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Die neue
Individualisierung der IT
Vorteile und Grenzen von Mashups in Unternehmen
2009/12

www.detecon.com
Die neue Individualisierung der IT

Inhaltsverzeichnis
1 Executive Summary............................................................................................. 2
2 Ein Anwendungsfall ............................................................................................. 3
3 Was sind Mashups? ............................................................................................ 4
4 Auswirkungen von Business-Mashups................................................................ 6
4.1 Schnelligkeit, Innovation, Vielfalt, Spezialisierung........................................... 6
4.2 IT-Betriebsorganisation, Sicherheit, Authentifizierung, Datenschutz und
Governance ..................................................................................................... 6
4.3 Individualisierung der IT .................................................................................. 9
5 Mashups im Kontext von Enterprise 2.0............................................................ 11
5.1 Aufbau einer Mashup-Community ................................................................. 11
5.2 Leistungs-Verrechnung als Anreiz zur Beteiligung in der Community........... 12
6 Schlussfolgerung und Empfehlungen................................................................ 14
7 Lektüreempfehlungen........................................................................................ 16
8 Die Autoren........................................................................................................ 17
9 Das Unternehmen ............................................................................................. 18

Opinion Paper 1 Detecon International GmbH


Die neue Individualisierung der IT

1 Executive Summary

Unter „Mashup“ versteht man die Verknüpfung von mehreren modularen Diensten
(Datendiensten oder funktionalen Diensten) zu einem neuen Dienst, der völlig neue
Anwendungsbereiche erschließt und gegenüber den einzelnen Dienstemodulen einen
Mehrwert bietet.

Durch die Nutzung von Mashups können schnell und einfach externe Dienste und
Informationen in unternehmenseigene Web-Angebote und Applikationen integriert werden.
Zahlreiche Web-2.0 Anbieter nutzen bereits Mashup-Technologien für die Erweitung des
Funktionsumfangs ihrer Seiten, z.B. mit Google Maps.

Es liegt nahe, die Vorteile von Mashup-Applikationen auch in Unternehmen zu nutzen.


Obwohl es bei der Verwendung von Mashups für die klassische Massendatenverarbeitung
Probleme hinsichtlich Sicherheit, Governance und Performance gibt, können Mashups
klassische IT-Anwendungen durch die flexible Verbindung mit unternehmensinternen und -
externen Datenquellen bereichern.

Darüber hinaus ermöglichen Mashups der Unternehmens-IT, ihren Nutzern größere


individuelle Freiheit bei der Gestaltung und Nutzung von Applikationen einzuräumen.
Mashups helfen hierbei, die gegenläufigen Ziele von IT-Betrieb (z.B. Zentralisierung und
Standardisierung) und IT-Nutzern (z.B. Individualisierung basierend auf Eigenentwicklungen)
in Einklang zu bringen. Durch den Aufbau einer zentralen Mashup-Plattform und eines
geeigneten Anreizsystems für gemeinsame Mashup-Entwicklungen innerhalb der Mashup-
Community können Unternehmen den Entwicklungs- und Betriebsaufwand von Mashups
zusätzlich reduzieren.

Mashups in Unternehmen sind nicht nur ein technisches Thema für den Umbau bestehender
oder die Schaffung neuer Applikationen. Der CIO eines Unternehmens kann mit Mashups
gezielt die Individualisierung der IT fördern und sie insgesamt effizienter gestalten. Dazu
bedarf es einer Unternehmenskultur, in der Anreize zur Entwicklung von Mashups
geschaffen werden, so dass alle Unternehmensbereiche davon profitieren können.

Opinion Paper 2 Detecon International GmbH


Die neue Individualisierung der IT

2 Ein Anwendungsfall

Die Verknüpfung von Telefonie-, Informations- und Workflow-Diensten im


Unternehmen

Ein Lieferant ruft bei einem Unternehmen an. Das angerufene Unternehmen betreibt keine
eigene Telefonanlage, sondern bezieht seine Telekommunikations- und seine CRM-Dienste
(Customer Relationship Management) in Form von Software-as-a-Service (SaaS).

Das CRM-System und die Telefonanlage verfügen über offene Programmierschnittstellen


und sind über Mashup-Technologien miteinander verknüpft. So steuert bei dem Anruf des
Lieferanten die Telefonanlage das CRM-System an, um den Anrufer zu identifizieren und
relevante Informationen auszulesen. Die Mashup-Anwendung stellt fest, dass es sich um
einen bekannten Lieferanten handelt, daher wird der Anruf zum Einkauf weitergeleitet. Durch
die Verwendung von Web- und Mashup-Technologien muss das Unternehmen für diese
Verknüpfung keinerlei eigene Applikations- und Middleware-Infrastruktur betreiben, sondern
kann CRM-System, Telekommunikation und Integrationsplattform in die kostengünstige
„Cloud“ verlagern.

Sobald der Anruf durchgeleitet wird, verknüpft und präsentiert ein Mashup auf dem Rechner
des Mitarbeiters Informationen zu dem Anrufer aus verschiedensten Daten-Quellen, wie
CRM-, Warenwirtschafts- und Finanzsystemen. Durch die Verwendung von Standard-Web-
und Mashup-Technologien zeigen die Browser bei Anrufeingang auch den Firmenstandort
des Anrufers auf Google-Maps an und liefern basierend auf Google News die neuesten
Nachrichten zum anrufenden Unternehmen.

Zusätzlich hat der Angestellte, zu dem der Anruf durchgestellt wird, individuell das Mashup
mit Informationen aus anderen externen Quellen (wie z.B. aktuelle Wechselkursdaten aus
Internet-Finanzdiensten) ergänzt. Das Unternehmen unterstützt aktiv diese Form der
individuellen Datenverarbeitung, indem es ein Mashup-Design-Tool und ein Repository der
schon verfügbaren individuellen Erweiterungen zur Verfügung stellt.

