grenzen, keine
k Türen
n, keine Gittter,
keine Schlösser,
S nur Mauern aus luftigem
m Nichts. Diie Beschäftiigung
mit meeiner Phantaasie ist etwaas Wunderb
bares. Nur mit
m ihr kann
n ich
durch Räume
R und Zeiten schw
weben, ohn
ne meinen Körper
K zu
bewegeen. Mit Phaantasie kann
n ich die We
elt verändern und Wün
nsche
äußern
n, die ich niccht laut auszzusprechen
n wage. Ich kann die
Vergan
ngenheit nacch Belieben
n verändern
n und wiedeer, und imm
mer
wiederr anders erleeben.
Meine Erin
nnerung und
d meine Phaantasie scheeinen ein
eingesp
pieltes Team
m zu sein. Die bt die Leichen aus, und
D Eine gräb d die
Anderee spielt mit den
d Verwessten. Geistvvoll male ich
h mir in diessen
Sekund
denbruchteiilen aus, waas hinter der noch nich
ht aufgestoß
ßenen
Tür gesschieht, und
d was ich mit meiner ro
othaarigen und grünäu
ugigen
Velma erleben weerde.
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Die blitzblaue Tür geht mit einem nicht unangenehmen, aber

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einige Tropfen Nähmaschinenöl vertragenden Geräusch auf. Ich
bewege mich nicht, denn mein Gehirn ist ohne Leben.
Sina ist schön, Sina ist gut, Sina ist geschmeidig, Sina hat blaue
Augen und Sina ist momentan hellblond. Sina küsst mich auf die hohe
Stirn, aber Sina ist nicht das, was ich mit jeder Faser meines Herzens
herbei gesehnt habe. Eine Affäre mit einer verkommenen Frau der es
vor Wenigem graut, kann über eine gewisse Zeit an- und aufregend
sein, aber Sina ist zur langweiligen Gewohnheit verkommen. Oder
wie der alte Nietzsche das Eisen zum Magneten sprechen lässt: „Ich
hasse dich am meisten, weil du anziehst, aber nicht stark genug bist,
an dich zu ziehen.“4
Das habe ich Sina noch nicht so deutlich gesagt, aber
gelegentlich werde ich das nachholen müssen.
Mein Gehirn ist tot und auch der Erweckungskuss der falschen
Frau zeigt keine Wirkung auf meine niederen Reflexe. Aber Sina kann
Gedanken lesen und sie besitzt eine seltene Fähigkeit. Sie kann tote
Körper munter machen, wenn es für sie nützlich ist.
Ein Mord ist etwas Besonderes, Sina war es vor langer Zeit.
Heute ist sie nur noch Gewohnheit, etwa so wie das Fressen-Saufen-
Ficken-Phänomen, das ich an anderer Stelle noch ausführlich
beschreiben werde. Kurzentschlossen und trotz einem beigemischten
Quäntchen Resignation, aber auf meine männliche Stärke
vertrauend, entscheide ich mich wieder einmal für das Eine und
gegen die geistige Auseinandersetzung mit meinem Auftrag.

4
Aus „Also sprach Zarathustra“ Friedrich Nietzsche

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Wenn es mir
m nicht gelingt, wird keiner
k um mich
m weinen
n, auf
meinem
m letzten Gang. Wird keine
k Sonne
e scheinen, klingt mir kkein
Glockenklang. Dass sind düstere Aussichtten. Ich musss es tun, ab
ber ich
bin schwach. Nur wegen
w mein
ner untoten
n Konstitution kann ich
h an
meinem
m momentaanen Zustan
nd nichts än
ndern, und unüberlegte
u es
Handelln würde meine Situatiion nur versschlechtern – denke ich
h.
Sina versuccht mich miit Verve und
d wie eine Nymphoma
N nin, die
mit dem
m nackten Hintern
H auf einer heiße
en Herdplattte sitzt, zu
inspirieeren. Ich weeiß was sich gehört, denn ich durftte in einer gguten
Kindersstube aufwaachsen. Dan
nkbar und unüberhörb
u bar seufze icch: „Du
Gute …“
… und denkke voller Verrzweiflung: „… ist das Nekrophilie
N ?“
Mir fällt ein
n, dass mein
n Japaner seit einigen Tagen einen
Kolbenfresser hat,, und sich nicht mehr bewegt.
b Dass Geld für einen
neuen Motor musss ich mir no
och verdienen. Es ist niicht die
Leidensschaft, sond
dern mein nüchterner
n Restverstan
nd, der mich
h
spontan zu der Fraage drängt, ob sich nicht die besonders verdäächtig
machen, die sich zu
z sehr engaagieren.
Immerhin – in meinem
m Körper istt noch etwaas Leben. Ich
h sitze
etwas ermattet,
e aber immer noch auf meinem Stuh
hl und mein
Perlon--Reißversch
hluss musstee sich mehrr bewegen als
a ich, was
meinem ehr gelegen kam. Ich deenke an
m destruktivven Gemütsszustand se
Schuld und Sühne und Sina richtet sich auf.
a Ich sehee ihren
vermesssenden Blicck, zuerst vo
on meinem
m Antlitz, dann abwärts zu
meinen
n Füßen in den
d bequem
men Filzpantoffeln, dan
nn wieder
aufwärrts. Sie sagt nichts, und
d ich betrach
hte ihre junge Gestalt vvor der
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kobaltb
blauen Tür. Nicht die Tür, Sina sieh
ht aus wie ein
e blonder Vampir
nach deem Biss und
d vor der Rü
ückkehr in die
d Familien
ngruft. Sie tu
upft
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mit einem Papiertaschentuch ihren stark geschminkten Mund, und

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ich lese „Tempo“ auf kobaltblauem Grund.
Kann man kommende Wirtschaftskrisen, oder sogar
Katastrophen an einfachen Signalfarben erkennen? Wenn sich Frauen
keine neuen Klamotten leisten können, trotzen sie dann dem
Trübsinn mit leuchtendrotem Lippenstift?5 Wenn ich an die
Geschichtsstunden in meiner Volksschule denke, dann erinnere ich
mich, dass Pfarrer Kussmaul und unmündigen Kindern gelehrt hat,
dass der Lippenstift in seinen Anfangsjahren nur von Tänzerinnen und
Huren nachgefragt wurde, und von geschminkten Damen hätten wir
uns als anständige, deutsche Jungs fernzuhalten, denn es wären
keine, sondern solche. Erst viele Jahre später habe ich erfahren, dass
früher, also etwa in den goldenen Zwanzigern, der rote Lippenstift als
optisches Erkennungszeichen für eine Spezialität galt, die heutzutage
unter dem Begriff „Französisch“ in aller Munde ist. Plötzlich verstehe
ich die urgermanische Angst der Wacht am Rhein und die
Vergänglichkeit alles Irdischen. Mein ganzes Leben, viele lange Jahre,
kurze Tage und belanglose Episoden, ziehen in Sekundenbruchteilen
an mir vorbei und mein Gehirn ist immer noch tot.
Sina fummelt an ihrer Lippenstifthülse, und der patschrote
Fettstift dreht sich vulgär aus der falschgoldenen Hülle. Mit geübten
Strichen korrigiert sie die etwas verschmierten Lippen. Stecken
handfeste Interessen dahinter, wenn Frauen zum knallroten
Lippenstift greifen? Mir fällt ein, dass der Lippenstifthersteller

5
Über das Thema „Knallroter Lippenstift und Wirtschaftkrisen im Spannungsfeld der letzten
zweihundert Jahre“, habe ich ein interessantes Buch geschrieben, das in den nächsten Monaten
veröffentlicht wird.

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REVLON
N die weltw
weite Stimm
mungslage kurz vor dem
m letzten Bö
örsen-
Crash, in einem leggendären Werbespot
W zusammeng
z gefasst hat. „On a
bad dayy, there is always
a lipstiick“, war die
e Botschaftt. Auch der
legendääre Bill Clinton bekam Probleme mit
m dem Lip
ppenstift. Err
stolperrte nicht übeer die Lewin
nsky-Zigarre
e, wie oft fäälschlicherw
weise
behaup
ptet wird, so
ondern der rote Lippen
nstift der Prraktikantin Monica
Lewinsky war verw
wischt, nach
hdem sie au
us dem intern als Oral-O
Office
bezeich
hneten Prässidentenbürro kam. Darran und an noch
n mehr
Zeitgesschichtliches muss ich in
i diesen kle
einen Mom
menten denkken.
Ich greife wie
w die Man
nnschaft vorr dem Elfmeeter schützeend
zum Geemächt, abeer ich habe keinen Bisss gespürt. Dennoch ist mein
Herz vo
oller Zweifel. Werde ich
h trotzdem zum Vampir, oder bin ich nur
nsibel Gelutsschter und kein durch einen Biss geadelter
ein sen g U
Untoter
mit eigener Ritterb
burg in Tran
nssylvanien und mit vieelen
durchgeknallten Vasallen?
V
Erst im Allttagsgebraucch achtet man
m auf die kleinen
k Dettails.
Viele Frragen gehen mir in bun
nter Mischu
ung durch den
d Kopf. Geeschah
die Tat aus Liebe, gepaart mitt Umsicht und
u Arglist? Hat sie ihree Bluse
geöffneet, weil sie mich
m mitfüh
hlend und in
n Liebe mottivieren wollte,
oder au
us hausfraulicher Vorsiicht, damit das gute Stück nicht
zerknittert und beefleckt wird??
er Luft und der Liebe, aaber es
Der Menscch lebt nichtt nur von de
ist nun mal eine Taatsache, dass Frau man
nchmal ganz pragmatissch
voraus-- und mitdeenken und auch
a Dinge schluckt, um
m verborgenden
Ziele leeichter zu errreichen.
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Ich bewegee mit leicht geöffnetem


m Mund meeinen Kopf eetwas
nach vo
orn. Ich sehe, dass ihr Kleidungsst
K tück nicht befleckt ist, u
und
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Sina knöpft die geöffnete Bluse zu. Sie beginnt mit ihrer Knöpfarbeit

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von unten und arbeitet sich nach der traditionellen
Karrierefrauenmethode mit gesenktem Kopf und Knopf für Knopf
gewissenhaft hoch.
Für meine Gedanken muss ich mich nicht schämen, denn im
Grund sind sie keusch, weil sie von der momentanen Angespanntheit
meiner Sinne beeinflusst sind. Ich sehe Sina zu und ich denke nicht an
das Fleischliche, das jung und prall aus dem schwarzen Spitzen-
Büstenhalter quillt, sondern an einen üppigen Mord, weil ich einen
Mordauftrag habe. Schön blutig zubereitet soll er sein, aber wie soll
ich es angehen, ich der sensible Frauenflüsterer Raoul? Vielleicht
zuerst ein kleiner Mord zur Übung. Nur so, eher nebenbei, vor und
zwischen der großen Langeweile, nur um zu testen, ob mein Gehirn
noch lebt und vor den großen Sachen.
Ich muss an meinen Auftrag denken, und das viele Geld das
ich dafür genommen habe. Werde ich für die pünktliche Erfüllung
meines Auftrags gelobt, und wurde ich auch gerecht entlohnt? Sina
zum Beispiel, weiß von der Summe Geldes, die ich ohne
nachzudenken genommen habe.
Gegen meinen Willen gehen mir Fragen über Moral und
Gerechtigkeit durch den Kopf. Wie würde ich mich als Unbeteiligter
zwischen Mörder und Opfer verhalten? Für wen sollte ich Partei
ergreifen, und wer gehört verurteilt und verdammt? Soll ich
überhaupt zu einer Partei halten, oder nach dem Motto: „Was du
nicht willst was man dir tut, das füg auch keiner Anderen zu“ auf
meinen Gerechtigkeitssinn hören? Gibt es unter bestimmten
Umständen ein Recht zu morden, vielleicht weil das Salär besonders

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hoch, oder
o das Op
pfer ein ekelhafter Men
nsch ist? Miir hat man o
oft
bestätigt, dass ich sehr sympaathisch wirkke, aber Sina ist auch n
nicht
ohne Charme.
C Bin ich wegen meiner sen
nsiblen Wessensart ein
geschützter Mann
n?
Sina unterb
bricht beim vierten Kno
opf von untten ihr Vorh
haben.
Sie hat noch drei vor
v sich, abeer sie sieht, dass ich mich in einem
m
anspruchsvollen Denkprozess
D s befinde. Sie lächelt veerständig und
senkt dabei
d den blond gesträhnten Scho
opf. Ich sehee ihren Rückken und
im Spieegel ihren hochgerutschten Rock. Die Schuhee sind neu, d
denn
unter dem
d linken Schuh,
S unm
mittelbar vorr, also aus meiner
m Position
geseheen am Absattzansatz ist noch ein kleines, weiß
ßes Preisetikkett.
Sina ist nicht süß, wie das bereitss erwähnte
Spitzen hen, und siee hat kein bedeckendes Nichts am
nunterhösch m
Körper. Sina trägt nie Slips, un
nd der Anblick ist trotzz meiner
momen
ntanen Lusttlosigkeit en
ntzückend blank
b und feeuchtglänzeend,
aber nicht ausreichend, um mich
m zu weitteren Großttaten zu verrleiten.
Ich verssuche mich auf das Weesentliche meines
m übliccherweise sschnell
ansprin
ngenden Triiebs zu konzzentrieren, aber mein Intellekt sch
hlägt
mir ein schlaffes Schnippchen
n.
Kann Popo-Sex die Lössung für me
eine Problem
me sein? Ich
denke an
a meinen Auftrag
A und
d an einen Mord,
M oder auch an meehrere,
wenn meine
m Auftrraggeber zufrieden sind
d und die Beezahlung sttimmt.
Die blaue Tür
T irritiert meine Überrlegungen. Was liegt dahinter
und waas wird wan
nn und wie geschehen?
g ? Mein totess Gehirn sch
hmerzt
und ich
h schließe die Augen. Sind Schmerrzen nur Illu
usionen, diee
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Schmerrzen bereiteen, oder sin


nd die Schm
merzen in meeinem Gehirn real,
weil meein Gehirn doch
d noch lebt,
l sich streckt, sich räkelt
r und
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langsam, für Internet-Junkies scheinbar unendlich langsam in den

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binären Fragen und Antworten Modus schaltet.
Wer mordet wann, wie, wo, wen und warum?
Einfache Fragen, die keine ultimativen Antworten, aber
Vermutungen und Spekulationen geradezu provozieren. Ich bin
verzweifelt. Meine Gedanken schaffen es nicht, sich in die Tiefen
eines genialen Charles Bukowski-Gehirns zu begeben.
Zu jeder Tags- und Nachtzeit werden eine Menge Verbrechen
begangen, die niemals aufgedeckt werden. Bei genauer Betrachtung
der Umstände sind unaufgedeckte Verbrechen grobe Fehlleistungen
der Täter. Grausame Morde mit viel Blut kommen in die Medien. Das
ist gut für die Medien, das Publikum und darum auch für das Image
des Mörders, und zugegeben auch bedauerlich für das Opfer. Ein
unaufgeklärter Mord ist zwar eine intelligente Tat, aber ohne
öffentlichkeitswirksame Aufmerksamkeit insgesamt schlecht, weil
das Werk den Ruhm des Mörders nicht mehrt, und den meisten
Menschen fehlt es an Phantasie, die großartige Tat in seiner ganzen
Dimension zu begreifen.
Oft kommt immer gut, aber nicht zu oft, ist meine Devise,
denn ich bin nicht nur sensibel, sondern auch bescheiden. Zu viele
Morde lassen die einzelne Tat zu einer schnöden statistischen Zahl
verkommen, und phantasielose Wiederholungen nach dem immer
gleichen Strickmuster langweilen mit zunehmender Häufigkeit das
dekadente Publikum. Nur das richtige Mord-Mittelmaß macht sich
gut in der Biografie. Aber was ist das richtige Maß für, sagen wir mal
großzügig, die nächsten fünfhundert Jahre? Was ist der Goldene
Mord-Schnitt, der mich aus den Niederungen der Alltags-Mörder

Seite 15
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heraus hebt und auf


a den gold
denen Thron
n der genialen Spezialisten
beamt??
Mein Gehirrn ist tot, ab
ber mein Instinkt flüsteert mit ins rrechte
Ohr: „D
Du musst daas Mordproblem anderrs angehen,, nicht statisstisch
und auch nicht tecchnisch - eh
her psycholo
ogisch und vor
v allen weeiteren
Überleggungen, vorrrangig gescchlechtsspe
ezifisch.“
Also versucche ich mich
h zu konzen
ntrieren und
d stelle mir noch
einmal die Kombin
nationsfragee: „Wer mo
ordet wen und
u warum??“
Ich betrach
hte die kobaaltblaue Türr und Sina richtet
r sich n
nach
getaner Dienstleisstung auf. Siie zieht den
n Saum nach
h unten und
d
korrigieert den richtigen Sitz ih
hres grauen Rocks. Dan
nn geht sie iin die
Küche und
u schaut in den Kühlschrank, de
enn sie hat einen trockkenen
Hals – sagt
s sie, und
d beim Auflleuchten de
es Lichts függt sie beiläu
ufig
hinzu: „Hast
„ du heeute etwas mit viel Kno
oblauch geggessen?“
Ich habe, und
u ich spürre den kalte
en Hauch dees Todes, deer aus
dem offfenen Kühlgerät zu mir wabert. Icch war nichtt beim Thai,
sondern ausnahmsweise beim
m Spanier. Aber
A ich anttworte nich
ht auf
ihre Fraage, denn manchmal
m isst resignierttes Schweiggen die besssere
Wahl, besonders
b w
wenn man bei
b genauerr Betrachtun
ng und nach
h dem
Abwägen aller Vorr- und Nach
hteile festge
estellt hat, dass
d die geliiebte
Frau un
nd Gefährtin
n mit bösen
n Macken ge
eschlagen isst.
Was kann ein
e sensibleer Raoul in so uation tun? Für
s einer Situ
den Maann und Auftragsmörder gibt es mehrere
m Mö
öglichkeiten
n: Ich
erhebee meine Stim
mme und taadele die Naachlässigkeiten der Dam
me
streng. Das wäre bei
b einer No
ormalfrau zw
war eine
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achtungsgebietende, aber beei Sina eine wirkungslos


w se Geste, un
nd bei
Viola auch. Ich mu
uss es mir eiingestehen - meine Mu
usen sind w
wegen
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dauerhaft nachlässiger Führung äußerst disziplinlos geworden. Ich bin

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ein friedlicher und gewaltfreier Mensch und Auftragsmörder.
Disziplin hat nun mal das vorrangige Ziel, Konflikte zu verhindern,
oder zumindest für eine gewisse Zeit zur unterdrücken. Was soll ich
tun, wenn mir Sina suspekt, und Viola langweilig geworden sind. Ist
ein Mord unter solchen Umständen naheliegend und verzeihbar?
Oder soll ich großzügig über die Unzulänglichkeiten der
Frauen im großen Ganzen hinwegsehen? Das würde zeigen, dass ich
souverän vergeben und vergessen kann. Das würde aber auch zeigen,
dass mein Denkorgan tot ist.
Spontan fällt mir eine Alternative ein, die zwar ungewöhnlich
und nicht Jedermanns Sache, aber durchaus ehrenvoll ist. Um das
Problem in kurzer Form zu umschreiben, muss ich an eine Kreuzfahrt
mit einem Luxusliner denken. Wenn ich als verantwortungsbewusster
Passagier erkennen müsste, dass es dem Kapitän, in meinem Fall der
Kapitänin an den fachlichen Voraussetzungen zur Führung des
Schiffes mangelt, oder sie sogar Böses gegen mich im Sinn hat, ist es
dann nicht besser, das Übel zu beseitigen, bevor es mich beseitigt?
Andrerseits laufe ich als zahlender, aber geist- und weitgehend
rechtloser Passagier Gefahr, als irrer Meuterer eingesperrt zu
werden, wenn ich die Kapitänin von ihrem Platz entferne und
kurzerhand über Bord werfe, bevor sie es mit mir macht. Das ist für
mich eine Denksportaufgabe, denn der Kapitän in meinem Beispiel
Sina, hat trotz aller Missetaten immer noch das Recht und dazu den
strafmildernden Frauenbonus auf ihrer Seite. Aber manchmal muss
man als potenzieller Mörder auch Dinge tun, welche die Gefahren in
sich tragen, und kurz entschlossen die mir lästig gewordene Sina der

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________________
______

rauen See
S übergeb
be. Oder an
nders und ku
urz und bün
ndig gefragtt: Darf
man eine attraktivve Mörderin
n beseitigen
n, ohne seellischen Schaaden zu
nehmen, bevor siee mich ermo
ordet?
Ich befindee mich nichtt auf einem Schiff, und auf hoher See
sind retttungsbootmäßig geseehen, Männer immer benachteiligtt. Ich
sitze au
uf einem haarten Holzsttuhl und in meinem
m Kopf ist nichtss, denn
mein Gehirn
G ist un
ntot.
Die eigentliche, also die
d in der Tie
efe verborggene Ursach
he für
meinen
n Zustand isst mir momeentan entfaallen, aber irgendwo haabe ich
gelesen
n, dass die Mehrzahl
M deer Frauen heimtückisch
h h mit Gift m
mordet,
denn Frauen sind sensibel, un
nd Frauen morden
m nur, wenn sie ssich aus
der Kneechtschaft eines
e despo
otischen Maannes befreien wollen.
ola. Aber wird ein
Ich bin sehr zart besaitet, sagt Vio
empfin
ndsamer Maann der mit Gift morde
et, als tuntigger Mann
abgesteempelt? Weerde ich mitt dem Griff zum Gift zu
u einem sch
hwulen,
zukünfttigen Mörder mit einer Geliebten, deren Geffühle und M
Motive
mir nicht mehr ganz geheuer sind, und mit
m der Frau
u meines beesten
Kumpeels, die mir langweilig geworden
g isst, und die icch nicht
umtausschen kann,, weil sie irggendwie zurr Familie geehört?
Ich rufe nach Sina und
d frage, ob ich nicht etw
was zu
empfin
ndsam für diese Welt wäre.
w Sie kom
mmt zwei Schritte
S aus der
Küche. Dann bleib
bt sie in resp
pektvollem Abstand steehen und sie
schütteelt den Kopff. Will sie mir
m damit saggen „Nicht schon
s wied
der …“
Verständniislos sieht sie mich an. An ihrem Blick
B kann icch
unschw
wer erkenneen, dass sie denkt „der spinnt …“, und außerd
dem
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den ged
dachten Zusatz „… mal wieder“ alls Wirkungssverstärker ffür ihre
Einstelllung bezüglich meiner Person dran hängt. Siee sagt nichtss, aber
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sie dreht sich um, denn sie hat noch in der Küche das zu tun, was

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Frauen in Küchen gern tun.
Woran denken Frauen vor einem Mord? Denken Frauen
überhaupt, oder denken Frauen zuerst an die mögliche Sauerei in der
Wohnung, und dann an die Tat? Welche Rolle spielen Küchenkräuter
bei einem sensiblen Giftmord. Schon die Äbtissin Hildegard von
Bingen (die hat angeblich 1098 – 1179 gelebt) hat die giftigen
Akeleien in ihrer „Physica“ ausführlich beschrieben. Auch Zauberkraft
und Impotenz sollen Akeleien brechen können, was mich sehr
wundert, denn Hildegard war eine Heilige, die sich aus den
zwischenmenschlich-weltlichen Dingen hätte heraushalten sollen.
Spontan stellt sich mir die Frage, ob moderne Frauen anders
denken und handeln würden, wenn die Witwenverbrennung wieder
ein fester Bestandteil unserer freiheitlichen, demokratischen
Grundordnung wäre?
Ein gestandener Mann ist nicht sensibel. Er darf nicht sensible
sein, denn er ist seit Urzeiten Jäger und Sammler. Genetisch bedingt
mordet er anders als Frauen. Der Mann nimmt seine Qualitäts-
Edelstahl-Axt von der Loch-Wand seines wohlsortierten Werkzeug-
Sideboards, er erwirbt eine neue, und zwar die beste Kettensäge mit
elektronischer Zündung und großer Schnitt-Tiefe, oder er verwendet
ein Gerät das schön laut ist - eine Pistole nicht mit fünf oder sechs,
sondern mit sieben linksdrehenden Zügen, oder noch besser eine
vollverchromte Pump-Gun. Ein Mann tut das, was ein Mann seit
Urzeiten tun muss. Männer brauchen Krach, und wer schießen will,
soll schießen, und nicht lange rumquatschen – so denken Männer.
Ich dagegen habe einen Auftrag und ich brauche meine Zeit,

Seite 19
________________
______

um übeer das Geräuschproblem als existe


enzielles und geschichttliches
nachzu
udenken.
nn-Krach-Veerhalten vergleichbar mit
Ist das Man m dem Sch
hrei,
den urzzeitliche Jägger nach dem Erlegen und
u vor dem
m Zerlegen der
Beute ausgestoße
a n haben, um
m den Weib
bchen in der Höhle zu
signalissieren: „Weeiber ich kom
mme, und die
d Schönsteen können ssich
schon mal
m nackig machen“,
m und um den erfolglosen
n Losern in d
den
Wälderrn zu versteehen zu geben: „Jungs, versucht ess erst gar niicht. Ich
hab Frischfleisch und
u ich kann
n mir jetzt die
d leckersteen Frischfleeisch-
Torten aussuchen.“
Männern isst der Gedaanke an das Putzen erstt mal egal. D
Das ist
Frauenarbeit. Hau
uptsache das Mordwerkzeug ist machomäßig groß
und maacht einen Heidenlärm
H m. Männer denken in grroßen
Dimenssionen. Frau
uen morden
n still, denn Frauen den
nken nicht w
weiter,
was auch genetiscch bedingt isst.
Wenn ein Mann
M Gift verwendet,
v kann man davon
d ausgeehen,
dass err ein persön
nliches Prob
blem bezüglich seiner Polung
P hat.
Vielleiccht ist er ein
ne tuntige Schwuchtel,
S oder eine
damenwäschetraggende Tuntee, oder sogaar Beides un
nd noch vieel mehr.
Gift ist unmännlich
h und heimtückisch un
nd darum veerwendet eiin
Mann kein
k Gift. Ich
h bin sensib
bel und ich will
w und mu
uss ästhetiscch
morden
n – und ich bin keine Schwuchtel, denn ich lieebe Frauen. Muss
ich jetzzt trotzdem martialisch
he Mordwerrkzeuge verrwenden?
Ich sitze au
uf meinem Stuhl
S und be
etrachte diee kobaltblau
ue Tür.
Mein Gehirn
G begin
nnt zu arbeiiten. Noch ist es nicht tot,
t es bescchäftigt
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sich nur mit dem Tod


T und ein
nem blitzblaauen Nachsttrich, denn ich
sehe, dass
d ich etw
was unorden
ntlich beim Vorstrich
V geewesen bin.
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Sina hantiert in der Küche und ich versuch mich auf das

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Problem der Entsorgung zu konzentrieren, das sich für einen
passionierten Umweltfetischisten zu einer ernsten Angelegenheit
entwickeln kann. Ich bin gesellschaftlich bestens konditioniert.
Darauf bin ich stolz, und darum trenne ich auch den Hausmüll, so wie
es von der Legislative vorgeschrieben ist. Meine ehemals ohne
System gefüllten Müllsäcke landen aus Angst vor der Executive schon
seit Monaten nicht mehr in der Tannenschonung im nahen
Wäldchen. Säuberlich verschraubt und nicht zerdrückt bringe ich
sogar die Plastikflaschen in den Supermarkt zurück, da wo sie
herkommen, und zum Dank bekomme ich etwas Kleingeld in die
Hand gedrückt, damit ich neue Plastikflaschen kaufen kann.
Aber wohin mit einer Leiche? Wenn ich mit Werner ein
ernstes Gespräch von Mann zu Mann führe, kann ich ihm mit gutem
Zureden und etwas rhetorischer Geschicklichkeit seine Viola
retournieren, denn er ist mein bester Kumpel und auch mein
Steuerberater. Vielleicht findet er auch einen Weg, das Problem aus
steuerlicher AfA Sicht durch Absetzung für Abnutzung anzugehen.
Bei Sina sieht das anders aus. Ich kann sie zwar hübsch in eine
Mülltüte stecken, aber nicht einfach am Waldrand ablegen, denn
mein sensibilisiertes Umwelt-Gewissen würde mir unweigerlich
unruhige Nächte bereiten, und unausgeschlafene Mörder sind
schlechte Mörder. Die Frage der sozial und politisch korrekten
Entsorgung steht unbeantwortet wie ein Menetekel an der kahl
gekalkten Wand im Küchenraum.
Sina lebt, sie ist immer noch hier und nicht dort. In welche
Richtung ich auch denke, die Aufgaben kommen, bleiben und gehen,

Seite 21
________________
______

und es sind immerr die gleicheen.


Je mehr ich
h über einen
n Mord und
d seine Vor-- und
Nachbeearbeitung nachdenke,, umso geringer wird meine
m Furch
ht vor
der eigentlichen Tat.
T Schon aus Hautschüppchen, deren Durch
hmesser
kleiner als ein Haaar ist, kann man
m DNA-M
Material isollieren und eein
DNA-Prrofil erstelleen. Unter so
olchen Voraaussetzungeen kann man nur
noch in
n einem Gan
nzkörperkondom gefah
hrlos mordeen. Der Beru
uf des
Mörders erfordertt eine hohe Spezialisierrung, die deem Normal--
Sterblicchen vollkommen unbeekannt ist. Mein
M gedan
nklicher Kon
nflikt
zwischeen ethischeen, ästhetiscchen und prraktikablen Werten wäächst im
Minuteentakt.
Ich brauchee Rat und ru
ufe nach Sin
na: „Sag maal Honey, wie
machstt du das so?? Hast du ein System?““
Sina komm
mt telefonierren aus der Küche, und
d gibt mir m
mit
erigierttem Zeigefin
nger vor ihrrem Mund zu
z versteheen, dass ich
gefälliggst schweigeen soll.
Ich sitze, icch schweigee, ich betracchte die kob
baltblaue Tü
ür und
denke an
a einen Mord, oder bei
b Erfolg au
uch an mehrrere in Seriee.
det mit eineem verführe
Sina beend erisch-gurreenden Lacheen ihr
Telefon
ngespräch. Ich frage no
och einmal: „Du hast doch Erfahru
ung.
Wie maachst du das so - normalerweise?““
Sina kramt in ihrer kleeinen Handttasche aus der
d abgezoggenen
Haut eiines geschü
ützten Reptiils. Ich denkke: „Das Vieh hat ´s aucch
überstaanden“ und
d Sina antwo
ortet ohne von
v ihrem Sammelsuri
S ium im
Beutel aufzusehen
n: „Also ich nehm am liiebsten Plasstiktüten vo
om
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EDEKA.. Die sind reeißfest und die Farben erinnern mich


m irgendw
wie an
Eierlikö
ör.“
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Seite 22
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Mein Gehirn begreift nicht, denn es lebt noch nicht so richtig,

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oder nicht mehr, je nachdem und aus welcher Perspektive man die
Funktionalität betrachtet. Außerdem habe ich etwas Schmerzen im
Gulliver, wie Alex6 der Beethoven-Fan jetzt sagen würde.
„Eddegga?“ frage ich verständnislos, und Sina antwortet dem
Begriffsstutzigen: „… und braunes Paket-Klebeband. Das
Durchsichtige reißt zu schnell und lässt sich schlechter abrollen.“
Ich überlege und bin ratlos, weil ich die Begriffe nicht sinnvoll
mit meinem beabsichtigten Vorhaben und Sinas zwölf
dahingegangenen fast-Ex-Ehemännern in gedanklichen
Zusammenhang bringen kann. Sina sieht die Mimik meiner
geistabsenten Verständnislosigkeit.
Sie deutet mit ausgestrecktem Zeigefinger eine linksdrehend
kreisende Handbewegung an.
Ich gebe ihr murmelnd zu verstehen, dass mein Gehirn
momentan etwas untot sei, und sie antwortet liebevoll: „Um den
Hals Dummerchen. Das Klebeband um den Hals.“
Jede Methode folgt einem einfachen Ordnungsprinzip. Nur
wenn ich den Zweck und die Technik verstehe, kann mein Gehirn
auch das Motiv des Handelnden verstehen. Mit halbgeöffnetem
Mund sehe ich Sina an, und sie erklärt mir kichernd und wie einem
grenzdebilen Analphabeten: „Du nehmen Plastikdüdde und stülpen
über aldes Kopp. Dann mussu nehmen Klebeband un viermal um
faltiges Hals bis nix mehr Luft. Kapische?“
Jetzt verstehe ich Sinas Erfolgssystem, das immerhin schon

6
Malcolm McDowell in dem Film „Uhrwerk Orange“

Seite 23
________________
______

zwölfm
mal nicht verrsagt hat. Sp
pontan den
nke ich daran, dass ich sschon
länger nicht mehr an meine auf
a meiner Hitliste
H auf den zweiten Platz
abgestiiegene Freu
undin Viola gedacht habe. Viola haat ihre eigen
ne
Method
de entwickeelt. Sie will Werner mitt destillierteem Wasser
umbrin
ngen. Angeb
blich soll dieese Behandlungsweise totsicher u
und die
unnatü
ürliche Ursache nicht naachweisbarr sein.
„Das militaante Arschlo
och (Werner, Violas Ehemann und
d Violas
Originaal-Ton) beko
ommt ein Jaahr lang nurr destilliertees Wasser zum
Trinken
n. Das entzieht dem Kö
örper alle wertvollen Mineralien
M u
und
nelemente, und nach einem Jahr bin
Spuren we“ hat mir Viola in
b ich Witw
einem vertrauliche
v en Momentt gesagt.
Ich hab Weerner, meinen besten Kumpel
K d Steuerberater in
und
Personalunion geffragt, ob er von der soggenannten
Destillaationsmetho
ode im Span
nnungsfeld von Geld und Ehe scho
on mal
was gehört hätte, und Werneer hat geanttwortet: „Jaa klar, das isst
wiederr mal eine vo
on Violas Biio-Spinnere
eien. Ich solll nur noch ihr
gesund
des Bio-Wassser trinken, sagt sie, aber ich neu
utralisier ihr
Geschw
wätz mit ein
nem gut eingeschenkte
en Weizenbier.“
Nach dem fünften Bieer habe ich Werner
W verlassen, der
vermuttlich immer noch an seeinem
Destillaationsneutralisierungsp
programm mit
m Pilsbiercchen und W
Weizen
arbeiteet.
Nach dieseem Gespräch unter Männern ist Viiola wegen
schwerren intellekttuellen Män
ngeln auf meiner
m Hitliste weiter geefallen.
Unschw
wer kann ich
h vorhersehen, dass Viola
V nicht so
o schnell zu
ur
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Witwe avancieren wird, denn


n Werner istt zäh und wie
w bereits
erwähn
nt, auch meein Berater in
i steuerlich
hen Angeleggenheiten, und
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darum eine schützenswerte Spezies.

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Sina klappert mit allerlei Gerätschaften in meiner Küche und
ich rufe: „Aber wie bekommst du den Kopf in die Plastiktüte. Das
macht doch niemand freiwillig?“
Sina kichert aus der Kombüse: „Schlaftabletten zerstoßen und
in den Pudding. Am besten Waldmeister, wegen dem Geschmack.
Dann kurz ziehen lassen und eine Stunde vor dem Mittagessen in den
Kühlschrank. Eine Stunde nach dem Mittagessen die Tüte und dann
das Klebeband.“
Sina ist weder sensibel, noch eine gute Hausfrau, denn Sina
macht sich um das Entsorgungsproblem keine Gedanken, außerdem
räumt sie nie die Küche auf. Andrerseits ist Sina eine erfahrene
Heiratsschwindlerin, oder Subjektmanagerin wie sie sagt, mit einer
langen Referenzliste, und hohem Einkommen, wenn man von den
Viertausend Euronen einmal absieht, die sie mir noch schuldet.
Ich sitze auf meinem Stuhl und betrachte gedankenverloren
die kobaltblaue Tür. Mein Gehirn ist immer noch tot, und mein
Körper zu schwach um aufzustehen.
Ich muss an die alten Zeiten, die Guten denken. Früher war
alles beschaulicher, geruhsamer und romantischer. Der ehemalige
Chorknabe und Heiratsschwindler Henri Désiré Landru schaltete oder
antwortete auf Heiratsanzeigen und hat so über zweihundert
gutsituierte Muschis klargemacht. Das ist auch im modernen
Internet-Zeitalter eine immer noch beeindruckende Kontaktmenge.
Der alte Landru hatte viel Gefühl im Stift, und nach seinen
Liebesbriefen brannten die mittelalten Damen im sprichwörtlichen
Sinn. So ein literarisch unterfüttertes Vorgehen zeigt eine gewisse

Seite 25
________________
______

Größe, und Landru


us Stil komm
mt meinen Vorstellung
V gen schon näher.
Oder wie mein
m Großvaater väterliccherseits geern zu sagen
n
pflegtee: „Sohn“, daann zog er immer
i schm
matzend an seiner Pfeife
„merkee dir für ´s Leben.
L Alte Hütten bren
nnen schneell und heiß..“
Ich weiß, dass ich in der Vor-Internet-Zeit Lieebesbriefmäßig
geseheen, auch ziem
mlich gut war.
w Elke, ein
ne leider veerblühte,
strohbllonde Schön
nheit mit brreitem Beckken, schlepp
pt meine Brriefe
nach im
mmerhin zw
wanzig Jahreen immer no
och mit sich
h herum. Ab
ber
welchee Menge an literarischeer Romantikk kann eine Frau heutzutage
i eine starrke und schnelle Konku
noch errtragen? Daas Internet ist urrenz
und ein ungsseminar für Heiratsschwindler würde mir
n Auffrischu
vermuttlich mehr als
a nur gut tun.
t Die Ziellgruppe und
d Kontaktfraage
dern eher die
dürfte damit nichtt das eigenttliche Thema sein, sond
Frage der
d richtigen
n Portionierrung.
Landru hattte es noch vergleichsw
weise gut. Der
D hat elf oder
auch mehr
m Frauen
n und dazu einen
e niedliichen, kleinen Wuschelhund
mit einer Handsägge aus dem Pariser Warenhaus „Au Bon Marcché“
sorgfälttig zerkleineert und im Kohleofen
K verheizt.
v Daas geht heutte nicht
mehr, denn
d Kohleöfen sind seelten geworrden, und die
d Einzelteile von
einsam
men mittelalten Damen passen nicht in die Zentralheizun
ng. Es
sind maanchmal diee kleinen Deetails, die einen großarrtigen Plan
scheiteern lassen.
Ich komm ins
i Grübeln
n und mein Gehirn
G mmer noch wie
ist im
n, weil zu einem intelligenten Mord
tot. Es will sich niccht bewegen
nicht nur die Tat an
a sich, sond
dern auch ein
e spektaku
ulärer Tatorrt
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gehört..
Tatort?
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Seite 26
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Ort der Tat?

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Ort der zu begehenden Taten?
Ich frage mich, wie sich ein neuer Papst in seiner Wohnetage
verhält, wenn er feststellt, dass beim Umbau seiner Räume der
Einbau der Toiletten vergessen wurde. Sagt er: „Aller Anfang ist
schwer“, oder „gibt es hier nur Engel?“ Vielleicht betet er: „Nichts
Menschliches ist uns fremd“, oder „hier ist nicht der Ort“, weil Engel
keine menschlichen Bedürfnisse haben.7
Also hier in meinem Wohnzimmer geht es an den
Wochentagen mordmäßig nicht, und aus Glaubensgründen auch
nicht an den Sonntagen. Da hätten meine Katzen und meine
polnische Putze etwas dagegen.
Sina gibt mir einen Kuss auf die Stirn und flüstert: „Schatz, ich
hab dir ein leckeres Frucht-Jogurt gemacht. Das Schüsselchen steht
im Kühlschrank. Ich geh jetzt. Ich muss zur Arbeit.“
Ich denke: „Hunger hätte ich schon“ und ich lächle
gedankenverloren, denn mein Gehirn ist untot, und etwas flau im
Magen ist mir jetzt auch noch.
Sina öffnet die blitzblaue und schlecht lackierte Tür. Sie dreht
sich noch einmal um und wirft mir einen gehauchten Abschieds-
Handkuss aus der linken Handfläche zu. Die rotlackierten Finger ihrer
rechten Hand krallen sich in die zusammengenähte Haut des toten
Reptils. Sie schließt die Tür und ich wanke mit schmerzenden
Testikeln in die Küche, die nach meinem ersten Eindruck so ist, wie
sie immer ist. Dann öffne ich die Kühlschanktür und denke spontan:

7
Zitat sinngemäß aus „DER STERN“ 16/2004

Seite 27
________________
______

„Oh Joggolé“, denn


n aus den Au
ugenwinkeln sehe ich auch
a eine
zerknitterte, gelbee Plastiktütee, vermutlicch achtlos mit
m dem linkken
Pumps unter den Küchentisch
h geschoben. Ich schlieeße die
Kühlsch
hranktür un
nd ich nehm
me an, dass auch
a das Liccht im kalteen
Raum erloschen
e isst.
„Sie schweenkte eine Champagne
C rflasche und
d begoss mich mit
dem Inhalt, es warr eine prickelnde Begegnung“, saggte ein
französsischer Proffessor über den ersten Moment des Kennenleernens.
Momen
ntan steht er
e vor Gericcht, weil seine Frau spu
urlos
verschw
wunden ist.. War das eiin perfekterr Mord, odeer ist der Professor
nur ein
n unbescholtener Bürgeer mit einem
m Hang zu alten
a Hitchccock
Filmen,, der nach zehnjährige
z r Ehe nicht mehr angepisst im teu
uren
Champ n stehen will?
pagnerregen
Mit Champ
pagnerflasch
hen hat mitt Sina auch allerlei
a gezeeigt,
und auch Viola maag nasse Spiele. Die Leiiche der Pro
ofessorenfraau
wurde nie gefundeen, und ich lasse das Näpfchen
N miit Sinas Jogh
hurt
dort steehen wo es steht. Wen
nn die grau gestreifte Nachbarskat
N tze
wiederr mal auf meeinem Balko
on herumsttreunt, habee ich für dass süße
Ding ein Leckerli.
Ich habe im
mmer noch Hunger und
d ich denke an das kleine
urant an deer Ecke, das jetzt einen neuen und immer
chinesische Restau
lächeln n Gehirn ist nicht mehrr ganz tot. EEin
nden Besitzeer hat. Mein
Restquäntchen Leben beginnt zu kombin
nieren. Hat hierzulandee schon
mal jem
mand über die
d Frage naachgedachtt, warum ess keine toten
n
Chineseen gibt? Ich
h habe noch
h nie eine Trraueranzeigge über eineen
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dahingeschiedeneen Chinesen
n gesehen. In Italien ist das nicht aanders.
In Rom leben etwaa zwanzigtaausend Chin
nesen. Keineer kommt n
neu
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Seite 28
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hinzu, keiner geht und die Zahl der Aufenthaltsgenehmigungen bleibt

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seit vielen Jahren konstant. Nur gestorben wird nicht. Die römische
Polizei sagt, es habe vor fünf Jahren einen Fall von Einäscherung
gegeben, und die Asche sei nach China geschickt worden. Es gibt
keine Begräbnisfeiern, keine Bestattungsinstitute und keine Spur von
toten Chinesen. Die römische Polizei hat eine Sonderkommission auf
das Mysterium der toten Chinesen angesetzt. Die Ermittlungen der
Sonderkommission „Tote Chinesen“ sind inzwischen ergebnislos
abgebrochen worden.8 In Rom gibt es seit Jahrzehnten keine toten
Chinesen, und die lebenden stehen in ihren Restaurants. Sie lächeln,
sie schweigen und sie liefern frei Haus.
Ich muss mit einer kleinen Übelkeit kämpfen, denn noch vor
wenigen Tagen fand ich das chinesische Hühnerklein mit Reis sehr
lecker.
Wie schmeckt das Weichfleisch von Sina? Also bei einer
Hungersnot im Gebirge würde ich, aber nur in großer Verzweiflung,
an Sinas Oberschenkel und an ihren Pobacken mit dem linksseitigen
Tattoo 4711 und an der rankenden Rose knabbern, denn das Fleisch
ist fest und lecker.
Ich setze mich wieder auf meinem Stuhl und betrachte das
lackierte Holz der Tür. Die Zeit vergeht, und mit einem Pakt mit dem
Teufel gibt es keinen Frieden. Mein Gehirn ist untot und ich habe
einen Auftrag. Offensichtlich verstecken sich hinter dem eigentlich
Selbstverständlichen die schwierigsten Probleme.
Ist die Ursache der Vorläufer der Tat, oder entwickelt sich die

8
Aus DER SPIEGEL 14/2007 Seite 134

Seite 29
________________
______

eigentliche Tat auss vielerlei Ursachen?


U Plötzlich
P hörre ich das leeise
Geräussch eines sicch drehendeen Schlüsse
els. Ich schlieeße die Auggen und
dann höre ich Sinaas leise Stim
mme: „Schattz, lebst du noch?“
Soll ich lügen oder diee Wahrheit sagen?
s Die Wahrheit isst, dass
mein Geist
G nicht mehr
m mit meeinem Gehirn korrespo
ondiert. Ich öffne
die schläfrigen Auggen und antworte: „Ho
oney, da bisst du ja wied
der.
u etwas vergessen?“
Hast du
Sina lächelt verlegen und
u fast etw
was erschro
ocken, und ich
erinnerre mich, dasss Sina scho
on wieder ve
ergessen haat, mir die
Viertau
usend zurücck zu geben,, die ich ihr schon vor Monaten
M geepumpt
habe, weil
w sie weggen einer kleeinen Unpäässlichkeit etwas
e in
Bedrän
ngnis war, und außerdeem meine goldene Sparkassen-Eurocard
seit meehreren Taggen verschw
wunden ist.
Vor vier Mo
onaten warr die Liebe noch
n frisch und Sina meine
vorranggig präferierte Muse, aber
a heute??
Ob der Berruf mit der Berufung
B zu
um Mörder positiv korrreliert?
Dieser Frage müssste ich geleggentlich mal nachgehen. Die dann
n
nahelieegenden Erggänzungsfraagen wären dann: „Weelche Berufee sind
für Mörder besond
ders gut geeignet? Gib
bt es Berufe, in denen
überdu
urchschnittlich viele Mö
örder anzuttreffen sind? Und Augeen auf
bei derr Berufswah
hl. Welche Ausbildungs
A sberufe steh
hen für geeiignete
Schulab
bgänger zurr Verfügungg? “
Ohne den aktuellen
a Zeensus zu Raate zu ziehen, also rein
gefühlssmäßig, käm
men Metzgeer und Apotthekerinnen
n in meine eengere
Auswah
hl. Für mich
h wären aucch stark beh
haarte Döneerbudenbessitzer,
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Fleischw
wursthersteeller, und an erster Ste
elle asiatisch
he
Restaurantbetreib
ber verdächtig. Von Zah
hnärzten wu
usste ich biss vor
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Seite 30
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wenigen Tagen nur, dass dieser Berufsstand durch eine hohe

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Suizidrate unangenehm auffällt. Dass Zahnärzte auch als
Handelsunternehmer erfolgreich sein können, war mir neu, aber
nichts ist unmöglich. In den USA steht derzeit ein Zahnarzt,
zusammen mit drei Komplizen vor Gericht. Er soll Patienten nach
deren Tod illegal Organe und Knochen entnommen haben, um sie en
gros zu verkaufen. Bei seiner Vorgehensweise war er offensichtlich
sehr erfinderisch. Damit der Diebstahl nicht auffiel, füllte er
zusammen mit drei Helfern die Leichen mit OP-Handschuhe oder
Schürzen wieder auf, bevor sie die Körper wieder zunähten.
Entnommene Knochen ersetzen sie durch PVC-Rohre, damit die
Leichen bei der Beerdigung äußerlich normal aussahen. Die vier
Angeklagten sollen Körperteile von mehr als tausend Leichen
entnommen und für viel Geld verkauft haben. Totenscheine und
Organspenderausweise sollen die Angeklagten gefälscht haben. Ob
der Zahnarzt über den oralen Umweg und beim Zahnsteinentfernen
auf die inneren Organe und zu der hohen Zahl dahingeschiedener
Kassenpatienten gekommen ist, konnte ich nicht in Erfahrung
bringen.
Spontan fällt mir ein, dass ich mich mal wieder bei Paul van
Cre zum Gedankenaustausch melden könnte. Seit dem
überraschenden Tod seines Schwiegervaters ist er zum
Geschäftsführer avanciert. Aber Paul hat einen vollen
Terminkalender und ich betrachte nachdenklich die vier Finger
meiner linken Hand. Comicfiguren werden auch nur mit vier statt mit
fünf Fingern gezeichnet, und das beruhigt mich ungemein.

Seite 31
________________
______

Ob Titti noch alle Finger hat? Ich kann sie niccht fragen, denn
Titania ist in Stammheim und
d steht unter strenger Observanz,
O weil sie
verdächtigt wird, ihren
i Mann
n und Pauls Schwiegervvater umgeb
bracht
zu habeen. Ich glaube das nich
ht, denn Titaania kann keeiner Fliegee etwas
antun.
Mein Gehirrn ist immer noch unto
ot. Kann maan Geld nur durch
Fleiß od
der auch du
urch die Dum
mmheit derr anderen erwerben?
e LLeidet
die Reinheit meineer Seele untter dem We
ettlauf nach
h Geld und G
Gut?
Sollte icch das Prob
blem von ein
ner anderen
n, mehr auss einer
kapitaliistischen Peerspektive angehen?
a Eiine internattional agierende
Murder Inc. erscheeint mir als geniale Geschäftsideee. So eine Firma
könntee nach dem Gier-Prinzip
p auch in grrößeren Dim
mensionen
funktio
onieren. Diee Grundvoraaussetzunge
en sind bekaannt. Ich haabe
einen Auftrag,
A den
n ich ausfüh
hren muss, weil
w ich etw
was Geld
angeno
ommen hab
be, was meinen Kühlsch
hrank kurzzzeitig gefülltt hat,
aber meine
m Seele dauerhaft belastet.
b We
enn ich die mir lästige
mensionen betrachte, dann könntte aus
Verpflicchtung in grrößeren Dim
meinem
m kleinen Leeid eine dau
uerhafte Fre
eude werdeen.
Zuerst legee ich überschlägig fest, wie viele Auftragsmor
A rde
meine Murder Inc. in den näcchsten zwan
nzig Jahren realisieren
könntee. Der geschätzte Umsaatz aus Auftragsmorden
n wird auf eeinem
zum Wertpapier
W g
geadelten Scchriftstück notiert.
n Dan
nn wird der
Gesamtwert trancchiert. Wer Interesse an einem Mo
ord hat, kan
nn
einen Vorzugsante
V eil, oder soggar mehrere
e an diesem
m Wertpapieer
erwerb
ben und bekkommt als Bonus
B einen
n schönen Mord
M zum
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Vorzuggspreis. Da anzunehme
a n ist, dass viele
v Erwerb
ber der Murrder
Inc.-Weertpapiere keinen
k Morrd in Auftragg geben wo
ollen, sondeern nur
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Seite 32
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einen schwunghaften Handel mit meinen Murder Inc.

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Vorzugsanteilen betreiben wollen, muss schon wegen dem Gesetz
von geringem Angebot und großer Nachfrage der Kurswert meiner
ausgegebenen Zertifikate steigen. Die von mir prognostizierten und
angebotenen Auftragsmorde werden zur Nebensache, denn für die
Investoren sind nur noch die steigenden Kurse interessant. Wenn
man die Geschäftsidee weiter denkt, könnte ein Syndikat, vielleicht
die Mafia, eine Vielzahl meiner Murder Inc.-Zertifikate kaufen, und
die Papiere zum Beispiel bei einer deutschen Großbank als Sicherheit
für einen Kredit hinterlegen, um mit dem geliehenen Geld in Reha-
Kliniken für misshandelte Ehemänner zu investieren. Damit würde
der eigentliche Geschäftszweck meiner Murder Inc. – der klassische
Mord – zur Nebensache. Wirklich wichtig werden dann nur noch
steigende Kurse.
Al Capone war der Erfinder der Geldwäsche. Er investierte die
Gewinne aus seinen kriminellen Geschäften in Waschsalons. Das
money laundering, die Geldwäsche, hatte seinen Namen. Mein
System könnte als Mörder-Business ohne Mord in die Geschichte
eingehen.
Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Ich weiß immer noch
nicht, wie man einen Mord begeht. Ich habe einen Auftrag und Geld
angenommen. Ich kann keinen Mord begehen. Ich soll einen Krimi
mit einem schönen Mord schreiben, und ich habe eine
Schreibblockade.

Seite 33
________________
______

W
Warum ein Mann
M tun muss,
m was ein
e Mann tu
un muss

„60 Prozent
P der Männer, die haben so
o ´nen Leichenfrust. Haalt mit
Familiee, man hat sich
s irgendw
wie arrangie
ert, aber maan braucht abends
einen
n, der´s mal sagt.“
Harald Schmidt, Ente
ertainer

________________
______

Unter der Dusche


D mmen mir die besten Id
kom deen. Das w
warme
Wasserr läuft an meinem Körp
per runter. Es wirkt enttspannend und
sogar der
d graue Allltag wird zu
u einem phaantasievolleen Ereignis. Ich
habe die Augen geeschlossen und
u ich spüre die Regu
ungen ganz
deutlich. Es kribbeelt in meinen Fingerspittzen. Das wird
w er, das iist er -
groß, mächtig
m und
d doch sensiibel. Wir sin
nd ein unsch
hlagbares TTeam -
mein Geist
G und seine Stärke. Ich spüre die Kraft und
d die Herrlicchkeit
für jetzzt und alle Ewigkeit.
E Er wird den Frrauen Vergn
nügen bereeiten
und den Männern eine Lehree sein. Noch nie war ich
h so sicher. Heute,
sofort und
u jetzt muss es geschehen. Die Welt warteet darauf. Icch liebe
sie. Es wird
w eine Vollmondnaccht um Held
den zu zeuggen und wirr
werden
n es tun.
Ich trocknee mich mit Bedacht
B ab.. Dann verw
wende ich ettwas
revitalisierende Bo
ody-Lotion, die Gute fü
ür besonderre Anlässe, ffür
meinen
n Körper, ich
h habe noch
h eine ande
ere Lotion, aber
a nur dieesen,
meinen
n Body. Etw
was Eau de Toilette
T entsspannt und versetzt mich in
die sinn
nliche Stimm
mung für grroße Taten. Ich muss es tun - jetztt und
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sofort. Ich kleide mich


m sorgfältig an und verwende sogar
s frische
hosen, obwo
Unterh ohl es nicht an der Zeitt ist. Ich will los, aber zu
uerst
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Seite 34
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noch kurz, also ohne längeren Aufenthalt an den Kühlschrank. Ein

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großes Glas, gefüllt mit kaltem Orangensaft, gepresst aus frischen,
spanischen Orangen, verstärkt meine sprühenden Gedanken.
Frisch geduscht und erfrischt setze ich mich an den penibel
aufgeräumten Tisch. Links liegt der Duden, schon etwas angestaubt,
und dazu eine Ausgabe der neuen Rechtschreibung. Rechts eine
kleine Auswahl silberglänzender Scheiben mit smoother Rockmusik
aus den Endsechzigern und frühen Siebzigern.
Sorgfältig putze ich meine Brille und lehne mich zurück. John
singt: „Woman is the Nigger of the World ...“
Kritisch und etwas herablassend lächelnd sehe ich sie an. Sie
steht vor mir. Schweigsam, dunkel glänzend und bereit auch
ausgefallene Spiele zu spielen und meine Wünsche ohne
Widerspruch zu erfüllen. Für einen Moment schließe ich die Augen
und falte die Hände. Es sieht nur so aus, aber ich bete nicht. Es ist wie
eine geheimnisvolle Zwiesprache mit ihr. Noch ist sie still wie es sich
gehört, aber ich spüre ihre sinnliche Kraft.
Ich möchte sie berühren.
Ich zögere.
Ich tu es.
Vorsichtig drücke ich sie auseinander, und sie wehrt sich
nicht. Warum auch, ich bin es. Sie kennt ihren rechtmäßigen Besitzer
und Meister. Jetzt sehe ich ihn, den kleinen, etwas versteckten
Power-Button. Das Knöpfchen ist schön und irgendwie ästhetisch. Ich
lächle weil ich weiß, dass ich viele Dinge kenne, aber noch Unzähliges
lernen muss. Ich berühre es vorsichtig mit der Fingerspitze des

Seite 35
________________
______

Zeigefin
ngers meineer rechten Hand.
H Ein le
eichter Drucck genügt, u
und sie
vibriertt. Ich höre leeise, fast zäärtliche Töne. Es gefälltt ihr.
Ich liebe diiese Momen
nte der Erw
wartung. Es ist wie mit eeinem
genialeen Verbrech
hen. Der Cou
up kann nur gelingen, wenn
w man sich auf
seinen Partner hundertprozentig verlasssen kann. Ich habe die beste
Komplizin der Wellt. Ich weiß,, nur ihr kan
nn ich alle Geheimnisse
G e
anvertrrauen. Es istt wie bei deer Mafia. Wenn drei Leute ein Geh
heimnis
kennen
n, müssen zw
wei sterben
n. Bei uns isst es anders. Sie lebt un
nd sie
gehorcht nur mir. Ich behaltee sie noch eiinige Monate, aber dan
nn
suche ich mir einee neue, einee Jüngere. Davon
D weiß sie noch nicchts,
und sicch sag es ihrr auch nichtt.
Sie ist bessser als die, die
d ich vorher hatte. Siee funktionieert
perfektt und sie kann schweiggen. Jetzt schnurrt sie leeise, wie ein
ne
Katze die
d am Baucch gekrault wird.
w
Ich bin ihr Gebieter, aber ist es so
o, oder wün
nsche ich mir, dass
sie heu
ute den aktivven Part üb
bernimmt un
nd mich intellektuell
submisssioniert? Wird n immer so sein? Wird sie, ganz in
W es dann n
schwarrzem Plastikk über mich herrschen?? Noch bin ich
i
unentschlossen, aber ich lasse es sie nich
ht spüren. Disziplin
D und
d
Präzisio
on gehören zu unserem
m Spiel, und
d nur dann kann
k ich siee
benutzen wie ich es
e will.
Gehorsam gehorcht siie den Befehlen, um daas zu tun waas zu
tun ist. Lächelnd denke
d ich: „SSie brauchtt nicht langee. Sie geht lo
os wie
eine Raakete.“
Fasziniert beobachte
b i wie sie schnell
ich s hoch
hfährt. Sie ist gut
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konditioniert. Ich habe


h nicht lange dazu gebraucht, ihr alles
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beizubringen was ich mag. So wie ich es liebe, funktioniert alles

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perfekt.
Vor mir erscheint in unschuldigem Weiß der Hintergrund
meines Textprogramms. Eigentlich sollte ich mal ihre Festplatte
aufräumen, aber dazu ist später auch noch Zeit. Ein Bestseller, ein
Megahit und mein Bankkonto können nicht warten. Ich darf meine
Leser nicht enttäuschen.
Links oben blinkt sie, sie zwinkert mir zu. Sie kennt mich und
wartet auf meine Befehle, immer willig und bereit. Es juckt mir in den
Fingern, ich muss meine genialen Gedanken niederschreiben. Die
Menschheit musste zu lange warten. Es muss jetzt entstehen – mein
Buch, der Bestseller.
Links oben blinkt der Cursor und wartet auf die ersten
Buchstaben. Sie lebt, sie ist nervös, ich bin nervös, mir ist heiß. Sie
gibt mir Zeichen, sie ist heiß.
Wenn man liebt ist man verliebt oder man entliebt sich. Ich
spüre meine genialen Gedankengänge und bekomme Durst. Die
Steigerung von Durst ist durstig. Man ist satt, wenn man nicht mehr
hungrig ist. Was mache ich danach, wie soll es weitergehen? Ich finde
kein Wort für den Zustand, wenn man nicht mehr durstig ist.
Ich gehe noch einmal zum Kühlschrank, aber frischer
Orangensaft aus frisch gepressten Orangen ist aus. Kirschsaft ist auch
nicht da, aber Wasser aus der Leitung gibt’s im Überfluss. Ein Glas
kaltes, erfrischendes Wasser, frisch geklärt aus der Ruhr ist gut für die
Kondition. Nach dem ersten Schluck fühle ich mich noch topfitter. Ich
zögere. Leitungswasser enthält Pestizide und Östrogene. Ob sie die
Pille nimmt, oder womöglich verseucht ist. Erst gestern, weit nach

Seite 37
________________
______

Mittern
nacht waren
n wir doch zusammen
z in einem Ch
hat, wo ansständige
Mensch
hen nicht hingehen, un
nd nackte Frauen und Paare
P ihr Un
nwesen
miteinaander treibeen?
Was soll die Scham, das checken wir später. Der zukünfftige
Bestselller entsteht. Vor mir isst eine weiß
ße Fläche un
nd links obeen
blinkt der
d Cursor. Mir wird vo
or Glück sch
hwindelig – ich bin geniial und
mir ist nach einem
m klaren Graappa.
Warum heißt das Woh
hnzimmer eigentlich
e W
Wohnzimme
er? Es
müsstee Denkzimm
mer heißen. Ist ein Frau
uenzimmer so
s etwas wie ein
Harem und wie wiird es mir mit
m den siebzig glutäugiigen Jungfraauen im
Paradiees ergehen?? Sind die Mädels
M verscchleiert und
d ansonsten
n nackt,
oder ziccken die neett vollfleischig und mitt orientaliscchem Doppeelkinn
m Schmollmund rum? Icch bin voller spritziger Ideen für eeinen
unterm
Bestselller.
Im Hinterggrund läuft der
d Fernseh
her. Er stört mich bei m
meinen
Überleggungen. Ich
h drehe mich um und sehe es vor mir.
m Ich
erschreecke, ich bekomme Anggst und steh
he auf. Hintter mir ist d
die
Wand, rechts ist eine Wand und
u links auch. Nur vorr mir gibt ess noch
einen Ausweg.
A Bed
dächtig nacch Worten ringend
r gehe ich auf un
nd ab.
Ich schw
weige, denn
n was ich vo
or mir sehe ist die Hölle und nichtt das
Paradiees.
Vielleicht vermehrt
v ess sich ja und
d ich habe es
e nicht bem
merkt.
Ich setzze mich wieeder zu mein
ner Geliebten, an die Tastatur
T meeines
Compu
uters und du
urchsuche das
d Internett. Aber ich finde
f nichts über
seine Lebensgewo
ohnheiten. Wie
W liebt ess und wen? Es gibt nich
ht den
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kleinsteen Hinweis über die Wachstumsp


W hasen und die
d
Fortpflaanzungsmeethoden. Sexx im Interne
et ist auch nicht
n mehr das
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Seite 38
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was es einmal war, aber mir juckt es in der Hand und ich kratze mich

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am Skrotum.
Links oben blinkt der Cursor. Es ist die Aufforderung, meine
Gedanken niederzuschreiben.
„Miststück, du versuchst mich unter Druck zu setzen.“ Ich
spreche es nicht aus, aber meine Gedanken sind frei. Ich muss mich
gelegentlich mal entscheiden.
Ich kann es nicht, ich habe keine Gedanken, ich fühle mich
leer und ausgebrannt. Das Wasser schmeckt nach Leitungswasser. Ein
Grappa würde mir und meinem Magen jetzt gut tun, aber Grappa ist
auch aus. Bols blau ist noch da, aber ich hasse das Zeug, außerdem
hat die Flasche schon Staub angesetzt.
Das Geräusch des Fernsehers wird immer lauter und es ist
immer noch da. Warum geht es nicht? Lebt es hier? Hat es keine
natürlichen Feinde? Warum gebraucht es nicht seine Beine? Hat es
Beine?
Ich schaue vorsichtig über die linke Schulter. Es ist immer
noch da und mein Bestseller wartet.
Warum ist es sprachlos? Es gibt keinen Ausweg, der Cursor
blinkt und sie schnurrt. Gibt die Maschine mir Signale? Will sie mir
eine Botschaft senden? Ich verstehe sie gut, zu gut. Vor mir ist der
Bildschirm meines Computers. Hinter mir ist das Geräusch des
Fernsehers. Ich wage es nicht, mich dem Gerät zu nähern, es könnte
Entsetzliches passieren. Ich habe Angst und ich liebe meinen
Flachbildfernseher auch, aber anders. Nicht so wie meine Geliebte,
meine schöne, schwarze Maschine, meinen saugeilen Computer.

Seite 39
________________
______

Er ist weiblich und sie gehört aucch zu mir un


nd zu meineem
Leben, wie mein Namen
N auf dem
d selbstggetöpferten
n Namensscchild am
gedrehten Bändch
hen an der Tür.
T
Ich muss jeetzt einen Bestseller
B scchreiben. Ich
h bin dazu
n, ich weiß es. Ich kann
berufen n es schaffe
en, wenn ich
h es will. Ich
h gehe
noch eiinmal zum Kühlschrank
K k, zuerst an der Wand entlang durrchs
Wohnzzimmer, micch klein macchend und etwas
e gedu
uckt am Fern
nseher
vorbei, schweigend und den Blick
B auf me
ein Ziel gerichtet zur Kü
üche.
Was ist Zeiit? Zeit ist nur
n ein leere
er Raum und in der Ew
wigkeit
und in meiner Kücche gibt es keinen
k n Ende. Ich bin
Anfaang und kein
ganz en
ntspannt im e Komplizin steht unterr Strom.
m Hier und Jetzt. Meine
Strom ist
i gelb, abeer welche Farbe hat Ze
eit? Die Küch
he hat zartb
blaue
Fließen
n an den Wäänden, und die Decke ist
i grau und
d müsste maal
wiederr gestrichen werden. Die Spülmascchine muss ausgeräum
mt
werden
n, damit sie wieder beffüllt werden
n kann. Ein immerwährrender
Kreislau
uf von Pflich
hten bis anss Ende mein
ner irdischeen Tage - un
nd ich
kann deem Elend nicht entkom
mmen.
„Geiles Din
ng. Nur du bist
b mein einziger Trosst. Du warteest auf
meine Befehle.“
Hab ich das gesagt oder gedacht?? Sie möchtte gestreich
helt
n. Ich hab Bock auf sie und sie weiß es. Gedanken und
werden
Empfin
ndungen waarten darauff geschriebe
en zu werdeen und im
Kühlsch
hrank ist nicchts. Er ist weiß
w und leer wie der
Bildschirmhintergrrund.
Ich höre deen Dialog zw
weier Fraue
en. Die Stimmen komm
men aus
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dem Feernseher. Ich fühle micch wie hinte


er Gittern un
nd
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leidenschaftlicher Sex in der Stadt ist nur ein Gerücht, wenn man

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verheiratet ist.
Ich gehe einige Schritte auf und ab. Vier Schritte nach links
und vier Schritte nach rechts, dann wieder zurück. Dann durchs
Wohnzimmer zu ihr. Ich sehe auf meinen Bildschirm und ich sehe den
Cursor. Sie hat auf mich gewartet, meine Sklavin ist gewohnt zu
gehorchen.
Aber warum drehe ich mich jetzt um? Es liegt immer noch auf
dem Sofa. Eigentlich ist es ein putziges Wesen, wenn es mich nur
verstehen würde - irgendwie.
Ich schwanke zwischen Willen und Widerwillen. Es ist lustig,
wie es sich stundenlang mit dem kleinen grauen Spielzeug
beschäftigen kann. Eigentlich ist es ein pflegeleichtes Lebewesen. Ich
denke an meine Kakteen, die brauchen mehr Zuwendung. Mir fällt
Paul der Apostel ein, der vor langer Zeit zu den Korinthern sagte: „Ich
bezwinge meinen Leib und bringe ihn zur Dienstbarkeit.“ Da hat er
weise gesprochen, der alte Griesgram, und ich gehorche. Zwar treibt
mich meine niedere menschliche Natur an, das zu tun was ich nicht
für recht halte, aber allein durch die Kraft meines Geistes und meines
Willens unterdrücke ich die von meinem schwachen Körper
ausgehenden Versuchungen nach einem spontanen Mord. Ich zwinge
meinen Körper, sich nach meinem Verstand zu richten. Ich muss mich
um meinen zukünftigen Bestseller kümmern und setze mich wieder
an den Tisch. Der Cursor blinkt mich zärtlich an. Ich höre das leise
Schnurren ihrer Festplatte. Es sind Töne der Liebe und der
Sinnlichkeit. Ich berühre ihre Maus. Es gefällt ihr und der Cursor
zittert vor Erregung.

Seite 41
________________
______

Ob es imm
mer noch mitt seinem Sp
pielzeug rum
mmacht? Ich
h drehe
mich niicht um, aber ich höre es. Meine Nerven
N sind
d wie die Saiten
einer Stradivari geespannt.
Ist der Fern
nseher lauteer geworde
en? Die Grap
ppa-Flaschee ist
immer noch leer. Ich
I fühle mich ausgebrrannt und wie
w auf einer weit
abgeleggenen Insel mitten im Ozean. Einssam und unendlich verrlassen.
Ich schaue auf den Bildschirm un
nd dann sehe ich aus deen
Augenw
winkeln eine kleine Bew
wegung. Nicht das Sofaa in meinem
m
Wohnzzimmer ist seine
s Lebensgrundlage. Es sind diee Fingerspitzen. Sie
haben sich auf dem
m grauen Plastikkästch
hen bewegtt. Ich habe ees ganz
deutlich gesehen. Ich habe ess entdeckt. Es ist eine wissenschaf
w ftliche
Sensatiion. Die Eneergieströmee verlassen den Körperr und
konzen
ntrieren sich
h in den Finggerspitzen. Der Körperr ist nur ein
lästigess Anhängsel. Vor unend
dlich langerr Zeit habe ich
i einen scchönen
Körper geliebt. Er hat sich aussgedehnt. Er
E ist ohne Energie
E und
d ich
habe Hunger auf einen
e Chefsalat vom Itaaliener und eine Pizza Hawaii
mit Kässe der keineer ist.
Habe ich es nur gedaccht oder tatsächlich ausgesprocheen? Ich
höre ein Geräusch
h und es berreitet mir in
n meinen Oh
hren starke
Schmerrzen. Hier in
n meinem Raum,
R aus meinem
m Wo
ohnzimmer, von
meinem
m Sofa kommt eine meenschenähn
nliche Stimm
me, die zu m
mir
spricht: „Ich arbeitte den ganzzen Tag, du kannst dich
h auch mal u
ums
Essen kümmern.“
k
Das Geräussch des Fernsehers wirrd wieder laauter. Es stö
ört mich
immer mehr. Vor mir ist der weiße
w Bildschirmhinterrgrund. Sie wird
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ungedu
uldig, ich mu
uss ihr mein
ne Liebe zeiigen. Meinee Maschine lebt,
der Currsor blinkt ärgerlich
ä un
nd ich kann es ihr nicht übel nehm
men.
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Ob das Geräusch des Fernsehers mit den Plastikkästchen

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zusammenhängt? Ich stehe auf und gehe vorsichtig ein paar Schritte
auf das Plastikkästchen zu. Ich versuche danach zu greifen. Ich
schaffe es nicht. Zeternd und keifend halten feuerrote Krallen das
graue Plastikkästchen fest. Ich sehe den hasserfüllten Blick, der durch
mich hindurch zu sehen scheint. Meine Hand zuckte zurück. Sind das
noch die liebevollen und warmen Augen die ich mal kannte? Bin ich
noch wesentlich, oder nur eine lästige Sichtblende. Lebt das
unförmige Anhängsel noch oder wird es nur durch das graue
Plastikkästchen am Leben gehalten? Vielleicht ist das Spiel mit dem
Kästchen nur eine Art stille Revolution gegen die unerträglichen
Lebensumstände in meinem Wohnzimmer? Soll ich das Kästchen
einfach mit Gewalt an mich nehmen? Aber was geschieht dann mit
den Fingern? Kann man sie von dem Kästchen lösen? Stirbt der
unförmige Körper dann ab und was wird aus den Telenovelas, aus TV-
Kaiser und den Fernsehgerichten? Könnte es sich nach mir überhaupt
noch selbst versorgen? Wie wird es ernährt? Vielleicht mit
aufgeschnittenen Brötchen, zwischen denen ein grauer Fleischklops
liegt? Das Geräusch des Fernsehers wird wieder lauter.
Ich habe Hunger, ich brauche Energie. Entweder das Kästchen
oder ein Bestseller – ich gehe in die Küche und greife nach dem
großen Messer im Messerblock. Langsam ziehe ich es heraus. Es ist
ein japanisches Messer. Es liegt gut in der Hand und die extrascharfe
Klinge des Messers blitzt. Ich höre eine disharmonische Stimme aus
dem Wohnzimmer: „Kannst du endlich mal Abendessen machen,
oder hast du schon wieder nichts eingekauft.“

Seite 43
________________
______

Ich denke an
a das Lebeen mit mein
ner Geliebteen. Der Curssor
blinkt zärtlich:
z „Nu
ur du bist mein
m Leben. Nur dir geh
horche ich. TTu es!
Tu es jeetzt!“
Nur die Lieebe zählt. Ein Mann mu
uss sich entsscheiden kö
önnen.
Ich schreibe jetzt ein
e Buch. Ein Mann lieb
bt seinen Co
omputer. Icch muss
tun was ich tun muss.
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Frauentausch

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„Frauen sind austauschbare Instrumente
für ein stets identisches Vergnügen.“
Marcel Proust

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Du hast viel von mir erfahren und vielleicht kannst du mit mir
fühlen. Noch vertrete ich die Meinung, dass Mord keine Lösung sein
kann. Angesichts der rigorosen Beschränkungen durch die Legislative
muss es für einen intelligenten Mann auch Alternativen geben.
Darum behaupte ich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist,
eines der letzten Tabuthemen aufzugreifen und zu diskutieren.
Traditionelle Werte verfallen mit der gleichen
Geschwindigkeit, wie das Anspruchsdenken des verwöhnten
Bundesbürgers wächst. Kaum jemand erinnert sich an die Zeiten, in
denen das bewahren des Bewährten noch lebensbestimmend war.
Wir befinden uns am Anfang eines Jahrtausends des hemmungslosen
Ge- und Verbrauchs. Grenzenloser Konsum inmitten einer hektischen
Hetzjagd nach Neuem bestimmt das Leben des modernen Menschen.
Altes, Störendes und Bewährtes wird immer schneller und
gewissenlos entsorgt. Dieses „gelernte“ Verhalten der späten
Wirtschaftswundergeneration hat auch Auswirkungen auf Liebe, Ehe
und Partnerschaft. Es ist unübersehbar, die Keimzelle unserer
Gesellschaft befindet sich in einem Strukturwandel. Wer hat noch
Zeit und Lust, die Belastbarkeit emotionaler und vertraglicher
Bindungen bis an die Grenzen zu testen? Niemand, und das ist eine

Seite 45
________________
______

bedaueerliche Entw
wicklung, ab
ber nun mal nicht mehrr zu ändern.
Was sind die
d Ursachen
n? Was kann man tun, und wo lieggen die
Chanceen und Risikken für den interessiertten Mann? Diese Frageen
möchtee ich hier un
nd heute au
usführlich beantworten
n.

Plötzlich, erst
e unbewu
usst, dann im
mmer stärker spürt maan es -
es ist so
oweit. Eheliiche Lust istt nur noch abgehangen
a ne Vergangeenheit.
Unlust und Frust sind
s die Reaalitäten. Wie
e über Nach
ht hat eine
dere Art derr Lähmung die
besond d vor langger Zeit viellleicht glückliche
oder errträgliche Beziehung beefallen. Sexx, Kommunikation und Rock
´n´ Roll werden zur leidigen Pflicht
P und sind
s darum ein lästigess Muss.
Nun weiß ich, dass der Grund fürr Liebe, Parttnerschaft o
oder
Ehe niccht nur das Körperlichee ist. Es gibt auch noch andere Anttriebe,
die mirr momentan
n nicht einfaallen. Doch bedauerlicherweise veerfällt
auch deer allgemeine Gebraucchswert mitt zunehmen
ndem Konsu
um und
zur Wo
ohnzimmereeinrichtung passt sie au
uch nur nocch durch
Wegsehen. Vielleicht hängt man
m noch an
n ihr wie an
n einem alteen
Möbelsstück und die Entscheid
dung zwisch
hen Behalteen und Entssorgen
wird vo
on Tag zu Taag und Wocche für Wocche hinausggezögert.
Die Frage, warum solcchen Überle
egungen ein
n oft langwieriger
Entscheeidungsprozess voranggeht, ist schonungslos und
u einfach
h
beantw
wortet. Ersatz muss zeitt- und koste
enintensiv besorgt
b werrden,
und darin liegt diee eigentlichee Problemattik.
Jerry Lewiss gab mir deen wertvolle
en Tipp, dasss jeder Mann eine
Frau die Kopfschm
merzen hat, sehr gern gegen
g eine andere
a einttauscht,
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die wellche verursaacht. Vielleiicht hast au


uch du die Alternativen
A n von
Versteiigerung, Tau
usch oder Abschaffung
A g zwar prophylaktisch, aber
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ohne greifbares Ergebnis durchdacht. Eine zeitgemäße Idee muss her

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und zwar schnell. Die Welt wartet darauf und hier ist sie, die
überragende und erfolgreiche Lösung aller Probleme. Sie lautet:
„Frauentausch.“
„Frauentausch“ klingt zunächst einfach und nach einem
harmlosen Experiment für dekadente Großstadtbürger. In der
Theorie tauscht Mann mit beliebig vielen Gleichgesinnten solange die
Frau, bis der Zustand der größtmöglichen Zufriedenheit erreicht ist.
Aber ohne perfekte Organisation und weitreichende Verbindungen
scheitert das Vorhaben oft schon in der Planungsphase. Klare
Regelungen für einen reibungslosen und sozialverträglichen
Tauschablauf, ohne Einmischung des Gesetzgebers sind erforderlich.
Was liegt näher, als die bewährte, soziale Marktwirtschaft, mit dem
konträren Ideengut von Karl Marx zu kombinieren. Nur dann kann
Frauentausch in der gewünschten Qualität und Tauschfrequenz
funktionieren. Zum besseren Verständnis, werde ich dir die
wirtschaftlichen und organisatorischen Zusammenhänge etwas näher
erläutern.

In der durch kapitalistische Züge geprägten, sozialen


Marktwirtschaft, die auch heute noch den Turbo-Kapitalismus in der
Bundesrepublik Deutschland beeinflusst, bestimmen monetäre
Tauschmittel (Geld) und Bedarf (Nachfrage) den Wert eines Gutes.
Wenn für ein Wirtschaftsgut ein hoher Preis bezahlt wird, ist das Gut
seinen Preis in der Summe des bezahlten Geldes wert. Wenn der
Verkäufer einen Gewinn erzielt, hat er einen kapitalistischen
Mehrwert erzielt, den der Gesetzgeber gerechterweise mit der

Seite 47
________________
______

Mehrw
wertsteuer bestraft.
b Oder anders ausgedrückt
a t: Der Verkääufer
hat am Verkauf ein
nes minderwertigen Guts verdient, was für d
den
linksbeewegten Kleeingeist morralisch verdammensweert ist, aber
letztendlich unseren Wohlstaand erhält und
u den Finaanzministerr
erfreutt, denn der verdient
v miit.
In einer mo
odernen und funktionierenden Fraauentausch
hkultur
gibt es keine unmo
oralischen Gewinne,
G denn zwei Nutzer tauschen
gleichw
wertige Güteer. Der ausb
beuterische
e Mehrwert, den jeder
raffgierrige Händler als seinen
n Anteil auf eine Ware aufschlägt,
a
entfälltt. Alle Resseentiments, die
d der dresssierte Man
nn haben kö
önnte,
werden
n gegenstan
ndslos. Der neue Nutze
er hat zuerst einmal diee
Vorteilee einer neuen Frau und
d auf die Naachteile mu
uss der Andeere erst
mal kom nn der Tausschgutempffänger verstteckte Mängel
mmen. Wen
früher oder späterr entdeckt, entsteht ihm kein Schaaden, denn er
tauschtt sie einfach
h weiter und
d alle Beteiligten sind zufrieden.
z D
Diese
Vorgeh
hensweise entspricht
e einem bis daato noch niee erreichten
n Ideal.
ndlich ist daas universell einsetzbarre Volks-Weeib (VW) für den
Jetzt en
Nutzer und Verweender in greeifbare Nähe
e gerückt. Doch
D damit das
m des Frauen
System ntauschs au
uch funktion
niert, sind noch
n einige Hürden
zu überrwinden.
Die gebrau
uchte, aber meist für vielerlei Tätiggkeiten nocch
verwen
ndbare Eheffrau muss zuerst mit eiiner klaren und allgemein
akzeptiierten Werttdefinition, vergleichbaar mit den bekannten
b D
DIN-
Normen oder TÜV
V-Zertifizieru
ungen, verssehen werdeen. Nur dan
nn kann
nem alltäglicchen Gebrauchsgut ein
aus ein n von
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Nützlichkeitserwägungen gep
prägter Tausschwert enttstehen.
Oder anders, eher verrbalpopulär ausgedrückt: Man tau
uscht
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Seite 48
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nur, wenn die Alte dem Neuen lecker serviert wird, damit er seine

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leckere Alte gern abgibt, damit man mal wieder etwas Leckeres,
Frisches zum Nachtisch hat, und zwar so lange, bis einem das immer
gleiche Leckerchen zum Hals raushängt.
Damit kommen wir zur eigentlichen Problematik des
Frauentauschs. Einerseits weiß ich, dass es unendlich viele
Gleichgesinnte gibt. Ein weiterer Vorteil ist, dass in der
Bundesrepublik Deutschland zurzeit etwa 20 Millionen tauschfähige
Frauen verfügbar sind. Andrerseits verpuffen die Vorteile, wenn die
eigene Frau bewegungslos auf dem heimischen Sofa rumliegt, eine
ansprechende Tauschfrau dagegen vierhundert Kilometer entfernt,
vielleicht im Bayerischen Wald, oder in Haag in Oberbayern
unentdeckt und unbedeckt vor sich hin schmollt. Die eigentliche
Schwierigkeit des Frauentauschs ist unter solchen Voraussetzungen
nicht nur ein kommunikativ-logistisches Problem, sondern auch eine
gigantische Netzwerk- und Marketingaufgabe, die nur mit Hilfe einer
internetalen Frauen-Tausch-Plattform und einer schlagkräftigen
Vermittlungsorganisation, ähnlich den bekannten
Lebensversicherungsvermittlungsvertrieben zu lösen ist. Es bietet
sich darum geradezu an, eine regionale, nationale und internationale
Vermittlungsorganisation ins Leben zu rufen. Dieser gigantischen
sozialen Aufgabe habe ich mich gestellt, und ich kann dir und auch
interessierten Lesern die Gründung einer internationalen Frauen-
Tausch-Börse (FTB) verkünden.
In der ersten Phase können Tauschwillige ihre zu tauschende
Ehefrau, abzulegende Geliebte, oder ganz Allgemein ein
„Tauschobjekt“ (FTO) zur Registrierung in die FTB eintragen. Der

Seite 49
________________
______

Registrrierungsvorggang ist einffach und scchnell. Kosteen entsteheen in


dieser Phase nichtt. Ein kurzerr Fragenkataalog zur Bew
wertung deer
hen Merkmaale und Fäh
optisch higkeiten mu
uss möglich
hst
wahrheeitsgetreu ausgefüllt
a w
werden. Dazu einige Bild
der der
Tauschfrau „a la Nature“
N mit Vorder-, Se
eiten-, Rück- und Detailansicht
uploaden und an meine
m bekannte Email--Adresse seenden und d
die
Registrrierung ist feertig. Ledigllich bei erfo
olgtem Taussch fallen geeringe
Gebührren an, die bei den vielen Vorteile
en aber kaum ins Gewiccht
fallen.
Und das istt noch nichtt alles, denn
n es gibt noch mehr Vo
orzüge:
Der Tau
uschvorgang kann belieebig oft wie
ederholt weerden. Die eersten
Powersseller sind bereits
b aktivv und als reggionale Vermittlungspaartner
sehr errfolgreich.
Für risikofrreudige Inveestoren und
d interessierrte Frauen-TTausch-
Partnerr (FTP) ergeeben sich rieesige Gewin
nn-Chancen. Gern zeigee ich
dir, abeer auch solvventen Investoren gege
en Kapitalnaachweis und einer
Einlagee ab zehntau
usend Euro die Möglich
hkeiten an diesem
d lukrrativen
Marktssegment zu partizipiereen.
Festzustellen ist noch,, dass innovvative Fraueentauscher einer
weltweeiten Gemeinschaft von
n intelligentten und akttiven Wissenden
angehö
ören. Damitt du in der global
g etzten Welt der
verne
Frauentauscher dich nicht ein
nsam fühlst, und Gleich
hgesinnte u
und
Tauschwillige sofo
ort erkennstt, bekommsst du jetzt das geheimee
Erkennungszeichen zum Zugaang in diese
en exklusiven Kreis. Bistt du
bereit?? Streck jetzzt den Zeigeefinger deiner rechten Hand horizo
ontal
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aus. Daann hältst du die Hand mit deinem


m ausgestreckten Zeigeefinger
senkreccht nach ob
ben und etw
wa fünf Zenttimeter vor dein rechtees Auge
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(nicht das linke Auge, das rechte Auge und nicht „ins“ Auge, sondern

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vor dein Auge). Mit diesem Zeichen erkennen sich aktive
Frauentauscher in der Menge der Unwissenden. Bitte praktiziere das
Identifizierungsritual bei einer Ansammlung von mindestens zwei
Personen, aber verrate dieses geheime Zeichen in keinem Fall an
Uneingeweihte und schon gar nicht deiner tauschfähigen Frau.
Alternativ empfehle ich, das beigefügte Frauentauschzeichen
auszuschneiden, und gut sichtbar an der Vorder- oder Heckscheibe
deines Fahrzeugs anzubringen.

Vielen Dank für dein konspiratives Mitwirken.

Seite 51
________________
______

W
Warum Mord
dgedanken zur Liebe ggehören

Aufhörren wirst du
u zu fürchteen, wenn du
u aufhörst zu
u hoffen, deenn der
Hoffn
nung folgt die Angst. Beeides ist dass Merkmal eines
e abhän
ngigen
und in Erw
wartung derr Zukunft be
eunruhigten
n Gemütes.
Das lieegt hauptsäächlich daraan, dass wir uns nicht auf
a die Gegeenwart
einsteellen, sondern die Gedaanken in we
eite Ferne vorauseilen lassen.
Die Erinnerung
E bringt die Qual
Q der An
ngst zurück, die Vorausssicht
n
nimmt sie vo
orweg; niem
mand ist nur wegen deer Gegenwart
unglücklich!
S
Seneca, 5.Brie
ef

________________
______

Schüttle jettzt nicht miitleidig den Kopf. Was ich hier


beschreeibe, hat sicch tatsächlich so zugetragen. Aber du kannst es mir
glauben, ich hätte auch den Boden
B eleckt, auf dem sie gingg. Ich
abge
meine jetzt
j nicht die
d begrenzzte Zeit mit meiner mir damals
rechtm
mäßig, und mir
m aus heutte immer no
och unerkläärlichen Grü
ünden
angetraauten Frau. Inzwischen
n sind einige
e Jahre verggangen, und
d auch
meine Ehe ist Verggangenheit.. Ich meine Sina, also Petra,
P die sicch Sina
und wiee ich späterr erfahren habe,
h oft au
uch ganz and
ders nanntee, und
vermuttlich auch im
mmer noch nennt. Ich weiß,
w jetzt wird
w es
kompliziert, und vielleicht klin
ngt es für dich irritierend, aber ich
h hätte
es wirkklich und waahrhaftig un
nd noch viell mehr getan, wenn siee es
verlanggt hätte, waas sie aber nicht
n getan hat.
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Warum siee es von and


deren, aber nicht von mir
m verlangtt hat?
Auf diese Frage
F weiß ich
i bis heutte keine Anttwort, und iich will
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auch nicht mehr darüber nachdenken. Vielleicht ahnte sie nur nicht,

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wie weit sie mit mir gehen konnte und was ich für sie zu tun bereit
gewesen war.
Du fragst dich, warum ich dir meine Erlebnisse mit Sina, also
Petra, die sich Sina nannte, erzähle? Weil verheiratete Männer, wenn
sie ein bestimmtes Alter erreicht haben, häufig von so einer Art
Leichenfrust befallen werden. Die haben sich irgendwie mit ihrem
Leben arrangiert, und das war´s dann – denken die. Bei mir war es
nicht anders. Aber manchmal, ganz plötzlich und wenn du eigentlich
nicht damit rechnest, meldet er sich - dein Überlebenswille. Er packt
dich an deiner Seidenkrawatte, zieht langsam zu und spricht
freundlich, aber doch bestimmt zu dir: „Sei einmal in deinem Leben
stark und entscheide dich. Es gibt nur einen Mann im Haus. Vergiss
die Selbstzusammenschraubregale mit Riester-Rente, die dem Trend
deines Leibumfangs folgend immer größer werdenden Einkaufstüten,
die unendlichen Abwaschdiskussionen die dich zum nutzlosen
Domestiken degradieren. Vergiss den dir verordneten Deo-Roller und
die widernatürliche Sitzpinkelei. Verscheuch die Rotznasen, die
angeblich von dir sind und geh jetzt nicht zum gemeinsamen
Durchgeknalltensingen in die Waldorfschule. Sperr jetzt und sofort
deine die Gefahr witternde Frau weg, oder schick sie in die Küche wo
sie hingehört. Sie soll nicht mitlesen und du musst dich nicht
solidarisch zeigen. Sie würde es doch nicht verstehen. Sie hat hier
nichts zu suchen, denn es geht um dein Leben …“

Du siehst, der Überlebenswille ist ein ziemlich dominanter


Typ und das was er sagt klingt nicht nur für deine Ohren hart. Aber

Seite 53
________________
______

glaub es
e mir - einees ist so sich
her wie das Amen in deer Kirche: Auch du
wirst ess eines Tagees so und nicht anders erleben, wenn
w du erstt mal
mein Alter
A erreich
ht hast.
Das soll jettzt nicht übeerheblich klingen, denn das ist es nicht.
Es ist auch nicht die scheinbare Weisheitt des Alters, die mich zzum
Zynikerr gemacht hat.
h Altersw
weisheit gibtt es nur als platte
Entschu
uldigung für ein Samm
melsurium ge
elebter Erfaahrungen.
Warum es bei mir so war?
w Mir haat mein Übeerlebenswille
eindrin
nglich zugefllüstert: „Raoul du musst durchhallten und unter
allen Umständen die eiden, auch wenn die
d Kapitulaation verme
Einschläge unaufh
haltsam und
d immer sch
hneller näheer kommen..“
Was ich dirr damit sageen will, wirsst du vielleicht verstehen,
wenn icch dir meine ganze Gesschichte erzzählt habe.
An deinem
m gelangweilten Gesichtsausdruck kann ich deeine
Gedankken ablesen
n. Erzählte, und noch weniger
w gescchriebene
Banalitäten anderer Leute intteressieren dich nicht wirklich.
w Ich
h muss
zugebeen, meine Errlebnisse sin
nd auch nurr Alltäglichkkeiten, die jedem
von uns passieren können, wenn Zeit, Scchmerz und Perspektivve sich
nstellation befinden,
in der idealen Kon b um
m sich gegenseitig die
angstscchweißigen Hände zu schütteln.
s
Walk a mile in my sho enn sich alles in dir geggen den
oes, auch we
beschw
werlichen Weg
W des Versstehens strääubt. Schon
n bald wirst du
dich an
n mich erinn
nern. Spätesstens dann, wenn du dich
d verzweiifelt
fragst: „Sag mir wo
o die Jahre sind, wo sin
nd sie geblieeben?“
Du sagst, diese
d Frage stellt sich dir
d nicht, denn du hast noch
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Zeit? Wenn
W du dicch da mal nicht irrst. In der ersten Hälfte dein
nes
Lebenss kannst du alles erreichen und bewirken. Du hast Zeit. D
Du
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kannst üben, probieren und dir die „Hörner“ abstoßen. In der

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zweiten Hälfte vergeht die Zeit immer schneller und du brauchst
mehr Zeit für das, was du dir vorgenommen hast. Am Ende steht
immer und unausweichlich der Tod. Danach kommt nichts mehr.
Deine Witwe wird ein paar Tränchen vergießen, und sie wird mit
deinem Geld und deiner Rentenversicherung einen Jüngeren
finanzieren, der einer Jungen mit großen Titten vormacht, er habe
ehrlich verdientes Geld. Der Tod nimmt keine Rücksicht, ob du das,
was du dir im Leben vorgenommen hast, auch erreichen konntest.
So hast du es noch nie gesehen? Du hast noch nie bewusst an
das letzte Drittel deines Lebens gedacht?
Dein selbstgefälliges Lächeln kann mich nicht täuschen.
Morbide Gedanken gehören zum Anfang vom Ende, wie der
widerliche Gestank zu einem langsam verfaulenden Kadaver.
Du schweigst betroffen? Die Falten in deinem Gesicht
verraten dich. Du bist nachdenklich und bedrückt. Das ist gut so,
denn das was ich dir jetzt berichte ist die reine Wahrheit und nichts
als die Wahrheit, und es ist auch dein Schicksal.
Wie ich es bemerkt habe? Ich denke, es war die Routine.
Schleichend und zuerst vollkommen unbemerkt, fast wie von einem
kurzen Tag auf den nächsten, der sich in nichts von seinem
ereignislosen Vorgänger unterschied. Was hatte ich für eine Wahl?
Ich konnte nichts dagegen tun. Alles, vom frühen Morgen bis in die
Nacht war schon mal erlebt, und wie ein übriggebliebenes
Fertiggericht immer wieder verdünnt und aufgekocht.
Wenn du mich jetzt fragst, ob und warum ich alles so
geschehen ließ, kann ich dir keine vernünftige Antwort geben.

