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Pressestelle des Senats

29. März 2010

Entwurf einer Ausbildungs- und Prüfungsordnung

Die Behörde für Schule und Berufsbildung hat einen Entwurf für eine Ausbildungs- und
Prüfungsordnung für Primarschule und die Jahrgangsstufen 7 bis 10 der Stadtteilschu-
le und des Gymnasiums erarbeitet (APO PSG). Mit dieser Verordnung wird die Informa-
tion der Eltern sowie der Schülerinnen und Schüler über die Schulleistungen verbind-
lich geregelt. Sie enthält alle notwendigen Regelungen zur Ausbildung, zu den Über-
gängen und zum Erwerb von Abschlüssen in den Jahrgangsstufen 1 bis 10 der neuen
Schulformen. Kernstück der Verordnung sind die Regelungen zu einer regelmäßigen,
nachvollziehbaren und differenzierten Leistungsrückmeldung, die die Basis für die ge-
zielte Förderung jeder einzelnen Schülerin und jedes einzelnen Schülers ist. Dazu müs-
sen zwei Lernentwicklungsgespräche pro Schuljahr geführt und differenzierte Zeugnis-
se mit einem Punktesystem erteilt werden, das die gesamte Leistungsbreite eines Jahr-
gangs differenziert abbilden kann. Bestandteil der Zeugnisse ist auch die Einschätzung
sogenannter überfachlicher Kompetenzen wie Leistungsmotivation und Eigeninitiative,
Kooperationsfähigkeit und Kreativität.

In einem Schulsystem, in dem individuelle Förderung die zentrale Aufgabe aller Schulen ist
und Schülerinnen und Schüler von Jahrgangsstufe zu Jahrgangsstufe ohne Versetzung aufrü-
cken, erhalten Leistungsrückmeldung und Zeugnisse eine neue Funktion: Bis zur 8. Klasse
steht nicht mehr die Vergabe von Berechtigungen zum Übergang in die nächste Klassenstufe
im Mittelpunkt. Vielmehr geht es darum, den Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern
Rückmeldungen zum erreichten Leistungsstand zu geben und die Informationsbasis zu schaf-
fen, damit Stärken ausgebaut und Schwächen abgebaut werden können. Deshalb wird die
Leistungsrückmeldung neu geregelt:

Lernentwicklungsgespräche und Zeugnisse


Jeweils zu Beginn eines Halbjahres werden Lernentwicklungsgespräche mit dem einzelnen
Schüler und seinen Eltern geführt. Gesprochen wird immer über die Lernentwicklung, den
Lernstand in allen Fächern, wie er in den Zeugnissen ausgewiesen ist, die überfachlichen
Kompetenzen und die nächsten Lernschritte und Ziele. Wenn nötig wird eine Lern- und För-
dervereinbarung geschlossen. Die Ergebnisse der Lernentwicklungsgespräche werden in der

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Schülerakte dokumentiert. So entsteht für alle Lehrkräfte des Kindes, das Kind selbst und die
Eltern eine nachvollziehbare Dokumentation zu allen Aspekten der schulischen Entwicklung.
Lernfortschritte werden transparenter, Ziele klarer und Absprachen verbindlicher als bisher
benannt und festgehalten.

Leistungsbewertung, Einschätzung und Bewertung überfachlicher Kompetenzen


Für die Leistungsbewertung in den weiterführenden Schulen kommt eine durchgängige Punk-
teskala mit 90 Punkten zum Einsatz, die das gesamte Leistungsspektrum von den Mindestan-
forderungen an den Ersten allgemeinbildenden Abschluss bis zu den Anforderungen an den
Übergang in die gymnasiale Oberstufe auf einer einheitlichen Skala abbildet. Sie ermöglicht
es, in den weiterführenden Schulen jederzeit festzustellen, welchen Leistungsstand eine Schü-
lerin oder ein Schüler im Hinblick auf alle möglichen Abschlussperspektiven hat. Auch können
auf dieser Skala Fortschritte abgebildet werden, die im Notensystem unsichtbar bleiben, weil
sie zwar individuell große Entwicklungsschritte darstellen, jedoch noch nicht einen ganzen No-
tenwert umfassen. Auch in den Klassen 4 – 6 der Primarschule wird eine 90-Punkte-Skala an-
gewandt.