Um eine schnelle Rücksprache mit Kollegen zu ermöglichen, wird ein Instant-Messaging-


Client eingebunden, inklusive der Präsenzinformationen aller Kollegen, die ebenfalls schon
mit dem Lieferanten Kontakt hatten.

Darf der Angestellte die Entscheidung nicht alleine treffen, werden die wichtigsten Daten
über den Lieferanten und sein Angebot als RSS-Feed zusammengestellt und an einen
Collaboration-Dienst weitergereicht.

Möglicherweise kann der Angestellte den Kauf aber auch gleich abschließen. Dafür sind in
seinem Browserfenster alle notwendigen Funktionen der B2B-(Ver-)kaufsplattform
eingebunden.

Opinion Paper 3 Detecon International GmbH


Die neue Individualisierung der IT

3 Was sind Mashups?

Definition von Mashups

Wie unser Anwendungsfall zeigt, versteht man unter „Mashup“ die Verknüpfung von
mehreren modularen Diensten (Datendiensten oder funktionalen Diensten) mit Hilfe von
offenen Schnittstellen zu einem neuen Dienst, der völlig neue Anwendungsbereiche
erschließt und gegenüber den einzelnen Dienstemodulen einen Mehrwert bietet.

Die Dienstemodule können serverbasiert integriert werden, d.h., der Client bekommt die
Ergebnisse der Dienste-Verknüpfung von einer Mashup-Plattform zugesandt. Oder die
Integration erfolgt clientbasiert, d.h. der Client zapft mehrere Dienstequellen an und integriert
die Daten selbst (beispielsweise per Javascript im Browser).

Anwendungsbereiche von Mashups

Mashup-Applikationen werden meist mit Websites in Verbindung gebracht, auf denen


Dienste verschiedener anderer Anbieter nahtlos integriert sind. Bekannte Beispiele sind:
Q Google Maps: Integration von Kartenmaterial in eigene Web-Angebote
Q Facebook: Export von Fotos und personenbezogenen Daten
Q Amazon: Extraktion von Preisen oder ähnlichen Produkten zur Nutzung in
anderen Webservice-Diensten

Webseiten, die Inhalte und Services über solche Mashup-Dienste anbieten, richten sich
meist an den Endverbraucher (B2C – Business to Consumer). Sowohl die Anbieter solcher
Seiten (Business) als auch die Nutzer (Consumer) haben durch eine Integration von
Mashups viele Vorteile, die u.a. in „Die Mischung macht’s“ von J. Ewers, Detecon
Management Report 2/2009 beschrieben sind.

Mashups für Consumer

Dies sind Mashups, die sich vornehmlich direkt an Internet-Nutzer richten. Die B2C-
Endkunden eines Unternehmens oder Nutzer einer Webseite profitieren so von den
Vorteilen, die Mashup-Applikationen bieten. Es handelt sich um Mashups, die einen Service
auf Basis von öffentlichen zugänglichen Schnittstellen und evtl. eigenen Business-internen
APIs (Application Programming Interface, deutsch: „Schnittstelle zur Anwendungs-
programmierung“) generieren und diesen dem Endkunden bzw. Privatkunden anbieten. Ein
Beispiel ist der Dienst Google Maps, mit dem eine mit eigenen Daten angereicherte Karte
auf der eigenen Plattform/Webseite angezeigt werden kann.

Es liegt nahe, die Vorteile von Mashups auch für B2B-(Business-to-Business)-Anwendungen


zu nutzen. Können Mashups auch im Rahmen von klassischen Business-Applikationen in
Großunternehmen eingesetzt werden? Falls ja, was sind die Vorteile und unter welchen
Rahmenbedingungen ist ihr Einsatz möglich?

Opinion Paper 4 Detecon International GmbH


Die neue Individualisierung der IT

Mashups in Unternehmen (Business-Mashups)

Nur ein kleiner Teil der IT-Services eines Unternehmens wird direkt von Endkunden genutzt.
Fast alle IT-Services dienen zur Unterstützung der primären oder sekundären
Geschäftsprozesse. Aber auch hier ergeben sich Möglichkeiten zum Einsatz von Mashups,
die sich nur indirekt an Enduser richten.

1. Durch die Verknüpfung verschiedener Webservices unterschiedlicher Anbieter können


ganz neue Angebote für den Endkunden zusammengestellt werden. Voraussetzung
hierfür ist eine Partnerschaft zwischen mindestens zwei Unternehmen bei der Nutzung
von Schnittstellen zur Anwendungsprogrammierung (API) und die Bereitstellung einer
Plattform für Mashup-Building und -Selling. Im eingangs skizzierten Anwendungsfall
waren dies der Telekommunikations- und der CRM-Dienstleister.

2. Auch sind Mashups als Ergänzung oder sogar als Ersatz von klassischen Business-
Applikationen denkbar. Mit einer Service Oriented Architecture (SOA) gehen
Unternehmen schon einen Schritt in diese Richtung. In diesen Fällen befinden sich die
Nutzer im Unternehmen und die zum Mashup gehörenden Web Services und APIs sind
nur unternehmensintern zugänglich (oder werden von Partner-unternehmen
eingebunden). Solche Mashups müssen allerdings die Organisations-, Sicherheits- und
Governance-Richtlinien des Unternehmens erfüllen.

3. Eine dritte Möglichkeit, Mashups in Unternehmen zu nutzen, ist die Unterstützung der
individuellen IT für Nutzer. Mit entsprechenden Webservices und APIs können schnell
und einfach Informationen aus Business-Applikationen verknüpft und verarbeitet
werden. Beispielsweise können Marktdaten aus externen Quellen in ein
unternehmensinternes Data Warehouse importiert werden.