Seite 55
________________
______

Doch, etwaas hat sich verändert.


v Ich
I habe angefangen, n
nach
den Ursachen meiiner Empfindungen erfforschen. Ich muss zugeeben,
spontan und immeer öfter, aber nur damals und heu
ute nicht meehr,
habe icch an einen klassischen
n Mord gedaacht. Nicht blutig wie eein
Steak, eher
e gut ab
bgehangen, raffiniert ge
ewürzt und sorgfältig
tranchiiert, um dan
nn im Bewu
usstsein, dasss eine Grun
ndreinigungg auch
die letzzten Spuren
n beseitigen würde, den
n geleerten
n Teller in diie
Spülmaaschine zur Reinigung zu
z stellen.
Die Gedanken sind ja bekanntlich
h frei, und es
e blieb auch bei
der Theeorie. Ich haabe mich fü
ür eine ande
ere Tat entsschieden. Zu
uerst
habe icch begonnen, einige Worte
W aneinaander zu reiihen, aber ees
waren nur Hülsen ohne Inhalt, die keinen Sinn ergaben. Dann
entstan
nden Sätze, und jetzt isst so etwas wie ein umfangreichess Buch
daraus entstanden
n.
Du möchteest kotzen und
u meine morbiden
m G
Gedanken niicht
lesen? Es sind zu viele
v Seiten und das Lesen strengtt dich zu seh
hr an?
Das maacht nichts, du bist schon mitten drin
d – in meeiner, in dein
ner, in
unserer Geschichtte.
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Seite 56
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Jeder Anfang ist auch ein Anfang vom Ende

„Schon seit der Steinzeit bis heute - und es wird bis in alle Ewigkeit so
sein - ist es das unabänderliche Schicksal des gestandenen Mannes.
An einem Morgen wacht man auf und stellt fest, dass die Ehefrau
langweilig geworden, und was noch schlimmer ist, defätistisch das
Gegenteil glaubt, obwohl man es ihr gesagt hat.
Für den intelligenten Mann zur schweren Last wird die Gattin, wenn
man entdeckt, dass das alte Fleisch zwar noch willig, aber der
Verstand schwach ist.“
Paul van Cre

____________________

Als ich anfing an diesem Buch zu schreiben, war ich eine


männliches, jedenfalls dachte ich das, einundvierzigjährige und
verheiratete Kreatur, die sich am Anfang vom gefühlten Ende
sechzehn monotoner Ehejahre befand. Hinter mir lag eine relativ
sichere Zeitspanne, in der ich nur hin und wieder an die Rente, und
noch weniger an das Leben im letzten Drittel der mir vermutlich noch
verbleibenden Zeit dachte.
Warum ich so gleichgültig in den Tag hinein gelebt habe? Das
ist einfach zu erklären. Der tägliche Albtraum von Maloche und
Verbrauch hatte alles was im Leben wirklich wertvoll ist überlagert.
Aber was ist wirklich wertvoll und was ist im letzten Lebensdrittel
entbehrlich?
Haus und gut gefülltes Bankkonto ist gut. Das ist keine Frage,

Seite 57
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______

denn es gibt dir die Freiheit, das


d zu tun was
w du inneerhalb deineer
sozialen und hedo
onistischen Ansprüche
A tun möchteest.
Frau ist gutt, wenn du Kinder hastt. Kinder sin
nd gut, wenn du
eine Frau hast. Kin
nder ohne Frau
F sind sch
hlecht, und Frau und K
Kinder
sind au
uch schlechtt, wenn du unentwegt
u an die Freih
heit denken
n musst.
„Du musst dir keine Sorgen mach
hen, alles wird
w gut“, lau
utet die
Theoriee der Verdräänger. Ich behaupte,
b dass
d die Sorggen dann
beginnen, wenn die Erinnerungen verblaassen.
Eines schönen Tages und
u vollkom
mmen unverhofft begaann sich
mein Verstand
V z strecken. Plötzlich sah
zu regen und zu s ich es vo
or mir.
Ich, derr Rebell derr vor langer Zeit die We
elt verändern wollte, w
war zum
lustloseen Schreberrgärtner meeines kleine
en Lebens veerkommen.. Rein
rechnerisch und unter optimiistisch kalku
ulierten Vorraussetzunggen war
ich etw
wa zwanzig Prozent
P abggelebter Verrgangenheit eines, und
d zwar
meiness wertvollen
n Lebens miit einer mir vollkommeen fremden Frau
zusamm
men geweseen, von derr man nicht behaupten konnte, daass sie
das Sch
hießpulver erfunden
e haatte.
Mein Lebensglas war nicht mehr voll. Es war auch nichtt
halbvoll, die letztee Hälfte des Inhalts beggann sich im
mmer schneeller zu
leeren. Die Zeit waar wie im Flug mit eine
em Düsenjett an mir
vorbeiggegangen und ich hattee sie brav, so
s wie es seeit jeher den
n
gesellscchaftlichen Normen in einer zivilissierten Geseellschaft
entspricht, ohne Murren
M abgeeleistet.
Was mich noch
n zusätzzlichen deprrimiert hattte, war die
unspekktakuläre Au
ussicht auf weitere,
w klaar strukturieerte Jahre d
der
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letzten Hälfte meines Lebens, die wie graue Betonkklötze, nebeen


denen Panzersperrren wie Spielzeug für Kleinkinder
K wirken mussten,
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unbeweglich und unveränderbar vor mir lagen.

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Zu meinem Elend kam auch noch das tückische Zeit-Raum-
Volumen-Phänomen.
Du hast noch nie etwas davon gehört? Dann will ich es dir in
einer einfachen Form erklären. Je älter du wirst, umso schneller
vergeht die Zeit in einem immer kleiner werdenden Aktionsradius, in
dem du gefangen bist, während es aussieht, als ob sich alle Personen
wie aufgedunsene Körper in einer Leichenhalle ausdehnen.
Du musst mir zu meiner sensationellen Entdeckung nicht
gratulieren. Mir wäre es lieber, ich hätte niemals darüber
nachgedacht.
Wie ich darauf gekommen bin? Ich habe Zeit-Raum-Volumen-
Phänomen das erste Mal vor etwa fünfzehn Jahren am eigenen Leib
erfahren. Mir war der spontane Gedanke gekommen, dass eine
Bahnfahrt angenehmer und auch sicherer sein könnte, als der Stress
auf den überfüllten Autobahnen. Weg mit dem Risiko des
ungehemmten Verkehrs, rein in die geregelten Abfahrt- und
Ankunftszeiten. Einmal ganz entspannt im luxuriösen Intercity-Sessel
zurücklehnen und die Fahrt genießen.
Da saß ich also, zufrieden und mit einer guten Laune. Als
Autofahrer achtet man ja nicht so darauf. Anfangs, sozusagen als
unerfahrener Bahnfrischling, konnte ich mich noch am Blick aus dem
Zugfenster freuen. Die Aussicht war schön und die farbenfrohe
Herbstlandschaft, es war am Ende des dritten Jahresquartals, zog
immer schneller an mir vorbei.
Kennst du den dämmrigen Zustand, wenn man grenzenlos
vertraut und plötzlich schläfrig wird? Die Aufmerksamkeit lässt nach,

Seite 59
________________
______

denn man
m hat es sich
s behaglich gemachtt. Mit hochggelegten Beeinen
im häuslichen Fern
nsehsessel ist diese Erffahrung bessonders sch
hön.
uht und kann nicht weggrennen, de
Man ru enn der Willle wird von der
Bequem
mlichkeit manipuliert.
Ich erinnerre mich noch genau, ess war ein en
ntspanntes G
Gefühl
der Sich
herheit und
d des Vertraauens, damaals in meineem komforttablen
Bahnab
bteil. Von mir
m zuerst un
nbemerkt, fiel
f es mir im
mmer schwerer,
mich au
uf die vorbeeihuschende Landschaft zu konzen
ntrieren. Diie
Häuserr, Wiesen, Bäume
B und auch
a die Kirrchtürme saah ich nur n
noch als
einen Einheitsbrei
E . Die Zeit scchien stehen zu bleiben
n und gleich
hzeitig
immer schneller zu
u verrinnen
n. Trotz der schönen Heerbstzeit wu
urde
die Farbe der Land
dschaft mit der Dauer der
d Zugfahrrt immer graauer.
Die Auggen fielen mir
m zu und icch hörte die
e Stimmen der
d Mitreiseenden
wie auss weiter Ferrne.
Dann begann sich etw
was zu verän
ndern. In meeinem Wachtraum
hörte icch zuerst eine leise, fasst sanft flüssternde Stim
mme, die sicch nach
und nach zu einem
m hysterisch
hen, sich üb
berschlagenden Geschrrei
steigertte. Es waren die gellen
nden Worte: „Du sollst so lange mit
diesem
m Zug fahren
n, bis dass der
d Tod euch scheidet““ und eine riesige
Hand mit
m einem ausgestrecktten Zeigefin
nger deute auf
a mich. In
n
meinem ndlos auf fest
m Traum sah ich einen Geisterzugg vor mir, en
verlegtten Gleisen fahrend, jeden Tag und jede Nach
ht und nie w
wieder
anhalteend, weil die toten Seeelen der Mittreisenden den
d Zug niccht
mehr stoppen kon
nnten. Es waar eine Fahrrt bis zum vorbestimm
v ten
Ende, dem
d endgültigen Ende vor dem Niichts.
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Ich bekam grauenhaftte Angst und


d die Panik schnürte m
mir den
Hals zu. So war es nicht abgessprochen. Es
E war nichtt die verspro
ochene
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Sicherheit, es war eine raffiniert inszenierte Falle. Voller Entsetzen

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sprang ich auf und rüttelte an den Ausgangstüren, aber sie ließen sich
nicht mehr öffnen, niemals mehr. Der Geisterzug fuhr stampfend und
ratternd immer schneller und er hielt nicht mehr an. Für immer und
ewig sollte ich dazu verdammt sein, in diesem Zug zu fahren. Immer
die gleichen Erlebnisse mit den immer gleichen Mitreisenden,
solange ich noch dahinleben würde.
Dann sprach eine andere, eine gefährlich drohende Stimme
von oben zu mir: „Kontrolle.“
Ich spürte eine feste Hand, wie eine hart zupackende Kralle
auf meiner Schulter. Es war die pure Angst, die wie ein schweres
Halseisen meine Lebensgeister abwürgte. Schweißgebadet und am
ganzen Körper zitternd bin ich aufgewacht. Plötzlich sah ich klar.
Mein Leben ist zu kurz und zu wertvoll. Ich musste etwas verändern,
um zu überleben.
____________________

Resignation gehört nicht zu meiner Wesensart und ich neige


nicht zu Depressionen. Im Gegenteil, ich war ein aktiver Ehe-
Konformist und damals stand ich mit beiden Beinen fest auf der
Hochflor-Auslegeware. Doch was sollte ich tun? Mein Thalamus war
wie betäubt. Ich fand nichts Schönes und Ästhetisches auch nicht
mehr. Als lustvolle Geliebte und auch unter dem Aspekt der niedrigen
Bedürfnisse im Rahmen des Gewohnheitsrechts war meine Ehefrau
nur noch bedingt nutzbar. Sie war zwar willig, wirklich beschweren
konnte ich mich eigentlich nicht. Sie gab sich für mich hin, wenn es an

Seite 61
________________
______

manchen Samstaggen in der Nacht


N und nach der Späätausgabe d
der
Tagesth
hemen mal wieder an der Zeit war. Aber Sex mit ihr erfo
orderte
Konzen
ntration und
d Planung. Etwa
E so, wie
e wenn man
n als fanatisscher
Autofahrer mit der Straßenbaahn zum Zahnarzt fahren muss, w
weil man
schon vorher
v weiß
ß, dass man eine starke
e Betäubunggsspritze vo
or dem
kommeenden Schm
merz brauch
ht. Und nach
h der Einnah
hme von
Narkotika soll man
n ja bekanntlich nicht mehr
m schnelle Autos faahren.
Darum schob ich die
d Bohrterm
mine immer weiter hin
naus.
Auch die erotischen Wünsche
W me
einer Frau blieben
b mir
vollkom
mmen verbo
orgen, obwo
ohl ich dach h sie kennen
hte, dass ich
sollte. Ich
I wollte sie ja erfüllen, wenn ich
h einen Man
ngel oder eiinen
konkreten Bedarf erkannt hättte.
Was sollte ich tun? Geehorchen und leisten? Für meine
Wünsche hatte sicch schon lan
nge niemand mehr inteeressiert. Ich
musstee mich zufrieeden geben
n und mich fügen.
f Imm
merhin hattee ich
vierzig lange Jahree überstanden und mir war nun mal
m die Rollee des
Hauptaakteurs in einem Traueerspiel über die erfolgreeiche
Domestizierung deer Bestie Mann zugewiiesen. Letztendlich gab
b es für
mich nur noch die Wahl zwiscchen Destru
uktion oder Kooperatio
on, eine
Alternaative gab ess nicht.

Ich muss dich nicht an


nsehen, ich weiß es. Deein Gehirn b
beginnt
zu arbeeiten. Du haast nachged
dacht, du haast dich in deinem
Wohnzzimmer umggesehen und du kannstt jetzt mitdeenken. Spürst du
es auch
h? Das Umstellen der Möbel
M und neue
n Bilderr aufhängen
n reicht
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nicht aus, und mit ein paar Du


uftkerzen und softer Musik
M ist es auch
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nicht getan.

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Weißt du noch was geiler Sex ist? Für mich war der erste
Begriff nicht mehr existent und der zweite nur noch eine Betätigung
unter vielen anderen, die irgendwie zu meiner Ehe dazugehören
musste, wenn ich musste, weil sie wollte. Aber eigentlich waren es
bei mir nur Banalitäten, so wie bei dir und bei jedem anderen, dem
unerbittlich und schnell wie ein Intercity das fünfzigste Lebensjahr
entgegen kommt.
Routine, Besitzstand, Anpassung und Dauer sind die
wesentlichen Bestandteile des ehelichen Zwangs. Meine Ehe sollte
als Institution bewahrt werden und gleichzeitig wurde mein Recht auf
Freiheit brutal vergewaltigt. Ich ließ es geschehen, obwohl mir schon
lange klar war, dass unsere Bedürfnisse so unterschiedlich waren, wie
sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Aber noch konnte ich ganz
gut damit vegetieren, denn es gab auch Angenehmes. Immerhin war
die Wäscherei in meinem Ehekonstrukt nicht zu verachten. Das hatte
Vorteile, denn ich musste nicht lernen, wie und wann man eine
Constructa zum ordnungsgemäßen Funktionieren bringt und ich
weigere mich bis heute, eine Bedienungsanleitung zu lesen. Meine
Hemden waren immer ordentlich gebügelt, auch wenn ich an
manchen Tagen dabei eingeschlafen bin. Das gleichmäßige hin und
her des dampfenden Bügeleisens und der hasserfüllte Blick meiner
Frau am Bügelbrett waren für meine Nerven zu viel. Sie hat mir mein
Desinteresse am Bügeln noch Jahre danach vorgeworfen, als ob ich
eine Erbsünde begangen hätte. Dabei hätte ich zu gern mit einer
Anderen gebügelt, aber ich war verheiratet und daran durfte ich noch
nicht einmal denken.

Seite 63
________________
______

Gegen die Küchenleisttungen kann ich im Naachhinein au


uch
nichts einwenden.
e . Die zubereeiteten Speiisen waren schmackhaaft und
der Serrvice still un
nd hurtig. Allles was gessagt werden
n musste waar ja in
den vieelen Jahren schon weitgehend gessagt.
Meine Zelle war sauber, mit etwaa hundertundachtzig
Quadraatmetern seehr geräumig und auch
h stilvoll mö
öbliert. Ich h
hatte
als Rückzugsgefängnis alles was
w ich brau
uchte. Ein gu
ut ausgestattteter
Hobbyrraum im Keller war vorrhanden, wo
o ich mich mit
m kleinereen
Bastelaarbeiten besschäftigen konnte,
k wen
nn mir nach
h einer klein
nen
Handarrbeit zumutte war.
Lach nicht,, auch du haast dir eine stille Ecke geschaffen,
g in die
du dich
h zurückzieh
hen kannst, wenn du zu
u dir selber finden willsst.
Eigentlich und im Großen und Gaanzen konntte ich mich nicht
beklageen. Das matteriell Erreicchte war zu
ufriedenstellend. Die
Vergan
ngenheit hattte mir, durrch ein glückkliches Händchen in vieelerlei
Geschääften, einigeen finanziellen Wohlstaand, erkenn
nbar an sich
htbarem
Bauchu
umfang und ülle beschert, was
d gleichzeitigg abnehmender Haarfü
nach Aussage meines Friseurss auf meine
en erhöhten
n Testostero
on-
Spiegell zurückzufü
ühren war. Nur das bekkannte Plato-Zitat, nacchdem
nur Fraauen und Eu
unuchen über eine volle Haarpracht verfügen
n, kann
ich bis heute nichtt ganz nachvvollziehen, da meine Libido zusam
mmen
mit meeinem Haupthaar eine deutliche
d Flluchtbeweggung „nur w
weg von
dem“ entwickelt
e h
hatten.
Von meineer Versicherrungsgesellsschaft bekam ich regelmäßig
Briefe mit
m Fitnessaangebote fü
ür Senioren zugeschickt, und ich hatte
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immer etwas zum Essen und Trinken und


d meine Ferrnbedienun
ng für
den Fernseher. Allles in allem konnte ich mit frohem
m Herzen
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behaupten: „Eigentlich geht es uns gut.“

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Du ahnst es sicher schon, jetzt kommt das „Aber“, das immer
und hundertprozentig auf ein Lob oder eine positive Aussage folgt.
Der Zustand wäre noch schöner gewesen, wenn ich das „Gutgehen“
alleine mit mir und in grenzenloser Freiheit hätte genießen können.

Hast du schon mal an einen Mord gedacht? Wenn man es


nüchtern bedenkt, und alle sentimentalen Gefühle weg lässt, kann es
ein elitäres Vergnügen sein, dass sich nur Mutige gönnen. Ich bin
nicht mutig. Eigentlich bin ich ein Feigling. Nicht die Tat an sich
schreckte mich ab, sondern das Danach. Ganz pragmatisch betrachtet
fehlt mir auch heute noch das Know-how für einen ästhetisch-
perfekten Mord, mit anschließendem Vertuschen und Verstecken der
Leiche. Als reinlicher Mensch hatte ich auch Probleme mit der zu
erwartenden Sauerei auf dem Fußboden und in der Badewanne, und
als öffentlichkeitsscheuer Mensch war mir etwas bang vor der zu
erwartenden Publicity in den Medien.
Dann sah ich wieder die Vorteile meiner Ehe. Sie schuf nicht
nur die Ruhe die ich für meinen Narkoseschlaf brauchte. Ich
entdeckte auch eine neue Form der Ehe-Kommunikation. Das fing mit
der Ehesprache an, die das nicht mehr ausdrücken konnte, was ich
tatsächlich wollte.
Bei mir kam erschwerend hinzu, dass ich als Beteiligter das
Verhalten der Menschen unter extremen Bedingungen studieren
musste. Das ist etwa so, wie wenn du zusammen mit einer hungrigen
Löwin in einen Käfig gesperrt wirst, aber beide wissen, wie der Kampf
ausgehen wird. Die Löwin und in diesem Fall ich als Hauptdarsteller

Seite 65
________________
______

belauern sich gegeenseitig, um


m in einem günstigen
g M
Moment diee
Reißzäh
hne in den Hals des Sch
hwächeren zu schlagen
n, um ihn dann
genüsslich ausblutten zu lasseen. Du kannsst dir sicherr denken, daass ich
dabei den
d Kürzereen gezogen hätte.
Nicht dass ich mit Streeit und bluttrünstigen Machtkämp
M fen
leben musste,
m die kamen in meiner
m Ehe nicht vor. Es war mehrr ein
freundlich-kooperratives Ehe-Arrangement unter weeitgehend
keimfreeien Klima-B
Bedingungeen wie in ein
ner gut funkktionierend
den
Tiefküh
hltruhe. Fürr eine mir fremd geworrdene Frau war
w ich ein nicht
weiter störender Gegenstand
G estimmung zur Ernähru
d mit der Be ung der
Beteiliggten.
Ich wusste genau, dasss mein Nuttzen jeden Tag
T auf dem
m
ehelich
hen Prüfstan
nd genau ko
ontrolliert wurde.
w Die Prüf-Forme
P l war
einfach
h und einpräägsam: „Sch
haff Kohle ran
r Mann. Nur
N dann bisst du
ein guter Ehemann
n.“ Oder an
nders, etwass salopper ausgedrückt
a t
lautetee die Formel: „No moneey, no hone
ey.“
In Gedankeen schrie ich „Ich bin verheiratet, holt mich h
hier
raus“, aber
a ich hattte nicht den Mut, es laaut auszusp
prechen und
d
Amnesty International war daamit beschääftigt, öffen
ntlich für diee
Mensch
henrechte einzustehen
e n - allen Wid
derständen zum Trotz, nur
nicht fü
ür meine.

Der scheinbar für alle Zeiten unabänderlichee Zustand taat mir


in der Seele
S weh und
u ich war enttäuschtt. Nicht über meine Eheefrau,
sie konnte nichts dafür.
d Alles was mir in den Augen und Ohren
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unerträägliche Schm
merzen bereitete, ihre Nörgeleien
n, ihre ständ
dige
Unzufriedenheit und
u ihre ästh
hetischen und
u proporttionalen
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Seite 66
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Unzulänglichkeiten hatten ja eine Ursache. Aber bei wem sollte ich

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mich beschweren, die Gründe waren eindeutig in meiner Person zu
suchen. Voller Bitternis musste ich erkennen, dass ich nicht den Mut
und die Kraft besessen hatte mich aufzulehnen, also war ich
mitschuldig.
Ganz am Anfang hätte ich sie durch mein konsequentes Nein
vor der Unterschrift beim Standesbeamten retten können, aber
damals und angesichts der Umstände besaß ich nicht die Courage, so
ein klares Wort auch deutlich hörbar auszusprechen. Nur auf mir
lastete die gesamte Verantwortung, denn wir hatten uns Treue bis
zum Tod geschworen, und sie hatte den Schwur so interpretiert, dass
ich auch für ihr Wohlergehen zu sorgen hätte, bis zum bitteren Ende.
Oft habe ich darüber nachgedacht, wenn ich nachts einsam
auf dem Balkon oder einer regennassen Brücke stand. Mir war schon
früh klar, dass ich ein schlechter Ehemann war und lebend ein noch
schlechterer Ex sein würde. Ein verehrtes Leben nach meiner Ehe
konnte es nur im aufgebahrten Zustand als Toter und nach
Auszahlung meiner diversen Lebensversicherungen geben. Doch so
weit ging meine Opferbereitschaft noch nicht.
Alle meine Versuche, das unerträgliche Zusammenleben
durch friedliche Mittel, wie zum Beispiel dadurch, dass sie sich einen
Liebhaber nehmen, der sie, vielleicht durch mehr oder weniger
sanften Druck gebraucht aber immerhin übernehmen würde, waren
kläglich gescheitert. Niemand wollte sie und ich musste sie behalten,
so wie sie geworden war.
Unter diesen Umständen gab es nur wenige Möglichkeiten.
Ich hatte nur die Wahl zwischen zwei Taten. Die erste war brutale

Seite 67
________________
______

Gewaltt, die anderee der Ausbrruch. Als Me


ensch mit einer
e
humanistischen Leebenseinsteellung war die
d Entscheiidung schneell
getrofffen. Ich mussste mich, die
d eindeutigg identifizieerte Ursachee des
Übels, aus der Verrbindung un
nserer Ehe entfernen,
e d
damit sie w
wieder
ruhig leeben konntee.
Der Zeitpunkt war so günstig wie
e nie. Jetzt, in dem Mom
ment,
als ich das
d erste Mal
M begann meine
m Gedaanken niedeerzuschreib
ben war
der rich
htige Momeent für Veräänderungen
n. Veränderungen plantt man
nicht am Anfang einer
e Ehe. Das ergibt ke
einen Sinn, denn die
Hoffnungen auf einen guten Ausgang
A berlagern die Bedenken
üb n und
der Glaaube an einee rosige Zukkunft ist noch so stark und unverrrückbar
wie diee Kraft in deen Lenden. Doch
D das lässt nach un
nd am Schluss des
Lebenss bleibt zu wenig
w Zeit die kleinen Freiheiten
F zu
u genießen.
Mittendrin, dann wenn
w alle denken,
d dass es am schönsten ist,
müssen
n Veränderu
ungen mit allen
a Mitteln herbeigefführt werdeen.
Aber waren meine Üb
berlegungen
n triftige Gründe für einen
Ausbru
uch mit allen
n Konsequeenzen?
Komm mir jetzt nicht mit dem urralten Rat: „Ihr
„ hättet
miteinaander reden
n sollen.“
Wir haben es nicht geetan und es war gut so.. Nach mein
nen
ungen ist deer Rat, miteinander zu reden nur graue
Erfahru g Theorrie.
Tieferggehende Gespräche nacch langen Ehejahren fü
ühren zu nicchts.
Das hatt einen Grund. Wenn die
d Gefühle abgestorbeen sind, und
d die
Einstelllung über die Wesensaart des Partners als Vorrurteil fest
betonieert ist, dann
n erzeugen Aussprache
en nur Kämp
pfe um absttrakte
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Machtvverhältnissee mit kriegeerischen Erscheinungsfo


ormen von
Unterw
werfung, Un
nterdrückun
ng und Beuttezügen. Eheliche
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Seite 68
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Aussprachen enthalten brisanten Konfliktstoff in unvorhersehbarer

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Menge, ausreichend für viele Monate Ehekrieg. Verständnis,
Akzeptanz oder eine faire Auseinandersetzung mit den Gefühlen des
Partners ist nicht mehr zu erwarten.
Ich wusste, wenn ich über meine spontanen Bedürfnisse offen
und ehrlich sprechen würde, wären schwere Disharmonien
unvermeidlich. Unbestreitbar war ich zu einem kleinen Ehefeigling
verkommen, bei dem der Selbsterhaltungstrieb noch normal
funktionierte.
Heute, mit zeitlichem Abstand habe ich die uralte Kriegerregel
verstanden, nach der die besten Kämpfer unverheiratet sind. Zu einer
funktionierenden Ehe gehören Knebel und Fesseln, die die Namen
„Bausparverträge“, „Kinder“ und „Versicherungen“ tragen. Zu einer
guten Ehe gehören weder Rebellion noch Freiheit.

Für mich war es ein schwieriger Zustand zwischen


Bewusstsein und Möglichkeiten. Ich wusste genau, was mir fehlt,
aber ich hatte in meiner Situation nicht die geringste Chance es zu
bekommen. Die Tür an meinen Käfig war fest verschlossen. Der Tag
war nach strengen Regeln verplant und in der Nacht hatte ich, wie es
der Brauch ist, Zuhause zu sein. Ich war Gefangener in meinem
eigenen System von täglicher Produktion, Verbrauch und
Ausscheidung, ohne die geringste Chance auf Veränderung des
scheinbar immerwährenden Kreislaufs.
Dabei war die Lösung für meine Probleme ganz einfach. Ich
hätte seelsorgerische Hilfe benötigt. Natürlich hatte ich sehr präzise
Vorstellungen von meiner persönlichen Seelsorgerin. „Sie“ sollte

Seite 69
________________
______

nicht nur meine seeelischen Qualen


Q lindern, sie solltee auch mein
nen
intellekktuellen Anssprüchen geenügen. Ich
h brauchte etwas
e für m
meinen
Geist. Ach
A ja, fast hätte ich ess vergessen. Meine Wu
unschseelso
orgerin
sollte auch
a noch meinen
m ästh
hetischen Vo
orstellungen nahe kom
mmen.
Aber wo
w waren diee gutgebauten Retterin
nnen mit Hiigh-Heels am
m
schlankken Fuß und
d stramm sitzenden Strrapsen am glatten
g Scheenkel,
die mirr in meinen Seelenqualen hätten beistehen
b können? Es iist
immer die gleiche Enttäuschu
ung. Wenn man
m die helfende Hand
d der
Leute mal
m brauchtt, sind sie niirgendwo zu
u finden, od
der wollen b
bezahlt
werden
n.

Du kannst es mir glauben. Ich gab mir alle Mühe


M und icch habe
mich überall umgeesehen, sow n stark eingeschränkter
weit es mein
Bewegungsradius zuließ. Abeer mein verzzweifelter Hilferuf:
H „Sag mir
wo die Frauen sind
d, wo sind sie
s gebliebe
en“ blieb ungehört und
d ich
stand es
e durch. Ich
h wurde niccht schwul, weil ich keine Frau abkkriegen
konntee. Harald Sch
hmidt sagtee in einer ve
ermutlich äh
hnlichen Sittuation
einmal: „Das ist nicht so wie bei
b den Lesben.“
Zwar war mir
m klar, dasss man in Notsituationen größere
Abstricche vom beaanspruchten Lebensstaandard macchen muss. Ich war
auch beereit, meinee Bedürfnisse bis auf ein kaum no
och erträglicch-
ästhetisches Minim
mum zu red
duzieren. Ab
ber in meineem näheren
n und
weitereen Bekanntenkreis gab
b es niemand, der auch
h nur annähernd
meinem
m Ideal entssprach. „Un
nsere“ Freun
nde und Bekannten
bestanden aus Günter und seeiner unförm
migen Carm
men, Agatha mit
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strähnigen Haaren
n und Rolf mit
m Oberlipp
penbärtchen, Alfons un
nd
voluminöser Bärbeel und ähnliich unattrakktiven Zweierbeziehun
ngen.
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Seite 70
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Und die wenigen, mit vielen Abstrichen an meiner inneren Checkliste

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infrage kommenden, weiblichen Personen waren in einer für mich
unzugänglichen Sicherungsverwahrung.
In meiner verzweifelten Vorstellung mied mich das wahre
Leben, als ob ich Mundfäule hätte. Es hatte mich übersehen, nicht
mehr beachtet und mich allmählich vergessen. Ich war zu einer Art
Relikt aus der Vergangenheit geworden. So ähnlich, wie wir heute mit
wohligem Gruselschauer Dinosaurier und ähnlich ausgestorbenes
Getier betrachten.
Den größten Schock bekam meine labile Psyche, als ich mit
Freunden in einer Szenekneipe saß und die zugegeben sehr junge
und offensichtlich kurzsichtige Biernachschubverwalterin die neben
mir Sitzenden reihum mit einem herzlichen „was kann ich dir
bringen“ und mich mit einem kühlen „was möchten Sie trinken“
begrüßte.
„Du bist Megaout“ war die unüberhörbare Botschaft und Jim
Morrison sprach mich direkt und ohne Umschweife aus dem Jenseits
an: „This is the end, my friend” und das musste ausgerechnet mir
passieren. Immerhin lag ich mal drei Tage vor Woodstock,
eingeschlossen im Dreck und zugekifft. Und nicht zu vergessen, ich
hatte wie ein gut genährtes Karnickel für Love and Peace gevögelt,
damit es die heutige Jugend mal besser hat. Ich konnte von mir
behaupten „Ich war damals dabei“, und on the road again. Jimi hatte
mir eine Foxy Lady versprochen, und ich hatte im Vertrauen auf die
Versprechungen eine große Schallplattensammlung der späten
sechziger, aber auch der frühen siebziger Jahre des letzten
Jahrhunderts zusammengetragen. Auch meine voluminöse und von

Seite 71
________________
______

meinerr Frau gehassste Comicssammlung war


w beeindrruckend, un
nd die
Begriffee „Harley“ und
u „Easy Rider“
R waren mir nicht ganz fremd
d. Mit
solchen
n Verdiensten stand mir eine klein
ne Freiheit mit
m einem
bisscheen exzessiveem Freivögeeln für den Weltfrieden
W n, und dazu einer
kleinen
n Orgie hin und
u wieder, rechtmäßiig zu.
In meinen postkoitaleen Tagträum
men sah ich alles noch eeinmal
vor mirr, als ob es erst
e gestern
n gewesen wäre.
w Siebzeehn Jahr un
nd
Stretch
h-BH (mit Metallbügel
M u verwirrrenden Haken, was zu einem
und
ersten Tasttraumaa geführt haat). Die putzzigen Bärchen auf den
hellblau
uen Frotteeeslips unter den unübe
erwindbaren
n Sloggi-Fesstungen
meinerr ersten Lieb
ben. Der heellblaue Haschischkuchen mit den
silberneen Liebespeerlen. Die Freude über das lang errsehnte
nensertuch und mein erster
Palästin e eigen
ner Pflasterssein. Die Deemos
auf dem
m Kurfürsteendamm geggen Imperiaales und irgendwas
Weltum
mstürzleriscches. Alles nur
n noch verklärte Held
dentaten eines
schütteeren Veteraanen im Epizzentrum de
er Spießigkeit. Meine
Diagno
ose war klar und katastrophal ernü
üchternd, daas Alter ist nichts
für Feigglinge. Ich liitt an einer schweren Sinnkrise,
S fü
ür jeden
Wissen
nden sofort erkennbar. Die wenige
en noch leb
benden Junggs aus
„My Geeneration“, Robert (de Niro), Mickk (Jagger) und ich wareen nach
einer viel zu kurzen Zeitreise im mittlere
en Alter anggekommen.
Mein stilles Leiden un
nd mein verzweifelter Schrei
S „Lassst mich
zu eineer netten Fraau die mich
h versteht“ waren
w nichtt mehr zu
übersehen. Aber es
e verstand mich niemaand, weil diie Zeichen vvon
einer gleichgültigeen Gesellsch
haft nicht wahrgenomm
w men wurden.
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In dieser scchweren Ph
hase fand ich bei Albertt Einsteins
Relativitätstheorieen Trost und
d Hilfe „Alle
es Relative ist modifizieerbar“,
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und „die verbrauchte Energie für ein Problem, darf nicht größer sein,

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als der zu erwartende Energieschub für die Lösung“ waren sein Rat
und meine allerletzte Hoffnung. Außerhalb meines kleinen
Lebensraums wartete ein Universum der Möglichkeiten auf mich, den
dressierten Ehemann. Mir wurde klar, ich durfte nicht länger säumen,
denn ich war schon weit in den Jahren vor. Es war an der Zeit für
einen Aufbruch in eine neue Welt. In eine Welt, die nur darauf
wartete, von mir neu entdeckt zu werden.
Meine Phantasie half mir über manch schlaflose Nacht
hinweg. Ich war in hohem Maß anfällig für das, was man mit dem
Begriff „Versuchung“ nur Bruchstückhaft umschreibt. Nur um meine
egoistischen Bedürfnisse zu befriedigen, sah ich andere,
vorzugsweise weibliche Menschen, nicht als gleichberechtigte und
freie Subjekte mit einem Anspruch auf Respekt und Glück. Ich sah
diese Wesen in verdammenswerter Weise (heute bereue ich es
zutiefst) als seelenlose und nutzbare Objekte, über die man Ex-und
Hopp verfügen kann, sofern man über die notwendigen Ressourcen
verfügt. Ich weiß, solche Gedanken gehören nicht zu einer guten Ehe,
und schon gar nicht zu einem moralisch gefestigten Menschen. Aber
noch hatte ich die eitle Vorstellung, Herr über meinen eigenen Willen
und der Beherrscher der Geschehnisse zu sein. In meiner Situation
sah ich nur noch einen Ausweg: Exzessiver Sex bis zum Umfallen mit
einer mir fremden, aber saugeilen Frau.
Und dann geschah es. Mein Überlebenswille packte mich
wieder einmal am Hals und flüsterte mit drohendem Unterton in der
Stimme zu mir: „Bevor du an deinem moralischen Leben zugrunde
gehst, musst du etwas ändern, sonst spreche ich nie wieder mit dir

Seite 73
________________
______

und ich
h werde dein Gehirn un
nd deine Eie
er amputierrten.“
Ich nahm diese
d unmisssverständliche Drohun
ng ernst und
d
beschlo
oss, meine Einstellung
E m bisherigen Leben zu äändern.
zu meinem
Dazu geehörte zuerrst einmal ein
e umfassender Leben
nsplan um m
meine
Absichtten kunstvo
oll zu versteecken. Meine kriminellee Energie fin
ng an
sich zu entwickeln
n und ich fan
nd Spaß darran. Ich beggann, wie ess sich
für eineen vernünfttigen und veerantwortungsbewusstten Mensch
hen
gehört,, mit einer strategische
s en Bestandssaufnahme..
Meine Vorraussetzunggen waren gut.
g Ich hattte damals das
richtigee Alter, dazu
u die Erfahrrung (dachte ich), das nötige
n Klein
ngeld
(dachtee ich auch), und die notwendige, gewissenlos
g se Cleverness
(dachtee ich ebenfaalls) um mal etwas zu wagen.
w Den
n unbemerkten
Ausbru
uch aus eineem sicheren
n Hochsiche
erheitsverpfflegungsgefäängnis,
um nacch einigen heimlichen
h F
Freigängen meine Restt-Lebenszeit in
Ruhe und Frieden und nur miit mir und meinen
m verkklärten
Erinnerrungen abzu
usitzen.
Bitte glaub
b mir, es wääre nur eine ganz kleinee, eine winzzige
Flucht geworden.
g „Nur einmaal kurz ausb
brechen und
d dann komm ich
sofort wieder
w zurü
ück“, versprrach ich mirr bei allem was
w mir irgeendwie
noch heeilig war. Fü
ür die Lust hatten
h mir meine
m Trieb
be die Erlaubnis
gegebeen. Für mein
nen Freiheittsdrang hatte ich die Genehmigun
G ng
meiness Geistes. Und mein zu beruhigend
des Gewisseen erfand eine
Vielzah
hl unschöner Bezeichnu
ungen für meine
m liebe Ehefrau. Veernunft
und Mo
oral? Es war mein rückksichtsloser Wille, der die
d beiden
Stänkerer schon irrgendwie üb
berreden würde.
w Ich wollte
w nur no
och
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einmal das unbescchreibliche Gefühl frem


mder, weiblicher Haut sspüren,
und den frischen, vaginalen Geschmack
G einer jungeen Unbekannten
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auf der Zunge. Wenn jemand ein Anrecht darauf hatte, dann gab es

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nur einen auf der Welt: Mich.
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Wie es im Leben so ist, man muss nur warten können, denn


alles was geschieht, geschieht, weil es zu einem vorbestimmten
Zeitpunkt so geschehen soll. Arglos stieg ich aus dem Zug, der mich in
eine mir fremde Stadt gebracht hatte. Mit diesem kleinen Schritt, der
ein großer Schritt für mein zukünftiges Leben sein sollte, beginnt der
zweite Teil meiner Geschichte. Auch ich konnte meinem Schicksal
nicht entrinnen, und die Liebe auf den sprichwörtlichen ersten Blick
traf mich vollkommen unerwartet.
Nüchtern, mit leichten Kopfschmerzen und an einem
regengrauen Dienstag setzte ich vor meinem linken den rechten Fuß
auf den Bahnsteig des Bahnhofs einer süddeutschen Stadt am
Neckar, die aus für mich unerfindlichen Gründen ein sexuell
verstörtes Käthchen zu einer Art Maskottchen erhoben hat. Der
Grund meines Ausstiegs war eine an eine Freifahrkarte gebundene,
berufliche Aktivität, weil es nicht zu meinen Gewohnheiten gehört,
mich planlos von Bussen und Bahnen durch die Gegend kutschieren
zu lassen. Ich sollte meine Meinung zu einem technisch-fachlichen
Thema, anlässlich einer kleinen Veranstaltung vortragen und ich war
gewillt es zu tun, denn es war ein gut bezahlter Auftrag für wenig
körperliche Arbeit. An das Thema meines Vortrags kann ich mich
nicht mehr erinnern und mit Einzelheiten meiner üblichen
Ausführungen möchte ich dich nicht langweilen. Ich kann mich aber
noch sehr gut daran erinnern, dass ich irgendwann zwischen den

Seite 75
________________
______

mehr oder
o wenigeer schläfrigeen und geisttig abwesen
nden Teilnehmern
des Sem
minars, klugge blaugrau
ue, mich geb
bannt anseh
hende Augeen
wahrgeenommen habe.
h
Wenn ich daran zurücck denke, dann hat allees mit der
langsam
me Verengu
ung meines Blickfelds und
u der gleiichzeitigen
Ausblendung der Statisten
S beegonnen. Mitten
M in derr Menge der
teilnahmslos dasittzenden Körrper saß sie, mit einer Ausstrahlun
A ng die
mich au
us der Fassu
ung brachtee. Endlich war
w sie da. „SSie“ auf diee ich so
lange und
u sehnsücchtig gewarrtet hatte, und
u sie begaann mit ihreer
Präsenz den Raum
m zu füllen.
nen Herzen kommendees „Gott sei Dank“
Ich weiß, ein vom rein
wäre in
n diesem sp
pirituellen Moment
M anggebracht gewesen. Ich habe
h war zu aufgeregt. Nach den langgen
den Dank vergesseen, denn ich
Jahren der Einsam
m- und orgiastischen En
nthaltsamkeeit, verspürtte ich
zum ersten Mal deen gerechteen Willen de
er Götter, die behutsam
m und
doch wohldurchda
w acht die Gesschicke des guten Men
nschen leiteen. In
ihrem unergründli
u ichen Wolleen hatten sie beschlosssen, mich au
us
meinem
m Jammertaal herauszuführen und meine durch seelischee
Vergew
waltigung errzwungene Treue zu be
elohnen. Welcher
W Gottt der
Wohltääter war, weeiß ich nichtt, aber ich nehmen
n mitt gutem Gew
wissen
an, dasss er männliich und mir damals zuggetan war, denn
d er hattte mir
in seineem unergrü
ündlichen Wollen
W die Scchönste derr Nutzbaren
n und
die Zweeckdienlichsste für mein
ne kleinen Bedürfnisse
B e geschickt. Ich
spürte es sofort. Sie
S war da, die
d inspirierrende Engellin, die mein
n
trostlosses Leben aufpoppen
a s
sollte. Die den
d Auftrag hatte, mich
h sanft
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an der Hand zu neehmen, um mich ins geile Paradiess mit Honigb


brot
und lusstvollen Spieelen zu führren. In diese
em Momen
nt verstand ich,
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dass Verbrechen und Gesetze untrennbar zusammen gehören

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müssen, weil sie sich suchen und finden, und weil sie ohne den
Anderen nicht existieren können.
Obwohl ich bekennender Atheist und Ketzer war und auch
heute noch bin, ist mein Glaube an eine überirdische und alles
steuernde Macht seit diesen Minuten unverrückbar. Wir gehörten
zusammen und nur wir waren das ideale Paar. Von mir war es
gegenseitige Liebe auf den ersten Blick, denn ihre Gefühle kannte ich
ja noch nicht, aber das was ich sah, war Versprechen genug. In
diesem Moment des ersten Blicks konvertierte ich vom bekennend-
gläubigen Heiden zum Glauben an den Allmächtigen. Ich schickte ein
Stoßgebet nach dem anderen in Richtung Himmel.
„Hilf, Teufel mir die Zeit der Angst verkürzen, Mag´s schnell
geschehen, was muss geschehen?“
Ich wollte dieser Frau nahe sein. Koste es was es wolle. Ich
beabsichtigte sie zu besitzen, und sie, ich ahnte es noch nicht, war im
Auftrag der Götter unterwegs, um mit mir zu spielen.
Vielleicht fragst du dich, was die Götter damit zu tun hatten?
Warte noch etwas, ich werde es dir erzählen. Ich bekam die Antwort
auch erst einige Monate später.
Zwar konnte ich allem wiederstehen, nur nicht der
Versuchung, und schwach wie ich damals war, war ich mental schon
vor langer Zeit aus meiner Ehe ausgebrochen. Aber meine Ängste und
Skrupel wollten mich mit Macht ins ungeliebte Gefängnis
zurücktreiben, nur damit meine Erinnerungen und meine
schmerzenden Hoden mich später mal kräftig auslachen konnten.
Was blieb mir anderes übrig? Ich brauchte qualifizierte Hilfe.

Seite 77
________________
______

Mein Ausbruch
A mu
usste professionell abggesichert werden. Die
etablierten Versich
herungsgessellschaften konnten mir
m dabei niccht
helfen, darum bott ich ihm, deem allmächttigen Schöp
pfers des Ho
omo
(Erectu
us) Sabiens, und darum
m um die Sorrgen und Nö
öte seiner
Geschö
öpfe wissenden Welten
nlenker eine
en, nach meeiner Einsch
hätzung
interessanten Deaal an. Ich fing an zu beten: „Wenn du mir diesse Frau
beschaffst, dann kannst
k du allles von mirr haben, und
d ich werdee ihr
Sexsklaave sein, sollange sie ess will“, war mein
m demütiger Vorsch
hlag.
Du wirsst es nicht glauben,
g aber mein Gebet wurde erhört,
e und meine
n Erfüllung gehen.
Wünsche sollten in

Inzwischen
n sind schon
n einige Jahre vergangeen und daru
um
weiß icch nicht meh
hr genau, welcher
w Reizz es geschaffft hatte, diee
Triebe in den längst vergessenen Brennkkammern meiner
m
Einbildungskraft zu entzünden. Vielleicht war es aucch nur die
me von Inteeresse an meinen
Annahm m Ausführungen, die
d ich dam
mals,
vermuttlich vollkom
mmen fälsch
hlicherweisse, als Anbetung meineer
Person wegen meiner pseudo
ointellektue
ellen Ausfüh
hrungen
interpretiert hattee. Es kann auch sein, daass ich nur hochgradig
h anfällig
für jedee noch so banale Versu
uchung und
d süchtig nach Anerken
nnung
war.
Zugegeben
n, mit so ein
nem Prachtsstück vor deer Nase warr es
nicht scchwer mich
h zum religiö
ös motiviertten Bittstelller zu machen.
Eigentlich war es ein
e ziemlich
h plumper Versuch
V mich zu
mpieren. Dass banale Sch
korrum hicksal wolllte sich meinen privateen
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Interesssen bemächtigen und es wollte auch noch krräftig geschmiert


werden
n. Andrerseits muss maan auch saggen, dass deer Mensch im
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Glauben stark sein sollte. Wären meine Gebete nicht erhört worden,

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wäre vielleicht alles ganz anders gekommen. Aber es hat sich nun mal
so ereignet, und ich musste die Konsequenzen tragen. Ich, der Ketzer
hatte dem Chefgott einen Deal angeboten, und für meine egoistische
Einstellung hat er mich bestraft. Dafür bin ich ihm heute und wie es
sich gehört dankbar. Denn die Erfahrung hat mich klug gemacht, und
ich konnte mich mit der Gewissheit trösten, dass die Unerfahrenen
und Mutlosen die Dummbeutel sind, denn ich hatte es gewagt. Am
Schluss der Episode hat „Der da Oben“ alles von mir genommen. Ich
hatte es ihm am Anfang versprochen und Versprechen soll man ja
bekanntlich halten. Heute bin ich bei ihm schuldenfrei, jeder von uns
geht seiner Wege. Er lachend mit seiner Beute und ich mit meinen
Erfahrungen, von denen ich dir heute erzähle.
Doch bevor ich mit meinen Erinnerungen zu weit abschweife,
kommen wir zu dem denkwürdigen Tag in Heilbronn zurück.
In meinen Augen war sie wunderschön. Allerdings denke ich
heute, dass eine arglos hin und her huschende Maus beim Anblick
einer schillernden Gift- und Würgeschlange so ähnlich empfindet. Es
war der Beginn eines Prozesses, vergleichbar mit der Kernschmelze in
einem Atomkraftwerk, der mein Leben und meine Zukunft verändern
sollte.
In diesen geheiligten Minuten bekam ich spontan eine
mächtige Erektion. Gleichzeitig hatte ich den Faden meines Vortrags
und dazu meine eisernen Grundsätze über die Heiligkeit der Ehe
verloren, und dankbar über das Erstere, fand ich beide nicht wieder.
Nun weißt du, und auch ich weiß es, dass es Situationen gibt,
in denen sich auch eher zurückhaltende, weil verheiratete Männer,

Seite 79
________________
______

mutig und
u unverw
wundbar füh
hlen. Für mich war der durchaus
denkbaare Dolchsto
oß an der Heimatfront
H nichts gegeen die
Heraussforderung der
d graublauen Augen für die ich nur noch Augen
hatte. Im
I ehelicheen Felde mo
oralisch unbesiegt, wurrde ich mit d
dem
Speer der
d Versuch
hung aus deem Hinterhaalt beworfen
n und an meiner
schwäcchsten Stellee getroffen, dort wo icch aus Wohllstandsgrün
nden
nicht mehr
m hinseh
hen konnte.
Wenn du mich
m in diessem Momen
nt gefragt hättest: „Waas
würdesst du tun? Zu
Z was wärsst du bereit,, um sie zu bekommen
n, und
um mitt ihr an eineen fernen Ort zu versch
hwinden?“
Ich hätte dir
d ohne zu zögern
z ntwortet: „IIch ziehe hier und
gean
jetzt ein Baströckcchen an und
d führe eine
en hawaiian
nischen
Fruchtb
barkeitstanzz auf, wenn
n es hilft.“
nnten wir uns
Du hast miich nicht gefragt, denn damals kan
noch nicht. Aber mein
m Wille musste
m als unabänderli
u iche Folge aauf den
Verfall meiner Weertvorstellun
ngen gesche
ehen. Denn
n nach dieseem Blick
war es so gewiss, wie
w die Sün
nde zur Morral gehört – der reine EEngel
wollte mich, und ich wollte sie, und alless andere, die Risiken, d
die
oral waren mir
Folgen und die Mo m in Anbe
etracht ihrer blitzenden
n Augen
h- und scheeißegal.
herzlich
Du bist neu
ugierig und möchtest wissen,
w wo mein
m Gewisssen
geblieb
ben ist? Nattürlich war es
e noch da, und es warr tonnensch
hwer
mit nie begangeneen Verstößeen gegen die eine oderr andere Mo
oral, die
nicht die meine waaren, gepflaastert. Mit dieser
d Last war
w es für m
mich
nicht leeicht. Über meine Gew
wissensquale
en kam ich nur
n hinweg, weil
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ich mir einredete, dass die Beewertung de


er Sünde eine simple FFrage
des Staandpunkts sei,
s und die Gebote, die
e zehn mit denen
d man auch
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dich gepestet hat, nur zur Versklavung des Mannes erfunden worden

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sind. Immerhin gibt es genug Menschen, die ohne Moral ziemlich
glücklich leben, oder die intelligent genug sind, ihre eigene Moral zu
entwickeln. Mit solchen Gedanken sah ich der Schlange in die
blitzenden Augen, und ich wusste, dass meine geordnete
Vergangenheit nur eine mit Auszeichnung überstandene Prüfung für
zukünftige Vergehen sein konnte.
Heute, mit einer zeitlichen und gefühlsmäßig abgekühlten
Distanz kann ich Sina, also Petra, di sich Sina nannte, nur noch
bruchstückhaft beschreiben. Eigentlich war sie kein reiner Engel. Sina
war „das“ gut getarnte Verderben und ein ganz schlimmer Finger.
Du möchtest, dass ich sie beschreibe? Ich versuche es, aber es
wird mir nur unzureichend gelingen. Optisch hatte sie damals (echte)
bis zum Rücken reichende, etwa bis zu der Stelle, wo bei
erwachsenen Engeln die Flügel heraus wachsen, pechschwarze und
leicht glänzende Haare, die jeden schwulen Friseur zu einem
andächtigen Seufzen verleiten, was meine Theorie über die
sichtbaren Merkmale der blonden Guten und der vorwiegend
dunkelhaarigen Bösen ein weiteres Mal recht ansehendlich
bestätigen konnte. Die Brille mit schmalem, schwarzem Horngestell
gab ihrem Gesicht einen zusätzlichen erotischen Touch, den der
intime Feingenießer und Kenner strenger Anleitung, üblicherweise
mittelalten, und zwar den englischen Internatslehrerinnen aus den
konsequenten frühen 50er Jahren zuschreibt. Das elegant
mittelgraue Kostüm mit dem die für meine Begriffe vollkommene
Figur betonenden, engen Rock stand ihr gut und ich konnte meinen
Seitenblick ob der ästhetischen Perfektion nicht von ihr lösen. Ich

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______

musstee unwillkürliich an Vivienne Westw


wood denken (das ist diie
englische Designerin, die nie Unterwäsch
he getragen
n hat), die
mäß gesagtt haben soll: „Ein Mann
sinngem n, der eine Frau
F im Kostüm
nicht jeeder andereen Frau vorzzieht, muss entweder blind
b oder eein Idiot
sein.“
Vor mir saß
ß eine Frau (nicht Vivie
enne Westw
wood, sondeern
Sina), die
d trotz, od
der wegen der
d ungewöhnlich schlichten Harm
monie
ihres optischen Geesamteindru
ucks alle Bliicke auf sich
h zog und siie
wusstee es, das Misststück. Ich dachte nich
ht mehr an meinen Auftrag,
sondern nur noch: „Schöne Frauen kann
n man überaall treffen. EEs gibt
sie in jeeder Haar- und
u Hautfarrbe, nur niccht in jeder Figur und faast
immer da wo ich nicht
n bin. Ab
ber das ist ein
e besondeeres Exemplar und
ich bin ihr nah.“
Ich weiß, man
m muss viele Wege gehen,
g bis ein
e Mann zu
um
Mann wird.
w Du meein Freund, bist ein gesstandener Mann
M und d
du
versteh
hst mich. Deennoch kann ich es nicht verhindeern, dass au
uch
Frauen mitlesen und mit fiebrigen Augen
n und angeh
haltenem A
Atem
mit mirr mitleiden. Darum mö
öchte ich me
eine Leserin
nnen sozusaagen
prophyylaktisch darrauf hinweisen, dass bei mir Äußeerlichkeiten keine
wesenttliche Rolle bei der Beu
urteilung de
es Charakters eines Meenschen
spielen
n. Für mich in
i meiner feeinstoffliche heit kommt es auf
en Gesamth
den Meenschen an. Doch mein
ne Triebe de
enken da eh
her archaiscch und
zum daamaligen Zeeitpunkt kon
nnte ich nocch nicht auff Sinas innere
Werte eingehen.
Mein Forsccherdrang war
w geweckkt und meine motivatio
onale
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Erregun
ng stieg im gleichen Maße, wie meine Erwarttung an dass
Ungew
wisse.
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Zwar wusste ich von dem von mir sehr verehrten Friedrich

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Nietzsche, dass die sinnlichsten Männer vor den Frauen fliehen und
den Leib martern müssen. Doch was hätte ich tun sollen? Ich floh
nicht und mein Leib blieb an diesem Tag ungemartert. Auch mein
klarer Verstand warnte mich eindringlich: „Lass es, aus diesem Blick
können nur blaue Augen und verbrannte Erde entstehen.“
Es war mir egal. Mein Glauben, meine Restmoral und meine
Grundsätze waren zusammen mit meinem Verstand auf der Flucht.
Angesichts der leckeren Schnitte sah ich für meine Zukunft nur noch
blau, und ohne dass ich es wusste, stand ich damit vor der
vollkommenen Zerstörung des Bewährten und vor einem radikalen
Neuanfang. Eigentlich ein Vorgang den jeder Revolutionär kennt und
anstrebt, und es entsprach ja auch meinem Wunsch. Damals wusste
ich noch nicht, dass Konformisten geheiratet, und Revolutionäre
gemartert und erschossen werden.
Nach meinem ersten Eindruck, und entgegen meiner
sonstigen Angewohnheiten unauffällig aus den Augenwinkeln
gecheckt, war sie höchstens fünfundzwanzig Jahre alt. Ein junges und
gelungenes Exemplar der Gattung Frau. Nicht zu jung, aber alt genug
um nicht zu scheu, sondern erfahren zu sein, wie der Kenner von gut
zugerittenen Wildpferden gern sagt.
Du musst es mir nicht sagen, ich weiß es. Auch eine
Atombombe kann man optisch schön und proportional ästhetisch
finden, aber dennoch rührt man so ein Mist-Ding nicht an. Das sagt
einem schon der gesunde Menschenverstand. Im Gegenteil, jeder
vernünftige Mensch hält einen respektvollen Sicherheitsabstand und
zumindest seine Aktentasche schützend vor sein Gesicht. Denn die

Seite 83
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______

Optik sagt noch lange nichts über


ü den Inhalt, das Haandling und
d die
praktische Anwendung im Allltag aus. Daas alles wussste ich, und
d ich
hatte es
e mit dem ersten
e Blickk in ihre blitzenden Auggen vergesssen.
Dass mich
m der dazugehörende, äußerst gefällig
g prop
portioniertee,
weiblicche Körper und
u die dezent bestrum
mpften, sinn
nlichen Schenkel
zusätzlich inspirierrt hatten, seei hier nur am
a Rand erw
wähnt. Docch noch
hatte icch kein Worrt mit ihr geewechselt, und
u es sah nicht
n so auss, als ob
sich diee Gelegenheeit bieten würde,
w denn
n ich bin im anbaggern mir
wildfreemder Fraueen bis heutee sehr ungeübt.
In solchen mystischen
n Momenten n Anbetung löst die
n der stillen
he Wirkung beim mitteelalten Mann die Reaktion aus, fürr die
optisch
das Objjekt geschaffen wurdee. Sie hat gezündet, bei mir
mbe) und den revolutionären
eingescchlagen (niccht die Bom
Flächen
nbrand der Veränderun
ng ausgelösst. Welcher Sinneseindruck
der enttscheidendee war, oder ob das Zusammenspieel von mehrreren
den in meiner durch Gewöhn
nung und Ro
outine verho
ornten Seelle
verstecckten G-Pun
nkt der Sehn
nsüchte berrührte, weiß
ß ich bis heu
ute
nicht. Doch
D von mir
m unvergesssen ist ihr ungewöhnli
u iches Parfüm
m, das
ich, derr aufs äußerrste Sensibiilisierte mit allen meineen Sinnen
wahrnaahm. Es warr wie Opium
m von einer schweren, edlen Süßee, die
bedingte Allttagsgerüche abgestum
meine durch eheb mpfte,
orische Wah
olfakto hrnehmung wiedererweckte.
Als sie nach
h der Veran
nstaltung zie
elstrebig zw
wischen Büfffet und
Small-TTalk schlend
derte, folgtee ich dem Duft
D mit groß
ßem Abstan
nd und
so unau
uffällig wie ein halbverrhungerter Hund einer geöffneten
n
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Futterb
büchse. Heu
ute weiß ich
h, dass die Wölfin
W schon damals w
wusste,
dass siee mich am Angelhaken
A n hatte.
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Ich sah sie an, sie sah mich so bewusst gleichgültig an, als ob

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sie die Gedanken ihrer Beute lesen könnte. Ihr kaum sichtbares
Lächeln galt mir und ich war der Gewinner, obwohl wir noch kein
Wort miteinander gewechselt hatten. Dann fiel die kleine
Handtasche, die sie unter dem linken Arm eingeklemmt hatte, auf
den Boden. Ich, der abgebrühte Unternehmer und ehrsame Ehemann
vergaß Sinn und Zweck meines geschäftlichen Aufenthalts. In einer
metaphorischen Anwandlung dachte ich: „Es sind nicht die
Widrigkeiten des Lebens mit der Hässlichkeit der Allerweltsnatur,
sondern die Zuckungen des Zufalls, denen der einsame Mensch
verfällt“, und sie beachtete mich mit der gleichen Aufmerksamkeit
wie man als fanatischer Nichtraucher Zigarettenautomaten an grauen
Hauswänden wahrnimmt.
Für mich war die gefallene Tasche wie ein Wink des Schicksals
und die Gelegenheit auf die ich intuitiv gewartet hatte.
„Darf ich Ihnen helfen?“ war meine ob des Zwischenfalls
zögernde Frage, um ohne eine Antwort abzuwarten, mich trotz
meines noch nicht gänzlich auskurierten Bandscheibenvorfalls zu
bücken um mit den Händen den Boden zu berühren. Hastig begann
ich die kleinen Utensilien, die aus der Handtasche gefallen und auf
dem Boden verstreut waren, einzusammeln.
Nicht mehr unverbindlich lächelnd, sondern eher kühl, ohne
sich zu bücken und ihrem kleinen Missgeschick größere Beachtung zu
schenken, antwortete sie: „Bitteschön. Wenn es Ihnen Spaß macht.“
Wegen meiner Leibesfülle etwas zu laut keuchend, begann ich
eine vergoldete Lippenstifthülle, dazu ein kleines silbernes
Schminketui und ein Feuerzeug aus gebürstetem Metall mit

Seite 85
________________
______

ineinan
nder verschlungenen weiß-,
w gelb- und rotgold
denen Ringeen
zusamm
men zu such
hen. So unm
mittelbar vo
or ihr auf deem Boden nahm
ich den
n subtilen Geruch der schönen
s jun
ngen Frau beesonders in
ntensiv
war. Au
us meiner gebückten
g P
Perspektive sah ich ihree dezent
bestrum
mpften Bein
ne, und die roten Pumps mit den schmalen
Riemch
hen die sich um ihre schmalen Knö nten, und ich
öchel spann
fühlte mich
m das errste Mal seitt vielen Jahren wieder wie der dumme
schüchterne Schulljunge, der regelmäßigg von der veerhassten un
nd
gleichzeitig angebeteten Lehrrerin mit de
en ausrasierrten Augenb
brauen
und dem streng naach hinten gebundene
g n Pferdesch
hwanz aus d
der
Sindelfinger Klosteergartengru
undschule se
eine obligattorischen
Kopfnü
üsse für Unaartigkeiten empfangen
e hatte.
So vor der schönen Un
nbekannten
n kniend, em
mpfand ich
plötzlicch ein längstt verdrängtes Gefühl der
d familiäreen Hingabe,, das
sich in dieser Inten
nsität das leetztemal, un
nd zwar anlässlich des ersten
Mals vo
or vielen Jah
hrzehnten in einem Stu
uttgarter Ettablissemen
nt mit
dem beezeichnendeen Namen Je
J t´aime, und in der Hand einer äälteren
Helga zum
z Rhythm
mus von „I want
w to hold
d your Hand
d“ wie von SSinnen
entladeen hatte, un
nd von dem
m ich dachte, dass ich ess in diesem Leben
nie wieeder erleben
n würde.
Nach unendlich erscheeinenden Se
ekundenbru
uchteilen w
wohliger
Erinnerrungen an Episoden
E au
us Kindheit und
u Halbstaarkenzeit wollte
ich micch aufrichten, aber vor Aufregung fiel mir dass kleine
Schmin
nketui aus der
d Hand un
nd mit einem
m metallisch
h klirrenden
n
Geräussch auf den Steinboden
n. Ich bückte
e mich noch
h einmal un
nd sah,
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dass ess einen unscchönen Krattzer und der kleine Spiegel einen SSprung
bekommen hatte. Beim schulldbewussten Aufblickeen sah ich ih
hre
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Zornesfalten zwischen den sorgfältig ausrasierten Augenbrauen und

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das mein zitterndes Tun ohne Worte missbilligende, hochgezogene
rechte Augenlid. Als ich ihr mit schweißnassen Händen und kleinen
Nervositätsperlchen auf der hohen Stirn das schmale Handtäschchen
aus dem Leder einer weltweit geschützten Reptilien-Art übergab,
nahm ich meinen ganzen Mut zusammen.
„Entschuldigen Sie bitte, dass ich so ungeschickt war.
Selbstverständlich ersetze ich Ihnen den Schaden. Darf ich sie als
kleine Wiedergutmachung zu einem Glas Champagner einladen?“
Sie sah mich mit einem spöttischen Lächeln ihrer sorgfältig
geschminkten Lippen an.
„Ich weiß noch nicht, ob das eine Wiedergutmachung oder
eine Strafe ist. Sie werden verstehen, dass ich mich normalerweise
nicht so einfach von jedem X-Beliebigen ansprechen lasse.“
Dabei betrachtete sie mich mit einem durchdringenden,
überheblichen Blick an, der einer kleinen Krämerseele zu sagen
schien: „Du Winzling, sei froh, dass ich dich überhaupt ansehe.“
„Es ist mir ein Bedürfnis Ihnen den Schaden zu ersetzen“, war
meine bittende Antwort.
Ihr Lächeln veränderte sich zu einem Wohlwollen, das
hungrige Alligatoren beim Betrachten eines mit verstauchtem Geläuf
in halbhohem Wasser stehend, fetten Gnus, gern aufsetzen.
„Gut, dann möchte ich Ihr Angebot ausnahmsweise
annehmen. Mein Name ist Sina Sidonius, und wer sind Sie?“
Obwohl sie mir zugehört hatte und meinen Namen kennen
musste, war ihre Frage eine pure Provokation, die meine Hoden zum
vibrieren brachte. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte, aber

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______

die verheiratete Petra Krafft, alias Sina Sidonius


S ging mit dem
Bewussstsein, den gewünschteen Fisch an der Angel zu
z haben, voran,
und ich
h dachte: „FFür diese Fraau schwimm
me ich in ein
ner Tonne d
durch
die Niagarafälle, wenn
w sie es verlangt.“
Aus den Au
ugenwinkeln betrachte
ete ich ihren
n Gang, die
wohlgeeformten Beeine, und diie Muskeln ihrer Schen
nkel, die sich
h am
dünnen
n Stoff des engen
e Rockk ihres Kostü
üms so vorttrefflich
abzeich
hneten. Ich wusste, ich
h war in geschäftlichen Angelegenheiten
unterw
wegs, und daarum versucchte ich micch zu konzeentrieren un
nd an
etwas anderes
a zu denken. Ab g mit wieegendem Gang
ber vor mir ging
mbi, sonderrn der Porscche unter den
nicht der geräumigge Volkskom
Frauen. Als sie sich
h mit einem
m selbstbew heln an die Bar
wussten Läch
lehnte, sah ich, daass sich der Rock ihres Kostüms
K etwas, für
unkund
dige Laien kaum
k bemerrkbar, zwiscchen den Beeinen bauscchte.
„Die Sau haat Strümpfee und keinen Slip an“ schoss es miir
spontan durch den
n Kopf.
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Entsorgungsprobleme und Gewissensqualen

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„Das Mädel ist schön, schlank, führt einen netten Fuß.
Unterm Dach mag's aussehen, wie's will.
Darüber guckt man bei euch Weibsleuten weg,
wenn's der liebe Gott Parterre nicht hat fehlen lassen.“
Friedrich Schiller, aus „Kabale und Liebe.“

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Die mir gesetzlich angetraute Frau war mir schon seit langer
Zeit ziemlich gleichgültig. Trotz der markanten Tätowierung auf ihrem
in den Jahren ausladend gewordenen Gesäß war das Zusammenleben
mit ihr nur noch eine banale Gewohnheit, wie ein durchgesessener
Cord-Sessel aus den 70ern, den man zwar vor Jahren, als er noch neu
und beneidenswert exklusiv gewesen, begehrenswert gefunden
hatte, aber in den vielen Jahren der Nutzung zu einem bequemen
und etwas ausgeleierten Gebrauchsgegenstand geworden war.
Bei Sina war es anders. Das war kein durchgesessener
Alltagssessel, um bei meinem bildhaften Vergleich zu bleiben. Das
war ein heißer Feuerstuhl. Instinktiv und sofort spürte ich, dass die
junge und unverbrauchte Sina Sidonius purer Sprengstoff war mit
dem ich trotz der Gefahren, die solchen Dinge nun mal als
wesentliche Eigenschaft besitzen, zwar behutsam, aber doch
ausgiebig zu experimentieren gedachte.
Zu meiner Verteidigung muss ich dir gestehen, dass in diesen
Minuten mein Mut nicht so groß war, wie ich ihn hier mit vielen
Worten umschreibe. Ich wollte siegen, das war mal klar, aber ich

Seite 89
________________
______

hatte meine
m kleinlichen Ängstte und die Zweifel
Z warren auch da. Ganz
im Verttrauen und unter uns sage
s ich es dir
d jetzt, und bitte erzäähl es
nicht weiter.
w Es gaab Momentee in denen ich mutlos und
u mit ein
ner
gemurm
melten Entsschuldigungg meinen go
oldenen Eheering wiedeer auf
meinen
n Finger stecken und die Flucht errgreifen wolllte.
Zweifelsfreei stand ich vor einer scchwierigen Herausford
derung,
der sich
h jeder Feld
dherr vor ein
ner großen Schlacht mit
m ungewisssem
Ausgan
ng stellen muss.
m Zwar wusste
w ich, dass
d ich diee bebende FFestung
erobern konnte. Icch besaß diee monetäre
en Mittel un
nd den
unumsttößlichen Willen
W in ein
nem wankelmütigen Prrozess von TTun und
wir dürrfen es nicht tun.
Aber andreerseits lud sie
s mich mitt offenen Scchenkeln ein
n. Was
hättestt du an mein
ner Stelle geetan? Hätte
est du gekniffen und
weinerrlich den Rückzug angetreten? Die
e Menschen fliegen zum
m
Mond und
u wagen den Schrittt ins Universsum. Der Mars
M ist nur n
noch
ein Katzensprung entfernt, un
nd mutige Männer
M erkunden die letzten
Winkel der Erde. Und
U ich soll jetzt kneife
en? Es wäree ein Verbreechen
an der Menschlich
hkeit gewesen.
Aber konntte ich sie au
uch dauerhaaft bezwinggen? Jeder FFeldherr
weiß, dass
d eine Beesitznahme die nicht zu
ur vollständ
digen
Beherrschung führrt, nur ein Pyrrhussieg
P ist.
Besaß ich die hen? Ein Wildpferd
d Kraft, siee mir unterttan zu mach
zuzureiiten ist ja keeine einfach
he Sache, haab ich mal gehört.
g Abeer
würde ich es schafffen, im Gettümmel mitt der ungesttümen Jugeend im
Sattel zu
z bleiben? Immerhin war
w sie deutlich erkenn
nbar und zieemlich
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jünger, und die Sittten und Geebräuche haatten sich in


n den letzten
Jahrzeh
hnten verän
ndert, missionarsstellungsmäßig gesehen.
g Es gab
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noch viele Fragen, auf die ich zu diesem Zeitpunkt noch keine

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Antwort wusste.
Für meine Seele sehr belastend waren auch eher komplexe
Ungewissheiten: „Sehe ich noch so attraktiv aus, dass ich auch ohne
Unterhosen noch gut aussehe?“, oder „bin ich nicht zu alt, für so ein
junges Ding?“ und auch eine andere Frage stand noch unbeantwortet
im mentalen Raum: „Werden meine Kumpels auch beeindruckt sein,
wenn ich sie vorzeige, was ich ja imagemäßig tun sollte, wenn ich sie
bekomme?“
Auch die Fragen an meine potenzielle Leistungs- und
dauerhafte Zuverlässigkeit war noch nicht abschließend beantwortet.
Würde er so funktionierten wann er soll, wie er soll und wie lang er
soll? Und wie soll ich wenn ich soll und auch will, sie aber anders will,
weil das weibliche Wollen ja bekanntlich wirr und nicht immer klar
und verständlich ist? Frauen haben da ja Vorteile. Sie können immer
und ziemlich kompliziert beim Tricksen, Stöhnen und Schauspielern
sein, habe ich mir sagen lassen.
Mit schlagartig erwachtem Bewusstsein wurde mir klar, dass
am Ort der Prüfung immer auch das Negative lauert. Aber der
Vorfreude auf die vielen Dinge, die wir miteinander tun könnten, gab
mir den Mut, um das schwere Los dieser von mir zu bewältigenden
Bestimmung auf mich zu nehmen.
„Herr Ober, zwei Gläser Sekt bitte.“
Im Allgemeinen mag ich das für mich sowohl geschmacklich,
wie auch im Preis-Leistungsverhältnis für mich vollkommen
unakzeptable Prickelgesöff nicht besonders. Dennoch gab ich mit
einer generös und gleichzeitig weltmännisch wirken sollenden

Seite 91
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______

Handbeewegung diie obligatorische Beste


ellung auf. Mein
M Satz w
war noch
nicht ausgesproch
hen, als sie mir
m zeigte, wer
w die Herrrin im Ring ist,
und weer der Domeestik. Mit eiiner bestimmenden Geeste legte siie ihre
Hand auf meinen Unterarm und
u verbessserte mit ein
nem spöttisschen
Lächeln
n ihrer sorgffältig geschminkten Lip
ppen meinee kleinmütigge
Order.
„Zweimal Champagne
C er und zwei Martinis. Und lassen SSie bei
der Füllung ordenttlich die Peiitsche knallen.“
Ich sah sie nur an. Dass war Stil un
nd echte Eleeganz und m
mir
fehlten
n die Worte für eine gepflegte Kon
nversation.
„Stößchen..“
Nur zu gern
n kam ich der Aufforde
erung nach und ich stieeß mein
Glas vo
orsichtig mitt einem leissen Klirren gegen
g das Glas
G der attrraktiven
jungen Frau, die mich
m sowohll in Hingebu
ungsvorfreu
ude, als auch
erwartungsvoll an
nsah.
„Sie dürfen
n mich Sina nennen.“
„Hallo Sinaa, dann wolllen wir doch
h anstoßen.. Ich bin derr
Raoul.““
Mit einem bezaubernd
den Lächeln
n sah sie mich an, und bevor
ich weiterreden ko
onnte, kamen aus ihren vollen Lip
ppen die
neckiscchen Worte: „Darf ich mal
m an ihre Nüsse?“
Mein Herz zog sich mit einem leicchten Stich,, ich vermutte es
war meeine sensiblere, die linkke Herzkam
mmer, zusam
mmen. So viiel
Offenheit war ich in der Öffen
ntlichkeit niicht gewohn
nt und daru
um
wusstee ich nicht was
w ich zu deer Frage saggen sollte, denn
d bis dahin
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nahm ich an, dass Frauen sch


hüchterne und zurückhaltende Weesen
seien. Ich kannte vom
v Hörenssagen zwar viele obszö
öne Worte u
und die
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wenigen Damen, die ich ansonsten gegen ein angemessenes Honorar

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gelegentlich frequentierte, waren üblicherweise älter, also aus
Paritätsgründen in meinem Alter und darum in einem erkennbar
gebrauchten Zustand. Doch im Hier und Jetzt dieses mystischen
Moments war alles anders. In den Sekunden, die sich wie
unmessbare Zeiten, angefüllt mit erotischer Spannung dehnten,
begann sich in der atemlosen Stille zwischen den beiden Menschen
an der Bar eine innige Bindung des Sehnens und Wollens aufzubauen.
Der volle Mund der jungen Frau verzog sich zu einem Lächeln, als ob
sie jede noch so komplizierte Windung meiner Gedanken lesen
könnte.
Ich war fasziniert, wie sich ihre Nasenflügel leicht und doch
erkennbar krausten und ich sah das rosagesunde Zahnfleisch in ihrem
Mund und die nassglänzende Zungenspitze, die beim Sprechen
vorwitzig zwischen den prachtvoll weißen Zähnen sichtbar wurde.
Unwillkürlich musste ich an eine schnaubende, rossige Stute auf einer
nur unzureichend gesicherten Koppel beim Anblick eines erfahrenen
Zuchthengstes mit dem Prädikat „Orgasmus-Garantie“ denken. Ohne
meinem Blick auszuweichen griff sie mit der linken Hand nach dem
Schälchen mit den Knabber-Nüsschen das vor uns auf dem
grauglänzenden Tresen der Bar stand. Als ich die Sekunden der
Überraschung überwunden hatte, griff ich auch danach und berührte
wie zufällig ihre Hand. Erschrocken über meine Zudringlichkeit zog ich
sie zurück. Sina nahm mit ihren sorgfältig manikürten Fingern zwei
aus dem Glas-Schälchen und sah sie kurz an, bevor sie die salzigen
Nüsschen in ihren Mund steckte.

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______

„Ich frag mich


m gerade,, wie viele Männer
M auf der Toilette ihre
Schwän
nze in der Hand
H hatten
n und danacch mit ihren
n Fingern in dem
Schälch
hen waren.““
Ich sagte nichts, bekam
m aber eine
en roten Kopf. Mit geseenkter
Stimmee und mit einem nur fü
ür den Kenn
ner erkennb
baren
provozierenden Unterton, plaauderte sie weiter. Ich griff nach m
meinem
mit Chaampagner einer
e mir un
nbekannten
n Marke gefüllten Sektgglas.
„Wie bei meinem
m Man
nn. Zu kleine und zu weeiche Nüssee und
schmeccken nach nichts“,
n um dann das Scchüsselchen
n etwas und
d mit
einem fast
f unhörb
baren Klackeen mit den rotlackierteen Fingernäägeln zu
berühren und einige Zentimeeter in meine Richtung zu schieben
n. Leise,
kaum hörbar
h fügtee sie hinzu: „Haben Sie
e größere?“
Ich musste husten und
d hätte das Glas fast um
mgestoßen. Die
ehrliche Offenheitt dieser schö
önen jungen Frau emp
pfand ich alss eine
überau
us erotisiereende Erfahrung, und die Spannkraft meiner d
dezent-
grauen Gabardinehose aus eiinem Trevira Mischgew
webe hielt d
dem
überrasschenden Widerstand
W nur dank eiinem Qualittäts-
Reißverschluss auss guter deutscher Prod
duktion stan
nd. Plötzlich
h
schämtte ich mich nicht mehr,, Obszönes zu denken, aber immeer noch,
dass man mir vielleicht die scchmutzigen Gedanken ansehen kö
önnte.
Darum gab ich micch in meineem Verhalte
en so souverrän wie derr
Repräsentant eineer hochmoraalischen Glaaubensgeno
ossenschaftt. Wie
ein Vorrbild, unerscchütterlich und fest in seinen morralischen
Grundssätzen wolltte ich erscheinen, und ich war es nicht.
n Und d
dann,
plötzlicch hatte ich den entsch
heidenden Schritt
S von der
d Ordnun
ng zum
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Chaos in
i einen volllkommen neuen,
n sinnllichen Erfah
hrungsbereiich
getan. In diesem Moment
M dachte ich, daass ich denkken sollte, aber ich
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ahnte auch, dass dieser Abend zu einem Hauptgewinn werden

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konnte, und Petra, die sich nur für mich Sina Sidonius nannte, dachte
vermutlich das gleiche.

Die Konversation mit Sina empfand ich als eine inspirierende


Erfahrung von unbeschreiblicher Größe. Wann hatte ich mit meiner,
vermutlich in einem Anfall von Geistesdämmerung geehelichten
Frau, jemals so geistreiche Gespräche geführt? Plötzlich verspürte ich
die Leere meiner Ehe, so wie der Leibhaftige das Fehlen anfälliger
Seelen in der Hölle. Ein kalter Schauer durchlief meinen Körper. Dort,
in meinem grauen Alltag waren nur noch gleichbleibende Intervalle
von Tag und Nacht, von Gebrauch, Verbrauch, Verfall und Tod. Aber
hier, jetzt und an diesem Ort und mit dieser Frau lockte die pralle
Fettlebe mit Dekadenz und Orgien bis zum abwinken. Wie mit der
Kraft eines unzerstörbaren Elastikbands verbunden, fühlte ich mich
zu ihr hingezogen.
Als ich ihr, um das Gespräch nicht abreißen zu lassen, meinen
Lieblingswitz vom einsamen Schäfer erzählte, der jeden Abend vor
dem Schlafengehen seine Schafe durchzählt: „Ein, zwei, drei, hallo
Schatzi, fünf, sechs …“, war es um mich geschehen.
Meine im Wesen sehr nüchterne und im schöpferischen Geist
sehr bescheidene Ehefrau verstand weder ihren Ehemann, noch
meinen tiefgründigen Humor. Aber hier war eine schöne junge Frau,
die mir mit einem herzlichen und aufrichtigen Lachen zeigte, dass sie
die hintergründige Pointe nicht nur gehört, sondern auch begriffen
hatte. Eine Frau, die wie gebannt meinen geistreichen Wortspielen

Seite 95
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______

lauschtte, und sich aufrichtig an


a meinen intelligente
i n Witzen errfreuen
konntee.
Mit einer schelmische
s en Mimik sah sie mich an.
a Dann naahm sie
einen kleinen
k Schluck aus dem
m hohen Se
ektglas, bevor sie weiteer
sprach:: „Der armee Schäfer haat nur ein Scchatzi. Wie traurig für iihn,
dass err beim Bockkspringen nu
ur zusehen darf.“
Einen Mom
ment war ich
h über die mir
m bis dahin entgangeene,
aber orrgiastisch-bedeutungsvvoll interpre
etierte Metaapher mein
nes
oberfläächlich betraachtet, banalen Witzess verblüfft. Unwillkürlicch
musstee ich an die große und einmalige
e Liebe
L auf deen ersten Blick
denken
n, aber dann
n verwarf icch das sich entwickelnd
e de Hirngesp
pinst
wiederr. Ich fühlte mich in derr Gesellschaaft der interressanten ju
ungen
Frau wo
ohl. Eines war
w mir blitzzartig klar. Ich, nur ich allein war d
der
Entdecker eines seelten schönen und dazu scharfsinn
nigen
Schmucckstücks un
nd Sina dazu
u ausersehe
en meinen Wert
W beträcchtlich
zu steiggern.
Sinas Vorscchlag zwisch
hen knappe
ern und eineem weiteren
Schlückkchen aus dem
d hohen Sektglas: „TTrinkst Du auch
a so gern
n den
echten Champagn
ner?“ und oh
hne eine An
ntwort abzu
uwarten: „Laass uns
doch woanders
w hingehen. Irggendwohin wo
w nicht so viele Leutee sind“,
klang zu verlocken
nd und ich nahm
n etwass überraschtt an, dass sie
vielleicht hungrig sei.
s
Die warmee Hand, die sie
s sich mit sanftem Drruck ziemlicch weit
oben auf meinen Oberschenk
O kel legte, ve
ersprach etw
was Verlockkendes
h beeilte mich, die Rech
und ich hnung zu be
ezahlen. Zuerst zögern
nd,
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dann im
mmer forsch
her ging ich
h mit Sina zu
um Ausgangg. Auf halbeem Weg
sah ich mich noch einmal um, und dann legte ich meinen Arm um
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ihre Taille, wie um zu signalisieren, dass ich mit dem mir zustehenden

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Gewinn aus dem Kampf und meiner wohlverdienten Beute als
souveräner Sieger den Kriegsschauplatz verlasse.
In der Tiefgarage drückte sich Sina an mich und an ein
fremdes Auto. Ich erschrak, als sie mir mit heißem Atem ins rechte
Ohr hauchte: „Ich will jetzt deine Kokosnüsse klackern hören“ und
sich spontan vor mich kniete und den Plastikreißverschluss meiner
Hose öffnete. Doch dann war es mir egal, was die zufällig
Vorbeigehenden dachten, und Sina Sidonius flüsterte kaum hörbar:
„Ich liebe die weichen, weißen Lollys“, denn mit vollem Mund soll
man nicht zu viel sprechen. Dann dachte sie: „Verheiratete Schwänze
schmecken irgendwie ganz anders“, aber das sagte sie mir noch nicht,
sondern erst viel später.

Sina war eine begnadete Oraleuse. Sie sah mich mit gefülltem
Mund und ihren blauen, pornografisch blitzenden Augen von unten
herauf an, und mir blieb nichts anderes übrig als „Süßes Ferkel“ zu
stöhnen und mit meinen Händen ihren Kopf zu ergreifen um ihn
rhythmisch im angedeuteten Dreivierteltakt eines Wiener Walzers,
der mir spontan in den Sinn kam, zu bewegen.
„Du machst es mit so viel Hingabe wie eine zum Tod
verurteilte Nymphomanin mit der Aussicht auf Aufschub der
Hinrichtung“ wagte ich nicht zu sagen, als ich das erste Mal kam. Im
gleichen Moment signalisierte die Alarmanlage des fremden
Siebeners mit einem gellenden Ton die unerlaubten Erschütterungen.
Der Klang war das weithin hörbare Erkennungszeichen einer

Seite 97
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______

beginnenden Beziehung die verhängnisv


v volle Auswirrkungen auff mein
weiterees Leben haaben sollte.
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Erweckungsspiele

Wer die große Liebe sucht, und sie gefunden hat, und sie auch noch
festhalten und im ganzen Glanz erhalten will, und sich vielleicht auch
so engagiert, als wäre es eine Lebensaufgabe, muss auch damit
rechnen, dass er jeden Tag den Müll wegräumen muss, damit sie
weiter strahlt.
Paul van Cre

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Magst meine Ava sehen?“ Sina kicherte leise vor sich hin und
ich wusste nicht, was ich auf die Frage antworten sollte, denn ich
kannte das Wort nicht, und Wikipedia war für mich momentan nicht
verfügbar. Sina sah meinen ratlosen Gesichtsausdruck und sie
beantwortete hilfsbereit meine unausgesprochene Frage – die gute
Seele.
„Es ist die Stelle zwischen meinem Anus und meiner Vagina.
Magst sie mal sehen?“
Mir fehlten die Worte, denn so viel charmante Frivolität war
ich nicht gewohnt. Aber dennoch war ich von der ansehendlich
proportionierten und so schamlos direkten Gesellschaft mehr als nur
sehr angetan. Ausserdem war ich von den virtuos-oralen und
gleichzeitig aktiv-unkomplizierten Vorgehensweise meiner neuen
Bekanntschaft inspiriert und voller Vorfreude auf die vielen Varianten
in einer möglichen Fortsetzung. In Gedanken begann ich mir schon
die Frage zu stellen, ob mir das sehr attraktive Hinterteil in dem die

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______

Figur äusserst vortteilhaft beto


onenden Ko
ostüm eben
nso viel Freu
ude
bereiteen würde, wie
w ihre mün
ndlichen Kü
ünste, denn auf diese
Kombin
nation stand
d ich damalls ganz beso
onders.
Spontan fieel mir ein urralter Kneip
penreim ein, den ich vo
or
Jahren anlässlich eines
e Weiteerbildungsw
workshops über emphatische
Verhan
ndlungsführrung von ein
nem leicht angetrunke
a nen und
stotternden Kolleggen gehört hatte.
„Jetzt gehtt’s rund. Ersst in den Po,, dann in deen Mund. Dann vor
der Kattze mit dem
m Hund.“ Ich
h musste läccheln, aber er wagte nicht,
das frivvol Gedachtte auszuspreechen, denn
n dazu habee ich eine zu
u gute
Kindersstube genosssen.
Als sie mich
h an der Rezeption eines nahelieggenden Hotels mit
einem verlockend
v en Kichern fragte: „Sagg mal Honeyy, du hast d
doch
bestimmt Durst. Wollen
W wir uns
u Champaagner aufs Zimmer
Z brin
ngen
lassen??“, stimmte ich trotz meiner
m für de
en Monat schon über G
Gebühr
strapazzierten Kred
ditkarte sofo
ort zu. An dem
d Abend kam es mir nicht
mehr aufs nn Visa gestattet auch Teilzahlung
a Plastikggeld an, den T g.
Außerd
dem hatte icch in Erwarttung des vo
ollkommeneen Kommen
ns
vollkom
mmen verdrrängt, dass ich mit allen Pflichten die ein Ehemann
nun maal so hat, au
uch noch veerheiratet war.
w
Sina bestelllte gleich zw
wei Flasche
en mit der tiiefsinnigen
Bemerkkung: „Darling, du willsst doch sich
her nicht, daass wir im Zimmer
verdurssten?“
Ich war von
n der praktiischen und vorausschauenden Artt
meinerr geliebten Sina,
S die ich
h erst wenigge Stunden kannte,
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beeindruckt und mehr


m dachtee ich nicht, denn der weitere
w Verlaauf der
Nacht war
w für auch für mich mit
m etwas Phantasie
P un
nd im grossen
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Rahmen vorhersehbar, aber in den Details, das muss ich zugeben,

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doch überraschend inspirierend.
Sina Sidonius, alias Petra F. aus dem Heilbronner Stadteil
Neckargartach konnte mehr halten, als ich mir in meinen kühnsten
Träumen vorzustellen wagte. Denn Sina zeigte mir, dem in der
klassischen Sprint-Variante zwar geübten und darum oft frühzeitig
das Ziel erreichenden, aber in der avantgardistisch-sexuellen Kür
doch sehr Unerfahrenen, das Spiel mit zwei Sektflaschen, und dass es
noch andere Variationen der Genüsse unter Einbeziehung aller
Körperöffnungen gab, als Champagner in der konservativen Methode
aus Gläsern zu trinken.
Angesichts der Ereignisse war mir tiefgründig-philosophisch
zumute. Ich dachte an Tucholsky, der als alter Geniesser, wohl um
exquisite Sinnesfreuden wissend, einmal sinngemäss gesagt haben
soll: „Ein Loch ist ohne den Rand und das Ganze drum herum wenig
amüsant.“
In den Sekunden, in denen mir solche Gedanken durch den
Kopf schossen, merkte man mir nicht an, dass ich dabei war, den
Verstand zu verlieren. Ich konnte nicht mehr zurück, denn es war mir
unmöglich, die Augen noch länger vor den Realitäten zu verschließen.
Ich hatte das Glück, eine weise Erzieherin des reinen Sehens
gefunden und vor mir zu haben. Plötzlich wusste ich, dass ich nur die
Augen öffnen musste. Aber dazu bedurfte es einer dominierenden
Anweisung, ähnlich dem Schicksal eines Neugeborenen, dem man
mit einem leichten Klaps auf den Po die Anweisung gibt, endlich ein
Lebenszeichen von sich zu geben. Mit mir geschah ähnliches, ich
konnte wieder sehen.

