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um zu leben

FREUNDESBRIEF Ostern 2010


nicht verzweifeln +++ langer Freundesbrief +++ aber hochinteressant +++ nächstes Mal kürzer +++ versprochen!
Liebe Freunde und Förderer,
Briefe oder Stellungnahmen zu diesen Berichten aus unserer Le-
diesmal sollen Berichte von Menschen im Vordergrund stehen, die serschaft leiten wir aber gerne (auf Wunsch ebenfalls anonym)
aus den Gefängnissen oder von draußen über das schreiben, was an die Autoren weiter.
sie persönlich erlebt haben, also von Betroffenen. Dabei liegen Noch mehr Berichte wollen wir zusammen mit EMMAUS, ALPHA
die Schwerpunkte auf dem Wert von ehrenamtlicher Arbeit und und ENDLICH-LEBEN in einem gemeinsamen Heft anlässlich des
der Bedeutung des christlichen Glaubens für einen Prozess der Ökumenischen Kirchentages herausgeben.
Veränderung. Immer wieder lesen und erleben wir, dass Gefan-
gene in Gott und durch ehrenamtliche Mitarbeiter das erste Mal
Familie und Heimat finden, dass sie ankommen, heimkommen. Eingesprerrt und trotzdem glücklich (W.,Straubing)
Ferner berichten wir über ein paar Aktivitäten von uns selbst
„...Seit 12 Jahren bin ich nun in Haft. Wegen Bankraub wurde
bzw. unserer Kooperationspartner.
ich zu 12 Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwah-
Weil es in den letzten Monaten Anfragen zu Selbstverständnis rung verurteilt. Mittlerweile habe ich mehr als 30 Jahre im Ge-
und Arbeit unseres Netzwerkes gegeben hat, greifen wir die- fängnis verbracht. Durch die Erfahrungen, die ich in Kinderhei-
sen Punkt auf und fügen diesem Freundesbrief als extra Anlage men unter kirchlicher Leitung machen musste (Gewalt, Strafen,
ausführlichere Informationen bei. Missbrauch), hatte ich die Kirche, Christen und Gott aus meinem
Leben verbannt. Diese schlimmen Erlebnisse haben mich für die
Tattoo – Therapie – Jesus letzten 40 Jahre geprägt. Mein Leben war von Gewalt, Chaos
und Lieblosigkeit geprägt.
Vor drei Jahren wurde ich schwer krank und ich musste mit dem
Im Folgenden geben wir Auszüge aus veröffentlichten Artikeln Gedanken leben, dass ich vielleicht sterben werde. In dieser Not
und den vielen Briefen wieder, die uns bzw. unseren Koopera- fiel mir dann auf einmal wieder Gott und das Gebet ein. Ich habe
tionspartnern von Menschen hinter Gittern oder außerhalb der um Hilfe gebetet und versprochen, sollte ich nicht sterben müs-
Mauern geschickt wurden. Sie berichten davon, was mit ihnen sen, werde ich den Rest meines Lebens von Grund auf ändern.
oder in ihrem Umfeld geschehen ist. Wir haben eine kleine Aus- Alleine auf der Welt, eingesperrt und als Schwerverbrecher ab-
wahl von Aussagen getroffen, die anschaulich machen, dass und gestempelt, wie sollte mir da von meiner Zelle aus die Wende
wie sich Straftäter verändern können. Alle Autoren sind persön- im Leben gelingen?
lich bekannt. Zum Persönlichkeitsschutz wahren wir jedoch eine
gewisse Anonymität dadurch, dass wir meist nur das Bundes- Anfang 2008 durfte ich hier im Gefängnis die EMMAUS-Bewe-
land angeben, aus dem berichtet wird, oder einen Anfangsbuch- gung und SET-FREE kennenlernen. Dies war die Wende und der
staben. Ausgenommen sind diejenigen, die uns zugesagt haben, Anfang in meinem Leben.
dass wir den vollen Namen veröffentlichen dürfen. Bei dem ersten Besuch nach acht Jahren, den ich von einer Ehren-
amtlichen bekam, ging in mir hinterher alles drunter und drüber.
Ich bin heute noch überrascht darüber, dass ich so schnell Ver- bin. Sie hilft mir immer mit einer Herzenswärme, wie ich sie nie
trauen zu ihr hatte und ihr all die Dinge sagen konnte. Dass es kannte. Genau dies ist der Rettungsanker, den ich für meine Zu-
da einen Menschen gibt, der für mich gebetet hat, bringt mich kunft auswerfen will. Denn diese Liebe, dieses Miteinander und
in meinem Innersten ganz schön durcheinander. Ich bin erfreut, Füreinander gibt mir die Kraft zu leben, eine Chance, ohne Hass
aber auch etwas erschrocken, dass mich das so berührt und mir und Angst in die Zukunft zu gehen...“
so nahe geht. Wahrscheinlich muss ich mich erst daran gewöh-
nen, dass es jemanden gibt, in dessen Gedanken ich vorkomme.
Ohne das Engagement vieler Ehrenamtlicher
In den Gesprächen mit den Ehrenamtlichen bin ich zum Nach-
denken gekommen. Und voll Staunen durfte ich erleben, wie sich
wäre ich irgendwann gestorben (H.)
mit den Worten der Bibel mein Leben von Tag zu Tag vollkom-
men veränderte. Es ist für mich unglaublich: Was ich früher aus „...Seit 1965 war ich insgesamt 15 Jahre in den unterschied-
innerster Überzeugung abgelehnt habe, gibt mir heute ein Ge- lichsten Gefängnissen in Haft wegen Diebstahl, Einbruch, Be-
fühl der Geborgenheit und des Angenommenseins. Immer öfter trug, Unterschlagung, Erpressung, Zuhälterei und Körperverlet-
habe ich das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein, obwohl ich zung - und jedes mal zu Recht. Seit 1988 kann ich nun straf- und
in meinem Leben nie ein Zuhause hatte. Es zuzulassen, dass die drogenfrei leben und danke Gott und den vielen Menschen, die
Worte ins Herz dringen, und die Gefühle, die dadurch ausgelöst mich dabei begleitet haben und heute noch begleiten.
werden, haben mein Leben total auf den Kopf gestellt. Ich fühle Neben vielen Missständen und menschenunwürdigen Umstän-
mich trotz meiner Haftsituation „glücklich“, auch wenn das pa- den gab es früher keinerlei Angebote, wo ich als Gefangener die
radox ist: eingesperrt und trotzdem glücklich. Chance gehabt hätte, meine Lebenseinstellung nach bürgerlichen
Da ich diese Verwandlung bei mir selbst erleben durfte, reifte Wertvorstellungen zu ändern. Einiges hat sich im Lauf der Jahr-
bei mir der Gedanke, mich in die Arbeit der EMMAUS-Bewegung zehnte verbessert, aber auch heute noch bleibt z.B. fachliche Be-
mit einzubringen. Bis vor zwei Jahren gab es nur mich in meinem gleitung von Psychologen und Therapeuten auf der Strecke. Ge-
Leben, aber sich mit seinen Mitmenschen auseinanderzusetzen, gen Alkoholsucht, Spielsucht und Sexsucht, die mich prägten,
ist ein schönes Erleben und gibt den Tagen hier einen neuen Sinn. gab es keine Hilfe. Stattdessen umgaben mich Lieblosigkeit,
Hoffnungslosigkeit, Aggressionen und die kranken Strukturen
Wir Gefangene bekommen immer wieder zu hören, dass das,
verschiedenster Süchte.
was hier durch die Gruppen gewachsen ist, und die Ernsthaf-
tigkeit, die wir in die Arbeit mit einbringen, niemand für mög- Erst als ich die Ehrenamtlichen der EMMAUS-Bewegung und
lich gehalten hätte...“ von den ANONYMEN ALKOHOLIKERN kennenlernen durfte, ge-
lang es mir, mich mit meiner Schuld, meinen Süchten, der Reue
und dem Thema Wiedergutmachung auseinanderzusetzen. Drei
Dieses Füreinander gibt mir Kraft zum Leben, Jahre ging ich in diese Gruppen und fühlte mich dort erstmals
ist mein Rettungsanker (M.) als Mensch und Hilfesuchender voll angenommen. Irgendwie
hatte ich eine neue, liebende Familie gefunden. Mit deren Hilfe
„...Hier im Knast erwartete mich damals das Ende. Meine Freun- konnte ich auch nach der Entlassung privat und beruflich sehr
din verließ mich, meine Familie glaubte nicht daran, dass ich mich gut Fuß fassen.
ändern würde und Resozialisierung gibt es hier nur auf dem Pa- Ich wäre irgendwann in irgendeinem Gefängnis oder auf der
pier. Für mich bedeutete dies: Deckel drauf und tschüss. Ich weiß Straße im Milieu gestorben, wenn es nicht dieses Engagement
nicht, ob ich an Gott glaubte, aber wohl irgendwie schon, denn vieler Ehrenamtlicher gegeben hätte.
ich tat etwas, was ich nie für möglich gehalten hatte, ich bete- In Freiheit ging ich dann nicht nur weiter in diese Gruppen, son-
te. Ich fühlte mich tatsächlich etwas besser und für einen Au- dern gründete auch selbst welche und gehe nun schon seit 20
genblick war sogar die Zelle nicht mehr real und ich konnte ein- Jahren als Ehrenamtlicher in zehn verschiedene Gefängnisse,
schlafen. Der nächste Tag begann damit, dass ich eine geraucht um sowohl von meinem Leben zu erzählen als auch feste wö-
habe, gearbeitet, einen Beamten angeraunzt und einen Mithäft- chentliche Gruppen zu begleiten.
ling in den Hintern getreten. Abends ging es mir dann genauso
Aus meiner langen Erfahrung kann ich deutlich sagen, dass durch
schlecht, wie vor dem Gebet am Vortag und ich wusste, ich hat-
Politik, Justiz und Kirchen viel zu wenig in den Gefängnissen ge-
te alles falsch gemacht. Da war auf einmal nichts mehr mit Lie-
tan wird, um von Resozialisierung zu sprechen.
be gewesen an diesem Tag und ich dachte beim Blick auf einen
Baum draußen, wie lange es wohl dauern würde, bis er wieder Nach langer Zeit des Ehrenamtes weiß ich sicher, dass viele Ge-
blüht, wenn man ihn absägt. Wie lange wird es also dauern, bis fangene nicht mehr rückfällig werden würden, wenn wir, die Ge-
ein Mensch einen Neuanfang schafft? Auf einem Flugblatt las sellschaft, ihnen mit Liebe und fachlicher Kompetenz begegnen
ich von christlicher Gruppenarbeit und meldete mich an. Die Eh- würden. Wir brauchen nicht immer höhere, sondern sinnvollere
renamtlichen boten auch Einzelgespräche an und nun wollte ich Strafen, das wäre nach meiner tiefen Überzeugung auch der
mein Herz ausschütten. Ihre „Tankstelle“, da war ich mir sicher, beste Weg zur Hilfe für Opfer und zum Schutz der Gesellschaft.
war Jesus, also wollte auch ich ihn jetzt „anzapfen“. Mal tat ich Wenn weiterhin Strafe und Gewalt den Vollzug dominiert, er-
es im Gebet, aber es gab auch Tage, an denen ich diese „Tanke“ zeugt dieser nur wieder Gewalt und noch mehr davon.
in die Luft jagen wollte und zweifelte an mir und meinem Glau- Viele Menschen jammern über die Wirtschaftskrise, aber ich
ben. Meine Gesprächspartnerin merkt sofort, wie ich unterwegs bin davon überzeugt, dass die größte Krise unserer Gesellschaft
Freundesbrief Ostern 2010 – Seite 3 von 11