Für die Erzeugung von Mashups existieren Tools, mit denen verschiedene Webservices
einfach zu Mashups verknüpft werden können. Während Microsoft sein Angebot „Popfly“
nach zwei Jahren im August 2009 eingestellt hat, gibt es mit „Yahoo Pipes“ weiterhin die
Möglichkeit, auch ohne tiefer gehende Programmierkenntnisse Mashup-Applikationen zu
erstellen.

Opinion Paper 5 Detecon International GmbH


Die neue Individualisierung der IT

4 Auswirkungen von Business-Mashups

4.1 Schnelligkeit, Innovation, Vielfalt, Spezialisierung

Mit Hilfe von Mashups können Applikationen vergleichsweise schnell erweitert werden. Es
können Anforderungen abgedeckt werden, für die es sich bisher nicht gelohnt hat, eine
Client-Server-basierte oder lokal laufende Applikation zu entwickeln oder für die dies aus
Zeitgründen nicht möglich war.

Für die Bereitstellung von (Nischen-)Anwendungen, die nur von wenigen Nutzern benötigt
werden, können Mashup-Applikationen im Rahmen der individuellen IT genutzt werden (s.
Kapitel Individualisierung der IT).

Einfache Applikationen mit einer nur kurzen Lebensdauer werden mit Hilfe von Mashups
schnell und einfach erstellt. In dem einleitenden Anwendungsfall wäre das beispielsweise
eine einmalige Feedback-Aktion, bei der die Lieferanten einen externen Fragebogen-Service
nutzen, der per Mashup in die Unternehmens-IT integriert wird.

Mit Mashups können schnell integrierte Dienste entwickelt werden. Existierende


Anwendungen werden über entsprechende, definierte API in eigene Angebote eingefügt.
Auch bei der Zusammenführung unternehmensinterner und -externer Informationen und
Dienste können Mashups wertvoll sein. So kann das Unternehmen im eingangs
beschriebenen Anwendungsfall mit Web-Services unternehmensexterne Informationen, wie
Zahlen zu Markt- und Branchenentwicklungen, in sein Data Warehouse integrieren.

Wesentliche Vorteile von Mashup-Applikationen sind:


Q Kurze Einführungszeit durch einfache und flexible Anwendungsentwicklung,
Design-Tools für die einfache Erzeugung von Mashups (z.B. Yahoo Pipes)
Q Standard-API für die Integration neuer Dienste in eigene Web-Angebote. Web
2.0-Technologie verschmilzt Inhalte zu einem neuen Ganzen
Q Web-Technologien und verbesserte Nutzbarkeit durch moderne, webgestützte
Oberflächen
Q Nutzung einer Entwickler-Community, die neue Dienste hinzufügt und
existierende Dienste weiterentwickelt

4.2 IT-Betriebsorganisation, Sicherheit, Authentifizierung,


Datenschutz und Governance

Für den Kunden zählen – egal ob klassische Applikationen oder Mashups genutzt werden –
Leistung, Kosten und Sicherheit. Das sichere Funktionieren einer Applikation ist für
Unternehmen umso wichtiger, je stärker sie in die Geschäftsprozesse integriert ist.

Waren bisher meist spezielle Organisationseinheiten eines Unternehmens für die


Entwicklung und den Betrieb von Business-Applikationen verantwortlich (oder tragen die
Verantwortung für entsprechend outgesourcte Leistungen), ist die Lage bei Mashup-
Applikationen komplexer.

Opinion Paper 6 Detecon International GmbH


Die neue Individualisierung der IT

Einzelne Web Services können von Unternehmensteilen oder auch verschiedenen


Unternehmen genutzt werden. Es stellt sich die Frage, wer Mashups zusammenstellt
(orchestriert) oder steuert. Müssen sie überhaupt zentral gesteuert werden? Wer genehmigt
Veränderungen von Mashups, wer verwaltet sie?

Für den sicheren Betrieb von Business-Applikationen gibt es verschiedene Rahmensysteme


wie beispielsweise ITIL. Wichtig für den zuverlässigen Betrieb sind u.a Verfügbarkeit,
Vertraulichkeit, Integrität und Zurechenbarkeit. Darüberhinaus müssen die typischen
Bedrohungen für Informationssysteme abgewehrt werden (siehe Abbildung 1).

Schädliche Unzureichende
Software Sicherheitskonzepte

Schlecht
Diebstahl von
konfigurierte Systeme,
Daten, Diensten
unzureichende Wartung

Unsichere Vernetzung
Unberechtigte Programm-
und Anbindung an
oder Datenänderungen
andere Applikationen

Sicherheitserfordernisse
Anwender-Fehler
werden nicht beachtet

Hardware-Defekt, Sorgloser Umgang


Software-Fehler mit Zugangsdaten

Typische Bedrohungen für Informationssysteme

Abbildung 1: Typische Bedrohungen für Informationssysteme (Quelle: Detecon)

In der klassischen IT werden die oben genannten Risiken schon bei der Entwicklung durch
etablierte Vorgaben und Prozesse minimiert. Für den Betrieb der Applikation ist genau
geregelt, wer für welche Module der Applikation betriebsverantwortlich ist. Für Schnittstellen
werden zur Regelung der Zuständigkeiten häufig Kontrakte geschlossen, die von den
beteiligten Applikations-Verantwortlichen unterzeichnet werden. Im Rahmen der IT-
Governance wird die Wirksamkeit der entsprechenden Prozesse sowohl während der
Entwicklung als auch im Betrieb der Software regelmäßig von einer zentralen Stelle
kontrolliert, ggf. werden Verbesserungsmaßnahmen ergriffen.

