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3 2002

K 11661
Meinerzhagen
Nr. 99/Jg. 2002

Kontaktblatt
aktiver Christen

fest
und
treu
Mit Ausharren laufen
den vor uns liegenden Wettlauf
Hebräer 12.1
Impressum
fest Heft Nr. 99
und 3. Quartal
treu 2002

Herausgeber Kürzlich unterhielt ich mich anlässlich einer Beerdigungsnachfeier mit einem vitalen, geistreichen
CLV Mann. Wie sich herausstellte war er der Schwiegervater des Verstorbenen. Der Senior war 20 Jahre
Christliche Literatur- lang Landtags-Abgeordneter und offenbar Duzfreund von Johannes Rau, der ihm gerade noch zum
Verbreitung e.V.
70. Geburtstag gratuliert hatte.
Postfach 110 135
33661 Bielefeld „Tja, eigentlich dachte ich: ,Du könntest der Nächste sein, der abtreten muss...’ . Stattdessen trifft
Bankkonto es meinen 30 Jahre jüngeren Schwiegersohn!“ sagte er sehr nachdenklich und bewegt. „Ich lag
Postbank Hannover nämlich bis letzte Woche wegen einer komplizierten OP auf Leben und Tod im Krankenhaus. Meinen
Kt.-Nr.: 25 24 309 Bettnachbarn hatten sie tags zuvor nach dem gleichen Eingriff nicht mehr ins Zimmer zurückge-
BLZ: 250 100 30 schoben! Da bekam ich es ganz schön mit der Angst zu tun. Aber dann – ich stand gerade am Kran-
Sonderkonto für kenhausfenster, oben im 6. Stock und schaute gedankenverloren nach draußen – da sah ich auf dem
Außenmission kiesbedeckten Flachdach unter mir mitten aus den Steinen eine wunderschöne Blume emporragen.
Für Lateinamerika, Das war für mich wie ein Zeichen: Leben, wo alles wie tot schien! Mir war es so, als wolle der Herr-
Russland, usw.: gott zu mir sagen: ,Du wirst nicht sterben!’ Tja, und so kam es dann auch. Mir geht es wieder gut.“
CLV-Auslandshilfe „Lieber Mann“, fragte ich den Genesenen, „können Sie sich vorstellen, dass Gott nicht nur ,durch
Volksbank die Blume’ mit Ihnen sprechen will, sondern auch ganz konkret? Haben Sie nicht auch gebetet, sich
Meinerzhagen direkt an Gott gewandt oder in der Bibel nach Seinen Antworten gesucht?“
Kt.-Nr.: 101 210 3300
BLZ: 45 86 16 17 „Hmm... Sie werden es nicht glauben, aber ich habe dort nach langer Zeit mal wieder nach der Bibel
Bitte immer den gegriffen und begonnen, darin zu lesen. Es lag eine in der Nachttisch-Schublade.“
Verwendungszweck
„Sie sagen stets zu denen, die mich verachten: ,Es wird kein Unglück über euch kommen.’ Aber
angeben und bei
Spendenbescheini-
wer hat im Rat Jahwes gestanden, dass er sein Wort gesehen und gehört hätte? Wer hat auf
gungs-Wunsch auf mein Wort gemerkt und gehört? Ist mein Wort nicht also – wie FEUER, spricht Jahwe, und wie
eine vollständige ein HAMMER, der Felsen zerschmettert?“ Jeremia 23,17.18+29
Absender-Anschrift
Wir wünschen allen Lesern diese Aufmerksamkeit und Aufnahmebereitschaft für Gottes Wort.
achten. Danke sehr!
Hoffentlich ist auch in dieser Ausgabe etwas von seiner Kraft zu verspüren.
Erscheinungsweise
erscheint
fest
und vierteljährlich
An alle Leser aus der SCHWEIZ: Adress-Änderungen, Neu- o. Abbestellungen
von „fest und treu“ ab jetzt bitte direkt an: Friedrich Oesch, Schauenbergstrasse 1,
treu und kann kos- CH-8352 Schottikon, (Friedrich.Oesch@schottikon.ch). Vielen Dank!
tenlos bezogen werden.

Schriftleiter und
Versandstelle
Wolfgang Bühne Inhalt dieser Ausgabe:
Postfach 1126
58527 Meinerzhagen Iwan Turgenjew Stärker als der Tod ..............................................................................................................3
Bestellungen, W. MacDonald Leuchten wie Himmelslichter III ....................................................................................4
Abbestellungen sowie Johannes Pflaum Attraktive Gemeinde - für wen? ...................................................................................6
Adressänderungen an:
A. Fett, Schoppen 1 Wolfgang Bühne Vergebung für Johannes Calvin? ...................................................................................8
58540 Meinerzhagen; C. H. Spurgeon In’s kalte Wasser – wie man das Schwimmen lernt ...........................................11
fest&treu@clv.de Gerrit Alberts Die explosivsten Quadratmeter dieser Erde ...........................................................12
Für die Schweiz: Wilfried Plock Der Terror ist allgegenwärtig ........................................................................................16
An Friedrich Oesch Wolfgang Bühne Fußball „Gott“ oder „Götze“ Fußball?......................................................................18
Schauenbergstrasse 1
Benedikt Peters Fragenbeantwortung.........................................................................................................20
CH-8352 Schottikon
Friedrich.Oesch@ Viktor Leskow Ein Brief aus Novosibirsk.................................................................................................21
schottikon.ch Aktuelle Buchbesprechungen ...........................................................................................22
I W A N T U R G E N J E W (1818-1883)

Stärker als der Tod


VON DER BEZWINGENDEN MACHT DER LIEBE

Auf der Heimkehr von der Jagd durchquerte ich eine Gartenallee. Mein Hund lief mir vor-
aus. Plötzlich hemmte er seinen Lauf und begann zu schleichen, als wittere er vor sich
ein Wild. Ich blickte die Allee hinunter und bemerkte einen jungen Vogel auf dem Weg.
Ein gelbgerandeter Schnabel und grauer Flaum auf dem Köpfchen: offenbar ein Sperling.
Er war aus dem Nest gefallen, denn ein heftiger Wind schüttelte die Birken der Allee.
Das Vögelchen hockte unbeweglich, hilflos seine kaum hervorgesprossenen Flügel aus-
streckend.

Langsam näherte sich mein Hund, als plötzlich von einem nahen Baum ein ausgewach-
sener Sperling wie ein Stein herabstürzte, gerade vor seiner Schnauze zu Boden fiel und
völlig zerzaust, verstört, mit verzweifeltem, kläglichem Gezeter mehrmals gegen den
scharfgezahnten, geöffneten Rachen lossprang. Er warf sich über sein Junges, um es
zu retten. Mit dem eigenen Leib wollte er es schützen... doch sein ganzer kleiner Körper
bebte vor Schrecken, sein Stimmchen klang wild und heiser, Betäubung erfasste ihn.
Er opferte sich selbst!

Als welch riesengroßes Untier musste ihm der Hund erscheinen! Und dennoch hatte
er nicht auf seinem hohen, sicheren Ast zu bleiben vermocht ... Eine Macht, stärker als
sein Wille, riss ihn von dort oben herab. Mein Hund hielt inne, wich zurück ... Begriff
auch er etwas von dieser aufopfernden Macht?

Schnell pfiff ich meinen verblüfften Jagdgenossen zurück. Er ließ von den Vögeln ab.
Wir gingen mit Ehrfurcht im Herzen weiter.

Lächelt nicht darüber! Ich empfand Ehrfurcht vor diesem kleinen, heldenmütigen Vogel;
vor der überwältigenden Kraft seiner Liebe. „Die Liebe“, dachte ich, „ist stärker als der Tod
und die Schrecken des Todes. Sie allein – allein die Liebe – erhält und bewegt unser Leben.“
Aus: Unvergängliches Abendland – Ein Hausbuch europäischer Dichtung;
CBV; 1952
WILLIAM MACDONALD

Leuchten wieHimmelslichter
(3. Teil )
DAS LEBEN ÜBER
DEM DURCHSCHNITT

Hass mit Freundlichkeit vergelten


Versuchte Oscar sich zu rächen? Denunzierte er
Oscar Cubas stammt aus Honduras und dient
seinen Nachbarn? Suchte er sich zu verteidigen?
dem Herrn jenseits der Grenze zu Nicaragua. Er
Nein, er hielt alle schlechten Behandlungen aus.
ist der erste seiner Nationalität, der je von den
Er war Christus ähnlich. Er versetzte die Dorf-
Versammlungen in Honduras als vollzeitlicher
bewohner in Staunen über sein Benehmen, das
Arbeiter in die Außenmission entlassen wurde.
ihren Verstand überstieg.
Der Herr gebrauchte ihn, um eine Gemeinde in
einem Dorf namens Tauquil zu gründen. Als das Gemeindehaus fertig war, fing Oscar an,
sein eigenes Haus zu bauen. Es lag ganz dicht an
Oscar hatte keine schulische Ausbildung, er war
Santos Zaun. Die Küche war der Raum, der dem
nur ein einfacher Christ. Einer seiner größten Vor-
Haus von Santos am nächsten war. Aha! Das gab
züge war, dass er einen festen Glauben an das
dem Nachbarn die Gelegenheit, sich auszutoben.
Wort Gottes hatte und den tiefen Wunsch heg-
Er baute ein neues Klosetthäuschen direkt an
te, anderen das Wort zu verkünden. Zusätzlich
den Zaun, so dass der Geruch in die Küche der
versuchte er, das auszuleben, was er in der Bibel
Cubas ziehen und jede Mahlzeit verderben musste.
lernte, und das bedeutete, dass er bescheiden,
geduldig, liebevoll und freundlich war. Oscar schwieg. Er grüßte Santos immer freund-
lich und respektvoll. Er dachte nicht daran, es
Er dachte Das Dorf Tauquil war jedoch ein Kommunisten-
ihm heimzuzahlen. In seinem kindlichen Ver-
nest. Die Sympathie der Bürger galt den Sandi-
nicht daran, nisten. Aber je mehr Leute zu Christus kamen
trauen überließ er es Gott, den Kampf zu führen.
Er gab sich damit zufrieden, stille zu halten und
es ihm heim- und die Gemeinde wuchs, desto schwächer wur-
zu sehen, wie Gott die Rettung schaffen würde.
de der Einfluss der Kommunisten. Nicht, dass die
zuzahlen. Gläubigen sich mit Politik befasst hätten, aber Das Klohäuschen war nicht gerade ein bauliches
Er gab sich weil sie Salz und Licht waren, wirkte ihre hohe Meisterstück. Eines Tages, als Santos gerade drin
Moral und ihr geistlicher Einfluss. saß, krachte es zusammen. Hier ziehen wir einen
damit zufrie-
freundlichen Schleier über den Rest dieser un-
den, stille zu Als die Arbeit wuchs, brauchte die Gemeinde ein
eleganten Szene. Der erniedrigte Mann sah, dass
Gebäude. Bis dahin hatten sich die Gläubigen in
halten und er gegen Gott gekämpft hatte und er verlor
Privathäusern getroffen, aber die Häuser waren
schmachvoll. Wie Saulus „schlug er aus gegen
zu sehen, wie zu klein. Also kaufte die Gemeinde ein eigenes
den Stachel“. Mit Sicherheit wollte er keine Wie-
Grundstück, dessen eine Hälfte für einen Ver-
Gott die Ret- sammlungssaal und die andere für ein Haus für
derholung der Erlebnisse dieses Tages.
tung schaffen Oscar und seine Familie bestimmt war. Die hässliche Episode nahm ein gutes Ende. Sie
wurde das Mittel, um Santos zu Christus zu
würde. Damals wussten die Christen noch nicht, dass
führen. Das Wunderbare war, dass er sich nicht
ihr Grundstück an das von Santos angrenzte –
nur zum Herrn bekehrte, sondern sich Ihm völ-
einer der führenden Kommunisten im Dorf. Die-
lig auslieferte. Er ist jetzt ein hingegebener Bru-
ser Mann war kein Freund der Christen. Ohne
der, der aktiv mit der kleinen Gemeinde lebt und
Zweifel war er erzürnt darüber, dass der Kom-
sich bemüht, andere zu erreichen.
munismus einiges von seiner Macht eingebüßt
hatte. So fing er an, Oscar zu schikanieren. Ein- Man erkennt leicht, wie Gott sich an einem
mal gelang es ihm sogar, Oscar wegen des lä- Mann wie Oscar Cubas erfreuen kann. Dieser
cherlichen Vorwurfs, einen längst abgestorbe- einfache Gläubige war ein Beispiel für Christus.
nen Baum gefällt zu haben, ins Gefängnis zu Er litt geduldig, weil er Gutes tat. Lieber ertrug
bringen. Als das Gericht der Sache nachging und er es, ungerecht behandelt zu werden, als für
erkannte, wie bizarr der Grund der Anklage war, sein Recht zu kämpfen. Er betete für die, die ihn
Oscar Cubas wurde Oscar wieder frei gelassen. verfolgten und überließ dem Herrn das Übrige.