die fehlende Liebe und Barmherzigkeit ist, gerade auch zu den Nachdem ich vor langen Jahren zum Glauben gekommen war,
Menschen an ihrem Rand. Zur Mithilfe an einer besseren Zu- spürte ich den Wunsch, die empfangene Liebe weiterzugeben.
kunft rufe ich alle auf, Politik, Justiz, Kirchen, Gefangene, Haft- Da mich mein täglicher Fahrradweg am Gefängnis vorbeiführte,
entlassene und jeden Bürger, der den Mut aufbringt, sich ein- wollte ich diese nun hinter Gitter tragen. Als mich jemand um
zusetzen. Opfern und ehemaligen Tätern wird dies ebenso hel- Mithilfe in der Gefängnisarbeit ansprach, sagte ich sofort zu.
fen, wie es neue Opfer vermeiden helfen wird. Es gibt viel zu An meinem ersten Abend kam ein junger Mann auf mich zu und
tun, packen wir es an, ich bin dabei!...“ fragte mich, ob ich seine „Mutter“ sein könne. Er war als nicht
eheliches Kind gleich nach der Geburt ins Heim gegeben worden.
Zweimal hatte er getötet. Ich spürte so sehr, dass dieser Junge
Manchmal hilft eine Umarmung ein gutes Herz hatte, und begleitete ihn als „geistliche Mutter“
mehr als 1000 Worte – Danke (C.) eine längere Zeit. Inzwischen hat er seine leibliche Mutter ge-
funden und auch seine Gefängniszeit hinter sich.
„...seit mehr als drei Jahre verbringe ich nun mein Leben in Haft, Wenn ich heute auf die langen Jahre meiner ehrenamtlichen
weil ich Fehler gemacht und auch sehr vielen Menschen sehr Gefängnisarbeit zurückblicke, dann kann ich nur wie die ande-
weh getan habe. Geschockt von meinem Strafurteil überlegte ren Mitarbeiter/-innen sagen, dass wir sehr, sehr viel mehr be-
ich, wie ich die Zeit nur rumbekommen soll. Es ist so unendlich schenkt wurden, als wir geben konnten...“
weit weg. Und ich wollte mich nicht dem Urteil anderer hinge-
ben: „Das schafft er eh nicht mehr, davon erholt er sich nicht.“
Aber die Haft hat mir nicht nur meine Grenzen aufgezeigt, son- Gefangene mit den Augen Jesus sehen
dern auch das Selbstvertrauen gestärkt, sodass ich die Zeit sinn- (Br. Jan, †, Gründer der EMMAUSBewegung)
voll für mich nutzen konnte.
Durch das Angebot in der EMMAUS-Gruppe habe ich meine wirk- „...Die Geschichte vieler Gefangener hat mit Verlust von Vater
lichen Tugenden wiedergefunden, sie hat mich gestärkt und mir oder Mutter oder mit Heimatlosigkeit begonnen. Sie sind da-
Durchhaltevermögen gegeben. Es ist wohl nicht falsch, zu beten ran zerbrochen, dass ihre Familien kaputt gingen oder dass sie
und Gott um Hilfe und Unterstützung zu bitten. Nicht dass ich nie geliebt wurden. Das hat sie verzweifeln lassen und Hass,
meinen Glauben nun dazu benutze, um meine Wünsche wie aus Gier, Süchten und anderen Ersatzhandlungen Raum gegeben.
einem Katalog zu bestellen, nein, ich teile einfach mit ihm meine Sie brauchen - wie alle Menschen Liebe; die Liebe Gottes, aber
Sorgen. Manchmal missfallen mir seine Entscheidungen, aber ich auch menschliche Liebe, durch die viele erst den Zugang zur Lie-
stelle sie nun nicht mehr in Frage. In Haft entdecke ich mich nun be Gottes bekommen. Sie brauchen Väter und Mütter, Brüder
wieder, erinnere mich an die Worte meiner Mutter, die ich mir und Schwestern Menschen, die sie annehmen und lieben, wie
nun zu Herzen nehme: „Sei nicht lieb und nett, sondern ehrlich sie sind, und um sie ringen wie eine Mutter um ihr Kind.
und echt.“ Ich lebe nun so, dass ich mich auch wieder mag und
kann in der Welt ohne Lügen und Betrug bestehen. Mit Zuver-
sicht sehe ich meiner baldigen Entlassung entgegen. Ich möch-
te meinen Freunden aus der EMMAUSGruppe deshalb danken
für ihre aufopfernde und Hoffnung machende Arbeit. Was ihr
macht, ist gut und wichtig und manchmal hilft eine Umarmung
mehr als 1000 Worte Danke...“