Bei sich schnell ändernden und dynamisch entwickelten Mashup-Netzen ist es aber
schwierig, diese Rahmenbedingungen sicherzustellen. Für Mashup-Applikationen in
Unternehmen müssen dieselben Grundsätze wie für klassische Business-Applikationen
gelten. Andernfalls sind die Grundanforderungen an die IT-Sicherheit nicht erfüllt.

Hauptproblem bei Mashups ist, dass die Partner nicht wissen, was mit zur Verfügung
gestellten Daten passiert und in welchen anderen Mashups sie ggf. auch benutzt werden.
Die entstehende Landschaft aus Webservices, API und Mashup Design-Tools wird von
unterschiedlichen Organisationen entwickelt und betrieben. Die Sicherheitanforderungen
müssen von allen beteiligten Systemen, Schnittstellen und Betriebsorganisationen
eingehalten werden. Jedoch wird die Sicherheit nicht durch eine zentrale Einrichtung
kontrolliert, so dass auf Dritte vertraut werden muss.

Opinion Paper 7 Detecon International GmbH


Die neue Individualisierung der IT

Für jede einzelne Komponente des Mashups müssen Kontrakte und Vereinbarungen
getroffen werden, um dieselben Anforderungen wie an klassische Business-Applikationen
erfüllen zu können. Die einmaligen Kosten für die Implementierung der entsprechenden
Prozesse und die laufenden Kosten für Überwachung und Kontrolle sind aufgrund der
Vielzahl der beteiligten Partner nicht zu vernachlässigen.

Vor der Verwendung von Mashups im Unternehmen sind daher folgende Fragen zu klären:

Datenschutz/IT-Sicherheit
Q Wer überprüft das Gesamt-Mashup auf Einhaltung der datenschutzrechtlichen
Anforderungen? Wer stimmt das mit dem Betriebsrat der beteiligten
Unternehmen ab?
Q Werden personenbezogene Daten verarbeitet? Wenn ja, wo werden sie
gespeichert? Wer ist für sie verantwortlich?
Q Wie findet die Authentifizierung statt? Gibt es eine zentrale oder dezentrale
Benutzerverwaltung, findet Verschlüsselung statt? Sind Passwörter sicher
gespeichert?

IT-Governance
Q Wer ist für den Betrieb der einzelnen Teile des Mashups verantwortlich?
Q Wer führt den Betrieb durch? Wer kontrolliert den Betrieb?

Service Levels
Q Wer verhandelt Service Levels? Gibt es umfassende Service Level
Agreements (SLAs)?
Q Wer überprüft die SLAs?
Q Wer trägt welche Konsequenen, wenn SLAs nicht eingehalten werden?

Die Sicherheits-, Betriebs- und Governance-Anforderungen an Business-Applikationen für


Mashups müssen beurteilt werden und der Aufwand für die erstmalige Erfüllung der
Anforderungen und ihre nachhaltige Einhaltung ist zu beziffern.

Performance

Die Performance von Applikationen nimmt ab, je mehr Schnittstellen und Verarbeitungs-
bzw. Präsentationsschichten in einem Applikationsverbund vorhanden sind. Alte Mainframe-
Anwendungen, die monolithisch angelegt sind, haben in der Regel eine sehr gute
Performance, schon allein weil sie entstanden, als die Verarbeitungsgeschwindigkeit von
Rechnern stark beschränkt war und sie daher sehr effizient realisiert wurden.

Bereits ERP-Systeme mit ihren zahlreichen Plausibilitätschecks und ihrer Client-Server-


basierten Datenverarbeitung sind trotz wesentlich leistungsfähigerer Hardware erheblich
langsamer bei der Verarbeitung von Massendaten als Mainframe-Systeme.

Opinion Paper 8 Detecon International GmbH


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Bei einer Verwendung von Mashups zur Massendatenverarbeitung sinkt die Performance
weiter. Durch die starke Abstraktion und die große Distanz von den zu Grunde liegenden
Services entsteht ein großer Overhead. So müssen bspw. Verschlüsselung und
Authentifizierung implementiert werden, was bei einer klassischen Anwendungsarchitektur
einfacher zu realisieren bzw. nicht notwendig ist. Zahlreiche Verarbeitungs- und
Präsentationsschichten werden z.T. auf unterschiedlichen Rechnern genutzt und müssen
koordiniert werden. Für die klassische Massendatenverarbeitung ist bei der Verwendung von
Mashups daher mit erheblichen Performance-Einbußen zu rechnen und es sollte besser auf
Architekturen zurückgegriffen werden, in denen die Komponenten direkter gekoppelt sind
(z.B. ERP-Systeme).

4.3 Individualisierung der IT

In jedem großen Unternehmen gibt es eine Vielzahl von kleinen, mit (Microsoft) Office-
Makros und anderen „einfachen“ Mitteln vom End-Nutzer erstellten Mini-Applikationen, die
einzelnen Mitarbeitern das Leben erleichtern („Individuelle Datenverarbeitung“). Diese
„Applikationen“ sind meist schlecht oder gar nicht dokumentiert; keine Betriebsorganisation
verantwortet diese Lösungen. Sie sind vielmehr abseits der etablierten Entwicklungs- und
Genehmigungsprozesse für Applikationen „nebenbei“ durch Mitarbeiter entstanden, und
haben trotzdem oft eine tragende Rolle in den Geschäftsprozessen: Sei es durch wichtige
Auswertungen aus Business-Applikationen, durch die Erstellung von Reports oder durch
spezielle Daten-Aggregationen und Filterungen.

Bei einer Umstellung von Office-Releases, der Versetzung oder dem Ausscheiden des
Mitarbeiters, der sich um die Lösung kümmert, oder bei einem Problem im Betrieb ist es
anderen Kollegen meist nicht möglich, die Applikation zu verstehen, zu verbessern oder
Fehler zu beheben: Die Lösungen sind nicht dokumentiert, die Dateien auf der Festplatte
des Mitarbeiters oder unbekannten Netzlaufwerken abgelegt.

