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Altfinstermünz

Schau, wie die grauen Nebel fliegen,


wie der Wind sie treibt und jagt,
gleich Schatten, die schwer auf dir liegen,
weichen, wenn es endlich tagt.

Durch die zerwühlte Wolkendecke


bricht der Sonne Strahl,
zaubert bunte Farbenflecke
über Berge, Wald und Tal!

Schau, dort, in bodenloser Tiefe


stürmt aus enger Felsenkluft,
von hier ein Zwerg nur, dort ein Riese,
Siegfrieds Lindwurm durch die Schlucht.

In des Berges tiefen Schatten


scheint sein Kleid aus Tannengrün;
Silbern blitzen Schuppenplatten,
wo der Sonne Strahlen glüh`n.

Von fern hörst du sein böses Grollen,


hörst,wie er tobt und schnaubt und zischt-
wo Fels und Stein ihn halten wollen,
speit er zürnend weißen Gischt!

Tausend Köpfe, Mäuler, Zähne,


Tatzen, Schwänze, praller Bauch,
auf dem Rücken weiße Mähne,
aus den Nüstern kalter Rauch !

Wie einst der Held in alter Sage,


kämpft und trotzt dem Ungetüm,
steht dort ein Turm seit fernem Tage
im Leib des Untiers mitten drin.

Finstre Mine, keine Klage.


Unerbittlich tobt der Kampf.
Hoffnungslos sind Müh`und Plage,
endlos wie des Drachen Schwanz!

Ohne Schwert und ohne Waffen


haut der Held den Rumpf entzwei-
doch siehst du keine Wunde klaffen-
Vereint eilt er an ihm vorbei!

So kämpft der Turm. Es scheint vergebens—


und doch erfüllt er seinen Sinn!
Gleich ihm bekämpf auch du zeitlebens
den Wurm in deinem Herzen drin !

Rudolf Permann

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