Dank an SET-FREE, den Weg von Gefangenen


zu thematisieren (W., Ehrenamtliche)
„...Danke für euer Engagement, das Leiden, aber auch die Um-
kehr von Inhaftierten in die Öffentlichkeit zu bringen. Sehr viele
Gefangene kommen aus sog. kaputten Elternhäusern. Meines
Erachtens muss in den Familien eine Rückbesinnung auf die
wirklichen Werte geschehen. Diese müssen Kindern und Ju-
gendlichen vermittelt werden. Oft haben aber auch Gefangene
aus sog. reichen Familien zwar materiell alles gehabt, mussten
Bruder Jan Herrmanns
aber Zuwendung und Liebe vermissen.
So ist eine der wertvollsten Heilungsgaben die Gabe, einem hat euch als Dank einen kleinen Brief geschrieben...“
anderen Vater, Mutter, Bruder oder Schwester zu sein. „Wer „...Der Vater eines anderen beschenkten Kindes, selbst Hartz-
den Willen meines Vaters tut, der ist mir Mutter und Bruder“, IV-Empfänger, konnte es erst gar nicht glauben und sagte: Aber
sagt Jesus. Und so ist auch das real, dass Gefangene, die um- die brauchen das doch selber? Dann aber konnte er es für sein
kehren, uns zu Söhnen und Töchtern werden. Christen, die sich Kind dankbar annehmen...“
für die Gefängnisarbeit engagieren, werden Väter und Mütter.
„... Ein anderes Kind schaute mich am Weihnachtsvorabend nur
Es entsteht eine Familie, wo Menschen sich wahrhaftig aufei-
überrascht und fassungslos wegen dieses Gutscheins an und
nander einlassen.
wusste nichts zu sagen. Aber als sie wegging, schaute sie noch-
Trotzdem ich manches Leid mit ihnen durchmache, bin ich doch mals zurück, mit einem glücklichen Blick im Gesicht...“
durch meine Kids in den Gefängnissen beschenkt. Augustinus
sagt: „Hasse die Sünde, aber liebe den Sünder.“ Ich hasse Süch- JVA Kaisheim
te, hasse Gewalt und Kriminalität, Vergewaltigung und Mord.
Nach einer Begegnungswoche von EMMAUS und SET-FREE
Aber es ist mir geschenkt worden, viele von denen zu lieben, die
sammelten Gefangene Briefmarken, damit Kinder in osteuropä-
solche Taten begangen haben.
ischen Ländern, die an der Armutsgrenze leben, ein Weihnachts-
Seht die Gefangenen in ihrer Not, Verzweiflung und Verkom- paket bekommen konnten. Die Initiative dazu ging von einem
menheit und bittet um die Gnade, sie lieben zu dürfen. Es sind Gefangenen aus, der selbst als Kind in Armut hatte leben müs-
ebenfalls geliebte, aber gefallene Kinder Gottes, die eure Liebe sen. Er suchte sich Mitstreiter, sammelte Briefmarken, und wir
brauchen. Kämpft um sie, wie Jesus um euch kämpft, klagt sie setzten dies dann in eine Geldspende von 200,- Euro um. Die Hilf-
nicht an und richtet sie nicht, andere haben dies längst getan sorganisation war begeistert und schrieb: „...Ich bedanke mich
und sie verurteilt. Richtet sie stattdessen wieder auf und lasst von ganzem Herzen dafür, dass Sie sich so liebevoll und ausdau-
sie Barmherzigkeit spüren. Habt nicht Mitleid mit ihnen, aber ernd für Kinder in Not engagieren! Mit dem Geld, das Sie durch
leidet mit ihnen. Schenkt ihnen keine verweichlichte Liebe, die die Briefmarken gesammelt haben, konnten wir den Transport
sich ausnützen lässt, sondern wehret dem Bösen und kämpft vieler Weihnachtspakete ermöglichen. Dank Ihnen haben Kin-
dafür, das Gute in ihnen freizusetzen, so wie ihr es bei euren ei- der, die unter ärmsten Bedingungen leben und oftmals noch nie
genen Kindern tun würdet. Gefangene brauchen Herz und Rück- ein Geschenk erhalten haben, unvergessliche Freude erlebt...“
grat, keine Betütelung.
Die Not der Gefangenen hat meine Liebe herausgefordert und
die Offenheit derer, die umgekehrt sind, hat mir geholfen, echt Eine Mutter vergibt dem Mann, der ihre Tochter
zu werden...“ getötet hat (Ursula, Freiburg)
(Anm. der Redaktion: Der Text ist stark gekürzt.)
Weihnachten – Gefangene spenden für bedürf-
Ursula war Studiogast beim Knast- und Scenefunk am 25.01.’10
tige Kinder über 800 Euro (Sr. Gerlindis) und bei der Standpunkt-Sendung vom 07.03.’10 zum Thema „Ver-
söhnung zwischen Opfer und Täter“. Die entsprechenden CDs
sind über cd.dienst@horeb.org zu beziehen.
JVA Straubing
„...In der Neujahrsnacht 2000 geschah das Unfassbare. Meine
„...Fünf Gefangene aus einer Gruppe, die ich leite, brachten eine
Tochter Steffi kam von der Silvesterfeier in Freiburg nicht mehr
beachtliche Spende von 610,- Euro zusammen, damit Kinder,
nach Hause. Sie wurde in dieser Nacht ermordet.
die an Weihnachten nicht viel bekommen, eine Freude haben.
Es war eine sensible Sache, die Gelder zu verteilen, da sich die Für meine andere Tochter Nadine (6 Jahre) und mich brach da-
Empfänger auch nicht schämen sollten - aber schließlich ist es mals unsere Welt zusammen. Der Schmerz über den Tod von
mir doch gelungen. Ich habe sechs Kinder beschenken können. Steffi und besonders auch über die Grausamkeit der Tat ließ
uns vollkommen zusammenbrechen. Wir sahen keinen Sinn mehr
So sprach ich z.B. mit der Oma eines
in unserem Leben, wussten nicht, wie wir den Alltag bewälti-
Mädchens, das ihr sehr glücklich ge-
gen sollten, da wir zu dem Schmerz auch noch besonders stark
macht habt, denn sie hat das bekom-
durch Albträume gequält wurden. Wir wagten gar nicht mehr,
men, was sie sich am meisten ge-
schlafen zu gehen. Wir konnten keine Menschen um uns herum
wünscht hat - Spiele, die sie bisher nur
ertragen, kurzum: Wir gingen durch die Hölle. Etwa zwei Jah-
in der Bibliothek benützen konnte. Jetzt
re später unternahm Nadine einen Selbstmordversuch und kam
gehören sie ihr und sie nimmt sie über-
in die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Später empfand sie kurz-
allhin mit, von X nach Y, zur Oma und
fristige Erleichterung, wenn sie sich ritzte und das Blut floss.
zu Freundinnen. Sie sollen alle mitspie-
Sr. Gerlindis
len, weil sie ihnen dadurch etwas ganz Es kam ein Punkt, an dem wir nicht mehr weiter wussten. Wir
Wichtiges zeigen kann, nämlich dass sie jetzt auch jemand ist, gingen zu einer Freundin, die einmal Hilfe angeboten hatte. Sie
der etwas geben kann, nicht nur zuschauen muss. Das eigent- sagte: „Eigentlich gibt es nur noch einen, der euch in eurer Si-
liche Geschenk von euch sind also Kontakte für dieses Kind, heil- tuation helfen kann und das ist Jesus.“ Am Abend dieses 24.
same Beziehungen. Auch die Oma konnte vor dem Schenken vor Oktober 2002 betete sie mit uns, und Nadine und ich gaben bei-
lauter Vorfreude die ganze Nacht nicht schlafen. Das Mädchen de unser Leben in die Hände von Jesus. Ich begann, vor dem
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Einschlafen in der Bibel zu lesen und danach konnte ich ohne auch vergeben möchte, das ist Jesus Christus.
Albträume schlafen und fühlte mich am nächsten Morgen so Leider konnte ich nicht alles verstehen, was er mir antwortete,
fit, dass ich zur Arbeit gehen konnte. Ich dachte, dass das kein da er unter starkem Einfluss von Morphium stand. Doch er bat
Zufall war. So probierte ich es am nächsten Tag wieder, und es mich, auf meine Frage hin, mit ihm zu beten, bzw. für ihn, da er
geschah wieder so. Von da an las ich regelmäßig in der Bibel, nicht wusste, wie er beten sollte. Ich sprach ein Lebensüberga-
wollte Jesus kennenlernen und konnte gar nicht genug von IHM begebet vor. Da liefen Tränen über sein Gesicht und er war be-
hören, lesen und IHN erfahren. Depressionen verschwanden, reit, Ja zu sagen. Dann stellten wir uns alle um das Bett herum,
Albträume wurden zuerst weniger, dann hörten sie auf. Nadine hielten uns an den Händen und beteten das Vaterunser.
schnitt sich nicht mehr. ER heilte uns, langsam, Schritt für Schritt.
Kurze Zeit später verließ ich das Krankenzimmer, zutiefst berührt
Es kam der Zeitpunkt, an dem ich diese Liebe nicht mehr für mich und dankbar für diese Begegnung und alles, was geschehen war
behalten wollte und ich empfand daraufhin wie einen Auftrag.
Zwei Wochen später starb der Mann...“
„Sag ihnen, dass ich sie liebe.“
Zwei Jahre später erfuhr ich von einem Pastor, der mit ehren-
amtliche Mitarbeitern ins Männergefängnis nach Freiburg ging Ex-Zuhälter und Ex-Drogendealer
Es kam dazu, dass ich mitgehen konnte und ich war sehr über- gehen freiwillig hinter Gitter
rascht, wie freundlich ich aufgenommen wurde und wie reich
beschenkt ich das Gefängnis wieder verlassen habe, mit großer Ende 2009 sitzen Gefangene an den Abenden von Montag bis
Freude auf die kommende Woche. Doch der eine Mann, den ich Freitag eng aneinander gedrängt. Es ist still.
erwartet hatte, kam nicht. Dann erfuhr ich, dass er sehr schwer In einem Hafthaus findet die Veranstaltung auf den Gängen statt,
krank war und wohl nicht mehr lange zu leben hatte. Weihnach- weil die Gruppenräume zu klein sind. Im Rahmen einer „Begeg-
ten 2008 schrieb ich ihm einen Brief, weil ich das Gefühl hatte, nungswoche“, die von der EMMAUS-Bewegung und von „SET-
dass nicht mehr viel Zeit ist. FREE Das Netzwerk für Gefangene“ veranstaltet wird, sind zwei
Ich wusste immer, dass ich dem Mann, der Steffi getötet hat- Männer eingeladen, die beide selbst eine Knastgeschichte haben.
te, begegnen würde. Andreas Marquardt (54) und Uwe Trapp (46) erzählen aus ihrem
Mitte Januar erhielt ich einen Anruf von einem Bekannten, der Leben, wie sie es geschafft haben, den Teufelskreis von Sucht,
damals unser Betreuer vom WEISSEN RING war Es ging um Gewalt und Kriminalität zu verlassen. Beide sprechen die Spra-
eine Anfrage vom Oberstaatsanwalt, der wissen wollte, ob ich che der Inhaftierten.
mich bereit erklären könnte, dass der Mörder meiner Tochter, Im Anschluss an diese Begegnungswoche findet ein ALPHA-
der Krebs im Endstadium hat, zum Sterben nach Hause entlas- Kurs statt. Danach wird zu den schon zuvor bestehenden EM-
sen werden darf. Dem stimmte ich zu. Kaum hatte ich aufgelegt, MAUS-Gruppen auch Gruppenarbeit nach dem ENDLICH-LE-
rief ich den Oberstaatsanwalt an und bat ihn, mir die Adresse BEN-Programm angeboten.
des Täters mitzuteilen. Er war sehr überrascht und sagte, dass
er sich das erst gut überlegen müsse. Später erfuhr ich, dass er Stimmen von Teilnehmern:
in der Zwischenzeit einem anderen Staatsanwalt von meinem
Anruf erzählt hatte. Dieser Mann hatte zwei Wochen vorher in »» „...Der ALPHA-Kurs ist wirklich sehr gut und tut
der Gemeinde meinen Lebensbericht gehört und mich kennen- mir auch richtig gut. Ich spüre, wie mein teilweise
gelernt. So konnte er den Oberstaatsanwalt beruhigen und ihm versteinertes Herz wieder aufblüht, ich werde wieder
sagen, dass ich es ehrlich meinte und keine Rachegedanken hät- Mensch. Das Gefühl kann ich nur ganz schwer
te. Der Oberstaatsanwalt rief mich wieder an und sagte, dass beschreiben. Einerseits ist es ein schönes Gefühl,
ich den Mann besuchen könnte. wenn ich in so einer Gemeinschaft bin. Aber es macht
mich auch oft richtig traurig. Wenn ich dann abends
Dann kam der Montag, der 09. Februar 2009. Ich hatte mich zu- in der Zelle bin, denke ich viel nach und dann wird mir
vor mit der Frau des Mannes und einer Gefängnis-Sozialarbei- richtig bewusst, wie vielen Menschen ich in meinem
terin getroffen und so gingen wir ins Krankenhaus, wo bereits Leben weh getan habe und dann kann ich auch über
ein Gefängnisseelsorger bei dem Mann war und ihn auf das diesen Schmerz weinen. Aber genauso spüre ich auch
Treffen vorbereitete. wieder neu die Schmerzen, die mir in meinem Leben
Als ich in das Krankenzimmer kam, lag der Mann im Bett, streckte zugefügt worden sind. Ich bete dann und bitte Gott
mir seine Hand entgegen, die ich nahm und festhielt, und er sagte um Verzeihung und dass er mich ab jetzt leitet. Das
mir: Ich habe viel Mist gebaut in meinem Leben, es tut mir Leid! ist das, was ich mir so richtig von Herzen wünsche.
Meine Antwort war: Ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass ich Ich glaube, Gott sieht das und wird mir helfen...“
Ihnen vergeben habe und dass es noch jemanden gibt, der Ihnen
»» „ ... Das Beten der Ehrenamtlichen für mich hat SET-FREE – ein begeisternder Aufbruch
wirklich etwas in mir bewegt. Ich hätte nie gedacht,
(Schulung für Ehrenamtliche, U.)
dass mich dieses Segnungsgebet so erreicht...“
»» „...Ich bin fasziniert, wie sehr mich der Kurs zum „...Samstag war ich in Augsburg zum Info- und Schulungstag
Positiven verändert hat. Ich hatte stets das Gefühl, von SET-FREE und ALPHA. Wir 25 Teilnehmer wurden über Ge-
unter Freunden zu sein und so angenommen fängnisarbeit informiert und konnten ganz praxisgerecht üben.
zu sein, wie ich bin, trotz meiner Fehler...“ Auch Ehrenamtliche, die noch keine Gefängniserfahrung hatten,
»» „...für mich als Ehrenamtliche wurde es schon wollten danach im Gefängnis mitarbeiten.
Weihnachten zu Beginn dieses Kurses, denn tiefer
hatte ich noch nie den Sinn von Weihnachten erlebt, Stimmen zum Feedback:
als dort im Gefängnis. Mit großer Freude habe »» Wunsch nach viel mehr Schulung
ich mich entschlossen, auch beim nachfolgenden »» schön, dass es kein Konkurrenzdenken gibt
ENDLICH-LEBEN-Programm mitzuarbeiten.
Glücklich macht mich auch, die Einheit der Christen »» das Üben einer ALPHA-Stunde war hilfreich
zu erleben, wie sie dort in der JVA gelebt wird: es motiviert, voneinander zu hören
Katholische Christen, Christen aus der evangelischen »» unterschiedliche religiöse Ausrichtungen,
Landeskirche und Freikirchen sind eins.“ die aber hier an einem Strick ziehen
»» kreative Motivation erlebt
Einladung z
ur »» das kann nur Gott bewirken
Begegnung
mit Em
swoche »» SET-FREE – ein begeisternder Aufbruch
maus und
SET-FREE –
Das Net zwer
Mit Ingrid, St k fü r Gefangene Schön, dass im Februar 2010 ein weiterer Alpha-Schulungstag
ef fi, Conny un SET-FR
Das Ne EE in München angeboten wird. Nun bin ich wieder zu Hause und
abende leite d Angelika, die
n und bei Be die Gruppen-
darf Einzelge
spräche führ für Gefatzngwe rk
ene
03.11. - 08.1 en. habe ein frohes Herz.“
Special Gue
1.’09
Andreas Mar st:
internationa
Champion, eh
quar t, Berlin
:M
l ausgezeichn ehrfach
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Samstag 31.10. Diese erstaunliche Gruppe stärkt die Schwachen
emals brutale Karate- von 13 bis 14:30
treiber und Zu r Geldein- (NRW, E. aus Nigeria)