Dadurch ist es den IT-Verantwortlichen auch nicht möglich, solche „Schwarzbauten“ zu


inventarisieren. Sie verbergen sich in Office-Dokumenten, die im ganzen Unternehmen
verstreut sind. Die Konsequenzen eines Office-Releasewechsels sind daher schwer
abzuschätzen. Niemand weiß, wie viele individuelle Anwendungen existieren, wie oft sie
genutzt werden, wie wichtig sie für Geschäftsprozesse sind und wer sie betreibt.

Durch den Einsatz von Mashup-Applikationen und auf Grund der Tatsache, dass immer
mehr Office-ähnliche Funktionalitäten ins Web wandern, können Unternehmen die Situation
allerdings verbessern: Mitarbeiter programmieren ihre individuelle Software nicht mehr
Client-seitig mit Hilfe von Office, sondern können z.B. mit „Yahoo Pipes“ ähnlich einfach wie
mit Office-Makros eigene benutzerdefinierte Mashups erstellen.

Mashups bieten vor allem für die einfache Erstellung und Verarbeitung von Daten aus
zentralen Business-Applikationen interessante Ansätze: Zum Beispiel sind für ein optimiertes
Risikomanagement die relevanten internen und externen Informationen schnell und flexibel
bereitzustellen. Dazu müssen häufig Datenexporte aus ERP-Systemen nach bestimmten
Kriterien gefiltert, aggregiert oder gruppiert werden, um neue Berichte zu erzeugen. Wenn
Daten dann auch noch aus verschiedenen Applikationen kommen oder mit
unternehmensexternen Daten angereichert werden sollen, ist das für die Mitarbeiter mit der
Standardsoftware nur schwer durchzuführen. Gelöst wird eine solche Aufgabe dann häufig
über aus dem ERP-System exportierte Text-Dateien, die anschließend mit Excel, Access
und Co. weiterverarbeitet werden.

Opinion Paper 9 Detecon International GmbH


Die neue Individualisierung der IT

Durch die Nutzung von Mashups optimieren Unternehmen solche Vorgänge: Anstatt Listen
im Text-Format aus ERP-Systemen zu exportieren, werden berechtigten Nutzern Daten als
Web-Services angeboten. Diese Nutzer können dann mit Hilfe von Mashups die Daten
verarbeiten und auch mit unternehmensinternen oder -externen Informationen aus anderen
Applikationen ergänzen. Informationen aus Data Warehouses werden mittels Webservices
schnell und flexibel mit Daten aus weiteren Quellen angereichert.

Wenn das Unternehmen eine Mashup-Plattform als offizielle Anwendung anbietet, auf der
die Mitarbeiter ihre individuellen Webservices und Mashups entwickeln können, entstehen
eine Reihe von Vorteilen:
Q Automatische Inventarisierung aller individuellen Entwicklungen, da sie auf der
Plattform hinterlegt sind.
Q Releasewechsel sind einfacher möglich, da nicht in einem „Big Bang“ die
gesamte Office-Plattform umgestellt wird, sondern die einzelnen Web-
Applikationen mit ihren definierten Schnittstellen sich entkoppelt umstellen
lassen.
Q Unternehmensexterne Daten z.B. von Branchendiensten, Markt-
forschungsinstituten, Börsen oder Banken lassen sich einfach einbinden.
Q Im Gegensatz zur institutionalisierten Anwendungsentwicklung bleiben die
Vorteile der individuellen Softwareentwicklung erhalten, den Überblick verliert
das Unternehmen jedoch nicht.

So kann die „U-Boot-Flotte“ von nicht inventarisierten und trotzdem oft


unternehmenswichtigen individuellen IT-Applikationen in eine definierte Mashup-Umgebung
überführt werden. Bei mittelfristig immer wieder anstehenden Releasewechseln von Office-
Produkten und Konsolidierungen ist eine individuelle IT in Form von Mashups vorteilhaft.

Opinion Paper 10 Detecon International GmbH


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5 Mashups im Kontext von Enterprise 2.0

5.1 Aufbau einer Mashup-Community

Mashups haben ihren Ursprung in der Welt des Web 2.0. Dort ermöglichen und fördern
Mashup-Technologien offene Communities bei der Entwicklung neuer Dienste. Analog dazu
sollte ein Unternehmen die Effektivität und Akzeptanz der Mashup-Anwendungen durch den
Aufbau einer Mashup-Community steigern. Eine Anwendung der Web 2.0-Paradigmen
innerhalb von Unternehmen wird allgemein auch als Enterprise 2.0 bezeichnet. Viele
Unternehmen haben sich dazu entschlossen, ein Enterprise 2.0-Konzept zu entwickeln und
durchzusetzen. Der Aufbau einer Mashup-Community sollte in diesem Fall Bestandteil der
Strategie sein.

Anders als im Web 2.0, wo die Communities meist öffentlich sind und neben den
eigentlichen Dienste- bzw. Mashup-Providern ausdrücklich sämtliche Internet-User
ansprechen, werden die Communities der Business-Mashups nicht öffentlich sein und aus
den Mashup-Usern des Unternehmens sowie aus den internen bzw. externen IT-
Dienstleistern bestehen. Mashup-User können dabei Unternehmensmitarbeiter sein, aber
auch Unternehmenspartner, wie beispielsweise Subunternehmen, selbständige Partner oder
Kunden. Die Aufgabe des Business-Mashup-, Dienste- bzw. Plattform-Providers (also z.B.
einer unternehmensinternen IT-Abteilung) wird es sein, die grundlegende Community-
Infrastruktur (Wikis, Blogs, Foren, Collaboration-Tools, etc.), wie auch die Entwickler- und
Laufzeitumgebung für Mashups zu stellen.