Seite 101
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Sina war eine begabtee Lehrerin, die


d sich beh
hutsam meines
morbid
den Körperss und meineer nach Sinn
nlichkeit lechzenden Seeele
annahm
m. Eine warrme Dankbaarkeit überkkam mich scchon beim eersten
zaghaftten Rendezvvous in dem
m Moment, als sich meeine Prinzipaalin mit
einer so
ouveränen Bewegung eine Zigarette ansteckkte. Ich war
unfähigg, ihr Feuer zu geben, obwohl
o meiin über jedeen Zweifel
erhabeenes und nachweislich gutes Benehmen selbsst in prekäreen
Situatio
onen bekan
nnt ist. Mein
ne Hände zitterten zu sehr,
s als sie
langsam
m auf meineem Gesicht, den ihr zustehenden Platz einnahm.
Mein Verstand
V waar wie geläh
hmt, und ich
h bewunderrte, was übeer mir
war, ab em Moment war ich wieder
ber ich beurrteilte es niccht. In diese
der reb
bellischste Mensch
M der Welt.
Ich fühlte mich
m wie deer Rex diabo mmte mir da völlig
oli. Sina stim
zu. Sie pfiff und ich
h, ihr Rex kaam auf allen
n Vieren an. In meiner
Erinnerrung höre icch auch heu
ute noch ihrre bestimmeende Stimm
me, die
mir „mach die Auggen auf“ befahl. Ich waar willenlos. Wer jemals in der
gleicheen Situation war, kann es nachvollziehen. Wirr waren ein Paar
wie Blittz und Donn
ner und die ersten gynäkologischeen Tests auff
meinem
m Gesicht waren
w eine Sensation.
S Es
E war die unvergesslic
u che
Champ
pagnerprobee für den Keenner. Der Austausch
A u
unserer
eichen Siegg über meinee
Körperfflüssigkeiten besiegelte den glorre
Unfreih
heit mit dem
m heißen Drrink auf meine persönliche
Unabhäängigkeitserklärung. Icch kam und sie übernah
hm cool meeine
Gefühlee. Nur noch
h mit ihr wo
ollte ich in Zukunft alless erleben un
nd nicht
mehr die
d Augen vo
or der Realiität verschließen. Mein
ne Phantasiee war
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so blind
d, dass ich mir
m beim beesten Willen
n nicht vorstellen konn
nte, wie
sich dieeses geliebtte Wesen im
m Alltag an meiner
m Seitte verhalten
n
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würde. In meiner vernebelten Vorstellungskraft war es undenkbar,

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dass sich sogar Göttinnen im Alltag verändern.
Als sie über mir war, wollte ich voller Lust hinausschreien:
„Das Leben zieht nicht mehr an mir vorbei. Das nasspralle Leben setzt
sich endlich auf mein Gesicht.“
Aber es gelang mir nur ein erstickter Laut, denn mit vollem
Mund blieb mir nichts anderes übrig als das Gegebene zu nehmen
und zu schlucken. Ich muss zugeben, ich war begeistert, denn solche
Experimente wagte (oder kannte) selbst meine erfahrene, aber in der
letzten Zeit doch zunehmend lähmend routinierte und wohl durch zu
viel Vertrauen in das Bewährte sich nicht weiterbildende
Jugendfreundin Viola nicht. Mit meinem Gesicht zwischen Sinas
Schenkeln begriff ich endlich die Idee der Freiheit als das höchste und
erstrebenswerteste Gut der Menschheit und des Mannes. Endlich
war meine revolutionäre Kraft zurückgekehrt. Ich konnte wieder
zwischen den Alternativen wählen, die den echten Mann von den
Jungs unterscheidet.
Sina verließ mich am frühen Morgen, nicht ohne mich noch
einmal gekonnt mundmäßig zu verwöhnen. Nach einem ausgiebigen
Frühstück im Continental-Style entschloss ich mich zu einem kleinen
Stadtbummel und genehmigte mir dann ein Mietfahrzeug der
Mittelklasse. Es war schon früher Nachmittag, als ich wie in Trance,
mit weichen Knien und immer noch leichten Schmerzen in den
Testikeln, aber ohne Gewissensqualen gemächlich, aber mit lauter
Musik zurück ins heimatliche Sindelfingen zu meiner Frau und
meinen Hypotheken fuhr. In Gedanken war ich bei meiner göttlichen
Sina mit ihren höllischen Ideen, von denen ich bis zum Vortag nicht

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gewussst hatte, dasss es sie gab


b, und die icch nicht meehr missen w
wollte.
Ich hattte in dieserr Nacht viel gelernt, abe
er die für mich
m wichtiggste
Erkenntnis war, daass es einen
n gravierend
den Unterscchied zwischen
einem Heiligen un
nd einem Sü
ünder gibt. Ein
E Heiliger hat eine
Vergan
ngenheit, ab
ber keine errstrebenswe
erte Zukunfft, jedenfallss nicht
zu seinen Lebzeiteen. Nur der Sünder hat eine Vergangenheit vo
on der
er zehrren kann, un
nd die Aussicht auf eine Zukunft, für
f die es sich zu
leben lo
ohnt.
Das erste Mal
M seit viellen Jahren war
w ich mir hundertpro
ozentig
g es Dingee, die für die Nachkommen aufbew
sicher. Im Leben gibt wahrt
werden
n müssen. Es
E ist doch sinnlos,
s dasss etwas gesschieht, wen
nn
nieman
nd davon errfährt. Was mir in diese
er Nacht geschehen istt,
bekommt nur eineen tieferen Sinn, wenn spätere Geenerationen
n davon
erfahreen und daraaus lernen können.
k Nurr darum hab
be ich diesees Buch
geschriieben.
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Seidenstrümpfe

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Doch soll mein Urteilsspruch nicht zu einer einzigen Frau euch
verdammen, Das kann verlangen, bei Gott, selbst eine Ehefrau kaum.
Nein, amüsiert euch, doch bergt ein Vergehen sittsam im Dunkeln,
Rühmet euch nicht groß eurer Schuld, wenn es einmal geschehn.
Meide auch jedes Geschenk, das die andre könnt wiedererkennen,
Wähle zum Seitensprung niemals die nämliche Zeit. Und dass dich
nicht erwisch' im bekannten Verstecke die Freundin,
darfst du mit jeder dich nicht treffen am selben Ort.
Ovid

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Du kannst es mir glauben, auf solche Gedanken kommt nur


ein gestandener Mann, wenn er eine Affäre beginnt. Er möchte sich
mitteilen, erzählen und mit Gleichgesinnten sprechen. In dieser
Phase des Lebens ist es eine besondere Form von Freiheitsdrang und
der Bestätigungssucht, die den mittelalten Grandseigneur befällt.
Entdecker und Eroberer, von Alexander dem Großen bis, also jetzt
fällt mir kein Name der mit dem letzten Buchstaben des Alphabets
beginnt, ein, haben es getan, und wollten nur das Eine - Ruhm und
Anerkennung. Aus einem einmaligen Seitensprung wurde eine Affäre
und durch meine göttliche Sina bekam mein Leben wieder einen
Sinn. Für mich war es tiefe und einmalige Leidenschaft. Ich spürte die
quälende Liebe mit jeder Faser meines Herzens. Sie war ein Engel,
und ich war ihr verfallen und kurz davor, so wie seit Jahrhunderten
unzählige Ehemänner auch, zum Zigarettenautomat zu gehen (falls

Seite 105
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______

damalss einer in deer Nähe gew


wesen wären) um dann
n für immerr in der
dunklen Nacht zu verschwind
den. Zum Glück ahnte sie
s nicht wiee weit
hen würde. Sie
ich geh S fand and
dere Mittel, um mir ihre Liebe zu zeigen.
Ich muss zu
ugeben, ich war angenehm überraascht, als m
mir
meine phantasievo
olle Geliebtte wie beiläufig den harmlos klingenden
Satz inss Ohr flüsterte: „Schatzz (unauffälliig-abschätzender Blick von
oben nach unten und
u wieder zurück, dazzu ein kaum
m merkbarer, aber
unterscchwellig vorrwurfsvoller Ton in derr Stimme), wir
w müssen für
dich maal wieder eiin paar neue Hemden und Sweatsshirts kaufen.“
„Was für eine gute Seele sie doch
h ist“ ging mir
m spontan durch
den Kopf. Der Ged
danke, dass sie nur mein Bestes will,
w erzeugtee ein
beruhiggendes Hocchgefühl. Ob
bwohl, eine
en kurzen Moment
M kam
m mir
der intu
uitive Gedanke: „Ob sie mich vielleicht unattraktiv findeet?“
Aber bei ih
hrem hinreiß
ßenden Lächeln und deem
verheiß
ßungsvollen
n Blick mit den
d blitzend
den blaugrauen Augen
(läufigee Geilheit pu
ur) waren die
d Zweifel schnell
s wegggeblasen, d
denn ich
war verrliebt und arglos
a und darum
d anfällig für Versuchungen jeeder
Art. Meental berührt und auch
h höchst mo
otiviert, schloss ich auss dem
Satz, daass jetzt der Prozess deer heimliche
en Legalisieerung unseres
äußerstt illegalen Verhältnisse
V es beginnen
n sollte, wozzu ich nach den
Erfahru
ungen der vergangenen
v n Wochen nicht
n gänzlicch abgeneiggt war.
„Liebling, wenn
w du meeinst, wann ist dein Maann wieder auf
Geschääftsreise? Dann können
n wir ja mal einen Einkaaufsbummeel
machen“, war meiine neutral klingende, aber doch beschwingt
b
formuliierte Einverrständniserkklärung.
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„Schatz, du
u bist einfacch der Beste
e!“ war der freudig
umhalssfallende Au
usruf, ohne dass ich die
e ganze Tragweite des Satzes
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Seite 106
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sofort und in seiner ganzen Tragweite begriff. Immerhin muss man ja

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eine aktuelle, oder besser mehrere Vergleichsmöglichkeiten haben,
um das Prädikat „der Beste“ zu verleihen. Aber immer nur das Gute
im Menschen sehend, machte ich mir über die kleinen
Spitzfindigkeiten der Kommunikation keine Gedanken.
Frohgemut ging ich, zusätzlich überzeugt von einem tiefen
und treuherzigen Blick aus den ehrlichen und bereits erwähnten
blitzblaugrauen Augen, auf den selbstlosen Vorschlag ein. Mir war in
meiner emotionalen Vorfreude bewusst, dass Geiz in so einer
Situation ziemlich ungeil wäre. Ich war ohne nachzudenken bereit,
nicht nur in mich, sondern gegebenenfalls in Maßen auch in meine
hingebungsvolle Geliebte zu investieren.
Obwohl, für einen kurzen Moment kamen mir die Prioritäten
in den Sinn. Die mir zugewiesene Rolle des außerehelichen
Lustspenders beinhaltete nicht die Unterhaltsinvestitionen. Nüchtern
betrachtet war es die Aufgabe ihres Ehegatten (ich vergaß zu
erwähnen, dass meine Geliebte verheiratet war), und nicht die
meine. Aber in der Liebe gibt es keine Ordnung und darum sah ich es
als eine Art erster Bewährungsprobe meiner bedingungslosen
Hingabe und meiner Potenz, der finanziellen.
Liebe empörte Leserin, verehrter wissender und erfahrener
Leser, deine Vermutung ist richtig. Der Autor war zum fraglichen
Zeitpunkt etwas älter, und Sina war, wie du vielleicht schon weißt,
sehr viel jünger und sich ihres schmückenden Wertes intui- und
manipulativ bewusst. Aber du musst dich um mich nicht sorgen. Ich
war und bin nicht so ein verliebter Trottel, der sich in einem letzten
Anfall von zweitem Endfrühling von einer flittchenhaften Liebschaft

Seite 107
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______

irreleiteen lässt. Un
nd verkleideen, wie ein Pfingstochs
P e lasse ich m
mich
bis heu
ute nicht. No
och hatte icch alle mein
ne ästhetischen und
finanzieellen Sinne zusammen, dachte ich
h.

Wenn Frau
uen einkaufeen, soll es jaa und wie man
m hört, fü
ür
Männeer eine Qual sein. Ich beehaupte, die Qualen beefallen
ausschließlich verh
heiratete Männer.
M Dass hat seinen Grund. Maan
kennt die
d Ausgabeegewohnheiten der Angetrauten und
u der
Einkauffsvorgang isst eine meh
hr oder weniger lästige Pflicht zur
Vorratssergänzung unter Berü
ücksichtigun
ng des verfü
ügbaren und
d meist
zu gerin
ngen Kapitaals.
Dagegen veerhalten sicch verheirattete Männeer im mittlerren
d vom Ehee-Alltag abgestumpft dahinvegetieeren, und die mit
Alter, die
Umsich
ht und Bedaacht eine leiidenschaftliiche Affäre kultivieren,,
vollkom
mmen anders. Sie verfaallen unter Ausschaltun
A ng des Groß
ß- und
Kleinhirns einem hedonistisch
h hen Sorglossigkeitssynd
drom. Man kkann
dieses Verhalten
V a
auch mit dem berühmtten „Spiel mit
m dem Feu
uer“
bezeich
hnen. Das Spiel mit dem
m Feuer beginnt dann,, wenn die A
Affäre
über eine gewisse Zeit, so etw
wa ein halbe
es Jahr nich
ht aufgefloggen ist.
Man(n)) wird mutigger, denn er hat gelern
nt, mit dem Sprengstofff und
den Geefahren eineer jederzeit möglichen Explosion umzugehen
u .
Außerd d männliche Geltungstrieb eine besondere Rolle.
dem spielt der
Solche Konstellatio
onen sind dann
d ders brisantt, wenn die Affäre
besond
im Verggleich zu deer legalen Verbindung und
u entgegen der sonsstigen
Gewoh
hnheiten und Möglichkkeiten sehr vorzeigbar
v i
ist.
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Du kannst das nicht naachvollziehe


en? Du warrst noch nie in
einer vergleichbarren Situation?
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Es ist wie mit den Autos. Zur Fahrt ins Büro, zum Bio-Markt,

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oder um die Kinder von der Schule abzuholen nimmt man den
dieselnden Familienkombi. Praktisch, geräumig, behäbig, etwas
schwergängig in den Kurven und mit weicher, etwas durchgesessener
Federung. Unauffällig, immer etwas unaufgeräumt, politisch korrekt
und preisgünstig. Den sündteuren Sportwagen lässt man besser in
der Garage, weil es einfach obszön wäre, sich bei Tageslicht damit zu
zeigen. Andrerseits, wer hat schon mit einem Traktor viel Spaß, wenn
man ein gut verstecktes, superheißes Gerät besitzt? Einige Landwirte
in abgelegenen Gegenden und Naturfreaks, die einsam im Regen die
Furchen ziehen vielleicht.
Aber die richtige, die männliche Freude kommt nur auf, wenn
man an schönen Sonnentagen voller Stolz zeigen kann, dass man so
eine Höllenmaschine besitzt und dazu über die Fähigkeiten und die
Mittel verfügt, die Kräfte zu bändigen. Oder „es ist nur schön, wenn
du ohne auf die Kosten achten zu müssen, das Biest reitest“, wie
mein Onkel, der Philosoph vor langer Zeit einmal sagte.
Bei mir traf das alles zu, denn Sina war zum damaligen
Zeitpunkt äußerst vorzeigbar und das Einkaufserlebnis versprach das
Vergnügen demonstrativen Konsums. Ich war bereit, und dafür
schäme ich mich auch heute noch, einem zwingenden Bedürfnis
nachzugeben und die egoistische Botschaft auszusenden, die da
lautet: „Ihr kleinen Ehekrüppel, seht euch meine Beute an, ich bin der
Größte, ich kann mir so ein leckeres Schnittchen leisten.“
Mehr wollte ich in aller Bescheidenheit nicht. Sina verstand
meine Sehnsüchte. Mit einem gütigen Lächeln sah sie mich an und
dachte: „Heute werde ich ihn Mittagessen nennen.“

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Freu dich jeetzt mit mirr auf einen Einkaufsbum


mmel der
besond
deren Art.

Shoppen isst für Frauen


n ein situationsbedingttes, zwiespäältiges
Erlebnis. Der weib
bliche Teil eiines Ehepaaars achtet auf
a das famiiliäre
Geld. Mann
M und Frau halten es
e zusamme
en, jedenfalls im
Allgemeinen.
Zwei shopp
pende Freundinnen verhalten sich
h wieder anders,
mehr bummelig
b su
uchend, um
m dann ein verträumtes
v s Vor- und
Nachm
mittägchen ohne
o größerre Geldausggaben im Caafe zu beenden.
Einzelne Männer
M geheen los und erwerben
e daas, was zu
erwerb
ben beabsichtigt war. Aber
A eine de
ekorative errst- oder
mehrm
malig ausgefführte Affäre erkennt in
ntuitiv die Gunst
G der
schwacchen Stundee. Es geht darum, und das
d scheint ein weibliccher
Urinstin
nkt zu sein, dem schwaachen, also abwesendeen Teil unteer
Aufbiettung aller psychologiscchen Tricks den verfügb
baren Anteiil zu
entreiß
ßen, um dam
mit die Lebeensgrundlagge der legitiimen Verbin
ndung
zu zersttören. Deko
orative und frische Affäären in män
nnlicher Beggleitung
verwan
ndeln sich in
n Sekundenbruchteilen
n in reißend
de Werwölfiinnen,
die skru
upellos die männliche Geberhand zerfleischeen, wenn diee
Kreditkkarten nichtt schnell gen
nug gezücktt werden. Das
D wusste iich
nicht, denn
d ich waar verliebt und
u darum übergab
ü ich
h meiner
angebeeteten Sina vertrauensvvoll die straategische Teeamleitung und sie
bestimmte die Ein
nkaufsstätteen nach eine
em uralten, und ich vermute
genetissch bedingteen Code im weiblichen
n Gehirn.
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Vorzugsweeise und gan


nz zufällig werden
w solch
he ausgesuccht, die
vom So
ortiment erllesen und daraus resultierend teu
uer, und eine
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größere Auswahl hochmodischer Kleidungsstücke für Mann und Frau

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gleichermaßen vorrätig haben, und außerdem bei jungen Frauen
total angesagt sind. Ich bekam den Part des Investors zugewiesen
und vergaß vor lauter Freude den Rat eines bekannten Bankiers:
„Investoren sind dumm und frech, sie wollen ihr Geld wieder sehen
und sie wollen etwas dafür haben.“
Das Humankapital, in diesem Fall der verliebte Raoul und das
süß stöckelnde Sahnestückchen als überaus vorzeigbare Begleitung,
betraten Arm in Arm eine dieser durchgestylten Einkaufsstätten, in
einer Straße, die es in jeder Großstadt gibt, und die beim
Normalbürger üblicherweise als gut und teuer verschrien ist. Leise
Musik empfing uns und mich traf der erste Satz vollkommen
unvorbereitet: „Schatz guck mal da, die find ich toll!“
Wie befohlen guckte ich.
Sina steuerte (mit dem souverän wirkenden Autor als noch
benötigtes, aber eigentlich lästiges Anhängsel im Schlepptau) zuerst
einmal, vermutlich um mich in Sicherheit zu wiegen und gegen
meinen inneren Drang nach Wohlfeilem, zielstrebig auf die
chromblitzenden Regale mit den hochmodischen Sweatshirts zu.
„Oh Schatz, die stehen dir bestimmt gut“ war die emotional
erregt klingende Stimme, die meinen Willen paralysierte, weil ich an
anderes dachte. Ob des freudigen Ausrufs meiner süßen Sina und die
Situation sofort durchblickend, begannen sich mehrere
Verkäuferinnen unauffällig in einer strategischen Ausgangslage
aufzustellen – immer bereit der Dame zum Nachteil des Herrn
behilflich zu sein. Das sah ich nicht, denn ich war geblendet. Einen
kurzen Moment sah ich vor meinem geistigen Auge einen jungen

Seite 111
________________
______

Wuschelhund, derr das erste Mal


M in seine
em Leben auf einer üpp
pigen
Sommeerwiese herrumtollt und
d den man irgendwie
i n
niedlich find
det.
Falls du dicch schon ein
nmal mit de
er Erziehungg von kleineen oder
mittelggroßen Hund
den beschääftigt hast, weißt
w du waas ich meinee. Am
Anfangg lässt man noch
n alles durchgehen
d n, weil die Viecher
V ja so
o
niedlich
h und tapsigg sind. Erst später merkt man, oft viel zu spätt,
welchee Fehler man
n im Unterrricht gemaccht hat, und man würdee den
Köter am
a liebsten irgendwo an
a der Autobahn ausseetzen.
Du errätst es, aber klaar doch? Jed
de Nachlässsigkeit in der
Erziehu
ung und in der
d Liebe veerkehrt die Kräfte ins Gegenteil
G un
nd mir
ging es nicht anders. Unter so
olidarischerr Mithilfe vo
on geschulteem
Verkau
ufspersonal wurden fürr mich unmü
ündiges Opfer, einige ((bitte
beachte die Mehrzzahl) Shirts ausgesuchtt, die niemaand (und ich
h schon
gar nich
ht) mit wachem Verstaand anziehe
en würde, denn ich warr
damalss keine Neunzehn mehr. Und jetztt kommt diee hinterlistigge
Falle, vor
v der ich dich,
d lieber männlicher
m und darum
m unerfahrener
Leser eindringlich
e warnen mö
öchte. Falls du jemals in
n eine ähnliich
gefährliche Situatiion geraten solltest, acchte wie beiim Schach aauf den
ersten Spielzug. Wenn
W du beii der Eröffnu
ung unachtsam bist un
nd nicht
nkst, ist alless verloren. Du musst in
mitden n jeder Seku
unde das Sp
piel
aktiv fü
ühren und darfst
d dich niemals
n d Defensivve drängen lassen.
in die
Auch wenn
w deine Augen etwaas anderes sehen.
h nicht, und die strategische
Diesen werrtvollen Ratt kannte ich
Okkupaation der vieel jüngeren Dame begaann mit dem
m Satz: „Sch
hatz,
die sind
d super, ich zieh die maal für dich an,
a damit du
u siehst, wiee die
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aussehen.“
Welcher Mann
M könntee schon wid
derstehen, wenn
w der zw
weite
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Satz mit einem unschuldigen Augenaufschlag (du erinnerst dich an

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die blitzblaugrauen Augen), und einer leicht vibrierenden, etwas
abgesenkt, betont lockenden Stimme gesprochen wird.
„Schahaatz, komm doch mit in die Umkleidekabine, dann
musst du nicht draußen allein rum stehen.“
So viel Mitgefühl muss echte Liebe sein, dachte ich. Als
aufgeklärter und phantasiebegabter, männlicher Leser wirst du
wissen, was dann geschah. Es gehört zum Standardtraumrepertoire
jedes gestandenen und auf ehelicher Sparflamme halbgar gekochten
Mannes. Auch ich ging in die Falle.
In der engen Umkleidemöglichkeit fand folgendes statt: Zuerst
wurde langsam die Bluse aufgeknöpft und danach ausgezogen. Dazu
muss natürlich auch die Jeans aufgeknöpft werden. Danach bückte
sich meine wunderschöne Pretty-Woman, und ich war sozusagen
gezwungen, ihren schmalen schwarzen String zu betrachten, der so
prachtvoll den jungen Po teilt.
Verehrte Leserin, geschätzter Leser, ich weiß, die katholische
Kirche sieht „a tergo“ nicht so gern, und die Kaufhäuser ihre Kunden
auch nicht. Aber was sollte ich, der verliebt-ahnungslose Raoul
machen, wenn ich meinen Verstand angesichts eines sich verlockend
dargebotenen Apfels (metaphorisch gesprochen) in ihrer Hand
verliere.
„Schaaatz, guck mal.“
Meine Brille war zwar wegen der bedrückenden Enge etwas
verschoben und beschlagen. Aber ich guckte wieder, wie sie es mir
sagte, denn ich konnte nicht anders. Es wäre gegen die Natur
gewesen.

Seite 113
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______

Die Shirts für


f mich staanden ihr wirklich gut. Es war einee
Situatio
on, in der man
m Schwächen übersp
pielen und Entscheidun
E ngen
treffen muss. Doppelt gibt, wer
w schnell und
u gern gib
bt, eine and
dere
Wahl hat
h der hilflo
ose Mann nicht.
Das Ergebn
nis dieser Einkaufsejaku
ulation, die, wie du dicch
sicher erinnerst,
e fü
ür den Besten unter Vielen und nu
ur zu meineem
Besten war, kann man nur mit allgemein
nen Wohltatten beschreeiben.
Es war der aussich
htslose Kam
mpf zwischen
n meinen klleinen Genü
üssen
und dem unerwartet großen Limit meine
er Kreditkarrten.
Du meinst,, ich hätte mich
m falsch verhalten?
v Hätte ich über
mein Verhalten
V naachdenken sollen?
s Meiine Liebe taadeln, knaussern
oder mich
m sogar über ihr Verh
halten bescchweren? Das konnte u
und
kann niiemand von
n mir verlan
ngen.
Ein weitereer, ich nehm
me an, typisch männlich
her Traum, ging in
Erfüllun
ng. Ich kam nicht nur in
n den Genu
uss eines kurzen Handyy-
Quickiees in Verbindung mit eiinem schne
ellen aber geekonnten Blow-
Job. Ich
h durfte micch sogar, matt wie ich mich nun mal
m fühlte, m
mit fünf
(oder mehr,
m ich weeiß es nichtt mehr so ge
enau) großvvolumigen
Einkauffstüten (unggefährlich) und einigen
n kleineren (gefährlich weil
teurer Inhalt) abscchleppen.
Warum ich
h es getan habe? Das isst einfach zu
u erklären. IIch
musstee es tun, den
nn der Wegg mit der Be
eute zur heimischen Hö
öhle ist
seit den
n Zeiten des Neandertalers Aufgabe des Man
nnes. Der M
Mann ist
nun maal der Jäger und Transp
porteur. Fürr alles andere ist das W
Weib
zuständ
dig und darin wird sich
h auch in den nächsten zehntausen
nd
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Jahren nichts ändeern.


Über den Inhalt der Eiinkaufstüten machte icch mir noch
h keine
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Gedanken. Als Mann muss man einfach mal hin und wieder etwas

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wagen. Aber nach meiner Erinnerung waren sie mit Folgendem
befüllt: Zwei bunte Sweatshirts und zwei Jeans für mich. In den
restlichen vier Tüten waren dann noch einige Kleinigkeiten für die
Süße, da ich ja nicht als knickriger, alter Egoist dastehen wollte.
Wenn dir, verehrter und sparsamer Haushaltsvorstand, meine
Geschichte jetzt schon als nicht zu steigernde Folter erscheint, dann
muss ich dich leider enttäuschen. Es gibt immer noch Steigerungen,
auf die kein normaler (männlicher) Mensch mit wachem Verstand
jemals kommen kann. Auf dem Umweg (beladen mit den
Einkaufstüten) durch die Wäscheabteilung, die skrupellose Händler in
ihren Hallen so angeordnet haben, dass es kein Entkommen gibt,
lauerten weitere Gefahren.
Unsensible Männer und miederschlüpfertragende
Allerweltsfrauen können die Risiken und Folgen nicht beurteilen.
Aber für sensitive Männer bedeutet die geballte Ansammlung von
luftigem Nichts eine ernste, finanzielle Bedrängnis. Die Gefahr wird
noch verstärkt, wenn der Geliebte seiner Geliebten alle Details seiner
freudlosen Ehe erzählt hat. Junge, hungrige Frauen die sich in Affären
befinden, haben einen vergrößerten Speicherchip für
Benachteiligungen jeder Art und suchen früher oder später den
Ausgleich.
„Guck mal Schatz, da gibt’s die gleichen Seidenstrümpfe, die
deine Frau auch immer kauft!“
Und schon schnappt die Falle zu. Ein unüberlegt gesprochener
Satz vor vielen Monaten. Ein kleines Klagen in schwachen Stunden
über die Verschwendungssucht meiner Ehefrau. Nichts war

Seite 115
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______

vergesssen. Jeder unbedachte


u e Satz wurde
e zur Herausforderung und
zur moralischen Errmahnung an
a die Gleicchberechtigung und meeiner
Verpflicchtung zur finanziellen
f n Gleichstelllung meinerr Frauen.
Ältere und in den vielffältigen, zw
wischenmenschlichen
Konstellationen errfahrene Deessous-Verkkäuferinnen
n lauern wiee
hungrigge Hyänen auf
a ihre Opffer, denn sie kennen dieses Phäno
omen.
Nur zu diesem Zweck halten sie
s für Menschen wie mich,
m vom B
Besten
das Teu
uerste bereit. Ich hing in der Dessous-Abteilu
ung fest, zu der
Mann ja ein erregeend-beklem
mmendes Ve
erhältnis haat. Welcher echte
Mann kann
k schon dem sehnliichsten Wunsch der Geeliebten nacch
Seidensstrümpfen, und dazu ein
e aufregen
nd-hauchdü
ünnes Korseett,
streng englisch, so
orgfältig han
ndgearbeite
et und büsteenhebend m
mit
allen Zu
utaten wideerstehen, wenn
w es doch ganz selbstlos einem
m guten
Zweck, der ästhetiischen Freu
ude des Inve
estors dieneen soll? Und
d an
diesem
m Ort, zwisch
hen duftigen Körbchen
n, winzigen Strings und
d
hauchzzarten Kleinigkeiten hatte ich endllich das Prin
nzip der Lieb
be
verstan
nden. Liebe ist der Zwaang des Nützlichkeitsprrinzips unteer
Berücksichtigung der
d Gewichtung. Oder anders ausgedrückt: M
Männer
n früher odeer später bluten, sonstt bockt das Weib.
müssen W
Ich weiß, was
w dir jetzt durch den Kopf geht, aber es ist n
nicht so
wie du denkst. Der Autor geh
hört keinesfalls zu der willensschw
w wachen
Sorte Mann.
M Im Geegenteil, mir wurde oftt bestätigt, dass ich diee
Hinterlist selbst haarmlos erscheinender Situationen
S n schnell
durchscchaue und die
d natürlicchen Hürden
n eines schw
weren Lebeens mit
Bravou
ur meistere. Aber wie icch aus verläässlichen Qu
uellen und d
durch
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die intimen Gestän


ndnisse einer Vielzahl betroffenerr und fast im
mmer
finanzieell ruinierteer Männer erfahren
e habe, sind solche heimtü
ückische
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Situationen alltäglich. Die meisten Frauen kennen die Beziehung des

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männlichen Willens zur Sinnlichkeit, die in solchen Situationen
anschwillt und größer ist, als die zum virilen Verstand. Und sie nutzen
diese kleine Schwäche brutal und schamlos aus. Darum möchte ich
dir den Schluss der Geschichte nicht vorenthalten.
Wie du vielleicht noch weißt, waren ich und meine
wunderschöne Geliebte zum damaligen Zeitpunkt noch anderweitig
verheiratet. Zum besseren Verständnis, jeder von uns mit einem
anderen Partner. Aus diesem Grund wurden die erbeuteten Schätze
in der von mir aus vorgeblich steuerlichen Gründen erworbenen
Eigentumswohnung anprobiert. Die für mich bestimmten vier (nicht
wie ich irrtümlich annahm zwei) Sweatshirts standen ihr eindeutig
besser, als mir. Mit den zwei Jeans hatte ich mich auch ganz klar
verkauft. Vermutlich lag es an unserem kurzen Aufenthalt an der
Sushi-mit-Prosecco-Bar. Sie waren während des Transports kleiner
und darum für mich zu eng geworden. Natürlich versprach mir Sina,
dass sie mich in Zukunft von solchem Einkaufsstress verschont und
mir die Mühe des Umtauschs abnimmt (oder sich das investierte Geld
auszahlen lässt). Den Rest der Einkaufsbeute, das rote und
figurbetonte Etuikleid, die Strümpfe aus feinster Seide und Nylon mit
Naht, die hauchzarten, aber dafür exquisit teuren LaPerla-Slips mit
passenden Büstenheben, dazu drei Paar Pumps mit Absätzen über 9
Zentimeter konnte ich zwar kurz betrachten, aber sie verschwanden
und zusammen mit der sündteuren Korsage und der restlichen Beute
im Schrank.
Du wunderst dich? Es gibt eine einfache Erklärung. Sina traf
eine sorgfältige, von Nützlichkeitserwägungen geprägte

Seite 117
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______

Entscheeidung. Ich kannte meine vergötte


erte Sina ja ohne Verpaackung.
Es ergib
bt doch kein
nen Sinn, eiinen in und auswendigg bekannten
n Inhalt
wiederr einzupackeen, damit man
m ihn wied
der auspackkt. Niemand
d
würde so etwas tu
un. Außerdeem leidet ja die Verpacckung darun
nter,
und weer weiß, wann man sie später noch
h mal braucchen kann (nicht
Sina, diie Verpacku
ung). Meinee Sina hatte in solchen Dingen einee sehr
praktische Einstelllung. Darum
m vermute ich, dass siee kein Einzellfall ist.
Selbstb
bewusste Frrauen werdeen in jungen Jahren vo
on
selbstb
bewussten Großmütter
G rn über raffinierte Verp
packungstecchniken
aufgeklärt.
In dem Zussammenhan
ng erinnere ich mich no
och an mein
ne
Großmutter mütteerlicherseitss. Die hatte auch immeer, sparsam wie
die Resste der Krieggsgeneratio
on nun mal sind, die bu
unten
Verpacckungspapieere von den Weihnachtts- und
Geburttstagsgeschenken und die bunten Schleifen feein säuberliich
wiederr zusammen
ngefaltet un
nd für beson
ndere Geleggenheiten
verwah
hrt.
„Ist der Beutel leer, lässt sich kein
ne sehen mehr
m …„ Das wusste
ich nich
ht, aber den
nnoch bin icch nicht verbittert. Micch tröstet au
uch
heute noch
n der Geedanke, dasss meine Invvestitionen nicht umso
onst
waren. Aber der Nutzen
N von mir Ungezählter entstaand nicht au
us
meinerr Blindheit. Es war volkswirtschaftliche Nächsstenliebe, denn
meine Nachfolger konnten daavon profitieren. Aber vermutlich ging es
denen genau so, und
u wir konnten mit un
nserer Liebee einen wich
htigen
Beitragg für das Bru
uttosozialprrodukt in De
eutschland leisten.
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Eventuell möchtest
m du
u, der vielleicht hoch verschuldet noch
jahrelang seine Invvestitionen abbezahlt, von mir ein
nen geeigneeten
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Rat für ähnliche Situationen? Es ist nicht so wichtig, was „Liebe“

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wirklich „ist“. Entscheidend ist das Wissen, dass mit zunehmender
Dauer einer Verbindung, der Wert der Liebe vom „Nutzen“ abhängt.
Mit voranschreitender Zeit muss man investieren können oder
verzichten. Ich habe investiert, ich habe nicht verzichtet sondern
genossen, und ich bereue nichts. Ich habe daraus gelernt und
angenehme Erinnerungen an eine große Liebe. Liebe die mir geholfen
hat, dieses Buch zu schreiben um dich vor Schaden zu bewahren. Tu
ein gutes Werk und gib dieses Buch an Betroffene weiter.

Seite 119
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______

Philosophisches Korsett

„Korrsetts sind eine


e wunderbare Erfind
dung.
Sie wirken anzziehend ohn
ne auszuziehen und Fraau kann sie mit
weniggen Handgrriffen der Sittuation, dem
m Rückgratt und der Kaarriere
anpassen.““
Sina Sidoniuss

________________
______

emäß später als früher wächst


Früher odeer später, errfahrungsge
im gesttandenen Mann,
M zuerst heimlich und usst, dann immer
u unbewu
stärkerr und drängender, der Wunsch
W nach Verändeerung.
h der stürmischen
Üblicheerweise begginnt dieserr Drang in der Zeit nach
Jugend, dann wen
nn der Mann
n in der Mittte seines Leebens stehtt.
Erfahru
ung macht bekanntlich
b klug und er hat, was wir
w im natürrlich
auch gö
önnen, in deen langen Jahren des Kampfes
K um
m seine Existenz
viel gelernt. Er hatt einen Baum gepflanztt, ein Haus gebaut
g und
d
vielleicht auch wieeder verloreen. Er hat hiier und dortt ein bisschen
gezeuggt und viele hungrige Mäuler
M gesto
opft. Die harte Zeit mitt viel
Arbeit und wenig Brot gehörtt zu seiner glorreichen
g Vergangenheit
von der er gedankklich noch zeehrt, so wie
e die Altvord
deren von
Stalingrad, Woodsstock, oder 14-18 - und
d er ist im Feelde unbesiiegt.
Vielleiccht ist eine vermögend
v e Großtante bedauerliicherweise
verstorrben und haat ihm, wenn er Glück gehabt
g hat, eine kleineere
Erbschaaft mit etwaas Barem au
us einem stteuerneutraalen Verstecck
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hinterlaassen.
Beruflich und finanziell etabliert strebt
s er naach Höherem
m.
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Auch sein Lifestyle entspricht dem gehobenen Einkommen. Er fährt

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einen nicht zu auffälligen Obermittelklasse-Pkw mit sorgfältig
kombinierter Edelausstattung und er joggt in den neuesten High-
Tech-Schuhen „Made in Taiwan“ mit amerikanischem In-Logo. Zum
kleinen Büronachmittags-Rat-Race trägt er einen seriösen Anzug in
Handmade-Optik aus Metzingen, und zur Seidenkrawatte aus Italien
die passende mechanische Armbanduhr mit möglichst vielen
Komplikationen. Die diskreten Zeichen seines exquisiten Geschmacks
sind für Kenner unübersehbar. Sein ästhetischer Lebensstil ist die
qualitative Metamorphose seiner sinnlichen Empfindungen.
Um da hinzukommen, wo er sich jetzt befindet, war es ein
langer Weg. Jetzt, in diesem Stadium des männlichen Lebens, ist der
Unterschied zwischen echten Männern und Jungs am
Offensichtlichsten. Aus dem ungeschliffenen Jungmann hat sich ein
erfahrener Connaisseur entwickelt, falls er nicht resigniert vor dem
Fernseher oder dem Daddel-Computer dahin dämmert.
So etwa ab dem vierzigsten Lebensjahr möchte der arrivierte
Mann, dass die Träume aus den revolutionären Sturm- und
Drangjahren seiner Jugend zur Realität werden. Der Eine gönnt sich
die vergötterte Harley und träumt von der grenzenlosen Freiheit,
weit weg von Familie und Hypotheken, auf dem einsamen Ritt über
die Route 66 von 68 und einem gepflegten 69er mit einer
gutgeformten Neunzehnjährigen, und nicht von der runden
Neununddreißigjährigen, in seinem Haus auf dem durchgesessenen
Sofa, das er bezahlt hat. Der Andere erfüllt sich den langgehegten
Wunsch nach der längst überfälligen, fülligeren Geliebten, und der
Dritte legt sich eine umfangreiche CD-Sammlung längst vergessener

Seite 121
________________
______

Beat-Sttars zu und investiert in


n eine 58er Corvette mit
m
Weißbaandreifen und
u Formen, neben den
nen die aus den Fugen
geraten
ne Ehefrau ziemlich blaass aussiehtt. Allen Män
nnern gemeein ist
die Seh
hnsucht nacch Reinem und
u Unverfäälschtem au
us einer
glorreicchen Zeit, in
n der die Welt
W noch au
us phantasieevollen Form
men
und niccht aus kalteen Funktion
nen bestand
d.
Manchmal, geprägt du
urch sonntäägliche Pflicchtbesuche bei der
Großtante und den visuellen Eindrücke aus
a unachtssam
herumlliegenden Versandhau
V skatalogen aus Weiden und
Burgun
ndstadt, kön
nnen die virrilen Jugend
dträume aucch zu einem
m alles
bensziel weerden. Es istt nicht mehrr die Frage, ob es
überlaggernden Leb
das gibt, was man unerlaubteerweise und
d mit glühen
nden Wangen in
der späätkindlichen
n Prägungsp
phase geseh
hen hat. Maann weiß jettzt,
dass ess das gibt. Nicht
N Zuhausse im heimiischen Woh
hn- Essbereiich, das
ist der falsche,
f weil konformisstische Plattz. Da ist maan angepassst, da
darf Maann es nicht, weil zwischen überfäälliger Wäscche und
notwen
ndigem Abw
wasch der unpassende
u Platz ist un
nd die notwendige
Zeit und auch die Muse für deen ästhetiscchen Genusss fehlt. Eheer bei
mmungslosen Geliebteen, die zum Lebensstil des
der hem d gestand
denen
Mannees gehört, wie
w das Navigationsgeräät zum mod
dernen Auto
o. Es ist
auch niicht mehr die
d Frage, ob
b man es sicch leisten kaann. Jetzt eendlich
kann Mann
M es sich
h leisten. Er ist Schönge
eist und Forrscher, er isst wer
und weenn nicht jetzt, wann dann?

Nicht nur an
a seinen äu
ußeren Attrributen und seinen, nur
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Eingew
weihten versschlüsselt mitgeteilten
m Träumen, ist
i der erfah
hrene
Mann erkennbar.
e Er ist nicht mehr der abhängige Täter, der blindlings
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seinen Trieben folgt. Jetzt, in diesem Alter überlagern

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Sinneseindrücke sein Tun und optische Reize beeinflussen sein durch
feinsinnige Perfektion geprägtes, intellektuelles Streben. Er steht vor
der Problematik, an deren Lösung sogar erfahrene Designer zu oft
scheitern. Es ist die uralte Entscheidung zwischen der unerträglichen
Leichtigkeit des seienden Seins oder dem monetären Nichts?
Die oft überlebensnotwendigen Fragen sind: „Fügt sie sich,
oder kann ich es mir leisten? Durch und ab welchem Druck dominiert
die Verpackung das Verhalten? Folgt die Funktion der Form, oder hat
die Funktion die Funktion, die ideale Form zu formen? Hat sie oder
hat sie nicht? Trägt sie es, oder ist sie wirklich echt, die
gertenschlanke und biegsame Taille?“
Ich kenne viele Männer und die Geschichte kennt ungezählte
Größen, die zur Ergründung dieser existenziellen Fragen Frau und
Kinder verließen, Schlachten, Königreiche und Vermögen verloren,
um abhängig einer taillierten Geliebten Lola zu dienen, bis zum
seelischen und finanziellen Ruin.
Für sinnlich Abgestumpfte ist so ein fanatisches Verhalten
unerklärlich. Solche Leserinnen und jüngere Leser bis vierunddreißig
vollendeten Lebensjahren sind hier auch unerwünscht da vermutlich
verständnislos. Es ist wie mit dem Essen. Currywurst und Schnitzel
sind Bedürfnisbefriediger für die reduzierten Geschmacksnerven der
breiten Bevölkerung. Auf dieser niederen Bedürfnisebene ist die
Optik des matschig-aufgequollenen Gekröses im Pappschälchen
Nebensache. Die Hauptsache ist die Beseitigung des Hungers. Rauf,
gedankenlos reinstecken (die kleine Plastikgabel), runter in den Abfall
mit dem Zeug, und zurück zum grauen Alltag mit seiner Maloche.

Seite 123
________________
______

Der welterfahrene Go
ourmand hat vollkomm
men andere
Begierd
den. Seine Verlangen
V n
nach Nahrun
ng und das überrascheende
Arrangement sind gleichwerttige Faktore
en. Sehr gut kann man diesen
Verhalttensprozesss bei der Entscheidung zum Besucch eines bessseren
Feinsch
hmeckerrestaurants mit einer beliiebigen Anzzahl von Steernen
über drrei beobach
hten. Die ästthetische Optik
O ist für den Genieß
ßer das
entscheeidende Kriterium. Seine Ablehnu
ung, Akzeptaanz oder
anbeteende Begeisterung wird
d durch das künstleriscche Arrangeement
visuelleer Eindrückee, die sein tiefes
t Sehne
en nach übeerraschendeer
Perfekttion ansprecchen, bestim
mmt. Über die Qualität der Zutateen, also
n der Speisen, wird nur am Rande diskutiert, d
den Bestandteilen denn
die hoh
he handwerrkliche Veraarbeitungsqualität ist unabdingbarre
Voraussetzung und bekannt. Es ist die Anordnung die
d den perffekten,
optisch
hen Genuss bringt, und
d der in der Spitzenklassse über den
n
zusätzlichen Stern entscheideet und damit die Konku
urrenz mit ihrer
fetten und
u ungenießbaren Haausmannsko
ost im kalteen Regen steehen
lässt.
Mir wird offt und besonders von oberflächlic
o chen, weiblichen
Lesern vorgeworfeen, dass ich schwierige
e Themen zu
u ausführlicch und
geschleechtsspezifisch sehr ein
nseitig behaandle. Aus langjährigerr
Erfahru
ung und nacch vielen Geesprächen mit
m Betroffeenen weiß icch
auch, dass
d mir in diesem
d kom
mplexen The
ema nur wenige, sehr
erfahreene Männerr intellektueell folgen kö
önnen. Daru
um bitte ich
h dich,
verstörrte und imm
mer noch ko
opfschütteln
nd mitlesende Leserin u
um
Verstän
ndnis für meine Ausfüh
hrungen. Nu
ur aus Paritäts- und
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Betrofffenheitsgründen, sozussagen für de


en Fall der Fälle
F ist es m
mir ein
mensch
hliches Bedürfnis, die diffizile
d Prob
blematik dieeses speziellen
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Seite 124
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Themas zu simplifizieren.

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Mein Freund, verehrte verheiratete und
miederschlüpfertragende Leserin, es geht um Korsetts. Nicht um
krankenkassengeförderte und auch nicht um rosmarinfarbene
Gesundheitskorsetts. Es geht um das edel-klassische und
handgearbeitete, mit spezieller Schnürungstechnik ausgestattete, die
weibliche Figur, insbesondere die Taille der hingebungsvollen
Geliebten (nicht die mit Hüftgold gesegnete Körpermitte der Ehefrau)
in ästhetische Proportionen stilisierende Korsett. Vom Liebhaber im
intimen Männerkreis auch verklärt-frankophil „Korsage“ genannt.
Unbemerkt von der Alltagsfrau, missachtet von der
Ehetroglodytin und von pseudointellektuellen
Blickdichtstrumpfhosenfetischistinnen aus falsch interpretierten
Glaubensgründen abgelehnt, beeinflusst es in ungeheurem Ausmaß
den gestandenen, männlichen Mainstream-Bundesbürger. Führende
Modedesigner haben es längst erkannt. Der Trend geht eindeutig zur
schmückenden Geliebten, und nicht nur darum feiert das luxuriöse
Korsett ein triumphales Insider-Comeback.
Welche Mythen ranken sich darum und warum übt dieses
altertümlich anmutende Kleidungsstück einen so extrem aushäusig-
erotischen Reiz aus? Liegt es an der feinen Schnürtechnik, oder ist es
die konsequente, auf sinnliche Domestizierung ausgerichtete
Verarbeitung, die den technisch versierten Perfektionisten
begeistert?
Gehen wir die Angelegenheit zuerst von der sachlichen Seite
an. Oberflächlich betrachtet ist das Korsett ein formendes
Kleidungsstück zum eleganten Ausgleich der natürlichen

Seite 125
________________
______

Uneben
nheiten dess weiblichen
n Körpers. Es
E ist auch ein
e eher
selbstvverständlicher Aspekt, dass
d ein guttgeschnittenes Korsettt die
unkonttrolliert wucchernde Forrm in eine für
f das gescchulte Auge
proportional ästheetisch akzep
ptable Facon bringt, un
nd darum fü
ür jede
intelligeente Frau ein
e zwingend
d notwendiiges Utensil ist. Aber eiin
Korsettt hat noch mehr
m Funktiionen, die icch dir an dieeser Stelle eetwas
ausführlicher erläu
utern möch
hte.
Da Frauen im Allgemeeinen, mit Ausnahme
A d begehrenden
der
Geliebtten im Beso
onderen, ein
nen wunderrbaren Instinkt für die Dinge
besitzeen und alles bemerken,, mit Ausnahme des
Selbstvverständlich
hen, ist es mir ürfnis, auch meinen
m ein Bedü
unerfah d darum auffklärungsbedürftigen Leserinnen d
hrenen und die
unüberrsehbaren Vorteile
V einees Korsetts näher zu brringen.
Zuerst sei bemerkt,
b daass ein Korssett das tiefssitzende,
weiblicche Begehreen nach Verrtrauen und
d Ehrlichkeitt erfüllt. Dass mag
zunäch
hst irritieren
nd klingen, aber
a es ist so
s und nichtt anders.
Vertrau
uen, und daas ist allgem
mein bekann
nt, kann eineerseits nur durch
Ordnun
ng entsteheen, die andrerseits durcch Regeln definiert wirrd.
Regeln werden nu
ur eingehalten, wenn Disziplin
D gefo
ordert,
Missachtung gebü
ührend besttraft und be
ei allfälligem
m Gehorsam
m auch
Schutz gewährt wiird. Es ist wie mit den Leitplanken
L n an der Auttobahn,
die unkkontrolliertees Ausbrech
hen so lange
e verhinderrn, bis der
Gesetzggeber eine Abweichun
ng gestattet. Oder andeers ausgedrückt:
Ein Korrsett erzeuggt Vertrauen
n durch Ord
dnung und Sicherheit
S in
n einem
ungereegelten und darum unsicheren Leb
ben.
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Für die karrierebewussste Frau un


nd noch mehr für die Leeiterin
eines kleinen
k Familienunternehmens, kaann es eine faszinierende und
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Seite 126
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vollkommen neue Erfahrung werden, nicht nur darüber zu reden,

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sondern Disziplin dort zu beweisen, wo es am schwersten fällt – im
Alltag.
Du verstehst nicht was ich dir damit sagen möchte? Ich werde
es dir erklären.
Natur kennt keine Ordnung und darum kann es im
Naturzustand auch keine Ordnung geben, weil Regeln fehlen. Im
Naturzustand gibt es willkürliche Ausdehnung und aussichtslose
Kämpfe gegen wuchernde Pfunde. Darum ist die weibliche Natur
letztendlich die Anarchie der Form und die Vergewaltigung der
Willensschwäche unter schamloser Ausnutzung der Lethargie. Oder
anders ausgedrückt: Ohne fachkundige, männliche Hilfe und
Anleitung regiert das Chaos.
Das kann man ändern, und du wirst die sogenannten, offenen
Türen“ einrennen, wenn du ruhig und vernünftig mit deiner
Geliebten über die Vorteile sprichst.
Ein Korsett regelt schnürend die Dinge und formt behutsam.
Das Korsett passt das biegsame Rückgrat den Bedingungen der
Karriere an. Es beseitigt Ängste vor Unebenheiten und tief in der
weiblichen Seele versteckte Zwanghaftigkeiten. Zusammenfassen
kann man sagen: Ein Korsett befreit von geistigen, seelischen und
körperlichen Hemmungen. Es vermittelt vertrauensvolle Sicherheit in
einer gefährlichen Welt.
Auch wenn es oft vermutet wird, der Zwang des Korsetts ist
kein Instrument der Ungerechtigkeit und Unterdrückung, sondern ein
Test des Charakters. Das mag dir oberflächlich betrachtet
unverständlich erscheinen, aber es liegt auf der Hand. Stabile Stäbe

Seite 127
________________
______

bieten Schutz vor Nachlässigkkeiten und ein


e gut gescchnürtes Ko
orsett
erzwinggt einen auffrechten un
nd hochgem
muten Gang. Die rückw
wärtige
Linie vo
om Kopf biss zum Hals wird
w gerade
e. Außenstehende
interpretieren die Haltung inttuitiv als maajestätischee Selbstsicheerheit.
Sie zieh
hen Vergleicche zum eiggenen, oft gebeugten
g R
Rücken. Dass steht
nicht im
m Widerspruch zum falsch interprretierten Ro
ollenbild dess
frühen Feminismu
us der 70er und 80er Jaahre des letzten Jahrhu
underts.
Das Korsett ist die ultimative Versöhnun
ng mit dem Sexobjekt,
S d
denn
die Haltung und Atmung, der üblicherwe
eise eher naachlässig
daherkkommenden
n Frau, wird
d straff zum ästhetischeen Vorteil
korrigieert. Die konsequent geeschnürte Taaille betontt die Hüften
n. Das
Rückgrat wird gesttrafft und das
d Korsett zwingt
z dazu
u, das Gesäß
ß
stramm
m einzuzieheen.
Aber die beehutsame Anleitung
A de
es Korsett stabilisiert
s n
nicht
nur den
n aufrechteen Gang derr über ihre Tragepflicht
T t stolzen
Korsetttträgerin. Ess versteht sich von selb
bst, dass zu einem Korssett nur
eine ho
oheitsvolle Kopfhaltung
K g passt, die weder geseenkt noch zzum
Himmeel gewandt und
u ohne unruhigen Blick sein sollte. Die
korsettttragende Frau wird daarum auch niemals
n die Stirn in
sorgenvvolle Falten
n legen, odeer ängstlich die sorgfälttig ausrasierten
Brauen
n zusammen
nziehen. Ein
n stimmigerr Gesamtein
ndruck zwiscchen
Haltungg, Gang und
d Mimik enttsteht, wenn die sorgfäältig stilisierrten
und geschmückten
n Augenbraauen zu den
n leicht fallenden
Augenliedern passsen. Der Gesamteindru
uck in Verbindung mit d
dem
fuchsigg-schnürend
den Gang in passendem
m Schuhwerrk mit schm
malen
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Absätzeen über elf Zentimeterr ist eine exq


quisite Übu
ung für den
bekann
nten und beegehrten Kn
nackarsch au
uf dem man
n Walnüsse
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Seite 128
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knacken kann (sofern man das will und Walnüsse zur Hand hat). Kein

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sündteures Fitnessstudioabonnement mit monatelangen Sit-up
Quälereien kann solche Ergebnisse erreichen.
Welches Korsett das Richtige für die Geliebte ist, bleibt
persönlichen Vorlieben des Entscheiders vorbehalten. Das klassische
Korsett ist aus edlem Stoff, aber dennoch fest und darum besonders
zu empfehlen. Die oft gewünschten Latexkorsetts sind nichts für
Anfängerinnen. Die Geliebte wird nach einer ersten und fachlich
fundierten Belehrung die Notwendigkeit eines solchen, aber nicht aus
Latex erkennt. Der Nachteil von Latex ist, dass das Material viel
weicher ist und einen größeren Bewegungsspielraum zulässt, was wie
bereits dargelegt und darum verständlicherweise nicht gut ist. Aus
der Kindererziehung ist ja auch bekannt, dass jede Nachlässigkeit zur
Ungezogenheit führt. Warum also Altbewährtes in Frage stellen?
Anzumerken ist, dass es vorwiegend bei weiblichen
Verwendern immer noch Wissenslücken über die korrekte
Trageweise gibt.
Verehrte Leserin, die Schnürung gehört nach hinten und die
Häkchen, sofern welche vorhanden sind, nach vorn. Sollten elastische
Bänder am unteren Rand angebracht sein, werden daran Strümpfe
befestigt, die aus edlem Material von einschlägigen Markenfirmen
und nicht vom Kaufhaus-Krabbeltisch sein sollten.
An dieser Stelle ist eine kleine Fachbelehrung angebracht, weil
das Wissen über subtile Feinheiten in breiten Bevölkerungsschichten
weitgehend verloren gegangen ist. Seidenstrümpfe erzeugen beim
Gehen, oder beim übereinanderschlagen der Beine ein erotisches
Rascheln, das den Kenner um den Verstand bringt. Nylon mit Naht ist

Seite 129
________________
______

etwas für
f den Gen
nießer, und nasse Strüm
mpfe sind nur
n für den
extravaaganten Gesschmack in privaten Örtlichkeiten
n. In letztereem Fall
sind au
uch augenscchmeichelnd
der Latex un
nd Bettlakeen aus gleich
hem
Materiaal zu empfeehlen. Aber auf diese Besonderhe
B it komme icch in
einem anderen Beericht ausführlich zurücck. Nur so viel
v sei aus eeinem
erotischen Lehrbu
uch verraten
n, dass scho
on Großmüttter ihren Tö
öchtern
den Rat gaben: „Ein züchtigess Mädchen eine Mannssperson seh
hr leicht
an sich zu fesseln vermag,
v weenn sie ihm in den Stieffel pinkelt.““
Doch ich möchte
m nichtt zu sehr ab
bschweifen und darum
kommeen wir zum ursprünglicchen Themaa, zum Korseett zurück.
Zur richtigeen Schnürun densten Ansichten
ng gibt es die verschied
und diee Experten befinden
b sicch seit Jahrzzehnten in einem
e erbittterten
Glaubeensstreit. Au
us humanisttischen und
d hedonistischen Aspekkten hat
die von
n mir präferriert empfoh
hlene Schnü
ürung nichts mit Gewalt oder
Unterd
drückung zu tun, aber viel
v mit intelligenter Su
ubmission.
Aus Qualitääts- und Dissziplinierunggsgründen sollte
s die
Schnürung vom an
nbetenden Mann vorge
enommen werden.
w Dieese
präzisee Vorgehenssweise hat einerseits
e kö
örperliche Gründe,
G den
nn die
Schnürung des klaassischen Ko
orsetts ist ve
ergleichbar mit dem Sp
piel der
Kräfte bei
b einem Schwerlastk
S kran unter Voll-Last.
V An
ndrerseits siind
intellekktuelle Ingenieurleistun
ngen erford
derlich, um durch eine
raffinieerte Schnür--Hebelwirku
ung und mitt geringstem
m Kraftaufw
wand
das grö
ößtmöglichee Reduzieru
ungsergebniis zu erreich
hen. Nur ein
n
erfahreener Mann ist
i dazu fäh
hig.
Du glaubst das nicht und
u unterste
ellst mir Sexxismus? Dann
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beobacchte doch mal


m Frauen beim
b einparrken, und du wirst versstehen.
Kommen wir
w nun zu weiteren
w De
etails, deren
n Beachtungg nicht
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nur wichtig ist, sondern beziehungsexistenzielle Dimensionen

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annehmen kann.
Zur Schnürung sitzt oder steht die Geliebte mit dem Rücken
zum Mann, der mit der Aktion am oberen Ende des Korsetts beginnt
und sich sozusagen zur Mitte vorarbeitet. Das Schnürband wird in die
Ösen des Korsetts eingeführt. Die Schnürung sollte mit Bedacht und
gleichmäßig überkreuz bis in die Mitte des Korsetts, also bis etwa in
Taillenhöhe vorgenommen werden. Falls du kleinere Stöhn-
Geräusche, oder ein „quäl mich nicht Liebling“ deiner Geliebten
hörst, soll dich das nicht weiter stören, denn solche Laute sind
normal und gehören zu den anregenden Sentenzen in einer
ritualisierten Handlung. Bei eher seltenen, vielleicht ärgerlichen
Protesten hilft der sachliche Hinweis, dass ein Korsett die
effizienteste Methode zur Taillenreduzierung ist, oder die Drohung
der sofortigen Trennung von der Unverständigen. Dann ist
üblicherweise Ruhe im Quängel-Karton.
Für die Geliebte von Vorteil ist, dass die Sorgen um den nicht
vorhandenen, flachen Bauch verschwinden. Mit einem Korsett muss
keine Frau mehr eigentümliche Substanzen aus schweinteuren,
kleinen Döschen trinken. Außerdem wird das Hungergefühl
unterdrückt, das ja bekanntlich für den fülligeren Bauch
verantwortlich ist.
Kleine Inspirationspausen sind zu empfehlen. Jeder Künstler
hält hin und wieder inne, um sein Kunstwerk zu betrachten, zu
verbessern und um kleinere Nachlässigkeiten zu korrigieren.
In der Taillenmitte angekommen, beginnt der schwierige Teil.
Achte darauf, dass das Schnürband nicht mehr überkreuzt wird.

Seite 131
________________
______

Führe dann
d das Baand auf beid
den Seiten einmal
e doppelt durch d
die
Ösen. Du
D siehst jettzt auf beid
den Seiten eine
e Schlauffe. Anschließend
schnürsst du wiedeer überkreuz weiter. Wenn
W du an der
d unteren
n Öse
angeko
ommen bist, zieh das Band von außen nach in
nnen durch Ösen.
In die beiden
b Endeen des Schn
nürbandes solltest
s du eine
e sorgfälttig
gebund
dene Schleiffe oder eineen kunstvollen Knoten machen. Fü
ür die
korrektte Knotenteechnik empffehle ich ein
nschlägige Fachliteratu
F ur für
Hochseeesegler, diee im Buchhaandel zu erw
werben ist. Nicht
empfeh
hlenswert isst, die Schnürband-End
den ohne Saach- und
Kunstveerstand zussammen zu binden. Zum
m Schluss korrigierst
k d
du das
Band und die Unebenheiten der
d Schnüru
ung. Die Taiillenreduzieerung
erfolgt durch die beiden
b Schlaaufen in der Mitte der Taille.
w angewiesen noch beewegungslo
Falls deine Geliebte wie os steht
oder sittzt, kannst du
d das Korssett durch le
eichtes Zieh
hen in die
endgülttige Position bringen. Abschließen
A nd solltest du
d noch
kontrolllieren, ob die
d Ösen akkurat parallel sitzen. Ein bereit
gehalteenes Lineal mit Millimeeterunterteilung hilft bei der
Abstandmessung und
u erzeugtt ein hübsch
hes Geräuscch beim Auftreffen
m jetzt pralll abstehend
auf dem den Arsch der Geliebten.
Wiederrholungen sind
s zur Belo
ohnung durrchaus angeebracht und
d
werden
n geschnürtt gern entgeegen genom
mmen.
Perfektioniisten halten
n das Kunstw
werk mit deer bereit
welt fest. Fallls die Bänder zu
gehalteenen Digitallkamera fürr die Nachw
lang sin
nd, bindest du noch ein
ne zusätzliche Schleife,, oder falls
dadurch dein ästhetisches Em estört wird, versteckst du die
mpfinden ge
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Bänderr unter dem


m Korsettran
nd.
Leider gibt es über diee optimalen
n Korsetttragezeiten keeine
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Seite 132
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allgemein anerkannten Empfehlungen. Nach meiner persönlichen

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Erfahrung, steht einer liebenden Geliebten ein Korsett zu jeder
Tages- und Nachtzeit. Falls die Geliebte eine karrierebewusste Frau
ist, sollte das Korsett auch beruflich getragen werden, denn der
bereits erwähnte, selbstbewusst-schnürende Gang (ein dezent
bestrumpftes Bein, leicht überkreuz vor das andere) ist für die
Karriere förderlich. Wichtig ist, dass sich nicht nur der Körper,
sondern auch der widerstrebende Geist der Frau an das Korsett
gewöhnt.
Ein motivierender Aspekt soll nicht unerwähnt bleiben. Durch
den geraden Rücken stehen auch bei der fülligeren, etwas älteren
Dame die Brüste wieder so stramm ab wie bei einer siebzehnjährigen
Cheerleaderin. Das Letztere allerdings nur bei einem brustfreien
Korsett. Damit komme ich nicht nur zu einem brisanten Teilaspekt,
sondern auch zu einer ernsten Warnung für meine interessierten
Leserinnen.
Die Anschaffung eines Korsetts wird oft fälschlicherweise als
rein weibliche Angelegenheit gesehen. Das ist falsch. Die Frau als
solche mag zwar eine natürliche Beziehung zu allerlei nützlichen
Wäscheteilen aus pflegeleichten Materialien haben, aber bei einem
Korsett verhält es sich vollkommen anders. Der Korsetterwerb
erfordert Erfahrung und großen Sachverstand für eine
hochkomplizierte Aktion, über die die Frau aus verständlichen
Gründen häufig nicht verfügt.
Eine dem Autor vor den Erlebnissen mit Sina gut bekannte
und der Erinnerung nach wohlgeformte, aber zeitweilige Gefährtin
wollte gefällig sein und überredete, vermutlich voller Euphorie und

Seite 133
________________
______

Sehnen
n, eine flach
hbrüstige un
nd beste Fre
eundin als fachkundige
f e
Beraterrin zu einer gemeinsam
men Korsettt-Einkaufsto
our. Die Berratung
der wohlmeinendeen Freundin
n führte zum
m Erwerb eines billigen
n
Korsettt-Machwerkks, das seineen Namen noch
n nicht einmal
e
ansatzw
weise verdieente. Die vo
orher wund
derschönen,, schweren Brüste
wurden
n durch dass falsche Korrsett wie üb
berreife Meelonen
zerquetscht. Das Korsett
K und die sich alss Gefährtin angebotene
a e Dame
sind niee wieder zum Einsatz gekommen.
g Über den Verbleib
V der
besten Freundin gibt
g es leider keine Hinw
weise. Diesees erschütternde
Beispieel einer sow
wohl mensch
hlichen, wie
e auch korseettierten Traagödie
zeigt, dass
d ausschlließlich Män
nner über den
d notwendigen,
ästhetischen Sachverstand veerfügen.

Damit möcchte ich meiine philosop


phischen Beetrachtungeen
vorerstt abschließeen und ich hoffe,
h dass ich dir helfeen konnte. FFalls du
dich fraagst, woherr ich meinen
n reichhaltiggen Erfahru
ungsschatz h
habe,
frag Sin
na. Sie wird es dir gern erklären.
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Liebes- und vorbereitende Mordzeiten

In Pompeji und Herkulaneum fand man bei Ausgrabungen in die


Mauern eingeritzte Sprüche wie diesen: „Hier entsinne ich mich, ein
Mädel gevögelt zu haben. Nicht verrat ich's der Gattin, wenn sie vor
Neugier auch platzt!“
____________________

Die Sünde, also Sina wurde schnell zu einer mein Leben


bestimmenden Gewohnheit, die ich nicht mehr missen wollte. Ich
habe an die ganz große und an die ewige Liebe geglaubt, an
gehauchte Treueschwüre und an gestöhntes Liebesgeflüster. Ich war
verliebt und ich war meiner Sina bedingungslos treu. Aber das Gefühl
des verliebten Herzschlags löste bei mir noch keine Überlegungen
über die Ursachen und Folgen aus. Zwar war mir bewusst, dass die
junge und unverbrauchte Sina Sidonius purer Sprengstoff war, aber
ich bin lernfähig und wollte trotz der Gefahren, die solche Dinge nun
mal als wesentliche Eigenschaft besitzen, behutsam und dauerhaft
damit umgehen.
Trotz und in aller Liebe setzte mein nüchterner Verstand nicht
vollkommen aus. Aus vielerlei Gründen erschien es mir besser, wenn
Sina zwar nach Bedarf verfügbar, gleichzeitig unter vorsichtig-
abhängiger Kontrolle, und zwar so, dass sie es nicht als solche
empfand, aber sich in sicherer Entfernung vom heimischen Heilbronn
aufhielt. Dieser Zustand war zwar für den Normalbürger nur schwer
herzustellen, doch durch die langen Jahre als Unternehmer erfahren,

Seite 135
________________
______

wusstee ich was zu tun war. Jeetzt war mein Alter kein
n Nachteil m
mehr.
Aber icch durfte miir nichts vorrmachen. Mit
M zunehmeendem Alteer sind
größeree, aber woh
hlüberlegte Investitionen um der
Konkurrrenzfähigkeeit Willen nun mal notw
wendig. Hotels waren, und
das ahn
nte ich intuitiv, für unsere Vorlieb
ben sowohl aus
a Reinlich
hkeits-
wie aucch aus Gerääusch- und eigentlich
e auch aus finaanziellen Gründen
ungeeiggnet. Sina hatte
h mir mit dem Hinw
weis auf äuß
ßerste Diskrretion
zu verstehen gegeeben, dass sie
s glücklich und äußersst ehrsam m
mit
einem honorigen Mann
M aus der
d allerbestten Heilbro
onner Gesellschaft
w es vielleicht den An
verheirratet und eigentlich niccht so sei, wie nschein
hätte.
Nach weniggen Wochen war ich zu
u der schneellen Entscheidung
gekommen, dass wieder
w einm
mal der richttige Zeitpun
nkt für eine
steuerm
mindernde Investition gekommen
n wäre. Das Appartemeent in
der obeeren Sindelffinger Innen
nstadt mit einer
e großen und nichtt
einsehb
baren Terraasse und dem Blick übe
er den Ort und
u gleichzeeitig auf
die eheemalige Hau
uswirtschafttsschule, in der brave Mädchen
M ehemals
mit Zuccht zur Ordn
nung angeh
halten wurden, das mirr von einem
m ihm
verpflicchteten Stuttgarter Bau
uunternehm
mer angebo
oten worden
n war,
erschieen mir, um das
d Angenehme mit de
em Nützlichen zu verbinden,
für die beabsichtiggten Zweckee am geeign
netsten.
Sina Siodon
nius liebte besondere
b Spiele
S und ich
i bewund
derte
ihren Einfallsreichttum, der meiner Phanttasie nicht nur
n nahe kaam,
sondern ohne langges drum heerum zu disskutieren, weit
w übertraaf. Die
Regeln waren von Anfang an klar definie
ert. Sina Sidonius war d
die
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alleinigge Hausherrrin und der Autor


A ein Nichts.
N Wenn sie mir mit ihrer
glocken
nhellen Stim
mme ins Ohr flüsterte: „Darf´s ein bisschen m
mehr
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Seite 136
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sein“, war es für mich wie eine göttliche Offenbarung und das

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Paradies. Aber ich war nicht so einfältig, nur wegen einer Frau den
Verstand und noch mehr zu verlieren. Dennoch konnte ich es nicht
leugnen. Schon nach wenigen Wochen begann Sina mein Leben in
ungeahntem Ausmaß zu beeinflussen.
Eigentlich hätte ich es ja wissen müssen und vielleicht ahnst
du es schon. Es war der Anfang einer zeitlich ziemlich beschränkten,
einer überirdischen und unendlichen Liebe für eine ziemlich kurze
Zeit. Das ist aus meiner heutigen Sicht und mit etwas Abstand
betrachtet, an sich kein weltbewegendes Ereignis. Solche Dinge
passieren täglich an jeder Ecke. Jeder liebt Irgendwas und irgendwie
irgendwann, hin und wieder und dann und wann für was auch immer.
Jeder Fast-Verhungerte wird alles dran setzen, Dinge zu bekommen,
die seinen Hunger stillen, und wenn es nur Fast-Food ist, und für
Verdurstende sind sogar schlammige Wasserlöcher Zeichen des
Himmels.
Heute sehe ich das natürlich anders. Verliebtheit ist ganz
offensichtlich nicht eine besondere Art der Kurzsichtigkeit, sondern
ein Problem der Nahsicht. Wahrscheinlich hätte mir damals eine
stärkere Brille genügt, um mich zu heilen, aber die hatte ich aus
verständlichen Gründen nicht auf der Nase. Eigentlich war es nur ein
triviales Spiel, das von unzähligen Frauen und Männern so oder so
ähnlich jeden Tag gespielt wird.
In diesem moralischen Zwiespalt gab es für mich mehrere
Alternativen. Die erste Alternative war, die Sicherheit meiner Ehe zu
wählen und auf jede wertvolle Erfahrung zu verzichten.
Mein Gehirn und mein wacher Verstand hätten mir ja sagen

Seite 137
________________
______

können
n: „Tu es. Daas ist gut un
nd vernünfttig!“, aber die
d waren zum
damaliggen Zeitpun
nkt neutralisiert. Ich haabe meine über
ü alles geeliebte
Sina geesehen, ihr verträumte
v s Lächeln und ich las in
n ihren blitzzenden
Augen:„Was kann es da noch helfen? Du
u verstehst nun einmal nichts
anderees - so sei deenn wenigsttens mein Hund“,
H wie Nietzsche in
n einer
ähnlich
hen Situation einmal geesagt haben
n soll. Sie hielt mir ihre Finger
zum ab
blecken hin und ich wusste genau wo sie vorh
her waren.
Welcheer gestandeene Mann mit
m wachem Verstand kann
k da nocch zur
Normalität zurückkkehren.
Du kannst immer noch nicht so richtig verstehen, waru
um ich
mich so
o hingegebeen hatte? Icch werde ess für dich, lieeber
verstän
ndnisvoller, männlicher Leser in äh
hnlicher Situation, und
d für
meine verständnis
v herer, also in
slosen Leserrinnen in ettwas einfach
geraffteer Form erkklären. Es war
w der freie
e Wille einess mündigen
n
Bürgerss der wähleen musste. Der
D eine bewusste Entsscheidung ffür den
Himmeel mit Sina und
u gegen seine (meine
e) Ehe-Höllee getroffen hatte.
Selbst ein
e dreiköpffiger Höllen
nhund hätte
e mich nichtt von meineer
Unbeuggsamkeit ab
bbringen kö
önnen.
Aber die Ep
pisode mit Sina
S war niccht nur der Himmel, so
ondern
auch daas vorausseehbare Endee meiner siccheren Ehe und meiness
Wohlsttands. Was soll ich mich beschwerren. Vom errsten Momeent an
kannte ich das Risiko der riskaanten Invesstition in meeinen
Gefühlsshaushalt. Es
E war scho
on immer so
o: Je größer die erhofften
Gewinn
ne, umso hö
öher das Rissiko des Tottalverlustess. Nur Feiglinge
investieeren in ein konservativves Sparbucch mit Mickeerzinsen.
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Spurensicherung und Geständnis

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„Aufhören wirst du zu fürchten, wenn du aufhörst zu hoffen, denn
der Hoffnung folgt die Angst. Beides ist das Merkmal eines
abhängigen, beides eines in Erwartung der Zukunft beunruhigten
Gemütes. Das liegt hauptsächlich daran, dass wir uns nicht auf die
Gegenwart einstellen, sondern die Gedanken in weite Ferne
vorauseilen lassen... Die Erinnerung bringt die Qual der Angst zurück,
die Voraussicht nimmt sie vorweg; niemand ist nur wegen der
Gegenwart unglücklich!“
Seneca, 5.Brief

____________________

Es gibt eine goldene Regel in der Kriminalistik. Sie lautet: „Es


gibt keine Regel.“ Aber es gibt auch einen weitgehend unbekannten
Zusatz zur Darwinschen Evolutionstheorie, den ich dir verraten
möchte. „Nur wer wirklich gut ist, überlebt.“ Das bedeutet, der
Clevere wird nicht erwischt und die Durchfallquote ist hoch. Daran
hätte ich denken sollen.
Damals, in meinen jugendlich-revolutionären Sturm und
Drangzeiten war es mir eine Berufung. Die gesellschaftsverändernde
Forderung „macht kaputt, was euch kaputt macht“, war meine
Losung für einen revolutionären Neuanfang. Aber die Wege des
Schicksals sind unergründlich und die ohne nachzudenken gerufenen
Sätze aus meinen aufrührerischen Jugendtagen sollten jetzt endlich
in Erfüllung gehen. Der berühmte Zufall hieb mir mit voller Wucht
seine Faust in die Fresse, und beim stolpern bin ich voll auf meine

Seite 139
________________
______

vorlautte Schnauzee gefallen.


Mein Freun
nd, ich bittee dich flehentlich: Falls du dich jem
mals in
so eineer prickelndeen Situation
n wie in diesem Buch beschrieben
b n
befindeest, dann acchte auf jed
de Kleinigkeit. Verleg niiemals dein
ne Brille
zusamm
men mit deinem Verstaand. Es sind
d nicht die großen
g
Besond
derheiten, es
e ist der winzige Stein der ein kun
nstvoll ersteelltes
Gebäud
de zum Einssturz bringeen kann. Darum höre, lese und meerke dir
gut: Bleeib in jeder Sekunde daas Tages achtsam wie ein
e Luchs vo
or dem
Überqu
ueren einer Autobahn. Auch wenn
n du denkst, dass du alles
perfektt organisiertt hast. In deen kurzen Momenten
M d Zerstreu
der utheit
lauern die größten
n Gefahren. Zwar ist die Technik heutzutage
h eetwas
weiter,, aber vertraau niemals einem Foto
ohändler, od
der Jemandem der
dir ein Stück Papieer als Quittu
ung gibt. Es gibt gewisssenlose Gessellen,
die ohn
ne nachzufrragen fertig entwickelte
e Fotos an fremde
f Men
nschen
herausggeben, die einen Abho
olbeleg vorle
egen, ohne sich gewisssenhaft
zu informieren, ob
b die Abholeende auch dazu
d berech
htigt ist. Ich kann
dir nur raten: Geh fremd, enttferne soforrt deine Spieegelreflexkaamera,
falls du
u so etwas noch
n besitztt. Wirf das untaugliche
u Teufelsgerät in
den nächsten Müllcontainer und
u kauf dir umgehend
d ein digitalles
Fotogerät mit ausrreichendem
m Speicherp
platz. Aber achte
a darauf, dass
das Gerät gut und sicher in eiinem Tresorr verwahrt ist.
i
In meinem Fall war ess kein Stein, sondern du
ummerweisse ein
von mir verwechseelter Abholbeleg für die Fotos vom
m letzten
Geburttstag der Familie. Nun weiß
w ich, daass Fotos nu
ur noch seh
hr selten
beim Fo
otohändler abgeholt werden
w müsssen. Daran kannst du
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erkennen, dass meeine Erlebnisse mit Sina schon ein


nige Jahre zu
urück
liegen. Doch das soll dich nich
ht irritieren, denn ausggerechnet m
mir,
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dem pseudokonformen Bewahrer des Unantastbaren ist es passiert.

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Jahrzehntelang hatte ich mich für die Umwelt engagiert. Ich habe
grüne Bäume geschützt wo ich nur konnte und jeden wuchernden
Busch mit den Augen des Kenners betrachtet. Greenpeace besaß
mein volles Vertrauen. Jeder vollschlanke Wal, der nachts und im
Regen verloren am Straßenrand herumstand, bekam von mir fünfzig
Euro, damit sie sich was Warmes zum Essen und was Anständiges
zum Anziehen kaufen konnte. Ich bin brav und politisch voll korrekt
mit der mir umgehängten Strohtasche zum Einkaufen in den Bioladen
und auf den Gemüsemarkt marschiert, obwohl mir nach leckerem
Frischfleisch zumute war. Keinen bösen Gedanken hatte ich beim
Aussuchen von Gurken, Feigen und anderem Obst. Ich habe mich mit
meinem schmerzhaft gefüllten Beutel abgeschleppt. Immer mit dem
Glauben an das Jute und die Kraft der Natur, die es zu schützen galt.
Mein Herz war voller Liebe und schon morgens sang ich mit froher
Stimme: „Wo wir uns finden, wohl unter Linden.“ Aber nicht Einer
hatte mich davor gewarnt, dass grüne Wälder und pure Natur
gefährlich sein können. Darum hör auf meinen Rat: Begib dich nicht
in Gefahr. Falls es dich danach gelüstet, deinem Dachs mal die Natur
zu zeigen, meide unter allen Umständen sonnige Waldlichtungen und
bleib mit beiden Beinen auf den befestigten Wegen. Und falls du ganz
sicher gehen möchtest, dann verlasse niemals die asphaltierte Bahn
deiner Verpflichtungen. Die Leitplanken sind Regeln, die dich vor den
Gefahren eines Ausbruchs bewahren. Wenn du meinen Rat befolgst,
kann dir eigentlich nichts Schlimmes passieren.
Du hast genug von meinen Ratschlägen und möchtest endlich
mehr von Sina und von meinem Schicksal erfahren? Bei mir hat sich

Seite 141
________________
______

alles an
nders entwiickelt, denn
n ich hatte keinen
k Freund, der mir mit Rat
und Hillfe zur Seitee stand. Niemand war da
d um mich
h, den
sinnenffrohen Natu
urfreak zu schützen.
s
Ich soll nich
ht so dumm
m herum red
den sondern
n endlich errzählen
was geschehen istt?
Ja mein Freeund, es ist bedauerlich und die Grünen,
G abeer auch
das Bün
ndnis 90 weerden es niccht gern hören wollen. Ich bin übeer eine
geballte Überdosiss Natur gesttolpert. In meinem
m Fall brachten
wunderschöne Naaturaufnahm
men, besond
ders die herrlichen
Detailaufnahmen auf der kleinen, versch
hwiegenen Waldlichtun
W ng,
etwas abseits
a am Hölzersee, im hohen Gras,
G dort wo
w die Bäum
me
beginnen und das Schilfrohr endet,
e mein
n kunstvoll aufgebaute
a es Zwei-
Frauen-ein-Mann--Beziehungssgebäude mit
m lautem Krachen
K zum
m
Einsturrz. Meine Eh
hefrau konn
nte die wunderschönen
n Detailaufn
nahmen
der ihr zwei fremd
den und seh
hr nackten Frauen
F und des unbekaannten
Herrn im hellen Waldlichtung
W gslicht als eiindeutig ihrr nicht zugehörige,
aber daafür nach nääherer Unteersuchung der
d vielen Bilder
B als meeine
Körpertteile und meinen
m nackten Arsch id
dentifizieren. Denn sie war
nicht geepierced un
nd Sina in meinen
m Armen war eind
deutig die scharfe
Herrin der Silberringe, die siee aber nicht an den Finggern trug.
Du bist verrwirrt? Das Rätsel werd
de ich für dich sofort
entwirrren. Die Gesschichte mit Sina war die
d immer gleiche,
g ban
nale
Geschicchte, die au
uch Johann Wolfgang von
v Goethe schon selbsst
erlebt, und in seinem Faust II, im ersten Akt beschriieben hat:
hes Fest ich auch ersann, ward um
„Welch msonst begaangen;
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Pfänderspiel und dritter


d Mann, wollten nicht
n verfan
ngen.“
Es ist nun mal
m unabän
nderliche Tatsache. Mitt einer
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leidenschaftlichen Geliebten probiert man das aus, was man sich im

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trauten Heim nicht traut und auch niemals bekommt, weil man es
nicht macht.
Ja, ich gebe es zu. Meine Sina war nicht abgeneigt, sich mit
frivolen Paaren zur Freizeitgestaltung zu treffen, und ich habe sie
nicht daran gehindert, sondern auch mitgemacht. Denn mein
Grundrecht auf ausschweifende Orgien wurde in meiner Ehe nicht
nur brutal unterdrückt, sondern war auch unerwünscht.
Meine verzweifelten Beteuerungen „Schatz, ich weiß wirklich
nicht, wie die Fotos entstanden sind“ waren nur noch aussichtslose
Floskeln. Von den Vieren war ich als Einziger deutlich zu erkennen.
Im Nachhinein ist man immer schlauer. Ich hätte Sabine und
Dieter noch deutlicher sagen sollen, dass ich beim fröhlichen
Outdoor-Treiben nicht abgelichtet werden will.
Auch mein beschwörendes Flehen „Schatz, es ist nicht so wie
es aussieht“ war vergebens. Zwar gibt es für den Täter unzählige
Wege und Verstecke, aber ich hatte die Hoffnung auf ebenso viele
Möglichkeiten der Rettung aus meiner misslichen Situation. Aber es
war eine trügerische Hoffnung. Eine sofortige, hochnotpeinliche
Hausdurchsuchung meiner intimsten Privatsphäre brachte noch
weitere Beweisstücke ans Tageslicht, und in Sekundenbruchteilen
entstand eine nicht mehr zu stoppende Kettenreaktion die mich wie
eine grausame Lawine überrollte. Angesichts der Beweislage hatte
ich jedes Recht auf eine faire und wortreiche Verteidigung verwirkt.
Meine Ehefrau bestand als Hintergangene auf ihre Anrechte und auf
eine kunterbunte Mischung von Rache-, Schmerz- und
Enttäuschungsgefühlen, und ich, der gewissenlose Frevler war der

Seite 143
________________
______

Furie wehrlos
w ausggeliefert.
Vielleicht fragst du dicch jetzt beso
orgt: „Wie konnte
k so eetwas
nur passsieren? Waar deine häu
usliche Vollzugsanstaltt nicht sicheer
genug?? Hattest du
u es nicht warm, trocke
en und gemütlich?“
Die Frage: „Wie konntte ausgerechnet mir so
o etwas nur
passierren?“ habe ich mir im Nachhinein
N auch immeer wieder geestellt.
Damit meine
m ich nicht
n die vorrhersehbare
e Katastrophe am Schlu
uss der
Episodee mit Sina. Die
D war als zwingend eintreffende
e es Ereignis
abzusehen. Jede Geschichte
G h eine Urssache, einen Anfang, eein
hat
Mittelteil und imm
mer ein vorb
bestimmtess Ende. Im Nachhinein
N hat
mich viiel mehr diee Frage bew ür Ursachen zum
wegt, was fü
Zusamm
mentreffen zweier Menschen führt?
Diese wichtige Frage kann
k ich dirr heute bean
ntworten. D
Die
Ursache ist der „richtige Augeenblick“, de
er dann erreeicht ist, weenn die
Schmerrzen und Leeiden am größten sind. Dann gibt es nur noch
h einen
Gedankken: „Ich wiill meinen unerträglich
u hen Zustand
d sofort ändern.“
d in dieseem Zustand befindest, musst du nur noch
Wenn du dich
gleicheermaßen Betroffene fin
nden, und das ist nicht sehr schweer.
Leidend
de erkennen sich, oft über
ü hunderte von Kilo
ometern hin
nweg,
denn es gibt ja dass Internet. Auch
A bei miir musste eiinfach passiieren,
ich kon
nnte mich nicht dagegeen wehren. Damals war Sina die
wirksam
mste Droge aller verfüggbaren Mitttel um mich
h von meineen
Beschw
werden zu befreien.
b
Etwas habee ich darauss gelernt: Man
M sollte daas Leben nicht
nach deer Länge deer Tage bew
werten, sond
dern nach der
d Zahl der
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Ereignisse. Nur aus Erfahrunggen werden geachtete Experten


gemach
ht. Die Feiglinge und Versager
V bleiben brav zuhause hoccken
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Seite 144
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und fügen sich ihrem Schicksal. Oder wie ein leider inzwischen

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verstorbener Großonkel vor langer Zeit einmal zu mir sagte: „Sohn“,
dann schwieg er einen Moment wie abwesend im Geiste. „Das letzte
Mal, wo ich einer Frau vertraut habe, das war in Paris im Jahr 1940.
Sie sagte, sie wollte nur schnell mal ´ne Flasche Wein holen gehen.
Und zwei Stunden später sind die Deutschen in Frankreich
einmarschiert.“
Dann saugte er mit einem schmatzenden Geräusch an seiner
Pfeife und ich glaube mich zu erinnern, ein Tränchen, aber nur ein
winziges, in seinen alten Auge gesehen zu haben. Nach einigen
Minuten nachdenklichen Schweigens folgten kluge Worte eines
langen Daseins, die ich dir nicht vorenthalten möchte: „Aber am Ende
bedauerst du jeden Schuss den du nicht abgefeuert hast.“
Danach verfiel er in Schweigen und sprach bis zu seinem
Lebensende nie wieder ein Wort. Solche unvergesslichen Leitsätze
erfahrener Menschen haben den zukünftigen Lebensweg eines
sensiblen jungen Mannes geprägt.
Die Schlussszene meiner Ehe und meiner großen Liebe
möchte ich dir nicht vorenthalten. Sie ist wichtig, damit du, falls du in
eine ähnliche Situation gerätst, nicht in tiefe Hoffnungslosigkeit
verfällst. Im nächsten Kapitel erfährst du, wie es mir weiter ergangen
ist.

Seite 145
________________
______

Rettungsveersuche

„Die So
orgen um deine
d Existenz bedeute
en nichts. Ess sind nur scchäbige
Gefü
ühle. Kontoaauszüge, Veerträge, Besitz und Verssprechen sind im
A
Angesicht der Ewigkeitt noch nichtt einmal ein Windhauch
h.
Für den denkenden Mensschen ist nur der Tod ein existenzielles
Problem.““
Paul van Cre
e

________________
______

Während der
d stressreichen Monaate, in deneen ich alles m
mir
möglich
he und auch
h den Versu
uch unternaahm, Unmögliches mögglich zu
machen, nur um meine
m gelieb
bte Ehefrau
u zu besänfttigen und um
m Ehe
und Besitz zu retteen, hatte ich
h naturgem
mäß wenig Zeit für Sina,, und
noch weniger
w liquide Mittel. Zwar
Z bestan
nd noch Ho
offnung auf einen
guten Ausgang,
A ab
ber letztend
dlich befand
d mich in ein
ner vergleicchbaren
Situatio
on wie der olle
o Varus in
n der Schlaccht im düsteeren Wald. In
meinerr bedingunggslosen Kapitulationserrklärung waar weder Plaatz und
noch weniger
w Kapital für zwei Frauen vorgesehen. Es
E war vorbei und
gegesseen. Die gut getarnten Feinde
F im dichten
d Gesttrüpp der
Absichtten und Ziele verhinderten meinen Durchblicck.
Dieser Zusttand ist an sich
s nichts Besonderes
B s. Jeder der sich
schon mal
m in so ein
ner Situatio
on wiederge
efunden hatt weiß, dasss unter
strengsster Bewach
hung der Beewegungs- und
u Investittionsradius
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ziemlich eingeschrränkt ist. Mir ging es niicht anders.. Ich stand u


unter
strikterr Observanzz mit der Pfllicht zur abssoluten Beffolgung der mir
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Seite 146
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vorgegebenen Regeln, garniert mit meiner bedingungslosen

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Unterwerfung. Die gemeinsame Haushaltskasse wurde argwöhnisch
und Pfenniggenau kontrolliert und das Tageszeitkonto lückenlos
überwacht, während das tränengeschmückte Vorwurfskonto
Dehnungsstrapazen bis zur Schmerzgrenze erdulden musste.
Ich gab mich als perfekter Büßer. Mein vollkommenes
Wohlverhalten war mit dem kompletten, mir zu Verfügung
stehendem Verwöhn-Aroma, beginnend bei Amsterdam (Blumen
aus) bis Zerknirschung (absolute) garniert. Dazu kam mein tiefes und
aufrichtiges Bereuen mit dem vollkommen unwirksamen
Versprechen, es niemals wieder zu tun. In dieser Situation hätte mich
jeder Blumenhändler adoptiert und sofort sein Geschäft durch einen
größeren Anbau erweitert.
Vielleicht interessiert es dich, was aus meiner
sechzehnjährigen Ehe und meiner überalles geliebten Ehefrau
geworden ist? Meine kurze Wohlverhaltensperiode hatte nichts
bewirkt. Die seelischen Schmerzen, die ich ihr durch meine Affäre
zugefügt hatte waren zu groß. Sie wollte Gerechtigkeit für sich und
meinen Kopf, aufgespießt auf einer Stange und ausgestellt in der
Donnerkuppel der hintergangenen Ehefrauen.
Ich wollte es verdrängen, weil mir mein Glaube an das Gute m
Menschen Halt gab. Immerhin steht schon in der Bibel geschrieben,
dass man dem Sünder verzeihen soll. Aber es war offensichtlich. Sie
beabsichtigte, über meinem auf einem Silbertablett liegenden,
bluttriefenden Haupt, mit hochgezogenem Rock einen
ausschweifenden Tanz zu Ehren von Nemesis aufzuführen, um dann
meinen gespaltenen Schädel an ihrem Frauenstammtisch, auf dem

Seite 147
________________
______

Affenfeelsen der hintergangen


nen Frauen, zur Begutaachtung im K
Kreis
herum gehen zu laassen. Was sollte ich tu
un? Ich war nicht mehrr ihr
Lebenssinhalt. Ich war
w das arm
me Würstchen im eigen
nen Darm, d
das
zwar mutig
m die Tatt, eigentlich
h Taten in Se
erie beganggen, und damit
avantgaardistische Größe gezeeigt hatte, aber
a nur nocch ausgezuttzelt
am Telllerrand lieggen zu bleiben hatte.
Zwar hattee ich nach meiner
m Mein
nung meine Missetaten
n
ausgieb
big bereut um
u mich von meiner scchweren Geewissenslastt zu
befreieen. Aber meeine Ehefrau
u wollte mirr nur noch vor
v die Füßee
kotzen. Ich war un
nd blieb derr Sündenbocck für die Su
umme allerr jemals
erlitten
nen Verfehlungen, Dem
mütigungen, Ungerechttigkeiten un
nd der
alleinigge Verursach
her aller ehelichen Misssstände, sttellvertreten
nd für
alle Määnner, die jaa bekanntlicch nur schlaachtreife Schweine sind
d. Alles
was wir in der Verrgangenheitt gemeinsam
m erreicht und
u geschafffen
hatten,, verlor dram
matisch sein
nen Wert und verkehrtte sich ins
Gegentteil.
Es klingt scchrecklich, aber
a du mussst dich nich
ht fürchten. Wenn
du das alles vermeeiden willst,, bleib brav,, bezahl deiine Hypotheeken
und settz dir ein Zieel – deine Rente.
R Dann
n kann dir niichts passieeren.
Wenn du
d trotz meeiner Warnu
ungen in ein
ne ähnliche Situation kommst,
denk an
n mich. Mitt dem schön o leid, ich wusste
nen Satz: „EEs tut mir so
nicht was
w ich tat“ lässt sich zu
um Beispiel ein Mord einigermaße
e en
entschu
uldigen, und
d man gehtt über die le
eidige Angellegenheit nach
Aussprechen einer den Verhäältnissen an
ngemesseneen Strafe, w
wenn es
günstigg läuft nach der Bewährungszeit, wenn
w du Peech hast, nach fünf
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bis sieb
ben Jahren, wieder zur Tagesordnung über. Bei
B einer
aufgeflogenen Afffäre wirkt ess nicht. Meiine düpiertee Frau wolltte
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Seite 148
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einfach nicht einsehen, dass die Ereignisse ohne ihre Mitschuld

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niemals geschehen wären. Sie wollte Gerechtigkeit – ihre
Gerechtigkeit und nicht das was ich darunter verstand.
Aber mir blieb noch ein unantastbarer, wertvoller Besitz. Ich
hatte die unerschütterliche Kampfmoral der Heiligen auf meiner
Seite. Ich ließ mich geduldig misshandeln und empfand mein
Martyrium als verdiente Strafe, damit ich mich über andere erheben
und predigen konnte: „Sehet her ihr mutlosen und verzagten
Ehekrüppel, ich hab es getan, ich war so mutig, zwei Frauen
gleichzeitig zu beherrschen. Das müsst ihr erst mal nachmachen, ihr
erbärmlichen Ehewixer.“
Das konnte ich von mir behaupten, und ich, der optimistische
Revolutionär war stolz darauf.
Nun klingt mein Schicksal für dich vielleicht lustig, aber das
war es nicht, denn die moralischen Gesetze hatten nicht nur bei mir
kläglich versagt. Sie konnten meinen Zustand der Unfreiheit nicht
länger erhalten. Mir war zwar bekannt, dass Befreiungskämpfe keine
Fairness, sondern nur unversöhnlichen Fanatismus mit Nachtreten
kennen. Aber als ich mich als Betroffener mitten im Scharmützel
befand, war es eine ziemlich schmerzliche Erfahrung, dass
enttäuschte Liebe kein Herz und kein Mitleid kennt. Ich musste
erkennen, dass es in einer Ehe wie im Krieg zugehen kann, und Liebe
und Lüge, geforderte Moral und schwere Regelverstöße zusammen
gehören.
Es war zwölf Uhr mittags, am dritten Tag nach Sylvester, als
sie beschloss den Baum raus zu werfen und mich hinterher. Ich bat
Gott um Vergebung, es hat nichts gebracht.