Szene. Zweim lter in der Berliner Rock-
Konzert
al verurteilt,
8 Jahre Haft. insgesamt
Heute führ t
Spor tstudio M
in Berlin-Neu arquardt ein
und setz t sic
h für benach
köln, ist Buch
autor
... Ich möchte meinen aufrichtigen Dank sagen für die Gruppe
teiligte Kinder
ein. hier. Es ist eine so erstaunliche Gruppe von Frauen und Män-
nern, die die Kraftlosen / Schwachen auf verschiedene Weise
stärkt. Sogar Gefangene hier, die ihren Glauben verloren hatten,
sind durch die Freitagstreffen wieder zum Glauben gekommen...“

Die Annahme von Hilfe will gelernt sein –


Therapie macht Sinn (Berlin, Jürgen Lemke)
„...Seit 20 Jahren kommen zu mir als Psychotherapeut Männer
aus Vollzugsanstalten. Aber entgegen meiner anfänglichen An-
nahme ist es für Gefangene alles andere als leicht, therapeu-
Uwe Trapp
tische Hilfe in Anspruch zu nehmen, zumal sie oft im Vollzugs-
Andreas plan nur von oben verordnet ist. Die Annahme von Hilfe will
Marquardt
also gelernt sein.
Meine Klienten wurden nie aus Langeweile straffällig, sondern
Auf der Suche nach Sinn. (Hessen, Pfr. Beck) zum Zeitpunkt der Tat besaßen sie keine anderen Mittel zur Lö-
sung ihrer Konflikte und Probleme. Sehr oft ist die Straftat auf
Ab Februar 2010 wird erstmals in einer hessischen JVA der welt- Hilflosigkeit, ja Unfähigkeit zurückzuführen und nicht, wie die
weit anerkannte Glaubensgrundkurs ALPHA in der Sozialthera- Medien und auch viele Richter immer wieder betonen, auf ei-
peutischen Anstalt Kassel durchgeführt. nen „schlechten Charakter“.
„Es ist so etwas wie das kleine Einmaleins des Glaubens. Im-
mer wenn ich mich über den lieben Gott unterhalte, rede ich
auch über mich selbst“, verweist er auf die besondere Idee von
ALPHA-Kursen, die Menschen auf ihrer Sinnsuche abholen und
vielleicht auch zum Glauben hinführen können.
Freundesbrief Ostern 2010 – Seite 7 von 11

mir dann hinterher: „Was war das wieder schön! Gut, dass du
gegangen bist!“ Neben der „ernsten“ Arbeit gibt es aber auch
andere gemeinsame Aktivitäten, wenn wir z.B. vor der Som-
merpause oder vor Weihnachten gemeinsam die von uns mit-
gebrachten Sachen „schlemmen“. Im vergangenen Jahr haben
wir von EMMAUS das Geldernen Team bei deren ALPHA-Kurs
unterstützt. Mit deren Hilfe wollen wir nun auch bei uns einen
ALPHAKurs durchführen...“