Sowohl die Unternehmensmitarbeiter (als Mashup-User) als auch die Unternehmens-IT


haben ein großes Interesse daran, die Mashup-Infrastruktur zu nutzen und werden sich
daher aufgrund ihrer Eigeninteressen aktiv an der Community beteiligen.

Das Unternehmen sollte durch einfach zu bedienende Entwickler-Tools, fertige Templates


(Mashup-Grundgerüste) und ein Mashup-Repository (ähnlich dem „App-Store“ von Apples I-
Phone) die Aktivität der Nutzer und das Sharen von Mashup-Ideen bzw. -Anwendungen
bestmöglich unterstützen. Durch das Bereitstellen von Mashup-Entwicklertools und
Laufzeitumgebungen als SaaS stellt das Unternehmen zudem sicher, dass die entwickelten
Mashups in einem zentralen, für jeden verfügbarem Repository abgelegt werden und somit
die Community-Mitglieder Mashups nicht nur nutzen sondern auch Neuentwicklungen
unternehmensweit bereitstellen.

Anders als unternehmensinterne Mashup-User werden externe Unternehmenspartner zwar


die Flexibilität und Einfachheit der Mashup-Technologien schätzen, aber der Community
eigene neue Mashup-Kreationen nicht automatisch zur Verfügung stellen. Auch wird bei den
Partnern Bedarf für eine Client-seitige Mashup-Ausführung bestehen. Hier wird es also eher
von den vorherrschenden Firmenkulturen (z.B. wie verankert ist der OpenSource-Gedanke
im Unternehmen) in den Partnerunternehmen abhängen, ob diese sich mit neuen Inhalten in
die Community einbringen werden. Viele Community-User werden auch nur dann Mashups
anderen zur Verfügung stellen, wenn sich Geben und Nehmen die Waage halten, z.B. indem
hochgeladene Mashups von der Community verbessert werden. Allerdings besteht hier ein
Henne-Ei-Problem: Eine Möglichkeit zur Lösung wäre zum Beispiel, dass der Community-
Provider (also z.B. eine interne IT-Abteilung) die Rolle des Power-Users übernimmt und eine
Anzahl von „Start-Mashups“ bereitstellt bzw. aktiv bei der Verbesserung von neuen Mashups
mitwirkt. Einen anderen Weg zur Förderung des Mitmachens (über monetäre Anreize)
beschreibt das folgende Kapitel.

Opinion Paper 11 Detecon International GmbH


Die neue Individualisierung der IT

5.2 Leistungs-Verrechnung als Anreiz zur Beteiligung in der


Community

Business-Mashups und zugehörige Dienste werden wie jede andere IT-Leistung innerhalb
des Unternehmens verrechnet, schon allein, um ihre Kosten verursachungsgrecht zu
verteilen. Sind gar externe Dienstleister involviert, ist eine Abrechnung der Mashup-
Leistungen ohnehin unerlässlich. Um ein Verrechnungsmodell zu definieren, das Mashup-
Benutzer motiviert, sich aktiv in die Mashup-Community einzubringen, müssen zunächst die
Akteure des Eco-Systems „Business-Mashup“ identifiziert werden. Diese sind:
Q Der Betreiber eines Dienstes (API-Provider): Seine Leistung ist der Betrieb der
Systeme, die Funktionen und/oder Daten bereitstellen. Über APIs werden die
Dienste in Mashups integriert.
Q Der Mashup-Provider: Er stellt die Mashup-Laufzeitumgebung und Support-
Tools bereit, wie z.B. API-Datenbank, Mashup-Repository, Community-
Plattform und Entwicklungs-Tools.
Q Der Mashup-Entwickler: Seine Leistung ist die Integration verschiedener
Dienstemodule zu einer Mashup-Anwendung, mit einem Mehrwert für den
Benutzer gegenüber Einzeldiensten.
Q Die Mashup-User: Sie nutzen den Mashup-Dienst.

Eine Verrechnung kann sich demgemäß auf folgenden Modelle stützen:


Q Modell 1: Kostenmodell

Der Mashup-Nutzer beauftragt den Entwickler, eine Mashup-Anwendung nach seinen


Anforderungen zu bestimmten Konditionen und Kosten zu erstellen. Werden Dienste
des Mashup-Providers genutzt (z.B. Mashup-Laufzeitumgebung bei Server-seitigen
Mashups), wird der Mashup-Provider dem Nutzer diese Kosten in Rechnung stellen.
Zusätzliche Kosten fallen für die Benutzung der Schnittstellen der API-Provider an.
Abhängig von der IT-Organisation des Unternehmens können API- und Mashup-
Provider identisch sein. Darüberhinaus sind auch Mashups denkbar, die APIs externer
Anbieter integrieren. Hier ist es gut vorstellbar, dass der Mashup-Provider die zentrale
Verrechnungsstelle für den Mashup-Nutzer (beispielsweise eine Fachabteilung) ist und
die weitere Abrechung mit den API-Providern (interne und externe) übernimmt.

Kostenmodell Anreizmodell

1 Kosten der
Mashup-Entwicklung Mashup- Mashup-
Entwickler Entwickler

2a Provision
an Entwickler

2a
Betriebskosten Mashup-
Mashup-
Mashup-User Mashup-User 1 Mashup- Provider
Provider Nutzungsgebühr
2b Provision
an Partner

2b Nutzungskosten für
Partnerschnittstellen
API- API-
Provider Provider

Abbildung 2: Kostenmodell (inks) und Anreizmodell (Quelle: Detecon)

Opinion Paper 12 Detecon International GmbH


Die neue Individualisierung der IT

Q Modell 2: Anreizmodell

In diesem Modell werden die Entwickler stärker in das Verrechnungsmodell einbezogen.