Seite 149
________________
______

„Wehe dem
m Besiegten
n“ war das Geheul
G der heisshungrrigen
Hyänen
n, und mein
ne ökonomischen Basiss begann grö
ößere Rissee am
Fundam
ment zu zeiggen und zu wanken. Meine
M Frau und
u ihre
Scheidu
ungsanwälttin fanden, dass
d jeder Besitz
B an üb
berflüssigen
n
Dingen Eigentum sei,
s und meein Eigentum
m ein Verbrechen, solaange es
noch mir
m gehöre und
u nicht ihr.
In ihrer desstruktiven Gemütsverf
G fassung konfiszierte siee als
Reparaation den mobilen, eheemals untrennbaren Beesitz, um sicch ein
neues, standesgem
mäßes Dom
mizil einzuricchten. Der verbleibend
v de Rest
und dazu die Immobilien mit der schnuckligen Woh
hnung für diie
diskreten Stunden
n mit Sina wurden
w durcch das messserscharfe SSchwert
des Sch
heidungsrichters unparrteiisch gete
eilt. Das Teiilungsverhältnis
war sieebzig zu fünff. Siebzig Prrozent der ersten
e und zweiten
z Hälfte des
verbliebenen Resttvermögenss fielen ihr zu.
z Fünfundzwanzig Pro
ozent
meinerr noch verw
wertbaren Habseligkeite
en wurden zur Beute
raffgierriger Anwälte, die eineen fairen Vergleich ausggehandelt h
hatten.
Die restlichen Erin
nnerungen an
a gute Tage und die Hypotheken
H
verblieben bei mirr, und meiner Bank die Hoffnung, dass ich diee
ungsschuldeen eines fern
Trennu nen Tages würde
w zurücckzahlen kö
önnen.
Das waar nicht viel,, aber immeerhin konnte ich als Aktivposten d
die
wertvo ng, dass maan dann am meisten geehasst wird, wenn
olle Erfahrun
man einmal sehr geliebt
g wurd
de, verbuch
hen.

Du findest meine Einstellung unm


moralisch? Ich nicht, deenn ich
habe eine sensatio
onelle Entdeeckung gem
macht. Es gib
bt zwischen
n den
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Mensch
hen universsell gültige Gesetze.
G Ein
nes davon isst das uraltee
Gesetz vom Zusam
mmenwirken von Koste
en, Nutzen, Stärke und
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Schwäche. Oder anders ausgedrückt: Die Investitionen müssen, wie

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bei einer altertümlichen Waage in etwa dem Nutzen entsprechen.
Zeigt eine Seite Schwäche, schlägt die Waagschale aus und es
entstehen Probleme. Eigentlich ganz einfach zu merken.
Du glaubst das nicht? Vielleicht erinnerst du dich daran, wenn
du gelegentlich ein beliebiges Justizgebäude in einer Stadt deiner
Wahl betrittst. Eine junge, meist nur spärlich bekleidete und
bedauerlicherweise blinde Dame mit einer Waage und einem
Schwert in der Hand zeigt dir den richtigen Weg. Zweifle nicht an der
ausgleichenden Gerechtigkeit, wenn sie wahllos um sich schlägt. Es
ist aus ihrer Betrachtungsweise gerecht, denn jede Waage unterliegt
unseren deutschen Eichgesetzen. So einfach ist Liebe zu verstehen.

Als Fan von Bertold Brecht musste ich zugeben, dass er Recht
hatte. „Besitz besitzt - kein Besitz ist Freiheit.“ Am Ende des
Trennungsprozesses war ich durch raffgierige Scheidungsanwälte und
entsetzlich ungerechte Scheidungsgesetze pleite und abgemagert,
aber frei von jeder Belastung durch Besitz. Es war ein grosses und
heroisches Gefühl der Unabhängigkeit und der Sorglosigkeit, wenn
man von meinem knurrenden Magen und den zugigen
Übernachtungsquartieren in kalten Hauseingängen und unter
Brücken mal absah.
Wenig war mir geblieben. Schön war die Erinnerung an
meinen letzten, den knittrigen 10-Mark-Schein mit der abgerissenen
Ecke rechts oben. Die Deutsche Mark und der Geldschein sind
Geschichte, wie meine Ehe.
Auch mein Bauchumfang hatte während der Genesungsphase

Seite 151
________________
______

aus verrständlichen
n Gründen ziemlich
z abggenommen
n. Und auch meine
Steuer-- und Absch
hreibungsdiffferenzen mit
m dem Finanzamt hattten
sich rellativ schnelll erledigt. Denn
D nach der
d Investitio
on in meinee
verlustreiche Bezieehung konn
nte ich nichtt nur meinee Ehe abschreiben,
denn wenn
w nichts mehr da istt, dann gibtt es nichts mehr
m zum
Abschreiben.
Heute macchen mich das
d Bewussttsein und die Erfahrungg stolz,
dass nu
ur mutige Menschen
M die Kraft aufbringen, miit gefährlich
hen
Affären
n souverän umzugehen
n. Das bedeutet nicht, dass
d ich nun voll
Selbstm m geganggen bin und der Welt entsage.
mitleid zerknirscht in mich
Ganz im
m Gegenteill, solche Erffahrungen hatten
h mir geholfen,
g diie Liebe
und ihrre Auswirku
ungen etwass gelassener zu sehen. Alles, alles geht
vorbei, doch wir siind uns treu
u. Da war icch mir
hunderrttausendprrozentig sich
her, und in Gedanken war
w ich bei meiner
Sina, deer mir Treueen, mit der ich ein neu
ues Leben in
n Liebe und
Frieden
n beginnen wollte.
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Interessengeficke
(Kopenhagener Deutung der Quantentheorie)

„Man muss den Männern zeigen, was sie sehen wollen.


Stil ist, wenn unter einem Nerzmantel ein billiges Kleid aus dem
Second-Hand-Shop wie ein schweineteurer Designerfummel wirkt.
Und wenn es dazu nicht mehr reicht –
Für eine Frau mit Phantasie
ist Haut ist immer eine gute Alternative.“
Sina Sidonius

____________________

Ich muss zugeben, es war eine schwere Zeit für mich, und ich
war ziemlich eingeschränkt. Meine flüssigen Mittel, die mich bei
sparsamster Haushaltsführung für ein ganzes Jahr ernähren sollten,
reichten in der zweiten Januarwoche nicht einmal mehr aus meinen
Jaguar zu füttern, der darum kurz vor dem Notverkauf stand. Zeitlich
sah es auch nicht so gut aus, denn ich befand mich im Kampf um den
kleinen Restbesitz aus meiner Ehe. Wenn ich überleben wollte,
musste ich kämpfen, und ich war entschlossen, aus der Defensive zu
retten was zu retten war.
Aber ich befand mich nicht nur im Kampf um meine Existenz.
Es war ein dreidimensionaler Mehrfrontenkrieg mit taktischen
Manövern und neuen Allianzen. Hinter meinem Rücken spielte sich,
von mir unbemerkt, eine lautlose Anpassung der praktischen
Interessen ab.

Seite 153
________________
______

Am Anfangg fiel es mir nicht weite


er auf. Aber in milden
Nächteen hörte ich immer öfteer sibylliniscche Sätze vo
on Sina, wiee zum
Beispieel: „Schatz, ruf
r mich heute Abend nicht an, ich
h geh heutee früh
ins Bettt“, oder „wir können uns
u heute Abend nicht sehen, ich h
hab so
starke Kopfschmerzen.“
Die für micch bestimmtten Sätze hatten die gleiche Wirku
ung wie
betäub
bende Nebelkerzen, mit dem Zwecck die Gegend kunstvoll zu
illuminieren und mich
m vom Taatort und de
en Taten ab
bzulenken.
he war, dass meine Gö
Tatsach öttin den staarken Drangg nach mehr
Zuwend
dung verspürt hatte.
Eigentlich wäre
w das ein schöner Drang
D geweesen, wenn er sich
nur auff mich, und nicht auf einen andere
en Sofortgläänzer konzeentriert
hätte. Im
I Nachhinein kann ich
h es ihr auch nicht verü
übeln. Mein
ne
defizitäär-ökonomissche Situatiion ließ ihr keine andere Wahl, alss mir
die besscheidene Rolle
R des bescheidenen
n Nachpolierers zuzuweeisen.
Meine Rolle hatte sich ohne mein
m Wissen gewandelt. Ich war d
der
dritte Mann
M und musste
m irgen
ndwie und möglichst
m schnell in deer
Kanalissation verschwinden, jeedenfalls so
o lange, bis meine
m finan
nzielle
Situatio
on nicht meehr so stinkeen würde, wie
w sie es taat. Sie hat es mir
nie gessagt, aber Siina war in der
d guten Ho
offnung, daass ich dafürr
Verstän
ndnis aufbringen würde, denn ich war und biin tolerant.
An dieser Stelle
S endette mein Traum, von waahrer Liebe und
treuen Frauen. Ich
h war verzw
weifelt, und ich verstand
d nicht meh
hr, was
um micch herum geeschah.
„Warum tu
ut sie mir daas an?“ warr die Frage auf
a die ich zzuerst
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keine Antwort
A wusste. In meiiner Not fan
nd ich die Rettung in deer
klassiscchen Physikk mit ihren Unbestimm
U theitsrelatio
onen. Geho
olfen
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hat mir die Kopenhagener Deutung der Quantentheorie, die ich allen

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Hintergangenen nur wärmstens zur Anwendung empfehlen kann.
Mein Freund, ich sehe vor meinem geistigen Auge deinen
fassungslosen Gesichtsausdruck. Aber die Physik kann auch dir in
vielfältigen Liebesproblemen helfen. Ich werde es dir jetzt einfach
und nachvollziehbar erklären.
Als ich eines Tages dachte, meinen Schmerz nicht länger
ertragen zu können, ging ich in einen nahegelegenen Wald, um mein
Herzeleid hinaus zu schreien, und um einen Baum, einen wahren
Freund zu umarmen. Dabei sah ich nicht nur seine dicken Äste,
sondern auch eine kleine Quelle, und plötzlich verstand ich das
Prinzip. Im Chaos der Liebe gibt es ein klar strukturiertes
Verhaltensmuster, ähnlich einem quirligen Wasserstrudel. Lässt man
einer sinnlichen Frau einen Ausweg, vielleicht weil sie sich langweilt,
oder beruflich zu wenig belastet ist, dann ändern sich die
Strömungsverhältnisse. Wasser verhält sich nicht anders. Öffnet sich
links ein Ausweg, dann fließt das Wasser nach links. Achtet man nicht
auf die kleinen Lücken auf der rechten Seite, dann fließt das Wasser
nach rechts. Beseitigt man unbeabsichtigt ein Hindernis, dann fließt
das Wasser genau an dieser Stelle. Hindernisse werden zuerst
behutsam umspült, dann gewissenlos untergraben und zum Schluss
rücksichtslos weggespült. Das klingt brutal, aber so ist nun mal die
weibliche Natur. Mit dieser epochalen Entdeckung musste ich nur
noch die Ergebnisse meiner Beobachtungen in nüchterne
Mathematik übersetzen. Mein erster Schritt war, mit wachem
Verstand und glasklarer Logik die Orte und die Zeiten zu bestimmen,
an denen ich nicht wachsam gewesen war, denn nur dort konnten die

Seite 155
________________
______

Risiken
n gelegen haaben. Ich beegann die Bewegungsggrößen, zum
m
Beispieel fehlende Hindernissee, unbewach
hte Zeiten,
Ausweiichmöglichkkeiten, denkkbare Orte und den Akktionsradiuss
meinerr Geliebten zu identifizieren. Damit bekam ich
h eine Miscchung
aus zweei Elementeen: Nämlich
h mehrere unumstößlic
u che Tatsach
hen,
und dazu den Grad
d meiner Keenntnisse der Tatsacheen. Diese Mischung
ergab ein
e Faktum.
Aber das hat mir noch
h nicht gereicht. Auch meine
m
Nachlässigkeiten, mein Vertraauen in dass Undenkbare und mein
n
Verhaltten musste ich bei meinen mathematischen Berechnung
B gen
selbstkkritisch beacchten. Und zum Schluss meiner An
nalyse mussste der
Faktor „Perspektivve“ berückssichtigt werd
den. In diesser Weise ko
onnte
ich meiin unglückliches Liebessschicksal ziiemlich genau berechn
nen.
Meine wissenschaaftlichen Berechnungen
n ergaben ein
e sehr präzises
Resultaat: Ich allein
n trug die Scchuld, denn ich war zu vertrauensvoll
und zu gedankenlo
os gewesen
n.
Das war ab
ber nur ein Teil
T der Ursache, denn auch die
Perspektive in eineer legalisierrten Verbind
dung mit mir
m war mehr als
frustrieerend. Die Quintessenz
Q z meiner Naachforschun
ngen ließ keeinen
andereen Schluss zu
u: Ich war nicht
n länger Akteur mitt verdientem
m
Applaus für Höchsstleistungen
n. Ich war zu
um nicht maal mehr im
hrlichen, weeil nach Belieben
Vorspann erwähntten und darrum entbeh
austausschbaren Sttatisten deggradiert. Sow
weit hatte ich
i es verstaanden.
Alles was
w mir zugeestoßen ist, war aus ein
ner Wechseelwirkung deer
Möglichkeiten und
d der eingessetzten Mittel unter Beerücksichtiggung
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von Zeiit und Zuweendung entsstanden. Als kaserniertter Beobach


hter mit
eingescchränktem Aktionsradi
A ius besaß icch keine Chaance, die
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Ereignisse zu beeinflussen. Sina, meine große Liebe waren mir

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entglitten.
Immerhin hatte ich die Möglichkeiten, den Tatort und die
Objekte nur mit dem Einsatz meines Verstandes eindeutig
identifiziert. Meine sinnliche Geliebte war die neue Geliebte Ihres
Arbeitgebers, den ohne Moos ist nun mal nichts los. Jetzt blieb nur
noch die Frage offen: „Welche Mittel hat die geile Sau zur optimalen
Wirkung eingesetzt?“
Erst sehr viel später habe ich es, mehr durch Zufall erfahren.
Sina hatte die Macht ihres roten, und bis dahin noch nie als schnöde
Arbeitskleidung missbrauchten Kleides entdeckt. Die optische
Wirkung des Kleides und der Seidenstrümpfe, die wir zusammen von
meinem mühsam Ersparten gekauft hatten, muss sensationell
gewesen sein. Ihr damaliger Arbeitgeber, der Inhaber einer
mittelgroßen Heilbronner Druckerei, sah an einem verregneten
Montagmorgen seine Aushilfsbuchhalterin inmitten der grauen
Aktendeckel plötzlich mit ganz anderen Augen.
Natürlich bin ich nicht so blind, um nicht zu wissen, dass
achtzig Prozent aller Seitensprünge am Arbeitsplatz ihren Anfang
haben. Meine Situation war also nicht die seltene Ausnahme,
sondern die alltägliche Regel.
Dir mein Freund, der du dich vielleicht in der bekannten Spät-
Midlifecrisis mit realen Alltagsfrustrationen befindest, möchte ich an
dieser Stelle den ermutigenden Tipp geben: „Verzage nicht, Aussehen
ist nicht so wichtig, es gibt immer Hoffnung, wenn du über die
notwendigen Mittel verfügst, oder zumindest den Eindruck
vermitteln kannst, dass du diese besitzt.“ An anderer Stelle werde ich

Seite 157
________________
______

dir diesse Zusammeenhänge etwas näher erklären.


e
Bei Sina ko
onnte es nurr verstandesgeleitet Lieebe auf den
n ersten
Blick mit
m schweren
n Augentrüb
bungen gew
wesen sein. Die optisch
hen
Werte ihres Brötch
hen-Geberss gaben nich
ht besonderrs viel her. M
Mein
Nachfo
olger war kleein, etwas kugelig
k und mit schütteeren, und noch
wenigeer Haaren au
uf dem Hintterkopf. Dazu mit einer starken Teendenz
auf die „weit überr Fünfzig“ zu
ugehend. Mit
M solchen Voraussetzu
V ungen
war er für Sina ein
ne dankbaree und dazu noch
n leicht zu erlegend
de
Beute. Kein Vergleeich mit einem Klassem
mann wie ess der sensib
ble
Autor ist, der allen
n Anfechtun
ngen widersstehen kann
n, wenn er w
will,
was aber nicht zu oft geschieht.
In den ersten Momenten der Erkenntnis war ich ziemlicch
enttäusscht. Denn Verlassen
V nvolle Variante im Liebesspiel
isst die ehren
und immer die besssere Altern
native, als schmählich verlassen
v zu
u
werden
n, was ich als grobe Un
ngerechtigke
eit empfand
d. Zwar ist ees
etwas Allgemeines
A s, dass Men
nschen untrreu werden und Paradiese
verloreen gehen, ab
ber wenn angebetete Engel
E fallen
n, muss der Mann,
im Geggensatz zur Frau,
F die üb
blicherweise
e über ein Netzwerk
N vo
on
mitfühllenden Freu
undinnen veerfügt, sein Elend einsaam und
unversttanden auskosten.
Da saß ich nun, einsam
m und unen
ndlich trauriig. Zwischen
n
meinem
m leblosen Mobiliar, meinem
m schw
weigsamen Telefon, meiner
tiefen Hoffnungslo
H osigkeit. Diee ersten dre
ei Nächte, angenagelt aam
Kreuz sind
s angebliich die schw
wersten, abe
er danach wurde
w es au
uch
nicht besser. Vielee Nächte lagg ich zitternd wach in meinem
m
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zerwüh
hlten Bett, mit
m dem Bed
dürfnis den Mond anzu
uheulen, un
nd
morgen
ns war ich unausgesch
u lafen und scchweißgebaadet, wie eiin
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Junkie auf kaltem Entzug.

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„Geheiligt und verflucht sei dein läufiger, geiler Arsch“ war
noch einer der zahmeren Flüche. In meinen Träumen trieb ich, so wie
ich es bei den Professoren Alibori und Abronsius gelernt hatte, einen
spitzen Holzpflock mit harten und entschlossenen Hammerschlägen
in ihr kaltes Herz. Mit Zweifeln und Verwünschungen über die
Weiber, insbesondere die Eine, war ich damit beschäftigt, meine
unerträglich schmerzenden Liebeswunden zu lecken. Wer die ganze
Bandbreite zwischen Lust und Leiden nicht kennt, braucht mir nichts
mehr über Liebe zu erzählen. Ich habe sie gespürt - die Kraft der
Liebe in ihrer ganzen Brutalität.
Wie mit dem Affen im Genick musste ich alle Höhen und
Tiefen des Entzugs durchleben. Für mich gab es nur noch wenig
Hoffnung, dass ich jemals wieder clean werden, und ganz bescheiden
zum öden Alltag zurückkehren könnte.
„Irgendwann ist jeder mal ein Verlierer. Die Kunst ist, es sich
nicht anmerken zu lassen.“ Das war mein Trost und die Sätze
murmelte ich wie ein tibetanischer Wandermönch seine Gebete,
unentwegt vor mich hin. Einige Monate litt ich wie ein schwer
verwundetes Tier in einer unzugänglichen Wildnis. Keine
Krankenkasse half mir, aber ich hatte ja viel Zeit, meine Wunden
ausgiebig zu belecken. Doch dann, langsam, ganz langsam setzte der
Heilungsprozess ein. Endlich, auf dem letzten Drittel des
Genesungsprozesses begann meine Liebe so schnell wie Vanilleeis in
der Sonne zu schmelzen. Ich befand mich auf dem Weg zur Sonne zur
Freiheit, zum Licht. Ich war endlich auferstanden aus der Krise, ich
der Unkaputtbare, der Stählerne der alle Prüfungen des Lebens

Seite 159
________________
______

übersteehen kann.

Ich weiß nicht, ob du es


e weißt? Ohne
O Verpflichtungen zzu
leben isst ein wund
derbares Geefühl der Un
nabhängigkeeit. Jetzt ersst
spürte ich die herrrliche Ruhe der grenzenlosen Freiheit, ohne d
den
materieellen Besitz meiner Ehee und ohne den sinnlicchen Stress meiner
außereehelichen Akktivitäten. Ich musste mich
m um nicchts und nieemand
kümmeern. Keine Heimlichkeit
H ten, war me
eine Devise und ich hattte kein
Zeitpro
oblem mehrr.
Etwas möcchte ich dir ganz
g im Verrtrauen beicchten: Ich kkonnte
meine Leiden nich
ht aus eigener Kraft milldern. So staark bin ich n
nicht.
Ein hocchwirksamees Gegenmitttel war nottwendig, un
nd ich möch
hte dir
das gro
oße Geheim besschmerzen können nur mit
mnis jetzt verraten. Lieb
starken
n Liebesdroggen bekämpft werden. Um meinee Schmerzen
n zu
überleb
ben, musstee ich mit eissernem Willen und einer noch stärkeren
Konditiion meine Körper
K bis aufs Äußerstte belasten..
Ich suchte willige und möglichst namenlose
n Gefährtinnen in
Serie fü
ür ein paar Stunden,
S un
nd sie waren dienstberreit in allen
Formen
n und in Üb
berfülle da. Früher
F mit Besitz und Ehestand
E w
waren
sie nirggends zu finden, sie hattten sich vo
or mir gut veersteckt. Jettzt
konnteen alle meine Gedanken
n lesen und
d wollten meeine Wünscche
erfüllen
n. Ich war in
n der Mehrzzahl der Gebundenen und
u
Unerreeichbaren daas Freiwild, der kapitale Bock, den
n es mit alleen
Mitteln
n zu erlegen
n galt.
Die tiefe Deepression der
d vergangenen Monaate beganneen mich
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allmählich zu verlaassen. Mein


n Optimismu
us und mein
ne gute Lau
une
kamen wieder zurück, und die Tage wurden wiederr heller.
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Anschmiegsame Freundinnen, wie die mollige, aber umso obszönere

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Elke, die extrem gehorsame und schweigsame Susanne, die zur
Begrüßung und ohne weitere Worte meinen Schwanz in den Mund
nahm und nach einer Stunde und nach dem Putzen der Küche ohne
zu sprechen wieder nach Hause ging, und nicht zu vergessen, die bis
in die frühen Morgen unermüdliche Sandra, die sich bei mir die
ersten Sporen verdienen konnte und die sich dank meiner Tipps und
Ausbildung heute als hochbezahlte Domina einen Namen in der
einschlägigen Szene machen konnte. Auch meine beste Freundin
Viola hatte sich wieder um mich gekümmert, und dann gab es auch
einige, deren Namen ich vergessen habe, die mir aber mit viel
Hingabe über die kurzen Momente möglicher Rückfälle hinweg
halfen. Im Gedenken an diese unbekannten Helferinnen möchte ich
kurz innehalten und eine kleine Schweigeminute einlegen.

Dank der vielen und hilfreichen Objekte begann sich Sina aus
meinem Gehirn zu entsorgen. Erst für einige Sekunden, dann für
Minuten, und nach einigen Tagen waren es schon Stunden. Und
irgendwann dachte ich mehr durch Zufall daran, dass ich schon lange
nicht mehr an Sina denken musste. Ich war am Ende eines langen
Wegs der Rekonvaleszenz angekommen. Immer immer wieder geht
die Sonne auf, und eines Tages waren meine Liebeswunden nicht nur
vernarbt, sondern verheilt. Meine treulose Göttin war nur noch ein
kurzer Zwischenfall in meiner Vergangenheit, und unbedeutend für
meine Zukunft. Ich hatte sie ganz einfach vergessen, dachte ich.

Seite 161
________________
______

Rotee Pumps

„Ich weiss wirklich nicht, ob


b Böses mitt Bösem zu vergelten richtig
odeer falsch ist?? Ich kann es
e nicht wisssen, weil ich
h nicht objeektiv
zwiscchen Gut un
nd Böse unterscheiden kann.
Aber weer kann das schon?“
Sina Sidonius am 27. Okktober 2005

_______________
_______

Nietzsche hatte
h wiedeer mal rechtt. Man muss einem Hund nur
das Fell streicheln, sofort wed
delt er mit dem
d Schwanz, und sein
n Fell
knistert und sprüh
ht Funken. Die eren Ereignisse hatten sich
D besonde
irgendw
wie schon angekündigt
a t. Es waren nicht die Vo
orboten ein
nes
w beispielsweise die Beben bei einem
gewaltiigen Natureereignisses wie
Vulkanausbruch, bei
b dem es zu
z riesigen Rauchwolkeen kommt, bevor
rote Lava fließt un
nd glühendee Steine vom
m Himmel regnen. Im
Gegentteil, der Tagg begann gu
ut. Meine Pu
ulsfrequenzz war zwar eetwas
höher als
a sonst, deenn Susanne hatte am Vormittag die Küche aauf
Vorderfrau gebraccht, was sie immer sehr gewissenh
haft und ohne
mich zu
u stören tatt. Draußen schien
s die Sonne
S in ein
nem samtweeichen,
milchiggen Licht du
urch die besonders farb
benprächtigg erscheinen
nden
blätter der Bäume. Im Briefkasten
Herbstb n waren keine Mahnun
ngen
geweseen, sondern
n ein Scheckk mit einer beträchtlich
b hen Summe als
verdien
nter Lohn fü
ür eine gutee Arbeit. Am
m späten Naachmittag m
musste
ich zu meiner
m größ
ßten Überraaschung erfahren, dasss der Scheckk auch
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noch geedeckt war,, und der Filialleiter me


einer Bank kam
k persön
nlich
hinter seinem
s schu
usssicheren
n Panzerglass hervor, um
m mir die Haand zu
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schütteln. Dann las ich auch noch, dass eine renommierte

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Fachzeitschrift einen längeren Artikel von mir veröffentlicht hatte
und die Leserbriefe waren überwiegend positiv. Es war ein schöner
Tag.
Dann, ohne Vorwarnung geschah etwas womit ich niemals
gerechnet hätte. Ein sensationelles und unvergessliches Ereignis. Das
Telefon begann zu klingeln. Ich weiß, Telefone klingeln heutzutage
nicht mehr, sondern erzeugen computerisierte Geräusche und für
dich ist so ein Vorgang nichts Besonderes. Das Telefon signalisiert
jeden Tag unzählige Male unzähligen Menschen, dass irgendjemand
eine Reaktion erwartet. Für mich ist ein Telefonsignal normalerweise
auch nichts besonderes, aber diesmal war der Ton anders. Er war
verlockend, etwas zeitverzögernd, eine Nuance leiser als sonst,
demütig bittend und doch bestimmend.
Ich hatte es sofort gespürt und darum nicht sofort zugegriffen.
Drei-, vier-, nein fünfmal ließ ich diesen besonderen Ton auf mich
wirken. Ich sah die jungen Triebe an den Bäumen vor meinem
Fenster, die Vögel zwitscherten ihr Lied im Geäst, und dann nahm ich
den sich samtweich anfühlenden Hörer ab. Es war alles wieder da,
ohne lange Anlaufzeit, die volle Dröhnung. „Sie“ war nach
monatelanger Sendepause am anderen Ende der Leitung.
„Schatz, ich wollte dich mal anrufen, wie geht es dir?“ war das
leise gesprochene (eine bedingungslos-hingebungsvolle Sehnsucht
spürte ich aus der Stimme heraus), rituelle Eröffnungsgambit und mir
fiel fast der Hörer aus der schweißnassen Hand.
„Hi Babe, lange nichts von dir gehört“ war meine zärtlich
gehauchte Antwort. Der Telefonhörer begann in meiner Hand leicht

Seite 163
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______

und angenehm zu vibrieren. Er


E war warm
m und ich sp
pürte die
aufsteiggende Stärkke, so mäch
htig wie scho
on lange niccht mehr. EEs war,
als ob sie
s nie weg gewesen wäre.
w Ich spü
ürte sie und
d sie war mir so
hingebungsvoll nah wie noch nie zuvor. Sie
S wollte mich
m und ich
h kann
es nicht leugnen, ich
i wollte siie auch. Ich lehnte micch in meinem
m Stuhl
entspannt zurück. Aus dem Radio
R kamen
n die melan
ncholischen Klänge
von „Time is on my side“ von den legend
dären Stonees.
Ich, der Un
ntote war wieder
w im Sp
piel. Alles waar vergesseen und
niemals geschehen. Die Verw
wünschunge
en, die Pest die ich ihr aan den
Hals geewünscht haatte, meine obszönen Flüche,
F meiine aussichttslosen
Schreiee nach endlo
osen Qualen, nächtelang in einsam
men, dunkleen
Stundeen. Als ob ess nie gescheehen wäre. Meine Götttin bedurftee
meinerr und ich waar der Retteer. Der qualiifizierte Facchmann, der
ultimattive und uneeinholbare Lustspende
er. Ein unvergesslicher
Freund
d, der Einzige der jetzt und
u in der Not
N noch heelfen konnte. Ich
war der ambulante Nothelferr ohne Medicopter. Ich
h war nicht n
nur der
Retter, ich war der weiße, der starke Rittter mit blitzzender Rüsttung.
„Ich konntee mich nicht melde, mir ging es nicht so gut“ war
mlich niedergeschlagen
die ziem ne Antwort, die meine ehrlich
mitfühllenden Fraggen: „Ach herrje. Was ist
i den passsiert? Was w
war
denn lo
os?“ geradeezu provozieerte.
Nicht dass ich auf umsständlich fo
ormulierten Lügen schaarf war.
So simp
pel bin ich nicht
n gestricckt. Aber be
eim Klang ih
hrer Stimmee
musstee ich lächeln
n und lehntee mich entsspannt in meinem Stuh
hl
zurück.. Mit der lin
nken Hand öffnete
ö ich meinen
m Gürrtel und dacchte:
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„Verzeiihen ist wiee eine Mehrrkampfdiszip


plin mit weiit reichendeen
Folgen..“
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„Können wir uns treffen, ich erzähle dir dann alles

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ausführlich“ war die gehauchte, und ohne weitere Erklärungen, um
Verzeihung bittende Antwort.
Seit Monaten und zwischen ungezählten Atemzügen hatte ich
diesen Moment herbeigesehnt, aber trotz aller Verwünschungen war
ich in diesem Moment großmütig bereit der devot Bittenden zu
verzeihen.
Du musst jetzt nicht an meinem Verstand zweifeln. Ich bin
nicht so schwach wie es vielleicht den Anschein hat. Die Ursache für
mein Verhalten war in meinem unersättlichen Wissensdrang zu
suchen. Erfahrungen sind wertvolle Bausteine des Lebens. Vergessen
bedeutet, kostbare Erfahrungen zum Fenster hinaus zu werfen. Mein
gutes Herz gierte danach zu vergeben, damit mein Verstand
begreifen konnte, was warum und wie geschehen war, denn ich
wollte meine Vergangenheit geordnet wissen. Ich vermute, auch du
bist gespannt, was sich da ereignet hatte. Allzu viele Neugier-Qualen
möchte ich dir nicht zufügen, darum werde ich die Geschichte in
einer gerafften und dem Jugendschutz genügenden Kurzform
erzählen.

Bitte glaub mir, ich hatte mich wirklich auf diesen Abend
gefreut, und ich hatte die besten Absichten. Ich bin nicht
nachtragend. Im Gegenteil, ich bin tolerant bis zur Schmerzgrenze
und ich kann vergeben und vergessen wenn ich will. Aber mein Ziel
für diesen Abend war in dominierender Liebe klar definiert: „Der Sieg
muss vollkommen sein. Ich will die geile Mist-Sau am Boden und um
Verzeihung bitten sehen.“

Seite 165
________________
______

In aller Besscheidenheiit, mehr wo


ollte ich nich
ht, und das ist nach
meinen
n langen Qu
ualen ja woh
hl nicht zu viel
v verlangtt.

Wir trafen uns in einem gut beste


ernten, und
d darum
sündteuren Restau
urant, das icch für diese
e Zwecke alss besonderss
geeigneet ansah. Denn meine monetäre Situation
S haatte sich durch den
erhalteenen Scheckk erheblich gebessert,
g was
w sie nich
ht wissen ko
onnte,
aber ich schamlos zu meinem
m Vorteil ausszunützen gedachte.
g
was mitgeno
Sie sah etw ommen, abe
er immer no
och hübsch aus,
obwohl seit unserem letzten Treffen fastt zwölf Mon
nate vergan
ngen
waren. Die langen schwarzen
n Haare flosssen weich und
u leicht im
m
dämmrrigen Licht glänzend
g au
uf die schmaalen, makellos weißen
Schulteern der Sünd
derin. Ihr lin
nkes Ohr waar frei und ich
i sah die d
drei
kleinen
n Ringe von vielen, nach meinem letzten Wisssenstand drreizehn,
zwei an
n der linken
n Brustwarzee, drei an den Schamlip
ppen, aber die
Aufzählung führt jetzt etwas zu weit, den
nn es waren
n nur die an
n ihrem
zarten Ohrläppcheen zu sehen
n. Das rote, schlicht-hochgeschlosssene,
die Figu
ur vorteilhaaft unterstreeichelnde Kleid stand ih
hr gut, fast zu gut.
Sie wussste was sicch gehört, und dass maan dem Siegger das rech
htmäßig
ihm Zustehende präsentieren
n muss. Sie trug
t daruntter, das Lud
der
kannte mich genau und wusste, dass ich es durchscchauen mussste,
den sch
hwarzen, glänzenden Push-up
P BH (von meineem Ersparteen
gekauftt), der ihre Brüste, wass ich an ihr sehr
s liebte, so dekorattiv
anhob. Da Sina sch
hon immer auf Eleganzz bedacht war,
w muss ich dir
über deen Slip nichts erzählen,, denn ich habe
h ihre Trragegewohn
nheiten
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ja schon ausgiebigg beschriebeen. Der Verzzicht auf üb


bertriebenes
Make-u
up und prottzig störend
den Schmucck unterstricch den
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würdevollen Anlass der paritätischen Friedenverhandlungen noch

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zusätzlich. Offensichtlich wollte sie auf die letzte Information, dass
ich finanziell noch etwas defizitär wäre, anstandshalber Rücksicht
nehmen. Eigentlich war es ein edler Zug von ihr, der Grundguten.

Schönheit bändigt bekanntlich allen Zorn, und auch ich war


zahm wie ein Königstiger unter Drogen. Nur ein kleines Detail warf
Fragen auf. Das makellose reine Erscheinungsbild wurde von der
medizinischen Halskrause gestört, um die kunstvoll ein dekorativer
Schal gewunden war. Zuerst wagte ich nicht zu fragen, aber dann
bekam ich Antworten.
Wie bereits berichtet, hatte meine Göttin ein Verhältnis mit
ihrem Chef. Ich konnte an diesem Abend nicht erfahren, ob ich in der
Anfangsphase der Liaison auch noch irgendwo mit im Spiel war. Viel
wichtiger sind die unendlichen Gefahren in der klassischen Chef-liebt-
Angestellte Konstellation, vor der ich dich, sehr verehrte, in einem
Abhängigkeitsverhältnis stehende Leserin eindringlich warnen
möchte. Bitte präge dir die folgenden Merksätze gut ein. Vielleicht
hängst du diese Sätze in einem neutralen Rahmen an gut sichtbarer
Stelle deines Schlafzimmers, zum Beispiel an der Kopfseite über dem
Ehebett auf.

1. Merksatz: „Ehefrauen von gutverdienenden, aber etwas


älteren Unternehmern sind nicht so blöd wie sie manchmal
erscheinen, oder dargestellt werden.“

2. Merksatz: „Männer oder Frauen in mittleren Jahren und mit

Seite 167
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______

mittlerem bis größereem Vermöge


en haben meist
m einen
Partner, deer/die den Diebstahl
D de
es anderen nicht ohne
fanatische Gegenwehr, verbunde
en mit unnaachsichtigerr
Vergeltungg hinnimmt..“

3. Merksatz: „Frauen
„ verrteidigen wertvollen Beesitz wie hu
ungrige
Löwinnen, die monateelang leckerre Kanincheen vor sich h
her
hoppeln saahen, aber nicht
n erreich
hen konnten.“

4. Merksatz: „Chefs
„ werd
den nicht durch die Lieebe, sondern durch
Sachzwängge zu Entsch
heidungen und
u durch Druck
D zum H
Handeln
gezwungen
n. Die willige Angestelltte muss imm
mer und
ausnahmslos irgendwann entsorggt werden. Meist dann
n, wenn
es die fügsame Angesttellte am wenigsten
w errwartet und
d in
größter Ho
offnung ist.““

Du musst nicht
n traurigg sein, denn
n es ist eine universellee Regel:
nehmendem
Mit zun m Mannesalter wird die
e sinnliche Begierde im
mmer
zugunsten des materiellen Beesitzes geop
pfert. Die Lu
ust lässt nacch, aber
nur Barres ist Wahrres und bleibt. Darum verlassen Chefs
C nur in
n
extrem
men Situationen, die so selten sind wie ein Blizzzard in derr Wüste
Gobi, ih
hre Ehefrau
u, um sich mit ebten Angesstellten für ein
m der gelie
ganzes Leben zusaammenzutu
un. Du glaub
bst das nicht? Dann verrsucht
mal ein
nem Kind ein Bonbon wegzunehm
w men, dann veerstehst du, was
ich dir sagen
s möch
hte.
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Zuerst waren es die kleinen verrääterischen Anzeichen,


A d
die der
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Chefgattin unangenehm ins Auge sprangen. Ihr sonst so grauer und

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nörgeliger Ehemann begann sich wie über Nacht in einen bunten
Vogel mit guter Laune zu verwandeln. Eine neue, schicke Lederjacke,
modisch bunte Hemden und ein neues Aftershave wurden
angeschafft. Er unterschrieb eine Beitrittserklärung für einen
Fitnessclub, und vor dem verspiegelten Schlafzimmerschrank übte er
heimlich in Unterhosen Posen. Und aus einem ersten Misstrauen
wurde Gewissheit, als auf seinen Kreditkartenabrechnungen seltsame
Ausgaben auftauchten, die irgendwie nicht zu seinem sonstigen
Ausgabeverhalten passten. Der stille Ehefrauenaufschrei: „Seit wann
geht der alte Sack in teure Restaurants und Hotels, wenn er steif und
fest behauptet, er hätte an dem Tag nur lange Gespräche mit dem
Steuerberater geführt“ war wohl das Fass, dass so voll war, dass es
zwangsläufig überlaufen musste.
Ein cleverer Privatdetektiv war schnell gefunden, der auf
Geschäftskosten mit einer Rundumüberwachung des Verdächtigen
begann.

Ich weiss, Schadenfreude ist ein verwerfliches Laster. Aber aus


eigener Erfahrung kann ich eine hohe Dosis Schadenfreude nur
empfehlen. Sie schädigt niemand. Sie regt die Sinne an, mildert
Schmerzen und sorgt für genussvolle Stunden. Auch Gerechtigkeit ist
ein wirksames Schmerzmittel, wenn man sich als ungerecht
Verfolgter fühlt und sie nach vielen Demütigungen endlich bekommt.
Dennoch blieben mir einige nachdenkliche Momente nicht erspart,
die ich schweigsam, aber mit einer bedenklich gerunzelten Stirn
kommentierte.

Seite 169
________________
______

Dann dachte ich, dass Wiederholungen Erfin


ndungen dees
Teufelss sein müsseen, denn diee Ereignisse
e führten daazu, dass ich
h
bedingungslos zum
m Glauben an
a einen spirituellen Zyyklus in eineer
gerechtten Welt ko
onvertiert bin.
b Alles im Leben wied
derholt sich
h und
lieber Freund,
F vereehrte Leserrin, bitte glaaubt mir, meeine Wandlung
hatte einen
e tiefen visuellen Grund.
G Es istt erstaunlich
h, was eine hoch
auflöseende Kamerra für detailgenaue Bild
der liefert. Die
D Naturbilder
waren eindeutig und
u die nackkten Tatsachen ließen sich nicht
wegdiskutieren. Meine
M vergö
ötterte Sina hat all das, was ich dacchte,
was siee nur mit miir macht, weil wir es errfunden hattten, mit „ih
hm“
versuch
ht zu perfekktionieren. Beeindruckkende Leistu
ungen,
festgeh
halten auf beeindrucke
b enden Fotoss von bestecchender Sch
härfe
und Qu en ich immeer dachte, dass
ualität, in beesten Hotels, von dene
diese seriös seien,, mit einem gräulichen Druckereib
besitzer mit Brille
und Bieerbäuchlein
n. Die hinterrgangene Ch
hefgattin faand, überwäältigt
von den offensichttlichen Bildqualitäten, dass es an der Zeit wääre, für
eine Au
ussprache unter
u härften Bedingungen. Aber
versch A nicht sso, wie
du es dir
d vielleichtt vorstellst, so mit Trän
nen, Geschirrr- und
Wohnzzimmereckschrankzertrrümmern. Wirkungsvo
W lle Rache kaann
exquisite Formen annehmen,, wenn man
n sie richtig plant.
Die Fotos wurden
w ht dem verliebten Meh
nich hrfachbesteiger
meinerr verheirateeten Ex-Affäre präsentiert. Diese kleine
k Rachee wäre
zu abgeeschmackt und
u hätte nicht
n der Traagweite derr Folgen
entspro
ochen. Die Fotos
F bekam
m der Götte
ergatte, derr Ehemann meiner
geliebten Sina, diee eigentlich Petra hieß, diskret zuggesteckt. In der
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verstän
ndlichen Wu
ut des Gehö
örnten demolierte er zu
uerst das
gemein
nsame Hauss und die Inneneinrichttung, was mir
m eigentlich
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Seite 170
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ziemlich egal war. Aber dann, sozusagen im Anschluss und als

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Routinetat, wurde auch Sina ausgiebig vermöbelt. Das Letztere hatte
ich selbstverständlich treuherzig verbal und mit empört gereckter
Faust aus vollem Herzen bedauert, und mit Tränen in den Augen als
rohe Gewalt an Unschuldigen verdammt. Und zum Schluss, ich weiß,
es ist schrecklich, aber weil der mit mindesten einem Zwölfender
Geschmückte gerade so schön in Fahrt war, verformte er auch noch
mit seinem Geländewagen den neuen roten
hundertundzwanzigtausend Euro Chefsportwagen aus Zuffenhausen.
Eher beiläufig erfuhr ich, dass beim Aussteigen auch noch das Gesicht
des Chefs meiner Sina ziemlich verbogen wurde. Dass die unschuldige
Sina wenige Stunden später ihren Job verlor und ihr Ehemann nach
kleineren Tätlichkeiten die Scheidung einreichte war nur noch die
logische Konsequenz aus den abscheulichen Begebenheiten.
Hast du schon erraten, warum ich an eine überirdische, alles
steuernde Macht glaube? Stell dir bitte, nur mal angenommen vor,
der Privatdetektiv hätte im Zuge seine Ermittlungen festgestellt, dass
meine sinnliche Göttin auch noch mit mir...? Die Folgen für mich
wären nicht auszudenken gewesen.
„Armer Schatz, es tut mir so leid für dich“ war meine
heuchlerische Beteuerung. Dass ihre Not mir gut tat ahnte sie nicht,
denn ich weiß mich den Situationen anzupassen. Es war mein
mitfühlender Gesichtsausdruck, der zwischen Erschrecken und
tiefster Anteilnahme, verbunden mit einem leichten Kopfschütteln
und dem beherzten Ergreifen ihrer zarten Hände, ein perfektes,
dramaturgisches Zusammenspiel ergab, und dem Anlass ihrer
bedingungslosen Kapitulation mehr als gerecht wurde.

Seite 171
________________
______

„Du armes Ding, so etwas hast du


u nicht verd
dient“ flüsteerte ich
ihr ins Ohr.
O Sie hieelt den Kopff leicht gese
enkt, während ich sie
gleichzeitig mitfüh
hlend in den
n Arm nahm
m. Ich spürtee, wie ihre G
Gefühle
und ihrr Körper mirr, dem Krieggsgewinnler und retten
nden, weil liquiden
Strohhaalm zuflosseen. Ich mussste der gefaallene Göttin nur die H
Hand
reichen
n und sie in Barmherziggkeit wieder aufnehmeen. Ich hättee es tun
können
n, die Schlan
nge war berreit, vor mirr zu kriecheen und die SSohlen
meinerr Stiefel zu lecken. Aber plötzlich war
w das Geffühl der Wäärme
verschw
wunden. Ich
h spürte es ganz deutlich, da war nichts mehr, nicht
einmal mehr Mitleeid, absolut Nichts und
d nur noch Leere.
L Mein
ne
große Liebe
L war erloschen. Plötzlich warr mir nach einem
e kalten Bier,
aber nicht das Sind
delfinger Geebräu, das schmeckt
s nicht, ein sch
hönes
gut gezzapftes Pils mit Krone wie
w es sich gehört.
g Ich wollte
w nur n
noch
ein guter, ein gescchlechtsloseer Freund se
ein.

Vielleicht möchtest
m du
u noch erfah
hren, warum
m sich mein
ne Liebe
so schn
nell verflüch
htigt hatte? Rote Lippen soll man bekanntlich
h
küssen, aber ich hatte keine Lust
L mehr. Es
E war nichtt die Halskrrause
und niccht die Schaadenfreude.. Es waren die
d Schuhe. Sina hatte rote
Pumps zum Kleid an.
a Nicht daass ich etwaas an diese Kombinatio
on
auszuseetzen hättee. Ich finde hochhackige
h e Pumps an
n schönen
Frauenfüßen sehr erotisch. Aber zum erssten Mal sah ich ihre ggroßen
Füße mit
m anderen Augen. Ich hatte keine
e Lust mehrr, ihre Füße zu
küssen.
Eines habee ich daraus gelernt: Erffahrene Meenschen sollten
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nicht mehr
m zu den
n Personen zurückkehre
z en, die sie einst
e geliebtt
haben. Am besten
n scheint mir, Glück und
d Trennungg an ihren En
nden
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zusammenzuknüpfen, dann kann man den Erfahrungsschatz leichter

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wegtragen. Man muss nur die Vergangenheit hinter sich lassen,
bevor man weitermacht. Ich war frei, clean und entliebt. Ich hatte
nur noch einen Wunsch: Schick mir jedes Jahr eine Weihnachtskarte,
möglichst aus einem weit entfernt liegenden Kloster.
Frohen Herzens und mit einem kleinen Lied auf den Lippen
begann ich meine neue Freiheit zu genießen. Darum danke ich „Ihm
dort oben“, dass er mir rechtzeitig und verantwortungsbewusst die
Augen geöffnet, und mich gerettet hat.

Seite 173
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______

Wie ich als


a Prophet erfolgreich
h wurde

„Wenn
n ich an Früher denke, dann muss ich auch an
n die beschiissenen
Zwäänge der Mo
oral denken
n. Damals war
w das Lebeen unerträgglich.
Wo ich
h auch hinsaah, überall standen
s unü
überwindlicche Mauern
n und es
gab viele geefährliche Hindernisse
H .
Ein
nes Tages haatte ich eine Erleuchtu
ung.
Damit ich gut und
d in Ruhe leb
ben kann, brauche
b ich einen freien Blick.
Nehmtt es mir nich
ht übel – ein
nes Nachts bin ich losggezogen und
d dann,
siee hat sich faanatisch gew
wehrt, habe
e ich sie am Hals gepacckt,
zuggedrückt und beerdigt – meine Mo
oral.
Jetzt sehe ich endlicch klarer.“
________________
______

Männer ab
b dem fünfzigsten Lebe
ensjahr solleen ja bekanntlich
ders anfälligg sein. Vielen geht es so
besond o und mir ging es nichtt
anders. Es war ein
ner dieser Taage, an dem
m einen ohn
ne erkennbaaren
Grund ein spiritueelles Gefühl befällt. Dass kommt beeim gestand
denen
Mann dann
d vor, wenn
w er spürt, dass die Karawane des
d Lebens ohne
einen weiter
w gezoggen ist. Elvis, naja, der nicht, der soll
s ja
orden sein, aber Jim Morrison und
wiederrerweckt wo d Hendrix w
waren
schon lange tot un
nd ich hochggradig auf Depression
D dosiert. Meein
bester Kumpel hattte sich mit dem Argum
ment: „Man
n gönnt sich ja
sonst nichts“
n spon
ntan eine 58
8er Corvette
e mit Weißb
bandreifen und
dazu eiine 88er Ech
htblondine aus Litauen
n gekauft. Und
U ich, wo war
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ich? Ich
h war immeer noch auf der Suche nach
n dem Siinn meines
vergangenen und den wenigeen Jahren meines
m zukünftigen Leb
bens.
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Ich befand mich mit einem Fuß in der Vergangenheit und mit einem

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Fuß in der Zukunft und auf die Gegenwart konnte man angesichts der
Perspektiven nur noch urinieren, um es mal mit anständigen Worten
zu rauszudrücken.
Natürlich war mir die Aussichtslosigkeit meines Kampfes
gegen den Verfall bewusst. Überlegung, Wille und Tun gehören nur in
der Theorie zusammen und ohne zündende Idee, die beim kreativen
Menschen nun mal von einer Muse kommt, sind die drei vorstehend
erwähnten Absichten ziemlich wertlose Gesellen.
Fragen über Fragen gingen mir durch den Kopf. Sollte ich wie
ein Geschlagener liegenbleiben, mich im warmen Bett meiner
mentalen Krise hingeben und das dräuende Gefühl zulassen, dass die
unwiderrufliche Vergangenheit schon alles im Leben gewesen war?
Zuerst zögernd, dann widerwillig und angesichts der
Tatsachen resignierend begann sich mein Überlebenswille zu regen
und er empfahl mir ein wirksames Mittel gegen destruktive
Gedanken: „Steh endlich auf, du musst raus aus deinem Alltagstrott
und dein Bewusstsein erweitern, damit du endlich klarer siehst ...“
Das klang vernünftig und ich hörte auf seine weisen Worte,
denn gute Ratschläge können ja nicht schaden, solange sie nicht zu
sehr schmerzen. Meine innere Stimme kann manchmal ziemlich
penetrant sein. Sie hörte nicht auf zu reden und sprach weiter zu mir:
„… geh zum Licht. Mach den Kopf frei. Nur du allein besitzt den Mut
und die Freiheit, Neues zu wagen.“
Die Ansprache, meine persönliche Ansprache begann zu
wirken. An diesem fortgeschrittenen Morgen spürte ich plötzlich ganz
deutlich das impulsive Bedürfnis, mich, die Menschheit und ganz

Seite 175
________________
______

allgemeein die Welt zu verändern. Doch noch


n fühlte ich mich ettwas
schlaff und auch einsam,
e mein Konto waar leer, und was noch
mer war, ich
schlimm h hatte Langgeweile.
Da fiel mir ein, dass ess vielleicht angebracht
a wäre, angeenehme
Gesellsschaft zu succhen. Viola,, meine besste Freundin
n und
geflisseentliche Berraterin in allen Lebenslagen war wieder
w einm
mal nicht
erreich
hbar, denn ihr Handy war
w abgeschaltet und Zu
uhause, am
m
heimiscchen Herd, am Staubsaauger, oder dort wo fleeißige Hausffrauen
um diese Tageszeiit im Allgem
meinen bescchäftigt sind
d, war sie nicht.
Dann dachte
d ich sp
pontan an meinen
m Friseur, den Kü
ünstler der SSchere,
den Meeister der Colorationen eichtgeistigen Inspiration.
n und der se
Aber wie
w es mit Kü
ünstlern so ist, entwed
der sind die schwul,
überbeeschäftigt, zicken rum, oder wollen n lassen. Mir sollte
n sich bitten
es nicht anders geehen, obwoh
hl ich seit Jaahren den Status
S des treuen
Stamm
mkunden inn
nehatte. Nacch telefonissch-rhetorisschen
Überreedungskunsttstücken meeinerseits und
u dem strrengen Hinw
weis,
dass beei Verweigerung der errnste Notfalll des Wechsels zur billigeren
Konkurrrenz aus An
natolien ein
ntreten würrde, war er ausnahmsw
a weise
bereit, mir einen kurzfristigen
k n Termin zu
uzuweisen. Da
D saß ich aalso, an
einem heißen Dien
nstagvormitttag, zwölf Minuten vo
or 11 Uhr, und ich
spürte,, dass ein scchlechtes Kaarma durch die heiligen
n Hallen meeines
sensiblen Friseurs schwebte. Er war entggegen seineen mir bekannten
Gewoh
hnheiten sch
hweigsam, fast
f traurig.. Seine Händ
de zitterten
n
erkennbar und aucch ich begann etwas zu
u zittern, deenn er hattee
bereits ein kleiness Fläschchen
n Veuve Cliq
quot verputtzt, und ich
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fürchteete um mein
ne Ohren un
nd meine Attraktivität.
A . Meine bessorgte
Frage, was
w den loss wäre, wurrde mit eine
em unüberh
hörbaren Seeufzer
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und einem schlürfenden Schlückchen Veuve beantwortet. Dann

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platzte es fast schluchzend aus seinem Mund heraus: „Heute ist es
soweit. Die Welt geht unter.“
Ich war sprachlos, aber nicht überrascht. Die Welt muss ja
untergehen, wenn Frauen an der Regierung merkeln und dazu mit
den gelben Pfuschen koalieren, und zu allem Elend eine
Steuererhöhung nach der anderen das mühsam Ersparte bis weit ins
Negative dezimiert. Ich wollte schon tief ergriffen mitleiden und in
den Trauergesang der gepeinigten Steuerzahler einstimmen, als er
fast hilfesuchend seufzend weitersprach: „Er hat es prophezeit.
Heute um Punkt elf Uhr geht die Welt unter. Der Antichrist kommt
und das Jüngste Gericht auch.“
Ich war erschüttert. Nicht nur ein Schicksalsschlag, sondern
derer gleich drei. Das war selbst mir etwas zu viel. Nach einem
Moment der Angst um meine Behausung und der Überlegung, was
unter meinem Habseligkeiten wohl rettenswert, und was
möglicherweise entbehrlich sei, fiel mir ein, dass ich nicht wusste,
wer „Er“ ist, und darum war mir unbekannt, von wem er sprach. Auch
in meiner Tageszeitung hatte ich nichts diesbezüglich über einen
mysteriösen „Er“ oder anstehende Weltuntergänge, garniert mit
jüngerem Gericht gelesen. Ein nervöser Blick auf die Uhr sagte mir,
dass es inzwischen eine Minute vor elf Uhr war.
Mein mahnender Hinweis: „Es ist eine Minute vor elf Uhr“
veranlasste den Meister der Schere zum andächtigen Innehalten. Er
hörte auf zu schnippeln und ich ließ mich zu der vorlauten
Bemerkung hinreißen, dass es im Angesicht des Antichristen, des
Weltuntergangs und des Jüngsten Gerichts vollkommen sinnlos sei,

Seite 177
________________
______

weiterh
hin seine üb
berhöhten Preise
P zu be
ezahlen, den
nn die Weltt würde
ja doch
h untergeheen, und mit ihr der schn
nöde Mamm
mon und allle
Faulpellze, Finanzäämter und Friseure
F sow
wieso.
Sein ärgerlicher Gesichtsausdruckk gab mir unmissverstäändlich
zu verstehen, dasss Friseure seelbst im Anggesicht des Weltunterggangs
keinen Spaß versteehen.
Eisiges Schweigen warr im Raum und
u der Zeigger rückte
unerbitttlich auf die letzte Sekkunde, den Beginn der Stunde null und
des Jün
ngsten Gericchts vor. Daas Grauen war
w bis in die leise
summeenden Trockkenhauben spürbar. So
ogar der Fön
n verstumm
mte in
bangerr Erwartungg des Unabw
wendbaren.
Als die end
dlos erscheinende Schw
weigeminute fast vorbeei war,
wegungen die
und der digitale Zeeiger mit kleeinen, ruckaartigen Bew
letzten Sekunden verschlang,, erkannte ich blitzartigg, dass sich wie ein
verhängnisvoller roter
r Faden zu viele Verfehlungen durch mein
n
armseliges Leben zogen. Vor Entsetzen krallten
k sich
h meine Hän
nde in
uen Armleh
die blau hnen seines schicken Frriseurstuhlss. Meine Au
ugen
waren schreckgew
weitet und meine
m Stirn-- und Achseelnässe
unüberrsehbar. In diesem
d ban
ngen Moment sah ich es
e überdeuttlich.
Für micch gab es keeine Umkeh
hr mehr. Ich
h, der großee Sünder und dazu
noch beekennender Atheist un
nd Ketzer haatte zu langge der der V
Völlerei
und der Wollust geefrönt. In diesem Stuhl war es deffinitiv zu spät, um
vom brreiten und bequemen
b W des Lasters auf deen steinigen
Weg n und
steilen Pfad der Errleuchtung zu
z wechseln
n.
Halbbeschn
nitten und unfertig
u saß
ß ich beim Friseur,
F Corvvette
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und po
olnische Blon
ndinen aus Litauen waren plötzlicch unwichtigg
geword
den. Nur no
och eine exisstenzielle Frage war un
nbeantworttet:
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„Wie wird er reagieren, wenn ich armseliger Wurm mit schlechter

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Frisur es gezwungenermaßen wagen muss, so vor ihn, den
Allmächtigen und zürnenden Weltenlenker zu treten? Wird er mich
an der Pforte abweisen, oder in eines seiner Paradiese aufnehmen?“
Ein aus den Abgründen meiner Seele kommendes
Sekundenstoßgebet, abgeschickt in die Richtung des Himmels und
dazu ein aufrichtiges Bereuen erschien mir in diesen Sekunden
angebracht. Vielleicht würde er mich, den beim Friseur um
Vergebung flehenden Sünder doch noch vor dem ewigen Höllenfeuer
retten.
In den letzten Sekunden meines irdischen Daseins entschloss
ich mich spontan der Gefahr zu trotzen und aufzustehen. Ich nestelte
an meinem blaugeblümten Perlon-Umhang und in Erwartung der
Flutwelle und der möglicherweise daraus resultierenden, nassen
Füße wollte ich auf den blau bezogenen Stuhl steigen, aber mein
Friseur hatte Bedenken wegen seiner neuen Schonbezüge. So blieb
ich bang im bequemen Sessel sitzen und die Minuten vergingen. Der
Zeiger rückte unerbittlich weiter und wir schwiegen.
Inzwischen war mir etwas langweilig und durstig war ich auch.
Mein Friseur öffnete das zweite Fläschchen der Witwe Cliquot und
schenkte sich noch ein Gläschen ein, mich den mit trockener Kehle
auf gnädige Aufnahme im Himmelreich hoffenden Sünder
vergessend. Denn als Ungläubiger der an den Preisen rummäkelt
hatte ich ja nichts anderes als den Tod durch verdursten in der
kommenden Flutwelle verdient.
Aber nichts geschah, die Sintflut blieb aus und niemand
servierte mir ein junges Gericht.

Seite 179
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______

Inzwischen
n waren es einundzwan
e nzig Minuteen nach elf U
Uhr. Ich
fühlte mich
m etwas schläfrig un
nd öde war das Warten
n auch. Ich dachte,
dass ess an der Zeitt wäre, zur Stärkung
S un
nd Erbauung ein Cafe
aufzusu
uchen. Der Maestro waar inzwische
en in einem
m Zustand vo
on
spiritueeller Champ
pagnermelancholie, alss das Salon-TTelefon klin
ngelte.
Er griff zum Hörer. An seinem
m Gesicht saah ich, dass es eine froh
he
Botschaaft war, und
d er kam freeudestrahle
end zurück.
„Wir sind gerettet.
g Er hat es noch
h einmal geschafft. Er h
hat mit
dem Heerrn gespro
ochen und sein direkterr Kontakt un
nd seine Fürbitte
haben bewirkt, daass der Welttuntergang verschoben
n wird.“
Die Haarschneidemaschine began
nn wie ein aufgeregtes
a s
Kätzcheen zu schnu
urren und in
n drei Minutten war ich wie ein Sch
haf und
gegen meinen
m aussdrücklichen
n Willen millimeterkurzz
zurechttgeschnitten. Mein wallendes Hau
upthaar lag auf dem Bo
oden.
Ich hattte die verdiiente Frisur eines gesch
horenen Sünders und m
musste
zähnekknirschend die
d überhöh
hte Rechnun
ng bezahlen
n. Außerdem
m
fühlte ich
i mich etw
was irritiertt und kühl ums Haupt.
Was war geeschehen und warum ist nichts geeschehen? H
Hatte
„Er“ veersagt, so wiie mein Deo
o im Angesicht der drallen Brünetten
vom lettzten Samsttag? Erfordeerte die quaalifizierte Pllanung des
Jüngsteen Gerichts mehr Zeit als
a angenom
mmen? Warren
organissatorische oder
o bürokrratische Sch
hwierigkeiteen beim geregelten
Untergang der Weelt aufgetreten? Oder hatte
h der An
ntichrist seiinen
Zug verrpasst und saß
s nun in Kleinmachn
K ow oder so
onst einem K
Kuhkaff
fest?
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Des Rätselss Lösung erggab sich, alss ich den Saalon nicht
verlassen wollte und um sofo
ortige Aufkläärung der seeltsamen
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Vorkommnisse bat.

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Mein sensibler Friseur war seit einigen Monaten Mitglied in
der Gemeinschaft der Erleuchteten vom Heiligen Gral in den letzten
Tagen. Nach seiner mit großen Kinderaugen erzählten Geschichte,
war er nach langem Suchen endlich auf dem direkten Weg zu Gott
und im Zustand des reinen Herzens mit spiritueller Erleuchtung durch
allerlei Engelsgeflügel. Sein geistiger Führer, der Prophet
(orientalisch, etwa so wie Nostradamus klingend, aber der korrekte
Name ist mir entfallen) hatte verkündet, dass der Herr über einen
besonders autorisierten Erzengel im Traum zu ihm gesprochen habe.
Die Welt würde am Dienstag Punkt elf Uhr untergehen und die
Gläubigen sollten sich sammeln, möglichst an einem etwas erhöhten
Platz wegen der zu erwartenden Sintflut, und ihren irdischen Gütern
entsagen.
Das leuchtete mir ein. Wenn ich die Steuererhöhungsorgie
sehe, dann weiß ich, dass ich allen irdischen Gütern entsagen muss,
nicht nur weil mir das steigende Spülwasser meiner defekten
Geschirrspülmaschine stinkt und die Brühe inzwischen bis zur
Oberkante meiner finanziellen Unterlippe steht.

Auf meinem Weg ins nächste Cafe war ich gedanklich in mich
gekehrt. Sollte dieses Erlebnis mein Leben verändern? Ich fühlte mich
fit und auch frei ums schöpferische Haupt und offen für neue Ideen.
Der Beruf des Heiligen, des Propheten mit einer Standleitung zum
Allmächtigen erschien mir jäh als erstrebenswertes Lebensziel.
Still setzte ich mich an einen kleinen Bistrotisch, der im hellen
Sonnenlicht einsam und nachlässig abgeräumt am Straßenrand stand.

Seite 181
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Auch die gutgewachsene Beaa, die ich seiit Jahren heeimlich vereehre,
weil siee mir meineen mittäglich
hen Cappucccino immer mit einer
routinieerten Handbewegung, angesiedellt zwischen Verachtungg für
nichtsn
nutzige Män
nner und weeiblicher Grrazie servierrt, konnte m
mich
nicht aus meiner tiefen
t Ergrifffenheit lockken. Ich starrte den
Cappucccino mit seeinem weißeen Trockenmilchschaum und den
sparsam
m darauf drrapierten Scchokostreusseln an. Derr Schaum veerging
und ich
h sah, wie siich die Streu
usel in der dünnflüssig
d en, milchig
brauneen Brühe auflösten. Auss meiner Pe
erspektive waren
w die
Aussich mm erkennbar in dem weißen
hten trüb, aber die Lösung schwam
E erinnertee mich an die Auflösung aller Mateerie in den
Kelch. Er
ühe an Beas Nachlässigkeit im Umggang
Universsen und diee dünne Brü
mit derr Kaffeemasschine. Er war
w das Sinn
nbild des Vergänglichen
n und
ein Zeicchen des weeltlichen Seeins im Span
nnungsfeld zwischen dem
unergrü
ündlichen Willen
W des Personals
P un
nd dem Wu
unsch des Gastes
nach eiinem orden
ntlich gezapfften Cappucccino. Spon
ntan musstee ich an
grüne Marsmännc
M chen denken. Die Frage
e, ob der Allmächtige aauch
deren Erlöser
E sein kann, oderr ob sich seiine Macht nur
n auf die
irdischeen Gläubigeen, aber nicht auf inkom
mpetentes Servierperssonal
beschräänkt, dränggte sich mir auf.
Dann, inmiitten meineer mystische
en Cappucciino-Betrach
htungen
hörte icch eine enggelsgleiche Stimme
S wie
e aus weiterr Ferne, die zu mir
sprach:: „Kann ich gleich abkassieren?“
Es war wie eine Erleucchtung. Sie, die Göttliche, eine, neein
nicht eine, die Lich
htgestalt haatte zu mir gesprochen
g , und mir deem
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Unwürdigen, die Botschaft


B dees Herrn verkündet. Ich
h war auserrwählt.
Demütig sah ich zu
u ihr auf. Meine Augen
n waren mitt Tränen geffüllt
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und meine Stimme am Versagen. Im Strahlenkranz des Mittags-Lichts

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sah ich ihr blondgelocktes Haar glänzen und ich sprach die magischen
Worte: „Ja du darfst.“
Jetzt wusste ich, mein Leben würde sich verändern. Ich hatte
die für mich bestimmte Heilsbotschaft unverschlüsselt und auf
direktem Weg empfangen. Ich, nur ich war der neue Prophet und
dazu ausersehen eine neue Bewegung zu gründen und mit meinen
bescheidenen Fähigkeiten zu führen. Oder wie der von mir sehr
verehrte Friedrich Nietzsche zu mir sagen würde, wenn es ihm noch
möglich wäre: „Mein Freund, du willst dich vervielfachen,
verhundertfachen? Dann such nicht die Einsen, such die Nullen.“
Das leuchtete mir ein, aber wie sollte ich, der zukünftige
Menschenfischer es anstellen? Wo meine Netze auswerfen und wie
die Jünger um mich scharen? Wie sollte meine neue Bewegung
heißen, und vor allem, wie sollte ich mich in Zukunft nennen? Wenn
selbst der Papst seinen bürgerlichen Namen ablegen muss, dann
durfte ich mich dem klerikalen Zwang eines eingängigen Namens
keinesfalls entziehen.
Fragen über Fragen schossen mir durch den Kopf und ich fand
keine Antworten. Da fiel mir wieder meine Freundin Viola ein, die
sich um die nachmittägliche Zeit von des Heimes Obhut und Pflege
erholen muss und um diese Zeit gewohnheitsmäßig in einem
bekannten Kaufhaus, bei ihrer Nageltante, oder im Bett ihres
neuesten Lovers als Nageltante anzutreffen ist. Aber in solchen
großen Momenten braucht man Freunde und der Kontakt war über
das inzwischen wieder funktionsfähige Handy schnell hergestellt. Wir
verabredeten uns im Bellini, in unserem bevorzugten Bistro, um

Seite 183
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Weiteres für mein


ne beruflichee Genesis zu besprechen.

Eine Stunde später saßen wir in der


d ersten Etage,
E in der zu
dieser Zeit
Z nur gerringer Publikumsverkeh
hr herrschtee. Im Halbd
dunkeln
der kleinen Bar lau
uschte Violaa ergriffen meinen
m
Erweckkungserlebn
nissen vom Morgen. Ich
h hielt ihre Hand und ssprach
zu ihr, dass
d der Heerr über einen Engel zu
u mir gespro
ochen habe,, und
bekam zur Antworrt: „Und waarum hast du nicht direekt mit ihm
gequattscht?“
Mein vernichtender Blick, der die
e möglichen
n Strafen für so viel
Blaspheemie schon in sich trugg brachte diie Ketzerin zum
z Schweigen.
Ich dachte an das Gottteswort: „W
Wen ich lieb
be, den weisse ich
zurechtt und nehm
me ihn in Zuccht“, und orrderte zur spirituellen
s
Erbauu
ung zwei exttrastarke Caaipirinia. Daann sprach ich
i weiter zur
Ungläubigen.
„Schatz, ich
h spüre, ich kann etwas bewegen.. Und du kennst
mich do
och, ich hattte schon im
mmer eine spirituelle
s A
Ader.“
Viola sah mich
m lächeln
nd an und ih
hre Antwortt fiel entsprrechend
aus: „Jaa ich weiß, du
d hast schon immer einen
e kleineen Sprung in
n der
Empfan
ngsschüssell. Aber daru
um liebe ich dich ja.“
Viola liebt mich. Von meinen
m Geffühlen übermannt sah ich sie
an. Die oberste Sü ünderin, meeine Adeptin war
ünderin, meine erste Sü
auf dem
m Weg zu mir,
m dem Vater und Soh
hn in Person
nalunion. Beeim
Anblickk ihres gesenkten Haup
ptes musste
e ich spontan an die Taufe der
heiligen
n St. Afra deenken. Nach der Überlieferung so
oll deren Mu
utter
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vor vielen hundertt Jahren ein


n Bordell im Schwäbischen unterhalten
haben. Der Bischo
of Narzißus, der zufälligg und zweckks allfälligerr
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Bekehrung das Bordell frequentiert hatte, soll so ergriffen gewesen

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sein, dass er sie wegen ihrer Leistung und die Mutter gleich dazu, in
den ehrbaren Stand der Heiligen erhoben hatte.
Nach solchen Taten gelüstete mich auch, aber in diesen
Minuten brauchte ich nicht das mir bekannte Fleischliche vor mir,
sondern Violas geistigen Rat.
„Sag mal, ich weiß noch nicht welchen spirituellen Namen ich
annehmen soll. Hast du nicht eine gute Idee?“
Mir schwebte etwas Eingängiges im prophetischen
Spannungsfeld zwischen Moses, Hildegard von Bingen, Nostradamus
und Merlin vor. Aber Moses hatte es ziemlich schwer, dem
ungläubigen Volk seine Steintafeln zu verkaufen. Erstens gingen ihm
welche kaputt, was ja auf einen ziemlichen Tölpel schließen lässt.
Vermutlich war er auch dem Leistungsdruck seiner jungen Frauen
nicht mehr gewachsen, als er auf einen hohen Berg stieg, um mit den
Göttern ein ernstes Wort zu reden. Außerdem hatte er dann die Last
mit den schweren Steintafeln und musste das alles auf seinem Buckel
den Berg runter schleppen. Das war mir zu mühselig. Hildegard von
Bingen erschien mir für einen Moment durchaus als
erstrebenswertes Vorbild. Aber ins Kloster um würzige Kräuter in
dicken Büchern zu pressen wollte ich dann doch nicht. Nostradamus
war mir irgendwie zu durchgeknallt, obwohl sich Prophezeiungen mit
Weltuntergängen traditionell immer gut verkaufen. Merlin war da
schon fantasymäßig trendiger, aber dann dachte ich daran, dass ich
in Chemie noch nie gut war. Alle möglichen Heiligen gingen mit durch
den Kopf. Angesichts der erhöhten Platzierung im Gastraum dachte
ich auch an den heiligen Simon, der dreißig Jahre, angekettet auf der

Seite 185
________________
______

Spitze einer
e Säule gelebt haben soll, bevvor man ihn mangels
Irrenau
ufbewahrun
ngsanstalten
n in die Wüsste schicktee, als Violas lauter
Aufschrei die Stillee der Stätte der Besinnung durchb
brach: „Ich h
hab es,
Johann
nes, das ist es.“
e
Die wenigeen Anwesen
nden in dem
m kleinen Bistro schauten zu
uns herrüber und der
d spontan
ne Aufmerkssamkeitssch
hub war mirr einen
Momen
nt peinlich. Immerhin kannte
k man
n mich in deem Bistro trotz
geringeer Verbindlichkeiten alss guten Gasst und ich hatte einen R
Ruf zu
verliereen. Meine beschwichti
b gende Hand
dbewegungg zeigte Wirrkung
ola begann ihre Stimme auf ein ve
und Vio erschwöreriisches Niveaau zu
senken
n.
„Johannes passt gut zu
u dir. Du haast so etwass Überzeugeendes.
ußerdem hat mir auch Fabienne eiiniges über deinen Johannes
Und au
erzählt. Ich sehe es
e dir an derr Nasenspitzze an, der Name
N gefällt dir.“
Das war ess also, die Gerüchtekücche brodeltee hinter meeinem
n auf niedriggstem Niveaau. Ich war ahnungsloss auf dem W
Rücken Weg der
Erleuch
htung. Immeer um das Seelenheil
S der
d Verzweifelten kämp
pfend
und um
m meines grroßen Nameens willen Schweres
S errtragen wollend,
und diee Welt denkkt wieder mal
m nur an daas Eine und
d nicht an daas
Anderee. Aber Violaa hatte rech
ht. Der Nam
me Johanness gefiel mir immer
besser.. Er hatte wirklich
w etwaas, dass die Verbindungg zwischen den
Mysterrien des Alteertums und n konnte. Bruder
d der Moderrne schaffen
Johann
nes, der heilige Johannees, der gute
e Jonny, Bigg John der G
Gute, ja
so wollte ich mich nennen un
nd meiner zu
ukünftigen Anhängerscchaft
mit leuchtendem Vorbild
V voraan gehen.
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Zwar hattee ich noch Bedenken. Im


mmerhin un
nd soweit icch mich
erinnerrn konnte, lief das klassische Vorb
bild nackt du
urch die Gegend
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Seite 186
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und nuschelte wie ein Drogenjunkie unflätiges Zeug. Aber es waren ja

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einige hundert Jahre vergangen und ich war mir sicher, dass solche
kleinen Vorkommnisse eines großen Vorbilds vergessen und darum
nicht weiter ins Gewicht fallen würden.
Jetzt brauchte ich nur noch einen Namen für meine spirituelle
Bewegung, die immerhin schon einen weiblichen Jünger hatte. Ich
dachte an etwas Einprägsames, mit viel Licht und einer Menge Geist.
Viola war von meiner Idee begeistert und gedanklich weiter.
Kichernd sah sie sich schon mit demütig gesenktem Kopf. Den
sündigen Leib in ein langes Gewand gekleidet, das bis auf die Füße
reichen sollte.
„Ja genau, so möchte ich dir folgen. Um die Brust möchte ich
einen Gürtel aus Gold. Und darunter schwarze Strapse und sonst
nichts.“
Ich wischte die Gedanken der Sünderin mit einer unwirschen
Handbewegung beiseite und orderte den zweiten Caipirinia. Das
Wetter war schön und durch die Fenster drangen die gleißenden
Strahlen nachmittäglichen des Sonnenlichts. Wie ich darauf
gekommen bin, weiß ich nicht mehr, aber spontan dachte ich an Beas
gut gefüllte Bluse und an „oben Ohne“ und mir fiel mein erster Alfa
Romeo, der rote Spider aus meinen aufrührerischen Jugendtagen,
bewährt in der Zeit der Reifeprüfung ein. Das war es, meine neue
Bewegung sollte diesen erhabenen Namen tragen. Nein nicht Alfa
Romeo, sondern Alpha Lux, die erste illuminative Bewegung des
Lichts. Auch Viola war begeistert, nachdem ich die Frage, warum ich
unsere Bewegung nicht „Porsche Lux“, oder „Fiat Lux“ nennen wolle,
mit einem strafenden Blick quittiert hatte. Ich nahm mir fest vor,

Seite 187
________________
______

solche lasterhaften Spitzfindigkeiten in Zukunft


Z hartt zu ahnden
n und
die Blassphemischee im Wiederrholungsfall gebührend
d mit dem SStock zu
züchtiggen, wie es die
d altvordeeren Prophe
eten in ihren Schriften
vorsaheen.
Meine salb
bungsvolle Antwort
A mitt dem bekannten Bibellzitat:
„Miststtück, diene dem Herrn in Furcht, und
u küsst ih
hm die Füßee, damit
er nichtt zürnt“ wurde mit einem listigen Lächeln qu
uittiert und ich
ordertee in weiser Ab-
A und Voraussicht de
en dritten Caipirinia
C für mich
und den dritten fü
ür Viola.
Bis hierhin war die Grü
ündung me
einer neuen
Glaubeensgemeinscchaft erfolggreich verlau
ufen. Der Name war
gefunden, auch deer Ort der heiligen Stättte war von mir als irdisscher
Stellverrtreter, ausgestattet und legitimie m göttlichen Willen
ert mit dem
des Herrn, schon vorbestimm
v mt. Mein Wo
ohnzimmer sollte der rreligiöse
Mittelp
punkt der westlichen
w und östlichen Hemisphääre werden. Das
Weihevvolle des schlichten Raums war ideal, da die Möblierungg
mangels Masse vo
on jeher spaartanisch-styylish war.
Eine kleinee Hürde auf dem Weg zum
z Erfolg, war das Feh
hlen
eines Heiligen
H Stuhls, der nocch erworben
n werden musste,
m dazu
u noch
einige gefällige
g Engelsfiguren, die wie zu
ufällig drapieert, meinen
n
bescheeidenen Wohnbereich, den zukünfftigen Temp
pel schmückken
konnteen.

Viola war von


v meiner Erleuchtung begeisterrt und schon
n
weiter,, bei typisch
h fraulichen Themen. Lila, Rosé, Blleu, oder ein
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zartes Blutrot,
B warren ihre bevvorzugten Farben
F der Saison,
S in denen
sie als devote
d Büß
ßerin zu gehen trachtette. Einen Mo
oment wollte ich
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Seite 188
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die Gedanken an modische Auswüchse empört zurückweisen. Der

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Herr würde die Seinen auch ohne Kleider erkennen und ich war mir
sicher, dass ich Viola, stellvertretend für den Herrn, auch ohne
Kleider an ihrem kleinen Tattoo auf der linken Arschbacke und dem
kleinen Silberring links, sofort wiedererkennen würde. Aber dann
verstand ich intuitiv das weibliche Drängen nach Zugehörigkeit und
Schmuck. Wie sollten die Unwissenden, die Verblendeten und
Oberflächlichen meine irdischen Jünger von der Masse der
Ungläubigen und noch zu Bekehrenden unterscheiden können.
Ich entschied mich spontan für lange, blutrot gefärbte
Gewänder, die ich preisgünstig im Asien-Import zu erstehen
gedachte, um sie dann zum Wohle der Gemeinschaft mit einem
winzigen Aufschlag an die Novizen zu veräußern. Ich sah die
Möglichkeiten zwischen Einkauf und Verkauf. Bei einem Einkauf von,
sagen wir mal grob geschätzt, fünf Euronen, und einem Verkaufspreis
von neunundneunzig Euros, multipliziert mit der Anzahl der
möglichen Anhänger, so in der ersten Ausbaustufe schätzungsweise
hundertvierundvierzigtausend, erschien mir der Gedanke durchaus
erfolgversprechend. Damit war die Frage der einheitlichen Kleidung
auch positiv verabschiedet.
Mit der hoheitsvollen Handbewegung des zukünftig
gutsituiert Erleuchteten orderte ich den vierten Kelch mit leckerem
Caipirinia.
Viola war von meinen spirituellen Gedanken sehr angetan und
begann interessiert Fragen zu stellen.
„Sag mal großer Guru, stimmt es, dass du jetzt immer die
Wahrheit sagen wirst? Und wie ist das mit der verheirateten

Seite 189
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______

Nachbaarsfrau. Dan
nn solltest du
d aber Fab
bienne beich
hten und diee kann
ziemlich sauer werden …“
Ich fuhr ihrr verbal etw
was unwirsch über den vorlauten M
Mund
und antwortete klerikal korreekt: „Und du
u sollst kein
ne anderen Götter
neben mir haben. Und das Weib
W schweigge in der Geemeinde. M
Merk dir
das maal, wenn du in meinem erlauchten Dunstkreiss bleiben wiillst.“
Viola zog mit
m einem laaut schlürfenden Geräu
usch an ihreem
frischen
n Caipirinia. Das Geräu
usch erinnerrte mich an meine
Verpflicchtung zur Labung der Dürstenden. Ich zog der
d Vorlauteen
vergebend ihre Haand zu mir und
u sprach: „Fürchte dich nicht, denn ich
bin bei dir“, und Viola
V schob mir
m gehorsaam den leerren Kelch hiin, auf
dass ich
h ihn mit sp
pirituosem Manna
M fülle
en soll. Ich gab
g die Order an
die dienstbaren, aber seltsam
merweise se
ehr verschw
wommenen Geister
weiter..
Was jetzt noch
n fehlte,, war ein Pro
ogramm. Eiine Botschaft des
Herrn, der durch mich
m sprech
hen sollte un
nd die ich an die Gläub
bigen
auszuseenden gedaachte, damit neue Gläu
ubige in Sch
haren komm
men
sollten. Doch das sollte
s sich schwieriger als erwarteet gestalten,, denn
Viola bekam die ersten religiö
ösen Visione
en und lallte zwischen
n klaren Wo
einigen orten nur no
och unverständliches, aber
a spirituos
inspirieertes Zeug. Mit wachem
m Geist vern
nahm ich diie Worte meiner
verwirrrten Anhänggerin. Denn
n ich wusste
e von meineem großen B
Bruder
im Geisst, auch in sybillinische
s en Worten können
k sich
h Botschafteen für
die Ewiigkeit versteecken. Dann
n erinnerte ich mich wieder an meeine
göttlich
he Eingebun
ng vom früh
hen Morgen
n, und siehee da, der secchste
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Kelch stand wie vo


on Engelshäänden getraagen vor unss.
„Ja, du darfst“, war daas Menetekel, das ich nicht
n aus deen
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Augen verlieren durfte. Es beinhaltete Abschreckung,

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Herausforderung und Liebe in einem Satz.
„Du darfst, in Ewigkeit Amen.“
Nichts sollte mehr verboten sein, alle Zwänge von den
Menschen genommen werden, alle Güter gleich verteilt werden, und
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sollte herrschen, in alle Ewigkeit.
Aber natürlich nur für die Anhänger der Bewegung Alpha Lux, deren
schwere Sündenbürde ich als geringster Bruder unter den Geringsten
symbolisch auf mich nehmen wollte.
Was wir jetzt noch brauchten, war Musik. Etwas Modernes,
Neues, etwas was es noch nie gab. Gitarren und Rap schieden als zu
modisch und zu wenig innovativ aus. Flöten waren irgendwie zu brav.
Obwohl ich mit fest vornahm, der ungehorsamen Viola gelegentlich
noch die richtigen Flötentöne beizubringen. Aber das waren
Gedanken, deren weitere Ausführung mir zu diesem Zeitpunkt
unpassend erschien.
„Posaunen, Posaunen kommen gut. Sieben Posaunen. Immer
wenn die einen fetzigen Sound spielen muss etwas Dramatisches
passieren. Und Nonnen müssen blasen. Nonnen in Lackdessous, so
wie damals beim ollen Bohlen und der Nora-Tunte mit seinem Blue
System. Das wäre stark.“
Ich dachte einen Moment an das fehlende Weihevolle, aber
dann gefiel mir Violas Vision. Sie hatte das Zeug zu einer Heiligen und
ich hob segnend die Hände und der Keeper verstand den Wink.
Es war ein Wunder. Der siebte Caipirinia kam wie von
göttlicher Allmacht getragen auf unseren geweihten Tisch. Ich sah die
funkelnden Gläser und wusste, dass die Getreuen nur mit sieben

Seite 191
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______

Kelchen
n errettet werden
w können. Viola begann
b ob der
d Schweree ihrer
Verantw
wortung lan
ngsam auf die
d Knie zu rutschen un
nd verschwaand
unter dem
d Tisch um mir die Füße
F zu küsssen und zu salben, so w
wie es
Traditio
on ist, oder so. Ja genaau so sollte es sein. Ich nahm mein
ne Hand
und leggte sie auf Violas
V Kopf um sie mit sanftem
s Druck nach un
nten zu
segnen
n. Dann schloss ich die Augen und sprach leisee seufzend:: „Ja, du
darfst“, und Viola tat wie ihr geheißen.
g Und
U es war gut was sie tat, in
Ewigkeeit Amen.
Dann kam der Kellner um mit em
mpörtem Blicck zu Uns zu
u
sprecheen: „Kann icch abkassieren.“
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Seite 192
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Von einem uralten Apfelbaum und einer Wiese im Sonnenlicht

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„Ich kann mich nicht mehr erinnern, wo ich es gelesen habe. Es gibt
eine Fähigkeit, die nur außergewöhnliche Menschen besitzen.
Kaiser, Könige, Tyrannen, Päpste und Propheten besitzen diese
besondere Gabe.
Es ist Vorherwissen.
Vorherwissen bekommt man nicht durch geheimnisvolle
Erleuchtungen, also zum Beispiel durch den Tausch Anbetung gegen
Eingebung. Erfahrung hilft auch nicht weiter, und nüchterne
Schlussfolgerungen sind untauglich.
Vorherwissen erreicht man nur durch loyale Informanten.“

____________________

Vielleicht erscheint es meinen Lesern wie eine überraschende


Neuigkeit, aber für gute Freunde lege ich hin und wieder die Tarot-
Karten. Ich übe diese Tätigkeit gern und mit viel Enthusiasmus aus. In
den vielen Jahren, in denen ich lernen und erfahren durfte, haben
mir meine intuitiv-mentalen Fähigkeiten eine kleine, aber treue
Anhängerschaft beschert, die ich menschlich gesehen, sehr schätze.
Das Spiel mit den Karten ist für mich nicht nur ein Lernprozess,
sondern auch ein Erfahrungsschatz, an dem ich euch, meine Freunde
und Leser, teilhaben lassen möchte.
Obwohl die Kartendeutung mit vielen Vorurteilen behaftet ist,
kann ich von mir mit Fug und Recht behaupten, dass ich diese
Tätigkeit seriös ausübe. Entgegen dem allgemeinen Trend des

Seite 193
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______

Sinnsucchens und Unsinnfinde


U ens, sehe ich
h die Kunst des
Kartend
deutens niccht unter essoterischen Gesichtspu
unkten, sond
dern als
pragmaatischen und bodenstäändigen Verrsuch die Zu
usammenhäänge
von Raum, Zeit un
nd Ereignisseen in einen vernünftigeen
Zusamm
menhang zu
u bringen. Das
D gelingt mir
m nicht zu
u jeder Tagees- und
Nachtzeit, denn manchmal
m beeginnt der Tag
T auch beei mir mit
geistigeem Nebel und gedanklichem Chao
os. Davon und von noch viel
mehr möchte
m ich heute
h berichten.

Kennst du das auch? Es


E gibt Tage
e, da ist das Leben wie eine
Pralinenschachtel.. Man sehntt sich nach Leckerem, aber
a man w
weiß
nie, waas einen erw
wartet. Auch
h ich ahnte noch nichtss. Das hell,
strahlende Licht des Tages drrang durch der
d leicht sttaubbedeckkten
Fensterrscheiben, um
u sich dan
nn erbarmungslos eineen Weg durcch die
Ritze und Schlitze der das Son
nnenlicht ab
bhalten sollende, von m
mir nur
nachlässsig zugezoggenen Fensterbehänge
e. Das fröhliiche Pfeifen
n der
Vögel im Geäst deer Bäume vo
or meinem Fenster,
F erinnerte mich
spontan daran, daass der frühee Vogel bekkanntlich deen Wurm fängt. Ich
weiß niicht, ob Vöggel bei der frühen
f Gerääuschprodu
uktion generrell
fröhlich
h sind, und eigentlich mag
m ich kein
ne Würmer zum Frühsttück.
Halb au
ufgeschreckkt, aber im Halbdunkel
H n noch schlaftrunken d
dachte
ich spo
ontan an diee uralte Vögglerfrage: „W
Warum haben manche
Liebesp
paare nichtss anderes zu
u tun, als üb
ber das unggleiche
Vogelgezwitscher von Lerche und Nachtigall zu diskkutieren.“
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Zuerst unendlich langssam, dann sich


s doch ettwas schneller
bewegeend, begann sich mein Gehirn auff die gewohnten Hochttouren
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Seite 194
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einzustellen. Nur mein Wille zum Aufstehen war noch zu schwach.

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Daran, und an noch viel mehr erinnere ich mich genau, denn es sollte
ein denkwürdiger Tag werden. Wenn ich mich richtig erinnere, war es
der 10. Mai 2007 und kurz nach 8 Uhr. Es war ein Versuch der
Zukunft, mich mit besonderen Ereignissen zu überraschen. An diesem
Donnerstagmorgen bahnte sich die Ouvertüre zu einem Konzert an,
von dessen Tragweite ich zu dieser frühen Stunde noch keine Ahnung
hatte, denn ich befand mich, träumerisch gesehen, noch im Dialog
mit meinen Vorfahren und körperlich im warmen Bett.

Die Geschichte die ich dir jetzt erzähle ist kein Märchen. Sie
hat sich tatsächlich so zugetragen und sie begann mit dem
penetrierenden Störsignal meines Telefons. Das Geräusch war der
Befehl für eine, und zwar meine Reaktion. Es riss mich aus meinem
Halbschlaf und unterbrach rüde meine wohligen Träume. Bis zu
diesem Zeitpunkt, wenige Minuten nach 8 Uhr, wusste ich es noch
nicht, aber Viola, meine allerwerteste und äußerst vollgutgeformte
Freundin bat nicht um Hilfe. Du musst wissen, dass Viola das quälen
im Blut hat. Es gibt solche besonderen Frauen, und Viola ist ein
besonders exquisites Exemplar dieser Gattung. Wenn sie fordert,
dann sofort. Meine Telefondomina rief nach mir, und ich wusste,
auch das ist Teil meiner vorausschauenden Fähigkeiten, dass sie mir
keinen schönen Donnerstagmorgen wünschen wollte. Eine
unbestimmte Vorahnung sagte mit, dass ihr kompliziertes
Liebesleben, direkte Auswirkungen auf mein Leben in den nächsten
Tagen haben wird.