SET-FREE-Aktivitäten der letzten Zeit und Planung


Haftentlassene engagieren sich auch in Präventionsarbeit
Lesung in der JVA Luckau Duben, vorne links der Gefängnisdirektor,
in der Mitte Jürgen Lemke, rechts Andy Marquardt Im zweiten Halbjahr 2009 hat ein Haftentlassener aus der JVA
München zusammen mit Sr. Angelika in Neumarkt/Opf. beim
Dem größten Teil meiner Klienten glaube ich aufs Wort, wenn Start eines Jugend-ALPHA-Kurses von seinem Leben und Neu-
sie inbrünstig versichern, nie wieder straffällig zu werden. Aber anfang berichtet und aufgrund des guten Echos danach auch noch
sie sind dazu nicht befähigt, ihnen fehlt dafür das bei zwei Gymnasien aus der Region (siehe nachfolgender Aus-
Handwerkszeug! schnitt aus dem Zeitungsartikel „Jesus ist der beste Therapeut)
Weil SET-FREE als eine Schwerpunktbedeutung hat „Befreien Auch durch Conny Schöllkopf wurde Präventionsarbeit an Schu-
von Sucht und Kriminalität“, appelliere ich an alle Betroffenen len in Baden-Württemberg zusammen mit Ex-Junkies, Haftent-
und deren Begleiter in der Gefängnisarbeit: Lassen Sie sich auf lassenen und der örtlichen Polizei durchgeführt.
eine Therapie ein bzw. wirken Sie mit darauf hin. Dort entwi- Bei allen Veranstaltungen dieser Art gab es ein positives Pres-
ckelt der Gefangene/Klient gemeinsam mit dem Therapeuten seecho und die Menschen vor Ort waren interessiert, reagierten
seine Fähigkeiten, Konflikte und Probleme straffrei zu lösen. sehr betroffen und wurden zum Nachdenken angeregt.
Nichts anderes ist Therapie. Dort lernt man zunächst, unter wel-
chen Bedingungen man Hilfe annehmen kann und wenn man Wir wissen, dass auch unser Kooperationspartner TABOR immer
da durch ist, hat sich meist auch schon die Motivation für eine wieder mit Haftentlassenen, die in seiner Wohngemeinschaft le-
ben, zu Präventionsveranstaltungen an Schulen im Umkreis geht.
länger andauernde Therapie entwickelt. Therapie macht Sinn -
davon möchte ich gerne überzeugen. Nehmen Sie als Gefange- Zu derartigen Einsätzen von Haftentlassenen gab es eine
ner Ihr Urteil oder das über Sie gefertigte Gutachten unter den Radiosendung“Missionare aus dem Knast“ – Knast- und Scene-
Arm, klopfen Sie bei Ihrem Therapeuten an und verlangen Sie: funk-Sendung vom 22.02.’10
„Heute möchte ich mit Ihnen den Abschnitt XY durcharbeiten. Von Andi gibt es ebenfalls eine Sendung über sein Leben und sei-
Ich verlasse nicht eher das Zimmer, bevor ich nicht begriffen nen Neuanfang: “Barfuß“ – Andi erzählt sein Leben, 22.12.’08,
habe, warum ich damals nicht in der Lage war, meinen Konflikt
mit friedlichen/legalen Mitteln zu lösen...“
Wir konnten den Anstoß geben, dass Herr Lemke zusammen mit
Andreas Marquardt, der sein Leben durch eine Therapie bei ihm
Jesus ist jetzt der beste Therapeut (Andi)
verändern konnte, in mehrere Haftanstalten berichten konnten.
Sie sind offen in weitere Haftanstalten zu gehen. Anfragen un- (aus den Neumarkter Nachrichten vom 24.10.’09)
ter info@set-free-network.de. Andi ist gebürtiger Kroate, jenseits der 30 und hat viel Zeit im
Gefängnis verbracht. Doch dieser Zeit im Knast geht ein nicht
minder schweres Leben voraus. Vom Vater regelmäßig geschla-
EMMAUS- und ALPHA-Gefängnisarbeit gen und misshandelt, verliert er bereits in Kindestagen den Glau-
unterstützt sich gegenseitig (NRW, M.) ben an Zuneigung und Liebe.
Mit 19 Jahren verpflichtet er sich freiwillig für die Armee. Was
„...1990 begann ich auf Anfrage von Br. Jan (EMMAUS) mit er dort sieht und erlebt prägt ihn, traumatisiert ihn, sorgt noch
der ehrenamtlichen Gefängnisarbeit hier in Kleve. Noch heute heute dafür, dass er trotz jahrelanger Psychotherapie von Alb-
wächst, selbst wenn ich abends mal keine Lust habe, die Be- träumen geplagt wird.
geisterung während der Gruppenstunde. Fast jedes Mal sage ich
Handlanger der Unterwelt:
Ich bin einer von euch (Sr. Angelika)
Zum Auftakt der Gefängnis-Veranstaltung am 18.02.2010 spielten
„Klontik + Rademann“ Songs von Johnny Cash und ich erlebe,
wie Jan Eriksen seine bewegende Lebensgeschichte erzählt.
1947 in Bergen/Norwegen geboren, führte er ein Leben wie in
einem Actionmovie! Als ehemaliger Zuhälter und Dealer kam er
mit der bitteren Realität einer Weit voll Gewalt, Mord, Verge-
waltigung und Prostitution in Berührung.
„Ich bin einer von euch“, betont Jan immer wieder. Er erzählt von
seiner Alkohol und Drogensucht, der er zum Schluss völlig aus-
zweiter von rechts: Andi
geliefert war, und von brutalster Gewalt im Milieu, von „Freun-
Karriere als Drogendealer den“, die sterben, sich das Leben nehmen, ermordet werden.
Als er nach seinen kroatischen Kriegserlebnissen in Deutschland Beim Russisch Roulette gibt sich ein „Freund“ die Kugel; ein an-
Fuß fasst, gerät er auf die schiefe Bahn. Der drahtige Kampfsport- derer wird vor seinen Augen ermordet.
ler entdeckt das schnelle Geld mit den harten Drogen, verkauft Irgendwann macht sein Körper die Exzesse nicht mehr mit. Er
vorwiegend Kokain, konsumiert es auch selbst und genießt die sucht Hilfe beim BLAUEN KREUZ. Hier erzählt ihm ein Mädchen
verlockende Welt von Kriminalität und Sorglosigkeit. Doch das von Jesus. Davon ist er genervt und doch zieht ihn etwas an.
Hochgefühl hält nicht lange an und bitter ist die Konsequenz, Nun hat er schon seit über 30 Jahren keinen Alkohol, keine Dro-
als er schließlich gefasst wird und «in den Bau» muss. Insge- gen, keine Zigaretten mehr angefasst. Er berichtet, wie er sich
samt sitzt er über sieben Jahre seines Lebens in acht verschie- auf eine Begegnung mit Jesus einlässt und wie daraus die Kraft
denen Gefängnissen, gilt ab einem bestimmten Zeitpunkt als wächst, sein Leben radikal zu verändern. Den Gefangenen sagt
unverbesserlich. er immer wieder: „Das größte Geschenk ist für mich, wenn ihr
Den Alltag in der Strafanstalt schildert Andi eindrucksvoll und selbst erlebt, dass es funktioniert.“
gleichzeitig abschreckend. Die Gewalt war sein ständiger Be-
gleiter Angefangen über sich, sein Handeln und seinen Glauben
nachzudenken hat er erst, als ihm eine ehrenamtliche Begleite-
rin des Set-Free-Networks begegnete. „Sie war die erste Per- Seine Lebensgeschichte hat Jan
son, der ich mich öffnen konnte. Sie hat mein kaltes Herz be- in einem Buch veröffentlicht:
rührt, mich zum Nachdenken gebracht und die intensiven Ge- „Handlanger der Unterwelt“
(ISBN 3-901994-00-9)
spräche bewirkten, dass ich nach langen Jahren der Gefühl-
losigkeit endlich wieder weinen konnte. Ich habe mich selbst
wieder wahrgenommen“.
Er findet in ihr eine Ansprechpartnerin, die ihn versteht, statt
zu verurteilen.

