0 Bewertungen0% fanden dieses Dokument nützlich (0 Abstimmungen)
11 Ansichten6 Seiten
EK-Pressedienst der Zentrumsunion und EDIN in Süddeutschland
Der Pressedienst der EK-EDIN [bzw. der ZU-GDJ] in Süddeutschland wurde von Herrn Dr. med. Nikolaos Grammenos im Auftrag des Vorstandes des Parteiverbandes verfasst und presserechtlich in eigener Verantwortung publiziert. Mit dem moralischen, materiellen und politischen Beistand der Jungsozialisten, Jusos, und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, SPD, von Esslingen wurden etwa 300 bis 500 Exemplare pro Ausgabe gedruckt. Sie wurden per Post an Presse, Parteien und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens versandt.
EK-Pressedienst der Zentrumsunion und EDIN in Süddeutschland
Der Pressedienst der EK-EDIN [bzw. der ZU-GDJ] in Süddeutschland wurde von Herrn Dr. med. Nikolaos Grammenos im Auftrag des Vorstandes des Parteiverbandes verfasst und presserechtlich in eigener Verantwortung publiziert. Mit dem moralischen, materiellen und politischen Beistand der Jungsozialisten, Jusos, und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, SPD, von Esslingen wurden etwa 300 bis 500 Exemplare pro Ausgabe gedruckt. Sie wurden per Post an Presse, Parteien und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens versandt.
EK-Pressedienst der Zentrumsunion und EDIN in Süddeutschland
Der Pressedienst der EK-EDIN [bzw. der ZU-GDJ] in Süddeutschland wurde von Herrn Dr. med. Nikolaos Grammenos im Auftrag des Vorstandes des Parteiverbandes verfasst und presserechtlich in eigener Verantwortung publiziert. Mit dem moralischen, materiellen und politischen Beistand der Jungsozialisten, Jusos, und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, SPD, von Esslingen wurden etwa 300 bis 500 Exemplare pro Ausgabe gedruckt. Sie wurden per Post an Presse, Parteien und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens versandt.
PRESSEDIENST
der Zentrumsunion in
Stiddeutschiand
II. Ausgabe November 1969
In artikel 3 der Satzung des Europarates heiBt es:
Jedes Mitglied des Europarates erkennt den Grundsatz
der Vorherrschaft des Rechts und den Grundsatz an, das
jeder, der seiner Hoheitsgewalt unterliegt, der Menschen-
rechte und Grundfreiheiten teilhaftig werden soll.
Es verpflichtet sich, bei der Erfiillung der in Kapitel I
bestimmten aufgaben aufrichtig und tatkraftig mitzuarbeiten.
und in Artikel Ia heigt es:
Der Europarat hat zur Aufgabe, eine engere Verbindung
zwischen seinen Mitgliedern zum Schutze und zur Forde-
vung der Ideale und Grundsitze, die ihr gemeinsames Erbe
bilden, herzustellen und ihren wirtschaftlichen und sozia-
len Fortschritt férdern.
Seit 30 Monaten verletzt das griechische Militarregime die satzung
des Europarates und spezicll die zitierten artikel Ia und 3, sowie
das Protokoll der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und
Grundfreiheiten. (Siehe Bericht der "amnesty International" vom
30.12.1967)
Am 12./13. Dezember dieses Jahres berit das Ministerkomitee end~
giiltig tiber den eventuellen AusschiuB8 Griechenlands aus dem
Europarat.
Unser Kommentar:
Nach 30 Monaten Militérherrschaft kristallisieren sich, auch fir
den naivsten Beobachter, ganz klar die Absichten der Machtigen in
Hellas heraus.
In dem Bemithen, die Griinde der griechischen Militérregierung, sich
an der Macht zu h alten, darzulegen., mchten wir mit diesem
Kommentar keineswegs durch cinseitige, emotionell betonte Betrach-
tungsweise einen propagandistischen Bffekt erzielen.Unsere Absicht liegt vielmehr darin, ein zwar nicht ausfihrliches,
aber nach Moglichkeit abgerundetes Bild des Problems "Griechenlan
zu vermitteln, Wir werden versuchen, so objektiv man einer Diktatur
gegentiber sein kann, 2u zeigen, daB die Militarregierung in Athen
keine voriibergehende, geographisch isolierte politische Episode im
europdischen Raum darstellt und da die Mitarbeit aller Demokraten
zur Rickkehr des Parlamentarismus und der Demokratie in Griechenland
nicht nur aus humanitdren, sondern genauso aus sicherheitspolitischen
Tnteressen der westlichen Allianz notwendig ist.