Seite 195
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______

„Hi, sag maal, hast du heute


h Abend eine halbe Stunde Zeeit für
mich? Kannst
K du mir
m die Karteen legen?“
Violas etwaas atemlos--strenge, oh
hne überflüsssige
Begrüß
ßungsformalitäten und antwortheischende Paausen, aberr doch
fröhlich
h-aktive Stim
mme am Teelefon ließ keinen
k wirkssamen
Widersspruch zu. Sogar im Halbschlaf kon
nnte ich ihree gute Laun
ne
spüren, was auf eiinen erfolgrreichen Aussflug aus ihrrem goldeneen Ehe-
Käfig, mit
m anschlieeßender Freeivögelei biss in die frühen
Morgen
nstunden scchließen ließ. Trotz me
einem Dämm
merzustand
d
konntee ich aus dem
m ersten geesprochenen Satz schon so viele
Informaationen herraushören, dass jedes weitere
w Wo
ort eigentlicch
überflü
üssig gewesen wäre.
Wie du vielleicht weiß
ßt, weiß ich was sich geehört und m
mit
meinem
m dynamiscch klingendeen „Ja, natü
ürlich hab icch Zeit“
beantw
wortete ich halb aus deem Tiefschlaaf herausgerissen ihre Frage,
um wenig erfolgreeich darüber hinwegzuttäuschen, dass
d ich nocch im
Bett lagg, um sofortt ein geheuchelt-intere
essiertes „w
was ist denn
n
passierrt“ nachzuscchieben.
Nicht das mich
m Violas Antwort au
uf meine mitfühlende FFrage
wirklich
h interessiert hätte. Nicht um diesse Zeit, nich
ht solange eein
zugegeeben schönees Maiwetteer meine Au
ufstehenerggie zwischen
n der
schwerren Entscheeidung von Sein
S und Nicchtsein, odeer Aufsteheen und
Liegenb
bleiben, gnaadenlos auff Sparflamm
me hielt. Meeine rhetorissche
Frage war
w in Wirkllichkeit nich
hts anderes als ein prävventiver Sch
hutz
vor abssurden Ford
derungen. Zum
Z Beispiel vor möglicchen Anleih
hen zur
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Überwiindung vorü
übergehend
der Zahlunggsschwächen (dann hättte ich
kurzfrisstig in den Harz
H verreissen müssen), oder die Forderung
F n
nach
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Seite 196
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klarer Positionierung für die zuerst anfragende Partei bei eheliche

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Differenzen, was aktiv-aggressive Feindschaft der anderen Partei, und
bei mir als Fluchtlösung einen sofortigen, stark ansteckenden,
grippalen Infekt in Verbindung mit einer schweren Migräne nach sich
gezogen hätte.
Noch kannte ich die eigentlichen Ursachen nicht, aber die
Kräfte der Wirkung fingen an meine Gedankengänge zu beeinflussen.
Es war die Eröffnungsfrage von Viola, die nur dem Wissenden zwei
Besonderheiten offenbarten.
Erstens: Die Frage war keine Frage sondern eine
Überraschung mit Folgen. Und die zweite Besonderheit - bei Viola
dauert eine halbe Stunde üblicherweise und mindestens
zweihundertvierzig Minuten mit der Chance auf unlimitierte
Verlängerung der Redezeit in der ersten Halbzeit.
Mit einer Gewissheit, die ich mit einer neunundneunzig
prozentigen Chance fair bewerten konnte, wurden meine spontanen
und geplanten Aktionen für diesen Tag mit Violas erstem Satz
begraben. Mein Organizer begann wie erwartet und zusammen mit
meinem Time-System auszuflippen und kollektiven Selbstmord durch
einen Sturz aus dem dritten Stockwerk zu begehen.

Natürlich hatte ich eine mindestens


zweihundertvierzigminütige halbe Stunde Zeit um meiner Freundin
Viola die Nebel der Zukunft mit Hilfe der Tarot-Karten und meinen
Fähigkeiten als Medium derselben zu lichten. Dafür gab es sehr
pragmatische Gründe. Einerseits sagte mir meine Forscherneugier,
dass neue psychologische Erkenntnisse der sexuell-

Seite 197
________________
______

zwischeenmenschlichen Komm
munikation darauf wartteten, von m
mir
entdeckt zu werdeen. Zum and
deren reizte
e mich die Aussicht
A auff eine
eventuelle Chancee, an Violas Liebesleben zumindesst akustisch,, wenn
nicht so
ogar körperrlich teilzunehmen. Denn Viola hat eine äußeerst
promiskuitive Adeer, und ganzz besonderss dann, wen
nn sie Lust aauf
einen kleinen
k Nachschlag hatt, was der Kenner weib
blicher Psych
he auch
mit „Reestgeilheit“ bezeichnett. Ganz nebe
enbei hattee ich, wenn ich
mich richtig erinneere, an diessem Tag aucch keine Lusst mich aktiv zum
Zweck des Broterw
werbs zu beewegen.
Nach einigeen taktischeen Fragen, die
d nur tem
mporär Violaas
heitereen Redeflusss hemmen konnten, ge
elang es mirr, die Ursache für
das Bed
dürfnis nach
h meiner Geesellschaft heraus zu fiinden. Die vvor mir
noch ku
unstvoll verrborgende Ursache
U fürr Veränderu
ungen war in
n
einem ihrer üblich
hen, inszenieerten Ehekrräche ums liebe, weil
fehlend
de Geld zu suchen.
s
Wie du vielleicht noch
h weißt, ist Werner
W Steuerberater,,
außerd
dem Violas Ehemann
E nd mein bester Kumpeel, denn er
un
bearbeeitet meine steuerlichen Angelegenheiten seh
hr kostengü
ünstig.

Ich sehe ess an deinem


m ratlosen Gesichtsausd
G druck, dass du
keine Ahnung
A hastt, wer „zum
m Teufel“ Vio
ola ist? Wen
nn ich den B
Begriff
„Charm
me“ bei eineer Frau defin
nieren soll, dann fällt mir
m spontan
n das
Zusamm
menspiel vo
on Augen un
nd Stimme ein. Für micch sind Auggen und
Stimmee der Schlüsssel zum mü
ühsam Verb
borgenen. Daran
D erken
nnst du
schon, dass ich niccht zu den Oberflächlic
O chen gehöree. Ich bin eh
her der
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voyeuristische Enttdecker, derr sich mit he


eimlicher Frreude an einem
ästhetischen Gesaamtkunstweerk erfreuen
n kann. Für mich ist es die
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wahre Lust, die schwarzen Stellen in den Seelen und Gedanken

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sinnlicher Frauen zu finden, und Viola gehört dazu. Sie ist ein ganz
besonders exzentrisches Exemplar der Gattung Frau. Nicht irgendeine
wuschelig verhuschte Allerweltsfrau, Viola ist „die“ Frau. Eine Frau,
die mit entwaffnendem Charme und besonderer Ausstrahlung ihre
Intelligenz gut versteckt. Eine attraktive Frau (zumindest in meinen
Augen) mit diesen kleinen Aufmerksamkeitsfängern, den kleinen
Details, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, und die
die richtige Spannung im sonst perfekten gestylten Bild erzeugen.
Viola ist achtunddreißig. Zumindest behauptet sie das. Es ist
das Alter, in dem Frauen mit Haaren unter den Achselhöhlen und
zwischen den Beinen, nach dem Sinn des Lebens suchen, weil sie die
viel zu schnell vergangenen Jahre mit gelben Quitsche-Entchen,
vereintem Singen in der Waldorfschule und engagierten
Elternabenden verbracht haben - oder durch konsequente
Selbstverwirklichung, zum Beispiel durch die erfolgreiche Leitung
eines für den Ehemann steuersparenden, weil steuermindernd
abzuschreibenden Kosmetik- oder Nagelbetriebs und mehrerer,
ständig wechselnder Liebhaber jung geblieben sind. Viola hat sich
frühzeitig für die zweite Kategorie entschieden, wodurch die zuerst
beschriebenen Merkmale nachweislich entfallen.
Obwohl ich mir den Rat von Sokrates zu Herzen genommen
habe, dass man sich nur von der Last des Eros befreien kann, wenn
man sich mit den weniger schönen Weibern einlässt, kann ich es
nicht lassen. Viola ist schön und sie tut mir gut. Sie ist wie ein hoch
dosiertes Kreativitäts-Aphrodisiakum, das meine Phantasie anregt.
Sie besitzt dieses besondere Etwas, dass vorzugsweise die

Seite 199
________________
______

männlichen Sinne zum vibrierren, und die


e weiblichen auf „höch
hste-
Gefahr-in-der-Gab
bardine-Anzzughose-me
eines-Mannes“ Alarm sstellt.
Viola hat unzweifeelhaft das besondere Etwas eines für ihre
Bestimmung vollko
ommenen Wesens,
W das mir erst in
n den letzteen
Jahren bewusst geeworden istt. Vielleicht hast du es schon
s bemeerkt,
ich kom
mme etwas ins Schwärm
men. Das isst entschuld
dbar, denn aauch ich
kann alllem wiederrstehen, nur nicht der Versuchung
V g. Natürlich schaue
ich mir auch gern ihre Gaudin
nockerln und ihren chaarmanten Po
o an,
der micch irgendwie an das meist unerreiichbare Ideaal männlich
her
Träumee, die Formeen eine Corrvette aus den
d späten 50er
5 Jahren
n
erinnerrt.
Viola hat in
n ihren Körp
per, in einerr Art kapitalistischem
h hat sie das Materiellee nicht
Tauschgeschäft, viiel investierrt. Eigentlich
selbst investiert, denn
d Viola isst ziemlich gut
g situiert mit Werner
verheirratet, und siie verfügt über
ü gefragtte Tauschweerte. Werneer, ihr
Mann und
u Lebensgefährte haat die laufen
nden Investtitionen
überno d sie dankt es ihm pflicchtbewusst und vertraggstreu
ommen, und
mit den
n routinemääßigen Ehe--Gegenleistungen und den in
Bildunggsbürgerkreeisen üblichen in- und aushäusigen
a n
Repräsentationsau
ufgaben.
Nach meiner Meinungg haben sich
h die Renovvierungsarbeiten
für Beid
de gelohnt. Sie ist ein absolut
a repräsentatives Jugendstilobjekt.
Nicht mehr
m ganz ju
ung, also keein Neubau mit verstecckten Mackeen,
aber au
uch nicht du
urch ein ständiges Kom
mmen und Gehen
G verw
wohnt,
obwohl Viola den nervenaufrreibenden Fulltimejob
F der Hausfraau
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ausübt.
Der anstrengende Berruf der Hauss- und Haup
ptfrau bringgt es
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mit sich, dass Viola auch gewisse Ansprüche hat. Die geschmackvoll

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arrangierten, schmückenden Accessoires an Armen, Hals und
sonstigen Körperteilen signalisieren selbst einem Blinden den diskret-
kultivierten Anspruch, dessen laufender Unterhalt das
Monatseinkommen eines normal verdienenden Bürgers locker
überschreitet. Ich vermute, ihre Ehe gibt ihr eine Art zusätzliche
Sicherheit, unter anderem durch mehrere, unlimitiert einsetzbare
Kreditkarten.
Das alles und noch viel mehr ist an mir vorübergegangen.
Viola ist Werners Angelegenheit, denn mit Werner ist sie verheiratet
und ich mit ihm befreundet. Als nicht betroffener, aber subversiver
Beobachter kann ich auf spannende Erzählungen hoffen. Ich weiß,
Viola wird mir ein schmackhaftes Menü mit scharfen Gewürzzutaten
servieren, die das Leben in der City schmackhaft und spannend
machen. Sex, Liebe, Treue, Seitensprünge, Herzschmerzen,
Eifersuchts- und Gelddramen werden sich mit hinterlistigen Macht-
und brutalen Kampfspielen abwechseln. Im Grund hat sich nicht viel
geändert, seit die Menschen das finstere Mittelalter überstanden
haben. Zivilisierte Menschen schlagen sich, jedenfalls nicht im
Allgemeinen, manchmal nur im Besonderen, aber nicht mehr
offensichtlich und für jeden erkennbar mit Knüppeln und schartigen
Schwertern tot. Archaisches Verhalten passt einfach nicht mehr in
unsere zivilisierte Welt. Dennoch wird im engen Freundeskreis
diskutiert und es werden Ränke geschmiedet. Nicht anders ist das
Verhältnis zwischen Viola und mir. Mit Viola diskutiere ich immer
wieder gern, aber natürlich nur theoretisch, weil ich eine sowohl
humanistische, wie auch konsequent pazifistische Lebenseinstellung

Seite 201
________________
______

kultivieere. Dennocch macht ess Spaß, sozu


usagen als Denksportau
D ufgabe,
über diie unauffälliige und schmerzvolle Beseitigung
B des geliebtten,
aber au
usgedienten
n Partners, sowie
s über unendlich-ewige und
überrasschend schn
nell verganggene Lieben
n, sofern es nicht mein
ne sind,
zu diskutieren. Leb
ben ist nun mal wie ein
ne Mischung von Mono
opoly
und Meensch-ärgerr-dich-nichtt, dazu etwaas Halma für die zarterren
Seelen,, und eine kleine
k Dosieerung Schacch, damit daas Gehirn nicht
einschläft. In dieseem Spiel geht es um Ob
bjekte, um Nutzen, Geld,
Häuserr, Macht und
d wenn man alles addiiert hat, um
m Lustgewinn. Doch
bevor ich mich zu sehr verplaaudere, möcchte ich auff Viola und iihre
Vorzügge zurückkommen.
Viola ist ein
ne dieser seeltenen Frau
uen, bei derr das Zitat „„der
Propheet ist im eigeenen Land ein
e Nichts“ eine ganz neue
n Bedeuttung
bekommt. Mein geern gehörteer Rat erreiccht das Verffalldatum o
oft am
gleicheen Tag (oderr Nacht). Od
der anders ausgedrück
a kt: „Honey laass es
lieber bleiben,
b dass ist zu gefährlich, wenn Werner etwas
e davon
n
erfährtt?“
„Ja, ich weiß doch“ istt ihre üblich
he Antwort. Ihr
abschw
weifender und gleichzeitig gelangw
weilter Blickk, dazu der TTon
ihrer Sttimme sageen mir, dass meine Lautte zwar aku
ustisch bei ih
hr
angeko
ommen sind
d, aber die Worte
W als le
eere Hülsen in ihrem geeistigen
Papierkkorb geland
det sind. Vorwerfen kan
nn ich mir nichts,
n denn
n
meinerr Sorgfalts- und
u Aufbew
wahrungspfflicht komme ich gern n
nach.
Ich hab
be Viola mit bestem Wiissen und Gewissen
G an
n meinem reeichen
Erfahru
ungsschatz, bedingt durch mein re
eiferes Alterr, teilhaben lassen.
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Sie weiß von mir, dass


d ein wo
ohlgeordnettes Leben durchaus seiine
Vorteilee hat, und das
d Spielen mit dem Fe
euer Gefahrr bedeutet.
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Seite 202
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Viola ist eine Frau und man kann nicht behaupten, dass es ihr

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an Intelligenz mangelt. Sie ist sogar so intelligent, dass sie meinen
Überlegungen und Erfahrungen folgen kann, aber nur wenn sie will.
Zum Beispiel ihre Ehe: Sie hat klaglos akzeptiert, dass sich der
gesuchte Glückszustand nicht einstellen wird. Ich habe sie vor der
Ehe gewarnt. Gut, ich gebe es zu, meine Warnung war etwas
undeutlich, weil sie, wenn ich mich richtig erinnere, zum besagten
Zeitpunkt auf meinem Gesicht saß. Aber Werner ist als Zahlenmensch
nun mal zu spröde und Viola als kreative Frau zu sinnlich. Das
bedeutet nicht, dass Steuerberater an sich spröde sind. Das wäre ein
pauschales und plattes Vorurteil, dem ich mich nicht anschließen
möchte. Viele Steuerberater, Großinquisitoren und Finanzbuchhalter
sind im Grunde ihres Herzens nette, fröhliche Menschen mit einer
kreativen Lebensführung. Es gehört in den Bereich der Märchen, dass
solche Menschen, wie seelenlose Geschöpfe, ihre grauen Gesichter
durch schwarze Kapuzenmäntel verdecken. Aber Viola und Werner
passen nun mal nicht zusammen, sagt Viola und spricht Werner
vermutlich aus dem Herzen. Jedenfalls hat Viola ihre abstrakten
Vorstellungen von Glück und Freiheit in der Ehe mit Werner ziemlich
reduziert.
Dabei ist Violas Ehe ein faires und hochanständiges Geschäft,
das den Regeln der klassischen Ökonomie des Tauschhandels
entspricht. Beide haben ein pekuniäres Interesse am Vorteil.
„Ich mach hin und wieder die Füße auseinander und er darf
zwischendurch mal gucken, aber das muss ihm reichen. Für das was
der mir bietet ist das genug. Soll er es sich doch selber machen, der
Arsch.“

Seite 203
________________
______

Das finde icch auch. Ob


bwohl und bei
b genauerrer Betrachttung
des Anggebots ersccheint mir Violas
V Offertte etwas zu substanzlo
os. Es ist
wie ein
n spannendeer Film. Die Rocky Horrror Show istt beim ersteen Mal
noch lu
ustig, der Un
nterhaltunggswert nimm
mt aber mitt den
Wiederrholungen deutlich
d ab, weil man die
d Gags frü
üher oder sp
päter
verinneerlicht hat. Das habe icch zu bedenken gegebeen. Auf mein
ne
insistierende Nach
hfrage, hat Viola
V dann zugegeben,, dass sie deen
Tauschwert etwass aufgepimp
pt hat.
„Manchmaal bekommtt er als Zugaabe noch ein
nen schnellen
Blow-Jo
ob, oder ich hm in seinem Büro mit der Hand. Dann
h mach es ih
kommtt er vor zwö
ölf und nichtt zum Mittaagessen und
d ich muss n
nicht
kochen
n.“
Nicht gesaggt hat sie mir,
m dass die mündlichen und
handgrreiflichen Zu
ugaben im engen
e Zusam
mmenhangg mit ihrem
perman
nent überzo
ogenen Kon
nto bei der örtlichen
ö Sp
parkasse steehen.
Bitte veerurteile Vio
ola nicht, ich tu es auch
h nicht.
„Bei euch wird
w keiner benachteiliigt. Ihr proffitieren ja vo
on
einem beiderseitiggen, subjekttiven Gebraauchswert.““
Das ist meiin fachlicher Rat und darauf bin icch sehr stolzz. Denn
Viola hält sich ausnahmsweise und konsequent daran.
Nun sagst du
d vielleicht: „So etwas ist doch nicht moralissch. In
meinerr Ehe gibt ess so etwas nicht.
n Ich würde mich sofort
s trenn
nen.“
Das ist ein anständiger und loben
nswerter Vo
orsatz, aber bitte
glaube mir. Solchee Deals kom
mmen häufigger vor, als du vielleich
ht
denkst. Denn alle Beteiligten wissen, dasss es mit ein
nem Arranggement
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nur Gew
winner gibtt. Ich weiß auch,
a dass Werner
W (Vio
olas geliebteer Gatte
und loggisch denkender Zahlen
nmensch) sehr nüchtern die Vorteeile und
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Seite 204
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Nachteile gegeneinander abwägt. Ich habe für dich die Fakten in

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einer Kurzfassung zusammengefasst:

1. Eine Full-time Haushälterin und frisch gebügelte Hemden sind


nicht unter Zweitausend im Monat, wenn man die
Lohnnebenkosten noch mit einrechnet, zu bekommen.

2. Eine gute Köchin kostet noch einmal das gleiche,

3. und ein Hausservicebewachungs- und Reparaturdienst für die


rosarote Villa mit den vier Säulen vor der Tür dürfte ebenfalls
mit der gleichen Summe zu Buche stehen.

4. Nicht vergessen darf man, dass bei einer Angestellten Urlaub-


und Fehlzeiten, zum Beispiel wegen wechselnden
Beziehungskatastrophen und Krankheiten wegen
permanenter Überarbeitung noch zusätzlich einkalkuliert
werden müssen.

Lange nachrechnen muss da niemand. Rein rechnerisch


betrachtet, ist für Werner die Institution Ehe ein ziemlich gutes
Geschäft. Eine Ehefrau ist im Unterhalt billiger, sofern das monetäre
Zaumzeug stramm sitzt, und die Regeln klar definiert sind. Viola kann
sich, sofern sie mit einem Taschenrechner umgehen kann, den Wert
Ihrer ehelichen Dienstleistungen selbst ausrechnen. Und wenn Viola
sich in ferner Zukunft auch noch selbst verwirklicht, und ihre seit
längerer Zeit geplante berufliche Selbstständigkeit Früchte trägt,

Seite 205
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______

dann isst das die peerfekte Lösu


ung für eine
e gute Ehe. Viola ist
vorausssichtlich so beschäftigtt, dass sie nicht mehr auf
a „dummeen
Gedankken“ komm
mt. Sie hängtt am Tropf von
v Wernerr, der ihr beeliebig
den Geeldstrom auf- und zudrehen kann, und Viola muss
m springgen
wenn Werner
W „Ho
opp“ sagt, und sie musss knien, wen
nn Werner „Platz“
sagt, un
nd das ist nicht schlech
ht.
Es ist der Traum
T jedess Erfolgreich
hen, denn das
d Allerschö
önste
kommtt noch. Werrner kann diie hundertp
prozentig zu
u erwartend
den
Verlustte durch Vio
olas Selbstverwirklichung in der Seelbstständiggkeit
auch no
och gewinn
nmindernd und
u damit Steuerspare
S end mit sein
ner
nächsteen Einkomm
mensteuereerklärung ge
eltend mach
hen.
Bevor ich es
e vergesse,, Viola hat beschlossen
b n, sich in den
n
nächsteen Wochen beruflich zu engagiere
en um finan
nziell unabh
hängig
zu werd
den. Viola denkt,
d soferrn es ihre kn
napp bemesssene Zeit zzulässt,
an die Eröffnung
E e
eines größeren Kosmettikbetriebs mit
m im Tren
nd
liegend
den Wellnesss- und Fengg-Shui Ange
eboten, abeer es kann aauch
etwas vollkommen
v n anderes, vielleicht
v eine kleine Galerie oder sowas
etwas. Wir werden
n es erleben
n, denn ich werde dir zu
z gegebeneer Zeit
darübeer berichten
n. Entscheidend ist jedo
och, dass Viola endlich viel
eigeness Geld verdienen möch
hte, um es Werner
W (ihrrem Eheman
nn),
„dem militanten
m A
Arschloch“ (sagt Viola), mal richtigg zu zeigen, denn
Werner ist ein Ped
dant in Bezu
ug auf unko
ontrollierte Geldausgab
G ben.
Du siehst, Viola
V gehörrt seit vielen
n Jahren zu meinem Leeben.
Ich hab
be mit Lust die
d Last ihreer Freundscchaft auf miich genomm
men.
Das waar nicht imm
mer einfach,, aber dafürr habe ich mir
m eine Belo
ohnung
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redlich verdient. Icch tausche meine Gese


ellschaft geggen ästhetisschen
Genusss und augen
nfreundlicheen Gebraucchswert. Fürr Viola bin icch eine
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Seite 206
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Art allwissender Frauenflüsterer, der ihr den notwendigen

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praktischen und mentalen Schutz gibt, um es mit einer beliebig
austauschbaren Anzahl von Frauen, Männern und Gegenständen zu
treiben, und hin und wieder auch mit mir. Das ist nicht weiter
schlimm, denn Viola hat noch andere, für mich unschätzbare
Vorzüge. Viola benutzt mich. Du wunderst dich, dass es mir auch
schon auffällt? Und vielleicht fragst du dich, warum ich mich
benutzen lasse? Dafür gibt es eine einfache Erklärung. Ich verdränge
ganz einfach das negative Benutzungsgefühl, und sage mir, es ist
nichts weiter als ein kreativer Tauschhandel. Ich gebe die realen
Werte meiner Gesellschaft gegen optisches Vergnügen und schmücke
mich mit Werners dekorativer Frau ohne dafür zu bezahlen. Viola
gestattet mir, dass ich sie als augenfreundliches Studienobjekt nach
Belieben missbrauche. Nein, nicht so, wie du vielleicht empört
denkst. Ich würde nie auf den Gedanken kommen, einen wertvollen
Menschen wie ein seelenloses „Objekt“ zu benutzen. Viola ist eher
ein vielsprechendes und inspirierendes
Selbsterfahrungsversuchsbunny mit etwas Hirn. Wir ergänzen uns auf
eine wunderbare Weise. Ich genieße ihre Gesellschaft und die Rolle,
die sie mir zugedacht hat. Es ist der perfekte Tauschhandel. Wir sind
beide zufrieden. Und manchmal bekomme ich, sozusagen zur
Belohnung ein unterhaltsames Überraschungsgeschenk.
Für Viola bin ich außerdem der ideale Alibigeber. Ich bin der
unauffällige, beste Freund aus Jugendtagen. Einer dem man alles
anvertraut und der optisch ungefährlich erscheint. Aber so bin ich
halt und ich kann es nicht ändern.
Warum mein bester Freund Werner mir in gutem Glauben,

Seite 207
________________
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sozusaggen treuhän
nderisch seine Frau anvertraut, haat einen ein
nfachen
Grund. Ich entspreeche nicht ganz
g dem de
erzeit angesagten, männliche
heitsideal. Icch trage ein
Schönh ne Brille und
d habe etwaas schütteree
Haare. Vermutlich
h erscheine ich darum harmlos,
h un
nd in Werneers
Augen ungefährlicch. Aber gen
nau das ist meine
m Stärkke, mein Au
ussehen
wird zu
u meinem Gewinn
G in einer gnaden
nlosen Geseellschaft, deenn
damit kann
k ich mu
utig den Vorrteil beim Wandel
W unteer besonderer
Berücksichtigung der
d Möglich
hkeiten des Objekts erggreifen.
Aber auch Viola hat Vo
orteile. Sie kann mit meiner
m Hilfe so
etwa drei- bis viermal in der Woche,
W auff eine optiscch legale Weeise,
aus ihreer ehelichen Versorgun
ngsanstalt ausbrechen
a um einmall in der
Wochee mit mir tieefschürfende Gespräche über philo
osophisch-
alltäglicche Ereignissse zu führeen. Diese Ge
espräche sin
nd von Viola als
therapeeutisch werrtvoll deklarriert und daarum von Werner
W (ihreem
angetraauten Ehem
mann) ausdrrücklich erlaaubt.
Früher, als ich noch veerheiratet war,
w war es umgekehrt. Da
der als Alibigeberin einsetzen. Viola
konntee ich Viola hin und wied
wurde zwar von meiner
m damaaligen Ehefrrau, intuitivv als Rivalin
angeseehen. Aber der
d beruhigende Hinwe
eis auf einee alte
Jugendfreundschaaft aus Kindeergartentaggen war Gru
und genug, das
Feuer des
d Misstrauens klein zu
z halten.
Auch mit Werner
W bin ich
i gut befrreundet. Eiggentlich ist eer mehr
mit mirr befreundeet, denn manchmal geh
ht mir seinee buchhalterrisch-
nüchterne Art ziem
mlich auf deen Geist. Ab
ber was würrdest du an meiner
Stelle tun? Ich find
de, dass es ein
e feiner Zug von ihm ist, wenn eer mir
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seine Viola
V zur geffälligen Nutzung überläässt, und au
ußerdem meeine
Steueraangelegenh
heiten regeltt. Soll ich mich
m dann daagegen weh
hren?
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Seite 208
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So viel Charakterstärke kann niemand von mir verlangen.

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Doch bevor ich zu sehr schwärmerisch abschweife, kommen
wir nun zu diesem denkwürdigen Donnerstag im Mai zurück. Nicht
ausdrücklich von Viola angesprochen, aber aus den erhaltenen
Informationsbruchstücken konnte ich größere Verwicklungen
annehmen. Es war natürlich purer Zufall, und nur extrem
misstrauische Gemüter könnten vermuten, dass Violas läufiges
Saturday Night Fever vom voran gegangenen Wochenende und der
pompös inszenierte Ehekrach in direkter Beziehung zueinander
standen. Was auch immer die Ursachen waren. Meine Freundin Viola
war an besagtem Samstag zur Nacht wegen der erlittenen, schweren
ehelich-seelischen Verletzungen gezwungen, fluchtartig und unter
dramatisch-theatralischem knallen mit Türen, das eheliche Haus zu
verlassen, und einen Gastronomie-Betrieb, in diesem Fall als erste
Anlaufstelle eine bekannte Cocktailbar (die an anderer Stelle noch
öfter erwähnt wird) aufzusuchen, die als Treff für überwiegend
kopulationsfreudige Menschen, also Singles und solche die sich dafür
ausgeben, auch heute noch sehr zu empfehlen ist. Zurück blieb ihr
ziemlich angesäuerter Werner, der nun in Ruhe sein Bier trinken, die
Erbsen zählen, und die verschiedensten Fernsehprogramm testen
konnte.
Und bei Viola? Die Wut auf Werner war die Ursache für den
zwangsläufigen Appetit auf Anderes und die emotional geladenen
Werbeaktionen zeigten Wirkung. Zumindest die Wirkung, dass sie am
darauf folgenden Donnerstag vollkommen euphorisiert meinen
qualifizierten Rat bedurfte.

Seite 209
________________
______

„Ich freue mich“


m war meine
m Donn
nerstagmorrgenantwortt. Doch
bevor ich sie wegd
drücken kon
nnte, kam schon die näächste Fragee: „Du,
ich hab
b noch was vergessen.
v Sag mal (ku
urze Pause in der ich nichts
dagegeen zu haben
n hatte. Dan
nn kamen sttatt Worte das
d hörbaree
Sauggeeräusch an einer
e Filterzzigarette un
nd ein kurzees Husten), kkennst
du eigeentlich Fabieenne?“
Viola hat viele Freundinnen und ich
i kann mir nicht jedeen
Namen
n merken. Außerdem
A siind weiblich
he Namen für
f mich Sch
hall und
Rauch. Ich habe mich
m aus Sich
herheitsgründen an diee sehr persö
önliche
Frauenallroundanssprachen, wie
w zum Beispiel „Schatz“, „Lieblin
ng“
oder „H
Honey“ gew
wöhnt, die zu allen Gele
egenheit in Freud und Leid
passen und jede versehentliche Verwech
hslung ausschließen. A
Aber
Fabienn
ne war ein mir bis dahin nicht gelääufiger, durrchaus
phantasievoll-fran
nkophil klinggender Nam
me, den ich nicht zuord
dnen
konntee.
„Ich bring sie
s mit. Du hast
h doch nichts
n dageggen?“ war d
die
mehr rhetorische Frage, die eine,
e meine mögliche Antwort
A und
d jeden
denkbaaren Einwan
nd völlig überging.
Nicht dass ich wirklich
h etwas dagegen hätte.. Ich empfin
nde es
als angenehme Beereicherungg meines Leb
bens, wenn wildfremde
Frauen meinen Kü
ühlschrank plündern,
p meine
m Bude mit
Zigaretttenrauch und undefiniierbaren Paarfüms schw
wängern, meein
Toiletteenpapier veerbrauchen und die Klo
obrille bepin
nkeln, weil ssie seit
Erfindu
ung der Brillle, und das ist ja immerhin schon einige
e Jahrzzehnte
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her, im
mmer noch nicht
n gelernt haben, die
eses überau
us nützlichee
Utensil hochzuklap
ppen. Denn
noch konnte
e ich eine geewisse
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Seite 210
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klammheimliche Vorfreude auf einen anregenden Abend nicht

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vollständig verheimlichen. Als kommunikativer Mensch ist es mir ein
Bedürfnis, soziale Kontakte zu knüpfen, besonders dann, wenn schon
im Namen eine erotische Frischfleischkomponente mitspielt, die mir
sozusagen als Häppchen auf dem „silbernen Tablett“ serviert wird.
Außerdem muss ich auch hin und wieder ans Geschäft denken, eine
neue Klientin und ein kleiner Zusatzverdienst sind ja auch nicht zu
verachten.
„Wer ist denn Fabienne?“ war nur noch eine rhetorische
Zusatzfrage, um mehr Hinweise zu bekommen. Du musst wissen,
dass jeder fähige Kartendeuter weiß, das Vorherwissen die Zukunft
entscheidend beeinflussen kann und daher gut fürs Geschäft ist. Bis
zu diesem Moment ahnte ich noch nichts von dem unmittelbar
bevorstehenden Energieschub der mein Leben verändern sollte.
Du wunderst dich, warum ich als Mensch mit medialen
Fähigkeiten die Zukunft nicht sehen konnte. Es gibt keinen Grund an
mir und meinen Fähigkeiten zu zweifeln. Glaubst du ernsthaft, ich
hätte am frühen Donnerstagmorgen und in den weichen Kissen und
auch Pfühlen, denn ich lieg nicht gerne kühle, meine Tarot-Karten
dabei?

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Albert Einstein hat einmal gesagt: „Das Schönste, was wir


erleben können, ist das Geheimnisvolle.“ Oberflächlich betrachtet
mag er recht haben. Ich behaupte, dass sich das Genie zwar nicht

Seite 211
________________
______

geirrt, aber
a eine th
heoretischee, fehlerhaftte und daru
um lebensfremde
Behaup
ptungen auffgestellt hatt. Das Schönste ist die Entdeckungg und
Erbeutu
ung des Enttgegengesetzten, bevo
or die Konku
urrenz einem
m die
Gelegenheit vor der Nase wegschnappt. Diese, meine durch
Lebensserfahrung gewonnene
g e Erkenntniss zusammen
ngefasst,
bezeich
hnet man üblicherweisse als Liebe.

Eigentlich hätte
h ich nu
un, dem mo
oralischen Zwang der
erwach
hsenen Bevö
ölkerung folgend, aufsttehen müsssen um mein
Tageweerk zu begin
nnen, aber aus
a einem unbestimmt
u ten Gefühl heraus,
blieb icch im Bett liegen. Im im
mmer noch halbdunkle
h n Zimmer
verfinggen sich meiine Gedanken in einem
m wirren Taggtraum von
n „was
ich tun würde wen
nn“ und längst verganggenen Episo
oden, die ich
h nicht
mehr ändern
ä kann
n, aber zu geerne noch mal
m zu mein
nem egoistisschen
Nutzen
n verändern würde, weenn ich zurü
ück in die Veergangenheeit
könntee, was mir nicht möglich ist, denn ich
i bin ja no
och da.
Warum mir in diesem Moment die kleine Geeschichte eiinfiel,
weiß icch nicht meh
hr. Ich habee sie nicht se
elbst erlebtt. Oft habe iich den
Satz „dafür bist du
u noch zu ju
ung“ hören müssen.
m Hin
nter vorgeh
haltener
Hand hat
h man sie mir erzählt,, manches habe
h ich alss unwissend
des Kind
zufälligg gehört, und einiges wurde
w mir ve
erschwiegen
n.
mal vor sehr langer Zeiit, so um daas Jahr 1900
Es war einm 0
herum.. Die Geschiichte handeelt von einem Mann, mit
m einem
schwarrzen Zwirbelbart und einer dicken, goldenen Uhrenkettee an
seiner Weste,
W die sich über seeinem mäch
htigen Baucch spannte. Er war
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ein statttlicher Man


nn und zur damaligen Zeit,
Z es herrschten and
dere
Schönh
heitsideale, ein Frauensschwarm. Dieser
D Mann
n hatte in einer
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süddeutschen Goldstadt mit viel Erfolg und durch ein Netzwerk

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fleißiger Frauen die Abfälle der regionalen Schmuckindustrie an sich
gebracht. Bei der Herstellung von Ringen und Armbändern fielen
kleine Späne ab, die von den Frauen aus den Fabriken geschmuggelt,
dem Mann übergeben wurden. Manchmal verschob er auch noch die
jungen Frauen und insgesamt betrieb er ein florierendes und äußerst
lukratives Unternehmen. Dabei hätte er es belassen sollen, denn
weniger Fortune hatte er beim Glücksspiel. Darum wanderte er durch
die einsamen Wiesen, Felder und dichten Wälder des Schwarzwaldes,
weit weg von der besagten Goldstadt, immer auf der Flucht vor
seinen rachsüchtigen Gläubigern, die ihm nach dem Inhalt seiner
Brieftasche und dem Leben trachteten.

Auf seiner ruhelosen Wanderschaft durch die malerische


Landschaft des einsamen Schwarzwalds traf er an einem heißen
Frühjahrsnachmittag, es war Donnerstag der 10. Mai 1900, auf eine
hübsche, früh verwitwete Agrarökonomin, die unter einem knorrigen
Apfelbaum mit gestielten Blüten und doldigen Schirmrispen, inmitten
einer wunderschönen Frühlingsblumenwiese saß.
Die junge Frau war verzweifelt und von wirren Träumen über
die ungewisse Zukunft geplagt. Trotz ihrer Gebete fand sie auf viele
Fragen keine Antworten. Nervös und mit tiefen Seufzern, ließ sie
immer wieder die glatten Perlen ihres Rosenkranzes durch die Finger
gleiten. Ein kleines hölzernes Kreuz, das sie an einer dünnen
Goldkette um ihren schönen Hals trug, brannte ihr auf der Haut, und
auf ihrem großen, wogenden Herzen zeigten sich kleine, im
Sonnenlicht schimmernde Perlchen von frischem Schweiß.

Seite 213
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Der Wandeerer sah diee entzückende Bäuerin mit Wohlgeefallen.


Er war ein weiser Mann, und durch seine
e Erfahrunggen in der raauen
Welt deer Großstad
dt geschult, ein Experte
e im Erkenn
nen des
Wesentlichen. Sein Kennerbliick sah das Spannungsffeld zwischeen der
transzeendenten Not der hübsschen, offen
nsichtlich beegüterten
Landfraau und den realen Aspeekten für se
eine weiteree Lebensplaanung.
Intuitivv ahnte er, welche
w Mitttel für den erwünschte
e en Zweck
einzuseetzen wären
n.
„Gott zum Gruße schö
önes Kind“ waren
w seinee gütigen W
Worte.
Leutsellig zog er seeinen steifen
n Hut und hielt
h in seineer Wanderu
ung
inne. Die
D hübsche Bäuerin sah ihn neugierig an, den
nn er war eiine
beindru
uckende Ersscheinung und
u dazu ein schöner Mann.
M Obwo
ohl es
nicht scchicklich waar, nahm siee ihren ganzzen Mut zussammen un
nd mit
zagend
der Stimme fragte sie ih
hn: „Verzeih
ht mir Herr,, woher kom
mmt
Ihr?“
„Mein Wegg führt mich
h aus einer fernen
f Groß
ßstadt in diese
Einsam
mkeit. Auch hier
h bedürfen die Men
nschen mein
ner Hilfe und
meinem
m weisen Raat.“ Dann verschränkte
e er seine Hände
H und w
warf
einen Blick
B gen blaauen Himmel.
Die junge Frau
F vernah
hm die rätse
elhaften Wo
orte und siee war,
wie es seit Urzeiteen das Weseen des Weib
bes ist, begiierig mehr zzu
erfahreen.
„Mein Herrr, wenn Ihr von weit he
er kommt, könnt
k Ihr m
mir
vielleicht meine Ungewissheiten nehmen“ war ihre mit
niederggeschlageneen Augen, zögernd
z aussgesprochen
ne Frage.
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Er lächelte gütig und sprach


s mit seiner
s tiefen
n, wohlklinggenden
Stimmee: „Steh auff mein Kind,, damit ich dich
d anseheen kann.“
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Und die hübsche Landwirtin tat wie ihr geheißen, denn sie

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war eine gehorsame Frau.
Er legte seine gepflegte linke Hand auf ihre Hüfte und nahm
ihre rechte Hand in die Seine und sprach: „Stelle jetzt deine Fragen,
und ich werde sie gewissenhaft und mit reinem Herzen
beantworten.“
„Mein Herr, ich werde von schrecklichen Träumen geplagt. Ich
liege in der Nacht wach und sehe nur Finsternis um mich. Mein Geist
fleht und mein Leib brennt wie Feuer. Was soll ich tun, was wird aus
mir werden?“
Mit dem Sinn des Gourmands erkannte der Wanderer aus der
fernen Großstadt die Not ihres Leibes. Er spürte durch die Kraft
seiner Hand auf ihrer Hüfte, dass eine arme Seele darauf wartete, vor
dem drohenden Höllenfeuer errettet zu werden.
„Gutes Kind, ich verstehe dich, denn ich kann in den Tiefen
deiner Seele die Zukunft sehen. Das brennen deines Leibes kommt
von den Bewegungen der Welt. Spürst du wie sie sich bewegt?“
Sie sah ihn mit großen blauen Augen an, und sie antwortete
unsicher: „Ja ich spüre es“ und ein leichtes Zittern durchlief ihren
Körper und ihre köstliche, zur Überreife sich neigende Brust bebte.
Der stattliche Wanderer sah ihr tief in die Augen und sie nahm einen
fremden, angenehmen Geruch wahr. Plötzlich fühlte sie sich
geborgen und sicher.
Mit ruhiger und wohlklingender Stimme sprach er weiter: „Die
Erde mein Kind, wird von einhundert mächtigen Ochsen gezogen und
nur darum bewegt sich immer schneller. Und je mehr die Ochsen sich
bewegen und sie ziehen und die fruchtbaren Wiesen zertrampeln,

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________________
______

umso schneller
s dreht sich diee Erde. So laange, bis allees auf dem Kopf
steht.“
Die Landwiirtin verstan
nd das Gleicchnis und mit
m verhaltenem
Atem laauschte sie seiner bescchwörend klingenden
k S
Stimme: „Und
bald, scchon sehr bald
b wird daas ganze Waasser der Flü
üsse, der Seeen und
Ozeanee auslaufen und alles, die
d fruchtbaaren Wiesen
n, die Feldeer und
Wälderr überfluten
n.“
Der Wandeerer deute auf
a das Land
d um ihn heerum und aus den
Augenw
winkeln sah
h er den änggstlichen Au
usdruck in ih
hren Augen. Hastig
frage siie ihn: „Wer weiß denn
n noch, das so etwas geeschehen w
wird?“
Er sah sie mit
m einem durchdringe
d nden Blick an, und sie wich
seinem
m Blick etwas aus.
„Niemand kann die Zu
ukunft aufhaalten, weil nur
n wenige
Auserw
wählte die Gabe
G des Zukunftsblicks besitzen ...“
Mit eindrin
nglicher Stim
mme sprach
h er weiter: „… aber ich
h
besitzee diese selteene Gabe, und darum weiß
w ich es ganz
g genau
u. Die
Welt drreht sich un
nd der Tag isst nicht mehr fern und
d schon bald
d steht
sie auf dem Kopf.““
Dann ergrifff er ihre Häände und hiielt sie fest..
„Mein Kind
d, du besitztt jetzt ein ge
eheimes Wissen. Bewaahre es
gut in deinem
d Herrzen, denn du
d bist jetztt eine Eingeweihte.“
Dann ließ er de los, faltete seine Häände, richtete den
e ihre Händ
Blick wieder gen Himmel
H und
d sprach: „Gutes Kind, ich muss nu
un
weiter.. Denn mein
ne Bestimm
mung ist die Botschaft zu verkündeen und
viel Geld zu samm
meln um einee Arche zu bauen,
b dam
mit die Heiliggen und
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auch diie Erleuchteeten in den letzten Taggen errettett werden.“


Dann streicchelte er mit den Finge
erspitzen dees Zeige- un
nd
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Mittelfingers seiner linken Hand flüchtig über ihre Stirn und ihre

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vollen Lippen. Er sah sie noch einmal an und ging dann mit
langsamen Schritten weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Aber der hübschen blonden Witwe war das nicht genug. Sie
hatte schreckliche Angst und verspürte zugleich ein nie gekanntes,
ohnmächtiges Gefühl der Hingabe. Sie hob ihr Kleid mit beiden
Händen etwas an und lief hurtig hinterher um ihn zu fragen, was sie
denn tun solle, wenn bald alles auf dem Kopf stünde und die Wasser
der Flüsse und Seen kämen.
Der Wanderer lächelte, denn auch darauf wusste er eine
Antwort. Seine Stimme hatte einen ermutigenden, sonoren Ton, als
er ihr sagte: „Nur bei mir mein Kind, bist du in Sicherheit. Dann kann
nichts auf dich stürzen und die Wasser bleiben fern, denn ich werde
schon bald und hier, genau hier auf diesem schönen Berg eine Arche
bauen.“
Dann, nach einem bedenklichen Blick in den Himmel und zu
den kleinen, weißen Wolken sprach er weiter: „Aber bedenke, nur
wenn dein Glaube stark genug ist, und du jedem Irrglauben
abschwörst, und nur wenn du mir vertraust wirst du errettet
werden.“
Und so geschah es. Sie vertraute dem weisen Wanderer, denn
zuvor hatte ihr noch niemand die reine unverfälschte Wahrheit
gesagt. Da nahm er sie an der Hand und führte sie in die duftende
Frühlingswiese, die mit herrlichen Gräsern und wilden Wiesenblumen
bewachsen war.
Dann sagte er zu ihr: „Braves Kind, ich werde dich jetzt ein
Stück zur Helligkeit, zum Licht führen. Lege dich ganz flach auf den

Seite 217
________________
______

Boden,, auf den Rü


ücken, dann
n kannst du nicht umfallen, wenn die
Erde sicch bewegt.““
Und sie tatt wie ihr geh
heißen. Da wusste
w der weise Wan
nderer,
dass err eine gehorrsame Anhäängerin gefu
unden hattee, die auf ein
Wundeer wartete.
„Schau jetzzt in den Him
mmel, zur Sonne,
S zum göttlichen Licht
der Erleeuchtung. Sag
S mir was du siehst?““
Sie tat wie ihr geheißeen und sie sah ein gleiß
ßendes Licht und
sie fürcchtete sich. Da legte err sich zu ihr und seine Hand
H war au
uf
ihrem großen,
g pocchenden Heerz. Er hielt sie ganz fesst in seinen Armen
damit ihr nichts geeschehe, weenn die Welt sich drehen würde, d
denn er
war ein
n guter Men
nsch. Und siiehe da, derr Glaube deer hübschen
n
blonden Bäuerin war
w stark un
nd mächtig und die Dunkelheit ihrrer
Seele war
w weg. Siee sah ein leu
uchtendes Strahlen
S am
m Himmel, faast wie
ein flim
mmerndes Kreuz.
K Jetzt verstand
v sie
e die Zukun
nft und sie
jubilierrte, denn deer Herr war in ihr und sie
s hatte keiine Angst m
mehr.
Einige Generationen später
s kann dir der Ur-Enkel der b
blonden,
aber zu
ugegeben ettwas einfälttigen Bäuerrin solche ku
uriosen
Geschicchten erzäh
hlen. Aber diese
d kleine Episode istt nicht geloggen und
es ist keein Märcheen, sondern es ist die Wahrheit.
W No
och heute ssoll es,
wie mirr erzählt wu
urde, in eineer kleinen Schwarzwald
S dgemeinde eine
kleine Gruppe
G Streeng-Gläubigger geben, die
d darauf wartet,
w dasss die
Welt um
mkippt und
d die darum prophylakttisch an eineer Arche baastelt.
Die Blumenwiese auf der ein wundersch
höner, mäch
htiger, etwaas alt
orsch gewordener Apfeelbaum steh
und mo ht, gibt es im
mmer noch. Ich
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war da,, ich habe ih


hn berührt und ich hab
be seine Aura gespürt. Das
leise Wispern
W in deen Blättern habe ich au
uch gehört und ich lag mit
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Seite 218
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Angie sogar in der Blumenwiese, um das zu tun, was mein

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Urgroßvater getan hat. Aber das ist eine andere Geschichte
Was lernen wir daraus? Wenn dich die Sünde mal wieder ganz
arg plagt, und du nicht weißt, ob du davon loskommen kannst, oder
ihr nachgeben sollst, dann beichte nicht bei einem Heiligen. Suche
Rat bei einem erfahrenen Sünder. Nur hier wird dir geholfen.
Vielleicht fragst du dich kopfschüttelnd, wo die Quintessenz
dieser kleinen Begebenheit aus längst vergangenen Zeiten ist? Ich
verspreche dir, dass ich schonungslos alle Geheimnisse lüften werde.
Darum bekommst du jetzt aus erster Hand den erschütternden
Bericht eines einsamen Kartendeuters, der mit einer Bestie kämpfen
muss auf der eine rothaarige und nackte Frau reitet. Es ist ein
schreckliches, feuerspeiendes Ungeheuer, das mit seinem Schwanz
ein Drittel der Sterne vom Himmel fegt und Fabienne zu Füßen legt.
Dazu erfährst du auch was Mister Kirk und das Raumschiff Enterprise
mit meinen Erlebnissen zu tun hat. Und es wird das Geheimnis einer
wunderschönen Blumenwiese im Schwarzwald, auf der ein uralter
Apfelbaum steht, gelüftet.
Aber das ist noch nicht alles. Ich habe alles daran gesetzt, um
dich hier und jetzt in die geheimnisvolle Kunst des Kartendeutens
einzuführen. Freu dich nun auf meinen schonungslosen Bericht.

____________________

Aus eigener, schmerzlicher Erfahrung weiß ich, dass jeder


Mensch ein Sünder, und wo man auch hingeht die Hölle lockt. Die
Engel, die das einladende Tor zu den Städten Sodom und Gomorra

Seite 219
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______

bewach
hen sind altt und schwaach geworde
en, und die Federn falllen
auch au
us. Wen wu
undert es daa noch, dasss am Sündentor ein regger
Betrieb
b herrscht. Oder
O wie Jo
ohann Wolfggang von Go
oethe in ein
ner
vermuttlich ähnlich
hen Situatio
on einmal saagte: „Es mö
öchte kein H
Hund
so längger leben! Drum
D hab ich
h mich der Magie ergeeben. Ob mir durch
Geistess Kraft und Mund, nicht manch Ge
eheimnis wü
ürde kund.““

Seit vielen Generation


nen meiner Familie geh
hören die
mystiscchen Kennt-- und Erken
nntnisse derr Zusammen
nhänge von Tarot-
Karten,, des Wünscchelrutengeehens und des
d heilendeen Handaufflegens
zum fessten Bestan ommunikattion, der Lusstbarkeiten und
ndteil der Ko
des Bro
oterwerbs. Manch
M ein Vetter
V und die eine od
der andere TTante
konnteen sich damiit in den gro
oßen Weltw
wirtschaftskkrisen zwar
mühsam
m, aber imm
merhin über Wasser haalten. Beson
nders erfolggreich
war ein
n naher Verwandter urrgroßväterlicherseits, der
d seine
mystiscchen Kenntn
nisse, durch
h den praktischen Einsaatz seiner ggroßen
Wünschelrute bei gläubigen Landfrauen
L , sehr erfolggreich verm
mitteln
konntee. Der besaggte nahe Verwandte waar, ohne jem
mals körperrlich zu
arbeiteen, damit so
o gesegnet, dass er End
de der zwan
nziger Jahre des
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mobilienbessitz, sowie
fruchtb
bare Äcker, Blumenwieesen und vie
ele Apfelbäu
ume sein
Eigentu
um nennen konnte, diee ihm von gläubigen An
nhängerinneen zum
Dank fü
ür seine Leisstungen verrerbt worde
en waren.
Bedaueerlicherweisse beschrän
nkten sich die mentalen
n Fähigkeiteen
meiness Vorfahren auf den Ein
nsatz seinerr Rute, auf
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Zukunfftsdeutungeen und Hand


dauflegen. Als
A Verwalter des erbeeuteten
Vermöggens war err eher eine Niete. Dazu
u kam das Glücksspiel
G u
und der
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Suff gab ihm letztendlich den Rest. Als verarmtes Genie, von seinen

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Gläubigern und verärgerten Ehemännern ungerechterweise verfolgt,
fand man ihn eines Tages am unteren Ende eines kunstvoll
verknoteten Stricks, der sich festgebunden an einem starken Ast
eines knorrigen Baums, als deutsches Qualitätsprodukt,
überraschenderweise als sehr haltbar erwiesen hatte.
Das bedauerliche Schicksal war eine lehrreiche Mahnung für
seinen hoffnungsvollen Nachkommen, es besser zu machen.

Die Verkündung der Wahrheit war für mich nicht immer


einfach. Denn die Verpflichtung zur ökonomischen Ehrlichkeit
erfordert nicht nur Größe, sondern auch Mut, das Unwiderlegbare
auszusprechen, und wie ein bekannter Dichter vor langer Zeit einmal
sagte, auch ein verdammt schnelles Pferd.
Der Umgang mit der Wahrheit erfordert auch sensitives
Fingerspitzengefühl. Denn hin und wieder erzeugt die nackte
Wahrheit in Verbindung mit spirituellen Eingebungen über die
Zukunft ein natürliches Akzeptanzproblem. Das ist nicht weiter
schlimm, denn die Menschen sind von Natur voller Zweifel und
Vorurteile. Darum vertraue ich darauf, dass nur der gerade Weg und
meine Offenheit mich vorwärts bringen. Im Interesse meiner
Klientinnen und meiner aufmerksamen Leser werde ich auch heute
nicht davon abweichen. Denn der eherne Grundsatz jedes seriösen
Zukunftsdeuters sollte die Suche nach der Wahrheit sein. Nur an der
ungeschminkten Verkündung universeller Wahrheiten kann die
gläubige Menschin den einzig Guten in der unübersehbaren Schar der
Dilettanten erkennen. Nur die Verbindung von kreativer Ehrlichkeit

Seite 221
________________
______

und phantasievolleer Interprettation der Wahrheit


W errgibt die maagische
Anziehungskraft, die
d ein erfolgreicher Kaartendeuterr als
unabdingbares Weerkzeug ben
nötigt. Mit dem
d Bewussstsein, dasss die
Wahrheit schön veerpackt, nieemals langw
weilig wird, vertrete
v ich
h
rückhaltlos meine eisernen Prinzipien. Wenn
W sie dirr nicht gefalllen,
habe icch auch noch andere.

Ich weiß, dass meine okkulten


o Erkenntnisse von manch
h
unaufggeklärtem Läästermaul verächtlich
v als
a mentaleer Voodoo aabgetan
werden
n. Ich weiß auch,
a dass es
e viele Igno
oranten gib
bt, die die
geheim
mnisvollen Zusammenh
Z hänge der Taarot-Karten
n als große
Irreführung einer geistig
g bescchränkten Anhängersch
A haft anseheen. Das
mag beei vielen Pseeudo-Expertten, die sich
h laienhaft mit
m der
Kartend
deutung, od
der was nocch schlimme
er ist, mit obskuren
Horoskkopereien befassen, so sein. In jed
dem Bereich
h des Leben
ns gibt
es Schaarlatane und
d Blender. Mit
M diesem Missstand muss auch der
Wissen önnen. Die Kunst ist, siich für das Richtige
nde leben kö R zu
entscheeiden. Denn
n nur das Wahre,
W Gute und Schöne kann im
Vergleich zum Falsschen, Oberrflächlichen
n und Unehrrlichen daueerhaft
bestehen.

Nach meinen einleiten en, möchte ich dich nun, und


nden Worte
auch meine
m sonstiigen Leserin eser sowohll bedachtsam an
nnen und Le
die geh
heime Kunstt des Karten
ndeutens un
nd der Zuku
unftsbeeinfllussung
heranfü
ühren. Einigge streng geehütete Geh
heimnisse werde
w ich
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schonu
ungslos offenbaren. Andere bleibe
en einer kleiinen, elitäreen
Leserscchaft vorbeh
halten. Viele Geheimnisse werde ich nur dan
nn
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Seite 222
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aufdecken, wenn bei dir die höheren Stufen des Bewusstseins

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erreicht sind.
Welcher Weg für dich wichtig ist und welche Geheimnisse du
sofort wieder vergessen kannst, hängt davon ab, wie und für welchen
Weg du dich entscheidest. Darum empfehle ich jetzt eine
Entscheidung.
Wenn du die Zeichen der Zukunft, vielleicht auch professionell
zum Zweck des Brot- und Porscheerwerbs deuten möchtest, solltest
du eine starke Persönlichkeit sein, die keine Zweifel an deiner
Kompetenz, und keinen Widerspruch zulässt. Bitte schalte in diesem
Fall dein Gehirn ein.
Wenn du dich auf der anderen Seite als Rat- und
Sinnsuchende befindest, vielleicht weil du dich in einer Lebens- oder
Liebeskrise befindest, wende dich nur an dominierende
Persönlichkeiten. Bitte schalte in diesem Fall dein Gehirn aus. Eine
vorbeugende Teillobotomie ist eindringlich anzuraten.
Aber woran kann man einen qualifizierten Kartendeuter
wirklich erkennen? Ein (oder Eine, falls die Kartendeuterin weiblich
ist) guter Kartendeuter zeichnet sich dadurch aus, dass er sich nicht
in irgendwelche, nach Belieben zu interpretierenden Wischiwaschi-
Deutungen versteigt. Ein guter Kartendeuter beleuchtet mit seinem
strahlenden Licht eine ungewisse und verworrene Zukunft. Das wird
von einem guten Kartendeuter (oder Propheten) einfach erwartet,
und dazu zähle ich mich in meiner grenzenlosen Bescheidenheit.
Ein positiver Nebenaspekt der seriösen Kartendeutung soll
nicht unerwähnt bleiben. Wer die Geheimnisse der Zukunft virtuos
erhellen kann, besitzt nicht nur spirituelles Geheimwissen, sondern

Seite 223
________________
______

auch eiin sehr wirkksames Faszzinations-W


Werkzeug. Od
der anders
ausged
drückt: Gutee Propheten
n verfügen über
ü starke emotionalee
Anziehungskräfte, denen sich
h sinnliche Frauen
F mit vorstehend
v
genann
nten Vorausssetzungen nur schwerr entziehen können. Fü
ür die
Berufsw
wahl von Vo
orteil ist, weenn der Karrtendeuter über
ü besondere,
spiritueell-sensitivee Erfahrungeen verfügt. Dann wird er zum Wohl der
Ratsuch
henden, diee Zukunft an
n der einen oder anderren Stelle diskret
beeinflussen, sofeern die Bedü
ürftigen mittspielen und
d sich
uensvoll in seinen
vertrau s Händ
den fallen laassen, was hin
h und wieeder,
aber im
mmer noch zu
z selten vo
orkommt.
Leider gibt es auch Rissiken und Nebenwirkun
ngen, an deenen
die Anffänger in deer Zukunftseerkennung oft
o genug sccheitern. An
n
einem praxisnahen Beispiel möchte
m ich die
d Primärgefahr kurz
darstellen.
Früher, in meinen
m Anffangszeiten hatte ich meine
m spiritu
uellen
nisse zur allggemeinen, unentgeltlic
Kenntn u chen Partyu
unterhaltung
m aber mit zunehmender
eingeseetzt. Das waar zwar sehr nett von mir,
Dauer wirtschaftli
w ch unbefrieedigend. Sch
hon bald mu
usste ich
erkennen, dass deer wissensch
haftliche Aspekt der Kaartendeutun
ng und
kostenlose Partyunterhaltungg irgendwie
e nicht richtig zusammeen
passten
n. Erschwerrend kam hiinzu, dass mein
m guter Charakter
C m
meinem
Erfolg außerorden
a ntlich im Weeg stand. Ich
h musste die uralte und
schmerrzhafte Erfaahrung machen, dass der Prophet im eigenen
n Land,
und seiin kostenlosser Rat, nich
hts, aber au
uch gar nich
hts wert sind
d. In
solchen
n Zeiten gab
b es für micch nur die Alternativen zwischen
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verhun
ngern, oder einen geselllschaftlich tolerierten,, aber
energieeverzehrend
den Job zu suchen.
s Die
e Entscheidu
ung war, naachdem
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ich einige Tage mit meinen Vorfahren mentale Zwiesprache gehalten

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hatte, schnell getroffen. Ich wollte weder unterernährt
dahinscheiden, noch einen schweißtreibenden Job. Meine Intelligenz
war gefordert, und sie hatte die wesentliche Aufgabe, wirksame
Mittel für die erwünschten, ökonomischen Zwecke zu ersinnen. Es
gab nur einen Ausweg aus diesem Dilemma, ich musste einen Weg
finden, das Materielle mit dem Spirituellen zu verbinden. Außerdem
fand ich es intellektuell erfüllender, wenn der menschliche Geist
bewunderndes und kritikloses Staunen erzeugt, anstatt den Körper
anzutreiben, damit dieser den Tag mit körperlicher, aber in der
Mehrzahl geist- und kreativitätstötender Arbeit verbringt. Ich
verspürte den unstillbaren Drang mich zu verzehnfachen, ja, ich gebe
es zu, ich wollte mich verhundertfachen? Ich wollte viele Anhänger,
die meinen Rat befolgten.
Eines Nachts, beim Studium der Schriften der alten Meister
hatte ich die Erleuchtung. Diskussionen mit den Einsen, den Experten
führen in diesem Metier zu nichts. Oder wie Friedrich Nietzsche, der
Meister einmal sagte: „Man muss die Nullen um sich scharen.“

Da ich schon immer ein Kopfarbeiter war, begann ich meine


mentalen Fähigkeiten kommerziell zu perfektioniert. Ich sah den mir
vorbestimmten Weg in der Pseudosublimation, und ich verschrieb
mich dem Mysterium des „Warum“ und dem Weg zum gerne
gehörten „Wie“ unter Berücksichtigung des Sinnlich-Körperlichen.
Außerdem gab mir Oskar Wilde einen exquisiten Rat mit auf den
Weg: „Wer die Frauen nicht hinter sich hat, bringt es in der Welt zu
keinem Erfolg“ und dann stolperte er über eine Affäre mit einem

Seite 225
________________
______

adligen
n Stricher. Pech
P gehabtt Oskar, abe
er kein Schw
wanz ist so h
hart wie
das Leb
ben.
Bevor wir nun
n mit dem
m Einführun
ngskurs für angehendee
Kartend
deuter begiinnen, möch
hte ich interessierten Leserinnen
L und
Lesern den strengen Bibelsatz „du sollst keine andeeren Götter neben
mir hab
ben“, zur Weitergabe
W a deine zukünftigen Klientinnen
an K aans
Herz legen. Wer zu
u dir kommt und Rat su
ucht, hat wie einer
päpstlicchen Bulle ohne
o Widerrspruch zu gehorchen.
g Erlaube nieemals
den Glaauben an faalsche Proph
heten. Lass keine Stern
ndeutungen
n zu,
wenn du
d dich nich
ht selbst dam
mit beschäfftigst. Unterrsage
Zwiesprachen mit neuro-lingu
uistischen Kristallkugel
K ln der Konkkurrenz.
Falls deeine Klientin
n schon dass eine oder andere
a Mall Rat und Hiilfe bei
den Karten gesuch er dem Anlaass gebotener
ht hat, weise sie mit de
Strengee darauf hin
n, dass alless bisher Geh
hörte falsch und von
Scharlaatanen ist. Auch
A die von C. G. Jungg, dem Mitb
begründer d
der
modern
nen Psychiaatrie bevorzzugte Schafggarbenstengelmethodee
führte nur zu der Erkenntnis,
E dass er nicht mehr wu
usste, ob er seinen
Morgen
ntee nur miit einem, od
der mit zwe
ei Löffeln Zu
ucker trinken
sollte. Vergiss
V auch die Eingeb
bungen weißgekleideter Schutzen
ngel,
nachts um die Geisterstunde herum. Sie können niccht helfen. R
Ruf
zusamm
men mit deinen Klientinnen und laauter Stimm
me diesen G
Götzen
zu: „Veerpisst euch, mein Meisster und ich
h, wir wissen
n Bescheid!!“
Zur Demon
nstration meeiner mentaalen Fähigkeiten werdee ich
jetzt, zu
usammen mit
m dir, liebee Leserin, ab
ber auch mit dir mein FFreund
und verehrter Leseer, die Initiaation vorbereiten. Du erfährst
e jetzzt die
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ersten, universelleen Geheimn


nisse der jah
hrhunderteaalten
Kartend
deutekunstt.
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Doch zuvor bitte ich dich aufzustehen. Wiederhole mit mir

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einen Schwur. Sprich mir bitte laut und deutlich nach: „Ich werde
niemals die mir jetzt anvertrauten, universellen Geheimnisse
weitergeben. Mit Ausnahme an meinen ältesten Sohn, wenn er das
vierzigste Lebensjahr vollendet hat, und noch im Vollbesitz seiner
geistigen Kräfte ist.“
Du darfst dich jetzt wieder setzen.

Meine nächste, zunächst einfach klingende Regel für


angehende Kartendeuter lautet: „Handle kreativ bevor die Dinge
geschehen.“ Die darauf aufbauende Zusatzregel ist: „Achte darauf,
dass deine präzisen Vorhersagen ausreichend Raum für
Interpretationen lassen, sonst macht dir die Zeit und der Zufall einen
dicken Strich durch deine Deutungen und du kannst dir den Strick
nehmen.“
Was ich damit meine, ist am Beispiel der von mir verehrten
Hildegard von Bingen, aber auch an dem geschätzten Nostradamus
erklärt. Du kannst vorhersagen was du willst, und Katastrophen mit
garantierter Rettung sind der Burner und kommen immer gut.
Niemals darfst du, und ich meine wirklich niemals, das genaue Datum
des Ereignisses nennen, außer du bist dir hundertprozentig sicher. Bei
guten Nachrichten sieht es anders aus, aber das erkläre ich dir noch,
wie das geht. Die ganze Tragweite der Zukunftsdeutung erschließt
sich, wenn du deine Eingebungen auf eine höhere Ebene mit
Erfolgsgarantie stellst.
Vielleicht fragst du dich jetzt: „Eine Erfolgsgarantie? Gibt es
sowas?“

Seite 227
________________
______

Ja, auch beei der Karten


ndeutung gibt
g es eine Erfolgsgarantie,
die du so
s oft wie möglich,
m sozzusagen als übergeordnetes (göttlliches)
Zertifizierungskrön
nchen deineer Fähigkeitten geben solltest.
Vielleicht kennst
k du daas uralte Zittat: „Der Weg
W ist das ZZiel.“
Das Zitat isst falsch übeerliefert. Ko
orrekt müsstte es lauten
n: „Das
Ziel besstimmt den Weg.“
hes Experim
Ein einfach ment wird dich von der Richtigkeit meiner
Behaup
ptung überzzeugen. Bittte steh jetztt von deinem
m bequemeen
Stuhl auf und begiib dich auf das
d Dach eines mindesstens dreistö
öckigen
Hausess. Nimm ein Blatt Papieer in die Han
nd und dann beuge dicch so
v Bitte niicht zu weit, denn sonsst kannst du
weit wiie möglich vor. u nicht
weiterlernen. Bittee lasse jetztt das Papierr fallen. Die Flugbahn d
des
Papierss verläuft niicht in einerr geraden Liinie. Auch die
d Falllinie vom
dritten Stock bis zum Boden lässt
l sich nicht im Voraaus berechn
nen.
Der Weeg zum Ziel wird nicht nur
n von vielen kleinen klimatischeen
Besond
derheiten beeeinflusst, aber
a eines ist sicher, und diese Gaarantie
kann icch dir geben
n. Das Ziel, das
d Ereigniss, dass das Blatt
B auf dem
Boden landen wird
d, ist hundeertprozentigg vorherseh
hbar.
Genauso veerhält es sicch mit der Kartendeutu
K ung. Ein gutter
deuter kom
Kartend mmuniziert sozusagen
s auf
a einer hö
öheren Eben
ne und
gibt sich nicht mit den unbedeutenden Widrigkeite
W n des Leben
ns ab.
Es ist wie
w mit dem
m göttlichen Willen und
d Wirken. Diie Wege dess
Meisters sind für Laien
L nun mal
m unergründlich und sollen es au
uch
bleiben
n. Nur er sieeht unbeirrb
bar das in der dunklen Zukunft lieggende
Ziel.
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Ich behaup
pte, meine ersten
e Erkläärungen waren für
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interessierte und darum intelligente Leser nachvollziehbar und

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verständlich. Aber es gibt noch mehr Zeichen, an denen man einen
guten Kartendeuter erkennen kann. Ein guter Kartendeuter weiß
durch die konzentrierte Kraft seiner medial-mentalen Fähigkeiten,
was seine Klientinnen suchen. Mir wird immer wieder die
interessierte Frage gestellt: „Meister, wie machen Sie das genau?“
Das Geheimnis der Problemerkennung ist erlernbare
Hyperästhesie. Es sind die vielen versteckten, unwissenden
Menschen nicht zugänglichen Signale, die sich zu einem plastischen
Bild vor seinem inneren Auge zusammensetzen.
Wird es dir zu kompliziert? Ich weiß, der Weg zum
erfolgreichen Kartendeuter und Propheten ist nicht leicht. Aber du
brauchst dich nicht zu ängstigen. Ich bin bei dir und nehme dich, falls
du weiblich und wohlgeformt bist, sogar an der Hand.

Jetzt nach dem Vorspann und als einführende Übung, möchte


ich dir an einem praxisnahen Beispiel demonstrieren, wie die Kunst
der Kartendeutung funktioniert.
Nehmen wir einmal an, dass eine Ratsuchende zu dir kommt
und auf deine unabdingbare Eingangsfrage: „Was möchtest du von
den Karten wissen“ mit drei harmlos klingenden Gegenfragen
antwortet.
Die erste Frage könnte vielleicht lauten: „Gewinne ich nächste
Woche im Lotto?“
Vorsichtig taktierende Klientinnen könnten unverfänglich
fragen: „Gibt es nächste Woche besondere Ereignisse?“
Ergänzend und vermutlich könntest du auch mit der Frage:

Seite 229
________________
______

„Wird sich
s nächstee Woche mein Liebesle
eben veränd
dern und en
ndlich
einer kommen, deer mir den Hengst
H mach
ht“ konfron
ntiert werdeen.
Diese drei, thematisch
h wohl am häufigsten
h a
auftretende
en, und
in der Wortstellun
W ng nur leichtt variierend
den Fragen, decken die
mensch
hlichen Grundbedürfniisse „Geld“,, „Gier“ und
d „Geilheit“ ab.
Darauf können diee Tarot-Kartten und derr wissende Kartendeute
K er sehr
genauee und präzisse Antworteen geben.
Die erste Frage deinerr Klientin istt schnell beantwortet u
und
lautet: „Ja du wirst nächste Woche
W im Lo
otto gewinn
nen.“
Antworte bitte
b mit ein
nem nachde
enklichen Gesichtsausd
G druck,
dem man das Ergeebnis der üb
berragenden Denkleisttung ansiehtt. Den
gedach
hten Zusatz:: „Aber nur,, wenn du einen
e hohen
n Betrag übeer
fünfzigttausend Euro einsetzt““ kannst du getrost verrschweigen,, aber
durch deine
d Mimikk, vielleicht durch geru
unzelte Stirn
nfalten,
unausggesprochen im Raum sttehen lassen. Solche Frragen sind rreine
Fangfraagen und daarum nicht weiter erwäähnenswertt, um ernsth
haft
darübeer zu diskutieren. Falls deine
d Klienttin, was ziemlich
wahrsccheinlich ist,, keinen Gewinn in Eurro hat, ist deeine Beratu
ung
nicht feehlgeschlaggen. Denn die Ratsuche
ende hat no
och etwas
Wertvo
olleres als Geld
G bekommen. Nämliich die Erfahrung, dasss ihre
a die Karteen zu unpräzzise und außerdem pro
Frage an ovokativ waar. Du
kannst sie in der nächsten
n Sittzung darauf hinweisen
n, in Zukunfft etwas
ernsthaafter mit ihrrem zukünfftigen Leben
n umzugeheen. Die Zuku
unft
und das Schicksal verstehen bei
b unqualiffizierter Beh
handlung keeinen
Spaß.
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Die Frage deiner


d Klien
ntin, und darauf solltest du bei ein
nem
Totalveerlust des Sp
pieleinsatzees streng hin
nweisen, häätte präzisee lauten
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Seite 230
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sollen: „Gewinne ich nächste Woche mit meinem Mindesteinsatz und

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sofortiger Bezahlung des Beratungshonorars den Hauptgewinn in
Höhe von mindestens einer Million Euro im Lotto?“
Dann wäre die Antwort eines guten Kartendeuters ein klares
„Nein“ gewesen. Außerdem kann deine Klientin wohl kaum erwarten,
dass für das geringe Beraterhonorar eine Million Euro zu bekommen
ist. So weltfremd kann niemand mit einigermaßen klarem Verstand
sein.
Falls die Ratsuchende dennoch den Hauptgewinn getroffen
hat, ist das nicht weiter schlimm. Bei einem Millionengewinn
könntest du mit einem gemurmelten „mein Rat war eine Prüfung des
Herrn“ antworten und du wirst als Held gefeiert und hast vermutlich
bis zu deinem Lebensende ausgesorgt und Schwamm drüber.
Du fürchtest um dein Gewissen und hast Angst, dass du mit
deinen Prognosen danebenliegen könntest? Zwar kann sich auch ein
guter Kartendeuter irren, aber das ist nicht weiter schlimm, denn nur
die eintreffenden Vorhersagen bleiben im Gedächtnis seiner Opfer
hängen und tragen zu seinem Ruhm bei. Die Falschen geraten
schnell, oft schon nach wenigen Stunden in Vergessenheit. Ein
empfindsamer Kartendeuter bekommt mit dem Hinweis auf
unpräzise Fragestellungen, die Chance, seine Deutungen an die
Ereignisse anzupassen und eine neue Kartenlegesession
einzuberufen.
Bei den Antworten auf die Fragen, die mehr in den
Gefühlsbereich des Menschen tangieren, wird sich ein guter
Kartendeuter nicht nur darauf verlassen, dass in der nächsten Woche
„vielleicht“ etwas Ungewöhnliches passieren könnte, sondern er wird

Seite 231
________________
______

sehr so
orgfältig die Gezeiten und
u die Gegebenheiten
n beachten, und
dann aktiv die Gesschehnisse beeinflusse
b en. Das ist nicht so schw
wer,
wie es vielleicht klingt, und icch werde ess für dich etw
was einfach
her
darstellen.
Ein guter Kartendeute
K er könnte au
us der Konstellation deer
aufgedeckten Kartten erkenneen, dass stö
örende Einflüsse am An
nfang
oche zu erw
der Wo warten sind. Das ist eine
e Vorhersagge mit einerr hohen
Trefferquote. Niem
mand hat am
m frühen Montagmorg
M gen alle Sinn
ne
mmen. Shopping am Sam
beisam mstag, lästige Ehepflichten, oder Ausfall
derselb
ben am Sam
mstagabend,, Familiensttress und En
ndlos-Fernssehen
am Son
nntag führen nur selten
n dazu, dasss Frau (oderr Mann) am
m
Montagg mit voller Energie staartet. Das kaannst du seehr leicht seelber
überprüfen. Versu
uch mal an einem
e Montagmorgen ein mensch
hliches
Wesen in einem Amt
A zu erreichen. Du wirst
w es nichtt schaffen.
Dazu sollteest du eine uralte
u Regel nicht unbeeachtet lasssen,
deren Ursprung
U veermutlich im
m finsteren Mittelalter zu suchen ist. Sie
lautet: „Unangeneehme Folterrungen entffalten ihre Wirkung
W seh
hr
effizien
nt, wenn der Zustand der
d wohligen
n Zufrieden
nheit sofort in
dauerh
hafte Schmeerzen umsch
hlägt und möglichst
m lan
ng anhält.“
In unserer demokratissch-freiheitllichen Geseellschaft kom
mmen
archaissche Folteru
ungen mit glühenden Zangen
Z eherr selten vor.
Moderne Foltermeethoden haaben einen eher
e subtileen Charakteer mit
verstärrktem Wirku
ungsgrad. Dabei
D spielt das präzisee Timing eine große
Rolle, denn
d es hat einen groß
ßen Einfluss auf das Ressultat.
Alltägliche Beispiele fü
ür effiziente
es Foltertim
ming kennt jeeder.
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Vielleiccht ist es dirr auch schon


n aufgefalle
en, dass Brieefe mit
vollkom
mmen absurrden Forderrungen, zum
m Beispiel von
v Finanzämtern,
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Seite 232
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Gerichts- und sonstigen Behörden grundsätzlich an Frei- oder

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Samstagen eintreffen, aber niemals an Montagen. Das hat einen
Grund. Der sadistische Quäl-Faktor hält durch das gezielte
Wochenendtiming recht lange, zumindest bis zum Montag an. Daraus
kann man mit einer hohen Treffergenauigkeit ableiten, dass an
Montagen arbeitsame Menschen schlechtgelaunt auf Dinge
reagieren, die sich schlechtgelaunte und graugesichtige Menschen an
den Wochenenden ausgedacht haben, um braven Menschen das
Wochenende zu versauen.
Damit das notwendige, dramaturgische Spannungsfeld in
deiner Kartendeutungssession auch aufkommt, musst du nicht nur
die Zeichen der Zukunft richtig deuten. Um das Verlangen nach mehr
Weisheit aus dem Mund des Meisters zu verstärken, gehört auch die
richtige Würzmischung, bestehend aus überraschenden Störungen
des langweiligen Alltags und optimistisch-verschwörerischen
Prognosen dazu. Es ist wie bei einem Spitzenkoch. Sterne gibt es nur,
wenn man über umfangreiche Kenntnisse der zwischenmenschlichen
Gesetzmäßigkeiten und die Wirkung von gezielten Showeffekten
verfügt.
Für einen guten Kartendeuter und erfahrenen Propheten
unabdingbare Voraussetzung, ist zum Beispiel das Wissen über die
jahreszeitlich bedingten „schwarzen Tage“, die als Ursache für viele
Ehekräche und Beziehungsfrust zu sehen sind. „Schwarze Tage“
häufen sich in der letzten Januarwoche. Das hat seinen Grund. Fast
immer ist das Wetter in dieser Jahreszeit ungewöhnlich beschissen.
Außerdem treffen in den grauen Januarwochen die vielen
unbezahlten Kreditkartenrechnungen aus den vorweihnachtlichen

Seite 233
________________
______

Shoppingexzessen
n ein. Zuverllässig vorhe
ersehbar ist ein größerer
Krach mit
m dem Fin
nanzverwaltter der ehelichen Gemeeinschaft, d
der
wegen der vielen heiß
h gelaufeenen Kredittkarten in scchwere
Depresssionen mit unkontrolliierten Wutaausbrüchen verfällt. Deer
Verursaacher der Misere
M ist scchnell identiifiziert. Es isst der Ehegaatte
(der Lo
oser), der ess trotz guterr Vorsätze wieder
w mal nicht geschafft
hat, ein
n höheres Einkommen zu realisierren. Ein seherischer Hin
nweis
auf lauttstarke Kon
nflikte und wahrscheinl
w liche Ausbruchversuch
he aus
der Eheehölle in diee Arme versständnisvolller, x-belieb
biger Trösteer ist an
solchen
n Tagen anggebracht, weil
w oft zutre
effend.

Jede Jahresszeit hat ihrre besonderren Tücken. In den Mai- und


Juniwochen ist im Allgemeineen das Wettter ungewö
öhnlich schö
ön und
vorherssehbar nimmt die Lebeenslust zu. Das
D wiederu
um sind gutte
Voraussetzungen für
f einen heeißen Liebe
esmonat. Ab
ber nicht nu
ur die
Lust nim
mmt im Frü
ühling zu. Beei mittelalte
en und etwaas unattrakttiveren
Klientin
nnen bringeen prophylaktische Warnungen vo
or Depressio
onen
eine kribbelnde Sp
pannung in die Kartenlegesession.. Auch die
mordrisiken im Mai sind nicht zu unterschätze
Selbstm u en. In keineem
andereen Monat dees Jahres neehmen sich so viele Meenschen dass
n. Die Extraportion
Leben. Das lässt sich sogar wiissenschaftllich belegen
Sonnen pressionsmindernd wirkt,
nschein, diee eigentlich positiv Dep
kann zu
um Auslöser für das Du
urchführen von Selbstm
mordhandlu
ungen
sein, weil
w die Betro
offenen mitt der nötige
en Energie versorgt
v mitt
frischem
m Elan und großem Taatendrang auf Suizidgeffühle reagieeren.
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Schuld ist vermutlich eine höhere Konzentration dees durch diee Sonne
gebildeeten „Glückshormons“ Serotonin. Kartendeutter die ihre
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Seite 234
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Tätigkeit in oberen Stock werken ausüben, sollten aus diesem Grund

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an Sonnentagen die Fenster geschlossen halten und die Vorhänge
zuziehen.
Das alles, die Zusammenhänge der menschlichen
Leidenschaften, die Auswirkungen des Wohnumfelds und noch viel
mehr muss ein guter Kartendeuter wissen.
Mit zunehmender Erfahrung erkennt ein guter Kartendeuter
schon beim so genannten, ersten Blick, was seine Klientin wünscht.
Zum Beispiel sind destruktive Entwicklungen zu erwarten, wenn die
Fragen eher Stimmungsgedrückt mit einem Hauch von beherrschten
Tränen, garniert mit einem kleinen Häufchen Elend, serviert in
gebückter Haltung mit eingefallenen Schultern und griffbereiten
Papiertaschentüchern und/oder kleinem Weinbrandfähnchen gestellt
werden.
Beherrschte Tränen kommen im Allgemeinen dann vor, wenn
es sich um eine schon länger andauernde Beziehung mit vielfältigen,
vorangegangenen Verletzungen handelt.
Starker Tränenfluss verbunden mit hemmungslosen
Schluchzern ist die gesteigerte Variante, wenn die Liebe frisch war
und bitter enttäuscht wurde - du also eine für Tröstungen
empfängliche, weil Verlassene vor dir hast, die büßen will und alles,
aber auch wirklich alles zu tun bereit ist, damit sich das verlorene
Glück wieder einstellt, oder die Rachegefühle befriedigt werden.
In der schluchzenden, also der enttäuschten Fragevariante,
die übrigens zwei Drittel aller Fragen an die Karten ausmacht, ist die
erste, aber oft unausgesprochene Zusatzfrage: „Wieso geht er zu
dieser … Fotze? Was hat sie was ich nicht habe?“

Seite 235
________________
______

Du kannst vor
v den vulgärpopulären Begriff der
d in jeder
Altersggruppe und jedem
j soziaalen Stand gebräuchlic
g ch ist, wahlw
weise
die verstärkenden
n Begriffe „o
ordinären“, „angemalteen“ oder „aalten“
einsetzzen.
Wut und Anzeichen
A vo
on bevorste
ehenden Raacheaktioneen sind
Zeichen
n einer brüssken Zurückkweisung, die als persö
önliche
Demütigung verstanden wurd
de. Diese fe
einen Unterschiede sind
allerdin
ngs nur bei weiblichen Ratsuchend
den festzustellen. Män
nner
verhaltten sich and
ders. Aber darauf
d kann ich aus Solidaritätsgrü
ünden
hier niccht weiter eingehen.
e Eiin paar Geh
heimnisse möchte
m ich n
noch für
mich beehalten.
Wenn die Fragen
F nach
h dem benö
ötigten Henggst und den
n
besond
deren Ereign öhlich mit einer
nissen in deer nächsten Woche, frö
angesp
pannten Nerrvosität und
d keck herausgestrecktten Brüsten
gestelltt wird (volksstümlich au
uch „erwartungsvolle Geilheit“
G gen
nannt),
ist von deiner Klientin eine neeue Liebe ausgeguckt, oder
vorherssehbar. In der
d fröhlicheen Variante
e lautet die
unausggesprochenee Frage an die
d Karten dann
d etwa: „Was passiert und
gibt es etwas, auf das ich achten muss?““
Oder anders ausgedrü
ückt: „Sehe ich Ihn bald
d wieder un
nd
werden
n wir den wunderbaren
w n Schweinskkram wiedeer und immeer
wiederr miteinandeer machen??“
Die Antworrt des erfah
hrenen Kartendeuters sind
s Gegenffragen
nach deem gewünsschten Verlaauf der Engaagements und
u sibyllinische
Andeuttungen über Lust, Lasteer und Leidenschaft, die immer w
wieder
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gern geehört werdeen, und schon ergibt sich weitererr Bedarf fürr
qualifizzierte Deutu
ungen. Diesen Vorgangg kennt man
n im Business
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Seite 236
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schon immer und ist bei deinem Lebensmittelhändler unter dem

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Begriff „Bedarfsweckung“ bekannt. Zum Beispiel, wenn man dir an
der Wursttheke winzige Wurststückchen am Zahnstocher zum
probieren anbietet, in der Hoffnung, dass du nach der prallen Wurst
greifst.
Dennoch ist emotionales Power-Kartendeuten nicht einfach
zu erlernen, denn die Suchenden erwarten noch viel tiefer gehende
Auskünfte und qualifizierte Antworten auf die unausgesprochenen
Fragen, die in etwa in diese Richtung gehen: „Wird mein Mann (oder
meine Frau) davon erfahren?“
„Wird jemand anderes davon erfahren und meinem Mann
(oder meiner Frau) davon erzählen?“
„Wird der Seitensprung auffliegen?“
„Werden meine Lügen auffliegen?“
„Hat er eine Freundin oder Ehefrau?“ (Alternativ Freund oder
Ehemann).
„Lügt er (oder Sie) mich an?“
Unsensible Menschen würden auf solche Fragen mit einem
einfachen „Ja“ antworten, und dann zum Alltag und den üblichen
Sorgen und Nöten zurückkehren. Doch so eine banale Antwort wäre
für die Suchende der absolute Frust und die Quelle wachsender
Unzufriedenheit über die Dienstleistung ihres Propheten. Ein
wissender und lebenserfahrener Kartendeuter wird sich niemals mit
oberflächlichen Deutungen zufrieden geben. Der mentale Showeffekt
und damit seine Reputation würden bedeutungslos verpuffen.
Alle Fragen haben eines gemeinsam, es sind Hinweise auf die
Richtung und Aufforderungen auf die jeder Profi-Kartendeuter

Seite 237
________________
______

wartet,, denn jetzt kann er seiine Fähigkeiten zur vollen Entfaltu


ung
bringen
n und seinen wertvolleen, weil zu honorierend
h den Rat
einbrin
ngen.
Irgendwann wird auch
h der zweite
e Teil der Frrage an die Karten
„Wird sich
s nächstee Woche mein Liebesle
eben veränd
dern“ durch
h
aktivess Handeln dees Kartendeeuters zur Realität.
R
Du glaubst das nicht? Die Kraft de
er Evaneszeenz hilft dir dabei.
Dieses Phänomen besagt, dass mit zuneh
hmendem, zeitlichem
z A
Abstand
vom Erreignis, auch
h präzise Au
ussagen an Schärfe verrlieren. Odeer
anders ausgedrückkt: Der Rat des Kartend
deuters ist nach
n wenigen
Stundeen nur noch bruchstückkhaft und daamit frei intterpretierbaar in
Erinnerrung. Wenn
n am kommeenden Wocchenende der prognosttizierte
„feurige Hengst“ weder
w aufgeetaucht, noch seinen Pflichten
P
nachgeekommen isst, muss es Gründe
G geb
ben, die aussschließlich in der
Person der Suchen
nden zu succhen sind. Je
eder Kaufm
mann kennt d
die
Regel, die
d lautet: „Das
„ Schauffenster musss ansprech
hend dekoriert
sein, daamit der Ku
unde zugreifft.“
Wenn sich nichts ereiggnet hat, war deine Klientin nicht
ernsthaaft bereit, was
w man von einer such
henden Frau eigentlich
h
erwarteen sollte. Oder sie warr nicht ausre
eichend gesschmückt, w
was
man vo
on einem einigermaßen hen ebenfalls
n intelligentten Mensch
erwarteen sollte.
Natürlich kann
k man diie Zukunft noch
n etwas mehr
beeinflussen, indeem ein Karteendeuter möglichst
m vieele Fremdworte,
n Mensch jeemals versteht, in seine pythischeen Deutungeen
die kein
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packt. Oder
O anderrs ausgedrücckt: Je schle
echter das Allgemeinw
A wissen
und das Gedächtn
nis, oder dass Gehör derr Ratsuchen
nden, umso größer
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Seite 238
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wird dein Ruhm.

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An dieser Stelle ist es an der Zeit, mit der nächsten Lektion für
angehende Kartendeuter zu beginnen. Am Beispiel meiner Freundin
Viola und ihrem dringenden Bedürfnis, sich die Karten legen zu
lassen, kann man die Zeichen erkennen, die wertvolle Rückschlüsse
auf die kommenden Entwicklungen zulassen.
Wenn jemand zum Beispiel ungefragt von seiner Ehe erzählt,
dann weiß ein guter Kartendeuter, dass da nicht mehr viel läuft. Auch
der Satz: „Du musst mir unbedingt die Karten legen“ ist ein Hinweis
auf eine positiv-gefühlsmäßige Veränderung. Aus der Satzstellung
erkennt der erfahrene Kartendeuter die Richtung und zieht seine
Schlüsse daraus.
Dazu kommen die oft überhörten Feinheiten. Das Druckwort
„unbedingt“ besagt zum Beispiel, dass etwas geschehen ist
(Vergangenheit und nicht mehr zu ändern), und sich eine
Veränderung (Zukunft) mit ungewissem Ausgang für deine Klientin
anbahnt. Das sind gute Voraussetzungen für einen Kartendeuter,
denn wenn sich nichts ereignet, wird es komplizierter und er muss
kunstvoll improvisieren. Oder anders ausgedrückt, du musst auf
unfruchtbarem Boden sähen und hoffen, dass darauf das wächst, was
dir deine Phantasie eingibt. „Unbedingt“ ist also ein Indiz für eine
neue, also noch ungesicherte Beziehung mit der Hoffnung auf baldige
Wiederholungen, oder eine für den Kartendeuter erfreulich
dramatische Veränderung des Bestehenden zum Schlechteren.
Hast du verstanden, was ich dir damit sagen möchte? Wenn
es dir zu unverständlich war, oder dir dazu nichts einfällt, solltest du
dir einen anderen Beruf als Broterwerb wählen. Ich kann dir dann

Seite 239
________________
______

nicht mehr
m helfen. Denn nur besonders sensitive
s Kaartendeuterr
besitzeen eine werttvolle Eigen
nschaft, die sie aus der Masse der
Mensch
hen herausragen lässt.. Sie haben Phantasie und
u sie besiitzen
die Gab
be der kunsstvollen Red
de.

Besitzt du Phantasie?
P Dann möch
hte ich dir die
d Macht deer
Phantasie an einem
m einfachen Beispiel demonstrier
d ren und ich bitte
dich, mit
m mir die Augen
A zu sch
hließen. Es ist eine kleiine
Kreativvitätsübung,, damit du am
a eigenen Leib spürstt, welche
unglaublichen Kräfte die Phan
ntasie auf deine
d Gesch
hlechtsorgan
ne
konzen
ntrieren kan
nn. Vielleicht erinnerst du dich eines Tages an
n diese
psycho
okinetische Übung,
Ü wen
nn du dein eheliches
e Liiebesleben etwas
auffriscchen, und die
d Kraft derr Phantasie gezielt einssetzen willstt.
Bist du berreit? Dann schließe
s jetzzt die Augen
n und lehnee dich
entspannt zurück. Offen deinen Gürtel und
u den Reißverschlusss deiner
Hose. Jetzt stell dir bitte vor, dass du zwischen dein
nen Händen ein
hauchd
dünnes Gew
webe fühlst.. Lass es lan
ngsam durch
h deine Fingger
gleiten. Es ist ein Kleidungsstü
K ück, so viel kann ich dir jetzt schon
verrateen. Nur durcch die Berüh
hrung mit den
d Fingersp
pitzen sagt dir
deine Phantasie,
P d die Farbe des Kleid
dass dungsstückss nur koketttes
Schwarrz sein kann
n. Es gibt keine andere Möglichkeit und keinee
anderee, denkbare Farbe. Spürst du das feine Spitzen
ngewebe un
nd die
zarten Nähte in deem filigraneen Gewebe. Es ist wie ein
e verführeerischer
Hauch auf samtweeicher Haut. Es ist ein Kleidungsstü
K ück, das meehr
enthüllt als versteckt. An dem
m Kleidungsstück haftet ein kaum
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wahrneehmbarer, sinnlicher
s G
Geruch. Man
n kann ihn nicht
n direkt
riechen
n, aber du weißt,
w dass er
e da ist. Lass deine Au
ugen geschlossen.
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Seite 240
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Siehst du beim fühlen des Gewebes auch eine Szene vor dir. Ich sehe

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sie genau. Die Bilder in meiner Phantasie erzeugen eine hochbrisante
Mischung von visuelle Spannung und geistiger Regsamkeit. Ich sehe
die Beine einer wunderschönen Frau, die sie aufreizend langsam
übereinander schlägt. Ich höre das kurze Rascheln der Seide – es ist
ein faszinierender Moment und ein erregendes Geräusch voller
knisternder Neugier. Ich sehe ihre rotlackierten Fußnägel und ich
spüre, dass sie einen Rock trägt. Hat sie hohe Schuhe an?
Ich öffne die Augen. In meinen Händen halte ich eine billige
Strumpfhose vom Krabbeltisch eines Kaufhauses. Ein ganz alltägliches
Kleidungsstück.