Im Namen Jesu widerstehen


Gemeinsame Mitarbeiter-Schulung mit der LAG
In Donauwörth haben wir im Januar 2010 eine erste gemein-
Andi liest fortan in der Bibel, studiert und hinterfragt sie und
same Mitarbeiter-Schulung von EMMAUS und SET-FREE mit
schöpft Kraft aus den Worten. Er lernt, Konflikte ohne Gewalt
der „Landesarbeitsgemeinschaft ehrenamtlicher Mitarbeiter
zu lösen und verhindert mit seiner neu gewonnenen Überzeu-
im Strafvollzug Bayern e.V. (LAG)“ durchgeführt. Ein besonderer
gung sogar eine gefährliche Gefängnis-Schlägerei. «Ich bin kein
Dank an Herrn Norbert Merz, der diese Schulung und eine wei-
Heiliger. Früher hätte ich den Typen einfach eiskalt umgehauen,
tere im April für uns kostenfrei anbot. Thematisch ging es um
denn hätte ich es nicht getan, wäre ich das Weichei im Knast
den Gefangenen, die JVA und die ehrenamtliche Gefängnismit-
gewesen. Aber ich habe jetzt ein Gewissen und den coolsten
arbeit vor dem Hintergrund des Stratvollzugsgesetzes.
Freund an meiner Seite, den man sich vorstellen kann», erklärt er.
Uns ist es wichtig, besonders neue Ehrenamtliche mit diesen
Heute lebt Andi mit seiner Frau in München. Er geht einer ehr-
Themen vertraut zu machen. Wir denken, dass sich da gera-
lichen Arbeit nach und hat große Pläne. Unter anderem, so er-
de mit der LAG in Zukunft eine gute Zusammenarbeit ergeben
zählt er, will er Kindern und Jugendlichen helfen, die drohen auf
kann. (Näheres über die Arbeit der LAG unter www.lag-straf-
die schiefe Bahn zu geraten oder als unverbesserlich gelten: «Bis
vollzug-bayern.de)
vor eineinhalb Jahren habe ich immer an Gott gezweifelt. Ich
war leer und kalt. Doch die Zweifel bestärkten meinen Glauben. Wir teilen gemeinsam das Anliegen, möglichst viele Ehrenamt-
Noch heute muss ich darum kämpfen, nicht in alte Muster zu- liche in den Prozess der Resozialisierung von Straftätern einzu-
rück zu fallen, aber ich weiß, dass Jesus jetzt mein Kick ist. Und binden, weil sich dadurch die Chancen der Menschen hinter Git-
diese Geschichte will ich mit anderen teilen.» tern erheblich erhöhen, einen Weg frei von Sucht, Gewalt und
Kriminalität zurück in die Gesellschaft gehen zu können.
Freundesbrief Ostern 2010 – Seite 9 von 11

Alle Teilnehmer der Schulung haben bereits eine ehrenamtliche „SET-FREE-Stiftungsverein“ gründen, der die Errichtung der
Tätigkeit im Gefängnis aufgenommen. Stiftung vorbereiten und auch die entsprechenden Menschen
und Finanzmittel zusammenbringen sowie die Infrastruktur da-
für schaffen soll.
lnfo-Veranstaltung beim Forum Straffälligenhilfe in Berlin Von der Zusammenarbeit mit diesem Verein bzw. später dann
Unter dem Titel „Eine große Vision und die kleinen Schritte“ der Stiftung erhoffen wir uns auch finanzielle Beweglichkeit für
konnten wir die Vision und die Arbeit von SET-FREE in Berlin bei unsere Netzwerkarbeit. Je nach Höhe der zur Verfügung stehen-
einer Informationsveranstaltung der Initiative „Gemeinsam für den Mittel sollen aber generell alle Einzelpersonen oder Orga-
Berlin“ und dem Forum Straffälligenhilfe vorstellen. Eingeladen nisationen/Methoden gefördert werden können, wenn sie die
hatte die evangelische Gefängnisseelsorgerin der JVA Berlin-Te- Vereins- bzw. Stiftungszwecke verwirklichen helfen.
gel, Frau Astrid Eichler. Erfahrungsweitergabe und Anleitung für
den Dienst von Christen im Gefängnis waren die Schwerpunkte.
Pfarrerin Eichler führt ebenfalls ALPHA-Kurse im Gefängnis durch
und arbeitet mit vielen Ehrenamtlichen. Die Parallelen unserer Integration von Entlassenen in Ortsgemeinden
Arbeit waren erstaunlich und wir werden in Verbindung bleiben.
Wir suchen Gemeinden, die Menschen nach der Haft aufneh-
men. Deshalb rufen wir alle christlichen Kirchen/Denominationen,
Gemeinden, Erneuerungsbewegungen und Gemeinschaften auf,
sich diesem Anliegen zu öffnen.
Mit Vineyard München (aus dessen Gemeinde Ehrenamtliche in
der JVA München aktiv sind) sind wir dran, ein Pilotprojekt zu
entwickeln, das der Situation von Menschen nach der Haft ge-
recht wird. Dazu gehören u.a. das Abholen der Haftentlassenen
am Gefängnistor, die Hilfe bei Wohnungs- und Arbeitssuche, Hil-
fe und Unterstützung, um mit den eigenen finanziellen Mitteln
zurechtzukommen, sowie Unterstützung, um menschlich und
geistlich weiter wachsen zu können. Dazu braucht es Gemein-
schaft/Gemeinde, die Familie ist. Gleichzeitig ist es aber auch
rechts Pfarrerin Astrid Eichler, links Sr. Angelika Lang wichtig, Vereinbarungen mit den Entlassenen zu treffen, die vor
einem Rückfall schützen.
SET-FREE-Freundesbrief Auch mit anderen Gemeinden und mit der katholischen CE fan-
Dies ist nun der vierte Freundesbrief, den wir herausgeben kön- den erste Gespräche dazu statt.
nen und wir sehen erfreuliche Entwicklungen: So ist der Kreis
der Abonnenten von anfänglich 40 nun bereits auf über 400
gewachsen.
Wenn ihr Menschen kennt, die ein Ohr für unsere Sache haben
könnten, sprecht sie an und gebt ihnen unsere Anschrift/E-Mail/
Internet-Link (s.u.) - nur durch Verbreitung wächst ein verändertes
Bewusstsein in der Gesellschaft.

Gründung SET-FREE-Stiftungsverein
Um dauerhaft die Förderbasis für das Wirken in unserer Vision
zu schaffen, streben wir die Errichtung einer „SET-FREE-Stif-
tung für soziale Gefängnisarbeit aus dem christlichen Glauben“
als eigenständige Organisation an.
Als Vorstufe dazu werden wir in den nächsten Wochen den
Alternative Strafvollzugsform „APAC“ - Buchempfehlung: Fundraising
Wir möchten wieder darauf aufmerksam machen, dass das Buch Von der Gründung unseres Netzwerkes im März 2008 bis Ende
„STRAFTÄTER VERÄNDERN – Eine Einführung in das APAC- 2009 wurden insgesamt 8.484 Euro für die soziale Gefängnisar-
Programm“ von Dr. Mário Ottoboni auf beeindruckende Wei- beit aus dem christlichen Glauben gespendet, wofür wir herzlich
se zeigt, was wir unter einer sozialen Gefängnisarbeit aus dem danken. Diese Gelder wurden wie folgt eingesetzt:
christlichen Glauben verstehen, und dass dies in anderen Län-
dern längst Wirklichkeit geworden ist! Wir konnten uns in einem Fahrkostenzuschüsse 3.972 Euro
Gefängnis vor Ort persönlich davon überzeugen. Ausbildungs- und Schulungsmaterialien 20 Euro
Dieses aus Brasilien stammende Wiedereingliederungs-Programm Druck- und Materialkosten für
ist z.B. dort seit etwa 30 Jahren sehr erfolgreich. Die Rückfall- Öffentlichkeitsarbeit 1.656 Euro
quoten sind wissenschaftlichen Forschungen zufolge erheblich
Büromaterial 35 Euro
geringer. Dabei liegen auch die Belastungen für den Steuerzahler
im Vergleich zu Deutschland deutlich niedriger. Unser Anliegen Portogebühren 368 Euro
ist es, das APAC-Programm an unsere nationalen Gegeben- Kontoführungsgebühren 8 Euro
heiten anzupassen und zu-
nächst auf die Einrichtung von
entsprechenden Abteilungen STRAFTÄTE
R VERÄND
ERN
Spenden
Eine Einführun
hinzuwirken. Deshalb ermu- g in das APAC
-Programm Spenden und Fördermittel können auf das Konto des u.g. ge-
tigen wir nicht nur, dieses meinnützigen Vereins überwiesen werden, der uns bis zur Ver-
Buch zu kaufen und zu le- einsgründung diese Gelder zweckgebunden zur Verfügung stellt:
sen (der Reinerlös kommt EMMAUS-Förderverein e.V.
unserer Gefängnisarbeit Konto 647 53 29, BLZ 760 694 49
zugute), sondern vor allem Raiffeisenbank Berching
auch für die Verbreitung Zweck: „SET-FREE-Gefängnisarbeit“
dieses Buches und da-
mit unseres Anliegens Wir danken:
zu werben. Das Buch
Mário Ottobon An dieser Stelle möchten wir allen Spendern danken, die sich
kann überall unter der i
SET-FREE-N
etzwerk für Ge mit einem finanziellen Beitrag oder auch mit Zeit und eigenen
ISBN 978-3-8370-4941- fangene

Auslagen bereitwillig unserer Sache angeschlossen haben.