Der Entwickler stellt seine Mashup-Lösung den potenziellen Nutzern zur Verfügung (z.B.
indem er sie in das Repository des Mashup-Providers stellt). Bei Nutzung des Mashups
rechnet der Provider mit dem Nutzer ab, und er beteiligt neben dem API-Provider auch
den Entwickler.

Dieses Modell ist insbesondere interessant, um z.B. Entwicklern eines


Partnerunternehmens Anreize zu geben, Mashups, die sie für den „Eigenbedarf“
erstellen, die aber auch andere Partner nutzen könnten, der gesamten Community zur
Verfügung zu stellen.

Beispielsweise könnte das Anreizmodell in einem Unternehmensverbund von


Franchisegebern und -nehmern Anwendung finden (Abb. 2). Ein Franchisenehmer-
Unternehmen könnte so seine ursprünglich für sich entwickelten Mashups bei dem
Franchisegebern-Unternehmen (der als Mashup-Provider fungiert) zur Verbreitung
einstellen. Andere Franchisenehmer-Unternehmen könnten dann diese Mashups gegen
Entrichtung einer Gebühr vom Mashup-Provider beziehen. Da der Mashup-Provider an
den ursprünglichen Entwickler eine Provision ausschüttet, besteht für diesen der Anreiz,
Mashup-Neuentwicklungen dem Provider und damit anderen zur Verfügung zu stellen.

Mashup-Entwicklung Mashup-
Mashup-Nutzung
und Nutzung Bereitstellung

Franchise-Nehmer

...
Franchise-Nehmer
Franchisegeber

Franchise-Nehmer

Abbildung 3: Anreizmodell (Quelle: Detecon)

Das Kostenmodell wird bei kleineren Unternehmen oder bei Unternehmen, die ein sehr
heterogenes Partnergeflecht aufweisen, zum Tragen kommen, da es in diesen Fällen
unwahrscheinlich ist, dass mehrere Unternehmenspartner oder -abteilungen gleichartige
Mashup-Anwendungen benötigen.

Dagegen ist das Anreizmodell vorteilhaft für Unternehmen, die eine Vielzahl von ähnlichen
B2B-Beziehungen pflegen. Allerdings wird das Anreizmodell immer nur eine Ergänzung des
Kostenmodells sein. So können beispielsweise Mashups, die sehr spezifische
Unternehmensprozesse unterstützen sollen, ausschließlich nach dem Kostenmodell in
Auftrag gegeben werden.

Opinion Paper 13 Detecon International GmbH


Die neue Individualisierung der IT

6 Schlussfolgerung und Empfehlungen

CIOs sollten die Möglichkeiten, die sich durch Mashups ergeben, ernst nehmen. Mashups
sind nicht nur eine weitere technische Spielart zur Gestaltung von Anwendungssystemen,
sondern erlauben eine neue, individuellere Nutzung der IT im Unternehmen.

Mashup-Applikationen spielen ihre Vorteile vor allem dann aus, wenn Daten oder Dienste
von unterschiedlichen Anbietern einfach und flexibel in Webseiten integriert werden sollen.
Bei Web 2.0-Communities sind Mashups bereits etabliert, zum Beispiel bei der Integration
von Kartenmaterial in eigene Web-Angebote. Generell können Applikationen, die sich direkt
in Richtung Consumer richten (B2C), stark von Mashups profitieren. Durch eine schnelle
Integration vorhandener Funktionalitäten kann flexibel auf Marktbedürfnisse reagiert werden.
Durch Tools zur Erstellung von Mashup-Applikationen (z.B. Yahoo Pipes) wird die Schwelle
zur Integration von Webservices in eigene Mashups noch weiter gesenkt.

Als neue technische Plattform für Business-Applikationen eignen sich Mashups jedoch nur
bedingt: Zu groß sind die erforderlichen organisatorischen und Governance-Anstrengungen,
um eine mit klassischen Business-Applikationen (z.B. ERP-Systeme, SAP, Mainframes)
vergleichbare Leistung und Qualität zu erzielen.

Für die Massendatenverarbeitung, wie sie in Großunternehmen und zunehmend auch bei
Mittelständlern an der Tagesordnung ist, dürfte die Performance von Mashup-Applikationen
nicht ausreichen. Die Einhaltung von Service Level Agreements und die Anforderungen an
Compliance und Governance können von Mashup-Applikationen nur mit großen
Anstrengungen dauerhaft erfüllt werden.

Klassische Business-Applikationen werden also auch weiterhin ihre Daseinsberechtigung


haben. Mashups können Business-Applikationen jedoch vor allem im Reporting und bei der
Integration von Daten aus unternehmensexternen Quellen oder anderen Applikationen
ergänzen. So können neue Datenquellen via Webservices einfach integriert werden.

Folgende Empfehlungen ergeben sich aus den Einsatzmöglichkeiten von Mashup-


Applikationen:
Q Individuelle IT (z.B. in Form von Office-Makros), die meist schlecht zu warten
ist, keiner Governance unterliegt und deren Sicherheit bedenklich ist, aber die
trotzdem oft in Business-Prozessen eingesetzt wird, sollte mittelfristig ersetzt
werden. Mashups bieten hier die Möglichkeit, die nutzergetriebene
Individualisierung der IT beizubehalten und dabei die entstehenden Web-
Services systematisch zu verwalten und wiederverwendbar einzusetzen.
Q Die Möglichkeiten bei der Inventarisierung und Governance individueller IT-
Lösungen durch die Nutzung von Mashups sollten genutzt werden. Die bislang
ungeregelten bzw. nicht vorhandenen Entwicklungs- und Betriebsprozesse für
individuelle IT-Lösungen sollten durch eine geordnete und in die IT-
Governance des Unternehmens eingebundene Vorgehensweise abgelöst
werden, ohne die individuellen Wünsche der Nutzer zu vernachlässigen.
Q In zunehmenden Maße gibt es Tools, mit denen sich Mashup-Applikationen
einfach erstellen lassen. Diese sollten in Pilotprojekten getestet und zur
Einführung von Mashups genutzt werden.

