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Geo-Naturpark

Geo-NaturparkBergstraße-Odenwald
Bergstraße-Odenwalde.V.
e.V. Geo-Naturpark
Bergstraße-Odenwald
„Der erste Geo-Naturpark in Europa“
Geo-Naturpark Bergstraße Odenwald e.V. ▪
Nibelungenstraße 41 ▪ 64653 Lorsch
Vorsitzender:
Landrat Matthias Wilkes
Regierungspräsidium Darmstadt Kreis Bergstraße
Geschäftsstelle der Regionalversammlung Geschäftsführer:
Südhessen Reinhard Diehl
Abteilung III / Bereich: Dez. III 31.1
Wilhelminenstraße 1 Geschäftsstelle:
Geo-Naturpark
64283 Darmstadt Bergstraße-Odenwald e.V.
Nibelungenstraße 41
64653 Lorsch

Aufstellung des Regionalplans Südhessen und des Regionalen


Flächennutzungsplans für das Gebiet des Ballungsraumes Frankfurt/Rhein-Main 20.01.2010
Erneute Anhörung und Offenlegung des Entwurfs gemäß HLPG, öffentliche
Auslegung und Beteiligung der Behörden einschließlich der Nachbarkommunen nach
BauGB

Sehr geehrte Damen und Herren,

Stellungnahme zum Regionalplan Südhessen und zum Regionalen Flächennutzungsplan


für das Gebiet des Ballungsraumes Frankfurt/Rhein-Main:

I.1 Die Festlegung von keinen WKA-Standorten im Geo-Naturpark Bergstraße-


Odenwald wird ausdrücklich begrüßt, denn dies entspricht den grundlegenden
Zielen, die mit der Erklärung einer Region zum Naturpark verfolgt werden.

I.2 Da dem Vernehmen nach aber eine Teilplanung "Windenergie" erfolgen soll,
dienen die folgenden Ausführungen ex ante als Beitrag zur hierfür erforderlichen
Abwägung, deren Intensität aus im folgenden zu nennenden Gründen einer
fachplanungsartigen Intensität nahekommen muss.

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II Aspekte für die Planung und Abwägung

II.1 Soweit Grundsatzbeschlüsse von Organen eines Naturparks oder anderer Organe
(Regionalversammlung u.a.) vorhanden sind und vor allem, wenn sich solche
Beschlüsse nicht auf Einzelstandorte beziehen, sind die grundsätzlichen
Bedeutungen der besonders geschützten Gebiete für ihre regional bzw.
raumordnungsbezogenen Funktionen (Naherholung f. Ballungsräume etc.) in die
Abwägung einzustellen. Für die zu solchen erklärten bzw. faktischen (!) Kernzonen
ist in die Abwägung zudem der Tenor der Rechtsprechung (vgl. OVG RP v. 5. 9.
2006 — 8 A 10343/06) in die Abwägung aufzunehmen.

Hierzu können als Abwägungskriterien vorbeh. möglicher Einzelargumente


insbesondere gehören:

Der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald umfasst großräumige Gebiete der


Region, die wegen ihrer Bedeutung

Geo-Naturpark Sparkasse Starkenburg Sparkasse Starkenburg Sparkasse Bensheim Finanzamt Bensheim


Bergstraße-Odenwald e.V. BLZ 509 514 69 BLZ 509 514 69 BLZ 509 500 68 Steuernummer:
Telefon: +49 6251/707 99-0 Kto-Nr. 400 6 Kto-Nr. 180 78 Kto.-Nr. 206 606 6 05 25050586
Fax: +49 6251/707 99-15
www.geo-naturpark.de
info@geo-naturpark.de
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• für die Gewährleistung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes,

• für die Bewahrung der Schönheit, Vielfalt und Eigenart der für die Landschaft
typischen bzw. prägenden Landschaftsbilder und

• für die landschaftsbezogene Erholung

besonders schutzwürdig sind.