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Das erste Gebot mit Verheißung „Liebt eure Feinde!“
Reuben Torrey – ein amerikanischer Evangelist Jesus hat gesagt: „Liebt eure Feinde“ (Lk 6,27),
– sprach oft von einer verwitweten Mutter in aber meinte er das buchstäblich? Oder stellte er
Georgia, die einen einzigen Sohn hatte. Sie leb- das nur als Ideal hin, nach dem wir streben soll-
ten unter der Armutsgrenze, aber sie konnten ten? Es ist so unnatürlich und scheint unmög-
auskommen, weil sie als Wäscherin arbeitete. Sie lich, seine Feinde zu lieben. Doch tief im Herzen
beklagte sich nicht. Sie nahm es vom Herrn an. wissen wir, dass der Herr meinte, was er sagte.
Was wir vergessen, ist, dass er uns die Kraft gibt,
Der Sohn war außergewöhnlich begabt. Tatsäch-
seinem Befehl zu gehorchen, wenn er uns etwas
lich war er der beste Student seines Jahrgangs.
aufgibt. Menschlich gesprochen ist es unmög-
Wegen seiner akademischen Leistungen sollte er
lich, Feinde zu lieben. Es kann nur durch die Kraft
die Rede bei der Abschlussfeier halten. Er wurde
des innewohnenden Heiligen Geistes geschehen.
auch für eine Goldmedaille für hervorragende
Leistungen vorgeschlagen. Viele Verse der Bibel werden für uns lebendig,
wenn wir beobachten, dass jemand danach han-
Als der Tag der Verleihungsfeier herangekommen
delt. Tatsachen kann man nicht wegdiskutieren.
war, merkte er, dass seine Mutter keine Anstal-
Zeige mir einen Christen, der tatsächlich seinen
ten machte, mitzugehen. Er sagte zu ihr: „Ma’,
Feind liebt, und ich bin überzeugt.
Warum machst du dich nicht fertig?”
Das habe ich erlebt. Ich sah Lukas 6,27 im Leben
„O”, antwortete sie matt, „ich gehe nicht mit.
eines Menschen aufleuchten. Es war Theo Mc-
Ich habe kein passendes Kleid. Die ganze Pro-
Cully, dem Vater von Ed McCully, einem der
minenz der Stadt wird in feinen Kleidern anwe-
fünf Märtyrer von Ecuador und der Vorsitzende
send sein. Du würdest dich deiner alten Mutter
der Bibelschule, an der ich ein Leiter war.
in ihrem verblichenen Baumwollkleid schämen.”
Eines Nachts trafen wir uns, um einige angefal-
Seine Augen leuchteten voller Bewunderung.
lene Dinge der Schule zu besprechen und Ent-
„Mutter”, sagte er, „sag’ das nicht. Ich werde mich
scheidungen zu treffen. Mr. McCully sagte mir
niemals deiner schämen. Niemals! Alles, was ich
niemals, was zu tun sei. Er sagte immer: „Wir
auf der Welt habe, verdanke ich dir, und ich wer-
wollen darüber beten.“ So knieten wir nieder und
de nicht hingehen, wenn du nicht mitkommst.“
beteten ausführlich für alle Entscheidungen.
Er bestand darauf, bis sie zustimmte, dann half
er ihr, sich zurechtzumachen. Am Schluss seines Gebets befand er sich im
Geist an den Ufern des Curaray Flusses in Ecua-
Arm in Arm gingen sie die Straße hinunter. Als
dor, wo Eingeborene seinen missionierenden Sohn
sie im Auditorium der Schule waren, geleitete er
mit einem Speer durchbohrt hatten. Ed war ein
sie zu einem der besten Plätze ganz vorne. Und
vorbildlicher Sohn gewesen. Sein Vater erzählte
da saß sie nun in ihrem frisch gebügelten Baum-
mir einmal, dass Ed seine Eltern nie auch nur
wollkleid unter prominenten Bürgern der Stadt,
einen Moment lang beunruhigt hatte. Jetzt be-
die alle elegant gekleidet waren.
tete Theo: „Herr, lass mich lang genug leben, da-
Als er an der Reihe war, hielt er die Abschieds- mit ich erlebe, wie jene Leute, die unsere Söhne
rede. Der Applaus war beträchtlich. Dann ehrte getötet haben, errettet werden. Lass mich sie
der Direktor ihn mit der Goldmedaille. Kaum hat- umarmen und ihnen sagen, dass ich sie liebe,
te er sie erhalten, da stieg er vom Podium he- weil sie meinen Christus lieben.“
runter, ging dahin, wo seine Mutter saß und
Als wir aufstanden, kullerten Tränen über seine
steckte die Goldmedaille an ihr Kleid, indem er
Wangen. Es war ein heiliger Augenblick. Hier
sagte: „Hier, Mutter, sie gehört dir. Du bist die-
war ein Mann, der die schuldigen Mörder seines
jenige, die sie verdient hat.“ Dieses Mal erhielt er
geliebten Sohnes liebte, eines Sohnes, der seine
donnernden Applaus. Die Zuhörer standen auf
berufliche Karriere aufgegeben hatte, um das
und Tränen liefen bei vielen die Wangen herab.
Evangelium zu den Auca-Indianern zu bringen.
Der Sohn gab ein lebendiges Beispiel des Gehor-
Es wundert uns nicht, dass das ein Gebet war, wel-
sams nach Epheser 6,2: „Ehre deinen Vater und
ches den Thron Gottes erreichte. Schließlich konn-
deine Mutter.” Immer, wenn Dr. Torrey diese Ge-
ten andere Missionare Kontakt mit den Aucas
schichte erzählte, machte er einen Zusatz. Er
aufnehmen und nach und nach etliche der Mör-
sagte: „Schämt euch niemals des Herrn Jesus.
der zu Christus führen. Theos Gebet wurde er-
Ihr verdankt Ihm alles. Steht auf und bekennt
hört. Er fuhr nach Ecuador, umarmte die neuen
Ihn. Paulus schämte sich des Evangeliums nicht
Gläubigen liebevoll und sagte ihnen, dass er sie
(Röm 1,16) oder des Einen, an den er geglaubt
liebe, weil sein Erlöser jetzt auch ihr Erlöser sei.
hatte (2Tim 1,12). Wir sollten uns niemals des
Herrn schämen!” Diese Auszüge u.v.a. werden beim CLV als Buch erscheinen. ■

5
JJOOHHAANNNNEESS PPFFLLAAUUMM

Attraktive Gemeinde - für wen?


keiten, die damit für sie verbunden waren. So-
Wir brauchen anziehende mit war dieses Ansehen in den Augen der Be-
und attraktive Gemeinden! völkerung nicht ein Ziel, auf welches die Apostel
Brauchen wir Dieser Slogan ist zu einem regelrechten Dogma hingearbeitet hätten, sondern eine Frucht ihres
geworden. In diesem Zusammenhang geht es kompromisslosen Gehorsams.
als bestim- meistens um „attraktive Gemeinden“ für Men-
● Wir lesen im Textzusammenhang nichts von
mende Teile des schen, die dem Glauben fernstehen. Das Gemein-
einem „attraktiven“ oder „unterhaltsamen“ Ge-
Gottesdienstes deleben und die Veranstaltungen sollen so aus-
meindeleben für Außenstehende. In Verbindung
gerichtet sein, dass sich möglichst jedermann in
Elemente, die der Gemeinde wohlfühlen und wiederfinden kann.
mit dem Gericht über Ananias und Saphira wird
uns das genaue Gegenteil berichtet:
sowohl vom Alles, was einem „Fernstehenden“ dabei vor den
Kopf stoßen könnte, soll vermieden werden. „Es kam eine große Furcht über alle, die es
Unterhaltungs- hörten“... „Von den übrigen aber wagte kei-
wert wie auch Statt der Anbetung Gottes und einer intensiven
ner, sich ihnen anzuschließen“ (Apg 5,5.13).
Wortauslegung als bestimmende Teile des Gottes-
auf der emotio- dienstes brauche es verschiedenste Elemente, die Ein „sich wohlfühlen“ für Außenstehende und
nalen Ebene die sowohl vom Unterhaltungswert wie auch auf der verlorene Menschen war damit in den Zusam-
emotionalen Ebene die „Kirchenfernstehenden“ menkünften der ersten Gemeinde unmöglich.
„Kirchenfern- abholen und begeistern sollen. Ganze Gemein-
stehenden“ Im Folgenden können wir dann aber lesen, wie
den werden durch diesen Trend umgekrempelt.
Menschen durch Gottes Handeln gerettet wur-
abholen und Was früher als geistliche Tabuzone galt, ist heu- den und nicht etwa durch „attraktive“ oder „be-
begeistern ? te gerade noch gut genug, um Außenstehenden sucherfreundliche“ Gottesdienste:
die „Schwellenangst“ zu nehmen. Kennzeichen
„Aber um so mehr wurden solche, die an
geistlichen Lebens aus der Vergangenheit werden
Durch diesen dagegen heute als unbrauchbar und hinderlich
den Herrn glaubten, hinzugetan. Scharen
Trend werden von Männern und auch Frauen“ (Apg 5,14).
auf dem Müllhaufen der Kirchengeschichte ent-
ganze Ge- sorgt. Die attraktive Gemeinde für Außenstehen-
Attraktive Gemeinde – für wen?
de wird mit dem Gehorsam gegenüber dem Mis-
meinden um- sionsbefehl (Mt 28) begründet. Damit ist doch Nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift hat die
gekrempelt! von der Bibel her alles klar oder etwa doch nicht? Gemeinde nur einem zu gefallen: Christus ihrem
Herrn und Haupt. Es soll deshalb unser höchstes
Kennt die Bibel die „attraktive Anliegen und Ziel sein, dass die Gemeinde „at-
Gemeinde“ für Außenstehende? traktiv“ für Christus ist, wie Paulus schreibt:
Sehen wir nun einmal die Apostelgeschichte „Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer;
und die Lehrbriefe des NT nach „attraktiven Ge- denn ich habe euch einem Mann verlobt,
meinden für Außenstehende“ durch, kommen wir um euch als eine keusche Jungfrau vor den
zu einer interessanten Feststellung: Es gibt kei- Christus hinzustellen“ (2Kor 11,2).
ne einzige Belegstelle in der Heiligen Schrift,
Dieses Bild von Braut und Bräutigam und ihrer
nach der die örtlich versammelte Gemeinde auf-
Liebe zueinander greift Paulus auch in Eph 5,
gefordert ist, sich „attraktiv für Außenstehende“
22-33 auf, um das Verhältnis zwischen Christus
darzustellen und dies, obwohl die Apostelge-
und seiner Gemeinde zu verdeutlichen.
schichte wie auch die Lehrbriefe vom Missions-
auftrag und der Liebe zu den verlorenen Men- Der Herr Jesus hat seine Gemeinde erwählt und
schen durchzogen sind. In Apg 5, 13 lesen wir selbstlos geliebt. Er hat sie mit seinem heiligen
zwar in Bezug auf die Urgemeinde in Jerusalem: Blut erkauft und damit den Höchstpreis für sie
„... das Volk rühmte sie (die Gläubigen).“ bezahlt. Darum sehnt er sich danach, dass die
örtlich versammelte Gemeinde allein auf ihn
Dazu müssen wir jedoch zwei Dinge beachten: ausgerichtet ist und die Gestalt annimmt, die er
● Die ersten Kapitel der Apostelgeschichte be- gerne in ihr sehen möchte und in seinem Wort
richten uns von dem Gehorsam der Apostel ge- für sie vorgezeichnet hat. Eine Gemeinde, die
genüber ihrem HERRN in der Evangeliums-Ver- sich attraktiv für Außenstehende gestaltet, mag
kündigung trotz der Leiden und Unannehmlich- beste missionarische Motive und eine brennen-

