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Der gekreuzigte Frosch

Dieses Bild von dem ans Kreuz geschlagenen Frosch hat mich zutiefst
bewegt.
Der Künstler hat damit unmißverständlich aufgezeigt, wie der Mensch
sich an seinen Mitgeschöpfen versündigt, wie er sie mutwillig,
gedankenlos, gewissenlos quält und peinigt.
Denke man nur an die in viel zu kleinen Käfigen eingesperrten
Vögelchen und Kaninchen, an die Hühner in den Legebatterien, an die
Pelztierchen hinter Gitter ! Man stelle sich die Platzangst vor, wie lang da
bloß eine einzige Stunde dauert und das Tag für Tag, Woche für Woche,
Jahr für Jahr bis zum erlösenden Tod ! Nicht einmal die Gnade, in all der
Hoffnungslosigkeit Selbstmord zu verüben !
Man denke an die Kuh im Stall ohne auch nur einen Schimmer
Sonnenschein, mit der Kette um den Hals, man denke an das Schwein,
dessen Lebensraum so klein ist, daß es sich kaum umdrehen kann !
Ich erinnere mich an den Panter in Schönbrunn, als ich noch ein Bub
war, wie der arme Kerl sein vielleicht 1o m langes Gitter auf und ab lief ,
auf und ab, auf und ab, auf und ab ! ° Und das sicherlich Tag und Nacht,
Tag für Tag, Jahr für Jahr !
Ich erinnere mich an die Affen, denen es nie vergönnt war, einen Baum
zu erklettern, von Gipfel zu Gipfel zu springen
Ich denke an die Adler und Bartgeier im Alpenzoo, die Tag für Tag den
blauen Himmel schauen, die Berge, die grenzenlose Freiheit, aber auch
nicht nur ein einziges Mal das erhebende Gefühl erleben dürfen, am
Rücken des Bergwindes dem Licht, der Sonne zuzustreben !

Nicht zu denken an den Wurm, die Heuschrecke, die lebend am


Angelhaken aufgespießt werden, an die Forelle, wie sie verzweifelt, am
Haken hängend, um ihre Freiheit, um ihr Leben kämpft
Nicht zu denken an die Gänse, die gegen ihren Willen mit Futter
vollgestopft werden, an die Haie, denen man die Flossen abschneidet
und zurück ins Wasser wirft , usw, usw, usw

Ohne Zahl die Namen, ohne Zahl die gequälten, die gepeinigten, die im
wahrsten Sinn des Wortes, gekreuzigten Mitgeschöpfe !

Die Welt ist wahrlich kein Paradies- schon gar nicht, seit es den
Menschen gibt !

Rudolf Permann, Pfunds

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