Mit dem Militarputsch vom April 1967 wurde in Griechenland eine
zwar nicht spektakulare, aber doch gleichma@ig progressiv verlaufen-
de demokratische Entwicklung gestoppt. Die Obersten begriindeten
ihr ungebetenes Bingreifen in das politische Leben des Landes mit
der damals unmittelbar bevorgestandenen "kommunistischen Gefahr"
Bin Beveis dieser Behauptung ist bis heute noch nicht erbracht
worden.
Durch Suspeadierung der Verfassung und aller politischen und ge-
s€lischaftspolitischen Institutionen haben die Offiziere zundchst
unter dem Vorwand regiert, dem Land eine neue demokratische Ver—
fassung geben zu wollen.
Mit 94,9% bei 75% Wahlbeteiligung wurde am 28. September 1968 die
mafgeschneiderte Verfassung vom "Volk" angenommen. Bis dahin hatte
es viele Politiker gegeben, die die ansicht vertraten, "man mug
den Militars eine gewisse Zeit geben bis sie die politische Lage
in richtige Balnen gelenkt haben, dann wiirden sie - darauf haben sie
ihr Bhrenwort gegeben - auriicktreten und die Politik den Politikern
tiberlasser
auf das Sinhalten des "Papadopoulos-Ehrenwortes", das Herr Blumen-
feld persénlich entgegengenommen hat, warten wir heute noch.
Jetet versuchen die Offiziere inr Regime mit ciner National -—
Christlich ~ Orthodoxen Pseudo-Ideologie zu umgeben. $ ie sprechen
nur noch von der "Nationalen Revolution".
Urspriinglich war die kommunistische Gefahr der alleinige Grund fur
das Eingreifen der Armee gewesen.
Etwas spter sprach man nicht mehr so sehr von der kommunistischen
Gefahr, sondern viel mehr von der "Kerruption und Verwesung des
Staatsapparates”.
Immer deutlicher tritt der absolutistische Charakter der Regierung
zu Tage. Im Artikel 31 der neuen Verfassung heiSt es: "Die gesetz—
gebende Gewalt wird vom Konig und vom Parlament ausgelibt™.
Der Kinig ist auBer Landes und das Parlament ist immer noch nicht
ewahit.
Artikel 138 der neuen Verfassung setzt unter anderem avO1f Artikel aun
aufer Kraft. Diese artikel betreffen gerade:
schutz vor willkirlicher Verhaftung,
Verbot von Ausnahmegerichten,
Unverletzlichkeit der Wohnung,Pressefreiheit,
Recht zur Griindung von Parteien,
Durchfiihrung von Parlamentswahien,
Zustandigkeit ordentiicher Gerichte fiir politische
Delikte.
wir kénnten noch eine Fiille von Beispielen anfiihren, welche im
Detail die Absicht der Militdrregierung, sich fiir immer 2u etablie-
ren, verdeutlichen wiirden, Fine derart detaillierte Beweisfiihrung
halten wir jedoch fiir tberfitissig, zumal das Regime insgesamt sich
wiederholt liber diese ansicht geausert hat.
Anfang September dieses Jahres hat Ministerprisident Papadopoulos
bei der Eréffung der Internationalen Industriemesse in Saloniki
unmifver: indlich erkidrt:
" Die Regierung ist nicht gewillt, den Erfolg der Revolution
durch sogenannte Volkswahlen auf Spiel zu setzen".