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de Liebe zu den Verlorenen haben. Dies ändert hin!“ – der Gehorsam gegenüber diesem Befehl
aber nichts daran, dass sie damit im Wider- unseres Herrn wird zu jeder Zeit mit „schlot-
spruch zu dem eigentlichen Ziel des Herrn Jesus ternden Knien“ und „Unbehagen“ verbunden
mit seiner Gemeinde steht. Eine Gemeinde, die sein im Gegensatz zu einem sorgsam inszenier-
für außenstehende Menschen attraktiv sein ten und entspannenden „Hollywood-Evangeli-
möchte, bricht geistlich gesehen ihrem Herrn um“. Aus diesem Grund richtet Christus den Blick
die Treue. Was wir heute brauchen, sind keine seiner Jünger am Anfang des Missionsbefehls
neuen Inspirationen und Konzepte für „benutzer- auf seine absolute Vollmacht und Souveränität.
freundliche“ Gemeinden. Wir brauchen dringend
eine intensive Beschäftigung mit der Bibel und Eine ,Grundfeste der Wahrheit’ Das Geheimnis
geöffnete Augen, um ganz neu das geistliche We-
sen der Gemeinde zu erkennen und zu verstehen.
Und noch etwas gibt es zu beachten: In 2Tim. unserer Salzkraft
3,15 wird die Gemeinde als „Pfeiler und Grund-
Echtes geistliches Wachstum und Auferbauung
feste der Wahrheit“ bezeichnet! Dazu gehört besteht nicht in
der Gemeinde ist nur dann möglich, wenn sie
allein auf Christus ausgerichtet ist und allein ihm
auch, dass die Gemeinde die Heiligkeit Gottes Anpassung und
wiederspiegelt (1Petr 2,9). Ihre Zeugniskraft wird Anbiederung an
gefallen möchte, wie es in Eph 2, 20-22 steht:
umso stärker, je deutlicher in ihr die göttlich-
„Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der biblischen Wahrheiten und Prinzipien sichtbar Außenstehende,
Apostel und Propheten, wobei Christus Je- werden. Die Gemeinde Jesu wird dadurch aber sondern in der
sus selbst Eckstein ist. In ihm zusammen- in den Augen einer abgefallenen und gottlosen
gefügt, wächst der ganze Bau zu einem hei- Gesellschaft mehr und mehr zu einem „un-
Andersartigkeit,
ligen Tempel im Herrn … zu einer Behau- attraktiven Fremdkörper“. Das Geheimnis der dem geistlichen
sung Gottes im Geist.“ Salzkraft besteht nicht in Anpassung und An- Profil und Kon-
biederung an außenstehende Menschen, son-
„Gehet hin“ statt „Kommet her“ dern in der Andersartigkeit und dem geistlichen trastprogramm
Die Gemeinde hat nur ein Ziel: Christus zu ver-
Profil und Kontrastprogramm der Gemeinde Jesu. der Gemeinde!
herrlichen. Der Herr hat der Gemeinde aber auch
einen missionarischen Auftrag gegeben. Ihren Rettungskreuzer in Seenot!
missionarischen Auftrag erfüllt die Gemeinde Wie schon erwähnt, entspringt die „attraktive
durch eine klare Verkündigung des Evangeliums. Gemeinde“ mancherorts einem echten missiona-
rischen Anliegen. Viele übersehen dabei je-
Die Evangelisation darf aber niemals zu einer An-
doch die akute Gefahr, dass nicht die Welt
passung des Gemeindelebens an Außenstehende
für die Gemeinde gewonnen, dafür aber die
führen. Solche Anpassungen werden immer auch
Gemeinde zur Welt wird!
eine Veränderung des Evangeliums mit sich brin-
gen. In der Gemeinde sollen die einzelnen Glie- Um es in einem Bild auszudrücken: Man möch-
der auferbaut und zum Zeugnis für Christus te mit einem Seenot-Rettungskreuzer Ertrinken-
ausgerüstet werden. Dazu gehört die missiona- de retten. Die Retter finden es äußerst unange-
rische Sendung der einzelnen Glieder in ihre nehm, von ihrem sicheren Schiff aus in die stür-
Umgebung und die Welt. Aus diesem Grund hat mische See zu springen. Außerdem hat man die
der Herr Jesus im Missionsbefehl seinen Jüngern Sorge, dass die Bordwand für die Ertrinkenden
geboten: „Geht hin in alle Welt.“ Eine Gemeinde, ein abschreckendes Hindernis bilden könnte. So
die sich nur noch „attraktiv für Außenstehende“ beginnt man schließlich das Schiff zu fluten. Je
gestaltet, mag einem evangelistischen Eifer ent- tiefer der Rettungskreuzer sinkt, umso leichter
springen. Aber ist sie dem Missionsbefehl wirk- können die Ertrinkenden an Bord kommen –
lich gehorsam? Wird das „Gehet hin“ der Jünger und ohne es wirklich zu merken, ist der Seenot-
nicht im tiefsten Grund zu einem „Kommet her“ Rettungskreuzer selbst in Seenot geraten!
für die Außenstehenden umfunktioniert?
Wolfgang Dyck1 schrieb in diesem Zusammen- Christus allein
hang: „Ich weiß, dass ich damit nichts Neues Attraktive Gemeinde – für wen? Die Gemeinde
sage. Aber das wäre etwas sensationell Neues, soll sich nur nach einer Person ausrichten: Jesus
wenn die Christen endlich, anstatt auf ihre Un- Christus, ihr Haupt und ihr Herr. Ihm zu gefal-
fähigkeit zu sehen oder auch anstatt nach neu- len, ihn zu verherrlichen, ihn anzubeten und sei-
en Methoden, neuer Musik und neuen Wegen nem Wort gehorsam zu sein, soll ihr größtes
Ausschau zu halten, endlich einen neuen Ge- Anliegen sein. Lasst uns um solche Gemeinden
horsam praktizieren würden.“ beten, die im biblischen Sinn „attraktiv für
Christus“ sind, die als Licht inmitten der Fins-
Lasst uns neu lernen, im Gehorsam hinzugehen
ternis unserer Zeit leuchten. ■
und das Evangelium von Christus in unserer Um-
gebung und Gesellschaft zu bezeugen. „Gehet 1 Dyck, Wolfg., Der große Auftrag“ Wuppertal-Elberfeld 1979 S.14

7
W
WOOLLFFGGAANNGG BBÜÜHHNNEE

Vergebung
für Johannes
Calvin?
„Geistliche Kampfführung“ ist eine Praxis inner-
halb der Charismatischen Bewegung („Dritte Wel-
le“), die besonders in den 90er Jahren bekannt
geworden ist. Es geht hier um sogenanntes
„Identifizieren“ und „Binden“ von Dämonen
mit dem Ziel, Menschen und Gebiete (Terri-
torien) von bösen Geistern zu befreien, den
Sieg Jesu über den Teufel zu proklamieren und
Land und Leute für Jesus einzunehmen.
Bei dieser Praxis beruft man sich vor allem auf
Epheser 6, 10-18 wo der geistliche Kampf be-
schrieben wird. Man übersieht dabei allerdings,
dass es in diesem Text weder um Identifizieren
noch um Binden von Dämonen geht, sondern
darum, die Angriffe des Teufels abzuwehren und
das „Evangelium des Friedens“ zu verkündigen.
● Die Basis der geistlichen Kriegsführung bein-
Jeder, der die C. Peter Wagner – der „Apostel der haltet das Austreiben von Dämonen aus Per-
Bibel und die globalen Gebetsbewegung“ sonen.
● Die okkulte Ebene der geistlichen Kampffüh-
Kirchenge- C. Peter Wagner, einer der rung bedeutet das Angreifen von organisier-
„Väter“ der Dritten Welle, der
schichte ein von seinen Freunden der ten Formen dämonischer Kräfte, wie wir sie
wenig kennt, „Apostel der globalen Gebets- etwa in Hexerei, Satanismus, Freimaurerei,
östlichen Religionen und anderen Formen des
kann über die – bewegung“ genannt wird, ist
(1)

ein Motor dieser selbst unter Okkulten finden.


gelinde ausge- Charismatikern umstrittenen ● Die strategische Ebene der geistlichen Kampf-
drückt – naive Praxis. In zahlreichen Büchern hat er sie be- führung konfrontiert hochrangige Mächte
und Gewalten, die Macht über Territorien, wie
und gering- schrieben und bekannt gemacht. Interessanter- Städte, Nationen, Menschengruppen oder an-
weise gab er in einem Gespräch mir gegenüber
schätzige Be- zu, dass man die heutige Praxis der „Geistlichen dere soziale Netzwerke ausüben.(3)
urteilung Cal- Kampfführung“ nicht eindeutig mit der Bibel be-
Neue Formen der „Geistlichen
vins nur den legen kann, sie sei aber durch „Offenbarungen“ Kampfführung“
legitimiert worden.
Kopf schütteln.
C. Peter Wagner, dem der „Prophet“ Dick Mills In den letzten Jahren wurde dann auch „Prophe-
bereits vor Jahren mitteilte „Gott würde ihn ge- tische Fürbitte“, „Prophetische Musik“, „Prophe-
brauchen, um drei Strömungen des Leibes Chris- tische Proklamation“, „Prophetische Handlungen“
ti für eine endzeitliche Arbeit zusammenzubrin- usw. bekannt.
gen“(2) - gemeint ist der charismatische, evange- So sammelte z.B. ein bekannter charismatischer
likale und liberale Strom der Christenheit - be- Leiter aus Lüdenscheid bereits vor Jahren Abend-
schreibt in seinem neuen Buch „Der Herrschafts- mahlsreste aus aller Welt, um sie in der Mon-
bereich der Himmelskönigin“ die drei Ebenen golei mit dem Ziel zu vergraben, die „Gebiets-
der „geistlichen Kampfführung“, wie sie vom dämonen“, die seit einem Konzert der „Rolling
„International Spiritual Warfare Network“ fest- Stones“ die Mongolei beherrschen sollen, zu
gelegt worden sind: binden bzw. zu vertreiben.

8
Im Februar 2000 waren die sog. „Adler Gottes“
unterwegs, ein „Fürbitteteam“, das von Chuk
„Prayerwalk“ in Genf
Pierce, einem engen Mitarbeiter von C. Peter Zunächst wurden Fakten aus der Geschichte Die „Fürbitter“
Wagner, geschult wird. Pierce berichtet, dass Gott dieser Stadt gesammelt, in welcher der Refor-
ihm einen Weg gezeigt habe, der ihn in zehn mator Johannes Calvin gewirkt und großen Ein-
beschäftigten
wichtige Finanzorte der Welt (wie Frankfurt, Lon- fluss ausgeübt hat. Die „Fürbitter“ beschäftigten sich mit der
don, Zürich, Los Angeles, Singapor usw.) führe, sich mit der Biographie Calvins und fragten sich, Biographie
„um dort für die Freisetzung und den Transfer des ob Calvins Prädestinationslehre (die Lehre von
Wohlstandes zu beten“ (4) und um die „Kriegsbeu- der souveränen, erwählenden Gnade Gottes)
Calvins und
te“ für die finanziellen Mittel, die für die „kom- möglicherweise mit nicht erfahrener Vaterliebe fragten sich,
mende Ernte“ gebraucht werden, freizusetzen. zusammenhing (Calvins Vater hätte ihn angeb- ob Calvins
lich gezwungen Jura zu studieren!). Sie stellten
Es wird berichtet, dass Gott den Befehl gegeben
in Frage, ob Calvin selbst die Vaterliebe Gottes
Prädestina-
habe, in jeder dieser Städte eine kleine Gold- tionslehre
gekannt und erlebt habe.
münze zu vergraben, als ein „Beispiel prophe-
tischer Fürbitte und prophetischen Handelns, Ein Gebetsmarsch führte dann zur St. Pierre-Ka- (die Lehre von
welches ein weltveränderndes Potenzial in sich thedrale, auf deren Kanzel Calvin während seiner der souveränen,
trägt.“(5) Zeit in Genf gepredigt hat. Dort proklamierte erwählenden
ein „Fürbitter“, dass an diesem Ort nur „die
„Identifikationsbuße“ Gnade Gottes)
Wahrheit gepredigt werden solle und dass die
Diese Praktik wurde vor allem durch Mitarbeiter Menschen hier die vollkommene Liebe Gottes möglicherweise
von „Jugend mit einer Mission“ wie John Daw- erfahren.“ Der Marsch führte anschließend zu mit nicht erfah-
son und Lynn Green bekannt. Green und seine dem Ort, wo der Häretiker Michael Servet – der
Mitarbeiter erforschten z.B. die unbekannten die Trinität Gottes leugnete – 1553 mit der Zu- rener Vaterliebe
Routen des ersten Kreuzzuges von Köln nach stimmung Calvins öffentlich verbrannt wurde. zusammenhing.
Jerusalem, um dann am 900. Jahrestag mit einer Dort wurde „stellvertretende Buße“ getan und
Gruppe von „Fürbittern“ den Weg des ersten ein „prophetischer Akt“ durchgeführt: „Als pro-
Kreuzzuges drei Jahre entlangzumaschieren, um phetischen Akt gossen wir Wein (das Blut Jesu)
„öffentlich Buße für die Sünden unserer christ- über die Hände zweier Genfer Teilnehmer ... Den
lichen Vorfahren an den Moslems und Juden in Boden, auf den der Wein tropfte erklärten wir
diesem Gebiet zu tun. Ihr herrlicher Einzug nach zu heiligem Land, wo Menschen die Wahrheit
Jerusalem am 15.7.1999 war einer der Höhe- erkennen sollen.“
punkte dieses Jahrzehnts.“ (6)
Endstation des „Prayerwalks“ war die Grabstätte
In Deutschland sind es vor allem Männer wie Calvins. Da er auf seinen ausdrücklichen Wunsch
Friedrich Aschoff und Berthold Becker („Fürbitte in einem Massengrab ohne Grabstein beerdigt
für Deutschland“), die in den vergangenen Jah- wurde, um einer Menschenverherrlichung vor-
ren „Versöhnungsmärsche“ nach Moskau und an zubeugen, ist das Grab Calvins nicht eindeutig
Orte der Kriegsgräuel organisierten, um auf die- zu lokalisieren. Allerdings hat die Stadt Genf auf
sem Weg „stellvertretende Buße“ für die Sünden diesem Friedhof eine Gedenkstätte für Calvin er-
der Vergangenheit zu tun. richtet, wo das Fürbitteteam „Vergebung aus-
sprach und die echte Vaterliebe Gottes prokla-
„Campus für Christus“ in der Schweiz unter der
mierte.“
Leitung von Hanspeter Nuesch und Roland Kurth
hat in den vergangenen Jahren nicht nur viele Jeder, der die Bibel und die Kirchengeschichte
charismatische Praktiken übernommen, sondern ein wenig kennt, kann über die – gelinde ausge-
diese auch durch Großveranstaltungen wie drückt – naive und geringschätzige Beurteilung
„Explo 2000“ ( Charisma 112/2000: „die bisher Calvins nur den Kopf schütteln. Sicher hatte
größte evangelikal-charismatische Konferenz“!) dieser hochbegabte und gottesfürchtige Refor-
per Satellitenübertragung weltweit bekannt ge- mator seine Einseitigkeiten und Fehler und sei-
macht. In der Zeitschrift „Frisch“ von „Agape – ne Zustimmung zur Verbrennung Servets kann
Geschäftsbereich für Dienste Ausland von Cam- man nicht entschuldigen. Aber der Tenor seiner
pus für Christus“ konnte man den Bericht über Theologie und seines Lebens war: Gott allein die
ein „Fürbitteseminar“ mit 120 Teilnehmern le- Ehre zu geben und seine Verherrlichung zur
sen, das unter der Leitung von Barbara Fernrite Mitte des Lebens und des Gottesdienstes zu
und Billie Boatwright von „Intercessors Inter- machen. Tausende von Hugenotten, Puritanern
national“ durchgeführt wurde. Im Anschluss an und Männer wie Jonathan Edwards, George
dieses Seminar wurde von den beiden Frauen Whitefield, Charles H. Spurgeon usw. waren cal-
ein siebenköpfiger „Gebetseinsatz“ in Genf or- vinistisch geprägt und haben in der Englisch
ganisiert, um die gelernte Theorie nun in die sprechenden Welt geistliche Spuren hinterlas-
Praxis umzusetzen. sen, die heute noch sichtbar sind.

