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Das Paradies

Wir saßen auf der Bank vor meinem Stadel im Radurscheltal


Ein weitgereister Mann, Arzt in Pension und ich, meine Wenigkeit.

Wir unterhielten uns über dies und jenes.


Im Verlauf des Gesprächs meinte der Mann so ganz nebenbei:
„ Wissen Sie, ich kenne die ganze Welt ! „
Kleinlaut, bescheiden setzte ich nach etwas Nachdenken fort:
Wissen Sie, ich kenne nichts von der Welt , ich kenne nur das
Paradies !

Der Mann sah mich an und meinte: „ Da haben Sie Recht, hier ist
das Paradies ! Wohin immer ich gekommen bin, war es nirgends so
schön, so still und friedlich wie hier !

Wir lauschten dem Plätschern des glasklaren Wassers, dem


Rauschen des Baches, dem Lispeln des Windes in denBäumen. Der
Schrei eines Bussards über uns. Laute, die die Stille nicht störten,sie
vielmehr unterstrichen und ins Bewusstsein rückten.

Hoch in den Himmel ragende Fichten und Lärchen, Erlen,


Vogelbeeren und Birken im Gestrüpp am Bachrand, und am kleinen
Wiesendreieck zwischen Bach und Wald ein wahrer Blumenstrauß
aus in der Sonne leuchtenden Margeriten ohne Zahl,
Habichtskraut, Vergissmeinnicht, Arnika und duftenden
Brunellen. .Unter der mächtigen Zirbe wie verträumt ein einsamer
Türkenbund.

Hinter den vielen Bäumen, aufstrebender Bergwald, grüne Matten


darüber und hinter all der Pracht steiler, grauer Fels, Wände,
Riefen und Grate, als wollten sie das Paradies umarmen,als sollte
all die Herrlichkeit gegen die übrige Welt dahinter unüberwindbar
abgegrenzt werden, gegen die Welt, in der ein Paradies nach dem
andern der Habgier und Unersättlichkeit geopfert werden.

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