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Auge in Auge mit der Presse
Die Pressekonferenz

Andreas Archut

Wenn Sie eine Pressekonferenz anberaumen, sollten Sie einen guten Grund haben! Denn in Zeiten,
in denen immer weniger Stammpersonal in den Redaktionen immer mehr Aufgaben hat, ist es stets
ein Kraftakt für einen Journalisten, seinen Schreibtisch zu verlassen. Der Weg zu Ihnen sollte sich
rentieren. Rechnen Sie also mit einer hohen Erwartungshaltung der anwesenden Medienvertreter.
Fest steht: Journalisten besuchen Ihre Pressekonferenz ganz bestimmt nicht aus Langeweile, oder
weil es hinterher Schnittchen gibt. Sie erhoffen sich zusätzliche Informationen, die über das hinaus
gehen, was man auch schriftlich hätte kommunizieren können, und spannende Gesprächspartner,
die wirklich etwas zu sagen haben.

Gliederung Seite

1. Es muss nicht immer eine Pressekonferenz sein 2


2. Was soll das Ganze eigentlich? 3
3. Den richtigen Termin für eine Pressekonferenz wählen 4
4. Richtig einladen 4
5. Mit oder ohne Anmeldung? 5
6. Den richtigen Ort wählen 5
7. Die Pressemappe richtig packen 6
8. Das Podium optimal besetzen 6
9. Der Ablauf der Pressekonferenz 7
10. Keine falschen Erwartungen, bitte! 8

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E 5.1 Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür?

Veranstaltungen für Journalisten

1. Es muss nicht immer eine


Pressekonferenz sein
Pressekonferenzen sind Das Bedürfnis, eine Neuigkeit in Form eines Pressegesprächs oder gar
nicht immer der einer Pressekonferenz zu verbreiten, ist auch in Wissenschaftlerkrei-
Kommunikationsweg sen weit verbreitet. Viele Veranstalter von wissenschaftlichen Tagun-
der ersten Wahl gen und Kongressen glauben, eine Pressekonferenz gehöre einfach
dazu. Dabei ist diese Form der Medienarbeit häufig ineffizient und in
der Folge unbefriedigend. Gerade bei einem Fachkongress ist ein
Pressegespräch häufig eher kontraproduktiv, weil es den Lokaljourna-
listen mehr Informationen aufdrängt, als sie für ihre Arbeit brauchen.
Eine gut geschriebene Pressemitteilung hätte für sie einen größeren
Nutzen. Wissenschafts- und Fachjournalisten suchen lieber das per-
sönliche Gespräch mit den Experten und hören sich deren Vorträge an.
Wir beobachten seit langem sinkende Teilnehmerzahlen bei Pressege-
sprächen zu wissenschaftlichen Tagungen. Nicht selten übersteigt die
Zahl der Referenten bei solchen Terminen bei weitem die Zahl der
Medienvertreter. Das ist peinlich für alle Beteiligten! Bedenken Sie
insbesondere auch die Erwartungshaltung Ihrer Referenten, wenn Sie
eine hoch offizielle Pressekonferenz veranstalten.

Schaffen Sie bei Kongressen


eine Gelegenheit für Gespräche
mit der Presse

Wenn Sie bei Ihrer wissenschaftlichen Tagung nicht ganz auf einen
Pressetermin verzichten wollen, obwohl unsicher ist, ob überhaupt
ein Journalist kommen wird, dann versuchen Sie es doch einmal
mit einer informelleren Variante eines Pressegesprächs: Verabre-
den Sie mit den potentiellen Referenten, dass sie in einer Kon-
gresspause in einen verabredeten Raum kommen, wo Kaffee und
Tee bereit stehen und die Referenten rasch untereinander ins Ge-
spräch kommen. Laden Sie die Journalisten zu dieser Gesprächs-
gelegenheit ein, indem Sie die Pressemitteilung zum Kongress um
den Nachsatz ergänzen: „Gelegenheit zum Gespräch mit den Refe-
renten besteht am Dienstag, 17. September, um 14 Uhr in Raum
XY...“. Wenn Journalisten kommen, bringen Sie sie mit den ge-
wünschten Ansprechpartnern ins Gespräch, und wenn nicht – ge-
nießen Sie Ihren Kaffee!

Großes Medieninteresse Es gibt aber auch Situationen, in denen eine Pressekonferenz das Mit-
ist Voraussetzung tel der Wahl ist, zum Beispiel wenn mit einem großen Medieninteresse
für erfolgreiche zu rechnen ist, oder wenn Sie eine große Zahl von Interviewanfragen
Pressekonferenzen erwarten. Das könnte zum Beispiel sein, wenn ein Wissenschaftler den
Nobelpreis erhält oder ein Forschungsgebiet wie die Stammzellfor-
schung gerade im Fokus der politischen Diskussion steht. Aber mal
Hand aufs Herz: Wie oft ist das im Wissenschaftsbetrieb der Fall?

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Informationen zum Autor:

Dr. Andreas Archut ist seit 2000 Leiter der Abteilung Presse und Kommunikation und Pressespre-
cher der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seit Herbst 2004 ist er Vorsitzender der
Arbeitsgemeinschaft der Hochschulpressestellen in Deutschland. Der promovierte Chemiker war
nach Abschluss seiner akademischen Ausbildung freier Mitarbeiter der Bonner Rundschau und ab
1998 als Redakteur im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Forschungsgemein-
schaft (DFG) für die Forschungskommunikation verantwortlich. Er unterrichtete in Medientrainings
Kollegiaten von DFG-geförderten Graduiertenkollegs. Journalistische Erfahrung sammelte Archut
bereits als Schüler und Student als freier Mitarbeiter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Bon-
ner Rundschau, der Honnefer Volkszeitung und bei Radio Bonn/Rhein-Sieg.

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