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in Mittweida
NS-Dokumentationszentrum in München
Mitarbeiter
Inge Günther, Antje Utpatel,
Karin Drexler, Andreas
Gülzow, Diego Peña Jurado
Objektüberwachung
Wenzel + Wenzel
Freie Architekten
Landschaftsarchitekten
Weidinger Landschaftsar-
chitekten
Tragwerksplanung
Ingenieurbüro Dr. Lammel
Gebäudetechnik TGA
ZWP Ingenieur
Lichtplanung
Conceptlicht
Bauherr
Landeshauptstadt München
Hersteller
Weißzement Dyckerhoff
Dachdämmung Deutsche
FOAMGLAS
Beton Heidelberger Beton,
Wertach Fertigteilwerk
Lufträume im Inneren ver- Fliesen Villeroy & Boc
Schalter Albrecht Jung
binden je zwei Geschosse.
Sie zeichnen sich an der
Fassade durch mehrere
schmale vertikale Fenster
ab.
Die Blicke auf die umliegen- wigs I. (Glyptothek, Antikensammlung, Propylä- tungsbau, von Kriegseinwirkungen weitgehend Verdrängung hartnäckig Aufklärungsarbeit leis-
den Bauten, wie etwa auf
en) zu Kulissen. verschont, schon zur Zeit der amerikanischen teten. Ein Bürgergremium forderte 1996 einen
den ehemaligen Führerbau,
die heutige Hochschule Das Partei- und Kultzentrum der NSDAP in Besatzung für kulturelle Zwecke umgenutzt der Berliner „Topographie des Terrors“ entspre-
für Musik und Theater, sind München war das erste Großbauvorhaben des wurden, sprengte man die Ehrentempel Anfang chenden Dokumentationsort und fand beim Be-
Teil der Ausstellung
Nationalsozialismus in München und präfigu- 1947, verbarg die verbliebenen Sockel aber zu- zirkausschuss Maxvorstadt Gehör. 2001 bzw.
Schnitt im Maßstab 1:500
rierte mit dem von Troost kultivierten Monumen- nächst hinter Holzgerüsten. Zehn Jahre später 2002 sprachen sich der Münchner Stadtrat und
talklassizismus spätere repräsentative Bauvor- wurden die Relikte bepflanzt, was zu der bizar- die Bayrische Landesregierung für das Vorha-
haben, ob in Berlin oder an anderen Orten des ren Situation geführt hat, dass der südliche So- ben aus, doch mussten noch einige Jahre ins
Reiches und der besetzten Gebiete. Zugleich ckel Eingang in die Liste geschützter Grünan- Land gehen, bis die paritätische Finanzierung
zeugte es von der sich nach 1933 verstärkenden lagen gefunden hat – als Biotop. Einen späten der Baukosten (28,2 Millionen Euro) durch Bund,
Landnahme der Partei in München, jener Stadt, Widerhall hat diese Strategie des „Gras-drüber- Land und Stadt gesichert war und der Realisie-
die für die Frühgeschichte der Partei von großer wachsen-Lassen“ 1987/88 in der Entfernung rungswettbewerb für ein NS-Dokumentations-
Bedeutung war. Die Aktivitäten überformten der Granitplatten des Königsplatzes und der zentrum durchgeführt werden konnte. 2009
die Maxvorstadt und eliminierten wichtige Zeug- nachfolgenden Begrünung gefunden, mit der vor- sprach sich die Jury für den Entwurf des Berliner
nisse des Klassizismus, darunter Bauten des geblich der historische Zustand wiederherge- Büros Georg Scheel Wetzel Architekten aus
Klenze-Vorgängers Carl von Fischer. stellt wurde. (Bauwelt 12.2009); nach zwei Jahren Bauzeit wird
0 10 Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus Dass die nationalsozialistische Geschichte am 30. April das NS-Dokumentationszentrum als
begann an den Opferorten, in Bayern mit den KZ- des Ortes überhaupt in das öffentliche Bewusst- „Lern- und Erinnerungsort zur Geschichte des
Gedenkstätten Dachau und Flossenbürg. Wie sein zurückkehrte, ist einerseits dem Zentral- Nationalsozialismus“ offiziell eröffnet. Sein Stand-
auch in anderen Teilen Deutschlands tat man institut für Kunstgeschichte zu verdanken, das ort ist das Jahrzehnte brachliegende Grund-
Im Umgang mit den Täterorten tat man sich in Bayern, sich im Freistaat mit den Täterorten schwerer. im damals noch mit wildem Wein berankten ehe- stück des kriegszerstörten und anschließend ab-
wie auch in anderen Teilen Deutschlands, ungleich Das lässt sich paradigmatisch am Umgang mit
dem früheren Parteizentrum in München nach
maligen „Verwaltungsbau“ 1995 eine Ausstellung
zum Thema präsentierte; andererseits waren es
gerissenen „Braunen Hauses“.
Das Berliner Büro Georg Scheel Wetzel hat
schwerer als mit den Gedenkorten für die Opfer 1945 nachweisen. Während Führer- und Verwal- Bottom-up-Initiativen, die angesichts offizieller einen oberirdischen Würfel aus Weißbeton mit
Treppenhaus im UG OG 3 OG 4 OG 5
10
Grundrisse im Maßstab
1:500 sie in ihrer Kubatur und Haltung durchaus histo-
rische Epochen: so die frühen Villen, die unter
Carl von Fischer und dem Landschaftsarchitek-
ten Friedrich Ludwig Sckell in der Maxvorstadt
realisiert wurden, bevor Leo von Klenze die Pla-
nung des Gebiets um den Königsplatz übernahm;
EG OG 1 OG 2
oder die vereinzelten Nachkriegsbauten am Ka-
rolinenplatz, etwa die Landesbausparkasse von
Josef Wiedemann (1956) oder das Amerika-Haus
von Karl Fischer und Franz Simm (1957).
Man kann den Neubau von Georg Scheel
Wetzel wie eine Kippfigur verstehen, die je nach
Lesart im Ensemble um den Königsplatz vage
im Hintergrund bleibt oder leicht in den Vorder-
grund drängt. Er wird in seiner bewussten An-
dersartigkeit erkennbar – und fügt sich doch
In dieser komplexen urbanen Topografie auch ein. Indem die Architekten die irritierenden
Potenziale der Abstraktion nutzen, ist ihnen ein
verbietet sich ein allzu eindeutiges adäquater Ausdruck für einen Lern- und Doku-
UG 2 UG 1
ist eine Architektur, die schweigt nen heißt Sensibilisierung.