Wenn man als Buropder - um nicht zu sagen, als Mensch iberhaupt -
davon absehen will und kann, da® in Griechenland eine Militardikta-
tur mit Terror und Gewalt die neun Millionen Griechen regiert und
wenn man weiterhin die Tatsache der perstnlichen und koliektiven
Unfreiheit der Griechen innerhalb des westlichen Bindnisses der
Allianz wegen ignoriert, dann sollte man wenigstens politisch nicht
so kurzsichtig sein und glauben, daB dieses unfreie Griechenland
Garant der Freikeit anderer sein kann und auch sein wird.
Generell m& man sagen, da8 die Zuverlassigkeit einer Armee im wesent-
lichen davon abhangt, inwieweit ihre eigentliche Funktion von Seiten
des Volkes als soiche akzeptiert oder in Frage gestellt wird. Eine
Armee ist umso mverlassiger, je mehr moralische Unterstitzung ihr
vom Volke zuteil wird, je mehr sie die GewiBheit hat vom Volk 2u
seinem Schutz bendtigt zu werden. Wie ist es aber mit dieser morali-
schen Unterstiitzung der g: cchischen Armee durch das Volk bestellt?
Es besteht zundchst cinmal cin akuter Mangel an erfahrenen Offizieren
82% der hohen Offiziersdienstgrade sind aus der Armee entlassen worden
Insgesamt 2.200 Offiziere, d.h. ein Viertel des gesamten Offiziers—
Korps, sind aus der armee entfernt. Das dadurch entstandene vakuum
wurde durch dic Beférderung junger Offiziere aufgefiillt. Diese gunst-
befdrderten jungen Offiziere zeigen sich naturgem&B sehr ergeben und
diensteifrig. Ihr Dienst besteht in erster Linie in der Mobilisierung
und Anwendung aller Mittel, die das Regime braucht, um tberleben zu
komen,
Die eigentliche Funktion der, der Nato untersteliten, griechi-
schen Armee hat sich in die Praétorianer-Funktion einer totalitaren
Miliz umgewandelt, Die Zuverldssigkeit einer solchen, supranationa—
len Armeefiihrung ist unseres Erachtens sehr fragwirdig. Man kann mit
Sicherheit sagen, daB die supranationalitat der griechischen armee-
fiihrung - sie ist mit der Regierung identisch - nicht deren Uber—
zeugung, sondern ein Lippenbekenntnis zum Zweck ihrer Erhaltung dar-
stellt, denn sie ist ganz ohne Zweifel nationalistisch.
Im Zivilbereich sind die Offiziere so etwas wie die politischen
Kommissare der kommunistischen Regimes. Alle wichtigen zivilen
aNSage
Institutionen, wie die Prdfektur, das B uirgermeisteramt und der
Gemeinderat, unterliegen der Kontrolle eines Offiziers. Der einst,
nur wahrend der Wahlperiode wichtige Posten des Ortskommandeurs der
THA fechtsgerichtete paramilitarische Organisation) ist durch die
Militaérs zu einer der wichtigsten Kontrollstellen des zivilen Lebens
geworden und spiclt vor aliem unter der lindlichen Bevélkerung eine
sehr wichtige Roll Die Uniform ist nicht mehr das Symbol des Staats--
dieners, sondern des Staatsherrschers.
Zu allen demagogischen Parolen der Regierung tber die Tugenden des
Ellinikos Stratos" (griechische Armee) und der "Ethniki Bpanastasis"
(nationale Revolution) die taglich durch Padio und Fernsehen in Be~
gieitung von Marschmusik gesendet wezden, antwortet das Volk mit
Schweigen. Ein Zeichen, wenn nicht der Antipathie, so doch keines-
falls der Sympathic.
Es ware nun allerdings falsch, den Cliquenstreich des 21. April als
einen solchen der griechischen Armee — wie die Regierung ihn prokla—
miert ~ zu interpretieren. Papadopoulos und seine Mitarbeiter sind
nicht die griechische Armee, denn sonst hitten sie nicht tiber ein
Viertel der Offiziere entiassen miissen.
Nun ware es aber unrichtig, wenn man der Militarregerung absolutes
Versagen auf der ganzen Linie muschreiben wiirde. Sie hat es zumin—
dest verstanden, ihre Anhanger aus den Reihen der Technokraten 2u ge-
winnen, all derjenigen Leute, die glaubten ihre Plane durch diese
Regierung durchsetzen zu kénnen.