II.2 Aktuell erhältliche Windenergieanlagen stellen technische Bauwerke dar, die


wegen ihrer Größe, ihres Aussehens und der Rotorbewegung weithin und im Sinne
der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung nicht ausgleichbar und auch am
Standort selbst kaum milderungsfähig auffallen und die Identität, d. h. die
Schönheit, Vielfalt und Eigenart von Natur und Landschaft sowie die
Erholungseignung einer Landschaft erheblich beeinträchtigen können.

II.3 Naturparke sind als großräumig geschützte Landschaften nicht von


vorneherein „Tabuflächen" für Windkraftanlagen. Bei der Durchführung eines
Raumordnungsverfahrens besteht ein Spielraum, um Prioritäten zu Gunsten
der Windenergie zu setzen, indem bei potentiellen Standorten in
Erholungsgebieten nach dem konkreten Stellenwert der Erholungsfunktion
an den jeweiligen Orten oder Zonen nach Empfindlichkeiten (oft sog.
Kernzonen) oder Unempfindlichkeiten differenziert wird.

II.3.1 Aber besonders empfindliche Kernzonen sind jedoch nicht notwendiges


Element von Naturparken. Fehlen die Kernzonen, sind die grundlegenden
Ziele (v.a. Erholungsvorsorge) als flächendeckend verfolgt anzusehen.
Naturparke sind dann quasi "Kernzone per se". Ausnahmen wären zu
konkretisieren und deren Eignung als WKA-Standort wäre einzelfallweise
nicht flächen- sondern wirkungsbezogen zu überprüfen.

Dabei ist das Vorhandensein von touristischen Schwerpunkten nicht


geeignet, hieraus auf die Existenz von Kernzonen der Erholung im Sinne der
Satzung zu schließen, die vielmehr schon deshalb nicht existieren, als bei
der zunehmenden Erschöpfung der quantitativen Potentiale von Teilräumen
des Naturparks, Erholungssuchende aufzunehmen, das Optimum des er-
lebbaren Erholungswertes dieser Teilräume schon weit vor Erreichen der
Aufnahmelimits wieder abnimmt (zunehmende Konfliktgefahr verschiedenster
Nutzergruppen wie Biker, Reiter, Wanderer,....), so dass auch unter diesem
Aspekt das gesamte Naturparkareal der Aufnahme von Bürgern, die sich
ungestört in Natur und Landschaft erholen wollen, zuzuordnen ist.

II.4 Das Gewicht der Privilegierung äußert sich darin, dass Windkraftanlagen
wegen ihrer Auswirkungen auf das Landschaftsbild nur dort unzulässig sind,
wo dem Landschaftsbild ein besonderer Wert zukommt. Dieser Wert wird
durch die Grundlage „Naturpark“ manifestiert und im vorliegenden Falle
durch das Prädikat Geopark um so mehr nicht erst hergestellt, sondern
dieser Wert besteht und wird durch das Prädikat Geopark nach
internationalem Standard zusätzlich bestätigt. Es spielt dabei für die zu
prüfende Frage, ob eine Verunstaltung des Landschaftsbilds vorliegt, im
folgenden grundsätzlich keine Rolle, ob vorgesehene Standorte in einem
Natur- oder Landschaftsschutzgebiet liegen, denn auch eine
naturschutzrechtlich nicht besonders geschützte Landschaft kann gegen
ästhetische Beeinträchtigungen empfindlich sein.

Die Landschaft des Odenwaldes umfasst im Ganzen wesentlichen


verzweigte, den Erholungswert der Region genauso wie die Höhenzüge
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gestaltende Tal- und Hanglagen. Diese Landschaft ist im Detail geprägt


durch einen Wechsel von Freiflächen und Bewaldung und zahlreiche Lagen,
die den freien Blick auf die Landschaft ermöglichen. Die die Landschaft
strukturierenden wenigen Höhenzüge prägen ebenso deutlich den
Landschaftscharakter. Dieses ,Gesicht" begründet sich einerseits
naturgegeben und liegt andererseits an der historisch gewachsenen
Abgrenzung der Region. Die hervorragende Ausstattung mit
Naturlandschaften ist eine der Stärken der Region und ein wesentlicher
Grund für die allgemein bekannte relativ große Anziehungskraft der Region
nicht nur im Bereich der landschaftsbezogenen Erholung.