9
Doch was viel tragischer ist: Diese völlig unbibli- kanntesten Männer der heutigen „Propheten-
schen Vorstellungen und Handlungen, die man bewegung“ – geschrieben hat:
mit keiner Stelle aus dem NT belegen kann, zei-
„In den letzten Jahren sind einige der bril-
gen eine Mischung von katholisch-mystisch-
lantesten Theologen und Apologeten ... zu
magischen Praktiken, die offenbar von einem
einer neuen Erkenntnis gekommen, nach-
immer größer werdenden Teil der Evangelikalen
dem sie selbst ein Wunder erlebt haben ...
bereitwillig aufgenommen werden.
Demonstrationen der Kraft Gottes verwan-
deln intellektuelle Konzepte ...“(8)
Der „Prophet“ T. B. Joshua
Dass ausgerechnet Johannes Calvin Objekt „stell-
Neuerdings pilgern Scharen
vertretender Buße“ und „prophetischen Handelns“
von Evangelikalen aus Hol-
wurde, wundert nicht. Calvin hat wie kaum ein
land und Deutschland, die
zweiter Reformator den die Sinne beeindru-
sich als konservativ und bi-
ckenden Götzen- und Bilderdienst in der Kirche
beltreu bekennen, nach Ni-
verworfen und den Wert des geschriebenen und
geria und berichten begei-
gepredigten Wortes Gottes in den Mittelpunkt
stert u.a. von Aids- und
des Gottesdienstes gerückt. Deshalb steht dieser
Krebskranken, die dort an-
Reformator nicht nur bei Katholiken, sondern
geblich in großer Zahl ge-
auch bei Arminianern und Charismatikern in
heilt werden, obwohl der
denkbar schlechtem Ruf.
„Prophet“ T. B. Joshua sogar
unter Charismatikern eine umstrittene Person Die Stadt Genf – wie auch die übrige Welt –
ist. So werfen ihm z.B. Pastoren der „Full Gospel benötigt keinen Neo-Mystizismus, weder „hei-
Churches“ in Lagos u.a. vor, dass er in seinem lende Taschentücher“ noch „prophetische Hand-
Dienst „Elemente afrikanischer Religion und Ma- lungen“, sondern die vollmächtige Predigt des
Die Tragik: gie“ verwende (7). In seinem Heilungszentrum in biblischen Evangeliums.
Lagos segnet er nicht nur Taschentücher, von
Eine Mischung denen eine heilende Wirkung ausgehen soll, „Der Prophet, der einen Traum hat, erzäh-
von katholisch- sondern auch einen großen Behälter mit Wasser, le den Traum; und wer mein Wort hat,
mystisch-magi- welches dann (symbolisch?) in „Blut Jesu“ ver- rede mein Wort in Wahrheit! Was hat
wandelt wird, mit welchem man sich dann du- Stroh mit dem Korn gemein? Spricht der
schen Praktiken schen bzw. reinigen lassen kann. Eine Reisegrup- Herr. Ist mein Wort nicht also – wie Feuer,
wird von einem pe aus Deutschland berichtete, dass sie dieses spricht der Herr, und wie ein Hammer, der
immer größer „heilende Wasser“ in Flaschen abgefüllt und mit Felsen zerschmettert? Jeremia 23, 28-29 ■
nach Deutschland genommen habe.
werdenden Teil
der Evangelika- Zeitschriften, Fernsehaufzeichnungen,
Videos und Cassetten machen diesen
len bereitwillig Heilungs- und Befreiungsdienst zur
aufgenommen. Zeit weltweit bekannt.

Verändern „Wunder“
biblische Überzeugungen?
Anstatt anhand der Bibel Überzeu-
gungen zu gewinnen, öffnet man sich
Offenbarungen, Träumen, Bildern und
Eindrücken und verwechselt mensch-
liche oder dämonisch-mystisch inspi-
rierte Phantasie mit dem Reden und Startseite der Homepage der „Synagoge“ von T. B. Joshua: „Hier treffen sie den Propheten“
Wirken Gottes. Statt Gott in „Geist
und Wahrheit“ anzubeten (Joh 4,24), wird das ANMERKUNGEN:
Interesse auf Personen, Orte und sichtbare Ge-
1) C.P. Wagner: Der Herrschaftsbereich der Himmelskönigin,
genstände gelenkt, wie es zur Zeit des Alten Solingen, 2001, S. 36
Testamentes üblich war. 2) Cindy Jakobs: Der Prophet in dir, Lüdenscheid, 2001, S. 34
3) C.P. Wagner a.a.O., S. 15
Man erlebt scheinbare oder wirkliche Wunder 4) a.a.O., S. 62
und wirft von heute auf morgen biblische Über- 5) a.a.O., S. 18
6) a.a.O., S. 20
zeugungen über Bord, die man jahrelang münd-
7) Charisma 118, Düsseldorf, 2001, S. 20
lich und schriftlich verbreitet hat. Leider be- 8) Rick Joyner: Eine prophetische Vision für das 21. Jahrhundert,
wahrheitet sich, was Rick Joyner – einer der be- Winterthur, 2000, S. 200

10
IN’S KALTE WASSER
VON C.H. SPURGEON W I E M A N D A S S C H W I M M E N L E R N T. . .
Ich erinnere mich noch sehr gut an den nicht könne. Vielmehr denke er, dass Wir kamen in den niedrigen Raum des
ersten Ort, an dem ich zu einer Ver- sein junger Freund Spurgeon, dies tun strohgedeckten Landhauses, wo sich
sammlung Erwachsener sprach. Es war werde... einige Bauern und ihre Frauen versam-
zwar nicht meine erste öffentliche An- melt hatten. Wir sangen und beteten
So hatte ich die ganze Sache noch
sprache, denn verschiedentlich hatte und lasen die Heilige Schrift. Dann kam
nicht gesehen. Ich konnte lediglich ant-
ich schon Sonntagsschulstunden gehal- meine erste Predigt. Wie lang oder wie
worten, dass ich kein Prediger sei und
ten. Die Geschichte ist zwar nicht mehr kurz sie war, kann ich heute nicht mehr
dass – wenn ich es wäre – ich völlig un-
neu, aber sie ist es doch wert, noch ein- sagen. Zu meiner eigenen Freude hatte
vorbereitet sei. Mein Begleiter erwi-
mal erzählt zu werden. ich nicht abbrechen oder mitten in der
derte, diesmal in noch bestimmterem
Predigt aufhören müssen, auch waren
In Cambridge gibt es eine Prediger-Ver- Ton, dass er jedenfalls nicht der Pre-
mir nicht die Gedanken ausgegangen,
einigung. Einige würdige Brüder ver- diger sei, und er mir in jedem anderen
und nun war der ersehnte Hafen da. Ich
kündigen das Evangelium in den umlie- Teil des Gottesdienstes gerne helfen
schloss ab und nahm das Liederbuch,
genden Dörfern, eingeteilt nach einem werde, dass es aber keine Predigt gäbe,
aber zu meinem eigenen Erstaunen rief
Predigtplan. Zu meiner Zeit führte der wenn ich sie nicht hielte.
eine ältere Frau:
ehrenwerte James Vinter den Vorsitz.
Wir nannten ihn gewöhnlich „Bischof In dem abgebildeten
Vinter“. Seine gütige Seele und freund- Bauernhaus in Tevers-
liche Art stärkten die Bruderschaft in ham bei Cambridge
der Liebe. hielt Spurgeon vor ein
paar einfachen
Eines Samstagmorgens, die Schule war Dorfbewohnern
gerade aus und die Jungen gingen nach seine erste Predigt.
Hause in ihren freien Nachmittag, kam
der „Bischof“ herein. Er bat mich, am
nächsten Abend mit nach Teversham zu
gehen, denn ein junger Mann, der das Dann schlug er vor, ich müsse einfach „Gott segne dich, lieber Junge. Wie alt
Predigen noch nicht gewohnt sei, nur eine Sonntagsschul-Lektion wieder- bist du?“
würde dort predigen müssen, und er sei holen. Dies würde den einfachen Leu-
Ich antwortete sehr ernst: „Sie müssen
sicher froh über Gesellschaft. (Hätte er ten wahrscheinlich mehr geben und für
bis nach dem Gottesdienst warten, be-
mich gebeten, hinzugehen und zu pre- sie besser zugeschnitten sein als die ge-
vor Sie solche Fragen stellen können.
digen, hätte ich sicher mit einem ein- lehrte Predigt eines ausgebildeten Pas-
Lasst uns nun singen.“
deutigen „Nein“ geantwortet...) Aber tors. Ich fühlte, dass mir nichts anderes
einfach als Begleiter mit einem jungen übrig blieb, als mein Bestes zu tun. Wir sangen, und der junge Prediger
Mann mitzugehen, der nicht gerne Während ich still weiterging, erhob ich sprach den Segen; dann begann in die-
allein sein wollte, war keine schwierige meine Seele zu Gott, und mir schien, sem Raum ein Gespräch, das warm und
Sache. Also stimmte ich der Bitte gerne ich könne ein paar einfachen Dorfbe- freundlich geführt wurde und an dem
zu. Soviel wie der Knabe davon wusste, wohnern sicher etwas von der Größe jeder teilzunehmen schien.
was Jonathan und David taten, als er und Liebe Jesu weitergeben, denn ich
„Wie alt bist du?“ war die erste Frage,
nach dem Pfeil laufen sollte, genauso fühlte sie in meiner Seele.
die gestellt wurde.
wenig wusste ich, als ich mich überre-
Ich betete um göttliche Hilfe, dann
den ließ, nach Teversham zu gehen. „Ich bin unter 60“, war meine Antwort.
entschloss ich mich, den Versuch zu
Meine Sonntagsschule war vorüber, Tee wagen. Mein Text sollte sein: „Für euch „Jawohl, und auch unter 16“, war die
hatte ich auch getrunken, und los ging aber, die ihr glaubt, ist er köstlich.“ Ich Erwiderung der alten Dame.
es durch Barnwell und entlang der wollte dem Herrn vertrauen, dass er mir
Ich versprach, wiederzukommen, falls die
Newmarket-Straße, zusammen mit meinen Mund öffnete, wenn ich seinen
Brüder mich dazu für geeignet hielten.
einem jungen Mann, der nur wenig lieben Sohn verherrlichen würde. Es
älter war als ich. Wir sprachen über schien mir ein großes Wagnis und eine Gibt es nicht noch viele andere jun-
manche guten Dinge, und schließlich ernste Prüfung zu sein, aber in der Ab- ge Männer, die in einer ebenso ein-
drückte ich meine Hoffnung aus, dass hängigkeit vom Heiligen Geist würde fachen Art anfangen könnten, von
er die Gegenwart Gottes fühlen möge, ich zumindest die Geschichte des Kreu- Jesus zu reden? Junge Männer, die
wenn er predigte. Er schien überrascht zes erzählen. Ich würde es nicht zulas- bisher so stumm wie Fische waren?
und erklärte mir, dass er noch nie sen, dass die Leute ohne ein Wort Got-
gepredigt habe und das sicher auch tes nach Hause gingen. Aus C. H. Spurgeon (Biographie): Alles zur Ehre Gottes, CLV

11
G E R R I T A L B EGRE TRSR I T A L B E R T S

Die explosivsten Quadratmeter


dieser Erde DER KAMPF UM DEN
JERUSALEMER TEMPELBERG

Am dritten Freitag im September 2000


predigt Sheikh Mohammed, die höchste
Autorität der Schiiten im Libanon, vor
rund tausend Männern: „Israel hat Pläne
entwickelt zur Zerstörung des Felsendoms
und der Al-Aqsa-Moschee. Nach dem
Willen der Israelis sollen beide Heilig-
tümer verschwinden, damit an ihrer Stelle
der Tempel der Juden entstehen kann.“1

Bill Clinton 1. Der Beginn der Al-Aqsa-Intifada 2. „Die sakralen Komponenten“


als Hindernis für den Frieden
sprach von Am Vormittag des 28. September 2000 betritt
den „sakralen der damalige israelische Oppositionsführer und Der Besuch des Tempelberges war sicherlich nicht
heutige Ministerpräsident Ariel Scharon, umge- der alleinige Grund für den Ausbruch der Gewalt,
Komponenten ben von mehreren hundert Männern des Sicher- aber ein geschickt gewählter Anlass für die Pa-
des Konfliktes“, heitsdienstes, den Tempelberg. In den Augen der lästinenserführer, um die Massen zu fanatisieren.
die eine Aus- Palästinenser ist er der Anstifter zum Massen- Im Juli 2000 fand in Camp David ein Nahost-
söhnung nach mord in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila
durch maronitische Milizen am 16.9.1982, bei
gipfel statt, an dem der Vorsitzende der Paläs-
den Regeln der dem über tausend Palästinenser den Tod fanden. 2
tinensischen Autonomiebehörde, Yasser Arafat,
und der damalige israelische Premierminister
praktischen Ist dies der Beginn der befürchteten Attacke auf Ehud Barak teilnahmen. Gastgeber war der da-
Diplomatie die moslemischen Moscheen? Bald fliegen die mals amtierende US-Präsident Bill Clinton. Trotz
ersten Steine, zunächst auf Scharon und seinen
verhinderten. Sicherheits-Tross, dann auf die betenden Juden zahlreicher Kompromissvorschläge von israeli-
scher Seite kam keine Vereinbarung zustande.
vor der Klagemauer. Die israelische Polizei feuert
Als großes Hindernis erwies sich der Streit um
auf die Steinewerfer. Die ersten Toten und Ver-
den künftigen Status von Ost-Jerusalem. Bill
wundeten werden abtransportiert.
Clinton sprach von den „sakralen Komponenten
Die fünf Minuten Anwesenheit von Sharon auf des Konfliktes“, die eine Aussöhnung nach den
dem umkämpften Berg waren der Anlass für die Regeln der praktischen Diplomatie verhinderten.4
2. Intifada, die jetzt schon zwei Jahre anhält.
Am 6.12.2000 berichtete die halbamtliche paläs-
Die Schreckensbilanz: Mehr als 70 Selbstmord-
tinensische Tageszeitung Al-Ayyam Folgendes:
attentate – viele von den „Al-Aqsa-Märtyrerbri-
gaden verübt“ – bei denen über 200 Israelis ge- „Bei einem Symposium in Gaza bestätigte der
tötet wurden3. Als in jüngster Zeit in einem Zeit- palästinensische Kommunikationsminister Imad
raum von 6 Wochen keine Selbstmordanschläge Al-Falouji, dass die palästinensische Autono-
verübt wurden, gaben die israelischen Sicher- miebehörde mit den Vorbereitungen für den
heitsbehörden an, sie hätten in dieser Zeit über Ausbruch der derzeitigen Intifada in dem Mo-
190 Anschläge verhindert. Die israelische Armee ment begonnen hatte, in dem die Gespräche
reagierte mit Angriffen auf Einrichtungen der von Camp David zu Ende gingen, und zwar nach
Palästinenser, Dutzende von Schüsselfiguren der Anweisungen, die vom Vorsitzenden Arafat per-
radikalen Palästinenser-Organisationen wurden sönlich erteilt wurden. Herr Falouji fügte hinzu,
gezielt umgebracht, Autonomiegebiete besetzt dass Arafat diese Intifada zur Bekräftigung der
und abgeriegelt. Bereits zwei Monate nach Be- unveränderlichen palästinensischen Haltung bei
ginn der Intifada beklagt die palästinensische den Verhandlungen initiiert habe und sie nicht
Autonomiebehörde 276 Tote und mehr als 7000 bloß als Protest gegen den israelischen Opposi-
Verwundete auf ihrer Seite. tionsführer Ariel Scharon zu verstehen sei.“