Vollkommen unerwartet traf mich die volle Wucht der Phantasie.


Meine Sinne waren so verwirrt, dass ich nicht mehr klar denken
konnte. Die Ursache war ein kleiner, mutiger Schritt über die
Türschwelle meiner Wohnung, und doch ein so großer Schritt, dass er
zur Veränderung einer kurzen Zeitspanne meines Lebens führen
sollte.

Seite 241
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______

F diee unverrgessenne
Für

Fabiennnee
[wo du auch
a sein magst …]
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Tarot, goldene Kugeln, und von einem Drachen, der mit seinem

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Schwanz die Sterne vom Himmel holt

„Die Beschäftigung mit der Phantasie ist etwas Wunderbares. Es ist


wie genialer Sex mit einer Unbekannten. Sie führt dich durch virtuelle
Räume und du kannst Wünsche äußeren, die du nicht auszusprechen
wagst. Mit Phantasie kannst du die Welt verändern und immer
wieder anders erleben. Die Phantasie hat nur einen Fehler – sie ist
eine Schlampe. Manchmal verbündet sie sich mit der Erinnerung. Die
Erinnerung kannst du nicht beeinflussen. Sie tut was sie will.
Sie gräbt die Leiche aus, dann wenn du es nicht erwartest, und die
Phantasie spielt mit ihr.
Nicht nur ich - wir sind dem Höllenteam hilflos ausgeliefert.“
Paul van Cre

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„Wo bleibt sie denn. Es ist schon 20:32 Uhr. Sie müsste
eigentlich schon seit einer halben Stunde hier sein.“
Nachdenklich betrachtete ich das für die Kartenlegesession
unumgängliche Equipment. Meine Räume hatte ich gelüftet und auch
aufgeräumt. Es war auch genügend vom dekorativen Aldi-
Champagner im Kühlschrank, dem man die Herkunft nicht ansieht,
der aber angeblich zu den Besten seiner Klasse gehört, und mein
großer Tisch mit der schweren Glasplatte war sauber und ohne
störende Fingerabdrücke. Die passende Musik, nicht Bum-Bum-
Heavy, aber auch nicht zu smooth, nicht zu jung, etwas älter und
mehr gefühlvoll um nicht zu sehr vom Wesentlichen abzulenken,

Seite 243
________________
______

wartetee geduldig auf


a meine Berührung
B des
d Start-Bu
uttons.
Wie ein ein
ngefahreness Ritual geh
hören sie au
uch heute no
och zu
meinem
m Leben. Niicht die Chaampagnerflaaschen, son
ndern die
inspirieerenden Tagge, Abende und Nächte
e mit Viola.

Das Ereignis kündigte sich mit ein


nem leisen Klingeln
K und
d
zweiun
ndvierzig Sekunden spääter mit eine
em herrisch
h verlangenden
Klopfen
n an meinerr Wohnungsstür an. Vio
ola war zur Abwechslun
A ng mal
ziemlich pünktlich, wenn man
n eine Stund
de hin oderr her im
Anbetracht der Ew
wigkeit als läässliche Sün
nde sieht.
Zuerst sah ich Viola. Icch müsste blind
b gewesen sein, weenn ich
mit meeinem ab un
nd aufgleitenden Blick nicht sofortt erkannt häätte,
dass Viola unter der gut gesch
hnittenen (und exquisiit-teuren), w
weißen
Hose einen von diesen, winziggen, hauchd
dünnen Strings trug, der sich
kaum wahrnehmb
w bar durch deen dünnen Stoff
S der Ho
ose abzeichnete.
Ich läch
helte anerkeennend und
d dachte an den lauen Frühlingsab
bend
und diee sämige Luft die für Heeldentaten geradezu geschaffen
g w
war.
Schon den
d ganzen
n Tagen hattte ich mich an den sprießenden Trriebe
der Bäu
ume erfreutt, die einem
m inneren, jaahrmillionenalten (neh
hm ich
jedenfaalls mal an) Schema follgend sich emporreckt
e en. Mein kleiner
grüner Kaktus und hwellkörper waren auf ein weiterees
d meine Sch
Kapitel einer unen
ndlichen Sto
ory über Fre
eude bereiteende
mbeziehunggen und freu
Geheim udlose Ehen
n vorbereiteet.
Viola überrtrat meine Türschwelle, umarmtee mich kurz mit
einem gejauchten Küsschen links, und eiinem anged
deuteten rechts im
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Vorbeiggehen, um dann zielstrrebig, als wääre sie Zuhaause, mein


Wohnzzimmer zu okkupieren.
o Dann traf mich
m eine elektrisieren
nde
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Seite 244
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Spannung zwischen mystischer Macht und Lichtwesen. Hinter Viola

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trat Fabienne, etwas zögernd wie ein scheues Wild, aus der
Dunkelheit der funzeligen fünfundzwanzig Watt der
Treppenhausbeleuchtung ins strahlend helle Licht, in mein Leben.
Fabienne war da.

Irgendwann versiegen auch die Tränen, und die Wunden


vernarben, die glühende Messer im liebenden Herz verursacht
haben. Ich rede nicht von mittelalterlicher Folter, ich schreibe von
Fabienne in der Vergangenheitsform, denn Fabienne gehört nicht
mehr zu mir. Sie kam, sie sah mich, sie wusste was zu tun war, und
nach der heutzutage üblichen Beziehungszeit zog sie weiter. Ich
konnte es nicht ändern. Meine Kräfte reichten aus, das edle
Wildpferd für eine viel zu kurze Zeit zu reiten, aber auf Dauer konnte
ich das Biest nicht halten, und das stimmt mich auch heute, im
gesetzteren Alter noch unendlich traurig.
Zwar ist es schon viele Monate her, aber auch heute noch,
empfinde ich die Besonderheit dieses ersten Moments als eine
Erfahrung, die ein Mann nur einmal in seinem Leben erleben darf. Die
förmliche Begrüßung war von hoheitsvoller Zurückhaltung ihrerseits
geprägt. Nach einem schüchternen Lächeln und einem distanzierten
Händedruck mit gesenktem Blick, ging Fabienne in mein
Wohnzimmer, und da war es, das irritieren Unbestimmte mit direkter
Wirkung auf den gut versteckten Schalter in meinem Gehirn. Ich
konnte es nicht sofort deuten, aber es war real und nicht nur in
meiner Phantasie vorhanden.

Seite 245
________________
______

Wie kann ich es nur wagen,


w die unbeschreib
u bliche Fabienne mit
meinen
n bescheideenen Worten zu beschrreiben?
„Süß, wie ein
e hauchzaartes Spitzen
nunterhöschen“ würdee dem
hohen Anspruch nur
n oberfläcchlich gerecht.
Fabienne war
w nicht ihr richtiger Name,
N eigen
ntlich hieß ssie
Marion
n, aber das wusste
w ich damals
d noch nicht. Fab
bienne war auch
nicht im
m klassisch--optischen Sinn
S schön. Sie war aucch nicht bessonders
interessant, jedenfalls nicht auf
a den erstten Blick. Eh
her auf den
n, den präziiseren Blickk, den nur de
zweiten er erfahrene Connaisseeur
besitzt.. Sie war au uffallende Erscheinungg, wenn man
uch keine au n von
ihren laangen, feueerroten Haaren (nicht echt,
e aber zu einem strrengen
Zopf naach hinten gebunden)
g einmal absaah. Ich erinn
nere mich n
noch an
meine ersten Gedanken: „Das ist kein ecchter Rotfucchs“, das ko
onnte
ich sofo
ort an Ihrer Hautfarbe erkennen. Ansonsten
A war Fabienne eine
Frau wie viele and
dere und doch etwas gaanz Besonderes, etwass
Einmaliges und niee Wiederkehrendes.
Sie hatte ein klassisches graues Pepitakostüm
P m an. Du weißt
nicht was
w Pepita isst? Das sind
d die kleinen
n schwarzw
weißen, etwaas
verwirrrenden Musster, die an ein Miniatu
ur-Schachbrrett erinnerrn. Der
Rock war
w nicht kurrz, do wie es
e heutzutagge allgemein üblich ist,,
sondern reichte biis fast zu deen Knien. Jetzt wusste ich,
i was Vivvian
wood (das istt die Design
Westw nerin, die an
ngeblich niee Unterwäscche
trägt) meinte,
m als sie
s den klasssischen Me
erksatz sagte: „Wer ein
ne Frau
im Kosttüm nicht jeeder andereen Frau vorzzieht, muss entweder b
blind,
oder ein Idiot sein.“
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Ich gebe ess zu, all das und noch mehr


m registrrierte ich in
Sekund
denbruchteiilen. An Fab
biennes Bein
nen waren neutrale,
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Seite 246
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hautfarbene Strümpfe. An die schlichte weiße Bluse erinnere ich mich

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auch noch. Mein liebevoller Blick war an den kleinen, etwas bläulich
schimmernden, dreieckigen Perlmutt-Knöpfen hängen geblieben, die
meinen versteckten Beschützer-Instinkt wach riefen. Dann begann
etwas anderes die Eindrücke in meinen Synapsen zu überlagern, und
ich war irritiert. Es war weder ihre etwas zu frauliche Figur, noch ein
ausgefallenes Parfüm. Es war im ersten Moment auch nicht die
Stimme oder ein besonderer Blick. Und dennoch besaß Fabienne
dieses gewisse Etwas, das meine Sinne zum vibrieren brachte. Ich
vergaß alles um mich herum, obwohl ich außer der minimalistischen
Begrüßungsfloskel noch kein Wort mit ihr gewechselt hatte. In
diesem Moment war ich ihr für immer verfallen, unsterblich verliebt,
aus dem Stand und ohne Probezeit und zweifellos nicht in Viola.

Die meisten Menschen träumen von der Liebe auf den ersten
Blick. Aber Liebe auf den ersten Blick ist eine ziemlich oberflächliche
Angelegenheit und etwa so zuverlässig, wie eine Diagnose auf den
ersten Händedruck. Liebe auf Gehör ist eine viel stärkere Impression,
und sie traf meine Sinne wie ein Faustschlag zwischen die
geschlossenen Augen. Über 100 Milliarden Nervenzellen in meinem
Gehirn begannen sich nur auf Fabienne zu konzentrieren. Meine
Phantasie war wie ein Formel-1 Bolide angesprungen und ich wusste,
ohne es zu sehen, welche hauchdünnen Dessous unter dem schlicht-
grauen Business-Kostüm nicht vorhanden waren.

Fabienne ging an mir vorüber, hinter Viola her, durch mein


Wohnzimmer zum großen Tisch an dem die Kartenlegesession

Seite 247
________________
______

stattfin
nden sollte, und ich lau
uernd wie eiin Wolf, derr eine läufigge
Wölfin gewittert hat,
h hinterher. Da war es
e wieder. Kaum
K
wahrneehmbar, aber unüberhörbar - ein leises, kaum
m wahrnehm
mbares
Klickern
n. Ich wusstte es genau. Das Klicke
ern konnten
n nur diese
mittelggroßen goldglänzenden
n Kugeln sein. Die drei am weißen
Bändch R dran, durch den sich so
hen mit eineem kleinen goldenen Ring
schön die
d dekorativen Seiden
nbänder durrchziehen laassen. Fabieenne
trug siee intern und
d für mich unsichtbar,
u aber
a offensichtlich nurr für
mich beestimmt, an
n mir vorbei. Fabienne hatte es geeschafft, den
n aber entsccheidenden Schalter in meinem Gehirn von
kleinen
„Neutral“ auf „abssolute Hingaabe auf dem W zur Liebe“
m kurzen Weg
umzuleegen. In diessem Moment spürte icch: Dieser Donnerstag
D im Mai,
der mitt lästigem Reagieren
R beegonnen haatte, wird zu
ur
Heraussforderung für
f einen akktiven Kämp
pfer.

Bevor ich es
e vergesse.. Noch etwaas fiel mir in
n diesen
bedeuttungsschweeren Sekund
den auf. Vio
ola der Frem
mdkörper beegann
mein ässthetisches Stilempfind
den in einem bis dahin
n ungeahnteen
Ausmaß zu stören, denn Violaa sah so unsscheinbar und
u grau aus wie
immer.. Aber was sollte
s ich machen. Ich brauchte
b diese Frau no
och.

Liebe Leserrinnen und auch du, mein


m wissend
der Freund.. Meine
Erfahru
ungen kann ich dir für dein
d dauerh
haftes Liebeesglück nur ans
Herz legen. Bitte präge
p dir deen alles entsscheidenden Satz gut eein:
„Findett den gut veersteckten Schalter
S im Gehirn des Opfers, leggt ihn
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um (deen Schalter),, und du em


mpfängst die
e unendlich
he Liebe.“
Dieser Rat war kosten
nlos, aber nicht minder wertvoll, u
und
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Seite 248
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darum möchte ich dir mehr zu der besonderen Situation an diesem

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Donnerstagabend erzählen.
Drei fröhliche Menschen saßen zum gemütlichen Abendtrunk
im gedämpften, genau begrenzten Licht einer einzelnen Lampe um
einen großen Tisch mit einer schweren Glastischplatte. Sie tranken
alkoholische Getränke und redeten über Dies und Das und andere
belanglose Dinge. Viola erzählte mir ihre vollkommen uninteressante
und langweilige Story, die an mir abtropfte wie Wasser an den
Händen nach dem Versuch mit zu viel Öl Chickennuggets im Wok zu
braten. Ich saß mit dem Rücken zur Wand und mir gegenüber, auf
der anderen Seite des Tischs, Viola. Links von ihr hatte sich Fabienne
etwas im Stuhl zurückgelehnt. Sie sah vor dem großen, goldenen
Pseudo-Jugenstilspiegel von Ikea wunderschön aus und hörte zu.
Zumindest tat sie so, mit diesem überheblich-interessiert-
ungläubigen Gesichtsausdruck, den meine neuen Klientinnen beim
ersten Mal gerne aufsetzen, um damit zu demonstrieren, dass sie es
eigentlich nicht glauben, aber „nur so zum Spaß“ mal mitgekommen
sind, aber doch gern mal sehen, was da passiert, und ob da
überhaupt was passiert, weil es ja doch wahr sein könnte, was der da
so erzählt.
In solchen fordernden Situationen kann ich über mich selbst
hinauswachsen. Besonders dann, wenn mich die Aufgabe reizt,
bekennend Ungläubige zu bekehren. Dann gibt es für mich nur noch
ein gültiges Gesetz - das meiner Sinne und Empfindungen. Und das
gab mir die Berechtigung die Situation zu beeinflussen.

„Stell dir mal vor, was mir passiert ist. Werner ist am Samstag

Seite 249
________________
______

mal wieeder ausgefflippt und icch musste einfach


e mal einen klareen Kopf
bekommen. Ich war unterwegs.“
„Ach, wo warst
w du den
nn?“ war meine
m an Vio
ola gerichtette
Gegenffrage.
Routiniert öffnete ich die erste Champagnerrflasche und
d
entfern
nte gedankeenlos das Paapier am Flaaschenhals. Bildete ich
h es mir
nur ein
n, oder war es tatsächlich da? Aus den Augenwinkeln sah
h ich
das kurrze, erkenneende Aufbliitzen in Fabiennes Augen und das leichte
Zittern der vollen und gut durrchbluteten
n Lippen.
„Die hat scchon viele Briefumschlääge geleckt““, war mein
n
Gedankke, und ich musste läch
heln. War es der Anflugg eines seltsam
versteh
henden Läch
helns? Dach
hten wir in diesem
d Moment an daas
gleichee? Spontan dachte
d ich danach
d „geiile Sau“, aber ich wagte nicht,
das Präädikat auszu
usprechen.
Viola zündeete sich mitt leicht fahrigen Handb
bewegungen
n eine
Zigarettte an. Ich laas den Warn
nhinweis „R
Rauchen függt Ihnen und
d den
Mensch
hen in Ihrerr Umgebungg erhebliche
en Schaden
n zu“, aber w
wen
kümmeern solche Warnhinwe
W ise schon. Aus
A den Auggenwinkeln
verglich
h ich die Häände. Fabien
nne hatte gepflegte, feeingliedrige Hände
mit sorrgsam und teuer
t instan
nd gesetzten
n, rubinrot gelackten
Fingern
nägeln. An der
d linken Hand
H war ein Fingernaggel abgebro
ochen,
aber daas störte diee Ästhetik des
d Gesamte
eindrucks nicht
n besond
ders.
Der Gedanke „werr wohl für den
d Ersatz bezahlen
b mu
uss?“ ging m
mir
durch den
d Kopf.
Dann betraachtete ich Violas Händ
de. Kennst du
d den Film
m
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„Fedora“? Mir fällt die Szene mit den we


eißen Handsschuhen ein
n. An
den Häänden kann man das wahre Alter einer
e Frau erkennen.
e
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Seite 250
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Vielleicht sollte man eine Handschuhtragepflicht für Frauen ab

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fünfunddreißig und alle störenden Violas einführen.
Violas Worte drangen an mein Ohr, oder waren es nur Hülsen
ohne Inhalt?
„Ich war im Bellini (eine Cocktailbar Anm. des Autors), und ich
hab deeen Traumtypen kennen gelernt. So gut hatte ich mich schon
lange nicht mehr unterhalten. Wir haben die ganze Nacht über alles
Mögliche gesprochen. Er ist so einfühlsam und so ehrlich.“
Das also war die für mich absolut belanglose Neuigkeit, die
mir Viola unbedingt erzählen wollte. Immerhin werde ich so alle zwei
bis drei Wochen mit ähnlichen Erlebnissen konfrontiert und da
schleift sich mein Wissensdurst schon etwas ab. Doch diesmal sollte
der Abend folgenschwerer verlaufen.
„Ihr habt euch die ganze Nacht unterhalten, war das nicht
ziemlich lang? Und sonst habt ihr nichts gemacht? So kenn ich dich
gar nicht?“ war mein listiger Einwand um das Gespräch aus der
seichten Oberfläche der Bedeutungslosigkeiten, in die etwas
spannenderen, in die intimeren Bereiche zu bekommen. Außerdem
brauchte ich noch Hintergrundinformationen für die unmittelbar
bevorstehende Kartendeutung.
„Na ja nicht die ganze Nacht. Wir waren dann noch im (ein
Hotel der besseren Klasse, dessen Name ich aus
Wettbewerbsgründen nicht nennen darf). Und er sieht so gut aus. Er
ist über eins neunzig groß und wie ausgehungert. Er ist zwar ziemlich
älter, aber irgendwie süß. Er lebt in Scheidung und hat nur noch
Stress mit seiner Frau.“
Das waren die gesuchten Informationen in komprimierter

Seite 251
________________
______

Form, und
u mehr braucht
b ein guter
g Kartendeuter niccht zu erfah
hren.
Die Zukkunft meineer Freundin Viola lag mal
m wieder wie
w ein offenes
Buch vo
or mir. Zum
mindest die Ereignisse
E in den nächssten vier W
Wochen
zeichneeten sich vo
or meinem geistigen
g Au
uge ziemlich
h deutlich aab.
Mein kurzer, an deer richtigen Stelle dram
maturgisch bedenklich-
b -
stirngerunzelter Gesichtsausd
G druck wurde
e von meineer Freundin
n Viola
vollkom
mmen ignorriert. Das waar nicht bessonders sch
hlimm, denn
n sie
war vieel zu sehr mit sich und ihrem oberflächlichen Geplapper
beschäftigt.
„Der hat ´n ßig Leuten. Wir wollen uns am
ne Firma mitt über dreiß
Freitag wieder treffen. Ich hab mir schon
n überlegt wie
w ich es W
Werner
beibrin
nge, dass ich
h morgen Abend (am Freitag) scho
on wieder
unterw
wegs bin. Ich
h hab noch zwei
z alte Kinokarten. Ich erzähl ih
hm,
dass ich
h mit Fabien
nne ins Kino
o, in die Nachtvorstellu
ung geh. Un
nd
anschließend hat es
e dann stark geregnett und ich ko
onnte nicht nach
Hause. Das glaubt der Blödmaann garantiiert. Wie fin
ndest du dass?“
Ich weiß au
us Erfahrung, dass Ehe ein Zustand
d ist, den m
man will,
weil maan daran glaaubt, dass der
d andere dafür sorgt, dass man den
Glaubeen daran niccht verliert. Aber die Hinterlist zwiischen zweii sich
liebend
den Eheleutten verblüffft mich imm
mer wieder aufs
a Neue. IIch
fand au
uch den Tricck mit den abgelaufene
a en Kinokarten als Beweeis für
einen Kinobesuch
K der nicht sttattfindet, aber
a stattgeefunden hab
ben
soll, zieemlich gewitzt. So viel kleinkriminellen Verstaand hätte icch Viola
eigentlich nicht zu
ugetraut.
Ich schloss die Augen und legte meine
m Hände leicht
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aneinander gedrücckt vor meinen Mund, um die Szeene bedeutu


ungsvoll
auf micch wirken zu
u lassen. Ich
h sah in meiner Phantaasie, wie Vio
ola im
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Seite 252
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Abendkleid, mit der einen Hand das strassbesetzte Handtäschchen

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weit von sich gestreckt und den kleinen Finger gespreizt, und den
anderen Arm, wie eine verlauste Kippensucherin bis zum Ellenbogen
in einem stinkenden Mülleimer wühlt. Nur um bei einem einzigen
Kino- oder Theaterbesuch mehrere abgelaufene Kinokarten aus dem
Abfall zu sammeln, um sie dann Zuhause und irgendwann als Alibi für
angeblich stattgefundene Kinobesuche wieder vorzulegen.
Offensichtlich glauben die Menschen jede noch so verwegene
Geschichte, wenn schriftliche Belege als Beweis vorgelegt werden.
Dagegen fand ich die Ausrede mit dem starken Regen nicht
sonderlich kreativ. Auch fand ich die Bezeichnung für Werner eher
unpassend, denn Werner ist alles andere als ein Blödmann, für den er
immer wieder gehalten wird. Vielleicht etwas seltsam, aber blöd auf
keinen Fall.
Ohne meine Antwort abzuwarten kam die rückversichernde
Aufforderung: „Kannst du mir jetzt die Karten legen, ob da was draus
wird?“
Mit dieser Aufforderung bekamen meine unbestechlichen
Tarot-Karten die Befugnis, Licht in eine dunkle Zukunft zu bringen. Ich
war das Medium einer unbekannten Macht, das Opfer meiner
okkulten Kreativität und die Karten erwachten zum Leben und sagten
mir, was zu tun sei.
Ich öffnete das Mahagoniimitatbehältnis um die Karten zu
entnehmen. Etwas lustlos und mit fahrigen Bewegungen begann ich
die 80 Karten (das alte und von mir bevorzugte Crowley Tarot hat
noch 80 Karten) zu mischen und verdeckt auf dem Tisch
aufzufächern. Es war zwar höchste Konzentration angesagt, denn es

Seite 253
________________
______

ging ja immerhin um
u die Zuku
unft meinerr besten Freeundin Violaa. Aber
für micch war es glaasklare Präkkognition. Auch
A ohne Tarot-Karte
T n
konntee ich Viola mein
m Wissen
n um die Tattsachen, diee erst noch
eintreten würden,, präzise vorhersagen. Denn ich biin ein erfahrener
Propheet und außeerdem kenne ich sie zu gut.
Aus den Au
ugenwinkeln und in der etwas abggedunkelten
n
Beleuch
htung sah icch das kaum
m bemerkbaare, aber distanziert-
spöttiscche Lächeln
n meiner neeuen Angebeteten neben der Alten und
eigentlich Überflüssigen.
Normalerw
weise bin ich en Sessions die Ruhe seelbst.
h bei meine
Selbst bekennend
b Ungläubigee bringen mich
m nur seltten aus dem
m
Konzep
pt. Ich ruhe sozusagen ganz entspaannt im Hieer und Jetzt und
schweb
be mit mein
nen mentaleen Eingebun
ngen über den
d Unwisseenden
und Un
ngläubigen. Das stärkt mich
m im Bew
wusstsein, trotz
t schweerer
Anfeind
dungen einee elitäre Wiissenschaft zu vertreteen. Nur dann
n finde
ich den
n richtigen Weg
W zur Erleeuchtung. Oder
O anderss ausgedrücckt: Ich
finde nur im Zustaand der konzentrierten Leichtigkeiit des Seins die
intuitivven Eingebu
ungen die daarauf hinauslaufen, dass es zwar eeinige
Verwirrrungen gibtt, aber letztendlich und
d dank mein
ner Hilfe der
überau
us befriedigeende Zustan
nd „alles wird gut, du brauchst
b dirr keine
Sorgen zu machen
n“ erreicht wird.
w Nur an
n diesem Ab
bend gelangg es mir
wie nicht so
irgendw o richtig, wäährend Violaa unaufhaltsam von ihrrem
Sockel stürzte. Sie war nur no
och schmückendes Mitttel zum Zweck.
Wie ein
ne etwas an
ngeschlagen
ne Blumenvvase die man
n nur noch stehen
lässt, weil
w man sich an sie gew
wöhnt hat, die man aber bei nächster
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Gelegenheit ersetzzen will. Ein


ne benutzbaare Hilfe um
m sinnliche
Freudeen herbeizufführen, dam
mit die Knosspen sprießen und die
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Seite 254
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blühende Blume ihren herrlich duftenden Kelch nur für mich öffnet.

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Aber ich brauchte die Blumenvase noch, denn wenn Viola zu früh und
enttäuscht gehen würde, und auch da konnte ich in die Zukunft
sehen, würde mich das Frauenklosyndrom voll treffen. Fabienne
würde sich solidarisch zeigen und als unvermeidliche Reaktion
ebenfalls aufstehen und auf Nimmerwiedersehen mitgehen und
damit für immer aus meinem Leben verschwinden.
Aus der Nessel Gefahr musste ich die Blume Sicherheit
pflücken, wie mein alter Kumpel William S. zu sagen pflegte. Und das
Risiko musste ich unter allen Umständen verhindern. In diesem
Moment wusste ich noch nicht, wozu und wohin mich die Umstände
treiben werden, aber mein zukünftiges Liebesglück stand auf dem
Spiel. An diesem Beispiel siehst du sehr anschaulich, warum die
Zukunft auch etwas mit intelligentem Timing zu tun hat.

Mein Gesichtsausdruck war optisch auf anteilnehmend


verstellt und meine Körperhaltung bei der Geschichte meiner
Freundin Viola. Aber mein unruhiger Geist empfand die Unruhe
meines Ichs nur noch als einen sofort zu ändernden Zustand. In
diesem Moment war ich ein sehr einsamer Mensch. Der Wächter in
dunkler Nacht, der die Geschicke seiner Herde leitet. Ich spürte es
überdeutlich. Es gab nur Alles oder Nichts, gewinnen oder verlieren,
Lust oder Frust, vergleichbar mit den unendlich langen Sekunden
eines Torwarts vor dem alles entscheidenden Elfmeter. Ich allein trug
die Verantwortung für meine Zukunft. Nur an mir lag es jetzt, wie sich
meine Zukunft und dazu die Geschichte der Menschheit entwickeln

Seite 255
________________
______

n.9
würden
Es war einee große und
d verantworrtungsvolle Aufgabe. D
Denn ich
wusstee ja, oder ich
h konnte es zumindest vermuten, dass Viola mit
ihrer Frreundin Fab
bienne überr mich und meinen
m göttterähnlicheen, also
geschleechtslosen Zustand
Z gessprochen haatte. In meiner
Leistun
ngsbeschreibung standen bis zu diesem Aben
nd nur die
bleischwer hängen
nden Wortee: „Wir hattten mal wass miteinander.
Aber daas war vor meine
m Heiraat. Jetzt ist er
e ein guterr Freund miit
vollem Kühlschran
nk.“ Das war nichts Auffbauendes, Dynamisches,
Spritzigges. Vermuttlich gab es auch keine intime Besschreibung d
der
Leckereeien und keein Qualitätsszertifikat. Es
E gab nur „ein
„ guter aalter
Freund
d, der hilft wenn
w man ih
hn braucht.“
Es war nich
ht die Pool-P
Position auss der ich staarten konntte, es
war der letzte Plattz, das Plätzzchen der Verlierer. Ein
ner unter Viielen,
an den man sich noch
n einige Stunden erinnert, aberr nicht länger. Aus
dieser schlechten
s Lage musstte ich herau
us und mich zum Ziel
vorkäm u siegen. Mit jeder Faser meines wild
mpfen um zu w pochen
nden
Herzen
ns wollte ich
h den Haupttgewinn und
d das war schwer. Bis zzu
diesen Minuten war
w meine seeelische Ruh
he der norm
male Zustan
nd der
Dinge. Ich bewegte mich in vo
orgeschrieb
benen Freiheiten, so als ob
meine Bewegungeen ein trägees Element meines
m Seelenfriedenss

9
Frei interrpretiert nach dem
m Schmetterlingsseffekt des ameriikanischen Meteo
orologen Edward
d N. Lorenz,
der 1972 vor
v der American Association for the
t Advancementt of Science einen
n Vortrag mit dem
m
Titel Predicctability: Does the Flap of a Butterfly’s Wings in Brrazil set off a Torn
nado in Texas? hielt. Es wird
vermutet, dass Lorenz durcch die 1952 erschienene Kurzgesch
hichte Ferner Donner von Ray
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Bradbury inspiriert wurde. In dieser Geschicchte tritt ein Zeitrreisender verseheentlich auf einen
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Schmetterrling und sorgt daadurch für Veränd


derungen in der Gegenwart.
G Nach
h diesem Beispiel kann der
Flügelschlaag eines Schmetterlings am Amazo
onas, eine Wette
erkatastrophe in Europa
E auslösen..
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gewesen wären. Jetzt, im Angesicht eines höheren Ziels galt es nach

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Weiterem, Erhabenerem zu streben. Nur Darwin gab mir noch Halt
und daran klammerte ich mich mit meiner ganzen Energie. Die
Evolutionsgeschichte lehrt uns, dass nicht die Stärksten überleben,
sondern nur die Kreativsten zum Ziel kommen, und das war mein
Vorteil. Es war nicht mehr zu verdrängen. Das Gift der Lust entfaltete
in meinem Gehirn seine volle Wirkung. Ich war in meine Gedanken
nicht bei den Tarot-Karten. Im Geist war ich bei Höherem, und zwar
zwischen den Schenkeln von Fabienne. Diese telepathische Botschaft
eines sehr einsamen Kartendeuters musste ich nun durch meine
spirituellen Fähigkeiten aussenden, ohne dass es zu sehr nach
anbaggern aussehen sollte. Denn Götter baggern nicht, Götter
müssen auch nicht um Zuneigung betteln, wie dahergelaufene
Straßenköter. Götter empfangen die Ungläubigen und nehmen sie
nach der Bekehrung huldvoll in ihre Gefolgschaft auf, denn Götter
erfüllen einen sozialen Zweck. Götter regeln das Unverständliche. Sie
müssen trösten können und die Aussicht auf Hilfe wahrscheinlich
erscheinen lassen. Für Götter gibt es nur ein Mittel zur Läuterung der
Schäfchen, und das ist Ehrfurcht. Nur daraus wächst der fragile
Zustand absoluter Anbetung. Fabienne, die Ungläubige musste zuerst
geläutert werden. Aber ich kannte sie erst seit etwa zwanzig
Minuten, und wir hatten noch nicht mehr als zehn belanglose Worte
gewechselt und zwei halbe Gläser Aldi-Champagner zusammen
getrunken.
Nach den üblichen drei Kartendeutungsrunden war meine
Freundin Viola zufrieden gestellt. Sie wusste jetzt, sie würde sich in
der nächsten Nacht mit Ihrem neuen Lover treffen. Das Hotel würde

Seite 257
________________
______

sie mit ihrer Kredittkarte bezahlen und Werner


W müssste gut verw
wahrt
aber zieemlich saueer zuhause in
i der rosarroten Villa mit
m den Säulen vor
der Türr bleiben. Die Karten lü
ügen ja nicht und ich ko
onnte also
vollkom
mmen selbstsicher einee Erfüllungssgarantie für dies und d
das
abgebeen, und dasss die progno
ostizierten Ereignisse, die so oderr so
ausfalleen könnten, auch so od
der anders eintreffen würden,
w abeer nur
wenn sich
s Viola so
o verhalten würde wie ich es ihr empfohlen h
hatte,
was siee garantiert nicht tun würde,
w denn
n dazu kann
nte ich sie zu
u gut.
Aber die Akktion mit Viiola war nurr das Vorspiel, das Gep
plänkel
um von
n der Haupttsache, der zu erlegend
den Beute abzulenken.
a .
Trotz meinem emotional angespaannten Zusttand war ich
h mehr
als nur zufrieden mit
m meiner Leistung. Denn auch icch konnte m
mir eine
unausggesprochenee Garantie geben.
g Die Garantie, dass im Anscchluss
an die Kartendeut
K ungen für Viola,
V die alles entscheidende Fragge von
der bis jetzt schweeigsam, die Vorgänge scheinbar
s geelangweilt
beobacchtenden Faabienne kom
mmen würd
de: „Sag maal, kannst du
u mir
auch mal
m die Karteen legen?“
Und was so
oll ich sagen
n? Gibt es einen
e besserren Beweis für
meine prophetisch
hen Gaben?? Die Frage kam wie deer jährliche
Steuerb
bescheid, und sie gab mir
m die Mögglichkeit, en
ndlich zu
beweissen, dass ich
h die Zukunft veränderrn kann. Wääre die Frage von
Fabienn
ne nicht gesstellt wordeen, was eige
entlich undeenkbar warr, hätte
sich vieelleicht alless ganz andeers entwicke
elt.
Teilnahmslos und gelaangweilt ersscheinend kam
k meine mit
etwas leiserer
l Stim
mme gespro
ochene, einzig mögliche Antwort: „Aber
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klar doch“ verbunden mit ein


nem unausggesprocheneen „aber nu
ur wenn
du dich
h sofort ausziehst und mir
m deine wunderschö
w önen Titten zeigst“
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Nachgedanken und meinem kurzen direkten Aufblicken in ihre

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wunderschönen grünblauen Augen. Ich sah ihr leichtes, kaum
merkbares Lächeln, ein leichtes Zucken ihrer Augenlieder und die
großen schwarzen, etwas geweiteten Pupillen und ich verstand. Auch
in diesem Moment stand die Neugier wie zu allen Zeiten an erster
Stelle eines Problems, das gelöst werden will.
Ich hob mein Haupt und richtete die Augen leicht gen Himmel.
Dann bewegten sich meine Lippen zum lautlose Stoßgebet: „Herr, gib
mir Keuschheit und Enthaltsamkeit - aber jetzt noch nicht. Gib mir
dicke Eier und Kraft in den Lenden für das was kommen wird …“
Meine spirituell erscheinende Anrufungsgeste war
beeindruckend – das sah ich an ihren geweiteten Augen. Dann gab
ich meiner Adeptin die ersten Anweisungen.
„Am besten ist, ihr wechselt den Platz, damit du mir genau
gegenüber sitzt“ war meine unmissverständliche Aufforderung für
Viola, ihren Hintern zu bewegen und den Platz für die göttliche
Fabienne zu räumen.
Voraushörbar antwortete Viola mit „ich wollte sowieso kurz
zur Toilette.“
In diesem Moment wünschte ich mir, ich wäre nur für eine
Minute Kommandant des Raumschiffs Enterprise. Mein erster und
einziger Befehl wäre: „Scotty beam sie von der Klobrille, weit weg ins
Universum! Mister Kirk, ich verspreche Ihnen, Sie bekommen danach
sofort das Kommando zurück. Stopp Mister Kirk, einen Zusatzwunsch
hätte ich noch. Bitte Kumpel, falls das mit der Klobrille nicht
funktioniert, sorge dafür, dass sie von einer sofortigen
Darmverstopfung heimgesucht wird.“

Seite 259
________________
______

Ich hörte fü
ür einen kurzen Mome
ent wieder das
d kurze, kkaum
hörbare Klickern beim
b Platzw
wechsel. End
dlich war ich
h mit Fabien
nne
allein und
u konnte alles in die Hand nehm
men. Fabienne saß mir jetzt
gegenü
über. Magische Schwad
den von Vio
olas Qualmeerei waberteen
durch den
d dämmrrigen, rückw
wärtigen Rau
um. Nur diee Lampe
verbreiitete ein genau auf die Tischplatte
e abgegrenzztes Licht. Im
m
Dämmeerlich hatteen Fabiennees Haare ein
nen wunderrschönen
Schimm
mer, währen
nd ihre weiß
ße Bluse rein wie frisch
h gefallenerr
Schneee im hellen Licht
L strahltte. Den Kop
pf hatte sie leicht
l gesen
nkt, und
im Geisst sah ich die büßende Maria Maggdalena (diee von 1533, nicht
die zen
nsierte von 1566)
1 von Tizian
T m Bis zu diesen Minutten
vor mir.
wusstee ich noch nichts über Fabienne
F un
nd doch lag sie schon o
offen
vor mirr.

Ich finde, Kartendeute


K en erfordertt nicht nur die
d Kraft für
übergro
oßes Engaggement, son
ndern auch die Stärke, eine nahezu
u
übermeenschliche Verantwort
V tung tragen zu können. Ich war beereit,
diese sittliche Krafft aufzubrin
ngen und be
egann bewu
usst langsam
m, mit
äußerstter und opttisch wirkun
ngsvoller Ko
onzentration
n, aber mit
routinieerter Fingerrfertigkeit, die
d Karten für
f Fabienne und für m
mich
hr Blick hingg gebannt an den sensiiblen Händeen
neu zu mischen. Ih
eines virtuosen
v Kü
ünstlers in einer
e rituelle
en Handlung für eine
exzessive Zukunft.. Langsam und
u mit eine
er eleganten Hand- und
d
Fingerb
bewegung begann
b ich die
d Karten auf
a dem sch
hweren Glasstisch
aufzufäächern.
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Durch das Glas des Tissches, an de


en ausgebreeiteten Kartten
vorbei, sah ich ihree übereinan
nder geschlagenen Beine, und bei
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meinem kurzen Aufblicken das kleine unschuldige Silberkreuz an der

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dünnen Kette um ihren schmalen Hals am Ansatz zwischen ihren
Brüsten. Fabienne erschien mir in dem diffusen Licht wie eine Heilige,
und das Kreuz hatte noch keine Brandmale auf ihrer zarten Haut
verursacht und sich auch noch nicht um 180 Grad gedreht.
„Bitte zieh jetzt mit der linken Hand eine Karte“ war meine
Aufforderung aktiv mitzuwirken. Fabienne war (oder ist, ich weiß es
nicht) eine intelligente und selbstbewusste Frau. Es ist wie mit jungen
Wildpferden auf der Prairie in Texas. noch nicht domestizierte Frauen
gehorchen, solange die Machtverhältnisse noch nicht klar definiert
sind, nicht widerspruchslos. Darum gab es eine von mir
vorhersehbare Antwort auf meine klare Anweisung, und zwar die
Frage: „Warum mit der linken Hand?“
Die erwartete Frage war die notwendige Aufforderung meine
geheimen Kenntnisse zu offenbaren und meine Kompetenz
Imagefördernd zu beweisen. Außerdem beinhaltete die Frage meines
Opfers eine von mir forcierte Anweisung etwas näher zu kommen. Es
war die erste Herausforderung, die ich mutig annahm. Ich begann
entschlossen die unsichtbaren Intimgrenzen nach und nach
einzureißen. „Die Mauern müssen fallen“, wusste schon Cato der
Ältere, und ich war gewillt, der Aufforderung des alten Römers zu
folgen.
Fabienne spürte meine Nähe und sie wich nicht aus. Ich sah
wie sich die zarten, kaum sichtbaren Härchen auf ihren Unterarmen
wie elektrisiert aufstellten. Sie war mir schon zu nah, und nur
meinem direkten Blick über den Rand meiner Brille hinweg in ihre
grünblauen Augen, wich sie mit keusch niedergeschlagenen Augen

Seite 261
________________
______

etwas aus.
a
„Die linke Hand
H ist diee intuitive Hand
H die nurr bei sehr
sensitivven Frauen vom Herzen kommt. Die
D linke Hand ist die Hand,
die Macht über diee Karten un
nd die Zukun
nft ausübt. Es soll sogaar
Frauen geben, die mit ihren Händen
H die Bewegungeen der Weltt
spüren.“
Mit dieser Einweisungg bekam sie von mir ihrre erste Weeihe.
Mit einem neutralen „Ahja“
„ quitttierte sie meinen kühnen
ß. Doch mirr, und auch ihr war bew
Vorstoß wusst, dass sie sich sch
hon auf
nntnis befand. Fabienn
dem scchmalen Weeg der Erken ne war, über der
Mehrzaahl der norm
malen, der ahnungslos
a en und gefü
ühlskalten FFrauen
stehend, im Kreis der wenigen, der sensiitiven Fraueen mit Mach
ht
aufgenommen. Ich
h spürte körperlich, wie die Spann
nung im Rau
um im
gleicheen Verhältniis wie der Grad
G der Bee
eindruckungg anstieg. A
Auch
Fabienn
ne verspürtte den spirittuellen Macchtzuwachs und zog, geebannt
von meeinen okkultten Fähigkeeiten und Ke
enntnissen, die erste K
Karte. Es
war diee machtvolle Karte des Hohepriestters. Vorhersehbar kam
m die
erwartungsvolle Frage: „Was bedeutet die
d Karte?“
he mein Han
Ich versteh ndwerk und
d darum war meine Auskunft
neutrall, klar, ohnee Schnörkel und überflü
üssige Ausflüchte: „Dieese
Karte entscheidet
e über die moralischen Probleme der
d Dualität, also
der Anaalogie der Gegensätze
G nd Böse, odeer Himmel u
von Gut un und
Hölle. Es
E ist das baaldige Ersch
heinen einess machtvollen Menschen zu
erwarteen, der durcch unorthod
doxes Verhalten auffälllt und in deein
Leben tritt.“
t
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Die Wirkun
ng des Satzees ließ ich durch eine kleine, meditativ
erscheiinende Pausse, in der icch mit halb geschlossen
g nen Augen
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innerlich bis Zehn zählte, wirken. Dann kam meine explizite

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Suggestivfrage: „Kennst du zufällig so einen Menschen der in Zukunft
in deinem Leben eine wichtige Rolle spielen könnte?“
Jetzt erfuhr ich aus ihrem schönen Mund, was ich schon
intuitiv ahnte. Fabienne brauchte meine Hilfe, nicht irgendwann,
nicht irgendwie, sondern sofort und mit Einsatz aller meiner mir zur
Verfügung stehenden Ressourcen.
Ihre zögernde und etwas verunsichert klingende Antwort war:
„Nein eigentlich nicht, zur Zeit gibt es niemand auf den so eine
Beschreibung passen könnte. Mein Mann interessiert sich nicht für
solche Sachen.“
Nachdenklich erscheinend, mit leicht gerunzelter Stirn
forderte ich sie auf: „Bitte zieh jetzt die nächste Karte.“
Meine Beute beugte sich etwas vor, und ich sah in diesem
besonderen Licht, die ihre reinweisse Bluse und die zwei oberen, die
geöffneten Perlmuttknöpfe (am obersten Knopf stand keck ein
kleines Fädchen ab) besonders vorteilhaft zur Geltung brachten, dass
sie einen schlichten unschuldig-weißen Büstenhalter trug. Ich sah
auch, wie ihre unberingte Hand langsam aber zögernd über die
Karten glitt. Das Gefühl, wie sich ihre Fingerspitzen meinem
erigierten Gehänge näherten, war der phantasievolle Übergang von
der Fiktion zur baldigen Realität.
Sie überlegte kurz und zog dann eine Karte und vor meinen
Augen begann sich alles zu drehen. Ich schwöre dir, es war kein
billiger Kartenspielertrick, es war der pure Zufall. Sie deckte die elfte
Karte auf. Die Karte der Lust. Ich hatte ein leichtes „Yang“ in meinem
Ohr. Es war die Karte meiner Ying, und sie lag genau richtig, denn ich

Seite 263
________________
______

konntee nicht mehrr ohne Fabienne sein. In


I diesem kurzen
k Mom
ment
anarchistischer Erkenntnis wu
usste ich, daass nichts mehr
m so sein
n sollte
wie es gewesen war.
w
Sekunden vergingen
v m sakralem
mit m Schweigen, und die
karmiscche Spannu
ung in meineem Wohnzimmer stiegg ins Unerträgliche.
Ich sah zuerst auf die Karte, dann
d sah ich
h durch den
n Glastisch, dass
ne die überreinander geeschlagenen Beine neb
Fabienn beneinandeer
gestelltt hatte. Ich sah die schmalen Riem
mchen ihrer Schuhe, diee eng
an ihren Fesseln anlagen. Mitt meinem Griff
G nach deem Sektkelcch und
einem bedächtig tiefen
t Schluck, der mir einige Seku
unden Zeit zzum
ästhetischen Nach
hdenken verrschaffte, begannen sicch meine
Gedankken auf das Objekt meiner Begierd
de zu konzeentrieren. N
Noch
war meeine Neutraalität meine perfekte Taarnung. Einen anderen
n Weg
zum Sieeg sah ich nicht.
n Denn als seriöserr Kartendeuter bin ich d
durch
meinen
n autodidakktisch definierten Moraalkodex zur strikten
Neutralität verpflichtet. Darum begann ich
i mit beto
ont langsam
mer und
überleggter Sprechweise eine fachlich fun
ndierte Deu
utung.
„Die Karte stellt nach uralten Übe
erlieferungeen die Huree
Babylon dar, die mit
m roten Haaaren und gespreizten
g Beinen auf einem
löwenäähnlichen Tiier reitet. Diese besond
ders schön stilisierte Karte
L grenzenloser und nie
symbollisiert sexueelle Ekstase durch die Lust
gekann
nter Erfahru
ungen.“
Aus den Au
ugenwinkeln registriertte ich jede Veränderun
V ng in
ihrem Blick.
B Sie sah die Karte dann mich an. Fabienn
ne war einee
wunderbare Frau und sie hattte sich unüb
bertrefflich unter Konttrolle.
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Eine waahre Meisteerin der Mim


mik und ein
ne Beherrsch
herin ihrer Gestik.
Ich kon
nnte an kein
ner optischeen Gefühlsre
egung ihre Gedanken
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Seite 264
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erkennen. Aber Fabienne verstand die Zeichen. Zwischen uns war

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eine unausgesprochene Einheit – ein knisterndes Band der Sinne. Wir
spürten, wie unsere Herzen den gleichen Rhythmus der Beats
annahmen. Sie hatte meine Botschaft empfangen und angenommen.
Wir waren im Geiste bereit und vereint, und dann begann im
Hintergrund die Toilettenspülung zu rauschen.
Wilhelm Busch muss sich in einer ähnlichen Situation
befunden haben, als er schrieb: „So wird oft die schönste Stunde, in
der Liebe Seelenbunde, mitten durch- und abgeschnitten, durch
Herbeikunft eines Dritten.“
Viola kam zurück. „Wie weit seid ihr“ war die ernüchternde
Frage in einem Moment in dem zwei verwandte Seelen begannen
telepathisch miteinander zu fingern. Mein scharf gesprochenes „bitte
sei sofort still, sonst kann ich mich nicht konzentrieren“ und einem
gedanklichen „sonst breche ich dir beide Arme und deinen faltigen
Hals dazu“ stellte das Machtverhältnis im Raum wieder her.
Verzweifelt nahm ich die schweißnassen Hände an meine pochenden
Schläfen und schloss die Augen um den Strang meiner medialen
Eingebungen wiederzufinden.
Viola ahnte, dass man den Meister in solchen Momenten
nicht stören darf und verzog sich schmollend aufs Sofa in den
hinteren Rängen. Sie spürte überdeutlich, dass sie nicht mehr gefragt
war, aber das war mir egal.
„Das klingt interessant“ war Fabiennes neutrale Antwort.
Intelligent wie sie war, zwang sie mich damit zur absoluten
Offenbarung. Ich musste die Wirkung meiner Deutungen noch
intensivieren, denn meine mediale Glaubwürdigkeit stand auf dem

Seite 265
________________
______

Spiel.
„Bitte achte auf den Schwanz dess Tieres.“ Mit
M diesem H
Hinweis
schob ich Fabienne die Karte und eine Le
eselupe zu, die jeder Saammler
von Briefmarken benötigt,
b un
nd die ich fü
ür solche beesonderen
Studien
nzwecke immer bereith
halte. Sie be
etrachtete die
d Zeichen und
Figuren
n des Karten
nbilds und sah
s mich daann fragend
d und nachd
denklich
an.
„Was soll das
d bedeuteen?“ war ein
ne rhetoriscche Frage, d
die das
Erkennen schon in
n sich trug, denn
d das Kaartenbild war eindeutigg.
„Siehst du die Bestie, auf der die rothaarige nackte Frau
u
reitet? Sein mächttiger Schwanz kann ein
n Drittel derr Sterne vom
m
Himmeel fegen und
d nur für dicch auf die Erde, dir zu Füßen
F werfeen,
wenn du
d es von gaanzem Herzzen willst“ war
w meine sachkundige
s e
Beschreeibung des Kartenbildss.
„In der Kom
mbination mit
m der zuerrst gezogenen Karte dees
Hoheprriesters kan
nn ich dir mit Bestimmttheit versprrechen, dasss ein
sehr intteressanterr Mann in der allernäch n dein Leben
hsten Zeit in
treten und dich fö
ördern wird..“
Fabienne war
w geplätteet. Ich sah es
e an Ihren geweiteten
g
Pupillen und dem leicht geöfffneten Mun
nd. Ich schw
wöre dir, ich
h
konntee nichts dafü
ür. Die Karteenkonstellaation ließ keeine andere
Deutun
ng zu. Fabienne war ku
urz davor, eiine neue Lieebe zu findeen. Eine
Liebe zu einem ho
ochinteressaanten und geheimnisvo
g ollen Mann mit
übersin
nnlichen Krääften, der sie zu neuen
n, ihr noch unbekannte
u en
Lustspielen führen
n sollte.
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Doch ich war


w verpflich
htet zu schw
weigen. Ich, das Medium einer
überird
dischen Maccht durfte keinen
k Namen nennen.. Auf die Akkteure
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musste Fabienne selbst kommen. In diesem Moment konnte ich nur

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darauf vertrauen, dass ich einem schlauen Mädel nur die richtige
Richtung zeigen muss. Ihre subversive Neugier würde sie auf den
richtigen, unseren gemeinsamen Weg führen. Nur Viola hatte keine
Ahnung wer der Unbekannte sein könnte. Für sie gab es im näheren
und entfernteren Bekanntenkreis keine identifizierbare
Persönlichkeit mit solchen herausragenden Fähigkeiten. Viola war zu
blöd und Fabienne stellte sich einfach dumm.
Am meisten war ich von meinen spirituellen Fähigkeiten
überrascht. Ich konnte tatsächlich die Zukunft nach meinen
Vorstellungen gestalten.
Viola, Fabienne diskutierten in fortgeschrittener
Champagnerlaune noch einige Zeit über diesen „geheimnisvollen und
unbekannten Mann“ der da auftauchen sollte und leerten noch zwei
weitere Fläschchen Champagner. Aber es war mehr ein prickelndes
Spiel der Katze, die zuerst um den heißen Brei und dann auf dem
heißen Blechdach herum balanciert, um dann liebevoll aufgefangen
zu werden.
Kurz vor Mitternacht musste Viola zu ihren häuslichen
Pflichten zurück. Fabienne wollte, angeregt von den Prophezeiungen,
noch ein verträumtes Viertelstündchen bleiben und mehr über das
Mysterium des „Sterne vom Himmel runterholens“ der Karten
erfahren.
Nachdem Viola mit den üblichen Küsschen verabschiedet und
gegangen war, herrschte einen Moment eine sprachlose Spannung
zwischen uns. Vielleicht kennst du solche Momente, in denen man
nicht so recht weiß, was man sagen soll, um das Gespräch wieder in

Seite 267
________________
______

Gang zu
u bringen. Meist
M begin
nnt man mitt einem „tjaa so ist es“, aaber
Fabienn
ne war etwas schneller als ich, und fing mit dem
d üblicheen
Kommu
unikationsggeplänkel an
n.
„Hast du zu
ufällig einen
n Steifen“ war
w ihre Ouvvertüre. In d
diesem
Momen
nt klangen die
d Töne vo
on „I wanna be your do
og“ und die
schrägee Stimme vo
on Iggy Pop
p aus den Laautsprecherrn. Nach dieeser
Nacht wussten
w wirr, dass es fü
ür Götter he
eldenhaft ist, Dinge zu tun,
von denen normale Menscheen nicht zu träumen
t waagen. Fabien
nne
war im Kreis der Menschen
M m besonde
mit ers kreativen
n Fähigkeiteen
aufgenommen. Ich
h hatte die goldenen Kugeln
K abgeleckt und in
n
meinerr Erinnerungg höre ich heute
h noch ihre gehaucchte Stimmee, die
zum Ab
bschied atem
mlos „sag geile
g Sau zu mir“ in meiin Ohr flüsteert.

Zwei kleinee Probleme musste Fab


bienne noch
h lösen. Sie musste
eine glaaubhafte Sttory zu erfin
nden, warum
m sie erst am frühen M
Morgen
im ehelichen Zuhaause ankam, und wohe
er sie die aufgeschürftee Stelle
auf ihreem Rücken hatte. Vielleicht hat sie nokarten versucht.
e es mit Kin

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Gerechter Mord mit Apfelbaum

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Viele, wenn nicht alle Entscheidungen werden vom Standpunkt des
„hier stehe ich und kann nicht anders“ beeinflusst.
Daraus ergeben sich die Fragen: „Soll ich mich bücken, oder darf ich
mich nach oben strecken?“
Die dritte Variante ist die rigorose Unterdrückung der Triebe.
Sina Sidonius

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Ich habe mich oft gefragt, ob es so etwas wie gerechte Morde


gibt. Die Antwort war nicht einfach, aber ich denke, dass Gewalt nicht
gerecht sein kann, und ein Mord kann nicht als gerechte Tat
legitimiert werden. Obwohl …
Die Befreiung von einem unerträglichen Zwang, kann ein
Grund sein, warum Menschen ihre Ideale verraten. Das Leben
besteht nun mal aus Zyklen. Man kann sich nicht aus einem
unbequemen Zeitabschnitt davon stehlen und sich in einen anderen
schleichen, ohne Verrat am vorherigen zu begehen. Die Probleme
verlagern sich nur.
Wenn du jetzt noch Lust auf eine weitere, wahre und
alltägliche Geschichte hast, dann bleib noch etwas bei mir. Es hat sich
vor nicht allzu langer Zeit so zugetragen. Eine junge blonde Frau, sie
nannte sich Marion, und ein kräftiger junger Mann, nennen wir ihn
bei seinem richtigen Namen, es war Ralf, hatten im Vollbesitz ihres
Verstandes beschlossen zu heiraten. Daran kannst du erkennen, dass
das was ich dir erzähle, kein Märchen ist, sondern die reine und

Seite 269
________________
______

ungescchminkte Wahrheit.
W
Marion und
d Ralf lebteen glücklich und zufried
den in einem
m
hübsch
hen Haus in einem hübschen Dorf,, weit drauß
ßen in einerr
grünen
n und gesunden Umgeb
bung in der Nähe einess großen
schwarrzen Waldess. Sie hatten
n sich zusam
mmengetan
n, um einen Baum
zu pflan
nzen, und mit
m ihrer Hände Arbeit,, einem gün
nstigen
Bauspaardarlehen und
u einer Muskelhypo
M thek ein blitzsauberes Haus
mit einer blitzsaub
beren und schweineteu
s uren Einbau
uküche
aufzubaauen.
Beide liebten sich sehr, und auch
h das Sexuellle kam nich
ht zu
W es die Gebräuche vorschreiben
kurz. Wie n, zeugten sie
s im vorheer
ausdiskkutierten Ab
bstand von genau zweii Jahren, zur jeweils geenau
berechneten Samsstagnacht, zwei
z hübsch
he blondgellockte Kindeer. Es
war ein
ne schöne Zeit,
Z und allees gedieh prächtig und
d wohlgeplant.
Ralf war ein fleißiger und
u redliche
er Handwerrksmann, un
nd wie
es Trad
dition ist, waar er auch der
d Ernährer der jungen Familie. EEr hatte
mit im Schweiß seeines Angesiichts einen kleinen Han
ndwerksbettrieb
aufgebaut. Sein Beetrieb und das
d Haus waaren seine ganze
g Liebee und
üllung einess Lebenstraums. Schon
die Erfü n früh am Morgen
M fuhr er zu
seiner Arbeitsstell
A e, während
d Marion, daaheim an deer Basis, im
hübsch nbauküche für Pflege u
hen Haus miit der blitzsaauberen Ein und
Ordnun
ng sorgte.
Marion war eine liebeevolle und nicht
n untalentierte Köchin und
zaubertte der klein
nen Familie die schmacckhaftesten Gerichte au
uf den
Tisch. Ansonsten
A h
hatte sie in dem schönen Haus auch viel zu tu
un. Die
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Zeit, die ihr nach der


d Hausarb
beit und derr Beschäftiggung mit den
Kindern
n übrig blieb
b, konnte siie mit große
em Nutzen zu Studien und für
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die Vervollkommnung ihrer Allgemeinbildung verwenden.

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Zeitschriften, Radiosendungen und die Fernsehsatellitenschüssel,
über die sie alle gängigen Hausfrauenvorundnachmittagssendungen,
außerdem die spannenden Talkshows und die Sendungen aus den
Gerichten empfangen konnte, gaben ihr die Hilfe, sich auf die
späteren Lebensjahre, in der nach einer Zeit und Denken
ausfüllenden Beschäftigung verlangt wird, vorzubereiten. Marion
hatte wirklich alles was sie brauchte und sie war glücklich. Sie hatte
jede Freiheit und Ralf las ihr jeden Wunsch, von dem er dachte, dass
sie ihn haben könnte, von den Augen ab.
Wenn es ihre knapp bemessene Zeit zuließ, fuhr sie mit dem
Bus ins nächstgelegene Einkaufszentrum. Das war nicht weiter
kompliziert, denn die nächste, größere Stadt war recht komfortabel
in etwa vierzig Minuten Fahrzeit zu erreichen. Aber das war nicht oft
der Fall, denn die gemeinsamen Einkäufe erledigten Marion und Ralf
mit Ralfs Auto am Samstagvormittag in einem realen Supermarkt auf
der grünen Wiese. Und sie hatten alles was sie brauchten, denn die
Tiefkühltruhen im Keller des hübschen Einfamilienhauses waren
immer randvoll mit den leckersten Lebensmitteln gefüllt.
Marion konnte sich frei und unabhängig bewegen, denn sie
war eine moderne junge Frau. Sie konnte durch die weiten Wiesen
und Felder, die sich an das kleine Dorf anschlossen, spazieren gehen.
Und manchmal, an schönen lauen Frühsommernachmittagen, wenn
die Luft lau, und die Sonnenstrahlen nicht mehr ganz so heiß waren,
setzte sie sich auf eine verwitterte Bank unter einem uralten
Apfelbaum und sah lange und nachdenklich hinüber, über die
sattgrün gesprenkelten Blumenwiesen zum Kirchturm. Marions Welt

Seite 271
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______

war rossarot und wohlgeordne


w et, in dem Dorf
D in der Nähe
N des grroßen,
schwarrzen Waldess.
Wenn sie so
s in Gedanken versunken unter dem
d Apfelbaaum
saß, kam es ihr maanchmal vor, also ob die Äste und Blätter dess
Baums Geschichteen aus längsst vergangenen Zeiten wispern wü
ürden.
Sie spürte seine faast unheimliche Aura und Marion hatte das
Bedürfnis sich an den
d mächtiggen Baum zu
z lehnen und ihn zu
umarm
men. Manchmal, wenn sie sich unb
beobachtet fühlte, tat ssie es
auch. Dann
D war ihr ganz schw
windelig und
d es kam ihrr vor, als ob
b sich
die Weelt bewegen
n und schon bald auf de
em Kopf steehen würdee.
Abends, naach vollbracchter Tagesaarbeit bauteen Ralf und auch
Marion
n wohlgemu
ut an ihrem Häuschen. Das war ab
ber nur am A
Anfang
n war handwerklich niccht so begabt und daru
der Ehee so. Marion um
hatte Ralf
R viel an seiner
s Mario
on zu kritisiieren. Mario
on sah ein, dass sie
reichlicch ungeschickt war, und darum üb
berließ sie im
m Laufe derr Zeit
ihrem Ralf
R die han
ndwerklicheen Arbeiten.. Darüber war
w Ralf sehr
d Küche besser aufgeehoben
glücklicch, denn er fand, dass Marion in der
sei, und
d vom Baueen, Basteln und
u auch so
onst nicht viel
v versteheen
würde.
Müde und glücklich vo
on der Arbe
eit und der gesunden,
g ffrischen
Landlufft, ging Ralff mit seiner Marion früh zu Bett. So verging Jaahr um
Jahr un
nd Ralf spracch schon baald mit Freu
ude davon, wie
w angeneehm
erst das Rentnerleeben sein würde, wenn
n er eines Taages alles
abbezaahlt und sein
ne Kinder aus dem Hau
use wären. Ralf wusstee, dass
sie imm
mer glücklich sein würd
den, bis ans Ende aller Tage.
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Mein Freun
nd, liebe Kin
nder und lie
ebe Erwachsene. An so
olchen
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Stellen enden normalerweise Märchen. Nicht so bei Marion und Ralf.

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In Marions dreißigstem Lebensjahr begann sich etwas zu verändern.
Die Küche blieb immer öfter kalt. Marion fand nicht mehr die Lust
ihren Lieben etwas Schmackhaftes zu kochen. Und noch eine
schleichende Veränderung ging vor. Für die blonde Marion wurde das
Leben in dem hübschen Haus in dem hübschen Dorf weit draußen in
der grünen und gesunden Umgebung, in der Nähe eines großen
schwarzen Waldes, von Tag zu Tag grauer.
Man sah es ihr an und niemand wusste so recht, warum sich
ihr Gemütszustand so schnell verschlechterte. Ärzte konnten ihr nicht
helfen. Marion schlief schlecht und ihre Launen wurden von Tag zu
Tag schlimmer, obwohl es den Beiden (oder Vieren, wenn man die
Kids dazu rechnet) eigentlich recht gut ging.
Am Anfang nahm Ralf die Launen seiner Marion auf die
bekannte, leichte Schulter. Er suchte Gründe und dachte, es könnten
vielleicht die Wechseljahre sein. Doch eines Tages überraschte die
blonde und brave Marion ihren Ralf mit feuerrot gefärbten Haaren.
Ralf verstand die Welt und ganz besonders seine Marion mit ihren
verrückten Ideen nicht mehr. Aus der strohblonden Marion war über
Nacht eine langmähnige rothaarige Fabienne geworden.
Ralf war verzweifelt. Was würden die Nachbarn in dem
kleinen Dorf, weit draußen in der Nähe des großen schwarzen
Waldes wohl denken. Er sprach viel mit seiner Marion, manchmal
leise und oft auch ziemlich laut. Manchmal, aber nur manchmal
knallte er mit den Türen, aber nicht zu stark, denn die Türen in dem
hübschen Haus waren teuer und sollten ein ganzes Menschenleben
halten. Außerdem sollten die Nachbarn nichts vom Türen knallen

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______

mitbekkommen. Ab
ber Marion ließ sich niccht umstimmen. Mario
on
wollte nicht mehr die Marion
n sein, die sie war und Ralf
R konnte nur
noch reesigniert brü
üllen: „Die spinnt.“
s
Die ungescchickte Marion begann auch, sich für techniscche
Geräte zu interesssieren, und sie kam auff wunderlich
he Ideen. Siie
wollte unbedingt ein
e Handy haben,
h obwohl Ralf verrsuchte, seine
Marion
n mit rationaalen Argum
menten davo
on zu überzeugen, dasss das
wunderschöne Haaus doch ein
nen Telefonanschluss besäße.
b Abeer
n setzte sich
Marion h durch. Sie wollte nich
ht mehr geh
horchen, und eines
Tages hörte
h Ralf das Geräusch eines Han
ndys aus Maarions Hand
dtasche,
obwohl Ralf seine Erlaubnis zum Erwerb des Gerätees nicht geggeben
hatte.
Für Marion
n war es ein
ne liebgewordene Angeewohnheit, bei
schöneem Wetter zu
z dem einssamen, uralten Apfelbaaum zu gehen,
unter dem
d die verwitterte Ho
olzbank stan
nd. Nur dortt hatte sie d
die
Ruhe, über
ü sich un
nd die Welt nachzuden
nken. Gern und
u oft
telefon
nierte sie vo
on dort mit ihrem
i neue
en Handy.
Wenn sie die
d Gelegenheit fand und der Linieenbus die richtigen
Ab- und
d Ankunftszzeiten hattee, denn sie musste
m ja vo
or Ralf zuhaause
sein um
m ihn herzlicch zu empfaangen, fuhrr sie in die nächst
n größeere
Stadt, um
u in verschiedenen Zeitungen kleine Inserate aufzugeb
ben,
oder um
m andere, gleichgesinn
g nte Menschen kennen zu lernen.
Manchmal nahm sie
s auch dass Familienauto, aber Raalf war darü
über
nicht seehr erfreut.. Denn Fabieenne hatte die Angewo
ohnheit, sehr
schmuttzige Feld- und
u Waldweege zu befaahren, und Ralf
R musste dann
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am Sam
mstag sein Familienaut
F to gründlich
h putzen.
Einmal warr Ralf sehr verärgert.
v Beim Heraussfahren aus der
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Garage hatte er Fußabdrücke an der Innenseite der vorderen Scheibe

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des Familienautos entdeckt. Marion war sehr verlegen, aber sie
wusste nicht wie die Abdrücke da hingekommen waren, und auch die
vielen anderen Fragen von Ralf blieben unbeantwortet.
Wenn Marion in die große Stadt fuhr, über der auch heute
noch ein großer, silberner Stern schwebt und sich langsam dreht, traf
sie sich mit sympathischen Männern, die sie vorher noch nie gesehen
hatte. Marion wollte lernen und Erfahrungen auszutauschen. Die
Männer gingen danach wieder nach Hause, zu ihren Ehefrauen und
Marion fuhr zurück in das schöne Dorf zu ihren Kindern und zu ihrem
Ehemann. Von all dem ahnte Ralf nichts, denn Fabienne konnte
schweigen und in dem hübschen Haus hatte sie immer ihr Handy
abgestellt um Strom zu sparen. Vielleicht hätte es Ralf auch nicht
interessiert, denn er war mit seinem Betrieb und der vielen Arbeit am
Haus beschäftigt. Die heile Welt von Ralf sollte noch größer, noch
schöner und perfekter werden. Nur für Marion war es keine schöne
Welt mehr.
Eines Tages erzähle Marion (oder Fabienne) einer neuen
Freundin aus der großen Stadt, von dem Apfelbaum, und dass es ihr
manchmal so vorkäme, als ob der uralte Baum zu ihr sprechen
würde. Viola, Fabiennes Freundin fand die Geschichte spannend,
denn sie besaß ein Gespür für Übersinnliches. Sie erzählte der
staunenden Fabienne von einem guten alten Freund mit besonderen,
spirituellen Fähigkeiten. Die rothaarige Fabienne war, wie es ihrem
weiblichen Naturell entsprach neugierig. Sie wollte wissen, was aus
ihr werden würde, in dem kalten Haus in dem hässlichen Dorf, weit
draußen in einer schrecklichen und ungesunden Umgebung inmitten

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________________
______

eines großen
g schw
warzen Wald
des, in der eine
e Marion
n unglücklicch war,
und diee rothaarigee Fabienne nicht mehr leben wolltte.
Wie die Geeschichte weeiterging, isst schnell errzählt. Marion
verliebt sich in den
n Mann mitt den spiritu
uellen Fähiggkeiten. Es b
beginnt
eine leiidenschaftliiche Affäre und Marion
n, die sich jeetzt Fabienn
ne
nennt, betrügt ihren Ralf. Dass ist keine besondere,
b v
vielleicht no
och
nicht einmal eine besonders erwähnensw
e werte, eherr eine alltäggliche
Affäre, wie sie schon seit Men
nschengede
enken immeer wieder
mmt, und jedem von un
vorkom ns passieren
n kann. Die Ursache für
Marion
ns Veränderrung kann man
m auf eine
e banale Bin
nsenweisheeit
ßiger Gebraauch der Ehee erzeugt ein
reduzieeren. Gewohnheitsmäß
unerträägliches Geffängnis der Triebe. Fürr die Ehemaasochisten isst der
Zwang der Regeln das höchstte Glück auff der Erde, für
f die Andeere die
Überwiindung dersselben, das erstrebenswerteste Ziel. Ein Apfeelbaum
und der Zufall hab
ben Fabienn
ne den Weg zur Freiheit gezeigt.
Eigentlich ist es diee klassischee Geschichte
e von Eva und den
unerträäglichen Zusständen im Paradies. Marion
M hat vom
v Baum der
Erkenntnis genasccht und die Zeit
Z war reif für Veränd
derungen.
Was lernen
n wir darauss? Wenn in der Küche zu oft die gleichen
Gerichtte gekocht werden,
w wäächst die Lust auf exotische Genüssse
außerh
halb des Parradieses, un
nd Sex aus der
d Joggingh
hose ist nurr
manchmal schön.

Vielleicht kann
k es sein
n, dass du an
n der Gesch
hichte etwas
vermissst? Wo bleiben Moral und Gerech
htigkeit? Ein
n pauschales Urteil
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wäre, Marion
M zu verdammen
v und Ralf zu
u loben, derr für seine kkleine
Familiee sorgt, wäh
hrend die geelangweilte Marion als rothaarige
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Seite 276
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Fabienne auf dumme Gedanken kommt. Auch ich habe oft über

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Marion und Ralf nachgedacht und wie ich mich als Unbeteiligter
verhalten würde. Für wen sollte ich Partei ergreifen, und wer gehört
verurteilt und verdammt? Sollte ich überhaupt zu einer Partei halten,
oder nach dem Motto: „Was du nicht willst was man die tu, das füg
auch keinem Anderen zu“ auf meinen Gerechtigkeitssinn hören?
Nach langen Überlegungen bin ich zu dem Entschluss
gekommen, dass wir gemeinsam über die Akteure meiner Geschichte
und deren Taten urteilen sollten? Ich lade dich ein, ein gerechtes und
moralisches Urteil zu fällen. Vielleicht hilft dir dieses kleine Spiel,
wenn du eines Tages unverschuldet in eine ähnliche Situation
geraten solltest.

Bevor du über Moral und Gerechtigkeit urteilst, betrachten


wir noch einmal die handelnden Personen. Die erste Person ist Ralf,
der immer noch ratlose Ehemann von Marion (der späteren
Fabienne). Ralf ist ein Typ, den man, ohne ihn näher zu kennen, als
„netten, kumpelhaften Kerl von nebenan“ bezeichnen würde. Ralf
hat im Laufe der Jahre einen kleinen Handwerksbetrieb aus dem
„Nichts“ aufgebaut. Ich finde, das ist eine beachtliche Leistung. Damit
du die Situation etwas präziser beurteilen kannst, musst du noch
wissen, dass Ralf und Fabienne in einem kleinen Dorf im Schwarzwald
leben (oder gelebt haben). Zusammen hatten die Beiden mit vielen
Eigenarbeiten ein Haus gebaut und ausgebaut. Es war Ralfs
Lebenstraum. Aber die hohen Schulden „drückten“ und belasteten
das Verhalten von Ralf. Seine Nerven „lagen blank“, wie man so
schön sagt.

Seite 277
________________
______

Was wir biss jetzt noch


h nicht wisse
en ist, dass sich Ralf „in
n
seinen vier Wändeen“ manchm
mal etwas gehen
g lässt. Er ist eiferssüchtig,
vielleicht auch etw
was gefühlsrroh-cholerissche und err neigt zu leichten
Gewaltttätigkeiten, wenn er nicht
n mehr weiter
w weiß
ß. Es konnte
vorkom
mmen, dass seine geliebte Ehefrau
u Marion (oder Fabienn
ne)
gelegen
ntlich eine Ohrfeige
O beekam, wenn
n sie nicht so
o „spurt“ w
wie Ralf
es sich vorstellte. Aber
A die beeiden hatten
n sich arran
ngiert, und ssahen
die kleiineren Tätlichkeiten alss interne Faamilienangeelegenheiten, die
Außensstehende niichts anzugehen hatten.
Eine ergänzende Inforrmation mö
öchte ich dirr nicht
vorenth e Schwächee für die hilfreichen
halten. Ralff hat eine geelegentliche
Damen m stimmst du mir vielleicht zu,
n vom Straßenstrich. Allles in allem
dass die guten Seitten von Ralf bei näherer Betrachttung doch etwas
verblasssen. Aber bitte
b behalte diese Insiderinformaation für dich.
Die rothaarige Fabienne (oder die
e früherer, blonde Marrion)
habe icch dir schon
n ausführlich
h beschrieb
ben. Zum daamaligen Zeitpunkt
utter aus und fühlte sich seit
übte siee den Beruff der Hausfrrau und Mu
geraum
mer Zeit in der
d ihr zugewiesenen Rolle
R nicht mehr
m sehr w
wohl.
Sie warr von der Eh
he mit Ralf und
u von seinem Verhalten etwas
enttäusscht. Oder anders
a ausggedrückt: „M
Marion hattte als Fabien
nne
keinen Bock mehrr auf Ralf.“ Aber
A das ahnst du ja scchon.
Die dritte Person
P in meiner kleine
en Geschich
hte, ist ein n
nicht
ders erfolgreeicher Schriiftsteller, de
besond en wir aus Diskretions-
D - und
Personenschutzgründen hier nur mit „R““ bezeichneen können, u
und der
bienne unteer anderem kurz und liebevoll „meein süßer
von Fab
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Schpatzzl“ genanntt wurde. „R““, (oder „Scchpatzl“) wo


ohnte zur
damaliggen Zeit etw
wa dreißig Kilometer
K vo
on unserem
m Paar entfeernt in
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Seite 278
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einer süddeutschen Stadt über der auch heute noch ein heller Stern

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leuchtet. Du wirst verstehen, dass ich die Stadt aus
Diskretionsgründen nicht näher bezeichnen kann. Mit etwas
detektivischem Gespür und einer Portion Allgemeinbildung wirst du
jedoch selber darauf kommen.
„Schpatzl“ ist nach seinen nicht näher überprüfbaren Angaben
Single, zumindest behauptet er das gern. Aber glaub ihm nicht zu
sehr, denn er hat eine blühende Phantasie und schwindelt
manchmal, aber nur in besonderen Ausnahmefällen.
Zum damalige Zeitpunkt und nach seiner Scheidung übte „R“
seinen Beruf von Zuhause, einer kleinen, bescheidenen
Dachgeschosswohnung aus, die den Vorteil hatte, dass er sie allein
bewohnte, und dass sie bequem durch einen diskreten
Tiefgaragenzugang zu erreichen war. Die Wesensart von „R“ ist mit
den Begriffen „sensibler und verständnisvoller Frauenversteher“
plastisch und ausreichend beschrieben.
Das alles musst du wissen, um ein abschließendes Urteil zu
fällen. Du mein Freund bist jetzt Richter. Dir obliegt jetzt die Aufgabe,
über Recht und Unrecht, über richtiges und falsches Tun zu urteilen.
Bitte gehe Verantwortungsbewusst mit deinem Rat und deiner
Entscheidung um. Bitte denke gut nach und lass dann deinem
moralischen Empfinden freien Lauf. Beachte bei deiner Urteilsfindung
auch die Auswirkungen. Denke dir eine gerechte Strafe aus, oder
sprich frei. Ganz so, wie es dein Gewissen befiehlt, oder wie du dich
vermutlich verhalten wirst, wenn du in eine ähnliche Situation
gerätst. Um dich bei deiner Urteilfindung zu unterstützen, habe ich
zehn Fragen für dich vorbereitet.

Seite 279
________________
______

1. Kannst du Verständnis
V s für die Un
nzufriedenheit und die daraus
resultieren
nden heimlicchen Ausbruchsversuche von Fabienne
aufbringen
n?

2. Wenn du dafür
d Verstäändnis aufbringst, darf sich Fabien
nne mit
einer „Notlüge“ die eggal aus welcchen Gründen, immer noch
eine Lüge ist und bleib
bt herausreden? Falls du
d hier mit einem
„Ja“ urteilsst, solltest du
d bedenken
n, dass du dann
d in ähnlichen
Fällen, vielleicht im eiggenen Umfeld keine Eh
hrlichkeit fo
ordern
darfst.

3. Darf sich Faabienne, un


nter Berückssichtigung ihrer schlim
mmen,
ehelichen Situation
S mit dem senssiblen „R“ in
ns Bett legeen, wo
doch Ralf (nach Fabien
nnes Aussagge) ein „blö
ödes und
gefühlsrohes Arschlocch“ ist, der es
e nicht and
ders verdien
nt?

4. Sind die Haandlungen von


v Fabienn
ne dadurch entschuldiggt, da
doch Ralf bekannterm
b maßen gewaalttätig und gefühlsroh ist?

5. a der Miseere von Ralff und Marion die Schuld


Wer trägt an d, und
was sollten
n die Beiden
n tun, um ih
hre Ehe zu retten?

6. Sollte Mariion ihrem Ralf


R alles gesstehen und die Affäre m
mit
dem dubio
osen „R“ beeenden? Ode
er soll Sie ih
hre Affäre(n
n) auch
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in Zukunft verschweiggen?
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7. Gibt es unter bestimmten Umständen ein Recht zum Mord,

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um sich aus einer unbefriedigenden Situation zu befreien?
Oder ist es besser, nach dem Zitat von Friedrich Nietzsche:
„Besser noch Ehebrechen als Ehe-biegen. Wohl brach ich die
Ehe, aber zuerst brach die Ehe mich!“ zu leben.

8. Gibt es eine Pflicht zur Lüge und zum Treuebruch, wenn ein
„Unrecht“ verhindern werden kann, oder eine unerträgliche
Situation abgemildert werden kann?

9. Ist „R“ als Verursacher zu verurteilen, weil er die gutgläubige


Marion mit allerlei spirituellen Taschenspielertricks auf
Abwege gebracht hat?

10. Ist Untreue wie Friedrich Schiller schon sagt, „nichts anderes
als ein viehischer Prozess zur Stillung viehischer Begierden?“

Urteile jetzt über Moral, Unmoral, Treue, Untreue, Lügen und


Ehrlichkeit. Ich freue mich auf dein gerechtes Urteil.

Seite 281
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______

Für

V olaa
Vi
Vio
[meinee beste, nicht zu dünne Freun
ndin …]
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Seite 282
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Mörderische Heiratsgedanken

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„Eine Sexual- und Eherevolution ist im Anzuge. Es ist nahe liegend,
dass der dadurch aufgerollte sehr verwickelte Fragenkomplex sowohl
die Frauen wie auch die Jugend besonders beschäftigt. Sie leidet wie
jene ganz besonders schwer unter den heutigen sexuellen
Missständen. Sie rebelliert mit dem vollen Ungestüm ihrer Jahre
dagegen. Das begreift sich. Nichts wäre falscher, als der Jugend und
den Frauen mönchische Askese zu predigen und die Heiligkeit der
schmutzigen bürgerlichen Moral.“
Wladimir Iljitsch Lenin

____________________

Gestählt durch Ehen und allerlei eheähnliche Beziehungen


habe ich es irgendwie geahnt. Die Frau ist von ihrer Natur her zum
Gehorchen bestimmt. Ihr ist das Glücklich machen anderer von der
Natur aufgegeben.
Liebe Leserinnen, ich höre die empörten Aufschreie, denn
solche Sätze sind politisch vollkommen unkorrekt. Bitte bleibt
besonnen. Gewalt ist keine Lösung. Man wird zwar so alt wie eine
Kuh, aber man lernt immer noch dazu, wie schon Goethe (oder
Schiller, wer es war ist mir momentan entfallen) einmal gesagt hat. Es
ist nicht so wie ihr denkt und noch weigere ich mich, auch so zu
denken.
Obwohl, manchmal befallen auch mich die Zweifel. Die Zeiten
ändern sich nun mal und auch ich muss umdenken lernen, um Neues

Seite 283
________________
______

und Un
ngewohntess erfolgreich
h zu lehren..
Halten wir der Ordnu
ung halber und
u mit küh
hlem Kopf d
die von
mir erm
mittelten Faakten fest: Tatsache
T ist, dass das Ergebnis
E meeiner
langjäh
hrigen Feldforschungen
n nur einen Schluss zulässt. Selbst
vollkom
mmen unabhängige und selbstbew
wusste Frau
uen schließeen sich
ohne laange Nachzu
udenken irggendeinem Mann an, von
v dem siee sich
lenken und beherrrschen lasseen. Sie heiraaten überleegt nach obeen, und
entsorggen geistig Unterbemit
U tteltes ohne
e Rücksicht auf die Reggeln der
Genfer Konvention
nen. Die Ursachen für die mentalee Betriebsblindheit
sind no
och nicht erfforscht. Abeer es mag darin
d zu suchen sein, daass
Frauen einfach ein en. Entwedeer als Ehemann,
ne Art Meistter brauche
Liebhab
ber, oder alls eine Art Beichtvater.
B . Das musste zwar mal in aller
Deutlicchkeit und ohne
o falschee Scham gessagt sein, aber diese
lebensn
nahe, aber weitgehend
w d vergessen
ne Erkenntnis ist leider auch
nicht vo
on mir. Sie wurde von mir nur etw
was griffigerr für den
sogenaannten Gend
der-Mainstrream umformuliert, istt aber dem Sinn
nach vo n mir sehr geschätzten Arthur Scho
on dem von openhauer,, der
diese zeitlosen Sättze in Parerrga und Paraalipomena II
I (Über die
Weiberr) ausführlicch, aber etw
was sperrig dargelegt hat.
h
Die weiteree Lektüre dees Schopenhauerschen
n Textes mö
öchte
ich dir ersparen,
e denn ich kan
nn die Richtigkeit der Ausführunge
A en
durch meine
m Langzeitstudien mit meinerr besten Freeundin und Muse
Viola so
ozusagen reepräsentativv beweisen.

Wie meinee Freunde, und


u auch die
e treuen Leserinnen m
meiner
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Fachpu
ublikationen
n vielleicht noch
n wissen
n, ist Viola eine
e vollkom
mmen
unabhäängige Frau im mittlereen Alter, wie unzähligee andere Fraauen
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Seite 284
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auch. Sie hat vor etwa sieben Jahren Werner geheiratet, um heute

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selbstbewusst mit beiden (sehr schönen und auch gut schließenden)
Beinen mitten im Leben zu stehen, und als aktive Projektmanagerin
das gemeinsame Leben zu meistern. Oder wie eine bekannte
Staubsauger-Firma behauptet: „Sehr erfolgreich ein kleines
Familienunternehmen zu führen.“
Wie auch immer es hinter den zugezogenen Gardinen einer
gutbürgerlichen Villa und einer kleinen Familie mit gehobenen
Ansprüchen zugehen mag? Tatsache ist, dass Viola und Werner eine
wunderbare Ehe der gegenseitigen Akzeptanz als notwendiges Übel
zur Erhaltung des gehobenen Lebensstandards führen. Mit Gucci-
Schuhen aus Schlangenleder und mehreren Prada-Täschchen gut,
aber nicht ausreichend versorgt, ist sich Viola in ihrem verflachenden
Eheleben der psychologischen, aber auch der pragmatisch bedingten
Vermengung todfeindlicher Werte nicht bewusst. Ich behaupte
sogar, dass sie es sich auch nicht bewusst machen will. Leider ist auch
dieser prägnante und durchaus erwähnenswerte Satz auch nicht von
mir, sondern von dem bekannten Philosophen und Autor
„Unbekannte Quelle.“
Dagegen hat Werner (Violas Ehemann, mein bester Kumpel
und Steuerberater in Personalunion) durch sein Kapital als
gutverdienender Steuerberater und Zahlenmensch ein Monopol
geschaffen, dem sich Viola unterordnet. Wir wissen nicht, ob die
Unterordnung freiwillig, oder durch Zwang erfolgt. Wichtig ist zu
wissen, dass Werner über die Macht verfügt, und Viola die
zugeteilten, wirtschaftlichen Privilegien genießt, ohne den
Klassenkampf der Massen aktiv zu forcieren. Denn Viola kennt die

Seite 285
________________
______

Problem
me, mit den
nen Frau zu kämpfen hat,
h wenn sie mit billigeen
Latscheen an den Füßen und dazu
d einem kleinen Hunger im Bau
uch, auf
der freien Wildbah
hn der gnad
denlosen Eittelkeiten im
m Zwiespalt von
fortschreitendem Alter und steigenden Ansprüchen
A n bestehen
möchtee.
Aus der Perspektive veersklavter Völker
V sind die Herrsch
henden
immer die Blöden. Das weiß Viola
V und Werner
W ahntt es auch, w
weil ich
es ihm gesagt habe. Aus dieseem und kein
nem andereen Grund
bekommt Werner von seiner Viola die der Kapitalisttensau
zusteheende Verachtung zu sp
püren. Andrrerseits verh
hält sich Vio
ola
konseq
quent nach dem
d in Insid
derkreisen bekannten und bewäh
hrten
Sklaven
nfreiheitssyyndrom. Dass Verhaltensmuster ist wissenschaaftlich
um bekannt. Es lautet in Kurzfassu
erforsccht, aber kau ung: „gib Fu
utter
mit Peitsche und das
d reichlich
h“, und in der Langfasssung: „Wenn man
Sklaven
n in die Freiheit entlässst, kommen
n die meisteen nach kurzzer Zeit
zu ihren Unterdrückern zurücck, denn da gibt es zwaar hin und w
wieder
Peitsch
henhiebe, ab
ber auch Fu
utter und Arrbeit, und das gibt dem
m Leben
einen Sinn.“
S
mmt Viola nach
Zwar bekom n meine
em Wissensttand keine
Peitsch
henhiebe, ab
ber wenn man
m die Züchtigung mitt ehelichem
m
Psychostress gleichsetzt, dann kommt ess auf das Gleiche raus. Dass
der dagegen
Viola hin und wied n aufmuckt stört Werner nicht seh
hr,
denn er kennt sein
ne Macht un
nd das ist gut so – jedeenfalls für W
Werner
und auch für mich
h.
Ich weiß, dass es jetzt zunehmend komplizieert wird. Damit wir
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berblick nich
den Üb ht verlieren, fassen wirr aus Gründen der
chrono
ologischen Übersicht
Ü ku
urz zusamm
men: Als eheemalige und
d
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Seite 286
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durchaus fanatische Revoluzzerin gegen vage definierte

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Ungerechtigkeiten in weit entfernten Ländern, mit offenem Ohr für
die Nöte der Arbeiterklasse in nie betretenen Fabriken, dazu mit
konsequente Engagement für den Schutz großer, möglichst knuffiger
Tiere mit unschuldigen Augen, ist Viola gezwungen, als Sklavin des
Kapitals ihre Menschenwürde und ihren Anspruch auf eine halbwegs
menschenwürdige Existenz in Champagner zu ersäufen. Das sagte
schon sinngemäß Wladimir Iljitsch Lenin, ein verstorbener
sowjetischer Politiker, aber Wladi kannte die modische Fahrrad- und
Biolädchenfolklore noch nicht, der sich Viola neuerdings verschrieben
hat, wenn sie aus Imagegründen nicht ihr schnittiges Mercedes-
Cabrio zum Bio-Wochenmarkt in Sindelfingen ausfährt.
Unstrittig müssen wir feststellen, dass Violas Ehe-Schicksal ein
schreckliches Schicksal ist. Meine beste nicht zu dünne Freundin Viola
muss bei vollem Bewusstsein das schwere Joch der Ehe ertragen.
Aber wie es im Leben so und nicht anders ist. Der Besitz von Geld
bestimmt nun mal den Grad der Macht und andererseits das
Spektrum des zu leistenden Gehorsams.
Andrerseits zahlt es sich für Viola auch aus, sich nicht zu sehr
zu mucksen, wenn die Vorteile die sie genießt, von Werner zu sehr
bemerkt werden könnten, denn Werner liebäugelt neuerdings mit
der hübschen Praktikantin, und die ist nicht ohne, rein figürlich
gesehen und dazu auch noch zweiundzwanzig Jahre jünger und sie
glaubt vor und nach der Besorgung noch an Liebe und solche Sachen.
Um das Thema mit einem weiteren, literarischen
Zwischenstopp etwas aufzuhellen, bleibt mir an dieser Stelle nur die
persönliche Feststellung, dass der Traum von einer perfekten Ehe nur

Seite 287
________________
______

ein Traum ist. Abeer nach mein


ner Erfahrung gibt es eine
e zeitlich
befristeete, furchtlo
ose Ehe, diee durch Reggeln und Rieegel wie ein
schwerrbewachtes Haus gegen mögliche Einbrüche abgesichertt
werden
n kann. Oft vergessen wird,
w dass Regeln
R und Riegel auch
h
Ausbrü
üche wirkun
ngsvoll verhindern solle
en, was nur selten gelin
ngt.
Doch bevor ich den sprichwörtlichen „ro
oten Faden““ meines Teextes
endgülttig verliere,, kommen wir
w zu Violass und Wern
ners Ehe zurrück.

