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FEBRUAR 2010
Freiwirtschaft I
«Fritz Schwarz (1887–1958): Geld muss
Gegen Betonpfosten?
fliessen», WOZ Nr. 1/10
WOZ: Sie hatten vorletztes Wochen- Ich bereite mich so um die sieben
Der Vorabdruck des einfühlsamen Vor- ende ihren ersten Ernstkampf seit Wochen auf einen Kampf vor. Viel
worts von Professor Ueli Mäder und Si- längerer Zeit. Wie geht es Ihnen? Krafttraining, Kämpfe mit Sparring-
mon Mugier zu Band 1 von «Segen und Azem Maksutaj: Es geht ganz gut. Ich partnern, jeden Tag Joggen. Das ist
Fluch des Geldes in der Geschichte der bin etwas müde, und meine Schulter wissenschaftlich durchgeplant, inklu-
Völker», dem Hauptwerk meines Vaters schmerzt. Aber ich bin zufrieden. Den sive Ernährung.
Fritz Schwarz, freut mich sehr. Der re- Kampf habe ich ja deutlich gewonnen. War das schon immer so?
daktionelle Kommentar hingegen er- Sind Verletzungen ganz normal in Überhaupt nicht. Als Jugendlicher bin
fordert einige Ergänzungen. Die Kauf- Ihrem Sport? ich einfach drauflosgerannt, so lange,
kraftinitiative der Freiwirtschafter von Eigentlich schon, aber bisher hatte bis ich fast kotzen musste. Und dann
1951 schlug folgenden Text für den No- ich immer Glück. Sogar meine Nase noch einen Kilometer, als müsste ich
tenbankartikel in der Bundesverfassung war nie richtig gebrochen, was eine dem Teufel davonrennen. Und zu Be-
vor: «Die mit dem Notenmonopol aus- Seltenheit ist unter Boxern. Ich habe ginn war es wichtig, in einer tiefen Ge-
gestattete Bank hat die Hauptaufgabe, sehr starke Knochen. Das kommt wohl wichtsklasse zu bleiben, also habe ich
den Geldumlauf des Landes zum Zwe- von der gesunden Ernährung und der wenig gegessen und kaum Wasser ge-
cke der Vollbeschäftigung so zu regeln, Landluft in meiner Kindheit. trunken. Das ist nicht gerade gesund.
dass die Kaufkraft des Schweizerfran- Und kleinere Verletzungen? Ist das heute anders?
kens, bzw. der Lebenskostenindex, fest Die gehören zum Alltag. Prellungen, Dass ich früher so trainiert habe, lag
bleibt. Der Bund erklärt die Banknoten Schnitte, so etwas gibt es auch im Trai- ja nicht an meiner Schule, sondern an
und andere gleichartige Geldzeichen ning. Und so, wie ich früher trainiert meiner Besessenheit. Ich kam hier als
als gesetzliche Zahlungsmittel.» habe, bin ich recht unempfindlich Fremder an, kannte die Sprache nicht
Im Grunde genommen eine Selbst- gegenüber Schmerzen geworden. Vor und hatte wenig Freunde. Also inves-
verständlichkeit, die aber von den wirt- kurzem hat ein Arzt bei mir drei ver- tierte ich alles in den Sport. Aber es
schaftlichen und politischen Eliten heilte Rippen festgestellt. Die sind mir hat sich schon verändert. Dass wir mit
vehement bekämpft wurde. So verbot damals gar nicht aufgefallen. Aber als Video arbeiten, um die Bewegungs-
Bundesrat Ernst Nobs die sonst vor er sie mir zeigte, wusste ich genau, in abläufe der Schüler zu filmen, zum
Volksinitiativen am Radio übliche «Dis- welchem Kampf die gebrochen sind. Beispiel. Azem Maksutaj: «Ich glaube, dass Jugendliche vor allem dann zuschlagen, wenn
kussion am runden Tisch» und hielt Das klingt fast so, als wäre Kick- Die meisten Leute kennen Kick- sie selber Angst haben.» Foto: Florian Bachmann
stattdessen eine bewusst irreführende boxen völlig harmlos? boxen nur aus dem Film. Tritt
Rede. Nachzulesen in Werner Schmids Nein, so meine ich das nicht. Ich weiss man im Training wirklich gegen
Biografie «Fritz Schwarz – Lebens- ja, dass dieser Sport gefährlich ist. Betonpfosten? Wie gehen Sie mit solchen denen es egal ist, ob sich ihre Schüler