12
Das Scheitern der Camp David-Verhandlung briel gebetet und in den Himmel aufgefahren
scheint eng mit dem „Jerusalem Covenant“ (Je- sein, wo Allah ihm die Ordnung lehrte, die er für
rusalem-Vertrag) des Höchsten Islamischen Ra- Menschen und Dinge zwischen Himmel, Erde und
tes in Jerusalem zusammen zu hängen. Mitte Hölle vorgesehen habe. Anschließend sei er auf
Juni des Jahres 2000 veröffentlichte der Rat die- dem Rücken seines Reittieres Al-Burak, dessen
ses Dokument, dessen Kernsatz lautet: Sprung von Horizont zu Horizont reicht, noch
vor Morgengrauen nach Mekka zurückgekehrt.
„Der Islam verbietet, dass auch nur ein
Weit verbreitet ist der Glaube unter den Mos-
Zentimeter des Gebiets von Ostjerusalem an
lems, die Felsplatte und die Goldkuppel seien der
Israel überlassen wird.“ Dieses Verbot hat die
Mittelpunkt der Erde. Am Tag des Jüngsten Ge-
Qualität einer „fatwa“, einer absolut gültigen
richts werde der schwarze Stein der Kaaba in
und bindenden Anweisung an die islamischen
Mekka nach Jerusalem gelangen und zusammen
Gläubigen. Kein Moslem darf es wagen, diese
mit dem Felsen in der Omar-Moschee den
Glaubensvorschrift zu missachten.5
Grundstein für die ewige Ordnung Allahs bilden.7
Worin liegt die Brisanz dieses Berges Morija, auf Jerusalem wird
dem der salomonische Tempel, der Tempel nach 4. Die Bedeutung des Tempelberges
dem babylonischen Exil und der herodianische für die Israeliten im Koran nicht
Tempel standen?
Der 7. Juni 1967 ist ein wichtiger Einschnitt in
namentlich er-
der Geschichte des jüdischen Volkes. An diesem wähnt, obwohl
3. Die Bedeutung des Tempelberges
für die Moslems Tag eroberte die israelische Armee Ostjerusalem die Anhänger
und damit den Tempelberg und die Klagemauer.
Mit der Eroberung Jerusalems 638 n. Chr. durch
Mohammeds
Der Stadtteil war ‘48 von den Jordaniern völker-
die Araber unter Kalif Omar begann die Kon- rechtswidrig annektiert worden. Den Juden war zunächst – in
trolle über den Berg durch die Moslems. Von ei- der Zugang zur Klagemauer seitdem versperrt Anlehnung an
nigen Unterbrechungen abgesehen (durch die gewesen. General Mordechai Gur, der Befehls- die jüdische
Kreuzritter, Tataren und Briten) hält die Verfü- haber der israelischen Verbände nördlich von Je-
gungsgewalt durch Moslems bis zum heutigen rusalem, stellte die historische Bedeutung der Praxis - in
Tag an. Als die Israelis im 6 Tage-Krieg den Tem- Militäroperation heraus: Richtung Jeru-
pelberg eroberten, wehte für kurze Zeit ihre
„Unsere Soldaten haben den Tempelberg dem salem beteten,
Flagge über dem Felsendom. Doch schon kurz
nach dem Krieg befahl der damalige Verteidi-
jüdischen Volk wiedergegeben! Der Klagemauer bevor dann
gehört der Herzschlag eines jeden Juden. ... Ihr
gungsminister Dajan anlässlich eines Besuches
habt der Nation den Mittelpunkt des Glaubens,
Mekka seine
der „heiligen Stätten“ die Einholung der Flagge zentrale Be-
die Klagemauer, zum Geschenk gemacht. Jeru-
und übergab die Hoheit über den Bezirk dem
Hohen Islamischen Rat von Jerusalem.
salem gehört dem jüdischen Volk – für immer!“ 8 deutung im
Das Areal mit dem Felsendom (gebaut 691 n.
Verteidigungsminister Dajan erklärte dort: „Wir Islam bekam.
sind zu unseren heiligen Stätten zurückgekehrt,
Chr.) und der Al-Aqsa-Moschee (750 n. Chr.)
um uns nie wieder von ihnen zu trennen.“ 9
heißt bei den Muslimen „Das vornehme Heilig-
tum“ (Haram esh-Sharif) und ist im Islam nach Die Klagemauer ist ein Teil der Begrenzungs-
Mekka und Medina der drittheiligste Ort. Je- mauer des herodianischen Tempels. Von dem
rusalem wird im Koran nicht namentlich er- Tempel selber blieb nach der Zerstörung durch
wähnt, obwohl die Anhänger Mohammeds zu- die Römer im Jahre 70 n. Chr. nichts übrig.
nächst – in Anlehnung an die jüdische Praxis - in
Die Bedeutung des Berges für die Israeliten geht
Richtung Jerusalem beteten, bevor dann Mekka
zurück auf die Anweisungen Gottes im Alten
seine zentrale Bedeutung im Islam bekam. Fol-
Testament. Die Israeliten sollten ihre Opferga-
gender Text aus dem Koran, Sure 17, 1 wird von
ben nicht an jedem beliebigen Ort darbringen,
den Moslems mit dem Platz auf dem Berg Morija
in Verbindung gebracht: „sondern ihr sollt die Stätte aufsuchen, die der
Herr, euer Gott, aus allen Stämmen erwählen wird,
„Preis dem, der seinen Diener des Nachts von
um seinen Namen dort niederzulegen, dass er dort
der heiligen Moschee zur fernsten Moschee (al-
wohne, und dahin sollst du kommen“ (5Mo 12,5).
Aqsa) geführt, deren Umgebung wir gesegnet
haben, um ihm unsere Zeichen zu zeigen. Siehe, Dieser Ort war der Berg Morija, wo Salomo spä-
er ist der Hörende, der Schauende.“ ter den Tempel baute (2Chr 3,1).
Nach der islamischen Erzähltradition soll Mo- Die große Hoffnung vieler Juden ist, dass der
hammed des Nachts von Mekka nach Jerusalem Tempel Gottes an seiner alten Stelle wieder er-
gereist sein. Auf dem Felsen, über dem sich heute baut wird. Verschiedene nationalreligiöse Grup-
der Felsendom wölbt, soll er mit dem Engel Ga- pen planen den Wiederaufbau des Gebäudes.

13
1988 wurde das Tempel-Institut gegründet. nau in Erfüllung: Von dem eigentlichen Tempel
Dort bemüht man sich z. B. um den Nachbau der steht nichts mehr, lediglich ein Teil der Be-
Tempelgeräte. Eine andere Gruppierung sind grenzungsmauer ist bis heute erhalten.
„die Getreuen des Tempelberges“. Bereits mehr-
Offensichtlich besagen die Prophezeiungen der
fach versuchten sie einen 4 Tonnen schweren
Heiligen Schrift, dass der Tempel wieder erbaut
Felsblock als Eckstein des dritten (zukünftigen)
wird: Nach der Zerstörung der Heiligtums (im
Tempels auf dem Tempelplatz zu platzieren.10
Jahre 70) wird es nach Dan 9, 27 wieder einen
Bei einem dieser Versuche, am 8.10.1990, kamen
Opferdienst der Schlachtopfer und Speisopfer
bei den dadurch ausgelösten Unruhen 17 Men-
geben. Wo anders sollte dies stattfinden als im
schen ums Leben.11
Tempel?
Ultra-orthodoxe Juden betreten den Tempel-
Von dem Antichristen, dem Menschen der
berg nicht, aus Furcht, ihren Fuß auf den Be-
Sünde sagt Paulus, er werde sich in den Tempel
reich zu setzen, auf dem das Allerheiligste des
Gottes setzen und sich überheben über alles,
Tempels platziert war. Dies wäre in ihren Augen
was Gott heißt oder ein Gegenstand der Ver-
ein großer Frevel. Im Übrigen sind sie der Mei-
Der Platz, ehrung ist (2Thess 2, 4).
nung, dass die Gründung des Staates Israel ein
der jetzt ein Fehler war. Statt mit den Palästinensern zu Der Herr Jesus spricht von einem Gräuel (ein alt-
Streitobjekt streiten, warten sie auf den Messias, der für die testamentlicher Ausdruck für ein Götzenbild) der
Errichtung des Tempels und des israelischen Verwüstung, der zu Beginn der großen Drangsal
und Hindernis Staates sorgen wird.12 an heiliger Stätte stehen wird (Mt 24, 15).
für den Frieden Demnach wird der Berg auch in Zukunft ein
im Nahen Osten 5. Der gordische Knoten heiß umstrittener Ort bleiben, allerdings nicht
ist und die Welt Der Tempelberg hat sowohl für den jüdischen für immer.
an den Rand als auch für den moslemischen Glauben eine Merkwürdiger Weise wird dieser Platz, der jetzt
grundlegende Bedeutung. Beide Seiten prokla-
eines globalen mieren die Unaufgebbarkeit ihrer Ansprüche auf ein Streitobjekt und Hindernis für den Frieden
im Nahen Osten ist und die Welt an den Rand
Konfliktes diesen Berg und auf die Altstadt von Jerusalem. eines globalen Konfliktes bringt, in Zukunft das
bringt, wird in Eine menschliche Lösung des Problems scheint genaue Gegenteil davon sein:
Zukunft das ge- kaum denkbar, es sei denn, die Palästinenser
würden aufhören, Moslems zu sein oder die Ju- „Und es wird geschehen, am Ende der Tage, da
naue Gegenteil den würden ihre Verankerung in dem Glauben wird der Berg des Hauses des Herrn feststehen
davon sein. ihrer Väter aufgeben. auf dem Gipfel der Berge und erhaben sein über
die Hügel; und alle Nationen werden zu ihm
6. Was sagt die Bibel über die strömen. ... Denn von Zion14 aus wird das Gesetz
Zukunft des Berges? ausgehen, und das Wort des Herrn von Jerusa-
Zahlreiche Prophezeiungen der Heiligen Schrift lem; und er wird richten zwischen den Nationen
beziehen sich auf den Tempelberg und auf den und Recht sprechen vielen Völkern. Und sie wer-
Tempel. Manche von ihnen sind bereits mit er- den ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden,
staunlicher Präzision eingetroffen. In Daniel 9, und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird
26 wird für die Zeit nach der „Ausrottung“ des Nation gegen Nation das Schwert erheben, und
Messias vorausgesagt: sie werden den Krieg nicht mehr erlernen“ (Jes
2,2-4).
„Und das Volk des kommenden Fürsten wird die
Stadt (Jerusalem) und das Heiligtum (den Tem- Jerusalem wird die Hauptstadt der Welt sein und
pel) zerstören.“ der Tempel das zentrale Regierungsgebäude
Gottes in politischer und religiöser Hinsicht.
Genau dies ist im Jahre 70 gesehen. Der Herr
Jesus nennt in seiner sogenannten Endzeitrede Manche haben Diagonalen gezogen vom nord-
Einzelheiten der Zerstörung, zum Beispiel, dass westlichsten Punkt zum südöstlichsten Punkt
nicht ein Stein des Tempels auf dem anderen der bewohnten Erde, sowie vom nordöstlichen
bleiben würde (Lk 21, 6). Dies lag überhaupt zum südwestlichen, wobei im Schnittpunkt der
nicht in der Absicht des römischen Feldherrn. Linien, sozusagen im Mittelpunkt, die Stadt Je-
Josephus schreibt: rusalem liegt. Man mag dies für willkürlich hal-
ten. Fakt ist jedenfalls, dass in der Bibel Jeru-
„Titus erklärte jedoch, man solle, selbst wenn salem und speziell der Tempel als zukünftiger
die Judäer sich wehren würden, ... unter keinen geistlicher Mittelpunkt der Erde beschrieben wird.
Umständen ein so herrliches Bauwerk nieder-
brennen.“ 13 Dieser krasse Wandel vom Zankapfel zur Stadt,
in welcher der Friede gegründet wird, hat seine
Dennoch gingen die Worte des Herrn Jesus ge- Ursache darin, dass das Zentrum der Heilsge-

14
ten, dass es eines Tages unter der Herrschaft des
Messias eine friedliche, familiäre Beziehung zwi-
schen diesen verfeindeten Völkern geben wird,
einen Zustand, den alle diplomatischen Bemü-
hungen dieser Welt niemals erreichen werden.