II.5 Da stellenweise in der Literatur angeführt wird, Windenergienutzung stelle


eine weitere touristische Attraktion dar, bleibt festzustellen, dass dermaßen
attraktionsgeförderter Tourismus mit der Erscheinung der weitgehend ohne
technisch herausragende Artefakte gewachsenen Landschaft als Grundlage
der einschlägigen regionalen Erholungsziele nicht vereinbar ist.

II.6 Die Eigenart und Schönheit des konkret betroffenen Landschaftsbildes


beruht bis auf in der Regel tallagige ausgeprägte (und damit als WKA
Standort Windhäufigkeitsmangel bedingt ungeeignete) Siedlungsräume auf
seiner Ursprünglichkeit, das Relief wird durch Artefakte kaum beeinflusst.
Tallagen mit Ost-West-Verlauf in denen eine Windkanalwirkung erwartet
werden könnte, sind nicht vorhanden.

Eine nicht tallagig angesiedelte weit einsehbare Windkraftanlage hingegen


würde als technische Dominante in einen schroffen Gegensatz zur
natürlichen Landschaft bzw. Umgebung der Siedlungsräume geraten, der
nicht durch eine kulturhistorisch vorgegebene Landnutzung entschärft oder
wenigsten gemildert wäre. Das Erscheinungsbild der großtechnischen
Windenergieanlagen (im "Worst Case" bis zu 210 m Höhe) steht
insbesondere im Widerspruch zu dem in Naturparken verfolgten Ziel der
Bewahrung der jew. typischen Landschaft.

WKA können diese Wirkung erheblich stören. Aus der Nähe ergäbe sich vor
allem durch inzwischen auf dem Markt befindliche und für sog.
"Schwachwindlagen" konzipierte WKA (Schwachwindläufer wie E82- FL 2500
u.a.) eine optisch erdrückende Wirkung.

II.7 Beeinträchtigt somit eine WKA das Landschaftsbild in einem Naturpark


erheblich und nachhaltig, so ist dieser Nachteil nicht schon deshalb als
ausgeglichen anzusehen, weil die Anlage zum Schutz des Klimas beiträgt
und die natürlichen Ressourcen schont.

Eine Alternative zur Nutzung von Kernenergie oder Kohleenergie (bzw. auf
anderen fossilen Trägern gegründete Energiegewinnung) steht nicht zur
Diskussion, weil das in Rede stehende Gelände zur Ansiedlung der
genannten Kraftwerkstypen in größeren Umfängen nicht geeignet ist und
damit als lokal relevante Alternative nicht in Frage kommt.

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III Zusammenfassung:

III.1 Die Erholungsfunktion des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald ist


flächendeckend gegeben.
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III.2 Bei der Abwägung zwischen der besonderen Schutzwürdigkeit der Landschaft
und dem öffentlichen Interesse an der Erzeugung regenerativen Stroms aus
Windenergie ist zudem zugunsten des Geo-Naturparks zu berücksichtigen, dass
die Windhäufigkeit in der Region generell bis auf die Höhenzüge nur bedingt
ausreichend ist und die Region damit nur eine relativ geringe Eignung für die
Errichtung von WKA aufweist.

III.3 Eine einzelne WKA ist i.d.R. raumbedeutsam und das nicht erst, wenn sie über
100 m hoch ist, soweit sie exponiert errichtet werden soll. Den grundlegenden
Landschaftsschaden löst analog die erste Anlage eines wachsenden Ensembles
(Windpark) aus, wobei der folgende Zuwachs in seiner Intensität an den jeweils
bereits gegebenen Vorbelastungen durch schon vorhandene WKA degressiv zu
relativieren ist.

Da dahingehend alle modernen WKA raumbedeutsam sind, ist, um eine strikte


Zielbindung an den Regionalplan zu erreichen, eine fachplanungsartige
Abwägungsintensität bereits im Regionalplanungsstadium erforderlich.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Wilkes
1. Vorsitzender Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald

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