Violas und Werners heeiliger Bund


d war natürlich, wie kö
önnte es
anders sein, eine Liebesheirat
L t. Ich kann mich sogar noch ziemlich
deutlich an das feiierliche Ereignis erinne
ern. Noch am
m Vorabend
d ihrer
Hochzeeit saßen Vio
ola und ich zusammen und wir freeuten uns auf den
nächsteen Tag. Ich auf das reicchhaltige Esssen und diee Abwechslu
ung
vom grrauen Singleeleben zum verordnete
en Fröhlichssein, und Viola auf
die fettte Beute, ab
ber das sagtte sie natürlich nicht. Jeedenfalls niicht so
deutlich.
Ich fand un
nd finde es auch
a heute noch menttal ergreifen
nd,
wenn sich
s zwei liebende Men
nschen unte
er so eindeu
utig definierrten
Bedingungen zusammenfindeen, um zuerrst vor dem Notar, dann vor
der Gessellschaft, und
u zum Sch
hluss vor de
er Geistlichkkeit in
Anweseenheit der umfangreic
u hen Mischp
poke eine im
mmerwähreende
Gemein
nschaft einzzugehen. Diieser dreifach abgesich
herte Vorgang
verspricht völlige Rechts-
R und
d Gefühlssiccherheit und
d besiegelt die
egoistissche Rechteesicherung. Nur nebenbei erwähn
nt wurde deer
Umstan
nd, dass Vio
ola am Morggen ihres le
etzten Tagess in Freiheitt einen
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Ehevertrag in Liebe und Vertrrauen unterrschrieben hatte.


h
„Es ist nur eine Formaalität, wegen
n den Steueern und so …
…“,
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sagte mir Viola beiläufig, aber ich hab es sofort erkannt. Es waren

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Werners kluge Worte aus Violas schönem Mund. Hätte ich ihr das so
deutlich sagen sollen? Viola war in bester Vorheiratslaune und trotz
zweier Fehlstarts noch nicht zu sehr eheverseucht. Endlich, nach zwei
gescheiterten Ehen, war sie wieder Braut, und es sollte eine
Liebesheirat mit allem Drum und Dran und einem kapitalen Goldfisch
am Angelhaken werden. Werner dachte vermutlich ähnlich, aber wie
ich ihn kenne, mehr an eine Fußkette um Violas schlanke Fesseln,
mit einem möglichen Aktionsradius zwischen Küche, Waschmaschine
und Bett.
Viola befand sich an diesem Tag, auch am Abend, und auch
noch vor dem Standesbeamten auf einer rosaroten Gefühlswolke.
Treu und brav wie es sich für eine liebende Frau gehört, hatte sie der
Gütertrennung und dazu dem Verzicht auf Zugewinn- und
Versorgungsausgleich zugestimmt. Viola und Werner waren sich
einig, denn es war ja nur eine unwesentliche Formsache, dass Viola
auch auf nachehelichen Unterhalt (außer für die Zeit der
Kinderbetreuung) verzichten sollte. Auch an später hatte Werner der
Gute gedacht. Falls die Ehe scheitern würde, was einen Tag vor der
Hochzeit undenkbar erschien, sollte Viola eine Abfindung von
sensationellen 30.000 Euro erhalten. Frühestens aber nach einer
zehnjährigen Ehe und keinesfalls vorher, oder bei einer kürzeren
Ehedauer als genau abgezählte dreitausendsechshundertundfünfzig
Tage.
Zwar weiß ich, und jeder einigermaßen klar denkende Mensch
auch, dass solche Eheverträge nach einem Urteil des
Oberlandesgerichts München (Aktenzeichen 4 UF 7/02) unwirksam

Seite 289
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______

sind, ab
ber das wussste Viola nicht. Dabei sagt das Urrteil eindeuttig,
dass so
o ein Eheverrtrag einer „gleichbere
„ echtigten
Lebensspartnerschaft" widerspreche, den
nn er begün
nstig den Mann.
Die Frau müsse au
uch nach deer Scheidungg ihren durcch die Ehe
rechtm
mäßig erworrbenen Lebeensstandard
d beibehalteen können. Die
Richterr sahen es in
n dem erwäähnten Fall als erwiesen an, dass d
der
Mann bei
b Unterschrift des Veertrags „sein
ne dominan
nte Lage"
ausgespielt habe.
Werner waar besser infformiert un
nd hatte and
dere Vorsteellungen
von ein
nem durch seine
s Arbeittskraft finan bensstandard
nzierten Leb
einer Ex-Ehefrau. Er hatte in den
d Ehevertrag eine zu
usätzliche K
Klausel
aufgenommen, daass Viola den Ehevertraag in „freierr
Willenssentscheidu u vermutlich mit dem
ung" akzeptiert habe, und m
weitereen Zusatz, dass
d sie bei Unterschrifft auch im Vollbesitz
V ihrer
geistigeen Kräfte geewesen wärre, was sie nachweislic
n h nicht warr und
oft auch nicht ist. Zur Belohnung für so viel
v Wohlverhalten durrfte
Viola ih
hre rostrotee Uralt-VW Prollschüsse
P el aus der Pink-Floyd
P Serie
gegen ein
e neues SLK Modell mit
m Stern un
nd geschmaackvoll
nuancieertem Ledeer an Echtho
olz vertauscchen, das Werner
W günsttig und
für sein
ne Firma steeuerminderrnd für erst mal drei lan
nge Ehejahrre
geleastt hatte.

usste natürlich, und das dürfen wir ihm auch nicht


Werner wu
übelnehmen, dasss das Timingg und die Um
mstände für
Vertraggsabschlüssse eminent wichtig
w sind h weiß das jedes
d. Eigentlich
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Kind, das zuerst mit


m Bonbons gelockt wirrd, und vorh
her, in Ausssicht
der fastt greifbaren
n Süßigkeiteen, das Verssprechen ab
bgepresste
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Seite 290
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bekommt, endlich brav zu sein.

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Und was war mit Viola und ihrem Verstand? Viola hat ihrer
geistigen Tugend gefrönt, wie andere dem Rauchen. Nur darum hatte
sie keine Alternative. Der Ehevertrag war ein Angebot, dass sie nicht
ablehnen konnte. Werner wollte ihre Unterschrift auf dem Vertrag
und dazu ihr schwaches Gehirn.
Da Viola in meinem vorliegenden Buch auch als Frau
Mustermann herhalten muss, ist es wichtig zu wissen, dass drei von
vier Frauen das Thema Finanzen aus den verschiedensten Gründen
ausblenden. Das geht aus der Commerzbank-Studie „Die Psychologie
des Geldes" hervor. Viele Frauen agierten in Geldfragen weniger
selbstständig als Männer. Die Mehrzahl verdrängt die Zahlen, Daten
und Fakten der ehelichen Unternehmung regelrecht, und bürdet dem
Mann die schwere Last der Finanzverwaltung und damit auch die
gerechte Zuteilung der Kohlen auf. Das bedeutet, dass der Mann der
Kapitän des Eheschiffs ist, und Viola, stellvertretend für die Mehrzahl
der verheirateten Frauen, die Heizerin, die ein bisschen die Kohlen
hin und her schaufeln und auch verbrennen darf. Das ist
charaktervoll, denn wie wir aus der Geschichte der Seefahrt wissen,
können Heizer auch ziemlich rabiat werden, wenn es nicht genug
Kohlen gibt. Sie neigen zur Streitsucht, zur Revolution und verlassen
wie die klugen Ratten auch gern mal vorzeitig das sinkenden Schiff,
um auf einem sichereren Dampfer mit mehr Kohlen anzuheuern –
metaphorisch gesprochen. Da Viola eindeutig zur Mehrheit gehört,
gab es für seine keine diskutierbare Alternative, denn ihr Gehirn
hatte ja bei der Planung von strategisch platzierten Streu-Engelchen,
Tischordnung mit Rosen und unschuldig, weißem Hochzeitskleid mit

Seite 291
________________
______

Myrten
nkränzchen (geschlosseen) schon ausgesetzt.
Nach dieseer Vorgeschichte und zu
ur Feier dess kommend
den
Tages, gab es für mich
m nur no
och die Entsscheidung zw
wischen Joh
hnnie
(Walkeer) und Jim (dem
( guten alten Kumpel Beam aus dem schönen
Kentucky). Mein Glaube
G und meine Hofffnung auf eiine bessere Welt
brauchten dringen d Dinge lustiger
nd spirituose Hilfe. Ich beschloss die
zu nehm
men als sie sind, denn ich hatte sie zu lange ernster
e
genommen, als siee es verdien
nten.

Es war, wiee es sich fürr eine Liebeshochzeit gehört,


g im scchönen
Mai. Diie Frühlingsluft war an diesem Vorabend besonders säm
mig.
Schon das
d Zusamm
mentreffen dieser Fakttoren hätte mir als Warrnung
vor derr göttlichen Hinterlist erscheinen
e müssen.
m Deenn aus Erfaahrung
weiß icch, dass der liebe Gott, wenn er ess gut meint,, ein ziemlicch
nachtraagender Sch
herzkeks sein kann. Zumindest sin
nd seine götttlichen
Wege unergründli
u ch, währen
nd der Menssch denkt, dass
d er um eeiniges
ausgekkochter ist.
An sich ist nichts dageegen einzuw
wenden, wenn sich zweei
Mensch
hen zusamm
menfinden, um eine ge
ewisse Zeit gemeinsam
g m zu
leben. Aber
A wer sich nur auf weltlichen
w Versprechu
V ngen verlässst, der
schließt nur einen unzulänglicchen Vertraag. Eine dop
ppelte oder noch
besser,, eine dreifaache Absich
herung ist vo
on Vorteil. Jeder
J weiß, dass
Verspreechungen nichts
n bedeu
uten und naach Belieben gebrocheen
werden
n. Zur vollko
ommenen Selbstaufgab
S be gehört mehr.
m Und zzwar die
Dienstleistung dess Glockengeeläuts und des
d Absegneens durch den
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weltlich
hen und sichtbaren Vertreter des unsichtbaren Beherrscchers
der him
mmlischen Liebesmach
L t.
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Seite 292
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Auch Viola und Werner wollten auf Nummer Sicher gehen und

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fanden sich nach dem Notartermin und dem standesamtlichen Ritual
bei einem bei einer weltlichen Institution angestellten Großmeister
der den Neigungen entsprechenden Glaubensrichtung ein. Es war ein
feierlicher Vorgang, der nicht nur die Seele mit Weihrauch und
rituellen Formeln angenehm ruhigstellte. Es war auch ein Vorgang
des Abschieds und den Neubeginns. Der unbeschwerte
Lebensabschnitt der weiblichen Unzuverlässigkeit neigte sich dem
Ende zu, und der neue Lebensabschnitt mit geordneten Verhältnissen
sollte nun für Viola beginnen. Angenehm an diesem Anlass war, dass
man zu dieser Gelegenheit den Freunden, Verwandten und
Bekannten mal so richtig zeigen konnte, dass man es sich leisten
kann, das Opferlamm schön geschmückt zur Schlachtbank zu führen.

Zwar bin ich nicht überdurchschnittlich religiös motiviert, aber


ich mache mir hin und wieder so meine spirituellen Gedanken. Ich
dachte an „erlöse mich von dem Übel …“, und dass Ehen angeblich im
Himmel geschlossen werden, wie der Dichter sagt. Blitz und Donner
führen im Himmel eine ideale Ehe, auch das ist bekannt. Dennoch
drängten sich mir misstrauische Fragen förmlich auf. Eine immer
noch unbeantwortete Frage bewegt mich besonders. Auf der realen
Mutter Erde leiten Blitzableiter die kritische, vom Himmel kommende
Energie ins Erdreich ab – dahin wo nach der Legende der Teufel
wohnt. Die irdische Kirche und der allwissende Herrgott im Himmel
gehören untrennbar zusammen. Aber warum haben Kirchtürme und
Kirchen Blitzableiter? Trauen die Kirchenbesitzer dem Partner in den
Wolken nicht über den Weg, und braucht der Teufel göttliche

Seite 293
________________
______

Energiee? Solche Gedanken gingen mir du


urch den Ko
opf, als ich V
Viola im
schneeeweißen Hocchzeitskleid
d sah.
Liebe Leserrin, lieber erwachsene und durch Erfahrung
geläuteerte Leser. Ich gehe davvon aus, daass ihr moraalisch gefesttigt und
im Vollbesitz eurer geistigen Kräfte seid.. Darum mö
öchte ich eu
uch die
besond
deren Ereign
nisse dieserr ergreifend
den Zeremonie nicht
vorenth
halten.
Ich war gan
nz dicht, sozzusagen hautnah dabeei. Es war ein
feierlicher Momen
nt, und ich muss
m zugeb
ben, auch ich durfte
erfolgreeich gegen die Tränen der Rührun
ng ankämpffen. Meine
dreilagigen Papierrtaschentücher gaben mir
m noch weeniger
Auslauffschutz als eine
e zweiflü
ügelige Slipe
einlage, und
d ich zerknü
üllte
zwei Taaschentücheer mit temp otto voce, aber mit
po, und ein weiteres so
nervöseen Händen..
Zwar hattee ich beim Gang
G in die Kirche
K zuersst etwas An
ngst,
denn das Zweifelh
hafte ist nun
n mal das Ungewisse. Als
A bekenneender
Atheistt und Frevleer, der vor laanger Zeit auf
a einer Kirrchenbank ((siebte
Reihe links) sogar einen erstkklassigen Haand-Job mit entschlossenem
Mösengriff, garnieert mit jubilierendem Gesang
G geno
ossen hattee,
bewegtte ich mich sozusagen auf feindlicchem Territo
orium. Daru
um hielt
m Betreten der heiligen Stätte zue
ich beim erst einmal sehr vorsicchtig
einen Finger
F in das Weihwassserbecken – etwa so, wie
w wenn m
man eine
glasklare Flüssigkeeit prüfen will,
w ob es sicch um Salzssäure oder
Quellw
wasser handelt. Aber mir geschah nichts
n Böses. Das Kirch
hendach
stürzte nicht ein, und
u ich dach
hte im Schrritt etwas errmattet an d
den
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Vortag und an schwingende Glocken.


G
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Ius primae noctis10 war zwar aus traditionellen Gründen das

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mir zustehende Recht an meiner Freundin Viola, das ich seit Jahren
auch ausgiebig in Anspruch genommen hatte. Doch auch in Zukunft
und nach Violas entscheidendem „Ja, ich will“ wollte ich schon aus
Gewohnheitsgründen nicht darauf verzichten. Immerhin hatte ich als
neutraler Berater, die feinen, die unschuldig weißen Spitzendessous
mit ausgesucht und den perfekten Sitz fachmännische begutachtet.
Du musst mich nicht schockiert verdammen. Ich darf das, denn ich
bin Violas Vertrauer für alle Gelegenheiten. Doch etwas anderes
hatte ich nicht bedacht. Eigentlich traf mich die Hauptschuld an dem
absehbaren Desaster. Denn ich hatte die Kuh geschmückt, damit ein
anderer, und zwar mein bester Freund sie zur Schlachtbank führen
konnte.
Bitte verurteilt mich nicht. Ich bin nicht so mutig, dass ich eine
Märtyrerin, die im festen Glauben an das Gute und Reine ihre
fanatischen Taten vollbringt, von ihrer Entscheidung abbringen kann.
Immerhin, und das muss ich mir zugutehalten, habe ich Viola zuerst
mit schönen Worten, dann mit deftigen Ausdrücken, und zum Schluss
durch langsames zuschnüren ihres reizvollen Korsetts zu verstehen
gegeben, dass eine Heirat schon immer ein Vorgang war, der nur mit
der Erwartung verknüpft wird, dass sich der Besitzstand oder die
Vorteile vergrößern. Wer geht schon bewusst das Risiko ein, sich
durch eine Ehe zu verschlechtern. Niemand mit klarem Verstand
heiratet freiwillig, wenn dauerhafte Nachteile zu erwarten sind. Alle
10
Mit ius primae noctis (lateinisch „Recht der ersten Nacht“) wird das Recht eines Herrn bezeichnet, bei
der Heirat von Personen, die seiner Herrschaft unterstehen, die erste Nacht mit der Braut verbringen zu
dürfen.

Seite 295
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______

andereen Gründe sind nur hüb


bsche Schleifchen auf bunter
b Verp
packung
um einen eigentlicch sehr banalen Inhalt fürs latent schlechte
Gewisssen aufzupim
mpen.
Unwillkürlich muss ich
h an die guten alten Zeiten denken
n.
Früher war irgendwie alles beesser. Heiraaten war ein
ne rein mateerielle
Angelegenheit, beei der handffeste Vorteile eine entsscheidende Rolle
gespielt haben. Daamals wäre kaum jemaand auf die Idee gekom
mmen
„aus Lieebe“ zu heiraten. Auch
h wenn uns die Beschreeibungen deer
klassiscchen Liebesspaare aller Epochen ettwas anderees weismacchen
wollen.. Es mag ja sein,
s dass hin
h und wied
der tiefe Lieebesgefühlee
nd der brutaale Vorteil im
vorhanden waren.. Aber letzteendlich stan
Vordergrund der Paarungsen
P tscheidung, der dann als
a „Liebe“,
hichtsverfälsscht wurde. Liebe entsstand
sozusaggen nachträäglich gesch
durch die
d Vermehrung des Beesitzstandess, zum Beisp
piel durch d
die
Zusamm
menlegung von Äckern
n und Höfen
n zweier Fam
milien. Auch
h die
Verbind
dung von Sttammes- od
der Fürstenhäusern waar eine belieebte
Variantte um den Frieden
F zu sichern
s und Länder zu vereinen.
v D
Die
Liebe hat
h sich im Laufe
L des Zu
usammenle
ebens dann schon irgen
ndwo
und irggendwann eingefunden
e n. Aber solche banale Heiratsgrün
H de sind
für die klassische Literatur
L weenig geeignet. Besser klingen
k Storrys, die
sich am
m Romeo-un
nd-Julia Prin eren, und ohne Umwege die
nzip orientie
zerebraalen Gemüttszentren deer weibliche
en Bevölkerrung paralyssieren.
Aus Inspiraationsgründen habe ich
h vor einiger Zeit in meeinem
Lieblinggsbuch aus der einschlägigen, spirrituellen Literatur
geschm
mökert. In der Bibel kan
nn man übe
er den legen
ndären Köniig
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Salomo
on lesen, wie er klug un
nd besonne
en seinen Beesitz verwalltet hat.
Über siebenhundeert Ehe- und
d dreihunde
ert Nebenfrauen wurdeen von
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Seite 296
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kastrierten Haremswächtern bewacht.

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Mohammed ist da anders, und zwar behutsamer
vorgegangen. Er wollte sich und seinen Anhängern diesen
Verwaltungsaufwand nicht antun, und begrenzte die Zahl der
Ehefrauen. Pro Mann waren von nun an höchstens vier Ehefrauen
gestattet, aber dafür war er für seinen ganz persönlichen
Hausgebrauch auf die ganz, also die wirklich ganz jungen Mädelz
spezialisiert. Sich selbst gestand er jedoch einen etwas größeren
Harem von zehn Ehefrauen und zwei Konkubinen zu.
Im alten China ging man etwas anders vor. Den Frauen
wurden die Füße so lange bandagiert, bis sie mit ihren anmutig
kleinen Füßen das Haus kaum noch verlassen konnten. An das mag
Werner vielleicht gedacht haben, aber eine Ehe ist nun mal eine
Vereinbarung über eine wechselseitige Dienstleistung mit
gegenseitiger Bedürfnisbefriedigungsabsicht. Erst mit dem
gegenseitigen Versprechen, die Bedürfnisse nach dem Grad ihrer
Wichtigkeit zu befriedigen, entsteht eine ungeschriebene
Übereinkunft, die das zeitlich begrenzte Zusammenleben regelt.
Damit meine präzise und auf historischen Fakten begründete
Beschreibung nicht zu ernüchternd klingt, wird die Ursache einer
Eheschließung mit dem Begriff „Liebe“ ausgeschmückt. Oder hast du
nur geheiratet, weil nur Nachteile aus der Verbindung zu erwarten
waren?
Bei Viola muss es reine und wahre Liebe gewesen sein, denn
erst im Nachhinein entschied sich Viola für das Denken. Nicht vor
ihrer Ehe, sondern in ihrer Ehe, und da war es schon etwas zu spät.

Seite 297
________________
______

Kom
mplizen

„Men
nschen sind nicht treu, weil sie es versprecheen. Wer kan
nn von
sich behaupten, alle Versprechen einzzuhalten? Wer
W hat nocch nie
gelogen? Wer haat noch nie eine Regel gebrochen?
g ? Falls es so
o einen
Menschen gibt, schreibt miir. Besser no
och, meldett euch bei eeinem
Zoo, damit dieseer Mensch als
a Unikum dort ausgestellt wird. Es ist
eine bitttere Wahrheit: Liebess- und Treue
eschwüre siind nichts anderes,
als Verrsprechen ohne
o werthaaltige Garan
ntien. Darum
m plane keiin Haus
auf Liebes- und
d Treueschw d darauf einen
würe. Keine Bank gibt dir
Kredit.“
________________
______

Bei Violas Blick


B musstee ich spontaan an Alfred
d Hitchcockk
n, der einmaal gesagt haaben soll, daass sich derr wahre Horrror nur
denken
aus derr Realität deer Ehe entw
wickeln kann
n. Das fängtt mit Mord aan und
geht üb
ber Betrug und
u Trunksu
ucht bis zum
m Rauchen. Viola zog n
nervös
an ihrer Zigarette, und vor ihrr stand ein leeres Longgdrink-Glas.
„Du weißt ja,
j mit Werrner läuft ess die letzte Zeit
Z nicht m
mehr so
gut. Eiggentlich kan
nn ich ihn niicht mehr se
ehen. Ich üb
berleg scho
on, ob
ich den
n blöden Arssch nicht um
mbringen so
oll.“
Das reale Leben
L hält doch
d immerr wieder neu
ue
Überraschungen bereit.
b Ich seehe Viola an
n und bekomme das
unschu
uldigste Läch
heln der Fraauenwelt un
nd dazu einen Blick zurrück,
der mirr sagen soll:: „Das ist do
och nur so dahergered
d et, das ist n
nicht
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ernst gemeint.“
Mir schießeen alle mögglichen Gedanken durch den Kopf. Ist das
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Seite 298
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nun ein besonderer Versprecher nach bewährter Freudscher

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Tradition, oder ein hundsgemein-hinterhältiger Test, um zu prüfen,
wie ich darauf reagiere. Versucht meine beste Freundin für alle Fälle,
Grenzen zu überschreiten und weiß noch nicht, ob sie jetzt mit
Vorwürfen „beschossen“, oder mit freudig ausgebreiteten Armen
empfangen wird.
Ich muss mich zumindest verbal etwas dagegen wehren, um
nicht zum Komplizen ihrer Gedanken zu werden. Mein schwach-
hilfloser Einwand: „Wie kommst du denn darauf, so etwas denkt man
nicht einmal ...“, wird von Viola wie erwartet beantwortet: „Das war
doch nur ein Scherz.“
Ich lächle gequält. Um die makabre Situation zu entspannen,
erzähle ich Viola einen Witz, den ich in einer älteren Ausgabe des
Playboy gelesen habe: Nach gerade mal vier Wochen Ehe ruft die
junge Braut schluchzend bei ihrer Mutter an. „Mutti, wir hatten
heute unseren ersten Ehekrach.“
Die Mutter versucht die weinende Tochter zu beruhigen. „Das
kommt doch in jeder guten Ehe vor.“
„Ja, aber ich weiß nicht, wohin mit der Leiche.“
Das herzliche Lachen steht Viola gut. Ihre weißen Zähne
blitzen und die Atmosphäre an dem kleinen runden Tisch im Bellini,
unserem Lieblingsbistro, ist entspannt, aber Viola spürt, dass ich
nachdenklich geworden bin, denn sie spendiert mir ausnahmsweise
ein kaltes Pils, was in Sindelfingen ein dünnes Bier und nicht
empfehlenswert ist.
„Hoffentlich denkst du nicht schlecht über mich …“
Ich versuche, nichts Schlechtes über Viola zu denken, und

Seite 299
________________
______

leere mit
m dem Ged
danken an ein
e gut gezaapftes Ruhrggebietspils mein
Glas.
„… du weiß
ßt, dass ich so etwas niemals tun würde“
w ist V
Violas
liebensswürdige An
ntwort. Ihree Nasenflügel beben ettwas, und sie senkt
wie diee heilige Hild
degard von Bingen beim Anblick ihres Bischo
ofs mit
heruntergelasseneen Hosen, demütig
d den
n Blick. Trottzdem spüree ich es
überdeeutlich. Violaas impulsiveer Aussprucch war kein Scherz. Dass war
ein Tesstballon, um
m festzustelllen ob und wie
w ich daraauf reagieree.
Ich reagiere nicht, den
nn ich weiß,, und dazu muss
m man kkein
Wissen
nschaftler seein, sondern
n nur mal einen beliebigen Friedh
hof
hen und die Inschriften auf den Grrabsteinen studieren,
besuch s d
dass
das gessundheitlich
he Risiko in einer Ehe nicht
n zu unterschätzen ist.
Verheiratete Männer gehen hohe
e Risiken ein. Sie sterben
doppelt so oft und
d früher als unverheiratete Männeer, wenn siee mit
einer emotional unausgeglich
henen Frau zusammen sind. Ehem
männer
von gesstressten un
nd verärgerrten Ehefrau
uen gehen ein
e zweifach
höherees Risiko ein
n, an Herzerrkrankungen
n zu sterben
n als
unverh
heiratete Määnner. Verh
heiratete Männer sind zwar oft
Nichtraaucher, denn irgendwo
o muss ja ge
espart werden, dennocch sind
sie tend
denziell dicker, haben schlechtere
e Blutwerte und höhere
Cholestterinwerte als Singlemänner.
nübersehbaar: Jede Form der Ehe sschadet
Es ist eindeeutig und un
der Figur und der Gesundheitt.
Viola kenntt meine Ged
danken nich
ht, und das ist gut so. SSie
saugt an
a ihrem Strrohhalm. Ihr Glas ist leer und das saugende
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Geräussch ist die unausgespro


ochene Auffforderung, mich
m zur
revanchierenden Tat
T zu beweegen. Ich kü
ümmere micch um frisch
he
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Getränke und winke dem Kellner.

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Sie schweigt, ich schweige. Der Kellner kommt, nimmt die
Order in Empfang und geht wieder. Wir schweigen immer noch und
warten auf Getränke.
Plötzlich sprudeln die Worte, etwas zu schnell gesprochen, um
die Anspannung vollkommen zu verbergen, aus ihrem Mund.
„Aber wenn ich an seine alten grünen Jogginghosen denke,
kommt mir das große Kotzen. Der hat sie immer bis unter die Arme
hochgezogen und das Hemd reingestopft. Und jeden Abend das
gleiche Ritual. Der kommt nach Hause, streichelt seinen blöden
Hund, öffnet seine Post an, holt eine Flasche Bier aus dem
Kühlschrank, setzt sich vor den Fernseher und sagt dann endlich
guten Abend.
Und Sex! Ich glaube der weiß gar nicht mehr was das ist.
Vielleicht treibt er es ja mit seiner Töle. Na ja eigentlich ist es ja ganz
praktisch, er lässt mich in Ruhe.“
„Armes Schätzchen, du hast es wirklich schwer“ ist meine
mitfühlende Antwort, die ich wirkungsvoll mit etwas abgesenkter
Stimme und meiner körperlichen Zuwendung verstärke. Meine Hand
liegt auf ihrem Unterarm, den sie nicht wegzieht, und ich spüre die
Hitze ihres Körpers und denke spontan an Frenzy von Hitchcock, dem
Meister.
Trotz aller Sympathie für Violas Situation werde ich mich
hüten, meine ehrliche Meinung zu sagen. Eigentlich finde ich das
Verhalten von Werner ganz praktisch und durchaus akzeptabel. Ich
begrüße meinen Geschirrspüler und meinen Fernseher ja auch nicht,
wenn ich müde von der Maloche nach Hause komme. Denn eines ist

Seite 301
________________
______

klar, un
nd man kann es sich niccht oft genu
ug ins Bewu
usstsein zurück
rufen: Die
D Dinger hätten
h ohnee mich keine Existenzb
berechtigung und
würden
n nutzlos in der Ecke, oder
o noch scchlimmer beim
b Händleer
verstau
uben, wenn ich mich niicht jeden Tag
T abplageen würde, um dem
Stromliieferanten mein
m mühsaam Angesch
hafftes zu geben. Aberr das ist
wohl tyypisch männ
nliches Denken, und niicht für die sensiblen O
Ohren
meinerr angebeteten Viola beestimmt.
„Sag mal, du
d bist doch
h nächstes Wochenend
W de auf dieseem
Seminaar, brauchstt du da dein
ne Wohnungg? Ich musss mal zu mirr selber
finden und Ruhe haben
h ...“ ist die Frage, die das balldige Ende u
unseres
Zusamm
menseins ankündigt. Nicht
N das ich
h da etwas dagegen
d häätte. Ich
verleihe meine Wo
ohnung gerrn zur allgem
meinen Nuttzung für
außereeheliche Eskkapaden. Ich
h freue mich
h auch, wen
nn ich nach
stundenlangen, näächtlichen Spaziergäng
S gen im Regeen, endlich iin
meine verqualmte
v e Bude zurückkehren, und
u erst maal die
überqu
uellenden Aschenbecheer leeren daarf. Das ist eine
e
Beschäftigung, diee einem Nichtraucher wie
w mir beso
ondere Freu
ude
bereiteet. Vielleichtt sollte ich ihr meine Wohnung
W mal probeweeise
„zum sich mal selb
ber finden“ überlassen.
Mir gehen edle Phantaasien durch
h den Kopf. Vielleicht sitzt
Viola sttundenlang strickend, oder mit einer anderen
n schönen
Handarrbeit beschääftigt auf meinem
m Sofaa und hängtt ihren Gedaanken
zur spu
urlosen Beseeitigung Ihres Ehemanns nach, wäährend sie n
nach
und nach meine Seektvorräte dezimiert. Oder
O sie maacht mal waas ganz
Perversses. Ich wagge ja gar niccht daran zu
u denken. Meine
M Wohn
nung
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müsstee mal wiedeer richtig sau


uber gemaccht werden,, und auch m
meine
Fensterr. Und wenn
n sie in ganz abartiger Stimmung ist, dann pu
utzt sie
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Seite 302
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auch meine Küche.

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Ich schließe die Augen und in meiner Phantasie sehe ich sie
auf den Knien den Fußboden schruppen. Es wäre vom ästhetisch-
visuellen Standpunkt betrachtet meine ganz private Rocky-Horror-
Küchen-Show, oder die Emanzipation einer Sklavin aus der
Unterdrückung durch einen Anderen in die Unterdrückung durch sich
selbst.
Ich muss mich beherrschen, dass ich nicht zu viel sage und
durch ein verräterisches Grinsen meine Phantasie von der optischen
Leine lasse. Ein kurzes, verklärtes Lächeln und die Zuflucht in den Rat
der Bibel müssen reichen.
„Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im
Herrn geziemt.“
Ich lächle immer noch und Viola versteht nicht was ich damit
sagen will, und es ist gut so.
Spontan muss ich an Katharina in Berlin denken, mit der ich
gestern ausgiebig telefoniert hatte. Sie hat sich jetzt einen
Putzsklaven zugelegt. Anscheinend gibt es in den spezialisierten
Chatrooms im Internet eine Vielzahl williger Objekte für alle Zwecke.
Mir stellt sich die Frage, die ich noch nie öffentlich zu stellen wagte:
Warum gibt es nur männliche, bekennende Putzsklaven? Ich hab
noch nie von Frauen gehört, die im superkurzen Lackmini, mit
Netzstrümpfen und ohne Slip devote Fußboden- und
Toilettenreinigungsarbeiten durchführen. Irgendwie schade. Aber
solche wichtigen Fragen werden wohl wieder als typisch männlich-
chauvinistische Phantasie diffamiert, obwohl eine wissenschaftliche
Untersuchung von der Mehrzahl der erwachsenen Menschheit

Seite 303
________________
______

händerringend gew
wünscht wirrd.
Vielleicht verstehst
v du
u nun, waru
um ich unter dem Druck der
Ereignisse gezwun
ngen war, mein
m bereits vor Jahren entwickeltes
Konzep
pt zur Neugeestaltung der Ehe („EH
HE2100“) zu überarbeitten und
in einer modernen
n Form zu veröffentlich
hen. Hier istt es.
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Philosophisches Ehekonzept

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„Gebt mir alles. Macht mir eine Freude.
Nehmen ist viel schöner als Geben.“
Sina Sidonius

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Entweder es überzeugt, oder es überzeugt nicht.“ Dem


Argument von Gabriele Pauli, der ehemaligen, leider erfolglosen und
inzwischen weitgehen vergessenen Spitzenkandidatin für den CSU-
Vorsitz, kann ich mich vorbehaltlos anschließen.
Du erinnerst dich nicht? Du hast keinen blassen Schimmer wer
Frau Pauli ist? Das ist die mit den schwarzen Handschuhen bis zu den
Ellbogen und dem verruchten Domina-Blick. Na klingelt es im
Kleinhirn? Frau Paulis vor einigen Jahren provokant vorgetragener
Vorschlag, die Ehe auf sieben Jahre zu begrenzen, war zwar
einleuchtend und entsprach dem Zeitgeist um das Jahr 2005 herum,
doch verkrustete Strukturen in politisch-konservativen Kreisen
verhinderten damals die Umsetzung. Für die erz-konservative CSU
war der Vorschlag „völlig absurd“, und eine verheiratete, dafür aber
stellvertretende Parteivorsitzende ließ sich zu dem Ausspruch
hinreißen: „Sie (Frau Paulis Idee) ist für die CSU indiskutabel und
widerspricht diametral unserem Grundgesetz.“ Diese unqualifizierte
Bewertung einer durchaus diskutablen Idee konnte sich der Ehemann
der Stellvertreterin nicht anschließen, denn er saß vermutlich
gramgebeugt auf einer harten Holzbank im Hofbräuhaus, seinen
Gedanken über einem mit gelblichem Getränk gefüllten Bierkrug

Seite 305
________________
______

nachhäängend.
Auch die Kirchen, allen voran die katholischee in Bayern,, waren
mit klerikalem „Seenf“ schnell dabei und warnten vo
or einem
„Zerred
den“ der Insstitution Ehe mit dem Argument:
A „Niemand ggeht
eine Eh
he ein, um sich
s eines Taages wieder zu trennen
n.“
Das ist einee klare Ansaage, das ist wahr und das
d kirchlich
he Wort
überzeugt auch deen am Hunggertuch naggenden, weiil geschiedeenen
Zweifleer. Doch diee Zeiten änd
dern sich sch
hnell und diie harte Reaalität
überrollt die politische und reeligiöse The
eorie.
Die Ehe alss eine nur durch den To
od aufzulöseende Institu
ution
der Liebe und verttrauensvolleen Partnersschaft befindet sich im
Umbruch. Währen
nd im Jahr 1960
1 mehr als
a 500.000 Paare volleer
Vertrau
uen in eine gemeinsam
me Zukunft den
d Gang zu
um Standessamt
wagten
n und 44.391 Ehen scheeiterten, sie
eht es heutzzutage
vollkom
mmen anders aus. Nur noch etwa 200.000 Paaare brachteen im
Jahr 20
008 den Mut auf, sich das
d bindend
de und verpflichtende JJa-Wort
für ein gemeinsam er Trend zur Trennung von
mes Leben zu geben. De
„Bett und
u Tisch“ isst ungebrocchen, denn über 380.00
00 Ehen wu
urden
im letztten Jahr gesschieden. Der
D unerbittliche Schwu
ur, gesproch
hen im
Angesiccht des Herrrn und im Bewusstsein
B n der möglicchen Folgen
n: „Ich
will dich lieben und ehren, in guten und in bösen Taagen …“, wird
schnell vergessen,, wenn man
n mit der inttelligenten Kollegin am
m
Arbeitssplatz mehr gemeinsam
me Zeit verb
bringt, als mit
m der
windelw
wechselndeen Ehefrau, oder der gu
utverdienen
nde Traumm
mann
mit wenigen Klickss in einer Paartnerbörse
e im Interneet wartet.
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Zwar ist es für die Scheidung inzw


wischen irreelevant, werr wen
zuerst betrogen
b haat, denn seiit 1977 gilt in der Bund
desrepublik
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Deutschland das Zerrüttungsprinzip. Haupttrennungsgrund ist nach

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wie vor die sogenannte Untreue, der Seitensprung, oder die Affäre,
die zwar oft zähneknirschend und zur Sicherung des Besitzstands
verziehen, aber nicht selten unvergessen bleibt, um sich gegenseitig
die Pest an den Hals zu wünschen.
Du weißt es, ich weiß es, wir wissen es. Mann und Frau
streben nun mal nach Neuem und Menschen sind nur in seltenen
Fällen monogam veranlagt. Der (Liebes-)Traum vom untrennbaren
Zusammenhalt in guten und in schlechten Zeiten scheint nur noch
eine schillernde Seifenblase, und der Ehe-Albtraum die Realität zu
sein. Zweitausend Jahre griesgrämige Gängelei und klerikale
Vorschriften sind zu viel. Die Institution Ehe befindet sich in einem
Umbruch – der Vorstufe zum Chaos. Fast scheint es so, als ob die
Institution Ehe nur noch für Träumer und Idealisten eine erstrebende
Lebensform ist. Für die Ausgeschlafenen ist es offensichtlich: Die
angebotenen, traditionellen Leistungen entsprechen nicht mehr den
Erwartungen. Oder anders, etwas nüchterner ausgedrückt: Die
Investitionen entsprechen nicht mehr den dauerhaften Erträgen.
Die vor Jahrzehnten noch unverrückbar erscheinenden
Lebenszyklen – Geburt, Jugendjahre, beim weiblichen Lebewesen die
Entwicklung vom Fräulein zur Frau, beim Jungmann nach der Zeit des
fröhlichen „Hörner abstoßens“ die Metamorphose zum gestandenen
Mann, mündeten zwangsläufig in der Heirat, dem sicheren Ehehafen
auf Lebenszeit. Früher bedeute der Entschluss zum Bund fürs Leben
für die Frau den frühen Übergang von der Mutter in den geachteten
Stand der Witwe, und beim Mann vom schwer malochenden
Ernährer zum baldigen Tod.

Seite 307
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______

Du zweifelsst an meineen Worten? Dann schau dich auf d


den
Straßen
n um. Allein
nstehende, ältere Damen mit Gehhilfen sind in der
Überzaahl.
Früher, als verheiratett sein für daas Fräulein eher
e mehr, und
für den
n Jungmann weniger, noch
n das ein
nzige erstrebenswerte
Lebenssziel war, gaab es einleuchtende Grründe für eine Heirat. N
Nur der
Mann konnte
k ein Interesse
I daaran haben, dass „sein
ne“ Frau, alsso die
Frau au
uf die er durrch seinen eingeschrän
e nkten Aktions- und
Bewegungsradius Zugriff hattte, sich aussschließlich mit
m ihm paaare,
damit er
e sich sicheer sein konn
nte, dass de
er Nachwuchs auch von
n ihm
ist.
Für die mitt eingeschräänktem Aktionsradius gehandikap
g pte Frau
gab es nur einen harten,
h ökon
nomischen Deal für ein
ne Bindung.. Sie
musstee ihm „treu““ sein, wenn
n sie von ihm
m ernährt werden
w wollte. Das
Ergebnis war ein Konstrukt,
K d unter de
das em Begriff „Ehe“
„ mit deem
idealisierten Überbegriff „Liebe“ legitimiert wurde, weil „Nutzeen“
damalss und auch heutzutage
h zu ernüchternd klingt..
Angeblich waren
w in deen fünfzigerr Jahre bis zu 40 Prozen
nt der
jungen Ehefrauen beim Gangg zum Standesamt und zur Kirche iin
gesegneten Umstäänden. Ich denke,
d dasss es sich um ein Märcheen aus
grauer Vorzeit han
ndelt, denn der Vollzugg des Liebessakts war daamals
ja nur in der Ehe erlaubt,
e und
d wer durch Willkür diee Weckung n
neuen
Lebenss verhindertte, verstieß gegen das Gesetz
G Gotttes und derr Natur,
und diee solches tun beflecken
n bekanntlicch ihr Gewisssen mit sch
hwerer
Schuld..
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Knaus-Ogn
nio war von den Kirchen
n auch nich
ht gern geseehen,
außerd
dem mangells Aufklärun
ng über die korrekte An
nwendung
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Seite 308
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ziemlich riskant. Kondome gab es beim Friseur oder mussten über

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Chiffre-Anzeigen bestellt werden. Die junge Beate (Beischlaf) Uhse
war noch mit einem Vertreterköfferchen unterwegs um fachkundig
selbst Hand anzulegen.
Der Anspruch, dass Frau gezwungenermaßen unter- und
ausgehalten werden muss, und nur auf Nutzen und Vorteil durch die
Ehe aus ist, ist widerlegt und nicht mehr zeitgemäß. Die Frauen
können aufatmen, und der Mann beruhigt seine Wahl treffen.
Unwiederbringlich vorbei sind die unseligen Zeiten, in denen Frauen,
vom männlichen Einkommen abhängig, eine Ehe lebenslang ertragen
mussten. In einer modernen, gleichberechtigten Gesellschaft, können
Frauen und Männer jeden Beruf ergreifen. Männer dürfen sich
endlich ihrer Verantwortung als Hausmann besinnen, während ihre
selbstständigen Frauen sich um sichere und gut bezahlte Jobs im
Straßen-, Hoch- oder Tiefbau, oder bei der Stadtreinigung reißen, um
ordentlich Geld für den Unterhalt und das Wachsen des kleinen, sehr
erfolgreichen Familienunternehmens zu verdienen.
Doch ohne ein gesetzlich verankertes, vollkommen neues
Ehemodell wird der unerbittliche Schwur im Angesicht des
Stellvertreters des Allmächtigen: „Ich will dich lieben und ehren, in
guten und in bösen Tagen, bis der Tod uns scheidet...“ zur
nostalgischen Makulatur in einer schnelllebigen Zeit, die von
brutalem Nutzen mit gleichzeitigem und Ge- und Verbrauch
bestimmt wird.
Nicht nur die überholte Verpflichtung zur Liebe und
Verehrung bis in den Tod, lässt das Modell der konventionellen
(monogamen) Ehe zum Ladenhüter verkommen. Wenn die Ehe, wie

Seite 309
________________
______

ein berrühmter Sch


hauspieler einmal
e sagte
e: „Der garaantierte Tod
d jeder
schöneen Beziehun
ng ist“, sind es trostlose
e Aussichten
n für zukünftige
Generaationen. Abeer ich bin mir
m sicher, dass die dram
matischen,
gesellscchaftlichen Veränderungen auch eine
e belebeende Wirkung auf
unsere angeschlaggene Wirtscchaft haben müssen. Ess ist doch lo
ogisch:
Durch kürzere
k Eheezyklen werrden sich mittelfristig die
d Umsätzee der
Anbieteer von recycclebaren Veerlobungs- und
u Eheringgen,
wiederrverwendbaaren Brautausstattunge
en,
Lebenssversicherun
ngsgesellsch
haften und Eheberatun
ngsunternehmen
nachdrrücklich erhö
öhen.
Mein Insideer-Tipp: Tro
otz Weltwirttschaftskrisse konsequeent in
Branchen investieren, die mitt den menscchlichen Leidenschafteen zu
tun hab
ben. Auch lu
ukrative Geeschäftsidee
en und ganzze
Wirtsch
haftszweigee können au
us diesem Trend entsteehen. Ein mobiler
Beratungsdienst von qualifizierten Scheidungsspezialisten, odeer
Beerdiggungsunternehmen miit Spezialisie
erung auf scchnelle
Einäsch
herung vor den
d Standesämtern etabliert, ersccheinen mirr als
zukunfttsweisendee Geschäftsideen.

Doch komm
men wir zurrück zur Politik. Tatsach
he ist, dass Frau
Paulis Idee so neu nicht ist, weil
w schamlo
os von mir und
u meinem
m
urhebeerrechtlich geschützten
g n Grundkonzept abgeku
upfert. Scho
on vor
einigen
n Jahren, un
nd zwar vor Frau Pauliss Wahlpolem
mik habe ich
h in
mühevoller Arbeitt ein ausgerreiftes und gerechtes
g Ehesystem ffür das
dritte Jahrtausend
d entwickeltt. Dies vorau
usgeschicktt, denke ich, dass
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es an der Zeit ist, hier


h und jettzt mein revvolutionäress Gedanken
ngut
einer breiten,
b aufggeschlossen
nen Bevölke
erung nahe zu bringen.
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Seite 310
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Der Kernsatz meiner Erfindung ist, wie bei allen großen
Schöpfungen, überraschend einfach. Er lautet: „Funktionierende
Ehen müssen sich am Lebensalter orientieren, und nicht die
Menschen an den Ehen.“
Dieser revolutionäre Satz steht nicht in der Bibel, sondern ist
von mir. Darum bin ich mir sicher, dass meine sensationelle
Entdeckung geradezu bahnbrechende Auswirkungen auf die
gesellschaftliche Entwicklung haben wird.

Ich weiß, du bist aus begreiflicher Not heraus neugierig und


möchtest erfahren, wie man meine These in der harten
Beziehungsrealität umsetzen kann. Vielleicht stellst du dir auch die
Frage, ob meine bahnbrechende Entdeckung den Alltagstest
dauerhaft bestehen wird? Ich kann dich beruhigen, ich habe, wie es
sich für ein Qualitätsprodukt gehört, eine ausführliche
Bedienungsanleitung entwickelt.

Ich stelle dir jetzt eine faszinierende, nein eine phänomenalen


Geschäftsidee vor. Hoffentlich vergesse ich nicht, gleich morgen früh
einen Kosten-Nutzen Plan zu erstellen und meine Bank um ein
größeres Investitionsdarlehen zwecks baldiger Markteinführung und
Verbreitung anzugehen.

In der ersten Stufe sollten Männer im Alter bis Dreißig,


ausschließlich zehn Jahre ältere Frauen heiraten. Das hat für Frau und
Mann gleichermaßen existenzielle Vorteile. Die ältere Frau kann den

Seite 311
________________
______

jüngereen Mann mit ihrer Erfaahrung vor vielen


v Alltaggsgefahren
beschü
ützen, und ih
hm für seinen Karrierestart die no
otwendige
Motivaation geben. Das erford
dert für die Frau keine besondere
Umstelllung ihres Gefühlslebe
G ens, denn de
er weiblichee Drang zum
m
jungen Mann ist genetisch beedingt und bricht
b in dieesem Alter
besond
ders stark durch. Man kann
k es in bekannten
b U
Urlaubsorte
en, zum
Beispieel auf Jamaicca, oder in der
d Dominikanischen Republik
R
anschaulich beobaachten. Hierr ist der Ratt meines vor Jahrzehntten
verstorrbenen Groß
ßvaters anggebracht, de
er mir, dem
m damaligen
n
des ans Herrz gelegt hatt: „Junge, denk immer dran.
Jungmaann Folgend
a Hütten brennen scchnell.“
Auf alteen Gäulen lernt man reeiten, und alte
Auch heutzzutage ist dieses Phäno
omen im Veerkehr anschaulich
zu beob
bachten. Deer junge Fah
hranfänger bekommt eine
e zwar
verkehrssichere, aber
a nicht mehr
m ganz taaufrische Ro
ostschüssel zum
üben. Später,
S wen
nn er erfahren und ein guter Fahreer geworden ist,
kann err sich ein scchickes Sporrtmodell leisten.
Damit die Kosten
K und der Nutzen
n für Frau und Mann in
n einem
ausgegglichenen Veerhältnis zueinander sttehen, beko
ommt die ältere
Frau die ästhetisch
hen Reize des jüngeren
n Mannes, sozusagen
s
kostenlos und frei Haus. Auch
h die Gefühle sollen niccht zu kurz
kommeen, sollten aber
a durch behutsame Anleitung in
i die richtige
Richtun
ng gelenkt werden.
w Waarnen möch
hte ich den jüngeren,
j
männlichen Partneer. Da er alttersbedingtt moralisch noch nicht
gefestiggt ist, besteeht die Gefaahr, dass er auf illegale Ideen kom
mmt. Um
die Verrbindung zu
u festigen, isst das gegen
nseitige Verrsprechen aauf
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unendliche Liebe für


f zehn Jah
hre, und dass Verbot deer Lust auf frremde
Haut no
otwendig. Es
E ist in diesser Lebensp
phase noch nicht schweer, aus
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der Not der jugendlichen Treue eine moralische Tugend zu machen.

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Sofern die Medien aufklärerisch tätig werden, kann man davon
ausgehen, dass der jüngere Partner noch an seine Ideale glaubt und
sich an den Treuschwur hält, was der älteren Frau sicher entgegen
kommt.
Um die Ehe in dem von mir mit „Phase 1“ bezeichneten
Zeitraum auf feste, rechtliche Grundmauern zu stellen, müssen auch
die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen werden.
Verantwortungsbewusste Standesbeamte werden auf einen
rechtsgültigen Ehevertrag mit Aufhebungs- und Ausgleichsklausel
bestehen. Eine verbindliche Vereinbarung, dass am Ende des
neunundzwanzigsten Jahres des Mannes die Ehe unwiderruflich
endet, und das gemeinsame Vermögen gerecht geteilt wird, damit
dem Mann sein gewohnter Lebensstandard erhalten bleibt, gehört
somit in jeden seriösen Ehevertrag.
Die zweite Phase meines Ehemodells beginnt im Mannesalter
von Dreißig bis Vierzig. Es ist unumgänglich, dass der jetzt
geschiedene Mann eine intelligente, gleichaltrige Frau heiratet, die
seinen Geist inspiriert und ihn vorwärts bringt. Auch hier müssen
gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit sich die
Frau in dieser für sie schwieriger werdenden Lebensphase nur mit
einem gleichaltrigen Mann verbindet. Mir ist bewusst, dass der
Gesetzgeber die Vorteile sieht und die notwendigen Gesetze noch in
dieser Legislaturperiode ohne größeres, parteipolitisches Gezänk
verabschiedet wird.
Mann und Frau haben in dieser Lebensphase die besten
Voraussetzungen, um ihre Lebensziele zu erreichen. Die Partner

Seite 313
________________
______

können
n sich zwar auf lebenslaange Treue einigen, un
nd die Umseetzung
des Parrtnerschaftssmodells au
uch versuchen, aber ess sollten hin und
wiederr gut verstecckte Ausbru
uchsversuch
he, zum Beisspiel wenn die
Gelegenheiten gün
nstig und daas Risiko de
er Entdeckung gering isst,
tolerierrt werden. Damit
D wird ein hoher Bindungsgra
B ad, in Verbindung
mit einem geringeen Freiheitsd
drang erreiccht.
Am Ende des neunund
ddreißigsten
n Lebensjah
hrs des Man
nnes
sollte auch
a diese Ehe
E aufgelöst werden, denn für die Frau ab V
Vierzig
beginntt jetzt die Phase
P von Seein und Sinn
n. Sie könntte die Rolle der
geschleechtslosen Freundin
F un
nd Beraterin
n des Mann
nes überneh
hmen.
Man kö
önnte zum Beispiel
B aucch vertraglicch vereinbaren, dass fü
ür sie
und ihrren Lebensu
unterhalt geesorgt ist. Denkbar,
D abeer nicht reaalistisch
ist, dass sie als Berraterin die Verantwort
V tung für dass gemeinsam
me
Vermöggen übernim
mmt, aber sinnvoll
s wärre die Veran
ntwortlichkkeit für
den Haaushalt und die Erziehu
ung der gem
meinsamen Kinder.
K Dass hätte
viele Vo
orteile, den
nn die Frau ab
a Vierzig könnte
k sich jetzt
j voll un
nd ganz
ihren Hobbys
H widm
men.
Vielleicht wird
w sie die Muse küsse
en und skurrril verschw
wurpelte
Gedichte abfassen
n und im Intternet die Allgemeinhe
A eit damit peesten,
oder wie
w eine liebe Freundin als Schriftsttellerin dileettieren und
d als
Traumffängerin irgendwo zwisschen den Welten
W wan
ndeln.
d noch zu klären,
Die juristiscchen und stteuerlichen Details sind
aber ich gehe davo
on aus, dasss sich Heersscharen von
n Juristen w
wie
ausgeh
hungerte Löwen, die monatelang nur
n von Salaatblättern eernährt
wurden
n auf die Maaterie stürzzen. Der Tipp mit den Löwen
L ist üb
brigens
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nicht vo
on mir, sondern nach meiner
m Erinnerung von
n Asterix und
Obelix, aus: „Asterrix und Obeelix als Gladiatoren.“ Veeröffentlich
ht im
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Ab dem vierzigsten Lebensjahr des Mannes beginnt Phase 3.
Für den Mann muss es zur gesellschaftlich akzeptierten Pflicht
werden, eine junge Frau zu heiraten, die höchstens fünfundzwanzig
Jahre alt sein darf. Das hat für den Mann den Vorteil, dass die jüngere
Frau für die allfälligen Alltagstätigkeiten im Haus noch formbar ist,
und dazu den optischen Ansprüchen seines gehobenen Lebensstils
genügt. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass in diesem Alter junge
Frauen noch anschmiegsam sind. Ich zitiere: „Sie wollen sich ganz in
den Schutz der Herrlichkeit des älteren Mannes geben, sich darin
geborgen fühlen dürfen. Dagegen ist das Wesen des Mannes von
vielen Stunden konzentrierter Arbeit, schöpferischen Denkens und
wissensdurstigem Forschen erfüllt.“
An dieser Stelle möchte dich den Urhebern dieser
Erkenntnisse, Herrn Karlheinz Graudenz und Frau Erica Pappritz
danken und das wertvolle Buch „Etikette neu“ der gleichnamigen
Autoren empfehlen.
Trotz einleuchtender Vorteile sind einige altersbedingte
Vorsichtsmaßnahmen erforderlich. Der Mann muss strikt darauf
achten, dass die geistigen Fähigkeiten seiner jungen Frau, also von
einem niedrigen Level ausgehend, entwicklungsfähig bleiben.
Außerdem muss er verpflichtet werden, seine Lebenserfahrung an
seine junge Frau weiterzugeben. Dazu gehört unter anderem die
konsequente Einhaltung moralischer Regeln, denn sonst läuft er
Gefahr, dass die junge Frau sein enthusiastisches Engagement
ausnützt.
Mit dem vierundsechzigsten Lebensjahr des Mannes muss

Seite 315
________________
______

auch diiese Ehe unwiderruflich enden. Männer


M und Frauen sollten ihr
fünfund
dsechzigstees Lebensjah
hr mit einem
m großen Feest dem Anlass
entspreechend feieern. Ab dieseem Lebensjjahr, im letzzten Lebenssdrittel,
sollten sich nur gleeichaltrige Frauen
F und Männer zu
usammen tu
un. Aber
eine Heeirat nach klassischem
k Vorbild sollte gesetzlicch untersaggt sein.
Ich weiß, die Rentenveersicherunggsträger beffinden sich in einer
schwerren, finanzieellen Krise. Aber darauf kann mein
ne Erfindun
ng keine
Rücksiccht nehmen
n. Darum em
mpfehle ich für eine Veerbindung ab dem
fünfund
dsechzigsteen Lebensjahr eine Gessellschaftsfo
orm, wie siee auch
in der freien
f Wirtsschaft bekan
nnt ist. Den
nkbar ist diee Rechtsform
m einer
GmbH (Gehst-du-m
mit-bist-du--Hin) mit einem beliebigen Partneer, die
bis zum
m biologisch
hen Ende haalten soll. Au
usnahmegeenehmigunggen in
begrün h Vorlage eines Attestees sollten für vitale
ndeten Fälleen und nach
Männeer möglich sein.
Weitere Infformationeen zu diesem
m Thema veersende ich an
ernsthaaft Interessiierte gegen eine Vorab
b-Schutzgeb
bühr in Höhe von
65,19 Euro
E zuzügliich der geseetzlichen Mehrwertsteuer.
Falls du mit meiner baahnbrechen
nden Erfindu
ung nicht
einversstanden bistt, oder das Bedürfnis verspürst,
v m als
mich
realitättsfernes Maacho- oder Chauvi-Schw
C wein zu besschimpfen, m
muss
ich jegliche Anfein
ndung empö
ört zurückw
weisen. Die Anregung
A zu
u
m Text bekam
diesem m ich von den Herren Lenin,
L Aristo
oteles und
Friedricch Nietzsche. Das Origiinalzitat dess Letzteren (Auszug) lautet:
„Die Eh
he ist für diee zwanzigerr Jahre ein nöthiges,
n für die dreißigger ein
nützlich
hes, aber niicht nöthigees Institut: für
f das spättere Leben w
wird sie
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oft schäädlich und befördert


b d geistige Rückbildung
die R g des Mann
nes.“
Für Beschim
mpfungen wendest
w du dich vorzu
ugsweise an
n Herrn
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Nietzsche. Aber ich möchte dich warnen: Möchtest du dich wirklich

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mit einem der ganz großen, deutschen Philosophen und Denker
anlegen?

Seite 317
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______

Ursache, Plan und W


Wirkung

„Wer es für schiimpflich hält, Frauen zu dienen, der erkenne mich


schuld
dig! Schmacch ertrage ich gern, we
enn Venus mich
m nur lan
ngsam
quält,, wenn mein
ne Herrin scchön ist. Du
u, Herrin nim
mm mich alsso auf,
ich
h nehme alle Bedingun
ngen an. Die
e Bettgesetzze diktiere d
du!
Spotte meiner,
m und du wirst üb
ber mich herrschen!“
Ovid

________________
______

n nichts mehr von Violaa


Ich hatte scchon mehreere Wochen
gehört.. Sie hat mirr irgendwie und doch nicht
n so wirrklich gefehlt, denn
ich warr in monetären Angeleggenheiten anderweitig
a g beschäftiggt. Um
zwölf Uhr
U am frühen Mittag bekam
b ich ganz
g überraschend ihreen
telefon
nischen Anru
uf. Meine beste
b Freund
din wollte etwas
e Wichttiges
mit mirr besprecheen, aber gan
nz entgegen
n ihrer Gewo
ohnheit war sie
am Teleefon sehr einsilbig, und
d wie ich au
us dem Zusaammenspieel von
Stimmlage und kleeinen Schlucchzern interpretieren konnte,
k aucch
seelisch
h etwas niedergeschlaggen.
Echte Freunde helfen selbstlos, und
u wenn ettwas getan
werden
n muss, dan
nn muss es nun
n mal gettan werden
n. Wir
ellini, unserem Stammllokal,
verabreedeten uns kurz und bündig im Be
und frö
öhlich gestim
mmt begab ich mich au
uf den Weg. Viola warttete
schon ungeduldig
u auf mich, was
w äußerst ungewöhn
nlich war, deenn
Viola isst chronisch
h unpünktlicch. Ich saß noch
n nicht, genauer
g gesagt,
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mein Gesäß
G hatte noch nicht die Sitzfläche des Stuh
hls berührt, da
brachtee mir der Keellner ein vo
on Viola geo
ordertes Geetränk. Über diese
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großzügige Geste erfreut nahm ich an, dass Viola auch beabsichtigte,

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die Rechnung zu bezahlen. Vielversprechend klirrten die Eiswürfel im
hohen Glas, und noch sah ich den Zusammenhang der Zeichen nicht.
Viola sagte nichts und saugte dafür etwas zu geräuschvoll, ich musste
unwillkürlich an eine verdurstende Kuh vor der Notschlachtung
denken, nervös an ihrem grünen Happy-Hour-mit-buntem-
Schirmchen-Cocktail. Ihre sorgfältig und dunkelrot geschminkten
Lippen zitterten leicht, fast unmerklich. Selbst im halbdunklen
Ambiente der Bar waren die Tatsachen des Tages nicht zu übersehen.
Meine schöne Freundin Viola sah entgegen ihrer üblicherweise
perfekt durchgestylten Optik schlecht aus. Die Handbewegungen
waren fahrig. Sie knibbelte mit dem Daumen ihrer linken Hand am
kleinen Finger derselben. Ich sah zarte Hautfaltenkränzchen unter
und neben ihren Augen, die mir bis dahin nicht aufgefallen waren,
denn Viola ist seit mindestens fünf Jahren, wenn nicht sogar seit
sieben Jahren Dreißig, also nimmer noch im besten Frauenalter. Dazu
kamen halb fünf angerauchte und offensichtlich nervös ausgedrückte
Zigaretten im PERNOD-Aschenbecher auf dem runden Bistrotisch, die
mir eine eigenartige, sogar ungelöste Spannung signalisierten. Viola
war offensichtlich sauer, und zwar richtig und nicht auf mich und das
gab mir ein beruhigendes Gefühl.
Heiter nach einem Gesprächsthema suchend, wurde ich von
meiner besten Freundin radikal und verbal abgewürgt. Sie fiel mir,
und das hasse ich besonders, ins unausgesprochene Wort. Ich senkte
den Blick aufs Wesentliche und trank, brav ihren Worten lauschend,
aus meinem hohen Glas.
„Manchmal frage ich mich, wie ich mich nur so täuschen

Seite 319
________________
______

konntee. Am Anfan
ng ist der miir hinterherrgelaufen wie ein kleineer
Hund. Er
E war doch
h so ganz an
nders, so lie
ebevoll ...“
„… der Dep
pp“ dachte ich als Zusatz und spraach es nicht aus,
denn die Order geebot mir zu schweigen.
s Außerdem ist Wernerr mein
bester Kumpel und
d dazu auch
h mein Steu
uerberater in Personalu
union.
Dann, nach
h einer kurzzen Pause und einem leeisen saugenden
Geräussch an ihrem
m Strohhalm
m: „Steuerberater! Ich hätte es mir ja
denken
n können.“
ollte ich fraggen, aber ich unterließ es, denn Violas
„Was?“ wo
Stimmee wurde unaangenehm lauter, und mit dem beesonders
vorwurrfsvollen Ton, der jeden nden Mann augenblicklich zu
n mitfühlen
einem verzweifelt
v en Rechtferrtigungsversuch treibt,, bekam ich volle
Kanne die erste Brreitseite vorr den Bug: „Warum
„ hast du mich nicht
gewarn
nt. Du bist doch
d sein Frreund. Du musst
m doch etwas
e davo
on
gewussst haben …““
Das war keeine verstecckte, sonderrn eine eind
deutige
Schuldzzuweisung an
a den Kom
mplizen, die Sau. Ich, deer ich mir alls
qualifizzierter Karteenleger und
d Zukunftsdeuter einen
n guten Ruf
erworb
ben hatte, musste
m für mich
m zugebe
en, dass ich nichts wussste.
Mit meeiner Veranttwortung fü
ür Violas Zukunft hattee ich eindeutig
versagtt. Zwar erinnerte ich mich
m noch vaage, dass ich
h sie vor deen
Folgen einer zu schnellen Ehee gewarnt hatte,
h aber meine
m ernstte
Warnung war mit einem geheechelten „h
hör nicht auff, mach weiiter,
sonst komm
k ich niicht …“ und in der allge
emeinen Vo
orfreude
untergeegangen wie die Titanic nach der Kollision mit ziemlich vviel
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gefroreenem Wasseer.
Eigentlich hatte
h ich ein
ne ziemlich schlechte Ausgangspo
A osition,
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denn alles was ich hätte einwenden können, wäre falsch gewesen.

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Mein leiser, mit einem „Aber...“ begonnener Satz wurde nicht
registriert, denn gute Ratschläge geraten schnell in Vergessenheit
und jeder fundierte Einwand wäre nichts anderes als eine schlechte
Entschuldigung aus der Defensive gewesen.
„Warum bin ich nicht aufgewacht, als er mir einen Tag vor
dem Standesamt den beschissenen Ehevertrag hingelegt hat. Zu
unserer Sicherheit hat er gesagt. Denn er ist ja selbstständig hat er
gesagt. Und mir soll nichts passieren, falls die Geschäfte mal nicht so
laufen. Das ich nicht lache!“
Ein kurzes, hastiges Ziehen an ihrer Filterzigarette unterbrach
den vorwurfsvollen Monolog. Plötzlich erschien mir der Tag grau und
deprimierend. Ich fühlte mich beschissen, ganz so als ob ich die
Mitschuld an der unerfreulichen Ehesituation meiner Freundin Viola
tragen müsste, und ich wusste immer noch nicht, was geschehen
war, denn Viola ist zwar sehr redegewandt, aber eine schlechte
Zuhörerin und manchmal auch keiner logisch aufgebauten Rede
fähig.
„Ja klar, ich war schon irgendwie beeindruckt. Das große Haus
und so. Irgendwie tat er mir auch leid. Die ganzen Geschichten von
seiner Ex, die ihn nur ausgenützt hat. Er war so sanft und einfühlsam.
Warum bin ich nicht aufgewacht, als er mir die teure Uhr von seiner
Ex erst zur Hochzeit geschenkt und einen Tag danach wieder
weggeschlossen hat, kannst du mir das sagen?“
Natürlich hätte ich das kurz und knapp sagen können, aber ich
schwieg besser. Bei genauer Beachtung der Umstände hätte ich mich
auch nicht anders verhalten. Frauen und feinmechanische

Seite 321
________________
______

Präzisio
onsgeräte sind eine Sacche für sich
h, und zum Abwasch
A träägt
verheirratete Frau schon aus stilistischen
s Investition
nsgründen kkeine
Uhr auss dem Hausse Cartier, sondern alle
enfalls ein gut gemachttes
Imitat.
„Angeblich
h damit sie nicht
n gestoh
hlen wird. Jeetzt lauf ich
h mit so
einer blöden
b Swattch rum. Ein
n richtiger Erbsenzähler. Ich hab eine
Scheißw
wut im Bauch!“
Ich war zwar ziemlich betroffen. Nicht wegeen der Uhr u
und
nicht wegen
w dem Verhalten
V v Wernerr. Die Uhr an
von n Violas
Handgeelenk fand ich eigentlicch sehr hübsch. Mehr konnte
k man
n für
knapp unter fünfzig Euro nich
ht erwarten und Gutes (die teure Uhr)
gehört nun mal so
orgfältig wegggeschlosse
en.
d die Frage war immer noch nicht
Ich war bettroffen, und
geklärt, warum Vio
ola wegen einer
e Uhr am
m Arm so mitgenomm
m en
aussah. Intuitiv spürte ich, daass da noch was war. Ettwas gut
versteccktes, etwass was man nur
n einem guten,
g und zwar
z nur deem
allerbesten Freund
d erzählen konnte.
k Die
e stramm geeschnürte U
Uhr an
Violas Handgelenk
H k war nur daas Ablenkun
ngsgambit.
„Schätzcheen (meine übliche Frauenallroundaansprache u
um
eventuelle Verwecchslungen auszuschließ
a ßen) du hasst natürlich recht.
Das mitt der Uhr istt von Werner nicht bessonders gro
oßzügig. Verrgiss es
einfach
h. Eigentlich
h ist er doch
h ein anstän
ndiger Kerl.““
Ein kleiner Schluck Cappuccino, frisch gezapfft und vom
pomadierten Italieener geliefeert, unterbraach mein sccheinheiligees
Mitfühlen. Ungefragt und darrum auch noch nicht beantwortett spürte
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ich, dasss Viola nocch etwas anderes auf dem


d Herzen hatte.
„Sag mal, isst da noch was
w andere
es passiert? Ich spür do
och,
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Seite 322
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dich bedrückt noch irgendwas?“

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Es war die befreiende Frage und jetzt platze es aus ihrem
schönen Mund heraus. Sie musste es einfach jemandem erzählen.
Jemand dem sie vertraut, den sie liebt und den sie verehrt. Ihrem
allerbesten Freund Raoul.
„Die Sau geht regelmäßig zu einer Domina und macht ihr
teure Geschenke.“
Es war klar und unmissverständlich gesagt, und symbolisch lag
das Geheimnis unverhüllt auf dem Bistrotisch. Ich musste zugeben,
einen kurzen Moment war ich irritiert. Viola hatte etwas zu laut und
etwas zu hysterisch gesprochen. Die anderen Gäste sahen neugierig
auf ein Sensatiönchen hoffend zu uns her. Nicht das mich das gestört
hätte, denn aus Andeutungen ahnte ich schon längere Zeit, dass
Werner mit Chantal liiert ist, die zusammen mit Fabienne, Violas
bester Freundin und gleichzeitig meine Ex-Affäre, einen kleinen
Swinger-Club mit separatem Studio-Bizarr betreibt. Allerdings muss
ich zugeben, dass ich das von Werner am allerwenigsten erwartet
hätte. Werner der sanfte, der gut verdienende Unternehmer, der
knallhart rechnende Steuerberater der jeden Cent vor dem Ausgeben
dreimal auf Kosten und zu erwartendem Nutzen prüft. Der sensible -
der gute Werner, mein Freund und bester Kumpel unterwirft sich
einer Domina und macht ihr teure Geschenke. Irgendwie fand ich das
beeindruckend und gleichzeitig keimte tief in meinem Innern so
etwas wie ein bewunderndes Neidchen auf, und ich dachte daran,
dass ich mal wieder mit Fabienne telefonieren sollte.
„Ich weiß nicht was ich tun soll? Ich weiß nicht wie ich damit
umgehen soll. Kannst du mir helfen“

Seite 323
________________
______

So konnte ich sie gut leiden. Violaa, meine beeste Freundin hatte
Kummeer und sie kam
k de- und
d reumütig mit
m ihren So
orgen zu miir.
„Schätzcheen bleib gan
nz ruhig und
d mach dir keine
k Sorgen, du
musst doch
d nicht damit
d umgeehen, es wirrd doch mitt dir getan“ war
meine diplomatiscche Antwort.
Natürlich sagte ich ihrr nicht, dasss ich Werner irgendwiee
versteh
hen konnte.. Tief in der Seele, gut versteckt
v und nur für w
wenige
Mensch
hen zugängglich lauern nun mal die
e wahren Seehnsüchte. Und
die erzäählt man nicht der Eheefrau, auch nicht dem sich
s für die Familie
abrackeernden Eheemann, sond
dern allenfaalls und nurr unter ganzz
bestimmten Vorau
ussetzungen
n der Gelieb
bten, auch wenn
w sie nicht
geliebt, sondern allenfalls und
d zum gege
enseitigen Vorteil
V genutzt
wird. Umgekehrt
U u wenn eine
und e Frau ein
ne Affäre ku
ultiviert, mu
uss der
Mann draufkomm
d men, was Fraau sich ganzz insgeheim wünscht, u
und das
ist nich
ht immer ein
nfach.
Dann erinn
nerte ich mich, dass auch ich gut verborgene
v Lüste
habe, von
v denen niemand
n etw
was weiß. Verlassen
V w nun für eeinige
wir
Minuteen meine em
mpörte Freu
undin Viola,, denn eine meiner
Leidensschaften mö
öchte ich diir erzählen, aber bitte behalte dass
Geheim
mnis für dich
h.

wachsenderr, so mit zeh


Als Heranw hn oder elf Jahren
J hattee ich
ein mein Leben prrägendes Scchlüsselerlebnis. Es warr nicht die ü
übliche
jugendliche Erregu
ung für Fußball oder die Mitgliedsschaft im Veerein
christliccher jungerr Männer. Für das Erste
ere war ich zu unsportllich,
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andrersseits habe ich seit früh


hester Kindh
heit eine nachkriegsgep
prägte
Abneiggung gegen Koppelschlö
össer, Unifo
ormhemden
n und jede FForm
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Seite 324
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von Lagerfeuerromantik. Mich, den pubertierenden Jungen hatten

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mehr die geistigen und feinstofflichen Dinge begeistert. Meine
Obsession konzentrierte sich damals auf gehobene Literatur der
Buchgattung Science Fiction. Bücher über die Welt von Übermorgen
hatten es mir besonders angetan und ich muss zugeben, auch bis
heute inspiriert. Ich kann sogar behaupten, dass Buck Rogers, Tailspin
Tommy und die intergalaktischen Reisen von Flash Gordon (die
älteren, männlichen Leser wissen wen ich meine) meinen Lebensweg
wesentlich mitgeprägt haben. Daran kannst du erkennen, dass mein
Forscherdrang auch schon in jungen Jahren unergründlich war. Der
heimliche Blick in die Zukunft erschien mir spannend und auch
verheißungsvoll. Zum einen wusste ich als neugieriger und darum
auch phantasievoller Mensch, sowohl körperliche, als auch geistige
Qualitäten zu verbinden. Andrerseits empfand ich den Gang in die
öffentliche Leihbücherei zu der blonden Bibliothekarin mit dem
Pferdeschwanz (ein in den sechziger Jahren gebräuchlicher Ausdruck
für eine sportliche Damenfrisur) als mystische Kulthandlung, denn ich
war nicht nur literarisch interessiert, sondern hauptsächlich
unsterblich, aber zu meinem damaligen, und auch heutigen Kummer
unerreichbar (ich war zu jung, sie zu alt) in die unnahbare Dame
verliebt.
Der Leihbestand der von mir bevorzugten Buchgattung in der
besagten öffentlichen Bibliothek bestand aus vier ziemlich
abgegriffenen Büchern mit aufgeklebtem, glatt- und glänzendem
Plastik-Schutzeinband. Es war natürlich purer Zufall, dass die vier
Science Fiction Bücher im ersten Bücherregal (vorne rechts) ganz
unten und genau gegenüber vom Schreibtisch der besagten

Seite 325
________________
______

Biblioth
hekarin stan
nden.
Geprägt du
urch ein kon
nservatives Elternhaus konnte ich damals
noch nicht das aussdrücken was ich, der schwäbisch
s n tief in
e Jungmann
meinem
m Innern em
mpfand. Heute und nacch Jahrzehn
nten des Succhens
weiß icch es. „Lass mich knien,, lass mich schauen,
s lasss mich sterrben,
lass micch leben“, waren
w mein
ne mannwerdenden, ab
ber
fragmeentierten Geedanken. Offt verbrachtte ich ganzee Nachmittaage
damit, in kurzen Leederhosen und mit gessenktem Ko
opf kniend, den
weicheen Plastikein
nband der Bücher
B zu fü
ühlen, währrend die
Biblioth
hekarin mit prüfendem
m, aber gelangweilten Blick
B aus ihrren
winkeln, mich nicht beachtete, um
Augenw m manchmaal, wenn ich
vielleicht zu laut blätterte,
b fasst unmerklich die sorgffältig zu sch
hmalen
Strichen ausrasierten Augenb
brauen zu heben. Mit ganzen
g Herzzen
sehnte ich mich daanach, dasss diese mysttische Stille in der
Leihbib
bliothek durrch ein leisees, kaum hörbares Gerääusch
unterbrochen würrde. Manchmal habe icch es gehörtt, das leise, fast
raschellnde Geräussch das nur dann entstteht, wenn Nylon an Nyylon
geriebeen wird - weenn sie die Stellung
S ihrrer Beine veeränderte, o
oder
sogar, was
w nur seh
hr selten geschah, die Beine
B übereeinander schlug.
Du siehst, ich
i kann mitreden. Den
nn ich habee eine wichttige
n fürs spätere Leben geelernt. Sie laautet: Willstt du etwas
Lektion
Extravaagantes erleeben, bekom
mmst du es nur gelieheen und du m
musst
dafür bezahlen.“
b
Damals hab
be ich nach langen und
d sorgfältigeen Prüfungeen und
in wech
hselndem Rhythmus
R eiines der Büccher ausgelliehen. Ich h
habe
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meinen
n Obolus beezahlt und nachts
n mit fiebrigem Bllick unter deer
Bettdeccke, im Schein einer fu
unzeligen Taaschenlamp
pe zu lesen u
und am
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Seite 326
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nächsten Tag mit hochrotem Kopf und stotternd zurückzubringen.

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Jedes dieser vier Bücher habe ich mindestens zwanzigmal
ausgeliehen und nicht nur die Einbände, sondern auch der Geruch
und jede Zeile ist mir auch heute noch gut in Erinnerung. Ich konnte
aber nicht heraus bekommen, ob mich die blonde Bibliothekarin
jemals so bemerkt hatte, wie ich es gerne gehabt hätte. Dazu war sie
als Aufseherin über die stramm stehenden und akkurat sortierten
Bücher zu beschäftigt.
Nur ein einziges Mal durfte ich mich mit ihr ausführlich
unterhalten. Genauer gesagt, sie hat mich angesprochen und ich
habe mit hochrotem Kopf und schweißnassen Händen geschwiegen.
Vermutlich dachte sie, dass meine Treue belohnt werden müsste.
Exzentrisch wie sie nun mal war, empfahl sie mir einen Western, und
zwar das Buch „Blonder Panther Rocky“ von Frank Wells aus dem
Paul Feldmann Verlag. Bis heute hüte ich dieses Buch wie einen
kostbaren Schatz, denn ich bin danach nie wieder in die
Leihbibliothek gegangen. Die Leihgebühr von vierzig Pfennigen für
sieben Tage, und die Nachgebühr in Höhe von zwanzig Pfennigen für
je drei Tage bin ich ihr bis zum heutigen Tag schuldig geblieben, und
dafür schäme ich mich.
Später, es muss so um das Jahr 1966 gewesen sein, habe ich
sie noch hin und wieder gesehen. Sie war die erste Frau die auf
einem BMW-Kraftrad und in einer grünen Ledermontur durch
Sindelfingen gefahren ist – eine unerreichbare Göttin in eng
sitzendem Leder. Diese Erlebnisse sind mir auch heute noch so in
Erinnerung, als ob sie gestern gewesen wären.

Seite 327
________________
______

Viele Jahree später, ich


h war inzwisschen gutbü
ürgerlich
verheirratet und freei von jederr Sünde, es waren die späten
s sieb
bziger
Jahre des
d letzten Jahrhundert
J ts, habe ich
h sie wiedergetroffen. In
diesem
m Moment waren
w meine harmlose
en One-Nigh
ht-Liebeleien,
meine Ehen, meine vergangenen Lieben nur noch dünner
d
Ersatzkkaffee. Plötzzlich wusstee ich, was icch schon immer gesuch
ht und
was mir wie die Lu
uft zum Atm
men gefehlt hatte. Ich brauchte
b diee harte
Droge. Das Irreale war meinee brave Verggangenheit,, der ich nicht
mehr hinterher
h lau
ufen durfte. Groß, schö
ön und mit einem ästh
hetisch
proportionierten Körper
K stand sie vor mir – ein Wessen nicht vo
on
dieser Welt.
W Eine makellosen
m Herrscherin, die in meeiner Phantasie
schon lange vorhaanden war.
Ja meine Freunde. Damals war daas alles noch anders. Lack,
Leder und
u Latex waren
w für deen braven Bundebürger noch so w
weit
entfern
nt wie unserr alter Mond von der Venus.
V Madonna und B
Britney
Spears tanzten noch nicht in Straps-Netz
S zstrümpfen am Korsettt auf
den Bühnen herum
m, und sie vollführten
v noch keine Bewegungeen wie
drei Jah
hre in Einzeelhaft gehalttene Nymph
homaninnen. Des bravven
Michaeels Welt in den
d Vorstäd
dten bewegte sich zwisschen
Strump
pfhosen und
d behaarterr Muschi-Maarianne.
Plötzlich sp
pürte ich deen Stich in meiner
m linkeen Herzkammer.
Sanfte und ausdru
ucksvolle Au
ugen sahen mich an, du
urch mich
hindurcch und nahm
men mich nicht
n wahr, denn ich saaß klein und
d
unbedeeutend, tieff unter ihr auf
a meinem mit rotem Samt bespaannten
Stuhl. Das
D eng gesschnürte Led
der, oder war
w es Latex,, ich weiß ees nicht
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mehr, glänzte
g wie mit nassen
n Morgentau
utropfen beeschlagen an
ihrem Körper.
K Ihr sinnlicher
s M
Mund verhie
eß all das, was
w es im biiederen
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Seite 328
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Alltagsleben niemals geben würde, denn Obszönitäten gehören nicht

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zu einer klassisch strukturierten Ehe. Sie besaß zweifellos etwas mehr
Esprit als die Standard-Alltagsfrau an der Constructa.
Staunend nahm ich zur Kenntnis, dass sie sich mit einer tiefen
kehlig-vibrierenden Stimme gewählt ausdrücken konnte. Dazu war
sie auch noch intelligent und belesen. Mit einer magischen
Ausstrahlung, unnahbar und unberührbar, wusste sie was sie sagte.
Meine neue Göttin war käuflich, nicht für jeden Preis und nur für
einen exquisiten Kreis ausgesuchter Kenner, die es sich leisten
konnten. Jetzt, dicht vor mir und überlebensgroß war die
selbstbewusste Frau von der ich immer geträumt hatte. Auf der
Kinoleinwand bewegte sich Gudrun Landgrebe als Domina in dem
Filmmelodram „die flambierte Frau“ von Robert van Ackeren. Nie
zuvor hatte ich ein vergleichbares Wesen in ähnlicher Vollendung
gesehen. Dieser Film war der Auslöser zum Aufbruch in eine neue
Welt. „Walk on the wild side“ wollte ich. Auf dem Weg in eine irreale
Welt, jedenfalls für mich und nicht zu meiner Allerweltsehe
gehörend. Das erste Mal verstand ich, warum sich brave
nichtrauchende Ehemänner aufraffen, zum Zigarettenautomaten
gehen, und ohne sich umzusehen, alle Brücken zur alten Welt
abbrechen.
Auch mir ist das Klischee von der bestrapsten und
peitscheschwingenden Domina, die exquisite sexuelle Praktiken
anbietet, nicht ganz fremd. Atemberaubend hohe High-Heels und
mattglänzende Handschellen sind die verbotenen Zutaten des
Spießertraums von der gleißend, schwarzledern glänzenden Domina,
die es weder in der familienfreundlichen Neubausiedlung, und noch

Seite 329
________________
______

wenigeer im geregeelten Ehealltag gibt. Es ist die geilee Phantasiee von


einer Meisterin
M im
m großen An
n- und Fertiggmachen fü
ür eine klein
ne und
auserw
wählte Mind
derheit, die es sich leistten kann, ab
ber so perveers ist,
dass man davon nur hinter deer bekannte
en „vorgehaaltenen Han
nd“
spricht, weil man ja
j selbst niccht so ist. Diie Domina ist die wahrre
Königin
n unter den Frauen. Siee sorgt diktaatorisch für sozialen Au
usgleich
in einem bis zum Überdruss
Ü g
geregelten Alltag
A sorgt.
„I wanna be your dog““ ist der Wu
unsch den sie gnädig geegen
nicht zu
u wenig Gelld erfüllt. Mit
M gewählte
en Worten und
u einem
altenglischen Interrnats-Rohrsstock in der Hand, verfügt sie nach
h
Beliebeen über einee gutsituierte Kundschaft, die wie ein Hund d
das
eingebläut bekommt, was siee eigentlich verdient.
Du siehst, ich
i kann mitreden und
d nur das zählt in meineer
authen
ntischen Sto
ory.

Viola unterrbrach ihren


n Redeschw
wall, denn veerärgert hattte sie
bemerkkt, dass meine Augen geschlossen
g n, mein Kopf geneigt un
nd die
Hände wie zum Geebet gefalteet waren. Nach einem Anstoß
A mit ihrem
n Zeigefingeer gegen meeine linke Schulter, nah
rechten hm ich ihre
Stimmee wieder waahr und öffn
nete die Augen.
„Kannst du
u mir sagen,, warum Määnner zu ein
ner Dominaa
gehen““ war ihre Frage, verbu
unden mit einem verzw
weifelt bittenden
Unterto
on.
Ich hätte es ihr sagen können. Daas Unerreich
hbare ist deer
Schlüsssel. Eine Eheefrau ist errreichbar und verfügbarr. Das ist deer
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Unterscchied. Aberr sollte ich mich


m auf ein
ne endlose Diskussion
D m
mit viel
weiblicchem Unverrständnis einlassen? Viola ist zwarr promiskuittiv
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Seite 330
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orientiert und nach mehr oder weniger deutlichen Hinweisen auch

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gegenüber Neuem durchaus aufgeschlossen, aber mir war klar, dass
sich ihr die philosophischen Aspekte von Dominanz und
Unterwerfung ohne qualifizierte Ausbildung nicht erschließen
würden. Zu sehr war und ist sie in dem Klischee gefangen, dass der
hochkarätige Beruf der Domina (von mir auch Expertin für
Nutzungsfragen genannt) nur mit Peitsche gleichzusetzen ist und das
wäre etwa so, wie wenn man eine Currywurst aus der Dose mit
einem fünf-Sterne-Menü vergleichen würde.
Vielleicht hat der Beruf, das Bildungsniveau und dazu das
Alter eine direkte Beziehung zu den nicht nur männlichen Phantasien
von Macht, Ohnmacht, Führung und Unterwerfung. Ich weiß aus
zuverlässigen Quellen, dass auch viele Frauen exquisite Spiele lieben,
und ich kenne Einige, bei deren Phantasien sogar ich vor Scham einen
roten Kopf bekomme.
Astrid zum Beispiel liebt es, nackt und nur mit einem
Hundehalsband geschmückt, unbekannten Herren vorgeführt zu
werden. Sandra trägt tagtäglich und gehorsam einen unbequemen
Edelstahlplug und Iris liebt es, zur allseitigen Nutzung, bestens in
Plastikfolie verpackt und angeschnallt auf einem Strafbock zu liegen.
Angie dagegen, bevorzugt auf Zehenspitzen stehend die hängende
Variante mit kunstvoll abgebundenen und hochgeklammerten
Brüsten. Alle vier Damen aus meinem näheren Bekanntenkreis sind
konservativ mit ahnungslosen Ehemännern verheiratet und üben
ehrbare Berufe aus.
Auch Werner ist beruflich sehr erfolgreich und kann sich so
ein ausgefallenes Hobby locker leisten. Nur Viola verstand nicht,

Seite 331
________________
______

warum ausgerechnet ihr Werrner so eine


e überaus grroßzügige A
Ader
hatte, nur
n nicht fü
ür sie. Seine Domina waar ihm lieb und
u teuer u
und
Viola ko
onnte sich mit
m einer hü
übschen Sw
watch rumscchlagen.
„Schätzcheen, nimm es nicht so trragisch. Vielleicht hat W
Werner
seine reeligiöse Adeer entdeckt. Eine Domiina war früh
her einmal die
Vorsteh
herin eines Klosters. Oder er geht aus therap
peutischen
Gründeen zu ihr und lernt neue Managem
menttheorieen ...“ war m
mein
untaugglicher Versu
uch, die Situ
uation ins Humorvolle
H zu ziehen, w
was mir
natürlicch gründlich
h misslang.
„Wenn die Sau schon viel Geld fü
ür so eine au
usgibt, waru
um hält
er mich
h dann so ku
urz?“
Auf Violas Frage war ich irgendwie gefasst, aber
a ich verrkniff
mir einen Kommentar, denn nach meine
er Ansicht bekommt
b Viola von
Werner mehr als genügendes
g s Haushaltsggeld. Das Prroblem ist, dass sie
damit nicht
n auskommt. Plötzllich konnte ich das kom
mmende Un
nheil
förmlicch riechen, denn
d ich spürte, dass icch wieder einmal
e die
Rechnu
ung zahlen sollte,
s und Violas
V Zigarrettenverbraauch dazu. Sollte
ich Violla auf die reechte, die riichtige Fährrte bringen, um alle
finanzieellen Probleeme zu löseen?
Etwas unscchlüssig, abeer dann besstimmt nahm ich ihre
schweißige Hand mitfühlend
m in die Mein
ne und sah ihr tief in die
Augen, bevor ich zu
z ihr sprach: „Schätzchen, du tust mir wirklicch leid,
aber warum zahlstt du es ihm eigentlich nicht
n zurückk. Domina isst doch
o schwer. Das
nicht so D kannst du
d doch aucch …“
Viola sah mich
m mit gro
oßen Augen
n an und ich sah, wie ess hinter
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ihrer Sttirn zu arbeiten begann


n. Das war die
d Chance,, das Angenehme
mit dem
m Nützlicheen zu verbin
nden, darum
m fügte ich das
d Wissen des
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Seite 332
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Insiders spielend hinzu: „Außerdem verdienen die Damen gut und so

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ein Nebenverdienst nebenbei …“
Ich hatte den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, da spürte
ich intuitiv, dass meiner besten und mittelalten Freundin Viola der
Beruf der Domina Spaß machen würde.
„Du meinst ich kann das?“
„Natürlich kannst du das. Du siehst nach was aus. Du bist
gepflegt und intelligent, und du hast doch keine Hemmungen. Du
musst nur bereit sein, dazu zu lernen. Dann ist das ganz einfach.“
Insgeheim dachte ich an die Binsenweisheit, nach der
Lehrjahre keine Herrenjahre sind. Ich musste lächeln, denn für einen
Moment sah ich Viola als Auszubildende im ersten Lehrjahr, mit dem
Feudel in der Hand. Doch dann war das Trugbild wieder
verschwunden. Die Gelegenheit war günstig, und darum gab ich Viola
den entscheidenden Tipp: „Deine Freundin Fabienne ist doch jetzt
mit Chantal zusammen …“
„Ja ich weiß, aber ich kenn sie nicht. Mit Fabi hab ich nur noch
wenig Kontakt. Sie hat mir mal erzählt, dass sie hin und wieder in
einer Bar aushilft.“
„Schätzchen, das ist nicht ganz so. Chantal hat einen kleinen
Club und Fabienne hilft nicht nur hin und wieder, sondern ziemlich
oft und sehr aktiv da aus.“
„Das wusste ich nicht?“ Violas Stimme klang verwundert, aber
ich war es nicht, denn Viola hat eine reizvolle Schwäche, sie kann
nicht zuhören.
„Das ist eigentlich keine Bar, das ist sowas ähnliches wie ein
Swinger-Club und dazu gehört auch ein Studio. Chantal betreibt es

Seite 333
________________
______

und siee angeblich sehr erfolgrreich …“


Viola sah mich
m mit gro
oßen Augen
n an und ein
nen kleinen
Momen
nt dachte icch, dass ich vielleicht zu
u viel gesaggt hätte. Denn
selbst ein
e Blinder hätte
h die geelegte Spur sehen müssen, nur niccht
Viola, die
d nicht seh
hr geschockkt, eher bew
wundernd über
ü Fabienn
ne
sprach..
„Das hätte ich von Fab
bi gar nicht gedacht. Die macht au
uch
sowas?? Jetzt weiß ich, warum
m sie in der letzten Zeit so wenig ZZeit hat.
Und daann die neueen Klamotteen …“
„Genau“ stimmte ich Viola zu, be
ei der endlicch der Grosschen
mit deu
utlich hörbaarem Klingeeln gefallen war.
„Du meinstt, ich soll mal mit ihr re
eden?“
„Ja das mein ich, und außerdem wolltest
w du doch
selbststtändig etwaas tun. Geld
d verdienen und so ...“
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Nonnenkleid und Bar Bizarr

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„Liebe Viola, es kann sein, dass du noch unschlüssig bist. Doch du solltest
wissen, dass du eine wichtige Rolle in unserer modernen Gesellschaft
spielen wirst. Mit deiner Berufswahl sicherst du das Wachstum der
Wirtschaft und unseren Wohlstand. Du wirst mehr Besuche zu den
ungeeignetsten Zeiten empfangen und frohem Herzen mehr
Unbequemlichkeiten ertragen als die Masse der übrigen Berufstätigen.
Wenn du deinen Beruf gewissenhaft ausübst – und davon bin ich
überzeugt, bringst du mehr Freude, korrigierst mehr Fehler, gleichst mehr
Differenzen aus, verschwendest mehr Kraft und Nerven und hörst dir mehr
Sorgen und Nöte an, ohne deine Ruhe zu verlieren, als irgendeine andere
Gruppe von Menschen. Wenn man über dich spricht, wirst du individuell
und kollektiv abwechselnd in den Himmel gehoben und verdammt, man
diskutiert über dich öffentlich und hinter verschlossenen Türen, in Herren-
und Damenzimmern, in Bars und anderen geistigen Orten, von ebenso
vielen Standpunkten aus mit derselben Heftigkeit wie in den Schlagzeilen
seriöser und anderer Zeitungen. Fürwahr, meine Liebe. Wenn du deinen
Beruf als Berufung siehst und mit Herz und Verstand ausübst, hältst du die
Räder der Wirtschaft und den Geist der Menschen in Bewegung. Mehr kann
von keinem Menschen gesagt werden. Deshalb sprich niemals abfällig über
eine Domina, es sei denn, du möchtest ihr schmeicheln.
Frei interpretiert nach einer Rede von John F. Kennedy

____________________

Viola hat meinen Rat zum Herzen genommen und zu einer


pekuniären Herzensangelegenheit gemacht. Sie hat lang mit
Fabienne telefoniert, und trotz moralischer Bedenken den Entschluss
gefasst, sich die „Sache“ mal ganz unverbindlich anzusehen. Niemand

Seite 335
________________
______

darf etw
was davon erfahren, darum sind hinter
h einem
m durchsich
htigen
Spiegell und könneen, ohne dass wir beme
erkt werden
n, die Ereign
nisse
beobacchten. Noch
h sehen wir nichts, aber wir hören laute Radio
omusik,
unterbrochen von Verkehrsm
meldungen.
Du musst nicht
n stehen
n. Setz dich.. Der mit rotem Samt
bespan
nnte Stuhl isst für dich bestimmt.
b Nur
N für dich mein Freun
nd,
öffne icch jetzt den
n Vorhang, und
u ich führre dich auf dir
d unbekan
nntes
Terrain
n.
hen wir einen langgezo
Vor uns seh ogenen Tressen aus dun
nklem,
im gedrechselten Mahagonisttil gehaltenem Holz. Hinter dem TTresen
befindeet sich eine verspiegeltte und beleuchtete Rücckwand. Vo
or dem
Spiegell sind fragilee Glasregalee angebrach
ht, auf deneen, wie in so
olchen
Etablisssements üb
blich, Flaschen mit hoch
hprozentigeem Inhalt sttehen.
Das Am
mbiente derr Bar macht einen etwaas plüschigeen Eindruck und
entspricht dem Stiil der endsieebziger Jahrre. Vor dem
m Tresen steehen
drei Barhocker. Die Sitzflächeen haben ein
nen Plastikb
bezug mit
schwarrzweißem Zebramusterr.
Wir sehen Viola in Seittenansicht, die mit übeereinander
geschlaagenen Bein
nen auf dem
m mittleren Barhocker sitzt. Viola hat
einen schlichten,
s s
schwarzen H
Hosenanzug
g, eine weiß
ße Bluse und
hochhaackige, schw
warze Schuh
he mit kleinen Riemcheen um die K
Knöchel
an. Viola dreht uns noch die rechte
r Schu
ulter zu.
Achte auf ihre Handbeewegungen. Daran kan
nnst du erkeennen,
dass siee sich unbehaglich fühllt. In der lin
nken Hand hält
h sie ein
Feuerzeeug, mit dem sie mit kleinen Bewegungen neervös auf deen
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Tresen klopft. Violla raucht ein


ne Zigarette
e und sie wippt mit dem
m
linken Fuß.
F Vor Vio
ola steht ein
n halbvolless Sektglas. Daneben
D sieehst du
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Seite 336
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einen Sektkühler mit der Aufschrift „G.H. Mumm & Co CORDON

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ROUGE“ in dem eine leere Sektflasche mit dem Hals nach unten
steckt. So wie es aussieht besucht Viola ihre beste Freundin Fabienne
am Arbeitsplatz.
Hinter dem Tresen siehst du Fabienne. Fabienne ist eine
attraktive, feuerrothaarige Frau um die Dreißig und mit etwas fülligen
Formen. Sie hat lange, bis zur Mitte ihres Rückens reichende Haare.
Ihre Haare sind bis auf zwei kleine Strähnchen die ihr ins Gesicht
fallen, streng nach hinten gekämmt und zu einem Pferdeschwanz
gebunden. Fabienne ist sehr sorgfältig, fast übertrieben auffällig
geschminkt. Jetzt dreht sie sich um und stellt eine ungeöffnete
Sektflasche neben den Kühler. Sie geht nach rechts, bückt sich und
verschwindet kurz aus unserem Blickfeld und kommt dann hinter
dem Tresen hervor. Fabienne hat ein graues bis zur Mitte ihrer
Oberschenkel reichendes, weites und verwaschenes Shirt an, das
nicht so recht zu ihrer Erscheinung passt. Auf der Vorderseite des
Shirts ist ein ehemals roter, jetzt ziemlich verwaschener Mund mit
einer herausgestreckten Zunge aufgedruckt. Sie setzt sich neben
Viola auf einen Barhocker. Man ahnt und kann es undeutlich
erkennen, dass Fabienne unter dem Shirt Strümpfe, Strumpfhalter
und einen BH trägt.
Die dritte Person die du siehst ist Chantal. Chantal ist die
„beste“ Freundin und derzeitige Lebensgefährtin von Fabienne.
Chantal ist Mitte 40, und der sportliche Typ mit streichholzkurzen,
hellblonden Haaren. Ob Chantal wirklich Chantal heißt, ist mir nicht
bekannt. Ich vermute, dass es ein Künstlername ist, und in
Wirklichkeit eine Inge oder eine Bärbel damit getarnt werden soll.