8. Was uns die Auseinandersetzung


um den Tempelberg lehrt
Der Tempel war der geografische Mittelpunkt
der Verehrung Gottes im Alten Testament und
wird es auch in Zukunft im Tausendjährigen
Reich sein. Die zentrale Bestimmung von uns
Menschen ist, dass wir, Gott kennend, ihn ver- Unter der
schichte Gottes – Jesus Christus – dort regieren herrlichen und ihm Dank darbringen (Röm 1,21).
wird. Jerusalem ist seine Stadt, die „Stadt des Wahrscheinlich ist diese Bestimmung der am Herrschaft
großen Königs“ (Mt 5,35). Seine Rechtsspre- meisten umkämpfte Bereich unseres Lebens. Der des Messias
chung wird sich nicht darauf beschränken, dass Teufel möchte mit allen Mitteln verhindern, wird es eine
er das göttliche Völkerrecht mit eiserner Faust dass unser Leben Gott ehrt. Die erbitterten Aus-
durchsetzen wird. Er wird die Gesinnung, die einandersetzungen um den Tempelberg sind da- friedliche,
Herzen der Menschen, verändern (Hes 36,26). für eine Veranschaulichung. familiäre
Indem sich die Aufmerksamkeit der Weltöffent- Beziehung
7. Und die Palästinenser?
lichkeit mehr und mehr auf Jerusalem und den zwischen
Das Wort „Palästinenser“ leitet sich ab von „Phi- Tempelberg richtet, macht Gott uns darauf auf-
lister“. In der Tat geben sich die Palästinenser als
diesen verfein-
merksam, wie präzise sich seine Vorhersagen er-
die Nachfahren der Philister und Kanaaniter aus, füllen und wie zuverlässig sein Wort ist. deten Völkern
um damit ihre älteren Rechte an dem Land zu
Friederich der Große soll einen seiner Gäste,
geben – einen
begründen.15 Wenn dies wirklich so wäre, ist dies
schwer mit ihrem Selbstverständnis in Einklang der Christ war, gefragt haben: „Können Sie mir Zustand,
zu bringen, sie seien Araber. Wie auch immer, auf- einen einzigen unwiderlegbaren Gottesbeweis den alle
nennen?“ Die Antwort Jean Baptiste du Boyers
fällig ist, das die letzte Erwähnung der Philister
war knapp, aber außerordentlich zutreffend:
diplomatischen
in der Bibel ein friedliches Zusammenleben zwi-
schen ihnen und den Israelis prophezeit: „Jawohl, Majestät, die Juden!“ 16 Bemühungen
Die hier beschriebene erfüllte Prophetie um den der Welt nie-
„Ich werde den Hochmut der Philister ausrotten.
... Und der Philister wird übrigbleiben unserem jüdischen Tempel zeigt die Richtigkeit der Ant- mals erreichen!
Gott und sein wie ein Stammesverwandter in wort.
Juda und Ekron wie ein Jebusiter“ (Sach 9,6). Der Messias wird die explosivsten Quadratmeter
Ekron war eine der Philisterhauptstädte. Die Er- der Welt in einen Ort der Friedensstiftung ver-
wähnung der Jebusiter könnte eine Anspielung wandeln. Das zeigt seine gewaltige verändern-
auf die Gibeoniter sein, die bei der Landnahme de, versöhnende Macht! „Die Erde hat kein Leid,
durch Josua zu einer friedlichen Koexistenz mit das der Himmel nicht heilen kann“ heißt es in
den Israeliten fanden (Jos 9) oder auch auf den einem alten Kirchenlied. Wenn er mit diesem gi-
Jebusiter Arauna, von dem David den Tempel- gantischen Problem fertig wird, wird er auch
platz kaufte (2Sam 24,18). uns in unseren „kleinen“ Streitereien versöhnen
und uns aus religiöser Verblendung herausfüh-
Jedenfalls scheint diese Prophezeiung anzudeu- ren können, wenn wir uns vor ihm beugen. ■

1 Konzelmann, G.: Dieses Land will ich deinen Kindern geben – 10 Liebi, R.: Jerusalem – Hindernis für den Weltfrieden? Das Drama
Die Wurzeln der Tragödie im Nahen Osten, München 2001, des jüdischen Tempels, Berneck 2000, S. 107 ff
S.386 f. 11 Konzelmann, 2001, S. 370 f
2 Schreiber, F.: Scholom Israel – Nachrichten aus einem friedelo- 12 Wolffsohn, M.: Wem gehört das Heilige Land, München 1992, S.
sen Land, München 1998, S. 188 ff. 80 f
3 Süddeutsche Zeitung vom 02. 07. 02, S. 8 13 Flavius Josephus: Geschichte des Jüdischen Krieges, Dreieich
4 Konzelmann, 2001, S. 392 1977, S. 426
5 Konzelmann, 2001, S. 376 f 14 Zion ist der Osthügel in Jerusalem mit dem Tempelplatz auf der
6 Konzelmann, G.: Felsendom und Klagemauer – Arafats Kampf höchsten Erhebung. In der Bibel wird es auch als Synonym für
um seinen Staat, München 1998, S. 12 f. Jerusalem verwendet.
7 Konzelmann, 1998, S. 5 15 Wolffsohn, M.: Wem gehört das Heilige Land? München 1992,
8 Konzelmann, 1998, S. 417 S. 152 ff.
9 Glasneck, Timm: Israel – Die Geschichte des Staates seit seiner 16 Keller, W.: Und wurden zerstreut unter alle Völker – Die nachbi-
Gründung, Bonn, Berlin 1992, S. 149 blische Geschichte des jüdischen Volkes, Wuppertal, 1993, S. 15

15
û Der TerrMr
W
WIILLFFRRIIEEDD PPLLOOCCKK

ist allgegenwärtig
WIE DER HERR GERADE JETZT IN ISRAEL SEINE GEMEINDE BAUT

Wilfried Plock, Hünfeld, Leiter der Konferenz für Gemeindegründung, besuchte Anfang August
während der zweiten Racheanschlagswelle nach der Liquidation des militärischen Führers der Ha-
mas das Land Israel. Hier sein aktueller Bericht.

kommt der Metalldetektor zum Einsatz. Mein


roter Rucksack ist bei den Kontrolleuren be-
sonders beliebt. Ungezählte Male wird er gefilzt.
In meinem Apartment sind die Streichhölzer aus-
gegangen. Der Kauf von Nachschub gerät zur
Odyssee. Nachdem ich ein großes Einkaufszen-
trum nach den unentbehrlichen Hölzern abge-
sucht habe, erfahre ich, dass ich mich an der
Kasse melden muss. Ich zahle und gehe mit dem
Kassenbon zur Information. Dort erhalte ich die
begehrten Zünder. Streichhölzer gehören in ei-
nem terrorgefährdeten Land zur Gefahrgutklasse.
Als ich nach Hause komme, ist die Hauptstraße
abgesperrt. Das Blaulicht der Einsatzfahrzeuge
taucht die Szene in ein gespenstisches Licht.
Als wir am Nachmittag in Frankfurt die El-Al-
Nachdem ich meinen Presseausweis gezeigt ha-
Maschine betreten, hat die Crew Tageszeitun-
be, erfahre ich von einer Polizistin, dass es sich um
gen aus Tel Aviv mitgebracht. Auf jeder Seite
Beim Pro- Blut. Das Blatt berichtet von dem Anschlag auf
eine Bombendrohung handelt. Die Sache geht in
diesem Fall gut aus. Jeder herrenlose Koffer, jede
Kopf-Ver- die Cafeteria der Hebräischen Universität, der
verdächtige Person führt sofort zum Alarm.
brauch von am Vortag verübt wurde. Sieben Tote, viele Ver-
letzte. Einige Tage später sitze ich morgens in
Beruhigungs- einem Strandcafe am Westufer des Toten Mee-
Ein zwiespältiges Lebensgefühl
mitteln liegt res. Plötzlich wird das TV eingeschaltet. Das is- Einerseits versuchen die Israelis, ein ganz nor-
Israel in der raelische Fernsehen bringt Sonderberichte über males Leben zu führen. Cafes und Restaurants
den Anschlag auf einen Linienbus nördlich von sind an den lauen Abenden überfüllt. Auf der
Weltspitze Haifa. Vorbeigehende Passanten bleiben stehen anderen Seite sitzt der Terror tief im Bewusst-
ganz oben. und betrachten die erschütternden Bilder. sein. Als ich in Beerscheba eine Gruppe von
wartenden Soldaten fotografiere, begegnen mir
Neben mir sitzen zwei junge Soldaten in Uni-
eisige Blicke. Beim nächsten Mal mache ich es
form mit Gewehr. Als ich sie anspreche, geben
sie sich betont cool. Am nächsten Tag sind in
der auflagenstärksten Zeitung Israels alle zehn Nächtlicher Bomben-Alarm in Arad
Opfer abgebildet. Viele sind unter 30. Was für
ein Leid!

Keine Streichhölzer in den Regalen


Wie kann sich ein Land gegen solch heimtücki-
schen Terror schützen? Die Behörden tun, was
sie können. Vor jedem öffentlichen Gebäude
wird kontrolliert. Vor jedem Einkaufszentrum

16
û
besser. Ich frage zuerst den Vorgesetzten und
bekomme freundliche Erlaubnis. Nachdem ich in
Den Gott der Väter finden
einem Schnellrestaurant die Gäste fotografiert Israel ist wieder in seinem Land. Doch das Volk
habe, werde ich noch Minuten später von eini- befindet sich in dem Stadium von Hesekiel 37:
gen Leuten angestarrt. Harmlose Schnappschüs- Knochen, Sehnen und Fleisch – aber noch kein
se gibt es in Zeiten des Terrors nicht. Beim Pro- Geist! („... es war kein Odem in ihnen.“) Oder
Kopf-Verbrauch von Beruhigungsmitteln liegt mit Röm 10 ausgedrückt: Immer noch Eifer für
Israel in der Weltspitze ganz weit oben. Gott, aber nicht mit rechter Erkenntnis!
Ich will nicht verschweigen, dass die Menschen In den vergangenen Jahrzehnten kehrten Juden Viele der aus
auf der anderen Seite der Demarkationslinie in aus aller Welt in das Land Israel zurück. Darun-
Ramallah, Jenin oder Gaza-Stadt mit den glei-
Russland
ter mehr als eine Million aus den Ländern der
chen Ängsten fertig werden müssen. Vermutlich ehemaligen Sowjetunion. So verwundert es heimgekehrten
wandern dort kaum weniger Psychopharmaka nicht, dass auf den Straßen vielfach Russisch zu Juden finden
über die Ladentische der Apotheken. hören ist. Mit Hilfe aus den USA und Europa Jesus Christus.
entstanden etliche juden-christlichen Gemein-
Manche sind
Der leere Garten Gethsemane den unter diesen Rückkehrern. In Jerusalem, Tel
Aviv, Haifa, Beerscheba und in weiteren Städten so suchend,
erklingen inzwischen russische Lieder zur Ehre dass sie sich
Gottes. Da viele dieser Juden der hebräischen schon nach
Sprache nicht mächtig sind, wird in ihren Got-
tesdiensten fast ausschließlich Russisch gespro-
den ersten
chen. Gottesdiensten
Jakob K. erkannte den Auftrag, den Gemeinde-
zu ihrem
aufbau von Deutschland aus zu unterstützen. Messias
Ich begleitete ihn auf seiner Sommerreise im Land. bekehren!
Menschenleere Souvenirläden Unter den aus Russland heimgekehrten Juden ist
ein interessantes Phänomen zu beobachten. Vie-
In Jerusalem sind wir die einzigen Touristen im
le von ihnen führten in ihrer früheren Heimat
Garten Gethsemane. Dort, wo sich sonst lange
kein religiöses Leben. Doch kaum sind sie im Land
Schlangen bildeten, herrscht gähnende Leere.
ihrer Väter, beginnen sie nach dem Gott Abra-
Nach einer obligatorischen Leibesvisitation be-
hams, Isaaks und Jakobs zu suchen. Sie finden
treten wir den Tempelberg. An der Klagemauer
ihn in Jesus Christus. Manche sind so suchend,
finde ich fast ausschließlich betende Juden. Er-
dass sie sich schon nach den ersten Gottesdiens-
schüttert werde ich an verschiedene Aussagen
ten zu ihrem Messias bekehren. In der Negevwüs-
der Schrift erinnert:
te kam vor zwei Jahren ein Trinker zum Glauben.
"Denn ich gebe ihnen Zeugnis, dass sie Eifer Er heiratete seine langjährige Lebensgefährtin
für Gott haben, aber nicht mit [rechter] und leitet inzwischen die ca. 20köpfige Gruppe
Erkenntnis" (Römer 10,2) "Aber bis heute, so am Ort. Im Gottesdienst trägt er mit der Gitarre
oft Mose gelesen wird, liegt eine Decke auf selbst geschriebenen Lieder über Jesus vor.
ihrem Herzen" (2. Korinther 3,15).
Die russisch-jüdischen Gemeinden erfahren bis-
Wir gehen durch die engen Gassen des arabi- her wenig Opposition von Seiten der Ortho-
schen Basars. Ehrlich gesagt, mich beschleicht doxen. Dafür wird den Gläubigen oft in der ei-
ein mulmiges Gefühl. In den wenigen Souve- genen Familie das Leben schwer gemacht. Sie
nirläden sind wir wiederum die einzigen Kun- sehen sich dem Vorwurf ausgesetzt, den Weg
den. Die Verkäufer flehen uns förmlich an, et- der Väter verlassen zu haben und zu einer Sekte
was zu kaufen. Sie stehen wie viele andere vor konvertiert zu sein.
dem wirtschaftlichen Ruin. Unser arabischer Füh-
Wie mir ein Mitarbeiter von Chosen People In-
rer und der Ladeninhaber machen unisono Ra-
ternational bestätigte, haben viele juden-christli-
bin für die Lage verantwortlich, was verständ-
che Gemeinden in Israel Zulauf. Die Gläubigen sind
lich ist. Jeder sieht die Welt durch seine Brille.
sehr missionarisch und geben Zeugnis von Chris-
Am Gartengrab erkundige ich mich nach den tus, wo sie gehen und stehen. Der Herr der Ge-
Besucherzahlen. Waren es vor dem Ausbruch meinde wusste zu allen Zeiten die Widerwärtig-
der zweiten Intifada zwischen drei- und fünf- keiten dieser Welt für den Bau seines Reiches zu
tausend, wurden an diesem Tag bis zum Nach- nutzen. Dennoch brauchen die an Jesus Christus
mittag gerade mal 13 Personen gezählt. Kaum Gläubigen in Israel im Besonderen die sichtbare
zu ermessen, was diese Zahlen für ein Tourismus Unterstützung der Christen aus aller Welt. Gerade
abhängiges Land wie Israel bedeuten! jetzt in der Zeit des allgegenwärtigen Terrors. ■

17
WOLFGANG BÜHNE

Fußball „Gott“ oder


„Götze“ Fußball?
GEDANKEN BEIM DURCHBLÄTTERN EINES BILDBANDES

„Fußball ist Religion!“


David Kadel Was mich beschwert, ist die Tatsache, dass der
Profi-Fußball immer mehr zu einem Götzen ge-
Fußball worden ist, der Millionen von Männern und
Gott Frauen in seinen Bann zieht.
Erlebnisse vom Otmar Hitzfeld, der Trainer von FC Bayern
heiligen Rasen München, erklärte vor einigen Monaten, als er
Borussia Dortmund zur Meisterschaft gratulier-
Schulte & Gerth,
te: „Fußball ist im Ruhrgebiet Religion!“. Spieler
Bildband, wie Jürgen Kohler werden als „Fußball-Gott“ be-
174 S., zeichnet. Es ist erschütternd festzustellen, dass
man sich vor solchen blasphemischen Äußerun-
gen nicht mehr scheut.