1 zum Preis von 19 Euro
Vor allem der unermüdliche Einsatz der vielen Ehrenamtlichen
bestellt werden.
in der Gefängnisarbeit ist ein Segen. Gefangene erhalten hier
eine menschliche und Hoffnung machende Perspektive für Um-
kehr und Neubeginn. Dies ist durch nichts aufzuwiegen! Unser
Dank gilt auch den Menschen, die uns als fachkundige Men-
Sendungen zur Gefängnisarbeit auf „radio horeb“ toren und Berater unentgeltlich dabei helfen, SETFREE organi-
Zur Öffentlichkeitsarbeit tragen auch Rundfunksendungen bei, u.a. satorisch und inhaltlich weiterzuentwickeln oder die uns auch
auf „radio horeb“, die sich an Gefangene und Entlassene ebenso seelsorgend begleiten.
richten, wie an alle Teile der Gesellschaft. Jeden vierten Montag
im Monat moderiert Sr. Angelika dort die Sendung „Knast- und Gebetsanliegen
Scenefunk“ von 22:00 bis 22:45 Uhr (Empfangshinweise unter
Weil wir zutiefst von der Kraft des Gebetes überzeugt sind, bit-
www.horeb.org). Wir wissen, dass diese Sendung zumindest
ten wir darum, unsere Arbeit im Gebet mitzutragen:
in den Gefängnissen Berlin-Tegel, Ebrach, Heilbronn, Kaisheim
und München (abweichende Sendezeit für München ist jeweils »» Für ein Pilotprojekt, in dem wir alle Anteile unserer
erster Sonntag im Monat ab ca. 00.40 Uhr) zu empfangen ist. Arbeit einbringen und verwirklichen können,
Außerdem wird es weitere radio-horeb-Standpunktsendung »» Offenheit in Gefängnissen, damit Gruppen gegründet
mit uns geben am: oder erweitert werden können und auch der
»» So 27.06.’10 um 20.00 Uhr idealistische Einsatz von Ehrenamtlichen gefördert
wird, sich hinter Gittern zu „investieren“,
»» So 28.11.’10 um 20.00 Uhr
»» Die Arbeit in den Gefängnissen, dass Gefangene erreicht
(Die Uhrzeit für diese Standpunkt-Sendungen ist für alle Stand- und offen werden, sich auf einen Neuanfang einzulassen,
orte und Frequenzen gleich).
»» Für die Finanzierung unserer Arbeit
»» Menschen, die sich stundenweise oder
ganz in den Dienst der Sache stellen
Freundesbrief Ostern 2010 – Seite 11 von 11

Unsere Hauptanliegen, für die wir finanzielle Unterstützung brauchen:

Hauptanliegen
Vor allem suchen wir regelmäßige Spen-
der, die kleine Beträge von 5, 10 oder 20
Euro monatlich überweisen, damit wir zu-
Wir suchen Menschen, die Be-
verlässig kalkulieren können.
nefiz-Veranstaltungen organisie-
Das Grundstockvermögen, Spen- Möglichkeit, dass wir Menschen die voll- ren oder Firmen von unserem An-
den und „Zustifter“ für die zu er- zeitlich oder in Teilzeit für uns arbeiten liegen berichten und so Förde-
richtende SET-FREE Stiftung durch eine Anstellung oder ein entspre- rer und Sponsoren gewinnen.
chendes Honorar unterstützen können.
Sie soll das Wirken in unserer Vi- Auch das Angebot kosten-
sion und das Engagement unseres Was solche Menschen leisten: Aufbau, Beglei- loser Dienstleistungen (z.B.
Netzwerks für die Zukunft fördern. tung von Gefängnisprojekten, Schulungen für Eh- Druck unserer Publikationen,
renamtliche, Netzwerk- und konzeptionelle Arbeit Büromaterial, ITAusstattung
etc.) wäre eine große Hilfe.
Auf Dauer möchten wir einen persönlichen Spen-
derkreis für jede/n Mitarbeiter/in aufbauen, durch
Einzelpersonen und/oder Patengemeinden. Davon
versprechen wir uns einen persönlicheren Bezug.