Das Regime hat auch auf wirtschaftlichem Gebiet die von den fritheren
Regierungen begonnenen Investitionen in die Infrastruktur des Landes
energisch fortgesetzt _(Elektrifizierung, Strafenbau und Werften).
Es wird zwar mit elver emphatischen Buphorie dic Stabilitat der
Drachme propagiert, doch das Gesamtbild der griechischen Wirtschaft
ist getribt.
Dazu einige vergleichende Zahlen aus dem offiziellen Bericht des
Statistischen Monatsblattes der griechischen Nationalbank:
Geheime Zahlungen der Staatskasse ins Ausland (in Mio Dollar)
1964 1965 1966 1967 1968
25,4 Pei 2a53 38.4 50,0
1966 1967 v. 1967 n.d.P. 1968
Brutto-National~Produkt
Zuwachs 8,2 T3 0,75 3,5
Industriegiter 16,3 16, 0, :
Metailurgie 3,0 B55) 2,7 2,3
knotenumiauf in
Mio Drachmen 26.098 23.975 33.445 32.01966 1967 v. 1967 n.d.P. 1968
Geldreserven in Gold u.
ausland. Wahrungen in
Mio Dollar 382.7 -- 315.5 310.9
kurzfristige Handelsanlei-
hen in Mio Dollar 273.8 — 318.7 S73-0
Devisenausgleich in
Mio Dollar + 22.4 --- = 67.5 = 34.4
Arbeitslosigkeit in
Griechenland -~ 226 T 338 T
Touristen 798 T 756 T
Einnahmen d. Tourismus
in Mio Dollar 144 ee 127 120
(v.d.P..= vor dem Putsch, n.d.P. = nach dem Putsch)
1968 war das Pro~Kopf-Einkommen in den stédten von 781 auf 813
Dollar angestiegen. Auf dem Lande war es von 274 auf 266 Dollar
gefalien.
1968 betrug das Defizit der Handelsbilanz 771,9 Mio Dollar,
1969 stieg die Auslandsverschuldung auf 1.870,0 Mio Dollar, von
di n 420 Mio kurzfristige Handelsanleihen sind, dic in einem
Zeitraum von 3 ~ 6 Monaten bezahit werden sollten.
47% dev Investitionen, die die griechische Regierung zum Ausgleich
ihrer negativen Handelsbilanz bendtigt, stammen aus der Bundesrepu-
blik und aus Frankreich.
Nicht 2u tibersehen fiir das Uberiecben des Militdrregimes ist, neben
den Waffenlicferungen, auch das amerikanische Kapital. (Man’ denke
nur_an BSS0-Pappas, LITTON, TEXACO - Bohrungen im Thermaikos,
GOODYEAR, dic BANK OF AMERICA, CHASE MANHATTAN BANK, FIRST NATIONAL
CITY BANK).
Ganz offensichtlich liegt im Fall Griechenland ein Irrtum vor. Der
Irrtum ist der, da8 man in Griechenland durch die einseitige Be-
trachtungsweise der NATO-Filhrung aur einen militarisch-strategisch
wichtigen Faktor sieht und dabei den politischen zwangslaufig
diesem militérischen unterordnet.
Aber eine Erfolg versprechende Strategie setzt eine erfolgreiche
Politik voraus, sonst ist sie nur noch dem militadrischen Selbst—
zweck dienend - wie uns die Geschichte lehrt - zum Scheitern ver—--
urteilt.Nachricht aus dem akgina-Gefangnis!
Im Oktober dieses Jahres erreichte uns auf Umyegen ein von
40 politischen Gefangenen unterschriebener Bricf.
In dem Brief wird dic groe Sorge zum Ausdruck gebracht tber das
Verschwinden des Alexandros Panagoulis und mehrerer anderer
griechischer Gefangener, deren Schicksal ungewiB ist.
Ein erschiitterndes Zeugnis des ungebrochenen Mates und der
Solidaritat mit allen von der Junta verfoigten Landsleuten.
Verantwortlich: Dr. Nikolaos Grammenos, 73 - E8lingen,
Plandernstr. 78
21.11.69
rie