bild eines Volksfreundes», Neuauflage Das macht ja auch den Reiz aus. Aber (Lacht) Nein, natürlich nicht. Aber Jugendlichen um? ausserhalb des Trainings prügeln. Da
2009. ich kenne meinen Körper, weiss, wo Abhärtung ist ein wichtiger Teil, ge- Ich bringe ihnen bei, ihre Aggressionen fehlt jegliche Kontrolle. Und Kickbo-
An einer Veranstaltung zum 50. To- die Grenzen sind. In Las Vegas, nach rade an den Schienbeinen. Und das anders einzusetzen. Und versuche xen ist nicht Tennis: Wenn Kickboxer
destag von Fritz Schwarz im November meinem Kampf gegen Ruslan Karaev, Training ist hart: Ich habe jeden Mo- ihnen die Angst zu nehmen. Ich glaube, die Beherrschung verlieren, kann das
2009 führte der Wirtschaftshistoriker wollte ein Arzt unbedingt eine Com- nat rund ein Dutzend Schüler, die neu dass Jugendliche vor allem dann zu- tödlich enden. Wer sich dieser Verant-
Tobias Straumann in seinem Referat putertomografie machen lassen, da ich bei mir anfangen – fast ein Drittel sind schlagen, wenn sie selber Angst haben. wortung bewusst ist, der hat es nicht
«Wieso Fritz Schwarz recht hatte» aus: viele Schläge gegen den Kopf erhalten junge Frauen. Und nur wenige bleiben Wer bereit ist, im Ring von einem Knie nötig, auf der Strasse auf Schwächere
«Sie waren die ersten, die trotz heftigem hatte. Aber ich wusste, es geht mir gut. lange dabei. mit fünfhundert Kilo Schlagkraft in die loszugehen.
Widerstand des Bundesrates und der Der Kampf wurde zum zweit- Haben Sie überhaupt noch die Rippen getroffen zu werden, der ver- Interview: Etrit Hasler
Parteien freie Wechselkurse, Abschaf- besten Kampf der K-1-Liga gewählt. Zeit, selber die Trainings zu leiten? liert nicht so schnell die Beherrschung.
fung des Goldstandards und Sicherheit Das war eine harte Sache, ich musste Die nehme ich mir. Sehen Sie, das ist Im letzten Jahr erschien eine AZEM MAKSUTAJ (34) betreibt in Winterthur
der Kaufkraft des Frankens forderten, über Nacht im Spital bleiben. Ich hatte nicht wie Häuser bauen, wo man Pläne Studie, welche das Gegenteil behaup- eine Kampfsportschule, das Wing Thai
alles Dinge, die heute als selbstverständ- vor allem Schnitte, am Kinn und über zeichnen kann, die auch ein Stellver- tete: Kampfsportarten würden Gym, und gilt als der erfolgreichste
lich gelten.» dem Auge. Das blutet heftig, ist aber treter ausführen kann. Das sind junge aggressiver machen. Schweizer Kickboxer.
Nachdem im Kommentar zweimal völlig ungefährlich. Menschen, um die man sich einzeln Das habe ich auch gelesen, aber davon Ab dem 25. Februar läuft der biografische
von Antisemitismus die Rede ist, scheint Wie trainieren Sie für einen kümmern muss. Und das gilt nicht nur halte ich nichts, auch wenn es tatsäch- Dokumentarfilm «BEING AZEM» in Deutsch-
es mir richtig, zu erwähnen, dass Fritz Kampf ? für die sogenannten Problemfälle. lich viele unlizenzierte Schulen gibt, schweizer Kinos.
Schwarz als C. A. Looslis Verleger nicht
nur dessen Werk «Die schlimmen Ju-
den» (Titel ironisch gemeint!) heraus-
brachte, in Alfred A. Häslers Buch «Das WIKTOR JANUKOWITSCH Der Sieger der Präsidentschaftswahl in der Ukraine
Boot ist voll» positiv erwähnt wird, son-
dern auch Dankesbriefe der «Flücht- will eine Politik des Ausgleichs. Gute Beziehungen zur Europäischen Union sollen dem
lingsmutter» Gertrud Kurz und von Verhältnis zu Russland nicht schaden.
jüdischen Emigranten erhielt, denen
er geholfen hatte. Seine Korrespondenz
mit Professor Jonas Fränkel sowie der
fünfzig Dokumente umfassende Brief-
wechsel mit dem jüdischen Biografen