Was mich Damit man mich nicht falsch versteht: Ich habe Alle Achtung vor Oliver Kahn, der, als er nach
nichts gegen Fußball – im Gegenteil. Im Alter seinen Erfolgen von den Medien als „Fußball-
beschwert, ist von etwa 10 Jahren habe ich angefangen Fuß- Gott“ bezeichnet wurde, folgendes Statement
die Tatsache, ball zu spielen und die Freude an dieser Sportart abgab:
dass der Profi- hat bis heute angehalten und ich bin dankbar, „Ich selbst habe auch von einem Fußball-Gott
dass ich noch ein- oder zweimal pro Woche als gesprochen und mich hinterher geärgert: ,Wie
Fußball im- Mitspieler auf unserem zwar nicht „heiligen“, kannst du nur so einen Blödsinn von dir geben?’
mer mehr zu dafür aber holprigen Rasen geduldet werde. Es gibt nur einen einzigen Gott. Dieser Gott gibt
einem Götzen Dennoch glaube ich nicht, dass Fußball „die uns Kraft, mit allem, was wir positiv wie negativ
schönste Nebensache der Welt“ ist, neige aber erleben, umzugehen. Es ist der Gott der Chris-
geworden ist, ten, dem ich am nächsten stehe.“
zu der Auffassung, dass u.a. auch dieser Mann-
der Millionen schaftssport – verantwortungsbewusst ausge-
in seinen übt – mithelfen kann, Disziplin, Ausdauer, Eine ehrfurchtslose Gesellschaft
Kampfgeist, Teamfähigkeit und Fairness im
Bann zieht. Charakter eines jungen Menschen zu fördern.
Interessant ist, dass man vor etwa 50 Jahren
noch so etwas wie Gottesfurcht in unserer Ge-
Leider muss ich bekennen – und das beschämt sellschaft erkennen konnte. Auch damals schrie
mich – dass mich die Ergebnisse unserer Na- der Rundfunk-Reporter Herbert Zimmermann in
tionalelf oder der Mannschaften im Europa- das Mikrofon, als Toni Turek, der als Torwart
pokal alles andere als unberührt lassen. 1954 mit einer sensationellen Leistung in den
Es gibt für mich auch keinen Grund zu zweifeln, letzten Sekunden vor dem Schlusspfiff die Welt-
dass einige der bekannten Fußball-Profis, die in meisterschaft der Nationalelf rettete: „Toni, du
diesem Bildband vorgestellt werden, aufrichtige bist ein Fußball-Gott!“ Doch Zimmermann än-
Christen sind. Auch wenn ich an dieser Stelle derte diesen Satz nachträglich: „Toni, du bist
viele Fragen und Bedenken habe, ob man als Gold wert!“ Er hatte sich die Kritik des damali-
Christ Fußball-Profi sein kann, ohne geistlich gen Bundespräsidenten Theodor Heuß zu Her-
Schaden zu nehmen, freue ich mich über den zen genommen, der dazu sagte: „Bei aller Be-
Mut, mit dem Dirk Heinen, Paulo Sergio, Mar- geisterung, das geht zu weit!“
celo Bordon, Ze Roberto, Gerald Asamoah und Heute, 48 Jahre später, scheuen sich Evangeli-
andere sich öffentlich zu Jesus Christus be- kale nicht, einen Bildband mit dem Titel „Fußball
kennen und deutlich machen, dass Er an erster Gott“ herauszugeben und zu vermarkten. In die-
Stelle ihres Lebens stehen soll. sem Buch berichten 12 bekannte Profis aus ihrem

18
Leben und beantworten Fragen zu allen mögli- „Werden die Roten Teufel aus Kaiserslautern Welchen
chen Lebensbereichen. Einige dieser Zeugnisse jemals wieder Meister? Oder biblisch gesagt:
sind erstaunlich eindeutig, andere eher schwam- „Hölle, wo dein Sieg?“ (1Kor 15,55) Eindruck
mig. Das Vorwort von Rudi Völler: Na, ja... hinterlassen
Abgebrühte Christen?
Während man sich über einige dieser Berichte ehrfurchtslose,
freut, schmerzt und schockiert es doch, wenn Sind wir als Christen inzwischen so abgebrüht,
man folgende Äußerungen des Autors liest, von dass wir uns über solche Sätze nicht mehr von blasphemische
denen das Buch jede Menge enthält: Herzen empören? Ich zweifle nicht an den sicher und flapsige
guten Absichten des Autors und Verlegers, mit
„Am achten Tag schuf Gott den Ball. Und er sah,
diesem Buch Leute anzusprechen, die ansonsten Sätze bei
wie die Menschheit fasziniert davon war, und
schenkte ihnen die Weltmeisterschaft. Als nun
ein christliches Buch so schnell nicht in die nicht-
Hand nehmen würden. Aber welchen Eindruck
das WM-Finale 2006 vor der Tür stand, hatte
hinterlassen diese ehrfurchtslosen, blasphemi-
christlichen
Gott ein Problem: Jeden Morgen, wenn er auf-
stand, brachten ihm die Engel die Gebete aus
schen und flapsigen Sätze bei nichtchristlichen Lesern?
Lesern?
den Ländern der Finalteilnehmer ...“ (S. 119)
Oder könnte es sein, dass die angeblich „schönste
Oder wenn unter der Überschrift „Nachspielzeit“
Nebensache der Welt“ inzwischen auch von
Sprüche wie folgende zitiert werden:
Evangelikalen als gewinnträchtige Marktlücke
„Jesus betete und die Jünger standen abseits.“ im christlichen Buchmarkt entdeckt wurde? ■

Meine Hoffnung...
Mir ist es bisher wegen angeborener Bosheit
und Schwachheit unmöglich gewesen,
den Forderungen Gottes zu genügen.
Wenn ich nicht glauben darf, dass Gott
mir um Christi willen dies täglich beweinte
Zurückbleiben vergebe, so ist's aus mit mir –
ich muss verzweifeln. aber das lass ich bleiben.
Wie Judas an den Baum mich hängen, das tu’ ich nicht.
ich hänge mich an den Hals oder Fuß Christi wie die
Sünderin. Obgleich ich noch schlechter bin als diese.
ich halte meinen Herrn Fest.
Dann spricht er zum Vater: Dieses Anhängsel muss auch durch.
Es hat zwar nichts gehalten und alle deine Gebote übertreten.
Vater, aber er hängt sich an mich.
Was will’s! ich starb auch für ihn. Lass ihn durchschlupfen...
Das soll mein Glaube sein. MARTIN LUTHER

19
BENEDIKT PETERS

Fragenbeantwortung
Frage Tragen wiedergeborene Christen eine Mitver-
antwortung, dass Menschen gerettet werden?
Oder anders formuliert:
Werden wir schuldig, wenn Ungläubige ungläubig bleiben?

Aber sagt nicht Hesekiel 33,8, dass Menschen glauben und gerettet wer-
Antwort: Gott das Blut des Sünders, der seiner den. Darum muss ich das Evangelium
eigenen Sünden wegen stirbt, von predigen. Wehe mir, wenn ich es nicht
Die Bibel lehrt, dass ein jeder für sich meiner Hand fordern werde, wenn ich tue (1Kor 9,16). Könnte es dann aber
selbst vor Gott verantwortlich ist, und ihn nicht gewarnt habe? Das zeigt uns nicht doch sein, dass jemand, der sich
dass ein jeder für seinen Nächsten die Verantwortung, die wir für den bekehren würde, hätte er das Evange-
verantwortlich ist. Nächsten haben. Was das aber heißt, lium gehört, meiner Trägheit wegen
Versündige ich mich an meinem Nächs- dass Gott das Blut des Sünders von doch in die Verdammnis kommt? Das
ten, dann trage ich Schuld vor Gott. meiner Hand fordern werde, wird an müsste man meinen, wenn uns die
Ist meine Sünde am Nächsten Anlass dieser Stelle nicht gesagt. Es kann Bibel nicht sagte, dass Gott den Men-
dazu, dass dieser sich neue Schuld ganz sicher nicht bedeuten, dass Gott schen zum Heil erwählt, ehe er selbst
auflädt, dann habe ich Teil an dieser mir als Strafe das Ewige Leben wieder zum Glauben kommt (2Thes 2,13).
Schuld. Ich schulde den Menschen nimmt. Es wird aber etwas bedeuten
das Evangelium, wie Paulus in Römer Wenn nun ich zu träge oder zu feige
für den Richterstuhl Christi, vor dem
1,14 sagt: bin, um diesem Menschen das Evan-
ich offenbar werden muss (2Kor 5,10).
„Sowohl Griechen als Barbaren, gelium zu sagen, dann wird sich Gott
Ich werde für allen Ungehorsam und
sowohl Weisen als Unverständi- ein anderes Werkzeug suchen und be-
für alle Treulosigkeit Schaden erleiden
gen, bin ich ein Schuldner.“ reiten, aber ich werde, wie 1Kor 3,15
(1Kor 3,15).
eben sagt, Schaden erleiden! ■
Unterlasse ich es, meinem Nächsten Gott hat die Errettung so eingerichtet,
das Evangelium zu sagen, und unter- Diese Rubrik wird fortgesetzt. Echte Fragen bitte an die
dass Menschen durch den Dienst von f+t-Redaktion einsenden. B. Peters versucht zu antworten.
lasse ich es, für ihn zu beten, dass er
gemäß Gottes Willen gerettet wird
(1Tim 2,1–4), dann habe ich das Gute,
das ich hätte tun können und tun sol-
len, nicht getan.
„Wer nun weiß, Gutes zu tun, und
tut es nicht, dem ist es Sünde“
(Jak 4,17).
Beachten wir, was Jakobus hier sagt:
„Wer weiß, Gutes zu tun...“. Gott er-
wartet von uns nicht, dass wir die Ver-
antwortung für alle Menschen und für
jeden Menschen auf uns nehmen,
denn das können wir nicht. Wir kön-
nen nicht für einen jeden Menschen
beten, und wir können nicht einem
jeden das Evangelium sagen. Aber wir
sollen das tun, was wir tun können.
Sonst machen wir uns schuldig. Geht
nun mein Nachbar verloren, weil ich
ihn nicht evangelisiert habe, oder geht
er an seinem Unglauben und seiner
Unbußfertigkeit verloren?
Die Antwort darauf ist eindeutig (Joh
3,36; Rö 2,4.5). Keiner kann anderen
dafür die Schuld geben, dass er in der
Hölle endet.

20
VIKTOR LESKOW

EinBrief aus Novosibirsk


In den vergangenen Jahren haben wir ab und zu von Viktor Leskow berichtet, der viele Jahre
kriminell und drogensüchtig war und nach seiner Bekehrung im Jahr 1991 seine Aufgabe da-
rin sah, die Gefängnisse aufzusuchen, in denen er 13 Jahre als Gefangener zugebracht hatte,
um dort das Evangelium zu verkündigen. (Seine Bekehrungs-Geschichte kann man in dem
Buch „Zum Leben befreit“ nachlesen.) Einige f+t- Leser haben in der Vergangenheit für
Viktor gebetet und gelegentlich seinen Dienst und seine Familie auch finanziell unterstützt.
Der vorliegende Brief gibt einen kleinen Einblick in seine Erfahrungen in der Nachfolge Jesu.

Friede deinem Haus, lieber Bruder Wolfgang!