Auf Anfrage geben wir


gernen nähere Auskunft

Kommunikation mit uns Vorschau


Wenn ihr euch über die Entwicklung von SET-FREE auf dem Lau- Im nächsten Freundesbrief, der im Sommer 2010 erscheinen soll,
fenden halten oder euch mit uns dazu austauschen wollt, wenn wollen wir u.a. einen Schwerpunkt auf das Thema „SET-FREE-
ihr Fragen habt, schaut ab und zu auf unser InternetPortal unter: Stiftungsverein“ legen.
www.set-free-network.de Wie immer nehmen wir gerne Beiträge von Gefangenen, Haft-
entlassenen, aber auch Ehrenamtlichen oder Seelsorgern und
Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft entgegen.
Wir sind für Rückmeldungen, Kommentare, Fragen und Ergän-
zungswünsche dankbar – im Sinne einer lebendigen Kommuni- Impressum
kation – und wollen unser Angebot dem Bedarf immer besser SET-FREE Das Netzwerk für Gefangene
anpassen. V.i.S.d.P.: Angelika Lang
Aus Porto-Einsparungsgründen bitten wir alle Empfänger dieses Winterzhofen 11
Briefes, uns neben der Postanschrift – wenn vorhanden – im-
D-92334 Berching
mer auch die E-Mail-Adresse anzugeben oder diese bald nach-
zureichen. Vielen Dank! Tel.: 08462/942032
mobil: 0170/4369630
Kontakt: info@set-free-network.de
Anlage zum SET-FREE-Freundesbrief März 2010 und oft auch das Erleben einer übernatürlichen Kraft und Hilfe.
Genauso wichtig wie das Angebot einer Beziehung zu Gott ist
uns das Angebot einer Auseinandersetzung mit der eigenen
Selbstverständnis der Arbeit von Lebensgeschichte, mit Ursachen und Auslösern für die eigene
SET-FREE Das Netzwerk für Gefangene Straffälligkeit. Denn auch da ist unsere Erfahrung, dass unbe-
SET-FREE, das Netzwerk für Gefangene, will Menschen, Orga- arbeitete Dinge die Menschen immer wieder einholen und dies
nisationen und Methoden im Gefängnis zusammenbringen, die letztendlich auch zum Rückfall führen kann.
den Prozess der Resozialisierung unterstützen. Wir arbeiten hier vor allem mit dem ENDLICH-LEBEN-Programm,
Unser Selbstverständnis ist „soziale Gefängnisarbeit aus dem einem Arbeitsbuch, das Menschen durch gezielte Fragen in ei-
christlichen Glauben“. Wir sehen, dass der Staat die Resozia- nen Reflexionsprozess über sich selbst führt. Auch hier greifen
lisieung von Gefangenen sowohl personell als auch finanziell wir auf Erfahrungen der Selbsthilfegruppen zurück, die sich auf
nicht leisten kann. die Kompetenz der Betroffenen stützen und die zeigen, dass ein
Prozess der Auseinandersetzung und Veränderung auf der Basis
Zudem sind wir davon überzeugt, dass es ein starkes Mitwir- von Selbsthilfe möglich ist. ENDLICH-LEBEN hat nicht den An-
ken der Gesellschaft braucht, damit ein Prozess der Veränderung spruch von Therapie, aber wir erleben immer wieder, dass die
und Wiedereingliederung wirklich gelingen kann. Unser Ansatz Arbeit gewissermaßen therapeutische Ansätze leistet und mit-
ist deswegen, viele ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen für ein En- unter eine gute Vorarbeit für Therapie sein kann.
gagement im Gefängnis zu gewinnen.
Und nicht zuletzt ist es uns wichtig den Übergang von der Haft in
Wir verstehen die Arbeit von SET-FREE als fachlich begleitete die Freiheit mit ehrenamtlichen Begleitern und vernetzt mit Orga-
Selbsthilfearbeit mit dem Ziel, Gefangene bei einem Neuanfang nisationen, die bereits in diesem Bereich arbeiten, zu gestalten.
und bei der Wiedereingliederung zu unterstützen.
Und wir wollen (ehemalige) Strafgefangene freisetzen, das Ka-
Wir bilden gemeinsam mit unterschiedlichen Initiativen Ehren- pital ihrer eigenen Betroffen im Kampf um andere Menschen
amtliche für verschiedene Gruppenangebote im Gefängnis aus, einzusetzen, in Schulen, bei gefährdeten Kindern und Jugend-
die wir als zielführend bei der Unterstützung des Resozialisie- lichen, im Gefängnis, usw. Einsetzen auch, um das Bewusstsein
rungsprozesses ansehen. der Gesellschaft dahingehend zu verändern, dass sie nicht nur
In christlichen Kreisen gibt es ein großes Potenzial an möglichen den Straftäter sehen sondern den Menschen, in dem Potenti-
Ehrenamtlichen, vor allem in neuen geistlichen Gemeinschaften al zum Guten steckt, das es gilt freizusetzen und „freizulieben“.
und in freien Gemeinden, die für eine Arbeit im Gefängnis ge- Wir wünschen uns, dass die Vision, die wir haben, immer mehr
wonnen werden können. Wirklichkeit wird:
Unsere ganz persönliche, zum Teil langjährige Erfahrung hat ge-
zeigt, dass der christliche Glaube einen wesentlichen Beitrag zu Wir haben den Traum von einer Gesellschaft der Barmerzig-
innerer Umkehr und Resozialisierung leisten und das Leben der keit, die den Menschen hinter Gittern eine Chance zur Umkehr
Betroffenen insgesamt stabilisieren kann. gibt und die es möglich macht, dass aus Straftätern Täter der
Es gibt da mitunter sehr drastische Beispiele von Menschen, die Liebe werden.
ihr Leben durch eine Beziehung zu Gott radikal verändern konn-
ten: Die ehemaligen Zuhälter Jan und Martin, der „Polizisten- So denken wir, dass die Kurse und Angebote, mit denen SET-
mörder‘ Heinrich, die ehemaligen Drogendealer Uwe und Andi, FREE arbeitet, einen guten Beitrag bei der Resozialisierung von
der früher langjährig drogenabhängige Martin, der Fremdenlegi- Gefangenen leisten können.
onär Franky und viele andere mehr. Alle Genannten haben nicht
nur ihr eigenes Leben verändert. Sie engagieren sich heute auch
Leitbild und Werte der SET-FREE-Arbeit
für andere Menschen.
Den Menschen und Organisationen, die wir für ein Zusammen-
Alle „12-Schritte-Gruppen“ der ANONYMEN ALKOHOLIKER (AA),
wirken in der sozialen Gefängnisarbeit aus dem christlichen Glau-
ANOYMEN DROGENABHÄNGIGEN (NA), ANONYMEN CO-AB-
ben gewinnen wollen, bieten wir folgendes Leitbild an, nach dem
HÄNGIGEN etc. sprechen von einer höheren Macht („Gott, so wie
sich unsere Arbeit ausrichtet:
wir ihn verstehen“), der zugetraut wird, dass sie Veränderung
im Leben bewirken kann. Millionen Menschen weltweit haben
auf diesem Weg Genesung von ihrer Sucht erfahren. Entsteht Wir leiten Gefangene in ihrer Entwicklung an, ein ganzheit-
eine Beziehung zu Gott, hat das stabilisierende Auswirkungen liches, verantwortungsvolles und selbstbestimmtes Leben zu
auf das Leben, weil die Erfahrung von Liebe, Geborgenheit und führen und setzen uns dafür ein, dass Politik und Gesellschaft
Vergebung der Schuld gemacht werden. Werte treten ins Leben diesen Weg fördern.
Wichtig ist uns vor allem, dass Menschen in diesem Werk ihr An konkreten Beispielen wollen wir die Vielfältigkeit der Koo-
Herz und ihren Glauben sprechen lassen, dass Ehrenamt, Idea- perationsmöglichkeiten verdeutlichen:
lismus und wirkliche Berufung die Triebfedern sind, aus denen Die wichtigste und umfassendste informelle Kooperation be-
heraus sie ihre Gaben einsetzen und entwickeln wollen. Solche steht mit der EMMAUS-Bewegung Deutschland. Deren Grup-
Menschen möchten wir ansprechen, gleich ob sie sich als Ein- penangebot in der Gefängnisarbeit in etwa 20 deutschen Haft-
zelne oder als Teil einer Organisation gerufen fühlen. anstalten bietet inhaltlich und organisatorisch eine sehr gute
Um hier trotz aller Vielfalt gemeinsam für die Sache handeln zu Basis für das Einbringen und Zusammenwirken mit weiteren
können, legen wir Werte zugrunde, zu denen jeder in der Zusam- Elementen. Diese bringen wir nur dann in die EMMAUSArbeit
menarbeit ganz ja sagen können muss: vor Ort ein, wenn dazu bei EMMAUS und in der betreffenden
»» Christliches Selbstverständnis Justizvollzugsanstalt (JVA) Offenheit besteht.
Eine besondere Verbindung zu EMMAUS besteht dadurch, dass
»» Einheit in der Vielfalt
alle Gründer/-innen von SET-FREE aus der EMMAUS-Bewegung
»» Wahrhaftigkeit bzw. -Arbeit stammen, dass SET-FREE also aus EMMAUS heraus
»» Vertrauen und Vergebung entstanden ist, und dass wir ganz bewusst da, wo eine örtliche
Kooperation möglich ist, die EMMAUS-Basis als das Herzstück
»» Achtung und Respekt unserer Arbeit vor Ort sehen. Außerdem ist es die Vision von
»» Hingabe EMMAUS, dass Betroffene für das zum Zeugen werden, was
ihr Leben verändert hat. So gehen manche von ihnen zu Drogen-
»» Zuverlässigkeit prävention in Schulen, andere gehen auf die Straße zu Abhän-
»» Kooperationsbereitschaft gigen oder ins Gefängnis. Sie sind „Täter der Liebe“ geworden
und damit Vision von SET-FREE.
»» Gerechtigkeit und Barmherzigkeit
Dennoch ist EMMAUS-Arbeit möglich ohne SET-FREE und SET-
»» Solidarität FREE-Arbeit ohne EMMAUS ebenfalls. Dies gilt für all unsere
(Näheres hierzu und zu unserem Auftrag unter www.set-free- Kooperationen. Alle sind eigenständige Initiativen und Wer-
network.de) ken. Jede Initiative arbeitet auch ohne Vernetzung mit anderen.
Unser Anliegen ist es aber, in möglichst vielen Gefängnissen
mit den verschiedenen Angeboten im Sinne einer gemeinsamen
Kooperation mit SET-FREE und Eigenständigkeit Projektarbeit zusammenzuwirken (die Trägerschaft muss dann
geklärt werden), weil so Ergänzung möglich ist. Mit diesen ver-
Neben unserem Auftrag, durch Öffentlichkeitsarbeit ein verän-
schiedenen Ansätzen ist es leichter, Menschen auf einem Weg
dertes Bewusstsein dafür in der Gesellschaft zu schaffen, su-
des Neuanfangs gezielt zu fördern.
chen wir auch nach Kooperationsmöglichkeiten mit Menschen
und Organisationen. Menschen kommen auf uns zu, die eine Eine informelle Kooperation sind wir z.B. mit dem ENDLICH-LE-
Vernetzung mit uns möchten, oder wir gehen auf andere zu, um BEN-Netzwerk (ein 12Schritte-Gruppenseelsorge-Programm)
die Gemeinsamkeiten und Möglichkeiten eines Zusammenwir- eingegangen und mit ALPHA Deutschland (Glaubensgrundkurs).
kens auszuloten. Das reicht von gegenseitiger Sympathiebekun- International gibt es eine Kooperation mit dem aus Brasilien
dung über Austausch von Unterlagen bis hin zur konkreten Zu- stammenden APAC-Programm (christlicher Strafvollzug auf der
sammenarbeit im Rahmen eines schriftlichen Kooperationsab- Basis von Vertrauen, Verantwortung und Solidarität), das wir
kommens. Auch schon die Bereitschaft, das Werk des anderen nach Anpassung auf hiesige Verhältnisse als alternatives Mo-
bekannt zu machen, ist wichtige Kooperation und Vernetzung. dell in den deutschen Strafvollzug einbringen wollen.
Besonders wichtig ist uns die Zusammenarbeit mit Christen der Personell gibt es z.B. auch eine enge Verbindung zu VINEYARD
verschiedenen Konfessionen und deren Amtskirchen (Gefängnis- München, aus der sich mehrere Ehrenamtliche seit Jahren in
seelsorger), wo immer dies möglich ist, und auch mit Christen der Gefängnisarbeit und bei der Begleitung von Haftentlas-
aus Freikirchen, die unsere Werte leben. senen engagieren.
Ein formelles Kooperationsabkommen gibt es bereits mit dem
TABOR e.V., weil dort im Zusammenwirken von Gefängnis- und
Haftentlassenenarbeit seit vielen Jahren große Gemeinsam-
keiten existieren.

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