Daneben wird es wie bisher die bekannten Notenstufen von 1 bis 6 geben. Die Bewertung in
Punkten kann von Schülerinnen und Schülern und deren Eltern jederzeit in eine der bekann-
ten Notenstufen übertragen werden. Eine Übersichtstabelle auf jedem Zeugnis wird diesen
Schritt erleichtern. Im Halbjahreszeugnis Klasse 6 sowie in den Abschlussklassen 9 und 10
wird der Lernstand in den Zeugnissen in Punkten und Noten ausgewiesen. Die in den Ab-
schlusszeugnissen genannten Noten beziehen sich auf den jeweils erreichten Abschluss.

Die bisher weitgehend von subjektiven Momenten geprägte Beurteilung des Arbeits- und So-
zialverhaltens wird durch ein empirisch-wissenschaftlich fundiertes Verfahren zur Einschät-
zung und Bewertung überfachlicher Kompetenzen ersetzt; die Vorgaben werden zurzeit im
Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung erarbeitet.

Schullaufbahn
Die Übergangsempfehlung nach Jahrgangsstufe 6 wird auf eine solide Basis gestellt: Einstieg
in das Verfahren ist ein intensives Beratungsgespräch mit den Eltern über deren Wünsche und
Einschätzungen sowie eine Darlegung der Einschätzung der Schule. Grundlage für die Emp-
fehlung ist der Notendurchschnitt im Halbjahreszeugnis der 6. Klasse. Die Ergebnisse eines

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zentralen Kompetenzfeststellungsverfahrens in Deutsch, Mathematik, 1. Fremdsprache und im
Lernbereich Naturwissenschaften und Technik dienen als Ergänzung und nötigenfalls auch
als Korrektur. Wenn dabei die Schwelle für eine Gymnasialempfehlung knapp unterschritten
wird, werden auch die überfachlichen Kompetenzen für die Empfehlung herangezogen.

Für den Verbleib im Gymnasium nach Jahrgangsstufe 7 gilt in jedem der Fächer Deutsch, Ma-
thematik, Englisch und im Lernbereich Naturwissenschaften und Technik sowie im Durch-
schnitt über alle Fächer eine Leistungshürde: 51 Punkte (= gymnasiale 4) müssen erreicht
sein. Anderenfalls erfolgt eine Querversetzung aus Klasse 7 des Gymnasiums in die Jahr-
gangsstufe 8 der Stadtteilschule.

Kontingentstundentafeln legen die in einzelnen Fächern oder Lernbereichen mindestens zu


unterrichtenden Stundenzahlen fest und sichern so die Einhaltung von Vorgaben der Kultus-
ministerkonferenz. Ferner geben sie vor, wie viele Stunden insgesamt unterrichtet werden
müssen (sogenannte Grundstunden). Aus der Differenz zwischen Grund- und Mindeststunden
ergibt sich der Gestaltungsraum der Schulen, so dass Schwerpunkte gesetzt werden können,
z.B. um besondere Schülergruppen zu unterstützen oder zu fördern oder um entsprechend
dem Schulprofil bestimmte Fächer oder Fächergruppen zu stärken. Allen Tafeln ist eine soge-
nannte Orientierungsverteilung beigefügt. Diese ist nur ein Beispiel für die Anwendung der Ta-
fel. Es zeigt, dass die bisher übliche Stundenverteilung weiterhin möglich ist. Der Spielraum,
den die Schule durch die Kontingentstundentafel gewinnt, muss also nicht sofort ausgefüllt
werden, sondern er kann von der momentanen Stundenverteilung ausgehend nach und nach
entwickelt werden.

Beratungsverfahren zur Ausbildungs- und Prüfungsordnung


Die grundsätzlichen Überlegungen, die nun in der Ausbildungs- und Prüfungsordnung ihren
Niederschlag finden, wurden bereits mit den Konzepten für die Primarschule, die Stadtteil-
schule und das sechsstufige Gymnasium Anfang 2009 vorgestellt und im Rahmen der Schul-
gesetznovelle im Oktober 2009 beschlossen.

Nun liegt ein Vorschlag für die konkrete Ausgestaltung aller notwendigen Regelungen für die
Ausbildung, die Übergänge und den Erwerb von Schulabschlüssen vor. Dieser Vorschlag wird
in den nächsten Tagen im üblichen Verfahren der Eltern-, der Lehrer- und der SchülerInnen-
kammer zugeleitet, damit diese die Möglichkeit zur Prüfung haben und ihre Änderungs- und

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Ergänzungshinweise geben können. Eine Beschlussfassung durch die Deputation ist für den
Mai 2010 vorgesehen.

Rückfragen:
Brigitte Köhnlein
Pressestelle der Behörde für Schule und Berufsbildung
040.42863.2003
0172.4247071
brigitte.koehnlein@bsb.hamburg.de

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