In der Liebe Christi grüße ich euch alle, Brüder und Schwestern der Gemeinde!
Viktor Leskow beunruhigt dich wieder, obwohl ich weiß, du wirst dich freuen, von mir etwas zu
hören. Schon fast drei Jahre weiß ich nicht, wie du lebst und du weißt nichts von mir. Ich lebe,
Bruder, im Glauben an meinen Erretter Jesus Christus. Jemand sagte: „Leben im Glauben ist ein
Leben in der Sphäre der Wunder.“
Ich freue mich, dass du mit diesen Worten einverstanden bist, weil du weißt, dass es wahr ist.
Ich lebe, wie bisher, mit dem großen Verlangen Menschen zu retten, die in den Tod gehen und
bitte den Herrn, dass das Feuer in meinem Herzen nie erlischt. Arbeit im Werk Gottes gibt es
genug. Ich besuche immer noch die Gefängnisse und predige über die Liebe Christi, sein Opfer
und den Plan der Errettung.
Eine große Hilfe sind da die Bücher von Euch. Zum Ersten sind es sehr viele Bücher – vielen Dank!
– und zum Zweiten sind es sehr wertvolle Bücher. Die Gefangenen nehmen diese Bücher sehr
gerne auf.
In der letzten Zeit sind zwei neue Gefängnisse dazugekommen. Von einem möchte ich ein we-
nig erzählen. Ein Beamter, der unmittelbar für uns zuständig ist, ist ein alter Geheimdienstler.
Er erzählte von sich aus, dass er in der Zeit der Verfolgung in Barnaul gearbeitet hat. Er sagte,
dass er persönlich die Gläubigen an den Haaren aus den Häusern gezerrt hat, als die Gottes-
dienste aufgelöst wurden. Er ist sehr betrübt darüber, das Gewissen quält ihn. Aber er ist uns
sehr zugetan, wir sind seine besten Freunde. Er wartet auf uns, sucht Gemeinschaft mit uns und
alles, was wir ihm an Büchern geschenkt haben, hat er gelesen.
Der Herr beschenkt uns mit seinem reichen Segen und es gibt Fortschritte in der Arbeit. Der Herr
sei gepriesen für seine Barmherzigkeit und Gnade.
Im persönlichen Leben gibt es auch Segen: Wir haben unser fünftes Kind bekommen! Vier
Jungen und ein Mädchen, der Herr belohnt. Was unsere Wohnung betrifft, haben sich unsere
Verhältnisse nach russischen Maßstäben etwas verbessert. Materielle Lücken werden mit geist-
lichem Reichtum ausgefüllt. Unter dem Strich ist alles normal.
Ich wünsche Euch allen Gottes Führung und Segen.
Ich grüße mit Titus 2,7-8: „...indem du in allem dich selbst als Vorbild guter Werke darstellst...“
Möge Gott in seiner Liebe und Barmherzigkeit uns alle segnen, bewahren und weise machen
zum Dienst am Nächsten. Friede Euch!
Euer Viktor Leskow
Aktuelle Buchbesprechungen
Elisabeth Elliot sorgerliche Studie wird ergänzt durch hilfreiche Einsichten
Musik in meinem Herzen und Erkenntnisse renommierter Seelsorger, Theologen und
Mit Gottes Verheißungen leben Prediger von den Kirchenvätern bis in unser Jahrhundert
hinein (Luther, Spurgeon, ...).
Hänssler, Pb., 176 S., € 12,95
Die Bibel behauptet, dass unser Leben in dieser Welt ein
Kurze, ermutigende Betrachtungen zu Themen, die unser Kampf bleibt. Dass dieser Kampf nur auf dem schon errun-
Alltagsleben in der Nachfolge Jesu berühren. genen und alles überragenden Sieg Jesu geführt werden
Bibelverse, biblische Begriffe oder auch eigene Erlebnisse kann, ist wohl die Quintessenz dieses Buches. Aus diesem
werden von der bekannten Autorin reflektiert und seelsorg- Grund gilt es auch, die Front richtig zu identifizieren und
erlich auf Nöte und Fragen der Christen angewandt. biblisch legitimierte Mittel anzuwenden. Jedem Jünger Jesu
möchte ich dieses Buch wärmstens empfehlen, es lohnt sich
Ein wertvolles, leider etwas teures Buch, das man auch gut – nicht zuletzt für den praktischen Alltag mit seinen viel-
zu verschiedensten Anlässen verschenken kann. fältigen und manchmal schwer zu durchschauenden Ver-
Wolfgang Bühne suchungen und Angriffen!
Der Preis von € 9,95 für 240 Seiten – in für ältere Leser viel-
leicht etwas zu kleiner Schrift – dürfte den Kauf dieses
Helmut Blatt
Buches erschwinglich machen.
Stark im Glauben, gesegnet zum Sieg Daniel Zach
Francke-Verlag, Pb., 240 S., € 9,95

Haben Sie schon einmal einen Soldaten mit Nachthemd und Werner & Monika Deppe
barfuß auf einem Schlachtfeld gesehen? Doch genau so Auswege – oder Wege ins Aus?
laufen wir Christen manchmal durchs Leben: eben unpas- Weltreligionen, Esoterik und Sekten
send! Anstatt Soldaten Christi zu sein, stehen wir in der CLV, Pb., 320 S., € 9,90
Gefahr, Spaziergänger und Weltenbummler zu werden. In
einer Zeit, in der unser Denken immer mehr von Mystischem Guru-Gemeinschaften, Sekten, Mysterienkulte und Psycho-
und Übernatürlichem durchdrungen wird, scheint die Ge- gruppen erfreuen sich wachsender Beliebtheit und Mit-
meinde Jesu den Kampf gegen eine unsichtbare, dämoni- gliederzahlen. Gleichzeitig werden wir von einer Esoterik-
sche Welt entweder zu ignorieren, zu psychologisieren oder Welle überschwemmt und sind Zeugen der Annäherung der
mit immer diffuseren - sprich unbiblischen - Methoden großen Weltreligionen. Dieses Buch – auch als Nachschlage-
führen zu wollen. Paulus wusste, dass sein ganzes Leben ein werk geeignet – bietet wertvolle Informations- und Be-
„Kampf nicht gegen Fleisch und Blut sondern gegen die Ge- urteilungshilfen im Labyrinth der religiösen Vielfalt.
walten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher der
Im ersten Teil des Buches werden die fünf großen Weltre-
Finsternis...“ war (Eph 6,12) Der Autor selbst bemerkt dazu:
ligionen vorgestellt, im zweiten geht es um esoterische und
„Die Gemeinde Jesu wird in den nächsten Jahren in immer fernöstliche Theorien und Praktiken (drunter auch Kampf-
stärkere Konfrontationen mit dem Reich der Finsternis sportarten, Yoga, Akupunktur, Kinesiologie, Reiki usw.). Im
kommen. Die geistlichen Auseinandersetzungen bis in die dritten Teil geht es um Okkultismus und Spiritismus und
eigenen Reihen hinein werden an Schärfe zunehmen. Wie schließlich werden die bekannten Sekten wie Neuaposto-
können und sollen wir dem Feind in seiner Macht und List lische Kirche, Zeugen Jehovas, Christliche Wissenschaft, Mor-
wirksam entgegentreten? Was hilft gegen sein schier uner- monen, die Mun-Bewegung usw. dargestellt und beurteilt.
messliches Waffenarsenal? Gott gibt seinen Leuten die
Die Ausführungen sind sachlich, systematisch, mit vielen
geistliche Waffenrüstung, um den teuflischen Mächten und
Zitaten und Literaturverweisen für solche, die sich intensiv-
Gewalten wirksam zu widerstehen und sie zu besiegen.“
er mit einzelnen Themen befassen wollen.
In dem vorliegenden Buch bekommen wir wichtige „Hinter-
Abgesehen von der Verwechslung, dass J.G. Oncken und
grund-Informationen“ und praktische Tipps, wie wir in der
G.W. Lehmann nicht zu den Vätern der „Brüderbewegung“,
Nachfolge Jesu ein Leben im Sieg über den „Vater der Lüge“
sondern zu den Gründern der Baptisten in Deutschland
führen können. Dazu wird das Thema der „Waffenrüstung
gehören (S. 46), ein wertvolles Nachschlagewerk, in dem
Gottes“ auch im Kontext der ganzen Bibel unter die Lupe
kurz und bündig eine Menge Informationen und Beur-
genommen. Die detaillierte Gliederung, das umfangreiche
teilungshilfen geboten werden.
Bibelstellenverzeichnis und die umfassenden Literaturanga-
ben motivieren zum weiteren Studium. Die biblisch-seel- Wolfgang Bühne
Reinhard Franske Irving Jensen ist im englischsprachigen Raum bekannt für
Vorsicht! Hypnose seine Studienkurse zu allen biblischen Büchern. Mit ein-
Auf dem Weg in die Hypnosegesellschaft prägsamen Gliederungen und Diagrammen leitet er system-
atisch den Leser zum selbständigen Bibelstudium an. In die-
Alpha Press, Pb., 138 S., € 7,50
sem Kurs behandelt er das Leben Jesu in chronologischer
In diesem äußerst aktuellen Buch macht der bekannte Er- Reihenfolge und führt zugleich den Leser in die Verschie-
ziehungswissenschaftler deutlich, was die Grundlagen, denheiten der vier Evangelien ein.
Praktiken und Ziele der Trance- und Hypnosetechniken sind. Sowohl die Reden des Herrn, seine Wunder, sein praktisches
Besonders wichtig sind die Kapitel über „Hypnose im Schul- Vorbild in allen Lebensbereichen, wie auch seine Verwer-
unterricht“ und „Hypnose und sexueller Missbrauch“, in fung und sein Tod am Kreuz werden so dargestellt, dass der
denen deutlich wird, welch ein gefährliches Manipulations- Leser nicht nur ein umfassendes Bild von dem Leben und
Instrument der Hypnotiseur benutzt. Sterben Jesu bekommt, sondern durch die anregenden Fra-
Eine wichtige Aufklärungsschrift, besonders für Eltern, Er- gen zu jedem Kapitel sehr persönlich angesprochen wird.
zieher und Lehrer. Weil das Studium des Lebens Jesu in unserer Zeit sehr ver-
Wolfgang Bühne nachlässigt wird, fehlen uns heute allgemein Maßstäbe für
unser eigenes Leben und zur Beurteilung geistlicher Fehl-
entwicklungen. Daher können wir sehr dankbar für diesen
Erwin Lutzer
wertvollen Studienkurs sein, der auch zum Gruppenstudium
Wunder – kein Problem?! in Hauskreisen usw. ausgezeichnet geeignet ist.
CV, Tb., 222 S., € 7,90
Wolfgang Bühne
In diesem neuen Buch legt Erwin Lutzer die sieben Wunder
Francine Rivers
(Zeichen) des Herrn im Johannes-Evangelium aus und ver-
bindet damit sehr interessante Lektionen und Beurteilungen Ruth – Eine Frau des Glaubens
angeblicher „Zeichen und Wunder“ in unserer Zeit. So z.B. Johannis, gb., 176 S., € 11.95
bei den Ausführungen über das Wunder auf der Hochzeit in
Kana (Joh 2) in Verbindung mit der Frage, was von den Wie war es möglich, dass eine Frau aus Moab – einem Volk,
„Wundern“ durch Marienerscheinungen zu halten ist, oder welches unter dem Urteil und Gericht Gottes stand –
bei der Heilung des Lahmen am Teich Bethesda (Joh 5) und Aufnahme und Heimat im Volk Gottes fand – und sogar
was die Bibel über gute und böse Engel aussagt und wie einen Platz im Stammbaum Jesu?
angebl. „Engelerscheinungen“ in unserer Zeit zu beurteilen Wiederum gelingt es der bekannten Autorin, eine er-
sind. staunliche Frauen-Biographie aus dem AT in einem Roman
Lutzer versteht es, mit vielen Beispielen und eigenen Erleb- zu verarbeiten und sich dabei weitgehend an die biblischen
nissen, aktuelle Probleme und bedenkliche Entwicklungen Vorgaben zu halten. An dem ungewöhnlichen Lebensweg
unter den Evangelikalen im Licht der Bibel zu beleuchten der Ruth macht sie deutlich, dass unser Gott ein Gott der
und zu beurteilen. Ein sehr aktuelles Buch! Gnade ist, der das Herz ansieht – und auch ein Gott der
Wolfgang Bühne zweiten Chance. Ein Buch das Mut macht, diesem Gott zu
vertrauen.
Ulla Bühne
Irving Jensen
Das Leben Jesu
Ein chronologischer Gang durch die vier Evangelien
Bethanien, Pb., 128 S.,
Einführungspreis bis zum 31.12.02 € 6,- Zu guter Letzt
EINE LESERZUSCHRIFT
Der Autor schreibt in der Einleitung zu diesem Buch:
„Studienhilfen sollen nur ergänzend verwendet werden und D IEVOM V OLK , SO IHREN G OTT KENNEN , WERDEN
SICH ERMANNEN UND ES AUSRICHTEN ! Dan 11,32
das eigene Studium nicht ersetzen. Dieses Handbuch will zu
einem eigenen Bibelstudium anregen und soll dazu als er- Lasst euch bitte in keiner Weise durch Polemik verunsichern.
gänzende Hilfe dienen. Dieser Kurs ist weniger ein Kom- In einer Zeit, die gemäß den Worten unseres Herrn von Ver-
mentar, enthält aber dafür viele Fragen und Anregungen. führung gekennzeichnet ist, brauchen wir Menschen, die Fehl-
Ich habe zahlreiche Tabellen, Gliederungen und Diagramme verhalten aufdecken und biblische Alternativen aufzeigen.
eingefügt, um dem Leser Orientierung im Ozean der Bibel „FORTIER IN RE – SUAVITER IN MODO“ sagten die alten Römer
zu bieten. Grafische Darstellungen eröffnen oft den Blick zu (fest in der Sache – sanftmütig in der Art). P. + M. B, Schweiz
einer neuen Perspektive.“
Wolfgang Bühne • Postfach 11 26 • D-58540 Meinerzhagen
PVSt. • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt! • VKZ K 11661

Der Segen, den unsere Seele empfängt,


hängt nicht so sehr von der Länge der Zeit ab,
die wir mit der Heiligen Schrift zubringen,
sondern vielmehr von dem Maß,
in welchem wir betend
darüber nachsinnen.
A. W. Pink

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