Opinion Paper 14 Detecon International GmbH


Die neue Individualisierung der IT

Q Um die Entwicklungen und Aktionen der individuellen IT zu bündeln, sollten


Unternehmen – z.B. im Rahmen ihrer Enterprise 2.0-Strategie – den Aufbau
von Mashup-Communities forcieren. Anreize für Geschäftspartner, ebenfalls
ihren Beitrag in der Community zu leisten, können durch adäquate
Verrechnungsmodelle geschaffen werden. Darüberhinaus kann durch die
Einführung von Verrechungsprozessen eine höhere Transparenz entlang der
Wertschöpfungskette von Mashup-Diensten erzielt werden.
Q Business-Applikationen können sehr gut von Mashups profitieren, da mit ihrer
Hilfe schnell und einfach unternehmensexterne Daten oder auch Daten aus
anderen Applikationen eingebunden werden können. Zu prüfen ist hier,
inwiefern Mashups existierende Schnittstellen verbessern und ob sich
kostengünstig neue Mashup-Schnittstellen erstellen lassen.
Q Zur Ablösung von Anwendungssystemen der Massendatenverarbeitung sollte
die Mashup-Technologie aber nur in Ausnahmefällen genutzt werden; zu groß
sind die Risiken bei Performance, Governance und Sicherheit.

Opinion Paper 15 Detecon International GmbH


Die neue Individualisierung der IT

7 Lektüreempfehlungen

[1] Enterprise Mashups Part I: Bringing SOA to the People


by John Crupi and Chris Warner
Published: May 16, 2008 (SOA Magazine Issue XVIII: May 2008)
http://www.soamag.com/I18/0508-1.asp

[2] Die Mischung macht’s


von Johannes Ewers, Detecon Management Report 2/2009

[3] Web 2.0 Creates Security Challenges


By George Lawton, in IEEE Computer Society, Volume 40, Issure 10 Pages 13-16, San
Francisco, October 2007

[4] The Data-centricity of Web 2.0 Workloads and its Impact on Server Performance
By M. Ohara, P. Nagpurkar, Y. Ueda, K. Ishizaki, IBM Research

Opinion Paper 16 Detecon International GmbH


Die neue Individualisierung der IT

8 Die Autoren

Dr. Alexander Bruns ist Senior Consultant bei Detecon in der Competence Practice
Information Technology in Eschborn. Nach seinem Studium der Wirtschaftsinformatik
promovierte er an der Universität zu Köln in Wirtschaftsinformatik über das Thema Electronic
Learning. Seit 2006 berät er Kunden im Bereich Application Portfolio Management bei der
Erstellung und Umsetzung von Strategien zur Einführung und zur Ausmusterung von IT-
Applikationen.

Er ist erreichbar unter Alexander.Bruns@detecon.com.

Christian Händel berät in der Detecon Competence Practice Information Technology seit
mehr als drei Jahren internationale Unternehmen bei der Entwicklung von Technologie- und
IT-Strategien. Seine Schwerpunkte liegen in der Identifizierung, Bewertung und Umsetzung
disruptiver Technologien. In mehreren Projekten konzipierte er Zielarchitekturen und
begleitete seine Kunden bei Technologie-Transformationen.

Er ist erreichbar unter Christian.Haendel@detecon.com.

Opinion Paper 17 Detecon International GmbH


Die neue Individualisierung der IT

9 Das Unternehmen

Detecon International GmbH

Detecon International ist eines der weltweit führenden Unternehmen für integrierte
Management- und Technologieberatung und entstand 2002 aus der Fusion der beiden
Beratungshäuser DETECON und Diebold. Auf der Basis umfangreicher Kompetenzen im
Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (engl.: ICT) berät Detecon
Kunden aus allen Schlüsselbranchen. Im Fokus steht dabei der Aufbau neuer
Geschäftsmodelle, die Optimierung bestehender Strategien und die Steigerung der
Unternehmenseffizienz durch Strategie-, Organisations- und Prozessverbesserungen. In
Verbindung mit der herausragenden Technologie-Expertise von Detecon ermöglicht uns dies
eine Beratung entlang der gesamten Wertschöpfungskette unserer Kunden. Die Grundlage
unserer Dienstleistungen bilden das Branchen-Know-how unserer Consultants und unser
gewonnenes Wissen aus erfolgreichen Management- und ICT-Projekten in über 100
Ländern. Detecon ist ein Tochterunternehmen der T-Systems, der Geschäftskundenmarke
der Deutschen Telekom.

Integrierte Management- und Technologiekompetenz

Herausragend ist unsere Fähigkeit, technologische Expertise sowie umfassende Branchen-


und Prozesskenntnisse in konkrete Strategien und Lösungen umzusetzen. Von der Analyse
über die Konzeption bis zur Umsetzung wenden wir integrierte, systematische und
kundenzentrierte Beratungsansätze an. Diese umfassen u.a. die Evaluierung von Kern-
kompetenzen, die Modularisierung von Services, ein wertorientiertes Kundenmanagement
sowie den Aufbau effizienter Strukturen, um sich mit innovativen Produkten im Markt
absetzen zu können. All dies macht Unternehmen im globalen Zeitalter flexibler und
schneller – bei gleichzeitig geringeren Kosten.

Detecon International GmbH


Oberkasseler Str. 2
53227 Bonn
Telefon: +49 228 700 0
E-Mail: info@detecon.com
Internet: www.detecon.com

Opinion Paper 18 Detecon International GmbH

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