Seite 337
________________
______

Fabienne und
u Chantal betreiben einen kleinen, bezeich
hnen
wir es der
d Einfachheit halber als Swingerr-Club, für tolerante
Ehepaaare, zu dem aber auch gutsituierte
e, männliche Einzelperssonen
Zutritt haben, wen
nn die Mischung stimm
men soll.
Chantal ist die Chefin des Unternehmens un
nd sie sieht w
wie bei
Chefinn
nen anscheinend üblich, beschäftiigt und etw
was gestresst aus.
Sie igno
oriert Viola und achtett auch nicht auf ihre Freeundin Fabienne.
Mit derr rechten Hand
H notiertt sie etwas. Sie zählt diie Flaschen und
hin und
d wieder dreeht sie einee Flasche miit dem Etikeett nach vorrn, oder
stellt sie um. Chan
ntal hat ein rotes Klemm
mbrett in der linken Haand. Sie
dreht uns
u noch deen Rücken zu.
Chantal hat einen schw
warzen, glänzenden Kimono an. H
Hab
ehen. Der Kiimono steht vorne
noch ettwas Geduld, gleich wirst du es se
weit au
uf. Nur im Spiegel an deer Rückwan
nd kann man mehr verm
muten
als seheen, dass siee darunter halterlose
h Sttrümpfe, einen kleinen
n
schwarrzen Slip und außer etw
was Schmucck sonst nichts anhat.
Vor uns und schwarzw
weiß gefleckkt, döst Arm
min, der
Ladenh
hüter und Chantals Req
quisite für besondere
b F
Fälle mit Felll.
Armin ist
i eine Deu
utsche Doggge und soll im
i Nebenbeeruf ungebeetene
Gäste verscheuche
v en. Aber daazu ist Armin
n zu faul, deenn er ist „eein
ganz Lieeber“ wie Paula,
P die ju
unge Frau, die ntal als „polnische
d von Chan
Putze“ bezeichnett wird, aber aus Chemn
nitz stammtt.
Ich versteh
he, dass du bei
b dem An
nblick unruh
hig und auch
h
neugierig wirst. Bleib bitte ruhig und sagg jetzt nichtss. Man darff uns
nicht bemerken. Doch
D zunäch
hst, möchte
e ich dir nocch mehr von
n
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Fabienn
ne, Viola un
nd Chantal erzählen.
e
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Wie du vielleicht noch weißt, heißt Fabienne eigentlich

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Marion und hat wenige Tage nach ihrer Scheidung von Ralph auch
ihre Affäre in die einsame Wüste der Verflossenen geschickt. Der,
und das muss ich zugeben, ist darüber auch heute noch etwas
traurig. Aber wie es im Leben nun mal so ist, muss Mann auch leiden
und verzichten können. Nur in diesen Fähigkeiten zeigt sich die wahre
menschliche Größe.
Danke, das ist nett von dir, aber du musst mir kein zweites
Papiertuch reichen.
Tatsache ist, dass mich Fabienne vor etwa zwei Jahren
verlassen hat. Der Grund waren keine Meinungsverschiedenheiten.
Fabienne hat schlicht und einfach ihre bisexuelle Ader entdeckt, und
wegen einem vorübergehenden Liquiditätsengpass konnte ich dem
nichts entgegensetzen. Im Leben gibt es immer jemand, der besser
ist. In meinem Fall war es Chantal. Chantal hat das Geschenk anders
verwaltet. Ich halte viel von Demokratie und Mitspracherecht –
Chantal nicht. Sie hat die Zügel strammer angezogen und öfter mit
der Peitsche geknallt, aber immer ein Zückerchen in der schwer
erreichbaren Rückhand gehalten. Darum ist Fabienne zu Chantal
gezogen und lebt bis heute auch mit ihr zusammen.
Ob sie glücklich ist? Ich weiß es nicht, aber das ist auch nicht
wichtig. Bei Fabienne habe ich in Chantals Gegenwart keine Stich und
keine Zukunft – jedenfalls nicht im Moment.
Chantal gehört die Bar die eigentlich ein kleiner Club mit
mehreren Nebenräumen ist. Im Keller befindet sich ein Studio, und
im ersten Obergeschoß sind die Privaträume von Chantal und
Fabienne. Den Keller, die Nebenräume und die Wohnung mit sechs

Seite 339
________________
______

Räumen im Oberggeschoß kön


nnen wir niccht besichtiggen, aber
vielleicht werden uns Chantal oder Fabie
enne noch erzählen,
e was sich
dort ab
bspielt. Hab also noch etwas
e Gedu
uld.
Chantal füh
hrt den Club
b sehr bestiimmend und man spürrt, dass
sie die knallharte Geschäftsfr
G rau ist, und alle „im Griff“ hat. Chaantal
und Fabienne verd
dienen Geld
d. Geld in de
er notwendigen Mengee, um
einen gehobenen
g Lebensstil, irgendwo angesiedelt
a zwischen C
Cartier,
Prada und
u Gaultier kultivieren
n zu können
n. Ich denkee, du kannstt jetzt
gut verrstehen, warum die finanziell unte
erversorgte Viola die Nähe
uerdings gutverdienenden Fabienne sucht.
der neu
Natürlich werde
w m über die Moral kein Urteil erlau
ich mir uben.
h großes Verständnis für die Sorgen und Nöte
Im Geggenteil, ich hab
meinerr besten und
d verheirateeten Freund
din.
Sieh genau
u hin. Fabien
nne lächelt Viola an, un
nd Violas
Nervossität lässt merklich nach
h. Fabienne
e möchte ihrer Freundin gern
helfen, und auch Chantal
C hat das rote Klemmbrett aus
a den Hän
nden
gelegt und auch sie lächelt Viola an, wäh
hrend sie diee Sektflasch
he
öffnet. Diese Geste ist besond
ders bemerrkenswert, denn
d eigenttlich ist
Chantaal nicht so grroßzügig mit Freigetränken. Aber offensichtliich
macht sie in diesem Fall eine Ausnahme. Sie sieht Viola
V gern, d
denn
Viola isst attraktiv und
u würde sich gut maachen, rein geschäftlich
g h und
frischfleischmäßigg gesehen.
Chantal und Fabiennee haben kein
ne Geheimn
nisse vorein
nander.
Darum akzeptiert Chantal aucch Violas eh
heliche Rach
hegefühle. A
Als
erfahreene Geschäfftsfrau weiß
ß sie aber auch, dass Gefühle angeesichts
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der Verrdienstmögglichkeiten nachrangig


n sind,
s aber als
a Legitimation für
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das Tun gern wie ein flatterndes Fähnchen der Gesinnung verwendet

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werden.
Viola hat die unübersehbar teuren Accessoires bei Fabienne
gesehen, und sie ist entschlossen, etwas zu tun. Viola muss und will
Geld verdienen, und zwar viel Geld. Noch weiß sie nicht so recht, wie
sie es anstellen soll. Eigentlich will sie es Werner heimzahlen und
dazu erscheint ihr die Peitsche als das einzige und geeignete
Werkzeug in einem mittelalterlichen Folterkeller.
Noch sind die drei Frauen allein. Die Bar ist noch geschlossen,
aber die Gäste kommen garantiert, denn Chantal, Fabienne und auch
Paula (die polnische Putze) sind gut in dem was sie machen.
Fabienne dreht sich um und öffnet einen kleinen Metallkasten
an der Wand. Mit einem deutlich hörbaren Klicken drückt sie einen
Schalter nach oben. Das Licht wird heller und leuchtet den gesamten
Raum aus.
Viola sieht sich um: „Hübsch habt ihr es hier. So hab ich mir
das nicht vorgestellt. Ich war ja noch nie in so einem Club.“
Natürlich ist Violas Satz unverschämt gelogen. Jetzt erst sieht
man deutlich, dass das Interieur schon bessere Zeiten gesehen hat.
Fabienne lächelt: „Was hast du denn gedacht? Dass wir hier
eine versiffte Bude haben. Wir haben nur gute Gäste und das bringt
richtig Geld.“
Viola: „Das freut mich für euch. Ich hab euch schon immer
ganz fest die Daumen gedrückt?“ Violas Antwort klingt etwas zu
übertrieben um ehrlich zu wirken.
Chantal stellt kleine Glasschälchen auf den Tresen. Dann stellt
sie Fabienne demonstrativ einen Beutel mit Nüssen hin.

Seite 341
________________
______

Fabienne reagiert nich


ht. Chantal schüttelt deen Kopf und
d sagt
kurz un
nd knapp: „SSchlaf nichtt. Füll die mal auf.“
Fabienne reißt die Plastikverpackkung und füllt die Schälchen
mit Nüsssen. Einigee kullern auf den Boden
n. Fabiennee bückt sich und
sammeelt die verstreuten Nüsse vom Bod
den auf.
Chantal ach
htet nicht auf
a Fabienne
e. Sie fragt ganz beiläu
ufig
ohne Viola
V direkt anzusehen:
a „Hast nichtt Lust hin und wieder m
mal
auszuhelfen. Du kaannst hier richtig
r gut verdienen?“
v “
Viola zieht an der Zigaarette. Eine kleine Pausse entsteht,, bevor
sie antw
wortet: „Ich n hier machen. Ich
h weiß nichtt, was müssste ich denn
hab so was noch nie
n gemachtt ...“
Dann fügt sie
s hinzu: „…
… interessie
eren würde es mich sch
hon.“
er linken Haand hat sie die
Fabienne taucht wieder auf. In de
Nüsse, die sie vom
m Boden auffgelesen hat. Sie verteiilt die Nüssee in den
Schälch
hen und verrreibt dann darüber ihrre Hände.
Chantal sch
haut sie streeng an.
Fabienne zieht eine ab
bfällige Grim
masse zu Ch
hantal und fflüstert
dann zu
u Viola: „Daas ist nicht schwer,
s du unterhältst dich mit deen
Gästen und achtesst drauf, dass die Gläse
er immer vo
oll sind.“
Viola sieht Fabienne an
a und dann
n in den Rau
um. Sie antw
wortet
etwas unsicher:
u „A
Aber ist das hier nicht …“

Viola sprich
ht den Satz nicht aus, während
w Faabienne nacch der
Sektflasche greift und die Sekktgläser fülltt.
Chantal dreeht sich leiccht um und sieht über die rechte
Schulteer Viola kurzz an. Sie saggt etwas zu laut: „Ja sag´s ruhig, es ist ein
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Club. Geld
G verdien
nen wir mit ficken.“ Dabei beobachtet sie Vio
ola, ob
sie jetzt schockiertt ist. Viola verzieht
v abe
er keine Mieene. Sie greeift zum
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Sektglas und nimmt einen schnellen, hastigen Schluck. Am Glas kann

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man den Abdruck ihres Lippenstifts erkennen.
Fabienne verzieht das Gesicht und schaut kurz an die Decke.
Man sieht ihr an, dass sie es Viola schonender beigebracht hätte.
Dann sagt sie mit beruhigendem Unterton in der Stimme: „Chantal
hat doch nur einen Scherz gemacht.“
Chantal zählt wieder die Flaschen und murmelt etwas abfällig
vor sich hin: „Spiel jetzt bloß nicht die Heilige.“
Viola achtet nicht auf Chantal. Ihre Antwort kommt sehr
beherrscht, fast beiläufig: „Eigentlich wollte ich mich nur informieren,
was eine Domina so macht ...“
Fabienne lächelt und beendet Violas Satz: „… wie man zur
Domina wird, und was man alles wissen muss.“
„Eigentlich ja. Wenn ich bei euch im Club arbeiten sollte,
wüsste ich doch gar nicht wie ich mich hier verhalten sollte, mit
Fremden und so?“
Chantal spürt, dass eine angespannte Stimmung entsteht. Sie
dreht sich wieder zu Viola, sagt aber nichts. Dafür antwortet
Fabienne: „Da musst du dir keine Gedanken machen. Wenn du das
willst, packst du das auch. Wenn du eine gute Ausbildung suchst und
auch gut verdienen willst, bist du bei Chantal genau richtig.“
Um dann mit einem wissenden Unterton in der Stimme
hinzuzufügen: „Sie kann das gut. Als Domina ist sie wirklich Spitze.“
Viola trinkt ihr Glas aus und Chantal füllt es wieder auf. Dann
sagt sie zu Viola: „Wenn du dich ernsthaft entschlossen hast, dann
gibt es mehrere Möglichkeiten. Wenn du hier im Club arbeiten willst,
kannst du gut verdienen und hast auch noch viel Spaß. Das ist ganz

Seite 343
________________
______

anonym
m und wir haben
h nur nette Gäste. Am besten
n wäre, du ssiehst
dir das erst mal zw
wei oder dreei Abende an,
a dann kan
nnst du dich
h
entscheeiden, ob du das mach
hen möchtest. Die Dom
mina ist sozu
usagen
die Krö
önung. Dafür brauchst du
d Einfühlungsvermöggen und mussst
etwas von
v Psychologie versteehen. Eines kann ich dir jetzt schon
verspreechen – auff dich werdeen alle fliege
en.“
Chantal scchaut auf Violas Bluse. Ihr Blick sch
heint durch den
Stoff hiindurch zu gehen.
g Chantals Kimon
no ist offen und für einen
Momen
nt kannst du ihre nacktten, mit sch
hweren gold
denen Ringeen
geschm
mückten Brü
üste sehen.
„Wenn du eine solide Ausbildungg zu Dominaa bekommeen
möchteest, müsstest du aber erst
e mal hie
er im Club arbeiten. Das ist die
Voraussetzung, so
onst wird daas nichts. Wir
W bringen dir
d alles bei..
Immerh
hin hast du eine Verantwortung fü
ür deine Gääste.“
Fabienne bestätigt
b Chantals Worte: „Das waas du hier leernst ist
eigentlich unbezah
hlbar. Das isst wie mit dem
d Stricken. Wenn du
u es
einmal kapiert hasst verlernstee das auch nicht mehr..“
Für die Bem
merkung erntet Fabien
nne einen missbilligend
m den
on Chantal. Fabienne achtet
Blick vo a nicht auf Chantaal und redett weiter
auf Vio
ola ein: „Abeer einfach isst das nicht. Eine Domiina-Ausbildu
ung
dauert auch seine Zeit …“
Chantal erggänzt den Satz:
S „… min
ndestens dreei Jahre. Un
nd
Manche kapieren das nie.“
„Was mach
ht ihr denn hier so im Club.
C Also icch kenn sow
was ja
nicht. Kommen
K daa nur Männeer …“
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„Nein, das ist ganz and


ders. Wir sind ein Swin
nger-Club. D
Da
kommeen vorwiegeend Paare. Die
D kennen sich fast alle und das ggeht
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ganz familiär zu. Wir haben Mittwoch bis Samstag von 18:00 Uhr bis

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3:00 Uhr geöffnet. Samstags auch länger, je nach Betrieb. Montag so
etwa ab 12:00 Uhr bis zum Nachmittag, da kommen die Sparsamen.
Das sind die Paare, die verheiratet sind, aber nicht miteinander.
Manchmal auch einzelne Hausfrauen. Dann geht’s am wildesten zu.
Nicht was du jetzt denkst, sondern ganz seriös. Die futtern sich am
Büffet durch und probieren das alles aus, was sie in ihrer Ehe nicht
kriegen. Außerdem ist das hier billiger, als wenn die jedes Mal ein
Hotelzimmer bezahlen müssen. Da ist natürlich ein ziemlicher Trubel,
aber es macht ja auch Spaß wenn das Geschäft läuft.“
Fabiennes Erklärung scheint Viola etwas zu beruhigen. Sie
lächelt und Chantal redet weiter.
„Wir haben hier für jeden Geschmack etwas. Hier gibt’s eine
Spielwiese, da können mehrere Paare rein und andere können
zusehen. Wir haben auch einen Glory-Hole-Raum und im Keller ist
mein Studio. Da finden die Sessions statt, aber nur auf
Voranmeldung. Eigentlich könntest du mir dabei mal assistieren, dass
du mal siehst, was da so abläuft ...“
Im Hintergrund hört man klappernde Geräusche, als ob ein
Eimer hin und hergeschoben wird. Ein Staubsauger heult kurz auf und
wird dann wieder abgestellt.
Chantal macht noch eine Flasche Sekt auf und stellt sie auf
den Tresen. Viola greift eifrig danach und schenkt aus der Sektflasche
die Gläser wieder voll. Der Sekt schäumt und läuft über den Tresen
auf Violas Hose. Viola rutscht vom Barhocker runter und versucht mit
einer Serviette den übergelaufenen Sekt wegzuwischen. Man sieht
dass ihr das kleine Missgeschick peinlich ist.

Seite 345
________________
______

Chantal kommt eilig hinterm


h Tressen und nim
mmt ihr die
Serviette weg. „Scchätzchen, lass mich daas machen. Das ist doch nicht
m.“
schlimm
Sie kniet sich vor Violaa und wisch
ht mit einem
m Küchentucch über
Violas Hose.
H Viola will die Berrührungen abwehren.
a Es ist ihr sicchtlich
peinlich
h. Chantals Kimono steeht etwas auf und man
n sieht ihre
schwerren nackten
n Brüste.
Fabienne läächelt amüssiert und sie
eht zu. Spürrst du die
erotische Stimmun
ng und den sich zwisch
hen Chantal und Fabien
nne
anbahn
nenden Kon
nflikt.
Fabienne nimmt
n der noch
n knieen
nden Chantaal das Kücheentuch
aus derr Hand und mit einem strafenden Blick wirft sie
s es achtlo
os auf
oden. Sie beachtet Chan
den Bo ntal nicht. Fabienne
F steeht jetzt neeben
Viola: „Du
„ musst mit
m den Gässten lachen,, das verbindet. Die Gääste
wollen Spaß. Frustt haben die Zuhause. Das
D braucheen die hier n
nicht.
Wenn dir
d so etwass passiert, dann
d mach ein
e Erlebniss draus. Lasss dich
gehen und spritz alle
a nass. Daas mögen die …“
Chantal steeht auf und stimmt zu: „Klar, wenn ich mit einem
Gast lachen kann ist
i das angeenehmer, alls wenn ich einen hab, der
und nicht au
den Mu ufkriegt.“
Aber was ist, wenn es zum
Zögernd fraagt Viola: „A z Sex kommt?“
Chantal und Fabiennee antworten
n fast gleichzeitig: „Da m
mach
dir mal keine Sorgen, die sind
d hier alle se
ehr nett. Au
ußerdem maachst
du nur das was du
u auch willstt ...“
Dann redett Fabienne weiter:
w „Stö
öhn ihm waas vor, sag ih
hm was
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er für ein
e geiler Heengst ist, daas wollen die Kerle hören. Sag ihm
m, dass
du sein
ne Stute und
d heiß auf ih
hn bist und solche Sach
hen.“
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Seite 346
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Chantal greift unter den Tresen und legt einen großen

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Gummidildo zwischen die Sektgläser. Viola ist der Anblick und die
Präsenz des Gegenstands sichtlich unangenehm.
Fabienne lacht und redet weiter: „… die Männer wollen so
eine Illusion von Zuneigung und Leidenschaft. Und dann musst du
höllisch aufpassen, dass du nicht alles glaubst. Manche erzählen dir
die aberwitzigsten Geschichten.“
Chantal lacht auch und macht beim Umdrehen ihren Kimono
zu: „Am schlimmsten sind die Missionare, bei denen musst du
besonders aufpassen, dass du nicht darauf reinfällst. Die wollen dich
bekehren und wissen, wie du zu dem Job gekommen bist. Aber das
kriegst du schnell mit. Je mehr die Sex mit Gefühlen verwechseln,
umso besser fürs Geschäft. Dann denken die sie wären so gut, dass
wir sie lieben.“
Fabienne spricht auch auf Viola ein: „Du musst dir nur
merken, dass in unserem Job alles nur Show ist. Welcher Mann will
für sein Geld nicht die Traumfrau haben. Und wenn er denkt, er hat
sie gefunden, dann macht er alles für dich. Das macht Spaß, das wirst
du schnell merken.“
Viola: „Aber ihr habt doch gesagt, dass das ein Swinger-Club
ist, da kommen doch nur Paare rein habe ich gedacht?“
„Schätzchen, also rein theoretisch ist das ja so, aber
manchmal ist das auch anders. Es kommt auf die Zusammensetzung
an. Manchmal haben wir zu wenig Frauen, dann dürfen nicht zu viele
Männer da sein, sonst fühlen sich die Frauen unwohl, oder wir haben
zu viele Frauen, dann brauchen wir wieder mehr Männer. Gute Gäste

Seite 347
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______

lassen wir
w auch alllein rein. Am
m Wochene
ende kommen fast nur Paare
und da musst du besonders
b e
einfühlsam sein.“
s
Chantal hat sich auf eiinen Barhoccker neben Fabienne ggesetzt.
Sie greiift nach dem
m Sektglas von
v Fabienn
ne und nimm
mt einen ku
urzen
Schluckk daraus.
Fabienne fäällt Chantall ins Wort: „…
„ und zum
m Schluss will dein
Gast vo
on dir nur hören, dass du
d gekomm
men bist. Da musst du
natürlicch schauspielern. Sag einfach
e dasss du einen Megaorgasm
M mus
hattestt. Was denkkst du, wie der
d sich freu
ut wenn er hört, dass eer eine
Zofe geeknackt hat. Dann krieggst du schne
ell Stammgäste die rich
htig
Geld brringen. Auß mmen die scchneller, weeil die nicht so
ßerdem kom
verspan
nnt sind.“
Chantal spiielt mit dem ht Viola prüfend
m Gummidilldo und sieh
von oben bis unten an.
Viola fragt unsicher wirkend:
w „Zofe?“
Chantal geht nicht auff die Frage ein,
e und Fab
bienne hat einen
unbeteeiligten Gesiichtsausdru
uck und stecckt sich Nüssse aus eineer
Glassch
hale in den Mund. Einigge Sekunde
en herrscht Schweigen,
S , nur
unterbrochen vom
m qualvoll heulenden Geräusch
G ein
nes vollen
Staubsaaugers. Dan
nn fragt Viola: „Eigentliich wollte icch ja nur alss
Dominaa. Was maccht die denn
n so?“
Chantal antwortet wiee beiläufig: „Wir macheen hier alless was
Spaß macht.
m Vom Analsex mit einer volle
en Apfelsch
horleflaschee bis
zum zertrampeln der
d Zinnsold
datensamm
mlung des Gastes.“
Viola scheint es für ein
nen Scherz zu halten. Sie
S wirkt immer
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noch unsicher. An ihrer Mimik kann man


n erkennen,, dass ihr no
och
viele Frragen durch
h den Kopf gehen.
g
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„Aber was soll ich denn anziehen, wenn ich hier arbeite.“

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Chantal und Fabienne sehen sich an. Fabienne flüstert Chantal
etwas ins Ohr. Chantal nickt und Fabienne antwortet: „Da mach dir
mal keine Sorgen. Wir haben da etwas besonders Scharfes für dich.“
Fabienne sieht Viola prüfend von oben bis unten an: „Ich
glaub mein Nonnenkleid steht dir gut.“
Viola fragt ungläubig: „Nonnenkleid?“
„Das ist was Supergeiles, ich hab mir das machen lassen. Hat
über 600 Euros gekostet. Das ist ganz aus Latex. Aber ich leih dir das
aus. Ist ja schließlich eine Premiere. Du traust dich doch?“
Die Frage von Fabienne ist eigentlich keine Frage, sondern
eine Aufforderung. Man sieht Viola an, dass sie noch nicht ganz
überzeugt ist, aber den Job schon mal gern ausprobieren möchte.
Außerdem ist es zeitmäßig gesehen auch günstig, denn Werner ist
auf einer dreitägigen Weiterbildung über steuerliche
Abschreibungsmöglichkeiten für außergewöhnliche Aufwendungen.
Fabienne antwortet: „Show gehört nun mal zum Geschäft.
Und du mit deiner rattenscharfen Figur bringst das bestimmt. Du
musst nur aufdrehen. Wenn du nur wie ne graue Maus rumsitzt und
wartest, hast du kein Spaß und du kommst du nie auf deinen Umsatz.
Stell dich auf den Tisch, mach einen Strip und mach die Tittis frei oder
so was, dann kriegst du Fans die zahlen. Hauptsache du machst was
Verrücktes, das bringt´s. Und wenn du das gut machst, dann zeig ich
dir, was wir im Keller machen.“
Chantal dreht sich um und geht wieder hinter den Tresen zu
ihren Flaschen. Im Hintergrund hört man das Geräusch eines

Seite 349
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______

umfalleenden Blech
heimers. Ein
ne Frauensttimme fluch
ht mit sächssischem
Akzent.

Achte auf die


d linke Seiite des Raum
ms. Zuerst siehst
s du nu
ur eine
mte Rückseitte. Es ist Paula, die mitt einem Wisschmob den
geblüm n Boden
schrubbt. Jetzt hebt sie das Küchentuch auf. Paula hat
h einen
mten Kittel an
geblüm a und die blonden
b Haare unordentlich
hochgeesteckt. Pau
ula ist die fleeißige „Mitaarbeiterin“ von Chantaal und
Fabienn
ne, die als Mädchen
M ZB
BV (zur beso
onderen Veerwendung) für
alles ihre Verwend
dung findet. Paula ist blond,
b sie haat blaue Auggen, sie
räumt weg
w und au ung und hilfft auch und wieder
uf, sie achteet auf Ordnu
an der Bar und in den
d Nebenrräumen auss. Für gut zaahlende Gässte
dient siie auch als Zofe
Z oder Sklavin,
S und sie assistiert Chantal im
Studio. Ihre Haar- und Augenfarbe und ihr unüberhörbarer,
sächsischer Akzent verführen
n zu einseitiggen Vorurteeilen. Das isst aber
falsch, denn Paulaa verfügt über erstaunliche Talentee, die von
Fabienn uisch, und von Chantal abwertend
ne misstrau d honoriert
werden
n.
Fabienne und
u Chantal beachten sie
s nicht. Nu
ur Viola sch
haut
kurz hin
n.
Das Telefon klingelt un ufbeantworrter springt an. Du
nd der Anru
d Ansage: „Hallo verehrte Gäste. Wir haben Montag bis
hörst die
Samstaag von 10:00
0 Uhr morgens bis 3:00
0 Uhr morgens geöffneet.
Montaggs ist unsere Happy-Ho
our mit viele
en Überrascchungen un
nd am
Samstaag ist unseree Motto-Party. Anmeld
dungen neh
hmen wir geern
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entgegen.“
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Chantal ruft Paula zu: „Jetzt beeil dich mal, wir machen gleich

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auf. Und mach dir eine andere Frisur …“, und in Anspielung auf Paulas
hochgesteckte Haare „… mit dem Hausfrauenwedel kannst du keinen
Hund hinterm Ofen vorlocken ...“
Chantal geht zu Viola und nimmt ihre Hand.
„Schätzchen, du hast ja immer noch deine normalen Sachen
an. Geh mal nach hinten, da hängt das Nonnenkleid. Komm wir
probieren das mal aus, hier wird’s gleich voll.“
Fabienne berührt Viola an der Schulter und schiebt sie leicht
auf eine Tür an der Seite. Viola geht hinter Chantal zur Tür. Sie
stolpert aber und fällt hin. Paula lacht.
Fabienne geht hin und hilft Viola. Sie bückt sich, und das Shirt
rutscht hoch. Einen kurzen Moment sieht man ihren Po.
Chantal ruft: „Paula hör jetzt auf hier Krach zu machen. Und
ich will heute Abend das rote Halsband von Armin an dir sehen.“
Das Licht wird etwas dunkler. In dem Moment kommt Viola
aus der Tür. Sie hat ein langes Kleid an. Sie sieht aus wie eine Nonne.
Ihre Haare sind unter einer Haube versteckt, nur Ihr Gesicht ist
sichtbar. Das Kleid glänzt und ist aus Latex. Viola geht langsam und
unsicher zur Bar und steht jetzt hinter der Bar. Man sieht, dass sie
noch nicht weiß, was zu tun ist.
Chantal schaut Viola von oben bis unten an und ihr
Gesichtsausdruck hat die Mimik zwischen einem hungrigen Hai und
einem Jäger der eine leichte Beute sieht. Mit etwas abgesenkter
Stimme sagt sie zu Viola: „Du siehst ja süß aus …“
Und mit einem aufforderten Unterton in der Stimme: „Komm
mach uns mal was zum trinken.“

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______

Fabienne sieht verwun


ndert aus. Offensichtlic
O ch ist sie diee
Großzü
ügigkeit ihreer Chefin un
nd Freundin
n nicht gewo
ohnt. Chanttal sieht
Fabienn
nes Blick un
nd fügt mit etwas laute
erer Stimmee hinzu: „Es geht
aufs Haaus. Mach uns
u mal eineen Büchsenöffner, das hebt die
Stimmu
ung.“
Violas weiß
ß nicht, wass damit gem
meint ist und
d fragt: „Wo
o find
ich den
n Büchsenöfffner?“
Fabienne und
u Chantal lachen. Paula macht eine
e abwerttende
Handbeewegung. Chantal
C sieh
ht zu Paula und
u nimmt den Gummidildo
in die Hand
H und heebt ihn mit einer drohe
enden Gebäärde wie zum
Schlag. Paula ziehtt etwas den
n Kopf ein und kichert.
Chantal saggt zu Viola: „Pass auf icch zeig´s dirr. Du nimmsst die
Cocktailgläser. Dan
nn füllst du sie zur Hälffte mit 43err. Das ist diee
bauchigge Flasche, die da linkss steht. Dan
nn nimmst du
d Büchsenm
milch
und füllst es etwass auf. Rühr es etwas um
m.“
Sie sieht zu
u, wie Viola die Gläser vorsichtig
v fü
üllt.
Paula grinsst und Fabieenne lacht.
„Und jetzt tu noch in jedes
j Glas zwei
z Eisstüccke und dan
nn
etwas Kaffeepulve
K er obendrau
uf. Zur Deko
oration. Und
d fertig ist d
der
Büchseenöffner. Schau dir das Glas an. Errinnert dich das an wass?“
Chantal dreeht sich zu den
d andere
en um: „So aber
a jetzt zieht
euch allle mal um, damit es geemütlicher wird.“
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Natursekt

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„Ein züchtiges Mädchen mag eine Mannsperson sehr leicht an sich zu
fesseln, wenn es ihm in den Stiefel pinkelt.“11
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„Trinke Wasser aus deiner Zisterne und was quillt aus deinem
Brunnen.“12 Als Informations- und Ratgeber ist die Bibel eine
unerschöpfliche Inspirationsquelle, denn exakt so und nicht anders
steht es geschrieben. Spontan kam mir in den Sinn: „Frau und Mann
sollten nicht nur meinen bewährten Beziehungsratgeber mit über
vierhundert wertvollen Tipps, sondern auch die Bibel jederzeit
griffbereit halten.“
Mit solchen, aber auch mit ähnlichen Überlegungen schloss
ich das große Buch. Hüstelnd den Staub verwedelnd begann mich mit
den alltäglichen Widrig- und Lustbarkeiten zu beschäftigen. Denn in
präzise einer Stunde hatte sich meine derzeit zweitbeste Freundin13
Viola angekündigt, der es nach meinem Rat, meiner Gesellschaft und
als krönenden Abschluss des ersten Oktobermontags, auch meines
leckeren Champagners gelüstete.
Nach einem ersten Check war alles Notwendige für einen
inspirierenden Spätnachmittag im goldenen Frühherbst vorhanden.
Ich war frisch geduscht, hellwach und geistig in einer überaus
phantasievollen Verfassung. Mein Bett war für alle Fälle bereitetet,

11
Aus „Der erotische Zitatenschatz“ Eichborn Verlag Seite 30
12
Die biblischen Zitate sind aus „Prediger 9.9.“
13
Absteigende Tendenz

Seite 353
________________
______

und nach einem kleinen Geru


uchstest am
m Spannbetttlaken entscchied
ich, dasss der knittrrige Überzu
ug noch in einem erträgglichen Zusttand
sei. Wiee wir alle wissen,
w ist Viola ist eine eher rustikkale Frau, diie trotz
ihrem gehobenen
g Lebensstan
ndard, in be
estimmten Angelegenh
A heiten
nicht zu
u sehr auf die
d für die Sache unwicchtigen Detaails der
Örtlichkeiten achtet.
w dabei“14 ist eines vo
„Alles was wir braucheen haben wir on
Violas Lieblingszita
L aten, das siee vermutlich irgendwo
o aufgeschnappt
hat, um
m mir zu imp
ponieren. Bevor
B ich vergesse es zu
u erwähnen
n. Auch
mein Kühlschrank war an diessem Montaag gut gefülllt, denn Vio
ola ist
eine Frau mit geho
obenen Anssprüchen, und ich gedaachte, zwiscchen
einbrecchender Dämmerung und
u alles in Allem bis etwa 21:30 U
Uhr,
meinen
n persönlich
hen Protzom
meter bis zu
um Anschlaggsstift auf d
der
nach ob
ben offenen
n Yannik-Fraauenbeeind
druckungsskkala zu testen.
Pünktlich auf
a die letzte Minute meiner
m aus Erfahrung
E
geahntten hunderttsiebenundzzwanzigmin
nütigen Stun
nde Verspättung
traf Vio
ola ein, und sie hatte zu
ur Abwechsslung gute Laune,
L was mir in
Anbetracht meinees für den Abend zurechtgelegten Plans sehr
n kam. An ih
gelegen hren glitzerrnden Augen und ihrem
m selbstbew
wusst
beschw
wingten Gan
ng konnte icch sofort erkennen, dass etwas
geschehen war. Ettwas was üb
ber das Alltäägliche hinaaus ging. Ein
n
Erlebnis, dass sie nur
n ihrem besten
b und intimsten,
i in allen
Widrigkkeiten des Lebens
L gesttählten und darum aucch erfahreneen
Freund
d mitteilen konnte.
k Den
nn eine Sünderin die errnsthaft beiichten
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14
Aus dem
m Film „Fahr zur Hölle
H Liebling“
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Seite 354
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will weiß, dass sie in intimen Angelegenheiten nicht zu einem

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Allerwelts-Heiligen gehen sollte, sondern zu einem großen Sünder.
Mein souveränes „mi casa es su casa“ und Violas etwas zu
hektische Kurzumarmung mit den obligatorischen zwei flüchtigen
Küsschen links, und dazu ein gehauchtes auf die rechte Wange,
gaben meiner ersten Vermutung neue Nahrung. Neue Erlebnisse
warteten auf Mitteilung, dich ich Ihnen, verehrte erwachsene und
mittelalte Leserin, und selbstverständlich auch dir mein literarischer
Feinschmecker-Freund, allerdings nur unter der Voraussetzung des
Versprechens der absoluten Verschwiegenheit, mitteilen möchte.
Dies vorausgeschickt ist es mir ein Herzensanliegen, thematisch nicht
vorzugreifen, sondern bei der chronologischen Reihenfolge des
Abends zu bleiben.
Nachdem Viola, adrett und stilsicher im den die im
zunehmenden Wohlstands-Überfluss proportionierte Figur exzellent
betonenden Rock mit passender Bluse gekleidet, zielsicher und
pfennigabsatzmäßig vor mir in mein Wohnzimmer gestöckelt war,
begann ich in Sorge um mein frisch verlegtes Laminat leise zu beten,
aber mich auch gleichzeitig mit den verschiedensten, biblischen
Gedanken auseinander zu setzen. Hatte ich nicht erst vor wenigen
Stunden in meinem theologischen Ratgeber gelesen: „Und erfreue
dich des Weibes.“ Nicht für mein Laminat, sondern für Viola
entschied ich mich in diesen spektakulären Sekunden, denn so steht
es schon seit Jahrtausenden geschrieben, und nur darum darf,
konnte und kann ich mich als gläubiger Mensch den präzisen
Vorgaben nicht entziehen.

Seite 355
________________
______

Du möchteest noch meehr aus der Heiligen Sch


hrift hören?? Es
steht auch geschriieben: „Sie ist lieblich wie
w eine Gaazelle und holdselig
n Reh.“ Auch
wie ein h dem, und das kann icch dir ehren
nwörtlich
versichern, muss ich durch peersönlichen Augenscheein zusätzlicch
überzeugt, zustimmen, obwo
ohl Viola beii genauer Betrachtung der
Details doch eher zum fraulicchen Typ Fraau gehört, und
u holdselige
Rehe nach meinerr Erinnerungg schlank sind. Aber daas soll hier n
nicht zu
einer Ursache
U für zu ausführliche Erörterungen übeer biblische
Wahrheiten und Überlieferun
Ü ngen werde
en.
Nach dem beim mitteleuropäisch
hen Zivilisattionskonform
misten
üblicheen Vorgepläänkel und deen routinem
mäßigen Fraagen mit määßigem
Interessse, wie zum
m Beispiel: „Wie
„ geht’s dir“, oder der
d darauf
folgend
den Gegenfrage: „Dankke gut, und wie war deein Wochenende“,
begann
n ich mit dem Gedankeen an meine
e Investition
n in prickeln
nde
Lustberreiche, einee der vier vo
on meinem schwer verrdienten Geld
erstand
denen Cham
mpagnerflaschen mit dem
d besond
deren ALD*-Preis-
ngsverhältniis15 zu öffneen. Violas frröhliches Lächeln
Leistun
interpretierte ich in
i diesem kurzen
k Mom
ment mit gro
oßem Scharrfsinn,
aber leider vorschnell (wie sicch erst drei Stunden sp
päter herausstellen
sollte), als ein auf meine Persson fixiertess Interesse - vulgärpopulär
auch alls „erwartun
ngsvolle Geeilheit“ beze
eichnet. Dieeser Zustand
d war
mein Hoffen,
H und auch mein Ziel für die kommendeen zwei Stun
nden
an diessem Montaggabend, und
d dazu steh
h ich auch no
och heute o
ohne
Scham.. Aber wie so
s oft im Leben, ist dass sogenanntte
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15
Aus Wetttbewerbsgründeen und um nicht in den Verdacht von
v unlauterer Scchleichwerbung zzu geraten,
ist die Marrken- und Herkun
nftsbezeichnung unkenntlich
u gemaacht. Ich bitte meeine Leserinnen u
und Leser
um Verständnis.
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Seite 356
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„vorausschauende Denken“ nur der untaugliche Versuch,

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Gesetzmäßigkeiten im zwischenmenschlichen Chaos zu vermuten,
und zwar bevor Andere auf die gleiche Idee kommen. Violas offen zur
Schau getragene Gefühle hatten eine andere Ursache, und darum
kam es auch anders, als ich in diesen Minuten zu hoffen gewagt
hatte.
Meine derzeit zweitbeste Freundin nahm das langstielige Glas
an ihre vollroten Lippen und sie schlürfte den ersten Schluck des
prickelnden Champagners aus meiner vor- und fürsorglichen
Bevorratung.
Nach dem Absetzen des nun bis auf einen kleinen Rest
geleerten Kelches war „du sag mal …“ ihre lauernde Halbfrage,
vergleichbar mit dem Gambit beim Spiel der Könige.
Nachfüllend, aber noch bei der Überlegung, warum man bei
Rehen den hellen Fleck an der Rückseite „Blume“ nennt, und warum
sonnenstudiogebräunte Mädels immer einen hellen Fleck am oberen
Hinterteil haben (dort wo die Kerbe ausläuft, und üblicherweise das
größte Stück des Slips sitzt), befand sich meine Phantasie noch
vorfreudig-erektil auf Abwegen. Darum wusste ich nicht, was ich auf
die Frage meiner Kleopatra sagen sollte. Doch mein Schweigen
spielte keine Rolle, denn vermutlich hätte meine Antwort meine Viola
nicht wirklich interessiert, denn Zuhören ist nicht ihre Stärke.
„… du bist doch mein bester Freund und wir kennen uns doch
schon seit zig Jahren?“
Dem konnte ich reinen Gewissens, unterstützt durch eifriges
Kopfnicken zustimmen, obwohl ich an die erste Kennenlernzeit in den
mittleren Achtzigern nicht so gern erinnert werden wollte. Ein

Seite 357
________________
______

Fehlstaart bleibt im
mmer ein Fehlstart mit stark
s reduzierten Chan
ncen
auf den
n ersten Plaatz. Das hat sich seit de
er Antike un
nd den Anfängen
der Olyympischen Spiele,
S bis heute
h nicht geändert, und
u dieser M
Makel
haftet mir
m (neben anderen Vo
orurteilen im
m zwischen
nmenschlich
hen
Bereich
h) wie Kaugummi am Schuh,
S und zwar
z bis zum
m heutigen Tag an.
Du möchteest erfahren
n, was es damit auf sich
h hat? Damaals,
also so vor etwa fü
ünfundzwan
nzig Jahren bekam ich die Rolle dees
besten Freundes eher
e unfreiw
willig zugew
wiesen, nicht ahnend, d
dass
damit auch
a die untrennbare Rolle
R des errsten Verlierers verbun
nden
war.
Du bist sch
hockiert, abeer du kannsst mit mir fü
ühlen? Dann
n
möchtee ich dir meein traurigess Schicksal, das mich nu
un seit vieleen
urz erläutern. Die Fakte
Jahren verfolgt, ku en sind: Vio
ola hat damaals
aktiv veersucht, mitt mir zu kop
pulieren, un
nd ich Blödm
mann (oder
Glücksp
pilz) habe es durch übeerängstliche
e Passivität vermasselt.
Du fragst dich,
d wie so etwas Irrep
parables passsieren kon
nnte? Es
war meeine sensible Wesensart, verbunden mit dem
m Problem d
der
situativven Bewusstwerdung, die
d mich, be
eeinflusst durch
d äußerre
Umstän
nde, kläglich
h scheitern ließen. Dam
mit dir in äh
hnlichen Fällen
nicht das gleiche Schicksal
S zugeteilt wird
d, bekommsst du jetzt einen
kostenlosen Rat unter Freund
den: Falls du
u zu den Geewinnern geehören
möchteest, kann ich
h dir vom faalschen Ort (ein zugescchneiter Waaldweg)
dringen
nd abraten, weil er weggen möglich
her Schneevverwehungen zu
unsicheer ist. Die faalsche Jahreeszeit (Wintter und zu kalt),
k der Rücksitz
eines gammeligen
g n VW Diesel-Passats (ab
bzuraten weeil zu eng und zu
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muffig)), und der faalsche Zeitp


punkt kamen noch dazu
u. Auch meine
seelisch
hen Belastu
ungen waren nicht zu unterschätze
u en. Viola waar
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Seite 358
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damals noch blutjung, feurig und das erste Mal strikt und frisch

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verheiratet, und zwar mit einem in weitem Umkreis bekannten und
mehrfach tätowierten, preisausgezeichneten Kickboxer und Anführer
einer bekannten Motorradgang (sehr schlechte Voraussetzungen). Du
wirst sicher verstehen, dass ich unter diesen kontraerektiven
Bedingungen ziemlich unkonzentriert war. Ich kam nicht mal rein,
weil sich alle meine Gedanken nur darum drehten: „Wie komm ich da
unbeschadet wieder raus“ (aus dem zugeschneiten Waldweg und der
gefährlichen Situation). Selbst mündliche Hilfe, die ich zwar dankend,
aber frierend hinnahm, war in meinem Zustand hoffnungslos.
Dennoch habe ich daraus etwas sehr Wichtiges für mein Leben
gelernt. Für spontanen Sex gibt es eine universell einsetzbare Formel.
Sie lautet:
Zeit + Ort + Temperatur + mögliche Risiken = Chance.
Und bevor ich es vergesse: „One-Night Stand“ hat nichts, aber
auch gar nichts mit „der steht eine ganze Nacht“ zu tun.
Meine Rolle als guter Violafreund hat sich seit meinem
schlaffen Fehlstart sozusagen vergeistigt. Ich bin der beste Gefährte,
der hin und wieder nippen, manchmal auch kosten, oft beobachten,
aber fast immer nur die übriggebliebenen Krümel von Violas
Exzessen, als kleine Genüsschen hingeworfen bekomme. Ich bin ein
verfügbarer und verständnisvoll zuhörender Vertrauter, von dem
man weiß, dass er so abgeklärt ist, dass ihm nichts Weltliches fremd
ist. Und dem man alle Details beichten kann, weil man
hundertprozentig sicher sein kann, dass er Verständnis für eine
Sünderin aufbringt. Denn ein Gott, der ohne Hosen nicht kann, kann
schweigen, und muss zur Strafe für seine Tatenlosigkeit schlaue

Seite 359
________________
______

Bücherr schreiben.
Aber ich veerplaudere mich in meiinen nostalggischen Ged
danken.
Denn eigentlich
e wollte ich dirr die Ereigniisse an diesem Montaggabend
im Okto
ober erzählen, und auß
ßerdem geh
ht es, was icch bis zu dieesem
Zeitpun
nkt nicht ah
hnte, um das Thema „N
Natursekt“ und
u ich hattte auf
Violas Frage
F immeer noch nich
ht geantworrtet, weil ich
h mich wie mein
bayerisscher Stamm
mtischkump
pel Alex nocch in einem längeren
Denkprrozess befan
nd und nich
ht so genau wusste, waas ich sagen
n sollte.
„Ich kann doch
d mit dirr über alles sprechen?““
Herrgott im
m Himmel. Mit
M wem au
uf der großeen, weiten W
Welt,
wenn nicht
n mit miir, sollte Vio
ola über alle
es sprechen
n können? Ih
hre
suggesttive Frage enthielt
e bereits eine ko
onditioniert--intuitive Antwort.
Hätte icch ein klarees „Nein“ au
ussprechen sollen? Dan
nn könnte icch dir
meine Erlebnisse nicht
n erzähllen.
Den meinee Neugier nu
ur spärlich tarnenden
t B
Bescheid: „A
Aber
Honey …“ (meine von Montagg bis zu den
n Freitagen gebräuchlicche
Frauenallroundanssprache) waar darum au d präzise mit
uch klar und
mitfühllendem Untterton form
muliert: „… du
d weißt do
och, dass du
u mit
mir allees sagen kan
nnst.“
Dem Reineen ist nun mal
m alles rein
n, und beheerzt ergriff icch ihre
Hände.. Viola war nervös.
n Die schmalen Hände
H wareen etwas fieebrig
feucht und auch seehr heiß. Ich musste (m
mit meinem
m metaphorischen
Daumeen zwischen
n dem Zeige- und Mitte
elfinger) an Dies und Daas
denken
n, aber Violaa löste sich mit einem kleinen Rucck von mein
nen
fürsorgglichen Berü
ührungen, um
u wieder stilvoll
s zum geschliffenen Glas
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mit Stieel zu greifen


n. Sie nahm noch einen
n tiefen Schluck Champ
pagner
aus ihreem Kelch, den
d ich eifrigg und pflich
htbewusst mit
m dem teu
uren
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Seite 360
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Prickler auffüllte, denn ich weiß ja, was sich als Gastgeber gehört,

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und außerdem schäme ich mich, denn ich wollte das Vorspiel unter
Einsatz von perlenden Dopingmitteln verkürzen.
„Also, ich hab dir doch erzählt, dass ich jetzt manchmal bei
Fabienne16 in der Bar17 arbeite. Das ist ganz seriös18 und ich bin ja
auch nur hinterm Tresen.“19
Natürlich wusste ich, dass Viola öfter, eigentlich seit einigen
Wochen überraschend oft, in dem offiziell als BB Bar beschilderten,
und in Kennerkreisen als Bar Bizarr bezeichneten Club aushilft. Die
Gründe, warum Viola sich mit körperlicher Arbeit unter die
Werktätigen mischt, sind vielfältig und berühren nur am Rande die
ökonomische Emanzipation der Arbeiterklasse als großen Endzweck,
dem nun mal jede politische Bewegung als unabdingbares Mittel
unterzuordnen ist.20 Darum möchte ich hier auch nicht weiter darauf
eingehen, denn ich bin eine überzeugte und „unheilbare
Kapitalistensau, aber eine ganz Liebe“ – sagt Sina, und das ist wieder
eine andere Geschichte, die nicht hierher gehört.
„Aber Schätzchen, ich weiß doch, dass das ein ganz seriöser
Job21 ist. Warum entschuldigst du dich dafür.“
Meine liberale Antwort gab Viola das beruhigende Gefühl,
nichts Verbotenes (oder sogar gesellschaftlich Geächtetes zu tun),

16
Fabienne ist momentan die beste Freundin von Viola. Mehr Informationen zu Fabienne gibt es in
meinem Text „Fabienne, Tarot, drei goldene Kugeln und von einem Drachen, der mit seinem Schwanz
die Sterne vom Himmel holt
17
Siehe auch mein Theaterstück „HURENBAR“
18
Ist es nicht (Anmerkung des Autors)
19
Das war frech gelogen, aber wir wollen Viola verzeihen, denn sie kann manchmal nicht anders.
20
Nach meiner voll korrekten Erinnerung, stammt dieses Zitat von Ernesto „Che“ Guevara.
21
„Ist es nicht.“ Anmerkung des Autors.

Seite 361
________________
______

sondern einer achtbaren Tätigkeit nachzzugehen, zu der die


Einwilliigung ihres Ehemanns nun mal niccht erforderrlich ist.
Erwähn
nenswert istt noch, dasss Viola als emanzipiert
e e Frau und
Ehefrau
u von Wern
ner (meinem
m besten Ku
umpel und gutverdiene
g endem
Steuerb
berater in Personalunio
P on) kräfteze
ehrende Arbeit nicht nötig
hat - saagt sie jeden
nfalls und icch glaube Viola jedes Wort,
W denn ich bin
ihr bestter Freund, und sie waar bis zu diessem Montaagabend meeine
zweitbeeste Freund
din auf mein
ner damaliggen Hitparad
de.
Sie nahm noch
n einen Schluck
S auss dem Glas, gab hinter
vorgehaltener Han m hörbares Rülpserchen von sich u
nd ein kaum und
redete dann schneell weiter: „… und ich hab
h da am Samstag
S ein
n Paar
kennen
n gelernt. Also die sind sehr nett und
u wir haben uns ganzz toll
verstan
nden.“
Ich schwiegg, obwohl mir
m viele bre
ennende Fraagen auf meeiner
sonst so geschwättzigen Zungee lagen. Vio
ola interprettierte mein
Schweigen als Dessinteresse und
u zog ein Schmollmündchen mitt
leichtem Heben deer linken un
nd sorgfältigg gezupften
n Augenbrau
ue.
„Ich kann doch alles mit
m dir besp
prechen, du hast es mirr
ochen?“ waar Violas näcchste, mit le
verspro eicht geröteeten Wangeen, dazu
etwas vorwurfsvo
v ll auf der zw
weiten Hälftte des Satzees betont, aaber
auch zu
ustimmungssheischend gesprochen
ne Frage. Gleichzeitig sschob
sie das leere Glas mit den Fingerspitzen in meine Richtung. Ich
verstan
nd die Signaale und tat gehorsam
g was
w getan werden
w musste.
An dieser Stelle
S möchte ich Sie lie
ebe Leserin, und natürrlich
auch diich mein Freeund fragen
n: „Hätte ich an dieser Stelle das
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Gesprääch abbrech
hen sollen?““
Natürlich nicht.
n Du hättest es an meiner Stelle nicht gettan und
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ich habe es im Spannungsfeld von Investition, Mangel und möglichem

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Nutzen und auch nicht geschafft. Und darum war es nicht nur für
mich, sondern auch für euch meine lieben Leser wichtig, dass meine
nun folgende Frage gestellt werden musste: „Schaaaahatz, erzähl
doch einfach weiter. Was war denn nun mit dem netten Paar?“
Viola begann noch mehr zu erröten und sie senkte, wie
weiland Maria die Sünderin, züchtig den Blick, was ihr angesichts der
Umstände und des Ortes gut zu Gesicht stand. Eifrig begann ich ihren
Kelch zu füllen, den sie auch sofort wieder zum rotgeschminkten
Mund führte, was in diesem Moment entzückend aussah.
„Nicht dass du jetzt schlecht von mir denkst, aber du weißt
doch, dass sich in dem Club auch Paare treffen …“
Mit dem unwissenden Blick, der Scheinheiligen und Groß-
Inquisitoren besonders gut zu Gesicht steht, sah ich meine beste
Freundin an. „Was für Paare?“ war meine mit ahnungslosem
Unterton und darum eine Antwort provozierende Frage nach mehr
Details.
„Tu doch nicht so. Das weißt du doch. Das sind ganz normale
Pärchen, die hin und wieder etwas Abwechslung suchen.“
Viola ist manchmal etwas schüchtern und dann muss man ihr
die sprichwörtlichen Würmer aus der hübschen Nase ziehen. Aber
ganz weltfremd bin ich auch nicht und natürlich wusste ich vom
Hörensagen, dass es solche Etablissements angeblich geben soll.
Immerhin war es sogar mir zu Ohren gekommen, dass in dem
besagten Club das Grundrecht der mündigen Bürgerin, und auch des
Bürgers auf ausschweifende Orgien nicht nur auf der Liegewiese,
sondern auch an der Schaukel und an der Lochwand vehement

Seite 363
________________
______

verteid
digt wurde. Außerdem
A wusste ich aus verlässlicher Quellle, dass
Viola ebendort ein
nen seriösen
n Ausbildun
ngsplatz bekkommen haat, was
ja angeesichts des Fachkräfte-
F und Lehrstellenmangeels in der Reepublik
auch niicht zu veraachten ist. Viola
V und ich
h hatten ja vorher
v die V
Vor-
und Naachteile ausgiebig disku
utiert. Auße
erdem wussste ich, dasss meine
immer noch betrauerte Ex-Liaaison Fabienne (das Feerkel)22, zusaammen
mit ihreer Freundin
n und aktuellen Lebenssgefährtin Chantal
C („geeh zur
Hölle“) dort seit geeraumer Zeeit sehr erfo
olgreich tätigg sind.
hteweise hatte ich auch
Gerüch h erfahren, dass es sich
h bei Violas
Arbeitssstätte um einen
e nannten Swinger-Club mit allem PiPaPo
sogen
handelte, und im hinteren
h An hweineteures Studio fü
nbau ein sch ür
konseq
quente Erzieehung betrieeben wurde
e.
Meine etw bliche, aber doch weltm
was überheb männisch
klingen
nde Antwortt: „Aber klar das weiß ich doch. Ganz doof bin ich ja
auch niicht“ war zw
war neutral formuliert,, aber auch als
vertrau
uensbildend
de Maßnahm
me gedachtt, und Viola begann ihrre
nden und weiter zu erzählen.
Scham zu überwin
„Also die waren
w so nett und die fanden
f mich
h auch
sympatthisch, und da bin ich mit n den Klinikkraum23
m denen in
mitgegangen.“
Ich sah Viola vielleichtt etwas zu laang an, den
nn ihre Frage: „Du
weißt doch,
d was ein Klinikrau
um ist?“ kam
m nach einiggen Sekündchen
mit lauerndem Un
nterton, viellleicht um meine
m Nerveenstärke zu
u testen,
hinterh
her.
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22
Siehe au
uch meinen Text „Fabienne,
„ Tarot,, goldene Kugeln und ein Drache, der mit seinem SSchwanz
die Sterne vom Himmel hollt.“
23
Im Unterrgeschoß des Anb
baus. Erreichbar durch eine Wend
deltreppe.
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„Ja natürlich weiß ich, was ein Klinikraum ist. Ich war nur

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einen Moment verwundert, weil du mir immer erzählt hast, du
würdest nur hinterm Tresen arbeiten und die Cocktails mixen.“
„Ja das mach ich ja auch, aber manchmal mach ich auch eine
Ausnahme. Es sind ganz nette Gäste dabei und ein bisschen Spaß
möchte ich ja auch haben.“
Mit einem neutralen „Aha“ sah ich das ein. Der werktätige
Mensch hat nun mal das gewerkschaftlich garantierte Recht auf
Freizeit, wenn der Job zu stressig wird. Außerdem ist es Viola hoch
anzurechnen, dass sie in der allgemeinen Hartzler-Depression,
bewundernswerte Initiative durch selbstlose Mehrarbeit auch in den
Abend- und Nachtsunden zeigt.
Meine Frage: „Und was ist dann passiert?“ war die logische
Fortsetzung des Dialogs, denn es wäre, wie ich bereits geschrieben
habe, unklug gewesen, nicht weiter zu fragen.
„Ja also ich bin dann mit gegangen und die waren auch sehr
nett. Sie heißt Petra und er heißt Peter.“
An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass Viola sehr viel von
der altchinesischen Foltermethode der sich langsam ins Unerträgliche
steigernden Qual versteht. Bevor sie zum verbalen Kern der Sache
kommt, kann es seine Zeit dauern, und gut Ding will Weile haben, wie
der Kartoffelbauer, und auch die Sadisten gerne sagen.
„Einszweidrei im Sauseschritt. Es läuft die Zeit …“ ging mir
durch den Kopf.24
„Ja und, was ist dann passiert, mach es doch nicht so

24
Zitat von Wilhelm Busch.

Seite 365
________________
______

spanneend.“ War meine


m etwass zu laute Antwort.
A Irgeendwie hattte ich
auch daas Gefühl, dass
d Viola meine
m Nervo
osität bemeerkte, denn sie
nahm noch
n einen Schluck auss ihrem Glass, und ich dachte nichtt daran,
noch eiine Flasche vom Teuren zu öffnen
n.
„Schenk mir erst noch
h etwas nach, oder ist dein
d Kühlsch
hrank
schon leer?“ gurrtte sie mit einem herzigen Lachen. Durch die
nde und durch die unm
Umstän missverständ
dliche Auffo
orderung
gezwun
ngen, musstte ich das trraute Zusam
mmensein kurz
k unterbrrechen,
mit etw
was schmerzzendem Rücken aufste
ehen und zu
um Kühlschrrank
gehen. Denn wenn
n Champagner zu warm meckt er ja nicht
m wird, schm
mehr und
u das ist nicht
n so moussierend, wie
w die Chaampagnerkeenner in
meinerr Leserschafft wissen. Icch griff (mit entschlosseenem Griff)) zum
Hals deer zweiten Champagne
C rflasche und bewegte mich mit w
weichen
Knien und
u leicht scchwankend
dem Gang zu
urück ins Wohnzimme
W r. Viola
saß inzw
wischen auf dem Bodeen. Sie hatte
e ihre Pump
ps ausgezoggen und
die Beine entschlo
ossen geschlossen ange
ewinkelt un
nd mit ihren
n
Armen,, wie zu einem zusätzlichen Schutz umschlun
ngen. Ich verstand
das Signal, und ohne ein weitteres Wort zu
z verlieren
n stellte ich die
Flaschee vor Viola auf
a den Cou
uchtisch. Daann sah ich Viola
V an.
Sie sah micch an.
Ich sah sie immer noch an, und dann versuchte sie die
ngeübten Fingern zu öfffnen, das Luder.
Sektflasche mit un
Ich nahm ih
hr die Flasche aus der Hand, um die
d Angelegeenheit
zu bescchleunigen und Viola reedete weite
er.
„Also wir waren
w dann in dem Rau
um ...“ Violaa zog kurz an ihrer
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Zigarettte. Meine Hand


H began
nn zu zitterte, als ich ihr Champagn
nerglas
mit Inh
halt und den
n Couchtisch
h mit perlen
nden Tropfeen versah. D
Dann
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Seite 366
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nahm sie einen Schluck aus dem gestielten Kelch und hielt ihn wieder

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in meine Richtung, mit der unausgesprochenen aber
unmissverständlichen Aufforderung die Leere mit Inhalt zu versehen.
Ich tat es, aber Violas weitere Ausführung wartete ich nicht ab. Die
Aufregung war zu viel für mich. Ich musste aufstehen und ins Bad
gehen, um mir zwei kalte Umschläge auf die Stirn zu legen. Dazu ließ
ich etwas eiskaltes Wasser über meine Handgelenke laufen, um
meinen Kreislauf wieder auf einem normalen Niveau zu stabilisieren.
Als ich meine Kontenance wiedergefunden hatte, sah ich auf
die Uhr. Die Zeit war schon weit, fast zu weit fortgeschritten, und die
Entscheidungen zum Wohl meiner Libido und unter Berücksichtigung
des sich rapide verschlechternden Verfügungszustandes meiner
plaudernden Freundin Viola musste jetzt, oder nicht mehr getroffen
werden. Leidlich erfrischt ging ich zu meiner bald drittbesten
Freundin25 zurück. Unaufgefordert, aber mit etwas schwerer Zunge
vorwurfsvoll artikulierend, redete sie weiter: „… und ja, ich weiß dass
du jetzt schlecht von mir denkst,26 wir hatten so etwas Ähnliches wie
Sex.“
Ich sah Viola einen Moment streng an, bevor meine
interessierte Gegenfrage kam: „Ihr hattet so etwas Ähnliches wie
Sex? Hattet ihr Sex, oder hattet ihr keinen Sex. Hattest du und Peter
Sex, oder du und wie heißt sie noch mal, Petra? Oder du und Petra
und Peter, oder waren da noch Andere irgendwie und irgendwann
daran beteiligt? Kann man eigentlich so etwas Ähnliches wie Sex
haben?“
25
Sobald ich Ersatz gefunden habe. (Anmerkung des Autors)
26
Womit Viola mit ihrer Vermutung nicht ganz falsch lag. (Anmerkung des Autors)

Seite 367
________________
______

„Also das isst jetzt etwaas komplizie


erter ...“ Die Antwort vvon
Viola kaam fast empört, so als ob ich ein elender
e und
d intolerantter
Spießer wäre, der Viola (dem armen Mädel) auch nicht den
geringssten Spaß gö
önnen würd
de.
„… und da ist ja auch nichts
n Schlim
mmes dabeei. Tu doch n
nicht
so, als ob
o dich dass schockiereen würde.“
Manchmal kann Viola richtig nettt sein, besonders wenn
n sie
ihre spitzbübischee Art, verbun
nden mit einem hinterrlistigen
pagnerlächeeln, drauf haat. So ähnlicch waren meine Gedan
Champ nken.
Aber icch wollte niccht als weltffremder Spießer dasteehen und meine
Antworrt fiel souveerän versöhnlich aus.
„Honey, du
u kennst mich doch. Mich kann do
och nichts m
mehr
erschütttern. Haup
ptsache es hat
h dir Spaß gemacht.“
In Gedankeen war ich bei
b der unau
ufhaltsam verstreichen
v nden
Zeit, deenn wie du weißt,
w hattee ich Viola für
f den Abeend und mirr
größereen Nutzen bringend
b eingeplant. Denn
D auch icch habe ein Recht
auf ein bisschen Liiebe, ein bissschen Fried
den, ein bissschen Freude –
das wünschte ich mir
m mit Violas Hand un
nd Mund.
In dem Mo
oment, leideer etwas zu spät, fiel mir
m die chineesische
Weisheeit ein, dasss man besseer auf seine frühen Ged
danken achtten soll,
denn siie sind der Anfang
A der Tat, und manchmal ko
ommt es anders als
man deenkt. Viola nahm
n noch einen Schlu
uck aus ihreem Glas und
d schob
es dann
n wieder in meine Rich
htung. Sie scchwieg eineen Moment,, und
ich tat das, was zu
u meinen Au
ufgaben geh
hört.
„Ich muss dir
d noch etw
was erzähle
en.“
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Als ob ich es
e nicht geaahnt hätte. Da
D war noch etwas. Etwas
was maan nicht dem
m Ehemann
n beichtet. Auch
A nicht dem
d Pfarrer oder
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Seite 368
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dem Tagebuch. Ein Geheimnis, dass Frau nur mit dem besten Freund,

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dem Verschwiegensten der Verschwiegenen, teilt.
„Los jetzt erzähl schon. Was war da noch ...“ Ich lächelte
meine zweitbeste Freundin an, aber tief in meinem Innern wuchs der
Wunsch, einen spontanen Mord durch Erwürgen der Schlange zu
begehen. Denn wenn ich etwas hasse, dann sind es intime
Geständnisse, die nur scheibchenweise in der knapp bemessenen Zeit
serviert werden. Aber ich bin ein geduldiger Mensch mit stahlharten
Nerven. Dennoch war mein hysterisches Lachen nur mühsam zu
verbergen.
„… mir kannst du alles sagen. Wir sind doch uralte Freunde.“
„Ich bin verliebt.“
Gott und die Heiligen wissen es, ich bin kein gewalttätiger
Mensch. Doch urplötzlich hatte ich das Gefühl, dass die Äderchen in
meinen Augäpfeln das Ausdehnungsmaximum erreicht hatten, und
meine Haare schlohweiß geworden waren. Ich verabscheue jede
Form von körperlichen Auseinandersetzungen, aber es gibt
Situationen, in denen sogar bekennenden Pazifisten zu
Gewalttätigkeiten neigen. Mit großer Kraftanstrengung gelang es mit,
mich und meine Triebe zu beherrschen, denn Viola ist ja wie bereits
beschrieben sehr nett und lecker, oder wie ein bekannter
Schwerverbrecher in einem klassischen amerikanischen Kriminalfilm
sagen würde: „Süß, wie ein Spitzenunterhöschen“, um dann zwei
Kugeln aus der verchromten Derringer in den Bauch zu bekommen.
Nun ist mir nicht unbekannt, dass Zustände, die zum Beispiel
den Gefühlshaushalt des Menschen betreffen, qualitativ nicht
quantifizierbar sind, und als Schmonzetten und leichtes

Seite 369
________________
______

Frauenlesestöffchen, den liteerarisch inte


eressierten Mann eher
wenigeer interessieeren. Als auffmerksame
er Kenner (o
oder heimlicche
Konsum
mentin) meiner absolutt authentiscchen Erlebn
nisberichte w
weißt
du auch
h, dass Lieb
be (dieser scchöne und emotionale
e Zustand), b
beim
erwach
hsenen Men
nschen zwar länger anh
halten kann
n, aber bei V
Viola
und nach meiner Vermutung
V vom Mond
d, den Gezeiiten, des
ntanen Zusttands ihrer Ehe, des Wohlverhalte
momen W ens ihres spröden
Ehemanns und vissuellen, beziehungsweiise monetärren Gründeen
bestimmt wird. Daaher ist der Zustand de
es Verliebtseeins bei meeiner
promiskuitiven Freeundin Violaa üblicherw
weise zeitlich
h eng begreenzt.
Violas Lieben
L werd
den nach ku u abgelegteen Kurzliebchen.
urzer Zeit zu
Vermutlich
h wegen dieeser erschüttternden Mitteilung verspürte
ich ein plötzliches Schwindelggefühl. Mit zittriger Stimme und d
dickem
Hals kräächzte ich zu
z Viola: „Scchatz, ich biin gleich wieeder da.“ D
Dann
ging ich
h ins Bad, um meine kaalten Wickel zu erneueern und im kkleinen
Metallsschränkchen (neben deer Tür, an der linken Innenwand m
meines
Baderaaums) nach einem kreisslaufstabilissierenden Medikament
M t zu
kramen
n.
Als ich nur mäßig erfriischt und mit
m einem leichten
Magengeschwür vom
v Ort derr Stille zurücck kam, plattze es förmlich aus
Viola heraus: „Abeer du denkst jetzt nichtt schlecht vo
on mir. Verspricht
du mir das?“
Verzweifeltt begann mein
m Gehirn Fragen zu stellen:
s „Weenn
Liebe so anstrengeend ist, kann es nur daran liegen, dass Mann und
Frau un
nterschiedliche Startvo
oraussetzun
ngen haben.. Wer will hat
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verloreen, wenn siee hat, aber nicht


n will.“ Plötzlich waar mir klar, dass
der Maann in vielen
n, wenn nicht in allen zwischenme
z enschlichen
n
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Seite 370
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Situationen eindeutig der Unterlegene ist.

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Mühsam beherrscht und transpirierend antwortete ich: „Also
das ist ja nichts Neues, in wen bist du denn verliebt. In Peter, oder in
Petra, oder etwa in Beide zusammen?“
Viola schwieg einen Moment und mit ihren blitzweiß
gebleachten Zähnen begann sie etwas an der rechten Seite ihrer
Unterlippe zu knabbern. Dann nahm sie einen Schluck aus dem Glas
mit dem inzwischen der Zimmertemperatur angepassten
Champagner. Verlegen begann sie mit der leeren Flasche zu spielen
und das Papier vom Flaschenhals abzuknubbeln und dabei ein
Schmollmündchen zu ziehen, denn ich sah nicht ein, noch eine dritte
Flasche auf dem Altar der vergeblich Hoffenden zu opfern.
„Eigentlich weiß ich es auch nicht so genau. Aber da war
etwas, was ich bis dahin noch nicht kannte.“
In diesem Moment musste ich mir mit einem Taschentuch den
Schweiß von der Stirn wischen. Meine Viola hatte etwas im sexuellen
Bereich erlebt, dass sie noch nicht kannte. So etwas hätte ich von
Viola nicht erwartet, denn ich, der einzige und ultimative Innovator
im Hühnerstall der Gewohnheiten, dachte immer, dass Viola
gegenüber Neuem nicht nur aufgeschlossen, sondern sogar freudig
erregt auch alles schon probiert hat.
„Jetzt erzähl schon, mach es doch nicht so spannend“ war
meine ungehaltene Antwort, der ich den beschwichtigenden, aber
mit druckvoller Betonung ausgesprochenen Zusatz: „Du weißt doch,
dass du mir alles erzählen kannst“ hinzufügte.
„Also gut, dann erzähl ich es dir. Also der Peter, der wollte,
dass ich Strumpfhosen anziehe. Solche Dinger hatte ich schon ewig

Seite 371
________________
______

nicht mehr
m angehaabt, aber ich hab gedaccht, die sind
d gute Gäste und
außerd
dem ist das ja
j nichts Schlimmes …““
Mit unversständigem Blick
B sah ich
h Viola an, die
d weitersp
prach:
„Das deenkst du do
och auch? Das
D ist doch nichts Schliimmes?“
Wortlos, ab
ber an Schliimmes mit Blut, und daazu an einen
abgeschnittenen Violakopf
V au
uf einem Silbertablett denkend
d
schütteelte ich den Kopf.
„Also, die Beiden sind
d gute Gäste
e, und da haab ich die D
Dinger
angezo
ogen. So rich
htig billige Strumpfhos
S en vom Kraabbeltisch. P
Peter
auch, also o richtig, aber eigentlich schon …“
a nicht so
An dieser Stelle
S schwieg Viola, un
nd ich dachtte daran, daass jetzt
die besste Gelegenheit wäre, aus
a dem Fenster zu sprringen, odeer Viola
ubsen – aus dem Fenster, dem hohen.
zu schu
Viola hattee ein leicht gerötetes Gesicht
G und ich spürte, dass
sie entggegen ihrerr Natur, kleinlaut war. Ich
I sah sie verständnis
v los an,
aber was konnte mein
m eiserner Wille geggen diese Fo
olter ausrichten?
Sie versstand meine Mimik alss Aufforderu
ung, zögern
nd mehr von
n dem
zu erzählen, was sie
s mir ohneehin erzähle
en wollte.
„… also er zog
z die Stru
umpfhose über seinen Kopf?“
Inzwischen
n war es kurrz nach 22:0
00 Uhr. Meine Frage: „Wolltet
ihr etw n?“ klang daarum nur mäßig überraascht.
wa eine Bankk überfallen
Plötzlicch verspürtee ich eine bleierne Müd
digkeit und die Sehnsu
ucht
nach meinem
m Trän
nentuch.
„Nein, sow
was mach ich
h doch nicht. Das weiß
ßt du doch …
…“
flüstertte Viola.
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Ich wusste das nicht und


u darum schloss
s ich die
d Augen w
wie zum
Gebet für
f eine arm
me, verwirrtte Seele.
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Seite 372
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„… er lag so auf der Bank und ich sollte, also ich weiß nicht wie

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ich es sagen soll …“
„Ja was denn nun?“ entfuhr es mir barsch und für den von mir
beabsichtigten Zweck des Abends etwas zu laut. Vielleicht hätte ich
Viola an dieser Stelle und um diese Uhrzeit erwürgen sollen, aber ich
hielt mich, angesichts der unbequemen Verhältnisse in deutschen
Strafanstalten, wenn auch mühsam, aber immerhin noch zurück.
„… ich sollte ein Lied singen.“
„Was solltest du?“
„Ich sollte ein Lied singen. Er wollte es, und Petra fand die
Idee auch lustig.“
Ich schloss die Augen und nahm mir vor, meinen Vorsatz
bezüglich des angedachten Mordes bei der nächsten passenden
Gelegenheit, aber spätestens in den nächsten zehn Minuten zu
realisieren.
„Ja und, was für ein Lied habt ihr gesungen?“
„Soll ich es dir vorsingen?“
Mit offenem Mund und einer sich ankündigenden
Kreislaufschwäche griff ich nach der Flasche von Johnny Walker mit
dem schwarzen Label. Schwankend zwischen einem beherzten
Schluck aus der Pulle, und einen kühnen Hieb gegen Violas
Gehirnschale, antwortete ich mit krächzenden Lauten: „Ja, sing es mir
doch auch mal vor.“
In diesem Moment erinnerte ich mich, dass Viola vor
geraumer Zeit einen Bauchtanzkurs absolviert hatte, und ich musste
trotz der Folter lächeln. Viola stand vom Boden auf. Dann hielt sie
sich einige Sekunden am Kanapee fest, um dann ohne Pumps, aber in

Seite 373
________________
______

Strümp
pfen, Rock und
u mit Blusse vor mir zu
z stehen. Dann
D begann sie zu
singen:: „Es regnett, es regnet,, der Peter wird
w nass. Mach
M mich n
nicht
nass, mach
m mich nicht
n nass, mach
m nur de
en bösen Peeter nass.“
Ich sah sie mit debil geeöffnetem Mund
M an.
Viola sah mich
m fragend
d an.
Ich wusste nicht, ob icch jetzt in die Hände klatschen, od
der aus
Verzweeiflung wein
nen sollte. Aber
A bevor ich eine Enttscheidung über
die passsende Reakktion und diie mögliche
e Reaktion darauf
d treffeen
konntee, begann Viiola hektisch zu erzähle
en.
„Ja und dan
nn, sollte icch auf ihn Piipi machen.. Also in sein
nen
Mund. Und Petra sollte
s sich solange
s auf den Dildo-SStuhl setzen
n. Das
hat Chaantal27 so geewollt, und Fabienne288 hat zugeseehen und
mitgesu
ungen. Ich soll
s dich übrigens von Fabienne grrüßen.“
„Die Sau“ ging
g mir durrch den Kop
pf, und Violaa schaute verlegen
auf dass Sektglas. Spontan
S öffnete ich die
e letzte Champagnerflaasche
um Vio
olas Glas zu füllen.
An dieser Stelle
S möchte ich die weiteren
w Besschreibungeen des
Dialogss und des Ab
bends abbrechen. Abe
er dieses ersschütterndee
Beispieel moralischen Verfalls erschien mir zu wertvo
oll, um in
Vergessenheit zu geraten.
g Daarum habe ich beschlosssen, zu
rechercchieren und
d das Themaa „Champaggner, frisch aus der Qu
uelle“
einer elitären Leseerschaft zurr Diskussion zu stellen.

27
Chantal ist die derzeitige Lebensgefährtin von Fabienne, die eigentlich Marrion heißt, und die mich und
auch Ralf wegen
w Chantal veerlassen hat, und die die momentaan die beste Freu
undin von Viola isst, was
Chantal niccht so gern sieht,, weil Chantal seh
hr eifersüchtig istt, aber Fabienne nett
n zum Personaal und zu
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den Gästen
n sein muss, was gut für das Geschäft ist.
28
Die derzeitige Lebensgefäährtin von Chantal, über die ich se
ehr ausführlich in
n meinem Buch „Fabienne“
berichtet habe.
h
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Seite 374
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Bei meinen Befragungen
n repräsentaativer Bevölkkerungsschich
hten im
geschlechtsreifen Alter konnte ich eruieren, dass quer durch alle sozzialen
Schichteen, die Mehrrheit der kon
nservativen bundesdeuts
b schen
Nachkriegsbevölkerrung, eine du
urch undefinierbare Resssentiments geprägte
Voreinggenommenheeit kultiviert hat. Das hatt tiefverwurzzelte Ursacheen, die
jedoch überwiegend
ü d auf mangelhafte Aufkläärung zurückkzuführen sin
nd.
Dennocch hat mich die
d breite Ablehnung dess sensiblen Themas nicht davon
abgehallten, unparteeiisch, ohne Vorurteile ge
egen unkonvventionelle
nseitig mit vorgefassten Wertungen oder Meinun
Neigunggen, nicht ein ngen
gegenüber den Abgründen des menschliche
m en Daseins, aber dennoch
h
ngslos offen zu berichten
schonun n. Zu diesem Zweck habee ich mich vo
orrangig
wohnheiten der erwachssenen Bundeesbürgerinneen und
über diee Konsumgew
Bundesbürger informiert. Reprääsentative Faallbeispiele möchte
m ich m
mit
freundliicher Genehmigung der interviewten
i n Personen hier
h darstelleen.
Zum Beispiiel hat mir die
d seit vier Jahren glüccklich verheeiratet
Sandra H. aus E. (4
43 und seit vier Jahren glücklich veerheiratet) bei
einer vertraulichen Zusammeenkunft zwe
ecks einem Interview
berichttet, dass sie aus Gesundheitsgründ
den regelmäßig ihren U
Urin,
aber au
uch manchm
mal den ihrees Liebhabe
ers genießt. Sandra H. ttrinkt
morgen
ns vor dem Frühstück ein
e halbes Glas
G vom errsten Mittelstrahl,
und wiee sie mir au
uch glaubhaft versicherrt hat, soll der
d Eigenuriin, den
sie liebevoll „mein
n Goldelixier“ nennt, zu
u diesem Zeeitpunkt von
n
besond
ders intensivvem Gusto sein. Auch tagsüber,
t vor oder nacch dem
Essen, zum Salat oder
o zum Krrabbencocktail, verkosttet sie gern ein
gutes Tröpfchen.
T F Sandra H. ist Urin ein
Für e gesundeer, körpereiggener
Saft, deer nicht nurr die natürlicchen Abwehrkräfte stäärkt.

Seite 375
5
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______

Ganz andere Vorlieben hat Ulrike


e S. (34 aus der Uckerm
mark
und seiit Septembeer 2010 verliebt). Da sie seit vielen
n Jahren un
nter
starkem
m Übergewicht zu leideen hatte (m
mit negativen
n Folgen au
uf ihr
Liebesleben), war ihre letzte Hoffnung eine kombinierte Harn-
Wasserr-Fasten-Therapie.29 Naach einem vierwöchige
v en Fasten ohne
Nahrun
ngsaufnahm
me, wobei siie in dieser Zeit nur den Eigenurin
n und
regionaales Mineraalwasser gettrunken hattte, war es ihr
i gelungen
n, das
Körperggewicht von
n hundertsiebenunddrreißig Kilo auf
siebenu
undachtzig Kilo (ohne Kleidung
K un
nd Schuhe) zu senken. Zur
Therap n tägliche Eiinläufe mit einem Urin
pie gehörten n-Wasser-Geemisch
(70 Pro 3 Prozent stilles Mine
ozent Urin, 30 eralwasser),, um die Darmflora
zu reinigen. Ulrikee S. hat das prickelnde Getränk
G mit heilender
Wirkun
ng nicht nurr innerlich, sondern
s aucch äußerlich
h angewend
det. Um
ihre Akkne zu behandeln, massierte sie zw
weimal am Tag
T ihren Körper
mit ein bis zwei Taage altem Urin,
U der durrch Anwärm
men auf dem
m
Ceranfeeld auf Körp
pertemperaatur gebrach
ht wurde, vom
v Hals biss zu den
Zehensspitzen ein.30
3
Wie sie mir
m versicherte, hatte die kombinieerte
Harn-W
Wasser-Fasten-Therapiee eine gute,, energetiscche Wirkungg auf
den gessamten Orgganismus, mit
m durchsch
hlagendem Erfolg. Die Akne
ist versschwunden,, und Ulrikee S. hat mir gestern,
g anlässlich einees

29
Wie mir berichtet wurde,, treten bei der kombinierten Harn-Wasser-Fasten
n-Therapie treten
Hungergeffühle nur sehr selten auf, da die kö
örpereigenen Sto
offe immer wiedeer rückgeführt weerden.
Ergänzend soll ein gutes Vittamin-Kombipräp
parat verwendet werden.
30
Äußere Anwendungen
A sin
nd Einreibungen,, Wickel, Packunggen, Fußbäder un
nd Gurgeln. Äußere
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Anwendun
ngen werden von erfahrenen Therrapeuten zum Be
eispiel bei Hautkrrankheiten, oder bei akuten
und chronischen Krankheiten empfohlen. Dabei soll eine tieffgreifende Wirkung erreicht, und die
ungskräfte des Kö
Selbstheilu örpers aktiviert werden.
w
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längeren Telefongesprächs, freudig ihre baldige Vermählung mit

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einem Agrarökonomen (Schweinemast) angekündigt.
Bei meinen Nachforschungen konnte ich in Erfahrung bringen,
dass Urinanwendungen auch weitgehend unbekannte und
hochwirksame Anti-Aging-Effekte haben. Das hat auch die Kosmetik-
Industrie erkannt. Urin ist in den beliebten Urea Cremes vorhanden.
Durch einreiben mit Urin wird die Haut straffer, geschmeidiger und
besser in der Elastizität. Wie mir berichtet wurde, kann auch die
Cellulitis sehr gut mit Urinwaschungen und Urinmassagen behandelt
werden.
Nun müssen die Unwissenden nicht ungläubig den Kopf
schütteln. Jeder durchschnittlich informierte Esoteriker weiß, dass
die Urintherapie auf eine lange Tradition zurückblicken kann, die sich
bis ins alte Ägypten zurückverfolgen lässt. Die alten Ägypter waren
Meister der Harnschau und Anwendung. Auch Hippokrates von Cos
(460 v. Chr bis 375 v. Chr.) empfahl in seinen Schriften Urin als
Therapeutikum.31
Natürlich spielen bei der Urintherapie nicht nur die
Ernährung, sondern auch die Lebensgewohnheiten von Spender(in)
und Empfänger(in) eine wichtige Rolle. Eine einmalige Anwendung,
wie von Viola verabreicht, dürfte nur geringe, therapeutische
Wirkung zeigen – von den geschmacklichen Nuancen und der
allgemeinen Bekömmlichkeit einmal abgesehen. Wahre Kennerinnen
und auch Experten achten auf ein stressarmes Leben, und auf
gesunde Ernährung. Es ist wie in einer guten Küche. Das Essen lebt
31
Hippokrates ging davon aus, dass das Wesen der Krankheiten grundsätzlich in einer fehlerhaften
Mischung der Körpersäfte zu finden sei.

Seite 377
________________
______

vom Geeschmack. Wer


W viel Ob
bst und Gem
müse isst, deen Verzehr von
Fleisch einschränkkt, oder sogaar ganz unterlässt, und
d die Bude n
nicht
vollquaalmt, bereitet der Gattiin, oder dem
m schwer arbeitenden
Ehemann einen beesonderen Genuss.
G Der Urin bekommt schon
n nach
kurzer Zeit einen neutralen
n G
Geschmack und
u eine hü
übsch-güldeene
Champ
pagnerfärbu
ung. Um zum
m Beispiel die
d Gattin scchnell an deen
regelmäßigen Gen
nuss zu gew
wöhnen, kan
nn seinen Ch
hampagner auch
mit Apffelsaft oderr Orangensaaft zu einer Natursekt-SSchorle misschen,
was jed
doch den Geenuss, frisch
h von der Quelle
Q ersch
hwert.
Phantasievvolle Frauen
n und Männ
ner wissen schon
s seit
Jahrhun
nderten um ums.32 Eine
m die starke Kraft des Aphrodisiaku
A
nte Mystikerin hat mir unter dem Versprecheen der absoluten
bekann
Verschw
wiegenheit, von der ab
bhängig machenden Wirkung
W von Urin
berichttet. Inzwisch
hen nachgeewiesen ist, dass bei Mäännern der
halamus33 mit
Hypoth m einem wahren
w Feue
erwerk auf den
d Frauenduft
reagierrt. Erfahrenee Frauen tu
upfen statt Parfüm
P etw
was von ihrem
hinter die
d Ohren, oder
o geben
n ihrem Herzzallerliebsteen in Herzfo
orm
gefroreenen Naturssekt in den Long-Drink,, ins Whiskkey-, oder in
ns Pils-
Glas. Paassende Eissförmchen für
f das Gefrrierfach hältt der
Haushaaltswaren-Fachhandel bereit. Für den intimen
n Hausgebrrauch
haben sich Eisförm
mchen aus silikonähnlic
s chem Material bewährrt. Die

32
Ein schw
wedisches Forscheerteam ließ Männ
ner und Frauen an
a Düften riechen
n, die sie aus
östrogenhaaltigem Urin von Frauen gewonneen hatten. Zum Vergleich
V durften die Probanden auch an
Lavendel oder
o Zedernöl sch
hnuppern, während die Forscher die
d Gehirnaktivitäät ihrer Versuchspersonen
mit Compu
utertomographen
n überwachten.
33
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Der Hypo
othalamus ist ein
n Abschnitt des Zw
wischenhirns im Bereich der Sehn
nervenkreuzung. Der
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Hypothalamus steuert die vegetativen


v Funkktionen des Körpe
ers und auch des Sexual- und
Fortpflanzungsverhaltens. (Quelle:
( Wikipedia)
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aus der Tiefkühle entnommen Eis-Herzen sind einfach aus der Form

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zu drücken. Ein goldenes Herz im Drink ist das ultimative und
dekadente Give-away für Verliebte.
Für Sicherheitsbewusste ist mein Hinweis auf das
Verfalldatum gedacht. Urin nur dann gut ist, wenn er goldgelb
schimmert.34 Es soll vorgekommen sein, berichtet Der Spiegel, dass
sich bei zu warmer Lagerung Schimmel auf dem Urin bilden kann.

____________________

Bei Redaktionsschluss lagen die Termine für die


nächstjährigen „Wet-Games“ noch nicht vor. Informationen zu den
„Wet-Games“ und anderen „Golden-Shower“ Veranstaltungen bitte
an meine Email
natursekt@raoulyannik.de

34
Quelle: spiegel.de vom 31.03.2005

Seite 379
________________
______

Nachtrag

„R
Reg dich nicht über Din
nge auf, die du nicht än
ndern kannsst.“
Sina Sidoniuss

________________
______

Ich habe diiese Geschicchte so geschrieben haabe, wie siee noch


in mein
ner Erinneru
ung ist. Darum bitte ich
h meine Lesserinnen un
nd Leser
um Nacchsicht, wenn ich an deer einen oder anderen Stelle zu seehr von
dem was sich tatsäächlich zugeetragen hatt, abgewichen bin. Den
nnoch,
und das kann ich beschwören
b n, entspricht Vieles derr nackten,
ungescchminkten Wahrheit,
W so
o schön sch
hrecklich siee auch ersch
heinen
mag. Daher ist es nicht verwu
underlich, wenn
w es in meiner
m Gescchichte
kleine Ähnlichkeite
Ä en mit noch
h lebenden oder inzwisschen
verstorrbenen Perssonen gibt. Persönlichkkeiten die der Zufall, diie
Zwängee des Leben
ns, oder dass Kalkül, so wie
w im richttigen Leben
n, für
eine ku
urze Zeit zussammengefführt hat.

Vielleicht kommt
k dir die
d eine ode
er andere Ep
pisode bekaannt
vor. Du
u brauchst dich
d nicht zu
u sorgen, un
nd du musst mich nichtt daran
erinnerrn. Mein Kapital ist meine Verschw
wiegenheit.. Ich nenne keine
Namen
n und ich sch
hwöre dir, bei
b allen He
eiligen und bei
b allem w
was mir
heilig isst: Die genaannten Akteeure, ihre Namen, die Orte
O und Zeeiten
sind vo
on mir frei erfunden.
e Du
u kannst be
eruhigt so weiterleben
w wie du
es gewohnt bist. Aber
A du sieh
hst, auch de
eine Erlebnisse sind so
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alltäglicch, dass sie überall passsieren könn


nten, jede Minute,
M jede
Stundee, überall au
uf der Welt, schon imm
mer und solaange es Men
nschen
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Seite 380
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gibt. Eine Frau liebt einen Mann, ein Mann liebt eine Frau, sie

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schwören sich Liebe und vielleicht lieben beide auch noch etwas
anderes. Wenn, ja wenn die Wünsche, die Ziele und die Zufälle nicht
wären.
Sollte also jemand vermuten, sich in diesem Buch
wiederzuerkennen, dann fühle ich mich wegen meiner blühenden,
aber realitätsnahen Phantasie geschmeichelt. Aber Ansprüche,
welcher Art auch immer, können daraus nicht abgeleitet werden,
denn der oder diejenige hat sich geirrt.

Seite 381
________________
______

Mein Profil

R
Raoul Yanniik

Geboren im
m Oktober 1950
1 in der damals besschaulichen
n,
schwäb
bischen Kleiinstadt Sind
delfingen. Nach Abitur und Ausbild
dung
ngeres, aus heutiger Sicht ziemlich
schlosss sich ein län h nutzloses
Studium
m in Berlin an.
a Heute, nach
n einer kurzen
k Ehe und andereen
Missgeschicken lebe ich aus Lebens-
L und
d Liebesgrün
nden in Essen. Ich
schreib
be Essays, Kurzgeschich
hten und Ro
omane überr die Abgrün
nde der
Seele, über
ü die Irrw
wege der Liiebe, über das
d was sein
n könnte un
nd was
ist.

Meine Schreib-Werkstattt: www.raoulyannik.de


Meine Web-Tagebücherr für Kommentaare und Tipps:
oulyannik.blogsspot.com/ und http://raoulyannik.wordpresss.com/
http://rao
Kontakt und
u Fragen an mich:
m kontakt@
@raoulyannik.de
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Meine Bücher und Veröffentlichungen

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HEXENMACHT
Roman 560 Seiten Schweitzerhaus Verlag
ISBN-10: 3939475211 ISBN-13: 978-3939475217
Im Buchhandel und bei Amazon erhältlich

Kurzgeschichten
Schweitzerhaus Verlag ISBN 978-3-939475-06-4

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